Das erste Match des Abends ist nun vorbei. Es war eine sehr gute und spannende Auseinandersetzung, doch die Show geht gerade erst richtig los. Nichtsdestotrotz ist Zereo Killer mit seinen Leistungen in diesem Match zufrieden. Er war nicht so abgelenkt wie er es sich wohl dachte. Er konnte sich sehr gut auf seine Gegner konzentrieren und einige Akzente setzen. Er hat gerade sein Match beendet und ist im Backstagebereich verschwunden und wird sofort von einer Kamera eingefangen. Der Schweiß rinnt nur so von seinem Oberkörper. Sein T-Shirt wurde der Wrestler aus Kalifornien zu Beginn seines Matches los.
Er ist sehr erschöpft. Der Killer fragt einen Mitarbeiter, ob dieser eine Wasserflasche für ihn hat. Ja, Wasser ist das, was der GFCWler am liebsten trinkt. Prompt bekommt er auch eins und bedankt sich bei dem GFCW Angestellten. Zereo Killer scheint auch immer noch beeindruckt von dieser Kulisse zu sein. Ihm wurde lautstark zugejubelt, lauter und euphorischer als er es sich erwartet hatte, denn in der letzten Show habe der Mann aus Kalifornien eine Seite von sich gezeigt, die er gar nicht zeigen wollte! Der erschöpfte Neuling der GFCW geht das Match nochmal in seinen Gedanken durch und macht sich gleichzeitig auf den Weg zu seiner Kabine. Als er gerade den Gang entlanggeht, fällt Zereo Killer wieder ein, dass sich vor dem Match ein Sarg in seinem Lockerroom befand, ein ganz bestimmter Sarg. Plötzlich wird Zereo aus seinen Gedanken gerissen, als er sieht, dass die Tür zu seiner Umkleidekabine geöffnet sei, zwar nicht ganz, aber einen großen Spalt weit geöffnet. Was hat es damit auf sich?
Es bilden sich neue Schweißperlen auf seiner Stirn, die ganz eindeutig zu sehen sind. Er hat gerade ein sehr anstrengendes Match hinter sich, und nun so etwas? Warum steht die Tür offen? Langsamen Schrittes macht er sich nun auf den Weg zu der Tür, die geöffnet wurde. Erneut rasen tausend Fragen durch den Kopf von Zereo Killer? Wer war in seiner Umkleidekabine? Ist der- oder diejenige immer noch drin? Hat Zereo Killer selbst vielleicht vergessen die Tür zu schließen, als er sich auf den Weg zum Ring machte? Während Zereo sich selbst diese Fragen stellt, steht er schon vor der Tür und öffnet sie ganz langsam und vorsichtig.
Auf den ersten Blick scheint alles beim Alten zu sein. Er hat wohl wirklich nur vergessen die Tür hinter sich zu schließen. Es ist ja auch kein Wunder, dass der Killer ein wenig verwirrt ist, nach all diesen Strapazen die er in den letzten Wochen durchmachen musste! Zereo wischt mit einer Hand seine Stirn ab, Erleichterung ist in seiner Mimik und Gestik zu erkennen. Naja, wie erleichtert kann man sein, wenn sich immer noch ein Sarg, vermeintlich der Sarg des eigenen Bruders, im Umkleideraum befindet?
Er geht in den Lockerrom, trinkt die Wasserflasche aus und wirft sie gekonnt in den Mülleimer. Der Killer setzt sich neben den Sarg und starrt auf den Boden.
Zereo Killer: Ach Bruder… ich wünschte du wärst bei mir. Ich brauche dich.
Während er gerade in alten Erinnerungen schwelgt, lehnt er sich mit seinem rechten Ellbogen auf den Sarg. Plötzlich rutscht Zereo ein wenig ab! Sichtlich erschrocken springt der Wrestler der GFCW vom Stuhl wieder auf und erkennt, dass er durch das Anlehnen den Sargdeckel ein wenig zur Seite geschoben hat!! Plötzlich ist es wieder da! Dieser entsetzte Blick von Zereo Killer, diese weit aufgerissenen Augen geprägt von Unsicherheit und Nervosität. Die Angst steht Zereo Killer ins Gesicht geschrieben. Beide Hände hat er sich auf die Stirn geschlagen, fährt anschließend wild durch seine Haare und starrt auf den Sargdeckel, der sich nun öffnen ließ. Hatte er vorhin nicht mit aller Macht versucht den Deckel zu öffnen? Zereo Killer, der Mann aus Kalifornien, der Mann, der sein Comeback in einem Wrestlingring in der GFCW vor gut anderthalb Monate feierte, der Mann, der glaubte gut durchtrainiert zu sein und durchaus kräftig ist, genau dieser Mann hatte doch zuvor keine Chance den Sargdeckel auch nur Millimeter zu bewegen! Und jetzt öffnet sich der Sarg quasi von alleine?
Zereo Killer hat Angst, man kann es nicht schön reden, sogar der blinde Clown würde nun erkennen, dass der neue GFCW Publikumsliebling Angst hat. Der Sargdeckel ist durch das Anlehnen ein wenig zur Seite gerutscht, doch der Spalt ist so minimal, dass man noch nicht erkennen kann, wer oder was sich darin befindet. Mit beiden Händen greift Zereo Killer langsam und zögerlich zum Sargdeckel. Mit großer Unsicherheit und zittrigen Händen schiebt er den Deckel ein wenig zurück. Ein Klacken ist zu vernehmen und man bekommt das Gefühl, dass Zereo Killer gerade das Herz in die Hose gerutscht ist. Jetzt ist es so weit, es gibt kein Zurück mehr, der Sargdeckel kann nun geöffnet werden. Dieser Gedanke scheint nun auch Zereo Killer zu beherrschen, der immer noch zögerlich vor dem Sarg steht. Es kostet ihn noch einen kurzen Moment der Überwindung, doch dann ist er bereit, den Deckel zu öffnen. Als Zereo Killer es geschafft hat den Sarg zu öffnen, wird sein Gesichtsausdruck nicht besser. Man hat das Gefühl, dass er seine Gesichtsfarbe von Sekunde zu Sekunde immer blasser wird. Als der Kameramann sich den GFCW Wrestler nähert und einen Blick in den Sarg riskiert, sieht er… nichts…
Nichts außer einem Briefumschlag!
Der Mann aus Kalifornien schnappt sich diesen Umschlag. Auf der Rückseite des Umschlages ist folgendes zu lesen:
Listen to the voice:
Eine Nachricht von The Voice versteckt in einem Sarg? Dieser Typ hat wohl echt nicht alle Tassen im Schrank! Nachdem er sich den Brief geschnappt hat, schließt er wieder den Sarg. Er fühlt sich sichtlich unwohl, neben einem geöffneten Sarg zu stehen, indem sich eigentlich sein Bruder befinden sollte. Und dieser Sarg sollte sich auf einen Friedhof in Kaliforniern neben seiner Frau befinden!
Nachdem er seinem Wohlbefinden so gut es ihm möglich ist, nachgegangen ist, wird es Zeit den Briefumschlag zu öffnen. Wie man es von Zereo Killer kennt, geht er, wenn er nervös ist, hin und her. Schon beinahe hat er es geschafft. Er öffnet den Umschlag und zieht einen Zettel raus. Doch was steht da drauf? Eine Botschaft? Vielleicht gibt sich The Voice nun von selbst zu erkennen? Er liest sich den Brief durch. Sehr viel kann es allerdings nicht sein, denn er ist nach einigen Sekunden schon fertig. Zereo Killer steckt den Brief zurück in den Umschlag und geht mit diesen raus aus seiner Umkleidekabine. Als er gerade ums Eck gehen will fällt ihn ein, dass er die Tür schließen soll. Zereo Killer ist nun den kurzen Weg wieder zurück zu seiner Umkleide gegangen, um die Tür letztendlich zu schließen und nun geht er um die Ecke, wo er schon vorhin verschwinden wollte. Ein Kameramann folgt ihn.
Er hat einen Brief von The Voice bekommen, behält dessen Inhalt aber vorerst für sich. Sein Gesichtsausdruck lässt allerdings vermuten, dass es kein Drohbrief ist. The Voice holt auch keine weiteren Leichen aus Zereo Killers Vergangenheitskeller, hat er vielleicht wirklich seine Identität verraten?
Man sieht Zereo Killer, wie er vor Mac Müll steht, der immer noch etwas ängstlich wirkt. Der Wrestler geht nun mit ausgestrecktem Arm auf die Interviewlegende zu. Er bietet ihm einen Handshake an. Etwas eingeschüchtert gibt Mac Müll Zereo Killer die Hand, doch er hat keine Fragen an ihn, macht zumindest noch keine Anstalten. Aber der Wrestler hat etwas zu sagen.
Zereo Killer: Ey Mac Müll… Ich weiß nicht, ob du es vorhin schon mitbekommen hast, als ich die Halle betreten habe. Ich habe mich entschuldigt. Und es tut mir wirklich Leid… Du hast einen wunden Punkt erwischt, aber das gibt mir dennoch nicht das Recht, dass ich dich attackiere…
Ohne ein Wort zu sagen nickt Mac Müll mit dem Kopf und akzeptiert die Entschuldigung von Zereo Killer. Aber ein Interview will er nicht führen. Als er sich gerade verabschieden will, hat der Mann aus Kalifornien noch eine Frage.
Zereo Killer: Kannst du mir vielleicht sagen, wo ich das Büro vom Boss finde?
Leicht zögernd antwortet dann der Hall of Famer.
Mac Müll: … Ja klar… Du gehst jetzt dort lang, dann links, dann nimmst du die zweite rechts…
Während der Interviewer den GFCW Wrestler den Weg praktisch mit Händen und Füßen erklärt, kann Zereo nicht anders als ein wenig lachen. Anschließend bedankt er sich bei Mac Müll und klopft ihn auf die Schultern. Dabei zuckt Mac Müll ein wenig zusammen, doch als er merkt, dass er vom Killer nicht (schon wieder) gegen eine Wand gedrückt wird, schaut er von unten zu Zereo Killer rauf und lacht leicht verlegen.
Zereo Killer: Ich hab ja gesagt, dass es mir Leid tut… und es kommt auch nicht wieder vor!
Mac Müll richtet sich nun wieder langsam auf und schaut Zereo Killer an.
Mac Müll: Ich… ich muss mal aufs Klo!
Nun rennt der Interviewer weg und Zereo Killer wird noch einmal eingeblendet. Er kratzt sich am Kopf und scheint sich zu fragen, was das nun soll?! Mehr als entschuldigen kann er sich wohl auch nicht. Vielleicht sollte man das, was bei der letzten War Evening Ausgabe passiert ist, einfach ein bisschen ruhen lassen. Zeit heilt ja bekanntlich alle Wunden…
Außer diese werden wieder aufgerissen, wie es ein gewisser The Voice immer wieder tut!
Pete: Zereo Killer ist auf den Weg zum Boss? Meint er Dynamite? Sven: Na klar meint er Dynamite! Oder hast du sonst noch einen Boss hier? Pete: Nein, aber… Sven: Außer Dynamite und ich, meinte ich natürlich! Pete: Anstatt immer so doof rumzuwitzeln, solltest du mal ernsthaft versuchen, das Gezeigte zu Zereo Killer professionell zu schildern! Sven: Okay… Zereo Killer macht sich auf den Weg zum Boss… also zu Claude Dynamite Booker. Ich erwähne es extra, denn mein Kollege scheint nicht zu wissen, wer unser Boss ist. Nun stellt sich natürlich die Frage, was er von UNSEREM BOSS will! Pete: … Sven: Vielleicht finden wir es heute noch heraus! … Zufrieden? Pete: Ach halt doch einfach die Klappe!
