Finsternis ziert das Bild, als die ersten Klänge einsetzen, doch diese währt nicht lang. Schon zeichnet sich eine seltsame Grimasse in der Mitte des Bildes ab. Ein Gesicht tritt langsam in den Vordergrund, die Grimasse wird klarer zu erkennen und entpuppt sich...als Maske.
The Faceless: Die Nacht um Geschichte zu schreiben....All or Nothing.
Das gesichtslose Gesicht verschwindet wieder in der Dunkelheit aus der es gekommen ist, wird zeitgleich aber bereits auch überdeckt vom Körper einer weiteren Person, die von der Seite eingeblendet wird. Die kurzen Haare, das arrogante Grinsen, auch wenn alles in diesem Video in Schwarz-Weiß gehalten wird, gerade aufgrund des dunklen Grundtons stechen die perlweißen Zähne hervor, als er seinen Mund öffnet...
Player: "Die letzten 3 Jahre bei Title Nights waren nur ein Vorgeschmack. Denn Heute kommt der Tag an dem ich mein Meisterwerk abliefern indem ich Zereo Killer seine Legacy ein für Alle Mal zerschlage. Nach dem heutigen Abend bleibe ich der letzte und einzig wahre Unbesiegte Superstar auf der Große Bühne... Title Nights!"
Wieder fadet er aus, während sich die letzten beiden Worte im hohlen Raum ausbreiten und durch einen Schriftzug in der Mitte des Bildes überdeckt werden
TITLE NIGHTS
Dann wird das Bild quasi geteilt. Links sehen wir Drake Ackley von der Hüfte aufwärts, wie er sich zur Kamera dreht, als würde er auf einer sich drehenden Platte stehen. Von rechts dreht sich Alex Ricks zur Kamera. Ackley hat den Kopf nach unten geneigt, die Kapuze des hellgrauen Fight Club Hoodies ins Gesicht gezogen. Ricks starrt mit leerem Blick direkt in die Linse. Als sie frontal zur Kamera stehen, hören die Drehungen auf. Begleitet von einem lauten Schrei reißt Ackley die Kapuze vom Kopf und wirft den Kopf in den Nacken, gleichzeitig schlägt er klatschend eine Faust in die offene Handfläche. Ricks auf der anderen Seite legt den Kopf schief, fokussiert weiterhin die Kamera und setzt ein verstörendes Lächeln auf. Dann fallen simultan zwei Sätze Drake: „Alex Ricks, heute lass ich dich bluten!" / Alex: „Drake Ackley, heute wirst du bluten.“
Die beiden faden aus, werden zu Silhouetten, während sich in der Mitte des Bildes eine weitere Figur breit macht. Die Breiteste der Liga, wenn es nach ihr geht. Mittig steht er vor der Kamera, präsentiert den durchtrainierten Oberkörper, der selbst in Schwaz-Weiß-Technik noch glänzt und strahlt und eine perfekte Bräunung erahnen lässt. Doch was zählt, sind die fallenden Worte.
Steve Steel: „Alter Mann...dein Ende ist breit gebaut, braun gebrannt, macht Hundert Kilo Hantelbank.“
Er lässt die Muskeln spielen, doch da wird sein gestählter Körper bereits vom Kleidungsstück der nächsten Person überdeckt...dem Comissioner persönlich. Sein Gesicht überdeckt das gesamte Bild, so wie seine Präsenz die Liga überdeckt. Er hat das Sagen.
Johnboy Dog: „Das ist nicht der Anfang vom Ende. Es ist die Rückkehr zur Ewigkeit!“
So verblasst sein Gesicht wieder, doch wird schon bald ersetzt. Wir sehen Jason Crutch von der Hüfte aufwärts, gekleidet in der hellblau-weißen Collegejacke mit dem "DON SHEENS BITCH"-Aufdruck, wenngleich auch hier das blau nur zu einem blassen grau reicht. Er dreht sich zur Kamera, als würde er auf einer sich drehenden Platte stehen. Als er zentral in die Kamera blickt, hält die Platte an. Entschlossen sagt er: Jason Crutch: „BOSS...heute Abend kündigst du!"
Und dann ein Rauschen, die Musik stoppt abrupt, das Bild kriselt, Ameisenkrieg, Störgeräusche aus den Boxen. Schnell wird das Bild abgeschalten.
Aber keine technischen Probleme. Nein...es gehört alles dazu. Jasper Randall, der No 1 Contender auf den GFCW-Heavyweight-Championtitel ist zu sehen. Er trägt den mausgrauen Fight Club Hoodie und steht mit dem Rücken zur Kamera. Auch er dreht sich langsam zur Kamera, bis er zentral davorsteht. Die Kapuze ist auf dem leicht gesenkten Kopf, so dass man nur seinen Mund sieht. Er hebt den Kopf etwas, nun blitzen auch die, durch den Filter bedingten, eisgrauen statt eisblauen kalten Augen unter der Kapuze hervor. Jasper Randall breitet die Arme aus und raunt mit seiner rauen, kühlen Stimme: Jasper Randall: „Antoine Schwanenburg. Deine Zeit ist abgelaufen. Heute beginnt meine Ära. Eine Ära der Anarchie."
Dann wird das Bild schwarz. Eine Sekunde vergeht. Zwei Sekunden vergehen. Drei Sekunden vergehen. Dann betritt eine Person von der Seite das Bild. Und aus dem Off ertönt leise wieder der Chor des anfänglichen Videos. Als die Musik ihren Höhepunkt erreicht, dreht sich die Person zur Kamera. Und genau eine Sache in diesem Video ist nicht schwarz-grau-weiß...die goldene GFCW World Championship auf seiner Schulter.
Antoine Schwanenburg: „Kultur ist der Sieg der Überzeugung, über das Chaos ist meiner.“
Und die Kamera zoomt auf den Titel, während die letzten Klänge der Melodie langsam verstummen und das Bild schließlich ausfadet, um ein neues Szenario zu präsentieren...
GFCW Title Nights 2017, Berlin (Mercedes Benz-Arena), 10.12.2017
In Kooperation mit
Pete: WILLKOMMEN! Zu TITLE NIGHTS 2017!!!
