War Evening, ÖVB-Arena (Bremen), 22.09.2023


In Kooperation mit



Wir sind in der ÖVB-Arena, Bremen. Über 14.000 begeisterte ZuschauerInnen, die per Kamerafahrt, Feuerwerksbeleuchtung und Lichtershow eingefangen werden und ein Mordsfeuerwerk bestaunen können.


Die letzte War Evening Ausgabe vor Brainwashed und die Anspannung ist auch unter den Zuschauern zu spüren. Die Kamera fährt nun zum Kommentatorenpult, wo die Urgesteine Pete und Sven souverän durch den Abend führen werden. Doch….die Plätze sind verwaist!

Kein Pete und Sven, nirgens. Plötzlich erklingt wieder eine Musik:



Mit Fanfaren fährt plötzlich ein Traktor des Landwirtschaftsverbandes Bremen in die Halle.



Und wer winkt denn da als illustre Gäste vom neuen Deutz 4-Zylinder Traktor der Baureihe 6.4? Es sind Pete und Sven. Wie ein altes Monarchen-Ehepaar grüßen sie die Zuschauer zur alten Bremer Landeshymne. Was ein Auftritt!

Unter großem Jubel nehmen die beiden dann ihre Kommentatorenplätze ein.


Sven: „Was ein Empfang hier in……äh….Bremen!“


Pete: „Willkommen liebe Fans. Das ist die letzte Ausgabe War Evening vor Brainwashed und wir starten mit einem tollen Programm.


Singles Match:
Alex Jr. vs. Gisbert "Gino" Rieß
Referee: Mike Gard


Sven: „Ähh. Von der Regie hören wir gerade, dass das Match leider ausfallen muss. Alex Jr. hat sich verletzt.“

Pete: „Kein guter Start für das große Talent. Wir wünschen eine gute Genesung.“



Singles Match:
Robert Breads vs. Emilio Fernandez
Referee: Karo Herzog


Sven: „Das wird aber mal ein richtiger Kracher. Zwei sehr erfaherene Wrestler stehen dann endlich im Ring. Rückkehrer Emilio Fernandez will es nochmal wissen und trifft auf die Legende schlechthin: Robert Breads!“

Pete: „Für Robert ist das Match wohl lästig, das hat er schon durchblicken lassen. Aber Fernandez will das Duell unbedingt und er hat es sich verdient. Das wäre natürlich ein riesiger Boost für den Comebacker, wenn er hier Robert tatsächlich schlagen sollte!“

Sven: „Aber etwas Ringrost müsste an Emilio nach haften. Breads ist dagegen nicht nur voll im Saft, er ist auch wieder richtig in Form. Für mich gerade schwer vorstellbar, wie Fernandez hier den Sieg holen will..“

Pete: „Da wir ihn aus vergangenen Zeiten noch kennen: Emilio Fernandez sollte man nie unterschätzen!“



Six Men-Tag Team-Match:
Ask Skogur & OnlyFriends (Kyle Douglas & Kyd Flawless) vs. Thomas Camden & Urban Ultras Berlin (Slay Oakland & Max Moustache)
Referee: Robin Stahlbrand


Sven: „Danach folgt eine vermutlich sehr wilde Keilerei. Die Children of Warth und die Fists for Future Foundation sind überhaupt nicht gut aufeinander zu sprechen.“

Pete: „Das gilt auch für Ask Skógur und Thomas Camden! Camden kostete vor zwei Wochen Ask den Sieg. Ask wurde nun wirklich sehr häufig hintereinander beschissen. Der Mann muss einem doch langsam leidtun.“

Sven: „Aber Unstimmigkeiten gibt es auch Untereinander. Die Children sind sich nicht ganz grün und die Ultras und Morbeus haben mit Camden auch eine nicht unbedingt konfliktfreie Historie!“
Pete: „Apropos. Wir schalten direkt mal in den Backstagebereich, da hat die Kamera gerade zwei Protagonisten dieses Matches eingefangen.“


Im Backstagebereich


Richtig in die Scheiße hast du uns geritten. Das ist doch alles total bescheuert!“


Etwas aufgebracht spricht Joungster Kyle Douglas zu Niander Cassady-Taylor in einem Seitengang der Arena in Bremen. Der Kanadier versucht dabei gestenreich seinem „Mentor“ seine Unzufriedenheit mit der Allgemeinsituation verstärkend darzustellen.


Kyle: „Wir hatten klar abgemacht, dass wir Titles gewinnen wollten. Die Tag Team Titles oder eben einen Singles Title. Ich habe mich das ganze Jahr über nicht aufgedrängt, sondern den Teamgedanken hochgehalten. Mit Kyd sind wir weit gekommen und fast hätten wir uns die Tag Team Titles auch geholt. Ich habe Drake, Breads und Rotari besiegt. Das sind Hall of Famer und Topstars der Liga. Und ich will selbst ein Star werden. Und jetzt müssen wir deine Gier meinen Onkel zu zerstören wieder nachgeben. Ich mein, wir jagen ihn und er weicht aus. Ist meist ein Schritt schneller. Dabei zerstört er sich mit Alk und Tabletten ohnehin selbst. Was soll das alles?“


Niander mustert seinen Schüler und zeiht dabei leicht sine Oberlippe nach oben. Nun ist der bereits verfaulte Eckzahn auf der linken Seite seines Mundes deutlich zu sehen. Kein schöner Anblick. Dann schüttelt sich Niander kurz und schaut Kyle in die Augen.


NCT: „Ich mache das alles nicht für mich. Ich mache es für DICH, Kyle. Morbeus ist größer als der Intercontinental Title oder die Tag Team Titles. Er ist das Hindernis, er ist der Gatekeeper für dich zu den großen Titeln. DU willst es nicht wahrhaben, aber du wirst ihn nicht einfach ignorieren können. Innerlich schäumt es in dir. Er hat dich nie gefördert, war meist abwesend. Du hast einen Topstar des Wrestlings in deiner engeren Familie und er hat dich nie trainiert? WTF. Aber es ist noch mehr. ER will nicht, dass du größer als er wird. Er wird es verhindern, wie er es immer tut.“

Kyle: „Puh. Steile These. Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass du die Story immer so drehst wie es dir am besten passt. Ja, wir ignorieren uns. Aber was soll er denn bitte seit seiner Wiederkehr gegen mich gemacht haben? Langsam wird das alles doch etwas hanebüchen, meinst du nicht?“

NCT: „Nein. Ich habe konkrete Beweise und sobald ich sie mir vorliegen, werde ich sie auch zeigen. Dann wirst du das alles nicht mehr hinterfragen! Für heute Abend steht ein pikantes 6-Men-Tag Match an und das ist doch die Gelegenheit zu zeigen, dass du der beste der 6 bist. Kein Weg in der Liga wird dir verbaut, wenn du regelmäßig in den Ring steigst und deine Matches gewinnt. GANZ im Gegenteil. Und jetzt bereite dich auf das Match vor!“


Kyle kneift etwas die Augen zusammen und ist sich offensichtlich nicht ganz sicher, ob das was da NCT so sagt auch alles stimmt. Cassady-Taylor ist mit seinem Plädoyer aber durch und geht den Gang entlang, sodass die Kameralinse ihn nicht mehr einfangen kann.


Singles Match:
The End vs. Scarecrow
Referee: Jack Bobo


Sven: „ Und dann ein Main Event der Extraklasse. The End kämpft sich weiter durch Leviathan. Heute Abend trifft er auf den aktuellen GFCW Tag Team Champion Scarecrow!“

Pete: „Kein leichtes Unterfangen für den King of Anarchy. Scarecrow hat sich in den letzten Wochen und Monaten zu einer richtigen Hausnummer gemausert. Er wird The End es so schwer wie möglich machen. Und er hat Verbündete!“

Sven: „Die fehlen The End, aber er ist der beste Wrestler im gesamten Roster. Punkt. Wenn er World Heavyweight Champion werden will, dann muss er heute Abend Scarecrow schlagen.“

Pete: „Das ist also die Card und sicher werden wir auch von Jannek, Zereo, Schwanenburg, Ricks oder Rotari hören! Wir wünschen gute Unterhaltung!“



The End: „Es könnte nicht besser laufen.“


Wir befinden uns in der Kabine von End & Corleone. Wie eh und je versinnbildlicht sie den Charakter von sowohl End als auch Corleone. Gemütlich sitz End auf seinem Sessel, während er sich in seiner Zufriedenheit verliert. Wir sehen, dass er einen knallig-dunkelroten Apfel in der Hand hat, den er einmal in die Luft wirft, bevor er ihn wieder auffängt.


The End: „Luna ist weg, Mykru habe ich geschlachtet, Drake ist viel zu eingeschüchtert, um irgendwas zu machen und Scarecrow hat sich vor lauter falschem Ehrgeiz unserem gemeinsamen Kumpel Zane in den Weg gestellt, nur um heute als nächster dran zu glauben. Die Schlinge für den World Champion wird immer enger und schon bald, zieh ich sie zu.“


Oh ja, End wirkt glücklich. Es scheint tatsächlich, wie er sagt: es könnte nicht besser laufen. Er nimmt einen großen Bissen von seinem Apfel.

Gegenüber sitzt nun allerdings James Corleone, der nicht ganz so euphorisch zu sein scheint, wie sein Schützling. Fast schon besorgt schaut er zu End.


James Corleone: „End. Du…“


Während End noch am Stück des Apfels kaut, ist dennoch klar zu erkennen, dass diese minimalen Worte, vor allem aufgrund dessen, dass sie in der besagten Sorge Corleones gesprochen wurden, seiner guten Laune einen Dämpfer zu verleihen drohen. End schaut zu seinem Manager. Der wiederum fühlt sich ertappt. Aber egal. Auch wenn seine Position nicht mehr dieselbe ist und er keine Fehler machen darf, ist es jetzt wichtiger frei herauszusprechen, als sich unterzuordnen, um Frieden zu wahren. Es gilt, dass End gewinnt. Das ist das Wichtigste.


James Corleone: „Ich… alles, was ich sagen will, ist dass du aufpassen musst. Aktuell sieht alles so aus, als sitzt du am längeren Hebel, das mag sein. Wir haben Zane instruiert, dass er als der Kämpfer der er vorgibt zu sein, in den Kampf geht: ohne Leviathan. Aber wir wissen, dass wir weder ihm noch dem Rest der Gruppe trauen dürfen. Und selbst wenn, Zane ist gut, wenn er es drauf anlegt, sogar sehr gut. Der größte Fehler, den du jetzt machen kannst, ist es ihn zu unterschätzen. Und dasselbe gilt für Scarecrow.“


End erwidert den Blick zu seinem Manager. Er kaut weiter den Bissen seines Apfels hinunter und beißt erneut ab, bevor er aufsteht und zum Wort ansetzt. Unhöflicherweise noch mit einem Stück Apfel im Mund.


The End: „Oh oh oh… Alter Mann. Du machst dir Sorgen um mich… wie nett.“


Es klingt schon leicht spöttisch, wie End diese Worte spricht, bevor er den Rest des Apfelstücks in seinem Mund schluckt.


The End: „Zane… Scarecrow… Leviathan. Die haben sich nicht unter Kontrolle. Ich bin derart in deren Köpfen drin, dass die keine Ahnung haben, wie sie mich besiegen sollen. Und wer kann es ihnen auch verübeln, denn das werden sie nicht.“


End läuft um Corleone herum.


