Per Drohnenbilder wird die bekannte Ranch aus Kentucky gezeigt – die Homebase der Children of Wrath. Ein starker Regenschauer hat sich gerade verzogen und die Sonne steht im Zenit. Die Kameraeinstellung wechselt nun in die Totale. Auf der Ranch haben die zornigen Kinder mit Sitzgelegenheiten einem Halbkreis vor der großen Scheune gebildet. Die Regenpfützen sind noch zu sehen und Kyd Flawless wischt gerade noch die Nässe von seiner Sitzgelegenheit, als Kyle Douglas die Szenerie betritt. Selbstbewusst stolziert der Modelathlet zu seinem Platz und setzt sich hin. Der bereits mit verschränkten Armen dort sitzende und wie immer etwas scheel dreinschauender Maurice mustert den Kanadier sofort. Die Kamera fängt nun auch das vierte Member der Gruppierung ein: Niander Cassady-Taylor. Der Mann aus Louisville, Kentucky trägt Jeans, Boots und ein rot-schwarzes Flanellhemd und hat die Beine in der Sonnenliege weit ausfestreckt. Vom Dach der Scheune tropft dabei sekündlich ein Regentropfen auf den Cowboy-Hut des Chefs. Den Hut hat Niander zwar tief ins Gesicht gezogen, dennoch sind seine Blessuren durch den Kampf gegen Robert Breads deutlich zu sehen. Es hat ordentlich einen auf die Zwiebel gegeben bei Alliance in New York City. Cassady musste seine eigene Medizin – in Form eines Coal Miners Glove – schlucken.


Doch wer dachte, das Meeting könne nun beginnen, täuscht sich. Keiner der Zornigen ergreift das Wort. Maurice fällt da ohnehin raus, aber auch die Onlyfriends schweigen sich nur derweil an. Und unaufhörlich tropfen die Regentropfen auf den Cowboyhut……


Tropf……

Tropf……

Tropf……

Tropf……


Niander regt sich noch immer nicht. Da räuspert sich Kyle Douglas.


Kyle: „Ok, Niander. Wenn Du uns nichts zu sagen hast….ich habe es.“


Maurice und Flawless schauen Mr. Unpinnable nun an. Von Niander ist noch immer keine Regung zu vernehmen.


Kyle: „Tja. Das war wohl nichts bei Allegiance. DU hast alles gegeben, Niander. Aber Breads hat das Match gewonnen. Und es geht so in Ordnung, so ehrlich sollte man sein.“


Pflichtbewusst baut sich im nu Maurice vor Douglas auf und will damit seine Nibelungentreue zu Niander symbolisieren. Doch der regt sich noch immer nicht.


Tropf………..

Tropf………..


Kyle: „Setz dich wieder, Maurice. Und hör mir einfach mal zu!“


In Flawless Augen blitzt dabei etwas Bewunderung für Kyle. Douglas scheint durch seine erzielten Erfolge wie ausgewechselt, wie ein Upgrade zur vorherigen Kyles. Der Eroberer verharrt in seiner Position. Kyle schaut nun wieder zu NCT rüber und schüttelt ungläubig mit dem Kopf.


Kyle: „DU hast den Mund vollgenommen. DU hast viel angekündigt. Besserer Coach, Mentor, Trainer. Was auch immer. Du bist ein gewiefter Taktiker. Ein Stratege. Ein Entwickler von Persönlichkeiten und wie man Menschen manipuliert. Vieles was du da aufgeblasen hast, hat tatsächlich Substanz. Das habe ich alles nicht für möglich gehalten, aber es stimmt. Ich bin ein besserer Wrestler geworden, ein reiferer Mensch. Ich sehe viele Dinge nun mit anderen, mit wacheren Augen. Aber auch wenn Du so gewieft bist, Niander. Ich verstehe es nicht. Du musstest doch wissen, dass du nicht das Format von Robert Breads hast. Auch wenn er nicht mehr in seiner Prime ist, er ist verdammt nochmal eine der größten Legenden im Ring. Einer der Besten die je das Seilgeviert betreten haben. Aber du bist doch nie auf diesem Level gewesen. Tag Team Champion vor 20 Jahren und dann Titel gehalten in irgendwelchen Indieligen in Ohio, Michigan oder Nebraska. Das ist doch alles Minor League Bullshit….


Nun hebt Cassady-Taylor ganz leicht den Kopf und ein wirklich sehr verbeulter Niander ist bestens zu erkennen. Backenfutter hoch drei nennt man wohl diese Art der Abreibung, die ihm da in New York durch Breads widerfahren ist. Dann nimmt er seinen Hut ab, öffnet seinen Mund und lässt das gesammelte Regenwasser in sich hineinfließen. Ein zorniger Blick straft dann Kyle, bevor er wieder den Hut aufsetzt und in seine vorherige Liegeposition zurückgeht.


Tropf……

Tropf……

Tropf……

Tropf……


Kyle: „Das dachte ich mir, Niander. Du zeigst dich schmallippig, denn das war doch großer Mist da gegen Breads. Und nun was? Soll ich die Ehre der Children of Wrath retten? Ich bin es der nun der letzte verbliebene ist, gegen den Robert Breads nun noch antreten muss. Der mir den Nimbus des Unbesiegbaren entreißen will. Ihr alle habt versagt und schaut nun auf mich. Auf den, der hier schon als Bust galt. Hochveranlagt und Bei der Rookie Battle Royal nur 6.ter geworden. Die Tag Team Titles nicht gewonnen. Dieses Jahr wurde ich noch nicht mal für ein PPV-Match gebookt. Und dann habe ich mir die Social Media Einträge auf meiner Seite angesehen. Es wurde nicht besser. Das hat an mir genagt. Die Leute beschimpfen mich einen Versager. MICH. Ich habe noch nie versagt, aber ich musste lernen, wie man in der GFCW bestehen muss. Es ist harte Arbeit, du hattest Recht! Von nichts kommt nichts. Und nun habe ich einen Streak aufgebaut. Der mit dem Sieg gegen Rotari nun auch nochmal an Fahrt weiter aufgenommen hat. Nun trete ich in knapp zwei Wochen meiner größten Herausforderung gegenüber. Noch nie stand im 1 on 1 mit einem Wrestler der Marke Robert Breads im Ring. Es ist die ultimative Prüfung……und ich bin BEREIT!“


Flawless nickt und selbst Maurice hat wieder Platz genommen und lauscht gebannt den Worten des Kanadiers. Der sich nun wohl völlig in Rage redet. Sein Oberteil reißt er sich förmlich vom Leib und streicht sich mit beiden Händen über sein kahlgeschorenes Haupt.


Kyle: „WIR sind die Children of Wrath und haben in den letzten Wochen nur scheiße gefressen. Aber wir sind keine Gurken. Wir sind besser als unsere Ergebnisse. Ich glaube an uns. Ich glaube an mich. Ab sofort wird es nur in eine Richtung gehen – nach oben! Ich werde Robert Breads in seiner Heimatstadt schlagen. Und dann wird keiner mehr über uns lachen. Jeder wird uns mit Respekt in dieser Liga begegnen. Denn ich bin…..“


Die Kamera zoomt nun direkt an das wildentschlossen dreinschauende Gesicht von Kyle Douglas.


„………MR. UNPINNABLE…….KYLE DOUGLAS!“



Und dann steht der Breadsche Herausforderer auf und verlässt entschlossen die Szenerie. Flawless dackelt euphorisch seinem Kumpanen hinterher. Maurice sitzt da wie angewurzelt und schaut in Richtung Niander, der sich weiterhin regunglsos und eben völlig unbeeindruckt zeigt.


Tropf……

Tropf……

Tropf……

Tropf……


Wieder zieht der Maulheld seinen Hut ab und trinkt das angesparte Regenwasser. Dann schaut er zum fragenden Maurice rüber.


NCT: „Endlich hat der Junge es kapiert. Ich glaube ich habe die Bestie endlich entfesselt!“


Nach diesen Worten schwenkt die Kamera aus der Szenerie raus und am Horizont sind nur die Schemen eines auf einen Boxsack einhämmernden Kyle Douglas zu sehen.



Er hat frei, er hat gesiegt, er kann den Abend genießen und das macht er auch. Ja…natürlich hat er ein Stücken in der Hand. Warum auch nicht? Er hat es sich verdient. Stolz wie Bolle, selbst wenn er selber vermutlich keine Ahnung hat, wer das ist, steht Thomas Camden dort im Gang neben dem Catering, hält den Rhabarberkuchen in der einen und die goldene Championship NOCH IMMER in der anderen Hand und grüßt Alles was sich bewegt. Spielend tippelt er mit den Fingern immer wieder auf der Goldplatte herum, während er sich mit einem namenslosen Mitarbeiter austauscht. Der winkt aber schon ab, dass er weiter muss.


Thomas: „Jo, dann mach’s gut. War nett zu plaudern, Tom.“


Also wieder allein, also wieder in Ruhe. Das Leben kann schön sein, wenn die Bedrohung abgewendet wurde. Dann kann man sich sogar zum Tisch drehen und sich nach einem äußerst unhygienischen Fingerlecken noch ein Stück Erdbeerschnitte zu schnappen.


Plötzlich flackert die Beleuchtung und als sich das Licht wieder beruhigt hat, steht eine Gestalt im weißen Mantel vor ihm. Die Kapuze über den Kopf gezogen. Die trauernde schwarze Maske macht ihn unverkennbar für einen Gefolgsmann des Puppenspielers erkennbar.


Bemüht seine Überraschung nicht zu zeigen bleibt Camden abrupt vor der Versperrung stehen. Man sieht deutlich wie er seine Muskeln anspannt auch wenn er sich ruhig gibt. Die Finger greifen trotzdem zu. Fester an den Titel und leider auch andererseits die Erdbeeren zerpressend. Vorsichtig dreht er den Kopf zur Seite und schaut ihn skeptisch von der Seite an.


Camden: „Was willste?“


Der Vorteil einer Maske wird hier wieder einmal eindrucksvoll zur Schau gestellt. Keine Emotionen, keine Gefühle, kein Lesen des Anderen.


Gefolgsmann: „Der Meister bedauert es sehr selbst nicht anwesend sein zu können, möchte dir jedoch trotzdem danken. Du bist eine Herausforderung. Der Meister respektiert deine Entscheidung den Titel zu verteidigen. Möge auch weiterhin eine schützende Hand über dich wachen Thomas.....Camden.“


Er würde sich gerne über das Lob freuen, das ist aber nicht die Erfahrung, die Camden mit seinem Gegner gemacht hat. Er kneift die Augen skeptisch zusammen…wirkt unwohl. Er zögert.


Thomas: „Danke?...Dein Meister war auf jeden Fall ‘n heftiger Gegner…‘n verdammt heftiger...vielleicht ja ‘n ander Mal.“


Sagt er schnell mit einem Schulterzucken, was aber nicht wirklich Gleichgültigkeit und Entspannung ausstrahlt. Vielmehr ist das ein Versuch, das Gespräch schnell zu beenden und so setzt er sich schon in Bewegung, nur um direkt abgebremst zu werden. Der Gefolgsmann hebt mechanisch die Hand.


Camden sieht auf die Hand und scheint überfordert. Einerseits traut er dem Puppenspieler nicht über den Weg und würde den Mann liebend gern so stehen lassen, jedoch verbietet sein Sportsgeist dies zu tun. Will er hier sein Gesicht möglicherweise vor den Fans und vielleicht sogar vor sich selbst verlieren, wenn er ihm nicht die Hand schüttelt? Oder auf eine Falle reinfallen und selbst zum Ausfall werden? Ein Maskenmann kommt selten allein.


Schließlich tastet er sich vorsichtig an die ausgestreckte Hand und mechanisch schütteln die Herren sich die Hände. Keine Bewegung seines Gegenübers, was diese Berührung noch unangenehmer macht als es ein tätlicher Angriff vielleicht je gewesen wäre.


Gerade als Camden seinen Blick auf die Hand richtet um sie zu lösen, beginnt das Licht wieder zu flackern und Camden steht nun selbst mit ausgestreckter Hand da....allein. Seufzend atmet Camden laut hörbar aus, sein Kopf knickt ab und er schaut zu Boden.


Thomas: „Das war’s also noch nich.“


So nachdenklich klingt er selten. Seine Mundwinkel bewegen sich, innerlich spricht er sich selbst vielleicht gerade Mut zu. Zu hören kriegen die Fans aber nur eins: „Hmm.“ Dann nimmt er sich ein Beispiel an Ricks. Er schnauft. Dann zieht er den Kopf wieder hoch und versucht sich an einem Lächeln in die Kamera. Er zieht das Kuchenstück hoch zu sich, bemüht sich um Lockerheit, das ist zumindest das Bild, das die Galaxy von ihm haben soll. Seine Galaxy – immerhin hat er die Fans auf seiner Seite, das hört man. Noch mehr nachdem er seinen Mund öffnet und so etwas wie Hoffnung ausstrahlt.


Thomas: „Kriegen wa hin, nich oder?“


und die Kamera beendet die Übertragung.



Ein verlassenes Gebäude in Mitten eines verwilderten Gartens. Die Fassade weis Risse auf. Die Ranken beginnen das Gemäuer zu fressen. Das Gebäude war wohl einst strahlend doch nun ist die weiße Farbe immer mehr in Grau übergegangen. Die Scheiben sind gesprungen oder milchig und die Sicht von Staub und Spinnweben verdeckt. Der Garten ist ein Heim von Vögeln in den Büschen und Bäumen geworden und von Mäusen und anderen Kleintieren am Boden. Vor der Tür glüht eine Zigarette einer schwarzen Gestalt. Ihre Montur ist nicht unbekannt, sie gehört zur Mannschaft des Puppenspielers.


Die Tür steht auf und Schreie dringen von innen nach Draußen. Die Kamera folgt den leeren verwaisten Korridoren bis zu einem Zimmer, welches als Quelle der Schreie ausgemacht werden kann. Dort stehen in einem Kreis die Anhänger des Puppenspielers in schwarzen Umhängen und weißen Theatermasken stillschweigend vor einem Bett.


