In einem tollen abwechslungsreichen
Video, das ganz nach professionellem GFCW-Standard
zusammengeschnitten wurde, sehen wir Oberpollings liebstes Kind,
Jason Crutch. Untermalt werden die Videoausschnitte von
Volksmusik-Klängen, wie sie typisch für die dänische
Kultur sind. Der Mittvierziger wird an den verschiedensten
Plätzen im dänischen Frederiksberg gezeigt.
Wir sehen ihn, wie er, gekleidet in
Joggingklamotten mit wärmendem Anorak, durch den leicht
nebligen Schlosspark Have joggt. Was natürlich nicht fehlen
darf, ist knapp ein Dutzend Kinder und Jugendlicher, die ihm in
typischer Rocky-Manier hinterher rennen.
Ein fließender Übergang
führt uns zu dem Oberpollinger, wie er durch die Straßen
flaniert, vorbei an charmanten Cafes, den hier ansässigen
Feinkostläden und Designgeschäften. Wir werden Zeuge,
wie sich Menschen des Ortes an ihn drängen, er Autogramme
gibt und die ein oder andere Hand schüttelt. In einer
Situation lässt er sich mit einem wohl 6- oder 7-jährigen
Kind fotografieren.
Nach einem weiteren Cut spaziert JC
im prächtigen Garten des Schlosses Frederiksberg, aber wir
dürfen auch Bilder sehen, wie er sich im Inneren der Gemäuer
überwältigt vom Anblick des im italienischen Stil
gehaltenen Schlosses zeigt.
Gegen Ende zeigt uns ein Schriftzug
am unteren Bildrand, dass sich Jason Crutch im Rathaus der Stadt
befindet, sich im Goldenen Buch einträgt und dem
Bürgermeister Simon Aggesen stolz die Hand schüttelt.
Und Crutch wäre nicht Crutch, würde er dem
Bürgermeister nicht ein „US AGAINST THE WORLD“-T-Shirt
überreichen.
Erst am Ende des
Videozusammenschnitts sehen wir Jason Crutch in der Rückansicht,
die Sporttasche in der rechten Hand, wie er am Platz vor den
K.B.Hallen steht. Die Kamera geht nach unten, nach unten, weiter
nach unten, zoomt aber gleichzeitig heraus, so dass wir gerade
noch sehen können, wie sich der Oberpollinger in Bewegung
setzt und dann zielstrebig auf die Halle zugeht. Das Video endet
an der Stelle…
…und wechselt sofort im
Anschluss über in die Innenansicht der Halle. Und wir sehen
den gleichen Jason Crutch, der eben noch auf die Halle zuging,
nun selbige betreten. Der ehemalige mehrfache
GFCW-Heavyweight-Champion grüßt den Kameramann, winkt
knapp einigen vereinzelt Umstehenden zu, geht zügigen
Schrittes dahin, öffnet eine Seitentür und betritt nun
den Backstage-Bereich. Eine weitere Tür wird durchschritten
– dann hält er plötzlich inne. Ganz offenkundig
hat er etwas – oder besser: jemanden – erblickt, der
ihm nicht…ganz behaglich zu sein scheint. Auch das
Lächeln, das eben noch sein Gesicht zierte, verschwindet und
bestätigt den Eindruck, dass Crutch hier jemanden vor sich
hat, den er nicht so recht einschätzen kann.
Das Bild zoomt heraus, und nun
erfahren auch wir, um wen es sich handelt. Vor ihm steht Aya,
seines Zeichens Anführer der World of Darkness. Alte
Bekannte, möchte man meinen. Lange her, aber doch bei den
Alteingesessenen unvergessen. Und selbst für diejenigen, die
damals noch zu klein waren, haben die beiden es in den letzten
ein, zwei Shows nicht versäumt, den jeweils anderen zu
erwähnen. Wobei es speziell Aya war, der uns in Erinnerung
gerufen hat, dass er dereinst im Jahre 2014 Jason Crutch während
des genialen und brutal geführten Oktoberfest-Brawls aus
einem Riesenrad geworfen hat. Trotzdem – oder gerade
deswegen? – weiß Crutch nicht, was er mit seinem
Gegenüber anfangen soll, zumal auch das Comeback von Aya
durchaus durchwachsen verlaufen ist bisher.
Angelehnt an der Wand steht er
allein, sein Blick ernst, durchzogen von einem Hauch
unterschwelliger Genervtheit. Es ist offensichtlich – er
wartet auf jemanden. Die Arme locker verschränkt, der Körper
entspannt, doch seine Augen verraten eine gewisse Ungeduld.
Gekleidet ist der Wuppertaler in
ziviler Kleidung. Ein dunkles Jacket liegt schwer auf seinen
Schultern, darunter ein schwarzer Rollkragenpullover, der den
Look noch schärfer wirken lässt. Eine passende, dunkle
Hose und polierte Schuhe runden das Bild ab – schlicht,
aber dennoch mit einer gewissen Strenge.
Doch dann, ein kleiner Bruch in der
ernsten Fassade. Ein kaum wahrnehmbares Schmunzeln zuckt über
seine Lippen, als sein Blick auf Jason fällt. Seine Haltung
verändert sich nur minimal, doch die Augen sprechen Bände.
Ruhig und mit einem Anflug von Belustigung lässt er seinen
Blick über den Leader der Crutch-o-Maniacs gleiten.
Aya: „Sieh an, sieh an, der
Birdman. Nimmst du immer noch Flugstunden? Oder schaffst du es
mittlerweile, alleine zu fliegen?“
Kommt es von Wuppertaler mit einem
süffisanten Unterton. Das Schmunzeln in seinem Gesicht
verschwindet so schnell, wie es gekommen ist. Die Miene des
Wuppertalers verhärtet sich wieder, das vorherige Amüsement
verfliegt in Sekunden. Er stößt sich von der Wand ab,
seine Bewegungen kontrolliert, fast bedächtig, als er
langsam auf Crutch zugeht.
Schritt für Schritt verkürzt
er die Distanz, bis er direkt vor ihm steht. Auge in Auge. Keine
Spur von Unsicherheit. Keine Distanz mehr zwischen ihnen. Die
Spannung in der Luft ist greifbar, als Aya den Mann vor sich mit
durchdringendem Blick mustert. Nun ist es Crutch, dem ein
Schmunzeln über die Lippen huscht (Anm.: es ist das Lächeln
Nr. 12).
Jason Crutch:
„Und sieh an, sieh an, wenn das nicht Aya ist, der Mann,
den ich bei Title Night 2014 besiegt habe.“
Keiner der beiden Männer
weicht einen Schritt zurück. Es ist lange her. Verdammt
lange her. Aber die beiden Herrschaften hier hatten dann doch
eine bewegte Vergangenheit, auch wenn sich kaum noch einer daran
erinnern kann. Sehr wohl aber Aya und Jason Crutch. Es ging um
verdorbene Chancen auf den Intercontinental-Championtitel, es
ging um Weißwurstwettkämpfe, Fingerhakel-Wettbewerbe
und zerschellte Maßkrüge und Weinflaschen. Und
unvergessen bleiben der Wurf aus einem Riesenrad oder das First
Blood Match bei besagtem PPV, Title Night 2014. Ja, man möchte
meinen, es war eine turbulente Phase. Und obwohl sich sowohl Aya
als auch Crutch an diese intensive Fehde zurückerinnern
können, die mit viel Wut, teilweise sogar Hass geführt
wurde, so steht man doch hier, nach über 10 Jahren. Es ist
viel Zeit vergangen…
Jason Crutch:
„Willkommen zurück, Aya. Das meine ich sogar ernst.
Schon ironisch, dass gerade wir beide, die uns doch eine
intensive Geschichte verbindet, im selben Jahr zur fast gleichen
Zeit unser Comeback feiern. Und ich würde dir, nach all der
Zeit, ja sogar die Hand schütteln. Wenn du dir da mit meinem
Boss – und Kumpel! – Dynamite nicht ein Ding erlaubt
hättest, das seinesgleichen sucht. Du weißt es
vielleicht nicht, aber wenn ich bei Brainwashed nicht schon ein
für mich sehr wichtiges Match gehabt hätte, wäre
es sogar ich gewesen, der Dye vertreten hätte, und nicht
Alex jr. Und vielleicht – nur vielleicht – wäre
das Ding dann anders ausgegangen…“
Der Wuppertaler lässt ein
leichtes Schmunzeln über seine Lippen huschen, während
er Jason Crutch weiterhin mit seinen blauen Augen fixiert. Sein
Blick bleibt ruhig, fast schon herausfordernd, doch in der Tiefe
seines Ausdrucks liegt eine unterschwellige Schärfe, ein
Funke von etwas, das noch unausgesprochen in der Luft hängt.
Aya: „Ja,
es gibt Zufälle, bei denen man fast meinen könnte, sie
seien gar keine. Und weißt du was? Ich muss zugeben, dass
ich mich sogar darüber freue.“
Seine Stimme ist ruhig, doch in
ihrer Gelassenheit schwingt eine gewisse Bedrohlichkeit mit, ein
unterschwelliger Unterton, der Jason Crutch unweigerlich
aufhorchen lässt. Aya verschränkt die Arme vor der
Brust und lehnt sich mit einem leicht überheblichen Grinsen
gegen die Wand.
Aya: „Was
unser Match damals angeht... das war eine Ausnahme. Ein Moment,
den ich mir sicherlich nicht ewig als Niederlage auf die Fahne
schreibe. Irgendwann, Jason, werde ich meine Revanche für
Titels Night 2014 bekommen.“
Ein kurzes Zucken geht durch seine
Mundwinkel, als würde ihn allein die Erinnerung daran in
irgendeiner Form belustigen – oder herausfordern. Doch sein
Blick bleibt ernst.
Aya: „Aber
jetzt? Jetzt ist nicht die Zeit dafür. Natürlich wärst
du nach all diesen Jahren eine interessante Zielscheibe für
meine Wut, nach all der Schmach. Aber ich habe andere Pläne.
Andere Ziele.“
Langsam senkt sich seine Stimme,
seine Worte werden leiser, verlieren jedoch nichts an ihrer
Intensität. Im Gegenteil – die Bedrohlichkeit, die nun
mitschwingt, verleiht seinen Worten eine gefährliche
Schärfe.
Aya: „Und
ja, ich muss zugeben… als ich Alex Jr. auf die Ringlatten
geknallt habe, da habe ich mir vorgestellt, dass du es wärst.“
Ein eiskaltes Lächeln zieht
sich über seine Lippen, eines, das sowohl Ernst als auch
eine dunkle Genugtuung widerspiegelt. Die Worte hängen für
einen Moment in der Luft, bevor er sich ein wenig vorbeugt, fast
so, als würde er Crutch noch tiefer in seine Gedankenwelt
hineinziehen.
Aya: „Aber
leider… warst du es nicht. Du hattest ja Wichtigeres zu
tun.“
Er macht eine kurze Pause, als
wolle er Crutch die Gelegenheit geben, auf seine Worte zu
reagieren. Doch noch bevor dieser ansetzen kann, spricht Aya
weiter.
Aya: „Und
versteh mich nicht falsch. Dein Match bei Brainwashed gegen
Switzenberg war…“
Er hebt langsam seine zwei Daumen,
doch sein Blick bleibt ausdruckslos.
Aya: „Ich
gratuliere dir sogar zu deinem Sieg.“
Sein Lächeln wird breiter,
doch es ist nicht das Lächeln eines Freundes – es ist
arrogant, beinahe spöttisch, mit einem Hauch von Bosheit
darin.
Aya: „Schade
nur für dich, dass es ein Disqualifikationssieg war. Klar,
du hast das Match gewonnen… aber leider bleibt das Gold
beim anderen. Und genau das… wolltest du doch so gerne
haben, oder?“
Crutch stiert Aya weiterhin an.
Doch dann macht er eine hektische Bewegung – man möchte
fast meinen, er würde zu einem blitzartigen Punch ausholen.
Stattdessen zückt er seine typische schwarz verspiegelte
Sonnenbrille, setzt sie sich in einer fließenden Bewegung
auf die Nase und lächelt erneut sein Lächeln Nr. 12.
Jason Crutch:
„Touché, was? Du hast Recht. Switzenberg hat ein
schönes falsches Spiel gespielt; Alonso hat seine
Abwesenheit vorgetäuscht; ja, sie haben mich dran gekriegt.
Meine Chance auf den Intercontinental-Championtitel ist dahin.
Vorerst! Aber keine Sorge. Das ist etwas, worum ich mich heute
noch kümmern werde. Und das ist auch der Grund, wieso ich
dich jetzt zurücklassen muss.“
Er hebt die Sporttasche hoch, die
er während der Begegnung mit Aya abgestellt hat, schultert
sie…
Plötzlich durchbricht ein
leises Klicken die angespannte Stille. Es ist kein bedrohliches
Geräusch, nichts, das Gefahr signalisiert – lediglich
das mechanische Auslösen einer Kamera. Ein eingefangener
Moment.
Jay Taven steht einige Schritte
entfernt mit einem zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht. Seine
Kamera noch in der Hand, betrachtet er das Display, als würde
er einen Schatz bewundern. Dann hebt er den Kopf und geht mit
lockeren, selbstbewussten Schritten auf die beiden Männer
zu.
Jay Taven:
„Das nenne ich mal ein Bild.“
Er hält kurz inne, lässt
seinen Blick zwischen Aya und Jason Crutch hin und her wandern.
Ein breites, beinahe kindlich begeistertes Grinsen breitet sich
auf seinen Lippen aus.
Jay Taven:
„Zwei Rivalen der Vergangenheit, zurück in der
Gegenwart, bereit für ein Match in ferner Zukunft. Die
Emotionen, die Spannung – das hier ist mehr als nur ein
Foto. Es ist ein Moment, den man fühlen kann.“
Aya verzieht leicht die Miene, sein
Blick wirkt für einen Moment skeptisch, als er seinen neuen
Partner betrachtet. Dann schließt er die Augen, atmet tief
durch – als würde er sich für einen kurzen
Augenblick aus der Situation ausklinken.
Doch es ist nur ein Moment.
Als er sie wieder öffnet,
setzt er sich in Bewegung, ohne Jason Crutch aus den Augen zu
lassen. Sein Gang ist selbstsicher, fast provozierend, und als er
an ihm vorbeigeht, stößt er mit seiner Schulter leicht
gegen die von Jason – nicht grob, aber mit einer
unterschwelligen Deutlichkeit. Eine Geste, die keinen Zweifel
daran lässt, dass dies kein zufälliges Manöver
ist.
Aya: „Wir
werden uns wiedersehen.“
Seine Stimme ist ruhig, beinahe
beiläufig, aber die Bedeutung hinter seinen Worten ist
glasklar. Es ist kein leeres Versprechen. Es ist eine Tatsache.
Ohne sich noch einmal umzudrehen,
setzt Aya seinen Weg fort, Jay Taven an seiner Seite. Während
sie sich entfernen, bleibt Jason Crutch für einen Moment
zurück und blickt dem alten Rivalen hinterher. Dann aber
setzt er seinen Weg unbeschwert fort.
Ein Parkplatz. Oh hell
yeah.....schon wieder ein Parkplatz. Warum muss auch jede
verdammte Arena einen Parkplatz haben? Sogar die Kapunkt Bepunkt
Hallen in Frederiksberg haben ein solches Ungetüm.
