Hallo.
Die GFCW ist da. Und gedenkt dem „Fat Man“ Jo
Dardano.
Danke. Danke
dir für all die Momente, in denen Du „The Best“
sein wolltest.
Der
Schwenk in die Halle folgt, wo einige Aktive versammelt sind.
Aktiv zu erkennen sind Lonesome Tyler, der ne Kappe trägt,
Daniel, der auch ne Kappe trägt….und das
Dschungle-Kid. Mike Kontrak. Und letztlich steht da eine Urne,
die Johnboy Dog symbolisieren soll und der ganzen Szenerie sagt
„Fick dich, Tod.“ So wahr.
Ein kurzer
Schwenk auf Tyler, der fast heult, Mike, der konzentriert nach
vorn schaut und Daniel, der leicht den Kopf schüttelt. Dann
fadet das Bild langsam aus…
„DANKE
FAT MAN JO DARDANO!“
Kurz
vor Beginn der War Evening Show herrscht noch hektisches Treiben
im Backstage Bereich des Gerry-Weber-Stadions. Security
Mitarbeiter sorgen für Sicherheit, Techniker arbeiten an der
Technik, das Ordnungsamt sorgt für Ordnung und der Rest
macht halt den Rest. Vereinzelt stehen die Aktiven der GFCW und
machen sich warm oder machen halt Dinge die Wrestler so tun.
Plötzlich
schieben sich drei Gestalten ins Bild. Mit schnellen Schrittes
eilen sie dem Flur entlang. Anhand der Kleidung erkennen wir,
dass es der FoaB, Ill Menit und Phoenix C. Miller sind. Das
Trinity Projekt ist auf Marketing Tour. Jeder der Ihnen über
den Weg läuft bekommt einen Flyer in die Hand gedrückt.
Die Einladung zu ihrem großen GFCW BBQ EVENT. Fast jeder
Mitarbeiter freut sich über die Einladung. Eigentlich Jeder.
Der FoaB verbreitet die frohe Kunde auch lautstark in den
Katakomben der Halle. Plötzlich stoppen die drei. Sie
schauen auf das Türschild links seits. Ein Grinsen macht
sich auf ihren Gesichtern breit.
FFFF
Ill
Menit: Naja…wir wollen ja mal nicht so sein…manchmal
muss man die Leute auch zu ihrem Glück zwingen.
FoaB:
Wir sind ja gute Gastgeber und definitiv tolerant. Jeder darf so
leben wie er das mag.
Der
Hühne der Tag Team Champions nimmt sich ein Flyer und pinnt
diesen direkt unter die vier großen F’s an die Tür.
FoaB:
Ich bin mal gespannt ob sie kommen.
Ill
Menit: Ich würde mich freuen…wir brauchen immer noch
jemanden der sich um das Feuer beim BBQ kümmert…vielleicht
kann einer von den vier Veganskis ja damit umgehen.
FoaB:
Ja…da ja anscheinend der Höhlenmensch Maurice jetzt
auch Teil dieser kraftlosen Bewegung ist, ist zumindest ein
Experte für regenerative Urzeitenergie vorhanden. Über
so ein kleines Feuer wird der sich sicherlich freuen.
Die
beiden schauen sich an und lachen prustend los. Nach einigen
Sekunden bemerken die beiden das ihr Partner Phoenix C. Miller
schon ein paar Meter vorgegangen ist. Dieser schaut in Richtung
der Person die am Ende des Catering Bereiches auf einem Stuhl
sitzt.
FoaB:
Miller? Alles ok?
PCM:
Ich glaube ich habe unseren Helfer gefunden…
Ill
Menit: Was?
PCM:
Ich habe da jemanden entdeckt der mir noch etwas schuldig ist…
Die
beiden Tag Team Champions stehen wieder an der Seite von Miller.
FoaB:
Wer denn? Wie hast du denn jetzt…
PCM:
Da gibt es jemanden aus meiner Vergangenheit…Jemand der
entgegen jeder Behauptung nicht alle seine Schulden bezahlt
hat…jemand der nicht erfreut sein wird mich
wiederzusehen…Jemand der nach all den Jahren Buße
tun muss…nicht bei seinem Halbbruder…nein…bei
seiner Familie…seiner richtigen Familie…diese
Schulden vergehen nie...Kommt…
Miller,
FoaB und Ill Menit stiefeln entschlossen los. Die beiden
Champions folgen ihrem Partner aus dem Trinity Project. Nachdem
sie den langen Raum durchschritten haben stehen die drei endlich
vor der Person die in sich gekehrt auf dem Stuhl vor dem Tisch
sitzt. Er trägt Kopfhörer und murmelt kopfnickend recht
unrhythmisch vor sich hin. Auf ein Stück Papier malt er ein
paar Comic-Gesichter. Phoenix C. Miller klopft dem immer noch
Unbekannten auf die Schulter. Dieser zuckt zusammen. Er entledigt
sich seiner Kopfhörer und dreht sich um.
PCM:
Eric Fletcher…dass wir uns nach all den Jahren nochmal
wiedersehen werden…ich glaube wir wissen beide das du
unserer Familie noch etwas schuldig bist.
Fletcher
macht große Augen, starrt Miller für ein paar Sekunden
an, schließt die Augen, hält sich die Stirn, dreht den
Kopf zur Seite, schleift die Hand entlang seiner Wange nach
unten, sodass ein Finger an der Unterlippe hängen bleibt und
die kurz schwabbeln lässt. Dann schüttelt er den Kopf,
lacht kurz auf der Marke „Pah, das gibt’s doch
nicht!“
Eric: „Und
ich dachte mir schon, dass mir der Name doch irgendwie bekannt
vorkam. Das ist jetzt nicht war, oder?“
Er
dreht sich zu Miller.
Eric:
„Was soll das werden, Miller? Willst du jetzt ernsthaft
alte Geschichten wieder ausbuddeln? Meister, komm schon, wenn ich
zum Ring komme, schießen Kaubonbons durch die Halle. Die
Zeiten mit Pistolen und Gangfights sind vorbei. Ich habe mit der
ganzen Chose nichts mehr am Hut und du doch auch nicht. Ja, ich
weiß, die Aktion meiner Leute damals war nicht kewl, aber
jetzt mach hier doch keine Show Phö nix und wieder nix.“
Er
versucht es mit einem Flachwitz, gleich von Anfang an die
Anspannung herausnehmen. Klappt das? Erstmal nicht…Miller
baut sich bedrohlich nahe vor Fletcher auf. Dieser begegnet der
Bedrohung damit das er sich erhebt. Miller und Fletcher stehen
jetzt Nase an Nase. Der FoaB und Ill Menit unterstützen
ihren Partner und positionieren sich rechts und links von Miller.
Eric Fletchers Situation könnte besser sein…mag man
meinen…
PCM:
Nicht cool? Die Aktion war nicht cool??? Fletcher…das war
überhaupt nicht cool. Du weißt was das innerhalb der
Familie bedeutet. Du sprichst davon, dass du alle Schulden
beglichen hast. Dass du damit abgeschlossen hast. Doch ich habe
dich nie aus unserem Buch gestrichen. MIR bist du noch etwas
schuldig. Und du weißt wie wir sowas innerhalb der Familie
geregelt haben.
Fletchers
Augen weiten sich. Tatsächlich bilden sich Schweißperlen
auf seiner Stirn. So hat er sich sein Gastspiel in der Liga nicht
vorgestellt. Er versucht mit seinem Blick etwas auszuweichen.
Miller tritt einen Schritt zurück. Auch der FoaB und Menit
machen etwas Platz. Fletcher steht mit dem Rücken zum Tisch.
Phoenix C. Miller nestelt an seiner Tasche herum. Sein Blick
verfinstert sich.
PCM:
Fletcher…du bist deiner Familie was schuldig. Diese Schuld
fordere ich nun ein.
Miller
hebt ruckartig seinen Arm. Die Blicke der Beteiligten sind auf
das Objekt gerichtet was nun in Richtung Fletchers Brust fliegt.
Dieser schaut überrascht als das Stück Leder an seinem
Oberkörper abprallt und anschließend in seinen Händen
landet. Er breitet das Stück Leder aus und es entpuppt sich
als Schürze. Ein erleichtertes Seufzen dann machst sich ein
Grinsen auf Fletchers Gesicht breit.
PCM:
Du wirst deine Schuld begleichen…du wirst da sein…Du
wirst deine Schuld begleichen…du wirst der Herr der
Flammen sein…und du wirst nicht erneut eine BBQ Party von
mir ruinieren…Diesmal nicht!
Phoenix
C. Miller lacht laut los und deutet provokant auf die Schürze
in Fletchers Händen. Er klopft auf die Schultern des FoaB
und Ill Menits und dreht sich auf den Hacken um. Die beiden
schauen etwas verdutzt aber folgen Miller dann. Kurz bevor sie
den Bereich verlassen bleibt Miller nochmal stehen.
PCM:
Eric „Fire Fist“ Fletcher…Wirst du deine
Schuld begleichen und uns beim BBQ unterstützen…Wirst
du der Heiligen Dreifaltigkeit des Grillens Treue schwören?
Fletcher
schmunzelt weiter, als er die Schürze sieht. Das hätte
auch böser für ihn enden können. Er zuckt mit den
Schultern, schaut dann auf und zu den dreien mit einem Nicken und
einer Schnute der Marke „Na aber sicher doch“.
Eric:
„Na aber sicher doch. Wer das Würstchen nicht ehrt,
ist das Rumpsteak nicht wert. Wir sehen uns beim Fest, ich bin
dann der mit der Schürze….naja und ein Tag später
dann halt auch der mit dem IC Titel. Da sehen wir uns dann ja
vermutlich eh danach bald wieder.“
War
Evening,
Halle/Westfalen (Gerry Weber Stadion), 12.03.2021
In
Kooperation mit
Es
ist ein wahrlich guter Abend, um Fan der GFCW zu sein. Freitag,
12.03.2021, Gerry Weber Stadion im westfälischen Halle. It's
War Evening Time.
Das
Feuerwerk schießt durch das Gebäude und die wenigen
Fans, die live dabei sein dürfen, scheinen absolut gehyped
für den heutigen Abend zu sein. Und das aus gutem Grund. Die
Kamera schwenkt von Titantron rüber zu den Rängen der
Fans und ruht letztendlich auf Sven und Pete, die uns wie jede
War Evening zu einem Abend voller Action begrüßen
dürfen.
Pete:
„Ladies and Gentlemen. Liebe GFCW Universe. Nun sind es
nurnoch 2 Wochen bis zum größten Pay Per View in der
Geschichte der GFCW. Jede einzelne Person in dieser Halle weiß
das.“
Sven:
„Jede Person, die sich GFCW-Fan schimpft, ist bereit für
dieses legendäre Event. Und auch die heutige Card kann sich
absolut sehen lassen.“
Pete:
„Die Uhren laufen immer näher auf 12 zu, in der Tat
Sven. Blicken wir einmal auf unsere verdächtig gute Card für
diesen Abend.“
Singles
Match: Kriss
Dalmi vs. Parn Referee:
Henry Phoenix Jr.
Pete:
„Der ehemalige Intercontinental Champion und Sektenführer
Kriss Dalmi ist zurück! Bei der Anniversary ist er einer der
Männer, der gegen den amtierenden Champion Player antritt.“
Sven:
„Eine der weniger Gesichter, bei denen ich mich unironisch
über ihre Rückkehr freue. Heute wird sich Dalmi gegen
Parn beweisen, der niemand geringeres ist als einer seiner
ehemaligen Anhänger.“
Non
Title-Tag Team-Match: Rob
Gossler & Sid the Scum vs. M.E.D. (FOAB & Ill
Menit) Referee:
Bob Taylor
Pete:
„Unsere Tag Team Champions werden von Frake und Zane
weiterhin ordentlich in die Mangel genommen. Heute treten sie
gegen Rob Gossler und Sid an, die sich letztes mal mit dem Fight
Club angelegt haben.“
Sven:
„2 Alkoholiker und ein Tag Team, das ausgedient hat, selten
so ein unfassbar langweiliges Match gesehen. Ich hoffe, der Rest
ist spannender!“
Pete
wirft Sven einen giftigen Blick entgegen.
Beat
the Clock Challenge: 15 Minutes Timelimit Antoine
Schwanenburg vs. Alex Ricks Referee:
Guido Sandmann
Pete:
„Ich habe ein leichtes Deja-Vu, Sven. Dieses Match war das
Main Event von Title Nights 2020, der Tag, an dem Ricks Champion
wurde. Und es geht um nichts geringeres als den größten
Spot in der Anniversary Show. Wer wird 20 Jahre GFCW headlinen?
Wer wird in die Geschichte, dieser Firma gehen?“
Sven:
„Nicht einmal ich kann mich beschweren. Ich kann nur für
Ricks hoffen, dass er seine Augen streng auf Schwanenburg richten
kann. Jannek wird ganz genau zuschauen und selbst in seinem Match
beweisen wollen, dass er der bessere ist.“
Tag
Team Match: B'n'B
(Jason Crutch & Don Sheen) (/w Big Rig) vs. Fists for Future
Foundation (Slay Oakland & Maurice "The Conquerer")
(/w Morbeus) Referee:
Peter Cleven
Pete:
„In 2 Wochen treten sie in der Jason Crutch Challenge
gegeneinander an, um ihre Differenzen aus dem Weg zu räumen.
