Robert
Breads: “Herzlich Willkommen in der Lerbitz Performance
Group!”
Neben
ihm trötet das Partyrohr in eine Tröte.
Das
Partyrohr: “PARTY!”
Wir
befinden uns auf einem großen Parkplatz, so viel können
wir erkennen. Man könnte durchaus annehmen, dass wir uns vor
der Halle in Chemnitz befinden, aber das würde auch
bedeuten, dass das hier keine Live-Schalte ist, denn der
Parkplatz ist noch wie leergefegt. Sind wir am Mittag direkt vor
der Show? Einen Tag vorher? Eine Woche vorher? Es ist auf jeden
Fall helllichter Tag, so viel steht fest. Wir bekommen keinen
Text auf den Bildschirm, der uns Datum oder Uhrzeit verraten
würde. Alles, was wir wissen, ist dass wir eine Betonwüste
mit weißen Linien vor uns sehen.
Außerdem
befinden wir uns unter einem Zelt.
Kein
Zirkuszelt – diese Show ist erst im Oktober – sondern
so etwas wie ein riesiger Pavillon oder ein Bierzelt. So sind
alle Anwesenden gleichzeitig vor Regen und extremer Sonne
geschützt, und es gibt einige Anwesenden, das können
wir im Hintergrund des aktuellen Kamera-Shots erkennen.
Wir
fokussieren uns aber erst einmal auf drei Leute: Robert Breads,
Milly Vermillion und das Sprachrohr, welches heute einmal mehr
eine dem Anlass angemessene Identität angenommen hat und als
das Partyrohr fungiert.
Ein
albernes, geschmackloses Outfit, das es aussehen lässt, wie
den Sitz in einem Linienbus (oder Partybus) inklusive des
Schriftzugs “PARTY” auf der Brust wird von einer
Blumenkette, einer Tröte, einem Partyhut und etwas, das
aussieht wie eine 3D-Brille abgerundet. Dazu hält es eine
beinahe leere Flasche Champagner in der einen Hand und ein
bereits benutztes Glas – selbstredend kein richtiges
Champagner-Glas, irgendwo muss die LPG ja sparen – in der
anderen Hand.
Robert
Breads: “Herzlich Willkommen bei uns. Ich weiß, wir
hatten nicht den besten Start.”
Breads
– eindeutig nüchtern, was man von dem leicht wankenden
Partyrohr nicht mit Sicherheit behaupten kann – wendet sich
an Milly und nickt ihr dabei anerkennend zu.
Robert
Breads: “Aber man darf nicht zu stur sein. Dir Zeit zu
geben hat sich gelohnt, und dank deiner Mithilfe sind wir die
spitzohrigen Nervensägen los.”
Eigentlich
war Breads eher derjenige, der “mitgeholfen” hat,
während Milly einen Großteil der Arbeit verrichtete.
Das sieht der Kanadier gegenüber seiner Landsfrau allerdings
einmal mehr anders, und bevor diese etwas einwerfen kann, spricht
er weiter.
Robert
Breads: “Ich hoffe, dir gefällt diese Feier zu deinen
Ehren.”
Breads
wedelt mit dem Arm an Vermillion vorbei, und die Kamera schwenkt
kurz. Neben der Menschenmenge sehen wir unter anderem ein prall
gefülltes Buffet – lediglich das Hähnchen scheint
bereits jetzt zu Neige zu gehen – begleitet von mehreren
Flaschen teurem Champagner, einen knallpinken mannsgroßen
Fass Bier und einer Flasche Absinth, auf die jemand mit Edding
“Luna” neben ein dickes Fragezeichen gekritzelt hat.
Begleitet wird das Ganze von DJ Freundlicher Orang-Utan, der wie
hypnotisiert auf sein DJ-Pult starrt und sich keinen Millimeter
rührt, während “Rise Like A Phoenix” von
Conchita Wurst über den Parkplatz plärrt.
Robert
Breads: “Und das ist nur der Anfang.”
Das
Partyrohr: “PARTY!”
Mit
vollem Mund zu sprechen ziemt sich für gewöhnlich
nicht, aber Milly Vermillion macht es trotzdem. Ihre Prioritäten
sind klar: Hähnchen futtern, solange es noch da ist steht in
der natürlichen Ordnung der Dinge erheblich weiter oben als
mit Robert Breads zu kommunizieren.
Milly
Vermillion: „Joah ischt bescha alsch isch erwartet hatte,
aber isch hatte eigentlich auch niksch erwartet.“
Natürlich,
um einen großen, mächtigen Phönix gebührend
zu ehren müsste der Parkplatz jetzt voll sein mit ihr
huldigenden Fans, aber ihr breites Lächeln, das ihr Gesicht
ziert, ist ein klares Indiz dafür, dass sie sich schon
freut, dass überhaupt mal was zu ihren Ehren geschieht. Ein
Schlucken später ist sie dann wieder normal zu vernehmen.
Milly
Vermillion: „Wurde natürlich auch Zeit, dass ihr
erkennt, welch große Macht ihr mit mir haben könnt,
aber besser spät als nie. Lernfähig zu sein ist
durchaus keine Selbstverständlichkeit bei euch Menschen,
seht es also als Lob an.“
Sagt
diejenige, die Matchtaktik für unnötig hält, weil
sie so toll und mächtig ist.
Lorenz:
“Ah, die Kamera.”
Selbstredend
ignoriert er den Menschen dahinter, der uns im Moment ermöglicht,
das Ganze hier zu sehen. Der Marketing-Experte trottet ins Bild,
ein süffisantes Lächeln auf den Lippen. Gerade ist er
dabei, seinen Lippenpflegestift von Valmot in die Hemdtasche
gleiten zu lassen. Prime Lip Repair versorgt die empfindliche
Haut der Lippen mit sämtlichen Wirkstoffen die sie benötigt
um gegen ihre Alterung und äußere Aggressionen
anzukämpfen. Der Cellular Prime Complex bekämpft Falten
und Knitterfältchen wirksam und gibt Ihrem Mund wieder seine
natürliche Fülle. Gleichzeitig gleichen Propolis- und
Avokadoextrakte mangelnde Hautfeuchtigkeit aus und verbessern die
Elastizität der Lippen.
Lorenz:
“Sehr passend. So können wir gleich das
Willkommens-Geschenk einfangen, das die hochgeschätzte und
überaus talentierte junge Dame hier von uns erhält. Ein
solches Geschenk ist bei der Lerbitz Performance Group
selbstverständlich Standard bei jeder-”
Das
Partyrohr: “PARTY!”
Lorenz:”-Neuaufnahme.
Wer erinnert sich nicht an die legendäre Skadi Fenrir
Torte?”
Er
lässt diese Worte wirken, als würde sich nun jeder
direkt an einen epochalen Moment erinnern, der die Geschichte der
GFCW nachhaltig verändert hätte. Dann greift er hinter
sich und zückt etwas.
Lorenz:
“Der Milly Vermillion Labubu!”
Lorenz
hält ihn Milly ehrfürchtig entgegen, als überreiche
er ihr den Schlüssel zu Atlantis.
Lorenz:
“Ab sofort für nur 549,99 € im LPG Shop
erhältlich!”
Die
Phönixdame in Menschengestalt begutachtet den neuesten
überteuerten Ladenhüter im LPG Shop argwöhnnisch.
Zum einen fühlt sie sich äußerst geschmeichelt,
aber zum anderen…
Milly
Vermillion: „Nun, als Basis ist dies sicherlich ein klarer
Verkaufsschlager, aber… nicht so. Nein, das geht so
nicht.“
Demonstrativ
fährt sie mit einer Hand nach hinten und bringt ihre
massiven Locken verlockend in Bewegung.
Milly
Vermillion: „Dies ist keine akkurate Darstellung meines
menschlichen Gefieders und warum sollte man eine Darstellung von
mir kaufen wollen, die zwar süß aussieht, aber auch
wie ein gerupftes Huhn? Da muss noch mal nachgearbeitet werden.“
Lorenz:
“Dann könnten wir es nicht mehr als Labubu verkaufen.”
Diese
Widerworte sorgen bei der Phönixdame unweigerlich dazu, dass
sie die Hände verkrampft und zu Fäusten ballt. Man
meint sogar leichte, feurige Funken sehen zu können.
Milly
Vermillion: „Mir ist es völlig egal, was ein Tapu Bulu
sein soll! Nur, dass wir uns nicht missverstehen, Mensch: meine
Aussage war weder eine Bitte, noch ein Vorschlag. Meine Aussage
‚da muss noch mal nachgearbeitet werden’ enthielt das
Wort ‚muss‘ ja aus gutem Grund…“
Milly
guckt sich allmählich doch leicht erzürnt um und sieht
wen, bzw. was sie gesucht hat. Mit ein Mal zupacken hat sie das
Partyrohr zu sich gezogen.
Milly
Vermillion: „Los, sag deinen Text auf!“
Das
Partyrohr: “PARTY!”
Milly
Vermillion: „Das war der falsche Text! Du hättest
jetzt ‚FAKT‘ sagen sollen, verdammt noch mal! Bist du
besoffen oder was?!
Das
Partyrohr: “PARTY!”
Breads
beobachtet kopfschüttelnd, wie Lorenz beginnt, etwas von
wegen “Subscription Service” zu brabbeln, ob Milly
das nun interessiert oder nicht (Willkommen in der LPG!), während
das Partyrohr wortgewandt wie eh und je an unpassenden Stellen
“ergänzt”. Der Hall of Famer dreht sich ab und
läuft über den schattigen Zement, wobei ihm die Kamera
folgt. Kurz wirft Breads einen Blick in diese Richtung, aber dann
ignoriert er sie wieder. Lorenz scheint sie seiner Reaktion nach
bestellt zu haben, um direkt Promotion für das neue Labubu
machen zu können, und wer weiß, was er noch vor hat.
Außerdem ist “Canada’s Own” es schon
längst gewohnt, pausenlos gefilmt zu werden.
Und
so geht er einen Schritt weiter – und kommt bei Marc Hill
an, der sich den wackligen Pappteller am Buffet mit Brokkoli
zugeballert hat und nun die dazugehörige Soße mit
einer Plastikgabel abkratzt. Direkt daneben steht die einzige
Frau, die es im Dunstkreis der LPG POWER-technisch mit Hill
aufnehmen kann – Skadi Fenrir, nun neben Milly Vermillion
das zweite offizielle Mitglied der Perlenkette und damit Teil der
Lerbitz Performance Group.
Marc
Hill: “POWERWOLF wird noch richtig durchstarten, ich sage
es dir. Diese Switziverse Unlimited Penner haben keine Chance.
POWERWOLF wird das Break-Out –Duo in diesem Jahr. Wenn ich
diesen Zac nur auf dem TV sehe, denke ich direkt Alon-NO! Weil
ich ihn NICHT sehen will! Jakob Fleestedt? Mehr so Jakob
FLIEH-STADT, weil die Leute FLÜCHTEN, statt Tickets zu
kaufen, wenn er kommt. Switziverse Unlimited – unlimitiert
GURKIG!”
Wütend
sticht Hill mit der Gabel auf seinen Brokkoli ein. Eine Spitze
bricht ab.
Marc
Hill: “Zu viel POWER, mal wieder. Und doch hat dieses Stück
Brokkoli länger durchgehalten als Erick Ivans.”
Robert
Breads: “Allerdings.”
Der
Kanadier tritt an Hill heran und klopft ihm auf die Schulter.
Zufrieden grunzt Hill.
Robert
Breads: “Alonso und Fleestedt können sich so viele
Hüte aufsetzen und Battle Royals gewinnen, wie sie wollen,
am Ende sind sie nicht die LPG.”
Marc
Hill: “Eben. Sie hatten gegen Lunakind nur Glück.
Alonso ist eine Ratte. Fleestedt ist ein Nichtsnutz. Switzenberg
ist ein Feigling. Und dieser Burch-”
Robert
Breads: “Lass und nicht über solch negative Dinge
reden.”
Breads
unterbricht Hill, bevor dieser etwas über den neuen Mann an
der Seite von Alonso und Fleestedt sagen kann. Er hat ihn bei
GTCW ausgiebig begutachten können und scheint der Meinung zu
sein, dass es keine gute Idee ist, öffentlich schlecht über
ihn zu sprechen.
Robert
Breads: “Schließlich gibt es doch etwas zu feiern,
nicht wahr?”
Bei
diesen Worten sieht Breads mit einem hoffnungsvollen, wenn auch
falschen Lächeln zu Fenrir herüber und hofft, dass
diese die Konversation in eine passendere Richtung steuert.
Robert
Breads: “Und nachdem Crutch erledigt ist, haben wir Grund
für eine noch größere Party – eine
Championship-Party.”
Skaði
Fenrir: „Fürwahr, es gibt kaum einen besseren Anlass
für ein Fest als eine ertragreiche Jagd. Und doch, gerade
weil die große Jagd erst noch bevorsteht, so lasset mich
doch die Frage intonieren, ob diese Ausschweifung nicht verfrüht
ist und es eine bessere Verwendung unserer Zeit wäre,
ebendiese Jagd zu planen?“
Die
groß gewachsene Norwegerin streift mit ihrer linken Tatze
nachdenklich über ihren zotteligen Schopf.
Skaði
Fenrir: „Jason Crutch ist eine Beute, die zweifellos über
dem Zenit ihres Schaffens ist, doch habe ich dafür meine
Luft nach oben noch lange nicht ausgeschöpft. Obgleich mir
mehrere Ideen im Kopf umher schwirren, die alle für ein
Gelingen meiner hehren Jagd sprechen, würde ich doch gern
diese Gedanken in Ruhe ordnen.“
Sie
spricht es zwar nicht aus, aber die Implikation hier ist klar:
Robert Breads kennt Jason Crutch aus früheren Schlachten und
sein Input könnte genau das sein, was ausschlaggebend für
den Ausgang des Intercontinental Titelkampfes zu Gunsten von
Skaði sein könnte. Was voraussetzen würde, dass
Robert Breads sich tatsächlich mal wie ein Coach um jemand
anderes kümmern müsste. Es ist aber wohl
wahrscheinlicher, dass Ask Skógur in die Sahara zieht.
In
diesem Moment tritt jemand an die drei heran. Es ist ein ziemlich
großer, überaus durchtrainierter Mann, der starke
Ähnlichkeit mit Marc Hill hat.
Marc
Hill: “Bruderherz!”
Die
beiden Muskelpakete umarmen sich. Ein Stück Brokkoli
klatscht auf den Boden. Strahlend dreht Marc sich um.
Marc
Hill: “Das ist mein Bruder, Mark.”
Robert
Breads: “Ihr habt den gleichen Vornamen?”
Mark
Hill: “Nein, hat er doch gerade gesagt. Er ist Marc. Ich
bin Mark.”
Robert
Breads: “...okay. Nun, ihr seid euch vermutlich ohnehin
sehr ähnlich, so als Brüder, da wundert es mich nicht
dass eure Eltern-”
Marc
Hill: “Wir sind überhaupt nicht gleich.”
Entschieden
widerspricht Hill dieser Annahme von Breads.
Marc
Hill: “Denn ich habe die POWER!”
Mark
Hill: “Und ich habe die KRAFT!”
Beide
spannen in der exakt gleichen Pose ihre Bizepse an.
Robert
Breads: “Ihr könntet kaum unterschiedlicher sein. Und
was macht Ma... ich meine, was macht dein Bruder hier?”
Marc
Hill: “Er ist das neue Model für Pigster FC.”
Robert
Breads: “Für...?”
Erst
jetzt achtet Breads auf das, was dem Zuschauer schon zuvor
aufgefallen sein dürfte - Mark Hill trägt ein Trikot.
Die
Landesfarben von Aserbaidschan und das Logo von TradeRepublic
stechen eindeutig herraus.
Marc
Hill: “Kann man ab jetzt im LPG Shop kaufen. Einmalig nur
199,99 €, wenn man LPG Premium Member für 49,99 €
im Monat wird. Das ist doch wahnsinnig, wie günstig das
ist.”
Mark
Hill: “KRAFT!”
Marc
Hill: “POWER!”
Skaði
Fenrir: „WOLF!“
Lorenz
gibt Skaði den Daumen nach oben für ihren Beitrag in
Sachen Brand Recognition, aber man sieht der Schneewölfin
deutlich an, wie unfassbar peinlich es ihr ist, das jetzt
tatsächlich gesagt zu haben. Noch dazu so laut. Wie ihre
Miene auch verrät, dass sie mehr und mehr daran zweifelt,
dass dies die Art und Weise ist, wie sie sich auf ihr
Intercontinental Title Match vorbereiten sollte...
Über
die Gründung von “Pigster FC”, die Breads
anscheinend irgendwie verpasst haben muss, und die Frage, ob man
sich lieber in der Baller League oder der Icon League einkaufen
sollte, wird von Seiten der Hills ausgiebig diskutiert, während
Breads sich zumindest kurzfristig zu wünschen scheint,
zumindest einer von beiden wäre Silent Hill. Und so
schlendert er weiter, an DJ Freundlicher Orang-Utan vorbei, der
monoton “sie ist gefährlich” immer und immer
wiederholt, während er probiert, ein Loch in die Zeltdecke
zu starren. Breads hebt kurz die Brauen, läuft dann aber
weiter – dafür hat er zu viele Verrückte sinnlos
vor sich hin brabbeln hören.
