Aiden
Rotari: "Ich bin nicht hier, um euch vom Bösen zu
erlösen. Aber ich bin hier, um euch in Versuchung zu
führen."
Das
Beschäftigen mit Rasmus Rantenen hat eindeutig seine Spuren
beim ehemaligen World Champion hinterlassen.
Aiden
Rotari: "Euch drei. Aldo Nero. Ask Skógur. Luna
Rosario."
Wir
befinden uns in einem Hotel-Zimmer, wo Rotari sich selbst mit
einer Steady-Cam - vermutlich einfach sein Smartphone - filmt. In
welchem vermutlich norwegischen Hotel wir uns befinden ist ob der
bloßen Einrichtung des Zimmers nur schwer zu sagen. Es
liegt außerdem kein einziger persönlicher Gegenstand
herum. Es ist alles neutral, beinahe klinisch, nichtssagend.
Einzig
Aiden Rotari steht im Fokus dieser Aufnahme.
Was
wir allerdings sehr wohl erkennen können ist die aufgehende
Sonne durch das Fenster am Bildrand. Das hier ist also weder live
noch gerade erst aufgenommen worden, sondern mindestens einen
halben Tag alt - vielleicht mehr.
Aiden
Rotari: "Ich habe kein Geheimnis daraus gemacht, dass ich
meinen GFCW World Title zurückgewinnen möchte."
Mit
geradem Rücken und ruhig auf die Kamera gerichtetem Blick
sitzt Rotari auf dem Hotelbett. Eine einzelne Strähne
dunklen Haares fällt sein linkes Auge, doch er macht sich
nicht die Mühe, diese beiseitezuwischen. Stattdessen faltet
er die Hände im Schoß.
Aiden
Rotari: "Ich werde euch deshalb nicht belügen - mein
Angebot ist alles andere als selbstlos. Das bedeutet allerdings
noch lange nicht, dass ihr es nicht annehmen solltet."
Der
neue Anführer der Lerbitz Performance Group rutscht ein
Stück nach vorne, verkürzt die Distanz zur Kamera.
Aiden
Rotari: "Wer weiß schon, was ihr bei Aurora tun
werdet? Oder auf dem Weg dahin? Wie der Kampf um den World Title
letztlich aussehen wird? Niemand. Eine chaotische Situation.
Weshalb ihr von einem Verbündeten profitieren würdet,
für den Chaos nicht hinderlich, sondern vorteilhaft ist."
Wen
er damit meint, muss er nicht erst erklären:
Selbstverständlich spricht Rotari von sich selbst.
Aiden
Rotari: "Eine Allianz bis zum Ende der Skandinavien-Tour.
Meine neuen... Ressourcen stehen euch zur unbegrenzt zur
Verfügung. Ich werde persönlich sicherstellen, dass ihr
diese Tour als GFCW World Champion beendet und als höchster
Würdenträger unserer Promotion nach Deutschland
zurückkehrt.
Mit
allen Mitteln, die dafür nötig sind."
Der
kühle und sachliche Ton deutet nicht auf eine Drohung hin,
eher auf eine Feststellung. Eine geschäftliche Transaktion.
Aiden
Rotari: "Mir ist es gleich, wer von euch mein Angebot
annimmt. Wer auch immer sich zuerst bei mir meldet, bekommt den
Zuschlag. Die gesamte Lerbitz Performance Group samt meiner
Wenigkeit wird dafür sorgen, dass ihr bekommt, was ihr
wollt.
Und
dafür bekomme ich anschließend, was ich will."
Natürlich
muss es einen Haken geben, sonst würde er diese Idee niemals
präsentieren. Am Ende geht es Rotari immer um Eigennutz. Man
kann ihm allerdings nicht vorwerfen, das würde er nicht
offen kommunizieren.
Aiden
Rotari: "Sobald wir in Deutschland sind, bekomme ich den
ersten Shot auf den GFCW World Title. Ob es direkt bei der ersten
War Evening oder erst beim nächsten Pay-Per-View ist - das
überlasse ich euch. Aber ich bekomme das erste Match um
meinen Titel nach Aurora. Diese Bedingung könnt ihr nur
erfüllen, wenn ihr auch Champion seid - so wisst ihr, dass
es mir ernst damit ist, euch zum World Champion zu machen oder
dafür zu sorgen, dass ihr es bleibt.
Ich
will nicht euer Freund sein. Ich werde kurzfristig euer Partner.
Und danach werden wir Gegner. Von A über B nach C. Eine
simple Sache, die euch eine Menge Vorteile bietet."
Mit
dem klitzekleinen Haken, dass man dafür Aiden Rotari und
seinem Anhang von moralisch ebenfalls nicht einwandfreien Lakaien
bis zu einem gewissen Grad vertrauen muss. Der Wrestler des
Jahres 2024 beugt sich leicht vor, die Ellbogen auf den
Schenkeln, die Finger weiterhin verkeilt.
Aiden
Rotari: "Lasst euch mein Angebot durch den Kopf gehen. Ihr
müsst nicht sofort entscheiden. Aber wie bereits gesagt:
Sobald jemand zuschlägt, ist die Sache entschieden. Ich
werde nicht nachträglich verhandeln.
Ihr
mögt das Angebot nicht annehmen wollen.
Aber
seid ihr euch sicher, dass eure Konkurrenten das ebenso sehen?"
Selbstredend
schürt Rotari Zweifel und Paranoia. Vielleicht sollte man
den Deal nur eingehen, damit ihn kein anderer haben kann?
Aiden
Rotari: "Ob Aldo, Nero oder Ask - mir ist es gleich. Mich
interessiert nur das Endresultat: Mein Titelmatch. Und dafür
bin ich bereit, alles zu tun. Macht euch das zu Nutze oder lasst
es. Es ist eure Entscheidung, bis sie das nicht mehr ist.
Ich
freue mich darauf, von euch zu hören."
Einzig
die alte Flimmerkiste bringt Licht ins dunkle. Das Bild wird
durch die Silhouette einer Person verdeckt die wie versteinert
scheint. Wortfetzen durchdringen die sonst gespenstische Stille
die in dem kargen, kalten und scheinbar wandlosen Raum herrscht.
„…and
new GFCW INTERCONTINENTAL CHAMPION...DANIEL!!!“
Langsam
schwenkt die Kamera herum und wir sehen wie Daniel mit dem IC
Gürtel auf der Leiter sitzt. Die Bilder von Title Nights
2016 ist den meisten noch gut in Erinnerung denn dort hat der
Sohn JBD´s den Gürtel gewonnen der seinem Vater so
viel bedeutet hat. Folgend werden die Bilder eines jubelnden
Daniels mit seinem Vater aus dem Backstage Bereich gezeigt. Im
Hintergrund der Feierlichkeiten…Tyler. Genau die Augen
Tylers…die Augen vom Fuchs…starren starr geradeaus
auf den alten Röhrenfernseher. Plötzlich flackert
hinter ihm die Neonschrift in pinken Licht auf.
Tyler:
„Tsuki…Metztli…“
Man
hört dumpfe Schritte und alsbald treten der Japaner und der
Mexikaner ins Bild.
FUCHSBAU
Tyler
deutet auf den Bildschirm und startet das Video, das er sich
sicher schon hundert mal angesehen hat, von neuem. Für einen
Moment scheint es, als würden auch die Hasen dieses „Ritual“
kennen. Schweigen ist hinter dem Fuchs zu vernehmen.
Tyler:
„Schaut es euch an.“
murmelt
er leise und lässt das Video wieder laufen. Bis zu der
Stelle, an der er anerkennend für Daniel ins Publikum
schaut. Es folgt ein unerwarteter Zoom auf Daniel's Gesicht.
Hämisch schaut er da drein, ganz als wolle er Tyler sagen
'Siehste? Ich schaff sowas wenigstens. Du nicht.'
Tyler:
„Seht ihr, wie er guckt? Wie er MICH anguckt, als ich ihn
gerade nicht sehen kann?“
Zustimmendes
Nicken der Hasen.
Tyler:
„SEHT IHR ES?!“
Tsuki
Nosagi: „JA!! Wir sehen es!!! WIR SEHEN WIE ER GENAU WEISS
WIE DU DICH FÜHLST UND DICH DANACH SEHNST GENAUSO GESEHEN ZU
WERDEN WIE ER…und wir wissen wie sehr er dich verletzt
hat. Wie sehr du unter ihm…UND…DEINEM VATER
GELITTEN HAST!!“
Tyler
dreht sich um und schaut in die traurigen Augen der Hasen.
El
Metztli: „Auch wir sind gebrandmarkte Kinder und Brüder
von Menschen die uns eigentlich lieben sollten. DAS ist der Grund
wieso du uns gefunden hast…und…“
Tsuki
Nosagi: „…wieso wir dir folgen…und an deiner
Seite stehen…gemeinsam werden wir unser Leid lindern…und
Daniel…“
El
Metztli: „…wird noch mehr leiden müssen als du
es je getan hast…“
Tyler
scheint irritiert…aber nicht überrascht…in
seinen Augen glimmt Stolz und Glaube.
Tsuki
Nosagi: „Daniel ist dein Ziel…du hast ihn da wo du
ihn haben wolltest. Am Ende wird Daniel voller NEID feststellen
müssen das DU der Sohn bist der das erreicht hat was euer
Vater nie erreichen konnte und in Daniel gesehen hat…“
Es
folgt ein weiterer, bitterer Moment der Stille. Und der zieht
sich ein wenig, weil die Hasen darauf warten, dass DER Fuchs
etwas sagt – und umgekehrt. Schließlich bricht Tyler
das Schweigen.
Tyler:
„Wir müssen jetzt ganz fest zusammenhalten. Diese
Geier, ihr wisst schon...die wollen nicht nur uns. Sie wollen
IHN. Aber wir brauchen IHN noch. Zumindest noch ein Weilchen. Und
irgendwann dann...“
Die
Blicke bleiben gebannt auf Tyler hängen.
Tyler:
„Irgendwann dann.... sitzen wir nicht mehr auf dem Schädel
meines alten Mannes, der so viel falsch gemacht hat!“
Tsuki
schaut Tyler an. El Metztli hat es sich auf einem Stuhl in der
Ecke des Raumes bequem gemacht.
El
Metztli: „Niemand wird diesen Ort finden. Niemand wird ihn
kriegen. Die bisherigen Versuche ihn zu befreien waren kläglich.
Das jetzt Drake…der Antichrist persönlich…und
seine Gang der Finsteren Gestalten auch in das
RettedenWeihnachtsmannGeschäft eingestiegen ist macht die
Sache nicht einfacher…aber dafür macht es das Ganze
auf jeden Fall spannender. Dieser Freak wird alles in seiner
Macht tun das zu bekommen was sich in seinem nachweislich kranken
Hirn festgesetzt hat.“
Tsuki
Nosagi: „Dieser Mann und seine Gruppe haben schon so
einiges Chaos und Zerstörung in diese Liga gebracht…und
jetzt sind sie hinter uns her. Aber…“
El
Metztli: „Wir ja auch hinter Ihnen. Und dass Aya und Taven
nur ein Mittel zum Zweck sind sollte allen klar sein. Wir haben
etwas was sie wollen und…“
Tsuki
Nosagi: „Leviathan hat etwas was wir wollen. Und Ostern
steht vor der Tür! Das IST unser Fest. Und wir werden Ihnen
ein Fest bereiten was sie noch nie gesehen haben.“
El
Metztli: „Der Weihnachtsmann…die
Titel…Drake…Daniel…JBD…der Kreis
schließt sich…für dich Tyler. Und du wirst den
Schlussstrich ziehen…“
Die
beiden Hasen stehen nun vor Tyler. Demütig hocken sie sich
zu seinen Füßen. Er schaut die Maske des Fuchses an
die in seinen Händen liegt. Die Fratze starrt zurück.
Tyler:
„Ostern ist ja eigentlich das Fest der Wiederauferstehung.
In diesem Fall aber wird Ostern das Fest der Vernichtung. Und
zwar der endgültigen Vernichtung. ER ist mittlerweile, finde
ich, eine Plage. Wir brauchen ihn zwar nicht mehr, aber er ist
ein gutes Mittel um....“
Es
wird lauter.
Tyler:
„VERDAMMT NOCHMAL ZU BEKOMMEN WAS WIR WOLLEN! DIESE
VERDAMMTE SCHEISSE MUSS EIN ENDE FINDEN! NIEDER MIT DIESEN
SCHATTENREICHEN, DIE SONST FÜR NICHTS TAUGEN!“
Tyler
ist, immer noch die Fuchsfratze anstarrend, immer noch nicht
damit fertig, sich in Rage zu reden.
Tyler:
„Ihr seid, mehr als ich noch, dafür verantwortlich,
dass alles so bleibt wie es ist – bis auf IHN. Ich lege das
Schicksal des Weihnachtsmannes auch
in Eure Hände. Aber nicht nur, denn ihr seid noch nicht so
weit. Ihr wisst es. Ich weiß es. Und ich fürchte, auch
der eine oder andere weiß es. Aber....“
Tyler
holt tief Luft.
Tyler:
„Am Ende werden wir obsiegen. Und Legenden sein. Und das
noch weit, ehe wir in den Sonnenuntergang reiten! MARK MY DAMN
WORDS!“
Tsuki
und Metztli schauen ihren Anführer an. Eine gewisse Art von
Angst beherrscht die Atmosphäre.
Hasen:
„Wir werden deine Worte denen nahe bringen die es verdient
haben. Um dir damit deinen Weg zu bereiten…!!!“
Wortlos
lassen die beiden sich zu seinen Füßen nieder. Tyler
senkt den Kopf und setzt die Maske auf. Anschließend hebt
er den Kopf langsam an und blick dann zwischen den beiden Hasen
her. In seinen Augen glimmt Zorn…ZORN…und NEID!!!
Das
Bild wird schwarz.
Szenen
auf Parkplätzen haben eine lange GFCW Tradition und es ist
auch in der heutigen Zeit nicht selten eine Schaltung in diese
Gefilde zu sehen. So auch heute. Doch ist es weder ein
Partybulli, noch eine Moto Guzzi, die hier plötzlich
angeradelt kommt. Sondern – wie das Wort „angeradelt“
bereits nachhaltig andeutet – ein Fahrrad.
Auf
dem Fahrrad eine Frau mit rosarotem Zopf, dessen unterer Teil
schön sicher im Fahrradkorb verpackt ist, in dem auch ein
Stoffschwein sitzt, welches sich Oslo während der nun
endenden Fahrradtour ausgiebig angesehen hat. Die adrette
Fahrradfahrerin in lila Weste und Stiefeln und sportlichen Hot
Pants steigt von ihrem nicht motorisierten Vehikel, entfernt den
lila Fahrradhelm von ihrem Kopf und sieht sich irritiert um.
Warum genau nehmen so viele Leute bei GFCW so viele Mühen
auf sich mit ihren persönlichen Fahrzeugen hier vorzufahren,
die man erst mal per Fähre ins Land kriegen muss, anstatt
sich einfach ein Fahrrad zu leihen? Und da heißt es US
Amerikaner wären autoverrückt. Was auch im Großen
und Ganzen stimmt, besonders der Teil mit dem „verrückt“,
das muss sie zugeben, ansonsten wäre der aktuelle Präsident
der Verblödeten Staaten von Amerika ja nicht der Präsident.
Sie
überlegt kurz, ob sie das Fahrrad mit einem Schloss irgendwo
verriegeln sollte und macht das dann auch; sollte ihm irgendetwas
passieren, will sie sich nicht nachsagen lassen, daran irgendeine
Schuld zu haben. Dann hievt sie Zopf und Stoffschwein aus dem
Fahrradkorb und hält inne, als sie sich anschickt, um ins
Halleninnere zu schreiten.
Da
steht ein Tesla.
Das
ist ja wie eine Aufforderung eine alte GFCW Tradition aufleben zu
lassen und ein Auto per Molotov Cocktail hochzujagen. Sie hat
jedoch so etwas nicht dabei und so bleibt es bei einem
angewiderten Blick beim vorbeigehen, als sich eine Stimme an sie
wendet.
„Miss
Shade! Guten Tag! Haben Sie Zeit für ein kleines Interview?“
Es
ist der bei GFCW allseits bekannte und weithin beliebte
Interviewer Mac Müll, der sich an die gerade eingetroffene
Monica Shade wendet. Die Schweinehirtin tritt kumpelhaft an ihn
heran und grüßt ihn erst mal.
Monica
Shade: „Hallo Mister Mac Müll. Monica reicht völlig
und ja, wir haben Zeit. Was gibts?“ Mac
Müll: „Nun ja, Sie sind… soll heißen du
bist ja eigentlich Wrestlerin. Sieht aber nicht so aus, als ob du
große Ambitionen hättest bei GFCW im Ring dein Können
zu zeigen. Wie kommts?“ Monica
Shade: „Na ja, es liegt ja nicht am mir mich für
Matches zu booken, nicht wahr? Einen GFCW Vertrag hab ich nicht
und die LPG setzt auf Aiden Rotari als Aushängeschild. Ich
und Lady Rosi sind Gäste hier und haben daher wenig Raum
Ansprüche zu stellen.“
Sie
hält kurz inne, nicht zuletzt weil Lady Rosi beim Namen
„Aiden Rotari“ wüst zu zappeln begann.
Monica
Shade: „Wo ich Aiden Rotari schon anspreche… dessen
absolutistisches Auftreten kann ich als Freiheit liebende
Amerikanerin ja gar nicht ab. Auch wenn ich nun mit ihm quasi im
selben Schweinestall bin, kann ich an dieser Stelle nur sagen: er
sollte sich sehr genau überlegen, was er verlangt, was
andere ohne Ausnahme tun sollen. Ich habe kein Problem damit zu
helfen und zur Not auch meine Finger ein bisschen schmutzig zu
machen, solange es ein akzeptabler Rahmen ist, aber… ALLES
mache ich nicht mit und ganz sicher auch nicht die Perlen für
die Säue, die ich hierhin vermittle...“
Lady
Rosi nickt so energisch, dass sie Monica fast aus der
Umklammerung fällt.
Monica
Shade: „Sollte er irgendetwas absolut indiskutables
verlangen, wie Gegner nicht nur zu verhauen, sondern nachhaltig
zu verletzen oder gar zu verstümmeln oder wollen, dass man
sich von ihm ne anale Wurst auf den Kopf legen lässt oder
aus welchen Gründen auch immer eine Abartigkeit befehlen,
wie den Switzidog zu treten...“
Monicas
sonst so lockere Mimik wird sichtlich angespannt und
aggressiv.
Monica
Shade: „...dann ist der Rückgewinn des GFCW World
Titles sein geringstes Problem.“
Mac
Müll nickt verständnisvoll.
Mac
Müll: „Das klingt so ein bisschen nach einer
Drohung.“ Monica
Shade: „Keineswegs. Ich kenne Aiden Rotari zwar kaum, aber
ich sehe ihn nicht als jemand an, der solch ungeheuerliche Sachen
verlangen würde, alleine schon weil ihn dies im Zweifelsfall
dem Gold nicht näher bringen würde. Dennoch dachte ich
mir, dass dies eine gute Gelegenheit ist, ein paar grundsätzliche
Grenzen zu kommunizieren.“
Mac
Müll: „Verstehe.“
Monica
beginnt bedeutungsvoll den Zeigefinger ihrer freien Hand in die
Luft zu strecken und damit zu wedeln.
Monica
Shade: „Und wo ich schon mal beim Thema bin… da gibt
es noch jemanden, an den ich ein paar Worte richten muss.“ Mac
Müll: „Ach ja? Um wen geht es?“
Monica
Shade: „Ask Skógur“
Dieser
Name sorgt erst einmal für beredtes Schweigen, ist es doch
der größte Name bei GFCW, den man aktuell in den Mund
nehmen kann.
Monica
Shade: „Vorweg muss ich sagen, dass ich Ask generell
eigentlich als sehr angenehm empfinde, er scheint das Herz am
richtigen Fleck zu haben. Wenn ich mir allerdings seinen
Superlativ anhöre, mit dem er über den GFCW Title
spricht, dann bekomme ich unweigerlich gewisse
Kratzreflexe.“
Demonstrativ
formt ihre Hand, die gerade eben noch beschäftigt war
oberlehrerhaft den Zeigefinger wedeln zu lassen, eine
Kralle.
Monica
Shade: „Klar, er ist der Champ und will das Ansehen seines
Gürtels beschützen und fordert Respekt ein, schön
und gut, ist nicht verwerflich. Aber in dem Moment, wo er sein
Gold nicht als einen der höchsten Preise des Sports
anpreist, sondern als DEN höchsten… nun, als
ehemalige Weltmeisterin einer anderen Promotion kommt das bei mir
jetzt naturgemäß nicht so gut an. Wer Respekt
einfordert, sollte auch selber anderen Respekt zollen und wer das
nicht macht… verliert das Recht sich über „unwürdige
Herausforderer“ zu beklagen, würde ich sagen.“ Mac
Müll: „Na das ist mal ne Ansage!“
Die
Haltung der Long Island Leopardin wird etwas relaxter.
Monica
Shade: „Wie gesagt, im Großen und Ganzen mag ich Ask
Skógur und ich will jetzt hier auch nicht aus einer
unglücklichen Formulierung mehr machen als nötig. Ich
will hier weder Probleme haben, noch Probleme machen, sondern
einfach nur schöne Zeit mit dem Greatest Pigster
verbringen. Aber wenn ich das Gefühl bekommen sollte,
dass ich meine Ehre verteidigen muss und vor allem die Ehre all
jener, die vor und nach mir meinen Titel gehalten haben und
halten und halten werden… dann könnte es durchaus
sein, dass ich auch zur Tat schreite.“
Mit
einem gemütlichen Lächeln beginnt sie sich zu recken
und zu strecken.
Monica
Shade: „Würde es aber vorziehen, wenn wir hier einfach
alle respektvoll miteinander umgehen und gut miteinander
auskommen könnten. Womit ich alles gesagt hab für den
Moment und jetzt rasch zum Catering rüber flitze. Muss ja
mit Verpflegung eingedeckt sein, wenn die heutige Perle für
die Säue eintrifft.“ Mac
Müll: „Alles klar, na dann danke für das
Interview und guten Appetit!“
Monica
Shade: „Gerne wieder. Bye.“
Monica
bietet Mac Müll zur Abschied einen Fist Bump oder besser
gesagt Paw Bump an und nach der freundlichen Verabschiedung geht
sie fröhlichen Schrittes gen Innenraum der Halle davon.
