Mac Müll: „Meine Damen und Herren, begrüßen sie mit mir gemeinsam…“
Noch bevor der GFCW-Hall of Famer die Begrüßung fertig anmoderieren kann, wird ihm das Mikrofon direkt aus der Hand gerissen. Und zwar von niemand geringerem als The End.
Die Kamera fängt End nun schließlich vollends ein, der sich das Mikro vor der Brust hält. Sein Blick verrät, dass er alles andere als gut drauf zu sein scheint, aber das ist, gemessen daran was ihm heute bevorsteht und nach den Ereignissen der vergangenen Ausgabe von War Evening, auch nicht wirklich verwunderlich.
Dabei bricht in der Halle jedoch, inzwischen auch ziemlich lautstarker, Jubel aus. Die Fans sind gehyped dafür End zu sehen, wenn dieser die positiven Reaktionen seitens des Publikums auch nicht so ganz entgegnen kann. Werst zu schätzen, scheint er sie, irgendwo tief in sich drin, vermutlich schon. Aber wer weiß das schon so genau.
Müll hingegen versteht, ohne, dass The End da mit einem Blick nachhelfen muss, dass er nicht länger gebraucht wird.
Man interviewt The End nicht, wenn The End, das nicht will. Und jetzt scheint The End das, was er sagen will, auch ohne Interview sagen zu können. In seinem Gesicht spiegelt sich wider, wie die Wut gerade in ihm zu brodeln scheint, dennoch reißt er sich noch zusammen, schließlich hat er ja bald die Chance dazu sie an Aldo auszulassen.
Und wenn nicht schon bei allem, was vorher passiert ist, dann spätestens seit letzter Show: davon hat er viel mehr als genug.
The End: „Du redest die ganze Zeit von irgendeinem Kampf.“
Während End mit einer Hand das Mikro festhält, bewegt er mit der Anderen die ganze Zeit über aufgeregt seine Finger, als würde er eine Münze dadurch gleiten lassen.
The End: „Einem Kampf zwischen uns, den wir schon ewig führen. Aber du… du scheinst noch immer nicht verstanden zu haben, dass du diesen Kampf nicht mit mir geführt hast. Ich war nie dein Feind.“
The End wirkt überzeugt, als er diese Worte spricht und doch scheint er auch nachdenklich zu sein.
The End: „Ich habe Fehler gemacht, ohne Frage. Und auch ich habe dich nicht immer gut behandelt und vielleicht ist mir all das hier… auch zu Kopf gestiegen. Ich bin kein Heiliger. Vor allem nicht… was deine Zeit hier in der GFCW angeht.“
Ist das da so etwas wie ehrliche, ernstgemeinte… Reue… bei The End?
The End: „Aber früher… ich war es nicht, der sich gegen dich entschieden hat. Ich war es nicht, der dich scheiße behandelt hat. Ich war es nicht, der dich ausgegrenzt hat. Ich habe nur das angenommen, was ich immer gewollt habe…“
‚Eine Familie‘ ist es was End hier sagen will, aber ob es nun Stolz sei, ob End einfach verletzt ist oder was auch immer… er bringt es nicht über die Lippen.
The End: „Ich… habe dir das Wissen weitergegeben, was der alte Mann mir beigebracht hat, ich habe dir den Rücken gedeckt und mich um dich gekümmert, wenn er es nicht getan hat… Du hast Recht, du warst immer der unnütze Sohn, den er nie wollte, aber hatte… aber du warst auch… der unerwartete Bruder, den ich nie hatte… aber gebraucht habe.“
Ungewohnte Worte. Zum ersten Mal scheinen wir nun wirklich, tiefergreifende Eindrücke von der Beziehung zwischen The End und Aldo Nero zu bekommen. Und noch viel wichtiger: zum ersten Mal scheint The End aus seiner Perspektive zu schildern, was damals vorgefallen ist und wie die Beiden aufgewachsen sind.
Ja, haben wir überhaupt schon mal persönliche Informationen von The End selbst bekommen? Wer, wie, was? War End nicht der böse und Aldo der arme, vernachlässigte Sohn? Steckt da vielleicht doch mehr dahinter, als uns Aldo Nero und James Corleone jemals wissen lassen wollten? Mehr dahinter, als Aldo vielleicht tatsächlich mitbekommen und wahrgenommen hat? The End läuft noch immer aufgeregt hin und her. Es scheint ihn tatsächlich immer mehr zu beschäftigen.
The End „öffnet“ sich zum ersten Mal ein kleines bisschen. Vielleicht, weil die Reaktionen der Fans der letzten Wochen ihm gezeigt haben, dass es „ok“ ist sich auch mal zu öffnen. Das hat Corleone ihm nie so wirklich suggeriert.
Oder aber… naja, vielleicht gehört all das auch nur zu Ends psychologischer Kriegsführung. Denn wenn man etwas von James Corleone lernen kann, dann sich eben niemals zu öffnen oder sich in die Karten schauen zu lassen und die anderen immer das glauben zu lassen, von dem sie es wollen, dass sie es glauben.
In jedem Falle wird klar, diese Familie mit End, Aldo und James Corleone… sie ist komplex. Und wie jede Geschichte, hat auch diese hier zwei Seiten.
The End: „Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig, was? Es geht nicht mehr darum, was früher war, es geht darum, was jetzt sein wird. Du willst an seiner Seite groß werden, der nächste Top-Star der GFCW. Er mit all seinen Plänen und Ideen. Wo wäre ich hingekommen, ohne all das? Aber naja, einiges davon war auch nicht so gut, wo wäre ich jetzt, hätte ich alles tatsächlich so gemacht, wie er wollte? Was bedeutet meine Karriere ohne James Corleone? Das ist die große Frage.“
End bleibt stehen. Er redet wirr, aufgebraust, wütend, aber auch ein Stück verloren.
The End: „Aldo, ich sag dir, was jetzt passieren wird. Er wird dich ausbilden, er wird dich manipulieren, er wird dich ausnutzen. Er wird dir helfen, ohne Frage, aber nur so lange, wie er selbst was von dir hat. Denke nur nicht nach, habe keinen eigenen Willen, tu nur das, was er dir sagt und du bist der beste Schüler, den sich James Corleone wünschen kann…“
Man erinnert sich an das Gespräch zwischen Aldo und Corleone etwas früher an diesem Abend. Da gab es durchaus eine Aussage von Mister Purple, die sinngemäß genau das widerspiegelt.
The End: „Aber all das willst du sicher nicht hören, das wollte ich auch nie und letztlich, ist es eh vollkommen egal, denn heute… werde ich deine Karriere beenden, noch bevor sie richtig angefangen hat. Und damit auch die Karriere von James.“
Eine weitere Auffälligkeit: zum ersten Mal sagt The End nicht „Mister Corleone“ sondern nennt seinen ehemaligen Mentor abfällig beim Vornamen.
The End: „Denn wenn du erledigt bist, mit wem soll er dann angekrochen kommen, hm? Ich war immer die einzige Option. Immer. Du hingegen warst nicht mal Plan B oder C, sondern lediglich der Notnagel, wenn alle Stränge reißen.
DAS ist der Kampf, den du dein ganzes Leben lang geführt hast, auch, wenn du zu blind bist, das zu erkennen. Der Kampf gegen James Corleone und darum ihn endlich von dir zu überzeugen. Und ich… und Sal… wir waren dabei immer auf deiner Seite, auch, wenn es vielleicht nicht immer so aussah. Und heute wirst du diesen Kampf verlieren, ein für alle Male, wenn ich mit dir fertig bin und ihm gezeigt habe, dass das die schlimmste Entscheidung seines Lebens war.
Du wirst verlieren und damit wird er bestätigt, dass er immer Recht damit hatte, NICHT auf dich zu setzen.“
The End verstummt für einen Moment.
Er hat sich all diese Gedanken für die letzten Momente vor seinem Match mit Aldo aufbewahrt. Vielleicht aus taktischen Gründen, vielleicht kann er Aldo so genug verunsichern und ihm das Match kosten, aber tatsächlich hört man doch sehr viel Frust aus The Ends Stimme.
Der coole End, der toughe End, der starke End… auch er ist am Ende des Tages nur jemand, der eine Familie wollte. Das war er immer und vielleicht hatte er diese mit Aldo Nero und mit James Corleone gefunden.
Und jetzt haben sich beide GEGEN ihn verbunden. Beide sind heute seine Feinde. Er hat nichts mehr.
Außer… die Unterstützung der Fans. Man hört aus dem Hintergrund nun wieder langsam sich aufbauenden Jubel. The End allerdings bekommt davon recht wenig mit.