Die Stimme des Kommentators schallt durch die Boxen, wird aber schon bald vom tosenden Lärm eines krachenden Feuerwerks übertönt. In sämtlichen Farben des Spektrums wird die Mercedes-Benz in einen leuchtenden Glanz gehüllt, zu dem die Fans jubeln als würde sie sich darüber freuen, bei der größten Wrestling Show des Jahres dabei sein zu können!
Die Kamera schwenkt durch die Halle, fängt die unzähligen begeisterten Fans ein, zeigt T-Shirts, Titelgürtel, Plakate, zeigt alles, womit der moderne GFCW Fan seinen Liebling unterstützt. Title Nights BABAYYY!
Und dann zeigt man Pete und Sven hinter dem Kommentatorenpult.
Sven: „GFCW Galaxy, willkommen zum großen Abschluss des Jahres! Und meine Güte, die Show hat eigentlich noch nicht einmal begonnen, aber was bitteschön haben wir hier schon alles erlebt? Zwei neue Namen wurden in den elitären Kreis der GFCW Hall of Fame aufgenommen!“ Pete: „Ganz recht und wenn das auch nur das geringste Anzeichen dafür ist, was für ein Niveau uns im Laufe des Abends noch erwartet...dann wird das Show des Jahrhunderts!“ Sven: „Zu schade, dass wir danach in die Winterpause gehen, aber die hat sich nach dem heutigen Abend absolut jeder verdient! Aber nicht verzagen, liebe GFCW Galaxy am 19. Januar 2018 kehren wir zurück und beginnen die große D-A-CH-Tournee! Die erste Show des Jahres findet in der knapp 7000 Zuschauer fassenden BROSE-Arena in Bamberg statt und wir wissen alle...die erste Show des Jahres ist immer etwas Besonderes!“ Pete: „Auf jeden Fall, aber weißt du was noch besonderer ist? Title Nights! Und wir sind live dabei! Also lass uns keine weitere Zeit vergeuden...LASST UNS BEGINNEN!“ Sven: „YES!!!“
Rückblick, irgendwann innerhalb der letzten zwei Wochen.1
Wir sehen McMüll. Hall of Famer. Der investigativste (tolles, erfundenes Wort) Journalist, den diese Welt je gesehen hat. Immer gut gekleidet, mit Fliege oder Krawatte. Immer sehr gediegen, sehr gepflegt. Der Hall of Famer steht, ein dicker Wintermantel um die Schultern gehängt und eine Wollmütze auf dem Kopf, des Nachts vor einem unscheinbaren Gebäude, an dessen Frontseite ein pinkfarbenes Reklameschild in regelmäßigen Abständen blinkt. „THE INSIDE“ – so lautet wohl der Name dieses Etablissements. Anhand dem Stadtlärm und den umstehenden Gebäuden kann man erahnen, dass wir uns in einer Stadt befinden. McMüll, dem sanft vereinzelte Schneeflocken auf die Mütze und die Schultern rieseln, guckt frontal in die Kamera.
McMüll: „Liebe GFCW-Galaxy, ich bin dieser Tage im Außendienst unterwegs. Title Nights steht in weniger als zwei Wochen vor der Tür. Und im Main Event geht es um nicht weniger als den GFCW-Heavyweight-Championtitel zwischen Antoine Schwanenburg und seinem Herausforderer Jasper Randall.“
McMüll setzt eine fragende Miene auf und vollführt eine Geste, wie nur ein Journalist sie vollführen würde.
McMüll: „Aber wer ist dieser Jasper Randall überhaupt? Schon so lange in der GFCW aktiv wissen wir aber dennoch eigentlich gar nichts über diesen Mann, der bei Title Nights den größten aller Titel erringen könnte. Deswegen habe ich, McMüll, es mir zur Aufgabe gemacht, zu recherchieren. Ich habe mit Leuten telefoniert, ich habe im Internet geforscht und mich mit Menschen getroffen. Nun stehe ich hier...“
...er geht einen Schritt beiseite, macht eine ausladende Geste zu dem „THE INSIDE“ hinüber...
McMüll: „...vor einem, wie ich herausgefunden habe, DER Treffpunkte des Fight Club. Begleitet mich also gemeinsam in die Welt eines der größten Organisationen dieser Welt bei der Ergründung der Frage: Wer ist Jasper Randall?“
CUT
Im Inneren der Kneipe, die größer ist, als die äußere Fassade vermuten lässt, weil das Gebäude sehr lang zu sein scheint, sieht es aus wie in Tausend anderen Kneipen auch. Billardtische, Dartscheiben, zwei Theken links und rechts des weitläufigen Raumes. In der Third-Person-Perspektive begleiten wir also McMüll, der von den Gästen etwas argwöhnisch beäugt wird, während er seine Wollmütze absetzt und sich den Schnee von den Schultern kehrt. McMüll blickt sich um, ebenso wie der Kameramann. Wir sehen hier Gestalten aller „Sorten“. Es handelt sich also nicht um eine reine Biker-Kneipe. Es handelt sich nicht um einen reinen Studententreff. Hier finden sich alle Kleidungstypen, von Lack&Leder-Bekleideten über Pullunder-, Pullover- und Hemden-Typen mit oder ohne Sakkos. In Zimmerlautstärke dröhnt rockige Underground-Musik aus den an mehreren Stellen der Decke und Wänden hängenden Boxen. Immer noch liegen zweifelnde Blicke auf McMüll, der nun den Mantel abnimmt und ihm einer dritten Person aushändigt, die ihn neben dem Kameramann noch begleitet hat. Die GFCW-Dreierdelegation geht hinüber an eine der Theken, an der mehrere Personen aller Gesellschaftsschichten auf stereotypischen Barhockern sitzen. Hinter der Theke? Ein stämmiger, vollbärtiger Mann im Holzfällerhemd, der gerade einen dicken 0,5-Liter-Glaskrug mit einem Abspültuch sauberwischt. In feinem akzentfreiem Englisch spricht McMüll den Barkeeper an.
Der Einfachheit halber und der besseren Lesbarkeit zuliebe könnt ihr, liebe GFCW-Galaxy, die folgenden Passagen aber in Deutsch lesen. Auf dem Fernsehschirm werden McMüll und sämtliche Protagonisten deutsch untertitelt.