The End: „Aber ich kann dich beruhigen. Ich werde keinen von ihnen unterschätzen. Das habe ich nebenbei bemerkt auch nicht bei Mykru getan. Ich weiß, wozu sie fähig sind, schließlich war ich lange genug ihr Anführer. Aber ich kenne nun mal auch ihre Schwachpunkte. Also, alter Mann, du kannst mir vertrauen.“


End stellt sich Corleone nun gegenüber und für einen Moment scheint der leicht arrogante, überlegene Tonfall und Ausdruck zu verschwinden, bevor End sich duckt, um Corleone nun Angesicht zu Angesicht zu sein.


The End: „Darauf haben wir so lange hingearbeitet. Dafür hast du mich ausgebildet. Ich bin so kurz davor, endlich an der Spitze der GFCW zu stehen. Leviathan, Drake… das ist die eine Sache, aber hier geht es um die GFCW Championship. Das ganz große Gold. Ich bin so kurz davor es zu gewinnen und dann hat sich alles ausgezahlt, unsere lange, harte Arbeit.“


Diese Worte klingen versöhnlich, fast schon wirklich, als würde der Sohn hier zu seinem Vater sprechen. Doch so schnell der Moment sich ergeben und selbst Corleone so etwas wie ein warmes Lächeln auf seinem kalten Gesichtsausdruck abgerungen hat, verschwindet er auch wieder.

End steht wieder auf, noch bevor Corleone dazu kommen konnte auf diese Worte zu reagieren.


The End: „Also verbringe weniger Zeit damit dir Sorgen darüber zu machen, was schieflaufen könnte und fang an dir Gedanken zu machen, wie das nicht passieren wird. Darüber, wie wir dieses letzte Stück bis zum Erreichen unseres Ziels unbeschadet überstehen.“


End nimmt noch einen Bissen von seinem Apfel. Anschließend drückt er ihn… Corleone in die Hand, der etwas unbeholfen reagiert und ihn annimmt.


The End: „Also, dann werde ich mich wohl mal auf das Match vorbereiten, dass ich nicht unterschätzen darf. Ich kann es kaum erwarten Scarecrow endlich in die Finger zu kriegen. Denn sein Verrat… war der Schlimmste.“


Anschließend läuft End in Richtung der Eingangstür zu, um den Raum zu verlassen und in dem Backstagebereich der ÖVB-Arena zu verschwinden.




Im Backstagebereich der ÖVB-Arena sind Ask Skógur, Kyd Flawless und Kyle Douglas zu sehen. Die drei werden nachher als Team antreten. Das erste Mal gemeinsam. Doch was der Beginn eines verheißungsvolles Trios sein könnte, entpuppt sich eher noch als die Verarbeitung des Vergangenen: Asks Niederlage gegen Morbeus bei der letzten Show.


Flawless ist schon komplett in seiner Ringgarderobe gekleidet, währenddessen Kyle noch mit seinem kahl rasierten Schädel dasteht. So richtig zufrieden scheint er mit der Gesamtsituation gerade nicht zu sein. Beide schauen zu Ask. Während sie recht nah beieinanderstehen, steht Ask etwas weiter abseits, mit den Armen verschränkt vor dem Körper und einem Blick direkt ins Leere. Als würde er körperlich bei den anderen Beiden anwesend sein, sich geistig, aber komplett woanders befinden.


Flawless ergreift zuerst das Wort.


Kyd: „Hey, Ask. Ist echt nicht so gelaufen, wie wir uns das gewünscht hatten vor zwei Wochen….aber heute können wir uns revanchieren. Schließlich sind wir nicht nur deine Bodyguards, sondern auch offiziell im Ring mit dabei!“

Kyle: „ Jeder hat gesehen, dass du mit Abstand der Bessere warst. Ich hab kein Plan was mit meinem Onkel wieder los ist, aber er sah sehr verloren aus. Er hat wohl wieder getrunken, so kann man auch nicht in den Ring steigen. Totaler Selbstzerstörungsmodus. Ich weiß allerdings nicht, wie er es immer schafft noch seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Wieder haben er und seine Bande dich reingelegt. Ich bin nicht so gut darin andere zu täuschen. Weil ich das nie gebraucht habe. Harte Arbeit und Leistung sind mein Credo. Ich sage dir meine Unterstützung zu für dieses Match, Ask. Aber ich kann nur wrestlen. Ich behaupte ich kann sogar sehr gut wrestlen. Aber diese ganzen Mindgames die Niander und Morbeus da immer durchführen…..da bin ich raus!“

Kyd: „So sieht es aus, Ask. Das ist das, was wir dir anbieten können, heute Abend.“


Ask wirkt gedanklich immer noch abwesend. So richtig klar ist nicht zu erkennen, ob er vernommen hat, was gesagt wurde.


Ask: „Keine Freunde… Ich hab hier keine Freunde.“


Kyd und Kyle werfen einander ein Blick zu. Sie scheinen nicht wirklich zu wissen, wie sie auf diese Antwort reagieren sollen.


Als Kyle Douglas auf Asks Nicht-Statement wieder eingehen möchte, sind aus der Halle laute Buhrufe zu vernehmen. Niander Cassady-Talyor hat gerade die Szenerie betreten. Der Mann aus dem Mittleren Westen trägt schwarze Jeans, beige Cowboy-Stiefel sowie ein schwarzes Western-Hemd. Den dunklen Cowboy-Hut hat er tief über sein Gesicht gezogen, nur das leicht diabolische Grinsen ist zu erkennen.


NCT: „Oh? Komme ich zu spät zur Taktikbesprechung?“


Kyle Douglas hüstelt ein wenig und räuspert sich. Kyd schaut Ask Augenrollen an. Das erste Mal in diesem Segment, dass Ask so Etwas wie eine Reaktion zeigt.


Kyle: „Ach, wir haben uns eben nur schon mal ausgetauscht. Kann ja nicht schaden, oder?“

NCT: „Hmm, kann nicht schaden. Ich vermute aber mal, ES WIRD AUCH NICHTS BRINGEN! Weil ihr Greenhorns noch immer nicht begreift mit wem wir es zu tun haben. In diesem Ring stehen keine Wrestling-Götter. Das sind alles keine GFCW-Hall of Famer. Ausschussware eventuell Durchschnitt. Mehr nicht. Und trotzdem lassen wir sie jedes Mal aufs Neue vom Haken.“

Kyd: „Ne Menge Platituden, Niander…“

NCT: „Schnauze!“


Mit einem kurzen Ausfallschritt ist NCT direkt beim Highflyer und gibt dem Mann aus Seattle eine schallende Ohrfeige. Die Zornigen erschrecken.


NCT: „Vorbei ist nun die Zeit der Widerworte und des akademischen Diskurses. Wir ziehen heute alle Register. Ihr müsst lernen euch zu wehren. Und das mit allen Haken und Ösen. Ich habe Waffen mitgebracht. Und diese werden heute Abend eingesetzt. Scheiß auf eine mögliche Disqualifikation! Scheiß drauf, wen wir treffen. Wir treffen IMMER die RICHTIGEN! Ich bin aktiv am Ring. Wir lassen uns nicht in irgendwelche Themen herein quatschen. WIR HANDELN! CAPICHE!“


Und dieser kleine Wutausbruch von NCT, lässt bei Ask nun auch sämtliche Systeme überladen: jetzt ist Schluss.


Ask schreckt vor, packt NCT am Kragen und drückt ihn gegen die Wand. Mit emotionsgeladener Stimme und tatsächlich auch wieder einem Anflug von Wut, den man bei Ask mittlerweile eher selten sieht, beginnt er nun endlich zu sprechen.


Ask: „DU bist ein verlogenes Stücken Schei… Nein, ich werde hier sicher nicht ausfällig, aber lass dir eins gesagt sein. Die Beiden hier mögen nach deiner Pfeife tanzen, aber ich tu das ganz sicher nicht. Ich bin immer noch mein eigener Herr und dabei… bin ich ganz allein.“


Asks Augen tränken sich in der bitteren Realisierung, dass das, was er da sagt, die Wahrheit ist. Dabei löst er den Griff wieder etwas von Niander, bevor er allerdings einmal mehr zudrückt und sich wieder fasst.


Ask: „… jedenfalls, bin ich ganz bei Kyd und Kyle. Wir müssen uns nicht auf das Niveau unserer Gegner herablassen. Wir sind Wrestler. Also lasst uns genau das tun, wrestlen. Und vielleicht schaffen wir es ja EIN EINZIGES Mal, dass wir ein Match fair entscheiden.“


Ask kocht langsam wieder herunter. Er lässt von Niander ab und beruhigt sich etwas. Dabei richtet er die Weste des Cowboys ein wenig, tippt ihm fast schon leicht „entschuldigend“ auf die Brust, als ob er realisieren würde, dass es gerade wieder fast mit ihm durchgegangen wäre. Er lässt NCT los und dreht sich wieder zu Kyd und Kyle.


Ask: „Klingt gut, was ihr da sagt und Mann, ich würde euch auch gern glauben, aber wenn selbst ein Thomas Camden mittlerweile verrücktspielt…, ja, auf wen ist dann noch Verlass?“


Der Eingriff von Camden vor zwei Wochen gegen ihn nimmt Ask mit. In dieser Liga, in der so gut wie alle gegen ihn sind, war Camden bisher immer der Einzige, der es nicht war. Aber wie Ask schon sagt, offenbar, hat er hier wirklich keine Freunde. Ask kann sich nur auf sich selbst verlassen. Im Wald. In der Zivilisation. Überall.


Ask: „Egal jetzt. Lasst uns das Ding heute holen.“


Ask schaut noch einmal zu NCT, nach wie vor geladen und genervt, wenn auch nicht mehr ganz so wütend wie noch vor wenigen Minuten und anschließend nochmal zu Kyd und Kyle, bevor er schließlich schon losgeht.



Tammy: „Meine Damen und Herren, heißen Sie mit mir einen der Teilnehmer des nächsten Matches willkommen… den Head Coach des GFCW Performance Centers und Mitglied der Hall of Fame, Robert Breads.“


Die Szenerie ist bekannt – die Interview-Wand der GFCW. Hier werden Segmente mit Hall of Famer Mac Müll, Interviewerin Tammy oder auch Solo-Promos mancher Wrestler abgehalten. Tammy hält das Mikrofon in Richtung des Mannes, der nun ins Zentrum unseres Kamera-Shots tritt.


Robert Breads nickt kurz. Wir sehen nur seinen Oberkörper, der von einer offenen Tracksuit-Jacke mit dem Logo des GFCW Performance Centers darauf zum Teil verdeckt wird. Er wirkt mehr als nur fokussiert, versprüht fast schon eine gewisse Vorfreude, seine schlechte Laune der letzten Wochen an jemandem auszulassen. Nicht, dass er lächeln würde, es ist eher eine bedrohliche Gier im Blick des Hall of Famers.


Berzerk hatte schon ein wenig der aufgestauten Frustration abbekommen, doch es ist noch etwas anderes, den „Hauptschuldigen“ höchstpersönlich vor die Flinte zu bekommen. Sicher, die Birds of Decay, Ricksenburg und die Trennung von Rotari spielen da auch eine Rolle, aber das, was konstant am meisten genervt hat, was niemals Teil des Plans war und was sich quasi für eine Bestrafung aufgedrängt hatte…


Tammy: „Robert, bei der letzten Show konntest du einen Sieg gegen Berzerk einfahren. Nichtdestotrotz wurde dir selbst nach diesem Triumph zum Ende der Show noch einiges vorgeworfen. Spielt das heute Abend eine Rolle?“

Robert Breads: „Meinst du die Bemerkung, ich sei der „Johnboy Dog dieser Generation“?“


Stumm bestätigt das GFCW-Urgestein am Mikrofon mit dem Heben und Senken des Kopfes. Die anhaltende Faszination – manche mögen es auch als Obsession bezeichnen – des Kanadiers was Ricksenburg angeht ließ es nur logisch erscheinen, dass er darauf ohnehin zu sprechen kommen würde, also fragt Tammy sehr direkt. Breads ist schließlich niemand, der scheu ist, wenn es darum geht, verbal auszuteilen.


