Bad Brückenau. Die Stadt mit Heilbad-Anerkennung ist Schauplatz, als gerade ein alter VW-Bulli durch den Ort tuckert. Im Bulli sind die Fenster runtergekurbelt und es läuft laut Elektro-Musik. Am Steuer des Wagens ist GFCW-Rückkehrer Slay Oakland zu erkennen. Neben ihm sitzt Carola Birkenstock, die Kaugummikauend ihre Beine aus dem Fenster gestreckt hat. Die Passanten drehen sich fragend um, sobald der Bulli an ihnen vorbei donnert. Das Hipster-Mobil macht wohl die Kleinstadt unsicher. Auf einer der Rückbänke sitzt derweil Max Moustache und schaut auf Google Maps nach dem rechten Weg.
Max: „Nächste rechts, dann sind wir da, Slay!“ Slay: „Na endlich, die Fahrt zieht sich wie Kaugummi.“
Plop. Carola hat gerade ihr Kaugummi platzen lassen und schaut durch ihre dicken Sonnenbrillengläser gen Himmel.
Carola: „Hättet ihr gedacht, dass wir unseren Ray mal aus der Betty-Ford-Klinik abholen müssten?“ Max: „Völlig surreale Situation. Der Mann war doch die Abstinenz in Person!“ Slay: „Der wird schon wieder, er hat einen unglaublichen „Fighting spirit“ und der wird ihm nicht abhandenkommen. Immerhin war er schlau genug, uns rufen zu können. Viel getan hat er für unsere Karriere, also sind wir natürlich für ihn da.“ Carola: „Klaro, aber ich würde wirklich gerne mal wissen, was ihm so sehr zusetzt. Er ist zwar extrovertiert und doch oft eher verschlossen. Was wissen wir wirklich über ihn? Also irgendwie weird. Findet ihr nicht?“
Doch bevor Max oder Slay antworten können, ist der Bully auch schon vor den Toren der Betty-Ford-Klinik angekommen. Und genau da steht auch Raymond Douglas mit seinem Koffer schon. Die Szene mutet eher wie ein Sträfling an, der aus der Haft entlassen wurde. Gekleidet in einem Hawaii-Hemd und sportlicher Sonnenbrille, sieht der Kanadier „frisch erholt“ aus und wartet schon sehnsüchtig grinsend auf seinen Abholservice.
Slay: „Hey, da ist er auch schon.“ Max: „Ich hoffe, du hast die Crack-Pipe gut versteckt, Slay!“ Carola: „MAAXX! Hör auf damit. Das ist nicht lustig.“ Slay: „Hehe, ein Zug geht immer, du Spinner.“
Es folgt ein Big Welcome. Oakland, wie ein klassischer Taxifahrer, wirft den Koffer des neuen Passagiers in den Kofferraum und geleitet dann Ü40 in den Wagen.
Morbeus: „Guess wo is back?“ Max: „Opa! Opa ist wieder da. Juhu. Hast du endlich dein neues Gebiss?“ Morbeus: „Ich zertrümmere dir gleich deins, mein sapiosexueller Genderfriend!“ Slay: „Juunuuge. Owned!“ Max: „Touché, Morby. Er ist noch immer einer der GOATs.“
Moustache und Morbeus herzen sich dann ganz dolle.
Carola: „The Band is back together. Können wir jetzt bitte losfahren?“ Slay: „Auf geht’s nach Kiel. Das wird ne lange Fahrt. Am wichtigsten ist aber: wie geht’s dir Ray?“ Morbeus: „Beschissen wär geprahlt, aber ich denke ich bin wieder klar und bereit vielen hässlischen Menschen in den nächsten Wochen ihre scheiß Visage zu malträtieren.“ Max: „NOW, WE´RE TALLLLLKIN!“ Slay: „Wir haben die OnlyFriends gechallenged, aber keine Reaktion bekommen…“ Morbeus: „Weil sie nicht wollen.“ Carola: „Oh, der erste Hot Take schon nach zwei Minuten? Das dürfte Rekord sein.“ Morbeus: „Habt ihr genau richtig gemacht. Kyle will wahrscheinlich nun alleine seinen Weg gehen, so schätze ich ihn ein. Er will am liebsten mit dieser Angelegenheit nicht zu tun haben. Das habt ihr gut gemacht.“ Carola: „Sag mal, Morby. Warum brauchst du uns eigentlich wirklich, um gegen deinen Neffen zu kämpfen? Oder gegen Niander? Wir haben dein Angebot gerne angenommen, aber so richtig verstanden habe ich es ehrlich gesagt noch nicht. Und dann noch dieser Ask. Warum ausgerechnet in diesem Match?“ Morbeus: „Das sind ziemlich viele Fragen auf einmal. Aber so bist du eben, Carola. Also zu Ask: Er ist nur das Bauernopfer. Und dennoch nicht willkürlich ausgewählt. Er hat mich beschämt. Er hat mich nicht respektiert, dabei hatte ich es gut gemeint. War ich da evenutell zu eitel? Vielleicht. Er ist ein schratiger Naivling mit dem man es eben machen konnte.“ Max: „Er ist halt einer wie die Ökos früher waren, bevor es Leute wie uns gab: ziemlich uncool!“ Carola: „Und die anderen Baustellen, Ray?“ Morbeus: „Wisst ihr, was ich im letzten Gespräch mit dem Betty-Ford- Psychologen gelernt habe? Es gibt so eine Art „Kriminellen-Gen“ bei Menschen. Das heißt man ist erblich unter Umständen vorbelastet. Das hat man bei Adoptivkindern gemessen. Also Menschen die jetzt in anderen sozialen Umständen groß geworden sind. Besonders ausgeprägt bei Mördern. Und da ist bei mir ein „AHA-Effekt eingetreten, mir ist vieles klar geworden. Und ich weiß nicht, ob ihr das schon wusstest, aber mein Vater hat einen zur Strecke gebracht….“ Max: „Achso, haha. „Redrum“ Douglas hieß doch dein Dad, jetzt verst……
Im Bus wird es plötzlich mucksmäuschenstill. Carola ist anzumerken, dass ihr das Blut in den Adern gefriert und instinktiv sich versucht auf dem Beifahrer klein zu machen. Auch Slay schaut sie rätselnd an und flüstert dann….
Slay „Fuck, in was sind wie hier reingeraten?“
Die Kamera schwenkt aus.
War Evening, Holstein-Stadion (Kiel, Open-Air), 25.08.2023
In Kooperation mit
Aber Scheiß drauf! Kiel ist nur einmal im Jahr!
So ist’s recht und so gehen gut 15.000 Leute auch steil, genießen den Spätsommer im Holstein-Stadion und heizen den Hexenkessel so richtig ein, sodas man schon ins Schwitzen kommt, wenn man bei einem Showreport unnötig viele Wörter verlieren müsste. Also lassen wir das lieber…
Pete: „Moin Moin hier aus dem hohen Norden zu später Stund!“ Sven: „Die GFCW zu Gast in Kiel und die Sommersause der letzten Show geht weiter. Vor zwei Wochen ein Match um die Tag Team Championship und heute legen wir da gleich noch einmal eine Schippe drauf und servieren direkt ZWEI Titelmatches!“
GFCW
Intercontinental Championship Match:
Pete: „Wir starten auch direkt mit einem. Vor einem Monat konnte der Puppenspieler seine langjährige GFCW Karriere krönen und sich die Intercontinental Championship von Thomas Camden sichern. Heute bekommt er es mit einem neuen Herausforderer zu tun. Jemandem, der ihm in Sachen ‚Monster sein‘ in nichts nachsteht.“ Sven: „Das hat Matthäus Meister vor zwei Wochen bereits eindrucksvoll gezeigt. Das erste Kräftemessen ging definitiv an ihn. Der Puppenspieler muss sich hier auf einen gänzlich neuen Gegner einstellen…einen Gegner, der nicht nur jung, stark und talentiert ist…sondern auch noch hungrig nach Erfolg.“ Pete: „Meister gegen den Puppenspieler ist ein Match, das von vielen Fans der Galaxie gewünscht wurde ab dem Moment als der Puppenspieler Champion wurde. Dass es diese Begegnung nun SO schnell bereits gibt…gut für uns alle.“
Sven: „Schnell ein Match haben wollte auch Aiden Rotari. Nach einer enttäuschenden Niederlage gegen Ricksenburg, für die er sich die alleinige Schuld gibt, ist er nun noch mehr als vorher darauf aus, sich als ‚klassischer‘ Wrestler zu beweisen.“ Pete: „Dabei sucht er auf jeden Fall keine leichten Auswege. Wer sucht, der findet und so fand Aiden direkt eine mehr als große Aufgabe in Lionel Jannek – einem definitiven zukünftigen Hall of Famer.“ Sven: „Na, nu übertreib’s mal nicht. Aber gut, dass Lionel ein großer Name ist und all die Kriterien erfüllt, die sich Aiden für einen Gegner wünscht, kann niemand abstreiten. Heute hat Aiden eine Chance, es der Welt zu zeigen. Ist er bereit für die wirklichen großen Aufgaben?“ Pete: „Oder reitet Lionel weiter auf der Erfolgswelle in Richtung großem Abschied bei Brainwashed? Wer weiß, was ein Sieg am heutigen Abend ihm noch alles ermöglichen könnte. Was wäre das nur für ein Karriereende, wenn er noch einmal eine Chance auf Gold erhalten würde?“
Sven: „Die Chance auf Gold könnte er heute direkt haben, wenn er nicht so gierig nach der größtmöglichen Bühne wäre. Der GFCW World Champion lädt zum Tanz ein.“ Pete: „Und The End wird annehmen?“ Sven: „Das dürfte das sein, was die meisten vermuten und genau deswegen zweifle ich ein wenig daran. The End WILL dieses Match…aber nach seinen Regeln. Wäre das heute Abend wirklich SEIN Spiel?“ Pete: „Gute Frage, nächste Frage. Wir werden es schon bald erfahren. Eins dürfte aber klar sein, egal wer die Herausforderung annimmt: Zane Levy ist in seiner Rolle als Champion immer weiter gewachsen und er wird es jedem Gegner am heutigen Abend wahnsinnig schwer machen, ihn zu enthronen.“ Sven: „Nur dass ihm die Vorbereitung auf dieses Match fehlt. Vorteil also für den Herausforderer, wer auch immer es sein wird.“ Pete: „Na dann geben wir ihm nicht noch mehr Zeit. Lass uns beginnen!“ Sven: „Meine Damen und Herren…viel Spaß!“
Nur weil Aiden Rotari stumm ist heißt das noch lange nicht, dass wir uns nicht denken können, was ihm in etwa durch den Kopf geht.