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Jung ist der heutige Showabend noch. Sehr jung noch, schließlich haben wir noch nicht einmal das erste Match im Ring gesehen. Hinter den Kulissen, von Insidern auch als Backstagebereich bezeichnet, geht allerdings alles seinen gewohnt hektischen Weg, unabhängig davon, wie weit die Show nun wirklich vorangeschritten ist. Selbst zwei Stunden vor und teilweise auch zwei Stunden nach „War Evening“ kommen die Katakomben nicht zur Ruhe und von überall her kann man stets fordernde und hektische Stimme vernehmen. So ist es auch genau in diesem Augenblick der Fall, obwohl der augenscheinliche Grund rein gar nichts mit der eigentliche Show oder deren Organisation zu tun hat.
???: „Jetzt sag mir doch endlich, wohin wir genau gehen!“
Hektisch und fordernd... genau diese beiden Attribute beschreiben die Stimmlage Breanna Ouths ziemlich treffend. Das Schritttempo ihres Gesprächspartner ist der Dame in den unsportlichen schwarzen Abendschuhen nämlich ein wenig zu hoch und das schwarze mittellange Abendkleid tut da sein Übriges zu der eher beschränkten Bewegungsfreiheit dazu. Zusätzlich versucht sie schon seit Anfang des Abends den eigentlichen Grund des noch unbekannten Aufbrechens zu erfahren. Doch Lex Streetman schweigt bisher erfolgreich und lässt allerhöchstens abwehrende Wortfetzen von sich, in der Hoffnung die Blondine damit zu besänftigen. Doch diese Rechnung geht ganz und gar nicht auf.
Ouths: „Bist du etwa immer noch sauer, dass du vor zwei Wochen die Battle Royal nicht gewinnen konntest?“
Mit beiden Händen in die Hüften gestemmt bleibt die schöne Texanerin nun stehen, als auch ihr Protegé nach dieser Frage abrupt seinen Fußmarsch unterbricht. Die erste Reaktion des Mannes aus Los Angeles ist ein hörbares Seufzen. Hatte man dieses Thema unmittelbar nach der Show in Saarbrücken nicht schon geklärt gehabt? Und unbedingt scharf darauf, nochmals in dieser Wunde herumzustochern war er verständlicherweise auch nicht. Vielleicht musste dies seiner Begleitung aber noch ein letztes Mal klipp und klar gemacht werden, sodass er sich mit seiner gewohnt emotionskalten Mimik zu Ouths herumdreht.
Mittlerweile konnte dieser Gesichtsausdruck allerdings keinen Effekt mehr bei Ouths auslösen. Weiterhin fast schon beleidigt schaut sie den Leiter des „L.A. Gyms“ an und mustert das Gesicht ihres Schützlings ganz genau. Dieser macht nun einen kleinen Schritt auf die junge Frau zu, ohne allerdings irgendeine andere Reaktion von ihr zu erfahren, als das weiterhin eingeschnappte Verhalten. Dementsprechend ruhig und fast schon fürsorglich klingt nun seine Stimme.
Streetman: „Natürlich ist dieses Ergebnis noch in meinem Kopf präsent, aber ich habe mit den Geschehnissen von dort abgeschlossen und das Resultat akzeptiert. Ich kann die Tatsachen nicht mehr ändern, stattdessen kann ich nur in Zukunft dafür sorgen, dass mir bald möglichst wieder ein Titelmatch zusteht. Und damit gilt es sofort heute Abend anzufangen, denn dieser Kampf ist heute nicht zwingend ein 08/15 Match...“
Die Gesichtszüge Ouths entspannen sich ein wenig und stattdessen legt sich nach diesen Worten nun ein ihrerseits leicht besorgter Blick auf ihr Gesicht. Natürlich hat auch sie die Card gelesen und war dabei, als vor wenigen Wochen das letzte Aufeinandertreffen der Beiden stattgefunden hat. Zwar hatte sie sich im Vorfeld erfolgreich in den Shopping-Meile Bonns ausgetobt, doch die Nachwirkung des letzten Matches waren auch ihr nicht verborgen geblieben.
Ouths: „Jimmy Maxxx.“
Ein bestätigendes und gleichzeitig nachdenkliches Nicken Streetmans. Die Stuhlattacken Jimmys... der damit verbundene DQ-Sieg, welcher ihn am Ende trotzdem als moralischen Verlierer dastehen ließ... die Nachwirkungen der Stuhlschläge an seinem Fuß in den Folgewochen. Für all dies hatte das Los Angeles Original damals Rache geschworen und heute bekam er endlich die Gelegenheit dafür. Doch die Geschichte zwischen Maxxx und Streetman war mehr, als nur diese eine Auseinandersetzung und sie ließ sich fast unendlich fortsetzen. Jedes Match gegen ihn ist somit so wichtig und fordernd. Jedes Aufeinandertreffen sprüht dementsprechend nur so vor Emotionen und Gedanken. Jeder Kampf gegen Jimmy Maxxx ist pures Prestige und so schwer in Worte zu fassen, wie keine Begegnung gegen irgend jemand Anderen.
Mehrere Sekunden ziehen ins Land und weder Ouths, noch Streetman verlieren irgendwelche weiteren Worte über das anstehende Match oder deren Vorgeschichte. Es sind schon genug Worte in den vorherigen Matches verloren gegangen. Zeit, dass heute mal wieder die Taten gegen Jimmy Maxxx überzeugen. Mit einem Mal setzt der Blondschopf dann wieder seinen Weg zum noch unbekannten Ziel fort und prompt stöckelt Ouths auch schon wieder hektisch hinterher. Fast so, als hätte es die kurze Unterbrechung nicht gegeben, spricht sie den Leiter des „L.A. Gyms“ von der Seite aus an.
Ouths: „Lex, ich...“ Streetman: „Jimmy Maxxx ist nicht direkt Grund, warum wir uns zum Backstageeingang begeben. Ihn knöpfe ich mir heute Abend schon noch im Ring vor, Bre! Aber vielleicht kann uns der Mann helfen, den ich dir gleich vorstellen werde.“
Während man die leichten Fragezeichen auf der weiblichen Stirn nahezu ablesen kann, biegt das Duo nun bereits um die letzte Ecke und ist nun nur noch circa hundert Meter vom besagten Eingang entfernt. Unmittelbar am Anfang der Halle steht auch ein Mann, welcher scheinbar schon auf Streetman gewartet hat. Zum ersten Mal am heutigen Abend, erhellt sich die Miene des Amerikaners auch ein wenig und das bekannte „Streetman-Grinsen“ legt sich auf seine Lippen. Mit einer offenen und freundlichen Geste schreitet er nun die letzten Meter zu seinem Gegenüber zu und mit einer hörbaren Freude begrüßt er den Neuankömmling in der Halle.
Streetman: „Ich begrüße dich in der GFCW, alter Freund. Oder sollte ich besser sagen „Welcome Back“?“
Noch steht er draußen. Dieser Neuankömmling. Zieht langsam an seiner Zigarette. Ein letztes Mal bevor er sie in den nächstgelegenen Gully schnippt. Von außen her erkennt man nicht viel, das grelle Licht, das von draußen noch einfällt lässt nur vermuten, das der Neuankömmling eine weite Cargohose oder Cargojeans trägt. Auch ein relativ weites T-Shirt sitzt oder eher liegt am Oberkörper. Eine Basecap hängt tief im Gesicht. So das selbst beim näher kommen noch nicht viel vom Gesicht des Fremden zu sehen ist. Nur ein struppiger 3 Tage Bart. Obwohl, eher eine Woche bis zehn Tage. Langsam tritt der Fremde nun in die Halle und streckt seine Hand in Richtung des „L.A. Gym“ Chefs. Seine Stimme klingt etwas belegt als der Fremde beginnt zu sprechen.
…: „Wellcome back? Ich denke das trifft es nicht ganz. Das einzige mal wo ich für diese Promotion im Ring stand, ist bei einem Pay Per View in Orlando, Florida gewesen.“
Die Hände schlagen ein. Wie die von zwei Menschen die einander besser kennen. Man spürt es. Man spürt es an der Art wie die Streetman und der Fremde einander zunicken beim Hand shake. Man spürt es in der art wie sie sich ansehen. Ja, man spürt es einfach an der Art und Weise wie die Beiden einander begegnen. Die beiden kennen sich. Und auch wenn es schon eine gefühlte Ewigkeit her zu sein scheint das sie einander begegnet sind, so ändert das nicht an der Freude die nun das belegte in der Stimme des Fremden überspielt.
…: „Aber danke für die Einladung, Lex. Ich freue mich mal wieder dir direkt gegenüber zu stehen. Und wie ich sehe scheinst du ja nicht alleine zu sein?“
Mit einer schnellen Handbewegung greift der Fremde nach der Hand von Breanna Ouths. Schnell und galant hebt er die Hand kurz an und deutet mit seinem, von einem Bart umrahmten, Mund einen Handkuss an. Ein Kavalier der alten Schule wie es scheint. Doch viel Gelegenheit lässt er nicht verstreichen um Ouths etwas sagen zu lassen.
…: „Gestatten das ich mich vorstelle. Mein Name ist Alphonse Avello. Die meisten nennen mich aber Chris. Angelehnt an meinen Namen mit dem ich in den Ring steige. Chris McFly Jr. Angenehm sie kennen zu lernen.“
Jetzt ist Katze also aus dem Sack. Der Fremde ist der in Wrestlingkreisen bekannte Free Agent Chris McFly Jr. CMJ wie ihn seine Fans rund um den Globus auch rufen. Spitznamen wie „The Swingin’ Wrestler“ oder „Renegade“ sind weitere Namen unter denen man ich kennt. Auch hier in der GFCW trat er schon einmal an. Am 05. Dezember 2010 beim PPV „Titlenights“ trat der Chicagoer an der Seite des Outlaw Teams in einem Lethal Lockdown Match an. Man könnte auch sagen dass er eine entscheidende Rolle dabei spielte. Holte er doch den Fall. Doch das soll heute keine Rolle spielen.
Chris McFly Jr.: „Wie geht’s dir Lex, lange nicht gesehen. Viel zu lange wie ich finde.“
Seid eben jenem Tag um genauer zu sein. Und wenn man die bereits angedeutete Vergangenheit der Beiden berücksichtigt, kann man die gewisse Freude über das Wiedersehen nachvollziehen. Vor gut drei Jahren trafen sich ihre Wege das erste Mal. Es geschah in der „Walker’s Wrestling High School“, der Institution des auch in der GFCW bekannten Randy Walker. Sie trainieren zusammen und traten, wie eben auch Walker selbst, damals in der NWA an. Mal als Partner in Tag Team Matches, mal aber auch als Gegner im Seilgeviert. Und gerade die gemeinsame Zeit in der WWHS war es, die sie bis heute noch irgendwie verband. Jeder verfolgte mittlerweile zwar seinen eigenen Weg, doch wie zu sehen ist, sieht man sich im Leben ja mindestens immer zweimal wieder.
Streetman: „Du hast Recht, die Zeit des letzten Treffens liegt schon wie eine gefühlte Ewigkeit hinter uns Beiden. Umso erfreulicher ist es, nach so langer Zeit den vielleicht besten Absolventen der WWHS im Nachhinein wieder einmal zu Gesicht zu bekommen.“
Ein großer Berg an Schmeicheleien, den der Mann aus Los Angeles dort loslässt. Man musste sich allerdings nur die Erfolge McFlys der letzten Jahre anschauen, um zu erkennen, dass zumindest ein wenig Wahrheit in dieser Aussage drinsteckt. Mehr vielleicht, als es Streetmans Gegenüber zugeben würde. Um allerdings nicht in eventuelle Diskussionen zu enden, ob CMJ wirklich der Beste aus der Wrestlingschule war, ändert der Blondschopf während ihres beginnenden Ganges durch den Backstagebereich schnell das Thema.