Heute wird es dennoch besonders persönlich.“
Sven:
„Jason Crutch wird es kaum erwarten können, endlich
persönlich gegen die Urban Ultras Berlin anzutreten. Doch
Morbeus wird den Rücken seiner Jungs in diesem Match
decken.“
Beat
the Clock Challenge: 15 Minutes Timelimit "The
Superior" Lionel Jannek vs. Zereo Killer Referee:
Mike Gard
Pete:
„In unserem Main Event: Der No 1 Contender, Lionel Jannek
tritt gegen Zereo Killer an. Wahrscheinlich das einzige mal, dass
Breads für einen schnellen Sieg für Zereo Killer
hofft.“
Sven:
„Ich wette es ist ihm eher wie immer vollkommen egal, wo er
auf der Card steht. Mich persönlich interessiert weniger
Zereo Killer als Jannek, der nichts geringeres ist als Ricks
Herausforderer bei der Anniversary. Ich will sehen, wie dieser
Mann mit neuem Feuer zeigt, dass er einer der besten aller Zeiten
ist. Und das Ricks in großer Gefahr ist.“
Pete:
„Wäre sie etwas länger, könnte das bereits
die Card für den Pay Per View sein. Diese Matches bluten
Qualität und Potential und ich erwarte eine der besten War
Evening Ausgaben aller Zeiten. Meine Damen und Herren. Genießen
sie die Show!“
Es
fühlt sich immer noch genau so richtig an, wie damals, als
er aktiv daran mitbeteiligt war, die Geschicke der Liga zu
lenken. Die würzig-erdigen Aromen, die die glühende
Cohiba in seinem Mundraum entfaltet. Der altertümlich
anmutende Geruch jahrzehntealt gegerbten Leders, welches über
seinen Sessel gespannt wurde. Das einen unregelmäßigen
Rhythmus formende Knistern und Prasseln der Lohe im Kamin. Diese
Aspekte des Feingeistestums will ein Connaisseur der schönen
Dinge, wie es Al Simmons nun mal eben ist, auch nach außen
repräsentieren, obwohl er im Office keinen offiziellen
Posten mehr bekleidet. In dieser Kulisse persönlicher
Selbstverwirklichung, in diesem Stück „Heim“,
das er sich aus seinen Besitztümern nach Halle importieren
lassen hat, wirkt Kriss Dalmi wie ein Fremdkörper, wie der
homo erectus, der nach Jahrmillionen im Eis in einer Welt
aufwacht, die mit seiner erlebten Realität nichts mehr
gemein hat.
Und
so misstrauisch, wie der Proto-Mensch die grotesken Gebilde aus
Stahl und Beton beäugen würde, die der Mensch in seiner
Geschichte errichtet hat, bedenkt auch das serbische Augenpaar
den Reichtum, mit dem sich Spawn umgibt. Dessen Lächeln
wirkt gebieterisch. Mit lässig ausgebreiteten Armen empfängt
der Bruder von Dynamite den Neuankömmling in der luxuriösen
Büroattrappe.
Al
Simmons: „Kriss Dalmi! Mein verehrter Gast! Schön,
dass wir uns noch mal von Angesicht zu Angesicht entgegentreten
können.“
Verächtlich
stößt der Serbe Luft aus. Zu dünn ist der
Schleier der Ironie, als dass Simmons darunter seine wahren
Intentionen verbergen könnte. Darum sind die beiden
Charaktere eben solch starke Kontraste. Mit einer weltmännischen
Geste bedeutet der Bruder Dynamites den einstigen Anführer
der J.W.O. zu sich heran, im vollkommenen Bewusstsein, dass das
protzige Faksimile eines Büros die Wirkung entfaltet, das es
entfalten soll.
Al
Simmons: „Nun, was kann ich so kurz vor deiner In
Ring-Rückkehr Wichtiges für dich tun?“
Kriss
Dalmi: „Wichtiges?!“
Genüsslich
unterstreicht Spawn die agitierte Nachfrage seines Gegenübers
mit einem Nicken.
Al
Simmons: „Was soll es sonst sein? Wir stehen so kurz vor
einem historischen Moment: Kriss Dalmi, der ehemalige
Intercontinental Champion, steigt zum ersten Mal seit fünf
Jahren wieder in einen GFCW-Ring, nachdem er dem Ruf nach Berlin
für einen Koffer voll lilaner Scheine gefolgt ist. Der
verlorene Sohn kehrt sozusagen in seine Heimat zurück. Er
hat begriffen, dass es nur einen Ort geben kann, an dem er seine
gewalttätigen Gelüste befrieden kann, ohne eine noch
größere Gefahr für die Gesellschaft zu werden.
Das finde ich sehr poetisch.“
Genüsslich
spinnt Al Simmons das Narrativ des Verrats und der Sühne.
Der Wechsel Dalmis von der GFCW in die PCWA und das erfolglose
Intermezzo als Invasor und Teil des anarchistischen Kollektivs
Nicotine & Bacteria während der 15-jährigen
Jubiläumsshow. Nach einem gescheiterten Versuch, Robert
Breads in der PCWA den höchsten Titel streitig zu machen, in
der Versenkung verschwunden. Wo sonst sollte er wieder auftauchen
als hier in der GFCW?
Kriss
Dalmi: „Ich habe durchaus einen Hang zum Dramatischen, aber
ich sehe da ein kleines Problem in deinem biblischen Gleichnis.“
Die
Worte werden hinter geschlossenen Zahnreihen herausgepresst. Der
Ärger, den der Belgrader vor genau zwei Wochen empfand,
quillt in diesem Moment wieder hervor.
Kriss
Dalmi: „Welcher verlorene Sohn wird bei seiner Rückkehr
an der Tür abgewiesen?“
Simmons
winkt amüsiert ab, während er genüsslich an seiner
kubanischen Zigarre zieht.
Al
Simmons: „Ich bitte dich, Dalmi! Es muss dir im Nachhinein
doch völlig klar gewesen sein, dass es nur über diesen
Weg ging. Ich meine, lass mich eines klarstellen: Ich bin kein
Unmensch! Der Sicherheitsmann, der jetzt mit einem Schädelbruch
und mehreren gebrochenen Rippen für die nächsten Wochen
im Krankenhaus liegen muss, tut mir wirklich sehr leid. Aber wie
hätte ich sonst die Bestie in dir wiedererwecken sollen? Ich
brauche dein A-Game bei diesem einzigartigen Turmoil Match, dem
größten Intercontinental Championship-Match in der
Geschichte dieser Liga, einem Match, das nur dem Gehirn eines
Wrestling-Genies wie mir entsprungen sein kann. Und darum bist du
doch auch wieder hier. Um teilhaben zu können, an diesem
Glanz. Um die Wrestling-Fans wieder daran zu erinnern, für
was der Name ‚Kriss Dalmi‘ einmal stand und wieder
stehen wird, wenn du nicht nur den Champion entthronst, sondern
dich auch noch gegen alle anderen ehemaligen Intercontinental
Champions behauptest.“
Ein
höhnisches Zischen entfährt dem Serben. Argwöhnisch
verschränkt Kriss Dalmi die Arme vor der Brust und legt den
Kopf schief.
Kriss
Dalmi: „Ich wurde mit einer außergewöhnlichen
Neugier geboren. Darum, und nur darum bin ich deinem Ruf gefolgt.
So wie die anderen wahrscheinlich auch. Und obwohl ich mich so
frei und unbeschwert, wie schon lange nicht mehr gefühlt
habe, als ich im Rausch den eisernen Geschmack fremden Blutes
geschmeckt habe, frage ich mich, ob all das Ränkeschmieden
und Strippenziehen wirklich notwendig war.“
Al
Simmons lehnt seinen Kopf zurück, lässt umhertanzende
Rauchgebilde aus seinem Mund entweichen und wirkt, als ob er über
diesen Kommentar nachdenken müsse. Dann legt er die Zigarre
auf dem marmornen Aschenbecher ab und setzt abermals ein Lächeln
auf, das die Heimtücke nicht erst unter mehreren Schichten
der Ironie verbergen muss.
Al
Simmons: „Natürlich war es das. Das ist es immer. Ohne
Ausnahme.“
So
als wolle er dieser Überzeugung mehr Ausdruck verleihen,
richtet Simmons die seidene Krawatte und überprüft die
horizontale Lage der in Platin glänzenden Krawattenklammer.
Al
Simmons: „Ich weiß, dass du das nicht nachvollziehen
kannst, Dalmi. Du musstest nie etwas nach außen
repräsentieren, musstest die Menschen, die dich umgeben
haben, nie davon überzeugen, mehr zu sein, als das, was sie
in dir sahen. Alles, was uns im Moment umgibt, stammt aus den
Früchten jahrelanger Ernten. Aus dem Boden, den ich
eigenhändig umgepflügt habe, den Säcken Dünger,
die ich eigenhändig darüber entleerte, dem Saatgut, das
ich ausgestreut und bewässert habe. Das alles ist mein Werk
und die Welt soll in jedem Augenblick wissen, dass dieses Werk
durch meine Hände geformt wurde. Egal, ob ich für dich
oder die da draußen noch eine Rolle in der GFCW spiele.“
Kriss
Dalmi: „Also geht es noch um den gleichen brüderlichen
Neid, der schon seit Jahren unentwegt an dir frisst.“
Nun
ist es Kriss Dalmi, der amüsiert die Zähne bleckt.
Kriss
Dalmi: „Du kommst aus deinem edelsteinbesetzten,
vergoldeten Loch gekrochen, weil du glaubst, der Welt immer noch
etwas beweisen zu müssen. Oder warum sonst hast du es
hochoffiziell zu deiner Aufgabe erkoren, das größte
Intercontinental Title Match auf die Beine zu stellen?!“
Schweigen
auf Seiten von Dynamites Bruder. Eine Stille, die den Serben in
seinen Anschuldigungen zu bestärken scheint. Noch weiter
ziehen sich die Mundwinkel nach oben, vergessen ist die
Fremdartigkeit, die die edle Fassade zuvor noch in dem Ex-Junkie
auszulösen vermochte.
Kriss
Dalmi: „Glaube mir, Al. Ich verstehe besser als du denkst.
Auch wenn du es hier nicht zugeben willst, dass du nach wie vor
dagegen ankämpfst, nicht komplett von Dynamites Schatten
verschluckt zu werden, so wie es mit Strong Ollis Schatten bei
mir der Fall war. Ich kenne das Gefühl, dass du mit dem
schnellen Geld und einem Fuhrpark an Sportwagen zu tilgen
versuchst. Nur dass es bei mir keine bunten Geldnoten und
windschnittige Karosserien waren, sondern Spritzbesteck und
Plomben.“
Al
Simmons: „Du weißt gar nichts.“
Ein
herzloses Auflachen entweicht der serbischen Kehle.
Kriss
Dalmi: „Red‘ dir das ruhig ein, Al. Red‘ dir
ein, dass du mit dem allem
hier schon abgeschlossen und deinen Frieden gefunden hast. Aber
wir wissen beide, warum du dich immer noch mit grenzenlosem
Reichtum umgeben musst. Nicht weil du es so willst, sondern weil
es dich daran erinnern soll, dass du nicht weniger wert bist, als
dein Bruder. Damit du nicht vergisst, dass dein Beitrag zum
Gedeihen dieser Liga in dieses nunmehr fast 20-jährige
Monument deutscher Wrestling-Geschichte mindestens genauso
wichtig war, wie der von Dynamite. Aber das interessiert sie
nicht, oder? Es interessiert die GFCW-Galaxie nicht, wer als
Schöpfer des Turmoil Matches um die Intercontinental
Championship später mal in den Enzyklopädien stehen
wird. Das werden all die Fans in ein paar Wochen wieder vergessen
haben.“
Trotzig
vergräbt Spawn die Hände in den Hosentaschen, lauscht
dem verschwörerischen Wortschwall des Belgraders mit
stoischer Miene. Ob er mit seiner Einschätzung richtig
liegt, lässt sich daraus nicht ablesen.
Kriss
Dalmi: „Und nun sind wir an einem Punkt angelangt, an dem
wir uns fragen müssen, welche Schlüsse wir aus diesem
Debakel ziehen, nicht wahr? Wir müssen uns fragen, ob wir
die Bestätigung unserer raison d’être von
äußeren Einflüssen abhängig machen wollen.
Oder ob wir stattdessen sie
von uns
abhängig machen wollen.“
Der
Serbe lässt eine kunstvolle Pause in seinem Vortrag, was ein
Stirnrunzeln bei Simmons nach sich zieht. Erwartungsvoll mustert
der Bruder von Dynamit den ehemaligen Intercontinental Champion,
der daraufhin mahnend den Zeigefinger gen Himmel reckt.
Kriss
Dalmi: „Na, na, na! Wir wollen unser ganzes Pulver doch
nicht jetzt schon verschießen. Das Grand Finale steht
schließlich noch aus. Jetzt werde ich mich erst mal im Parn
kümmern. Alles Weitere bespreche ich mit Player, wenn die
Zeit reif ist. Du hingegen…“
Die
vollkommene Geringschätzung spricht aus den Zügen von
Kriss Dalmi. Als würde ihm eine mannshohe Kakerlake
entgegensitzen.
