Die heutige Ausgabe War Evening aus der industriellen Lokhalle in Göttingen beginnt mit einem Rückblick auf daramatische Szenen die sich während der vergangenen Ausgabe abgespielt haben. Die folgenden Aufnahmen aus dem Backstage-Bereich der Kieler Wunderino Arena, haben die angespannte Athmosphäre jener Nacht einfangen.


Zuallererst wird Nelson Chapman eingefangen, der nun nicht mehr der schaurig fokussierte Kämpfer, den die Fans kennen. Nein, er ist kaum wiederzuerkennen. Wutentbrannt stampft er mit gewaltigen Schritten durch die Flure der Arena, je weiter er zu kommen scheint, desto mehr scheint er seinen Verstand zu verlieren. Seine Augen wirken dabei eiskalt und leer, gleichzeitig aber auch so hasserfüllt und seine Bewegungen sind unkontrolliert und rau. Mit einem wuchtigen, kraftvollen Schlag reißt er ein Hängeregal von der Wand, das krachend zu Boden fällt und seinen Inhalt laut scheppernd über den Boden verteilt. Mehr als offensichtlich ist es, dass Rücksicht auf seine Umgebung aktuell nicht in seinem Kopf herum schwirrt. Während er die Flure regelrecht verwüstet. Klirrend rutscht ein große Metallbox über den Boden, welche er umstößt, desweiteren hallt der Aufprall eines Stuhls welchen er mit enormer Wucht gegen eine Tür wirft durch den ganzen Backstage-Bereich.


Die wenigen German Fantasy Championship Wrestling Mitarbeiter, die es wagen sich dieses auf Wut basierende Szenario mit anzuschauen zucken regelrecht zusammen, als Nelson beginnt lauthals loszubrüllen "Wo ist dieser Feigling? Ich will ihn in die Finger bekommen und zwar JETZT SOFORT!"
Vor lauter Zorn bebt seine Stimme ein wenig, während er seine Hände zu Fäusten ballt, die Muskeln in seinen Armen spannen sich an, und sämtliche Adern sind mehr als nur deutlich zu erkennen, es wirkt so, als würde er jeden Moment explodieren!


Der Kameramann leistet an diesem Abend ganze Arbeit und fängt Chapman's Gesicht in einem Moment intensiver Wut ein. Und sein Blick verrät ihn, verrät uns unmittelbar, dass er sein Ziel glasklar vor Augen hat - denjenigen zu finden, der seinen Koffer gestohlen hat! "Er weiß ganz genau, was sich in diesem Koffer befindet. Genau deswegen weiß er auch, wie wichtig mir dieser Koffer ist, weswegen er sich genau diesen einen wunden Punkt als Angriffsziel herausgesucht hat!"
Jedes Wort ist lauter, als das vorherige, jede Silbe lässt einen seinen Hass für diese Person mehr als nur deutlich spüren, als seine Stimme durch die Gänge hallt.

Wahrscheinlich ist nicht nur der Verlust selbst, der ihn antreibt. Sondern vielmehr auch die Schmach, die Demütigung, die er in den letzten Wochen seit seiner Rückkehr hinnehmen musste und natürlich auch die Wut, die er für sich selbst und seinen Angreifer empfindet. Das befriedigende Gefühl welches er spüren wird, sobald er sein Verlangen nach Vergeltung endlich stillen werden wird, danach sehnt er sich aktuell wohl am meisten und es gibt nichts und auch niemanden, der ihn augenscheinlich aufhalten kann!


Mirkan Uysal: "Hallo."


Verkehrte Welt in der GFCW - ist es doch sonst an Aiden Rotari, dieses so wichtige und prägende Wort auszusprechen, um eine Konversation zu initiieren. Aber so ist das in der GFCW: Absolut alles ist möglich.


Aiden Rotari: "Hallo."


Er lässt es sich nicht nehmen, mit seiner Version der berüchtigten Begrüßungsfloskel zu kontern - nicht ohne einen Hauch von Ungeduld in seine Stimme zu lassen. Wir befinden uns direkt vor der Lokhalle in Göttingen, auch wenn das auf der Card auf der Homepage mal wieder falsch steht. Der Leiter des GFCW-Förderkaders und - seit der unrühmlichen "Kündigung" von Rotaris Mentor Robert Breads in seiner Rolle als Head Coach - das nominell höchste Tier in der Nachwuchsförderung der Promotion hat hier eindeutig gewartet, um den Mann abzufangen, der ihm nun gegenüberseht. 

Beide haben einen beinahe identischen Körperbau, beide haben langes, dunkles Haar, und dennoch scheinen wir uns auf Konfrontationskurs zu befinden. Die natürliche Autorität von Uysal wirkt, so er denn nicht Rookies, sondern dem unterkühlt zu ihm schauenden World Champion gegenübersteht, ein wenig gemindert. Rotari hält eine große Sporttasche in der linken Hand, während seine Rechte das wichtigste Gold der GFCW an seine Brust drückt, als wage Aiden es nicht, sich von diesem Schmuckstück zu trennen.


Mirkan Uysal: „Aiden Rotari. Ein junger Mann an der Spitze dieser Liga…und doch bin ich nicht glücklich mit ihm.“

Aiden Rotari: "Das kann ich mir vorstellen."


Abschätzig wandert der Blick von Aiden über den Mann vor ihm.


Aiden Rotari: "Es muss Sie wurmen, dass die größte Erfolgsgeschichte des GFCW Performance Centers eine der wenigen ist, die in keinster Form Ihre Handschrift trägt."


Ein Vorwurf, der nach Uysals Gesprächseinstieg naheliegend ist. Doch der Talent Manager von GTCW schüttelt bereits mit dem Kopf, da hat Rotari noch nicht einmal ausgesprochen.


Mirkan Uysal: „Das ist nicht, was ich meine.“

Aiden Rotari: "Das macht es nicht weniger wahr."


Auf Rotaris Aussage hin folgt ein kurzes Schweigen beim Gesprächspartner. Eine Pause, die dazu dient, über die Bemerkung hinweggehen zu können, ohne dass es wie ein forcierter Themenwechsel wirkt.


Mirkan Uysal: „Wie du korrekt gesagt hast, habe ich keinerlei Aktien im Fall Aiden Rotari. Du, deine Regentschaft…einfach nicht mein Thema. Was mich wurmt, ist dass dieses Desinteresse nicht gegenseitig ist. Du hast deinen Titel, ich meinen Förderkader. Die Grenzen sind eigentlich klar abgesteckt. Aber doch hast du dich vor zwei Wochen in meine Belange eingemischt, als du einen der Rookies für deinen Plan zum Instrument gemacht hast. Rasmus Rantanen hätte eine große Chance gehabt, sich in einem Kampf gegen Ask Skógur zu profilieren. Aber du…“


Bei der Erinnerung an die Geschehnisse stößt Uysal genervt die Luft aus den Lungen.


Mirkan Uysal: „…du hast Rasmus‘ bei seiner Schwäche, seiner Ungeduld gepackt, und ihn davon überzeugt, stattdessen etwas vorzuspielen. Den Kampf gegen Skógur wegzuwerfen für eine diffuse Abmachung.“ 

Aiden Rotari: "Er hätte gegen Skógur verloren."


Die Aussage des Champions ist ein perfekter Nährboden für einen vehementen Widerspruch. Für ein „Hätte er nicht!“ voller Trotz. Aber Uysal schluckt den Drang runter, sich auf eine solche Diskussion mit Rotari einzulassen und wägt die Worte seiner Antwort geduldig ab.


Mirkan Uysal: „Hätte er das? Keiner hat ihn bisher One-on-One in dieser Liga wrestlen sehen.  Aber gut, ich gebe zu, dass er wahrscheinlich verloren hätte. Alles andere wäre in der Konstellation Rookie vs. Superstar auch zu märchenhaft. Aber als Trainer weiß ich, dass dich nicht nur Siege voranbringen, sondern auch gute Leistungen. Und eine solche Leistung hätte Rasmus vorangebracht. Hätte er gut mitgehalten, wäre er im Blickfeld gewesen. So hat er nichts gewonnen außer Kopfschütteln über seine charakterliche Eignung, ein Wrestler zu sein.“

Aiden Rotari: "Egal, wie gut seine Performance gewesen wäre, eine Niederlage bringt einem keinen World Title Shot."


Rotari merkt das an, als würde er einem Fünfjährigen geduldig erklären, dass zwei und zwei nicht fünf ergeben.


Aiden Rotari: "Wollen Sie also sagen, er hat falsch gehandelt, weil er das Beste für sich herausgeholt hat?" 

Mirkan Uysal: „Wir haben offensichtlich sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was das Beste für einen Youngster ist.“


Er tritt einen Schritt näher an Rotari heran. Nicht als Bedrohung, nur um seine Präsenz zu zeigen. Der Champion nimmt die Provokation selbstbewusst hin, ohne Schwäche zu zeigen. Er bleibt ebenfalls stehen.


Mirkan Uysal: „Meine Vorstellung ist es, sich kontinuierlich nach oben zu arbeiten, indem man Erfahrungen sammelt. Den Pfad Schritt für Schritt zu gehen. Es kann nicht sein, dass man die Rookies anweist, schon nach einer Abkürzung zu suchen, ehe ihr Weg überhaupt begonnen hat. Zumal es nicht einmal eine Abkürzung war, sondern ein Trick. Du hattest nie geplant, ihm einen echten Titelshot zu geben.“

Aiden Rotari: "Ihre Untergebenen vor der Realität der GFCW abzuschirmen statt sie mit ihr zu konfrontieren wird sie zu Wrestlern machen, die vielleicht in der Theorie erfolgreich sein können, aber niemals in der Praxis. Und die Praxis ist, was zählt."


Das kann Rotari recht eindrucksvoll mit dem Titelgürtel auf seiner Schulter untermauern.


Aiden Rotari: "Rasmus hat dank mir eine Lektion gelernt, von der Sie ihn ferngehalten hätten. Er sollte mir genauso sehr danken wie Sie."


Aiden macht eine kurze Kunstpause und beäugt Uysal mit schwindendem Interesse.


Aiden Rotari: "Robert hätte das verstanden."

Mirkan Uysal: „Robert…“


Die Aussprache des Namens durch Uysal hat zwei Seiten: Zum einen spricht der Respekt vor Breads‘ Leistungen aus Uysal, schließlich hat er den Kanadier nicht nur als Wrestler kennengelernt, sondern auch als Vorgesetzter im Nachwuchssystem der Liga. Zum anderen jedoch hat die Aussprache etwas an sich, als würde Uysal über die Vergangenheit stöhnen, über die sich eine Diskussion nicht mehr lohnt.


Mirkan Uysal: „…hat seine Ansichten und mit denen sicherlich die erste Generation des GFCW-Nachwuchs geprägt. Die Leute aus dem Performance Center, so wie dich. Und auch mehrere der aktuellen GTCWler, die vielleicht in Zukunft den Schritt machen werden. Aber nur weil einer von Roberts Jungs jetzt den Titel hat, bedeutet das nicht, dass wir jeden Nachwuchswrestler nun mit dieser Philosophie impfen müssen. Ich denke, selbst zu versteht, dass Varietät letztendlich…“


Er wird von einem übermäßig lauten, beinahe theatralischen Räuspern unterbrochen. Sowohl Rotari als auch Uysal drehen die Köpfe zur Quelle des Geräuschs.


Lorenz: "Ihr blockiert den Eingang."


Ein süffisantes Lächeln, das vergeblich beste Intentionen heucheln möchte, umspielt die Lippen des Marketing-Experten aus dem Hause Lerbitz, welcher einen Kaffeebecher in der einen und einen Autoschlüssel in der anderen Hand hält. Locker benutzt er Letzteren, um hinter ihm auf dem Parkplatz einen Tesla Model X abzuschließen. Ein kühnes neues Lenkraddesign sorgt hier für ein besseres Fahrgefühl und einen ungehinderten Blick auf die Straße. Ein kurzes Antippen des Bremspedals und das Model X wählt automatisch die richtige Richtung zum Anfahren. Außerdem besitzt es einen 17-Zoll-Touchscreen. Dieser ist links-rechts schwenkbar und bietet eine Auflösung von 2200 x 1300, Echtfarben und eine außergewöhnliche Reaktionsfähigkeit für Spiele, Filme und mehr. Verschiedene Spiele auf dem Touchscreen sorgen zudem für Kurzweil während Ladestopps.


Mirkan Uysal: „Wir sind mitten im Gespräch.“

Lorenz: "Ihr steht mitten im Weg."


Aiden wirft Lorenz einen Blick zu, in dem mehr Abneigung und Herablassung zu finden sind, als man das vom normalerweise ausdruckslosen World Champion gewohnt ist. Dennoch tritt er einen Schritt zurück. Lorenz bewegt und bedankt sich nicht, sondern mustert Rotari.


Lorenz: "Du beantwortest nie unsere E-Mails."

Aiden Rotari: "Korrekt."

Lorenz: "Ein World Champion sollte die Möglichkeiten, die ihm das für's Marketing bietet, nutzen."


Aiden Rotari: "Ich habe kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit Leuten, die ihre Schützlinge gegen ihren Willen in alberne Kostüme stecken."

Der Marketing-Mensch lässt ein lautes "Aaaah!" entweichen, als würde das alles erklären.


Lorenz: "Natürlich. Trauma."

Aiden Rotari: "Erfahrung."


Lorenz zuckt mit den Schultern.


Lorenz: "Reine Semantik. Aber Mike hatte erwähnt, dass du irgendeine seltsame Art von Verständnis für ihn hättest."

Aiden Rotari: "Das tue ich."

Lorenz: "Und du wirst ihm deshalb aus seiner furchtbar misslichen Lage helfen?"


Rotari beäugt Lorenz mit dem gleichen Respekt, den man einem Käfer beimisst, bei man sich noch nicht sicher ist, ob man ihn zertreten möchte oder nicht. In diesem Falle entscheidet sich Aiden dafür, dass er seine Schuhe sauber halten möchte. Er dreht sich zu der - dank ihm selbst - entstandenen Lücke und nickt Richtung Eingang.


Aiden Rotari: "Dieses Gespräch ist beendet."


Es ist nicht klar, ob er Uysal oder Lorenz meint, aber Hilfe von Seiten Aiden Rotari sollte Mike Müller wohl in nächster Zeit nicht erwarten. Sein Interesse an Rettungsaktionen, von denen er nichts hat, ist nicht vorhanden, und so schreitet er - den Titel fest auf die eigene Schulter gepresst - an Lorenz und Mirkan vorbei und betritt die Halle.


Lorenz: "Habe ich mir gedacht." 


Seufzend toastet Lorenz Mirkan mit seinem Kaffee durch, als warte er auf eine "War doch klar, man"-Reaktion seitens Uysal, die nicht kommt.


Lorenz: "Hätte der Förderkader eigentlich Interesse an einer Zusammenarbeit?"


Nachdenklich legt er den Kopf in den Nacken und spricht seine Gedanken laut aus. Sein Zeigefinger fährt Kreise auf seinem Kaffeebecher.


Lorenz: "Gerade junge Menschen sind sicherlich für viele unserer Konzepte zu begeistern, wenn sie den Erfolg von The Great Pigster sehen. Und günstig dürfte es für uns auch sein, keine etablierten Stars bezahlen zu müssen. Eine wirkliche Win-Win-Situ..."

Mirkan Uysal: „Eine Situation, in der Wrestlingnachwuchs in Schweinekostümen steckt, um zum ironisch witzigen Meme zu werden, enthält kein Win auf beiden Seiten. Wie man Wrestler vermarktet, ist nicht mein Beschäftigungsfeld. Vielleicht bin ich vom alten Schlag, aber ich glaube, ein Wrestler vermarktet sich von selbst, sofern er in seinem Kernfeld gut ist. Im Ring. Und selbst wenn mir die GFCW eines Tages vorschreibt, meine Jungs mehr auf die Vermarktung hin zu trimmen, hätte ich andere Ansprechpartner als dich und deine Leute.“


Säuerlich verzieht Lorenz das Gesicht.


Lorenz: "Du sprichst wie jemand, der eine Vita voller Erfolge vorzuweisen hat. Ich bin mir sicher, Primo Ravenna und Michael Zollinger sind dir IMMENS dankbar für alles, was du für sie getan hast."


Die Stimme des Werbemenschen trieft vor beleidigtem Sarkasmus.


Lorenz: "Weißt du, wie viele Masken Homeboy verkaufen könnte? Mit diesem Jesus-Ding von Rasmus könnten wir einen Haufen Kohle scheffeln. Aber gut... du verweigerst deinen Jungs eben die Likes, den Fame, das Money... für vage Versprechen von... irgendwas."


Missmutig stapft Lorenz an Uysal vorbei, nicht ohne abschließend zu murmeln:


Lorenz: "Selbst in 2024 hätte Robert Breads ja wohl nicht gegen einen Twitch-Streamer verloren."


