Wir schalten wieder zu Mac Müll, welcher wieder einen neuen Interviewpartner vor dem Mikro hat. Vor ihm steht der Puppenspieler, im Halbkreis dahiner in schwarzen Langen Gewändern, seine maskierte Gefolgschaft in bekannten traurigen Weißen Theatermasken. Diesmal jedoch scheint der Puppenspieler nicht wie sonst in Freude über seine Verkündung. In den Händen hält er Bruchstücke. Bruchstücke der Büste welche beim letzten War Evening angefärtigt wurde. Müll scheint mitfühlend seinem Gegenüber zu sein.
Müll: „Guten Abend Puppenspieler, du hattest mich in dringlicher Absicht zu dir bestellt. Was möchtest du der GFCW an diesem Abend mitteilen?“
Der Puppenspieler, heute mehr als passend in schwarzem Anzug gekleidet, hält in den zur Schale geformten Händen deutlich die Bruchstücke der Zerstörung in die Kamera, während er traurig auf diese herabsieht. Dann blickt er auf und seine von Trauer und Schmerz gezeichnetes Gesicht in die Kamera.
Puppenspieler: „ Müll, ich habe mich über meine Titelverteidigung gegen Matthäus Meister gefreut, ich habe mich so sehr gefreut und wollte diesen so wichtigen Moment in meiner Regentschaft als Intercontinental Champion für die Ewigkeit festhalten. Ich wollte alle an meiner Freude teilhaben lassen, alle sollten sich mit mir freuen. Ich wollte glücklich sein und meine Glückseligkeit mit der gesamten GFCW teilen, so bin ich nun einmal. Ich kann nicht anders als meine Freude in die Welt zu tragen. Es war mein Recht... mein Gutes recht nicht wahr?“
Mit zusammengebissenen Zähnen dreht er sich dabei mit bohrendem Blick an Mac Müll.
Puppenspieler. „Oder Mac? Ist es nicht so?“
Wütend erwartet der schwarze Mann der GFCW eine Antwort vom Interviewpartner doch dieser fühlt sich gerade sichtlich unwohl, merkt aber mit jeder Sekunde, die verstreicht, dass er besser Antworten sollte.
Müll: „ich denke schon ja?“ Puppenspieler: „Ja genau und jeder in der GFCW würde es so sehen aber nicht Matthäus Meister! Nicht dieses Ungetüm! Sieh nur was er aus meinem Kunstwerk gemacht hat. Seh nur was er getan hat!“
Die Kamera zeigt nun noch einmal deutlich die verformten Teile Wachs in den Händen des Puppenspielers. Unkenntlich für den spontanen Zuschauer und doch ist seine Bedeutung unverkennbar für den GFCW Fan und vor allem für den Puppenspieler!“
Puppenspieler: „Zerstört hat er es einfach! Einfach zerstört in blinder Wut. Zerstört meine Feier, meinen Moment, zerstört mein Kunstwerk! SIEHST DU DAS MEISTER?! SIEHRST DU DAS?! DIES IST DEIN WERK! SIEHST DU WAS DU MIR ANGETAN HAST?! Ich werde es nie wieder zurückbringen können seine Schönheit. Es wird für immer zerstört bleiben und die Aufnahmen und meine Erinnerungen werden alles sein was mir davon bleibt! Es wird nie wieder sein wie zuvor nie wieder! Bist du nun glücklich Matthäus? Bist du es?!“
Leises Schluchzen während die Tränen in seine Hand fallen. Müll selbst muss bei dieser Erscheinung des Puppenspielers schluchzen doch kann er sich gerade noch zurückhalten einen Arm um die Schultern des Puppenspielers zu legen, als dieser wieder aufsieht und mit Tränen der Wut weiter spricht.
Puppenspieler: „Wahrscheinlich bist du es, denn zerstören ist alles was du kannst. Du kannst nichts erschaffen oder erhalten oder wertschätzen, du kannst nur zerstören. Jedoch hast du nicht lange was von deinem Triumph gehabt. Hott war zur Stelle noch bevor wir es selbst in die Hand nehmen konnten dich zu bestrafen. Oh ich wünschte David Hott hätte es zu ende bringen können. Ich wünschte er hätte dich bis zu deinem Karriereende geprügelt, dass du nie wieder jemandem solch ein Leid antun kannst wie du mir!“
Bedächtig übergibt er die Überreste an einen seiner Diener ehe er den Intercontinental Gürtel von der Schulter nimmt und ihn wie der letzte Mann auf einem Schlachtfeld in die Kamera hält!
Puppenspieler: „Dass ist es wofür du all dieses Unheil über die Menschen bringst? Dass ist es was ihr alle wollt nicht wahr und für was euch nichts heilig ist nicht wahr?! Dafür geht ihr sprichwörtlich über Leichen! Ach was, ihr geht über Leichen! Leichen, die einst Kunstwerke waren! Kunstwerke! Nur dafür. Für das GOLD! GOLDGIER! Dann soll dies eurer Untergang sein, dafür werde ich sorgen. Matthäus Meister deine Gier und dein Zerstörungsdrang soll deine Zerstörung sein! Brainwashed 2023 soll dein Ende sein und wenn dies der Preis dafür sein sollte mich vor dir und Deines Gleichen zu schützen, nehme ich ihn gerne an. Auch David Hott soll zu mir in den Ringsteigen und Futter für meine Rache sein. Ihr haltet euch für besser und verlacht meine Kunst nicht wahr? Dafür sollt ihr büßen und euren Hochmut bitter bereuen! Jawohl ihr werdet ihn bereuen. Ihr alle werdet bereuen mich nicht ernst genommen zu haben!“
Nun sackt der Puppenspieler in sich zusammen und Müll muss sich anstrengen seinen Interviewpartner noch zu erreichen.
Mit gedämpfter Stimme ohne den Kopf zu heben spricht der Puppenspieler nun weiter. Unterbrochen von Schluchzen und Schlucken.