In dem Bett liegt ein großer fleischiger Mann. Sein Gesicht mit Bandagen verhüllt. Die Schreie sind nun unverkennbar. Es ist der Puppenspieler.


Puppenspieler: „ AHHHHHHHH! Wie konnte dass nur passieren?! Ich liege unter Schmerzen im in einem Bett und er.... er triumphiert?!


Bicycle Kick von Camden!

Er tritt dem Puppenspieler selbst die Championship ins Gesicht!

Das Monster wankt, wackelt und lässt das Gold fallen. Jetzt nimmt Camden es doch an.


Puppenspieler: „Wir waren in Überzahl, wir hatten alle Trümpfe in der Hand. Wir hatten ihn da wo wir ihn haben wollten! Und doch habe ich verloren? Was habe ich nicht alles auf mich genommen um zu siegen? Was habe ich nicht alles getan! Und dass ist der Dank dafür?! Warum geht es mir so schlecht? WARUM LIEGE ICH HIER! WARUM ER NICHT?!“

Mitglied: „Ihr habt euch zu viel zugemutet Meister. Jede Kraft hat ihren Preis und Ihr müsst euren nun zahlen.“


Ein leuchten flackert nun in den Augen des Puppenspielers auf.


Puppenspieler: „Oh Nein NOCH NICHT! Nicht jetzt, ich werde...“


Der er versucht sich aufzurichten, wird jedoch von seinen Schmerzen wieder zu Boden gerissen. Verschwommen reckt er seine Hand gen Decke und seine Stimme wird immer leiser.


NEIN....NOCH NICHT.....NOCH NICHT.......“


Das Bild verfinstert sich.





War Evening, Scotiabank Arena (Toronto/Ontario, Kanada), 02.06.2023


In Kooperation mit



 

Und da sind wir auch schon. GFCW War Evening, nur zwölf Tage nach dem großen Pay-Per-View im Madison Square Garden, bei dem so einiges geschehen ist – doch die GFCW-Galaxie bleibt kontinuierlich in Bewegung, Ruhepausen gibt es nicht und deshalb sind wir jetzt schon wieder am Start.

 

Die Scotiabank Arena in Toronto wird in Kürze den Schauplatz bieten, wenn verbotene Türen geöffnet werden und Welten aufeinanderprallen, doch heute Abend steht etwas anderes im Mittelpunkt. Oder besser gesagt: jemand.

 

Pete: „Meine Damen und Herren, alle innerhalb und außerhalb des Gender-Spektrums, herzlich Willkommen… zu GFCW War Evening!“

Sven: „Wir haben drei saftige Matches auf der Card, inklusive eines GFCW World Title Matches im Main Event für unsere Fans im Nordosten von Nordamerika! Es geht kaum größer.“

Pete: „Für gewöhnlich würden wir nun diese Matches und noch vieles mehr previewen, aber dieser Job ist uns heute Abend abgenommen worden.“

Sven: „Tatsächlich ist es so, dass…“


 


 

Weiter kommt Sven nicht. Er wird von den Anfängen eines Instrumentals unterbrochen, das in den Weiten der Wrestling-Welt mittlerweile gut und gerne vergessen sein könnte, aber heute Abend, hier, an diesem Datum, in dieser Stadt, ist jedem klar, was diese Musik ankündigt.

 

Und es wird laut in Toronto. So richtig, richtig laut.

 

Das GFCW-Produktionsteam melkt diesen Moment so richtig. Der Track bietet sich selbstverständlich dazu an, ist das langsame instrumentale Intro des Liedes doch über eine Minute lang, aber dennoch scheint hier auch davon abgesehen eine große Aufmachung angedacht zu sein.

 

The Bleeding“ von Five Finger Deatch Punch steigert sich hin zum ersten Schrei des Front-Mannes, bevor eine Welle von rot-weißem Pyro aus der Rampe in die Luft schießt. Zu den Klängen seines allerersten Theme Songs tritt das Geburtstagskind, der Hometown-Hero und – mehr als an jedem anderen Tag sonst in der Geschichte – „Canada’s Own“ heraus.

 

Die Präsentation mag so groß und pompös sein, wie es bei Robert Breads ansonsten nie der Fall ist, der Hall of Famer hat sich Outfit-technisch allerdings nicht angepasst. Der Tracksuit mit dem Logo des GFCW Performance Centers darauf – mittlerweile im Online-Shop um einige Varianten ergänzt, die Logos von GTCW, Skirmish oder Showcase tragen – ist auch an diesem Abend die Garderobe seiner Wahl.

 

Was allerdings neu ist, ist das breite, unverhohlene, ehrliche und schlicht und ergreifend glückliche Lachen auf seinem Gesicht.

 

WELCOME BACK!

 

WELCOME BACK!

 

WELCOME BACK!

 

Und er lässt sich Zeit mit seinem Weg zum Ring. Das hat in diesem Fall weniger mit ästhetischer Kohärenz in Abstimmung mit dem ungewohnten und doch irgendwo vertrauten Theme Song zu tun, dessen Lyrics nun - da Breads als der vielleicht nachtragendste Mann in der Geschichte der GFCW etabliert sein dürfte – besser zu ihm passen als sie es damals getan haben. Nein, es hat damit zu tun, dass Breads hier sehr, sehr eindeutig genießt.

 

Mit einem Schwung, den man einem Mann in seinem (nun noch höheren) Alter nach den Schlachten, die er gefochten hat, kaum noch zutrauen würde, geht es auf den Apron. Heute Abend wirkt Breads leicht wie eine Feder, scheint schon fast über dem Boden zu schweben als er das Seilgeviert betritt und mit einem nicht zu verleugnenden Ausdruck der puren Euphorie in seinem Gesicht ein Mikrofon gereicht bekommt.

 

Robert Breads: „Torontooooooooooo!“

 

Klar, ein Cheap Pop – aber die Lautstärke rechtfertigt das schon beinahe. Die Menschen sind hierhergekommen, um die GFCW zu sehen, keine Frage. Aber sie sind auch hier, um diesem einen Mann Tribut zu zollen. Und der genießt das in vollen Zügen.

 

Robert Breads: „Ich bin…“

 

Weiter kommt der zweifache GFCW World Champion nicht. Tosende Bekundungen seines Namens, teils einfach ins weite Rund gerufen, teils in rhythmischen Chören vorgetragen, unterbrechen seinen beginnenden Vortrag. Für eine Sekunde steht Breads beinahe versteinert da, dann beißt er sich auf die Unterlippe, nickt zustimmend und streckt das Mikrofon aus – von sich weg. Das ist das Allerletzte, das Robert Breads jemals tun würde, aber heute ist es so weit. Heute erklingt die Stimme des Volkes – seines Volkes, wenn man so will.

 

Er dreht eine Runde im Squared Circle, was dafür sorgt, dass vereinzelte Ecken noch einmal lauter sind als andere, um sich gegenseitig zu übertreffen. Das geht eine gefühlte Ewigkeit so weiter, aber niemand seitens der GFCW-Kamera-Crew oder irgendein Producer wagt es, diese Szenerie anzufassen. Das hier passiert, das hier kann man jetzt nicht mehr aufhalten, ob man will oder nicht, es sei denn, man will von dieser Crowd aufgefressen werden.

 

Robert Breads: „Ich bin heute dreiundvierzig Jahre alt geworden.“

 

Erneut brandet Jubel auf, aber nicht nur – dieses Mal wird eine für jeden klar erkennbare, eindeutig vernehmbare Melodie angestimmt.

 

HAPPY BIRTHDAY TO YOU…

 

Toronto singt für den Mann aus ihrer Mitte, der nun doch ein wenig peinlich berührt zu sein scheint und keine Ahnung hat, wo er mit der Zuneigung, die ihm entgegengebracht wird, umgehen soll. So lange hat er sich darüber beschwert, dass eine Menge Wrestler, die diesem Support nicht würdig waren, ihn erhalten haben, aber nun ist sein Moment gekommen. Seine Nacht. Und als es nun so über ihn hinein bricht ist es nicht etwa ein Gefühl von „das wurde aber auch Zeit“, das über Breads hinein bricht, nein.

 

Es ist Überwältigung.

 

So steht er nun im Ring, kratzt sich am Kopf und wartet, bis die Prozedur vorbei ist. Es ist nicht so, dass er sich nicht freut, aber es ist eine absurde Situation. Wahrscheinlich kennt jeder diese Situation auf einer kleineren Ebene – niemand mag es, wenn ihm dieser Song an seinem Geburtstag vorgesungen wird, und niemand singt ihn gerne für andere, aber trotzdem macht man es immer wieder aufs Neue. So auch hier, bis zum bitteren Ende.

 

An eben jenem Abschluss der großen kollektiven Performance eines beträchtlichen Teils der Scotiabank spendet Breads mitsamt Mikrofon in der Hand Szeneapplaus, und so etwas wie ehrlicher Rührung ist der Hall of Famer wohl noch nie nähergekommen.

 

Robert Breads: „Toronto, es wird Zeit, über heute Abend zu sprechen.“

 

Erneuter Jubel. Anscheinend wird auch schlicht und ergreifend die Tatsache, dass Breads einfach nur spricht, abgefeiert.

 

Robert Breads: „Mit meinen dreiundvierzig Jahren werde ich nicht mehr für immer im Ring stehen können. Sicher, noch habe ich es drauf. Fragt einmal bei Niander Cassady-Taylor nach, wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist seine persönliche Entmannung auf seiner eigenen Ranch durch die Worte seines Schülers als Lehrmethode zu verkaufen… wie sehr ich es noch draufhabe.“

 

Es hagelt zum wiederholten Male Zuspruch – wobei man wohl auch jedem anderen, der NCT das Maul stopft, ein gewisses Mindestmaß an Sympathie entgegenbringt.

 

Robert Breads: „Aber ich dachte mir, warum verbinde ich diese kleine… Party… für mich und meine Stadt… nicht mit einem kleinen Special? Wrestler bin ich schon, Head Coach bin ich schon, ich kenne mich im Backstage-Geschehen hervorragend aus… aber ich habe mich noch nie an einer Card-Ansage versucht. Nicht, dass mein guter Freund Pete und mein besserer Freund Sven keinen guten Job machen, aber dem Anlass entsprechend… habe ich mich dafür heute freiwillig gemeldet.“

 

Während Breads spricht läuft er langsam kreisförmig durch den Ring, lässt das Mikrofon in der Hand dabei ein wenig kreisen, und sprüht vor Energie. Man vermag es beinahe knistern zu hören, jedes Mal, wenn er das Wort ergreift.

 

Robert Breads: „Also fangen wir doch einfach einmal an. Selbstverständlich habe ich das Format ein wenig angepasst. Ich weiß, Svete oder Pen oder wie auch immer euer Ship-Name auf AO3 ist, ihr geht immer aufsteigend vor, bis zum Main Event, und das werde ich auch tun. Allerdings… mache ich nach das nicht unbedingt an der Reihenfolge der Matches auf der Card fest. Denn nur weil die GFCW glaubt, dass ein Match als Letztes auf eine Card gehört, ist es noch lange nicht der Main Event. Hey, fangen wir doch direkt damit an: Heute Abend bekommt ihr, Toronto, ein Match um den GFCW World Title! Zane Levy gegen Zereo Killer!“

 

GFCW World Championship

Zane Levy (c) vs Zereo Killer


Die nicht anwesenden Herren, die den – da kann Breads sich das zurechtbiegen, wie er will – Main Event bestreiten werden, werden verbal von Ost-Kanada massakriert. Sie sind ohnehin beide nicht gerade beliebt, und dann sind sowohl Leviathan (unabhängig von der Iteration) als auch natürlich Zereo Killer keine großen Freunde von Robert Breads.

 

Robert Breads: „Natürlich bekommt Zereo Killer in meiner Heimatstadt an meinem Geburtstag trotz einem Match zweier Kanadier in Kanada den Main Event zugesprochen. Natürlich ist es das, was die GFCW tut, weil das immer ist, was sie tut. Wer würde nicht ein Match ans Ende der Show stellen, bei dem niemand überhaupt irgendwen gewinnen sehen will? Sicher, es geht um den World Title, und die Kombination aus Leviathan-Torture-Porn-Fetisch-Wrestling und Zereo Killers… Zereo-haftigkeit lässt immer noch die Möglichkeit zu, dass jemand Slapstick-mäßig im Final Destination-Stil mitten im Ring verendet. Das würde ich auch in den Mittelpunkt meiner Show stellen, Claude! Gut gemacht!“

 

War der Applaus für das Geburtstagsständchen vorhin noch genuin und beinahe ein wenig herzerwärmend, so sind wir nun in bekannteren Fahrwässern angekommen. Aus Breads sprudelt der übliche Zynismus, selbst an diesem Abend, oder vielleicht auch gerade an diesem Abend – denn hier muss er sich nicht verstellen. Er muss nicht so tun, als würde ihn nicht alles immer auf die andere oder andere Seite beleidigen. So ist er seit über einer Dekade, und er versucht an diesem magischen Tag, seinem Geburtstag, auch nicht mehr, über dieser Tatsache zu stehen oder verheimlicht es vor potenziellen Feinden. Sollen sie doch kommen. Er ist im Reinen mit sich – und damit, dass er immer einen Grund finden wird, sich benachteiligt und betrogen zu fühlen.

 

Robert Breads: „Und Mike tritt an gegen Zane Levy, den ich nur deshalb nicht als „Leviathan #4“ bezeichne, weil ich den Titel, den er hält, respektiere. Ihn als davon losgelöste, eigenständige Person… nun, man kann ihn nicht wirklich respektieren, weil es ihn ja nicht wirklich gibt. Es gibt nur Drake und seine Infinity an Handlangern. Vor knapp 15 Monaten habe ich schon behauptet, die Kopien würden sich niemals gegen das Original stellen, und ich fühle mich nicht einmal gut und clever, das gecallt zu haben, weil es so verdammt offensichtlich war.