Er sitzt im Backstage-Bereich, nicht in einer Kabine, aber auch nicht in der Nähe von Catering, dem Entrance oder dem Interview-Bereich. Er will offenbar seine Ruhe haben, und auch wenn er gerade von einem emsigen Kameramann gefilmt wird: Die sind für Wrestler mehr oder minder unsichtbar.
In seiner Hand hält er ein Smartphone, und seine Augen sind auf den Bildschirm eben jenes Geräts fokussiert. Wie man aus den Video-Audios, die wir ebenso wie Rotari vernehmen können, schließen kann, scheint er sich kurze Clips anzusehen – etwas wie TikTok oder YouTube Shorts, vermutlich, und dem Vernehmen nach dürften es sich um das beliebte Format „Clips aus Podcasts“ handeln. Selbstverständlich handelt es sich dabei um verschiedene GFCW-zentrische Sendungen, und so hören wir einmal herein und nehmen wahr, was Aiden wahrnimmt.
<div><iframe width="300" height="60" src="https://vocaroo.com/embed/11mwfODwu1yd?autoplay=0" frameborder="0" allow="autoplay"></iframe><br><a href="https://voca.ro/11mwfODwu1yd" title="Vocaroo-Sprachaufzeichnung" target="_blank">Auf Vocaroo anschauen >></a></div>
Vivien Tolnai: “Zu viel auf die Kritiker zu geben kann gefährlich werden.“ Aiden Rotari: „Und sie vollends zu ignorieren würde von einer Arroganz zeugen, die ich mir nicht leisten kann.“
Das mobile Telefon wird abgewürgt, als Rotari es in die Hosentasche gleiten lässt, um aufzublicken und sich anschließend zu erheben. Vivien Tolnai – ehemalige freiberufliche Reporterin, und mittlerweile festangestellt in der GTCW – ist aufgetaucht und blickt mit einer Mischung aus professioneller Neugier und ehrlichem Mitleid auf Aiden. Eine Kombination, bei der Aiden sich überhaupt nicht wohl fühlt, auch wenn er versucht, sich das nicht anmerken zu lassen. Es fällt auch Tolnai auf.
Vivien Tolnai: „Früher habe ich nie gewusst, was du denkst. Mittlerweile ist das ziemlich einfach geworden.“ Aiden Rotari: „Zum Glück hast du mir ja gerade geraten, die Kritiker zu ignorieren.“ Vivien Tolnai: „Nun ja, zumindest der eine Clip hatte durchaus…“ Aiden Rotari: „Stopp. Bitte.“
Die Stimme von Aiden ist ruhig, doch speziell im zweiten Wort steckt eine Bestimmtheit, die Tolnai verstummen lässt.
Aiden Rotari: „Ich möchte keine Ratschläge. Keine Hilfe.“ Vivien Tolnai: „Mein Name ist nicht Robert Breads.“ Aiden Rotari: „Von niemandem. Das ist nichts Persönliches. Ich fühle mich verpflichtet, diesen letzten Schritt ganz allein zu gehen.“
Tolnai verschränkt die Arme vor der Brust, nickt dann aber. Sie respektiert diesen Wunsch scheinbar ebenso sehr wie sich eine mentale Notiz macht und diesen neuen Fakt – dass Rotari nicht nur keine Ratschläge von Breads, sondern wirklich von absolut niemanden annehmen wird – in den bisherigen Kontext einordnet.
Vivien Tolnai: „Dann kannst du mir ja vielleicht trotzdem sagen, wo ich den Head Coach finde. Ich soll für die GTCW vielleicht Material zusammenstellen, aber irgendwie gab’s da einen logistischen Fehler bei der Organisation und er geht nicht an sein Telefon.“ Aiden Rotari: „Ich habe keine Ahnung.“
Das überrascht Vivien wohl doch.
Vivien Tolnai: „So gar keine? Ich meine, du willst keine Hilfe, schon klar… aber er ist doch trotzdem dein… Freund?“
Das letzte Wort ist mit einem Zweifel ausgesprochen worden, der uns wissen lässt, dass Tolnai nicht so genau weiß, welcher Begriff hier angebracht wäre. Hat Aiden Rotari überhaupt so etwas wie Freunde?
Aiden Rotari: „Ich habe ihn das letzte Mal am Strand gesehen. Und ich werde ihn nicht wieder sehen und seine Zeit vergeuden, bis ich das Problem als gelöst präsentieren kann.“ Vivien Tolnai: „Verstehe.“
Es ist nicht zu erkennen, ob die GTCW Showcase Interviewerin das als angemessen beurteilt oder nicht. Sie schweigt einen Moment lang, und Rotari sagt auch nichts. Rotari war – auch wenn er dabei in erster Linie auf seinen eigenen Vorteil bedacht gewesen war, da machte sich Vivien nichts vor – irgendwie der Grund, dass sie hier nun einen Job hatte, den sie mochte und auf den sie unbewusst auch hingearbeitet hatte. Allerdings war sie als gelernte Journalistin der Neutralität verpflichtet… nunja, zumindest bei ihrem Job bei GTCW.
Vivien Tolnai: „Dann… wünsche ich dir viel Glück heute Abend, schätze ich.“ Aiden Rotari: „Wer Champion werden will, darf sich auf Glück nicht verlassen.“
Rotari wendet sich von ihr ab, die Hände in den Taschen versenkt, den Blick irgendwo ins Nirgendwo gerichtet.
Aiden Rotari: „Aber ich weiß den Gedanken zu schätzen.“
Dann schlurft er davon, den Kopf irgendwo zwischen der Kritik an sich selbst und dem Match gegen Lionel Jannek gefangen, während Tolnai ihm nachsieht, wie er zu keinem bestimmten Ort geht und niemand bestimmten treffen will. Er ist allein, völlig allein und wird es auch bleiben, bis er es geschafft hat, die beste Version von Aiden Rotari zu finden und in den Ring zu bringen.
VOR ZWEI WOCHEN NACH WAR EVENING
Diese Szene haben wir schon einmal gesehen. Es ist etwas mehr als ein Jahr her, da hat Desmond Briggs James Corleone in Vorbereitung des Stranded-PPVs attackiert und ihm eine Knieverletzung zugefügt, seitdem ist der Manager von The End auch stets mit Gehstock unterwegs – obwohl er diesen wahrscheinlich mittlerweile gar nicht mehr braucht. Jedenfalls befinden wir uns nun abermals in einem Krankenzimmer, in dem sich um Corleone gekümmert wird. Davor steht auch dieses Mal The End, mit dem Rücken zu seinem Manager gewandt. Damals hat man bei The End noch erkennen können, dass er sich Sorgen um seinen Begleiter macht, aktuell scheint das aber eher weniger der Fall zu sein. Corleone scheint schon wieder, den Umständen entsprechend, ganz gut drauf zu sein. Der Gürtel hat ihn am Kopf getroffen, dennoch liegt er gerade auf einem Krankenbett im Sanitätszimmer des Eintracht-Stadions.
James Corleone: „Letztes Mal warst du noch besorgt.“
The End bleibt nach wie vor mit dem Rücken zu Corleone, die Arme ineinander verschränkt, stehen. Mister Purple spricht den Briggs-Vorfall also direkt an.
The End: „Das stimmt.“
Eiskalt lässt End den „Vorwurf“ Corleones, wenn dieser denn überhaupt so gemeint war, an sich abprallen. Dann dreht er sich zu seinem Manager doch noch um.
The End: „Du hast damals zu mir gesagt, dass das nichts Schlechtes sei. Du meintest, dass ich Briggs getroffen hätte, er nach jedem Strohhalm greift, er dich aus einer Verzweiflungstat heraus angegriffen hat. Er wollte mir schaden und hat deshalb dich angegriffen. Genau dasselbe trifft nun auch auf Zane zu. Und wie schon Desmond Briggs, wird es auch Zane Levy seinen Titel kosten, dass er dich attackiert hat.“
Corleone wirkt zufrieden, sofern man das an seinem leicht nach oben gezogenem Mundwinkel erkennen kann.
James Corleone: „Also machst du dir doch Sorgen.“
End schmunzelt zynisch.
The End: „Hmm. Wie du schon gesagt hast, der Angriff auf dich, dient dazu mir zu schaden. Und damit wird Zane nicht durchkommen. Man schadet mir nicht und kommt dann davon.“
End dreht sich nun wieder herum und läuft durch den Ring.
The End: „Das große Ziel war immer den GFCW World Championship zu gewinnen. Seit Tag 1 an. Und jetzt bin ich näher denn je am Erreichen dieses Ziels und an der Eroberung der GFCW. Und alles, was die GFCW jetzt noch retten und davor bewahren kann, ist die Ratte Zane Levy, der sich nur durch Schlupflöcher als Champion halten konnte. Doch bald schon, ist das vorbei. Ich kann meine Rache an Leviathan damit verbinden endlich DER GFCW World Champion zu werden. Besser hätte es nicht laufen können.“
Nun ist es Corleone, der eher etwas besorgt erscheint.
James Corleone: „Du magst Recht haben und ich vertraue dir, aber wie ich es immer sage, unterschätz Levy nicht. Er hat auch Zereo Killer ausgetrickst, wenn ein Schlupfloch finden kann, wo keins ist, dann er.“
Und wieder schmunzelt The End.
The End: „Diesmal nicht.”
Und wieder geht End auf Corleone zu.
The End: „Auch Leviathans Ziel, war es mich zum GFCW World Champion zu machen und wieder, seit Tag 1, meiner Beteiligung in dieser Gruppe. Und nun ist endlich der Zeitpunkt gekommen, an dem ihr Wunsch in Erfüllung geht.“
Während man Corleones Blick immer noch einen Funken Skepsis zusprechen kann, wirkt End so überzeugt wie er nur sein kann.
The End: „Also, dann, alter Mann. Du brauchst Ruhe. Du hast ihn gehört, wir befinden uns im Krieg und du bist mein Berater. Ich brauch dich. Und eine Verletzung entbindet dich nicht von dieser Pflicht.“
The End nickt Corleone noch einmal zu, bevor er das Zimmer verlässt und einen undurchsichtig dreinblickenden James Corleone zurücklässt.