Streetman: „Wie es mir geht, willst du wissen? Ich kann auf jeden Fall nicht klagen, schließlich bin ich wieder zurück in der GFCW und kann einfach das machen, was uns allen am Meisten Spaß macht. Darüber hinaus habe ich noch die zurzeit optimale Begleiterin gefunden, welche du ja auch schon kennen lernen durftest.“
Mit einem Blick in Richtung Ouths will Streetman nun eigentlich die von McFly begonnene Begrüßung abschließen und der Texanerin nun ihrerseits die Möglichkeit geben. Mehr als ein freundliches Nicken und ein Lächeln bekommt man von der Blondine überraschenderweise aber nicht zu sehen. Unüblich für die sonst doch eher offene und extrovertierte Dame. Aber wann kommt man heutzutage auch noch in Genuss eines solch zuvorkommenden Empfangs, wie von McFly praktiziert? Da kann es einem vor Verblüffung schon einmal die Sprache verschlagen. Auch Streetman wundert sich kurz über die unerwartete Schüchternheit, fährt allerdings nach einer kurzen peinlichen Pause souverän fort.
Streetman: „Wie auch immer... wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen? Ich habe leider vernehmen müssen, dass es in letzter Zeit durchaus einer Achterbahn geähnelt hat?“
Die Augen des Gastes verraten viel. Sie sprechen viele Worte. Doch man muss es verstehen können. Diese Mischung aus Enttäuschungen und Niederschlägen der letzten Zeit haben beim Chicagoer einige Spuren hinterlassen. Sie sind der Grund warum er nicht rasiert ist. Warum er müde und abgespannt aussieht. McFly hat in der Wrestling-Welt welche sich außerhalb der GFCW abspielt, einige herbe Niederlagen kassiert und nicht weniger als drei Gürtel innerhalb von wenigen Wochen verloren. Doch das soll hier keine zu große Rolle spielen. Hören wir lieber was der Betroffene selbst dazu sagt, während Lex Streetman, Breanna Ouths und er weiter durch die Gänge laufen.
Chris McFly Jr.: „Es war wirklich nicht leicht in den letzten Monaten. Ich habe viele wichtige Matches verloren und bin offen gestanden…“
Einen Moment scheint er zu überlegen ob er Lex, den er lange nicht gesehen hat, alles anvertrauen kann. Aber wenn nicht ihm, jemand der den gleichen Hintergrund hat wie er, wem denn sonst? So vieles was sie verbindet. Das Leben vor dem Wrestling in den Straßen. Den kalten Vorstädten. Die Zeit in der „WWHS“ in Austin, Texas. Die NWA. So vieles was aus ihnen einst Weggefährten gemacht hat.
Chris McFly Jr.: „Offen gestanden… fühle ich mich sehr ausgebrannt. Ich habe 3 Jahre lang nur eine Richtung gekannt. Nach Oben. Ich habe vieles, sehr vieles erreicht. Sogar mehr als Randy erreicht hatte. Dazu kommt das ich eine eigne kleine Promotion aufgebaut habe und fast immer irgendwo um den Globus aktiv war. Aber jetzt, jetzt fühle ich mich alt und leer. Ich will dich nicht anlügen Lex. Im Moment überlege ich wirklich dem Ring fernzubleiben und lieber im Hintergrund als Promoter zu arbeiten.“
Harte Worte. Sehr harte Worte für jemanden wie ihn. Doch er achtet nicht auf die Reaktionen die sich im Gesicht des Los Anglelinos abspielen während er diese Worte spricht.
Chris McFly Jr.: „Doch genug von mir. Ich habe wirklich heute mal Lust mich einfach nur ins Publikum zu setzen und zu schauen was passiert. Ich habe gelesen das du heute gegen ein anderen… sagen wir mal Bekanten von Mir in den Ring steigst. Jimmy Maxxx.“
Zuerst folgt ein schweigendes Nicken Streetmans, welches nicht nur ernst, sondern auch ein wenig betroffen wirkt. Die Worte McFlys kamen unverhofft und überraschend, doch wer CMJ nur ein wenig genauer kannte, wusste, dass dies die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit sein musste. Und vielleicht braucht der „Swingin’ Wrestler“ wirklich nur mal eine kleine Auszeit, verbunden mit einem Tapetenwechsel zur GFCW, um seine Reserven wieder aufzutanken. Soweit zumindest die spontanen Spekulationen und Hoffnungen des Blondschopfes aus Los Angeles. Doch auch der zuletzt angesprochene Mann McFlys sorgt nun für die leichten Denkfalten auf Streetmans Stirn und die deutlich nachdenklich klingende Stimme. Beide hatten schließlich mit ihm eine gewisse Vergangenheit.
Streetman: „Einen Bekannten... ich denke, ich brauche dir nicht zu erzählen, wie der gute Jimmy tickt. In letzter Zeit scheint er allerdings nochmals mehr denn je den Sinn für Realität und Vernunft zu verlieren. Bei unserem letzten Aufeinandertreffen vor wenigen Wochen hätte er es sogar beinahe geschafft, meinen Fuß zu verkrüppeln und mich für einige Zeit aufs Krankenlager zu schicken. Und dies wohl gemerkt in einem stinknormalen Singles Match.“
In der Tat schien es mitunter auch nur ein wenig Glück gewesen zu sein, dass bei der Stuhlattacke Anfang April nichts Schlimmeres passiert ist. Doch allein diese Tatsache zeigt, dass die selbsternannte Hardcore Ikone zurzeit vielleicht sogar gefährlicher denn je ist.
Streetman: „Seine Gier nach dem World Title macht ihn noch unberechenbarer, als früher und so komisch sich dies auch anhören mag, aber er ist momentan einer der Top-Player der GFCW. Du kennst ihn ja noch aus euren Zeiten in Needles und ich hoffe, dass darin vielleicht ein kleiner Schlüssel zum heutigen Erfolg liegen könnte.“
Ruhig und parallel zu ihrem Marsch durch die Gänge schwenkt der Blick Streetmans nun genau in das Gesicht seines Gesprächpartners. McFlys Antlitz sah wirklich ein wenig mitgenommen aus. Das Unbekümmerte und die sonstige Coolness im Gesicht CMJs fehlt ein wenig. Und dennoch, so sieht es zumindest der Leiter des „L.A. Gyms“, oder vielleicht gerade deshalb kann ihm McFly heute vielleicht helfen.
Streetman: „Ich weiß, dass Maxxx alles andere als eine hohe Meinung über mich hat. Und diese Ansicht beruht in gewisser Weise auch auf Gegenseitigkeit. Vor dir, Chris, dürfte er allerdings zumindest ein klein wenig mehr Achtung haben und genau diesen Respekt benötige ich heute Abend als zusätzliche Unterstützung. Sehe dies bitte nicht als Art Flehen an, aber was könnte es heute Abend Schöneres geben, als einen Jimmy Maxxx am Boden zu sehen?“
Die Gier nach World Titeln. Auch CMJ kannte das. Als gejagter World Champion als auch als jagender Top Contender. Diese Lust, dieses Streben danach der Beste zu sein. Manch einer war Bereit für dieses Streben über die Grenzen hinaus zu gehen. Über die Grenzen des eigenen Körpers. Des eigenen Willens oder sogar die Grenze der Legalität. Jimmy Maxxx war dabei keine Ausnahme. Im Kopf des „Swingin’ Wrestlers“ folgen wie im Zeitraffer die verschiedenen Statements des Berliners im inneren Kopfkino vorbei. Straight Egde. Satanismus. Drogen. Alleine das was Jimmy Maxxx in Needles, Kalifornien schon veranstaltet hatte, reichte um sich ein Bild über die Aggressivität dieses Mannes zu machen, den sie Jimmy Maxxx nennen.
Chris McFly Jr.: „Jimmy ist ein gefährlicher Mann. In meinen Augen ist er wie ein Kind das mit aller Gewalt den größten Lollipop auf dem Schulhof einer Grundschule haben will.“
Ein Vergleich bei dem selbst McFly ein wenig grinsen muss und seine Sorgen ein wenig aus dem Gesicht weichen.
Chris McFly Jr.: „Gepaart mit seinem, leider nicht wegdiskutierbaren Talent, ist das sehr gefährlich Er kennt keine Grenzen und schafft es immer wieder auch gewisse Teilziele zu erreichen. Es ist ja nicht so dass er nicht schon gewisse Erfolge gefeiert hat. Ich muss nur manchmal ein wenig schmunzeln wenn er sich als Hardcore Ikone bezeichnet, den ohne ihm zu nahe treten zu wollen, meine Arme und meine Brust sind ebenfalls von Narben gezeichnet. In Needles gibt es kaum reguläre Matches. Aber Niemand dort nennt sich eine Hardcore Ikone.“
Kurz holt er Luft, der Chicagoer. Hält inne und scheint seine Worte zu wählen während die drei immer noch auf dem Weg zu Umkleide sind.
Chris McFly Jr.: „Faszinierend ist bei Jimmy vor allen Dingen das er niemals zufrieden zu sein scheint. Immer gibt es irgendetwas zu dem er seine Meinung kundtun muss. Ich gebe zu das ihm seid langer Zeit mit immer mehr… sagen wir mal Skepsis begegne. Ich würde es gerne sehen wenn er mal eine Lektion in Sachen Demut und Bescheidenheit lernen würde. Einfach um zu begreifen dass es Situationen im Leben eines Wrestlers gibt, in denen er still zu sein hat. Eine wichtige Lektion die ich noch von Randy gelernt hatte. Manchmal muss man sich zurückziehen, sammeln und wieder zu Kräften kommen. Denn selbst der stärkste unter den Wölfen, der Alphawolf, kann nicht immer vorweg jagen. Kann nicht immer alleine die Beute zur Strecke bringen.“
Worte der Weisheit. Nicht seine eigenen Worte. Und in dem Moment in dem McFly wieder an seinen Mentor denken muss, übermannt ihn das Gefühl von Trauer. Eine Trauer die darin begründet liegt das er seinen Förderer und Mentor nun schon Jahre nicht mehr gesehen hat. Man trennte sich nicht im Guten. Und während McFly mit seiner Hand durch seinen struppigen Bart fährt formt sich in seinem Kopf die Antwort auf die anfrage des Blondschopfes zusammen.
Chris McFly Jr.: „Du fragst nach meiner Unterstützung? Nun es wäre mir ein Vergnügen in deiner Ringecke zu stehen, wenn du Jimmy eine Lektion erteilen würdest. Eine Lektion ganz im Stil der… WWHS.“
Abermals, wie schon bei ihrem Treffen geradeeben, formt sich kurzerhand das „Streetman-Grinsen“ auf den Lippen des Blondschopfes. Diese nur auf einer Gesichtshälfte zu einem Lächeln hochgezogene Mimik konnte sich Streetman nach McFlys letzter Aussage einfach nicht mehr verkneifen. Im Zeichen der WWHS... wie Recht der „Swingin’ Wrestler“ damit doch hatte. Für kurze Zeit befand sich Streetman in einer Nostalgie-Flash und eine gewisse Art an Sehnsucht machte sich in seinem Untergewissen breit. Es war nun mal in der Tat eine schöne Zeit gewesen.