Puppenspieler: „Ich möchte nun allein sein Mac.“
Müll ringt um Fassung als er sich selbst an die Kamera wendet.
Müll: „Vielen Dank Puppenspieler für diese klaren Worte, alles Gute.“
Alles ist vorbereitet. Rote Ringmatte und zwei bequeme Sessel mit jeweils einem Mikrofon darauf. Zwischen den Stühlen steht Mac Müll und ergreift das Wort.
Mac Müll: „Liebe GFCW Galaxie, es ist Zeit für die Konfrontation zwischen Zereo Killer und Lionel Jannek!“
Begeistert wird diese Ansage von den Fans gefeiert. Und da geht es auch schon los…
FEEL THE MOVEMENT, FEEL THE PRESSURE!
YOU WANNA TRY TO TAKE ME UNDER? I’LL NEVER BOW, ‘TIL I’M SIX FEET UNDER! LISTEN TO THE SOUND OF ROLLING THUNDER! YOU CAN’T BREAK ME! YOU’LL NEVER TAKE ME DOWN!
Es ertönt „Down“ von Thousand Foot Krutch. Und die Fans freuen sich. Die Halle wird leicht verdunkelt und wenig später wird ein einzelnes Flutlicht aktiviert, in dessen Mitte sich der bekannte Österreicher befindet, in Anzug und mit Krawatte. Ganz seriös. Als er seine Pose zeigt geht das Licht schlagartig wieder an und der „Superior One“ macht sich, unter dem Jubel der Fans, auf den Weg zum Ring. Dabei vergisst er auch nicht mit der ersten Reihe und einigen Fans die sich aus der zweiten Reihe nach vorne quetschen abzuklatschen.
Pete: „Fans, bevor wir beiden Männern das Feld und vor allem das Wort überlassen, sei gesagt: Es ist dies wohl der letzte War Evening Auftritt von Lionel Jannek. Eine Konfrontation mit seinem, wie man so sagt ‚besten Frienemy‘, Zereo Killer. So etwas ist immer unberechenbar und wenn man die letzten Male hernimmt, wo diese zwei sich in einem Wortduell gegenüberstanden…“ Sven: „… dann wird das mindestens chaotisch ausgehen. Wenn ich Mac Müll wäre, dann würde ich mich einfach still und heimlich aus dem Staub machen und die beiden einfach machen lassen.“
Lionel Jannek schüttelt besagtem Mac Müll die Hand und stellt sich dann neben seinen Sessel. Nun fehlt nur noch der Gesprächspartner. Ohne, dass seine Musik zu hören ist, wird bereits lautstark gepfiffen und gebuht. Immerhin wissen die Fans ja, was bzw. wer jetzt kommt.
Aus den Lautsprechern erklingen die Töne von LEGENDS NEVER DIE, und nur wenige Momente später kommt ein Zereo Killer, wie man ihn selten sieht, zum Ring: Im schwarzen Anzug! Steht ihm sehr gut, muss man wirklich sagen. Die Haare sind abrasiert, ein Dreitagebart ist stehen geblieben. Er kümmert sich absolut nicht um das Publikum, um seine ehemalige Zereo Army, nein, sein Blick ist absolut auf Lionel Jannek fokussiert.
Der Kalifornier lässt sich sehr viel Zeit, bleibt vor der Ringtreppe stehen, mustert weiterhin seinen Gegenspieler, der sich längst im Ring befindet. Dann geht er Schritt für Schritt, Stufe für Stufe, erklimmt den Mattenrand und entert schlussendlich das Geviert. Kurz bleibt er neben LJ stehen, die Blick treffen sich, ein leichtes Nicken, kurz sieht man, wie sich die Lippen in die Horizontale bewegen, dann begibt sich der ehemalige Publikumsliebling auf seine Seite und setzt sich erstmal in den Sessel. Als sein Theme verstummt – und die Buhrufe für den Augenblick bestehen bleiben – ist es die Interviewlegende, die nicht lange fackelt, um den Schallwandler in die Hände zu nehmen und das Wort zu ergreifen. Mit den beiden Anzugträgern neben ihm, sieht es jetzt fast schon eher aus wie eine politische Diskussion.
Mac Müll: „Meine Herren, ich bitte Sie beide Platz zu nehmen. Bevor es losgeht, halte ich es für sinnvoll noch einige Regeln festzulegen. Einfach um einen geordneten Ablauf-“
Lionel Jannek: „Mac. Mac! Mac…“
Der Hall Of Famer stutzt und blickt verdutzt zu LJ, der ihn gerade unterbrochen hat. Begleitend mit entschuldigender Geste.
Lionel Jannek: „Mac, sorry, dass ich dich hier unterbreche, aber das hier ist nicht das erste Mal, dass ich so ein Rededuell mit Zereo Killer habe. Und bis jetzt haben sie noch alle im Chaos geendet… Ich denke das Beste ist, du verlässt, zu deiner eigenen Sicherheit, jetzt das Seilgeviert und lässt uns das unter uns regeln, OK?“
Mac blickt einmal zwischen den beiden Herren hin und her… und scheint dann die Auffassung des Österreichers zu teilen. Langsam schleicht er sich aus dem Ring und lässt die Rivalen alleine zurück. Diese fixieren ihre Blicke aufeinander, während die Fans im Hintergrund, mit unterschiedlichen Rufen, ihren Senf dazugeben. Nach einigen Sekunden nimmt Lionel Jannek schließlich Platz, lehnt sich bequem zurück und ergreift das Wort.
Lionel Jannek: „Bevor wir uns jetzt hier mit Scheiße zuwerfen, wie ihr das von uns gewöhnt seid und wohl auch erwartet, möchte ich gerne noch ein paar Dinge loswerden, bevor es richtig losgeht. Denn es ist wohl meine letzte Gelegenheit, bevor bei Brainwashed mein letztes Match ansteht.“
Die Fans sind einverstanden. ZK quittiert das ganze allerhöchstens mit Augenverdrehen. Und los geht’s.
