Berghain BERLIN!
Von außen wirkt das Berghain wie ein mystisches Relikt einer vergangenen Epoche, fast wie eine Festung oder ein verlassener Tempel, der seine Geheimnisse vor der Welt verbirgt. Der massive, fensterlose Betonbau erhebt sich düster und monumental über dem östlichen Berliner Stadtraum, eingebettet zwischen alten Industriegebäuden, als wäre er ein stiller Zeuge der Geschichte und zugleich ein Tor zu einer verborgenen Welt. Das Gebäude selbst, ein ehemaliges Heizkraftwerk, strahlt eine fast unheimliche Kälte aus, als wäre es vom Lauf der Zeit unberührt geblieben. Die groben, ungeschmückten Mauern, die in einem monotonen Grau gehalten sind, lassen kaum erahnen, was sich im Inneren abspielt. Alles an der Fassade wirkt abweisend, als wäre es darauf ausgelegt, neugierige Blicke fernzuhalten. Doch gerade diese Abgrenzung verleiht dem Ort eine fast mythische Aura – als sei das Berghain ein Heiligtum, das nur Eingeweihten zugänglich ist. Auch in der GFCW war diese heilige Stätte schon Schauplatz einer legendären Keilerei. Bei Title Night 2021kämpften die Fists for Future Foundation gegen Alex Ricks und seine Schergen – und verloren in dramatischer Art und Weise. So tut es nicht Wunder, dass diese Niederlage, auch wenn schon drei Jahre her, noch immer nagt an dem damals heißesten Eisen der GFCW: Raymond „Morbeus“ Douglas steht aktuell vor dem viel besungenen Betonbau im Berliner Osten und seufzt. Neben ihm steht sein Tag Team Partner und Sohn Kyle Douglas. Douglas begann seine Zeit in der GFCW erst ein halbes Später nach Title Night und stand noch zur damaligen Zeit noch nicht unter Vertrag.
Morbeus: „….Für mich bleibt dieser Ort der große Kipppunkt in meiner GFCW-Karriere. Den World Title hätte ich 2022 auf jeden Fall geholt. Und das nicht als Überraschung oder so. Ich war „THE MAN“. Man hat mich hier betrogen und dann auch noch suspendiert. Alles, ALLES viel wie ein Kartenhaus zusammen.“ Kyle: „Ich verstehe. Aber wäre es nun nicht mal an der Zeit….“ Morbeus: „….damit abzuschließen? Meine Hand zittert. Die Erinnerungen sind sofort alle wieder da. Es fällt mir schwer, Kyle.“ Kyle: „Hmm. Warum denkst du meist an die negativen Dinge, die dir widerfahren sind? Brainwashed wird dein viertes Jahr in der GFCW komplettieren und du hast in der Zeit alle Titel gewonnen, die du gewinnen konntest. Dazu noch eine Battle-Royal und Jahresawards, die von den Wrestlern vergeben wurden. Warum bist du nicht zufrieden mit dem Erreichten? Warum peinigst du deine Seele, indem du wieder an diesen Ort zurückkehrst?“ Morbeus: „Du bist noch jung, Kyle. Da kann ich Deine Ansicht gut nachvollziehen. Aber die Niederlagen und Situationen, die noch nach vielen Jahren mit kalt den Rücken runterlaufen sind es, die mich weiter antreiben alles zu geben. Die Vergangenheit kann ich nicht ändern, aber ich hole mir hier die Kraft heraus. Das mag alles weird klingen, aber das lässt mich innerlich nicht rosten.“ Kyle: „Interessanter Ansatz die Motivation hochzuhalten. Ich glaube nicht, dass das für mich etwas ist. Doch ich gebe dir mein Versprechen, dass die Rabbits bei Brainwashed dein Berlin-Trauma nicht auch noch erweitern werden.“ Morbeus: „Genau. Darauf müssen wir uns fokussieren. Die beiden haben, genauso wie wir beide, ihre Päckchen zu tragen. Ich spüre, dass es den beiden nicht nur um den Titelgewinn geht. Sie wollen uns etwas beweisen, gegen etwas ankämpfen. Aber genau verstanden, was es ist, habe ich noch nicht.“ Kyle: „So reflektiert kenne ich dich gar nicht…“ Morbeus: „Werde das so auch nicht im Ring kommunizieren. Da natürlich volle Breitseite und auf die Fresse!“ Kyle: „Den Schlachtruf kenne ich ganz gut. Aber ich denke vom Ansatz her müssen wir unsere Gegner neu begreifen.“ Morbeus: „Völlig richtig. Du lernst schnell. Wir müssen Sie locken. Symbolisch gesehen selbstverständlich aus ihrem Hasenbau. Und wenn wir den Schritt schneller bleiben, werden wir Brainwashed und Berlin als Sieger verlassen. ENDLICH!“
Die Kamera schwenkt aus.
Lorenz: "Willkommen im Schweinestall."
Die Begeisterung springt Darragh nicht gerade aus dem Gesicht. Eher rümpft er die Nase. Der vielleicht ausdrucksstärkste Teil der Mimik - die Augen - sind hinter einer Sonnenbrille verborgen, deren Preis so astronomisch hoch ist, dass es wohl Güldenherz bräuchte, um ihn sehen zu können.
Lorenz: "Verlieren wir keine Zeit, Sir. Wir wissen, Sie sind ein vielbeschäftigter Mann."
Der Marketing-Beauftragte von Entrepreneurin Lerbitz führt den amtierenden GFCW Intercontinental Champion, der selbigen Titel in weiser Voraussicht in einem luftdichten Plastikbeutel bei sich trägt, nur zur Sicherheit, durch das angemietete und viel zu große Foto-Studio, welches tatsächlich im Stile eines Stalls hergerichtet wurde. Heu auf dem Boden, Ballen davon in einer Ecke, und ein Schwein - in Form von Mike Müller in Kostüm - welches mit stumm auf den Boden gerichtetem Blick neben der ganzen Aufmachung steht und so zu tun scheint, als wäre das alles nicht real. Ist es aber.
Lorenz: "Wir dachten uns, es würde besonders viral gehen, wenn der Champion seinen neuen Freund..."
Als erstes Zeichen seines gewohnt herrischen Auftretens schnellt Switzenbergs Hand hoch und bringt Lorenz zum Verstummen. Der Intercontinental-Champion wendet langsam seinen Blick vom Schwein ab und dreht sich in Richtung Lorenz.
Darragh Switzenberg: "Wir sind keine Freunde. Er ist mein Repräsentant." Lorenz: "...in seinem natürlichen Habitat besucht." Darragh Switzenberg: "Natürliches Habitat? Man könnte meinen, das wäre für einen Wrestler ein Gym, vielleicht das Performance Center. Aber nein, es ist ein...Stall. Oder wie wäre es mit dem Ring? Wäre das nicht naheliegend?"
Mit einem markerschütternden Wiehern galoppiert Maximilian Lunenkind ob dieses Kommentars ins Bild, als hätte Switzenberg gerade das absurdeste Statement in der Geschichte der Menschheit gedroppt.
Maximilian Lunenkind: "Guter Witz, Switze, altes Haus."
Die joviale Abkürzung seines Namens scheint Darragh zu überhören. Zu sehr ist seine Aufmerksamkeit auf die Optik Lunenkinds gerichtet. Selbst für seine Verhältnisse ist der einstige Jurist absurd gekleidet. Oder besser "ver"kleidet. Als Baguette mit der Textur einer Zunge in den Farben Hellblau, Rot und Sattgrün. Die Farben der aserbaidschanischen Nationalflagge.
Darragh Switzenberg: "Warum?"
Seine Frage könnte sich auf diverse Details der Szenerie beziehen. Doch der Champion deutet mit der ausgestreckten Hand auf Lunenkinds Outfit.
Darragh Switzenberg: "Was soll dieser Aufzug?" Maximilian Lunenkind: "Sie fänden das übertrieben lustig wenn sie 2014 schon hier gewesen wären." Darragh Switzenberg: "War ich nicht. Und vor allem ist es keine zufriedenstellende Antwort für die Gesamtsituation hier. Dein Auftritt, die Umgebung, das Schwein. Was in aller Welt stimmt mit euch nicht. Gibt es irgendeine Form von Erklärung für das alles?"
Er legt den Kopf schief und nimmt die Sonnenbrille ab, um Lunenkinds aus freudlosen, zusammengekniffenen Augen zu betrachten. Dann dreht er sich zu Lorenz, doch im nächsten Moment reißt ihn die Stimme Lunenkinds zurück.
Maximilian Lunenkind: "Method Acting."
Kopfschütteln beim Kanadier.
Darragh Switzenberg: "Das macht überhaupt keinen Sinn." Maximilian Lunenkind: "Sie wissen vielleicht bloß nicht, was Method Acting überhaupt ist." Darragh Switzenberg: "Ich bin Schauspieler." Maximilian Lunenkind: "Achsoooooo."
Lunenkind will sich mit der flachen Hand vor die Stirn klatschen, überlegt es sich dann aber anders und beugt den Oberkörper Richtung Lorenz. Geistesabwesend schlägt dieser Lunenkind mit der Handkante auf die Schläfe, was diesen zum Jauchzen bringt.
Lorenz: "Sir, uns ist bewusst, dass dies nicht das ist, was sie gewohnt sein dürften."
Ein Eingeständnis, dass mehr als nur untertrieben erscheint. Switzenberg ist es nicht nur nicht gewohnt, in solch einer Umgebung zu stehen, er ist vor allem nicht gewohnt, mit Menschen vom Schlage eines Lorenz oder eines Lunenkinds konfrontiert zu werden. Für sein kontrolliertes Auftreten unerwartet hilflos hebt er die Arme in die Luft und schüttelt mit dem Kopf, als verfluche er Gott für all dies. Dann rettet er sich mit einem Themenwechsel aus den dunklen Gedanken.
Darragh Switzenberg: "Als wir das letzte Mal online sprachen, sagte ich zu euch, ich will nicht mehr mit den Gehilfen, sondern mit der Chefin sprechen. Mit Frau Lerbitz. Dieser Entrepreneurin, oder wie sie sich nennt. War dieser Wunsch nicht deutlich genug formuliert? Wo ist die Frau?" Lorenz: "Sie steckt am Bahnhof fest, Sir. Die Deutsche Bahn, Sie kennen das Problem ja sicher."
Ein leises Lächeln schleicht sich auf das Gesicht von Lorenz.
Lorenz: "Sie können natürlich aber auch noch mit uns die zwei bis drei Stunden, die es dauern wird, hier warten, bis unsere reizende Chefin auftaucht."
Der Blick des Kanadiers wird zu einem Augenrollen. Er bohrt die Fußspitze in den Boden und atmet laut hörbar aus.
Darragh Switzenberg: "Ich bleibe keine Minute länger als nötig. Vor allem nicht drei Stunden. Also gut, ziehen wir es durch."
Er wendet sich um, dreht den Rücken zu Lorenz. So fällt sein Blick wieder auf das Schwein.
Darragh Switzenberg: "Was ist mit ihm los?"
Die Stirn von Lorenz legt sich in Falten.