Robert Breads: „Wenn diese Parallele hinkommt, heißt das wohl, dass auf meine alten Tage noch ein dritter World Title auf meinem Weg liegt. Das ärgert mich nun wirklich nicht. Ich denke, Brainy hatte einfach „Hunde“ im Kopf, wo sein aus dem Tierheim für mathematisch begabte Scheißviecher adoptiertes Haustier doch neben ihm stand.“


Wer damit gemeint ist muss wohl kaum erklärt werden, und „Canada’s Own“ wirkt ob dieser Worte recht zufrieden mit sich – er hatte allerdings auch zwei Wochen Zeit, sich eine „schlagfertige“ Antwort zu überlegen. Tammy verzieht das Gesicht, ob dieser an der Grenze zur Peinlichkeit kratzenden Art zurückzuschießen, ist aber natürlich Profi genug, als dass Breads das nicht mitbekommt, und ihre Miene ist so neutral und kühl wie möglich, als er von der Kamera zu ihr blickt.


Tammy: „Eine recht gemäßigte Reaktion von einem Mann, der dazu neigt, Dinge überaus… persönlich zu nehmen.“


Sie zögert kurz, bevor sie die letzten drei Worte ausspricht, muss sich allerdings nicht sorgen, da Breads, nachdem sie diese ausspricht, lediglich mit den Schultern zuckt.


Robert Breads: „Das ist richtig. Und seit jeher waren Trotz und Rachegedanken meine stärksten Motoren. Manche verlieren sich in Gehässigkeit und dem Wunsch, einen Gegner zu blamieren, aber ich gehe darin auf. Also werft ruhig weiter Holz ins Feuer. Ihr werdet erst erkennen, was ihr getan habt, wenn es euch verschlingt… so wie es heute Abend passieren wird.“


Der Sieg gegen Berzerk war mit Nichten eine totale Vernichtung seines Gegners, aber zumindest etwas, das einer „Machtdemonstration“ näherkam als man das von Breads seit längerem gewohnt war. Jetzt soll Emilio Fernandez dran glauben.


Tammy: „Du spricht selbstverständlich über deinen Gegner Emilio Fernandez. Ein besonderes Match.“

Robert Breads: „Für die Marketing-Abteilung der GFCW mit Sicherheit. Für Emilio Fernandez ist es das Match seines Lebens. Für mich ist er der bislang irritierendste Versuch unserer Promotion, einem Sommerloch vorzubeugen.“


Damit spielt er wohl darauf an, dass Emilio nun wieder offiziell Teil der GFCW ist – und somit von Dynamite den Vertrag bekommen haben dürfte, den er ihm vor einigen Wochen noch verweigerte.


Robert Breads: „Er begehrt auf, dabei sollte er dankbar sein. Niemand würde sich für sein Comeback interessieren, wenn er nicht gegen mich kämpfen würde. Schon wieder schenke ich ihm allein dadurch, dass er in meiner Nähe existieren durfte, mehr „Karriere“ als er eigentlich besitzen dürfte. Er war schon immer ein Produkt meiner Gnaden, aber jetzt, über eine Dekade später…“


Kurz verliert der Kanadier sich. Für einen winzigen Moment werden die Augen glasig, blicken in die Ferne, als würde er sich über etwas nachdenken, als würde etwas an ihm nagen – nicht zum ersten Mal, aber gerade, als er diese Worte ausspricht, besonders. Tammy wartet einen Moment, gespannt, was nun folgen soll, ehe sie sich räuspert und den zweifachen World Champion wieder ins „Hier und Jetzt“ holt.


Tammy: „…und jetzt?“

Robert Breads: „Jetzt ist es an der Zeit zu sehen, ob ich vollkommen falsch gelegen habe.“


Stirnrunzeln bei der Interviewerin.


Tammy: „In welcher Hinsicht?“

Robert Breads: „Ich habe nicht unbedingt für die gleichen Dinge Respekt, für die andere Respekt haben. Über ein Jahrzehnt lang einen Groll zu hegen und alles dafür zu tun, ihn tilgen zu können, gehört allerdings dazu.


Ich mag Emilio nicht. Er ist, alles in allem, eine Enttäuschung. Es pisst mich an, dass er meine Zeit verschwendet, und er ist entweder dumm oder größenwahnsinnig, dieses Match zu verlangen, aber ich komme nicht umher, diesem Willen, den er demonstriert, eine gewisse Anerkennung zu zollen.“


Das kommt in der Tat etwas überraschend. Er ist nicht von seiner persönlichen Haltung gegenüber Emilio abgewichen, Sympathien sind rar gesät. Mit einem gewissen Widerwillen gibt Robert hier preis, was er von Fernandez‘ Aktionen der letzten Wochen tatsächlich hält.


Robert Breads: „Es hat knappe dreizehn Jahre gedauert, aber es scheint beinahe so, als hätte sich etwas von dem, was wir alle… und so gerne ich es auch würde, ich kann mich da nicht ausschließen… in ihm gesehen haben endlich manifestiert. Er hat endlich angefangen, nach oben zu treten.“


Für einen reichen Nobelmann sicherlich eine ungewohnte Situation, aber im Kontext der GFCW definitiv zutreffend.


Robert Breads: „Und ganz ehrlich, ein kleiner, ein winzig kleiner Teil von mir, würde sich wahrscheinlich für ihn freuen, wenn er das mit irgendwem anders veranstaltet hätte. Ich würde ihm vielleicht sogar einen netten kleinen Sieg wünschen, wenn er jemand anderen herausgefordert hätte. Hat er aber nicht. Er hat mich herausgefordert. Den Mann, der im Moment liefert wie kein Zweiter.“


Zumindest ist heute die vierte der letzten fünf Shows, bei denen Breads ein Match hat. Für einen Mann in seinen 40ern eine nicht zu verachtende Leistung. Wieder einmal biegt sich der Mann aus Toronto die Faktenlage ein wenig zu Recht, aber zumindest in Körnchen Wahrheit kann man in diesen Aussagen finden, wenn man denn möchte.


Robert Breads: „Das hier wird ein Exempel. Eines für alle, die glauben, sich auf meine Kosten einen Namen machen zu können. Eines für alle, die glauben, ich wäre nicht längst in jedem MVP-Rennen, das ihr aufmachen wollt. Eines für alle, die bequem und satt geworden sind und glauben, mit erbärmlich ambitionsloser Aufrechterhaltung des Status Quo genug zu tun.


Heute Abend prügle ich Emilio Fernandez so dermaßen den Schädel zu Brei, dass er Sevilla nicht mehr von Luxemgal unterscheiden kann. Er wird jedem noch so obskuren Gott danken, sollte er sich nach diesem Match noch an seinen eigenen Namen erinnern können. Dreizehn Jahre hast du gewartet, Emilio, und wäre ich abergläubisch würde ich dahinter Absicht vermuten, um mir mit kosmischem Unglück gefährlich zu werden, denn das ist wahrscheinlich deine beste Chance.


Ich bin aber nicht abergläubisch. Ich bin schlicht und ergreifend besser als du. Ich war immer besser als du. Ich werde immer besser als du sein. Und das werde ich dir in wenigen Minuten so schmerzhaft wie nur irgendwie möglich vor Augen führen.


Siéntete orgulloso de haber mostrado corazón al menos una vez antes de tu inevitable final.”




Naja…da hätten sich vor zwei Wochen vermutlich noch mehr Leute drüber gefreut. Der Stachel sitzt aber tief. Der Angriff auf Ask Skógur, AUSGERECHNET auf Ask, da leidet die Beliebtheit des Oregonos schon ordentlich drunter und das ist ihm höchstwahrscheinlich klar.

Zumindest steht er entsprechend da in seiner halbmobilen Bäckerei, die er sich vielleicht mal wieder für ein paar nette Worte von Netflix ausgeliehen hat. Tja, so wird man eben noch eine Weile warten müssen, bis man wieder rätseln kann, ob es Cake oder Cash ist.

Camden hat einen Mundwinkel eingeklemmt, vermeidet direkten Blickkontakt, kratzt sich mit der rechten Hand recht verlegen hinter dem Ohr und mit der linken Hand weiß er nicht so recht, was er anfangen soll…in die Hüfte stemmen, hängen lassen, auf die Theke legen, irgendwie wirkt das alles unnatürlich…und dann kriegt er auch noch das Zeichen, dass er bereits auf Sendung ist.


Thomas: „Oh…hallöchen zusammen.“


Ertappt nimmt er die Hand vom Ohr und zusammen mit beiden Griffeln wirkt es schon nicht mehr ganz so komisch, wenn die vor ihm auf der Arbeitsfläche liegen. Er versucht sich an einem Lächeln. Die gemischten Reaktionen in der Halle hört er ja nicht.


Thomas: „Hmm…ich schätz mal, ihr habt euch schonmal mehr gefreut mich zu seh’n?“


Die Unterlippe wird ein wenig abschätzig hochgezogen. Dann zuckt er aber mit den Schultern.


Thomas: „Tjoa, blöd gelauf’n. Mal verliert man, mal gewinnen die andren. Aber ich check’s schon…selbst meine Kleinen waren sauer auf mich, warum ich ausgerechnet Ask umhaue und warum ich überhaupt sowas mache. Ich meine, naja, irgendwie war ich doch eigentlich immer gegen dieses ganze unfaire Zeug und so.“


Er hebt die linke Handfläche, lässt sie wieder auf die Arbeitsfläche patschen.


Thomas: „Tjoas, was soll ich sagen…da gibt’s keine tolle Entschuldigung dafür. Ich war enttäuscht, frustriert von ständigen Eingriffen und unklaren Situationen. Ständig musste da irgendwer bei mir mitwuseln. Is halt so, is halt das Leben eines Wrestlers. Aber dann brauche ich keinen Ask, der mir wieder nach so ‘ner Niederlage ‘ne Ansprache hält, dass die Torte doch gar nich so verbrannt is, da kannste noch den Ruß abkratzen.“


Das Abkratzen ahmt er pantomimisch beiläufig nach, während er den Kopf schüttelt.


Thomas: „Vor allem nich, wenn er langsam mit ‘nem Typen wie Niander anbandelt. Von dem man weiß, dass er nich unbedingt ‘n Sympathiebolzen is. Aber während ich von Leviathan kassiert habe…und vom Puppenspieler am Anfang…und dann selbst von Boris und Percy…ne, wenn Morbeus und Niander endlich aufeinandertreffen, DANN erinnert sich Ask auf einmal wieder dran, dass er Leuten helfen will…selbst wenn die Children of Wrath da zum ersten Mal seit Ewigkeiten mal nich in Überzahl, sondern nur in gleicher Anzahl da war’n.“


Camden ist bedient. Er rümpft die Nase und die Nasenlöcher werden auch größer.


Thomas: „War mein Angriff vor zwei Wochen unnötig und unprovoziert? Jo, sicherlich…aber im Gegensatz zu Ask weiß ich wenigstens auf wen ich mich da eingelassen habe.“


Er dreht seinen Kopf zur Seite.