Erstaunlich viele E-Autos trifft man hier an, dazu den einen oder
anderen Oldtimer, der sich über die Jahre gut gehalten hat.
Einige Stunden vor dem Start des Events ist hier schon einiges
los. An einem der Fahrzeuge macht sich Mike Gard zu schaffen,
auch Tammy ist mit ihrem quietschgelben Porsche Boxster
schließlich unfallfrei angekommen und schließt gerade
das Verdeck.
Nun allerdings tauchen gleich zwei
Fahrzeuge auf. Zum einen die schon aus der letzten Show bekannte
Moto Guzzi mit einem belederten Fahrer, der sicher ein Alex Jr
sein wird, zum anderen der bunte Partybus, den wir sicher auch
schon mal gesehen haben. Beide erreichen gleichzeitig den in
dieser Reihe einzigen freien Spot. Der Bus fährt vorbei und
will rückwärts hineinfahren – inklusive nervigem
Parkpieper – und zack, huscht das etwas zu große
Moped in die Lücke! Es folgt ein wildes Hupkonzert des
Partybullifahrers.
Alex Junior, der die Lücke
erfolgreich geentert hat, bockt ein wenig umständlich seine
Maschine auf und stöhnt kurz hörbar, ehe er den
Rucksack schultert – und dann vom Partybullifahrer
konfrontiert wird, der mit der Entscheidung, WER hier parkt,
alles andere als zufrieden ist: Daniel!
Daniel: „Sach
mal, ist das dein FUCKING ERNST?!“
Alex watschelt unbeeindruckt ein
paar Schritte, ehe er bemerkt – er hat den Helm noch auf,
vielleicht deshalb verzögert – dass er angesprochen
wird. Offenbar hat er seinen Bruder da in einen Moment schlechter
Laune gebracht. Und wer kann es nicht nachempfinden: Diese
Niederlage im Kampf um den besten Parkplatz, die dafür
sorgt, dass man erst einmal weiter seine Kreise ziehen muss?
Vorerst aber steht der Bulli mitten im Weg. Immerhin behindert er
da gerade niemanden, denn außer den beiden scheint gerade
niemand vor Ort zu sein.
Der angehupte und angeschrieene
Alex jedenfalls lässt sich nicht aus der Ruhe bringen,
sondern nimmt, wenngleich er das nicht wirklich schnell tut,
seinen Helm ab.
Alex: „Ja,
ist mein fucking Ernst, Dude. Wenn du damit ein Problem hast...“
Daniel wirkt aufgebracht, aber wer
will ihm das schon verdenken. Aber er scheint auch über
etwas anderes reichlich erzürnt.
Daniel: „Dass
du es überhaupt wagst, heute herzukommen, ja dich sogar
booken zu lassen.....bist du des WAHNSINNS? Du hast nur diesen
einen Körper, ich hoffe dessen bist Du dir bewusst?“
Alex lächelt einen kurzen
Moment, ehe das Ganze wieder zu einer eher schmerzverzerrten
Fratze wird. Beinahe ist er versucht, Daniel die Hand auf die
Schulter zu legen, lässt die – möglicherweise
abfällig wirkende – Geste dann aber doch stecken.
Alex: „Das
gleiche könnte ich auch zu dir sagen! Du hast dich in
Stacheldraht gewälzt und bist untergegangen, weil man dich
schmählich alleingelassen hat! Wo waren denn deine beiden
Partner am Ende des Matches, die doch soooo viel mit dir
gemeinsam hatten? NA?!“
Daniel pustet die Backen auf und
wirkt nicht minder wütend als zuvor. Was nimmt sich dieser
Halbbruderdingens eigentlich raus?
Daniel: „Hör
mal gut zu, Frischling. Ich hab ja bisher meine Hand eher
schützend über dich gehalten, aber langsam denkst Du in
sehr gefährlichen Bahnen! Du willst mir vorschreiben, mit
wem ich mich umgebe und was besser für mich wäre? Was
treibt dich dazu? Lern du erstmal, wie man sich nicht von einem
Wrestlingopa verhauen lässt.“
Alex lacht, wobei...ja, lachen tut
sichtlich weh, also versucht er den Impuls zu unterdrücken.
Stattdessen lässt er sich zu einem leichten Kopfschütteln
hinreißen und nimmt einen Schluck aus der Isostarpulle.
Alex: „Ich
weiß schon, was ich tue. Was du da allerdings jetzt vorhast
– ich weiß es ja nicht – könnte dich
genauso an den Abgrund führen.“
Daniel schaut kurz irritiert.
Daniel: „Was
habe ich denn vor?“
Alex:
„Nun....ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Du
dich deinem Bruder widmen wirst? Beziehungsweise der
Bagage, die er sich da angeeignet hat?“
Daniel lacht, dass die Autos in der
Umgebung gefühlt einen Vibrationsmarathon erleben. Ist aber
alles nur Illusion. Seine Miene verfinstert sich allerdings.
Daniel: „Mein
Bruder? Du vergisst, dass Tyler genauso sehr dein Bruder
ist, wie ich es bin. Nur weil Du aus einer jüngeren
herausgebumst wurdest, heißt das noch lange nicht, dass wir
keine Brüder sind. Und eins ist klar: Distanzierst Du dich
von Tyler, distanzierst Du dich auch von mir, als Bruder
jedenfalls. Überlege dir gut, ob das das ist, was Du willst,
Alex. Blut ist schon immer dicker als Wasser gewesen.“
Alex hat die Kinnlade nach unten
fallen lassen, als sein Bruder – der ja eigentlich eher
sein Halbbruder ist – das Ganze in Obszönitäten
hat kippen lassen. Dort bleibt sie auch erstmal, denn Daniel ist
mit seiner Predigt noch nicht fertig.
Daniel:
„Weißt du, was ich erwartet hätte? Na? Dass du
sagst 'Klar, ich helfe dir.' Aber offenbar brauche ich dich nicht
einmal fragen, um deine Antwort auf die Frage zu kennen, ob du
mir helfen würdest, dem Ganzen ein Ende zu bereiten. Und
weißt du warum? Weil du ein ängstlicher Hänfling
bist, dem Familie nichts bedeutet! Johnboy Dog würde über
dich lachen – hörst du es? - und auch die restliche
Familie lacht über dich. Wenn dich das alles hier nicht
berührt, dann geh doch nach Hause zurück, an Mamas
Brust. Zumindest da warst du öfter als Papa.“
Alex ist leichthin schockiert,
schluckt kurz, hat aber immerhin die Kinnlade wieder angehoben.
Es ist nicht so, als wüsste er nicht was er täte...
Alex: „Du
warst Tagteam-Champ. Du hast den Intercontinental Title geholt.
Und dann? Dann hast du dir erzählen lassen, nur dein Daddy
sei wichtig, für ihn müsstest du alles tun. Hell, du
könntest längst Heavyweight-Champ, sprich GFCW Champ
sein, wenn du auch EINMAL nur an Dich gedacht hättest! Ist
es nicht so? Du könntest diese Liga anführen!“
Jetzt ist es
an Alex, ein aufgebrachtes Gesicht zu machen – aber das
macht Daniel ebenso. Ohne weitere Worte lässt er für
den Bruder den Mittelfinger kommen und stapft zurück zu
seinem Partybulli – mit dem er schließlich den
Parkplatz verlässt.
Quo
Vadis, Daniel?
Hotelier:
„Ihr Name?“
Sven: „Sie
scherzen.“
Der Kamelhaarmantel des
Kommentators raschelt, als er sich nach vorne lehnt und die Arme
auf dem Mahagonitresen des Nordisk Elegance Hotel ablegt.
Mit belustigter Miene fixiert Sven einen blassen,
schmalschulterigen Hotelier. Der Däne wirft seinem Gast, der
soeben mit großer Selbstverständlichkeit durch die
Eingangstür marschiert war, einen scheuen Blick zu.
Hotelier:
„Entschuldigung der Herr, ich verstehe nicht ganz…?“
Sven: „Sie
haben nach meinem Namen gefragt.“
Hotelier:
„Ja.“
Sven: „Ein
guter Scherz.“
Ein Räuspern des Hoteliers. Er
blickt zu Boden. Der Blonde mit den roten Wangen wirkt ohnehin
schon verloren inmitten des Eingangsbereichs und dessen
einschüchternder Ambiente. Antike Möbel aus
Überseeholz, Ölgemälde reihig aufgehängt vor
weinrot gestrichenen Wänden, Portraits der berühmtesten
Gäste auf dem Tresen – kurzum: Das Nordisk Elegance
ist ein Haus, das Geschichte atmet. Und zwar nicht irgendwelche
Geschichte, nein, sondern die der oberen Zehntausend. Nur
eines im Raum hat den Wettstreit in Sachen Opulenz mit dem Hotel
aufgenommen – das Privatoutfit Svens. Ein Seidenschal ist
um den Hals des Kommentators gewickelt, unter dem Kamelhaarmantel
zeichnet sich ein maßgeschneiderter Zweireiher ab. Für
die spitz zulaufenden Schuhe sind Alligatoren gestorben. Anders
ausgedrückt: Außerhalb der Shows kann Sven endlich
sein Wohlfühloutfit anlegen.
Hotelier:
„Entschuldigen Sie vielmals, aber ich weiß wirklich
nicht, wer Sie sind.“
Sven lacht. Laut und schrill, es
könnte auch der Ausruf eines Opernsängers sein. Sein
Tenor hallt von den Wänden wider.
Sven: „Ihnen
steht eine Karriere als Comedian offen. So lustig war es in
Dänemark zuletzt, als Grönland annektiert wurde.“
Hotelier:
„Das ist nicht geschehen.“
Der Kommentator stöhnt
theatralisch auf. Gespräche mit dem Geschmeiß werden
auch nicht besser, nur weil man eine Landesgrenze überquert.
Betont gelangweilt legt Sven seinen ganzen Oberkörper auf
der Theke ab und gähnt dem Hotelier ins Gesicht.
Sven: „Junger
Mann, hiermit annektiere ich Ihre beste Suite.“
Hotelier:
„Sie haben reserviert?“
Sven: „Ich
lasse
reservieren. Mein Name ist…“
In einer fließenden Bewegung
streicht die lebende Legende seinen Mantelkragen glatt. Dabei
fällt ihm ein Fussel in die Finger. Er überlegt kurz
und schnippt ihn dann in Richtung seines Gesprächspartners.
Sven:
„…S-V-E-N. Und bevor sie das gleich fragen: Ja, DER
Sven.“
Hotelier:
„Ich fürchte, das sagt mir nichts.“
Sven: „Könnte
Ihre Tochter das auch behaupten?“
Beschämt blickt der
Rezeptionist zu Boden. Ja, der Kunde ist König. Aber dieser
Tonfall, in diesen alten Wänden. Die Zeiten ändern
sich.
Hotelier:
„Nun werden Sie herablassend.“
Sven: „Ihre
Unprofessionalität ist herablassend.“
Hotelier:
„Verzeihen Sie, falls ich diesen Eindruck erweckt habe. Ich
möchte keinen Streit. Wir sind ein…“
Der Mann wischt mit dem Handrücken
die Theke dort, wo soeben noch Sven gelehnt hat. Er spricht
langsam, wählt jedes Wort mit Bedacht.
Hotelier:
„…ehrenwertes Haus. Lassen Sie mich nachsehen, ob
für Sie reserviert wurde.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, im
Bemühen um Frieden und Verständnis, wendet sich der
Rezeptionist seinem Computer zu. Er ruft das Gästesystem auf
und tippt etwas ein.
Hotelier:
„Ja, hier haben wir Sie. Reserviert von der GFCW. Ich
fürchte nur, es ist nicht
unsere größte Suite, die für Sie gebucht wurde.“
Eine Aussage, die er dem Gast nicht
ohne Süffisanz und Genugtuung serviert. Sven schließt
die Augen und atmet tief durch. Ein Messer in seinem Rücken,
eine Klinge geführt von den Nichtskönnern im
GFCW-Sekretariat.
Hotelier:
„Aber selbstverständlich sind auch all unsere normalen
Zimmer hervorragend.“
Sven:
„Schlüssel her.“
Hotelier:
„Einen Moment.“
Er ignoriert die ausgestreckte
Hand. Ohne seinen Willen zu bekommen, verschwindet Svens Arm
wieder in den flauschigen Weiten des Kamelhaarmantels.
Hotelier:
„Ich bräuchte noch bitte Ihren Nachnamen.“
Sven:
„Wofür?“
Hotelier: „So
schreibt es das Gesetz vor.“
Sven: „Wie
wäre es damit: Sie stellen mich ihrer Frau vor. Dann können
Sie meinen Nachnamen in kürzester Zeit in den Urkunden des
Standesamtes nachlesen. Was sagen sie: Haben wir einen Deal?“
In aller Professionalität wird
die Bemerkung seitens des Rezeptionisten mit hochgezogenen
Augenbrauen übergangen. Er müht sich zu einem neutralen
Tonfall.
Hotelier:
„Ich bräuchte ihn bitte jetzt. Für das Formular.“
Sven: „Der
Geile.“
Hotelier:
„Ihr Nachname lautet…“
Wieder hochgezogene Augenbrauen.
Diesmal mit überraschtem Ausdruck, unter einer gekräuselten
Stirn. Der Blick des Dänen sucht die Augen seines Gastes.
Hotelier:
„…Der Geile?“
Sven: „Haben
Sie ein Problem damit? Das ist ein ganz normaler deutscher
Nachname. Sind Sie, als Däne, nun Experte für deutsche
Nachnamen? Was befähigt Sie dazu? Möchten Sie noch bei
Forebears nachschlagen oder erinnern Sich lieber daran, wer Ihre
Rechnungen bezahlt?“
Hotelier:
„Ich bin zu weit gegangen. Verzeihen Sie bitte, Herr Der
Geile.“
Wieder schießt Svens Hand aus
dem Mantelärmel hervor. Ungeduldig tippt er mit den
Fingerkuppen auf dem Tresen,
Sven:
„Schlüssel her.“
Hotelier:
„Einen Moment, bitte.“
Langgezogenes Stöhnen von
Sven. Was denn jetzt noch?
Hotelier:
„Dieser Brief wurde für Sie hinterlegt, kurz nachdem
wir die Reservierung empfangen haben.“
Mit spitzen Fingern, als würde
er in einer Kloake wühlen, zieht Sven das ihm hingehaltene
Papier aus der Hand des Hoteliers. Er betrachtet den Umschlag,
dreht ihn auf die Rückseite. Dann schiebt er seinen
Fingernagel unter die Versiegelung und öffnet den Brief.
Mit jeder Zeile, die er liest,
wandern seine Mundwinkel ein Stück weiter nach oben.
Aiden
Rotari: "Ihr seid eine Ansammlung erbärmlicher
Witzfiguren, für die ich keinerlei Respekt aufbringen kann.
Aber das ist irrelevant."
Der
Mann mit den dunklen Augen blickt ruhig auf die drei Männer
herab, die in einem Halbkreis vor ihm auf ein paar Klappstühlen
Platz genommen haben. Er steht aufrecht, keine Anzeichen von
Aggression in seiner Haltung, aber ein unerschütterliches
Selbstvertrauen, dessen Wirkung man sich nur schwer entziehen
kann. Das Sprachrohr in seinem albernen Ganzkörperkostüm
und Lunenkind in pinkem Anzug mit Schweinchen-Krawatte über
dem cremefarbenen Hemd haben die Lippen fest zusammengepresst und
nicken.
