Keek Hathaway sitzt in seinem Auto und weiß nicht mehr, was er noch glauben kann.
Das Zittern hat nachgelassen. Mittlerweile haben sich seine Finger so weit beruhigt, dass er eine Hand ans Lenkrad legen kann und mit der zweiten Hand den Zündschlüssel umdreht. Dennoch: Es hat ihn auf eine Art und Weise erschüttert, die er noch nicht erlebt hatte. Er wollte Holly Hutcherson stoppen. Keinem Kind die Angst ihres Lebens einjagen. Böser Mann, das sagte sie zu ihm. Und kann er Worte dagegen finden?
Hathaway seufzt und versucht, sein noch immer pochendes Herz an den beruhigenden Takt des Motors anzupassen. Er legt kurz die Stirn aufs Lenkrad und denkt nach. Bloß kommen ihm keine Gedanken. Zumindest keine, die einen Sinn ergeben. Eigentlich will er nur noch nach Hause.
Er schaltet die Scheinwerfer ein. Das Licht erhellt den Parkplatz. Und lenkt seinen Fokus wieder auf die Wohnwagen.
Im ersten Moment wirkt es wie ein Schlag ins Gesicht. Er wollte zumindest für heute den Ort vergessen, der ihm seelisch das Genick gebrochen hat. Und wenn vergessen nicht möglich ist, dann verdrängen. Was – außer Erschütterung und Ärger – hat ihm dieser Tag gebracht? Seine zwei Besuche in diesem Trailerpark, von dem er sich fernhalten soll.
Nun starrt er im Scheinwerferlicht wieder auf die Wagen. Und beginnt nachzudenken.
Für einen Augenblick ist er stocksteif. Fühlt wieder die Lähmung, die er vorhin bei Faith empfunden hat; als er ihr Gesicht sah. Das Gesicht, dass ein Monster angestarrt hat. Doch hatte sich diese Lähmung in Verzweiflung aufgelöst, so spürt er nun ein anderes Gefühl. Es kocht in ihm auf und erst, als es vor dem Brodeln ist, realisiert er, was er spürt.
Er spürt wieder die WUT. Er realisiert etwas.
Hathaway reißt die Autotür auf und flieht in die Nacht. Er schlägt mit der flachen Hand auf das Dach seines Autos und schreit. Warum ist er nicht früher draufgekommen? Warum…oder irrt er sich? Er muss sich irren. Oder? Hathaway versucht ruhig zu atmen, doch der Vulkan in ihm steht vor der Eruption. Einer Eruption, die ihn zu zerreißen droht. Weil er glaubt, sich nicht zu irren. Weil er es plötzlich weiß.
Dass sich Timo Schiller gegen Ask Skógur wendet und die Unterstützung der Zuschauer verliert.
War Teil von Hollys Plan.
Die Begegnungen auf dem Parkplatz, die Keeks Wut ins Unermessliche steigen ließen.
War Teil von Hollys Plan.
Das Match bei Doom’s Night. Was Hutchersons Verhalten mit ihm gemacht hat.
War Teil von Hollys Plan.
Der Floh, der in Lennie Taiwos Ohr platziert wurde und dessen Abkehr von allen.
War Teil von Hollys Plan.
Dass er wegen des Postboten in alte Muster zurückfällt.
War Teil von Hollys Plan.
Dass er wegen Timo als Gegner von Flip Trip ausrastet. War Teil von Hollys Plan.
Und heute die Sache mit dem Kind. War Teil von Hollys Plan.
Keek Hathaway: „Er ist mit Absicht zu ihr geflohen.“
Er sagt es in die Nacht hinaus, um sich selbst davon zu überzeugen, dass er sich irren muss. Dass es – einmal ausgesprochen – absurd klingt. Aber so klingt es nicht. Es klingt, als ob er recht hat.
Keek Hathaway: „Er hat sein Kind benutzt, um Krieg gegen mich zu führen.“
Er war nie etwas anderes als eine Spielfigur von Holly Hutcherson.
Keek Hathaway. War Teil von Hollys Plan.
Keek Hathaway: „ICH BIN WÜTEND!“
Auf alles. Auf die Welt. Auf Holly Hutcherson. Selbst auf Timo Schiller, weil er sich auch hat spielen lassen. Auf die Liga, die ihn nicht gestoppt hat. Auf alle.
Vor allem aber auf sich selbst.
Der Namibier steigt wieder in sein Auto und setzt sich auf den Fahrersitz. Er versucht, ruhig zu atmen, doch WUT und Verzweiflung rühren einen Mix an, der jederzeit explodieren kann. Und genau das jetzt tut. Er ist in diesem Moment nicht mehr Keek Hathaway. Er ist eine Puppe seines Zorns im Körper der GFCW Champions.
Er blickt auf die leerstehenden Wohnwagen. Auf den Ort, der alles kaputtgemacht hat.
Er ist der verdammte GFCW Champion. Er hätte so viel sein können, so viel machen müssen in seiner Position. Aber er ist eine Spielfigur.
Keek Hathaway tritt aufs Gaspedal.
Die Reifen seines Autos quietschen, als er aus dem Stand davonschießt. Das Licht der Scheinwerfer strahlt eine gerade Linie direkt auf den Wohnwagen Hutchersons, der sich unheilsvoll vor dem Nachthimmel auftürmt. Davor brennt das Feuer. Und Keek Hathaway fährt direkt darauf zu.
Er überfährt das Feuer. Funken im Nachthimmel. Dann der Wagen vor ihm.
Keek Hathaway: „ICH! BIN! WÜTEND!“
Er will zerstören, was ihn zerstört hat. Sein Auto schlägt in Hathaways Wagen ein. Er sieht noch, wie der Wagen umstürzt.
Dann wird alles schwarz.
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Als in die Halle geschaltet wird, sehen wir Pete und Sven; und Pete und Sven sind kreideweiß. Ihnen fehlen die Worte und doch fällt ihnen die Aufgabe zu, jetzt etwas zu sagen. Schweiß steht auf Pete Stirn direkt über den schreckgeweiteten Augen.
Pete: „Meine Damen und Herren, liebe GFCW-Zuschauer. Es sind Momente wie dieser, in denen man nicht GFCW Kommentator sein will.“ Sven: „Dies ist eine Sendung, die Spaß machen soll. Natürlich erzählen wir auch von Leidenschaft, Verzweiflung, Gewalt. Schließlich sind wir beim Wrestling. Doch was wir eben sahen, entspricht nicht dem, wofür die GFCW steht. Wir…wir sahen etwas, über das wir vielleicht mich Abstand besser sprechen können.“ Pete: „Wir bekommen die Nachricht, dass Keek Hathaway ärztlich versorgt und stabil ist. Was stabil bedeutet, mag angesichts der Bilder kein Urteil von mir erfahren.“ Sven: „Es ist in diesem Augenblick unwichtig, wer hier Opfer und wer Täter ist. Es ist auch unwichtig, was Keek Hathaways Tat…ich meine Unfall in Hinblick auf sein Titelmatch mit Antoine Schwanenburg bedeutet. Ich wünsche aus tiefstem Herzen unserem GFCW Champion alles Gute.“ Pete: „Vielleicht wird Schwanenburg es anders sehen. Er wird in seiner Kabine sitzen und sich fragen, ob seine Titelchance soeben zusammen mit Hutchersons Wohnwagen ein Ende gefunden hat. Vielleicht hören wir ihn später dazu. Doch nun müssen wir alle einen Moment innehalten und versuchen, zu verarbeiten, was nicht zu begreifen ist. Machen wir weiter, so weit es geht, im Programm.“
Wir befinden uns Backstage. Genauer gesagt im Catering-Bereich, der natürlich einmal mehr alle Wünsche der GFCW Stars erfüllt. Kleine Häppchen, Snacks, Salate, aber auch Sandwiches. Aber ein Mann wirkt ein bisschen unzufrieden mit der Auswahl. Es ist der Mann, der vor einigen Minuten sein Debüt gegeben hat und die saarländische Zwergenwalze zurück in eben genau das geschickt hat.
Hugo „Meathook“ Rodriguez.