Lorenz: "Was soll mit ihm sein?"
Wie als wäre er ein Forscher, der sich einem Untersuchungsobjekt vorsichtig nähert, macht Switzenberg einige Schritte durch den hergerichteten Foto-Stall, um Mike Müller näher zu betrachten.
Darragh Switzenberg: "Er sieht...so leer aus. Teilnahmslos. Nicht, dass ich erwarte, dass er dieses Treffen herbeisehnt, denn ich tue es ja auch nicht. Aber es scheint ihn kaum zu interessieren, dass ich hier bin." Maximilian Lunenkind: „EY SO SCHWEINEKOPF! OINK, OINK!"
Eine Unzufriedenheit von Darragh Switzenberg spürend stürmt Lunenkind mit der Wildheit von hundert (Johnboy) Dogs auf Müller zu und beginnt ihn zu schütteln wie Lorenz in diesem Moment seine glänzende AirUp-Flasche. Die AirUp-Trinkflasche verleiht Trinkwasser leckere Geschmacksrichtungen – und das ausschließlich durch Duft. Mineral- oder Leitungswasser können durch das ausgeklügelte Duft-Pod-System verschiedene Aromen zugeführt werden, ohne dass es dabei mit Zucker, Kalorien oder anderen Zusatzstoffen gemischt wird. Die hochwertige Flasche mit ihrem speziellen Duft-Aufsatz belässt das Trinkwasser zu 100 % natürlich und gesund. Die innovative Lösung für alle, die kalorienbewusst genießen möchten.
Maximilian Lunenkind: "SEI GLÜCKLICH, DASS SWITZE HIER IST! SEI GLÜCKLICH! SOFORT!"
Bevor Lunenkind das Schwein weiter schütteln kann, sorgen die näherkommenden Schritte Switzenbergs dafür, dass der Baguettemann aufhört. Switzenberg hebt beschwichtigend die Hände. Er hat die Sonnenbrille abgenommen und einen Ausdruck im Gesicht, als würde er jeden Moment ausspucken wollen. Alles an dieser SItuation ist ihm unangenehm. Ist es Mitleid mit Mike Müller? Nein, wohl nicht wirklich. Sympathie schlägt keinem der Beteiligten in dieser Szenerie entgegen, nicht einmal dem Gedemütigten. Vielmehr ist Switzenbergs Eingreifen eine Tat, die das alles schneller beenden soll. Er hat keine Lust auf das hier, es ist ihm unangenehm.
Darragh Switzenberg: "Schon gut, lass es. Was nun? Soll ich jetzt in den Stall gehen und mich neben ihn stellen?"
Er fragt es mit einem ironischen Unterton, doch noch bevor er ausgesprochen hat, nicht Lorenz eifrig.
Lorenz: "Ganz genau."
Zufrieden nickend nimmt er noch einen Schluck.
Lorenz: "Und Sie müssen auch nicht so tun, als wären sie begeistert. Uns ist klar, dass Sie das nicht sind. Zeigen Sie ruhig ihre Verachtung und wie wenig Lust Sie auf all das haben. Das wird total viral gehen. Leute werden sowas schreiben wie "LOOOOOOL wie darragh gar keinen bock hat hahaha" oder "die paarung ist einfach legendär xDDD" und werden es ironisch gut finden oder was für eine dumme Scheiße diese GFCW-Fans halt eben machen. Sie werden es zum Meme machen, und falls das nicht von allein passiert, pushen wir es dahin. Berechenbare Idioten eben. Sie verstehen schon." Darragh Switzenberg: "Von Idioten verstehen ich etwas, ja."
Sein Blick wandert von Lorenz zu Lunenkind.
Maximilian Lunenkind: "Falls der olle Switze sich richtig distanzieren will..."
Der immer noch verstörenderweise als aserbaidschanisches Zungen-Baguette verkleidete Lunenkind trippelt eilig herbei und hält Darragh zwei Hazmat-Suits vor die Nase - einen irgendwo zwischen Zungen- und Schweine-Pink, einen mit dem Antlitz von Ilham Alijew in zigfacher Ausführung darauf.
Darragh Switzenberg: "Ich behalte mein Outfit an. Danke."
Seltener wurde mit mehr Verachtung "gedankt". Switzenberg nimmt die Sonnenbrille, die er in der Hand gehalten hatte, seitdem er Müller genauer betrachten musste, hoch und setzt sie sich zurück ins Gesicht.
Lorenz: "Könnten Sie bitte zumindest die Sonnenbrille..." Darragh Switzenberg: "Nein." Lorenz: "Aber der Titel sollte mit auf das..."
Demonstrativ hebt Switzenberg den Titel, um ihn im nächsten Moment in einem Bereich der Kulisse abzulegen, der für die Kamera nicht einsehbar ist.
Darragh Switzenberg: "Auf keinen Fall." Lorenz: "Ausgezeichnet."
Einmal mehr bedient sich Lorenz in der passiv-aggressiven Trickkiste und verbeugt sich leicht spöttisch, aber ohne Darragh zu nahe zu treten. Er weiß, wann er keine Chance hat, und wann ein Kompromiss seine einzige Wahl ist.
Lorenz: "Lassen Sie uns keine Zeit verlieren. Herr Lunenkind, an die Kamera, los!" Maximilian Lunenkind: "Auf jeden, Diggah."
Offenbar ist das Budget exklusiv für das viel zu große Set drauf gegangen und ein Fotograf war nicht mehr drin. Oder aber Lunenkind hat Erfahrung im Bilder schießen, vielleicht weil er schonmal Fotos von... Gott, die Liste an furchtbaren Optionen ist so lang. So wie sein BAGUETTE. Versteht ihr? BAGUETTE? Nein? Auch okay. Tut Darragh auch nicht. Seufzend marschiert Switzenberg zu Mike herüber. Der Mann im lächerlichen und erniedrigenden Schweinekostüm lächelt das breiteste und falscheste Lächeln, das man sich vorstellen kann. Im Bereich von Darragh, der Welt der Schauspielerei, könnte Mike es wohl nie weit bringen, denn er überzeugt hier niemanden.
Mike Müller: "Es ist mir eine totale Ehre, dass ich heute hier..."
Wieder die herrische Handgeste von Switzenberg, die wir schon früher gesehen habe. Doch nun, wo sie Mike gilt, dem Schweingewordenen, scheint sie zumindest im Ansatz milder zu sein. Darragh beugt sich zu Müller und erhebt seine Stimme nur so weit, dass er außer Hörweite von Lorenz und Lunenkind bleibt.
Darragh Switzenberg: "Lass das, du brauchst keine Sprüche aufsagen. Warum das alles?"
Müller scheint nicht zu verstehen.
Darragh Switzenberg: "Warum machst du das hier?" Mike Müller: "Was genau, Sir?"
Mit einem angedeuteten Schulterblick verweist Switzenberg auf das Duo hinter ihnen, das vom Gespräch zumindest nichts Hörbares mitbekommt. Er blickt sich im Stall um und schüttelt immer wieder mit dem Kopf.
Darragh Switzenberg: "Alles. Einfach alles. Diese Schweinesache. Warum hängst du mit diesen Typen ab? Warum unterwirfst du dich dieser Lerbitz?" Mike Müller: "Na, weil... Sie dafür bezahlen, dass ich in den Shows sein darf. Ich war selbst nicht... ich habe alleine kaum..." Darragh Switzenberg: "Schon gut. Ich verstehe schon."
Voller neu gewonnener Hoffnung hebt Mike den Kopf und blickt Switzenberg zum ersten Mal direkt an. Dessen Mundwinkel zucken - eher angewidert als amüsiert - als er "seinem" Schwein entgegensieht.
Mike Müller: "Wirklich? Weil ich..."
Als es aussieht, als habe der Champion die Zunge Müllers endgültig gelockt, unterbricht der Kanadier das Schwein.
Darragh Switzenberg: "Mach dir keine falschen Hoffnungen. Ich bin nicht hier, um groß etwas an deinem Status zu ändern. Am Liebsten wäre ich gar nicht hier. Nicht in diesem Stall, nicht mit diesen Trotteln hinter uns. Und nicht in der ganzen Situation, einen Vertreter haben zu müssen, nur weil mir andere Geschäfte wichtiger sind. Es ist so..."
Er richtet sich zu voller Größe auf. Müller bleibt nichts übrig als zu ihm hinaufzublicken.
Darragh Switzenberg: "Ich fände es besser, wenn du kein Schwein bist. Das schon. Aber wenn es das erfordert, damit die Repräsentanten-Sache funktioniert und mich Dynamite nach meiner Titelverteidigung wieder ein paar Wochen in Ruhe lässt, dann soll es so sein. Ich habe kein Problem mit dir, wirklich nicht. Deswegen bin ich ganz offen. Ich habe nicht nachgefragt, weil ich ein weiches Herz für dich habe. Mir liegt nichts an dir. Aber ich hasse dich auch nicht. Solange..."
Ein dramaturgisch klug gesetztes Ausatmen.
Darragh Switzenberg: "...du deine Rolle spielst. Nicht deine Schweinerolle, die ist mir egal. Sondern die Rolle, dass du du mich vertrittst. Ich will nicht wissen, wie es dir geht. Sondern, wie es MIR mit DIR geht. Als mein Vertreter. Worauf habe ich mich eingelassen? Das frage ich mich seit Wochen. Und was ich nun von dir sehe. Und was ich von dir höre...das lässt den Schluss nahe, dass du nicht gut genug für die GFCW warst. Und damit nicht gut genug für mich als mein Repräsentant."
Der als The Great Pigster antretende Mann schluckt schwer. Das ist eine harte Dosis Realität, aber zumindest eben das: Ehrlich. Langsam nickt Mike.
Mike Müller: "Ich... ich habe mich gesteigert."
Und dann, in einem Tonfall, der andeutet, dass ihm beinahe die Stimme bricht:
Mike Müller: "Versprochen." Darragh Switzenberg: "Okay."
Okay? Einfach nur Okay?
Darragh Switzenberg: "Dann nehme ich dich beim Wort. Mir egal, wer du warst und wie du in die Situation gekommen bist. Wichtig ist, dass du ab JETZT gut genug bist. Ich erwarte nicht, dass du wer Besonderes wirst. Dass du den Grundstein für eine Spitzenkarriere legst. Du musst einfach nur gut genug sein, um ein paar Wochen deine Rolle zu spielen. Und die ist es, mich zu vertreten und mich nicht zu blamieren. Außerdem erwarte ich, dass du loyal bist."
Damit bringt der Kanadier ein neues Wort in die Diskussion. Loyalität. Hat Müller ihn dahingehend etwa verärgert?
Darragh Switzenberg: "Ich weiß nicht, welche Ambitionen du hast. Ich selbst bin IC-Champion, also ist der Titel tabu für dich. An den World Title traust du dich ohnehin nicht ran, solange dort der Typ mit dem Vaterkomplex und der schmierige Lügner, dem man noch weniger traut als Hollywoodangenten, antreten. Was bleibt noch an Ambitionen? Tag-Team-Champion? Willst du das eines Tages werden, hm? Weißt du was...von mir aus. Solange dein Partner mir passt. Aber vor ein paar Wochen, da hat mir dein Partner überhaupt nicht gepasst. Denn das Schwein trat mit einer Schlange an. Der Schlange Viggo."