Sie
mögen nicht die intelligentesten Menschen auf der Welt sein,
aber die kalte, schneidende Stimme von Rotari, die durch die
Umkleide zischt, lässt sie erahnen, dass Widerworte
womöglich keine gute Idee sind.
Lediglich
Lorenz zieht eine Schnute, das Maximum an Rebellion, das er sich
in dieser Situation zu erlauben scheint. Mit Ausnahme von
Entrepreneurin Lerbitz - in den Augen des Marketing-Experten die
ultimative Form von Autorität - begegnet Lorenz jedem mit
schnippischen Kommentaren und einer herablassenden Non-Chalance,
die er sich hier nicht zu entfalten traut. Stattdessen zupft er
geistesabwesend an den Ärmeln seines Balenciaga Cut Up
Oversized Hemd aus gestreifter Baumwoll-Popeline in hellbl-
Aiden
Rotari: "Ab heute werden die Dinge anders laufen."
Der
ehemalige World Champion spricht Lorenz nun direkt an, der sich
alle Mühe gibt, nicht zusammen zu zucken, ehe er sich
zwingt, zu Rotari aufzublicken. Der hält den Blickkontakt so
lange stumm und stoisch aufrecht, bis man das Gefühl
bekommt, er starrt direkt durch Lorenz’ Augen in dessen
Gehirn. Nervös schluckt dieser. Sein Adamsapfel zittert.
Erst
dann fährt Rotari fort.
Aiden
Rotari: "Ich habe einen Deal mit eurer Vorgesetzten
gemacht."
Das
Sprachrohr: "FAKT!"
Aiden
Rotari: "Ich brauche niemanden, der mich unterbricht."
Das
Sprachrohr: "FAKT!"
Aiden
Rotari: "Ich weiß auch ohne die Bestätigung eines
kostümierten Tölpels, dass ich Recht habe."
Das
Sprachrohr: "FAKT!"
Aiden
Rotari: "Wenn du noch einmal "FAKT!" sagst
zertrümmere ich deinen Kehlkopf."
Das
Sprachrohr: "FA-"
Der
kleine Mann im albernen Aufzug erstarrt mit offenem Mund. Eine
Schweißperle kullert links an seiner Nase vorbei und bleibt
an seiner Oberlippe hängen.
Sie
tropft auf den Boden, als das Sprachrohr langsam nickt. Es hat
verstanden.
Ungerührt
fährt Rotari fort.
Aiden
Rotari: "Ich habe kein Interesse an Marketing-Statistiken,
Social Media Followern, Merchandise-Designs oder den sonstigen
Dingen, die ihr für relevant haltet."
Lorenz
runzelt leicht die Stirn bei diesen Worten, erwidert aber nichts.
Das "Warum bist du dann hier?" schwingt auch ohne
verbale Mitteilung im Raum mit.
Aiden
Rotari: "Ich habe lediglich Interesse am GFCW World Title.
Also sind eure Vorgesetzte und ich zu einer Einigung gekommen:
Eure Organisation darf jeden Cent behalten, den ich als Champion
dazuverdienen würde. Jede Prämie. Jeden Bonus. Ich gehe
in jede Talk-Show, mache jedes Radio-Interview, werde das Gesicht
jeder Marketing-Kampagne, ich trage eure Kleidung, ich preise
euch und werde alles tun, was außerhalb des Ringes von mir
verlangt wird."
Kurz
huschen die Augen von Rotari über das Sprachrohr und dann
Lunenkind, der die Innenseite seiner Handflächen, welche in
seinem Schoß ruhen, mit einem Mal sehr interessant zu
finden scheint.
Aiden
Rotari: "Mit einigen wenigen, klar definierten Ausnahmen."
Damit
wird der Grund für seinen Blick klar: Ihr lächerlicher
Aufzug. In komische Kostüme wird Rotari sich wohl nie wieder
zwängen lassen, dafür hat das Protokoll seinerzeit
gesorgt.
Aiden
Rotari: "Ich werde mich euren Zielen vollends und ohne
Zurückhaltung verschreiben - sobald ich GFCW World Champion
bin."
Das
Ziel heiligt die Mittel, oder wie war das? Einmal mehr geht es um
das große Gold, das Rotari seit dem Titelverlust nicht mehr
loslässt. Hätte Rotari eine Seele, er hätte sie
ohne zu zögern dafür verkauft.
Aiden
Rotari: "Das ist mein einziges und primäres Ziel. Ich
bin geduldig, was das angeht, aber nicht endlos
geduldig.
Falls ihr meine Ressourcen uneingeschränkt nutzen wollt,
müsst ihr mir zuerst eure Ressourcen uneingeschränkt
zur Verfügung stellen."
Maximilian
Lunenkind: "Soll das heißen, wir müssen einfach
alles machen, was du sagst?"
Aiden
Rotari: "Ja."
Beinahe
herausfordernd sieht Rotari auf den Mann im Schweine-Aufzug
herab, dessen Empörung blitzartig aus dem Gesicht weicht, um
einer besorgniserregenden Blässe Platz zu machen.
Aiden
Rotari: "Ist das ein Problem?"
Maximilian
Lunenkind: "Nein, gar nicht, nur-"
Aiden
Rotari: "Gut."
Rotari
scheint kein großes Interesse daran zu haben, Einwänden
Gehör zu schenken. Stattdessen tritt er einen Schritt zurück
und verengt leicht die Augen, als wolle er einen Gesamtüberblick
über seine neue Kameraden - oder wohl eher: Untergebenen -
gewinnen.
Aiden
Rotari: "Rasmus Rantanen erschien zuerst wie ein unnötiger
Umweg, doch ich habe dank ihm etwas gelernt. Ich habe dank ihm
über Glauben nachgedacht. Was ist es, dass die Menschen dazu
bringt, ihr gesamtes Handeln und ihr vollständiges Selbst
etwas anderem unterzuordnen als den eigenen Wünschen und
Bedürfnissen?"
Lorenz:
"Gott."
Leicht
dreht Rotari den Kopf zur Seite. Das war ziemlich sicher eine
rhetorische Frage, aber Lorenz versucht mit dieser wie aus der
Pistole geschossenen Antwort offenbar ein paar Punkte zu sammeln,
um sich von der "Ansammlung erbärmlicher Witzfiguren"
abzuheben.
Aiden
Rotari: "Hat Rasmus Rantanen an Gott geglaubt?"
Lorenz:
"Ich denke, wer an Jesus glaubt, glaubt auch an Gott, Sir."
Der
Marketing-Experte hat seine Stimme offenbar wiedergefunden und
wird nun immer schmieriger, wirft noch ein "Sir" in den
Mix und spricht mit einer ähnlichen Tonlage, die er auch bei
Entrepreneurin Lerbitz verwenden würde.
Aiden
Rotari: "An was genau?"
Lorenz
überlegt kurz.
Lorenz:
"Dass Jesus ihm ein Zeichen geschickt hat. Dass Jesus ihm
den richtigen Weg zeigt, also... dass Jesus ihn liebt? Dass Gott
ihn liebt?"
Aiden
Rotari: "Das denke ich auch."
Zustimmend
senkt Aiden leicht den Kopf. Lorenz setzt ein stolzes Lächeln
auf, fummelt aber gleichzeitig fahrig an seinem Hemdkragen herum.
Aiden
Rotari: "Man mag Menschen mit dem Glauben an Liebe
motivieren. Doch ich möchte sie kontrollieren.
Und dazu hat der Glaube ein wesentlich effektiveres Mittel:
Angst."
Rotari
stellt das als absoluten Fakt dar und lässt keinen Zweifel
daran, dass das für ihn eine unumstößliche
Wahrheit ist.
Aiden
Rotari: "Die Liebe einer höheren Macht ist es nicht,
die Gläubige in der Spur hält. Es ist die Angst. Angst
vor Strafe. Angst vor dem, was einem im Leben nach dem Tod
erwartet. Angst vor der Hölle."
Einen
nach dem anderen fokussiert Rotari.
Aiden
Rotari: "Dieser Glaube ist nützlich, um zu verhindern,
dass Leute wie Rasmus Rantanen überhaupt erst auf die Idee
kommen, mich anzugreifen. Wir müssen etwas etablieren:
Unakzeptables Verhalten wird mit drakonischen Strafen geahndet."
Das
Sprachrohr und Lorenz wechseln einen kurzen, aber deutlich
sichtbaren und besorgten Blick, während Lunenkind nun seine
eigenen Füße als äußert interessanten
Fixpunkt für seine Aufmerksamkeit ausgemacht hat. Damit
könnte Rotari meinen, dass die GFCW es fürchten soll,
sich mit der Lerbitz Performance Group anzulegen - oder dass die
Lerbitz Performance Group es fürchten soll, sich mit Rotari
anzulegen.
Aiden
Rotari: "Mir ist gleich, ob ihr Matches gewinnt oder nicht.
Mir ist gleich, ob ihr Kostüme tragt oder nicht. Aber wir
haben Mittel, die wir offensiv nutzen können, und ich
gedenke das zu tun."
Rotari
sieht zu Lorenz.
Aiden
Rotari: "Außerhalb der Hallen und Arenen, abseits der
Kameras."
Geflissentlich
stimmt Lorenz zu.
Lorenz:
"Ja, Sir."
Aiden
Rotari: "Und auch innerhalb."
Lunenkind
und das Sprachrohr werden taxiert.
Aiden
Rotari: "Wenn ich sage, ihr sollt gegen jemanden antreten,
dann tut ihr das. Wenn ich sage, ihr sollt jemanden attackieren,
dann tut ihr das. Wenn ich sage, ihr stürzt euch ohne Chance
auf Sieg in einen aussichtslosen Kampf, dann tut ihr das.
Vollkommen egal, was ich sage - ihr tut es. Und jeden, der meinem
Ziel in die Quere kommt, werden wir bestrafen und ein an ihm
Exempel statuieren."
Maximilian
Lunenkind: "Und was, wenn wir das nicht schaffen?"
Aiden
Rotari: "Dann werde ich euch bestrafen und an euch ein
Exempel statuieren."
Rotari
sagt das sachlich und nüchtern, aber man kann Lunenkind
zischend die Luft einziehen hören.
Aiden
Rotari: "Dynamite ist momentan abgelenkt. Seine
Aufmerksamkeit ist nicht fokussiert. Das bringt Chaos mit sich,
Chaos bringt Möglichkeiten mit sich, und das werden wir
ausnutzen."
Lorenz:
"Schon heute, Sir?"
Aiden
Rotari: "Nein."
Er
steckt die Hände in die Hosentaschen. Für einen
flüchtigen Moment scheint Aiden mit den Gedanken
abzuschweifen, aber dann ist er wieder voll da.
Aiden
Rotari: "Von meiner Seite aus könnt ihr heute noch so
armselig herumhampeln wie sonst auch. Wir beginnen nächste
Show. Es gibt zuvor noch etwas, das ich erledigen muss."
Sein
Blick wandert über Lorenz, Lunenkind und das Sprachrohr zu
einem vierten, ungenutzten und an der Wand lehnenden Stuhl.
Aiden
Rotari: "Es gibt zuvor noch jemanden, mit dem ich reden
muss."
War Evening, K.
B. Hallen (Frederiksberg (Dänemark)), 21.03.2025
In
Kooperation mit
Die Kamera
schwenkt langsam über die prall gefüllten Ränge
der K.B. Hallen in Frederiksberg. Die Menge ist in heller
Aufregung, tausende Fans stehen dicht gedrängt, ihre Arme in
die Luft gereckt, während sie euphorisch zur treibenden
Musik des War Evening Rhythmus klatschen. Ihre Stimmen vermischen
sich zu einem mächtigen Chor aus Jubel und Sprechgesängen,
der durch die Halle hallt und die Atmosphäre vibrieren
lässt.
Lichter zucken
durch die Halle, helle Spotlights durchbrechen das Dunkel der
Arena und tanzen über die Reihen der Zuschauer. Einige Fans
schwenken selbstgemachte Schilder in die Höhe, auf denen die
Namen ihrer Lieblingswrestler oder freche Sprüche stehen,
während andere ihre Stimmen überschlagen lassen, um die
letzten Sekunden vor dem großen Moment noch lauter zu
machen.
Plötzlich
steigen auf Kommando goldene Funkenfontänen in die Höhe,
während über dem riesigen War Evening Logo auf dem Tron
das große Finale eingeläutet wird. Einige explosionen
von Phyrotechnick mit donnerndem Krachen und taucht die gesamte
Arena in ein flackerndes Farbenmeer aus Rot, Blau und Gold. Die
Zuschauer schreien begeistert auf, während das Spektakels.
Pete und Sven
sind am ihren Arbeitsplatz den Kommentatorentisch.Vor Sven liegen
ein paar Notizen, sorgfältig sortiert, doch immer wieder
greif er nach einzelnen Blättern, um sich letzte Details
wohl einzuprägen. Pete rückt sein Headset zurecht,
lehnt sich leicht nach vorne und nimmt schnell noch einen tiefen
Schluck aus seiner Wasserflasche.
Sven
: „Hej og hjertelig velkommen til War Evening! Efter det
spektakulære PPV Brainwashed
sender vi live fra smukke Frederiksberg i Danmark – starten
på vores store Nordeuropa-turné!“
Pete:
"Bitte?"
Sven:
"Was ist, Pete?"
Pete:
"Kannst du mir bitte sagen, was du da gerade gesagt hast?"
Sven:
"Ach so. Nun, ich sagte nur auf Dänisch in etwa: Hallo
und herzlich willkommen zu War Evening! Nach dem spektakulären
PPV Brainwashed
melden wir uns aus dem wunderschönen Frederiksberg in
Dänemark – dem Auftakt unserer großen
Nordeuropa-Tour!"
Pete schaut
Sven ungläubig an.
Pete:
"Seit wann kannst du Dänisch?"
Sven grinst
selbstzufrieden.
Sven:
"Nun, im Gegensatz zu dir bilde ich mich halt weiter."
Pete verengt
die Augen und funkelt seinen Kollegen böse an.
Sven:
"Aber lassen wir das und kommen zu den wichtigen Themen des
heutigen Abends, denn nach Brainwashed
wurden die Karten komplett neu gemischt."
Pete:
"Da sagst du was! Und wir werden sicher heute schon die
ersten Auswirkungen davon spüren."
Sven:
"Spüren... da bringst du mich auf etwas. Damit kommen
wir direkt zum ersten Match des Abends!"
Singles
Match: PJ Smidt vs.
Alex Jr. Referee: Hector Flores
Pete:
"Wird PJ Smidt einen Sieg gegen den angelschlagenden Alex
Jr. einfahren können?"
Sven:
"Oder wird Alex, der nach dem brutalen Match gegen Aya seine
Knochen sicher noch spürt, für eine Überraschung
sorgen und PJ Smidt schlagen?"
Pete zuckt mit
den Schultern, bevor er weiterspricht.
Pete:
"Das zweite Match des Abends ist eine Open Challenge."
