In einem tollen abwechslungsreichen Video, das ganz nach professionellem GFCW-Standard zusammengeschnitten wurde, sehen wir Oberpollings liebstes Kind, Jason Crutch. Untermalt werden die Videoausschnitte von Volksmusik-Klängen, wie sie typisch für die dänische Kultur sind. Der Mittvierziger wird an den verschiedensten Plätzen im dänischen Frederiksberg gezeigt.


Wir sehen ihn, wie er, gekleidet in Joggingklamotten mit wärmendem Anorak, durch den leicht nebligen Schlosspark Have joggt. Was natürlich nicht fehlen darf, ist knapp ein Dutzend Kinder und Jugendlicher, die ihm in typischer Rocky-Manier hinterher rennen.


Ein fließender Übergang führt uns zu dem Oberpollinger, wie er durch die Straßen flaniert, vorbei an charmanten Cafes, den hier ansässigen Feinkostläden und Designgeschäften. Wir werden Zeuge, wie sich Menschen des Ortes an ihn drängen, er Autogramme gibt und die ein oder andere Hand schüttelt. In einer Situation lässt er sich mit einem wohl 6- oder 7-jährigen Kind fotografieren.


Nach einem weiteren Cut spaziert JC im prächtigen Garten des Schlosses Frederiksberg, aber wir dürfen auch Bilder sehen, wie er sich im Inneren der Gemäuer überwältigt vom Anblick des im italienischen Stil gehaltenen Schlosses zeigt.


Gegen Ende zeigt uns ein Schriftzug am unteren Bildrand, dass sich Jason Crutch im Rathaus der Stadt befindet, sich im Goldenen Buch einträgt und dem Bürgermeister Simon Aggesen stolz die Hand schüttelt. Und Crutch wäre nicht Crutch, würde er dem Bürgermeister nicht ein „US AGAINST THE WORLD“-T-Shirt überreichen.


Erst am Ende des Videozusammenschnitts sehen wir Jason Crutch in der Rückansicht, die Sporttasche in der rechten Hand, wie er am Platz vor den K.B.Hallen steht. Die Kamera geht nach unten, nach unten, weiter nach unten, zoomt aber gleichzeitig heraus, so dass wir gerade noch sehen können, wie sich der Oberpollinger in Bewegung setzt und dann zielstrebig auf die Halle zugeht. Das Video endet an der Stelle…


…und wechselt sofort im Anschluss über in die Innenansicht der Halle. Und wir sehen den gleichen Jason Crutch, der eben noch auf die Halle zuging, nun selbige betreten. Der ehemalige mehrfache GFCW-Heavyweight-Champion grüßt den Kameramann, winkt knapp einigen vereinzelt Umstehenden zu, geht zügigen Schrittes dahin, öffnet eine Seitentür und betritt nun den Backstage-Bereich. Eine weitere Tür wird durchschritten – dann hält er plötzlich inne. Ganz offenkundig hat er etwas – oder besser: jemanden – erblickt, der ihm nicht…ganz behaglich zu sein scheint. Auch das Lächeln, das eben noch sein Gesicht zierte, verschwindet und bestätigt den Eindruck, dass Crutch hier jemanden vor sich hat, den er nicht so recht einschätzen kann.


Das Bild zoomt heraus, und nun erfahren auch wir, um wen es sich handelt. Vor ihm steht Aya, seines Zeichens Anführer der World of Darkness. Alte Bekannte, möchte man meinen. Lange her, aber doch bei den Alteingesessenen unvergessen. Und selbst für diejenigen, die damals noch zu klein waren, haben die beiden es in den letzten ein, zwei Shows nicht versäumt, den jeweils anderen zu erwähnen. Wobei es speziell Aya war, der uns in Erinnerung gerufen hat, dass er dereinst im Jahre 2014 Jason Crutch während des genialen und brutal geführten Oktoberfest-Brawls aus einem Riesenrad geworfen hat. Trotzdem – oder gerade deswegen? – weiß Crutch nicht, was er mit seinem Gegenüber anfangen soll, zumal auch das Comeback von Aya durchaus durchwachsen verlaufen ist bisher.


Angelehnt an der Wand steht er allein, sein Blick ernst, durchzogen von einem Hauch unterschwelliger Genervtheit. Es ist offensichtlich – er wartet auf jemanden. Die Arme locker verschränkt, der Körper entspannt, doch seine Augen verraten eine gewisse Ungeduld.


Gekleidet ist der Wuppertaler in ziviler Kleidung. Ein dunkles Jacket liegt schwer auf seinen Schultern, darunter ein schwarzer Rollkragenpullover, der den Look noch schärfer wirken lässt. Eine passende, dunkle Hose und polierte Schuhe runden das Bild ab – schlicht, aber dennoch mit einer gewissen Strenge.


Doch dann, ein kleiner Bruch in der ernsten Fassade. Ein kaum wahrnehmbares Schmunzeln zuckt über seine Lippen, als sein Blick auf Jason fällt. Seine Haltung verändert sich nur minimal, doch die Augen sprechen Bände. Ruhig und mit einem Anflug von Belustigung lässt er seinen Blick über den Leader der Crutch-o-Maniacs gleiten.


Aya: „Sieh an, sieh an, der Birdman. Nimmst du immer noch Flugstunden? Oder schaffst du es mittlerweile, alleine zu fliegen?“


Kommt es von Wuppertaler mit einem süffisanten Unterton. Das Schmunzeln in seinem Gesicht verschwindet so schnell, wie es gekommen ist. Die Miene des Wuppertalers verhärtet sich wieder, das vorherige Amüsement verfliegt in Sekunden. Er stößt sich von der Wand ab, seine Bewegungen kontrolliert, fast bedächtig, als er langsam auf Crutch zugeht.


Schritt für Schritt verkürzt er die Distanz, bis er direkt vor ihm steht. Auge in Auge. Keine Spur von Unsicherheit. Keine Distanz mehr zwischen ihnen. Die Spannung in der Luft ist greifbar, als Aya den Mann vor sich mit durchdringendem Blick mustert. Nun ist es Crutch, dem ein Schmunzeln über die Lippen huscht (Anm.: es ist das Lächeln Nr. 12).


Jason Crutch: „Und sieh an, sieh an, wenn das nicht Aya ist, der Mann, den ich bei Title Night 2014 besiegt habe.“


Keiner der beiden Männer weicht einen Schritt zurück. Es ist lange her. Verdammt lange her. Aber die beiden Herrschaften hier hatten dann doch eine bewegte Vergangenheit, auch wenn sich kaum noch einer daran erinnern kann. Sehr wohl aber Aya und Jason Crutch. Es ging um verdorbene Chancen auf den Intercontinental-Championtitel, es ging um Weißwurstwettkämpfe, Fingerhakel-Wettbewerbe und zerschellte Maßkrüge und Weinflaschen. Und unvergessen bleiben der Wurf aus einem Riesenrad oder das First Blood Match bei besagtem PPV, Title Night 2014. Ja, man möchte meinen, es war eine turbulente Phase. Und obwohl sich sowohl Aya als auch Crutch an diese intensive Fehde zurückerinnern können, die mit viel Wut, teilweise sogar Hass geführt wurde, so steht man doch hier, nach über 10 Jahren. Es ist viel Zeit vergangen…


Jason Crutch: „Willkommen zurück, Aya. Das meine ich sogar ernst. Schon ironisch, dass gerade wir beide, die uns doch eine intensive Geschichte verbindet, im selben Jahr zur fast gleichen Zeit unser Comeback feiern. Und ich würde dir, nach all der Zeit, ja sogar die Hand schütteln. Wenn du dir da mit meinem Boss – und Kumpel! – Dynamite nicht ein Ding erlaubt hättest, das seinesgleichen sucht. Du weißt es vielleicht nicht, aber wenn ich bei Brainwashed nicht schon ein für mich sehr wichtiges Match gehabt hätte, wäre es sogar ich gewesen, der Dye vertreten hätte, und nicht Alex jr. Und vielleicht – nur vielleicht – wäre das Ding dann anders ausgegangen…“


Der Wuppertaler lässt ein leichtes Schmunzeln über seine Lippen huschen, während er Jason Crutch weiterhin mit seinen blauen Augen fixiert. Sein Blick bleibt ruhig, fast schon herausfordernd, doch in der Tiefe seines Ausdrucks liegt eine unterschwellige Schärfe, ein Funke von etwas, das noch unausgesprochen in der Luft hängt.


Aya: „Ja, es gibt Zufälle, bei denen man fast meinen könnte, sie seien gar keine. Und weißt du was? Ich muss zugeben, dass ich mich sogar darüber freue.“


Seine Stimme ist ruhig, doch in ihrer Gelassenheit schwingt eine gewisse Bedrohlichkeit mit, ein unterschwelliger Unterton, der Jason Crutch unweigerlich aufhorchen lässt. Aya verschränkt die Arme vor der Brust und lehnt sich mit einem leicht überheblichen Grinsen gegen die Wand.


Aya: „Was unser Match damals angeht... das war eine Ausnahme. Ein Moment, den ich mir sicherlich nicht ewig als Niederlage auf die Fahne schreibe. Irgendwann, Jason, werde ich meine Revanche für Titels Night 2014 bekommen.“


Ein kurzes Zucken geht durch seine Mundwinkel, als würde ihn allein die Erinnerung daran in irgendeiner Form belustigen – oder herausfordern. Doch sein Blick bleibt ernst.


Aya: „Aber jetzt? Jetzt ist nicht die Zeit dafür. Natürlich wärst du nach all diesen Jahren eine interessante Zielscheibe für meine Wut, nach all der Schmach. Aber ich habe andere Pläne. Andere Ziele.“


Langsam senkt sich seine Stimme, seine Worte werden leiser, verlieren jedoch nichts an ihrer Intensität. Im Gegenteil – die Bedrohlichkeit, die nun mitschwingt, verleiht seinen Worten eine gefährliche Schärfe.


Aya: „Und ja, ich muss zugeben… als ich Alex Jr. auf die Ringlatten geknallt habe, da habe ich mir vorgestellt, dass du es wärst.“


Ein eiskaltes Lächeln zieht sich über seine Lippen, eines, das sowohl Ernst als auch eine dunkle Genugtuung widerspiegelt. Die Worte hängen für einen Moment in der Luft, bevor er sich ein wenig vorbeugt, fast so, als würde er Crutch noch tiefer in seine Gedankenwelt hineinziehen.


Aya: „Aber leider… warst du es nicht. Du hattest ja Wichtigeres zu tun.“


Er macht eine kurze Pause, als wolle er Crutch die Gelegenheit geben, auf seine Worte zu reagieren. Doch noch bevor dieser ansetzen kann, spricht Aya weiter.


Aya: „Und versteh mich nicht falsch. Dein Match bei Brainwashed gegen Switzenberg war…“


Er hebt langsam seine zwei Daumen, doch sein Blick bleibt ausdruckslos.


Aya: „Ich gratuliere dir sogar zu deinem Sieg.“


Sein Lächeln wird breiter, doch es ist nicht das Lächeln eines Freundes – es ist arrogant, beinahe spöttisch, mit einem Hauch von Bosheit darin.


Aya: „Schade nur für dich, dass es ein Disqualifikationssieg war. Klar, du hast das Match gewonnen… aber leider bleibt das Gold beim anderen. Und genau das… wolltest du doch so gerne haben, oder?“


Crutch stiert Aya weiterhin an. Doch dann macht er eine hektische Bewegung – man möchte fast meinen, er würde zu einem blitzartigen Punch ausholen. Stattdessen zückt er seine typische schwarz verspiegelte Sonnenbrille, setzt sie sich in einer fließenden Bewegung auf die Nase und lächelt erneut sein Lächeln Nr. 12.


Jason Crutch: „Touché, was? Du hast Recht. Switzenberg hat ein schönes falsches Spiel gespielt; Alonso hat seine Abwesenheit vorgetäuscht; ja, sie haben mich dran gekriegt. Meine Chance auf den Intercontinental-Championtitel ist dahin. Vorerst! Aber keine Sorge. Das ist etwas, worum ich mich heute noch kümmern werde. Und das ist auch der Grund, wieso ich dich jetzt zurücklassen muss.“


Er hebt die Sporttasche hoch, die er während der Begegnung mit Aya abgestellt hat, schultert sie…


Plötzlich durchbricht ein leises Klicken die angespannte Stille. Es ist kein bedrohliches Geräusch, nichts, das Gefahr signalisiert – lediglich das mechanische Auslösen einer Kamera. Ein eingefangener Moment.


Jay Taven steht einige Schritte entfernt mit einem zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht. Seine Kamera noch in der Hand, betrachtet er das Display, als würde er einen Schatz bewundern. Dann hebt er den Kopf und geht mit lockeren, selbstbewussten Schritten auf die beiden Männer zu.


Jay Taven: „Das nenne ich mal ein Bild.“


Er hält kurz inne, lässt seinen Blick zwischen Aya und Jason Crutch hin und her wandern. Ein breites, beinahe kindlich begeistertes Grinsen breitet sich auf seinen Lippen aus.


Jay Taven: „Zwei Rivalen der Vergangenheit, zurück in der Gegenwart, bereit für ein Match in ferner Zukunft. Die Emotionen, die Spannung – das hier ist mehr als nur ein Foto. Es ist ein Moment, den man fühlen kann.“


Aya verzieht leicht die Miene, sein Blick wirkt für einen Moment skeptisch, als er seinen neuen Partner betrachtet. Dann schließt er die Augen, atmet tief durch – als würde er sich für einen kurzen Augenblick aus der Situation ausklinken.


Doch es ist nur ein Moment.


Als er sie wieder öffnet, setzt er sich in Bewegung, ohne Jason Crutch aus den Augen zu lassen. Sein Gang ist selbstsicher, fast provozierend, und als er an ihm vorbeigeht, stößt er mit seiner Schulter leicht gegen die von Jason – nicht grob, aber mit einer unterschwelligen Deutlichkeit. Eine Geste, die keinen Zweifel daran lässt, dass dies kein zufälliges Manöver ist.


Aya: „Wir werden uns wiedersehen.“


Seine Stimme ist ruhig, beinahe beiläufig, aber die Bedeutung hinter seinen Worten ist glasklar. Es ist kein leeres Versprechen. Es ist eine Tatsache.

Ohne sich noch einmal umzudrehen, setzt Aya seinen Weg fort, Jay Taven an seiner Seite. Während sie sich entfernen, bleibt Jason Crutch für einen Moment zurück und blickt dem alten Rivalen hinterher. Dann aber setzt er seinen Weg unbeschwert fort.