Als
nächstes tritt der Kanadier an eine Frau heran, die wir bei
der letzten Show nicht persönlich gesehen haben – und
sofort wirkt “Canada’s Own” angespannt. Er hat
die Worte von Aiden Rotari bei der letzten Show nicht vergessen:
Monica Shade sei eher geeignet, eine Gruppe junger Talente
anzuführen, als er selbst.
Vielleicht
schleicht er auch deshalb mit beinahe diebischer Freude neben
sie, hat sie doch selbst angekündigt, sich dem GFCW World
Title widmen zu wollen, was Aiden wahrscheinlich nicht unbedingt
gefällt.
Robert
Breads: “Wie schön, dass du wieder hier bist.”
Die
Long Island Leopardin mit dem rosaroten Haupthaar – heute
durch direkt mehrere Haarbänder zu einem massiven Zopf
gebunden – dreht sich irritiert zum selbsternannten GOAT
um. Irritation darüber, dass er plötzlich freundlicher
zu sein scheint als gewohnt, Irritation darüber, dass unklar
ist, ob mit „wieder hier“ Rostock oder GFCW gemeint
ist oder was genau er daran plötzlich schön finden mag
(als generelle Aussage aus fast jedem anderen Mund wäre
diese an und für sich ja durchaus zum Zustimmen anregende
Aussage wohl kaum zu hinterfragen) und vor allem Irritation
darüber, ob Robert Breads nicht mitbekommen hat, dass Monica
Shade und ihr Stoffschwein Lady Rosi eigentlich gerade bereits
eine Unterhaltung geführt haben. Und zwar mit der Frau nur
wenige Zentimeter von ihnen entfernt. Dann wiederum ist Robert
Breads natürlich Robert Breads. Was interessiert es ihn, ob
andere gerade bereits ein Gespräch führen, wenn er ein
Gespräch führen möchte?
Genau.
Und
so verwundert es dann niemanden, dass er wenig Interesse daran
hat, das begonnene Gespräch zum Dialog ausarten zu lassen,
wenn es stattdessen auch ein Monolog sein kann.
Robert
Breads: “Du hast dich offenbar gut von deiner Niederlage
erholt.”
Natürlich
muss er dennoch erwähnen, dass Monica bei High Noon verloren
hat – im Gegensatz zum Kanadier, der Viggo schlagen konnte.
Robert
Breads: “Nachdem ich den Förderkader zerschlagen
habe...”
Okay,
die Beendigung des Förderkaders wurde bekannt gegeben,
nachdem Breads Viggo besiegt hat – aber die Kausalkette
gibt vielleicht nicht ganz das her, was Robert hier behaupten
möchte. Mal abgesehen davon, dass der Förderkader NOCH
nicht am Ende ist, aber schon einmal die Lorbeeren für den
“Sieg” einzuheimsen scheint heute beim Kanadier auf
der Agenda zu stehen.
Robert
Breads: “...habe ich nun noch mehr Kapazitäten, um
mich um aufstrebende Wrestler – und Wrestlerinnen –
zu kümmern.”
Er
beantwortet hier eine Frage, die niemand gestellt hat.
Robert
Breads: “Also wenn du Tipps brauchst, Monica, ich bin für
dich da.”
Ein
durchschaubarer und verzweifelter Versuch, den eigenen Status
deutlich zu machen. Das durchschaut Shade problemlos, auch ohne
die Hilfe von Lady Rosi.
Und
dennoch, es war ein Hauch einer hilfsbereiten Geste, ergo
wechseln Schwein und Schweinehirtin einen kaum merklichen Blick
miteinander. Kaum merklich in ihrer eigenen Imagination
wohlgemerkt, für alle anderen war es doch sehr
augenscheinlich.
Monica
Shade: „Na ja, Tipps sind wohl nie verkehrt und sei es nur,
dass man mit mehr Wissen besser informierte Entscheidungen
treffen kann, nicht wahr? Sei nur nicht sauer, wenn ich am Ende
nur das umsetze, was ich von deinen Tipps als sinnvoll erachte,
ja? Manch ein Veteran beklagt sich ja allzu gern, dass jüngere
Generationen nicht zuhören würden, wenn man nicht alles
genau so macht, wie von ihnen gesagt. Obwohl man zugehört
hat und schlicht eine andere Sichtweise hat. Rat ist ja eben dazu
da, um bessere Entscheidungen für sich selbst treffen zu
können und nicht, um sich eine Entscheidung diktieren zu
lassen.“
Das
war jetzt im Zweifelsfall nicht das, was Robert Breads hören
wollte. Eher ein Kniefall mit Dank für die Bereitschaft
seine Weisheit zu teilen.
Monica
Shade: „Aber generell gut zu wissen, dass du nun freie
Kapazitäten hast. Bin schon gespannt, wie sich dein
Ratschlag für Skaði in ihrem Intercontinental Title
Match auszahlen wird. Bei so vielen Kapazitäten hast du sie
bestimmt ausgiebig auf diesen Kampf vorbereitet.“
Sie
sagt das noch nicht mal als sarkastische Bemerkung, sondern
schenkt Breads gar ein aufrichtiges Lächeln. Sie sollte es
wirklich mittlerweile besser wissen. Aber dann wiederum sollte
sie auch mittlerweile wissen, dass „The Greatest Pigster“
Maximilian Lunenkind nur der reguläre Maximilian Lunenkind
in einem Kostüm ist. Wie Robert Breads es auch besser wissen
sollte als zu glauben nur mit Monica Shade zu sprechen und die
Frau neben ihr zu ignorieren würde ausreichen, dass besagte
Frau auch ihn ignoriert. Das macht sie nämlich nicht. Im
Gegenteil: sie spricht ihn an.
Vivian
Tolnai: “Hallo, Robert.”
Die
Journalistin – seit Jahren im Dunstkreis der GFCW aktiv und
zeitweise bei GTCW angestellt – schenkt dem Kanadier ein
gut einstudiertes Lächeln. Breads wirkt beinahe irritiert,
dass er nach den Worten von Shade nun auch noch aus anderer
Richtung angesprochen wird.
Robert
Breads: “Was machst du hier?”
Vivian
Tolnai: “Es freut mich auch, dich zu sehen.”
Recht
amüsiert wirkend hebt sie ein Glas an die Lippen, das mit
etwas gefüllt zu sein scheint, das Champagner sein dürfte.
Nach einem kleinen Schluck setzt sie es wieder ab.
Vivian
Tolnai: “Ich wurde eingeladen.”
Robert
Breads: “Nicht von mir.”
Vivian
Tolnai: “Wohl wahr. Dein guter Freund Lorenz hat jemanden
für eine Präsentation gesucht, und ich wurde wohl von
Aiden empfohlen.”
Man
kann die Kiefer von Breads mahlen sehen. Seine nächsten
Worte kommen schroffer aus seinem Mund, als er das wohl
beabsichtigt hatte.
Robert
Breads: “Ist er nicht beschäftigt, sauer zu sein, dass
Monica sich seinen Titel holen will?”
Vivian
Tolnai: “Aber warum denn?”
Unschuldig
blinzelt Tolnai.
Vivian
Tolnai: “Er hat doch nichts dagegen, dass andere Title
Shots bekommen. Er wollte nur selbst zuerst einen haben. Das hat
er bekommen. Hast du denn letzte Show nicht zugehört? Er
respektiert Miss Shade.”
Und
der Unausgesprochene Teil wird Breads einmal mehr ins Gesicht
gedrückt: “Und dich nicht.”
Robert
Breads: “Dann präsentiere doch. Was hast du denn-”
Breads
hält inne, als zwei Gestalten etwas in sein Sichtfeld
tragen. Es könnte von der Form her eine Leinwand auf dazu
passenden Holzbeinen sein, aber es lässt sich nicht
ausmachen, ist doch alles oberhalb besagter Holzbeine von einer
knallpinken Decke verhüllt. Am Rande nimmt Breads wahr, dass
es sich bei den beiden Damen, die dieses scheinbare Kunstwerk
herangeschleppt haben, um die Black Wyrms zu handeln scheint –
wer noch nicht offiziell dabei ist, muss die “niederen”
Dienste verrichten, auch wenn diese Konstruktion eher aufgrund
der Sperrigkeit denn aufgrund des Gewichtes von zwei Personen
getragen werden musste. Mit etwas Glück können sie das
mit einem Sieg in der kommenden Show ändern. Mit Luna
Rosario gäbe es jemanden, der sicherlich wertvolle Tipps
geben könnte, wenn es gegen Leviathan geht.
Vivan
Tolnai: “Vielen Dank.”
Tolnai
schenkt Shikishima und Reflet ein sehr viel herzlicheres Lächeln
als Breads, bevor sie Shade verschwörerisch zuzwinkert.
Anscheinend kommt sie mit den Damen aus dem LPG-Universum gut
zurecht. Vivian nimmt einen letzten Schluck aus ihrem Glas,
stellt es neben dem DJ-Pult ab und zieht nach einer kleinen
dramatischen Pause die Decke herunter, wobei sie darauf achtet,
dass diese den Boden nicht berührt, damit sie nicht dreckig
wird.
Vivian
Tolnai: “Ich soll nachher dabei helfen, Investoren für
eine potenzielle Netflix-Kollabo zu überzeugen.”
Wir
sehen ein Promotional Poster für “THE PIGTASTIC
ADVENTURES OF LADY ROSI”, mit dem titelgebenden Schwein in
der Mitte, umrundet von einem Wolf, einem Phönix und zwei
schwarzen Würmern.
Vivian
Tolnai: “Die Bezahlung war zu gut, um es auszuschlagen.
Immerhin war ich vierfache Debattier-Championesse an meiner
Universität in Fünfkirchen. Und Lady Rosi scheint mir
eine ganz wundervolle... Person zu sein.”
Brigitte
Reflet blickt mit besiegten Augen auf dieses Plakat. Es war in
diesem Moment, in dem die kleine Französin im düsteren
Dress mit der exorbitanten, weißblonden Haarpracht
realisiert und ihren Frieden damit schließt, dass sie und
Shizuku Shikishima für die LPG wenn nicht für GFCW als
Ganzes auf ewig die Würmer sein werden. Solange ihre
Partnerin sich daran nicht stört, ist es für die
aufbrausende „La Vouivre“ auch in Ordnung.
...okay,
nein, ist es nicht. Vielmehr sieht Brigitte so aus als ob sie
gute Lust hätte irgendwem für diese wiederholte
Frechheit einen Besuch bei der Nasenchirurgie nahezulegen und es
ist eher die Bezauberung ihrer größeren und üppiger
gebauten Partnerin aus Japan, die Brigitte von einem Gewaltakt
abhalten. Und bezaubert ist sie, keine Frage. Ihre Augen glänzen
vor Verzückung regelrecht und sie ist nicht die einzige mit
einer höchst positiven Reaktion auf diesen Anblick: auch
Monica Shades Augen und die von Lady Rosi sind wie in Trance auf
dieses Plakat gerichtet sind.´Selbst Skaði Fenrir und
Milly Vermillion nicken durchaus anerkennend.
Shizuku
Shikishima „Eine wunderbare Prämisse dies ist.“
Monica
Shade: „Streaming ist eben doch die Zukunft. Nein, die
Gegenwart.“
Shizuku
Shikishima „So ausdrucksstark und voller Leben diese
Figuren sind.“
Monica
Shade: „Besser als die Bundesliga auf Sky, das steht fest.“
Shizuku
Shikishima „Ein Seelenschmaus für die ganze Familie
dies zu sein verspricht.“
Monica
Shade: „Saustark.“
Die
blonde Black Wyrm und die Schweinehirtin sehen sich an und fallen
einander glücklich in die Arme, mit Lady Rosi als Sandwich
in der Mitte. Bereits jetzt wurde ob der Pigtastic Adventures of
Lady Rosi eine innige Freundschaft fürs Leben geschlossen.
Oder zumindest bis zum Ende der Party.
FORTSETZUNG
FOLGT...
Rostock
– Stadthalle– War Evening – Rückblick
08.08.2025 - IRGENDWANN kurz nach dem IC-Titelmatch
Es
ist geschafft. Die erste Titelverteidigung ist gelungen.
Jason
Crutch, den Intercontinental-Championtitel auf den von Schweiß
glänzenden Schultern liegend, hinkt durch den
Backstage-Bereich. Solange er sich im Inring-Bereich befindet,
vor den zahlreichen Crutch-o-Maniacs, lassen sich die Schmerzen
halbwegs verdrängen. Es ist dem Adrenalin geschuldet. Diesem
„Rausch“, den er empfindet, wenn sein Name gerufen
wird.
Doch sobald er durch den Vorhang zurück in den
Backstage-Bereich geht, scheint es, als würde er in eine
andere Welt eintreten – und der Schmerz kommt so richtig!
Und unvermittelt hatte er in eben diesem Moment zu hinken
begonnen und schwer zu atmen. Er spürt seinen geschundenen
Körper.
Es war ein hartes Stück Arbeit. Und
Tommy Qurashi hat ihm all das abverlangt, was Jason Crutch
insgeheim erwartet hat. Und was er sich, tief in sich drin, auch
gewünscht hat. Einmal mehr hat sich aber seine
grundsätzliche Vorbereitung auf Matches, die sich seit
Jahren kaum verändert hat - bis auf manchen technischen oder
digitalen Schnickschnack, man muss ja mit der Zeit gehen –
ausgezahlt: die Sichtung von Videomaterial ist ein ganz wichtiger
Punkt bei Jason Crutch. Immer und immer wieder. Und gerade bei
Gegnern, gegen die er noch nie angetreten ist. Und gerade im Jahr
2025 ist im Grunde jeder Gegner für Jason Crutch neu.
Denn
er, der obgleich seiner 44 Jahre bereits als Veteran bezeichnet
werden darf, ist im Jahr 2025 selbst ein „Neuling“.
Wer ist aus der „alten Riege“ denn noch hier?
Da
wäre Robert Breads. Noch. Er, der seit einigen Wochen sein
neues Feuer entdeckt hat. Und von dem bereits klar ist, dass er
nicht mehr lange da sein wird…
Da wäre Tyler,
der sich allerdings so sehr verändert hat und den Verstand
verloren zu haben scheint, dass JC ihn gar nicht mehr
wiedererkennt und daher auch als „Fremdling“
bezeichnet werden darf. Wer wäre da also
noch?
Drake. Nova. Vaughn.
Jason Crutch
schüttelt den Kopf, als würde er diesen Namen aus
seinem Gedächtnis verdrängen wollen. Und vorhin, gerade
eben, vor kaum fünf Minuten, als er, Jason, einmal mehr
verkündet hat, dass er diesen Intercontinental-Championtitel
möglichst - und sofern es das GFCW-Office zulässt -
gegen jeden Herausforderer verteidigen will, der sich bietet, hat
Drake seinen Hut in den Ring geworfen.
Drake.
Nie
konnte er Drakes Ansichten verstehen. Die beiden Männer und
ihre jeweiligen Lebensweisen könnten nicht weiter
voneinander entfernt sein. JC und Drake. Hier Licht. Dort
Schatten. Wird Drake bereits der nächste Challenger sein?
Oder was sollte sein Auftritt? Was sollte…
Plötzlich
hält Jason Crutch inne. Während er auf seinem Weg zum
Lockerroom überlegt, wer wohl der nächste
Herausforderer sein könnte und ob es wohl Drake sein würde,
erblickt er jemanden.
Lässig
an die Wand gelehnt und die Arme unter der stattlichen Oberweite
verschränkt steht ein Turm von einer Frau, mit aggressiv
funkelnden roten Augen und einer gräulich weißen
Zottelpracht an Haupthaar. Nun wo Jason Crutch ihrer Anwesenheit
gewahr wurde, löst sich die große Frau im wolfigen Top
und Schurz mit ebensolcher Kappe auf dem Kopf von der Wand und
geht einen Schritt auf den Intercontinental Champion zu, die
Distanz zwischen beiden etwas verkürzend. Nicht direkt auf
Schlagdistanz, aber doch genug, dass der Selbsterhaltungstrieb
zur erhöhten Vorsicht ermahnt.
Skaði
Fenrir: „Es wurde Zeit, dass wir uns treffen, Herr
Champion, der vorgibt den Kampf und Herausforderer nicht zu
scheuen.“
Die
Schneewölfin aus dem norwegischen Tromsø blickt dem
Mann aus Oberpolling sichtlich missgünstig entgegen und
kommt noch einen Schritt näher. Und doch, ihre Körpersprache
ist etwas aggressiv aber nicht so offen feindselig wie bei einer
Person, welcher der Sinn danach steht gewalttätig zu werden.
