GFCW Aurora 2025, Scandinavium, Göteburg (Schweden), 18.05.2025


In Kooperation mit



Eine aufregende nordische Tour liegt hinter uns, doch noch fehlt der letzte Schritt, das Finale furioso.


Ein Finale namens AURORA. Das Vorgeplänkel ist vorbei, nun heißt es für die Athleten jubeln oder jaulen.


Die Kamera fährt langsam durch das Halbdunkel der Halle, ein Klangteppich aus tausenden Kehlen begleitet das Intro.


Für einen besonderen Anlass hat die Technik-Crew groß aufgefahren. Nebelmaschinen laufen auf Hochtouren und hüllen die Halle in mythische Schwaden. Im Hintergrund ertönt ein Instrumental, ein sich langsam steigernden Trommelsolo. Währenddessen verteilen sich die Schwaden im Halleninneren, bis sie all das, was die Kamera einfängt, umfassen.


Licht blitzt auf, Laser durchschneiden den Nebel, der über dem Ring schwebt. Die Kamera schwenkt über das Publikum – 13.000 Fans im ausverkauften Scandinavium in Göteborg. Hier pulsiert alles vor Erwartung.


Die Bühne erstrahlt in eisigem Blau, ein goldener Schimmer tanzt über das GFCW-Logo.

Und dann, zum Abschluss der Inszenierung, arbeiten all die Leuchten und Laser im Einklang und warme Farben verdrängen das Eis - sie bilden Schlieren, das namensgebende Nordlicht. Aurora. Alles steht bereit. Die Kämpfer, das Herz der Liga, wartet hinter dem Vorhang. Der letzte Kampf der Tour beginnt – jetzt.


Pete: „Herzlich Willkommen zu Aurora!"

Sven: „Der Show, bei der ich ein paar Stunden geiles Zeug rede und zwischendurch zum Runterkommen so ein bisschen gewrestled wird."

Pete: „Ich bin wie immer Pete und bei mir ist..."

Sven: „...der letzte Abkömmling des Göttergeschlechts der Asen, Sven der Donnergott."

Pete: „Aber die wahren Götter sind bei uns im Ring..."

Sven: „LÜGE!"

Pete: „...und deswegen schauen wir einmal auf die Card."


Singles Match:

Robert Breads vs. Ethan Carlyle

Referee: Thorsten Baumgärtner


Sven: „Breads gegen Carlyle. Hall of Famer gegen Förderkader. Eigentlich klare Kraftverteilung."

Pete: „Aber Ethan hat den Vorteil der Jugend und in seinem Debüt gegen Aiden Rotari echt gut mitgehalten. Kann er nun gegen Aidens Mentor, den dieser längst überholt hat, noch einen draufsetzen?"

Sven: „Besondere Brisanz erhält dieser Kampf dadurch, dass Robert Breads in seiner alten Rolle als Talentchef selbst seinen Landsmann Carlyle für GTCW entdeckt hat. Aber nun steht Ethan im Team des neuen Talentchefs und damit auf der Gegenseite."

Pete: „Spannende Voraussetzungen also. Und wenn Robert den ALTEN ROBERT BREADS auspackt, ist hier die Favoritenrolle klar verteilt."


Singles Match:

The Greatest Pigster vs. Aurora MacMeow

Referee: Bob Taylor


Pete: „Katze gegen Schwein. Aurora gegen Pigster. Miau gegen Oink. Das größte Tierduell in der GFCW seit Mohammed gegen Lutz."

Sven: „Aber wir täten den Athleten keinen Gefallen damit, sie auf ihre Wacky Names zu reduzieren. Denn mit Aurora MacMeow ist einer der großen Namen der WFW zu Besuch - der Liga, aus der die LPG seit Monaten bereits ihre Castings rekrutiert."

Pete: „Aber hier handelt es sich nicht um ein Casting, sondern ein Gastmatch. Wenn Lunenkind das hier gewinnt, wird das für die LPG sicher einen viralen Moment ergeben."

Sven: „FAKT!"


Open Challenge:

Marc Hill vs. ???

Referee: Mike Gard


Pete: „Marc Hill war bei Brainwashed noch der strahlende Sieger für den Förderkader. Doch seitdem stand er wenig im Fokus...und hat von Mirkan Uysal einen Schuss vor den Bug erhalten."

Sven: „Das ist wie damals im Hamburger Hafen als..."

Pete: „Uysal hat klargemacht, dass Hills Platz im Förderkader wackelt. Ein weiterer schwerer Schlag für Marc, nachdem zuletzt schon sein eigentlich bester Kumpel Bene Zampach erst verletzt war und dann auf Distanz zu Hill ging."

Sven: „Deswegen wählt Hill jetzt die Flucht nach vorne und stellt eine Open Challenge. Er ist bereit, jeden zu schlagen. Mutig für einen so unerfahrenen Mann. Aber vielleicht auch genau das, was der Förderkader von seinen Jungs sehen will."


No Holds Barred-Match:

Daniel vs. Alex Jr.

Referee: Mike Kontrak


Sven: „Das genaue Gegenteil einer Open Challenge ist dieser Kampf hier. Denn mehr Verbindung zwischen den Kontrahenten kann es gar nicht geben: Uns erwartet ein Bruderduell."

Pete: „Daniel ist in letzter Zeit zunehmend feindselig gegenüber Alex geworden. Der traurige Höhepunkt war ein Angriff auf seinen Bruder.“

Sven: „Alex hingegen wollte sich nicht auf Daniels Niveau hinablassen. Er hat nicht zurückattackiert, sondern stattdessen den völlig besoffenen Daniel bei War Evening vorgeführt und zu einem No Holds Barred-Match herausgefordert. So macht man das im Hause Dog.“

Pete: „Wenn Daniel nüchtern ist, könnte er aufgrund des Erfahrungsplus als Favorit durchgehen. ABER Alex war zuletzt gut in Form, hat gegen Fenrir besser gekämpft als zuvor Daniel. Das ist sogar einer der Streiktpunkte zwischen den Brüdern. Schauen wir, ob es heute so hart wird, wie die Matchart verspricht…oder ob am Ende der Brüderliebe obsiegt.“


Singles Match:

Bene Zampach vs. Das Sprachrohr

Referee: Karo Herzog


Pete: „Definitiv keine Brüder sind diese Herren hier.“

Sven: „Und nicht nur das: Sie gehören auf zwei Lagern an, die sich spinnefeind sind. Zampach steht in Diensten des Förderkaders. Das Sprachrohr hingegen ist der LPG treu ergeben.“

Pete: „Ein Stellvertreter-Duell also für die Dauerrivalität Uysal und Breads also.“

Sven: „Für Bene ist es der erste Kampf seit seiner Verletzung. Und trotzdem kein Wunschmatch: Er hätte lieber Carlyles Position gegen Breads gehabt. Wenn er sich hoch hinauswill, sollte er hier besser einen Sieg einfahren. Sonst wäre es ziemlich pooiiinlich, so große Worte in den Mund zu nehmen und Robert herauszufordern.“


Singles Match:

Wenn Aiden Rotari gewinnt, muss Rasmus Rantanen die Liga verlassen

Aiden Rotari vs. Rasmus Rantanen

Referee: Jack Bobo


Pete: „Apropos Dauerrivalität: Das gilt nicht nur für Uysal und Breads, sondern auch für diese Herren.“

Sven: „Rantanen hat Rotari schon mal die Chance geklaut, sich wieder für den World Title zu empfehlen…doch noch nie hat die Fehde so heiß gekocht wie jetzt. Denn dies ist womöglich nicht nur der letzte Kampf in dieser Sache. Sondern der letzte Kampf für Rasmus Rantanen überhaupt.“

Pete: „Wenn Rantanen verliert, muss er auf immer und ewig die Liga verlassen. Das war Rotaris Bedingung für diesen Kampf – und diese heftige Forderung hatte Aiden nicht mal aus Wut, sondern aus Berechnung. Denn er will sich dem Dauerproblem Rantanen entledigen.“

Sven: „Rein faktisch hat er als GFCW-Superstar gute Chancen dazu. Er ist der Favorit. Aber was kann JESUS leisten, um seinen Schützling gegen den gottlosen moldawischen Schakal zu schützen“

Pete: „Ich bin mir sicher, Rasmus hat selbst einen Plan, auch ohne Gott. Bei Brainwashed hatte er einen Trick auf Lager, der fast den Sieg brachte. Vielleicht geht er heute einen Schritt weiter.“

Sven: „Spannender Kampf also. Und wer ein Loser Leaves League-Match zwischen mir, dem geilen Sven und Pete sehen will, der…“


Tag Team Titlematch:

Leviathan ("Patient Zero" Drake Nova Vaughn & Zane "Purifier" Levy) (c) vs. TSEizn Ra(re)BBits (Tsuki Nosagi & El Metzli /w Der Fuchs)

Special Guest Referee: Aya


Pete: „Kommen wir zum nächsten Match.“

Sven: „Einfach abgewürgt, du Hund.“

Pete: „Es geht um die Tag-Team-Titel. Wie schon vor ein paar Wochen. Doch diesmal ist nicht die Befreiung des Weihnachtsmannes der außergewöhnliche Faktor, der den Kampf prägt, sondern der Guest Referee…“

Sven: „…denn Aya hat sich bereiterklärt, für Recht und Ordnung zu sorgen. Doch verfolgt der Sheriff of Darkness wirklich hehre Motive? Oder hat er sich nur auf die Position gezeckt, um die Tag Team-Szene nach seinem Belieben zu formen? Schließlich hat er selbst die Ambitionen, zusammen mit seinem Partner nach dem Gold zu greifen.“

Pete: „Also dass Aya etwas Unfaires macht, kann ich mir wirklich nicht vorstellen.“

Sven: „Genau so wenig, wie dass Leviathan oder unsere Horror-Hoppler überhaupt etwas Regelbrechendes versuchen würden. Uns erwartet also ganz sicher ein völlig normaler Kampf.“


GFCW Intercontinental Titlematch:

Jason Crutch vs. Darragh Switzenberg (/w Jakob Fleestedt & Zac Alonso)

Referee: Guido Sandmann


Sven: „Der hervorragende GFCW-Wrestler Darragh Switzenberg verteidigt gegen so’nen alten Kerl. Klar verteilte Rollen.“

Pete: „Stimmt das wirklich, Sven? Würdest du den Kampf nicht ausgeglichener sehen, schließlich ist…-“

Sven: „Möchtest du noch einmal einen Werbespot für das SWITZIDOG-PLUSHIE aufnehmen, Pete?“

Pete: „Ich bin überzeugt davon, dass Darragh Switzenberg klar verteidigen wird.“

Sven: „FAKT!“

Pete: „Der Umstand, dass Jakob und Zac am Ring sind, spielt sicher keine Rolle. Darragh braucht diese Hilfe überhaupt nicht. Er kann heute und jetzt einen Schlussstrich unter die Rivalität setzen, die bereits seit Jasons BattleMania-Sieg schwelt.“


GFCW Heavyweight Titlematch - Inferno Ladder 3 Way:

Ask Skogur vs. Luna Rosario vs. Aldo Nero

Referee: Peter Cleven


Sven: „Apropos schwelen…“

Pete: „…“

Sven: „Im Main Event erwartet uns ein feuriges Spektakel. Wir haben einen brennenden Ring und Leitern. Vielleicht sogar brennende Leitern.“

Pete: „Aber hoffentlich keine brennenden Wrestler.“

Sven: „BURN THEM ALL!“

Pete: „Um als Heavyweight-Champion nach Hause gehen zu können, müssen Skógur, Rosario oder Nero in einem brennenden Schlachtfeld nach oben steigen und den begehrtesten Preis der GFCW abhängen.“

Sven: „Was natürlich Aldo Nero gelingen wird.“

Pete: „Auch hier bauen wir auf eine Rivalität auf, die eine lange Vorgeschichte hat. Bei Brainwashed tragen Luna und Ask noch One-on-One aufeinander. Doch seitdem hat sich Aldo Nero in dieses Dreigespann einbetoniert. Er ist nicht mehr wegzudenken aus den Scherereien rund um den World Titel.“

Sven: „Nun, seine Message bei Brainwashed war deutlich genug. Heute wird er sich den Preis holen, der seinem Talent würdig ist. Noch ein paar Stunden, Pete, dann gibt es Rehbraten.“


Singles Match:

Robert Breads vs. Ethan Carlyle

Referee: Thorsten Baumgärtner



Erst ein paar Wochen in der GFCW und schon den großen Skandinavien-PPV eröffnen – kein schlechter Start aus Sicht von Ethan Carlyle.