 

Zane Levy ist ein dermaßen absurd lächerlicher Champion, dass sich Antoine Schwanenburg nach einer PPV-Niederlage gegen ihn für die Kündigung entschieden hat. Von Zane Levy ohne großes Eingriffs-Tohuwabohu in einem Singles Match gepinnt zu werden ist ihm wohl deshalb so verdammt peinlich, weil es das einzige Mal in der Geschichte der GFCW sein dürfte, dass das passiert ist.

 

Aber hey, Ricks und Schwanenburg können sich gerne weiter darüber streiten, wer von ihnen nun eine Kategorie unter mir den ersten Platz im zweithöchsten Tier irgendeines YouTube-Listen-Menschen einnehmen darf. „Ricksenburg ist ewig“ ist eben doch nur eine plakative Marketing-Nummer, eine Catchphrase um der Catchphrase Willen, ein Mittel zum Branding und für Hashtags, wenn es doch nur so lange ewig ist, bis Antoine beleidigt ist, weil er selbst versagt hat, seinen Ball nimmt und nach Hause geht. Streicht das „-burg“ am Ende, ersetzt das „e“ mit einem „o“ und schont habt ihr einen Slogan der nichtmal gelogen ist.

 

Es gibt Wrestler, die sich nach Niederlagen durchkämpfen, egal, wie hart sie sind, egal, wie oft man sie erdulden muss, und die nicht sofort weglaufen, weil Leviathan mal wieder Leviathan-Dinge tut. Ich kenne da sogar jemanden, der sicherlich überaus hilfreich hätte sein können, wenn es gegen Leviathan geht.

 

Sei’s drum… Relevanz und Einfluss können nun einmal nicht an Titeln und Rekorden bemessen werden. Und ich würde Zane Levy gerne auch über irgendetwas belehren, doch das wäre vollkommen verschwendete Zeit, wo er doch statt zu wachsen lieber weiter weinerlich im Schatten von Männern umher kriecht die ihn noch weniger respektieren als ich, und den Titel dabei mit sich durch den Staub schleift bis sich jemand erbarmt und den Jungen um diese Last erleichtert. Und ich würde es für heute Abend schon prophezeien… aber Mike diesen Sieg zu prognostizieren würde mich eine Menge an Überwindung kosten, die ich nicht aufbringen kann.“

 

Offenbar war es das, was Breads zum Main Event zu sagen hat – oder, wenn es nach ihm geht, zum „letzten Match der Card“. Passend zum alten Theme Song gibt es anscheinend hier auch das, was einem Zeitsprung am nächsten kommt, nämlich eine In-Ring-Promo von Breads, bei der jeder einen Streifschuss kassiert, der auch nur zufällig in den Gedanken von „Canada’s Own“ aufploppt.


Singles Match

El Otavio vs Ask Skogur

 

Robert Breads: „Des Weiteren haben wir… den Alex Ricks-Bezwinger höchst selbst, Ask Skogur! Offenbar ist gegen ihn zu verlieren weniger peinlich als eine Pleite gegen Zane, schließlich hat mein alter Protokoll-Buddy noch nicht gekündigt, was Ask in meiner Wahrnehmung enorm steigen lässt. Man sollte meinen, er dürfte am heutigen Abend der Favorit gegen El Otavio sein…, wenn hier nicht GFCW-Grundregel #8 greifen würde: Je dümmer der Name, desto gefährlicher der Wrestler. Gerade deshalb sollte Ask aufpassen, sich nicht im sprachlichen Mumbo-Jumbo von El Otavio zu verrennen, sonst passieren am Ende noch unerwartete Dinge.“

 

Ein Hall of Famer, dessen Name an populäre Backwaren erinnert, wird es wohl wissen.

 

Das große Comeback


Robert Breads: „Und natürlich das große Comeback. Wer wird es sein? Ich würde hier einen cleveren, kleinen Tipp einstreuen, wenn ich es wüsste, oder könnte die mittlerweile ein Jahrzehnt alte Nightmare-Büchse der Pandora erneut öffnen, doch ich habe schlicht keine Ahnung. Jason Crutch? Rebel called Hate? Lex Streetman? Sammy Lorenz? Rebel called Hate 2.0? Auf keinen Fall Jimmy Maxxx. Aber vielleicht Finn Rosario? Der German Dragon? Chris van Core? Joker? Der andere Joker? Der andere andere Joker? Keinen blassen Schimmer. Ich werde mich im Rahmen meiner Siegesfeier genauso überraschen lassen wie ihr, Toronto. Und wo wir gerade von meinem Sieg sprechen…“

 

Nun wird es noch einmal ein wenig extra-laut. Schließlich gibt es nur noch eine Sache, die auf der Card steht, über die man nun sprechen könnte.

 

Robert Breads: „…es gibt heute Abend natürlich den MAIN EVENT. Robert Breads, der Mann aus Toronto, an seinem Geburtstag gegen… Kyle Douglas.“

 

Buhrufe. Kein so großer Hass wie gegen Zereo Killer und Zane Levy, aber trotz der Tatsache, dass wir hier in Kanada sind: Vancouver und Toronto trennen ein paar Tausend Kilometer. Das sind Welten, wenn es um heute Abend geht.


Singles Match

Robert Breads vs Kyle Douglas

 

Robert Breads: „Und ich werde nicht lügen. Das habe ich nie und das werde ich auch weiterhin hin: Das wird hart. Kyle Douglas ist der beste Kämpfer der Children of Wrath. Man hat beim Pay-Per-View gesehen, dass Niander mir nicht das Wasser reichen kann. Man hat kurz davor sehen können, wie Kyle Douglas meinen Partner besiegen konnte – ohne Hilfe, durch pures Können, auch wenn ich weiterhin glaube, dass Aiden sich selbst mehr im Weg stand als… aber lassen wir das. Darum soll es jetzt nicht gehen.“

 

Breads blickt zum Entrance-Bereich herüber, hinter dem sich die Kabinen und Umkleideräume befinden, wo sich die Children of Wrath mittlerweile sicher aufhalten werden und vermutlich zusehen.

 

Robert Breads: „Das Jahr 2023 war bisher geprägt durch meine Geschichte mit den Kindern des Zorns. Vier Matches, allesamt gegen Mitglieder der Children – und alle habe ich gewonnen. Ich habe Kyd besiegt, ich habe Maurice besiegt, ich habe Niander besiegt, ich habe mit Aiden bewiesen, dass wir die bessere Einheit sind und ein Children of Wrath-Team besiegt… aber Kyle fehlt mir noch. Mr. Unpinnable. Das Riesen-Talent, welches zurecht so gehandelt wird. Ich werde ihm keinesfalls das Können absprechen.

 

Ich verstehe lediglich nicht, was ihn – nach alldem, was bislang geschehen ist – an der Seite von Niander Cassady-Taylor hält. Er braucht ihn nicht. Und aus purer Sympathie und Zuneigung verbringt man sicherlich keine Zeit mit NCT.“

 

Ein Achselzucken von Breads. Er hat keinen Funken Verständnis für das Verhalten von Kyle Douglas in diesem Zusammenhang.

 

Robert Breads: „Das hier ist nicht meine erste Heimkehr in diese Stadt. Doch ich bin hier zuvor immer „on top“ eingeritten – als Champion, als Superstar, als Bezwinger jeder Widrigkeit. Die letzten Jahre waren hart, und sie waren nicht erfolgreich. Doch pünktlich zu meiner Show, am Tag meiner Geburt, bin ich wieder auf dem richtigen Weg. Ich habe gelitten und ich habe ertragen, ich habe gekämpft und ich habe geflucht, und dass alles, glaube ich, war es wert, für diesen einen Tag, heute Abend hier mit euch.“

 

Tosender Beifall von den Rängen. Wieder wird sein Name gerufen. Breads dreht sich direkt der Crowd zu, läuft im Halbkreis durch den Ring, während er spricht, wendet sich direkt an SEINEN Teil der GFCW-Galaxie.

 

Robert Breads: „Ich werde euch nicht im Stich lassen. Ihr habt diesen Abend jetzt schon zu einem besonderen für mich gemacht, und ich werde niemandes Enttäuschung sein. Niemand soll… niemand DARF bereuen, mir hier heute zugejubelt zu haben. Das hier ist eine magische Nacht, und ich weiß um die Stärken und die sehr wenigen Schwächen von Kyle Douglas… doch hier, heute Abend, werde ich nicht verlieren. Ich habe nicht den höllischen Weg, den ich bestritten habe, hinter mir, um an der letzten Hürde daran zu scheitern, dass hier zum besten Tag meiner Karriere… nein, meines Lebens zu machen.“

 

Wieder wird sich der Rampe zugewandt. „Canada’s Own“ spricht mit einem unmissverständlichen und lichterloh brennenden Feuer in Blick und Stimme. Er wird alles, was er hat, in diesen Abend legen.

 

Robert Breads: „Kyle, du bist ein großartiger Wrestler. Deine Zukunft wird gefüllt sein mit Rekorden, Titelgold und hoffentlich einer ordentlichen Tracht Prügel für Niander Cassady-Taylor. Aber Streaks sind da, um gebrochen zu werden, an großen Abenden für die Geschichtsbücher, von großen Männern wie mir, und das hier muss nicht der Beginn deines Niedergangs sein. Du kannst mit Sicherheit etwas aus unserem Duell ziehen, wenn du schlau genug bist. Es hängt ganz davon ab, was du aus deiner allerersten Niederlage machst, Kyle. Das sei dir überlassen.

 

Was ich dir nicht überlassen werde, ist der Sieg. Das hier ist meine Nacht. Das hier ist mein Tag. Das hier ist meine Stadt. Genauso wie Kyd, genauso wie Maurice, genauso wie Niander, wirst du der Vollendung meiner Rückkehr an die Spitze der Nahrungskette nicht im Weg stehen. Du, Kyle Douglas, „Mr. Unpinnable“… bist fällig.“



Auf dem Titantron wird eine kanadische Flagge gezeigt, welche an einem Fahnenmast hängt. Der Wind lässt das Ahornblatt stolz durch die Lüfte wehen. Zusätzlich werden die Worte „Canadas Own“ eingeblendet, was die Fans natürlich zur Ekstase bringt, denn dieser Spitzname kündigt den Lokalmatador an. Steht nun schon der Opener bevor? Man konnte den Helden Kanadas heute bereits bewundern.


Es folgt ein kleiner Cut in der Szene, nun steht ein Mann neben der Flagge, mit dem man nicht gerechnet hat. „The Legend, that never dies“ Mike MacKenzie also known as Zereo Killer hat ein Zippo Feuerzeug in der Hand und lässt die Fahne in Flammen aufgehen! Gleichzeitig beginnt auch der „Canadas Own“ – Schriftzug zu brennen und wird durch „Americas Own“ ersetzt und durch seinen eigenen Namen ergänzt. Die Musik LEGEND NEVER DIES setzt ein, und die Crowd ist außer sich vor Hass und Antipathie. Nur einen kleinen Moment später wird die Halle komplett verdunkelt, purpurne Lichtkegel suchen ihren Weg durch die Crowd und finden sich zu einem großen Spotlight auf der On Stage wieder. Zereo Killer steht bereits dort und trägt als Wrestlingoutfit eine Trainingshose, wie man es von ihm kennt, allerdings in den Farben der Flagge der USA! Fünfzehntausendfache Buhrufe begleiten den einstigen Publikumsliebling zum Ring, welcher schon bald das Kampfviereck geentert hat und sich in der Mitte aufstellt.


Zereo Killer: „Stoppt meine Musik!“


Gesagt, getan, und die normale Hallenbeleuchtung ist auch wieder zurückgekehrt. Der Amerikaner kann sich ein Lachen nicht verkneifen und sucht den Blickkontakt mit zahlreichen Kanadiern.


Zereo Killer: „Dachtet ihr, dass nun Robert Breads zum Ring kommt, huh? Dachtet ihr, dass sein kleines Match nun startet? Kann ich mir denken, ja! Doch dem ist leider nicht so, nein! Aber mal ganz ehrlich. Ihr habt ihn heute schon gesehen, und auch gehört! Habt ihr nicht die Schnauze voll von ihm?“


Während die Buhrufe noch ein paar Oktaven lauter werden, bemüht er sich darum das Publikum zu beruhigen.


Zereo Killer: „Aber keine Sorge, ihr dürft Robert Breads bald bewundern im...“


Ja, ein herablassendes und respektloses Lachen kann er sich nicht verkneifen.


Zereo Killer: „… im Opener!“


Er zuckt mit dem Schultern und lässt die Buhrufe an sich abprallen. Der ehemalige Mr. #ISGI lässt sich davon nicht beeindrucken und macht mit seinem Monolog weiter.


Zereo Killer: „Ach kommt schon, hört auf zu buhen! Es ist nun mal Tatsache! Euer großer Lokalmatador darf die Show eröffnen, das freut mich für euch, wirklich sehr! Und so ganz nebenbei hat er sich auch noch als Aushilfskommentator zur Showeröffnung versucht. Tja, was soll ich sagen? Es ist immer schlau, dass er neben seinem Hauptberuf als Opener-Jobber auch noch auf ein zweites Standbein zu setzen scheint: Aushilfskommentator! Breads macht das schon richtig, indem er beginnt, kleinere Brötchen zu backen. Doch nun genug mit den Lobeshymnen auf Breads, denn am Ende der Show dürft ihr dann wirklich jubeln, wenn ich, THE LEGEND, THAT NEVER DIES, mit dem GFCW World Heavyweight Championgürtel nachhause gehe!“


ZK reißt die Arme in die Höhe und will sich für das Gesagte feiern lassen, doch er kann mit sich alleine feiern.


Zereo Killer: „Hört mal… ernsthaft jetzt…“


Mit solchen Worten konnte er die GFCW Galaxy in der Vergangenheit beruhigen, denn man wusste, dass nun etwas Wichtiges folgen wird. Ist das beim neuen Zereo Killer genauso?


Zereo Killer: „Auch wenn euer Held sich nur im Eröffnungsmatch befindet, und ich im Main Event…“


er kann es nicht lassen, kann sich zusätzlich abermals ein breites Grinsen nicht verkneifen.