Müller schluckt schwer.
Darragh Switzenberg: "Das will ich von meinem Vertreter nie wieder sehen, klar? Aber du wirst das mit Viggo heute Abend wieder gut machen, richtig?"
Der Kanadier spricht nun bewusst laut genug, dass auch Lorenz und Lunenkind zuhören können. Auch an sie, die verantwortlich sind für den Geschweinten, ist es eine Drohung.
Darragh Switzenberg: "Dann ist alles vergeben und vergessen. Wir starten wieder bei null. Wenn du gewinnst. Denn dann ist nicht die Schlange mein Herausforderer, sondern du bist es. Und dann wirst du tun, was du zu tun hast."
Er braucht es nicht aussprechen, man weiß es auch so: Sich hinlegen für Darragh. Das ist Mikes Schicksal.
Darragh Switzenberg: "Vielleicht ist dann mehr für dich drin als so ein absurdes Shooting. Ein Training, was auch immer. Aber erst muss alles glatt gehen." Lorenz: „Das wird es.“ Maximilian Lunenkind: „Das PIG wird dafür sorgen. Richtig, PIGGY? Richtig? RICHTIG? RICHTIG???“
GFCW Brainwashed 2024, Mercedes Benz-Arena (Berlin), 06.10.2024
In Kooperation mit
Die Lichter in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena in Berlin sind gedimmt. 14.500 Fans sehnen einen Abend voller Action herbei. Zeitgleich mit dem Einschalten der TV-Kameras zerreißen die ersten Gitarrenriffs von "Thrill Of The Kill" die Stille. Die Menge explodiert, als die Pyrotechnik am Eingang der gigantischen Bühne in die Höhe schießt. Die GFCW hat keine Kosten und Mühen gescheut, um deutlich zu machen, dass der Marktführer auch nach über 20 Auflagen Brainwashed alles gibt, um sein Publikum zu begeistern. Die Kamera gleitet durch die Halle. Rote und blaue Laser durchschneiden die Dunkelheit, während der harte Rhythmus von Early Man die Arena zum Beben bringt. Fans jeden Alters sind zu sehen - von kleinen Kindern auf den Schultern ihrer Eltern bis zu alteingesessenen Wrestling-Veteranen, die GFCW-Shirts aus der Anfangszeit tragen. Die Steadicam schwebt über die ersten Reihen hinweg, wo Fans ihre selbstgemalten Schilder in die Höhe halten. "Powerbomb incoming!" ist auf einem zu lesen, "Bring back GoA!" auf einem anderen. Die Kamera steigt höher, zeigt die vollgepackten Ränge, wo die Zuschauer im Takt mitwippen und ihre Handylichter wie einen Sternenhimmel erstrahlen lassen. Als der Refrain einsetzt, schwenkt die Kamera in Richtung des imposanten Rings. Das GFCW-Logo prangt auf dem Ringboden, während die Seile passend zum alten klassischen Brainwashed-Logo rot gehalten sind. Die gigantische Videoleinwand zeigt Ausschnitte vergangener Kämpfe, epische Momente der GFCW-Geschichte. Schließlich senkt sich die Kamera, gleitet durch die brodelnde Menge und findet ihr Ziel: Den Kommentatorentisch. Dort sitzen Pete und Sven, beide in schicken Anzügen, Headsets auf den Ohren und mit kaum unterdrückbarer Aufregung in den Gesichtern.
Pete: „Willkommen bei der GFCW. Willkommen zu Brainwashed.“ Sven: „Der Show mit dem geilsten Sven. Wer ist schon Sven Bømwøllen? Ich fordere ihn zum Einzelkampf heraus.“ Pete: „Vielleicht verschieben wir das auf die Card fürs nächste Jahr, Sven. Schauen wir uns lieber an, was dieses Jahr unter Herz erfreut.“
No. 1
Contender-Match for the GFCW Intercontinental Title:
Pete: „Der Sieger hat noch lange nicht Feierabend. Sondern wir heute Abend ein zweites Mal antreten. Dann um den Titel gegen Darragh Switzenberg.“ Sven: „Die Kontrahenten könnten nicht unterschiedlicher sein. Einerseits Viggo, der unbedingt zwei Geschichte zu Ende bringen will: Seine Jagd nach dem Intercontinental-Title. Und seine Rache an Darragh.“ Pete: „Andererseits Mike, der überraschend Caracal mit Schützelhilfe von Aldo Nero besiegen konnte und nun die Chance seines Lebens hat. Aber er ist der Vertreter von Switzenberg. Darf er überhaupt um den Titel antreten? Was wird von ihm erwartet?“ Sven: „Nun, einen Sieg im Opener erwartet man sicherlich von ihm. Danach kann er sich immer noch für Darragh hinlegen. So wie Sven der Baumwollpisser für mich.“
Singles
Match:
Pete: „Nelson Chapman ist zurück. Aber…anders als früher.“ Sven: „Einst ein hoffnungsvolles Talent. Nun ein hoffnungsloser Fall. Psychologisch gesehen zumindest. Aber wenn der Junge im Ring daran anknüpft, was er früher gezeigt hat, dann wird er heute Crusher crushen. Wer ist eigentlich dein Crush, Pete?“ Pete: „…“ Sven: „Das tut mir leid, mein Freund.“
Ankündigung zur personellen Besetzung des Förderkaders für das nächste Quartal
Pete: „Eine gute Idee, das mit dem Förderkader. Aber ergebnistechnisch gut gelaufen, das kann man nicht sagen. Es hagelt Niederlage über Niederlagen für die jungen Boys. Hat das nun personelle Konsequenzen? Wird aus einem der Vier ein neuer Güldenherz? Muss jemand gehen? Das wird sich klären, wenn Mirkan Uysal eine Ansage macht.“
Tornado-Tag Team
Titlematch:
Sven: „Hoppeln wir zum ersten Titelmatch des heutigen Abends. Die Douglas Dynasty darf sich seit dem letzten PPV Champions schimpfen. Aber die verrückten Hasen haben etwas daran auszusetzen.“ Pete: „An den ständigen Angriffen der Rabbits haben die Douglas-Boys hart zu knabbern. Haben die Psychospielchen gewirkt? Oder ist Morbeus mental hart wie eine Eiche und von ein paar Verrückten nicht aus dem Konzept zu bringen.“ Sven: „Das Chaos eines Tornado-Matches spricht jedenfalls für die Hasen, wenn man mich fragt. Eine schwere Ansetzung für die Kanadier. Da, hehe, haben sie den Salat. Kyle und Morbi müssen höllisch aufpassen, nicht wieder überrumpelt zu werden. Dann könnte es ihnen gelingen, aus den Mystery-Hasen Hysterie-Massen zu machen. Ich wedle in Vorfreude auf den Fight mit meiner Karotte.“
Singles
Match:
Pete: „Vor zwei Wochen haben wir gesagt, Caracals Halbfinale ist sein wichtigster Kampf seit dem Royal Rookie. Heute geht es rein nominell um nicht so viel – aber das ist falsch. Es geht um verdammt viel. Um seine Ehre.“ Sven: „Und darum, seinen Titel als Royal Rookie inoffiziell zu verteidigen. Denn Aldo Nero ist der aufregendste Star einer neuen, aus der GTCW kommenden Generation. Kann er jetzt schon mehr Erfolg haben als die erste Performance Center-Generation? Das ist die Ausgangslage dieses Kampfes.“ Pete: „Gegenseitig haben sich die Zwei den Finaleinzug im Intercontinental-Turnier versaut. Und nun gehört ihnen der Ring ganz allein, um sich deshalb mal ordentlich die Meinung zu geigen.“
GFCW
Intercontinental Title Match:
Sven: „Mike oder Viggo. Damit das hier keine ganz kurze Demütigung gegen Darragh wird, muss der Sieger des Openers ordentlich Heiltränke ballern, um sich bis hierhin wieder zu erholen.“ Pete: „Darragh ist Favorit, klare Sache. Wäre er sowieso und dass er sich im Gegensatz zu seinem Gegner vorher noch ausruhen darf, macht es noch einmal deutlicher. Aber ich gehe davon aus, dass Viggo gewinnt. Vielleicht kommt ihm die Underdog-Rolle umso mehr entgegen. Oder es gelingt ihm, Müller so schnell zu besiegen, dass er vor dem Kampf gegen Darragh gar nicht erschöpft ist. Wir werden es gleich sehen.“
Singles
Match:
Pete: „Ein stabiler, vitaler Hirsch gegen einen alten Köter. Aber nicht jeden Old Yeller muss man erschießen, denn auch wenn sie keine neuen Tricks mehr lernen – manchmal langen die alten ja auch. Die Routine.“ Sven: „Wenn Roberts Routine und Erfahrung heute wirklich langen sollte, um diesen Kampf zu gewinnen, dann wird Ask am Boden zerstört sein. Denn er hat von Rotari die Zusage bekommen, dass er im Fall eines Sieges ein Titelmatch bekommt – sofern Aiden bis dahin noch Champion ist. Kann es mehr Motivation geben?“ Pete: „Kaum. Ask Skógur hat sich kontinuierlich hochgearbeitet wie kaum jemand zuvor in der GFCW-Geschichte. Schritt für Schritt, Leiterstufe für Leiterstufe. Nach einem erfolgreichen Run mit dem Intercontinental-Title ist dieser Sieg hier der nächste Schritt. Und ich würde ihn nicht einmal Außenseiter nennen.“ Sven: „Und dann kommt es nur noch auf den Main Event an, ob es wirklich zu Rotari vs. Skógur kommt.“
GFCW
World Championship Titlematch:
Sven: „Wenn Karo Herzog die Glocke läuten lässt, gibt es keine Gnade mehr für Aiden Rotari. Dann gibt es nur noch die Rache, die The End ihm zukommen lassen will. Für Alles.“ Pete: „Für den Titelverlust. Für die Spielchen rund um James Corleone. Für Aiden Betrügereien.“ Sven: „Was fällt Aiden diesmal ein, um sich durch diesen Kampf zu retten? Oder ist er, auch das eine Möglichkeit, wirklich genauso gut wie The End? Ist der Trick des Trickster, dass er diesmal keine Strategie hat, sondern es einfach drauf ankommen lässt? Mann gegen Mann. Champion gegen Herausforderer. Anders verteilte Rollen wie beim letzten Match, aber genauso viel Intensität.“ Pete: „Die GFCW biegt auf die Road zu Title Night ein und wer hier gewinnt, sitzt am Steuer. Zwei Männer, ein Titel, ein Wunsch nach Rache. Das ist die Krönung für Brainwashed.“ Sven: „Los geht’s.“
Mirkan Uysal: „Wofür viele Worte verschwenden?“
Der Blick des Talent Managers von Showcase, dem Vater des GFCW-Förderkaders, ist ernst auf die vier Männer, die mit verschränkten Armen vor ihm stehen. Mike Janus, Primo Ravenna, Michael Zollinger und Jakob Fleestedt haben die abwehrende Pose vielleicht in weiser Voraussicht eingenommen, denn schon die Stimmlage Uysals zusammen mit der Ansage, dass es heute eine Ansage zur Zukunft des Förderkaders geben soll, klingt nach Krise.