Skaði ist auf Konfrontationskurs, ja, aber sie ist hier um zu
kommunizieren und zwar mit Worten statt mit Gewalt, soviel
scheint sicher.
Skaði
Fenrir: „Und doch komme ich nicht umher zu denken, dass
Wahrheit in den Worten von Herrn Qurashi zu finden war, die er
vor eurem Match so trefflich intonierte. Euren ersten Gegner habt
auf einer Trage vorgefunden, auf dem Weg ins Krankenhaus. Keine
würdige Beute für einen stolzen Jäger und doch
habt ihr diesen auserwählt euch zu fordern, obgleich es euch
hätte bekannt sein sollen, dass es mich nach einem
Titelmatch dürstet.“
Skaði
tritt noch etwas näher an Jason Crutch heran, auf dass ihre
1,93 an Körpergröße auch anständig zur
Geltung kommen.
Skaði
Fenrir: „So sagt es mir, Herr Champion: wen muss ich zu
meiner Beute machen, auf dass Ihr mir einen Titelkampf gewährt,
vorausgesetzt, dass ihr euch nicht dagegen sträubt jemand
als Herausforderin zu akzeptieren, die aus eigener Kraft aufrecht
stehen kann.“
Spätestens
jetzt wird deutlich, dass es hier wohl keinen Backstage Brawl
geben wird. Skaði Fenrir will Jason Crutch im Ring jagen und
ihm dort das Gold abnehmen, auf rein sportliche Weise.
Der
Begründer der Crutch-o-Mania schmunzelt, neigt den Kopf
etwas, um den auf der Schulter ruhenden Gürtel beäugen
zu können. Sie hat „Herr Champion“ gesagt. Und
auch wenn der Unterton bei dem Wort durchaus mitklang, ja…so
hört es sich doch guuut an, mag er denken. Dann widmet er
seinen Blick aber wieder seiner Gegenüber.
Jason
Crutch: „Skaði Fenrir, endlich begegne ich dir mal
persönlich. Auch wenn ich im letzten halben Jahr mit…meinem
Vorgänger als Champion…zugange war, habe ich dennoch
meine Augen und Ohren immer mal wieder nach links und nach rechts
bewegt. Und dabei sind mir zahlreiche Namen aufgefallen, die
besonders herausstachen. Und ob du’s glauben magst oder
nicht: dein Name war bestimmt unter den Top 5…wenn nicht
sogar Top 3.“
Er
legt den Kopf leicht schief.
Jason
Crutch: „Und dabei ging es nicht nur um deine
Inring-Leistungen. Sondern ich habe durchaus auch wahrgenommen,
dass du im Grunde die einzige Person warst, die neben mir
Ansprüche auf den Intercontinental-Championtitel erhoben
hat. Und das hebt dich von der Masse von Talenten, die in den
letzten sechs Monaten in der GFCW debütiert sind, hervor!“
Er
lässt die Worte wirken, auch wenn er anhand Fenrirs Blick
gerade gar nicht recht lesen kann, wie das Gesagte bei ihr
ankommt. Letztlich ficht es ihn aber auch nicht an. Er weiß
selbst, dass er oft genug Leuten Honig ums Maul schmiert –
wobei dieser Honig stets mit Wahrheit durchsetzt ist und nicht
von ungefähr kommt – und diese gar nicht Wert
darauflegen.
Jason
Crutch: „Was dich aber mit anderen Leuten durchaus gemein
setzt, ist die Art, wie du hier gerade ‚um meine Hand
anhältst‘. Dabei hättest du diese plumpe
Anspielung auf Tommy Qurashis Abtransport VOR ZWEI WOCHEN gar
nicht nötig. Er hat mir gerade einfach alles abverlangt. Und
anders will ich es gar nicht haben. Mein Ziel ist, dass mein
jetziger Run als IC-Champion mehr in den Köpfen der Menschen
hängen bleibt, als mein erster Run. Und das gelingt mir nur,
wenn ich jeden Herausforderer und jede Herausforderin im Ring
besiege.“
Crutch
blickt entschlossen in Fenrirs rote Augen.
Jason
Crutch: „Es wäre mir eine Ehre, in zwei Wochen bei War
Evening gegen dich anzutreten!“
Die
Norwegerin antwortet nicht direkt, sondern blinzelt irritiert. In
ihrem Kopf arbeitet es.
Skaði
Fenrir: „Welch wundersame Wendung dieser Begegnung. Ich kam
mit der Befürchtung erst einen mageren Aperitif erlegen zu
müssen, um zu beweisen, was längst bewiesen sein sollte
und bekomme nun von Euch bereits den Hauptgang vorgesetzt? Das
Office wird es Euch danken, verkaufen sich Tickets doch umso
besser je vielversprechender die Card und ich wage zu behaupten
meine Jagd auf Euch wird den Eintrittspreis wert sein.“
Bisher
waren die Augen der Wölfin fest auf Jason Crutch fixiert,
doch nun wandern sie unweigerlich zum goldenen Gürtel, der
wahren Beute, nach der es der groß gewachsenen Super Rookie
verlangt.
Skaði
Fenrir: „Ich fürchte Herr Drake wird jedoch weniger
dankbar sein, da seine erwünschte Konfrontation mit Euch um
den Titel ausfallen wird. Dieses Gold wird Chemnitz nicht auf
eurer Schulter verlassen, sondern auf der meinigen. Doch habt Ihr
keinen Grund deswegen betrübt zu sein, Herr Crutch, denn
Eure Titelregentschaft wird trotz ihrer Kürze als großes
Ereignis in die Geschichte eingehen und man wird noch lange
positiv darüber sprechen. Euer Name ist bereits jetzt
legendär, doch wird eure Legende noch um das Kapitel reicher
werden, die hehre Beute bei meinem ersten Titelgewinn gewesen zu
sein.“
So
sehr sie sich auch bereits als die Siegerin und neue
Titelträgerin sieht; was etwa ihr angeblicher Förderer
Robert Breads als herablassenden Smacktalk an Jason Crutch
gerichtet hätte, ist Skaði Fenrirs völliger Ernst.
Sie hat jedes Wort genau so gemeint, wie sie es gesagt hat und
was arrogant klingt – und ehrlicherweise auch ist, wenn ein
Rookie so mit einem höchst erfolgreichen Veteranen spricht –
ist ihre Art Respekt zu bekunden. Sie würde Jason Crutch
sonst nicht als „hehre Beute“ geschweige denn
aufrichtig als „Legende“ bezeichnen. So wenig sie
auch zum Beginn des Gesprächs von Crutch gehalten haben mag,
so hat er doch die richtigen Worte gefunden, um der Schneewölfin
zu imponieren. Sie mag Wölfin und keine Bärin sein,
aber der Honig hat in Kombination mit der Akzeptanz des
Titelmatches offenbar sehr gut gemundet und die Vorfreude auf
Chemnitz ist nicht nur bei den Fans groß.
Jason
Crutch wiederum kommt nicht umhin, der Wölfin ein
respektsbekundendes Kopfnicken entgegenzuwerfen. Eine
(erfolgreiche!) Titelverteidigung gegen Fenrir würde
aufgrund ihrer bisherigen GFCW-Karriere einen ordentlichen
Reputations-Schub für den Intercontinental-Championtitel
(und für ihn selbst natürlich…) bedeuten. Doch
diese Gedanken wischt er schnell wieder aus seinem Gehirn…daran
ist noch nicht zu denken. Der Gang zum Office bleibt nicht aus –
wie Fenrir aber klargemacht hat: dieses Match auf einer War
Evening Card verspricht sicherlich Quoten.
Aber,
und auch dieser Gedanke blitzt unweigerlich in seinem Hirn auf,
er könnte durchaus auch einem Robert Breads…eins
auswischen…und das wäre durchaus ein weiterer Ansporn
für ihn.
Oder?
GFCW-Mitarbeiter:
„Oh, wow, Pete…ich…“
Mit
großen Augen blickt der junge Mann in der grauen
Mitarbeiterkluft zu Pete auf. Der erfahrene Kommentator steckt
ihm gerade etwas zu. Will es unauffällig in die Hosentasche
des Mitarbeiters schieben.
GFCW-Mitarbeiter:
„…das ist wirklich sehr großzügig. Aber
ich kann das nicht annehmen.“
Der
Mitarbeiter nimmt wieder hervor, was Pete ihm zugesteckt hat. Es
ist ein Bündel Geldscheine. Er hält es Pete hin. Doch
der schüttelt energisch mit dem Kopf.
Pete:
„Nimm es.“
GFCW-Mitarbeiter:
„Pete! Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe
das doch gar nicht verdient.“
Pete:
„Aber du wirst
es
dir heute verdienen. Denn du musst etwas für mich erledigen,
okay?“
Svens
schlechterer Partner wirkt angespannt. Er steckt dem Mitarbeiter
wieder das Geld zu und schiebt ihn zur Seite, in eine ruhigere
Ecke. Ihm scheint nicht bewusst zu sein, dass schon eine Kamera
läuft.
Die
Beiden stecken die Köpfe zusammen. Pete tuschelt etwas. Mit
jedem – für die Zuschauer nicht verstehbaren –
Wort werden die Augen des Mitarbeiters größer.
GFCW-Mitarbeiter:
„WAS? Das Archiv? Ich soll das Archiv lösch…-“
Pete:
„Psst. Nicht so laut.“
Er
schiebt ihn noch weiter in eine Ecke. Pete beugt sich zu dem
jungen Mann vor.
Pete:
„Doch nicht alles. Nur ein paar alte Sachen. Der Kram, der
eh nicht ausgestrahlt wurde.“
GFCW-Mitarbeiter:
„Aber das wird doch auffallen.“
Pete:
„Quatsch! Man hat die Sachen seit über zwanzig Jahren
nicht gebraucht, das nimmt doch nur Datenspeicherplatz weg und
jetzt…ach, was erkläre ich dir das groß…hier,
nimm das.“
Ein
weiterer Geldschein wechselt den Besitzer. Beim Mitarbeiter sind
die Hemmungen gefallen. Er steckt sich auch diesen Fünfziger
ein und nickt Pete feierlich zu.
Pete:
„Es ist, damit wir uns in der Liga wieder auf das
Wesentliche konzentrieren können. Auf das Aktuelle und vor
allem auf das Wrestling. Es sollte nicht um mich gehen…und
wenn du deine kleine Aufgabe erfüllt hast, wird es nicht zu
solchen Störungen wie in den letzten Wochen kommen, da bin
ich mir sicher.“
Erleichtert
atmet Pete aus.
Pete:
„Und wenn heute nichts passiert…wird in zwei Wochen
schon alles vergessen sein.“
War Evening,
Chemnitz Arena (Chemnitz), 22.08.2025
In
Kooperation mit
Pete:
“CHEMNIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIITZ!”
Sven:
“AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!”
Pete:
“WAR EVENIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIING!”
Sven:
“YEAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!”
Pete:
“LET’S GOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO!”
Singles
Match Caracal
Matthews vs ???
Pete:
“Wir eröffnen heute mit einer Open Challenge, gestellt
von unserem Tanz-Enthusiasten Caracal Matthews. Dabei will er
gegen ein lokales Talent aus Chemnitz antreten.”
Sven:
“Fun Fact: In Chemnitz gibt es einen riesengroßen
Karl-Marx-Kopf. Er ist aber nur der drittgrößte der
Welt.”
Pete:
“Nachdem sich Matthews bei High Noon auf blutige Weise
gegen Tommy Qurashi gestellt hat, hat er bei der letzten Ausgabe
von War Evening noch einmal gezeigt, dass das keine einmalige
Sache war. Matthews will nicht nur Tanz, er will auch Spektakel –
mal schauen, ob und gegen wen er das heute liefern wird.”
Sven:
“Fun Fact: Caracal Matthews weigert sich angeblich, sich
auf mittelalterliche Tanzwut testen zu lassen.”
Pete:
“Wenn es nur ein Gerücht ist, kann es doch kein Fakt
sein.”
Sven:
“Fun Fact: Joana Sexianer ist eine-”
Tag
Team Match Switziverse
Unlimited ("Switzidogisstant" Zac Alonso &
"Switzisstant" Jakob Fleestedt) vs. Förderkader
(Tyo Johns & Benji Akbulut)
Pete:
“Wenn man so will, ist das hier der Beginn der
Abschiedstour des Förderkaders. Bei Title Night gehen
endgültig die Lichter aus, doch bis dahin wird weiter
gekämpft. Dex Blarney hatte eine Breakout-Performance bei
High Noon, aber das kann man von Tyo Johns und Benji Akbulut
ehrlicherweise nicht unbedingt behaupten – vielleicht
reißen sie hier heute mehr.”
Sven:
“Fun Fact: Die Scorpions sind seit 2010 auf Abschiedstour.”
Pete:
“Auf der anderen Seite stehen zwei Männer, die mit
High Noon sehr zufrieden sein dürften, wenn es um ihre
individuellen Leistungen geht, hätte die Saloon Battle Royal
doch gar nicht besser laufen können. Doch das Verschwinden
von Darragh Switzenberg und die neue... Freundschaft... mit Iray
Burch halten das Switziverse auf Trab. Dennoch gehen sie hier als
Favoriten in das Duell.”
Sven:
“Fun Fact: Man kann in Japan Freunde mieten, wenn man zu
sozialen Events geht, um besser dazustehen.”
Pete:
“...na komm, mach schon deinen blöden Witz über
mich.”
Sven:
“Fun Fact: Pete ist paranoid.”
GFCW
Intercontinental Championship
Match Jason
Crutch (c)
vs Skaði Fenrir
Pete:
“Wenn wir schon bei großen Siegern von High Noon
sind: Da müssen wir definitiv Jason Crutch dazu zählen.
Rekordchampion, Legende, einer der größten Namen der
Geschichte, und nun, nach mehreren Anläufen, auch
amtierender GFCW Intercontinental Champion – aller guten
Dinge sind drei, das gilt wohl auch für Titelchancen beim
Pay-Per-View.”
Sven:
“Fun Fact: Diese Redewendung stammt aus dem Mittelalter,
als drei Mal im Jahr eine Ratsversammlung gehalten wurde und ein
Angeklagter dabei genau drei Chancen hatte, sich den Richtern zu
stellen. Erschien er auch beim dritten Mal nicht zur Verhandlung,
wurde er in Abwesenheit verurteilt.”
Pete:
“Ganz im Gegensatz zu Darragh Switzenberg möchte er
ein Fighting Champion sein – und da kommt seine Gegnerin
ins Spiel. Fenrir konnte bereits einen ehemaligen GFCW
Intercontinental Champion schlagen und sich für ein
Titelmatch in Position gebracht, das sie nun endlich erhält.
Kann die Wolfs-Frau, die vor gerade einmal einem halben Jahr bei
uns debütiert ist, die Legende besiegen?”
Sven:
“Fun Fact: Es ist in Deutschland verboten Wölfe zu
fangen, zu verletzen oder gar zu töten. Man kann dafür
im Gefängnis landen.”
Tag
Team Match Black
Wyrms (Brigitte Reflet & Shizuku Shikishima) vs. Leviathan
(Scarecrow & Zane Levy)
Pete:
“Die Black Wyrms haben sich zuletzt durchaus selbstkritisch
geäußert. Nach einem Titelmatch gegen die Hasen,
welches verloren ging, gilt es nun, sich wieder an die gleiche
Stelle hochzuarbeiten – und dafür müssen sie erst
einmal an zwei ehemaligen Tag Team Champions vorbei.”
Sven:
“Fun Fact: Der Bobbit-Wurm kann bis zu 3 Meter lang
werden.”
Pete:
“Dazu muss man allerdings sagen: Obwohl sie seit Jahren in
der gleichen Gruppierung sind, waren sowohl Zane als auch Silas
mit anderen Partnern Champions. Der zurückkehrende Scarecrow
und ein Zane Levy, der sich im Saloon nicht unbedingt mit Ruhm
bekleckert hat, möchten vermutlich auch gerne Aya und Taven
angreifen. Es ist vor allem bei Zane noch nicht lange her, dass
er Tag Team Gold halten konnte.”
Sven:
“Fun Fact: Im Dorf Nagoro gibt es mehr Vogelscheuchen als
Menschen.”
GFCW
World Championship
Match Aldo
Nero (c)
vs Aiden Rotari
Pete:
“Wir haben nicht nur ein Titelmatch, nein, wir haben auch
noch ein Zweites. Aldo Nero ist seit einem knappen Monat der
höchste Würdenträger der GFCW, und tritt heute zu
seiner allerersten Titelverteidigung an.”
Sven:
“Fun Fact: Aldo Nero wird gewinnen, weil er der Beste ist.”
Pete:
“Dabei hat er die Herausforderung von Aiden Rotari –
trotz gegenteiliger Empfehlung seines Vaters James Corleone –
angenommen und steht heute dem amtierenden Wrestler des Jahres
2024 gegenüber, der nach seinem Titelverlust an Ask Skógur
im Dezember letzten Jahres endlich die Chance bekommt, sich sein
Gold wieder zu holen. Nero konnte seine Niederlagen gegen The End
und Ask Skógur bereits rächen - wird ihm gegen Aiden
Rotari dasselbe gelingen? Oder krönt sich Rotari erneut
gegen einen Corleone-Schützling zum Oberhaupt der GFCW?”