Open
Challenge – Tag Team-Match: TSEizn
Ra(re)BBits (Tsuki Nosagi & El Metzli /w Der Fuchs) Referee:
Karo Herzog
Sven:
"Tsuki Nosagi und El Metzli, begleitet vom Fuchs, wollen
eine neue Herausforderung, um ihren Weg zum Tag Team Titel weiter
zu hoppeln!"
Pete:
"Dass sie es draufhaben, haben sie mehr als deutlich im
Reverse Elimination Chamber
bewiesen. Ich glaube, es gibt nicht viele Mutige, die sich ihnen
heute in den Weg stellen wollen. Eigentlich könnte man
direkt das Titelmatch ansetzen."
Sven:
"Abwarten, Pete! Wir sind hier in der GFCW – hier kann
alles passieren!"
Pete:
"Und damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen! Denn im
nächsten Match sehen wir einen Mann, der bei Brainwashed
einen Sieg errang, aber zugleich auch eine schmerzhafte
Niederlage einstecken musste."
Singles
Match: Jason Crutch
vs. Zac Alonso Referee: Mike Gard
Sven:
"Kann Jason Crutch heute Abend wieder einen Sieg einfahren,
oder muss er eine Niederlage gegen Zac Alonso hinnehmen? Egal,
wie es ausgeht – die Jason-Crutch-Aktie wird entweder
steigen oder wieder tief fallen, so wie er es tat 2014!"
Pete:
"Und dann kommen wir zum Main Event – ein gewaltiges
Six-Men-Tag Team-Match!"
Six-Men-Tag
Team-Match: LPG
(Aces of Alchemy & The GREATEST Pigster) vs. Leviathan (Drake
Nova Vaughn & Luna Rosario & Scarecrow) Referee: Mike
Kontrak
Sven:
"LPG! Und nein, damit meine ich nicht das Autogas!"
Pete schüttelt
den Kopf.
Pete:
"Sven, das war nicht lustig."
Sven:
"Ich weiß, deshalb habe ich ja nur darauf hingewiesen.
Aber egal! LPG trifft heute auf Leviathan, die sich durch Zane
Levy und Drake Nova Vaughn die Tag Team Titel sichern konnten."
Pete:
"Ein explosiver Main Event zum Abschluss eines bereits
packenden Abends!"
Sven:
"Dann lasst uns keine Zeit verlieren – es ist Zeit für
War Evening!"
Die
Show ist gerade mal wenige Sekunden alt, gerade noch wurde die
Card besprochen und direkt schalten wir auch schon in den
Backstagebereich. Dort sehen wir eine hektische Kameraführung,
die Mac Müll folgt, der – mit dem Mikrofon bewaffnet –
durch die Gänge der K. B. Hallen hier in Dänemark,
stürmt, auf der Suche nach dem Grund für all die
Hektik.
Während
sich der Hall of Famer nun also an den Mitarbeitern vorbeipresst,
erkennen wir auch schon recht schnell, um wen es sich hier nun
handelt. Und zwar um niemand geringeren als Ask Skógur.
Glücklicherweise
– wie es manchmal eben passt – ist ganz zufällig
noch ein weiterer Kameramann anwesend, auf den nun geschalten
wird. Er filmt Ask von vorn, wodurch wir erkennen können,
dass seine Stimmung alles andere als glücklich ist. Ganz im
Gegenteil.
Ask
ist WÜTEND.
Mit
finsterem und aggressiven Blick stürmt der GFCW World
Champion also durch den Backstagebereich, seinerseits auf der
Suche nach etwas… oder jemandem.
Ask:
„ALDO!“
… wenig
überraschend offenbart er uns auch direkt, wen genau er
sucht. Ask brüllt durch den Gang und ignoriert dabei auch
den ein oder anderen GFCW-Angestellten, den er leicht unsanft
anrempelt.
Ask:
„KOMM RAUS UND STELL DICH WIE EIN MANN.“
Ask
grunzt. Aktuell hat er seinen Titelgürtel nicht dabei, denn
aktuell gilt seine Aufmerksamkeit einzig und allein dem Mann, der
ihm seine erfolgreiche erste Titelverteidigung genommen hat.
Und
das ist ja nun des Pudels Kern: bei Brainwashed lieferten sich
Herausforderin Luna Rosario und Champion Ask Skógur ein
intensives, weitestgehend recht ausgeglichenes Match, bis Aldo
Nero hinzukam und Beide bitterböse attackiert hat. Ein
Resultat, welches Niemandem gefallen hat, weder den Fans in der
Halle noch Luna Rosario oder Ask Skógur. Letzterer ist
dadurch natürlich Champion geblieben, aber, wer Ask kennt,
der weiß, dass ein NO CONTEST nicht das Ergebnis ist,
welches er als Champion abliefern will. Schon gar nicht in seiner
ersten Titelverteidigung.
Ask
stampft weiter vor sich hin, während es Müll kaum
schafft Schritt zu halten. Dabei wirft Ask auch die ein oder
andere Tür mit voller Kraft und Inbrunst zu, die sich ihm
offen in den Weg stellt. Auch Wasserflaschen fliegen durch die
Gegend, ja selbst ein Catering-Tisch muss dran glauben, indem Ask
ihn umwirft. Er bleibt letztendlich stehen, als sich die
Erkenntnis breit macht, dass er Aldo hier nicht einfach finden
wird. Dabei wiederum eröffnet sich die Gelegenheit für
Mac Müll aufzuholen. Leicht außer Puste kommt er an
und macht neben Ask Halt, der seinerseits wiederum noch immer mit
seinen Augen nach Aldo sucht.
Mac
Müll: „Ask… sorry… hast du…”
Müll
muss kurz durchschnaufen.
Mac
Müll: “Ask, ich weiß du bist aufgebracht…
eigentlich klärt sich meine Frage von selbst… wie ist
es dir seitdem Ergebnis deines World Championship Matches bei der
Frühlingsausgabe von Brainwashed ergangen.“
Ask
tapst noch etwas hin und her, bis er seinen Fokus schließlich
auf Müll legt. Dabei scheint er tatsächlich auch etwas
runterzukommen.
Ask
Skógur: „Was meinst du wohl, hm?“
Es
ist unverkennbar an Asks Stimme, dass er aufgebracht ist. Und
sein ganzes Auftreten hier zeigt, wie WÜTEND er ist. Aber
und das ist wichtig, er verliert sich nicht in seiner Wut. Das
Türen-zu-Plauzen, das Tisch-Umwerfen und generell sein
aggressiver Gang durch den Backstagebereich, das scheint alles
vielmehr das Aufplustern eines wilden Tieres zu sein, das sein
Revier markieren will. Aber daran, dass Ask „so schnell“
wieder herunterkommen kann, zeigt, dass er mittlerweile
tatsächlich verstanden hat seine Wut zu kontrollieren.
Spätestens
seit Aiden Rotari.
Ask
Skógur: „Seit Title Night predige ich, dass ich
diesem Titel alle Ehre erweisen will, die ihm zusteht. Ich will
ein würdiger Champion sein, der gegen würdige
Herausforderer antritt, um das größte Gold der Liga zu
verteidigen, denn nur das wird diesem höchsten Preis unseres
Sports gerecht.“
Asks
Worte klingen klar und bedacht – auch das war nicht immer
so.
Ask
Skógur: „Und dann kommt da dieser dahergelaufene
Wichtigtuer, der ein paar Mal gewonnen hat und sich jetzt selbst
für den Größten hält, nur weil Papa ihm gut
zuredet und tritt all das mit Füßen. Ein solches
Ergebnis für ein Match für diesen höchsten Preis…
das wird ihm nicht nur nicht gerecht, das beleidigt die Ehre des
Titels.“
Ask
wirkt emotional, WÜTEND, aber auch fokussiert. Aldo wollte
seine Aufmerksamkeit? Das hat offensichtlich funktioniert. Ob
Aldo sich darüber aber freuen sollte? Sei vorsichtig mit
dem, was du dir wünschst… und so.
Ask
Skógur: „Wenn Luna mich besiegt hätte, gut,
okay, dann wäre das halt so gewesen. Ich hätte es nicht
zugelassen und bin mir sicher, dass ich sie hätte, noch
besiegt, aber das kann man nun nicht mehr sagen. Wir werden es
nie wissen. Und allein dieser Umstand… greift meine
Legitimation an. Und das geht nicht klar. Im Jahr des Hirsches
ist kein Platz für Zweifel.“
Und
nun scheint Ask sogar etwas nachdenklich zu sein. Es wirkt nicht
so, als würde er sich selbst tatsächlich anzweifeln,
aber es scheint ihm durchaus etwas zu bedeuten, dass er seine
Stellung als Champion nicht wirklich und aufrichtig mit einer
starken ersten Titelverteidigung festigen konnte.
Das
hat ihm Aldo genommen.
Ask
Skógur: „Aber… scheinbar ist das wohl eine
Erkenntnis, die ich machen musste. Ich werde diesen Titel nicht
nur vor würdigen Herausforderern verteidigen können, es
gibt etwas, was noch viel wichtiger ist als das. Aus würdigen
Herausfordern werden schließlich… würdige
Champions. Und deshalb muss es meine Aufgabe sein… den
Titel vor unwürdigen Herausforderern zu beschützen.“
Ein
weiteres, bestimmtes, entschlossenes und gefestigt-WÜTENDES
Grunzen.
Ask
Skógur: „Wenn Aldo Krieg will, dann soll er ihn
bekommen. Das Jahr des Hirsches, so wird man es sich erzählen,
ist das Jahr in dem Aldos Eroberung gescheitert ist.“
Ask
schnauft durch und wendet sich schließlich von Mac Müll
ab. Mit der Selbstverständlichkeit eines Champions, dass
dieses Interview nun beendet ist, auch, wenn Mac Müll wohl
noch offene Fragen gehabt hätte, läuft er davon.
Ask
hat Aldo gesucht, man darf davon ausgehen, dass er bereits bei
Aldos und James Kabine vorbeigeschaut hat, aber jetzt dürfte
ihm wohl langsam einleuchten, dass es gar keinen Grund gibt ihn
zu suchen, denn Ask hat ja genau das, was Aldo will. Also muss
Aldo es sein, der zu Ask kommt.
Ob
er sich das gut überlegt hat?
Und
noch viel wichtiger…
… wo
steckt bei all dem Luna Rosario?
Bei
Brainwashed war Interviewerin Tammy live dabei als der
selbsternannte GOAT von GFCW durch eine große Ankündigung
vom Flaggschiff der Lerbitz Performance Group zum Beiboot
degradiert wurde. Und auch heute steht der zweifache GFCW
Champion Robert Breads wieder neben Tammy zum Interview parat und
das nicht allein. Neben dem bereits nicht klein geratenen
Kanadier türmt eine noch größere Frau mit
silbriggrauer Zottelmähne und lila Strähnen, den
durchtrainierten und dezent muskulösen Body in einen
wolfigen Schurz und eine nicht minder wolfige Weste gehüllt.
Und wem das noch nicht genug Wink mit dem Zaunpfahl ist, hat
Glück, ruht doch auch auf dem Schopf der Schneewölfin
Skaði Fenrir eine Wolfskappe, die verdammt echt aussieht, es
aber nicht ist.
Vermutlich.
Tammy
sieht erst zu Robert Breads, der mit einem nonchalanten Blick
bedeutet ihn jetzt besser nicht mit einer Nachfrage in Sachen
Verpflichtung von Aiden Rotari oder der Pleite gegen den GFCW
Förderkader zu konfrontieren und sich auf Skaði zu
konzentrieren. Tammy versteht und wendet sich also postwendend an
die 1,93 große Norwegerin.
Tammy:
„Skaði, bei Brainwashed hast du die GFCW Galaxy,
respektive das Switziverse überrascht, indem du dein Match
gegen Sam Grant gewinnen konntest und-“
Ein
„und“ bedeutet für gewöhnlich, dass ein
Satzkonstrukt noch weitergeht, doch ein bedrohlicher Blick der
norwegischen Riesen lässt Tammy unweigerlich begreifen, dass
sie jetzt besser nicht weiterspricht, sondern zeitig das Mikrofon
nach oben halten sollte. Vorzüge jahrelanger
Berufserfahrung.
Skaði
Fenrir: „Ich kann nicht verhehlen Irritation darüber
zu empfinden, dass im Vorfeld Sam Grant in die Rolle der
Favoritin erhoben wurde. Sicherlich, sie zu erlegen war keine
einfache Jagd und doch, dass die Fürchterlichkeit meines
Bisses sich durchsetzen würde, es hätte die Erwartung
sein sollen, keine Überraschung.“
Tammy
schickt sich an zur nächsten Frage übergehen zu wollen,
doch Skaði spricht weiter.
Skaði
Fenrir: „Noch irritierender war es jedoch von Herrn Pete zu
hören, dass meine Niederlage im Duell der erhabenen
Raubtiere gegen Monica Shade ein „Versagen“ gewesen
sein soll. Eine Aussage, die auf geradezu groteske Weise den
Status von Monica Shade als eine Streiterin von absoluter
Spitzenklasse untergräbt und folglich auch meine eigene
starke Leistung gegen diese nicht würdigt, sondern mit Dreck
besudelt.“
Sie
bleckt zornig die Zähne und glücklicherweise erwähnt
nun niemand, dass „mit Dreck besudeln“ durchaus zum
von Schweinen dominierten Look der LPG passen würde. Ein,
zwei Atemzüge später blickt Skaði mit etwas weniger
Wut in den Augen zu Robert Breads herüber.
Skaði
Fenrir: „In Gegenwart solcher Frevel ist mir das Glück
zumindest insofern hold, als dass es dieser Mann zu meiner Linken
ist, auf dessen Empfehlung es für Frau Lerbitz ankommt und
anders als Herr Pete hat er verstanden, was es bedeutete, dass
Monica Shade nur knapp meinem frostigen Biss entkommen ist;
demselben Biss, welchem Sam Grant bei Brainwashed erwartungsgemäß
erlag.“
Robert
Breads: "Korrekt."
Im
Leben von Robert Breads läuft momentan nicht allzu viel
richtig, aber Skaði Fenrir ist keiner der vielen Gründe,
die für seine Kopfschmerzen verantwortlich sind. Mehr noch:
Aus seiner Sicht war sie beim Pay-Per-View eventuell der einzige
Lichtblick, hat sie doch nicht nur gewonnen, sondern das auch
noch gegen den Protegé von Luna Rosario. Ein rundum gutes
Paket an Neuigkeiten.
Die
kann Breads gerade auch gebrauchen.
Robert
Breads: "Und ich habe meine Empfehlung deshalb auch wenig
überraschend ausgesprochen. Frau Lerbitz findet ebenfalls,
dass Skaði uns beeindruckt hat."
Jetzt
sind wir also schom bein Vornamen - wird hier bereits eine
gewisse Vertrautheit aufgebaut? Könnte ein gutes Zeichen für
Fenrir sein, muss aber natürlich auch nicht allzu viel
bedeuten.
Robert
Breads: "Doch Frau Lerbitz sieht noch etwas anderes genauso
wie ich: Das hier ist kein "Wer hat noch nicht, wer will
nochmal"-Projekt, in das jedes junge Talent einfach
reinspazieren kann und ein bisschen TV-Zeit bekommt."
