Aiden Rotari: "Ich bin nicht hier, um euch vom Bösen zu erlösen. Aber ich bin hier, um euch in Versuchung zu führen."


Das Beschäftigen mit Rasmus Rantenen hat eindeutig seine Spuren beim ehemaligen World Champion hinterlassen.


Aiden Rotari: "Euch drei. Aldo Nero. Ask Skógur. Luna Rosario."


Wir befinden uns in einem Hotel-Zimmer, wo Rotari sich selbst mit einer Steady-Cam - vermutlich einfach sein Smartphone - filmt. In welchem vermutlich norwegischen Hotel wir uns befinden ist ob der bloßen Einrichtung des Zimmers nur schwer zu sagen. Es liegt außerdem kein einziger persönlicher Gegenstand herum. Es ist alles neutral, beinahe klinisch, nichtssagend.

Einzig Aiden Rotari steht im Fokus dieser Aufnahme.

Was wir allerdings sehr wohl erkennen können ist die aufgehende Sonne durch das Fenster am Bildrand. Das hier ist also weder live noch gerade erst aufgenommen worden, sondern mindestens einen halben Tag alt - vielleicht mehr.


Aiden Rotari: "Ich habe kein Geheimnis daraus gemacht, dass ich meinen GFCW World Title zurückgewinnen möchte."


Mit geradem Rücken und ruhig auf die Kamera gerichtetem Blick sitzt Rotari auf dem Hotelbett. Eine einzelne Strähne dunklen Haares fällt sein linkes Auge, doch er macht sich nicht die Mühe, diese beiseitezuwischen. Stattdessen faltet er die Hände im Schoß.


Aiden Rotari: "Ich werde euch deshalb nicht belügen - mein Angebot ist alles andere als selbstlos. Das bedeutet allerdings noch lange nicht, dass ihr es nicht annehmen solltet."


Der neue Anführer der Lerbitz Performance Group rutscht ein Stück nach vorne, verkürzt die Distanz zur Kamera.


Aiden Rotari: "Wer weiß schon, was ihr bei Aurora tun werdet? Oder auf dem Weg dahin? Wie der Kampf um den World Title letztlich aussehen wird? Niemand. Eine chaotische Situation. Weshalb ihr von einem Verbündeten profitieren würdet, für den Chaos nicht hinderlich, sondern vorteilhaft ist."


Wen er damit meint, muss er nicht erst erklären: Selbstverständlich spricht Rotari von sich selbst.


Aiden Rotari: "Eine Allianz bis zum Ende der Skandinavien-Tour. Meine neuen... Ressourcen stehen euch zur unbegrenzt zur Verfügung. Ich werde persönlich sicherstellen, dass ihr diese Tour als GFCW World Champion beendet und als höchster Würdenträger unserer Promotion nach Deutschland zurückkehrt.


Mit allen Mitteln, die dafür nötig sind."

Der kühle und sachliche Ton deutet nicht auf eine Drohung hin, eher auf eine Feststellung. Eine geschäftliche Transaktion.


Aiden Rotari: "Mir ist es gleich, wer von euch mein Angebot annimmt. Wer auch immer sich zuerst bei mir meldet, bekommt den Zuschlag. Die gesamte Lerbitz Performance Group samt meiner Wenigkeit wird dafür sorgen, dass ihr bekommt, was ihr wollt.


Und dafür bekomme ich anschließend, was ich will."

Natürlich muss es einen Haken geben, sonst würde er diese Idee niemals präsentieren. Am Ende geht es Rotari immer um Eigennutz. Man kann ihm allerdings nicht vorwerfen, das würde er nicht offen kommunizieren.


Aiden Rotari: "Sobald wir in Deutschland sind, bekomme ich den ersten Shot auf den GFCW World Title. Ob es direkt bei der ersten War Evening oder erst beim nächsten Pay-Per-View ist - das überlasse ich euch. Aber ich bekomme das erste Match um meinen Titel nach Aurora. Diese Bedingung könnt ihr nur erfüllen, wenn ihr auch Champion seid - so wisst ihr, dass es mir ernst damit ist, euch zum World Champion zu machen oder dafür zu sorgen, dass ihr es bleibt.


Ich will nicht euer Freund sein. Ich werde kurzfristig euer Partner. Und danach werden wir Gegner. Von A über B nach C. Eine simple Sache, die euch eine Menge Vorteile bietet."

Mit dem klitzekleinen Haken, dass man dafür Aiden Rotari und seinem Anhang von moralisch ebenfalls nicht einwandfreien Lakaien bis zu einem gewissen Grad vertrauen muss. Der Wrestler des Jahres 2024 beugt sich leicht vor, die Ellbogen auf den Schenkeln, die Finger weiterhin verkeilt.


Aiden Rotari: "Lasst euch mein Angebot durch den Kopf gehen. Ihr müsst nicht sofort entscheiden. Aber wie bereits gesagt: Sobald jemand zuschlägt, ist die Sache entschieden. Ich werde nicht nachträglich verhandeln.


Ihr mögt das Angebot nicht annehmen wollen.

Aber seid ihr euch sicher, dass eure Konkurrenten das ebenso sehen?"

Selbstredend schürt Rotari Zweifel und Paranoia. Vielleicht sollte man den Deal nur eingehen, damit ihn kein anderer haben kann?


Aiden Rotari: "Ob Aldo, Nero oder Ask - mir ist es gleich. Mich interessiert nur das Endresultat: Mein Titelmatch. Und dafür bin ich bereit, alles zu tun. Macht euch das zu Nutze oder lasst es. Es ist eure Entscheidung, bis sie das nicht mehr ist.


Ich freue mich darauf, von euch zu hören."



Einzig die alte Flimmerkiste bringt Licht ins dunkle. Das Bild wird durch die Silhouette einer Person verdeckt die wie versteinert scheint. Wortfetzen durchdringen die sonst gespenstische Stille die in dem kargen, kalten und scheinbar wandlosen Raum herrscht.

„…and new GFCW INTERCONTINENTAL CHAMPION...DANIEL!!!“

Langsam schwenkt die Kamera herum und wir sehen wie Daniel mit dem IC Gürtel auf der Leiter sitzt. Die Bilder von Title Nights 2016 ist den meisten noch gut in Erinnerung denn dort hat der Sohn JBD´s den Gürtel gewonnen der seinem Vater so viel bedeutet hat. Folgend werden die Bilder eines jubelnden Daniels mit seinem Vater aus dem Backstage Bereich gezeigt. Im Hintergrund der Feierlichkeiten…Tyler. Genau die Augen Tylers…die Augen vom Fuchs…starren starr geradeaus auf den alten Röhrenfernseher. Plötzlich flackert hinter ihm die Neonschrift in pinken Licht auf.


Tyler: „Tsuki…Metztli…“


Man hört dumpfe Schritte und alsbald treten der Japaner und der Mexikaner ins Bild.


FUCHSBAU

Tyler deutet auf den Bildschirm und startet das Video, das er sich sicher schon hundert mal angesehen hat, von neuem. Für einen Moment scheint es, als würden auch die Hasen dieses „Ritual“ kennen. Schweigen ist hinter dem Fuchs zu vernehmen.


Tyler: „Schaut es euch an.“


murmelt er leise und lässt das Video wieder laufen. Bis zu der Stelle, an der er anerkennend für Daniel ins Publikum schaut. Es folgt ein unerwarteter Zoom auf Daniel's Gesicht. Hämisch schaut er da drein, ganz als wolle er Tyler sagen 'Siehste? Ich schaff sowas wenigstens. Du nicht.'


Tyler: „Seht ihr, wie er guckt? Wie er MICH anguckt, als ich ihn gerade nicht sehen kann?“


Zustimmendes Nicken der Hasen.


Tyler: „SEHT IHR ES?!“

Tsuki Nosagi: „JA!! Wir sehen es!!! WIR SEHEN WIE ER GENAU WEISS WIE DU DICH FÜHLST UND DICH DANACH SEHNST GENAUSO GESEHEN ZU WERDEN WIE ER…und wir wissen wie sehr er dich verletzt hat. Wie sehr du unter ihm…UND…DEINEM VATER GELITTEN HAST!!“


Tyler dreht sich um und schaut in die traurigen Augen der Hasen.


El Metztli: „Auch wir sind gebrandmarkte Kinder und Brüder von Menschen die uns eigentlich lieben sollten. DAS ist der Grund wieso du uns gefunden hast…und…“

Tsuki Nosagi: „…wieso wir dir folgen…und an deiner Seite stehen…gemeinsam werden wir unser Leid lindern…und Daniel…“

El Metztli: „…wird noch mehr leiden müssen als du es je getan hast…“


Tyler scheint irritiert…aber nicht überrascht…in seinen Augen glimmt Stolz und Glaube.


Tsuki Nosagi: „Daniel ist dein Ziel…du hast ihn da wo du ihn haben wolltest. Am Ende wird Daniel voller NEID feststellen müssen das DU der Sohn bist der das erreicht hat was euer Vater nie erreichen konnte und in Daniel gesehen hat…“


Es folgt ein weiterer, bitterer Moment der Stille. Und der zieht sich ein wenig, weil die Hasen darauf warten, dass DER Fuchs etwas sagt – und umgekehrt. Schließlich bricht Tyler das Schweigen.


Tyler: „Wir müssen jetzt ganz fest zusammenhalten. Diese Geier, ihr wisst schon...die wollen nicht nur uns. Sie wollen IHN. Aber wir brauchen IHN noch. Zumindest noch ein Weilchen. Und irgendwann dann...“


Die Blicke bleiben gebannt auf Tyler hängen.


Tyler: „Irgendwann dann.... sitzen wir nicht mehr auf dem Schädel meines alten Mannes, der so viel falsch gemacht hat!“


Tsuki schaut Tyler an. El Metztli hat es sich auf einem Stuhl in der Ecke des Raumes bequem gemacht.


El Metztli: „Niemand wird diesen Ort finden. Niemand wird ihn kriegen. Die bisherigen Versuche ihn zu befreien waren kläglich. Das jetzt Drake…der Antichrist persönlich…und seine Gang der Finsteren Gestalten auch in das RettedenWeihnachtsmannGeschäft eingestiegen ist macht die Sache nicht einfacher…aber dafür macht es das Ganze auf jeden Fall spannender. Dieser Freak wird alles in seiner Macht tun das zu bekommen was sich in seinem nachweislich kranken Hirn festgesetzt hat.“

Tsuki Nosagi: „Dieser Mann und seine Gruppe haben schon so einiges Chaos und Zerstörung in diese Liga gebracht…und jetzt sind sie hinter uns her. Aber…“

El Metztli: „Wir ja auch hinter Ihnen. Und dass Aya und Taven nur ein Mittel zum Zweck sind sollte allen klar sein. Wir haben etwas was sie wollen und…“

Tsuki Nosagi: „Leviathan hat etwas was wir wollen. Und Ostern steht vor der Tür! Das IST unser Fest. Und wir werden Ihnen ein Fest bereiten was sie noch nie gesehen haben.“

El Metztli: „Der Weihnachtsmann…die Titel…Drake…Daniel…JBD…der Kreis schließt sich…für dich Tyler. Und du wirst den Schlussstrich ziehen…“


Die beiden Hasen stehen nun vor Tyler. Demütig hocken sie sich zu seinen Füßen. Er schaut die Maske des Fuchses an die in seinen Händen liegt. Die Fratze starrt zurück.


Tyler: „Ostern ist ja eigentlich das Fest der Wiederauferstehung. In diesem Fall aber wird Ostern das Fest der Vernichtung. Und zwar der endgültigen Vernichtung. ER ist mittlerweile, finde ich, eine Plage. Wir brauchen ihn zwar nicht mehr, aber er ist ein gutes Mittel um....“


Es wird lauter.


Tyler: „VERDAMMT NOCHMAL ZU BEKOMMEN WAS WIR WOLLEN! DIESE VERDAMMTE SCHEISSE MUSS EIN ENDE FINDEN! NIEDER MIT DIESEN SCHATTENREICHEN, DIE SONST FÜR NICHTS TAUGEN!“


Tyler ist, immer noch die Fuchsfratze anstarrend, immer noch nicht damit fertig, sich in Rage zu reden.


Tyler: „Ihr seid, mehr als ich noch, dafür verantwortlich, dass alles so bleibt wie es ist – bis auf IHN. Ich lege das Schicksal des Weihnachtsmannes auch in Eure Hände. Aber nicht nur, denn ihr seid noch nicht so weit. Ihr wisst es. Ich weiß es. Und ich fürchte, auch der eine oder andere weiß es. Aber....“


Tyler holt tief Luft.


Tyler: „Am Ende werden wir obsiegen. Und Legenden sein. Und das noch weit, ehe wir in den Sonnenuntergang reiten! MARK MY DAMN WORDS!“


Tsuki und Metztli schauen ihren Anführer an. Eine gewisse Art von Angst beherrscht die Atmosphäre.


Hasen: „Wir werden deine Worte denen nahe bringen die es verdient haben. Um dir damit deinen Weg zu bereiten…!!!“


Wortlos lassen die beiden sich zu seinen Füßen nieder. Tyler senkt den Kopf und setzt die Maske auf. Anschließend hebt er den Kopf langsam an und blick dann zwischen den beiden Hasen her. In seinen Augen glimmt Zorn…ZORN…und NEID!!!


Das Bild wird schwarz.



Szenen auf Parkplätzen haben eine lange GFCW Tradition und es ist auch in der heutigen Zeit nicht selten eine Schaltung in diese Gefilde zu sehen. So auch heute. Doch ist es weder ein Partybulli, noch eine Moto Guzzi, die hier plötzlich angeradelt kommt. Sondern – wie das Wort „angeradelt“ bereits nachhaltig andeutet – ein Fahrrad.

Auf dem Fahrrad eine Frau mit rosarotem Zopf, dessen unterer Teil schön sicher im Fahrradkorb verpackt ist, in dem auch ein Stoffschwein sitzt, welches sich Oslo während der nun endenden Fahrradtour ausgiebig angesehen hat. Die adrette Fahrradfahrerin in lila Weste und Stiefeln und sportlichen Hot Pants steigt von ihrem nicht motorisierten Vehikel, entfernt den lila Fahrradhelm von ihrem Kopf und sieht sich irritiert um. Warum genau nehmen so viele Leute bei GFCW so viele Mühen auf sich mit ihren persönlichen Fahrzeugen hier vorzufahren, die man erst mal per Fähre ins Land kriegen muss, anstatt sich einfach ein Fahrrad zu leihen? Und da heißt es US Amerikaner wären autoverrückt. Was auch im Großen und Ganzen stimmt, besonders der Teil mit dem „verrückt“, das muss sie zugeben, ansonsten wäre der aktuelle Präsident der Verblödeten Staaten von Amerika ja nicht der Präsident.

Sie überlegt kurz, ob sie das Fahrrad mit einem Schloss irgendwo verriegeln sollte und macht das dann auch; sollte ihm irgendetwas passieren, will sie sich nicht nachsagen lassen, daran irgendeine Schuld zu haben. Dann hievt sie Zopf und Stoffschwein aus dem Fahrradkorb und hält inne, als sie sich anschickt, um ins Halleninnere zu schreiten.

Da steht ein Tesla.

Das ist ja wie eine Aufforderung eine alte GFCW Tradition aufleben zu lassen und ein Auto per Molotov Cocktail hochzujagen. Sie hat jedoch so etwas nicht dabei und so bleibt es bei einem angewiderten Blick beim vorbeigehen, als sich eine Stimme an sie wendet.


Miss Shade! Guten Tag! Haben Sie Zeit für ein kleines Interview?“


Es ist der bei GFCW allseits bekannte und weithin beliebte Interviewer Mac Müll, der sich an die gerade eingetroffene Monica Shade wendet. Die Schweinehirtin tritt kumpelhaft an ihn heran und grüßt ihn erst mal.


Monica Shade: „Hallo Mister Mac Müll. Monica reicht völlig und ja, wir haben Zeit. Was gibts?“
Mac Müll: „Nun ja, Sie sind… soll heißen du bist ja eigentlich Wrestlerin. Sieht aber nicht so aus, als ob du große Ambitionen hättest bei GFCW im Ring dein Können zu zeigen. Wie kommts?“
Monica Shade: „Na ja, es liegt ja nicht am mir mich für Matches zu booken, nicht wahr? Einen GFCW Vertrag hab ich nicht und die LPG setzt auf Aiden Rotari als Aushängeschild. Ich und Lady Rosi sind Gäste hier und haben daher wenig Raum Ansprüche zu stellen.“

Sie hält kurz inne, nicht zuletzt weil Lady Rosi beim Namen „Aiden Rotari“ wüst zu zappeln begann.

Monica Shade: „Wo ich Aiden Rotari schon anspreche… dessen absolutistisches Auftreten kann ich als Freiheit liebende Amerikanerin ja gar nicht ab. Auch wenn ich nun mit ihm quasi im selben Schweinestall bin, kann ich an dieser Stelle nur sagen: er sollte sich sehr genau überlegen, was er verlangt, was andere ohne Ausnahme tun sollen. Ich habe kein Problem damit zu helfen und zur Not auch meine Finger ein bisschen schmutzig zu machen, solange es ein akzeptabler Rahmen ist, aber… ALLES mache ich nicht mit und ganz sicher auch nicht die Perlen für die Säue, die ich hierhin vermittle...“

Lady Rosi nickt so energisch, dass sie Monica fast aus der Umklammerung fällt.

Monica Shade: „Sollte er irgendetwas absolut indiskutables verlangen, wie Gegner nicht nur zu verhauen, sondern nachhaltig zu verletzen oder gar zu verstümmeln oder wollen, dass man sich von ihm ne anale Wurst auf den Kopf legen lässt oder aus welchen Gründen auch immer eine Abartigkeit befehlen, wie den Switzidog zu treten...“

Monicas sonst so lockere Mimik wird sichtlich angespannt und aggressiv.

Monica Shade: „...dann ist der Rückgewinn des GFCW World Titles sein geringstes Problem.“

Mac Müll nickt verständnisvoll.

Mac Müll: „Das klingt so ein bisschen nach einer Drohung.“
Monica Shade: „Keineswegs. Ich kenne Aiden Rotari zwar kaum, aber ich sehe ihn nicht als jemand an, der solch ungeheuerliche Sachen verlangen würde, alleine schon weil ihn dies im Zweifelsfall dem Gold nicht näher bringen würde. Dennoch dachte ich mir, dass dies eine gute Gelegenheit ist, ein paar grundsätzliche Grenzen zu kommunizieren.“

Mac Müll: „Verstehe.“

Monica beginnt bedeutungsvoll den Zeigefinger ihrer freien Hand in die Luft zu strecken und damit zu wedeln.

Monica Shade: „Und wo ich schon mal beim Thema bin… da gibt es noch jemanden, an den ich ein paar Worte richten muss.“
Mac Müll: „Ach ja? Um wen geht es?“

Monica Shade: „Ask Skógur“


Dieser Name sorgt erst einmal für beredtes Schweigen, ist es doch der größte Name bei GFCW, den man aktuell in den Mund nehmen kann.

Monica Shade: „Vorweg muss ich sagen, dass ich Ask generell eigentlich als sehr angenehm empfinde, er scheint das Herz am richtigen Fleck zu haben. Wenn ich mir allerdings seinen Superlativ anhöre, mit dem er über den GFCW Title spricht, dann bekomme ich unweigerlich gewisse Kratzreflexe.“

Demonstrativ formt ihre Hand, die gerade eben noch beschäftigt war oberlehrerhaft den Zeigefinger wedeln zu lassen, eine Kralle.

Monica Shade: „Klar, er ist der Champ und will das Ansehen seines Gürtels beschützen und fordert Respekt ein, schön und gut, ist nicht verwerflich. Aber in dem Moment, wo er sein Gold nicht als einen der höchsten Preise des Sports anpreist, sondern als DEN höchsten… nun, als ehemalige Weltmeisterin einer anderen Promotion kommt das bei mir jetzt naturgemäß nicht so gut an. Wer Respekt einfordert, sollte auch selber anderen Respekt zollen und wer das nicht macht… verliert das Recht sich über „unwürdige Herausforderer“ zu beklagen, würde ich sagen.“
Mac Müll: „Na das ist mal ne Ansage!“

Die Haltung der Long Island Leopardin wird etwas relaxter.

Monica Shade: „Wie gesagt, im Großen und Ganzen mag ich Ask Skógur und ich will jetzt hier auch nicht aus einer unglücklichen Formulierung mehr machen als nötig. Ich will hier weder Probleme haben, noch Probleme machen, sondern einfach nur schöne Zeit mit dem Greatest Pigster verbringen.
Aber wenn ich das Gefühl bekommen sollte, dass ich meine Ehre verteidigen muss und vor allem die Ehre all jener, die vor und nach mir meinen Titel gehalten haben und halten und halten werden… dann könnte es durchaus sein, dass ich auch zur Tat schreite.“

Mit einem gemütlichen Lächeln beginnt sie sich zu recken und zu strecken.

Monica Shade: „Würde es aber vorziehen, wenn wir hier einfach alle respektvoll miteinander umgehen und gut miteinander auskommen könnten. Womit ich alles gesagt hab für den Moment und jetzt rasch zum Catering rüber flitze. Muss ja mit Verpflegung eingedeckt sein, wenn die heutige Perle für die Säue eintrifft.“
Mac Müll: „Alles klar, na dann danke für das Interview und guten Appetit!“

Monica Shade: „Gerne wieder. Bye.“


Monica bietet Mac Müll zur Abschied einen Fist Bump oder besser gesagt Paw Bump an und nach der freundlichen Verabschiedung geht sie fröhlichen Schrittes gen Innenraum der Halle davon.