Sven:
“Fun Fact: Aiden Rotari wird verlieren, weil er nicht Aldo
Nero ist.”
Pete:
“Dazu gibt es heute noch das übliche GFCW-Chaos –
wir hören mit Sicherheit von den Tag Team Champions, aber
vielleicht auch von den Hasen, von Drake Nova Vaughn, von Viggo,
von Rasmus Rantanen und wer weiß, von wem noch. Also, an
alle unsere Fans innerhalb und außerhalb des
Gender-Spektrums: Herzlich Willkommen zu War Evening!”
Die
Kamera fährt langsam durch die Umkleide der World
of Darkness. Der
Raum liegt fast vollständig im Schatten, nur Dutzende
von Kerzen
spenden flackerndes, unruhiges Licht. An den Wänden zeichnen
sich dunkle Silhouetten ab, die den Raum noch bedrohlicher wirken
lassen. Man hört nichts außer dem leisen Knistern der
Kerzenflammen und einem kaum wahrnehmbaren Murmeln.
Das
Bild gleitet weiter – und dort sitzt er: Jimirion. Riesig,
wie ein Schatten aus einer anderen Welt, die Augen geschlossen,
den Kopf leicht gesenkt. Seine Lippen bewegen sich, wieder und
wieder, fast mechanisch – ein Mantra,
ein Wispern, das klingt, als gehöre es nicht in diese Welt.
Dann
öffnet sich langsam die Tür. Jay
Taven
tritt ein. Locker über der Schulter trägt er den
glänzenden GFCW
Tag Team Titel.
Zunächst wirkt er selbstsicher, fast stolz – doch
schon nach wenigen Schritten schwindet diese Haltung. Er nimmt
die Szenerie in sich auf, sieht die Kerzen, hört das Murmeln
… und seine Miene gefriert.
Zögernd setzt er einen Schritt vor den anderen, als müsste
er sich zwingen.
Jay
Taven:
„Jo, Jimirion. Sag mal … wo ist denn der Big Boss?“
Keine Reaktion. Jimirion bleibt mit geschlossenen Augen
sitzen, murmelt weiter in seiner tranceartigen Versunkenheit.
Jay
Taven :
„Ah … verstehe. Dann ist er also heute nicht hier.
Er meinte ja, er hätte noch was Privates zu erledigen …
du weißt schon … Friedhof und so.“
Ein unsicheres Lachen bricht aus Jays Kehle, das sofort im Raum
verpufft. Jimirion schweigt unbewegt. Die unheimliche Ruhe macht
Jay sichtlich nervös.
Jay
Taven :
„Eigentlich wollte ich die Zeit nutzen … damit wir
uns ein bisschen besser kennenlernen.
Aber du scheinst ja … beschäftigt zu sein.“
Plötzlich! Jimirions Augen schnellen auf – eisig,
durchdringend, wie zwei Dolche, die direkt in Jays Seele stechen.
Der Amerikaner stockt, schluckt, tritt instinktiv einen halben
Schritt zurück.
Langsam
erhebt sich der 2,05
Meter große Koloss.
Seine Bewegung wirkt schwer, fast ritualhaft, doch sein Gesicht
bleibt regungslos, wie gemeißelt.
Jimirion
:
„Gut… du redest jetzt. Erzähle… bisschen
von dir. Aya schon erzählt von dir aber mehr will. Und
entschuldig, für … wie sagt man… viel Gerede “
Jay starrt den Hünen an, völlig überfordert von
der ironischen Bemerkung, die so gar nicht zur unheimlichen
Erscheinung passt. Jimirion dreht sich zur Tür und weist mit
einer knappen Geste hinaus. Zögernd, aber gefangen in dieser
Aura, folgt Jay ihm.
Die
Kamera bleibt zurück. Sie fährt langsam zurück zu
dem Platz, an dem Jimirion gesessen hat. Dort – im
Kerzenschein – liegen kleine
Puppen. Grobschlächtig,
unheimlich, fast bizarr, doch unschwer zu erkennen: Sie sollen
die Hasen
darstellen … und Jay
Taven.
Sven
:
„Also … Pete, das ist doch alles nicht mehr normal.
Aya ist heute nicht mal da und Jay sitzt mit diesem …
Jimirion da hinten!“
Pete
:
„Ja und wenn man sieht was Jimirion hinterlassen hat frag
ich mich wirklich wo das noch enden soll.“
Sven : „Nun hoffen wir nicht als eine
Puppe bei Jimirion. Puppen und Voodoo keine gute Kombi.“
Pete : „Ach für dich wäre
es doch mal was gutes.“
Sven : „Was wie meinst du das denn
bitte?“
Pete : „Nun dann würde es von
dir auch mal eine Aktion - Figur geben.“
Die
dunklen Augen blicken starr gerade aus. Die Leere die sich in ihr
spiegelt scheint ein Abbild der Seele zu sein die hinter dem
Sehorgan steckt. Trotz der leere scheint es jedoch etwas zu geben
was am Ende der Sichtlinie fixiert wird. Es ist nicht so dass das
Leben aus dem Wesen gewichen ist zudem die Augen gehören.
Doch scheint sämtliche positive Einstellung nicht mehr
vorhanden zu sein.
Stimme:
„Fuchs…“
Keine
Reaktion. Das monotone aus- und einatmen setzt kurz aus…um
nach einigen Sekunden jedoch wieder seinen Dienst aufzunehmen.
Stimme:
„Taylor…“
Erneut
keine Reaktion. Die atemlose Pause wird jedoch länger…viel
zu lang…um dann deutlich schneller wiedereinzusetzen.
Stimme:
„Die letzten Wochen haben wir viel zu viel mit uns machen
lassen. Wieso? Wieso haben wir uns zurückgezogen? Wieso
haben wir nicht das gemacht was uns zu den Titeln geführt
hat?“
Stimme:
„Wir haben Angst, Schrecken, Chaos und Verwirrung
gestiftet. Wir wurden gefürchtet. Wir haben das erreicht was
unsere Väter nicht erreicht haben. Wir…“
Ein
tiefes Ausatmen unterbricht den Sprecher.
DER
Fuchs: „Wir haben alles verloren…“
Das
Augenpaar blinzelt. Langsam sehen wir das Gesamtbild. Der dunkle
Raum hüllt die traurige Szene wie ein schwarzer Mantel ein.
Tsuki Nosagi und El Metztli scheinen sich wie negativ Schatten
abzuzeichnen. Sind sie wirklich da? DER Fuchs sitzt gerade auf
einem Stuhl und der Betrachter schaut ihm über die Schulter.
Die zerrissene Fuchsmaske ist in dem schlichten einfachen Spiegel
zu erkennen.
Tsuki
Nosagi: „Du hast Recht…wir haben dich enttäuscht…“
El
Metztli: „Und wir sind es nicht Wert die Titel zu tragen.
Wir haben das Vermächtnis unserer Väter in den Schmutz
gezogen…“
DER
Fuchs: „Seid still…“
Sofort
verstummt jeder Ton der zu hören war.
DER
Fuchs: „Nicht ihr habt verloren. Nicht ihr seid Schuld
daran das das was wir uns aufgebaut haben zerstört wurde.
Drake…hat mich zerstört…“
Tsuki
Nosagi: „Weil wir dir keine Hilfe waren…“
DER
Fuchs: „Nein…weil ich das bin was mein Vater in mich
gesehen hat…Nichts…“
Die
Stimme scheint nun weiter weg zu sein. Sie wirkt wie in einem
anderen Raum.
El
Metztli: „Fuchs…wir…“
DER
Fuchs: „Es gibt kein wir…mehr…gab es das
je?...Wird es jemals wieder ein wir geben…wenn es eins
gab?...Was ist real? Sind wir…wo sind wir? Haben wir es
verdient hier zu sein…?“
Tsuki
Nosagi: „Fuchs…lass uns nicht fallen…so…“
DER
Fuchs: „Wie es unsere Väter getan haben?“
Ein
Knarzen. Es scheint so als ob sich eine Tür öffnet.
DER
Fuchs: „Sie haben uns geopfert…und ein Opfer sollte
für etwas gutes sein…nicht um sein eigenes Wohl zu
stärken…“
Schritte….sich
entfernende Schritte.
DER
Fuchs: „Hasen…findet euch…erfindet euch neu.
Seid nicht das Opfer das ihr sein sollt….“
Erneut
knarzt es. Und die Tür fällt ins Schloss. Der Blick der
Hasen richtet sich wieder auf den Spiegel. Sie schauen auf eine
geschlossene Tür. Licht dringt aus dem Schlüsselloch
hervor. Auf dem Tisch direkt vor dem Spiegel liegt die Maske des
Fuchses. Leer. Tsuki und El Metztli sitzen vor dem leeren Tisch
und blicken entsetzt in den Spiegel.
El
Metztli: „Komm…lass uns gehen…er ist weg.“
Tsuki
Nosagi: „Er lässt uns im Stich. Er geht…“
Mit
einem Handschlag wischt er sich die Hasenmaske aus dem Gesicht.
Dann steht der Japaner auf und wischt seine Hand am Spiegel ab.
Er geht. Metztli senkt den Kopf. Nestelt an seiner Maske herum
und legt diese auf den Tisch. Dann verlässt auch er den
Raum. Zurück bleibt ein Tisch mit drei Stühlen daran.
Auf dem Tisch die Maske des Mexikaners. Dem verschmierten Spiegel
in dem die Maske des Fuchses auf dem Tisch liegt. Im Hintergrund
die verschlossene Tür. In dünnen Lettern darauf
geschrieben…
ER
OPFERT SICH
Lorenz:
“Mach nicht so ein Gesicht.”
Maximilian
Lunenkind: “Ich habe verloren. Ich habe Luna enttäuscht.
Ich MUSS mich vernichten.”
Wir
befinden uns am Rande der Party für Milly Vermillion, wo ein
gewisser schweinisch-veranlagter Mann eine Schnute zieht.
Lorenz:
“Indem du herumstehst?”
Maximilian
Lunenkind: “Ich denke noch nach.”
Lorenz:
“Vernichte lieber das Switziverse. Diesen billigen
LPG-Abklatsch. Ich habe dem letzten Film von Switzenberg gerade
mal zwei Sterne auf Letterboxd gegeben, und bei imdb stinkt er
gegen Happy Gilmore 2 ab.”
Maximilian
Lunenkind: “Adam Sandler ist aber auch einfach heftig.”
Lorenz:
“Der Punkt ist, dass wir diese Clowns, ihr billiges
Schrott-Merchandise, ihren elendigen Köter und alles, was
mit Alonso und Fleestedt zu tun hat platt machen sollten. Wir
sind Rossmann, und die sind Schlecker. Wir sind Hornbach, und die
sind Praktiker. Am Ende werden wir triumphieren, und dann können
wir uns deren Merchandise-Marktanteil unter den Nagel reißen.”
Natürlich
geht es Lorenz in erster Linie darum.
Lorenz:
“Switzenberg, Alonso und Fleestedt werden schon noch ihr
pinkes Wunder erleben.”
Maximilian
Lunenkind: “Vergisst du da nicht jemanden?”
Lorenz:
“Stimmt. Den Switzidog geben wir in ein Tierheim.”
Maximilian
Lunenkind: “Was ist mit Iray Bu-”
Lorenz:
“Es ist doch viel zu schön, um Trübsal zu blasen,
Maxim. Wir haben so viele neue Produkte auf dem Markt. Mehr
könnten folgen.”
Er
deutet mit seeligem Gesichtsausdruck in Richtung der Leinwand.
Lunenkind seufzt und entspannt sich ein wenig. Nachdenklich
kratzt er sich mit der Zunge an der linken Augenbraue.
Maximilian
Lunenkind: “Du hast ja Recht. Chemnitz ist quasi unsere
zweite Heimat, wir sollten es genießen, hier zu sein.”
Lorenz:
“Seit wann das denn?”
Maximilian
Lunenkind: “Seit es Karl-Marx-Stadt war. Er hat “Das
Kapital” geschrieben, und wir lieben Kapital.”
Lorenz:
“Du hast das Buch nicht gelesen, oder?”
Brüllend
bricht Lunenkind in Lachen aus. Er kringelt sich beinahe, seine
Zunge schlackert wild umher. Seine Augen treten aus den Höhlen
und er muss sich den Bauch halten.
Maximilian
Lunenkind: “LESEN?!”
Beinahe
kippt er um, so heftig schütteln ihn die Lachkrämpfe.
Er schlägt sich auf die Oberschenkel, während er
keuchend Tränen aus den Augen streicht. Dann wirft er den
Kopf nach hinten, und begleitet von seinem schallenden Gelächter
klatscht ihm die eigene Zunge vor die Fresse. Es dauert mehrere
Sekunden, bis er überhaupt wieder sprechen kann.
Maximilian
Lunenkind: “Lesen... als ob... guter Witz... LESEN.. Du
bist der Beste... Junge... Lesen... Mit Wörtern... So
richtig mit Buchstaben... wie so ein Streber... LESEN, LORENZ! Du
bist der Witzigste!”
Liebevoll
umarmt Lunenkind Lorenz, wobei die Zunge des Mannes, der den
Greatest Pigster verkörpert, auf die Schulter des
Marketing-Experten klatscht.
Seit
wann stand die schwarzmähnige „Miss Eternity“
Miria Saionji eigentlich in der Nähe der beiden, um sich
dieses Schauspiel aus nächster Nähe anzusehen? Und
warum sagt die Frau im heute partybunten Minikleid diese Worte
so, als ob sie eher Brechreiz als Rührung verspürt?
Miria
Saionji: „Ob wir wohl jemals so gute Kameradinnen werden
können wie diese beiden es sind?“
Eine
Frage zur Seite, deren Wortklang einladend klingt, keine Frage.
Und doch, der Ton ist derart kühl und abweisend, dass man
erahnen darf, dass „The Aion“ die „Kameradschaft“
zur angesprochenen Person kaum gleichgültiger sein könnte.
Und doch, so viel wissen wir über Miria Saionji
mittlerweile, so wenig wir auch insgesamt wissen mögen: sie
fragt aus einem Grund und dieser Grund ist mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit die Aussicht auf einen persönlichen
Vorteil. Warum sonst sollte Miria das Wort an eine Frau richten,
die auf einer von Robert Breads wenn schon nicht organisierten
dann eben doch ausgerichteten Party denkbar fehl am Platz wirkt?
Luna:
„Huh?“
Sichtlich
irritiert nimmt Rosario zur Kenntnis, dass sie gerade mitten in
ihrer Beobachtung der Szenerie unterbrochen wurde. Doch für
eine richtige Antwort reicht es noch nicht. Erst einmal beugt
sich sich, geschüttelt vor Lachen, wieder vornüber,
sichtlich bemüht, dabei ihre Bierflasche nicht dem Asphalt
zu übergeben.
Luna:
„Lesen…. Bruder, Lorenz, ich bin mir fast sicher,
dass Max nichtmal lesen KANN. Warte… Wir hatten die
Diskussion doch neulich schonmal oder? Ach egal ich kann mich
nicht erinnern.“
Noch
einmal prustet sie in ihr Getränk, bevor sie einen
seufzenden Laut ausstößt, ihren Lach-Flash damit für
beendet erklärt, und einen tiefen Schluck nimmt.
Luna:
„…“
Sie
starrt die Dame neben ihr vollkommen verwirrt über den Rand
der Flasche an, blickt ratsuchend in selbige, doch scheint die
Antworten nicht zu finden.
Luna:
„Wie heißt du nochmal?“
Für
einen Moment bröckelt die aus falscher Freundlichkeit
errichtete Fassade von Miria Saionji, doch ehe ihr Lächeln
erlischt, ist es auch schon wieder da.
Miria
Saionji: „Wie unhöflich von mir, mich nicht
vorzustellen, wie es sich für ein erstes Treffen gehört.
Ich bin ‚The Aion‘ Miria Saionji, aber Ihr könnt
mich freilich auch Miss Eternity nennen, wenn es Euch beliebt,
Miss Rosario.“
Das
ist die Stelle, an der normalerweise ein Handschlag oder
dergleichen erfolgen würde, aber sei es Lunas Bierfahne oder
die Sorge, dass Lunas Hände vielleicht irgendwo Reste von
Stacheldraht oder beidseitig haftende Reißzwecke enthalten
könnten, die dort irgendwie von der letzten Basteleinlage
vergessen wurden, macht Miria keinerlei Anstalten die Hand
auszustrecken. Wenn müsste die Initiative von Luna ausgehen,
aber die hat für derlei Gesten wohl eh kaum viel übrig.
