Anfang Januar im Performance Center.


Tammy: „Herzlichen Willkommen im Jahr 2025, liebe GFCW-Galaxy! Und herzlich Willkommen auch an meinen Interviewgast…“


Die Kamera, die bislang starr auf Tammys Gesicht fokussiert war, zoomt ein Stück zurück. Wir sehen die Interviewerin in einem improvisierten TV-Studio, welches die GFCW-Crew zwischen den Jahren ins Performance Center gezaubert hat. Tammy selbst sitzt hinter einem metallenen Tisch auf einem Stehhocker, neben ihr ist ein Monitor angebracht, der eine Animation des Ligenlogos in Dauerschleife zeigt.


Tammy: „…Mirkan Uysal. Frohes Neues! Schön, dass du hier bist.“


Nach einem Kameraschwenk kommt der Angesprochene ins Bild. Uysal trägt einen schwarzen Kapuzenpullover mit dem Aufdruck des Förderkaders, auch er sitzt hinter dem Studiotisch. Mit der einen Hand stützt er sich auf der Tischplatte ab, in der anderen hält er locker das Mikrofon.


Mirkan Uysal: „Danke für die Einladung, Tammy.“


Mit ihrem hundertfach erprobten Fernsehlächeln wendet sich Tammy an den Gast und lehnt sich vor.


Tammy: „Konntest du die Feiertage denn etwas genießen? Oder hast du sie angespannt verbracht?“

Mirkan Uysal: „Natürlich konnte ich mich erholen. Warum sollte ich angespannt sein?“


Die Interviewerin räuspert sich, während sie in ihrem Wortschatz nach der richtigen Formulierung kramt.


Tammy: „Nun, wir haben alle gesehen, was zum Jahresausklang bei deinem Förderkader-Projekt passiert ist. Mike Janus trat aus, Timo Schiller und Jakob Fleestedt sind durch deine Entscheidung Geschichte. Aus 4 Mitgliedern wurde ein letzter Überlebender. Da du um unser heutiges Gespräch gebeten hast, um die neue Förderkader-Generation vorzustellen…“


Daher weht der Wind für das Aufeinandertreffen also. Eine Vorstellung der neuen Gesichter.


Tammy: „…liegen hinter dir sicher einige Tage, in denen du viel grübeln und Entscheidungen treffen musstest.“

Mirkan Uysal: „Ah, das meinst du. Nun, dann würde ich meine Zeit eher arbeitsam bezeichnen, nicht angespannt. Das klingt zu negativ.“


Die Antwort Uysals lässt Tammy im Raum stehen, während sie nachdenklich den Kopf schieflegt. Irgendetwas an der Antwort scheint ihr nicht zu gefallen.


Tammy: „Wirklich nur arbeitsam, nicht doch angespannt? Man könnte meinen, dass du eine Art Druck verspürst.“

Mirkan Uysal: „Druck?“


Der Nachwuchsmanager zieht seine Augenbrauen hoch, die Lippen werden zu einem Strich und er lehnt sich vor.


Tammy: „Im vergangenen Halbjahr gab es für den Förderkader viele Niederlagen, sowohl für Generation 1 als auch für Generation 2. Nun sind drei Mitglieder nicht mehr im Förderkader, einer von ihnen ist sogar freiwillig ausgetreten. Man könnte meinen, die dritte Generation steht unter dem Motto „Jetzt oder nie“. Was wäre, wenn die neuen Mitglieder erneut versagen…?“

Mirkan Uysal: „Versagen? Tammy, bitte. Vielleicht haben einige Prozente bei meinen Jungs gefehlt, um mitzuhalten, aber versagt haben sie nicht. Da waren viele gute Ansätze.“


Mit all ihrer Routine gelingt es Tammy, über den verbalen Einwurfs Uysals einfach hinwegzugehen.


Tammy: „Denkst du manchmal, dass du mit dem Rücken zur Wand stehst? Wie viel Vertrauen hat Dynamite noch, wenn wieder Siege ausbleiben?“


Mirkan Uysal: „Ich spüre vollstes Vertrauen der Führung für das Konzept Förderkader.“

Tammy: „Nur für das Konzept oder auch für dich? Ich habe den Eindruck, du weichst der Frage aus. Ist es doch der Rücken zur Wand?“


Über Tammys ungewohnt beharrliche Frageweise irritiert, antwortetet Uysal einen Moment lang gar nicht. Er rutscht auf seinem Hocker hin und her.


Mirkan Uysal: „Derzeit sitze ich ziemlich bequem, denke ich. Aber wir sind nicht hier, um über mich zu sprechen, richtig?“


Nach einem letzten beharrlichen Blick in Richtung ihres Gastes lässt es Tammy dann gut sein. Auch Nachbohren muss Grenzen haben, wenn es nicht in Richtung Provokation abdriften soll. Also lächelt sie noch einmal professionell, schlägt die Beine übereinander und wechselt das Thema.


Tammy: „Gut, kommen wir zu unserem heutigen Anlass. Der Vorstellung der vier Mitglieder des Förderkaders 2025. Ich freue mich!“


Zufrieden, dass er irgendwie durch die unangenehmen Fragen laviert ist, lächelt Uysal ihr zu.


Mirkan Uysal: „Dazu hast du allen Grund, denke ich. Ich bin sehr zufrieden mit der Auswahl, die wir getroffen haben.“

Tammy: „Was kannst du mir darüber erzählen?“

Mirkan Uysal: „Nun, die dritte Generation des Förderkaders hat eine kleine Besonderheit. Normalerweise setzt sich der Kader ja aus zwei GTCW-Talenten und zwei Wildcards aus dem deutschen Independent-Bereich zusammen.“

Tammy: „Und diesmal nicht?“


Kopfschütteln beim Dortmunder. Nein, diesmal offensichtlich nicht.


Mirkan Uysal: „Die dritte Generation hat die Besonderheit, dass es vier Wildcards geben wird. Wir ermöglichen vier Leuten aus dem Independent-Bereich den Direkteinstieg ins Main Roster ohne den Umweg GTCW. Ich glaube, dass dadurch der innere Zusammenhalt untereinander noch gestärkt werden kann, weil jeder auf dem gleichen Karrierestatus ist. Und die Neuzugänge werden 110% geben bei einer so riesigen Chance, da bin ich mir sicher.“


An Tammys Miene ist abzulesen, dass sie wenig überrascht ist. Klar, solche Entscheidungen sind intern sicher längst bekannt, nur für das Publikum hält man das Frage-Antwort-Spiel aufrecht. Doch dass Tammy schon Bescheid weiß, ermöglicht es ihr, direkt nachzufragen.


Tammy: „Ist es nicht kontraproduktiv, dass die eigene Liga ihren Nachwuchs übergeht und Talente von extern verpflichtet?“

Mirkan Uysal: „Ich sehe es nicht als ein Übergehen, eher als eine Art Anreiz. Ich glaube an das Potenzial unserer GTCW-Jungs…aber vielleicht pusht es sie noch ein bisschen mehr, wirklich für den Platz im Roster zu kämpfen. Noch leidenschaftlicher zu sein. Sie sollten es eher als Ansporn sehen, sich im Performance Center richtig anzubieten. Vielleicht besteht Generation 4 dann eines Tages nur noch aus GTCWlern, wer weiß?“


Noch während Uysal spricht, scheint Tammy gedanklich schon bei der nächsten Frage zu sein. Eine Frage, für die sie noch die passenden Wörter braucht.


Tammy: „Ich komme nicht umhin, dich auf ein Gerücht anzusprechen, welches backstage die Runde macht.“

Mirkan Uysal: „Ein Gerücht? Ich gebe nicht viel auf Gerüchte. Aber bitte, wenn es dir wichtig ist.“

Tammy: „Deine Erklärung, warum es diesmal vier Wildcards gibt, macht Sinn, klar. Aber…ist es nicht vielleicht eine Art Notlösung? Es heißt, nach Mike Janus‘ freiwilligem Abgang ist zumindest für die erfolgreichsten GTCW-Nachwuchstalente ein Platz im Förderkader nicht sonderlich attraktiv.“


Ein Seitenblick in Richtung Uysal. Wie reagiert der Nachwuchsmanager auf dieses Gerücht? Bisher bleibt seine Miene starr.


Tammy: „Weiter heißt es, manche wollen deshalb lieber freiwillig etwas länger warten und später als Solo-Act debütieren, wie einst Aldo Nero oder Darragh Switzenberg. Anstatt Teil einer Truppe zu sein, die bislang notorisch unerfolgreich ist und wo Individualität nur im Ansatz ausgedrückt werden kann. Deswegen frage ich ganz offen: Ist es nicht vielleicht eher so gewesen, dass mehrere GTCWler abgelehnt haben und du deshalb aus der Not eine Tugend gemacht hast. Dass du nur deshalb diese…Sondergeneration mit vier Wildcards ausgerufen hast?“


Auch Sicht der Beobachter ist es schade, dass die Kamera bei diesen Worten an Tammy heranzoomt und das Gesicht Uysals nicht zu sehen ist. Seine Mimik hätte sicher bessere Auskunft geben können als jede diplomatische Antwort. Doch erst als Tammy die Frage ausgesprochen hat, schwenkt man zurück zu Uysal. Dessen Lippen sind zu schmalen Strichen verzogen.


Mirkan Uysal: „Ich glaube, der Förderkader ist nach wie vor ein interessantes Konzept und bietet eine riesige Chance.“

Tammy: „Das ist keine Antwort auf die Frage. Haben GTCWler abgesagt, bevor du dich für vier Wildcards entschieden hast?“

Mirkan Uysal: „Ich sehe brutales Potenzial bei unseren vier Talenten. Sie sind keine Notlösung, nein. Diese Bezeichnung wird ihren Möglichkeiten nicht gerecht.“


Ein Seufzen entfleucht Tammys Kehle, als Uysal abermals eine klare Antwort umschifft. Doch dann, im Willen um eine Versöhnung, lächelt sie Uysal an und deutet auf den Monitor.


Tammy: „Nun gut, belassen wir es dabei. Und ich würde vorschlagen, wir schauen uns die vier Kandidaten des Förderkaders an. Du hast Bilder und Grunddaten hier mitgebracht…am besten sagst du zu jedem Kandidaten, warum er dich überzeugt hat.“


Erleichtertes Grinsen bei Mirkan Uysal.


Mirkan Uysal: „Gerne. Let’s go.“


Beide drehen sich in Richtung des Monitors. Mit einem Tippen startet Tammy eine Präsentation. Erst wandelt sich das GFCW-Logo in das Logo des Förderkaders, dann erscheint eine Infografik.



Mirkan Uysal: „Rasmus ist derjenige, der von Generation 2 in Generation 3 übernommen wird. Klar, ich kann nicht verheimlichen, dass mich einige Sachen an ihm stören. Aber ich glaube, er kann daraus lernen, dass ich ihn zuletzt sozusagen auf die Auswechselbank gesetzt habe und er bei Title Night zugucken musste. Er sollte jetzt wissen, dass er sich auf solide Ringarbeit und nicht auf das Drumherum konzentrieren muss.“

Tammy: „Er wurde für BattleMania gemeldet. Ist das eine Belohnung dafür, dass er zuletzt die Füße stillhielt oder eher eine Bestrafung…eine Art letzte Chance?“

Mirkan Uysal: „Nein, es ist keine letzte Chance. Ich weiß, dass BattleMania mit dem Lossystem eine besondere Sache ist und es besonders für Youngster schwierig sein kann, aus dem Stand mit einem Fremden teamen zu müssen. Deswegen kann er ganz befreit kämpfen, er startet quasi noch einmal bei 0.“

Tammy: „Da dürfte mehr als ein Dank an Jesus fällig werden. Wer ist der Nächste?“



Tammy: „1,95m. Gardemaß für einen Wrestler. Warum lächelst du, Mirkan?“

Mirkan Uysal: „Marc ist einfach ein…Original. Ein echter Hamburger Jung. Und einer, der sicher nicht auf den Mund gefallen ist, das wird man noch merken. Bis vor einem Jahr war Marc noch Türsteher auf dem Kiez. Dann hat er den Einstieg ins Wrestling gewagt. Wir hatten ihn quasi von seinem ersten Match an auf der Scouting-Liste, weil…naja, du hast sein Gardemaß angesprochen. Jedenfalls konnten wir uns in dem einen Jahr überzeugen, dass seine Entwicklungskurve durchaus steil verläuft. Er hat immer noch nicht viel Erfahrung, aber ich traue ihm zu, einen großen Sprung zu machen.“

Tammy: „Wie drückt sich das mit der Erfahrung aus?“

Mirkan Uysal: „Er hat Kraft wie ein Bär…wie ein junger Bär. Manchmal weiß er noch nicht ganz, wie er sie effektiv einsetzt. Kraft und Technik sollten Hand in Hand gehen, keine Gegner sein. Gegen junge Gegner schadet ihm es nicht viel, dass er so unkonventionell ist, aber die Veteranen im Main Roster werden die Schwäche gnadenlos ausnutzen können. Er muss schnell dazulernen und diese Flanke schließen. Dabei wollen wir ihm helfen.“



Mirkan Uysal: „Bene ist einer, der für den Zusammenhalt der dritten Generation wichtig sein kann, denke ich. Ich habe ihn kennengelernt als jemanden, der mit allen gut auskommt. Und er ist ein unerschütterlicher Optimist. In dieser Hinsicht erinnert er mich an Michael Zollinger.“

Tammy: „Dieser Vergleich ist vielleicht nicht sonderlich erfolgsversprechend, wenn man daran denkt, dass Zollinger seine Koffer wieder packen musste.“

Mirkan Uysal: „Tammy, du weißt doch, wie ich das meine. Charakterlich. Nur weil zwei Leute ähnliche Charakterzüge haben, heißt das doch nicht, dass der eine dem anderen in Sachen Misserfolg folgen wird. Bei Bene glaube ich, dass seine Ringleistung schon gefestigter ist als damals bei Michael. Er ist vom Körperbau genau im Sweet Spot, der es ihm ermöglicht, Highflying und Kraft miteinander zu verbinden. Seine Shooting Star Press ist ziemlich sehenswert. Doch er kann dich auch zum Aufgeben bringen, wenn es sein muss.“

Tammy: „Und wo siehst du seine Schwächen?“

Mirkan Uysal: „Wie ich sagte, er ist Optimist. Vielleicht etwas zu sehr…mit 23 ist er der Jüngste im Förderkader und er weiß um sein Talent. Zwar kann er die Stimmung im Team heben, aber ich hoffe, dass das Team auch für ihn da ist. Und ihn auf dem Boden hält, wenn es sein muss.“



Mirkan Uysal: „Last, aber ganz sicher not least, haben wir PJ. Mit 28 ist er der Erfahrenste im neuen Förderkader-Team und er ist definitiv derjenige, der am meisten aufgegeben hat, um seinem Traum einer Wrestlingkarriere zu folgen?“

Tammy: „Inwiefern?“

Mirkan Uysal: „PJ war bis vor kurzem Polizist. Beamtenstatus, gutes Einkommen, große Karrierechancen. Eigentlich hätte er sich zurücklehnen können, aber der Traum Wrestling hat ihn nicht losgelassen…und so hat er all das für die Chance Förderkader aufgegeben. Objektiv gesehen vielleicht eine ziemliche dumme Entscheidung, aber mich als Talentscout freut es. DAS ist die Leidenschaft, die wir sehen wollen. Er ist Mr. 110% und zieht die anderen mit seinem Mut und seiner Disziplin hoffentlich mit. Aus seiner Polizeilaufbahn hat er ein großes Gerechtigkeitsbewusstsein mitgebracht. In Verbindung mit seinem Alter hoffe ich, dass er die Jüngeren etwas im Zaum hält und auf Linie bringt.“

Tammy: „Und im Ring?“

Mirkan Uysal: „Ist er ein spannender Mix. Neben dem Wrestling stehen Krav Maga, Judo, Boxen auf seinem Trainingsplan. Er kann Kämpfe auf viele Weisen entscheiden. Ich bin gespannt, wie sich das gegen die Main Roster-Veteranen macht.“


Mit einem Klick auf den Bildschirm schaltet Tammy die Präsentation aus, sogleich flackert wie zuvor das GFCW-Logo über die Scheibe. Sie nickt ihrem Gesprächspartner – dankbar für dessen Ausführungen – zu und wendet sich an die Kamera.


