Einige Stunden vor der Show...
Dynamite schreitet auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Vor ihm eine Reihe von Männern, dreimal so viele wie gewöhnlich, alle mit ernsten Mienen in einer perfekten Reihe, gerade und mit gleichmäßigen Abständen zwischen den Personen. Booker schluckt einmal, dann bleibt er vor ihnen stehen, und blickt sie an.
Claude Booker: „Eure Aufgabe heute Abend ist simpel. Lasst nicht zu, dass er in die Halle kommt.“
Sie nicken alle beinahe synchron. Das wissen sie. Deswegen sind sie hier, haben ihren Urlaub verlegen müssen, hatten ungeplant verreisen müssen. Wegen einem Mann, einem Mann, und Dynamite wollte ihn nicht in der Halle haben. Deswegen sind sie hier.
Claude Booker: „Ich erwarte höchste Konzentration. Er ist gefährlich, unberechenbar und gewalttätig, aber nicht dumm. Er wird es versuchen, ich bin mir sicher. Er wird es versuchen, und ihr müsst ihn abfangen.“
Es ist stumm. Keiner antwortet, und man hört nicht mehr als das Hämmern aus der Richtung einer Baustelle, wo ein Gerüst an der Halle lehnt und wo Bauarbeiter ihrem Job nachgehen.
Claude Booker: „Das Fassen dieses Mannes hat allerhöchste Priorität. Alles andere heute Abend ist zweitrangig. Fasst ihn, und alles ist gut. Lasst ihn entwischen...“
Er spricht den Satz nicht zu Ende. Alle wissen, dass, sollte es soweit kommen, die Hölle losbrechen wird. Chaos und Panik würden vorprogrammiert sein. Und das galt es um jeden Preis zu vermeiden. Ein letztes Mal starrt Dynamite auf seine Angestellten, dann schluckt er noch einmal und nickt.
Claude Booker: „Ich vertraue euch. Die GFCW-Galaxie vertraut euch. Die Sicherheit dieser Liga liegt in euren Händen.“
Einige Blicke werden gewechselt. Übertrieb Dynamite es nicht vielleicht ein wenig? Es war EIN Mann. EIN einzelner Mann. Die Sicherheit, das Schicksal der ganzen Liga? Der Typ hieß Robert Breads, nicht Chuck Norris. Doch unter den Mitarbeitern der GFCW hatte sich schon längst das Gerücht herum gesprochen, dass Dynamite beim Thema „Der Verbannte“ ein wenig paranoid war. Und so blicken alle weiter ausdruckslos zu Booker, bevor der noch einmal sagt:
Claude Booker: „Ich vertraue euch.“
Dann nickt er ein weiteres Mal, wendet sich um und begibt sich weg von den Männern. Eine Sekunde warten sie. Dann strömen sie auseinander, jeder weiß, wo er hin muss, jeder weiß, was er zu tun hat, welchen Eingang er bewachen soll, wo er patrouillieren soll. Jeder von ihnen weiß Bescheid, was zu tun ist. Es gibt nur ein Problem.
Niemand weiß, was Robert Breads vor hat. Denn wenn sie das wüssten, wüssten sie auch, dass alle ihre Mühen vergebens sind und das Robert Breads schon längst da ist, direkt vor ihrer Nase. Aber werden sie es bemerken?
Am Abend, an einer Straßenkreuzung irgendwo in Münster. Ringsherum fahren Autos und Menschen laufen von A nach B, dicht gedrängt. An dieser Kreuzung auf einem verschmutzten, asphaltierten Boden, steht eine kleine unscheinbare Imbissbude. Am Tresen dieser Imbissbude stehen schweigend die Gebrüder Gossler Norman und Rob. Schweigend schaufeln sie sich ihre kleinen Portionen geschnittene Bratwurst in Currysoße rein. Norman bricht schließlich das Schweigen zwischen einigen Happen.
Norman: Du Rob?....
Rob schluckt herunter, sieht aber nicht auf.
Rob: Ja Norman….. Norman: Du sag mal…..warum essen wir eigentlich hier an einer schmierigen Würstchenbude und nicht in der Kantine oder in einem Restaurant wie sonst immer?
Ein verärgertes Knurren ertönt. Verlegend Lächelnd dreht sich Norman zu dem Verkäufer um und bekommt weiche Knie als er dem dicklichen Mittvierziger mit dunklem Stoppelbart, Zigarre und spärlichem fettigen Haar entgegensieht.
Norman: Nichts gegen deine Würstchen Ed, die sind echt spitze.
Und mit diesen nervösen Worten gibt sich der Verkäufer fürs Erste zufrieden. Norman wendet sich wieder seinem Bruder zu.
Norman: Rob?
Rob brummt zur Antwort.
Norman: Warum essen wir hier? Rob: Weil ich Geldmangel habe. Norman: Aber die Kantine… Rob: Ist auch nicht umsonst.
Nun grübelt Norman einen Moment ehe er wieder was erwiedert.
Norman: Du Rob…..
Rob sieht immer noch nicht auf und sieht weiter genervt auf seine weniger werdenden Currywurststücke.
Rob: Ja Norman?
Norman erhebt den kleinen Holzpieker um seine Frage noch zu unterstreichen als er damit auf Rob zeigt.
Norman: Wieso hast du eigentlich kein Geld? Rob: Die Geschäfte laufen momentan nicht so wie sie sollen…. Ich habe mik den Großteil meines Gehalts vermacht und er verwaltet auch die Knete, ich bekomme nur noch einen kleinen Teil ausgezahlt. Maik meinte, er würde es vermähren und wir machen dann 50:50.
Norman hebt fragend die Augenbrauen und blickt seinen Bruder ungläubig an.
Norman: Und dass hast du ihm geglaubt?!
Rob wundert sich über diese Gegenfrage und zuckt mit den Schultern.
Rob: Ja warum nicht? Er ist mein Manager und dass jetzt schon seid Längerem. Ich vertraue ihm. Er ist für mich da wenn es mir schlecht geht und steht mir bei. Ich vertraue ihm voll und ganz.
Norman klatscht sich mit der flachen Hand an den Kopf.
Norman: Rob!.....Maik mag ja ein netter Kerl sein, aber was ist wenn er dich nun bescheißt?
Rob hebt beschwichtigend die Hände und wiegelt ab.
Rob: Maik ist und bleibt mein Freund! Er würde so etwas nie tun!
Norman sieht seinem Bruder immer noch zweifelnd in die Augen.
Norman: Ach wirklich? Letzte Show lässt mich daran doch stark zweifeln….
Wir erinnern uns
Maik: Ha ha ha! Erntezeit he he he! Es läuft alles wie geplant, aber exakt. Die Vermarktung Robs als Liebling der Fans verläuft großartig und dass nicht nur dank Rob….
Er hebt das Geld hoch über seinen Kopf und lacht. …..und dass ist der Lohn für die Mühen.
Zurück am Imbiss
Rob wiegelt ab auch wenn seine Worte nun einen unsicheren Unterton haben.
Rob: Ach…äh…..damit hat Maik sicherlich nur gemeint, dass es wieder Berg auf geht und darüber hat er sich gefreut, dabei hat er sich halt über die ersten Piepen gefreut, die er eingenommen hat. Ich werde schon rechtzeitig meinen Anteil erhalten, Maik wird mich nicht hintergehen, er ist ehrlich, wir können ihm vertrauen.
Da sieht Norman von weitem eien Gestalt auf den Stand zu kommen.
Norman: Ach wenn man vom Teufel spricht…. ???: Ach hier seid ihr.
Maik the Mouth Sinclair kommt an die Imbissbude, gepflegt im Anzug und mit einem strahlenden Lächeln das sein Goldzahn nur so funkelt. Er stellt sich sogleich in die Mitte und nimmt die beiden Brüder in die Arme.
Maik: Mensch, ich hab euch schon überall gesucht, in der Kantine gabs Lasagne, man war die lecker und da Rob ja so gerne Lasagne isst, dachte ich….
Die vorwurfsvollen enttäuschten Blicke der beiden Brüder in Richtung Maik lassen den Manager vorzeitig verstummen.
Norman: Um eine preiswerte Mahlzeit zu finden mussten wir halt ein wenig suchen….
Nun verändert sich Maiks Gesicht und die Freude weicht einem bedrückten Blick und einem bitteren Lächeln. Mitfühlend streichelt er den Brüdern über die Schultern.
Maik: Ja, die Geschäfte laufen in letzter Zeit nicht sehr gut…ich kann mir auch kaum noch warme Mahlzeiten leisten. aber letzte Woche baen wir sogar wieder Gewinn gemacht aber….
Er schüttelt den Kopf und erstickt so jede aufkommende Freude .
Maik: Die Gläubiger, die wir durch die Investitionen geschaffen haben, haben mir sogleich alles wieder aus der Hand gerissen….sorry aber dass wird wohl noch eine Weile so weiter gehen fürchte ich.
Norman will dass noch nicht so recht glauben was der Manager da von sich gibt.
Norman: Aber du hast dich doch noch so über die Einnahmen gefreut, Erntezeit ha ha und so weiter. Maik: Ja Norman, dass war bevor eine Horde Gorillas in mein Büro gestürmt kam und mir alles wieder wegnahmen. Norman: Aber du hast bevor Rob reinkam sogar das Geldbündel vor ihm versteckt.
Maik schaut verwundert.
Maik: Versteckt? Ich habe es lediglich bei Seite gelegt da ich wusste dass unsere Gläubiger uns auf den Fersen sind. Mit Geld vor den Nasen anderer zu wedeln macht einfach keinen guten Eindruck weißt du?....Auch wenn`s am Ende nur Rob war.
Norman lässt keine Ruhe.
Norman: Aber du hättest Rob doch schon was geben können…. Maik: ….Und die Gläubiger?! Ich bin jetzt schon mit den Zahlungen im Rückstand! Die zerlegen mir die Bude wenn nicht bald ein wenig Geld rüberkommt! Also hab ichs ihnen gegeben.
Rob beschwichtigt mit einem Schulterklopfer für beide.
Rob: Es sind harte Zeiten und wir müssen zusammenhalten. Dass war vielleicht alles etwas unglücklich formuliert von dir letzte Show aber in der Freude kann das schon mal passieren. Wir müssen jetzt zusammenhalten, nur dann wird alles gut werden.
Maik lächelt.
Maik: Du hast recht.
Norman versteht die Welt nicht mehr.
Norman: Aber Rob wie….
Dafür erntet Norman einen strengen Blick von Rob.
Rob: Schluss jetzt! Es ist mir egal ob alle ihn für einen Betrüger und Geldhai halten! Er ist mein Freund und er steht zu mir alos werde auch ich zu ihm stehen!
Die Mine Sinclairs erhellt sich nun wieder.
Maik: Ach übrigens, ich habe da noch ein super Projekt geplant, dass uns wieder aus der Krise schießen könnte….
Rob ist sichtlich neugierig auf Sinclairs Vorschlag.
Rob: Ja? Was denn?
Maik lächelt nun überlegen.
Maik: Nun ja….das möchte ich ungern hier im Freien an der Würstchenbude besprechen…..
Am besten wir gehen in mein Büro. Arm in Arm ziehen Sinclair und Rob von dannen. Norman bleibt dabei an der Würstchenbude stehen. Er blickt den Beiden misstrauisch hinterher.
Norman: Rob ist so froh jemanden zu haben der ihm so tatkräftig bei seiner Karriere unter die Arme greift, dass er gar nicht glauben will was um ihn herum passiert. Mit Zureden ist ihm nicht zu helfen, er braucht knallharte Beweise und Die werde ich ihm liefern. Du wirst Rob nicht mehr ausbeuten…..nicht mit mir Sinclair….nicht mit mir.
Der Kameramann wischt einen tief hängenden Ast aus dem Blickfeld. Dahinter zeigt sich in einigen Metern Abstand, damit man ihn auch in voller Größe sehen kann Odinsson. Er geht durch den Wald. Geht etwas grimmig und erzählt dabei. Gekleidet ist er, wie auch im Ring. Kratzer durch Äste und Büsche machen ihm dabei nichts aus. Man hört vereinzelt Vogelgezwitscher, wobei einige Vögel allerdings verschreckt zu sein scheinen, durch Maschinengeräusche aus einiger Entfernung.
Odinsson:
Das ist mein Wald. Noch. Bald sind auch hier Bagger und reißen
alles ab. Meine Hütte ist schon weg. Sie machen alles
kaputt. Die Geräusche sind anders und hier riecht es nach
Abgasen. Früher war dem nicht so. Es war anders. Hier habe
ich gerne gelebt. Aber das Geld hat gewonnen. Sie haben alles
gekauft und werden alles kaputt machen. Ich mache den Menschen
keine Vorwürfe, Das ist ihre Arbeit. Sie müssen ihre
Familie auch versorgen können, denn 99% der Menschen ist
nicht mehr fähig in der Natur zu überleben.
Odinsson: Meine Mutter erzählte mir immer, dass Ask und Embla in diesem Wald gelebt hätten. Das waren die ersten Menschen. Sie waren aber nur auf der Zwischenreise gewesen. Als Kind habe ich viel Zeit damit verbracht, nach Spuren ihrer zu suchen. Einmal fand ich eine Speerspitze. Nicht ganz so alt, wie die beiden. Im Dorf sagten sie mir dann, ich solle es Archäologen zeigen, für ein wenig Süßigkeitengeld. Aber ich habe es nicht getan. Ich habe kein Interesse an Geld. Und kein Interesse daran, dass Archäologen den ganzen Wald durchsuchen. Damals war das mein Spielplatz.
Er bleibt kurz stehen, schaut sich um, schwelgt einen kurzen Moment in Erinnerung. Er erkennt scheinbar alles wieder, was er sieht. Für die Zuschauer gleicht wohl einem Baum den anderen. Dann geht er weiter.