War Evening, Oslo Spektrum (Oslo (Norwegen)), 04.04.2025


In Kooperation mit




„Du har nådd ditt mål.“


Mit diesen Worten aus dem Off schießt auch schon das altbekannte Feuerwerk aus den Pyrokanonen und hier, im altbackenen Oslo gehen mit einem Male alle Lichter aus – und wieder an! Die Menge tobt sichtlich, wie der Schwenk der Kamera durch die Reihen der Fans zurschaustellt.


Die Laune unter den Anwesenden – natürlich ist die Halle ausverkauft, gut 8500 Zuschauer passen hinein, was sie zu einer der größten TV-Shows in diesem Jahr macht. Kurz wird über die Kommentatoren geschwenkt, ehe die Kamera, die offenbar Gefallen am rasenden Publikum gefunden hat, noch einmal über dieses fährt um so viele Emotionen wie nur möglich einzufangen. Immerhin ist hier und heute einiges geboten....aber dazu mehr von den Kommentatoren, die auch schon auf ihren alten Stühlen bereit sitzen, um für Unterhaltung zu sorgen.


Pete: „Willkommen in Oslo, willkommen in Norwegen!“

Sven: „Gjør dere klare... Oslo ønsker GFCW-galaksen velkommen!“

Pete: „Äh....Sven?“

Sven: „Ja?“

Pete: „Was war das nun wieder? Das hast du schonmal gemacht! Ich verstehe KEIN Wort!“

Sven: „Ich hab nur, mit Oslo zusammen, die GFCW-galaxy willkommen geheißen! Du kannst das ja nicht!“

Pete: „Äh...doch, kann ich. Aber noch besser ist natürlich die Action, die uns heute im Ring erwartet.“

Sven: „Und auch sicher drum herum!“



Single Match:
Rasmus Rantanen vs. Milly Vermillion
Referee: Thorsten Baumgärtner



Pete: „Rasmus Rantanen trifft auf Milly Vermillion. Derselbe Rasmus Rantanen, gegen den PJ Smidt auch gerne antreten möchte, wie er vor zwei Wochen bekundete. Aber da hatte er auch noch nicht gegen Alex verloren.“

Sven: „Ich bleibe gespannt, was die beiden hier auf die Beine stellen. Milly sagt mir offen gestanden recht wenig.“

Pete: „Monica Shade hat sie angeschleppt und nach meinem ersten Eindruck muss ich sagen: Rasmus muss tierisch aufpassen!“

Sven: „Na ich weiß ja nicht....“

Pete: „Dass du etwas nichts weißt, ist ja nichts neues. Auf zum nächsten Match!“



Tag Team-Match:
Switziverse Unlimited (Jakob Fleestedt & Zac Alonso) vs. Local Competitors
Referee: Mike Gard



Sven: „Die Switzis sind Siegeshungrig – was liegt da näher, als sich einer Bande lokaler Helden gegenüberzustellen?“

Pete: „Irgendwann sind Fragezeichen halt out. Aber ich habe auch keine wirkliche Ahnung, gegen wen die beiden wohl antreten werden.“

Sven: „Ich erwarte unter normalen Umständen aber eine recht eindeutige Angelegenheit. Einwände?“

Pete: „Soweit nicht.“

Sven: „Gut. Kommen wir zum nächsten Kampf...“



Open Challenge
Skaði Fenrir
Referee: Karo Herzog



Pete: „Du bist doch der Skandinavien-Experte. Wie spricht man das eigentlich aus?“

Sven: „Schkadi oder so?“

Pete: „Ich hätte schwören können, du wüsstest das! Denn 'this is so not right!'“

Sven: „Jedenfalls....ich bin gespannt, wer sich ihr hier stellt. Vielleicht traut sich ja wieder jemand aus dem Förderkader an ein derartiges Match? Oder lässt sich gar jemand anders darauf ein?“

Pete: „Wir wissen es nicht – aber die ??? wurden mal wieder umschifft. Man könnte meinen, die hätten bei GFCW-Shows inzwischen Hausverbot. Vielleicht ist dem ja so?“

Sven: „Wir wandern zum nächsten Match...“



Tag Team-Match:
Aya & Jay Taven vs. TSEizn Ra(re)BBits (Tsuki Nosagi & El Metzli /w Der Fuchs)
Referee: Mike Kontrak



Pete: „Es trifft die wiederauferstandene und neuformierte World of Darkness – als ob da niemand ein Copyright drauf hätte! - auf die Hasen mit dem unaussprechlichen Namen. Und DEM Fuchs, der sich ja kürzlich erst als Tyler entpuppt hat...und von dem wir sehr gespannt sein werden, zu hören was er zu sagen hat.“

Sven: „Es ist eine gewisse Magie in der Halle hier in Oslo, kann dir gar nicht sagen, woran genau das liegt. Aber ich fühle es.“

Pete: „Für Aya und Jay Taven ist das natürlich DIE Chance, auf sich aufmerksam zu machen.“

Sven: „Aber es kann auch schnell vorbei sein, wenn man erst einmal mit der Nase in Dingen steckt, die einen nichts angehen.“

Pete: „Das ist wohl wahr. Ob Mike Kontrak als Referee hier vielleicht ein Faktor ist? Nun, wir werden es sehen. Wir sind aber noch nicht am Ende...“

Sven: „Jedenfalls nicht ganz....“



Singles Match:
Aldo Nero vs. Zane Levy
Referee: Bob Taylor



Pete: „Im Main Event sind wir gespannt, ob beide ihre zuletzt gezeigte Intensität beibehalten können. Das dürfte schwierig werden.“

Sven: „Schwierig vielleicht schon, unmöglich aber keinesfalls. Beide haben ein wenig Boden gutzumachen, wie ich finde.“

Pete: „Irgendwas ist ja immer. Aber beide sind potentielle Main Eventer, mindestens aber für die erste Reihe gedacht. Deshalb glaube ich hier schon irgendwie an ein Spektakel.“

Sven: „Aprospos Spektakel: Freut euch neben den genannten Matches auf mögliche Auftritte von Alex, Jason Crutch, Ask Skógur oder Aiden Rotari.“

Pete: „Viel Spaß!“



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Norwegen fiebert dem ersten Kampf entgegen, die Stimmung in der Halle ist bereits bombastisch. Doch im Inneren des Oslo Spektrums, in den grauen Backstagebereichen, da ist die Euphorie gedrückt. Zumindest bei vier Männern, die sich in einer der Kabinen versammelt haben.
Man sieht Mirkan Uysal. Der Trainer des Förderkaders hat die Arme vor der Brust verschränkt und läuft vor einer Bank auf und ab. Seine Stirn ist gekräuselt. Wie so oft. Man möchte schwören, dass die Sorgenfalten von Show zu Show größer werden.


Mirkan Uysal: „Also, Jungs, ich komme direkt zum Punkt.“


Jungs. Das sind heute nur drei der vier Üblichen: Marc Hill und PJ Smidt sitzen auf der Bank und blicken zu Mirkan Uysal auf. Der Hamburger, Hill, macht große Augen und knabbert nervös an seiner Unterlippe. Geduld ist nicht seine Stärke – er will einfach nur wissen, welche Neuigkeit es zu verkünden gibt. Neben ihm hockt PJ Smidt, der ehemalige Polizist schaut so stoisch und emotionslos drein wie eh und je.
Im Vergleich mit Smidt ist der dritte Rookie, Rasmus Rantanen, ein offenes Buch: Er sitzt nicht auf der Bank, sondern lümmelt auf einer Produktionskiste abseits des restlichen Teams. Rantanen hat die Beine überschlagen und blickt gelangweilt drein. Er könnte nicht deutlicher ausdrücken, wie wenig ihn das hier alles interessiert – egal was es ist. Seitdem er vor zwei Wochen deutlich gemacht hat, den Förderkader so schnell wie möglich verlassen zu wollen, ist er unbeteiligter an Uysals Ansprachen denn je. Und das zeigt er nicht nur offen – nein, er will es zeigen. Es scheint ihm ein Bedürfnis zu sein, seine Unwilligkeit auszudrücken, noch immer Teils des Teams sein zu müssen.


Mirkan Uysal: „Wir haben uns hier versammelt, weil ich euch etwas mitteilen muss…“


Uysal macht es spannend. Wenn auch nicht bewusst: Er versucht nicht, seine Ansprache aus dramaturgischen zu verzögern – sondern sucht nach passenden Worten. Ihm ist das, was er überbringen muss, nicht gerade gefällig.


Mirkan Uysal: „…Bene ist durch den Angriff in Dänemark verletzt. Er ist auf unbestimmte Zeit draußen.“


Aus der Ecke der Kabine, von dort wo Rantanen lümmelt, kommt ein genervtes Söhnen.


Rasmus Rantanen: „Ich dachte, es geht um was Wichtiges.“


Rantanen wirft die Hände in die Luft. Er hat einen verächtlichen Ausdruck im Gesicht. Was interessiert ihn bitte das Schicksal von Bene Zampach? Für seine Haltung fängt er sich einen bösen Blick von Smidt ein. Doch ehe Rantanens Erzfeind einen Streit vom Zaun brechen kann, springt Marc Hill auf. Er ballt die Hände zur Faust.


Marc Hill: „Robert Breads! Dieser verdammte…“


Noch während der Hamburger nach einer passenden Beleidigung sucht, durchschneidet die höhenlose, autoritäre Stimme Smidts die Szenerie.


PJ Smidt: „Die Sache muss beendet werden.“


Eine Drohung? In wessen Richtung – Breads oder Uysal? Oder Beide? Uysal jedenfalls hebt beschwichtigend die Hand. Er kann nicht gebrauchen, dass nun auch noch Smidt die Geduld verliert.


Mirkan Uysal: „Das wird sie. Keine Angst.“

PJ Smidt: „Ich kann mich darum kümmern.“


Mit Augen, in denen nicht ein Funken Furcht vor Robert Breads und möglichen Konsequenzen flackert, blickt Smidt zu Uysal. Es scheint, als würde er nur darauf warten, von Uysal ein „Go“ für einen Alleingang zu erhalten.


Marc Hill: „Oder ich kann mich kümmern.“

Rasmus Rantanen: „Ich jedenfalls nicht. Auf Wiedersehen.“


Ohne auch nur einen weiteren Blick auf seine Kameraden oder seinen Trainer zu werfen, springt Rantanen von der Produktionskiste herunter und verlässt den Raum. Als er die Tür hinter sich ins Schloss fallen lässt, gibt es von Smidt ein Knurren. Er deutet auf die Stelle, wo noch eben Rasmus saß, und schaut dann vorwurfsvoll in Richtung seines Coaches.


PJ Smidt: „Hättest mich gegen ihn kämpfen lassen sollen. Wie ich gefordert habe. Ich hätte Rasmus bestraft. Für alles.“

Ein Einschub, den Uysal wortlos übergeht. Der Trainer hat keine Lust, sich jetzt auch noch mit diesem Nebenschauplatz herumzuschlagen. Ja, Smidt hat vor zwei Wochen einen Kampf gegen Rasmus gefordert, aber da war die Situation anders. Da waren sie noch zu viert. Rantanen ist für den Förderkader verloren – diese Haltung hat er mehr als deutlich gemacht.

Marc Hill: „Bene war mein Freund. Ist mein Freund, meine ich. Also…“


Der Hamburger hat sich nach seiner sprudelnden Wut auf Breads wieder etwas beruhigt. Er rauft die Haare und setzt sich auf die Bank zurück.


Marc Hill: „…erlaube mir, mich um Breads zu kümmern.“

Mirkan Uysal: „Nein. Diese Aufgabe fällt keinem vom euch beiden zu. Nicht jetzt. Ich werde mich darum kümmern. Alles zu seiner Zeit.“

Marc Hill: „Zu seiner Zeit? Robert Breads verletzt einen von uns und deiner Meinung nach haben wir erstmal Wichtigeres zu tun?“


Üblicherweise ist es nicht schwierig, den gutmütigen Marc Hill auf seiner Seite zu haben. Doch jetzt schaut selbst dieser seinen Trainer grimmig an. Er versteht nicht, was diese Zurückhaltung soll.


Mirkan Uysal: „Ich werde noch heute eine Lösung der Breads-Situation suchen. Aber auch wenn uns Benes Verletzung schmerzt…müssen wir ihn bis zu seiner Rückkehr ersetzen.“

PJ Smidt: „Aber nicht mit Sam Grant. Die habe ich besiegt.“


Kopfschütteln bei Mirkan Uysal. Nein, an den Namen Sam Grant hat er selbst auch nicht gedacht. Erleichterung ist trotzdem nicht bei Smidt zu sehen, er nimmt die Bestätigung seiner Forderung ebenso kalt und regungslos hin wie alles andere in seinem Leben. Unterdessen springt Hill auf den Zug auf: Er glaubt, es ist an der Zeit, Vorschläge zu unterbreiten. Sein Frust über Zampachs Ausfall ist dem spannenden Gedanken gewichen, wer Bene ersetzen könnte.


Marc Hill: „Ich kenne ein paar Jungs aus Hamburg, ganz harte Burschen, die könnte ich mal anfra…-“


Es klopft an der Tür.
Hill verstummt im Satz. Er und PJ schauen ihrem Trainer nach, der ohne Zögern Richtung Tür läuft.


Mirkan Uysal: „Komm rein.“


Uysal drückt die Klinge herunter und öffnet die Kabine. Für wen? Herein tritt ein junger Mann Anfang 20. Er ist ein gutes Stück kleiner als Mirkan Uysal, bestenfalls knapp über 1,70. Sein Körperbau ist athletisch, aber nicht übermäßig muskulös. Der junge Mann trägt einen roten Trainingsanzug, er hat kurz geschnittenes Haar und einen Bart.

Alles in allem: Eine unauffällige Gestalt. Aber trotzdem gibt es bei einigen der Zuschauer in der Halle, die die Szene auf dem Screen verfolgen, eine spontane Reaktion.

Sie kennen den Neuankömmling.


Ethan Carlyle: „Hallo, Jungs.“


Mit lässigen Schritten tritt der junge Mann in die Kabine. Er hebt die Hand zu einem Gruß und lächelt Smidt und Hill an. Beide wissen nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollen – und suchen den Blick von Uysal.


Mirkan Uysal: „Ethan Carlyle. GTCW-Urgestein, seit Beginn unserer Development-Liga dabei.“


Der, über den gesprochen wird, nickt zustimmend bei diesen Ausführungen. Uysal macht einen Schritt auf Carlyle zu und legt ihm eine Hand auf die Schulter.


Mirkan Uysal: „Eine Wunschlösung für mich. Knapp zwei Jahre hast du, Ethan, die GFCW-DNA im Nachwuchs aufgesogen. Du standest mit heutigen Größen wie Aldo Nero im Ring – und warst gleichwertig.“


Carlyle zuckt mit den Schultern, als wäre das etwas ganz Selbstverständliches. Entweder steckt in seinem kleinen Körper großes Selbstbewusstsein – oder so viel Bescheidenheit, dass er Komplimente nicht gut annehmen kann.


Mirkan Uysal: „Nun macht er den nächsten Schritt bei uns.“


Und mit diesen Worten, dem Abschluss seiner Einleitung, wendet sich der Coach wieder an seine zwei verbleibenden Rookies. Offensichtlich erwartet Uysal eine positive Reaktion. Doch die anderen sehen nicht unbedingt glücklich aus.


PJ Smidt: „Hmm…“


Der Ex-Polizist wirft einen abschätzigen Blick auf den jungen Neuankömmling. Smidt kneift die Augen zusammen, um Ethan genauer zu betrachten. Dieser interpretiert den skeptischen Blick mutmaßlich als Kritik an seiner Eignung.

Also tritt er vor und stemmt vor Smidt die Hände in die Hüften. Er versucht sich an einem gewinnenden Lächeln.


Ethan Carlyle: „Ich werde Bene gut vertreten.“


Überzeugung spricht aus seiner Stimme. Dann schleicht sich ein schelmisches Lächeln auf seine Lippen, als er seinen Satz nachschiebt.


Ethan Carlyle: „Aber gerne auch mehr.“

PJ Smidt: „Geht mir nicht um deine sportliche Eignung.“


Der ehemalige Polizist steht auf. Er beginnt, Carlyle zu umkreisen. Begutachtet ihn wie ein Stück Vieh, dessen Wert er abschätzt.


PJ Smidt: „Du bist Kanadier.“

Ethan Carlyle: „Ja.“

PJ Smidt: „Und seit zwei Jahren dabei, hat Mirkan gesagt. Die erste GTCW-Generation. Gescoutet vom damaligen Initiator der GTCW…“


Hill, der seit Ethans Auftauchen kein Wort mehr gesagt hat, reißt die Augen auf. Er versteht, worauf Hill hinauswill. Und woraus sich dessen Skepsis speist. Der Hamburger stellt sich neben PJ und vollendet dessen Satz.


Marc Hill: „…der auch Kanadier ist…“

PJ Smidt: „…Robert Breads.“


Und zack: Mit dieser Feststellung steht ein Vorwurf im Raum. Er muss nicht konkret ausgesprochen werden, damit alle Beteiligten wissen, worum es PJ geht: Er traut dem Braten nicht. Dem Braten namens Ethans Carlyle.


Mirkan Uysal: „Woah, jetzt mal ganz langsam, PJ. Was willst du damit sagen?“

PJ Smidt: „Robert Breads verletzt Bene. Bene fällt aus. Plötzlich ist einer von GTCW bereit, für ihn nachzurutschen. Schöner Zufall…“


Noch einmal fährt Smidt den Neuzugang von oben bis unten mit den Augen ab. Es ist ihm egal, ob sich Ethan wie auf einem Präsentierteller fühlt. Mit hochgezogener Augenbraue kommt der Jenaer zu seiner Schlussfolgerung.


PJ Smidt: „Ein Spion?“


Unangenehme Stille nach diesem Vorwurf. Zum Glück für die restlichen Drei ist Marc Hill naiv genug, die Bedeutung des Geschehens nicht zu erkennen – denn er hat schon wieder eine Anekdote im Kopf.


Marc Hill: „Das erinnert mich daran, als damals auf dem Höhepunkt der Ludenkriminalität auf dem Kiez V-Männer eingeschleust wurden.“

Mirkan Uysal: „Ihr seht Gespenster, Jungs.“


Noch einmal legt er eine Hand auf Ethans Schulter. Diesmal mit Nachdruck. Als klares Zeichen der Unterstützung für den jungen Kanadier. Carlyle nickt Uysal dankbar zu, dass dieser ihm im Wortsinn zur Seite steht.


Mirkan Uysal: „Der Grund, dass Ethan sich bereiterklärt, zu uns zu stoßen…“


Der Coach sucht den Blick von Smidt. Er weiß: Besonders diesen muss er überzeugen, um die Stimmung zu heben.


Mirkan Uysal: „…ist, dass unsere Gruppierung sich allen Unkenrufen zum Trotz gut entwickelt hat. Seit dem Sieg Brainwashed sind wir attraktiver denn je.“


Ohne dass man ableiten könnte, ob er sich überzeugen lässt, stößt PJ Smidt Luft aus den Nüstern aus. Er hat noch immer die Arme vor der Brust verschränkt – ein Zeichen der Ablehnung?


Ethan Carlyle: „Ich mag es nicht besonders, wenn über mich gesprochen wird, wenn ich direkt danebenstehe. Sprecht doch lieber driekt mit mir.”


Angst hat er jedenfalls keine, der kleinste und jüngste Mann im veränderten Förderkader. Er sucht die verbale Offensive und macht vor seinen Ausführungen einen (symbolischen) Schritt auf Smidt und Hill zu.


Ethan Carlyle: „Und ich mag es nicht, um den heißen Brei herumzureden. Also sage ich es so: Ja, ich wurde von Robert Breads eingestellt. Und ja, ich respektiere ihn noch immer sehr.“


Ein Eingeständnis, das ein Grummeln von Smidt und hochgezogene Augenbrauen bei Hill hervorruft.


Ethan Carlyle: „Aber jetzt bin ich voll und ganz Teil des Förderkaders. Ich werde diese Chance ergreifen – in der Hinsicht bin ich genau wie ihr. Also keine Angst. Wir werden gut miteinander auskommen.“


Nach Sekunden der Stille bricht Hills Widerstand in sich zusammen – zumindest fürs Erste. Er tritt vor und schüttelt Ethan mit gewohnter Gutmütigkeit die Hand.


Marc Hill: „Na dann, mein Jong, herzlich willkommen!“

Ethan Carlyle: „Danke.“


Er nickt Hill zu. Doch dann scheint ihm etwas einzufallen. Carlyle wendet sich Richtung Tür.


Ethan Carlyle: „Ich muss dann auch mal direkt weg. Habe einen Termin.“

PJ Smidt: „Mit Robert Breads?“


Nach diesem neuerlichen Vorwurf verdreht der Neuling die Augen. Seine Stimme wechselt ins Ironische.


Ethan Carlyle: „Oh ja, ich berichte ihm direkt von allen Interna, die wir hier besprechen. Muss auch noch einen passenden Platz für die Wanze in der Kabine suchen, damit alles direkt an die LPG geht. Ich verrate Robert, wie er euch am besten das Messer in den Rücken stoßen kann…“


Sein Spaß kommt beim ehemaligen Polizisten nicht gut an. Egal ob es ironisch ist oder nicht: Smidt macht einen Schritt vor. Carlyle verstummt abrupt. Sogleich springt Hill auf, um die Situation zu beruhigen.