War
Evening, Oslo Spektrum (Oslo (Norwegen)), 04.04.2025
In
Kooperation mit
„Du
har nådd ditt mål.“
Mit diesen Worten aus dem Off
schießt auch schon das altbekannte Feuerwerk aus den
Pyrokanonen und hier, im altbackenen Oslo gehen mit einem Male
alle Lichter aus – und wieder an! Die Menge tobt sichtlich,
wie der Schwenk der Kamera durch die Reihen der Fans
zurschaustellt.
Die Laune unter den Anwesenden
– natürlich ist die Halle ausverkauft, gut 8500
Zuschauer passen hinein, was sie zu einer der größten
TV-Shows in diesem Jahr macht. Kurz wird über die
Kommentatoren geschwenkt, ehe die Kamera, die offenbar Gefallen
am rasenden Publikum gefunden hat, noch einmal über dieses
fährt um so viele Emotionen wie nur möglich
einzufangen. Immerhin ist hier und heute einiges geboten....aber
dazu mehr von den Kommentatoren, die auch schon auf ihren alten
Stühlen bereit sitzen, um für Unterhaltung zu sorgen.
Pete:
„Willkommen in Oslo, willkommen in Norwegen!“
Sven: „Gjør
dere klare... Oslo ønsker GFCW-galaksen velkommen!“
Pete:
„Äh....Sven?“
Sven: „Ja?“
Pete: „Was
war das nun wieder? Das hast du schonmal gemacht! Ich verstehe
KEIN Wort!“
Sven: „Ich
hab nur, mit Oslo zusammen, die GFCW-galaxy willkommen geheißen!
Du kannst das ja nicht!“
Pete:
„Äh...doch, kann ich. Aber noch besser ist natürlich
die Action, die uns heute im Ring erwartet.“
Sven: „Und
auch sicher drum herum!“
Single
Match: Rasmus
Rantanen vs. Milly Vermillion Referee:
Thorsten Baumgärtner
Pete:
„Rasmus Rantanen trifft auf Milly Vermillion. Derselbe
Rasmus Rantanen, gegen den PJ Smidt auch gerne antreten möchte,
wie er vor zwei Wochen bekundete. Aber da hatte er auch noch
nicht gegen Alex verloren.“
Sven:
„Ich bleibe gespannt, was die beiden hier auf die Beine
stellen. Milly sagt mir offen gestanden recht wenig.“
Pete:
„Monica Shade hat sie angeschleppt und nach meinem ersten
Eindruck muss ich sagen: Rasmus muss tierisch aufpassen!“
Sven:
„Na ich weiß ja nicht....“
Pete:
„Dass du etwas nichts weißt, ist ja nichts neues. Auf
zum nächsten Match!“
Tag
Team-Match: Switziverse
Unlimited (Jakob Fleestedt & Zac Alonso) vs. Local
Competitors Referee:
Mike Gard
Sven:
„Die Switzis sind Siegeshungrig – was liegt da näher,
als sich einer Bande lokaler Helden gegenüberzustellen?“
Pete:
„Irgendwann sind Fragezeichen halt out. Aber ich habe auch
keine wirkliche Ahnung, gegen wen die beiden wohl antreten
werden.“
Sven:
„Ich erwarte unter normalen Umständen aber eine recht
eindeutige Angelegenheit. Einwände?“
Pete:
„Soweit nicht.“
Sven:
„Gut. Kommen wir zum nächsten Kampf...“
Open
Challenge Skaði
Fenrir Referee:
Karo Herzog
Pete:
„Du bist doch der Skandinavien-Experte. Wie spricht man das
eigentlich aus?“
Sven:
„Schkadi oder so?“
Pete:
„Ich hätte schwören können, du wüsstest
das! Denn 'this is so not right!'“
Sven:
„Jedenfalls....ich bin gespannt, wer sich ihr hier stellt.
Vielleicht traut sich ja wieder jemand aus dem Förderkader
an ein derartiges Match? Oder lässt sich gar jemand anders
darauf ein?“
Pete:
„Wir wissen es nicht – aber die ??? wurden mal wieder
umschifft. Man könnte meinen, die hätten bei GFCW-Shows
inzwischen Hausverbot. Vielleicht ist dem ja so?“
Sven:
„Wir wandern zum nächsten Match...“
Tag
Team-Match: Aya
& Jay Taven vs. TSEizn Ra(re)BBits (Tsuki Nosagi & El
Metzli /w Der Fuchs) Referee:
Mike Kontrak
Pete:
„Es trifft die wiederauferstandene und neuformierte World
of Darkness – als ob da niemand ein Copyright drauf hätte!
- auf die Hasen mit dem unaussprechlichen Namen. Und DEM Fuchs,
der sich ja kürzlich erst als Tyler entpuppt hat...und von
dem wir sehr gespannt sein werden, zu hören was er zu sagen
hat.“
Sven:
„Es ist eine gewisse Magie in der Halle hier in Oslo, kann
dir gar nicht sagen, woran genau das liegt. Aber ich fühle
es.“
Pete:
„Für Aya und Jay Taven ist das natürlich DIE
Chance, auf sich aufmerksam zu machen.“
Sven:
„Aber es kann auch schnell vorbei sein, wenn man erst
einmal mit der Nase in Dingen steckt, die einen nichts angehen.“
Pete:
„Das ist wohl wahr. Ob Mike Kontrak als Referee hier
vielleicht ein Faktor ist? Nun, wir werden es sehen. Wir sind
aber noch nicht am Ende...“
Sven:
„Jedenfalls nicht ganz....“
Singles
Match: Aldo
Nero vs. Zane Levy Referee:
Bob Taylor
Pete:
„Im Main Event sind wir gespannt, ob beide ihre zuletzt
gezeigte Intensität beibehalten können. Das dürfte
schwierig werden.“
Sven:
„Schwierig vielleicht schon, unmöglich aber
keinesfalls. Beide haben ein wenig Boden gutzumachen, wie ich
finde.“
Pete:
„Irgendwas ist ja immer. Aber beide sind potentielle Main
Eventer, mindestens aber für die erste Reihe gedacht.
Deshalb glaube ich hier schon irgendwie an ein Spektakel.“
Sven:
„Aprospos Spektakel: Freut euch neben den genannten Matches
auf mögliche Auftritte von Alex, Jason Crutch, Ask
Skógur oder Aiden Rotari.“
Pete:
„Viel Spaß!“
TRADITION
INNOVATION
WRESTLING
DER
SPITZENKLASSE
DAFÜR
STEHT DIE
JETZT
KOMMT DIE SENSATION FÜR ALLE GFCW-FANS!
ALLE
SHOWS DER GFCW SEIT 2001 „ON DEMAND“ BUCHBAR!
AUF
DEINEM SMARTPHONE, SMART TV ODER TABLET.
MIT
DEM NEUEN GFCW GALAXY
VIDEO
ON DEMAND ABO,
KEINE
SHOW MEHR VERPASSEN!
+++
DIE
GFCW-GALAXY aUCH UNTERWEGS IMMER GRIFFBEREIT!
Norwegen
fiebert dem ersten Kampf entgegen, die Stimmung in der Halle ist
bereits bombastisch. Doch im Inneren des Oslo Spektrums, in den
grauen Backstagebereichen, da ist die Euphorie gedrückt.
Zumindest bei vier Männern, die sich in einer der Kabinen
versammelt haben. Man
sieht Mirkan Uysal. Der Trainer des Förderkaders hat die
Arme vor der Brust verschränkt und läuft vor einer Bank
auf und ab. Seine Stirn ist gekräuselt. Wie so oft. Man
möchte schwören, dass die Sorgenfalten von Show zu Show
größer werden.
Mirkan
Uysal: „Also, Jungs, ich komme direkt zum Punkt.“
Jungs.
Das sind heute nur drei der vier Üblichen: Marc Hill und PJ
Smidt sitzen auf der Bank und blicken zu Mirkan Uysal auf. Der
Hamburger, Hill, macht große Augen und knabbert nervös
an seiner Unterlippe. Geduld ist nicht seine Stärke –
er will einfach nur wissen, welche Neuigkeit es zu verkünden
gibt. Neben ihm hockt PJ Smidt, der ehemalige Polizist schaut so
stoisch und emotionslos drein wie eh und je. Im
Vergleich mit Smidt ist der dritte Rookie, Rasmus Rantanen, ein
offenes Buch: Er sitzt nicht auf der Bank, sondern lümmelt
auf einer Produktionskiste abseits des restlichen Teams. Rantanen
hat die Beine überschlagen und blickt gelangweilt drein. Er
könnte nicht deutlicher ausdrücken, wie wenig ihn das
hier alles interessiert – egal was es ist. Seitdem er vor
zwei Wochen deutlich gemacht hat, den Förderkader so schnell
wie möglich verlassen zu wollen, ist er unbeteiligter an
Uysals Ansprachen denn je. Und das zeigt er nicht nur offen –
nein, er will
es zeigen. Es scheint ihm ein Bedürfnis zu sein, seine
Unwilligkeit auszudrücken, noch immer Teils des Teams sein
zu müssen.
Mirkan
Uysal: „Wir haben uns hier versammelt, weil ich euch etwas
mitteilen muss…“
Uysal
macht es spannend. Wenn auch nicht bewusst: Er versucht nicht,
seine Ansprache aus dramaturgischen zu verzögern –
sondern sucht nach passenden Worten. Ihm ist das, was er
überbringen muss, nicht gerade gefällig.
Mirkan
Uysal: „…Bene ist durch den Angriff in Dänemark
verletzt. Er ist auf unbestimmte Zeit draußen.“
Aus
der Ecke der Kabine, von dort wo Rantanen lümmelt, kommt ein
genervtes Söhnen.
Rasmus
Rantanen: „Ich dachte, es geht um was Wichtiges.“
Rantanen
wirft die Hände in die Luft. Er hat einen verächtlichen
Ausdruck im Gesicht. Was interessiert ihn bitte das Schicksal von
Bene Zampach? Für seine Haltung fängt er sich einen
bösen Blick von Smidt ein. Doch ehe Rantanens Erzfeind einen
Streit vom Zaun brechen kann, springt Marc Hill auf. Er ballt die
Hände zur Faust.
Marc
Hill: „Robert Breads! Dieser verdammte…“
Noch
während der Hamburger nach einer passenden Beleidigung
sucht, durchschneidet die höhenlose, autoritäre Stimme
Smidts die Szenerie.
PJ
Smidt: „Die Sache muss beendet werden.“
Eine
Drohung? In wessen Richtung – Breads oder Uysal? Oder
Beide? Uysal jedenfalls hebt beschwichtigend die Hand. Er kann
nicht gebrauchen, dass nun auch noch Smidt die Geduld verliert.
Mirkan
Uysal: „Das wird sie. Keine Angst.“
PJ
Smidt: „Ich kann mich darum kümmern.“
Mit
Augen, in denen nicht ein Funken Furcht vor Robert Breads und
möglichen Konsequenzen flackert, blickt Smidt zu Uysal. Es
scheint, als würde er nur darauf warten, von Uysal ein „Go“
für einen Alleingang zu erhalten.
Marc
Hill: „Oder ich kann mich kümmern.“
Rasmus
Rantanen: „Ich jedenfalls nicht. Auf Wiedersehen.“
Ohne
auch nur einen weiteren Blick auf seine Kameraden oder seinen
Trainer zu werfen, springt Rantanen von der Produktionskiste
herunter und verlässt den Raum. Als er die Tür hinter
sich ins Schloss fallen lässt, gibt es von Smidt ein
Knurren. Er deutet auf die Stelle, wo noch eben Rasmus saß,
und schaut dann vorwurfsvoll in Richtung seines Coaches.
PJ
Smidt: „Hättest
mich gegen ihn kämpfen lassen sollen. Wie ich gefordert
habe. Ich hätte Rasmus bestraft. Für alles.“
Ein
Einschub, den Uysal wortlos übergeht. Der Trainer hat keine
Lust, sich jetzt auch noch mit diesem Nebenschauplatz
herumzuschlagen. Ja, Smidt hat vor zwei Wochen einen Kampf gegen
Rasmus gefordert, aber da war die Situation anders. Da waren sie
noch zu viert. Rantanen ist für den Förderkader
verloren – diese Haltung hat er mehr als deutlich gemacht.
Marc
Hill: „Bene war mein Freund. Ist mein Freund, meine ich.
Also…“
Der
Hamburger hat sich nach seiner sprudelnden Wut auf Breads wieder
etwas beruhigt. Er rauft die Haare und setzt sich auf die Bank
zurück.
Marc
Hill: „…erlaube mir, mich um Breads zu kümmern.“
Mirkan
Uysal: „Nein. Diese Aufgabe fällt keinem vom euch
beiden zu. Nicht jetzt. Ich werde mich darum kümmern. Alles
zu seiner Zeit.“
Marc
Hill: „Zu seiner Zeit? Robert Breads verletzt einen von uns
und deiner Meinung nach haben wir erstmal Wichtigeres zu tun?“
Üblicherweise
ist es nicht schwierig, den gutmütigen Marc Hill auf seiner
Seite zu haben. Doch jetzt schaut selbst dieser seinen Trainer
grimmig an. Er versteht nicht, was diese Zurückhaltung soll.
Mirkan
Uysal: „Ich werde noch heute eine Lösung der
Breads-Situation suchen. Aber auch wenn uns Benes Verletzung
schmerzt…müssen wir ihn bis zu seiner Rückkehr
ersetzen.“
PJ
Smidt: „Aber nicht mit Sam Grant. Die habe ich besiegt.“
Kopfschütteln
bei Mirkan Uysal. Nein, an den Namen Sam Grant hat er selbst auch
nicht gedacht. Erleichterung ist trotzdem nicht bei Smidt zu
sehen, er nimmt die Bestätigung seiner Forderung ebenso kalt
und regungslos hin wie alles andere in seinem Leben. Unterdessen
springt Hill auf den Zug auf: Er glaubt, es ist an der Zeit,
Vorschläge zu unterbreiten. Sein Frust über Zampachs
Ausfall ist dem spannenden Gedanken gewichen, wer Bene ersetzen
könnte.
Marc
Hill: „Ich kenne ein paar Jungs aus Hamburg, ganz harte
Burschen, die könnte ich mal anfra…-“
Es
klopft an der Tür. Hill
verstummt im Satz. Er und PJ schauen ihrem Trainer nach, der ohne
Zögern Richtung Tür läuft.
Mirkan
Uysal: „Komm rein.“
Uysal
drückt die Klinge herunter und öffnet die Kabine. Für
wen? Herein tritt ein junger Mann Anfang 20. Er ist ein gutes
Stück kleiner als Mirkan Uysal, bestenfalls knapp über
1,70. Sein Körperbau ist athletisch, aber nicht übermäßig
muskulös. Der junge Mann trägt einen roten
Trainingsanzug, er hat kurz geschnittenes Haar und einen Bart.
Alles
in allem: Eine unauffällige Gestalt. Aber trotzdem gibt es
bei einigen der Zuschauer in der Halle, die die Szene auf dem
Screen verfolgen, eine spontane Reaktion.
Sie
kennen den Neuankömmling.
Ethan
Carlyle: „Hallo, Jungs.“
Mit
lässigen Schritten tritt der junge Mann in die Kabine. Er
hebt die Hand zu einem Gruß und lächelt Smidt und Hill
an. Beide wissen nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollen
– und suchen den Blick von Uysal.
Mirkan
Uysal: „Ethan Carlyle. GTCW-Urgestein, seit Beginn unserer
Development-Liga dabei.“
Der,
über den gesprochen wird, nickt zustimmend bei diesen
Ausführungen. Uysal macht einen Schritt auf Carlyle zu und
legt ihm eine Hand auf die Schulter.
Mirkan
Uysal: „Eine Wunschlösung für mich. Knapp zwei
Jahre hast du, Ethan, die GFCW-DNA im Nachwuchs aufgesogen. Du
standest mit heutigen Größen wie Aldo Nero im Ring –
und warst gleichwertig.“
Carlyle
zuckt mit den Schultern, als wäre das etwas ganz
Selbstverständliches. Entweder steckt in seinem kleinen
Körper großes Selbstbewusstsein – oder so viel
Bescheidenheit, dass er Komplimente nicht gut annehmen kann.
Mirkan
Uysal: „Nun macht er den nächsten Schritt bei uns.“
Und
mit diesen Worten, dem Abschluss seiner Einleitung, wendet sich
der Coach wieder an seine zwei verbleibenden Rookies.
Offensichtlich erwartet Uysal eine positive Reaktion. Doch die
anderen sehen nicht unbedingt glücklich aus.
PJ
Smidt: „Hmm…“
Der
Ex-Polizist wirft einen abschätzigen Blick auf den jungen
Neuankömmling. Smidt kneift die Augen zusammen, um Ethan
genauer zu betrachten. Dieser interpretiert den skeptischen Blick
mutmaßlich als Kritik an seiner Eignung.
Also
tritt er vor und stemmt vor Smidt die Hände in die Hüften.
Er versucht sich an einem gewinnenden Lächeln.
Ethan
Carlyle: „Ich werde Bene gut vertreten.“
Überzeugung
spricht aus seiner Stimme. Dann schleicht sich ein schelmisches
Lächeln auf seine Lippen, als er seinen Satz nachschiebt.
Ethan
Carlyle: „Aber gerne auch mehr.“
PJ
Smidt: „Geht mir nicht um deine sportliche Eignung.“
Der
ehemalige Polizist steht auf. Er beginnt, Carlyle zu umkreisen.
Begutachtet ihn wie ein Stück Vieh, dessen Wert er
abschätzt.
PJ
Smidt: „Du bist Kanadier.“
Ethan
Carlyle: „Ja.“
PJ
Smidt: „Und seit zwei Jahren dabei, hat Mirkan gesagt. Die
erste GTCW-Generation. Gescoutet vom damaligen Initiator der
GTCW…“
Hill,
der seit Ethans Auftauchen kein Wort mehr gesagt hat, reißt
die Augen auf. Er versteht, worauf Hill hinauswill. Und woraus
sich dessen Skepsis speist. Der Hamburger stellt sich neben PJ
und vollendet dessen Satz.
Marc
Hill: „…der auch Kanadier ist…“
PJ
Smidt: „…Robert Breads.“
Und
zack: Mit dieser Feststellung steht ein Vorwurf im Raum. Er muss
nicht konkret ausgesprochen werden, damit alle Beteiligten
wissen, worum es PJ geht: Er traut dem Braten nicht. Dem Braten
namens Ethans Carlyle.
Mirkan
Uysal: „Woah, jetzt mal ganz langsam, PJ. Was willst du
damit sagen?“
PJ
Smidt: „Robert Breads verletzt Bene. Bene fällt aus.
Plötzlich ist einer von GTCW bereit, für ihn
nachzurutschen. Schöner Zufall…“
Noch
einmal fährt Smidt den Neuzugang von oben bis unten mit den
Augen ab. Es ist ihm egal, ob sich Ethan wie auf einem
Präsentierteller fühlt. Mit hochgezogener Augenbraue
kommt der Jenaer zu seiner Schlussfolgerung.
PJ
Smidt: „Ein Spion?“
Unangenehme
Stille nach diesem Vorwurf. Zum Glück für die
restlichen Drei ist Marc Hill naiv genug, die Bedeutung des
Geschehens nicht zu erkennen – denn er hat schon wieder
eine Anekdote im Kopf.
Marc
Hill: „Das erinnert mich daran, als damals auf dem
Höhepunkt der Ludenkriminalität auf dem Kiez V-Männer
eingeschleust wurden.“
Mirkan
Uysal: „Ihr seht Gespenster, Jungs.“
Noch
einmal legt er eine Hand auf Ethans Schulter. Diesmal mit
Nachdruck. Als klares Zeichen der Unterstützung für den
jungen Kanadier. Carlyle nickt Uysal dankbar zu, dass dieser ihm
im Wortsinn zur Seite steht.
Mirkan
Uysal: „Der Grund, dass Ethan sich bereiterklärt, zu
uns zu stoßen…“
Der
Coach sucht den Blick von Smidt. Er weiß: Besonders diesen
muss er überzeugen, um die Stimmung zu heben.
Mirkan
Uysal: „…ist, dass unsere Gruppierung sich allen
Unkenrufen zum Trotz gut entwickelt hat. Seit dem Sieg
Brainwashed sind wir attraktiver denn je.“
Ohne
dass man ableiten könnte, ob er sich überzeugen lässt,
stößt PJ Smidt Luft aus den Nüstern aus. Er hat
noch immer die Arme vor der Brust verschränkt – ein
Zeichen der Ablehnung?
Ethan
Carlyle: „Ich mag es nicht besonders, wenn über mich
gesprochen wird, wenn ich direkt danebenstehe. Sprecht doch
lieber driekt mit mir.”
Angst
hat er jedenfalls keine, der kleinste und jüngste Mann im
veränderten Förderkader. Er sucht die verbale Offensive
und macht vor seinen Ausführungen einen (symbolischen)
Schritt auf Smidt und Hill zu.
Ethan
Carlyle: „Und ich mag es nicht, um den heißen Brei
herumzureden. Also sage ich es so: Ja, ich wurde von Robert
Breads eingestellt. Und ja, ich respektiere ihn noch immer sehr.“
Ein
Eingeständnis, das ein Grummeln von Smidt und hochgezogene
Augenbrauen bei Hill hervorruft.
Ethan
Carlyle: „Aber jetzt bin ich voll und ganz Teil des
Förderkaders. Ich werde diese Chance ergreifen – in
der Hinsicht bin ich genau wie ihr. Also keine Angst. Wir werden
gut miteinander auskommen.“
Nach
Sekunden der Stille bricht Hills Widerstand in sich zusammen –
zumindest fürs Erste. Er tritt vor und schüttelt Ethan
mit gewohnter Gutmütigkeit die Hand.
Marc
Hill: „Na dann, mein Jong, herzlich willkommen!“
Ethan
Carlyle: „Danke.“
Er
nickt Hill zu. Doch dann scheint ihm etwas einzufallen. Carlyle
wendet sich Richtung Tür.
Ethan
Carlyle: „Ich muss dann auch mal direkt weg. Habe einen
Termin.“
PJ
Smidt: „Mit Robert Breads?“
Nach
diesem neuerlichen Vorwurf verdreht der Neuling die Augen. Seine
Stimme wechselt ins Ironische.
Ethan
Carlyle: „Oh ja, ich berichte ihm direkt von allen Interna,
die wir hier besprechen. Muss auch noch einen passenden Platz für
die Wanze in der Kabine suchen, damit alles direkt an die LPG
geht. Ich verrate Robert, wie er euch am besten das Messer in den
Rücken stoßen kann…“
Sein
Spaß kommt beim ehemaligen Polizisten nicht gut an. Egal ob
es ironisch ist oder nicht: Smidt macht einen Schritt vor.