Mit einem Teller bewaffnet steht der Metzger da und wirkt etwas unzufrieden. Etwas wenig Fleisch für seinen Geschmack.
Hugo: „Widerlich.“
Der Blick in seinem Gesicht spricht Bände.
Hugo: „Örgs.“
Hugo geht weiter das Büffet durch.
Nichts hier scheint ihn zu beeindrucken.
Hugo: „Wo ist ein gutes Steak häh? Oder ein schöner Schweinebauch. Oh ja das wärs!“
Der Schlächter haut auf den Tisch. Das Geschirr klirrt und die Teller mit dem Essen wackeln. Alles ist jetzt ein bisschen unordentlich. Das Selbstgespräch hat Folgen. Es bringt kein Fleisch auf magische Art und Weise auf den Tisch, aber dennoch ein bisschen Würze.
Ellis „Brainpain“ Diehl.
Der „auserwählte“ des GFCW Performance-Centers, der unlängst angekündigt hatte, einen Neuanfang nach seinem unglücklichen Start in der GFCW zu wagen, gesellt sich zu dem Buffet dazu.
Brainpain: „Wenn ich mir das so anschaue, solltest du vielleicht doch über mehr Salat nachdenken.“
Er deutet auf den dicklichen Bauch des zwei Meter Mannes.
Brainpain: „Ganz ehrlich, keine Ahnung wie du es geschafft hast, direkt an einen Vertrag zu kommen und nicht in das Performance Center zu müssen. Du hast hier nichts verloren, Schweinchen.“ Hugo: „Bist du hier der Koch oder was willst du? Was soll dieses WIDERLICHE BÜFFET? BIST DU ETWA DAFÜR VERANTWORTLICH?“
Der Metzger geht Brainpain an und kommt ihm unangenehm nah.
Brainpain: „Ich bin hier nicht der Koch, Schweinchen. Schreib dir das hinter deine viel zu großen Ohren.“ Hugo: „Hä wer bist du denn?? Wenn du nicht der Koch bist, dann will ich mit deinem Chef sprechen! Das Büffet hier muss Konsequenzen nach sich ziehen!“ Brainpain: „Ich habe einen Vorschlag für dich, Schweinchen.“
Hugo gefällt es ganz und gar nicht, dass Ellis ihn weiterhin Schweinchen nennt.
Brainpain: „Ich werde dir zeigen, wer ich bin. Heute hast du vielleicht einen Sieg davon getragen. Aber das bedeutet gar nichts. Du hast nichts gezeigt, was mich aus den Socken gehauen hat. Du bist einer von tausenden Big Men, die außer groß sein nichts drauf haben. Davon haben wir in der GFCW ohnehin schon zu viele, wenn du mich fragst. So wie du hier das Fleisch suchst und nicht findest...“
Er zeigt auf das Catering.
Brainpain: „So suche ich bei dir Talent und finde keins. Ich werde dir zeigen, dass du hier nicht hin gehörst. In zwei Wochen, Schweinchen, will ich gegen dich antreten. Du und ich im Ring, was sagst du?“
Hugo wischt sich seine Hände an der Fleischerschürze ab.
Hugo: „DU willst gegen mich kämpfen?“
Er wirkt interessiert. Ellis Diehl nickt.
Hugo: „Ich mach Hackfleisch aus dir, ist dir klar oder??“
Selbstzufrieden grinst der Schlächter.
Brainpain: „Das werden wir sehen. Ich habe Leute wie dich kommen und gehen gesehen. In zwei Wochen, wir beide im Ring. Deal?“ Hugo: „Ja da kann ich nur schwer nein sagen! Neues Frischfleisch hahaha!“ Brainpain: „Wir sehen uns, Schweinchen.“
Und damit verdrückt sich Brainpain auch wieder vom Buffet. Das Match steht. Wir sehen Hugo, der sich wieder dem Catering widmet und dann fadet die Szene langsam aus.
Rob: „Halt die Fresse hab ich gesagt! Ja ja ich weiß du wolltest überhaupt nichts ist schon gut!
Wütend schlägt Rob die Tür der Umkleide hinter sich zu. Jetzt steht er mit seiner Sporttasche vor Sid. Verärgert setzt sich Rob neben Sid auf die Bank, zieht zwei Dosen aus der Sporttasche und reicht Eine davon Sid.
Rob: „Man gehen mir Menschen schon wieder auf den Sack! Stimmt ja heute war ich ja dran mit ausgeben.“
Scum schaut verduzt zu Rob, zur Dose, wieder zu Rob, entschließt sich doch die Dose zu greifen. Darauf folgt ein zischen, ein gluckern und ein zufriedenes Seufzen.
Sid: Ziemlich miese Laune heute, aber die gute Art von mieser Laune. Erfrischend. Bewahr dir nur ein bisschen dieser Wut auf, wir haben Heute noch ein Sparing mit der Sterngruppe, obwohl der Meinung bin das die Quietscheentengruppe pädagogisch sinnvoller gewesen wäre, Sterngruppe klingt so überheblich... Aber ich bin immernoch positiv überrascht, kein Staub, deine Hände haben sich grade nicht in der Tür verfangen und du hast es geschafft Bier zu organisieren. Nur noch der Verwesungsgeruch, aber Babyschritte sind auch Schritte.
Überrascht zieht sich Rob eine Scherbe aus dem Knie und schnippt sie von sich.
Rob: „Wo kam Die denn her? Na egal. Mach dir keine Sorgen, ich bin fit soweit. Ich kenne zumindest keinen anderen Zustand als den Jetzigen. Wer ist eigentlich zu erst von uns dran gegen Team große Klappe?“
Sid: Okay, ein wenig weniger positiv überrascht sein ist vielleicht angebrachter.
Ein Seufzen, ein enttäuschtes Seufzen dieses mal. Gekonnt und geübt spühlt Sid dieses Gefühl aber mit einem mehr als anständigen Schluck "Billigbier" runter.
Sid: Erst bist du gegen Doof und später ich gegen den Dicken dran. Vergiss nicht, auch wenn die beiden Spezialisten bedrohliche Statements raus hauen indem Meister die Bilder ihrer Gegner als Wage benutzt...
Sid denkt kurz, klar sichtbar, scharf nach.
Sid: Klingt vielleicht doch bedrohlicher wenn ich das Ausspreche. Aufjedenfall... die beiden kämpfen dreckig, unterschätze das nicht. Du bist halt mal mehr und mal weniger da, das ist noch ein Faktor. Jetzt ist eigentlich ein gutes Beispiel.
Scum schaut kurz auf sein Handgelenk, klopft mit einem Finger drauf und dann wieder hoch zu Rob.
Sid: Weißt du überhaupt das du in 5 Minuten im Ring stehen musst oder bist du zu Spät gekommen, weil du dir absolut sicher bist zu gewinnen?
Rob stürzt hasstig die ersten Schlucke Bier hinunter.
Rob: „Verdammt! Das bedeutet also nur drei Bier vorher und die Kippe erst danach. Na seis drum. Bin mal gespannt was der Knilch Hott so drauf hat. Der liegt bei seiner Akrobatic doch schneller mit verdrehten Gliedmaßen auf dem Boden als ich ein Bier auf dem letzten Dorffest geext habe. Hauptsache er labert mich vorher nicht so voll dass ich aus den Ohren blute. Dass könnte schon echt mies werden.“
Scum fährt sich kurz durch das Gesicht, noch ein Schluck "Billigbier" normalisiert die erschöpft grinsenden Kauleiste jedoch schnell wieder.
Sid: Wieso frage ich nach wenn ich eigentlich gar keine Antwort möchte? Aber ich kann mir Hotts Müll auch nicht anhören... "Of the Charts"? "Es wird Hott"? "I dunno"? Seine Anglizismen und Phrasen sind direkt im Fegefeuer geschmiedet, eine Foltermethode zu Inhuman für Guantanamo. Beide mit einander sind so wie eine Marxloh-Version von Garrison und Gaeta, aber der Fette klingt wenigstens nicht zu allem übel zusätzlich noch wie die Urban Ultras.
Scum schaut kurz Abwesend in den Raum hinein bevor er sich wieder zusammen rafft und es aus ihm raus bricht.