Ein Parkplatz. Oh hell yeah.....schon wieder ein Parkplatz. Warum muss auch jede verdammte Arena einen Parkplatz haben? Sogar die Kapunkt Bepunkt Hallen in Frederiksberg haben ein solches Ungetüm. Erstaunlich viele E-Autos trifft man hier an, dazu den einen oder anderen Oldtimer, der sich über die Jahre gut gehalten hat. Einige Stunden vor dem Start des Events ist hier schon einiges los. An einem der Fahrzeuge macht sich Mike Gard zu schaffen, auch Tammy ist mit ihrem quietschgelben Porsche Boxster schließlich unfallfrei angekommen und schließt gerade das Verdeck.


Nun allerdings tauchen gleich zwei Fahrzeuge auf. Zum einen die schon aus der letzten Show bekannte Moto Guzzi mit einem belederten Fahrer, der sicher ein Alex Jr sein wird, zum anderen der bunte Partybus, den wir sicher auch schon mal gesehen haben. Beide erreichen gleichzeitig den in dieser Reihe einzigen freien Spot. Der Bus fährt vorbei und will rückwärts hineinfahren – inklusive nervigem Parkpieper – und zack, huscht das etwas zu große Moped in die Lücke! Es folgt ein wildes Hupkonzert des Partybullifahrers.


Alex Junior, der die Lücke erfolgreich geentert hat, bockt ein wenig umständlich seine Maschine auf und stöhnt kurz hörbar, ehe er den Rucksack schultert – und dann vom Partybullifahrer konfrontiert wird, der mit der Entscheidung, WER hier parkt, alles andere als zufrieden ist: Daniel!


Daniel: „Sach mal, ist das dein FUCKING ERNST?!“


Alex watschelt unbeeindruckt ein paar Schritte, ehe er bemerkt – er hat den Helm noch auf, vielleicht deshalb verzögert – dass er angesprochen wird. Offenbar hat er seinen Bruder da in einen Moment schlechter Laune gebracht. Und wer kann es nicht nachempfinden: Diese Niederlage im Kampf um den besten Parkplatz, die dafür sorgt, dass man erst einmal weiter seine Kreise ziehen muss? Vorerst aber steht der Bulli mitten im Weg. Immerhin behindert er da gerade niemanden, denn außer den beiden scheint gerade niemand vor Ort zu sein.


Der angehupte und angeschrieene Alex jedenfalls lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, sondern nimmt, wenngleich er das nicht wirklich schnell tut, seinen Helm ab.


Alex: „Ja, ist mein fucking Ernst, Dude. Wenn du damit ein Problem hast...“


Daniel wirkt aufgebracht, aber wer will ihm das schon verdenken. Aber er scheint auch über etwas anderes reichlich erzürnt.


Daniel: „Dass du es überhaupt wagst, heute herzukommen, ja dich sogar booken zu lassen.....bist du des WAHNSINNS? Du hast nur diesen einen Körper, ich hoffe dessen bist Du dir bewusst?“


Alex lächelt einen kurzen Moment, ehe das Ganze wieder zu einer eher schmerzverzerrten Fratze wird. Beinahe ist er versucht, Daniel die Hand auf die Schulter zu legen, lässt die – möglicherweise abfällig wirkende – Geste dann aber doch stecken.


Alex: „Das gleiche könnte ich auch zu dir sagen! Du hast dich in Stacheldraht gewälzt und bist untergegangen, weil man dich schmählich alleingelassen hat! Wo waren denn deine beiden Partner am Ende des Matches, die doch soooo viel mit dir gemeinsam hatten? NA?!“


Daniel pustet die Backen auf und wirkt nicht minder wütend als zuvor. Was nimmt sich dieser Halbbruderdingens eigentlich raus?


Daniel: „Hör mal gut zu, Frischling. Ich hab ja bisher meine Hand eher schützend über dich gehalten, aber langsam denkst Du in sehr gefährlichen Bahnen! Du willst mir vorschreiben, mit wem ich mich umgebe und was besser für mich wäre? Was treibt dich dazu? Lern du erstmal, wie man sich nicht von einem Wrestlingopa verhauen lässt.“


Alex lacht, wobei...ja, lachen tut sichtlich weh, also versucht er den Impuls zu unterdrücken. Stattdessen lässt er sich zu einem leichten Kopfschütteln hinreißen und nimmt einen Schluck aus der Isostarpulle.


Alex: „Ich weiß schon, was ich tue. Was du da allerdings jetzt vorhast – ich weiß es ja nicht – könnte dich genauso an den Abgrund führen.“


Daniel schaut kurz irritiert.


Daniel: „Was habe ich denn vor?“

Alex: „Nun....ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Du dich deinem Bruder widmen wirst? Beziehungsweise der Bagage, die er sich da angeeignet hat?“


Daniel lacht, dass die Autos in der Umgebung gefühlt einen Vibrationsmarathon erleben. Ist aber alles nur Illusion. Seine Miene verfinstert sich allerdings.


Daniel: „Mein Bruder? Du vergisst, dass Tyler genauso sehr dein Bruder ist, wie ich es bin. Nur weil Du aus einer jüngeren herausgebumst wurdest, heißt das noch lange nicht, dass wir keine Brüder sind. Und eins ist klar: Distanzierst Du dich von Tyler, distanzierst Du dich auch von mir, als Bruder jedenfalls. Überlege dir gut, ob das das ist, was Du willst, Alex. Blut ist schon immer dicker als Wasser gewesen.“


Alex hat die Kinnlade nach unten fallen lassen, als sein Bruder – der ja eigentlich eher sein Halbbruder ist – das Ganze in Obszönitäten hat kippen lassen. Dort bleibt sie auch erstmal, denn Daniel ist mit seiner Predigt noch nicht fertig.


Daniel: „Weißt du, was ich erwartet hätte? Na? Dass du sagst 'Klar, ich helfe dir.' Aber offenbar brauche ich dich nicht einmal fragen, um deine Antwort auf die Frage zu kennen, ob du mir helfen würdest, dem Ganzen ein Ende zu bereiten. Und weißt du warum? Weil du ein ängstlicher Hänfling bist, dem Familie nichts bedeutet! Johnboy Dog würde über dich lachen – hörst du es? - und auch die restliche Familie lacht über dich. Wenn dich das alles hier nicht berührt, dann geh doch nach Hause zurück, an Mamas Brust. Zumindest da warst du öfter als Papa.“


Alex ist leichthin schockiert, schluckt kurz, hat aber immerhin die Kinnlade wieder angehoben. Es ist nicht so, als wüsste er nicht was er täte...


Alex: „Du warst Tagteam-Champ. Du hast den Intercontinental Title geholt. Und dann? Dann hast du dir erzählen lassen, nur dein Daddy sei wichtig, für ihn müsstest du alles tun. Hell, du könntest längst Heavyweight-Champ, sprich GFCW Champ sein, wenn du auch EINMAL nur an Dich gedacht hättest! Ist es nicht so? Du könntest diese Liga anführen!“


Jetzt ist es an Alex, ein aufgebrachtes Gesicht zu machen – aber das macht Daniel ebenso. Ohne weitere Worte lässt er für den Bruder den Mittelfinger kommen und stapft zurück zu seinem Partybulli – mit dem er schließlich den Parkplatz verlässt.

Quo Vadis, Daniel?



Hotelier: „Ihr Name?“

Sven: „Sie scherzen.“


Der Kamelhaarmantel des Kommentators raschelt, als er sich nach vorne lehnt und die Arme auf dem Mahagonitresen des Nordisk Elegance Hotel ablegt. Mit belustigter Miene fixiert Sven einen blassen, schmalschulterigen Hotelier. Der Däne wirft seinem Gast, der soeben mit großer Selbstverständlichkeit durch die Eingangstür marschiert war, einen scheuen Blick zu.


Hotelier: „Entschuldigung der Herr, ich verstehe nicht ganz…?“

Sven: „Sie haben nach meinem Namen gefragt.“

Hotelier: „Ja.“

Sven: „Ein guter Scherz.“


Ein Räuspern des Hoteliers. Er blickt zu Boden. Der Blonde mit den roten Wangen wirkt ohnehin schon verloren inmitten des Eingangsbereichs und dessen einschüchternder Ambiente. Antike Möbel aus Überseeholz, Ölgemälde reihig aufgehängt vor weinrot gestrichenen Wänden, Portraits der berühmtesten Gäste auf dem Tresen – kurzum: Das Nordisk Elegance ist ein Haus, das Geschichte atmet. Und zwar nicht irgendwelche Geschichte, nein, sondern die der oberen Zehntausend.
Nur eines im Raum hat den Wettstreit in Sachen Opulenz mit dem Hotel aufgenommen – das Privatoutfit Svens. Ein Seidenschal ist um den Hals des Kommentators gewickelt, unter dem Kamelhaarmantel zeichnet sich ein maßgeschneiderter Zweireiher ab. Für die spitz zulaufenden Schuhe sind Alligatoren gestorben. Anders ausgedrückt: Außerhalb der Shows kann Sven endlich sein Wohlfühloutfit anlegen.


Hotelier: „Entschuldigen Sie vielmals, aber ich weiß wirklich nicht, wer Sie sind.“


Sven lacht. Laut und schrill, es könnte auch der Ausruf eines Opernsängers sein. Sein Tenor hallt von den Wänden wider.


Sven: „Ihnen steht eine Karriere als Comedian offen. So lustig war es in Dänemark zuletzt, als Grönland annektiert wurde.“

Hotelier: „Das ist nicht geschehen.“


Der Kommentator stöhnt theatralisch auf. Gespräche mit dem Geschmeiß werden auch nicht besser, nur weil man eine Landesgrenze überquert. Betont gelangweilt legt Sven seinen ganzen Oberkörper auf der Theke ab und gähnt dem Hotelier ins Gesicht.


Sven: „Junger Mann, hiermit annektiere ich Ihre beste Suite.“

Hotelier: „Sie haben reserviert?“

Sven: „Ich lasse reservieren. Mein Name ist…“


In einer fließenden Bewegung streicht die lebende Legende seinen Mantelkragen glatt. Dabei fällt ihm ein Fussel in die Finger. Er überlegt kurz und schnippt ihn dann in Richtung seines Gesprächspartners.


Sven: „…S-V-E-N. Und bevor sie das gleich fragen: Ja, DER Sven.“

Hotelier: „Ich fürchte, das sagt mir nichts.“

Sven: „Könnte Ihre Tochter das auch behaupten?“


Beschämt blickt der Rezeptionist zu Boden. Ja, der Kunde ist König. Aber dieser Tonfall, in diesen alten Wänden. Die Zeiten ändern sich.


Hotelier: „Nun werden Sie herablassend.“


Sven: „Ihre Unprofessionalität ist herablassend.“

Hotelier: „Verzeihen Sie, falls ich diesen Eindruck erweckt habe. Ich möchte keinen Streit. Wir sind ein…“


Der Mann wischt mit dem Handrücken die Theke dort, wo soeben noch Sven gelehnt hat. Er spricht langsam, wählt jedes Wort mit Bedacht.


Hotelier: „…ehrenwertes Haus. Lassen Sie mich nachsehen, ob für Sie reserviert wurde.“


Ohne auf eine Antwort zu warten, im Bemühen um Frieden und Verständnis, wendet sich der Rezeptionist seinem Computer zu. Er ruft das Gästesystem auf und tippt etwas ein.


Hotelier: „Ja, hier haben wir Sie. Reserviert von der GFCW. Ich fürchte nur, es ist nicht unsere größte Suite, die für Sie gebucht wurde.“


Eine Aussage, die er dem Gast nicht ohne Süffisanz und Genugtuung serviert. Sven schließt die Augen und atmet tief durch. Ein Messer in seinem Rücken, eine Klinge geführt von den Nichtskönnern im GFCW-Sekretariat.


Hotelier: „Aber selbstverständlich sind auch all unsere normalen Zimmer hervorragend.“

Sven: „Schlüssel her.“

Hotelier: „Einen Moment.“


Er ignoriert die ausgestreckte Hand. Ohne seinen Willen zu bekommen, verschwindet Svens Arm wieder in den flauschigen Weiten des Kamelhaarmantels.


Hotelier: „Ich bräuchte noch bitte Ihren Nachnamen.“

Sven: „Wofür?“

Hotelier: „So schreibt es das Gesetz vor.“

Sven: „Wie wäre es damit: Sie stellen mich ihrer Frau vor. Dann können Sie meinen Nachnamen in kürzester Zeit in den Urkunden des Standesamtes nachlesen. Was sagen sie: Haben wir einen Deal?“


In aller Professionalität wird die Bemerkung seitens des Rezeptionisten mit hochgezogenen Augenbrauen übergangen. Er müht sich zu einem neutralen Tonfall.


Hotelier: „Ich bräuchte ihn bitte jetzt. Für das Formular.“

Sven: „Der Geile.“

Hotelier: „Ihr Nachname lautet…“


Wieder hochgezogene Augenbrauen. Diesmal mit überraschtem Ausdruck, unter einer gekräuselten Stirn. Der Blick des Dänen sucht die Augen seines Gastes.


Hotelier: „…Der Geile?“

Sven: „Haben Sie ein Problem damit? Das ist ein ganz normaler deutscher Nachname. Sind Sie, als Däne, nun Experte für deutsche Nachnamen? Was befähigt Sie dazu? Möchten Sie noch bei Forebears nachschlagen oder erinnern Sich lieber daran, wer Ihre Rechnungen bezahlt?“

Hotelier: „Ich bin zu weit gegangen. Verzeihen Sie bitte, Herr Der Geile.“


Wieder schießt Svens Hand aus dem Mantelärmel hervor. Ungeduldig tippt er mit den Fingerkuppen auf dem Tresen,


Sven: „Schlüssel her.“

Hotelier: „Einen Moment, bitte.“


Langgezogenes Stöhnen von Sven. Was denn jetzt noch?


Hotelier: „Dieser Brief wurde für Sie hinterlegt, kurz nachdem wir die Reservierung empfangen haben.“


Mit spitzen Fingern, als würde er in einer Kloake wühlen, zieht Sven das ihm hingehaltene Papier aus der Hand des Hoteliers. Er betrachtet den Umschlag, dreht ihn auf die Rückseite. Dann schiebt er seinen Fingernagel unter die Versiegelung und öffnet den Brief.


Mit jeder Zeile, die er liest, wandern seine Mundwinkel ein Stück weiter nach oben.




Aiden Rotari: "Ihr seid eine Ansammlung erbärmlicher Witzfiguren, für die ich keinerlei Respekt aufbringen kann. Aber das ist irrelevant."