Streetman: „Oh ja, diese Worte hätten wahrhaftig von Randy persönlich kommen können. Damit hättest du dir bestimmt ein anerkennendes Nicken von ihm verdient.“
Zwar war der „Cold Heart Outlaw“ nie für seine explosiven Gefühlsausbrüche bekannt gewesen, aber diese Feststellung McFlys hätte von ihm einfach gewürdigt werden müssen. Und dies hätte er aller Voraus nach auch gerne gemacht. Aus der Vergangenheit nun aber wieder zurück in die Gegenwart...
Mittlerweile ist das Dreiergespann nämlich schon an der eigentlichen Kabine Streetman angekommen. Als erste Person verabschiedet sich nun auch Breanna Ouths ins Innere der Kabine und lässt die beiden alten Weggefährten noch einen Augenblick alleine draußen stehen. Viel mitzureden hatte sie bei diesem Gespräch ja eh nicht. So stehen sich McFly und Streetman also gegenüber und bevor der Mann aus Chicago auch nur reagieren kann, streckt der Leiter des „L.A. Gyms“ auch schon seine Hand zum Handschlag aus. Allein die Haltung des Arms und der damit verbundene Blick spiegeln allerdings schon einen deutlichen Zuwachs an Zuversicht, Freude und Vertrauen wieder, als es noch zur Begrüßung der Fall war.
Streetman: „Ich danke dir jetzt schon mal für deine Unterstützung! Natürlich ist noch nichts gewonnen, aber ich freue mich schon auf Maxxxs Gesicht, wenn er merkt, dass ich heute nicht alleine zum Ring kommen werde. Lass uns Randy weiterhin stolz machen und ihm zeigen, was er durch seine Abwesenheit hier verpasst.“
Ohne groß zu Zögern schlägt McFly ein und ein beidseitiges Nicken unterstreicht nochmals die gerade gesagten Worte. Mit der freien Hand deutet Streetman mittlerweile auf die offene Lockerroomtür und deutet somit den klaren Weg, den CMJ nun offensichtlich betreten soll.
Streetman: „Als heutiger Gast lade ich dich natürlich heute bei mir ein. Fühl dich wie zu Hause, soweit dies irgendwie möglich ist.“
Die Stimmung beider Akteure ist nun zumindest ein wenig besser, als es noch zu Anfang der Szene der Fall war und genau dies im Hinblick auf das kommende Match Streetmans auch gut. Denn während die Beiden im Raum verschwinden dürfte klar sein, dass der Co-Main Event eine ganz heiße Kiste werden könnte.
BÜÜÜÜÜÄÄÄÄÄÄÄHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!
Wieder einmal jenes dieser unangenehmeren Geräusche, das einer menschlichen Kehle entspringt und wieder einmal der darauf folgende akustische Terrorangriff von den Subhumans. „Drugs of Youths“, das Manifest musikalischen Versagens beschallt die Halle und noch bevor der, den dieses „Lied“ ankündigt, überhaupt die Halle betritt, reagieren die GFCW-Fans prompt. Ja, im Gegensatz zu einigen früheren Auftritten des serbischen Junkies Kriss Dalmi, sind die Negativreaktionen des Publikums diesmal auch WIRKLICH laut. Und nachdem der wahnsinnige Prophet in der letzten War Evening-Sendung bei der Battle Royal den dritten Platz sichern konnte, würde ein Schelm womöglich behaupten, dass er sich dieses gemeinschaftliche Buhkonzert deshalb auch redlich verdient hat.
Und wo er von den Fans schon so herzlich begrüßt wird, lässt es der Drittplatzierte der Battle Royal sich natürlich nicht nehmen, auch physisch in Erscheinung zu treten und so taucht er mit seinen Akolythen Silverberg, Hunk, Parn und Destroyer auf der Stage auf. Bis auf den drogenabhängigen Unhold selbst, tragen alle J.W.O. Akolythen außer ihrem pechschwarzen Ringgear, bestehend aus Trunks, Ellenbogen- und Knieschonern, noch das J.W.O. Shirt mit dem selben erheiternden Logo, das auch den Titantron in diesem Moment ziert. Die Tracht ihres Führers hingegen besteht wie schon bei vorangegangen Sendungen aus zerrissenen Jeans, schwarzen Boots und einem ausgebleichten Bandshirt, diesmal von den Stooges.
Nachdem die Akteure das Publikum mit der kontroversen Dalmi-Geste grüßen, marschiert die Sekte geschlossen zum Ring, wobei Kriss Dalmis zerfurchte Lippen ein infernalisches Lächeln umspielt. Ohne das buhende Publikum auch nur eines Blickes zu würdigen, steigt die J.W.O. in den Ring und Kriss Dalmi lässt sich dort von einem nervös dreinblickenden Mitarbeiter ein Mikrofon reichen. Die „Musik“ fadet aus und die im Zentrum des Ringes positionierte J.W.O. richtet ihre ersten Worte des heutigen Abends an das Publikum in Duisburg. Wobei es eigentlich bloß nur ein Wort ist, das Kriss Dalmi verstörend gefühlvoll in das Mikrofon haucht.
Kriss: „Macht.“
Der Prophet lässt den Blick durch die Crowd schweifen und ergötzt sich an all den ahnungslosen Blicken der Fans, die offensichtlich keine Ahnung haben, wovon er da gerade spricht. Die Stimme des Belgraders gewinnt sogleich an Stärke und Ausdruck.
Kriss: „Wahrlich überwältigende Macht befindet sich in meinen Händen.“
So als würde er etwas Unsichtbares in der Luft vor sich ergreifen wollen, verkrümmt er seine vor Spannung zitternde, freie Hand zu einer Klaue und fixiert die Leere vor sich.
Kriss: „Ihr wart alle Zeuge von diesem Geschenk, das mir zuteil wurde, als sie das erste Mal zu mir gesprochen hat, als sie mich in meinen Träumen aufgesucht hat und ihr einlullendes Flüstern all meine Gedanken durchdrang… Ihr konntet mit euren eigenen Augen sehen, zu was ihr Segen im Stande war, als die J.W.O. in absoluter Einigkeit Konkurrent um Konkurrent eliminierte, als ICH von Anfang bis Ende in diesem Ring stand, als nicht mal Rob Gossler etwas gegen meinen nahenden Triumph unternehmen konnte... Sie lenkte unser aller Handeln. Ihre heilige Führung ließ uns zu einer unbändigen Gewalt werden, die im Stande ist alles niederzureißen, was ihr im Weg steht. Es war der Beweis, dass all das, was ich in meinen Träumen sah, nicht bloß eine Illusion war. Es war der Beweis dafür, dass die Visionen der Zukunft, die sie mir offenbarte schon bald Realität sein werden…“
Und hier senkt der wahnsinnige Prophet sein Haupt in Demut. Mit geschlossenen Augen und bebenden Lippen hält er inne. So steht er einige Sekunden da, nur ein leise paar Buhrufe aus dem Publikum kann man vernehmen. Bedächtig führt der Sektierer das Mikrofon zurück an die Lippen und mit leiser, fast schon flüsternder Stimme spricht er weiter. Es wirkt fast so, als ob er nicht wünscht, dass jemand oder etwas diese Worte vernimmt.
Kriss: „Doch mein Triumph sollte nicht sein… Das Symbol der Träume und Wünsche glitt mir zwischen den Fingern hindurch. Es war Eric Fletcher, die neue Projektionsfläche all dieser eurer Träume und Wünsche, welcher mich übertraf und mich schließlich auch über die Seile warf. Es sollte nicht ihr Wille… Es sollte nicht ihr Wille sein, dass ich an jenem Abend die Wärme des golden schimmernden Lichtes in meinen Händen spüren und es zu einem Zeichen ihrer Ankunft formen sollte…“
Der geisteskranke Serbe sinkt bedächtig auf seine Knie und blickt mit offenem Mund zur Hallendecke. Seine Hände hält er zu den Seiten ausgestreckt, so als ob er tatsächlich auf ein himmlisches Zeichen wartet, das er sehnsüchtig in die Arme schließen kann. Auch die Blicke der anderen J.W.O. Mitglieder richten sich gen Himmel. Wortlos verweilen sie da, lassen die Sekunden verstreichen und sogar die GFCW-Galaxie wird erkennbar ruhiger, da einige der Fans anscheinend ebenfalls erwarten, etwas Bestimmtes zu sehen oder zu hören. Doch das himmlische Zeichen bleibt aus… Kriss Dalmi neigt erneut seinen Kopf nach vorn. Und wahrhaftig zeichnen sich auf den Gesichtsporen des Verführers zwei nasse Bahnen ab, die sich über die Wangen ziehen. Doch es wirkt nicht so, als ob diese Tränen aufgrund von Trauer vergossen werden, nein… Vielmehr scheint es sich hierbei um Tränen der Erkenntnis zu handeln, der Erkenntnis göttlicher Erfahrungen. Die Lippen des J.W.O. Führers pressen ein instabil zuckendes Lächeln hervor und Kriss Dalmi wischt sich mit seinem rechten Ellenbogen die Feuchtigkeit von den Wangen.
Kriss: „Du… Du, die da in der unendlichen Leere thront, die ihre Schwingen auf dem Sternenstaub längst vergangener Welten bettet und deren grazilen Hände das Rad des kosmischen Gefüges drehen! Beobachte, wie wir, deine treu ergebenen Diener, deinen Weg ebnen, damit auch dieser Ort in dir aufgehen wird!“
Eine unheimliche Inbrunst erfüllt die Stimme des Serben und seine Augen lodern voller Fanatismus.
Kriss: „Gleich wird Rob Gossler ein weiteres Mal geschlagen und getreten zu deinen Füßen liegen. Sein Opfer widmen wir deiner Herrlichkeit! Und sobald dies geschehen ist, wirst auch du mit deinen eigenen Augen sehen, dass ich würdig bin, deinen Segen ein weiteres Mal zu erfahren, dass ich bereit den Nektar der Allmacht zu schmecken deine endgültige Herrschaft über diese Domäne sichere.“
Wieder laufen vereinzelte Tränen der absoluten Glückseligkeit das Gesicht des Belgraders hinunter. Der fanatische Sektierer richtet sich nun wortlos wieder auf, rollt sich mit Destroyer aus dem Ring heraus und zusammen verlassen die Beiden gemächlichen Schrittes das Ringareal, jedoch nicht zur Bühne, sondern in Richtung eines der Serviceausgänge. Einen zuversichtlichen Blick wirft der Sektenführer noch seinen drei Akolythen im Ring zu, dann verschwinden Kriss Dalmi und Destroyer aber endgültig aus der Halle. Die GFCW Fans sind in der Zwischenzeit fast totenstill.
Mac Müll:“Liebe GFCW Fans, ich stehe wiedermal Backstage bereit für ein Interview mit der Hardcore Ikone, Jimmy Maxxx….“
Jimmy tritt ins Bild.
Mac Müll:“Jimmy, du wirst heute in den Ring steigen gegen Lex Streetman. Wie denkst du stehen heute Abend deine Chancen?“
Der Berliner schmunzelt.
Jimmy Maxxx:“Mac, du scherzt oder? Hast du das letzte Match nicht verfolgt? Ich habe Lex in seine Einzelteile zerlegt und ihm dann den Sieg geschenkt. Wie damals schon, bin ich der einzige Grund das Lex überhaupt was gewinnt in der GFCW:…“
Mac schaut etwas verloren.