McMüll: „Guten Abend, Sir. Ich...bin verabredet mit...“
Barkeeper: „Dort drüben...“
Grimmig und mit einer kaum merklichen Kopfbewegung bedeutet der barsche Mann hinter der Theke in eine bestimmte Richtung. Auffällig, ein Queue in der Hand, lehnt ein dürrer Mann mittleren Alters, gekleidet in einem halb aufgeknöpften orangekariert farbenem Hemd, dunkler Stoffhose und abgelatschten Turnschuhen an der Bretterwand. Der gute Mann spielt eine Partie mit sich allein. McMüll zeigt auf den Mann und setzt einen fragenden Blick in Richtung des Barkeepers auf, der nur stumm nickt. Gespräch beendet...McMüll und sein Team gehen hinüber zu dem dürren Herren.
McMüll: „Guten Abend, Sir. Ich glaube, wir sind verabredet.“
Der Mann starrt ihn unter dichten Augenbrauen an. McMüll stechen aber sofort die Narben in seinem Gesicht und das noch nicht ganz verheilte Veilchen ins Auge. Der geschundene Typ reibt mit der Kreide schweigend die Spitze des Queues und lässt McMüll zunächst mal stehen. Die 14 haut er in die linke, hintere Ecke. Erst jetzt sieht McMüll die aufgeriebenen Fingerknöchel.
Dürrer Mann: „So so. Ne Reportage also? Ja, wir haben telefoniert. Komm mit.“
Er stellt den Queue beiseite. Das GFCW-Team folgt dem Mann in ein abgedunkeltes Hinterzimmer. Er macht das Licht an, öffnet eine Tür und macht auch dort in dem Gang, wo eine Treppe nach unten führt, das Licht an.
Dürrer Mann: „Dort unten findest du vielleicht deine Antworten.“
McMüll blickt etwas unbehaglich in den abgedunkelten Keller hinunter – und dann wieder zu dem dürren Kerl mit den Kampfspuren im Gesicht.
McMüll: „Du bist auch oft dort unten?“
Der dürre Kerl lehnt im Türrahmen, hat die Arme verschränkt, zuckt fast gleichgültig mit den Schultern. Seine Augen wirken unfassbar müde.
Dürrer Mann: „Schon wieder drei, vier Tage her.“ McMüll: „Was ist es, was speziell dich daran reizt, ein Mitglied des Fight Club zu sein?“
Der dürre Kerl schnalzt mehrmals mit der Zunge im Mund, so, als würde er damit Essensreste zwischen seinen Zähnen hervorpuhlen wollen. Es dauert eine Weile, bis die Antwort kommt.
Dürrer Mann: „Du fühlst wieder.“
...heißt es dann nur.
McMüll: „Was soll das heißen?“ Dürrer Mann: „Ich war tot. Verstehst du? Tot. Mein Leben, meine Frau, meine Kinder. All das, war tot.“ McMüll: „Oh, das tut mir leid.“
Er wollte dem Kerl nicht zu nahe treten. Doch der wiegelt fast gleichzeitig ab.
Dürrer Mann: „Muss es nicht, wieso? Mit ‚tot‘ meine ich nicht, dass sie irgendwo in Gräbern verfaulen. Ich meine damit, dass sie für mich einfach an Bedeutung verloren haben. Meine Frau hat mich drei Jahre lang betrogen, mein Sohn hat mir gesagt, er hasst mich und will nichts mehr mit mir zu tun haben. Er will ein Leben mit seiner Mutter und seinem ‚Stiefvater‘. Ts. ‚Stiefvater‘. Der Typ ist einfach nur ein Wichser, der im Fields-Tower arbeitet. Aktien und so weiter, ya know? Ein Wichtigtuer. Ich war der Schlampe nicht mehr gut genug. Sie hat also meinen Sohn mitgenommen, meinen Hund, meine Karre. Lange saß ich auf der Straße. Drogen, Alkohol, das ganze Programm.“
Er unterbricht sich, schnalzt wieder n paar Mal mit der Zunge. Dann blickt er auf, und die eben noch kalten, toten Augen leuchten förmlich auf und strahlen. Plötzlich verschwindet die Wut in seiner Stimme, als hätte er „das Licht“ gesehen...
Dürrer Mann: „Und dann traf ich Jasper Randall. Er hat mir den Weg in ein neues Leben gezeigt. In ein Leben, wo man wieder fühlt, wo man sich selbst findet, wo man wieder lernt, was etwas bedeutet. Die Leere ist verschwunden, als er aufgetaucht ist. Seine Vision, oh Mann...der Mann hat eine Vision, ya know? Niemand sonst hat sie, nicht in dieser Form.“
Dann hält er inne und deutet mit einem Schulterzucken die Kellertreppe hinab.
Dürrer Mann: „Dort unten, Mann, erleuchtet sich auch deine Welt. Die Menschen, die du heute an diesem Abend dort unten treffen wirst, können dir mehr von Jasper Randall erzählen. Was er ist. Wofür er steht. Was er ihnen ermöglicht hat. All die Menschen dort unten waren leere, verlorene Seelen mit Schicksalen, die nun bedeutungslos sind. Denn nun finden sie sich in den Armen des Jasper Randall wieder, der sie wie ziellos umherirrende Schäfchen aufgenommen hat und ins Trockene geführt hat. Geh runter. Geh runter und lerne.“
McMüll sieht das Leuchten in den Augen des Typen. Dann guckt er nach unten, die Treppe hinab. Er zögert. Doch dann schreitet er hinab. Hinab – hinab in eine Welt, die Jasper Randall aufgebaut hat...
TO BE CONTINUED...
Er hält die Hände an den Körper unter der Jacke gepresst und sieht sich immer wieder um. Er erwartet jederzeit Diebe oder anderes Gesindel, die Ihm seine Papiertüte abnehmen wollen. Dabei ist Niemand auf der Straße, die er wie seine Westentasche kennt. Er ist hier aufgewachsen und kennt diese Gegend. Ein heruntergekommenes Fleckchen Erde, wo einst Eltern mit Ihren Kindern im Haus gelebt haben. Früher war die Straße begrünt und große Bäume wuchsen am Straßenrand. Mittlerweile ist die Straße aufgesprungen und weist Risse auf. Bäume sind verdorrt und es wurden keine neuen Bäume bepflanzt. The Faceless geht die letzten Meter schnellen Schrittes und betritt vorsichtig seine Veranda. The Faceless, bekleidet in einem schwarzen Adidas Trainingsanzug, einem weißen Adidas Windbreaker und schwarzen Adidas Superstars sowie einer weiß grauen Luchador Maske, stöst die Tür vorsichtig auf und schaltet das Licht ein.