Der junge Kanadier tritt unter artigem Jubel zur Musik des Förderkaders durch den Vorhang, um einen anderen Kanadier zu bekämpfen. Carlyle gegen Breads, das ist die erste Paarung des Abends.

Ethan macht einen konzentrierten Eindruck und lässt sich auch nicht von 13.000 Fans aus der Ruhe bringen, die im Scandinavium einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Kundschaft ist begierig auf Action und die soll es geben. Ohne Tamtam, ganz seinem Charakter entsprechend, begibt sich Carlyle zum Ring. Nur hier und da gibt es dankbare Seitenblicke zu den Zuschauern, die entlang der Rampe brüllen und jubeln. Dann nimmt Carlyle einige große Schritte Anlauf und slidet mit Schwung auf die Matte.

Im Geviert angekommen, springt er auf und reißt die Arme in die Luft. Ganz ohne Taunts geht es im Wrestling doch nicht. Ein Lächeln zeigt sich auf den Lippen Carlyles, auch der stoische Youngster ist nicht von Emotionen gefeit – und ihn freut es, den Zuspruch der Zuschauer auf seiner Seite zu haben.

Sicherlich hat der Kampf gegen Aiden Rotari dazu beigetragen. Doch jetzt geht es nicht gegen den Schakal, sondern gegen dessen Lehrmeister.



Die große Bühne, GFCW-PPVs – eigentlich wie gemacht für Robert Breads. Ethan Carlyle bekommt diese Bühne zum allerersten Mal in seinem Leben, Breads hat dutzende Male hier gekämpft, manchmal sogar zwei Mal in derselben Nacht, sodass es schwierig ist, überhaupt nachzuvollziehen, sein wievielter PPV das hier ist.

Es ist der erste „Aurora“ PPV, so viel steht fest, gab es diese Show doch zu vor noch nie.

Und er sollte womöglich besser laufen als der Letzte.

Dort war es Breads‘ Team – wenn auch nicht der Kanadier selbst – dass die erste Pleite gegen einen Förderkader-Wrestler in der Form von Marc Hill einstecken musste, was „Main Roster“ GFCW Wrestler angeht. Seitdem hat Breads zwei Singles Matches gewonnen, beide durch Referee Stoppage, und zwar gegen Bene Zampach und Mirkan Uysal. Nicht gerade die Creme de la Creme des Wrestling-Universum, aber genug, um „Canada’s Own“ wieder Selbstvertrauen einzuimpfen. Auch wenn es durchaus möglich ist, dass das eine Trotzreaktion auf die öffentliche und deutliche Demontage in Richtung der „Kids‘ Division“ ist, gegen welche sich der Stolz und das Ego von Robert Breads noch immer sträuben.

Er ist der Beste, richtig? Immer noch? Oder? Alle anderen liegen falsch und er hat Recht?

Das will uns zumindest sein Ring-Gear weis machen. Die pinke Hose ist mit dem „GOAT“-Schriftzug markiert. Wenn man es extra selbst erwähnen muss…

Der Mann aus Toronto marschiert die Rampe mit einem gewissen Swagger herunter, der ihm in letzter Zeit abging, den er sich aber seit dem Sieg über Uysal krampfhaft wieder eingeimpft zu haben scheint. Er tritt auf, als würde er gleich den GFCW World Title verteidigen, und nicht ein Match gegen einen Förderkader-Wrestler bestreiten.

Ob das gut für Ethan ist oder nicht wird sich noch zeigen. Der Hall of Famer hüpft die Ringtreppe nach oben, steigt durch die Seile und sieht seinem Gegner entgegen – und schenkt ihm gar ein Lächeln. Ob das nun herablassend oder ehrlich freundlich gemeint ist lässt sich schwer beurteilend, aber Carlyle erwidert die Geste mit einem bloßen Nicken. Er will Breads nicht ignorieren, aber ist fokussiert. Das hier ist die größte Chance seiner bisherigen Karriere, und vielleicht die Möglichkeit, sich einen dauerhaften Platz im Förderkader oder gar der GFCW zu sichern.

Die Musik verstummt, der Referee ist ready. Beide Kontrahenten sind bereit.

Die Glocke läutet.

Breads bietet Ethan einen Handshake an.

Carlyle scheint kurz einen Moment lang überrascht zu sein, setzt dann aber wieder so gut es geht das Pokerface auf. Er hat in seinem GFCW-Debüt gegen Aiden Rotari gelernt, wie viel höher das Niveau an der Spitze der GFCW ist als in der GTCW, und vermutlich auch, dass zu viel Vertrauen nicht gut ist.

Kann er Breads trauen? Meinte der seine positiven Worte vor dem PPV ernst? Kann er Ethan wirklich besser leiden als den restlichen Förderkader, entweder weil er ihn für talentierter hält oder – vermutlich wahrscheinlicher – weil er ihn einst selbst gescoutet hat?

Ethan lässt es drauf ankommen, tritt vorsichtig und langsam einen Schritt zurück und sieht Breads die ganze Zeit in die Augen.

Er schüttelt seine Hand.

Robert lächelt noch einmal.

Keine Attacke. Beide lassen los, und Carlyle wirkt fast ein wenig erleichtert. Dann gehen sie in ihre Ringecken zurück. Jetzt kann das Match richtig losgehen.

Es startet mit dem klassischen Collar’n’Elbow-Tie, beide gehen in den Lock-Up, was Ethan Carlyle sehr gut in die Karten spielt. Einen Moment lang scheint er tatsächlich überrascht, dass Robert sich hierauf einlässt. Als ehemaliger Ringer sind Grappling und Suplexes das Metier von Ethan, auch wenn er körperlich den meisten Gegnern in der GFCW unterlegen ist, und es wäre doch sicherlich im besten Interesse von Robert, das Match nicht darauf ankommen zu lassen.

Oder will Breads Ethan gar die Chance geben, sich auf großer Bühne zu präsentieren? Oder denkt Robert etwa, er kann Carlyle selbst in seiner eigenen Disziplin in Schach halten?

So oder so, es stachelt Ethan an. Ein wenig sauer wirkt er schon, dass Breads so gar keine Anstalten macht seine größte Stärke zu neutralisieren, aber dann findet Carlyle heraus, wie schwer es doch ist, einen Veteranen von über anderthalb Dekaden zu überraschen. Klar, Ethan hat die Skills, aber nicht die Erfahrung und die cleveren Veteranen-Tricks um einem das Leben so richtig schwer zu machen. Es ist nicht so, dass Carlyle seine Holds nicht angesetzt bekommt, das klappt sogar ziemlich gut, aber der nächste Schritt – die eigentliche Attacke – wird ihm von Breads immer wieder zunichte gemacht.

Mehr und mehr versteht Ethan, dass das hier auch ein Test ist – ist Ethan in seinem Grappling gut genug, um damit ein Match zu gewinnen? Und wenn nicht, hat er einen Plan B?

Es ist eindeutig ersichtlich, dass Robert überhaupt nicht versucht, selbst mit Holds oder Submissions aggressiv zu werden. Er weiß, dass er damit keine Chance hat. Er will lediglich sehen, wie weit Carlyle kommt. Der muss richtig kämpfen, um Breads überhaupt von den Füßen zu bekommen. Selbst so etwas Simples wie ein Takedown aus dem Headlock heraus ist mit Struggle verbunden.



Und wann immer Ethan das Ganze gelingt, ist Breads sogleich bei den Seilen. Dank der herausragenden Erfahrung und unglaublichen Ringübersicht – beides Dinge, die man nie verliert, egal, wie sehr der Körper aufgibt – sorgt Robert immer dafür, in die richtige Richtung zu fallen und sofort einen Weg zu haben, aus den Holds von Ethan zu entkommen.

Auf Dauer ist das sehr frustrierend, und Ethan wird etwas aggressiver und riskanter – was auch Lücken lässt, die Breads sofort erkennt. Er wird selbst aktiv, und feuert ein paar Kicks ab. Das sind die Waffen, die unter seinem Alter nicht gelitten haben, der größte Shitkicker der GFCW-Geschichte ist noch immer in der Lage, damit ein Match zu drehen. Die Varianz, die Geschwindigkeit, die Präzision – alles nach wie vor Top-Notch.

Jetzt muss sich Carlyle zum ersten Mal überlegen, was zu tun ist, wenn es um Defensive geht. Er kann mit den Händen einige Tritte blocken, aber wird klar nach hinten gedrängt. Was also machen in so einer Situation?



Ethan fängt einen Kick fest und wirft Breads hinten über!

Nun steht er über Robert, ein wenig selbst überrascht von seiner plötzlichen Explosivität und Aggression, aber die Kombination mit der vorherigen Frustration hat in Ethan etwas ausgelöst. Die Fans honorieren das mit Applaus, während Breads – natürlich direkt wieder in den Seilen – zu Carlyle aufblickt, der sich über den Hall of Famer gebeugt hat, nach dem Motto „Was jetzt?“.

Aber Breads ist nicht wütend. Er schmunzelt sogar ein wenig. Das hier scheint ihm Spaß zu machen – und sei es nur, weil er damit beweisen kann, dass sein Scouting nicht nur bei Aiden Rotari funktioniert hat.

Ethan geht zurück, und Breads erhebt sich. Das ist ein eindeutiger Shift im Match – aber nicht etwa zu Gunsten von Ethan, wie man denken könnte, nein. Das war das Zeichen für Breads, ernst zu machen.

Er kann das Tempo nicht mehr im klassischen Sinne anziehen, dafür fehlen ihm im Alter Schnelligkeit und Agilität, aber er kann seine Trickkiste jetzt erstmal richtig aufmachen und gucken, wie Ethan damit umgeht. Bislang waren es „nur“ Kicks – jetzt streut Breads noch weitere Offensive ein, und drängt Carlyle damit nach hinten. Elbows, Knees, ein Neckbreaker, ein DDT, alles klassische Pro-Wrestling-Offensive, gegen die seitens Carlyle nicht allzu viel Kraut gewachsen ist.

Klar, er hat diese Sachen alle trainiert und kennt sie, aber Breads wechselst so schnell zwischen verschiedenen Ansätzen – dann streut er mal wieder zwei Kicks ein, auf einmal geht es auf den Nacken von Ethan, dann wirft er sich auf ihn – dass Carlyle doch ein wenig überfordert scheint.

Clevererweise versucht Ethan immer wieder, das Match auf die Matte zu bringen oder Breads zumindest in einem Hold gefangen zu halten, aber natürlich weiß Robert, dass er genau das verhindern muss. Er muss sich bei seiner Defensive nicht groß auf irgendwas anderes konzentrieren als Holds und Grappling, und er weiß, wenn er Carlyle dahingehend nicht groß in die Gänge kommen lässt, sieht es gut für Breads aus.

Doch Ethan lernt. Den zweiten DDT kann er schon kontern indem er Breads wegschubst, aber dann setzt der zweifache World Champion mit einem Uppercut nach. Einmal mehr lernt Carlyle etwas darüber, wie hoch das Niveau an der Spitze ist: Selbst Dinge zu kontern reicht nicht, weil die echten Top-Wrestler immer schon einen Schritt weiter denken. Sinnbildlich dafür ist ein Moment, bei dem Breads Carlyle in die Ringecke whippt und direkt nachsetzt.



Klar, Ethan kriegt das Bein hoch und wehrt Breads ab, aber der ist sofort wieder da als Carlyle auf das zweite Seil hüpft um irgendeine Offensive zu starten und unterbindet diese im Keim.

Willkommen in der GFCW, Ethan Carlyle.