Luna:
„Ahhhh, stimmt Miriam.“
Und
nun ist es doch passiert: Mirias Lächeln ist weg. Eine Frau
mit so viel Ego, deren meisten menschlichen Interaktionen mit
„Abonnenten“ soll heißen sie mit Lob, Geld und
Geschenken bedenkenden Simps ablaufen, kann nicht anders als
plötzlichen inneren Groll hegen, wenn es statt Lobhudelei
noch nicht einmal eine korrekte Aussprache ihres Namens gibt.
Miria
Saionji: „Miria - ein 'M' am Anfang genügt, ist mein
Name doch etwas weniger biblisch inspiriert als es 'Leviathan'
ist.“
Luna:
„Okay, wassauch immer. Punkt is, ich hab kein Stress mit
dir, Sis. Null. Sind alle ein Team hier aber… Ach sack…“
Klirrend
schlägt die Bierflasche nach einer kurzen Segeltour durch
die Luft auf den Asphalt auf.
Luna:
„Aber wenn du meine Kameradin werden willst, Süße,
dann hör bitte damit auf dich erst an Robert, dann an Aiden
zu kuscheln wie so n kleines Baby. Chill lieber mit den coolen in
der LPG. HEY! LUNI!“
Wie
auf Kommando schießt Lunenkinds Zunge ihr entgegen und
öffnet die nächste Flasche Astra, die Luna sich aus dem
Kasten neben sich geangelt hat.
Luna:
„Thanks Babe.“
Gerade
eben war Mirias Miene noch verfinstert, doch nun ist es The Aion,
die sich ein kurzes, ehrliches Lachen nicht verkneifen kann. Und
das nicht wegen Lunenkinds Superzunge – selbst Marc Hill
hätte wohl Probleme mit deren POWER mitzuhalten –
sondern wegen Lunas aus Mirias Sicht urkomischen Bemerkung.
Miria
Saionji: „Mit Verlaub, Miss Rosario, aber dass Ihr
ernstlich denkt, ich hätte ein persönliches Verlangen
nach eurer Kameradschaft oder dass ich auch nur ansatzweise mit
den Herren Rotari oder Breads würde kuscheln wollen,
geschweige denn mich mit infantiler Abhängigkeit
gleichsetzen zu wollen, das ist eine geradezu amüsante
Verklärung der Realität. Die arme Samantha Grant wird
sich nun wohl unweigerlich Sorgen machen, dass Ihr möglicherweise
den einen oder anderen Stuhl zu viel abbekommen haben mögt.
Vermutlich nicht zum ersten Mal in ihrem Leben.“
Herrisch
wirft sie eine nach vorn gewanderte Haarsträhne nach hinten
und führt noch immer amüsiert eine Hand zum Kinn.
Miria
Saionji: „Es ist offensichtlich, dass wir beide
unterschiedlicher kaum sein könnten, würden wir es
darauf anlegen. Und doch, ich würde denken, dass wir beide
uns in einigen, zentralen Punkten durchaus ähnlich sind und
wir uns gar vortrefflich dabei ergänzen könnten unsere
jeweilige Position zu stärken. Am Ende des Tages sind wir
eben beide wohl kaum wegen Kameradschaft hier – sondern zum
eigenen Vorteil. Und doch, ich sehe eine Zukunft vor mir, in der
wir beide stark voneinander profitieren könnten, ob wir
diese Verbindung dann 'Kameradschaft' nennen mögen oder auch
nur 'ein simples Zweckbündnis' ist dafür wohl kaum
relevant.“
Ob
Miria wohl auch schon ein gutes bisschen was getrunken hat und
daher plötzlich Ehrlichkeit walten lässt? Oder vermutet
sie, dass sie dies so offen sagen kann, weil dies zwar
möglicherweise Robert Breads missfallen mag, wenn er es denn
mitbekommt, dem stets kühl kalkulierenden Aiden Rotari
hingegen imponieren könnte?
Rosario
schaukelt ein wenig überlegend vor und zurück.
Zumindest… tun wir jetzt einfach mal so, dass es am
Nachdenken liegt.
Luna:
„Glaubst du, wenn ich mich nah genug an Milly stelle,
zünden sich meine Zigaretten von selbst an?“
In
tiefen Gedanken versunken blickt sie quer über den
Parkplatz, wohl auf der Suche nach dem schönsten, und
einzigen, Federkleid der GFCW.
Miria
Saionji: „Hm, mir scheint wir sollten dieses Gespräch
vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt wiederholen. Einem
Zeitpunkt, zu dem Ihr nüchtern genug seid, Euch mit der
Frage auseinanderzusetzen, ob Euer Beitritt bei der LPG unter den
aktuellen Vorzeichen wirklich dazu dienlich war Euch Eurem
Titeltraum näherzubringen und was sich ändern müsste,
damit es lohnenswert wird...“
Miria
blickt Luna noch einmal tief in die Augen, dann wendet sie sich
ruckartig ab und beginnt andere Personalien ins Auge zu fassen.
Luna:
„Hey warte Mal, wir haben uns doch kaum angefangen zu
unterhalten…“
Wenig
interessiert daran, weiterhin sich mit Rosarios provokantem
Verhalten, Alkoholpegel oder Lunenkinds Zungenakrobatik zu
beschäftigen, wendet sich Saionji von der Junior Sales
Managerin der LPG ab.
Luna:
„Okay, man sieht sich bestimmt, Miss Eternity.“
Mit
einer dramatischen Geste und einem flirty Unterton schickt sie
Miria den Nickname hinterher.
Miria
Saionji: „Wenn Ihr klug seid, werden wir das, ja.“
Theatralisch
seufzt Rosario auf.
Luna:
„Wenn sie halb so nützlich wäre, wie sie tut…
Apropos nutzlos.“
Überraschend
scharf wendet sich ihr Blick zu Maximilian Lunenkind, der sich
mittlerweile schweren Herzens von Lorenz losgerissen hat. Fiepend
schreckt das Schwein der Schweine zurück und schlägt
reflexartig die Hände vor den Mund, was Luna dazu bewegt
ihre Augen zu verdrehen.
Luna:
„Wir hattn dasschon. Ich tu Zungi nix. Aber mal ehrlich
maxi schweini…“
Glugg
glugg glugg glugg.
Luna:
„Ahhhhhh. Mal ehrlich: Du KANNST nicht so nutzlos sein, wie
letzte Show. Ist dir klar, was passiert, wenn wir so
weitermachen? Das MUSSTE unser Rückschlag sein nach High
Noon und DU. HAST. ES. VER. SAUT.“
Schäumend
vor Wut schmettert sie die Flasche vor Lunenkind auf den Boden.
Luna:
„Du kannst froh sein, dass ich dich mag. Sehr. Sehr. Froh.
OH! Spürst du das? Mach mir nochn Bier auf, jetzt wirds
spannend.“
Der
Kameramann macht einen Schritt zurück und dreht sich noch
einmal im Halbkreis, sodass wir noch einmal alles in Augenschein
nehmen können. Das Buffet, den DJ, die Leinwand, alle diese
Menschen, die sich hier zusammen gefunden haben. Manche, um Milly
Vermillion zu feiern, manche, um schamlos ihre Produkte
anzupreisen und manche, weil sie Teil dieser abstrusen,
durchgeknallten Gruppierung sind.
Mit
diesem letzten Panorama-Shot der großen Party endet dieses
Seg-
Aiden
Rotari: “Was ist hier los?”
Die
Kamera schnellt herum. Stimmt, eigentlich hatte ja noch einer
gefehlt. Der amtierende Wrestler des Jahres ist, scheinbar
unbemerkt vom Rest (dank des regen Trubels, der lauten Gespräche,
dem fließenden Alkohol und der dröhnenden Musik), an
das Zelt heran getreten.
Die
Köpfe drehen sich. Rotari ist wie immer schlicht gekleidet
und wirkt kein bisschen so, als wäre er in Party-Stimmung.
Seine dunklen Augen schweifen über die Szenerie bevor er sie
auf DJ Freundlicher Orang-Utan richtet.
Aiden
Rotari: “Mach die Musik aus.”
Gerade
eben hatte der Disc Jockey noch Miria aus der Ferne angeglotzt
und weiter vor sich hingemurmelt, schon ist er panisch dabei,
Regler an seinem Pult hin- und herzuschieben, doch nichts
passiert. Er wird immer nervöser, als Aiden einen Schritt
auf ihn zugeht. Zu seinem Glück ist Vivan Tolnai so frei,
einfach den Stecker der Anlage zu ziehen, und nicht Rotari
schmallippig zu. Der drückt ihr mit einer ähnlichen
Geste knapp seine Dankbarkeit aus, bevor er sich an die
Allgemeinheit wendet.
Aiden
Rotari: “Ich habe morgen ein wichtiges Match.”
Aha
– damit hätten wir die ganze Sache also doch noch
terminiert. Man hat sich hier einen Tag vor War Evening
getroffen.
Aiden
Rotari: “Und ich erwarte, dass jeder seiner Rolle
dementsprechend spielt. Ich gedenke, mir meinen GFCW World Title
zurückzuholen und-”
Das
Partyrohr: “PARTY!”
Schwankend
läuft das Rohr in Richtung Rotari und offeriert ihm die
(leere) Flasche Champagner.
Aiden
Rotari: “Du bist betrunken.”
Das
Partyrohr: “FA-”
Der
Faustschlag trifft das Partyrohr am Kopf, und es kippt rücklings
nach hinten um. Sowohl sein Glas als auch die Flasche zerschellen
neben ihm auf dem Boden und schießen über den Beton
auf einige andere Anwesenden zu, die teils einen Satz machen
müssen, um auszuweichen. Das Partyrohr bleibt reglos in
einem Meer aus Scherben liegen, alle Viere von sich gestreckt,
den Hut noch immer auf den Kopf.
Aiden
Rotari: “Ihr habt Zeit für solche Spielereien, wenn
ich meinen Titel zurück gewonnen habe. Ich weiß, ich
habe keine Befehlsgewalt über alle von euch...”
Nacheinander
nimmt Rotari die Mitglieder der Perlenkette und Monica Shade ins
Visier.
Aiden
Rotari: “...und ich halte mich, an was ich verspreche.
Solltet ihr meiner Sache aber dennoch dienlich sein wollen, werde
ich das überaus positiv vermerken.”
Bei
diesen Worten bleiben seine Augen für einen kurzen Moment an
Miria hängen, während Rosario im Hintergrund halb
skeptisch, halb belustigt in sich hineingrinst.
Aiden
Rotari: “Der Rest von euch sollte es besser wissen. Ihr
müsst in bester Verfassung sein, wenn die Glocke für
meinen Kampf morgen angeläutet wird. Nicht betrunken. Nicht
verkatert. Nicht müde. Nicht abgelenkt. Ihr wisst, was zu
tun ist. Und dennoch tut ihr...”
Mit
einer abwertenden Handbewegung deutet Rotari auf das Zelt.
Aiden
Rotari: “...das hier. Das ist sehr unklug, und sollte es
den morgigen Tag beeinflussen, werde ich die Schuldigen bestrafen
müssen.”
Luna:
„Hält der mich für nen Amateur?“
Ein
wenig wehleidig deutet Lorenz erst auf das Zelt, dann auf Rotari.
Lorenz:
“Die Fokusgruppe tagt eben zu bestimmten Zei-”
Aiden
Rotari: “Wenn du mit diesem Art noch einmal so anklagend
auf mich zeigst, breche ich ihn.”
Er
sagt das ohne die Stimme zu heben, aber es reicht, damit der
Marketing-Experte verstummt und so schnell er kann den Arm wieder
an den eigenen Körper zieht. Als wäre nichts passiert
fährt Rotari fort.
Aiden
Rotari: “Ich erwarte nicht viel von den Meisten von euch.”
Kurz
huscht sein Blick zwischen Luna und Monica hin und her, als wären
dies die Ausnahmen für diese Regel, wobei auch Luna sich
einen Blick einfangen muss, der ihr tatsächlich das Grinsen
einen Moment aus dem Gesicht wischt.
Aiden
Rotari: “Ich lass euch euren idiotischen Fantastereien
nachgehen, solange ihr im entscheidenden Moment da seid. Morgen
ist der entscheidende Moment. Ich will jeden von euch, der mir
untersteht, in physischer und psychischer Bestform sehen.”
Ein
kurzes Schweigen scheint das Zelt zu erdrücken. Eine gute
Chance, sich zu profilieren, indem man sich dem eindeutig nicht
zu Scherzen aufgelegten Rotari entgegenstellt – das denkt
zumindest anscheinend ein gewisser Kanadier.
Robert
Breads: “Sehr wohl, mein Lord. Eure unterwürfigen
Diener werden zur Stelle sein.”
Der
Sarkasmus trieft nur so aus seiner Stimme, während er sich
übertrieben und albern verbeugt. Einen Moment lang wirkt es
so, als würde Rotari überlegen, seinem ehemaligen
Mentor den Hinterkopf einzuschlagen. Doch seine Hand schnellt nur
nach oben, um auf ihn zu zeigen.
Aiden
Rotari: “Mit Ausnahme von dir.”
Davon
ist Breads überrascht. Sein Kopf schnellt nach oben und er
sieht Rotari für einen Moment lang beinahe hoffnungsvoll an.
Hat der Sieg von Breads über Viggo ihn doch wieder aus dem
“Untergebenen-Status” herausbefördert?
Aiden
Rotari: “Ich vertraue nicht genug auf deine Fähigkeiten.
Ich vermute, du würdest es vermasseln. Tu, was du möchtest,
solange du mir fernbleibst.”
Schallend
bricht Rosario in Gelächter aus. Dem Kanadier steht der Mund
offen. Rotari möchte also die Bereitschaft solcher Trottel
wie Lunenkind oder dem Sprachrohr, aber nicht von Robert Breads?
Hall of Famer, doppelter World Champion, GFCW-Legende,
PCWA-Legende Robert Breads? Nichtmal dafür ist er noch gut
genug? Das ist Blasphemie, das ist die reinste-
Aiden
Rotari: “Der Rest von euch weiß, was erwartet wird.
Wir sehen uns morgen.”
Luna:
„Yes, sir!“
Sie
schlägt die Hacken zusammen und salutiert, doch Aidens
vollkommen Mangel an Reaktion darauf zeugt wohl von dem sehr sehr
seltsamen Gleichgewicht auf dem die LPG teils steht. Doch kaum
wendet sich Rotari, um die Szenerie ihrem Schicksal zu
überlassen, da sind zwei Augenpaare aus nächster Nähe
auf ihn gerichtet. Sowohl Monica Shade als auch Lady Rosi sehen
ihn vorwurfsvoll an.
Monica
Shade: „Hallo Darragh. Ich meine Aiden. Falls es da einen
Unterschied gibt.“
Eine
klare Anspielung darauf, dass Darragh Switzenberg mit Zac Alonso
ähnlich verfahren ist wie Aiden Rotari nun mit dem
Partyrohr.
Monica
Shade: „Nur so zur Erinnerung: wir alle hier sind hier im
Rahmen der Lerbitz
Performance Group, nicht der Rotari
Performance Group. Und auch wenn du als Ass der LPG viele
Freiheiten und Rechte besitzt, wie du deine Untergebenen
behandelst ist fürchrerlich. Es ärgert mich mehr und
mehr dir nicht bereits deine gebührende Lektion erteilt zu
haben, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“
Lady
Rosi sieht Aiden Rotari per wenig subtiler Armdrehung von Monica
Shade demonstrativ mit dem Hintern an.
Monica
Shade: „Wenn du deine Untergebenen weiterhin wie Sklaven
behandelst, die du nach Gutdünken verprügeln,
niedermachen und wie eine Ware zum Feilschen anbieten kannst,
dann sei dir versichert, dass ich deine Tyrannei nicht einfach so
hinnehmen werde. Wie wohl ein Kampf zwischen uns ausgehen würde,
in dem du dir nicht durch groteske Involvierung von Lady Rosi in
die Gewalt des Ringkampfs einen entscheidenden Vorteil
verschaffen kannst?“
Luna:
„kein stück anders..“
Wenig
unauffällig tappst Rosario an den beiden vorbei, doch bis
auf ein fröhliches Winken beschließt sie, es gut sein
zu lassen. Einigkeit innerhalb der Gruppe sieht definitiv anders
aus.
Was
bedeutet das für den Main Event von War Evening?
Polen
ist rund 300 Kilometer von Chemnitz entfernt, doch auch hier gibt
es Posen. Nicht als Stadt, sondern ausgeführt von Caracal
Matthews, der mit einem Hüftschwung durch den Vorhang
gleitet wie ein Seehund ins Wasser. Dann tänzelt er weiter
die Rampe herunter, als wäre nie etwas gewesen; als habe er
nie die Zuneigung der Fans verspielt und als wäre alles noch
wie vor einigen Wochen.
Matthews
ist bei bester Laune und klatscht sogar mit Zuschauer links und
rechts des Entrances ab, die irritiert dreinblicken, denn sie
hatten es gar nicht auf einen High Five angelegt, sondern die
Hände nur aus Bequemlichkeit auf der Barrikade abgelegt.