Der Abend hat begonnen und im weißen Hemd und schwarzem Jaket spaziert der Puppenspieler durch die Gänge. Auf seiner Schulter glänzt der Intercontinental Gürtel. Er ist vergnügt, während hinter ihm zwei seiner maskierten Anhänger ihm folgen und wie dass nun mal so ist, wenn man durch die Gänge des Backstagebereiches flaniert, wird man entweder von einem Kollegen mehr oder weniger freundlich in Empfang genommen oder aber man wird von einem gewissen Mac Müll in Empfang genommen. Letzterer hat den Puppenspieler nun bemerkt und marschiert schnurrstracks auf ihn zu und lässt dabei dem Puppenspieler keine Wahl auszuweichen. Hat er auch gar nicht vor. Lächelnd nimmt er die Reporterlegende schon von weitem in Empfang während seine anhänger ihn nervös flankieren.
Müll: „Guten Abend Puppenspieler..... Puppenspieler: „Guten Abend, mein lieber mac Müll, wie kann ich dir behilflich sein?“
Müll ist über diese zuvorkommende Art des Puppenspielers überrascht hat er doch durch aus andere Erfahrungen mit dieser Gruppierung gehabt als ihn Berzerk beinahe niedergeschlagen hat. Doch seine Routine hält ihn in der Spur und er beginnt das Gespräch professionell.
Müll: „Du wurdest letzte Woche bei deiner eigenen Zeremonie von Matthäus Meister niedergeschlagen und zu einem Match um deinen frisch gewonnen Titel herausgefordert und bist trotzdem so vergnügt, warum?
Der Puppenspieler lächelt zwischen seinen schwarzen dünnen Lippen und rückt dabei den Titel noch einmal zurecht, wobei er sich seines Erkennungszeichen als Champion durchaus bewusst es und es nur zu gern der Kamera präsentiert. Er zeigt sich gespielt überrascht bei dieser Frage.
Puppenspieler: „ Müll, ich hatte dazu aufgefordert mich um den Titel herauszufordern nachdem ich dem Publikum als würdiger Champion etwas geboten habe. Ich bin mir halt meiner Verantwortung als Champion bewusst, ich nehme und ich gebe. Er hat mich niedergeschlagen? Hervorragend! Ein Mann von Format dieser Meister! Ich möchte ja auch nicht einfach nur austauschbare Massenware in meiner Sammlung. Man brauch auch einige Hochkaräter, die man Vorzeigen kann. Er schlägt mich nieder, er macht seinen Anspruch deutlich. Was will man denn mehr? Ich nehme diesen Shoulderblock als Ehrung hin, dass es ihm ein anliegen war gleich am Anfang aggressiv aufzutreten. Wunderbar!“ Müll: „Du könntest nun bereits bei der zweiten Show nach dem Erhalt des Titels selbigen wieder verlieren, was eine denkbar kurze Regentschaft darstellen würde. Setzt dich das nicht unter Druck?“
Der Puppenspieler wird nun ernster und es ist ein leichtes zucken in seinen Augenliedern zu erkennen, während er raubtierartig seine spitzen Zähne für einen Spalt öffnet. Ein bedrohliches funkeln blitzt in die Kamera.
Puppenspieler: „Meister ist von seiner Wut seiner Instinkte getrieben. Er denkt nicht er handelt. Ich denke und handel dann. Ich stehe schon über ihm, wenn er in den Ring steigt. Mit bloßer Stärke kommt dieser Mann an mir nicht vorbei. Er wird eine kräftige prächtige Neuerung für meine Sammlung sein. So einen wie ihn hatte ich schon lange nicht mehr, ich freue mich auf das Match.“
Die Kamera kommt nun ganz nah und die Lichter um sein Weißes Gesicht verdunkeln sich während die schwarzen Blitze, die von seinen Augen herunter in die Wange einzuschlagen scheinen, sich nun mehr verdeutlichen. Die Augen leuchten orangerötlich.
Puppenspieler: „Ich bin der Puppenspieler, ich bin der Mann der Ängste und Verunsicherung in seinen Gegnern erzeugt und sie gegen sie verwendet. Mit einer einzigen Strategie alleine kommt man bei mir nicht weit. Ich bin überall. Ich verneble die Gedanken meines Gegners, ehe ich mit Härte seiner Kampfkraft ein Ende mache! Ich will meine Kollektion erweitern und dieser Titel hier treibt sie zu mir, nun muss ich nicht mehr nach neuen Wrestlern für meine Sammlung suchen, Nein, sie kommen zu mir.“
Er breitet nun die Hände aus und scheint die GFCW rufen.
Puppenspieler: „Bringt sie mir. SIE ALLE! Bringt mir das Material. Lasst sie nur kommen, ich nehme sie alle und bald schon werdet ihr alle meiner Sammlung angehören!“
Nun erhellen sich die Lichter wieder und Mac Müll steht etwas verunsichert da.
Der Puppenspieler nimmt diese Verunsicherung mit Humor und scheint amüsiert ob des erschrockenen Gesichtes von Mac Müll.
Puppenspieler: „Hast du etwa.....ANGST?!
Ehe die Legende der GFCW darauf antworten kann, ist der Puppenspieler mit seinen Anhängern schon aus dem Bild.
Es ist schwer zu sagen, ob der dekorative Aktenstapel auf Fletchers Schreibtisch jemals geändert wird oder ob die GFCW aus Kostenspargründen einfach von Show zu Show zu Show seit Beginn seiner Amtszeit immer die gleichen Attrappenstapel zur Deko aufstellt. Wobei das Einsparen von Kosten definitiv nicht nötig sein dürfte, ist doch vermutlich jedes neue Geschäftsjahr das bislang erfolgreichste. Anders kann man sich die zufriedene Haltung des Candy Mans auch fast nicht erklären. Er lehnt sich dort in seinem Bürostuhl zurück, hat die Hände auf seinen Bauch gelegt, tippt stetig die Däumchen gegeneinander und lächelt seinen beiden Gegenübern zu.
RICKSENBURG
Eric: „Na dann…was kann ich warum für euch tun und wann soll diese erneute Titelchance eurer Meinung nach stattfinden?“
Klar, warum auch so tun als müsste man raten, worum es den beiden gehen wird. Keiner von beiden teilt allerdings Fletchers Freude. Ricks weitet die Nasenlöcher, atmet tief ein, sodass sich der Brustkorb hebt, atmet langsam aus. In Zeitlupe schüttelt er den Kopf.
Alex: „Tun Sie nicht so, als wäre diese Forderung unangemessen.“
Er nimmt eine Hand hinter dem Rücken hervor, steckt den Daumen ein, präsentiert die restlichen vier Finger abgespreizt.
Alex: „Mykru, Scarecrow, Antoine, ich…Wenn von vier Teilnehmern an einem Kampf 75 % das Ende anzweifeln, ist das ein Grund, die Endgültigkeit des Ausgangs anzuzweifeln. Wenn gleich zwei Regeln missachtet werden, ist das ein weiterer Grund.“
In der Zwischenzeit hat sich die Fingeranzahl an seiner Hand immer entsprechend seiner Gründe geändert. Mit der Hand noch immer im Anschlag geht der Blick des Mathematikers zu seinem Partner.
Alex: „Und wenn Sie sich noch einmal ansehen, wer Ihnen hier gegenübersteht, dann sind das zwei weitere Gründe…und das ist sehr bescheiden abgerundet.“ Antoine: „Wer außer uns sollte es auch sonst sein?“
Bislang schien er eher genervt, dass er hier überhaupt sitzen muss, doch der Kommentar mit schnippischen Unterton holt ihn zurück in die typische Antoine Schwanenburg Gestik und Mimik. Ausladend, überlegen, erhaben.
Antoine: „Eric, du findest es wahnsinnig witzig, dass wir hier antanzen müssen, hast sicherlich schon irgendwo Ringe unter deinem Schreibtisch versteckt, durch die wir wie Zirkuslöwen springen müssen, während du die Zeit deines Lebens hast. Kürzen wir die ganze Sache doch ab, verschwenden wir nicht unsere Zeit, deine Zeit und die der Fans. Niemand, wirklich niemand gewinnt in einem Szenario, indem wir nicht eine erneute Titelchance erhalten. Das ist Fakt.“
Er lehnt sich gelangweilt zurück.
Antoine: „Wir haben Sleaze vernichtet und außerdem haben wir eindrucksvoll gezeigt, dass die Birds of Decay ihre Titel nicht haben, weil sie das beste Tag Team, die besten Wrestler sind, sondern weil sie mit unlauteren Mitteln arbeiten. Hätten wir das kommen sehen müssen? Ja, aber das wäre Victim-Blaming, Eric. Die Täter sollten bestraft werden. Das wäre nur richtig und wichtig.“
Fletcher hört mal wieder aufmerksam zu, die Mimik hat er mittlerweile drauf, wenn Antoine, Alex oder Ricksenburg im Kollektiv vor ihm stehen. An den richtigen Stellen nicken, ab und an den Kopf schief legen, aber Hauptsache Ruhe bewahren, denn es steckt ja immer so eine gewisse Wahrheit in den Aussagen, egal wie sympathisch man Ricksenburg findet.
Eric: „Wäre es, aber wären wir noch die GFCW, wenn wir immer das tun würden, was richtig und wichtig wäre? Sind wir nicht genau deshalb in der GFCW Galaxy so beliebt, weil wir eben immer ein wenig Drama in die Geschichte bringen? Schaffen sie es erneut oder schaffen sie es nicht? Ich rede hier nicht davon, den Commissioner zu duzen, das beweist DU Antoine regelmäßig, dass das eine überfordernde Herausforderung ist...“
Strenges Nicken in Richtung des Kaisers. Dann lehnt sich Fletcher übertrieben in seinem Stuhl zurück, wirft eine Hand nach oben als würde er einen imaginären Diener dazu beordern ihm Trauben zu bringen.
Eric: „Also Ricksenburg…entzückt mich, beeindruckt mich. Dann kriegt ihr auch euer Rückmatch. Aber Stand jetzt…wüsste ich nicht, warum ich DIESES Match neu ansetzen sollte und alle anderen zigtausend unklare Matchenden pro GFCW Jahr durchwinke.“
Das ist selbst dem Mathematiker zu blöd. Sein Blick verfinstert sich, er lehnt sich nach vorn, schaut Fletcher direkt in die Augen, sodass dessen Haltung doch wieder deutlich weniger entspannt wird.