Thomas: „Title Night 21, oder Jungs?...und Mädel?“


Und da stehen sie in voller Pracht: Die Hipster und der Alki. Einen Raunen geht durch die Halle. Die Fists for Future Foundation sind also wieder in der Besetzung zusammen, bevor sie damals gesprengt wurden? Im winterlichen Berlin 2021 war es. Bei Title Nights im sagenumwobenen Berghain. Quasi eine „Alliance for a better world“ gesprengt und nie wieder zusammengesetzt. Bis vor zwei Wochen. Aber sind die Absichten der FFFF noch immer so ehrenhaft, wie sie es einmal waren?


Ray Douglas schaut mit etwas gläsernem Blick zu Camden, der noch immer den Augenkontakt meidet. Carola und die UUB schauen dagegen entspannt und freundlich zu Camden herüber.


Morbeus: „Entschuldige dich nicht für deine Taten, Thomas. Es war das einzig Richtige. Die dreckigen Wi…“


Bevor der Vulkan eruptiert, klopft Carola Ray direkt mal auf die Schulter und mahnt zur Mäßigung am frühen Abend. Ray lässt sich von Carolas Lächeln auch direkt besänftigen.


Slay: „Ach, Carola. Das darf wohl noch erlaubt sein, zu sagen. Wir freuen uns, dass du uns vor zwei Wochen aus der Patsche geholfen hast, Thomas. Das Statement ist aber sowas von gesetzt bei den zornigen Heulsusen. Wir sind denen immer ein Schritt voraus. Und als Team haben wir auch schon funktioniert. Damals im Berghain, my friend. Max, Dalmi, Du und Ich. Es war eines der größten Matches meines Lebens. Und du hast es für uns gewonnen. Bis zu diesem Abend war ich mit dir nie so richtig warm geworden. Aber du hast mich eines Besseren belehrt.“

Max: „Ähh, Veto. Ja, in unserem Match hat er sich den Arsch aufgerissen für das Team. Und dann? Hat er Morbeus gegen Ricks nicht helfen…wollen! Boooooom. Wir waren alle erledigt. Du hättest Dynamites Eingriff verhindern können! Und das Übel nahm seinen Lauf. Mit Dir fing doch die ganze Scheisse erst richtig an. Wir wurden gekündigt, Morbeus verbannt. Und DU? Wurdest Intercontinental Champion! Schöne Scheiße, Thomas. Tut es dir Leid? Verspürst du Reue?“


Moustache geht dabei einen Schritt auf den Kuchenliebhaber zu. Doch Slay packt den sich gerade Kopfheißredenden Max an der Schulter und versucht zu besänftigen. Das gibt dem Hobbybäcker die Chance dazu, die beiden, vor allem Max anzuschauen und…mit der Schulter zu zucken.


Thomas: „Wollte halt damals nur, dass es fair bleibt, hab getan, was ich konnte…aber wirkliche Kumpels war’n wir damals genauso wenig wie heute. Soll natürlich nich heißen, dass ich euch bei War Evening nich trotzdem helfe, wenn wir zusammen ran dürfen.“

Morbeus: „So, gut jetzt. Lasst uns nicht über das Vergangene die Mäuler zerreißen. Es zählt nur noch das Hier und Jetzt. Und Thomas hat mir in der letzten Show geholfen. Und er hat uns geholfen. Bei War Evening gibt es ein delikates 6-Men-Tag Match. Ask Skogur, aber auch Kyd und Kyle werden mit viel Wut im Bauch in diesen Kampf gehen. Wir führen die Bande seit Wochen nach allen Regeln der Kunst vor. Sie werden schäumen. Doch den reinen Budenzauber kann ich nicht die ganze Zeit durchführen. Ihr müsst da richtig ran. Und da ist Teamwork gefragt. Im Ring war Camden immer loyal. Für meinen Geschmack manchmal zu loyal, aber die Zeiten haben sich nun geändert. Oder, Thomas?“


Ein lockerer Kopfschwenk über die Schulter gerollt und schon ist Douglas im Blickfeld des Oregono. Er versucht sich an einem freundlichen Lächeln.


Thomas: „Freilich. Ich helf euch, ihr helft mir im Match und danach geh’n anscheinend alle wieder getrennte Wege, weil’s mit echten Kumpels inner Liga anscheinend schlecht aussieht. Hat doch damals im Berghain auch ganz gut geklappt, nich oder?“


Blick rüber zu den Urban Ultras. Skepsis schießt ihm entgegen. Dann aber tritt Camden einen Schritt von seiner Arbeitsfläche zurück.


Thomas: „Naja, vielleicht sorgt das für Friede und Freude…“


EIERKUCHEN! Oder Pfannkuchen, oder Plinse, oder Palatschinken oder weiß der Geier, wie man die Dinger noch nennen kann! Schnell reißt er die Herdklappe auf und zieht einen großen Teller dampfenden Essens hervor, das er wohl kurz vor diesem Auftritt noch schnell aus der Pfanne gezaubert hat.


Singles Match:

Robert Breads vs. Emilio Fernandez

Referee: Karo Herzog


Es ist die Nacht, auf die Emilio Fernandez so lange gehofft und gewartet hat. Jetzt, in diesem Augenblick, bekommt er endlich die Möglichkeit sich selbst zu beweisen, dass er mehr ist, als seine Vergangenheit. Jetzt zählt alles. Die Halle wird in ein angenehmes Lila getaucht. Emilio Fernandez, der Spanier der seit seiner Rückkehr Robert Breads wie ein Schatten folgte, hat heute viel zu beweisen. Die Fans können nicht erahnen, welche Gedanken ihm in diesem Augenblick durch den Kopf spucken.


Emilio ist euphorisch. Er tritt voller Energie aus dem Backstagebereich raus. Er trägt, passend zu den Farben, die die ÖVB Arena Bremens in diesem Augenblick durchfluten, eine purpure Robe, die mit goldenen Schriftzügen versehen ist. Der Spanier macht mal wieder kein Geheimnis aus seiner adligen Herkunft.


Doch einige besonders aufmerksame Fans in den vorderen Reihen realisieren etwas in Emilios Augen. Sein Schritte sind nicht so sicher, wie sie sein sollten. Ab und zu blickt er nervös in die Crowd. Es wirkt, als müsse Emilio mit seinem Lächeln kämpfen. Hat der Spanier etwa... Angst?


Was auch immer es ist, Emilio gibt sein bestes, um es zu verbergen. Er springt in den Ring und wirft seine Robe ab. Unter ihr trägt der mAnn aus Sevilla eine weiße Wrestlinghose mit der Aufschrift "FERNANDEZ". Ein klassisches Outfit für ihn. Dann verstummt seine Musik und es wird Zeit für Breads' Einzug. Und der Herzschlag fängt an zu rasen.



Bow Down“ von I Prevail klingt durch die Venue in Bremen und kündigt den Gegner von Fernandez an – zweifacher Heavyweight Champion, ehemaliger Tag Team Champion, Hall of Famer, mehrfacher Wrestler des Jahres und laut eigener Ansicht auf dem gleichen Level, das ihm einst alle diese Ehren einbrachte: Robert Breads ist im Haus.


Der Kanadier tritt im Ring-Outfit plus Jacke mit dem Logo des GFCW Performance Centers darauf auf die Stage und dreht den Kopf langsam, um die Reaktion der Crowd in sich aufzunehmen. Anschließend marschiert er zum Ring, ein schmallippiges, vorfreudiges und gerade so erkennbares Schmunzeln auf den Lippen.


Ja, Fernandez hat ihn in den letzten furchtbar genervt. Er hätte dieses Match insgesamt wohl lieber nicht bestritten, um keine alten Probleme wieder aufzumachen, wo die Neuen sich doch türmten. Ricks, Schwanenburg, Rotari, der eigene Anspruch… da war eigentlich kein Platz für Emilio Fernandez.


Was nicht bedeutet, dass man nicht das Maximum an Vergnügen aus der Sache herausholen sollte, so sie denn stattfindet. Wenn Emilio UNBEDINGT als statuiertes Exempel herhalten möchte kann Breads im Endeffekt wohl nicht anders als ihm diesen Wunsch zu erfüllen.


Wer in einer vergangenen Zeit festhängt wird von Robert heute an eben jene erinnert – vor großen Krisen und dem Status als Coach, stattdessen auf dem Zenit und größer als alles und jeder sonst in der Promotion.


Der Kanadier entert das Seilgeviert über die Treppe und tritt seinem alten Weggefährten gegenüber. Er bringt das Mindestmaß an Anerkennung mit, wie wir aus seiner Pre-Match Promo entnehmen konnten, aber das wird ihn nicht davon abhalten zu versuchen, Fernandez ohne jede Gnade in den Boden zu stampfen.


Es wird Zeit, die Geister der Vergangenheit auszurotten, um in die Zukunft gehen zu könnnen.


Die Glocke läutet.


Beide Männer haben einen ähnlichen Körperbau und von daher in diesem Bereich keine großen Vor- oder Nachteile. Auch ihr Alter ist nahe genug beieinander, als dass man hier niemandem die eigene Jugend als positiven Punkt anrechnen kann. Wo Breads Fernandez ohne Frage überragt, ist die Erfahrung, sowohl generell als auch in wichtigen Situationen. Er hat es gesagt: Für Emilio ist das hier ein besonderes Match, für Breads ist das hier Freitag.


Das Duell beginnt damit, dass es auf die Matte geht. Fernandez hat durchaus ein paar fancy Tricks auf Lager, allerdings nichts, was Breads in knappen fünfzehn Jahren in zwei nationalen Promotions nicht schon einmal gesehen hätte. Emilio stand in den letzten Jahren, in denen sich das Wrestling in der GFCW durch den Einfluss von Wrestlern wie Ricks, Schwanenburg oder Jannek an der Spitze generell in einen technischeren Status Quo entwickelte, kaum im Ring. Breads hat sich seit jeher der „Meta“ seiner Promotion angepasst, und mittlerweile auch einen Weg gefunden, den eigenen Stil dem Alter anzupassen.


Breads versucht sich an verschiedenen Holds zu Beginn, mit einer ganz klassischen „Abtastphase“. Er geht sowohl auf Kopf, Nacken, Rippen, Arme, Beine wie auch die Schultern los, jeweils nur kurz, mit vereinzelten Holds, um eine Reaktion aus Emilio herauszukitzeln. Wehrt er sich bei einem bestimmten Ziel besonders stark? Falls ja könnte sich dort eine Schwachstelle verbergen.


Was man dieser Standard-Eröffnungs-Strategie eines Veteranen natürlich anmerkt: Breads hat hier keinen besonderen Plan mitgebracht. Er testet aus, was am Ehesten passen könnte, und geht dann von da aus vor. Es spricht für Erfahrung und Selbstvertrauen, dass er so etwas auch nur in Betracht zieht, allerdings eben auch dafür, dass er es nicht für nötig erachtet hat, für Emilio besonders tief in die Trickkiste zu greifen oder sich eine bestimmte Taktik zu überlegen.


Sein Abtasten bringt ihn nicht voran, also probiert Breads das nächstbeste, nämlich „sein“ Match aufzuziehen: Emilio ist technisch gut genug, als dass er mit Breads mithalten könnte, und da es keine offensichtliche Schwäche gibt würde Robert ihm hier mit einem solchen Match einen Gefallen tun. Wo weder Emilio noch die meisten anderen Wrestler mithalten können sind sein Striking und seine Kicks.


Deshalb ist der nächste logische Schritt, vom Boden die Transition zum Standing Striking Game zu machen. Und bis hier hin lässt Emilio Breads weitestgehend machen. Man würde annehmen, jemand der hier unbedingt etwas beweisen will würde aggressiv und fordernd zu Werke gehen, doch nicht so Fernandez: Er bleibt ruhig und fokussiert. Er hatte eine MENGE Zeit, sich auf das hier vorzubereiten, und wird sich nicht blind von seinen Emotionen leiten lassen, um sich diese Chance selbst kaputt zu machen.