Carlyle verstummt abrupt. Sogleich springt Hill auf, um die
Situation zu beruhigen.
Marc
Hill: „Mach‘ besser keine Scherze darüber. PJ
mag keinen Humor.“
PJ
Smidt: „Ich fand es nicht lustig.“
Marc
Hill: „Sag ich doch.“
Ethan
Carlyle: „Mein Termin ist nicht mit Robert Breads. Er ist
mit Dynamite.“
Marc
Hill: „Du gehst zum Präsidenten?“
Erstaunter
Gesichtsausdruck bei Hill. Carlyle hat ein zufriedenes Lächeln
im Gesicht.
Ethan
Carlyle: „Ja. Als Dank dafür, dass ich für einen
Verletzten einspringe, hat er mir signalisiert, mir
entgegenzukommen. Konkret: Ich bekomme ein Match meiner Wahl.
Also werde ich mir nun etwas aussuchen gehen.“
Und
mit diesen Worten verschwindet er auch schon wieder aus der
Kabine. Hill, Smidt und Uysal schauen ihm nach. Sobald die
Schritte des Kanadiers in der Ferne verhallen, setzt sich PJ auf
die Wand zurück und stützt nachdenklich sein Kinn auf
eine Faust.
Eine
neue Situation. Ein veränderter Förderkader. Aber
alte Probleme?
Single
Match:
Rasmus
Rantanen vs. Milly Vermillion
Referee: Thorsten
Baumgärtner
Phantasmal
Blaze
Flammenzungen
schießen aus der Einzugsrampe hervor, als die
intensiven wie melodischen Klänge von „Phantasmal
Blaze“ durch die Boxen im Oslo Spektrum schallen, um
„The Phoenix“ Milly Vermillion anzukündigen.
Die schreitet auch prompt energisch durch den Vorhang und
breitet ihre Arme aus, als wären es Schwingen. Die
kleine Frau im feurig gefiederten Poncho und Mikrorock sowie
der roten Mütze auf dem massiv blond gelockten Haupt
inhaliert die Atmosphäre, die ihr durchaus zugeneigt
ist. Sei es, weil man sie tatsächlich mag, einfach nur
attraktiv findet oder weil man darauf hofft, dass sie ihrem
heutigen Gegner Rasmus Rantanen ordentlich Feuer unterm
Hintern macht, gerne auch wortwörtlich. Abgesehen davon
hat sie bei GFCW nichts getan, um sich Unmut zuzuziehen und
wer sie aus WFW Developmental Programmen und Shows kennt,
wird wissen, dass sie auch dort bei allem an Arroganz
grenzenden Stolz über ihre Phönixseele und einer
echt kurzen Zündschnur zumindest als fair gelten darf.
Denn ein stolzer Phönix hat Lug und Trug schließlich
gar nicht nötig.
Auf
dem Weg zum Ring nimmt sie sich auch etwas Zeit für die
Fans, bis sie am Ring angekommen ist und mit einem lockeren
Sprung aus dem Stand hoch auf dem Apron ist, wo sie einmal
mehr die Schwingen ausbreitet, ehe sie mit einem Fuß
hinter sich zum Seil vortastet, von diesem abstößt,
mit einem Hopser auf dem obersten Seil ist und von dort per
Schraube in den Ring springt, als wäre es nichts. Ein
paar anerkennende „Ahs“ und „Ohs“ des
Publikums sind Nahrung für ihr Ego, sodass ihr Gesicht
ein breites Lächeln ziert. Sie hatte im Vorfeld durchaus
selbstbewusst von ihren Flugfähigkeiten gesprochen und
ihr Einzug verrät, dass sie dabei nicht zu viel
versprochen hat. Fliegen ist in ihrer Natur.
Wieder
einmal erscheint Rasmus Rantanen zu seiner eigenen
Einzugsmusik - wohl auch, um jede Assoziation mit dem
Förderkader zu vermeiden.
Der
Kieler geht mit langsamen Schritten, und dennoch ohne das
Publikum zu beachten, zum Ring. Er trägt eine lange
weiße Hose und gleichfarbige Stiefel, sein gebräunter
Oberkörper ist frei. Auf der Hälfte der Rampe
wischt sich Rantanen einmal eine Strähne seines
schwarzen Haars zur Seite, ansonsten ist sein Gang
zielgerichtet und ohne Unterbrechung. Rantanen ist nicht
hier, um sich mit irgendwem gutzustellen. Er will einfacher
nur beweisen, was er selbst schon lange weiß.
Die
Glocke läutet und unser Opener beginnt.
Rasmus
ist mit seinen Nicht-Ganz-1,80 wahrlich kein Gigant der
Wrestling-Welt, hat aber dennoch fast dreißig
Zentimeter Größenvorteil, wie er sogleich zu
Beginn des Matches demonstriert, als er seine Hände nach
oben zum Lock-Up streckt, in eine Höhe, die Vermillion
selbstredend nicht erreichen kann.
So
wirklich begeistert und angetan davon, hier gegen Milly zu
kämpfen scheint Rasmus nicht, aber die deutlich kleinere
Wrestlerin - offenbar ganz und gar nicht amüsiert über
die Zurschaustellung der physischen Realität - denkt
nichtmal daran, ihm hier einen einfachen Erfolg zu
überlassen.
Rasmus
scheint zu denken, dass er den Förderkader überhat,
aber noch muss er erst beweisen, dass man über ihn
wirklich anders denken sollte als bisher. Mit einem schnellen
Tritt in den Magen lässt sie Rasmus keuchend nach vorn
übergebeugt zusammenzucken, dann setzt sie gleich mit
einer ansatzlosen Headscissors nach, die Rantanen zu Boden
schickt.
Der
Förderkadler steht sofort wieder auf, aber Milly
versteht es, das Gewicht von Rasmus gegen ihn zu verwenden.
Ein paar schnelle Armdrags bringen ihn immer wieder zu Fall,
was Rasmus mit jedem Mal zusätzlich zu frustrieren
scheint. Milly hat eine Agilität, die durchaus
beeindruckend ist, aber jeder Trick wird einmal alt.
Als
sie es mit einem vierten Arm Drag in Folge versucht,
verlagert Rasmus sein Gewicht, was die Aktion verhindert.
Stattdessen kann er mit der freien Hand ausholen und seiner
Gegnerin einen Ellbogen an den Kopf klatschen.
Das
bringt Milly ins Straucheln, und Rasmus reißt seinen
Arm zurück, setzt direkt nach und trifft mit einem
punktgenauen Superkick an das Kinn von Vermillion.
So
punktgenau, dass diese getroffen nach hinten kippt, durch die
Seile, und auf den Hallenboden fällt.
Fluchend
sieht Rasmus ihr hinterher, wie sie groggy den Kopf schüttelt
und sich zu sammeln scheint. Referee Thorsten Baumgärtner
beginnt zwar den Count, aber Rantanen ist klar, dass das hier
nicht zum Count-Out-Sieg reichen wird. Nein, er gibt Milly
gerade bloß Zeit, wieder Kräfte zu sammeln.
Das
gilt es zu verhindern.
Rantanen
rollt sich aus dem Ring, doch im Gegensatz zum Pay-Per-View
gedenkt er nicht zu fliegen. Ein Teil der Fans in Oslo
scheint Gefallen an Milly gefunden zu haben, was bei ihrem
recht spektakulären Stil und der Attitüde nicht
ungewöhnlich erscheint, und so feuern sie Milly an, als
Rasmus sie am lockigen Haar packt und nach oben zieht.
Dann
befördert er sie via Irish-Whip gegen die Ringtreppe.
Nun,
zumindest versucht er das. Die korrekte Formulierung wäre
wohl: Er befördert Milly via Irish-Whip in Richtung der
Ringtreppe.
Doch
sie kracht nicht einfach dagegen, sondern springt ab, landet
auf der obersten Stufe und bevor Rasmus so recht weiß,
wie ihm geschieht, stößt sie sich vom Metall ab,
dreht sich scheinbar mühelos in der Luft, als wäre
sie dort wirklich zu Hause, und streckt ihre Knie nach vorn.
Mit
einem Meteora reißt sie Rasmus zu Boden, und beide
klatschen auf den Hallenboden.
Zischend
vor Schmerz richtet Milly sich auf - ihre Knie werden ihr das
nicht danken - doch den hauptsächlichen Schaden hat
natürlich Rasmus genommen, dessen Hinterkopf
Bekanntschaft mit den Matten zu Füßen der Fans
machen durfte.
Unter
aufkeimenden "Milly!"-Chants richtet Vermillion
sich auf und überlegt kurz, ob sie probieren soll, den
sehr viel schwereren Rasmus überhaupt in den Ring zu
verfrachten. Sie bemerkt, dass er probiert, sich stöhnend
wieder aufzurichten.
Auch
hier wird ein Count-Out-Sieg wohl nicht funktionieren, wir
sind erst bei "sechs" vom Ringrichter. Vielleicht
will Vermillion den ja auch gar nicht. Vielleicht denkt sie
gerade nicht groß über die Regeln nach. Was sie
definitiv will, ist aber der Sieg.
Und
so springt sie auf den Apron, das Stechen in den Knien
ignorierend, und erklimmt das Top Rope, während Rasmus -
dessen Fokus lediglich darauf liegt, nicht ausgezählt zu
werden - sich an der Ringschütze hochzieht, und kurz vor
"neun" seinen Körper wieder in den Squared
Circle hievt.
Dort
sieht er sich nach seiner Gegnerin um.
Und
kann sie noch gerade eben sehen, bevor sie ihn trifft.
Double
Foot Stomp!
Rasmus
wird die Luft aus den Lungen gepresst, als Vermillion mit
beiden Füßen auf seiner Brust landet. Hechelnd
windet er sich auf der Matte, während Milly den Arm
hochreißt und damit das Publikum in Fahrt bringt, die
Brust stolz nach vorne gestreckt. Dann klettert sie gleich
wieder, graziös, vielleicht dank der Knie ein Ticken
langsamer als geplant, und bedeutet der Arena, dass es gleich
etwas Besonderes zu sehen geben wird.
Und
damit hat sie Recht.
Denn
sie zeigt eine-
-gar
nichts.
Sie
rutscht weg und fällt vom Top Rope, unsanft und
ungebremst.
Der
Schuldige?
Referee
Baumgärtner.
Denn
beim Versuch, sich aufzurichten, hat Rasmus sich am Referee
festgeklammert, ist „ausgerutscht“ und hat ihn
nach vorn geschubst – in die Seile.
Und
deshalb verliert Vermillion hier das Gleichgewicht.
Milly
knallt auf die Matte, äußerst unsanft und
sicherlich überaus schmerzhaft, und auch wenn ihr Stolz
einen lauten Schmerzensschrei verbietet, kann sie nicht
verhindern, dass sie die Zähne zusammenbeißt und
japsend nach Luft ringt, als ihr Rücken auf den
Ringboden donnert.
Baumgärtner
stiert wütend zu Rantanen, kann ihm aber keine Absicht
nachweisen. Noch immer hustend richtet Rasmus sich auf,
taumelt zu ihr herüber, und schnappt sie sich von der
Matte. Sie mag sich bislang sehr ordentlich gewehrt haben,
aber der körperliche Unterschied spielt Rasmus nun
einmal mehr in die Karten. Er kann sie ohne allzu große
Mühe von der Matte pflücken, unter den Armen packen
und in die Luft stemmen, über den Kopf.
Dann
wirft er sie mit voller Wucht nach vorne.
Vermillion
zuckt mit den Beinen in der Luft, versucht sie um den Kopf
von Rantanen zu legen, in eine Hurracanrana zu kontern - aber
sie ist eine Milly-Sekunde zu spät.
CRUCIFIX
BOMB!
Sie
wird auf den Boden geballert, und ein "Ooooh!" wird
dem Osloer Publikum entlockt. Rasmus setzt sofort nach, hakt
das Bein ein und der Referee zählt.
Die
GFCW-Anhänger rufen Milly zu, wollen, dass sie noch
einmal auskickt.
Aber
die Realität ist leider eine andere.
Sieger
des Matches durch Pinfall: Rasmus Rantanen
Eine
durchaus überzeugende Vorstellung von Milly Vermillion,
aber Rasmus Rantanen hat sich letztlich durchgesetzt und mit
seinem ersten Singles Win untermauert, dass er dem
Förderkader möglicherweise entwachsen sein könnte
– wenn auch mit zumindest zweifelbaren Methoden.
Baumgärtner hebt die Hand von Rantanen, der noch immer
etwas schwer atmet, aber den Sieg trotzdem visuell gut
sichtbar feiert.
Seht
her, Rasmus Rantanen ist ein Gewinner.
Daran
könnte er sich gewöhnen.
Mac
Müll: „Norwegen! Wir von der GFCW haben vor, euch so
richtig zu verwöhnen.“
An
gewohnter Stelle – vor einer Sponsorenwand im
Backstagebereich – taucht Mac Müll auf. Der
Interviewer hat sich für die heutige Ausgabe herausgeputzt.
Passend zu seinen euphorischen Worten trägt er Vorfreude und
ein Grinsen im Gesicht spazieren.
Mac
Müll: „Nicht nur, dass heute noch eine Show der
Extraklasse erwartet…nein, auch Lokalpatrioten kommen bei
uns auf die Kosten. Denn später steht eine Open Challenge
eines skandinavischen Originals an. Macht euch bereit für
Skaði Fenrir!“
Cheap
Pops, die man gerne mitnimmt. Besonders bei einer Auslandstour.
Kaum hat Müll den Namen der Norwegerin erwähnt, gibt es
artige Jubelrufe beim Hallenpublikum, welches die Szene über
die Videoleinwand verfolgt.“
Mac
Müll: „Aber das ist nicht alles: Bereits im folgenden
Match werden zwei norwegische Athleten gegen Zac Alonso und Jakob
Fleestedt in den Ring steigen. Offenbar hat sich das Präsidium
dazu entschieden, ein spontanes Casting hier in diesem Land
abzuhalten. Und ich habe die zwei Männer gefunden, die die
Chance erhalten.“
Das
Lächeln des Reporters wird noch breiter. Er macht eine
ausladende Geste, die darin endet, dass er einen Finger hebt –
ein Zeichen, dass man ihm jetzt ganz genau zuhören sollte.
Mac
Müll: „Ich habe erfahren: Es sind Athleten, die
bereits ihren Fußabdruck in der skandinavischen
Wrestlingszene hinterlassen haben – und in den Gesichtern
vieler Opfer. Meine Damen und Herren, hier sind…“
Auf
eine Geste Macs hin zoomt die Kamera ein Stück heraus. Es
wird deutlich, dass der Hall of Famer nicht allein ist –
neben ihm stehen zwei Männer. Einer links, einer rechts.
Mac
Müll: „…Bjørn Johansen und Halvor Howard
– die Scandinatives!“
Ein
Name, der zumindest einigen in der Halle etwas zu sagen scheint.
Die Ankunft des Teams, das aus der nicht unbedingt großen,
aber doch achtbaren Independent-Szene in der Region bekannt ist,
wird in der Halle mit Zuspruch bedacht. Für die
Die-Hard-Fans im Publikum ist dies ein Moment, wo man sich zu
denen hinbeugt, die nicht so in der Materie stecken, um mit
überlegenem Grinsen zu sagen: ‚He, die kenne ich!‘
Mac
Müll: „Halvor…“
Bei
der Erwähnung des Namens wendet sich Mac Müll dem Mann
zu, der links neben ihm steht. Er ist eine markante Erscheinung –
gerade, weil er nicht im herkömmlichen Sinne gut aussieht.
Halvor Howard ist eher klein, dafür aber umso stämmiger.
Seine Muskeln kann man nicht übersehen, doch sie haben keine
Definition. Der Mann hat lange blonde Haare, die in Strähnen
ein breites, leicht aufgeschwemmt wirkendes Gesicht umrahmen.
Tief liegende Augen verleihen ihm im ersten Moment einen müde
wirkenden Blick, der sich beim zweiten Hinsehen jedoch als
lauernd und durchdringend entpuppt. Nein, Howard ist nach
normalen Maßstäben sicher nicht attraktiv - dafür
aber eine Gestalt mit Wiedererkennungswert.
Mac
Müll: „Bjørn…“
Er
dreht sich dem zweiten Mann zu. Johansen ist gute zehn Zentimeter
größer als sein Partner, jedoch deutlich schmaler
gebaut. Er sieht auffällig unauffällig aus. Braune,
kurzgeschnittene Haare. Ein definierter, athletischer Körper.
Bei der Erwähnung seines Namens kratzt er sich akkurat
geschnittenen Kinnbart. Aber Merkmale, an die man sich erinnern
würde, gibt es kaum.
Mac
Müll: „…was geht euch in diesen Minuten vor
eurem ersten GFCW-Match durch den Kopf?“
Als
er die Frage ausgesprochen hat, schiebt Müll das Mikrofon
zunächst in Richtung Johansen. Doch der Unauffälligere
des Duos macht keine Anstalten, darauf zu antworten. Stattdessen
nickt er in Richtung Howard.
Halvor
Howard: „Ich bin derjenige, der redet.“
Ein
schiefes Grinsen schleicht sich ins Gesicht des Kleineren. Howard
zieht gekonnt eine Augenbraue hoch, spielt mit der Kamera. Dann
beugt er sich vor, um den Mund noch näher ans Mikrofon zu
bringen.
Halvor
Howard: „Es ist so, Mac, wahrscheinlich sollten wir
bescheiden sein. Es ist unser erster Kampf auf dieser Bühne.
Der erste Kampf vor 8.500 Leuten.“
An
genau passender Stelle macht Howard eine Pause. Er spricht die
Anzahl der Zuschauer aus und zwinkert dabei in die Kamera, als
würde er das Publikum direkt ansprechen. In der Halle führt
das zu Jubelrufen – Oslo ist stolz auf sich selbst, so
zahlreich erschienen zu sein.
Halvor
Howard: „Aber Bjørn und ich, wir sind nicht hier, um
uns Autogramme abzuholen. Wir sind auch nicht hier, um staunend
dazustehen und einen Einmal-im-Leben-Moment mitzunehmen und dann
nach Hause zu fahren. Nein, wir gehen gleich da raus und machen
Momente wie diesen zu unserem neuen Standard. Wir machen uns
unverzichtbar.“
Jetzt
räuspert sich Johnansen. Offensichtlich will er doch etwas
sagen. Seine Stimme ist tief und ruhig. Ganz anders als der
typische Promo-Tonfall, den Howard an den Tag legt.
Bjørn
Johansen: „Vi
sparker dem i ansiktet.“
Ein
Satz, den Müll offensichtlich genauso wenig versteht wie
internationale Zuschauer. Nur die Norweger in der Halle jubeln.
Doch bevor der Reporter nachfragen kann, fährt Howard
bereits fort. Während er in das Mikrofon spricht, schaut er
immer wieder zwischen Mac und der Kamera hin und her. Sein ganzer
Körper ist in Bewegung, er macht große Gesten, das
Auftreten hat fast etwas Tänzerisches.
Halvor
Howard: „Keiner aus der GFCW soll denken, dass die
Aurora-Tour ein Urlaub ist. Wer nach Skandinavien kommt…“
Ein
Nicken in Richtung Johansen. Stichwort, dass dieser in das
verbale Spiel einsteigen soll.
Bjørn
Johansen: „…wer die Scandinatives bucht…“
Halvor
Howard: „…der bekommt die volle
Skandinavien-Experience. Die WAHRE Skandinavien-Experience. Wir
sind keine wrestlenden Wölfe, wir sind auch keine
Naturburschen.“
Anspielungen
auf die anderen Vertreter der Region in der Liga. Fenrir und
Skógur. Howard fährt sich nach dem kleinen Seitenhieb
über die Lippen. Dann nimmt er eine stolze Pose ein, presst
die Brust raus.
Halvor
Howard: „Aber wir können verdammt gut sein. Und
Norwegen weiß das. Die Leute dort in Halle wissen das!“
Bei
den letzten Sätzen wird er lauter. Legt den #HYPE-Modus ein.
In der Halle gibt es für die Lokalmatadoren wieder Zuspruch.
Die Scandinatives wissen die Crowd zu worken.
Mac
Müll: „Eine markige Ansage, Leute. Lassen wir uns die
letzten Tage rekapitulieren. Seit wann wisst ihr, dass ihr diese
große Chance bekommt, heute hier anzutreten?“
Bjørn
Johansen: „Der Anruf von Caracal kam vor drei Tagen.“
Mac
Müll: „Caracal?“
Beide
Scandinatives ziehen verwirrt die Augenbrauen hoch.
Halvor
Howard: „Ja, Caracal. Das wusstest du nicht, Mac?“
Kopfschütteln
beim Reporter. Er versteht nicht, was hier abgeht. Was hat
Caracal mit der Sache zu tun? Der Royal Rookie ist doch nicht
einmal in Norwegen.
Halvor
Howard: „Wir haben den Spot bekommen, weil Caracal Matthews
das Roster vorübergehend verlassen hat. Für eine
Tanzshow oder sowas.“
Bjørn
Johansen: „Er wollte den Platz nicht verstreichen lassen.
Und gleichzeitig wollte er den Fans etwas Gutes tun. Da dachte
er, zwei Skandinavier machen sich gut auf der Tour.“
Halvor
Howard: „Deswegen sind wir hier.“
Kaum
hat Howard ausgesprochen, stemmt Müll die Hände in die
Hüften.
Mac
Müll: „Jetzt bin ich perplex.“
Halvor
Howard: „Warum?“
Mac
Müll: „Ich erinnere mich an ein Video, welches vor
zwei Wochen bei War Evening lief. Da hat Caracal Matthews genau
den gleichen Deal, mit sehr ähnlichen Argumenten gemacht. Da
sagte er noch, die Fans würden sich über jemanden aus
dem Nachwuchs freuen. So hat er es…“
Ja,
wir erinnern uns: Der Rückblick auf die Geschehnisse nach
GTCW Focus. Bei der Veranstaltung der Development-Liga war
Matthews zu sehen, wie er von seiner Abwesenheit berichtete und
nach einem Vertreter suchte. Doch bevor Mac es aussprechen
kann, durchschneidet eine Stimme den Backstagebereich.