Odinsson: Meine Mutter hat mir viele Geschichten erzählt. Über die Bewohner des Waldes, die Geschichte und große Katastrophen. Wie die Eisriesen, die einst für eine Eiszeit sorgten, wie es die „moderne“ Variante der nordischen Mythologie besagt. Diese sorgten für die Fjorde und auch diesen Wald. Die Geschichten sind spannend. Ich wünschte ich könnte sie mit nur der halben Leidenschaft und Intensität erzählen, wie sie meine Mutter erzählt hat.
Wieder
bleibt er stehen. Schaut sich noch einmal um und wendet sich dem
Kameramann zu.
Odinsson: Ganz ruhig und ganz langsam rückwärts gehen. Keine schnellen Bewegungen. Er wird das nicht mögen, wenn sie sich schnell bewegen.
Kurz
zögert der Kameramann. Dann scheint er etwas zu sehen, was
ihn ganz langsam nach hinten gehen lässt. Sekunden
verstreichen. Dann sieht auch der Zuschauer einen Schatten. Einen
großen Schatten. Ein Bär tritt aus dem Unterholz. Um
konkret zu sein ein Braunbär. Neugierig schaut er den Hühnen
und den Fremdling an, bevor er sich vorsichtig schnuppernd
aufbäumt.
Hastig blickt er sich um, als er in den Korridor gestürmt kommt. Es ist niemand zu sehen… Ein Blick zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Metallisches, repetitives Klirren ist zu hören, wie von einer Kette, die immer wieder gegen andere Gegenstände geschlagen wird. Darunter mischt sich der Hall eines niederträchtigen Lachens. Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wo es ihn hinführen könnte, biegt er einfach in eine Richtung ein und hetzt weiter. Bei Nacht wirkt diese Halle einem Labyrinth. Jeder Gang gleicht dem anderen und egal welchen dieser Pfade er wählt, er scheint in ein unendliches Nichts aus neuen Gängen zu führen. Und so scheint es auch mit diesem Flur zu sein. Einige Türen finden sich links und rechts, jede davon ein potentieller sicherer Hafen. Doch egal welchen Gott er sich ausgesucht hat, um seinen Segen zu erhalten, er ist in dieser Stunde nicht bei ihm. Verzweifelt rüttelt er an jeder einzelnen dieser Türen, die er dabei auf diesem Flur passiert, doch alle sind sie verschlossen.
???: „Oh nein, oh nein, oh NEIN!!!!“
Erneut blickt sich der Flüchtende um… und erschrickt! Da waren sie also wieder. Seine unbarmherzigen Verfolger. Was immer die Verfolger von ihm wollten, es konnte nichts Gutes sein. Dabei wollte er sich bloß am örtlichen Automaten einen kleinen Mitternachtssnack genehmigen. Sie lauerten ihm dort auf. Mehrere Männer, die mit Sturmhauben maskiert waren. Ohne auch nur ein einziges Wort ausgesprochen zu haben, prügelten sie ohne ersichtlichen Grund erbarmungslos auf ihn ein. Er konnte sich aus dem Pulk lösen. Sich irgendwie aus dem Griff dutzender Hände befreien… und nun ist er auf der Flucht. Aber es gab keinen Ausweg, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt nicht, denn so als ob seine zahlreichen Verfolger von einer allsehenden, fremden Macht gesteuert wurden, waren sie ihm immer einen Schritt voraus. Wie flüchtige geisterhafte Schatten in der Düsternis der Nacht, die sich gegen das fahle Licht einer Straßenlaterne abbilden, tauchten sie abrupt auf, schnitten ihm seinen Weg ab, jener Weg, der letztendlich aus diesem Alptraum führen sollte. Und in diesem Moment des Schreckens manifestiert sich dieser Weg aus dem Alptraum als die eiserne Doppeltür, die sich vor ihm verhöhnend am Ende des Ganges aufbaut.
Ein weiterer Blick über seine Schulter verrät ihm, dass diese so geisterhaft erscheinenden Verfolger es nicht für nötig halten, ihm hinterherzuhasten. War das aufgrund ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit oder ihres unheimlichen Wissens über diese Anlage und seine Denkmuster? Egal! Diesen einen Gedankengang von unzähligen Weiteren, die in dieser Sekunde mit erschreckend einnehmender Präsenz auf ihn einprasseln muss er jetzt vergessen. Damit kann er sich jetzt nicht befassen, er muss sich jetzt auf das Überleben konzentrieren. Im Sprint bekreuzigt er sich, schafft es noch gerade so vor dem eisernen Hindernis abzubremsen, um nicht mit voller Wucht gegen die Tür zu donnern und drückt die Klinke runter. Die Tür lässt sich öffnen.
???: „Jesus!“
Ein kurzes, aber umso dankbareres Lächeln huscht ihm über die Lippen. Es ist noch nicht alles verloren. Die Kälte der Nacht schlägt ihm entgegen, er ist draußen! Der Flüchtige mustert die Umgebung, anscheinend handelt es sich bei diesem Areal um eine Art betonierter Service-Hof, der dem Veranstaltungsort angeschlossen ist. Mehrere Müllcontainer reihen sich an einer hohen Maschendrahtzaunwand, in einer anderen Ecke befinden sich aufeinander gestapelte Holzpaletten und alles wird von einem kniehohen, milchig wabernden Nebelschleier umgeben. Das Wichtigste in dieser Situation, vor ihm befindet sich das Tor in die endgültige Freiheit: Eine enge Gasse, die aus dem eingeschlossenen Servicehof rausführt. Ohne weitere wertvolle Sekunden des Abstandes zu den Verfolgern zu verschwenden, sprintet der Gejagte nach vorn zu jener Gasse, raus in die Freiheit, raus aus der Nachtmahr.
Doch er stockt. Das Aufheulen und Stottern eines Dieselmotors ist zu hören, direkt vor ihm, aus der Richtung in die er gerade gesprintet ist. Plötzlich durchschneiden zwei kaltweiße Lichter die Nebelschwaden. Kurz muss er seinen Blick abwenden, um seine Augen an den Schein der Lichter zu gewöhnen, als er wieder in Richtung der Gasse schaut, erblickt er vor sich die Front eines weiß-blauen Kleinbusses an der ein silbernes VW-Zeichen prangt. Der Fahrer des Busses ist durch das Blenden des Lichtes nicht zu erkennen aber was seine Funktion in dieser Hetzjagd ist, wird ihm durch eine grauenhafte Erkenntnis bewusst. Er hat ihm den letzten Ausweg abgeschnitten. Nun ist auch der letzte Fluchtweg zu. So kurz vor dem Ziel der Freiheit ist er gescheitert. Mit angsterfüllten Augen schaut er zurück und erblickt seine Häscher, die sich auf ihn zu bewegen.
???: „Das Spiel ist aus, Hunk! Du kannst nirgendwo hin flüchten. Du wirst ein Teil von unserer Familie sein und du kannst nichts dagegen machen.“
Ein grauenhafter und markerschütternder Schreckensschrei schallt durch die Nacht als die uniformierten und maskierten Verfolger sich auf ihn stürzen und die Kamera langsam wegfadet.
War Evening, Münster, 04.05.2012
In Kooperation mit
Nachdem der „War Evening“-Trailer über den Bildschirm läuft, folgt nun ein schneller Rundflug durch die Münsterlandhalle. Ein Feuerwerk auf der Entrance Rampe begrüßt die GFCW-Galaxie zur heutigen Show und auf dem Titan Thron ist das offizielle Logo der GFCW zu sehen. Die Fans in der Halle, zahlenmäßig heute so um die 2.000, sind natürlich wieder in guter Stimmung und halten etliche Schilder ihrer Lieblinge und Favoriten in die Höhe. „Masquerading of the Wicked“ der Band Edge of Thorns dröhnt durch die Boxen und die Lichtkegel fliegen nur so durch die Halle. Am Kommentatorenplatz sind natürlich wieder unseren beiden Lieblinge zu finden, die nun auch in gewohnter Art und Weise übernehmen.
Pete: „Einen wunderschönen guten Abend aus Münster, liebe GFCW-Galaxie und herzlich willkommen zur heutigen War Evening-Show. Lang ist es nicht mehr hin, bis wir die wohl extremste Nacht des Jahres, Ultra Violence, haben. Bis dahin haben wir aber noch spannende Shows, so wie die heutige.“ Sven: „Absolut richtig und ein „Hallo“ auch von mir. Ultra Violence wurde schon angesprochen und heute werden wir auch schon einen kleinen Vorgeschmack in Sachen Hardcore bekommen. Außerdem stehen noch vier andere interessante Matches auf dem Plan, aber hier alles nochmals aufgedröselt.“
Single
Match:
Sven: „Im Opener meldet sich Hellfire mal wieder zurück und darf sich heute auch sofort wieder beweisen. Sein Gegner ist hierbei Silverberg und mein Geld geht hier ganz klar an...“ Pete: „Sven, achte auf deine Neutralität! Wir werden sehen, wie sich Hellfire nach seiner Pause schlägt und ob er eventuell auf seine Abwesenheit eingeht.“
Single
Match:
Sven: „Naja, er uns da eher seine Lebenslauf geschildert, als was übers Wrestling zu erzählen. Beide haben heute auf jeden Fall das erste Match in einem GFCW-Ring und vielleicht sehen wir hier ja vielversprechende Wrestler für die Zukunft.“
Single
Match:
Sven: „Mit Odinsson meldet sich heute ein weiterer Mann zurück, der jetzt einige Wochen nicht auf der Bildschirmfläche zu sehen war. Schauen wir mal, wie sich der Norweger wieder zurecht findet und was er uns vielleicht zur Natur rund um Münster sagen kann.“ Pete: „Sein Gegner mit Namen Lex Streetman dürfte die Natur heute Abend wohl ziemlich egal sein. Wir sind gespannt, ob sich der Amerikaner heute mit oder ohne Breanna Ouths zeigen wird und wie er sich gegen den skandinavischen Hünen schlagen wird.“
Single
Match:
Pete: „Im Co-Main Event kommt es zum Aufeinandertreffen von Jimmy Maxxx und Richard von Hansa. Maxxx durchlebt zurzeit vielleicht die erfolgreichste Zeit seiner GFCW-Karriere und für den Erfolg ist ihm, wie wir kennen gelernt haben, beinahe alles Recht. Mal schauen, was wir heute von ihm erwarten können.“ Sven: „Da kann sich der Dragon für Ultra Violence auf jeden Fall schon mal warm anziehen. Chancenlos ist die ein Hälfte von Corps Nobilis aber auf keinen Fall und vielleicht bewirkt das neueste Mitglied des Verbindungshauses, Eric Fletcher, ja auch einen Schub für die In-Ring Leistung. Wir sind auf jeden Fall gespannt.“
Main Event: Street
Fight:
Sven: „Hier, wie angekündigt, ein kleines Vorzeichen für den PPV und unser gleichzeitiger Main Event heute. Rob Gossler griff vor zwei Wochen in das Galaxy Titel Match zwischen Robert Pride und Kriss Dalmi und verhinderte damit eventuell einen Titelgewinn des Serben. Dieser dürfte aber mit Sicherheit auf Rache aus sein und bekommt heute die Gelegenheit dazu.“ Pete: „Ein Street Fight ist angesetzt worden und das heißt, das es mit Sicherheit nichts für schwache Nerven sein wird. Wer kann sich heute Sieger nennen und vielleicht dann schon wieder Ansprüche auf den zurzeit vakanten Galaxy Titel anmelden? Wir werden es sehen und mit Sicherheit noch viel mehr. Viel Spaß beim heutigen War Evening wünschen euch Pete...“ Sven: „... und Sven! Damit geben wir ab an die Regie und freuen uns auf eine bombastische Show!“
Die Kamera fängt das Publikum ein und ... Moment ... da ist eine Person, die die GFCW zu gut kennt. Es ist Aya, der gerade nach vorne zu den Sitzplätzen geht. Die Zuschauer in der Nähe machen Fotos oder klatschen mit ihm ab. Aya hält in seiner Hand einen großen Becher Cola und Nachos. Dann nimmt er vorne in der Mitte der ersten Reihe Platz. Doch lange kann er sich nicht zurücklegen, denn die Security ist vor Ort und möchte Aya gerade bitten zu gehen. Sie wollen ihn nach draußen begleiten, doch Aya bleibt cool und beruhigt die Security mit einer Handbewegung. Dann greift er in seine Hosentasche und holt eine Eintrittskarte heraus. Diese zeigt er Azrael, dem Chef der Security. Azrael nimmt sich die Karte und checkt sie. Ein wenig Enttäuschung wird in sein Gesicht geschrieben, denn er soll Aya fernhalten, kann es nicht, da er als normaler Gast die Veranstaltung besucht. Azrael gibt ihm die Karte zurück und Aya verabschiedet sich von den Securities mit einem Grinsen im Gesicht. Dann lehnt er sich zurück und genießt die Nachos und die Cola.
Pete: Sven, wir kommen zum Beginn der Show. Und normalerweise ist es ja immer die Frage, welcher Wrestler das erste Segment für sich beansprucht. Diesmal nicht. Denn der Chef persönlich, unser hochgeschätzter Claude „Dynamite“ Booker, hat eine große Ankündigung zu machen. Mein lieber Sven, hast du eine Ahnung, wovon er sprechen wird? Sven: Pete, ich bin zwar generell mit mehr Ahnung ausgestattet als du, aber in diesem Fall muss ich auch passen.
Bevor ein Disput zwischen den Kommentatoren entstehen kann, ertönt die Musik Dynamites und unterbricht die Sticheleien zwischen Pete und Sven. Dynamite, der zuletzt durch Tobi Whitehouse, Aya und Robert Breads im Fokus stand und dabei abwechselnd die Rolle des bösen Buben oder des Guten übernommen hat, wird von Münster überwiegend positiv, wenn auch nicht ganz euphorisch empfangen. Schnurstraks und ohne große Inszenierung entert er das Geviert und lässt sich von einem Mitarbeiter ein Mikrofon geben.