Ein
ziemlich eindeutiger Shot Richtung Förderkader, bei dem man
Breads ansehen kann, dass er sich noch zurückhält. Er
würde vermutlich gerne noch mehr sagen, nach dem, was bei
Brainwashed passiert ist, hütet sich aber.
Robert
Breads: "Und deshalb war die Sache bei Brainwashed ein
Schritt in die richtige Richtung, kein Überqueren der
Ziellinie und damit kein fester Platz bei der Lerbitz Performance
Group. Dafür benötigt es noch etwas mehr
Überzeugungsarbeit, von der ich glaube, dass Skaði sie
liefern wird, insofern sie die Chance bekommt. Und wer hätte
es geahnt: für War Evening in zwei Wochen, live aus
Norwegen, hätte man mit Sicherheit gerne eine Lokalmatadorin
auf der Card."
Womit
Breads den Blick von Tammy abwendet und Richtung Fenrir schaut,
ihr kaum merklich zunickt und damit den verbalen Ball
zurückspielt, damit sie auf diese Faktenlage eingehen kann.
Skaði
Fenrir: „Die Heimat mein ist Tromsø und nicht Oslo,
was mich zu einer nationalen Heldin macht, anstatt einer lokalen,
doch dürfte dies nicht von Belang sein. Eine erbitterte Jagd
einer würdigen Beute erfreut Publikum wie Jägerin
zugleich. Organisiert mir eine solch würdige Beute und ich
werde gern die Fährte aufnehmen.“
Der
Hauch von positiver Mimik verschwindet von einem Moment auf den
anderen aus ihrem Gesicht, ganz so als ob ihr ein quälender
Gedanke in den Sinn gekommen sei.
Skaði
Fenrir: „Doch macht nicht den Fehler unziemlich zu denken
wie die Frau, deren Jagd auf den großen Einzeltitel im
Fehlschlag endete. Ich, die große Schneewölfin Skaði
Fenrir, bin weder euer Schlosshund noch euer Schosshund noch
irgendein Hund – ich bin eine Wölfin. Und obgleich ich
keine weise Wölfin bin, so eben doch eine stolze und ehrbare
und vor allem gar mächtige.“
Tammy
schickt sich an nun endlich mit ihren Fragen weiterzumachen, doch
Skaði spricht abermals weiter und lässt Tammy somit
erneut zur simplen Mikrofonhalterin verkommen.
Skaði
Fenrir: „Solch einen törichten Gedanken auszusprechen
ist der pure Frevel, selbst wenn man ignoriert, wofür mein
hehrer Name Skaði steht. Artikuliere ich mich etwa mit
stupidem Gekläffe wie es Hunde zu tun pflegen, welche das
Attribut der Tollwut wohl verdient haben, während es Torheit
ist, dies uns Wölfen zuschreiben zu wollen?! Wir Wölfe
sind feinsinnige Wesen, ruhig und gewissenhaft, zielstrebig und
geduldig. Hörst du unser Geheul, es ist bereits zu spät
für dich, außer es ist unser Wolfsgesang zu Ehren des
Mondes, welchem du lauschst. Ein Wolf, der plump und laut seine
Jagd bestreitet, leidet Hunger und ist Gift für jedes Rudel.
Solch barbarisches Verhalten ist nicht das eines edlen Wolfs,
sondern beschreibt einen miesen, dreckigen Hund.“
Und
nun redet sie sich endgültig in Rage. Die Aussage von Luna
Rosario und die Bezeichnung von Alex jr. als tollwütigem
Wolf in seinem Match gegen ebendiese Luna Rosario haben
offensichtlich tief sitzende Stacheln hinterlassen.
Skaði
Fenrir: „Domestizierte Jammerlappen, die stets bellen, um
die Schwäche ihres Bisses zu übertönen, ihren
Unrat ungeniert an jeder Straßenecke hinterlassen und kaum
zu mehr fähig sind als ihres Herrchens Stock
zurückzubringen. Widerliche, sabbernde Gestalten, die auf
geschenkten Knochen herumkauen und nach Leckerlis hecheln,
unfähig eigenständig zu existieren. Hah! Ist es denn
ein Zufall, dass es gar viele Schimpfnamen für die Tölen,
Kläffer und Köter dieser Welt gibt, während man
uns Wölfen stets nur mit Furcht und Respekt begegnet? Wohl
kaum! Wäre ich als erbärmlicher Flohfänger zur
Welt gekommen, auch ich würde die Maske eines Fuchses
überstülpen...“
Sie
atmet tief durch, räuspert sich und läuft dezent rot
an. So die Fassung zu verlieren war keine Absicht gewesen, ganz
im Gegenteil. Es ist ihr hochgradig peinlich. Und so verschränkt
sie die Arme, guckt böse und schnaubt verächtlich, wie
um diesen Gefühlsausbruch zu überspielen.
Robert
Breads: "Ich denke, das war eindeutig genug."
Breads
scheint gewisse Sympathien für Fenrir und ihre Anti-Haltung
gegenüber Teilen des GFCW-Rosters zu empfinden, auch wenn er
sich selbst das aufkeimende Lächeln verbietet, stattdessen
kurz die Gesichtsmuskulatur flext und dann fortfährt, jetzt
wieder an Tammy gewandt.
Tammy:
"Dann können wir vielleicht noch kurz über Aiden
Ro-"
Robert
Breads: "Bei der nächsten Show wird Skaði antreten,
gegen jeden, der sich traut - egal ob Köter, Kläffer,
Fuchs oder sonstwas."
Kurz
rollt Tammy mit den Augen, als sie von Breads gekorbt wird, nickt
dann aber.
Tammy:
"Und wenn sie gewinnt-"
Robert
Breads: "Ich sehe keinen Grund, Interna der Lerbitz
Performance Group in aller Öffentlichkeit breitzutreten."
Oder
Breads darf allein und ohne Entrepreneurin Lerbitz gar keine
Entscheidungen treffen - was er natürlich niemals zugeben
würde.
Robert
Breads: "Aber selbstverständlich wäre ein Sieg...
ein überzeugender Sieg... die bestmögliche Bewerbung
für einen Karrieresprung."
Selbstredend
verkauft Robert die Mitgliedschaft bei der LPG als solchen. Mike
Müller fragen wir lieber nicht.
Robert
Breads: "Und ich habe vollstes Vertrauen, dass Skaði es
mit jedem Gegner aufnehmen kann. Vollkommen gleich, wer es ist:
Einem Wolf zu entkommen ist eine Sache, ihn zu besiegen noch
einmal eine völlig andere."
Skaði
Fenrir: „Ein Entkommen mag es bei gewöhnlichen Wölfen
geben, nicht bei mir. Mir
entkommt man nicht. Auch
Monica Shade wird eines nicht gänzlich fernen Tages meinen
Biss noch spüren. So
wie die arme Seele, welche sich mir in Oslo stellen wird.“
Ein
kurzes Durchatmen. Dann erhebt sie ihre Stimme für ein
lautes, eindringliches, aber doch melodisches Wolfsgeheul, mit
dessen Intonation die Kameraschaltung endet.
Sven „OLÉ!
OLÉ! OLÈ!“
Pete: „Ist
es das, was ich denke?“
Sven: „Oooooh
jaaaaa.“
Pete: „Bitte
nicht.“
Sven: „Jetzt
kommt dein großer Moment, Peter.“
Pete: „Ich
möchte sterben.“
Sven: „OLÉ!
OLÉ!“
Pete: „Gib’
mir noch einen Moment. Lass‘ mich kurz googlen, wie schnell
der Tod nach einer Schierlings-Vergiftung eintritt.“
Sven: „Nicht
schnell genug für DICH. Kommen wir zu einer Weltpremiere.“
Pete:
„Gnade.“
Sven: „Hier
ist der NEUESTE Spot für unseren GFCW-Shop. Mit unserem
Werbestar, dem einzig wahren… Propaganda-Pete! Garantiert
freiwillig und nicht durch Switziverse Unlimited erzwungen. Let’s
goooooo!“
Pete:
„Kuscheln.“
An einem hellen Morgen lugt die
Sonne durch Petes Schlafzimmerfenster. Er schlägt die
Bettdecke zur Seite und wankt schlaftrunken durch den Raum. Um
Petes dünnen Körper schlackert ein Pyjama, dessen Farbe
so verblichen ist wie seine Jugend. Das Gesicht ist von einer
wenig erholsamen Nacht gerötet, die Augenringe sind
geschwollen. Am Kinn sprießen Bartstoppeln. Eine Gestalt,
der man ihr Alter ansieht. Nur eines ist lebendig: In Petes
Augen ist ein Funkeln. Sehnsüchtig blickt er umher.
Pete: „Ich
möchte kuscheln.“
Eine Miene, verloren in den Wirren
und Enttäuschungen eines langen Lebens. Müde blickt
sich der Mann im Raum um. Er ist allein. Nur er und das
unaufgeräumte Zimmer. Er schlingt seine Arme um sich
selbst, um eine dumpfe Ahnung menschlicher Wärme zu spüren.
Pete:
„Manchmal, da überkommt mich die Sehnsucht nach Nähe.“
Er wankt zum Fenster. Mit einem
Ächzen setzt sich Pete auf die Fensterbank und wuschelt
durch seine wild abstehenden Haare.
Pete: „Oh,
wie gern würde ich Lady Rosi aus Monica Shades
Leopardenklauen reißen und in mein Bettchen legen. Das
Schweinchen und ich, gemeinsam sanft grunzend. Friedlich,
freundlich, frei.“
Sein sehnsuchtsvoller Blick wandert
zum Bett zurück. Nichts wartet dort auf ihn. Kein
menschliches Wesen, kein Schwein. Es sieht nicht einmal besonders
gemütlich aus.
Pete: „Oft
stelle ich mir auch vor: Wie schön würde es sein, Luna
Rosario die typischen, frechen Beleidigungen aus dem Mundwinkel
zu schmusen? Wir beide, in Glückseligkeit geeint. Kein Grund
für Hohn und Herablassendes. Es würde so mit uns
ablaufen, ich sehe es ganz klar: Zwischen zwei Umarmungen mache
ich einen charmanten Scherz. Sie lacht. Die Freude tanzt in ihrem
Gesicht. Vergessen sind die Schmerzen und der Hass in ihrem
dunklen Leviathanherz. Was zählt sind nur Luna, ich, und das
Kuscheln. Wir und ganz viel Oxytocin. Die Welt, sie wäre
lebenswert.“
Seine Stimme ist ein Hauchen. Ein
latenter Schmerz liegt in jedem Wort, beschmiert alles mit einer
Note von Bitterkeit.
Pete:
„Manchmal, wenn die Sehnsucht besonders stark ist, da
möchte ich sogar meinen Kollegen Sven nehmen und ihn einfach
durchknuddeln. Vielleicht würde dann sein überlegener
Geist, sein Wortwitz, auf mich unwürdige Gestalt abfärben.
Ich würde Kraft unserer Kuschelei erblühen. Sein Elan
wäre der Treibstoff meines Glücks.“
Er senkt seinen Blick und schaut,
eher gedemütigt als einfach nur demütig, auf die
nackten Füße. Er kratzt mit den Zehen über den
Parkettboden.
Pete: „Vor
allem aber, wenn ich freie Wahl hätte, würde ich mit
einem besonders wundervollen Wesen kuscheln wollen.“
Die Hand Petes wandert in die
Brusttasche seines Pyjamas. Er nestelt einen Augenblick darin,
dann zieht er ein abgegriffenes Foto heraus. Mit wässrigen
Augen betrachtet er das Bild.
Pete: „Der
Switzidog. Meine tiergewordene Kuschelsehnsucht auf vier Beinen.
Wenn er mit dem Schwänzchen wedelt, wird mein ganzer Tag
veredelt. Seit ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, da ist meine
Welt eine andere.“
Sein Körper erzittert vor
Entzücken, er streichelt mit dem Finger über das Abbild
des hervorragenden GFCW-Hundes. Eine Endorphin-Eruption erster
Güte. Im Überschwang hebt Pete das Bild an seine Wange
und drückt es fest an die Haut, bis das Papier zerknickt
ist.
Pete: „Ich
möchte mit ihm in Flausch und Braus leben.“
Dann, plötzlich, ein
Stimmungsumschwung. Ein Schatten, dunkel wie die Nacht, huscht
über seine Seele. Sein Geist wird abrupt der Tagträumerei
entrissen. Pete kehrt in die Realität zurück. Er muss.
Pete: „Doch
dieser Traum ist…“
Pete muss schwer schlucken und alle
Kraft zusammennehmen, um weiterzusprechen. Jedes Wort ist eine
Tortur. Nichts ist so schwer, wie sich eine Wahrheit
einzugestehen.
Pete:
„…unerreichbar. Der Switzidog interessiert sich
nicht für mich. Er ist mir fern wie der auf mein Leid
herabschmunzelnde Mond am Himmel. Denn ich bin nicht artig.“
Ar-tig. Auf stummen Lippen
wiederholt Pete die Aussage noch einmal. Der Kommentator lässt
das Bild los. Nein! Es fällt förmlich aus seinen
kraftlosen Händen, er kann es nicht mehr halten. Es segelt
herab und liegt am Boden, so wie seine Träume. Petes Glück,
getreten vom Fuß der Realität.
Pete: „Ich
bin zur Einsamkeit verdammt. So dachte ich zumindest.“
Ebenso unvermittelt, wie es
verschwand, kehrt das hoffnungsvolle Flackern in Petes Augen
zurück. Er schöpft eine große Kelle Optimismus.
Doch woher?
Pete: „Aber
jetzt – bin ich nicht mehr allein.“
So behände, wie man es ihm
nicht zugetraut hat, springt Pete von der Fensterbank auf. Mit
zwei großen Schritten durchquert er den Raum, bis er wieder
vor seinem Bett steht.
Pete: „Selbst
jemand wie ich, der keine Liebe verdient, kann wieder glücklich
sein!“
Seine Hände
streichen vorsichtig über die Bettdecke. Darunter
zeichnet sich der Umriss eines Hundes ab. Träume
werden…wahr.
Pete: „Und
alles, was es mich gekostet hat…“
Mit
einem Jubelschrei springt Pete ins Bett. Er schlägt die
Decke zurück. Greift nach einem kleinen, schokoladenbraunen
Etwas. Er schenkt dem, was eben noch unter der Bettdecke war,
einen Regen aus liebevollen Küssen.
Pete: „…ist
ein Besuch im GFCW-Shop!“
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Jetzt
zum kuscheligen Einführungspreis von 59,99€:
Das
offizielle Switzidog-Plushie
ein Lizenzprodukt des
hervorragenden GFCW-Stables:
PJ Smidt:
„Heute ist Alex dran, ist klar. Aber ich will auch gegen
Rasmus kämpfen. So schnell wie möglich. Am besten bei
der Show in zwei Wochen.“
Nur zwei Sätze, aber zwei mit
Explosionskraft. Sie fliegen Mirkan Uysal um die Ohren, kaum dass
der Trainer des Förderkaders die gemeinsame Kabine betreten
hat. PJ Smidt steht mit verschränkten Armen da und blickt
seinen Coach an. Er hat keine Sekunde verstreichen lassen, um
sein Anliegen vorzutragen.