„…auch
schon Tommy Qurashi angeboten.“
Und
genau jener Mann – Tommy Qurashi – tritt zu seinem
ersten War Evening-Auftritt ins Bild. Wieder gibt es Zuspruch in
der Halle. Der Teil des Publikums, der den Development-Bereich
verfolgt, freut sich über das Auftauchen eines
„Homegrown“-Talents, der seit 2 Jahren Teil des
Nachwuchses ist. Alle anderen sehen den kräftig gebauten
Mann jetzt zum ersten Mal. Und nehmen eine Gestalt mit brauner
Haut, kurzen schwarzen Haaren sowie einem enganliegenden Shirt
wahr.
Tommy
Qurashi: „Scheinbar haben wir ein Problem.“
Qurashi
tritt genau zwischen Howard und Johansen, verdeckt dabei Mac
Müll. Der Interviewer macht notgedrungen einen Schritt zur
Seite, damit er die Situation verfolgen kann. Er sieht einen
Tommy Qurashi, der mit herausfordernder Miene die Arme vor der
Brust verschränkt.
Halvor
Howard: „Woah, jetzt mal ganz langsam.“
Ohne
Scheu vor der Gestalt Qurashis – mit 1,90m immerhin
deutlich größer als beide Scandinatives – macht
Howard einen Schritt vor. Er tippt Tommy mit dem Zeigefinger auf
die Brust.
Halvor
Howard: „Du, Tommy Qurashi, warst offensichtlich zu
langsam. Du konntest dich wegen Caras Angebot ewig lange nicht
entscheiden. Die Welt wartet nicht auf dich, genauso wenig
Caracal. Also ging der Platz an uns.“
Spannung
liegt in der Luft. Nicht, dass sich die Athleten grundsätzlich
unsympathisch wären – sie kennen einander ja nicht.
Aber hier gibt es einen offensichtlichen Konflikt. Das Interview
mit den Neuankömmlingen tritt in den Hintergrund, Müll
blickt nur noch zwischen dem Team und Qurashi hin und her. Wem
steht denn jetzt dieser Platz zu?
Tommy
Qurashi: „Ich hatte Bedenkzeit bis heute. Nun bin ich
hier.“
Um
das auch körperlich deutlich zu machen, macht Qurashi einen
Schritt in die Mitte des Bildes und setzt seinen Fuß extra
laut und deutlich ab – hier gehört er hin. Genau hier.
Tommy
Qurashi: „Scheint also so, als habe ich mich für das
Angebot entschieden, oder? Also sollte der Platz für mich
sein.“
Während
feindselige Blicke ausgetauscht werden, findet Mac Müll
seine Stimme wieder. Er räuspert sich und bekommt damit die
Aufmerksamkeit der Anwesenden. Eine Ablenkung, die ein wenig von
der Spannung nimmt, die die Situation kennzeichnet.
Mac
Müll: „Okay…“
Mit
jedem Wort wird Mülls Stimme fester. Er versucht, einen
vermittelnden Tonfall anzunehmen.
Mac
Müll: „…das hier entwickelt sich ganz anders
als gedacht. Scheinbar hat Caracals Ungeduld, nicht auf Tommys
Entscheidung warten zu wollen, eine verzwickte Situation
geschaffen.“
Halvor
Howard: „Auf diese Schlussfolgerung sind wir auch schon
selbst gekommen.“
Der
Forschere der Scandinatives pustet sich eine Strähne aus dem
Gesicht.
Mac
Müll: „Aber ich kann sie vielleicht klären. Lasst
mich ein Telefonat führen.“
Er
blickt erst zu Howard, dann zu Johansen, letztendlich zu Qurashi.
Währenddessen zieht sich Mac sein Handy aus der Hosentasche.
Mac
Müll: „Einen Moment bitte. Ich werde versuchen,
Caracal zu erreichen. Er sollte am besten wissen, was er wem
versprochen hat.“
what
a difference a year makes
In
tiefsten Gedanken versunken, sehen wir Aldo Nero, wie er in
seiner Kabine steht und offenbar darauf wartet, sie zu verlassen.
Noch nicht für das Match, was heute für ihn angesetzt
ist, sondern sehr wahrscheinlich für ein Interview. Oder
irgendwas anderes, wir werden es sicher gleich erfahren. Und
eigentlich ist das auch egal, denn viel spannender sind diese
wenigen, ruhigen Minuten, in denen Aldo einfach mal wirken lassen
kann, was in seinem letzten Jahr alles passiert ist.
Fast
auf den Tag genau ist es nun ein Jahr her, seitdem Aldo Nero nach
Sizilien gereist ist. Mit Niederlagen gegen Ask Skógur,
Aldo Nero und vor allem The End im Rücken, hat Aldo
eingesehen, dass er es in der GFCW zu nichts bringen wird, wenn
er nicht massiv etwas an sich ändert. Sein Vater, James
Corleone, war damals nicht im Geringsten daran interessiert sich
seiner anzunehmen. Aldo schien verloren. Also ging er nach
Sizilien, besuchte seinen Onkel Salvatore Corleone und damit
begann das Jahr seines Lebens.
Er
kam zurück, besiegte Gegner nach Gegner und schließlich
sogar seinen Erzfeind Nummer 1, The End, nur um nun mit seinem
Vater gemeinsam sehr wahrscheinlich vor seinem ersten GFCW World
Title Match zu stehen. Bei Brainwashed her er bereits bewiesen,
dass er einer der wichtigsten Player der Liga ist, der das
dortige Titelmatch beendet hat. Er steht so kurz vor dem Titel
und der Weg bis dahin, Aldos Eroberung, die begann vor einem
Jahr.
Aldos
Mimik verrät, dass ihm all das gerade bewusst wird. Die
Kamera hält auf ihn drauf und fängt die Emotionen ein,
die, einzig und allein in diesem Moment, nichts mit dem
arroganten, aggressiven Aldo zu tun haben, den wir in den letzten
Wochen gesehen haben. Nein, dieser Aldo hier, der gleicht
vielmehr dem Aldo vor einem Jahr.
Und
wir gehen noch einen Schritt weiter: Salvatore Corleone –
dem Mann, der Aldos Eroberung damals mit initiiert hat –
den Rücken zu kehren; The End – seinem ja doch
irgendwie Halb-/Ziehbruder – so zu hintergehen und aus der
Liga zu werfen; an James Corleone – gemessen an seinen
skrupellosen Taten, die einzig und allein ihm selbst dienen, wie
wir jüngst vor zwei Wochen gesehen haben – seine Seele
zu verkaufen… all das geht auch an einem Aldo Nero nicht
spurlos vorbei und wirft die Frage auf:
War
es all das wert?
Aldo
schafft es tadellos den harten Typen zu spielen, was vor einem
Jahr undenkbar war.
Aber
schafft es Aldo auch der harte Typ zu sein?
what
a difference a year makes
Es
klopft an der Tür. Und schlagartig wird Aldo aus seinen
Gedanken gerissen. Als wäre er in Trance gesetzt wurden, die
durch das Klopfen aufgelöst wurde. Sofort setzt Aldo die
Maske der Arroganz wieder auf, sein Blick verfinstert sich und
jegliche Unsicherheit entschwindet. Er läuft los, öffnet
die Tür und verlässt den Raum. Wir sehen, dass es ein
Produktionsmitarbeiter war, der geklopft hat, um Aldo den Hinweis
zu geben, dass er kommen soll. Aldo läuft nun also durch den
Gang in Richtung seines Zieles, die Kamera verfolgt Aldo dabei
konstant.
Dabei
gibt es keinen Schnitt.
Wir
folgen Aldo auf Schritt und Tritt, sehen nun aber lediglich
seinen Hinterkopf. Keine Emotionen mehr, können nicht mehr
interpretieren und vermuten, was in ihm abgeht. Es dauert etwas,
bis wir das Ziel schließlich erreicht haben und siehe da –
es ist tatsächlich der Interviewbereich.
Und
dort wartet nicht nur Tammy auf Aldo, sondern auch sein Vater.
Aldo stellt sich neben ihm, vor Tammy und dabei schreitet die
Kamera so um die Akteure herum um sich zu positionieren, dass das
Interview entsprechend gefilmt werden kann, noch immer wird dabei
nicht geschnitten. Wir erkennen jetzt aber wieder Aldos
Emotionen, die inzwischen vollkommen verflogen sind. Jetzt steht
da tatsächlich wieder der Aldo, den wir in den letzten
Wochen und Monaten gesehen haben. Der Aldo, der mit dem Aldo vor
einem Jahr nichts mehr gemein hat. Ein Unterschied wie Tag und
Nacht. What a difference a year makes.
Tammy:
„Vielen Dank, dass sie sich die Zeit nehmen, Mister
Corleone und Mister Nero. Und damit, liebe GFCW-Galaxy, begrüßen
sie mit mir gemeinsam meine Gäste – Aldo Nero und
James Corleone!“
Vor
zwei Wochen haben Aldo und James mehr oder weniger versucht ihre
Taten von Brainwashed zu erklären: obwohl Aldo eigentlich
der rechtmäßige Herausforderer auf den GFCW World
Title ist, wurde ihm diese Chance bisher verwehrt. Da zu erwarten
war, dass sich daran nichts ändern wird, mussten Maßnahmen
getroffen werden. Wenn man ihnen nicht das gibt, was ihnen
zusteht, dann holen sie sich es eben. Aldo hat das Titelmatch
beendet, sowohl Ask als auch Luna angegriffen und damit den Hass
der Liga, der ihm End-sei-Dank, ohnehin schon grenzenlos
entgegengebracht wurde, umso deutlicher auf sich gezogen.
Dabei
kamen schließlich Ask hinzu, der Aldo attackiert hat, bevor
auch Luna hinzukam, die Aldo attackiert hat. Corleone hat seinen
Sohn gerettet und schließlich hat Luna auch Ask attackiert.
Eigentlich könnte das alles Grund zur Sorge sein, doch wie
wir vor zwei Wochen schon gemerkt haben, schien James Corleone
äußerst glücklich über die Umstände.
Und
so wirkt er auch jetzt. Aldo hingegen behält seine Fassade
bei. Er strahlt Arroganz, aber auch Dominanz aus.
Tammy:
„Mister Corleone. Wir haben Sie nach den Aktionen der
vergangenen Show bereits kontaktiert, allerdings möchte ich
noch einmal nachfragen. Wie denken sie über das, was beim
letzten Mal passiert ist, und warum wirkt es so, als würden
sie sich darüber freuen? Ist das tatsächlich ein so
großer Vorteil für Aldo?“
James
Corleone: „Ist das nicht offensichtlich?“
Ist
es das? Luna und Ask streiten sich untereinander, wovon Aldo
profitieren kann. Es bahnt sich ein Match aller drei Beteiligten
an, indem Aldo aus der Dynamik seiner Gegner durchaus profitieren
kann, dennoch sollte er sich wohl nicht der Illusion hingeben,
dass Ask und Luna nicht auch sehr sauer auf ihn sind.
James
Corleone: „Ich habe es bereits gesagt. Chaos. Das ist das
Stichwort. Und dabei rede ich nicht von dunklen Welten oder
irrwitzigen Realitäten, von Organisationen, die sich
zusammenschließen und die Liga kontrollieren wollen. Ich
rede nicht von Wölfen, Schlangen oder Hirschen.“
Corleone
scheint auf ganz eigene Art und Weise das aktuelle Ligageschehen,
von der World of Darkness, über pinke Hassen, die LPG bis
hin zum Switziverse zusammenzufassen.
James
Corleone: „Ich rede davon, das Ligageschehen tatsächlich
unter Kontrolle zu haben… in dem ich den Anschein
jeglicher Kontrolle nehme. Ich…“
Corleones
Blick wandert nun zu Aldo.
James
Corleone: „Wir… verstehen es für Chaos zu
sorgen. Der World Title, ist das Herzstück dieser Liga und
aktuell umgibt ihn keinerlei Struktur. Vielmehr umgibt ihn
aktuell eine Unsicherheit. Eine Gefahr. Ask Skógur mag der
Champion sein, aber schafft es nicht diesem Anspruch gerecht zu
werden. Luna ist die ewige Herausforderin, die so sehr diesem Ruf
entkommen will, naiv genug um zu glauben sie könnte das
tatsächlich. Und alle anderen in dieser Liga haben genug
miteinander zu tun. Chaos. Und aus all diesem Chaos ist es einzig
und allein Aldo Nero, der sich erheben wird. Mag sein, dass Ask
und Luna vielleicht geeint sein mögen in der Sache gegen
Aldo zu kämpfen. Aber am Ende des Tages, wird das Chaos die
Beiden wieder entzweien, so wie vor zwei Wochen und Aldo die
Möglichkeit geben zu gewinnen und Aldos Eroberung
abzuschließen.
Sie
haben Recht… man KÖNNTE meinen, es sei unklug zwei
Gegner im Hass gegen sich zu vereinen. Aber Einigkeit ist nur
eine Illusion. Chaos, das ist real.“
Corleone
sagt es. Luna und Ask könnten Aldo gut ausschalten, wenn sie
gemeinsam arbeiten würden. Aber es gibt zu viel, was
zwischen ihnen steht, Stolz, der Wunsch sich endlich zu beweisen,
WUT, Corleone. Er muss nicht viel machen, erreicht damit aber
fast alles.
Tammy:
„Und dieses Chaos… das könnte Unterstützung
erhalten… durch Aiden Rotari?“
Tammy
ist gewieft. Corleone muss sogar kurz… naja zumindest in
Ansätzen so etwas wie… Schmunzeln. Sie spielt
selbstverständlich auf Aiden Rotaris Angebot an, demjenigen
Unterstützung anzubieten, der ihm gibt, was er will.
James
Corleone: „Miss Tammy… hat es sich für mich
bisher gelohnt einen Deal mit Aiden Rotari abzuschließen,
der ihm ein World Title Match zugesteht?“
Corleone
formuliert diese Frage auf eine Art und Weise, bei der man gar
nicht so wirklich weiß, was man darauf antworten soll.
Instinktiv würde man ja sagen, dass es sich nicht gelohnt
hat, da das einst der Anfang von Ends Downfall war. Andererseits…
weiß man bis heute nicht, ob Corleone diesen initialen Deal
mit Rotari bewusst geschlossen hat, um besagten Downfall
loszutreten. Und dementsprechend wird man auch aus dieser Aussage
nicht viel schlauer als vorher, aber was man auf jeden Fall sagen
kann…
James
Corleone: „Ich respektiere Aiden Rotari, das habe ich
immer.“
Naja,
wieder sowas: meint er das ernst? Einen gewissen Grundrespekt
kann man Corleone für Rotari definitiv nicht absprechen.
Aber, ob er das jetzt hier wirklich genau so meint und vor allem,
ob er das so offen sagen würde?
James
Corleone: „Aber er hat seine Funktion in Aldos Eroberung
bereits erfüllt und jetzt ist auch er nichts weiter als ein
Hindernis. Vielen Dank, Mister Rotari, aber sie werden nicht
gebraucht.“
Der
Blick fällt erneut auf Aldo Nero. Der steht leicht hinter
Corleone und genießt, wie sein Vater über ihn redet.
Aber auch dabei kommt man nicht umher, eine gewisse, verhaltene
Irritation zu bemerken. Corleone spricht hier und Corleone
spricht natürlich für Aldo… aber spricht er
wirklich
für Aldo? Will Corleone Aldo an die Spitze bringen, um Aldos
Willen oder wieder einmal nur für seinen eigenen.
Nein.
Jetzt ist nicht der Punkt zum Zweifeln. Und überhaupt,
Corleone steht hinter ihm und er, Aldo Nero, ist der Wrestler.
Und wie es sein Vater ihm in den vergangenen Monaten immer wieder
gesagt hat, er darf ihn nicht in Frage stellen, wenn er sein Ziel
erreichen will.
Tammy:
„Ich verstehe, damit haben wir wohl eine Absage für
Aiden Rotari. Neben ihm und natürlich Luna und Ask, gibt es
allerdings noch jemand anderen, der heute für sie relevant
sein dürfte. Zane Levy. Sie verbindet eine Geschichte,
Mister Corleone, wie haben sie Aldo auf das Match vorbereitet?“
Ihr
Ernst? Es geht um die konkrete Matchvorbereitung und selbst hier
wird eher Corleone gefragt als Aldo direkt? Dieser Umstand
scheint nun tatsächlich nicht gänzlich an Aldo
abzuprallen. Er verzieht eine Miene, tritt einen Schritt um
Corleone herum, wohl bedacht darauf, dass er ihn nicht anrempelt,
um sich nun selbst in den Fokus zu stellen.
Für
die ersten Sekunden, in denen er nun vor dem Mikro steht, wirkt
es etwas so, als wüsste er nun gar nicht was er sagen soll.
Nun ist es aber James Corleone, dessen Reaktion spannend ist.
Denn es scheint so, als ob er etwas überrascht davon ist,
dass Aldo nun die Initiative ergreift, aber eher auf eine
positive Art und Weise. So sehr Corleone aktuell auch vermuten
lässt, dass er sich selbst als die Hauptperson dieses Duos
versteht, so sehr weiß er dennoch, dass es ohne Aldo nicht
geht.
Aldo
ist noch immer in Ausbildung. Und zwar in seiner Ausbildung. Bei
The End mag er es nie geschafft haben ihn zu seinem Werkzeug ohne
eigenen Willen zu machen, bei Aldo wird das anders sein. Der
tanzt brav an den Strängen, die Corleone in der Hand hält.
Aldo
Nero: „Wie ich mich vorbereitet habe? Ich habe das Match
von Brainwashed 2023 geschaut.“
Das
Match in dem The End zum World Champion wurde, nachdem er Zane
Levy regelrecht zerfleischt hat. Ein Match, bei dem End schnell
und kompromisslos kurzen Prozess gemacht hat.
Aldo
Nero: „End hat nicht mal fünf Minuten gebraucht um
Zane zu besiegen. Ich werde nicht mal eine brauchen.“
Aldo
schnieft. Es ist klar, warum er auch hier die Verbindung zu The
End zieht, denn obwohl er diesen besiegt hat und seitdem keiner
mehr etwas von End gesehen hat, schwirrt dieser ihm noch immer
dem Kopf rum. Aldo will besser sein als The End und um das zu
beweisen will er jede Möglichkeit nutzen, auch diese, einen
„gemeinsamen“ Gegner noch eindrucksvoller zu besiegen
als End, das getan hat.
Und
wieder liegt zumindest der Hauch von Tragik in Aldos Auftreten.
Ob das an End liegt? Oder daran, dass sein Vater ihn doch
irgendwie noch überstrahlt?
Aldo
Nero: „Wenn Luna denkt, dass sie sich in meine
Angelegenheiten einmischen muss und sich zwischen mich und dem
World Championship stellt, dann wird sie merken, was sie davon
hat. Mir ist egal, ob Zane selbst schon World Champion war oder
ob er Tag Team Champion ist. Er gehört zur Familie von Luna
und damit ist sein Schicksal besiegelt. Und dann versteht sie
hoffentlich, dass sie sich besser von mir fernhält. So weit
wie möglich.“
Aldos
Blick geht nun zu Corleone, der ihm wiederum zunickt. Ein
weiteres Zeichen, was Ask zu verstehen gibt, was er als nächstes
sagen muss.
Aldo
Nero: „Und Ask? Der kann sich vielmehr glücklich
schätzen, dass ich das Match bei Brainwashed beendet habe,
anstatt jetzt sauer zu sein. Der war doch kurz davor zu
verlieren, hätte ich nicht eingegriffen.
…
Vielleicht
war das Lunas Chance zu gewinnen. Lunas einzige Chance. Und ich
habe sie ihr genommen. Und als nächstes nehme ICH Ask den
Titel.“
Mit
finsterem Blick verabschiedet sich Aldo damit von Tammy. Er tritt
aus dem Bild, woraufhin Corleone wiederum einen Schritt nach vorn
macht. Der wirkt zufrieden. Die Arbeitsteilung der Beiden dürfte
klar sein – Corleone hat eindrucksvoll abgesteckt, wie der
weitere Verlauf von Aldos Eroberung aussehen wird, während
Aldo die kompakte Ansage an den heutigen Gegner übernommen
hat. Luna sei gewarnt, sich nicht weiter einzumischen, wenn Aldo
dabei natürlich auch leicht außer Acht lässt,
dass er sich ja vielmehr in ihre Angelegenheiten eingemischt hat.
Aber für Aldo und James Corleone zählen nun mal nur
James Corleone und Aldo Nero.
Und
ja… wenn es wirklich so gewesen wäre und Luna hätte
das Match gegen Ask gewonnen, dann zeigt das, dass Ask besiegbar
ist. Und sollte dann nicht vielmehr Ask Lunas Ziel sein, als
Aldo?
Aldo
lernt langsam, aber er lernt. Auch er kann für Chaos sorgen,
denn er hat den besten Lehrer.
Aldo
Nero und James Corleone, als Einheit zwischen Ask Skógur,
dem Champion und Luna Rosario, der Herausforderin. Wer hätte
das vor einem Jahr gedacht?
Robert
Breads: "Das ist nicht gut genug!"
Eine
knochige linke Hand trifft auf die Wand - aber das Gebäude
in Oslo gibt nicht nach. Oslo Spektrum 1, Robert Breads 0 - aber
an das Verlieren ist er ja mittlerweile gewohnt.
Robert
Breads: "Das hier ist nicht Mirkans beschissener
Förderkader. Das hier ist was Besseres. Also was, bitte,
hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?"
Mit
einem Blick, der von deutlichen Augenringen und beinahe
unangenehmer Intensität in der Stimme untermalt wird, nagelt
Breads die junge Dame, die vor ihm auf einem Klappstuhl sitzt,
noch immer verschwitzt und gezeichnet von ihrem Duell mit Rasmus
Rantanen, förmlich an die unnachgiebige Wand.
Geistesabwesend reibt der Kanadier mit der rechten die linke
Hand, auch wenn er den Schmerz weitesgehend zu ignorieren oder
gar nicht zu registrieren scheint.
Robert
Breads: "Ich verlange wirklich nicht das Unmögliche,
oder? Also warum - scheiße, verdammt - warum zum Fick gehst
du da raus und blamierst mich bis auf die Knochen?"
Natürlich,
darum geht es Breads eigentlich - dass eine "seiner"
Wrestlerinnen gegen einen Förderkadler verloren hat. Wer
noch immer daran geglaubt hat, dass "Canada's Own"
wirklich etwas an der Jugend liegt, sei auf die letzte Show
verwiesen, um das Gegenteil zu untermauern.
Was
natürlich nicht heißt, das ein Platz bei der LPG keine
Vorteile mit sich bringt - aber dafür gilt es eben, diesen
verbitterten alten Knacker von sich zu überzeugen.