So geht er vorsichtig in seinem Haus umher und sucht alle Bereiche ab. Zufrieden geht er in sein Ankleidezimmer und stellt die Papiertüte auf einen kleinen Beistelltisch. Er zieht den Windbreaker aus und auch die Trainingsjacke. Er hängt diese in den Schrank und schließt die Schiebtür, wo sein Blick an der Papiertüte hängen bleibt. Sollte er sie Heute schon vernichten? Er würde sich damit eine große Last von den Schultern nehmen. Der Inhalt wird gefürchtet und fasziniert Ihn sogleich. Die Angst überwiegt bei dem Gegenstand, wie allen ja bekannt sein sollte.
Stimme: „Willst du wirklich den Inhalt verbrennen? Das Einzige was uns Beide verbindet?" The Faceless: „Wer zur Hölle?"
Der Kopf des gesichtlosen Texaners richtet sich in die dunkle Ecke, wo die Stimme hergekommen ist. Er macht einen Schritt auf die Ecke zu, doch die Stimme lässt Ihn sofort stehen bleiben.
Stimme: „Komm Hierher und ich werde dich so verprügeln, dass du kein Match bei Title Nights bestreiten kannst! Du magst Willensstärker sein als Ich, aber ich habe den Vorteil auf meiner Seite, dass du nicht wissen kannst ob ich nicht in irgendeiner Form bewaffnet bin...oder nicht vielleicht doch den größeren Willen habe..."
Ein guter Einwand der Stimme, die gepresst aus der dunklen Ecke gekommen ist. The Faceless geht langsam ein paar Schritte zurück ohne die Ecke aus den Augen zu lassen.
The Faceless: „Wer bist du?"
Zunächst herrscht einige Zeit Stille in der Ecke, doch dann erklingt ein schrilles, kurzes und wahnsinniges Lachen, welches dem Zuschauer das Mark gefrieren lässt.
Stimme: „Ich bin der einzige Freund, den du wahrscheinlich hast. Ich bin derjenige, der dich besser versteht als alle Anderen. Ich kann deinen Schmerz nachvollziehen, den du dein ganzes Leben in deinem Körper in dir hattest. Ich kann die Wut auf deinen eigenen Bruder...Pardon...Halbbruder...nachvollziehen. Ich verstehe wieso du besser sein willst als er..."
The Faceless weiß zunächst nicht was er antworten soll. So verschränkt er die Are vor der Brust und sieht unverändert in die dunkle Ecke.
The Faceless: „Meinen Schmerz kannst du nachvollziehen? Das kann Niemand! Niemand kann verstehen, wie es sich anfühlt keinen Vater zu haben, während mein Bruder alles hatte! Mein Vater wollte mich nicht anerkennen und hat es nie getan! Ich hoffe, dass er vor dem Flugzeugabsturz seiner Frau von mir erzählt hat. Ich hoffe, dass er mich wenigstens in diesem Moment anerkannt hat! Also erzähle du mir nicht, dass du meinen Schmerz verstehen kannst!"
The Faceless brüllt in die Ecke, wo zuächst keine Reaktion erfolgt. Wieder wird die Ecke gefilmt, als dann doch nach einigen langen Sekunden die Stimme wieder spricht.
Stimme: „Ich weiß wie du dich fühlst. Glaub es oder nicht, aber ich bin dein einziger Freund, was dein Seelenleben betrifft! Egal was du sagst...ich weiß wie es in die aussieht..." The Faceless: „Du scheinst mir nicht zu zuhüren..." Stimme: „Ich weiß, dass du den Gegenstand mehr fürchtest als die Krankheit, welcher deiner Mutter erlegen ist..."
Jetzt ist der Texaner überrascht und zugleich wächst eine gewisse Unsicherheit in Ihm. Woher kann der Fremde sowas wissen? Er hat Niemandem von der Angst erzählt die gleiche Krankheit wie seine Mutter zu bekommen....und doch hat er Recht damit, dass er den Inhalt der Papiertüte mehr fürchtet. Die Augen richten sich kurz auf die Papiertüte, während aus der Ecke ein triumphierendes Lachen erklingt.
Stimme: „Wird es nicht Zeit diesen Weg einzuschlagen? Du fürchtest dich davor, doch es ist deine Bestimmung Ihn zu benutzen. Er ist dein Eigentum und du wirst Ihn brauchen. Willst du nicht wissen wie es sich anfühlt? Kannst du dich nicht an das letzte Mal erinnern?"
Und ob The Faceless sich daran erinnern kann. Ein Frösteln lässt Ihn sich kurz schütteln, als er an diese Zeit denken muss. Er konnte Dinge damals nicht verhindern die Geschehen sind. Er war gefangen und kam nicht von der Stelle. Eine dunkel Zeit in seinem Leben. Doch diese Zeit ist vorbei und er blickt einer rosigen Zukunft entgegen. Keiner kann es sehen, doch als der Gedanke sich auf die letzten Monate in der GFCW Galaxie richtet, lächelt The Faceless unter der Maske.
The Faceless: „Ich brauche das nicht, denn ich weiß das ich ohne diese Angst besser leben kann! Ich bin in der GFCW um endlich den Sprung nach oben zu schaffen. Ich habe ein eindrucksvolles Jahr in der GFCW hinter mir und bin noch nicht am Ende angekommen. Ich werde es mir selbst beweisen, dass ich bei Title Nights mehr bin als nur eine Randerscheinung. Ich werde mir den Titel holen und das neue Jahr als Champion beginnen!"
Aus der Ecke ist zunächst kein Ton zu hören, was eine gewisse Spannung beim Zuschauer hinterlässt. Doch dann erklingt die Stimme erneut...