Tammy: „Nun, das sind sie also, die vier Gesichter der dritten Förderkader-Generation. Marc Hill, Bene Zampach, PJ Smidt und weiterhin Rasmus Rantanen. Ich denke, wir können alle gespannt sein, wie sie in das Jahr 2025 starten…“


Ein Lächeln in Richtung Uysal.


Tammy: „…nicht wahr?“



Einige Tage vor der Show…


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Robert Breads: „Setz dich.“


Das ist keine Einladung, es ist eine Anweisung.


Robert Breads: „Ich zahle auch.“


Wie überaus großzügig. Von der Seite filmt die Kamera den kanadischen Hall of Famer und das neueste Mitglied der Lerbitz Performance Group, wie er sich mit übereinander geschlagenen Beinen so tief wie möglich in seine dicke Jacke verkriecht. Das Wetter an diesem Tisch außerhalb der Kneipe ist kalt und nass, doch ein großer Schirm schützt Breads vor dem leise prasselnden Nieselregen. Ungeduldig trommelt er mit den Fingern auf dem Tisch herum, als er den Mann betrachtet, der soeben eingetroffen ist.

Angesichts der Match-Ansetzung dieser bei dieser Show ist es wenig überraschend, um wen es sich dabei handelt – GFCW Tag Team Champion Raymond „Morbeus“ Douglas, der von Breads zur Kamera blickt. Bevor er seine Frage überhaupt stellen kann, winkt Robert ab.


Robert Breads: „Du weißt, wir sollen Content für BattleMania produzieren. Ich dachte mir, warum unser kleines Stelldichein nicht filmen lassen?“


Ein freudloses Lächeln breitet sich auf Breads‘ Gesicht aus.


Morbeus: „Sind die Zeiten vorbei, in denen wir uns ohne Kameramann unterhalten können? Muss denn immer alles Content sein? Ich bin ehrlich gesagt irritiert, was du mir in dieser urigen Lokalität besprechen willst. Und jetzt komm mir hier nicht mit irgendwelchen taktischen Marschrouten an, Robert. Aber da nun eh schon aufgenommen wird, setze ich mich wie ein open-minded Mensch eben so ist, „GERNE“ zu Dir! Was willst du von mir?“


Breads legt den Kopf leicht schief, als würde er die Frage nicht verstehen.


Robert Breads: „Ich dachte, das wäre dein… Ding. Irgendwo hingehen, wo es etwas zu Essen oder Trinken geht, und über dieses und jenes quatschen. Ich wollte dir lediglich entgegenkommen.“


Fröstelnd schüttelt Breads sich, als eine junge Frau in einem Outfit, dass sie als Kellnerin ausweist, an den Tisch tritt. Sie streicht sich eine Strähne langen dunklen Haares aus dem Gesicht und betätigt dann den Knopf auf ihrem Kugelschreiber.


Kellnerin: „Was darf es sein, die Herren?“

Robert Breads: „Ein Pils, bitte.“


Morbeus wirft Breads einen vorwurfsvollen Blick zu.


Morbeus: „Es sind die kleinen Spitzen, die du verteilst, die dein Leben lebenswert machen. Ich sehe schon. Scheiß Pils-Plörre aus Ostwestfalen. Haben den ganzen Biermarkt kaputt gemacht. Aber ich will jetzt nicht ins theoretische abdriften. Für mich eine Faßbrause-Holunder, bitte.“


Nickend notiert die Dame dies auf einem kleinen Notizblock, ehe sie einen verstohlenen Blick zur Kamera – oder vermutlich eher der Person dahinter – wirft.


Kellnerin: „Etwas für den Herren?“

Robert Breads: „Nein, schon gut. Er braucht nichts.“

Kellnerin: „Sollte ich ihn das nicht selbst fragen?“

Robert Breads: „Nein.“


Sie zögert einen Moment, wirft der Kamera einen entschuldigenden Blick zu und hastet davon, um sich um die Bestellung zu kümmern.


Robert Breads: „Und, wie geht’s so? Den Jahreswechsel gut überstanden? Was macht die Familie?“

Morbeus: „…ich wusste es war ein Fehler hier hinzukommen. Was soll das nun wieder bedeuten? Wie geht’s mir, wie geht’s mir? Beschissen wäre geprahlt, wenn du auf Title Night anspielst! Wenigstens die Belts haben wir noch behalten. Die Losfee hat es so gewollt und wir kämpfen zusammen bei Battlemania. Deswegen bin ich hier. Ich nehme unsere Gegner ernst, wie ich es immer getan haben. Bartolomäus und Alex Jr. werden kein Fallobst sein. Schon gar nicht für zwei alte Männer wie wir beide es geworden sind. Tue nicht so, als ob dich mein Privatleben interessiert. Battlemania is all what counts!“

Robert Breads: „Du wirkst ganz schön gereizt.“

Morbeus: „Weil ich Holunderschorle saufen muss!“


Missmutig mümmelt Breads sich etwas näher an den Tisch heran.


Robert Breads: „Ich wollte nur…“


Ray Douglas mittlerweile komplett in Halbachtstellung wird nun auch etwas lauter zum Missfallen der anderen Gäste.


Morbeus: „ …Schnauze. Hör einfach auf mit den Märchen. Wir haben vor ein paar Monaten erst zusammengekämpft und du bist einfach verschwunden. Hast Kyle und mich im Regen stehen lassen. Von allen 23 Wrestlern die mir hätten zugelost werden können, bist du der letzte auf den ich Bock gehabt hätte. Wir haben das Match verloren und so konnten sich die Rabbits den Titleshot sichern. Verdammt, das war richtig scheiße, Robert!“

Robert Breads: „Dafür habe ich Drake besiegt, der damit erstmal keinen Anspruch auf deinen Tag Team Title haben dürfte. Sind wir nicht quitt?“

Morbeus: „Du wärst auch ein ausgezeichneter Jurist geworden. Rechtsverdreher. NEIN! Das ist mal wieder kompletter Unfug und du Kindskopf weißt es ganz genau. Lass und über Bartho und Alex reden. Beide lange nicht mehr im Ring gesehen. Du etwa?“

Robert Breads: „Du machst dir zu viele Sorgen, dass ich unsere Gegner nicht ernst nehme. Das tue ich.“


Er rümpft die Nase.


Robert Breads: „Es sind zwei Wild Cards, von denen wir keine Ahnung haben, was sie in den letzten Jahren gemacht haben, während es von keinen anderen zwei Wrestlern so viel Tape aus den letzten Jahren geben dürfte wie von uns. Da sind wir klar im Nachteil.

Bartholomäus ist eine physische Herausforderung für jeden, und besonders für zwei Männer jenseits der vierzig die keine eins fünfundachtzig groß sind. Dazu kommt der Einfluss dieses Verrückten… so er denn noch da ist. Es gibt so verdammt viele Fragezeichen, und das einzige, das wir mit Sicherheit wissen, ist, dass er uns physisch in die Tasche steckt.

Und Alex Junior… keine Ahnung, was da zu erwarten ist. Er ist so jung, dass da teilweise in kurzen Zeiträumen große Entwicklungsschritte passieren. Er war nie in der GTCW, also habe ich keine Ahnung, wie es da bei ihm aussieht. Ich weiß nur, dass ich seinen Vater vor zehn Jahren, drüben in Berlin, unangespitzt in den Boden gerammt habe, und dabei vielleicht das eine oder andere unfreundliche Wort über unseren verschiedenen Freund verloren habe. Wer weiß, er könnte eine Vendetta gegen mich haben – auch das könnte uns zum Nachteil werden.“

Morbeus: „Ich bin damals fast zeitgleich in die Liga gekommen wir Bartholomäus. Der Mann ist eine Naturgewalt und hat in den ersten Monaten alles und jeden niedergerammt. Jeder im Locker Room hatte Angst vor ihm und wir waren alle heilfroh, dass PCM sich immer wieder windelweich von ihm geprügelt hat. Sein Weg an die Spitze war vorgezeichnet, aber der Typ hat halt nichts in der Birne und ist fremdgesteuert. Im Endeffekt habe ich seinen Spot dann übernommen und die Titel gewonnen. Lucky me. Aber zurpck zum Thema: dieser Rufus ist seine Schwachstelle, wenn er denn noch dabei ist. Die beiden können gefährliche Gegner werden, jung und stark. Also das Gegenteil von uns. Wir können es nur packen, wenn wir zusammen halten. Und dieses mal wirklich! Wir haben in den letzten Jahren ziemlich viel Tag Team Wrestling gemacht, wobei nur ICH die Tag Team Titles auch wirklich gewinnen konnte, aber dieser Fakt wird dir nicht entgangen sein... Wir haben beide einen Haufen Erfahrung und wenn es uns gelingt Bartho so gut es geht aus dem Spiel zu nehmen und dann Alex Jr. richtig in die Mangel zu nehmen…..“


In diesem Moment werden die zwei von der Kellnerin unterbrochen, welche mit einem „Bitte, die Herren“ rasch die georderten Getränke auf den Tisch stellt. Morbeus bedankt sich mit einem Nicken, während Robert sie völlig ignoriert, die Augen leicht zusammengekniffen während er Raymond anstarrt – man kann sehen, dass die Räder in seinem Kopf sich drehen.


Robert Breads: „Aber…?“


Ganz offensichtlich fühlt sich der selbsterklärte wichtigste Wrestler der GFCW-Geschichte von der Andeutung von Zweifeln seitens Morbeus angegriffen.

Morbeus nimmt einen Schluck, bevor er antwortet.


Morbeus: „Hmm, Holunder. Um noch mal auf deinen Track-Record zurückzukommen. Klar Drake haste bezwungen. Irgendwie. Und sonst? Hattest du nicht auch so einen abnormalen Losing-Streak an der Hacke? Wie lange ging der nochmal? Hab es vergessen. Und mit über 40 schließt du doch nun noch diesen Schweine-Freaks an? Was war das wieder für ein undurchdachter Move? Wo stehst du gerade, Robert? Ich dagegen bin GFCW World Tag Team Champion und ich will noch weitere Titel gewinnen. Und wenn ich den Shot gegen Switzenburg holen würde, dann werde ich mir auch diesen Titel holen!“

Robert Breads: „Und dafür solltest du mir dankbar sein.“

Morbeus: „Was soll das nun wieder heißen?“


Mit dem Zeigefinger fährt Breads den oberen Rand seines Glases entlang, aus dem er noch keinen Schluck getrunken hat, während er sorgfältig vermeidet, dem Schaum des Bieres zu nahe zu kommen.


Robert Breads: „Meine überaus prominente Reihe von Fehlschlägen hat die gesamte Aufmerksamkeit der GFCW auf sich gezogen – was selbstverständlich ist, wenn man meinen Status und meine Relevanz bedenkt.“


Eine etwas seltsame Art und Weise, das Ganze zu betrachten, aber sei’s drum.


Robert Breads: „So ist dein katastrophaler Niedergang mehr oder minder unbemerkt geblieben.“

Morbeus: „Ich glaube da habe ich mich als TRIPLE CROWN CHAMPION wohl gerade verhört! Amtierender Tag Team Champion bin ich.“

Robert Breads: „Das ist ein Beweis für das enorme Talent und das herausragende Können deines Sohnes.“


Der Blick von Breads ist hart wie Stahl und unerschütterlich auf Morbeus gerichtet.


Robert Breads: „Wer hat dir den Arsch gerettet, als deine strunzdumme Idee mit DEM PROTZ zu teamen nach hinten losging? Kyle. Er hat dieses dämliche Insel Farce Match gerettet. Was kriegst du schon hin, wenn er nicht die Kohlen aus dem Feuer holt? Was ist den glorreicher Title Reign? Ein Count-Out bei Brainwashed? Dieses Fiasko bei Title Night, das allein du zu verantworten hast mit deiner Geheimniskrämerei und diesem kontroversen Ende, zu dem es überhaupt nur kommen konnte, weil Kyle mal wieder seine eigenen Gefühle hintenangestellt hat, um die Regentschaft zu retten?“


Morbeus: „Kyle ist ein generational Talent. Das ist so. Und du hast es selbst schon erleben müssen, er hat dich platt gemacht IN TORONTO! An deinem 66. Geburtstag. Gefühlt. Und Aiden Rotari, deinen kleinen Diamanten hat er auch geschlagen!“

Robert Breads: „Korrekt.“


Das streitet „Canada’s Own“ nicht ab, und es scheint auch nicht so, als hätte er das nicht mittlerweile verarbeitet.


Robert Breads: „Aber statt sich im Vorfeld von Title Night mit Ask Skógur um den Spot als No. 1 Contender für den World Title von Aiden zu duellieren, um sich seine eigenen Träume zu erfüllen, hält er den Überrest deiner Karriere am Leben. Ich meine, was ist passiert, RayRay? Vor knapp zwei Jahren war es noch der Title Night Main Event, und seitdem? Alkohol, Stimmen hören, dunkle Vergangenheit, Familiendrama… wir dachten wirklich alle, du setzt dich im Pantheon fest statt ein One Hit Wonder zu werden.

Denn eins ist klar: Ihr seid nicht WEGEN dir Tag Team Champions, ihr seid TROTZ dir Tag Team Champions.“


Überaus kritische Worte, doch Breads ist noch nicht fertig – er scheint auf etwas hinauszuwollen, woraufhin er gerade hinarbeitet.


Robert Breads: „Du bist unglaublich selbstsüchtig, RayRay. Verbaust deinem Sohn die große Singles Karriere, damit du selbst weiter relevant bleibst, und weihst ihn dann nichtmal in die Familien-Geheimnisse ein. Aber das wird nicht ziehen. Nicht bei BattleMania.“


Mit den Fingernägeln klackert Breads auf seinem noch immer vollen Glas herum, als er sich zurücklehnt.


Robert Breads: „Kyle mag dich vielleicht mitschleifen, auch wenn du dich gehen lässt, aber das wird bei mir nicht funktionieren. Ich würde BattleMania sehr gern gewinnen, glaub‘ mir, aber ich werde mich dafür nicht allein gegen Bartholomäus und den Sohn von diesem Verrückten opfern, nur damit du dann in der Battle Royal abstauben kannst. Ich würde gerne den kürzesten Weg zu Switzenberg gehen, aber nicht um jeden Preis – nicht in meinem Alter, nicht an diesem Punkt in meiner Karriere.

Mir ist scheißegal, wer in deiner Familie wen umgebracht hat oder nicht umgebracht hat oder wie viele Kinder oder Nicht-Kinder du jetzt hast. Mich interessiert nur, welcher Morbeus bei BattleMania auftaucht – der Triple Crown Champion, der Title Night Main Eventer, der Bezwinger von Titanen? Oder der Morbeus, der sich von Privatleben und Nebenschauplätzen ablenken lässt? Falls es Letzteres ist, tu mir einfach den Gefallen und spar es dir, überhaupt aufzutauchen. Sollen Bartholomäus und Alex sieglos weiterkommen, ich will meine Zeit nicht mit so etwas verschwenden.“


Relatiiv abrupt erhebt sich Breads und schiebt die Hände in die Jackentaschen. Mit einem nicht zu übersehenden Maß an Verachtung schaut er auf Morbeus herab.


Robert Breads: „Deiner Selbstsüchtigkeit sollte es entgegenkommen, dass es um einen Singles Title Shot geht. Ich verlange keine Freundschaft, keine Kameradschaft, sondern nur, dass du mir nicht diese Chance durch deine Neigung zur Zerstreutheit verbaust. Das ist immerhin auch in deinem eigenen Interesse. Ich will Morbeus, den Wrestler, und nicht RayRay, die Drama-Queen. Sei entweder eine Version deiner selbst, auf die dein Sohn vielleicht tatsächlich einmal stolz sein kann…“


Mit Zeige- und Mittelfinger schiebt Breads das noch immer volle Bierglas über den Tisch zu Morbeus herüber, direkt neben dessen eigenes Getränk.