Mirkan Uysal:
„Damit habe ich gerechnet.“
PJ Smidt:
„Ist das ein Ja? Oder ist das ein Nein?“
Der
Coach seufzt. Nach dem unerwarteten Triumph bei Brainwashed war
er so beschwingt zur Arbeit gekommen wie seit Monaten nicht mehr.
Es war ein Sieg zum Durchatmen gewesen. Doch jetzt, frisch bei
War Evening eingetroffen, legt sich sogleich die Last des
Arbeitsalltags auf seine Schultern. Das Lächeln schwindet
und Uysal blickt nachdenklich drein. Er stellt seine Tasche auf
einer der Kabinenbänke ab, schaut sich um. Noch niemand
außer ihnen beiden ist da. Kein Rasmus, kein Bene, kein
Marc. Nur er und PJ sowie die unvermeidliche Kamera.
Mirkan Uysal:
„Zuerst will ich dir etwas sagen, PJ: Ich verstehe dich
voll und ganz.“
PJ Smidt:
„Aber?“
Mirkan Uysal:
„Kein Aber. Ich meine es ernst, wenn ich das sage. Mehr
noch: Du wärst ein verdammt komischer Wrestler, wenn du nach
Wochen und Monaten der Stichelei und des Streits keine Sehnsucht
danach hast, die Sache mit Rasmus im Ring zu klären. Eure
Rivalität ist vom ersten Tag an unübersehbar.“
PJ Smidt:
„Kommt jetzt das Aber?“
Mirkan Uysal:
„Ja.“
Er sucht den Blick seines
Schützlings, desjenigen im Förderkader, zu dem er am
wenigsten einen Zugang findet. Smidt scheint, so zeigt die
Erfahrung des bisherigen Jahres, völlig unempfänglich
für emotionale Auf und Abs und gutes Zureden. Er sehnt sich
nicht nach Lob, braucht keinen Zuspruch – er will einfach
machen. Aber wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, verbeißt
er sich in den Plan wie ein Polizeihund. So wie jetzt.
Mirkan Uysal:
„Ich würde damit einen Präzedenzfall schaffen.“
PJ Smidt:
„Präzisiere das.“
Mirkan Uysal:
„Weißt du, was mein Elevator-Pitch für den
Förderkader war, mit dem ich das Office heiß gemacht
habe? Den genauen Wortlaut habe ich nicht mehr im Kopf. Es ging
in etwa so: Der Förderkader
ist ein Team aus Rookies, die voneinander lernen und miteinander
wachsen. Er besteht aus Talenten, die man durch Chancen und
Training fördert – aber durch eine Analyse ihrer
Matches auch immer wieder fordert. Die Bewertungsgrundlage für
ihre Eignung wird sein, wie sie sich gegen etablierte Wrestler
schlagen.“
Der ehemalige Polizist nimmt die
Worte genauso stoisch hin, wie man es von ihm erwartet hat. Er
verzieht nicht einmal das Gesicht. Die einzige Regung ist, dass
er sich nachdenklich am Vollbart kratzt, während Uysal ihm
die Worte serviert.
PJ Smidt:
„Was soll mir das sagen?“
Mirkan Uysal:
„Im Förderkader geht darum zu schauen, wer im Main
Roster bleiben kann und wer nicht. Pro Kandidaten stehen mir
maximal ein paar Monate zur Verfügung, um das fair zu
beurteilen. Ich bin der Auffassung, die dafür notwendigen
Einblicke gewinne ich durch Kämpfe von euch gegen Leute, die
schon im Main Roster sind. So wie heute bei dir gegen Alex. Durch
Fights wie diesen sehe ich, ob ihr auf einer Stufe mit den Jungs
mit Festvertrag steht.“
Er macht eine Pause und sucht im
Gesicht des Jenaers nach einem Indiz, ob die Worte unter die
dicke Haut Smidts gelangt sind. Ob er versteht, worauf der Coach
hinauswill. Doch PJ tut ihm nicht den Gefallen, einen Einblick in
sein Gefühlsleben zu geben. Er steht starr wie eine Statue
da, nicht einmal die Mundwinkel zucken.
Mirkan Uysal:
„Wenn aber stattdessen zwei Rookies gegeneinander
antreten, dann erfülle ich euch zwar damit eure persönlichen
Wünsche nach Rache, doch habe ansonsten nur Nachteile: Ich
zünde erstens die internen Rivalitäten noch weiter an.
Zweitens, und vor allem, gewinne ich damit keinerlei Daten und
Argumente, um zu bewerten, wer von euch gut genug für einen
Festvertrag ist. Denn das Office kann jederzeit sagen: Es war nur
ein interner Kampf, der keine Vergleichswerte für die Liga
generiert.“
PJ Smidt:
„Verstehe ich nicht. Hab‘ doch auch gegen Sam
gekämpft. Die is‘ auch Rookie.“
Mirkan Uysal:
„Ja, aber in einem anderen Kontext. Sie ist externe
Konkurrenz. Dort zu gewinnen war positiv für den
Förderkader. Das war ein Prestigesieg, der unsere Stellung
gefestigt hat. Davon haben wir alle profitiert.“
Der Coach verstummt, weil sich sein
Gegenüber räuspert. Er wartet darauf, dass Smidt etwas
sagt. Aber der Ex-Polizist schweigt weiter. Dann jedoch, als
Uysal selbst wieder ansetzen will, ertönt doch die
basslastige und monotone Stimme Smidts.
PJ Smidt:
„Also ist das ein Nein?“
Mirkan Uysal:
„Kein klares zumindest. Ich kann nichts versprechen, aber
ich werde darüber nachdenken, ob ich einen internen Kampf
befürworte.“
Im Rücken der Gesprächspartner
ertöne Schritte. Uysal hält inne und blickt sich um.
Rasmus
Rantanen: „Du brauchst nicht darüber nachdenken,
Coach.“
Der Mann, um den es geht, steht im
Türrahmen. Rantanen spricht die Berufszeichnung Uysals mit
spöttischem Unterton aus. Versteckt genug, dass man ihm
keinen Strick daraus drehen kann - aber mit dem Wissen um den
Charakter des Kielers ist die Ironie trotzdem unüberhörbar.
Rasmus wischt eine pechschwarze Haarsträhne aus seinem
Gesicht und lehnt sich lässig an die Wand.
Rasmus
Rantanen: „Ich habe an diesem Kampf nämlich kein
Interesse.“
PJ Smidt:
„Feigling.“
Der Ausruf Smidts sorgt bei Rasmus
nur für ein Augenrollen. Er versucht, die Existenz seines
Rivalen so gut wie möglich zu übergehen. Dem ehemaligen
Polizisten hingegen sieht man an, dass er am liebsten sofort auf
Rantanen zugehen und ihn zurechtweisen würde. Nur die
Anwesenheit Uysals und Smidts Disziplin verhindern das. Die
Autorität des Trainers wirkt wie ein Puffer, der die zwei
Egos im Raum im Zaum hält.
Rasmus
Rantanen: „Polizisten wie du, PJ, haben so ein simples
Lebensprinzip, das ist fast beneidenswert: Rasmus
hat in meinen Augen was falsch gedacht, er muss durch mich
bestraft werden. Das ist alles,
worüber du nachdenkst. Zucht und Ordnung. Das ist das
Denken, das du aus deinem Beruf mitgenommen hast. Der Preis
dafür, die ganze Zeit herumkommandiert zu werden: Von
Vorgesetzten, vom Gesetz.“
Mit einem herablassenden Grinsen im
Gesicht ahmt der Kieler den höhenlosen Tonfall seines
Erzrivalen nach. Diesem rutschen die Mundwinkel inmitten seines
Vollbarts noch weiter nach unten. Er betrachtet Rantanen
feindselig aus zusammengekniffenen Augen.
Rasmus
Rantanen: „Was Leuten wie dir fehlt ist hingegen der Blick
fürs große Ganze, über das Tageswerk hinaus. Man
könnte auch sagen: Eine Vision.“
Während er seinen Zuhörern
die Worte entgegenschleudert, spielt Rasmus mit seiner
Kreuzkette. Nimmt sie vom Hals und lässt sie beiläufig
durch die Hände gleiten.
Rasmus
Rantanen: „Ich hingegen habe eine solche Vision. Deswegen
interessiert mich nicht, ob Sie ein Problem mit mir haben, Herr
Wachtmeister. Alles, was für mich zählt…“
Er stößt sich von der
Wand ab und schlendert provokativ nah an Uysal und Smidt vorbei.
Die Beiden verfolgen Rantanen mit ihren Blicken, während sie
auf die Pointe der Ausführungen warten.
Rasmus
Rantanen: „…ist es, den Förderkader so schnell
wie möglich zu verlassen.“
Mirkan Uysal:
„Das kannst du haben. Jetzt sofort, wenn du nicht mehr
willst.“
Von der guten Laune, die der Sieg
über die LPG in Uysals Gemüt gebracht hatte, ist
endgültig nichts mehr zu spüren. Kaum ist wieder hier,
wird er von den üblichen Scherereien überwältigt –
und unter denen sind Probleme mit Rasmus ein Klassiker. Wie sehr
das an Uysals Geduldsfaden reißt, wird dadurch erkennbar,
dass sein Tonfall trotzig ist. Fast hat sich der sonst stets
besonnene Uysal verloren.
Rasmus
Rantanen: „Ich meinte: Nach oben hin. Dauerhaft ins Main
Roster.“
Mirkan Uysal:
„Dann reiß‘ dich zusammen und erledige
diszipliniert die Aufgaben, die wir dir in den nächsten
Wochen stellen. Wo ist der Neuigkeitswert deiner Aussage? Jeder
hier will sich beweisen.“
Rasmus
Rantanen: „Ich fürchte, Mirkan, Jeder
und ich unterscheiden uns in einer Sache: Der Weg, den du
aufzeigst, ist nicht interessant für einen wie mich, der
auch einen anderen Weg finden kann. Besser gesagt: Der einen
solchen Weg von höherer Stelle gezeigt bekommt.“
Die Kreuzkette wandert in Rantanens
Händen bis an seine Lippen. Mit einem leisen „Danke,
Jesus“ drückt er dem Schmuckstück einen Kuss auf.
Mirkan Uysal:
„Es ist riskant, Rasmus, wenn du weiterhin deinen eigenen
Weg finden willst. Vielleicht sollten wir dich an die kürzere
Leine nehmen. Das letzte Mal hat der Weg, den dein Gott dir
eingeflüstert hat, dich gegen Aiden Rotari in ein Match
geführt, vor welchem du fliehen wolltest. Hochmut wird
bestraft. Denk‘ an Ikarus.“
Rasmus
Rantanen: „Ich fürchte, Coach,
Ikarus ist nur eine Märchengeschichte. Das ist gar nicht
wirklich geschehen.“
Mit einer geübten
Handbewegung, betont lässig, versetzt Rantanen seine Kette
in Schwung, so dass sie sich um seinen Arm wickelt. Sein Blick
wandert von Uysal zu PJ.
Rasmus
Rantanen: „Viel Spaß bei deinem langweiligen Match,
PJ. Du solltest besser gewinnen, wenn du nicht bald wieder
Strafzettel verteilen möchtest.“
PJ Smidt:
„Hau‘ ab, Feigling. Tritt mir erst wieder unter die
Augen, wenn du kämpfen willst.“
Während er schon wieder im
Türrahmen steht, dreht sich Rantanen noch einmal zu seinem
Rivalen um. Er zwinkert ihm zu.
Rasmus
Rantanen: „Ich kämpfe doch, PJ. Nur nicht gegen dich.
Mein Kampf ist ein viel höherer Kampf. Aber natürlich
würdest du das ohnehin nicht verstehen.“
Der Angesprochene macht einen
Schritt auf Rantanen zu. Doch weiterhin ist es die Anwesenheit
Uysals, die ihn im Zaum hält. Rasmus weiß das –
er nutzt diesen Vorteil zu seinem eigenen Vergnügen.
Rasmus
Rantanen: „Konzentrier dich lieber auf deinen
bevorstehenden Kampf gegen Alex. Kämpfen, draufhauen,
verlieren. DAS ist deine Welt, Herr Wachtmeister. Die großen
Überlegungen überlasst zu besser bin – das
übersteigt deinen Horizont.“
Und ehe sich Smidt dazu durchringen
kann, trotz Uysals Barriere etwas Unüberlegtes zu machen,
ist Rantanen schon aus der Tür geschlüpft. Die
schnellen Schritte des Kielers sind das letzte, was man vor dem
Fadeout hört.
Eine Tür. Es klopft.
???:
„Herein!“
Und herein tritt Jason Crutch. Ja,
genau der Mann, den wir eben zuvor schon gesehen haben. Und
toller Weise erfahren wir jetzt auch sofort, was er vorhin im
Gespräch mit Aya meinte, als er sagte, dass er sich „darum
kümmern würde“. Wieso wir das wissen? Weil wir,
wie wir jetzt nach einem Kamerazoom sehen, feststellen, dass
Crutch das provisorisch eingerichtete Büro von GFCWs Big
Boss Claude „Dynamite“ Booker sehen. Dieser beginnt
zu lächeln, erhebt sich von seinem Schreibtisch, kommt auf
den Oberpollinger zu und beide Männer schütteln sich,
fast schon freundschaftlich, die Hände.
Dynamite:
„Jason, es freut mich, dich zu sehen! Wie immer.“
Jason Crutch:
„Ganz meinerseits, Dye. Ich will dich auch gar nicht lange
aufhalten.“
Dynamite weist mit einer
einladenden Geste auf den Stuhl, der – beinahe wie in der
Schule im Rektorzimmer – vor Dyes Schreibtisch steht. Doch
Crutch wiegelt ab.
Jason Crutch:
„Ich stehe lieber.“
Allerdings nicht Dynamite. Der
setzt sich wieder.
Dynamite:
„Darf ich dir was anbieten?“
Aber wieder eine ablehnende Geste.
Jason Crutch:
„Nein, danke. Ich bleibe nicht lange. Ich schätze du
weißt, wieso ich hier bin.“
Dynamite verzieht das Gesicht
etwas, zieht den Kopf kaum merklich ein. Er selbst schenkt sich
Wasser aus einer Karaffe in ein Glas.
Dynamite:
„Ich kann es mir denken.“
Jason Crutch:
„Ich hätte dich direkt nach Brainwashed ansprechen
können. Hab ich nicht getan. Ich hätte dich die letzten
zwei Wochen anrufen können. Aber ich hab’s nicht
getan. Ich wollte persönlich mit dir reden. Und du weißt,
wieso ich hier bin.“
Dynamite will nicht antworten. Er
wollte dieses Gespräch gerne hinauszögern, aber er
wusste dass es kommen würde. Er hat sich sehr über
Jason Crutchs Teilnahme an Battlemania gefreut, weil er wusste,
dass Crutch eigentlich mit der aktiven Karriere abgeschlossen
hat. Als er den Battlemania-Ring letztlich sogar gewinnen konnte,
hat er sich insgeheim auch für sein altes Aushängeschild
gefreut. Immerhin hat der Oberpollinger die Liga doch eine lange
Zeit an der Spitze vertreten und war jahrelang eine sichere Bank
für gut gefüllte Hallen. Und umso erschütternder
war für ihn das Ergebnis bei Brainwashed. Vielleicht nicht
einmal das Ergebnis an sich, aber die Art und Weise, wie es
zustande gekommen ist. Und das Wasserglas scheint nicht leer zu
werden…
Jason Crutch:
„Und?“
Dynamite trinkt.
