Kaum war die Glocke ertönt rollt sich Drake auch schon von seinem Gegner runter. Ohne zweimal nachzudenken steht Luna auch schon bereit und schiebt unter dem untersten Ringseil ein Mikrofon hindurch, während Zane mit einem demonstrativ lauten Klatschen den Sieg Vaughns würdigt. Mit scharfen Blick behält er Ill Menit im Auge, der seinem Partner hilft sich aus dem Ring zu rollen und auf sehr wackligen Beinen zu stehen. Sven: „Sieht nicht nach weiteren Aggressionen vorerst aus.“ Pete: „Na Gott sei dank. Aber das war ne Ansage, Sven, ich kanns nicht anders formulieren.“ Sven: „Das sind die Leistungen, die Drake zum World Champion machten, und er hat sie immer noch in sich. FoaB kann man seine Zähigkeit nicht absprechen, aber heute war da einiges zwischen den beiden.“ Pete: „Wie zum Beispiel ein Low Blow? Wie zum Beispiel Zahlmäßige Überlegenheit?“ Sven: „Wrestlerische Klasse, Pete, Wrestlerische Klasse.“ Der Ringrichter scheint noch kurz zu überlegen DNV offiziell als Sieger zu präsentieren, doch eine verscheuchende Geste von Zane sorgt dafür, dass der Offizielle doch lieber schnell durch die Seile verschwindet und M.E.D. hastig die Tag Gürtel hinterherträgt die noch immer am Apron lagen, nachdem Ill Menit beide Hände voll hat seinen Partner Backstage zu führen. Drake: „Wisst ihr was das schöne an diesem ganzen Ding hier ist?“ Laut ins Mikrofon schnaufend richtet er sich im Ring wieder auf. Die freie Hand geht nochmal an Schulter und Kiefer. Der Ex-Champ würde morgen früh mit Sicherheit merken, dass er gearbeitet hat. Drake: „An Professional Wrestling? An all den geschriebenen und ungeschriebenen Regeln, den Bräuchen… Allem? Daran wie der Laden hier funktioniert? Die gesamte Systematik hier erfüllt den Zweck, den solche Dinge erfüllen sollen perfekt. Sie machen die Realität… einfach. Unkompliziert. Sie zeigen dir immer genau, was du erwarten kannst. Und was nicht.“ Mit einem erschöpften Winken bedeutet er in Richtung der Angestellten am Ring ihm einen Stuhl in den Ring zu geben. Zuerst scheinen die ein wenig irritiert, doch eine fauchende Verbalisierung der Aufforderung seitens Lunas liefer Nova dann doch die Sitzgelegenheit, nach der er verlangt hat. Klackend wird der Stuhl aufgestellt und mit einem hörbaren Seufzen lässt Vaughn sich darauf fallen. Mit einer fließenden Bewegung zerrt sich nun auch Luna in den Ring um Leviathan in voller Stärke zu präsentieren. Drake: „Zum Beispiel: Ich kann erwarten, dass jemand der mit dem 08/15 Fan da draußen auf Kuschelkurs geht mir nicht im günstigen Moment einen Tiefschlag verpasst. Ich kann erwarten, dass wenn ein Vertrag öffentlich unterzeichnet wird irgendein Scheiß passiert. Wrestling ist einfach.“ Er lehnt hier ziemlich entspannt in seinem Stuhl, dreht das Mikro mal in der Hand, schaut kurz mal einen Fan an. Die Haltung von jemandem, der sich absolut sicher fühlt. Der Schriftzug auf den Shirts mag anders sein als zuvor. Nicht jedoch die wahnhafte Überzeugung von sich selbst. Und sichtlich nicht der Fakt, sich selbst gerne reden zu hören, was Zane dazu bewegt seine Augen quasi um 180 Grad in seinen Schädel zu rollen. So sieht jemand aus, der definitiv bereut, welche Freunde er sich gesucht hat. Drake: „Es gibt Leute wie mich, die versuchen so wenig wie möglich Systematik herzugeben. So schwer wie möglich vorherzusehen zu sein. Aber sind wir ehrlich: Auch das ist nur ein Muster. Es ist eine Waffe, die sich abnutzt. Weil auch ich am Ende jemand war, von dem man wusste was man erwarten kann. Ich wurde eingeholt. Ich wurde überholt. Niemand ist ewig der Beste. Auch das… Ist einfach.“ Rechts neben ihm lässt sich Zane in den Schneidersitz fallen und gelangweilt mit seinen Schnürsenkeln zu spielen. Drake: „Oh komm schon Zane. Du machst mich traurig.“ Schmollend schiebt Vaughn die Unterlippe vor, doch von Zane kommt nur ein gemurmeltes „Ich hoffs doch“ und ein erhobener Mittelfinger. Provokant tätschelt Drake ihm den Kopf, doch die Genugtuung darauf genervt zu reagieren gibt Levy ihm nicht. Drake: „Und ihr alle freut euch, dass es diese Regeln gibt. Weil sie einfach sind. Nun gut. Dann spielen wir eben das Spiel. Dann halten wir uns doch mal an das was hier erwartet wird… Und das ist die einzige relevante Regel. Es gibt eine dieser Regeln, die fester steht als andere. Und wegen der wir alle hier sind. Die niemand umgehen kann. Die niemand benutzen kann. Es gibt eine sehr einfache, absolute Regel. Irgendwelche Ideen?“ Fragend schaut er ins Publikum. Drake: „Du? Nein? Du? Ihr da hinten? Niemand? Keine Idee?“ Enttäuscht zuckt er die Schultern. Drake: „Na dann. Lasst mich euch helfen. Es geht um diese schimmernden goldenen oder silbernen Blechplatten, die auf diese viel zu hässlichen Ledergürtel geklebt wurden. Championships. Championships sind eine wahnsinnig unkomplizierte Institution. Wer sie hat, ist der beste, ist die beste, sind die besten. Mag das sein, weil man am stärksten war, am schnellsten, am schlausten. Es gibt viele Mittel, Wege, Arten der Beste zu werden, der Champ zu sein. Aber am Ende des Tages steht eines wie in Stein gemeißelt, auf alle Zeit. Titel. Kennzeichnen. Die. Besten.“ Pete: „Ich sehe doch worauf das hinaufläuft.“ Sven: „So schlau von dir.“ DNV kann sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen, als ihm die Buhrufe entgegen schlagen. Drake: „Natürlich hasst ihr mich. Ich bin der Böse. Auch das ist eine Regel. Jeder muss seine Rolle spielen. Im Leben wie im Wrestling. Natürlich hätte ich einfach fragen können. M.E.D. sind doch die Guten. Wenn ich sie FRAGE, dann würde ich ein Titelmatch kriegen. Das ist die Regel. Ich tat es nicht, ihr hasst mich, das ist die Regel. Denn ich kann sie auch einfach angreifen. Ich kann tun was ich will. Ich kriege was ich will. Weil ich hier ne große Nummer bin. Das ist die Regel.“ Mit Schwung steht er aus seinem knarzenden Klappstuhl auf. Läuft zwei, drei Schritte auf die Kamera zu. Drake: „Also machen wir mal das Gegenteil von dem, was ich sonst tue. Wir stellen die Ordnung...WIEDER HER. Titel kennzeichnen die besten. Und das ist alles, worum es mir geht. M.E.D sind nicht die besten. Wir sind die besten. Werden wir das ewig sein? Hell no. Sind wir das jetzt? Mit. Abstand.“ Sven: „Und wie recht er hat.“ Pete: „Die Fans scheinen diese Aussage nicht zu teilen.