Und dann, bevor Uysal die Chance für Widerworte hat, ist Lorenz auch schon verschwunden. Der Talent Manager blickt ihm kopfschüttelnd hinterher und mahlt seinen Kiefer in Gram darüber, was er ihm noch alles gerne an den Kopf geworfen hätte – verbal wie physisch.


Mirkan Uysal: „Schrecklich. Ich dachte GTCW wäre schon voller menschgewordener Ärgernisse und Stolpersteine. Aber das Main Roster toppt das um Längen.“


Bevor er selbst aus dem Bild verschwindet, wird sein Blick nachdenklich und er spricht halb zur Kamera, halb zu sich selbst.


Mirkan Uysal: „Ein Grund mehr, dass wir mit dem Förderkader endlich einen Schritt vorwärts machen müssen. Nicht nur um der Zukunft der Rookies wegen, sondern um zu zeigen, dass auch andere Philosophien funktionieren können. Philosophien, die beinhalten, dass man seine Seele nicht an den Teufel verkaufen muss…egal, ob dieser Teufel den GFCW-Titel trägt oder einen Tesla fährt.“




War Evening, Lokhalle (Göttingen), 15.11.2024


In Kooperation mit




Die Stimmung in der Halle ist gut. War Evening aus der Lokhalle in Göttingen steht vor der Tür und am Horizont sieht man bereits die mächtigen Umrisse von Title Night herannahen. Noch genau ein Monat dauert es bis zum Jahreshöhepunkt, die Vorfreude der Zuschauer ist spür-, hör- und fühlbar. Das alles macht die Stimmung in der Halle gar noch guter.


Sven: „Wir sind wieder auf Sendung. Willkommen zum wichtigsten TV-Event seit der Mondlandung, moderiert vom windigen Plapperpete und mir, dem geilen Frauenheld Sven.“

Pete: „Sven, bitte. Etwas mehr Bodenständigkeit, versuch es wenigstens.“

Sven: „Bodenständigkeit? Kein Problem, ich stehe fest auf meinen drei Beinen.“


Die Stimmung in der Halle ist gut.


Pete: „Heute sind wir in Göttingen, der Stadt der Studenten. Aber keine Angst, es gibt keine akademischen Debatten, sondern wie gewohnt prollige Action...“

Sven: „GEILO!“

Pete: „Bitte unterbrich mich nicht, Sven.“

Sven: „Du bist einfach der Rhetorik-King, Pete. Wenn du weiter so fantastisch moderierst, finden wir vielleicht sogar einen VERLÄSSLICHEN Showsponsor, denn die Zahlung unseres letzten Sponsors geht leider immer zu spät auf meinem Konto ein. Deswegen werde ich ihn heute nicht namentlich erwähnen.“

Pete: „Sven, reden wir kurz über Geschehnisse des letzten War Evenings. Wer zu früh abgeschaltet hat, wird sich beim Blick in die News erschrocken haben…denn wir haben einen neuen Intercontinental Champion. Ein spontanes Comeback von Viggo in einem noch spontaneren Match hat es möglich gemacht. Da hat unser Chef bewiesen, wer die Hosen anhat.“


Die Stimmung in der Halle ist gut.


Sven: „Genau, Peterchen. Als unsere Show bereits zu Ende schien, hat Dynamite Darragh Switzenberg noch so richtig einen reingewürgt, wie ich es bei den minderwertigen Produkten unseres ehemaligen Sponsors immer machen musste.“

Pete: „Auf jeden Fall gibt es darüber heute Redebedarf. Aber schauen wir uns mal an, was sonst noch so ansteht.“


Singles Match:

Viggo vs. Homeboy

Referee: Thorsten Baumgärtner



Sven: „Homeboy scheint ein komischer Typ zu sein. So komisch, er könnte glatt als Pete mit Maske durchgehen.“

Pete: „Erwähn‘ wenigstens, was ihn komisch macht.“

Sven: „Hör dir doch einfach mal zu.“

Pete: „Homeboy, nicht mich.“

Sven: „Achsooo.“


Die Stimmung in der Halle ist gut.


Sven: „Zum einen spricht der Dortmunder nicht. Zum anderen hat er von Jakob Fleestedt volles Pfund aufs Maul bekommen und es nicht nur verschwiegen, sondern es sogar einfach geschehen lassen, ohne sich zu wehren. Was ein Cuck. Oder hat er gute Gründe, Jakob zu verschonen?“

Pete: „Über den Grund dafür kann spekuliert werden, aber…“

Sven: „…offenbar ist es in der GFCW ausreichend, ein Opfer zu sein, um eine große Chance zu bekommen. Denn er tritt gegen unseren neuen Champion Viggo an.“

Pete: „Das war nicht, was ich sagen wollte. Aber du hast Recht, Sven. Homeboy hat einen dicken Brocken vor der Brust. Doch falls er ausgerechnet hier den ersten Sieg des Förderkaders holt, dann kann er sich vielleicht sogar ins Gespräch für große Aufgaben bringen, oder nicht?“


Die Stimmung in der Halle ist gut.


Sven: „Beide Wrestler müssen andere Gedanken ausblenden. Homeboy die an Jakob Fleestedt, Viggo die an eine mögliche Rache Switzenbergs oder an andere Herausforderer. Dann sehen wir hier einen nicen Opener.“


Singles Match:

Aldo Nero (/w James Corleone) vs. ???

Referee: Bob Taylor


Sven: „Mal wieder haben wir drei Fragezeichen auf der Card. Diesmal darf sich ein mysteriöser Unbekannter mit einem der großen Aufsteiger messen. Aldo Nero ist zuletzt zu einem richtig DICKEN FISCH geworden.“

Pete: „Aber wie frei sind seine Gedanken? An seiner Stelle würde ich ständig einen Blick über die Schulter werfen, ob mich The End bereits im Visier hat.“

Sven: „Du bist aber auch ein verschüchterter Weako, Aldo hingegen ein King. Der schaukelt das schon. Und ansonsten hat er auch James Corleone, der die Übersicht bewahrt und ihn auf Kurs hält. Der Mister ist gefühlt die zweiteinflussreichste Persönlichkeit der GFCW. Nach mir natürlich.“


Die Stimmung in der Halle ist gut.


Non Title-Tag Team-Match:

Douglas Dynasty (Raymond "Morbeus" Douglas & Kyle Douglas) vs. Finn & Damian Rosario

Referee: Karo Herzog


Sven: „Sweet Familytime im dritten Match des Abends. Vater und Sohn treffen auf zwei Brüder. Die Rosarios sind zurück. Seitdem Drake wieder da ist, ploppen links und rechts seine Verbündeten aus der Vergessenheit auf. Solch eine Sogwirkung hat es nicht gegeben, seitdem ich auf der letzten GFCW-Weihnachtsfeier mit deiner Mutter getanzt habe, Pete.“

Pete: „Finn und Damian sind nicht nur zurück, sondern haben sich auch gleich Feinde gemacht. In der letzten Show haben sie Robert Breads attackiert, während dieser zusammen mit der Douglas Dynasty einen Kampf gegen Drake und unsere Rabbits bestritt.“

Sven: „Diesmal hat das Duo den Überraschungseffekt aber nicht auf seiner Seite, sondern muss gegen gut vorbereitete Champions ran. Ray und Kyle werden nach Rache sinnen dafür, dass dank den Rosarios nun eine weitere Niederlage in der Statistik steht. Vor allem, da der Sieg an die Rabbits ging, die damit nun Argumente haben, einen Titelshot gegen die Kanadier zu fordern.“

Pete: „Das war eine erstaunlich seriöse Analyse und Zusammenfassung, Sven. Danke.“


Die Stimmung in der Halle ist gut.
Die Stimmung in der Halle ist gut.


Sven: „Natürlich kann ich auch seriös sein, Pete. Analysieren wir doch mal dieses Bild eines Hasen. Daran kann man etwas Spannendes zur GFCW ableiten, nicht wahr?“



Pete: „Was…ich…was soll mir das sagen?“

Sven: „Denk nach.“

Pete: „Ich komme nicht drauf.“

Sven: „Dann denk noch stärker drüber nach, du DUMMERCHEN.“


Singles Match:

Scarecrow vs. Robert Breads

Referee: Mike Gard


Sven: „Noch einer von Drakes Spießgesellen. Im Main Event gegen Robert Breads.“

Pete: „Ein Vorspiel für das große Finale. Für Robert Breads gegen Drake Nova Vaughn. Oder schafft es Scarecrow, mehr als nur ein Vorspiel draus zu machen? Auch wenn Breads schon bessere Tage erlebt hat, ein Sieg gegen ihn wäre für Scarecrow ein ziemliches Statement.“

Sven: „Jedenfalls ist Scarecrow ganz rattig drauf, heute zu kämpfen. Schon vor zwei Wochen wollte er unbedingt, durfte aber nicht. Drake hat sich vorgedrängelt.“


Die Stimmung in der Halle ist gut.


Pete: „Nun also solo gegen Breads. Da hat Scarecrow bekanntlich Erinnerungen an früher. Heutzutage kennt man ihn als Drakes Rekrut, aber seine ersten Schritte machte er im Nachwuchsprogramm des Performance Centers – angeführt von unserem Hall of Famer.“

Sven: „Eine Ansetzung mit Zündstoff also. Aber diese Matches sind nicht einmal alles, was wir heute zu bieten haben. Wie geht es mit Nelson Chapman weiter? Taucht The End auf? Wie oft wird Rasmus Rantanen danken? Wird Pete aus Versehen etwas Lustiges sagen? Und vor allem: Was erwartet uns bei der Vorbereitung auf das Gipfeltreffen zwischen Aiden Rotari und Ask Skógur?“

Pete: „Beide stehen nicht auf der Card, sind aber sicher nach Göttingen gereist. Wer würde sich diesen fantastischen War Evening entgehen lassen? Wir jedenfalls nicht.“


Die Stimmung in der Halle ist gut.


Sven: „Folgt uns in das Rabbit Hole namens War Evening und schaut, wo es hinführt. LET’S GOOO!“



Datum???


???: „Viggo, der Intercontinental Champion.“

Nett hier. Knisternd erhellt das Flackern des Kamins den dunkelroten Teppich des Salon-ähnlichen Zimmers, vor dessen halb zugezogenen Vorhängen sich ein weiter, weiter Garten erstreckt. Fast könnte eins meinen, es wäre möglich, auf dem langsam fröstelnden Gras bis zum Mond wandern zu können, der sich am Horizont regt und streckt für seine zu dieser Jahreszeit übermäßig langen Schicht.

Alteingesessenen Fans dürfte noch bekannt sein, wo wir uns hier befinden. Doch lange, lässt der Shot auch nicht auf sich warten, der es sowieso offenbart. An dunklen, schweren Möbeln vorbei werden wir mitgenommen bis vor das Antlitz des Mannes, dessen Auftreten zwischen edlen Outfits und dieser Einrichtung einerseits, und dem Deatchmatch Paradies im Garten und dem Straßenimage andererseits nicht viel ambivalenter sein könnte.

Drake: „Aldo Nero. Von Corleone auserwählt als next. Big. Thing.“

Mit jedem Wort schwappt der Kopf einmal von links nach rechts oder umgekehrt, er will keinen Zweifel an SEINEM Zweifel aufkommen lassen.

Drake: „Raymond und Kyle Douglas. Die Tag Team Champions.“

Die leichten Bewegungen seines rechten Handgelenks bringen die Eiswürfel in seinem Glas zum klacken, während der Arm gelangweilt auf die Lehne des Schaukelstuhls gelehnt ist.

Drake: „Was für eine Card. Es geht eben doch auf Title Nights zu. Und jeder will seine Statements setzen. The… most wonderful time of the year.“

Er grinst in sich hinein.

Drake: „Und dennoch… steht im Main Event jemand anderes. Woran das wohl liegt? Ich weiß, Robert wird sicherlich wieder behaupten, es liegt an ihm und nur an ihm und seinem Naaaaamen whuuuuuuu.“

Viel scheint nicht mehr zu fehlen, dass dem achten GFCW Triple Crown Champion hier vollends die Galle hoch kommt.

Drake: „Tja. Am Ende des Tages, ist es aber wieder meine Hand, die den Kadaver des Robert Breads wie eine Marionette wieder nach oben zieht in meiner Gnade. Sofern man eine absolut dumme Besessenheit damit, ihm ein letztes Mal eine reinzuwürgen, als Gnade bezeichnen kann, aber wir sind eben alle nicht perfekt. Aber Nein Robert. Es bist nicht du, der Silas in den Main Event zieht, es ist nicht Silas, der dich in den Main Event zieht, es bin ICH… der euch beide in den Main Event zieht. Es bin ich, der nur mit den Fingern schnipsen braucht und alles überstrahlt und das krasse daran ist, dass ich es nichtmal will oder brauche Robert. Ich habe mein Vermächtnis und eigentlich kann ich es nur ruinieren, aber ich nehme das Risiko gerne. Aber hey… Lass es mal nicht um mich gehen, sondern deinen Gegner.“

Schlürfend leert er das Glas ein wenig weiter und scheint Breads durch die Kamera direkt in die Seele blicken zu wollen, während er süffisant lächelt.

Drake: „Ein Mann, der die Eier hat loszuziehen und sich das zu holen, was er will: Sein Match gegen dich. Der nicht darauf… angewiesen ist, sich wie ein Wiesel um jede Gefahr zu winden… Anders, als dein Schüler. Aber um ehrlich zu sein? Ich glaube die beiden sind längst mehr als nur flügge geworden. Sie sind ihre eigenen Herren. Hell Aiden ist World Champion! Scarecrow war Tag Team Champion! DU bist… hm… naja… also… äh… an der Seite des WORLD Champions, den du selbst AUSGEBILDET hast daran GESCHEITERT Tag Champ zu werden? Robert ich weiß nicht, was du diese Show wieder von dir geben wirst aber meine pauschale Antwort ist: Schiebs dir in den Arsch. Wenn du willst, dass man dich nach vergangenem beurteilt, dann solltest du Vergangenheit werden. Du willst noch immer die Gegenwart sein. Also beurteilen wir dich nach Gegenwart. Und die Wahrheit über die Gegenwart ist: Du bist nicht gut genug, Robert. OH, aber Apropos nicht gut genug…“

Als hätte er etwas wichtiges vergessen, tippt er sich mit der linken Hand an die Stirn – es darf wohl davon ausgegangen werden, dass er nie etwas anderes vorhatte, als an genau dieser Stelle überzuleiten.

Drake: „Zwei Leute, die auch nie gut genug waren, mich dranzukriegen… Raymond und der Kleine. Hach ja. Habt ihr letzte Show genossen? Wer hätte es nur gedacht, dass Robert euch im Stich lässt. Und dann noch Kyle… Oh man. Weißt du Kyle, als ich damals meinte, es ist schön wie viel Erfolg du hast, aber du musst endlich den kompletten Bruch mit deinem alten Herren wagen, wenn du weiterkommen willst? Yeah du hast da wohl scheinbar verstanden „Kuschel dich wieder an seinen Rockzipfel“. Und jetzt schau dich an. Du hättest das nächste große Ding sein sollen und bist jetzt als Sidekick von Morbeus gestranded. Ich glaube zwei Hände reichen mittlerweile nicht mehr, um aufzuzählen, wer an anderen Talenten dich überholt hat. Du hast dich permanent mit Losern abgegeben und das ist das Resultat.“

Schulterzucken bei Vaughn, das suggerierte Mitleid in seinem Blick sollte man ihm wohl nicht gerade abkaufen.

Drake: „Ich mein: Ihr seid Tag Team Champions, und das ist ne fantastische Leistung, versteh mich nicht falsch, ich meine nur, dass… wie sage ich das jetzt. Naja, egal. Jedenfalls toller Job, tolle Reife, toller Lehrmeister, wie ihr vor zwei Wochen verloren habt. Absolut geil. Aber hey, was soll man denn erwarten? Dass Morbeus dir Reife und nen kühlen Kopf antrainiert? Der Mann hat damals seinen Titel verloren, weil er so einen Tunnelblick auf mich hatte, dass ihn andere Gefahren komplett blind erwischen konnten. Und am Ende des Tages? Konntet ihr mich beide nicht schlagen.“

Energisch wird das Glas auf den Tisch neben ihn geschlagen.

Drake: „Jedenfalls ist das eine Version der Erzählung. Ist es das, was passiert ist? Oder… war es nicht eher ICH, der Kyle nicht schlagen konnte? War es nicht ICH, der Glück hatte, dass Morbeus mehr Feinde hatte, als er sehen konnte und dadurch Champion wurde? Ich weiß es nicht. Und genau…“

Mehrmals schwenkt der Unterarm, an seinem Ende eine Hand mit erhobenem Zeigefinger, vor und zurück, während sich die Leippen zusammenpressen.