Sid: Wird Meister vom Gyrosmann seiner Wahl eigentlich Meister oder Chef genannt?
Rob grinst.
Rob: Ich hätte auch keine Lust gegen den Dicken anzutreten, in sofern hatte ich Glück. Na du schaffst dass schon. Lass ihn ruhig mal ein bisschen schwitzen kommen bevor du ernst machst. Sid: Klar, als Champions ist es unsere Aufgabe gutes über unsere Midcard zu bringen. Außerdem macht es die Arbeit des Kameramanns bestimmt leichter wenn dem ein paar Zentimeter im Durchmesser fehlen. Wir sollten nur immer im Kopf behalten, wenn wir die beiden Heute "zwei-zu-nullen", können wir uns mit sinnvolleren Aufgaben beschäfftigen... vielleicht sollten wir danach mal Dyes Schrauben wieder fest ziehen.
Es klopft an der Tür.
Entnervt geht Rob zur Tür.
Rob: „ Wehe es ist nichts Wichtiges!“
Rob öffnet die Tür, ohne dass man sieht wer es ist.
Rob: „Nein ich komme nicht für ein Verkacktes Interview nach Vorne und wenn du so weiter machst schieb ich dir das Mikro quer in den Arsch, verstanden?!“
Mit einem Rumms schließt die Tür wieder.
Rob: „Lokale Journalisten! Ich sollte mir einen Agenten oder so zulegen, der mir solche Leute vom Hals schafft!“ Sid: Das ist der "Spirit"! Aber vergiss nicht, dein Match ist jeden Moment dran!
Schwanenburgunder.
Jetzt noch überlegener im Geschmack.
Noch siegreicher im Abgang.
Schwanenburgunder.
Der edle Tropfen des Erfolges.
Schwanenburgunder.
Jetzt in der kaiserlichen Edition aus Bio-Reben.
Schwanenburgunder, der kaiserliche.
Probieren Sie ihn jetzt.
Schwanenburgunder.
So genießt bloß ein Kaiser.
Schwanenburgunder.
„UAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHH….“
KLONG KLONG KLONG KLONG KLONG KLONG
„LEICHTGEWICHT BABY….LEICHTGEWICHT!!!!“
Eine tiefe Stimme erfüllt den Raum. Überall schwitzende Menschen. Sportliche, weniger sportliche, Fitness Freaks, Muskelmänner-, Frauen undDiverse, alte und junge. Und dann sind da noch die Reha Sportler. Diese die durch die Gänge zwischen den Maschinen schleichen um mit nix als der Stange zu trainieren. Diese wenigen die versuchen nicht aufzufallen zwischen den Muskelbergen und Seen aus Schweiß und Blut. Immer mit einem spöttischen Blick bedeckt. Mal mit Worten des Mitleids belegt spulen sie ihre Pläne ab um wieder aufrecht durchs Leben gehen zu können. Gezeichnet durch Faulheit…oder durch Verletzungen.
„Schau dir den mal an…“ „Das halbe Hähnchen…was will der hier?“
Mit gesenktem Kopf, humpelnd und krummen Rücken schiebt sich eine magere Gestalt in Richtung Umkleidekabine. Als er dort ankommt sieht er das sein Spind von einem muskulösen braungebrannten Mann verdeckt wird. Er zwängt sich vorbei.
„Ent…Entschuldigung…darf ich einmal kurz an meinen Spind guter Herr?“
Eine kräftige Hand schließt die Spindtür und ein heller Lichtstrahl scheint der hageren Figur ins Gesicht sodass dieser sich abwenden muss. Es ist der Bronzed Adonis Steve Steel!
Steve Steel: „Miller?! Phoenix C. Miller, verdammt, ich wusste nicht, dass unsere Spinde direkt nebeneinander liegen, Mann! Ich mein, ich bin auch nicht so oft hier, meistens trainiere ich in meinem Privatgym zuhause, da habe ich mehr Ruhe. Und jetzt, ja jetzt… trainiere ich leider kaum noch.“
Steel patscht Miller aufmunternd auf den Rücken.
Steve Steel: „Aber du siehst ehrlich gesagt auch nicht so gut aus, Phoenix. Du scheinst mir etwas abgeschlafft zu sein. Wir haben uns ja ewig nicht gesehen, wo warst du denn die ganze Zeit, Mann?! Wir haben dich alle vermisst! Wie lange ist das her, ein Jahr?! Ich weiß noch, wie wir beim Schlüsselmatch 2021 aufeinander getroffen sind, hehe, das war was, oder?!“
Erwartungsvoll und freundlich sieht Steve Steel PCM an. Die Augen von Miller sind dagegen eher leer und traurig. Ohne Körperspannung steht er mit gesenktem Kopf vor seinem Spind und zuckt mit den knorrigen Schultern.
PCM: „Ach Steve….du bist es. Ja du hast vermutlich Recht. Das Schlüsselmatch. Da war das. Seitdem….nun ja. Egal. Ich hab es immerhin hierher geschafft. Aber das hat doch alles keinen Sinn mehr. Schau mich an. Du dagegen siehst immer noch so aus wie früher. Muskulös. Fit. Glänzend.“
Miller stellt sich vor den großen Spiegel in der Kabine. Steel folgt ihm. Miller schaut sein Spiegelbild an.
PCM: „Dieses Match hat mich zerstört. Ich sehe aus wie ein Strich im Barcode. Aber kein schwarzer Strich…nein…eher das leere weiße zwischen den Strichen. Ein nichts.“
Der Blick sinkt zu Boden. Das Licht in der Kabine wird schwächer. Nur auf Miller scheint ein Lichtspot zu fallen. Panflöten Musik erklingt leise. Steve Steel schaut ungläubig umher.
PCM: „Alles weg. Muskeln. Wille. Freunde. Ziele. Niemand hat mich vermisst Steve. Niemand. Keiner hat sich nach mir erkundigt als ich nach dem Match monatelang im Krankenhaus lag.“
Er kramt in der Tasche und zeigt Steve ein Bild. Der erschrickt.
PCM: „Ja. Ich war komplett eingegipst. Ich hab wochenlang nur vegane Smoothies und Wasser Zero bekommen. Kennst du den Film Captain America…Ja? Die Verwandlung von Captain Rogers in der Kapsel. Stell dir das nur andersrum vor. Ich bin das geworden was du hier siehst.“
Phoenix Miller dreht sich zur Seite. Steve Steel macht große Augen. Dann guckt der Adonis zur Tür… und wieder zu Miller… und wieder zur Tür… und dann wieder zu Miller… und seufzt dann deutlich wahrnehmbar, als er seine große Sporttasche, die er sich schon über die Schultern gelegt hatte, wieder auf der Bank vorm Spind absetzt. Eigentlich war der Bronzed One hier drauf und dran, seine sieben Sachen zu Packen und zu verschwinden. Und dann… begegnet er diesem Häufchen Elend. Da wird wohl auch so einem harten Hund wie Steve Steel weich um das stahlharte Herz.
Steve Steel: „Oh man, Miller… von der Seite kann man dich schon gar nicht mehr sehen, du bist wirklich nur noch ein Strich in der Landschaft. Kein Wunder, dass dich das runter zieht, Mann! Du darfst dich nicht aufgeben, Mann! Du musst was dagegen tun, gegen diese Dämonen ankämpfen! DU DARFST DICH NICHT AUFGEBEN, VERDAMMT NOCH MAL!!! MILLER, JUNGE, JETZT KOMME ABER!!!!!“
Steel hält kurz inne, um zu sehen, ob er Miller mit seinen Worten wachrütteln kann, doch der schaut weiter unverändert drein.
Steve Steel: „Was warst du für ein verrückter Freak, hä?! Vor dir hatten alle Angst, ALLE, sogar ich, Mann! Vielleicht nicht unbedingt Angst, aber etwas mulmig war wir schon, als ich gegen dich ran musste! Und jetzt bist du nur noch ein SCHATTEN deiner selbst! Das ist ein Skandal, eine einzige Schande, DU bist eine Schande, Miller, Mann!“
Wieder hält Steve inne, um die Wirkung seiner Worte zu prüfen. Doch auch diesmal tut sich bei PCM… nichts.