Kriss
Dalmi: „…bist nicht mehr von Bedeutung.“
Und
dann dreht er sich auf dem Absatz um, würdigt den ehemaligen
Commissioner keines Blickes mehr. Er hat gesagt, was er sagen
wollte. Nun wird er erst Parn im Ring zerfleischen. Und sich dann
vollends der Intercontinental Championship zuwenden.
Die
Kamera schaltet zum Lieferanteneingang der OWL Arena. Auf
Transportkisten lungern dort die beiden Punks der StAn.
Die Fluppe auf Sids Zahn ist am quarzen, die Beine hängen
von der Kiste runter und das pisswarme Oetti klemmt zwischen den
Fingern. Auch Rob hat es sich gemütlich gemacht. Er hockt
vor einer Lagerkiste, den Arm über dem angewinkelten Knie
liegend, lässt er ebenfalls einen Glimmstängel qualmen,
in der anderen Hand liest er versunken in einem kleinen Buch.
Rob:
„Interessant...Leistungssteigerung durch Alkohol. Bei der
richtigen Konzentration von Alkohol am Tag kann die Leistung von
Körper und Geist um ein Vielfaches gesteigert werden. Es
kommt nur darauf an, die richtige Menge für sich heraus zu
finden...hm.... Sid ich glaube ich habe hier den Schlüssel
zur Weltherrschaft gefunden! Ein Wunder, dass dieses Buch nicht
in größerer Stückzahl gedruckt worden ist!“
Sid
hat für derlei Überlegungen nur wenig übrig. Er
sieht auf das große Ganze.
Sid:
Blödsinn Rob! Wenn Alkohol potenzsteigernd wirken würde,
könnte ich mir mit Unterhaltsklagen ein Haus bauen. Viel
wichtiger ist: Heute steh'n wir zum ersten Mal seit 8 Jahren
wieder zusamm'n einem ernsthaft'n Gegner gegenüber! Weißt
du was das heißt Rob?
Ernst
dreinschauend dreht sich Sid zu seinem Partner um. Rob
scheinwdadt ihn zuerst nicht zu bemerken, doch nach einem kleinen
Stoß ist er bereit zu antworten und lächelt sein
bezauberndes gelbes Lächeln.
Rob:
„ Wir können die Champs so kurz vor dem PPV vor
versammelter Mannschaft blamieren und alle werden es sehen meinst
du das? Da freu ich mich jetzt schon drauf.“
Sid:
Das auch! Aber vor allem können wir dem kleinen Timmy und
der kleinen Chantal auch mal zeigen das wir nicht nur Spaß
versteh'n! Ich mein schau uns're gloreich'n Tage mal an! Breads,
Jimmy Maxx, RCH, Alex Ricks, zusammen haben wir schon einen
ordentlichen Pin-Count. Heute is' uns're Chance den kleinen
Hosenfurzern, die diese glorreichen Zeiten nich' kenn', zu zeigen
das wir mehr sin' als nur Witzchaoten... Wir sind näm'ich
TOTALE Chaoten!
Sids
Augen fangen an zu strahlen und die ernste Miene weicht einem
breiten Grinsen.
Rob
wirft Sid einen kritischen Blick zu.
Rob:
Wir sind Ernstzunehmend Sid. Dass will nur in dieser Drecksbande
von Kollegen nicht rein, deswegen hassen wir auch die Meisten
davon schon vergessen?“
Unvermeidlich,
wie eine Lebensbegleitende Konstante passiert was nach den
ungeschriebenen Gesetzen des Universums passieren muss. Sid
trinkt einen Schluck Oetti.
Sid:
Den Punkt hätt' ich fast vergess'n! Aber ja, wir sind nur
nie an der Spitze geblieben weil es unnötig anstregend ist!
Sid
macht eine rhetorische Pause.
Sid:
Auch wenn wir heut' nich' als Sieger davon daddl'n, lass uns
Heinz Blöd und Meister Eder heute ordentliche Kopfschmerzen
bereiten un' zwar so das Ihn' kein Ibuprofen der Welt mehr helfen
kann! Im wahrsten Sinne des Wortes...
Rob:
„Solange wir nicht verlieren haben wir schon gewonnen.“
Völlig
unerwartet und plötzlich passiert womit niemand gerechnet
hat! Sid zieht an seiner Kippe.
Rob:
„Amen Bruder.“
Sid:
Auf das Kämpfen mit harten Bandagen in einem fairen Kampf!
Rob:
Auf das Kämpfen mit harten Bandagen in einem fairen Kampf!“
Dann
stoßen die beiden Punks an und schlingen die schale
Hopfenplörre den Rachen runter.
M.E.D
kommen um die Ecke um die Halle zu betreten.
Sid
grinst Schelmisch als er die Tag-Team-Champions sieht und haut
sallop raus:
Sid:
Wenn Punk vom Teufel spricht! Da sind ja uns're Champignons! Ihr
könnt euch eigentlich schon mal präventiv mit Voltaren
ein schmier'n, wir werden euch heute ordentlich die künstlich'n
Hüften prell'n!
Rob
versucht seinen Kompanen zu beschwichtigen.
Rob:
„Ernstzunehmend bleiben Sid denk dran.“
Die
beiden Tag Team Champions bleiben ruckartig stehen. Sie schauen
starr geradeaus. Die Kieferknochen von Ill Menit arbeiten auf
Hochtouren. Er atmet schneller. Der Foab schaut seinen Partner an
und legt ihm die Hand auf die Schulter. Er redet beruhigend auf
ihn ein.
FoaB:
Ich würde jetzt aufpassen was ihr von euch gebt…
Rob
beschließt zur Sicherheit lieber aufzustehen.
Rob:
„Immer schön geschmeidig bleiben Kollege...“
FoaB:
Mein Freund Menit hier hatte einen richtig…riiiiichtig
schlechten Tag. Er ist gerade einfach sehr gereizt und seine
Zündschnur brennt…und glaubt mir…die
Zündschnur ist richtig kurz…und um das ganze nicht
jetzt schon eskalieren zu lassen werden wir doch jetzt einfach
unseres Weges gehen.
Der
FoaB schiebt Ill Menit an. Wiederwillig lässt dieser sich
zum Weitergehen animieren. Kurz bevor die beiden um die Ecke
biegen können erhebt Rob erneut die Stimme.
Rob:
„Zwei Gläser Rotwein am Abend wirken beim einschlafen
wahre Wunder hat mir mein schlaues Buch gesagt. Probiert es doch
mal aus.“
Die
Tag Team Champions bleiben erneut abrupt stehen.
Ill
Menit lässt seine Tasche fallen und dreht sich auf den
Hacken um. Schnellen Schrittes geht er Rob&Sid entgegen. Der
FoaB folgt ihm und hält seinem Partner in letztem Augenblick
davon ab noch näher an Rob zu treten. Dieser scheint nicht
wirklich beeindruckt zu sein denn er öffnet sich eine
weitere Flasche Öttinger und will diese gerade zum Mund
führen.
Rob:
Ruhig Flocke einmal kurz durchatment bevor du sprichst, glaub mir
es lohnt sich für dich.“
Die
Flasche Öttinger nähert sich dem Mund von Rob Gossler.
Plötzlich schnellt die Hand von Ill Menit hoch und stoppt
die Bewegung der Flasche. Mit großen Augen schaut Rob Ill
Menit an. Dieser nutzt seine Kraftvorteile aus und entreißt
seinem Gegenüber die Flasche. Mit starrem Blickkontakt setzt
Menit die Flasche an und leert sie in einem Zug. Er reicht die
leere Flasche zurück, nimmt dem schockierten Rob Gossler die
Zigarette weg und wirfst diese auf den Boden. Anschließend
tritt er einen Schritt zur Seite sodass er zwischen den zwei
Lagerkisten steht. Kommentarlos nestelt er an seiner Hose rum und
schaut nach einem kurzen Augenblick erleichtert zur Decke. Rob
und Sid wissen nicht wie sie reagieren sollen und erleben dieser
menschlichen Erleichterung als passiver Beobachter. Nachdem sich
Ill Menit erleichtert hat schließt er wortlos seine Hose
und dreht sich auf den Hacken rum und geht.
FoaB:
Jetzt geht’s ihm besser…Und es wird ihm noch viel
bessergehen wenn wir euch beiden gleich im Ring gezeigt hat was
ihr Wert seid.
Rob und Sid
grinsen den FoaB respektlos an. Sid zieht an seiner Zigarette und
schnippst sie, knapp am Tag-Team-Champion vorbei, in die Pampa.
Sid:
Ohhh, der konnt's nich' mehr halt'n? Ich denk' da gibts bestimmt
was von Ratiopharm gegen! Aber schau'n wir mal wer heut' das
Rennen macht!
FoaB:
Du hast es erfasst…hast dir ja nicht komplett das Hirn
weggesoffen mit eurer komischen Plörre hier…Trink
doch mal n ordentliches Kronen…Aber das Bier passt zu
eurem Niveau…billig und ekelig…Ihr seid zwei gute
Sparringspartner für unseren Kampf gegen Drake und Zane…und
euer doofes Grinsen wird euch noch vergehen…War nicht der
beste Zeitpunkt sich auf einen Kampf mit uns einzulassen…
Der
FoaB schaut nochmal spöttisch an Rob und Sid herunter und
macht dann auch auf den Hacken kehrt.
Sid:
Neee mal den Spaß zur Seite gekarrt!
Der
FoaB bleibt erneut stehen.
Sid:
Ich erwarte nich' mehr und nich' weniger als dass ihr rein haut.
Ich erwarte, dass, das Match heut' auf die Best of '21 DVD kommt!
Mit oder ohne eure Hilfe!
Rob
stimmt Sid kopfnickend zu.
Rob:
„Wir haben schließlich auch Ansprüche. Wehe ihr
taucht nicht auf weil ihr vom Klo nicht rechtzeitig runter kommt
oder so.“
FoaB:
Ihr spuckt große Töne…ich hoffe ihr könnt
das einhaltet was ihr hier versprecht…sonst wird es doch
zu langweilig für uns…
Rob:
„Und sag deinem Freund das er mir noch n Bier und Kippen
schuldig ist…“
Sid:
Viel Glück, das werden wir alle brauchen!
Darauf
heben die Punks ihr Bier in die Höhe um das gesagte zu
Unterstreichen.
FoaB:
Auch, wenn es mir innerlich total wiederstrebt…Prost…genießt
es noch einmal…
Mit
diesen Worten verlässt der FoaB die Örtlichkeit und die
Kamera schaltet in die Halle zurück.
„Mein
Leben läuft aus dem Ruder!“
Wieder
und immer wieder bahnt sich dieser Satz seinen Weg zurück in
das Bewusstsein von Parn, dem Bronzerüstung tragenden
GFCW-Urgestein. Der äußerst erfolglose aber dafür
bei seinen Kollegen beliebte Wrestler eilt durch die Gänge
des Gerry Weber-Stadions und wirkt aufgelöst. Jeder Blick
auf die unbarmherzig weiterschreitende Smartwatch macht ihm
bewusst, was in Kürze folgen wird und er kann diesem
Schicksal nicht entgehen.
Dabei
hätte alles so schön sein können. Nach fast zwei
Jahrzehnten, in denen er in dieser Liga geduldet wurde, war ihm
vollkommen klar, dass er sich seinen großen Traum vom
Gewinn der GFCW Heavyweight Championship wohl niemals erfüllen
können wird. Nein, nicht mal in Greifnähe des
Intercontinental Titles würde er an diesem Punkt in seiner
Karriere gelangen können. Aber darum ging es ihm gar nicht
mehr. Selbst mit seiner katastrophalen Statistik und dem Ruf des
ewigen Verlierers war er mit der Rolle als Aufbaugegner in der
GFCW zufrieden. Wer wenn nicht er und einige weitere ausgewählte
Wrestler wären schon bereit, eine solche Rolle auszufüllen?
Hinzu kam das anhaltende private Glück – die Ehe mit
seiner Frau Deedlit und die Geburt ihrer wunderschönen
gemeinsamen Tochter. Damit hat das Leben den Mann, der Kraft
japanischer Zeichentrickkunst seit seinem Debüt keinen Tag
gealtert zu sein scheint, für seine Beharrlichkeit und
Bescheidenheit belohnt. Zumindest bis zu dem Moment, als er vor
zwei Wochen in Krefeld Kriss Dalmi erblickte – den
wahnsinnigen Propheten des Kosmos, der das Ende der Welt
heraufbeschwören wollte.
Parn:
„So eine gottverdammte Scheiße!“
Der
Kraftausdruck klingt weniger wie die Verbalisierung seines
Frusts, als vielmehr wie ein verzweifelter Hilferuf? Was sollte
er tun? Trainieren?! Jetzt noch? Dehnübungen machen? Einen
Drink nehmen, um die Nerven zu beruhigen? Oder gar… etwas
anderes… nehmen?
Vielleicht
ja AstroH…
Nein!
Parn
schüttelt diesen Gedanken von sich ab. Buchstäblich
hält er inne und schüttelt dabei seinen Kopf.
Manchmal
ereilten ihn diese Episoden. In seiner Zeit als Patient einer
Suchtklinik warnte man ihn vor diesen Erscheinungen, die selbst
nach Abklang der körperlichen Abhängigkeit wiederkehren
und ihn ein ums andere Mal herausfordern wollen würden. Aber
der Drang schien noch nie so groß wie jetzt, die
Verantwortung für sein Leben in die knochigen Hände des
schleichenden Todes zu geben und in unerschöpflicher
Glückseligkeit alle Probleme vergessen zu machen. Wie
einfach das wäre. Aber würde diese feigste und
selbstzerstörerischste aller Optionen das Problem wirklich
ungeschehen machen? Würd Kriss Dalmi, wenn das Match heute
ausfällt, ihn nicht einfach von Stadt zu Stadt, von Halle zu
Halle verfolgen, bis die von ihm so empfundene Ehrverletzung
getilgt wäre?