Der junge Ringer kann einfach kein eigenes Momentum aufbauen.

Doch er ist nicht umsonst ein Top Prospect in der GFCW, und er zeigt auch warum: Wenn er kein eigenes Momentum aufbauen kann, muss er eben das seines Gegners nutzen.

Und als Breads in die Seile geht, um eine neue Attacke zu starten…



…kontert Ethan in einen Powerslam, bei dem er den Schwung seines Gegners ausnutzt! Er kann in dem Moment nicht anders, und er stellt mitten im Ring einmal kurz verbal klar, dass er nicht vorhat, hier ein Opfer zu werden. Jetzt kann Ethan das Match übernehmen, und er entscheidet sich klugerweise gegen den Grappling Ansatz, der bislang nur bedingt funktioniert hat, und geht auf den zweiten Aspekt, in dem Ringer gewöhnlicherweise brillieren: Suplexes.

Und so steht er direkt hinter Breads, als dieser aufsteht, angeschlagen von dem Powerslam, und schnappt zu.

Doch „Canada’s Own“ wehrt sich. Er verlagert das Gewicht. Er will die Seile greifen. Er lässt sich nicht so einfach werfen. Carlyle beißt die Zähne zusammen, will ihn wieder hochreißen, doch als das auch nicht funktioniert, zeigt er seine Klasse, lockert seinen Griff, ändert die Position seiner Hände und probiert es dann nochmal.


HALF NELSON SUPLEX!


Der Move geht durch. Die Crowd in Schweden wird nun laut für Carlyle, der sich nach oben powert. Er weiß, das ist noch nicht genug, um Breads zu besiegen, aber endlich bekommt er eine Reihe von wirklich guten Offensiv-Aktionen auf die Kette. Nicht mehr viel, und er hat eine echte Chance. Deshalb wartet er wieder. Er wartet, bis Breads auf die Beine kommt, schaut dabei mit unverhohlener Freude ins Publikum, das ihm Zuneigung entgegenbringt, und als der Hall of Famer wieder steht, schlägt der Underdog zu.


SNAP GERMAN SUPLEX!

In die Brücke!

Eins…



Zwei…




Kick-Out!

Nicht unbedingt ein „2,99“-Kick-Out kurz vor dem Sieg, aber Breads hat Probleme. Ethan richtet sich wieder auf, und nun wird die Pay-Per-View Crowd im Scandinavium richtig laut. Jeder will gerne dabei sein, wenn eine (kleine) Sensation passiert, und der nicht unbedingt beliebte Robert Breads scheint dabei zu sein, sich eine weitere Niederlage auf’s Kerbholz schreiben zu dürfen.

„One more time!“ hallt es auf Englisch von den Rängen, damit Carlyle sie auch versteht, und ein verschmitzter Ausdruck von Freude tritt auf sein Gesicht. Diesmal wartet er gar nicht erst, bis Breads wieder aufsteht, nein – er packt ihn am Boden. Er will die Fans nun richtig beeindrucken, indem er den Veteranen deadliftet, von der Matte fischt. Und das gelingt ihm!

DEADLIFT GERMAN SUPLEX!



KONTER! EINROLLER!

Eins…




Zwei…




Kick-Out!

Das war VERDAMMT knapp. So beeindruckend die Aktion auch war, Breads war noch nicht fertig genug um sie einfach einzustecken, und sein Konter funktioniert blendend. Beide springen auseinander, doch während Ethan sich erst einmal sammelt ist Breads sofort auf der Höhe, im Kopf den einen Moment schneller als sein Gegner – Hall of Fame Level eben.

KNEE STRIKE!

Breads klatscht Ethan im Aufstehen das Knie an die Schläfe, und Carlyle sackt zusammen, auf die Knie. Ein wenig groggy. Das reicht Breads.



HEAD KICK!


Der Veteran knallt Carlyle den Fuß vor den Schädel, und Ethan kippt zur Seite. Sofort ist Breads mit dem Cover da.


Eins…



Zwei…



KICK-OUT!

Carlyle kickt noch einmal aus! Das überrascht nicht nur Breads, sondern auch die Fans – aber es gefällt ihnen. Zum ersten Mal wird konzentriert der Name „CAR-LYLE!“ gechantet, und Breads scheint tatsächlich ebenfalls eher beeindruckt als wütend zu sein. Der zweifache World Champion nickt anerkennend nach diesem Kick-Out.

Okay, damit hat sich Ethan die „richtigen“ Finisher verdient.

Breads packt Ethan am Handgelenk und zieht ihn hoch. Er hakt einen Arm ein. Er hakt den anderen Arm ein. Und irgendwann in der Zukunft, wenn er eine gute Karriere in der GFCW hingelegt hat, wird Ethan Carlyle vielleicht stark genug sein, in einem solchen Moment noch einen Konter auf Lager zu haben.

Hier und heute hat er das nicht.

RB DRIVER!

Der Kopf von Carlyle knallt auf die Matte, und Breads zollt ihm den Respekt trotz der Offensichtlichkeit des Match-Ausgangs noch das Bein einzuhaken. Dann wird gezählt.

Eins…



Zwei…



Drei!


Sieger des Matches durch Pinfall: Robert Breads


„Bow Down“ von I Prevail wird eingespielt, während Breads sich erhebt – die Brust noch ein wenig breiter als vor dem Match. Das sind immerhin drei Siege in Serie, und seiner eigenen Ansicht nach war Ethan Carlyle ein durchaus fähiger Gegner. Die neununddreißigste Episode von „SIND WIR BACK?“ geht also in die nächste Runde, und auch wenn den Fans der Match-Ausgang nicht unbedingt gefällt kann man zumindest nicht davon sprechen, dass der Hall of Famer den Rookie unverdient besiegt hat.

Laute Buhrufe ertönen allerdings, als Lorenz die Rampe herunterschleicht, mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und schwarzem Stoff in beiden Händen. Der Marketing-Experte klettert in den Ring und deutet mit zufriedener Miene auf Breads – vorsichtig, ihn nicht zu berühren, um seine Kleidung nicht mit Schweiß zu verunstalten – und hebt dann beide Hände.

Das, was er mit sich herumgetragen hat, sind zwei T-Shirts. Natürlich wird dieser Moment hier genutzt, um Werbung zu machen. Eines davon wirft Lorenz Breads zu, der es sogleich hochhält – der pinke „GOAT“-Schriftzug auf schwarzem Hintergrund. Breads sieht damit sehr glücklich aus, während Lorenz schreiend versucht, etwas von einem Rabattcode zu erzählen.

In der Zwischenzeit hat Carlyle sich wieder aufgerappelt und sitzt ein wenig traurig in der Ringecke. Wieder eine gute Performance, wieder nicht gewonnen. Aiden Rotari und Robert Breads sind eben nicht Clemens Baul und Jerome Bieler. Lorenz hat nun das zweite Shirt ausgebreitet und hält es hoch, diesmal mit „LPG“-Aufdruck. Breads wirft Ethan einen kurzangebundenen Blick zu und deutet auf das T-Shirt.

Das Angebot ist ziemlich eindeutig.

Und damit schalten wir zum nächsten Segment.




TRADITION


INNOVATION


WRESTLING DER

SPITZENKLASSE


DAFÜR STEHT DIE

JETZT KOMMT DIE SENSATION FÜR ALLE GFCW-FANS!


ALLE SHOWS DER GFCW SEIT 2001 „ON DEMAND“ BUCHBAR!


AUF DEINEM SMARTPHONE, SMART TV ODER TABLET.


MIT DEM NEUEN GFCW GALAXY

VIDEO ON DEMAND ABO,

KEINE SHOW MEHR VERPASSEN!




+++



DIE GFCW-GALAXY aUCH UNTERWEGS IMMER GRIFFBEREIT!




Robert Breads: „Habt ihr das gesehen?“


Nicht mehr außer Atmen, aber noch immer verschwitzt und ein wenig angeschlagen steht er da. Der „GOAT“-Schriftzug prangt auf seiner Brust. Ganz offensichtlich sieht Breads sich gezwungen, nach seinem Sieg noch ein paar Worte an die GFCW zu richten, und steht nun – vornübergebeugt, die Handflächen auf den Oberschenkeln, eine Schweißperle von der Nase tropfend – vor der allseits bekannten Interview-Wand, geziert mit den Logos von Sponsoren und zukünftigen GFCW-Events.


Robert Breads: „Wer hat hier wem noch irgendwas zu sagen?“


Worauf der Kanadier hinaus will ist nicht ganz klar, aber man merkt ihm deutlich an, dass er sich durch die Siege über zwei Rookies und einen ehemaligen Amateur wieder einiges an Selbstvertrauen aufgebaut hat – was auch immer das über ihn aussagt.


Robert Breads: „Ich bin erledigt? Ich habe es nicht mehr drauf? So ein Schwachsinn. So ein beleidigender Schwachsinn. Ich bin und bleibe der beste – nein, nicht nur der beste – der WICHTIGSTE Wrestler in der Geschichte in der Promotion. Ihr wrestlet so, wie ihr wrestlet, wegen mir. Ihr redet so, wie ihr redet, wegen mir. Niemand würde eure Namen kennen, niemand würde überhaupt von euch wissen, wäre ich nicht in die GFCW gekommen und hätte sie groß gemacht. Ich BIN die gottverdammte GFCW!“


So sehr er sich an das Publikum und das Roster allgemein zu richten scheint, so sehr bekommt man das Gefühl, er spricht einen gewissen ehemaligen Protegé von sich an. Nichts und niemand hält Breads davon ab, sich einmal mehr selbst einzureden, wer und was er sei.


Robert Breads: „Ich lasse mir doch nicht erklären, ICH sei abgehalftert, während die schizophrenen Überreste von dem was irgendwann mal Aya war durch diese Promotion stolpern. Ich soll sie nicht mehr alle haben? Schickt doch erstmal Tyler zum Therapeuten, der Typ macht vor laufenden Kameras das, was alle unsicheren jungen Kerle in Lebenskrisen machen – sich ein paar Häschen mit Daddy Issues anlachen. Wer soll mich denn ersetzen? Aldo Nero, der so sehr Handpuppe ist, dass man sich wundert, dass man Corleone’s Hand nicht sehen kann, wenn er den Mund aufmacht? Selbst die angeblichen Legenden, die ihr rankarrt, sind und waren mir schon vor zehn Jahren unterlegen. Nein, nein, nein – ich bin Robert Breads, und ich bin der beste und wichtigste Wrestler aller Zeiten. Punkt. Aus. Kein Widerspruch. Egal, was irgendwer sagt.“


Wer damit gemeint ist, dürfte klar sein.


Robert Breads: „Ohne mich gäbe es keine Zukunft der GFCW. Ich denke über die Grenzen des gewöhnlichen hinaus, und ich baue das, was der Förderkader hätte sein sollen. Jedes Mal Sodom und Gomorra auszurufen, wenn Erwartungen nicht exakt gespiegelt werden, wird noch der Untergang dieser Promotion sein, wenn ich nichts dagegen unternehme!“


So weit sind wir also schon. Diese ganze LPG-Sache „rettet“ laut Breads die GFCW, und er selbst ist vollkommen unersetzlich. Er ist einen Schritt davon entfernt, zu sagen, ohne ihn würde die gesamte Promotion auseinanderfallen. Wir wissen, dass das nicht stimmt – er war schon einmal jahrelang weg, in der PCWA. Sehr erfolgreich, ja, aber er war weg. Nur Breads scheint das komplett anders zu sehen.


Robert Breads: „In meinem letzten dreiviertel Jahr werde ich zwei Dinge sicherstellen.“


Moment – letztes dreiviertel Jahr? Hat er da gerade-


Robert Breads: „Erstens: Ich sichere die Zukunft der GFCW. Man wird mir nicht dafür danken, wie jedes Mal, wie jedes gottverdammte Mal, aber ich werde es noch ein letztes Mal tun. Weil eine echte Legende so etwas tut, selbstlos, aufopferungsvoll und für das große Ganze.