Stimme: „Du wirst diesen Gegenstand benutzen oder ich treibe dich in den Wahnsinn zurück...du kannst dich sicherlich noch an die Wochen in der Anstalt erinnern, oder? Du warst zwar nicht Jahrelang da wie dein Halbbruder, aber du warst immerhin einige Monate da, oder? Dahin treibe ich dich, wenn du Ihn nicht benutzt!" The Faceless: „Versuche es ruhig! Steve Steel hat es probiert und nicht geschafft und da wirst du auch kein Hindernis für mich sein..."
Als The Faceless diese Worte gesprochen hat, hat er sich schnellen Schrittes in die Ecke begeben, doch als er dort ankommt ist die Ecke leer? Die Tür fällt ins Schloss, was den Texaner veranlasst zur Tür zu stürmen und diese aufzureißen. Doch auch da ist nichts. Er geht zur Haustür und reißt diese auf, doch auch da ist Niemand mehr zu sehen, geschweige denn Jemand auf der Straße...
The Faceless: „Ich werde bereit sein, wenn du in der Nähe bist! Du wirst es nicht schaffen!!!"
Die letzten Worte wurden gebrüllt, sodass Ihn die Person verstehen kann egal wo sie ist. The Faceless wirft die Tür ins Schloss und Kamera fadet aus.
???: „Ladies and Gentleman!“
Diese Worte schallen durch die Mercedes-Benz-Arena. Und die Arena betritt nun kein geringerer, als der von dem man diese Worte sonst hören würde: BRYAN!
*BOOOOOH*
Pete: „Jetzt schaue sich das einer an! Bryan ist zurück und das am wichtigsten Abend des GFCW Jahres!“
Bryan läuft schnurstracks zum Ring und positioniert sich in dessen Mitte…
Bryan: „Ladies and Gentleman … Sie werden gleich Zeuge von Wrestling und Zerstörung in seiner reinsten und rohesten Form. Gleich betreten diesen Ring zwei Männer, die hier die letzten Jahre Geschichte geschrieben haben! Beide haben diesen Ring, an diesem Abend, Title Nights, noch nie als Verlierer verlassen! Beide Männer sind beim größten und wichtigsten Event des Jahres noch Ungeschlagen! Auf der einen Seite … „Mr. I Still Got It“ … Zereo Killer!“
*YEEEAAAH*
Bryan: „Ein Mann der immer wieder mit seinem Talent in diesem Ring überzeugen kann, aber auch sonst das ist, was man als „Komplettpaket“ bezeichnet! Können im Ring, Charisma, Connection zu den Fans, Saubere Mic-Arbeit! All das hat er! Doch es gibt eine Sache die er nicht hat: RESPEKT!“
Bryan setzt kurz das Mikro ab und schaut sich in den weiten der Arena um…
Bryan: „Zereo Killer redet immer darüber wie wichtig es ist Respekt voreinander in diesem Business zu haben, doch selber, glaube ich, weiß er nicht einmal wie dieses Wort überhaupt geschrieben wird! Denn wüsste er es, dann hätte er nicht so eine Respektlose und Feige Aktion wie vor 6 Wochen abgezogen und mir aufgelauert um mich dann mitten im Ring vor den Augen der ganzen Welt lächerlich zu machen!“
*YEEEAAAH*
Bryan: „Das ihr das feiert war klar! Denn ihr, die „GFCW-Galaxy“ feiert doch auch nur diejenigen die ganz oben stehen ihr kleinen Erfolgsfans! Aber das ist eine andere Geschichte … Zere Killer hat diese Feige Aktion durchgezogen, weil ich ihn als Pussy bezeichnet habe …“
Bryan setzt das Mikro kurz ab und sieht nachdenklich aus, dann aber setzt er wieder eine ernste Miene auf, die schon fast wütend rüberkommt…
Bryan: „Doch durch deine Aktion hast du mir bewiesen, dass ich richtig lag, denn nur eine PUSSY vergreift sich an wehrlosen Managern und greift sie sich von Hinten um sie dann völlig wehrlos vor allen vorzuführen. Und das nur weil etwas gesagt wurde was dir vielleicht nicht gepasst hat. ACHTUNG … SHOOT: Wenn dir jemand etwas gesagt wird was dir nicht passt, dann bist du im falschen Business mein Freund! Denn in unserem Business bekommt man fast jeden Tag Sachen vor den Kopf geschmissen, die einem nicht gefallen, aber damit muss man Leben können und wenn nicht dann werden die Dinge halt im Ring geklärt, ONE ON ONE, und nicht durch Feige Hinterrücks Attacken!!!“
*BOOOOOH*
*YEEEAAAH*
Gemischte Reaktionen auf das Gesagte gehen durch das Publikum…
Bryan: „Und jetzt habe ich nur noch eines zu sagen, zu dir Zereo Killer: Heute Abend ist der Abend an dem deinem Dasein ein Ende bereitet wird. Heute Abend wird deine Legacy in Schutt und Asche gelegt! Und es ist mir nun eine Ehre den Mann anzukündigen, der dir heute deine Grenzen aufzeigen wird! : ER IST „THE MAN“! ER IST DER KÖNIG DER GFCW. ER IST EIN OUTLAW! ER HAT DEN RÜCKEN IN V-FORM! ER GIBT EINEN FICK AUF DAS GESAMTE ROSTER UND HOLT SICH … HEUTE … ZEREO SEINEN RÜCKEN! LADIES AND GENTLEMAN … PPPPPLLLLLAAAAAYYYYYEEEEERRRRR“
*BOOOOOH*
Doch ehe hier die Musik von Player anfängt wird die gesamte Entrance Bühne erleuchtet und auf der Bühne stehen 50 Cent und Chris Brown!
50 Cent: „BERLIN! We are her tonight to play a man to the ring who is going to kick ass tonight! It is my Honor to introduce to you … „THE MAN“!“
Und nach diesen Worten ertönt nun endlich Player`s Entrance Song, live vorgetragen von 50 Cent und Chris Brown!
I
came in the world cryin' and fussin'
I'm
the man, I'm the man, I'm the man
Normalerweise würde nach diesem Part des Songs nun Player die Arena betreten, doch es erscheint niemand!
Der Song ist nun fast beim Refrain und es ist immer noch kein Player in Sicht. Das Publikum wird schon ungeduldig… Doch kaum setzt der Refrain ein wird ein Spotlight auf das Ende der Entrance Rampe geworfen und aus dem Boden nach oben kommt nun Player gefahren!