Parn:
„Es
gibt keinen Ausweg…“
…flüstert
er in einem fast jaulenden Ton und starrt resignierend auf den
Hallenboden. Sein Leben läuft aus dem Ruder und sein Kahn
wird kentern – das ist sicher. Warum nicht also
warten auf das Ende? Warum nicht einfach in die unter
vorgehaltener Hand bezeichnete „Jobber-Kabine“
zurückkehren, auf seinen Aufruf warten, sich von Kriss Dalmi
durch den Ring prügeln lassen… und hoffen, dass man
den Abend überlebt?
Ein
Seufzen entfährt dem Mann, der einst mit seinem Partner
Sleepy in einem VW-Bus, die Welt bereist hat. Als er die
Jobber-Kabine erreicht und die Tür öffnet, stockt Parn.
Parn:
„Okay, was zur Hölle macht Ihr da?!“
Hunk
und Silverberg springen erschrocken auf und drehen sich zu dem
Mann in der bronzenen Rüstung um. Bis eben noch hockten die
beiden in bester Gopnik-Manier vor Parns Spind und tüftelten
an irgendetwas auf dem Boden herum. Nun schauen Hunk und
Silverberg den Neuankömmling aus großen, unschuldigen
Hundeaugen an.
Parn:
„Was soll das? Was versteckt ihr da hinter euch?“
Hunk:
„Nichts Parn, gar nichts. Wir wollten nur ähm…
Sag mal, solltest du nicht eigentlich schon längst an der
Gorillaposition sein? Ich meine, dein Match fängt doch
gleich aaa…“
Ohne
darauf zu warten, das Hunk seinen Satz zu Ende bringen kann,
schiebt Parn die beiden anderen Jobber zur Seite, um einen Blick
auf das erhaschen zu können, was sich hinter seinen
ehemaligen Stablemates bei der Junkie World Order verbirgt. Es
lässt seinen Unterkiefer herunterklappen.
Parn:
„Grabkerzen?! Ist das euer Ernst?“
Man
kennt diesen Anblick von Friedhöfen – rote Behältnisse
mit einem goldfarbenen Deckel, die die sich darin befindlichen
Kerzen vor Witterungseinflüssen schützen sollen. In
einem Halbkreis um den Spind von Parn aufgestellt. Eigentlich
dazu gedacht, den Toten zu gedenken. Nur ist der, der hier
gedacht werden soll, aber gar nicht tot. Vorerst.
Silverberg:
„Hör mir zu, Parn. Ich weiß, was du denkst und
das war auch nicht ganz so geplant. Wir gingen davon aus, dass du
schon auf dem Weg zur Bühne bist. Du weißt ja, wie das
bei einer GFCW-Show immer abläuft: Die Jungs sind im ganzen
Backstage-Bereich verstreut und manche von uns konnten einfach
nicht die Zeit finden, sich noch von dir zu verabschieden…“
Parn:
„Verabschieden?!!!“
Der
glatzköpfige Brasilianer mit dem Waschbrettbauch kratzt sich
verschämt am Hinterkopf.
Silverberg:
„Für uns und die anderen Jungs ist das doch auch
unangenehm. Wir wollten es einfach nur schnell über die
Bühne bringen.“
Parn:
„HALLO!??“
Der
VW-Busliebhaber winkt mit seiner Hand energisch vor dem
Mineralienberg, der nicht ganz so wertvoll wie Gold ist.
Parn:
„Ich bin immer noch hier! Ich bin immer noch am Leben!“
Hunk:
„Fragt
sich bloß, wie lange noch…“
…murmelt
der Deutsche missmutig, der so interessant ist, dass er in seinem
Homepageprofil noch nicht mal einen Kommentar spendiert bekommen
hat. Doch dies scheint die Feuer der Empörung in Parns
Magengegend nur noch weiter anzufachen.
Parn:
„Ihr seid verdammte Kollegenschweine, wisst Ihr das
eigentlich?“
Silverberg:
„Du musst deswegen doch nicht gleich so gemein sein…“
So
bedrohlich, wie es als rüstungstragender Jungspund eben
möglich ist, ballt Parn die Faust vor dem Gesicht
Silverbergs. Sie bebt, gespeist von der Wut über diesen
Affront.
Parn:
„Ihr beiden solltet es eigentlich besser wissen!! Ihr habt
nach der Auflösung der Junkie World Order dasselbe
durchmachen müssen wie ich! Ihr habt genau wie ich Monate in
Entzugskliniken verbracht, wurdet in Therapien gesteckt und gingt
noch Jahre später in Selbsthilfegruppen! Und das alles nur,
weil dieser Irre der Ansicht war, dass man seine
Wahnvorstellungen am besten weitertragen kann, indem man harte
Drogen als Überzeugungsmittel einsetzt! Ist es nicht so? IST
ES NICHT SO?“
Hunk
und Silverberg erwidern nichts, starren stattdessen auf den
Boden. Was sollten Sie dagegen auch schon sagen? Er hatte ja
recht.
Parn:
„Ihr versteckt euch hier vor Dalmi und wollt mich dem
großen, bösen Wolf zum Fraß vorwerfen, anstatt
mir da draußen am Ring beizustehen. Und das obwohl Ihr ganz
genau wisst, was ich gerade durchmache. Aber ich sage euch was:
Im Gegensatz zu euch beiden stelle ich mich meiner Angst. Ich
stelle mich diesem geisteskranken Bastard, weil ich weiß,
dass er niemals Ruhe geben wird, wenn ich es nicht tue.“
Die
Faust senkt sich. Die vor Zorn verzerrten Gesichtszüge
entspannen sich, werden von trauriger Enttäuschung abgelöst.
Parn:
„Auch wenn das hier wirklich mein letztes Match werden
sollte und Ihr recht behaltet, werde ich vorher noch alles geben.
Ob es reicht, um Dalmi zu schlagen, weiß ich nicht, aber
ich muss es wenigstens versuchen. Und das ist mehr, als man von
euch beiden behaupten kann.“
Eine
Entgegnung wartet Parn gar nicht erst ab. Er hat den beiden
Feiglingen gesagt, was er von Ihnen hält und steuer
zielgerichtet den Ausgang der Kabine an.
Es
wird nun Zeit, sich den Dämonen der Vergangenheit zu
stellen.
Und
sich endgültig aus ihren Klauen zu befreien.
Singles
Match:
Kriss
Dalmi vs. Parn
Referee: Henry Phoenix Jr.
Laura:
„Meine Damen und Herren, das erste Match des heutigen
Abends ist ein Singles-Match und ist auf einen Fall
angesetzt. Als Erster auf dem Weg zum Ring. Mit einem Gewicht
von 85 Kilogramm von der INSEL LODOSS…
PAAAAAARRRRNNNN!!!“
Luftige
Klassiktöne beschallen die GFCW-Galaxie, als „Parn’s
Theme“ ertönt. Moderater Jubel ertönt, als
der Besitzer des Themes auf der Bühne auftaucht.
Anscheinend konnte der Bronzerüstungsträger mit
seinen zuvor an Hunk und Silverberg gerichteten Worten genug
Herzen erobern, um diese Reaktion hervorzurufen. Er winkt den
Fans abwesend zu, während er die Rampe hinuntergeht.
Aber eigentlich ist er mental ganz woanders.
Sven:
„HAHAHAHA! Schau ihn dir an! Der macht sich doch gleich
in die Hosen.“
Pete:
„Es ist sein gutes Recht, in diesem Augenblick
aufgeregt zu sein. Du hast ja gehört, was dieses Match
für Parn bedeutet. Hier geht es um weit mehr als die
Rückkehr von Dalmi. Parn kämpft hier um sein
Leben.“
Sven:
„Und das ist wörtlich zu nehmen, weil Kriss Dalmi
ihn gleich in seine Einzelteile zerlegen wird.“
Parn
hat den Ring erreicht und erklimmt festen Schrittes die
Ringtreppe. Zwischen Top- und Middle-Rope betritt er das
Seilgeviert. Kurz würdigt er die anwesenden Fans noch
mit einem erzwungenen Lächeln.
Laura:
„Und hier ist sein Herausforderer – mit einem
Gewicht von 99 Kilogramm aus Belgrad, Serbien… KRISS…
DAAAALLLMMIIIIIIII!!!“
Dann
hört man auch schon die Gitarren von „Drugs of
Youth“ von den Subhumans losschrammeln.
BÜÜÜÄÄÄHHHH!!!!!!!!
Es
ist soweit: Kriss Dalmis In Ring-Rückkehr, sein erster
Kampf in der GFCW seit fast fünf Jahren. Anders als noch
vor zwei Wochen fallen die Reaktionen des Publikums deutlich
negativer aus. Wohl auch, da Parn in nur so kurzer Zeit die
Sympathien der Fans erwecken konnte.
Dalmi
wirkt zufrieden, als er herauskommt. Die definierten Muskeln
implizieren, dass er während seiner Auszeit definitiv
nicht faul herumgesessen hat. In schwarzen Trunks und
farblich abstimmten Knie- und Ellenbogenschonern marschiert
der Serbe auf den Ring zu. Ein vorfreudiges Grinsen breitet
sich auf seinem Gesicht aus, als er Augenkontakt mit Parn
aufnimmt.
Pete:
„Kriss Dalmi sieht extrem motiviert aus. Kein gutes
Zeichen für Parn, wenn du mich fragst.“
Sven:
„Der Mann liebt seinen Beruf nun mal. Hast du doch vor
zwei Wochen gesehen oder nicht?“
Pete:
„Du meinst, als er den Mann vom Sicherheitsdienst
heimtückisch angegriffen und ins Krankenhaus geprügelt
hat? Wirklich interessante Berufswahl, Sven.“
Sven:
„Hey, der Typ von der Security wusste, worauf er sich
einlässt. Das hier ist eine Wrestlingliga. Wo viele Egos
aufeinanderprallen, heizen sich die Gemüter nun mal
schnell auf. Dass man da ein bisschen was abkriegt, liegt in
der Natur der Sache.“
So
oder so ähnlich hätte sich wohl auch der Serbe
gerechtfertigt, wenn er nur einen Bruchteil an Ficks von dem
geben würde, die Sven mit dieser utopischen
Verharmlosung gegeben hat. Inzwischen im Ring angekommen,
lässt er sich – wie zuvor schon Parn – von
Referee Henry Phoenix Jr. nach verbotenen Gegenständen
abtasten. Dann gibt der Ringrichter das Zeichen an den
Zeitnehmer. Die Glocke läutet…
*Ding
Ding Ding*
…und
Dalmi stürmt sofort los. Parn ist vom plötzlichen
Angriff des Serben vollkommen überrumpelt worden und
lässt sich mit wüsten Schlägen vom Serben in
eine der Ringecken drängen. Unentwegt prasseln die
Fäuste auf den Kopf von Parn ein, dem in dieser
Situation nichts anderes übrig bleibt, als die Arme
schützend über sein Antlitz zu heben.
Pete:
„Mein Gott! Kriss Dalmi ist der Tollwut anheimgefallen!
Ohne Rücksicht auf Verluste deckt der Serbe unser
GFCW-Urgestein Parn hier mit seinen Schlägen.“
Sven:
„Genau richtig so. Parn war einen Moment unaufmerksam
und erhält dafür nun die Quittung. Das hier wird
nicht mehr lange dauern.“
Ähnliches
scheint auch Parn zu hoffen, der in dieser Situation
vollkommen überfordert ist. Zu seinem Glück ist
dies aber kein No DQ-Match, weshalb dann auch der Referee so
langsam aktiv wird, dem Art und Weise der serbischen
Kampfführung so gar nicht.
Pete:
„Dalmi scheint Ringrichter Henry Phoenix Jr. gar nicht
richtig wahrzunehmen. Der ist vollkommen im Rausch…
jetzt zählt er ihn endlich an: Eins, zwei, drei, vier…“
…und
Kriss Dalmi lässt im letzten Moment von Parn ab, macht
einen Schritt zurück, nur um sein Werk von eben
fortzusetzen.
Pete:
„FOREARM SMASH von Parn!!“
Sven:
„Das hätte er mal besser lassen sollen.“
Der
Ex-Junkie scheint kurz erstaunt über den plötzlichen
Widerstand seines Gegners, streicht sich über das
schmerzende Kinn… und grinst. Er grinst Parn
unverhohlen an, so als würde er dieses Gefühl in
vollen Zügen genießen. Dann lässt er seinen
Kopf nach hinten fallen.
HEADBUTT!
Direkt
in das Gesicht von Parn, der in der Ringecke benommen
zusammenbricht.
Pete:
„Oh nein, Parn blutet aus der Nase.“
Sven:
„Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich es auch
leise knacken hören habe. Ja, Parn wird nach diesem
Match wohl eine Nasenkorrektur brauchen. Das heißt,
wenn er dieses Match denn erlebt.“
Es
wirkt nicht so, als ob der Belgrader daran ein großes
Interesse hegt. Maximaler Schaden muss für die
Ehrverletzung bei der letzten War Evening-Ausgabe in Krefeld
zugefügt werden. Und so sprintet er in die
entgegengesetzte Ringecke, stößt von dort ab und
stürmt auf Parn zu.