Der Mann mit den dunklen Augen blickt ruhig auf die drei Männer herab, die in einem Halbkreis vor ihm auf ein paar Klappstühlen Platz genommen haben. Er steht aufrecht, keine Anzeichen von Aggression in seiner Haltung, aber ein unerschütterliches Selbstvertrauen, dessen Wirkung man sich nur schwer entziehen kann. Das Sprachrohr in seinem albernen Ganzkörperkostüm und Lunenkind in pinkem Anzug mit Schweinchen-Krawatte über dem cremefarbenen Hemd haben die Lippen fest zusammengepresst und nicken.

Sie mögen nicht die intelligentesten Menschen auf der Welt sein, aber die kalte, schneidende Stimme von Rotari, die durch die Umkleide zischt, lässt sie erahnen, dass Widerworte womöglich keine gute Idee sind.

Lediglich Lorenz zieht eine Schnute, das Maximum an Rebellion, das er sich in dieser Situation zu erlauben scheint. Mit Ausnahme von Entrepreneurin Lerbitz - in den Augen des Marketing-Experten die ultimative Form von Autorität - begegnet Lorenz jedem mit schnippischen Kommentaren und einer herablassenden Non-Chalance, die er sich hier nicht zu entfalten traut. Stattdessen zupft er geistesabwesend an den Ärmeln seines Balenciaga Cut Up Oversized Hemd aus gestreifter Baumwoll-Popeline in hellbl-


Aiden Rotari: "Ab heute werden die Dinge anders laufen."


Der ehemalige World Champion spricht Lorenz nun direkt an, der sich alle Mühe gibt, nicht zusammen zu zucken, ehe er sich zwingt, zu Rotari aufzublicken. Der hält den Blickkontakt so lange stumm und stoisch aufrecht, bis man das Gefühl bekommt, er starrt direkt durch Lorenz’ Augen in dessen Gehirn. Nervös schluckt dieser. Sein Adamsapfel zittert.

Erst dann fährt Rotari fort.


Aiden Rotari: "Ich habe einen Deal mit eurer Vorgesetzten gemacht."

Das Sprachrohr: "FAKT!"

Aiden Rotari: "Ich brauche niemanden, der mich unterbricht."

Das Sprachrohr: "FAKT!"

Aiden Rotari: "Ich weiß auch ohne die Bestätigung eines kostümierten Tölpels, dass ich Recht habe."

Das Sprachrohr: "FAKT!"

Aiden Rotari: "Wenn du noch einmal "FAKT!" sagst zertrümmere ich deinen Kehlkopf."

Das Sprachrohr: "FA-"


Der kleine Mann im albernen Aufzug erstarrt mit offenem Mund. Eine Schweißperle kullert links an seiner Nase vorbei und bleibt an seiner Oberlippe hängen.

Sie tropft auf den Boden, als das Sprachrohr langsam nickt. Es hat verstanden.

Ungerührt fährt Rotari fort.


Aiden Rotari: "Ich habe kein Interesse an Marketing-Statistiken, Social Media Followern, Merchandise-Designs oder den sonstigen Dingen, die ihr für relevant haltet."


Lorenz runzelt leicht die Stirn bei diesen Worten, erwidert aber nichts. Das "Warum bist du dann hier?" schwingt auch ohne verbale Mitteilung im Raum mit.


Aiden Rotari: "Ich habe lediglich Interesse am GFCW World Title. Also sind eure Vorgesetzte und ich zu einer Einigung gekommen: Eure Organisation darf jeden Cent behalten, den ich als Champion dazuverdienen würde. Jede Prämie. Jeden Bonus. Ich gehe in jede Talk-Show, mache jedes Radio-Interview, werde das Gesicht jeder Marketing-Kampagne, ich trage eure Kleidung, ich preise euch und werde alles tun, was außerhalb des Ringes von mir verlangt wird."


Kurz huschen die Augen von Rotari über das Sprachrohr und dann Lunenkind, der die Innenseite seiner Handflächen, welche in seinem Schoß ruhen, mit einem Mal sehr interessant zu finden scheint.


Aiden Rotari: "Mit einigen wenigen, klar definierten Ausnahmen."


Damit wird der Grund für seinen Blick klar: Ihr lächerlicher Aufzug. In komische Kostüme wird Rotari sich wohl nie wieder zwängen lassen, dafür hat das Protokoll seinerzeit gesorgt.


Aiden Rotari: "Ich werde mich euren Zielen vollends und ohne Zurückhaltung verschreiben - sobald ich GFCW World Champion bin."


Das Ziel heiligt die Mittel, oder wie war das? Einmal mehr geht es um das große Gold, das Rotari seit dem Titelverlust nicht mehr loslässt. Hätte Rotari eine Seele, er hätte sie ohne zu zögern dafür verkauft.


Aiden Rotari: "Das ist mein einziges und primäres Ziel. Ich bin geduldig, was das angeht, aber nicht endlos geduldig. Falls ihr meine Ressourcen uneingeschränkt nutzen wollt, müsst ihr mir zuerst eure Ressourcen uneingeschränkt zur Verfügung stellen."

Maximilian Lunenkind: "Soll das heißen, wir müssen einfach alles machen, was du sagst?"

Aiden Rotari: "Ja."


Beinahe herausfordernd sieht Rotari auf den Mann im Schweine-Aufzug herab, dessen Empörung blitzartig aus dem Gesicht weicht, um einer besorgniserregenden Blässe Platz zu machen.


Aiden Rotari: "Ist das ein Problem?"

Maximilian Lunenkind: "Nein, gar nicht, nur-"

Aiden Rotari: "Gut."


Rotari scheint kein großes Interesse daran zu haben, Einwänden Gehör zu schenken. Stattdessen tritt er einen Schritt zurück und verengt leicht die Augen, als wolle er einen Gesamtüberblick über seine neue Kameraden - oder wohl eher: Untergebenen - gewinnen.


Aiden Rotari: "Rasmus Rantanen erschien zuerst wie ein unnötiger Umweg, doch ich habe dank ihm etwas gelernt. Ich habe dank ihm über Glauben nachgedacht. Was ist es, dass die Menschen dazu bringt, ihr gesamtes Handeln und ihr vollständiges Selbst etwas anderem unterzuordnen als den eigenen Wünschen und Bedürfnissen?"

Lorenz: "Gott."


Leicht dreht Rotari den Kopf zur Seite. Das war ziemlich sicher eine rhetorische Frage, aber Lorenz versucht mit dieser wie aus der Pistole geschossenen Antwort offenbar ein paar Punkte zu sammeln, um sich von der "Ansammlung erbärmlicher Witzfiguren" abzuheben.


Aiden Rotari: "Hat Rasmus Rantanen an Gott geglaubt?"

Lorenz: "Ich denke, wer an Jesus glaubt, glaubt auch an Gott, Sir."


Der Marketing-Experte hat seine Stimme offenbar wiedergefunden und wird nun immer schmieriger, wirft noch ein "Sir" in den Mix und spricht mit einer ähnlichen Tonlage, die er auch bei Entrepreneurin Lerbitz verwenden würde.


Aiden Rotari: "An was genau?"


Lorenz überlegt kurz.


Lorenz: "Dass Jesus ihm ein Zeichen geschickt hat. Dass Jesus ihm den richtigen Weg zeigt, also... dass Jesus ihn liebt? Dass Gott ihn liebt?"

Aiden Rotari: "Das denke ich auch."


Zustimmend senkt Aiden leicht den Kopf. Lorenz setzt ein stolzes Lächeln auf, fummelt aber gleichzeitig fahrig an seinem Hemdkragen herum.


Aiden Rotari: "Man mag Menschen mit dem Glauben an Liebe motivieren. Doch ich möchte sie kontrollieren. Und dazu hat der Glaube ein wesentlich effektiveres Mittel: Angst."


Rotari stellt das als absoluten Fakt dar und lässt keinen Zweifel daran, dass das für ihn eine unumstößliche Wahrheit ist.


Aiden Rotari: "Die Liebe einer höheren Macht ist es nicht, die Gläubige in der Spur hält. Es ist die Angst. Angst vor Strafe. Angst vor dem, was einem im Leben nach dem Tod erwartet. Angst vor der Hölle."


Einen nach dem anderen fokussiert Rotari.


Aiden Rotari: "Dieser Glaube ist nützlich, um zu verhindern, dass Leute wie Rasmus Rantanen überhaupt erst auf die Idee kommen, mich anzugreifen. Wir müssen etwas etablieren: Unakzeptables Verhalten wird mit drakonischen Strafen geahndet."


Das Sprachrohr und Lorenz wechseln einen kurzen, aber deutlich sichtbaren und besorgten Blick, während Lunenkind nun seine eigenen Füße als äußert interessanten Fixpunkt für seine Aufmerksamkeit ausgemacht hat. Damit könnte Rotari meinen, dass die GFCW es fürchten soll, sich mit der Lerbitz Performance Group anzulegen - oder dass die Lerbitz Performance Group es fürchten soll, sich mit Rotari anzulegen.


Aiden Rotari: "Mir ist gleich, ob ihr Matches gewinnt oder nicht. Mir ist gleich, ob ihr Kostüme tragt oder nicht. Aber wir haben Mittel, die wir offensiv nutzen können, und ich gedenke das zu tun."


Rotari sieht zu Lorenz.


Aiden Rotari: "Außerhalb der Hallen und Arenen, abseits der Kameras."


Geflissentlich stimmt Lorenz zu.


Lorenz: "Ja, Sir."

Aiden Rotari: "Und auch innerhalb."


Lunenkind und das Sprachrohr werden taxiert.


Aiden Rotari: "Wenn ich sage, ihr sollt gegen jemanden antreten, dann tut ihr das. Wenn ich sage, ihr sollt jemanden attackieren, dann tut ihr das. Wenn ich sage, ihr stürzt euch ohne Chance auf Sieg in einen aussichtslosen Kampf, dann tut ihr das. Vollkommen egal, was ich sage - ihr tut es. Und jeden, der meinem Ziel in die Quere kommt, werden wir bestrafen und ein an ihm Exempel statuieren."

Maximilian Lunenkind: "Und was, wenn wir das nicht schaffen?"

Aiden Rotari: "Dann werde ich euch bestrafen und an euch ein Exempel statuieren."


Rotari sagt das sachlich und nüchtern, aber man kann Lunenkind zischend die Luft einziehen hören.


Aiden Rotari: "Dynamite ist momentan abgelenkt. Seine Aufmerksamkeit ist nicht fokussiert. Das bringt Chaos mit sich, Chaos bringt Möglichkeiten mit sich, und das werden wir ausnutzen."

Lorenz: "Schon heute, Sir?"

Aiden Rotari: "Nein."


Er steckt die Hände in die Hosentaschen. Für einen flüchtigen Moment scheint Aiden mit den Gedanken abzuschweifen, aber dann ist er wieder voll da.


Aiden Rotari: "Von meiner Seite aus könnt ihr heute noch so armselig herumhampeln wie sonst auch. Wir beginnen nächste Show. Es gibt zuvor noch etwas, das ich erledigen muss."


Sein Blick wandert über Lorenz, Lunenkind und das Sprachrohr zu einem vierten, ungenutzten und an der Wand lehnenden Stuhl.


Aiden Rotari: "Es gibt zuvor noch jemanden, mit dem ich reden muss."



War Evening, K. B. Hallen (Frederiksberg (Dänemark)), 21.03.2025


In Kooperation mit





Die Kamera schwenkt langsam über die prall gefüllten Ränge der K.B. Hallen in Frederiksberg. Die Menge ist in heller Aufregung, tausende Fans stehen dicht gedrängt, ihre Arme in die Luft gereckt, während sie euphorisch zur treibenden Musik des War Evening Rhythmus klatschen. Ihre Stimmen vermischen sich zu einem mächtigen Chor aus Jubel und Sprechgesängen, der durch die Halle hallt und die Atmosphäre vibrieren lässt.

Lichter zucken durch die Halle, helle Spotlights durchbrechen das Dunkel der Arena und tanzen über die Reihen der Zuschauer. Einige Fans schwenken selbstgemachte Schilder in die Höhe, auf denen die Namen ihrer Lieblingswrestler oder freche Sprüche stehen, während andere ihre Stimmen überschlagen lassen, um die letzten Sekunden vor dem großen Moment noch lauter zu machen.

Plötzlich steigen auf Kommando goldene Funkenfontänen in die Höhe, während über dem riesigen War Evening Logo auf dem Tron das große Finale eingeläutet wird. Einige explosionen von Phyrotechnick mit donnerndem Krachen und taucht die gesamte Arena in ein flackerndes Farbenmeer aus Rot, Blau und Gold. Die Zuschauer schreien begeistert auf, während das Spektakels.

Pete und Sven sind am ihren Arbeitsplatz den Kommentatorentisch.Vor Sven liegen ein paar Notizen, sorgfältig sortiert, doch immer wieder greif er nach einzelnen Blättern, um sich letzte Details wohl einzuprägen. Pete rückt sein Headset zurecht, lehnt sich leicht nach vorne und nimmt schnell noch einen tiefen Schluck aus seiner Wasserflasche.


Sven : „Hej og hjertelig velkommen til War Evening! Efter det spektakulære PPV Brainwashed sender vi live fra smukke Frederiksberg i Danmark – starten på vores store Nordeuropa-turné!“

Pete: "Bitte?"

Sven: "Was ist, Pete?"

Pete: "Kannst du mir bitte sagen, was du da gerade gesagt hast?"

Sven: "Ach so. Nun, ich sagte nur auf Dänisch in etwa: Hallo und herzlich willkommen zu War Evening! Nach dem spektakulären PPV Brainwashed melden wir uns aus dem wunderschönen Frederiksberg in Dänemark – dem Auftakt unserer großen Nordeuropa-Tour!"


Pete schaut Sven ungläubig an.


Pete: "Seit wann kannst du Dänisch?"


Sven grinst selbstzufrieden.


Sven: "Nun, im Gegensatz zu dir bilde ich mich halt weiter."


Pete verengt die Augen und funkelt seinen Kollegen böse an.


Sven: "Aber lassen wir das und kommen zu den wichtigen Themen des heutigen Abends, denn nach Brainwashed wurden die Karten komplett neu gemischt."

Pete: "Da sagst du was! Und wir werden sicher heute schon die ersten Auswirkungen davon spüren."

Sven: "Spüren... da bringst du mich auf etwas. Damit kommen wir direkt zum ersten Match des Abends!"


Singles Match:
PJ Smidt vs. Alex Jr.
Referee: Hector Flores


Pete: "Wird PJ Smidt einen Sieg gegen den angelschlagenden Alex Jr. einfahren können?"

Sven: "Oder wird Alex, der nach dem brutalen Match gegen Aya seine Knochen sicher noch spürt, für eine Überraschung sorgen und PJ Smidt schlagen?"


Pete zuckt mit den Schultern, bevor er weiterspricht.


Pete: "Das zweite Match des Abends ist eine Open Challenge."