Zweitens: Ich werde meinen Namen reinwaschen. Ich besiege sie alle. Jeden dummen Möchtegern, den ihr mir vor die Nase setzt, ich schlage sie alle, ohne Ausnahme, immer wieder, wenn es sein muss. Ihr werdet mich so behandeln, wie ich es verdiene, allesamt, ob Fans, ob Kollegen, ob Kritiker, alle! Das ist das Mindeste! Ich verdiene das! Ich verdiene RESPEKT!“


Beinahe flehentlich und weinerlich schreit er das in die Kamera. Er ist ein „Ich will es nochmal wissen!“ davon entfernt, die oberste Stufe der Erbärmlichkeit zu erklimmen, und die Worte von Aiden Rotari – dass es besser für Breads gewesen wäre, man hätte ihn vor Jahren schon aus dem Spiel genommen – hängen unbequem im Raum. Vielleicht hatte er Recht. Vielleicht würde man sich an Breads eher als Legende erinnern, wären diese letzten Jahre nicht gewesen.

Aber das sind sie. Und damit scheint er nicht klar zu kommen. Vor allem jetzt nicht, wo das Ende ganz offensichtlich ein konkretes Datum zu bekommen scheint. Wenn er das selbst schon länger wusste, ist es vielleicht auch nicht verwunderlich, warum Breads so aggressiv und proaktiv dafür sorgen wollte, dass sich sein Image wieder dem Guten zuwendet. Die LPG, sein Kleinkrieg mit Mirkan, diese letzte in einer langen Reihe aus immer verzweifelter klingenden Ansagen an den Rest der Welt, der sich aus seiner Sicht gegen Robert Breads verschworen hat – all das, um das eigene öffentliche Bild zu korrigieren.

Die Legacy von Robert Breads soll richtiggestellt werden, um jeden Preis, und zwar bevor es dafür zu spät ist.


Robert Breads: „Ich gehöre nicht in die zweite Reihe. Ich gehöre in den Olymp. Und wer diese Wahrheit nicht akzeptieren will, dem zwinge ich sie auf.“


Singles Match:

The Greatest Pigster vs. Aurora MacMeow

Referee: Bob Taylor



Kaum erklingen die ersten orchestralen Töne des berühmten Theme Songs der berühmten Weißen Tigerin aus Glasgow, wird die Stimmung unweigerlich ekstatisch. Zum einen weil „Eye of the Tiger“ generell den Effekt hat „Hype a f“ zu sein und Stimmung aufzupeitschen, zum anderen weil WFWs Hauptsponsor, die Camus Company, ihre erfolgreichste Einzelkämpferin nicht allein zu GFCW entsandt hat, was ob des doch nicht gänzlich ungefährlichen Umfelds sicherlich eine gute Entscheidung ist. Und so kann Schweden niemand Geringeres als seinen Exportschlager Alice Hellstrøm, die brünette Drunken Fist Stockholms, hier und heute als Begleiterin begrüßen, die gemeinsam mit ihrer isländischen Teampartnerin Íris Lilja Óðinsdóttir für den Auftritt der Weißen Tigerin Spalier steht und im Jubel der nordischen Fans badet. Und davon gibt es reichlich für die beiden sportlich höchst erfolgreichen nordischen Schönheiten, die in traditionell angehauchter Tracht dastehen. Fast schon ein Cheat Code für Jubel die beiden im Kollektiv als Drunken Thunder bekannten Damen Aurora MacMeow als Unterstützung mitzuschicken.

Ebendiese Aurora MacMeow schreitet nun auch persönlich durch den Vorhang, gekleidet in ihren üblichen Tigerbikini und – Mantel, plus hoher fußfreier Beinschoner und halblanger Armschoner, natürlich ebenfalls im Tigermuster weißer Färbung. Die brünette Schottin mit dem dichten, gradlinigen Pony auf der Stirn nimmt die Sonnenbrille von der Nase, steckt diese Alice zu und blickt ins Publikum. Manche kennen sie natürlich, die meisten kennen Alice aber selbst jene, welche Aurora und Drunken Thunder heute erstmals sehen, verstehen augenblicklich, dass sich hier etablierte Stars die Ehre geben. Ihr Auftreten hat diese Selbstsicherheit und natürliche Aura, wie man sie durch mehrere große Erfolge bekommt und die haben in der Tat alle drei Frauen reichlich. Drunken Thunder primär in Teamwettbewerben, während Aurora MacMeow niemand Geringeres als die Rekordtitelträgerin im Einzelbereich von WFW ist.

Energischen Schrittes mauzt sie voran, ist mit einem ansatzlosen Katzensprung hoch auf dem Apron und lässt ein lautstarkes Fauchen los, das die Fans gern mitmachen – die Schottin mit den tiefbraunen Augen und dem bewundernswert geformten Sanduhr-Körper hat das schwedische Publikum mit ihrem natürlichen Charisma längst auch ohne Alice Zutun ganz in ihren Bann gezogen. Manch ein Fan, welcher im Vorfeld nicht wusste, was von dieser Matchansetzung zu halten war, wird sich jetzt denken, dass man Aurora eigentlich besser gegen jemand höher auf der Card hätte sehen wollen, denn bei allem Respekt vor ihrem nun nachfolgenden Gegner – gegen das ironisch-kultige Kampfschwein ist eine Sportlerin von Auroras Format eigentlich verschwendet.



Nichtsdestotrotz wird auch besagtes Kampschwein Maximilian Lunenkind positiv empfangen, der natürlich in kompletter „Greatest Pigster“ Montur auftritt und mit seinen ulkigen Bewegungen und Ausrufen sogleich die Tik Tok Generation anspricht. Doch ist der rosa Eber nicht das einzige Schwein, das durch den Vorhang kommt. Auch das Plüschschwein Lady Rosi ist zugegen, natürlich getragen im Arm von Monica Shade, die heute also endlich erstmals bei einem Match ihres höchst geschätzten Greatest Pigster mit dabei ist. Und anders als die Fans, die mit ironischem Humor die Oinks des Greatest Pigsters mitmachen, meint sie ihre Sympathien sogar gänzlich ernst. Und glaubt sogar ernsthaft, dass der Greatest Pigster es mit allem und jedem aufnehmen kann, inklusive Aurora MacMeow. Immerhin Eine, die das glaubt. Was sie dem Greatest Pigster auf dem Weg zum Ring auch immer wieder mitteilt - und dieser nur zu gern bereit ist zu glauben, auch wenn er sich im Vorfeld Sorgen gemacht hat, ob Schweine wohl auf der Speisekarte von Tigern stehen. Im Ring angekommen ist dann aber eh kein Platz mehr für Sorgen. Und überhaupt? Wie gefährlich kann eine Mieze von knapp über 1,60 an Körpergröße schon sein für ein großes, starkes Schwein? Nun wo er Aurora vor sich sieht und diese eher wie ein süßes Kätzchen denn eine wüste Tigerin aussieht, ist das Selbstvertrauen hoch und die Oink Zurufe der Fans auf seine versauten Bewegungen lassen ihn nur noch sorgloser werden. Unnötig zu erwähnen, dass diese Geisteshaltung in etwa so dämlich ist, wie der Greatest Pigster für die meisten Menschen, die nicht Monica Shade heißen, auch aussieht.

Der Ringgong ertönt und verkündet den Start des Matches, bei dem die Erwartungshaltung kaum eindeutiger sein könnte: Dies würde eine lustige kleine Atempause auf der Card sein, bei dem der Greatest Pigster ein paar ironisch kultige Sachen machen und dann sportlich zu Gulasch verarbeitet werden würde. Und in der Tat macht Maximilian Lunenkind ein paar schweinische Bewegungen und animiert das Publikum zu weiteren „Oink“ Rufen, die von duellierenden „Meow“ Chants gekontert werden. Wenn dann wird diese Szene viral gehen und gut für die Lerbitz Performance Group sein, über den eigentlichen Matchausgang wird am Ende eh niemand sprechen. Umstände, die Lorenz zur Abwechslung mal wieder glücklich machen dürften.

Der Greatest Pigster hat jedoch weniger Glück. Sein Versuch das Match mit einem versauten Lock Up zu beginnen wird ihm von Aurora verwehrt, die einen Seitschritt macht und ihm direkt mal einen ordentlichen Kick mit dem linken Bein in die Magengrube mitgibt, ehe sie das linke Bein zum Standbein umfunktioniert und mit dem rechten einen Roundhouse Kick hinterher setzt, der Lunenkind postwendend auf die Matte knockt. Das Kampfschwein suhlt sich mit Schmerz verzerrter Miene gen Ringseile, wo ihm Monica Shade und Lady Rosi seelischen Beistand leisten und gut zureden. Davon beschwingt erhebt er sich wieder und fängt glatt einen Running Crossbody von der Tigerin ab, die er einmal im Griff per Body Slam auf die Matte schickt und diesen Move posenreich abfeiert als wäre es die größte Sache ever gewesen.

Dumm nur für ihn, dass Aurora per Kip Up sofort wieder steht und ihren Frust über die missglückte Aktion postwendend in einen deftigen Supercat Punch steckt. Voll ins Schweinsgesicht. Lunenkind torkelt zurück und bleibt benommen in den Seilen hängen, wo sich der Referee rasch erkundigt, ob er überhaupt weitermachen kann. Könnte ja auch ein KO Treffer gewesen sein, nach Jay Taven ist das Thema Gehirnerschütterung auch noch allgegenwärtig. Es geht aber weiter. Und mehr noch: der Greatest Pigster hat ob der gerade kassierten Aktion einen Geistesblitz. Er kündigt seine nächste Aktion mit einem Kampfgrunzen an und schlägt einen…

Superpig Punch!

Gegen ein unbewegliches Ziel hätte dieser durchaus sehr heftig sein können. Aurora weicht jedoch mühelos aus und greift von hinten nach des Ebers Armen. Eingehakt und ab nach hinten: Tiger Suplex in die Brücke! Eins, Zwei und DrKICKOUT! In dieser Sekunde blitzt für einen Moment auf, dass Maximilian Lunenkind nicht nur ein durchgeknalltes, virales Schwein ist, sondern auch ein ehemaliger Tag Team Champion von einem nicht komplett katastrophalem Niveau. Und doch, es ist mehr als offensichtlich, dass er Probleme genug hätte der Offensive der schottischen Tigerin Paroli zu bieten, wenn er konzentriert seine Bestform abliefern würde. Fokussiert auf seine Mätzchen hingegen hat er rein gar keine Chance.

Grund genug sich erst einmal aus dem Ring zu rollen, um durchzuschnaufen und vielleicht Ringside irgendeinen Selfie Wunsch zu erfüllen. Nur ist er außerhalb des Rings alles andere als sicher vor Aurora. Die Namensvetterin des PPVs nimmt Anlauf zu einem Dive und… bricht ab, weil Monica sich schützend vor den Greatest Pigster stellt. Klar, dass Aurora sie anfaucht das zu unterlassen noch ehe es von Seiten des Schiedsrichters Kritik geben kann. Auch Auroras Kameradinnen sind zur Stelle um Monica zu konfrontieren, die einen Moment Zeit erbittet, dem Greatest Pigster aufmunternd den Rücken massiert und ihn in den Ring zurück geleitet. Wo er grunzend einen Lauf mit Clothesline startet, von Aurora jedoch per Dropkick empfangen und in die nahe Ringecke zurück gepfeffert wird. Dort setzt die weiße Tigerin mit einer ganzen Salve an Punches nach, abgeschlossen von einem European Uppercut, der Lunenkind in der Ringecke zusammen sacken lässt. Eine Runde Anlauf und No Hesitation Dropkick hinterher. Zufrieden mit ihrem Werk positioniert sich Aurora den Greatest Pigster zurecht und schlüpft auf den Apron. Jetzt nur noch ihren Springboard 450 hinterher, aka ihren Kitty Ball und das dürfte es dann wohl gewesen sein.