Marc Hill: „Mach‘ besser keine Scherze darüber. PJ mag keinen Humor.“

PJ Smidt: „Ich fand es nicht lustig.“

Marc Hill: „Sag ich doch.“

Ethan Carlyle: „Mein Termin ist nicht mit Robert Breads. Er ist mit Dynamite.“

Marc Hill: „Du gehst zum Präsidenten?“


Erstaunter Gesichtsausdruck bei Hill. Carlyle hat ein zufriedenes Lächeln im Gesicht.


Ethan Carlyle: „Ja. Als Dank dafür, dass ich für einen Verletzten einspringe, hat er mir signalisiert, mir entgegenzukommen. Konkret: Ich bekomme ein Match meiner Wahl. Also werde ich mir nun etwas aussuchen gehen.“


Und mit diesen Worten verschwindet er auch schon wieder aus der Kabine. Hill, Smidt und Uysal schauen ihm nach. Sobald die Schritte des Kanadiers in der Ferne verhallen, setzt sich PJ auf die Wand zurück und stützt nachdenklich sein Kinn auf eine Faust.

Eine neue Situation. Ein veränderter Förderkader.
Aber alte Probleme?


Single Match:

Rasmus Rantanen vs. Milly Vermillion

Referee: Thorsten Baumgärtner


Phantasmal Blaze



Flammenzungen schießen aus der Einzugsrampe hervor, als die intensiven wie melodischen Klänge von „Phantasmal Blaze“ durch die Boxen im Oslo Spektrum schallen, um „The Phoenix“ Milly Vermillion anzukündigen. Die schreitet auch prompt energisch durch den Vorhang und breitet ihre Arme aus, als wären es Schwingen. Die kleine Frau im feurig gefiederten Poncho und Mikrorock sowie der roten Mütze auf dem massiv blond gelockten Haupt inhaliert die Atmosphäre, die ihr durchaus zugeneigt ist. Sei es, weil man sie tatsächlich mag, einfach nur attraktiv findet oder weil man darauf hofft, dass sie ihrem heutigen Gegner Rasmus Rantanen ordentlich Feuer unterm Hintern macht, gerne auch wortwörtlich. Abgesehen davon hat sie bei GFCW nichts getan, um sich Unmut zuzuziehen und wer sie aus WFW Developmental Programmen und Shows kennt, wird wissen, dass sie auch dort bei allem an Arroganz grenzenden Stolz über ihre Phönixseele und einer echt kurzen Zündschnur zumindest als fair gelten darf. Denn ein stolzer Phönix hat Lug und Trug schließlich gar nicht nötig.

Auf dem Weg zum Ring nimmt sie sich auch etwas Zeit für die Fans, bis sie am Ring angekommen ist und mit einem lockeren Sprung aus dem Stand hoch auf dem Apron ist, wo sie einmal mehr die Schwingen ausbreitet, ehe sie mit einem Fuß hinter sich zum Seil vortastet, von diesem abstößt, mit einem Hopser auf dem obersten Seil ist und von dort per Schraube in den Ring springt, als wäre es nichts. Ein paar anerkennende „Ahs“ und „Ohs“ des Publikums sind Nahrung für ihr Ego, sodass ihr Gesicht ein breites Lächeln ziert. Sie hatte im Vorfeld durchaus selbstbewusst von ihren Flugfähigkeiten gesprochen und ihr Einzug verrät, dass sie dabei nicht zu viel versprochen hat. Fliegen ist in ihrer Natur.



Wieder einmal erscheint Rasmus Rantanen zu seiner eigenen Einzugsmusik - wohl auch, um jede Assoziation mit dem Förderkader zu vermeiden.

Der Kieler geht mit langsamen Schritten, und dennoch ohne das Publikum zu beachten, zum Ring. Er trägt eine lange weiße Hose und gleichfarbige Stiefel, sein gebräunter Oberkörper ist frei. Auf der Hälfte der Rampe wischt sich Rantanen einmal eine Strähne seines schwarzen Haars zur Seite, ansonsten ist sein Gang zielgerichtet und ohne Unterbrechung. Rantanen ist nicht hier, um sich mit irgendwem gutzustellen. Er will einfacher nur beweisen, was er selbst schon lange weiß.

Die Glocke läutet und unser Opener beginnt.

Rasmus ist mit seinen Nicht-Ganz-1,80 wahrlich kein Gigant der Wrestling-Welt, hat aber dennoch fast dreißig Zentimeter Größenvorteil, wie er sogleich zu Beginn des Matches demonstriert, als er seine Hände nach oben zum Lock-Up streckt, in eine Höhe, die Vermillion selbstredend nicht erreichen kann.

So wirklich begeistert und angetan davon, hier gegen Milly zu kämpfen scheint Rasmus nicht, aber die deutlich kleinere Wrestlerin - offenbar ganz und gar nicht amüsiert über die Zurschaustellung der physischen Realität - denkt nichtmal daran, ihm hier einen einfachen Erfolg zu überlassen.

Rasmus scheint zu denken, dass er den Förderkader überhat, aber noch muss er erst beweisen, dass man über ihn wirklich anders denken sollte als bisher. Mit einem schnellen Tritt in den Magen lässt sie Rasmus keuchend nach vorn übergebeugt zusammenzucken, dann setzt sie gleich mit einer ansatzlosen Headscissors nach, die Rantanen zu Boden schickt.

Der Förderkadler steht sofort wieder auf, aber Milly versteht es, das Gewicht von Rasmus gegen ihn zu verwenden. Ein paar schnelle Armdrags bringen ihn immer wieder zu Fall, was Rasmus mit jedem Mal zusätzlich zu frustrieren scheint. Milly hat eine Agilität, die durchaus beeindruckend ist, aber jeder Trick wird einmal alt.

Als sie es mit einem vierten Arm Drag in Folge versucht, verlagert Rasmus sein Gewicht, was die Aktion verhindert. Stattdessen kann er mit der freien Hand ausholen und seiner Gegnerin einen Ellbogen an den Kopf klatschen.

Das bringt Milly ins Straucheln, und Rasmus reißt seinen Arm zurück, setzt direkt nach und trifft mit einem punktgenauen Superkick an das Kinn von Vermillion.

So punktgenau, dass diese getroffen nach hinten kippt, durch die Seile, und auf den Hallenboden fällt.

Fluchend sieht Rasmus ihr hinterher, wie sie groggy den Kopf schüttelt und sich zu sammeln scheint. Referee Thorsten Baumgärtner beginnt zwar den Count, aber Rantanen ist klar, dass das hier nicht zum Count-Out-Sieg reichen wird. Nein, er gibt Milly gerade bloß Zeit, wieder Kräfte zu sammeln.

Das gilt es zu verhindern.

Rantanen rollt sich aus dem Ring, doch im Gegensatz zum Pay-Per-View gedenkt er nicht zu fliegen. Ein Teil der Fans in Oslo scheint Gefallen an Milly gefunden zu haben, was bei ihrem recht spektakulären Stil und der Attitüde nicht ungewöhnlich erscheint, und so feuern sie Milly an, als Rasmus sie am lockigen Haar packt und nach oben zieht.

Dann befördert er sie via Irish-Whip gegen die Ringtreppe.

Nun, zumindest versucht er das. Die korrekte Formulierung wäre wohl: Er befördert Milly via Irish-Whip in Richtung der Ringtreppe.

Doch sie kracht nicht einfach dagegen, sondern springt ab, landet auf der obersten Stufe und bevor Rasmus so recht weiß, wie ihm geschieht, stößt sie sich vom Metall ab, dreht sich scheinbar mühelos in der Luft, als wäre sie dort wirklich zu Hause, und streckt ihre Knie nach vorn.

Mit einem Meteora reißt sie Rasmus zu Boden, und beide klatschen auf den Hallenboden.

Zischend vor Schmerz richtet Milly sich auf - ihre Knie werden ihr das nicht danken - doch den hauptsächlichen Schaden hat natürlich Rasmus genommen, dessen Hinterkopf Bekanntschaft mit den Matten zu Füßen der Fans machen durfte.

Unter aufkeimenden "Milly!"-Chants richtet Vermillion sich auf und überlegt kurz, ob sie probieren soll, den sehr viel schwereren Rasmus überhaupt in den Ring zu verfrachten. Sie bemerkt, dass er probiert, sich stöhnend wieder aufzurichten.

Auch hier wird ein Count-Out-Sieg wohl nicht funktionieren, wir sind erst bei "sechs" vom Ringrichter. Vielleicht will Vermillion den ja auch gar nicht. Vielleicht denkt sie gerade nicht groß über die Regeln nach. Was sie definitiv will, ist aber der Sieg.

Und so springt sie auf den Apron, das Stechen in den Knien ignorierend, und erklimmt das Top Rope, während Rasmus - dessen Fokus lediglich darauf liegt, nicht ausgezählt zu werden - sich an der Ringschütze hochzieht, und kurz vor "neun" seinen Körper wieder in den Squared Circle hievt.

Dort sieht er sich nach seiner Gegnerin um.

Und kann sie noch gerade eben sehen, bevor sie ihn trifft.

Double Foot Stomp!

Rasmus wird die Luft aus den Lungen gepresst, als Vermillion mit beiden Füßen auf seiner Brust landet. Hechelnd windet er sich auf der Matte, während Milly den Arm hochreißt und damit das Publikum in Fahrt bringt, die Brust stolz nach vorne gestreckt. Dann klettert sie gleich wieder, graziös, vielleicht dank der Knie ein Ticken langsamer als geplant, und bedeutet der Arena, dass es gleich etwas Besonderes zu sehen geben wird.

Und damit hat sie Recht.

Denn sie zeigt eine-

-gar nichts.

Sie rutscht weg und fällt vom Top Rope, unsanft und ungebremst.

Der Schuldige?

Referee Baumgärtner.

Denn beim Versuch, sich aufzurichten, hat Rasmus sich am Referee festgeklammert, ist „ausgerutscht“ und hat ihn nach vorn geschubst – in die Seile.

Und deshalb verliert Vermillion hier das Gleichgewicht.

Milly knallt auf die Matte, äußerst unsanft und sicherlich überaus schmerzhaft, und auch wenn ihr Stolz einen lauten Schmerzensschrei verbietet, kann sie nicht verhindern, dass sie die Zähne zusammenbeißt und japsend nach Luft ringt, als ihr Rücken auf den Ringboden donnert.

Baumgärtner stiert wütend zu Rantanen, kann ihm aber keine Absicht nachweisen. Noch immer hustend richtet Rasmus sich auf, taumelt zu ihr herüber, und schnappt sie sich von der Matte. Sie mag sich bislang sehr ordentlich gewehrt haben, aber der körperliche Unterschied spielt Rasmus nun einmal mehr in die Karten. Er kann sie ohne allzu große Mühe von der Matte pflücken, unter den Armen packen und in die Luft stemmen, über den Kopf.

Dann wirft er sie mit voller Wucht nach vorne.

Vermillion zuckt mit den Beinen in der Luft, versucht sie um den Kopf von Rantanen zu legen, in eine Hurracanrana zu kontern - aber sie ist eine Milly-Sekunde zu spät.

CRUCIFIX BOMB!

Sie wird auf den Boden geballert, und ein "Ooooh!" wird dem Osloer Publikum entlockt. Rasmus setzt sofort nach, hakt das Bein ein und der Referee zählt.

Die GFCW-Anhänger rufen Milly zu, wollen, dass sie noch einmal auskickt.

Aber die Realität ist leider eine andere.

Sieger des Matches durch Pinfall: Rasmus Rantanen

Eine durchaus überzeugende Vorstellung von Milly Vermillion, aber Rasmus Rantanen hat sich letztlich durchgesetzt und mit seinem ersten Singles Win untermauert, dass er dem Förderkader möglicherweise entwachsen sein könnte – wenn auch mit zumindest zweifelbaren Methoden. Baumgärtner hebt die Hand von Rantanen, der noch immer etwas schwer atmet, aber den Sieg trotzdem visuell gut sichtbar feiert.

Seht her, Rasmus Rantanen ist ein Gewinner.

Daran könnte er sich gewöhnen.




Mac Müll: „Norwegen! Wir von der GFCW haben vor, euch so richtig zu verwöhnen.“


An gewohnter Stelle – vor einer Sponsorenwand im Backstagebereich – taucht Mac Müll auf. Der Interviewer hat sich für die heutige Ausgabe herausgeputzt. Passend zu seinen euphorischen Worten trägt er Vorfreude und ein Grinsen im Gesicht spazieren.


Mac Müll: „Nicht nur, dass heute noch eine Show der Extraklasse erwartet…nein, auch Lokalpatrioten kommen bei uns auf die Kosten. Denn später steht eine Open Challenge eines skandinavischen Originals an. Macht euch bereit für Skaði Fenrir!“


Cheap Pops, die man gerne mitnimmt. Besonders bei einer Auslandstour. Kaum hat Müll den Namen der Norwegerin erwähnt, gibt es artige Jubelrufe beim Hallenpublikum, welches die Szene über die Videoleinwand verfolgt.“


Mac Müll: „Aber das ist nicht alles: Bereits im folgenden Match werden zwei norwegische Athleten gegen Zac Alonso und Jakob Fleestedt in den Ring steigen. Offenbar hat sich das Präsidium dazu entschieden, ein spontanes Casting hier in diesem Land abzuhalten. Und ich habe die zwei Männer gefunden, die die Chance erhalten.“


Das Lächeln des Reporters wird noch breiter. Er macht eine ausladende Geste, die darin endet, dass er einen Finger hebt – ein Zeichen, dass man ihm jetzt ganz genau zuhören sollte.


Mac Müll: „Ich habe erfahren: Es sind Athleten, die bereits ihren Fußabdruck in der skandinavischen Wrestlingszene hinterlassen haben – und in den Gesichtern vieler Opfer. Meine Damen und Herren, hier sind…“


Auf eine Geste Macs hin zoomt die Kamera ein Stück heraus. Es wird deutlich, dass der Hall of Famer nicht allein ist – neben ihm stehen zwei Männer. Einer links, einer rechts.


Mac Müll: „…Bjørn Johansen und Halvor Howard – die Scandinatives!“


Ein Name, der zumindest einigen in der Halle etwas zu sagen scheint. Die Ankunft des Teams, das aus der nicht unbedingt großen, aber doch achtbaren Independent-Szene in der Region bekannt ist, wird in der Halle mit Zuspruch bedacht. Für die Die-Hard-Fans im Publikum ist dies ein Moment, wo man sich zu denen hinbeugt, die nicht so in der Materie stecken, um mit überlegenem Grinsen zu sagen: ‚He, die kenne ich!‘


Mac Müll: „Halvor…“


Bei der Erwähnung des Namens wendet sich Mac Müll dem Mann zu, der links neben ihm steht. Er ist eine markante Erscheinung – gerade, weil er nicht im herkömmlichen Sinne gut aussieht. Halvor Howard ist eher klein, dafür aber umso stämmiger. Seine Muskeln kann man nicht übersehen, doch sie haben keine Definition.
Der Mann hat lange blonde Haare, die in Strähnen ein breites, leicht aufgeschwemmt wirkendes Gesicht umrahmen. Tief liegende Augen verleihen ihm im ersten Moment einen müde wirkenden Blick, der sich beim zweiten Hinsehen jedoch als lauernd und durchdringend entpuppt. Nein, Howard ist nach normalen Maßstäben sicher nicht attraktiv - dafür aber eine Gestalt mit Wiedererkennungswert.


Mac Müll: „Bjørn…“


Er dreht sich dem zweiten Mann zu. Johansen ist gute zehn Zentimeter größer als sein Partner, jedoch deutlich schmaler gebaut. Er sieht auffällig unauffällig aus. Braune, kurzgeschnittene Haare. Ein definierter, athletischer Körper. Bei der Erwähnung seines Namens kratzt er sich akkurat geschnittenen Kinnbart. Aber Merkmale, an die man sich erinnern würde, gibt es kaum.


Mac Müll: „…was geht euch in diesen Minuten vor eurem ersten GFCW-Match durch den Kopf?“


Als er die Frage ausgesprochen hat, schiebt Müll das Mikrofon zunächst in Richtung Johansen. Doch der Unauffälligere des Duos macht keine Anstalten, darauf zu antworten. Stattdessen nickt er in Richtung Howard.


Halvor Howard: „Ich bin derjenige, der redet.“


Ein schiefes Grinsen schleicht sich ins Gesicht des Kleineren. Howard zieht gekonnt eine Augenbraue hoch, spielt mit der Kamera. Dann beugt er sich vor, um den Mund noch näher ans Mikrofon zu bringen.


Halvor Howard: „Es ist so, Mac, wahrscheinlich sollten wir bescheiden sein. Es ist unser erster Kampf auf dieser Bühne. Der erste Kampf vor 8.500 Leuten.“


An genau passender Stelle macht Howard eine Pause. Er spricht die Anzahl der Zuschauer aus und zwinkert dabei in die Kamera, als würde er das Publikum direkt ansprechen. In der Halle führt das zu Jubelrufen – Oslo ist stolz auf sich selbst, so zahlreich erschienen zu sein.


Halvor Howard: „Aber Bjørn und ich, wir sind nicht hier, um uns Autogramme abzuholen. Wir sind auch nicht hier, um staunend dazustehen und einen Einmal-im-Leben-Moment mitzunehmen und dann nach Hause zu fahren. Nein, wir gehen gleich da raus und machen Momente wie diesen zu unserem neuen Standard. Wir machen uns unverzichtbar.“


Jetzt räuspert sich Johnansen. Offensichtlich will er doch etwas sagen. Seine Stimme ist tief und ruhig. Ganz anders als der typische Promo-Tonfall, den Howard an den Tag legt.


Bjørn Johansen: „Vi sparker dem i ansiktet.“


Ein Satz, den Müll offensichtlich genauso wenig versteht wie internationale Zuschauer. Nur die Norweger in der Halle jubeln. Doch bevor der Reporter nachfragen kann, fährt Howard bereits fort. Während er in das Mikrofon spricht, schaut er immer wieder zwischen Mac und der Kamera hin und her. Sein ganzer Körper ist in Bewegung, er macht große Gesten, das Auftreten hat fast etwas Tänzerisches.


Halvor Howard: „Keiner aus der GFCW soll denken, dass die Aurora-Tour ein Urlaub ist. Wer nach Skandinavien kommt…“


Ein Nicken in Richtung Johansen. Stichwort, dass dieser in das verbale Spiel einsteigen soll.


Bjørn Johansen: „…wer die Scandinatives bucht…“

Halvor Howard: „…der bekommt die volle Skandinavien-Experience. Die WAHRE Skandinavien-Experience. Wir sind keine wrestlenden Wölfe, wir sind auch keine Naturburschen.“


Anspielungen auf die anderen Vertreter der Region in der Liga. Fenrir und Skógur. Howard fährt sich nach dem kleinen Seitenhieb über die Lippen. Dann nimmt er eine stolze Pose ein, presst die Brust raus.


Halvor Howard: „Aber wir können verdammt gut sein. Und Norwegen weiß das. Die Leute dort in Halle wissen das!“


Bei den letzten Sätzen wird er lauter. Legt den #HYPE-Modus ein. In der Halle gibt es für die Lokalmatadoren wieder Zuspruch. Die Scandinatives wissen die Crowd zu worken.


Mac Müll: „Eine markige Ansage, Leute. Lassen wir uns die letzten Tage rekapitulieren. Seit wann wisst ihr, dass ihr diese große Chance bekommt, heute hier anzutreten?“

Bjørn Johansen: „Der Anruf von Caracal kam vor drei Tagen.“

Mac Müll: „Caracal?“


Beide Scandinatives ziehen verwirrt die Augenbrauen hoch.


Halvor Howard: „Ja, Caracal. Das wusstest du nicht, Mac?“


Kopfschütteln beim Reporter. Er versteht nicht, was hier abgeht. Was hat Caracal mit der Sache zu tun? Der Royal Rookie ist doch nicht einmal in Norwegen.


Halvor Howard: „Wir haben den Spot bekommen, weil Caracal Matthews das Roster vorübergehend verlassen hat. Für eine Tanzshow oder sowas.“

Bjørn Johansen: „Er wollte den Platz nicht verstreichen lassen. Und gleichzeitig wollte er den Fans etwas Gutes tun. Da dachte er, zwei Skandinavier machen sich gut auf der Tour.“

Halvor Howard: „Deswegen sind wir hier.“


Kaum hat Howard ausgesprochen, stemmt Müll die Hände in die Hüften.


Mac Müll: „Jetzt bin ich perplex.“

Halvor Howard: „Warum?“

Mac Müll: „Ich erinnere mich an ein Video, welches vor zwei Wochen bei War Evening lief. Da hat Caracal Matthews genau den gleichen Deal, mit sehr ähnlichen Argumenten gemacht. Da sagte er noch, die Fans würden sich über jemanden aus dem Nachwuchs freuen. So hat er es…“


Ja, wir erinnern uns: Der Rückblick auf die Geschehnisse nach GTCW Focus. Bei der Veranstaltung der Development-Liga war Matthews zu sehen, wie er von seiner Abwesenheit berichtete und nach einem Vertreter suchte.
Doch bevor Mac es aussprechen kann, durchschneidet eine Stimme den Backstagebereich.


„…auch schon Tommy Qurashi angeboten.“


Und genau jener Mann – Tommy Qurashi – tritt zu seinem ersten War Evening-Auftritt ins Bild. Wieder gibt es Zuspruch in der Halle. Der Teil des Publikums, der den Development-Bereich verfolgt, freut sich über das Auftauchen eines „Homegrown“-Talents, der seit 2 Jahren Teil des Nachwuchses ist. Alle anderen sehen den kräftig gebauten Mann jetzt zum ersten Mal. Und nehmen eine Gestalt mit brauner Haut, kurzen schwarzen Haaren sowie einem enganliegenden Shirt wahr.