Pete: So, Sven. Mal gespannt, was sich hinter seiner großen Ankündigung verbirgt. Irgendwie sieht er im Gesicht nicht so ganz tiefenentspannt aus. Es ist doch hoffentlich nichts Schlimmes? Vielleicht steht es im Zusammenhang mit dem kanadischen Pferdeliebhaber oder Aya, die ihm das Leben schwer machen. Sven: Oder er sagt es uns selbst, wenn du einfach mal mit dem verdammten Quasseln aufhörst. Pete: …
Spätestens jetzt verstummt Pete aber, denn Dynamite hebt das Mikrofon an den Mund und scheint offenbar bereit für den Beginn seiner Ansprache zu sein, die im Vorfeld via Internet als „groß und zukunftsweisend“ angekündigt wurde, so dass die wildesten Theorien über ihren Inhalt aufkamen.
Dynamite: GFCW-Galaxie, bei Title Nights des vergangenen Jahres kam es zu einem Titelwechsel, als Tobi Whitehouse Danny Rickson schlug und sich fortan neuer GFCW Champion nennen durfte.
Auch wenn nicht klar ist, warum er diesen Fakt nun noch einmal in Sätze verpackt, ruft er somit zumindest Reaktionen hervor. Nach Tobis Verrat an Joker vor einigen Wochen und der Tatsache, dass Rickson seitdem nicht mehr zu sehen war, folgen Buhrufe gegen Whitehouse. Trotz dessen großartiger Regentschaft.
Dynamite: Seitdem repräsentierte Whitehouse unsere Liga und war stets präsent, weshalb es euch sicher auffiel, dass er in der letzten War Evening Ausgabe seiner Arbeit als Champion nicht nach kam. Ich kann mich gut in euch hineinversetzen und denke, dass ihr euch wochenlang die Frage gestellt habt, warum das so war. Warum war Tobi letzte Show nicht hier?
Die Fans können sich auch keinen Reim drauf machen und bleiben in voller Anspannung deshalb ruhig auf den Sitzen.
Dynamite: Die Antwort ist, dass sich Tobi leider im häuslichen Umfeld verletzt hat...
An der Mimik des Präsidenten kann man absehen, dass dies noch nicht alles ist. Mit leicht zittriger Stimme fährt er fort.
Dynamite: Eine neue Diagnose ergab, das sich Tobi leider so schwer verletzt hat, dass es derzeit nicht abzusehen ist, wann er uns wieder zur Verfügung steht. Es hat ihn sogar so schwer erwischt, dass er nicht einmal für 3 Minuten hier raus kommen kann um den Leuten zu erzählen, was eigentlich mit ihm los ist, sondern es mir überlasst. Ich grüße ihn hiermit zu Hause am Fernseher.
Dynamite winkt traurig in die Kamera.
Dynamite: Doch der Teufel dieser Aussage steckt im Detail, denn Tobi ist schlussendlich noch immer unser Champion. Beziehungsweise...er war es.
Schlagartig verstummen die Fans in der Halle.
Dynamite: Denn aufgrund seiner Verletzung muss ich leider zu dem Entschluss kommen, dass ihm der Titel aberkannt werden muss. Denn er wird länger nicht in der Lage sein, 100% gegen herausfordernde Gegner wie Joker geben zu können. Hiermit ist es offiziell...
Er holt tief Luft.
Dynamite: Der Titel ist vakant.
Dieser Fakt braucht seine Zeit um zu wirken, doch dann prasseln die unterschiedlichsten Emotionen auf den im Ring stehenden Dynamite ein. Von grenzenloser Enttäuschung von Tobis verbliebenen Fans bis hin zu Jubelarien der anderen Zuschauer. Ein kleiner Junge schnäuzt sich weinend in seine „Rickson hatte als Kind Pickel“-Fahne und wird von seinem Vater getröstet, der aber insgeheim zufrieden die Faust ballt. Ein anderer Fan steht einfach nur mit offenem Mund da, als nun ein Mitarbeiter der GFCW den Worldtitel in den Ring bringt und ihn Dye in die Hand drückt. In der vordersten Reihe liegen sich zwei junge Männer mit „The whole cat population is my best friend“-Shirts in den Armen und tanzen ihre Freude heraus. Dann beginnen sie aus einer anderen Liga geklaute „YES“-Chants, die kurze Zeit später ein großer Teil des Blocks ebenfalls performt. Ein älterer Herr aus einer hinteren Reihe kommt per Zoom ins Bild und schüttelt den Kopf über dies komplett unangemessene Verhalten und blickt genervt auf die Uhr, die so eben auf die volle Stunde umspringt.
Dynamite: Ich wünsche Tobi an dieser Stelle natürlich alles Gute und hoffe auf schnelle Genesung. Doch wir müssen stets nach vorne schauen, nicht wahr? Denn Fortschritt macht diese Liga aus. Wir können nicht ewig auf der Vergangenheit beharren. Die Frage ist nun natürlich, wie es weitergehen wird. Der Titel muss natürlich an den Mann gebracht werden und dies auf eine faire Art, so dass jeder Teilnehmer gleichberechtigt ist. Was werde ich nun machen?
Ein Fan mit einem „One Dream“-Shirt beißt nervös voller Hoffnung auf seinen Fingernägeln herum.
Dynamite: Ich habe mich mit den besten Beratern der Liga zusammengesetzt und habe mich der Frage gestellt, wer eine Chance bekommen sollte. Und wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass das Ende einer großen Ära wie die des Tobi Whitehouses einen passenden Nachfolger braucht.
Er setzt das Mikrofon kurz ab.
Dynamite: Die Antwort ist, dass ich jedem Wrestler eine Chance geben müsste. Passend zum Beginn einer neuen Ära. Und so wird es eine Battle Royal geben. Nach dem „Open Invitational“-Prinzip. Jeder, der unter einem aktiven oder ruhenden GFCW Vertrag steht, darf kommen und seine Chance auf den Titel wahrnehmen. Alle 60 Sekunden wird ein Wrestler in den Ring stürmen. Wer am Ende dort verweilt, ist Nachfolger von Tobi Whitehouse. Es wird vielleicht das Match des Jahres. Und es findet nicht bei einem PPV statt...sondern bei War Evening in zwei Wochen!
Jubel bei den Fans, die sich freuen, dieses Ereignis frei empfangbar zu sehen. Dynamite gibt das Mikrofon an den Mitarbeiter zurück und schultert das Gold, was bis vor wenigen Minuten noch offiziell Tobi gehörte. Dann will Dynamite mit dieser großen Matchankündigung die Halle verlassen, doch es wird laut im Publikum. Aya spurtet plötzlich über die Ringabsperrung, schlägt einer der Securities weg, spurtet in den Ring, schickt Dynamite mit einem Clothesline zu Boden und zeigt seinen Leg Drop gegen den Chef der GFCW. Die Security kommt angerannt und Aya gibt Fersengeld direkt über die Ringabsperrung und durch das Publikum. Einige Securitymitarbeiter nehmen die Verfolgung auf, während die anderen sich um Dynamite kümmern. Es wird Backstage geschaltet.
Die Eingangstüren zum Backstagebereich der Münsterlandhalle öffnen sich und herein tritt Lex Streetman. Wieder einmal trägt er einen schwarzen Trainingsanzug mit je einem roten Seitenstreifen zur linken und rechten Seite. Natürlich war dieser gesponsert vom „L.A. Gym“. Genauso wie die Trainingstasche, die der Blondschopf dabei hat und auf der das schnörkellose Logo seiner eigenen Wrestling-Institution gestickt ist. Gedankenversunken und mit der fast schon gewohnt emotionslosen Gesichtsmimik trottet der Mann aus Los Angeles durch die Gänge der Hallen, allen Anschein nach auf dem Weg zu seinem Lockerroom. Und in der Tat macht sich der Rückkehrer Gedanken... Gedanken über die GFCW und so, wie sie sich zurzeit präsentiert.
Streetman: „...“
Nachdenkliches Schweigen. Vielleicht auch der klare Beweis, dass Streetman keine Worte zu den aktuellen Geschehnissen finden kann. Die Liga hat aktuell keine Singles Champions mehr. Der, dessen Name nicht genannt werden darf, ist wieder zurück und legt beinahe sofort wieder die gesamte GFCW aufs Kreuz. Blankes Chaos und anarchistische Zustände herrschen in vielen Teilen der Promotion vor und jeder scheint gerade das zu machen, wonach ihm lustig ist. Das Tal, durch das die Liga gerade kriecht, scheint noch weit und tief zu sein. „Tief ist ein gutes Stichwort“ denkt sich das „Los Angeles Original“ während er mittlerweile die ersten Umkleidekabinen der GFCW-Worker erreicht und ein hörbares Aufschnauben zeugt von der Ironie dieses Gedankenganges... vorausgesetzt die Fans in der Halle hätten diesen überhaupt gehört.
Zurück aber zum Tief. Das Niveau in den letzten Shows war nämlich vielleicht genau so enttäuschend, wie die allgemeine Lage der Liga. Leute wie Tobi Whitehouse oder Jimmy Maxxx liefen hier herum wie die coolsten Säue, ohne zu merken, dass sie der GFCW dadurch mitunter noch eher schaden, als zu helfen. Und wenn wir gerade schon von Maxxx sprechen... mit ihm hatte Streetman auch noch ein Hühnchen zu rupfen. Sein Fußgelenk war zwar wieder einigermaßen in Ordnung, doch die Erinnerung aus Neuss ist noch präsent und vergessen wird er das Ganze auf jeden Fall nicht. Zumindest nicht, solange er keine Möglichkeit hat, diese Schmach vergessen zu machen. Alles allerdings zu seiner Zeit. Maxxx konnte ruhig noch ein wenig warten, heute steht schließlich ein anderes Problem auf der „To Do“-Liste Streetmans.
Streetman (zu sich): „Odinsson...“
Der skandinavische Hüne. Einen solchen Koloss besiegt man auch nicht mal eben so im Vorbeigehen. Guter Rat also, sich erstmals auf die heutige Aufgabe zu konzentrieren. Vielleicht gerade deshalb, zur Befreiung von sämtlichen unwichtigen Gedanken, macht der Kopf des Amerikaners im Laufen leichte Kreisbewegungen, unterstützt von einem finalen Ausatmen, als er endlich vor seinem Lockerroom angekommen war. Mit der Trainingstasche weiter auf der Schulter betätigt Streetman die Türklinke, entert seine eigenen 4 Wänden für den heutigen Abend... und lässt noch im Eingangsbereich des Raumes die Tasche plötzlich fallen. Doch nicht das Aufprallgeräusch der Tasche ist das zurzeit dominierende Geräusch. Nein, es ist ein durchgehendes Knistern und die mehr als verwirrten Worte Streetmans, die nun den Raum erfüllen.
Streetman: „Was um alles in der Welt...?“
Eine Torte stand in seinem Lockerroom. Eine riesige Torte! Geschätzte zwei einhalb Meter hoch und vom Umfang eher ebenfalls bemerkenswert. In kitschiger pinken Glasur und ausgestattet mit gut einem Dutzend Wunderkerzen rundherum steht die Überraschung am anderen Ende des Raumes, fast ganz an der Ecke. Auf der Spitze der Torte sind in bester Geburtstags-Manier drei goldene Zahlen aufgesteckt worden, die beim Mann aus Los Angeles eigentlich noch mehr Fragen aufwerfen. „100“... 100? Was sollte das denn bedeuten? So alt war Streetman nämlich noch längst nicht und auch sein Geburtstag liegt schon gut einen Monat zurück. Was genau hatte diese skurrile Szenerie also in seinem Lockerroom zu suchen?
Vorsichtig und immer noch mit gehörigen Fragezeichen bestückt, nähert sich der Amerikaner der großen Kalorienbombe und begutachtet sie nun von nächster Nähe. Sie war auf jeden Fall echt und in sehr guter Qualität. Der Auftraggeber scheint bei diesem Exemplar wohl nicht wirklich mit Geld gespart zu haben. Und auch die Wunderkerzen brannten lange und vor allen Dingen auch gleichmäßig. Kurzum, ein Traum von einer Torte, die wohl gerne jeder Beschenkte gerne bekommen hätte. Und wer weiß, vielleicht schmeckt das aktuelle Exemplar ja genauso gut, wie es aussieht.
PLOPP!
Mit einem kleinen Knall fliegen plötzlich die drei Zahlen vom oberen Rand der Torte und mit ihnen auch eine Art Pappüberzug der obersten Kuchenschicht. Zeitgleich fliegen zwei Luftschlangen nach draußen und lassen den nun völlig verwirrten Streetman vorsichtshalber zwei Schritte zurückgehen. Dann aber geschieht das fast Unmögliche denn wie in machen Filmen gesehen präsentiert sich oberhalb der Torte nun eine Dame, welche in bester Posingmanier und mit einem breiten Grinsen dem Kucheninneren entsteigt.
Ouths: „TAAADAAAAAAA!“
Breanna Ouths. Es ist tatsächlich die neue Managerin Streetman, welche nur in einer schwarzen Hot Pants und einem ebenso farbigen BH gekleidet in der Mitte des Kuchens steht und höchstamüsiert zu ihrem Gegenüber starrt. Diesem klappt leicht der Unterkiefer herunter und die jetzige Aufnahme seines Gesichts könnte ganz unter dem Motto „WTF?“ stehen. Nur Sekunden später kehrt allerdings die Aktivität wieder zurück in seine Glieder und sofort springt sein Blick auf die Lockerroomtür. Diese steht nämlich noch speerangelweit offen und lockt somit schon die ersten neugierigen und gaffenden Blicke von diversen Mitarbeitern an. Mit zwei drei schnellen Schritten hechtet der „L.A. Native“ zur Tür, kickt seine Sporttasche weiter in den Raum rein und verschließt den Eingang mit einem lauten Knall.