Lionel Jannek: „Vor fast taggenau 10 Jahren, am 20. September 2013, hat man mich zum ersten Mal in der GFCW gesehen. Und zwei Wochen später, am 4. Oktober 2013, hatte ich mein erfolgreiches allererstes Match, gegen einen jungen Schweizer namens Leon Belmont… Ich war ein 24 Jahre junger, talentierter und hochgehypter Österreicher. Und wie alle talentierten Wrestler da draußen, habe ich mir ein Ziel gesetzt: Den GFCW World Title.“
Pete: „Erfolgreich, möchte ich anmerken.“ Sven: „Zweimal sogar… das waren noch Zeiten.“
Lionel Jannek spricht hier abwechselnd mit der Kamera und mit den Fans. Zereo bleibt, momentan zumindest, noch außen vor.
Lionel Jannek: „Alle sagen das ist die Spitze des Berges, das Ziel des Weges. Wenn du den Berg bezwungen hast, wenn du die Spitze erklommen hast, dann hast du es geschafft! Dann kannst du durchatmen, dann kannst du dich ausruhen… Aber was dir keiner sagt ist… danach kommt gleich der nächste Berg! Du musst immer weitergehen. Du kannst dich nicht ausruhen, weil dich sonst ein anderer überholt! Und der Weg wird mit der Zeit immer härter und steiniger. Wir sind ständig auf dem Weg und NIE an einem Ziel!“
Er erhebt den Zeigefinger.
Lionel Jannek: „Mit einer Ausnahme… Der Rücktritt. Ausstieg, Ende. Finito. Du willst nicht mehr weitergehen. Oder… du KANNST nicht mehr weitergehen. Schwere Verletzung, zu alt oder im schlimmsten Fall, ist es von einem Moment auf den anderen vorbei. Zack. Tot. Ende. Es ist leider die harte Realität.“
Einige Fans sehen da doch sehr nachdenklich aus, einige sogar bedrückt.
Lionel Jannek: „Das ist der Grund warum ich nun gehe. Ich hatte 10 großartige, erfolgreiche und teilweise auch lebensändernde Momente hier in der GFCW. Aber nun ist Schluss. Ich möchte meinen Rücktritt freiwillig und auf meine Weise machen und nicht aufgezwungen bekommen. Nicht vom Schicksal, nicht von DIR oder irgendwem anderen!“
Und dabei deutet er natürlich auf Zereo Killer, den er damit nun auch endlich wieder anblickt. Die Fans spenden Beifall für Janneks Worte und der „Einzig Wahre“ lehnt sich in seinem Sessel zurück.
Lionel Jannek: „So… Jetzt wo ich meine Predigt beendet und meine letzten Lehren an die aktuelle und nächste Generation weitergegeben habe, kommen wir nun zu dir, Mike…“
LJ scheint nachdenklich zu sein und kratzt sich mit einem Finger am Kopf.
Lionel Jannek: „Vor allem möchte ich dir gerne einmal eine Frage stellen: Was willst du eigentlich noch? Warum das alles? Warum bist du so besessen von mir? Ich dachte wir hätten bereits alles erreicht, uns alles verpasst, genug Momente mit- und füreinander kreiert… Gibt es einen bestimmten Grund, warum du dich jetzt so aufdrängst? Ein Grund den du uns vielleicht verschweigen möchtest, weil du dann vielleicht wie ein Heuchler oder gar wie ein Idiot dastehst? Ich würde es wirklich gerne wissen.“
Die Fans feiern LJ und seine Worte. Der Österreicher deutet ZK, dass dieser nun gerne das Wort ergreifen darf und macht es sich im Sessel noch etwas bequemer.
Im Gegensatz zu MacKenzie, der seine Sitzgelegenheit zur Seite schubst, sich das Sprechgerät schnappt und sich zum Publikum dreht.
Zereo Killer: „LJ, du bist der Publikumsliebling hier, darum frage ich deine Fans.“
… Hätten wir uns diesen Satz aus MacKenzies Mund, bezogen auf Lionel Jannek, vor ein paar Jahren denken können? Wohl kaum. Wie sich die Zeiten ändern…
Zereo Killer: „Dann frage ich doch mal die Fans… Wie ich es schon in der letzten Show getan hatte… Wer will noch einmal Zereo Killer gegen Lionel Jannek sehen? Wer will es nochmal sehen, wie Zereo Killer und Lionel Jannek alles geben?!?!“
Die Crowd rastet aus, das Mikrofon wird in deren Richtung gestreckt. MacKenzie und das Publikum stimmen überein, seit langem wieder einmal. Ein Lächeln und ein strahlendes Funkeln in den Augen der Fans ist zu sehen.
Zereo Killer: „Wer wäre ein passenderer Abschiedsgegner als Zereo Killer gegen Lionel Jannek? Habt ihr irgendwelche Vorschläge, wer der letzte sein sollte, außer ich???“
Ein Gemurmel und Getuschel ist zu hören…
Zereo Killer: „Ja? Nein? Ich kann euch nicht verstehen. Ihr könnt sehr gerne eure Vorschläge herausbrüllen!“
Natürlich hört man auch die Namen Robert Breads, Alex Ricks & Co – die Größten der Großen, die diese Liga zu bieten hat, dennoch ist es am lautesten, wenn es heißt „Lionel Jannek vs. Zereo Killer“.
Das Mikrofon richtet der Amerikaner wieder auf sich selbst und hält es zu seinen Lippen.
Zereo Killer: „Auch wenn ich mich mit dem Publikum, mit der ehemaligen Zereo Army, nicht mehr wirklich im Einklang bin, dumm sind sie nicht! Sie wollen, genauso, wie ich es auch will, Zereo Killer gegen Lionel Jannek, ein letztes Mal! Aus einem ganz einfachen Grund. Es gibt kein größeres Match für dich!“
Die Betonung liegt eindeutig auf „für dich“, und man sieht ein überhebliches Grinsen auf den Lippen der Legende, die niemals stirbt.