Robert Breads: „…oder sei so gut und hab‘ deinen Rückfall vor, und nicht erst bei BattleMania.“


Und mit diesen Worten stapft Robert Breads davon, in den Nieselregen von Halle, um seinen eigenen Partner zurückzulassen.

Ray Douglas, der sich lange Zeit des Gespräches mit Oberwasser sah, versinkt nun neben seiner Holunderschorle und schiebt das Pilsglas von sich weg. Etwas zähneknirschend bestellt er die Rechnung – wohl weißlich, dass er für Breads löhnen muss.


Morbeus: „Ein Arschloch wird Breads immer bleiben, aber er hat nicht Unrecht, was mich angeht…..ich kann mich nicht länger ausruhen…SCHLLUUUUURRRFF. Battlemania wird groß, weil ICH wieder der Alte werde!“


Die Kamera zoomt heraus, als sich Morbeus weiter noch etwas anfeuert. Die Worte von Breads scheinen ihre Wirkung vollends zu entfalten, doch werden die beiden tatsächlich im Ring auch GEMEINSAM abliefern können?




GFCW War Evening - Battlemania 2: The Return, OWL Arena (Halle), 10.01.2025


In Kooperation mit






Musikalisch bringt uns Battlemania wieder in die 80er/90er zurück. Die Kamera geht in die Totale und die Halle ist komplett zu sehen. Dann zoomt sie an den Ring heran. Das Design des Ringes ist an das heutige Special-Event angepasst. Ein Hauch der frühen 1990er Jahre weht durch die OWL-Arena. Farblich ist man mit vielen dunklen Blau-, Lila- und Pink-Tönen auf jeden Fall schon fast in ungeahnte Galaxien vorgestoßen. Die Feuerwerke schießen los und die Kamera fährt über die Reihen der Fans in der Arena. Nun wird zum Kommentatorenpult geschaltet, an dem wie immer Pete und Sven sitzen.


Sven: „Herzlich Willkommen, liebe GFCW Galaxy zu Battlemania – The Lethal Lottery II!“

Pete: „Und auch ein frohes neues Jahr wünschen wir euch!“

Sven: „Nach drei Jahren der Warterei ist es nun endlich wieder so weit: BATTTLEMANIA!“

Pete: „Genau. Nach 2022 nun also die zweite Auflage dieser wirklich verrückten Show.“

Sven: „24 Top-Wrestler haben heute wieder die Chance den Battlemania-Ring zu gewinnen. Das Turnier findet in zwei Stufen statt. Zuerst 6 Tag Team Matches und die jeweiligen Sieger der Matches ziehen dann in die große Battlemania Battle Royal ein. Der Sieger erhält dann noch einen Titlematch gegen den Intercontinental Champion. Der letzte Sieger war übrigens die Legende Alex Ricks, die am Ende in der Battle Royal Sid eliminieren konnte.“

Pete: „Ein Alex Ricks wird heute aber nicht seinen Titel verteidigen können, aber 24 andere Wrestler greifen heute nach dem Ring! Und eben nach dem Titleshot auf den IC-Champion.“

Sven: „Wir beginnen mit Runde 1 und den Tag Team-Ausscheidungsmatches.“



Tag Team-Ausscheidungsmatch 1:

Morbeus & Robert Breads vs. Alex Junior & Bartholomäus

Referee: Thorsten Baumgärtner


Pete: „Die Show beginnt gleich mit einem richtigen Bänger. Die mit Titeln hochdekorierten Alt-Stars Robert Breads und Morbeus kämpfen Seite an Seite. Und das auch wenn sie sich bisher überhaupt nicht leiden konnten. Aber so ist eben diese verrückte Lethal Lottery…“

Sven: Auf der anderen Seite wurden Alex Junior, den wir endlich mal wieder in der GFCW sehen, und Bartholomäus zusammengelost. Der Jüngling und das Monster. Ungleicher kann ein Team kaum sein!“

Pete: „Die Favoritenrolle dürfte klar verteilt haben, aber Alex und Barthos Leistungsstärke ist auch schwierig einzuschätzen. Was haben die beiden im Tank? Bei Morbeus und Breads weiß man dagegen, deren Tank ist eher halbleer als halbvoll!“



Tag Team-Ausscheidungsmatch 2:

Sid the Scum & Caracal Matthews vs. Maximilian Lunenkind & Scarecrow

Referee: Mike Gard


Sven: „Anschließend versucht es der Zweitplatzierte aus der letzten Battlemania es dieses Mal besser zu machen. Und Sid kann nicht nur Battle Royales, auch Caracal Matthews seines Zeichens einst Sieger der Rookie Battle Royal ist ein Fachmann in diesem Gebiet.“

Pete: „Und im Tag Team-Wrestling sind beide auch firm. Ich denke wir wissen was wir bei den beiden bekommen werden. Anders siehr es da bei Maximilian Lunenkind & Scarecrow aus.“

Sven: „Tag Team Champion waren die beiden auch schon. Es scheint also kein besonderer Bonus mehr zu sein....

Pete: „Was Lunenkind und Lorenz wieder vorhaben, dass wissen sie vermutlich selbst nicht nicht mal. Für Scarecorw, der schräge Vögel ja gewöhnt ist, dürfte die Anpassung an seinen Partner vermutlich noch am besten funktionieren.“

Sven: „Vielleicht, aber die beiden gemeinsam sind schon schwierig einzuschätzen…“


Tag Team-Ausscheidungsmatch 3:

Kyle Douglas & Aldo Nero vs. Daniel & Matthäus Meister

Referee: Peter Cleven


Pete: „Die Shootingstars der Liga wurden im nächsten Match zusammengelost. Aldo Nero, der Kingslayer, der The End bezwang teamt up mit Tag Team Champion Kyle Douglas.“

Sven: „Noch immer wurde Kyle Douglas nicht gepinnt in seinen 25 Matches in der GFCW. Mr. Unpinnable eben. Die beiden Raketen dürften schon favorisiert sein gegen Daniel und Meister.“

Pete: „Aber! Meister und Daniel kennen ihr Handwerk bestens. Beide mit Titeln beschmückt, sollte man sie nicht unterschätzen. Die Kombination aus purer Kraft und Tempo dürfte sich gut ergänzen gegen die Youngster.“

Sven: „Ja, mit Raffinesse können sie vielleicht die Youngster überraschen und in die Battle Royal einziehen!“


Tag Team-Ausscheidungsmatch 4:

Rob Gossler & Das Sprachrohr vs. Eric Fletcher & Tsuki Nosagi

Referee: Guido Sandmann


Pete: „Legenden und Newbies erwarten wir im nächsten Match. Eric Fletcher ist wieder da und er kämpft gemeinsam mit Tsuki Nosagi um das Weiterkommen. Was hat der Candy-Man noch im Tank?“

Sven: „Der Mann ist doch nicht tot zu kriegen und außerdem saß er eh ein Dreivierteljahr auf der Couch. Gut, dass er nun auch mal wieder zur Arbeit erscheint. Eigentlich ein Fall für den Betriebsrat…wenn du mich fragst!“

Pete: „ Rob Gossler war vermutlich auch mal Fall für das Arbeitsamt, haben wir ihn doch auch länger nicht im Ring gesehen. Nun aber ist er mit dem Sprachrohr zurück. Eine neue Kreation der Lerbitz Performance Group. Wrestlerische Fähigkeiten sind aber unbekannt!“

Sven: „Anders ist der Fall bei Tsuki Nosagi. Der Highflyer wäre fast Tag Team Champion geworden bei Title Night – ist er aber nicht. Mit der Hilfe von Fletcher könnte es aber zumindest mit dem Weiterkommen hinhauen.“


Tag Team-Ausscheidungsmatch 5:

Jason Crutch & Elias Eden vs. El Metztli & Kalle Schwengel

Referee: Karo Herzog


Pete: „Danach gibt sich Jason Crutch wieder die Ehre. Auch bei Battlemania I war er schon dabei und schied etwas unglücklich in der ersten Runde aus. Sein Partner ist Neuling Elias Eden, der schon Matches bei War Evening hatte und auf die erste große Duftmarke in der Liga wartet. Die beiden könnten gut zusammenpassen.“

Sven: „Bei den Gegner ist das noch nicht sicher. Denn wer ist bitte Kalle Schwengel? Ein Neuling gibt also sein Debüt heute. El Metztli kommt aus einer ähnlichen Situation wie Nosagi in die Battlemania und will seinen Status in der Liga etablieren.“

Pete: „Machen wir uns nichts vor. Crutch ist mit Abstand der beste Wrestler aus diesem Quartett, aber in die Jahre gekommen. Der gewiefte Hund könnte aber den Unterschied mit seiner Erfahrung machen.“


Tag Team-Ausscheidungsmatch 6:

Zane Levy & Rasmus Rantanen vs. Cee Lyons & Güldenherz

Referee: Bob Taylor


Sven: „Last but not least – Der ehemalige World Champion Zane Levy teamt mit Rasmus Rantanen. Levy hatte ne längere Pause, ist aber wieder dabei und das bedeutet natürlich auch einen Boost für die GFCW – dieser zähe Knochen!“

Pete: „Rantanen ist einer der schon nah dran ist am IC-Titel. Und eigentlich hätte er auch im Title Night Intercontinental Title Match stehen müssen – stand er aber nicht. Ein Chip on his shoulder dürfte er aber haben, mit dem er vermutlich Berge versetzen wird!“

Sven: „Cee Lyons kennen wir noch aus vergangenen Zeiten als Cornelius van Leeuuwen. Mal sehen, wie er sich wrestlerisch weiterentwickelt hat. Güldenherz hatte in der GTCW für Furore gesorgt – ein spannender Mann. Kann er das auch in die GFCW transferieren und hier mit Lyons den Sieg holen?“


Runde 2: Battlemania Battle Royal (Der Sieger erhält einen Titleshot auf den Intercontinental Champion Title sowie den Battlemania-Ring als Preis)


Pete: „Anschließend folgt dann die spannungsgeladene Battle Royal mit allen siegreichen Tag Teams. Aber nur einer kann den Battlemania-Ring gewinnen! Und den dazugehörigen Titleshot gegen Switzenberg.“

Sven: „Nun soll es aber gleich losgehen. Wir geben ab an die Regie!“



Sven: „Aber es scheint, als wäre einiges los backstage. Ich höre grade, dass da eine Luxus Limousine vorfährt. Wir schalten direkt hinter die Kulissen!“

Pete: „Das klingt interessant, Sven. Mal sehen, wer da kommt.“



Die Kamera zeigt das Parkgelände hinter der OWL Arena. Der Fokus liegt auf einem edlen, schwarzen Mercedes-Maybach S 680 mit getönten Scheiben, der gerade vorfährt. Langsam rollt der Wagen aus, bevor er direkt vor einer markanten Eingangstür zum Stehen kommt.

Ein Chauffeur in einem perfekt sitzenden schwarzen Anzug steigt aus, strafft seine Jacke und bewegt sich um den Wagen herum. Nach einem kurzen Moment öffnet er eine der hinteren Türen mit einer respektvollen Haltung.

Die Kamera fängt zunächst nur den Fuß ein, der in einem eleganten, schwarzen Lederschuh auf den Asphalt tritt. Das Bild zoomt langsam heraus, enthüllt dabei nach und nach eine Person, die sich aus dem Wagen erhebt.

Es ist Aya! Der bei Title Nights nach 10 Jahren zurückgekehrt ist.

Er trägt ein teures, dunkelgraues Jackett mit subtil glänzenden Mustern, dazu eine farblich abgestimmte Hose und einen dünnen schwarzen Rollkragenpullover. Sein Auftreten ist makellos, aber sein Gesichtsausdruck erzählt eine andere Geschichte: eine Mischung aus Unmut und klarer Verärgerung.

Aya nickt dem Chauffeur leicht zu, ohne ein Wort zu sagen, und dreht sich dann um. Mit langen, entschlossenen Schritten marschiert er direkt auf den ersten wichtigen Mitarbeiter zu, der in der Nähe zu sehen ist.

Der Wuppertaler spricht mit einem angespannten und leicht genervten, wie gereizten Ton

Aya: „Wo finde ich bitte die Obrigkeit? Dynamite? Der Commissioner? Irgendwer, der hier zuständig ist?“

Der Mitarbeiter stammelt ein wenig und scheint von Aya sichtlich eingeschüchtert.

Mitarbeiter: „Ähm… tut mir leid, ich weiß nicht, wo sie gerade sind…“

Aya verzieht das Gesicht, seine Augen verengen sich vor Frustration. Ohne ein weiteres Wort wendet er sich ab, schüttelt leicht den Kopf und murmelt etwas Unverständliches vor sich hin.

Die Kamera folgt Aya, wie er durch verschiedene Backstage-Bereiche der OWL Arena schreitet. Seine Schritte sind schwer und sein Gesichtsausdruck immer angespannter. Er spricht noch mit mehreren Mitarbeitern, die alle die gleiche Antwort geben: „Tut mir leid, keine Ahnung, wo sie sind.“

Während er sucht, hört man ihn mehrfach frustriert murmeln und leise fluchen.

Aya: „Das kann doch echt nicht wahr sein… Was soll der Scheiß...“



Die Kamera blendet zurück zu den Kommentatoren. Sven und Pete sitzen an ihrem Pult, sichtlich verwirrt und neugierig.

Sven: „Also, Pete, was wir da gerade gesehen haben… Aya scheint wirklich nicht gut gelaunt zu sein. Irgendetwas muss vorgefallen sein.“

Pete: „Das sieht ganz danach aus, Sven. Er scheint nach Dynamite oder dem Commissioner zu suchen, aber offenbar weiß niemand, wo die beiden stecken. Und wenn ich Aya richtig einschätze, wird er nicht so leicht Ruhe geben.“

Sven: „Das glaube ich allerdings auch. Und wenn ich da an früher denke hoffe ich das wir nicht so einen Aya hier heute sehen wie früher denn das ist das Letzte, was wir braucht. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt, aber eines ist sicher – wenn Aya etwas will, dann bekommt er es früher oder später. Zumindest war es damals so.“

Die Kamera blendet wieder in die Arena, während die Kommentatoren weiterreden und spekulieren.





Mit dem Einsetzen des ersten Gezwitscher der Vögel, beginnt auch dieses Video.

Wir befinden uns in altbekannten Terrain und deshalb muss man auch kein großes Geheimnis daraus machen, um wen sich dieses Video handelt.

Um den Mann, der das Jahr 2024 für die GFCW beendet hat. Man könnte fast meinen, der wichtigste Mann der Liga.

Ask Skógur.

Wir sind in Schweden, wir sind in seinem Wald, der auf einer kleinen Halbinsel liegt, sofern ihr euch noch daran erinnert. Es sieht so aus, als würde hier gerade die Sonne aufgehen… oder untergehen… aber das ist eigentlich auch nicht so wichtig.

Man kann an der Landschaft und Natur die Jahreszeit ablesen, in der wir uns befinden. Schnee liegt da nicht unbedingt, dennoch sieht man die Kälte an. Man sieht vereinzelt Reif auf den Gräsern und Sträuchern und kleinen Bäumen. Man sieht den großen See, der die Halbinsel umschlingt, man sieht die kahlen, großen Bäume.

Wir waren inzwischen sehr oft hier, die GFCW-Galaxy kennt diesen Ort mittlerweile auch bestens.

Während diese Naturaufnahmen zu Wardrunas „Solringen“ abgespielt wird, macht sich die Frage breit, warum wir überhaupt hier sind.

Wie schon gesagt – Ask Skógur dürfte aktuell der wichtigste Mann der GFCW sein, denn er ist der GFCW World Champion. Der Mann, der Aiden Rotari – den Wrestler des Jahres 2024 – besiegt hat.

