War Evening, Campushalle (Flensburg), 01.11.2024
In Kooperation mit
Sven: „DA SIND WIR WIEDER, IHR NULPEN!“
Tatsächlich ist es einmal mehr so weit: War Evening steht an. Zwei Wochen sind vergangen, und auch wenn rechts auf der Homepage steht, es wäre Brainwashed, treffen wir uns hier in Flensburg zur drittletzten Ausgabe der beliebtesten Bi-Weekly-Show aller Zeiten vor dem großen Knaller zum Jahresende: GFCW Title Night.
Pete: „Wir haben eine Menge für euch auf Lager. Vier Matches! Darunter ein Titelmatch!“ Sven: „Wie immer einen Haufen Fragezeichen auf der Card. Also buchstäblich. WOBEI… EIN FRAGEZEICHEN IST EIN SATZZEICHEN, KEIN BUCHSTABE.“ Pete: „Ich sehe, das Germanistik-Studium hat sich ausgezahlt.“ Sven: „Ich habe nicht Germanistik studiert.“ Pete: „Sondern?“ Sven: „Deine Mutter.“ Pete: „Natürlich.“ Sven: „Ich habe meinen ABSCHLUSS in deiner Mutter gemacht.“ Pete: „Aber klar. Kommen wir zurück zur Show.“ Sven: „Bevor ich zurück zu deiner Mutter komme.“ Pete: „Halt die Klappe.“ Sven: „Zurück zur Show, Pete!“ Pete: „Du bist furchtbar.“ Sven: „Ich hätte auch gerne meine neue Lieblingskollegin Seina Sakuraba zurück, aber ich muss mich mit dir zufriedengeben. Bevor wir zur Show kommen, möchten wir uns bei unserem Sponsor bedanken!“
Pete: „Keiner hat so einen Snack-Geschmack wie Marco.“ Sven: „Das wurde demokratisch entschieden.“ Pete: „Demokratisch entschieden wir bei uns heute allerdings sonst nichts – die Entscheidungen fallen im Ring!“
Singles
Match
Pete: “Wer die GTCW verfolgt hat kennt ihn bereits, nun hat er sich auch in der GFCW gezeigt: Der vom Himmel gefallene Engel, Elias Eden!“ Sven: „Mithilfe von Wrestling-Matches möchte er den Weg zurück zu Gott antreten. Wer ihm dabei als Erstes in die Quere kommen wird, sehen wir heute Abend, DOCH WIR WISSEN NOCH NICHT WER SEIN GEGNER IST!“
Singles
Match
Pete: “Ask bekommt es bei Title Night im Main Event mit Aiden Rotari zu tun, wenn er um den höchsten Titel der Promotion antritt. Heute Abend will er jedoch jemandem eine Chance geben: Er gibt einem Mitglied des GFCW-Förderkaders ein Singles Match!“ Sven: „Skógur hat seine Wurzeln nicht vergessen, und vergibt nun eine Chance, die er selbst damals gern gehabt hätte. Es wird ein Mitglied aus dem GFCW-Förderkader, so viel ist klar, DOCH WIR WISSEN NOCH NICHT WER SEIN GEGNER IST!“
Six
Man Tag Team Match
Pete: “Nach dem Chaos, das die letzte War Evening beendet hat, hat Dynamite höchstpersönlich beschlossen, dass die Probleme des großen Brawls ihre Probleme im Ring beseitigen sollen.“ Sven: „Anstifter Aiden Rotari ist nicht dabei, dafür aber Drake, der sich sicherlich mit Robert Breads anlegen wird. Die Hasen haben außerdem ohne Zweifel noch die eine oder andere Rechnung mit der Douglas Dynasty offen. Denkst du, Hasen bezahlen bar oder mit Karte?“
GFCW
Intercontinental Championship Match
Pete: “Dynamite hat die Schnauze voll von den Sperenzchen unseres Champions. Der Deal mit dem Repräsentanten ist bei Brainwashed abgelaufen…“ Sven: „OINK! OINK! OINK!“ Pete: „…also hat Darragh heute Abend hier anzutanzen. Und nicht nur das: Er muss sogar seinen Titel verteidigen!“ Sven: „Eine große Chance vor Title Night noch einmal gehörig die Card durcheinander zu wirbeln, auf der sich Switzenberg mit Sicherheit als verteidigender Champion sieht. Ich würde das Match gerne weiter analysieren, DOCH WIR WISSEN NOCH NICHT WER SEIN GEGNER IST!“ Pete: „Außerdem am Start: Caracal Matthews! Nelson Chapman! Mike Müller! Und nicht zuletzt GFCW World Champion Aiden Rotari!“ Sven: „All das und noch viel mehr bei GFCW War Evening aus Flensburg… gesponsort von SNACKMEISTER MARCO!“
Mac Müll: „Meine Damen und Herren, begrüßen sie direkt zu Beginn der Show mit mir gemeinsam… ja… wen eigentlich?“
Die Kamera ist zu Beginn dieses Segments komplett auf Mac Müll gerichtet. Nachdem seine Ankündigung allerdings abgeschlossen ist, zoomt diese langsam heraus, um den Gast vom Hauptinterviewer und GFCW-Hall of Famer zu zeigen. Und sobald man erkennt, um wen es sich dabei handelt, wird auch nachvollziehbar, warum Müll diesen mit einer prüfenden Frage, wer genau das eigentlich sei. Es ist einer der Bodyguards von James Corleone aus der vergangenen War Evening-Ausgabe. Groß und stämmig, wie ein Baum steht er auch gleich dort wie angewurzelt. Er ist riesig, hat schwarze kurze Haare und scheint, abgesehen davon, dass er bedrohlich aussieht, nicht wirklich der beste Redner zu sein. Warum auch? Er muss ja nur bedrohlich aussehen. Die Beiden stehen im Backstagebereich der Campushalle hier in Flensburg. Scheinbar befinden wir uns in einer Art Durchgang, denn hinter den Beiden sind Technikkoffer und anderweitige Utensilien zum Aufbau in der Halle und Co. positioniert. Fragend hält Müll ihm das Mikrofon hin, denn es scheint, dass dieser Mann seinerseits um ein Gespräch gebeten hat. Ein Gespräch. Kein Interview. Aber wie gesagt, Reden kann dieser Mann wohl nicht so gut, Köpfe einhauen schon. Jedenfalls fühlt sich diese Situation sichtbar unangenehm an.
Bodyguard: „Das soll kein Interview sein, Mister Corleone lässt lediglich ausrichten, dass niemand mit ihm oder Aldo Nero sprechen wird, solange die unmittelbare Gefahr in Form von The End nicht gebannt sei.“
Seit zwei Wochen haben wir keine Antwort bekommen, ob The End den Bedingungen von Corleone und Nero zustimmen wird, um ein Match bei Title Night anzusetzen. Offenbar hat Corleone nun den nächsten drastischen Schritt in die Wege geleitet, um diesen Entscheidungsprozess zu beschleunigen. Denn wenn die GFCW Corleone und Nero will, dann muss die GFCW sich wohl kümmern, dass The End sich äußert. Müll weiß noch immer nicht so recht, wie er auf seinen unfreiwilligen Gesprächspartner reagieren soll, doch die Notwendigkeit zu reagieren wird ihm auch direkt abgenommen.
SPEAR
Direkt gegen… oder naja… quasi sogar durch die Wand an Technikkoffern. Man erkennt nicht direkt, wie die Landung stattfindet, aber man erkennt, dass es in jedem Falle äußerst hart ist. Die Koffer prallen zusammen auf den Beiden Personen, die da durch geprallt sind. Doch einer von denen kann sich direkt wieder aufrappeln.
The End.
Der Schlägertyp Corleones scheint sehr ungünstig gelandet zu sein. Er liegt fast regungslos, aber dennoch mit schmerzverzogenem Gesicht unter den zusammengestürzten Koffern, während sich The End über ihm erhebt… … nur um sich dann aber direkt wieder auf ihn zu stürzen. End bombardiert den Gefolgsmann seines ehemaligen Managers rigoros. Er prügelt auf ihn ein, als gäbe es kein Morgen. Schläge, Hiebe und final schmettert er den Kopf noch einmal gegen einen der Koffer. Erst dann lässt End von ihm ab, um sich wieder aufzurichten. Und dann stoßen auch langsam einige Offizielle und Mitarbeiter der GFCW hinzu, wie auch ein Arzt, der sich direkt um den gebrochenen Mann am Boden zu kümmern scheint. Was löblich ist, da es sich dabei ja eigentlich weder um Wrestler noch sonst irgendwie um einen Angestellter der Liga handelt. Mit schniefender Nase und weit aufgerissenem Mund schaut End nun zu Müll, der seinerseits die Szenerie fassungslos beobachtet. The End hat den Schlägertyp Corleones mit gewaltiger Kraft attackiert und dabei hatte er vollen Erfolg. Müll hält End das Mikro mit offenstehendem Mund hin, damit dieser eventuell etwas sagen kann, doch… The End bleibt abermals stumm. Er schaut geladen zu Müll, wendet sich dann aber ab, um schließlich wieder zu verschwinden.