Streetman: „BRE, WAS SOLL DAS?“
Der Versuch, seine Überraschtheit mit mahnenden Worten zu übertünchen gelingt zwar einigermaßen, stört Ouths aber nicht in geringster Weise. Immer wieder entfährt der Blondinen ein amüsiertes Kichern, während sie in der Zwischenzeit von der Torte herabgestiegen ist und nun auf Streetman zugeht.
Ouths: „Ich wollte dich überraschen, Schätzchen! Heute ist doch ein besonderer Tag und deshalb muss man ihn auch gebührend feiern.“
Streetman: „Besonderer Tag? Ist etwa die neue Bikini-Kollektion von Karl Lagerfeld erschienen, die du dir sofort in der Altstadt kaufen musstest?“
So langsam aber sicher mischt sich hörbarer Ummut aufgrund der ganzen Aufregung in Streetmans Stimme. Er will sich doch nur in Ruhe auf sein Match vorbereiten, stattdessen bekommt er hier ein großes Tohuwabohu präsentiert. Aber auch diesen Seitenstich ignoriert Ouths gekonnt und zieht ihren Protegé stattdessen zum Sofa unmittelbar neben der Torte. Auf diesem muss es sich der Blondschopf schon beinahe bequem machen. Seine Gegenüber macht sich stattdessen mit einem bereit gelegten Messer an der Torte zu schaffen, natürlich nicht ohne dabei ihre Hinterpartie im äußerst knappen Stoffwetzen in Richtung Streetman und Kamera zu halten.
Ouths: „Nö, das ist alles schon erledigt. Was denkst du schließlich habe ich gemacht, während du dich im „L.A. Gym“ auf heute vorbereitet hast? Überleg mal stark nach! Ich hab ein wenig in deinen Statistikbüchern in Los Angeles geblättert und festgestellt, daaaaass... du heute dein offiziell 100tes Match in deiner Karriere bestreitest! Ist das nicht ein Grund zu feiern?“
Überaus stolz über ihr Wissen präsentiert sie nun zwei sauber herausgeschnittene Stücke Kuchen. Mit diesen und zwei Gabeln bewaffnet gesellt sie sich nun unmittelbar neben dem immer noch skeptisch blickenden Mann aus Los Angeles und blickt ihn voller Erwartung an. Stillschweigend nimmt Streetman ihr einen Teller ab und schaut trocken zurück. Dieses ganze Getue passte ihm eigentlich nicht wirklich in den Kram. Weder in die heutige Vorbereitung, noch in Bezug auf sein eigentlich neuerdings Auftreten ohne große Show und Posen. So richtig sauer konnte er auf Breanna allerdings auch nicht sein denn er wusste, dass sie es nur gut gemeint hatte. Und der Aufwand war mit Sicherheit auch nicht gering gewesen. Aufwand, der aus seiner Sicht auch belohnt werden sollte.
Streetman: „Match Nummer 100 steht heute schon an? Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Mir kommt es fast so vor, als läge mein erster Kampf erst wenige Wochen zurück.“
Parallel sticht er in die Gabel ein und lässt wenig später einen kleinen Teil der Torte in seinem Mund verschwinden. Die Freude darüber ist Ouths quasi im Gesicht abzulesen und während sie ebenfalls genüsslich an ihrem Kuchenstück zu Gange ist, legt sie ihren Kopf fast schon erleichtert auf die linke Schulter Streetmans.
Ouths: „Ich hab schon fast gedacht, dass du nicht daran denkst und eigentlich ist es ja auch nur irgendeine blöde Zahl auf dem Papier. Als ich dich allerdings das erste Mal nach Deutschland begleitet habe, sagte ich dir ja schon, dass ich dafür sorgen werden, dich ein wenig auf Trab zu halten. Ganz alleine um die Welt zu trotten ist ja schließlich auch doof und Einsamkeit hat schließlich noch nie jemanden gut getan. Du kannst dir also sicher sein, dass dies nicht die letzte Überraschung ist, die ich für dich bereit halte.“
Bis auf den letzten Satz, welcher erneut mit einem belustigten Kichern endet, waren dies doch überraschend ernste und tiefgründige Worte von Ouths. War sie etwa doch nicht so oberflächig, wie einige meinen? Streetman für seinen Teil lauscht den Worten still und bleibt auch einige Augenblicke danach erst einmal ruhig. Diese Situation hier... in Ruhe und fernab von dem Chaos draußen, Breannas Kopf auf seiner Schulter und diese „warmen“ Worte von ihr. All das wirkte für ihn so... ungewöhnlich familiär und liebenswert. Nie war er bis jetzt bekannt dafür gewesen, solch vertrauliche und besinnliche Momente sein Eigen nenn zu können und eigentlich war es ihm als Art Einzelgänger auch nicht wirklich wichtig gewesen. Aus noch unbekannten Gründen gefiel ihm diese Szenerie allerdings in gewisser Weise, was seinen Kopf allerdings noch mehr zum Nachdenken animiert.
Mit einem fast schon fragenden Blick schaut der Leiter des L.A. Gyms nun auf seine linke Schulter herab und blickt direkt in die rehbraunen Augen Ouths. Diese hatte sich in der Zwischenzeit wieder von der Schulter erhoben und lächelte ihren Gegenüber zufrieden und gut gelaunt an. Ihre Überraschung hatte offensichtlich wenigstens einen kleine positive Reaktion bei Streetman ausgelöst und allein dies war für die hübsche Blondine schon ein Erfolg. Mit ihrer Gabel stippt sie ein weiteres Stück des Kuchens auf und führt es quasi im Blindflug zu ihrem Mund. Angekommen ist es dort allerdings nicht denn auf dem halben Weg fällt der Mix aus Zucker und Glasur herunter.
Ouths: „Huch!“
Nach wenigen Zentimeter Flugstrecke landet das Kuchenstück genau... na ja, da halt, wo der BH naturgemäß ein wenig Platz für Spielraum lässt. Überrascht blickt Ouths kurzerhand an sich herunter und auch Streetman erwischt sich dabei, wie seine Augen für wenige Augenblicke in ihr Dekolletee wandern. Schnell fokussieren sich seine Augen allerdings wieder aufs Gesicht der Dame, welche nun mit einem wieder mal eher kindlichen Kichern die Reste langsam mit einem Finger aufwischt. Eben diesen Finger hält Ouths jetzt halb amüsiert in Richtung ihres Gegenübers und bewegt die nun etwas „verfeinerten“ Kuchenreste langsam hin und her.
Ouths: „Mal probieren?“
Bis auf die Augen, welche vor lauter Fragen schier hin und her schwirren, herrscht bei Streetman momentan absolut Starre vor. Keine andere Regung ist von ihm zu entnehmen, dieses Schauspiel scheint ihn wohl völlig zu lähmen. Mit einem kleinen Schulterzucken zieht Ouths den Finger nun wieder weg und lässt die Reste somit selbst in ihrem eigenen Mund verschwinden. Fast schon genüsslich und mit diesem wieder aufkommenden subtil erotischen Blick leckt sie ihren Finger einmal komplett ab, ehe sie im Anschluss höchst amüsiert aufsteht und noch während des Laufens anfängt zu sprechen.
Ouths: „Ich lasse dich jetzt mal besser alleine. Du willst dich doch bestimmt noch auf dein Match vorbereiten und wir wollen ja nicht, dass ausgerechnet dein Jubiläumsmatch daneben geht. Am Kuchen kannst du dich gerne bedienen, ansonsten werde ich mir nun mal die Halle ein bisschen von innen anschauen. Vielleicht gibt es hier im Backstagebereich die ein oder andere Überraschung, die ich finden kann. Tschaui!“
Flucks schnappt sie sich eine weiße enganliegende Lederjacke und zieht sie sich an. Somit ist der etwas freizügige Auftritt erst einmal beendet und gut verpackt verlässt Ouths nach einem amüsierten Winken in Richtung Streetman den Lockerroom. Zurück bleibt Streetman und ein nun laut aufkommendes Seufzen.
Streetman „Oh man...“
Ein wenig resignierend lässt der Blondschopf seinen Kopf nach hinten auf die Sofalehne fallen und verweilt einige Sekunden erst einmal in dieser Position. Nie hätte er gedacht, dass die Idee, Ouths mit zur GFCW zu bringen, so anstrengend sein könnte. Wer weiß, was sie als Nächstes im petto hat denn eins war auf jeden Fall klar. Dies wird mit Sicherheit nicht die letzte Überraschung gewesen sein und so hatte sie es ja auch angekündigt oder auch angedroht. Und sich jetzt vernünftig auf das Match vorbereiten dürfte auch schwieriger werden, als erwartet, allerdings musste es irgendwie funktionieren. Erst einmal aber mussten zumindest die angeknabberten Kuchenreste beseitigt werden. Eins war nämlich nach diesem Auftritt von Breanna Ouths klar: Das Bild eines Kuchens war nun für Streetman für die nahe Zukunft erst einmal ein wenig verändert worden...
Letzte Show
Robert Pride vs Kris Dalmi, GFCW Galaxy Titelmatch:
Pete: Dass ist dann wohl das vorläufige Ende der Titelregentschaft von Robert Pride. Sven: Nein Pete, sieh doch nur... Pete: Rob Gossler! Was hat er jetzt schon wieder vor?!
Rob Gossler kommt in den Ring geslidet, bewaffnet mit einem Stuhl.
Sven: Zack! Da geht der Junkie zu Boden.
Rob und Prides Blicke treffen sich. Da holt Rob mit dem Stuhl aus und schlägt ihn Pride mit voller Kraft seitlich gegen den Schädel. bewusstlos geht Pride zu Boden.
Zurück in der Gegenwart,
in der Münsterlandhalle in Münster. Changes von Godsmack ertönt und mit gemischten Äußerungen empfangen die Fans den letzten Hamburger der Liga: Rob Gossler.
Lächelnd steht er am Eingang und genießt den Jubel.
Sein grüner Iro ist gepflegt hoch gegelt. Sein Stoppelbart dagegen wirkt leicht ungepflegt. Ein schwarzes T-Shirt mit grünem Stern ziert seinen Oberkörper, darüber trägt er eine schwarze fransige Jacke. Die kurze schwarze Wrestlinghose, die schwarzen Knieschoner und die schwarzen Militärboots hat bereits, bereit für sein Match, übergezogen auch wenn es noch etwas hin sein dürfte. Er trägt fingerfreie schwarze Handschuhe. In der rechten hält er ein Mikro. Langsam geht er die Rampe hinunter.
Pete: „Letzte Woche hat Gossler in das GFCW Galaxy Titelmatch zwischen Robert Pride und Kriss Dalmi eingegriffen, Kriss Dalmis Titelchance zu Nichte gemacht und Robert Pride ins Krankenhaus befördert. Seitdem ist der Titel vakant. Ich bin gespannt ob er sich dazu heute Abend noch äußern wird.“ Sven: „Ja Pete, ich denke schon dass er davon sprechen wird. Er dürfte sich damit nicht nur Freunde gemacht haben und Claudias Hass auf ihn wird wohl nur noch größer geworden sein, immerhin hat er ihr den Mann genommen auf den sie so fest gebaut hat und der ihr so viel Hoffnung gegeben hat.“
Bedächtig steigt Rob durch das Seilgewirr in den Ring. Die Musik verstummt und Rob führt das Mikro an die Lippen.
Rob: „GUTEN ABEND MÜNSTER!“
Jubel brandet ihm entgegen. Rob lächelt.
Rob: „Lange habe ich mich nicht mehr mit einem Mikro in den Ring gestellt, aus einem einfachen Grund.
Mich hier hin zu stellen und große Reden zu schwingen ist mir persönlich zu langweilig geworden, ihr hört ja eh nach der Hälfte nicht mehr zu. Entetainment geht nun wirklich anders. Nein, nichts sagendes langweiliges Palaver überlasse ich lieber Jimmi Maxxx oder den Anzugnasen vom Bundestag.“
Wieder eine lächelnde Pause von Rob. Ehe seine Mundwinkel wie an Bleigewichten nach unten wandern.
Rob: „Doch heute ist das anders….heute muss ich etwas loswerden was mich schwer bedrückt und wenn ich es jetzt nicht sage, weiß ich nicht, ob ich mir noch in die Augen schauen kann.
Wie ihr sicherlich wisst, habe ich letzte Woche wütend in das Match von Robert Pride gegen Kriss Dalmi eingegriffen….
Ich konnte einfach nicht mitansehen wie dieser Nichtskönner von Dalmi neuer Champion wird. Ich mein, Robert Pride konnte schon nicht viel aber Kriss Dalmi als GFCW Galaxy Champion?
Das war zu viel.“
Rob hebt abwehrend die freie Hand.
Rob: „Ich weiß ich hätte es nicht tun sollen und es war ein Fehler und ein Verrat an euch, denn ihr wolltet Kriss Dalmi als Gegner um den GFCW Galaxy Gürtel und die Entscheidung von euch….der Galaxy hat sich kein Superstar oder Angestellter…ja nicht mal der Chef selbst in den Weg zu stellen, ihr seid in dieser Liga Gott und nur für euch tun wir das alles hier.“
Er streicht sich über den Iro, diese Worte fallen ihm schwer.
Rob: „Und darum tut es mir auch so leid was ich getan habe…..doch das war ja noch nicht einmal das Schlimmste….
Ich habe Kriss Dalmi niedergeschlagen und ihn so außer Gefecht gesetzt. Als ich dann vor Robert Pride stand und er mich so widerlich anlächelte, da packte es mich…..“
Seine Augen werden weit als er weiter spricht.