LJ ist drauf und dran zu antworten, ja, er sieht auch die Reaktionen des Publikums. Dennoch, dass dies nur das größte Match für LJ ist, kann er doch nur als Provokation sehen, oder? Der Killer lässt seinem Gegenüber allerdings nicht zu Wort kommen.
Zereo Killer: „Das Publikum will das Match, ich will das Match, doch das ist nicht die eigentliche Frage. Die eigentliche Frage ist: Warum hast du WIRKLICH so gezögert, das Match anzunehmen? Echt jetzt, ich sag es dir, du hattest mich, als du das Match nicht direkt angenommen hattest! Ich war so f’n wütend! Ich musste dir eine verpassen, ich hatte das Gefühl, ich musste dir Vernunft einprügeln! Ich glaub dir nämlich kein Wort, dass du die Möglichkeiten ausloten wolltest, weil Andere auch das letzte Match gegen dich haben wollten! Ich glaube, dass du von Glück reden kannst, dass ich rausgekommen bin und das Match unbedingt will!“
Die Buhrufe werden immer lauter und lauter, das Publikum scheint auf diese Art und Weise just in diesem Augenblick für den Österreicher zu antworten! MacKenzie macht aber deutliche Zeichen, dass er das nicht respektlos meint, er erklärt sich weiterhin.
Zereo Killer: „Es geht nicht darum, dass ich dich Scheiße finde oder sonst was, nein, ganz im Gegenteil! Jeder, der nur im Entferntesten etwas mit der GFCW zu tun hat, und zu der Zeit hier war, als wir hier waren bzw. hier sind, weiß, dass ich der einzig richtige Endgegner für dich sein kann! Wir haben eine riesige Geschichte mit- und gegeneinander, wie du selbst gesagt hast. Ich glaube, dass du auch deswegen keine anderen Optionen hattest, weil alle Backstage dich und mich respektieren. Und jeder denkt sich wohl, dass wir Beide diese Geschichte gemeinsam – gegeneinander – beenden müssen! Und du kannst sagen was du willst, aber diese „Geschichte“ schreibt sich wohl von selbst! Ich bin Derjenige, der dein Endgegner sein muss!“
MacKenzie dreht sich zur Crowd, es gibt natürlich über diverse Wortwahlen einige Buhrufe, aber viele sind nachdenklich und… kann man sagen, sie sind MacKenzies Meinung? Ja, kann man!
Zereo Killer: „Aber ich lass dich diese Frage wirklich gern selbst beantworten. Warum hast du WIRKLICH so gezögert, das Match anzunehmen?“
Lionel Jannek: „Hmmmm…“
Der „Superior One“ blickt an die Hallendecke und denkt scheinbar eifrig nach.
Lionel Jannek: „Das ist eigentlich eine gute Frage… Die geht psychologisch richtig tief. Ich fürchte nur, nach dem was ich ihm in der Vergangenheit angetan habe, wird mir Dr. Reuth in naher Zukunft keine Therapiestunde mehr geben. Also muss ich es wohl selbst herausfinden.“
Die Zuschauer amüsieren sich über diese kleine Anekdote, während LJ sich im Sessel aufrecht hinsetzt und die Ellbogen an den Knien abstützt.
Lionel Jannek: „Also, Mike… Vielleicht… Ja, vielleicht hat mich vorher einfach dieser Gedanke angeekelt, in meinem letzten Match gegen DIESEN Zereo Killer anzutreten!“
Diese Worte spricht er äußerst vorwurfsvoll und mit ernster Miene. Tatsächlich wirkt er über ZKs Sinneswandel sehr enttäuscht.
Lionel Jannek: „Mike, ich trete nicht zurück, weil mir das Alter ein Schnippchen schlägt, oder eine Verletzung oder weil ich nicht mehr denke, dass ich noch mithalten kann. Mach dir also keine Hoffnungen, dass du auf einen schwächelnden Lionel Jannek triffst! Oh nein, Mike, du wirst Lionel Jannek noch einmal auf seinem absoluten Maximum erleben! Wenn du also weißt was gut für dich ist, dann bring gefälligst auch Zereo Killer auf seinem Maximum! Denn weniger wird nicht reichen und das weißt du besser als jeder andere.“
MacKenzie lässt die Worte auf sich wirken, ehe er erneut das Mikro zur Hand nimmt und prompt drauf antwortet.
Zereo Killer: „Du magst meine neue Art nicht, schön für dich, das ekelt dich an. Ja, ich habe mich geändert, aber das Leben hat mich so verändert. Der größte Punkt sind der Tod meiner Frau – auch wenn es schon ewig her ist – die überraschende Erkenntnis über meinen unehelichen Sohn, der sich mit meiner Tochter einst zusammengetan hat, die sich Beide gegen mich gewandt hatten, und sie hätten mich beinahe meine Karriere gekostet. Ja, ich hab seit diesem Tage nie wieder etwas von denen gehört. Eine Hall of Fame Rede zu meinen Ehren für meine Aufnahme von Robert Breads, die es nie gegeben hat! Ja, es gibt viele Momente in meinem Leben, die mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin! Dies hätte niemand einfach so wegstecken können, und Dinge hinterlassen Spuren und Narben im Leben, sichtlich und metaphorisch! Auch wenn ich in den Augen vieler ein Arschloch bin, mich verändert habe, mich nicht mehr um die Fans, Familie, sondern nur noch um mich selbst kümmere, eines kann mir niemand nehmen, und das garantiere ich dir! Ich bin ein Mann von Ehre, der sein Wort hält, und ich verspreche dir jetzt eins: Ich werde bei Brainwashed gegen dich alles geben, ich werde keine Shortcuts verwenden, ich werde nicht unfair agieren, denn ich will dich unbedingt clean in einem Singles Match besiegen, Pinfall oder Submission!“
Starrer Blickkontakt der beiden Kontrahenten, die Worte scheinen bitterernst gemeint zu sein. Das überrascht Lionel Jannek doch ziemlich, wie man unschwer erkennen kann.