Open Challenge – Tag Team-Match:
TSEizn Ra(re)BBits (Tsuki Nosagi & El Metzli /w Der Fuchs)
Referee: Karo Herzog


Sven: "Tsuki Nosagi und El Metzli, begleitet vom Fuchs, wollen eine neue Herausforderung, um ihren Weg zum Tag Team Titel weiter zu hoppeln!"

Pete: "Dass sie es draufhaben, haben sie mehr als deutlich im Reverse Elimination Chamber bewiesen. Ich glaube, es gibt nicht viele Mutige, die sich ihnen heute in den Weg stellen wollen. Eigentlich könnte man direkt das Titelmatch ansetzen."

Sven: "Abwarten, Pete! Wir sind hier in der GFCW – hier kann alles passieren!"

Pete: "Und damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen! Denn im nächsten Match sehen wir einen Mann, der bei Brainwashed einen Sieg errang, aber zugleich auch eine schmerzhafte Niederlage einstecken musste."


Singles Match:
Jason Crutch vs. Zac Alonso
Referee: Mike Gard


Sven: "Kann Jason Crutch heute Abend wieder einen Sieg einfahren, oder muss er eine Niederlage gegen Zac Alonso hinnehmen? Egal, wie es ausgeht – die Jason-Crutch-Aktie wird entweder steigen oder wieder tief fallen, so wie er es tat 2014!"

Pete: "Und dann kommen wir zum Main Event – ein gewaltiges Six-Men-Tag Team-Match!"


Six-Men-Tag Team-Match:
LPG (Aces of Alchemy & The GREATEST Pigster) vs. Leviathan (Drake Nova Vaughn & Luna Rosario & Scarecrow)
Referee: Mike Kontrak


Sven: "LPG! Und nein, damit meine ich nicht das Autogas!"


Pete schüttelt den Kopf.


Pete: "Sven, das war nicht lustig."

Sven: "Ich weiß, deshalb habe ich ja nur darauf hingewiesen. Aber egal! LPG trifft heute auf Leviathan, die sich durch Zane Levy und Drake Nova Vaughn die Tag Team Titel sichern konnten."

Pete: "Ein explosiver Main Event zum Abschluss eines bereits packenden Abends!"

Sven: "Dann lasst uns keine Zeit verlieren – es ist Zeit für War Evening!"



Die Show ist gerade mal wenige Sekunden alt, gerade noch wurde die Card besprochen und direkt schalten wir auch schon in den Backstagebereich. Dort sehen wir eine hektische Kameraführung, die Mac Müll folgt, der – mit dem Mikrofon bewaffnet – durch die Gänge der K. B. Hallen hier in Dänemark, stürmt, auf der Suche nach dem Grund für all die Hektik.

Während sich der Hall of Famer nun also an den Mitarbeitern vorbeipresst, erkennen wir auch schon recht schnell, um wen es sich hier nun handelt. Und zwar um niemand geringeren als Ask Skógur.

Glücklicherweise – wie es manchmal eben passt – ist ganz zufällig noch ein weiterer Kameramann anwesend, auf den nun geschalten wird. Er filmt Ask von vorn, wodurch wir erkennen können, dass seine Stimmung alles andere als glücklich ist. Ganz im Gegenteil.

Ask ist WÜTEND.

Mit finsterem und aggressiven Blick stürmt der GFCW World Champion also durch den Backstagebereich, seinerseits auf der Suche nach etwas… oder jemandem.


Ask: „ALDO!“


wenig überraschend offenbart er uns auch direkt, wen genau er sucht. Ask brüllt durch den Gang und ignoriert dabei auch den ein oder anderen GFCW-Angestellten, den er leicht unsanft anrempelt.


Ask: „KOMM RAUS UND STELL DICH WIE EIN MANN.“


Ask grunzt. Aktuell hat er seinen Titelgürtel nicht dabei, denn aktuell gilt seine Aufmerksamkeit einzig und allein dem Mann, der ihm seine erfolgreiche erste Titelverteidigung genommen hat.

Und das ist ja nun des Pudels Kern: bei Brainwashed lieferten sich Herausforderin Luna Rosario und Champion Ask Skógur ein intensives, weitestgehend recht ausgeglichenes Match, bis Aldo Nero hinzukam und Beide bitterböse attackiert hat. Ein Resultat, welches Niemandem gefallen hat, weder den Fans in der Halle noch Luna Rosario oder Ask Skógur. Letzterer ist dadurch natürlich Champion geblieben, aber, wer Ask kennt, der weiß, dass ein NO CONTEST nicht das Ergebnis ist, welches er als Champion abliefern will. Schon gar nicht in seiner ersten Titelverteidigung.

Ask stampft weiter vor sich hin, während es Müll kaum schafft Schritt zu halten. Dabei wirft Ask auch die ein oder andere Tür mit voller Kraft und Inbrunst zu, die sich ihm offen in den Weg stellt. Auch Wasserflaschen fliegen durch die Gegend, ja selbst ein Catering-Tisch muss dran glauben, indem Ask ihn umwirft. Er bleibt letztendlich stehen, als sich die Erkenntnis breit macht, dass er Aldo hier nicht einfach finden wird. Dabei wiederum eröffnet sich die Gelegenheit für Mac Müll aufzuholen. Leicht außer Puste kommt er an und macht neben Ask Halt, der seinerseits wiederum noch immer mit seinen Augen nach Aldo sucht.


Mac Müll: „Ask… sorry… hast du…”


Müll muss kurz durchschnaufen.


Mac Müll: “Ask, ich weiß du bist aufgebracht… eigentlich klärt sich meine Frage von selbst… wie ist es dir seitdem Ergebnis deines World Championship Matches bei der Frühlingsausgabe von Brainwashed ergangen.“


Ask tapst noch etwas hin und her, bis er seinen Fokus schließlich auf Müll legt. Dabei scheint er tatsächlich auch etwas runterzukommen.


Ask Skógur: „Was meinst du wohl, hm?“


Es ist unverkennbar an Asks Stimme, dass er aufgebracht ist. Und sein ganzes Auftreten hier zeigt, wie WÜTEND er ist. Aber und das ist wichtig, er verliert sich nicht in seiner Wut. Das Türen-zu-Plauzen, das Tisch-Umwerfen und generell sein aggressiver Gang durch den Backstagebereich, das scheint alles vielmehr das Aufplustern eines wilden Tieres zu sein, das sein Revier markieren will. Aber daran, dass Ask „so schnell“ wieder herunterkommen kann, zeigt, dass er mittlerweile tatsächlich verstanden hat seine Wut zu kontrollieren.

Spätestens seit Aiden Rotari.


Ask Skógur: „Seit Title Night predige ich, dass ich diesem Titel alle Ehre erweisen will, die ihm zusteht. Ich will ein würdiger Champion sein, der gegen würdige Herausforderer antritt, um das größte Gold der Liga zu verteidigen, denn nur das wird diesem höchsten Preis unseres Sports gerecht.“


Asks Worte klingen klar und bedacht – auch das war nicht immer so.


Ask Skógur: „Und dann kommt da dieser dahergelaufene Wichtigtuer, der ein paar Mal gewonnen hat und sich jetzt selbst für den Größten hält, nur weil Papa ihm gut zuredet und tritt all das mit Füßen. Ein solches Ergebnis für ein Match für diesen höchsten Preis… das wird ihm nicht nur nicht gerecht, das beleidigt die Ehre des Titels.“


Ask wirkt emotional, WÜTEND, aber auch fokussiert. Aldo wollte seine Aufmerksamkeit? Das hat offensichtlich funktioniert. Ob Aldo sich darüber aber freuen sollte? Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst… und so.


Ask Skógur: „Wenn Luna mich besiegt hätte, gut, okay, dann wäre das halt so gewesen. Ich hätte es nicht zugelassen und bin mir sicher, dass ich sie hätte, noch besiegt, aber das kann man nun nicht mehr sagen. Wir werden es nie wissen. Und allein dieser Umstand… greift meine Legitimation an. Und das geht nicht klar. Im Jahr des Hirsches ist kein Platz für Zweifel.“


Und nun scheint Ask sogar etwas nachdenklich zu sein. Es wirkt nicht so, als würde er sich selbst tatsächlich anzweifeln, aber es scheint ihm durchaus etwas zu bedeuten, dass er seine Stellung als Champion nicht wirklich und aufrichtig mit einer starken ersten Titelverteidigung festigen konnte.

Das hat ihm Aldo genommen.


Ask Skógur: „Aber… scheinbar ist das wohl eine Erkenntnis, die ich machen musste. Ich werde diesen Titel nicht nur vor würdigen Herausforderern verteidigen können, es gibt etwas, was noch viel wichtiger ist als das. Aus würdigen Herausfordern werden schließlich… würdige Champions. Und deshalb muss es meine Aufgabe sein… den Titel vor unwürdigen Herausforderern zu beschützen.“


Ein weiteres, bestimmtes, entschlossenes und gefestigt-WÜTENDES Grunzen.


Ask Skógur: „Wenn Aldo Krieg will, dann soll er ihn bekommen. Das Jahr des Hirsches, so wird man es sich erzählen, ist das Jahr in dem Aldos Eroberung gescheitert ist.“


Ask schnauft durch und wendet sich schließlich von Mac Müll ab. Mit der Selbstverständlichkeit eines Champions, dass dieses Interview nun beendet ist, auch, wenn Mac Müll wohl noch offene Fragen gehabt hätte, läuft er davon.

Ask hat Aldo gesucht, man darf davon ausgehen, dass er bereits bei Aldos und James Kabine vorbeigeschaut hat, aber jetzt dürfte ihm wohl langsam einleuchten, dass es gar keinen Grund gibt ihn zu suchen, denn Ask hat ja genau das, was Aldo will. Also muss Aldo es sein, der zu Ask kommt.

Ob er sich das gut überlegt hat?

Und noch viel wichtiger…

wo steckt bei all dem Luna Rosario?




Bei Brainwashed war Interviewerin Tammy live dabei als der selbsternannte GOAT von GFCW durch eine große Ankündigung vom Flaggschiff der Lerbitz Performance Group zum Beiboot degradiert wurde. Und auch heute steht der zweifache GFCW Champion Robert Breads wieder neben Tammy zum Interview parat und das nicht allein. Neben dem bereits nicht klein geratenen Kanadier türmt eine noch größere Frau mit silbriggrauer Zottelmähne und lila Strähnen, den durchtrainierten und dezent muskulösen Body in einen wolfigen Schurz und eine nicht minder wolfige Weste gehüllt. Und wem das noch nicht genug Wink mit dem Zaunpfahl ist, hat Glück, ruht doch auch auf dem Schopf der Schneewölfin Skaði Fenrir eine Wolfskappe, die verdammt echt aussieht, es aber nicht ist.

Vermutlich.

Tammy sieht erst zu Robert Breads, der mit einem nonchalanten Blick bedeutet ihn jetzt besser nicht mit einer Nachfrage in Sachen Verpflichtung von Aiden Rotari oder der Pleite gegen den GFCW Förderkader zu konfrontieren und sich auf Skaði zu konzentrieren. Tammy versteht und wendet sich also postwendend an die 1,93 große Norwegerin.

Tammy: „Skaði, bei Brainwashed hast du die GFCW Galaxy, respektive das Switziverse überrascht, indem du dein Match gegen Sam Grant gewinnen konntest und-“

Ein „und“ bedeutet für gewöhnlich, dass ein Satzkonstrukt noch weitergeht, doch ein bedrohlicher Blick der norwegischen Riesen lässt Tammy unweigerlich begreifen, dass sie jetzt besser nicht weiterspricht, sondern zeitig das Mikrofon nach oben halten sollte. Vorzüge jahrelanger Berufserfahrung.

Skaði Fenrir: „Ich kann nicht verhehlen Irritation darüber zu empfinden, dass im Vorfeld Sam Grant in die Rolle der Favoritin erhoben wurde. Sicherlich, sie zu erlegen war keine einfache Jagd und doch, dass die Fürchterlichkeit meines Bisses sich durchsetzen würde, es hätte die Erwartung sein sollen, keine Überraschung.“

Tammy schickt sich an zur nächsten Frage übergehen zu wollen, doch Skaði spricht weiter.

Skaði Fenrir: „Noch irritierender war es jedoch von Herrn Pete zu hören, dass meine Niederlage im Duell der erhabenen Raubtiere gegen Monica Shade ein „Versagen“ gewesen sein soll. Eine Aussage, die auf geradezu groteske Weise den Status von Monica Shade als eine Streiterin von absoluter Spitzenklasse untergräbt und folglich auch meine eigene starke Leistung gegen diese nicht würdigt, sondern mit Dreck besudelt.“

Sie bleckt zornig die Zähne und glücklicherweise erwähnt nun niemand, dass „mit Dreck besudeln“ durchaus zum von Schweinen dominierten Look der LPG passen würde. Ein, zwei Atemzüge später blickt Skaði mit etwas weniger Wut in den Augen zu Robert Breads herüber.

Skaði Fenrir: „In Gegenwart solcher Frevel ist mir das Glück zumindest insofern hold, als dass es dieser Mann zu meiner Linken ist, auf dessen Empfehlung es für Frau Lerbitz ankommt und anders als Herr Pete hat er verstanden, was es bedeutete, dass Monica Shade nur knapp meinem frostigen Biss entkommen ist; demselben Biss, welchem Sam Grant bei Brainwashed erwartungsgemäß erlag.“

Robert Breads: "Korrekt."


Im Leben von Robert Breads läuft momentan nicht allzu viel richtig, aber Skaði Fenrir ist keiner der vielen Gründe, die für seine Kopfschmerzen verantwortlich sind. Mehr noch: Aus seiner Sicht war sie beim Pay-Per-View eventuell der einzige Lichtblick, hat sie doch nicht nur gewonnen, sondern das auch noch gegen den Protegé von Luna Rosario. Ein rundum gutes Paket an Neuigkeiten.

Die kann Breads gerade auch gebrauchen.


Robert Breads: "Und ich habe meine Empfehlung deshalb auch wenig überraschend ausgesprochen. Frau Lerbitz findet ebenfalls, dass Skaði uns beeindruckt hat."


Jetzt sind wir also schom bein Vornamen - wird hier bereits eine gewisse Vertrautheit aufgebaut? Könnte ein gutes Zeichen für Fenrir sein, muss aber natürlich auch nicht allzu viel bedeuten.


Robert Breads: "Doch Frau Lerbitz sieht noch etwas anderes genauso wie ich: Das hier ist kein "Wer hat noch nicht, wer will nochmal"-Projekt, in das jedes junge Talent einfach reinspazieren kann und ein bisschen TV-Zeit bekommt."