*BOOOOOH*
Player, gekleidet in seinen Standard Wrestling Klamotten, die am heutigen Abend in Gold-Weiß erstrahlen, steht mit Blick auf den Boden gerichtet wie angewurzelt da. Sein schwarzes T-Shirt trägt die Aufschrift „4-0 … Incoming“ vorne und Hinten „2014 A.B.K. – 2015/16 Rider – 2017 Zereo Killer“.
Nachdem der Refrain durch ist macht sich Player nun auf den Weg in den Ring.
Im Ring angekommen stellt er sich direkt in eine Ecke, richtet den Blick zur Stage und wartet auf seinen Gegner…
Wen
hat man eigentlich in den letzten Wochen noch vermisst? Richtig!
Tyler. Und Daniel. Und die GFCW-Tagteam-Titel. Aber wo stecken
die eigentlich? Hier sind Aufnahmen, die vielleicht zeigen, wo
sie stecken….aber am Anfang bleibt das Bild dunkel. Wird
man hier veräppelt? Vielleicht, doch dann taucht ein Funken
auf, ein Streichholz wird benutzt um eine Kerze anzuzünden
und schließlich sieht man die beiden AwA-Mitglieder im
Halbdunkel. Gut sind beide zu erkennen; Daniel an den leicht
rötlichen Haaren, Tyler am Stoppelbart, der diesmal nur ihn,
nicht aber den Bruder ziert.
Der Kraftraum in der mittlerweile schon
ganz gut frequentierten Mercedes-Benz-Arena in Berlin. Die
meisten Aktiven befinden sich in ihren Umkleiden. Manche geben
vielleicht noch Interviews oder sind auf Konfrontationskurs mit
einigen Groupies.
Das Licht ist gedimmt und zu sehen ist Antoine Schwanenburg, wie er auf einem prunkvollen, dunkelrotem Sessel sitzt, welcher goldene Verzierungen aufweist. Zu seiner Rechten kann man einen Kamin erahnen, was sich durch die Geräuschkulisse auch zu bestätigen scheint. Zu seiner Linken ist ein kleiner, fast schon zu schlichtes Holztischlein aufgebaut, auf dem nicht nur eine lange Kerze steht, die etwa zu einem Viertel abgebrannt ist, sondern auch eine Flasche Rotwein.
Antoine nimmt die Flasche in die Hand und präsentiert sie stolz der Kamera.
Antoine: "Ich bin ekstatisch Wein aus meiner eigensten Rebsorte präsentieren zu dürfen."
Der Behüter von Kultur öffnet die Flasche mit einem lautem PLOP und gießt etwas in ein Weinglas ein, um daran zu nippen.
Antoine: "Schwanenburgunder. Überlegen im Geschmack. Siegreich im Abgang. Schwanenburgunder, Wein der Champions, Tropfen des Erfolges. Schwanenburgunder, jetzt erhältlich."
Pete: „Nun geht’s weiter im Programm. Als nächstes erwartet uns das Tag Team Title Match zwischen den Demon Knights und den Animals with Attitude… Das wird mit Sicherheit eine spannende Auseinandersetzung, denn… Sven: „Moment mal.“ Pete: „Was ist los, Sven?“ Sven: „Ich krieg grad was aufs Ohr…“ Pete: „Ach Gottchen… hab ich das richtig verstanden?“ Sven: „Ja! Das Match muss fürs Erste ein bisschen nach hinten verschoben werden, es tut sich etwas Wichtiges im Backstagebereich!“
Sven deutet auf den Titantron und dieser macht auch schon auf sich aufmerksam. Eine kleine Aufschrift links unten im Eck zeigt, dass sich die folgenden Bilder grade LIVE abspielen!
Ein Mann sitzt in seinem Büro, die Klimaanlage funktioniert nicht. Ein Heuballen fliegt durch den stickigen, spärlich beleuchteten Raum Schnell schnappt er sich ein Erfrischungsgetränk, doch das scheint ihm nicht zu schmecken. Der sichtlich verärgerte Mann wirft die Flasche in den Mülleimer und schaut sich um.
Er sieht eine Coca Cola Zero Dose. Mit einem Zisch wird diese geöffnet.
„WOW, DAS IST EINE TOLLE COLA! DOCH IRGENDETWAS IST DARAN ANDERS!“
Der Bürohengst schaut sich die Dose genauer an.
„WHOA! WAS STEHT DENN DA!?“
Er hält die Dose in die Kamera und liest laut vor.
ZEREO COLA? WAS IST DAS!?!?
Plötzlich befindet sich Zereo Killer im Bild. Mit seinem zahnpastaweißen Lächeln präsentiert er das neue Getränk.
DAS IST ZEREO COLA!!!
0% ZUCKER, ZEREO GESCHMACK!!!
Rückblick, irgendwann innerhalb der letzten zwei Wochen
Der Keller ist nicht gerade gut ausgeleuchtet. Er unterscheidet sich nicht großartig von dem „Fight Club Keller“, den wir neulich erst im Zuge der Fehde des Fight Club gegen Big Rig sehen durften. Oder von jedem anderen „Fight Club Keller“, in den die GFCW bereits eintreten durfte. Die Underground-Rock-Musik ist hier aber deutlich lauter. Verstörende Töne könnte man es eher nennen als Rock-Musik, von der man normal erwarten kann, dass sie weiß, welches Thema, welchen Rhythmus sie bezwecken will. Erste Gestalten sind zu sehen. Doch sie unterscheiden sich nicht von den Personen, die oben im „THE INSIDE“ zu sehen waren. Große, kleine, dicke, dünne, glatzköpfige, bärtige und langhaarige Männer aller Altersklassen. Auf den ersten Blick erhascht die Kamera knapp ein Dutzend dieser Männer. Oben ohne, in Jogginghosen, in Hemd und Sakko, im Holzfällerhemd...es ist eine kunterbunte Mischung von Männern verschiedenster Gesellschaftsschichten. Sie lehnen an einer Theke, an der ebenso Bier, Spirituosen oder Soda ausgeschenkt wird. Manche hocken auf Transportkisten und lassen die Füße baumeln. Einige haben blaue Augen, Schwielen an den Händen, Kratzer im Gesicht. Einer der Männer, oberkörperfrei, barfuß und nur mit Jogginghose, hat gar blutige Fingerknöchel, die ihm ein anderer Herr gerade verbindet. Als McMüll und das Kamerateam hereintritt, wenden sich einige der Augenpaare zu ihnen herüber. Aber nicht lange. Schon bald gehen alle wieder ihrer momentanen Beschäftigung nach. Ehe der Hall of Famer sich an die „Gesellschaft“ wendet, empfängt ihn schon ein fein gekleideter Mann Mitte Fünfzig mit breiten Schultern: Schnurrweißer Vollbart, für dieses Alter fast ungewohnt, dichte Augenbrauen. Nein, es ist nicht Santa Claus, selbst wenn er so aussieht.