Zereo Killer: „… ich habe nach meinem leichten und problemlosen Sieg beim vergangenen PPV heute richtig Lust, eine PPV-würdige Leistung abzurufen – denn die brauchte ich dort nicht! Ich habe heute richtig Bock, den alten Zereo Killer wieder rauszulassen!“


Er blickt diesen Satz mit vollkommener Vehemenz direkt in die Kamera, seine Augen funkeln, man hat fast das Gefühl, dass er die Wahrheit sagt.


Zereo Killer: „Ray „Morbeus“ Douglas war für mich nur eine Durchlaufstation auf den Weg nach ganz oben. Dass ich so schnell wieder an die Spitze der GFCW gelange, hätte ich mir nicht gedacht. Nun gut, dieses Match sehe ich persönlich als Entschädigung dafür, dass wir heute in Toronto sind, anstatt in Los Angeles, und somit natürlich als einzig richtige Entscheidung!“


Natürlich folgen nach dieser Aussage abermals extreme Buhrufe…


Zereo Killer: „Hört mich an! Hört mich an!

bitte…“


Er wartet einige Sekunden ab, bis die negativen Schwingungen ein wenig abgenommen haben, ehe er fortfährt.


Zereo Killer: „Heute Abend wird wieder der alte Zereo Killer im Ring zu sehen sein! Ja, auch wenn ich mit neuer Musik antreten werde, die Leistung, die spektakulären Aktionen, die Ausdauer, der Wille, zu gewinnen, er wird da sein! Wie damals!“


Wie ein wildes Tier geht der Hall of Famer im Ring umher, er redet sich in Rage.


Zereo Killer: „Ich werde heute Abend gegen Zane Levy in den Ring steigen und mir das holen, was eigentlich schon längst mir gehören sollte! Verdammt nochmal, man hätte mir den Titel bei meiner Hall of Fame Einführung schenken sollen als Zeichen der Anerkennung, anstelle der Scheiße, die Robert Breads dort angerichtet hat!“


Doch noch nicht genug von Robert Breads, so wie es sich anhört. Dies scheint dem Kalifornier immer noch zu beschäftigen. Man erinnere sich, dass Breads keine Rede für Zereo Killer hielt, obwohl es ein Teil der Abmachung eines Matches war, welches sie einst bestritten.


Zereo Killer: „Okay okay, ich komme wieder vom Thema ab… zuviel Robert Breads Gerede, ich verstehe, ich will euch nicht langweilen… Sprechen wir weiter über die Dinge, die wirklich Relevanz in der GFCW haben: Zane Levy und der GFCW World Heavyweight Title!“


Dass diese Sätze keinen positiven Eindruck hinterlassen, und dass sich damit Zereo Killer schwer tut die Menschen glauben zu lassen, dass er heute wieder den alten Zereo Killer auspackt, ist logisch. Dennoch fährt er fort.


Zereo Killer: „Zane Levy ist eine High Flying- und Striking Maschine. Nicht umsonst ist dieser Mann ganz oben in der GFCW angekommen, dafür bekommt er meine Anerkennung! Doch… das wars dann auch schon, denn was er jetzt alles macht, hab ich schon lange gemacht, und das kann ich immer noch, und zwar noch besser! Wenn Zane Levy einen 450-Splash zeigen will, zeige ich eine 630-Senton! Wenn er mit Kicks und Punches ankommt, komm ich mit Superkicks und Superman Punches! Wenn er mit einer High Flying Aktion vom Top Rope nach draußen springen will, laufe ich verdammt nochmal über das oberste Seil entlang und spring mit einer noch geileren Aktion nach draußen! Und warum? Weil ichs kann, wenn ich will! Und ich will heute! Und das tue ich für… Zane Levy! Um ihm zu beweisen, dass ich in allem was er macht, besser bin als er!“


Was für ein arg motivierter Zereo Killer! Man sollte doch ein wenig Angst bekommen, wenn man diese Worte hört.


Zereo Killer: „Ich werde mit diesem Leichtgewicht spielen, ihm wie eine Puppe durch den Ring schmeißen, bis der nicht mehr aufstehen kann, denn…“




Tosender Jubel brandet auf. Die Anzahl der Personen, die der Selbstbeweihräucherung von Zereo Killer weiterhin zuhören wollen, lässt sich wohl an zwei Händen abzählen. Wenn man die überhaupt braucht. Und im Gegensatz zu MacKenzie, sieht der Mann, der sich jetzt durch den Vorhang schiebt, auch keinerlei Grund, die Crowd nicht sofort wissen zu lassen, mit wem sie es zu tun haben.

Die goldenen Schimmer der Scheinwerfer, die schwarzen Flügel, die sich unter dem Bild des glänzenden Titels über die Leinwände ziehen und die typischen, schlurfenden Schritte und hängenden Schultern sind eindeutige Sprache. Und wenn sie das nicht wären, wäre es der reale Titelgürtel, der um die Hüften der Person liegt, die mit einem Mikrofon in der Hand in die Mitte der Bühne tritt. Auch spannend zu bemerken: Die simple, schwarze Kapuzenjacke wird unverändert vom Leviathan Logo geziert. Die Band besteht noch, ihr Frontmann ist ein anderer? Oder? Und wenn ja… Wer?

In jedem Fall blickt Zane Levy mit einem zufriedenen Lächeln in der Arena herum. Jubelnde Fans schallen ihm entgegen, Hände strecken sich zu Fist Bumps aus, Fotos werden gemacht und vielleicht noch viel zufriedenstellender: Zereo Killer, dessen Gesicht einen Ausdruck zeigt, als hätte Levy die Todsünde des Jahres begangen.

Mit einem kurzen Winken der linken, freien Hand, bedeutet nun auch Zane dem Team hinter der Bühne, seine Musik langsam verstummen zu lassen. Als er langsam das Mikrofon in Richtung seiner Lippen bewegt, ist zunächst ein kurzes Zungeschnalzen zu hören.

Dann dringt Zanes Stimme in einem spöttischen Ton aus den Lautsprechern.

Zane: „Damn, Mike. Da hat wohl jemand deine Promo unterbrochen. DEIN Spotlight genommen. Dieser elendige Giftzwerg, was fällt dem nur ein? Is es so etwa das, was du dir denkst? Na herzlichen Glückwunsch. Man sollte das viel öfter mit dir machen. Du. Der seit JAHREN nichts anderes macht, als sich das Spotlight zu nehmen, das andere verdienen, weil er es selbst einfach nicht mehr erreicht.“

Lautlos scheint Zereo im Ring in Richtung von Levy zu schimpfen, was allerdings unter dem Jubel des Publikums untergeht.

Zane: „Oder… ODER, weil es dir einfach nie genug ist. Der „alte“ Zereo Killer? Mike, wie lange soll ich denn da zurückgehen? Alles, was du hier noch tust, ist deine Gier nach mehr und mehr und mehr zur Schau zu stellen und deine absolute Eifersucht auf alles, was andere haben und erreichen. Erinnerst du dich noch, als du den legendären Run von Unrivaled versaut hast? Weil du dich nicht zufrieden geben konntest, einen Titel zu tragen? Als du davor jeden einzelnen deiner Fans enttäuschen musstest, um den IC Titel zu gewinnen? Als du danach dir noch eingeredet hast, das wäre alles nicht wahr, weil du nicht damit leben konntest, dass Leute dich nicht vergöttern? Erinnerst du dich, als du Robert Breads SEINEN Moment genommen hast bei der Hall of Fame, aber dann zu Rumpelstilzchen wurdest, als er das bei dir getan hat? Und du hast es vorhin gehört. Du hast gehört wie sehr sie darauf brennen ihren Helden zu sehen. Wie sehr er darauf brennt sich hier zu zeigen. Und natürlich musstest dz damit spielen. Weil dich einfach niemand mehr sehen will.

Blitzartig reißt MacKenzie das Mikrofon nach oben, doch das neue Selbstbewusstsein des Champions peitscht die Legende zurück.

Zane: „SHUT UP! Jetzt bist DU mal dran, dass dir jemand übers Maul fährt, schon alleine aus dem Grund, dass WENN Robert schon jetzt nicht hier steht, was er eigentlich sollte, dann sollte zumindest der zweite Mann hierstehen, der es verdient hat, hier als erster herauszutreten nach Allegience, weil er es geschafft hat, mit einer Geschichte, die aus Niederlage um Niederlage um Niederlage besteht, Antoine Schwanenburg als Verlierer zurückzulassen. Der Mann, an der Spitze dieser Liga und Mike, das bist nicht du, egal wie sehr du es dir einredest. Das. Bin. Ich.“

Die letzten drei Worte werden jeweils von einem Fingerzeig auf die eigene Brust unterstrichen, während Zane mit zusammengekniffenen Zähnen und Feuer in den Augen auf Zereo Killer blickt.

YOU DESERVE IT
YOU DESERVE IT
YOU DESERVE IT

Zane: „Nenenene, moment mal. Ja okay danke. Ich werde euch auch nicht abwürgen mit diesem klischeehaften „nO, i eArneD iT“, der Fakt ist aber, dass beides nicht stimmt.“

Verwunderung macht sich in der Halle breit, ein leises Raunen ist zu vernehmen und Zereo Killer kann sich ein kleines Lachen nicht verkneifen, bei der Rückkehr des zurückhaltenden Zane Levy.

Zane: „Ich habe den Schlüssel gewonnen. Ja. Und darauf bin ich stolz. Und ich habe Allegience auf eigene Faust mit dem Titel verlassen. Auch darauf bin ich extrem stolz. Ich will mein Licht nicht unter den Scheffel stellen, ihr alle habt gesehen, wie das Match ablief und auch wie ich zwei Wochen davor den Titel gewonnen habe. Und gegen Antoine fucking Schwanenburg ist selbst das eine riesen Leistung, aber eines habe ich bis jetzt weder mir, noch meiner Familie, noch euch, noch irgendjemandem im Management bewiesen.“

Er nimmt mit der freien Hand den Titel von seinen Hüften ab, hält ihn auf halber Höhe neben sich und blickt ihn einige Sekunden an.
Dann wechselt der starre Blick wieder in Richtung Ring.

Zane: „Dass ich WIRKLICH ein Champion bin. Dass ich WIRKLICH das Symbol dieser Liga bin. Aber genau das bin ich bereit zu ändern. Ich will nicht sein wie Antoine. Oder du Zereo. Ich muss nicht immer größer, immer reicher, immer Superlativ XY sein. Alles, was ich tun will, ist der beste Champion zu sein, der ich sein kann. Deshalb lasse ich mich von Allegience auch nur antreiben. Ich bin stolz darauf. Aber ich will noch so viel besser werden. Nur mir ist dabei egal, ob ich gegen Antoine oder irgendeinen Indie Wrestler antrete, im Madison Square Garden oder einer Turnhalle, im Opener oder im Main Event, ob ich ein größeres Highlight Reel bin, als die anderen, alles, was ich will, ist Kämpfen. So leben und kämpfen, wie ICH will.“

Während die Stimme immer intensiver wird, fast schon ins Schreien abrutscht gegen Ende, scheinen fast ein paar Tränen in seine Augen zu steigen, doch noch viel mehr scheint regelrecht ein Feuer in Zane Levy zu lodern, der den Titel jetzt in die Luft streckt.

Zane: „Ich fange heute gegen dich an. Ich BRENNE auf dieses Match. Ich verteidige diesen Titel so oft es mir möglich ist und es gibt NIEMANDEN mehr, der mir IRGENDETWAS zu sagen hat. Es ist Zeit, dass Leviathan endlich keinen Anführer mehr hat, aber eines sage ich dir Zereo und allen anderen. WENN wir einen hätten, dann wäre es nicht Luna, nicht Drake, nicht End, sondern der gottverfickte World Champion, dann wäre es verdammt nochmal Zane. Levy. Und jetzt schwing deinen Arsch aus meinem Ring, damit ich MEINE Verteidigung feiern kann.“

Der Zorn steigt beim Amerikaner, am Liebsten würde er dem Heavyweight Champion sofort an die Gurgel gehen… doch dann beruhigt er sich ein wenig und antwortet.


Zereo Killer: „Fighte so viel du willst, ich freue mich auch schon auf den Kampf. Ich freue mich auch darauf, dir den Titel abzunehmen. Dann kannst du in der nächsten Show gegen Breads im Opener kämpfen, denn da gehört ihr hin… maximal!“


Auf weitere Dinge geht MacKenzie gar nicht drauf ein.

Er lässt den Schallwandler zu Boden fallen und es folgt ein kleiner Stare Down, ehe Zereo Killer durch das Publikum verschwindet und Levy sich mit seinem Titel im Ring feiern lassen kann, als das Bild verschwindet.


Schwanenburgunder.


Jetzt noch überlegener im Geschmack.


Noch siegreicher im Abgang.


Schwanenburgunder.


Der edle Tropfen des Erfolges.


Schwanenburgunder.


Jetzt in der kaiserlichen Edition aus Bio-Reben.


Schwanenburgunder, der kaiserliche.


Probieren Sie ihn jetzt.



Schwanenburgunder.


So genießt bloß ein Kaiser.


Schwanenburgunder.



Wir finden uns Backstage wieder, um genauer zu sein im Cateringbereich der Scotiabank Arena.

Dort sehen wir, wie unser ehemaliges Model Nelson Chapman gemeinsam mit seinem Enforcer Derrick von einem GFCW Mitarbeiter herumgeführt wird.

Derrick hat auch sofort zugeschlagen, in seiner linken Hand befindet sich nämlich ein Teller mit Kräuterkartoffeln und einem Steak!

Nelson lässt sich derweil lediglich einen seiner Lollipops schmecken.

Entlang ihres Weges kommen sie an einem Tisch vorbei.

An diesem Tisch sitzen Arthur Rosenthal, Jay Taven, Cluster und Hunk.

Die Stimmung ist gut, alle vier Männer scheinen sich prächtig zu unterhalten und sie machen nicht den Anschein, als wollten sie jemanden davon ausschließen.