Drake: „… genau das ist mein Problem. Also lasst mich euch eines sagen, Raymond und Kyle.“

Aus dem Schatten hinter ihm treten Finn und Damian und flankieren Vaughn, der sich in seinem Stuhl auf seine Knie stützt von links und rechts mit verschränkten Armen.

Drake: „Heute Abend teste ich euch. Wie viel Wut könnt ihr aufbringen, um euch antreiben zu lassen? Und könnt ihr stoppen, bevor sie euch in den Untergang bringt, so wie Rayray damals? Ihr mögt die Champions sein, aber jetzt bin ICH wieder hier. Und damit gehören mir alle Fäden, die gezogen werden. Silas wollte sein Match heute Abend. Finn und Damian wollten ihr Match heute Abend. Also Robert, Raymond, Kyle… ich mische mich nicht in ihre Angelegenheiten ein. Aber ich werde zusehen. Und egal wie irgendetwas davon heute ausgeht. Und hey Douglas und Douglas: Egal ob ihr nach Title Night noch Champions sein… Drake Vaughn ist mit niemandem von euch fertig… Bis ihr alle nur Staub an meiner Ferse seid. Wir sehen uns.“



Wo ist die Unbekümmertheit? Wo ist die leichte Freude? Wo ist die gute Laune?

Nun, zumindest schon mal nicht bei Ask Skógur.

Nachdem die letzten Wochen und Monate, letztlich die Zeit seitdem Ask den GFCW Intercontinental Championship verloren hat, eigentlich recht gut für ihn liefen, mit einem Sieg über Robert Breads und der Bestätigung als Herausforderer Nummer 1 auf den GFCW World Championship zu Title Night zu reisen, entpuppte sich die vergangene Ausgabe von War Evening als knallharter Reality Check, der ihm bewusst gemacht hat, was das eigentlich bedeutet, Hauptherausforderer Nummer 1 zu sein.

Aktuell bedeutet das sich mit dem gefährlichsten Mann der Liga anzulegen – Aiden Rotari. Und der hat ihn vor zwei Wochen aufs Härteste attackieren lassen. Chairshot nach Chairshot, bis Ask schließlich abtransportiert werden musste, schon allein deshalb, um ihn für Title Night zu bewahren.

Heute ist Ask wieder hier. Er wirkt ernst, äußerst ernst. Ja sogar so ernst, dass man meinen könnte, er sei WÜTEND.

Wütend auf eine Art, wie er es schon lange nicht mehr war. Denn vielmehr noch, als, dass es in seinem Match gegen Aiden Rotari um den GFCW World Championship gehen wird, geht es außerdem darum, ob er, der sich seinen Weg in der GFCW gesucht hat und diesen gegangen ist, ohne auf die gängigen fiesen und hinterhältigen Wrestlingtricks zurückzugreifen, so überhaupt bestehen kann.

Ask ist ein Guter. Aber kann ein Guter, wie Ask es ist, so überhaupt gegen jemanden wie Aiden Rotari bestehen?

Oder sollte Ask doch wieder eine Grenze überschreiten, damit er eine Chance haben kann?

Während er da so durch den Backstagebereich streift, mit eiserner und nachdenklicher Miene, macht er schließlich Halt. Die Kamera verrät noch nicht ganz warum und wieso, als sie nun aber etwas wegzoomt von dem Mann aus dem Wald und das Titelgold des GFCW Intercontinental Championship hervorschimmert, wird uns wohl klar, warum Ask hier abbremst. Und zumindest etwas kehrt etwas von der unbekümmerten, guten Laune zurück ins Gesicht des ehemaligen Trägers dieses Gürtels.

Zusammen mit dem Titel tritt – wer sollte es auch sonst sein? – Viggo. Der neue Champion muss nichts sagen, sein Lächeln allein verrät schon den Stolz über seinen Sieg. Darüber, dass er einen langen Pfad zu Ende gehen konnte, der einst damit begann, dass er Ask Skógur darum bat, in seiner Heimat London um den Titel antreten zu dürfen.


Viggo: „Ask.“


Der Engländer legt seine Hand zur Begrüßung auf die Schulter des Mannes, den man unter den GFCW-Wrestler als ehesten als seinen Freund bezeichnen könnte. Viggo ist bereits in sein Ringoutfit gekleidet, jeden Augenblick müsste er aufgerufen werden, um für den Fight gegen Homeboy ins Squared Circle zu treten.


Viggo: „Sieht aus, als habe ich meine Aufgabe zu einem guten Ende geführt.“


Ask schaut auf den Gürtel. Mit dem Titelgewinn des Intercontinental Championships ist er in dieses Jahr gestartet. Er hatte zahlreiche Titelverteidigungen, bis er ihn schließlich an Darragh Switzenberg verloren hat, wobei Viggo nicht ganz unschuldig dran ist. Aber all das ist egal, denn jetzt steht er vor einer noch größeren Herausforderung.

Vor dem GFCW-Championship.


Ask Skógur: „Meinen Glückwunsch. Da ich… vor zwei Wochen ins Krankenzimmer verlagert wurde, hatte ich genug Zeit deinen Titelgewinn mitzuverfolgen.“


Diese Worte wirken verbittert und zynisch und das merkt Ask auch direkt. Er sammelt sich gleich und probiert es noch einmal.


Ask Skógur: „Nein… so wars nicht gemeint. Ich… ehm… bin froh. Wenn sich diesen Titel einer verdient hat, dann du. Du hast dafür gekämpft, wieder und wieder, gegen sämtliche Probleme und Hürden… starkes Ding, Mann. Starkes Ding. Ich wusste, du wirst das schaffen.“


Mit einem Lächeln nimmt Viggo die Glückwünsche und das Kompliment hin. Er rückt den Titel, den er um die Hüfte trägt, zurecht. Dann aber legt er den Kopf schief – der Moment seiner Freude ist ein Moment, in dem Skógur nachdenklich wirkt. Aber nicht, weil er Viggo den Sieg nicht gönnt, sondern weil den Schweden ganz eigene Probleme belasten.


Viggo: „Danke, Ask. Wenn ich gleich aus dem Ring zurückkehre und Homeboy besiegt habe, würde ich dich gerne einladen, mit mir auf den Titelgewinn anzustoßen. Aber ich sehe in deinen Augen, dass dir nicht nach einer Feier ist.“


Eine Feststellung, die selbst Zuschauer vor den Fernsehbildschirmen bestätigen können. Ask Skógur verbirgt seine eigene Nachdenklichkeit nicht.


Viggo: „Ich kann mir denken, dass es mit Aiden Rotari zu tun hat. Was er vor zwei Wochen getan hat, dass war…mir fehlen die Worte über ihn.“


Ask wird nun wieder etwas angespannter. Er ballt seine Faust und scheint doch wieder etwas geladen, als Viggo auf Aiden Rotari und den GFCW World Title zu sprechen kommt.

Ask grunzt. Und selbst daraus ist die Wut nicht zu überhören.


Viggo: „Ich verstehe deine Wut, Ask. Wie Aiden Rotari einen Rookie genutzt hat, um dich hinters Licht zu führen, das war nicht nur eines Champions unwürdig, sondern es hat auch manch Erinnerung getriggert.“


Was Viggo nicht sagt: Einst war ER selbst in der Rolle eines Rookie, den man gegen Ask ausgespielt hatte. Vor längerer Zeit durch Holly Hutcherson, in jüngerer Vergangenheit durch Darragh Switzenberg.


Viggo: „Es nervt, dass es immer wieder dir passiert. Kann ich verstehen. Deine Wut ist mehr als nachvollziehbar. Und dass du diese zornige Seite in dir hast, habe ich…schon aus nächster Nähe in voller Wucht miterleben dürfen.“


Er sucht in Skógurs Gesicht nach Hinweisen danach, ob seine Ansprache auf fruchtbaren Boden fällt.


Viggo: „Aber was ich auch miterleben konnte ist, dass der konzentrierte, strategische Ask Skógur für seine Gegner noch bedrohlicher ist als ein kopfloser, wütender. Wut ist nicht die Lösung, denn sie setzt dir Scheuklappen auf, die es deinen Gegnern ermöglicht, dich zu überraschen. Und genau das will Aiden Rotari doch. Er ist im Grunde darauf angewiesen, denn er weiß, dass er One-on-One ohne Tricks gegen dich nicht ankommt. Du darfst ihm nicht auf den Leim gehen.“


Ask hört auf Viggos Worte. Und er scheint sie auch zu verinnerlichen.

Was da vor zwei Wochen geschehen ist, hat Ask mehr mitgenommen, als man es vermuten könnte. Nicht nur hat Aiden Rotari Ask die Grenzen seines „moralisch richtigen Handelns“ offenbart, zudem hat ein Wrestler des Förderkaders, dem er eine Chance bieten wollte, sein Vertrauen missbraucht – Rasmus Rantanen.

Rasmus wurde schließlich selbst zum Opfer von Rotaris Machenschaften, was der Grund sein dürfte, wieso er sicher vor Ask ist, zumindest vorerst.

Aber Aiden Rotari hat es in jedem Falle geschafft in Asks Kopf vorzudringen. Und das ist kein gutes Zeichen.

Aber wie schon gesagt, Viggos Worte scheinen ihren Effekt zu erzielen. Asks Faust wird wieder etwas lockerer.


Ask Skógur: „Du hast Recht. Ich bin so weit gekommen… und wegen sowas… sollte ich nicht in alte Muster verfallen.“


Ask schaut nun voll zu Viggo und scheint seinen Fokus vorerst auch wieder auf diesen zu verlagern.


Ask Skógur: „Du hast deine Aufgabe schon erfüllt. Du hast deinen Titel gewonnen, jetzt bin ich dran, so wies abgemacht war. Und dann, nach Title Night, sind wir gemeinsam die Champions der GFCW. Was wohl der alte Holly denken wird, wenn es so weit ist?“


So richtig schlüssig, was in Ask gerade vorgeht, kann man sich nicht sein. Ja, diese Aussage wirkte wieder etwas lockerer, andererseits wirkt sie auch etwas… erzwungen? Also würde Ask vorgeben wollen, das zu meinen, obwohl er es eigentlich nicht meint.

Ask Skógur steht vor der größten Herausforderung seiner Karriere. Doch an diesem Punkt war er schon einige Male und wieder und wieder ist er gescheitert. Er hatte Titelmatches, Matches um den Hauptherausforderer Nummer 1 und war sogar einmal beim Schlüssel zum Erfolg-Leitermatch dabei. Aber all diese wichtigen Matches hat er verloren. Auch, wenn er Intercontinental Champion war, was ihm viel bedeutet hat, hat er es bisher noch nicht geschafft den finalen, letzten Schritt zu gehen.

Und vielleicht ist es seine Moral, die ihn stets zurückhält.

Vielleicht hat Aiden Rotari recht?

All dass scheint sich in Asks Kopf abzuspielen und deshalb schafft er es nur teilweise Viggo überzeugend zu antworten und dessen Worte wirklich zu glauben.


Viggo: „Oh, ja, das wäre wirklich interessant zu wissen. Aber ist das wirklich die Frage, mit der du dich gerade beschäftigen solltest?“


Er stellt die Frage zwar in den Raum, doch gibt durch seinen Tonfall selbst die Antwort – „Nein.“


Viggo: „Rotaris Handeln hat Dinge in dir aufgewirbelt, die dich nachdenklich machen. Alte, mittelalte und neue Dämonen. Die um deine Aufmerksamkeit buhlen. Aber Holly Hutcherson oder vergangene Niederlagen sind nicht deine Gegner. Nicht jetzt. Du hast nur einen Gegner und er heißt Aiden Rotari.“


Wieder, wo schon zu Beginn dieses Gesprächs, legt Viggo einen Arm auf Skógurs Schulter.


Viggo: „Du willst dich an ihm rächen, das verstehe ich. Du willst die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Aber die beste Möglichkeit, dich an Rotari zu rächen, ist gleichzeitig auch die einfachste Möglichkeit. Sie ist so banal, dass sie durch dein Grübeln derzeit aus dem Blickfeld gerät: Nimm ihm den Titel ab. Besiege ihn im Ring. DAS wird ihm mehr wehtun als alles andere. Und dafür musst du alles an Grübeleien zur Seite schieben, was nicht deiner Kampfstrategie dient.“


Abermals hört Ask, was Viggo sagt. Oder, naja, er vernimmt es zumindest erstmal. Ob es ankommt? Es scheint, als würde Ask immer tiefer in diesen dunklen Gedanken versinken, auch, wenn Viggo eigentlich das Gegenteil bewirken will.


Ask Skógur: „Du hast gleich ein Match, richtig? Ich wünsch dir viel Glück, Mann, auch wenn du es nicht brauchen wirst. Du bist ja jetzt der Champ. Ich danke dir für deine Worte, wirklich. Aber ich glaube das Ding hier, muss ich allein schaffen. Wir sehen uns.“


Ask klopft Viggo noch einmal kumpelhaft auf die Schulter, bevor er auch schon davonzieht, noch bevor Viggo erneut dazu kommt zu antworten beziehungsweise sich zu verabschieden.

Ask wirkt in seinem Abgang erneut zwanghaft-freundlich, denn unter dieser Oberfläche brodelt und das kann durchaus erstmal besorgniserregend sein…

WUT.

Und dann schwingt die Kamera herum. Viggo blickt Skógur hinterher. Was spiegelt sich da auf seinem Gesicht? Besorgnis? Seine Worte haben nicht so gewirkt, wie sie sollten. Ask Skógur läuft Gefahr, sich auf einen falschen Pfad zu begeben und Viggo, der ihn in den vergangenen Monaten besser kennengelernt hat als jeder andere, weiß das. Aber es gibt Situationen, in denen muss jeder für sich selbst Entscheidungen treffen. Der Einfluss Viggos ist begrenzt. Und so schüttelt er nachdenklich mit dem Kopf und geht in die entgegengesetzte Richtung davon zum Ring. Er selbst hat eigene Kämpfe – und die benötigen das, was er eben gepredigt hat: Konzentration.



Aldo Nero: „Also… geht das klar?“

James Corleone: „Ich bewundere deinen Mut und weiß, dass du dich beweisen willst. Aber die Grenze dazwischen mutig zu sein und dumm zu sein, ist ein schmaler Grat. Und du darfst nicht dumm sein im Kampf gegen The End.“

Aldo Nero: „Das weiß ich. Aber bei Title Night habe ich auch keine Bodyguards zur Verfügung. Wenn The End kommen will, soll er kommen. Ich werde mich dort um ihn kümmern und auch heute, wenn es sein muss. Aber ICH will das tun und niemand sonst.“

James Corleone: „Meinetwegen.“


Man kann es vermutlich schon herauslesen. Aldo Nero hat seinen Vater darum gebeten, die Bodyguards heute nicht mit an den Ring zu bringen, wenn er seine Open Challenge ausspricht. The End hat es vor zwei Wochen deutlich gesagt, wann immer er die Chance hat Aldo anzugreifen, wird er es tun und dennoch will Nero ohne Begleitschutz auftreten.

Und sollte The End kommen, dann ist er bereit.

Corleone scheint nicht zu 100 % von Aldos Vorhaben überzeugt, aber, wenn er es so will, dann soll es so sein.


James Corleone: „Nun, dann solltest du dich langsam vorbereiten. Eine Niederlage im Vorfeld zu Title Night wäre katastrophal für deine Moral und deine Außenwirkung. Du bist nach wie vor einverstanden mit dem Plan und auch bereit dafür?“

Aldo Nero: „Aber selbstverständlich.“

James Corleone: „Gut.“


Nero nickt Corleone noch einmal zu, bevor er schließlich verschwindet. Aktuell stehen tatsächlich wieder die Bodyguards von James Corleone um ihn herum, als Aldo Nero aber davongeht und diese Corleone eine prüfenden Blick, ob sie ihm hinterhergehen sollen, zuwerfen, winkt dieser nur ab.

Nero will sein Ding allein durchziehen, also soll er das auch tun.

Während Nero nun abzieht und sich die Bodyguards hinter Corleone positionieren, kommt ein Mitarbeiter der GFCW hinzu.


GFCW-Mitarbeiter: „Mister Corleone, hier sind sie, wie gewünscht.“


Der Mitarbeiter deutet hinter sich. Es scheint, als hätte er die Aufgabe bekommen, jemand herzubringen, der von Corleone herbeigewünscht wurde. Obwohl diese Aufgabe tadellos ausgeführt wurde, spart sich „Inspirational Jim“ das „Dankeschön“, etwas zur Verwunderung des Mitarbeiters, der auch gleich wieder abtanzt.

Und wen hat sich Corleone nun herbeigewünscht?