Steve Steel: „Oh man, das gibt’s doch nicht, dich kann ja gar nichts mehr erreichen, WAS IST NUR LOS MIT DIR, HÄ?!?!“
Steve Steel kommt jetzt richtig in Fahrt, und wir erkennen langsam den „alten“ Steve Steel wieder, den, der sich wie ein Rumpelstilzchen aufregen kann und dem dabei die Birne hochrot anläuft.
Steve Steel: „Autsch… Was… ?!“
Steel fasst sich kurz an die Brust, so als verspürte er dort einen Stich, doch dann geht es schon wieder.
Steve Steel: „Ich darf nicht so in Rage kommen, verdammt…“
Miller, der immer noch wie ein kleiner Junge in der Ecke steht und versucht den Worten Steels auszuweichen die wie Schläge und Tritte auf ihn einprasseln, blickt kurz herüber als Steel sich an die Brust fast. Ein Zucken…nur ein kleines Zucken ist zu erkennen. Doch diese kaum wahrnehmbare Regung verflüchtigt sich mit der wiederkehrenden Lethargie Millers. Er seufzt. Er lässt noch mehr die Schultern hängen. Schaut nochmal in den Spiegel.
PCM: „Noch nicht mal mein Spiegelbild ist mir geblieben. Selbst das will mich nicht mehr sehen. Du hast mit allem Recht Steve. Ich bin ein nichts. Wir sehen uns…oder auch nicht.“
Traurig…wie ein Häufchen Elend trottet Phoenix C. Miller an Steve Steel vorbei und verlässt die Kabine. Er lässt einen erschütternd drein blickenden Steve Steel zurück.
Fassungslosigkeit
legt sich über die Gesichter von Leviathan. Das wars. Luna
war geschlagen. Die Siegesserie war vorbei. Überlistet und
besiegt, trotz der Unterstützung am Ring. Aiden hatte seine
Worte wieder mal wahr gemacht: Ihn interessiert nur das Ergebnis.
Die Liste der Resultate würde nicht fragen, wie das Match
lief, sie würde nur eines proklamieren: Der Sieger des
Matches ist Aiden Rotari.
Schon wieder hat alles Reden und jede Trickserei nicht funktioniert – wie schon gegen die Wahrheit ist er hier einer aussichtslosen Situation ausgeliefert. Das weiß Rotari. Breads und Spencer können ihm nicht helfen. Niemand anders wird es tun.
Er
kommt hier nicht raus, völlig egal was er tut. Dann kann er
zumindest sein Gesicht wahren.
Rotari versucht, den Kopf zu heben und Luna eine Antwort entgegenzuschleudern. Den starken Mann zu spielen.
Aber diese Sorte Wrestler ist Rotari einfach nicht. Seine Stimme versagt, seine Körperspannung fällt von ihm ab, er lässt den Kopf hängen und winselt kaum hörbar und leise. Man kann sein Gesicht nicht mehr sehen, er dreht es von der Kamera weg. Er kann diese Fassade nicht länger aufrechterhalten.
Er
erträgt diesen Schmerz nicht länger. Er will nur noch,
dass es aufhört. Heiser flüstert er ein paar kaum
hörbare Silben, die Stimme eindeutig gebrochen.
Doch
sie hatten, was sie wollten.
Wir sind backstage in der altehrwürdigen Grugahalle in Essen bei GFCW Friday Night War Evening. Was für ein Fest! Die Show ist in vollem Gange und hinter den Kulissen sind die ewig eifrigen GFCW-Staff Member am Werk, die für einen reibungslosen Ablauf der Show sorgen. Gerade noch sehen wir ein paar Kabelträger, die an einem Flight Case herumarbeiten und wohl irgendwelche tontechnischen Dinge vorbereiten, als die Kamera schon umschwenkt und wir plötzlich eine Tür sehen, auf der ein weißer DIN-A4 Zettel angebracht wurde mit der Aufschrift „Kid Daniel“. Es ist Daniel’s Umkleide. Scheinbar hat sich sein letzter Push bei Doom’s Night schon insoweit ausgezahlt, dass er jetzt nicht mehr mit diesen miefigen Großraumumkleiden Vorlieb nehmen muss, sondern nun für die Show sein eigene Reich hat.
…
Und dann taucht ein alter Bekannter auf. Steve Steel entert die Szenerie, und das Bild ist zunächst ziemlich ungewohnt. Der Bronzed Adonis ist nicht in seiner typischen Ringkleidung, er ist weder eingeölt noch mit frischer Bräunungscreme beschmiert. Nein, Steve trägt eine verwaschene Jeans und ein schwarzes T-Shirt, dazu allerdings weiterhin seine obercoole Sonnenbrille und die Haare sind nach wie vor blödiert, seine unverkennbaren Markenzeichen. Auch wenn Steel nicht in seiner larger than life Wrestlermontur ist, so wirkt er nach wie vor wie ein beeindruckender Athlet. Doch wenn man ganz genau hinsieht, dann fällt auf, dass die Muskeln etwas kleiner geworden sind seit Doom’s Night, wenn auch natürlich immer noch genetisch abnormal krass.
…
Der Bronzed Adonis ist aber nicht allein, nein, zu weit nähern sie sich nun Kid Daniel’s Umkleidekabine. Der Zweite im Bunde ist kein Geringerer als der Offizielle JJ Dixon, den wir schon aus verschiedensten Steve Steel-Segmenten kennen. Dixon scheint irgendwie eine offizielle Funktion mit einer gewissen Weisungsbefugnis in der GFCW zu haben, auch wenn nebulös bleibt, wie diese eigentlich genau aussieht. Dixon wirkt immer etwas gehetzt und leicht verschwitzt.
NOCK NOCK NOCK
…hämmert es an die Tür der Umkleide. Nach langem Warten öffnet diese sich schließlich.
Kid Daniel: „Dixon?“
Steve Steel: „Daniel, Mann, eigentlich wollte ich zu dir, JJ hier habe ich nur gebeten mitzukommen, um die Situation unter Kontrolle zu halten, könnte man sagen, hehe! Und dass sie überhaupt außer Kontrolle geraten ist, das ist meine Schuld, Kid! Dessen bin ich mir jetzt voll bewusst, was ich da abgezogen habe, war echt unterste Kanone, absolut mies. Ich mein, das habe ich ja alles auch vor 14 Tagen schon gesagt, aber ich wollte es dir noch mal persönlich sagen. Face to face, Mann!“
Steve Steel guckt Daniel erwartungsvoll an, so als erwarte er, dass der Hundespross ihm jetzt jede Sekunde schluchzend um den Hals fällt. Doch das passiert nicht, Daniel verzieht keine Miene.
Steve Steel: „Ähm, ja… Und ich wollte noch etwas. Bzw. dir etwas geben, was ich … unrechtmäßig an mich genommen habe, könnte man sagen. Bitte, Daniel, nimm!“
Jetzt holt der Muskelprotz etwas aus seiner hinteren Hosentasche, und es ist… ein Schlüssel! Es ist DER Schlüssel. Der zu JBDs Gruft! Erwartungsvoll hält er ihn Daniel hin.
…
Kid Daniel: „Weißt du….ich stehe zu dem, was ich gesagt habe. Ich halte dich für ein nichtsnutziges, vom gestählten Körper lebendes Arschloch. Das wird sich auch nie ändern, Stevie. Aber….“
Kid Daniel: „….wenn sonst weiter nichts wäre, darfst du gern abzischen und dein ‚neues Leben‘ leben, das dir sicher viel mehr Spaß bereiten wird, als dich von Legendensöhnen vertrimmen zu lassen.“
Steve Steel brummelt.