Hunk: "Zwei neue Gesichter! Wenn ihr wollt, dürft ihr euch gerne zu uns setzen."


Mit einem freundlichen Lächeln entgegnet der Deutsche den beiden Amerikanern.

Nelson bleibt auf Höhe des Tischen stehen, zieht seine Sonnenbrille etwas hervor und seine Gesichtsausdruck spricht Bände!

Er schaut richtig angewidert auf die vier Männer vor ihm herab.

Wie üblich ploppt er seinen Lollipop aus dem Mund und überreicht diesen an den GFCW Mitarbeiter.

Plötzlich springt er aus dem Stand heraus auf den Tisch der bis dato friedlich essenden Männer, die so grade eben ihre Teller vor den Jordans Chapmans retten können.

Der Tisch wird kurzerhand zu seinem Laufsteg!


Nelson Chapman: "Wisst ihr was heute für ein Tag ist? Heute Abend werde ich das erste Mal live vor eine GFCW Kamera treten!

Aber das ist noch längst nicht alles, denn die Galaxie darf gemeinsam mit mir die Premiere meiner eigene Talkshow 'Visual Statement' feiern!

Und wisst ihr, warum all das überhaupt möglich ist?

Weil ihr mich niemals sehen werden, wie ich einfach im Cateringbereich sitze und darauf warte, dass mir irgendjemand irgendwelche Chancen aushändigen wird.

Ich bin einfach keiner dieser Loser Typen!"


Er deuten zuerst auf Hunk, dann auf Taven, danach auf Crusher und zu guter Letzt auf Rosenthal.


Nelson Chapman: "Ich habe früh gelernt, dass wenn ich etwas Bestimmtes möchte, es mir einfach nehmen muss!

Und ICH bin sicherlich nicht hierher gekommen um übersehen zu werden!

Sobald ich heute Abend vor die Kameras trete, werde ich unter Beweis stellen, dass German Fantasy Championship Wrestling mich braucht!

Etwas was man von euch vier Versagern nicht behaupten kann."


Chapman springt vom Tisch herunter.


Nelson Chapman: "Genießt weiterhin euer Essen und seid dankbar dafür, dass ihr jeden Monat euer Gehalt einstreichen könnt indem ihr bedeutungslos seid und nichts tut.

Währenddessen werde ich dort draußen vor die Galaxie treten, deutlich aufgezeigt was für Ambitionen ich habe und wie ich diese erreichen werde!"


Unsere Quasselstrippe schnappt sich den Lollipop aus der Hand des GFCW Mitarbeiters, leckt diesen nochmal genüsslich ab, ehe er ihn auf die Brust von Hunk klebt.

Bevor es jedoch jegliche Reaktion geben kann, macht sich unser Model vom Acker und macht mit einer Handbewegung deutlich, dass Derrick und der GFCW Mitarbeiter ebenfalls weiterziehen sollen.


Singles Match:
Robert Breads vs. Kyle Douglas

Referee: Mike Kontrak




ZOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOORRRRRRRRRRRRRRRRRRRRNNN




Die Melodie von Edith Whiskers – Home erklingt und die gebürtige Vancouveraner Kyle Douglas ist auch schon am Entrance zu sehen. Natürlich gibt es für den Westkanadier im Osten des Landes ein lautes Pfeifkonzert. Der kanadische Ringermeister von 2020 scheint das aber nicht wirklich zu stören. In Robert Breads Heimatstadt war mit den Unmutsbekundungen unbedingt zu rechnen. Kyle trägt seine Ringerstiefel, seinen roten Ringeranzug mit der kanadischen Flagge auf dem Rücken und seinen schwarzen Ringerhelm. Der selbsternannte Nationalheld schreitet dann auch geschwind zum Ring und sucht dabei aber nicht den Blickkontakt mit den Torontorianern im Publikum.


Sven: „Wer auf die Children of Wrath nun auch noch wartet, der kann das wohl lange tun. Weder Chef Niander noch Maurice oder Kyd sind zu sehen.“

Pete: „Wie gegen Aiden Rotari will Kyle Douglas zeigen, dass er es allein schaffen kann. Ohne die Hilfe seines Teams. Selbstbewusstsein hat der Junge zumindest!“


Kyle ist mittlerweile im Ring angekommen und posiert tendenziell eher für sich als für die Zuschauer. Die Zuschauer machen sich wohl auch schon bereit für den eruptiven Entrance der Legende schlechthin, da ist das Interesse am kanadischen Newbie gerade etwas abgeflacht.



Schluss mit der Nostalgie, Schluss mit der Zelebrierung der eigenen Existenz, Schluss mit den Schüssen in jede Richtung – es ist Zeit, im hier und jetzt anzukommen. So viel Respekt und Achtung vor den Fähigkeiten eines Kyle Douglas sollte jeder haben, und der Hometown Hero bildet da keine Ausnahme.


Zumindest am Ring-Outfit hat er aber etwas gedreht. Als er hier auf die Stage tritt, unter der uneingeschränkt überwältigend-positiven Welle von Zurufen, sind die primären Farben der sonstigen Sleaze-Outfits – schwarz und violett – etwas mehr als gewöhnlich dem rot und dem weiß gewichen, das in seinen frühen Jahren die Basis aller Ring-Gears von Breads bildete.


Um ehrlich zu sein ist es nicht unbedingt das coolste oder ästhetischste Outfit, einige Teile scheinen nicht so recht zusammen zu passen, aber es soll offenkundig etwas aussagen und ein „Wisst ihr noch, wer ich bin?“ an die restliche Wrestling-Welt senden – und vor allem an seinen Gegner heute Abend, Wunderkind Kyle Douglas.


In der neuen, alten langen Hose, gepaart mit den üblichen Boots, marschiert „Canada’s Own“ – oder, wenn man nach heute Abend geht, eher „Toronto’s Own“ – zum Ring. Douglas wartet dort bereits auf ihn, relativ ungerührt. Dieses Match gegen eine Legende in dessen Heimat entspricht seiner Vorstellung von sich selbst, warum sollte er nervös sein? Er hat noch nie verloren. Er kennt das gar nicht. Und er gedenkt auch nicht, es heute kennen zu lernen.


Breads steigt tatsächlich nach dem Erklimmen der Ringecke auf das Top Rope, reißt die Arme in die Luft und ruft etwas, das nach „COME ON, TORONTO!“ aussieht, wenn man seine Lippen liest – die tatsächlichen Worte gehen im Getöse der Menge unter.


Canada’s Own“ klettert herab und dreht sich seinem Gegner zu: Mr. Unpinnable. Es heißt Zukunft vs Vergangenheit in diesem Kampf – wem die Gegenwart noch oder wem gehört die Gegenwart schon? Es heißt Children of Wrath vs Sleaze, es ist ein Kampf der Generationen, es heißt Vancouver vs Toronto, es heißt Robert Breads vs Kyle Douglas.


Die Glocke läutet, und keiner von beiden ist zögerlich, wenn es darum geht, sein Spiel aufziehen zu wollen. Douglas will auf die Matte, um seine Ringer-Ausbildung und seine physischen Vorteile auszuspielen, wie schon gegen Breads‘ Partner Rotari. Der Heimkehrer ist zwar im Chain Wrestling und Grappling um einiges bewanderter als Rotari, hat dafür aber nicht die physischen Waffen seines Protegés, um mit Douglas zumindest mithalten zu können. Der Neffe von Morbeus ist größer, stärker, schneller und schwerer. Beide wissen, wie man einen Suplex benutzt, aber Douglas hat auch hier alle Vorteile. Breads bleiben Erfahrung, Attitüde, Striking und dieses Monster von einer Crowd.


Tatsächlich lässt Breads sich auf ein wenig Grappling mit Douglas ein, eventuell etwas übermütig, während das Publikum ihm mit Sprechchören huldigt, doch es wird schnell klar, dass er keineswegs vor hat, das Spiel von Douglas mitzuspielen. Nein, er versucht einfach aus jeder Lage, in die er gerät, nach Douglas zu schlagen und zu treten. Die Kicks von Breads sind etwas, das ihm über die Jahre geblieben ist, weil er hierfür weder Tempo noch überragende Athletik braucht, und er weiß aus jeder Lage und in jeder Sekunde seine Tritte anzubringen.


So kann Douglas Breads zwar am Boden halten, allerdings in keinster Weise jemals Kontrolle ausüben. Selbst, als er Robert vollkommen überwältigt zu haben scheint, und ihn mit überlegener Körpermasse in einem Side Headlock auf die Matte drück, lässt Breads nicht locker und lässt die Beine nach den Füßen von Douglas ausfahren.



Das scheint Taktik vom alten Meister zu sein. Breads kann Kyle auf der Matte nicht überrumpeln, aber es Douglas eben auch so schwer machen, seine Holds und Griffe anzuwenden, dass Kyle sich etwas anderes überlegen muss – so ist das Risiko zu hoch, dass Breads irgendwie doch im Rahmen einer Transition ein Bein dazwischen bekommt und Douglas kalt erwischt.


Ein wenig frustriert probiert Douglas es noch einige Male, doch jedes Mal, wenn es gerade zum nächsten Schritt übergeht, ist Breads da und sorgt dafür, dass Kyle sich niemals sicher genug sein kann diesen Schritt auch zu gehen, ohne dafür abgestraft zu werden. Schließlich kann Douglas zwar in einen Front Choke switchen, Breads ist aber SOFORT in den Seilen – wie um demonstrativ zu zeigen, dass ihm Kyles Künste auf der Matte nichts anhaben können.


Ja, Kyle Douglas ist besser am Boden als Robert Breads. Aber nicht so viel besser, als dass es reichen würde, Breads zu dominieren. Dafür kennt Robert zu viele Tricks, zu viele Konter und ist zu erfahren. Wer einen Wrestler vom Kaliber von Robert Breads schlagen will, muss damit rechnen, die eigene, stärkste Waffe neutralisiert zu bekommen, und das passiert Douglas hier.


Die Frage ist: Hat er noch Pfeile im Köcher oder kommt nach Plan A nichts mehr?


Erneut ruft das Publikum laut den Namen des Hall of Famers, doch mittlerweile spielt er nicht mehr mit. Zwar konnte Breads‘ Douglas klar machen, dass er vollkommen auf dessen Gameplan vorbereitet ist, beeindruckt ist Robert aber dennoch vom jungen Kyle. Voller Fokus ist angesagt.


Nun, da Kyle sich darüber im Klaren sein dürfte, dass er mit dem Ground Game hier nicht weiterkommt, heißt es für ihn, irgendwie in die Regionen eines klassischen Pro-Wrestling Bomb Fests zu kommen. Er kann sich zwar nicht sicher sein, ob er wirklich die größeren und stärkeren Bomben hat, aber eins ist Douglas klar: Das ist immer noch besser als eine Striking-Competition mit dem stolzesten und berühmtesten Striker der GFCW-Geschichte.


Und so startet Douglas die Überraschungsattacke, verlässt als Erster die Deckung und zeigt eine mächtige Clothesline, unter der Breads sich allerdings wegducken lassen kann: Der Jugend immer einen Schritt voraus sein, sonst ist es vorbei. So kommt Breads direkt hinter Douglas zu stehen, hebt ihn aus und…


bringt mit Mühe und Not einen German Suplex durch. Es ist schon beeindruckend, wie er das größere Muskelpaket hochstemmt und dann sogar auf den Boden hämmert, aber man merkt Breads deutlich an, wie schwer ihm das gefallen ist. Die Fans jubeln umso lauter, um ihren Helden vorzupeitschen, der sichtbar schnauft, während Douglas sich schon wieder aufsetzt.


Die Miene von Breads verfinstert sich, als er das bemerkt. Diese Aktion war Kosten/Nutzen-technisch nicht wirklich zu gebrauchen. Mit Suplexes war gegen diese Maschine wohl eher weniger anzukommen… es sei denn natürlich, man donnert seinen Gegner stumpf auf seinen Kopf.


Das war immer eine Option.


Breads setzt nach, noch bevor Kyle wieder auf den Füßen ist, und lässt laut durch die gesamte Halle klatschende Chest Kicks auf den Neffen von Morbeus niederhageln. Selbst in der letzten Reihe der Arena zuckt man noch zusammen, wenn man hört, wie hier Fuß auf Brustbein trifft, und auch wenn Kyle hier die Zähne zusammenbeißt: Es reicht nicht, er kann nicht einfach wieder aufstehen, den Schmerz ignorieren.


Das hier ist eine andere Liga, eine Liga, die keine Schwächen und Fehler verzeiht, oder man ist raus.


Mit jedem Mal, das Douglas sich wieder aufzurichten versucht, tritt Breads härter zu. Mit jedem Mal denkt man, das wäre nun das Maximum an brutaler Power, die der Hall of Famer entfachen kann, und jedes Mal setzt er noch einen drauf. Doch Douglas lässt nicht nach. Immer und immer kommt er nach oben, und wir bewegen uns an dem Punkt vorbei, an dem Breads noch beeindruckt davon ist – mittlerweile pisst es ihn an.


Also entschließt er sich, Kyle Douglas eine Lektion zu erteilen, und ihm zu zeigen, wo er hingehört.



Punt Kick!


Breads zimmert dem sich erneut aufsetzenden Douglas einen Tritt, der sich gewaschen hat, an den Schädel, und Douglas bleibt danach tatsächlich erst einmal auf dem Rücken liegen, benommen von dieser vor simpler Grausamkeit strotzenden Aktion, die ein Robert Breads eben einfach einmal aus dem Handgelenk – oder Fußgelenk? – schüttelt, wenn es ihm denn passt. Breads setzt direkt mit dem Cover nach, aber bei zwei kickt Douglas instinktmäßig aus.


Mund abputzen, weiter machen, heißt es. Breads schnappt sich den Schädel von Douglas und zerrt ihn nach oben. Keine leichte Aufgabe bei diesem Biest von einem Mann, aber der Schädelzertrümmerer eben hilft dabei, wo Douglas doch noch immer orientierungslos scheint. Erst einmal auf den Füßen angekommen wankt Douglas leicht, und Breads lässt sich nicht mehr Zeit, als er muss.