Mac Müll:“Aber, hinterlässt die Niederlage in der Battle Royal….“ Jimmy Maxxx:“ Die WAS????“ Mac Müll:“Na die….“ Jimmy Maxxx:“WAS?????“ Mac Müll:“Die….“ Jimmy Maxxx:“WAS????“ Mac Müll:“Ich habe nix gesagt….“ Jimmy Maxxx:“Is ja auch besser so, du kleiner Spinner. Du weisst genauso wie ich was für eine Farce das war. Ich hatte Robert Breads auf dem Präsentierteller. Und dann? Kommt Kriss Dalmi und ruiniert alles!!!“
Mac nickt kurz.
Mac Müll:“Du hast in einem Video von einem Gerücht gesprochen, was genau sollte das für ein Gerücht sein?“ Jimmy Maxxx:“Es ist simpel, ich habe erfahren, das beim PPV Rob Gossler, Kriss Dalmi, Lex Streetman und ich um den Intercontinental Titel kämpfen werden. Nicht nur werde ich dort meine Rechung mit allen dreien begleichen, nein ich werde danach der beste Intercontinental Champion der GFCW sein. Ich meine, selbst heute reden noch alle davon wie ich Brainpain um den Titel bei Title Nights geschlagen habe. Der Intercontinental Championship gehört einfach zu Jimmy Maxxx. Alles andere wäre Schwachsinn!“ Mac Müll:“Doch was ist wen du den Titel nicht gewinnst? Oder heute Abend Lex nicht schlägst?“
Eine Schrecksekunde für Jimmy. In seinem Gesicht bilden sich Schweißperlen. Er schaut in die Kamera, dann zu Mac, wieder in die Kamera.
Jimmy Maxxx:“Dann werde ich…..“
Wieder bleiben ihm die Worte im Hals stecken.
Jimmy Maxxx:“Ich werde….“
Ein fetter Klos in seinem Hals, schnürt ihm den Hals ab.
Jimmy Maxxx:“Ich….“
Dann starrt Jimmy mit einem Blick, als würde er gleich jemanden töten, den Mac Müll an. Dieser sieht aus als würde er sich gleich in die Hose scheißen. Doch bevor das passiert, verlässt Jimmy sehr wütend das Set.
Pete: „Schon wieder? Die Herren sind heute Abend aber ganz schön präsent!“ Sven: „Freu dich doch, Pete! Vielleicht geht dann auch mal etwas von ihrer erhabenen Aura auf dich über.“ Pete: „Wie immer bist du einfach der König der Narren.“ Sven: „Danke, Pete! Das war doch ein Kompliment, oder?“ Pete: „I break together…“
Schon zum zweiten Mal an diesem Abend ertönt Notorious B.I.G.’s Ode an das schmutzigste aller Güter unserer Gesellschaft. Und wieder einmal ziert den Titantron das geschmackvollste aller Banner, das die GFCW-Fans bewundern dürfen: die Fahne der bekanntesten Studentenverbindung Deutschlands!
Nach dem kurzen Backstage-Intermezzo mit Mac Müll und Breanna Ouths hat das Tag Team sich scheinbar endlich der albernen Partymontur entledigt und marschiert ohne Umwege und Publikumsgetrolle in Richtung des Ringes. Ganz im Gegensatz zum Beginn der Show ist mit guter Laune zumindest bei Richard von Hansa noch immer Schluss. Es scheint ihn offenbar sehr hart getroffen zu haben, was der „Repräsentant des Pöbels“, Mac Müll, von seinen dunklen Machenschaften gegen den Kult hält. Zwar wirkt er lange nicht so wütend wie noch vor ein paar Minuten aber „glücklich“ sieht trotzdem anders aus.
Pete: „Also noch eine großartige Ansprache von den selbsternannten Herrschern der GFCW…“ Sven: „Das klingt ja so, als würdest du dich darüber überhaupt nicht freuen. Also ICH würde ja sehr gern noch viel mehr von Richard von Hansa hören!“ Pete: „Da scheinst du aber der Einzige zu sein.“
Und das ist gar nicht mal so abwegig. Eben noch mussten die Fans Corps Nobilis schon ertragen, als sie die Siegesrede von Eric ab und zu Fletcher unterbrachen und nun scheinen sie schon wieder ihre äußerst wichtigen Gedanken in die Welt hinausschicken zu müssen. Dementsprechend reagiert die GFCW-Galaxie auch jetzt wieder ziemlich negativ. Unter dem Buhen der Crowd betreten die Corpsbrüder also ein weiteres Mal den Ring und Richard von Hansa lässt sich wieder mal ein Mikrofon geben. Diesmal lässt sich der adlige Jurastudent sogar nicht mal die Zeit für das obligatorische Bad im Meer aus Buhrufen, nein er muss das jetzt unbedingt loswerden!
Richard: „Ihr hört mir jetzt alle mal ganz genau zu, ihr schäbigen Schmarotzer!“
„We don’t care!“
„We don’t care!“
„We don’t care!“
Richard: „Eben gerade wollte dieser schmuddelige Schmierenjournalist Mac Müll uns ehrwürdigen Machthabern doch allen Ernstes unterstellen, dass wir zu feige wären, uns dem Kult in einem fairen Kampf zu stellen!“
„Chickenshit!“
„Chickenshit!“
„Chickenshit!“
Richard: „Ihr schmutzigen Parasiten seid offenbar genau wie diese totalversagende Karikatur eines Journalisten Mac Müll! Wie könnt ihr unbedeutenden Existenzen es überhaupt wagen, so eine Dreistigkeit überhaupt nur zu denken? Welche unterentwickelte Lebensform in dieser Halle glaubt denn ernsthaft, dass solche Ehrenmänner wie ich und Heinrich diese Herausforderung angsterfüllt ausschlagen würden?!“
Pete: „Ganz ehrlich?“ Sven: „Silentium, Pete!“
Und wieder rufen die Fans den Corpsstudenten in Eintracht „Chickenshit!“ entgegen, doch auf dem Gesicht von Richard von Hansa verzieht sich kein einziger Muskel und auf dem Gesicht von Heinrich von Sternburg ja sowieso nicht… Es sei denn eine attraktive, blonde Texanerin mit geheimnisvollen, rehbraunen Augen steht neben ihm. <3 <3 <3
Richard: „In unserer schon längst zweistelligen Couleursemesteranzahl gab es keine einzige Mensur, der wir nicht nachgekommen sind. Keine Drecksbuxe, der wir nicht einen entstellenden Schmiss über den Schädel gezogen hätten. Jedes Mal, wenn er gesehen hat, dass einer von uns Beiden eine Mensur ficht, hat der Paukarzt mit den Augen gerollt und entnervt aufgestöhnt, weil er schon vorher genau wusste, dass er an dem Tag auf jeden Fall wieder ein paar Kopfwunden zu nähen und zu verbinden hatte. Und jetzt wollt ihr jaucheschippenden Schweinestallbewohner uns wirklich weiß machen, wir wären ehrenlose Feiglinge? Hodenlos wie diese ganzen nach Schweiß und Körperfett stinkenden Antifa-Aktivisten, die immer wieder aufs Neue versuchen unser wunderschönes Corpshaus mit ihren Farbbeuteln zu verschandeln, dann aber doch von unseren Dobermännern zerfetzt werden?“
Die GFCW-Galaxie erwidert unmissverständlich. Richard von Hansa spricht nun aber nicht mehr zum Publikum, sondern zu jemand ganz bestimmten und dafür schaut er auch direkt in das Kameraobjektiv und deutet symbolisch mit dem Zeigefinger auf jene Person, die er auf der anderen Seite des Sendesignals damit ansprechen will.
Richard: „Mac Müll, für diese skandalöse Anschuldigung fordere ich UNBEDINGTE SATISFAKTION von dir! Und du WIRST diese Herausforderung annehmen, es sei denn, du willst, dass deine gesamte Sippschaft für ihr Essen von nun an bei der Tafel anstehen muss, weil du dann in nächster Zeit nämlich nicht mehr in der Lage sein wirst, diese Tätigkeit auszuführen!“ Pete: „Was soll das heißen?“
Eben der Zeigefinger, der gerade noch Mac Müll galt, zeigt nun auf den Ringboden unter Richard von Hansa. Nun kommt dann allmählich auch das bösartige Lächeln zurück, das die Lippen des Adligen schon öfters umspielte, enthüllte er mal wieder einen seiner PERFIDEN PLÄNE, die selbst den Kanadiern dieser Welt die Haare zu Berge stehen ließen.
Richard: „Am 29.06.2012, in genau diesem Ring bei War Evening wird es geschehen. Du gegen mich, Eins gegen Eins, Interview-Taugenichts gegen adligen Wrestling-Monarchen! Zwar kann ich dir mit der Klinge meines Paukschlägers dein dreckiges Proletariergesicht nicht mit einem Schmiss verzieren, da du kein ehrenwerter Waffenstudent bist, aber es gibt in einer Wrestlingliga ja Gott sei Dank immer noch andere Möglichkeiten der Konfliktbewältigung!“
Da ist sie wieder! Die gute Laune und natürlich auch das obligatorische, hinterhältige Grinsen bei Richard, welches einer sehr bekannten schwarz-weiß Zeichnung aus den weiten des Internets ähnelt.
Pete: „Das kann doch wohl nicht Richards ernst sein! Er will mit Mac Müll in den Ring steigen? Spinnt der denn?“ Sven: „Nun muss ich aber auch zugeben, dass ich so eine Aktion mit unserem geschätzten Kollegen nicht gerade als das Optimalste erachte!“ Pete: „SVEN!!!!!!“ Sven: „JA, HERRGOTT!!! Das ist kompletter Schwachsinn, den sich Richard von Hansa da zusammengereimt hat. Ich hoffe der Chef wird dagegen noch etwas unternehmen.“
Richard: „Da wir das nun geklärt haben, kommen wir doch zur Anschuldigung an sich zurück! Obwohl wir den kopflosen Massen selbstverständlich überhaupt nichts zu beweisen haben, sind wir nach wie vor natürlich Ehrenmänner. Und wenn ich sage, dass wir zu unserem Wort stehen, dann tun wir das auch! Und das Gleiche gilt sicherlich auch für Sidney und seine Zirkusäffchen. Für euch zerfledderten Kanalgeburten mit dem Langzeitgedächtnis einer Amöbe haben wir auch etwas vorbereitet. Ein kleiner Ausschnitt aus Dooms Night 2012.“
Dooms Night 2012 Threeway Tag Team Title Match: Der Kult vs. Corps Nobilis vs. Nukular
Heinrich ist inzwischen wieder in seiner Ecke angekommen. Richard von Hansa, eigentlich der legale Mann im Ring steht vor dem ausgeknockt am Boden liegenden Fletcher. Während der Ringrichter versucht den Kult in seine Ecke zu schieben reist sich Arana los und geht mit seinem Stuhl auch noch auf Bala los. Dieser kann zwar ausweichen, ist aber abgelenkt. Richard von Hansa nutzt die Gunst der Stunde und wechselt mit – dem Shark.
Sven: Die Gunst der Stunde, was? Ich sag die machen gemeinsame Sache! Pete: Schon gut, es macht wirklich den Eindruck.
Dieser schnappt sich Fletcher, setzt ihn auf das oberste Ringseil von dort zeigt er eine seiner kranksten Aktionen, einen German Suplex vom zweiten Ringseil. Bala hat sich Arana vom Hals geschafft und versucht seinem Partner zur Hilfe zu kommen. Allerdings ist plötzlich Heinrich von Sternburg da und stoppt ihn mit einer Clothesline. Der Shark covert Eric Fletcher. Der Ringrichter zählt bis drei durch und lässt den Gong läuten.
Sieger des Matches und weiterhin GFCW Tag Team Champions: Der Kult!!!