Rob: „Das nackte Grauen!
Ich erkannte dass ich in diesem Moment nicht länger ein besserer Mensch war als Robert Pride.
Wie Claudia einst mir meinen Titel nahm, so nahm ich Kriss Dalmi seinen Titel…. Ich wollte dem nur noch entfliehen und schlug Pride nieder um zu verdeutlichen, dass ich nicht so bin wie er, doch es war zu spät.
Als ich Pride niederschlug, ihn ins Krankenhaus beförderte, Claudia einen Vertrauten nahm und euch einen GFCW Galaxy Champion, hatte ich mich nur noch weiter vom rechten Pfad entfernt.
All das ist mir in den letzten Tagen klar geworden und es gibt nur einen Ausweg wie ich mich von der Schande reinwaschen kann!
Ich muss euch, Claudia, Robert Pride und Kriss Dalmi um Verzeihung bitten.“
Er schluckt.
Rob: „Also, fangen wir an.“
Rob breitet den freien Arm aus und fällt auf die Knie. Den Blick auf die Fans gerichtet.
Rob: „Verehrte und geliebte GFCW Galaxy verzeiht mir, dass ich euch euer Match zerstört habe und euch euren Champion nahm. Das habe ich nicht gewollt und werde alles tun um es wieder gut zu machen. . Ich bin ein Mann der Ehre und sollte so etwas nicht tun.
Kriss Dalmi. Ich weiß du bist hier irgendwo und brennst schon auf dein Match und darauf es mir heim zu zahlen. Ich möchte jedoch vorher, dass du weißt, dass es mir Leid tut, dass ich dir deine Titelchance zu Nichte gemacht hab, du hattest sie verdient, denn die Galaxy hatte sie dir gegeben. Ich hatte kein Recht sie dir zu nehmen und erst recht nicht so. Ich hoffe für dich, dass du bald wieder eine bekommst und darum kämpfen darfst wie du es verdienst. Bitte nehme meine Entschuldigung an und lass uns heute Abend unser Match wie echte Sportsmänner austragen.
Claudia, ich hoffe du kannst mich jetzt sehen oder mich zumindest hören. Ich weiß wir sind im Krieg und dein Hass auf mich ist sogar gerechtfertigt, doch bitte höre mich an. Bitte verzeih mir, dass ich dir den einzigen Menschen genommen habe dem du vertraut hast. Ich bin zu weit gegangen und es tut mir Leid, das habe ich nicht gewollt.
Robert Pride. Ich hoffe auch du kannst mich hören und sehen. Ich hoffe du befindest dich auf dem Weg der Besserung.
Es tut mir Leid was ich getan habe. Ich wollte dich nicht ins Krankenhaus schicken, das hast du nicht verdient auch wenn du ein Arschloch bist, das hast du nicht verdient. Verzeih mir….bitte.“
Er macht nun eine Pause nach dieser kräftezehrenden schweren Rede.
Rob: „VERZEIHT IHR MIR?“
Lauter Jubel ertönt gepaart mit lautem klatschten und Rufen.
Gerührt erhebt sich Rob wieder. Die Sprachlosigkeit ist ihm ins Gesicht geschrieben.
Rob: „….danke…..
Nur für euch werde ich heute Abend alles geben um mir eine Platz im Match um den GFCW Galaxy Titel zu sichern, hoffentlich dann gegen Kris Dalmi, ich wünsche es ihm. Ich werde alles geben um als Siger vor euch zu stehen und euch einen echten, harten Streetfight zu liefern mit Männern die alles geben für Titel, Ruhm und Ehre!“
Wieder ertönt Jubel. Rob reckt die Faust Richtung Decke.
Da wird die Jubelszene plötzlich unterbrochen, denn ein Raunen geht durch das Publikum. Alle Blicke sind auf die Bühne gebannt, wo nun eine Person aufgetaucht ist. Irritiert durch das Getuschel aus der Crowd, richtet auch Rob Gossler seinen Blick zum Areal um den Titantron und aus seinem Blick ist sogar ein kurzer Moment der Verblüffung abzulesen, wirklich überrascht scheint er aber nicht zu sein. Eher froh, dass sein Flehen erhört wird und jene Person, die seine Entschuldigung – so scheint es zumindest – annehmen will ist Claudia. Eben diese Frau, die sich der Innovation von Robert Pride angeschlossen hatte, um ihre Rachegelüste gegen den Mann verwirklichen zu können, der sie ausrangieren wollte, jener Mann, dessen Manager ihr mit einer kurzen Textnachricht ein gleichwohl unverschämtes und unmoralisches Angebot unterbreiten wollte.
Doch ihre Mimik drückt alles andere als Vergebung aus, ganz im Gegenteil. Noch immer ist es überbordender, kochender Hass, der aus ihren Augen spricht. Gekleidet in dunkelblauer Jeans, schwarzem bauchfreien Top und schwarzen Converses, sowie mit einem Mikrofon bewaffnet, steht sie mit verschränkten Armen da und schaut finster in Richtung des Ringes. Der GFCW-Galaxie geht es dabei wie Rob Gossler und ist sich nicht wirklich sicher, was sie von diesem Auftritt halten sollen. Claudia streicht sich einige Strähnen ihres schwarzen Haares aus dem Gesicht und führt nach einer gefühlten Ewigkeit endlich das Mikrofon zu den Lippen um die Anwesenden und ganz besonders Rob Gossler teilhaben zu lassen, was sie denn nun eigentlich hier will.
Claudia: „Das war ein herzerwärmender Seelenstriptease, Rob! Du hast dem gesamten Planeten deine wahren Gefühle offenbart, jeder konnte es sehen und deine Rührung ist sichtlich zu erkennen. Man kann sehen, dass du es ernst meinst…“
Sie setzt das Mikrofon ab und atmet tief ein und aus. Dabei blickt sie an sich hinab, wie um zu überprüfen, ob sie gerade wirklich anwesend ist, ob das hier gerade wirklich passiert. Wieder spricht sie in den Schallwandler.
Claudia: „Ehrlich gesagt frage ich mich dann aber, warum du das nicht konntest als ich versucht habe dich zu erreichen, Rob! Als ich zahllose Male deine Nummer gewählt habe und wieder und immer wieder statt deiner Stimme, die der Mailbox-Ansage zu hören bekam. Konntest du es nicht? Oder hattest du bloß keine Lust, noch mehr Zeit in eine „kleine Groupie-Schlampe“ zu investieren? Warum also jetzt, Rob? Warum vor den Millionen von Augen, die das hier alles sehen aber nicht vor mir? NICHT VOR MIR???“
Die Fans beginnen zu Buhen. Ob dieses Missfallen gegen Claudia oder Rob Gossler gerichtet ist, wird nicht ganz ersichtlich.
Pete: „Oh Mann, nun macht Claudia aber ein Fass auf. Das ist vielleicht nicht der beste Zeitpunkt um eine Beziehung aufzuarbeiten…“ Sven: „Da sagst du was. Schau dir Rob Gossler an, er wirkt untröstlich!“
Rob will antworten, will sich erklären, ob diesem Schwall an Vorwürfen von Claudia, doch er wird prompt von seinem ehemaligen One Night Stand unterbrochen.
Claudia: „Ich sage dir warum du jetzt in diesem Moment deine Gefühle offenbarst! Weil du ein ganz großes Schauspieltalent bist, Rob! Weil alles, was du machst von Maik orchestriert wird, weil es gut fürs Geschäft ist, dass der ehemalige Psycho Punk Emotionen zeigt, vor den Zuschauern menschlich wirkt, verletzlich wirkt!“
Wieder bricht ein lautes Buhkonzert aus. Diesmal ist jedoch klar, an wen sich das Buhen richtet.
Ohne dass Rob Anstalten gemacht hatte was zu erwidern, legt Claudia wieder los.
Claudia: „Und wage es ja nicht mich zu unterbrechen! Hier kannst du mich nicht einfach wegdrücken, wie bei deinem Handy.“
Rob seufzt lediglich und lässt Claudia gewähren.
Claudia: „Du hast dich jetzt also vor allen Leuten in einer herzzerreißenden Ansprache ausgeheult, hast Robert Pride, Kriss Dalmi und mich um Verzeihung gebeten… aber du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass damit alles vorbei ist? Du kannst dir doch nicht ausgemalt haben, dass du jetzt einfach so weiter machen kannst wie zuvor auch. Hier ein TV-Auftritt in einer Late Night Show, da ein Werbevertrag und dort noch mal ein schneller Fick mit einem Groupie für Zwischendurch. Oh nein, mein lieber Rob! Ich bin noch lange nicht fertig mit dir! Nicht nur hast du mich auf schändlichste Art und Weise gedemütigt, nein, du musstest auch noch die einzige Person, der ich in dieser Schlangengrube vertrauen konnte, krankenhausreif prügeln…“
Ein trauriger Blick auf dem Gesicht von Claudia und ein niedergeschlagenes Kopfschütteln.
Claudia: „Erst hast du mir meine Würde genommen und nun noch meinen Vertrauten… Und du erwartest von mir, dass ich dir verzeihe?“
Rob starrt einen Moment ausdruckslos in Richtung Claudia. Alles wartet nun auf eine Antwort. Die Galaxy, Claudia und Rob?....er lässt sich Zeit. Claudia wähnt sich schon als Siegerin, da wagt es Rob schließlich doch noch das Mikro anzusetzen.
Rob: „Claudia….mir war klar dass du so reagieren würdest……ich habe nicht ernsthaft damit gerechnet dass du meine Entschuldigung akzeptierst….aber…..hätte ich diese Entschuldigung nicht geäußert hätte ich mein wahres Bedauern über diesen Vorfall verleugnet und mich selbst belogen. Ich wollte dir und der Galaxie nur beweisen, dass ich mir durch aus bewusst bin, dass ich einen Fehler gemacht habe und das ich diesen Fehler ehrlich bereue.“
Rob breitet nun die Arme aus und sieht nun gleichgültig zu seinem One Night Stand.
Rob: „Du hast meine Entschuldigung, mach was du willst, mehr bekommst du nicht.“
Erwartungsvolle Blicke fokussieren nun wieder Claudia.
Claudia: „Mehr bekomme ich also nicht... Wie ernüchternd…“
Die Desillusionierung auf ihrem Gesicht mischt sich mit einer schleichenden Trauer. Der um ihre grau-blauen Augen gezogene Kajal löst sich langsam.
Claudia: „Wie ernüchternd von dir, Rob! Aber damit hast du meine Meinung über dich nur bestätigt. Das war es denn also!“
Schwarze Schliere laufen langsam ihre blassen Wangen hinunter, die sie sich mit ihrem Unterarm wegwischt. Auch der Lärm aus den Fanreihen wird merklich weniger. Zwar kann sich Claudia ein Schniefen nicht unterdrücken, aber sehr schnell kaschiert sie diesen Moment der Schwäche wieder. Der Blick wird bestimmt, fast schon kämpferisch.
Claudia: „Wir sind noch nicht fertig miteinander. Ich will, dass du für dein schweinisches Verhalten bezahlst und du wirst bezahlen! Ich bin nicht irgendeine dahergelaufene Nutte, ich bin eine FRAU mit WÜRDE! Und bis ich diese Würde nicht wiedererlangt habe, werde ich dich durch die Hölle schicken! DURCH DIE HÖLLE!!! HAST DU GEHÖRT, ROB???“
Dieser wütende Ausbruch unterdrückter Emotionen lässt die GFCW-Galaxie erschrecken. Auch Rob Gossler wirkt konsterniert. Was hatte sie gerade gesagt? Sie will ihn durch die Hölle schicken? Durch die Hölle?
Claudia: „Vor zwei Wochen in Bonn hast du dir ein paar Feinde zuviel gemacht, als du in das Galaxy Titelmatch eingegriffen hast. Aber Robert Pride und die Innovation sind wahrlich nicht die Einzigen, die du mit deiner unüberlegten Attacke gegen dich aufgehetzt hast…“
Es formt sich ein niederträchtiges Lächeln auf ihrem Schmollmund und wie zum Spott macht sie einen Knicks gegenüber Rob Gossler, aus dessen Gesichtsausdruck Skepsis spricht.
Pete: „Sie wird doch nicht…“ Sven: „Ich ahne auch schlimmes!“
BÜÜÜÜÜÜÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Nonsens-Gitarrengeschrammel auf niedrigstem Niveau feuert aus den Hallenboxen. Es sind natürlich die Subhumans mit ihrem „Song“ „Drugs of Youth“ und da wo dieses musikalische Elend eingespielt wird…
Sven: „…ist einer nicht weit!“
Der Titantron springt an und zeigt das Logo des relevantesten Stables in der GFCW, jener Vereinigung, die wie ein schleichendes Virus Einzug in die Liga gehalten hat und in der Internet Wrestling Community den kontroversesten Ruf genießt.
Claudia blickt an der turmhohen Leinwand mit Genugtuung hoch und im nächsten Moment stürmen, wie schon bei den letzten Auftritten der Junkie World Order, ein Dutzend mit Sturmhauben maskierte Männer auf die Bühne und stellen sich in einer dem Publikum zugewandten Reihe auf. Natürlich lassen sie auch den obligatorischen Dalmi-Gruß folgen, jene umstrittene Geste, die ihre Loyalität zu ihrem Führer ausdrückt. Rob hingegen nimmt den Auftritt des Unliebsamen mit einem Lächeln hin und wartet ab, was ihm da geboten wird.