SKULL KICK!


So hat er seit seiner Rückkehr einige seiner Matches gewonnen, unter anderem gegen Kyd und Maurice. Eine vernichtende Aktion, die jedem Opponenten sofort das Licht auspustet – insofern sie keinen Konter haben. Douglas mag angeschlagen sein, aber er hat ebenso seine Hausaufgaben gemacht wie Breads, und er weiß, wie „Canada’s Own“ in diesem Jahr seine Matches gewonnen hat. Deshalb kann er im letzten Moment die Arme hochreißen. Mit voller Wucht knallt der Fuß von Breads gegen die Unterarme von Douglas, und das entlockt Kyle zwar einen Schmerzensschrei, aber es knockt ihn immerhin nicht aus.


Er nimmt den Schaden in Kauf, um damit schlimmeren Schaden zu verhindern – ein gewiefter Move für einen Rookie. Die niemals stoppende Apparatur in Breads‘ Gehirn, die darüber nachdenkt, wie man seinem Gegner am besten schaden kann, arbeitet jedoch konsequent weiter. Douglas beugt sich jaulend nach vorn, hält sich die getroffenen Arme, und das deshalb nicht perfekte Gleichgewicht macht es Breads einfacher.


Sleeper Suplex!


Er braucht immer noch einiges an Kraft, aber Kyle kann sich nicht auf die Aktion vorbereiten, weil ihm hier schlicht noch die Erfahrung fehlt, so schnell von einem Konter in den nächsten Konter in den nächsten Konter zu schalten. So schleudert Breads Douglas durch die Luft, ächzend, aber erfolgreich, und lässt ihn dieses Mal auf den Kopf fallen – und dass, nachdem er dort bereits seinen überaus brutalen Kick gelandet hat.


Breads schnappt nach Luft.


Dann setzt er sofort das Cover an.


Wieder nur zwei.


Leicht genervt, aber noch lange nicht am Ende mit seinem Latein, schlägt Breads auf die Matte, was die Crowd in Toronto animiert, erneut den Namen des Helden dieser Stadt zu chanten. Breads stellt sich über Kyle Douglas, während der – sehr zum Unmut von Robert Breads – bereits versucht, wieder zurück in dieses Match zu kommen.


Aber das hier ist nicht die Geschichte, die Breads sich für heute Abend wünscht. Es soll sein triumphaler Sieg über die Children of Wrath in ihrer Gesamtheit werden, nicht die Fortsetzung der unglaublichen Serie von Mr. Unpinnable. Es wird also Zeit, Kyle Douglas daran zu erinnern, wer hier wo in der Nahrungskette steht. Als Douglas es geschafft hat, auf alle Viere zu kommen, packt Breads ihn am Kopf und macht deutlich, was er von den wiederholten Versuchen, zurück in dieses Match zu kommen, hält.



Die wiederholten Kawada Kicks sind keine absoluten Killer, aber jeder einzelne macht das Klingeln im Kopf von Douglas lauter und sendet eine klare Message darüber, wer hier die Kontrolle hat. Douglas taumelt stehend, und Breads geht einen Schritt zurück, um Distanz zu kreieren – dann feuert er los.


BRAZILIAN KICK!


So hat er NCT geschlagen. Ein weiterer absolut vernichtender Move, der erst in diesem Jahr im Arsenal von Robert Breads aufgetaucht ist – weil er Veränderung brauchte, weil die wahren All-Time Greats niemals stehen bleiben. Doch er hat diese Waffe eben schon einmal gezeigt, gegen NCT, und deshalb kennt Kyle Douglas sie schon. Man kann nur einmal aus dem Nichts kommen, und so duckt er sich im entscheidenden Moment weg.


Wieder war er vorbereitet auf einen potenziellen Match-Ender. Wieder kann Breads nicht so leicht den Sack zumachen wie bei den anderen Kindern des Zorns. Doch mehr noch: Kyle Douglas lernt dazu. Denn statt nur auszuweichen, setzt er so schnell er kann nach. Breads hat zu viel Schwung, wirbelt um die eigene Achse bei diesem Kick, wendet Douglas so für einen kurzen Moment den Rücken zu – und der nutzt das aus.



German Suplex!


Die Fans vergessen für einen Moment sogar zu buhen und stoßen nur ein beeindrucktes „Oooooh!“ hervor, als sie sehen, mit welcher Leichtigkeit Breads von Douglas nicht nur von den Füßen geholt wird, nein – er wird so heftig geworfen, dass er sogar ein Stück zu weit rotiert und nicht auf dem Nacken landet, sondern auf dem Teil seines Körpers, auf den laut ihm wohl eine Krone gehört.


So ein Suplex von Douglas ist noch einmal eine andere Nummer als ein Suplex von Breads, und der Kanadier ist trotz des Wissens, was Douglas draufhat, davon überrumpelt worden. Kyle Douglas wächst über sich hinaus. Er wird doch nicht…


Nein, ausgeschlossen. Nicht hier. Nicht heute. Nicht jetzt. Das hier ist die Nacht von Robert Breads.


Statt direkt nachzusetzen, sammelt sich Kyle kurz. Vielleicht kann er auch schlicht nicht direkt weiter machen, und er spielt die Karte, die er eben hat. Breads wuchtet sich währenddessen schon wieder auf die Beine, auch wenn er dafür die Seile zur Hilfe nimmt. Douglas bemerkt das aus dem Augenwinkel, und er hat nicht die Chance, eine Pause zu nehmen, die lang genug ist, um richtig wieder klarzukommen. Dafür muss er Breads nochmal hart treffen.


Douglas springt also auf, wirbelt in beinahe atemberaubendem Tempo für einen Athleten seiner Größe um die eigene Achse, um Schwung zu holen, und feuert drauf los.


DISCUS LARIAT!


Der Move hätte Breads womöglich den Kopf abgerissen, hätte der Mann aus Toronto sich nicht sehr zur Freude aller Anwesenden weggeduckt. Und nicht nur das – er bringt den eigenen Körper unter den von Douglas, nutzt dessen Schwung aus, drück das Kreuz durch und wirft Kyle mit einem Gröhlen über das Top Rope nach draußen!


Das hätte ein übler Wirkungstreffer sein können, wenn Breads es geschafft hätte, dass Douglas unglücklich auf dem Apron landet oder gar in einem schlechten Winkel auf den Matten aufklatscht. Aber nein: Der Ausnahme-Athlet aus Vancouver scheint, wie von einer höheren Macht geleitet immer instinktiv das Richtige zu tun. Ein Vollblut-Wrestler. Ein Natur-Talent.


Ein unbesiegbarer Gegner?


Breads blickt eine Sekunde zu seinem Gegner, der sich außerhalb des Rings befindet. Dann rennt er los. Mit einer Geschwindigkeit, die man ihm kaum noch zugetraut hätte – und die minimal, nur so ein ganz kleines bisschen nach Panik und Verzweiflung aussieht – sprintet er durch den Ring, geht in die Seile, holt Schwung, und zollt Kyle Douglas die bislang höchste Form von Respekt, indem er sich genötigt sieht, eine echte High Risk Aktion zu zeigen, die er in anderen Matches dank seines gehobenen Alters nicht mehr auspackt.



Suicide Dive!


Ganz oder gar nicht, und Breads macht dem Namen des Moves alle Ehre. Kein „Tope mit ausgestreckten Armen direkt in die Werbepause”-Move, sondern ein rücksichtsloser Einsatz des eigenen Körpers als Waffe. Geht diese Aktion daneben, könnte das für Breads verdammt übel enden.


Es geht aber nicht daneben, weil Douglas damit eben nicht rechnen konnte. Die schaulustige Menge auf der Seite des zweifachen World Champions tobt, als er den größeren, jüngeren und stärkeren Wrestler abräumt. Mehr und mehr kommt bei Breads das Gunslinger-Feeling auf, als er mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder auf die Füße kommt, seinen Rücken durchdrückt und die Beine ausschüttelt. Nach so einer Aktion kann er nicht sofort nachsetzen, er muss dem Körper die Sekunde geben.


Eine Sekunde zu viel, vielleicht?


Nein, nicht heute Abend. Nicht hier. Nicht jetzt.


Deshalb schnappt sich Breads nun also Douglas und wirft ihn sogleich wieder in das Seilgeviert, steigt hinterher, und hält auf dem Apron kurz inne, starrt zum Top Rope… und schüttelt dann den Kopf. Das wäre nun vielleicht die mächtigste Waffe, den alten Top Rope Double Foot Stomp hinterherzusetzen, aber direkt nach so einem Suicide Dive?


Lässt Breads‘ Körper das noch zu?


Er weiß es nicht, und deshalb klettert er in den Ring… wo Douglas sich – natürlich – schon wieder auf macht, nach oben zu kommen. Auf alle Viere hat er sich bereits hochgeackert, und Breads sieht legitim wütend darüber aus, dass seine Offensive diesen Wunderknaben nicht mehr fertig macht, dass er nicht wenigstens ein wenig länger liegen bleibt.


Gut, dann muss Breads eben weiter machen. Das Top Rope kann er nicht zur Hilfe nehmen, aber das heißt noch lange nicht, dass er den Double Foot Stomp aus seinem Repertoire streichen muss. Man muss sich eben nur zu helfen wissen.



Double Foot Stomp!


Sofort setzt Breads nach, hakt beide Beine fest ein, als er covert.


Eins…




Zwei…





Kick-Out!


Und zwar näher an der „zwei“ als an einer potenziellen „drei“. Kyle Douglas hat bislang bewiesen, dass er weiß, wie man Gegner zermalmt, zerquetscht und besiegt wieder ausspuckt. Hier und heute beweist er nicht, warum er bislang immer gewonnen hat – er beweist, warum er noch nie verloren hat.


Es scheint fast so, als würde das heute Abend so bleiben.


Aber nicht mit Robert Breads natürlich. Er ist schon aus dem Main Event seiner eigenen Show verbannt worden, er kann nun nicht auch noch all diese Menschen enttäuschen, die ihm zum allerersten Mal das geben, was er immer wollte – Respekt, Zuneigung und Anerkennung. So schnell er kann macht Breads sich daran, Douglas in Richtung der Ringseile zu zerren, um seine nächste Aktion vorzubereiten. Was genau diese Aktion wird, ist noch nicht ersichtlich, aber er ist ganz offenkundig noch lange nicht „out of ideas“.


Mit aller Kraft zieht Breads Douglas nach oben, doch bei dem kickt einmal mehr der Instinkt, der Douglas nie im Stich zu lassen scheint, gegen einen mit zunehmender Match-Dauer immer menschlicher wirkenden Robert Breads. Mit seinem gesamten Körpergewicht dahinter schubst Kyle den Hall Of Famer so heftig weg, dass er auf die Matte kracht. Das quittiert die Hometown Crowd zwar mit Buhrufen, doch es verschafft Kyle Douglas das, was er so dringend benötigt: Eine Verschnaufpause.


Er lehnt in den Seilen, seine Brust hebt und senkt sich verdammt schnell. Es ist nicht so, als wäre bei ihm kein Schaden angerichtet worden, nein. Es ist nur einfach so, dass er längst hätte besiegt sein sollen. Doch er hatte die Killer-Moves kontern können und den Rest irgendwie durchgestanden. Er hatte sich geduldig gezeigt, im richtigen Moment taktische Opfer gebracht, und gezeigt, dass er nicht verloren war, sollte sein Grappling nicht funktionieren.


Und nun steht er hier, über Robert Breads, der sich irgendwie zusammenreißt und so schnell es geht auf die Füße kommt. Er hat das Match bislang größtenteils dominiert, und trotzdem fühlt es sich in dieser Sekunde nicht so an, als hätte er die Zügel in der Hand. Ganz im Gegenteil.


In dem Moment, in dem Breads sich in der Ringmitte aufgerichtet hat und in die Augen von Kyle Douglas starrt wirkt es so, als hätte Kyle geduldig so lange eingesteckt, bis Breads sich verausgabt und den eigenen Körper überanstrengt hatte – nur um dann zuzuschlagen.


Ein riskanter Plan, der auf tausend verschiedene Wege schief geben kann. Ein brillanter Plan, wenn man ein Talent vom Kaliber von Kyle Douglas ist.



DISCUS LARIAT!


Mit Schwung bekommt Breads den Arm seines Gegners entgegen geschleudert. Der Favorit von Toronto bricht sich beinahe das Genick, als er auf die Matte kracht. Man kann förmlich sehen, wie die Lebensgeister den Körper von Robert Breads verlassen, als ihm diese neue Version eines Supertalents, dieser hochveranlagte Prototyp aus der Zukunft des Wrestlings die Seele aus dem Leib klatscht.


Und Douglas ist nicht fertig.


Breads wehrt sich nicht mehr, als Kyle ihn von der Matte pickt, und das ohne große körperliche Mühe. Er humpelt ein wenig, verzieht das Gesicht, alles kleine Anzeichen davon, dass Breads ihm zugesetzt hat, immer wieder, aber nicht genug. Und so schnappt sich Kyle Douglas den in diesem Jahr bislang unbesiegten Robert Breads.


An seinem Geburtstag.


In seiner Heimatstadt.


Und schleudert ihn durch die Luft.



German Suplex Hold!


Eins…







Zwei…









KICK-OUT!


Die bislang lauteste Reaktion des gesamten Abends. Es ist nicht im Ansatz der beinahe provokant frühe Kick-Out von Kyle Douglas, er kommt im allerletzten Moment, aber er ist da. Ein Augenblick der Hoffnung, und tatsächlich macht Douglas große Augen, als Breads japsend, aber mit ungebrochener Entschlossenheit im Blick auf den Bauch rollt und Kyle anstarrt.


Es ist tragisch: Man kann in Robert Breads in diesem Moment eine Erkenntnis sehen, die einem das Herz brechen kann, wenn man es mit „Canada’s Own“ hält. Sein Geist ist ungebrochen. Er weiß, wie er gewinnen kann, er weiß, was zu tun ist – aber er kann es nicht. Sein Körper spielt nicht mit.