Mirkan Uysal: „Niederlagen, Niederlagen, Niederlagen.“
Er zieht das Wort unnatürlich lang, lässt es langsam die Zunge herunterrollen, während er nacheinander mit den Augen über die Mitglieder des Förderkaders wandert.
Mirkan Uysal: „Das ist die Statistik, die wir als Förderkader bislang geliefert haben. Es läuft nicht gut, Jungs.“ Primo Ravenna: „Also, das ist ja so…“ Mirkan Uysal: „Ruhe, Primo. Kein Also.”
Die Vehemenz in Uysals Stimme lässt selbst Primo Ravenna verstummen, der normalerweise um kein Widerwort verlegen ist. Der Deutsch-Italiener macht sogar einen Schritt zurück, um sich aus der verbalen Angriffslinie zu bringen.
Mirkan Uysal: „Es geht mir nicht um Erklärungen, die ihr liefert, sondern um Fakten. Und die Fakten besagen, dass ihr noch nicht mithalten könnt mit den Großen. Ja, klar, es gab Ansätze. Jeder von euch hatte Situationen, in denen er gut ausgesehen hat. In denen er die Fans begeistert hat. Aber das ist nüchtern betrachtet nicht genug. Wenn ein Team in der Bundesliga vierunddreißig Mal nur knapp mit einem Tor Unterschied verliert, steigt es am Ende trotzdem deutlich ab. Und natürlich hattet ihr noch keine vierunddreißig Kämpfe, aber die Tendenz sieht bescheiden aus. Sieht das jemand anders?“
Keine Widerworte. Zwar räuspert sich Mike Janus und Ravenna tritt von einem Fuß auf den anderen, doch niemand traut sich, den Mund aufzumachen. Sie sitzen den Sturm lieber aus.
Mirkan Uysal: „Wer erinnert sich an das Motto des Förderkaders?“ Michael Zollinger: „Fördern und Fordern.“
Die Blicke gehen zum sonst so ruhigen Kulmbacher. Ravenna starrt ihn an, als wäre er ein Streber, der gerade dem Lehrer die gewünschte Antwort gegeben hat.
Mirkan Uysal: „Richtig. Wir fördern nicht nur, wir fordern auch von euch Fortschritte. Und dass ihr in Realsituationen bestehen könnt. Wenn ihr ehrlich bin, dann fand ich eure jeweils ersten Kämpfe am besten. Daran schlossen sich Fights an, in denen ihr schon deutlich verloren habt. Und ihr wisst, was klare Niederlage auch bedeuten können, oder?“
Schweigen. Kollektiv. Zwar wüssten die Vier vielleicht eine Antwort, aber niemand will es laut aussprechen.
Mirkan Uysal: „Denkt an Güldenherz.“
Nun ist endgültig klar, worauf Uysal hinauswill. Und so tritt Fleestedt seufzend vor und gibt die Antwort, die der Talent Manager erwartet.
Jakob Fleestedt: „Er wurde zurückgeschickt.“ Mirkan Uysal: „Genau. Nach einer klaren Niederlage. Jeder von euch hat nun schon mehr als einmal verloren. Wenn ich Güldenherz gegenüber fair sein will, dann muss euch das gleiche Schicksal blühen.“
Ein Keuchen ist zu hören. Ravenna reißt die Augen weit auf, bekommt aber kein Wort heraus. Es ist Janus, der vortritt und wild mit den Armen gestikuliert.
Mike Janus: „Wir alle werden zurückgeschickt? Das war es für uns?“ Mirkan Uysal: „Nicht ganz, nein.“
Der Talent Manager macht ein paar Schritte durch den Raum und blickt nachdenklich zu Boden, während er in dieser heiklen Situation die passenden Worte sucht.
Mirkan Uysal: „Aber sagen wir es so: Ihr seid mit einem Bein draußen, das schon.“ Jakob Fleestedt: „Und was machen wir, um das Bein zurück nach innen zu ziehen?“
Trotz seiner schlechten Laune lacht Uysal auf als die Frage Fleestedts wie aus der Pistole geschossen kommt. Die naive-direkte Art des Nachzüglers im Förderkader, der von Güldenherz‘ Ausscheiden profitierte, scheint Uysal in dieser Situation entgegenzukommen.
Mirkan Uysal: „Sehr gut, du reduzierst die Frage auf das Wichtigste. Ja, darüber habe ich mir Gedanken gemacht. Wie finden wir nun eine Lösung, die euer bisheriges enttäuschendes Abschneiden einbezieht und euch trotzdem die Chance gibt, euren Kopf selbst aus der Schlinge zu ziehen?“
Der Talent Manager wendet sich ab und sucht etwas in einer Aktentasche, die er hinter sich auf eine Kiste des Produktionsteams gelegt hat. Er zieht vier einzelne Papiere hervor.
Mirkan Uysal: „Das sind die Verträge für die vier Mitglieder des Förderkaders bis Title Night.“ Primo Ravenna: „Vier Stück, klasse. Dann brauchen wir uns nicht einmal darum bekämpfen. Ist ja einer für jeden.“ Mirkan Uysal: „Ist es nicht.“
Uysal legt die vier Verträge nebeneinander auf der Kiste ab. Die Kamera zoomt heran, doch mit Ausnahme des GFCW-Logos ist von dem Inhalt nichts auszumachen.
Mirkan Uysal: „Denn diese vier Verträge werden beim nächsten War Evening nicht im Büro auf euch warten, damit ihr euren Namen druntersetzt. Sie werden…“
Eine sorgfältig gewählte Pause, bevor er weiterspricht. Uysal spielt mit der Spannung.
Mirkan Uysal: „…in Koffern an den Ringpfosten befestigt sein. On a Pole, wie man im Fachjargon sagt. Und wenn ihr im Förderkader bleiben wollt, dann sichert ihr euch besser einen dieser Koffer. Doch mit euch…“
Unruhiges Gemurmel kommt von den vier Rookies heran, doch Uysal ignoriert es und fährt mit deutlicher Stimme fort.
Mirkan Uysal: „…werden vier neue, potentielle Kandidaten im Ring sein. Acht Mann, vier Verträge. Ihr werdet darum kämpfen.“ Primo Ravenna: „Was soll das? Sind wir Gladiatoren oder so?“ Mirkan Uysal: „Nein, keine Gladiatoren. Aber Wrestler. Kommt fast auf das Gleiche raus. Also, das ist der Plan: Beim kommenden War Evening stehen acht Rookies im Ring. Vier davon seid ihr, vier Neue kommen hinzu. Und der Kampf geht so lange, bis die vier Verträge ergattert wurden. Das ist die unterhaltsamste Lösung…und letztlich auch die fairste. Denn wenn ihr es gut anstellt, bleibt ihr alle Vier in der GFCW. Wenn es für euch richtig schlecht läuft, dann bleibt keiner von euch. Oder es gibt einen, zwei, drei, die drinbleiben und einen traurigen Verlierer. Die Möglichkeiten sind offen.“
Der Talent Manager nickt seinen Jungs zu, dann wendet er sich ab, sammelt die Verträge ein und verschwindet aus der Tür. Er lässt vier Wrestler zurück, die einen Moment brauchen, um das Alles zu verarbeiten. Es ist Michael Zollinger, der zuerst Worte findet.
Michael Zollinger: „Vier Verträge, vier Gegner. Was haltet ihr davon, wenn wir zusammenarbeiten gegen die vier Neuen? Dann sind die Chancen am besten, dass wir alle drinbleiben. Wir haben diesen Weg gemeinsam begonnen und ich fände es gut, wenn keiner von uns rausfliegt.“
Erst gibt es keine Antwort. Etwas überrascht davon zieht Zollinger die Augenbrauen hoch und blickt seine Kollegen an. Er hat mich Zustimmung gerechnet, doch stattdessen sieht er nur nachdenkliche Gesichter.
Primo Ravenna: „Michael, ich sag dir, wie es ist: Ich hole mir den ersten Koffer und dann kann nach mir die Sintflut kommen. Mir doch egal, ob ihr die anderen Verträge habt oder drei Neulinge.“
Und dann stolziert er einfach davon. Der unkollegialste der vier Youngster hat ausgesprochen, was man seit seinem ersten Auftritt vermutet hat. Während seine Schritte im Raum nachhallen, blickt Zollinger Janus und Fleestedt an.
Mike Janus: „Weißt du, Michael…ich würde nicht so Worte wählen wie Primo. Ihr seid mir nicht egal. In den letzten Wochen habe ich gemerkt, dass jeder von euch auf seine Art ein cooler Typ ist. Aber wenn ich ehrlich bin…“
Er blickt zu Boden, ringt mit den Worten.
Mike Janus: „…dann kommt es nicht darauf an, ob wir uns verstehen. Sondern darum, dass wir unsere Chancen maximieren. Ich glaube, dass das Office sehen will, wie wir auf eigenen Beinen stehen. Und ehrlicherweise hat es mir nicht viel gebracht, mit euch zu kooperieren. Deswegen werde ich den Kampf ebenfalls als Einzelkämpfer angehen und nicht mit euch kooperieren.“
Dann verschwindet auch Janus, der trotz seiner Niederlage vielleicht aussichtsreichste Kandidat des Förderkaders. Zollinger bleibt mit Fleestedt zurück.
Jakob Fleestedt: „Als ich mir meinen ersten Vertrag erkämpft habe, damals in Riesa als spontaner Güldenherz-Ersatz…da war ich auf mich allein gestellt. Es hat mir nicht geschadet, glaube ich. Vielleicht lasse ich mich in einem Team zu sehr hängen. Ich brauche den Druck, mein eigenes Ding zu machen. Deswegen, Michael, gibt es bei War Evening nur ein Motto.“
Er legt dem Bayer entschuldigend eine Hand auf die Schulter, bevor er sich an ihm vorbeidrückt.
Jakob Fleestedt: „Jeder für sich selbst. Das gilt für uns vier…und für die vier Neuen. Aber dir viel Glück, Michael. Wirklich.“
Ein ungewohntes Bild. Wir sehen den ehemaligen GFCW World Champion The End, wie er durch den Backstagebereich läuft. Allein. Es ist kein Corleone dabei, er lauert niemanden auf und steht auch erstmal nicht für ein Interview bereit. Er ist nicht einfach nur in seinen Gemächern sondern tatsächlich in den Gängen der Mercedes Benz Arena unterwegs. Gut, so selten ist das jetzt auch nicht, aber meist sehen wir The End eher zurückgezogen. Die optimale Gelegenheit für andere GFCW-Wrestler auf ihn zu treffen. Andere GFCW-Wrestler wie… Ask Skógur,
Und genau der tritt nun ebenfalls ins Bild, woraufhin The End abstoppt. Er wirft dem Schweden direkt einen registrierenden Blick zu. Scheinbar hat Ask tatsächlich nach End gesucht oder zumindest diese Chance hier genutzt, während End nicht unbedingt vor hatte auf Ask zu treffen. Nun ist es aber so. Ein Aufeinandertreffen, dass es in dieser Form so ähnlich bereits bei Heir To The Throne gab. Zu dem Zeitpunkt waren Beide Champion. Heute ist das anders.