Steve Steel: „Also gut, Daniel, ich nehm das jetzt mal als versöhnlichen Abschluss hin. Dann will ich dich nicht weiter aufhalten, du hast ja sicher zu tun, deine Karriere steht kurz vorm Durchbruch und du musst dich auf die kommenden großen Matches vorbereiten. Ich werde deinen Werdegang verfolgen, das ist klar. Mach’s gut, Kid Daniel! Vielleicht sehen wir uns noch mal wieder!“
Und mit diesen Worten dreht Steel sich um und verlässt abrupt die Szenerie. So abrupt, dass JJ Dixon da jetzt etwas bedröppelt steht, nachdem ihm dann auch Daniel die Tür vor der Nase zugeschmissen hat. Schließlich haut er auch ab…
Hach ja, da herrliches Ambiente ist es, was wir hier kredenzt bekommen. Die Sonne scheint hell und warm und ihre Strahlen treffen auf einen Mann, der außerhalb der Arena auf einer Art Rampe für Anlieferungen oder so etwas liegt. Die Arme hinter dem Kopf, ein bisschen Vitamin D tanken für die kommenden Aufgaben und alles ist wundervoll. Vögel zwitschern außerdem natürlich auch noch, sonst wäre es ja auch nur halb so wundervoll. Der Mann, der auf der Rampe liegt, ist Antoine Schwanenburg. Der Hauptherausforderer auf den GFCW Championship Title kümmert sich nicht so sehr darum, dass sein casual chices Outfit staubig und schmutzig werden könnte. Die Kamera fährt ein bisschen hinaus und wir sehen, dass Antoine nicht alleine ist. Natürlich darf Amélie auch nicht fehlen. Auch sie ist heute eher casual unterwegs und trägt ein fast schon sommerliches Outfit. Im Schmutz liegt sie jedoch nicht, sie hockt oder squattet neben ihrem Ehemann, was von beachtlicher Oberschenkel- und Wadenmuskulatur zeugt. Mit einer Hand wischt sie eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, welche der Wind hinein geblasen hat, in der anderen hält sie ihr Smartphone.
Amélie: „Antoine, wir müssen über Keek reden.“
Der Hauptherausforderer reagiert erst mal nicht. Er liegt weiter in der Sonne.
Amélie: „So wie ich das Ganze identifiziert habe, könnten wir auf eine Vakantierung des Titels drängen. Wenn wir unsere Karten richtig ausspielen, kriegen wir ihn vielleicht auch direkt an dich gereicht.“
Leichtes Grummeln vom Ehemann. Der richtet sich nun auf, ist auf jeden Fall auch sichtlich ein wenig genervt.
Antoine: „Ich sagte es doch bereits, Amélie. Ich will den Titel nicht kampflos gewinnen. Ich dränge auf gar nichts. Ich will gegen Keek antreten.“
Kopfschütteln von Amélie. Ihre Augen wandern von Smartphone zu Antoine und wieder zurück.
Amélie: „So wie es aussieht, wird Keek so oder so nicht antreten können. Wir müssen im hier und jetzt leben und uns nicht irgendwelche Traumszenarien ausmalen, die nur eine kleine Chance haben, dass sie eintreten werden.“
Antoine würde gerne antworten, aber Amélie ist noch nicht fertig.
Amélie: „Keek muss körperlich und VOR ALLEM geistig freigegeben werden. Dass beides passiert, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Du hast doch die Bilder gesehen. Der ist irre, ich sag es dir.“
Ein Hauch von pulsierender Ader ist auf Antoines Stirn zu sehen.
Antoine: „Ich bin zurück gekommen, um gegen die letzten großen Stars der GFCW zu kämpfen. Daran hat sich nichts geändert. Ich will und werde nicht einschätzen, ob Keek in der Lage ist zu wresteln oder nicht. Das obliegt nicht in meiner Verantwortung. Selbst wenn ich ihn persönlich gesund pflegen müsste, dann würde ich das machen. Und weißt du, wieso?“
Zum Antworten lässt er allerdings keine Zeit.
Antoine: „Weil Keek mich nicht ernst nimmt. Ich habe alles und mehr getan, um mir die Chance auf einen Kampf gegen ihn zu verdienen. Ich habe den Wrestler des Jahres 2021 in einer harten Schlacht geschlagen. Und statt sich auf mich und das sportliche zu fokussieren, trägt er weiterhin Kriege an anderen Fronten aus.“
Antoine steht nun auf, klopft sich den Dreck seiner Bundfaltenhose.
Antoine: „Und das geht nicht. Das kann ich nicht akzeptieren. Ich bin kein Mann, der eine Front von diversen Kriegen ist. Ich bin DER Krieg. Ich bin DIE Schlacht. Das will und werde ich ihm beweisen, wenn er gegen mich in den Ring steigt. Ich werde ihm zeigen, dass ich zu groß bin, als dass er sich nebenher noch um andere Sachen kümmern kann. Keek ist hoch gestiegen, aber so schnell wird er auch wieder fallen.“
Die wundervolle Stimmung vom Beginn ist jetzt auf jeden Fall gewichen und die Luft wirkt dicker.
Antoine: „Ich will Keek deswegen unbedingt in die Schranken weisen. Nicht am grünen Tisch, in meinem Ring. Ich will der GFCW einen Champion geben, der sich wirklich und wahrhaftig um den Titel schert. Und nicht, dass sie mit jemandem wie Keek vorlieb nehmen muss, der alles macht, aber sich einen Dreck um seinen Gegner zu kümmern.“ Amélie: „Also gehst du nicht zu Eric, habe ich das richtig verstanden?“
Fast schon abwertender Blick wandert zu seiner Frau.
Antoine: „Ich werde gegen Keek antreten. Wann, das steht in den Sternen. Aber ich werde ihm den Titel aus seinen Händen reißen und ihn nicht auf einem roten Samtkissen entgegen nehmen. Das ist mein letztes Wort.“
Und mit seinem letzten Wort verlässt er die Rampe. Genug Sonne für heute, es scheint wieder in die Halle zu gehen. Amélie geht natürlich direkt hinterher und die Unterhaltung geht noch ein bisschen weiter.
Amélie: „Ja, das kann ich verstehen, aber es geht ja auch um die Außendars...“
Was wir aber leider nicht zu hören bekommen, da die Kamera nicht folgt.
FADE OUT.
Wenn die Garderobe gut ausgestattet und geräumig ist, so kann sie eigentlich nur einem kleinen Kreis an möglichen Kandidaten gehören. Da gibt es aber eine Gruppierung, die einem da wohl als erstes einfällt. Eine Gruppierung die gerne alles 5* hat. Und tatsächlich sind es Matthäus Meister und David Hott, die diese Garderobe betreten und sichtlich sehr zufrieden mit sich sind.
David Hott: „Hell yeah!!! Zwei Matches gegen die Champs, zwei Siege! Besser geht es nicht! Jetzt haben wir gezeigt wer das Sagen hat!“
Hott freut sich überschwänglich, während er sich seiner Elbow Pads entledigt. Meister nickt zustimmend.
Matthäus Meister: „Das war ein klares Signal an diese sogenannten ‚Champions‘. Die werden jetzt erstmal einige Zeit brauchen, um das zu verarbeiten. Wir kommen unserem Ziel Schritt für Schritt näher.“ David Hott: „Oh please! Davon kommen die nicht mehr zurück! Die können uns die Titelgürtel bei der nächsten Show auch gleich aushändigen. Was wollen die beim Pay-Per-View noch bringen?“
Die Frage des Briten bleibt unbeantwortet. Nicht weil Meister sie nicht gehört hat, aber weil ihn etwas abzulenken scheint.
David Hott: „What? Sag bloß die sind hier und wollen noch mehr!“
Als sich der Highflyer daraufhin umdreht, versteht er aber wohin Meisters Blick geht. In ihrer Freude haben die beiden Herrschaften ganz übersehen, dass ihr Boss ebenfalls in der Garderobe ist. Und ihm scheint nicht nach Feiern zumute zu sein. Er tritt näher an seine Schützlinge heran und blickt während der nächsten Worte vor allem Hott an.
Lionel Jannek: „Gute Leistung, Jungs. Aber jetzt bloß nicht übermütig werden! Noch habt ihr das Gold nicht. Das ist alles erst die Vorarbeit bis zum Match das zählt. Vergesst das nicht!“
Schon fast etwas zerknirscht nickt David Hott zustimmend. Erst jetzt wird ihm klar, dass er um ein Haar fast wieder in alte Muster abgerutscht wäre. Jetzt wo das Titelmatch so nah ist, wäre das natürlich fatal. Und LJ hat noch mehr Worte der Weisheit für seine Jungs.