Schließlich wrestlet Breads bis zu diesem Punkt ein absolut erwartbares Match. Emilio ist keinem „Overthinking“ unterlegen, und als Breads versucht, den nächsten vorhersehbaren Schritt zu machen – was genug wäre, um unerfahrene Wrestler wie Berzerk zu überrollen – ist Fernandez vorbereitet.


Für so gut wie jeden Kick, für jeden Palm Strike und für jeden Forearm hat Emilio eine Idee, wie man ausweichen und dann schnell in die Offensive gehen kann. Das heißt in diesem Fall: Roll-Ups. Statt große Attacken zu starten will Fernandez Schluss machen, bevor Breads überhaupt in seinen Groove kommt.


Ein Inside Cradle bringt bloß einen Count bis eins, nachdem Emilio einer gewaltigen Slap ausweichen und den Arm von Breads dabei packen und nach vorne ziehen kann. Mit einem Small Package kommt er schon bis zwei, als ein Elbow Strike geduckt wird und die mangelnde Distanz von Fernandez ausgenutzt werden kann. Schließlich gibt es einen gar nicht mal so harmlosen Nearfall nach einem Schoolboy Pin von Emilio, den er nach einem verfehlten Tritt von Breads anbringt, und als der Kanadier auskickt rollt er sich als Erstes aus dem Ring, um sich zu sammeln.


Er starrt wütend in den Ring zu Emilio, der ihm hier deutlich aufzeigt, dass Breads sich mehr einfallen muss als bloßes Abspulen der Routine. Natürlich macht das auch psychisch etwas mit Breads: Emilio will ihn vermutlich sogar wütend machen, denn wütend macht man Fehler. Und dass Fernandez es wagt, hier nicht einfach unterzugehen wie der nächste x-beliebige Wrestler, scheint Robert tatsächlich unschön zu finden. Der Szenenapplaus für Emilio in dieser Szene für das bislang gelungen geführte Match hilft da sicherlich nicht.


Breads kommt wieder in den Ring und Fernandez lässt ihn erneut kommen. Er probiert keinen Ambush, sondern will Breads Fehler machen lassen, die er ausnutzen kann. Der Kanadier wechselt nun von seiner wahrscheinlich größten Stärke zu seiner zweitgrößten: Suplex-Varianten. So gut es geht versucht er, sich Emilio zu schnappen, um ihn mit einer davon durch den Ring zu werfen. Aber auch das ist vorhersehbar, Breads switchted seine Go To Moves überhaupt nicht durch, und so kann Fernandez sich aus den Ansätzen dieser Aktionen stets befreien und sogar selbst einige Punches und Forearms anbringen, nur um sofort wieder auf Distanz zu gehen.


Keineswegs über diese Entwicklung erfreut beschließt Breads, dass ihm das nun genug ist, und geht zu riskanteren und größeren Attacken über. Dass es so weit kommen würde hatte Emilio sich gedacht, dass es aber schon so früh kommt, wohl nicht. So kann Robert einen heftigen Tritt in die Magengrube landen, und das reicht, um Fernandez so lange außer Gefecht zu setzen, um einen Vertical Suplex anzusetzen, der endlich das Momentum in Richtung von Breads kippen lassen soll.


Doch Emilio bleibt bei der Taktik, die bislang funktioniert hat – und kontert das Ganze in einen Sunset Flip. Gute Idee, doch er ist im Ring mit einem Hall of Famer, und der lernt ziemlich schnell dazu. Der Versuch eines weiteren Flash Pins überrascht Breads an diesem Punkt nicht mehr, er erwartet es sogar. Und deshalb kann Emilio den Sunset Flip nicht durchbringen, denn Breads ist verdammt standhaft. Kein Wunder, hatte er doch rasch seine Schlüsse aus dem Start des Spaniers gezogen. So liegt Emilio nun unter ihm, und Breads packt zu.



Er hatte vor dem Match angekündigt, Emilio’s Schädel in arge Mitleidenschaft zu ziehen, und das tut er hier auch. Endlich hat er ein Opening gefunden, und Breads weiß natürlich in- uns auswendig, wie man einen Vorteil ausspielt, wenn man ihn erstmal hat. Von hier an kann er Emilio mit seinem Striking kontrollieren.


Nachdem der Damm nun gebrochen ist, wird Fernandez mit Elbows und Forearms gegen den Kopf in seine Schranken verwiesen, und Breads kann sogar einen einzelnen Snap German Suplex durchbringen, bei dem Emilio auf den Nacken knallt. Fernandez ist noch lange nicht geschlagen, aber nun eindeutig im Hintertreffen, nachdem die erste Strategie von Breads schnell und effektiv ausgekontert wurde.


Nun lässt er Fernandez sogar immer wieder auf die Knie oder gar Beine kommen, immer in der passenden Distanz, um zuzuschlagen. Eine demoralisierende Taktik: Jedes Mal, wenn Emilio sich nach der letzten Attacke hochgewuchtet hat, wird er mit perfekt getimten und platzierten Kicks erneut niedergestreckt. Das tut nicht nur weh, es bricht einen auch mental.


Genau das scheint Breads hier vorzuhaben. Er ist im Glauben, dass Emilio irgendwann schon liegen bleiben wird, dass er aufgeben wird, wie immer, wenn es ernst oder schwierig wird. Dass er sich ergeben wird. Nun beginnt Robert sogar, eine Show daraus zu machen, und lässt Emilio bis auf die Füße kommen, mittlerweile schwankend und im Vorstadium des Sterne sehens, so wie er bislang bearbeitet wurde.


Breads holt theatralisch aus, um Fernandez mit einer besonders harten Ohrfeige auf den Platz zu verweisen, den er laut „Canada’s Own“ innehaben sollte: Unter ihm, kriechend, so lange, bis er aufgibt.


Dabei ist Breads so sicher, dass er Fernandez letztlich niederringen wird, dass er seine ohnehin schon laxe Defensive vernachlässigt. Speziell was das Striking angeht ist ihm der eher technisch und klassich-wrestlerisch veranlagte Emilio ohnehin nicht gewachsen, also warum die Mühe machen, eine Verteidigung zu errichten? Das hier ist nur Emilio Fernandez, nicht Ricksenburg oder Zereo Killer.


Diese Arroganz versaut Breads so einiges, als er mit einem Ausrufezeichen, das von ihm selbst angekündigte Exempel statuieren will und zur Slap ausholt.



Emilio hat keine perfekte Technik bei diesem Strike, er trifft Breads eher am Hals als an der Wange, aber über zehn Jahre aufgestaute Emotionen und eine komplett vernachlässigte Defensive seitens des Kanadiers helfen enorm. Breads kippt hinten über, und zum ersten Mal seit längerem kann Emilio wieder Atem holen. Er pinnt Breads auch nicht direkt, da er sich sicher ist, dass das nicht reichen würde, sondern nutzt die kurze Pause klugerweise, um sich zu sammeln und anschließend die neue Situation auszunutzen.


Nun ist es an ihm, das Match zu kontrollieren, und wie erwartet war dieser Ausflug ins Bereich des Striking eine Hail Mary und nicht der eigentliche Plan. Den setzt Emilio nun in die Tat um, und sein Moveset eignet sich hervorragend, um den heutigen Robert Breads in Bedrängnis zu bringen.


Denn seine Aktionen sind nicht basic genug, als dass man dafür einen Haufen Konter parat hat. Dem am Boden liegenden Breads verpasst Emilio keinen bloßen Neckbreaker, er kombiniert das mit einem Snapmare, sodass Breads nicht schnell genug schalten kann, um das abzuwenden.


Der folgende Nearfall ist noch nicht nahe am Sieg, doch scheint Breads eindeutig zu frustrieren. Das ist ein gefährliches Spiel: Ja, ein wütender Breads neigt eher zu Fehlern, aber falls er dann doch trifft, wird er das mit Gift und Galle tun. Das gilt es zu vermeiden.


So setzt Emilio seine Mid-Match-Strategie weiter fort, nämlich indem er ungewöhnliche Varianten von klassischen Aktionen zeigt. Das ist eindeutig von vorneherein der Plan gewesen, und Breads hatte ihn kurzfristig entgleisen lassen, doch nun ist Emilio da, wo er sein wollte, und das merkt man. Im Gegensatz zu Breads hat er sich genau überlegt, wie er gerade gegen diesen Gegner vorgehen will, was beim verschiedenen Approach der zwei, was dieses Duell angeht, wenig überraschen dürfte.


Seine nächste größere Aktion, nachdem er Breads in Position gebracht hat, ist ein Headlock Driver – ein Move, den man eher selten sieht, und der genau deshalb, weil der Kanadier Emilio überhaupt nicht gescoutet zu haben scheint, auch durchgeht. Der anschließende Nearfall ist näher an der drei als Breads sich das wünschen kann, und man sieht beim Kick-Out, dass er sehr unzufrieden damit ist, wie viel Offensive Fernandez durchbringt.


Das kommt davon, seinen Gegner zu unterschätzen.


Fernandez macht weiter, und setzt als nächstes seinen Double Underhook Backbreaker an. Auch hier wieder eine gute Wahl, weil es kein standardisierter Backbreaker ist, aber mit einem kleinen Denkfehler, der einen Emilio Fernandez in diesem Moment kostet: Der Ansatz ist der Gleiche wie zum Double Underhook Piledriver, den Breads seit über zehn Jahren als RB Driver nutzt, ein Finisher, aus dem noch nie jemand auskicken konnte. Er hat diese Aktion hunderte Male angesetzt und sie dutzende Male gekontert bekommen, er weiß, wie man da rauskommt.


Hat Emilio das nicht bedacht oder war er hier so selbstsicher, dass er glaubte, Breads mit einem ähnlichen Move wie dem eigenen ein wenig auf den Teppich holen zu können? Schwer zu sagen. Fakt ist, dass Breads im genau richtigen Moment das Gewicht verlagert, als Emilio sich bücken muss, um die Arme zu greifen, so wie es Leute ständig gegen ihn selbst tun – und er drückt Emilio weg.


Der ist die halbe Sekunde lang überrascht genug, die es braucht, bis Breads einen laut klatschenden Roundhouse Kick an den Kopf von Emilio donnert. Fernandez kippt nach hinten über, ihn holt es von den Füßen, und landet sitzend in den Seilen. Breads zögert keine Sekunde. Er ist nicht glücklich mit dem bisherigen Match-Verlauf und zeigt Emilio und der gesamten Halle überdeutlich, wie er das Verhältnis der beiden sieht.



Emilio hängt in den Seilen, und Referee Karo Herzog geht nun entschieden dazwischen. Genervt davon spuckt Breads aus, während er, die Hände in die Hüften gestemmt, zur Ringmitte marschiert. Er ist ordentlich ins Schwitzen geraten, und das sollte hier eigentlich nicht passieren. Während Fernandez sich mit Hilfe der Seile und unter Aufsicht von Karo Herzog wieder in einen halbwegs festen Stand hievt sieht Robert mit einem finsteren Blick zu Emilio.


Der lässt die Seile schließlich los, und Breads ist sofort da.


CANADIAN CUTTER!