The End: „Denk immer dran, DU wolltest diesen Krieg. DU siehst mich als deinen Feind. DU hast mit all dem hier angefangen… und ich… bring das jetzt zu Ende.“
So ganz richtig mag das nicht sein, wenn man sich daran zurückerinnert, wie The End mit Aldo Nero nach Doom’s Night umgegangen ist oder naja generell, seitdem Aldo hier in der GFCW ist. Aber man konnte stets auch nicht abstreiten, dass End zumindest im Ansatz so etwas wie Mitleid mit ihm empfunden hat.
Man wusste immer, dass da mehr dahintersteckt. Jetzt hingegen ist wohl alles zu spät. Jetzt heißt es Bruder gegen Bruder. Bis aufs Blut. Bis zum bitteren Ende.
…
The End steht mit dem Blick zur Kamera und eigentlich sollte auch gerade weggeschalten werden, da eigentlich alles gesagt ist, da… wandert Ends Blick hinter und neben die Kamera. Daraufhin wird auch direkt herausgezoomt.
End hat Besuch bekommen und dieser wird nun auch mit eingefangen.
Familie. Eine Sache, über die der Mann, der dort einige Meter entfernt steht und The End mit verschränkten Armen ansieht, auch mehr als nur ein Lied singen kann.
Drake: „Familie, hm?“
Da steht er. Einen Fuß dick einbandagiert. Die Stirn getackert. Doch er steht.
Er sieht The End nicht wütend an. Nichtmal sonderlich starr. Er blickt ihn einfach nur an. Ein wenig interessiert. Vielleicht ein wenig mitleidsvoll. Vielleicht auch planend. Wer weiß, was in Vaughns Kopf geschieht.
Familie. Ein großes Motiv in Ends Leben.
Und vor ihm steht nun der Mann, der einst – hier in der GFCW – zu seiner „Familie“ in Form von Leviathan gehört hat. Zumindest mag das End stellenweise so gesehen habe. Auch er hat sich gegen ihn gestellt, auch er hat ihn betrogen.
Und genau vor einem Jahr, hat The End ihn dafür bestraft.
Wir Aldo Nero heute das gleiche Schicksal widerfahren?
Nach all der Aufregung, der Wut und der unüberhörbaren Verzweiflung in Ends Worten, muss er hier beim Aufeinandertreffen mit Drake sogar… schmunzeln.
Das ist das erste Mal, seit Drake wieder da ist, dass The End auf ihn trifft. Das erste Mal seit einem Jahr, dass die Beiden sich gegenüberstehen… … Aber hier gibt es nichts zu sagen.
Ends Blick wird wieder ernst. Er hypnotisiert Drake für einige Sekunden, bei dem wohl die wildesten Gedanken an vergangene Tage, Matches und Schlachten durch seinen Kopf gehen. Leviathan hat lange Zeit Ends Karriere bestimmt, dann hat er sie besiegt und aus der GFCW verjagt. Nun sind alle wieder da…
… aber jetzt sind sie nicht mehr sein Problem.
Leviathan ist nicht (mehr) sein Feind. Diese „Familie“ ist nicht mehr sein Feind. Sein Feind ist jetzt seine „richtige“ Familie.
End schnieft durch und dann „verabschiedet“ er sich quasi mit einem Blick von Drake. Keinem gehässigem, nicht mal zwangsläufig einem bösen. Irgendwo zwischen gleichgültig und vielleicht sogar etwas nostalgisch, aber definitiv abgeschlossen.
Jetzt hingegen muss sich End auf sein aktuelles Problem kümmern und damit verschwindet er nun bis seine große Schlacht beginnt.
Drake: „viel glück...“
Die generische, instrumentale Rockmusik des GFCW-Förderkaders tönt durch die Barclays Arena und löst - neben obligatorischen Jubelrufen - bei einigen der Zuschauer Stirnrunzeln aus: Sitzen Fleestedt, Homeboy und Rantanen nicht bereits am Ring, seit Eröffnung der Show schon? Wer also kommt da? Sekunden später jedoch ist die Irritation verflogen. Denn durch den Vorhang schiebt sich nicht ein Wrestler, sondern der bullige Körper des GFCW-Nachwuchschefs, Mirkan Uysal. Das Ruhrpott-Original trägt eine einfache Jeans und ein Kapuzenshirt mit dem Aufdruck das Kaderlogos, nach einem großen Aufzug ist ihm also trotz des Anlasses nicht. Und auch ansonsten macht Uysal den Eindruck, vor allem rasch zum Ring kommen zu wollen und sich nicht mit Beiläufigkeiten aufzuhalten. Er nickt zwar einigen der Fans entlang der Rampe höflich zu, ist ansonsten jedoch schnellen Schrittes unterwegs.
Pete: „Sven, Mirkan sieht angespannt aus. Und dazu hat er auch allen Grund, nicht wahr?“ Sven: „Mich sollte es stören, dass du mich als Nacherzählungsinstrument missbrauchst, Pete…aber ich will mal nicht so sein: Ja, er hat Grund zur Anspannung. Nicht nur, dass es für den Förderkader ergebnistechnisch schlecht läuft, nun ist auch noch Mike Janus aus Frust freiwillig zurück zu GTCW gegangen.“
Wir erinnern uns an die Newsmeldung, die einige Tage vor Title Night durch die GFCW-Galaxy ging: (https://gfcw.iphpbb3.com/forum/37021772nx67372/gfcw-news-f7/eklat-im-foerderkader-wrestler-tritt-freiwillig-aus-t171.html?sid=a063a83e3554f900f203d21daf8d76af#p621) Nun hat Uysal einiges aufzuklären: Wie geht es weiter? Gibt es Ersatz für Mike Janus? Mittlerweile ist der gebürtige Dortmunder im Ring angekommen, hat von Laura ein Mikrofon gereicht bekommen und scheint bereit, Antworten zu geben.
Mirkan Uysal: „Wer Wrestlingfan ist und die letzten Tage nicht verschlafen hat, der weiß, warum die Drei dort…“
Mit ausgestrecktem Finger deutet Uysal auf eine Stelle im Publikum. Die Kameraregie schaltet schnell und blendet Rasmus Rantanen, Jakob Fleestedt und Homeboy ein. Das Trio sitzt noch immer auf den Zuschauerplätzen, die ihnen für heute zugedacht wurden, und verfolgt nun mit ernster Miene den Auftritt ihres Chefs. Freudig sehen Fleestedt und Rantanen nicht aus, es schmerzt sie sichtlich, heute nicht im Ring stehen zu dürfen. Über Homeboys Ausdruck lassen sich aufgrund seiner Maske keine Aussagen treffen.
Mirkan Uysal: „…heute keinen vierten Mann bei sich haben. Mike hat sich dazu entschieden, bei uns hinzuwerfen. Ich könnte nun einiges machen, um darauf zu reagieren. Ich könnte nachtreten, mangelnde Leistung oder mangelnden Ehrgeiz bei ihm ankreiden. Aber ich glaube, über dieses Stadium des Frusts hinweg zu sein. Als Trainer sollte ich mir nicht alles zu Herzen nehmen, was jemand an mir und meinen Entscheidungen kritisiert…aber ich sollte auch nicht einfach alles ignorieren.“
Er zieht die Augenbrauen hoch.
Mirkan Uysal: „Ich wäre ein schlechter Trainer, wenn ich verbissen auf meinem Standpunkt beharre und meine, immer alles richtig zu machen. Vielleicht habe ich tatsächlich einige falsche Entscheidungen rund um den Förderkader getroffen. Auch wenn ich Mikes Entscheidung deshalb noch lange nicht nachvollziehen kann. Aber ich komme gerade von einem Gespräch mit Dynamite, weil ich mich mit ihm über die Situation beraten habe.“
Die Erwähnung des Ligenchefs kommt gut an. Claude Booker ist es, dem die 16.000 Zuschauer letztlich zu verdanken haben, dass sie hier sein können, im 23. Jahr der Liga – und dafür ist man dem Präsidenten dankbar.
Mirkan Uysal: „Es war ein gutes Gespräch. Besonders jedoch ist mir ein Satz im Kopf geblieben, den Claude zu mir gesagt hat. Er sagte, dass er meine Entscheidung von vor zwei Wochen nachvollziehen kann, als ich den Blankovertrag für ein Match bei Title Night verfallen ließ, um meine Jungs im Förderkader zu bestrafen. Er sagte aber auch…“
Durchatmen, kurze Pause. Dann setzt Uysal neu an.
Mirkan Uysal: „…dass die Botschaft vielleicht längst angekommen ist. Dadurch, dass ich es ANGEKÜNDIGT habe – und er stellte in Frage, ob ich es wirklich bis zum bitteren Ende DURCHZIEHEN muss mit meiner Weigerung, den Blankovertrag einzusetzen. Hintergrund dessen war natürlich Mikes Entscheidung und der mögliche Frust bei den anderen Jungs.“
Wieder schwenkt die Kamera zu den 3 verbliebenen Mitgliedern des Förderkaders. In ihren Mienen ist nicht abzulesen, wie sie zu Janus‘ Entscheidung stehen. Sie verfolgen Uysals Worte ungerührt.