Der Bodyguard war hier um zu verkünden, dass Corleone und Nero nicht mit sich reden lassen, da es unsicher für sie sei und wie wir nun wissen, scheint sich das bestätigt zu haben.
Mac Müll: „GFCW Galaxy! Der vergangene War Evening hat die ersten Weichen in Richtung unseres krönenden Jahresabschlusses Title Night gestellt. Natürlich fiebern wir alle auf die großen Titelkämpfe hin…doch auch in anderen Bereichen unserer Liga werden wir auf der Road zu Title Night Spannendes erleben. Unter anderem hat uns der Förderkader neue Gesichter gebracht.“
Sieht man zu Beginn eines Videos das breit grinsende Gesicht der GFCW-Hall of Famers Mac Müll, weiß man: Der rastlose Reporter ist einer Story auf der Spur. Er würde Ereignisse niemals nur einfach so zusammenfassen, sondern nur dann, wenn er aus den Bausteinen die Brücke zu seinem nächsten Interview bauen kann.
Mac Müll: „Und eines dieser Gesichter habe ich zufällig entdeckt. Schauen wir mal, was mir Rasmus Rantanen zu seinem GFCW-Start zu sagen hat.“
Die Kamera schwenkt herum und zeigt tatsächlich einen der zwei Neuzugänge im GFCW-Förderkader. Der Kieler Rasmus Rantanen, der sich einen der begehrten Koffer mit dem Vertrag sichern konnte, steht mit einer Selbstverständlichkeit in den mausgrauen Backstagegängen als würde er schon zum Inventar gehören. Rantanen hat einen Automaten mit Getränken und Snacks anvisiert, auf den er zuläuft. Den Reporter hat er noch nicht entdeckt.
Mac Müll: „Hallo Rasmus!“
Erst durch den Zuruf entdeckt Rantanen, dass er unter Beobachtung steht. Er lässt vom Getränkeautomaten ab, den er mit gekräuselter Stirn betrachtet hatte. Der Youngster bleibt stehen und schaut Müll von oben bis unten an. Ein breites Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, was Müll zu irritieren scheint. Denn es ist kein Lächeln als Teil höflicher Begrüßungsformeln, sondern da steckt etwas anderes darin. Was genau, kann der Reporter nicht deuten. Also macht er das, was er besser kann, und startet das Gespräch.
Mac Müll: „Hast du einen Mome…“
Mitten im Wort bricht Müll ab, denn unvermittelt macht Rantanen einen Schritt nach vorne und ruft mit lauter Stimme aus.
Rasmus Rantanen: „Dich muss Jesus geschickt haben.“
Von der Euphorie Rantanens überwältigt, antwortet Müll nichts auf die Aussage. Er steht da und lächelt. Dann jedoch schwindet sein Lächeln als Rantanen etwas macht, was Müll überhaupt nicht einzuordnen weiß: Er beginnt Müll abzuklopfen. Tastet in seinen Hosen- und Jackentaschen.
Mac Müll: „Was wird das?“
Der Youngster schenkt seinem „Gesprächspartner“ keine Antwort. Er klopft Müll weiter ab. Dann wird er fündig bei was auch immer er gesucht haben mag, gibt ein zufriedenes Grunzen von sich und lächelt breit.
Mac Müll: „Das ist mein Portemonnaie.“
Er trägt er mit stockender Stimme vor. Als würde er nicht verstehen, was hier gerade passiert – und so ist es ja auch. Der Mann, den er gerade interviewen wollte, zieht gerade ein braunes ledernes Portemonnaie aus der Jackentasche von Müll. Der Interviewer betrachtet den Vorgang fassungslos mit großen Augen.
Rasmus Rantanen: „Das ist dein Portemonnaie.“
Mit einer Beiläufigkeit, als wäre das hier das normalste der Welt, betrachtet Rantanen die Geldbörse und klappt sie dann. Mit den Fingerspitzen tippt er über die verschiedenen Karten und zieht dann eine blaue hervor.
Mac Müll: „Das ist meine Bankkarte.“
Kurzes Lächeln von Rantanen, dann zieht er die Augen hoch und plappert mit jovialem Tonfall nach, was Müll bereits gesagt hat.
Rasmus Rantanen: „Das ist deine Bankkarte.“
Mit der Bankkarte Mülls in der Hand wendet sich Rantanen vom Reporter ab. Das Portemonnaie, welches nun nicht mehr von größerem Interesse für ihn ist, lässt er zu Boden gleiten. Sofort schießt Mac herab und hebt es auf, drückt es an sich. Aber die Karte, die bleibt in Rantanens Hand zurück. Der Youngster wendet sich gerade wieder dem Automaten zu.
Mac Müll: „Du hast sie einfach genommen.“
Das Spiel, dass Rantanen die Worte des fassungslosen Reporters wiederholt, endet an dieser Stelle. Rasmus sagt einfach gar nichts mehr, er hat das Interesse an dem Mann verloren. Mit dem Rücken zu Mac stehend gilt seine gesamte Aufmerksamkeit dem Automaten. Die Augen fahren an den Getränken vorbei und kommen an den Snacks. Als er findet, was er gesucht hat, klopft er mit den Fingerknöcheln an die Scheibe und tippt die Nummer „25“ in das Bedienfeld des Automaten ein.
Mac Müll: „Dubai-Schokolade.“
Der Reporter war den Handbewegungen Rantanens gefolgt und hat korrekt identifiziert, was hinter Nummer 25 steckt: Dubai-Schokolade. Cremiger Foodtrend für Reiche oder jene, die auf TikTok gerne vorgeben, es zu sein. Stabile 8 Euro pro Tafel. Dem Reporter liegt eine Klage auf der Zunge, doch er würgt sie herunter wie all die Demütigungen, die ihm in seinem Leben bereits widerfahren sind. Seine Unfähigkeit, dem Verhalten Rantanens etwas entgegenzusetzen, lassen mutmaßen, er müsse mit einem gewissen Markus L. verwandt sein.
Rasmus Rantanen: „Zwei, um genau zu sein. Ich werde sie für später benötigen, nach getaner Arbeit.“
Im Plauderton führt Rantanen das aus. Dann erscheint auf dem Display, was er – mit Mac Mülls Karte – zu bezahlen hat. Ohne Zögern hält er die Karte an den Automaten. Es gibt ein kurzes Piepen, dann fließen virtuell 16 Euro von Mülls Konto an den Betreiber des Snackautomaten.
Mac Müll: „Und du hast sie mit meiner Karte bezahlt.“
Rantanen beugt sich herab und zieht die beiden Tafeln aus dem Schlitz. Verstaut sie in seiner eigenen Tasche. Und dann, beinahe schon gönnerhaft, gibt er Müll die Karte zurück.
Rasmus Rantanen: „Ich habe sie mit deiner Karte bezahlt.“
Noch immer kein Wort des Widerspruch des hündisch agierenden Reporters. Er schafft es kaum, Rantanen in die Augen zu sehen. Dieser bemerkt das und mit einem Raubtierlächeln geht er in die Hocke, um sein Gesicht genau in das Sichtfeld Macs zu schieben. Voller gespielter Unschuld stellt er eine Frage.
Rasmus Rantanen: „Und hast du ein Problem damit?“
Nun wäre es an der Zeit, für die eigenen Belange aufzustehen. Zu zeigen, dass man nicht alles mit sich machen lässt. Doch Mac Müll fehlen die Worte. Er verstaut schüchtern die Karte in seinem Portemonnaie und lässt beides in der Jackentasche verschwinden. Nur wispernd bringt er eine Antwort hervor.
Mac Müll: „Es…es…es gehört sich nicht.“ Rasmus Rantanen: „Und was genau wirst du nun tun? Wirst du nach 23 Jahren die Welt auf den Kopf stellen und einen Wrestler angreifen?“
Für einen klitzekleinen blitzt es in Macs Augen auf. Er strafft die Schultern. Atmet durch. Stellt sich fester hin. Doch dann, als er den Blick Rantanens sucht und dessen athletischen Körper unter der Kleidung vor sich sieht, sackt er innerlich wie äußerlich in sich zusammen. Seine stabile, selbstbewusste Antwort, die er sich eben noch zusammengelegt hatte, ist nun nur noch ein stockendes Hin und Her.
Mac Müll: „Nun, vielleicht werde ich…“
Er atmet tief durch. Schüttelt dann traurig und gedemütigt den Kopf.
Mac Müll: „Um ehrlich zu sein werde ich hier nur stehen und klagen. Und dabei weinerlich aussehen.“
Kurzes Auflachen bei Rantanen. Dessen Mundwinkel scheinen festgetackert, er kommt gar nicht mehr aus dem Lächeln heraus.