„Santa Claus“: „Guten Abend, Sir. Das GFCW-Team, richtig? Uns wurde ja schon gesagt, dass heute jemand von euch vorbei kommt.“
Der Herr ist freundlich, schüttelt die Hände jedes der drei Herrschaften. Er wirkt so fremd in dieser „Welt des Fight Club“. Wie ein Goldkörnchen in einem Haufen Scheiße. McMüll ist überrascht, fühlt sich richtiggehend überrumpelt.
„Santa Claus“: „Wie soll es denn ablaufen, Gentlemen?“
McMüll: „Ich bin hier, um die Frage zu ergründen: Wer ist Jasper Randall? Was umgibt ihn? Was zeichnet ihn aus? Was zum Beispiel treibt dich hier in den Fight Club?“
Der Mann mit dem weißen Rauschebart lächelt. Verdammt. Wie konnte ER nur hier hin geraten, mag man denken. Was macht er in dieser brutalen rauen Abgeschiedenheit, dieser „Welt des Schmerzes“?
„Santa Claus“: „Das sind viele Fragen auf einmal. Jeder dieser Männer hier...“
Wie abgesprochen halten alle Anwesenden mit ihren Tätigkeiten inne, wenden sich dem GFCW-Team zu, während Mr. Rauschebart mit einer ausladenden Geste auf sie weist. Geschickt fährt der Kameramann über alle anzutreffenden Männer und zeigt uns nochmal in Großaufnahme, mit wem man es hier zu tun hat...
„Santa Claus“: „...hat seine eigenen Beweggründe, wieso er hier ist. Jeder für sich verdankt Jasper Randall alles. Sie alle waren verloren, sahen keinen Sinn mehr in dem, was sie draußen taten in der Zeit VOR dem Fight Club.“
McMüll: „Und du? Wieso bist du hier? Wie hast du Jasper Randall getroffen?“
„Santa“ lächelt wieder dieses Lächeln.
„Santa Claus“: „Er war plötzlich da. Ich saß lange im Knast.“
Schocker! „Santa“ scheint etwas, nun ja, einzuknicken. Das Lächeln verschwindet. Wunden werden gerade aufgerissen.
„Santa Claus“: „Ich habe Dinge in meinem Leben getan, auf die ich nicht stolz bin. Menschen verletzt. Menschen betrogen. Die Schuld habe ich mit ins Gefängnis genommen. Doch selbst all die Jahre im Knast konnten die Schuld nicht verbüßen. Nicht für mich. Im Gegenteil. Im Gefängnis habe ich viel nachgedacht. Ich kam raus und wusste nicht wohin. Gedanken, mein Leben zu beenden, verfolgten mich jeden Tag, bis in den Schlaf. Und dann...dann traf ich Jasper Randall.“
Und da ist es wieder. Das freundliche Lächeln. Die Augen leuchten bei der bloßen Erwähnung des Namens „Jasper Randall“.
„Santa Claus“: „Er hat mir die Welt des Fight Club gezeigt. Er hat mir einen Weg gezeigt, meine Gedanken an den Suizid zu verdrängen. Er hat mir Wege gezeigt, wie ich zurück finde in ein Leben, das für mich lebenswert ist. Ein Leben, das mir die Schuld aus meinem alten Leben endgültig genommen hat. Die Gemeinschaft des Fight Club ist wie eine Bruderschaft, verstehst du? Wenn ich hier unten bin, wenn ich dort in den ‚Kreis‘ steige und gegen einen Mann antrete, den ich womöglich noch nie zuvor gesehen habe, fühle ich Schmerzen. Und gleichzeitig Erleichterung. Aber all das ist besser als ständig diese Schuld an meine Taten meines alten Lebens zu ertragen. Und das alles, all das hat nur ein Mann ermöglicht: Jasper Randall! Ich bin ihm zu ewigem Dank verpflichtet!“
Fast schon wie ein Prediger spricht er von dem No 1 Contender auf den GFCW-Heavyweight-Championtitel. „Santa Claus“ starrt wirr lächelnd mit leuchtenden Augen ins Leere. Ist das noch derselbe liebenswerte Mann, der das GFCW-Team vor wenigen Momenten so freundlich empfangen hat? McMüll wird es unwohl...
TO BE CONTINUED
Im Backstage-Bereich sehen wir Drake Ackley, der sich, wie schon vor einigen Wochen, am Sandsack aufwärmt. Er ist schon leicht ins Schwitzen geraten, drischt energisch auf das Trainingsutensil ein. Er ist fokussiert – und wird plötzlich gestört, wie schon vor einigen Wochen. Doch dieses Mal ist es nicht Christian Klain, der ihn unterbricht, sondern die liebreizende Tammy. Höflich und fast schon etwas zögerlich tritt sie nach vorne.
Tammy: „Drake. Drake, auf ein Wort?“
Mr. Chewing-Gum unterbricht sich sogar. Er versucht die Atmung zu beruhigen. Aber es gibt keine verbale Zustimmung, kein Nicken. Nicht mal ein bestätigendes Grunzen, dass er mit einem Interview einverstanden ist. Aber: Er hält inne und blickt, nachdem sich die Atmung abgeflacht hat, erwartungsvoll auf Tammy. Das sollte dem zierlichen Persönchen als Zustimmung reichen.