Mirkan Uysal: „Kurzum: Er bat mich, darüber nachzudenken, ob ich es nicht bei meinem Warnschuss belassen möchte, der nun zwei Wochen nachhallen konnte, und ob ich nicht diesen Vertrag…“
Der Nachwuchschef zieht ein Dokument aus der Tasche und hält es in die Luft.
Mirkan Uysal: „…doch noch einsetzen will.“
Leichte Unruhe macht sich im Publikum breit. Was Uysals dort erzählt, deutet in Richtung eines spontanen Matches, oder etwa nicht? Vorfreudig jubeln einige Teile des matchhungrigen Publikums.
Mirkan Uysal: „Und ich habe ihm letztlich zugestimmt.“
Nun haben es auch die letzten Zuschauer verstanden und es wird ein gutes Stück lauter, als Uysal den Vertrag in die Kamera hält.
Mirkan Uysal: „Strafe musste sein. Aber zur Feier des Tages, für diesen herrlichen Anlass namens Title Night, gebe ich eine zweite Chance. Das bedeutet: Ein Match für den Förderkader. Einen zusätzlichen Fight für euch Fans. Unter einer Bedingung: Es gibt den Kampf, den ICH als Entscheidungsträger will…und den ich vor zwei Wochen schon geplant hatte.“
Uysal dreht sich in die Richtung, wo die Förderkadermitglieder sitzen.
Mirkan Uysal: „Jakob, Homeboy. Kommt zum Ring, bitte.“
Das angesprochene Duo tauscht einen Blick aus. Die Augen von Jakob Fleestedt funkeln, während Homeboy geradezu zusammenzuckt. Rasmus Rantanen hingegen zieht eine Schnute und verschränkt die Arme vor der Brust. Er fühlt sich übergangen und schafft es nicht ganz, das zu überspielen. Der Kieler spielt mit der Kreuzkette, die vor seiner Brust baumelt und versucht, möglichst unbeteiligt auszusehen. Währenddessen, durch eine Schneise im Publikum, gelangen Fleestedt und Homeboy Richtung Ring. Es ist der Maskierte, der von Uysal besonders intensiv betrachtet wird.
Mirkan Uysal: „Vor zwei Wochen habe ich diesen Kampf noch abgesagt, weil du, Homeboy, angekündigt hast, dass du freiwillig verlieren würdest.“
Ein Grinsen breitet sich im Gesicht Fleestedts aus. Ihm gefällt die Erinnerung daran, wie er einmal mehr Homeboy in die Schranken verwiesen hat – dem Mann, der ihn aus unbekanntem Grund hörig ist.
Mirkan Uysal: „Bloß habe ich in den letzten zwei Wochen noch etwas anderes entschieden: Warum soll ich mir von dir auf der Nase herumtanzen lassen? Letztlich ist es Liga, bin ich es, der am längeren Hebel sitzt. Deswegen, Homeboy, wirst du jetzt gegen Jakob Fleestedt antreten…“
Er macht einen Schritt auf den Maskierten zu, der mittlerweile im Ring angekommen ist. Homeboy steht verschüchtert in der Ringecke.
Mirkan Uysal: „…und du wirst alles geben. Weil ich es dir als Leiter des Förderkaders befehle. Fördern und fordern, unser Motto. Ich werde heute keine Rücksicht mehr auf deinen ungewöhnlicher Charakter nehmen, du musst kämpfen.“
Die Kamera zoomt an Homeboy heran. Sein Gesicht ist nicht zu sehen, doch der Mann darunter schluckt heftig, wie am Tanz des Adamapfels erkennbar ist. Homeboy scheint nach einem Ausweg zu suchen, doch Uysals Andeutung war eindeutig. Er blickt hilfesuchend zu seinem Peiniger, zu Jakob Fleestedt. Und der hebt das Mikrofon.
Jakob Fleestedt: „Sorry, Mirkan, aber das wird unser Homeboy nicht tun. Er würde niemals gegen mich, seinen allerbesten Freund kämpfen. Nicht wahr?“
Ein hämisches Lachen schließt Fleestedts Worte ab. Aufforderung steht gegen Aufforderung, Fleestedt gegen Uysal: Soll Homeboy nun alles geben oder sich einfach hinlegen? Während der Maskierte zwischen den Gegensätzlichkeiten hin- und hergerissen ist, steht er im Ring
Jakob Fleestedt: „Leg dich hin, Homeboy. Sofort. Oder du weißt…“
Die Stimme des Riesaers nimmt einen bedrohlichen Tonfall an.
Jakob Fleestedt: „…was passieren wird.“
Er macht einen Schritt auf Homeboy zu. Währenddessen slidet Ringrichter Mike Gard am Bildrand in den Ring, er ist der Offizielle, der auserkoren wurde, diesen Fight zu leiten.
Jakob Fleestedt: „Leg dich hin. Schenke mir einen Title Night-Sieg.“
Fleestedt reicht das Mikrofon an den Ringrichter. Offenbar hat er alles gesagt, was er wollte. Und nun will er Action, wobei der Begriff in Anführungszeichen zu setzen ist. Er will einen geschenkten Sieg für die Statistik. Homeboy steht da wie zerrissen. Blickt zwischen Jakob und Mirkan hin und her. Vor zwei Wochen noch, in ähnlicher Situation, hat er nachgegeben und war der Anweisung Fleestedts gefolgt. Und nun? … … Entscheidet Homeboy wieder genauso. Er legt sich auf den Rücken in die Ringmitte.
Jakob Fleestedt: „Brav.“
Das hört man im euphorischen Tonfall auch ohne Mikrofon. Fleestedt schlendert ebenfalls in die Ringmitte, wo Homeboy bereits liegt. Er wirft einen Blick zu Mike Gard, damit dieser die Ringglocke läutet. Der Blick wird zunehmend ungeduldiger. Und Gard ist bereit, den Dienst zu tun, läuten zu lassen. Da zerschneidet Uysals Knurren die Szenerie.
Mirkan Uysal: „Stop. Sofort.“
Fleestedt und Gard drehen eingeschüchtert ihre Köpfe in Richtung des Nachwuchschefs. Selbst Homeboy setzt sich auf, um den Dortmunder besser betrachten zu können.
Mirkan Uysal: „Steh auf, Homeboy.“
Zögerliches Kopfschütteln. Homeboy bleibt in Verliererposition.
Mirkan Uysal: „Steh auf, bevor ich die Security hole. Denn du bist kein Teil des Förderkaders mehr.“
Stille. Ein Moment. Ein offener Mund Homeboys, auch unter der Maske zu erkennen. Dann springt er auf und es sieht kurz so aus, als wolle er etwas sagen. Aber da kommt nichts. Er bleibt weiter stumm.
Mirkan Uysal: „Es ist mir mittlerweile egal, was Fleestedt gegen dich in der Hand hat. DU bist es, der nicht kämpfen will. Und unter solchen Bedingungen kann ich nicht mit der arbeiten. Ich kann nicht einen der begehrten vier Plätze für jemanden freihalten, der die Arbeit verweigert. Geh, Homeboy. Du bist draußen.“
Homeboy steht da, die Arme hängen an der Seite schlaff herunter. Er ist konsterniert, braucht einen Augenblick, um die Situation zu verarbeiten. Auch Fleestedt fehlen die Worte. Fröhlich sieht er nicht aus – zwar wird sein „Feind“ gedemütigt, doch damit verliert Jakob auch das Spielzeug, welches ihm so viel Freude gemacht hat. Flehend tritt Homeboy an Uysal heran. Doch dieser schüttelt mit dem Kopf. Es ist eindeutig. Keine Chance, dass er es sich noch einmal anders überlegt. Die Entscheidung steht: Homeboy muss den Förderkader verlassen.
Mirkan Uysal: „Selbst schuld, Junge. Wer nicht kämpfen will, muss gehen.“
Homeboys hängende Schultern drehen sich mit dem Rest des Körpers herum, als er auf die Seile zuschlurft, um sich seinem Schicksal zu ergeben. Doch dann, nach einer Sekunde Denkpause, geht ein Ruck durch seinen Körper.
Homeboy: „Es war von Beginn an keine gute Idee.“ Pete: „Er kann sprechen!“
Mit einer fließenden Bewegung hatte Homeboy das Mikrofon aus Uysals Hand genommen. Nun steht er in der Mitte des Ringes und scheint zu überlegen, ob er wirklich reden soll. Aber nachdem der Schritt erst einmal gegangen ist, nachdem die erste Worte das Schweigegelübde gebrochen haben, gibt es kein Zurück mehr.