Rasmus Rantanen: „Braver Kerl.“
Er tätschelt dem viel älteren Mann verächtlich die Wange. Dieser bringt bis auf ein Seufzen keinen Widerstand zustande.
Rasmus Rantanen: „Danke, Jesus.“
Und wie schon vor zwei Wochen zieht Rantanen eine Kreuzkette hervor und drückt ihr einen Kuss auf. Die Geste erweckt noch einmal die Lebensgeister Macs und der Interviewer schafft es, seine Empörung im Mantel einer Frage rauszudrücken.
Mac Müll: „Solltest du nicht lieber mir danken?“
Rantanen wirkt ein Stück weit überrascht, wie fest plötzlich Mülls Stimme ist. Nun, wo der Reporter wieder in seinem Metier ist, und Fragen stellen kann, fühlt er sich selbstbewusster. Und noch bevor Rantanen antworten kann, schleudert Mac eine Rechtfertigung hinterher.
Mac Müll: „Jesus hat nichts mit deinem Diebstahl zu tun. DU warst es, der MEINE Karte genommen hat. Es war deine Entscheidung, kein göttliches Schicksal, denkst du nicht?“
Der Vorwurf jedoch prallt am Gesprächspartner an. Rantanen zuckt mit den Schultern und tätschelt die Kreuzkette.
Rasmus Rantanen: „Das denke ich nicht, nein.“
Er schüttelt bestimmt mit seinen Kopf und macht einen Schritt vor, um gegenüber Mac eine Erklärerhaltung einzunehmen, bei der er einen Arm auf der Schulter des Reporters ablegt.
Rasmus Rantanen: „Ich glaube, es war wieder einmal ein Geschenk des Himmels, welches meine Wege geleitet hat.“ Mac Müll: „Aber…“ Rasmus Rantanen: „Denk doch einmal genauer nach. Was gerade passiert ist.“ Mac Müll: „Ich erinnere mich sehr genau. Du hast meine Karte genommen und…“
Ein theatralisches Abwinken Rantanens bringt Müll aus dem Konzept und er verstummt mitten im Satz.
Rasmus Rantanen: „Nicht an die lächerlichen Details, Mann. An das große Ganze.“
Es bleibt gestenreicht: Rantanen malt das „große Ganze“ in die Luft vor sich und auch wenn es nur zwei Hände sind, die dort ein Himmelsfirmament aufspannen, schweigt Müll und hört zu.
Rasmus Rantanen: „Ich brauchte etwas, um diesen Automaten zu füttern, da meine eigene Karte gerade nicht…verfügbar war. Und dann kamst du um die Ecke.“
Stimmt so. Da bleibt Mac nichts übrig, außer zu nicken. Nun hat er auch eine Erklärung gefunden, warum Rantanen ihn bestohlen hat. Besser macht es das natürlich nicht.
Rasmus Rantanen: „60 Kilogramm Puddingpulver in Form gehalten durch Haarfett und einen schlechtsitzenden Anzug. Ein Männchen, das seine Widerstandsfähigkeit und Würde vor zwei Jahrzehnten vor zwanzig Jahren irgendwo in Containern verloren hat, in die er von Stärkeren getaucht wurde. Jemand, der aus Reflex „Entschuldigung“ wimmert, wenn er angerempelt wird.“
Der Reporter blickt beschämt zu Boden und korrigiert aus Unterwürfigkeit nichts an dieser Darstellung.
Rasmus Rantanen: „Ich glaube also sehr wohl, dass es Gottes Wille war, dass DU um die Ecke kamst, als ich einen Spender brauchte. Es hätte schließlich auch jemand kommen können, der sich wehrt. Jemand, der mir die Grenzen aufzeigt. Aber nein, du warst es. Als hätte Jesus mir aus dem Himmel einen Korb gereicht, aus dem ich mich nur zu bedienen brauche. Ist das nicht ein Wunder des Himmels? Und deshalb…“
Wieder führt er die Kette zum Mund.
Rasmus Rantanen: „Danke, Jesus.“
Ein weiterer Kuss. Im Hintergrund plustert Müll empört die Nasenflügel auf und schüttelt mit dem Kopf.
Mac Müll: „Das ist also deine Auffassung von Religion. Klären wir das noch einmal genauer…“
Doch just als er zur nächsten Frage übergehen will, nähern sich Schritte und ziehen die Aufmerksamkeit Beider auf sich. Und der Verursacher der Schritte kommt im nächsten Augenblick ins Bild: Es ist Mike Janus, ebenfalls Mitglied des Förderkaders. Der Blonde bleibt ohne Gruß vor Mac und Rasmus stehen.
Mike Janus: „Rasmus, komm mit.“
Rantanen zieht die Augenbrauen hoch und kräuselt die Stirn. Warum genau sollte er das tun? Noch bevor die Frage ausgesprochen ist, schiebt Janus eine Erklärung hinterher.
Mike Janus: „Krisensitzung.“
Davon sind Rantanen und Müll gleichermaßen überrascht, so dass sie sich ungeachtet ihres vorherigen Konflikts fragend anblicken.
Rasmus Rantanen: „Krisensitzung? Jetzt schon? Dies ist unser erster Abend hier.“
Auflachen bei Rantanen, doch der Blick von Janus ist ernst. Das bringt selbst den Mann mit eigentümlichen Religionsauffassung zum Schweigen.
Mike Janus: „Etwas ist passiert.“
Die
Luft im Keller war schwer und feucht, das Summen der alten
Heizungsrohre war das einzige Geräusch, das die bedrückende
Stille durchbrach.
Inmitten
dieses trostlosen Raumes stand Nelson Chapman, seine markante
Gestalt nur schwach im Licht der flackernden Birne zu erkennen.
Der Schatten des Mannes wirkte im Dämmerlicht größer
und bedrohlicher, während die Linien seines Gesichts von
grimmiger Entschlossenheit gezeichnet waren. Das dunkle Shirt,
das er trug, hing schwer an seinen Schultern, fast so, als wäre
es durch die bedrückende Atmosphäre zusätzlich
belastet.
Chapman trat einen Schritt vor, die schweren Stiefel erzeugten ein dumpfes Echo, das in der bedrückenden Stille verhallte. Sein Blick war auf die Kamera gerichtet, die kaum mehr als ein dunkles Auge im Schatten war, doch seine Stimme durchdrang die Düsternis mit einer Klarheit, die die bedrückende Schwere des Raumes beinahe durchschnitt.
"Du
sagtest, Geduld sei eine Tugend, der du dich schon lange
abgesprochen hast," begann er,
seine Stimme tief und rau, wie das Knirschen alter Knochen.
"Und das stimmt, denn schließlich weiß ich
genau, WER sich unter dieser Maske befindet!"
"Du sprichst über irgendwelche versteckten Wahrheiten," fuhr er fort, seine Stimme war jetzt tiefer, beinahe ein Knurren. "Aber die Wahrheit ist, ich bin dir nichts mehr schuldig! Also kannst du das hier als meine letzte Warnung betrachten." Er machte eine kurze Pause, ließ seine Worte in die Dunkelheit sickern, während er das Gewicht seiner Drohung spürbar in den Raum hängte. "Halte dich fern von mir oder sonst..."
Chapman
brach ab, seine Lippen zu einem schmalen, harten Strich
zusammengepresst, während er für einen Augenblick
unbewegt in die Kamera starrte. Sein Blick war ernst und
entschlossen, ein Ausdruck, der keine Zweifel an seinen Absichten
ließ. Er atmete schwer, als ob die stickige Luft des
Heizungskellers selbst gegen ihn ankämpfen würde.
Mirkan Uysal: „Da seid ihr ja.“
Der Talent Manager belässt es bei dieser knappen „Begrüßung“ als Rasmus Rantanen und Mike Janus eintreffen. Zu einem Zusammenkommen, welches Janus vorher bedeutungsschwer als Krisentreffen tituliert hat. Da Rantanen mit der Bezeichnung wenig anzufangen weiß, sucht er mit den Blicken den Raum nach einer Erklärung ab. Und ihm fällt auf, dass die anderen zwei Männer des Förderkaders mit gehörigem Abstand zu Uysal dastehen. Fleestedt hat die Arme wie ein bockiges Kind vor sich verschränkt. Hinter ihm, fast versteckt im Schatten, steht der maskierte Homeboy. Der schweigsame Dortmunder blickt zu Boden.
Rasmus Rantanen: „Warum stehen die so abseits da?“
Er deutet erst auf Fleestedt, der seine Augen verdreht und dann zu Homeboy, von dem keine Reaktion kommt.
Mirkan Uysal: „Schau hin.“
Die feste Stimme Uysals lenkt die Aufmerksamkeit von Janus und Rantanen auf sich. Der Talent Manager hat einen kleinen Laptop vor sich auf einem provisorisch als Tisch fungierenden Stuhl aufgebaut und klickt auf ein Video, welches sich daraufhin im Media Player öffnet.