Er hat seinen Stil etwas umgestellt, aber noch nicht genug. Er schämt sich beinahe, aber nicht, weil Kyle Douglas ihn fertig macht, sondern weil sein eigener Körper ihm nicht mehr so gehorcht wie es nötig ist. Robert Breads wird von seiner eigenen fleischlichen Hülle im Stich gelassen, die mit dem Feuer, das im Inneren lodert, einfach nicht mithalten kann.


Der Fluss der Zeit hält für niemanden an. Der Pfeil zeigt nur in eine Richtung. Niemand, absolut niemand, kann Father Time entkommen.


Auch nicht der wichtigste Mann in der Geschichte der GFCW. Auch nicht an seinem Geburtstag. Auch nicht in seiner Heimatstadt.


Und schon gar nicht gegen Kyle Douglas.


Der Wrestling-Freak aus Vancouver weiß genauso gut wie Breads, wann ein Match zu Ende ist. Der letzte Pinfall mag noch nicht erfolgt sein, der letzte Move wurde noch nicht gezeigt, aber es ist nur noch eine Frage des „wann“ und nicht des „ob“. Es liegt beinahe etwas Mitleid in dem Handeln von Kyle Douglas, der die nötige Schlachtung offenbar so schnell es geht vollziehen will


Kein Spielen mit der Beute, es ist Zeit für den Gnadenschuss.


GOLDRUSH!


KONTER!


Die Scotiabank Arena explodiert beinahe, als Breads beim Versuch des Goldrush – dem Finsher von Kyle Douglas, einem Olympic Slam im Stile eines Kurt Angle – hinten über rutscht, und sich mit der Kraft der Verzweifelten, Wahnsinnigen und Aussichtslosen um den Hals von Kyle Douglas festklammert.


Nicht hier.



Nicht heute.



Noch nicht, Kyle Douglas. Noch nicht.



SLEEPER SUPLEX!


Mit jedem bisschen Energie, das noch im Körper von Robert Breads ruht, mit der Hilfe einer sicherlich absurden Menge von Adrenalin zwingt sich der Hall of Famer dazu, über die eigenen körperlichen Grenzen zu gehen, und kann dem mächtigen Kyle Douglas noch einmal von der Schippe springen.


Douglas kracht mit dem Schädel voran auf die Matte, rollt dabei durch den Schwung der Aktion rückwärts, und landet auf den eigenen Knien, während Breads schwer atmend darum kämpft, noch eine Hail Mary zu werfen.


Ihm hat dieser Kampf gezeigt, dass er noch weiter an sich feilen muss. Er muss seinen Stil weiter verändern. Ihn seinem neuen Körper anpassen. Noch mehr Striking. Noch weniger Risiko. Er wird das alles ändern, denn er ist hier nur viel zu knapp der größtmöglichen Blamage entronnen – der Pleite vor seinen Fans an seinem Tag in seiner Stadt gegen diesen Grünschnabel, der seinen Platz als die kanadische Nummer eins für sich beanspruchen will.


Robert Breads ist heute Abend noch einmal davongekommen.


So viel Glück wird er beim nächsten Mal nicht mehr haben, das ist ihm klar. Und deshalb dankt er welchen Wrestling-Göttern auch immer es geben mag dafür, ihn heute noch einmal verschont zu haben, als er seine finale Bombe zündet.



BUZZSAW KICK!


Mit jedem bisschen Panik, Selbstsicherheit, Angst, Wut, Neid und Kampfeswille, das Breads irgendwo in den Tiefen seines Körpers manifestieren kann, knallt er Douglas den brutalen, vernichtenden Kick an den Schädel. Kyle Douglas kippt langsam, beinahe wie in Zeitlupe, im Stile einer Bahnschranke, seitlich weg.


Als er auf der Matte aufschlägt, brandet ein Jubel auf, der anders ist als alles, was man bisher vernommen hat. Es ist eine gewisse Erleichterung dabei, als sich der Spitzname „Mr. Unpinnable“ in Luft auflöst. Breads hakt ein Bein ein. Mit der freien Hand drückt er die Schultern von Kyle zu Boden.


Mike Kontrak zählt das Cover.


Eins…








Zwei…









Dre………eeeeeiiiiiiin!


KICK-OUT BEI 2,99!


Und sofort die Reaktion von Breads! Breads dreht Douglas in ein Crossface! Crossface von Breads! Keine Sekunde verschwendet… doch Kyle bekommt den Arm, den er beim Kick-Out hochgerissen hat, irgendwie dazwischen!


Speichel fliegt aus dem Mund von Robert Breads, als er wild – beide Arme um den Kopf und den Arm von Douglas gewickelt – hin und her rutscht, um irgendwie einen festen Griff zu bekommen, doch vergebens.


Douglas beginnt langsam, ganz langsam, sich hochzupowern.


Schon wieder.


Sehr langsam.


Unter Schmerzen.


Aber er bleibt einfach nicht liegen.


KNEE STRIKE!


Perfekte Koordination von Robert Breads. Er lässt seinen halb-fertigen improvisierten Choke Hold los, und in dem Moment, in dem der Kopf von Kyle frei gelegt wird und er sich verdutzt umsieht und sich fragt, warum Breads einfach diesen Schraubstock-artigen Haltegriff löst, jagt das rechte Knie von Breads in Richtung des Kopfes von Kyle Douglas.


Und trifft.


Johlend springen Menschen von ihren Sitzen. Es ist ein Scrap um Millimeter, und der alternde Top-Star besinnt sich auf das, was ihm von nun an – so viel hat ihn dieses Match gelehrt – als sein größter Vorteil bleiben wird: Schlaue Strikes und in ihrer Banalität beinahe grausame Effizienz.


Mit einem ungesund klingenden Keuchen setzt Breads sich auf, und dann packt er beide Handgelenke des schwer angeknockten Kyle Douglas. Er zieht ihn zu sich heran. In die Piledriver Position. Wer Robert Breads kennt, weiß, was das werden soll: Der RB Driver. Ein Move, den er seit über einer Dekade verwendet, und aus dem noch nie – nicht ein einziges Mal – jemand ausgekickt ist.


Der Killer unter den Killern, und Kyle Douglas ist stark genug, als dass nichts anderes genügen wird.


Ein Ritterschlag, selbst im Rahmen einer Niederlage.


Breads hat Kyle endlich in Position gebracht. Nun hakt er den linken Arm ein. Er hakt den rechten Arm… nicht ein. Douglas macht sich so schwer wie möglich, zappelt mit dem rechten Arm mehr umher, als dass er ihn koordiniert wegzieht, sodass ein aggressiver Robert Breads sich über seinen Gegner beugen muss, um den Arm zu fassen zu bekommen.


In diesem Moment drückt Kyle Douglas den Rücken durch. Sein entkommener Arm wandert an die Seite von Robert Breads. In dem Moment, in dem er seine Füße verlässt, ist Robert Breads klar, was gerade passiert ist.


An seinem Geburtstag.


In seiner Heimat.


Er ist kein Hometown Hero.


Er ist der Hometown Loser.



GOLDRUSH!


Kyle Douglas bringt seinen Finsher durch. Im Rahmen dieses fortgeschrittenen Matches, das Kyle mehr abverlangt hat als jeder andere Fight in seinem Leben, erscheint es beinahe schon lachhaft, wie hilflos und locker Breads durch die Luft segelt, bevor er auf die Matte kracht. Sofort setzt Kyle Douglas mit dem Cover nach.


Toronto ruft nach seinem Helden. Die Crowd wird noch einmal so laut wie sie nur kann. Sie fleht und bittet um den Kick-Out.


Eins…





Keine Rührung von Robert Breads. Erstickte Schreie. Manchen bleibt es in der Kehle stecken.








Zwei…








Nicht hier.


Nicht heute.


Nicht… schon wieder eine Enttäuschung sein.







Drei!



Sieger des Matches durch Pinfall: Kyle Douglas



Niemand buht. Niemand pfeift. Niemand beschimpft den Sieger dieses Duells, wie man es vielleicht im Vorfeld hätte erwarten können, wenn man gesagt hätte, Kyle Douglas pinnt Robert Breads.


Er hat schlicht niemandem einen Grund gegeben, ihn zu hassen.


Kyle Douglas ist weiterhin ungeschlagen, er ist „Mr. Unpinnable“ und er hat eindrucksvoll gezeigt, dass dieser Name nicht bloß Show ist. Er ist ein Talent sondergleichen, eine Maschine, ein Biest, ein Monster, man kann es sich aussuchen, es ist die Wahrheit. Er hat nicht geschummelt. Er war nie unfair. Er hat keine Abkürzung genommen. Vielleicht ist gerade auch das die Tatsache, die hier so vielen Menschen verbietet, diesen Mann in diesem Moment für das zu hassen, was er getan hat.


Kyle Douglas hat nicht betrogen. Robert Breads ist sich nicht selbst in die Quere gekommen, wie so oft. Douglas war schlicht besser vorbereitet, hatte den besseren Plan und wusste über die Schwachstellen in Breads‘ momentanem Stil schon vor dem Match Bescheid, während der Hall of Famer sie im Rahmen dieses Duells schmerzlich zu spät erst selbst bemerkte.


Es gibt keine Ausreden. Keine Ausflüchte. Kein Drumherum.


Kyle Douglas war der bessere Wrestler und hat Robert Breads verdient geschlagen.


Mike Kontrak reißt die Hand des Siegers hoch, und nun, da das Match vorbei ist, hört Kyle auf, sich tougher zu stellen, als er realistisch gesehen sein kann – nicht zuletzt auch, weil Breads auf der Matte liegt, die Augen geschlossen, und nicht mehr sehen kann, wie sehr er Douglas eigentlich zugesetzt hat. Das wird kaum ein Trost für Robert sein, doch in den Augen von Kyle liegt eine Art von… ist es Respekt? Anerkennung? Oder bloß die Erkenntnis, nun ohne jeden Zweifel in der Liga der großen Jungs mitspielen zu können?


Man weiß es nicht. Douglas lässt den Blick durch die Halle schweifen, und so richtig weiß er nicht, wie er sich verhalten soll, als ihm keinerlei Häme oder Hass entgegen geschmettert wird – an manchen Stellen gibt es sogar leisen, aber ehrlichen Achtungsapplaus für die gebrachte Leistung.


Eine etwas unangenehme Situation, mit der auch ein viel erfahrenerer Wrestler wohl so seine Probleme hätte. Kyle kratzt sich am Kopf, dann hebt er zögerlich den Arm, lässt es auf halbem Wege wieder, schaut noch einmal in Richtung Breads, der gerade wieder zu Kräften kommt, und verlässt den Ring.


Er hat seinen Sieg. Wieder einmal. Das kann ihm keiner nehmen. Das wird ihm keiner nehmen. Aber Kyle Douglas wird sich nehmen, was er will, so lange, bis er jemanden findet, der ihn aufhalten kann…, wenn es so jemanden überhaupt gibt.


Der Fokus wandert nun zu dem Mann, dessen Abend das hier hätte sein sollen. Robert Breads setzt sich auf, nickt dem Referee zu, dass er keine Hilfe benötigt, und schaut in das weite Rund.


Robert Breads hat sie alle enttäuscht. Schniefend hockt er nun da, angestarrt von fünfzehn Tausend Menschen, die gekommen sind, um ihn siegen zu sehen. Alles, was er immer gewollt hatte, hätte heute Abend Wirklichkeit werden können. Er hat es in New York selbst gesagt: Er ist nie geliebt worden, immer nur respektiert für seine Erfolge.


Und wenn seine Erfolge ausbleiben… wenn dieses ganze Comeback-Gerede nur eine Farce war… dann bedeutet das…


In diesem Moment ertönt Applaus. Nicht sonderlich laut, aber er steigert sich schnell. Sehr schnell. Es dauert nicht lange, und wir vernehmen eine stehende Ovation. Vollkommen verdutzt schaut Breads umher, nicht wirklich fähig zu glauben, dass er nicht fallen gelassen wird. Dass man sich nicht jemand anderen sucht.


Er hat das Match verloren, aber nicht die Menschen. Er ist nicht implodiert. Er hat alles gegeben. Er hat gekämpft so gut er konnte und… verdammt nochmal, das war nicht die Zeit für den nächsten Zusammenbruch! Er weiß doch schließlich, was es zu ändern gilt, um eine noch bessere Version seiner selbst zu werden. Er hatte Aidens Geduld schon genug überstrapaziert, es war Zeit, sich zusammen zu reißen, und seinem Partner zur Seite zu stehen.


Für den nächsten Breakdown war wann anders Zeit. Das hier würde nicht der Anfang der nächsten Abwärtsspirale sein. Dann hatte er eben verloren… gegen NCT’s Handlanger… an seinem Geburtstag… in seiner Heimat. Passt doch fast schon irgendwie, oder? Mund abputzen, weiter machen. Wer war er denn nun, sich in Selbstmitleid und Trauer zu suhlen? Antoine Schwanenburg?


Unter beträchtlichen Schmerzen wuchtet der zweifache Hall of Famer sich auf die Füße, taumelt, doch bleibt stehen – und auch das bringt ihm eine erneute Ovation ein. Es ist schwer zu vermitteln, wie viel ihm das zu bedeuten scheint, doch irgendwie scheint er fast… angekommen zu sein.


Es hat fast vierzehn Jahre gedauert, aber Robert Breads bekommt zumindest einen Abend lang den Support, den er sich stets heimlich gewünscht hatte – nicht der Erfolge wegen, sondern seinetwegen.


Bevor er das allzu sehr genießen kann, dröhnt ihm jedoch eine Stimme entgegen, die vier Worte von sich gibt, die man einem Robert Breads besser nicht an den Kopf werfen sollte, wenn man seine Historie kennt. Irritiert blickt Breads weg von der Crowd und hin zur Entrance Rampe – wo noch immer Kyle Douglas steht.