Pete: „Claudia ist total durchgeknallt! Wie kann sie sich nur mit diesen Scheusalen einlassen??? Erkennt sie die Gefahr nicht? Mit solchen Leuten ist einfach nicht zu spaßen!“ Sven: „So sind Frauen, Pete! Es ist egal was es kostet, sie wollen ihre Rachegelüste um jeden Preis befriedigen! Und hör dir mal die Fans an. Von Hass kann hier gar nicht mehr die Rede sein… Ihre Meinung gegenüber dieser fast schon unheiligen Allianz ist ziemlich eindeutig!“
Und nun tritt auch der Gründer der J.W.O. auf die Bühne. Mit einem rauschinduzierten Wahnsinn auf dem Gesicht, kommt der Belgrader Kriss Dalmi hysterisch lachend auf die Bühne und grüßt sowohl seine Jünger als auch die GFCW-Galaxie und seine neue Verbündete Claudia mit seinem fraglichen Gruß. Gekleidet ist er wieder mal in zerissenen Jeans, verschlissenen Stiefeln und einem ausgebleichten Bandshirt, diesmal von den Dead Kennedys. Aber das geistige Oberhaupt des J.W.O. Movements kommt nicht allein auf die Bühne, ihn flankieren zwei seiner neusten Akolythen, die er in den erlauchten Kreis der Junkies aufgenommen hat: Der selbsternannte „Holy Knight of Lodoss“ und VW-Busliebhaber Parn, sowie der düstere Prinz der Nacht, The Destroyer.
Kriss Dalmi hat sichtliche Mühe seinen geisteskranken Lachanfall unter Kontrolle zu bekommen aber er mit einer beiläufigen Geste gibt er schon mal dem Soundmann das Zeichen, seinen künstlerisch äußerst anspruchsvollen Themesong zu cutten. Schließlich schafft der Serbe es doch, seine Emotionen in den Griff zu kriegen und lässt sich von seiner neuen Verbündeten das Mikrofon reichen. Diese kurze Phase der Stille nutzt dann auch die GFCW-Galaxie diesem Aas gehörigst die Meinung zu geigen.
Kriss: „Du wirkst gar nicht so überrascht! Dabei hatte ich mir bei meinem fulminanten Auftritt so viel Mühe gegeben. Alle sind sie hier, um diesem Spektakel beizuwohnen. Claudia, Ich, meine treuen Junkies, Parn, Destroyer und wahrscheinlich sitzen sogar dein Herrchen Sinclair und dein nichtsnutziger Bruder Norman irgendwo in der Halle, schauen sich das hier gerade auf einem Monitor an und stellen mit Schrecken fest, auf was sie sich dabei eingelassen haben, als sie diese würdevolle Frau gedemütigt haben.“
Rob zieht abweisend die Augenbrauen hoch, er ist sich offensichtlich nicht sicher, was er von dem Schauspiel was sich da abspielt halten soll.
Kriss: „Am Ende des Tages macht das aber nichts. Jeder von euch sesselfurzenden Kleinbürgern konnte sich denken, dass ich mit dir, Rob Gossler, noch eine offene Rechnung habe…“
Anscheinend erwartet der Serbe von seinem heutigen Gegner nun eine Antwort, das drückt zumindest sein Blick aus. Rob streicht sich nachdenklich über die Mundwinkel, bevor er seinerseits wieder das Mikro vor die Lippen setzt. Aber seine Worte gelten nicht Kriss Dalmi.
Rob: „Weißt du Claudia……ich kam in diese Halle und erwies trotz meiner Abscheu dir und Pride gegenüber doch noch einen Funken Respekt und Mitgefühl und das, obwohl du es gar nicht verdient hast, denn immerhin hast du auch schwere Verletzungen meinerseits in Kauf genommen, als du in mein Match gegen Pride eingegriffen hast und mir so den Titel stahlst.
Ich habe als sein Feind ihm trotzdem in Mindestmaß an Respekt gezollt, als Sportskollege. Und was tust du?“
Er macht eine vorwurfsvolle Pause ehe er weiter spricht.
Rob: „Anstatt deinem Beschützer bei zu stehen in einem der schwersten Momente seiner Karriere, in der er seinen Titel abgeben musste und nun unfähig zu Kämpfen im Krankenhaus liegt, bist du nur auf deine eigene Rache aus und suchst dir einfach die nächste manipulative Puppe für deinen kranken Feldzug.“
Rob legt den Kopf schief dreht die freie flache Hand ausgebreitet mit der Innenseite nach oben.
Rob: „Wobei es dir an willigen Schwachköpfen nicht mangelt.“
Er deutet auf Dalmi und die Gruppierung der J.W.O.
Claudia: „Was hast du da gesagt???“
Ohne auf diese Frage einzugehen, setzt der Hamburger seinen Redebeitrag fort.
Rob: „Mit Kriss Dalmi und seinen Schergen hast du da sicherlich eine gute Wahl getroffen. Er ist so zugepumpt, dass er eh nie weiß was er eigentlich tut oder sagt. Hier in der GFCW hört man sich seinen Schwachsinn aber sogar noch an, gibt ihm Ringzeit und Titelmatches und wie das nun mal so ist, gleich und gleich gesellt sich gern und so finden sich noch weiter abgehalfterte Randgestalten, die wieder ein klein wenig in den Mittelpunkt gerückt werden wollen und schon wird dieser Haufen von drittklassigen Wrestlern bekannt unter dem Namen Junkie World Order.“
Rob lacht leise. Bei Claudia hingegen kann man ganz deutlich sehen, wie es in ihr brodelt. Sie setzt einen Fuß nach vorn, will etwas sagen, doch Kriss Dalmi hält sie zurück und breitet seinen freien Arm vor ihr aus. In jenem Moment scheint der Junkie die Ruhe selbst zu sein, denn in seinen Augen funkelt ein Blick, der irgendwo zwischen seeliger Barmherzigkeit und abgrundtief bösem Sadismus rangiert.
Rob: „Als hätte jemand vor Leuten Angst, die ohne Spritzen nicht alleine aufs Klo gehen kön…“ Kriss: „ROB!!!! Du würdest keine so großen Reden schwingen, würdest du auch nur im Entferntesten begreifen, was du da eigentlich getan hast, als du in Bonn bei meinem Titelmatch mit Robert Pride eingegriffen hast. Du hast das kaputt gemacht, was der triumphalste Moment der Junkie World Order hätte sein sollen. Der Galaxy-Titel um meine Hüften hätte bedeutet, dass die J.W.O. nicht mehr totgeschwiegen werden kann, dass all diese uniformierten Ja-Sager der Wahrheit ins Auge blicken müssen, dass wir Junkies nicht bloß das unangenehme Phänomen eines in sich kranken Systems sind, um das der Mantel des Schweigens gehüllt werden muss. ‚Kriss Dalmi gewinnt den Galaxy Titel’“
Mit seiner linken Hand malt der serbische Junkie mit einem träumerischen Lächeln eine Linie in die Luft, um das Gesagte symbolisch zu unterstreichen.
Kriss: „Man stelle sich nur mal vor wie diese Dave Meltzers, Bryan Alvarezes und die ganzen anderen Trottel im Netz mit ihren Wrestling-Newslettern und –podcasts ausgerastet wären, wenn sie das gesehen hätten. Ihre rosarote Welt mit Haus im Grünen hätte sich mit einem Schlag in ein Trümmerfeld verwandelt, wenn ein Drogenabhängiger mit diesem Titel die GFCW-Galaxie repräsentiert hätte…“
Und hier senken sich die Mundwinkel des Belgraders wieder und er starrt direkt in die Augen des ehemaligen Galaxy Champions.
Kriss: „Aber du musstest dich unbedingt einmischen! Du konntest es nicht ertragen, dass jemand anderes als Robert Pride deinen alten Titel tragen würde. Du konntest es nicht ertragen, dass die GFCW-Galaxie dich nicht für die Wahl zugelassen hat. Und deshalb hast du wusstest du dir nicht anders zu helfen…“
Kunstpause.
Kriss: „Der Galaxy Titel ist also nun vakant und meine Chance ihn mir zu holen ist erst mal vorbei. Es aber gibt glücklicherweise andere Wege, der J.W.O. zu neuem Ruhm zu verhelfen und du hast mir einen dieser Wege eröffnet... Siehst du, dein Angriff gegen mich war nicht deshalb ein Fehler, weil du deswegen diese ganzen grenzdebilen, leichtgläubigen Lemminge in den Publikumsreihen enttäuscht hast oder weil du dich deswegen selbst verurteilst. Dein Fehler bestand einzig und allein darin, mir einen Grund zu geben, dich fertig zu… hihihihi…. hahahahah MUAHAHAHAHAAAAA!!!!!“
Wieder bricht er in unkontrolliertes Lachen aus, eine Konsequenz seines jahrelangen Drogenkonsums, der sich zerstörerisch auf seinen Geist ausgewirkt hat. Die Fans in der Halle sind dabei auffällig still, in ihren Augen ist zu abzulesen, dass ihnen das unheimliche Verhalten des Serben Angst macht. Aber auch Claudia fühlt sich merklich unwohl in der Gegenwart ihres neuen Bündnispartners.Auch Rob verzieht nun angewiedert das Gesicht.
Kriss: „ROB GOSSLER!!!! Ich brauche keinen Galaxytitel mehr, weil DU mein neues Spielzeug sein wirst. Du wirst der Grund sein, weshalb alle Leute vor der Mattscheibe, in der Halle und im Backstage vor der Junkie World Order erzittern werden. Sie werden erzittern, wenn sie den Namen Kriss Dalmi hören, wenn sie erfahren haben, was mit dir geschehen ist. Wir beide werden so viel Spaß miteinander haben, das kann ich dir garantieren, Rob. Ich werde die Grundfesten deines Verstandes niederreißen, das Fundament deiner Identität zu Grunde richten, dir alles nehmen, einfach ALLES!!!!! Niemand, der dir lieb und teuer ist, wird sicher sein. Norman, Sinclair, sie alle werde ich ruinieren, sie zu Sklaven ihrer fehlenden Willenskraft machen, wenn ich persönlich ihre Venen ansteche, den Kolben reindrücke und AstroHappy ihren Blutkreislauf fluten wird. AstroHappy wird ihr neuer Gott sein und deine Existenz vergessen machen. Und wenn du dann ganz allein bist, wenn dich alle verlassen haben, ja selbst die GFCW-Galaxie dir den Rücken zukehrt und dein gebrochener Körper vor meinen Füßen liegt, du dich nicht mehr Rühren kannst, weil meine treuen Anhänger dir den letzten Funken Verstand aus dem Körper geprügelt haben, dann wirst auch du AstroHappy als deinen neuen Gott anerkennen!“
Rob setzt nun als Gegenantwort das Mikro wieder an die Lippen und ist nun nach dieser Drohung sichtlich beunruhigt.
Rob: „Die GFCW Galaxy ist nicht auf Spritzen aufgebaut und bricht zusammen sobald das Geld oder der Drogenvorrat aufgebraucht ist oder man es sich mit den Dealern verscherzt hat. Du und dein Tross voller Wahnsinniger, werdet nicht einen Titel in dieser Liga holen solange ihr an mir vorbei müsst!“
Rob fixiert seinen Gegner wütend.
Rob: „Ein sanftes Streicheln deiner Hand an den Körpern meiner Freunde oder meiner Familie und ich werde dich schlimmer zu Grunde richten als es eine Droge je könnte!
Auf dem Weg auf dem du dich befindest, gibt es keinen Sieg für dich!“
Hysterisches Kichern vom Wahnsinnigen aus Belgrad, er kann sich kaum mehr fassen, so amüsierend scheint diese ganze Situation in diesem Moment für ihn zu sein.
Kriss: „Der Streetfight heute Abend wird ein erster Vorgeschmack auf die verheerenden körperlichen und seelischen Qualen sein, die ich dir zufügen werde!“
Und mit diesen Worten setzt auch direkt das Lied ein, das für einen Komponisten in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort entweder die Zunge oder die Hände gekostet hätte, „Drugs of Youth“. Der Menschenauflauf auf der Bühne verschwindet in den Backstagebereich. Nur Claudia straft Rob Gossler noch kurz mit einem finsteren Blick, bevor sie geht. Mit einem kopfschüttelnden und sich nachdenklich am Kinn kratzenden Rob Gossler endet die Szene.
Nervosität macht sich breit. Man kann das Atmen hören, das von Sekunde zu Sekunde lauter wird. Es ist immerhin schon eine Ewigkeit her, seitdem dieser Mann das letzte Mal offiziell ein Wrestlingmatch bestritten hatte, und heute Abend ist es wieder so weit, er will es noch einmal wissen. In beiden Händen eine Hantel haltend, die kräftigen Arme an den Oberschenkel gepresst und mit einem Schwung zuerst die linke, dann die rechte Hand 90 Grad nach vorne strecken, anschließend die Hand wieder langsam im Viertelkreis nach unten zum Oberschenkel wieder senken. Das macht der junge Mann ein ums andere Mal, bei jedem Versuch spannt er seine Muskeln extrem an, seine Tätowierungen sind schon längst im Schweiß gebadet, er macht diese Übung schon eine ganze Weile.
Anschließend stellt er die Trainingshanteln zur Seite und schaut sich drei Stühle an, die aufgestellt sind. Zwei davon sind am oberen Ende des Fitnessraumes, einer ein bisschen weiter dahinter. Die Kamera fährt nun zurück und man kann das Gesicht des Mannes erkennen, der eifrig trainiert. Es handelt sich um den neuen Wrestler, der letzte Woche sein Debut gefeiert hatte, zwar nicht in einem Wrestlingmatch, aber immerhin in einer durchaus bewegenden Promo. Es handelt sich hier um Zereo Killer. Er scheint sich rasiert zu haben, denn von seinem Bart aus der vergangenen Show fehlt jede Spur. Erneut ziert sein Oberkörper das weiße Tanktop mit der „Zereo Killer X“ Aufschrift am Rücken. Eine weiße Trainingshose mit zwei schwarzen Streifen auf der rechten und linken Seite entlang der Beine und dazu passende Sneakers hat er auch noch angezogen. Er spuckt sich symbolisch in die Hände und reibt diese anschließend auch, als er noch einmal seine aufgebauten Stühle ansieht.