Mirkan Uysal: „Das ist am Abend des letzten War Evenings passiert. Aber ich habe heute erst das Material bekommen.“
Ein weiterer Klick und das Video beginnt zu spielen.
[Überwachungskamera] 18.10.2024 Der Winkel der Aufnahme und die körnige Bildqualität verraten: Hierbei handelt es sich um die Bilder einer stationären Überwachungskamera, nicht um professionelles Videomaterial. Zu sehen ist der Backstagebereich der Wunderino-Arena, in der die GFCW vor zwei Wochen veranstaltet hat. Genauer gesagt: Ein Gang vor den Duschen. Erst passiert gar nichts, dann alles auf mal: Die Tür fliegt auf, weil ein Körper dagegen fällt. Oder besser gesagt dagegengeprügelt wird. Es ist der verhüllte Homeboy, der hier das Opfer ist. Hart landet er auf dem Gang mit der Überwachungskamera und nimmt schützend die Arme vors Gesicht. Aber ansonsten wehrt er sich nicht. Er lässt es einfach geschehen. Keine Konterattacke. Keine Defensive. Als WOLLE er sich nicht wehren. Und dann tritt sein Peiniger hindurch, der Mann, der ihn angegriffen hat. Es ist Jakob Fleestedt.
Mike Janus: „Was zur Hölle?“
Hölle. Im Hintergrund küsst Rantanen entschuldigend das Kreuz. Janus bemerkt seinen freud’schen Versprecher.
Mike Janus: „Sorry, nicht so gemeint. Aber das da…“
Noch immer fassungslos deutet der Meister des Milestone auf den Bildschirm. Dann geht sein Blick zu Fleestedt und Homeboy. Die Zwei stehen, man mag es angesichts der Kampfbilder von eben kaum glauben, friedlich zusammen. Beinahe einträchtig.
Mike Janus: „Was ist da passiert, Jakob? Warum hast du das getan?“
Fleestedt, den man eigentlich als umgänglichen Kerl kennengelernt hat, schüttelt abwehrend mit dem Kopf. Er ist nicht bereit, eine Antwort zu geben.
Jakob Fleestedt: „Habe meine Gründe.“
Bockig schiebt der Mann aus Riesa die Oberlippe vor und verschränkt die Arme noch fester vor dem Körper.
Mirkan Uysal: „DAS ist alles, was du zu sagen hast?“
Der Talent Manager, mindestens so aufgebracht wie Janus, macht zwei große Schritte auf den Täter zu.
Mirkan Uysal: „So haben wir dich nicht kennengelernt. Was ist mir dir los, Jakob?“
Keine Antwort. Fleestedt blickt zur Seite. Vermeidet den Augenkontakt mit Uysal.
Mirkan Uysal: „Und mit dir, Homeboy? Was stimmt mit dir denn nicht?“
Homeboy steht hinter Fleestedt. Hinter seiner Maske ist keine Emotion zu erkennen, nur die leicht hängenden Schultern verraten, dass es kein selbstbewusstes Schweigen ist, sondern eine unangenehme Stille. Weil Uysal seine Antwort nicht bekommt, tritt Janus neben ihn. Redet auf den Dortmunder ein.
Mike Janus: „Warum lässt du dir das gefallen? Und warum sitzt du nun so einträchtig neben dem Typen, der dich verprügelt hat?“
Er deutet auf Fleestedt. Homeboy folgt dem Weg der Hände, blickt Jakob kurz an. Doch schüttelt dann den Kopf. Keine Antwort – keine Anzeichen der Rache an Fleestedt. Er hat es, die Bilder sind Beweis genug, mit sich machen lassen und dabei bleibt es offenbar. Im Hintergrund ist Rantanens fassungsloses Lachen zu hören. Er schiebt sich an Janus vorbei…und im Gegensatz zu Janus und Uysal ist Rasmus über den Vorfall nicht entsetzt. Vielmehr amüsiert er sich darüber.
Rasmus Rantanen: „Vielleicht lässt er das gerne mit sich machen. Vielleicht steht der drauf.“
Ohne Vorwarnung pfeffert Rantanen eine Ohrfeige in das Gesicht von Homeboy, um seine These zu überprüfen, der „lasse das gerne mit sich machen“. Aber sofort springt Homeboy los und umklammert Rantanen, die beiden brawlen sich zu Boden, ehe die Stimme Uysals den Raum zerschneidet.
Mirkan Uysal: „He! Auseinander, sofort!“
Der Talent Manager zieht Homeboy von Rantanen weg. Der Gläubige, dem das Grinsen vergangen ist, wischt sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und richtet die Kette. Uysal kommt in sein Gesicht.
Mirkan Uysal: „Hast du den Verstand verloren?“
Kleinlaut blickt Rantanen zu Boden. Sein Test ist wohl nach hinten losgegangen.
Rasmus Rantanen: „War doch nur ein Test.“
Nun ist es Janus, der angesichts der absurden Situation auflacht. Mit funkelndem Blick dreht sich Uysal zu ihm um.
Mirkan Uysal: „Und du hör auf zu lachen.“
Das bringt auch Janus zum Schweigen. Mirkan bahnt sich seinen Weg durch die Rookies, bis er genau vor Homeboy steht, der sich den Staub des Brawls vom Anzug wischt.
Mirkan Uysal: „Also Homeboy, wieder beruhigt? Nun erklär‘ dich endlich. Warum lässt du dich von Jakob attackieren und sagst niemandem was? Wieso verzeihst du Jakob und willst dann auf Rasmus losgehen?“
Er wartet drei, fünf, zehn Sekunden. Uysals Blick bohrt sich in Homeboy. Aber der macht keine Anstalten, die Frage zu beantworten, die über dieser Szene schwebt.
Mike Janus: „Keine Chance, Coach. Der sagt nichts wegen diesem Schweigegelübde.“
Wir erinnern uns: Das Video von vor zwei Wochen. Homeboy, der sich selbst auferlegt hat, Taten sprechen zu lassen. Nun hält es ihn davon ab, eine Antwort zu geben für das, was er getan hat. Wieso er Fleestedt einen viel brutaleren Angriff durchgehen lässt, aber bei Rantanens Ohrfeige ausflippt.
Mirkan Uysal: „Du wirst also nichts sagen, Homeboy? Ich fasse es nicht. Stimmt das?“
Weiter keine Antwort vom Dortmunder. Uysal verdreht die Augen, dann ist es Fleestedt, der sich wieder aus der Defensive wagt.
Jakob Fleestedt: „Deswegen sagt er nichts, ja.“
Es liegt fast etwas Triumphierendes in Fleestedts Aussage. Wie ein Bully, der damit durchkommt, weil das Opfer nichts sagt. Nur, dass er selbst eine andere Frage ebenso unbeantwortet lässt: Warum hat er Homeboy überhaupt vor zwei Wochen attackiert.
Mirkan Uysal: „Du sei besser leise, Jakob. Ich vergesse nicht, welche Seite von dir dort auf dem Video zu sehen ist.“
Der Talent Manager kann sich vor Ärger kaum beherrschen. Er blickt zwischen seinen Rookies hin und her. Erst als Janus auf Homeboy zukommt und einen brüderlichen Tonfall annimmt, entspannt sich die Situation im Raum etwas.
Mike Janus: „Aber was ich nicht verstehe, Homeboy.“
Janus legt Homeboy einen Arm auf die Schulter.
Mike Janus: „Warum haut ein so kräftiger Typ, wie du es bist, dem da…“
Er deutet auf Fleestedt, der ihn sofort böse anfunkelt.
Mike Janus: „…nicht einfach auf die Fresse, damit ihr quitt seid?“
Ohne Überlegenszeit schüttelt Homeboy mit dem Kopf. Auf entschiedene Weise. Als wäre es völlig undenkbar, Fleestedt auch nur ein Haar zu krummen. Egal, was vor zwei Wochen passiert ist.
Rasmus Rantanen: „Der Typ ist mir ein Rätsel. Was für eine Freakshow.“
Der Mann mit der Kreuzkette wirft die Arme halb amüsiert, halb fassungslos von sich und atmet durch die Nase aus. Er blickt erst zu Uysal, dann zu Janus. Aber die haben auch keine Antwort auf die zwei Fragen.
Mike Janus: „Vielleicht…“
Der Meister des Milestone legt den Kopf schief und fixiert Homeboy mit einem nachdenklichen Blick. Der Mann unter der Maske tritt einen Schritt zurück. Ihm ist es unangenehm, so betrachtet zu werden.
Mike Janus: „…hat Jakob gegen dich was in der Hand, hm? Und du kannst es nicht sagen wegen deines Schweigens.“
Es ist nicht Homeboy, der darauf reagiert, sondern Fleestedt. Mit einem breiten Grinsen.