KICK
GEGEN DIE SCHLÄFE!
Parn,
der bis eben noch halb bewusstlos in der Ringecke saß,
sackt nun vollends zusammen und liegt blutend am Boden. Eine
sorgenvolle Miene macht sich auf dem Gesicht des SchiRis
breit. Er bedeutet Dalmi unter Androhung einer
Disqualifikation, sich von Parn zu entfernen und untersucht
den Mann von der Insel Lodoss.
Pete:
„Parn scheint noch bei Bewusstsein zu sein. Und es
sieht auch nicht so aus, als ob er schon aufgeben will.“
Sven:
„Junge, bleib doch einfach liegen. Niemand hat
geglaubt, dass du eine Chance hast. Du brauchst niemandem
etwas beweisen.“
Pete:
„Du hast Parn doch gehört. Er wollte sich seinem
Alptraum in Form von Kriss Dalmi stellen. Er wird
weiterkämpfen, alles andere wäre feige.“
Und
dieses Bekenntnis scheint einstigen Anführer der Junkie
World Order sehr zu freuen. Gerade, als Parn im Begriff ist,
sich mithilfe der Seile wieder aufzurichten, schnappt sich
Dalmi eines der Beine seines Gegners und zieht ihn daran in
die Mitte des Ringes. Parn versucht sich strampelnderweise
zur Wehr zu setzen, doch ein erneuter Kick gegen seinen
Schädel unterbindet diesen Versuch sehr schnell wieder.
Sven:
„Was macht er denn jetzt?“
Pete:
„Dalmi zieht Parn den Brustharnisch seiner Rüstung
aus.“
Sven:
„Aber natürlich! Für alldiejenigen in der
GFCW-Galaxie, die vergessen haben, mit welchem Manöver
Kriss Dalmi seine Matches beendet: Es ist die ‚Injection‘,
ein Spear, der schon die Größten in dieser Liga zu
Fall gebracht hat. Und das ist wörtlich gemeint.“
Pete:
„So sehr ich diesen Irren auch verurteile – in
seiner Vorgehensweise steckt Methode. Egal wie groß der
Gegner ist, verliert er durch zu viele Kopftreffer den
sicheren Stand, kann jeder von Ihnen zu Fall gebracht
werden.“
Es
ist diese Vorgehensweise, die der Serbe anscheinend nun gegen
Parn anwenden will. Während der VW-Busliebhaber in der
Mitte des Rings damit beschäftigt ist, den Taumel
abzuschütteln und zurück auf die Beine zu kommen,
beginnt der Ex-Junkie damit, in einer der Ecken das
Ringpolster zu entfernen.
Pete:
„Hey, der soll gefälligst den Ring heile lassen!“
Sven:
„Wenn man keine Waffen nutzen darf, macht man eben den
Ring zu seiner Waffe.“
Pete:
„Nicht, wenn der Referee etwas dagegen hat.“
Aber
der kann auch nur auf Kriss Dalmi einreden und ihm nahelegen,
dass er das GFCW-Inventar doch bitte ganz lassen möge.
Ein Regelverstoß liegt nicht vor und so hat der Serbe
nach einigen Sekunden geschafft, das Polster vollständig
abzufriemeln. Was er damit vor hat, ist jedem im Gerry
Weber-Stadion klar Gesicht à
Turnbuckle! Er dreht sich wieder zu Parn um…
Jubel!
Parn scheint sich wieder gefangen zu haben. Und er ist sauer!
FOREARM
SMASH!
CHOP!
FOREARM
SMASH!
CHOP!
FOREARM
SMASH! CHOP!
Wieder
und immer wieder malträtriert der Mann von der Insel
Lodoss die Brust seines serbischen Opponenten mit seinen
Attacken. Kriss Dalmi, von dieser Kaskade an Schlägen
vollkommen überrumpelt, wird in die Seile gedrängt,
von wo aus Parn ihn mit einer Irish Whip in die
entgegengesetzte Richtung schleudert…
LOW
DROP KICK GEGEN PARNS KNIE!
Mit
der Agilität eines Panthers springt Kriss Dalmi auf und
sprintet seinerseits in die Seile.
Pete:
„SHINING WIZARD VON DALMI!“
Da
liegt Parn wieder auf der Matte. Die Augen gen Hallendecke
gerichtet, thront Kriss Dalmi über ihm und saugt die
immer lauter werdenden Buhrufe in sich auf. Genau das war das
Gefühl, das er so sehr vermisst hatte.
Sven:
„Dalmi hievt Parn erneut hoch. Ich bin mir nicht
sicher, ob Parn dem noch viel entgegenzusetzen hat.“
Pete:
„Er muss kämpfen! Er muss sich Dalmi widersetzen,
es führt kein Weg dran vorbei!“
Doch
anscheinend haben den Bronzerüstungsträger die
Kräfte hierfür verlassen. Er kann sich noch kaum
auf den Beinen halten, aber das interessiert den Ex-Junkie
wenig. Es ist nicht genug. Noch lange nicht!
Pete:
„Oh Gott, oh nein! Es ist genug jetzt! Neinneinnein…“
FACE-FIRST
IN DAS UNGEPOLSTERTE TURNBUCKLE!
EINMAL!
ZWEIMAL!
DREIMAL! VIERMAL!
Parn
bricht nun endgültig zusammen und rührt sich nicht
mehr. An diesem Punkt gibt es keine Diskussion mehr für
Henry Phoenix Jr. – Matchabbruch! Parn braucht
medizinische Hilfe. Ein X wird mit den gekreuzten Armen in
die Kamera geformt: Das Zeichen für die Sanitäter,
zum Ring zukommen. Der Mann im schwarz-weißen Shirt
bedeutet Ringsprecherin Laura eine Ansage zu machen.
Laura:
„Meine Damen und Herren. Parn ist nicht in der Lage
weiterzukämpfen. Dieses Match ist ein NO CONTEST!“
BOOOOOO!
Pete:
„Was für eine Farce! Das hatte für mich
nichts mehr mit einem Wrestlingmatch zu tun!“
Sven:
„Hast du etwas anderes erwartet? Als ob Kriss Dalmi
jemals als der Technikgott verschrien war.“
Pete:
„Warte mal! Dalmi sieht scheinbar nicht ein, dass das
Match beendet ist! Er schubst Henry Phoenix Jr. in die Seile,
nimmt Anlauf und…“
INJECTION
GEGEN HENRY PHOENIX JR.!
Der
Spear reißt den Mann im schwarz-weiß-gestreiften
Hemd von den Füßen und auch er rührt sich
nicht mehr. Dalmi richtet sich auf, blickt voller Verachtung
auf sein Werk und tritt, begleitet von den Buhrufen der Fans
im Gerry Weber-Stadion den Weg zurück in den
Backstagebereich an.
Pete:
„Gelten denn überhaupt keine Regeln für
dieses Tier?! Wie konnte Al Simmons nur so jemanden wieder in
die Liga zurückholen? Und dann auch noch zum 20-jährigen
Jubiläum.“
Sven:
„Du kennst doch das alte Sprichwort: Controversy
creates cash und Kriss Dalmi ist die Verkörperung der
Kontroverse! Al Simmons weiß genau, weiß genau
was er tut. Und wenn Player beweisen will, dass er ein
würdiger Intercontinental Champion ist, wird er auch mit
dieser Bestie fertig!“
Das
Büro der Commissionerin. Amélie Schwanenburg wurde in
der letzten Show als neue operative Entscheiderin in der GFCW
präsentiert. Nun sitzt sie vor ihrem Notebook und
telefoniert gerade, als es an der Bürotür klopft.
Amélie:
„Ja, bitte.“
Die
Türe öffnet sich rasch und im Türrahmen ist
Raymond „Morbeus“ Douglas zu erkennen. Der gebürtige
Kanadier will Frau Schwanenburg etwas mitteilen sieht aber, dass
diese gerade telefoniert. Mit einem freundlichen Handzeichen
bittet er herein kommen zu dürfen, den die Commissionerin
ihm dann auch per Winkzeichen gewährt.
Amélie:
„Ja in Ordnung, so soll es gemacht werden. Grüße
und auf Wiederhören.“
Morbeus:
„Oh, ich sehe Sie sind gut angekommen hier in
Halle/Westfalen. Das ist ja immer eine Ochserei von der Autobahn
hier hin. Aber wenn ich dann das Schild „Holzfachhandel
Speckmann“ sehe, bin ich erleichtert endlich da zu sein.
Haben sie eine Minute für mich?“
Amélie,
sichtlich beschäftigt aussehend, tippt leicht mit dem
Zeigefinger auf die Holzplatte des Schreibtisches und zieht die
Augenbraue hoch. Dann geht ihr Blick zum vor dem Schreibtisch
stehenden Stuhl.
Ray
Douglas setzt sich, den Mindestabstand einhaltend, auf einen
freien Stuhl im Raum.
Morbeus:
„Ganz ehrlich Frau Schwanenburg, ich bin froh. Ich bin
froh, dass endlich mal eine neutrale Instanz den
Commissionerposten besetzt hat. Das war in den letzten Monaten
für viele Superstars der GFCW gar nicht mehr zumutbar.“
Und
wieder tippt sie mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte. Sie ist
sich nicht sicher, ob da noch etwas von Morbeus kommt, vielleicht
so etwas wie eine Frage oder so, schließlich ist ihre Zeit
kostbar, aber da kommt nichts. Nach einer etwas unangenehmen
Pause übernimmt sie dann das Zepter des Redens.
Amélie:
„Ja, also... Dankeschön. Wissen Sie, dieser Missstand
ist uns Schwanenburgs schon seit Jahren ein Dorn im Auge. Daher
bin ich froh, dass wir jetzt sowas wie einen Korken in die
übersprudelnde Champagnerflasche stecken konnten.“
Das
Tippen auf der Holzplatte hört auf.
Amélie:
„Aber, Herr Douglas und das müssen Sie bitte
verstehen: Meine Zeit ist natürlich äußerst
kostbar und es gibt hier mehr Baustellen als auf denen von Ihnen
angesprochen Autobahnen. Ich frage mal frei heraus, gibt es ein
Anliegen oder wollten Sie nur mal kurz Hallo sagen? Falls es
letzteres ist, dann bedanke ich mich und wünsche noch einen
angenehmen Tag und Abend.“
Das
war klar, klarer als das, mit dem Morbeus vielleicht rechnete. Er
sammelt sich kurz, aber kommt dann selbstbewusst zum Punkt.
Morbeus:
„Warum ich hier bin? In den letzten Wochen haben wir
zunehmende Probleme mit der Schiri-Leitung von Herrn Peter Cleven
gehabt. Der Mann ist aktuell scheinbar nicht ganz bei sich.
Fehlentscheidung um Fehlentscheidung hat er getroffen. Zuerst hat
er die Urban Ultras Berlin „verpfiffen“ und auch vor
zwei Wochen in Krefeld wurden Fehlentscheidungen im Match von
Maurice „The Conquerer“ getroffen, die auch diesem
Jungen den verdienten Sieg gekostet haben. Das ist ja alles nun
sehr bedauerlich. Und heute….heute darf dieser Mann dann
wieder unser Match gegen Jason Crutch und Sheen leiten?!“
Amélie
blättert ein bisschen in den Unterlagen, während sie
dem Anliegen von Morbeus zuhört.
Amélie:
„Ehem.“
Kurzes
Räuspern. Sie liest eines der Dokumente vor, in jenem sie
zuvor wühlte.
Amélie:
„Bei der Tatsachenentscheidung handelt es sich um einen
Regelbestandteil vieler Sportarten. Um das Regelwerk von
Sportarten praktisch anwenden zu können, ist es notwendig,
dass Entscheidungen von Schiedsrichtern sofort wirksam werden,
ohne dass ein Wettkampfteilnehmer dagegen Einspruch erheben kann
oder eine Entscheidung nachträglich in irgendeiner Form
widerrufen wird. Dabei ist es unerheblich, ob der Schiedsrichter
das Regelwerk korrekt angewendet hat. Der Begriff deutet damit
nicht auf eine von niemandem bestrittene, unumstößliche
Tatsache, sondern darauf, dass ein dazu Berechtigter etwas als
eine Tatsache ansieht, die aber nicht unbedingt so geschehen sein
muss.“
Dann
geht der Blick wieder zu ihrem Gesprächspartner.
Amélie:
„Natürlich kann ich verstehen, dass das ärgerlich
ist, vielleicht auch unfair. Aber in gewisser Weise sind mir hier
auch die Hände gebunden. Sicherlich haben auch Sie
mitbekommen, dass unser Co-Chef Referee in der letzten Woche
verstorben ist. Das Personal ist gerade knapp, die Moral ist
nicht da, wo sie sein sollte.“
Die
Comissionerin steht auf von ihrem Schreibtisch und blickt kurz
aus dem Fenster. Dann dreht sie sich um, lehnt sich an die
Fensterbank, verschränkt die Arme.