“ Sven: „Fakten stehen nicht zur Diskussion.“ Drake: „Es gibt so viele Dinge, für die ich die beiden gerne vorführen würde. Es gibt so viele Pläne die ich schmieden könnte, aber es ist so irrelevant. Ich habe diese Liga über ein Jahr lang am Gängelband geführt und an meiner Seite steht die Person, die jemanden wie MICH schlagen konnte. Wir sind die Spitze dessen, was diese Liga bieten kann. Wieso sollten wir uns dazu herablassen irgendeinen noblen Weg zu gehen? Wieso sollten wir M.E.D. das zugestehen? Wieso sollten wir uns so erniedrigen lassen? Wir hängen nicht von ihrer Gnade ab. Wir nehmen uns, was für uns bestimmt ist.“ Seine freie Hand ballt sich zur Faust um ein unsichtbares Objekt, das er aus der Luft schnappt. Haltung, Gestik, Mimik. Die Kluft zwischen DNV und den Fans ist unüberwindbar. Er ist verhasst, unerwünscht. Doch er seht so sicher, so komfortabel, wie ein Mensch nur sein kann. Manche Dinge scheinen sich nicht zu ändern. Drake: „Ich weiß wie es ist an der Spitze zu stehen. Und ich will dort wieder hin, mehr als alles andere. Und ich werde es tun. Wie gesagt. Diesen Regeln entkommt niemand. Wie sehr wir es versuchen. Manchmal gibt es kein Entkommen. Wir wissen ein oder zwei Dinge darüber. Also: Umso mehr M.E.D sich wehren werden, umso schlimmer wird es für sie werden.“ Lange waren die angesprochenen durch den Vorhang verschwunden, doch Nova scheint direkt zu ihnen sprechen zu wollen, als er sich an die Seile hin zur Bühne lehnt. Drake: „Also hier nochmal ganz offiziell meine Schätzchen: Ill Menit, Großvater Bumm Bumm. Wir treten gegen euch an. Das ist keine Herausforderung. Das ist ein Befehl an wer auch immer hier nachher als Commissioner eingesetzt wird. M.E.D. Leviathan.“ Er wendet sich um und blickt auf die Werbung für das große Anniversary, die allgegenwärtig ist. Und mit einer scharfen Bewegung deutet sein Arm hinter ihn auf das Logo. Drake: „28. März. Dortmund. Tag. Team. Championship. Wir holen uns die Titel, die ihr für uns Warmhaltet. Ihr seid nicht die Besten. Ihr seid nicht die Feel-Good Story des Jahrzehnts. Ihr seid nichtmal tragische Helden. Ihr seid ein B-Klasse Nostalgie-Act. Und wenn nach dem Anniversary der letzter Vorhang fällt, wenn das letzte Wort gesprochen ist, dann solltet ihr nie, nie wieder versuchen in unserer Sphäre zu existieren. Zum Wohle von allem, was euch wichtig ist.“
Ein cremiger Teig wird vom Rührgerät bearbeitet. Fast schon hypnotisierend bleiben die Furchen des Rührers in der Masse eingekerbt, bis eine Runde vollendet ist und der Teig an gleicher Stelle wieder durchfahren wird.
Von oben rieseln plötzlich kleine Stückchen Schokolade in den Teig. Sofort werden sie vom Teig aufgefangen und durch das Rühren in der Masse vergraben.
Aus dem Off ertönt die Stimme einer Frau. Lieblich, fast schon verführerisch haucht sie in das Mikrofon.
Schokoladig...
Die Schokosplitter hören auf zu fallen. Stattdessen läuft von der anderen Seite nun weiße Sahne, gemischt mit Karamell, in die Schüssel.
Cremig...
Und wieder beginnt das Rieseln. Diesmal jedoch keine Schokolade. Feine Bröckchen an Haselnüssen regnen in den Teig.
Nussig...
Fließend geht das Bild über. Weg von der Rührschüssel und hin zu einem fertigen Kuchen, serviert auf einem edlen schwarzen Teller mit goldener Verzierung. Mit Schokolade überzogen ruht er dort und wirft einen matten Glanz in den leeren Raum. Langsam wird alles gedreht und von allen Seiten präsentiert. Dazu wieder die Stimme...
Das Ergebnis...
Wieder verschwimmt das Bild und statt dem Kuchen dreht sich auf dem Tisch nun ein weißer Karton. Dann stoppt er. Abrupt schaltet die Kamera um, zeigt das Logo der Box. Dazu eine gänzlich andere Stimme. In einem ganz anderen Tonfall...
Alex: Pi-Pie. Rund in der Form, rund im Geschmack. Der Genuss...ist nur eine logische Konsequenz. … … …
JETZT NEU!
Der PI-PIE² verwöhnt den Gaumen mit Zartbitter-Schokostücken und einer himmlischer Glassur in saftig lockerer Konsistenz. Und das alles ganz:
Die liebliche Frauenstimme wird wieder von der Monotonie des Mathematikers ersetzt.
Alex: Minus Laktose, minus Gluten ergibt plus Geschmack.
…: „Eine kleine Mary-Maus, zieht sich die Hot Pans aus, zieht es wieder an, und du bist dran!“
Der breit grinsende Dr. Dick blickt in die Kamera und macht deutlich, dass dieser sich samt seinem Arbeitsgerät umdrehen soll. Grade noch so hat es seine Ehefrau geschafft und sich die Hot Pans wieder hochgezogen.
Dr. Dick: „Och du Armer, wärst du doch nur ein wenig schneller gewesen, dann hättest du… ach weißt du was? Wahrscheinlich ists eh besser so, sonst wäre dein kleines Stöckchen noch ein paar Zentimeter gewachsen.“
Der ehemalige Besitzer von Continella drängt sich wieder in den Vordergrund und nimmt seiner niemals sprechenden Ehefrau das Rampenlicht. Erneut dreht er sich zur Kamera.
Dr. Dick: „Shit, das war schon wieder ein Peniswitz! Anscheinend wird mir in letzter Zeit öfter mal vorgeworfen, dass der Doc lediglich aus Peniswitzen besteht! Ich sag euch mal was!“
Er reißt sich die Trainingshose vom Leib und darunter kommt sein berühmt und berüchtigter pinker Wrestlingslip zum Vorschein, auf dem die Buchstaben DICK deutlich in giftgrün zu lesen sind.
Dr. Dick: „Ich bin kein Peniswitz, ich bin aber höchstwahrscheinlich der größte Dick, den du jemals sehen würdest, du kleiner, pickeliger Kritiker, der sich hinter dem verdammten PC versteckt!“
Grimmig blickt er drein. Tatsächlich gab es im offiziellen GFCW Forum einige Worte, die nicht gerade positiv gesinnt waren… nun ja… das gab es schon öfter, aber das scheint ihn zu beschäftigen.
Dr. Dick: „Ich bin sogar so DICK, dass ich den „Die Gurke des Jahres 2020“ – Award gewonnen hab! Ich bin eure Gurke, okay?! Ich bin somit größer als ihr alle!!!“
Grinsend, sich freuend, die Mundwinkel in die Höhe ziehend, schwingt er sich selbst ein wenig zur Seite und man sieht seine wunderschöne Ehefrau, die sich in ein schwarzglitzerndes Cocktailkleid geworfen hat. Sieht schon fast brav aus, wenn man über den großzügigen Ausschnitt hinwegsieht – doch glaubt mir, das ist nicht möglich!
Dr. Dick: „Der Doc ist nicht nur die Gurke des Jahres 2020, er ist die größte Gurke des Univer…“ ???:
„CUT!“
Weit reißt der Busendorfer die Augen auf, blickt unglaublich geschockt und ungläubig aus der Wäsche.
Dr.