Jason Crutch:
„Du hast gesehen, welch dummes Spiel Darragh Switzenberg
gespielt hat. Das Match war überschattet von permanenten
Eingriffen von Fleestedt. Und in einem Moment, als ich dachte,
alles wird gut und der Dreckskerl ist endlich weg, kommt
tatsächlich Zac Alonso, der Mann, der eigentlich verletzt in
einem Hotelzimmer sitzen sollte. Und er führt eine DQ
herbei. Einfach. So.“
Dynamite:
„Hör zu, Jason. Ich weiß, dass das alles eine
heikle Situation war. Und ich weiß, dass es ein verdammter
Matchausgang war, der niemanden zufriedengestellt hat. Außer
Darragh Switzenberg. Auf der anderen Seite: der Battlemania-Ring
gibt dir die Chance auf EIN Intercontinental-Championtitel-Match.
Was soll ich also in dem Fall tun? Die Chance war da...“
Der mehrfache
GFCW-Heavyweight-Champion tritt nach vorne, stützt sich mit
beiden Händen auf Dynamites Schreibtisch und beugt sich
dadurch nach vorne.
Jason Crutch:
„Dye, du kennst mich lange genug. Du weißt, dass ich
noch nie Probleme damit hatte, Matches zu verlieren. Und Gott
weiß, ich habe viele davon verloren. Aber ich habe ein
Problem damit, wenn ich nach all der Zeit, die ich nicht aktiv
war, zurückkomme für die Chance meines Lebens mit einem
Traum: dem Gewinn des GFCW-Intercontinental-Championtitels. Und
dann wird mir dieser Traum AUF DIESE WEISE genommen. Geh in dich,
Cheffe. Du WEISST, dass es das nicht sein kann. Du WEISST es!“
Dynamite:
„Was, Jason, was soll ich tun?“
Der Boss selbst wirkt verzweifelt,
steht auf, legt die Hände in die Hüften. In seltenen
Momenten sieht man den sonst überlegenen Boss derart.
Jason
Crutch: „Book das Rückmatch! Ganz
einfach! Wenn Darragh mich 1, 2, 3 pinnt – gut. Dann gehe
ich. Ich gehe dort zur Tür hinaus und werde mir die Chance
in diesem Jahr erneut erkämpfen. Ich werde mich solange in
die Schlange einreihen, bis ich Darragh den IC-Titel abgenommen
habe. Aber ich werde keine Ruhe geben, wenn das meine Chance
gewesen sein soll. Mir läuft die Zeit davon, Claude.“
Der Chef geht auf und ab. Überlegt.
Dann hält er inne.
Dynamite:
„Hör zu, Jason. Ich hab normalerweise kein Problem,
Rematches anzusetzen. Aber in diesem Fall…verstehst du:
das Reglement um den Battlemania-Sieg sagt klar: eine Chance! Es
ist hier etwas heikel. Aber ich sage dir eins…“
Er stellt sich vor Jason, fasst ihn
an den Schultern.
Dynamite:
„Ich gehe nochmal in mich und überlege, wie wir das
lösen können. Wir sind uns einig: du, ich, und allen
voran die GFCW-Galaxy, die Crutch-o-Maniacs: wir wollen eine
eindeutige Entscheidung. Und wir verdienen eine eindeutige
Entscheidung. Gib mir bis zur nächsten War Evening, Jason.
Und ich sehe, was wir machen können.“
Jason lächelt und dreht sich
um zum Gehen.
Jason Crutch:
„Mehr verlange ich vorerst nicht, Dye. Mehr verlange ich
vorerst nicht.“
Der Oberpollinger hat die Türklinke
in der Hand.
Dynamite:
„Jason.“
Jason Crutch.
„Ja?“
Er dreht sich um. Eine Pause.
Dynamite: „In
der Zwischenzeit verhältst du dich ruhig. Ok?“
Jason
Crutch: „…“
Dynamite:
„OK???“
Jason Crutch lächelt sein
Lächeln Nr. 4.
Jason Crutch:
„Dye…du kennst mich. Oder?“
Und verlässt den Raum.
Pause.
Dynamite:
„Ja. Eben drum…“
FADE OUT…
Single
Match:
PJ
Smidt vs. Alex Jr.
Referee: Hector Flores
Eine
Beförderung? Jedenfalls wird es PJ Smidt gegönnt,
zu seinem dritten GFCW-Match mit einem eigenen Theme zu
kommen. Das war innerhalb des Förderkaders bisher nur
Rantanen erlaubt – sicher Balsam für die Seele des
Rantanen-Rivalens, dass er in dieser Sache nun mit dem Feind
gleichzieht.
Smidt
tritt durch den Vorhang. Sein Blick ist ernst wie eh und je.
Nicht einmal ein Lächeln darüber, dass er hier
seine erste Auslandstour bestreiten darf, kriecht ihm auf die
Lippen. Der ehemalige Polizist steht auf der Rampe und
lockert die Arme. Dann gibt es ein paar Punches, etwas
Schattenboxen in Richtung der Kamera.
Smidt
trägt MMA-Shorts, das eine Bein ist schwarz und das
andere silber, und kurze Ringerstiefel. Der Rest des
Oberkörpers ist unbekleidet. An einem Arm windet sich
eine auffällige, große Tätowierung.
Laura:
„Aus Jena, Thüringen…mit einem Gewicht von
90 Kilogramm…“
90
Kilogramm. Exakt die gleiche Nummer, mit der üblicherweise
auch Alex Jr. angesagt wird. An der körperlichen Front
also ist es ausgeglichen.
Laura:
„…PJ Smiiiiidt!“
Der
Jenaer nimmt nur kurz die Arme hoch, als sein Name ausgerufen
wird. Es hat weniger den Eindruck, als würde er sich
feiern, vielmehr als sei es die Meldung eines Schülers.
Ein bloßes Anzeigen, dass er anwesend ist. Smidt lauft
schnurstrakts die Rampe herab, lässt den Kopf zur
Lockerung im Nacken kreisen.
Dann
nimmt PJ drei Schritte Anlauf und springt athletisch direkt
von der Rampe auf den Apron. Dort angekommen steigt er
zwischen den Ringseilen auf die Matte, nickt Laura zur
Begrüßung zu – steif wie immer - und stellt
sich sofort in die ihm zugeteilte Ecke.
Er
hat keine Zeit zu verlieren. Er will kämpfen.
Warriors of the World erklingt
und tatsächlich geht ein Großteil der Halle darauf
steil. Wie schon vor vier Wochen gibt es einen Haufen
Konfetti, der durch die Luft geschossen wird und wer mag,
kann sich auch Pyro darunter vorstellen. Alex, immernoch
etwas waidwund, trägt untenrum seine Lederkluft und
obenrum ein Tanktop, das ihm nicht sonderlich gut steht. Aber
wäre auch ja zu schön, wäre der Legendensproß
auch in Modedingen so bewandert wie im Catchen!
Pete:
„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, nach
diesem harten Match gegen Aya heute hier anzutreten...“
Sven:
„Naja, man weiß doch dass die Hundesippe eine
suizidale Veranlagung passt. Von daher passt das schon.“
Pete:
„Aber PJ Smidt ist nun keiner von Leviathan!“
Sven: „Ja
und? Trotzdem hat er das Potential, hier heute zu gewinnen.
Auch wenn der ehemalige Polizist dahingehend vielleicht nicht
vollends überzeugt hat und an mancher Stelle wie das
fünfte Rad am Wagen wirkte.“
Die
Lederbuchse sieht ziemlich eng aus, aber das ist ein Problem
das Alex selbst lösen muss. Immerhin hat er obenherum
überhaupt etwas an, so dass man die Spuren des letzten
Matches nur erahnen kann.
Pete:
„Ich bleibe dabei, keine gute Idee.“
Sven:
„Willst du nach ganz oben, musst du alle schlagen
können. Außerdem will er seinem Halbbruder wohl
etwas zeigen.“
Unvergessen – gut, ist ja
auch kaum etwas her – wie sich Alex und Daniel vor der
Show Tiernamen gegeben haben. Wäre ja nur zu schön,
wenn....und zack, ist der Gedanke auch schon wieder weg. Alex
dagegen hat nun im Ring ne Kanone und....
BOOOOM!
...verteilt einen ganzen Haufen
Konfetti in seiner Nähe.
Dann
steigt er vom Seil, dehnt sich ein wenig und signalisiert dem
Referee, dass es hier eins gehen kann: LOS!
Der
Ringgong ertönt. Das Match zwischen dem einstigen El
Otavio, Alex Jr. - der noch keine 20 Jahre zählt und
trotzdem seinem Gegenüber in Sachen GFCW-Erfahrung ein
Stück voraus ist - und dem ehemaligen Polizisten PJ
Smidt beginnt.
Pete:
„Nicht clever, nach der Bestrafung durch Jay Taven und
Aya direkt wieder im Ring zu stehen. Man sieht Alex an, dass
er nicht bei 100% ist.“
Sven:
„Wenn zwei Wochen nicht genug sind, um sich von der
Attacke zu erholen, hätte seine Mutter besser auf meine
Gene statt auf JBDs gesetzt.“
Die
beiden Wrestler umkreisen sich zunächst vorsichtig. Alex
Jr. bewegt sich etwas steifer als gewöhnlich, die
Nachwirkungen seines brutalen Matches von vor zwei Wochen
sind deutlich zu erkennen. PJ Smidt bemerkt die Schwäche
und geht sofort zum Angriff über. Er versucht, Alex in
einen Clinch zu bekommen.
Pete:
„Wir haben PJ gegen Grant und Sam gesehen. Aber Alex
ist noch einmal ein anderer Kampfstil – ich bin
gespannt, inwieweit Smidt seine Erfahrung aus MMA und
Polizeischule einbringen kann.“
Doch
selbst bei Alex‘ körperlicher Abgeschlagenheit –
Instinkte bleiben bestehen. Und so weicht Alex Jr. aus und
kontert mit einem schnellen Armlock. Er versucht, dem
Förderkader-Wrestler den Arm auf den Rücken zu
drehen. PJ Smidt befreit sich jedoch mühelos und nutzt
seine Erfahrung aus den gemischten Kampfkünsten, um zu
kontern. Genauer gesagt: Für einen präzisen Leg
Sweep, der Alex zu Boden bringt.
Sven:
„Der perfekte Augenblick, dem Verdächtigen
Handschellen anzulegen.“
PJ
folgt mit einem schnellen Übergang in einen Kimura Lock,
zielt klar auf den angeschlagenen Oberkörper von Alex
Jr. Der Gegner windet sich vor Schmerzen, schafft es aber,
die Seile zu erreichen und den Griff zu brechen.
Pete:
„Alex hat das Wrestlerdasein mit der Muttermilch
aufgesogen. In solchen Situationen sieht man es. Seine
Instinkte.“
Alex
Jr. kommt langsam wieder auf die Beine, während PJ Smidt
ihm kaum Zeit zur Erholung lässt. Smidt streckt beide
Arme vor und versucht, sich JBDs Sohn zu greifen. Doch Alex
kontert überraschend. Denn er nimmt den Lock zwar an,
macht dann aber eine geschickte Körperdrehung und kommt
mit einem explosiven Hüftwurf.
Sven:
„Widerstand gegen die Festnahme. Zeit für den
Knüppel.“
Durch
den Schwung macht PJ Smidt eine Rolle durch den Ring. Er
landet kurz vor den Seilen und nutzt das „Angebot“,
um sich daran hochzuziehen. Alex kommt, hüftsteif durch
die Brainwashed-Verletzung, angelaufen. Das fehlende Tempo
des sonst so grazilen Juniors kann der ehemalige Polizist
geschickt für sich nutzen. Er springt nach vorne, nimmt
die Arme eng an den Körper und checkt den etwa
gleichschweren Kontrahenten einfach weg. Alex Junior verliert
an Gleichgewicht und rollt nach hinten über die
Matte.
Smidt will die Tür, die sich für ihn
geöffnet hat, ausnutzen. Er packt den Hals des
Highflyers und versucht, ihn wieder auf die Beine zu ziehen.
Doch einmal mehr ist Alex trotz seines Zustandes
geistesgegenwärtig. Während er hochgezogen wird,
verpasst er Smidt einen Ellbogencheck in den Magen. Der
Förderkadler keucht auf, hält aber fest. Doch nach
einem zweiten Ellbogentreffer muss Smidt nach Luft schnappend
loslassen.
Pete:
„Konter hat Alex schon einmal drauf. Nun fehlt noch die
Offensive. Und ich bin gespannt, inwieweit sein Zustand ihn
dabei beeinflussen wird.“
Smidt
geht einen Meter zurück, um nach den Magentreffern an
den Seilen nach Luft zu schnappen. Selbige wurde ihm durch
die Einschläge aus den Lungen getrieben. Das gibt Alex
die Gelegenheit, Anlauf für eine Aktion zu nehmen. Er
ist bereit, hier auf Risiko zu gehen. Er will es schnell zu
Ende bringen – umso eher kann er sich backstage
schonen. Also gibt es zwei schnelle Schritte, dann segelt
Alex zu einem Running Crossbody durch die Luft…
…PJ
Smidt weicht jedoch geschickt aus. Er tritt einfach zur
Seite. Alex fliegt vorbei.
Der
Junior landet hart auf seinen angeschlagenen Rippen. Ein
schmerzhaftes Zucken geht durch seinen Körper. Smidt
setzt sofort nach und wechselt zu einem Bodenkampf mit
präzisen Ground-and-Pound-Schlägen.
Sven:
„Da sehen wir Smidts Erfahrung beim Prügeln. Ich
weiß jedoch nicht, ob die aus dem Polizeialltag oder
dem Training kommt.“
Alex
Jr. schützt sein Gesicht, aber die kontrollierten
Schläge von PJ Smidt treffen wiederholt seine
angeschlagenen Rippen. In einem verzweifelten Versuch nutzt
Alex Jr. seine Beine für einen Monkey Flip und
katapultiert den ehemaligen Polizisten quer durch den Ring.
Pete:
„Wieder einmal hat Alex eine gute Idee. Aber es ist
ausgeglichen. Bis hierhin vielleicht gar Vorteile für
Smidt.“
Beide
Männer kommen langsam wieder auf die Füße.
Alex Jr. atmet schwer, während PJ Smidt kaum außer
Atem zu sein scheint. Klar: Hier treffen sich einer, der
gegen Aya leiden musste und einer, der einen freien Tag
hatte. Trotzdem ist Alex nicht bereit, schon aufzustecken. Er
will nicht derjenige sein, der ein Singles-Match gegen einen
Mann aus dem Förderkader verliert – selbst wenn
der Gegner knappe zehn Jahre älter ist.
Sie
stehen sich gegenüber, bereit für den nächsten
Austausch.
Und
der kommt in Form von Punches. Vielen Punches. Es geht hin
und her.
Der
Kampf entwickelt sich zu einem intensiven Schlagabtausch.
Beide Wrestler tauschen harte Treffer aus, wobei die
Kontrolle ständig wechselt. Die Fans gehen eifrig mit.
Bei den Treffern von Alex ist es ein gutes Stück lauter,
doch selbst der biedere Gesetzeshüter Smidt hat seine
Fans. Vielleicht feiert es die Halle aber auch nur, dass er
mit seiner MMA-Vergangenheit die härteren Treffer setzt.