Aber heute… da muss man schon fast sagen, ist gar nicht so wirklich Platz für Ask. Denn die heutige Ausgabe von War Evening steht komplett im Zeichen der BATTLEMANIA!

Die Kamera fängt noch einige Naturbilder ein, bis wir schließlich in eine Lichtung kommen. Wir nähern uns einem großen Stein, der fast gar nicht so wirklich ins Auge fällt, denn viel wichtiger ist, was auf diesem Stein liegt.


Die GFCW-Championship.


Die Kamera macht vor dem Stein halt, sodass der Gürtel das komplette Bild einnimmt. Zumindest so viel, dass wir unscharf im Hintergrund einen Mann erkennen können, der sich dem Gürtel nähert. Entgegen den doch relativ frischen Temperaturen ist der Mann Oberkörperfrei, was seine etlichen Tattoos und Muskeln zur Schau stellt. Und so nähert sich dieser Mann immer weiter an den Gürtel und… ich muss hier niemandem etwas vormachen, es ist Ask.

Und während die Kamera nun leicht zurückzoomt, greift sich dieser Ask diesen Gürtel.

Dieser Ask der sämtlichen Gefahren getrotzt hat, wieder und wieder in seiner GFCW-Karriere.

Dieser Ask, der wieder und wieder gegen Männer angetreten ist, die ihn manipulieren, betrogen und hintergangen haben.

Dieser Ask, der jahrelang dafür gekämpft hat und nun, im neuen Jahr, in 2025, endlich sein Ziel in den Händen hält und es hier in seinen Wald, in seine Heimat zurückbringen konnte.

Kein Holly Hutcherson, kein Aiden Rotari und auch, wenn er der Intercontinental Champion ist, der die Liga gerade an den Eiern hat, kein Darragh Switzenberg. Kein The End, kein Drake Nova Vaughn, kein Robert Breads. Niemand, außer er, steht an der Spitze der GFCW.


GFCW World Champion – Ask Skógur.


Die Kamera wird schärfer und nun erkennen wir Ask auch, er hat den Gürtel in der Hand und hypnotisiert ihn mit einem fast schon manischen Blick… bevor er in die Kamera schaut und grunzt.

und dann… ganz langsam… bildet sich das sympathische Lächeln, das an diesem Punkt hier doch ziemlich von Zufriedenheit und Selbstüberzeugung strotzt, auf den Mundwinkel des Schweden ab. Aber er hat sich wirklich verdient auch mal etwas arrogant zu sein, denn dafür hat er lange genug gekämpft.


Ask Skógur: „GFCW!“


Oha. Bisher wirkte es nicht so, als wolle Ask etwas sagen, aber tatsächlich. Man sieht bei seinen Worten sogar etwas den Atem, was umso mehr verdeutlicht, dass es hier doch einigermaßen kalt sein dürfte.

Er spricht den Namen der Liga wie eine Aufforderung ihm zu zuhören und dieser Bitte wird ein jeder GFCW-Fan hier in der Halle oder auch Zuhause vor dem Bildschirm, liebend gern nachkommen.


Ask Skógur: „Die Zeiten, in denen dieser Gürtel in dem Besitz böser Menschen war, ist vorbei.“


Tatsächlich wirkt diese Ansprache weniger „locker“ als wir das von Ask gewohnt sind – aber mit gutem Grund. Er hat seine Stellung als Intercontinental Champion bereits sehr ernst genommen und sein Respekt für den World Title hegt er seitdem er diesen Gürtel damals auf den Schultern von Keek Hathaway gesehen hat.


Ask Skógur: „Rotari, End, Levy, Schwanenburg… all das ist vorbei. Jetzt ist MEINE Zeit. Jetzt bin ICH der Champion. Und ich werde diesem Titel alle Ehre erweisen, die er verdient.“


Ask schaut nun erneut zu dem Gürtel, bevor er beide Arme von sich ausstreckt, den Gürtel dabei triumphierend in einer Hand haltend und laut aufschreit.

Dann fährt er die Arme wieder ein.


Ask Skógur: „Und ich werde ihn verteidigen, gegen die Wrestler die GFCW, die es verdienen. Ich werde mich nicht verstecken, ich werde keine fiesen Tricks abziehen und ich werde mich jeder Herausforderung stellen. Aber vor allem… werde ich um ihn kämpfen… und gewinnen.

2025 ist das Jahr des Hirsches. Jeder, der das hier will, soll kommen und es mit ihm aufnehmen. Aber man muss bereit sein, alles zu geben und alles zu riskieren, denn dieser Hirsch ist keine Beute, dieser Hirsch ist ein Champion.“


Ask deutet auf den Gürtel, bevor er erneut grunzt, wahrlich wie ein Hirsch der Eindruck schindet. Skógur plustert sich auf und an seiner Körpersprache und Ausstrahlung kann man erkennen – der meint es ernst.


Ask Skógur: „Aber heute steht ganz im Zeichen von Battlemania. Kämpft ihr Krieger der GFCW und holt euch den Intercontinental Championship von Darragh Switzenberg. Für die GFCW. Kämpft um alles, was euch heilig ist.

Macht etwas aus dieser Zeit, denn in zwei Wochen dann… kehre ich zurück.

Ask. Der Champion.“


Wieder folgt dieses Grinsen, was inzwischen fast schon mehr „cool“ ist als sympathisch. Man merkt zweifellos, dass dieser Sieg etwas mit Ask gemacht hat. Er war bereit seinen Kodex ein Stück weit zu beugen, so sehr es die Tricks und Maschen von Aiden Rotari von ihm verlangt haben. Und in all seiner Zeit hier hat er gelernt, dass er das tun MUSS um zu bestehen.

Und jetzt besteht er nicht mehr nur, jetzt hat er gewonnen.

Jetzt ist er es, der den Ton angibt.

Heute ist die GFCW sicher vor ihm, in zwei Wochen kann das schon anders aussehen. Dann ist er zurück und wer wird es dann sein, der sich ihm entgegenstellt?


2025 – das Jahr des Hirsches.



Es war schon eine lange Zeit, die man die einstmals juvenile Gestalt von El Otavio nicht mehr in den heiligen Hallen der GFCW gesehen hatte. Und inzwischen war auch keine Maske mehr nötig, denn durch die Gabe der Volljährigkeit hatte sich die Verschleierungspflicht in Sachen minderjähriger Identität auch aufgelöst.


So stratzt also ein etwa einsachtzig großer, für nen Catcher ziemlich schlanker junger Mann über den Parkplatz eines Einkaufszentrums zu einem Auto, mit dem er seinem vor vier Jahren verstorbenen Erzeuger alle Ehre gemacht hätte. Gestatten: Ein Landrover Defender. Und zwar einer der Nachzügler. Unbezahlbar, wahrlich. Wenn den mal nicht noch der alte Herr bestellt hatte....


Wie dem auch sei, der junge Mann entert das Ungetüm und scheint zufrieden.


„So. Jetzt habe ich eigentlich alles, was ich brauche. Pustefix, ein paar Handschuhe, Gummistiefel, etwa zehn Kilo Dominosteine und...äh....Seife. Was war nochmal mit der Seife?“


Angestrengt liest er den Chatverlauf auf dem Smartphone, schüttelt kurz den Kopf und startet dann den Motor mit lautem Getöse.


„Auf geht’s!“


Inzwischen ist er erreicht, der dunkle, finstere Ort irgendwo im bewaldeten Spessart, der das angestrebte Ziel seiner Reise war. Blitze zucken am dunklen Winternachthimmel, da es hier, an diesem unwirtlichen Ort, sogar in Winterzeiten immer Unwetter zu geben scheint.


Alex musste etwas verklausuliertes im Navi eingeben und wird das, ganz Blitzdingsmäßig, auch ziemlich schnell wieder vergessen haben. Alex Jr. Sucht erst einmal einen Parkplatz, um den Defender mit verlängertem Radstand unterzubringen. Rücksitze hat das gute Ding keine, dafür eine ziemlich große Aussparung, in der man neben einem Käfig auch eine überdimensionale Hundebox unterbringen könnte. Oder ganz andere Dinge.


Hugo zum Beispiel. Der lag nämlich weitgehend ungeschützt da herum. Wer Hugo war? Nun, ein etwa einsfünfzig großer Teddy, der einem Haribo-Goldbären fast zum Verwechseln ähnlich sehen mochte, aber eben keiner war. Eigentlich hatte Alex ihn in wesentlich kleiner besorgen wollen und sollen, aber er hat das letzte Exemplar erwischt. Blieb zu hoffen, dass es dem Zwecke taugen würde.


Das Telefon klingelt. Alex tut das einzig richtige und geht ran. Immerhin aber hören wir mit.


Alex: „Ja?“

Stimme: „Soooo.....ist denn nun alles da und dort, wie es sein soll? Von der Zeit her müssten Sie nun genau vor der Türe stehen....“

Alex: „Ja, tue ich.“

Stimme: „Alles klar....wir....wir machen uns dann mal auf den Weg!“


Alex seufzt leise und lehnt sich in den lederbezogenen Sitz seines Vehikels, der Versuchung widerstrebend, einfach Musik anzumachen.


Der gewaltige Gebäudekomplex, der sich, wie findige GFCW-Zuseher nun längst wissen, als die namenlose Nervenheilanstalt entpuppt, wird betreten. In dem schummrigen Licht nähert sich eine Gestalt in den Schatten in einem Rollstuhl. Die dicke Person mit dem Bulldoggen-Gesicht und den Tränensäcken grinst diebisch:


???: „Willkommen, lieber Alex. Willkommen. Mein Name ist Rufus von Greifenstein. Sehr erfreut, nun live und in Farbe Ihre Bekanntschaft zu machen.“


Die Hand wird allerdings nicht entgegengestreckt. Der dubiose von Greifenstein, seines Zeichens Ziehvater des bestialischen Bartholomäus, scheint eine gewisse Abscheu zu haben. Ist dies seit Corona-Zeiten? Oder liegt es an Alex jr.? Oder liegt es allgemein daran, dass er Menschen, die nicht seinen Kriterien entsprechen, verabscheut? Alex Jr. jedenfalls macht sich nicht so viel aus der nicht gegebenen Hand und geht ruhig darüber hinweg.


Alex: „Ich freue mich auch auf....äh...IHN. Nur sehen kann ich ihn nicht. Wo ist er denn?“


Es ist nicht so, als wäre Alex übermäßig neugierig. Aber DAS will er ja schon ganz gerne wissen, wenn er für den Unmöglichen hier zig Kilometer durch die Walachei gurkt.


Rufus von Greifenstein: „Mögen Sie hier bitte warten, Alex. Mein Diener, ich meine, mein Untergebener…“


Von Greifenstein räuspert sich…


Rufus von Greifenstein: „Will sagen, mein Angestellter Justus wird Ihren Wagen übernehmen und nach hinten in den Dienstboteneingang rangieren.“


Tatsächlich steht Justus, derselbe hagere ältere Mann wie schon vor Jahren, wie aus dem Nichts neben Alex jr. und nimmt mit steinerner Miene den Schlüssel zum Defender entgegen.


Rufus von Greifenstein: „Sie haben ja ein entsprechendes Gefährt vorbereitet, nicht wahr?“


Kurz ist sich Alex da gar nicht so sicher. Dann aber gibt er sich einen Ruck.


Alex: „Klar bin ich vorbereitet. Das war das größte Auto, was ich in der kurzen Zeit bekommen konnte – und ich finde, ich habe gute Arbeit geleistet. Immerhin warten auf uns ja Gegner, die man nicht alle Tage vor die Augen bekommt und vor denen ich, trotz meiner Abstammung, einen Heidenrespekt habe. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir ihnen einen guten Kampf bieten können!“


Rufus von Greifenstein begleitet Alex jr. durch das Erdgeschoss der gewaltigen, verlassen wirkenden Anlage. Ja, so kennen wir das Sanatorium…nach wie vor bis auf vereinzelte Bewohner - die sich durch teilweise entsetzliche Schreie oder bizarre Laute ausstoßend bemerkbar machen - scheint Bartholomäus so ziemlich der einzige Gast hier zu sein…


Rufus von Greifenstein: „Ich verstehe Ihre Intention vollends, Alex. Ich halte es für eine gute Idee. Mein Bartholomäus hat nicht viele Freunde, Sie verstehen das sicherlich. Die Umstände sind Ihnen ja bekannt, in denen mein geliebter Sohn sich befindet. Leider hat sich nichts in den letzten Jahren gebessert.“


Man umkurvt eine weitere Ecke, landet vor einem Gitter, das den Durchgang versperrt. Rufus von Greifenstein greift sich einen Schlüsselbund, öffnet das Vorhängeschloss, und man schreitet weiter einen versifften Gang entlang.


Alex: „Es muss nicht leicht sein, hier zu leben. Ich weiß, dass mein Vater mal hier war, jedenfalls hat er davon erzählt. Und er war echt beeindruckt. Ein wenig, muss ich sagen, bin ich das auch, wobei ich sagen muss, dass mir Angst....“


Das Duo landet vor einer schweren Tür, die Alex, der Bitte des Rollstuhlfahrers nachkommend, öffnet. Entsetzt springt der Spross des großen JBD einen Satz zurück. Hier in dieser großen Halle, die aussieht wie das Paketverladezentrum von XXXL Lutz, steht mittig ein knapp 2,50 m großer Metallkasten, dessen einziges quadratisches Guckloch ins Innere vergittert ist. Alex späht neugierig dorthin.


Alex: „Dort ist er also? Das hat etwas von einem Sarg....“


Von Greifenstein grinst.


Rufus von Greifenstein: „Nein nein. DA ist er!“


Alex‘ Blick schwenkt nach links, und AUS HEITEREM HIMMEL baut sich vor ihm die gewaltige Sonnenfinsternis Bartholomäus auf! Der Hüne aus der Heilanstalt brüllt wie ein Berglöwe und will gerade auf Alex jr. losgehen. Hätte, ja hätte nicht Justus, der mal wieder aus dem Nichts auftaucht, an der Kette gezogen, die um die Hände und den Hals des Geschöpfs aus dem Spessart gelegt ist. Wie schon seit Jahren gebietet ihm dieses doch eindeutige Zeichen Einhalt. Zumindest soweit, dass Bartholomäus davon ablässt, seinen Gegenüber aufzufressen.


Alex jr. betupft seine Stirn mit einem Taschentuch. Vor Wut schnaubend heben sich Bartholomäus‘ Schultern, er schnaubt und grunzt wie ein Wesen aus der Tierwelt. Von Greifenstein grinst sein süßestes Grinsen und legt dabei gelblich angehauchte Zähne frei.


Rufus von Greifenstein: „Alex, darf ich vorstellen: das ist Bartholomäus!“


Das Schlucken des Catch-Newcomers ist unübersehbar. Aber es ist keine Furcht, eher der Schreck ob dieser doch wahrlich unübersehbaren Gestalt. Da kann Maurice der Eroberer aber einpacken... Alex greift den großen Teddybären ein wenig fester und ringt sich, während er Bartholomäus das Ungetüm überreicht ein paar Worte ab.


Alex: „Hier....möget ihr Spaß einander haben...und...äh....er dich zur Ruhe geleiten. Er ist ein sehr netter Kerl, der Hugo. Guck, sooo flauschig!“


Bartholomäus nimmt das Kuscheltier entgegen. Er legt den Kopf schief, wiegt den Teddybär in seinen Händen. Er begutachtet ihn. Beschnuppert ihn. Dann grunzt er, beinahe mit der Stimme eines Kindes:


Bartholomäus: „Maria?“


Rufus von Greifenstein und Alex jr. blicken sich erstaunt an. Ja…den Namen „Maria“ hat Bartholomäus schon früher oft benutzt…bis zum heutigen Tage weiß niemand, wer oder was „Maria“ ist und was es damit auf sich hat…


Alex : „Wer ist Maria?“


Rufus von Greifenstein blickt seinen Gegenüber etwas verdutzt an, wirkt für einen Moment so, als wäre er in Verlegenheit geraten. Dann winkt er ab und wendet sich an seinen Ziehsohn, der den Teddybär immer noch fragend beschnuppert. Tatsächlich scheint Alex‘ Geschenk ihn etwas beruhigt zu haben. Diese Reaktion scheint selbst Rufus von Greifenstein als auch den noch anwesenden Justus zu überraschen.