Jakob Fleestedt: „Vielleicht habe ich das.“
Der junge Mann aus Riesa lacht das Lachen eines Mannes, der mehr weiß als der Rest im Raum. Uysal schüttelt, enttäuscht über die neue Charakternote Fleestedts, mit dem Kopf.
Mirkan Uysal: „Mir langt es jetzt.“
Ärgerlich läuft der Talent Manager auf und ab.
Mirkan Uysal: „Wenn du das mit dir machen lässt, Homeboy, dann gut. Ich mische mich nicht ein, wenn ihr die Idioten spielen wollt. Aber das ist nicht Wrestler-Like. Weder deine Zurückhaltung…“
Der Blick wandert vom Maskierten zu Fleestedt.
Mirkan Uysal: „…noch, dass sich Jakob offenbar als Bully herausgestellt hat.“
Ein trotziges Funkeln tritt in Jakobs Gesicht. Ein „Mir-doch-egal“-Blick.
Mirkan Uysal: „Vielleicht kommt ihr Beiden noch zur Besinnung, dann drücke ich ein Auge über diesen Vorfall zu. Doch bis dahin sehe ich das als Handicap für zukünftige Bewertungen eurer Gesamtleistung, wenn es darum geht, wer sich als vollwertiger GFCW-Wrestler qualifiziert. Ihr werdet diesen schlechten Eindruck im Ring ausgleichen müssen. Das ist alles, was ich zu sagen habe.“
Ohne weitere Worte stürmt Uysal aus dem Raum. Er wirft die Tür so zu, dass der Knall noch Sekunden später im Raum zu stehen scheint. Rantanen holt das Kreuz aus der Tasche und drückt ihm einen Kuss auf.
Rasmus Rantanen: „Danke, Jesus, dass du mich in so eine freakige Geschichte geworfen hast. Es ist wird einfach nicht langweilig. Und vielleicht kommen wir eurem Geheimnis…“
Taxierender Blick auf Fleestedt und Homeboy.
Rasmus Rantanen: „…noch auf den Grund.“
Der Heizungskeller war von einer unheilvollen Stille erfüllt, die von der beklemmenden Enge des Raumes verstärkt wurde. Es war derselbe Raum, in dem Nelson Chapman zuletzt gesehen wurde, doch nun wirkte er noch düsterer, fast als hätten die Schatten zugenommen und sich in den Ecken verdichtet. Die alte Glühbirne flackerte schwach, als hätte sie Mühe, das schwere Dunkel zu durchdringen, das den Raum wie eine undurchdringliche Decke bedeckte. Die Luft war feucht und stickig, gefüllt mit dem stechenden Geruch von Öl, Metall und etwas, das an verwesendes Leder erinnerte. Das Summen der Heizungsrohre klang unheilvoll und hallte in den Schächten wider, als würde der Raum selbst unruhig atmen.
Inmitten
dieses bedrückenden Szenarios bewegte sich die verstörende
Figur, die Chapmans Angreifer darstellt. Gekleidet in dunklen,
abgetragenen Kleidern, die ihm zu groß wirkten und seine
Gestalt verschleierte, schritt er langsam durch den Keller.
Er oder besser gesagt es, bewegt sich langsam zu der Stelle, an der zuvor Chapmans geheimnisvoller Koffer gestanden hatte. Mit einer verstörenden Behutsamkeit ließ er die vernarbte Hand über den Boden gleiten, die Finger in den Staub und Schmutz eintauchend, als ob er nach einem Echo von etwas längst Vergangenen suchen würde. Die Bewegung wirkte merkwürdig mechanisch, beinahe unnatürlich, als ob sie aus purer Gewohnheit oder einem dunklen Ritual entsprang. Es schien, als ob der Raum selbst vor der Berührung dieser unheimlichen Gestalt zurückschrecken wollte, doch es gab kein Entkommen vor der kalten, unangenehmen Präsenz.
Dann richtete er sich langsam auf und wandte seinen Blick der Kamera zu. Die Maske füllte das Bild aus, und die deformierten Züge wurden bis ins Detail eingefangen – jede Risslinie, jede Verzerrung war nun in erschreckender Klarheit zu sehen. Die Augen der Maske, leere schwarze Löcher, schienen direkt in die Seele des Betrachters zu blicken. Und dann erklang seine Stimme – oder vielmehr das, was von ihr übrig war, denn sie war auf eine Weise bearbeitet, die jede menschliche Regung aus ihr vertrieben hatte. Die Worte klangen kalt und distanziert, als würden sie aus den Tiefen eines alten, rostigen Lautsprechers dringen, während im Hintergrund ein leises elektrisches Zischen zu hören war.
"Nelson," begann die verzerrte Stimme, und es war, als würde der Raum bei seinem Namen erzittern. "Du sagtest, du seist mir nichts mehr schuldig, und auf gewisse Art und Weise mag das sogar stimmen." Ein kratzendes Geräusch begleitete die Worte, als die Gestalt leicht den Kopf neigte, ein grotesker Ausdruck, der an eine Karikatur von Neugierde erinnerte. "Schließlich bewohnen wir eine teilweise sehr verzerrte Welt!" Die Betonung auf "verzerrt" hallte nach, als würde das Wort selbst im Raum widerhallen und die Umgebung noch düsterer wirken lassen.
"Aber
hier geht es gar nicht um mich,"
fuhr er fort, seine Stimme gewann an Schärfe,
"sondern um dich!" Der
Finger der verstörenden Figur zeigte direkt in die Kamera,
als ob er Nelson Chapman selbst durch das Objektiv hindurch
anklagen würde.
Eine bedrückende Stille folgte diesen Worten, als ob die Luft im Raum dicker geworden wäre, fast greifbar, voller unausgesprochener Drohungen und düsterer Vorahnungen.
"Anscheinend hast du meine letzte Warnung nicht wirklich ernst genommen..." der verzerrte Klang seiner Stimme wurde tiefer, bedrohlicher, ein leises Knurren begleitete die letzten Worte. "Somit ist die Jagd nun offiziell eröffnet!" Die letzte Silbe wurde mit einem bösartigen Schnalzen ausgesprochen, und plötzlich schnellte die Gestalt nach vorn, als würde sie die Kamera angreifen, die Maske ruckartig in die Linse drücken.
Das Bild verschwamm, als ob der Raum selbst erzitterte. Die Dunkelheit schien dichter zu werden, und der Raum scheint sich zu verengen, während die bedrohliche Präsenz der verstörenden Figur die Szenerie einnimmt. Die Jagd auf Nelson Chapman hat also begonnen – und der Heizungskeller, in dem alles startete, wirkte wie das Tor zu einem düsteren Albtraum, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt.
Caracal Matthews: „Hi Mike.“
Der Mann, der für gewöhnlich in einem Schweinekostüm steckt, zuckt zusammen, nachdem er aus dem Nichts eine Stimme vernommen hat, und wirbelt beinahe panisch herum, eine zweifelsohne furchtbare Strafe für etwas erwartend, von dem er noch nicht weiß, was es ist. Als er aufblickt, sieht er „Caracool Royale“ aka Caracal Matthews vor sich. Der Streamer, der vor zwei Wochen klargemacht hat, dass er nicht mehr auf eben diese Nebentätigkeit reduziert werden will, schlendert locker in Müllers Richtung. Matthews, heute nicht gebookt, trägt eine Jeans und ein schwarzes Shirt, darüber eine unauffällige Jacke. Beginnt der Wandel hin zu einem seriösen Athleten beim Outfit oder ist es Zufall?
Caracal Matthews: „Auch was?“
Auch wenn Müller noch kein Wort gesagt oder auf die Begrüßung reagiert hat, bleibt Caracal genau vor ihm stehen. Er entscheidet selbst, dass er willkommen ist. Caracool hat eine Orange in der Hand, steckt sich ein Stück in den Mund und hält den Rest Müller mit besagter Frage hin.
Mike Müller: „Ne, danke, das ist… nett und so. Aber nein.“ Caracal Matthews: „Nun gut, dann nicht. Dabei dachte ich, Schweine essen alles.“
Die Mundwinkel von Mike zucken leicht nach unten. Er ist einfach kein guter Schauspieler und kann weiterhin nicht verbergen, wie wenig ihm seine eigene Rolle gefällt.
Caracal Matthews: „Sorry, war nicht so gemeint. Nur ein doofer Spruch.“
Nachdem das letzte Stück Orange im Mund Matthews‘ verschwunden ist und durch das Kauen Stille entsteht, setzt Mike kleinlaut und beinahe vorsichtig zu einem vollständigen Satz an.
Mike Müller: „Nicht schlimm. Immerhin grunzt du nicht.“ Caracal Matthews: „Nein, nein. Fang gar nicht erst an, zu sagen, dass es schon so okay geht oder es dir nichts ausmacht. Denn genau das ist es, weshalb ich mit dir reden wollte.“
Die Augenbrauen von Müller schießen in die Höhe.