Ein ziemlich eindeutiger Shot Richtung Förderkader, bei dem man Breads ansehen kann, dass er sich noch zurückhält. Er würde vermutlich gerne noch mehr sagen, nach dem, was bei Brainwashed passiert ist, hütet sich aber.


Robert Breads: "Und deshalb war die Sache bei Brainwashed ein Schritt in die richtige Richtung, kein Überqueren der Ziellinie und damit kein fester Platz bei der Lerbitz Performance Group. Dafür benötigt es noch etwas mehr Überzeugungsarbeit, von der ich glaube, dass Skaði sie liefern wird, insofern sie die Chance bekommt. Und wer hätte es geahnt: für War Evening in zwei Wochen, live aus Norwegen, hätte man mit Sicherheit gerne eine Lokalmatadorin auf der Card."


Womit Breads den Blick von Tammy abwendet und Richtung Fenrir schaut, ihr kaum merklich zunickt und damit den verbalen Ball zurückspielt, damit sie auf diese Faktenlage eingehen kann.


Skaði Fenrir: „Die Heimat mein ist Tromsø und nicht Oslo, was mich zu einer nationalen Heldin macht, anstatt einer lokalen, doch dürfte dies nicht von Belang sein. Eine erbitterte Jagd einer würdigen Beute erfreut Publikum wie Jägerin zugleich. Organisiert mir eine solch würdige Beute und ich werde gern die Fährte aufnehmen.“


Der Hauch von positiver Mimik verschwindet von einem Moment auf den anderen aus ihrem Gesicht, ganz so als ob ihr ein quälender Gedanke in den Sinn gekommen sei.


Skaði Fenrir: „Doch macht nicht den Fehler unziemlich zu denken wie die Frau, deren Jagd auf den großen Einzeltitel im Fehlschlag endete. Ich, die große Schneewölfin Skaði Fenrir, bin weder euer Schlosshund noch euer Schosshund noch irgendein Hund – ich bin eine Wölfin. Und obgleich ich keine weise Wölfin bin, so eben doch eine stolze und ehrbare und vor allem gar mächtige.“


Tammy schickt sich an nun endlich mit ihren Fragen weiterzumachen, doch Skaði spricht abermals weiter und lässt Tammy somit erneut zur simplen Mikrofonhalterin verkommen.


Skaði Fenrir: „Solch einen törichten Gedanken auszusprechen ist der pure Frevel, selbst wenn man ignoriert, wofür mein hehrer Name Skaði steht. Artikuliere ich mich etwa mit stupidem Gekläffe wie es Hunde zu tun pflegen, welche das Attribut der Tollwut wohl verdient haben, während es Torheit ist, dies uns Wölfen zuschreiben zu wollen?! Wir Wölfe sind feinsinnige Wesen, ruhig und gewissenhaft, zielstrebig und geduldig. Hörst du unser Geheul, es ist bereits zu spät für dich, außer es ist unser Wolfsgesang zu Ehren des Mondes, welchem du lauschst. Ein Wolf, der plump und laut seine Jagd bestreitet, leidet Hunger und ist Gift für jedes Rudel. Solch barbarisches Verhalten ist nicht das eines edlen Wolfs, sondern beschreibt einen miesen, dreckigen Hund.“


Und nun redet sie sich endgültig in Rage. Die Aussage von Luna Rosario und die Bezeichnung von Alex jr. als tollwütigem Wolf in seinem Match gegen ebendiese Luna Rosario haben offensichtlich tief sitzende Stacheln hinterlassen.


Skaði Fenrir: „Domestizierte Jammerlappen, die stets bellen, um die Schwäche ihres Bisses zu übertönen, ihren Unrat ungeniert an jeder Straßenecke hinterlassen und kaum zu mehr fähig sind als ihres Herrchens Stock zurückzubringen. Widerliche, sabbernde Gestalten, die auf geschenkten Knochen herumkauen und nach Leckerlis hecheln, unfähig eigenständig zu existieren. Hah! Ist es denn ein Zufall, dass es gar viele Schimpfnamen für die Tölen, Kläffer und Köter dieser Welt gibt, während man uns Wölfen stets nur mit Furcht und Respekt begegnet? Wohl kaum! Wäre ich als erbärmlicher Flohfänger zur Welt gekommen, auch ich würde die Maske eines Fuchses überstülpen...“


Sie atmet tief durch, räuspert sich und läuft dezent rot an. So die Fassung zu verlieren war keine Absicht gewesen, ganz im Gegenteil. Es ist ihr hochgradig peinlich. Und so verschränkt sie die Arme, guckt böse und schnaubt verächtlich, wie um diesen Gefühlsausbruch zu überspielen.


Robert Breads: "Ich denke, das war eindeutig genug."


Breads scheint gewisse Sympathien für Fenrir und ihre Anti-Haltung gegenüber Teilen des GFCW-Rosters zu empfinden, auch wenn er sich selbst das aufkeimende Lächeln verbietet, stattdessen kurz die Gesichtsmuskulatur flext und dann fortfährt, jetzt wieder an Tammy gewandt.

Tammy: "Dann können wir vielleicht noch kurz über Aiden Ro-"


Robert Breads: "Bei der nächsten Show wird Skaði antreten, gegen jeden, der sich traut - egal ob Köter, Kläffer, Fuchs oder sonstwas."


Kurz rollt Tammy mit den Augen, als sie von Breads gekorbt wird, nickt dann aber.

Tammy: "Und wenn sie gewinnt-"


Robert Breads: "Ich sehe keinen Grund, Interna der Lerbitz Performance Group in aller Öffentlichkeit breitzutreten."


Oder Breads darf allein und ohne Entrepreneurin Lerbitz gar keine Entscheidungen treffen - was er natürlich niemals zugeben würde.


Robert Breads: "Aber selbstverständlich wäre ein Sieg... ein überzeugender Sieg... die bestmögliche Bewerbung für einen Karrieresprung."


Selbstredend verkauft Robert die Mitgliedschaft bei der LPG als solchen. Mike Müller fragen wir lieber nicht.


Robert Breads: "Und ich habe vollstes Vertrauen, dass Skaði es mit jedem Gegner aufnehmen kann. Vollkommen gleich, wer es ist: Einem Wolf zu entkommen ist eine Sache, ihn zu besiegen noch einmal eine völlig andere."

Skaði Fenrir: „Ein Entkommen mag es bei gewöhnlichen Wölfen geben, nicht bei mir.
Mir entkommt man nicht.
Auch Monica Shade wird eines nicht gänzlich fernen Tages meinen Biss noch spüren.
So wie die arme Seele, welche sich mir in Oslo stellen wird.“


Ein kurzes Durchatmen. Dann erhebt sie ihre Stimme für ein lautes, eindringliches, aber doch melodisches Wolfsgeheul, mit dessen Intonation die Kameraschaltung endet.



Sven „OLÉ! OLÉ! OLÈ!“

Pete: „Ist es das, was ich denke?“

Sven: „Oooooh jaaaaa.“

Pete: „Bitte nicht.“

Sven: „Jetzt kommt dein großer Moment, Peter.“

Pete: „Ich möchte sterben.“

Sven: „OLÉ! OLÉ!“

Pete: „Gib’ mir noch einen Moment. Lass‘ mich kurz googlen, wie schnell der Tod nach einer Schierlings-Vergiftung eintritt.“

Sven: „Nicht schnell genug für DICH. Kommen wir zu einer Weltpremiere.“

Pete: „Gnade.“

Sven: „Hier ist der NEUESTE Spot für unseren GFCW-Shop. Mit unserem Werbestar, dem einzig wahren… Propaganda-Pete! Garantiert freiwillig und nicht durch Switziverse Unlimited erzwungen. Let’s goooooo!“



Pete: „Kuscheln.“


An einem hellen Morgen lugt die Sonne durch Petes Schlafzimmerfenster. Er schlägt die Bettdecke zur Seite und wankt schlaftrunken durch den Raum. Um Petes dünnen Körper schlackert ein Pyjama, dessen Farbe so verblichen ist wie seine Jugend. Das Gesicht ist von einer wenig erholsamen Nacht gerötet, die Augenringe sind geschwollen. Am Kinn sprießen Bartstoppeln. Eine Gestalt, der man ihr Alter ansieht.
Nur eines ist lebendig: In Petes Augen ist ein Funkeln. Sehnsüchtig blickt er umher.


Pete: „Ich möchte kuscheln.“


Eine Miene, verloren in den Wirren und Enttäuschungen eines langen Lebens. Müde blickt sich der Mann im Raum um. Er ist allein. Nur er und das unaufgeräumte Zimmer.
Er schlingt seine Arme um sich selbst, um eine dumpfe Ahnung menschlicher Wärme zu spüren.


Pete: „Manchmal, da überkommt mich die Sehnsucht nach Nähe.“


Er wankt zum Fenster. Mit einem Ächzen setzt sich Pete auf die Fensterbank und wuschelt durch seine wild abstehenden Haare.


Pete: „Oh, wie gern würde ich Lady Rosi aus Monica Shades Leopardenklauen reißen und in mein Bettchen legen. Das Schweinchen und ich, gemeinsam sanft grunzend. Friedlich, freundlich, frei.“


Sein sehnsuchtsvoller Blick wandert zum Bett zurück. Nichts wartet dort auf ihn. Kein menschliches Wesen, kein Schwein. Es sieht nicht einmal besonders gemütlich aus.


Pete: „Oft stelle ich mir auch vor: Wie schön würde es sein, Luna Rosario die typischen, frechen Beleidigungen aus dem Mundwinkel zu schmusen? Wir beide, in Glückseligkeit geeint. Kein Grund für Hohn und Herablassendes. Es würde so mit uns ablaufen, ich sehe es ganz klar: Zwischen zwei Umarmungen mache ich einen charmanten Scherz. Sie lacht. Die Freude tanzt in ihrem Gesicht. Vergessen sind die Schmerzen und der Hass in ihrem dunklen Leviathanherz. Was zählt sind nur Luna, ich, und das Kuscheln. Wir und ganz viel Oxytocin. Die Welt, sie wäre lebenswert.“


Seine Stimme ist ein Hauchen. Ein latenter Schmerz liegt in jedem Wort, beschmiert alles mit einer Note von Bitterkeit.


Pete: „Manchmal, wenn die Sehnsucht besonders stark ist, da möchte ich sogar meinen Kollegen Sven nehmen und ihn einfach durchknuddeln. Vielleicht würde dann sein überlegener Geist, sein Wortwitz, auf mich unwürdige Gestalt abfärben. Ich würde Kraft unserer Kuschelei erblühen. Sein Elan wäre der Treibstoff meines Glücks.“


Er senkt seinen Blick und schaut, eher gedemütigt als einfach nur demütig, auf die nackten Füße. Er kratzt mit den Zehen über den Parkettboden.


Pete: „Vor allem aber, wenn ich freie Wahl hätte, würde ich mit einem besonders wundervollen Wesen kuscheln wollen.“


Die Hand Petes wandert in die Brusttasche seines Pyjamas. Er nestelt einen Augenblick darin, dann zieht er ein abgegriffenes Foto heraus. Mit wässrigen Augen betrachtet er das Bild.



Pete: „Der Switzidog. Meine tiergewordene Kuschelsehnsucht auf vier Beinen. Wenn er mit dem Schwänzchen wedelt, wird mein ganzer Tag veredelt. Seit ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, da ist meine Welt eine andere.“


Sein Körper erzittert vor Entzücken, er streichelt mit dem Finger über das Abbild des hervorragenden GFCW-Hundes. Eine Endorphin-Eruption erster Güte. Im Überschwang hebt Pete das Bild an seine Wange und drückt es fest an die Haut, bis das Papier zerknickt ist.


Pete: „Ich möchte mit ihm in Flausch und Braus leben.“


Dann, plötzlich, ein Stimmungsumschwung. Ein Schatten, dunkel wie die Nacht, huscht über seine Seele. Sein Geist wird abrupt der Tagträumerei entrissen. Pete kehrt in die Realität zurück. Er muss.


Pete: „Doch dieser Traum ist…“


Pete muss schwer schlucken und alle Kraft zusammennehmen, um weiterzusprechen. Jedes Wort ist eine Tortur. Nichts ist so schwer, wie sich eine Wahrheit einzugestehen.


Pete: „…unerreichbar. Der Switzidog interessiert sich nicht für mich. Er ist mir fern wie der auf mein Leid herabschmunzelnde Mond am Himmel. Denn ich bin nicht artig.“


Ar-tig. Auf stummen Lippen wiederholt Pete die Aussage noch einmal. Der Kommentator lässt das Bild los. Nein! Es fällt förmlich aus seinen kraftlosen Händen, er kann es nicht mehr halten. Es segelt herab und liegt am Boden, so wie seine Träume. Petes Glück, getreten vom Fuß der Realität.


Pete: „Ich bin zur Einsamkeit verdammt. So dachte ich zumindest.“


Ebenso unvermittelt, wie es verschwand, kehrt das hoffnungsvolle Flackern in Petes Augen zurück. Er schöpft eine große Kelle Optimismus. Doch woher?


Pete: „Aber jetzt – bin ich nicht mehr allein.“


So behände, wie man es ihm nicht zugetraut hat, springt Pete von der Fensterbank auf. Mit zwei großen Schritten durchquert er den Raum, bis er wieder vor seinem Bett steht.


Pete: „Selbst jemand wie ich, der keine Liebe verdient, kann wieder glücklich sein!“


Seine Hände streichen vorsichtig über die Bettdecke.
Darunter zeichnet sich der Umriss eines Hundes ab.
Träume werden…wahr.


Pete: „Und alles, was es mich gekostet hat…“

Mit einem Jubelschrei springt Pete ins Bett. Er schlägt die Decke zurück. Greift nach einem kleinen, schokoladenbraunen Etwas. Er schenkt dem, was eben noch unter der Bettdecke war, einen Regen aus liebevollen Küssen.


Pete: „…ist ein Besuch im GFCW-Shop!“


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PJ Smidt: „Heute ist Alex dran, ist klar. Aber ich will auch gegen Rasmus kämpfen. So schnell wie möglich. Am besten bei der Show in zwei Wochen.“


Nur zwei Sätze, aber zwei mit Explosionskraft. Sie fliegen Mirkan Uysal um die Ohren, kaum dass der Trainer des Förderkaders die gemeinsame Kabine betreten hat. PJ Smidt steht mit verschränkten Armen da und blickt seinen Coach an. Er hat keine Sekunde verstreichen lassen, um sein Anliegen vorzutragen.