Rufus von Greifenstein: „Scht, mein lieber Bartholomäus Schhhht. Nimm es an, das Geschenk. Nimm es an! Und nun sei lieb, und geh auf deinen Platz.“


Bartholomäus: „Maria!“


…ruft er verzückt, wie mit der Stimme eines Kindes. Dann schmiegt er sich an das Kuscheltier und wiegt es in seinen platztellergroßen Händen sanft hin und her.


Justus führt Bartholomäus an der Kette zu dem großen Eisenkasten. Die Tür wird aufgetan und Bartholomäus steigt ein. Mit innerer Verwirrung (die äußere Verwirrung legt er ab, er will nicht unhöflich sein…) beobachtet Alex jr., wie die Kiste mit Bartholomäus darin auf die Ladefläche seines Wagens geladen wird und mit Spanngurten so gesichert wird, dass die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) § 22 eingehalten ist.


Alex jr., nun doch sichtlich etwas verwirrt (pfeif auf die Unhöflichkeit), nimmt den Fahrzeugschlüssel von Justus entgegen und begibt sich zur Fahrerseite. Einen letzten Blick wirft er zurück zu Rufus von Greifenstein, der böse grinst.


Alex: „Soll ich sonst noch jemanden mitnehmen? Sonst brechen wir zwei Hübschen nun zu einem Abenteuer auf, das sich gewaschen hat und von dem noch niemand weiß, wie es ausgehen wird. Vielleicht muss die Halle danach auch kernsaniert werden....“


Rufus von Greifenstein: „Nein, danke, Alex. Justus fährt mich. Ich wünsche euch zwei Rackern viel Spaß! UND ACHTUNG IN DEN KURVEN!“


Ein etwas ratloser Blick seitens Alex trifft Rufus, aber der sieht ihn nicht mehr, da er sich schon zu Justus umgedreht hat, dessen ausdrucksloser Blick auf Alex haften bleibt. Dem wird es nun doch ein wenig unheimlich, sodass er den Gang einlegt und anfängt, Gas zu geben....die Bremse lösen wäre in diesem Falle natürlich auch hilfreich, wie er erst nach einigen Sekunden der Konfusion feststellt.


Auf ins Abenteuer!



Das kommt zur unpassendsten Zeit.


Rasmus Rantanen ist gerade dabei, sich die Hände abzutapen. Die Hälfte der Rolle baumelt noch als langer Streifen von seinem Handgelenk. Doch die Nervosität, mit der Rantanen zur Kabinentür hinüberblickt, ist nicht vorrangig seinem Tape geschuldet. Er blickt zu Boden, wo ein achtlos aufgerissener Karton mit DHL-Aufdruck steht.


Es klopft ein zweites Mal.


Mit einem Fußtritt schiebt Rantanen den Karton unter die Bank, wo er halb im Dunkel verschwindet. Ein Anflug von Hektik steht in seinen Augen, doch die Tür bleibt geschlossen. Genügend Zeit, mit einem zweiten Tritt den Karton fast unsichtbar zu machen.


Rasmus Rantanen: „Herein.“


Ohne Zögern und mit großem Schwung wird die Tür aufgerissen. Herein treten zwei Gestalten. Vorneweg ein Blonder mit Oberlippenbärtchen, an die zwei Meter groß und breitschultrig. Hinter ihm ein etwas kleinerer, aber ähnlich muskulös gebauter Mann mit dunklen Locken. Der Blonde tritt vor und tippt sich zur Begrüßung an einen imaginären Hut.


Blonder Mann: „Moin! Immer rein, wenn’s kein Schneider ist, was? Tja, hehe, keine Angst, wir sind’s nur.“


Bei diesen Worten legt er dem zweiten Mann, der bisher kein Wort gesagt hat, freundschaftlich einen Arm über die Schulter. Beide blicken Rantanen an, als würden sie ihn kennen, doch auf dem Gesicht des Förderkader-Mitglieds steht nur Verwirrung geschrieben.


Rasmus Rantanen: „Wer seid ihr?“

Blonder Mann: „Die hinduistische Bekehrungsmission. Sie mögen Elefanten, ja? Lust auf Kamasutra? Dann haben Sie bestimmt einen Moment, mit uns über unsere Herren und Hüter zu sprechen.“


Der „Missionar“ nimmt den Arm wieder von der Schulter des Zweiten und tritt breitbeinig in die Kabine herein. Er blickt sich um. Währenddessen starrt Rantanen ihn an, als wäre er bei der versteckten Kamera gelandet. Hinduistische Bekehrungsmission? Als die Neuankömmlinge den ratlosen Blick Rantanens sehen, breitet sich ein jungenhaftes Grinsen auf dem Gesicht des Blonden aus.


Blonder Mann: „Ne, quatsch! Moin Rasmus! Wir sind deine neuen Kollegen im Förderkader und wollten dir Glück für BattleMania wünschen. Ich bin Marc.“


Er reicht Rantanen seine große Pranke. Nun scheint Rasmus ein Licht aufzugehen. Irgendwo hatte er die Gesichter schon mal gesehen, klar. Doch beim ersten persönlichen Aufeinandertreffen sehen Menschen anders aus als auf Fotos…oder einem wie Rantanen ist es schlicht egal, wer seine neuen Kollegen sind. Trotzdem zieht er seine Kette aus dem Kragen hervor. Küsst sie und murmelt ein „Danke, Jesus!“ vor Erleichterung, dass es nicht wirklich Hinduisten sind.


Rasmus Rantanen: „Rasmus.“


Er reicht Marc Hill seine halb abgetapte Hand. Dieser schlägt erst ein, doch hält dann die Hand fest.


Marc Hill: „Mensch, das ist ja eine Menge Tape. Perfekt, um ein kleines Helferlein drin zu verstecken, was?“


Als hätte man ihn körperlich getroffen, tritt Rantanen einen Schritt zurück und blickt Hill ertappt an. Schuldbewusst nimmt er die Hand hinter dem Rücken. Er sieht ertappt aus. Doch der Hamburger lacht abermals auf. Ein lautes, beinahe unangenehmes Lachen.


Marc Hill: „Alles gut, keine Angst, Kleiner. Jetzt schau doch nicht so sauertöpfisch drein wie ein Suffi, der auf der Schmuckstraße seiner Latina aus Versehen zwischen die Beine geblickt hat. Hehe. Ich hab’s nur gesagt, weil ich kannte mal wen auf dem Kiez, den nannte man Klingen-Kalle. Und der hat auch den Trick mit dem Tape gekannt, und da hat’s mich grad dran erinnert. Aber du würdest sogar ja nicht machen mit deinem Unschuldsgesicht, was?“


Nun klopft Hill Rantanen ebenso kameradschaftlich auf die Schulter, wie er es zuvor beim zweiten Mann – der immer noch wortlos geblieben ist – getan hat. Rantanen ist die Nähe sichtlich unangenehm. Doch während er sich in der Umarmung Hills befindet, hat er zumindest Gelegenheit, einen kleinen Gegenstand aus seiner Hand zu Boden fallen zu lassen. Das Scheppern wird von Hills Lachen übertönt.


Marc Hill: „Naja, jedenfalls kam Klingen-Kalle mal einem der Mazedonier vom Dammtor zu Nahe und hat ihn ganz schon aufgesäbelt, dem seine Wange sah aus wie Muttchens Labskaus. Und dann dachten wir, jetzt gib’s Krieg, doch dann hat Ferrari-Frank ein Machtwort in der Stadt gesprochen und dann war Ruhe in der Kiste. Und dann…“


Der andere Mann räuspert sich und Hill verstummt. Erleichterung auf Rasmus‘ Gesicht. Der Zweite wischt sich eine der dunklen Locken aus dem Gesicht und reicht Rantanen die Hand.


Bene Zampach: „Ich bin Benedikt.“

Rasmus Rantanen: „Was für ein Scheißname für einen Wrestler.“


Falls die barsche Antwort ihn stört, lässt Zampach es sich nicht anmerken. Er schüttelt weiter Rantanens Hand und zuckt mit den Schultern.


Bene Zampach: „Deswegen kannst du mich Bene nennen.“


Hochgezogene Augenbrauen bei Rantanen, eine Spur von Spott liegt in seinem Ausdruck.


Rasmus Rantanen: „Kreativer Spitzname.“

Marc Hill: „Naja, kreativ ist relativ. Ich wollte ja eh noch von Ferrari-Frank was erzählen und dessen Mudder hat ihren Sohn natürlich auch nicht Ferrari-Frank genannt, sondern nur Frank stand in seinem Geburtslappen. Aber als er auf dem Kiez eine große Nummer wurde, da nannte man ihn Ferrari-Frank. Das war sein Spitzname und das kam so, weil er…“

Rasmus Rantanen: „…Ferrari fuhr?“


Hill verstummt und reißt erstaunt Augen und Mund auf. Dann schlägt er Rantanen abermals mit seiner Bärenpranke auf die Schulter. Diesmal voller Anerkennung.


Marc Hill: „Menschenskindchen, richtig!“


Stille. So wirklich kommt das Gespräch zwischen den neu zusammengewürfelten Kollegen nicht in Fahrt. Mehr vom Wunsch getrieben, die unangenehme Stille zu überbrücken als aus wirklichem Interesse deutet Rantanen auf Zampachs Hand.


Rasmus Rantanen: „Was hast du denn da?“


Mit einem Lächeln hebt Zampach eine Tüte hoch, die er in der Hand hält. Sie ist mit einer Adresse und einem Postlogo bedruckt, offenbar ein Versandpäckchen.


Bene Zampach: „Ach, das. Hab‘ mir ein paar geile Shirts direkt hier zur Halle bestellt. Man muss ja als Wrestler nach was aussehen.“


Er reißt die Tüte auf und zieht fünf eng aufgerollte Shirts heraus. Dick aufgedruckt sind die Logos der feinsten Marken: Gucci, Versace, Dior. Hill pfeift durch die Zähne.


Marc Hill: „Nicht schlecht, Herr Specht. Um in so einem Zwirn rumzulaufen, mussten die Luden bei uns auf dem Kiez ihre Hühnchen erstmal ein paar Runden um den Block laufen lassen. Soll heißen: Ist der Kram nicht total teuer, woher hast du denn das ganze Geld?“

Bene Zampach: „Klarna regelt. Jetzt die Ware erhalten, später bezahlen. Und ich meine, wir als Wrestler werden doch mal ordentlich absahnen, da gehe ich jetzt ein bisschen in Vorleistung.“


Er hält eines der Shirts mit einem stolzen Grinsen vor sich. Scheint gut zu passen. Dann nimmt er eines der anderen Shirts und reicht es Rasmus.


Bene Zampach: „Hier, schenk ich dir zum Einstand. So als Friedenspfeife. Und wir haben ja ungefähr die gleiche Größe, sollte dir passen. Ich bestell‘ es mir einfach nochmal neu.“


Mit einem stummen Nicken nimmt Rantanen das Geschenk entgegen, wirklich dankbar wirkt er nicht – trotz des Werts der Ware. Währenddessen kratzt sich Zampach am Kopf.


Bene Zampach: „Hab‘ mir auch noch Golfschläger bestellt gehabt, als Wrestler braucht man ja standesgemäße Hobbies. Laut DHL-App wurde es auch geliefert und einer der Mitarbeiter hat mir gesagt, es wurde backstage abgestellt. Kann es bloß nicht finden, hm…so ein länglicher Karton. Naja, wird sich schon wieder einfinden, wird ja kaum jemand mitgenommen haben. Und wenn doch, dann bestelle ich neu auf Raten.“


Mit einer Spur Mitleid zucken Hill und Rantanen die Schultern. Rasmus wirft einen Seitenblick auf – oder besser gesagt: unter – die Bank. Er ist erfreut, als Zampachs Handy einen Signalton von sich gibt und die Aufmerksamkeit von ihm nimmt. Zampach blickt auf das Display.


Bene Zampach: „Klasse, Book of Ra wurde auch endlich auf meinem neuen iPhone installiert. Hatte die ganze Zeit kein Internet für den Download. Bis zu deinem Match gönne ich mir ein paar Runden. Und sieh an, was ist das?“


Er nimmt das Handy näher ans Gesicht, um die kleine Schrift auf dem Display lesen zu können.


Bene Zampach: „Oh, ich bekomme ein Gratisspiel, weil ich meinen Einsatz im Vergleich zur letzten Woche versechsfacht habe. Als Dankeschön. Werd‘ ich natürlich einlösen, aber man sollte auch nie die Kontrolle verlieren…wobei, als Wrestler werde ich ja eines Tages genug verdienen, da ist das nur eine kleine Spielerei zwischendurch.“


Mit einem „Ching!“ und einem animierten Ladebalken startet die App auf dem Handy. Zampach ist nun ganz ins Spiel vertieft, seine teuren Shirts lässt er beiläufig zu Boden gleiten. Unterdessen übernimmt Hill wieder die Gesprächsführung.


Marc Hill: „Dann wollen wir unserem Chorknaben noch ein paar Stimmübungen machen lassen vor seinem großen Konzert, was? Den Spruch hab‘ ich vom Fischmarkt, von Schollen-Karl. Soll heißen, wir verziehen uns mal wieder. Genieß‘ BattleMania, in zwei Wochen starten wir dann als Förderkader durch.“


Er streckt Rasmus eine Brofist entgegen. Euphorielos schlägt Rantanen ein.


Marc Hill: „Diesmal kommt der Förderkader groß raus, das spür. Wir stellen unser Talent ist Fenster wie auf dem Kiez die…“

Rasmus Rantanen: „Sind wir eigentlich nur zu Dritt?“

Marc Hill: „Ne, das wär ja noch schöner. Wir haben einen Vierten, PJ irgendwas. Habe ihn vorhin nur ganz kurz gesehen. Der musste noch was unterschreiben, vielleicht sagt‘ dir der später auch noch guten Tag. Sonst lernste den in zwei Wochen kennen. Hat ja keine Eile, schieb‘ mal ne ruhige Kugel.“


Ähnlich überraschend, wie Hill und Zampach aufgetaucht sind, verschwinden die Zwei mit einem kurzen Gruß wieder aus Rantanens Kabine. Der BattleMania-Teilnehmer bleibt mit nachdenklicher Miene zurück. Rantanen schaut an die Stelle, wohin das Duo verschwunden. Er, Rasmus Rantanen, ist es nun, der ein Stück weit vorangehen muss. Er ist der erfahrene Teilnehmer…bloß ob er auf diese Rolle auch Lust hat, das steht auf einem anderen Blatt. Und definitiv nicht in seinem Gesicht geschrieben.


Rantanen beginnt, seine Hand weiter abzutapen. Er schafft es, sich während der langweiligen Tätigkeit in den mentalen Tunnel zu bringen, den es für ein Match braucht. Fast hat er die ganze Rolle verwendet, nur ein kleiner Streifen hängt noch am Handgelenk runter…da hört er Schritte hinter sich. Rantanen wirbelt herum.


Rasmus Rantanen: „He, wer bist du?“


Er blickt auf einen bärtigen Mann, der ohne anzuklopfen einfach in seine Kabine getreten ist. Der Mann ist fast genau gleich groß wie Rantanen und stellt sich diesem ohne Scheu entgegen.


Mann: „PJ Smidt. Förderkader.“


Sein Tonfall ist ebenso wie seine Wortwahl. Kurz angebunden. Fast militärisch. Und auch die Gestik passt dazu. Seine Hand schießt, als würde sie an Seilen laufen, schnurgerade vor. Er streckt sie Rantanen entgegen.