Dick: „Nein! Du musst dich irren! Denn die Gurke des Jahres
hing mit meinem großen Geniestreich zusammen, wie ich meine
Continella wieder zurückgewonnen hatte!!“
Der Doc legt seinen Kopf ein wenig schief zur Seite und schaut Sullivan von oben bis unten an…
Dr. Dick: „Sully…“ Killian Sullivan: „CUT! Dieses Sully Geschwafel steht ebenfalls nicht im Drehbuch!“ Dr. Dick: „Sully… ich glaube… dir fehlt die Lockerheit! Du solltest…“
Nun geht er auf seinen „Partner“ zu…
Dr. Dick: „… dir mal wieder einen von der Palme wedeln!“
Man konnte ja mit vielen rechnen, aber damit nicht!
…
Vergesst das…
Doch… genau damit konnte man rechnen!!!
„Sully“ hört das Ganze natürlich extremst ungern. Der Doc kugelt sich vor lauter Lachen. Seine Ehefrau verzieht keine Miene, blinzelt nicht mal, beobachtet aber Kilian Sullivan.
Dr. Dick: „Ach komm schon, Sully!“
Wieder dieses „Sully“, was Sully überhaupt nicht ausstehen kann! Er kommt zu ihm rüber, haut ihn volle Kanne kumpelmäßig auf die Schulter.
Dr. Dick: „Nun mal Spaß beiseite! Natürlich will ich auch das Match gewinnen! Und ohne Witz jetzt. Letzte Show war wirklich gut, was da geschehen ist, das hat mir sehr gut gefallen. Heute machen wir dort weiter, gemeinsam, und zeigen denen, dass sie kein Recht haben, Continella zu besitzen!“
Der Doc blickt seinem Interimspartner finster hinterher.
Dr. Dick: „… und du, mein lieber Sully, wirst auch nicht meine Continella ergattern! Sogar auf der Homepage steht immer noch „Dr. Dicks Continella“, also ist auch der Chef davon überzeugt! Niemand, auch du nicht, Sully, wirst jemals meine Continella erobern!“
Wir befinden uns bereits im Ring und sehen Claude „Dynamite“ Booker auch bereits im Ring stehen. Wie so oft trägt er sein komplett weißes Outfit und die Fans begrüßen den Gründer der Liga auch gebührend.
DYE-NA-MITE! DYE-NA-MITE!
Der Chef winkt, ehe er aber dann das Mikrofon gen Mund hebt.
Dynamite: „Hallo Krefeld!“
YEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEAH!
Dynamite: „Einige von euch haben es ja bereits gehört, ich bin hier um euch den neuen Kandidaten für den Posten des Comissioners zu präsentieren!“
Erneut geht Jubel durch die Arena.
Dynamite: „An dieser Stelle
geht noch mal ein ganz besonderer Dank an Johnboy Dog heraus. Du
hast diese Position auf ganz besondere Weise ausgefüllt und
es sind große Schuhe, die da zu füllen sind, um nicht
zu sagen ZU große Schuhe. Danke, Johnboy!“
JAY-BEE-DEE! JAY-BEE-DEE!
Dynamite: „Natürlich haben wir auch Tyler nicht vergessen, er hat noch keine endgültige Entscheidung getroffen, ob er den Posten wieder übernehmen möchte. Wir verstehen, dass er Zeit braucht und wir geben ihm all' die Zeit, die er braucht, völlig egal, was die Antwort dann am Ende sein wird. Fest steht nur: Wir halten dir den Posten frei, Buddy!“
In der Menge wird fleißig geklatscht.
Dynamite: „Und ich will mich hier auch nicht allzu lange aufhalten sondern lieber denen die Bühne bereiten, die den Job dann am Ende machen müssen. Meine Damen und Herren, begrüßen Sie den Interims-Comissioner....“
Dynamite: „Amélie Schwanenburg!“
Die Menge weiß nicht so recht, wie sie das verdauen sollen und da erscheint Amélie auch schon auf der Stage. Ihr Outfit schreit nahezu Business. Sie trägt eine gestreifte Bluse, in grau und blau gehalten, dazu einen bis zu den Knien gehenden, schwarzen Bleistiftrock. Ihre ebenholzfarbenen Haare sind offen, glatt und schulterlang. Mit schnellem Schritt schreitet sie die Stage entlang. Claude applaudiert und wartet, bis sie am Ring angekommen ist. Dort hilft er Amélie in den Ring hinein, indem er sich auf das mittlere Ringseil setzt und das obere nach oben zieht. Amélie akzeptiert die Hilfe dankend.
Im Ring dann gratuliert Claude der Frau, die übergangsweise den Posten des Comissioners übernimmt, ehe er die Bühne dann tatsächlich räumt. Amélie greift dann auch rasch zum Mikrofon.
Amélie: „Kommt überraschend, was?“
Verhaltenes Lächeln.
Amélie: „Glaubt mir, mir geht es genau so. Bis vor zwei Wochen habe ich nicht im Traum dran gedacht, dass das für mich überhaupt in Frage käme... aber nun, hier sind wir!“
Sie zuckt mit den Schultern.
Amélie: „Und ich weiß, dass es mir gegenüber bestimmt so ein oder zwei Vorbehalte geben mag, aber ich versuche einfach so gut wie möglich meine Taten sprechen zu lassen. An der Kompetenz jedenfalls soll es nicht scheitern, das kann ich jedem da draußen versprechen!“
Amélie zeigt gen Stage.
Amélie: „Auch ich bin seit über zehn Jahren in diesem Geschäft, müsst ihr wissen! Meistens zwar nicht hier draußen, sondern eher dort hinten, aber ich war stets da. Ich kenne das Business, ich kenne die Leute und ich weiß ganz genau wie die Politik da hinten funktioniert. Ich weiß, an welchen Hebeln ich ziehen und welche Knöpfe ich drücken muss.“
Ihre Körpersprache wirkt sehr überzeugend, das muss man ihr lassen.
Amélie: „Aber um mal so langsam zum Punkt zu kommen: Meine Devise ist klipp und klar. Ich arbeite smart, nicht hart. Meine Tür steht jederzeit offen, aber ich gehe auch auf Leute zu. Und wir haben einen oder zwei Elefanten, die hier im Raum stehen. “
Sie formt eine Eins mit dem Zeigefinger.
Amélie: „Antoine.“
Raunen.
Amélie: „Was vor zwei Wochen passiert ist, ist leider inakzeptabel. Wer glaubt, dass ich das in meiner Position durchgehen lasse, weil wir verheiratet sind, der irrt sich aber ganz gewaltig. In Wahrheit ist exakt das Gegenteil der Fall. Ein Grund, warum ich den Job jetzt zugesagt bekommen habe ist, weil ich einen Schritt mache, den nicht jeder machen würde. Aber es ist das, was getan werden muss.“
Für einen kurzen Moment hält sie inne, schließt die Augen, atmet durch. Sie sammelt sich.
Amélie: „Antoine, dein Match gegen Danny Rickson ist auf Eis gelegt.“
Und erneut gehen Unruhen durch die Arena. Vollkommen egal, was vor zwei Wochen geschehen ist, bzw. welche Tabus gebrochen wurden, das Match selbst wollen die meisten schon sehen.
Amélie: „Es tut mir Leid, aber das Geschäft muss geschützt werden und wir können solche Dinge nicht einfach passieren lassen, als wäre nichts gewesen. Wir können keinen Präzedenzfall schaffen, der dazu einlädt, dass sich das wiederholt. Wir verstehen, dass du ein verdienter Wrestler bist, vielleicht auch eine Legende, aber das ändert nichts daran, dass das so nicht geht.“
Die Halle ist geschockt, die Fans wissen nicht, wie sie mit dieser Nachricht umgehen soll. Natürlich, toll, jemand verpasst dem Kaiser einen Dämpfer. Auf der anderen Seite wird in diesem Moment ein Traummatch ge…
Amélie: „Allerdings…“
Sie dreht sich leicht.