Mirkan Uysal: „Damit habe ich gerechnet.“

PJ Smidt: „Ist das ein Ja? Oder ist das ein Nein?“

Der Coach seufzt. Nach dem unerwarteten Triumph bei Brainwashed war er so beschwingt zur Arbeit gekommen wie seit Monaten nicht mehr. Es war ein Sieg zum Durchatmen gewesen. Doch jetzt, frisch bei War Evening eingetroffen, legt sich sogleich die Last des Arbeitsalltags auf seine Schultern. Das Lächeln schwindet und Uysal blickt nachdenklich drein. Er stellt seine Tasche auf einer der Kabinenbänke ab, schaut sich um. Noch niemand außer ihnen beiden ist da. Kein Rasmus, kein Bene, kein Marc. Nur er und PJ sowie die unvermeidliche Kamera.


Mirkan Uysal: „Zuerst will ich dir etwas sagen, PJ: Ich verstehe dich voll und ganz.“

PJ Smidt: „Aber?“

Mirkan Uysal: „Kein Aber. Ich meine es ernst, wenn ich das sage. Mehr noch: Du wärst ein verdammt komischer Wrestler, wenn du nach Wochen und Monaten der Stichelei und des Streits keine Sehnsucht danach hast, die Sache mit Rasmus im Ring zu klären. Eure Rivalität ist vom ersten Tag an unübersehbar.“

PJ Smidt: „Kommt jetzt das Aber?“

Mirkan Uysal: „Ja.“


Er sucht den Blick seines Schützlings, desjenigen im Förderkader, zu dem er am wenigsten einen Zugang findet. Smidt scheint, so zeigt die Erfahrung des bisherigen Jahres, völlig unempfänglich für emotionale Auf und Abs und gutes Zureden. Er sehnt sich nicht nach Lob, braucht keinen Zuspruch – er will einfach machen. Aber wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, verbeißt er sich in den Plan wie ein Polizeihund. So wie jetzt.


Mirkan Uysal: „Ich würde damit einen Präzedenzfall schaffen.“

PJ Smidt: „Präzisiere das.“

Mirkan Uysal: „Weißt du, was mein Elevator-Pitch für den Förderkader war, mit dem ich das Office heiß gemacht habe? Den genauen Wortlaut habe ich nicht mehr im Kopf. Es ging in etwa so: Der Förderkader ist ein Team aus Rookies, die voneinander lernen und miteinander wachsen. Er besteht aus Talenten, die man durch Chancen und Training fördert – aber durch eine Analyse ihrer Matches auch immer wieder fordert. Die Bewertungsgrundlage für ihre Eignung wird sein, wie sie sich gegen etablierte Wrestler schlagen.“


Der ehemalige Polizist nimmt die Worte genauso stoisch hin, wie man es von ihm erwartet hat. Er verzieht nicht einmal das Gesicht. Die einzige Regung ist, dass er sich nachdenklich am Vollbart kratzt, während Uysal ihm die Worte serviert.


PJ Smidt: „Was soll mir das sagen?“

Mirkan Uysal: „Im Förderkader geht darum zu schauen, wer im Main Roster bleiben kann und wer nicht. Pro Kandidaten stehen mir maximal ein paar Monate zur Verfügung, um das fair zu beurteilen. Ich bin der Auffassung, die dafür notwendigen Einblicke gewinne ich durch Kämpfe von euch gegen Leute, die schon im Main Roster sind. So wie heute bei dir gegen Alex. Durch Fights wie diesen sehe ich, ob ihr auf einer Stufe mit den Jungs mit Festvertrag steht.“


Er macht eine Pause und sucht im Gesicht des Jenaers nach einem Indiz, ob die Worte unter die dicke Haut Smidts gelangt sind. Ob er versteht, worauf der Coach hinauswill. Doch PJ tut ihm nicht den Gefallen, einen Einblick in sein Gefühlsleben zu geben. Er steht starr wie eine Statue da, nicht einmal die Mundwinkel zucken.


Mirkan Uysal: „Wenn aber stattdessen zwei Rookies gegeneinander antreten, dann erfülle ich euch zwar damit eure persönlichen Wünsche nach Rache, doch habe ansonsten nur Nachteile: Ich zünde erstens die internen Rivalitäten noch weiter an. Zweitens, und vor allem, gewinne ich damit keinerlei Daten und Argumente, um zu bewerten, wer von euch gut genug für einen Festvertrag ist. Denn das Office kann jederzeit sagen: Es war nur ein interner Kampf, der keine Vergleichswerte für die Liga generiert.“

PJ Smidt: „Verstehe ich nicht. Hab‘ doch auch gegen Sam gekämpft. Die is‘ auch Rookie.“

Mirkan Uysal: „Ja, aber in einem anderen Kontext. Sie ist externe Konkurrenz. Dort zu gewinnen war positiv für den Förderkader. Das war ein Prestigesieg, der unsere Stellung gefestigt hat. Davon haben wir alle profitiert.“


Der Coach verstummt, weil sich sein Gegenüber räuspert. Er wartet darauf, dass Smidt etwas sagt. Aber der Ex-Polizist schweigt weiter. Dann jedoch, als Uysal selbst wieder ansetzen will, ertönt doch die basslastige und monotone Stimme Smidts.


PJ Smidt: „Also ist das ein Nein?“

Mirkan Uysal: „Kein klares zumindest. Ich kann nichts versprechen, aber ich werde darüber nachdenken, ob ich einen internen Kampf befürworte.“


Im Rücken der Gesprächspartner ertöne Schritte. Uysal hält inne und blickt sich um.


Rasmus Rantanen: „Du brauchst nicht darüber nachdenken, Coach.“


Der Mann, um den es geht, steht im Türrahmen. Rantanen spricht die Berufszeichnung Uysals mit spöttischem Unterton aus. Versteckt genug, dass man ihm keinen Strick daraus drehen kann - aber mit dem Wissen um den Charakter des Kielers ist die Ironie trotzdem unüberhörbar. Rasmus wischt eine pechschwarze Haarsträhne aus seinem Gesicht und lehnt sich lässig an die Wand.


Rasmus Rantanen: „Ich habe an diesem Kampf nämlich kein Interesse.“

PJ Smidt: „Feigling.“


Der Ausruf Smidts sorgt bei Rasmus nur für ein Augenrollen. Er versucht, die Existenz seines Rivalen so gut wie möglich zu übergehen. Dem ehemaligen Polizisten hingegen sieht man an, dass er am liebsten sofort auf Rantanen zugehen und ihn zurechtweisen würde. Nur die Anwesenheit Uysals und Smidts Disziplin verhindern das. Die Autorität des Trainers wirkt wie ein Puffer, der die zwei Egos im Raum im Zaum hält.


Rasmus Rantanen: „Polizisten wie du, PJ, haben so ein simples Lebensprinzip, das ist fast beneidenswert: Rasmus hat in meinen Augen was falsch gedacht, er muss durch mich bestraft werden. Das ist alles, worüber du nachdenkst. Zucht und Ordnung. Das ist das Denken, das du aus deinem Beruf mitgenommen hast. Der Preis dafür, die ganze Zeit herumkommandiert zu werden: Von Vorgesetzten, vom Gesetz.“


Mit einem herablassenden Grinsen im Gesicht ahmt der Kieler den höhenlosen Tonfall seines Erzrivalen nach. Diesem rutschen die Mundwinkel inmitten seines Vollbarts noch weiter nach unten. Er betrachtet Rantanen feindselig aus zusammengekniffenen Augen.


Rasmus Rantanen: „Was Leuten wie dir fehlt ist hingegen der Blick fürs große Ganze, über das Tageswerk hinaus. Man könnte auch sagen: Eine Vision.“


Während er seinen Zuhörern die Worte entgegenschleudert, spielt Rasmus mit seiner Kreuzkette. Nimmt sie vom Hals und lässt sie beiläufig durch die Hände gleiten.


Rasmus Rantanen: „Ich hingegen habe eine solche Vision. Deswegen interessiert mich nicht, ob Sie ein Problem mit mir haben, Herr Wachtmeister. Alles, was für mich zählt…“


Er stößt sich von der Wand ab und schlendert provokativ nah an Uysal und Smidt vorbei. Die Beiden verfolgen Rantanen mit ihren Blicken, während sie auf die Pointe der Ausführungen warten.


Rasmus Rantanen: „…ist es, den Förderkader so schnell wie möglich zu verlassen.“

Mirkan Uysal: „Das kannst du haben. Jetzt sofort, wenn du nicht mehr willst.“


Von der guten Laune, die der Sieg über die LPG in Uysals Gemüt gebracht hatte, ist endgültig nichts mehr zu spüren. Kaum ist wieder hier, wird er von den üblichen Scherereien überwältigt – und unter denen sind Probleme mit Rasmus ein Klassiker. Wie sehr das an Uysals Geduldsfaden reißt, wird dadurch erkennbar, dass sein Tonfall trotzig ist. Fast hat sich der sonst stets besonnene Uysal verloren.


Rasmus Rantanen: „Ich meinte: Nach oben hin. Dauerhaft ins Main Roster.“

Mirkan Uysal: „Dann reiß‘ dich zusammen und erledige diszipliniert die Aufgaben, die wir dir in den nächsten Wochen stellen. Wo ist der Neuigkeitswert deiner Aussage? Jeder hier will sich beweisen.“

Rasmus Rantanen: „Ich fürchte, Mirkan, Jeder und ich unterscheiden uns in einer Sache: Der Weg, den du aufzeigst, ist nicht interessant für einen wie mich, der auch einen anderen Weg finden kann. Besser gesagt: Der einen solchen Weg von höherer Stelle gezeigt bekommt.“


Die Kreuzkette wandert in Rantanens Händen bis an seine Lippen. Mit einem leisen „Danke, Jesus“ drückt er dem Schmuckstück einen Kuss auf.


Mirkan Uysal: „Es ist riskant, Rasmus, wenn du weiterhin deinen eigenen Weg finden willst. Vielleicht sollten wir dich an die kürzere Leine nehmen. Das letzte Mal hat der Weg, den dein Gott dir eingeflüstert hat, dich gegen Aiden Rotari in ein Match geführt, vor welchem du fliehen wolltest. Hochmut wird bestraft. Denk‘ an Ikarus.“

Rasmus Rantanen: „Ich fürchte, Coach, Ikarus ist nur eine Märchengeschichte. Das ist gar nicht wirklich geschehen.“


Mit einer geübten Handbewegung, betont lässig, versetzt Rantanen seine Kette in Schwung, so dass sie sich um seinen Arm wickelt. Sein Blick wandert von Uysal zu PJ.


Rasmus Rantanen: „Viel Spaß bei deinem langweiligen Match, PJ. Du solltest besser gewinnen, wenn du nicht bald wieder Strafzettel verteilen möchtest.“

PJ Smidt: „Hau‘ ab, Feigling. Tritt mir erst wieder unter die Augen, wenn du kämpfen willst.“


Während er schon wieder im Türrahmen steht, dreht sich Rantanen noch einmal zu seinem Rivalen um. Er zwinkert ihm zu.


Rasmus Rantanen: „Ich kämpfe doch, PJ. Nur nicht gegen dich. Mein Kampf ist ein viel höherer Kampf. Aber natürlich würdest du das ohnehin nicht verstehen.“


Der Angesprochene macht einen Schritt auf Rantanen zu. Doch weiterhin ist es die Anwesenheit Uysals, die ihn im Zaum hält. Rasmus weiß das – er nutzt diesen Vorteil zu seinem eigenen Vergnügen.


Rasmus Rantanen: „Konzentrier dich lieber auf deinen bevorstehenden Kampf gegen Alex. Kämpfen, draufhauen, verlieren. DAS ist deine Welt, Herr Wachtmeister. Die großen Überlegungen überlasst zu besser bin – das übersteigt deinen Horizont.“


Und ehe sich Smidt dazu durchringen kann, trotz Uysals Barriere etwas Unüberlegtes zu machen, ist Rantanen schon aus der Tür geschlüpft. Die schnellen Schritte des Kielers sind das letzte, was man vor dem Fadeout hört.



Eine Tür. Es klopft.


???: „Herein!“


Und herein tritt Jason Crutch. Ja, genau der Mann, den wir eben zuvor schon gesehen haben. Und toller Weise erfahren wir jetzt auch sofort, was er vorhin im Gespräch mit Aya meinte, als er sagte, dass er sich „darum kümmern würde“. Wieso wir das wissen? Weil wir, wie wir jetzt nach einem Kamerazoom sehen, feststellen, dass Crutch das provisorisch eingerichtete Büro von GFCWs Big Boss Claude „Dynamite“ Booker sehen. Dieser beginnt zu lächeln, erhebt sich von seinem Schreibtisch, kommt auf den Oberpollinger zu und beide Männer schütteln sich, fast schon freundschaftlich, die Hände.


Dynamite: „Jason, es freut mich, dich zu sehen! Wie immer.“

Jason Crutch: „Ganz meinerseits, Dye. Ich will dich auch gar nicht lange aufhalten.“


Dynamite weist mit einer einladenden Geste auf den Stuhl, der – beinahe wie in der Schule im Rektorzimmer – vor Dyes Schreibtisch steht. Doch Crutch wiegelt ab.


Jason Crutch: „Ich stehe lieber.“


Allerdings nicht Dynamite. Der setzt sich wieder.


Dynamite: „Darf ich dir was anbieten?“


Aber wieder eine ablehnende Geste.


Jason Crutch: „Nein, danke. Ich bleibe nicht lange. Ich schätze du weißt, wieso ich hier bin.“


Dynamite verzieht das Gesicht etwas, zieht den Kopf kaum merklich ein. Er selbst schenkt sich Wasser aus einer Karaffe in ein Glas.


Dynamite: „Ich kann es mir denken.“

Jason Crutch: „Ich hätte dich direkt nach Brainwashed ansprechen können. Hab ich nicht getan. Ich hätte dich die letzten zwei Wochen anrufen können. Aber ich hab’s nicht getan. Ich wollte persönlich mit dir reden. Und du weißt, wieso ich hier bin.“


Dynamite will nicht antworten. Er wollte dieses Gespräch gerne hinauszögern, aber er wusste dass es kommen würde. Er hat sich sehr über Jason Crutchs Teilnahme an Battlemania gefreut, weil er wusste, dass Crutch eigentlich mit der aktiven Karriere abgeschlossen hat. Als er den Battlemania-Ring letztlich sogar gewinnen konnte, hat er sich insgeheim auch für sein altes Aushängeschild gefreut. Immerhin hat der Oberpollinger die Liga doch eine lange Zeit an der Spitze vertreten und war jahrelang eine sichere Bank für gut gefüllte Hallen. Und umso erschütternder war für ihn das Ergebnis bei Brainwashed. Vielleicht nicht einmal das Ergebnis an sich, aber die Art und Weise, wie es zustande gekommen ist. Und das Wasserglas scheint nicht leer zu werden…


Jason Crutch: „Und?“


Dynamite trinkt.