Alex: „Was gibt es denn, was Antoine und ich noch NICHT getan haben? Was soll diese Scharade, wenn wir bereits bei Stranded bewiesen haben, dass uns andere Paare nicht gewachsen sind. Sollen wir alle der Reihe nach besiegen? Alex Junior und Steve Steel, die Urban Ultras Berlin, Only Friends, Sleaze, die Birds of Decay? Würde Sie DAS genug beeindrucken? Oder würden Sie nach unserem Erfolg zusammen noch schnell den Fight Club für einen Abend zurückbringen, Unrivaled und die 5 Sterne Hautevolee wieder zusammenführen, nur weil Sie der Wahrheit nicht ins Gesicht blicken können?“
Er tritt einen Schritt zurück, stellt sich neben seinen sitzenden Partner, legt ihm eine Hand auf die Schulter.
Alex: „Sie können noch so versuchen, die Wahrheit zu verschleiern, doch irgendwann kommt sie immer ans Licht. Ricksenburg ist das Maximum der Liga. Unser Erfolg ist nur IHRE Frage der Zeit.“ Antoine: „Ich denke, damit ist alles gesagt. Alex trifft den Nagel zwar fast immer auf den Kopf, aber das hindert mich in der Regel nicht daran, noch weitere Worte zu finden. Hier ist dies aber der Fall. Wir stehen hier, Alex und ich, Ricksenburg, beten höflich um eine Sache, um die man eigentlich nicht bitten müsste und…“
Unschuldig hebt er die Arme.
Antoine: „Nun liegt es an IHNEN ausnahmsweise mal die eigene Liga nicht zu sabotieren und für das größtmögliche Spektakel zu sorgen. Das sind wir, Alex und ich, Ricksenburg. Gibt es einen größeren Namen, ein besseres Team, ein spannenderes Spektakel als uns, dann sei es so und wir verzichten auf eine weitere Chance. Aber nicht eines dieser drei Dinge ist gegeben.“
Nachdem Antoine zwar sagte, dass es keinerlei Worte mehr benötigt, fand er dennoch welche und vielleicht ist dies auch der Grund, warum Eric Fletcher lautstark durch die Nase einatmet. Vielleicht aber auch…
Weiter kommt man beim Fassen wertvoller Gedanken nicht, als es an der Tür klopft. Eine Geste die rein zum Schein dient, so öffnet sich doch selbige Tür bevor Fletcher überhaupt eine Chance hat „Herein“ zu sagen – wobei die mangelnde Höflichkeit vielleicht auch der etwas schwammigen Hierarchie liegen könnte, die zwischen Commissioner und Head Coach der Nachwuchsabteilung nie so genau definiert wurde und in bester GFCW-Manier wohl auch niemals genauer definiert werden wird.
Robert Breads: „Ich entschuldige die Störung, bei der ganzen GTCW-Sache gab es ein logistisches Problem, aber…“
Der Kanadier stockt im gleichen Moment, in dem er einen Fuß in das Büro setzt, blickt von Fletcher mit finster werdendem Blick zu Ricks. In dem Moment, in dem die Augen auf Schwanenburg ruhen, sind wir bereits bei offener Abneigung angekommen.
Robert Breads: „…ich nehme die Entschuldigung zurück.“
Eine etwas alberne Geste, möge man meinen, aber „Respekt“ findet hier höchstens in der Form, dass man versucht, sich gegenseitig zu unterbieten.
Robert Breads: „Mal wieder eine zweite Chance erbetteln, für die man nichts getan hat, außer die Erste zu verbocken?“
Vielleicht nicht direkt ein Volltreffer, aber zumindest widerspricht Breads niemand direkt, was er als „Ja, schon, aber das werden wir so nicht formulieren“ zu werten scheint. Ihm reicht das Schweigen und der gelangweilte Doppelblick offenbar als Bestätigung, daher tritt er einen Schritt zurück und weist die beiden Mitglieder von Ricksenburg mit einer Deutlichkeit, die nur noch durch ein verbales „Verpisst euch“ unterstrichen werden könnte, aus dem Raum.
Robert Breads: „Dabei hat Aiden euch doch monate-… nein, mittlerweile jahrelang eine Vorlage geliefert, wie man Leviathan besiegt.“
Breads hat nicht völlig Unrecht, aber wie so oft ist ein kleiner Kern Wahrheit das Fundament für eine sehr frei interpretierte Version der Realität. Ganz offenkundig liegt ihm jedoch noch immer eine Menge an seinem Momentan-Gerade-Nicht-Partner und das indirekte Lob für ihn im Angesicht der beiden Wrestler, die ihm einen imposanten psychischen Knacks mitgegeben haben, ist vermutlich so eine Art Versuch der Aufmunterung und Kommunikation über Kameras, auch wenn Aiden sich momentan bewusst von Breads distanziert hat.
Vielleicht geht er im nächsten Moment dann allerdings einen Schritt zu weit, wenn es darum geht, das Werk seines Partners zu preisen.
Robert Breads: „Ich würde das mittlerweile vermutlich allein hinbekommen, und ihr schafft es mit zwei Mann nicht zu gewinnen?“
Dann wendet er sich direkt an Alex Ricks, legt leicht den Kopf schief und zieht seine Worte ein wenig in die Länge, als wolle er dafür sorgen, dass sie länger im Raum stehen.
Robert Breads: „Von Mykru um den Erfolg gebracht zu werden heißt dann wohl, dass du dich auch im Haustier-internen Ranking ganz unten einordnest?“
Der Mathematiker schaut seinen ehemaligen Mitprotokollanten durchbohrend an, ein Zwinkern erlaubt sich keiner der beiden. Während Breads noch ein fieses überlegenes Grinsen auflegt, gibt es von Ricks lediglich eiskalte Mimikmonotonie. Mit einem leisen Laut öffnen sich aber schließlich doch seine Lippen, um zu kontern.
Eric: „Na dann machen wir das doch.“
Der Candy Man kommt Ricks zuvor. Mit einem Tonfall, der vor Selbstzufriedenheit und Schadenfreude nur so trieft, meldet sich Fletcher hinter seinem Schreibtisch wieder zu Wort, ahmt mit seiner Kopfbewegung noch gleich eine Welle nach um der Aussage noch mehr Schwung zu verleihen.
Eric: „Dann zeig doch der Welt, wie viel besser du als Ricksenburg bist, Robert. Heute Abend. Robert Breads…gegen die Birds of Decay! Wenn du den Sieg holst, hat Sleaze das nächste Titelmatch. Also…naja…sobald Aiden wieder mit dir spielen will.“
Nach dem, was er soeben von sich gelassen hat kommt Breads aus dieser Sache nun natürlich nicht mehr raus. Er könnte sich mit Sicherheit tausend schönere Dinge vorstellen, als heute Abend ein Handicap Match gegen die Tag Team Champions zu bestreiten, aber er schluckt die Widerworte herunter, die ihm ohne jeden Zweifel auf der Zunge liegen, und nickt mit allem Selbstbewusstsein, dass er ob dieser Ansetzung aufbringen kann – und das ist mehr, als man vermuten würde. Dann fällt sein Blick wieder auf den Mathematiker. Der hat ihn nicht aus den Augen gelassen. Die Miene weiterhin starr wie Eis.
Alex: „Viel Erfolg.“
Eine Drohung?
Im uralten Umkleidetrakt des Holstein-Stadions wird nun geschaltet. Notdürftig hat die GFCW, wie auch im vergangenen Jahr, den Backstage-Bereich etwas aufpoliert. Doch der Geruch von 1 Euro Frikadellen, Latschenkiefer und stinkigen Fußballtretern weicht beim Anblick auf die Innenräume dennoch nicht. Da bringen die gerade um die Ecke biegenden Urban Ultras Berlin vermutlich noch den meisten Glanz in die „Hütte“. Frisch erholt und farbenfroh sind die Hipster gekleidet, natürlich alles retro. Die 90er sind zurück, Moustache mit Kangool-Bucket-Mütze, Oakland mit Cantona-Trikot von 1997. Jeder wie er will. Carola trägt im Hochsommer wieder einen Beanie und hat auch ihren Septum wiederentdeckt. Scheinbar auf der Suche nach den Only Friends, schlendern die Drei durch den Backstage-Bereich….
Oakland: „Kneifen die beiden Pfeifen, etwa?“ Moustache: „Vor uns hätte ich auch Angst! Morby macht sich da ne Spur zu viel Sorgen, wir haben die locker im Griff.“ Carola: „Umso schöner. Ich mache mir wirklich Sorgen um Ray. Seine Aussagen im Bully war schon mega creepy. Sonst löst er solche Situationen immer humorvoll auf. Er macht gerade schwere Zeiten durch. Wir sollten alles, was in unserer Macht steht, damit es ihm wieder besser geht. Und dazu gehört auch, ihn vor seinen Feinden zu schützen…“
Die beiden Ultras nicken bedächtig und schauen kurz auf den Boden als plötzlich…. Ask Skógur um die Ecke kommt, scheinbar auch gerade frisch angekommen hier in der Halle auf der Suche nach einer konkreten Richtung für die Zukunft, wo doch die letzten Wochen wieder weniger ertragreich waren. Er hat ein recht weites Shirt übergeworfen, seine bekannte Hose am Unterkörper und wirkt beim Anblick der Ultras alles andere als glücklich. Moustache und Oakland setzen recht schnell ihren „Bully-Smile“ auf. Carola verschränkt dagegen ihre Arme und signalisiert Skogur: „was willst du denn hier“.
Moustache: „Na, wen haben wir denn da? Der Pechvogel von Daytona Beach. Tja, mein Freund. Das ist wohl doof gelaufen in den Staaten.“ Oakland: „Hmm. An deiner Stelle wäre ich ja nun mega pissed auf uns. Ich mein, du hattest Morbeus am Haken und so. Den PPV-Sieg dicht vor Augen…und dann…..plopp wie Luftblasen ist dein Traum geplatzt, weil drei Cosplay-Arschnasen Rettungsschwimmer gespielt haben…..“
‚Ja – hat er recht‘ steht Ask förmlich ins Gesicht geschrieben. Wir kennen Ask mittlerweile gut genug um zu erkennen, dass er der größte Fan von zu vielen Leuten ist, die ihn belagern. In den vergangenen Wochen war das vor allem Niander Cassady-Taylor, heute sind es die Ultras auf die, wie schon gesagt, Ask zudem Grund hat sauer zu sein. Ask bleibt also stehen und reserviert schaut er zu den Ultras.