James Corleone: „Meine Herren! Vielen Dank, für ihren Besuch. Ich brauch nur einen kurzen Moment eurer, sicherlich mehr als wertvollen, Zeit.“


Die Kamera fängt nun ein, um wen es sich bei dem Besuch handelt: Mike Janus und Rasmus Rantanen. Das Förderkader-Duo, welches bislang ebenso sieglos geblieben ist wie der gesamte Förderkader an sich, tritt ins Bild. Sie wirken selbstbewusst, vielleicht sogar euphorisch, vor Corleone gerufen zu werden – dem Mann, der in den letzten Monaten bewiesen hat, dass seine Taten das Schicksal der Liga formen. Auf Rantanens Gesicht ist ein breites Schmunzeln zu sehen, Janus hat die breiten Schultern gestrafft – aber trotz ihrer unschwer erkennbaren Freude über dieses Gespräch ist auch Wachsamkeit in den Augen der zwei Rookies.

Janus nickt Corleone zur Begrüßung zu, Rantanen greift unter sein Shirt und zieht die Kreuzkette hervor. Lässt sie durch die Finger gleiten, während er mit schiefgelegtem Kopf erwartet, dass Corleone das Gespräch beginnt. Denn die Konversation selbst zu starten, das traut sich dann doch keiner der Beiden zu.


James Corleone: „Wie ich sehe, wissen sie wer ich bin. Das ist gut, denn so kann ich mir es sparen, mich ausschweifend vorzustellen. Aber das einzig wichtige, das es über mich zu wissen gibt, ist ohnehin nur folgendes: Aiden Rotari gab mir diesen eindrucksvollen Spitznamen und ich muss gestehen, er fängt an mir zu gefallen – ich bin… der Königsmacher.“


Ein nicht unbedingt subtiler Hinweis darauf, dass Corleone es bereits einmal geschafft hat einen Wrestler zum „König“ der Liga zu machen und er nun bereits mit seinem zweiten Projekt begonnen hat. Bedeutet das, da wäre noch Raum für weitere Klienten?

Zumindest wirkt es so, als würde Corleone diese Möglichkeit andeuten wollen.


James Corleone: „Und auch, wenn meine bisherigen Klienten vielmehr… familiärer Natur waren… so weiß man nie, wohin die Wege einen einmal führen könnten.“


Oh ja, Corleone will etwas andeuten. Kommen diese Andeutungen auch herüber?

Ein Blick auf Rantanen verrät: Der Kieler führt die Kette aus seinen Fingern zum Mund und drückt ihr mit einem Flüstern, das für die Kamera lautlos bleibt, einen Kuss auf – ein untrügliches Zeichen dafür, dass er einen Dank für angebracht hält. Doch just als er etwas sagen will, ist es Janus, der ihm zuvorkommt. Rantanen zieht ärgerlich die Augenbrauen zusammen, aber lässt Mike gewähren.


Mike Janus: „Es kann zumindest nicht schaden, einmal die Möglichkeiten auszuloten.“


Trotz des Understatements in der Aussage kann Janus‘ Stimme nicht darüber hinwegtäuschen, dass da mehr als nur leichtes Interesse ist.


Rasmus Rantanen: „Letztendlich haben wir es dem schicksalshaften Wirken unseres Herren und Gebieters zu verdanken, dass dieses Treffen stattfindet. Wer wäre ich, dann diese Gelegenheit zum Austausch zu ignorieren?“


Corleone merkt, dass sein Plan funktioniert. Die Fische haben den Köder gesehen und bereits angebissen, denn es dürfte wohl außer Frage stehen, dass Corleone nicht tatsächlich auf der Suche nach neuen Klienten ist, sondern… dass er ein größeres Ziel verfolgt.


James Corleone: „Das freut mich zu hören. Sie Beide… haben sich bereits gut geschlagen. Sie, Mister Rantanen wurden zum Opfer eines der Schachzüge unseres aktuellen World Champions, aber das kann ihnen niemand verübeln, da sind schon viel erfahrenere Männer drauf hereingefallen. Allerdings steht außer Frage, dass sie bereit waren, kompromisslos im eigenen Interesse zu handeln. Und das ist löblich.“


Man kann nicht überhören, dass er auf The End anspielt.


James Corleone: „Und sie Mister Janus, sind schon einige Zeit Teil des Förderkaders und haben nicht daran gedacht diese Position aufzugeben, als sie auf dem Spiel stand. Sie Beiden wollen hoch hinaus und sind bereit einiges dafür zu tun und zu geben. Sie sind bereit zu kämpfen. Sie haben Potenzial. Und ich… naja, ich bin jemand, der es versteht Potenzial richtig auszunutzen.“


Bei Rantanen blitzt es in den Augen auf. Er macht einen Schritt vor, noch ehe Corleones überhaupt seinen Monolog beendet hat.


Rasmus Rantanen: „Erfreulich, dass auch Ihnen direkt meine Gemeinsamkeit mit ihrem ehemaligen…“


Ein Stocken in Rantanens Redefluss, als er darüber nachdenkt, wie er „The End“ möglichst diplomatisch bezeichnen.


Rasmus Rantanen: „…Klienten aufgefallen ist. Ich habe es nicht darauf angelegt, ein Opfer von Rotaris Betrug zu werden. Und gebe zu: Es hat sich schlecht angefühlt. Doch jetzt, da merke ich, dass dieser traurige Zwischenfall vor zwei Wochen vielleicht nur der Türöffner für etwas Größeres war.“


Wieder führt er die Kette zum Mund.


Rasmus Rantanen: „Wie konnte ich je an deinem Wirken zweifeln, Jesus? Ich danke dir.“


Das Schmatzen von Rantanens Lippen auf dem Metall geht unter als Janus nun seinerseits vortritt, Rantanen zur Seite schiebt und zum Verdruss des Kielers ein Lächeln aufsetzt.


Mike Janus: „Ich kann zwar nicht die Errungenschaft vorweisen, mich zum Spielball von Aiden Rotari gemacht zu haben…“


Ein Seitenhieb auf Rantanen, den dieser mit einem Funkeln in den Augen beantwortet. Auch wenn beide dem Förderkader zugeordnet sind: Freundschaft herrscht hier nicht. Jeder ist bereit, dem anderen ein Messer in den Rücken zu jagen, sofern es notwendig ist.“


Mike Janus: „…aber habe dafür bereits solide Arbeit im Ring abgeliefert. Ja, ich habe noch nicht gewonnen, aber wer, wenn nicht Sie, Herr Corleone, wäre besser in der Lage, auch bei Niederlagen Potenzial zu erkennen? Auch Ihr Sohn, bitte erlauben Sie mir diese Bemerkung, startete schließlich einst mit durchwachsenen Ergebnissen.“


Er sucht in den Augen Corleones nach dem Zeichen, ob er mit dieser Anspielung zu weit gegangen ist. Aber als vom Königsmacher keine diesbezügliche Reaktion kommt, fährt Janus mit seiner Eigenwerbung vor.


Mike Janus: „Und wir sehen alle, wo er jetzt ist. Ein erstaunlicher Wandel in kurzer Zeit. Sie verstehen es, Potenzial auszunutzen. Und eben solches Potenzial kann ich anbieten.“


Sowohl Janus als auch Rantanen beginnen bereits damit sich vor dem jeweils anderen zu profilieren. Und das scheint Corleone, wenn er es auch nicht nach außen trägt, sichtlich zu genießen. Aber trotzdessen muss er zu dem Punkt kommen, zu dem er eigentlich will.


James Corleone: „Mir scheint, als hätte ich genau die richtige Entscheidung getroffen, sie beiden hier vorzuladen. Aber wie dem auch sei. Ich… bin ein vielbeschäftigter Mann und meine Hauptpriorität ist Aldo Nero. Würde ich jetzt also ein Nebenprojekt wollen… rein hypothetisch… so wäre es nur ein glücklicher Kandidat. Und der… müsste sich auch noch beweisen.“

Mike Janus: „Oh, ich verstehe. Spielen wir diesen hypothetischen Fall also einmal aus, dass sie wirklich zwischen zwei potenziellen Mandanten entscheiden müssten, dann wären sie also mit der Entscheidung konfrontiert…“


Mit einem höhnischen Lächeln in Richtung Rantanen und einem vor Ironie geprägten Ausdruck fährt er fort.


Mike Janus: „…ob sie mit einem bei GTCW etablierten Nachwuchswrestler zusammenarbeiten, der dort schon Titel hielt und auch im Main Roster schon solide abgeliefert hat, oder mit einem Mann mit fragwürdiger Moral, der seine eigenen Lügen auf göttliches Handeln abwälzt. Das ist eine… möglicherweise schwere Entscheidung.“


Rantanen verzieht zwar das Gesicht, aber versucht, nicht auf die Provokation Mikes anzuspringen. Er will Ruhe und Würde bewahren – etwa um Corleone zu beweisen, dass er mehr ist als ein naiver Rookie, der vorschnell schlechte Entscheidungen trifft? Denn diese Seite hatte er vor zwei Wochen schon gezeigt und damit keine Eigenwerbung betrieben.


Rasmus Rantanen: „Wer würde nicht gerne mit Mike Janus zusammenarbeiten und live vom Ring betrachten, wie er seine fünfte, zehnte oder fünfzehnte Singles-Niederlage am Stück einsteckt?“


Ein wölfisches Grinsen in Richtung des Förderkader-Kollegen.


Rasmus Rantanen: „Aber immer verliert er ehrlich und versucht keine krummen Dinger. Dafür muss man ihm applaudieren.“


So gut wie das alles läuft wirkt es fast so, als würde Corleone das als selbstverständlich ansehen. Ihm war klar, dass das alles funktionieren wird.


James Corleone: „Gentleman, ich schätze ihren Ehrgeiz sich zu empfehlen, aber lassen sie uns bei dem hypothetischen Szenario bleiben. Wenn es also eine Chance gebe, müsste ein geeigneter Kandidat diese nutzen. Und wie es der Zufall so will, habe ich die optimale Chance.“


Sowohl Janus als auch Rantanen werden ruhig. Nun sind sie ganz Ohr, was für eine Chance James Corleone ihnen anzubieten hat.


James Corleone: „Aldo Nero. Er wird bei Title Night auf The End treffen. Das wird das größte Match seiner Karriere und dafür… benötigt er noch etwas… Training. Ein Match zum Aufwärmen. Aber… er hat bereits mehrfach bewiesen, dass er einzelne Gegner besiegen kann. Was er aber noch nicht bewiesen hat… und was die optimale Vorbereitung für sein Match gegen The End sein könnte, wäre ein Handicap Match.

Das schindet Eindruck. Das schafft Selbstbewusstsein. Das steigert die Moral. Und das zeigt umso deutlicher, was für eine Kämpfer, ja, was für eine Killermaschine Aldo Nero ist.“


Corleone setzt die Ansprache mit seinen Augen fort, aber es dämmert Rantanen und Janus bereits, worauf er hinauswill. Sie sollen die Gegner Neros werden. Allerdings haben sie auch gesehen, was Aldo alles kann. Aber: sie sind zu zweit.

Wo ist der Haken? Gibt es hier überhaupt einen Haken? Was will Corleone hier?


James Corleone: „Ich erkenne es an ihren Blicken. Sie wissen, worauf ich hinauswill. Sie Beiden, als geschlossene Einheit des Förderkaders, die einzeln bereits stark sind und gemeinsam noch stärker werden können und wollen, gegen Aldo Nero.“


Mit dieser Wendung hat das Duo offenbar nicht gerechnet. Nachdem sie die letzten Minuten damit verbracht haben, gegeneinander zu sticheln, wird nun auf einmal Einigkeit verlangt. Teamplay. Rantanen und Janus schauen einander an. Sekunden vergehen…

und dann nicken sie beide entschlossen dem anderen zu. Mit einer solchen Chance vor der Brust ist die aufkeimende Antipathie schnell wieder vergessen.


Mike Janus: „Für uns klingt das gut, nicht wahr?“

Rasmus Rantanen: „Danke, Jesus, für diese Chance.“


Ein Kuss für das Kreuz, dann blickt Rantanen mit großen Augen zu Corleone und wartet darauf, dass es offiziell gemacht wird.


James Corleone: „Und… sollten sie es schaffen und Aldo Nero besiegen, dann werde ich mir ganz genau anschauen, wer es war, der ihn gepinnt hat. Denn derjenige, der es schafft mein Hauptprojekt zu besiegen, der sollte doch garantiert eine Chance verdient haben. Also wie schon gesagt, man weiß nie, wohin einen die Wege führen. Vielleicht führt es den Sieger dieses Matches an meine Seite?“


Jetzt wird so langsam erkennbar, worauf Corleone hinauswill. Er will einen eindrucksvollen Sieg für Aldo Nero und was wäre eindrucksvoller als, wenn dieser gleich zwei Wrestler gleichzeitig besiegt? Da das natürlich aber recht schwierig sein könnte, ist es wohl nicht verkehrt, wenn diese beiden Wrestler, nunja, nennen wir es Unstimmigkeiten untereinander haben.


Mike Janus: „Ah, darauf läuft es hinaus. Nun gut, da Aldo Nero mit Blick auf Rasmus‘ Kampf von vor zwei Wochen sicher seinen Intimbereich zu schützen weiß…“


Eine Anspielung auf die Methode, die Rantanen gegen Skógur angewandt hatte. Und schon ist die Konkurrenz zwischen Mike und Rasmus zurück, die sie eben für einen kurzen Moment unterdrücken könnten.


Mike Janus: „…wird man wohl meinen Milestone benötigen, um Aldo Nero zu pinnen. Dafür bin ich bereit.“

Rasmus Rantanen: „Ich halte es lieber mit Matthäus als mit dem Milestone.“


Er räuspert sich und wechselt den Tonfall, als er die heilige Schrift zu zitieren beginnt.


Rasmus Rantanen: „Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.


Mit einem Seitenblick zu Janus und dem Kreuz in der Hand schlägt Rantanens Stimme zurück in den üblichen Duktus.


Rasmus Rantanen: „Ich ertrage die Anspielungen auf mein Versagen gegen Rotari stumm im Vertrauen darauf, es heute im Ring besser zu machen.“


Corleones Mundwinkel wandern langsam nach oben. Es hat alles so funktioniert, wie er es wollte. Das Match steht, die Gegner sind gefunden und haben bereits damit begonnen sich gegenseitig übertrumpfen zu wollen. Die optimalen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Match… für Aldo Nero.


James Corleone: „Ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen kann. Vielen Dank, Gentleman, wir sehen uns dann am Ring.“


Vielleicht mag es dem ein oder anderen noch nicht ganz einleuchten, was Corleone hiermit bezwecken will. Die Herausforderung ist ausgesprochen und damit ist die Chance für Janus oder Rantanen zum Greifen nah – können sie gemeinsam koexistieren, damit einer von ihnen potenziell aufsteigen könnte?

Aber warum überhaupt? Ist dieses Match nicht viel gefährlicher für Aldo Nero? Was, wenn er jetzt wirklich verliert? Gleich zwei Gegner zu besiegen kann schon eine schwere Challenge sein, aber dazu kommt ja auch noch The End, der jederzeit hinzustoßen könnte?

Will Corleone vielleicht wirklich seine… Optionen… abstecken?

Oder… will er einfach für Chaos sorgen?

Wie auch immer, aber es scheint alles nach Plan verlaufen zu sein. Rantanen und Janus müssen nur gemeinsam arbeiten und so könnten sie Nero besiegen und sich selbst einen Platz an Corleones Seite verschaffen.

Aber dafür müssen sie jeweils dieses Match gewinnen. In diesem Falle kann es nur einen Sieger geben.

Corleone scheint in jedem Falle zufrieden mit dem Ablauf dieses Gespräches. Und alles weitere werden wir wohl im Laufe des Abends erst sehen.




Pearl Jams Klänge dröhnen aus den Boxen und 7.500 Göttinger kennen nur eine Reaktion: Jubel, Applaus und Kamerablitze schlagen dem neuen Intercontinental-Champion entgegen als er mit einem großen Schritt aus dem Grau des Backstagebereichs in die Glitzerwelt des Innenraums übersetzt. Viggo, den man vor wenigen Wochen noch am Rande der Verzweiflung gesehen hatte, trägt ein breites Grinsen im Gesicht, aber noch viel wichtiger: Einen Titel auf der Schulter. SEINEN Titel. Der Preis, dem er mehr als ein halbes Jahr hinterherjagte, ist endlich sein.


Der GFCW Intercontinental-Titel ruht auf der breiten Schulter des Londoners, Silber und Gold glänzt frisch poliert den Kameras entgegen als Viggo mit den Zuschauern links und rechts der Rampe abklatscht. Er prozessiert eher zum Ring, als dass er eilt. Wann immer er einem Fan näherkommt, der ihm Glückwünsche ausspricht, ist ehrlicher Dank im Gesicht Viggos zu sehen. Der einstige Jünger Holly Hutchersons fühlt sich wohl in seiner neuen Rolle als Publikumsliebling, als Held des (Zuschauer-)Volkes, der die Midcard vom Schrecken des unnahbaren Darragh Switzenberg erlöst hat. Vor zwei Wochen hat er ihm mit Hilfe Dynamites einen Dolch in den Rücken gestoßen und das begehrte Gold ergattert, als sich Switzrenberg bereits in Sicherheit wähnte.