Egal für Caracal. Die vielen Buhrufe, die durch die Halle
schallen, werden irgendwo in seinem Kopf gefiltert, so dass nur
das Signal von Applaus verarbeitet wird. So bleibt für
Matthews der schöne, glücklich machende Gedanke, dass
man ihn weiterhin liebt.
Mit
diesem guten Gefühl slidet Caracal unter den Ringseilen auf
die Matte. Ein erneuter Hüftschwung, kombiniert mit einem
Winken, dann marschiert er einmal quer durch das Squared Circle
und fordert ungeduldig von Laura ein Mikrofon ein.
Caracal
Matthews: „Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es eine
Existenz nach dem Tod? Sind wir alleine im All? Warum ist Tommy
Qurashi trocken wie die Wüste Gobi? Das alles sind die
großen Fragen des Lebens – und Caracoool muss leider
zugeben, dass er darauf keine Antwort hat. Aber ich kann euch
eine andere Antwort geben. Auf die Frage, wie wir diese Welt zu
einem besseren Ort machen. Und zwar, indem wir das Alte und
Langweilige nehmen und es mit dem Eselschwanz peitschen, bis es
sich in dieser Liga so unwohl fühlt wie ein Flat Earther in
der NASA-Zentrale. Dazu müssen wir hier und heute ein paar
Änderungen vornehmen.“
Matthews
blickt sich um, bis er das gefunden hat, was er sucht: Die
Hauptkamera, mit der sein Bild auf die Leinwand übertragen
wird. Er streckt einen Finger aus und tippt auf die Linse, wo ein
schmieriger Abdruck hinterlassen wird.
Caracal
Matthews: „Hör mir zu, du Kamera-Gurke, wir haben
nicht mehr 2001. Wo ist die Bewegung in den Bildern? Wo sind die
schnellen Cuts? Wo sind die EFFEKTE? Das ist alles so gottlos
lahm hier. Die GFCW ruht sich auf der Vergangenheit aus. Also
habe ich zuallererst dafür gesorgt, dass fortan alle
Auftritte von Caracoooool auch live auf meinem Twitch-Kanal
übertragen werden. Dort werdet ihr Wrestling endlich in
einer modernen und besseren Art und Weise der Übertragung
sehen. Nicht mehr mit einer Kamera, die sich so langsam bewegt
wie eine Galapagos-Schildkröte. Nein, sondern angemessen und
am Zeitgeist orientiert. Mit Effekten, Livechat und
Interaktivität.“
Mit
stolzer Miene stemmt Matthews die Hände in die Hüften.
Caracal
Matthews: „Dies ist eine Investition in die
Zukunftsfähigkeit des Wrestlings, die Caracoooool für
euch getätigt hat. Ja, ihr dürft einen Dankbarkeitstanz
zeigen. Endlich nimmt jemand das Publikum ernst, denn ihr alle in
der Halle und vor den Fernsehern habt es verdient, dass man euch
die Augen küsst. Jetzt ist es so weit.“
Wieder
sucht Caracals Blick etwas. Diesmal bleibt er an einer Person
hängen, die weiter hinten im Publikum steht und ein iPhone
wild hin und herschwenkt, als wäre es eine Fahne. Offenbar
der alternative Kameramann für Matthews‘
Privatübertragung.
Caracal
Matthews: „Also schaltet zu Caracool Royale auf Twitch um,
wenn ihr Wrestling in einer nicht-langweiligen Form sehen wollt.
Werfen wir einen Blick auf den Live-Stream.“
Parallel
bei Twitch:
Caracal
Matthews: „Das sieht doch schon deutlich besser aus. Die
zweite Änderung, die ich für die Modernisierung des
Wrestlings unternehmen werde, ist es, frisches Blut zu bringen.
Denn ich bin der Meinung, dass unter EUCH hier in Chemnitz jemand
ist, der unterhaltsamer ist als die Qurashis, Crutchs oder
Breads‘ dieser Welt. Auch wenn das nicht besonders schwer
ist, denn ich habe Tage damit verbracht, deren Auftritte zu
analysieren, um zu verstehen, was eigentlich so verkehrt läuft
- und bin am Ende dieser Analyse zu dem Ergebnis gekommen, dass
sie allesamt ehrenlose Bastarde sind, die ihr Gehalt
ungerechterweise mit Langweilig-sein beziehen. Aber unter euch
ist ganz bestimmt jemand, der mehr nach 2025 riecht. Na, was
denkt ihr? Ist diese Open Challenge ein SUPERLIKE wert?“
Das
Publikum jedenfalls ist begierig darauf, sich selbst in Position
zu bringen für einen Kampf gegen Matthews. Mehrere Personen,
vor allem junge Männer, stehen von den Sitzen auf und
versuchen mit erhobener Hand und lauten Rufen auf sich aufmerksam
zu machen – man möge doch bitte sie auswählen. So
wie der Schreiber dieser Sätze immer wieder den Strich auf
der Tastatur auswählt und sich fragt, ob er dadurch wie AI
wirkt.
Caracal
Matthews: „Also, wer will es am meisten?“
Der
Blick des Royal Rookie fährt die Reihen ab. Er bleibt an
einem jungen athletischen Mann in der zweiten Reihe hängen,
der beide Arme in der Luft hat und wie ein Schiffbrüchiger
winkt. Neben ihm stehen zwei ältere Personen, dem Aussehen
nach seine Eltern, und ein kleines Mädchen, vielleicht 10
oder 11.
Caracal
Matthews: „Du, komm‘ her.“
Jubel
im Publikum. Der Auserwählte grinst von einem Ohr bis zum
anderen, während die Umstehenden ihm ungläubig auf die
Schuler klopfen. Dann drückt sich der Youngster an den
Leuten in den ersten Reihen vorbei und springt über die
Barrikade. Im Innenraum angekommen, scheint ihm die Pumpe richtig
zu gehen, langsam merkt er, auf was er sich hier eingelassen hat.
Er fährt sich nervös mit der Hand durch das Gesicht.
Neben Vorfreude ist da auch eine Spur Unsicherheit. Er wählt
die Flucht nach vorne und betritt das Squared Circle über
die Treppe.
Caracal
Matthews: „Ernsthaft? Du kommst einfach so über die
Treppe rein? Wo ist da der Showeffekt? Warum kein Tänzchen
auf den Treppchen? Nicht einmal ein Sprung über die Seile.
Das war brutal lahm.“
Naserümpfen
beim Royal Rookie. Der erste Eindruck von seinem Gegner ist schon
einmal mies.
Caracal
Matthews: „Also gut. Wie heißt du, Mann?“
„Ich,
äh, ich bin…Faysal. FÜR CHEMNITZ!“
Jubel
bei den Lokalpatrioten im Publikum. Soll heißen: Bei allen.
Denn im Wrestling geht man grundsätzlich ab, wenn die eigene
Stadt erwähnt wird. FAKT. Der junge Mann, offensichtlich
Faysal mit Namen, schaut sich staunend um. Mit zwei Worten hat er
tausende Menschen zu einem Gefühlsausbruch bewegt.
Caracal
Matthews: „Sag, Faysal, wer ist das, der dich da
begleitet?“
Faysal:
„Meine Eltern. Und das Kind daneben ist meine Schwester
Duru.“
Caracal
Matthews: „Ein Kind, fantastisch. Das kommt auf Twitch gut
an. Her zu uns, Kind. Du musst deinem Bruder helfen. Applaus für
Duru.“
Die
Kamera schwenkt zu Faysals Familie. Zwischen ihren Eltern steht
die jüngere Schwester und will es gar nicht glauben. Sie
soll jetzt in den Ring kommen? Unsicher blickt sie zu Boden. Sie
muss von allen Leuten rund um sie ermutigt werden, bis sie sich
traut. Dann klettert sie langsam über die Barrikade und in
den Ring. Ihr Bruder legt schützend eine Hand auf ihre
Schulter. Ihm ist das nicht geheuer.
Faysal:
„Können wir nicht einfach anfangen mit der Open
Challenge?“
Caracal
Matthews: „Nein. Erst muss das Kind TANZEN.“
Der
Royal Rookie schiebt Faysal zur Seite und kniet sich neben das
Mädchen.
Caracal
Matthews: „Willst du deinem Bruder helfen, Duru?“
Schüchternes
Nicken. Natürlich will sie das.
Caracal
Matthews: „Du bist doch bestimmt ein cooles Kind. Also
spielst du manchmal Fortnite, was übrigens jeden
Donnerstagabend live im Stream bei mir läuft, und kennst
sicher den Floss-TANZ. Der macht den Leuten gute Laune und dann
feuern sie deinen Bruder an. Was sagst du, Duru? Bist du ein
schlechter Mensch oder wirst du TANZEN?“
Das
Kind steht starr da. Es traut sich nicht so wirklich, etwas zu
tun. Erst nach langem Überlegen schüttelt es langsam
mit dem Kopf.
Caracal
Matthews: „Du willst nicht TANZEN? Aber Kinder tanzen doch
gerne.“
Faysal:
„Caracal. Duru möchte und wird jetzt nicht tanzen.
Niemand in unserer Familie tanzt gerne. Lass uns bitte einfach
anfangen.“
Doch
kaum hat Faysal diese Wahrheit erzählt, tritt Matthews einen
Schritt zurück, als habe man ihm vor die Brust gestoßen.
Caracal
Matthews: „Das Kind ist offenkundig nicht gesund.“
Faysal:
„Doch, sie ist ein fröhliches Kind, das einfach nicht
gerne tanzt.“
Caracal
Matthews: „SCHWERE DEPRESSIONEN. Tanzlosigkeit führt
zu Trauma und Trauma führt zu Tanzlosigkeit. Es ist ein
Teufelskreis in einer Familie.“
Wieder
hockt sich Matthews neben das Kind, dem immer unwohler ist. Da
seine bisherige Ansprache nicht zu Duru durchdringt, versucht er
es jetzt auf die sanfte Tour. Mit gesenkter Stimme und
väterlichem Gesichtsausdruck.
Caracal
Matthews: „Pass auf, Duru. Ich habe etwas für dich,
damit es dir besser geht. Ein Geschenk.“
Geschenke
gehen immer. Sofort blitzen die Augen des Mädchens auf. Ein
vorfreudiges Strahlen tritt in ihr Gesicht.
Caracal
Matthews: „Schau in die Kamera, Kind.“
Duru
wendet sich der Kamera zu.
Caracal
Matthews: „Nicht die langweilige Kamera. Die coole.“
Er
dreht das Kind so, dass es in die wackelnde Twitch-Kamera blickt.
Der „Kameramann“ mit dem iPhone ist mittlerweile
näher an den Ring gekommen.
Parallel
bei Twitch:
Caracal
Matthews: „Sieh, du hast 523 Likes auf meinem Twitch-Kanal
bekommen. Ist das nicht ein fantastisches Geschenk? Möchtest
du vor Freude nun TANZEN?“
Duru
sieht es offenbar nicht so. Sie wendet sich mit einem Schmollmund
vom Wrestler ab. Der versteht die Welt nicht mehr. Er will gerade
dem Kind etwas hinterherrufen, als Faysal ihn an der Schulter
packt.
Faysal:
„Caracal, bitte. Können wir nicht endlich beginnen?
Kannst du bitte den Ringrichter rausrufen?“
Caracal
Matthews: „Ringrichter?“
Faysal:
„Für unser Match. Die Open Challenge.“
Caracal
Matthews: „Match? Ringrichter? Du sprichst irr, Junge.
Faysal, ich habe nie etwas von Wrestling gesagt. Wir werden
natürlich TANZEN.“
Faysal:
„Aber…“
Der
Chemnitzer macht einen erstaunten Blick zurück. Er rauft
sich das kurzgeschorene Haar.
Faysal:
„…ich kann nicht tanzen. Ich will wrestlen.“
Caracal
Matthews: „So, Wrestling also? Dann sag mir, wie ist deine
MPM-Rate?“
Faysal:
„Meine Was?“
Caracal
Matthews: „Moonsaults-pro-Minute-Ratio.“
Faysal:
„Ähm, also ich kann eigentlich gar keine Moo…-“
Caracal:
„Dann sagt Caracoooool: VERRAT AM FAN. Du solltest besser
nicht wrestlen.“
Faysal:
„Ich will aber. Dies ist meine Chance.“
Matthews
steht auf. Eine Chance, die Duru sofort nutzt, um zurück ins
Publikum zu flüchten. Nun stehen sich Faysal und der Royal
Rookie gegenüber und blicken sich in die Augen.
Caracal
Matthews: „Los, dreh dich zu den Fans und schau ihnen in
die Augen.“
Der
Profi schiebt den Amateur so, dass dieser ins Publikum blickt.
Caracal
Matthews: „All diese Leute wollen unterhalten werden. Und
du nimmst dir heraus zu glaube, sie wären durch einen Kampf
unterhalten? Einen Kampf mit dir? Ich sage dir, Faysal, das ist
so, als würdest du den Fans ein Messer in den Rücken
stechen.“
Matthews
tritt hinter Faysal.
Caracal
Matthews: „Und wenn du es nicht glauben willst, musst du es
spüren.“
Das
Mikrofon geht auf Faysals Rücken nieder. Mit einem Keuchen
fällt der junge Chemnitzer auf die Matte. Mike Gard läuft
die Rampe herunter und slidet auf die Matte. Grad noch
rechtzeitig wird der Kampf angeläutet, zeitgleich mit dem
ersten Punch Matthews‘, der auf den überrumpelten
Faysal niederprasselt.
Open
Challenge an lokale Talente aus Chemnitz:
Caracal
Matthews vs. Faysal
Referee:
Mike Gard
Etwa
drei Minuten braucht Caracal Matthews, um den Lokalmatador zu
besiegen. Nach seinem unfairen Angriff zu Beginn hat der
Royal Rookie den besseren Beginn auf seiner Seite. Und er
nutzt diese privilegierte Situation, um zu allerhand
Highflying-Moves anzusetzen, seiner Idee des modernen
Wrestlings. Als Ince mit einer Kopfschere zu Boden geschickt,
versucht Matthews mit einer Springboard Shooting Star
nachzulegen, doch der Chemnitzer kann sich zur Seite rollen
und eine kurze Offensiv-Phase hinlegen. Er verpasst Matthews
einen Suplex, dann Bulldog beim Aufstehen. Nach dem dritten
gelungenen Move in Serie, einem Bodyslam, versucht sich Ince
gar an einem Pin gegen Matthews, doch der Kanadier kickt bei
1 aus.
Dann
verlässt Faysal das Glück: Matthews kann unter
einer Lariat durchtauchen und in die Seite flippen, von wo er
mit einem Tornado DDT kommt. Das ist der Beginn zu einer
Schlussoffensive Matthews, an deren Ende er mit einem Asai
DDT den Sack zumacht.
Sieger
durch Pinfall: Caracal „Caracool Royale“
Matthews!
Caracal
Matthews: „Siehst du, Faysal, genau DAS passiert mit bösen
Menschen.“
Matthews
lässt das Mikrofon von der einen Hand in die andere wandern,
während er um den noch immer am Boden liegenden Faysal Ince
herumstreicht. Seine Augen ruhen auf dem geschlagenen
Lokalmatadoren, der sich gerade wieder hochstemmt.
Es
wirkt wie die Vorbereitung zu einem weiteren Angriff. Doch dann –
zu aller Überraschung – greift Matthews nach der Hand
Inces und zieht ihn auf die Beine.
Caracal
Matthews: „Komm hoch, Junge. Alles ist vergeben und
vergessen.“
Ince
kann sein Glück kann glauben. Unsicher blickt er zu
Matthews, als dieser ihm wieder hochhilft. Doch ihm bleibt nichts
übrig, außer die Hilfe anzunehmen. Für alles
andere ist er körperlich zu schwach.
Caracal
Matthews: „Natürlich hast du eine zweite Chance
verdient.“
Mit
einem sanften Stoß geht es für Faysal in die Mitte des
Ringes. Der Chemnitzer steht da. Er weiß nicht, worauf
Matthews hinauswill.
Der
Royal Rookie seufzt über so viel Ahnungslosigkeit.
Caracal
Matthews: „TANZ.“
Seiner
Aufforderung folgt Matthews sogleich selbst. Er beginnt, mit den
Hüften hin und her zu schwingen. Doch Ince folgt ihm nicht.
Caracal
Matthews: „Ich sagte, du sollst TANZEN. Hasst du das
Publikum wirklich so sehr? Willst du deiner eigenen Heimatstadt
ins Gesicht spucken? TANZ!“
Keine
Regung bei Faysal. Er will etwas entgegen und greift nach dem
Mikrofon. Aber Matthews zieht ihm das Mikrofon weg.
Dann
tritt er Faysal in den Magen. Unter Buhrufen sackt der Rookie
zusammen. Schwer atmend kämpft er sich wieder hoch.