Tommy Qurashi: „Scheinbar haben wir ein Problem.“


Qurashi tritt genau zwischen Howard und Johansen, verdeckt dabei Mac Müll. Der Interviewer macht notgedrungen einen Schritt zur Seite, damit er die Situation verfolgen kann. Er sieht einen Tommy Qurashi, der mit herausfordernder Miene die Arme vor der Brust verschränkt.


Halvor Howard: „Woah, jetzt mal ganz langsam.“


Ohne Scheu vor der Gestalt Qurashis – mit 1,90m immerhin deutlich größer als beide Scandinatives – macht Howard einen Schritt vor. Er tippt Tommy mit dem Zeigefinger auf die Brust.


Halvor Howard: „Du, Tommy Qurashi, warst offensichtlich zu langsam. Du konntest dich wegen Caras Angebot ewig lange nicht entscheiden. Die Welt wartet nicht auf dich, genauso wenig Caracal. Also ging der Platz an uns.“


Spannung liegt in der Luft. Nicht, dass sich die Athleten grundsätzlich unsympathisch wären – sie kennen einander ja nicht. Aber hier gibt es einen offensichtlichen Konflikt. Das Interview mit den Neuankömmlingen tritt in den Hintergrund, Müll blickt nur noch zwischen dem Team und Qurashi hin und her. Wem steht denn jetzt dieser Platz zu?


Tommy Qurashi: „Ich hatte Bedenkzeit bis heute. Nun bin ich hier.“


Um das auch körperlich deutlich zu machen, macht Qurashi einen Schritt in die Mitte des Bildes und setzt seinen Fuß extra laut und deutlich ab – hier gehört er hin. Genau hier.


Tommy Qurashi: „Scheint also so, als habe ich mich für das Angebot entschieden, oder? Also sollte der Platz für mich sein.“


Während feindselige Blicke ausgetauscht werden, findet Mac Müll seine Stimme wieder. Er räuspert sich und bekommt damit die Aufmerksamkeit der Anwesenden. Eine Ablenkung, die ein wenig von der Spannung nimmt, die die Situation kennzeichnet.


Mac Müll: „Okay…“


Mit jedem Wort wird Mülls Stimme fester. Er versucht, einen vermittelnden Tonfall anzunehmen.


Mac Müll: „…das hier entwickelt sich ganz anders als gedacht. Scheinbar hat Caracals Ungeduld, nicht auf Tommys Entscheidung warten zu wollen, eine verzwickte Situation geschaffen.“

Halvor Howard: „Auf diese Schlussfolgerung sind wir auch schon selbst gekommen.“


Der Forschere der Scandinatives pustet sich eine Strähne aus dem Gesicht.


Mac Müll: „Aber ich kann sie vielleicht klären. Lasst mich ein Telefonat führen.“


Er blickt erst zu Howard, dann zu Johansen, letztendlich zu Qurashi. Währenddessen zieht sich Mac sein Handy aus der Hosentasche.


Mac Müll: „Einen Moment bitte. Ich werde versuchen, Caracal zu erreichen. Er sollte am besten wissen, was er wem versprochen hat.“




what a difference a year makes


In tiefsten Gedanken versunken, sehen wir Aldo Nero, wie er in seiner Kabine steht und offenbar darauf wartet, sie zu verlassen. Noch nicht für das Match, was heute für ihn angesetzt ist, sondern sehr wahrscheinlich für ein Interview. Oder irgendwas anderes, wir werden es sicher gleich erfahren. Und eigentlich ist das auch egal, denn viel spannender sind diese wenigen, ruhigen Minuten, in denen Aldo einfach mal wirken lassen kann, was in seinem letzten Jahr alles passiert ist.

Fast auf den Tag genau ist es nun ein Jahr her, seitdem Aldo Nero nach Sizilien gereist ist. Mit Niederlagen gegen Ask Skógur, Aldo Nero und vor allem The End im Rücken, hat Aldo eingesehen, dass er es in der GFCW zu nichts bringen wird, wenn er nicht massiv etwas an sich ändert. Sein Vater, James Corleone, war damals nicht im Geringsten daran interessiert sich seiner anzunehmen. Aldo schien verloren. Also ging er nach Sizilien, besuchte seinen Onkel Salvatore Corleone und damit begann das Jahr seines Lebens.

Er kam zurück, besiegte Gegner nach Gegner und schließlich sogar seinen Erzfeind Nummer 1, The End, nur um nun mit seinem Vater gemeinsam sehr wahrscheinlich vor seinem ersten GFCW World Title Match zu stehen. Bei Brainwashed her er bereits bewiesen, dass er einer der wichtigsten Player der Liga ist, der das dortige Titelmatch beendet hat. Er steht so kurz vor dem Titel und der Weg bis dahin, Aldos Eroberung, die begann vor einem Jahr.

Aldos Mimik verrät, dass ihm all das gerade bewusst wird. Die Kamera hält auf ihn drauf und fängt die Emotionen ein, die, einzig und allein in diesem Moment, nichts mit dem arroganten, aggressiven Aldo zu tun haben, den wir in den letzten Wochen gesehen haben. Nein, dieser Aldo hier, der gleicht vielmehr dem Aldo vor einem Jahr.

Und wir gehen noch einen Schritt weiter: Salvatore Corleone – dem Mann, der Aldos Eroberung damals mit initiiert hat – den Rücken zu kehren; The End – seinem ja doch irgendwie Halb-/Ziehbruder – so zu hintergehen und aus der Liga zu werfen; an James Corleone – gemessen an seinen skrupellosen Taten, die einzig und allein ihm selbst dienen, wie wir jüngst vor zwei Wochen gesehen haben – seine Seele zu verkaufen… all das geht auch an einem Aldo Nero nicht spurlos vorbei und wirft die Frage auf:

War es all das wert?

Aldo schafft es tadellos den harten Typen zu spielen, was vor einem Jahr undenkbar war.

Aber schafft es Aldo auch der harte Typ zu sein?


what a difference a year makes


Es klopft an der Tür. Und schlagartig wird Aldo aus seinen Gedanken gerissen. Als wäre er in Trance gesetzt wurden, die durch das Klopfen aufgelöst wurde. Sofort setzt Aldo die Maske der Arroganz wieder auf, sein Blick verfinstert sich und jegliche Unsicherheit entschwindet. Er läuft los, öffnet die Tür und verlässt den Raum. Wir sehen, dass es ein Produktionsmitarbeiter war, der geklopft hat, um Aldo den Hinweis zu geben, dass er kommen soll. Aldo läuft nun also durch den Gang in Richtung seines Zieles, die Kamera verfolgt Aldo dabei konstant.

Dabei gibt es keinen Schnitt.

Wir folgen Aldo auf Schritt und Tritt, sehen nun aber lediglich seinen Hinterkopf. Keine Emotionen mehr, können nicht mehr interpretieren und vermuten, was in ihm abgeht. Es dauert etwas, bis wir das Ziel schließlich erreicht haben und siehe da – es ist tatsächlich der Interviewbereich.

Und dort wartet nicht nur Tammy auf Aldo, sondern auch sein Vater. Aldo stellt sich neben ihm, vor Tammy und dabei schreitet die Kamera so um die Akteure herum um sich zu positionieren, dass das Interview entsprechend gefilmt werden kann, noch immer wird dabei nicht geschnitten. Wir erkennen jetzt aber wieder Aldos Emotionen, die inzwischen vollkommen verflogen sind. Jetzt steht da tatsächlich wieder der Aldo, den wir in den letzten Wochen und Monaten gesehen haben. Der Aldo, der mit dem Aldo vor einem Jahr nichts mehr gemein hat. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. What a difference a year makes.


Tammy: „Vielen Dank, dass sie sich die Zeit nehmen, Mister Corleone und Mister Nero. Und damit, liebe GFCW-Galaxy, begrüßen sie mit mir gemeinsam meine Gäste – Aldo Nero und James Corleone!“


Vor zwei Wochen haben Aldo und James mehr oder weniger versucht ihre Taten von Brainwashed zu erklären: obwohl Aldo eigentlich der rechtmäßige Herausforderer auf den GFCW World Title ist, wurde ihm diese Chance bisher verwehrt. Da zu erwarten war, dass sich daran nichts ändern wird, mussten Maßnahmen getroffen werden. Wenn man ihnen nicht das gibt, was ihnen zusteht, dann holen sie sich es eben. Aldo hat das Titelmatch beendet, sowohl Ask als auch Luna angegriffen und damit den Hass der Liga, der ihm End-sei-Dank, ohnehin schon grenzenlos entgegengebracht wurde, umso deutlicher auf sich gezogen.

Dabei kamen schließlich Ask hinzu, der Aldo attackiert hat, bevor auch Luna hinzukam, die Aldo attackiert hat. Corleone hat seinen Sohn gerettet und schließlich hat Luna auch Ask attackiert. Eigentlich könnte das alles Grund zur Sorge sein, doch wie wir vor zwei Wochen schon gemerkt haben, schien James Corleone äußerst glücklich über die Umstände.

Und so wirkt er auch jetzt. Aldo hingegen behält seine Fassade bei. Er strahlt Arroganz, aber auch Dominanz aus.


Tammy: „Mister Corleone. Wir haben Sie nach den Aktionen der vergangenen Show bereits kontaktiert, allerdings möchte ich noch einmal nachfragen. Wie denken sie über das, was beim letzten Mal passiert ist, und warum wirkt es so, als würden sie sich darüber freuen? Ist das tatsächlich ein so großer Vorteil für Aldo?“

James Corleone: „Ist das nicht offensichtlich?“


Ist es das? Luna und Ask streiten sich untereinander, wovon Aldo profitieren kann. Es bahnt sich ein Match aller drei Beteiligten an, indem Aldo aus der Dynamik seiner Gegner durchaus profitieren kann, dennoch sollte er sich wohl nicht der Illusion hingeben, dass Ask und Luna nicht auch sehr sauer auf ihn sind.


James Corleone: „Ich habe es bereits gesagt. Chaos. Das ist das Stichwort. Und dabei rede ich nicht von dunklen Welten oder irrwitzigen Realitäten, von Organisationen, die sich zusammenschließen und die Liga kontrollieren wollen. Ich rede nicht von Wölfen, Schlangen oder Hirschen.“


Corleone scheint auf ganz eigene Art und Weise das aktuelle Ligageschehen, von der World of Darkness, über pinke Hassen, die LPG bis hin zum Switziverse zusammenzufassen.


James Corleone: „Ich rede davon, das Ligageschehen tatsächlich unter Kontrolle zu haben… in dem ich den Anschein jeglicher Kontrolle nehme. Ich…“


Corleones Blick wandert nun zu Aldo.


James Corleone: „Wir… verstehen es für Chaos zu sorgen. Der World Title, ist das Herzstück dieser Liga und aktuell umgibt ihn keinerlei Struktur. Vielmehr umgibt ihn aktuell eine Unsicherheit. Eine Gefahr. Ask Skógur mag der Champion sein, aber schafft es nicht diesem Anspruch gerecht zu werden. Luna ist die ewige Herausforderin, die so sehr diesem Ruf entkommen will, naiv genug um zu glauben sie könnte das tatsächlich. Und alle anderen in dieser Liga haben genug miteinander zu tun. Chaos. Und aus all diesem Chaos ist es einzig und allein Aldo Nero, der sich erheben wird. Mag sein, dass Ask und Luna vielleicht geeint sein mögen in der Sache gegen Aldo zu kämpfen. Aber am Ende des Tages, wird das Chaos die Beiden wieder entzweien, so wie vor zwei Wochen und Aldo die Möglichkeit geben zu gewinnen und Aldos Eroberung abzuschließen.

Sie haben Recht… man KÖNNTE meinen, es sei unklug zwei Gegner im Hass gegen sich zu vereinen. Aber Einigkeit ist nur eine Illusion. Chaos, das ist real.“


Corleone sagt es. Luna und Ask könnten Aldo gut ausschalten, wenn sie gemeinsam arbeiten würden. Aber es gibt zu viel, was zwischen ihnen steht, Stolz, der Wunsch sich endlich zu beweisen, WUT, Corleone. Er muss nicht viel machen, erreicht damit aber fast alles.


Tammy: „Und dieses Chaos… das könnte Unterstützung erhalten… durch Aiden Rotari?“


Tammy ist gewieft. Corleone muss sogar kurz… naja zumindest in Ansätzen so etwas wie… Schmunzeln. Sie spielt selbstverständlich auf Aiden Rotaris Angebot an, demjenigen Unterstützung anzubieten, der ihm gibt, was er will.


James Corleone: „Miss Tammy… hat es sich für mich bisher gelohnt einen Deal mit Aiden Rotari abzuschließen, der ihm ein World Title Match zugesteht?“


Corleone formuliert diese Frage auf eine Art und Weise, bei der man gar nicht so wirklich weiß, was man darauf antworten soll. Instinktiv würde man ja sagen, dass es sich nicht gelohnt hat, da das einst der Anfang von Ends Downfall war. Andererseits… weiß man bis heute nicht, ob Corleone diesen initialen Deal mit Rotari bewusst geschlossen hat, um besagten Downfall loszutreten. Und dementsprechend wird man auch aus dieser Aussage nicht viel schlauer als vorher, aber was man auf jeden Fall sagen kann…


James Corleone: „Ich respektiere Aiden Rotari, das habe ich immer.“


Naja, wieder sowas: meint er das ernst? Einen gewissen Grundrespekt kann man Corleone für Rotari definitiv nicht absprechen. Aber, ob er das jetzt hier wirklich genau so meint und vor allem, ob er das so offen sagen würde?


James Corleone: „Aber er hat seine Funktion in Aldos Eroberung bereits erfüllt und jetzt ist auch er nichts weiter als ein Hindernis. Vielen Dank, Mister Rotari, aber sie werden nicht gebraucht.“


Der Blick fällt erneut auf Aldo Nero. Der steht leicht hinter Corleone und genießt, wie sein Vater über ihn redet. Aber auch dabei kommt man nicht umher, eine gewisse, verhaltene Irritation zu bemerken. Corleone spricht hier und Corleone spricht natürlich für Aldo… aber spricht er wirklich für Aldo? Will Corleone Aldo an die Spitze bringen, um Aldos Willen oder wieder einmal nur für seinen eigenen.

Nein. Jetzt ist nicht der Punkt zum Zweifeln. Und überhaupt, Corleone steht hinter ihm und er, Aldo Nero, ist der Wrestler. Und wie es sein Vater ihm in den vergangenen Monaten immer wieder gesagt hat, er darf ihn nicht in Frage stellen, wenn er sein Ziel erreichen will.


Tammy: „Ich verstehe, damit haben wir wohl eine Absage für Aiden Rotari. Neben ihm und natürlich Luna und Ask, gibt es allerdings noch jemand anderen, der heute für sie relevant sein dürfte. Zane Levy. Sie verbindet eine Geschichte, Mister Corleone, wie haben sie Aldo auf das Match vorbereitet?“


Ihr Ernst? Es geht um die konkrete Matchvorbereitung und selbst hier wird eher Corleone gefragt als Aldo direkt? Dieser Umstand scheint nun tatsächlich nicht gänzlich an Aldo abzuprallen. Er verzieht eine Miene, tritt einen Schritt um Corleone herum, wohl bedacht darauf, dass er ihn nicht anrempelt, um sich nun selbst in den Fokus zu stellen.

Für die ersten Sekunden, in denen er nun vor dem Mikro steht, wirkt es etwas so, als wüsste er nun gar nicht was er sagen soll. Nun ist es aber James Corleone, dessen Reaktion spannend ist. Denn es scheint so, als ob er etwas überrascht davon ist, dass Aldo nun die Initiative ergreift, aber eher auf eine positive Art und Weise. So sehr Corleone aktuell auch vermuten lässt, dass er sich selbst als die Hauptperson dieses Duos versteht, so sehr weiß er dennoch, dass es ohne Aldo nicht geht.

Aldo ist noch immer in Ausbildung. Und zwar in seiner Ausbildung. Bei The End mag er es nie geschafft haben ihn zu seinem Werkzeug ohne eigenen Willen zu machen, bei Aldo wird das anders sein. Der tanzt brav an den Strängen, die Corleone in der Hand hält.


Aldo Nero: „Wie ich mich vorbereitet habe? Ich habe das Match von Brainwashed 2023 geschaut.“


Das Match in dem The End zum World Champion wurde, nachdem er Zane Levy regelrecht zerfleischt hat. Ein Match, bei dem End schnell und kompromisslos kurzen Prozess gemacht hat.


Aldo Nero: „End hat nicht mal fünf Minuten gebraucht um Zane zu besiegen. Ich werde nicht mal eine brauchen.“


Aldo schnieft. Es ist klar, warum er auch hier die Verbindung zu The End zieht, denn obwohl er diesen besiegt hat und seitdem keiner mehr etwas von End gesehen hat, schwirrt dieser ihm noch immer dem Kopf rum. Aldo will besser sein als The End und um das zu beweisen will er jede Möglichkeit nutzen, auch diese, einen „gemeinsamen“ Gegner noch eindrucksvoller zu besiegen als End, das getan hat.

Und wieder liegt zumindest der Hauch von Tragik in Aldos Auftreten. Ob das an End liegt? Oder daran, dass sein Vater ihn doch irgendwie noch überstrahlt?


Aldo Nero: „Wenn Luna denkt, dass sie sich in meine Angelegenheiten einmischen muss und sich zwischen mich und dem World Championship stellt, dann wird sie merken, was sie davon hat. Mir ist egal, ob Zane selbst schon World Champion war oder ob er Tag Team Champion ist. Er gehört zur Familie von Luna und damit ist sein Schicksal besiegelt. Und dann versteht sie hoffentlich, dass sie sich besser von mir fernhält. So weit wie möglich.“


Aldos Blick geht nun zu Corleone, der ihm wiederum zunickt. Ein weiteres Zeichen, was Ask zu verstehen gibt, was er als nächstes sagen muss.


Aldo Nero: „Und Ask? Der kann sich vielmehr glücklich schätzen, dass ich das Match bei Brainwashed beendet habe, anstatt jetzt sauer zu sein. Der war doch kurz davor zu verlieren, hätte ich nicht eingegriffen.

Vielleicht war das Lunas Chance zu gewinnen. Lunas einzige Chance. Und ich habe sie ihr genommen. Und als nächstes nehme ICH Ask den Titel.“


Mit finsterem Blick verabschiedet sich Aldo damit von Tammy. Er tritt aus dem Bild, woraufhin Corleone wiederum einen Schritt nach vorn macht. Der wirkt zufrieden. Die Arbeitsteilung der Beiden dürfte klar sein – Corleone hat eindrucksvoll abgesteckt, wie der weitere Verlauf von Aldos Eroberung aussehen wird, während Aldo die kompakte Ansage an den heutigen Gegner übernommen hat. Luna sei gewarnt, sich nicht weiter einzumischen, wenn Aldo dabei natürlich auch leicht außer Acht lässt, dass er sich ja vielmehr in ihre Angelegenheiten eingemischt hat. Aber für Aldo und James Corleone zählen nun mal nur James Corleone und Aldo Nero.

Und ja… wenn es wirklich so gewesen wäre und Luna hätte das Match gegen Ask gewonnen, dann zeigt das, dass Ask besiegbar ist. Und sollte dann nicht vielmehr Ask Lunas Ziel sein, als Aldo?

Aldo lernt langsam, aber er lernt. Auch er kann für Chaos sorgen, denn er hat den besten Lehrer.

Aldo Nero und James Corleone, als Einheit zwischen Ask Skógur, dem Champion und Luna Rosario, der Herausforderin. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht?




Robert Breads: "Das ist nicht gut genug!"


Eine knochige linke Hand trifft auf die Wand - aber das Gebäude in Oslo gibt nicht nach. Oslo Spektrum 1, Robert Breads 0 - aber an das Verlieren ist er ja mittlerweile gewohnt.


Robert Breads: "Das hier ist nicht Mirkans beschissener Förderkader. Das hier ist was Besseres. Also was, bitte, hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?"


Mit einem Blick, der von deutlichen Augenringen und beinahe unangenehmer Intensität in der Stimme untermalt wird, nagelt Breads die junge Dame, die vor ihm auf einem Klappstuhl sitzt, noch immer verschwitzt und gezeichnet von ihrem Duell mit Rasmus Rantanen, förmlich an die unnachgiebige Wand. Geistesabwesend reibt der Kanadier mit der rechten die linke Hand, auch wenn er den Schmerz weitesgehend zu ignorieren oder gar nicht zu registrieren scheint.


Robert Breads: "Ich verlange wirklich nicht das Unmögliche, oder? Also warum - scheiße, verdammt - warum zum Fick gehst du da raus und blamierst mich bis auf die Knochen?"


Natürlich, darum geht es Breads eigentlich - dass eine "seiner" Wrestlerinnen gegen einen Förderkadler verloren hat. Wer noch immer daran geglaubt hat, dass "Canada's Own" wirklich etwas an der Jugend liegt, sei auf die letzte Show verwiesen, um das Gegenteil zu untermauern.

Was natürlich nicht heißt, das ein Platz bei der LPG keine Vorteile mit sich bringt - aber dafür gilt es eben, diesen verbitterten alten Knacker von sich zu überzeugen.


Robert Breads: "Skaði wäre das nicht passiert."


Und dann zoomt die Kamera aus und zeigt uns, dass Milly Vermillion nicht allein mit Breads und einem Mitglied der Kamera-Crew ist - nein, etwa zwei Schritte abseits thront die bedrohliche Gestalt von Skaði Fenrir über der Szene. Sie wäre ohnehin größer als die anderen beiden, aber dadurch, dass Milly sitzt und Breads sich, verloren in seinem beinahe manischen Rant, nach vorne beugt, wirkt sie noch ein wenig beeindruckender als sie das ohnehin schon tut.