Robert
Breads: "Skaði wäre das nicht passiert."
Und
dann zoomt die Kamera aus und zeigt uns, dass Milly Vermillion
nicht allein mit Breads und einem Mitglied der Kamera-Crew ist -
nein, etwa zwei Schritte abseits thront die bedrohliche Gestalt
von Skaði Fenrir über der Szene. Sie wäre ohnehin
größer als die anderen beiden, aber dadurch, dass
Milly sitzt und Breads sich, verloren in seinem beinahe manischen
Rant, nach vorne beugt, wirkt sie noch ein wenig beeindruckender
als sie das ohnehin schon tut.
Robert
Breads: "Skaði wird mich heute nicht auch noch
enttäuschen, richtig?"
Die
Schneewölfin blickt ungerührt auf Robert Breads Hand
und fragt sich, wie lange er wohl in den USA gelebt haben mag, wo
nun wohl ein Loch in der Wand wäre anstatt einem blauen
Fleck an der Hand. Davon ab kann sie sich ein kurzes Schnauben
nicht verkneifen.
Skaði
Fenrir: „Solch Frage zu stellen ist vergeudeter Atem. Ich
bin die große Jägerin des Nordens, Skaði Fenrir.
Dies ist mein Revier, nahe meiner Heimat. Wer auch immer meine
heutige Beute werden wird, die Chance auf Flucht ist gering, die
Chance auf Sieg geringer. Enttäuschung wird höchstens
herrschen, wenn die Beute nicht den hohen Ansprüchen genügen
sollte, welche dem Anlass angemessen sind.“
Sie
neigt zufrieden mit sich und ihrer Ansprache den Kopf ein
bisschen herunter, um auf Breads und Vermillion etwas besser
herabsehen zu können und um ein paar Haarsträhnen dazu
zu animieren, ihr durch Gesicht zu fallen, auf dass ihr
selbstzufriedenes Lächeln etwas weniger offensichtlich sein
mag. Milly Vermillion wiederum hatte mit verbitterter Miene den
beiden gelauscht und in der Zwischenzeit eine Wasserflasche
geleert, die sie kurz etwas zerdrückt, aber nicht viel. Ist
ja noch Pfand drauf.
Milly
Vermillion: „Eine kurze Zwischenfrage ihr beiden.“
Mit
einem Satz ist die Phönixfrau von ihrem Sitzplatz
aufgesprungen und baut sich vor ihrem kanadischen Landsmann und
der Wölfin von Tromsø auf, ihre grünen Augen
lodern vor Wut.
Milly
Vermillion: „Wer glaubt ihr beiden Wichtigtuer eigentlich,
wer ihr seid?“
Mit
ihren satten 1,50 an Körpergröße ist der reine
physikalische Unterschied zwischen Milly auf der einen sowie
Robert Breads und Skaði Fenrir auf der anderen Seite mehr als
nur frappierend. Und dennoch ist es die kleine Phönixdame,
die hier eine sehr aggressive Haltung einnimmt. Zunächst
blickt sie direkt den Kanadier an.
Milly
Vermillion: „Du magst in der Menschenwelt ein nicht
gänzlich unbedeutendes Licht sein und doch bist du kaum mehr
als ein Funke verglichen mit der Strahlkraft des Infernos eines
wahrhaftigen Phönix. Dich soll ich blamiert haben? Ha! Als
ob du dafür meine Hilfe brauchen würdest! Ja, mich so
übertölpeln zu lassen, war meiner unwürdig, doch
zumindest breche ich deswegen nicht gleich in Tränen aus, so
wie es andere machen, kaum dass etwas nicht so läuft, wie
man es sich ausgemalt hat!“
Sei
es ein Napoleonkomplex oder ein gesundes Selbstvertrauen, die
kleine Phönixdame hat ganz offensichtlich kein Problem damit
Robert Breads von Angesicht zu Angesicht vor den Kopf zu stoßen.
Und auch der über 40 Zentimeter größeren Skaði
gegenüber hält sie sich nicht zurück.
Milly
Vermillion: „Und was machst du einen auf wolfische Jägerin,
wenn du doch eindeutig ein Mensch bist und noch dazu ein Mensch
mit wenig Sinn für die eigene Mythologie! Fenrir ist ein
Sohn des garstigen Loki, Skaði wiederum ist eine Göttin
der Jagd und des Skisports, die auf der richtigen Seite steht und
Loki von einer giftigen Schlange mit Gift vollspritzen lässt!
Wie kann man nur einen so bescheuerten, sich selbst
widersprechenden Namen haben?!“
Skaðis
Hände bilden merklich Fäuste, obgleich sie ihr Bestes
gibt, um ihre ungerührte Fassade aufrecht zu erhalten.
Skaði
Fenrir: „Welch unrühmliche Art eine Frage zu stellen.
Erlaube mir, dich wissen zu lassen, dass deine Kritik meinen
Eltern gelten würde, ist mein Name doch fürwahr mein
Name. Ein Name, welchen ich mit Stolz trage und welchen du
blindes Hühnchen ohne gefundenes Korn niemals wieder
beleidigen wirst, so du weißt, was gut für dich ist.“
Milly
zieht eine antagonistische Schnute.
Milly
Vermillion: „Nun gut, vielleicht war ich mit meiner Kritik
etwas vorschnell, soll nicht wieder vorkommen.“
Skaði
nickt zufrieden, das Ganze als kleinen Sieg für sich
verbuchend – bis Milly einen Schritt auf sie zugeht, womit
der Größenunterschied nur noch überwältigender
wird.
Milly
Vermillion: „Und wenn du weißt, was gut für dich
ist, wirst du nie wieder auch nur den Hauch einer Drohung an mich
richten. Feuer schmilzt Eis, falls du es noch nicht wusstest.“
Milly
stand eh schon dezent auf den Zehenspitzen, doch nun macht sie
sich so groß wie möglich, um Skaði anzufunkeln,
die mit kaltem Blick auf sie herabsieht. Sollte Robert Breads es
mögen mit seinem eigenen Förderkader ähnliche
interne Querelen zu erhalten, wie es Mirkan Uysal mit Rasmus
Rantanen und PJ Smidt hat, er ist auf dem besten Wege dahin.
Robert
Breads: "Spart euch eure Aggressionen für eure Gegner
auf. Wir sind hier kein amateuerhafter Verein von Trotteln, die
ihre Emotionen nicht unter Kontrolle haben."
Ein
sehr ironisches Statement, wenn man die letzte Show bedenkt, was
Breads aber nicht weiter zu kümmern scheint. Stattdessen
blitzt Zorn in seinen Augen auf, auch wenn er seine Stimme - um
die eigenen Worte zu untermauern - leicht senkt.
Robert
Breads: "Du."
Beinahe
anklagend spricht er nun zu Milly, deren Namen er angesichts der
soeben stattgefundenen Schande nicht einmal mehr nennen will.
Robert
Breads: "Der einzige Phönix, der mir irgendwas sagt,
hatte mit der PCWA zu tun - wo ich jeden Titel gewonnen habe,
jedes Turnier, jede Ehrung. Ich bin GFCW Hall of Famer,
zweifacher World Champion und der wichtigste Wrestler in der
Geschichte dieser gottverdammten undankbaren Promotion und wenn
du glaubst, mich interessiert auch nur im Geringsten, wer oder
was du zu sein glaubst, bist du schief gewickelt. Du hast
verloren. Verloren. Gegen einen Förderkader-Wrestler. Deine
Meinung registriert hier..."
Mit
dem Zeigefinger tippt er fester als nötig auf seine Schläfe.
Robert
Breads: "...erst wenn du gezeigt hast, dass du auch nur in
die Nähe von dem kommst, was ich in meiner Karriere
präsentiert habe. Oder hast du mich vor zwei Wochen gegen
diesen Förderkader-Trottel straucheln sehen, hm?"
Nein,
wir haben etwas ganz anderes gesehen - aber das ist eine kaum
vergleichbare Situation. Das schert Breads natürlich nicht.
Robert
Breads: "Ich will einfach nur offen sein: Ich glaube an
zweite Chancen. Das tue ich wirklich. Aber das Problem des
Förderkaders ist, dass die auch an dritte, vierte und fünfte
Chancen glauben. Das tue ich nicht. Also reiß dich zusammen
und sorg dafür dass so etwas nie wieder passiert, oder ich
zahle Miss Shade die Zusatzkosten damit man dich so bald wie
möglich in deinen Käfig sperrt und per Expressversand
an die nächstbeste Vogelhandlung verschickt, wo du den
Wellensittichen dein Leid klagen kannst."
Wenn
es bis jetzt noch nicht klar wird: Robert Breads ist angespannt
auf aufgekratzt. Nach der letzten Show ist diese
Förderkader-Sache nicht nur alles, was ihm geblieben ist,
sondern auch dank seiner eigenen Taten intensiver als jemals
zuvor. Es bedeutet ihm jetzt eine ganze Menge, wenn nicht sogar
alles, und das letzte, winzige bisschen Stolz, dass Breads noch
hat, hängt daran, wenigstens Mirkan Uysals Truppe
übertrumpfen zu können.
Robert
Breads: "Ich hoffe, wir haben uns verstanden."
Die
Phönixfrau bläst empört die Wangen auf.
Milly
Vermillion: „Ich habe nicht gestrauchelt, ich wurde um
meinen wohl verdienten Sieg betrogen! Zumindest bin ich mir
sicher, dass das nicht ganz regelkonform war, wenn ich diese
„Wrestlingregeln“ mittlerweile richtig verstanden
habe… und ja, das war trotzdem doof von mir und hätte
nicht passieren dürfen, aber trotzdem...“
Sie
wendet sich ab und schnappt sich aus ihrem Spint ihr Duschzeugs.
Milly
Vermillion: „Bah! Ich habe Wichtigeres zu tun, als mich von
euch voll sülzen zu lassen! Wenn ihr meine Macht nicht zu
schätzen wisst, ist das euer Verlust, nicht meiner!“
Betont
hochnäsig (oder hochschnäblig?) schreitet sie an Breads
und Fenrir vorbei zur Tür, die sie lautstark hinter sich
zuzieht. Wonach Skaði ihren Kopf zu Robert Breads neigt. Zu
wem auch sonst? Ist ja niemand anderes mehr im Raum übrig.
Außer der Kameracrew, aber die zählt nicht.
Skaði
Fenrir: „Es mag eine überflüssige Frage sein,
doch lasst sie mich dennoch stellen: Wollt ihr tatsächlich
nur jene mit Meinung ohne Gewicht in eurem Performance
Förderkader? Anstatt jene mit starker Persönlichkeit
und eigener Vision? Einmal ein trüber Mitläufer,
niemals ein starker Rudelsführer. Ich begreife, dass Ihr
vielleicht Furcht verspürt, dass Schützlinge mit
Selbstwert Euch ähnlich rasch entwachsen, wie es mit Aiden
Rotari passiert ist und Euch dann ebenso von oben herab
behandeln. Doch liegt es nur an Euch, dass Ihr bei der Wahl Eurer
Schützlinge sowohl das sportliche Potential beachtet, als
auch den Charakter.“
Sie
pocht sich bedeutungsvoll auf die Brust.
Skaði
Fenrir: „Ich bin ein Wolf ohne Schafspelz, werde Euch also
nicht in den Rücken fallen, doch ich bin auch kein höriger
Hund. Wollt Ihr Lob und Honig, so wendet Euch an das Sprachrohr.
Meister werde ich Euch nicht nennen. Mentor hingegen schon, wenn
Ihr dies zu sein begehrt. Euch als solchen überhaupt in
Betracht zu ziehen, sollte Anerkennung genug sein. Immerhin bin
ich die stolze Schneewölfin Skaði Fenrir.“
Bei
der Erwähnung von Rotari verfinstert der Blick von Breads
sich, wo er vor kurzem sicherlich noch voller Stolz gewesen wäre.
Aber das ist nur ein kurzer Moment, denn ob der Aussage von
Fenrir schüttelt der Kanadier den Kopf.
Robert
Breads: "Ich weiß das durchaus zu schätzen. Nicht
zuletzt, weil du ursprünglich aus einer anderen Schule
stammst. Aber Autonomität muss man sich verdienen."
Mit
dem Zeigefinger deutet Breads in Richtung der Tür, die
soeben zugeknallt wurde.
Robert
Breads: "Wer sich so verhalten möchte, sollte auch die
Siege mitbringen, das zu rechtfertigen. Großspurigkeit ist
etwas für Gewinner, und eine Pleite gegen einen
Förderkader-Wrestler nach der man einräumt, sich nicht
einmal bei den gottverdammten Regeln sicher zu sein, ist kein
Grund für mich, jemandem Respekt entgegenzubringen. In den
letzten zwei Wochen nicht auf die Idee gekommen zu sein, mal das
Regelwerk aufzuschlagen, ist beleidigend, und sie sollte froh
sein, dass ich so ungemein großzügig bin, ihr noch
eine zweite Chance zu geben, weil ich ihr das tatsächliche
Potenzial nicht vollständig absprechen kann. Dennoch: Es nur
zu haben ist eine Sache, damit etwas anzufangen ist etwas völlig
anderes."
Und
mit diesen Worten nickt er Richtung der ihn überragenden
Dame direkt vor ihm.
Robert
Breads: "Natürlich werde ich dich nicht
herumkommandieren, natürlich erwarte ich keinen blinden
Follower, natürlich erwarte ich keine bedingungslose
Unterwerfung oder so einen Schwachsinn. Habe ich bei Aiden auch
nicht."
Ein
kleiner Schuss in Richtung Rotari, der das nun ein wenig anders
zu sehen scheint?
Robert
Breads: "Solange du erfolgreich bist. Ich stehe gerne mit
Rat zur Seite, wenn du ihn wünschst. Wenn du ihn nicht
wünschst, ist das auch okay - solange du erfolgreich bist.
Ich werde deine Karriere forcieren und nach vorne treiben und
wenn du ein gewisses Maß an Dankbarkeit dafür
empfindest, dann ist das so. Wir werden prima miteinander
auskommen, ohne dass du dich verbiegen musst - solange du
erfolgreich bist.
Und
das wirst du auch heute Abend sein, nicht wahr?"
Skaði
fährt sich mit betonter Irritation über die Stirn und
wischt dabei ihr Haar nach oben, auf dass keine Strähne
ihren empörten Blick versteckt.
Skaði
Fenrir: „Wie ich bereits vor derer wenigen Minuten
trefflich artikulierte, ist das Stellen einer solchen Frage
vergeudeter Atem. Denn wie ich ebenso bereits dereinst sagte, als
wir uns bei meinem hiesigen Debüt erstmals trafen: wo ich
jage, da gibt es Erfolg. Großen Erfolg.“
Die Kabine der World
of Darkness ist
in ein sanft gedimmtes Licht gehüllt. Die Atmosphäre
wirkt ruhig, fast schon bedrückend – als würde
eine unsichtbare Anspannung in der Luft liegen. Die Wände
sind schlicht, ohne unnötigen Prunk oder Dekoration, doch
die Präsenz der beiden Männer, die sich hier aufhalten,
macht den Raum dennoch imposant.
Die Kamera fängt Tammy
ein. Sie steht selbstbewusst da, ihre Haltung entspannt, doch ihr
Blick ist fokussiert. Sie ist hier, um Antworten zu bekommen –
und genau in dem Moment, als sie leicht zur Seite tritt,
erscheinen Aya
und Jay Taven
im Bild.
Aya,
der ergraute Wuppertaler, sitzt auf einem schlichten, stabilen
Stuhl. Seine Haltung ist locker, aber seine Augen erzählen
eine andere Geschichte. Tief in Gedanken versunken, stützt
er einen Arm auf die Lehne des Stuhls, während seine andere
Hand locker auf seinem Knie ruht. Sein Blick ist leicht gesenkt,
als würde er das Gesagte bereits vorher in seinem Kopf
durchspielen.
Ganz anders verhält sich
Jay Taven.
Jay steht einige Schritte
entfernt, voll und ganz auf den Boxsack
konzentriert, der von der Decke hängt. Seine Bewegungen sind
präzise, seine Fäuste schnellen mit einer Mischung aus
Kraft und Verspieltheit auf das Ziel zu. Doch sein Grinsen
verrät, dass er sich nicht nur auf das Training fokussiert –
er genießt es. Jeder dumpfe Schlag, der durch den Raum
hallt, scheint ihn mehr anzustacheln.
Tammy hebt das Mikrofon und beginnt mit einer festen, aber
professionellen Stimme.
Tammy: „Aya, Jay... heute Abend
trefft ihr wieder auf die Hasen, nachdem es letzte Woche ja im
Chaos und in einem Doppelcount Out geendet ist. Was habt ihr euch
heute vorgenommen?“
Ohne das Training zu unterbrechen, antwortet Jay als Erster. Sein
Blick wechselt zwischen dem Boxsack und Tammy, während er
mit einem selbstgefälligen Lächeln spricht.
Jay Taven: „Was sollen wir uns für
heute Abend vorgenommen haben? Ganz einfach, Tammy. Die Anthros
bekommen erneut das, was sie verdienen. Und wenn es wieder in
Chaos enden wird, dann soll es so sein. Ich habe damit keine
Probleme – im Gegenteil. Bald ist ja Ostern, und anstelle
von Fisch mag ich Hasenbraten auf dem Tisch haben.“
Tammy hebt leicht beide
Augenbrauen und schmunzelt über die Worte von Jay. Es ist
schwer zu sagen, ob sie belustigt oder leicht irritiert ist. Doch
noch bevor sie darauf eingehen kann, erhebt sich Aya
langsam von seinem Stuhl.
Seine Bewegungen sind bedächtig, fast unheilvoll ruhig. Als
er sich in ihre Richtung dreht, hält sie ihm automatisch das
Mikrofon entgegen. Seine Stimme, als er beginnt zu sprechen, ist
ruhig, aber eindringlich – fast wie ein Flüstern, das
sich in die Gedanken bohrt.
Aya: „Tammy, letztes Mal habe ich
einen Fehler gemacht. Versteh mich nicht falsch, der Plan war
gut, wenn nicht nahezu perfekt, um die Hasen und den Fuchs in
ihre Schranken zu weisen. Doch dieser eine Fehler, den ich
gemacht habe, hat das Metronom aus dem Takt gebracht.“
Tammy schaut ihn fragend an, doch Aya erwidert den Blick mit
derselben Ruhe, die ihn von Anfang an umgibt. Sein Blick bleibt
halb auf ihr, halb in die Kamera gerichtet – als würde
er nicht nur ihr, sondern jedem Zuschauer direkt ins Gewissen
sprechen.
Die Reporterin setzt an, um eine Frage zu stellen, doch bevor sie
das Mikrofon an ihre Lippen führen kann, hebt Aya ruhig eine
Hand und legt sie sanft auf ihre, die das Mikro hält.
Aya: „Ich
weiß deine nächste Frage, und ich werde sie dir
beantworten. Leviathan.
Ich habe dieses Team falsch eingeschätzt. Dachte, sie würden
sich heraushalten, da sie selbst an diesem Abend noch ein Match
hatten und ihre Kräfte schonen wollten. Doch da habe ich
mich geirrt.
Dieser
Fehler wird mir … wird uns … nicht noch einmal
passieren.“
Ein leichter, aber
schwerer Atemzug von Aya ist durch das Mikrofon
zu hören. Der Klang ist tief, kontrolliert, fast so, als
würde er einen Moment innehalten, um seine Gedanken zu
ordnen.
Dann spricht er weiter. Seine Stimme bleibt ruhig, doch mit jedem
Wort lastet eine unterschwellige Schwere in der Luft.
Aya:
„Die Champions, Leviathan,
wollen natürlich die Titel behalten. Und dass sie sich
dennoch eingemischt haben, zeigt mir eines: Sie nehmen die Hasen
und uns ernst.
Und, auch wenn sie es nicht zugeben werden – sie sind
besorgt.“
Ein kaum merkliches Luftholen. Aya hebt leicht den Kopf, sein
Blick wandert zwischen Tammy und der Kamera.
Aya:
„Das, was Leviathan,
die Hasen und wir begonnen haben, ist nicht einfach nur ein
wilder
Kampf.
Es ist ein Schachspiel.
Drei Systeme, drei Taktiker, und jeder
versucht, sich in den Mittelpunkt zu stellen…“
Er lässt den Satz für einen Moment in der Stille
hängen. Dann senkt er leicht den Blick, als würde er
sein nächstes Wort genau abwägen.
Aya:
„…um das Märchen
zu seinen Gunsten zu beenden.“
Die Atmosphäre bleibt schwer. Jeder Satz von Aya hallt nach,
während die Bedeutung seiner Worte in der Luft liegen
bleibt.
Dabei kommt in leichtes Nicken von Tammy. Sie zieht das Mikrofon
ein Stück zurück und führt es dann wieder an ihre
Lippen.
Tammy: „Aya und Jay… was mich
aber noch interessiert: Da ihr ja nun ein Tag Team bildet, wie
ist der Name des Teams?“
Ein lauter Schlag gegen den Boxsack unterbricht die Szene. Jay
hält abrupt inne, wischt sich mit dem Unterarm über die
Stirn und atmet schwer. Mit einer schnellen Bewegung tritt er um
Tammy herum, positioniert sich auf ihrer anderen Seite und lehnt
sich leicht vor. Dann schreit er ohne zu zögern ins
Mikrofon.
Jay
Taven: „Wir sind die World
of Darkness,
und das reicht doch auch als Name! Und die World
of Darkness
wird heute Abend die Hasen dem Fuchs in den Rachen stopfen!“
Während Jay spricht,
schließt Aya
langsam die Augen. Ein kaum merkliches Kopfschütteln folgt.
Es ist kein heftiges Protestieren, sondern eher ein stilles
Zeichen der Missbilligung – als würde er genau wissen,
dass Jays Aussage nicht ganz das widerspiegelt, was er selbst
denkt.
Erst als Jay mit seinem Gebrüll fertig ist, öffnet Aya
wieder die Augen. Mit einer ruhigen, bestimmten Bewegung tritt er
näher an Tammy heran und spricht.
Aya:
„Tammy, wir sind ein Teil davon. Als Team oder als
Einzelkämpfer präsentieren wir die World
of Darkness.
Aber wir sind
nicht
das Tag Team World of Darkness. Einen Namen haben wir nicht –
es reicht, wenn unsere Namen genannt werden.“
Ein kurzer Blickwechsel zwischen den beiden Männern. Jays
Gesicht verrät, dass er mit dieser Aussage nicht vollkommen
einverstanden ist. Doch bevor er antworten kann, spricht Aya
bereits weiter.