Ask Skógur: „Wie ich sehe fehlt dir was.“
Auch Ask spielt direkt darauf an. Bei HTTT konnte er End noch als „Champ“ begrüßen. Dieser entgegnet vorerst noch nichts. Zumindest nichts Verbales, sein Blick zu Ask herüber verdeutlicht allerdings, dass bei ihm ja auch etwas fehlen würde. Ask realisiert das und hätte wohl auch nichts anderes erwartet. Auch er ist seinen Titel los und dennoch ist das heutige Match sehr wichtig, denn wenn er gewinnen sollte, dann wäre ihm ein World Championship Match sicher. … sofern Aiden Rotari auch Champion bleibt. Während diese Gedanken durch Asks Kopf streifen, deutet End bereits an weiterlaufen zu wollen… nur um dann wieder abzustoppen und sich doch noch an Ask zu wenden.
The End: „Robert Breads, hm? Mann, das wird keine leichte Nummer.“
Das sind genau dieselben Worte mit denen Ask das Gespräch mit The End bei HTTT begonnen hat, denn dort stand tatsächlich The End vor dem Match gegen Robert Breads. End scheint bereits durchschaut zu haben, was Ask hier will und obwohl er eigentlich keine Zeit und keinen Kopf für ihn hat, muss er dem selbsternannten Hirschmenschen zeigen, wer hier wirklich der Platzhirsch ist. Ask erkennt dabei wiederum, dass er scheinbar das Interesse des ehemaligen Champions geweckt hat.
Ask Skógur: „Ich hab keine Angst vor Breads. Ich weiß, dass er einer der Besten ist und dass das keine leichte Nummer wird. Aber ich lass mich nicht unterkriegen. Heute hol ich mir Breads und dann hole ich mir…“ The End: „. die GFCW World Championship.”
Bevor Ask seine Ansage beenden kann, kommt ihm The End zuvor.
The End: „Das… würde allerdings nur funktionieren, wenn Aiden Rotari den heutigen Abend als Champion verlässt und du dein garantiertes Titelmatch bekommst. Und das bedeutet, dein Schicksal liegt in meiner Hand.“ Ask Skógur: „Nein… eigentlich bedeutet das, dass DEIN Schicksal in MEINER Hand liegt. Ich werde Robert Breads besiegen, da bin ich mir sicher. Ob du gegen Aiden gewinnst… tja, das werden wir sehen. Allerdings kann ich da so einiges dran drehen. Ich könnte dem alten Robert nämlich gut genug zusetzen, dass der gar keine Kraft mehr hat, in euer Match einzugreifen. Allerdings könnte euch auch selbst einen Besuch abstatten und auf Nummer sicher gehen, dass Aiden den Titel behält und naja… du weit weg davon bist.“
Nun geht The End doch etwas offensichtlicher in Angriffsstellung. Der Waldmensch hat einen Punkt und auch, wenn er eigentlich gesagt hat, dass das nichts für ihn ist, scheint man selbst ihm inzwischen nicht mehr vollends trauen zu können. End fletscht die Zähne und ballt langsam seine Faust. Ask entgeht weder das eine noch das andere.
Ask Skógur: „Ruhig Blut, Großer. Wir könnten ja jetzt auch einfach einen Deal machen. Ich bekomme mein Titelmatch auch, wenn du heute gewinnen solltest und dafür… gebe ich dir die erste Chance, falls du es nicht tust und ich den Titel dann von Aiden Rotari gewinne. Eine Hand wäscht die andere… und so.“
End fährt wieder etwas zurück, das klingt ja doch recht vernünftig. Aber… selbst, wenn er Ask trauen kann – sollte er Ask trauen? End schnauft durch und schüttelt dann mit dem Kopf.
The End: „Nein. Keine Deals mehr. Deswegen bin ich jetzt überhaupt erst da, wo ich bin. Von nun an, mach ich das auf meine Art. Ich werde Aiden heute besiegen und danach werde ich da weitermachen, wo ich vor Aiden aufgehört habe. Ich werde meinen GFCW World Championship gegen die besten Wrestler der Liga verteidigen und wenn du das sein solltest, dann ist das so. Und dann steht dir auch ein Titelmatch zu.“
Eine überraschend aufrichtige und vor allem… positive (?)… Aussage von The End. Selbst Ask scheint davon überrascht zu sein.
The End: “Ob du das Überleben wirst… nun, das werden wir sehen.“
Das ist wieder mehr der End, den wir kennen. Er geht einen Schritt näher auf Skógur zu um diesem mit einen demonstrativen Blick zu verdeutlichen, dass hinter dieser Aussage keine leere Drohung, sondern feste Überzeugung steckt.
Ask Skógur: „Gut. Da sind wir uns ja tatsächlich sogar einig. Keine Deals. Es geht nur darum, wer der Beste ist. Ich werde heute gegen Robert Breads der Bessere sein und dann entweder gegen Aiden Rotari… oder dich… der Beste. Dann wünsche ich dir mal viel Glück, dass du ohne deinen Verbündeten heute ebenfalls der Bessere bist.“
Es wirkt, als wolle Ask mit diesem Glückswunsch mehr aussagen, als er es direkt tut und so ganz entgeht das End auch nicht, ganz zu schweigen davon, dass End mit Sicherheit kein „Glück“ braucht um Aiden Rotari zu besiegen. Und James Corleone braucht er auch nicht, auf den Ask wohl als „seinen Verbündeten“ anspielt. Aber wie schon gesagt, er hat jetzt weder Zeit noch den Kopf dafür sich mit Ask abzugeben, also wendet er sich schließlich, nach weiteren Sekunden eines Staredowns von Angesicht zu Angesicht, wieder von ihm ab, um seinen Weg fortzusetzen. Doch der Waldmensch wiederum scheint noch nicht ganz fertig zu sein. Ask setzt an zu sprechen, wobei End noch einmal kurz Halt macht, ohne sich noch einmal umzudrehen. Und diesmal konfrontiert Ask End mit einigen Worten, die End zu Heir To The Throne in deren gemeinsamen Gespräch an ihn gerichtet hat. End erkennt diese sofort und auch, worauf Ask damit anspielt. Aber auch dafür hat er jetzt keinen Kopf. Jetzt kann und muss er sich einzig und allein auf Aiden Rotari konzentrieren.
Ask Skógur: „Das Wrestling-Business ist ein hart umkämpfter Dschungel. Jeder ist sich selbst der Nächste. Es gibt hier keine Freunde oder Verbündete. Es gibt hier nur Beute.“
Das Gesicht des Arztes verheißt nichts Gutes. Eine Spur Mitleid steckt in dem Blick, den der Mediziner in der GFCW-Diensten Viggo zuwirft.
Arzt: „Nach dem Adrenalin…“
Er beugt sich zum Knie seines Patienten, der noch in Ringkleidung auf einer Liege platziert ist; dort, wohin ihn der Staff gebracht hatte, nachdem man ihn nach seinem Match aus der Halle eskortieren musste. Nur den Knieschoner hat man Viggo abgenommen – darunter kommt ein gerötetes und stark geschwollenes Knie zum Vorschein.
Arzt: „…kommen die Schmerzen.“
Vorsichtig drückt der Mediziner das Knie Viggos, der unter der Berührung lauter aufjault als bei den Angriffen, die er vor wenigen Minuten im Ring erlitten hatte. Aus dem Wrestler ist ein Patient geworden.
Arzt: „Bei ihrem Gesichtsausdruck muss ich nicht nach dem Wahrheitsgehalt der Aussage fragen, hm?“
Als Antwort erwartet ihn ein grimmiges Kopfschütteln Viggos. Der Engländer versucht, sich aufzurappeln, um eine etwas würdevollere Position einzunehmen, doch sobald er Gewicht auf das Bein verlagert, zwingt ihn ein stechender Schmerz dazu, weiter liegen zu bleiben.
Viggo: „Was ist es?“
Der Arzt geht nicht auf die Frage ein, zumindest nicht verbal. Stattdessen checkt er die Mobilität des Knies, indem er es an verschiedenen Stellen abklopft und das Bein seines Patienten hin und her bewegt. Die Abfolge von Stöhnen und Ächzen ist ihm Antwort genug auf die unausgesprochene Frage, wo es überall weh tut. Offenbar gibt es genügend Stellen, an denen der Schmerz unerträglich ist. Das ganze, geschwollene Knie ist ein Ärgernis.
Arzt: „Ich werde nicht so töricht sein, eine Diagnose auf Basis so oberflächlicher Untersuchungen zu stellen. Ich bin nur Ringarzt und nicht in meiner Praxis.“
Hilflos deutet er auf die Umgebung. Die Untersuchung findet in einer weitgehend normalen Umkleidekabine statt, Gerätschaften wie Ultraschall oder andere medizinische Instrumente fehlen hier.
Arzt: „Aber es ist jedenfalls nichts Gutes. Was genau…“
Er greift nach dem Handy in seiner Hosentasche und beginnt, eine Nummer einzutippen.
Arzt: „…das werden die im Krankenhaus wissen. Ich rufe einen Wagen.“
Der Mann nimmt das Handy ans Ohr und wartet auf ein Freizeichen. Da setzt sich, mit schreckweißem Gesicht, Viggo auf. Er packt den Mediziner an der Schulter.
Viggo: „Krankenhaus? Nein, nein…ich kann hier nicht weg.“
Der Arzt legt den Kopf schief, um den lädierten Sieger des Openers mit prüfendem Blick anzusehen.
Arzt: „Sie können nicht weg, korrekt. Weil sie bei der Schwellung bald gar nicht mehr laufen können. Deswegen werden wir sie transportieren müssen.“ Viggo: „Nein! Ich will das nicht. Kein Krankenhaus. Machen Sie Eisspray drauf. Wickeln sie es in einen Verband ein. Geben sie mir was gegen die Schmerzen. Aber sorgen sie dafür, dass ich heute noch einmal im Ring stehen kann. Ich habe mir die Chance gegen Darragh Switzenberg nicht erarbeitet, um dann nicht anzutreten.“
Ein paar Sekunden Stille. Dann schüttelt der Arzt mit fassungslosem Amüsement den Kopf. Er winkt ab.
Arzt: „Viggo, ich glaube, Sie verstehen die Situation nicht. Sie haben verdammt große Schmerzen, denke ich. Ihr Gesicht sagt mir das. Und ihr Knie ist in den drei Minuten, die Sie hier liegen, auf doppelte Größe geschwollen. Ich müsste Magier sein, damit ich das in den Minuten bis zu ihrem potentiell zweiten Kampf wegbekomme. Es gibt keine Chance, dass Sie heute antreten können.“ Viggo: „Es muss!“ Arzt: „Kommen Sie zur Vernunft.“
Der Engländer wirft sich nach hinten, rammt den Hinterkopf auf das Kopfteil der Liege und schlägt mit der Faust neben sich. Ein Stöhnen entfährt seiner Kehle, genährt aus Schmerz und Verzweiflung.