Homeboy: „Macht keinen Unterschied, ob ich jetzt gehe und dadurch entlassen werde. Oder ob Jakob mein Geheimnis enthüllt und ich dadurch rausfliege.“ Pete: „Sven, die Stimme…“
Der Maskierte dreht sich zu Jakob Fleestedt, der unsicher in die Ringecke zurückgegangen ist. Ihm gefällt nicht die Entwicklung, die das hier nimmt. Die Karten, die er in der Hand hatte, sind im Begriff, wertlos zu werden.
Homeboy: „Wenn ich nicht kämpfe, fliege ich raus. Wenn ich kämpfe, sorgt Jakob dafür, dass ich rausfliege. Wie ich sagte: War von Beginn an…“
Er stockt. Steht in der Mitte des Ringes, beobachtet von Uysal, Fleestedt, Gard und 16.000 Zuschauern.
Und greift sich an die Maske.
Homeboy: „…keine gute Idee.“
Langsam zieht er sich die Maske vom Kopf. …
…
…
…
Timo Schiller: „Alles, was ich wollte, war noch einmal ganz neu anfangen.“
Der blonde Dortmunder, das Urgestein des Performance Centers, blickt Mirkan Uysal aus großen Augen an. Sein Haar ist plattgedrückt durch die enganliegende Maske.
Timo Schiller: „Damals, als Aiden und ich die erste Generation der Nachwuchsförderung waren…das war magisch. Da war Energie, die mich beflügelt hat. Sie hat mich ganz nah dran gebracht, meinen Lebenstraum zu erfüllen. Wrestler zu sein. Für die Liga aus meiner Heimatstadt.“
Er seufzt.
Timo Schiller: „Aber dann lief so viel schief, verdammt. Ich betrog Keek, schloss mich einem Lügner an. Wurde entlassen. Bekam eine neue Chance…“
Eine Anspielung auf sein Gastmatch gegen Viggo zu Beginn des Jahres?
Timo Schiller: „…und dann eine zweite und dritte Chance und alle habe ich sie vergeben.“
Niederlagen gegen Beksultan Pekanov und Darragh Switzenberg. Naheliegenderweise das, worauf Schiller sich bezieht.
Timo Schiller: „Heute ist Title Night. Meine ehemaligen Weggefährten Aiden Rotari und Ask Skógur, die Wrestler, mit denen ich vielleicht am meisten gemein habe, sind an der Spitze angekommen. Im Main Event. Und ich…“
Ein trauriger Blick zu Boden.
Timo Schiller: „…habe so sehr versagt, dass man mir nicht mal mehr einen Vertrag gibt. Ich bin Mitte Zwanzig und muss meinen Lebenstraum aufgeben, gelte als verbrannt.“
Die ehrliche Erkenntnis Schillers führt zu Jubel im Publikum, er ist als Aufmunterung gedacht. Doch Schiller schenkt dem keine Beachtung.
Timo Schiller: „Ich war gestrandet und wusste nicht, wie ich von dieser Insel des Versagens entfliehen kann. Da hörte ich eines Tages Gerüchte, dass das Nachwuchskonzept der GFCW neu gedacht wird. Dass man einen Förderkader plant und dass Leute von Außerhalb eine Chance bekommen würden. Ich spürte, dass es vielleicht wieder eine solche Magie entfesselt, wie damals, als das Performance Center aus der Taufe gehoben wurde. Doch von außerhalb…das wäre ich nur, wenn ich zu jemandem anders werde.“
Der Dortmunder hebt die Homeboy-Maske in die Luft. Das ist es, was ihn zu jemand anderem gemacht hat. Ihm eine neue Identität gab.
Timo Schiller: „Ich wollte ganz neu anfangen. Noch einmal von Beginn an teil eines Aufbruchs sein. Keine Vorteile durch meinen Namen haben, aber auch die ganzen Niederlagen abschütteln, die mich auf die Tribüne gebracht haben. Also wurde ich zu Homeboy. Und es war vielleicht von Beginn an eine dumme, naive Idee…die noch viel dummer dadurch wurde, als Fleestedt mit schon an unserem ersten Abend in der Kabine enttarnte, mir mein Geheimnis entlockte. Würde er es aufdecken, würde das meinen sofortigen Abschied bedeuten, das wusste ich immer.“
Wieder gibt es aufmunternden Jubel für Schiller, bei der Erwähnung von Fleestedt hingegen gibt es Buhrufe. Erschrocken reißt der Riesaer die Augen auf.
Jakob Fleestedt: „Was soll das? ER…“
Fingerzeig auf Schiller.
Jakob Fleestedt: „…ist der Betrüger. ER hat einem echten Indie-Talent die Chance genommen und das System Förderkader unterwandert. Timo Schiller wollte sich einen Vertrag erschleichen und dafür wird er bejubelt?“
Gegen die Underdog-Sympathie Schillers kommt auch Fleestedts Wutrede nicht an. Die Zuschauer bejubeln Timo weiterhin.
Timo Schiller: „Mirkan.“
Er wendet sich Uysal zu und geht auf die Bemerkung Fleestedts nicht ein.
Timo Schiller: „Ich weiß, dass ich von Beginn an nicht für den Förderkader zugelassen war, weil ich kein Rookie bin. Ich habe mir diesen Platz erschlichen und einem anderen die Chance genommen. Dafür gibt es keine Entschuldigung außer meinen Egoismus. Aber ich will dir noch sagen, dass es mir leidtut.“
Nachdem es ausgesprochen ist, senkt Schiller das Mikrofon und gibt nicht Uysal zu. Dieser nickt zurück. Ob er die Entschuldigung angenommen hat oder nicht, ist nicht klar. Uysal macht jedenfalls keine Anstalten, Schiller zurückzurufen.
Timo Schiller: „Nachdem Jakob mich enttarnt und erpresst hatte, war dieses ganze Vorhaben zum Scheitern verurteilt und das Ende ließ sich nur herauszögern, nicht verhindern. Nun ist dieses Ende da. Ich werde gehen. Es gibt nur eine Sache, die ich vorher noch tun will.“
Der traurig dreinblickende Dortmunder reicht das Mikrofon an Mirkan Uysal zurück.
Timo Schiller: „Ich kann nicht wie Ask Skógur und Aiden Rotari sein, wie meine alten Weggefährten. Aber ich kann heute zumindest etwas tun, was ich seit Wochen tun wollte.“
Ein Ruck geht durch den muskulösen Körper Schillers und er stürmt voran. Nimmt trotz kurzer Entfernung Speed auf.
LARIAT GEGEN FLEESTEDT!
In Schillers Schlag steckt die Wut nach Wochen der Demütigung. Als Jakob Fleestedt krachend auf die Matte fällt, springen große Teile des Publikums vor Freude auf. Endlich bekommt der Bully Konsequenzen für sein Verhalten. Nun hat „Homeboy“ Timo Schiller nichts mehr zu verlieren und das hat sich in der Attacke gezeigt. Schiller betrachtet zufrieden sein Werk, den auf der Matte sich windenden Fleestedt. Dann jedoch kehrt die Traurigkeit in sein Gesicht zurück und er geht durch die Seile auf den Apron. Ein letzter Blick zurück. Dann war es das für ihn in der GFCW.
Mirkan Uysal: „Timo, warte.“
Die Hand Uysals legt sich auf Schillers Schulter, gerade als dieser vom Apron springen wollte.
Mirkan Uysal: „Du hast Recht, deine Maskerade war falsch. Du hast den Förderkader unterwandert und die Regeln gebrochen. Und deswegen bekommst du von mir auch keinen Platz hier im Kader.“ Das war Schiller zwar klar, doch es ausgesprochen zu hören, ist ein weiterer Magenschlag.
Mirkan Uysal: „Aber wenn du schon einmal hier bist und ich diesen Blankovertrag in der Tasche habe. Ich glaube, Jakob verdient mehr als eine einzige Lariat. Und den Fans…“
Großer Schwenk über die Zuschauermassen.
Mirkan Uysal: „…habe ich ein Match versprochen. Als komm, Timo, und biete den Leuten die Show, die sie wollen. Und diesmal bin ich mir sicher, dass du dich nicht zurückhältst.
In den Augen Schillers flackert es. Dann schiebt sich ein unsicheres Grinsen auf die Lippen des Dortmunder. Ja, er kann nichts gewinnen – zumindest keinen Vertrag. Aber zu verlieren hat er auch nichts. Nichts mehr, seitdem seine Identität gelüftet ist. Ein bemerkenswert klarer Zustand, der Platz lässt für das eine.
Für Rache.