Amélie: „Allerdings ist mir auch die Tragweite dieses Matches bewusst. Ein Match zwischen zwei der besten Wrestler, die die GFCW je gesehen hat. Ein Match, was definitiv in die Kategorie Dream Match fällt.“
Jubel.
Amélie: „Und so korrekt die Entscheidung ist, Antoine seine Grenzen aufzuzeigen, so falsch ist die Entscheidung, der größten Show in der Geschichte der GFCW das vielleicht größte Match des Abends zu nehmen… Aber das liegt nicht in meiner Hand, denn du, Antoine, hast die Chance, dass ich diese Entscheidung rückgängig machen werde. Und damit sind wir bei Punkt 2.“
Zeige- und Mittelfinger, während Amélie die Kamera ins Auge fasst.
Amélie: „Denn wenn ich sage, Antoine Schwanenburg gegen Danny Rickson wäre das vielleicht größte Match des Abends, dann sage ich das, weil es am 28. März in der Dortmunder Westfalenhalle noch zwei weitere Matches geben wird, die ebenso dieses Potenzial bieten. Robert Breads gegen Zereo Killer…und Lionel Jannek gegen Alex Ricks.“
Nach jedem Namen eine kleine Pause, um den Reaktionen der Fans kurz Zeit zum Entfalten zu bieten.
Amélie: „Sechs Namen die allein ein GFCW Buch der Rekorde füllen können. Drei Duelle, die jedes für sich, das Potenzial haben in die Geschichte einzugehen. Und die Frage stellt sich…wie auch immer ich mich in Sachen Antoine gegen Danny entscheiden werde…welche weitere Ankündigung Robert auch immer für Mike übrig hat…und wie auch immer Lionel Alex noch weiter provozieren will…eines dieser Matches wird die Anniversary Show beenden. Und um das zu besprechen werde ich mir alle sechs anhören. Regie.“
Ein knappes Nicken und die Leinwand schaltet um. Splitscreen, 6 Felder, 6 Kabinen, 6 Köpfe, 3 (zumindest 2 stattfindende) Matches.
Im Feld oben sitzt ein Mann, der nun schlechte Laune haben sollte. Auch wenn er nicht der Kaiser höchstselbst ist, wurde auch Danny Rickson gerade ein großer Moment genommen. Doch der Engländer scheint entspannt, geradezu amüsiert. Er sitzt in einem schwarzen Kapuzenpullover mit recht weit entfernt von der Webcam und dreht sich mit seinem großen Chefsessel im Kreis. So als würde er seit Ewigkeiten warten und sich mit Belanglosigkeiten die Zeit vertreiben müssen.
Direkt neben ihm einer der wohl beliebtesten Wrestler der GFCW Geschichte: Zereo Killer! Er geht in sich, hat die Augen für einen Moment geschlossen, die Hände vor dem Gesicht gefaltet. Er scheint sich just in diesem Augenblick seine Gedanken zu machen. Es ist wohl ein offenes Geheimnis, dass Zereo Killer sehr gerne den PPV mit seinem Match gegen Robert Breads abschließen würde.
Der „Superior One“, der große Superstar aus Österreich und erster Herausforderer auf den GFCW World Heavyweight Titel, Lionel Jannek, besetzt das Bild rechts oben und scheint einen sehr gemütlichen Sessel gewählt zu haben, denn er lehnt bequem an der Rückenlehne. Gekleidet im selben maßgeschneiderten Anzug, in dem wir ihn heute schon einmal in der Pre-Show gesehen haben, Haare wie immer schön gestyled und die teure Sonnenbrille auf der Nase. Er wirkt ruhig und entspannt. Warum auch nicht? Er hat ein großes Match bei der Jubiläums-Show, also könnte es ihm eigentlich völlig egal sein wo es auf der Card steht. Aber auch wenn er es nach außen nicht zeigt, so weiß er natürlich ganz tief in sich drin, dass nur er selbst für den Main Event in Frage kommt!
Des Weiteren sehen wir Robert Breads, den Mann dem das alles hier so egal wie er immer behauptet nicht wirklich sein kann wenn er sich doch hier zu Wort melden möchte, der – und das dürfte ohne Zweifel fest stehen – diese Übertragung gerade live an irgendeinem Bildschirm mitverfolgt und Zereo Killer, was er tut und was er sagt pausenlos fest im Blick hat.
Am unteren, mittleren Bildrand sehen wir Antoine Schwanenburg. Er wirkt ganz und gar nicht so, als würde ihm dies alles hier zusagen und das bekommen wir an den Bildschirmen auch zu spüren.
Und zum Schluss – der Champion. In der unteren linken Ecke sitzt er dort mit gleichgültiger Miene, die Mundwinkel wie eine Konstante y = 0, die goldene Championship auf seiner rechten Schulter.
Amélie: „Ihr wisst, warum ihr hier seid. Nun, meine Herren, ich möchte dieses Thema klären. Jetzt. Also erklärt es mir und den Zuschauern. Warum ihr? Warum ist euer Match der Main Event der größten Show in der Geschichte der GFCW und nicht die Matches der anderen? Freiwillige vor.“
Während des letzten Satzes hat Ricks bereits den Titelgürtel von der Schulter genommen und vor sich direkt in die Kamera gehalten. Und während der Rest noch Luft holt, ertönt hinter der goldenen Platte die ruhige Stimme des Mathematikers.
Alex: „Deswegen.“
Die Fans jubeln als Ricks das Wort ergreift, der lässt das Gold ein, zwei Sekunden im Bild, legt es dann wieder auf seiner Schulter ab.
Alex: „Du hast recht Amélie. Es ist ein Luxus für German Fantasy Championship Wrestling. Zereo Killer, Robert Breads, Danny Rickson, Antoine…beeindruckende Kämpfer, beeindruckende Kämpfe…doch der Mittelpunkt dieser Liga ist hier.“
Er deutet mit einer knappen Kopfbewegung in Richtung Gold.
Alex: „Dieses Gold ist das, was jeder Kämpfer von German Fantasy Championship Wrestling erlangen will. Dieses Gold ist das, was die Entwicklung der Liga bestimmt, wonach sich jeder orientiert. Ein schwacher Titelträger, schwächt die Liga. ICH stärke die Liga. Und was auch immer du vom letzten Kampf des Abends willst…Lionel und ich haben es.“
Buhrufe beim Nennen seines Gegners. Der hingegen nickt nur selbstbewusst in seinem Bildausschnitt.
Alex: „Danny Rickson gegen Antoine ist ein technisch hervorragender Kampf zwischen zwei Ausnahmetalenten…so wie Lionel gegen mich. Title Nights ist bereits Beweis genug. Zwischen Robert Breads und Zereo Killer gibt es Spannungen? Gibt es Wut? Die beiden können sich nicht ausstehen?...Amélie…darf ich dich daran erinnern, dass mir vor ungefähr einer Stunde gesagt wurde, dass ich suspendiert werde, wenn ich Lionel vor unserem Kampf anfasse? Ist so etwas nötig, wenn es keinen Grund für Unruhe gibt?“
Ein Raunen geht durch die Halle. Von dieser Ankündigung wusste man bisher nichts. Nur Amélie nickt wissentlich. Verzieht den Mundwinkel, folgt mit einem „Hmm“.
Alex: „Lass es mich mathematisch sagen, Amélie. Antoine gegen Danny Rickson…ist eine Teilmenge von Lionel gegen mich. Zereo Killer gegen Robert Breads…ist eine Teilmenge von Lionel gegen mich. Was Lionel gegen mich größer macht…ist…und für dich Lionel…BLEIBT auf meiner Schulter. Das ist nur eine logische Konsequenz.“
Sagt er und greift mit seiner rechten Hand noch einmal fest den Gürtel auf seiner Schulter. Der Champion hat sein Plädoyer gehalten.