Da spielt vieles mit rein. Sein erster und alter Finisher aus der gemeinsamen Dicio-Zeit soll Emilio besiegen. Er will jetzt den Sack zumachen, um zu zeigen, dass es doch überhaupt nicht knapp war und es lediglich einen kleinen Schluckauf im Match gab. Er will Ferandnez vielleicht damit demütigen, dass er glaubt, jetzt schon den Sieg einfahren zu können. Eventuell will er den Spanier auch schlicht überraschen.


Das alles funktioniert allerdings nicht, denn Emiliio schubst ihn weg. Natürlich kann er die Aktion Meilen gegen den Wind riechen. Er hat sie doch selbst im Match gegen Cormack benutzt, um Breads zu provozieren, und dass der so unsäglich nachtragende Kanadier die Chance nicht auslassen würde, Emilio auf genau DIESE Weise zu schlagen, war erwartbar gewesen. Deshalb sieht Fernandez das kommen, und Breads landet auf dem Rücken.


Ein wenig peinlich berührt davon, aber immer noch jähzornig, richtet Breads sich auf – oder probiert es zumindest. Emilio ist da, zeigt einen simplen, aber effektiven Kick in die Magengegend von Robert, und setzt erneut den Double Underhook Backbreaker an.


Auf den ersten Blick eine seltsame Entscheidung, wenn man bedenkt, dass es doch schon einmal nicht funktioniert hat. So reagiert Breads reflexartig und zieht die Arme, die Emilio dafür einhaken muss, weg von seinem Gegner. Allerdings ist Fernandez hier gerade deshalb im Vorteil, weil er gerade erst daran erinnert wurde, wie schnell Breads dazu lernt und dieses neu gewonnene Wissen umsetzen kann. Ihm war klar, dass er diesen Move, nachdem er einmal gescheitert war, in diesem Match nicht mehr durchbringen würde. Ihm war auch klar, dass Breads präventiv kontern würde, weil sein Gehirn eben so funktionierte.


Das tat es schon immer. Kaum jemand weiß das besser als Ex-Dicio-Mitglied Emilio Fernandez.


Und aus diesem Grund spielt es Emilio in die Karten, dass Breads die Arme weglässt, denn nun kann er die Aktion nicht blocken, die Fernandez eigentlich zeigen will.



Der Pinversuch von Emilio Fernandez!


Eins…






Zwei…






Kick-Out bei 2,9!


Die halbe Halle war auf ihren Beinen gewesen, man hatte hier wirklich gedacht, einem großen Upset live beizuwohnen. Doch noch ist es nicht so weit. Noch nicht.


Fernandez lässt gar nicht erst Enttäuschung zu. Ihm war klar, wie schwer dieses Match werden würde, und dass es eine Menge braucht, um Breads zu besiegen. Deswegen verschwendet er keine Zeit damit, schockiert zu gucken oder wütend auf der Matte herumzuprügeln, sondern steht sofort wieder auf.


Er ächzt, als er sich erhebt, die Hand fährt kurz an den Kopf, der nun schon so einige üble Aktionen einstecken musste, doch es nützt alles nichts: Weitermachen ist die Devise. Und so zieht er Robert mit sich, hievt ihn auf seine Schultern, bereit, den entscheidenden, letzten Schritt zu seinem Ziel zu machen, dieses Duell für sich zu entscheiden.


TAKE YOUR MEDICINE!


Doch Breads rutscht hinten über! Fernandez wirbelt herum!


CANADIAN CUTTER!


Diesmal doch!


Der Move geht durch. Es gibt keine Abwehr von Fernandez, dafür war er sich zu sicher, dass es diesmal reichen würde – wie schon so viele vor ihm gegen Robert Breads. Dieses Wissen bringt ihm nun nichts mehr, denn „Canada’s Own“ setzt das Cover an.


Eins…






Zwei…







Drrrreeee…eeeeeeeeeeein!



KICK-OUT BEI 2,99!


Die Halle wird enorm laut, als Emilio sich aus dem Canadian Cutter befreien kann. Er stand Seite an Seite mit Robert Breads, als dieser Move ihm World Titles einbrachte und eine Menge Feinde besiegte, doch nicht heute.


Blinzelnd leckt Breads sich über die Lippen, als er feststellt, dass das nicht gereicht hat. Klar, er packt den Move heutzutage kaum noch aus und hat sein Arsenal an Match-beendenden Moves erweitert und diversifiziert, aber dennoch kommt es nicht alle Tage vor, dass jemand auskickt. Das ist normalerweise den Großen der Szene vorbehalten, und zu denen hat Breads Emilio auf gar keinen Fall gezählt.


War es etwa Zeit, das zu überdenken?


Nein, auf keinen Fall.


Oder?


Breads setzt sich auf und zieht sich selbst mit Hilfe der Seile auf die Füße. Mit einer neuen Emotion blickt Breads zu Emilio, nicht unbedingt Sympathie, aber vielleicht so ein winziges Mindestmaß an Respekt für die Leistung, die er hier heute gezeigt hat. Er vergisst sogar, sauer auf den Spanier zu sein, weil er aus dem Canadian Cutter ausgekickt ist.


Langsam, ganz langsam kämpft sich Emilio hoch. Die Augen sind glasig, der Blick suchend ins Nirgendwo gerichtet. Es wird klar, dass er aus purer Willensstärke auskicken konnte – sein Körper ist in deutlich schlechterer Verfassung als sein Geist.


Mit einem großen Schritt tritt Robert auf seinen ehemaligen Stable-Kollegen zu. Schwankend, mit leicht offenem Mund, schafft es Emilio Fernandez nochmal auf Augenhöhe mit Robert Breads. Und eine kurze und kleine Geste folgt, ein schwaches Nicken, von so geringer Dauer, dass man es beinahe verpassen könnte, als wolle Breads sagen: „Okay, ich lag vielleicht falsch.“


Dann holt Breads mit dem Bein aus.



BRAZILIAN KICK!


Scheinbar ausgeknockt kippt Emilio Fernandez hinten über, und sofort setzt Breads das Cover an – wobei er das Bein einhakt und das Gewicht auf die Schultern seines Gegners presst. Wie man es bei einem Feind tun würde, dessen Stärke man respektiert.


Eins…





Zwei…







Drei!


Sieger des Matches durch Pinfall: Robert Breads


Ein passendes Ende von einem ideologischen Standpunkt: Der alte Move aus 2010 hat hier nicht den Sieg gebracht. Die neue Waffe, frisch in diesem Jahr akquiriert und dem Arsenal hinzugefügt, hat am Ende den Ausschlag gegeben. Die Vergangenheit ist vorbei, und was früher einmal so war muss heute nicht mehr so sein. Wer noch in der Geschichte lebt statt im Hier und Jetzt verschließt sich selbst den Weg zum Erfolg und zur Weiterentwicklung. Man muss mit der Zeit gehen, sich entwickeln, denn irgendwann wird auch die neueste Technik alt und gewöhnlich sein.


Robert Breads konnte dieses Match gewinnen, weil er im Jahr 2023 an sich gearbeitet hat, neue Aktionen in sein Move-Set eingebaut hat. Die Version, deren Schatten Emilio Fernandez so lange gejagt hat und der er in seinem Kopf vielleicht heute Abend gegenstand, gibt es nicht mehr – und deshalb konnte Emilio Fernandez Robert Breads heute Abend auch nicht schlagen.


Der Arm von Breads wird von Karo Herzog in die Höhe gestreckt. Der nächste Sieg, am Ende wieder ohne Zweifel und eindeutig, aber härter erkämpft als eigentlich gedacht. Es ist nicht ganz das geworden, was Breads sich vorgenommen hatte, aber es ist ein Sieg. Und vielleicht gerade WEIL Fernandez ein so formidabler Gegner war, ist es ein wertvoller Sieg.


Canada’s Own“ wirft einen kurzen Blick auf Emilio und es scheint ihm etwas auf der Zunge zu liegen, während Herzog sich daran macht, ihm hochzuhelfen. Doch so weit sind wir noch nicht. Breads schüttelt den Kopf, dann verlässt er den Ring und lässt Emilio Fernandez zurück.


Soll er im Ring verbleiben, soll er sich für seine Leistung feiern lassen, soll er sich überlegen, wie er nächstes Jahr wieder angreifen will – für Robert Breads ist es Zeit, nach vorne zu blicken.


Die Vergangenheit ist die Vergangenheit. Es wird Zeit, in die Zukunft zu gehen.




Es dauert einige Augenblicke, bis Emilio realisiert, was gerade passiert ist. Zunächst wirkt es wie ein absoluter Alptraum. Der Spanier schließt und öffnet seine Augen noch zweimal. Dann setzt die Realisierung ein: Er hat verloren.

Karo Herzog versucht Emilio aufzuhelfen, doch der reagiert nicht. Jeder der Zuschauer in der Hansestadt kann sehen - dieser Mann ist gebrochen. Mehrmals spricht Herzog den Adligen an. Doch keine Reaktion, kein Wort. Er ist nicht bewusstlos; er ist komplett da, aber gleichzeitig auch nicht. Für ihn ist es vorbei.

Die Musik von Breads verstummt. Emilio richtet sich langsam auf, sein Gesicht gezeichnet von dem Schmerz, den er fühlt.

Der Spanier reißt seinen Arm von Herzogs helfendem Griff los. Langsam steht er auf, stützt sich dabei auf die Ringseile. Er wirft einen letzten Blick in die Zuschauerreihen.

Dann rollt er sich aus dem Ring und wirft keinen einzigen Blick nach hinten. Er hat versagt. Das ist das Ende.



Knallend scheppert die Tür gegen die Wand, nachdem sie mit voller Kraft aufgestoßen wird ohne durch ein Anklopfen vorher in irgendeiner Form auf sich aufmerksam zu machen, was für die Raumbesetzer zumindest eine kleine Vorwarnung und Ankündigung gewesen wäre, sodass man sich nicht ganz so erschrocken hätte, dass die Tür hier eben so energisch aufschwingt und einen giftig schauenden Mykru präsentiert, der die Tag Team Championship von seiner Schulter zieht, sie nur einen ganz kurzen Moment neben sich pendeln lässt und dann fast schon achtlos zwei Meter vor sich in die Raummitte wirft, bevor der Sonderbare seinen Blick noch weiter verengt, was fast schon karikative Ausmaße annimmt, die Wurfhand in den Raum hineinstreckt, Zeige- und Mittelfinger abspreizt um damit auf seine beiden Gegenüber zu deuten, bevor er die Hand zurückschnellen lässt, zur Faust ballt und nur mit dem Daumen davon auf sich zeigt.


Ein Auftritt, den Ricksenburg so nicht erwartet hätte.


Tatsächlich hat der Auftritt dafür gesorgt, dass der letzte geworfene Dart des Mathematikers neben der Scheibe im Wandschutzpolster gelandet ist. Den letzten Pfeil hat er noch nicht in der Wurfhand, rollt ihn nur zwischen den Fingern hin und her, während er zur Mykru schaut und die Stirn runzelt. Kurz wirft er einen Blick auf das Gold dann wieder auf den Sonderbaren.


Alex: „Ihr gebt uns also endlich den Titelkampf?“


Manisch schüttelnd wirft Mykru seinen Kopf hin und her und unterstützt das noch durch das wiederholte Kreuzen seiner Arme, bis er sich allmählich wieder beruhigt, den Daumen noch einmal energischer und zentrierter vor sich hält um sich damit anschließend in die Brust zu bohren.

Die Skepsis des Mathematikers wächst.


Alex: „DU gibst uns den Titelkampf?“


Offenmundig grinsend nickt der Schweigsame.

Der Mathematiker schaut sich die Darbietung eine Sekunde lang an, dann dreht er langsam den Kopf zu seinem Partner auf der anderen Seite des Raumes.