Amélie:
„Ich weiß nicht genau, was Sie nun von mir verlangen,
aber ich werde nichts was in der Vergangenheit liegt rückgängig
machen. Wenn die Glocke läutet und das Ergebnis durchgesagt
wurde, dann ist es das Ergebnis. Kein grüner Tisch, kein VAR
oder was auch immer. Wenn es das ist, was Sie von mir wollen,
dann tut es mir Leid, dass Sie hier meine und Ihre Zeit
verschwendet haben. Als Top bezahlter Sportler, der Sie nun mal
sind, sollten Sie sich auf die Zukunft konzentrieren.“
Morbeus:
„Frau Schwanenburg seien Sie gewiss, dass ich ihre Rolle
kenne. Ich bin doch auch keiner der groß nach hinten
schaut. Schon von Berufswegen interessiert mich nur die Zukunft.“
Douglas
und Schwanenburg grinsen sich nun beide, Höflichkeit
vorgaukelnd, mit ihrem aufgesetztem Parade-Lächeln an.
Morbeus:
„Die vorläufige Card für den PPV mit den
jeweiligen Referees habe ich schon gesehen…ja ich weiß,
die geht normalerweise nicht an die kämpfende Zunft, aber
ich habe halt auch meine Kontakte. Long Story short.. auch auf
der PPV-Card steht nun schon wieder Peter Cleven für das JCI
sprich das Match der Foundation als leitender Referee drauf. Das
wollen wir nicht. Vielleicht werde ich schon zum
Verschwörungstheoretiker, vielleicht werde ich verrückt,
vielleicht habe ich aber auch einfach recht. Die letzten Wochen
haben mich und die Foundation negativ geprägt. Wir möchten
in Zukunft dauerhaft fair behandelt werden. Glauben Sie mir, ich
bin keiner, der ständig mit diesen Dingen die Commissionerin
belästigen will. Daher bitte ich sie, und dann gebe ich auch
für alle Zeit meine Ruhe mit der Referee-Thematik für
den PPV einen Tausch vorzunehmen. Hier ist meine Idee:
Chef-Referee und Mr. Integrity Guido Sandmann, der aktuell auf
der Liste noch das Intercontinental Turmoil-Match leitet, tauscht
das Match mit Peter Cleven! Ich denke so würden auch alle
ohne Gesichtsverlust rausgehen…“
Amélie
sieht sichtlich genervt aus.
Amélie:
„Also...“
Wirklich
genervt.
Amélie:
„Verstehe ich das richtig? Sie fordern den CHEF Referee?
Das JCI ist ein wichtiges Match für das Jubiläum, das
steht ganz außer Frage. Aber das Intercontinental
Championship Match ist nicht minder wichtig. Eine solche
Forderung ist ganz schön viel, finden Sie nicht auch?“
Noch
bevor Douglas antworten kann, ergreift Amélie wieder das
Wort.
Amélie:
„Ich meine... also wie bereits gesagt, das JCI ist durchaus
wichtig und berechtigt einen Mann des Kalibers von Sandmann. Aber
ich müsste hier und da an diversen Strängen ziehen. Das
zieht Arbeit mit sich, Arbeit, die ich mir eigentlich nicht
machen müsste und so weiter und sofort. Wissen Sie, worauf
ich hinauswill?“
Für
einen kurzen Moment blicken sich die beiden Parteien an. Aber
Amélie streut noch einen subtilen Hinweis ein.
Amélie:
„Ich helfe Ihnen mal auf die Sprünge. Arbeit erfordert
in der Regel eine gewisse Gegenleistung... oder auch einen
Gefallen...“
Morbeus
lacht leise vor sich hin. Plötzlich steht er auf und geht im
Raum grinsend auf und ab. Dann richtet er wieder seinen Blick zur
Commissionerin.
Morbeus:
„Ich nehme auch Michael Kontrak, der Zereo Killer gegen
Robert Breads leiten soll, wenns der Sandmann nicht werden kann.
Es geht hier immer nur um Peter Cleven. Aber kommen wir zum
Wesentlichen…Wissen Sie Frau Schwanenburg, ich habe in
meinem ersten Run vor vielen Jahren einige Zeit in der
Rheinmetropole Köln verbracht. Wie sie wissen, ist man dort
sehr gesellig und man gönnt auch seinen Mitmenschen
eigentlich nur das Beste. Leider aber alles nur dummes Geschwätz.
Den zwischen all dem Blabla werden Chiffren miteinander
ausgetauscht, die man im Volksmund dann „klüngeln“
nennt. HAHA.
Frau
Schwanenburg, es soll doch nun wirklich heute keiner leer
ausgehen. Folgenden Vorschlag habe ich für Sie…..“
In
diesem Moment schaltet sich der Ton der Kamera aus und man sieht
einen gestikulierenden Morbeus und eine mit verschränkten
Armen sitzenden Frau Schwanenburg. Dann fadet die Kamera aus.
Irgendwo
dort hinten im Backstage-Bereich hat die GFCW ihre heilige
Interview-Sektion aufgebaut. Und dort ist es auch, wo wir jetzt
hinschalten. Doch diesmal, ja, diesmal ist etwas anders. Denn es
fehlt ein wesentlicher Teil, der eigentlich undenkbar mit der
Interview-Sektion verbunden ist. McMüll ist nicht da! Aber
das macht in diesem Fall nichts! Denn die Fans sind bei dem
Anblick, der ihnen hier gerade vergönnt ist, versöhnt.
Und sofort kreischen die Mädels, sofort grölen die
Jungs, denn, Ladies and Gentlemen, Sie sehen Jason Crutch, Frank
the trucker und Jack Bobo!
Crutch,
endlich mal wieder in Wrestlingklamotten, blickt strahlend in die
Kamera. Wieder will er sich die schwarz verspiegelte Sonnenbrille
zurecht rücken, wenn, ja. Wenn sie nur da wäre! Denn es
gibt nichts zurechtzurücken. Denn immer noch befindet sich
das für Crutch so wertvolle Utensil in Händen von Max
Moustache. Also zuckt Crutch mit Achseln und spricht dennoch in
die Kamera.
Jason
Crutch: „Liebe Crutch-o-Maniacs, vor zwei Wochen wurdet ihr
Zeuge der Präsentation des 4. Mannes von Team Crutch! Und,
hallelujah, haben wir die Internetforen damit überquellen
lassen vor totaler Fassungslosigkeit und absoluter
Sprachlosigkeit! Leute, ihr hättet Big Rig nach dem Abend
sehen sollen! Vor lauter Aufregung brachten sie ihr Truckermenü
bestehend aus drei Big Baby Boobie Burger mit DREIFACH
SCHWEINEFLEISCH (ohne Salat natürlich!) kaum runter!“
Während
sich Frank freudig auf die Wampe klopft, steigt Jack ein.
Jack:
„Ich habe es den Jungs von der FFFF im Vorfeld gesagt und
ich denke, es wurde abgeliefert. Unser Team ist jetzt mehr als
Startklar und das war ein astreiner Blitzstart, den wir
abgeliefert haben. Aber Jason, eine Frage, so ganz unter uns.“
Jack
neigt sich zu Jason hinüber, der sieht gespannt aus.
Jack:
„Don hat uns einen schönen Vorteil eingebracht. Aber
wie kam es dazu, dass du ihn gefragt hast? Ich meine, na ja, ihr
habt ja eine Geschichte und so. Du weißt, was ich meine.“
Der
Oberpollinger stand während der letzten paar Sätze zu
Jack gewandt in einer Denkerpose, die einer griechischen Statue
gerecht geworden wäre. So, als wäre er gerade dabei,
die neunzehnte Position hinter dem Komma der Zahl Pi zu
berechnen.
Jason
Crutch: „Das ist eine gute Frage, Jack! Und gottlob, das
ist dieselbe Frage, die sich auch die Crutch-o-Maniacs gestellt
haben in den letzten zwei Wochen. Der Mann, der mit dem Leben von
mir, meiner damaligen Verlobten – und jetzigen Frau –
Anna und meinem damals noch ungeborenen Kind gespielt hat –
wegen einer Wette um einen gottverdammten Euro! Der Mann, der
mich aufgrund meiner Geldprobleme in seine Knechtschaft zwang und
mich Gärtnerarbeiten, Poolreinigungs- und Autowascharbeiten
erledigen ließ, um über die Runden zu kommen! Der
Mann, der mich in jeder freien Sekunde seines Lebens gedisst und
gedemütigt hat.“
Crutch
wirft die Stirn in Falten und kratzt sich am Kinn. Dann wendet er
sich plötzlich Big Rig zu.
Jason
Crutch: „Warum zum Teufel nochmal arbeite ich mich diesem
Kerl zusammen???“
Jack
blickt Jason an. Jack blickt Frank an. Frank blickt Jason an.
Frank blickt Jack an. Die Gestik des älteren Truckers ist
klar, was ein bisschen scherzhaft und salopp rüber kommen
sollte, nahm vielleicht die falsche Abzweigung. Aber Frank ist
da, um den Tag zu retten.
Frank:
„Hahaha, das waren Zeiten, ne?“
Dann
klopft er dem Oberpollinger auf den Rücken, etwas unsanft,
aber auch nicht rabiat.
Frank:
„Dass der Don gut was drauf hat im Ring wissen wir ja, nur
deshalb haste ihn ja auch wieder ins Team geholt, ne?“
Jason
scheint ernsthaft zu überlegen, Big Rig weiß nicht so
recht, wie sie die Situation noch retten können. Doch am
imaginären Horizont, da erscheint er.
Frank:
„EY DON!“
Frank
hat es erkannt und winkt ihn herüber.
Frank:
„Soll er mal lieber selber erzählen.“
Ein
Räuspern kommt aus dem Off in die Ohren gesäuselt. Die
Kamera schwenkt ein kleines Stück nach rechts und fängt
den Rich Guy ein. Dieser trägt seine langen Haare zum Dutt
zusammengebunden, hat seine pinke Sonnenbrille auf der Nase und
seine Collegejacke übergestreift. In der linken Hand hält
er eine Netto Plastiktüte.
Der
Blick seiner Partner fällt auf besagte Tüte, die mal so
gar nicht ins Erscheinungsbild eines jungen, wohlhabenden Mannes
passt. Der Don bemerkt die Blicke und versteckt diese ein wenig
hinter seinem Rücken.
Don
Sheen: „Buenos Diaz Senores! Und Olá an alle
zu Hause!“
Er
senkt ein bisschen den Kopf, zieht seine Sonnenbrille ein Stück
nach unten und zwinkert selbstbewusst in die Kamera. Dann wendet
er sich wieder Crutch und Big Rig zu.
Don
Sheen: „Jason. Warum arbeiten wir nochmal zusammen? Das ist
prinzipiell eine gute Frage. Aber wenn wir ehrlich sind, wissen
wir beide die Antwort. Das was damals war. Das zwischen uns. Das
ist Vergangenheit. Ich habe damals Fehler gemacht und ich würde
definitiv behaupten, dass du diese auch gemacht hast. Ich meine
du hast unter anderem meine Koikarpfen kaltblütig ermordet!“
Crutch
schaut den Don etwas skeptisch an, der ihm dann aber lässig
auf die Schulter klopft und weiterspricht.
Don
Sheen: „Aaaaaber wie ich gesagt habe. Das ist alles
Vergangenheit. Ich und auch du. Wir haben uns beide weiter
entwickelt. Ich meine. Hey. Du bist inzwischen mit Anna
verheiratet und ich bin mir sicher, dass das damals euch nochmal
gut zusammengeschweißt hat. Also ist es auch irgendwo mein
Verdienst“
Er
zuckt kurz mit den Schultern.
Don
Sheen: „Aber abgesehen davon. Wir haben in den letzten
Jahren auch einige Male telefoniert und uns doch gar nicht mal so
schlecht verstanden. Das Kriegsbeil wurde für mich
vergraben, als wir uns nach meinem Sieg, am geschichtsträchtigen
22.11.2019 bei War Evening, die Hände geschüttelt
haben. Ich habe seitdem auch mit Anna geredet“
Crutch
scheint diese Aussage nur so semigut zu gefallen, denn er macht
einen kleinen Schritt in Richtung des Rich Guys. Dieser nimmt
schützend die Arme hoch und weicht etwas zurück.
Don
Sheen: „Ruhig Brauner. Ich habe mit ihr geredet und mich
entschuldigt. Und ich bin mir recht sicher, dass sie mir auch
verziehen hat. Vor ein paar Wochen habe ich vor meinem Kamin
gesessen und meine Masseurin hat ihren Job gemacht, als du
angerufen hast und gefragt hast ob ich für dich Zeit habe.
Da musste ich nicht zweimal überlegen. Das war für mich
eine klare Sache. Und die zwei Kollegen hier, Diddlidum und
Diddlidei, die wirken doch wie eine gute Stütze.“
Lässig
klopft er Bobo und Frank mit der Rückhand auf den Bauch.
Don
Sheen: „An unsere vier Kontrahenten“
Der
Don blickt jetzt ernst in die Kamera.
Don
Sheen: „Als ich hier Schlachten geschlagen habe, wart ihr
noch nicht einmal im Gespräch. Wir werden euch
auseinandernehmen und dahin zurückschicken, wo ihr
hergekommen seid! Ihr habt nicht das was wir haben. Leidenschaft
für den Sport, den Willen zu Siegen und vor allem etwas für
das es sich zu kämpfen lohnt. Ihr seid Schmutz in meinen
Augen. Und WIR werden euch zeigen wer WIR sind!“
Dann
ist es Jason Crutch, auf den sich der Kameramann noch einmal
fokussiert.