Viggo: „Das kann doch nicht sein. Bitte…“
Seine Stimme nimmt einen hoffnungslosen Klang ein. Sein Bitten wird zu einem Flüstern. Das Mitleid kehrt in den Blick des Mediziners zurück.
Arzt: „Ich werde jetzt den Krankenwagen rufen. Ihnen geht es wirklich nicht gut und ich möchte mir nicht als Mediziner vorwerfen lassen, ihre Behandlung herausgezögert zu haben.“ Viggo: „Nein!“
Hilflos wirft der Mediziner die Arme in die Luft. Er schnalzt mit der Zunge und zwingt ein fassungsloses Grinsen auf seine Lippen.
Arzt: „Wissen Sie was? Ich gehe nun raus. Für fünf Minuten. Ich lasse Sie hier liegen. Und dann können Sie in Ruhe beobachten, wie ihr Knie weiter anschwillt. Wie die Schmerzen immer unerträglicher werden. Und wenn ich in fünf Minuten wieder da bin, dann haben Sie die Schmerzen sicher zur Vernunft gebracht haben…“
Selbstbewusst und ohne eine Antwort des ungehorsamen Patienten abzuwarten, tritt der Arzt auf die Tür zu.
Arzt: „In ein paar Minuten wird die Aussicht auf Hilfe im Krankenhaus schöner sein als der Gedanke an ein Match mit Switzenberg. Versprochen.“
Einige Tage vor Brainwashed
Das Video beginnt mit einer beeindruckenden Landschaftsaufnahme. Wir verstehen direkt, wo wir sind und angesichts der Tatsache, dass wir schon öfters an diesem Ort waren und wir inzwischen auch direkt zuordnen können, wer hierherkommt, wissen wir auch, warum wir hier sind. Sizilien. Und deshalb ist eine längere, audiovisuelle Einführung diesmal auch nicht notwendig. Es verschlägt uns direkt an einen ganz besonderes Fleckchen Land und das ist die Farm beziehungsweise das Domizil von Salvatore Corleone, dem Bruder von James Corleone und Onkel von Aldo Nero. Und genau den sehen wir jetzt auch. Wir wissen noch nicht viel über „Sal“, aber wir wissen, dass er wohl sehr gern arbeitet und das auch mit vollem Körpereinsatz und anders als es sein Bruder tut, mit den Händen und weniger mit dem Verstand. Während Corleone dort im Feld also seine Arbeit verrichtet und tut, was auch immer für ihn auf dem Tagesplan steht, hören wir bereits aus dem Hintergrund die Stimme eines Mannes, den wir noch nicht direkt sehen können.
Aldo Nero: „Ich kann das alles noch nicht so richtig glauben, aber es scheint wirklich bergauf zu gehen. Gut, in der letzten Show gab es einen Rückschlag, aber das ist egal. Bei Brainwashed werde ich mit diesen Caracal vorknöpfen und danach hole ich mir den Intercontinental Championship, egal wer ihn hat. Oder naja… vielleicht direkt den GFCW World Title?“
So überzeugt Aldo von sich sonst sein mag und so glaubhaft er diese Überzeugung auch nach außen zu tragen vermag, wenn er mit seiner Familie spricht, gewinnt der Junge in ihm, der nach Liebe und Bestätigung sucht, die Überhand. So auch jetzt, wenn er mit seinem Onkel spricht. Aldo tritt ins Bild, mit dem Blick zu Salvatore, während der weiterarbeitet. Er sieht wieder dreckig aus, verschwitzt und mitgenommen. Es ist unverkennbar, dass sein Leben ihn gezeichnet hat. Und man könnte meinen, dass er grundsätzlich erstmal mit allem unzufrieden ist. Es wirkt nicht so, als würde er Aldo zuhören, aber Aldo scheint ihn gut genug zu kennen, um zu wissen, dass er das tut. Salvatore reagiert dennoch nicht. Er bleibt ruhig, eisern und stumm.
Aldo Nero: „Ich weiß… ein Schritt nach dem Anderen. Genau das will ich auch tun, deshalb lasse ich mich von der Niederlage gegen Viggo auch nicht abbringen. Schuld daran war eh dieser Matthews und wie schon gesagt, um den werde ich mich bei Brainwashed kümmern. Danach habe ich den Kopf frei und kann mich darum kümmern, was wirklich wichtig ist.“
Bei diesem letzten Satz wirkt es so, als würde Aldo etwas die „Fassung“ verlieren. Als hätte er die Hinführung auf ein Thema angestimmt, das er eigentlich gar nicht aufmachen wollte. Er fokussiert sich direkt wieder und versucht das zu überspielen, aber natürlich… ist das Salvatore nicht entgangen. Der stoppt mit dem, was er tut, und dreht seinen Kopf nun in Richtung Aldo. Salvatore muss gar nichts sagen, denn allein mit seinem Blick schafft er es einen Dialog mit Aldo zu führen. Und dieser Blick sagt klar und deutlich: ‚Was meinst du damit?‘ Aldo schreckt etwas zurück, sammelt sich aber direkt wieder, so gut es eben geht.
Aldo Nero: „Ich weiß, was du sagen willst.“
Aldo senkt demütig den Kopf. Er weiß worauf Salvatore hinaus will.
Aldo Nero: „Titel zu gewinnen ist die eine Sache, zu mir selbst zu stehen, als Mensch zu wachsen und ‚besser zu werden‘ die andere. Und das ist es, was ich will. Besser und stärker werden. Erwachsen werden. Mich nicht von jemand anderen bestimmen lassen.“
Wer dieser „andere“ ist, wird wohl jeder wissen. Aldo bleibt nachdenklich und ruhig. Egal, was er sagt, sein Vater ist immer noch ein Thema für ihn.
Aldo Nero: „Und das werde ich schaf…“
Bevor Aldo zu Ende sprechen kann, legt Salvatore seine Hand auf dessen Schulter. Aldo richtet den Kopf wieder auf und sieht seinem Onkel ins Gesicht. Die Beiden halten den Blickkontakt für einige Sekunden, bevor er… … Salvatore ihm eine Ohrfeige verpasst. Eine Ohrfeige mit unfassbarer Intensität und gewaltiger Härte. Aldo hält sich sofort die Wange, während er einige Schritte zurückwankt. Ungläubig schaut er in die Augen seines Onkels, der ihn mit ejnem ernsten Blick abstraft, der fast noch schmerzhafter ist, als es die Ohrfeige war. Darauf folgt eine Ruhe, in der weder Sal, noch Aldo etwas sagen, die diesem Schmerz genug Raum geben sich zu entfalten.
Salvatore Corleone: „Du weißt das. Also verrate mir, warum du es nicht umsetzt.“
Nun ist es Aldo, der vielmehr mit seinen Augen spricht, als mit Worten. Was meint sein Onkel damit?
Salvatore Corleone: „Denkst du, mir entgeht, wie du dich dort verhältst? Du bist mein Neffe und ich habe dir geholfen, als du mich gebraucht hast. Selbstverständlich interessiert es mich, was du aus dieser Hilfe machst. Deine Matches, sind beeindruckend. Deine Siege ebenso. Aber dein Benehmen… ist nicht akzeptabel.“
Man hört das Alter von Salvatore heraus. Ein Mann der alten Schule und alter Werte, der offensichtlich nicht zufrieden mit dem Werdegang seines Neffen ist.
Salvatore Corleone: „Seine Gegner hinterrücks anzugreifen ist feige. Den Wettbewerb zu sabotieren ist armselig und Arroganz und Überheblichkeit führen unweigerlich in die Einsamkeit. Aus dieser habe ich dich einmal herausgeholt, sollte ich aber sehen, dass meine Versuche dir zu helfen keine Früchte tragen, dann werde ich das kein zweites Mal tun.“
Onkel Sal spielt auf einige Ereignisse der letzten Wochen an. Aldos Angriff auf Mike Müller vor Stranded, seine Ablenkung an Caracal Matthews von vor zwei Wochen und generell natürlich auf das Auftreten von Nero, wenn er gerade nicht bei ihm ist. Aldo fühlt sich ertappt und bloßgestellt, denn Sal hat einen Punkt… und dennoch bleibt die Frage offen, ob ihn ein so ehrenhaftes Verhalten, wie es sein Onkel von ihm verlangt in der Wrestlingwelt wirklich weit bringen würde. Jetzt und hier jedenfalls sollte Aldo nicht diskutieren.
Aldo Nero: „D… du hast Recht.“
Aldo zeigt Reue… oder spielt die zumindest überzeugend vor. In jedem Falle scheint es zu funktionieren, denn in minimalistischen Ansätzen kann man so etwas wie „Mitleid“ bei Onkel Sal erkennen, wenn man ganz genau hinschaut.
Salvatore Corleone: „So wirst du wie alle anderen. So wirst du so wie er. Und die einzige Vorrausetzung dafür, dass ich dir helfe, war, dass du das nicht wirst. Wenn du also wirklich erwachsen werden willst, stärker und reifer im Geist. Dann sei besser als das. Sei nicht wie die anderen. Sei einzigartig.“
Seine Worte sind gesprochen aus einer Mischung von Hoffnung und Belehrung. Keine Forderung, sondern vielmehr ein Appell an das Gute in Aldo Nero. Der wiederum scheint gar nicht so recht zu wissen, wie er reagieren soll. Er will einzigartig sein, ja. Und er will auch die Unterstützung von seinem Onkel. Aber wenn er nun wirklich so ist, wie der es von ihm verlangt. Verbiegt er sich nicht dann auch wieder? Ist er dann wirklich „frei“?
Aldo Nero: „Ich werde besser sein. Das verspreche ich.“
Nachdem seine Gedanken in seinem Kopf herumgeschwirrt sind, spricht er diese Aussage nun doch sehr entschlossen. Er scheint zu meinen, was er sagt und das wiederum scheint Salvatore zu genügen. Es wirkt, als würde dieser Aldo glauben. Die große Frage ist nun allerdings, ob Aldo sich auch selbst glaubt. Salvatore Corleone verstummt nun wieder. Er klopft seinem Neffen noch einmal ermutigend auf die Schulter, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwendet. Wir verlassen diese Szene mit einem Shot auf Aldo Nero, hinter dem arbeitenden Salvatore Corleone. Die Kamera zoomt immer weiter an sein Gesicht heran. Bald ist Brainwashed. Da wird er gegen Caracal Matthews antreten. Ein weiteres wichtiges Match auf der Reise von Aldos Eroberung.
Pete: Kommen wir nun zu einem wirklichen Kuriosum in der schon einige Zeit andauernden Fehde. Sven: Was meinst du Pete? Pete: Ein Schlagabtausch zwischen den Herausforderern und den Champions…und zwar nicht mit den Fäusten. Sven: Mein Name ist Hase und ich weiß von nix.