Aber erneut zeigt Aurora eine Flugaktion nicht – weil Monica in den Ring geeilt ist und sich nun schützend mit Lady Rosi über den Greatest Pigster geworfen hat. Der Referee hat die Faxen dicke und droht mit der DQ, wenn Monica weiterhin das Match stört. Doch ehe sie auf diese Drohung reagieren kann, haben Alice und Íris sie auch schon an den Knöcheln gepackt und ziehen sie samt Lady Rosi aus dem Ring wieder heraus, um ihr eine Standpauke zu halten. Auch der Referee hat noch ein paar Worte zum Ganzen übrig und bemerkt so nicht, was in seinem Rücken geschieht.

Aurora setzt nun zu ihrem Kitty Ball an, doch als sie sich von den Seilen abstoßen will, fliegt krachend ein Stuhl in ihren Rücken. Resultat: Bruchlandung. Von einem Stuhl getroffen landen eben auch Katzen nicht auf ihren Tatzen. Doch wo kam der Stuhl her? Einige Fans wissen es bereits und buhen lautstark die schwarzmähnige Frau im weißen Kleid namens Miria Saionji aus, welche den Stuhl geworfen und für den brutalen Absturz Auroras gesorgt hatte.

Der Greatest Pigster wiederum erhebt sich ätzend, sieht Aurora und Stuhl auf dem Silbertablett und ergreift die Gelegenheit beim Schopfe. Und Aurora auch, packt sie über die Schulter & unter den Arm und klatscht sie per SCHWEIN auf den Stuhl, der dann rasch aus dem Ring geschoben wird. Als der Ref sich umdreht sieht er nur noch das Cover, welches er durchzählt. Eins, Zwei, Drei, Auroras Schulter zuckt schwach hoch, aber zu spät. Die Buhrufe intensivieren sich – dieser Matchausgang war eine Farce, die Monica Shade sichtlich blass werden lässt. Hin und her gerissen von der Freude über den Sieg und dem Entsetzen über das „wie“. Man darf erahnen, dass dies bis auf weiteres das erste und das letzte Match mit fremder Starpower ist, das sie organisieren konnte. Ihren Ruf in der heimischen Promotion und vor allem bei dessen Hauptsponsor hat Monica Shade sich durch diesen Matchausgang nachhaltig ruiniert. Schon jetzt ist ihr das böse Funkeln in den Augen von Drunken Thunder und Aurora MacMeow sicher.

Komplett konträr dazu zelebriert „The Greatest Pigster“ Maximilian Lunenkind mit ausgiebigen Posen und Gesten und Oinks diesen zumindest von der Papierform her gigantischen Einzelsieg. Die wahre Gewinnerin dieses Matches ist jedoch die selbstzufrieden lächelnde Miria Saionji: sie hat der Lerbitz Performance Group soeben demonstriert, dass sie mehr als nur ein Zünglein an der Waage sein kann, nicht nur in ihren eigenen Matches, sondern auch in jenen anderer, inklusive Matches gegen hochrangige Opposition – und insbesondere Aiden Rotari wird dies registriert haben...




Die Schmerzensschreie hallen immer noch durch die leeren kalten Räume. Allein die Kerzen spenden das bisschen Licht und Wärme was den Raum etwas von dem gibt was er sein soll. Ein Ort der Erinnerung und der Andacht. Doch was hier vor kurzem stattgefunden hat kann kein Stein leugnen der dieses Gebäude seine Hülle gibt. Die Hülle die das verbirgt was einst das Herz und die Seele einer Familie UND einer Dynastie der GFCW war. Schritte durchbrechen die Stille. Die Schatten von drei Personen legen sich auf den grauen mit Blut beschmierten Betonboden. Eindeutig zu erkennen sind die markanten Hasenohren und die spitzen Ohren des Fuchses. Nachdem sie einen Augenblick in der Tür verweilten betreten die drei den Raum der vor vier Wochen noch ein Schlachtfeld war.


Tsuki Nosagi: „DAS war ein Spaß…tut uns leid, dass wir die Ruhestätte deines Erzeugers so verunstaltet haben…“


El Metztli: „Ja. Doch du weißt ja…dass was du uns gelehrt hast ist…wenn du es machst…mach es richtig. Und ich glaube das wir uns einig sind das Drake und Zane es absolut verdient haben das man ihnen kein Stück Gnade und Mitleid entgegenbringt.“


Tsuki Nosagi: „Das sie übrigens auch gar nicht wollen…“

„…PSSSSSST!“


Die beiden Hasen sind sofort still. DER Fuchs tritt hervor und stellt sich vor die große Ahnentafel die hinter den drei Podesten in die Wand integriert wurde. Sein Blick wandert vom GFCW Heavyweight Gürtel zum GFCW Intercontinental Gürtel. Das leere Podest lässt er außer Acht und schaut dann hinauf zur Tafel. Seine Hand wandert in Richtung Kopf um dann langsam die Maske des Fuchses abzusetzen.


DER Fuchs: „In sakralen Gebäuden trägt man keine Kopfbedeckung…“


Langsam erst nimmt er die Fuchsmaske ab, die ihn in den letzten Wochen und Monaten, ja fast Jahren ständig begleitet hat und, so mag man vermuten, sicher noch eine Weile begleiten wird.


Die Maske, kaum in den Händen, wird von ihm ein wenig herumgetragen. Schön sieht sie aus, eigentlich dürfte kein wildlebender Fuchs sich beschweren, genau so auszusehen. Aber andererseits...so als Fellhaufen? Eben.


Während Tyler noch die Maske ablegt, ziehen sich auch die Hasen langsam die Ohren samt Maske ab. Tyler legt seine auf den freien Platz den der Heavyweight-Title, selbst wenn er ihn jemals gewänne, niemals so richtig einnehmen könnte. Dennoch wäre es ein gewisses Maß an Genugttuung.


Kurz hinter ihm leben auch die Hasen ihr Equipment was den Kopf angeht langsam auf den, der die TagteamTitles beherbergen würde, wären sie denn hier.


Tyler dreht sich zu den beiden um. Spricht, leicht nach oben schauend, zu den beiden, die wie seit eh und jeh an seinen Lippen hängen.


Tyler: „Der ganz große Traum muss warten. Und er KANN warten, denn ihr habt geschafft, was Euch niemand jemals wirklich zugetraut hätte....außer mir. Ihr seid die Champions des Volkes, die der Hasen, die eigentlich aller, die jemals um diesen Titel angetreten sind und ihn nicht gewonnen haben.“


Langsam schaut er sich um. Tsuki und auch El Metztli haben die fast schon gewohnte Pose vor dem Tyler eingenommen, der eine im Schneidersitz,


El Metztli: „Ja, wir haben nun diese Dinger....aber es ist nicht so wie das.“


Es fehlt nicht viel und Tyler hätte Metztli wohl eine Gescheuert, belässt es aber bei einem sehr bösen Blick.


Tyler: „Ihr sollt nicht auf mich schauen, wenn es um so etwas geht. Ich hatte diesen Titel und ich weiß wie toll er sein kann, gerade wenn man ihn endlos verteidigt. Ihr seid wie füreinander gemacht und ihr habt auch das Zeug dazu.“


Kurz schaut auch Tsuki, als wolle er ein Wiederwort einlegen, aber auch der Catcher schweigt dann.


Tyler: „Ihr habt diesen Titel errungen. Etwas das ER niemals geschafft hat und das euch somit etwas zu etwas Besonderem macht. Ihr könnt Stolz auf Euch sein...“


Dann erst hebt er den Blick etwas nach oben. Auf der gefühlt und sichtbar oberste Regal, wo – wenn er denn da wäre – der GFCW-Title liegen würde. Da liegt er aber nicht.


Tyler: „Ihr seid gewissermaßen eine Runde vor mir auf der Strecke. Ich habe noch eine lange, eine große, eine sehr große Ehrenrunde zu gehen....aber ich wähne Euch dabei an meiner Seite, auch wenn ihr für Euch gesehen Euer Ziel schon erreicht habt. Denn unsere Ziele bleiben unsere Ziele...“


Dabei schaut er wieder auf die Tafel ganz über der Titellinie, die mit „JBD“ eigentlich schon genug aussagt und schaut dieser auch sehr gründlich an, ehe er fortfährt.


Der Fuchs: „Hier haben wir alle, die diese glorreiche Wrestlingfamilie jemals hervorgebracht hat. Sogar einen Referee. Aber dieses Bild verhindert viel. Zum Beispiel das Denken, dass jeder, der will in dieser Familie sein kann.“


Es folgt ein Bild von Johnboy Dog mit einem Nachwuchswrestler, aufgenommen Ende der 90er. Und eines, das sicher ein Jahrzehnt später aufgenommen wurde. Der nicht mehr ganz so junge Wrestler trägt Gold.


Der Fuchs: „Johnboy hat immer ziemlich klar gemacht, wen er mag und um wen es in seiner Agenda ging. Wen er mochte, wen er liebte. In den ersten Jahren.....so in den 90ern....ja, das war ich. Denn ich war hochtalentiert, eigentlich geradezu ZU talentiert für mein Alter.“


Tyler schaut ein wenig verbissener drein, als zuvor, während die beide Hasen die – bar der Ohren – längst keine Hasen mehr sind, jedenfalls für den Moment, dem Tyler lauschen.


Der Fuchs: „Aber es gab immer den einen, den anderen den er lieber mochte. Ihr wisst das. Ich weiß das. War es Alex T, war es jan Fulovic, war es.... Daniel. Oh ja, Daniel....“


Hierbei verfinstert sich die Miene um einige Nuance, wird die Faust geballt, als gelte es einen Tennisball zu zerquetschen. Zu sehen sind ein, zwei Bilder die Johnboy Dog mit Daniel zeigen – das letzte Bild, als jener zum - bisher einzigen Male zum Intercontinental Champion in der GFCW wurde.


DER Fuchs: „Man sieht eindeutig wen mein Vater liebte…“


Er schaut auf das Foto des Triumphes der IC Championship von Daniel auf der auch Alex Jr. ganz nah bei JBD steht. Aber Tyler der auch auf dem Foto zu finden ist, steht dort auf der anderen Seite. Fast wie ein Fremder, mehr oder minder nebendran. Und das ist fast acht Jahre her.


DER Fuchs: „…und wen nicht…“


Sein Spiegelbild blickt ihm entgegen als er auf den Heavyweight Gürtel blickt. Die Lücke ist das, das sieht er. Das sehen auch die Hasen, die ihn aus ihrer sitzenden Position heraus im Auge haben.


DER Fuchs: „Alles, für ein Ziel. Alles für dieses Gold. Tsuki. El Metztli. Tragt mich.“


Wenn es weiter nichts ist, das er verlangt...


Die beiden Hasen treten ein Schritt näher an ihren Anführer heran. Seite an Seite stehen die drei nun vor den drei Podesten.


Tsuki Nosagi: „SO wie du uns aus dem Loch getragen hast...“

El Metztli: „SO werden wir dich...“


Tsuki Nosagi: „...nein...uns alle...“


DER Fuchs blickt nacheinander die beiden an. Seine Augen funkeln. Stolz. Wut. Mut. Angst. Hoffnung. Schrecken. All das spiegelt der Blick Tylers...oder doch des Fuchses wieder. Die Hasen nicken ihm ehrfürchtig zu.


Tsuki Nosagi: „Die Gürtel sind unser. Spätestens bei Aurora wird es keine Zweifel mehr daran geben das WIR die wahren Champions sind. Das UNS die Zukunft gehört.“

El Metztli: „Gemeinsam haben wir UNSER Ziel erreicht. Doch das große Vorhaben liegt noch vor uns. Als Team sind wir einzigartig. Die Gürtel werden unser sein solange WIR das wollen. Zu dritt sind wir eine Macht. Eine Macht wie es keine zweite in der GFCW gibt. Leviathan ist zerstörerisch. Zu ihren Gegner...“

Tsuki Nosagi: „Zu ihrer Umgebung...und was sie so unfassbar stark macht...Sie sind auch zerstörerisch zu sich selbst...!!!“

El Metztli: „Das macht sie unberechenbar. Sie opfern sich selbst um das zu schaffen was sie wollen...Chaos und Zerstörung.“

Tsuki Nosagi: „Doch wir sind anders. Wir sind die die Schmerz und Leid bringen. Niemand...weder das Chaos noch die Dunkelheit kann uns die Titel nehmen. Denn wir verkörpern beides...und noch viel mehr. Unsere Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben. Dieser Akt ist nur ein weiterer Teil auf dem Weg zum großen Ganzen...“

El Metztli: „Wir haben die Gürtel...und wir tragen DICH...Fuchs...zu deinen Träumen...zu dritt sind wir unbesiegbar. Doch zu vi...“

DER Fuchs: „SCHHHHHTTTT!“


Die Hasen verstummen.