Caracal
Matthews: „Los, TANZEN. Sofort.“
Kopfschütteln
beim Chemnitzer. Ein weiterer Tritt in den Magen. Wieder geht
Faysal Ince in die Knie. Wieder kämpft er sich hoch. Nach
Luft ringend versucht er von Matthews wegzukommen. Doch der Royal
Rookie hält eine Hand des Flüchtenden fest.
Caracal
Matthews: „TANZEN!“
Er
prügelt mit dem Mikrofon auf den Rücken Inces, wo rote
Abdrücke entstehen. Der Geschlagene kippt weg; und kämpft
sich zum wiederholten Male hoch.
Der
Kampfgeist Faysals lässt nach. Er ist am Ende seiner
körperlichen Kräfte. Nun langst es nur noch zu einem
traurigen Kopfschütteln. Der Ausdruck in seinem Gesicht ist
fast schon flehentlich.
Der
nächste Tritt in den Magen.
Caracal
Matthews: „TANZ!“
Er
hebt drohend das Mikrofon. Und Faysal? Dessen Barriere des
Stolzes wurde erreicht – und zerschmettert. Der Kopf will
nicht, aber der Körper sagt, dass er nachgeben muss.
Faysals
Lippen beben, als er mit langsamen Tanzbewegungen beginnt.
„Dancing With Tears In My Eyes“ bekommt eine neue
Bedeutung. Jeder Armschwung, jedes Hüftwackeln wird aus
einem Gefühl tiefer Gebrochenheit geboren.
Caracal
Matthews: „So ist es schön. Endlich wird es
unterhaltsam. Was meint ihr? Ist es an der Zeit für ein
SUPERLIKE für Faysal?“
Ein
Seitenblick zum jungen Chemnitzer.
Caracal
Matthews: „He! Wann hat Caracoooooool gesagt, dass du
aufhören sollst? Du hast die Fans noch nicht entschädigt
für die Zeit, die du ihnen mit langweiligem Wrestling
gestohlen hast. Es ist Zeit für TANZEN.“
Unter
der Drohung der erhobenen Waffe beginnt Faysal wieder, lustlos
und wimmernd seinen Körper in Schwingungen zu versetzen.
Entzückt applaudiert Matthews der Darbietung.
Die
Rettung für Faysal Ince kommt unter Jubelrufen aus dem
Vorhang gestürmt und verliert keine Zeit. Im Laufschritt
legt Tommy Qurashi die Rampe zurück, dann slidet er über
die Matte in den Ring. Matthews ist erst überrumpelt, dann
reagiert er im letzten Augenblick geistesgegenwärtig. Er
packt Faysal Ince, der vor Schreck das Tanzen einstellt, und
schubst ihn in Richtung Qurashi. Der Retter wird durch die
Kollision ein Stück zurückgestoßen. Und dieses
Zeitfenster langt Matthews, um unter Buhrufen auf der
gegenüberliegenden Seite aus dem Ring zu sliden.
Schimpfend
wie ein Rohrspatz flüchtet Matthews die Rampe herunter.
Ausgerechnet ein hurensohniger Allrounder, ein Langweiler, wagt
es, die schöne Tanzdarbietung zu unterbrechen. Matthews
stapft durch den Vorhang, ohne sich noch einmal umzublicken. Ohne
auf Tommys Rufe zu reagieren, er möge zurück ins
Squared Circle kommen und sich ihm stellen.
Qurashi
ruft Matthews nach, dass er ein Feigling ist. Doch auch das
bewegt den Royal Rookie nicht zum Umkehren. Also bleibt Qurashi
ohne den Kampf zurück, den er sich ersehnt hat. Doch
immerhin hat er zu einer Rettung beigetragen. Der GFCWler hilft
Faysal Ince auf die Beine und stemmt dessen Arm in die Luft. Noch
einmal Applaus in der Halle. Dann fadet die Szene aus.
Zac
Alonso: „Iray? Oh, äh, das ist…“
Der
König des Saloons hat in den vergangen drei Sekunden einen
Großteil seiner Gesichtsfarbe verloren.
Zac
Alonso: „…aber eine schöne
Überraschung, dass du heute hier bist.“
Er
macht einen Schritt in den Gang zurück, aus dem er gekommen
ist. Dort stößt er fast mit Jakob Fleestedt zusammen.
Das Switziverse war soeben, aufgedreht und selbstbewusst wie eh
und je, aus der Kabine gekommen. Bis sie in die ‚Überraschung‘
liefen.
Zac
Alonso: „Ich freue mich. Wirklich.“
Jakob
Fleestedt: „Wir
freuen uns.“
Stille.
Zac
Alonso: „Aber was machst du denn hier? Du hast doch, äh,
leider
gar keinen Vertrag. Es wäre doch wirklich
nicht nötig
gewesen, dass du uns besuchen kommst.“
Jakob
Fleestedt: „Auch wenn wir uns über den Besuch
natürlich freuen.“
Kameraschwenk.
Iray Burch in einem alten, verschmierten Shirt. Der Bart fällt
auf die Brust. In seinem verschwitzen Gesicht tiefliegende tote
Augen. Ohne Regung und doch überall und nirgends zugleich.
Iray
Burch: „Ich werde heute mit meinen Freunden kämpfen.“
Jakob
Fleestedt: „Haha, ein schönes Gedankenspiel. Zac und
ich würden uns darüber freuen. Aber ich fürchte in
Darraghs Abwesenheit können wir vertraglich da leider nichts
machen.“
Keine
Antwort von Burch. Er steht einfach nur da, lässt weder eine
Körperregung erkennen noch seine unmelodische Stimme
ertönen.
Dann
ein neues Geräusch in der Szene. Schritte.
Als
sich Fleestedt und Alonso umdrehen, sehen sie eine elegant
gekleidete Dame auf sich zukommen. An die Fünfzig, wie an
ihren harten Gesichtszügen zu erkennen ist. Die Haare gegen
das Alter in dunklem Rot gefärbt. Ihr schlanker Körper
steckt in einem grauen Kostüm.
Shelly
Nafe: „Das Schöne ist doch, dass es so etwas wie
Abwesenheiten gar nicht gibt…“
Sie
bleibt vor Alonso und Fleestedt stehen. Nimmt betont langsam ihr
Handy vom Ohr und lässt es in eine Handtasche gleiten.
Shelly
Nafe: „…wenn man jemanden hat, der die passenden
Kontakte aktivieren kann.“
Ein
kaltes Lächeln der Managerin. Dann lässt sie Alonso und
Fleestedt stehen und geht an beiden vorbei auf Iray Burch zu.
Ohne Furcht, ohne Zögern, bleibt sie vor ihm stehen. Die
toten Augen Burchs bohren sich in die Frau; aber nicht auf die
gleiche Weise, wie sie zuvor auf dem Switziverse ruhten. Sie
macht ihn nicht menschlicher, aber mildert die Aura unbedingter
Gefahr.
Shelly
Nafe: „Willkommen im Main Roster, Iray.“
Sie
nickt ihrem Mandanten zu. Drückt ihm im Vorbeigehen kurz die
fleischige Schulter; eine beiläufige Geste, bei der Alonso
und Fleestedt sich im Hintergrund fassungslos anblicken.
Burch
presst die Finger in die Handflächen.
Shelly
Nafe: „Du hast es dir verdient.“
Und
dann geht sie davon. So schnell, wie sie gekommen war. Der Job
ist erledigt – und eine Geschäftsfrau wie Nafe weiß,
dass Zeit eine Ressource ist. Wenn woanders neue Deals
geschmiedet werden können, ist jede Sekunde nach dem
Geschäft nicht mehr relevant.
Als
sie verschwunden ist, wendet sich Iray Burch wieder dem
Switziverse zu. Sein Gesicht ist noch so ausdruckslos wie zuvor.
Iray
Burch: „Ich werde heute mit meinen Freunden kämpfen.“
Alonso
und Fleestedt stoßen mit den Schultern zusammen, als sie
sich synchron zueinander zuwenden. Es ist Fleestedt, der sich
zuerst räuspert.
Jakob
Fleestedt: „Was für eine…fantastische
Nachricht.“
Zac
Alonso: „Wir sollten gleich dem Förderkader Bescheid
sagen, dass sie einen dritten Mann stellen müssen.“
Jakob
Fleestedt: „Oh ja, das sollten wir dringend tun. Am Besten
gehen wir sofort los, Zac. Nicht, dass sie schon auf dem Weg zum
Ring sind und es zu spät ist.“
Und
dann sind sie verschwunden. Sie hasten durch den
Backstagebereich, zwei Fliehende. Zurück bleibt Iray Burch,
der ihnen hinterherblickt. Dann wendet er sich um und marschiert
zum Ring. Auf seinen Lippen ein ausdrucksloses Lächeln.
Drake: „Na sieh an, was der Wind uns
vor die Tür geweht hat.“
Zane: „Joooooooooooooooooooo“
Wie der angesprochene Wind schießt Zane an Drake vorbei und
wirft den Mann, der gerade den Backstagebereich betreten hatte,
fast rückwärts um.
Scarecrow: „Bro… entspann
dich.“
Einige Schritte rückwärts stolpernd versucht Silas, zum
Glück für sich und Zane erfolgreich, die Wucht von
Levys Umarmung auszubalancieren.
Ein wenig wirkt es, als sei jemand aus nem langen Urlaub
zurückgekehrt. Scarecrows Körpersprache wirkt
entspannt, neben ihm stehen zwei dicke Koffer und irgendwie
schaut er in seinen sauberen Bluejeans, dem Hemd und unter dem
sauberen Kurzhaarschnitt ein wenig… reifer aus.
Es bleibt zu hoffen, dass seine Beweggründe für die
neue Frisur ein wenig harmloser sind, als sie es bei Leviathan
traditionell sonst waren. Die violette Farbe jedoch ist
geblieben. Auch da bleibt nur zu sagen: Traditions.
Drake: „Ich hoff es hat alles
geklappt.“
Weniger stürmisch, aber ebenso zuneigungsvoll schließt
auch DNV seinen ehemaligen Mentee in die Arme.
Scarecrow: „Alles easy. Muss aber
sagen, ich fühl mich jedes Mal schlecht, wenn ich
Möbelpacker sehe. Ich mein was eine absolute Schinderei.“
Zane: „Ja aber du hast ja
mitgeschleppt.“
Scarecrow: „Ja schon aber…
Keine Ahnung, fühlt sich immer nicht an wie ne Arbeit, die
man andere für sich machen lassen sollte.“
Drake: „Wir haben in der Villa
genauso ne Haushälterin?“
Scarecrow: „Was mich auch immer
gestört hat as you know.“
Drake: „Du weißt wie gut ich
sie bezahle?“
Scarecrow: „Feminist Working Class
Hero Drake zahlt gut dafür, dass Frauen seinen Dreck
wegmachen.“
Irgendwie klingt die Aussage sehr viel weniger nach spielerischem
Banter, als es der Stimmung zuträglich wäre, was eine
kurze Sekunde der Stille verursacht.
Zane: „Also… du machst Pause,
kann sein, dass du dich wenig meldest, all good aber… Von
jetzt auf dann? Was ist passiert?“
Ächzend wuchtet Scarecrow einen seiner Koffer in die offen
stehende Kabine neben der Versammlung. Dabei fällt sein
Blick auf Samantha Grant, die in der Ecke am Boden sitzend
fokussiert auf ihrem Handy herumdrückt. Der ehemalige Tag
Team Champion stützt die Hände in die Hüften.
Scarecrow: „Was machst DU hier?“
Fragend neigt Zane den Kopf zur Seite und lehnt sich zu Drake
herüber, was ziemlich lustig aussieht, wenn man bedenkt,
dass er doch merklich – wenn nicht viel – kleiner
ist.
Zane: „ich dachte…“
Drake: „natürlich kennen sie
sich, wenn auch nur sehr beiläufig.“
Irritiert hebt Samantha den Kopf, schließt dann hastig,
womit auch immer sie beschäftigt war, lässt das Handy
in die Hosentasche gleiten und steht freihändig aus ihrem
Schneidersitz auf.
Samantha: „Sollte ich nicht DIR die
Frage stellen?“
Sie grinst, doch Silas´ verzerrte Gesichtszüge stoppen
ihren Gang zu ihm, um ihn zu begrüßen, sehr schnell
ab.
Drake: „dasssssss war zu befürchten…“
Scarecrow: „Ist die LPG nicht reich
genug, dass du und Luna euch irgendwo auf Bora Bora n Zimmer
nehmen könnt?“
Zane entweicht ein kurzes Prusten, als würde er gerade das
epischste Beleidigungs-Battle ever auf dem Schulhof erleben, doch
es benötigt nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor auch bei
ihm ankommt, dass irgendwas hier nicht so läuft, wie man
sich die Bilderbuch-Reunion vorgestellt hat.
Scarecrow: „Also. Wiederholte Frage.
Was. Tust. Du. Hier?“
Völlig versteinert blickt Sam ihn an. Sie scheint zunächst
ein wenig verängstigt, doch selbst unter dem brennendsten
aller Scarecrow-Blicke schafft sie es sich aus ihrer Trance zu
reißen.
Samantha: „Okay. Ich glaub nicht,
dass ich mir das gebe. Man sieht sich, wenn dein Sonnenstich sich
gelegt hat.“
Ohne größere Umschweife tritt sie an Silas vorbei und
geht ihrer Wege – könnte man meinen.
Scarecrow: „Nuh uh.“
Grob packt er sie am Arm, was den sofortigen Reflex provoziert.
Kurz und schnell tritt Samantha Silas gegen das Knie und stößt
ihn von sich. Scarecrow muss einen Ausfallschritt machen. Einen
zweiten, um das schmerzende Knie zu entlasten, doch schießt
dann nach vorne.
Drake: „STOP!“
Mit aller Kraft schmeißt er sich in die Schussbahn, taucht
sauber unter Silas Armen ab und zerrt ihn an der Hüfte
zurück, während Zane dasselbe mit Sam macht, sie aber
sehr schnell wieder loslassen kann.
Drake: „BIST DU DURCHGEKNALLT?“
So stark und ruhig, wie sie augenscheinlich zuerst reagiert hat,
so schockiert scheint Grant von der Szene doch zu sein. Man
scheint förmlich Tränen in ihren Augen zu sehen.
Zane: „Bist du ok?“
Samantha: „Ja… nur…“
Scarecrow: „VERPISS DICH DU
SCHLAMPE!“
Drake: „SILAS!“
Er hebt seinen Ex-Mentee aus und schleudert ihn hart auf den
Boden. Der Lärm der ganzen Situation zieht natürlich
einiges an Aufmerksamkeit auf sich, doch die Leute, die in den
Raum blicken fallen in zwei Kategorien:
a) Ich werde mich NICHT bei ner Schlägerei zwischen den
Gestörten einmischen
b) Freundlich von Zane versichert, dass sie es im Griff haben.
(Freundlich war kein Sarkasmus oder Ironie.)
Oder Kategorie 3:
Luna.
Die keinen Ton sagt.
Zane: „Pass auf sie auf.“
Luna: „Sie ist kein kleines Kind.“
Trotzdem legt sie den Arm um Sam und schreitet gemeinsam mit ihr
von dannen. Vermutlich an den Hof Aiden Rotaris, bereit in die
ruhmreiche Schlacht zu ziehen.
Ein gutturales Grunzen ertönt von Seiten Scarecrows, der
von Drake noch immer zu Boden gepresst wird.
Zane: „Lass ihn los.“
Wahrscheinlich mit die härteste Tonlage, die der wie immer
in sich gesunkene ehemalige World Champ hervorbringen kann, wenn
er gerade keinen seiner mehr oder weniger regelmäßigen
Meltdowns hat.
Drake: „Alright.“
Noch immer flach auf dem Boden liegend, atmet Scarecrow einmal
tief durch und setzt sich auf.
Scarecrow: „Fick dich, Drake.“
Drake: „Vielleicht später,
eigentlich fände ichs geiler, wenn du mal das Maul
aufmachst.“
Scarecrow: „Habt ihr euch jetzt ALLE
mit der LPG verbrüdert oder was?“
Ächzend steht er auf und wuchtet sich auf die Holzbank, die
unter dem Koffer eh schon zu kämpfen hat. Was auch immer der
Mann da rumschleppt.
Zane: „Sam ist nicht Teil der LPG.“
Scarecrow: „Nein? Hm. Seltsam. Muss
ich mir eingebildet haben, dass Luna jetzt vor FUCKING AIDEN
ROTARI KUSCHT.“
Drake: „Was hast du geraucht, my
guy?“
Scarecrow: „Drake. Klemms dir ab. Was
willst du mir sagen, hm? Dass das eine GFCW ist, das andere
außerhalb? Dass Sam nicht Luna ist? Dass Luna nicht vor
Aiden kuscht?“
Schulterzuckend schiebt Vaughn die Unterlippe nach vorne.
Drake: „Ziemlich genau das, jap.“
Scarecrow: „Du bist naiv.“
Drake: „Und du n Kleinkind. Das Leben
ist nicht schwarz und weiß.“
…
…..