Vor lauter Überrumpelung schlägt Rantanen ein, ohne zu zögern. Doch der Handshake wird von PJ Smidt unangenehm lange gehalten, mit den verstreichenden Sekunden zieht Rasmus die Augen zusammen und blickt sein Gegenüber skeptisch an. Doch als er die Hand lösen will, geht ein Ruck doch Smidts Körper. Er hält Rasmus‘ Hand fest und dreht sie um.


Rasmus Rantanen: „Alter, was soll das? FUCK!“


Vor Schmerz geht Rantanen auf die Knie, als Smidt seinen Arm auf den Rücken dreht. Rasmus hat keine Wahl, als sich der Überdehnung zu fügen, wenn er den Schmerz nicht noch schlimmer machen oder gar eine Verletzung riskieren will.


Rasmus Rantanen: „Bist du verrückt? Lass‘ mich los?“


Mit roboterhafter Miene, bar jeder Emotion, hält Smidt den Griff, bis er Rantanen nicht nur auf die Knie, sondern zu Boden gezwungen hat. Schmerzverzerrt lehnt sich Rantanen auf dem Boden ab.


PJ Smidt: „Dieb.“

Rasmus Rantanen: „Was ist los mit dir, Mann? Du Hu…-“

PJ Smidt: „Ich mag keine Diebe.“


Der Mann, der von Uysal als ehemaliger Polizist angekündigt wurde, lockert den Griff minimal. Ein kleines Zeitfenster für Rantanen, um sich auf die Knie zurückzukämpfen. Doch Smidt hat nicht vor, ihn loszulassen. Stattdessen greift er mit einer Hand nach etwas, das hinten an seiner Hose hängt. Die andere Hand hat Rasmus weiter im Griff. Metall klimpert, als Smidt den Gegenstand um Rantanens Handgelenk legt – es sind Handschellen.


PJ Smidt: „Lektion 1. Ehrlichkeit und Disziplinierung.“


Während Rantanen sich windet und dreht, geht Smidt mit eiserner Beharrlichkeit vor. Das eine Ende der Handschellen rastet er um Rasmus‘ Handgelenk ein, für das andere sucht er nach einem passenden Ziel. Als er das von der Heizung abgehende Rohr neben der Kabinenbank sieht, nickt er sich selbst zu. Er zieht Rasmus an der Kette der Handschellen hinter sich her, schleift ihn ein Stück bis zum Rohr. Und kettet ihn fest.


Rasmus Rantanen: „He, mach‘ mich los! Was soll das?“


Wie ein angeketteter Löwe reißt Rasmus an seiner Fesselung, doch er kann sich nicht loseisen. PJ Smidt steht auf und tritt einen Meter zurück. Ohne Lächeln, aber doch mit einer Spur Zufriedenheit auf der kalten Miene, betrachtet er sein Werk.


Rasmus Rantanen: „Ich muss zu BattleMania! MACH – MICH – LOS!“


Ein Wutschnauben verfolgt Smidt, während er sich der Kabinentür nähert. Doch kein Zetern, kein Flehen kann ihn zum Umdrehen bewegen. Er verlässt die Kabine und lässt Rantanen zurück. Nur einmal dreht er sich noch um – um das Licht auszuschalten.


Dann fällt die Tür ins Schloss.



Es ist eine Weile her, dass sich der Legendensohn die Ehre gegeben hat. Und man erkennt ihn kaum wieder. Die Haare eine wilde Mähne, Stoppeln im Gesicht, als wolle er dem späten Kurt Cobain zumindest optisch Konkurrenz machen. Über dem T-Shirt, das in blassem Blau getragen wird, trägt er eine vergleichsweise dünne Stoffjacke, die in ihrem Gelb einen interessanten Kontrast bietet.


Die gar nicht große Sporttasche, in der er vermutlich den Rest seines Gears trägt, hat er locker über der Rechten geschultert und langt schließlich an einer Tür an. An „der“ Tür, wenn man so will, denn hier soll sie sein, die sagenumwobene Umkleide. Auf sein Klopfen folgt keine Reaktion, weshalb der ehemalige Tagteam- und Intercontinental-Champion die Klinke herunterdrückt. Mit Erfolg.


Der Spross des Hundes öffnet die Tür und Tatsache, da sitzt sein Partner, den ihm das Los der Battlemania beschert hat.


Der Blick wandert herüber zum Meisterlichen Matthäus, der ja immerhin auch nen Tagteamtitel vorzuweisen hat.


Daniel: „Ach du heilige....“


entfährt es ihm, aber es nützt ja alles nichts. Also geht er schnurstracks auf das – in seinen Augen – Kraftpaket zu und sagt gleich mal das, was man eben so sagt.


Daniel: „Hilft ja alles nix. Alles Doppel-Who – äh Doppel-M!“


Wenn Daniel nach wie vor ein Talent ganz besonders hat, ist es, sich um Kopf und Kragen zu reden. Wobei sein Gegenüber ihm ersteren sicherlich mit Leichtigkeit vom Hals kegeln könnte, wenn er nur wollte.


Der „Extravagante Vollstrecker“ lässt Daniel für ein paar Sekunden zappeln, bevor er langsam und bedrohlich den Kopf anhebt und Daniel in die Augen blickt.


Matthäus Meister: „Wenn du weißt, was gut für dich ist, Kleiner… dann sag ‚Meister‘ zu mir…“


Daniel kann sich nicht anders helfen, aber er muss leise, sehr leise, prusten. In sich hinein und so, dass der Denk-Verbandsligist das sicher nicht bemerkt. Hoffentlich droht dem nicht bald der nächste Abstieg....


Meister blickt Daniel ungebrochen in die Augen… Dann erhebt er sich bedrohlich von seinem Platz und starrt Daniel nieder. In seinen Augen zeigt sich kein bisschen Respekt vor seinem „Partner“. Der Koloss packt Daniel mit seinen Riesenpranken am Genick und drückt ihn gegen einen der Umkleidekästen.


Matthäus Meister: „Meint das Schicksal es wirklich so schlecht mit mir, dass es mir ständig irgendwelche Schwächlinge an die Seite stellt?“


Sein Griff wird etwas stärker und Daniel läuft nun schon etwas rot an.


Matthäus Meister: „Jahrelang hatte ich einen kleinen Schwächling an meiner Seite. Sein Name war David Hott. Hast du schon von ihm gehört?“


So gut er in dieser Situation kann, nickt Daniel bestätigend.


Matthäus Meister: „Jahrelang hat er mich unten gehalten. Bis ich einfach genug davon hatte, ihn durch dieses Geschäft der Riesen zu tragen. Und am Ende hat er auch einsehen müssen, dass er den Riesen nicht gewachsen ist. Auf eine sehr schmerzhafte Art und Weise…“


Dabei blickt er auf die mächtige Faust, die er Daniel hinhält. Für einen Moment wendet Meister nun den Blick, fast schon philosophisch nachdenkend, auf die Seite.


Matthäus Meister: „Nun bin ich von der GFCW eingeladen worden, um an diesem Turnier teilzunehmen. Verstehst du? Ich! Nicht Lionel, nicht David, ICH!“


Mit dem letzten Wort, fixieren Meisters Augen den Sohn des Hundes einmal mehr.


Matthäus Meister: „Und ich habe zugesagt, um das, was damals falsch gelaufen ist, endlich ins rechte Licht zu rücken… Damals war David mein Partner. Welch ein Handgriff der Fortuna, nicht wahr? Und weil er seinen Teil nicht erledigt hat, sind wir ausgeschieden. Nun bekomme ich von Fortuna eine zweite Chance… und diese Bordsteinschwalbe der Götter meint, mir erneut ins Gesicht schlagen zu müssen, indem sie mir DICH als Partner gibt!“


Wenn Blicke töten könnten… dann könnte Daniel seinem Vater jetzt problemlos „Hallo“ sagen. Der große Muskelprotz schüttelt frustriert den Kopf.


Matthäus Meister: „Mit David… da hatte ich wenigstens dank jahrelanger Abstimmung und gemeinsamen Training eine gute Chemie.“


Nahezu angewidert mustert Meister den Hundesohn.


Matthäus Meister: „Aber du… du bist gar nichts… außer, der Nagel zu meinem Sarg in diesem Turnier! Ich beschwöre dich, Kleiner, gib mir einen guten Grund, einen SEHR guten Grund, warum ich dich nicht wie ein Stück Müll hier liegen lassen und das Match alleine bestreiten sollte! Na los!“


Dabei rüttelt er ein paar Mal am Genick von Daniel. Einmal zu oft.


KLATSCH!


Wir blicken auf das offene Laberaggregat des massigen, ja riesigen Matthäus Meister. Vermutlich hätte er eher damit gerechnet, dass ihm die Welt auf den Kopf fällt, als damit. Nach diesem Schlag, lockert sich der Griff um Daniels malträtierten Nacken, sodass jener sich mit einer geschwinden Bewegung aus der unangenehmen Umklammerung befreien kann. Funkelnd liegt der Blick der blauen Augen auf seinem Gegenüber, der doch recht überrascht von dieser Aktion wirkt. Selbstzufrieden wirkt Daniel allerdings nicht. Nur....mh...enttäuscht?


Daniel: „Hör mal gut zu, Riesenbaby! Ich will, dass du jedes einzelne Wort das ich jetzt sage, hörst. Und das ohne dass ich dir wehtun muss, alles klar?“


Meister grinst sich eins. Aber nur kurz, weil Daniel ihm kurz in die Augen sticht. Alter Catcher-Trick, sollte Meister eigentlich kennen. Zuhören kann er, Offensivaktionen sind aber, wenn die Wut nicht gerade überquillt, nicht zu erwarten.


Daniel: „Hör mir zu, hab ich gesagt! Denkst Du, ich nehme eine Einladung an, um dann nebenher zu laufen und mir das Spotlight mit dem verbliebenen Spross eines Dinosauriers zu teilen? Was war es? Brontosaurus? Hör mal, Matti. Wir brauchen Zusammenhalt. Zusammen können wir nämlich unschlagbar sein. Ich habe das, was Du eher in begrenztem Umfang hast: Hirn, Tempo, Herz. Schlagen kannste, Kraft haste. Aber sonst? Was bringst Du denn mit, außer IchbinderNabelderWeltundallesmusssichummichdrehen? Eben! Du kannst viel mehr, Digga! Stattdessen tust du seit ich den Raum betreten habe so, als hätte ich Dir deine Rassel weggenommen! Werd erwachsen! Es gibt nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen?“


Der Blick liegt nicht mehr funkelnd, dafür aber ruhig auf dem wohl besten Schützling, den Lionel Jannel jemals hervorgebracht hat.


Daniel: „Hör zu. Du bist noch jung, du kannst mehr erreichen als Leute schubsen! Ein Tagteam-Titel? Lachhaft! In dir steckt viel mehr, Dude! Aber du bringst deine PS einfach nicht auf die Straße. Ich kann Dir helfen, weißt du? Vorher müssen wir uns aber gegenseitig helfen... und nein, das hab ich nicht von meinem Dad. Inzwischen bin ich alt und reif genug, solche Dinge selbst zu wissen.“


Inzwischen sind auch die meisterlichen Augen wieder soweit, dass er – vergleichsweise wütend – Daniel anstarren kann. Der fast fertig ist. Aber eben nur fast.


Daniel: „Also? Was ist nun? Bin ich die ganzen Meilen umsonst hierhin gegurkt, weil ich dein sensibles Ego nun gekränkt habe und mich von Dir nicht herumschubsen lasse? Sprich! Mit! Mir!“


Der böse Blick Meisters, weicht langsam einem leichten Grinsen. Und der Riese beginnt leicht zu lachen. Der Riese streicht noch einmal über die Stelle, wo Daniel ihn getroffen hat, als könne er es immer noch nicht ganz glauben, dass Daniel das tatsächlich gerade getan hat.


Matthäus Meister: „Sieh an… vielleicht ist ja doch noch nicht alles verloren.“


Er tritt sogar einen Schritt zurück, um Daniel mehr Raum zu gewähren. Und auch wenn Meister immer noch böse aussieht, so nun doch auf eine andere Art und Weise… etwa zuversichtlicher?


Matthäus Meister: „Nicht jeder würde das wagen, was du gerade getan hast… und nicht viele von ihnen würden danach aufrecht stehen… jemals wieder. Du hast zweifellos Mut. Doch wenn du von verschwendetem Talent sprichst, so solltest du bei dir selbst beginnen.“


Wieder ernst, aber diesmal nicht bedrohlich, sondern intensiv spricht der philosophische Muskelprotz mit seinem Gegenüber.


Matthäus Meister: „In der Tat habe ich bisher nur wenig vorzuweisen. Doch du bist schon weitaus länger hier als ich. Was steht dir zu Buche? Ein Tag-Team-Titel und ein Intercontinental-Titel. Auch das ist in so einer langen Karriere wie deiner, doch eher überschaubar, meinst du nicht? Vor allem wenn man bedenkt, dass du ja der Sohn einer Legende sein sollst…“


Daniel hebt die Hand, noch ehe der Meister den Monolog beenden kann und schaut relativ unwirsch drein.


Daniel: „Sag mal, ist das die nächste deiner Provokationen? Ich habe nie gesagt, dass ich zufrieden bin, mit dem was ich erreicht habe. Aber ich war auch einige Zeit raus und weiß gerade ziemlich genau, wo ich stehe.“


Daniel schaut herausfordernd zu MaMe.


Daniel: „Unter vielen, aber über Dir!“


Matthäus Meister aber schüttelt den Kopf.


Matthäus Meister: „Nein, Daniel, verstehst du denn nicht?“


Das tut der Sohn des Hundes, wenn man sein Gesicht deutet, wohl in der Tat nicht. Meister setzt fort und wirkt dabei auch, als meine er es ernst.


Matthäus Meister: „Damit will ich sagen, dass wir uns doch wohl ähnlicher sind, als wir beide dachten. Zwei Männer, die keiner auf dem Radar hat, die viele hier nur als Ergänzung für die Teilnehmerzahl sehen. Obwohl eigentlich jeder weiß welch Talent, welch ein Potenzial für größere Taten in ihnen schlummert!“


Daniel blickt den Meister-Redner jetzt mit weit aufgerissenen Augen an. Hat der das gerade wirklich gesagt? Und vor allem: Meint der das auch so?


Matthäus Meister: „Wir sind zwei Männer, die den Ruf haben zu wenig aus ihren Möglichkeiten zu machen… Zwei Männer bei denen sich die Wrestling-Welt immer wieder fragt ‚Wann?‘. Ja, wann ist endlich für diese zwei talentierten Kerle ihre Zeit gekommen, den großen Wurf zu landen? Und ich sage dir…“


Matthäus Meister kommt gar nicht dazu, etwas zu sagen, denn Daniel hat schon die Hand gehoben – nicht, um ihm erneut eine zu klatschen, sondern um seinen Redefluss zu unterbrechen. Und, das steht zu befürchten, einen eigenen daran zu klemmen.


Daniel: „Das ist doch genau das, was ich sage! Es gibt im Leben Chancen und Gelegenheiten. Gelegenheiten hatten wir viele, doch echte Chancen? Mal ehrlich! Als ich damals Intercontinental Champ wurde, hat doch keiner einen Pfifferling auf mich gesetzt! Und das vielleicht auch ein wenig mit Recht, weil ich einfach noch nicht so weit war.“


Daniel redet sich in einen kleinen Rausch... wobei 'klein' hier wohl Definitionssache ist.


Daniel: „Wir haben noch Chancen. Vielleicht nur noch eine, Matti. Und die ist HEUTE! Heute gegen einen nicht so griffigen Kyle Douglas, der es mithilfe seines uralten Onkels zum Tagteam-Champion geschafft hat. Und einen Aldo Nero, dessen Name ist als jemand der längere Zeit raus war, erstmal googeln musste! Sicher nicht das Beste Produkt, das die GTCW hervorgebracht hat! Und da sollen wir keine Chance haben? Hell Yeah! Natürlich haben wir die! Und zwar, indem wir Denken wie eins, und handeln wie Eins. Du weißt was ich meine. Wir haben beide ein klares Ziel – und das sollen wir nicht nur, sondern das WERDEN wir erreichen!“


Daniel muss jetzt erstmal ein wenig Luft holen und Schluck aus der Pulle nehmen. Drauf geschissen, dass es die Pulle seines Kurzzeit-Partners ist.