Alex: „Nun…was sagt man dazu.“


Verschränkte Arme bei Antoine.


Antoine: „Jetzt?“


Heftiges Nicken, leichtes Fletschen der Zähne bei Mykru. Antoine geht zu den Titeln, welche auf dem Boden liegen und hebt sie sachte auf. Mit zwei sanften Handstrichen wischt er über das Gold, um es vom „Bodendreck“ zu befreien.


Antoine: „Warum in aller Welt glaubst DU, dass du UNS besiegen kannst? JETZT in diesem Moment? Bist du wahnsinnig?“


Das war eine eher rhetorische Frage.


Antoine: „Selten sage ich Nein, wenn es um Titel geht.“


Dann wirft Antoine die Titel energisch und wütend zurück zu Mykru, welcher sie gerade so gefangen bekommt.


Antoine: „Aber heute ist so ein Tag.“


Von Sekunde zu Sekunde wirkt Antoine wütender und wütender.


Antoine: „So respektlos.“


Die Venen auf seiner Stirn werden sogar leicht sichtbar.


Antoine: „EKELERREGEND.“


Einen kurzen Moment nimmt Antoine sich nach dem Ausbruch um durchzuatmen.


Antoine: „Ich verabscheue Menschen wie dich. Dass du keinen Respekt vor dir oder deinem Teamkameraden hast, geschenkt. Selbst, dass du Alex und mich nicht zu respektieren scheinst, das ist das Geschäft. Aber das?“


Er deutet auf die Titel, welche Mykru an seine Brust gepresst hält, nachdem er sie von Antoine zugeworfen bekommen hat.


Antoine: „Das kannst und darfst du nicht so respektlos behandeln. Diese Titel sind der Preis für das beste Tag Team der Welt. Dass ihr das nicht seid, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Daher juckt es mir unglaublich in den Fingern, dir diese Titel JETZT UND HIER abzunehmen.“


Kurzer Blick zu Alex, welcher bestätigend nickt.


Antoine: „Aber diese Titel sind mehr wert, als dass sie hier und jetzt in dieser Form an uns, an Ricksenburg, an das beste Team der Welt zu gehen. Diese Titel verdienen eine Bühne und eine Plattform und Alex und ich werden sie den Titeln geben. Das ist aber nicht hier in einer dreckigen Kabine, sondern in zwei Wochen in Hamburg.“


So tritt der Mathematiker wieder einen Schritt nach vorn.

Unbeeindruckt davon konzentriert sich Mykru lediglich darauf, dem Titelgold seinen Glanz wiederzugeben, führt es also vorsichtig vor sein Gesicht, bringt die eigene Zunge vorsichtig wie ein junges Häschen aus dem Bau und fischt anschließend einzelne Flusen von der Goldplatte wie ein Frosch Fliegen, nur dass der Sonderbare nichts herunterschluckt sondern mit einem „Pllppff“ wieder an den Lippen abstreift.

Ricks beeindruckt das nicht.


Alex: „Das macht die Sache nicht besser.“


Stockend bleibt die Zunge ausgestreckt auf dem Gold kleben, wenngleich Mykrus Augen nach oben rollen und nun auf den Mathematiker gerichtet sind.


Alex: „Wenn du und Silas es so eilig haben, dieses Gold an uns zu übergeben und uns endlich erneut gegenüberzustehen, dann werden wir das tun. Wie Antoine es bereits gesagt hat. In zwei Wochen. Bei Brainwashed. Aber wir werden dort keine weitere unnötige Minute auf euch warten, Mykru. Unser Kampf wird den Abend eröffnen und das wird das Ende eurer Titelregentschaft. Und das Ende dieses Goldes im Eröffnungskampf.“


Er nähert eine Hand dem Gold an, wischt mit dem Handrücken darüber und damit auch gleichzeitig Mykrus Gesicht weg.


Alex: „Wir haben diesen Titeln bereits in der Vergangenheit zu neuem Glanz verholfen und wir sind bereit, es wieder zu tun. Etwas, was weder Silas noch du können...Ihr seid nicht Ricksenburg.“


Fast schon aufgefordert lässt Mykru das Gold in seiner Hand trotzig absacken, hält in jeweils einer Hand einen Gürtel, hält sie sich halbhoch vor das Gesicht und sie dann ganz entschlossen in die Höhe, nur um mit seinem stierenden Blick auf die Namensplatte auf den Gürteln zwei Sachen zu unterstreichen.


  1. Wir sind die Birds of Decay!

  2. Wir sind die GFCW Tag Team Champions!


Der Mathematiker nickt lediglich müde.


Alex: „Und nach Brainwashed steht dort der Name Ricksenburg. Das ist nur eine logische Konsequenz.“



Tammy: “Das ist in der Tat eine ungewöhnliche Situation.”


Allerdings. In der Regel sieht Tammy Wreslter in den wenigsten Fällen zwei Mal am gleichen Abend. Heute ist jedoch so ein seltener Fall.


Noch immer verschwitzt, allerdings mit Handtuch um den Hals und Wasserflasche in der Hand steht Robert Breads neben ihr im Bild. Das Match mit Emilio Fernandez ist vorbei und hat ihm trotz des letztlichen Sieges so einiges gekostet. Das erklärt, warum er – obwohl die Partie nun schon einige Minuten herist – noch immer etwas unregelmäßig atmet. Er hatte Zeit gefunden, Luft zu holen, aber für eine Dusche und eine längere Pause hat es nicht gereicht. Offenkundig will der Sieger des heutigen Abends JETZT etwas loswerden, und ist sofort vor die Kamera getreten, als die GFCW für dieses ungeplante Interview Platz in der Show schaffen konnte.


Tammy: „Robert, herzlichen Glückwunsch zum Sieg.“


Diese Gratulation nimmt Breads entgegen, indem er den Daumen der linken Hand nach oben reckt, während er mit der Rechten die Wasserflasche an den Mund führt. Er nimmt einen gesunden Schluck, ehe er einmal tief ausatmet. Tammy fährt fort.


Tammy: „Aus welchem Grund genau wolltest du nach deinem Match noch einmal darüber sprechen?“

Robert Breads: „Der Grund… der Grund war nicht das Match. Aber du hast Recht, ich sollte darüber sprechen. Emilio…“


Kurze Atempause. Man sieht eindeutig das Adrenalin noch pumpen, Breads ist aufgekratzt nach diesem Kampf und vor allem diesem Sieg – ein fleischgewordener Energieball, der sich unbedingt entladen will.


Robert Breads: „…du hast eine Weile gebraucht. Was rede ich, du hast eine verdammte Ewigkeit gebraucht. Aber das da draußen… da war ein Funke… ein Funke, von dem ich dachte, er sei für immer erloschen. Dass ich ihn mir vielleicht sogar nur eingebildet habe. Emilio… du warst heute nicht bereit. Nicht einmal im Ansatz.“


Tammy bleibt geduldig, während Breads sich mit dem Handtuch durch die Haare wischt, wohl auch, um noch einmal eine Verschnaufpause beim Sprechen zu bekommen.


Robert Breads: „Aber ich glaube… ich glaube, du könntest es irgendwann sein. Nicht heute. Nicht bald. Aber irgendwann. Du kennst unseren Deal… nach diesem Duell heute… lässt du mich das restliche Jahr lang in Ruhe.“


Das hatten die zwei so abgemacht, unabhängig vom Ergebnis. Und jemand, der so viel auf Ehre gibt wie Emilio Fernandez, wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit an sein Wort halten.


Robert Breads: „Aber nächstes Jahr… wenn du es schaffst, diesmal dran zu bleiben… wenn du gelernt hast… wenn du gelitten hast… werde ich dir geben, was du dir heute verdient hast, wenn du es willst. Eine zweite Chance.“


Für einen kurzen, flüchtigen Moment scheint sich ein Schmunzeln auf die Lippen von Breads zu schleichen.


Robert Breads: „Vielleicht schaffst du es ja dann, ein wenig knapper gegen mich zu verlieren.“


Wieder eine Pause. Wieder wird das Wasser zum Mund geführt, und diesmal folgt ein noch größerer Schluck, der die Plastikflasche komplett leert. Die Interviewerin wartet aus Höflichkeit so lange, bis Breads ihr wieder das Gesicht zuwendet, ehe sie den Faden wieder aufnimmt.


Tammy: „Aber du sagtest, das Match sei nicht der Grund.“

Robert Breads: „Ah… nunja… nicht direkt. Nicht der ganze Grund. Siehst du, Tammy… über eine Dekade hat es gedauert.“


Verwirrung auf dem Gesicht von Tammy. Natürlich weiß sie, worüber Breads redet – die Zeit, die Fernandez gewartet hat, sich gegen den „großen Bruder“ zu stellen, wenn man so will. Bloß den Zusammenhang versteht sie nicht ganz.


Robert Breads: „Der Mann hatte großes Potenzial, das haben ihm damals alle bescheinigt. Er konnte die Puzzlestücke bloß nie zusammensetzen, um den entscheidenden Schritt zu machen, aus welchen Gründen auch immer. Kommt dir das nicht bekannt vor?“


Eine Sekunde überlegt die fragenstellende Ikone des Wrestling-Journalismus, ehe sich ihre Augen mit einem Mal weiten. Nicht unbedingt geschockt, aber doch ein wenig überrascht.


Tammy: „Du sprichst von Aiden Rotari.“


Neugierig schiebt sie sogleich eine Frage hinterher.


Tammy: „Willst du ihn mit Emilio gleichsetzen?“

Robert Breads: „Emilio will auf einem Level mit mir stehen, nicht? Mit einem der ganz Großen. Das will Aiden auch. Der Unterschied ist, dass ich Emilio damals zugetraut habe, eines Tages auf Augenhöhe mit mir zu agieren. Bei Aiden war und ist das anders. Ich war stets davon überzeugt, dass er mich übertreffen würde.“


Den Schlenker kann Tammy an diesem Punkt noch nicht ganz nachvollziehen, aber sie hört gespannt zu, in dem Glauben, dass Breads kein wirres Zeug redet, sondern einen Punkt hat.


Robert Breads: „Manche Wrestler brauchen länger, um dahin zu kommen, wo wir sie immer gesehen haben. Das gibt es in jedem Sport. Manche Quarterbacks gewinnen den SuperBowl erst mit Ende dreißig. Manche kommen erst nach fünfzehn Jahren Karriere in die Fußballnationalmannschaft. Und manche Wrestler brauchen über zehn Jahre, um endlich Spuren der Größe zu zeigen, die man ihnen prophezeit hat. Über zehn Jahre…“


Kopfschütteln bei Breads. Das ist der gleiche Punkt, an dem er auch schon vor dem Match am Mikrofon bei Tammy gehadert hatte. Mit einem Mal hebt er jetzt die Stimme, wird lauter und starrt direkt in die Kamera. Das Post-Match-High erreicht seinen Höhepunkt, das Serotonin wird von Breads‘ Gehirn herausgepumpt und es wird klar, worauf er hinauswill.


Robert Breads: „Ich habe nicht nochmal zehn Jahre Zeit, um zu warten!“


Es wirkt so, als würde Breads diese Nachricht direkt an jemanden richten – und wir wissen alle, wen er hier anspricht. Das gilt auch für Tammy, die ob dieses emotionalen Ausbruchs beinahe ein wenig erschrickt.