Während die Musik des Kults ertönt stürmt Sidney Youngblood wieder in die Halle. Dort angekommen haben seine Schützlinge gerade ihre Gürtel in Empfang genommen. Die beiden Mitglieder des Corps stehen daneben und sehen noch etwas verunsichert aus. Sidney schnappt sich Poppy und zerrt es in den Ring.
Sidney Youngblood: Und wieder einmal haben wir bewiesen, niemand kann den Kult stoppen, niemand in dieser Tag Team Divison wird uns jemals entthronen!
Dann wendet er sich an Heinrich und Richard.
Sidney Youngblood: Und jetzt zu euch! Deal ist Deal! Für uns das Gold, für euch ein neuer Titleshot!
Richard: „AHAAAAA!!!!!! Ein neuer Tag Team Titleshot also! Ich hoffe du kannst dich in deine Worte noch erinnern, Sidney, denn wir fordern jetzt sofort unser Rematch. Wir werden diese üblen Verleumdungen Mac Mülls und der GFCW-Galaxie nicht weiter dulden und werden der Welt hier und jetzt zeigen, dass wir vor keiner Herausforderung zurückschrecken!!!!!“
Erwartungsvoll blicken die Münchner zum Entrance, warten auf die Ankunft der amtierenden Tag Team Champions Marc the Shark und Arana. Kämpferisch ballt das inoffizielle Sprachohr Corps Nobilae die Fäuste und hüpft wie ein Boxer auf der Stelle.
Richard: „Na los, kommt raus und zeigt euch. Wir sind bereit! Bereit euch eure Tag Team Gürtel in einem fairen Kampf abzunehmen!!!“
Doch selbst dem dümmsten Wrestlingfan der Welt dürfte spätestens jetzt auch aufgefallen sein, dass die Champions und ihr Manager gar nicht herauskommen können. Richard von Hansa klatscht sich mit der Handfläche gegen seine Stirn und rollt genervt mit den Augen.
Richard: „Natüüürlich! Das hätte ich doch jetzt glatt vergessen. Ihr könnt ja gar nicht gegen uns antreten. Ihr werdet ja gerade in einem Container nach Russland verfrachtet…“
Der Jurastudent schüttelt seufzend mit dem Kopf.
Richard: „Ich Dummerchen! Da hätte ich doch auch früher dran denken können… Aber na gut! Dann darf ich das von eurer Seite wohl so verstehen, dass ihr vor unserem Titelmatch kneift, richtig?!“
Ein anklagender Blick geht in Richtung der Kameralinse und der scheltende Zeigefinger elterlicher Enttäuschung schwenkt hin und her.
Richard: „Ts, ts, ts… Das geziemt sich aber nicht für vorbildliche Champions. Genau genommen ist das sogar ein ziemlich mächtiger Affront gegenüber allen GFCW Fans und den ganzen Hartz4-Athleten da hinten im Lockerroom. Das ist ja wirklich ernüchternd! So jemand sollte wirklich kein Titelträger sein. So jemand muss seine Titel aberkannt bekommen. Daher bitte ich Herrn Claude Booker jetzt herauszukommen und uns, Corps Nobilis, das glorreichste Tag Team der Welt, zu den neuen Tag Team Champions zu küren! Bitte, Herr Booker!“
Pete: „Das glaube ich ja nicht!“ Sven: „Glaub es ruhig, Pete. Mit Nettigkeiten und Rücksicht auf deine Mitmenschen wirst du nicht weit kommen im Leben. Nur wer…“ Pete: „Und deswegen warst du ja auch so begeistert, als wir von Robert Breads vor die Tür gesetzt wurden!“ Sven: „Hey, hey! Nun mal langsam, Pete! Ich will doch nur sagen, dass…“
You’ve waited long enough! Here it is!
The Dynamite!
Steve Lukathers „Tumescent“ ertönt und die Halle springt von den Stühlen auf. Überall aus dem Publikum kann man laute Jubelrufe vernehmen. Zwar hat sich der GFCW-Präsident in letzter Zeit nicht sonderlich mit Ruhm bekleckert, doch augenscheinlich ist die GFCW-Galaxie in diesen Momenten sehr glücklich darüber, dass endlich jemand die Farce der beiden Verbindungsstudenten beendet.
Und tatsächlich! Claude “Dynamite” Booker betritt die Bühne! Charakteristisch in seinem weißen Anzug baut er sich vor dem Titantron mit einem Mikrofon in der Hand auf und mustert die Verbindungsbrüder mit skeptischen Blicken. Aber nicht nur die GFCW-Fans frohlocken über den prominenten Besuch. Auch das adlige Tag Team wirkt hocherfreut über die Ankunft des Leiters der GFCW. Als das Theme des Ligapräsidenten verklingt, setzt Claude Booker das Mikrofon an die Lippen und holt Luft. Aber…
Richard: „Wissen Sie, Herr Booker, es freut mich sehr, dass sie sich zu diesem Schritt entschieden haben! Auch ich und Heinrich dachten uns, dass es eine Beleidigung für all die treuen Fans hier in der Glückauf-Halle und vor den TV-Geräten ist, dass der Kult wie ein paar feige Hühner unserer Herausforderung einfach fern bleibt.“
Wohlwollend nickt der Münchner mit der perfektesten Seitenscheitelfrisur, die die Welt je gesehen hat zu. Dynamite jedoch sieht überhaupt nicht so aus, als ob er dem zustimmen wolle. Nein, die Skepsis auf seinem Gesicht bleibt weiterhin bestehen.
Dynamite: „Ich bin nicht herausgekommen, um euch zu den neuen Tag Team Champions zu küren, Richard und Heinrich!“
Erschrocken reißt Richard von Hansa die Augen auf. Was hatte Claude Booker da gerade gesagt? Er will etwas erwidern, aber dazu kommt es erst gar nicht. Dynamite fährt unbeirrt fort.
Dynamite: „Ihr habt schon richtig gehört, euer Titelmatch wird heute Abend nicht stattfinden! Ihr bekommt euren Titleshot in zwei Wochen bei Ultra Violence.“ Richard: „Ja, aber…“ Dynamite: „Ich bin noch nicht fertig, Richard!!!“
Geschlagen senkt der Corpstudent den Kopf und das Mikrofon.
Dynamite: „Ihr und der Kult habt es mir in letzter Zeit definitiv zu weit getrieben! Teerungen und Federungen, Entführungen nach Russland! Sind wir hier denn im Kindergarten??? Ich habe genug andere Psychopathen in dieser Liga, um die ich mich kümmern und deren Wahnsinn ich eindämmen muss. Da brauche ich garantiert nicht noch mehr solcher verrückter Aktionen von euch! Bei Ultra Violence aber werden zumindest eure Kindereien ein für alle mal beendet sein!“
Richard und Heinrich wirken entsetzt.
Dynamite: „Der Kult gegen Corps Nobilis, ein Match um die GFCW Tag Team Titel… und der Verlierer dieses Matches verlässt die GFCW!!!“
Fassungslos schauen sich die Corpsbrüder an, mit den Kinnladen bis zum Anschlag. Die GFCW-Galaxie hingegen feiert die Party die ihres Lebens. Ein weiteres mal ertönt „Tumescent“ aus der Anlage und vom Jubel der Fans begleitet verlässt Claude „Dynamite“ Booker die Bühne wieder in den Backstage.
Pete: „Wow, eine klare Ansage vom Boss! Eines der Tag Teams wird am Ende von Ultra Violence in zwei Wochen die Liga verlassen.“ Sven: „Ja und egal welches der beiden Teams es ist, die GFCW-Fans können von der Verbannung der unliebsamen Tag Teams nur profitieren. Ich hingegen…“ Pete: „Ich weiß, Sven! Dein Herz muss in diesem Augenblick aus allen Poren bluten.“ Sven: „Damit hat sich dann wohl auch schon fast das Match zwischen Richard von Hansa und Mac Müll bei der nächsten War Evening erledigt. Ein Glück für unseren guten Freund Mac Müll, dass der Kult in dieser anhaltenden Rivalität mit den Verbindungsstudenten bisher die dominantere Position hält.“
Wohin des Weges, Robert Breads?
Man konnte es nicht wirklich ein großes Comeback nennen, dafür war er nicht lange genug weg. Im Endeffekt waren es nur vier Monate. Und doch steckten viele Leute hohe Erwartungen in die Rückkehr des kanadischen Ex-Champions, der die Liga in den Jahren 2010 und 2011 mit Leuten wie Ironman, J. T. K., Danny Rickson, Eric Fletcher und Jimmy Maxxx getragen hat. Doch von diesen Leuten war er vielleicht der Wichtigste, denn im Gegensatz zu dem Brüderpaar oder seinen beiden früheren Partnern hatte er noch eine längere Zukunft vor sich. Aktiv ist nur noch Eric Fletcher, und zum Zeitpunkt des Abgangs von Breads teamte er mit einem bayrischen maskierten Schweinezüchter. Niemand hätte damit gerechnet, dass Fletcher es noch einmal nach oben schafft. Und Jimmy Maxxx ging und kam mehrmals, war zu unkonstant. Breads war die Hoffnung für die Zukunft und gleichzeitig die Gegenwart. Er gewann den Titel und verteidigte ihn bei der 10th Anniversary Show gegen den größtmöglichen Gegner und verlor das Gold mit einem großen Schocker innerhalb einer Minute. Er verlor ein weiteres Titelmatch gegen Nightmare, nur um zu offenbaren, dass er nun mit seinem ehemaligen Rivalen teamte. Anschließend beendete er Dynamite's 10-jährige Regentschaft als Präsident von German Fantasy Championship Wrestling.
Und dann ging es abwärts. Breads hatte sich in den Monaten und fast schon Jahren zuvor eine Aura der Unbesiegbarkeit aufgebaut. Er steckte selten Niederlagen ein und noch seltener waren diese wahrhaft vernichtend, um genau zu sein gewann und gewann er ein Match nach dem Anderen gegen jeden Wrestler. Pavus Maximus, nun ein Star bei der PCWA, wurde von Breads ebenso besiegt wie GFCW-Legende Danny Rickson. Das Karriereende von Rekord-Champion J. T. K. geht ebenfalls auf seine Kappe, und auch der am längsten amtierende GFCW-Champion mit Namen Fireball Hikari ging vor Breads in die Knie. Doch nach seinem bisher größten Sieg, dem Sieg über Dynamite, womit er sich die Kontrolle über die GFCW gesichert hatte, bröckelte diese Aura.
Breads selbst betonte in dieser Zeit immer wieder, er sei demotiviert und gelangweilt, und jede Sekunde im Ring mit der Unterklasse sei eine Qual. Und doch begann er, Matches zu verlieren – unter anderem gegen Tobi Whitehouse. Zwar sagten Breads und auch Rickson schon damals vorraus, dass ein Title-Run von Whitehouse eine Katastrophe wäre, auch wenn niemand ihnen damals Glauben schenkte, verloren beide gegen ihn. Doch während Rickson, bevor er verlor, halb getötet werden musste, wurde Breads einfach besiegt, eins, zwei, drei, gegen einen Mann, den er selbst als Witzfigur bezeichnete. „Canada's Own“ begann zu verlieren.
Zum damaligen Zeitpunkt zweifelte niemand daran, dass sein nicht mehr vorhandener Erfolg mit seiner Demotivation zusammen hing. Viele Stimmen sagten vorraus, dass er schon bald wieder den Titel haben könnte, würde er sich nur zusammen reißen – doch das tat er nicht. Er ging, und gab die Liga zurück an den Mann, dem er sie entrissen hatte, mit der leicht sarkastischen Aussage, nun hätte er die ganze Langeweile wieder am Hals.