Aya: „Aber eines, Tammy, sei dir
gewiss. Egal, wer heute Abend gewinnt, wovon ich ausgehen das Jay
und ich es sein werden,… es ist nur ein weiteres Kapitel.
Und dieses Kapitel ist in einer Geschichte, die ihren Höhepunkt
noch lange nicht erreicht hat.“
Ein Moment der Stille.
Tammy lässt die Worte sacken, während die Kamera noch
einen Moment auf die beiden Männer hält.
Dann blendet das Bild langsam aus.
Mac
Müll: „Er geht nicht ran.“
Wir
sind zurück im Backstagebereich. Zurück bei einer
verzwickten Situation. Zwei Ansprüche auf den gleichen
Roster-Spot stehen hier zusammen: Auf der einen Seite die
Scandinatives, auf der anderen Seiten Tommy Qurashi. Letzterem
wurde die Rolle als Vertreter von Caracal Matthews versprochen –
bloß, dass das gleiche Angebot einige Zeit später
scheinbar noch an wen anders ging. Und beide haben angenommen.
Bjørn
Johansen: „Und jetzt?“
„Laaaaaangweilig.“
Alle
vier Anwesenden drehen synchron ihre Köpfe. Sie spähen
in die Richtung, aus der die Stimme kommt.
Es
erscheinen zwei Männer, die Buhrufe bei den Beobachtern in
der Halle hervorrufen: Zac Alonso und Jakob Fleestedt. Alonso ist
es, der den Ausruf getätigt hat. Fleestedt hingegen hat im
wahrsten Sinne des Wortes die Hände voll. Er drückt
Qurashi, Johansen und Howard etwas in die Hand.
Jakob
Fleestedt: „Nehmt das.“
Nun
halten die überrumpelten Wrestler jeweils ein offizielles
Switzidog-Plushie in den Händen. Es ist natürlich
megasweet. Aber alle blicken es irritiert an.
Jakob
Fleestedt: „Und jetzt sagt brav in die Kamera…“
Zac
Alonso: „…für den kuscheligen Einführungspreis
von nur 59,99€ im GFCW-Shop erhältlich.“
Tommy
Qurashi: „Warum sollten wir das tun? Werbung für euch
machen?“
Alonso
und Fleestedt blicken einander an, als hätte Qurashi etwas
völlig Absonderliches gefragt. Sie stöhnen auf und
schütteln den Kopf.
Jakob
Fleestedt: „Warum? Du fragst, warum du Werbung für das
offizielle Switzidog-Plushie, welches für den kuscheligen
Einführungspreis von 59,99€ erhältlich ist, machen
solltest? Ich sage dir warum.“
Mit
lauerndem Blick taxiert der Switzisstant Qurashi. Der Neuzugang
ist ihm schon auf den ersten Blick unsympathisch.
Jakob
Fleestedt: „Weil es so unendlich viel unterhaltsamer wäre,
als euch bei einer Diskussion zuzuhören, die zu nichts
führt.“
Zac
Alonso: „FAKT!“
Stolz
blickt der Schauspielerin drein, weil er Tonfall des Sprachrohrs
genau getroffen hat. Eine Wahnsinnsleistung. Zumindest in Alonsos
eigener Wahrnehmung.
Jakob
Fleestedt: „Ich meine, das hier…“
Der
Ex-Förderkadler deutet erst auf die Scandinatives, dann zum
Abschluss auf Tommy Qurashi. Er verdreht die Augen.
Jakob
Fleestedt: „…ist grad ernsthaft eine Diskussion
darüber, ob eine irrelevante Hupfdohle, die schon mehrfach
vom hervorragenden GFCW-Wrestler Darragh Switzenberg geschlagen
wurde, für ein paar Wochen von einem langweiligen
B-Kader-Wrestler vertreten wird…oder von zwei Männern,
die nichts vorzuweisen haben, außer den passenden Pass.“
Eine
Beleidigung, die Howard nicht auf sich setzen lassen will. Der
Blonde ist nicht nur der lautere, sondern auch der impulsivere
Part seines Teams. Er tritt vor. Aber bevor Halvor sich zu einer
Aktion durchringen kann, legt Zac Alonso mit seinem Redeschwall
los und bringt ihn aus dem Konzept.
Zac
Alonso: „Also macht besser Werbung.“
Der
Switzidogisstant hält selbst ein Switzidog-Plushie in der
Hand. Dieses nimmt er hoch und hält es vor sein Gesicht. Er
wackelt mit dem Kuscheltier und spricht mit zugekniffenen Lippen,
so als würde die Stimme aus dem Hund kommen.
Zac
Alonso: „Das ist ein Angebot, welches ihr nicht ablehnen
könnt.“
Und
natürlich
spricht der Hund wie der Pate. Es ist schließlich Zac
Alonso. Als das Gesicht des Switzidogisstant wieder hinter dem
Plüschtier hervorkommt, trägt er ein breites Grinsen
vor sich her.
Halvor
Howard: „DIESES Angebot kannst du nicht ablehnen.“
Howard
prescht vor und schubst Alonso weg. Das Plushie fällt auf
den Boden. Alonso stolpert und kann gerade noch von Fleestedt
festgehalten werden, bevor er hinfällt. Beide Mitglieder des
Switziverse reißen die Augen weit auf.
Zac
Alonso: „Wow, noch ein PSYCHOPATH in der Liga!“
Alonso
befreit sich aus dem schützenden Griff seines Stablekollegen
und kann wieder auf eigenen Beinen stehen. Doch er überprüft
seinen Körper fachgerecht auf Wunden, als wäre der
Schubser ein lebensbedrohlicher Angriff gewesen.
Bjørn
Johansen: „Halt dich zurück, Hal.“
Der
ruhigere Scandinative zieht Howard an der Schulter. Widerwillig
lässt es der Blonde geschehen. Doch seine Lippen sind noch
immer zu einem schmalen Strich verzogen, seine Augen funkeln.
Bjørn
Johansen: „Trete ihnen im Ring ins Gesicht. Spar‘ dir
die Kraft.“
Tommy
Qurashi: „Falsch, Jungs. Keiner von euch wird gleich im
Ring stehen. MIR steht euer Platz zu. Mir hat Caracal dieses
Angebot zuerst gemacht. Also werde ich gleich in den Ring gehen.“
Verständnisloser
Blick bei allen Anwesenden. Howard spricht aus, was sowohl den
Scandinatives als auch dem Switziverse auf der Zunge liegt.
Halvor
Howard: „Du hast nicht einmal einen Tag-Team-Partner. Schon
gemerkt?“
Eine
Aussage, der Qurashi nicht widersprechen kann. Und auf der Card
steht – ganz offiziell – ein Tag Team Match von Jakob
und Zac gegen zwei Lokalmatadoren. Das ist also nicht er. Aber
Tommy will nicht aufgeben. Mit harter, unnachgiebiger Miene steht
er da und wartet, dass ihm eine Lösung einfällt.
Mac
Müll: „Wieso tretet ihr nicht alle an?“
Die
Köpfe drehen sich zum Interviewer.
Mac
Müll: „Ich meine: Wir haben 3 Leute, die darauf
bestehen, Caracal Matthews zu vertreten. Und wen Cara bevorzugt,
können wir nicht sagen, solange er nicht erreichbar ist. Auf
der anderen Seite haben wir das Switziverse.“
Er
wendet sich Jakob und Zac zu. Alonso hat den zu Boden gefallenen
Plüsch-Switzidog aufgehoben und klopft dem 59,99€-Euro-Tier
den Staub aus dem Fell. Als er die Worte Mülls vernimmt,
hält er überrascht inne.
Mac
Müll: „Sie wären auch zu dritt. Sofern Darragh
mitkämpft.“
Der
Switzisstant lacht auf, als habe Müll etwas völlig
Absurdes von sich gegeben.
Jakob
Fleestedt: „Er ist Darragh Switzenberg.“
Zac
Alonso: „Er kämpft nicht gegen Scheißwrestler.“
Und
hier haben wir gleich drei davon. Zumindest in den Augen des
Switziverse. Namentlich Qurashi, Howard und Johansen.
Dann
klingelt das Handy von Mac Müll. Er blickt auf das
Display.
Mac
Müll: „Der Kampf…ist gebucht. Das Office…sie
haben meine Idee bestätigt.“
Ein
Funkeln tritt in die Augen von Müll. Hat Dynamite gerade
wirklich spontan einen Vorschlag von ihm umgesetzt? So fühlt
es sich an, WICHTIG zu sein? Braden Müllo wächst durch
diese Erkenntnis um 5 Zentimeter. Mit flötender Stimmfall
wendet er sich an das Switziverse.
Mac
Müll: „Ihr solltet eurem Chef Bescheid sagen. Er hat
gleich einen Kampf.“
Mit
einem Fluch auf den Lippen zieht das Switziverse Unlimited ab.
Dass sich Darragh dazu herablassen muss, drei Debütanten zu
bekämpfen ist zweifelsfrei ein Affront.
Zurück
bleiben die Scandinatives und Tommy Qurashi. Bis vor wenigen
Minuten haben sie noch gestritten. Aber jetzt…jetzt sind
die Partner. Partner wider Willen.
Und
vor allem Partner auf Zeit, ganz klar. Oder?
6-Man-Tag
Team Match
Switziverse
Unlimited (Darragh Switzenberg, Jakob Fleestedt & Zac
Alonso) vs. Scandinatives (Halvor Howard & Bjørn
Johansen) & Tommy Qurashi
Referee:
Mike Gard
Zusammenfassung:
Darragh Switzenberg erscheint mit genau der Stimmung zum
Kampf, die man vorausahnen konnte. Für den
Intercontinental Champion ist es eine Beleidigung, die er
persönlich nimmt, dass er dazu abkommandiert wird, hier
den dritten Mann zu geben.
Die
ersten Minuten des Kampfes verbringt er schmollend auf dem
Apron und sieht seinen Kollegen zu. Zunächst haben
Fleestedt und Alonso den Kampf im Griff. Dabei behelfen sich
der Switzisstant und der Switzidogisstant mit einigen
unfairen Wechseltricks, denn effektiv ist effektiv. Aber nach
guten drei Minuten gelingt den Publikumslieblingen erstmals
der Befreiungsschlag. Johansen kann unter einer Springboard
Clothesline von Alonso wegtauchen und die Kontrolle
übernehmen. Angepeitscht vom Publikum, welches natürlich
hinter den Norwegern steht, zeigen die Neulinge einen guten
Kampf. Howard stellt sich als kompetenter Techniker heraus.
Als jemand, der trotz seines kleinen Körperbaus enorme
Kraft besitzt, aber unter Applaus auch immer wieder in die
Seile geht. Und beispielsweise mit einem Top-Rope-Legdrop
geflogen kommt. Dem gegenüber ist Johansen ein solider
Allrounder, der ein Standard-Repertoire mit variablen Strikes
aufpeppt.
Genau
wie das Switziverse sind die Scandinatives in den ersten
Minuten nur zu zweit: Denn sie versuchen, einen Wechsel mit
Qurashi zu vermeiden. Das Ding hier wollen sie allein
durchziehen, um ihren Standpunkt im Cara-GAU klarzumachen.
Tommy wird deshalb immer ungeduldiger, fordert vehement den
Wechsel. Und dass ihm der Wunsch erfüllt wird, ist
ausgerechnet die Schuld der Gegner: Denn Alonso hält es
zunächst noch für eine gute Idee, Howard einfach
mal so mit einem Tritt vom Apron zu befördern. Ohne dass
es dafür einen Anlass gäbe. Doch das bedeutet im
Umkehrschluss, dass einem erschöpften Johansen keine
andere Wechseloption als der frische Qurashi zur Verfügung
steht.
Tommy
Q wird ebenfalls mit guten Reaktionen empfangen und legt
euphorisiert los. Er dominiert teilweise beide Gegner
gleichzeitig. Für Fleestedt setzt es zwei heftige Samoan
Drops, Alonso muss einen Vertical Suplex über sich
ergehen lassen und wird dann in einen Abdominal Stretch
genommen. Die Dominanz des Mannes, den Switzenberg bereits
von GTCW kennt, führt zu einem Umdenken beim Boss des
Switziverse: Darragh wechselt sich, von Qurashi umbemerkt,
selbst ein. Jetzt ist der Intercontinental Champion erstmals
im Match. Er startet mit einer Lariat in den Nacken seines
Gegners und fertigt ihn dann gute zwei Minuten lang nach
Strich und Faden ab.
Doch
als es den Vertebreaker setzen soll, geschieht das
Undenkbare: Qurashi kontert die Aktion aus, kommt wieder auf
die Beine und bringt Switzenberg mit einem Russian Leg Sweep
auf die Matte. Dann setzt es einen Stomp in Darraghs Magen,
so dass dieser sich vor Schmerzen zusammenkrümmt…das
bedeutet: statt von Switzenberg geschlagen zu werden, schafft
es Tommy unter Jubel zum Wechsel.
Frei
von Scheu vor dem Superstar kommt Howard in den Ring. Er ist
bis in die Haarspitzen motiviert und zeigt – in
Anbetracht dessen, dass sein Gegner 120 Kilo wiegt –
nun verstärkt seine athletische Seite, anstatt auf Kraft
zu setzen. Unter großem Geschrei gibt es einen Double
Jump Moonsault. Dann wagt es Howard sogar, ein Pin-Versuch
gegen Switzenberg zu unternehmen…doch mit großer
Wucht kickt Darragh in gewohnter Manier schon bei Eins aus.
Trotzdem
ist der Intercontinental-Champion nicht sofort am Drücker.
Er muss – was für ein Affront! – hier
richtig kämpfen. Nur kurzzeitig stellt er die Dominanz
wieder her, doch dann kontert Howard einen Suplex in einen
Tornado DDT. Und steigt nochmal auf das Tope Rope, diesmal,
um von dort mit einer Flying Clothesline zu kommen. Doch beim
Absprung erwischt ihn Fleestedt, vom Apron kommend, mit einem
Schubser. Howard verliert die Balance, springt falsch ab. Und
segelt daneben.
Sofort
packt sich Switzenberg seinen Gegner nach der verkorksten
Landung. Er zieht den Vertebreaker durch. Qurashi und
Johansen – aufgebracht über den Eingriff –
versuchen noch, den Pin zu brechen, doch die von der anderen
Seite kommenden Switzivers’ler halten sie in einem
chaotischen Finish davon ab.
Sieg
für das Switziverse in einem Kampf, bei dem die
No-Name-Gegner richtig gut mithalten konnten. Während
sich die Sieger zurückziehen, gibt es Jubel und
Achtungsapplaus für das unterlegene Trio.
Sieger
durch Pinfall: Switziverse Unlimited!
Backstagebereich
der Halle in Oslo. Und da ist er schon, der eigentliche Täter
des Parkplatzes. Aber vielleicht gibt es hier auch gar keinen
Parkplatz. Und allein deshalb schon fühlt Alex sich sicher,
der seine Maschine ruhig abstellt und, vollbeledert wie er halt
ist, langsam in Richtung Halle geht. Glaubt er zumindest.
Mac Müll:
„Alex!“
Es scheint fast
verrückt, wie oft der mittlerweile 125-Jährige
Interviewer der GFCW und Alex aufeinandertreffen. Und Mac wirkt,
als habe er unbequeme Fragen im Portfolio.
Alex:
„Mac, ich...“
versucht er die
Ausflucht, die jeder unter 50 wählen würde. Aber Mac
Müll, selbst ja keiner in dieser Range, lässt ihm keine
Wahl. Und nicht locker.
Mac Müll:
„Du hast zur letzten Show deinen Bruder ziemlich
angezündet. Und dann gegen PJ Smidt gewonnen, nur um zu
zeigen dass du trotzdem Angst vor Aya hast. Was sagst du dazu?“
Alex
nimmt sich die Zeit, den Kopf zu schütteln und den Stress,
den er möglicherweise in dieser Situation hat, gleich mit
loszuwerden. Erst dann richtet er sich ein wenig die Haare und
schaut gen Mac Müll.
Alex:
„Was soll ich denn machen? Dass er sich nicht mit den Hasen
anlegen sollte, weiß er ja selbst.“
Mac Müll:
„Aber die Hasen waren doch gar nicht das große
Problem....eher war es Tyler, der sich gegen alle gewandt hat.“
Alex schüttelt
den Kopf und drückt damit noch einmal aus, wie unsinnig er
die Frage findet. Dann aber rafft er sich doch auf, zu antworten,
denn ein Leerlauf bringt ja auch niemandem was.
Alex:
„Tyler hat für sich eine Entscheidung getroffen. Und
so sehr wie er auch blutsverwandt sein mag, ist er doch ein
HALBbruder. Mein Vater hat ihn weit vor mir gezeugt, aber eben
mit einer komplett anderen Mutter, deren Güte ich selbst hab
nicht mehr erleben dürfen.“
Nun ist es Mac,
der sich kurz schütteln muss, ehe er nachsetzt.
Mac
Müll: „Das mag ja alles sein und doch ist das doch
irgendwie falsch, findest du nicht?“ Alex:
„Finde ich nicht. Wir alle, die wir ein Leben leben,
dürfen, ja müssen wir Entscheidungen treffen. Ob die
dann unseren Mitmenschen gefallen ist halt einer dieser Punkte,
wo man streiten kann. Es gab schon so viele Hausfrauen und
-männer, die sich einen Weg aus ihrem Desaster gewünscht
hätten.“
Mac schaut ein
wenig irritiert.
Mac Müll:
: „Und?“
Alex:
„Kennst Du die Arbeitslosenquote? Es ist eben nicht jeder
seines Glückes Schmied....aber man kann verdammt viel selbst
dazu beitragen, dass es ihm oder ihr gut geht. Wenn Daniel meint,
dass ihm guttut, was er da tut – was definitiv nicht der
Fall ist – bin ich der letzte, der die Möglichkeit
sieht, ihn zu bremsen. Mal abgesehen davon, dass das auch gar
nicht meine Aufgabe ist, Halbbruder hin oder her.“
Mac
Müll nickt langsam. Scheint, als hocke man hier in einer
Sackgasse.
Mac
Müll: „Kommen wir kurz zu etwas anderem. Beim letzten
War Evening hast du ein fabelhaftes Match gegen PJ Smidt
bestritten, das ordentliche Kritiken bekam. Hiernach wu-“
Weiter
kommt Mac Müll nicht, denn Alex schüttelt den Kopf und
ist bereit, in den eigenen Schallwandler zu brüllen. Ja,
brüllen.
Alex:
„Hör mal, Mac! Mich interessieren irgendwelche scheiß
Kritiken nicht! Wer sind diese Leute, dass sie meinen, Kämpfe
bewerten zu müssen? Kämpfe, bei denen es um weit mehr
als nur kämpfen geht?! Ich meine, schau dir an, was nach dem
Match pass-“
Die Kamera fängt
dann eher zufällig Aya und Jay Taven ein die zufällig
wohl an der Szenerie vorbei kommen. Der Wuppertaler der dieses
bemerkt bleibt beiläufig stehen, lehnt sich mit der Schulter
entspannt gegen die kühle Wand. Seine Arme sind locker vor
der Brust verschränkt, sein Blick neutral. Er nimmt keine
aktive Haltung ein – kein provokantes Lächeln, keine
Grimasse, keine Mimik, die Aufsehen erregen würde.
Doch genau das
macht ihn auffällig.
Er beobachtet.
Hört zu. Still. Regungslos.
Seine bloße
Präsenz reicht aus, um eine latente Spannung zu erzeugen.
Doch dann…
Jay Taven ist
das komplette Gegenteil.
Er
kann einfach nicht anders – diese Gelegenheit ist zu
verlockend. Ein breites,
fast diabolisches Grinsen
breitet sich auf seinem Gesicht aus, während er auf Alex
deutet, dann auf Aya.
Mit
übertriebener Gestik
stellt er einen deutlichen Kontrast dar:
Aya:
Er hebt die Arme, ballt die Fäuste, präsentiert ihn
als einen starken,
unerschütterlichen Kämpfer,
als einen Mann, der sich nicht über belanglose Dinge
aufregt.
Alex:
Und dann – pure Verhöhnung.
Taven
beginnt, kindische
Gesten
zu machen, um Alex lächerlich wirken zu lassen:
Er
reibt sich übertrieben mit den Fingern die Augen, als würde
er weinend
schluchzen.
Dann
steckt er seinen Daumen
in den Mund,
wackelt dabei mit dem Kopf, als wäre Alex ein kleines,
verzogenes Kind.
Er
macht übertriebene Schmollmündchen,
zieht eine jammernde Grimasse, während er mit den Händen
so tut, als würde er einen imaginären Schnuller
halten.
Er
geht ein paar Schritte nach vorn, tänzelt leicht, als ob er
ein bockiges
Kleinkind
wäre, das gerade einen Wutanfall bekommt.
Schließlich
wirft er theatralisch die Arme in die Luft, schüttelt
übertrieben den Kopf und zeigt mit dem Finger immer wieder
auf Alex – so, als würde er sagen: „Guckt
euch diesen Heulsusen-König an!“
Das Ganze dauert
einige lange Sekunden, während Alex offensichtlich mit Wut
und peinlicher Berührung zu kämpfen hat.
Plötzlich –
ohne ein Wort – stößt sich Aya ruhig von der
Wand ab.
Sein
Blick verändert sich nicht, seine Haltung bleibt locker,
aber entschlossen.
Ohne Hast, ohne Eile – einfach ein
Schritt nach dem anderen.
Er
verlässt
die Szene.
Kein Kommentar. Keine Reaktion auf Taven.
Einfach gehen.
Doch Jay bemerkt es nicht sofort.
Er
ist viel
zu sehr in seinem Spiel vertieft,
geht immer weiter in der Verhöhnung auf, fügt noch eine
theatralische
Heul-Geste
hinzu, stampft mit dem Fuß auf, als würde er einen
Trotz-Kleinkind-Anfall
nachstellen.
Aber
dann – der
Moment der Erkenntnis.
Er
schaut kurz zur Seite, offensichtlich auf der Suche nach einer
Reaktion von Aya. Doch… Aya
ist weg.
Jay blinzelt, seine Miene gefriert für einen
Sekundenbruchteil in überraschter Verwirrung. Dann –
ein kurzer, fast hektischer Blick nach hinten.
Tatsächlich. Aya ist schon einige Schritte entfernt.
Sofort
setzt sich Jay in Bewegung, seine Verspieltheit in diesem Moment
etwas
verflogen.
Mit schnellen Schritten eilt
er hinterher,
sein Grinsen schwindet, während er sich beeilt,
wieder an Ayas Seite zu sein.