DER Fuchs: „Wir haben ihn. Das reicht...Er ist weiterhin in unserer Gewalt...er war uns nützlich. Er hat euch dahin gebracht wo ihr jetzt steht. Das Drake auf den Weihnachtsmann anspringt wie ein reudiger Dackel auf eine Fleischwurst war MIR klar. Ich kenne Drake. Ich kenne seine Vergangenheit. Doch jetzt...ist er nur noch Ballast...Er ist ein Geschenk beim Schrottwichteln. Abfall. Er nutzt uns nichts mehr...“

Tsuki Nosagi: „Fuchs...Unser Ziel...wir ordnen ihm alles unter...Und am Ende...“


Der Japaner zeigt nacheinander auf die drei Podeste.


El Metztli: „Wird alles uns gehören....“




Pete: „Da ist der Mann, der möglicherweise auf der Kante steht.“

Sven: „Aber nicht auf der Hamburger Hafenkante, sondern auf der des Förderkaders. Und das, obwohl Marc Hill bei Brainwashed noch der strahlende Sieger wahr.“

Pete: „Aber im vergangenen Zyklus hat unser Hamburger nicht genügend gezeigt – wenn es nach den gestiegenen Ansprüchen Mirkan Uysals geht. Aber Marc Hill kommt, um das zu ändern…“


Zur Musik des Förderkaders stapft der hochgewachsene Hill durch den Vorhang. Sein sonst so charmantes Lächeln, die jugendliche Naivität, ist heute nicht im Gesicht abzulesen. Hill wirkt ernst, beinahe verbissen. Es ist ihm anzusehen, dass ihn die Situation stört. Er hat es nicht verdient, um seinen Platz im GFCW-Förderkader kämpfen zu müssen, so sieht er selbst es zumindest. Aber so ist es eben. „Fördern und fordern“ – das Motto des Förderkaders: Heute muss sich Hill mit der unschönen der beiden Seiten auseinandersetzen.

Hill trägt kurze blaue Trunks, auf dem Gesäß ist in weißer Farbe sein Name aufgedruckt. Der Rest seines Outfits ist so klassisch wie unauffällig: schwarze Kneepads, weiße Stiefel. Der Bestandteil seines Looks, der am meisten ins Auge sticht, ist ohnehin der kräftige und definierte Körper, ein idealtypischer Bau für einen Wrestler.


Die Reaktionen für Hill sind nicht negativ, aber verhalten. Allzu sehr hat sich der junge Hamburger noch nicht ins Herz der Fans gekämpft, seine anstrengende Art kommt weniger gut an als das Underdog-Flair, welches Carlyle oder Zampach vermitteln mögen.


Pete: „Sein Teamkollege Carlyle hat vorhin verloren – aber einen hervorragenden Kampf abgeliefert. Würde das Gleiche auch für Hill langen heute, um seinen Platz zu sichern? Eine knappe Niederlage?“

Sven: „Das kommt sicher drauf an, ernster Peter. Wenn ein geiler Typ wie Aldo Nero die Open Challenge annehmen würde, könnte Hill sicher verlieren. Doch gegen einen unbedeutenden Lurch sollte Hill besser nicht versagen – es langt schon, wenn wir einen Versager am Kommentatorenpult haben.“


Über die Ringtreppe, aber trotzdem mit rasch und schnörkellos, betritt Marc Hill das Squared Circle. Er stellt sich genau in die Ringmitte und blickt einmal nach links, einmal nach rechts. 13.000 Augenpaare hier in Göteborg schauen auf ihn – und erwarten gemeinsam mit ihm, wer im Begriff ist, die Open Challenge anzunehmen.

Aber vorher hat Marc Hill offenbar noch eine Ankündigung zu machen. Er tritt an die Ringseile und lässt sich von Laura ein Mikrofon geben. Den Schallverstärker im Anschlag steht er da und lässt seinen Blick durch die Halle schweifen. Der Gesichtsausdruck ernst, die Körperhaltung angespannt.


Marc Hill: „Ob Bene oder Mirkan…die Leute sind der Meinung, ich sollte lieber weniger Anekdoten aus Hamburg erzählen.“


Ein Schatten zieht über das Gesicht Hills. Jeder weiß, wie sehr er für seine Heimatstadt und die Erlebnisse und Geschichten brennt – aber hören will sie kaum jemand. Und es hat ihn geschmerzt, dass ihn das in den vergangenen Wochen ins Gesicht gesagt wurde.


Marc Hill: „Doch eine Sache steht fest: Nach dem heutigen Tag hat dieser Hamburger…“


Er klopft sich auf die Brust, pusht sich vor dem bevorstehenden Kampf.


Marc Hill: „…eine ganz neue Anekdote zu erzählen. Die Anekdote davon, wie ein Hamburger Jung nach Schweden gereist ist.“


Schweden. Die Erwähnung der Gastgebernation führt nach den klassischen Promoregeln zu Jubel in der Halle.


Marc Hill: „Um jemandem so fest in den Arsch zu treten, dass niemand mehr an ihm gezweifelt hat.“


Eine markige Ansage. Mit sich selbst ist Hill offenbar zufrieden. Er senkt das Mikrofon und zeigt erstmals am heutigen Tag ein Grinsen.


Marc Hill: „Also los…wer traut sich?“


Mit einem „Klonk“ fällt das Mikrofon zu Boden, nachdem Marc es einfach fallen lässt. Der Hamburger lässt die Schultern kreisen.


Alle warten, wer die Herausforderung annimmt.


Und dann ertönt eine Musik.


Eine Musik, die niemand erwartet hat.



PJ Smidt: „Wir haben was gemeinsam, Marc.“


Smidt steht am Anfang der Rampe. Nicht nur Pete und Sven sowie die Zuschauer schauen verwirrt in seine Richtung, vor allem auch Marc Hill selbst.


Will der eigene Teamkamerad die Open Challenge annehmen?


PJ Smidt: „Für uns beide lief der abgelaufene Zyklus nicht gut.“


Noch immer hat Hill keine Reaktion gezeigt. Er lässt nicht durchblicken, ob er sich PJ als Gegner wünscht oder nicht. Der junge Hamburger steht da, hat den Kopf schief gelegt und blickt Smidt an.


PJ Smidt: „Ich habe zuletzt Jason Crutch enttäuscht…“


Selbst jetzt, als er diese schmerzhafte Erkenntnis ausspricht, bleibt Smidts Stimme ruhig und emotionslos. Vor zwei Wochen, wir erinnern uns, ist Smidt an der Seite des vierfachen World Champions angetreten und musste gegen das Switziverse einen Pin einstecken.


PJ Smidt: „…und du hast deine Leistung von Brainwashed nicht bestätigen können.“


Auch wenn es eine objektive Feststellung ist, verzieht sich Hills Gesicht, als hätte der ehemalige Polizist ihm eine Beleidigung entgegengeschleudert.


PJ Smidt: „Jetzt stehen wir beide mit dem Rücken zur Wand. Vielleicht müssen wir beide gehen. Vielleicht auch nur einer von uns.“


Klare Worte, aber zutreffend. Wenn Hill, so wie Uysal es sieht, wirklich um seinen Platz kämpfen muss, dürfte es Smidt nicht anders gehen.


PJ Smidt: „Doch lass‘ uns die Entscheidung für Mirkan einfacher und fairer machen.“


Er deutet mich dem Finger auf Hill.


PJ Smidt: „Ich gegen dich. Jetzt. Möge der Bessere gewinnen – und dann liegt es nicht mehr in unserer Hand, was passiert.“


Smidt legt das Mikrofon auf dem Boden auf und zieht sein Shirt aus. Sein trainierter Oberkörper wird sichtbar, auch das Tattoo, dass sich über Arm und Schulter schlängelt. Er bleibt noch am Vorhang stehen, bevor Marc Hill sein Okay gibt. Aber der Blick ist bereits fokussiert, die Haltung kampfbereit – er rechnet nicht wirklich mit einer Absage.


Die Kamera schwenkt um zu Marc Hill. Der Hamburger läuft auf der Matte auf und ab, rauft sich die Haare. Das ist nicht der Name, mit dem er heute gerechnet hat. Aber er kann und wird keinen Rückzieher machen.


Ein stummes Nicken von Marc Hill.

Der Kampf steht.


Kurzer Jubel im Publikum, dann marschiert PJ Smidt Richtung Ring. Sein Gesichtsausdruck ist – zumindest im Ansatz – zufrieden. Er hält sich nicht mit der Ringtreppe auf, sondern slidet direkt auf die Matte.


Open Challenge:

Marc Hill vs. ???

Referee: Mike Gard


Das Duo stellt sich gegenüber.

Mike Gard ist bereit, den Kampf anzuläuten.

Alles scheint für das Duell vorbereitet.



Da ertönt eine Musik.

Und plötzlich ist an ein Match nicht mehr zu denken.




Pete: „Was macht die LPG denn hier?“


Unter Buhrufen treten drei Männer auf die Rampe. Es ist der harte Kern der LPG: Bestehend aus Lorenz, der in einer Szene ohne Beteiligung von Elfen mal nicht aussieht, als wolle er sich die Kugel geben, dem verhüllten Sprachrohr und natürlich dem besten Charakter der GFCW-Geschichte, Maximilian „Greatest Pigster“ Lunenkind.

Das Sprachrohr setzt direkt einen (potenziell) viralen Move und macht einen einhändigen Handstand, während der Rest des Duos an ihm vorbeimarschiert.


Sven: „Wir wissen, dass Robert Breads große Probleme mit dem Förderkader hat. Hat Robert seine Helfershelfer etwa rausgeschickt, um ein internes Match des Förderkaders zu verhindern? Will er eine Botschaft senden?“

Pete: „Es ist so angenehm, wenn du zur Abwechslung mal ernst bist, Sven.“

Sven: „Apropos Botschaft. Sicher hat mir deine Mutter schon wieder ein dutzend Nachrichten geschickt. Aber schauen wir erstmal auf die LPG.“


Jeder des Trios zelebriert auf die ihm eigene Weise den Weg zum Ring. Lunenkind lässt bedrohlich die Zunge schwingen wie eine Abrissbirne, auf der Miley Cyrus schwingen könnte. Das Sprachrohr vollführt mehr Räder und Rollen statt schnöder Schritte. Und Lorenz hat einen Ausdruck im Gesicht, als gingen ihm hunderte Ideen durch den Kopf, diesen Auftritt maximal zu vermarkten.


Marc Hill und PJ Smidt stehen im Ring.

Sie blicken einander unschlüssig an.


Die LPG umkreist den Ring.


Spätestens jetzt wird klar, dass hier nichts mit Open Challenge ist – zumindest nicht sofort. Statt gegeneinander einen fairen Kampf hinzulegen, machen sich die Zwei aus dem Förderkader bereit, sich gegen einen Angriff von Dreien zu wehren, wobei zumindest 2 trainierte Wrestler sind. Keine unlösbare Aufgabe, aber nichtsdestotrotz eine Übermacht.


PJ Smidt: „Kommt doch, wenn ihr euch traut!“


Der ehemalige Polizist, ungewohnt emotional, lehnt sich über eines der Ringseile nach draußen und fordert die LPG gestisch auf, ihren Eingriff zu vollenden. Aber das Trio macht keine Anstalten, das Squared Circle zu entern. Sie halten es nur weiter umzingelt.

Dann lässt sich Lorenz ein Mikrofon geben. Doch er reicht es sofort an Lunenkind weiter.