Ask: „Ihr Typen… ich kenn euch nicht… ist sicher auch besser so, aber ich weiß, dass ich nichts mit euch zu tun haben will. Ihr seid wieder Mal so Leute, die eingreifen und unfair spielen, ja, das ist nicht mein Ding. Also nehmts mir nicht übel, aber ich zieh durch.“
Ask versucht sich so gut wie möglich unter Kontrolle zu haben und will tatsächlich weiterlaufen, als die Gruppe ihm gegenüber aber verdeutlicht, dass dieses Gespräch noch nicht vorbei ist.
Carola: „Deine Reaktion kann ich auf jeden Fall total verstehen. Es ist nur so, Ask. Wir haben dich leider aufs Kreuz gelegt. Also insbesondere Ray natürlich. Wir haben dann nur ausgeführt und haben das auch in erster Linie für uns getan. So Comeback mäßig war das nämlich schon ziemlich geil. Unsere Likes, Comments und Mentions auf Social Media sind quasi explodiert. Und wir sind wieder zurück im Business. Persönlich tut es mir echt auch leid für Dich, aber nimm es nicht so. So läuft das Geschäft.“ Ask: „Eure Was sind Worauf explodiert?“
Man sieht Asks Verwirrung schon bei Carolas Aussage an, er kann sich aber schließlich nicht zurückhalten dieser Verwirrung auch noch verbal Ausdruck zu verleihen. Schließlich… schnauft Ask durch. Eine Taktik der Selbstbeherrschung, die wir in den vergangenen Wochen und Monaten schon öfters bei ihm gesehen haben.
Ask: „Also… hört mal zu. Ich bin mir sicher, dass euer Gelaber da irgendwas mit so nem Geltungsbedürfnis zu tun hat, das mir eigentlich ziemlich egal ist. Macht euer Ding, interessiert mich nicht. Aber… wenn „euer Ding“ beinhaltet, mir mein Ding kaputt zu machen, ja dann… dann bekommen wir n‘ Problem.“
Und damit wird Ask nun deutlich ernster.
Ask: „Ob ich nun Morbeus besiegt hätte oder nicht… ja, Mann, keine Ahnung. Das weiß ich nicht und genau das ist das Problem. Wenn er mich fair besiegt, dann weiß ich woran ich arbeiten kann, dann ists in Ordnung, aber so?“
Ask grunzt.
Ask: „Was ich damit sagen will… wir sind noch nicht fertig miteinander. Das ist sicher.“ Moustache: „Alter, grunzt du etwa?“ Oakland: „Digga, geht doch zum Arzt, du Freak.“
Asks Augen suchen nun abwechselnd Blickkontakt zu Moustache, Oakland und Carola und wie ein wildes Tier signalisiert er ihnen, dass dieses Gespräch jetzt doch vorbei ist: vorerst. Aber eins ist sicher: Ask wird das nicht auf sich sitzen lassen. Sowohl der Eingriff bei Stranded, als auch, dass ihm hier aufgelauert wird.
Carola: „Kommt, lasst uns die Children weitersuchen.“ Max: „Gute Idee, ich bin nicht gegen Tollwut geimpft.“
Kopfschüttelnd schaut Ask den Ultras nach, während schließlich weggeschalten wird.
Die Musik eines der wohl aktuell unbeliebtesten Wrestler der GFCW ertönt und dementsprechend fällt auch die Reaktion aus. Kiel freut sich gar nicht ihn zu sehen, aber das ist wohl ein notwendiges Übel. Und tatsächlich, diesmal ist es auch wirklich The End, der da sogleich auf die Stage heraustritt. Nicht Corleone, wie vor zwei Wochen, sondern der König selbst, wenn er sich mittlerweile auch nicht mehr so bezeichnet. Ohne große Umschweife tritt er heraus und wie sollte es auch anders sein, folgt ihm Mister Purple aka James Corleone dabei auf Schritt und Tritt. Trotz der Attacke von Zane gegen ihn in der letzten Show, ist Corleone heute wieder dabei, denn wie The End es schon gesagt hat: er braucht ihn. End läuft zum Ring, bewaffnet sich dort mit einem Mikrofon und entert ihn auch direkt. Man merkt, dass er nicht zum Vergnügen hier ist, er hat offensichtlich etwas zu sagen und will gar nicht viel Zeit verstreichen lassen, um das auch zu tun. Corleone bleibt hinter ihm stehen.
The End: „Du bist Leviathan?”
The End stellt diese Frage vielmehr in den Raum hinein, doch gerichtet ist sie klar an Zane Levy, der genau das in der letzten Show von sich behauptet hat.
The End: „Nein, Zane. Du bist nicht Leviathan. Eine Lektion, die ich auf eine harte Art und Weise lernen musste, ist, dass niemals nur eine einzelne Person Leviathan sein kann. Leviathan war besser, als es anders war, unter mir, aber dann tat Leviathan wieder das, was Leviathan gern tut: nämlich zu versuchen, sich selbst zu zerstören. Leviathan ist ein Konstrukt. Ein Konstrukt aus Existenzen, die auf ewig dazu verdammt sind zu scheitern. Du hast es bei Luna gesehen, die die Vergänglichkeit ihres Körpers und ihre Engstirnigkeit, wieder und wieder, über ihr Potential gestellt hat. Du wirst es bei Scarecrow sehen, der sich auf der Suche nach einem Idol und einer Richtung immer wieder selbst sabotiert. Und du Zane, wirst das auch spüren, wenn deine Agenda des Überlebens ihr Ende finden wird… durch mich.“
End lässt seine Worte nachhallen, setzt aber direkt wieder an.
The End: „Was auch immer Leviathan ist, bald ist es vorbei. Und ich bin mir sicher, dass Drake selbst das erkennt, du siehst es ja bereits, wie er sich immer mehr zurückzieht. Verdammt, ich habe gerade seine Frau geschlachtet und ihn scheint es nicht mal zu interessieren. Genauso wie den Umstand, dass Leviathan gerade auf einen Eisberg zurast, einen Eisberg namens The End. Euer Schicksal ist besiegelt, Zane. Es ist unausweichlich. Und da wird dir auch keine Open Challenge dieser Welt helfen, um dich vor mir zu verstecken. Diese Geschichte endet mit mir und dem GFCW Championship im Arm, tanzend auf euren Gräbern.“
Reihenweise springen die Fans aus ihren Sitzen auf, als das Duo im Ring sich schlagartig in violettes und goldenes Licht getaucht wird, während auf den LED-Wänden das aufgerissene Maul – das Logo Leviathans – sich um den schimmernden GFCW World Title legt. Sven: „Da hat jemand nicht lange auf sich warten lassen!“ Pete: „Die ganze Sache wurde gerade so richtig interessant!“ Mit einem abwertenden Schnauben wendet The End sich in Richtung der Bühne, sein Manager ohne eine Mine zu verziehen hinter ihm? Oder? Einen kleinen Schritt zurück scheint Mr. Corleone hier doch zu tun. Es ist ein eiserner Blick, der in Levys Augen liegt, als er in der üblichen, leicht in sich gesunkenen Haltung, zum Ring marschiert. Der Vorhang fliegt förmlich zur Seite, niemand, der das Geld für die erste Reihe gezahlt hatte, um den World Champion abzuklatschen wird heute glücklich nach Hause gehen, es wird hier nichtmal ein Blick zur Seite geworfen. Sven: „Da ist mächtig Feuer drin.“ Pete: „Zane hat in den letzten Monaten zweifelsohne eine Veränderung seiner Attitüde, ja seiner Einstellung zum Wrestling durchgemacht, er hat auch ohne Frage eine neue Bindung zur GFCW Galaxy gefunden, aber an irgendeinem Punkt ist dafür auch keine Zeit mehr.“ Sven: „Vergesst nicht, dass ich nicht vergessen habe, wie man dieses Spiel spielt“. Pete: „Korrekt, das waren Zanes Worte. Und ich bin gespannt, was heute sein Plan ist.“ Mit einem geschmeidigen Satz katapultiert sich Zane auf den Apron, hält kurz inne und schwingt sich dann in Rekordgeschwindigkeit durch die Seile in den Ring. Aufmerksam wie eine Raubkatze ist er hier in jeder Bewegung. Er würde The End kein Fenster für irgendeinen Angriff bieten. Mit einigen wenigen Schritten bewegt er sich in einem Halbkreis um The End herum, der der Bewegung mit einer Drehung folgt. Die Augen der beiden scheinen wie durch eine unsichtbare Verankerung verbunden. Zane: „Schön, dass du endlich in der Stimmung bist mal die Fresse aufzumachen, End. Denn bei Gott seit zwei Wochen habe ich gewartet, was du wohl dir das nächste Mal aus deinen verlogenen Fingern saugen würdest und das war jetzt mal eine Minute witzig und jetzt hältst du die Klappe, wenn der Champion spricht.“ Aggressiv tritt er einen Schritt auf End zu, der jedoch nicht weicht. Sein
Begleiter steht eisern hinter seinem Schützling. Er mag
einen gesunden Respekt vor Zane Levy gewonnen haben, nach dessen
Attacke in der letzten Show, aber er steht dennoch erhobenen
Hauptes ohne ein Fünkchen Angst da. Schwäche zeigen?
Ohne Corleone.
Kurz ist Ruhe auf Seiten von The End, doch dann schmunzelt er doch wieder leicht spöttisch, während Corleone weiterhin starr hinter ihm steht, was Levy sichtlich ein wenig irritiert.
The End: „Du verstehst es nicht, oder Zane? Du magst diesen Titel zwar NOCH um deine Hüften tragen, aber trotzdem bist du hier nicht der Chef. Das ist nicht DEIN Spiel. Das ist meins. Egal wie gleichgültig du tust. Du weißt das. Und deshalb entscheide auch ich, wann ich dir diesen Titel abnehmen werde. Dein kläglicher Versuch ihn vorher zu verlieren, damit du mir nicht zum Opfer fallen wirst, wird nicht funktionieren.“
End bleibt ernst. Er geht noch einen Schritt weiter zu auf Zane.
The End: „Mach deine Open Challenges, schlag Mister Corleone, tu was auch immer du willst. Denn, ich sags gern nochmal. Ich bin unausweichlich. Das Ende deiner Titelregentschaft, dein Ende… das Ende, von Leviathan. All das wird geschehen. Dafür werde ich sorgen. Und ich werde es genießen.“ Zane:
„ICH verstehe es nicht? Oh doch End. Ich verstehe sehr gut.