Lionel Jannek: „Die Champions werden jetzt nach diesem Rückschlag bestimmt andere Seiten aufziehen. Macht euch bereit, damit ihr auch darauf eine Antwort habt! Zeigt ihnen mit wem sie es zu tun haben! Kapiert?“
Wieder zustimmendes Nicken bei Hott und Meister, allerdings jetzt schon wieder etwas überzeugter und selbstbewusster. Noch ein aufmunternder Klopfer auf die Schulter Hotts, dann tritt LJ an ihm und Meister vorbei und geht zur Tür. Etwas verwirrt blicken ihm die beiden hinterher.
Matthäus Meister: „Lio? Ist es nicht Zeit unsere Matches gemeinsam zu analysieren, so wie immer? Wohin gehst du?“
LJ bleibt noch einmal kurz stehen. Ohne sich umzudrehen gibt er seine Antwort.
Lionel Jannek: „Keine Sorge, ich verschiebe unsere Analyse nur etwas nach hinten. Sagen wir einfach, es gibt da etwas was ich gerne sehen möchte…“
Und bevor Hott und Meister noch nachfragen können, da ist der Boss auch schon aus der Tür hinaus. Hott und Meister bleiben zurück und blicken sich fragend an.
Die Fingerknöchel der zitternden Hand sind schneeweiß, als das Glas unter dem Druck der Finger zerspringt.
Die Köpfe in der Bar drehen sich in die gleiche Richtung. Das abrupte Schweigen lässt das darauffolgende Geräusch nur noch lauter erscheinen.
Mike Müller: „FIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIICKT EUUUUUUUUUUUUUUCH, AAAAAAAAAAAAH!“
Es sind nur noch wenige Tage. Im Mai ist seine Bewährung vorbei. Seine Suspendierung wird aufgehoben. Er soll sich mit dem Chef des Performance Centers treffen, um seine Zukunft zu besprechen. Wie es weitergehen soll. Was er tun soll. Was er nicht tun soll. Was er nicht tun darf.
Doch all das rückt gerade in den Hintergrund. Müller – der bis gerade noch ein Glas Wasser in der Hand hielt, keinen Alkohol, mit solchen Sachen ist es jetzt vorbei – hat vor lauter Wut selbigen Getränkebehälter mithilfe seiner Extremität zerquetscht, bis die Splitter durch die Bar segelten.
Mit ihm aus den Höhlen quellenden Augen glotzt er auf das Smartphone, das vor ihm auf dem Tisch liegt. Wie üblich lud die GFCW während der Show einige der Clips von War Evening auf Twitter hoch – Social Media Engagement Zahlen für Bilanzen, die man irgendwelchen Investoren zeigen muss, um dann so zu tun, als könne man eben diese Nummern in Profit ummünzen. So auch heute, während der Show in Essen.
Auf dem Bildschirm zu sehen sind zwei Männer, die sich gegenüberstehen.
Aiden Rotari.
Kriss Dalmi.
Und beide sprechen über Mike Müller.
Nein.
Sie machten sich über ihn lustig.
Sie wussten genau, was passiert war. Mike konnte es bloß nicht öffentlich machen, weil er genau wusste, was dann passieren würde. Das war auch Rotari und Dalmi klar.
Mike Müller: „Das kommt sowas von UNGEFÄHRLICH!“
Schnaubend schnappt sich Müller das Smartphone von der Ablage vor ihm. Zögerlich kommt der Barkeeper ein wenig näher, um sich zumindest um die vor ihm liegenden Scherben zu kümmern, doch als er Mikes glubschäugige Wut-Fresse sieht, erstarrt er und schluckt bloß.
Mike Müller: „Die wissen genau, warum… weshalb… die sind doch schuld das… BOOOOOOOOOAH! Echt KEINER ist GEFICKTER als MIKE MOTHERFREAKING MÜLLER!“
Der Zorn, der in ihm aufsteigt, scheint beinahe grenzenlos – denn egal, wie sauer er auch ist, es wird immer schlimmer. Immer mehr wird ihm die Ungerechtigkeit der Lage bewusst. Das ganze Ausmaß, in dem er lediglich von der einen Falle in die nächste getappt ist. Als Quelle für Vivien Tolnai… als Ausrede für Aiden Rotari… und dann… als er Kriss Dalmi traf… dann war er…
Mike Müller: „Ich kriege euch. So einfach werdet ihr nicht davonkommen.“
Wuchtig reißt Mike sein Handy hoch. Er drückt auf dem Display herum, auf dessen Rückseite noch immer ein Aufkleber mit dem Logo von TradeRepublic – Europas mobilem und provisionsfreiem Broker, melde dich jetzt über das sportsuche-Forum an und erhalte ein Zereo Killer Retirement gratis – in den Farben der aserbaidschanischen Flagge prangt. Er benutzt FaceTime, und wir können sehen, welcher Name auf dem Display steht.
Markus Lerbitz.
Markus Lerbitz: „Äh… ja?“
Verängstigt und schwitzend ist das fleischige Gesicht von Lerbitz auf dem Display aufgetaucht. Im Hintergrund der Szenerie sind leuchtende LED-Lampen zu sehen, die scheinbar im Rhythmus einer unhörbaren Melodie ruckartig die Farbe wechseln.
Markus Lerbitz: „Mike?! Bist du das? Wie geht es dir, mein Junge? Geht es dir gut?“ Mike Müller: „NEIN!“
Entschlossen brüllt Müller in sein Display. Die ersten Gäste greifen langsam nach ihren Jacken.
Markus Lerbitz: „Oh… ähm… okay? Was bedrückt dich?“ Mike Müller: „Ich werde nicht GEDRÜCKT, Markus, ich werde GEFICKT! Schon wieder! Aber dieses Mal… dieses Mal ficke ich zurück! Aus vollem Rohr, verstehst du?“ Markus Lerbitz: „Also… nicht so wirklich, ehrlich gesagt…“ Mike Müller: „Gott, du strunzdummer Idiot. Wie kann man das nicht raffen?! Alter, du bist so dumm. Aber allein kann ich das nicht durchziehen. Man kann allein nicht zurück FICKEN, höchstens zurück WICHSEN, und das wäre ja wohl mal richtig peinlich, oder?“ Markus Lerbitz: „Ähm… naja… also… da fragst du gerade mich?“ Mike Müller: „Ne, du bist schon eine richtige Nulpe, aber alle anderen wollten mich nicht. Also bleibst nur noch du übrig.“ Markus Lerbitz: „Das ist ziemlich beleidigend, Mike, weißt du? Immer machen sich alle über mich lustig und beleidigen mich oder meine Frau oder den Freund meiner Frau… also, den gibt es natürlich nicht, aber alle tun immer so als ob und… was ich sagen will ist… Mike, das geht so nicht, du musst doch auch mal…“
Genervt seufzt Mike.
Mike Müller: „Okay, Markus, jetzt mal Futter bei die Tische. Ich habe kein Geld, mein Vater will mich wohl enterben, wie es mit meiner Karriere weiter geht steht noch aus und Xavier Naidoo ist mir bei TikTok entfolgt. Aber wenn du hier hinkommst und mir hilfst, verspreche ich dir zu einhundert Prozent… dass der wahnsinnige Typ mit der Maske nicht dabei sein wird.“
Hinter Lerbitz wird ein grob menschlich wirkendes Wesen, dem man ein Emu-Kostüm angezogen und eine Tüte Cashew-Nüsse auf die Stirn geklebt hat, gegen die Wand geworfen. Jemand lacht wie der hinterletzte Goblin. „From Zero To Hero“ von Sarah Connor erklingt.
Markus Lerbitz: „Ich bin auf dem Weg, mein Junge. Es wird Zeit, zurückzukopulieren.“
Ungewohnt: Mac Müll, normalerweise um keinen flapsigen Spruch zum Gesprächseinstieg verlegen, steht mit steifen Schultern da und blickt ernst in die Kamera. Seine Stimme ist vom Ton eines Nachrichtensprechers.