Pete: Du triffst den Nagel auf den Kopf Sven…die
Bevor
Pete weiterreden kann, ertönt die Musik der Douglas Dynasty
und die beiden Tag Team Champions betreten unter großem
Jubel die Bühne. Raymond Douglas uns sein biologischer Son
Kyle Douglas sind auch schon da. Die grölende Masse
quittiert die Erscheinung der Champions mit stumpfen, aber
dennoch einprägsamen Schlachtruf:
D & D präsentieren ihre Gürtel und lassen sich feiern. Die beiden genießen das Gefühl und wirken stolz. Immer wieder stehen sie Seite an Seite und zeigen das SIE die Tag Team Champions sind. Langsam geht es für sie danach zum Ring. Immer wieder klatschen die beiden mit den Fans ab, die ein Stück weit Teil der Douglas Dynasty sein wollen. Als Morbeus bei zwei Fans den IC sowie den Heavyweight Champion Gürtel sehen schnappt er sie sich und zeigt das ER in der Riege der Triple Crown Champions angekommen ist. Die Fans jubeln ihm zu.
Pete: Man sieht das Morbeus auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen ist. Zumindest auf einem der Höhepunkte. Sven: Davon gab es schon mehrere. Und viele Tiefen. Pete: DANK der Hilfe der Familie…in Form von Kyle. Die Größe muss man als junger Mensch erstmal haben. Insbesondere gemessen an den Vorkommnissen von Title Night 2023! Sven: Kyle ist das vielleicht größte Talent der Liga und Siege gegen Breads und Rotari in 2023 machen ihn nun auch nicht zu einem Geheimtipp.
Kyle schreitet weiter zum Ring und schaut zu wie Morbeus weiterhin den Fans abklatscht. Geduldig wartet er, bis sein Partner den Ring betritt. Gemeinsam genießen die beiden Douglas-Männer dann nochmal ihre Titelregentschaft. Sofort schnappt sich Raymond das Mic.
Morbeus: „BERLIN!!!!! Finally…..Ok, nicht so ganz. Wir waren auch schon vor zwei Wochen hier, aber nicht zu GFCW BRAINWASHED!“
Fans: „Auf die Fresse! Auf die Fresse!“
Morbeus: „Eine Titelverteidigung bei einem PPV ist doch immer etwas ganz Besonderes.“
Die Berliner Meute jubelt ihm zu.
Morbeus: „Doch unsere erste Verteidigung bei einem PPV wird gegen ein Team sein, ohne jegliches Renommee und Relevanz. TSEizn Ra(re)BBits. Ein Teamname aus der Logopädie! Wir sind nicht beeindruckt von euch, gar nicht. Ihr brecht die Regeln, als wäre das eine Leistung. Aber ich sag’s euch, das macht euch nicht gefährlich. Es zeigt nur, dass ihr keine echten Kämpfer seid. Ihr habt nichts auf dem Kasten, außer kleine miese Tricks, um zu versuchen, uns zu umgehen. Aber das wird euch nichts nützen. Seht es ein, TSEizn Ra(re)BBits, ihr habt hier nichts verloren. Ihr seid ein Haufen Feiglinge, die wissen, dass sie in einem fairen Kampf keine Chance haben. Und deshalb brecht ihr die Regeln – weil ihr wisst, dass ihr anders nicht überleben könnt.“
Auch Kyle meldet sich zu Wort.
Kyle: „Aber das ist der Unterschied zwischen euch und uns. Die Dynasty hat keine Angst, sich an die Regeln zu halten, weil wir wissen, dass wir es nicht nötig haben, uns durch Lügen und Tricks den Weg zum Sieg zu bahnen.“
Bei diesem völlig ironiefreien Satz muss Morbeus allerdings etwas Grinsen. Und die Zuschauer in Berlin tun es ihm gleich. Aber der junge Mann hat sich scheinbar erstmal in Rage geredet…
Kyle: „Wir stehen über euch! Ihr könnt jede miese Taktik aus dem Handbuch anwenden – am Ende des Tages werdet ihr da liegen, geschlagen, während die Dynasty wieder triumphieren wird.“
Morbeus: „Und wenn der Staub sich gelegt hat, wenn eure sogenannten 'Ra(re)BBits' in die Grube gefallen sind, werdet ihr endlich erkennen, dass ihr nie eine Chance hattet. Dies ist unser Ring. Dies ist unser Reich. Und ihr? Ihr seid nur ein weiteres Hindernis, das wir mühelos aus dem Weg räumen werden.“
Kyle: „Also genießt eure letzten Momente im Rampenlicht, TSEizn Ra(re)BBits, denn die Douglas Dynasty kommt, um euch in den Boden zu stampfen….“
„DAHIN WO WIR SCHON SIND? DAHIN WO WIR UNSER HEIM GEFUNDEN HABEN? DAHIN VON WO WIR KOMMEN UM EUCH ZU ZERSTÖREN…? “
Pete: WAS ZUR HÖLLE IST DAS???? Sven: Es ist wie ein Autounfall…man will nicht hin…kann aber auch nicht weggucken. Pete: Genau das spiegelt aber die beiden wider.
Auch die Tag Team Champions schauen verdutzt und etwas verwirrt zum Titantron. Die typische pinke düstere Lichtstimmung breitet sich in der Halle aus. Das Video endet und das verstörend dreinblickende Augenpaar erscheint.
„Ihr habt die Hasenjagd eröffnet in dem ihr Ihnen die Chance gegeben habt gegen euch in den Ring zu treten. Doch ist es keine Hasenjagd wie ihr sie euch vorstellt. Hier jagen die Hasen EUCH! KOMMT HERVOR HASEN“
Die Fans grummeln und auch Morbeus und Kyle tauschen ein paar Worte aus. Kyle packt Morbeus an die Schulter und deutet nach unten. Auch die Fans die an der Ringseite stehen zeigen aufgeregt in die gleiche Richtung. Langsam kriechen Tsuki Nosagi und El Metztli unterm Ring hervor. Sie schauen zum Titantron und drehen sich dann zum Ring um. Nosagi grinst und reibt sich langsam die Schädeldecke während er sich auf Morbeus konzentriert. El Metztlis Gesicht ist aufgrund der Maske nicht zu sehen doch sein Blick fixiert Kyle Douglas.
„Keine Sorge. Ihr braucht nicht unruhig werden. Wir sind nicht hier, um das vorweg zu nehmen, was der natürliche Lauf der Dinge ist.“
Die Hasen betreten über die Treppen den Ring. Die Champions haben sich in die Mitte zurückgezogen und erwarten ihre Kontrahenten, die sich nun im Kreis um sie herum bewegen.
„Ihr sprecht davon, dass ihr den Hasen die Chance um den Titel gegeben habt. Das die Hasen kein Team mit Renommee sind. Das Nosagi und Metztli keine Chance haben bei Brainwashed die Titel zu erringen.“
Ein verrücktes Lachen erklingt. Tsuki und Metztli stehen nun direkt vor der Douglas Dynastie. Sie neigen ihre Köpfe und scheinen an Kyle und Morbeus zu schnuppern. Sie sind ganz nah mit ihren Gesichtern an ihren Ohren.
„Niemand hat davon gesprochen, dass die Titel das Ziel sind…die Vergangenheit ist das Ziel.“
Die Augen auf dem Titantron verengen sich zu schmalen Schlitzen während die Augen der Champions sich weiten.
„DAS hier ist Brainwashed…Dieses Match wird alles verändern…NICHTS WIRD SEIN WIE ES WAR…wir wollen in eure Gedanken…wir wollen in eure KÖPFE!!!“
Kyle Douglas findet das alles etwas albern und ist wenig angetan vom Zinnober. Morbeus dagegen scheint die Situation nicht besonders prickelnd zu finden. Schließlich hat er auch eine Historie mit „Personen“, die in seinem Kopf waren. Der Dreifach-Champion fackelt nicht lange und sucht die Flucht nach vorn….
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Zurück im Krankenzimmer. Aus Viggos fünfminütiger Bedenkzeit ist offenbar ein längeres Unterfangen geworden. Noch immer liegt der Brite auf der Liege. Sein Knie ist mittlerweile bandagiert, doch selbst unter dem weißen Mull ist eine enorme Schwellung zu sehen. Er trommelt mit den Fingern auf die Lehne, um sich von den extremen Schmerzen abzulenken, was seinem Gesichtsausdruck nach nur mittelmäßig gelingt. Vor ihm steht der Arzt, nun ganz souverän, er hat die Hände in die Taschen seines Kittels versenkt und scheint zu warten. Worauf? Auf Viggos Einsicht? Oder ist in den Minuten, die wir nicht zugeschaltet waren, etwas Anderes passiert? Es klopft an der Tür.
Arzt: „Ja?“
Kurzes Zögern, dann öffnet jemand die Kabine von außen. Ein Mann Mitte Vierzig steckt den Kopf hinein, unter den struppigen grauen Haaren zeichnet ihn ein GFCW Hoodie als Backstagemitarbeiter aus. Er hat eine zögerliche Miene aufgesetzt und wirkt verwirrt.
Mitarbeiter: „Ähm, da ist jemand, der Viggo sprechen will.“ Arzt: „Gut.“ Mitarbeiter: „Es ist…das Schwein.“
Hinter dem Mitarbeiter glaubt man das Scharren von Füßen über dem Boden zu hören wie Hufscharren auf einem Spaltenboden. Aber vielleicht ist es auch der Gedanke an den schweinischen Great Pigster, der zu solchen Einbildungen führt.
Mitarbeiter: „Mike Müller.“ Arzt: „Ja, schon verstanden. Schicken Sie ihn rein.“
Auf die klare Ansage, ihn reinzuschicken, hin nimmt der Mitarbeiter die Augenbrauen hoch. Das überrascht ihn doch sehr.
Mitarbeiter: „Mike Müller reinschicken? Ich dachte, er würde sich vielleicht an Viggo rächen. Und dort weitermachen, wo er im Ring aufgehört hat. Soll ich ihn wirklich reinschicken? Ich könnte stattdessen auch die Security rufen.“
Diesmal ist es nicht der Arzt, der eine Antwort gibt, sondern Viggo selbst. Die noch immer von einem schmerzerfüllten Unterton erfüllte Stimme des Engländers tönt durch den Raum.
Viggo: „Schon gut. Ich habe selbst nach ihm schicken lassen. Ich will mit ihm sprechen.“ Mitarbeiter: „Hä? Nun verstehe ich gar nichts mehr. Aber gut, ich lass ihn rein.“
Zögerlich tritt die Gestalt von Mike Müller in den Raum. Er ist ein großer, breiter Mann, selbst in einem Roster voller Pro-Wrestler, doch er wirkt dennoch winzig, wie er sich mit eingezogenem Schwanz durch den Türrahmen schleppt. Sein Kostüm – man kann es kaum „Ring-Gear“ nennen – trägt er nicht mehr, aber dafür ein unfassbar hässliches, grell-pinkes Shirt mit der Aufschrift „Friede dem inneren Schweinehund“, auf dem ein als Priester verkleidetes Schwein vor einem Grab mit der Aufschrift „Johnboy Dog“ kniet, mit den Worten „Rest in Pig“ in einer Sprechblase daneben.