Zereo Killer: „Ich habe mir die Chance selbst genommen, als Heavyweight Champion in dieses Match gegen dich zu gehen, weil ich zu sehr darauf besessen war, den Champion zu demütigen und ihm den Titel durch Countout abzunehmen, das war ein großer Fehler! Ich will keine Spielchen spielen, ich bin hier, ich bin bereit gegen dich in einem Singles Match anzutreten! Keine versteckten Fremdgegenstände, keine Tische, keine Stühle, kein Stacheldraht, verdammt, keine Legobausteine! Nix dergleichen! Du und ich in einem fairen Match gegeneinander, möge der Bessere gewinnen, und das bin definitiv ich, das will und werde dir, aber auch mir selbst beweisen! Ich erweise dir die Ehre, ein fantastisches Match zu haben, das mit Sicherheit hart umkämpft ist, aber ich bin mir absolut sicher, dass ich Derjenige bin, der am Ende als Sieger dastehen wird! Ich bin mir ebenfalls sicher, dass du mehr geben wirst, als du jemals gegeben hast, deswegen werde ich mit allen Mitteln – mit allen FAIREN Mitteln – dagegen ankämpfen, und wenn es sein muss, dich bis zur Bewusstlosigkeit verprügeln, damit ich das Match gewinne!“
Wieder sucht Zereo Killer den Blickkontakt mit Lionel Jannek, der diesen auch erwidert. ZK ist immer noch nicht fertig.
Zereo Killer: „Wenn ich dir einen guten Rat geben darf: Lass es nicht so weit kommen, dass du mit der Trage abtransportiert werden musst, damit du dich nach unserem Match wenigstens ordentlich von deinen Fans verabschieden kannst!“
Lionel Jannek starrt nach diesen Worten zunächst einige Sekunden nur starr auf ZK. Dann führt er, begleitet von „LJ“ Rufen, langsam das Mikrofon zum Mund.
Lionel Jannek: „Schön, dass du so optimistisch bist, Mike. Das spricht für dich. Aber… eine Frage habe ich noch an dich.“
Er packt den Sessel und rückt ein Stück näher an Zereo Killer heran. Dann stützt er erneut die Ellbogen auf den Knien ab und durchlöchert Zereo Killer mit seinem Blick.
Lionel Jannek: „Und was ist, wenn ich dich, wie ich es bereits zuvor in 99% der Fälle bisher getan habe, wieder besiege? Was dann, Mike? Wie wirst du damit umgehen, wenn dich dein langjähriger Rivale, der deine Karriere so geprägt hat, einmal mehr besiegt? … Ohne, dass du Aussicht darauf hast, diese schmerzliche Schmach jemals ausbügeln zu können?“
Es wäre schließlich das letzte Mal, dass Lionel Jannek in den Ring tritt. Eine äußerst provokante, aber auch gute, berechtigte Frage in Richtung Zereo Killer. Die Fans freuen sich über eben diese und gespannt erwartet Lionel Jannek die Antwort seines Gegenübers… der allerdings tatsächlich erst einmal nachzudenken scheint. Hatte er das etwa zu keiner Zeit bis hierhin im Kopf? ZK überlegt und spürt den stechenden Blick von Lionel Jannek gegenüber.
Zereo Killer: „Wie gesagt… Zeiten ändern sich… und die Zeiten, in denen du mich besiegt hattest, ohne dass ich dich jemals schlagen konnte, sind vorbei…“
Natürlich weiß MacKenzie um die Situation, dass das das letzte Aufeinandertreffen sein wird. Hatte er sich aber wirklich nicht damit auseinandergesetzt was passiert, wenn er verliert? Dann gibt es keine Revenge mehr!
Zereo Killer: „… aber was ist… wenn ich wirklich verliere…“
So langsam scheint es in ihm doch zu brodeln… nachdenklich und ruhig klingt seine Stimme.
Zereo Killer: „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, wenn ich gegen dich verlieren sollte…“
Ja… Zeiten ändern sich… gab es solche Zweifel jemals bei Zereo Killer in dieser Art und Weise? Wohl kaum. Beide wissen, es wird ein Match auf Augenhöhe. Es ist Lionel Janneks letztes Match, doch was ist mit Zereo Killer, wenn er tatsächlich verliert.
Lionel Jannek: „Mike…“
Als käme ihm diese Wortübernahme regelrecht zur Hilfe, schnellt ZKs Blick zu Lionel Jannek. Todernst blickt dieser in die Richtung des Killers.
Lionel Jannek: „Du hast 16 Tage Zeit, um darüber nachzudenken. Und dann kriegst du hoffentlich deinen Kopf halbwegs wieder klar. Denn wenn du mir SO gegenübertrittst, mit dem Mindset, mit dieser Einstellung, mit dieser Unsicherheit… dann solltest du eine Antwort parat haben. Dann wird dieser Alptraum für dich nämlich wahr werden.“
Zustimmender Jubel bei den Fans und unverändert nachdenkliches Gesicht bei ZK.
Lionel Jannek: „In 16 Tagen habe ich mein letztes Match. Und ich habe nicht vor, dieses als Verlierer zu beenden. Ein gut gemeinter Rat, Mike…“
Und dabei kommt er näher und blickt ihm direkt in die Augen.
Lionel Jannek: „Kämpfe auch du, als wäre es dein letztes Match!“
Dann setzt er das Mikrofon ab, lässt es fallen und verlässt den Ring. Allerdings nimmt er sich noch Zeit eine extra War Evening-Abschiedsrunde um den Ring einzulegen. Dabei wird abgeklatscht, Selfies gemacht, Autogramme geschrieben… alles was dazu gehört. Im Ring zurück bleibt Zereo Killer, der das ganze Geschehen beobachtet, aber zugleich geistig abwesend zu sein scheint. Macht es bei diesen ganzen Fan-Interaktionen etwa ‚klick‘ beim Killer?