Mac Müll: „Liebe Zuschauer, wir alle haben noch die Bilder von früher am Abend im Kopf. Der…-nennen wir es Vorfall um Keek Hathaway. Mittlerweile wissen wir, dass Keek Hathaway im Krankenhaus ist.“
Der erfahrene Interviewer räuspert sich verlegen.
Mac Müll: „Welche Folgen das Geschehene haben wird, lässt sich nicht sagen. Keek ist stabil und bei Bewusstsein. Das zumindest wissen wir. Aber ob er gegen Schwanenburg im Ring stehen kann…unklar.“
Sein Blick wandert unsicher hin und her. Er ist nicht gerne in dieser Situation, auch nach über zwanzig Berufsjahren.
Mac Müll: „Während wir alle noch versuchen, diese Geschehnisse zu verarbeiten, kommen noch weitere Fragen auf als die nach den Konsequenzen. Eine wichtige Frage dreht sich sicherlich um die Zuordnung von Täter und Opfer. Wieviel Schuld liegt bei Keek Hathaway allein? Und wie viel hat Holly Hutcherson dazu beigetragen?“
Langsam wendet er sich dem Mann zu, der neben ihm steht und in deutlich besserer Stimmung ist.
Viggo lächelt. Natürlich lächelt er. Er tut es immer.
Der junge Mann aus England hat Position neben Müll bezogen, ohne auch nur die Spur von Anteilnahme, Unsicherheit oder Ärger über das Geschehene zu zeigen. Er trägt bereits Ringkleidung, sein Kampf gegen Ask Skógur steht in wenigen Minuten bevor. Der gut trainierte Körper Viggo Constantines steckt in schwarzen Wrestlingtrunks, gleichfarbigen Kneepads und Stiefeln. Einzige Auffälligkeit ist – wie wir schon vor einigen Wochen gesehen hatten – ein breiter silberner Strich, der wie eine Schärpe auf den Oberkörper gemalt ist. Er verläuft von der rechten Schulter bis zur linken Hüfte und am Rücken zurück.
Mac Müll: „Viggo. Wir wissen, dass du Holly Hutchersons Vertrauter ist. Was würdest du denen entgegnen, die behaupten, dass nicht Keek Hathaway der schlechte Mann ist? Sondern Holly Hutcherson dafür, die Aktion Keeks bewusst provoziert zu haben?“
Constantine wirkt, als habe er die Frage nicht verstanden. Starr blickt er nach vorne, an der Kamera vorbei und lächelt ungerührt. Erst als Müll ansetzt, seine Frage zu wiederholen, kehrt Leben in Viggo zurück. Er dreht sich zum Interviewer um und setzt mit einem Geräusch an, dass wie ein melodisches Summen und ein Lachen zugleich klingt.
Viggo Constantine: „Wir reden jetzt über schlechte Männer, Mac?“
Mit zustimmendem Nicken bittet der Hall of Famer seinen jungen Gesprächspartner, mit seinen Ausführungen fortzufahren. Als darauf keine Reaktion kommt, hakt er noch einmal nicht.
Mac Müll: „Ob man Hutcherson als solchen bezeichnen muss, richtig.“
Gedankenverloren streicht sich Viggo über seinen Arm und wiegt kaum merklich seinen Kopf hin und her. Sein Lächeln und die aufgerissenen Augen bleiben konstant.
Viggo Constantine: „Der, den du einen schlechten Mann nennst, traf vor einigen Jahren einen anderen. Einen Jungen, fernab von zuhause. Und fernab auch von jeglichem moralischen Kompass, von jeder Führung.“
Ohne dass Müll den Wandel mitbekommen hätte, ist das Lächeln Viggos plötzlich mit einer feierlichen Getragenheit verbunden.
Viggo Constantine: „Dieser Junge irrte in einem Leben umher, welches ihm die Flucht aus der engen Umklammerung einer verkorksten Kindheit in einem anderen Land beschert hatte. Der Junge dachte, er wäre ein Rebell und würde seinen Weg machen. Was er aber nicht verstand, war, dass nur ein Weg für ihn vorgezeichnet war. In einen Abgrund für die endgültig Verlorenen. Hättest du diesem Jungen auf dem Parkplatz vor einer Tankstelle eine Waffe in die Hand gedrückt, er wäre in die Tankstelle gestürmt, hätte gezielt und sich nichts dabei gedacht, außer dass das Leben so sein muss. Jeder gegen jeden. Dieser Junge verwechselte Freiheit mit Amoralität.“
Auch wenn Mac Müll nicht zu verstehen scheint, wohin Viggo mit dieser Geschichte hinauswill, lauscht der Interviewer interessiert. Sein Professionalität hat ihn zu einem guten und aufmerksamen Zuhörer gemacht, dessen eigene Meinung nur selten durchbricht.
Viggo Constantine: „Doch auf dem Parkplatz, im letzten Moment, traf der Junge Holly Hutcherson. Anstatt hineinzustürmen, hörte er zu. Er gestand sich erstmals ein, dass es andere Menschen gibt, die mehr wissen. Die helfen können. Er verstand, dass die wahre Freiheit darin liegt, nicht nur selbst zu einem besseren Menschen werden zu können. Sondern dazu beitragen zu können, dass Andere ebenfalls diese Chance bekommen.“ Mac Müll: „Wie ein Missionar?“ Viggo Constantine: „Wie jemand, der selbst erwacht ist und dieses Geschenk nun zu verteilen hat.“ Mac Müll: „Also…bist du dieser Junge, von dem du sprichst?“
Seine Frage kann sich der Reporter eigentlich selbst beantworten. Entsprechend geht Viggo auf den Einwurf nicht einmal ein. Er macht einen Schritt auf Müll zu und zieht das Mikrofon mit Bestimmtheit zu sich ran.
Viggo Constantine: „Holly Hutcherson macht Menschen besser. Weil er es selbst ist. Er sorgt nicht dafür, dass Keek Hathaway mit einem Auto in einen Wohnwagen fährt. Wenn Holly Hutcherson selbst einem verlorenen Jungen die Wut nimmt und ihm einen Weg zeigt, dann bedarf es schon eines restlos verfaulten Herzens, um so falsch zu reagieren, wie es Hathaway tat. Wo kein Funken Hoffnung ist, kann es keine Rettung mehr geben. Nur noch Ausmerzung.“
Klarer, wenn auch in komplizierten Worten, hätte Viggo Mülls Frage nicht beantworten können. Er ist aber noch nicht fertig, zieht abermals das Mikrofon an sich heran.
Viggo Constantine: „Die Tür zur Besserung steht allen offen. Auch einem Ask Skógur. Doch er entschied sich – wie Keek Hathaway – seine Chance auf Erwachsen aufzugeben. Manch einer mag das als Akt der Liberation missverstehen. Doch wovon befreit sich Ask Skógur außer von der Hoffnung auf Besserung seiner Wut?“ Mac Müll: „Und gleich stehst du ihm im Ring gegenüber.“ Viggo Constantine: „Wenn wir Ask Skógur nicht stoppen, wie lange mag es dauern, bis wir einen zweiten Fall Hathaway haben? Bis die Wut eines einzelnen Mannes eine Gemeinschaft auffrisst?“
Mittlerweile trägt Viggo das Lächeln einer Wachsfigur im Gesicht, räuspernd tritt Müll zurück. Doch sein Interviewpartner lässt ihn noch nicht gehen.
Viggo Constantine: „Ask Skógur will mich bekämpfen. Er will Timo Schiller bekämpfen. Weil er eine Idee hasst, die so viel Wunderbares bringen könnte. Holly Hutcherson ist ein wundervoller Mann, der eine fantastische Welt kreieren kann. Wir alle müssen diese zarte Pflanze hegen, die er eines Tages erblühen lassen kann. Deswegen darf der Weg eines Ask Skógur nicht erfolgreich sein, ebenso wenig wie der eines Keek Hathaways. Wer das anders sieht, wer jetzt für Ask applaudiert, stützt eine hassenswerte Idee.“
Dann strafft der Mann mit dem silbernen Streifen auf dem Oberkörper seine Schultern. Nickt Müll lächelnd zu und tritt an Richtung Squared Circle.