Robert Breads: "Skaði wird mich heute nicht auch noch enttäuschen, richtig?"


Die Schneewölfin blickt ungerührt auf Robert Breads Hand und fragt sich, wie lange er wohl in den USA gelebt haben mag, wo nun wohl ein Loch in der Wand wäre anstatt einem blauen Fleck an der Hand. Davon ab kann sie sich ein kurzes Schnauben nicht verkneifen.


Skaði Fenrir: „Solch Frage zu stellen ist vergeudeter Atem. Ich bin die große Jägerin des Nordens, Skaði Fenrir. Dies ist mein Revier, nahe meiner Heimat. Wer auch immer meine heutige Beute werden wird, die Chance auf Flucht ist gering, die Chance auf Sieg geringer. Enttäuschung wird höchstens herrschen, wenn die Beute nicht den hohen Ansprüchen genügen sollte, welche dem Anlass angemessen sind.“


Sie neigt zufrieden mit sich und ihrer Ansprache den Kopf ein bisschen herunter, um auf Breads und Vermillion etwas besser herabsehen zu können und um ein paar Haarsträhnen dazu zu animieren, ihr durch Gesicht zu fallen, auf dass ihr selbstzufriedenes Lächeln etwas weniger offensichtlich sein mag. Milly Vermillion wiederum hatte mit verbitterter Miene den beiden gelauscht und in der Zwischenzeit eine Wasserflasche geleert, die sie kurz etwas zerdrückt, aber nicht viel. Ist ja noch Pfand drauf.


Milly Vermillion: „Eine kurze Zwischenfrage ihr beiden.“


Mit einem Satz ist die Phönixfrau von ihrem Sitzplatz aufgesprungen und baut sich vor ihrem kanadischen Landsmann und der Wölfin von Tromsø auf, ihre grünen Augen lodern vor Wut.


Milly Vermillion: „Wer glaubt ihr beiden Wichtigtuer eigentlich, wer ihr seid?“


Mit ihren satten 1,50 an Körpergröße ist der reine physikalische Unterschied zwischen Milly auf der einen sowie Robert Breads und Skaði Fenrir auf der anderen Seite mehr als nur frappierend. Und dennoch ist es die kleine Phönixdame, die hier eine sehr aggressive Haltung einnimmt. Zunächst blickt sie direkt den Kanadier an.


Milly Vermillion: „Du magst in der Menschenwelt ein nicht gänzlich unbedeutendes Licht sein und doch bist du kaum mehr als ein Funke verglichen mit der Strahlkraft des Infernos eines wahrhaftigen Phönix. Dich soll ich blamiert haben? Ha! Als ob du dafür meine Hilfe brauchen würdest! Ja, mich so übertölpeln zu lassen, war meiner unwürdig, doch zumindest breche ich deswegen nicht gleich in Tränen aus, so wie es andere machen, kaum dass etwas nicht so läuft, wie man es sich ausgemalt hat!“


Sei es ein Napoleonkomplex oder ein gesundes Selbstvertrauen, die kleine Phönixdame hat ganz offensichtlich kein Problem damit Robert Breads von Angesicht zu Angesicht vor den Kopf zu stoßen. Und auch der über 40 Zentimeter größeren Skaði gegenüber hält sie sich nicht zurück.


Milly Vermillion: „Und was machst du einen auf wolfische Jägerin, wenn du doch eindeutig ein Mensch bist und noch dazu ein Mensch mit wenig Sinn für die eigene Mythologie! Fenrir ist ein Sohn des garstigen Loki, Skaði wiederum ist eine Göttin der Jagd und des Skisports, die auf der richtigen Seite steht und Loki von einer giftigen Schlange mit Gift vollspritzen lässt! Wie kann man nur einen so bescheuerten, sich selbst widersprechenden Namen haben?!“


Skaðis Hände bilden merklich Fäuste, obgleich sie ihr Bestes gibt, um ihre ungerührte Fassade aufrecht zu erhalten.


Skaði Fenrir: „Welch unrühmliche Art eine Frage zu stellen. Erlaube mir, dich wissen zu lassen, dass deine Kritik meinen Eltern gelten würde, ist mein Name doch fürwahr mein Name. Ein Name, welchen ich mit Stolz trage und welchen du blindes Hühnchen ohne gefundenes Korn niemals wieder beleidigen wirst, so du weißt, was gut für dich ist.“


Milly zieht eine antagonistische Schnute.


Milly Vermillion: „Nun gut, vielleicht war ich mit meiner Kritik etwas vorschnell, soll nicht wieder vorkommen.“


Skaði nickt zufrieden, das Ganze als kleinen Sieg für sich verbuchend – bis Milly einen Schritt auf sie zugeht, womit der Größenunterschied nur noch überwältigender wird.


Milly Vermillion: „Und wenn du weißt, was gut für dich ist, wirst du nie wieder auch nur den Hauch einer Drohung an mich richten. Feuer schmilzt Eis, falls du es noch nicht wusstest.“


Milly stand eh schon dezent auf den Zehenspitzen, doch nun macht sie sich so groß wie möglich, um Skaði anzufunkeln, die mit kaltem Blick auf sie herabsieht. Sollte Robert Breads es mögen mit seinem eigenen Förderkader ähnliche interne Querelen zu erhalten, wie es Mirkan Uysal mit Rasmus Rantanen und PJ Smidt hat, er ist auf dem besten Wege dahin.


Robert Breads: "Spart euch eure Aggressionen für eure Gegner auf. Wir sind hier kein amateuerhafter Verein von Trotteln, die ihre Emotionen nicht unter Kontrolle haben."


Ein sehr ironisches Statement, wenn man die letzte Show bedenkt, was Breads aber nicht weiter zu kümmern scheint. Stattdessen blitzt Zorn in seinen Augen auf, auch wenn er seine Stimme - um die eigenen Worte zu untermauern - leicht senkt.


Robert Breads: "Du."


Beinahe anklagend spricht er nun zu Milly, deren Namen er angesichts der soeben stattgefundenen Schande nicht einmal mehr nennen will.


Robert Breads: "Der einzige Phönix, der mir irgendwas sagt, hatte mit der PCWA zu tun - wo ich jeden Titel gewonnen habe, jedes Turnier, jede Ehrung. Ich bin GFCW Hall of Famer, zweifacher World Champion und der wichtigste Wrestler in der Geschichte dieser gottverdammten undankbaren Promotion und wenn du glaubst, mich interessiert auch nur im Geringsten, wer oder was du zu sein glaubst, bist du schief gewickelt. Du hast verloren. Verloren. Gegen einen Förderkader-Wrestler. Deine Meinung registriert hier..."


Mit dem Zeigefinger tippt er fester als nötig auf seine Schläfe.


Robert Breads: "...erst wenn du gezeigt hast, dass du auch nur in die Nähe von dem kommst, was ich in meiner Karriere präsentiert habe. Oder hast du mich vor zwei Wochen gegen diesen Förderkader-Trottel straucheln sehen, hm?"


Nein, wir haben etwas ganz anderes gesehen - aber das ist eine kaum vergleichbare Situation. Das schert Breads natürlich nicht.


Robert Breads: "Ich will einfach nur offen sein: Ich glaube an zweite Chancen. Das tue ich wirklich. Aber das Problem des Förderkaders ist, dass die auch an dritte, vierte und fünfte Chancen glauben. Das tue ich nicht. Also reiß dich zusammen und sorg dafür dass so etwas nie wieder passiert, oder ich zahle Miss Shade die Zusatzkosten damit man dich so bald wie möglich in deinen Käfig sperrt und per Expressversand an die nächstbeste Vogelhandlung verschickt, wo du den Wellensittichen dein Leid klagen kannst."


Wenn es bis jetzt noch nicht klar wird: Robert Breads ist angespannt auf aufgekratzt. Nach der letzten Show ist diese Förderkader-Sache nicht nur alles, was ihm geblieben ist, sondern auch dank seiner eigenen Taten intensiver als jemals zuvor. Es bedeutet ihm jetzt eine ganze Menge, wenn nicht sogar alles, und das letzte, winzige bisschen Stolz, dass Breads noch hat, hängt daran, wenigstens Mirkan Uysals Truppe übertrumpfen zu können.


Robert Breads: "Ich hoffe, wir haben uns verstanden."


Die Phönixfrau bläst empört die Wangen auf.


Milly Vermillion: „Ich habe nicht gestrauchelt, ich wurde um meinen wohl verdienten Sieg betrogen! Zumindest bin ich mir sicher, dass das nicht ganz regelkonform war, wenn ich diese „Wrestlingregeln“ mittlerweile richtig verstanden habe… und ja, das war trotzdem doof von mir und hätte nicht passieren dürfen, aber trotzdem...“


Sie wendet sich ab und schnappt sich aus ihrem Spint ihr Duschzeugs.


Milly Vermillion: „Bah! Ich habe Wichtigeres zu tun, als mich von euch voll sülzen zu lassen! Wenn ihr meine Macht nicht zu schätzen wisst, ist das euer Verlust, nicht meiner!“


Betont hochnäsig (oder hochschnäblig?) schreitet sie an Breads und Fenrir vorbei zur Tür, die sie lautstark hinter sich zuzieht. Wonach Skaði ihren Kopf zu Robert Breads neigt. Zu wem auch sonst? Ist ja niemand anderes mehr im Raum übrig. Außer der Kameracrew, aber die zählt nicht.


Skaði Fenrir: „Es mag eine überflüssige Frage sein, doch lasst sie mich dennoch stellen:
Wollt ihr tatsächlich nur jene mit Meinung ohne Gewicht in eurem Performance Förderkader?
Anstatt jene mit starker Persönlichkeit und eigener Vision?
Einmal ein trüber Mitläufer, niemals ein starker Rudelsführer.
Ich begreife, dass Ihr vielleicht Furcht verspürt, dass Schützlinge mit Selbstwert Euch ähnlich rasch entwachsen, wie es mit Aiden Rotari passiert ist und Euch dann ebenso von oben herab behandeln. Doch liegt es nur an Euch, dass Ihr bei der Wahl Eurer Schützlinge sowohl das sportliche Potential beachtet, als auch den Charakter.“


Sie pocht sich bedeutungsvoll auf die Brust.


Skaði Fenrir: „Ich bin ein Wolf ohne Schafspelz, werde Euch also nicht in den Rücken fallen, doch ich bin auch kein höriger Hund. Wollt Ihr Lob und Honig, so wendet Euch an das Sprachrohr. Meister werde ich Euch nicht nennen. Mentor hingegen schon, wenn Ihr dies zu sein begehrt. Euch als solchen überhaupt in Betracht zu ziehen, sollte Anerkennung genug sein. Immerhin bin ich die stolze Schneewölfin Skaði Fenrir.“


Bei der Erwähnung von Rotari verfinstert der Blick von Breads sich, wo er vor kurzem sicherlich noch voller Stolz gewesen wäre. Aber das ist nur ein kurzer Moment, denn ob der Aussage von Fenrir schüttelt der Kanadier den Kopf.


Robert Breads: "Ich weiß das durchaus zu schätzen. Nicht zuletzt, weil du ursprünglich aus einer anderen Schule stammst. Aber Autonomität muss man sich verdienen."


Mit dem Zeigefinger deutet Breads in Richtung der Tür, die soeben zugeknallt wurde.


Robert Breads: "Wer sich so verhalten möchte, sollte auch die Siege mitbringen, das zu rechtfertigen. Großspurigkeit ist etwas für Gewinner, und eine Pleite gegen einen Förderkader-Wrestler nach der man einräumt, sich nicht einmal bei den gottverdammten Regeln sicher zu sein, ist kein Grund für mich, jemandem Respekt entgegenzubringen. In den letzten zwei Wochen nicht auf die Idee gekommen zu sein, mal das Regelwerk aufzuschlagen, ist beleidigend, und sie sollte froh sein, dass ich so ungemein großzügig bin, ihr noch eine zweite Chance zu geben, weil ich ihr das tatsächliche Potenzial nicht vollständig absprechen kann. Dennoch: Es nur zu haben ist eine Sache, damit etwas anzufangen ist etwas völlig anderes."


Und mit diesen Worten nickt er Richtung der ihn überragenden Dame direkt vor ihm.


Robert Breads: "Natürlich werde ich dich nicht herumkommandieren, natürlich erwarte ich keinen blinden Follower, natürlich erwarte ich keine bedingungslose Unterwerfung oder so einen Schwachsinn. Habe ich bei Aiden auch nicht."


Ein kleiner Schuss in Richtung Rotari, der das nun ein wenig anders zu sehen scheint?


Robert Breads: "Solange du erfolgreich bist. Ich stehe gerne mit Rat zur Seite, wenn du ihn wünschst. Wenn du ihn nicht wünschst, ist das auch okay - solange du erfolgreich bist. Ich werde deine Karriere forcieren und nach vorne treiben und wenn du ein gewisses Maß an Dankbarkeit dafür empfindest, dann ist das so. Wir werden prima miteinander auskommen, ohne dass du dich verbiegen musst - solange du erfolgreich bist.

Und das wirst du auch heute Abend sein, nicht wahr?"


Skaði fährt sich mit betonter Irritation über die Stirn und wischt dabei ihr Haar nach oben, auf dass keine Strähne ihren empörten Blick versteckt.


Skaði Fenrir: „Wie ich bereits vor derer wenigen Minuten trefflich artikulierte, ist das Stellen einer solchen Frage vergeudeter Atem. Denn wie ich ebenso bereits dereinst sagte, als wir uns bei meinem hiesigen Debüt erstmals trafen: wo ich jage, da gibt es Erfolg. Großen Erfolg.“



Die Kabine der World of Darkness ist in ein sanft gedimmtes Licht gehüllt. Die Atmosphäre wirkt ruhig, fast schon bedrückend – als würde eine unsichtbare Anspannung in der Luft liegen. Die Wände sind schlicht, ohne unnötigen Prunk oder Dekoration, doch die Präsenz der beiden Männer, die sich hier aufhalten, macht den Raum dennoch imposant.

Die Kamera fängt Tammy ein. Sie steht selbstbewusst da, ihre Haltung entspannt, doch ihr Blick ist fokussiert. Sie ist hier, um Antworten zu bekommen – und genau in dem Moment, als sie leicht zur Seite tritt, erscheinen Aya und Jay Taven im Bild.

Aya, der ergraute Wuppertaler, sitzt auf einem schlichten, stabilen Stuhl. Seine Haltung ist locker, aber seine Augen erzählen eine andere Geschichte. Tief in Gedanken versunken, stützt er einen Arm auf die Lehne des Stuhls, während seine andere Hand locker auf seinem Knie ruht. Sein Blick ist leicht gesenkt, als würde er das Gesagte bereits vorher in seinem Kopf durchspielen.

Ganz anders verhält sich Jay Taven.

Jay steht einige Schritte entfernt, voll und ganz auf den Boxsack konzentriert, der von der Decke hängt. Seine Bewegungen sind präzise, seine Fäuste schnellen mit einer Mischung aus Kraft und Verspieltheit auf das Ziel zu. Doch sein Grinsen verrät, dass er sich nicht nur auf das Training fokussiert – er genießt es. Jeder dumpfe Schlag, der durch den Raum hallt, scheint ihn mehr anzustacheln.

Tammy hebt das Mikrofon und beginnt mit einer festen, aber professionellen Stimme.


Tammy: „Aya, Jay... heute Abend trefft ihr wieder auf die Hasen, nachdem es letzte Woche ja im Chaos und in einem Doppelcount Out geendet ist. Was habt ihr euch heute vorgenommen?“


Ohne das Training zu unterbrechen, antwortet Jay als Erster. Sein Blick wechselt zwischen dem Boxsack und Tammy, während er mit einem selbstgefälligen Lächeln spricht.

Jay Taven: „Was sollen wir uns für heute Abend vorgenommen haben? Ganz einfach, Tammy. Die Anthros bekommen erneut das, was sie verdienen. Und wenn es wieder in Chaos enden wird, dann soll es so sein. Ich habe damit keine Probleme – im Gegenteil. Bald ist ja Ostern, und anstelle von Fisch mag ich Hasenbraten auf dem Tisch haben.“

Tammy hebt leicht beide Augenbrauen und schmunzelt über die Worte von Jay. Es ist schwer zu sagen, ob sie belustigt oder leicht irritiert ist. Doch noch bevor sie darauf eingehen kann, erhebt sich Aya langsam von seinem Stuhl.

Seine Bewegungen sind bedächtig, fast unheilvoll ruhig. Als er sich in ihre Richtung dreht, hält sie ihm automatisch das Mikrofon entgegen. Seine Stimme, als er beginnt zu sprechen, ist ruhig, aber eindringlich – fast wie ein Flüstern, das sich in die Gedanken bohrt.


Aya: „Tammy, letztes Mal habe ich einen Fehler gemacht. Versteh mich nicht falsch, der Plan war gut, wenn nicht nahezu perfekt, um die Hasen und den Fuchs in ihre Schranken zu weisen. Doch dieser eine Fehler, den ich gemacht habe, hat das Metronom aus dem Takt gebracht.“


Tammy schaut ihn fragend an, doch Aya erwidert den Blick mit derselben Ruhe, die ihn von Anfang an umgibt. Sein Blick bleibt halb auf ihr, halb in die Kamera gerichtet – als würde er nicht nur ihr, sondern jedem Zuschauer direkt ins Gewissen sprechen.

Die Reporterin setzt an, um eine Frage zu stellen, doch bevor sie das Mikrofon an ihre Lippen führen kann, hebt Aya ruhig eine Hand und legt sie sanft auf ihre, die das Mikro hält.


Aya: „Ich weiß deine nächste Frage, und ich werde sie dir beantworten. Leviathan. Ich habe dieses Team falsch eingeschätzt. Dachte, sie würden sich heraushalten, da sie selbst an diesem Abend noch ein Match hatten und ihre Kräfte schonen wollten. Doch da habe ich mich geirrt.

Dieser Fehler wird mir … wird uns … nicht noch einmal passieren.“


Ein leichter, aber schwerer Atemzug von Aya ist durch das Mikrofon zu hören. Der Klang ist tief, kontrolliert, fast so, als würde er einen Moment innehalten, um seine Gedanken zu ordnen.

Dann spricht er weiter. Seine Stimme bleibt ruhig, doch mit jedem Wort lastet eine unterschwellige Schwere in der Luft.


Aya: „Die Champions, Leviathan, wollen natürlich die Titel behalten. Und dass sie sich dennoch eingemischt haben, zeigt mir eines: Sie nehmen die Hasen und uns ernst. Und, auch wenn sie es nicht zugeben werden – sie sind besorgt.“


Ein kaum merkliches Luftholen. Aya hebt leicht den Kopf, sein Blick wandert zwischen Tammy und der Kamera.


Aya: „Das, was Leviathan, die Hasen und wir begonnen haben, ist nicht einfach nur ein wilder Kampf. Es ist ein Schachspiel. Drei Systeme, drei Taktiker, und jeder versucht, sich in den Mittelpunkt zu stellen…“


Er lässt den Satz für einen Moment in der Stille hängen. Dann senkt er leicht den Blick, als würde er sein nächstes Wort genau abwägen.


Aya: „…um das Märchen zu seinen Gunsten zu beenden.“


Die Atmosphäre bleibt schwer. Jeder Satz von Aya hallt nach, während die Bedeutung seiner Worte in der Luft liegen bleibt.

Dabei kommt in leichtes Nicken von Tammy. Sie zieht das Mikrofon ein Stück zurück und führt es dann wieder an ihre Lippen.


Tammy: „Aya und Jay… was mich aber noch interessiert: Da ihr ja nun ein Tag Team bildet, wie ist der Name des Teams?“


Ein lauter Schlag gegen den Boxsack unterbricht die Szene. Jay hält abrupt inne, wischt sich mit dem Unterarm über die Stirn und atmet schwer. Mit einer schnellen Bewegung tritt er um Tammy herum, positioniert sich auf ihrer anderen Seite und lehnt sich leicht vor. Dann schreit er ohne zu zögern ins Mikrofon.


Jay Taven: „Wir sind die World of Darkness, und das reicht doch auch als Name! Und die World of Darkness wird heute Abend die Hasen dem Fuchs in den Rachen stopfen!“


Während Jay spricht, schließt Aya langsam die Augen. Ein kaum merkliches Kopfschütteln folgt. Es ist kein heftiges Protestieren, sondern eher ein stilles Zeichen der Missbilligung – als würde er genau wissen, dass Jays Aussage nicht ganz das widerspiegelt, was er selbst denkt.

Erst als Jay mit seinem Gebrüll fertig ist, öffnet Aya wieder die Augen. Mit einer ruhigen, bestimmten Bewegung tritt er näher an Tammy heran und spricht.


Aya: „Tammy, wir sind ein Teil davon. Als Team oder als Einzelkämpfer präsentieren wir die World of Darkness. Aber wir sind nicht das Tag Team World of Darkness. Einen Namen haben wir nicht – es reicht, wenn unsere Namen genannt werden.“


Ein kurzer Blickwechsel zwischen den beiden Männern. Jays Gesicht verrät, dass er mit dieser Aussage nicht vollkommen einverstanden ist. Doch bevor er antworten kann, spricht Aya bereits weiter.


Aya: „Aber eines, Tammy, sei dir gewiss. Egal, wer heute Abend gewinnt, wovon ich ausgehen das Jay und ich es sein werden,… es ist nur ein weiteres Kapitel. Und dieses Kapitel ist in einer Geschichte, die ihren Höhepunkt noch lange nicht erreicht hat.“


Ein Moment der Stille.