Nach dem Plädoyer des Champions herrscht einen Moment Stille. Wer mag nun das Wort ergreifen? Das Danny Rickson endlich damit aufhört, sich gelangweilt mit dem Sessel zu drehen, liefert das erste Indiz und tatsächlich lehnt sich der Engländer vor, stützt sich auf den Schreibtisch und blickt fortan fest in die Kamera.
Danny Rickson: „Scheint so, als ob nicht alle Stereotypen aus der Luft gegriffen sind. Der Beweis dafür, dass die meisten Mathematiker nicht ebenso formidabel mit Worten wie mit Zahlen jonglieren können, wurde eben vollbracht. Doch ich bin nicht hier, damit ich mich in Sticheleien verliere.“
Er räuspert sich und beginnt von Neuem.
Danny Rickson: „Vor ein paar Jahren in der GFCW, da waren Lionel Jannek, Zereo Killer und Alex Ricks auch schon da. Sie waren schon damals so etwas wie die Konstanten dieser Liga, zusammen mit Antoine. Ich war schon längst zurückgetreten, kam nur alle paar Jahre vorbei, um ein bisschen im Höflichkeitsapplaus zu baden. So dachte ich damals. Dass ich nur eine von vielen Legenden sei. Und irgendwann entschied man sich, dass ich doch nicht irgendwer sei, sondern einer von den ganz Großen. Man nahm mich also in die Hall of Fame auf, ich war und bin bis heute einer der wenigen, dem diese Ehre zuteilwurde.“
Kurze Pause. Entspanntes Zurücklehnen im Sessel.
Danny Rickson: „Und weil ich so ein freundlicher Typ bin, nahm ich die Ehre nicht einfach so hin, sondern kam zu Title Nights und hielt dort eine Dankesrede. Das war – so dachte ich – vielleicht ein kleiner Farbfleck an einem Abend, der eigentlich der Generation Ricks & Co. gehören sollte. Doch was geschah?“
Als er auf die Pointe seine Monologs zusteuert, senkt Rickson noch einmal die Stimme und atmet entspannt durch.
Danny Rickson: „Man wählte diese kleine, unbedeutende Rede gleich zum besten Moment der Show. Und kurz später zum besten Segment des ganzen, verdammten Jahres. Eines Jahres, in dem ich einmal auftrat, während die neue Generation alle zwei Wochen Blut und Schweiß für diese Liga gab. Was ist also die Moral von der Geschicht? Selbst an einem unbedeutenden Abend bin ich offenbar noch immer besser als Leute wie, Alex Ricks, in einem ganzen Jahr. Das sage ich nicht aus Arroganz, sondern mit Blick auf die Zahlen. Die Jubiläumsshow wird aber nicht nur irgendein Moment, er kann einer der besten Momente werden. Mit einem Dreammatch, auf das Fan seit einem Jahrzehnt warten und das wir mit unserer Leidenschaft zum Highlight des Abends machen werden. Also kann es nur eine Konsequenz für den Main Event geben.“
Er lächelt und lehnt sich im Stuhl zurück.
Man hört ein Räuspern. Ein Mann habe nun genug gehört und will das Wort ergreifen. Zereo Killer blickt in die Cam, scheint sich seine Worte sehr gut überlegt zu haben, doch dann beginnt er zu sprechen.
Zereo Killer: „Alle Akteure haben das Recht im Main Event der größten Show der GFCW zu stehen, alle Matches haben absolutes Main Event Potential. Doch warum könnte ausgerechnet Zereo Killer gegen Robert Breads die Show abschließen, wenn es unter Anderem auch um den Titel geht?“
Er lässt hier einige Sekunden verstreichen, geht nochmal in sich, ehe er selbst die Antwort gibt.
Zereo Killer: „Ein ganz banaler Grund, dass nicht Lionel Jannek gegen Alex Ricks unbedingt im Main Event stehen muss ist, dass nicht jeder PPV mit einem GFCW Heavyweight Title Match abgeschlossen wird. Ganz einfach.“
Er zuckt mit den Schultern und fährt fort.
Zereo Killer: „Ich will nicht gegen die anderen Matches sprechen, weil es natürlich auch großartige Abschlüsse für eine Show sein werden, absolut! Ich wollte lediglich diesen Fakt in Erinnerung bringen, dass der Titel alleine nicht ausreicht, um eine Show abzuschließen. Viel mehr will ich nur über das Match Zereo Killer gegen Robert Breads sprechen.“
Wieder eine kurze Redepause.
Zereo Killer: „Die Geschichte zwischen Breads und mir begann 2012, als er Derjenige war, der mich als erstes besiegte. Ich war über ein halbes Jahr lang ungeschlagen. Es musste der Mann kommen, der viermal hintereinander halbjährlich die Auszeichnung Wrestler des Jahres einheimste. Später war ich Derjenige, der ihn dafür um den GFCW Heavyweight Title erleichterte und er die Liga verlassen hatte. Wieder verstrich einige Zeit und mir wurde die Ehre zu Teil, den größten kanadischen Wrestler aller Zeiten in die GFCW Hall of Fame einzuführen. Ich fühlte mich geehrt, dass ich das machen durfte. Ich hatte Breads ein Zettelchen zugesteckt gegen Ende seiner Rede. Welche Auswirkungen dieser Zettel hatte, war mir nicht bewusst. Breads kam dann im vergangenen Jahr zurück und sorgte out of nowhere dafür, dass ich meinen GFCW Intercontinental Title verlor. Er stahl uns allen das Finale bei GFCW Title Nights 2020. Unmissverständnis in der ganzen GFCW Wrestlingwelt! Ihm wars egal, doch er erklärte es, warum er so handelte wie er handelte. Show für Show hielt er uns alle hin, hielt er mich hin. Nun sind wir so weit, dass das Match steht: Ein Singles Match zwischen Robert Breads und Zereo Killer: Keine Special Stipulations, ein pures Wrestlingmatch. Auch wenn Breads meint, dass ich da nicht mit ihm mithalten kann, er wird eine Seite von mir sehen, ihr werdet eine Seite von mir sehen, die ihr so noch nie gesehen habt. Und wisst ihr auch warum? Zwischen uns Beiden steht es unentschieden! Es muss ein Finale her! Es muss ein entscheidendes Match her! Das Finale zwischen Robert Breads und Zereo Killer bei der größten GFCW Show, die es jemals gegeben hat. Welches Match sollte den PPV würdiger abschließen?“
Nun ist es auch Mr. #ISGI, der sich in seinen Stuhl zurücklehnt und auf die Argumente seiner Kontrahenten wartet.
Lionel Jannek: „Sorry, GFCW-Galaxie und Wrestling-Fans, für die bisherige Verschwendung eurer kostbaren Zeit!“
Der Herausforderer auf den GFCW Championtitel hat das Wort ergriffen und sofort sind die Buhrufe ohrenbetäubend! Der Österreicher lehnt immer noch entspannt und bequem im Sessel und hat keinerlei Hektik. Erst als einige Sekunden später die Buhrufe etwas abnehmen, spricht der „Superior One“ weiter.
Lionel Jannek: „Naja, die meiste dieser Zeit verbringt ihr sowieso nur vor dem Fernseher, oder vor euren Videospielen, aber was auch immer… Zeit, dass jetzt mal einer spricht, der weiß wovon er redet!“
Langsam verlässt er seine gemütliche Stellung und mit einem Hände-von-sich-strecken samt Fingerknacken, richtet er die Wirbelsäule aufrecht. Noch schnell die Sonnenbrille zurechtgerückt und weiter geht’s.