Was man nach dem Match hört, ist nur der Jubel der Fans – durch Schillers unerwarteten Auftritt hat die Regie wohl noch einmal die passende Musik parat. Doch das stört die feiernden Hamburger Fans nicht, sie sind zufrieden über den spontanen Fight und vor allem über den Sieger. Timo Schiller, der als „Homeboy“ in den Tag gestartet war, ist wieder er selbst. Er konnte sich, und das freut das Publikum besonders, für Monate der Demütigung an Jakob Fleestedt rächen. Timo Schiller ist siegreich. Aber zurück ist er deshalb nicht. In Schillers Jubel mischt sich auch eine Spur Traurigkeit. Zwar konnte er die Rache vollenden, aber er weiß auch: Sein unrechter Run im Förderkader ist zu einem Ende gekommen. Er kann nicht Teil von etwas sein, was nicht für ihn gedacht. Wofür er seine Identität fälschen musste. Und damit ist sein Run in der GFCW zu Ende. Wieder einmal. Oder? Der Dortmunder schickt einen hoffnungsvollen Seitenblick in Richtung Mirkan Uysal, der am Ring beim Zeitnehmer sitzt. Zwar applaudiert der Dortmunder seinem „Mitbürger“, dem anderen Dortmunder, aber Uysal macht keine Anstalten, das Mikrofon zu greifen. Wenn Timo gehofft hat, ein Sieg würde seinen Abschied in eine Cinderella-Story verwandeln, dann lag er falsch. Kein weißer Ritter kommt mit einem Vertrag zur Rettung. Und so muss er, trotz aller Siegeseuphorie sich eingestehen: Das dürfte es für ihn gewesen sein. Zumindest hier und jetzt wird er keinen Vertrag erhalten, darf nicht auf Uysals Gnade hoffen. Nachdem der Jubel der Fans verebbt ist, rollt sich Timo Schiller aus dem Ring und marschiert die Rampe entlang Richtung Vorhang. Zwei Herzen schlagen in seiner Brust um die Wette, das der Enttäuschung und das der Freude. Denn falls das hier nur One-Night-Only war, so kann man ihm zumindest eine Erfahrung nicht nehmen: Vor sechszehntausend Fans zu gewinnen, beim größten Event seiner Traumliga. Ein Stück weit ist Schiller das gelungen, was er ersehnt hatte: Sich wie seine einstigen Weggefährten Aiden Rotari und Ask Skógur zu fühlen. … … … Nachdem Timo Schiller verschwunden ist und mit seinem Abschied eine Spur von Melancholie die Hallenatmosphäre bestimmt, kämpft sich Jakob Fleestedt auf die Beine. Der Riesaer ist keiner, dem man Anstandsapplaus nach einem guten Match gibt. Nein, auch zwei Minuten nach der Ringglocke freut man sich noch gehässig, dass er die Rechnung für sein Verhalten bekommen hat. Entsprechend grimmig ist der Ausdruck des Unsympathen als er sich auf den Apron begibt, um von dort seinen Weg Richtung Backstagebereich anzutreten.
Mirkan Uysal: „Jakob, warte.“
Lust auf ein Gespräch hat der Bully nicht, aber wenn der Entscheidungsträger ruft, muss er gehorchen. Fleestedt hält sich den schmerzenden Rücken und dreht sich langsam zu Uysal um, der in den Ring gekommen war.
Mirkan Uysal: „War es das wert, hm? War es dir so wichtig, jemanden zu demütigen, jemanden in der Hand zu haben, dass du dafür deine Sympathie bei den Fans geopfert hast? Als du damals in Riesa als Wildcard kamst, warst du ein Underdog, den man mochte. Aber die Seite von dir, die du seit Brainwashed zeigst, ist verwerflich. Wenn du über Timos Identität Bescheid wusstest, hättest du es sagen können, anstatt es auszunutzen.“
Fleestedt blickt zu Boden. Doch nicht schuldbewusst, nein, vielmehr um dem Gespräch aus dem Weg zu gehen. Bockig geradezu.
Mirkan Uysal: „Dein Verhalten stört mich, ja. Doch weißt du, was mich noch mehr stört? Dass du gedacht hast, mit deinem „erzwungenen“ Diener kannst du selbst auf Sparflamme kochen und schon irgendwie durchkommen. Doch nun schau dich an. Du hast schon wieder verloren, wie auch bei jedem Match zuvor. Ganz ehrlich: Vielleicht bist du der talentierteste aus dem Förderkader, der ungeschliffene Rohdiamant. Aber Talent nützt nichts, wenn es vom Kopf nicht passt, wenn der Ehrgeiz in falschen Bahnen ist.“
Uysal macht einen Schritt auf Fleestedt zu. Dieser steht noch immer auf dem Apron, sein Blick ist eisig.
Mirkan Uysal: „Und deswegen…ist heute auch dein Weg im Förderkader zu Ende. Geh.“
Weit aufgerissene Augen bei Fleestedt, schadenfroher Jubel im Publikum. Protest bildet sich auf Fleestedts Gesicht, aber ihm helfen die Worte. Nach Sekunden der Stille ist alles, was er rausbekommt, ein gekeuchtes „Das kannst du nicht machen, Mann.“ Aber Uysals Miene ist wie aus Stein gemeißelt. Kein Mitleid. Er trifft hier die Entscheidungen.
2 Tage vor der Show
Einmal mehr
ist es Hamburg. Das Schicksal hat so seine eigenen Vorlieben. Es
hat so seine eigenen Wege. Für einen Kampf, in dem so oft
die Vergangenheit beschworen und niedergerissen wurde irgendwie
dann doch ein passendes, wenn auch fast schon ironisches Setting.
Es ist Zane, der neben Luna marschiert, deren weißer Wintermantel am unteren Rand doch schon dem Matsch zum Opfer fiel. Ihre Hände liegen in den Taschen, Levys Ohren leuchten ein wenig rot unter den violetten Haaren hervor, während Rosario ohne den wärmenden Effekt einer Haarpracht dann doch die Mütze gewählt hat. Leicht wippt sie im Takt der Musik, welche aus dem Lautsprecher an Zanes Rucksack dringt. Abseits des Wahnsinns der Arena und der Hektik der Großstadt scheint sich selbst für GFCW-Wrestler*innen und Straßenrebellen noch Idylle zu finden.
Zane:
„Bringt Erinnerungen hoch irgendwie.“
Zane:
„Luna und… HNGMHAJY“
Zane: „Ich schulde Drake absolut gar nichts. Das weiß ich. Und weißt du was? Er behauptet das auch nicht. Ich stelle mich mit in diesen Kampf, weil. Ich. Möchte. Drake will in Business für sich selbst gehen? Okay cool. Aber ich habe das Gefühl es ist besser, mit da zu sein. Und vielleicht ist es bevormundend, aber ich werde bei dir genau dasselbe tun, wenn ich das Gefühl habe, du brauchst jemanden, der dir den Rücken deckt, oder dich auffängt oder dich weiterschiebt.“
In dieser Personenkonstellation Luna als diejenige zu erleben, die den Kopf senkt, während ein harter Blick auf ihr ruht, ist wohl nicht, was zu erwarten gewesen wäre. Nach einigen Sekunden der Stille wird sie von dem Einschlagen einiger Regentropfen auf dem matschigen Untergrund durchbrochen.
Luna:
„Alright Zane. Tut mir leid.“
Luna:
„Wir werden alle unsere neuen Rollen finden. Hoffe
ich.“
Zane: „Aber ja. Wir sind wieder da.“
Pete: "Ein Titelmatch ist vorbei, eines erwartet uns im Main Event - und eines als Nächstes!" Sven: "Ganz Recht. Nach einer monatelangen Rivalität versuchen die Hasen, nun mit Hilfe des fuchs'ischen Erzählers, ein weiteres Mal, sich die GFCW Tag Team Titles vom Vater-Sohn-Duo Kyle und Raymond zu sichern - der Douglas Dynasty." Pete: "Vor anderthalb Jahren feierten beide ein großes Homecoming, als die GFCW auf ihrer jährlichen Auslandstour Halt in Kanada machte. Dieses Jahr waren wir auf der Insel - Nordirland, Irland, Wales, Schottland und England." Sven: "Und auch nächstes Jahr gehen wir wieder auf Reisen. Und zwar in den hohen Norden!"
GFCW
Aurora
Pete: "Die GFCW reist nach Skandinavien!" Sven: "Während die Eishockey-WM in Schweden toben wird, um die Besten der Besten zu ermitteln, wird die GFCW ähnliches tun - mit einem Pay-Per-View im Heimatland von Title Night Main Eventer Ask Skógur." Pete: "Doch auf dem Weg zu Aurora machen wir nicht nur in Schweden halt. Auch Dänemark, Norwegen und Finnland kommen nicht zu kurz. Eine komplette Tour, nördlich unserer sonstigen Gefilde, gipfelnd bei Aurora." Sven: "Dort mag es kalt zugehen, Pete, doch ich bin HEISS DRAUF." Pete: "Vollkommen zurecht. Doch noch heißen bin ich auf unser nächstes Match - GFCW Tag Team Titles, Hasen, Dynasty, genau jetzt!"