Matthäus Meister grinst zufrieden.


Matthäus Meister: „Ich sehe langsam… wir sind auf einer Wellenlänge.“


Er ballt energisch die Faust und blickt Daniel tief in die Augen.


Matthäus Meister: „Battlemania 2025 ist unsere Zeit. Die Zeit in der Daniel und Matthäus Meister, sich auf immer und ewig in die Siegerliste dieses Turniers eintragen werden! Nicht als Randnotiz, nicht als Teilnehmer, sondern als Matthäus Meister und Daniel… die SIEGER von Battlemania 2025!“


Daniel strahlt begeistert über alle vier Backen! Genau das ist es, was vielleicht in der letzten Zeit gefehlt hat. Der Glaube an sich und jener, etwas zu verändern. Etwas zu erreichen!


Daniel: „Daniel und Matthäus Meister.....die SIEGER von Battlemania 2025! Das klingt verdammt gut. Let's do it!“


spricht er noch, ehe er einen weiteren Schluck aus der Meister-Pulle nimmt und diese dann voller Motivation durch den Raum pfeffert. Immerhin bleibt ihm diesmal die „meisterliche“ Schelle erspart, denn die beiden klatschen sich einfach nur ab. Kann losgehen!


Tag Team-Ausscheidungsmatch 1:

Morbeus & Robert Breads vs. Alex Junior & Bartholomäus

Referee: Thorsten Baumgärtner

Das uns bekannte Intro baut Spannung auf – nicht unbedingt dafür, wer hier herauskommt. Das dürfte allen klar sein, ist Morbeus‘ Theme Song doch nur schwer verwechselbar. Allerdings werden wir selbst in dieser Hinsicht überrascht.

Denn der Kanadier, der zuerst heraus kommt, ist nicht Raymond Douglas – es ist sein Partner.

Robert Breads, in neuem Gewand – pinke Tights, mit den drei Buchstaben „LPG“ auf den Oberschenkeln, dazu ebenso pinke Kick-Pads und weißes Wrist-Tape – tritt auf die Stage. Er trägt bei diesem Entrance eine Jacke, die im gleichen Farbton gehalten ist wie sein restliches Outfit, ein Zugeständnis an seine neuen „Freunde“ von der Lerbitz Performace Group. Mitten auf den Rücken der Jacke sind vier Buchstaben geschrieben, schwarz umrandet, in gold:


GOAT


Nichts weiter, als bedürfe das keiner weiteren Erläuterung. Und Breads schlägt keine Liebe entgegen, was ihn allerdings kaum zu überraschen scheint – und wenn doch, zeigt er es nicht. Süffisant lächelnd dreht er sich leicht, und als Antwort auf die Antipathie seitens der Crowd deutet er lediglich auf die vier Buchstaben auf seiner Jacke.

Das bringt ihm keine Pluspunkte ein.

Während der Song weiter durch die Halle wabert dreht Breads leicht den Kopf, wendet sich zur Entrance Stage, wartend. Immerhin ist das hier ja nicht sein Song.


Sven: „Ein weiteres Zugeständnis von Breads im Sinne des „Teamgeists“, dass er hier zu Morbeus‘ Musik rauskommt?“

Pete: „Vielleicht will der selbstgerechte Mistkerl auch nicht, dass irgendwer außer ihm selbst zu seinem Theme Song heraus kommt.“


Beides möglich, doch diie Wahrheit werden wir wohl nie erfahren. Dafür beantwortet sich allerdings eine andere Frage: Morbeus wird Breads doch nicht etwa hängen lassen?

Nein, wird er nicht.

Es gibt schließlich einen Title Shot zu gewinnen.

Der franko-kanadische Rotschopf stapft auf die Stage, und hält demonstrativ – direkt vor Breads stehen bleibend – seine Hälfte der GFCW Tag Team Championship in die Höhe. Breads verzieht das Gesicht, scheint aber dennoch insgesamt zufrieden mit dem fokussierten und energiegeladenen Auftritt von Morbeus zu sein.

Der lässt seinen Gürtel sinken und dreht den Kopf zu Breads.

Kurzer Blickkontakt. Flüchtig. Dann nickt Morbeus seinem Partner zu – nicht freundlich, aber bestätigend, als wolle er sagen „Lass es uns tun, Arschloch.“

Dann – nicht ohne Breads im Vorbeigehen mit der Schulter leicht zu rammen – marschiert Morbeus zielstrebig und die Augen auf das Seilgeviert gerichtet die Rampe herunter. Breads beißt sich auf die Zunge, folgt ihm dann aber.

Diese zwei werde keine Freunde sein – aber sie werden Partner sein. Für die Chance, BattleMania zu gewinnen.




Das schon öfter gehörte Gedudel – damals von Johnboy Dog – von Manowar mit Warriors of the World erklingt und sprengt dabei fast die Boxen. Die Zuschauer fallen stellenweise aus ihren Sesseln, wenn sie nicht ohnehin stehen. Kurz braucht man einen Moment, dann aber brandet Jubel auf, als der nur mit stylischer Jeans bekleidete Alex Jr sich die Ehre gibt. Mit freiem Oberkörper ist er schon lange nicht mehr aufgetreten. Eigentlich noch nie. Aber er sieht gar nicht schlecht aus.


Pete: „Man, ist der Junge in shape!“

Sven: „Ich kann dir da nur ein wenig widersprechen. Er sah tatsächlich schonmal schlechter aus als heute.“

Pete: „Da sind auf jeden Fall Muskeln, wo vorher keine waren!“

Sven: „Bei dir isses ja eher umgekehrt....“


Der ehemalige maskierte Luchador, der den Fans nach wie vor zugewandt scheint, schiebt sich langsam die Stage entlang und klatscht dort mit einigen Fans ab, die das auch mit Entgegenkommen goutieren und ihm bereitwillig Arme und Hände entgegenrecken, auf dass er sie berühren möge.

Schließlich hält er inne und schaut über die Schulter zurück, aber da ist kein Bartholomäus, der ihm folgt. Trotzdem bleibt Alex Jr. noch einige Momente stehen, ehe er seinen Weg in den Ring fortsetzt und sich dort, unter den wachsamen Blicken von Breads und Morbeus, der wohl prominentesten Paarung hier, in allen Ringecken nacheinander feiern lässt.


Dann folgt der bange Blick auf die Stage in der Hoffnung, dass nun endlich sein Partner folgen würde...



Auf der Entrance-Stage explodiert ein Feuerwerk, Nebelschwaden wabern hoch, während links und rechts Feuer abgebrannt wird. Zu den bassigen Klängen tritt eine hünenhafte Gestalt aus den Schatten in das schummrige Scheinwerferlicht. Von vier Statisten wird Alex jr.s Tag-Team-Partner hereingeführt.


Laura: „Und sein Tag-Team-Partner, aus der Heilanstalt, mit einem Gewicht von gewaltigen 153 Kilogramm: die ‚größte Naturgewalt, die jemals in der GFCW zu sehen war‘: BARTHOLO-MÄÄÄÄÄÄ-UUUUUUUS!“


Das „Geschöpf aus dem Spessart“ hält in den mit Ketten gefesselten Händen den von Alex jr. geschenkten Teddybären. Es mutet ein skurilles Bild an, während Bartholomäus zum Ring schreitet. Dort lösen die Statisten die Ketten und lassen das Ungetüm los. Mit Mühe und Not und unter größter Angst gelingt es Referee Thorsten Baumgärtner schließlich, den Teddy aus Bartholomäus‘ Händen zu nehmen und ihm den Zeitnehmer zu übergeben.


Bartholomäus….zurück in der GFCW!


Morbeus und Robert Breads scheinen sich nicht so ganz einig zu sein, wer denn nun das Match beginnen soll, und führen eine hitzige Debatte, bei der jeweils für sich selbst plädiert wird - bis man feststellt, dass auf der Gegenseite Bartholomäus startet. Mit einem Mal sind die beiden Kanadier überaus bereit, dem anderen den Vortritt zu überlassen. Referee Thorsten Baumgärtner räuspert sich, dass das Match doch bitte starten solle, und RayRay und Bobby einigen sich auf "Schere, Stein, Papier" - mit dem besseren Ende für Breads. 

Morbeus schluckt, wendet sich dann aber Bartholomäus zu. Dann probiert er sein Bestes.

Ein wenig erfolgreiches Unterfangen.

Natürlich ist Bartholomäus' Masse im Bereich "Geschwindigkeit" ein Nachteil, aber hier trifft er auf zwei Mittvierziger mit geschundenen Körpern, die in dieser Hinsicht nicht gerade zur Speerspitze der Promotion gehören. Morbeus probiert sich - wohl wider besseren Wissens - erst einmal an Shoulder Blocks und Clotheslines, die jedoch an Bartholomäus abprallen wie eine Fliege an der Windschutzscheibe. Breads muss sich das Lachen über seinen eigenen Partner verkneifen, der mit finsterem Blick zu ihm herüberstapft, ihm auf die Schulter klopft und Robert bedeutet, doch bitte selbst zu probieren, hier etwas zu reißen.

Mit einem schweren Schlucken, aber nicht willig sich eine Blöße zu geben, tritt Breads Bartholomäus gegenüber. Er probiert es mit Kicks gegen die Beine, eine natürliche Taktik gegen so ein Monster, aber nach den ersten zwei oder drei, die gegen Bartho's massige Schenkel klatschen, durchschaut der Hüne aus der Heilanstalt den Plan, fängt einen der Tritte ab und walzt Breads mit einer Clothesline um, bei der sich selbst bei Alex Junior die Haare auf dem Nacken aufstellen.

Das anschließende Cover geht nur bis zwei, aber angesichts der Tatsache, dass Bartholomäus unglaubliches Gewicht mitbringt und nur eine einzige Aktion dafür brauchte, um hier bis 2 zu kommen, ist das schon ziemlich gruselig. Mit gefletschten Zähnen richtet Breads sich auf, während Bartholomäus ihn eher neugierig als wütend betrachtet, als könne er noch nicht so richtig einordnen, wer dieser alte wütende Mann ist. Breads nimmt Anlauf in den Seilen, springt mit einem Kick auf den Riesen zu, doch der dreht sich überraschend wendig zur Seite, blinzelt kurz irritiert, und lässt sich dann einfach via Splash auf Robert fallen.

Das anschließende Cover muss Morbeus unterbrechen, da dieser offenbar nicht so sicher war, ob sein Partner noch einmal da rauskommt. Der Referee ist nicht sonderlich glücklich über diesen Eingriff, sodass er Morbeus ermahnt, was dem ächzenden und nach Luft schnappenden Breads die Möglichkeit gibt, sich aus dem Ring zu rollen, wo er finster zu Alex Junior herüberblickt und diesen verbittert anpöbelt - ob er sich selbst nicht in den Ring traue? Er würde ihn platt machen, wie er schon einen Vater platt gemacht hat.

Damit scheint Robert einen Nerv zu treffen, denn Alex Junior bittet seinen Partner nun tatsächlich, mit ihm zu wechseln, als Breads sich wieder in den Ring rollt. Bartholomäus' Miene ist schwer zu lesen, doch vielleicht hat ihn das Geschenk von Alex Junior zuvor milde gestimmt, denn er trottet zu AJ herüber und lässt diesen gegen seine massige Brust klatschen, was als Wechsel gewertet wird.

Alex legt los wie die Feuerwehr, und nach dem überaus unfreundlichen Kommentar von Breads ist das auch kein Wunder. "Canada's Own" kann sich lediglich verteidigen als einige wilde Punches und Strikes fliegen, die schier endlose Energie der Jugend losgelassen auf den Veteranen, und der Hall of Famer kann sich nur schwerlich verteidigen. Letztlich bricht Alex durch die Defensive, kann sich Breads auf die Schultern laden, doch der Junior ist zu hitzköpfig - das nutzt jemand mit Breads' Erfahrung.

Alex lädt sich den Gegner zum Death Valley Driver auf die Schultern, doch dank starker Ring Awareness kann Breads in die Seile greifen und sich so festhalten. Blitzschnell und von Alex unbemerkt kann Morbeus den Tag vollziehen, und so reißt der Hundesohn seinen Gegner zwar letztlich weg von den Seilen, aber dreht sich um und läuft direkt in einen Big Boot von Morbeus.

Das ist der Wendepunkt des Matches. Morbeus und dann auch Breads wechseln schnell und oft, setzen mit kurzen und prägnanten Aktionen nach und isolieren mit Hilfe von Erfahrung, dem gemeinsamen brodelnden Neid auf die Jugend und der Angst davor, noch einmal Bartholomäus entgegen treten zu müssen, Alex Junior überraschend effektiv. Nun, da sie sich endlich zusammengerauft haben, ist ihr Team durchaus formidabel, und die Kombination aus den harten Kicks von Breads und den klassischen Wrestling-Aktionen von Morbeus funktioniert ziemlich gut.

Einem Sleeper Suplex von Breads folgt ein ziemlich knapper Nearfall, genauso wie nach einem Swinging Neckbreaker von Morbeus. Dann übernimmt wieder "Canada's Own", und es kommt, wie es kommen muss - er kann es nicht lassen, Alex Junior zu verhöhnen. "Dein Vater wäre stolz auf dich", lässt Breads verlauten als er Alex einmal mehr gegen den Schädel tritt. "Er wäre wirklich-" Weiter kommt Breads nicht, hat er den Junior doch nun genug provoziert, um neue Kräfte freizusetzen. Rücksichtslos schießt Alex hoch, rammt seinem kanadischen Peiniger den eigenen Schädel gegen das Kinn und fällt den zweifachen World Champion so, dass nun beide am Boden sind: Breads hält sich das Kinn, Alex die Schädeldecke.

Jeder von ihnen will den Wechsel.

Doch auch hier zahlt Alex den Preis mangelnder Erfahrung.

Wohlwissend, dass sein Gegner zu seinem Partner krabbeln wird, lässt Breads sich auf kein Wettrennen ein. Stattdessen wartet er, bis der Junior ihm den Rücken zudreht, und packt ihn dann am Knöchel und zerrt ihn mit sich. Überrascht von diesem Trick eines Mannes, der hunderte Matches in den Knochen hat, reagiert Alex zu langsam.

Breads kann ihn in die eigene Ringecke schleifen, ehe der Sohn von JBD sich drehen oder kontern kann, und Morbeus klatscht Robert auf den Rücken – der Wechsel gelingt.

Doch Bartholomäus hat genug gesehen.

Der Riese steigt mühelos über das Top Rope in den Ring und stürmt auf die beiden Kanadier zu, er hat genug von deren Aktionen gegen seinen Partner.

Morbeus blickt auf, sieht den großen Berg von einem Mann auf sich zustürmen und…

wird weggeschubst. Breads hat schnell genug reagiert, seinen Partner aus dem Weg gestoßen und sich selbst fallen gelassen, das Top Rope fest umklammert, sodass er es nach unten zieht.

Sie konnten Bartholomäus nicht stoppen, doch gegen seinen eigenen Schwung und seine eigene Masse ist der Gigant machtlos. Er stürzt mit vollem Karacho über das Top Rope, und sofort gestikuliert Breads wild Richtung Morbeus, dass dies die große Chance ist. Doch Raymond ist seinem Partner schon einen Schritt voraus, ist bereit für The Flanker und zieht diesen auch durch. Das anschließende Cover ist nur noch Formsache.

Sieger des Matches durch Pinfall und somit für die BattleMania Battle Royal qualifiziert: Robert Breads & Morbeus

Morbeus reißt die Arme nach oben, bevor er eine Siegesfaust ballt. Der Sieg gehört ihm. Nunja, und Robert Breads. Apropros, der richtet sich wieder auf, keine Freude über den Sieg im Gesicht – stattdessen geht er hinter Morbeus in Position. Die Tag Team Portion dieses Abends ist für ihn vorbei, ab sofort gilt es, einen Konkurrenten im Main Event zu schwächen.