Maximilian Lunenkind: „Keine Ungeduld. Ihr werdet eure Schläge früh genug bekommen.“

Das Sprachrohr: „FAKT!“


Lunenkind versucht, seine Zunge um das Mikrofon zu wickeln und es so festzuhalten. Als dem Pigster dies misslingt, gibt er mit trauriger Miene den Schallverstärker an Lorenz zurück. Da Laura unglücklicherweise in der Nähe steht, wischt Lorenz den nassen Griff an ihrem Abendkleid ab, ehe er das Mikrofon wieder zum Mund führt.


Lorenz: „Aber zuerst möchten wir unser neues Top-Produkt vorstellen!“


Buhrufe in der Halle. Doch davon lässt sich die LPG nicht beeindrucken. In einstudierter Pose deutet Lorenz auf den Vorhang. Lunenkind folgt, indem er seine Zunge in besagte Richtung ausbreitet – und das Sprachrohr zeigt seine Beweglichkeit und Viralität, indem er in den Handstand geht und beide Beine Richtung Rampe richtet. Dorthin folgen auch alle Blicke – die der Fans sowie die von Hill und Smidt.


Lorenz: „Kluge junge Talente erkennen das Potenzial, welches ihnen die LPG bietet. Anstatt im konventionellen Förderkader-Ökosystem linear mitzuschwimmen, ermöglicht die LPG eine Positionierung als hochgradig skalierbares Top-Produkt – eingebettet in ein High-Performance-Environment mit Thought Leadern und Industry Legends wie dem Key Player Aiden Rotari und dem GOAT Robert Breads. Bei uns können zukünftige Topstars ihre Journey to Relevance beginnen – im Epicenter der Attention Economy.“

Das Sprachrohr: „FAKT!“


Worauf Lorenz hinauswill, bleibt sowohl durch Inhalt als auch durch Wortwahl unklar. Aber Lunenkind und das Sprachrohr sind jedenfalls begeistert.


Lorenz: „Diesen individualisierten Weg zur Peak Visibility haben wir eurem Kollegen ETHAN CARLYLE eröffnet – unmittelbar nachdem Robert Breads heute in ihrem Match sein überragendes Talent verifizieren konnte. Und was sollen wir sagen: Ethan hat ein klares Growth Mindset. Soll heißen: Er hat eine kluge Entscheidung getroffen.“


Hill und Smidt starren einander an. Ihr Ausdruck ist ebenso ratlos wie der der meisten Zuschauer. Aber eines schwant allen: Bedeuten die Aussagen etwa, dass Ethan Carlyle ein Teil der LPG geworden ist.


Lorenz: „Aber was sage ich eigentlich noch Ethan Carlyle. Hier ist die neue, verbesserte, vermarktbare Version des neuen Top-Talents von GFCW. Hier ist…“


Lunenkind beginnt bescheuert mit seiner Zunge in seine Hand zu klatschen, um einen Trommelwirbel zu imitieren.


Lorenz: "E•CΔRLYXX" – stylisiert mit einem Delta-Symbol und dreifachem „X“ für algorithmische Edginess. Perfekt für NFT-Kollektionen, Streetwear-Collabs und verstörend teure Energy-Drink-Sponsorships.“


Und dann tritt Ethan Carlyle E•CΔRLYXX wirklich auf die Bühne.

Er hat es getan: Er hat sich der LPG angeschlossen.


Der junge Kanadier schlendert auf die Rampe. Seine Optik hat sich schon etwas geändert gegenüber seinem ersten Auftritt, der keine volle Stunde zurückliegt. Sein bislang buschiges Haar ist nach hinten gegelt. Der Bart ist kürzer geschnitten. Er trägt eine Sonnenbrille auf der Nase und ein LPG-Shirt anstelle seines Ringanzugs.


PJ Smidt: „Verräter! Ich habe es gewusst!“


Laute Buhrufe für den Youngster, der einen Deal mit dem Teufel gemacht hat.


Pete: „Quo vadis, Ethan Carlyle!? Das kann nicht sein Ernst sein!“

Sven: „Der Konkurrenzdruck im Förderkader führt zu schlechten Entscheidungen.“


Pete: „Und für Robert Breads ist es der ultimative Triumph. Er hat seinem Konkurrenten Uysal dessen vielversprechendstes Talent aus den Fingern gerissen…und zu einem weiteren Produkt der LPG gemacht.“


Auch wenn Lorenz verbal eine große Zukunft für Carlyle zurechtgelegt hat – so ganz glücklich wirkt der junge Mann nicht. Seine Schritte sind zögernd. Seine Schultern hängen eher, als dass sie vor Stolz angespannt sind.

Er geht so langsam, dass man den Eindruck gewinnen könnte, er will das herauszögern, was jetzt kommt.


Maximilian Lunenkind: „Und jetzt gibt es Schläge.“

Das Sprachrohr: „FAKT!“


Und mit diesen Worten sliden beide in den Ring. Sie stürzen sich auf Hill und Smidt. Sofort beginnt ein Brawl. Dieser ist nicht nur zahlenmäßig ausgeglichen, sondern auch von den Kraftverhältnissen.


Lorenz bleibt erst einmal draußen. Er muss sich nicht die Finger schmutzig machen. Nicht jetzt, wo er einen neuen Mann an der Seite hat.


Er blickt zu E•CΔRLYXX.


Lorenz: „Los. Drauf! Beweise deine Loyalität.“


Der ehemalige Ethan Carlyle nimmt seine Sonnenbrille ab.

Er macht einen Schritt auf den Ring zu.

Dann hält er inne.


E•CΔRLYXX blickt ins Geviert. Er sieht seine alten Kameraden, die sich nach Kräften gegen den Angriff der LPG erwehren – gegen den Angriff seiner neuen Freunde. Während vor allem Smidt nach Leibeskräften kämpft und dabei die Fairness nicht vergisst, lassen sich das Sprachrohr und Max nicht von der Moral aufhalten. Es gibt Augenkratzer, Tiefschläge, Ellbogenchecks.


Keine Frage, wer hier die Bösen sind.

Und Ethan Carlyle ist einer von ihnen.


Oder?


E•CΔRLYXX bleibt stehen.

Sein Blick geht zu Lorenz.


Ethan Carlyle: „Ich…“


Langsam zieht er sich sein LPG-Shirt über den Kopf. Er hält es unsicher in der Hand. Eine Vorbereitung, um sich ins Getümmel zu stürzen? Um seine ehemaligen Kameraden anzugreifen?


Ethan Carlyle: „…ich kann das nicht.“


Als klar wird, was Carlyle gesagt hat, schaut Lorenz ihn verständnislos an.


Lorenz: „Was soll das heißen? Wir haben einen Deal! Wir haben eine gute halbe Stunde in deine neue, vermarktbare Persönlichkeit investiert. Du kannst jetzt nicht einfach einen Rückzieher machen.“


Er tippt Carlyle auf die Brust. Als es keine Reaktion gibt, beginnt er den jungen Mann zu schütteln. Denn im Ring verlagert sich der Brawl gefährlich in Richtung Förderkader. Wenn Carlyle nicht schnell eine Überzahl herstellt, verläuft der Angriff der LPG im Sande.


Lorenz: „Geh jetzt sofort in den Ring und kämpfe. Kämpfe für die Lerbitz Perform…“


Ein Ruck geht durch Ethan Carly.e.

Er schmeißt das Shirt zu Boden.

Und packt sich Lorenz.



BELLY-TO-BELLY-SUPLEX!


Pete: „Nichts mit E•CΔRLYXX! Ethan Carlyle ist wieder bei klarem Verstand.“


Riesiger Jubel bei den Zuschauern, als sich der vermeintliche Verrat Carlyles im letzten Augenblick in Luft auflöst. Statt einer Überzahl für die LPG gibt es nun eine Überzahl für den Förderkader. Denn sobald sich Carlyle Lorenz entledigt hat, slidet er in das Geviert.


German Suplex gegen Maximilian Lunenkind. Der Pigster segelt durch die Luft.

Das Sprachrohr reagiert den abermaligen Allianzwechsel Carlyles. Er springt in die Seile, um mit einer Kopfschere gegen Carlyle zu kommen. Doch der Kanadier weicht in der Luft aus. Das Sprachrohr fliegt ins Leere…und wird von Ethan mit einer Lariat über die Seile geschmissen.


Selbst der sonst emotionslose PJ Smidt hat ein Grinsen im Gesicht. Gemeinsam mit Carlyle packt er erst den Pigster, dann das Sprachrohr. Sie werfen die Beiden nach draußen, direkt vor die Füße des aufgebrachten Lorenz.


Lorenz: „Das wirst du büßen, Ethan Carlyle!“


Das Gesicht des Marketing-Experten läuft rot an.


Lorenz: „Die LPG war deine Möglichkeit, in der GFCW zu bleiben. Im Förderkader ist dein Aus vorprogrammiert. Dafür werden wir schon sorgen. WIR hätten dich gerettet.“


Aber weder Carlyle noch Smidt haben Ohren für die Worte von Lorenz. Sie klatschen miteinander ab und fallen sich in die Arme – die Loyalitätsfrage ist endgültig geklärt und damit scheinen auch die Vorbehalte des ehemaligen Polizisten gegenüber Ethan verschwunden zu sein. Die Beiden wirken gelöst und vertraut. Gemeinsam die LPG vertrieben zu haben war das beste denkbare Teambuilding.


Nur Marc Hill steht regungslos da und betrachtet, wie Smidt und Carlyle miteinander feiern.


Irgendetwas an den Worten von Lorenz hat ihn nachdenklich gemacht.


Die LPG…




...eine Chance, in der Liga zu bleiben.


Marc Hill: „Lorenz.“


Als die Stimme des Hamburgers aus dem Nichts ertönt, drehen sich alle irritiert zu Hill um. Marc war seit dem Auftauchen der LPG so leise gewesen, dass man seine Anwesenheit fast vergessen hatte.


Marc Hill: „War dein Angebot an Ethan…“


Er starrt an Smidt und Carlyle vorbei – seine Augen liegen voll und ganz auf der LPG, die im Begriff ist, sich zurückzuziehen.


Marc Hill: „…eigentlich personengebunden?“


Was soll das heißen?

Lorenz scheint als Erster zu verstehen.

Langsam, doch mit einem Lächeln im Gesicht, schüttelt er den Kopf.


Marc Hill: „Gut.“


Und dann stürmt Hill vor.


Pete: „NEIN! Was macht Marc denn da!?“


Double Clothesline gegen Smidt und Carlyle.


Pete: „VERRAT!“


Zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten sind die Zuschauer fassungslos. Jetzt gibt es doch einen Überläufer – aber es ist nicht Ethan Carlyle, es ist Marc Hill.


Der Hamburger packt sich Ethan Carlyle.


BUUUUH!“


Falling Powerbomb gegen Carlyle.

Der junge Kanadier klatscht auf die Matte.


Marc Hill springt auf und wiederholt die gleiche Aktion auch gegen PJ Smidt. Seine Kameraden – oder besser gesagt: ehemaligen Kameraden – liegen zu seinem Füßen. Doch der Blick von Hill ist kalt. Kein Mitleid, keine Bedenken, keine Reue.


Er rollt sich aus dem Ring und stellt sich zur LPG.

Lorenz überreicht ihm das Shirt, welches Carlyle fallen ließ.

Hill hebt es wie eine Trophäe in die Luft.



Eine dramatische Western-Musik setzt ein – Staub weht durch eine verlassene Straße,,,


Sprecher (mit tiefer, markanter Stimme):


Wenn die Sonne am höchsten steht… gibt es keine Gnade.


GFCW präsentiert:
HIGHNOON – das Sommer-Showdown der Superlative! ?
Live am 27. Juli 2025 in Bad Segeberg!


In der Stadt, wo sonst Karl May regiert, reiten jetzt die Stars der GFCW in die Arena – bereit zum Duell um Ehre, Ruhm und Titelgold!

Erlebe erbitterte Fehden, unerwartete Wendungen und Matches, die Geschichte schreiben werden!
Wer zieht schneller – und wer bleibt liegen im Staub?

Titel stehen auf dem Spiel.
Karrieren werden gemacht – oder begraben.
Und wenn es Highnoon schlägt, gibt es nur einen Weg: Nach vorn!