Jason
Crutch: „Morbeus, die Matchansetzung für heute Abend
finde ich schon einmal klasse. Denn das gibt euch schon einmal
einen kleinen Vorgeschmack auf das, was euch bei der
Jubiläumsshow passieren wird. Du siehst, dass ich den Beef,
den wir beide miteinander haben, verdammt, VERDAMMT ernst nehme.
Denn nicht umsonst habe ich das am meisten unterschätzte
Tag-Team BIG RIG um mich geschart und hole genau den Mann, mit
dem ich mich ein Jahr lang gezofft habe. Und damals ging es nicht
nur um eine Tüte Chips.“
Der
Don stupst Crutch etwas mit dem Ellenbogen an. Dieser schaut ihn
etwas irritiert an. Sheen nickt ihm zu und streckt ihm die
Nettotüte entgegen. Der Oberpollinger reagiert zuerst gar
nicht so richtig, doch Sheen nickt ihm entschlossen entgegen und
drückt ihm die Tüte noch ein wenig an den Oberkörper.
Mit einem leicht genervten Blick nimmt Crutch die Tüte
entgegen
Dann
fasst der Oberpollinger in diese und holt was hellblau-weißes
hervor. Sehr zur Freude der Crutch-o-Maniacs in der Halle und an
den TV-Schirmen zieht er dieselbe hellblau-weiße
Collegejacke an, die auch der Don trägt. Und Insider
erkennen nun, dass es das alte Exemplar ist, das er anno 2017
eine Zeitlang trug – die mit dem „BITCH“-Aufdruck,
während auf der des Don „BOSS“ steht.
Jason
Crutch: „B’n’B, Boss & Bitch, is back,
Bay-Bay! Und, OH YEEEEAH, wir reißen euch die Ärsche
auf!!!“
Obwohl
Frank kein Teil besagter Gruppierung ist, ist er dennoch
unmittelbar Feuer und Flamme.
Frank:
„B'n'B! B'n'B!“
Er
formt seine beiden Hände zu einer Art Megafon und hält
sie vor den Mund.
Frank:
„B'n'B! B'n'B!“
Spätestens
die letzten Ausrufe sorgen dann doch für etwas peinliche
Berührtheit bei den anderen Beteiligten, aber sie lassen es
mal durchgehen. Untereinander wird dann noch ein bisschen
gewitzelt und das Bild fadet langsam aus.
Es
passiert nicht oft, dass
jemand mit der Fist for Future Foundation sprechen möchte.
Normalerweise ist es eher umgekehrt und wen es erwischt, der
sucht nach Auswegen um möglichst schnell wieder vom Gerede
der Weltverbesserer(?) wegzukommen.
Tja,
wenn es da nicht aktuell jemanden geben würde, der zumindest
in manchen Sachen doch ganz FFFF-konform leben dürfte.
So
betritt er also nach kurzem Klopfen und kurzem aber herzlichem
„Hä, was“? seitens Max Moustaches die Höhle
der Löwen, hebt in der offenen Tür bereits für die
Begrüßung seinen Strohhut und spricht…
Gordon:
„Hallo zusammen. Mein Name ist Gordon Schelo, nett euch
kennenzulernen.“
Schon
ist der Hut wieder auf dem ungepflegtem - im Vergleich zu
Moustaches - bärtigem Haupt und ein schnelles Nicken folgt
noch inklusive freundlichem Lächeln.
Gordon:
„Ich würde euch ja gerne die Hand schütteln, aber
tjoa, muss ja aktuell auch nicht sein. Störe ich gerade?“
Slay
Oakland schaut erst skeptisch zu Max und dann mit gleichem
Gesichtsausdruck zu Carola Birkenstock.
Slay:
„Wer bist du denn, Kollege?“
Max:
„Gordon Schelo? Ein Mann vergangener Tage. Auch ihn kenne
ich noch aus dem Fernsehen, als Teenie-Max Freitagabends immer
GFCW eingeschaltet hat. Ein Farmer.“
Carola
Birkenstock wird bei dem Wort Farmer auf einmal hellhörig.
Seit vielen Jahren engagiert sie sich für das Tierwohl von
Nutztieren und die damit verbundene Umsetzung der Maßnahmen
der Fleisch- und Milchindustrie. Ihr Ziel ist es, dass es in
naher Zukunft nur noch zertifizierte Bio-Bauernhöfe gibt.
Carola:
„Hey Gordon. Sag mal, was kannst du denn uns alles über
deine Farm erzählen?“
So
viele Eindrücke, die da auf ihn einprasseln, da muss sich
der Bauernjunge erst einmal umschauen. Immer wieder zuckt er kurz
mit der Hand hoch, holt gerade Luft, will antworten, schon
antwortet der Nächste. Bei Carolas Frage ist er dann aber
doch wieder dran, mit einem freundlichen Lächeln. Und seiner
tiefen brummigen Stimme.
Gordon:
„Tjoa Leutz, da gibt es so einiges, was ich euch erzählen
könnte. Die Kartoffelernte war letztes Jahr wirklich
gut…hey, das heißt jetzt aber nicht, dass ich ein
Depp bin, okay?“
Sagt
er mit einer flotten Fingerpistole in Richtung Slay, der schon
einen Spruch bringen wollte.
Gordon:
„Ich glaube, insgesamt wärt ihr mit meinem Hof ganz
glücklich, das könnten meine Schweine euch auch
sagen…wenn ihr sie halt verstehen würdet. Ihr seid da
generell ganz herzlich willkommen, wenn es euch mal in den Süden
verschlägt…und apropos ‚schlagen‘…“
Jetzt
die Drehung etwas weg von Carola und hin zu den UBB.
Gordon:
„Wenn ihr mal zu Besuch kommt, könnt ihr euch auch
sicher sein, dass ihr danach gut Muskelkater habt. Zu tun ist
genug, ich kann ruhig auch einen Pflug an eure Räder
spannen, wenn ihr die irgendwie wieder fahrbar bekommt. Aber
ernsthaft…“
Er
geht einen Schritt weiter auf die UUB zu, nickt ihnen zu.
Gordon:
„Nachdem ich Emilios Rückkehr gesehen habe, seid vor
allem ihr vier mir aufgefallen…– eigentlich vor
allem Morbeus. Er kommt also nach vielen Jahren wieder zurück
zum Wrestling, mischt alles auf und hat mit euch auch gleich gute
Verstärkung an seiner Seite. Gefällt mir. Und ich denke
mir…wenn Morbeus so auftrumpfen kann und hey, ich wünsche
euch wirklich viel Erfolg gegen Crutch und co…aber wenn
Morbeus mit euch so auftrumpfen kann, dann will ich doch beim
Jubiläum auch zeigen, dass meine Tage noch nicht so ganz
vergangen sind, Max.“
Max:
„Hmm, bist du etwa keiner vom GFCW-Establishment? Habt ihr
das gehört? Er wünscht uns Glück?!“
Slay
Oakland ist zu cool, um sich eine Regung in seinem Gesicht
abringen zu lassen. Carola Birkenstock der die zunehmende
Zurückweisung und Schmährufe der Fans in den letzten
Wochen zu schaffen macht, beginnt an zu grinsen.
Carola:
„Ja klar, kannst du es auch allen zeigen. So alt siehst du
doch noch nicht aus. Aber Ray hat sich auch ziemlich krass fit
gemacht bei seiner Wiederkehr. Ich kann dir gerne die Nummer von
Dragan geben, der hat auch uns trainiert, super Typ und ein
fantastischer Coach.“
Slay:
„Nicht so schnell, Carola. Ich traue dem Farmer nicht. Was
konntest du eigentlich jemals im Ring, Shelo? Morbeus war World
Champion in früheren Tagen, der musste seine Klasse nur
reaktivieren. Aber was ist mit Dir? Was hast du überhaupt
vorzuweisen? “
Max:
„Slay, der Mann will nichts Böses von uns. Ob du gegen
uns ne Chance haben würdest wage ich aber zu bezweifeln,
HAHA. Aber du kämpfst doch gegen Fernandez. Der ist doch
auch schon lange raus?! Warum seid ihr alten Männer
eigentlich wieder alle heiß auf Wrestling? Mid-Life
Crisis?“
Leicht
getroffen geht Schelos Blick kurz nach unten, er zieht kurz eine
Schnute, ein dumpfes „Hmm“ kommt vom Inneren.
Gordon:
„Gut, für Gold hat es nicht gereicht, stimmt schon…“
Schulterzucken,
die Haltung wieder stark und aufrecht. Zurück ist die innere
Zufriedenheit.
Gordon:
„Aber, Leutz, immerhin hatte ich mir die Chance auf’s
große Gold verdient. Ist ja immerhin schonmal ein Schritt
weiter als Morbeus es bisher hier gebracht, nicht oder?“
Schelmisches
Grinsen, aber er beschwichtigt mit einer Handbewegung sofort als
er merkt, dass seine drei GegenüberInnen (sagt man das so?)
den Kommentar nicht liken.
Gordon:
„Ernsthaft, Ich bin kein Topathlet wie ihr, war ich nicht,
werde ich nie. Aber ich habe halt auch nicht nur Luftblasen im
Arm. Macht euch keine Sorgen, Leutz, ich werde beim Jubiläum
nicht versuchen, euch die Show zu stehlen. Das ist eure Zeit euch
einen Namen zu machen. Ich will nur zwei Dinge…euch und
all den Leutz vorm Fernseher und in der Halle zeigen, dass dieser
Bauernjunge und Emilio Fernandez nicht komplett zum alten
rostigen Eisen gehören und vor allem Teil davon sein, wenn
Geschichte geschrieben wird. So wie damals als ich mit einem
Vogel zwei Steine erschlug…das ist die Wahrheit.“
*Zwinker**Zwinker*
Slay
Oaklands Gesichtszüge bleiben weiterhin angespannt. Das
könnte aber auch daran liegen, dass der gebürtige
Engländer eine gewisse Nervosität für das später
anstehende Match gegen Crutch und Don Sheen verspürt. Carola
Birkenstock lächelt dagegen freundlich, der Unbekannte ist
ihr auch weiterhin sympathisch.
Carola:
„Du kriegst das schon hin, du bist doch weiter gut in
Schuss! Zeig uns doch mal Bilder deiner Farm, wir würden dir
bestimmt im Sommer gerne helfen.“
Gordon
Shelo holt sein Smartphone heraus und zeigt den interessierten
Max und Carola mit großem Enthusiasmus Bilder seiner Farm
und erklärt darauf den beiden verschiedene Dinge. Oakland
wendet seinen Blick von den Dreien ab und verlässt als
erster die Kabine in den Backstagebereich.
Die
Kamera schwenkt aus.
DANNY
BITTE
AUF DEM SCHWARZEN HINTERGRUND
Sven:
“Oh, liebe GFCW-Galaxy! Lange nicht mehr gehört, aber
unvergessen. Die legendäre Entrance Theme des noch
legendäreren Fight Club!“
Nebel
wabert über die Entrance Stage, die Rampe hinab und um den
Ring herum. Das Licht wird ausgemacht, lediglich ein Spotlight
weist auf die Stage. Die düsteren Klänge der Theme
röhren aus den Boxen, während sich zwei Silhouetten in
den Nebel bahnen. Dort, im Spotlight, verharren die beiden
Gestalten. Sie sehen sich kaum merklich um, begutachten die so
vertraute Umgebung. Und dann erst setzen sie sich in Bewegung.
Pete:
„Wie vor zwei Wochen von Jasper Randall angekündigt,
tritt der Fight Club mal wieder geschlossen bei War Evening auf.
Wir dürfen gespannt sein, was sie uns zu sagen haben.“
Denn
genau danach sieht es aus. Denn nachdem sich der Fight Club
zentral im Ring im Spotlight positioniert hat, werfen sie
synchron, wie abgesprochen, die Kapuzen ihrer mausgrauen Hoodies
in den Nacken. Und Jasper Randall lässt sich daraufhin,
nachdem das Licht in der Halle wieder angegangen ist, ein
Mikrofon reichen. Seine heisere, kalte Stimme ist heute wieder
einmal ruhig und kalkuliert.
Jasper
Randall: „In den letzten paar Wochen hat sich zwischen uns
und Sid the scum und Rob Gossler etwas angestaut. Zwischen uns
herrschen bad vibrations, ya know?“
Pete:
„Hat Jasper Randall gerade von ‚bad vibrations‘
gesprochen?“
Sven:
„Ja.“
Pete:
„Jasper Randall?“
Auch
die Fans können mit dieser Bezeichnung aus dem Mund von
Jasper Randall nichts anfangen. Überhaupt scheinen sie mit
dem New Yorker – mal wieder – nichts anfangen zu
können. Denn sie buhen ununterbrochen während seiner
Ansprache.
Jasper
Randall: „Die beiden Psychopunks haben versucht, uns
lächerlich zu machen. Nein, nicht nur mich oder meinen
Partner Drake. Die gesamte Organisation des Fight Club. Unsere
gesamte Familie. Ich muss nicht wiederholen, was diese beiden
Maden abgezogen haben, jeder hier im Stadion weiß davon.
Ich nehme an, ihr habt euch köstlich amüsiert, no? Ich
habe leider eine traurige Nachricht. Die Unterlassungsanordnung
läuft, und dieses lächerliche Magazin wird bald von der
Bildfläche verschwinden. Was aber nicht verschwinden wird,
ist die Konsequenz, der ihr euch noch zu stellen habt.“
Er
nickt Drake Ackley zu, tut einige Schritte durch den Ring und
wendet sich, nachdem er einen grünen Klumpen auf die
Ringmatte gerotzt hat, den Fans zu.