Mike Müller: „Mit mir? Nicht mit Lorenz?“ Caracal Matthews: „Genau. Mit dir.“
Der Royal Rookie, dessen Krone seit der klaren Niederlage gegen Aldo Nero mehr als nur ein paar Kratzer hat, wischt sich die Hände an der Jacke ab und blickt Müller durchdringend an. Dabei setzt er ein nicht nur ein höfliches, sondern vor allem authentisches Lächeln auf – auch die schweren letzten Wochen und sein Wunsch, sich zu ändern, haben Matthews‘ zu keinem anderen Charakter gemacht.
Caracal Matthews: „Ich habe deine letzten Kämpfe gesehen. Gegen Viggo vor dem großen Publikum. Und vor zwei Wochen gegen Nelson Chapman war ich am Bildschirm, auch wenn der Fight durch Du-weißt-schon-Was ziemlich kurz war. Aber in beiden Kämpfen habe ich etwas gespürt. Und weißt du was?“
Natürlich weiß Mike Müller nichts. Der Jon Snow unter den Wrestling-Schweinen.
Caracal Matthews: „In dir steckt was, Mike.“
Skeptisch beäugt Mike seinen Gegenüber. Wird das bloß wieder ein Witz auf seine Kosten?
Mike Müller: „Eine echte… Kampfsau oder so?“
Müller klingt beinahe verbittert.
Caracal Matthews: „Was Gutes, Brudi. Im Moment magst du noch ein Low-Level-Dude sein, aber mit genügend Erfahrung kannst du ordentlich aufsteigen. Und alles, was du tun musst, um diesen Aufstieg in richtige Bahnen zu lenken, ist…“
Der Kanadier, offenbar ohne Berührungsängste, kommt noch einen Schritt näher, bis eine gesenkte Stimme ausreichend ist, dass Müller alles verstehen kann.
Caracal Matthews: „…deine Erfahrungspunkte in den richtigen Talentbaum zu investieren und sie nicht an falscher Stelle zu verschwenden. Alles klar?“ Mike Müller: „Gar nichts ist klar. Man investiert nicht in Bäume, sondern die Börse.“
Davon wirkt Matthews ehrlich überrascht. Er hatte gedacht, jeder spricht seine Sprache. Jahre in der Streaming-Bubble haben ihre Spuren hinterlassen. Der Kanadier zieht seine Augenbrauen zusammen, während er mit ehrlicher Anstrengung beginnt, darüber nachzudenken, in welch andere Phrasen er seine Ausführungen kleiden kann.
Caracal Matthews: „Also, was ich meine: Talentierte Leute wie du lernen jeden Tag etwas dazu. Aber man kann nicht alles gleichzeitig lernen, soweit klar?“
Ein verstehendes Nicken von Müller.
Caracal Matthews: „Gut, gut, gut! Und worauf ich hinauswill ist: Du solltest deine begrenzte Zeit und Mühe vielleicht nicht darin investieren, zum perfekten Schwein zu werden, zu einer erdachter Werbefigur. Sondern eher darin, an deinen Defiziten als Wrestler zu arbeiten. Das bringt dir auf lange Zeit mehr. Und mal unter uns: Es würde sich auch besser für dich anfühlen.“ Mike Müller: „Naja, das ist ja…“
Er schluckt das Wort „klar“ herunter, vielleicht auch das Wort „selbstverständlich“, aber einmal mehr fängt er sich noch.
Mike Müller: „Darum geht es nicht.“ Caracal Matthews: „Weißt du noch, als Aiden Rotari ein Fisch war? Das war klasse.“ Mike Müller: „Naja…“ Caracal Matthews: „Aber auch wenn die Wrestlinggemeinde täglich trauert, dass sich Aiden Rotari entfischt hat und er stattdessen zu einem unerträglichen Typen geworden ist, bedeutet das nicht, dass andere Wrestler Tierrollen spielen sollten. Wenn du wirklich over kommen willst, solltest du einfach du selbst sein. Ich meine: Klar, es wird die ersten Wochen bei deinen Auftritten weniger geoinkt werden als jetzt. Vielleicht werden die Fans bei dir stiller. Eine traurige Stille, eine Leere. Und das kann sich anfühlen…als wärest du verloren. Aber wenn du sie im Ring überzeugst, werden auf lange Sicht andere Reaktionen kommen. Reaktionen, die wirklich DIR gelten. Dir, Mike Müller. Nicht einem Schweinekostüm. Reaktionen, die keine ironische Komponente in sich tragen, sondern mit denen man Sympathie zu dir ausdrückt. Ohne Hintergedanken, ohne Memes. Ist das keine Überlegung wert?“ Mike Müller: „Das… zum Überlegen braucht man Zeit, aber wenn ich jetzt spontan darauf antworten muss…“ Caracal Matthews: „Und ich weiß, worüber du grad nachdenkst. Ob deine Pigster-Identität nicht ein Anker ist, den du ausgeworfen hast und der dich an Leute hier kettet, damit du nicht alleine bist. Solange du Pigster bist, kümmern sich Lunenkind, Lorenz und Lerbitz um dich. Wenn man das „Kümmern“ nennen kann. Als Pigster bist du Switzenbergs unterwürfiger Buddy. Als Mike Müller wärest du allein. Ist es das, was deine Befürchtung ist? Allein auf weiter Flur zu sein?“ Mike Müller: „Allein habe ich es schonmal probiert und es hat nicht geklappt.“ Caracal Matthews: „Aber ich verspreche dir: Du würdest nicht allein sein, wenn du den mutigen Schritt tätest, dich zu entschweinen. Es gibt Leute, die in einer ähnlichen Situation sind und die dir helfen.“
Nun ist Mikes Interesse eindeutig geweckt. Ein Glitzern tritt in seine Augen.
Mike Müller: „Wer denn?“
Mit einem breiten Grinsen und hochgezogenen Augenbrauen blickt Matthews den erwartungsvollen Mike Müller an. Er hebt einen Finger und lässt ihn langsam durch die Luft fahren, ehe er ihn mit einem aus geschürzten Lippen produzierten Raumschiffgeräusch auf die eigene Brust einschlagen lässt.
Caracal Matthews: „Leute wie ich. Ich versuche gerade auch, mich neu zu erfinden. Mich aus Strukturen zu lösen, die mich in den letzten Jahren gefangengenommen und dadurch letztlich auch zurückgehalten haben. Und seit dem Angebot von Mirkan Uysal von vor zwei Wochen habe ich Verbündete im Förderkader. Vier talentierte Jungs, mit denen ich nun schon ein paar Mal trainiert habe. Jungs, die ich ähnlich wie du und auch so wie ich, noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Wir sind ehrlich gesagt in der Nahrungskette weit unten, das brauch‘ ich nicht zu beschönigen. Aber wenn sich sechs Wölfe zusammenschließen, bilden sie ein Rudel…egal ob es größere Wölfe gibt.“
Ganz abgeneigt zu sein scheint Mike nicht, seine volle Aufmerksamkeit ist weiterhin ganz bei Caracal.
Caracal Matthews: „Nochmal zusammengefasst. Ich kann dir anders als Lorenz oder Lerbitz nicht versprechen, irgendwelche Kontakte auszuspielen, von denen du kurzfristig profitierst. Aber mit mir und den Förderkader-Jungs, das wäre ehrliche Arbeit. Nachhaltige Entwicklung. Sechs Männer, die unten beginnen und sich gemeinsam hocharbeiten. Was sagst du?“ Mike: „Ich…“ Maximilian Lunenkind: „FALSCH!“
Wie aus dem Nichts schlängelt eine monströse Zunge sich ins Bild, gefolgt von ihrem… Besitzer? Besitzt man seine Zunge? Hängt man einfach dran? Hängt die Zunge an einem selbst dran? Who cares?
Maximilian Lunenkind: „Das Schwein sagt OINK!“
Mit einem böswilligen Grinsen kneift Lunenkind Mike in die Wangen als wäre er dessen angetrunkene Tante beim Weihnachtsessen.
Maximilian Lunenkind: „Mach OINK, Mike!“ Mike Müller: „Aber hier sind doch gar keine Fans, die mitmachen würden.“ Maximilian Lunenkind: „MACH OINK DU SAU!“ Mike Müller: „Ich will doch bloß…“ Maximilian Lunenkind: „OINK! OINK! OINK! SEI DAS SCHWEIN! OINK! OINK! OINK! THE GREAT PIGSTER! OINK! OINK! OINK!“
Mike sieht panisch zu Caracal herüber, der mit Sicherheit nun so etwas wie einen Akt der Rebellion erwartet, und es scheint einmal mehr so, als gäbe es durchaus einen Weg aus seiner aktuellen Situation, aber… …das hatte Mike auch bei Darragh schon gedacht. Und wer sagt ihm denn, dass das hier anders ist?