Jason Crutch: „Du hast gesehen, welch dummes Spiel Darragh Switzenberg gespielt hat. Das Match war überschattet von permanenten Eingriffen von Fleestedt. Und in einem Moment, als ich dachte, alles wird gut und der Dreckskerl ist endlich weg, kommt tatsächlich Zac Alonso, der Mann, der eigentlich verletzt in einem Hotelzimmer sitzen sollte. Und er führt eine DQ herbei. Einfach. So.“

Dynamite: „Hör zu, Jason. Ich weiß, dass das alles eine heikle Situation war. Und ich weiß, dass es ein verdammter Matchausgang war, der niemanden zufriedengestellt hat. Außer Darragh Switzenberg. Auf der anderen Seite: der Battlemania-Ring gibt dir die Chance auf EIN Intercontinental-Championtitel-Match. Was soll ich also in dem Fall tun? Die Chance war da...“


Der mehrfache GFCW-Heavyweight-Champion tritt nach vorne, stützt sich mit beiden Händen auf Dynamites Schreibtisch und beugt sich dadurch nach vorne.


Jason Crutch: „Dye, du kennst mich lange genug. Du weißt, dass ich noch nie Probleme damit hatte, Matches zu verlieren. Und Gott weiß, ich habe viele davon verloren. Aber ich habe ein Problem damit, wenn ich nach all der Zeit, die ich nicht aktiv war, zurückkomme für die Chance meines Lebens mit einem Traum: dem Gewinn des GFCW-Intercontinental-Championtitels. Und dann wird mir dieser Traum AUF DIESE WEISE genommen. Geh in dich, Cheffe. Du WEISST, dass es das nicht sein kann. Du WEISST es!“

Dynamite: „Was, Jason, was soll ich tun?“


Der Boss selbst wirkt verzweifelt, steht auf, legt die Hände in die Hüften. In seltenen Momenten sieht man den sonst überlegenen Boss derart.


Jason Crutch: „Book das Rückmatch! Ganz einfach! Wenn Darragh mich 1, 2, 3 pinnt – gut. Dann gehe ich. Ich gehe dort zur Tür hinaus und werde mir die Chance in diesem Jahr erneut erkämpfen. Ich werde mich solange in die Schlange einreihen, bis ich Darragh den IC-Titel abgenommen habe. Aber ich werde keine Ruhe geben, wenn das meine Chance gewesen sein soll. Mir läuft die Zeit davon, Claude.“


Der Chef geht auf und ab. Überlegt. Dann hält er inne.


Dynamite: „Hör zu, Jason. Ich hab normalerweise kein Problem, Rematches anzusetzen. Aber in diesem Fall…verstehst du: das Reglement um den Battlemania-Sieg sagt klar: eine Chance! Es ist hier etwas heikel. Aber ich sage dir eins…“


Er stellt sich vor Jason, fasst ihn an den Schultern.


Dynamite: „Ich gehe nochmal in mich und überlege, wie wir das lösen können. Wir sind uns einig: du, ich, und allen voran die GFCW-Galaxy, die Crutch-o-Maniacs: wir wollen eine eindeutige Entscheidung. Und wir verdienen eine eindeutige Entscheidung. Gib mir bis zur nächsten War Evening, Jason. Und ich sehe, was wir machen können.“


Jason lächelt und dreht sich um zum Gehen.


Jason Crutch: „Mehr verlange ich vorerst nicht, Dye. Mehr verlange ich vorerst nicht.“


Der Oberpollinger hat die Türklinke in der Hand.


Dynamite: „Jason.“

Jason Crutch. „Ja?“


Er dreht sich um. Eine Pause.


Dynamite: „In der Zwischenzeit verhältst du dich ruhig. Ok?“

Jason Crutch: „…“

Dynamite: „OK???“


Jason Crutch lächelt sein Lächeln Nr. 4.


Jason Crutch: „Dye…du kennst mich. Oder?“


Und verlässt den Raum.


Pause.


Dynamite: „Ja. Eben drum…“


FADE OUT…


Single Match:

PJ Smidt vs. Alex Jr.

Referee: Hector Flores



Eine Beförderung? Jedenfalls wird es PJ Smidt gegönnt, zu seinem dritten GFCW-Match mit einem eigenen Theme zu kommen. Das war innerhalb des Förderkaders bisher nur Rantanen erlaubt – sicher Balsam für die Seele des Rantanen-Rivalens, dass er in dieser Sache nun mit dem Feind gleichzieht.


Smidt tritt durch den Vorhang. Sein Blick ist ernst wie eh und je. Nicht einmal ein Lächeln darüber, dass er hier seine erste Auslandstour bestreiten darf, kriecht ihm auf die Lippen. Der ehemalige Polizist steht auf der Rampe und lockert die Arme. Dann gibt es ein paar Punches, etwas Schattenboxen in Richtung der Kamera.


Smidt trägt MMA-Shorts, das eine Bein ist schwarz und das andere silber, und kurze Ringerstiefel. Der Rest des Oberkörpers ist unbekleidet. An einem Arm windet sich eine auffällige, große Tätowierung.


Laura: „Aus Jena, Thüringen…mit einem Gewicht von 90 Kilogramm…“


90 Kilogramm. Exakt die gleiche Nummer, mit der üblicherweise auch Alex Jr. angesagt wird. An der körperlichen Front also ist es ausgeglichen.


Laura: „…PJ Smiiiiidt!“


Der Jenaer nimmt nur kurz die Arme hoch, als sein Name ausgerufen wird. Es hat weniger den Eindruck, als würde er sich feiern, vielmehr als sei es die Meldung eines Schülers. Ein bloßes Anzeigen, dass er anwesend ist. Smidt lauft schnurstrakts die Rampe herab, lässt den Kopf zur Lockerung im Nacken kreisen.


Dann nimmt PJ drei Schritte Anlauf und springt athletisch direkt von der Rampe auf den Apron. Dort angekommen steigt er zwischen den Ringseilen auf die Matte, nickt Laura zur Begrüßung zu – steif wie immer - und stellt sich sofort in die ihm zugeteilte Ecke.

Er hat keine Zeit zu verlieren. Er will kämpfen.



Warriors of the World erklingt und tatsächlich geht ein Großteil der Halle darauf steil. Wie schon vor vier Wochen gibt es einen Haufen Konfetti, der durch die Luft geschossen wird und wer mag, kann sich auch Pyro darunter vorstellen. Alex, immernoch etwas waidwund, trägt untenrum seine Lederkluft und obenrum ein Tanktop, das ihm nicht sonderlich gut steht. Aber wäre auch ja zu schön, wäre der Legendensproß auch in Modedingen so bewandert wie im Catchen!


Pete: „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, nach diesem harten Match gegen Aya heute hier anzutreten...“

Sven: „Naja, man weiß doch dass die Hundesippe eine suizidale Veranlagung passt. Von daher passt das schon.“

Pete: „Aber PJ Smidt ist nun keiner von Leviathan!“

Sven: „Ja und? Trotzdem hat er das Potential, hier heute zu gewinnen. Auch wenn der ehemalige Polizist dahingehend vielleicht nicht vollends überzeugt hat und an mancher Stelle wie das fünfte Rad am Wagen wirkte.“


Die Lederbuchse sieht ziemlich eng aus, aber das ist ein Problem das Alex selbst lösen muss. Immerhin hat er obenherum überhaupt etwas an, so dass man die Spuren des letzten Matches nur erahnen kann.


Pete: „Ich bleibe dabei, keine gute Idee.“

Sven: „Willst du nach ganz oben, musst du alle schlagen können. Außerdem will er seinem Halbbruder wohl etwas zeigen.“


Unvergessen – gut, ist ja auch kaum etwas her – wie sich Alex und Daniel vor der Show Tiernamen gegeben haben. Wäre ja nur zu schön, wenn....und zack, ist der Gedanke auch schon wieder weg. Alex dagegen hat nun im Ring ne Kanone und....



BOOOOM!


...verteilt einen ganzen Haufen Konfetti in seiner Nähe.


Dann steigt er vom Seil, dehnt sich ein wenig und signalisiert dem Referee, dass es hier eins gehen kann: LOS!


Der Ringgong ertönt. Das Match zwischen dem einstigen El Otavio, Alex Jr. - der noch keine 20 Jahre zählt und trotzdem seinem Gegenüber in Sachen GFCW-Erfahrung ein Stück voraus ist - und dem ehemaligen Polizisten PJ Smidt beginnt.


Pete: „Nicht clever, nach der Bestrafung durch Jay Taven und Aya direkt wieder im Ring zu stehen. Man sieht Alex an, dass er nicht bei 100% ist.“

Sven: „Wenn zwei Wochen nicht genug sind, um sich von der Attacke zu erholen, hätte seine Mutter besser auf meine Gene statt auf JBDs gesetzt.“


Die beiden Wrestler umkreisen sich zunächst vorsichtig. Alex Jr. bewegt sich etwas steifer als gewöhnlich, die Nachwirkungen seines brutalen Matches von vor zwei Wochen sind deutlich zu erkennen. PJ Smidt bemerkt die Schwäche und geht sofort zum Angriff über. Er versucht, Alex in einen Clinch zu bekommen.


Pete: „Wir haben PJ gegen Grant und Sam gesehen. Aber Alex ist noch einmal ein anderer Kampfstil – ich bin gespannt, inwieweit Smidt seine Erfahrung aus MMA und Polizeischule einbringen kann.“


Doch selbst bei Alex‘ körperlicher Abgeschlagenheit – Instinkte bleiben bestehen. Und so weicht Alex Jr. aus und kontert mit einem schnellen Armlock. Er versucht, dem Förderkader-Wrestler den Arm auf den Rücken zu drehen. PJ Smidt befreit sich jedoch mühelos und nutzt seine Erfahrung aus den gemischten Kampfkünsten, um zu kontern. Genauer gesagt: Für einen präzisen Leg Sweep, der Alex zu Boden bringt.


Sven: „Der perfekte Augenblick, dem Verdächtigen Handschellen anzulegen.“


PJ folgt mit einem schnellen Übergang in einen Kimura Lock, zielt klar auf den angeschlagenen Oberkörper von Alex Jr. Der Gegner windet sich vor Schmerzen, schafft es aber, die Seile zu erreichen und den Griff zu brechen.


Pete: „Alex hat das Wrestlerdasein mit der Muttermilch aufgesogen. In solchen Situationen sieht man es. Seine Instinkte.“


Alex Jr. kommt langsam wieder auf die Beine, während PJ Smidt ihm kaum Zeit zur Erholung lässt. Smidt streckt beide Arme vor und versucht, sich JBDs Sohn zu greifen. Doch Alex kontert überraschend. Denn er nimmt den Lock zwar an, macht dann aber eine geschickte Körperdrehung und kommt mit einem explosiven Hüftwurf.


Sven: „Widerstand gegen die Festnahme. Zeit für den Knüppel.“


Durch den Schwung macht PJ Smidt eine Rolle durch den Ring. Er landet kurz vor den Seilen und nutzt das „Angebot“, um sich daran hochzuziehen. Alex kommt, hüftsteif durch die Brainwashed-Verletzung, angelaufen. Das fehlende Tempo des sonst so grazilen Juniors kann der ehemalige Polizist geschickt für sich nutzen. Er springt nach vorne, nimmt die Arme eng an den Körper und checkt den etwa gleichschweren Kontrahenten einfach weg. Alex Junior verliert an Gleichgewicht und rollt nach hinten über die Matte.

Smidt will die Tür, die sich für ihn geöffnet hat, ausnutzen. Er packt den Hals des Highflyers und versucht, ihn wieder auf die Beine zu ziehen. Doch einmal mehr ist Alex trotz seines Zustandes geistesgegenwärtig. Während er hochgezogen wird, verpasst er Smidt einen Ellbogencheck in den Magen. Der Förderkadler keucht auf, hält aber fest. Doch nach einem zweiten Ellbogentreffer muss Smidt nach Luft schnappend loslassen.


Pete: „Konter hat Alex schon einmal drauf. Nun fehlt noch die Offensive. Und ich bin gespannt, inwieweit sein Zustand ihn dabei beeinflussen wird.“


Smidt geht einen Meter zurück, um nach den Magentreffern an den Seilen nach Luft zu schnappen. Selbige wurde ihm durch die Einschläge aus den Lungen getrieben. Das gibt Alex die Gelegenheit, Anlauf für eine Aktion zu nehmen. Er ist bereit, hier auf Risiko zu gehen. Er will es schnell zu Ende bringen – umso eher kann er sich backstage schonen. Also gibt es zwei schnelle Schritte, dann segelt Alex zu einem Running Crossbody durch die Luft…


…PJ Smidt weicht jedoch geschickt aus.
Er tritt einfach zur Seite.
Alex fliegt vorbei.

Der Junior landet hart auf seinen angeschlagenen Rippen. Ein schmerzhaftes Zucken geht durch seinen Körper. Smidt setzt sofort nach und wechselt zu einem Bodenkampf mit präzisen Ground-and-Pound-Schlägen.


Sven: „Da sehen wir Smidts Erfahrung beim Prügeln. Ich weiß jedoch nicht, ob die aus dem Polizeialltag oder dem Training kommt.“


Alex Jr. schützt sein Gesicht, aber die kontrollierten Schläge von PJ Smidt treffen wiederholt seine angeschlagenen Rippen. In einem verzweifelten Versuch nutzt Alex Jr. seine Beine für einen Monkey Flip und katapultiert den ehemaligen Polizisten quer durch den Ring.


Pete: „Wieder einmal hat Alex eine gute Idee. Aber es ist ausgeglichen. Bis hierhin vielleicht gar Vorteile für Smidt.“


Beide Männer kommen langsam wieder auf die Füße. Alex Jr. atmet schwer, während PJ Smidt kaum außer Atem zu sein scheint. Klar: Hier treffen sich einer, der gegen Aya leiden musste und einer, der einen freien Tag hatte. Trotzdem ist Alex nicht bereit, schon aufzustecken. Er will nicht derjenige sein, der ein Singles-Match gegen einen Mann aus dem Förderkader verliert – selbst wenn der Gegner knappe zehn Jahre älter ist.

Sie stehen sich gegenüber, bereit für den nächsten Austausch.

Und der kommt in Form von Punches. Vielen Punches.
Es geht hin und her.