Jasper
Randall: „Es ist offensichtlich, was geschehen muss. Ihr
gegen uns. Allerdings nicht irgendwo. Seien wir ehrlich: ihr
beiden erbärmlichen Alkis seid nicht für diesen Ring
gemacht. Ich weiß ehrlich gesagt überhaupt nicht,
wofür ihr überhaupt gemacht seid. Seht ihr, ihr beiden
seid der Bodensatz dieser Liga. Wollt ihr beide euch auf das
Niveau von Küchenschaben begeben, müsstest ihr auf ein
Podest steigen.“
Ein
Mundwinkel zuckt nach oben, als hätte er gerade den Spruch
des Jahres gedrückt.
Jasper
Randall: „Ihr seid Dreck unter den Nägeln. Ihr seid
Scheiße an der Hacke. Ihr seid der lästige Popel in
der Nase, der einfach nicht raus will, und wenn man noch so tief
mit dem Finger bohrt. Sid, Rob, ihr seid die Lachnummer dieser
Liga! Niemand nimmt euch ernst. Seht ihr diese Leute dort?“
Er
deutet auf die Fans.
Jasper
Randall: „Die lachen über euch! Sie lachen, weil sie
wissen, egal, wieviel Scheiße sie in ihrem Leben bauen,
egal, wie oft das Leben ihnen aufs Maul gibt, egal, wie oft sie
im Leben auf die Fresse fallen – sie werden immer, IMMER,
über euch stehen!“
Och,
wenn man die Fans so in den Hallen sieht, scheinen sie nicht ÜBER
Sid und Rob zu lachen, denn MIT ihnen. Und dort hinten tun sich
sogar erste Anfeuerungsrufe für die Psychopunks hervor.
Chants, die Randall etwas missfallen…
Jasper
Randall: „Ihr denkt, ihr könnt uns in die Suppe
pissen? Ihr denkt, ihr könnt uns an den Eiern packen? Leute,
wir haben aufgrund des Videos in einem unserer Fight Clubs vor
vier Wochen eine Strafe aufgebrummt bekommen, weil wir uns nicht
an IHRE Corona-Abstands- und –Zusammenkunftsregeln gehalten
haben und weil wir keine Masken getragen haben. Das SYSTEM wollte
UNS bestrafen! Wisst ihr, was wir mit dieser Bußgeldanzeige
gemacht haben? Wir haben sie zerrissen, so böse sind wir!
Und mit UNS wollt ihr euch anlegen? Wir sind die fiesesten Jungs
ÜBERHAUPT!“
Pete:
„Meinte er das gerade so ernst?“
Sven:
„Ich glaube nicht.“
Stimmt,
Randall zieht wieder einen Mundwinkel nach oben. Selbst die
Mundwinkel des im Hintergrund stehenden Mr. Chewing Gum, der mal
wieder die Arme vor der Brust verschränkt hat, scheinen für
einen Bruchteil nach oben zu zucken. Das könnte fast als
Lächeln durchgehen.
Jasper
Randall: „Bei der Jubiläumsshow hauen wir uns aufs
Maul. Aber nicht hier in diesem Ring! Wir sind in den Clubs
unterwegs. Und auch ihr seid in den Bars und Clubs dieser Welt
zuhause. Sicherlich mehr, als in diesem Ring. Wieso sollen wir
euch also nicht dort die Scheiße aus dem Leibe prügeln,
wo ihr euch am wohlsten fühlt? Sid
the scum, Rob Gossler, der Fight Club – bei der
Jubiläumsshow in einem
‚Bar
& Club Fight’!”
Sven:
“In einem ‘Bar & Club Fight’?”
Pete:
“Klingt doch gut!”
Wie
erwartet erklingt Westerwald von SpringtOifel und Rob und Sid
marschieren die Rampe hinunter.
Entschlossen
positionieren sich vor ihren Rivalen und blicken ihnen aufrichtig
in die Augen. Keine Spur von Angst oder Zweifel. Rob führt
sein Mikro an die Lippen.
Rob:
“Erstmal eins vor weg ihr Fist Club Heinis: Keine Ahnung wo
du die miesen Sprüche her hast aber ich glaube sie alle
schon mal in dem Witzebuch meiner Oma gelesen zu habe. Kein gutes
Gefühl sag ich dir. Aber Hey, mach dir keine Sorgen dass du
auf deinem Hass sitzen bleibst Häschen. Natürlich
nehmen wir deine Herrausforderung an. Ich mach mir eher Sorgen,
dass du uns in so eine verkackte Lounge schleppst und das Kneipe
nennst. Gib dir gefälligst Mühe klar uns was
anständiges anzubieten!”
Ernst
lässt Rob einige Sekunden seinen ausgestreckten Finger auf
den FC wirken. Nach der großen Geste seines Partners meldet
sich auch Sid zu Wort.
Sid:
Dafür dass ihr euch für so knallharte Typen haltet
heult Ihr schon viel rum über so ein kleines Artikelchen.
Aber die Idee die Sache in 'ner Kneipe zu lösen is' spitze,
schonma' überlegt in die Kreativbranche zu wechseln?
Motivationskartenschreiber klingt als wär's grade genug
monologisier'n damit du dich Zuhause fühlst!
Randall
führt das Mic erneut zum Mund, während Ackley weiterhin
Kaugummi kaut.
Jasper
Randall: „Wieso habe ich nichts anderes erwartet? Die Welt
hat darauf gewartet, dass der Fight Club, das GRÖSSTE TAG
TEAM IN DER GESCHICHTE DER GFCW, endlich mal wieder in den Ring
steigt. In gewisser Weise fast schon schade, dass wir unser
Talent an zwei Würmer wie euch verschwenden müssen.
Doch Business ist Business, ya know?“
Rob
atmet ein wenig erleichtert durch.
Rob:
“Na dann ist die Sache ja geklärt und ich komme
pünktlich zu den Spätnachrichten wieder nach Hause.”
Eine
goldige Atmosphäre erfüllt die Arena
Die
Halle verdunkelt sich
Güldene
Funken fallen aus dem goldig strahlenden Himmel
MED
Der
FoaB und Ill Menit betreten die Bühne. Die Gürtel
klassisch um die Hüften gelegt. Ihre Blicke schweifen ins
Rund der Arena. Die glücklichen Fans jubeln ihren Helden zu.
M.E.D und auch vereinzelte T’n’B Rufe lassen den
beiden Champions ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Sie bleiben auf
der Rampe stehen und schauen skeptisch zum Ring. Nach kurzer
interner Beratung und augenscheinlicher Einigung zwischen den
beiden dreimaligen Tag-Team Champions hebt der FoaB das Mikrofon
zum Mund und holt tieeeeeeeeeef Luft.
FoaB:
Leute, Leute, Leute…beruhigt euch doch bitte mal. Wir
haben da hinten jetzt ne geschlagene, aber a nette halbe Stunde
gewartet…und gewartet...und gewartet….
Ill
Menit schaut gelangweilt zum Ring und gähnt dabei
provozierend.
FoaB:
…und gewartet…ja worauf haben wir eigentlich
gewartet?...
Ill
Menit: Wir haben darauf gewartet das hier im Ring irgendwas
gesagt wird was von so einer enormen Wichtigkeit ist, das es
rechtfertigen würde dem besten Tag Team aller Zeiten die
Bühne zu nehmen.
Die
Tag-Team Champions machen sich auf dem Weg zum Ring. Die Fans die
es in die Halle geschafft haben jubeln ihren Idolen zu. Am Ring
angekommen trennen sich ihre Wege. Der FoaB steht nun rechts, und
Ill Menit links vom Ring. Die vier Kontrahenten im Ring beäugen
nun nicht mehr nur sich sondern sind auch damit beschäftigt
den beiden am Ring ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
FoaB:
Das Problem was wir aber relativ schnell erkannt haben ist
folgendes…es interessiert sich niemand für zwei Punks
die versuchen ihre verkorkste Kindheit durch ihre Streiche und
ach so bösen Aktivitäten zu verarbeiten…Ihr
lauft hier rum und verbreitet…nach eurem empfinden…Angst
und Schrecken…verbreitet Chaos…
Ill
Menit unterbricht seinen Partner: IHR
BEIDEN KLEINEN SPIELPLATZ GAUNER HABT NOCH KEIN CHAOS GESEHEN…IHR
LUNGERT HIER RUM UND GLAUBT NE GROßE NUMMER ZU SEIN…WIR
WERDEN EUCH HEUTE MAL GANZ SCHNELL KLAR MACHEN DAS IHR NUR EINE
KLEINE NUMMER SEID…HALTET MAL SCHÖN DIE FÜßE
STILL…WIR BEIDE HIER WERDEN EUCH HEUTE MAL ETWAS BENEHMEN
IN EURE CHARAKTERLOSEN FRESSEN PRÜGELN…
Sid
und Rob sind mit der Ansage natürlich gar nicht
einverstanden und reagieren äußerst gereizt auf die
Ansage von Ill Menit. Ein paar Nettigkeiten fliegen zwischen den
beiden hin und her. Der FoaB schaut weiterhin stumm, aber doch
sehr fokussiert in den Ring. Jasper Randall und Drake Ackley
stehen der ganzen Diskussion etwas distanzierter Gegenüber.
Die beiden vom Fight Club belächeln die Unterhaltung
zwischen den beiden Teams die gleich gegeneinander antreten
werden.
FoaB:
HEY!!!! WAS GIBT ES DA ZU LACHEN???...
Seine
Worte gehen direkt an Jasper Randall der gerade arg erheitert auf
die streitenden Parteien deutete und seinem Partner etwas
zuflüsterte.
Jasper
Randall zuckt kurz zusammen, als er merkt, dass er angesprochen
wurde. Sein Grinsen erkaltet und sein Blick fixiert den FoaB.
Auch Rob&Sid beschließen die hitzige Diskussion mit Ill
Menit zu beenden. Die Atmosphäre im Ring ist angespannt und
kurz vor der Explosion. Der FoaB betritt nun den Apron und schaut
zum Fight Club herüber.
FoaB:
Du tauchst hier mit deinem Freund Brad Pitt auf und behauptest
doch ganz dreist, dass IHR DAS GRÖSSTE TAG TEAM IN DER
GESCHICHTE DER GFCW seid…Ihr sprecht davon Legenden zu
sein…Wir haben in der jüngeren Vergangenheit gezeigt
wer hier in der GFCW DAS legendärste Tag Team der Geschichte
ist…Ihr stellt diese Behauptung auf und sucht euch…nach
eurem Worten…ein paar Küchenschaben, zwei Würmer
und die Lachnummer der GFCW aus um euch zu profilieren…Ich
gebe euch einen sehr ernst gemeinten Rat…
Der
Foab und auch Ill Menit haben den Ring betreten und stehen nun
zwischen Rob&Sid und dem Fight Club. Sie stehen Nase an Nase
mit dem Fight Club.
FoaB:
Da ihr schon mal hier im Ring seid…bewegt ihr jetzt eure
zweifachen Tag Team Champion Visagen aus dem Ring, nehmt da am
Kommentatoren Pult Platz, setzt von mir aus eure Kapuzen auf, was
für viele der hier Anwesenden von Vorteil wäre da sie
so eure Hackfressen nicht mehr sehen müssen…
Jasper
und Drake steht der Zorn ins Gesicht geschrieben. Ihnen gegenüber
stehen die konzentriert und fokussiert schauenden Ill Menit und
FoaB.
Foab: …und wenn
ihr dann eure Reiseposition eingenommen habt schaut ihr den
ERSTEN und ERSTEN DREIFACHEN TAG TEAM CHAMPIONS DER GFCW zu…
Der
FoaB und Ill Menit drehen sich plötzlich um und
positionieren sich vor Rob&Sid. Diese weichen keinen
Millimeter zurück.
FoaB:
…wie wir den beiden Kleinkriminellen hier mal zeigen was
passiert wenn die Kinder aufmüpfig werden und mal ordentlich
den Arsch versohlt bekommen… Ill
Menit: Zwei verzogene Sitzpisser mal ein wenig Erziehung
beibringen…
FoaB:
…Und dann…wenn wir ONE…TWO…THREE…diese
beiden Müllsäcke hier mit dem Ringboden verheiratet
haben...und bei der Jubiläums Show Drake und Zane in ihre
Schranken gewiesen haben…UND IHR DANN NOCH IMMER GLAUBT
DIE GRÖSSTEN…BESTEN…LEGÄNDERSTEN TAG TEAM
CHAMPIONS zu sein…wir warten!!!
Sven:
„Habe ich das jetzt richtig verstanden? Mimen Jasper
Randall und Drake Ackley jetzt die Gastkommentatoren?“
Pete:
„Sie beraten sich noch. Ackley sieht eher so aus, als
möchte er MED JETZT HIER UND SOFORT aufs Maul geben…“
…doch
Randall hält ihn zurück, flüstert ihm was zu. Ein
Nicken von Ackley – und es ist beschlossene Sache. Der
Fight Club verlässt den Ring – und setzt sich zu Sven
und Pete ans Kommentatorenpult!
Der
Foab und Ill Menit entledigen sich ihrer Shirts und machen sich
in ihrer Ringecke bereit zum Kampf.