Mike Müller: „OINK!“
Müller dreht sich von Caracal weg, um dessen Blick nicht begegnen zu müssen. Stattdessen wendet er sich Lunenkind zu, der ihn nun am Ohr packt.
Maximilian Lunenkind: „So ist brav, ALEX PIGS. Jetzt komm mit, Lorenz will mit dir reden. Vergiss nicht zu OINKEN während wir gehen! Man weiß nie, wo eine Kamera an ist! OINK! OINK! OINK! DAS LUSTIGE WRESTLING-SCHWEIN! OINK! OINK! OINK!“
Robert Breads: "Ich sollte das Team anführen. Ich habe die Hasen besiegt."
Wir befinden uns backstage - scheinbar in der Kabine der Douglas Dynasty. Wie es scheint, hatten die zwei kein Interesse, Breads zur Pre-Match-Taktik-Besprechung in eine der von ihnen so gern besuchten lokalen Restaurants, Kneipen oder Bars einzuladen, was Breads mit Sicherheit auf die eine oder andere Weise als Respektlosigkeit auffassen wird. Das dürfte Kyle und Morbeus, die im Gegensatz zu Breads beide einen Championship Gürtel bei sich tragen, aber relativ wumpe sein. Diesen weinerlichen und verbitterten alten Mann würde niemand gern zum Essen einladen.
Morbeus: „Robert! Was versuchst DU uns gerade begreiflich zu machen? Wir sind hier die Tag Team Champions und haben übrigens die Hasen bei Brainwashed besiegt!“ Robert Breads: "Ja. Per Count-Out." Kyle: „Streng genommen hat sogar f*in Aiden Rotari die Hasen besiegt. Daran kann ich mich sogar noch ziemlich gut erinnern, weil er mir einen der beiden entgegengeschleudert, dann einen großen Brawl angezettelt uns den Sieg gestohlen und sich dann verpisst hat. Dieser gottverdammte Penner! Robert Breads: "SLEAZE hat die Hasen besiegt. Per Pinfall. Ich habe sie weichgeklopft." Morbeus: „Ach, das wäre wohl kaum nötig gewesen, Breds. Die Hirne der Rabbits sind schon lange weichgekloppt. Hatten beide wohl ein schweres Leben. Traumatisierende Männer. Jahrzehntelange Pein.“ Robert Breads: "Wow, danke für die Einsicht in die Psyche von irgendwelchen GFCW-Freaks. Als ob ich nicht der führende Experte auf dem Gebiet wäre."
Wie es scheint, scheint man sich innerhalb von "Team Canada" nicht allzu einig zu sein, wer heute die Richtung vorgibt. Neutral betrachtet haben die amtierenden Champions wohl die besseren Argumente auf ihrer Seite, aber das hält Mister Robert Breads - seit kurzem Nummer drei in der vermutlich vollkommen verfälschten ewigen Punktetabelle, vielen Dank - nicht davon ab, seinen (aus seiner Sicht) rechtmäßigen Status einzufordern.
Robert Breads: "Wenn du so gut Bescheid weißt, hättet ihr ja wohl nicht bloß per Count-Out gewonnen, oder?" Morbeus: „Mir wird die Diskussion langsam lästig. Du bist doch schon lange aus deiner Prime raus, Robert. Außerdem habe ich gegen DICH in einem absoluten Weltklasse-Match um den Intercontinental Title G-E-W-O-N-N-E-N. 1,2,3 Ding, Ding, Ding. Hat es gehießen….“ Robert Breads: "Das ist ewig her." Morbeus: „DREI JAHRE!“ Robert Breads: „Eine Ewigkeit.“ Kyle: „Was keine drei Jahre her ist, ist MEIN Sieg gegen dich, Breads. Das war im letzten Jahr. 2023!“ Robert Breads: "Ich weiß." Kyle: „In Toronto. Das ist deine Heimatstadt, wenn ich mich richtig erinnere.“ Robert Breads: "Habe ich nicht vergessen." Kyle:
„Hattest du an dem Tag nicht sogar Geburtstag?“ Robert Breads: "Wir sollten nicht auf der Vergangenheit rumhacken, sondern in die Zukunft sehen, in Richtung der Hasen... und Drake."
Das scheint der eigentliche Punkt zu sein, zu dem Breads kommen will.
Robert Breads: "Wenn ihr meint euch unbedingt mit den Hasen-Freaks auseinandersetzen zu wollen und ihr ja alles besser wisst als EIN GFCW HALL OF FAMER... bitteschön. Aber was Drake angeht..."
"Canada's Own" - wobei, das könnte hier jeder sein. ROBERT BREADS atmet tief ein und schüttelt den Kopf, als würde er allein bei dem Gedanken an den Death-Match-Virtuosen und dessen Worte aus der letzten Show Kopfschmerzen bekommen.
Robert Breads: "...der ist ein NOCH VIEL GRÖSSERER FREAK. Und ich weiß, ihr habt eure Probleme mit den Hasen, aber Drake ist eindeutig der Fokus-Punkt dieses Teams, und wir müssen uns darauf konzentrieren, ihn auszuschalten." Morbeus: „Auch gegen Drake habe ich bereits gekämpft und auch schon einen Titel an ihn verloren. Die Worte kommen mir nicht leicht über die Lippen, aber du hast da sicherlich einen Punkt…Arschnase! Der Fokus sollte auf DNV liegen. Zu mal er eventuell auch etwas washed ist. Zumindest besteht auch die Chance, dass die vielen Verletzungen, die er in seiner Karriere erlitten hat, ihn mittlerweile etwas bremsen….“ Robert Breads: "Korrekt."
Anerkennendes Nicken von Breads in Richtung seines Altersgenossen.
Robert Breads: "Ringrost macht vor keinem Halt, solange man nicht Zereo Killer heißt. Wir sollten uns definitiv darauf fokussieren, Drake so schnell wie möglich so stark wie möglich zu attackieren, das ist der einfachste Weg zum Sieg." Kyle: „Ehm, Ray. Du willst doch nicht etwa von den Hasen ablenken... schließlich redest du noch immer um den heißen Brei herum wenn es um das Gehimnis der Hasen geht. Weißt du da nun mehr, oder nicht?“ Robert Breads: "Eure Familien-Probleme sind ja wohl vollkommen irrelevant für dieses Match. Abgesehen davon... selbst wenn es irgendein Geheimnis gab, vielleicht wusste nur RayRay's zweite Persönlichkeit davon, oder er hat so viel gesoffen, dass er es vergessen hat, oder aber..."
Morbeus packt Breads am Kragen…
Morbeus: „Halt die Schnauze! Du bist vielleicht Hall of Famer, aber ich und Kyle halten die Titel, die DU VERGEBLICH das letzte Jahr gewinnen wolltest. Wir wissen mittlerweile ziemlich eindeutig, dass das nicht an Aiden Rotari lag. Er ist nun World Champion! Wir werden mit dir teamen, weil du gewinnen willst und wenn die Hasen gegen uns gewinnen, haben sie einen Anspruch auf ein Titelmatch. Darauf habe ich aber mal gar keinen BOCK! Kyle: „Hey, ihr alten weißen Stinker. Kriegt euch doch mal ein. Wir Kanadier halten doch zusammen!“
Missmutig tritt Breads einen Schritt zurück und fährt sich mit der Hand über den Hals, bevor er zu Kyle und Raymond blickt.
Robert Breads: "Verdammte... gut. Von mir aus. Okay. Der Zoomer hat Recht."
Ob das als neutrale Feststellung oder Beleidigung Richtung Kyle gemeint war, ist nicht festzustellen.
Robert Breads: "Ich habe Drake bei Title Night, und ich habe absolut keine Lust, dass meine Win-Streak gerade von ihm gebrochen wird."
Seine "Streak", die ein Match lang ist, das von seinem Partner gewonnen wurde - aber wir wollen mal nicht so sein.
Robert Breads: "Das ist endlich mal ein großer Name in einem großen Singles Match für mich, und wenn ich nicht zeige, dass ich nicht nur mithalten, sondern den auch putzen kann, dann..."
Er lässt das Ganze unausgesprochen. Allen ist klar, was er meint: Sein komplettes Verhalten der letzten Wochen wäre rückblickend enorm ungerechtfertigt, wenn er gegen Drake verliert. Man könnte ihn gar als Scharlatan bezeichnen.
Robert Breads: "Ist ja nicht so, als hätte ich nicht auch Lust, diesen Karotten-Fressern den pinken Nebel aus dem Körper zu prügeln. Eine kanadische Hand wäscht die andere, und wir bekommen alle was wir wollen. Friede sei mit uns, wenn auch nur für heute Abend. Wenn Vancouver und Toronto sich vereinen ist niemand sicher. Wir müssen uns bloß zusammenreißen, bis nach dem Match... und das kriegen wir schon hin... nicht wahr?" Morbeus: „OOOOO CANADA! Wir werden die Wixxer heute Abend sowas von rasieren, mein Guter!“ Kyle: „Bitte versuch nicht auf coolen Gangster zu machen, Ray. Aber ja, wir hauen die drei heute Abend zu Klump!“
James Corleone: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht überrascht sei.“
Wir befinden uns im persönlichen Backstage-Raum von Aldo Nero & James Corleone, der einst noch The End beherbergt hat. Offenbar wurde der Ex-Champion auch hier heraus verwiesen und nun sind das die Gemächer von Corleones neuem Schützling.