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Die Arena wurde in Dunkelheit gehüllt. Ein leichter Nebel breitet sich über die Stage aus und zieht langsam zur Rampe. Die ersten mystischen Klänge von Cain – Age of Darkness ertönen, begleitet von einem dröhnenden Bass, der die Halle in ihren Grundfesten erschüttert. Die Fans, die bereits seit Minuten aufgeregt spekulieren, verstummen für einen Moment – nur um dann in einen Chor aus Jubel, Rufen und Applaus auszubrechen. In den ersten Reihen sind Schilder mit „WELCOME HOME, AYA!“ und „WORLD OF DARKNESS“ zu sehen, während alte Merchandise-Shirts aus früheren Zeiten einige im Publikum schmücken.
Pete : „Da ist sie wieder, Sven. Diese Atmosphäre. Diese Spannung. Das hier ist nicht nur ein Entrance, das ist ein Stück GFCW Geschichte!“ Sven : „Du hast recht, Pete. Aber lass uns nicht vergessen: Aya war nie ein einfacher Mann. Seine Vergangenheit zeigt uns deutlich was er für ein Mann sein kann. Die Frage ist nur, welche Version vom Wuppertaler wird heute Nacht zurückkehrt.“
Plötzlich durchbricht ein einzelner, blendender Lichtstrahl die Dunkelheit und richtet sich auf die Stage. Dort, inmitten des Nebels, erscheint eine Silhouette. Das Publikum rastet aus, der Lärmpegel erreicht ungeahnte Höhen. Doch Aya bleibt reglos stehen, seine Gestalt eingefroren wie eine Statue. Die Fans können nur erahnen, dass es tatsächlich er ist, aber das Bild reicht aus, um Erinnerungen an seine glorreichen und gleichermaßen kontroversen Zeiten zu wecken.
Pete: „Das ist er! Das ist Aya! Nach zehn langen Jahren steht er endlich wieder hier!“ Sven: „Aber schau ihn dir an, Pete. Er sieht... anders aus. Er wirkt älter, weiser vielleicht, aber auch – ich weiß nicht – menschlicher.“
Die Kamera zoomt langsam auf Aya heran, und schließlich wird sein Gesicht im Licht sichtbar. Das Publikum reagiert mit einem neuen Jubelorkan, einige rufen seinen Namen, andere heben die Hände in die Luft. Aya trägt ein schwarzes Jacket über einem dünnen Rollkragenpullover, eine schwarze Jeans und perfekt passende Lederschuhe. Sein langes Haar, das früher leuchtend blond war, ist nun weiß-grau und zu einem eleganten Zopf gebunden. Ein weiß-grauer Ober- und Unterlippenbart, den er früher nicht trug, unterstreicht die markanten Züge seines Gesichts, und seine Augen, einst oft von gelben Kontaktlinsen betont, strahlen nun in ihrem natürlichen Blau. Die auffällige Augenklappe, die Teil seines ikonischen Looks war, fehlt. Stattdessen blicken seine klaren Augen mit einer Intensität in die Menge, die sowohl Ehrfurcht als auch Begeisterung hervorruft.
Pete: „Er hat sich verändert, Sven. Früher war er dieser überlebensgroße, finstere Charakter mit seinen gelben Augen und der Augenklappe. Jetzt steht da ein Mann, der gezeichnet ist – von der Zeit, von den Kämpfen, vielleicht auch von sich selbst.“ Sven: „Aber das macht ihn nicht weniger unberechenbarer, Pete. Wenn überhaupt, dann ist er es jetzt noch mehr als darmals.“
Aya hebt langsam den Kopf, blickt in die Menge und nimmt die Energie des Publikums in sich auf. Für einen Moment scheint er regungslos, fast verloren in Gedanken. Dann hebt er seinen rechten Arm – eine einfache, aber effektive Geste, die die Fans zu einem neuen Jubelsturm antreibt. Er nickt leicht, ein kaum wahrnehmbares Zeichen des Dankes, und setzt sich schließlich in Bewegung. Seine Schritte sind bedächtig, fast schwer, als würde er das Gewicht der vergangenen Jahre mit sich tragen. Doch als er die Rampe hinuntergeht, beginnt er, mit den Fans zu interagieren. Er streckt die Hand aus und klatscht mit so vielen Fans wie möglich ab. Einige schreien seinen Namen, andere strecken Schilder entgegen. Ein junges Mädchen, was Ihn mit ihren 8 Jahren bis Dato noch nie Live gesehen hatte sondern nur in Aufzeichnungen von ihren Eltern sicherlich, hält in der ersten Reihe ein altes „WORLD OF DARKNESS“-Poster hoch, mit ihm, Aya, und Sarah, seine damalige Managerin und auch Wrestlerin und im wahren leben seine Angetraute. Der Rückkehrer Aya bleibt kurz stehen, um es zu betrachten. Ein warmes aber auch trauriges Lächeln huscht über sein Gesicht, bevor er sanft mit der Hand über das Poster streicht und dem Mädchen sanft anschließend auch über den Kopf streichelt.
Pete: „Das ist faszinierend, Sven. Früher hätte Aya solche Momente ignoriert oder sie für seine Zwecke genutzt. Jetzt scheint es, als würde er wirklich eine Verbindung zu den Fans suchen.“ Sven: „Aber Pete, irgend was scheint denn noch nicht mit ihm zu stimmen. Er wirkt verändert ja, aber da ist noch mehr.“
Die Musik erreicht ihren Höhepunkt, und Aya bleibt mitten auf der Rampe stehen. Er hebt erneut beide Arme, dieses Mal in einer Geste, die die gesamte Energie der Halle auf ihn zu lenken scheint. Die Fans brechen in Sprechchöre aus: „AYA! AYA!“ und „WELCOME HOME!“ Aya schließt für einen Moment die Augen, atmet tief durch und lässt die Emotionen des Augenblicks auf sich wirken. Als er sich dem Ring nähert, verlangsamt sich sein Schritt. Vor den Seilen bleibt er stehen, legt eine Hand darauf und blickt in den Ring, als würde er die Vergangenheit vor sich sehen. Erinnerungen an seine größten Siege, seine dunkelsten Momente und die Geschichten, die er mit seinen Rivalen und Partnern geschrieben hat, scheinen über sein Gesicht zu gleiten. Schließlich klettert er mit einer fließenden Bewegung hinein und stellt sich in die Mitte des Rings. Dort bleibt er stehen, breitet langsam die Arme aus und dreht sich einmal um die eigene Achse, um das Publikum in allen Ecken der Arena zu begrüßen. Die Musik verstummt, doch die Fans jubeln weiter, ihre Stimmen hallen durch die Halle.
Pete: „Das ist ein Moment, den wir nicht so schnell vergessen werden. Aya steht wieder im Ring – und man kann nicht leugnen, dass die Halle ihm gehört.“ Sven: „Da gebe ich dir recht. Es scheint so als wäre er nie weg gewesen.“
Die Kamera zoomt auf Aya, dessen Augen die Menge durchdringen. Ein Mikrofon wird ihm gereicht, und er nimmt es langsam entgegen. Doch bevor er spricht, lässt er seinen Blick über die jubelnden Fans schweifen, nimmt jeden Moment auf, jede Emotion. Schließlich hebt er das Mikrofon und beginnt zu sprechen, während die Fans vor Spannung nahezu explodieren.
Aya: „Hamburg...“
Die Fans jubeln sofort auf, einige heben erneut Schilder mit „WELCOME HOME, AYA!“ in die Höhe. Der Wuppertaler wartet, das Mikrofon gesenkt, und lässt den Lärmpegel wieder abklingen. Ein leichtes Schmunzeln huscht über sein Gesicht, während er in die Menge blickt.
Aya: „Danke. Danke, dass ihr hier seid. Es ist... schön, wieder hier zu stehen. Hier, in einem Ring der GFCW, nach... fast zehn Jahren.“
Die Fans brechen erneut in Jubel aus, einige skandieren laut „WILLKOMMEN ZURÜCK!“, während andere anhaltend applaudieren. Aya nickt leicht, lässt seinen Blick wieder schweifen und holt tief Luft, bevor er weiterspricht.
Aya: „Es fühlt sich unglaublich an. Fast surreal. So viele Erinnerungen, so viele Emotionen, die hier in diesem Ring ihren Anfang genommen haben. Ich sehe eure Gesichter, und es erinnert mich daran, warum ich diesen Job immer geliebt habe. Warum ich es geliebt habe, hier zu stehen, für euch, für die GFCW...“ Sven: „Das Publikum frisst ihm aus der Hand, Pete. Aber wenn man bedenkt, wie lange er weg war, überrascht mich das nicht.“ Pete: „Aya war nie ein Mann, der die Leute kaltgelassen hat, Sven. Aber ich frage mich, ob die Fans ihn genauso feiern würden, wenn sie sich an seine dunklen Seiten erinnern würden. Aya konnte fies sein, manipulativ. Doch heute Nacht scheint er ein anderer Mann zu sein.“ Aya: „Doch heute...“ Unterbricht er sich dann wieder für einen kleinen Moment und holt einmal tief schwer Luft „...stehe ich nicht hier als Aya. Nicht als das Gimmick, nicht als der Charakter, den ihr damals kanntet. Heute spreche ich zu euch als Alexander.“
Ein Raunen geht durch die Menge, die spürt, dass dies kein typisches Comeback-Promo ist. Die Fans reagieren unterschiedlich. Einige jubeln weiter, während andere leise werden, neugierig auf das, was er sagen wird.