Was du tust… Ist Panik bekommen. Nicht vor mir oder Drake
oder sonst was, nene so desillusioniert bin ich nicht, dafür
bist du viel zu tough und zu gut. Aber dir rennt die Zeit davon,
End. Seit wir dir diesen Floh ins Ohr gesetzt haben, kommst du
nicht davon weg, dich jeden Tag deiner Existenz als den Mann zu
sehen, der eigentlich World Champion sein sollte. Und es sah ja
auch gut aus. Du warst DER aufstrebende Star der Liga. Du bist es
auch immer noch… NOCH. Dein Vorsprung schrumpft End.
Morbeus ist zurück, Camden ist Champion, Rotari etabliert,
wir haben eine Top Nachwuchsliga, Ask ist wohl ohne Zweifel auch
eher früher als später ein World Champion… Dein
dominanter Status läuft langsam aus.“
Und wieder bleibt End ernst. Zanes Worte wirken stark, wenn man ganz viel Gutmütigkeit besitzt, könnte man meinen, liegt so etwas wie ein Hauch von Anerkennung in Ends Augen. Und dann… wieder dieses zynische Schmunzeln. Ohne nun auf eben diese große Ansprache von Zane zu reagieren, entgegnet End nur folgendes.
The End: „Damit das klar ist, legst du noch einmal Hand an Corleone, wird es das letzte sein, was du tust.“
Und
damit dreht sich The End um und verlässt den Ring und läuft
in Richtung der Stage um im Backstagebereich zu verschwinden,
während James Corleone weiter im Ring bleibt. James Corleone: „Alles, was The End verlangt, sobald ihr euch tatsächlich gegenübersteht, ist ein klares…, einfaches… Wrestlingmatch. Keine Schlupflöcher, keine Disqualifikationen, keine Countouts, kein Leviathan. Nichts, dass verklausuliert werden muss, nichts, was in den Vertrag kommt. Mann gegen Mann. Champion gegen Herausforderer. Zane Levy gegen The End. Zeig ihm, dass du mehr bist als ein Überlebenskünstler. Mehr als ein weiteres Mitglied in Leviathan, dass scheitern wird. Beweis es ihm, der Welt und dir selbst. Du bist Leviathan? Zeig, dass Du besser bist als Leviathan. So wird The End in diesen Kampf gehen und so sollst du es auch tun. Ein einfaches Match, ein einfacher Gedanke: Möge der bessere gewinnen.“
Ist das ein Trick? Ein Kopfspielchen? Worauf wollen End und Corleone hinaus? Diese Fragen scheinen Zane nun ernsthaft zu beschäftigen während er sein Gegenüber schief anblickt und eine Antwort darauf zu finden wollen scheint... ja dafür braucht er wohl noch einige Zeit.
James Corleone: „Also dann, Mister Levy.”
Und damit die nächste Überraschung: Corleone siezt Levy wieder. Etwas, von dem Corleone in der vergangenen Show noch behauptet hätte, dass er es nur machen würde, würde er Zane respektieren. Hat sich Levy mit seiner Attacke gegen ihn diesen Respekt verdient? Oder ist auch das nur eine weitere Komponente des Psychospiels? Fragen über Fragen.
Corleone
verlässt nun auch den Ring und folgt The End in den
Backstagbereich, während Zane im Ring verharrt und nach
einem ernsten Blick nun unter den Klängen seines Themes doch
noch ein wenig mit den Fans feiert.
„NEIN, NEIN, NEIN! SO KÖNNEN WIR DAS NICHT MACHEN!“
Schäumend steht da Niander Cassady-Taylor inmitten seiner zornigen Kinder und ist schon auf Betriebstemperatur. Einen Stuhl hat er gerade an die Wand geworfen.
NCT: „Das ist eine klare Challenge an euch gewesen und ihr MÜSST diese auch annehmen. Wir sind Wrestler und wollen kämpfen und siegen. Und wenn es gegen Morbeus Lakaien geht, dann erst RECHT!“
Mit verschränkten Armen stehen dann da aber Kyle und Kyd, die von den UUB für diese Show herausgefordert worden.
Kyle: „Ich hab es dir schon letztes Mal erklärt, Niander. Wir fallen nicht auf die Masche herein. Ich lasse mich jetzt nicht in DEINEN Krieg hineinziehen.“ NCT: „Es ist nicht meiner, es ist vor UNSERER!“ Kyd: „Du weißt Niander. Ich kämpfe jederzeit, aber wenn Kyle nicht will….“ Kyle: „Nein, ist es nicht Niander. Du hast lechzt seit Stranded danach uns alle in den Krieg zu schicken. Ich habe aber keine Lust gegen meinen Onkel und die Ultras in den Ring zu steigen. Lasst mich einfach aus dem Spiel. Außerdem bin ich momentan in einem idealen Spot nun bald um einen Title mitwrestlen zu können. Ich habe Rotarti geschlagen. Ich habe Breads geschlagen. Ich habe Drake bei Stranded geschlagen. Und in meiner Ringkarriere war ich auch ungeschlagen. 37-0! Und wenn ich nicht Corona Positiv bei Olympia getestet worden wäre, wäre ich auch Olympiasieger geworden. Ich hatte keine Symptome oder sonst was und war einfach raus. Jetzt aber will ich GOLD! Und keiner kann mich davon abbringen!“ Maurice: „Hey, Boss. Ich kann mit dem komischen Vogel Kyd auch die Ultras plätten!“ NCT: „Warte, Mo. Pass auf Kyle. Hast du dich nie gefragt, wie es zu deinem positiven Corona-Test überhaupt gekommen ist? Zack. Einfach war er da. Und als du zwei tage später wieder getestet wurdest, war er negativ. Einfach so. Als wäre nichts gewesen. Aber das olympische Ringerturnier lief dann schon.“ Kyle: „Was weißt du, NCT?“
Niander zuckt nur mit den Achseln, währenddessen Kyle Douglas Zorn wächst. Auf was auch immer.
NCT: „Sabotage, Kyle. Ich bin da ziemlich sicher, dass du reingelegt wurdest. Die Opportunity deines Lebens wurde dir geraubt!“ Kyle: „Was weißt du wirklich, NCT?“ NCT: „Ich habe neue Informationen, die ich dir geben werde. Hat mich alles selbst sehr überrascht. Ich habe aber eine Bedingung: DU musst heute Abend mit Kyd gegen die Ultras kämpfen!“
Kyle Douglas schüttelt den Kopf und schaut dabei einmal verächtlich in die Runde.
Kyle: „Erpressung, NCT? Soweit sind wir also?!“ NCT: „…habe ich jemals behauptet, ich sei von der Caritas?“ Kyle: „Pah, Fuck off.“
Douglas stürmt aus dem Raum und lässt seine Stablemember zurück.
Kyd: „Warum ist hier eigentlich immer alles so kompliziert?“ Maurice: „Tja, Boss. Was machen wir jetzt?“ NCT: „Keine Sorge, er wird kämpfen!“
15.000 Zuschauer in Kiel. Eine absolut hässliche Stadt ohne irgendwelche Vorzüge. Das spanische Sevilla hat in seinen schlechtesten Gegenden mehr zu bieten als diese Stadt im Norden Deutschlands. Emilio könnte jetzt in seiner Heimatstadt sein, zu Geigenmusik einen Brandy trinken und die ganze Show über den Fernseher verfolgen. Er könnte, aber er wird nicht. Die Last auf seinem Geist ist viel zu groß. Ja, er könnte sich ewig ansehen, wie andere sein Leben, seine Karriere leben. Zusehen reicht aber nicht mehr.
Dennoch sollte er eigentlich nicht hier sein. Zumindest rein rechtlich nicht. Emilio hat keinen Vertrag. Letztes Mal aus der Halle verwiesen, wurde er darauf hingewiesen, sich nicht noch einmal ohne Ticket blicken zu lassen. Dennoch ist er heute eines der 15.000 Gesichter im Kieler Holstein-Stadion. Seit Beginn der Show wartet er auf den richtigen Augenblick, um endlich in den Ring zu steigen und erneut in das Rampenlicht zu rücken. Und dieser Augenblick ist jetzt endlich gekommen.
Ein Raunen geht durch das Publikum. Ein fremder Mann im purpur-weißen Anzug drängelt sich durch die Menge und geht direkt auf den Ring zu. Einige wenige Fans darunter erkennen Emilio, was sich dadurch ausdrückt, dass sie ihm beim Vorbeilaufen auf die Schulter schlagen oder ihm zujubeln. Dennoch sind die meisten Fans absolut gleichgültig - ein Fakt, der beim Spanier nicht unbemerkt bleibt. Aber genau dafür ist er hier.
Der spanische Adlige springt über die Absperrung. Sein Gesichtsausdruck verrät nicht, wie unzufrieden er ist. Doch sein Blut kocht. Er geht zum Pult und nimmt sich, entgegen Protest der Kommentatoren dort, ein Mikrofon. Dann steigt er endlich in den Ring.
Da sind sie. 15.000 Menschen, für die er alle kaum eine Rolle spielt. 15.000 Beweise für sein Versagen. Emilio blickt in ihre Gesichter. Größtenteils sieht er Verwirrung. Entsprechend leise ist die Halle auch gerade.
Emilio: "Señoras y Señores."
Weiterhin keine Reaktion. Dennoch spürt Emilio, dass er allmählich wieder in sein Element kommt. Aus diesem Grund wird er jetzt lockerer, seine Rede beschwinglicher.
Emilio: "Hier stehe ich nun wieder vor Ihnen. Ich stelle fest, die meisten wissen nicht einmal mehr, wer ich bin. Nun, das ist eine wahre Schande. Denn ich bin Emilio Fernandez, meines Zeichens Adliger des Hauses de Bourbon, Patriot und ein ehemaliger combatiente der GFCW."
Gut, alles wie immer. Ihm ist allerdings klar, dass ihm die Zeit davon läuft. Schließlich ist er illegal im Ring.
Emilio: "Der Umstand, dass mich viele von euch nicht mehr kennen, ist absolut in Ordnung, und dennoch - genau das werde ich nun endlich ändern. Aber fangen wir doch einmal von vorne an."
Jetzt wird es wichtig. Emilio legt noch einmal eine Pause ein, um ein letztes Mal darüber nachzudenken.
Emilio: "Als ich vor etlichen Jahren bei der GFCW angefangen habe, sagte man mir eine große Zukunft voraus. Ich fing langsam an, doch Nacht für Nacht wurde ich besser, meine Promos fesselnder, meine Arbeit in diesem Ring sauberer. Jeder in dieser verdammten deutschen Promotion wusste, wer ich bin."
Einmal schwer ausatmen, dann weiter.