Flashbacks kommen beim Kalifornier hoch, es ist noch gar nicht allzu lange her, als er der Publikumsliebling war. Vermisst er es doch, auch wenn ihm diverse Umstände verändert haben? Bereut er seine Taten, die er 2023 begangen hat? Alles nur Vermutungen, doch wir können nicht in seinem Kopf schauen. Er blickt LJ immer noch hinterher.
Schließlich geht Lionel Jannek noch ein letztes Mal die War Evening Rampe hoch. Oben bei der Bühne angekommen wirft er sich noch einmal für Fotos in Pose, bevor er schließlich, dankbar zum Abschied winkend, hinter dem Vorhang verschwindet.
MacKenzie, sich immer noch im Ring befindend, hat den Schallwandler weiterhin in seinen Händen.
Zereo Killer: „… das werde ich!“
Dann lässt er das Mikrofon fallen, starrt lange auf den Vorhang, hinter dem sein einstiger Rivale verschwunden ist, ehe die Szene ausfadet.
Auf der Videowall erscheint ein Bild. Schwarz. Man sieht gar nichts. Doch man hört etwas. Es sind Schritte. Schritte die langsam näher kommen. Langsam lässt sich in der schwarzen Dunkelheit eine Silhouette erkennen… eine große Silhouette. Diese bleibt stehen, sodass wir ihren Kopf und die breiten Schultern erkennen können. Ein minimaler Lichteinfall gibt uns Matthäus Meister zu erkennen, welcher ernst in unsere Richtung blickt.
Matthäus Meister: „Du hast dich also dazu entschieden, meinen Forderungen nachzugeben, Puppenspieler. Das zeugt von gesundem Menschenverstand.“
Ein böses Lächeln zeigt sich auf der Visage des Kolosses.
Matthäus Meister: „Welche Ironie, Puppenspieler. Du wolltest den billigen, einfachen Weg gegen mich haben. Und das hat nun dafür gesorgt, dass es für dich jetzt schwerer ist als zuvor.“
Leichtes Kopfschütteln bei Meister.
Matthäus Meister: „Nein, nicht weil David Hott eine ebenbürtige Bedrohung ist, sondern im Gegenteil: Ich könnte bei Brainwashed nun den Titel gewinnen indem ich einfach… IHN pinne. Du wärst dein geliebtes Gold los, ohne überhaupt besiegt worden zu sein. Oh, wie sehr ich dir diese Ironie vergönne, nach dem was du gegen mich versucht hast.“
Er lacht kurze Zeit leise für sich, dann verschwindet das Lächeln langsam aus seinem Gesicht.
Matthäus Meister: „Oh wie recht du hast Puppenspieler. Mir ist in der Tat nichts heilig. Mit einer Ausnahme: Mein Erfolg. Handle ich also aus ‚Goldgier‘? Oh ja und wie.“
Meister dreht seinen Kopf etwas zur Seite. Durch den Lichteinfall sieht er nun aus, wie eine Figur aus einem Horrorfilm.
Matthäus Meister: „Zunächst war es auch nur das… Aber seit deinem gefälschten Triumpf, ist es für mich auch persönlich. Eine persönliche Mission dir das Gold wegzunehmen und dich zerstört liegen zu lassen… wie dein Machwerk. Doch glaub mir eines…“
Mit unheimlichem, psychopathischem Blick, starrt er bedrohlich in die Kamera.
Matthäus Meister: „Du wirst am Ende noch schlimmer aussehen, als dein Werk.“
Das Licht geht aus. Es ist finster…
Doch dann geht es noch einmal an!
Matthäus Meister: „Und David Hott… Mach dir keine falschen Hoffnungen. Für dich gibt es, einmal mehr, nichts zu holen.“
Erneut geht das Licht aus. Diesmal endgültig. Ein unheimliches Gelächter schallt zum Abschluss durch die Arena.
Es folgt ein Szenenwechsel der GFCW-Regie.
Nun sind wir Backstage. Einige Kisten mit technischem Equippment stehen herum. Und auf einer dieser Kisten sitzt David Hott und hat offenbar auf einem Monitor, der in der Nähe steht, gesehen was wir gerade gesehen haben. Er verdreht die Augen und seufzt einmal genervt.
David Hott: „Für einen der so klug daherredet, lernt er offenbar nur sehr langsam.“
Er wendet seinen Blick zu uns.
David Hott: „Matt, ja, du hast mich einmal besiegt, sehr eindeutig sogar. Aber einmal, ist schon einmal zu viel. Und seitdem ist dir nicht mehr all zu viel gelungen, oder? Im Gegenteil, ich hatte dich bei Stranded eigentlich schon besiegt, bis der dritte Mann dazu kam und den Sieg an sich riss. Doch dein Glück wird nicht ewig halten, Matt!“
Er springt von der Kiste auf und in seinem Gesicht sieht man pure Entschlossenheit.
David Hott: „Ich habe den Kampf mit den Riesen noch nie gescheut. Und einmal mehr stelle ich mich dieser Herausforderung. Mit einem Unterschied… ich habe es diesmal sogar mit ZWEI Riesen zu tun. Keine Frage, das wird sehr hart…“
Und doch muss er dabei lächeln.
David Hott: „Doch der Preis ist es wert. Die GFCW Intercontinental Championship. Dafür bin ich bereit, einmal mehr, einiges zu riskieren. Mehr denn je, denn langsam habe ich es satt Titelmatches zu bekommen und ständig wegen irgendwelcher Kleinigkeiten, auf die ich keinen Einfluss habe, leer auszugehen! Und Matt…“
Weg ist das lächeln und der Zeigefinger zeigt auf den imaginären Koloss.
David Hott: „Ich habe geschworen, dass du nicht vor mir einen Einzeltitel holen wirst. Und wenn ICH ihn bei Brainwashed nicht hole, dann werde ich zumindest sicherstellen, dass nicht DU die Nacht als Champion verlässt!“
Klare Kampfansage gegen seinen Ex-Partner. Doch was ist mit dem Champion selbst?