Scarecrow: „Es gibt keine Person auf
diesem Planeten von der diese Aussage lustiger wäre, als von
dir.“
Drake: „Vielleicht habe ich auch
irgendwo mal was dazugelernt. Du bist mental immer noch auf dem
Stand von dem jämmerlichen Welpen, den ich damals
aufgegabelt habe. Das Problem ist, dass du jetzt nicht mehr in
der Ecke kauerst, sondern die Dummheit auch noch mit
Selbstbewusstsein spuckst.“
Zane: „Leute, wenn ihr nicht gleich
ruhig sein, BEIDE, sperr ich die Tür ab und leg davor Feuer
hier drin.“
Frustriert wirft Drake die Hände in die Luft und lässt
sie klatschend wieder auf seinen Oberschenkeln landen.
Scarecrow: „Mutiger Call wirklich
Drake nachdem in deinem Psychosen Tyl…“
Zane: „Silas.“
Schreien liegt Zane nicht so. Bedrohlich sein auch nicht immer,
abgesehen davon, dass er mit Drake hängt aber tatsächlich
ist Scarecrow… ruhig.
Zane: „Das ist also dein Call? Luna
ist raus?“
Scarecrow: „Natürlich. Meinst du
ich bin aus Spaß nicht zurück in die Villa?“
Drake: „Vielleicht störst du
dich ja nur an der Haush…“
Zane: „DRAKE GOTTVERFICKTE SCHEIßE!“
Okay.
Fair enough.
Levy wendet den Blick wieder zu Scarecrow. Der folgt der stummen
Aufforderung.
Scarecrow: „Der einzige Grund, warum
ich hier bin, ist weil ich in Stellung sein will, falls Lunas
Abscheulichkeit von Tag Team irgendwie Fahrt aufnimmt. Wenn sie
uns verrät, gewinnt sie keinen Titel. Nicht in diesem Leben,
nicht im nächsten.“
Er wendet seinen Blick zu Vaughn, sichtlich ein wenig abgekühlt
nach dem ersten Adrenalinschub.
Scarecrow: „Und da Drake, wenn alles
klappt, mit nem anderen Titel beschäftigt ist und - no
offense – ihr es geschafft habt wieder spektakulär
schnell und dumm die Tag Titel zu droppen…“
Levy verdreht die Augen, doch ein gemurmeltes „Fair fucking
point“ von Drakes Seite lässt erstmal keine weiteren
körperlichen Ausschreitungen vermuten.
Scarecrow: „Im ernst. Ihr wollt es
nicht sehen, das ist eure Sache. Aber ICH werde nicht zuschauen,
wie die LPG auf dem Rücken ner Verräterin hier alles
dominiert. Glaubst du wirklich, Drake. WIRKLICH, dass Luna, falls
sie irgendwie an nen Titel kommt, scheißegal welchen, dass
sie sich dann nach all den Fehlschlägen mit uns nicht der
LPG verbunden fühlt?“
Drake: „Ja.“
Seufzen seitens Levy.
Zane: „Silas. Ich bin froh, wieder
mit dir kämpfen zu können. Ich bin froh, mit dir wieder
rumhängen zu können. Aber… was Luna und Sam
angeht…“
Scarecrow: „War Sam überhaupt
jemals wirklich Teil von Leviathan?“
Drake: „Letztes mal, als ich
nachgesehen habe, hatten wir noch keine Arbeitsverträge.“
Scarecrow: „Drake. Sie ist Lunas
Mentee, Buddy, Freundin, Fuckbuddy, was weiß ich. Sie hat
NIE wegen Leviathan zu uns gefunden.“
Drake: „Aber es akzeptiert.“
Scarecrow: „AHHHHHHHHHHHHHHHHHH“
Gedämpft dringt der frustrierte Ausruf durch die Hände,
die er vors Gesicht geschlagen hatte.
Zane: „Alright…. Ehm…“
Scarecrow: „Ich sage es so: Solange
die beiden uns nicht aktiv bekämpfen… und mir aus der
Sonne bleiben… Lasse ich sie in Ruhe.“
Lachen von Drakes Seite.
Drake: „Okay. Silas. Erstens. FALLS
die LPG jemals offen den Krieg sucht… nehme ich den an.
Luna oder nicht. Das ist mal das eine. Zweitens: DU? Lässt
LUNA in Ruhe? Buddy glaubst du nicht, dass….“
Zane: „Draaaaaaaake…“
Es klingt mehr gelangweilt, als wütend.
Zane: „Ham wir´s?“
Scarecrow: „Von mir aus.“
Drake: „DU hast angefangen.“
Zane: „Ich breche dir deinen
verdammten Schwanz ab, Drake.“
Drake: „Dont threaten me with a
good…“
Zane: „Wir ham n Match zum
vorbereiten.“
Ächzend steht Silas von der Bank auf und wühlt seine
Klamotten aus dem Koffer – schlauerweise hat er sie obenauf
platziert. Bevor er rausgeht, wendet er sich noch einmal zu Drake
um und streckt ihm mit einem aufrichtig wirkenden Grinsen die
Faust entgegen.
Scarecrow: „Lass mich raten, du hast
auch zu tun?“
Ein wenig verschmitzt erwidert Vaughn Grinsen und Fist-Bump.
Der
zusätzliche Kandidat des Förderkaders ist Snow –
der den Fight sogleich gegen Iray Burch eröffnen darf.
Und Snow zögert. Mehrfach läuft er um den Gegner
herum, aber setzt nicht den ersten Angriff.
So
gibt es den ersten Wechsel noch vor den ersten Move, denn
Snow wechselt Benji Akbulut ein. Akbulut hat, anders als
Snow, weniger Bedenken angesichts des Gegners. Denn der
Auftritt gibt ihm die Chance, heute sein heutiges Marc the
Shark-Cosplay zu zeigen – und der dreimalige
Tag-Team-Champion kannte bekanntlich auch keine Angst.
Akbulut
stürmt los. Und direkt in einen Spinebuster. Rücken
voran wird er auf die Matte geschleudert. Noch bevor er sich
abrollen kann, ist Burch über ihm. Schläge, Würgen,
Schütteln. Alles an der Grenze und mit dem Willen zu
roher Gewalt. Dann greift Burch nach Akbuluts Hals und zerrt
ihn hoch. Betrachtet ihn wie ein interessantes
Forschungsobjekt. Der Rookie windet sich.
Dann
wird Akbulut in die Luft gehoben und mit einer Sitdown
Chokebomb auf der Matte begraben. Es könnte schon das
Ende sein. Aber Burch bricht den Pinversuch ab, zerrt Akbulut
wieder am Hals auf die Beine und schleudert ihn in die
Ringecke. Mit solcher Wucht, dass Akbulut abprallt und nach
vorne stolpert; direkt in eine Lariat.
Burch
zieht sein Shirt herunter, sein massiger Oberkörper
liegt frei. Der dunkle Turm auf seiner Brust ragt über
Akbulut auf als Burch trotz seiner 130 Kilogramm auf die
Seile klettert. Dann springt der Neuzugang ab und gräbt
sich und den Gegner mit einem Big Splash ins Squared Circle.
Ein
Pin. Und der Kampf ist in weniger als einer Minute beendet –
während in einem nominellen Tag-Team-Match die anderen
Teilnehmer nicht einmal zum Einsatz kamen.
Sieger
durch Pinfall: Iray Burch & Switziverse Unlimited
Das
große GFCW Logo ist im Hintergrund auf dem riesigen Banner
zu sehen. Umringt von den Gesichtern aller Talente die der
großartigen Liga angehören. Davor steht der Hall of
Famer McMüll. Bereit für seine nächsten Gäste.
Bei ihm stehen zwei traurige und gebrochen Gestalten. Ohne Maske.
Ohne Gesichtsbemalung. Ohne Ohren. Die Kleidung…schlicht.
Schwarze Hosen. Weiße Shirts. Darauf ist die schwarze
Silhouette zweier Hasen zu sehen. Mit Schlappohren die traurig
herunter hängen.
MacMüll:
Tsuki Nosagi…El Metztli…Hasen…
Der
Chef Interviewer hält inne. Er atmet leise. Die Sekunden
verrinnen. Es scheint sich ein kalter und düsterer Schleier
über die Szene zu legen. Die Augen der Hasen…leer.
Keine Silbe dringt über ihre Lippen.
MacMüll:
Ich weiß das es sicherlich nicht das einfachste ist hier zu
stehen. Gerade nach dem verlorenen Match bei High Noon und dem
damit einhergehenden Titelverlust.
Ein
trauriges Seufzen.
MacMüll:
Tsuki…ich kann verstehen das ihr nicht darüber reden
wollt. Doch das hier…das ist eure Arbeit…das ist
euer Leben. Ihr habt die Titel an die WoD verloren. In einem
harten Match.
Er
wird unterbrochen
Tsuki
Nosagi: „Es sind nicht nur die Titel die wir verloren
haben. Es ist mehr als das.“
MacMüll:
Ja…es war…nein es ist weiterhin euer Traum. Der
Traum eurer Väter…sowohl deines Vaters Tsuki…als
auch der Traum deines Vaters Metztli. Doch wisst ihr beiden was.
El
Metztli: Nein Mc…DAS was wir wissen ist das wir unsere
Väter enttäuscht haben. Wir haben uns enttäuscht…wir
haben den Fuchs enttäuscht.
Sowohl
Tsuki als auch Metztli schauen verbittert McMüll an.
Tsuki
Nosagi: Nichts ist wie es wahr. DER Fuchs…weg. Wir sind
gebrochen. Zerbrochen. Das was uns ausgemacht hat…im Nebel
verschwunden.
McMüll
schaut skeptisch umher ob er irgendwo pinken Nebel entdecken
kann.
McMüll:
Ihr habt euch diesen Traum erfüllt. Ihr habt ihren Traum
erfüllt. Ihr hattet die Gürtel. Nichts kann euch das
wieder nehmen. Und ganz ehrlich…Ich bin froh das ihr diese
komischen mysteriösen Masken nicht mehr tragt. So gefallt
ihr mir viel besser…natürlicher.
Der
Japaner und der Mexikaner wirken etwas gefestigter. Die Worte des
alten Therapeuten McMüll scheinen zu wirken.
McMüll:
Ihr habt die Gürtel gewonnen. Und es ist logisch das man sie
auch verliert. Doch das heißt nicht das ihr sie nicht
wiederholen könnt. Auch ohne den Fuchs an eurer Seite.
Vielleicht bringt euch das eine gewisse Freiheit. Eine Freiheit
das euch neue Stärke bringt. Das ihr euch neu erfinden
könnt.
Die
Hasen schauen sich an. DER Fuchs…
McMüll:
DER Fuchs ist doch nicht mehr da oder habe ich da falsche
Informationen? Dieses Video. Er wirkte für mich nur noch als
ein Bild im Spiegel…sozusagen ein Spiegelbild…ihr
wart da…ihr wart dabei…ihr habt mit ihm
gesprochen…eure Masken abgenommen.
Die
beiden nicken.
McMüll:
Ihr wart Teil einer…nun ja…sagen wir mal sehr
skurrilen Einheit. Ihr habt den Fucking Weihnachtsmann
entführt…der am Ende sogar seine böse Seite
gezeigt hat. Ihr habt die Tag Team Szene über Monate
angeführt. Und nur wegen einer Niederlage steckt ihr die
Ohren ins Loch?
Tsuki
Nosagi: Sie haben uns besiegt. Eindeutiger geht es nicht. Wir
haben die Titel nicht verdient. Wir haben eine Chance nicht
verdient.
El
Metztli: Jetzt sind sie zu dritt…und wir…haben
nichts…
McMüll:
Ja und…fühlt ihr euch denn nicht verpflichtet euch
diese Gürtel wiederzuholen? Eure Chance zu ergreifen und der
WoD das heimzuzahlen was sie den Kuschelhasen letzte WE angetan
haben?
Tsuki
Nosagi: Unsere Familien würden es nicht zulassen. Wir haben
sie enttäuscht. Wir haben keine Chance verdient.
McMüll
prustet: Pah…So wie ihr euch die Titel verdient hattet
könnt ihr euch jetzt auch die Chance verdienen eine Chance
auf ein Rückmatch zu bekommen. Alleine das sie euch auf die
übelste Art und Weise bloß gestellt haben sollte euch
Anreiz genug sein. Zudem wurden unschuldige attackiert. Jemand
der nichts dafür kann wurden von der WoD zerstört.
Tsuki
Noasgi: Aya…Jay…Jimirion. Sie sind zu stark. Wir
haben alles gegeben was wir hatten. Es reicht nicht…Wir
haben unserem Traum unser Leben geopfert.
IHR
HABT ES SCHON EINMAL GETAN
Die
drei schauen sich fragend um.
McMüll:
DER Fuchs?
Tsuki
Nosagi: Nein…er ist weg…er ist nicht mehr da…
IHR
SEID DAFÜR GEBOREN EUCH ZU OPFERN UM ANDEREN ZU HELFEN
Wieder
schreckt McMüll auf.
El
Metztli: Nein…!
Die
beiden Hasen schauen sich skeptisch an.
Tsuki:
McMüll…du verstehst das nicht. Wir haben unser Ziel
erreicht. Unseren Traum erfüllt. Es gibt nichts was uns noch
antreibt. Der Verlust der Gürtel. Der Verlust der Ohren.
Dieser übermächtige Gegner.
McMüll:
Ein Gegner der einen Herausforderer braucht. Ich brauche hier
keine Welt der Dunkelheit in der GFCW. Ihr habt wenigstens noch
pinken Nebel hervorgezaubert. Ihr MÜSST Ihnen
gegenübertreten und eure Chance einfordern. Ansonsten wird
die WoD weiter machen. Und Sie werden das Vermächtnis eurer
Väter mit Füßen treten.
Tsuki
und El Metztli drehen sich weg: Wir MÜSSEN gar nichts…
Feiglinge!!!“
Die
Hasen schauen sich um. McMüll tritt an ihre Seite. Zeigt mit
der rechten Hand auf etwas im Hintergrund. Dort sitzt eine Person
auf einer Kiste. Man sieht nur die Umrisse. Er schält eine
Banane und schmeißt sie den Hasen entgegen. Sie landet auf
McMülls Kopf.
„Und
ihr habt euch vor so langer Zeit geopfert…“
Das
Lachen was ertönt wirkt natürlich. Real. Fast schon
urkomisch und echt.
„IHR
seid nicht die Hasen die ich kenne…! Die Hasen die ich
kenne hätten das nicht zugelassen…“
Tsuki
tritt näher heran um erkennen zu können wer es sein
könnte. Doch Metztli hält ihn an der Schulter fest.
„Ihr
habt euch für was größeres geopfert. Nicht für
eure Träume oder die Träume eurer Väter. Ihr habt
euch nicht für was glänzendes Materielles geopfert…Er
wäre enttäuscht wenn er das sehen würde…“
Gekonnt
springt die Figur auf und zieht lachend von dannen. Tsuki und El
Metztli schauen sich an und wirken plötzlich erheitert. Ein
Grinsen macht sich auf ihrem Gesicht breit. Ein kleines nur. Aber
ein Grinsen.
McMüll:
„Was zur Hölle? Wieso wirft man hier mit Bananen um
sich?“
Die
Hasen schauen McMüll an: „Mc…danke…niemand
vergreift sich an unsere Hasenfreunde.“
Die
ehemaligen tag Team Champions verlassen den Ort des Geschehens
und lassen einen verdutzen McMüll zurück.
Das
Spotlight geht an. Wir sind auf Augenhöhe mit dem Mann. Der
Mann hockt direkt vor uns.
“Mein
Talent ist ein Gefängnis.”
Der
strähnige Pferdeschwanz des Mannes endet hinter seinem
Rücken. Die grau-grünen Augen des Mannes schimmern
schuldbewusst hinter der runden Brille mit den großen
Gläsern.
“Ich
möchte das nicht tun. Doch den Luxus, mein Talent zu
verschwenden, habe ich nicht. Ich habe eine Familie zu ernähren.”
Nervös
befeuchtet der Mann seine Lippen mit der Zunge.
“Natürlich
könnte ich versprechen, dass ich niemandem weh tun will,
und ich würde es auch so meinen. Es wäre die Wahrheit.
Doch es würde sich wie eine Lüge anfühlen, weiß
ich doch, dass ich euch weh tun werde.”
Die
Augen des Mannes glitzern.
“Hoffentlich
versteht ihr das. Ich werde das nicht tun, weil ich tun es
möchte. Ich werde es tun, weil ich es tun muss.”
Langsam,
mit hängenden Schultern, erhebt sich der Mann. Wir blicken
nun zu dem Mann auf. Der Mann ragt über uns empor. Der Mann
erweckt eher Mitleid als Furcht.
“Ich
bin der
überaus talentierte Johannes,
und ich bin leider der Beste in dem, was ich tue.”
Danach
dreht der Mann sich um und geht. Der Mann lässt uns zurück.
Wir
senken den Blick.
Dort,
direkt unter uns, sind die Adressaten seiner Rede. Ein halbes
Dutzend Paar verständnislose Augen.