Einmal mehr befinden wir uns im Backstagebereich. Um genauer zu sein, vor den Räumlichkeiten vom neuen Kopf der Schlange – The End. Eine Großaufnahme des Schildes, neben dem Raum, zeigt uns das einmal mehr. Davor wartet allerdings noch eine weitere Person – niemand geringeres als der GFCW Intercontinental Champion Desmond Briggs. Und der scheint genau diesen Raum als Ziel zu haben. Er klopft an und wartet gar nicht erst, bis er hereingebeten wird. Genervt hat der New Yorker den Raum betreten. Das Gold ruht um die Hüften des schwarzen Fleischbergs, der sich im Raum umsieht. Er wischt mit dem Finger über den anwesenden Tisch und begutachtet seinen Zeigefinger.
Desmond Briggs: „Staubwischen ist nicht so eure Stärke, oder?“
Er geht weiter durch den Raum und sieht sich weiter in dem dämmrigen Licht um. Pompös ist die Einrichtung nicht, dafür mit einer mafiaesque Einrichtung ausgestattet, die vermuten lässt, hier würde große Gangsterbosse regelmäßige Treffen veranstalten. Gegenwärtig ist aber nur einer vor Ort, der den Intercontinental Champion empfängt.
Corleone: „Mister Briggs! Herzlich willkommen! Ich habe sie bereits erwartet.“
Und an seinem Schreibtisch befindet sich auch schon die „Hand of the King“ – James Corleone, dessen Gemütszustand sehr sehr positiv ist, wie wir auch etwas früher am Abend bereits im Ring sehen konnten. Der Champion sieht auf den Schreibtisch, sieht wieder zu Corleone und dann sich wieder im Raum um.
Desmond Briggs: „Rede nicht so um den heißen Brei herum, Motherfucker! Sag einfach, was du willst.“
Corleones Laune wird schlagartig eine Spur ernster und dementsprechend, auch eher so, wie wir ihn kennen. Es wirkt zudem fast schon so, als wäre er enttäuscht, dass seine scheinheilig fröhliche Art am Raw Black Diamond so abprallt, aber er hätte wohl wissen sollen, dass er damit bei Briggs auf Granit beißt.
Corleone: „Direkt auf den Punkt, was? Nun, das weiß ich zu schätzen. Ich denke ich habe die Absichten von The End in der vergangenen Show mehr als deutlich herübergebracht. Und The End selbst, hat das heute auch getan. Wir wollen den Intercontinental Championship. Deshalb bleibt nur die Frage, sind sie bereit uns das Rückmatch zu geben, dass wir verdienen… oder müssen wir es uns selbst holen?“
Diese Worte sind klar. Klar und ernst. Und auch wenn Corleone körperlich gesehen keine Chance gegen den Champion hat, bleibt er eisern und fokussiert in seiner Forderung. The End hat die künftige Richtung heute bereits angedeutet und auch, wenn die Ansprache von Corleone einen Hauch von Diplomatie vermuten lassen, schwingt die Drohung hier eindeutig mit. Desmond lächelt kurz arrogant James Corleone an, während er spricht…
Desmond Briggs: „Das Re-Match für deinen Schützling, huh? Klingt ja süß wie du dich für ihn einsetzt, James. Das meine ich wirklich ganz ernst, aber…“
...dann ist das arrogante Lächeln verschwunden und er wird sehr ernst…
Desmond Briggs: „…warum muss ich mich mit dir abgeben, einem kleinen Manager, der es zu nichts gebracht hat? Warum redet dein Schützling nicht selber mit mir, wenn ihm der Titel so wichtig ist? Kann es sein, dass er sich vor einem Gespräch mit mir drückt? Hat er Schiss? Sucht er noch seine Eier? Ostern ist schon vorbei.“ Corleone: „Hören sie zu, Mister Briggs. Sie mögen ihren Titel errungen haben, aber sie wissen genauso gut, wie jeder andere, dass das Protokoll dabei einen nicht unwesentlich großen Teil dazu beigetragen hat. Also nehmen sie sich nicht wichtiger, als sie sind. The End hingegen, hat mittlerweile eine große Verantwortung übernommen. Ihm untersteht jetzt Leviathan, während sie nur ein weiteres Teil im Getriebe des Protokolls sind. Man könnte also meinen, sich mit einem… Übergangschampion… auseinanderzusetzen, gehört nicht zu dem Aufgabenfeld des neuen Anführers von Leviathan.“
Wütend tritt der amtierende Champion gegen den Tisch!
Desmond Briggs: „Als ob Leviathan nicht für ihn eingegriffen hätte, wenn The End an meiner Stelle in dem Match gestanden hätte, also komm mir nicht so arrogant, als würde er nicht seinen Vorteil aus der Situation ziehen! Nur habt ihr das Problem, dass er sich mit Fallobst umgibt und nicht mit wichtigen Personen. Und ob ich ein kleines Rädchen im Getriebe bin? Vielleicht solltest du heute Abend genau auf den Main Event schauen, ob sich da nicht etwas ändern wird…fühlst du das?...hörst du das?…James?“
Desmond scheint auf irgendwas zu horchen…
Desmond Briggs: „Eine Veränderung liegt im Wind…etwas, womit Alex Ricks nicht rechnen wird…aber wo war ich gerade? Ach ja.“
Desmond packt James über den Tisch am Kragen und zieht ihn dicht zu sich heran.
Desmond Briggs: „Du hast ne ganz schön vorlaute Klappe für einen Anzugträger, James! Soll ich sie dir hier auf der Stelle stopfen?“
Corleone scheint für einen kurzen Moment geschockt. Und wieder, er hätte mit der Reaktion von Desmond rechnen müssen, wurde dann aber überrascht… oder? Wie auch immer, Corleone scheint dennoch verstanden zu haben, dass er erst einmal vom Gas treten sollte, denn wie schon gesagt: körperlich gesehen, hat er keine Chance gegen Briggs. Das sieht er ein. Während der leichte Schock langsam aus seinem Gesicht verschwindet, richtet er schließlich weitere Worte an Desmond Briggs.
Corleone: „Bleiben sie ruhig. Ihr Temperament, ist sehr beeindruckend. Aber… andererseits… haben sie recht. Und ganz ehrlich? The End ist auch schon gespannt darauf, sie endlich persönlich zu treffen. Deshalb habe ich einen Vorschlag. In zwei Wochen, bei War Evening… treten sie an. Desmond Briggs… gegen Scarecrow. Und nach dem Match heißt es dann The End. Desmond Briggs. Angesicht zu Angesicht. Was meinen sie?“
Ein erheitertes Lachen verlässt die Kehle des GFCW Intercontinental Champions. Er lässt amüsiert James los und haut ihm vor Belustigung gegen die Schulter.
Desmond Briggs: „Der Kerl der Vogelscheuche heißt? Das ist echt witzig, James! Hahahahahahahahaha!“
Eine imaginäre Träne wischt sich Desmond aus den Augen und wird schlagartig ernst.
Desmond Briggs: „Was Besseres hast du nicht? Nur den Lakaien vom Lakaien? Er bekommt sein Match, aber keinen Titleshot, denn dafür ist dieser Knilch nicht bereit und hat es nicht verdient. Danach kann dein feiger Schützling in den Ring kommen und seine Ambitionen persönlich deutlich machen. Bis dahin solltest du erstmal deine dumme Fresse halten und aufhören mir auf den Sack zu gehen, James! Klar?“
Desmond tritt nochmal gegen den Tisch und verlässt den Ort der Szenerie, ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen. Corleone schaut dem Champion hinterher und richtet sich dabei seinen Anzug zurecht, der etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde, durch Desmonds raue Ader. In Corleones Augen scheinen sich schon ein paar Sorgen zu tummeln. Ist das wirklich eine gute Idee? Hat Scarecrow tatsächlich eine Chance? Ist er gerade ganz knapp einer Tracht Prügel von Desmond Briggs entgangen? … und dann, verziehen diese Sorgen so schnell, wie sich sich aufgebaut haben und übrig bleibt einmal mehr ein leicht teuflisches Grinsen. Das Ziel heißt nach wie vor GFCW Intercontinental Championship. Und allem Anschein nach, sind End und Corleone dem gerade einen Schritt nähergekommen.
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