Tammy lässt die Worte sacken, während die Kamera noch einen Moment auf die beiden Männer hält.

Dann blendet das Bild langsam aus.







Mac Müll: „Er geht nicht ran.“


Wir sind zurück im Backstagebereich. Zurück bei einer verzwickten Situation. Zwei Ansprüche auf den gleichen Roster-Spot stehen hier zusammen: Auf der einen Seite die Scandinatives, auf der anderen Seiten Tommy Qurashi. Letzterem wurde die Rolle als Vertreter von Caracal Matthews versprochen – bloß, dass das gleiche Angebot einige Zeit später scheinbar noch an wen anders ging. Und beide haben angenommen.


Bjørn Johansen: „Und jetzt?“

Laaaaaangweilig.“


Alle vier Anwesenden drehen synchron ihre Köpfe. Sie spähen in die Richtung, aus der die Stimme kommt.

Es erscheinen zwei Männer, die Buhrufe bei den Beobachtern in der Halle hervorrufen: Zac Alonso und Jakob Fleestedt. Alonso ist es, der den Ausruf getätigt hat. Fleestedt hingegen hat im wahrsten Sinne des Wortes die Hände voll. Er drückt Qurashi, Johansen und Howard etwas in die Hand.


Jakob Fleestedt: „Nehmt das.“


Nun halten die überrumpelten Wrestler jeweils ein offizielles Switzidog-Plushie in den Händen. Es ist natürlich megasweet. Aber alle blicken es irritiert an.



Jakob Fleestedt: „Und jetzt sagt brav in die Kamera…“

Zac Alonso: „…für den kuscheligen Einführungspreis von nur 59,99€ im GFCW-Shop erhältlich.“

Tommy Qurashi: „Warum sollten wir das tun? Werbung für euch machen?“


Alonso und Fleestedt blicken einander an, als hätte Qurashi etwas völlig Absonderliches gefragt. Sie stöhnen auf und schütteln den Kopf.


Jakob Fleestedt: „Warum? Du fragst, warum du Werbung für das offizielle Switzidog-Plushie, welches für den kuscheligen Einführungspreis von 59,99€ erhältlich ist, machen solltest? Ich sage dir warum.“


Mit lauerndem Blick taxiert der Switzisstant Qurashi. Der Neuzugang ist ihm schon auf den ersten Blick unsympathisch.


Jakob Fleestedt: „Weil es so unendlich viel unterhaltsamer wäre, als euch bei einer Diskussion zuzuhören, die zu nichts führt.“

Zac Alonso: „FAKT!“


Stolz blickt der Schauspielerin drein, weil er Tonfall des Sprachrohrs genau getroffen hat. Eine Wahnsinnsleistung. Zumindest in Alonsos eigener Wahrnehmung.


Jakob Fleestedt: „Ich meine, das hier…“


Der Ex-Förderkadler deutet erst auf die Scandinatives, dann zum Abschluss auf Tommy Qurashi. Er verdreht die Augen.


Jakob Fleestedt: „…ist grad ernsthaft eine Diskussion darüber, ob eine irrelevante Hupfdohle, die schon mehrfach vom hervorragenden GFCW-Wrestler Darragh Switzenberg geschlagen wurde, für ein paar Wochen von einem langweiligen B-Kader-Wrestler vertreten wird…oder von zwei Männern, die nichts vorzuweisen haben, außer den passenden Pass.“


Eine Beleidigung, die Howard nicht auf sich setzen lassen will. Der Blonde ist nicht nur der lautere, sondern auch der impulsivere Part seines Teams. Er tritt vor. Aber bevor Halvor sich zu einer Aktion durchringen kann, legt Zac Alonso mit seinem Redeschwall los und bringt ihn aus dem Konzept.


Zac Alonso: „Also macht besser Werbung.“


Der Switzidogisstant hält selbst ein Switzidog-Plushie in der Hand. Dieses nimmt er hoch und hält es vor sein Gesicht. Er wackelt mit dem Kuscheltier und spricht mit zugekniffenen Lippen, so als würde die Stimme aus dem Hund kommen.


Zac Alonso: „Das ist ein Angebot, welches ihr nicht ablehnen könnt.“


Und natürlich spricht der Hund wie der Pate. Es ist schließlich Zac Alonso. Als das Gesicht des Switzidogisstant wieder hinter dem Plüschtier hervorkommt, trägt er ein breites Grinsen vor sich her.


Halvor Howard: „DIESES Angebot kannst du nicht ablehnen.“


Howard prescht vor und schubst Alonso weg. Das Plushie fällt auf den Boden. Alonso stolpert und kann gerade noch von Fleestedt festgehalten werden, bevor er hinfällt. Beide Mitglieder des Switziverse reißen die Augen weit auf.


Zac Alonso: „Wow, noch ein PSYCHOPATH in der Liga!“


Alonso befreit sich aus dem schützenden Griff seines Stablekollegen und kann wieder auf eigenen Beinen stehen. Doch er überprüft seinen Körper fachgerecht auf Wunden, als wäre der Schubser ein lebensbedrohlicher Angriff gewesen.


Bjørn Johansen: „Halt dich zurück, Hal.“


Der ruhigere Scandinative zieht Howard an der Schulter. Widerwillig lässt es der Blonde geschehen. Doch seine Lippen sind noch immer zu einem schmalen Strich verzogen, seine Augen funkeln.


Bjørn Johansen: „Trete ihnen im Ring ins Gesicht. Spar‘ dir die Kraft.“

Tommy Qurashi: „Falsch, Jungs. Keiner von euch wird gleich im Ring stehen. MIR steht euer Platz zu. Mir hat Caracal dieses Angebot zuerst gemacht. Also werde ich gleich in den Ring gehen.“


Verständnisloser Blick bei allen Anwesenden. Howard spricht aus, was sowohl den Scandinatives als auch dem Switziverse auf der Zunge liegt.


Halvor Howard: „Du hast nicht einmal einen Tag-Team-Partner. Schon gemerkt?“


Eine Aussage, der Qurashi nicht widersprechen kann. Und auf der Card steht – ganz offiziell – ein Tag Team Match von Jakob und Zac gegen zwei Lokalmatadoren. Das ist also nicht er. Aber Tommy will nicht aufgeben. Mit harter, unnachgiebiger Miene steht er da und wartet, dass ihm eine Lösung einfällt.


Mac Müll: „Wieso tretet ihr nicht alle an?“


Die Köpfe drehen sich zum Interviewer.


Mac Müll: „Ich meine: Wir haben 3 Leute, die darauf bestehen, Caracal Matthews zu vertreten. Und wen Cara bevorzugt, können wir nicht sagen, solange er nicht erreichbar ist. Auf der anderen Seite haben wir das Switziverse.“


Er wendet sich Jakob und Zac zu. Alonso hat den zu Boden gefallenen Plüsch-Switzidog aufgehoben und klopft dem 59,99€-Euro-Tier den Staub aus dem Fell. Als er die Worte Mülls vernimmt, hält er überrascht inne.


Mac Müll: „Sie wären auch zu dritt. Sofern Darragh mitkämpft.“


Der Switzisstant lacht auf, als habe Müll etwas völlig Absurdes von sich gegeben.


Jakob Fleestedt: „Er ist Darragh Switzenberg.“

Zac Alonso: „Er kämpft nicht gegen Scheißwrestler.“


Und hier haben wir gleich drei davon. Zumindest in den Augen des Switziverse. Namentlich Qurashi, Howard und Johansen.


Dann klingelt das Handy von Mac Müll.
Er blickt auf das Display.


Mac Müll: „Der Kampf…ist gebucht. Das Office…sie haben meine Idee bestätigt.“


Ein Funkeln tritt in die Augen von Müll. Hat Dynamite gerade wirklich spontan einen Vorschlag von ihm umgesetzt? So fühlt es sich an, WICHTIG zu sein? Braden Müllo wächst durch diese Erkenntnis um 5 Zentimeter. Mit flötender Stimmfall wendet er sich an das Switziverse.


Mac Müll: „Ihr solltet eurem Chef Bescheid sagen. Er hat gleich einen Kampf.“


Mit einem Fluch auf den Lippen zieht das Switziverse Unlimited ab. Dass sich Darragh dazu herablassen muss, drei Debütanten zu bekämpfen ist zweifelsfrei ein Affront.


Zurück bleiben die Scandinatives und Tommy Qurashi. Bis vor wenigen Minuten haben sie noch gestritten. Aber jetzt…jetzt sind die Partner. Partner wider Willen.


Und vor allem Partner auf Zeit, ganz klar.
Oder?


6-Man-Tag Team Match

Switziverse Unlimited (Darragh Switzenberg, Jakob Fleestedt & Zac Alonso) vs. Scandinatives (Halvor Howard & Bjørn Johansen) & Tommy Qurashi

Referee: Mike Gard

Zusammenfassung: Darragh Switzenberg erscheint mit genau der Stimmung zum Kampf, die man vorausahnen konnte. Für den Intercontinental Champion ist es eine Beleidigung, die er persönlich nimmt, dass er dazu abkommandiert wird, hier den dritten Mann zu geben.


Die ersten Minuten des Kampfes verbringt er schmollend auf dem Apron und sieht seinen Kollegen zu. Zunächst haben Fleestedt und Alonso den Kampf im Griff. Dabei behelfen sich der Switzisstant und der Switzidogisstant mit einigen unfairen Wechseltricks, denn effektiv ist effektiv. Aber nach guten drei Minuten gelingt den Publikumslieblingen erstmals der Befreiungsschlag. Johansen kann unter einer Springboard Clothesline von Alonso wegtauchen und die Kontrolle übernehmen. Angepeitscht vom Publikum, welches natürlich hinter den Norwegern steht, zeigen die Neulinge einen guten Kampf. Howard stellt sich als kompetenter Techniker heraus. Als jemand, der trotz seines kleinen Körperbaus enorme Kraft besitzt, aber unter Applaus auch immer wieder in die Seile geht. Und beispielsweise mit einem Top-Rope-Legdrop geflogen kommt. Dem gegenüber ist Johansen ein solider Allrounder, der ein Standard-Repertoire mit variablen Strikes aufpeppt.


Genau wie das Switziverse sind die Scandinatives in den ersten Minuten nur zu zweit: Denn sie versuchen, einen Wechsel mit Qurashi zu vermeiden. Das Ding hier wollen sie allein durchziehen, um ihren Standpunkt im Cara-GAU klarzumachen. Tommy wird deshalb immer ungeduldiger, fordert vehement den Wechsel. Und dass ihm der Wunsch erfüllt wird, ist ausgerechnet die Schuld der Gegner: Denn Alonso hält es zunächst noch für eine gute Idee, Howard einfach mal so mit einem Tritt vom Apron zu befördern. Ohne dass es dafür einen Anlass gäbe. Doch das bedeutet im Umkehrschluss, dass einem erschöpften Johansen keine andere Wechseloption als der frische Qurashi zur Verfügung steht.


Tommy Q wird ebenfalls mit guten Reaktionen empfangen und legt euphorisiert los. Er dominiert teilweise beide Gegner gleichzeitig. Für Fleestedt setzt es zwei heftige Samoan Drops, Alonso muss einen Vertical Suplex über sich ergehen lassen und wird dann in einen Abdominal Stretch genommen. Die Dominanz des Mannes, den Switzenberg bereits von GTCW kennt, führt zu einem Umdenken beim Boss des Switziverse: Darragh wechselt sich, von Qurashi umbemerkt, selbst ein. Jetzt ist der Intercontinental Champion erstmals im Match. Er startet mit einer Lariat in den Nacken seines Gegners und fertigt ihn dann gute zwei Minuten lang nach Strich und Faden ab.


Doch als es den Vertebreaker setzen soll, geschieht das Undenkbare: Qurashi kontert die Aktion aus, kommt wieder auf die Beine und bringt Switzenberg mit einem Russian Leg Sweep auf die Matte. Dann setzt es einen Stomp in Darraghs Magen, so dass dieser sich vor Schmerzen zusammenkrümmt…das bedeutet: statt von Switzenberg geschlagen zu werden, schafft es Tommy unter Jubel zum Wechsel.


Frei von Scheu vor dem Superstar kommt Howard in den Ring. Er ist bis in die Haarspitzen motiviert und zeigt – in Anbetracht dessen, dass sein Gegner 120 Kilo wiegt – nun verstärkt seine athletische Seite, anstatt auf Kraft zu setzen. Unter großem Geschrei gibt es einen Double Jump Moonsault. Dann wagt es Howard sogar, ein Pin-Versuch gegen Switzenberg zu unternehmen…doch mit großer Wucht kickt Darragh in gewohnter Manier schon bei Eins aus.


Trotzdem ist der Intercontinental-Champion nicht sofort am Drücker. Er muss – was für ein Affront! – hier richtig kämpfen. Nur kurzzeitig stellt er die Dominanz wieder her, doch dann kontert Howard einen Suplex in einen Tornado DDT. Und steigt nochmal auf das Tope Rope, diesmal, um von dort mit einer Flying Clothesline zu kommen. Doch beim Absprung erwischt ihn Fleestedt, vom Apron kommend, mit einem Schubser. Howard verliert die Balance, springt falsch ab. Und segelt daneben.


Sofort packt sich Switzenberg seinen Gegner nach der verkorksten Landung. Er zieht den Vertebreaker durch. Qurashi und Johansen – aufgebracht über den Eingriff – versuchen noch, den Pin zu brechen, doch die von der anderen Seite kommenden Switzivers’ler halten sie in einem chaotischen Finish davon ab.


Sieg für das Switziverse in einem Kampf, bei dem die No-Name-Gegner richtig gut mithalten konnten. Während sich die Sieger zurückziehen, gibt es Jubel und Achtungsapplaus für das unterlegene Trio.


Sieger durch Pinfall: Switziverse Unlimited!




Backstagebereich der Halle in Oslo. Und da ist er schon, der eigentliche Täter des Parkplatzes. Aber vielleicht gibt es hier auch gar keinen Parkplatz. Und allein deshalb schon fühlt Alex sich sicher, der seine Maschine ruhig abstellt und, vollbeledert wie er halt ist, langsam in Richtung Halle geht. Glaubt er zumindest.


Mac Müll: „Alex!“


Es scheint fast verrückt, wie oft der mittlerweile 125-Jährige Interviewer der GFCW und Alex aufeinandertreffen. Und Mac wirkt, als habe er unbequeme Fragen im Portfolio.


Alex: „Mac, ich...“


versucht er die Ausflucht, die jeder unter 50 wählen würde. Aber Mac Müll, selbst ja keiner in dieser Range, lässt ihm keine Wahl. Und nicht locker.


Mac Müll: „Du hast zur letzten Show deinen Bruder ziemlich angezündet. Und dann gegen PJ Smidt gewonnen, nur um zu zeigen dass du trotzdem Angst vor Aya hast. Was sagst du dazu?“


Alex nimmt sich die Zeit, den Kopf zu schütteln und den Stress, den er möglicherweise in dieser Situation hat, gleich mit loszuwerden. Erst dann richtet er sich ein wenig die Haare und schaut gen Mac Müll.


Alex: „Was soll ich denn machen? Dass er sich nicht mit den Hasen anlegen sollte, weiß er ja selbst.“

Mac Müll: „Aber die Hasen waren doch gar nicht das große Problem....eher war es Tyler, der sich gegen alle gewandt hat.“


Alex schüttelt den Kopf und drückt damit noch einmal aus, wie unsinnig er die Frage findet. Dann aber rafft er sich doch auf, zu antworten, denn ein Leerlauf bringt ja auch niemandem was.


Alex: „Tyler hat für sich eine Entscheidung getroffen. Und so sehr wie er auch blutsverwandt sein mag, ist er doch ein HALBbruder. Mein Vater hat ihn weit vor mir gezeugt, aber eben mit einer komplett anderen Mutter, deren Güte ich selbst hab nicht mehr erleben dürfen.“


Nun ist es Mac, der sich kurz schütteln muss, ehe er nachsetzt.


Mac Müll: „Das mag ja alles sein und doch ist das doch irgendwie falsch, findest du nicht?“
Alex: „Finde ich nicht. Wir alle, die wir ein Leben leben, dürfen, ja müssen wir Entscheidungen treffen. Ob die dann unseren Mitmenschen gefallen ist halt einer dieser Punkte, wo man streiten kann. Es gab schon so viele Hausfrauen und -männer, die sich einen Weg aus ihrem Desaster gewünscht hätten.“


Mac schaut ein wenig irritiert.


Mac Müll: : „Und?“

Alex: „Kennst Du die Arbeitslosenquote? Es ist eben nicht jeder seines Glückes Schmied....aber man kann verdammt viel selbst dazu beitragen, dass es ihm oder ihr gut geht. Wenn Daniel meint, dass ihm guttut, was er da tut – was definitiv nicht der Fall ist – bin ich der letzte, der die Möglichkeit sieht, ihn zu bremsen. Mal abgesehen davon, dass das auch gar nicht meine Aufgabe ist, Halbbruder hin oder her.“


Mac Müll nickt langsam. Scheint, als hocke man hier in einer Sackgasse.


Mac Müll: „Kommen wir kurz zu etwas anderem. Beim letzten War Evening hast du ein fabelhaftes Match gegen PJ Smidt bestritten, das ordentliche Kritiken bekam. Hiernach wu-“


Weiter kommt Mac Müll nicht, denn Alex schüttelt den Kopf und ist bereit, in den eigenen Schallwandler zu brüllen. Ja, brüllen.


Alex: „Hör mal, Mac! Mich interessieren irgendwelche scheiß Kritiken nicht! Wer sind diese Leute, dass sie meinen, Kämpfe bewerten zu müssen? Kämpfe, bei denen es um weit mehr als nur kämpfen geht?! Ich meine, schau dir an, was nach dem Match pass-“


Die Kamera fängt dann eher zufällig Aya und Jay Taven ein die zufällig wohl an der Szenerie vorbei kommen. Der Wuppertaler der dieses bemerkt bleibt beiläufig stehen, lehnt sich mit der Schulter entspannt gegen die kühle Wand. Seine Arme sind locker vor der Brust verschränkt, sein Blick neutral. Er nimmt keine aktive Haltung ein – kein provokantes Lächeln, keine Grimasse, keine Mimik, die Aufsehen erregen würde.

Doch genau das macht ihn auffällig.

Er beobachtet. Hört zu. Still. Regungslos.

Seine bloße Präsenz reicht aus, um eine latente Spannung zu erzeugen.


Doch dann…


Jay Taven ist das komplette Gegenteil.

Er kann einfach nicht anders – diese Gelegenheit ist zu verlockend. Ein breites, fast diabolisches Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, während er auf Alex deutet, dann auf Aya.

Mit übertriebener Gestik stellt er einen deutlichen Kontrast dar:

  • Aya: Er hebt die Arme, ballt die Fäuste, präsentiert ihn als einen starken, unerschütterlichen Kämpfer, als einen Mann, der sich nicht über belanglose Dinge aufregt.

  • Alex: Und dann – pure Verhöhnung.

Taven beginnt, kindische Gesten zu machen, um Alex lächerlich wirken zu lassen:

  • Er reibt sich übertrieben mit den Fingern die Augen, als würde er weinend schluchzen.

  • Dann steckt er seinen Daumen in den Mund, wackelt dabei mit dem Kopf, als wäre Alex ein kleines, verzogenes Kind.

  • Er macht übertriebene Schmollmündchen, zieht eine jammernde Grimasse, während er mit den Händen so tut, als würde er einen imaginären Schnuller halten.

  • Er geht ein paar Schritte nach vorn, tänzelt leicht, als ob er ein bockiges Kleinkind wäre, das gerade einen Wutanfall bekommt.

  • Schließlich wirft er theatralisch die Arme in die Luft, schüttelt übertrieben den Kopf und zeigt mit dem Finger immer wieder auf Alex – so, als würde er sagen: „Guckt euch diesen Heulsusen-König an!“

Das Ganze dauert einige lange Sekunden, während Alex offensichtlich mit Wut und peinlicher Berührung zu kämpfen hat.


Plötzlich – ohne ein Wort – stößt sich Aya ruhig von der Wand ab.

Sein Blick verändert sich nicht, seine Haltung bleibt locker, aber entschlossen. Ohne Hast, ohne Eile – einfach ein Schritt nach dem anderen.

Er verlässt die Szene.

Kein Kommentar. Keine Reaktion auf Taven.

Einfach gehen.

Doch Jay bemerkt es nicht sofort.

Er ist viel zu sehr in seinem Spiel vertieft, geht immer weiter in der Verhöhnung auf, fügt noch eine theatralische Heul-Geste hinzu, stampft mit dem Fuß auf, als würde er einen Trotz-Kleinkind-Anfall nachstellen.

Aber dann – der Moment der Erkenntnis.

Er schaut kurz zur Seite, offensichtlich auf der Suche nach einer Reaktion von Aya. Doch… Aya ist weg.

Jay blinzelt, seine Miene gefriert für einen Sekundenbruchteil in überraschter Verwirrung. Dann – ein kurzer, fast hektischer Blick nach hinten.

Tatsächlich. Aya ist schon einige Schritte entfernt.

Sofort setzt sich Jay in Bewegung, seine Verspieltheit in diesem Moment etwas verflogen. Mit schnellen Schritten eilt er hinterher, sein Grinsen schwindet, während er sich beeilt, wieder an Ayas Seite zu sein.