David Hott: „Puppenspieler, ich bin dir dankbar für diese Chance. Nicht nur um den Titel, sondern auch, dass ich Matt noch einmal das Leben schwer machen kann. Aber ich werde alles dafür tun, dass du am Ende noch bereuen wirst, mir diese Chance gegeben zu haben.“
Er macht die eindeutige „Titel-um-die-Hüfte“ Geste und verlässt dann, selbstsicher lächelnd, den Ort des Geschehens.
Werden GFCW-Interviewer pro Interview bezahlt? Gibt es so etwas wie Überstunden-Zuschläge? Muss man auf eine monatliche Gesamt-Anzahl kommen, um einen Bonus einzustreichen?
Mit solchen Fragen muss sich das GFCW-Office beschäftigen – vielleicht wissen Eric Fletcher oder Amelie Schwanenburg da mehr. Uns, als bloßen Zuschauern, bleiben solche vertraglichen Genauigkeiten verborgen.
Sollte aber eine der drei oben genannten Varianten zutreffend sein, dürfte Tammy sich heute Abend ein goldenes Näschen verdienen.
Tammy: „Meine Damen und Herren, bitte begrüßen Sie mit mir den Mann, der soeben bei Herrn Booker die Herausforderung zu einem Match bei Brainwashed offiziell angenommen und bestätigt hat… Aiden Rotari!“
Man hat ihn heute nicht gesehen und nicht gehört – das war früher einmal nicht unüblich. Irgendwie immer im Hintergrund, immer in irgendeinem Schatten, nur dann im Rampenlicht, wenn es nötig war: Das war Aiden Rotari.
Das hatte sich in den letzten Wochen und Monaten geändert. Sein Nicht-Auftreten bei dieser Ausgabe von War Evening könnte auch schlicht der brutalen Packung geschuldet sein, die er vor zwei Wochen von Antoine Schwanenburg kassiert hat. Ob das der Grund war?
Womöglich. Wahrscheinlich. Man weiß es nicht. Denn Rotari hat nicht darüber gesprochen.
Aiden Rotari: „Hallo, Tammy.“
Die Kamera wird leicht nach links gedreht, damit er besser im Fokus ist und man gleichzeitig das Logo eines Sponsors im Hintergrund gut sehen kann. Aiden steht neben Tammy, wie immer hochgradig höflich und respektvoll, wenn es um den Umgang mit Crew-Membern und Non-Wrestlern geht. Eine große Beliebtheit beim „Fußvolk“ konnte schließlich nützlich sein, wenn man Augen und Ohren brauche, die über die eigenen Paare hinaus gingen.
Tammy: „Aiden, wie ich gerade bereits angesprochen habe wurdest von Dynamite in sein Büro zitiert und gefragt, ob du die Herausforderung für den Pay-Per-View annehmen willst… und du hast „ja“ gesagt. Hast du überhaupt darüber nachgedacht, abzulehnen?“
Aiden Rotari: „Nein.“
Die Arme vor der Brust verschränkt – welche seltsamerweise von einem „Luna Rosario“-Motiv aus dem GFCW-Fanshop geschmückt wird – spricht Rotari freundlich, aber eindeutig nicht herzlich zu Tammy. Er war einmal ein Mann weniger Worte gewesen, ehe er sich… verändert hatte. „Verrannt“, könnte man es auch nennen. Er war seinem Partner immer ähnlicher geworden, hatte das Eigene verloren, hatte versucht, so zu werden wie Lionel Jannek oder Antoine Schwanenburg.
Und das ist – mit Verlaub – ziemlich beschissen gelaufen.
Aiden Rotari: „Hätte ich abgelehnt, wäre Sleaze definitiv zu Ende gewesen. Ich möchte dieses Team nicht zu Grabe tragen. Ich habe also keine Wahl. Diese Herausforderung bedurfte lediglich formell einer Antwort, darüber waren sich alle Beteiligten im Klaren.“
Nicht besonders wortreich rattert Rotari diese logisch klingende und nicht allzu viel verratende Antwort herunter. Es ist wenig übrig von dem, was mit ihm seit den Endzügen der Fehde mit Cassady-Taylor und der Pleite bei Stranded gegen Ricksenburg los gewesen ist. Das hier klingt viel, viel mehr nach dem Aiden Rotari, den wir im Performance Center kennenlernen durften. Das fällt selbstredend auch Tammy auf.
Tammy: „Und du scheinst… anders an die Sache heran gehen zu wollen als zuletzt.“
Das ist nicht direkt eine Frage, aber eigentlich natürlich schon. Die dunklen Augen Rotaris huschen über Tammys sowohl von professionellem als auch persönlichem Wissensdurst gezeichnetem Gesicht, während er abzuwägen scheint, wie er reagieren soll.
Aiden Rotari: „Ich habe einen gravierenden Fehler gemacht und ihn erst sehr spät bemerkt.“
Er betet das nüchtern und analytisch herunter. Es klingt keine eindeutige Frustration oder Wut durch, wie sie das zuletzt oft tat. Der Wrestler, der er geworden war, hätte so nicht reagiert – allerdings hatte der auch nie eine Chance, die hochgestochenen Ziele von Rotari zu erreichen.
Aiden Rotari: „Ich schätze, ich müsste mich bei Antoine Schwanenburg für eine Lektion in einer Eindeutigkeit, die so einschneidend war, dass ich sie nicht ignorieren konnte, bedanken. Aber ich bezweifle, dass er sich irgendetwas aus meinem Dank machen würde, deshalb spare ich es mir.“
Sehr wohl: Dass der eingeschlagene Weg von Aiden Rotari nicht zum Erfolg führen würde, hatte Titel-Toni bei der vergangenen Ausgabe mehr als deutlich gemacht. Hatte die Pleite gegen Jannek noch eine „Hm, vielleicht ja doch?“-Aura, war Schwanenburg eher ein „Nein, auf gar keinen Fall“.