Lionel Jannek: „Aber bevor ich die Frage beantworte… Ricks…“
Und sofort werden die Buhrufe wieder lauter! Nicht wegen Ricks, sondern bestimmt, weil die Fans nicht wieder Janneks böse Worte an ihren Champion hören wollen… eigentlich wollen sie ja am Liebsten überhaupt nichts von ihm hören, aber in diesem Fall haben sie nun einmal keine Wahl. Ricks selbst verdreht die Augen, bleibt aber ansonsten noch ruhig. Jannek hingegen lächelt hämisch.
Lionel Jannek: „Ich finde es sehr interessant, dass du als allererstes mit dem Titelargument kommst! ‚Wir sollten der Main Event sein, weil ich den Titel habe‘. Das ist also für dich der Hauptgrund? Nicht weil du ein guter Wrestler bist? Nicht weil du denkst, dass du das beste Match der Show abliefern kannst? Glaubst du wirklich so wenig an deine Fähigkeiten? Bist du schon so verunsichert?“
Unverändert Buhrufe der Nichtübereinstimmung von den Fans. Man sieht, dass Ricks dazu etwas zu sagen hat, aber weil er nicht das Wort hat, hört man davon leider nichts. Janneks nimmt die Sonnenbrille ab und provokant grinsend setzt er seine Rede fort, während Amélie sich wünschen würde, dass er zum Punkt kommt. Aber LJ wäre nicht LJ, wenn er es den Leuten einfach machen würde.
Lionel Jannek: „Ich weiß ganz genau warum du dich so an deinen Titel klammerst, Ricks! Du hast Angst! Es ist offensichtlich! Und du hast allen Grund dazu! Denn du weißt, dass ich besser bin als du! Du weißt genau, wenn du den Titel verlierst, dann fällst du wieder in die Kategorie ‚nicht mehr relevant‘ zurück, wo du hingehörst! Klammere dich an dein Stück Gold, solange du noch kannst, Ricks, denn bald bin ICH der Champion! Bei der Jubiläums-Show! Im Main Event!“
Ricks schüttelt genervt den Kopf. Lionel Jannek hebt den Zeigefinger und deutet in die Kamera, um seinen Punkt gestisch zu untermauern.
Lionel Jannek: „Jawohl, im Main Event! Warum? Ganz einfach: Weil ich, der wahre Lionel Jannek, der Beste bin und dort hingehöre! Deswegen wird es bei der Jubiläums-Show einen historischen und nach langer Zeit auch wieder relevanten Titelwechsel geben! Das ist der einzig würdige Abschluss einer solchen Show!“
Für die nächsten Worte gestikuliert er, als würde er eine Schlagzeile in der Luft schreiben.
Lionel Jannek: „Robert Breads… Danny Rickson… bei der Jubiläums-Show! Oh mein Gott! Fantastisch! Zwei längst zurückgetretene, die man nicht einmal als Part Timer bezeichnen kann, kommen für ein Match zurück! Toll! Das ist für die Jubiläums-Show bestimmt eine schöne Nebenattraktion! Eine geschichtliche Randnotiz!“
Ein Raunen a la „Damn! Burn!“ geht durch die Zuschauer! Harte Stiche des Österreichers gegen die beiden Legenden! Da sieht man auch wieder wieviel LJ von sich selbst hält.
Lionel Jannek: „Aber ich… ich bin keine Randnotiz! Der Titel, den ich mir holen werde, ist keine Randnotiz! Der Grund warum Ricks und ich, bei der Jubiläums-Show um den Titel kämpfen werden, ist ganz einfach, weil wir HIER und JETZT und nicht früher einmal, die Besten in der GFCW sind! Und Legende hin oder her: Niemand hat auch nur annähernd die Zugkraft und die Starpower, die ich habe! Aus diesen Gründen werden in einigen Jahren, die Fans auf die Jubiläums-Show zurückblicken und es wird dort stehen: ‚GFCW Jubiläums-Show… Lionel Jannek besiegt Alex Ricks im Main Event… und wurde neuer GFCW Champion‘!“
Das war die Ansage des Herausforderers! Amélie will das Wort weitergeben, aber der „Superior One“ hat scheinbar noch etwas hinzuzufügen!
Lionel Jannek: „Und an alle anderen hier: Zerreißt euch ruhig noch weiter die Klappe, aber es wird nichts daran ändern, dass die einzige richtige Entscheidung ist, dass das Titelmatch, mitsamt Lionel Jannek, im Main Event steht! Und ehrlich gesagt: Es interessiert mich sowieso einen Dreck was ihr zu sagen habt!“
Damit zieht er seinen Ohrstöpsel aus dem Ohr und lehnt sich wieder gemütlich im Sessel zurück. „Ich habe fertig“ scheint er sich zu denken und gibt sich der Ruhe und Gemütlichkeit hin, während die Fans darauf warten, wer denn von den verbliebenen Herren noch etwas zu sagen hat und vor allem was!
Robert Breads: „Lionel… die zwei Wrestler die du da als „Randnotiz“ bezeichnest haben die 10th Anniversary Show der GFCW beendet. Standen schon im Main Event. Du musst niemanden runtermachen um dich zu profilieren, ich sage es dir ganz ehrlich: Du verdienst diesen Main Event. So wie ihn Alex Ricks verdient. Ich meine, der eine trägt den höchsten Titel der Liga, der Andere hat ein Turnier gewonnen, gegen den Rest des aktiven Rosters, um sich eine Chance darauf zu verdienen. Da muss niemand mit Mathematik um die Ecke kommen, das ist recht simpel, das ist Grundkurs „Wrestling 101“. Das Problem ist lediglich dass es völlig egal ist was ihr verdient und was nicht. Darum geht es hier nicht. Und ich bin mir sicher dass eine Frau die ihre Aufgaben so ernst nimmt dass sie ihren eigenen Ehemann im Rahmen ihrer Beschäftigung einer objektiven Betrachtung unterzieht und nicht bevorzugt mir zustimmen wird wenn ich sage: Das ist auch Business-technisch die größte Show in der GFCW-Geschichte.“
Statt den wohl ohnehin vergeblichen Versuch zu unternehmen sich an die Fans oder seine Wrestler-Kollegen zu richten versucht Breads es lieber direkt bei der Person die bei dieser Frage potentiell – neben Dynamite, natürlich – am Meisten zu sagen hat, und einer Person mit der er sich immerhin persönlich noch nicht überworfen hat. Und auch wenn das natürlich eine offensichtliche Beeinflussung sein soll heißt das noch lange nicht das, was auch immer Breads sagt, nicht wahr sein muss.
Robert Breads: „Bei einer solchen Show steht nun einmal in der Regel das Match am Ende das den Meisten Buzz hat. Dass die meisten Fans bewegt. Und wer bewegt mehr Fans als Zereo Killer? Ob es mir passen mag oder nicht, die… „Zereo Army“… ist nun einmal riesengroß. Alle lieben ihn, alle wollen Zereo, immer wollen alle Zereo, immer…“
Er fängt sich bevor er beginnt in einen Rant zu verfallen.