Die Kamera verweilt noch einen Moment auf Alex, der sich das Ganze sichtlich auf die Zunge beißen muss. Als er sich zu Mac Müll umdreht, ist der Chefinterviewer der GFCW verschwunden; als Alex den Blick wiederum dreht, ist auch Jay Taven genausowenig mehr zu sehen wie zuvor Aya.


Quo vadis, Alex



Irgendwo Backstage hat eine Kamera nichts besseres zu tun als sich aus einem leeren Raum zuzuschalten. „Leerer Raum“ heißt dabei ausdrücklich, dass keine Personen sich in ihm befinden, möbliert ist er schon, mit ein paar Tischen, ein paar Stühlen, einem Projektor für Präsentationen, Schränke mit irrelevantem Inhalt und ein paar Bildern von diversen Künstlern, die im Oslo Spektrum Konzerte hatten an den Wänden. Alles schön und gut, nur eigentlich für eine Wrestlingshow nicht weiter spannend. Unterhaltungswert wie der oft zitierte umgefallene Reissack in China. Grund genug sich zu fragen, warum überhaupt eine Schaltung hierhin erfolgt ist, wäre da nicht noch etwas anderes im Raum, das beim ersten Blick kaum auffällt, auf den zweiten Blick jedoch völlig Fehl am Platz scheint. Es hängt nämlich eine Flagge im Raum.



Das ist ja nun an und für sich nicht ungewöhnlich, doch diese Flagge gehört eigentlich nicht nach Oslo, sondern nach Teneriffa und noch genauer gesagt gehört diese Flagge zu La Orotava. Was die Frage aufwirft, warum sie hier hängen mag. Einen Grund wird es ja haben und vielleicht hängt dieser Grund ja mit der Kameraschaltung an sich zusammen. Grund genug für die Kamera auf jeden Fall noch einen Moment auf Sendung zu bleiben, ob sich etwas tut.

...Tatsache! Die Tür öffnet sich! Überraschung!

Mit übertriebener Vorsicht lugt der Kopf einer unbekannten Frau ins Zimmer, die man gemeinhin wohl sehr attraktiv nennen würde. Tiefschwarzer Pony, blaue Augen, asiatische Gesichtszüge, genauer gesagt japanische. Was natürlich nicht heißt, dass sie Japanerin sein muss, sie könnte gut und gerne aus La Orotava stammen. Natürlich ist sie kein Dullahan, zu ihrem Kopf gehört ein Körper, der nur bisher von der Tür verdeckt worden ist. Jetzt aber betritt sie den Raum, was es ermöglicht sie in ihrer ganzen Pracht zu bewundern. Ein fitter Körperbau mit dezenter Sanduhr-Ästhetik, umsprudelt mit seidenschwarzem Haar bis auf den Boden, dessen Innenseite ist als Kontrast zum Schwarz des Ponys und der Hinteransicht blondiert ist, gehüllt ist sie in ein schickes Minikleid. Ihre Bein- und Fußpartie ist gänzlich unverhüllt. Anders gesagt gewisse optische Parallelen zu den Frauen, die Monica Shade für das Casting „Perlen für die Säue“ von der Lerbitz Performance Group mitzubringen pflegt.

Nur ist weit und breit keine Monica Shade zu sehen. Die unbekannte Dame ist alleine da und schreitet nun ungeniert durch das Zimmer, alles anfassend und überprüfend, was ihr ins Auge fällt. Die Vorsicht, mit der sie in den Raum geguckt hatte, ist wie weggefegt. Der Umstand, dass sie hier vor einer laufenden Kamera steht, scheint sie nicht im Geringsten zu stören. Was wohl in dieser Schrankschublade ist? Einfach aufziehen, reingucken, durchwühlen, ob was Interessantes darin ist. Warum war sie dann überhaupt zunächst so vorsichtig? Eine Frage, die warten muss, es dringen nämlich Stimmen aus dem Flur ins Innere, die sie hellhörig werden und ein unbedarftes Gesicht aufsetzen lassen.

Die Tür springt auf. Ein Mann tritt in den Raum. Er sieht extrem bescheuert aus.

Es ist also Maximilian Lunenkind.

Seine heutige Idee, um sich der "Perle des Tages" sympathisch zu machen besteht anscheinend daraus, sich von der an der Wand hängenden Flagge inspirieren zu lassen. So ist er komplett in einen brauen Anzug gekleidet, braune Schuhe, aber auf seinem Kopf sitzt eine absurd voluminöse Perrücke, deren Stränge wie Blätter aussehen. Er versucht, dem Baum auf der Flagge nachzueifern, nur dass seine Blätter nicht grün sind, sondern pink, im Sinne des Greatest Pigster, über dessen Niederlage und unrühmliches Auftreten im Main Event der letzten Episode er mit Sicherheit kein Wort verlieren wird.

Wenn der Pigster gewinnt, ist er der Pigster. Wenn der Pigster verliert, ist er Lunenkind.

Hinter Lunenkind schreiten zwei weitere Männer in den Raum. Einmal Lorenz, gleichermaßen nervös wie geknickt. Nervös, weil sein neuer Boss ein weitgehend von Moral befreiter Pragmatiker ohne Empathie für ihn zu sein scheint und er noch nicht sicher ist, ob sein Einschleimen funktioniert. Geknickt, weil er zwar noch nicht weiß, wie diese neue von Monica Shade vermittelte Frau ihm das Leben schwer machen wird, aber er geht einfach mal davon aus, dass sie das tun wird - wird schon stimmen.

Das Sprachrohr ist das Sprachrohr. Nur sein Mund liegt frei, das Kostüm sieht aus wie immer, deshalb ist es schwer, dem nicht sonderlich großgewachsenen Mann irgendeine Emotion anzudichten.

Zur Begrüßung der jungen Dame streckt Lunenkind den Rücken durch und hält die Luft an. Lorenz stiert über den Rand seiner Gucci GG1870O mit ihrem unverwechselbaren Design und dem Ruf für Qualität und Raffinesse zu seinem Geschäftspartner herüber. Das Herren-Modell begeistert mit erstklassiger Verarbeitung und stilsicherem Look. Die eckige Form der Vollrandfassung verleiht weichen Gesichtszügen mehr Kontur und schafft ein prägnanteres Aussehen.


Lorenz: "Was machst du da?"

Das Sprachrohr: "Photosynthese. FAKT!"

Lorenz: "Das kann er mir nicht selbst sagen?"

Das Sprachrohr: "Bäume sprechen nicht. FAKT!"

Lorenz: "Er ist kein Baum."

Das Sprachrohr: "LÜGE!"

Lorenz: "Und das weißt du woher?"

Das Sprachrohr: "Er hat es mir gesagt und Herr Schweinemann lügt nicht. FAKT!"

Lorenz: "Wenn er also geredet hat, kann er kein Baum sein."

Das Sprachrohr: "FAKT!"

Lorenz: "Und braucht man für Photosynthese nicht auch Sonnenlicht?"

Das Sprachrohr: "FAKT!"

Lorenz: "Also ist er-"


Mitten im Satz beschließt Lorenz, dass es keinen Zweck hat, das weiter auszudiskutieren. Er piekt Lunenkind, der nach dem längeren Luftanhalten mittlerweile puterrot geworden ist, was seinen Kopf dunkler macht als seine Perrücke, in den Bauch, sodass dieser überrascht keuchend nach Luft schnappt. Mit der Miene eines Mannes auf dem Weg zum Galgen richtet sich Lorenz an die Dame, die dieses Schauspiel mit angemessener Verwirrung begutachtet hat.


Lorenz: "Und du bist...?"


Die Angesprochene ergreift unterwürfig Lorenz Hand und schüttelt sie noch unterwürfiger. Nicht zu lang, um aufdringlich zu wirken, aber lang genug, dass dieser die Wärme ihrer Hände spürt – oder ihre Kälte, je nachdem.


Wer ich bin? Eine Frau, die allzu gern eine Perle für die Säue wäre.“


Sie zwinkert und lächelt Maximilian Lunenkind ehrfürchtig entgegen.


Was wohl nur allzu selbstverständlich ist, wer wäre nicht gern ein Teil der famosen Lerbitz Performance Group? Alleine schon das namengebende Oberhaupt spricht für sich selbst. Entrepreneurin Lerbitz ist eine der großen Visionärinnen und Respektpersonen unserer Zeit.“

Das Sprachrohr: „FAKT!“

Dann der Trainer für den Lerbitz Performance Group Förderkader… Robert Breads! Der Mann, der so erfolgreich und berühmt und trotz seiner langen Jahre im Wrestling noch immer zu großen Leistungen fähig ist. Er ist der Mann, von dem die Ayas und Jasons dieser Welt träumen, dass sie es wären.“

Das Sprachrohr: „FAKT!“

Als Talent Scout die „Long Island Leopardin“ Monica Shade, die einzige Frau in der Geschichte von WFW, die im Einzelwettbewerb alles gewonnen hat, was gewonnen werden kann.“

Das Sprachrohr: „FAKT!“

Noch dazu verfügt die Lerbitz Performance Group über das grandioseste Schweineduo aller Zeiten: die zum Kuscheln einladende Lady Rosi und den kultigen früheren Tag Team Titelträger, den Greatest Pigster!“

Das Sprachrohr: „FAKT!“

Nicht zu vergessen die schon jetzt am häufigsten zitierte Entität der GFCW Geschichte: Das Sprachrohr!“

Das Sprachrohr: „FAKT!“

Obendrein den kommenden, zweifachen GFCW World Champion Aiden Rotari und zu guter Letzt… einen der klügsten Köpfe in der Geschichte des Marketing, der sicherlich keine Monica Shade braucht, um das Casting einer glänzenden Perle durchzuführen und diese unter Vertrag zu nehmen… Sie, Herr Lorenz.“


Die Bienen mussten Überstunden schieben, um all dem Honig herzustellen, den die noch immer namenlose Unbekannte der Lerbitz Performance Group gerade um die Mäuler geschmiert hat.


Lorenz: "Wahnsinn. Da hat Miss Shade doch tatsächlich ausnahmsweise einmal eine junge Dame mit einem realistischen Weltbild zu uns gebracht."


So angetan war Lorenz nichtmal von Quinn, was nur wieder zeigt, wie oberflächlich er eigentlich ist - was gleichermaßen aber nicht bedeutet, dass er das Geschäft vergisst. An erster Stelle stehen immer die Zahlen.


Lorenz: "Sie scheint sehr vernünftig und bodenständig, findet ihr nicht auch?"

Das Sprachrohr: "FAKT!"

Maximilian Lunenkind: "Ich vermisse Lady Rosi."


Das ist kein Widerspruch, als wertet es Lorenz als Zustimmung. Mit einem widerwärtig schleimigen Lächeln blickt der Mann zu seiner Besucherin.


Lorenz: "Darf ich fragen, mit welcher sicherlich hochgradig vermarktbaren und überaus talentierten Wrestlerin wir es hier zu tun haben?"

DAS wüsste ich jetzt auch gern.“


Eine Stimme aus dem Türrahmen. Was nichts damit zu tun hat, dass der Türrahmen plötzlich ein Eigenleben entwickelt und eloquent geworden wäre und dafür alles damit, dass sie nun doch hier ist: Monica Shade. In den Augen der Long Island Leopardin funkelt ein vom Zorn genährter Glanz.


Monica Shade: „Die eigentlich für heute geplante Perle ist sie nämlich auf jeden Fall nicht.“


Tatsache! Als Monica ins Zimmer tritt und eine wild zappelnde Lady Rosi zurückhalten muss, auf dass diese sich nicht auf die Unbekannte stürzt, da wird hinter Monica eine andere Frau sichtbar. Athletischer Body im eng anliegenden, luftigen Dress mit kurzen, klobigen Stiefeln, ein dichter, gradliniger, buschiger Pony auf der Stirn, Haarband auf dem Schopf und langer Flechtzopf hinten im braun-weiß gemischten Farbschema – Kenner des WFW Developmental Programms erkennen die junge Frau als Diana Rolando, eine in der Tat aus La Orotava stammende Spanierin, der seit nunmehr knapp 6 Jahren großes Talent nachgesagt wird, ohne dass es den großer Karriereschritt hin zur gestandenen Wrestlerin bereits gegeben hätte.
Diese bleibt aber zunächst im Hintergrund, während Monica an die Unbekannte herantritt und Lady Rosi aggressiv mit der Nase vorschnellt, um diese sachte anzustupsen.


Monica Shade: „Vielmehr hat dieses unverschämt attraktive Weibsstück mich vorhin abseits der Kameras angesprochen und ausgiebig ausgefragt wo der heutige Treffpunkt für das „Casting für die Säue“ ist, um mir dann mitzuteilen, dass dieser Raum heute leider anderweitig gebraucht werden würde und dass ich mit meiner Perle beim Catering warten sollte, wenn diese eintrifft… was mir dann aber komisch vorkam, weil zur verabredeten Zeit niemand gekommen war...“


Die Angesprochene lächelt unschuldig wie selbstbewusst.


Das war doch keine Lüge? Der Raum hier wird schließlich in der Tat für etwas anderes gebraucht als für das Casting einer eurer Perlen. Und zwar wird er für mein Casting benötigt.“


Sie blickt mit kaltem Lächeln zu Lady Rosi, die augenblicklich aufhört sie anzustupsen.


Im Netz kennen mich meine treuen Patrons, die sich mir zuliebe nur allzu gern von ein bisschen Geld trennen, bereits als „Miss Eternity“… aber ihr dürft mich auch gern „The Aion“ Miria Saionji nennen, wenn euch dies besser gefällt.“


Bei der Erwähnung, dass sich im Netz Patrons ihr zuliebe von Geld trennen blickt sie bedeutungsschwer in Richtung Lorenz, dieser Aspekt dürfte bei ihm offene Türen einlaufen.


Lorenz: "In erster Linie würde ich dich gerne als wundervolle Kandidatin bezeichnen!"


Ein immer breiter werdendes Lächeln schleicht sich auf das Gesicht von Lorenz, und er macht sich nicht die Mühe, es verhehlen zu wollen. Sie hat also nicht nur die seiner Meinung nach "richtige" Welt-Ansicht, sie bringt schon eine erwiesenermaßen zahlungsfähige Fanbase mit UND - vielleicht das Wichtigste von allen - sie hat Monica Shade ein Schnippchen geschlagen?


Maximilian Lunenkind: "Aber Lady Rosi hat eine andere Kandidatin im Kopf."

Das Sprachrohr: "FAKT!"

Lorenz: "Wir müssen das tun, was für die LPG am Besten ist."

Das Sprachrohr: "FAKT!"

Maximilian Lunenkind: "Es wäre ziemlich unfair, der Haarband-Frau keine Chance zu geben."

Das Sprachrohr: "FAKT!"

Lorenz: "Fairness wird uns nicht reich machen."

Das Sprachrohr: "FAKT!"


Grübelnd tippt sich Lunenkind an Kinns, während er hilfesuchend Lady Rosis Rat sucht. Deren "Blick" ist auf Diana gerichtet, was der Mann, der hinter dem Greatest Pigster steht, wohl als Zeichen interpretiert.


Maximilian Lunenkind: "Ich finde die Haarband-Frau sollte sich dazu äußern!"


Die Spanierin steht ein bisschen unsicher da, ein Bein nervös hinter das andere gesetzt und die Hände ineinander reibend. Dann lässt sie einen großen Seufzer raus.


Diana Rolando: „Tja… wo soll ich anfangen? Also erst mal bin ich nicht „Haarband-Frau“, ich heiße Diana Rolando, bin seit frühester Kindheit eine Freundin von Kampfsport aller Art, nun seit ein paar Jahren im Wrestlingring unterwegs und hab viel gelernt, meinen wirklichen Weg geschweige denn Platz im Wrestling aber noch nicht gefunden und dachte mir ein Tapetenwechsel könnte da helfen.“


Ihre tiefgrünen Augen wandern umher ohne allzu lang auf einer der anwesenden Personen zu verweilen.


Diana Rolando: „Irgendwie empfange ich hier aber jetzt eine Menge widersprüchlicher Signale. Hier einladend, da ablehnend. Ich weiß nicht ob das so eine „Good Cop, Bad Cop“ Nummer sein soll oder ob ihr hier abweichende Vorstellungen davon habt, was ihr eigentlich wollt – und ob der eigentliche Trainer nicht was ganz anderes will ist ja noch mal ne ganz andere Frage. Habt ihr je Robert Breads gefragt, welche Art von Talent er überhaupt gern betreuen würde? Oder ist das gar nicht wichtig, weil er ausgetauscht wird, wenn die Talente nicht das leisten, was sich die Chefin vorstellt?“


Die Frage wer bei der Lerbitz Performance Group eigentlich welche Kompetenzen in Sachen Entscheidungshoheit hat, ist durchaus berechtigt. Wer das letzte Wort hat, das ist klar und dass Aiden Rotari sofort in eine Machtposition erhoben wurde auch, doch dahinter ist es ein gutes bisschen weniger klar.


Diana Rolando: „Aber im Endeffekt ist das alles nicht mein Problem und dennoch eine Chance für mich. Ich gebe gerne zu, ich habe noch nie von einer „Aion“ Miria Saionji gehört, aber das muss ja nichts heißen. Und als Kämpferin scheue ich eine ordentliche sportliche Herausforderung ohnehin nicht. Besonders nicht gegen jemand, die anderer Leute Castings kapert. Nichts für ungut, aber so ein bisschen habe ich das gewisse Bedürfnis dieser unverschämten Vordränglerin ihr unverschämtes Grinsen aus der Visage zu schlagen.“


Wie aufs Stichwort wird Mirias Lächeln ein Stück breiter. Doch dann verschwindet es urplötzlich als Monica sie mit scharfen Blick ansieht.


Monica Shade: „Das geht mir ähnlich. Wie ich heute schon mal im anderen Kontext sagte: Ich will hier weder Probleme haben, noch Probleme machen, sondern einfach nur schöne Zeit mit dem Greatest Pigster verbringen. Aber wenn ich auch schon sonst nicht mit viel übereinstimme, was Aiden Rotari so sagt und macht, so hat er doch mit einer Sache recht:

Wenn man zu den Topleuten dieses Sports gehört, so wie er und ich, dann kann man es nicht einfach hinnehmen, wenn jemand versucht sich auf unsereins Kosten einen Namen zu machen. Nein, gegen solches Verhalten muss man vorgehen.“

Das Sprachrohr: „FAKT!“


Womit Monica nun selbst Miria auf die Pelle rückt, anstatt sie nur von Lady Rosi immer wieder mal anstupsen zu lassen.


Monica Shade: „Nur um es gesagt zu haben: nur weil ich nett und umgänglich bin, heißt das nicht, dass ich dumm bin und Lady Rosi ist es schon gar nicht.“

Das Sprachrohr: „FAKT!“


Lady Rosi nickt bestätigend.


Monica Shade: „Lady Rosi hatte mich gewarnt, dass an dir was faul ist, aber ich ging davon aus, dass niemand so dämlich sein würde mir dreist ins Gesicht zu lügen und habe dir daher Glauben geschenkt. Aber du hast mich angelogen.“


Unschuldig führt Miria den Finger zum Mund.


Miria Saionji: „Habe ich das? Oder hast du einfach nur etwas falsch verstanden? Gucken wir doch auf den Videobeweis!“


Ihr Finger wandert vom Mund bedeutungsvoll in die Luft.


Miria Saionji: „Ach ja, richtig, es gibt ja gar keinen Videobeweis. Sowas Dummes aber auch.“

Das Sprachrohr: „FAKT!“


Monica sah schon vor der faktischen Bestätigung des Sprachrohrs ziemlich angepisst aus, doch das „FAKT“ lautstark zu hören hat dies nur noch einmal massiv potentiert.


Monica Shade: „Ich würde dich ja jetzt eigentlich gern selber einem Härtetest im Ring unterziehen. Doch muss ich leider zugeben, dass Diana hier durch deine Masche noch dümmer dasteht als ich. Ist ja immerhin ihr Casting, das jetzt komplett aus dem Ruder gelaufen ist. Von daher bin ich bereit ihr damit den Vortritt zu lassen dir Manieren einzubläuen.“

Miria Saionji: „Also ich, „Miss Eternity“ Miria Saionji gegen das „Ewige Talent“ Diana Rolando… das ist ja praktisch ein Freilos für mich. Danke schön.“

Diana Rolando: „Freundliche Warnung: Hochmut kommt vor dem Fall.“


Die Blicke der drei Frauen zueinander knistern so sehr, dass sie gefühlt ein E Auto aufladen könnten.


Lorenz: "Wunderbar!"


Der Marketing-Mensch klatscht in die Hände und postiert sich - wenig subtil, dafür mit umso mehr Überzeuging in der Stimme - direkt hinter Miria.


Lorenz: "Ich werde sogleich Entrepreneurin Lerbitz kontaktieren, damit sie mit dem Office spricht und wir dieses Match festmachen können. Ich denke, Miria hat diese große Chance zweifelsfrei verdient."

Das Sprachrohr: "LÜ-"

Maximilian Lunenkind: "Und natürlich Diana."

Lorenz: "Wer?"

Maximilian Lunenkind: "El Oponente."

Lorenz: "Ah, ja. Die auch, natürlich."

Monica Shade: „Stichwort „Chance verdienen“… wie steht es um den Bericht des Elfenexperten? Elin Montero hat nämlich meiner Meinung nach auch eine Chance verdient. Guckt man über den Tellerrand hinaus, war sie übrigens in ihrem ersten Match im Tournament of Honor siegreich – Milly Vermillion ihrerseits ebenso, das nur mal so nebenbei.“


Sowohl Monicas Augen als auch Lady Rosis Augen sind auf Lorenz gerichtet.