Emilio: "Zur selben Zeit schaffte ein anderer Star seinen Durchbruch. Mit seiner scharfen Zunge und seinem makellosen Taktikverständnis im Ring sollte es schon bald sein Name sein, der von jedem GFCW-Fan gesprochen wird. Und dieser jemand ist Robert Breads. Niemanden, der bei der letzten Show aufgepasst hat, wird das überraschen."
Beim Namen Robert Breads kommen endlich starke Zuschauerreaktionen. Natürlich. Emilio weiß wieder genau, warum er jetzt in diesem Ring steht.
Emilio: "Wir waren sogar in einem Stable zusammen. Dicio war der Name. Und es war absolut grausam. Dennoch, zu diesem Augenblick gab es genug Parallelen zu uns. Aber hier enden auch unsere Gemeinsamkeiten."
Der Ton des Spaniers wird jetzt melancholischer.
Emilio: "Während Breads Titelkampf um Titelkampf führte, epische Fehden hatte und sogar in die PCWA ging, um dort sämtliche Rivalen zu besiegen, versank ich nach und nach in die Vergessenheit."
Emilio schüttelt müde den Kopf.
Emilio: "Ich hatte unfassbar großes Potential mit Ultima Ratio Regnum. Das Momentum, das Corps Nobilis und ich zu dieser Zeit hatten, hätte alles in der GFCW davongespült. Wirklich alles. Aber so sollte es nicht kommen. Denn ich ging. Ich verließ die Liga. Zum besten Augenblick meiner Karriere. Damit ruinierte ich meine Zukunft und den Run von meinen adligen Verbündeten. Von diesem Augenblick habe ich mich nie wieder erholt."
Der Spanier schaut nun Richtung Rampe.
Emilio: "Und jetzt stehe ich hier und blicke auf eine lächerliche Karriere zurück. Ich war nie ein Einzelchampion, ich habe nicht eine gute Rivalität in dieser Liga gehabt. Ich habe nichts erreicht. Breads hingegen? Er ist ein Hall of Famer. Er führt weiterhin interessante Rivalitäten, er hat einen verdammten Namen in dieser Liga! Aber ich kann mehr!"
Nun spürt man das Temperament des Adligen.
Emilio: "Ich bin keine verdammte Randnotiz in dieser Liga. Ich kann mehr! Ich sehe nicht ein, dass ich einfach nur der Typ bin, der andauernd kommt und wieder geht. Ich bin mehr. Und ich will es beweisen. Mit dir, Breads. Du und ich, zwei Seiten einer Medaille. Nimm mich verfickt nochmal wahr. Du darfst mich genauso wenig ignorieren, wie es das GFCW-Universe macht. Gib mir meine Chance auf Frieden. Gib mir die Chance meinen Schatten zu besiegen!"
Der Spanier schreckt kurz auf als plötzlich Musik aus den Boxen schlägt. Aber der Schock legt sich schnell. Anstelle davon folgt Enttäuschung. Es ist nicht Robert Breads. Die Musik, die spielt, ist die von Dynamite. Der Chef der GFCW konnte sich Emilios Monolog scheinbar nicht mehr anhören. Dennoch ist seine Stimme sehr warm, fast schon väterlich.
Dynamite: "Emilio. Ich verstehe dich. Ich verstehe, warum du auf Breads bestehst und dich mit nichts anderem zufrieden gibst."
Dynamite geht einige Schritte auf den Ring zu, während Emilio sich auf ein Ringseil zurücklehnt.
Dynamite: "Aber du scheinst einfach nicht zu verstehen, dass das nicht mehr 2010 ist. Ich habe es dir bereits vor zwei Wochen gesagt. Breads hat mehr als genug mit anderen Dingen zu tun. Er ist mitten in einer Fehde mit Ricksenburg. Er hat mit Aiden Rotari einen Protegé. Er ist durch und durch beschäftigt. Jetzt komm Emilio. Die GFCW ist jederzeit bereit dich wieder aufzunehmen, aber..." Emilio: "Nein. Kein Aber. Ich habe dir genau gesagt, was ich will. Ich-" Dynamite: "Du hörst mir einfach nicht zu, Emilio. Du verstehst nicht das Problem, und das obwohl du eben noch selber darüber geredet hast. Ich sage dir, was ich hier sage, jetzt als Freund, nicht als Chef. Emilio, mit dir arbeiten ist ein Risiko. Es war schon immer ein Risiko. In der Zeit als Tobi Whitehouse Champion war, habe ich mich darauf verlassen, dass du die GFCW als Champion in eine neue Zeit bringst. Ultima Ratio Regnum war der größte Draw in dieser Zeit. Und was hast du getan? Du bist gegangen. Als ich mich auf euch verlassen habe, bist du gegangen."
Die Worte zeigen Wirkung. Der Spanier steht sprachlos da.
Dynamite: "Ich war nie unfair zu dir. Kein einziges Mal. Jedes Mal kamst du zurück und jedes Mal empfing ich dich mit offenen Armen. Jedes Mal. Und auch jetzt bin ich bereit, dich wieder willkommen zu heißen und dir noch eine Chance zu geben. Aber du bist nicht in der Position, um irgendwelche Gefallen einzufordern. Ich gebe dir jetzt noch diese eine, letzte Chance. Gib mir die Hand, unterschreib einen Vertrag wie jeder andere und fang neu an. Arbeite dich nach oben."
Dynamite sucht vergeblich nach dem Augenkontakt zu Emilio.
Dynamite: "Die andere Option ist, dass du jetzt die Halle verlässt. Es tut mir leid, aber ich habe 15.000 Zuschauer in Kiel zu unterhalten. Und du hältst alles auf. Also, was wird es sein, Emilio?"
Es dauert einige Momente. Am Ende lässt Emilio aber das Mikrofon fallen und rollt sich aus dem Ring. Er begibt sich langsam auf die Rampe zu.
Robert Breads: „Schon gut, Boss. Meine Laune ist schlecht genug, als dass ich sie an jemandem auslassen will.“
Die Köpfe in der Halle drehen sich kollektiv – und zwar in Richtung der Stimme, die dem Mann gehört, der nun den Weg zum Ring hinuntermarschiert. Nach seiner früheren Konfrontation mit Ricksenburg im Büro von Eric Fletcher und den daraus für ihn entstandenen, höchst ungemütlichen Konsequenzen, klingt er gedehnt und gereizt, und so stakst Robert Breads, seines Zeichens der mehr oder minder direkt Angesprochene in dieser Situation, mit einigen Schritten in eine Position direkt neben Dynamite.
Robert Breads: „Momentan bereiten mir ein Typ, der seit über zehn Jahren von mir besessen ist, und ein ehemaliger Stable-Kollege mir Probleme. Hier kann ich mich an beidem in einer Person abarbeiten.“
Dynamite wirkt nicht unbedingt überzeugt – auf der anderen Seite ist das Standing von Breads dank der jüngsten und ziemlich erfolgreichen Phase im Nachwuchs-Bereich momentan ordentlich. Zumal Emilio ja nun bekommt, was er möchte, und so könnte sich die Sache von selbst klären. Und dann wäre da die nicht unbedingt zu vernachlässigende Tatsache, dass Breads‘ Ausstieg aus dem Protokoll vor einiger Zeit Dynamite das Leben unnötig schwer gemacht hatte.
Wenn der Kanadier also nun dieses Problem unbedingt selbst lösen wollte… soll er doch. Langsam hebt und senkt Dynamite den Kopf zustimmend, dann wendet er sich von der Szenerie ab und überlässt das Feld „Canada’s Own“, indem er sich umdreht und davongeht.
Robert Breads: „Keine Panik, ich habe das hier im Griff. Das hat sich schnell erledigt… wie der typische Emilio Fernandez Run.“
Die obligatorische und am einfachsten vorherzusehende Spitze von Breads wird als Erstes abgefeuert. Sein Blick ist erfüllt von einer seltsam anmutenden Genervtheit und Wut, übertüncht von einer keinesfalls gespielten und eindeutig auch wirklich so gemeinten Herablassung.
Robert Breads: „Hast du zumindest mittlerweile gelernt, dass die eigene Herkunft keine lobenswerte Charaktereigenschaft ist, oder musst du das weiter beibehalten damit der Brainpain-Rip-Off nicht ganz so offensichtlich ist?“
Der Kanadier macht noch einen Schritt nach vorne, bleibt dann aber stehen. Durch seine etwas erhöhte Position auf der Rampe kann er wortwörtlich auf den sich noch immer vor dem Seilgeviert befindlichen Emilio Fernandez herabblicken, und er tut das mit vollkommener Selbstverständlichkeit. Das hier sind die Kräfteverhältnisse, und dass Breads sich überhaupt dazu breitschlagen lässt, hier herauszukommen, ist aus der Sicht von „Canada’s Own“ ein Zugeständnis, das allein seiner schlechten Laune geschuldet ist.
Robert Breads: „Wie dem auch sei, ich muss dich trotz des schön und sogar beinahe faktisch korrekt vorgetragenen Liebesschwurs in meine Richtung abweisen. Denn was du sagst, stimmt nicht.“
Kurze Kunstpause, wie es ein Profi am Mikrofon eben tut, um kurz Spannung zu generieren, ehe er fortfährt.
Robert Breads: „Du hattest kein unfassbar großes Potenzial. Du warst bloß der Pausenclown, den ich damals am witzigsten fand. Du bist sehr wohl eine Randnotiz. Wir sind absolut nicht zwei Seiten einer Medaille. Ich DARF dich nicht ignorieren? Ich darf alles machen, was ich will. Du hast so gut wie nichts in deiner Karriere erreicht, wie du ja bereits ausführlich erklärt hast, und jedes mickrige Bisschen davon habe ich dir geschenkt. Ich DARF alles mit dir machen, was ich will. Ohne mich gäbe es dich gar nicht. Also erinnere dich, wo dein Platz ist, halt deine Klappe und bau mir von mir aus ein Denkmal, aber schreib‘ deinem Schöpfer nicht vor, wie er seine missratenste Kreatur zu behandeln hat.“
Wie es aussieht, hat Breads WIRKLICH schlechte Laune, aber das ist nach den Ereignissen, die sich seit Stranded zugetragen haben, auch nicht wirklich ein Wunder. Hier kommt alles zusammen, und Emilio Fernandez gibt das passende Ziel ab, auch wenn er sicherlich besseres als diese Behandlung verdient hätte.