Robert Breads: „Aiden, ich wünsche dir alles Gute auf der Welt. Ich werde dich bei allem, was du tust, unterstützen, weil ich an dich glaube. Aber mir läuft die Zeit davon. Ich weiß nicht, wie lange meine Uhr noch tickt, aber ich weiß, dass es keine Dekade mehr sein wird. Und ich habe mich nicht aus der schlimmsten Krise, die ein Wrestler dieser Promotion je durchstehen musste, herausgekämpft, um meinen letzten Run damit zu verbringen auf etwas zu warten… auf dich zu warten, Aiden.“


Der Kanadier wischt sich den Mund ab. Er ist sichtlich berührt von dieser ganzen Sache, und ihm gefällt nicht, was er ausspricht, aber tut es dennoch, weil er es für das Richtige hält. Man kann den Kloß im Hals beinahe hören, als er weitermacht.


Robert Breads: „Dafür bin ich zu egoistisch. Denn du hattest Recht und ich lag falsch. Du BIST nicht auf meinem Level und schon gar nicht darüber. Wie viel Zeit brauchst du noch, Aiden? Du bist seit zweieinhalb Jahren hier. Du willst ein All-Timer sein? Nach zweieinhalb Jahren war ich schon Tag Team Champion! World Champion! Ich habe die gottverdammte LIGA BESESSEN! Wrestler des Jahres! Mehr Awards, als ich zählen kann! Und du hast… nunja, Aiden, du hast überhaupt nichts.“


Harte Worte. Sehr harte Worte. Was nicht heißt, dass sie nicht zutreffen.


Robert Breads: „Ich werde die kostbaren Momente, die mir in diesem Ring noch bleiben, nicht vergeuden. Ich werde tun, was ich tun will. Ich werde Alex Ricks besiegen. Ich werde Antoine Schwanenburg besiegen. Und am allerliebsten würde ich es an deiner Seite tun, Aiden.“


Keine Spur von Unehrlichkeit an dieser Stelle. Beinahe schon sentimental klingt Breads hier. Kein Zynismus, kein Sarkasmus, kein doppelter Boden. Nichts als die Wahrheit. Und die lautet eben auch: Er will Ricksenburg in die Finger kriegen. Einzeln, zu zweit, sei es drum. Das ist seit Stranded immer deutlicher geworden. Alles, was ihn daran hindert, ist ein Problem, das es zu lösen gilt.


Robert Breads: „Aber nicht, wenn du nicht bereit bist. Du hattest Zeit. Du hattest zweieinhalb Jahre. Du hattest Matches mit Jannek und Schwanenburg. Ich habe dir alles beigebracht, was ich kann. Jetzt liegt es an dir, die letzten Puzzlestücke an die richtigen Stellen zu setzen. Und dafür hast du noch exakt… sechzehn Tage.“


Damit dürfte endgültig auch beim Letzten der Groschen gefallen sein: Breads spricht hier vom nächsten PPV, Brainwashed.


Robert Breads: „Du willst einen All-Timer schlagen? Das wirst du müssen. Denn ich fordere dich hiermit heraus, Aiden Rotari. Es heißt „shit or get off the pot“. Ich werde gegen dich antreten, eins gegen eins. Pinnst du mich oder bringst du mich zur Aufgabe… wird Sleaze wieder aktiviert. Wir werden wieder ein Team. Und wir machen Jagd auf Ricksenburg, danach auf die Titel. Gemeinsam. Solltest du das nicht schaffen…“


An der Stelle bricht die Stimme von Breads kurz, sodass Tammys Blick ein wenig besorgt wird. Man merkt, dass der große Adrenalin-Dump vorbei ist. Die Erschöpfung setzt ein. Die Schmerzen. Und die Konsequenzen dessen, was er gleich sagen wird, treten mit einem Mal in den Vordergrund seiner Gedankenwelt.


Robert Breads: „…dann war es das mit unserem Team. Ich werde immer auf deiner Seite sein. Ich werde dich immer unterstützen. Aber ich werde nicht dein Partner sein, wenn ich mir nicht hundertprozentig sicher bin, dass du meine letzten Jahre oder gar Monate nicht runterziehst.“


Damit ist klar, was uns bei Brainwashed bevorstehen dürfte: Robert Breads vs Aiden Rotari – und gleichzeitig damit die Beantwortung der Frage, ob wir hier von einem Duell zwischen Partnern oder einem Kampf zwischen Lehrer und Schüler sprechen.


Das werden wir allerdings erst wissen, wenn wir das Ergebnis kennen.


Robert Breads: „. Ich werde dich mit allem bekriegen, was ich habe. Ich werde es dir so schwer wie möglich machen. Nur dann hat das, was wir bei Brainwashed tun werden, irgendeinen Wert. Und trotzdem wünsche ich mir jeder Faser meines Körpers, dass du einen Weg findest, mich zu übertrumpfen.“


Breads verzieht die Lippen zu einer Grimasse, die eindeutig klar macht, dass ihm das, was ihm als Nächstes und als Letztes über die Lippen kommt keine Freude bereitet – gerade auch deshalb, weil es die direkte und schmerzhafte Wahrheit ist.


Robert Breads: „Sonst bist du meiner kostbaren Zeit leider nicht würdig.“



Wir haben ihn heute schon einmal gesehen, im Gespräch mit Corleone. Jetzt läuft The End allerdings durch den Backstagebereich. Es wirkt, als wäre er im Fokus und ebenso scheint es, dass er stets versucht die Kontrolle über den Raum zu haben. Er hat keine Angst, versucht aber darauf zu achten, hier nicht irgendwie hinterrücks attackiert zu werden, denn eines ist sicher: Feinde hat er aktuell viele.

Und tatsächlich trifft er auch auf einen davon oder zumindest einen seiner ehemaligen Feinde. Um genau zu sein, einen seiner ersten.

Der Mathematiker biegt aus einem Nebengang in eben diesen ein. Wo er herkommt? Wo er hin will? Das ist egal. Mit gesenktem Kopf geht er seinen Weg, bis er im Augenwinkel wohl zwei Paar Schuhe vernimmt, die nicht zu Backstagearbeitern passen. So hebt er vorsichtig den Kopf. End läuft auf Ricks zu..


The End: „Ist eine Weile her, was?“


Es wirkt nicht mal wirklich aggressiv oder provokant, fast schon so, als würde The End diesem Moment tatsächlich so etwas wie eine Bedeutung abgewinnen wollen. Ricks schnauft nur.


The End: „Wobei… eigentlich ja nicht so wirklich, denn vor zwei Wochen… da hast du meinen Gegner angegriffen… hinterrücks. Das ist nicht die Art und Weise wie ich den noblen Alex Ricks in Erinnerung hatte.“


Der Freiburger behält sein Gegenüber im Blick. Selbst wenn kein Angriff zu erwarten ist, wirklich ausschließen sollte man ihn trotzdem nie. Trotzdem nimmt er die Hände hinter dem Rücken, bevor er in ruhigem Ton das Wort ergreift.


Alex: „Als ich Mykru angegriffen habe, war er nicht mehr dein Gegner, End. Es ging nicht darum, ihm im Kampf zu schaden oder ihm einen Nachteil zu verschaffen. Es war nur eine Botschaft für Eric Fletcher. Ricksenburg steht über den Birds of Decay. Du…bist dabei egal.“


Der Schatten legt den Kopf leicht schief.


Alex: „Oder erhoffst du dir von uns mehr Unterstützung? Das wäre allerdings eine Art von The End, die ICH anders in Erinnerung hatte.“


DAS ist tatsächlich der Alex Ricks, den er kennt. The End hält dem Blick des Mathematikers stand und lässt sich nicht aus der Fassung bringen. Er antwortet mit einem zynischen Lachen.


The End: „Unterstützung? Ich brauch keine Unterstützung, da hast du Recht. Ich will nur sicher gehen, dass ihr euch nicht in meine Angelegenheiten einmischt, solange sie noch meine Angelegenheiten sind. Und heute… mit Scarecrow… könnt ihr machen, was ihr wollt.

NACHDEM, ich mit ihm fertig bin.“


Ja – so war es ja auch bei Mykru, allerdings scheint The End diesen Punkt dennoch noch einmal machen zu wollen, um auf Nummer sicher zu gehen, dass ein erneuter Eingriff auch wirklich erst wieder NACH dem Match kommt. End hält den Blick, irgendwo zwischen ernst und spielerisch provokant, bei.


The End: „Ist schon irgendwie witzig, nicht? Das letzte Mal, als Scarecrow zwischen uns Stand, habe ich dich besiegt. Die guten alten Zeiten, was.“


End wirkt angriffslustig. Man merkt, dass er nicht wirklich die Absicht verfolgt sich mit Ricks anzulegen, aber dennoch, wie eine Art wildes Tier, das sich vor den feindlichen Artgenossen aufplustert, zeigt The End hier, wie er sich seit seiner Fehde mit Alex Ricks entwickelt hat.

Der Mathematiker schnauft allerdings lediglich.


Alex: „Ein wirklich unpraktischer Punkt, wenn du hier bist um mir zu sagen, dass du keine Unterstützung brauchst. Oder erinnerst du dich nicht mehr an Silas’s Rolle in unserem Kampf?“


Nun wird The Ends Blick doch wieder ernster.


The End: „Ich brauch Scarecrow nicht, um dich zu besiegen.“


Die Spannung zieht sich weiter zu, droht nun doch die Gefahr einer Eskalation?


The End: „… aber das herauszufinden, werden wir wohl vertagen müssen, denn heute, muss ich mich erstmal um ihn kümmern. Und wenn ich mit ihm fertig bin, dann solltet ihr leichtes Spiel haben, das zu besiegen, was auch immer noch von ihm übrig ist. Du. Ihr. Was auch immer… könnt mir später dafür danken.“


Kopfschütteln des Freiburgers.


Alex: „Warte nicht drauf. Antoine und ich werden die Tag Team Titel gewinnen, das ist wahr. Wir werden Silas und Mykru besiegen. Kümmere du dich gerne um Zane. Das Talent zum großen Gold hattest du schon vor zwei Jahren. Jetzt hast du endlich die Gelegenheit dazu, es dir und allen wirklich zu beweisen.“


Er geht einen Schritt näher auf The End zu.


Alex: „Wird dabei aber nicht übermütig. Sich mit Leviathan anzulegen, ist bereits schwer genug. Ricksenburg? Das ist noch einmal Stufen darüber. DU bist gut. Leviathan ist gefährlich. Ricksenburg…ist ewig. Du willst uns gar nicht in den Weg kommen.“


End hält dem Staredown mit Ricks stand und er lässt einige Sekunden verstreichen, bevor er antwortet. Jetzt allerdings wieder mit dem leichten, zynischen und angriffslustigen Lächeln.


The End: „Ewig, hm? Nichts… ist ewig. Alles hat ein Ende.“


Fast schon etwas verschmitzt, aber nicht weniger diabolisch spricht End diese Worte, wohlbedacht der Ironie, die sich dahinter verbirgt.


The End: „Alex, du musst keine Angst haben. Ich habe kein Interesse an dir oder Schwanenburg. NOCH… gehört meine Aufmerksamkeit ganz Leviathan. Und das ist etwas Gutes für dich, für euch, für die gesamte GFCW, denn das bedeutet ihr seid in Sicherheit. Doch sobald Leviathan besiegt und meine Rache vollendet ist. Sobald ich DER Champion bin, wird niemand… mehr, vor mir sicher sein.“


Die verschmitzte Art, das diabolische Grinsen… all das ist bei Ends Worten mittlerweile komplett gewichen. Alex Ricks lässt sich davon zwar nicht beeindrucken, dennoch scheint The End diese Worte mit einer fast schon bedrohlichen Intensität zu sprechen. Und damit verlässt End sein Gegenüber auch schon und es wird weggeschalten.