Das ist Rotari ob der Deutlichkeit seiner Niederlage mehr als deutlich geworden. Ein nicht zu überhörender Weckruf in Form eines Wrestling Matches.
Aiden Rotari: „Ich unterlag dem Irrglauben, wie ein Champion kämpfen zu müssen. Fair und sportlich, technisch versiert, taktisch geschickt. Wie man sehen konnte, war das nicht von Erfolg gekrönt.“
Eine Untertreibung die an einen Euphemismus grenzt.
Aiden Rotari: „Ich habe die falsche Lektion gelernt. Jannek und vor allem Schwanenburg kämpfen nicht so, wie sie kämpfen, weil so Champions kämpfen. Sie kämpfen so, weil das ihren Stärken zugutekommt. Wären sie hervorragende Brawler, würden sie den Gegner in wilde Prügeleien verwickeln. Wären sie atemberaubende High Flyer würden sie ihre Feinde in Schlachten, die auf Geschwindigkeit und Akrobatik basieren verstricken.
Der Punkt ist, dass kein bestimmter Stil dazu gehört, wenn man das erreichen will, was ich erreichen will. Es sei denn natürlich, man kümmert sich um arbiträre Hirngespinste wie öffentliche Wahrnehmung oder „Prestige“.“
Hirngespinste, mit denen Aiden selbst sich beschäftigt hatte, was ihn unter anderem das Match gegen Jannek kostete. Auch hier scheint er eine mentale Korrektur vorgenommen zu haben.
Aiden Rotari: „Man muss nicht wie ein Champion kämpfen, um einer zu sein. Weißt du, was dazu gehört, ein Champion zu sein?“
Eine rhetorische Frage, die von Tammy als solche auch erkannt wird. Rotari gibt ihr den Moment, sie für ihn zu beantworten, doch sie öffnet den Mund nicht, also fährt er fort.
Aiden Rotari: „Ein „C“ in Klammern neben deinem Namen auf einem Stück Papier. Mehr nicht.
Ich gedenke nicht, ein ehrenhafter Champion zu sein. Es ist mir gleich, ob ich ein dominanter Champion bin oder nicht. Mein Ziel ist es schlicht, ein Champion zu sein.
Und dafür muss ich die Mittel nutzen, die mir am meisten helfen. Ich muss der Wrestler werden, der ich sein kann, und nicht der, den ein veralteter und engstirniger Konsens von mir erwartet zu sein, weil man den Bruch mit längst überholten Konventionen scheut. Ich bin kein Prestige-Wrestler. Ich bin kein Magier auf der Matte. Ich springe nicht höher als David Hott. Ich bin nicht stärker als Matthäus Meister. Ich bin nicht tougher als Drake Nova Vaughn.
Ich bin Aiden Rotari, und ich bin ein Betrüger.“
Er spricht das ohne Scham, aber auch ohne Stolz aus. Er hält diese Erkenntnis sowohl für sich als auch für das Publikum fest. Er ist vom Weg abgekommen und hatte versucht, ein klassischer Wrestling-Champion zu werden, ein Ric Flair, ein Bret Hart, ein Bryan Danielson, wenn er doch mit diesen Männern so gar nichts gemeinsam hat. Doch das ist das Bild, das viele – speziell junge – Wrestler von einem Champion haben.
Aiden Rotari ist kein Wrestler dieses besonderen Kalibers, und das wird er wohl auch nie werden. Er hat andere Stärken. Stärken, die ihm keinen Respekt und keine Ehrfurcht einbringen werden. Er wird niemals Respekt bekommen für das, worin er gut ist.
Deshalb muss er sich rückbesinnen auf das, was ihn so weit gebracht hat – auch wenn es da natürlich immer noch den Elefanten im Raum gibt.
Tammy: „Diesen von dir nun verteufelten Wandel hast du ja allerdings auch erst angestoßen, als du zwar Siege einfahren konntest… aber aufgrund der Gepflogenheiten und Regeln in der GFCW keine Siege, die dir einen Titel bringen würden. Disqualifikation, Count-Out…“
Aiden Rotari: „…und Robert hat explizit davon gesprochen, ich müsse ihn pinnen oder zur Aufgabe bringen, ja. Du siehst es ganz richtig: Ich war schon einmal an diesem Punkt. Und ich habe einen falschen Lösungsweg gewählt. Ich würde lügen, würde ich behaupten, die letzten Monate hätten nicht an mir genagt.
Ich weiß lediglich eine Sache, die nicht funktionieren wird. Es bleibt eine unendliche Auswahl an Methoden, die funktionieren oder aber auch noch desaströser scheitern könnten. Ich habe noch exakt eine Chance, es richtig zu machen. Ich habe eine Chance, all‘ die richtigen Lehren zu ziehen, und das werde ich tun müssen, denn ich weiß so gut wie niemand – und ich meine wirklich NIEMAND – sonst auf diesem Planeten, wie unglaublich schwierig es ist, Robert Breads zu besiegen.“
Tammy hofft darauf, dass Aiden etwas darüber preisgibt, was genau er denn nun gedenkt zu tun, um „Canada’s Own“ beim PPV in seine Schranken zu weisen, doch da kommt in dieser Hinsicht nichts mehr. Der Mini-Re-Boot von Aiden hat ihn offensichtlich auch daran erinnert, wie wertvoll es sein kann, gewisse Dinge NICHT zu sagen. Eine Fähigkeit, die sein kommender Gegner nie besaß.
Aiden Rotari weiß jetzt, welcher Wrestler er niemals sein wird – der Klatsche seines Lebens durch Antoine Schwanenburg sei Dank. Nun gilt es herauszufinden, was die beste Version seiner selbst ist. Was fehlte dem alten Rotari WIRKLICH, um der zu werden, den Robert Breads höchst selbst in ihm gesehen hatte? Wie kann er zu dem Wrestler werden, der den Hall of Famer übertreffen soll?
Aiden Rotari: „Alles, was ich bislang verraten kann, Tammy, ist, dass ich einen Plan habe.“
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Danke an alle Schreiber!!!
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