Monica Shade: „Es gibt doch einen Elfenexperten, der an einem Bericht arbeitet?“

Nach diesem Erlebnis mit Miria scheint in Monicas Kopf die Gehirnregion, die für "kritisches Denken" zuständig ist, aktiviert worden zu sein.


Lorenz: "Selbstverständlich. Und wir werden-"

Maximilian Lunenkind: "-ihn bei der nächsten Show mitbringen!"

Lorenz: "Wenn-"

Das Sprachrohr: "FAKT!"


Mit einem besiegten Seufzer beugt sich Lorenz. Er kann nicht jeden Kampf gewinnen.


Lorenz: "Genau das wollte ich auch sagen."



Einige Tage nach der Show in Frederiksberg


Wir befinden uns an einem Ort, den wir gut kennen. Im Normalfall ist das ein fremder Ort, der immer mal wieder zum Gastschauplatz in dem GFCW-Geschehen ist. Aktuell jedoch, ist die GFCW-Gast im Wirkungsraum dieses Ortes. Und auch wenn die GFCW bisher noch nicht in diesem Land war, ist es von den Standorten der vergangenen Shows nicht weit bis hier hin.

Wir sind auf Asks Insel. In Schweden.

Und damit nochmal: normalerweise muss Ask eine recht lange Reise aufnehmen, um hier her – in seine Heimat – zurückzukehren. Aktuell hat er es da deutlich entspannter, was auch bedeutet, dass er recht häufig hier ist. Und wenn das so ist, dann wieso nicht, wie in den guten alten Zeiten, sein Domizil abermals aus Ausgangspunkt dafür nehmen, um zu sagen, was er zu sagen hat.

Wir sehen Ask, wie er inmitten der wunderschönen Natur Schwedens steht. Das Bild setzt ein, indem Ask die Kamera in die besagte Natur hält, diese für einige Minuten draufhält. Wir sehen den idyllischen See, der die Insel umschließt; wir sehen die hohen Bäume, die Sträucher und Büsche; wir hören die Vögel und spüren die Frische der Luft, auch, wenn wir sie nur durch die Kamera erahnen können. Und schließlich, dreht Ask die Kamera zu sich.

Und er hat ein Strahlen auf dem Gesicht. Für einen Moment strahlt er eine Zufriedenheit aus, die er aus seiner Heimat hier gewinnt. Hier ist Ask Mensch, hier darf Ask sein. Er liebt es hier, er lebt hier. Das ist seine Welt. Hier ist jedes Jahr, das Jahr des Hirsches.

Doch dann, als die bittere Realität einsetzt, vergeht das Strahlen. Den Ask mag aktuell der mächtigste Mann der GFCW sein, aber das bedeutet auch, dass Ask gerade der Mann ist, auf den es alle abgesehen haben. Und „alle“ bezieht sich aktuell vor allem auf Luna Rosario und Aldo Nero. Naja… und James Corleone natürlich.


Ask Skógur: „Egal, wie mies es da draußen läuft. Hier ist alles gut.“


Offenbar denkt Ask nun auch nochmal laut genau das, was man ihm gerade ansehen konnte.


Ask Skógur: „Ich wusste auf was ich mich einlasse. Der Gürtel um meiner Schulter ist eine Zielscheibe, jeder will ihn und jeder tut das, was er tun muss, um ihn zu kriegen. War bei mir nicht anders.“


Ask atmet tief durch. Die Luft schmeckt gut und gibt ihm Kraft. Kraft, die er schon sehr bald brauchen wird, gegen die beiden Gegner, um die er sich zwangsläufig kümmern muss.


Ask Skógur: „Luna Rosario. Aldo Nero. Und… James Corleone? Ich habs vor zwei Wochen bereits gesagt. Der GFCW-World Championship ist der wichtigste Preis der Liga und dieses Sports. Und ich muss dafür sorgen, dass er nicht in die falschen Hände gerät. Und dafür gibt es nur einen Weg. Ich muss in die Schlacht ziehen und um ihn kämpfen. Und wenn das meine Gegner sind, dann soll es so sein.“


Man merkt Ask an, dass er sich in den Tagen zwischen den Shows viel Gedanken macht. Erst war Luna Rosario seine Gegnerin, bis Aldo Nero deren Match gestört und beendet hat. Dann schien es, als wäre Aldo Nero sein Gegner, bis Luna Rosario kam und die Beiden angegriffen hat. Ask wird nicht drum herumkommen und das einzige tun müssen, was es hier zu tun gibt.

Beide bekämpfen. Beide sind seine Gegner und beide lassen nicht locker.

Wieder schaut Ask nun verträumt in die Natur. Er weiß, was er zu tun hat und dieser Ort, seine Heimat, der gibt ihm Kraft, Wissen, Erkenntnis.


Ask Skógur: „Und ich werde kämpfen.“


Ask grunzt. Es ist wohl nicht viel, was er hier zu sagen hat, aber das, was er sagt, dass will er sagen. Das muss er sagen. Er ist der Champion und er lässt sich weder von Luna Rosario noch von Aldo Nero oder James Corleone und erst recht nicht von der schieren Übermacht aller drei zusammen aus der Fassung bringen.

Er ist der Kämpfer. Er ist der Champion. Er ist der Platzhirsch.

Und das ist das…

Warte…

Was ist das?

Ask schaut etwas irritiert in die Ferne. Die Kamera ist dabei auf sich gerichtet, sodass wir nicht erkennen können, was er sieht. Wir sehen nur, dass von 0 auf 100 eine Panik in seine Augen schießt, die wir selten gesehen haben, wenn überhaupt jemals zuvor. Als würde sich Asks Leben in seinem letzten Moment auf Erden vor seinen Augen abspielen, wird ihm sichtlich Angst.

Und ruckartig rennt er los. Fast geistesgegenwärtig dreht er die Kamera dabei doch etwas, sodass man den Grund für Asks mehr als überdeutliche Unruhe sehen kann.

Rauch.

Rauch, der sich über einem Hügel in die Luft ergibt.

Das Aufnahmegerät zu verstauen, dafür ist nichtmal Zeit. Vielleicht vergaß der Champion auch schlicht, dass es sich noch in seiner Hand befindet, als er lossprintet. Das Rauschen im Mikrofon, das Knacken der Schuhe auf dem bewaldeten Boden, der schwere Atem, als Asks Lungen nach Luft verlangen… All diese Geräusche begleiten das wackelnde, nicht mehr klar ausmachbare Bild, als die Kamera in seiner Hand vor und zurückschwingt. Gelegentlich, wenn der Arm nach vorne bewegt wird, taucht einen Sekundenbruchteil die Rauchfahne in einer Ecke des Sichtbaren auf, während sich noch etwas weiteres in die Geräuschkulisse einmischt.

Ein Lachen.

Ein zufriedenes, amüsiertes Lachen, dessen Stimmlage und Art Ask wohl leider nur zu bekannt vorkommt.

Und während sich die Schritte allmählich verlangsamen, stabilisiert sich auch das Bild, das die ernste Mine des Champions von unten zeigt, noch immer sichtlich vollkommen vergessend, dass er eigentlich gefilmt hatte.

Als Ask nun aber immer mehr realisiert, was hier abgeht oder zumindest WER hier abgeht, scheint er sich sogar auf eine Art und Weise zu… beruhigen?... als sei er zwischen Schock und Angriffsstellung gefangen. Er versteht den Ernst der Lage und erkennt die Gefahr, weiß wohl aber auch einzuschätzen, dass er jetzt nicht unüberlegt handeln darf.


Ask Skógur: „Du. Denkst du… das ist witzig?“

Luna: „Eigentlich schon. Warum so in Eile? Dachtest du, es brennt oder so?“


Aus dem noch immer nicht sichtbaren Bereich der Szenerie erklingt die vertraute Stimme der Frau, die mittlerweile bereits ihren dritten Anlauf auf das höchste Gold im Wrestling erfolglos beenden musste. Und die nach ihren Aktionen vor zwei Wochen mehr als nur willig scheint, in Runde Vier einzubiegen.


Luna: „Willst du nicht das Ding mal abstellen?“


Ein sehr tiefer Atemzug, das typische „Gaaaaaaanz ruhig“-Atmen, dringt aus Skogurs Kehle, während er sich wieder an den Camcorder in seiner Hand zu erinnern scheint, bevor sich das Bild langsam stabilisiert, als der Camcorder sichtlich auf einer ebenen Unterlage abgestellt wird, vermutlich einem Stuhl, wenn man sich so betrachtet, welches Bild sich nun endlich auch für uns eröffnet.

Wir sehen eine Hütte. Und das ist etwas, was wir hier überraschenderweise noch nie gesehen haben. Ja, wo schläft Ask denn eigentlich, wenn er hier ist? Wir haben bisher Höhlen gesehen, in vergangenen Videos, wir haben schöne Flecke unter schönen Bäumen gesehen und vieles mehr, aber offensichtlich gibt es hier auch eine Hütte. Eine? Mehrere? Das weiß man nicht und wenn es nach Ask geht, wird man das auch niemals wissen. Allein schon, dass dieser Rückzugort im Rückzugsort nun offenbart wurde, lässt es in ihm toben. Aber noch viel schlimmer… vor dieser Hütte, befindet sich in der bildschönen Abenddämmerung ein… Naja. „Lagerfeuer.“

Eines, das sichtlich überdimensioniert ist, was sicherlich keinerlei Absicht war, um dem Champion mit einem suggerierten Brand einen Schrecken einzujagen.


Luna: „Willst du?“


Auf einem der Campingstühle um das Feuer sitzend, streckt Rosario dem Champion einen Stock entgegen, an dessen Spitze ein gebratener Marshmellow steckt.


Von der Gegenseite schießt ihr nur ein wortloser, eisiger Blick entgegen, woraufhin Luna in einer Mischung aus Gleichgültigkeit und Entschuldigung die Schultern zuckt und selbst ein Stück der pappsüßen Masse mit den Zähnen abreißt.


Luna: „Weischt du…“


Sie beginnt schmatzend eine Pause einzulegen, in die Ask sofort reinfährt.

Mit einem Grunzen. Einem WÜTENDEN, bestimmten, fordernden. Er will wissen, was hier los ist. Aber viele Worte hat er nicht für Luna übrig.

Spannend ist, dass Ask abermals der WUT nicht verfällt. Ask ist, auch, wenn er sich als Hirsch bezeichnet, mittlerweile durchaus selbst zum Raubtier geworden, hier jedoch geht er nicht wild auf seine Beute los, hier manifestiert er den Angreifer vielmehr, um nichts falsches zu machen.

Aber falls nötig, ist Ask gerade sofort zum Kampf bereit.


Ask Skógur: „RUHE. Sprich. Was soll das hier?“

Luna: „Offensichtlich möglichst mietfrei in deinen Kopf einzuziehen, oder?“


Erneut beißt sie von ihrer Süßigkeit ab.


Luna: „Kickt´s schon?“


Nun, als Ask Luna lange genug mit seinem Blick hypnotisiert hat, erlaubt er sich für einen kurzen Moment die Gegend abzuscannen. Er observiert, ob hier irgendwo irgendeine Falle lauert.


Luna: „Och komm schon Ask, denkst du WIRKLICH, ich würde 2 Meter neben nem Feuer in nem Wald den großen Angriff auffahren, damit wir am Ende alle mit Verbrennungen zweiten Grades in ner Zelle wegen Brandstiftung sitzen?“


Erneut ein Grunzen von Ask. Diesmal aber kein WÜTENDES, sondern eines, was sinngemäß aussagt: „Ja… ja, das denke ich.“


Luna: „Fair enough.“


Es gibt einen tiefen Schluck aus einer Bierflasche, welche in der Armlehne des Stuhles platziert ist.


Luna: „Willst du dich nicht setzen oder so?“


Sie weißt auf einen der Stühle, in dessen Nähe sogar noch eine Kühltasche steht.

Ask schaut zum Stuhl. Dann wieder zu Luna. Und erneut zum Stuhl. Skeptisch, zurückhaltend, aber ja – er lässt sich drauf ein.

Er hat in den vergangenen Wochen etwas getan, was er oft getan hat. Das jüngste Beispiel für eine vergleichbare Situation war Viggo. Er hat Luna bis zu einem gewissen Grat vertraut. Er hat geglaubt, sie hätte sich geändert oder zumindest, dass sie wohl auf eine Art würdig und verdient wäre, ihn um seinen Titel herauszufordern.

Vor zwei Wochen haben wir gesehen, dass auch sie noch die verschlagene, hinterlistige Schlange ist wie eh und je. Man könnte nun meinen, dass Ask mal wieder darauf reingefallen ist, aber inzwischen dürfte es wohl vielmehr so sein, dass es Ask schlicht und ergreifend egal ist.

Die GFCW ist ein Dschungel. Keine Freunde. Und so weiter. Ask nimmt, was er kriegt und ob sich jemand den Titel verdient hat muss nicht zwingend etwas damit zu tun haben, ob er nun gut oder böse ist.

Jedenfalls… was auch immer. Luna ist hier und es sieht erstmal so aus, als will sie nur spielen. Gut. Dann spielen sie.


Ask Skógur: „Gut. Wenn du reden willst… dann rede. Fangen wir doch… fangen wir doch bei der letzten Show an. Ich werde dir jetzt sicher nichts vorheulen, dass du mich angegriffen hast. So funktioniert das nun mal. Warum du mich angegriffen hast… das interessiert mich mehr. Aber ich hab da ne Vermutung… denn, wenn hier irgendjemand im Kopf von jemanden ist… dann doch wohl Corleone… in deinem.“


Ask setzt direkt den Finger drauf, denn auch, wenn hier keine Spur vom Königsmacher ist. So haben wir heute erst gehört, was seine Agenda ist. Zwist zwischen Ask und Luna ist gut für Aldo und damit scheint er beim letzten Mal vollen Erfolg zu haben.


James Corleone muss nicht hier sein, um hier zu sein.


Ask Skógur: „Was du getan hast… das spielt ihm und Aldo komplett in die Karten. Die wollen doch nur, dass wir uns zerfleischen. Und ich weiß, wie unser Match ausgegangen ist, das war übel. Aber bis wir uns nicht um das Problem Aldo Nero gekümmert haben, werden wir da wohl auch keine Chance auf ein würdiges Ende haben.“



Ask spricht offen und direkt. Will er Luna hier irgendwie bekehren? Tatsächlich passt das zum leicht naiven Ask Skógur. Aber nein, das ist es nicht. Vielmehr scheint er Luna hier vorhalten zu wollen, dass sie auf Corleone hereinfällt oder zumindest genau das tut, was er sich erhofft.

Aufmerksam lehnt Rosario sich in ihrem Stuhl nach vorne und blickt Ask, der immer noch wachsam steht, aus weit geöffneten Augen an.


Luna: „Ich spiele nach MEINEN Karten, Ask. Wenn das für den Moment gut für Corleone ist… Bitte. I don´t care.“

Ask Skógur: „Hast du das damals auch gedacht, als er gemeinsam mit The End Leviathan übernommen hat. Lässt du dich tatsächlich wieder von ihm manipulieren?“

Luna: „MANIPULIEREN?“


Ungläubig weiten sich ihre Augen noch mehr, als sie Skogur anstarrt.


Luna: „Danke für deine Fürsorge Ask, ich lehne sie undankend ab. Ich weiß, das ist eigentlich so n bisschen das Leviathan Playbook, dass alle, die gegen uns sind irgendwelche manipulierten Schafe sind, aber du machst das gerade echt ganz gut. Was hast du denn erwartet? Dass ich mich bei Brainwashed bis drei auf die Matte lege, dir danach die Füße küsse und dich anbete? Dass ich nach Brainwashed an deiner Tür stehe und dir sage „Oh großer Champion, lass mich dein Gefährte sein und gemeinsam Darth Corleone besiegen“?“

Ask Skógur: „Niemand hat das gesagt…“

Luna: „Denkst du, ich will hier auf ewig bekannt sein, als das kleine Mädchen von nebenan, das viel zu große Träume hatte? Das auf die Schnauze gefallen ist. Denkst du ich will mir auf ewig auf die Schultern klopfen lassen mit jaja wird schon wieder. Denkst du ich will auf ewig meine Matches Leuten zeigen, die dauernd enden mit wow was für eine Leistung von Luna aber der Sieger ist XY? Ich bin es leid, Ask. Ich bin es einfach nur leid.“

Ask Skógur: „Spannende Worte. Wo hab ich die nur schon mal gehört?“


Gut, dass du fragst, Ask, die Stimme aus dem Off gibt Antwort: das war so ziemlich genau das, was James Corleone bei Brainwashed zu Luna gesagt hat. Sie ist die geborene Herausforderin. Luna sagt, sie lässt sich nicht manipulieren und doch ist James Corleone hier.


Ask Skógur: „Luna. Du frisst ihm aus der Hand, merkst du das nicht? Dieser Titel… ist die eine Sache. Ja, er ist der große Preis und ja, wir alle kämpfen darum ihn zu gewinnen und doch… gibt es etwas, das sogar noch wichtiger ist, als er. Und wenn du das nicht hast, dann bist du seiner auch nicht würdig. Und das ist, zu sich selbst zu stehen.

Als ich gegen Aiden Rotari gekämpft habe… da hätte ich mich selbst verraten können. Aber, wenn ich den Titel nur dann gewinnen kann, wenn ich das tue, dann bin ich dieses Titels nicht würdig. Und ich dachte, dass du genauso denkst. Deshalb habe ich dich auch als würdig erachtet, aber offenbar… habe ich mich getäuscht. DU. Du bist die Heldin, das Vorbild für viele da draußen, Titel oder nicht. Aber das scheinst du nicht zu erkennen. Das wirfst du weg und dann sitzt du sitzt hier und machst dein Lagerfeuer, während Corleones Masterplan aufgeht. SO wirst du nie Champion sein. So bleibst du die ewige Herausforderin, die immer wieder gegen ihren größten Feind verliert. Du selbst.“

Luna: „Weißt du was, Ask? Nein. Einfach nur nein. Ich weiß nicht, was in deinem Kopf vorgeht. James hatte Recht. Ich mag in meiner Welt groß sein, aber das war´s dann auch. Vorbild? Ask. Ich wollte nie ein Vorbild sein. Ich kann nie ein Vorbild sein. Was soll ich den Leuten denn vorleben? Dass man Rauchen sollte? Dass man sich mit Schmerzmitteln in die Bewusstlosigkeit pumpt, nachdem man seinen Drogendealer live vor 10000 Leuten in nen Stapel Spritzen geworfen hat? Dass es geil ist sein Leben mit einem Bein im Knast zu verbringen? Dass man nen Mann heiratet, der seine Psychosen wechselt wie die Unterhosen? Ask, das ist mein Leben. Es ist eines, das ich manchmal hasse, oft liebe, eines, das bestimmt für viele das richtige ist, für sehr viel mehr, ist es das nicht. Es hat nen Grund, warum Leviathan entstanden ist. Und hey! Scheinbar… was sie mir so rückmeldet ist Sam auch zufrieden mit mir als Mentorin und Freundin. Aber es ist alles nur in diesem kleinen Raum. Wenn ich wirklich das sein will… mehr sein will… Ich kann kein Vorbild sein. Aber ich kann ein Champion sein. Und Ask… weder Aldo noch James halten den Titel. Den Titel hältst du.“


Ask reagiert nicht. Tatsächlich kann man gerade nicht wirklich ablesen, ob es Ask ernst ist oder ob er sich hier selbst daran versucht Luna zu manipulieren… oder naja, besser gesagt, ob er versucht, Corleones Manipulationen zu entgegnen. Aber wer Ask kennt, der weiß, dass es vermutlich aufrichtig ist, was er hier sagt und Luna bestätigt das mit ihren Worten.

Luna KANN ein Champion sein, wenn sie ist, wer sie ist. Doch Luna steht sich selbst im Weg und gibt sich ihrem selbstauferlegten Schicksal hin. Sie glaubt nicht an sich, weil andere ihr einreden, dass sie anders nicht funktioniert.

Eine selbsterfüllende Prophezeiung. Gepredigt von James Corleone. Er ist hier.


Ask Skógur: „Tu, was du willst. Glaub, was du willst. Wenn das deine Art zu kämpfen ist, dann kämpf und scheitere aufs Neue. Mich kannst du weder damit einschüchtern noch mit deinem kleinen Lagerfeuer oder mit einem Angriff, wie vor zwei Wochen. Luna, Aldo, James… wer auch immer. Ihr habt keine Chance, denn ICH weiß, wer ich bin und damit wird mich niemand besiegen.

Und solange du nicht weißt, wer du bist, dann hast du keine Chance. Nicht jetzt. Niemals. Dann hat Corleone tatsächlich recht.“


Luna: „ES REICHT!“


Als wolle es die Dramatik der Szene unterstreichen, flackert das Feuer im Hintergrund einmal in einem Windstoß auf.


Luna: „… es reicht. Ich werde nicht euer Spielzeug sein. Nicht James´. Nicht deines. Nicht das von irgendwem, der meint, ich wäre die große Heldin, obwohl sie mich nicht mal kennen. Ich werde Champion sein.“


Ruckartig greift sie neben sich und feuert die Flasche in Richtung des Champions, der jedoch – permanent wachsam geblieben – galant zur Seite tritt.

Ein entschlossenes Grunzen, als wäre er bereit, für das was jetzt kommt.


Luna: „Und natürlich hast du Recht. Wir sind hier um dich anzugreifen.“


Im Hintergrund sieht man noch Samantha Grant und Scarecrow aus dem Schatten heranstürmen, worauf Ask mehr als nur gefasst reagiert, doch Lunas Großaufnahme, als sie herantritt, um den Camcorder auszuschalten, ist das Letzte, was wir zu sehen bekommen.