Deswegen macht eine Attacke nur Sinn.

Doch sie kommt von einer anderen Stelle.

Mit einem heftigen Big Boot mäht Bartholomäus Robert Breads um. Der Titan ist gar nicht zufrieden damit, ausgeschieden zu sein, obwohl er kein bisschen Schwäche gezeigt hat. Morbeus wirbelt herum, doch er wird sofort gepackt – und es hagelt die Schocktherapie für ihn, den Torture Rack Back Breaker.

Breads macht überhaupt keine Anstalten, den Save zu machen, im Gegenteil: Er versucht, so er sich vom Big Boot erholt hat, wegzurollen, aus dem Ring zu entkommen. Aber nichts da. Bartholomäus packt ihn am Hosenbund, zieht ihn mit nur einer Hand mühelos hoch und verpasst auch ihm die Schocktherapie.

Aus der Ringecke sieht Alex Junior zu, was hier gerade passiert ist. Ihm ist klar, dass er das Match verloren hat, aber zumindest kann er so ein kleinwenig Genugtuung bekommen. Angeschlagen wankt er auf Bartholomäus zu, klopft ihm anerkennend auf die Schulter – und wird zum Dank vom wütenden Biest in die Luft gerissen.

Die dritte Schocktherapie folgt, diesmal gegen den eigenen Partner, der das Match verloren hat. Mit wildem Blick starrt Bartholomäus auf die Zerstörung, die er hinterlässt: Sieger und Verlierer, drei Männer, allesamt ausgeschaltet. Dann steigt er zornig über das Top Rope auf den Apron, springt auf die Matte und stampft knurrend davon.




Spätestens wenn man zum dritten Mal falsch abgebogen ist, wünscht man sich, die GFCW hätte für den heutigen Abend einen ausgedruckten Kabinenplan mitgeliefert. 24 Teilnehmer an BattleMania plus Unterbringung für jene, die nicht dem Special Event beigetreten sind, aber trotzdem anwesend sind, bedeutet mindestens 30 Kabinen. Oder anders gesagt: Es bedeutet eine 29-fache Chance, nicht das zu finden, was man sucht. Im Falle von Caracal Matthews ist es die Kabine seines Partners, Sid the Scum.


Der Streamer stößt genervt Luft aus den Nüstern aus, als ihn ein vermeintlich erfolgsversprechender Gang zu den Unterkünften von Cee Lyons, Matthäus Meister und Kalle Schwengel führt. Bloß wieder nicht dahin, wo er will. Hätte die GFCW die Kabinen nicht wenigstens alphabetisch sortieren können? Kann es nicht einmal logisch zugehen?


Caracal Matthews: „Jemand eine Ahnung, wo ich Sid finde?“


Seine Frage ist an eine Traube von GFCW-Mitarbeitern gerichtet, die so früh im Showverlauf noch damit beschäftigt sind, Technik von A nach B zu bringen. Doch auch von ihnen bekommt er als Antwort nur Schulterzucken oder entschuldigendes Lächeln. Matthews stöhnt und lehnt sich mit dem Rücken an die Wand. Vielleicht wäre es die bessere Alternative, einfach zurück in seine eigene Kabine zu gehen und auf Sid zu warten…falls die GFCW-Legende es denn für nötig hält, überhaupt vor dem gemeinsamen Kampf mit ihm zu sprechen. Denn dass sein Partner alles eine Spur zu locker nimmt, das ist eine von Caracals Befürchtungen.


Sid: „Was für ein scheiß Chaos! Rufst du nach mir?“


Matthews wirbelt herum. Auch wenn ihre GFCW-Runs größtenteils in unterschiedliche Zeiten fielen, erkennt er die Stimme des mehrfachen Tag-Team-Champions sofort. Erleichterung ist in seinen Augen, als er den Punk auf sich zuschlendern sieht. Doch im nächsten Augenblicke verzieht sich Matthews‘ Miene, denn er sieht auch, was Sid in seinen Händen hält: Einen Kasten Bier. Als Sid den Blick seines Partners bemerkt, hebt er den Kasten wie zum Gruß. Die Flaschen darin scheppern.


Sid: „Ich habe uns aus dem Catering schon mal isotonische Getränke organisiert.“


Er stellt den Kasten ab, um die Hände freizuhaben. Dann klatscht er mit Matthews zur Begrüßung ab. Noch immer ist Caracals Blick mit einer ordentlichen Portion Skepsis auf die 20 Flaschen Bier im Kasten gerichtet.


Caracal Matthews: „Als Matchvorbereitung? Darunter stelle ich mir eigentlich andere Dinge vor.“

Sid: „Billigbier ist das beste isotonische Getränk, wir hauen uns einfach ein paar weg vor, während und nach dem Aufwärmen, dann tun die Kopfnüsse nicht mehr so weh! Das ist ein altbewährtes Mittel, ich mache das seit über einem Jahrzehnt schon so! Außerdem hat es das letzte Mal doch auch funktioniert!“


Aus der Tasche seines Parkers greift Sid eine geöffnete Dose der Marke Billigbier und entleert diese in seinen Rachen, bevor er sich der Dose entledigt, in dem er sich diese über die Schulter wirft.


Sid: „Gott, war mein Rachen trocken!“


Auf die Erläuterungen seines Partners hin zwingt sich Matthews zu einem Lächeln. Aber ohne wirkliche Überzeugung darin. Auch diese Nuance des Ausdrucks entgeht Sid nicht. Er legt Matthews eine Hand auf die Schulter und sucht dessen Blick.


Sid: „Was ziehst du denn so eine Fratze? Sonst wirkst du auch nicht wie so ein Spießer! Hau raus, was dir auf der Seele liegt. Wenn wir später im Ring stehen, ist es zu spät! Glaub mir, du möchtest keine Gehirnerschütterung mit schlechten Gedanken haben!“


Sids Gesichtsausdruck transformiert indes von einem besorgten Stirnrunzeln über ein sanftes Lächeln zu einem ausdrucksstarken Grinsen. Sid greift flink, sich seiner Manieren erinnernd, in den Kasten und reicht Caracal ein Bier, immer noch grinsend.


Sid: „Es hilft auch gegen scheiß Gefühle! Prost?“


Als Sid ihm das Bier entgegenhält, lässt Matthews seine Hände erst in der Hosentasche. Doch Sid gibt nicht nach und drückt es ihm förmlich entgegen. Endlich nimmt Matthews das Angebot an.


Caracal Matthews: „Na gut. Auf dass das BattleMania-Los sich für uns als Glückslos rausstellt.“


Er stößt mit Sid an und nimmt einen Schluck. Doch mehr als ein Nippen samt verzogenem Gesicht ist das nicht.


Sid: „Noch so eine! War die Kanne abgelaufen, ein Anschlag auf dein Leben oder schmeckt die das gute Billigbier einfach nicht?“


Kopfschütteln bei Matthews.


Caracal Matthews: „Nein, das ist es nicht. Liegt nicht am Bier, auch wenn es gottlos widerwärtig schmeckt. Es liegt mehr an der gesamten Situation, weißt du? Du hast doch grad selbst gesagt, dass ich sonst nicht wie ein Spießer wirke. Bin sonst einfach entspannter. Lockerer. Man kennt Caracal nicht als Sad Cat. Und tatsächlich…“


Er stellt das Bier zu seinen Füßen ab, um die Hände freizuhaben. Matthews kratzt sich am Kopf, während er nach passenden Worten sucht.


Caracal Matthews: „…bin ich ziemlich angespannt.“

Sid: „Magst du jetzt endlich ausspucken, was dir auf der Seele liegt?“

Caracal Matthews: „Weißt du, das hier ist eine ziemlich große Chance für mich. Und ich will dir nichts vorjaulen, aber mit Chancen für mich ist es hier nicht so einfach.“

Sid: „Was meinst du? Hast du damals nicht diesen Rookie-Dings gewonnen? Royal Rookie war das, glaube ich!! Das muss Türen für dich geöffnet haben! Ich denke, das war eine Chance.“

Caracal Matthews: „Doch, das war es. Das war meine größte Chance, die ich bisher hier bekommen habe. Und ich habe sie ja auch genutzt, indem ich die Battle Royal gewann. Doch das ist mehrere Jahre her.“


Mehrere Jahre her. Matthews sagt es mit einer Stimmlage, als könne er es selbst gar nicht glauben, wie lange sein Sieg beim Royal Rookie schon her ist.


Caracal Matthews: „Wahrscheinlich war es mein Fehler, dass ich auf den Royal Rookie nicht wirklich aufgebaut habe. Sondern erst einmal was anderes machte, nicht den richtigen Fokus hatte. Statt Richtung Wrestling-Sonnenuntergang zu reiten, hockte ich mich vor die Webcam. Doch genau diesen Fokus habe ich seit meinem Comeback vor ein paar Monaten ja gefunden.“


Er blickt Sid an und versucht, nicht zu viel Selbstmitleid in seine Miene zu stecken.


Caracal Matthews: „Bloß bekomme ich seitdem eben kaum noch Chancen. Ich werde in einem Match um den Intercontinental-Titel betrogen und habe keine Chance zur Rache, weil Viggo mir vorgezogen wird. Dann denke ich, ich bekomme endlich die Chance bei Title Night, doch stattdessen wird mir Darragh Switzenberg vorgezogen und ich stehe nicht einmal auf der Card. Muss die dickste Show des Jahres von der Couch aus angucken.“


Sid runzelt nachdenklich die Stirn während er seinen wehleidigen Team-Kollegen mustert.


Sid: „Totgeglaubte leben lang! Das heißt, wenn sie nicht in der Schule kleben bleiben. Scheiß Gefühl? Definitiv! Aber es ist absolute Wichse, sich so in der Scheiße zu wälzen! Ich kann dir Lieder davon schreiben, wie es ist auf dem Abschiebegleis zu fahren, zwischen meinem vorletzten und letzten Titelgewinn liegen mehr als 10 Jahre!“


Sid legt seine Hand in Caracals Nacken und dreht seinen Kopf in seine Richtung.


Sid: „Mit dem Scheiß kommst du nicht weit! Wenn es dir nicht nur um Mitleid und Selbstmitleid geht, dann reiß dich zusammen!!! Heute ist deine Chance den Laden umzuräumen, heute kannst du jedem zeigen, was du kannst! Heute kann niemand sagen, dass er nicht von dir auf die Fresse möchte, weil du noch nicht an der Reihe bist! Zieh wenigstens die Augenbrauen nach, wenn die Mundwinkel schon hängen! Heute kannst du dir einen Shot auf den Intercontinental-Titel verdienen!“


Kurz flackert es in den Augen Caracals auf, als Sid den Preis erwähnt, den es zu gewinnen gibt.


Caracal Matthews: „Ganz genau. Und das ist der Grund für meine Anspannung: Heute bekomme ich eine kleine Chance, mir endlich das Intercontinental-Match zu erarbeiten, welches mir ohnehin zusteht. Aber ich bin nur einer von 24. Noch dazu in so unberechenbaren Matchformaten wie gelosten Tag-Teams und einer Battle Royal. Mathematik ist langweiliger als der Tod, aber schon rein rechnerisch ist es sehr unwahrscheinlich, dass ich es bin, der am Ende gewinnt. Deswegen will ich alles dafür geben, diese Chance auch wirklich zu packen. Ich MUSS gewinnen, sagt mein Gefühl. Ich muss 23 anderen mit dem Eselschwanz geben. Sonst lande ich wieder auf der Auswechselbank.“


Sid: „Dann reiß dich zusammen! “


Beiläufiges Schulterzucken bei Matthews. Er lässt Sids sicher gut gemeinten Rat an sich abprallen.


Sid: „Du magst Mathe?! Dann hast du Glück! Ich bin in hundertprozent aller BattleManias zweiter geworden und außerdem dreifacher Tag-Team-Champion! So scheiße sind deine Karten heute nicht!“


Den Fakten kann Matthews kaum widersprechen. In der Tat steht vor ihm die Person, die nur ganz knapp an der BattleMania-Krone in 2022 vorbeischlitterte. Er blickt Sid the Scum schief an, dann entspannt sich seine Miene ein Stück. Vom lockeren Flip Tripper ist es noch weit entfernt, aber mehr Verständnis für Sids Verhalten spricht aus seiner Miene.


Caracal Matthews: „Wahrscheinlich hast du Recht. Im Grunde kann ich ziemlich zufrieden sein, dich als Partner bekommen zu haben. Einen Experten von BattleMania. Also mache ich dir einen Vorschlag.“


Er hebt die noch fast volle Bierflasche vom Boden auf.


Caracal Matthews: „Ich komme dir entgegen, indem ich mich etwas lockerer mache und diese Flasche jämmerlicher Ochsenpisse exe…“


Sids Augen hellen sich auf als Matthews die Flasche an die Lippen setzt. Doch bevor er die Flüssigkeit in seinen Mund laufen lässt, blickt Caracal noch einmal zu Sid.


Caracal Matthews: „…und du kommst mir dafür entgegen, indem wir gleich in deine Kabine gehen und die Gegner analysieren.“

Sid: „Einverstanden! Aber hau dir wenigstens drei bis vier in den Schädel, sonst wirkt es nicht, wie es soll!“


Ein kräftiges Schulterklopfen behindert Caracal Matthews am Trinken, das Billigbier gelangt in die falsche Röhre und der Gegenreflex entlädt seine gefüllten Backen auf den Boden, sich und sein Kinn. Das Maleur ignorierend, beginnt Scum Caracal in die Kabine zu schieben.


Sid: „Wem treten wir heute eigentlich in den Arsch? Ich glaube, die Vogelscheuche war einer von denen.“

Caracal Matthews: „Genau, Scarecrow. Den ich bereits beim Royal Rookie in einer Battle Royal nass und salzig gemacht habe. Und das würde mir auch heute gelingen. Aber Obacht, Scarecrow hat sich weiterentwickelt. War sogar vor einiger Zeit Tag Team-Champion, die Vorrunde könnte ihm entgegenkommen.“

Sid: „Ach, ich kenne die Vogelscheuche noch von früher, die ist doch in der BDSM-Emo-Gruppe, der macht mir keine Sorgen! Sogar Robert Breads und Ironman sollten das packen!“


Sids Gesicht verfällt in einen Ausdruck tiefen Nachdenkens, gerunzelte Stirn, Kinn durch Zeigefinger und Daumen gestützt. Dann dreht sich eine LED-Birne in die Fassung und Sid unterbricht seine geistliche Reise mit einem Schnippsen.


Sid: „Der andere ist doch Lunenkind oder? Was war nochmal sein neuster Tick? Ach! Hat er nicht Spanischkurse auf der Volkshochschule belegt?“

Caracal Matthews: „Der Klimawandel ist nicht real.“


Sid schaut seinen Tag-Team-Kollegen verwirrt an, fassungslos, fehl am Platze.


Sid: „Ähhh...“

Caracal Matthews: „Ist nicht meine Meinung. Nur Lunenkinds neueste Psychose. Ich glaube, zu deiner Hauptzeit war er noch Rechtsbeistand oder hat später Aserbaidschan verehrt. Jetzt ist er ein Super-Schwein und leugnet außerdem…egal. Du weißt: Irgendwas fällt ihm immer ein, um relevant zu bleiben. Das macht ihn unberechenbar.“


Erleichtert klopft Sid seinem Gegenüber auf die Schulter.


Sid: „Wenn ihm bisher niemand die Zunge abgeschnitten hat, knoten wir die einfach an Scarecrows Bein und schauen zu, wie sich das Problem von Selbst löst! Eines müssen wir nur aufpassen! Die beiden sind Chaos und unberechenbar. Zum Glück kenne ich mich mit unberechenbar aus, aber alles weitere sollten wir...“


Sid schlägt die Kabinentür, durch die er Matthews grade geschoben hat zu, worauf die durch die Tür zerschlagene Kameralinse den Sensor zerhaut und das Bild nach kurzem Störsignal schwarz wird.