Robert Breads: „Wer die größte Reichweite generieren will, wer auf Twitter trenden will, wer die Schlagzeilen am nächsten Morgen haben will, der packt Zereo Killer in den Main Event. Ist das fair? Nein. Ist das die richtige Entscheidung, jemanden der so lange nicht gewonnen hat in den Main Event der größten Show des Jahres, vielleicht Jahrzehnts zu stellen? Eigentlich nicht. Aber eben nur eigentlich. Mehr Leute interessieren sich für Zereo Killer, sein Drama, seine Geschichte, seinen… Rachefeldzug… als für irgendwen sonst. Das weiß ich, das weiß Mike, das weiß mit Sicherheit auch Dynamite und ich bin davon überzeugt dass ein fähiger Commissioner das auch weiß. Es gibt die Möglichkeit fair zu sein, für den Champion und für den Herausforderer. Und es gibt die Möglichkeit das Richtige zu tun – für den größten Teil der Fans, für die GFCW, finanziell wie auch öffentlich. Bleibt eben lediglich die Frage: Will man fair sein oder will man das Richtige tun? Beides geht nicht.“
Dann ergreift Antoine das Wort. Denn auch wenn er aufgebracht wirkte, so konnte er sich noch zurück halten. Er hat alle zu Wort kommen lassen und auf seinen Moment gewartet
Antoine: „Ich werde kein einziges Wort zu dieser Thematik beitragen, so lange das Match in der Schwebe ist.“
Und er lehnt sich zurück. Das ging schneller als gedacht, auch die beteiligten wirken überrascht. Dann aber lehnt er sich noch mal kurz nach vorne.
Antoine: „Es hieß, ich habe es in der Hand, dass das Match doch stattfindet. Aber was genau heißt das? Was genau muss ich tun? Wer den Main Event bestreitet könnte mir egaler nicht sein und es ist schiere Folter, dass ich zu diesem Zirkus hier gezwungen werde. Amélie, sage einfach, was ich machen muss und gut.“
Dann lehnt er sich wieder zurück und die Regie nimmt dies als Grund, wieder auf den Ring zu schalten, in dem wir Amélie sehen, die auf den Tron blickt.
Amélie: „Also gut. Ihr habt alle eure Ansagen gemacht. Alex, du hast den Titel und du hast ihn dir verdient. Jannek, du hast dich in der Vergangenheit verdient gemacht, aber auch in der Gegenwart. Aber ich kann euch den Main Event Spot leider dennoch nicht geben.“
Auch wenn Alex versucht so wenig Emotionen wie möglich zu zeigen, so ist er dennoch etwas aufgebracht. Jannek hört Podcasts, Musik odier was auch immer und reagiert dementsprechend nicht, aber Amélie hebt ihren Finger.
Amélie: „Aber Zereo, Robert... Auch euch kann ich den Main Event leider nicht zuschreiben. Eure Rivalität und Reputation wäre sicherlich würdig, einen Event wie diesen zu beenden. Es tut mir Leid.“
Breads ist relativ emotionslos, Zereo Killer wirkt sehr enttäuscht. Er scheint die Entscheidung nicht zu verstehen. Alex entgleisen die Gesichtszüge nun noch mal mehr, jedenfalls für seine Verhältnisse. Gibt es hier wirklich Vitamin B? Gibt sie tatsächlich ihrem Ehemann den Main Event Spot?
Amélie: „Kommen wir also zu Antoine und Danny. Dass ich euch den Spot nicht geben kann, sollte klar sein. Ich sprach zu Beginn bereits darüber. Euer Match steht nicht einmal fest, ich legte es auf Eis. Also ihr werdet den Abend ebenso nicht beenden.“
Jetzt herrscht überall Ratlosigkeit.
Amélie: „Aber wer soll es denn nun sein? Wer kann ein Jubiläum mit solcher Tragweite beenden? Ich werde es euch sagen.“
Sie zeigt auf den Tron.
Amélie: „Natürlich werden es zwei von euch sein. Aber ich kann mich noch nicht festlegen. Ihr habt es selbst in der Hand. Daher werden wir in zwei Wochen eine kleine Beat The Clock Challenge abhalten!“
Der neue Comissionier applaudiert ein bisschen.
Amélie: „Zereo Killer. Du wirst gegen deinen Freund, deinen Rivalen Lionel Jannek antreten. 15 Minuten Zeitlimit. Gewinnt Zereo, so beendet er den Abend. Gewinnt Jannek, so ist es sein Match. Sofern...“
Demonstrativ hebt sie die linke Hand und blickt auf ihre Uhr.
Amélie: „... ihr schneller gewinnt, als eure Gegner im zweiten Match. Denn der GFCW Heavyweight Champion wird ebenfalls gegen seinen Freund und Rivalen antreten, Antoine Schwanenburg! 15 Minuten Zeitlimit, die selben Regeln. Derjenige, der sein Match als schnellstes gewinnen kann, wir das 20 jährige Jubiläum im MAIN EVENT abschließen!“
YEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEAH!
Amélie: „Aber für Antoine gibt es eine weitere Regel. Du wirst dieses Match antreten müssen. Ich kenne dich, ich weiß, dass du oftmals nicht wirklich beim War Evening antreten willst. Aber du musst. Damit du gegen Danny Rickson antreten darfst, musst du dieses Match bestreiten. Du darfst dich nicht auszählen lassen oder sonst irgendwelche Ausreden finden. Du trittst an. Du bestreitest das Match wie ein ganz normaler Wrestler. Dann trittst du gegen Danny Rickson an. Ganz einfach, oder?“ Natürlich weiß sie, wie ungern Antoine beim War Evening antritt und wenn er dann mal auf der Card das Match dann auch gerne mal nicht stattfindet.
Amélie: „Und Robert, Danny, euren Legendenstatus erkenne ich natürlich an. Ihr könnt euch genüsslich zurücklehnen in zwei Wochen und das Schauspiel genießen. In dem Sinne... wir sehen uns in zwei Wochen!“
BEAT THE CLOCK CHALLENGE
15 MINUTES TIME LIMIT
ANNIVERSARY MAIN EVENT SPOT ON THE LINE
LIONEL JANNEK VS ZEREO KILLER
ALEX RICKS VS ANTOINE SCHWANNEBURG
Fast fünf Jahre war es her, dass Kriss Dalmi eine Veranstaltung unter dem Banner der GFCW besuchte. Damals, bei der 15-jährigen Jubiläumsshow stieg er als „Leihgabe“ der PCWA – wie die Berliner Wrestlingliga seinen Auftritt später offiziell betiteln würde, um ihr Gesicht nicht zu verlieren – bei der Legenden-Battle Royal in den Ring, um der GFCW-Galaxie einmal mehr beinahe schon terroristisch anmutendes Schaffen in der Dortmunder Liga zurück ins Gedächtnis zu rufen.
Seine Schlachten mit dem Sondershausener Superstar und späteren Outlaw Strong Olli. Die Gründung der Junkie World Order samt bizarren Tanzritualen. Die sukzessive Transformation der Junkie World Order in einer kosmische Sekte. Und sein Titelgewinn, des Intercontinental Titles, die ihn auf ewig einen Platz in den Geschichtsbüchern der GFCW sichern würde.
Kurz aber dafür umso bahnbrechender war der Einfluss des Belgraders auf die Liga. Abscheu und mitunter sogar Furcht waren unter den Kollegen enorm. Und dennoch wagten es die wenigsten, diese Gefühle laut auszusprechen, wollte niemand mit einer Spritze im Hals enden und sich einer Monate wenn nicht sogar Jahre andauernden Entzugskur unterziehen, was ebenfalls bedeutete, dass man wertvolle Zeit verlor, die neben der körperlichen Gesundheit eine der wichtigsten Ressourcen in diesem Business ist.
Kriss Dalmi war sich dieser einschüchternden Wirkung bewusst und genoss es förmlich eines Raubtieres im Blutrausch gleich die psychologischen Schwächen seiner Kontrahenten zu erschnüffeln und auszunutzen. Auch jetzt, da er sich selbstsicherem Schritt dem Backstage-Eingang des Krefelder Königspalast nähert, erfüllt ihn das Wissen um diese Macht mit einem Gefühl absoluter Erhabenheit. Die GFCW würde einmal mehr erschaudern vor der Ankunft des psychopathischen Serb…
„Momentchen mal, Kollege. Wo willst du denn hin?!“
Ein Mann vom Sicherheitsdienst stellt sich ihm plötzlich in den Weg. Ein großgewachsener, athletisch gebauter Blondschopf, der – wäre er nicht als Sicherheitskraft von einer der örtlichen Securityfirmen für die Bewachung des Eingangsbereichs angestellt worden – locker hätte selber in einen Wrestlingring steigen können. Aus seiner megalomanischen Gedankenwelt gezerrt, stoppt der aus Belgrad stammende Dalmi vor dem Hünen, der ihn beinahe um einen ganzen Kopf überragt und ihm einen irritierten Gesichtsausdruck abverlangt.