James Corleone: „Und ich wäre wohl auch schwer enttäuscht gewesen, wenn nichts Derartiges passiert wäre.“
Man kann bisher nur vermuten auf was Corleone hier anspielt, aber es dürfte eigentlich ziemlich klar sein. Ends Attacke auf seinen Mann von etwas früher in der Show. Neben James Corleone stehen die drei anderen Security-Männer, denen die Worte Corleones nicht sonderlich beschwichtigend erscheinen. Aber gut, was wollen sie machen, James Corleone ist offensichtlich ihr Boss und daher müssen sie nehmen, was sie kriegen. Und außerdem ist natürlich auch Aldo Nero in der Runde, der fast schon etwas schüchtern danebensteht. Unbeholfen könnte man sagen. Es wirkt, als würde er sich hier gern äußern wollen, doch nicht so recht wissen wie.
James Corleone: „Ihr wusstet, worauf ihr euch einlasst, ihr kennt ihn selbst. Es war klar, dass er sich nicht so leicht einschüchtern wird und es war klar, dass er den Angriff suchen wird. Meine Forderung bestand darin, dass er uns nicht angreifen kann, von euch war keine Rede. Aber dafür seid ihr da. Ihr wisst jetzt, wozu er im Stande ist und was er bereit ist zu tun. Paulie mag uns für heute verlassen haben, ihr allerdings wisst, dass jetzt noch größere Vorsicht geboten ist. Sollte er wieder auftauchen, dann schnappt ihr ihn euch, verstanden?“
Die Männer nicken nur. Die Ansage ist klar und unmissverständlich und auch, wenn man eine gewisse Sorge bei den Männern, von deren einer mit Namen Paulie dank The End fehlt, erkennen kann, wissen sie was zu tun ist. Langsam scheint James Corleone dabei auch zu erkennen, dass auch sein Sohn ebenfalls etwas besorgt zu sein scheint.
James Corleone: „Das wäre dann erstmal alles, wartet vor der Tür auf uns.“
Die Männer nicken erneut und machen sich sogleich auf dem Weg durch die Tür hinaus, vor die Tür. Zu Zeiten von The End waren all diese Männer nie nötig, scheinbar hat sich mehr geändert als nur der Klient von Corleone. Dieser wiederum wendet sich nun an seinen Sohn. Er deutet auf die Couch im Hintergrund, wo er so oft und so zahlreich über Ends kommende Schlachten gesprochen hat und weist ihn daraufhin dort Platz zu nehmen. Aldo folgt. Und auch Corleone setzt sich nun neben seinen Sohn, auf dem Sessel neben der Couch.
James Corleone: „Also, sprich.“
Fast schon etwas genervt konfrontiert Mister Purple seinen Sohn. Er weiß, dass Aldo etwas auf der Seele lastet, will wohl aber ungern darüber reden. Allerdings wird er wohl nicht drum herumkommen. Aldo schreckt kurz auf, aber scheint sich auch nicht lang zurückzuhalten.
Aldo Nero: „Meinst du wirklich ich schaff das?“
Corleone verdreht die Augen so, dass Aldo möglichst wenig davon mitbekommt.
Aldo Nero: „Ich weiß. Selbstbewusstsein und so. Du glaubst an mich, also sollte auch ich an mich glauben, allerdings… scheint er ernst zu machen. Und wir reden hier nicht von irgendwem, wir reden hier von The End. Dem Typen, der die GFCW in den letzten Jahren aufgemischt hat, wie kaum ein anderer. Beim letzten Mal hat er mich mehr als eindeutig besiegt… bist du dir sicher, dass das jetzt anders sein wird?“
Corleone schnauft durch. Man merkt deutlich, dass Aldo mehr Unterstützung braucht, als es The End je getan hat. Aldo ist noch nicht so reif, wie sein Quasi-Bruder. Aber das bedeutet auch, dass er noch formbarer ist. Formbar genug, dass er nicht irgendwann auch so endet, wie The End. Corleone gibt sich alle Mühe sein offensichtliches Desinteresse an diesem Gespräch zu überspielen, denn jetzt muss er überzeugen.
James Corleone: „Warum?“
Aldo versteht nicht. Was ist das denn für eine Antwort? Er schaut leicht fragend zu seinem Vater, der aber bereits zur Antwort auf seine eigene Frage ausholt.
James Corleone: „Warum war The End so erfolgreich?”
Naja… oder zumindest zu einer weiteren Ausformulierung seiner Frage.
James Corleone: „Du hast recht. The End war der Beste… weil ich ihm zu dem Besten erzogen haben. Und weil ich stets an seiner Seite stand, konnte er als der Beste über die GFCW regieren. Und jetzt, da ich nicht mehr an seiner Seite stehe, hat seine Regentschaft ein Ende. Er selbst sagt es oft, selbst ich habe es gesagt und sicherlich gibt es da draußen genug, die so denken, dass End mich nicht bräuchte, aber die Faktenlage spricht für sich. Mit mir ist The End oben, ohne mich… kämpft er darum nicht ganz unten zu landen.“
James Corleone rümpft die Nase, er versucht es nun mit einer Note mehr… fürsorglich? Naja, was auch immer das bei ihm heißt.
James Corleone: „Und jetzt… stehe ich an deiner Seite. Du hast den Bonus, den The End hatte. Und abgesehen davon, hast du noch so viel mehr. Du bist jung, du bist stark und du bist voller Kraft. Du willst die Welt erobern und jeder, der sich dir in den Weg stellt, wird vernichtet. Ich sehe dieses Potenzial, ich sehe deinen Ehrgeiz, ich sehe, dass du bereit bist alles zu tun um dein Ziel zu erreichen. Ich sehe, was in dir steckt. Und ich werde dir dabei helfen, all das zu entfachen. Du musst mir nur Vertrauen. Vertraust du mir?“ Aldo Nero: „J… ja. Ich vertraue dir.“ James Corleone: „Na siehst du. Und wenn ich sage, dass du The End besiegen kannst, dann wirst du The End auch besiegen.“
Es wirkt schon so, als würde Corleone das so meinen. Vielleicht hofft er es aber auch nur. Allerdings kennen wir James Corleone nun lange genug um zu wissen, dass, wenn er nicht auch nur im Ansatz wirklich davon überzeugt wäre, dass Aldo End besiegen kann, er sich niemals mit ihm verbündet hätte. Dann wäre Aiden Rotari die Option gewesen. Aber es wurde Aldo Nero.
James Corleone: „Du fragst was jetzt anders ist? Alles… ist jetzt anders. Du bist nicht mehr der orientierungslose Aldo Nero ohne Führung, du bist der gestärkte Aldo Nero mit mir an seiner Seite. Und… wie ich sehe, hat mein Bruder ebenso seinen Teil zu deiner Wandlung beigetragen. Du hast Alles. The End hat nichts. Und gemeinsam hat er keine Chance gegen uns. Keine Chance gegen dich.“
Corleones Worte scheinen Anklang zu finden. Aldos Laune bessert sich, das Selbstbewusstsein strotzt immer mehr aus ihm heraus. Eigentlich mangelt es Aldo daran ja auch gar nicht, nur in der Gegenwart seines Onkels oder Vaters scheint er Probleme zu haben. Vielleicht kann Aldo auch einfach noch nicht wirklich glauben, dass das hier alles tatsächlich passiert. Jedenfalls hat Corleone Erfolg damit seinen Sohn aufzubauen. Aldo schnauft ebenfalls durch und selbstbewusst richtet er sich auf, mit der Kraft, die Corleone beschrieben hat, die aus ihm herausstrahlt. Corleone erkennt das. Er lächelt „zufrieden“ – es wirkt, als wüsste er, dass er mit Aldo Nero einen weiten Weg vor sich hat. Allerdings war The End für ihn nicht mehr tragbar. Es hieß entweder reißt er sich von The End los oder The End wird sich von ihm losreißen und das wäre keine Option. Allerdings reicht es nicht nur, sich von The End loszureißen. Er muss ihn nun komplett vernichten, um da Ruhe zu haben. Er hat alles auf die Karte Aldo Nero gesetzt und nun muss mit dieser durchziehen. Sonst wäre alles umsonst gewesen. Aldo Nero auf den Status Quo von The End zu bringen, in jeglichen Belangen, wird ein langer Weg. Aber Corleone ist bereit diesen zu gehen. Und Aldo Nero scheint es auch.
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