Aya: „Der Mann hinter dem Namen Aya. Der Mensch, der ich bin. Ich weiß, es gibt viele Fragen. Warum bin ich damals einfach verschwunden? Warum habe ich nicht ein letztes Mal Tschüss gesagt? Warum habe ich zehn Jahre lang geschwiegen? Heute will ich euch die Antworten geben.“
Die Halle wird merklich stiller, die Fans hören gespannt zu. Aya senkt kurz den Kopf, scheinbar in Gedanken versunken, bevor er weiterspricht. Seine Stimme klingt ruhiger, aber auch schwerer, von Emotionen getragen.
Aya: „2015... hat sich mein Leben verändert. Meine Familie... war schon immer das Wichtigste für mich. Damals bekam meine Mutter einen Schlaganfall. Sie war meine Stütze, meine Inspiration. Und plötzlich brauchte sie mich. Ich musste an ihrer Seite sein, für sie da sein. Für mich war klar: So sehr ich den Ring liebe, meine Familie kommt zuerst.“
Ein leises Murmeln geht durch die Menge, viele Fans applaudieren, andere zeigen Verständnis. Aya pausiert, atmet tief ein, als würde er die nächsten Worte abwägen.
Aya: „2018... ging es ihr endlich besser. Sie kämpfte sich zurück, mit einer Stärke, die mich bis heute beeindruckt. Und ich war bereit, zurückzukommen. Zurück zu dem, was ich liebe. Doch...“
Er stockt, seine Stimme bricht leicht, und er schließt kurz die Augen. Die Fans werden stiller, einige rufen aufmunternde Worte wie „Wir sind bei dir!“ oder „Bleib stark!“. Aya lächelt schwach, man konnte ansätze von Tränen in seinen Augen sehen doch sammelt er sich wieder und spricht weiter.
Aya: „Doch dann ging es Sarah schlechter. Sarah, meine Managerin, meine Partnerin, meine Frau...“
Die Fans reagieren mit einem kollektiven Raunen, einige rufen ihren Namen. Aya macht eine Pause, seine Schultern heben und senken sich schwer.
Aya: „Sie war mein Rückhalt. Meine größte Unterstützerin, in und außerhalb des Rings. Ende 2019... haben wir erfahren, dass sie Krebs hatte. Und trotz allem, trotz ihres Kampfgeists, trotz aller Bemühungen... hat sie uns am 7. Januar 2020 verlassen.“
Die Halle wird erdrückend still, nur vereinzelt hört man Fans „Es tut uns leid!“ oder „Bleib stark, Aya!“ rufen. Aya wischt sich mit der Hand kurz über die Augen, bevor er fortfährt.
Aya: „Ich musste mich um unseren Sohn kümmern. Einen kleinen Jungen, der seine Mutter verloren hat. Die Pandemie hat alles nur noch schwieriger gemacht. Doch heute... heute ist er alt genug. Er steht auf eigenen Beinen. Und ich...“
Aya blickt in die Menge, seine Augen glänzen leicht, doch sein Lächeln kehrt zurück. Die Fans beginnen wieder zu jubeln, einige klatschen laut Beifall.
Aya: „Ich habe am Freitag den 13. Dezember, also vor 2 Tagen, den ganzen Tag an ihren Grab verbracht.“
Er atmet tief ein, seine Hände zittern leicht. Aya senkt den Kopf, sammelt sich, und als er weiterspricht, brechen seine Worte immer wieder ab.
Aya: Der 13. Dezember ist für mich ein Tag der besonders war der mein …. Nein, Sarahs und meines Veränderte. Es ist … nein, war unser Hochzeitstag. Und dieser wäre unser 20. Hochzeitstag gewesen.“
Die Fans in der Halle werden ganz still. Ein paar Stimmen rufen unterstützend seinen Namen, aber die meisten hören einfach gebannt zu. Aya wischt sich über die Augen, die bereits glänzen.
Aya: „Ich… ich habe, wie gesagt, diesen Tag an ihrem Grab verbracht. Und ich habe ihr gesagt, dass ich das hier… dass ich das hier wieder tun werde. Dass ich wieder zurückkomme. Denn sie… sie hat immer an mich geglaubt, selbst wenn ich es nicht getan habe.“
Er schluckt schwer, seine Stimme bricht endgültig, als die Tränen fließen.
Aya: „Es tut weh. Es tut verdammt weh. Aber ich weiß… ich weiß, dass sie das gewollt hätte. Sie hätte gewollt, dass ich wieder aufstehe. Dass ich kämpfe. Nicht nur für mich, sondern… für unseren Sohn, für die Fans und …. für sie.“
Aya blickt in die Kamera, seine Augen voller Tränen, aber auch voller Entschlossenheit.
Aya: „Ich schwöre … ich gehe nach Hause, ich bin wieder zu Hause.. hier in der GFCW. Und ich werde dir beweisen, dass dein Glaube an mich niemals umsonst war.“
Er lässt das Mikrofon sinken, während die Fans in der Halle langsam anfangen zu applaudieren, zuerst zögerlich, dann immer stärker. Sven und Pete sind zu hören die aber leise sprechen, aber mit spürbarer Emotion.
Sven: „Das… das war eines der ehrlichsten und emotionalsten, was ich je von Aya in diesem Ring gesehen habe.“ Pete: „Man kann spüren, wie schwer es ihm fällt, darüber zu reden. Aber Aya ist zurück – und er hat allen Grund, wieder zu kämpfen. Für sich. Für seine Frau. Für seine Familie.“ Sven: „Das hier… das geht tiefer als Wrestling. Das ist das Herz eines Mannes, der sich zurück ins Leben kämpft.“
Die Fans brechen in ohrenbetäubenden Jubel aus, einige stehen wieder auf, andere beginnen, seinen Namen zu rufen: „AYA! AYA! AYA!“ Die Kamera zeigt Aya, wie er im Ring steht, er den Blick nach oben richtet, seine Augen immer noch feucht, aber ein kleines Lächeln spielt auf seinen Lippen. Die Fans skandieren seinen Namen. Sein Blick schweift durch die Halle, und er wirkt verletzt, gebrochen aber auch entschlossen und das mehr denn je. Langsam hebt er das Mikrofon wieder an und lässt es langsam zu seinen Lippen gleiten während sein blick Richtung Ringmatte gleitet. Der Atem des Wuppertalers wird langsamer und es scheint so als hätte er sich nach der Offenheit allen gegenüber wieder gesammelt. Was man aber deutlich spüren konnte war das die Stimmung sich verändert hat . Die Fans, die ihn eben noch frenetisch gefeiert hatten, spüren, dass sich etwas Dunkleres in der Atmosphäre breitmacht. Aya hebt den Kopf langsam, sein Blick ist auf die Kamera gerichtet. Die blauen Augen, von einem schweren Schleier durchzogen, wirken durchdringend. Seine Stimme, die gerade noch von Emotionen geprägt war, wird ruhiger, aber zugleich bedrohlicher, fast unheilvoll.
Aya: „Doch wisst eines...“
Sein Kopf neigt sich leicht zur Seite, während er die Zuschauerreihen durchbohrt, als spräche er direkt zu jedem Einzelnen im Raum. Die Halle ist stiller geworden, nur hier und da hört man die Fans der „World of Darkness“ jubeln, während andere schweigend abwarten.
Aya: „Als Sarah von mir ging, starb auch das letzte bisschen Licht in mir.“
Einige Fans raunen, andere rufen seinen Namen, doch Aya ignoriert sie. Seine Worte werden schärfer, seine Stimme intensiver, obwohl sie nicht lauter wird.
Aya: „Mir ist es egal, ob ein Face oder ein Heel mein Gegner im Ring ist. Für mich gibt es keine Helden und keine Schurken. Für mich gibt es nur die anderen...“
Er hält inne, und sein Blick wandert durch die Zuschauer, bevor er abschließt:
Aya: „...und meine Fans. Die World of Darkness.“
Die WoD-Anhänger in der Menge jubeln lautstark, Schilder werden hochgehalten, und ein vertrauter Slogan hallt von einigen Stimmen durch die Halle: „JOIN THE DARKNESS!“ Andere Fans, weniger vertraut mit seiner früheren dunklen Seite, wirken unbehaglich. Selbst das kleine Mädchen, dem Aya beim Weg zum Ring die Hand gegeben hatte, ruft laut und stolz „World of Darkness!“, während ihr Vater nickt.