Kriss Dalmi: „Ist dir überhaupt bewusst, wem du dich da gerade in den Weg stellst?!“
Schulterzucken bei seinem breitgebauten Gegenüber, welcher daraufhin auf ein Klemmbrett mit tippt, das sich auf einem Stehtisch neben befindet.
Security: „Nein, aber so kannst du hier nicht einfach durch. Entweder steht dein Name auf dieser Liste oder hast einen Backstage-Pass. Andernfalls kommst du hier nicht rein. Und ohne Maske sowieso schon mal nicht.“
Kriss Dalmis rechtes Augenlid beginnt zu zucken. Sein Körper versteift sich. Die Fingernägel schneiden in die Handinnenflächen. Das ist scheinbar schon der zweite Security innerhalb weniger Tage, der ihm dumm kommen will. Als wolle eine unsichtbare Kraft ihn daran hindern, abermals einen blutigen Fußabdruck in der Geschichte der GFCW zu hinterlassen.
Kriss Dalmi: „Hör mal zu, du Sven Marquardt-Verschnitt für Arme! Ich bin Kriss motherfuckin‘ Dalmi! Ich bin ein ehemaliger GFCW Intercontinental Champion – sogar der Erste, der ihn nach seiner Wiedereinführung gegen drei andere Wrestler gewonnen hat. Ich war der Anführer der Junkie World Order, einer Untergrundbewegung, die den sozial Aussätzigen durch AstroHappy-induzierte Träume auf den Weg kosmischer Erleuchtung verholfen hat. Unser Wirken hat die Grundfesten dieser Liga erschüttert. Wie eine Heuschreckenplage sind wir über alle hergefallen und haben alles, was sich uns in den Weg gestellt hat…“ Security: „Ja, das ist ja alles schön und gut, aber ich kann dich halt trotzdem nicht reinlassen, wenn du dich nicht irgendwie ausweist. Auf der Liste stehst du jedenfalls nicht. Also zeig mir jetzt den Backstage-Pass oder hau wieder ab. Ich habe nämlich keine Lust, jetzt mit dir stundenlang zu diskutieren.“
Die oberen unteren Zahnreihen im Mundraum des Serben beginnen aufeinander zu haben. Dieser verfluchte, wichtigtuerische Wicht! Wie kann er es wagen, so mit einer der berüchtigsten Ikonen der GFCW-Geschichte umzugehen. Haben sie ihn denn etwa alle vergessen?! Haben sie vergessen, welch schreckliche Werke er mit einem blutgetränkten Pinsel auf die Leinwand gebannt hat?!
Security: „Moin, Parn!“
Der
wahnsinnige Serbe dreht sich unverhofft um und runzelt
verdrießlich die Stirn. Parn, das GFCW-Urgestein in
bronzener Rüstung aus
Kriss Dalmi: „Parn?!“
Parn. Jener Parn, der sich einst zusammen mit Silverberg, Hunk und The Destroyer der Junkie World Order-Ideologie verschrieb, um die Wahrheit über die Zusammenhänge der Welt und den unendlichen Kosmos zu erfahren. Allesamt warteten sie auf die Ankunft einer Entität aus den düsteren Weiten des Alls, die im Körper von Rob Gosslers damaliger Freundin Claudia wiedergeboren werden sollte, um das Ende der Welt einzuleiten. So flüsterte es Dalmi ihm und den anderen „Akolythen“ damals ein und die potente Droge AstroHappy ließ die verrückten Eingebungen des fanatischen Sektierers damals äußerst glaubwürdig erscheinen.
Parn: „Uhm… moin.“
Dies klang weniger enthusiastisch, als es sonst der Fall gewesen wäre. Doch die Verwunderung über den Umstand, dass nach so vielen Jahren jener Mann vor ihm stand, der sein Leben für viele Jahre ruinierte und ihn eine Drogensucht abrutschen ließ, lässt der Rüstungsträger nicht nach außen dringen. Stattdessen ignoriert er den Serben. So als hätte er sich jetzt erst daran erinnern können, stellt er seinen Coffee-to-go auf dem Stehtisch ab und kramt aus seiner Hosentasche eine medizinische Maske hervor, die er sich auch prompt aufsetzt – alles unter dem wachsamen Auge von Kriss Dalmi.
Kriss Dalmi: „Tu nicht so, als könntest du dich nicht an mich erinnern. Du weißt ganz genau, wer ich bin.“
Ein Schaudern durchzüngelt den Jobber. Natürlich weiß er das. Aber damit kann er sich jetzt nicht befassen. Zu viele mentale, finanzielle und soziale Ressourcen musste er aufwenden, um sein Leben wieder in geregelte Bahnen lenken zu können. Und er schwor sich, nie wieder so nah am Abgrund stehen zu wollen, wie zu Zeiten der Junkie World Order. Räuspernd wendet sich Parn dem hünenhaften Türsteher zu.
Parn: „Hey, sag mal, kann es sein, dass mich dieser Typ mit irgendwem verwechselt. Ich weiß nicht, wer das sein soll.“ Security: „Ach, ich weiß nicht. Der steht hier schon die ganze Zeit rum und erzählt irgendwas von Junkies und Titeln und so. Und ehrlich gesagt, geht mir das langsam auch auf den Geist.“ Kriss Dalmi: „Ist das dein verfickter Ernst, Parn?!“
Ohne Vorwarnung schubst Dalmi Parn mit aller Kraft weg, sodass diesem der Coffee-to-go aus der Hand fliegt und mit einem metallenen Scheppern der Rüstung auf den Boden stürzt.
Security: „Hey, Arschloch!“
Er will nach dem querulantischen Serben, doch da hat dieser ihm schon seine Stirn ins Gesicht gerammt. Ein dumpfer Knacks ist zu hören und getroffen torkelt der Sicherheitsmann zurück. Dieser will nun seinerseits zum Angriff übergehen, doch da bringt ihn der Belgrader mit einem beherzten Soccer Kick in die Kniekehlen zu Fall. Eine Kaskade von brutalen Tritten regnet daraufhin auf den Mann vom Sicherheitsdienst nieder, der sein Bestes gibt, sich mit angezogenen Armen zu schützen, sich jedoch eines aussichtslosen Kampfes entgegensieht. Wutentbrannte Beschimpfungen auf Serbisch werden dem großen Blondschopf entgegengeschrien und obwohl die Tritte größtenteils unkoordiniert wirken, scheint es, als ob Kriss Dalmi selbst in diesem Zustand erhöhter Emotionalität besonders verwundbare Körperstellen aussucht, um maximalen Schaden anzurichten und diese Ungerechtigkeit somit doppelt und dreifach zurückzuzahlen. Und Parn? Der macht das einzig sinnvolle und flieht. Flieht vor der Bestie, die sein Leben ruiniert hat.
Erst als sich der blutüberströmte Blondschopf nicht mehr rührt, hört Kriss Dalmi auf und spuckt ihm zum krönenden Abschluss noch mal ins Gesicht. Die Pforte ist nun frei. Seiner Rückkehr zur GFCW steht nun nichts mehr im Weg. Außer die kollektive Erinnerung. Aber die wird er schon bald wieder anfachen.
Kriss Dalmi: „Niemand vergisst Kriss Dalmi.“
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