Und doch ging er nicht, ohne den GFCW-Fans Hoffnung zu machen, dass die Zukunft Großes bereit halten würde. So einigte er sich mit dem damals zurück gekehrten Brainpain, einem der wenigen Männer, dem man mehr Potential als Breads attestierte, auf ein Match, sobald er zurück kehren würde. Einige Fans sprachen jetzt schon vom „Match des Jahres“, auch wenn überhaupt nicht klar war, wann und wie Breads zurück kehren würde.
Nun, knapp ein halbes Jahr später, sieht die Welt ganz anders aus. Breads' Comeback-Wirkung ist jetzt schon verpufft, er war schon wieder ein normaler Teil der Shows bevor er überhaupt unter Vertrag stand. Brainpain ist zum zweiten Mal mehr oder minder spurlos verschwunden und Breads ist weit, weit weg von der Aura, die ihn einst umgab. Er ist weit davon entfernt, dass bei jedem Auftritt von ihm die Augen aller Fans auf ihn gerichtet sind, dass seine Auftritte das Highlight jeder Show sind, dass er „The Man“ ist. Er ist nur noch „dieser eine gute, andere Wrestler“.
Doch wie kommt das? Sicher nicht weil er keine große Klappe mehr hat, nein. Seine verbalen Fähigkeiten scheinen gehegt und gepflegt worden sein... doch wie sieht es im Ring aus?
Bisher hatte Breads zwei Matches, und auf dem Papier sieht das gar nicht so schlecht aus – ein Sieg in einem No Holds Barred Match gegen den amtierenden GFCW Heavyweight Champion während der Referee parteiisch und gegen ihn war und ein zweiter Platz in einer 20 Men Battle Royal um eben diesen Titel.
Doch ist ein zweiter Platz bei der aktuellen Besetzung der GFCW nicht wirklich das, was jemand, der sich selbst als besten Wrestler der Welt sieht, akzeptieren kann. Sicher, Eric Fletcher brachte eine Leistung die ihm so wahrscheinlich die wenigsten zugetraut hätten... oder? Eigentlich nicht. Denn wenn wir weitere zwei Wochen zurück blicken bemerken wir, dass der Sieg von Breads doch um einiges weniger beeindruckend wirkt, wenn man bedenkt, wie das Match endete – Fletcher hatte Breads besiegt, wollte dann aber noch einen drauf setzen und wurde dann überrascht. Ein überzeugender, alles zerstörender Auftritt sieht anders aus. Und so waren zwar viele Leute überrascht, dass Fletcher es nicht nur ins „Finale“ der Battle Royal schaffte, sondern sie auch gewann, doch wer auch immer das Match zwischen dem Kanadier und dem Mann aus Las Vegas genau angesehen hatte, hätte sich das denken können.
Aber hey, ein zweiter Platz ist doch auch nicht schlecht, oder? Für Robert Breads schon. Im Prinzip hatte er es nicht sonderlich schwer, es bis zum Schluss zu schaffen. Braden Hero war schon halb tot als er den Ring enterte, Rob Gossler und Kriss Dalmi waren in erster Linie mit sich selbst beschäftigt, Lex Streetman wurde von Eric Fletcher direkt eliminiert und ohne die Hilfe von Kriss Dalmi wäre wohl auch Jimmy Maxxx, der in der besten Form seit Jahren ist, vor ihm gelandet. Doch so wäre es fast schon ein Unding gewesen, wenn Breads nicht bis zum Ende im Ring geblieben wäre. Und das schaffte er dann, und er verlor.
Er verlor erneut, wie damals gegen Whitehouse, wie gegen Aya, wie gegen den German Dragon. Das wirft nun die Frage auf: Waren seine Niederlagen damals vielleicht kein Zeichen von Demotivation, sondern Vorboten dessen, was wir nun erleben – ein Tief in der Karriere von Robert Breads?
Das ist etwas, das es so noch nie gab. Selbst an einem schlechten Tag war allen Leuten klar gewesen, dass Breads in zwei Wochen heraus kommen und wieder „on top“ sein würde, er würde dieses Mini-Tief kompensieren und sofort irgendetwas tun, was allen Leuten klar machen würde, dass er immer noch der beste Wrestler sei. Doch nun hatte er zwei Matches, und in beiden Matches sah er gut aus – das heißt absolut unterirdisch für Robert Breads-Verhältnisse. Er ist weit von den Sphären entfernt, die er einst behauste, gemeinsam mit Namen wie „Robert Barker“, „Chris McFly Jr.“ oder „Rick Kernen“.
Und zum allerersten Mal überhaupt wurde von einigen Fans eine Vermutung angestellt, die vor einigen Monaten noch ungeheuerlich erschien: Konnte es sein, dass die große „Robert Breads-Ära“ vorbei ist? Waren 2010 und 2011 die Jahre des Kanadiers, und ist es nun soweit, dass er den anderen Leuten das Spotlight überlässt?
Eric Fletcher hat soeben nach 4 Jahren den größten Erfolg seiner Karriere eingefahren. Jimmy Maxxx ist vielleicht in der Form seines Lebens. Kriss Dalmi wandelt sich immer mehr von einer Witzfigur zur ernsten Bedrohung. Rob Gossler scheint sich endlich zu Höherem auf zu schwingen. Und was passiert nun mit Robert Breads?
Gute Frage. Normalerweise würde man natürlich sagen, er solle in Richtung des Titels gehen. Doch sollte er das in seiner momentanen Form wirklich tun? Nein. Robert Breads steckt mindestens in einer Krise, und man will es gar nicht wirklich aussprechen, aber vielleicht wird er es auch einfach nicht mehr schaffen, zu alter Form zurück zu finden, vielleicht hat er sein Feuer verloren, seine Leidenschaft, was auch immer. Wir versuchten sogar, Breads für ein Interview zu kontaktieren, doch bekamen nur eine Telefonnummer, die uns zur Mailbox des internationalen Museums für Seekuh-Kunde führte. Breads schweigt.
Es ist natürlich auch möglich, dass wir heute Abend schon sagen werden: „Hey, was hat der Verfasser dieses Artikels denn da geraucht? Breads hat Braden Hero heute zerstört.“ Aber was wissen wir wirklich über Braden Hero? Man kann das, was vor 2 Wochen passiert ist, wohl nicht als Bewertungsgrundlage seiner Fähigkeiten sehen. Niemand weiß so genau, was er kann und was nicht. Er ist ein X-Faktor – also kann auch niemand sagen, wie ein Sie über Braden Hero einzuordnen wäre. Kleiner Fun Fact: Breads' zweites GFCW-Match war ein Singles Match gegen Braden Hero, im Oktober 2009. Es endete im Draw.
Fest steht aber, dass eine weitere Niederlage bedeuten würde, dass Robert Breads offiziell mindestens eine Krise durch steht. Ist Robert Breads verweichlicht? Ist Robert Breads nicht mehr so gut wie früher? Ist Robert Breads' Zeit vorbei?
Hoffentlich wissen wir heute Abend mehr.
Friedrich Fingerhut, GFCW-Magazin, Chef-Redakteur
Endlich ist er dort angekommen, wo er schon längst sein will. Auf der Tür, die sich direkt vor ihm befindet, steht der Name des wohl wichtigsten Mannes der Wrestling Liga, Claude „Dynamite“ Booker! Zereo Killer wirkt ein wenig erleichtert, als er nun endlich die Tür des Chefs erreicht hat. Er bleibt kurz vor der Tür stehen, holt noch einmal tief Luft und klopft vorsichtig an die Tür des Präsidenten.
Hinter der Tür hört Zereo Killer ein dumpfes "Herein".
Ein Klacken der Türklinke ist zu hören und diese wird nach unten gedrückt und in das Büro tritt der GFCWler. Dynamite scheint ein wenig überrascht zu sein, denn mit Zereo Killer hat er wohl nicht gerechnet. Der Chef sitzt in seinem Bürosessel am Schreibtisch und schaut den Mann aus Kalifornien fragend an. Er geht langsam in Richtung von Claude Booker. Der Präsident bietet seinem Wrestler an, dass er sich hinsetzen kann. Mit einer verneinenden Geste lehnt Zereo Killer dieses Angebot ab, legt stattdessen einen Briefumschlag auf den Schreibtisch von Dynamite. Der Boss liest die Worte „ LISTEN TO THE VOICE!“
Dynamite
schaut zu Zereo Killer.
Dynamite schaut ein wenig fragend hinein. So recht mögen ihm die Worte nicht einfallen. Wie aus dem nichts erschrickt Booker, als Zereo Killer seine Faust auf den Tisch haut und dem Präsidenten genau in die Augen schaut.
Zereo Killer: Es ist wesentlich mehr als eine Nachricht von The Voice, Claude!
Mit einer deutlichen Geste zeigt Claude Booker seinem GFCW Neuankömmling, dass er so etwas nicht nochmal machen soll. Zereo Killer sofort mit einer entschuldigenden Geste, öffnet dann aber wehement den Brief und spricht weiter.
Zereo Killer: Hier Claude!
Demonstrativ zeigt er auf die Nachricht, bevor er sich über den Schreibtisch lehnt, sodass beide den Brief lesen können.
Zereo Killer: Wie du selbst siehst, will er sich zu erkennen geben, allerdings unter einer Bedingung! Er will beim kommenden PPV ein Match gegen mich in einem Sargmatch! Meine Aufgabe ist es, dich davon zu überzeugen, dass dieses Match stattfindet. Wenn du dieses Match zusagst, dann … dann… DANN GIBT ER SICH ZU ERKENNEN!
Hoffnungsvoll schaut Zereo Killer den GFCW Chef an. Dieser wirkt nicht sonderlich begeistert.
Dynamite
überlegt kurz und schaut sich den Brief nochmal genauer
an.
Der Wrestler ist nervös, beißt ein wenig auf seinen Fingernägeln herum. In ihm arbeitet es, er versucht einen Weg zu finden, seinen Präsidenten dennoch von diesem Match zu überzeugen.
Zereo Killer: Dynamite! Das ist vielleicht meine einzige Chance herauszufinden, wer sich hinter den Namen THE VOICE verbirgt. Diese Chance kannst du mir nicht einfach nehmen! Wie hast du vor zwei Wochen gesagt? Du wirst alles erdenklich Mögliche unternehmen um herauszufinden, wer THE VOICE tatsächlich ist! Also gib mir nun die Chance.
Dynamite scheint immer noch nicht einer Meinung mit Zereo Killer zu sein. Bevor Booker eine Chance hat zu antworten, spricht Zereo Killer weiter.
Zereo Killer: Und stell dir dieses Match doch vor! Er will auch noch ein Sargmatch! Welches Match passt besser zu einem PPV, der den Namen ULTRA VIOLENCE trägt? Ich weiß, dass du im Moment schwer beschäftigt bist und andere Probleme hast. Darum will ich dich eigentlich auch nicht länger damit belästigen und lass mich mein Problem selbst lösen!
Immer noch ist Dynamite am grübeln. Kann er es riskieren, einen Vielleicht-Nicht-GFCWler oder Ex-GFCWler in den Ring steigen zu lassen?
Zereo Killer: Und außerdem…
Dann unterbricht der wild entschlossene Zereo Killer seine Rede und blickt zum Kameramann.
Zereo Killer: Bitte, geh raus! Ich will das mit Dynamite unter vier Augen klären.
Mit einem Fingerzeig deutet er auf den Ausgang und wenige Augenblicke später verschwindet der Kameramann auch schon und schließt die Tür hinter sich. Und schon wieder bleiben alle Fragen offen. Wird es beim PPV das Match Zereo Killer vs. The Voice nun geben oder nicht?