Der Kampf entwickelt sich zu einem intensiven Schlagabtausch. Beide Wrestler tauschen harte Treffer aus, wobei die Kontrolle ständig wechselt. Die Fans gehen eifrig mit. Bei den Treffern von Alex ist es ein gutes Stück lauter, doch selbst der biedere Gesetzeshüter Smidt hat seine Fans. Vielleicht feiert es die Halle aber auch nur, dass er mit seiner MMA-Vergangenheit die härteren Treffer setzt. Klatschend landen sie an Alex‘ Hals, dem Kopf, der Schulter.
Aber der Junior hat dafür Wrestlinginstinkte. Er baut einen Kick an PJs Knie in den Abtausch ein und bringt Smidt damit aus dem Konzept. Eine Sekunde des Stolperns langt und die Vorteile drehen sich: Alex Jr. findet trotz seiner Verletzung einen Rhythmus und drängt PJ Smidt mit einer Serie schneller Schläge zurück. Er treibt den ehemaligen Polizisten systematisch in Richtung der Seile.


Sven: „Alex ohne Gnade gegen die Staatsgewalt. Ein Fall für den Verfassungsschutz?“


Als PJ kurz davor ist, in die Ecke gedrängt zu werden, findet er eine Lücke in Alex' Offensive. Und das ist die gleiche Lücke, die schon das ganze Match besteht. Die offene Flanke des Juniors: Mit chirurgischer Präzision rammt PJ sein Knie direkt in die bereits angeschlagenen Rippen seines Gegners. Alex Jr. keucht vor Schmerz, lässt augenblicklich von seinem Gegner ab und stolpert rückwärts in die Ringmitte.


Pete: „Den Alex-Fans gefällt es nicht, dass sein Vorteil schon wieder vorbei ist. Ich bin mir sicher, dass es seit seinem heldenhaften Kampf gegen Aya noch mehr geworden ist.“


PJ Smidt nutzt den Vorteil sofort. Mit einer fließenden Bewegung steigt er auf das mittlere Seil, balanciert kurz und springt ab. Sein Double Ax Handle trifft Alex Jr. mit voller Wucht an der Schulter und bringt den jungen Highflyer zu Boden. Smidt wirft sich sofort auf ihn für den Pin.


Sven: „Der hervorragende Darragh Switzenberg würde daraus auskicken. Aber das ist nur Alex hier!“


Der Ringrichter zählt.

Eins!

Zwei!


Aber Alex Jr. schafft es gerade noch, die Schulter hochzureißen.
PJ Smidt zeigt keine Enttäuschung über den Nearfall, sondern bleibt konzentriert.


Pete: „PJs emotionslose Art kommt ihm zugute. Keine Chance für Frustration.“


PJ Smidt zieht sich etwas zurück und beobachtet genau, wie sein Gegner langsam wieder auf die Beine kommt. Alex Jr. wirkt benommen, seine Bewegungen sind von Schmerz gezeichnet. Sobald Alex auf wackligen Beinen steht, tritt Smidt vor, um ihn in einen Full Nelson Hold zu nehmen. Jetzt will sich Smidt auf seine andere Stärke besinnen, nachdem die Punches nicht zum Ziel geführt haben – jetzt kommt er zurück zu den Aufgabegriffen.


Sven: „Wenn er den Lock schließt, könnte das das Ende sein. Die Aktion ist neu von Smidt…aber sieht schmerzhaft aus.“


Doch im letzten Moment zeigt Alex Jr., warum er trotz seiner Jugend bereits so respektiert wird. Mit einem blitzschnellen Judowurf befördert er den überraschten PJ Smidt über sich hinweg. Der ehemalige Polizist landet hart, rollt sich aber sofort ab und kommt mit rasanter Geschwindigkeit wieder auf die Beine.


Pete: „Nur ein kurzer Rückschlag für PJ. Smidt will Alex keine Zeit für Erholung lassen. Er rennt schon wieder los.“


Alex reagiert rechtzeitig. Er sieht PJ auf sich zukommen. Überlegt nur den Bruchteil einer Sekunde. Und tritt Smidt in den Magen – der bekannte Ansatz für seinen gefürchteten Stunner. Für seinen…

Pete: „FTW! For The Win!“

Doch PJ Smidt hat die Bewegung gelesen und schubst Alex im letzten Moment kraftvoll von sich weg. Nichts mit Stunner. Ohne zu zögern, nutzt Smidt den gewonnenen Abstand und stürmt mit einem Running Big Boot auf seinen Gegner zu.
Alex wird direkt frontal im Gesicht getroffen. Zu seinen sonstigen körperlichen Leiden kommt Benommenheit hinzu, als er auf die Matte geht.

Sven: „Nun könnte er sich einer Leibesvisitation nicht mehr widersetzen. Er wirkt weggetreten. Verstehst du Pete? WeggeTRETEN.“

Alex kriecht über die Matte in Richtung der Seile. Er zieht sich mit beiden Armen an einem der Ringpolster hoch, steht mit dem Rücken zum Ring.
Dann ist Smidt da und packt ihn an der Hüfte.

German Suplex in die Brücke!


EINS…

ZWEI…

Wieder kommt Alex rechtzeitig raus.


Smidt hockt neben Alex auf der Matte. Noch immer ist der Ausdruck im Gesicht des ehemaligen Polizisten ernst, Verzweiflung sucht man vergebens. Nur kalte Konzentration. Also stemmt sich PJ hoch und macht das, was rational ist: Er packt Alex‘ Oberkörper und zerrt ihn wieder auf die Beine. Er wartet nicht darauf, dass der Gegner von selbst hochkommt. Er will es jetzt zu Ende bringen.
Smidt könnte schaffen, was seinen Teamkollegen verwehrt blieb: Einen Sieg gegen einen mit Festvertrag. Aber dazu muss er jetzt zum finalen Schlag ausholen.

PJ hat Alex halb oben, als wieder Leben in den Körper des einstigen El Otavio zurückkehrt. Er zappelt, doch Smidt lässt nicht los. Also lässt sich JBDs Jüngster nach vorne fallen und greift in die Seile, um nicht ausgehoben werden zu können. Doch das scheint Smidt nichts zu merken – er versucht trotz allem einen zweiten German Suplex.

Alex jedoch macht von seinem „Schutz“ Gebrauch. Er hält sich an den Seilen fest und verhindert die Aktion. Smidt lässt los und geht durch seinen eigenen Schwung auf die Matte – mit überraschtem Gesichtsausdruck. Erst jetzt sieht er, wie sich Alex festgehalten hat. Ärger tritt in seine Mimik – der erste Ausdruck einer Emotion.

Pete: „Smidt hat sich in dieses Match festgebissen wie ein Polizeihund. Er ist nicht bereit, jetzt doch noch zu verlieren!“

Der Förderkadler kommt wieder auf die Beine. Oder will es zumindest. Er ist gerade noch auf den Knien, als Alex wie ein Projektil heranschießt.

The Game's Over!
(Superkick)


Pete: „Voll ans Kinn! Perfekter Treffer!“

Smidt geht zu Boden. Alex, mit schmerzverzerrtem Ausdruck, wirft sich auf seinen Gegner. Und versucht seinen ersten Pin in diesem Match.


EINS.


ZWEI.


DREI!

Sven: „Hat denn keiner mehr Respekt vor Autoritäten in diesem Land?“


Sieger des Matches durch Pinfall: Alex Jr.





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Das Match zwischen PJ Smidt und Alex Jr. ist vorbei. Erschöpft und gezeichnet von den Strapazen des Kampfes begibt sich Alex in Richtung der Umkleiden. Sein Körper schmerzt, jeder Schritt fühlt sich schwer an, doch er hält sich aufrecht. Die Geräusche der Arena verblassen allmählich in der Ferne, während er durch die Gänge des Backstage-Bereichs geht.


Als er um die nächste Ecke biegt, zerreißt ein langsames, abfälliges Klatschen die gedämpfte Stille. Das Echo hallt von den Wänden wider, und sofort legt sich eine unangenehme Schwere über die Szene. Alex verlangsamt unwillkürlich seinen Schritt, sein Blick richtet sich nach vorn.
Aus dem Schatten tritt eine wohlbekannte Gestalt: Aya, der Wuppertaler, Anführer der World of Darkness. Seine Erscheinung ist makellos – ein scharfer Kontrast zu Alex' angeschlagenem Zustand. Er trägt ein dunkles Jackett über einem schwarzen Rollkragenpullover, dazu eine ebenso dunkle Hose und polierte, makellos glänzende Schuhe. Jede seiner Bewegungen strahlt Ruhe, Kontrolle und eine unterschwellige Überheblichkeit aus. Mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen verstummen seine Hände, als das Klatschen endet.


Aya: „Du hast ja doch mehr Mumm, als ich dachte. Dass du nach so einer Abreibung so schnell wieder in den Ring steigst, Alex... hätte ich dir gar nicht zugetraut.“


Seine Worte triefen vor Sarkasmus, jedes einzelne gezielt platziert, um zu treffen. Seine dunkelblauen Augen funkeln amüsiert, während er Alex mustert, dessen Gesicht eine Mischung aus Erschöpfung und wachsender Anspannung zeigt. Eigentlich hat er auf all das hier gerade keinen Bock und das sieht man ihm auch an. Aber eine richtige Wahl hat er nicht. Sich der Situation stellen, statt aus ihr zu entfliehen – so haben die Dinge schon immer ganz gut funktioniert. Vielleicht ja auch hier.


Alex: „Hätte ich auch nicht, Arschloch.“


Eigentlich hatte er sich das letzte Wort klemmen wollen, doch Ayas Gesichtszüge – die diesem nicht einmal bei dieser Äußerung entgleiten und so stoisch wie immer wirken – ließen ihm keine Wahl. Wie überhaupt Aya dem Youngster in letzter Zeit ziemlich wenig an „Wahl“ lässt. Alex schiebt sich einige, leicht hinkende Schritte näher. Angst hat er vor dem Wuppertaler nicht. Respektseitig mag das schon anders aussehen, dazu hat der Kracher bei Brainwashed viel beigetragen.


Alex: „Und siehst du, Aya? Ich bin nicht nur in den Ring gestiegen, nachdem Du und dein unsäglicher Lakai versucht haben, mich zu zerficken. Ich habe PJ Smidt gezeigt, was eine Harke ist – und dass er noch einiges lernen muss. Aber glaub mir, das wird er. So wie ich meine Lehren aus gewissen Dingen gezogen habe und nach und nach erfolgreicher werde. Und eines Tages, mein lieber Aya....“


Es folgt ein Blick, der schon fast ein wenig ins Genüssliche abdriftet, ganz so als stelle er sich genau bildlich vor, was er gleich sagen wird. Ob das Aya nun passt – oder nicht.


Alex: „Eines Tages werden wir uns wieder gegenüberstehen. Uns messen. Und feststellen, dass sich Dinge geändert haben. Dass der alte Mann eingerostet ist. Dass der junge Hüpfer, der Ringfloh, das Talent, dazugelernt hat. Und dann werden die Dinge anders laufen, als sie zuletzt gelaufen sind. Selbstbewusstsein gewinnt alleine keine Matches, das ist mir schon klar. Aber falls es dein Ziel war, mich mit deinen Aktionen zu (zer-)brechen....das ist Dir nicht gelungen. Und glaube mir....es wird dir auch niemals gelingen.“


Alex sieht deutlich selbstbewusster als noch vor wenigen Augenblicken aus, allerdings bleibt nicht aus, dass er ab und an „den Schmerz wegblinzeln“ muss. Vielleicht gönnt er sich ja nach heute die Auszeit, die eigentlich vorher angebracht gewesen wäre. Und Aya?

Dieser betrachtet Alex weiterhin regungslos, sein Gesicht bleibt unbewegt, beinahe ausdruckslos. Kein Anzeichen von Überraschung oder gar Anerkennung ist in seinen Zügen zu erkennen. Erst als Alex seine Worte beendet, hebt der Wuppertaler langsam ein Augenlid – eine kleine, fast amüsierte Geste, die an Mr. Spock aus Star Trek erinnert.


Aya: „Schön gebrüllt, Frischling.“


Seine Stimme tropft wieder vor Herablassung, jedes Wort mit kalkulierter Ruhe ausgesprochen. Ein spöttisches Schmunzeln zuckt kurz über seine Lippen, bevor es wieder verblasst.


Aya: „Ja, du hast recht. Irgendwann wirst du mich überflügeln. Aber noch ist es lange nicht so weit, Akolyth.“


Er lässt die Bezeichnung bewusst in der Luft hängen, genießt es sichtlich, Alex auf diese Weise herabzusetzen. Dann nickt er langsam, als würde er über etwas nachdenken, bevor er in gespieltem Wohlwollen weiterspricht.


Aya: „Aber ich muss anerkennen, dass du wohl doch ein gewisses Potenzial hast. Doch du hast Abzüge in der B-Note.“


Er verzieht den Mund, als würde er sich über einen faden Nachgeschmack beklagen, bevor er beiläufig hinzufügt:


Aya: „Weil du so eine Gossensprache benutzt. Obwohl… irgendwie erinnert mich das an jemanden… aber an wen nur?“


Er legt einen Finger an sein Kinn, sein Blick wandert übertrieben nachdenklich durch den Raum, während er die Spannung bewusst in die Länge zieht. Dann beginnt er langsam zu lächeln – ein Lächeln, das nicht freundlich ist, sondern von einer seltsamen Belustigung durchzogen.


Aya: „Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein.“


Er macht eine kurze Pause, gerade lang genug, um Alex dazu zu bringen, gespannt auf die Antwort zu warten. Doch anstatt sofort weiterzusprechen, schüttelt er mit gespieltem Bedauern den Kopf.


Aya: „Es war bei Dooms Night 2010… Traurige Geschichte.“


Sein Tonfall bleibt lauernd, fast melancholisch – aber nur für den Bruchteil einer Sekunde. Dann, ohne jede Vorwarnung, hebt er eine Hand und klatscht sie mehrmals abfällig gegen Alex‘ Wange. Nicht hart genug, um ernsthaften Schmerz zu verursachen, aber gerade kräftig genug, um eine demütigende Wirkung zu hinterlassen. Jede Berührung ist betont langsam, fast beiläufig, als wolle er Alex daran erinnern, wer hier die Oberhand hat.

Dann dreht sich Aya einfach um und setzt sich gemächlich in Bewegung. Während er sich von Alex entfernt, spricht er noch über die Schulter hinweg, seine Stimme von unverschämtem Spott durchzogen:


Aya: „Wenn du weißt, wen ich meine, melde dich wieder bei mir, junger Padawan… ich meine, Akolyth.“


Mit diesen Worten verlässt er Alex, seine Schritte hallen leise durch den Gang, während er Alex mit seinen Gedanken zurücklässt. Der ballt die Fäuste im Stand, ist jedoch entschlossen, sich nicht provozieren zu lassen – auch wenn die Versuchung natürlich sehr, sehr nahe liegt. Und ja, Alex glaubt durchaus zu wissen, wen Aya da meint. Was dessen Aussage keinen Deut besser macht.