Viggo: „Eine lange Reise.“


Im Ring angekommen hat sich der Champion ein Mikrofon geben lassen. Die ersten Worte, die aus seinem Mund kommen, gehen noch beinahe im Jubel der Zuschauer unter, vor allem als Viggo und der Titel auf der Schulter in Nahaufnahme mittels Videoleinwand übertragen werden. Doch nach und nach wird es leiser, die Fans sind bereit, Viggos ruhig vorgetragener Geschichte zu lauschen.


Viggo: „Es war der 22. März in Dublin als ich im National Stadium durch den Vorhang auf die Rampe, vor allem aber in eine ungewisse Zukunft trat.“


Der 22. März, das Datum von Viggos unerwarteter Rückkehr; der Tag, an dem er Ask Skógur besuchte. Doch nicht als der Feind aus der Vergangenheit, sondern als neuer Mann. Als Freund.


Viggo: „Seit diesem Tag lief meine Karriere durch verschiedene Phasen. Ich war der Mann, der darum kämpfte, in seiner Heimatstadt London den Fight seines Lebens bestreiten zu dürfen. Dann war ich der Mann, der durch ein dunkles Geheimnis fast seine Freundschaft zu Ask Skógur verlor…“


Ein Zucken in Viggos Gesicht verrät die andauernde Scham über diesen Punkt: Im Auftrag Darraghs hatte er Skógur die Freundschaft zunächst nur vorgespielt. Erst im letzten Moment wurde aus Schauspiel Wirklichkeit und es kam zum Bruch zwischen den Männern, die heute Erzfeinde sind.


Viggo: „Ich war der Mann, der einen wichtigen Kampf verlor und es Darragh Switzenberg ermöglichte, etwas zu gewinnen, was er nicht verdient hat. Aber dann, und hier kommen wir zurück in die Gegenwart, wurde ich zu dem Mann, der mit dem Segen von Ask Skógur auf eine Jagd ging.“


Mit den letzten Worten wird Viggos Sprachduktus schneller, die Stimme euphorischer. Ein Lächeln schleicht sich aufs Gesicht.


Viggo: „Und Beute machte.“


Der neue Champion reißt seinen Schatz von der Schulter und streckt ihn unter lautem Applaus der Hallendecke entgegen. Ein perfekter Moment für Konfetti; doch auch wenn das ausbleibt, hat die Pose etwas Triumphales, Erhebendes. Der Londoner verharrt für mehrere Sekunden so, dann senkt er sein Gold langsam zurück auf die Schulter.


Viggo: „Allerdings, wenn ich auf die lange Reise zu sprechen komme, die ich am Anfang meiner Rede erwähnt habe, dann behaupte ich nicht, dass diese Reise zu Ende ist. Nein, im Gegenteil: Ich habe gerade einmal einen ersten Schritt, eine erste Etappe gemacht. Die lange Reise geht jetzt so richtig los.“


Klingt nach viel Arbeit, doch der Tonfall Viggos verrät: Es ist etwas, worauf er Lust hat. Mehr eine freudige Ankündigung als eine nüchterne Feststellung.


Viggo: „Diese Feststellung zwingt mich dazu, einige Entscheidungen zu treffen. Über den Weg, den meine Reise als Intercontinental-Champion…“


Fühlt sich gut an, das auszusprechen. Er lässt das Wort einen Augenblick im Raum schweben und klopft auf die Platte seines Titelgürtels, die Zähne zu einem Grinsen entblößt.


Viggo: „…einschlagen soll. Was sind meine Ziele, wie will ich mich weiterentwickeln? Und die vielleicht wichtigste Frage angesichts des Titels auf meiner Schulter: Welche Art von Champion werde ich sein? Nun, es ist so, dass ich seit meinem Comeback zwei Arten von Champions kennengelernt habe.“


Er verfällt in eine Erzählerstimme, sucht den Blick zur Kamera.


Viggo: „Die frischeste Erinnerung als Champion ist Darragh Switzenberg. Jemand, für den dieser Titel, um den seit mehr als 20 Jahren große Namen wie Stormy Boy, White Dragon, Kriss Dalmi oder Johnboy Dog kämpfen, nichts weiter war als ein Schmuckstück. Ein Accessoire, welches er herumtragen kann wie eine teure Uhr am Handgelenk.“


Die Abscheu über dieses Verhalten schwingt in Viggos Stimme mit, nicht einmal der Hauch von Sympathie für sein einstiges Idol ist übriggeblieben.


Viggo: „Ihr versteht mich schon ganz richtig: Ich will sicher nicht wie Darragh Switzenberg sein.“


Nicht unerwartet, aber trotzdem: Es auszusprechen beschwört noch einmal Jubel herauf.


Viggo: „Was ist mit dem zweiten Champion, den ich seit meinem Comeback erlebt habe: Ask Skógur.“


Wieder freudige Erregung im Publikum, diesmal durch die Erwähnung des derzeit vielleicht größten Fan-Favoriten in der GFCW-Galaxy.


Viggo: „Denke ich an den Intercontinental Champion Ask, dann denke ich an einen Wrestler, der Show für Show Fortschritte gemacht hat. Der zusammen mit diesem Titel gewachsen ist, bis nicht nur der Intercontinental Titel so viel Prestige wie schon lange nicht mehr hatte, sondern bis auch er als Wrestler ganz knapp unter der Spitze angekommen war. Definiert man diesen Titel als den Übergang in den Main Event, als Bewährungsprobe für den Nachwuchs, dann hat Ask Skógur offensichtlich alles richtig gemacht. Und bei Title Night wird er es beweisen.“


Der Shoutout in Richtung seines Vorgängers, der bei Title Night mutmaßlich einen trickreichen Aiden Rotari vor der Brust hat, kommt gut an und führt dazu, dass die Regie einige Zuschauer mit Skógur-Merchandise einblendet. Ein Mädchen, welches sich ein Rehgesicht geschminkt hat, hält ein selbstgemaltes Plakat in die Luft, auf dem ein kräftiger Hirsch einen Fisch verschlingt.


Viggo: „Ich will also mehr wie Ask Skógur sein. Aber die Frage ist: Was hat seinen Run eigentlich ausgemacht? Was waren seine Strategien? Ich glaube, man kann das erstaunlich einfach und in einem Satz beantworten: Ask hat nie vor einer Herausforderung zurückgeschreckt. Egal ob es Open Challenges waren oder hochklassige Kämpfe mit emotionaler Ladung…bei jeder seiner Titelverteidigungen ist er gewachsen wie das Geweih eines jungen Hirsches, der sich zum Leittier einer ganzen Herde aufschwingt.“


Der Champion kehrt in die Ringmitte zurück und senkt die Stimme.


Viggo: „Ich habe deshalb beschlossen, dem Weg Ask Skógurs zu folgen und ein kämpfender Champion sein. Ich werde die Erinnerung an Darragh Switzenberg vergessen machen, der sich feige um jede Herausforderung wand.“


Eine Einstellung, mit der sich der durchschnittliche GFCW-Fan gut anfreunden kann. Buhrufe für Switzenberg, Jubel für Viggo. Dann streckt Viggo einen Arm aus und deutet die Rampe entlang, bis die Blicke des Publikums am Vorhang angekommen sind.


Viggo: „Gleich wird durch diesen Vorhang ein Mann kommen, den wir noch nie haben wrestlen sehen…abgesehen von ein paar Minuten in einem Kampf voller Koffer und absurder Regeln. Sein Name ist Homeboy. Und wie wir vor zwei Wochen gesehen habe, befindet er sich offenbar in einer komischen Situation. Er scheint einem anderen Mann ausgeliefert zu sein und wir wissen nicht, warum er sich dagegen nicht wehrt.“


Dass auch Viggo keinen Erklärungsansatz hat, ist seiner Stimme zu entnehmen. Wir erinnern uns: In einem Video wurde enthüllt, dass Homeboy noch am Abend seiner Aufnahme in den Förderkader von Fleestedt attackiert wurde – und er nicht einmal Versuche machte, sich dagegen zu wehren.


Viggo: „Ein Stück weit erinnert mich seine Situation an meine eigene, früher in diesem Jahr. Ich war Darragh Switzenberg ausgeliefert, musste in seinem Namen Ask Skógur belügen und ihm etwas vorspielen. Das war…belastend. Es gab nur einen Ort, an dem ich die Sorgen vergessen konnte und ganz ich selbst war.“


Der Engländer stampft auf die Matte.


Viggo: „In diesem Ring.“


Nicht ohne eine Spur Theatralik geht Viggo in die Hocke und streicht mit der Handfläche über die Ringmatte.


Viggo: „Deshalb habe ich im Ring alles gegeben, damit ich eines Tages die große Chance meines Lebens bekomme. Eine Chance, mich aus der Umklammerung zu befreien und zu mir selbst zu werden. Diese Chance hat Ask mir eines Tages gegeben. Auch wenn viele dachten, ich sei nicht bereit dafür.“


Er steht wieder auf, schlendert in Richtung jener Ringseite, in der Rampe liegt.


Viggo: „Und weil ich ein kämpfender Champion sein will und darum weiß, wie wichtig außergewöhnlichen Chancen sind, werde ich eine solche meinem heutigen Gegner Homeboy geben.“


Er beugt sich über die Seile und deutet noch eindeutiger als zuvor auf den Vorhang. Als könne er dadurch direkt zu Homeboy sprechen.


Viggo: „Junger Mann, wenn du gleich durch diesen Vorhang trittst und dein erstes Singles-Match in dieser Liga ansteht…“


Fingerzeig aufs GFCW-Logo.


Viggo: „…dann wird es nicht nur ein Match gegen den Intercontinental-Champion Viggo sein. Sondern es wird auch…“


Er holt tief Luft und ruft dann den Abschluss seines Monologs den Göttingern entgegen.


Viggo: „…um meinen Titel gehen.“


Eine überraschende Ankündigung, eine unglaubliche Chance. Aber Viggo meint es ernst. Er nimmt den Titel von der Schulter und reißt ihn unter den Blicken des Publikums ein letztes Mal in die Luft. Dann überreicht er ihn an Ringrichter Thorsten Baumgärtner, der hinter ihm bereits Aufstellung genommen hat.


Und die Musik des Förderkaders ertönt.

Die Chance deines Lebens: Nie war der Satz wahrer als heute.



Als Homeboy durch den Vorhang stürmt, kann man trotz seiner Maske und seines Ganzkörperkostüms gut erkennen, dass in ihm eine explosive Mischung aus Euphorie, Nervosität und Überraschung toben muss. Er stolpert fast bei den ersten Schritten auf der Rampe, dann greift er sich an die Maske und richtet den Stoff, so dass er einen guten Blick hat. Doch so tapsig sein Verhalten auch wirkt: Unter dem Kostüm zeichnet sich der muskulöse Körper eines Athleten ab. Und die wenigen Augenblicke, die man Homeboy im Ring erleben konnte, haben immerhin Andeutungen in Richtung seines Talents gemacht. Ein Kinderspiel für Viggo wird das hier nicht.


Homeboy hat es – wer könnte es ihm verübeln? – eilig auf dem Weg zum Ring. Er hebt nur einmal den Arm zum Gruß an die Fans, dann lässt er die Ringtreppe aus und slidet direkt durch die Seile auf die Matte. Dort rappelt sich der schweigsame Dortmunder auf und nickt Viggo zu, als wolle er ihm für die große Chance danken. Für das unerwartete Titelmatch.


Thorsten Baumgärtner hält den Intercontinental-Titel in den Händen.

Er stemmt ihn in die Luft.

Beide Athleten blicken auf den großen Preis.

Die Chance deines Lebens.

Schafft Homeboy die Sensation?





Einen Moment, die Herren.“


Während die GFCW-Welt auf das Ertönen der Ringglocke gewartet hat, zerschneidet eine Stimme die vorfreudige Spannung. Irritation bei Viggo, Irritation auch bei Homeboy und den Fans. Alle Blicke wenden sich, sobald die Quelle der Stimme erst einmal ausgemacht ist, in Richtung des Vorhangs.


Dort steht Jakob Fleestedt.


Jakob Fleestedt: „Ich bin gekommen um dir, Viggo, auch im Namen des Förderkaders meine herzlichen Glückwünsche auszusprechen. Schließlich ist Homeboy in dieser Hinsicht eher…zurückhaltend.“


Eine bemühte Anspielung in Richtung des Schweigegelübdes. Ebenso wenig aufrichtig kommt Fleestedts Dank an Viggo herüber, die Worte des Blonden, der einst als Wildcard in Riesa seinen Förderkader-Platz gewann, wirken vergiftet. Fleestedt trägt eine lange Sporthose, doch sein Oberkörper ist unbekleidet.


Jakob Fleestedt: „Und ich schiebe einen zweiten Glückwunsch noch direkt hinterher. Denn ich möchte dich beglückwünschen zu dieser fantastischen Entscheidung, heute direkt ein Titelmatch gegen einen Rookie abzuhalten. Das zeugt von großem Kampfgeist und unterstreicht dreifach, dass deine Ankündigung, ein würdiger Champion zu sein, nicht bloß Gerede ist. Was für eine riesige Chance für unseren lieben Homeboy.“


Der Hohn in seinen Worten wird mit einem schiefen Grinsen in Richtung Homeboys abgerundet. Der Dortmunder und Viggo haben ihre Kampfposen mittlerweile abgebrochen und sind beide an die Seile gekommen, von wo sie irritiert Richtung Fleestedt starren. Doch all die Blicke bringen Fleestedt nicht dazu, schneller zum Punkt zu kommen. Der Rookie scheint es zu genießen, mit den Erwartungen aller zu spielen und den Titelkampf hinauszuzögern.


Jakob Fleestedt: „Ich bin mir sicher, Homeboy liebt Chancen. Auch wenn er das niemals zugeben würde.“


Die zweite Anspielung aufs Schweigegelübde macht es nicht witziger. Viggo verdreht die Augen und schüttelt mit dem Kopf. Er ruft Fleestedt ein „Was willst du?“ entgegen, doch ohne Mikrofon geht es im Klang der Halle unter.


Jakob Fleestedt: „Stimmt es nicht, Homeboy? Du liebst Chancen, nicht wahr?“


Natürlich gibt es keine verbale Antwort. Und für Fleestedts Versuch, Homeboy überhaupt derart bloßzustellen, hagelt es Buhrufe. Jedoch war Fleestedts Frage ganz offensichtlich nicht rein rhetorisch, denn er blickt erwartungsvoll in Richtung des Maskierten. Homeboy tritt unsicher auf der Stelle. Blickt zu Viggo, doch der kann ihm die Antwort ja auch nicht abnehmen. Dann nickt Homeboy und zuckt mit den Schultern. Fleestedt nimmt diese „Antwort“ lachend entgegen.


Jakob Fleestedt: „Habe ich es doch gewusst. Aber ich weiß sogar noch mehr. Ich weiß von einer Sache, die Homeboy noch mehr mag als große, unerwartete Chancen.“


Bevor er das Geheimnis verrät, macht Fleestedt Schritte Richtung Ring. Weitere Buhrufe begleiten seinen Weg.


Jakob Fleestedt: „Nämlich mich.“


Der Riesaer klopft sich auf die Brust. Dass angesichts seines Angriffs auf Homeboy niemand diese Aussage ernstnimmt, scheint ihm egal zu sein.


Jakob Fleestedt: „Ihr habt es vielleicht nicht gewusst. Aber ich bin Homeboys bester Freund. Jemand, zu dem er aufschaut. Jemand, dem er alles gönnt. Mit dem er alles teilt.“


Er selbst scheint darum zu wissen, wie albern diese Behauptungen sind und verfällt in einen ironischen Tonfall.


Jakob Fleestedt: „Deswegen möchte unser lieber, schweigsamer Homeboy gerne etwas sagen. Aber er kann es nicht. Deswegen sage ich es für ihn.“


Er ist nahe am Ring angekommen und blickt von unten auf Homeboy, der zunehmend unsicherer auf der Matte steht.


Jakob Fleestedt: „Er möchte sagen: Wenn dies hier ein Intercontinental Championship-Titelmatch ist - dann trete ich freiwillig von der Chance zurück…“


Eine absurde Unterstellung. Aber von Homeboy kommt kein Widerspruch. Weder verbal noch non-verbal. Er steht einfach da.


Jakob Fleestedt: „…und überlasse sie meinem besten Freund Jakob Fleestedt.“


Mit einem Sprung ist Fleestedt auf dem Apron. Durch die Seile noch von Homeboy und Viggo getrennt steht er da, seine Augen bohren sich in Homeboys Maske. Er legt den Kopf schief.