Robert Breads: „Warum solltest du von mir irgendeine Chance kriegen? Was lässt dich glauben, du hättest das verdient? Ich habe dir schon mehr gegeben, als du je hättest bekommen dürfen, und dennoch traust du dich hier herauszukommen und um noch mehr zu bitten. Lass mich das klarstellen: Du bekommst kein Märchen. Du bekommst keine triumphale Rückkehr. Du bekommst keinen Redemption Arc. Niemanden interessiert dein Scheiß-Leben, deine Scheiß-Karriere oder wer du glaubst, sein zu müssen. Niemanden juckt es, ob Emilio Fernandez dieses oder jenes doch noch erreicht, weil du selbst im extrem unwahrscheinlichen Falle des Erfolges das tun würdest, wozu ich dich nun direkt auffordere, um uns das Aufschieben des Unausweichlichen zu ersparen: Verschwinde.“ "Nein."
Nur ein Wort kommt über Emilios Lippen. Doch wird es mit so einer Überzeugung gesagt, dass es reicht die Aufmerksamkeit der Menge auf sich zu ziehen. Der Spanier tritt nun näher an die Rampe. Breads soll nicht denken, er hätte Angst vor ihm.
Emilio: "Du willst mich vor diesen ganzen Menschen vorführen? Bitte. Du hast mich nicht erschaffen. Womit überhaupt? Mit Dicio? Mit Ironman? Mit dem Fakt, dass ich mir meine Chancen und meine Aufmerksamkeit gemeinsam mit Corps Nobilis erarbeitet habe? Lass uns doch ehrlich sein, Robert. Du stehst hier vor mir, vollkommen überzeugt davon, dass ich wieder verschwinden werde. Wie hast du es noch einmal letzte Woche erwähnt? Ich wäre ein Problem, dass sich einfach von selbst erledigt?"
Emilio legt eine von Breads förmlich kopierte Kunstpause ein.
Emilio: "Doch da täuschst du dich, estúpido. In mir brennt mein adliges Blut nur noch dafür dieser Welt und besonders auch dir zu beweisen, dass ihr euch in mir getäuscht habt. Ich will keinen Hero’s Welcome, ich will nicht das Comeback des Jahres. Ich will nur eines: dich schlagen. Ich will dich in diesen vier Ecken besiegen. Wenn ich das gemacht habe, habe ich bewiesen, dass ich es schon immer konnte. Dann bin ich ganz."
Breads will gerade wieder ansetzen, aber Emilio unterbricht ihn.
Emilio: "Und bevor du jetzt wieder mit deinen Beleidigungen anfängst, lass mich zunächst deine Nettigkeiten erwidern, und dir eine Frage stellen: Hat dich die gesamte Situation mit Ricks und Schwanenburg so verunsichert, dass du nicht einmal mehr daran glaubst, deine missratenste Kreatur zu besiegen? Was ist, Robert? Vor den 15.000 Menschen in Kiel: Bist du wirklich so ein Feigling geworden?" Robert Breads: „Ich bin nicht nicht feige. Bloß mit wichtigerem beschäftigt als mit dir. Dass du das nicht einsehen würdest, habe ich befürchtet, aber dennoch… könnte sich das tatsächlich als nützlich erweisen.“
In diesem Moment sieht man die Räder im Kopf des Head Coaches der Jugendabteilung rattern, was eine kurze Pause zur Folge hat, ehe Breads fortfährt.
Robert Breads: „Nun, ich hatte mit unserem Commissioner über so etwas wie einen kleinen Showcase für einige Jungs aus der GTCW sprechen wollen, die heute als meine Gäste hier sind, um zumindest schon einmal backstage War Evening Luft zu schnuppern. Vielleicht ein Exhibition-Match, weißt du, gegeneinander, oder aber… gegen dich?“
Breads scheint diesen Plan gerade live in diesem Moment zu entwickeln und denkt einfach nur laut.
Robert Breads: „Wie wär’s? Du willst ja kein Heroes Welcome, richtig? Dann fang unten an. Noch unter der GFCW, bei unseren Trainees. Bei MEINEN Trainees, um genau zu sein. Zeig mir, dass du jemanden schlagen kannst, der unter meiner Aufsicht seine Ausbildung durchläuft, und ich… werde zumindest darüber nachdenken, dir entgegenzukommen, was deinen Wunsch angeht.“
Er will Emilio offensichtlich nicht zu viel anbieten, und gleichermaßen aus dieser ihn ganz offensichtlich nervenden Situation noch das Beste machen und irgendeine Form von Kapital schlagen. Wenn das heißt, er muss ein wenig klein bei geben, dann ist es so – denn im Gegensatz zu Emilio scheint ihm am Nachwuchs tatsächlich etwas zu liegen.
Robert Breads: „Oder bist du dafür etwa… zu feige?“
Simple rheotrische Falle, aber Emilio hatte wohl sowieso niemals vor, das hier abzulehnen. Ohne jede Spur von Angst oder Nervosität nickt Fernandez, um das Match zu akzeptieren, und Breads scheint ob dieser Entwicklung tatsächlich hocherfreut.
Robert Breads: „Großartig! Also, wer zuerst kommt, malt zuerst… Jungs, ich hoffe ihr guckt backstage die Show, und wenn nicht, dann ist das euer Verlust. Der Erste, der mir jetzt unter die Augen kommt, bekommt das Match, genau jetzt, genau hier, bei War Evening. Einmalige Chance, das mache ich so bald nicht wieder.“
Und es ist wirklich beeindruckend, wie schnell jemand auf der Stage auftaucht. Vielleicht hatte er Glück, dass er gerade an einem Monitor in der Nähe des Entrance-Bereichs gestanden hatte, statt am Catering oder weiter weg, aber Fakt ist, dass Breads egal ist, warum der junge Mann der Erste ist, der hier auftaucht – es ist bloß wichtig, dass er der Erste ist. Außer Atem und mit raschem Blick hinter sich, kontrollierend, ob er auch wirklich der Einzige ist, wird sich der Rotschopf in diesem Moment bewusst, dass er es wohl geschafft hat.
Robert Breads: „Und damit hätten wir unser Match… Emilio Fernandez gegen Cormack! Das sollte eher deine Kragenweite sein, hombre.“
Und mit einem extrem herablassenden Schulterklopfen bei Fernandez dreht sich Breads in Richtung Backstage-Bereich, während er Cormack heran winkt, der im Gegensatz zu den zwei Männern im Ring sehr wohl nervös aussieht. Nichtmal Gear hat er an, bloß einen Tracksuit mit dem Performance Center Logo darauf sowie ein paar Turnschuhe, aber das soll ihn nicht aufhalten. Jeder in der GTCW träumt davon, einmal in der GFCW Fuß zu fassen, und Cormack bekommt hier die große Chance, etwas zu beweisen – und das noch vor seinem bislang viel erfolgreicheren Bruder.
Robert Breads: “Unterschätz’ ihn nicht, Emilio… sonst war es das für dich und deine Ambitionen. Ich kann leider nicht bleiben, um mir das anzusehen, ich habe mich auf ein paar Champions vorzubereiten, um mir ein Titelmatch zu sichern… also viel Spaß, Jungs.“
Cormack steigt mit hochroten Wangen über die Ringtreppe auf den Apron, und seine Augen werden groß, als Robert Breads ihm doch tatsächlich die Seile aufhält und dabei auch noch einige kurz angebundene Worte der Motivation an ihn richtet. Fernandez kann nur zusehen, wie der Mann, der ihm keinen Funken Zuneigung entgegenbrachte, sehr wohl darin investiert zu sein scheint, seine anderen spirituellen Kinder auf den richtigen Weg zu bringen.
Es ist also nicht so, dass Breads sich generell für niemanden interessiert.
Er interessiert sich für beinahe jeden, der je unter ihm gelernt hat.
Er interessiert sich bloß kein bisschen für Emilio.
Cormack nickt eifrig und wirft Robert noch einen kurzen Blick zu, während dieser ihm ein beinahe väterliches Lächeln schenkt, bevor er abzieht, dann wendet er sich sichtlich aufgeregt an Emilio Fernandez. Mit einem Ruck wird die Jacke des Tracksuits entfernt und auch das T-Shirt darunter muss weichen, sodass der Jungspund aus der GTCW oberkörperfrei antritt.
Fernandez macht sich die Mühe allerdings gar nicht erst, auch nur ein Kleidungsstück – welches vermutlich einem Monatslohn bei der GTCW entsprechen dürfte, wenn wir den finanziellen Aspekt betrachten – zu entfernen. Er rechnet offenbar nicht damit, sich hier schmutzig machen zu müssen.
Referee Robin Stahlbrand – heute ansonsten nicht auf der Card zu finden – eilt die Rampe herunter, womit klar sein dürfte, dass dieses Impromptu-Match von allen Seiten abgesegnet wurde. Es geht also los.
Euphorisch zieht Mykru das blut(?)verschmierte und insgesamt einfach sehr dreckige Tuch von der etwas größer als ein Schuhkarton förmigen Box, um seinem neben ihm stehenden und mit skeptischem Blick auf den Tisch vor sich schauenden Partner und Co-Tag Team Champion die große Überraschung zu präsentieren, die sich unter eben dieser Verdeckung befindet und auf zwei sehr gegensätzliche Arten gedeutet werden könnte, bei Mykrus strahlender Miene aber eigentlich nur eine gutgemeinte und positive Schlussfolgerung zulässt, denn er präsentiert:
Eine Ratte.
Ungeduldig und keine Reaktion überhaupt erst abwartend zeigt Mykru direkt mit der linken Hand auf eben diese fette, graue und struppige Ratte im Käfig, während er auf Scarecrow schaut und ihn mit großen Augen und weit geöffnetem und halbwegs lächelnden Gesicht anglotzt um mit der rechten Hand in sein Gesicht, viel mehr seine Nase, zu fassen und die Hand wiederholt davon wegzuziehen um Scarecrow entweder mit einem Lügner á la Pinocchio zu vergleichen, was die böswillige Interpretation wäre oder aber um auf die Pestmaske seines Partners anzuspielen, was wohl als Begründung für die Haustierwahl dienen sollte und nachvollziehbarer wäre, wenn man auch einmal nur einen ganz kurzen Blick auf den Zettel auf dem Käfig wirft.
Scarecrow
starrt ohne eine Mine zu verziehen auf den Tisch, den Käfig,
nimmt die Augen kurz nach oben, starrt auf Mykru, auf den Zettel
und wieder auf seinen Partner, der eben so starr glubschend nun
doch verzweifelt auf eine Reaktion zu warten scheint.
Begeistert
und über das ganze Gesicht strahlend folgt Mykrus Blick der
Ratte und bleibt bei Scarecrows Gesicht hängen.
|