Sven: „Das... ist der Aya, den wir damals kannten, Pete. Dunkel, kompromisslos, ohne Rücksicht auf irgendwen – außer seinen treuen Anhängern.“ Pete: „Aber Sven, hör dir die Reaktionen an. Es ist faszinierend. Einige Fans lieben ihn dafür, andere scheinen ihn plötzlich wieder zu fürchten. Es ist, als hätten wir hier zwei Ayas im selben Körper.“
Aya hebt langsam die Arme, und ein leicht süffisantes Lächeln spielt auf seinen Lippen. Es ist das Lächeln eines Mannes, der genau weiß, welche Wirkung seine Worte haben. Sein Blick wandert erneut durch die Ränge, als würde er jede Reaktion, jeden Laut aufsaugen.
Aya: „Der Aya, den ihr einst kanntet... der Mann, der ich einst war....“
Er schüttelt langsam den Kopf, sein Tonfall wird kühler.
Aya: „...der starb an jenem Tag, als Sarah ging. Was blieb, war die Dunkelheit. Und jetzt... jetzt gebe ich mich ihr vollständig hin.“
Die WoD-Fans brechen erneut in Jubel aus, während andere Zuschauer sichtlich verunsichert reagieren. Aya tritt an die Seile und geht alle 4 Ecken ab, lässt seinen Blick erneut durch die Arena gleiten, bevor er sich langsam wieder in die Mitte des Rings begibt.
Aya: „Ihr könnt mich feiern. Ihr könnt mich hassen. Mir ist egal, ob ihr jubelt oder buht. Denn ich bin The Dark One... Aya.“
Seine Worte sind leise, fast ein Flüstern, aber sie hallen in der gesamten Arena wider, als wäre der Raum von ihnen erfüllt. Die Fans reagieren gemischt – einige jubeln lauter als je zuvor, andere beginnen wieder zu buhen. Aya nimmt es hin, als wäre das alles Teil seines Plans.
Sven: „Da ist es. Dieses gefährliche, verstörende Charisma, das Aya immer ausgezeichnet hat. Er muss nicht schreien, um die Aufmerksamkeit der Fans zu fesseln.“ Pete: „Das ist der Mann, der in der Vergangenheit Matches mit brutaler Intensität bestritten hat – und nicht immer fair. Ich glaube, wir erleben gerade die Rückkehr eines Mannes der für einige eine echte Legende ist... aber auch für andere ein potenzieller Albtraum und das wohl für jeden in der GFCW.“
Aya senkt das Mikrofon, blickt ein letztes Mal in die tobende Menge und zeigt dann erneut sein kühles Lächeln. Die Kamera zoomt auf sein Gesicht, die weißen Haare, die blauen Augen und den entschlossenen Ausdruck. Er steht einen Moment lang schweigend in der Mitte des Rings. Sein Blick wandert erneut durch die Reihen der Fans, und sein süffisantes Lächeln wird breiter, fast triumphierend. Plötzlich hebt er die Arme langsam in die Luft, wobei er seine Hände zu Fäusten ballt. Die WoD-Fans schreien vor Begeisterung, einige rufen erneut „JOIN THE DARKNESS!“, während andere Zuschauer immer noch unsicher sind, wie sie auf diese Mischung aus Faszination und Bedrohung reagieren sollen. Mit einem energischen Ruck schlägt Aya die Fäuste nach unten, und ein Lichtblitz, begleitet von einem tiefen Donnerschlag, lässt die Arena kurz erbeben. Die Menge reagiert mit einer Mischung aus Jubel und erstaunten Schreien, bevor Ayas Musik – "Age of Darkness" von Cain – erneut durch die Lautsprecher dröhnt. Die pulsierenden Klänge verstärken die ohnehin elektrisierende Atmosphäre. Aya senkt die Arme und dreht sich langsam um, wobei er an die Ringseile tritt. Er legt eine Hand auf das oberste Seil, hebt dann erneut die andere Hand zu den Fans, um sie weiter anzufeuern. Besonders die WoD-Anhänger rasten aus, einige schwenken ihre Schilder, auf denen „World of Darkness“ zum Beispiel steht. Mit einem fast beiläufigen Schwung lässt der Wuppertaler das Mikrofon zu Boden fallen, was ein dumpfes Geräusch verursacht.
Pete: „Das ist der Aya, den die WoD-Fans lieben – er weiß genau, wie man eine Show inszeniert.“ Sven: „Aber vergiss nicht, Pete, hinter dieser Show steckt eine dunkle Seite. Aya ist kein strahlender Held, und er macht keinen Hehl daraus. Die Frage ist, wie lange die Fans das feiern können, bevor sie seine wahre Natur wieder zu spüren bekommen.“
Aya steigt aus dem Ring, wobei er langsam, fast gemächlich, zur Rampe schreitet. Auf seinem Weg klatscht er mit mehreren WoD-Fans in der ersten Reihe ab, was diese dazu bringt, noch lauter zu jubeln. Als er den Entrance-Bereich erreicht, bleibt er stehen und wendet sich zurück zur Arena. Die Kamera fängt einen intensiven Blick ein, der die Menge mitreißt. Einige Fans in den hinteren Reihen rufen seinen Namen, und Aya hebt erneut kurz die Arme, um die Lautstärke der Jubelrufe weiter zu steigern. Plötzlich entdeckt er das kleine Mädchen, das ihn bereits bei seinem Weg zum Ring begrüßt hatte. Aya geht langsam auf sie zu, wobei das Publikum gespannt zusieht. Das Mädchen strahlt ihn mit leuchtenden Augen an, während ihr Vater sie ermutigend anlächelt. Aya kniet sich zu ihr herunter, und der Vater hebt sie ein Stück, sodass sie näher herankommen kann. Ein Fotograf und die Kameras halten den Moment fest, als Aya mit dem Mädchen posiert. Sie trägt ein „World of Darkness“-Shirt und strahlt, während Aya ihr einen kurzen, aber warmen Blick schenkt.
Sven: „Da ist er, Pete – der Mensch hinter dem Dunkel. Man sieht, dass er die Verbindung zu seinen treuen Fans trotz allem nicht verloren hat.“ Pete: „Ja, Sven, aber vergiss nicht, dass dieser Moment auch Teil des Spiels ist. Aya weiß, wie er mit Symbolik arbeitet. Dieses Mädchen wird für die WoD-Anhänger jetzt ein Symbol ihrer Gemeinschaft sein.“
Nachdem das Foto gemacht ist, erhebt Aya sich wieder und legt dem Mädchen kurz die Hand auf die Schulter, bevor er sich endgültig abwendet. Er geht die Rampe hinauf, sein Rücken zur Menge, aber sein Gang strahlt Selbstbewusstsein und Entschlossenheit aus. Als er den Entrance-Bereich erreicht, dreht er sich ein letztes Mal um, hebt noch einmal die Arme in die Höhe und verschwindet dann langsam hinter dem Vorhang. Die Kamera bleibt noch einen Moment auf dem Entrance-Bereich, wo Ayas Musik langsam verklingt, bevor die Übertragung wieder in die allgemeine Arena-Atmosphäre wechselt.
Pete: "Gleich kommen wir zum Match, das für viele der nicht-so-heimliche Main Event dieser Show ist: The End trifft in einem No Holds Barred Match auf seinen eigenen Nachfolger an der Seite von James Corleone, Aldo Nero!" Sven: "Es geht um Familie, es geht um Respekt, es geht um Stolz, es geht um so verdammt viel bei diesem Showdown zwischen Zieh-Sohn und Sohn, man kann es kaum in Kürze zusammenfassen. Aldo Nero ist überzeugt, dass ein neuer Sherrif in der Stadt ist - aber The End denkt gar nicht daran, den Revolver wegzulegen." Pete: "Eine wunderschöne Überleitung, Sven. Kommen wir zum dritten Pay-Per-View im Jahr 2025!"
GFCW
High Noon
Sven: "Unser Sommer-PPV bleibt ein Open Air Event, doch dieses Jahr geht es nicht an den Strand - es geht in den wilden Westen." Pete: "Im Rahmen der Karl-May-Spiele gastiert die GFCW im einzigartigen und fantastischen Amphitheater von Bad Segeberg." Sven: "Winnetou und Old Firehand werden vielleicht nicht am Start sein, aber dafür die besten Wrestler und größten Stars, die unsere Promotion zu bieten hat." Pete: "Studiert eure John Wayne Filme und macht euch bereit für den Shootout, wenn die GFCW Einzug in Bad Segeberg hält - nächsten Sommer, unter freiem Himmel." Sven: "Ob es die beiden Kontrahenten unseres nächsten Matches so weit überhaupt schaffen oder ob gleich den Niedergang von mindestens einem erleben werden... nun, das erfahren wir jetzt! The End! Aldo Nero! No Holds Barred! Let's go!"
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