Er hat den Ring verlassen, nicht aber die Arena. Er hat sich das Ganze von dort aus angesehen, und nun stimmt er als Vorsänger einen Chant an, bestehend aus vier Worten. Zögernd steigen die Fans darauf ein, nicht sicher, ob das eine gute Idee ist, aber catchy Chants sind schwer zu widerstehen, und auf eine enorm verquere, ironische und absurd-liebevolle Art und Weise ist es der Situation in Anbetracht dieses Abends, in Anbetracht dessen, was wir schon gesehen haben und heute noch sehen werden, angebracht.


Ob Kyle Douglas diese vier Worte so wohlwollend ruft wie die Zuschauer in Toronto sei einmal dahingestellt. Vielleicht macht er sich auch nur über Breads lustig, erinnert ihn an weitere Tiefpunkte seiner Karriere, verspottet ihn für sein Alter. Vielleicht ist das auch nur so viel Respektsbekundung wie ihre momentane Verkettung mitsamt Niander Cassady-Taylor zulässt. Aber Kyle Douglas hat den Chant gestartet, und entlockt dem im Ring stehenden Robert Breads ein vor Galgenhumor triefendes, aber ehrliches Lachen.


Dann hebt Breads den Mittelfinger als „Dank“ für diesen Chant nach dieser Schlacht von Match. „Nächstes Mal bist du fällig“, ruft Robert seinem Gegner zu und meint es auch so. Vermutlich wird man sich in zwei Wochen schon wieder an die Gurgel gehen. Das wissen sowohl Douglas als auch Breads. So akzeptiert Kyle diese Worte mit einem Nicken, erwidert den Mittelfinger, dreht sich um und verlässt die Halle als eindeutiger und unangefochtener Sieger endgültig.


Zurück im Ring verbleibt ein geschlagener Robert Breads, der halb gequält, halb erleichtert dreinschaut, aus dem Ring rutscht und tatsächlich die große Runde geht. Um den Ring herum klatscht er mit jedem ab, der abklatschen will, und lässt sich Zeit dabei. Und während der Chant, angestimmt von Kyle Douglas, noch immer durch das weite Rund schmettert, merkt Breads gegenüber einem jungen Fan in der ersten Reihe an, dass er diesen Geburtstag wohl nicht so schnell wieder vergessen wird.


YOU STILL GOT IT!


YOU STILL GOT IT!


YOU STILL GOT IT!




Es ist ein großer Trost, andere dort scheitern zu sehen, wo man selbst gescheitert ist.


Das behauptet zumindest ein altes Sprichwort. Doch der Mann – mit dem Rücken an eine Wand in irgendeinem Flur gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und die Hälfte des eigenen Körpers in einem für die Kamera schwer einfangbaren Schatten verborgen, während die dunklen Augen ohne große Regung auf einem Monitor verharren, der die Show überträgt – der ab und an gerne ein Zitat verwendet, um eine eigenständige Äußerung zu vermeiden, wirkt nicht so, als würde er Trost empfinden. Er wirkt nicht so, als würde er überhaupt irgendetwas empfinden.


Aiden Rotari hat die Augen noch immer nicht von dem Bildschirm gelöst, auf dem er soeben seinen Partner hat, verlieren sehen. Gegen Kyle Douglas. Den gleichen Mann, der ihn auch schon besiegt hat. Douglas hat im Alleingang beide Mitglieder von Sleaze besiegt, ohne Tricks, ohne Schummeleien, einfach, indem er besser war.


Sicher, Rotari ist egoistisch genug, um sich jetzt nicht ganz so schlecht zu fühlen wie bei seiner eigenen Pleite. Begeisterung macht sich allerdings auch nicht gerade breit. Nicht zuletzt, weil Rotari wie auch die Kamera akustisch Schritte vernimmt.


Es sind die Schritte eines Mannes, der vor Schaden- und Vorfreude zu platzen droht. Man kann allein aus dem Geräusch der schwungvoll auf dem Hallenboden klackenden Cowboy-Stiefel herauslesen, wer hier auftaucht und was seine Absichten sein dürften. Deshalb bewegt sich Rotari gar nicht erst. Er dreht nicht einmal den Kopf. Vielleicht hat er sogar darauf gewartet. In dem Moment, in dem die Schritte stoppen, direkt neben Aiden, und wir das feixende Gesicht von Niander Cassady-Taylor erblicken, öffnet Rotari den Mund.


Aiden Rotari: „Ich würde es begrüßen, wenn du dich kurzfasst.“


Offenkundige Ablehnung schwingt in der sonst oftmalig undurchsichtigen und leicht höhnisch klingenden Stimme von Aiden Rotari mit. Er hält sich gerne bedeckt, aber NCT gegenüber zeigt er Abscheu und Verachtung vollkommen ungefiltert.


Der Cowboy der GFCW schnalzt nur süffisant mit der Zunge und schaut dann feixend zu Aiden herüber.


NCT: „Mensch, Junge. Und ich würde mir wünschen, dass Breads und Du sich einfach in Luft auflösen würden. Puff. Weg waren sie. Aber man bekommt leider meist nicht, was einem gebührt. Und manche bekommen sogar gar nichts von dem, was sie wollen. Aber das weißt du ja ohnehin.“


Unverhohlen genervt seufzt Aiden. Er stößt sich ohne Elan mit der Körpersprache eines Mannes, der von einem unvermeidbaren Übel heimgesucht wird und sich eben jenem stellen muss, von der Wand ab und wendet NCT mit betont geringem Enthusiasmus gerade genug seiner Aufmerksamkeit zu, um zu vermitteln, dass er sich auf ein Gespräch einlässt.


Aiden Rotari: „Ich hoffe du bist nicht nur hier, um mir rhetorisch ungeschickt unter die Nase zu reiben, was ich mit meinen eigenen Augen gesehen habe?“

NCT: „ Hmm. Also genießen möchte ich diesen Augenblick natürlich schon. Die Pleitenserie von euch zwei ist mittlerweile wirklich atemberaubend. Selten gesehen, wie sich zwei Menschen immer und immer wieder an ihren Aufgaben so verheben können. Das ist schon Material für eine griechische Tragödie. Aber nun ja. Kommen wir zum Wesentlichen. Ich habe nicht vergessen, dass die Stipulation von meinem Match mit Breads beinhaltet, dass er der bessere Mentor ist. Aber wenn man sieht, dass Breads gegen MEINEN Schüler verloren hat, dann kennt doch nun wirklich jeder die eigentliche WAHRHEIT! Und von daher möchte es eigentlich Robert persönlcih sagen. Aber Breads und Du faseln doch ständig davon, dass sie total gleichgestellt sind, also kann ich es auch DIR sagen: Robert Breads ist der bessere Mentor. Deshalb ist Kyle Douglas schließlich auch noch ungepinnt und… das mag im Rahmen von Breads‘ Renaissance, die soeben krachend geendet ist, etwas untergegangen sein… DU Aiden hast jedes Singles Match, das du in diesem Jahr hattest, VERLOREN. End? Verloren. Drake? Verloren. Kyle? Verloren. Kyle? Alles gewonnen. Da sieht man also, Breads ist bessere Mentor…


Aiden Rotari: „Ich…“


Der sonst durchaus wortgewandte Mann aus Atlanta stockt. Das kommt nicht oft vor. Eigentlich nie. Eine simple, schnippische Antwort, und dann würde er irgendetwas versuchen, um… doch nicht dieses Mal.


Aiden Rotari: „…bin es leid, um ehrlich zu sein.“

NCT: „Was, ein totaler Loser zu sein?“

Aiden Rotari: „Gewagte Worte von dem Mann, gegen den besagter Verlierer seinen einzigen Sieg in diesem Jahr einfahren konnte. Und das auch noch bei einem Pay-Per-View. Das bringt uns deinerseits zu einer Pay-Per-View-Bilanz von…“

NCT: „Okay, verstanden. Lassen wir den Schwanzvergleich mal kurz sein! Was willst Du?

Aiden Rotari: „Ein Ende.“


Zum ersten Mal schenkt Aiden seinem Gegenüber einhundert Prozent seiner Aufmerksamkeit.


Aiden Rotari: „Du hast Recht. Insgesamt war dieses Jahr… kein Gutes, bislang. Ich war entweder abgelenkt von dem Kleinkrieg mit deinem Grüppchen oder es hatte direkten Einfluss auf meine Ergebnisse. Ich wollte mit Robert die Tag Team Titel angreifen, und bislang haben wir nur sehr wenig in diese Richtung getan, weil wir uns mit euch herumgeschlagen haben. Deshalb schlage ich vor, unsere gemeinsame Geschichte zu einem Abschluss zu bringen.“


Mit dem Zeigefinger deutet Rotari auf NCT’s Brust.


Aiden Rotari: „Ich habe weder vergeben noch vergessen, Niander. Das originale Protokoll… das Performance Center… deine sadistischen Quälereien… ich hatte nie vor, dir das durchgehen zu lassen. Also klären wir diese ganze Geschichte doch endlich final, krönen einen Sieger in der Schlacht und machen mit unseren Karrieren und unseren Leben weiter. Aiden Rotari vs Niander Cassady-Taylor.“


Wieder schnalzt der Mann aus Kentucky mit der Zunge. Die Idee scheint ihm zu gefallen.


NCT: „Interessant! Nun, eigentlich spricht nichts dagegen, meinem meistgehassten, aufmüpfigsten und Lügen und Unwahrheiten über mich verbreitenden gescheiterten Ex-Schüler die Abreibung seines Lebens zu verpassen.“


Rotari weiß selbstverständlich, was diese Art der Formulierung seitens Cassady-Taylor bedeutet. Überrascht wirkt er davon keineswegs.


Aiden Rotari: „Ich nehme an, du hast Bedingungen?“

NCT: „Well, well. Ich will einen STREET FIGHT! Ich werde dich nicht nur besiegen, sondern dir richtig eine verpassen. Ja, ich habe gegen Breads verloren, das kann ich nicht leugnen… noch immer habe ich Beulen im Gesicht….und nun muss der Schüler… sorry… PARTNER die Konsequenzen tragen, wenn ich meine ganze Wut an dir rauslasse. Keine Disqualifikation. Kein Count-Out. Nur zwei Männer, die bis zum Blut kämpfen.“

Aiden Rotari: „Mit einer Stipulation, die es außerdem jedem erlaubt, in dieses Match einzugreifen.“

NCT: „Ja, und? Hast DU etwa Angst, weil du keine Freunde hast?

Aiden Rotari: „Drei Handlanger wiegen keinen ebenbürtigen Partner auf. Vor allem nicht, wenn dieser Partner Robert Breads heißt. Ich habe kein großes Problem damit, unsere Geschichte in einem Rahmen zu beenden, in dem es um mehr geht als dich und mich… sondern um die Children of Wrath und um Sleaze. Wir beide wissen, wer von uns hier mehr zu verlieren hat. Wer Angst hat. Und wer sich bestens damit auskennt, eine Unterzahl-Situation in einen Vorteil zu verwandeln.“

NCT: „Ich nehme an, du akzeptiert so wie du um den heißen Brei herumredest?!“

Aiden Rotari: „Solange meine Bedingung erfüllt wird.“


Er wartet eine Sekunde, ob direkt Widerworte kommen, doch NCT schweigt. Er will anscheinend erst einmal hören, was Rotari möchte.


Aiden Rotari: „Das Match wird in zwei Wochen stattfinden. In Atlanta. In meiner Heimatstadt. Aiden Rotari vs Niander Cassady-Taylor – Atlanta Street Fight.”

NCT: „Hm, interessant. Eigentlich würde ich das annehmen… aber wie wir heute gesehen haben, wäre das ja ein KLARER NACHTEIL für dich Aiden, in seiner Heimatstadt anzutreten, wo doch Mitglieder von Sleaze dort scheinbar Muffensausen bekommen und unter dem Druck zusammen brechen. Die Genugtuung, dich in deiner Heimatstadt dem Erdboden gleich zu machen, ist zwar verlockend… aber ich will es doch bloß als billige Ausrede verwenden, wenn ich verliere!

Aiden Rotari: „Das ist nicht verhandelbar, Niander.“


Selbstverständlich ist Aiden klar, dass NCT hier nur Bullshit von sich gibt. Er will noch irgendetwas, doch eine Verschiebung dieses Duells steht nicht zur Debatte. Der Termin steht.


Aiden Rotari: „Ich akzeptiere keinen anderen Termin.“

NCT: „Hmm. In zwei Wochen ist ein guter Termin. Aber ich werde nicht gegen den Hometown Hero Aiden Rotari antreten. Gegen den Peoples Champ. Atlanta ist unglaubliches Rattenloch. Habe ich dir das schon mal gesagt? Aber hey. Ich will in Atlanta gegen die STÄRKSTE VERSION von Aiden Rotari antreten, eben auch um Ausreden später zu vermeiden. Ich meine die Version, die unter dem LEGENDÄREN NIAAANDER CASSSADY-Taylor gelernt hat. Aber diese Version kommt nicht aus Atlanta… sondern vom Meeresgrund!“


Rotari schließt die Augen. Er zeigt keine offensichtlichen, theatralisch-dramatischen Merkmale eines Mannes, der vor Wut kocht. Keine zitternden, geballten Fäuste. Keine gebleckten Zähne. Aber ein kaum wahrnehmbares Flattern der Nasenflügel und leicht nach oben gezogene Schultern verraten Aiden eben doch.


NCT: „MUAHAHAHA. Ich werte diesen mangelnden Widerspruch als Zusage, und verkünde äußerst befriedigt, dass es damit wohl offiziell ist – bei War Evening in 2 Wochen wird diese ganze Geschichte in für alle mal beendet, Atlanta… Quatsch… ATLANTIS Street Fight, Niander Cassady-Taylor gegen… POSEIDON!“


Die Kamera zoomt noch leicht aus der Szenerie heraus und erhascht die Mimik der beiden Männer, die gerade unterschiedlicher nicht seien könnten. Dann geht das Kommando wieder an die Regiecrew der GFCW.