Die
Kamera verweilt noch einen Moment auf Alex, der sich das Ganze
sichtlich
auf die Zunge beißen muss. Als er sich zu Mac Müll
umdreht, ist der Chefinterviewer der GFCW verschwunden; als Alex
den Blick wiederum dreht, ist auch Jay Taven genausowenig mehr zu
sehen wie zuvor Aya.
Quo
vadis, Alex
Irgendwo
Backstage hat eine Kamera nichts besseres zu tun als sich aus
einem leeren Raum zuzuschalten. „Leerer Raum“ heißt
dabei ausdrücklich, dass keine Personen sich in ihm
befinden, möbliert ist er schon, mit ein paar Tischen, ein
paar Stühlen, einem Projektor für Präsentationen,
Schränke mit irrelevantem Inhalt und ein paar Bildern von
diversen Künstlern, die im Oslo Spektrum Konzerte hatten an
den Wänden. Alles schön und gut, nur eigentlich für
eine Wrestlingshow nicht weiter spannend. Unterhaltungswert wie
der oft zitierte umgefallene Reissack in China. Grund genug sich
zu fragen, warum überhaupt eine Schaltung hierhin erfolgt
ist, wäre da nicht noch etwas anderes im Raum, das beim
ersten Blick kaum auffällt, auf den zweiten Blick jedoch
völlig Fehl am Platz scheint. Es hängt nämlich
eine Flagge im Raum.
Das
ist ja nun an und für sich nicht ungewöhnlich, doch
diese Flagge gehört eigentlich nicht nach Oslo, sondern nach
Teneriffa und noch genauer gesagt gehört diese Flagge zu La
Orotava. Was die Frage aufwirft, warum sie hier hängen mag.
Einen Grund wird es ja haben und vielleicht hängt dieser
Grund ja mit der Kameraschaltung an sich zusammen. Grund genug
für die Kamera auf jeden Fall noch einen Moment auf Sendung
zu bleiben, ob sich etwas tut.
...Tatsache!
Die Tür öffnet sich! Überraschung!
Mit
übertriebener Vorsicht lugt der Kopf einer unbekannten Frau
ins Zimmer, die man gemeinhin wohl sehr attraktiv nennen würde.
Tiefschwarzer Pony, blaue Augen, asiatische Gesichtszüge,
genauer gesagt japanische. Was natürlich nicht heißt,
dass sie Japanerin sein muss, sie könnte gut und gerne aus
La Orotava stammen. Natürlich ist sie kein Dullahan, zu
ihrem Kopf gehört ein Körper, der nur bisher von der
Tür verdeckt worden ist. Jetzt aber betritt sie den Raum,
was es ermöglicht sie in ihrer ganzen Pracht zu bewundern.
Ein fitter Körperbau mit dezenter Sanduhr-Ästhetik,
umsprudelt mit seidenschwarzem Haar bis auf den Boden, dessen
Innenseite ist als Kontrast zum Schwarz des Ponys und der
Hinteransicht blondiert ist, gehüllt ist sie in ein schickes
Minikleid. Ihre Bein- und Fußpartie ist gänzlich
unverhüllt. Anders gesagt gewisse optische Parallelen zu den
Frauen, die Monica Shade für das Casting „Perlen für
die Säue“ von der Lerbitz Performance Group
mitzubringen pflegt.
Nur
ist weit und breit keine Monica Shade zu sehen. Die unbekannte
Dame ist alleine da und schreitet nun ungeniert durch das Zimmer,
alles anfassend und überprüfend, was ihr ins Auge
fällt. Die Vorsicht, mit der sie in den Raum geguckt hatte,
ist wie weggefegt. Der Umstand, dass sie hier vor einer laufenden
Kamera steht, scheint sie nicht im Geringsten zu stören. Was
wohl in dieser Schrankschublade ist? Einfach aufziehen,
reingucken, durchwühlen, ob was Interessantes darin ist.
Warum war sie dann überhaupt zunächst so vorsichtig?
Eine Frage, die warten muss, es dringen nämlich Stimmen aus
dem Flur ins Innere, die sie hellhörig werden und ein
unbedarftes Gesicht aufsetzen lassen.
Die
Tür springt auf. Ein Mann tritt in den Raum. Er sieht extrem
bescheuert aus.
Es
ist also Maximilian Lunenkind.
Seine
heutige Idee, um sich der "Perle des Tages" sympathisch
zu machen besteht anscheinend daraus, sich von der an der Wand
hängenden Flagge inspirieren zu lassen. So ist er komplett
in einen brauen Anzug gekleidet, braune Schuhe, aber auf seinem
Kopf sitzt eine absurd voluminöse Perrücke, deren
Stränge wie Blätter aussehen. Er versucht, dem Baum auf
der Flagge nachzueifern, nur dass seine Blätter nicht grün
sind, sondern pink, im Sinne des Greatest Pigster, über
dessen Niederlage und unrühmliches Auftreten im Main Event
der letzten Episode er mit Sicherheit kein Wort verlieren wird.
Wenn
der Pigster gewinnt, ist er der Pigster. Wenn der Pigster
verliert, ist er Lunenkind.
Hinter
Lunenkind schreiten zwei weitere Männer in den Raum. Einmal
Lorenz, gleichermaßen nervös wie geknickt. Nervös,
weil sein neuer Boss ein weitgehend von Moral befreiter
Pragmatiker ohne Empathie für ihn zu sein scheint und er
noch nicht sicher ist, ob sein Einschleimen funktioniert.
Geknickt, weil er zwar noch nicht weiß, wie diese neue von
Monica Shade vermittelte Frau ihm das Leben schwer machen wird,
aber er geht einfach mal davon aus, dass sie das tun wird - wird
schon stimmen.
Das
Sprachrohr ist das Sprachrohr. Nur sein Mund liegt frei, das
Kostüm sieht aus wie immer, deshalb ist es schwer, dem nicht
sonderlich großgewachsenen Mann irgendeine Emotion
anzudichten.
Zur
Begrüßung der jungen Dame streckt Lunenkind den Rücken
durch und hält die Luft an. Lorenz stiert über den Rand
seiner Gucci GG1870O mit ihrem unverwechselbaren Design und dem
Ruf für Qualität und Raffinesse zu seinem
Geschäftspartner herüber. Das Herren-Modell begeistert
mit erstklassiger Verarbeitung und stilsicherem Look. Die eckige
Form der Vollrandfassung verleiht weichen Gesichtszügen mehr
Kontur und schafft ein prägnanteres Aussehen.
Lorenz:
"Was machst du da?"
Das
Sprachrohr: "Photosynthese. FAKT!"
Lorenz:
"Das kann er mir nicht selbst sagen?"
Das
Sprachrohr: "Bäume sprechen nicht. FAKT!"
Lorenz:
"Er ist kein Baum."
Das
Sprachrohr: "LÜGE!"
Lorenz:
"Und das weißt du woher?"
Das
Sprachrohr: "Er hat es mir gesagt und Herr Schweinemann lügt
nicht. FAKT!"
Lorenz:
"Wenn er also geredet hat, kann er kein Baum sein."
Das
Sprachrohr: "FAKT!"
Lorenz:
"Und braucht man für Photosynthese nicht auch
Sonnenlicht?"
Das
Sprachrohr: "FAKT!"
Lorenz:
"Also ist er-"
Mitten
im Satz beschließt Lorenz, dass es keinen Zweck hat, das
weiter auszudiskutieren. Er piekt Lunenkind, der nach dem
längeren Luftanhalten mittlerweile puterrot geworden ist,
was seinen Kopf dunkler macht als seine Perrücke, in den
Bauch, sodass dieser überrascht keuchend nach Luft schnappt.
Mit der Miene eines Mannes auf dem Weg zum Galgen richtet sich
Lorenz an die Dame, die dieses Schauspiel mit angemessener
Verwirrung begutachtet hat.
Lorenz:
"Und du bist...?"
Die
Angesprochene ergreift unterwürfig Lorenz Hand und schüttelt
sie noch unterwürfiger. Nicht zu lang, um aufdringlich zu
wirken, aber lang genug, dass dieser die Wärme ihrer Hände
spürt – oder ihre Kälte, je nachdem.
„Wer
ich bin? Eine Frau, die allzu gern eine Perle für die Säue
wäre.“
Sie
zwinkert und lächelt Maximilian Lunenkind ehrfürchtig
entgegen.
„Was
wohl nur allzu selbstverständlich ist, wer wäre nicht
gern ein Teil der famosen Lerbitz Performance Group? Alleine
schon das namengebende Oberhaupt spricht für sich selbst.
Entrepreneurin Lerbitz ist eine der großen Visionärinnen
und Respektpersonen unserer Zeit.“
Das
Sprachrohr: „FAKT!“
„Dann
der Trainer für den Lerbitz Performance Group Förderkader…
Robert Breads! Der Mann, der so erfolgreich und berühmt und
trotz seiner langen Jahre im Wrestling noch immer zu großen
Leistungen fähig ist. Er ist der Mann, von dem die Ayas und
Jasons dieser Welt träumen, dass sie es wären.“
Das
Sprachrohr: „FAKT!“
„Als
Talent Scout die „Long Island Leopardin“ Monica
Shade, die einzige Frau in der Geschichte von WFW, die im
Einzelwettbewerb alles gewonnen hat, was gewonnen werden kann.“
Das
Sprachrohr: „FAKT!“
„Noch
dazu verfügt die Lerbitz Performance Group über das
grandioseste Schweineduo aller Zeiten: die zum Kuscheln
einladende Lady Rosi und den kultigen früheren Tag Team
Titelträger, den Greatest Pigster!“
Das
Sprachrohr: „FAKT!“
„Nicht
zu vergessen die schon jetzt am häufigsten zitierte Entität
der GFCW Geschichte: Das Sprachrohr!“
Das
Sprachrohr: „FAKT!“
„Obendrein
den kommenden, zweifachen GFCW World Champion Aiden Rotari und zu
guter Letzt… einen der klügsten Köpfe in der
Geschichte des Marketing, der sicherlich keine Monica Shade
braucht, um das Casting einer glänzenden Perle durchzuführen
und diese unter Vertrag zu nehmen… Sie, Herr Lorenz.“
Die
Bienen mussten Überstunden schieben, um all dem Honig
herzustellen, den die noch immer namenlose Unbekannte der Lerbitz
Performance Group gerade um die Mäuler geschmiert hat.
Lorenz:
"Wahnsinn. Da hat Miss Shade doch tatsächlich
ausnahmsweise einmal eine junge Dame mit einem realistischen
Weltbild zu uns gebracht."
So
angetan war Lorenz nichtmal von Quinn, was nur wieder zeigt, wie
oberflächlich er eigentlich ist - was gleichermaßen
aber nicht bedeutet, dass er das Geschäft vergisst. An
erster Stelle stehen immer die Zahlen.
Lorenz:
"Sie scheint sehr vernünftig und bodenständig,
findet ihr nicht auch?"
Das
Sprachrohr: "FAKT!"
Maximilian
Lunenkind: "Ich vermisse Lady Rosi."
Das
ist kein Widerspruch, als wertet es Lorenz als Zustimmung. Mit
einem widerwärtig schleimigen Lächeln blickt der Mann
zu seiner Besucherin.
Lorenz:
"Darf ich fragen, mit welcher sicherlich hochgradig
vermarktbaren und überaus talentierten Wrestlerin wir es
hier zu tun haben?"
„DAS
wüsste ich jetzt auch gern.“
Eine
Stimme aus dem Türrahmen. Was nichts damit zu tun hat, dass
der Türrahmen plötzlich ein Eigenleben entwickelt und
eloquent geworden wäre und dafür alles damit, dass sie
nun doch hier ist: Monica Shade. In den Augen der Long Island
Leopardin funkelt ein vom Zorn genährter Glanz.
Monica
Shade: „Die eigentlich für heute geplante Perle ist
sie nämlich auf jeden Fall nicht.“
Tatsache!
Als Monica ins Zimmer tritt und eine wild zappelnde Lady Rosi
zurückhalten muss, auf dass diese sich nicht auf die
Unbekannte stürzt, da wird hinter Monica eine andere Frau
sichtbar. Athletischer Body im eng anliegenden, luftigen Dress
mit kurzen, klobigen Stiefeln, ein dichter, gradliniger,
buschiger Pony auf der Stirn, Haarband auf dem Schopf und langer
Flechtzopf hinten im braun-weiß gemischten Farbschema –
Kenner des WFW Developmental Programms erkennen die junge Frau
als Diana Rolando, eine in der Tat aus La Orotava stammende
Spanierin, der seit nunmehr knapp 6 Jahren großes Talent
nachgesagt wird, ohne dass es den großer Karriereschritt
hin zur gestandenen Wrestlerin bereits gegeben hätte. Diese
bleibt aber zunächst im Hintergrund, während Monica an
die Unbekannte herantritt und Lady Rosi aggressiv mit der Nase
vorschnellt, um diese sachte anzustupsen.
Monica
Shade: „Vielmehr hat dieses unverschämt attraktive
Weibsstück mich vorhin abseits der Kameras angesprochen und
ausgiebig ausgefragt wo der heutige Treffpunkt für das
„Casting für die Säue“ ist, um mir dann
mitzuteilen, dass dieser Raum heute leider anderweitig gebraucht
werden würde und dass ich mit meiner Perle beim Catering
warten sollte, wenn diese eintrifft… was mir dann aber
komisch vorkam, weil zur verabredeten Zeit niemand gekommen
war...“
Die
Angesprochene lächelt unschuldig wie selbstbewusst.
„Das
war doch keine Lüge? Der Raum hier wird schließlich in
der Tat für etwas anderes gebraucht als für das Casting
einer eurer Perlen. Und zwar wird er für mein Casting
benötigt.“
Sie
blickt mit kaltem Lächeln zu Lady Rosi, die augenblicklich
aufhört sie anzustupsen.
„Im
Netz kennen mich meine treuen Patrons, die sich mir zuliebe nur
allzu gern von ein bisschen Geld trennen, bereits als „Miss
Eternity“… aber ihr dürft mich auch gern „The
Aion“ Miria Saionji nennen, wenn euch dies besser gefällt.“
Bei
der Erwähnung, dass sich im Netz Patrons ihr zuliebe von
Geld trennen blickt sie bedeutungsschwer in Richtung Lorenz,
dieser Aspekt dürfte bei ihm offene Türen einlaufen.
Lorenz:
"In erster Linie würde ich dich gerne als wundervolle
Kandidatin bezeichnen!"
Ein
immer breiter werdendes Lächeln schleicht sich auf das
Gesicht von Lorenz, und er macht sich nicht die Mühe, es
verhehlen zu wollen. Sie hat also nicht nur die seiner Meinung
nach "richtige" Welt-Ansicht, sie bringt schon eine
erwiesenermaßen zahlungsfähige Fanbase mit UND -
vielleicht das Wichtigste von allen - sie hat Monica Shade ein
Schnippchen geschlagen?
Maximilian
Lunenkind: "Aber Lady Rosi hat eine andere Kandidatin im
Kopf."
Das
Sprachrohr: "FAKT!"
Lorenz:
"Wir müssen das tun, was für die LPG am Besten
ist."
Das
Sprachrohr: "FAKT!"
Maximilian
Lunenkind: "Es wäre ziemlich unfair, der Haarband-Frau
keine Chance zu geben."
Das
Sprachrohr: "FAKT!"
Lorenz:
"Fairness wird uns nicht reich machen."
Das
Sprachrohr: "FAKT!"
Grübelnd
tippt sich Lunenkind an Kinns, während er hilfesuchend Lady
Rosis Rat sucht. Deren "Blick" ist auf Diana gerichtet,
was der Mann, der hinter dem Greatest Pigster steht, wohl als
Zeichen interpretiert.
Maximilian
Lunenkind: "Ich finde die Haarband-Frau sollte sich dazu
äußern!"
Die
Spanierin steht ein bisschen unsicher da, ein Bein nervös
hinter das andere gesetzt und die Hände ineinander reibend.
Dann lässt sie einen großen Seufzer raus.
Diana
Rolando: „Tja… wo soll ich anfangen? Also erst mal
bin ich nicht „Haarband-Frau“, ich heiße Diana
Rolando, bin seit frühester Kindheit eine Freundin von
Kampfsport aller Art, nun seit ein paar Jahren im Wrestlingring
unterwegs und hab viel gelernt, meinen wirklichen Weg geschweige
denn Platz im Wrestling aber noch nicht gefunden und dachte mir
ein Tapetenwechsel könnte da helfen.“
Ihre
tiefgrünen Augen wandern umher ohne allzu lang auf einer der
anwesenden Personen zu verweilen.
Diana
Rolando: „Irgendwie empfange ich hier aber jetzt eine Menge
widersprüchlicher Signale. Hier einladend, da ablehnend. Ich
weiß nicht ob das so eine „Good Cop, Bad Cop“
Nummer sein soll oder ob ihr hier abweichende Vorstellungen davon
habt, was ihr eigentlich wollt – und ob der eigentliche
Trainer nicht was ganz anderes will ist ja noch mal ne ganz
andere Frage. Habt ihr je Robert Breads gefragt, welche Art von
Talent er überhaupt gern betreuen würde? Oder ist das
gar nicht wichtig, weil er ausgetauscht wird, wenn die Talente
nicht das leisten, was sich die Chefin vorstellt?“
Die
Frage wer bei der Lerbitz Performance Group eigentlich welche
Kompetenzen in Sachen Entscheidungshoheit hat, ist durchaus
berechtigt. Wer das letzte Wort hat, das ist klar und dass Aiden
Rotari sofort in eine Machtposition erhoben wurde auch, doch
dahinter ist es ein gutes bisschen weniger klar.
Diana
Rolando: „Aber im Endeffekt ist das alles nicht mein
Problem und dennoch eine Chance für mich. Ich gebe gerne zu,
ich habe noch nie von einer „Aion“ Miria Saionji
gehört, aber das muss ja nichts heißen. Und als
Kämpferin scheue ich eine ordentliche sportliche
Herausforderung ohnehin nicht. Besonders nicht gegen jemand, die
anderer Leute Castings kapert. Nichts für ungut, aber so ein
bisschen habe ich das gewisse Bedürfnis dieser unverschämten
Vordränglerin ihr unverschämtes Grinsen aus der Visage
zu schlagen.“
Wie
aufs Stichwort wird Mirias Lächeln ein Stück breiter.
Doch dann verschwindet es urplötzlich als Monica sie mit
scharfen Blick ansieht.
Monica
Shade: „Das geht mir ähnlich. Wie ich heute schon mal
im anderen Kontext sagte: Ich will hier weder Probleme haben,
noch Probleme machen, sondern einfach nur schöne Zeit mit
dem Greatest Pigster verbringen. Aber wenn ich auch schon sonst
nicht mit viel übereinstimme, was Aiden Rotari so sagt und
macht, so hat er doch mit einer Sache recht:
Wenn
man zu den Topleuten dieses Sports gehört, so wie er und
ich, dann kann man es nicht einfach hinnehmen, wenn jemand
versucht sich auf unsereins Kosten einen Namen zu machen. Nein,
gegen solches Verhalten muss man vorgehen.“
Das
Sprachrohr: „FAKT!“
Womit
Monica nun selbst Miria auf die Pelle rückt, anstatt sie nur
von Lady Rosi immer wieder mal anstupsen zu lassen.
Monica
Shade: „Nur um es gesagt zu haben: nur weil ich nett und
umgänglich bin, heißt das nicht, dass ich dumm bin und
Lady Rosi ist es schon gar nicht.“
Das
Sprachrohr: „FAKT!“
Lady
Rosi nickt bestätigend.
Monica
Shade: „Lady Rosi hatte mich gewarnt, dass an dir was faul
ist, aber ich ging davon aus, dass niemand so dämlich sein
würde mir dreist ins Gesicht zu lügen und habe dir
daher Glauben geschenkt. Aber du hast
mich
angelogen.“
Unschuldig
führt Miria den Finger zum Mund.
Miria
Saionji: „Habe ich das? Oder hast du einfach nur etwas
falsch verstanden? Gucken wir doch auf den Videobeweis!“
Ihr
Finger wandert vom Mund bedeutungsvoll in die Luft.
Miria
Saionji: „Ach ja, richtig, es gibt ja gar keinen
Videobeweis. Sowas Dummes aber auch.“
Das
Sprachrohr: „FAKT!“
Monica
sah schon vor der faktischen Bestätigung des Sprachrohrs
ziemlich angepisst aus, doch das „FAKT“ lautstark zu
hören hat dies nur noch einmal massiv potentiert.
Monica
Shade: „Ich würde dich ja jetzt eigentlich gern selber
einem Härtetest im Ring unterziehen. Doch muss ich leider
zugeben, dass Diana hier durch deine Masche noch dümmer
dasteht als ich. Ist ja immerhin ihr Casting, das jetzt komplett
aus dem Ruder gelaufen ist. Von daher bin ich bereit ihr damit
den Vortritt zu lassen dir Manieren einzubläuen.“
Miria
Saionji: „Also ich, „Miss Eternity“ Miria
Saionji gegen das „Ewige Talent“ Diana Rolando…
das ist ja praktisch ein Freilos für mich. Danke schön.“
Diana
Rolando: „Freundliche Warnung: Hochmut kommt vor dem Fall.“
Die
Blicke der drei Frauen zueinander knistern so sehr, dass sie
gefühlt ein E Auto aufladen könnten.
Lorenz:
"Wunderbar!"
Der
Marketing-Mensch klatscht in die Hände und postiert sich -
wenig subtil, dafür mit umso mehr Überzeuging in der
Stimme - direkt hinter Miria.
Lorenz:
"Ich werde sogleich Entrepreneurin Lerbitz kontaktieren,
damit sie mit dem Office spricht und wir dieses Match festmachen
können. Ich denke, Miria hat diese große Chance
zweifelsfrei verdient."
Das
Sprachrohr: "LÜ-"
Maximilian
Lunenkind: "Und natürlich Diana."
Lorenz:
"Wer?"
Maximilian
Lunenkind: "El
Oponente."
Lorenz:
"Ah, ja. Die auch, natürlich."
Monica
Shade: „Stichwort „Chance verdienen“…
wie steht es um den Bericht des Elfenexperten? Elin Montero hat
nämlich meiner Meinung nach auch eine Chance verdient. Guckt
man über den Tellerrand hinaus, war sie übrigens in
ihrem ersten Match im Tournament of Honor siegreich – Milly
Vermillion ihrerseits ebenso, das nur mal so nebenbei.“
Sowohl
Monicas Augen als auch Lady Rosis Augen sind auf Lorenz
gerichtet.