Tammy: „Drake, die letzten Wochen waren ja äußerst aufreibend. Was zwischen dir und Alex Ricks vorgefallen ist, war intensiv und teilweise echt brutal. Ricks hat dich zum Bluten gebracht, und später du Ricks. Würdest du denn der Behauptung zustimmen, dass man damit zuvor nie hätte rechnen können, seid ihr euch beide doch in zwei Jahren fast nie über den Weg gelaufen.“ Drake Ackley: „Alex Ricks und ich waren nie Freunde, werden es niemals sein. Wir sind uns im Grunde nie begegnet, weil wir beide eben das wissen.“ Tammy: „Manche würden aber sagen, und zu diesen Personen zähle ich mich auch, dass ihr euch gar nicht so unähnlich seid. Ihr seid introvertiert, aber fokussiert. Kühl und stoisch, aber im Ring explosiv. Würdest du das denn abstreiten?“
Er überlegt, kann deswegen nicht direkt antworten. Er öffnet den Klettverschluss eines Handschuhs, schließt ihn aber sogleich wieder. Dann scheint er sich wohl doch eine eigene Meinung gebildet zu haben zu Tammys Unterstellung.
Drake Ackley: „Das kann sein. Ich möchte das gar nicht abstreiten. Aber bei all diesen Eigenschaften, die Alex Ricks und mich offenkundig verbinden mögen, so unterschiedlich sind wir auch. Alex Ricks nämlich scheint nicht klar zu sein, worauf er sich da eingelassen hat, als er mich vor einigen Wochen auf die Verletztenliste geprügelt hat. Als er und Antoine Schwanenburg sich entschlossen, mich in eine Falle zu locken und mich blutig zu prügeln. Als wir uns beharkt haben, ging es zunächst um andere Dinge. Doch Alex Ricks hat es an diesem Tag auf eine persönliche Schiene gehoben.“
Mr. Chewing-Gum tut ebendies. Er holt ein Blatt Kaugummi hervor und schiebt es sich in den Mund.
Drake Ackley: „Alex Ricks kann noch so oft der Meinung sein, ICH hätte diese Sache hier begonnen: Er war es, der das ERSTE BLUT vergossen hat. Meine Attacke auf ihn war lediglich eine Reaktion auf seine Attacke. Quid pro quo, Tammy. Und dann wurde uns beiden klar – ihm und mir -, dass diese Geschichte beendet werden muss. Heute Abend. In diesem Ring. Er gegen mich. Zwei Männer, die einfach herausfinden müssen, wer der Bessere ist. Alex Ricks gibt sich stoisch, als würde er keine Gefühle an sich heranlassen. Kühl und berechnend. Aber insgeheim weiß er selbst, dass er gehasst hat, als ich IHN auf die Verletztenliste geprügelt habe. Weil wir beide Kämpfer sind und es nicht ertragen können, nicht kämpfen zu können.“ Tammy: „In der letzten War Evening habt ihr beide nochmal eure ‚Muskeln spielen lassen‘, um nicht zu sagen – denn das wäre nicht ladylike – eure ‚Schwänze verglichen‘. Alex Ricks hat dabei seinen Gegner Mr. Sleepwalker mit einem einzigen gezielten Schlag zum Bluten gebracht. Die GFCW-Galaxy sah dich geschockt. Sprachlos. Richtig?“
Ackley guckt grimmig. Gewagt, ihm diese Frage zu stellen. Aber Tammy nimmt es locker. In gewisser Weise freut sie sich sogar, kann sie vielleicht doch irgendwann in die Fußstapfen ihres großen Vorbilds McMüll treten, wenn sie unangenehme Fragen stellt bzw. Thesen ausposaunt.
Drake Ackley: „Pf, na und?“
Mehr fällt ihm nicht ein?
Drake Ackley: „Möglich, dass Alex Ricks derlei Fähigkeiten besitzt – und evtl. hat er mir dort etwas voraus. Aber ich habe es dort schon gesagt: Was nützt ihm all dies, wenn ich ihm dieses Vorteils beraube, mich sofort auf ihn stürze, ihn malträtiere und ihn diesen einen Schlag gar nicht anbringen lasse – weil er schon blutend im Ring liegt und ich als Sieger über ihm triumphiere?“ Tammy: „Wäre das denn wirklich möglich?“
Jetzt sieht er sie provokant an.
Drake Ackley: „Du wärst überrascht, was in diesem Match alles möglich sein wird.“ Tammy: „Du hast dich sehr verändert, Drake. Sprichst viel mehr, scheinst dich von Jasper Randall emanzipiert zu haben. Wie kommt all das? Ist das der neue Drake Ackley?“
Ackley kaut energisch auf dem Kaugummi herum. In dem Gesicht dieses Mannes lässt sich nichts ablesen. Einfach nichts. Stattdessen gönnt er uns nochmal eine Kostprobe seiner rauen Reibeisenstimme.
Drake Ackley: „Alex Ricks, Tammy. Alex Ricks hat mich geschaffen. Ich bin sein Produkt. Es begann vor einigen Wochen mit der Attacke, die mich auf die Verletztenliste geschafft hat. Noch niemals zuvor benötigte ich ärztliche Betreuung. Siehst du all diese Narben an meinem Körper, in meinem Gesicht? Diese Narben wurden nicht von ärztlichen Händen genäht. Diese Zeit zuhause im Krankenstand hat mich viel nachdenken lassen. Ich wäre fast verrückt geworden. Ich habe die Zeit herbeigesehnt, in der ich zurückkomme und meine blutige Rache an Alex Ricks vollziehen kann. Und heute stehen wir hier an diesem Punkt, Alex Ricks und ich, um diese Sache zwischen ihm und mir zu beenden. Zwei Kämpfer. Einer gewinnt, einer verliert. Es ist tatsächlich so einfach.
Ich bin sein Produkt, Tammy. Und entweder wird das Monster seinen Frankenstein zerreißen. Oder der Frankenstein muss sein eigenes Werk zerstören. Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten. Und heute Abend werden wir sehen, welche dieser Möglichkeiten eintreten wird.“
Tammy weiß, dass es keiner weiteren Fragen bedarf. Und sie wagt es auch gar nicht, noch mehr nachzubohren. Die Ader an Ackleys Stirn pocht und pocht, als möchte sie sich den Weg freisprengen. Das ist ein Zeichen, besser Abstand zu halten. Als Tammy Ackley verlässt, malträtiert dieser weiter den Sandsack. Und man kann nur erahnen, wen er sich vorstellt, vor sich zu haben...
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