Jakob Fleestedt: „Ist es nicht wahr, Homeboy?“


Die Zuschauer buhen und auch Viggo langt es jetzt. Der Intercontinental-Champion legt einen Arm auf Homeboys Schulter. Beugt sich zu ihm und redet auf ihn ein. Doch entweder hört Homeboy gar nicht zu oder Viggos Worte haben keine Wirkung. Denn sie führen nicht dazu, dass Homeboy tut, was jeder Wrestler wohl am liebsten machen würde: Fleestedt vom Apron zu treten.


Jakob Fleestedt: „Du möchtest mir ein guter Freund sein, oder? Du willst nicht, dass unsere Freundschaf zerbricht.“


In seine Stimme legt er eine unverhohlene Drohung. Die Zuschauer in den vorderen Reihen rufen Homeboy „Nein!“, „Nein!“ zu, wollen seine Entscheidung beeinflussen. Homeboy steht da, wie zur Salzsäule erstarrt, durch die von der Maske verborgene Mimik kann man seinen Entscheidungsprozess nicht sehen. Aber er atmet schneller, die Schultern heben und senken sich. Er macht die Andeutung eines Kopfschüttelns, was ein wölfisches Lächeln in Fleestedts Gesicht hervorzaubert. Ein „Wag es nicht“-Blick.


Aber dann scheint Homeboy in sich zusammenzufallen. Er lässt die Schultern hängen und schleicht auf die Ringseile zu. Ignoriert die Proteste Viggos und des Publikums. Homeboy drückt das Ringseile nach unten, damit Fleestedt komfortabel in den Ring gelangen kann. Er sieht mit hängendem Kopf zu, wie Fleestedt Viggo zur Begrüßung höhnisch zuwinkt, und springt dann vom Apron auf die Rampe zurück.


Jakob Fleestedt: „Brav, Homeboy, sehr brav. Mein lieber Freund. Dann darf ich dich nun bitten, zurück in den Backstagebereich zu gehen. Schalte den Fernseher an…“


Und Homeboy beginnt, wie ein geprügelter Hund Richtung Backstagebereich zu schleichen.


Jakob Fleestedt: „…und schaue zu, wie dein bester Freund Jakob Fleestedt neuer Intercontinental-Champion wird.“


Als Homeboy hinter dem Vorhang verschwunden ist, verabschieden ihn ein Lachen Fleestedts und die darauffolgenden Buhrufe des Publikums. Die Göttinger sind verdammt sauer über das Handeln des Riesaers gegenüber Homeboy.


Aber eine Frage bleibt: Warum lässt Homeboy das alles zu?


Viggo jedenfalls hat genug. Er wollte Homeboy die Chance seines Lebens geben, doch durch Prozesse, die er nicht versteht, hat er nun einen anderen Gegner. Auch ein Rookie, aber jemanden, für den er keine Sympathie hat. Nicht mehr, nicht nach allem, was Fleestedt zuletzt gezeigt hat.


Der Champion blickt auf den Titel, der ein zweites Mal vom Referee in die Luft gehalten wird. Das zweite paar Augen, welches sich nun darauf richtet, ist nicht hinter einer Maske, sondern unter einem blonden Haarschopf. Und der Kampf wird für Viggo keine freudige Verteidigung – es wird ein Fight.


Singles Match:

Viggo vs. Jakob Fleestedt

Referee: Thorsten Baumgärtner

In der Anfangsphase des Kampfes ist Fleestedt sichtlich überrascht davon, wie sehr der sonst technisch geprägte Stil Viggos hinter ein hartes Vorgehen zurücktritt – die Wut des Champions über Jakobs Betrug an Homeboy macht es möglich. Die Fans sind zufrieden und erwarten einen schnellen Sieg, eine deutliche Titelverteidigung.

Doch als Fleestedt von einem Schlaghagel Viggos in die Ecke getrieben wird und Viggo anstürmt, um ihn mit seinem Körper an den Ringpfosten zu pressen, springt Fleestedt zur Seite. Viggo kollidiert in seinem ungestümen Vorgehen mit der Ringbegrenzung und wird auf die Matte zurückgeschleudert. Benommen krabbelt er auf dem Canvas herum und versucht, den Nebel abzuschütteln, der in sein Bewusstsein tritt.

Fleestedt nutzt die Situation und spielt auch sein Gewicht gegen Viggo aus. Er krabbelt auf den Rücken Viggos, drückt ihn damit zu Boden. Gleichzeitig schraubt er seinen Arm zu einem Sleeperhold um Viggos Hals. Das Gesicht des Champions färbt sich rot und er rudert hilflos mit den Armen, bekommt Jakob jedoch nicht abgeschüttelt. Auch das aufmunternde Klatschen des Publikums hilft ihm nicht, den größeren und schweren Gegner abzuschütteln. Bald muss Referee Baumgärtner neben Viggo auf die Matte und kontrollieren, ob hier die Gefahr besteht, dass der Champion das Bewusstsein verliert und der Kampf beendet werden muss.

Aber allein der Gedanke, auf eine solche Art und Weise zu verlieren, weckt noch einmal die Kräfte in Viggo. Statt zu versuchen, mit Fleestedt auf dem Rücken aufzustehen, lässt er sich bewusst zu Boden fallen. Und nutzt den Schwung, um sich auf der Matte herumzurollen. Dabei gelangt Fleestedt unter ihn…und Baumgärtner kann sogar einen Pin zählen. Erschrocken darüber, in welche Situation er geraten ist, zieht Fleestedt seine Schulter hoch. Dass er dabei den Sleeperhold lockern muss, gibt Viggo die Chance, aus der Aktion zu entkommen. Der befreite Champion krabbelt auf die gegenüberliegende Seite und hustet sich die Seele aus dem Leib, als er endlich wieder Luft bekommt.

Fleestedt íst verärgert über Viggos Entkommen und mindestens ebenso sehr über den schadenfrohen Jubel der Fans, dass er seine Defensive vergisst und direkt auf Viggo zustürmt – im Glauben, Viggo sei noch zu geschwächt. Doch er unterschätzt die Kräfte seines Gegners, der rechtzeitig ein Knie hochbekommt und Fleestedt damit am Kinn erwischt. Fleestedt wird schwarz vor den Augen und er stürzt auf die Matte. Ein Zeitfenster, welches Viggo nutzt, um auf den Apron zu gehen und von dort mit einem Springboard Legdrop zu kommen. Der anschließende Pin führt jedoch nur bis Zwei.

Im Anschluss hat der erfahrenere Viggo wieder mehr Kontrolle. Er zieht Fleestedt auf die Beine, zeigt eine schöne Serie von Kicks und Punches, die mit einem Spinkick an Fleestedts Brust endet. Dadurch befördert er seinen Gegner in die Seile und nach einem weiteren Tritt geht es für den Mann aus Riesa auf den Apron. Von dort will Viggo ihn mit einem Suplex zurückholen – aber es gelingt Fleestedt, sich einfach nach hinten fallen zu lassen, wodurch Viggo mit dem Hals aufs Top Rope gezogen wird. Er muss den Suplex-Ansatz lösen und bekommt durch sein „Nach-Atem-ringen“ nicht mit, dass hinter ihm Fleestedt zurückkommt. Der Mann aus dem Förderkader packt Viggo und verpasst ihm einen Back Suplex, zieht ihn danach direkt wieder auf die Beine und setzt einen DDT nach.

Die Chance für Fleestedt, erstmals einen Pin anzusetzen. Doch früh bei Zwei ist Viggo zurück. Enttäuscht darüber, dass es nicht gelangt hat, packt Fleestedt Viggo am Hals, setzt einen zweiten Sleeperhold an. Aber diesmal ist Viggo aufmerksamer, lässt es gar nicht zur Atemnot kommen – stattdessen stößt er sich von der Matte ab und bringt Fleestedt ins Stolpern, drängt ihn so in die Ringecke. Immer wieder hämmert Viggo ihn durch die Bewegungen an die Polster bis Fleestedt genervt den Hold löst. Als „Dank“ bekommt er vom befreiten Champion einen Kick ans Kinn ab und wird mit einer anschließenden Clothesline über die Seile befördert.

Fleestedt landet hart vor dem Ring, doch es kommt noch schlimmer. Während Fleestedt sich hochrappelt, steigt Viggo im Ring auf das Top Rope und kommt unter Jubel mit einem Crossbody geflogen, mit dem er Fleestedt vor dem Ring abräumt – aber auch sich selbst gefährdet. Beide liegen lange draußen, erst als Baumgärtner den Count Out auf Sieben hochzählt, rappelt sich Viggo zuerst hoch. Er packt Fleestedt am Hals und wirft ihn zurück auf die Matte.

Im Ring versucht Viggo, mit seinem The Choice das Ende einzuleiten. Doch als er, mit dem Rücken zum Ring, auf dem Top Rope steht, um den Imploding 450 Splash durchzuziehen, fehlt ihm der Überblick. Fleestedt war es gelungen, auf die Beine zu kommen. Der Rookie klettert hinter Viggo auf das Top Rope, packt ihn…und zeigt einen schön anzusehenden German SUPERplex von den Seilen. Eine Schrecksekunde für die Fans des Champions, die damit die Niederlage und den Titelwechsel eingeleitet sehen.

Fleestedt macht Nägel mit Köpfen und hakt ein Bein des Champions ein…

.

doch Viggo kommt wieder bei Zwei raus.

Mit einem Wutschrei springt Fleestedt auf und geht in der Ringecke in Position. Wartet, dass Viggo aufsteht, um ihn mit einem Big Boot zu empfangen. Jetzt will er es verzweifelt schnell beenden. Als Viggo dann jedoch steht und sich Fleestedt zuwendet, verfehlt dieser mit dem Kick, da der Champion zur Seile rollt. Fleestedt tritt ins Leere, dreht sich um und bekommt seinerseits von Kicko einen Vig ans Kinn. Besinnungslos geht Fleestedt zu Boden.

Aber Viggo lässt seinem Gegner keine Chance zum Ausruhen. Er zieht ihn wieder hoch und vollführt einen Snap Suplex. Fleestedt ist wieder auf der Matte. Er versucht sich, auf den Bauch zu drehen und sich hochzudrücken, doch Viggo ist hinter ihm…Bulldog! Fleestedt, der damit nicht gerechnet hat, geht Gesicht voran auf die Matte und bleibt liegen. Viggo kann ihn ohne große Gegenwehr zurück auf den Rücken drehen.

Dann klettert der Engländer auf das Top Rope. Dreht sich wieder mit dem Rücken zum Ring. Doch diesmal kontrolliert er mit einem Schulterblick, ob alles in Ordnung ist. Und ja: Fleestedt liegt noch. Viggo kann seinen Plan durchziehen.

The Choice.

Im zweiten Versuch sitzt der Finisher des Champions. Ohne Fleestedts Bein einzuhaken wirft sich Viggo auf seinen Gegner und verteidigt nach siebeneinhalb unterhaltsamen Minuten gegen einen überraschend starken Rookie.


Sieger des Matches durch Pinfall und weiterhin Champion: Viggo!




Hinter dem Jubel des Publikums über die Titelverteidigung versteckt sich auch eine große Portion Erleichterung. Erleichterung darüber, dass sich das Verhalten Fleestedt nicht ausgezahlt hat. Der Rookie hat gut mitgehalten, aber am Ende die Niederlage einstecken müssen. Eine Strafe, ein Lehrstück. Das hat er verdient, da ist sich Göttingen einig.


Auch Viggo wirkt erleichtert. Er nimmt den Titel vom Ringrichter mit einem Lächeln entgegen. Streckt den Gürtel in die Luft, posiert. Dann lässt er ihn auf die Schulter sinken. Dem Champion ist offenbar danach, die Feier noch etwas auszudehnen. Denn er begibt sich in Richtung Ringpfosten und steigt auf das Top Rope, um aus erhöhter Position seine Jubelpose zu wiederholen.


Doch dann ertönt eine Musik.



Ein treibender, fröhlicher Beat. Doch die Person, die zu den Klängen auftaucht, wirkt gar nicht so befreit wie sonst. Es ist ein ungewohnt fokussierter Caracal Matthews, der den Jubel des Publikums bei seinem Auftritt kaum wahrzunehmen scheint. Mit einem Mikrofon in der Hand platziert er sich auf der Rampe. In ein Ringoutfit ist Matthews nicht gekleidet, zu schwarzen Jeans trägt er eine Lederjacke. Darunter zeichnet sich ein weißes Shirt ohne Aufdruck ab. Viggo, der noch immer auf dem Top Rope steht, dreht den Kopf in seine Richtung.


Caracal Matthews: „Viggo. Vor zwei Wochen war die ganze Situation so unübersichtlich. Ich bin gar nicht dazu gekommen, dir zu deinem Titelgewinn zu gratulieren. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt…“


Er tippt auf seine Stirn.


Caracal Matthews: „…einen Stuhlschlag an meinen Schädel zu verarbeiten, den ich genommen habe, während du neuer Champion wurdest.“


Ein Rückblick: Eigentlich war es Matthews, der als Switzenbergs Herausforderer auserkoren war. Er bekam einen Kampf, der alles war, nur nicht fair: Nach dem Angriff des Pigsters musste Matthews schwer angeschlagen antreten und verlor. Es waren diese Ereignisse, die Dynamite dazu bewegten, die Geduld mit Switzenberg zu verlieren und Viggo für ein spontanes zweites Titelmatch rauszuschicken. Und weil sich Matthews einen Brawl lieferte, bei dem Darragh einen Stuhl auf seinen Schädel hämmerte, konnte Viggo die Überraschung nutzen, seinerseits angreifen und folgend den Sieg einleiten.


Viggo: „Caracal. Wenn das ein so vergifteter Glückwunsch wie von Jakob wird, dann sag es lieber gleich.“


Der Champion steigt vom Top Rope herunter und stellt sich eng an die Seile. Den Titel presst er an sich.


Caracal Matthews: „Keine Angst, Viggo. Ich habe nichts gegen dich. Wirklich nicht. Hinter der Aussage ist keine zweite Ebene versteckt. Aber ja, ich muss etwas zugeben…“


Er wischt sich mit der Hand durch Gesicht, atmet tief durch und marschiert auf den Ring zu.


Caracal Matthews: „Ich bin schon ziemlich salzig über die Ereignisse, Mann. Ich war es, dem Dynamite vor zwei Wochen die große Chance gab, Darragh Switzenberg zu entthronen. Aber mir wurde die Gelegenheit genommen, weil Switzenberg einen Mann anwies, mich zu attackieren…einen Mann, zu dem ich einfach nur freundlich war. So wird Freundlichkeit in der GFCW belohnt. Switzenberg hat mich betrogen.“

Viggo: „Das hat er, ja.“

Caracal Matthews: „Dann sind wir uns also einig. Für seine Tat hat Switzenberg letztendlich seine Strafe bekommen, auch da sind wir uns einig. Doch ich vermute, ab da gehen unsere Meinungen auseinander. Switzenberg musste einen zweiten Kampf bestreiten und hat seinen wichtigsten Schatz verloren. Das war seine Strafe. Wurde hier also Genugtuung geleistet?“


Der Streamer schnaubt und schüttelt mit dem Kopf.


Caracal Matthews: „Nur wenn wir darauf schauen, wer bestraft wurde. Aber wo ist der Ausgleich für mich, Mann?“


Mit der Hand fährt er sich durch das schulterlange Haar, lässt Strähnen durch die Finger gleiten.


Caracal Matthews: „ICH wurde betrogen, DU wurdest belohnt. Du durftest die Rache an Switzenberg ausführen. Du hast jetzt den Titel. Und meine Chance, die keine echte Chance war, ist schon wieder vorbei.“

Viggo: „Ich weiß, wie sich das anfühlt, Caracal. Bei Brainwashed musste ich selbst schwer angeschlagen einen Kampf gegen Switzenberg bestreiten.“

Caracal Matthews: „Du weißt NICHT, wie sich das anfühlt.“


Einen Augenblick lang wirkt er selbst erschrocken über seinen Gefühlsausbruch, doch dann fährt Matthews fort. Was gesagt ist, kann nicht mehr zurückgenommen werden.


Caracal Matthews: „Du weißt lediglich, wie es ist, angeschlagen gegen Switzenberg zu verlieren. So wie ich. Was du aber nicht weißt, ist, wie sich der Betrug anfühlt. Denn bei Brainwashed wurdest du nicht hinterrücks attackiert. Du hast dich in einem Kampf zuvor verletzt. Das ist unglücklich und du hast mir leid getan…aber niemand hat dich bewusst um eine Chance betrogen – das ist bei mir anders. Ich hingegen wurde gezielt attackiert. Direkt vor dem Kampf.“

Viggo: „Hör mal, Caracal, wir kö…-„

Caracal Matthews: „Ich höre nicht zu, Viggo. Denn jetzt rede ich.“


Er ist kurz vor dem Ring angekommen und stampft die Treppe hinauf. Auf dem Apron bleibt er stehen, nun auf Augenhöhe mit Viggo. Ihre Augen treffen sich zu einem Staredown.