Einer der Teilnehmer des heutigen Main Events läuft durch den Backstagebereich. Dies schränkt die Auswahl zumindest schon einmal ein, wen man hier sehen könnte – entweder Braden Hero oder Robert Breads. Gibt es noch die Information dazu, dass derjenige keinen Vertrag mit der Liga besitzt, rufen wohl einige direkt „Breads“ als Antwort. Doch dies hat sich ja vor einiger Zeit tatsächlich wieder geändert und der Kanadier ist im Gegensatz zu Braden Hero wieder ein festes Mitglied des Kaders.
Eben jener Hero hingegen nicht. Die Battle Royal der vergangenen Show lief unter dem Motto „Open Invitational“, was schlichtweg jedem Wrestler, egal ob mit oder ohne Vertrag, einen Auftritt erlaubte. Und für den heutigen Tag wird Hero bar bezahlt. Doch der Siebenundzwanzigjährige aus Washington, DC ist bereits auf dem Weg in das Büro unseres heißgeliebten Ligapräsidenten um diesen Umstand zu ändern. Formsache, wenn man Dynamites Vertrauen in Hero an dem Fakt misst, dass er heute mit Breads den wohl größtmöglichen Brocken vorgeworfen bekommt.
Trotz des anstehenden Matches ist Hero offenbar guter Dinge, das Vertragsgespräch noch vor dem Main Event über die Bühne zu bringen und klopft bereits an Dynamites Tür, als der Kameramann zum Stehen kommt und die Szenerie endlich ohne das gangbedingte Wackeln auf die heimischen Bildschirme bringt.
Auf das Klopfen Heros gibt es zunächst keine Reaktion, erst bei Wiederholung hört man langsames Schlurfen hinter der Tür im Büro, ehe dem Halbneuseeländer der Einlass in den Raum Dynamites gewährt wird. Hero furcht überrascht die Stirn, als der Mann, der ihm in die Augen blickt, nicht die Person ist, die er erwartet hat - nämlich Claude Booker. Stattdessen schaut ihn aus braunen Augen ein junger, dunkelhaariger Typ an, zu dem der schnieke, schwarze Anzug, den er trägt, so wenig passt wie Bescheidenheit zur Jimmy Maxxx oder ein Studium der Medizin für Kriss Dalmi. Während Hero mit dem Gesicht absolut nichts anzufangen weiß, geht dem einen oder anderen, sehr aufmerksamen GFCW-Fan ein Licht auf. Leider, wie die meisten denken dürften. Denn die Person, die scheinbar nun in irgendeiner offiziellen Funktion wieder für die GFCW arbeitet, war für ganz kurze Zeit hier mal als Wrestler aktiv, auch wenn man die Zeit liebend gerne vergessen würde.
Bünyamin Erdogan: Dye is' nicht da, ok?
Spätestens an seiner Sprachweise und dem Akzent wurde Bünyamin, der Junge aus dem Duisburger Ghetto, einwandfrei identifiziert. Auch das Namensschild an seinem Anzug war natürlich ein untrüglicher Hinweis.
Bünyamin Erdogan: Aber komm ein, Bruda'
Auch wenn er komisch spricht – Bünyamin gibt sich alle Mühe, freundlich und zuvorkommend zu wirken und winkt Hero in Dynamites Büro. Während sich Hero unsicher auf einen Stuhl setzt, nimmt Erdogan auf dem großen Ledersessel hinter dem Schreibtisch Platz.
Bünyamin Erdogan: Also, was isch' los, Cho?
Verdattert setzt Hero an.
Braden Hero: Ich habe erwartet Dynamite zu sprechen. Es geht um Vertragsformalitäten. Ich stehe bekanntlich im Match gegen Breads, besitze aber derzeit nur eine mündliche Zusage. Dynamite sagte mir, im Laufe der Show werden wir einen neuen Vertrag schriftlich festmachen. Ist er nicht da?
Erdogan guckt sich um. Dann lacht er.
Bünyamin Erdogan: Also isch' kann ihn nicht ergucken, ok? Aber, hey, Lebe' isch' kein Wunsch-Bums-Konzert. Macht aba' nix, ok?
Er legt einen Schreibblock auf den Tisch. Das er sich wohlfühlt, sieht man dem Lokalmatadoren eindeutig an.
Bünyamin Erdogan: Vertrag, also? Was willste so an Cash haben, Bruda'?
Verwundert schüttelt Hero mit dem Kopf, als Erdogan ihn nach dieser Frage bitterernst anstarrt. Ihm wird langsam bewusst, dass Bizepsumfang Erdogans dessen IQ um Weiten übersteigen muss.
Braden Hero: Hast du dazu überhaupt die Berechtigung?
Erdogan deutet auf sein Namensschild, wo „Assistenz der Geschäftsführung“ geschrieben steht. Wie er an diesen Job kommt, bleibt wohl sein Geheimnis. Doch dann winkt er ab.
Bünyamin Erdogan: Nein, man. Verträge kann isch' nich' machen. Aba' wollt' mal hören ,was du so für Cash stecken haben willst, ok? Weil ich könnte dir dann Investitatatationen klar machen...hab Kontakte.
Hero steht auf, ist vom jungen Türken genervt. So hatte er sich nicht vorgestellt, wieder Mitglied der GFCW zu werden. Und dann wird diese Peinlichkeit sicher auch noch im GFCW -TV übertragen. Was für ein Neustart...
Braden Hero: Dann komme ich am besten wieder, wenn Dynamite wieder da ist. So nutze ich die Zeit lieber für Matchvorbereitung.
Er will gehen, doch Erdogan deutet auf den leergewordenen Stuhl.
Bünyamin Erdogan: NOIN! Bleib! Isch' hole Vizepräsident, der macht dir locker 'nen Vertrag klar, nisch' so ungeduldig. Dye ist halt beschäftigt, aber Vizepräsident darf auch Verträge machen und hat auch ma' eben so Zeit.
Erdogan steht auf. Von seinem Stuhl. Geht. Zu einer zweiten Tür im Raum, wo „Vizepräsident“ geschrieben steht. Er geht. IN DIE TÜR. Dann ist es kurz still, während Hero kopfschüttelnd dasitzt. Dann öffnet SIE sich wieder. Die Tür. Und heraus kommt das Comeback des Jahres, was so heiß erwartet wurde, wie kaum ein Zweites in dieser Liga. Denn wir sehen eine der höchsten Authoritätspersonen der Liga wieder, die sogar den Sturz des Breads-Regime in ihrer Funktion überlebte und noch immer unantastbar im Chefsessel des Managements sitzt.
Unser Vizepräsident. MOHAMMED, DER FASAN!
Auf dem Arm Bünyamins gelangt der Fasan ins Büro und wird vor Hero auf den Schreibtisch gesetzt, bis diesem vor Ungläubigkeit fast die Augen aus dem Kopf fallen.Er hatte die Liga nicht durchgehend verfolgt.
Braden Hero: Ist das ein Witz?
Der Türke guckt ihn an, während Mohammed mit den Flügeln schlägt. Bünyamin ist von der Frage überrascht. Ist Hero wirklich so dumm? Er muss ihn belehren.
Bünyamin Erdogan: Ein Fasan isch' ein Tier, kein Witz.
Noch immer ist er von der albernen Frage Heros enttäuscht.
Bünyamin Erdogan: Und das ist El Presidente Vize'. Jeder hier kann es dir bestätigen. Er wird mit dir den Vertrag machen, ich dolme...dalmi....dolmettere...übersetze, ok?
Für einen Moment der Stille schlägt Hero die Hände vor den Kopf.
Braden Hero: Ok, machen wir es kurz. Kannst du diesem...Fasan bitte sagen, dass ich einen Vertrag brauche, der mich berechtigt, auch in Zukunft in „seiner“ Liga aufzutreten?
Fasan und Mensch blicken Hero gleichzeitig an und scheinen dabei ähnliches Verständnis der Situation aufzuzeigen. Offenbar liegen sie auf einer Wellenlänge. Das könnte man als Kompliment für Mohammed auffassen, bloß scheint nichts darauf hinzuweisen, dass er in irgendeiner Form den Rest der Familie der Fasane überragt. Also ist dieser Vergleich wohl eher nicht so schmeichelhaft für Bünyamin. Dann gibt Mohammed ein Geräusch von sich.
Bünyamin Erdogan: Er mag dich nicht. Das isch' schonmal ein schlechtes Zeichen.
Der Türke zieht scharf Luft ein.
Braden Hero: Warum mag er mich nicht?
Die Stimme Heros bewegt sich irgendwo zwischen Ironie, Fassungslosigkeit und Wut.
Bünyamin Erdogan: Das weiß ich nicht.
Welch Überraschung. Hero zieht eine Augenbraue hoch und blickt Mohammed in die Augen. Dieser erwidert den Staredown für einen Moment, schlägt dann mit den Flügeln und hüpft von Mohammeds Arm auf den Schreibtisch, wo er nach einem Brotkrümel pickt
Braden Hero: Ich halte den Vizepräsidenten für nicht seriös.
Wütend schlägt der junge Türke auf den Tisch, was Mohammed erschreckt, so dass ihm der Brotkrümel aus dem Schnabel fällt.
Bünyamin Erdogan: WAS!? SOLL ER KRAWATTE TRAG'N ODER AUF NE AUTORENSCHULE DAMIT ETR SERIÖS ISCH?
Hero steht erneut zum Gehen auf.
Braden Hero: Das ist lächerlich. Ich meine, das ist ein Fasan und kein Vizepräsident. Mag ja sein, dass er das Recht für irgendwelche Verträge hat, aber ich halte ihn weder für kompetent oder sonst was. Und witzig ist er auch nicht!
Provozierend legt Erdogan den Kopf schief.
Bünyamin Erdogan: Musch' ein Präsidente ein witzige Kerl sein, oder was los? Florian, zeig bitte etwas Respekt.
Mit dem vor Wut zitternden Finger deutet Bünyamin auf seinen Gegenüber.
Braden Hero: Mein Name ist Braden Hero.
Schulterzucken bei „Bünni“
Bünyamin Erdogan: Du benimmst disch' aber wie ein Florian, du! Und nun rausch' hier!
Er deutet zur Tür.
Bünyamin Erdogan: Mach die Abflug! Das wird für disch' Konsequenzen haben, das verspröche ich dir. Was bildescht du dir denn ein, nur weil du im Land vor unserer Zeit einmal von einer Leiter gehüpft bist? Mohammed überlegt sischer nur noch was er tut zur Bestrafung, ok!??
Der Fasan schlägt mit den Flügeln. Braden Hero guckt ihn an. Der Fasan schlägt erneut mit den Flügeln. Hero schlägt auch. Die Tür zu. Mohammed schaut Erdogan an. Der lacht. Er wartet einen Moment, dann reibt er sich die Hände.
Dann schreibt er etwas auf ein Blatt Papier. Geht zum Stempelkissen und lässt Mohammed den Fuß eintauchen, dadurch gelangt der Fußabdruck, die „Unterschrift“, auf das Dokument. Diabolisches Grinsen bei Bünyamin.
In eiliger Bewegung stürmt Erdogan nach Vollführung dieses Aktes zur Tür und reißt sie auf. Man sieht Hero am Ende des Ganges, wie dieser sich überrascht umdreht. Wie ein Bekloppter lachend wedelt Erdogan mit dem Papier.
Bünyamin Erdogan: WEISCHD WAS DA STEHT!? Bei Niederlage wirschd' keinen Vertrag bekommen!
Und so läuft einer der Teilnehmer des heutigen Main Events wieder durch den Backstagebereich. Nach einem sehr komisch und verwirrenden Segment und noch immer ohne Vertrag, dafür aber mit einigem Druck im Nacken.
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