Zereo Killer: Na dann mal los!
Er geht zuerst zu den zwei Stühlen, beugt sich nach unten, legt eine Hand auf den linken, die andere auf den rechten Stuhl. Kurzer, kontrollierender Blick nach hinten, mit dem rechten Fuß tastet er nach dem dritten Stuhl. Als er auch diesen gefunden hat, stellt er beide Beine auf den dritten Stuhl. Ein kräftiger Seufzer ist bei jeder seiner Liegestütze zu hören, doch er packt es. Binnen weniger Sekunden hat er bereits sieben hinter sich gebracht. Der Schweiß tropft von seinem Kopf auf den Boden. Plötzlich horcht der neue Wrestler der GFCW auf, denn sein Training wird von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Etwas widerwillig unterbricht er sein Training, welches so wichtig für ihn erscheint, denn verlieren ist für den Mann aus Kalifornien keine Option. Zereo richtet sich auf und platziert die drei Stühle dorthin zurück, wo sie sich zuvor befanden. Erneut wird geklopft und die Stimme eines Mannes ist zu hören.
Mann: Zereo Killer, darf ich reinkommen?
Doch bevor der Wrestler auch nur die Chance hat auf diese Frage zu antworten, hört er schon ein Klacken und die Türklinke war schon nach unten gedrückt. Für langjährige GFCW Zuschauer dürfte es kein Geheimnis sein, wem diese Stimme gehört und vor allem wer einfach so einen Raum betritt, ohne auf die Antwort des Gegenübers zu warten. Es handelt sich um denjenigen, der sich nicht zu schade ist, auch mal eine dicke Lippe zu riskieren, weil er vor keiner Frage zurückschreckt, es handelt sich um den allseits beliebten und Hall of Famer Mac Müll. Mit ausgestreckter rechter Hand kommt er auf Zereo Killer zu. Dieser schaut ein wenig genervt und verwundert drein. Mac Müll steht schon direkt vor dem Wrestler.
Zereo Killer: Ja klar… komm doch rein…
Der Neuling in der GFCW reagiert nicht auf den angedeuteten Handshake von Mac Müll, er klopft mit der rechten Hand auf den Rücken von Mac Müll, der verschluckt aufgrund dessen seinen Kaugummi und muss mal kurz husten. Der Killer haut nun etwas fester auf den Rücken und hat ein Grinsen im Gesicht.
Zereo Killer: Alles in Ordnung Kleiner?
Kopfnickend bestätigt es die GFCW Interviewlegende, dass alle im Lot sei.
Mac Müll: Sorry, dass ich so unhöflich war und einfach eingetreten bin. Manchmal siegt meine Neugier gegen meine Vernunft und ich muss einfach handeln. Darum bin ich einfach eingetreten und hab nicht auf eine Antwort abgewartet. Aber auch nur, weil ich so aufgeregt bin und dich… und Sie kennen lernen wollte.
Etwas verlegen und nervös blickt Mac Müll drein. Er scheint schon mehr zu schwitzen als Zereo Killer nach seinem Trainingsprogramm. Er kennt ihn immerhin noch gar nicht, wie wird er auf den „Eindringling“ reagieren? Zereo Killer bückt sich ein wenig, damit er mit Mac Müll auf Augenhöhe ist, schaut sehr böse drein, die Nasen touchieren beinahe. Mac Müll steht die Angst förmlich ins Gesicht geschrieben. Und dann… und dann muss Zereo Killer plötzlich laut auflachen.
Zereo Killer: Ist alles in Ordnung Mac Müll! Bitte duze mich… ich steh nicht auf solche Förmlichkeiten.
Was für ein Glück! Mac Müll wird nicht gleich in Stücke zerrissen, so etwas in der Art scheint er sich zu denken. Mit einem Fingerzeig auf die Klappstühle bittet Zereo sein Gegenüber darum, Platz zu nehmen.
Zereo Killer: Ein Interviewer, der in die Hall of Fame aufgenommen wurde. Das ist echt mal eine Leistung. Schreckst wohl vor keiner Frage zurück was?
Erneut dieser verlegener, immer noch etwas ängstlicher Grinser auf den Lippen.
Mac Müll: Tja, so sieht’s aus. Ich bin Mac Müll und bringe mich gern selbst in Schwierigkeiten!
Das bringt den Wrestler auch zum Lachen. Er bietet den Interviewer eine Mineralwasserfalsche an. Dankend wird diese angenommen.
Zereo Killer. Damit hast du verdammt Recht, aber hier brauchst du keine Angst zu haben, ich wollte dich nur ein wenig erschrecken.
Mac Müll macht hastig einen großen Schluck des erhaltenen Getränkes seines Interviewpartners.
Mac Müll: Das ist dir auch gut gelungen.
Dieser Satz lässt Zereo Killer noch einmal laut auflachen, ehe er Mac Müll auf die Schulter klopft und gleichzeitig sagt.
Zereo Killer: Ich glaube, du bist echt in Ordnung. Also Mac Müll… leg los! Du bist wahrscheinlich wegen eines Interviews hier. Also… fangen wir doch mal an.
Erleichterung steht dem Interviewer ins Gesicht geschrieben. Und natürlich hat Zereo Killer, der heute sein erstes Match für diese Liga bestreitet, Recht damit, dass Mac Müll ein paar Fragen hat.
Mac Müll: Zu aller erst heiße ich Sie… heiße ich dich in der GFCW willkommen. Ich hoffe, du hast dich bereits gut eingelebt?
Zereo Killer: Ja Mac Müll. Ich wollte wieder wrestlen und hab mir Vieles angesehen. Diese Liga passte mir einfach am Besten. Ich liebe das Wrestling, das Wrestling war auch ein Anstoß dafür, dass ich mein Gedächtnis wieder erlangt hatte.
Man sieht es Zereo Killer an, dass jedes Wort, welches er spricht, der Wahrheit entspricht! Er LIEBE das Wrestling. Während er noch ein wenig weiter spricht, steht der muskelbepackte Mann auf und holt sich ein Handtuch, um sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen.
Zereo Killer: Ich habe hier zwar noch niemanden kennen gelernt, aber das ist jetzt vorbei. Du bist der Erste der GFCW, der mich begrüßt und willkommen heißt, dafür danke ich dir.
Nun setzt er sich wieder zu Mac Müll, um den Augenkontakt wieder herzustellen. Nun ist es so weit, dass Zereo Killer Mac Müll die Hand schüttelt. Das Handtuch in der anderen Hand wird nun lässig mit einem Schwung über die Schulter gehängt. Es werden sicher noch weitere Fragen folgen.
Mac Müll: Also irgendwie war das Reinplatzen von mir doch ein Akt der Höflichkeit… irgendwie! Wie dem auch sei. Ich bin sehr froh, dass es dir in dieser Liga bis jetzt gut gefällt, doch wird es auch nach dem heutigen Match gegen den Clown so sein? Er ist ein Rückkehrer in dieser Liga, du bist ein Rückkehrer ins Wrestlinggeschäft. Meinst du, du hast es nach all den Jahren noch drauf, oder macht sich der Ringrost bemerkbar? Wie schätzt du dich selbst ein?
Mit einer Hand streift der Killer sich über den Mund bis zur Kinnspitze. Er überlegt kurz und scheint eine passende Antwort zu haben.
Zereo Killer: Ich war zwar schon länger nicht mehr im Ring mein Lieber, doch ich gehöre alles andere als zum alten Eisen. Ich begann meine Wrestlingkarriere mit 21, bin jetzt 31! Ich trainiere täglich, arbeite an meinen Aktionen, will mein Moveset erweitern. Klar, Training ist etwas Anderes als ein richtiges Match, doch ich werde auf alle Fälle alles geben, ich werde mehr als alles geben, denn dieses Match ist verdammt wichtig für mich!
Am Kopf kratzend fragt Mac Müll weiter.
Mac Müll: Dieses Match ist verdammt wichtig für dich? Warum denn genau dieses Match?
Zereo Killer: Es ist für mich eigentlich genau so wichtig wie meine zwei World Title, die ich bisher errungen hatte. Und warum? Das ist ganz einfach! Das ist mein erstes Match seit sehr langer Zeit. Ich muss mich beweisen. Ich will und muss zeigen, dass ich es noch drauf habe! Dieses Match ist verdammt noch mal richtungsweisend für mich! Wenn ich mein erstes Match verliere, von dem ich von mir selbst so viel erwarte, dann weiß ich nicht wie es weiter geht! Ich will definitiv gewinnen, das steht außer Frage. Ich habe sehr viel trainiert für diesen Moment! Ich werde alles geben um den Clown zu besiegen, um ihn in die Knie zu zwingen. Ich werde ihn meine Finisher verpassen und dann für den Three-Count am Boden halten!
Mac Müll: Heißt das, wenn du verlierst, überlegst du bereits, dass du wieder die Kurve kratzt ehe deine neue Karriere so richtig ins Rollen kommt?
Da ist es wieder! Eine Frage, die wahrscheinlich sonst kein anderer Interviewer gestellt hätte! Mac Müll schreckt wirklich vor Garnix zurück! Da reißt auch der heutige Debütant die Augen weit auf, damit hätte er auch nicht gerechnet. Einen Moment später befindet er sich schon wieder in der richtigen Fassung, um eine klare Antwort zu geben.
Zereo Killer: So war das auch nicht gemeint. Natürlich werde ich nicht wieder abhauen, falls ich verliere… aber ich wäre sehr enttäuscht von mir selbst, das wollte ich damit sagen.
Mac Müll: Was denkst du über deinen heutigen Gegner den Clown?
Der ehemalige WWCA und WFWL Wrestler verändert die Sitzposition, ehe er antwortet.
Zereo Killer: Ich habe mich über diesen Clown erkundigt. Ich kenne seine Geschichte und er ist eigentlich ein armer Mann. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte seine Mutter ihn und seinen Vater verlassen, und danach hatte sein Vater getrunken und ihn geschlagen? Das war keine schöne Kindheit kann ich mir vorstellen… Und diese Geschichte, dass er Dinge verbrennt, das ist schon ziemlich krank. Dazu passt auch, dass er sich Clown nennt und sich wie ein Clown kleidet. Er ist mit Sicherheit ein ziemlich abgedrehter Kerl. Kinder lieben Clowns, aber wenn sie diesen sehen, dann laufen sie heulend davon und bekommen wochenlang Albträume. Dieser Kerl ist im Ring glaube ich unberechenbar und ich muss sehr auf der Hut sein! Doch ich versuche ihn Vernunft einzuprügeln. Er scheint Andere für seine miese Kindheit büßen lassen zu wollen und das ist nicht richtig. Ich will zwar nicht die Moralapostel spielen, doch den Clown finde ich schon ziemlich krank. Aber wie gesagt, ich muss auf der Hut sein, wenn ich ihn besiegen will!
Entschlossen ballt er die Hände zu Fäuste und lässt sie aufeinander prallen.
Mac Müll: Da hast du allerdings Recht. Du scheinst dich gut vorbereitet zu haben, in jeder Hinsicht!
Der Killer nickt mit dem Kopf und bestätigt dadurch die Annahme seines Interviewers.
Mac Müll: Was sind denn deine Ziele hier in dieser Liga?
Zereo Killer: Wenn ich jetzt ganz große Töne spucken würde, dann würde ich sagen, dass ich auch in dieser Liga den World Title gewinnen will.
Er grinst.
Zereo Killer: Das ist natürlich der Traum eines jeden Wrestlers, das wichtigste Gold der Liga zu erlangen, doch davon bin ich natürlich noch sehr weit entfernt, ich muss mich von ganz unten nach ganz oben arbeiten, aber das ist kein Problem für mich. Ich war ganz oben, bin seit Ewigkeiten raus aus dem Wrestlinggeschäft und jetzt wieder zurück gekehrt, da kann ich nicht erwarten, dass ich gleich nach ein paar Wochen schon mein erstes Titelmatch, geschweige denn ein World Heavyweight Titlematch bekomme… Und so ganz nebenbei, das will ich auch nicht! Ich will mir das echt verdienen. Das ist normal und so sollte es auch sein. Mit harter Arbeit und einem eisernen Willen erreicht man seine Ziele! Ich habe schon immer für meine Ziele hart gekämpft und werde es auch in Zukunft so machen. Darauf bin ich stolz!
Der Wrestler lehnt sich zurück, verschränkt seine Arme und seine Mimik wird ernster.
Zereo Killer: Weißt du Mac Müll, ich jammere nicht so rum wie manch Andere!
Eigentlich wollte Mac Müll gerade eine weitere Frage stellen, aber ein cleverer Interviewer weiß auch genau, wann er still sein muss, um mehr zu erfahren. Folgedessen nickt er dem Wrestler nur zu und bietet sich kurzerhand als Zuhörer an.
Zereo Killer: Ich habe mir die letzte Show angesehen, und da ist mir einer ganz besonders aufgefallen. Jimmy Maxxx die Hardcore Ikone. Er ist wirklich Hardcore wenns darum geht einfach nur rum zu jammern und Anderen auf die Nerven zu gehen. Jeder Andere, außer die große Hardcore Ikone hat den Titel schon mal gehabt? Er reißt sich seit drei Jahren den Arsch auf? Na und! Aber was ich noch viel Schlimmer finde, als dieses Rumgejammere…
Zereo Killer hält kurz inne. Man kann seine Ablehnung gegenüber Jimmy Maxxx förmlich in seinen Augen lesen.
Zereo Killer: Oder besser gesagt, was ich auch Hardcore finde… diese Respektlosigkeit! Wie er mit den Wrestlern, den Offiziellen und mit den Fans umgeht, das ist echt unter aller Kanone.
Nun folgt die nächste logische Frage.