Caracal Matthews: „Und es gibt noch zwei weitere Unterschiede. Erstens: Dein Sieg vor zwei Wochen…die wievielte Chance auf den Titel war das? Du hattest zuvor bereits gegen Ask in London verloren und dann wurdest du bei Stranded von Switzenberg gepinnt. Für mich hingegen war diese Farce vor zwei Wochen die erste und offensichtlich einzige Chance. DAS ist ein verdammt großer Unterschied, oder? Und zweitens: Dein Sieg gegen Switzenberg wurde dadurch eingeleitet, dass ich einen Chairshot kassierte und Darragh dadurch abgelenkt wurde. Vergiss‘ das nicht.“


Matthews schließt die Augen und atmet tief durch. Offenbar ist raus, was raus musste. Er hat keinen weiteren Redebedarf und spielt den verbalen Ball an Viggo.


Viggo: „Darf ich nun mal ausreden, Cara?“


Schulterzucken beim Kanadier. Er hat nicht vor, Viggo zu unterbrechen. Diesmal nicht.


Viggo: „Ich habe nur eine Sache zu sagen.“

Caracal Matthews: „Und was?“

Viggo: „Du hast Recht. In jeder Hinsicht.“


Stille. Mit einem so deutlichen Eingeständnis hat Matthews offensichtlich nicht gerechnet. Er ist, salopp formuliert, baff. Mit unsicherem Blick Richtung Viggo tritt er durch die Seile und stellt sich auf die Matte neben dem Champion.


Caracal Matthews: „Du bestreitest es nicht mal?“

Viggo: „Nein.“

Caracal Matthews: „Dann habe ich mich nicht in dir getäuscht, Mann. Du bist einer von den Guten.“


Lächeln bei Viggo. Er sagt nichts zu dem Kompliment, aber er streitet es auch nicht ab.


Caracal Matthews: „Aber eine Frage bleibt. Was jetzt? Wie lösen wir die Situation?“

Viggo: „Du bist es, der rausgekommen ist. Auch wenn du ein impulsiver Typ bist, zweifle ich daran, dass du zuvor nicht schon eine Idee im Kopf hattest, nicht wahr? Also, was willst du? Halt‘ dich nicht zurück.“


Zustimmendes Nicken bei Matthews. Und dann kehrt sein verschmitztes Lächeln, das zuvor unter Bitterkeit verborgen war, zurück ins Gesicht. Er grinst erst Viggo an, dann streckt er seinen Arm aus und deutet auf ein Logo, das zu Werbezwecken gut sichtbar neben der Videoleinwand angebracht ist.


Title Night.


Viggo: „Du willst deine Chance. Wir beide…One-on-One. Bei Title Night?“

Caracal Matthews: „Ja.“


Jubel bei den Zuschauern. Auch sie können sich gut mit der Paarung für den PPV anfreunden. Mit freudiger Reaktion verfolgen die Göttinger, wie Matthews seine Hand ausstreckt und Viggo entgegenhält.


Viggo tritt vor.

Und schlägt ein.

Der Kampf ist offiziell.



Guten Abend.“


Die Stimme von der Rampe ist ruhig und kontrolliert. Trotzdem zieht sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. Vor allem deshalb, weil man sie noch nie gehört hat. Ein älterer Mann mit grauen Haaren tritt hervor. Er trägt ein Outfit, mit welchem er in einem Büro besser als in der Glitzerwelt namens Wrestling aufgehoben wäre. Der Mann strahlt ein geschäftiges Selbstvertrauen aus und blickt ohne Scheu zu Viggo und Matthews, die ihrerseits irritiert dreinschauen.


Wissen Sie, mit Handschlagverträgen ist es wie mit einem Kartenhaus: Eine schöne Idee, doch beim kleinsten Gegenwind bricht alles in sich zusammen.“


Der Unbekannte deutet mit lässiger Geste auf Viggo und Matthews, die vor Überraschung ihren Handschlag noch gar nicht gelöst hatten. Erst jetzt scheint ihnen aufzufallen, wie lange sie die Geste schon halten. Sie lösen den Handshake, mit dem sie den Kampf für Title Nights bestimmt haben. Viggo tritt an die Seile und blickt dem Unbekannten direkt in die Augen, trotz aller Distanz der Rampe zwischen ihnen.


Viggo: „Und wer bitte sind Sie, um uns darüber zu belehren? Anwalt?“


Ein Lächeln, ein Nicken.


Korrekt. Ich bin Anwalt.“


Der unbekannte Mann, dessen Beruf nun zumindest kein Geheimnis mehr ist, streicht den Stoff seines perfekt sitzenden Anzugs glatt.


Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Mark Christopherus Jilley, Juris Doctor. Und erlauben Sie mir ein kleines Selbstlob. Das Recht ist nicht nur meine Passion – es ist Wachs in meinen Händen.“


Er schlendert die Rampe hinab, hat aber kein Interesse, Viggo und Caracal direkt gegenüberzutreten. Auf halber Strecke bleibt er stehen und versenkt lässig eine Hand in der Anzugtasche. Mit der anderen führt er sein Mikrofon zurück zum Mund. Doch aus dem Ring kommt ihm jemand zuvor.


Caracal Matthews: „Verschonen Sie uns damit. Sie sind also Anwalt. Wen vertreten Sie?“


Über die Seile lehnend schenkt Matthews dem Eindringling, dessen Mission noch unbekannt ist, einen feindlichen Blick. Dieser zieht als Antwort auf die Frage nach dem Mandanten die Augenbrauen hoch als wäre es eine naive, absurde Frage.


Mark Jilley: „Möchten Sie eine komplette Liste? Nun, aus Gründen der Verschwiegenheit würde ich davon lieber absehen. Meine Klienten leben ebenso am Times Square wie hoch über den Straßen von Las Vegas. Mein liebster Kundenkreis jedoch findet sich an einem Ort, den sie alle bestens kennen.“


Mit erhobener Stimme ruft er einen Namen in die Halle. Neun Buchstaben, die in der Tat einen weltbekannten Klang haben.


Mark Jilley: „Hollywood.“


Eine Ahnung scheint sich bei Viggo und Matthews zu bilden. Sie werfen einander einen Blick zu.


Mark Jilley: „Deshalb schmerzt es mich menschlich wie juristisch besonders, dass einer meiner Klienten hier bei GFCW eine derartige Fehlbehandlung erhält. Ich bin gekommen, um Darragh Switzenberg zu seinem Recht zu verhelfen.“


Buhrufe aus dem Publikum. Switzenberg ist nicht hier – aber von ihm zu hören reicht den Fans schon, um ihre Antipathie zu zeigen.


Viggo: „Sein Recht? Darragh Switzenberg hat monatelang jede Regel so gedreht und gewendet, dass es ihm das Leben vereinfacht. Und nun schickt er einen Anwalt vor?“


Der Anwalt hebt seine Hand und blickt Viggo tadelnd an.


Mark Jilley: „Ich darf Sie warnen, junger Mann. Switzenberg dreht und wendet gar nichts. Er übt seine ihm vertraglich zustehenden Rechte aus. Und nun bin ich hier, um Sie darüber zu informieren, dass es vor zwei Wochen leider zu einem Fehler kam. Mr. Switzenbergs vertragliches Recht wurde durch einen Impuls von Claude Booker mit Füßen getreten.“


Der eben ernannte Herausforderer ruft ein „Pah!“ in den Raum. Caracool kann sich das Gerede nicht länger anhören.


Caracal Matthews: „Was soll das heißen? Kommen Sie einfach zum Punkt, Mann!“

Mark Jilley: „Ich bevorzuge, einen Punkt am Satzende zu setzen. Soll heißen: Lassen Sie mich ausreden. Aber gut, die Kurzversion für Sie: Darragh Switzenbergs Vertrag sieht vor, hier hat Mister Dynamite wortwörtlich Recht, dass er immer dann ein Match bei War Evening bestreiten muss, wenn sein Arbeitgeber, die GFCW, das möchte.“


Verwundert zuckt Viggo mit den Schultern. Hat Jilley nicht eben bestätigt, was vor zwei Wochen passiert ist?


Viggo: „Also dann, klingt doch gut. Wo ist also das Problem?“

Mark Jilley: „In der Zahl: EIN Match. EINS. Eins ist weniger als Zwei, haben Sie das bereits gewusst? Dynamite offensichtlich nicht. Denn meinen Mandanten nach seinem Sieg über Caracal Matthews in einen zweiten Kampf zu zwingen, war nicht rechtens. Es war…eine illegale Matchansetzung.“


Das Duo im Ring scheint sich zu fragen: Wo ist die versteckte Kamera? Viggo wirft hilflos die Hände von sich, Matthews hängt kopfschüttelnd in den Seilen.


Viggo: „Ich glaube es nicht.“

Caracal Matthews: „Und was jetzt?“

Mark Jilley: „Wir gehen vor Gericht.“


Für einen Augenblick steht Viggo der Mund offen. Er kann nicht glauben, was er gehört hat. Matthews springt an seine Seite.


Caracal Matthews: „Ist das ihr verdammter Ernst? Sie wollen Viggos Titelgewinn anfechten?“

Mark Jilley: „Korrekt, der Herr. Ich bin hier, um alle darüber zu informieren, dass der Intercontinental Titel bei Title Night NICHT zwischen Ihnen Beiden ausgekämpft wird. Um ihn wird bis zum Abschluss des Prozesses überhaupt nicht mehr gekämpft werden. Außer zwischen mir und den Anwälten von Mr. Booker.“


Mit einem Gefühlsausbruch, den man von ihm gar nicht erwartet hat, tritt Viggo ans unterste Ringseil. Dann führt er das Mikrofon zum Mund und schreit dem Advokaten seinen Zorn entgegen.


Viggo: „Darragh hat wirklich nicht ein Fitzelchen Ehre im Leib!“

Mark Jilley: „§ 185 StGB. Beleidigung. Unter einer Beleidigung versteht man gemeinhin einen Angriff auf die Ehre eines anderen durch die Kundgabe eigener Missachtung oder Nichtachtung. Die Beleidigung wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe und, wenn die Beleidigung öffentlich, in einer Versammlung, durch Verbreiten eines oder mittels einer Tätlichkeit begangen wird, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“


Augendrehen und Abwinken bei Viggo. Er blickt hilflos drein. Fühlt sich immer noch wie ein schlechter Scherz an für ihn.


Viggo: „Jaja, schon gut. Und wie lange dauert dieser Prozess, wenn Sie das wirklich durchziehen? Wann habe ich Gewissheit? Ich will bei Title Night kämpfen, nicht in einem Gerichtssaal sitzen.“


Die Lautsprecher tragen ein Kichern des Anwalts durch die Halle.


Mark Jilley: „Verzeihen Sie, dass ich lache. Vielleicht wird dieser Titel wirklich bei Title Night verteidigt werden. Bloß denke ich, dass wir eher von Title Night 2027 oder 2028 sprechen. Um eine konservative Schätzung abzugeben. Das Recht ist kraftvoll, doch nicht immer schnell.“


Entschuldigend hebt Jilley die Hände. Aber wirklich leid tut es ihm sichtbar nicht. Vielmehr scheint ihn zu amüsieren, dass Matthews und Viggo geschockt dreinblicken. 2027? 2028? Im Wrestling sind das Ewigkeiten.


Caracal Matthews: „Warte, warte, warte. Jetzt mal ganz langsam. Sie sagen jetzt allen Ernstes, dass ein Prozess mehrere Jahre dauern wird und bis dahin dieser Titel nicht mehr verteidigt wird?“

Mark Jilley: „Darauf wird es hinauslaufen, ja.“

Viggo: „Bullshit! Das kann niemand wollen. Nicht einmal Switzenberg!“


Überraschenderweise ist es Caracal, der den ruhigeren Pol bildet. Er legt Viggo eine Hand auf die Schulter und zieht ihn zurück.


Caracal Matthews: „Haben wir keine andere Wahl?“

Mark Jilley: „Oh, doch. Die haben Sie. Habe ich das noch gar nicht erwähnt?“


Wieder ein Lachen des Anwalts, welches ebenso wie die erste Version mit Buhrufen goutiert wird.


Mark Jilley: „Sie, Viggo, können hier und jetzt den Titel niederlegen und an Darragh Switzenberg zurückgeben. Wie es rechtens wäre.“


Der Champion presst seinen Schatz an sich wie eine Mutter ihr Kind. Er schüttelt entschieden mit dem Kopf.


Viggo: „Nie im Leben.“


Schulterzucken bei Jilley. Man kann es ja mal versuchen. Aber eine Überraschung ist diese Absage für ihn offensichtlich nicht.


Mark Jilley: „Bedauerlich. Also dann, wir sehen uns…“


Nicht ohne Vorfreude klatscht der Advokat in die Hände.


Mark Jilley: „…vor Gericht.“





DYNAMITE.


Dynamite: „Viggo, Caracal. Ihr sagt jetzt gar nichts mehr. Ab hier übernehme ich.“


Mit kraftvollen, zornigen Schritten legt Claude Booker die Entfernung auf der Rampe zurück, bis er kurz vor Jilley stehen bleibt. Der Anwalt macht keine Anstalten, zurückzutreten, lässt sich vom Auftritt des Präsidenten nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil: Er schenkt Booker ein höhnisches Lächeln.


Mark Jilley: „Was nicht unbedingt etwas Gutes sein muss, Herr Booker. Schließlich sind Sie es ja, der diesen Fehler vor zwei Wochen gemacht hat.“


Mit puterrotem Gesicht geht der GFCW-Boss auf Jilley zu und hebt als Drohung einen Finger.


Dynamite: „Halten Sie den Mund, Sie…“


Dann verharrt Dynamite in der Bewegung und im Wort. Räuspert sich und macht einen Schritt zurück. Der Gefühlsausbruch ist überwunden. Dynamite bemüht sich um Contenance.


Dynamite: „Verzeihung. Ich habe mich vergessen.“


Er setzt das Mikrofon kurz ab, atmet tief durch und setzt neu an.


Dynamite: „Nun, Mr. Jilley. Lassen Sie es mich so sagen: Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Interessen Ihres Mandanten und die meiner Liga weit auseinander liegen.“

Mark Jilley: „Korrekt.“

Dynamite: „Aber auch für Herrn Switzenberg ist es sicher nicht schön, jahrelang auf das Ergebnis eines Prozesses zu warten.“

Mark Jilley: „Das könnte so sein, ja.“

Dynamite: „Wäre es in diesem Fall nicht möglich, dass wir uns außergerichtlich einigen?“


Mit überlegenem Ausdruck, als würde er einem Kind etwas geduldig erklären, antwortet der Advokat.


Mark Jilley: „Diesen Fall sind wir doch bereits durchgegangen. Falls Viggo den Titel niederlegt, ist alles vergessen.“


Der Präsident winkt ebenso entschieden ab wie Viggo zuvor. Der Champion und Matthews verfolgen vom Ring aus die „Verhandlungen“ der Geschäftsmänner.


Dynamite: „Nein, das widerspricht der Integrität dieses Sports. Wenn ich meine Athleten anweise, Titel niederzulegen, die sie bei einer Tatsachenentscheidung gewonnen habe, kann ich nicht mehr guten Gewissens in den Spiegel schauen. Aber vielleicht können wir eine andere Abmachung finden? Eine, die nicht beinhaltet, dass der Titelverlust Viggos rückgängig gemacht werden muss, die aber Switzenberg trotzdem zufriedenstellt. Um das Wrestling, um diesen Titel…zu schützen. Vielleicht mögen Sie jetzt denken, dass es nichts gibt, wo wir Darragh als GFCW entgegenkommen könnten. Aber können wir es nicht zumindest versuchen und gemeinsam darüber nachdenken?“


Mit jedem Wort wird Dynamite langsamer. Stockender. Es scheint ihm beinahe körperliche Schmerzen zu bereiten, einen solchen Vorschlag zu unterbreiten. Klein beizugeben…jemandem wie Switzenberg oder seinen Vertretern etwas anzubieten. Grad erst hat er, so schien es vor zwei Wochen noch, den Hollywood-Wrestler in seine Schranken verwiesen. Das fühlte sich gut an. Doch jetzt beschwört die Antwort Switzenbergs eine potenzielle Katastrophe herauf, die Dynamite verhindern muss. Sein traditionsreicher Titel und ein Match bei Title Night stehen auf dem Spiel.


Mark Jilley: „Möglich wäre es. Aber ich müsste dann zunächst mit meinem Mandanten sprechen. Welche Forderungen er hätte.“

Dynamite: „Machen Sie das. Bloß bitte vor Title Night. Wie wäre es, wenn Sie sich in Ruhe mit Herrn Switzenberg treffen…und wir uns im Umfeld von War Evening in zwei Wochen zusammensetzen und versuchen, zu einer Einigung zu kommen?“


Der Präsident blickt zu Boden. Sein Kiefer mahlt. Man sieht ihm an, dass er den Konflikt gerne auf andere Weise lösen möchte. Aber in diesem Augenblick muss er an das Geschäft denken, an das große Ganze. Jilley kommt ihm entgegen und streckt ihm lächelnd die Hand entgegen.