Monica
Shade: „Es gibt
doch einen Elfenexperten, der an einem Bericht arbeitet?“
Nach
diesem Erlebnis mit Miria scheint in Monicas Kopf die
Gehirnregion, die für "kritisches Denken"
zuständig ist, aktiviert worden zu sein.
Lorenz:
"Selbstverständlich. Und wir werden-"
Maximilian
Lunenkind: "-ihn bei der nächsten Show mitbringen!"
Lorenz:
"Wenn-"
Das
Sprachrohr: "FAKT!"
Mit
einem besiegten Seufzer beugt sich Lorenz. Er kann nicht jeden
Kampf gewinnen.
Lorenz:
"Genau das wollte ich auch sagen."
Einige
Tage nach der Show in Frederiksberg
Wir befinden uns
an einem Ort, den wir gut kennen. Im Normalfall ist das ein
fremder Ort, der immer mal wieder zum Gastschauplatz in dem
GFCW-Geschehen ist. Aktuell jedoch, ist die GFCW-Gast im
Wirkungsraum dieses Ortes. Und auch wenn die GFCW bisher noch
nicht in diesem Land war, ist es von den Standorten der
vergangenen Shows nicht weit bis hier hin.
Wir sind auf
Asks Insel. In Schweden.
Und damit
nochmal: normalerweise muss Ask eine recht lange Reise aufnehmen,
um hier her – in seine Heimat – zurückzukehren.
Aktuell hat er es da deutlich entspannter, was auch bedeutet,
dass er recht häufig hier ist. Und wenn das so ist, dann
wieso nicht, wie in den guten alten Zeiten, sein Domizil abermals
aus Ausgangspunkt dafür nehmen, um zu sagen, was er zu sagen
hat.
Wir sehen Ask,
wie er inmitten der wunderschönen Natur Schwedens steht. Das
Bild setzt ein, indem Ask die Kamera in die besagte Natur hält,
diese für einige Minuten draufhält. Wir sehen den
idyllischen See, der die Insel umschließt; wir sehen die
hohen Bäume, die Sträucher und Büsche; wir hören
die Vögel und spüren die Frische der Luft, auch, wenn
wir sie nur durch die Kamera erahnen können. Und
schließlich, dreht Ask die Kamera zu sich.
Und er hat ein
Strahlen auf dem Gesicht. Für einen Moment strahlt er eine
Zufriedenheit aus, die er aus seiner Heimat hier gewinnt. Hier
ist Ask Mensch, hier darf Ask sein. Er liebt es hier, er lebt
hier. Das ist seine Welt. Hier ist jedes Jahr, das Jahr des
Hirsches.
Doch dann, als
die bittere Realität einsetzt, vergeht das Strahlen. Den Ask
mag aktuell der mächtigste Mann der GFCW sein, aber das
bedeutet auch, dass Ask gerade der Mann ist, auf den es alle
abgesehen haben. Und „alle“ bezieht sich aktuell vor
allem auf Luna Rosario und Aldo Nero. Naja… und James
Corleone natürlich.
Ask
Skógur: „Egal, wie mies es da draußen läuft.
Hier ist alles gut.“
Offenbar denkt
Ask nun auch nochmal laut genau das, was man ihm gerade ansehen
konnte.
Ask
Skógur: „Ich wusste auf was ich mich einlasse. Der
Gürtel um meiner Schulter ist eine Zielscheibe, jeder will
ihn und jeder tut das, was er tun muss, um ihn zu kriegen. War
bei mir nicht anders.“
Ask atmet tief
durch. Die Luft schmeckt gut und gibt ihm Kraft. Kraft, die er
schon sehr bald brauchen wird, gegen die beiden Gegner, um die er
sich zwangsläufig kümmern muss.
Ask
Skógur: „Luna Rosario. Aldo Nero. Und…
James Corleone? Ich habs vor zwei Wochen bereits gesagt. Der
GFCW-World Championship ist der wichtigste Preis der Liga und
dieses Sports. Und ich muss dafür sorgen, dass er nicht in
die falschen Hände gerät. Und dafür gibt es nur
einen Weg. Ich muss in die Schlacht ziehen und um ihn kämpfen.
Und wenn das meine Gegner sind, dann soll es so sein.“
Man merkt Ask
an, dass er sich in den Tagen zwischen den Shows viel Gedanken
macht. Erst war Luna Rosario seine Gegnerin, bis Aldo Nero deren
Match gestört und beendet hat. Dann schien es, als wäre
Aldo Nero sein Gegner, bis Luna Rosario kam und die Beiden
angegriffen hat. Ask wird nicht drum herumkommen und das einzige
tun müssen, was es hier zu tun gibt.
Beide bekämpfen.
Beide sind seine Gegner und beide lassen nicht locker.
Wieder schaut
Ask nun verträumt in die Natur. Er weiß, was er zu tun
hat und dieser Ort, seine Heimat, der gibt ihm Kraft, Wissen,
Erkenntnis.
Ask
Skógur: „Und ich werde kämpfen.“
Ask grunzt. Es
ist wohl nicht viel, was er hier zu sagen hat, aber das, was er
sagt, dass will er sagen. Das muss er sagen. Er ist der Champion
und er lässt sich weder von Luna Rosario noch von Aldo Nero
oder James Corleone und erst recht nicht von der schieren
Übermacht aller drei zusammen aus der Fassung bringen.
Er ist der
Kämpfer. Er ist der Champion. Er ist der Platzhirsch.
Und das ist das…
Warte…
Was ist das?
Ask schaut etwas
irritiert in die Ferne. Die Kamera ist dabei auf sich gerichtet,
sodass wir nicht erkennen können, was er sieht. Wir sehen
nur, dass von 0 auf 100 eine Panik in seine Augen schießt,
die wir selten gesehen haben, wenn überhaupt jemals zuvor.
Als würde sich Asks Leben in seinem letzten Moment auf Erden
vor seinen Augen abspielen, wird ihm sichtlich Angst.
Und ruckartig
rennt er los. Fast geistesgegenwärtig dreht er die Kamera
dabei doch etwas, sodass man den Grund für Asks mehr als
überdeutliche Unruhe sehen kann.
Rauch.
Rauch, der sich
über einem Hügel in die Luft ergibt.
Das
Aufnahmegerät zu verstauen, dafür ist nichtmal Zeit.
Vielleicht vergaß der Champion auch schlicht, dass es sich
noch in seiner Hand befindet, als er lossprintet. Das Rauschen im
Mikrofon, das Knacken der Schuhe auf dem bewaldeten Boden, der
schwere Atem, als Asks Lungen nach Luft verlangen… All
diese Geräusche begleiten das wackelnde, nicht mehr klar
ausmachbare Bild, als die Kamera in seiner Hand vor und
zurückschwingt. Gelegentlich, wenn der Arm nach vorne bewegt
wird, taucht einen Sekundenbruchteil die Rauchfahne in einer Ecke
des Sichtbaren auf, während sich noch etwas weiteres in die
Geräuschkulisse einmischt.
Ein Lachen.
Ein zufriedenes,
amüsiertes Lachen, dessen Stimmlage und Art Ask wohl leider
nur zu bekannt vorkommt.
Und während
sich die Schritte allmählich verlangsamen, stabilisiert sich
auch das Bild, das die ernste Mine des Champions von unten zeigt,
noch immer sichtlich vollkommen vergessend, dass er eigentlich
gefilmt hatte.
Als Ask nun aber
immer mehr realisiert, was hier abgeht oder zumindest WER hier
abgeht, scheint er sich sogar auf eine Art und Weise zu…
beruhigen?... als sei er zwischen Schock und Angriffsstellung
gefangen. Er versteht den Ernst der Lage und erkennt die Gefahr,
weiß wohl aber auch einzuschätzen, dass er jetzt nicht
unüberlegt handeln darf.
Ask
Skógur: „Du. Denkst du… das ist witzig?“
Luna:
„Eigentlich schon. Warum so in Eile? Dachtest du, es brennt
oder so?“
Aus dem noch
immer nicht sichtbaren Bereich der Szenerie erklingt die
vertraute Stimme der Frau, die mittlerweile bereits ihren dritten
Anlauf auf das höchste Gold im Wrestling erfolglos beenden
musste. Und die nach ihren Aktionen vor zwei Wochen mehr als nur
willig scheint, in Runde Vier einzubiegen.
Luna:
„Willst du nicht das Ding mal abstellen?“
Ein sehr tiefer
Atemzug, das typische „Gaaaaaaanz ruhig“-Atmen,
dringt aus Skogurs Kehle, während er sich wieder an den
Camcorder in seiner Hand zu erinnern scheint, bevor sich das Bild
langsam stabilisiert, als der Camcorder sichtlich auf einer
ebenen Unterlage abgestellt wird, vermutlich einem Stuhl, wenn
man sich so betrachtet, welches Bild sich nun endlich auch für
uns eröffnet.
Wir sehen eine
Hütte. Und das ist etwas, was wir hier überraschenderweise
noch nie gesehen haben. Ja, wo schläft Ask denn eigentlich,
wenn er hier ist? Wir haben bisher Höhlen gesehen, in
vergangenen Videos, wir haben schöne Flecke unter schönen
Bäumen gesehen und vieles mehr, aber offensichtlich gibt es
hier auch eine Hütte. Eine? Mehrere? Das weiß man
nicht und wenn es nach Ask geht, wird man das auch niemals
wissen. Allein schon, dass dieser Rückzugort im Rückzugsort
nun offenbart wurde, lässt es in ihm toben. Aber noch viel
schlimmer… vor dieser Hütte, befindet sich in der
bildschönen Abenddämmerung ein… Naja.
„Lagerfeuer.“
Eines, das
sichtlich überdimensioniert ist, was sicherlich keinerlei
Absicht war, um dem Champion mit einem suggerierten Brand einen
Schrecken einzujagen.
Luna:
„Willst du?“
Auf einem der
Campingstühle um das Feuer sitzend, streckt Rosario dem
Champion einen Stock entgegen, an dessen Spitze ein gebratener
Marshmellow steckt.
Von der
Gegenseite schießt ihr nur ein wortloser, eisiger Blick
entgegen, woraufhin Luna in einer Mischung aus Gleichgültigkeit
und Entschuldigung die Schultern zuckt und selbst ein Stück
der pappsüßen Masse mit den Zähnen abreißt.
Luna:
„Weischt du…“
Sie beginnt
schmatzend eine Pause einzulegen, in die Ask sofort reinfährt.
Mit einem
Grunzen. Einem WÜTENDEN, bestimmten, fordernden. Er will
wissen, was hier los ist. Aber viele Worte hat er nicht für
Luna übrig.
Spannend ist,
dass Ask abermals der WUT nicht verfällt. Ask ist, auch,
wenn er sich als Hirsch bezeichnet, mittlerweile durchaus selbst
zum Raubtier geworden, hier jedoch geht er nicht wild auf seine
Beute los, hier manifestiert er den Angreifer vielmehr, um nichts
falsches zu machen.
Aber falls
nötig, ist Ask gerade sofort zum Kampf bereit.
Ask
Skógur: „RUHE. Sprich. Was soll das hier?“
Luna:
„Offensichtlich möglichst mietfrei in deinen Kopf
einzuziehen, oder?“
Erneut beißt
sie von ihrer Süßigkeit ab.
Luna:
„Kickt´s schon?“
Nun, als Ask
Luna lange genug mit seinem Blick hypnotisiert hat, erlaubt er
sich für einen kurzen Moment die Gegend abzuscannen. Er
observiert, ob hier irgendwo irgendeine Falle lauert.
Luna:
„Och komm schon Ask, denkst du WIRKLICH, ich würde 2
Meter neben nem Feuer in nem Wald den großen Angriff
auffahren, damit wir am Ende alle mit Verbrennungen zweiten
Grades in ner Zelle wegen Brandstiftung sitzen?“
Erneut ein
Grunzen von Ask. Diesmal aber kein WÜTENDES, sondern eines,
was sinngemäß aussagt: „Ja… ja, das denke
ich.“
Luna:
„Fair enough.“
Es gibt einen
tiefen Schluck aus einer Bierflasche, welche in der Armlehne des
Stuhles platziert ist.
Luna:
„Willst du dich nicht setzen oder so?“
Sie weißt
auf einen der Stühle, in dessen Nähe sogar noch eine
Kühltasche steht.
Ask schaut zum
Stuhl. Dann wieder zu Luna. Und erneut zum Stuhl. Skeptisch,
zurückhaltend, aber ja – er lässt sich drauf ein.
Er hat in den
vergangenen Wochen etwas getan, was er oft getan hat. Das jüngste
Beispiel für eine vergleichbare Situation war Viggo. Er hat
Luna bis zu einem gewissen Grat vertraut. Er hat geglaubt, sie
hätte sich geändert oder zumindest, dass sie wohl auf
eine Art würdig und verdient wäre, ihn um seinen Titel
herauszufordern.
Vor zwei Wochen
haben wir gesehen, dass auch sie noch die verschlagene,
hinterlistige Schlange ist wie eh und je. Man könnte nun
meinen, dass Ask mal wieder darauf reingefallen ist, aber
inzwischen dürfte es wohl vielmehr so sein, dass es Ask
schlicht und ergreifend egal ist.
Die GFCW ist ein
Dschungel. Keine Freunde. Und so weiter. Ask nimmt, was er kriegt
und ob sich jemand den Titel verdient hat muss nicht zwingend
etwas damit zu tun haben, ob er nun gut oder böse ist.
Jedenfalls…
was auch immer. Luna ist hier und es sieht erstmal so aus, als
will sie nur spielen. Gut. Dann spielen sie.
Ask
Skógur: „Gut. Wenn du reden willst… dann
rede. Fangen wir doch… fangen wir doch bei der letzten
Show an. Ich werde dir jetzt sicher nichts vorheulen, dass du
mich angegriffen hast. So funktioniert das nun mal. Warum du mich
angegriffen hast… das interessiert mich mehr. Aber ich hab
da ne Vermutung… denn, wenn hier irgendjemand im Kopf von
jemanden ist… dann doch wohl Corleone… in deinem.“
Ask setzt direkt
den Finger drauf, denn auch, wenn hier keine Spur vom
Königsmacher ist. So haben wir heute erst gehört, was
seine Agenda ist. Zwist zwischen Ask und Luna ist gut für
Aldo und damit scheint er beim letzten Mal vollen Erfolg zu
haben.
James
Corleone muss nicht hier sein, um hier
zu sein.
Ask
Skógur: „Was du getan hast… das spielt ihm
und Aldo komplett in die Karten. Die wollen doch nur, dass wir
uns zerfleischen. Und ich weiß, wie unser Match ausgegangen
ist, das war übel. Aber bis wir uns nicht um das Problem
Aldo Nero gekümmert haben, werden wir da wohl auch keine
Chance auf ein würdiges Ende haben.“
Ask spricht
offen und direkt. Will er Luna hier irgendwie bekehren?
Tatsächlich passt das zum leicht naiven Ask Skógur.
Aber nein, das ist es nicht. Vielmehr scheint er Luna hier
vorhalten zu wollen, dass sie auf Corleone hereinfällt oder
zumindest genau das tut, was er sich erhofft.
Aufmerksam lehnt
Rosario sich in ihrem Stuhl nach vorne und blickt Ask, der immer
noch wachsam steht, aus weit geöffneten Augen an.
Luna:
„Ich spiele nach MEINEN Karten, Ask. Wenn das für den
Moment gut für Corleone ist… Bitte. I don´t
care.“
Ask
Skógur: „Hast du das damals auch gedacht, als er
gemeinsam mit The End Leviathan übernommen hat. Lässt
du dich tatsächlich wieder von ihm manipulieren?“
Luna:
„MANIPULIEREN?“
Ungläubig
weiten sich ihre Augen noch mehr, als sie Skogur anstarrt.
Luna:
„Danke für deine Fürsorge Ask, ich lehne sie
undankend ab. Ich weiß, das ist eigentlich so n bisschen
das Leviathan Playbook, dass alle, die gegen uns sind
irgendwelche manipulierten Schafe sind, aber du machst das gerade
echt ganz gut. Was hast du denn erwartet? Dass ich mich bei
Brainwashed bis drei auf die Matte lege, dir danach die Füße
küsse und dich anbete? Dass ich nach Brainwashed an deiner
Tür stehe und dir sage „Oh großer Champion, lass
mich dein Gefährte sein und gemeinsam Darth Corleone
besiegen“?“
Ask
Skógur: „Niemand hat das gesagt…“
Luna:
„Denkst du, ich will hier auf ewig bekannt sein, als das
kleine Mädchen von nebenan, das viel zu große Träume
hatte? Das auf die Schnauze gefallen ist. Denkst du ich will mir
auf ewig auf die Schultern klopfen lassen mit jaja wird schon
wieder. Denkst du ich will auf ewig meine Matches Leuten zeigen,
die dauernd enden mit wow was für eine Leistung von Luna
aber der Sieger ist XY? Ich bin es leid, Ask. Ich bin es einfach
nur leid.“
Ask
Skógur: „Spannende Worte. Wo hab ich die nur schon
mal gehört?“
Gut,
dass du fragst, Ask, die Stimme aus dem Off gibt Antwort: das war
so ziemlich genau das, was James Corleone bei Brainwashed zu Luna
gesagt hat. Sie ist die geborene Herausforderin. Luna sagt, sie
lässt sich nicht manipulieren und doch ist James Corleone
hier.
Ask
Skógur: „Luna. Du frisst ihm aus der Hand, merkst du
das nicht? Dieser Titel… ist die eine Sache. Ja, er ist
der große Preis und ja, wir alle kämpfen darum ihn zu
gewinnen und doch… gibt es etwas, das sogar noch wichtiger
ist, als er. Und wenn du das nicht hast, dann bist du seiner auch
nicht würdig. Und das ist, zu sich selbst zu stehen.
Als
ich gegen Aiden Rotari gekämpft habe… da hätte
ich mich selbst verraten können. Aber, wenn ich den Titel
nur dann gewinnen kann, wenn ich das tue, dann bin ich dieses
Titels nicht würdig. Und ich dachte, dass du genauso denkst.
Deshalb habe ich dich auch als würdig erachtet, aber
offenbar… habe ich mich getäuscht. DU. Du bist die
Heldin, das Vorbild für viele da draußen, Titel oder
nicht. Aber das scheinst du nicht zu erkennen. Das wirfst du weg
und dann sitzt du sitzt hier und machst dein Lagerfeuer, während
Corleones Masterplan aufgeht. SO wirst du nie Champion sein. So
bleibst du die ewige Herausforderin, die immer wieder gegen ihren
größten Feind verliert. Du selbst.“
Luna:
„Weißt du was, Ask? Nein. Einfach nur nein. Ich weiß
nicht, was in deinem Kopf vorgeht. James hatte Recht. Ich mag in
meiner Welt groß sein, aber das war´s dann auch.
Vorbild? Ask. Ich wollte nie ein Vorbild sein. Ich kann nie ein
Vorbild sein. Was soll ich den Leuten denn vorleben? Dass man
Rauchen sollte? Dass man sich mit Schmerzmitteln in die
Bewusstlosigkeit pumpt, nachdem man seinen Drogendealer live vor
10000 Leuten in nen Stapel Spritzen geworfen hat? Dass es geil
ist sein Leben mit einem Bein im Knast zu verbringen? Dass man
nen Mann heiratet, der seine Psychosen wechselt wie die
Unterhosen? Ask, das ist mein Leben. Es ist eines, das ich
manchmal hasse, oft liebe, eines, das bestimmt für viele das
richtige ist, für sehr viel mehr, ist es das nicht. Es hat
nen Grund, warum Leviathan entstanden ist. Und hey! Scheinbar…
was sie mir so rückmeldet ist Sam auch zufrieden mit mir als
Mentorin und Freundin. Aber es ist alles nur in diesem kleinen
Raum. Wenn ich wirklich das sein will… mehr sein will…
Ich kann kein Vorbild sein. Aber ich kann ein Champion sein. Und
Ask… weder Aldo noch James halten den Titel. Den Titel
hältst du.“
Ask reagiert
nicht. Tatsächlich kann man gerade nicht wirklich ablesen,
ob es Ask ernst ist oder ob er sich hier selbst daran versucht
Luna zu manipulieren… oder naja, besser gesagt, ob er
versucht, Corleones Manipulationen zu entgegnen. Aber wer Ask
kennt, der weiß, dass es vermutlich aufrichtig ist, was er
hier sagt und Luna bestätigt das mit ihren Worten.
Luna KANN ein
Champion sein, wenn sie ist, wer sie ist. Doch Luna steht sich
selbst im Weg und gibt sich ihrem selbstauferlegten Schicksal
hin. Sie glaubt nicht an sich, weil andere ihr einreden, dass sie
anders nicht funktioniert.
Eine
selbsterfüllende Prophezeiung. Gepredigt von James Corleone.
Er ist hier.
Ask
Skógur: „Tu, was du willst. Glaub, was du willst.
Wenn das deine Art zu kämpfen ist, dann kämpf und
scheitere aufs Neue. Mich kannst du weder damit einschüchtern
noch mit deinem kleinen Lagerfeuer oder mit einem Angriff, wie
vor zwei Wochen. Luna, Aldo, James… wer auch immer. Ihr
habt keine Chance, denn ICH weiß, wer ich bin und damit
wird mich niemand besiegen.
Und
solange du nicht weißt, wer du bist, dann hast du keine
Chance. Nicht jetzt. Niemals. Dann hat Corleone tatsächlich
recht.“
Luna:
„ES REICHT!“
Als wolle es die
Dramatik der Szene unterstreichen, flackert das Feuer im
Hintergrund einmal in einem Windstoß auf.
Luna:
„… es reicht. Ich werde nicht euer Spielzeug sein.
Nicht James´. Nicht deines. Nicht das von irgendwem, der
meint, ich wäre die große Heldin, obwohl sie mich
nicht mal kennen. Ich werde Champion sein.“
Ruckartig greift
sie neben sich und feuert die Flasche in Richtung des Champions,
der jedoch – permanent wachsam geblieben – galant zur
Seite tritt.
Ein
entschlossenes Grunzen, als wäre er bereit, für das was
jetzt kommt.
Luna:
„Und natürlich hast du Recht. Wir sind hier um dich
anzugreifen.“
Im
Hintergrund sieht man noch Samantha Grant und Scarecrow aus dem
Schatten heranstürmen, worauf Ask mehr als nur gefasst
reagiert, doch Lunas Großaufnahme, als sie herantritt, um
den Camcorder auszuschalten, ist das Letzte, was wir zu sehen
bekommen.