Mac Müll: Also ist Jimmy Maxxx dein Ziel?
Zereo Killer: Ob er nun mein Ziel ist oder nicht, das wird sich erst noch zeigen. Spätestens wenn sich unsere Wege im Ring kreuzen werden. Ich will mich erst mal richtig einleben, aber meine Meinung sage ich immer. Er ist ein respektloser, beleidigender, herum heulender Möchtegern-Hardcore-Wrestler. Das ist aber nicht der einzige Wrestler, zu dem ich etwas zu sagen habe.
Mac Müll: Hast dir die letzte Show wohl genau angesehen hm?
Der Killer reagiert nicht auf diese Frage, sondern spricht direkt weiter.
Zereo Killer: Aya… du hast den Namen eines Wrestlers ausgesprochen, der hier nicht mehr sein darf?! Klar, mich geht es nichts an, was du tust und was du sagst. Ich bin auch nicht lange hier, um viel sagen zu können. Trotzdem will ich dir mal etwas erklären. Wenn du in der Schule bei einem Test erwischt wirst, wie du versuchst zu schummeln, wirst du bestraft. Wenn deine Mama sagt, du musst um 22 Uhr von der Disco zu Hause sein und du kommst erst viel später nach Hause, gibt’s Hausarrest. Wenn du 200 km/h auf der Autobahn fährst, wo aber nur 100 km/h erlaubt sind, wird dir der Führerschein abgenommen, wenn du eine Bank überfällst, kommst du auch ins Gefängnis. Verstehst du, was ich damit sagen will? Regeln sind dazu da, um eingehalten zu werden…
Er scheint schon bei ein paar Wrestlern ein Exempel statuiert zu haben. Er macht eine kurze Redepause und spricht weiter.
Zereo Killer: Eigentlich finde ich es schon sehr amüsant, wie man trotz eines Verbotes versucht dagegen zu arbeiten, nur um allen zu zeigen, was für ein großer böser Junge man doch ist. Naja, ich muss sowas eher belächeln, aber jeder muss selber wissen, was er tut und was nicht. Von anderen Wrestlern ist es das Ziel, sich das große Gold der Liga zu holen, dein Ziel ist es, möglichst viele Dummheiten anzustellen.
Nun wirft Zereo Killer das Handtuch auf den Boden, welches nun ziemlich nass ist, blickt in die Kamera und spricht weiter.
Zereo Killer: Ach, da war doch was! Du sagtest ja, dass du ein World Title Match willst? Wow, dann hast du dich echt noch viel dümmer angestellt, als ich es dachte. Da kann man dir doch nur gratulieren!
Er klatscht in die Hände, schüttelt aber gleichzeitig den Kopf.
Mac Müll: Diese zwei Wrestler scheinen dir ja ziemlich den Nerv gekostet zu haben…
Zereo Killer: Ich habe mir die letzte Show echt mehrmals angesehen, und die beiden haben mich ziemlich genervt, ja, darum musste ich das mal los werden. Ich hoffe, dass ich beide mal in den Ring krieg, ob hintereinander oder gleichzeitig in einem Triple Threat Match, das ist mir egal, aber denen muss man mal die Leviten lesen!
Extrem entschlossener Blick von Zereo Killer ziert das Bild der Kamera. Das Interview wird fortgesetzt.
Mac Müll: Willst du dir auch Freunde machen oder nur Feinde?
Zereo Killer blickt Mac Müll wieder mit diesem bösen Blick vom Anfang des Interviews an, ehe es wieder in ein Lachen umschlägt. Er klopft auf die Wange des Interviewers und antwortet gelassen.
Zereo Killer: Ich hab ja dich bis jetzt, mein Freund!
Die Legende schaut etwas verdutzt aus der Wäche.
Mac Müll: Ähm, ja… Freund!
Er hebt die Hand vor den Mund und muss räuspern, ehe er seine nächste Frage stellen kann.
Mac Müll: Was war denn das bei der letzten Show für ein Gefühl für dich bei deinem Debüt? Als du den Ring betreten hast und als du direkt sehr viele positive Reaktionen gezogen hast? Hast du dir das erwartet?
Der Killer erinnert sich gern zurück an die letzte Show.
Zereo Killer: Meine Güte Mac Müll, das war echt unglaublich diese Stimmung. Ich hab das bis jetzt immer noch nicht realisiert, dass ich von den Fans hier so gut aufgenommen wurde.
Der Wrestler wird unterbrochen.
Mac Müll: GFCW Galaxy.
Fragend schaut er rüber zu Mac Müll.
Zereo Killer: Was? Mac Müll: GFCW Galaxy… Das sind die Fans!
Ein kleiner Boxer gegen die rechte Schulter Mac Mülls und ein etwas höhnisches, aber nicht bös gemeintes Grinsen ist zu erkennen. Das scheint schon ziemlich geschmerzt zu haben. Der Killer lacht und spricht weiter.
Zereo Killer: Wie ich schon sagte, das war einfach unglaublich wie ich von… der GFCW Galaxy aufgenommen worden bin! Das hätte ich mir nie gedacht, dass man mich nach all den Jahren noch kennt. Ich war zwar in zwei großen Ligen damals, aber das ist doch schon eine Weile her! Darum darf ich meine Fans heute Abend nicht enttäuschen.
Man kann in Zereo Killers Augen erkennen, dass letzte Woche wahrlich ein großer Moment für den 31 Jährigen war. Wie schon auch letzte Woche bei seinem Debüt deutet er zum Kameramann, dass man auf seinen Unterarm zoomen soll. Erneut ist die Gänsehaut zu sehen.
Zereo Killer: Das ist echt, Mac Müll, das ist echt!
Er blickt auch auf den Unterarm von Zereo Killer. Entweder er fühlt dasselbe wie der Wrestler, oder er ist schwer beeindruckt von diesen Muskelbepackten Unterarm. Er blickt seine eigenen Oberarme an und wirkt enttäuscht. Die scheinen nur halb so breit zu sein wie Zereo Killers Unterarm.
Mac Müll hat inzwischen so viele Fragen gefragt, dass er das Wasser, welches er am Anfang des Interviews bekam, schon ausgetrunken hat.
Zereo Killer: Sonst noch irgendwelche Anliegen?
Schüchtern bekommt Killer folgende Antwort zu hören.
Mac Müll: Ich bin eigentlich noch durstig. Es war ein sehr anstrengendes Interview für mich.
Der Wrestler, der heute sein erstes Match für die GFCW bestreiten wird, erhebt sich vom Stuhl und schaut sich im Raum ein wenig um. Er gibt Mac Müll tatsächlich noch eine Flasche vom Mineralwasser und in der anderen Hand hat er auch noch was für die Interviewlegende.
Zereo Killer: Hier nimm den Kaugummi! Den Anderen hast du doch geschluckt oder?
Sein Gegenüber räuspert und antwortet.
Mac Müll: Ich danke dir… Freund! Ein Interview mit dir scheint wohl echt kein Hürdenlauf für mich zu werden.
Eine grimmige Mimik und Gestik seitens Zereos veranlasst Mac Müll dazu, schnell den Raum zu verlassen. Das Interview ging sogar so lange, dass er keine Zeit mehr hat um weiter zu trainieren. Er hat heute noch einiges vor. Der muskulöse, in weiß gekleidete Zereo Killer wischt sich schnell den Schweiß von der Stirn ab und schaut nochmal mit seinem bereits aus der Vorwoche bekanntem Hollywood-Lächeln in die Kamera.
Zereo Killer: Also wenn ich und Mac Müll keine Freunde fürs Leben werden, dann weiß ich auch nicht.
Gut gelaunt verlässt nun auch er diesen Raum und verschwindet aus dem Sichtfeld der Kamera. Es wird zu den Kommentatoren Pete und Sven geswitched, die wie fast immer unterschiedliche Meinungen zu den gezeigten Szenen haben.
Sven: Ach Mensch, wenn ich schon dieses für die Kamera aufgesetzte Grinsen sehe, dann wird mir echt übel. Ich finde, an dem Typ ist nichts echt, aber schon gar nichts! Pete: Wie kannst du nur so etwas sagen? Mit ein paar kleinen Scherzeinlagen hat er Mac Müll die „Angst“ vor ihm genommen! Hier hat Mac Müll wirklich mal die Chance ein Interview zu machen, ohne Angst um sein Leben haben zu müssen, wie bei manch anderen Superstars der GFCW. Sven: Wie dem auch sei, aber das Interessante an dem Interview waren wohl seine Zielsetzungen! Pete: Beziehungsweise die Wrestler, auf die er es abgesehen hat. Sven: Doch bevor er sich Aya oder Jimmy Maxxx vornehmen kann, hat er heute ein Match gegen den Clown. Pete: Wie siehst du seine Chancen? Sven: Auch wenn Zereo Killer gegen einen Clown antritt, wird er nach dem Match nichts zu lachen haben! Pete: Ich glaube natürlich an Zereo Killer. Sven: Wahrscheinlich glaubst du auch an den Osterhasen. Pete: Du scheinst dich wohl auch für einen Clown zu halten…
„Wir haben ihn gefunden.“
Dynamite öffnet die Augen. Er hatte darauf gewartet, den ganzen Abend lang. Natürlich, er hatte die Halle absichern lassen, mehr noch, er hatte die Arena in eine Art Festung verwandelt, und ein kleiner, winziger Teil von ihm hatte geglaubt, sein ganz persönlicher Freund würde sich davon abschrecken lassen und es gar nicht erst versuchen. Aber natürlich war er unbelehrbar, so selbstsicher und so sicher was seine eigenen Fähigkeiten betraf, jeden Anderen zu verarschen und auszutricksen.
Diesmal reichten sie nicht. Er war gekommen, wie nicht anders zu erwarten war, und er war geschnappt worden. Breads konnte vieles, aber eben nicht alles. Und es gab keinen Eingang, den er nicht hatte abriegeln lassen. Es war klar, dass er nicht hatte herein kommen können.
Claude Boooker: „Sehr gute Arbeit.“
Er blickt den Mann an, der sich aufrecht vor dem Schreibtisch aufgebaut hat und eine GFCW-Uniform trägt, und nicht ihm zu.
Claude Booker: „Haltet ihn fest, bis die Show vorbei ist und lasst ihn bloß nicht entkommen.“ Security: „Nun, da gibt es ein Problem.“
Mit einem Mal verengen sich Dynamite's Augen zu Schlitzen, er zieht zischend die Luft ein – bitte, alles nur das nicht! Kein Problem, nicht jetzt wo dieser Irre wieder auftauchen wollte.
Claude Booker: „Was soll das heißen? Habt ihr ihn nun oder nicht?“
Der Mann von der Security verzieht keine Miene, doch eine winzig kleine, kaum wahrnehmbare Schweißperle rinnt ihm den Hals entlang. Er ist nervös angesichts dessen was er Dynamtie sagen muss, auch wenn er das nicht zeigen will.
Security: „Er verlangt, mit ihnen zu sprechen.“
Einen Moment lang starrt Dynamite wütend seinen Mitarbeiter an. Dann wirkt er verwirrt.
Claude Booker: „Und... deswegen schnappt ihr ihn nun nicht? Nein, ich möchte nicht mit ihm reden, ich lehne dankend ab. Was ist nun das Problem, von dem du sprichst?“
Der Mann räuspert sich. Er fühlt sich sichtlich nicht gut, ihm ist irgendetwas unangenehm, er scheint sich fast zu schämen.
Security: „Nun... wir haben ihn schon. Aber wir können ihn nicht fest nehmen. Er könnte jemanden von unseren Männern schwer verletzen.“ Claude Booker: „Ist er bewaffnet?“ Security: „Nein.“ Claude Booker: „Was hat er denn getan?“ Security: „Er hat nach ihnen verlangt.“ Claude Booker: „Und sonst?“ Security: „Nichts.“
Booker wirkt nun wirklich wütend. Er läuft rot an, ballt die Fäuste und starrt den Mann an, weil er keinen Klartext redet und sich so kryptisch fasst.
Claude Booker: „Im Ernst, du verarscht mich, oder? Was soll der Mist? Was ist denn nun das Problem? Habt ihr gepennt? Ist er in der Halle?“
Der Mann in der Uniform schüttelt den Kopf.
Security: „Er ist nicht in der Halle.“ Claude Booker: „WAS ZUR HÖLLE IST DANN DAS PROBLEM?!“
Dynamite schreit nun wirklich fast, einerseits, weil es ihn tierisch aufregt, dass dieser Typ keine klaren Worte fand und andererseits hört man auch ein klein wenig die schrille Panik aus seiner Stimme heraus. Falls die Security sich so drückte, ihm zu sagen, was geschehen war, musste irgendwo ein dickes Problem auf ihn warten, und das dickstmögliche Problem hieß momentan Robert Breads.
Security: „Nunja, er ist nicht IN der Halle...“
Und dann deutet der Mann mit einem langen, dünnen Finger nach oben zur Zimmerdecke. Dynamite ist verwirrt. Was soll das heißen, will er sagen dass...?
Mit einem Mal weicht sämtliche Farbe aus dem Gesicht des Präsidenten. Die Bauarbeiten. Das Gerüst. Robert Breads ist nicht in der Halle... er ist AUF der Halle.
Das Mitglied des Sicherheitsteams scheint ganz offensichtlich zu bemerken, dass Dynamite nun verstanden hatte. Und er wusste, wenn Dynamite verstanden hatte, würde er mitkommen. Er hatte nicht großartig eine andere Wahl.
Security: „Bitte folgen sie mir, Mr. Booker. ER erwartet sie bereits.“
Und genau das sorgt dafür, dass sich Dynamite's Magen umdreht und es wird ihm übel, als er hinter seinem Angestellten aus der Tür tritt und diese hinter sich schließt, um sich auf den Weg zu machen und seinem Nemesis ein weiteres Mal gegenüber zu treten...
|