Mark Jilley: „Aber Sie bezahlen unsere Flüge und ebenso alle sonstigen Ausgaben zu den Verhandlungen, die Sie vorschlagen, Herr Booker.“


Durchatmen bei Dynamite. Das Gesicht wird wieder rot vor Ärger. Er schließt die Augen, lässt zornige Sekunden verstreichen. Dann schluckt er seinen Stolz herunter und antwortet mit seiner freundlichsten Stimme.


Dynamite: „Selbstverständlich.“



Robert Breads: "Ich würde nie behaupten, dass ich fehlerfrei bin."


Wir befinden uns im Backstage-Bereich der Lokhalle in Göttingen - nicht unbedingt ein "hotbed" für Pro-Wrestling, aber die Tatsache, dass man mithilfe der "Interview-Wand" so gut wie jeden Ort mit ein paar Wänden und einer Decke in einen "Backstage-Bereich" umwandeln kann, kommt hier zum Tragen. Die Logos von Sponsoren und zukünftigen Events der GFCW (selbstverständlich besonders prominent vertreten: "GFCW Title Night 2024" in knapp vier Wochen) zieren die ansonsten blanke, mit Hilfe von zwei Metall-Stangen aufgestellte Hintergrund-Kulisse, vor der sich der kanadische Hall of Famer positioniert hat.

Heute Abend steht er im Main Event, eine Position, in der er in den letzten Wochen öfter gelandet ist als das sonst vielleicht der Fall war. Klar, vor zehn, vor fünfzehn Jahren war das anders, aber diese Zeiten sind so lange vorbei, dass viele sie überhaupt nicht mehr miterlebt haben dürften. Im Jahr 2024 sticht ein Breads Main Event vielleicht nicht unbedingt heraus, aber er ist eben auch keine Selbstverständlichkeit. Die Arme vor der Brust verschränkt, die Stirn in Falten gelegt und die eigene Unterlippe mit den Zähnen bearbeitend steht der zweifache World Champion hier und spricht, ziemlich genau 30 Tage vor seinem Duell mit Drake Nova Vaughn bei der wichtigsten Show des Jahres, zur GFCW-Galaxie.


Robert Breads: "Selbst in meinen besten Zeiten war ich alles andere als perfekt. Manche dieser... Charakterschwächen... haben mich zu einem besseren Wrestler gemacht, auch wenn ich durch sie ein schlechterer Mensch war. Ich sah also nie einen Grund, etwas zu ändern, auch wenn mir durchaus bewusst war, dass eine andere Setzung von Prioritäten das hätte erfordern können. Dennoch: Glaubt nicht, dass mir nicht bewusst war, was ich tat."


Ein wenig spricht Breads hier in Rätseln. Das generelle Statement ist sicherlich korrekt, aber er scheint auf etwas Spezifisches hinauszuwollen.


Robert Breads: "Vor zwei Wochen erst habe ich Morbeus und Kyle allein gelassen - und sie haben verloren. Das war nicht astrein. Aber ich musste an mich selbst denken. Es hat für mich keinen Sinn gemacht, weiterzukämpfen. In meinem Alter muss ich auf meinen Körper achten und kann nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand, jedes Duell blind akzeptierend. Die beiden wussten, warum ich in diesem Match war, und als mein Grund..."


Womit er sicherlich ein Kräftemessen mit Drake Nova Vaughn meint, welches durch den Auftritt der Rosario-Familie verhindert wurde.


Robert Breads: "...sich erledigt hatte, hatte sich für mich auch das Match erledigt. Ich würde es wieder genauso tun, aber versteht mich nicht falsch, ich weiß, dass das nicht die feine kanadische Art war. Ich bereue es nicht, aber ich wünschte dennoch, es wäre anders gelaufen. So ist das Leben in der GFCW eben manchmal - jeder ist sich selbst der Näheste, man muss gucken, wo man bleibt, sucht euch eine Phrase aus, sie passen alle."


Nun fährt Breads sich mit der linken Hand durch die mit der Zeit immer grauer werdenden Haare. Er ist noch ein gutes Stück vom "Silver Fox" entfernt, doch selbst wenn man die Krähenfüße und die mittlerweile dauerhaft in sein Gesicht eingebrannten Sorgenfalten ignoriert ist es ob seiner Haare einfach zu erkennen: Der physische Peak ist vorbei.


Robert Breads: "Vielleicht war ich deswegen auch nicht der beste Head Coach, der ich hätte sein können."


Aha. Hier landen wir also. Vor vier Wochen ist Breads nach einigen verbalen Verfehlungen von seiner leitenden Rolle im GFCW-Nachwuchs entbunden worden. Knappe drei Jahre hat er die Geschicke der nächsten Generation geleitet, und mit Aiden Rotari auch gleich den aktuellen World Champion geformt. Dennoch: Die Trennung war eine unvermeidbare Konsequenz aus den Dingen gewesen, die sich kurz zuvor abspielten.


Robert Breads: "Ich suche die Schuld nicht ausschließlich bei mir. Man wusste, was man bekommt, als man mich eingestellt hat. Ich halte es für eine seltsame Methode, Robert Breads zu holen, und sich dann zu wundern, dass man Robert Breads bekommt - mich zu rügen, mich zu zensieren, mich zu reglementieren, ob den Dingen, die ich tat, von denen niemand hätte überrascht sein dürften. Aber gut, ich spielte mit, immer fest in dem Glauben, dass ich eine echte Chance als Coach bekommen würde, und kein überteuertes Maskottchen war, damit andere in Ruhe ihre Arbeit machen können, und mich am Ende als Sündenbock abzustempeln, falls es nicht so läuft wie erhofft."


Eine eindeutige Anspielung in Richtung Mirkan Uysal, den GFCW-Förderkader und sicherlich auch Claude "Dynamite" Booker, den allseits geschätzten GFCW-Präsidenten, mit dem Breads seit über einer Dekade eine nicht unbedingt freundschaftliche, aber zuweilen doch professionelle Beziehung verbindet.


Robert Breads: "Trotz allem... gestehe ich mir ein, dass ich viele Dinge hätte besser machen können. Ich hätte sie direkter ansprechen können, ich hätte mich anders verhalten können, und ich würde sogar behaupten, dass ich bei keinem jungen Wrestler, den die GFCW mir vorgesetzt hat, hundert Prozent herausholen konnte. Aiden ist die Ausnahme von der Regel, was wenig überraschend ist, habe ich ihn doch selbst gescoutet und mir nicht "zuschieben" lassen..."


Ganz ohne Eigenlob kommt also selbst dieses "Schuldgeständnis" nicht aus.


Robert Breads: "...aber auch hier... rückblickend... mit ein wenig Distanz... tut es mir leid. Vermutlich kann jeder einzelne GFCW-Rookie aus den letzten drei Jahren - von denen, die schon gar nicht mehr unter Vertrag stehen, bis hin zu den Letzten, die ich trainieren dürfte - behaupten, ich hätte nicht das Maximum aus ihm herausgeholt. Und soll ich euch was sagen? Vermutlich mit Recht. Das soll nicht heißen, dass ich irgendwelche Karrieren verpfuscht habe. Ich habe sicherlich achtzig oder neunzig und in guten Fällen sogar fünfundneunzig Prozent rausholen können, aber eben nicht hundert, und das trennt die guten Coaches von den wirklichen Top-Coaches, zu denen ich wohl einfach nicht gehöre. Deshalb... tut es mir leid. Ich hätte mit Ausnahme von Aiden wirklich bei allen IRGENDETWAS besser machen können, bei allen...

...außer Scarecrow."


Und bei diesem Namen verfinstert sich Breads' Blick. Natürlich. Darauf lief es die ganze Zeit hinaus.


Robert Breads: "Dennoch steht er heute im Main Event, als der Nächste Vogel... oder die erste Vogelscheuche... der sich an mir hochzieht. Niemand, und ich meine NIEMAND hätte mehr aus diesem Versager herausholen können als er letztlich gezeigt hat. Was meint ihr, warum sich niemand dafür eingesetzt hat, ihn zurück in das Performance Center zu holen, nachdem Drake sich sein nicht vorhandenes Talent einverleibt hat? Weil ihn niemand zurückhaben wollte. Weil insgeheim alle wussten, dass es ein Fehler war, ihm überhaupt einen Spot zu geben, und dass man froh sein konnte, dass er nicht als das ewige Negativbeispiel präsent über der frisch installierten Nachwuchsförderung schweben würde. Scarecrow wäre der Breno der GFCW geworden, der Royston Drenthe des Performance Centers, der Sinan Kurt der Dortmunder Nachwuchsförderung, der einzige Schandfleck auf meiner Vita für den ich mich wirklich geschämt hätte.

Ich bin froh, dass dieser Kelch an mir vorbei gegangen ist. Danke dafür, Herr Unendlichkeit."


Der ehemalige Drake Infinity war schon damals das Idol von Silas alias Scarecrow gewesen, und wenig überraschend landete er in den Fängen der leviathan'schen Schlange, nachdem er das Performance Center verließ. Die Wahrheit ist wohl, dass DNV hier Breads vorgezogen wurde - und das gefällt dem Kanadier besonders im Vorfeld von seinem Match bei Title Night überhaupt nicht.


Robert Breads: "Ich habe den aktuellen World Champion geformt, während Scarecrow als Drakes unwichtigster Sidekick bei ihm anfing. Nun ist er immer noch Drakes unwichtigster Sidekick, bloß mit einem Haufen Narben, einem Dutzend zusätzlichen Gehirnerschütterungen und permanenten Schmerzen, die er nie wieder ganz loswerden wird. Glückwunsch, du Niete.

Und so gerne ich Leviathan in die Schuhe schieben würde, dass sie nicht wussten, wie man Leute besser macht: Zane ist World Champion geworden. Luna stand kurz davor. The End ist zum dominantesten World Champion seit einem gewissen Robert Breads aufgestiegen und konnte einzig und allein von Aiden Rotari besiegt werden. Und Scarecrow hat es gebracht zu... dem zweitbesten Mitglied eines Teams mit Mykru."


Höhnischer Applaus von Seiten "Canada's Own".


Robert Breads: "Ich hab's schon einmal gesagt: Du gehörst nicht in die GFCW, Silas. Hast du nie. Zu meiner Zeit wärst du ein Freakshow-Kandidat gewesen, dem man einmal bei War Evening eine Chance im Opener gegen Brainpain oder Rebel called Hate oder Aya gibt, wo er kläglich versagt, und man hätte dich nie wieder gesehen.

Aber du hattest Glück. Du warst zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mehr nicht. Du hättest nie so viele Möglichkeiten kriegen dürfen, wie du es hast. Du bist keine Vogelscheuche, du bist ein Parasit. Hättest du auch nur einen Funken Anstand oder Respekt für Pro-Wrestling, die GFCW oder deinen "Mentor" würdest du freiwillig verschwinden, um nicht mehr unser aller Zeit zu verschwenden.

Dass du im Main Event von War Evening stehst, auf einer Stufe mit ROBERT FUCKING BREADS, ist lächerlich. Albern. Wieder einmal nur meinem Namen geschuldet. Du solltest mir danken. Auf Knien kriechen, dich einfach pinnen lassen und in den Sonnenuntergang verschwinden. Doch das wirst du nicht tun, nicht freiwillig. Deswegen ist es heute Abend meine PFLICHT, der ganzen Welt zu zeigen, was ich schon lange weiß, was Drake schon lange vermutet, und für was du dich zu Unrecht nicht in Grund und Boden schämst:

Du bist einfach nicht gut genug."



Die Kamera ist im Locker Room der amtierenden GFCW World Tag Team Champions. Und auch wenn Ihr Match noch lange nicht startet, sind Morbeus und Kyle Douglas schon so richtig „Fired Up“. Beide in obligatorischer Ringmontur stehen frontal vor der Kamera. Ray Douglas schwitzt schon wie ein Schwein nach der ersten Aufwärmrunde und atmet schwer in die Kamera. Daneben schaut Kyle grimmig in die Kamera. Klassische 80s/90s Aufnahme würden Wrestling-Historiker diese Szenen chronistisch einordnen. Mac Müll will gerade ansetzen, aber schnell wird klar, dass der rasende Reporter hier nicht souverän durch das Gespräch führen muss.


Morbeus: „Mac! Gibt mir das Mikro. Danke. Hier ist in den letzten beiden Wochen doch so einiges passiert, was uns mächtig mächtig MÄCHTIG gegen den PISS geht. Fangen wir an mit dem Mann mit dem protzigem Kaminzimmer: DRAKE! Keiner. Wirklich gar keiner hat deine hässliche Drecksvisage vermisst. Deine affektiertes Gehabe ist auch nicht interessanter oder spannender geworden. Ich habe mich nicht gefreut dich wiederzusehen. Weder vor zwei Wochen noch eben. Mach was du willst mit Robert Breads. Ich erwarte von Canadas Own nichts mehr. Er ist halt….da. Und das Match von letzter Show hat auch keine Aussagekraft. Für mich war das für euch ein klarer Pyrrhussieg. Den Beweis, dass DU nun wieder zu den größten des Sports gehörst, musst du erst noch erbringen. Dieses wilde Match mit Robert und den Hasen hat da für mich ÜBERHAUPT keine Aussagekraft. Und das weißt du ganz genau. Dir fehlt die Puste zwei Mal hintereinander in den Ring zu steigen. Und dann agierst du wie ein klassischer Chef der Unterwelt: Du schickst die Laufkundschaft vor! Deine Fußsoldaten sollen es richten. Die Rosarios! Aus welcher verdammten Mottenkiste hast du die denn hergeholt, DNV?“

Kyle: „Aus der Infinity-Kiste nehme ich an.“

Morbeus: „Haha. Unterm Kaminzimmer war noch ne Kiste im Keller, noch immer nicht ausgepackt vom letzten Umzug. Da stand: 2020 drauf. Best of! Ja genau. Der Puppenspieler wäre neidisch auf diesen Move!“

Kyle: „Drake. Die Rosarios werden wir heute platt machen. Du unterschätzt, wie gut wir beide sind. Zusammen. Als Team. Wir sind Champions. Immer wird mir erzählt, wer ich alles schon sein könnte. Wie gut im Ring. Wie erfolgreich. Doch ich bin 23 Jahre alt. Meine Karriere ist erst am Anfang. Und ich habe endlich einen Partner im Ring, mit dem ich siegen kann. Der weiß, wie das alles funktioniert. Der Erfahrung hat, weil er selbst TRIPLE CHAMPION ist! Mit dem ich Titel hole! Ich will kein Einzelgänger sein. Aber ich weiß, du hast Deine Niederlage gegen mich offenkundig noch immer nicht umwunden. Kein Problem, Drake. Ich stehe für ein Rückmatch bereit!“

Morbeus: „Unsere heutigen Gegner werden ein schweres Leben haben. Wir haben noch mächtig Wut im Bauch von vorletzter Woche! Nun aber zu einem anderen Thema. Die Rabbits! Ich weiß noch immer nicht, wie ihr es geschafft habt. Aber ihr seid unsere No. 1 Contender. Wir werden UNSEREN Title gegen euch verteidigen. Auf der größten denkbaren Bühne der Wrestling-Welt. So soll es sein. Es wird mein fünfter Auftritt bei Title Night sein. Zwei Mal war ich siegreich und zwei Mal habe ich verloren. Die positive Bilanz werde mir gegen euch nicht nehmen lassen!“

Kyle: „Ehm, Ray. Dein zweiter Sieg fußt daher, dass ich einfach den Ring verlassen habe und gegangen bin….“

Morbeus: „Ja, gut. Ich kann auch nur die offiziellen Statistiken wälzen…“

Kyle: Nein, kannst du nicht. Wo wir wieder bei unseren Gegnern von TN wären: Well played, Hasen! Wir beide neigten in den letzten Wochen etwas euch zu unterschätzen. Ihr beide habt uns aber gelehrt, dass man das nicht tun sollte. Eure Vergangenheit kann ich noch nicht entschlüsseln und mein Innerstes sträubt sich auch darüber mehr zu erfahren. Das ist wahrscheinlich genau der Spin, den ihr euch erhofft habt. Anyway. Heute Abend holen wir uns das Selbstbewusstsein zurück das beste Tag Team der Welt zu sein. Und dann werden wir bei Title Night unseren Title verteidigen. Und ihr beide werdet sehen, dass ein Sieg noch lange keinen Champion macht. Ein Sieg reicht nicht, um eine Dynastie zu brechen!“


Beide machen noch ein paar aggressive Gesten und werfen dann das Mikrofon zurück zu Mac und trotten davon.