Klatschend landen sie an Alex‘ Hals, dem Kopf, der
Schulter. Aber der Junior hat dafür
Wrestlinginstinkte. Er baut einen Kick an PJs Knie in den
Abtausch ein und bringt Smidt damit aus dem Konzept. Eine
Sekunde des Stolperns langt und die Vorteile drehen sich:
Alex Jr. findet trotz seiner Verletzung einen Rhythmus und
drängt PJ Smidt mit einer Serie schneller Schläge
zurück. Er treibt den ehemaligen Polizisten systematisch
in Richtung der Seile.
Sven:
„Alex ohne Gnade gegen die Staatsgewalt. Ein Fall für
den Verfassungsschutz?“
Als
PJ kurz davor ist, in die Ecke gedrängt zu werden,
findet er eine Lücke in Alex' Offensive. Und das ist die
gleiche Lücke, die schon das ganze Match besteht. Die
offene Flanke des Juniors: Mit chirurgischer Präzision
rammt PJ sein Knie direkt in die bereits angeschlagenen
Rippen seines Gegners. Alex Jr. keucht vor Schmerz, lässt
augenblicklich von seinem Gegner ab und stolpert rückwärts
in die Ringmitte.
Pete:
„Den Alex-Fans gefällt es nicht, dass sein Vorteil
schon wieder vorbei ist. Ich bin mir sicher, dass es seit
seinem heldenhaften Kampf gegen Aya noch mehr geworden ist.“
PJ
Smidt nutzt den Vorteil sofort. Mit einer fließenden
Bewegung steigt er auf das mittlere Seil, balanciert kurz und
springt ab. Sein Double Ax Handle trifft Alex Jr. mit voller
Wucht an der Schulter und bringt den jungen Highflyer zu
Boden. Smidt wirft sich sofort auf ihn für den Pin.
Sven:
„Der hervorragende Darragh Switzenberg würde
daraus auskicken. Aber das ist nur Alex hier!“
Der
Ringrichter zählt.
Eins!
Zwei!
Aber
Alex Jr. schafft es gerade noch, die Schulter hochzureißen.
PJ Smidt zeigt keine Enttäuschung über den
Nearfall, sondern bleibt konzentriert.
Pete:
„PJs emotionslose Art kommt ihm zugute. Keine Chance
für Frustration.“
PJ
Smidt zieht sich etwas zurück und beobachtet genau, wie
sein Gegner langsam wieder auf die Beine kommt. Alex Jr.
wirkt benommen, seine Bewegungen sind von Schmerz gezeichnet.
Sobald Alex auf wackligen Beinen steht, tritt Smidt vor, um
ihn in einen Full Nelson Hold zu nehmen. Jetzt will sich
Smidt auf seine andere Stärke besinnen, nachdem die
Punches nicht zum Ziel geführt haben – jetzt kommt
er zurück zu den Aufgabegriffen.
Sven:
„Wenn er den Lock schließt, könnte das das
Ende sein. Die Aktion ist neu von Smidt…aber sieht
schmerzhaft aus.“
Doch
im letzten Moment zeigt Alex Jr., warum er trotz seiner
Jugend bereits so respektiert wird. Mit einem blitzschnellen
Judowurf befördert er den überraschten PJ Smidt
über sich hinweg. Der ehemalige Polizist landet hart,
rollt sich aber sofort ab und kommt mit rasanter
Geschwindigkeit wieder auf die Beine.
Pete:
„Nur ein kurzer Rückschlag für PJ. Smidt will
Alex keine Zeit für Erholung lassen. Er rennt schon
wieder los.“
Alex
reagiert rechtzeitig. Er sieht PJ auf sich zukommen. Überlegt
nur den Bruchteil einer Sekunde. Und tritt Smidt in den Magen
– der bekannte Ansatz für seinen gefürchteten
Stunner. Für seinen…
Pete:
„FTW! For The Win!“
Doch
PJ Smidt hat die Bewegung gelesen und schubst Alex im letzten
Moment kraftvoll von sich weg. Nichts mit Stunner. Ohne zu
zögern, nutzt Smidt den gewonnenen Abstand und stürmt
mit einem Running Big Boot auf seinen Gegner zu. Alex
wird direkt frontal im Gesicht getroffen. Zu seinen sonstigen
körperlichen Leiden kommt Benommenheit hinzu, als er auf
die Matte geht.
Sven:
„Nun könnte er sich einer Leibesvisitation nicht
mehr widersetzen. Er wirkt weggetreten. Verstehst du Pete?
WeggeTRETEN.“
Alex
kriecht über die Matte in Richtung der Seile. Er zieht
sich mit beiden Armen an einem der Ringpolster hoch, steht
mit dem Rücken zum Ring. Dann ist Smidt da und packt
ihn an der Hüfte.
German Suplex in die Brücke!
EINS…
ZWEI…
Wieder
kommt Alex rechtzeitig raus.
Smidt
hockt neben Alex auf der Matte. Noch immer ist der Ausdruck
im Gesicht des ehemaligen Polizisten ernst, Verzweiflung
sucht man vergebens. Nur kalte Konzentration. Also stemmt
sich PJ hoch und macht das, was rational ist: Er packt Alex‘
Oberkörper und zerrt ihn wieder auf die Beine. Er wartet
nicht darauf, dass der Gegner von selbst hochkommt. Er will
es jetzt
zu
Ende bringen. Smidt könnte schaffen, was seinen
Teamkollegen verwehrt blieb: Einen Sieg gegen einen mit
Festvertrag. Aber dazu muss er jetzt zum finalen Schlag
ausholen.
PJ hat Alex halb oben, als wieder Leben in
den Körper des einstigen El Otavio zurückkehrt. Er
zappelt, doch Smidt lässt nicht los. Also lässt
sich JBDs Jüngster nach vorne fallen und greift in die
Seile, um nicht ausgehoben werden zu können. Doch das
scheint Smidt nichts zu merken – er versucht trotz
allem einen zweiten German Suplex.
Alex jedoch macht
von seinem „Schutz“ Gebrauch. Er hält sich
an den Seilen fest und verhindert die Aktion. Smidt lässt
los und geht durch seinen eigenen Schwung auf die Matte –
mit überraschtem Gesichtsausdruck. Erst jetzt sieht er,
wie sich Alex festgehalten hat. Ärger tritt in seine
Mimik – der erste Ausdruck einer Emotion.
Pete:
„Smidt hat sich in dieses Match festgebissen wie ein
Polizeihund. Er ist nicht bereit, jetzt doch noch zu
verlieren!“
Der
Förderkadler kommt wieder auf die Beine. Oder will es
zumindest. Er ist gerade noch auf den Knien, als Alex wie ein
Projektil heranschießt.
The
Game's Over! (Superkick)
Pete:
„Voll ans Kinn! Perfekter Treffer!“
Smidt
geht zu Boden. Alex, mit schmerzverzerrtem Ausdruck, wirft
sich auf seinen Gegner. Und versucht seinen ersten Pin in
diesem Match.
EINS.
ZWEI.
DREI!
Sven:
„Hat denn keiner mehr Respekt vor Autoritäten in
diesem Land?“
Sieger
des Matches durch Pinfall: Alex Jr.
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Das Match
zwischen PJ Smidt und Alex Jr. ist vorbei. Erschöpft und
gezeichnet von den Strapazen des Kampfes begibt sich Alex in
Richtung der Umkleiden. Sein Körper schmerzt, jeder Schritt
fühlt sich schwer an, doch er hält sich aufrecht. Die
Geräusche der Arena verblassen allmählich in der Ferne,
während er durch die Gänge des Backstage-Bereichs geht.
Als er um
die nächste Ecke biegt, zerreißt ein langsames,
abfälliges Klatschen die gedämpfte Stille. Das Echo
hallt von den Wänden wider, und sofort legt sich eine
unangenehme Schwere über die Szene. Alex verlangsamt
unwillkürlich seinen Schritt, sein Blick richtet sich nach
vorn. Aus dem Schatten tritt eine wohlbekannte Gestalt: Aya,
der Wuppertaler, Anführer der World of Darkness. Seine
Erscheinung ist makellos – ein scharfer Kontrast zu Alex'
angeschlagenem Zustand. Er trägt ein dunkles Jackett über
einem schwarzen Rollkragenpullover, dazu eine ebenso dunkle Hose
und polierte, makellos glänzende Schuhe. Jede seiner
Bewegungen strahlt Ruhe, Kontrolle und eine unterschwellige
Überheblichkeit aus. Mit einem spöttischen Lächeln
auf den Lippen verstummen seine Hände, als das Klatschen
endet.
Aya:
„Du hast ja doch mehr Mumm, als ich dachte. Dass du nach so
einer Abreibung so schnell wieder in den Ring steigst, Alex...
hätte ich dir gar nicht zugetraut.“
Seine
Worte triefen vor Sarkasmus, jedes einzelne gezielt platziert, um
zu treffen. Seine dunkelblauen Augen funkeln amüsiert,
während er Alex mustert, dessen Gesicht eine Mischung aus
Erschöpfung und wachsender Anspannung zeigt. Eigentlich hat
er auf all das hier gerade keinen Bock und das sieht man ihm auch
an. Aber eine richtige Wahl hat er nicht. Sich der Situation
stellen, statt aus ihr zu entfliehen – so haben die Dinge
schon immer ganz gut funktioniert. Vielleicht ja auch hier.
Alex: „Hätte ich auch nicht,
Arschloch.“
Eigentlich hatte er sich das letzte Wort klemmen wollen, doch
Ayas Gesichtszüge – die diesem nicht einmal bei dieser
Äußerung entgleiten und so stoisch wie immer wirken –
ließen ihm keine Wahl. Wie überhaupt Aya dem Youngster
in letzter Zeit ziemlich wenig an „Wahl“ lässt.
Alex schiebt sich einige, leicht hinkende Schritte näher.
Angst hat er vor dem Wuppertaler nicht. Respektseitig mag das
schon anders aussehen, dazu hat der Kracher bei Brainwashed viel
beigetragen.
Alex: „Und siehst du, Aya? Ich bin
nicht nur in den Ring gestiegen, nachdem Du und dein unsäglicher
Lakai versucht haben, mich zu zerficken. Ich habe PJ Smidt
gezeigt, was eine Harke ist – und dass er noch einiges
lernen muss. Aber glaub mir, das wird er. So wie ich meine Lehren
aus gewissen Dingen gezogen habe und nach und nach erfolgreicher
werde. Und eines Tages, mein lieber Aya....“
Es folgt ein Blick, der schon fast ein wenig ins Genüssliche
abdriftet, ganz so als stelle er sich genau bildlich vor, was er
gleich sagen wird. Ob das Aya nun passt – oder nicht.
Alex: „Eines Tages werden wir uns
wieder gegenüberstehen. Uns messen. Und feststellen, dass
sich Dinge geändert haben. Dass der alte Mann eingerostet
ist. Dass der junge Hüpfer, der Ringfloh, das Talent,
dazugelernt hat. Und dann werden die Dinge anders laufen, als sie
zuletzt gelaufen sind. Selbstbewusstsein gewinnt alleine keine
Matches, das ist mir schon klar. Aber falls es dein Ziel war,
mich mit deinen Aktionen zu (zer-)brechen....das ist Dir nicht
gelungen. Und glaube mir....es wird dir auch niemals gelingen.“
Alex sieht deutlich selbstbewusster als noch vor wenigen
Augenblicken aus, allerdings bleibt nicht aus, dass er ab und an
„den Schmerz wegblinzeln“ muss. Vielleicht gönnt
er sich ja nach heute die Auszeit, die eigentlich vorher
angebracht gewesen wäre. Und Aya?
Dieser betrachtet Alex weiterhin
regungslos, sein Gesicht bleibt unbewegt, beinahe ausdruckslos.
Kein Anzeichen von Überraschung oder gar Anerkennung ist in
seinen Zügen zu erkennen. Erst als Alex seine Worte beendet,
hebt der Wuppertaler langsam ein Augenlid – eine kleine,
fast amüsierte Geste, die an Mr. Spock aus Star
Trek erinnert.
Aya:
„Schön gebrüllt, Frischling.“
Seine Stimme
tropft wieder vor Herablassung, jedes Wort mit kalkulierter Ruhe
ausgesprochen. Ein spöttisches Schmunzeln zuckt kurz über
seine Lippen, bevor es wieder verblasst.
Aya:
„Ja, du hast recht. Irgendwann wirst du mich überflügeln.
Aber noch ist es lange nicht so weit, Akolyth.“
Er lässt
die Bezeichnung bewusst in der Luft hängen, genießt es
sichtlich, Alex auf diese Weise herabzusetzen. Dann nickt er
langsam, als würde er über etwas nachdenken, bevor er
in gespieltem Wohlwollen weiterspricht.
Aya:
„Aber ich muss anerkennen, dass du wohl doch ein gewisses
Potenzial hast. Doch du hast Abzüge in der B-Note.“
Er verzieht den
Mund, als würde er sich über einen faden Nachgeschmack
beklagen, bevor er beiläufig hinzufügt:
Aya:
„Weil du so eine Gossensprache benutzt. Obwohl…
irgendwie erinnert mich das an jemanden… aber an wen nur?“
Er legt einen
Finger an sein Kinn, sein Blick wandert übertrieben
nachdenklich durch den Raum, während er die Spannung bewusst
in die Länge zieht. Dann beginnt er langsam zu lächeln
– ein Lächeln, das nicht freundlich ist, sondern von
einer seltsamen Belustigung durchzogen.
Aya:
„Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein.“
Er macht eine
kurze Pause, gerade lang genug, um Alex dazu zu bringen, gespannt
auf die Antwort zu warten. Doch anstatt sofort weiterzusprechen,
schüttelt er mit gespieltem Bedauern den Kopf.
Aya:
„Es war bei Dooms Night
2010… Traurige Geschichte.“
Sein Tonfall
bleibt lauernd, fast melancholisch – aber nur für den
Bruchteil einer Sekunde. Dann, ohne jede Vorwarnung, hebt er eine
Hand und klatscht sie mehrmals abfällig gegen Alex‘
Wange. Nicht hart genug, um ernsthaften Schmerz zu verursachen,
aber gerade kräftig genug, um eine demütigende Wirkung
zu hinterlassen. Jede Berührung ist betont langsam, fast
beiläufig, als wolle er Alex daran erinnern, wer hier die
Oberhand hat.
Dann dreht sich
Aya einfach um und setzt sich gemächlich in Bewegung.
Während er sich von Alex entfernt, spricht er noch über
die Schulter hinweg, seine Stimme von unverschämtem Spott
durchzogen:
Aya:
„Wenn du weißt, wen ich meine, melde dich wieder bei
mir, junger Padawan… ich meine, Akolyth.“
Mit diesen
Worten verlässt er Alex, seine Schritte hallen leise durch
den Gang, während er Alex mit seinen Gedanken zurücklässt.
Der ballt die Fäuste im Stand, ist jedoch entschlossen, sich
nicht provozieren zu lassen – auch wenn die Versuchung
natürlich sehr, sehr nahe liegt. Und ja, Alex glaubt
durchaus zu wissen, wen Aya da meint. Was dessen Aussage keinen
Deut besser macht.