Mike Müller: „Ich wollte das nicht.“
Sofort schiebt Mike eine Entschuldigung vor, dabei hat er eigentlich nichts falsch gemacht. Er hat gewrestlet. Solche unglücklichen Dinge passieren. Dennoch wirkt es so, als würde er nur darauf warten, geschlachtet zu werden. Verbal, versteht sich.
Viggo: „Mike. Komm.“
Soweit es die körperliche Verfassung zulässt, rückt Viggo ein Stück zur Seite, um neben sich auf der Liege einen Sitzplatz freizumachen. Doch Müller bleibt im sicheren Abstand stehen. Überraschenderweise ist die Stimme Viggos nicht feindselig. Wo ist der Haken an der Sache?
Viggo: „Hast mich ganz schon erwischt im Ring, was?“
Mit einem grimmigen Lächeln deutet Viggo auf sein bandagiertes Knie.
Mike Müller: „Das ist doch irgendwie mein Job, oder? Also, mein richtiger Job… als Wrestler. Nicht der als Repräsentant für… also, du weißt, ich will niemals, dass jemand verletzt wird. Ich will bloß gewinnen, weil ich nämlich jetzt bestimmt richtig Anschiss kriege, und das ist ja nicht deine Schuld, aber ich dachte bloß…“ Viggo: „Schon gut, schon gut. Ich habe dich nicht gerufen, um meinen Frust an dir auszulassen. Dich trifft keine Schuld, es war ein Unfall.“ Mike Müller: „Aber…“
Zögerlich tritt der Mann, der als Great Pigster antritt, einen Schritt näher an die Situation heran. Er fühlt keine Aggression von Viggo ausgehen, aber Mike ist es nicht mehr gewohnt, von irgendwem irgendwohin zitiert zu werden, wenn es dabei nicht darum geht, auf ihm herumzuhacken.
Viggo: „Weißt du…seitdem der Kampf vorbei ist, liege ich hier rum. Nicht, weil ich das will. Nein, ich habe in der vergangenen halben Stunde ein Dutzend Mal versucht, aus meiner Lage aufzustehen. Ich bin keine zwei Meter weit gekommen, bevor mein Knie nachgegeben hat. Ich bin in einer richtigen Scheißlage.“ Mike Müller: „Ein Titelmatch zu kriegen ist jetzt nicht die totale Scheißlage.“
Mike klingt beinahe ein wenig verletzt, als würde Viggo nicht zu schätzen wissen, wie gut er es hat – was ob der Situation absurd wirkt, aber durchaus nachvollziehbar ist.
Mike Müller: „Du weißt besser als alle anderen, dass man Darragh nicht sauer machen sollte, und er ist bestimmt sauer auf mich, weil ich es versaut...“
Er zieht eine Grimasse, als er selbst das „schweinische“ Wortspiel bemerkt.
Mike Müller: „Weil ich verloren habe.“ Viggo: „Ein Titelmatch…zu dem ich nicht mal zum Ring laufen kann. Wochenlang habe ich darauf hingearbeitet, mich an Switzenberg zu rächen. Ich habe sogar Ask um Erlaubnis gefragt, bevor ich auf die Jagd gegangen bin. Und nun, wo meine Jagd erfolgreich war, bin ich verletzt. Ich bin mir sicher, Darragh Switzenberg findet das alles furchtbar witzig. Er sitzt bestimmt jetzt in seiner Kabine und lacht sich über meine Lage kaputt. Oder was denkst du?“ Mike Müller: „Ich soll nicht denken. Nur machen.“
Der junge Wrestler starrt auf seine Füße.
Mike Müller: „Aber wenn ich raten müsste, glaube ich nicht, dass er lacht. Er wirkt nicht wie der Typ der… naja… lacht.“ Viggo: „Schon gut, ich wollte ohnehin nicht, dass du darüber nachdenkst. Sondern über etwas Anderes. Aber zunächst möchte ich dir eine Frage stellen. Wie ist es so als Schwein, Mike?“
Das sticht direkt ins Herz. Mike hat kein Pokerface, das gut genug ist, um zu verstecken, dass ihn diese Nachfrage verletzt. Hat Viggo ihm etwas vorgemacht und will sich doch nur über ihn lustig machen, ihn verbal niedermachen, nachdem Mike ihn vielleicht verletzt hat?
Mike Müller: „Es ist eine große Chance mit einem ikonischen Charakter mit Hilfe von sympathischer Selbstironie… warte, nein, das soll ich nicht sagen… es ist gut für die Reichweite und… es ist eine große… Moment, falsch: Es ist eine TOLLE Chance. Damit hätte ich anfangen sollen. Also, es ist… toll.“
Mit dem auswendig lernen hat Mike es noch immer nicht so, wie es scheint.
Viggo: „Lass mich meine Fragen präzisieren. Wie fühlt es sich an, wenn der junge Wrestler Mike Müller…“
Die Erwähnung des bürgerlichen Namens des Great Pigster scheint etwas mit diesem zu machen. Eine kurze körperliche Reaktion des Schweins ist zu suchen.
Viggo: „…heute den besten Kampf seiner bisherigen Karriere abliefert? Denn das war er wirklich, trotz deiner Niederlage. Aber wie fühlt es sich an, wenn morgen niemand mehr darüber sprechen wird, sondern nur noch darüber lacht, dass er dabei ein Schweinekostüm trägt?“ Mike Müller: „So… ist das eben.“ Viggo: „Wäre ich in deiner Lage, ich fände es verdammt…traurig. Ich war selbst lange Zeit jemand, der ich nicht sein wollte. Erst Hollys Gehilfe, dann Switzenbergs leicht formbares Opfer. Ich war niemals ich selbst. Und obwohl ich nach außen hin damit zufrieden war und mir im Inneren vielleicht auch eingeredet habe, das alles okay sei, war es das unterbewusst nicht. Ich wusste, dass etwas schiefläuft. Ich habe nach Gelegenheiten gesehnt, meiner Rolle zu entkommen und zu mir selbst zu werden. Für mich war das damals die Gelegenheit, in England gegen Ask Skógur anzutreten. Ich habe sie ergriffen und mich damit gegen alle Widerstände emanzipiert.“
Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzt sich Viggo auf der Liege auf und blickt Müller direkt an. Seine großen Augen werden zu Instrumenten, mit denen er ins Innere des Pigsters bohrt.
Viggo: „Was würde Mike Müller sagen, wenn er auch so eine Gelegenheit bekommt?“ Mike Müller: „Ich verstehe nicht.“ Viggo: „Wie gesagt, du hast heute den besten Kampf deines Lebens geführt. Und auch im Halbfinale gegen Caracal hat man schon Spuren deines Talents gesehen, auch wenn der Sieg nur durch Aldos Trick zustande kam. Aber man sieht, dass tief in dir, unter der ganzen Schweinefassade, ein echtes Talent steckt. Und beim Kampf heute zwischen uns…“
Er seufzt.
Viggo: „…hätte mein Adrenalin eine Minute früher nachgelassen und hätte mich der Schmerz erwischt, dann hätte ich verloren. Dann wärest du nun an meiner Stelle Darraghs Herausforderer. Es war hauchdünn zwischen uns. Aber letztlich habe ich gewonnen.“
Eine Feststellung, die Viggo teils mit Stolz und teils mit Enttäuschung in den Raum stellt.
Viggo: „Bloß habe ich nichts von meinem Sieg. Der da…“
Er deutet auf den Arzt.
Viggo: „…sagt mir ständig, dass ich jetzt ins Krankenhaus muss, bevor es noch schlimmer wird. Und wenn ich ehrlich bin, dann hat er recht. Ich kann nicht einmal laufen. Ich kann nicht antreten, so sehr ich das auch will. Und ich will es verdammt stark, das kannst du dir denken.“
Und die Zuschauer auch. Seit Monaten schwärt der Konflikt zwischen Darragh und Viggo wie eine offene Wunde, heute wäre der Zeitpunkt für das Aufeinandertreffen gekommen. Vor der Verletzung.
Viggo: „Vielleicht könnte man mich auf Krücken zum Ring bringen, doch dort würde Darragh mich zerfleischen. Also bleibt mir nur die Möglichkeit, den Kampf zu verschieben, meine Sachen zu packen und ins Krankenhaus zu gehen. Aber der Gedanke, dass Darragh sich darüber kaputtlacht und einen weiteren Abend Champion bleibt, ohne etwas zu leisten, ohne zu kämpfen, der frisst mich auf.“
Viggo presst die Zähne zusammen und diesmal ist es nicht der Schmerz, sondern die Wut auf Switzenberg.
Viggo: „Ich kann es nicht ertragen, dass er durch Glück davonkommt. Er sollte heute seinen Titel verteidigen und ich will, dass er das auch tut. Da ich selbst nicht antreten kann, möchte ich, dass an meiner Stelle derjenige antritt, der mir heute einen guten Kampf geliefert hat. Du.“ Mike Müller: „Das darf nicht sein.“
Sofort greift die Indoktrinierung von Lorenz, Lunenkind und Lerbitz.
Mike Müller: „Dann müsste ich mich nämlich direkt hinlegen und dann kriegen die Fans kein richtiges Match um den Titel und… das hätte ich jetzt glaube ich nicht laut sagen sollen.“
Man kann förmlich spüren, wie kalter Angstschweiß auf dem Nacken von Müller entsteht. Es kostet ihn alle Mühe, nicht zu stottern, während er offenbar laut nachdenkt.
Mike Müller: „Nein, ich hätte direkt annehmen sollen, dann wäre alles gut, aber jetzt weißt du ja Bescheid und wenn der Pigster einfach… ich… das war so dumm. Schon wieder. Ich bin so dumm. Tut mir Leid. Vielleicht sollten wir Lorenz dazu holen, wenn…“ Viggo: „Ich will nicht das hören, was dir Lorenz, Lerbitz, Lunenkind eingeredet haben. Ich will nicht die Antwort des Schweinchens auf mein Angebot hören. Sondern die von…“
Seine Stimme wird vertrauensvoll.
Viggo: „…Mike Müller. Was würde Mike Müller sagen, wenn er heute die Chance bekommt, um den Intercontinental Title anzutreten. Bei einem PPV der GFCW? Wie fände das der Junge, der von einer Wrestlingkarriere träumt? Wäre das nicht die Chance seines Lebens und etwas viel Besseres als loyal zu einer Rolle zu bleiben, von der du nichts hast außer Demütigung?“
Man kann sehen, wie es in Mikes Kopf rattert. Wie die getöteten Träume und brach liegenden Wünsche zum ersten Mal seit Wochen oder gar Monaten einen Pulsschlag entwickeln – eine Situation, mit der Mike überfordert ist.
Mike Müller: „Ich… werde nicht gedemütigt. Das ist eine große… eine tolle Chance.“
Mike reibt die mit Schweiß bedeckten Handinnenflächen an seiner Hose ab.
Mike Müller: „Der Great Pigster ist ein Erfolg. Oink, Oink.“ Viggo: „Was denkst du, Mike Müller?“
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