Sei live dabei, wenn sich Legenden formen –

GFCW: Highnoon – 27.07.2025 – Bad Segeberg – Sei Teil der Geschichte!


GFCW – Wo Wrestling zur Legende wird.


No Holds Barred-Match:

Daniel vs. Alex Jr.

Referee: Mike Kontrak

Match wird nachgeliefert.



Backstage beim allseits geschätzten Interviewer Mac Müll steht eine kleine Frau in einem Poncho aus feurigen Federn und einer massiven, blonden Lockenpracht parat. Eine Frau, die man bei GFCW mittlerweile als „The Phoenix“ Milly Vermillion identifizieren kann, auch wenn sie bei GFCW keinen Vertrag hat und auch keinen solchen anstrebt. Vielmehr ist die Lerbitz Performance Group der potentielle Arbeitgeber der gleichermaßen herrisch wie gelangweilt dastehenden Vogeldame in Menschengestalt. Mac Müll kümmert das wenig, er begrüßt Milly freundlich ohne dass ihr Vertragshintergrund für ihn relevant wäre. Und warum sollte ihre Vertragssituation ihn kümmern? Milly war hier und zum Interview bereit, DAS zählt.


Mac Müll: „Hallo werte GFCW Galaxy, wie ihr seht habe ich Miss Vermillion zu Gast. Sie ist zwar heute für kein Match gebookt, aber dennoch anwesend, ganz nach der alten Wrestlingweisheit, dass man vor Ort sein muss, um spontan eine Matchgelegenheit ergreifen zu können, so wie es beim letzten War Evening mit den Elfen der Fall war.


Soweit zu den Geschehnissen vom letzten Mal. Nach dieser Erinnerungsauffrischung mit Lembas Geschmack wendet sich Mac Müll direkt seinem Interviewgast zu.


Mac Müll: „Miss Vermillion, wie bewerten Sie diese Vorkommnisse, auch was ihre eigenen Chancen angeht einen der wenigen Plätze im LPG Förderkader zu erhalten?


Der gelangweilte Gesichtsausdruck von Milly wird noch intensiver.


Milly Vermillion: Könnte mir ehrlich gesagt kaum gleichgültiger sein. Wenn mich diese Leibnitz Butterkeks Gruppe unter Vertrag nimmt und ich davon Vorteile habe, dann soll mir das recht so sein, aber wenn nicht, dann bin ich ihr Verlust und nicht umgekehrt, so ehrlich muss man sein. Talentierte Menschlein gibt es viele, talentierte Elfen wenige und ein mächtiger Phönix in Menschengestalt ist eine Rarität."


Sie zupft sich bedächtig am fedrigen Poncho.


Milly Vermillion: Noch dazu solche, die über die Irrungen und Wirrungen des Schicksals in diese Wrestlingsache involviert sind. Was ein Grund mehr ist, warum mich diese ganze Sache eher tertiär tangiert. Ich bin kein kleines Menschlein mit dem Traum Wrestlerin zu sein oder bei den Butterkeksen angestellt zu sein oder hier bei GFCW anzutreten. Es hat sich einfach so ergeben, dass jene, die meine Seele aus ihrem Gefängnis befreit und in diese Hülle transferiert haben, in diesem Sport aktiv sind. Sport… oder „Business“ oder wie auch immer man dazu sagt."


Der Interviewer nickt „verstehend“, doch ehe er darauf eingehen kann ertönt eine andere Stimme, die einen Kommentar zu dieser Aussage abgibt.


Grenzenlose Arroganz gepaart mit unerschütterlicher Ignoranz sind für gewöhnlich Attribute welche die Menschen der Vereinigten Staaten auszeichnet, doch es dünkt mich diese Eigenschaften sind längst auch in den Norden immigriert.“


Diese Aussage kam von einer Frau von gänzlich anderer Körpergröße. Die Schneewölfin Skaði Fenrir ist mit ihren über 1,90 an Körpergröße und ihrem wilden Look mit ungekämmt wirkender Zottelmähne samt Wolfsmütze auf dem Schopf und pelzähnlichen Top und Schurz generell ein imposanter Anblick, doch im Direktvergleich mit der kleinen Phönixfrau türmt sie nur umso bedrohlicher in die Höhe. Nicht, dass diese sich davon einschüchtern lassen würde.


Milly Vermillion: Ich weiß, ihr Menschlein legt großen Wert darauf euch gegenseitig in Schubladen zu stecken und mit möglichst primitiven Vorurteilen abzustempeln, doch wäre es angebracht zu begreifen, dass diese Hülle einen kanadischen Pass haben mag, doch ist dies für mich arrangiert worden, wie auch meine Vertragslage für mich arrangiert wurde und meine Anwesenheit hier ebenfalls. Für euch mögen Label wie Nationalität oder „Developmental Talent“ oder „Freelancer“ etwas bedeuten, mir ist das alles einerlei. Mich auf solche Label reduzieren zu wollen ist dein Fehler, nicht meiner.“


Mac Müll ist für den Moment zum menschlichen Mikrofonhalter verkommen, aber das passt ihm für den Moment ganz gut. Die beiden potentiellen Teile des LPG Förderkaders machen gerade seinen Job für ihn.


Skaði Fenrir: Und doch seid Ihr hier in diesem Euch nichts bedeutenden Geschäft und verfolgt diese Euch nicht wichtige Gelegenheit Robert Breads als Mentor zu erhalten und von der Lerbitz Performance Group gefördert zu werden. Wenn dieser Spot nicht Euer Begehr ist, warum seid Ihr hier?“


Mac Müll gibt ein anerkennendes Nicken von sich. Das hätte er jetzt auch fragen wollen.


Milly Vermillion: Hochtrabend sülzen kannst du besser als zuhören, du Jägerin der Schwachen und Beute der Starken. Ich sagte doch bereits, dass dies für mich so arrangiert wurde. Arrangements, die mir nichts bedeuten, aber doch in den Kram passen, weswegen ich sie wahrnehme. So simpel ist das.“


Skaðis Augen funkeln ob des Kommentars „Jägerin der Schwachen und Beute der Starken“ zu sein. Milly wiederum ringt es ein Lächeln ab offensichtlich einen Nerv getroffen zu haben.


Milly Vermillion: Die bessere Frage ist doch: was geht es dich an, ob oder warum ich hier bin? Es sei denn natürlich du hast die berechtigte Furcht mir nicht gewachsen zu sein und befürchtest ebenso zurecht, dass einer dieser Förderplätze bei Bert das Brot unweigerlich an mich gehen wird und es also einen Platz weniger gibt, der für dich übrig bleibt. Da macht es natürlich Sinn für dich, mich indirekt zu bitten zu gehen, auf dass mein Platz in diesem Förderungsding offen bleibt.“


Skaði beginnt unweigerlich ihre Hände zu Fäusten zu ballen.


Mac Müll: „Das klingt für mich nach einer Kampfansage! Miss Fenrir, was sagen Sie dazu?!


Die Schneewölfin nickt bedächtig.


Skaði Fenrir: Ich komme nicht umher Ihnen zustimmen zu müssen, Herr Mac Müll. Diesem eitlen Gockel verlangt es unweigerlich nach meinem frostigen Biss.“

Milly Vermillion: Eitel? Ich? Glashaus und Steine und so. Ich bin zumindest genau was ich bin und keine mythologische Mogelpackung wie du Miss „meine Eltern waren im Suff, als sie mir meinen Namen gegeben haben“. Fehlt nur noch, dass du Geschwister hast, die Jörmungandr und Hel heißen.“


Die Schneewölfin bleibt bedächtig stumm, dass Milly und Mac Müll beide hellhörig werden.


Milly Vermillion: Nicht. Dein. Ernst. Du hast wirklich Geschwister, die… okay, jetzt hab ich glatt Mitleid.“

Skaði Fenrir: Du wärst gut beraten, dir den Mitleid für dich selbst aufzusparen. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du es wahrlich nötig haben.“

Mac Müll: „Okay, das klingt jetzt erst recht nach einer Kampfansage! Milly Vermillion gegen Skaði Fenrir beim nächsten War Evening?! Miss Vermillion, was sagt Ihr dazu?”

Milly Vermillion: Dieses Match anzusetzen oder nicht ist nicht meine Entscheidung, so viel weiß sogar ich wie es hier läuft. Doch sollte es angesetzt werden, werde ich das Match bestreiten. Und es natürlich gewinnen.“

Skaði Fenrir: Manch Beute mag zum jetzigen Zeitpunkt meiner Karriere noch zu groß für mich sein. Du hingegen ganz sicher nicht.“


Die Blicke der beiden füreinander werden sekündlich missgünstiger. Doch die Kameras werden nun an anderem Ort gebraucht und schalten daher von hier weg.


Singles Match:

Bene Zampach vs. Das Sprachrohr

Referee: Karo Herzog



Es ist Zeit für das Premium-Produkt.


Mit dem gleichen Swagger wie immer tritt das Sprachrohr selbstbewusst auf die Stage, offenkundig völlig unbeeindruckt davon, wie seltsam es in seinem weißen Ganzkörperanzug aussieht. Der “HƏQİQƏT”-Schriftzug auf seiner Brust schimmert golden im Licht der Scheinwerfer, und nach seiner Performance bei der letzten War Evening Ausgabe ist sein Selbstbewusstsein ja vielleicht sogar halbwegs berechtigt.


In diesem Moment dreht das Sprachrohr der Crowd den Rücken zu. Man kann erkennen, dass in pinken Buchstaben – mit fettem, schwarzem Rand, damit man es auch wirklich gut lesen kann – die Worte “MIT DEM CODE “ROHR” GIBT ES 10 % RABATT”, gefolgt von einer Web-Adresse, die zum Merchandise-Shop der LPG führt.


Dann moonwalkt das Sprachrohr die Rampe herab, während auf dem großen Videobildschirm ein Comic-Schwein freudig “WAS FÜR EIN TOLLER DEAL! OINK! OINK!” quietscht.

Selbstbewusst deutet das Sprachrohr mit dem Zeigefinger in die Richtung des großen Bildschirms und schreit “FAKT!”. Am Ring angekommen macht es einen Rückwärtssalto auf den Apron, bei dem es mit gesenktem Kopf auf den Knien landet, damit noch einmal der Rabatt-Code gut sichtbar ist.


Anschließend slidet das Sprachrohr in den Ring, und scheint das erste Mal überhaupt so richtig wahrzunehmen, dass das hier ein Wrestling-Match mit einem richtigen Gegner wird, und keine pure Werbeveranstaltung, als es die Seile betrachtet. Ob seines Kostüms ist mal wieder nur schwerlich irgendeine emotionale Regung auszumachen, aber zumindest beginnt es nun, sich zu dehnen, als die Musik verstummt. Dabei vergisst es aber natürlich nicht, dämliche Posen zu machen, nur für den Fall, dass jemand ein Video macht.


Prioritäten müssen gesetzt werden.



Ein besonderer Kampf für Zampach – in vielerlei Hinsicht: Es ist sein PPV-Solo-Debüt, Es ist sein erster Kampf seit der Verletzungspause.

Und es ist ein Kampf nur kurz nachdem sein Freund Marc Hill den Förderkader verraten hat. Noch dazu gegen jemanden, der dem Team angehört, das durch Hills Verrat endgültig zu Erzfeinden geworden ist.


Bene Zampach marschiert mit ernstem, in Ansätzen wütendem Gesichtsausdruck die Rampe hinab. Sein gut trainierter Oberkörper ist frei, an den Beinen trägt er enganliegende rote Shorts, schwarze Kneepads und weiße Ringstiefel.


Gedankenverloren klatscht er mit den Fans ab, doch sein Geist ist nicht wirklich bei den Zuschauern, er ist voll und ganz auf das konzentriert, was vor ihm liegt. Dann slidet er in den Ring und stellt sich dem Sprachrohr gegenüber. Zampachs Gesicht verzieht sich, er kann den Ärger über das gesamte Konstrukt LPG kaum mehr unterdrücken.


Zeit für die Ringglocke, Zeit für Rache.



Der Ringrichter gibt das Zeichen und zieht sich zurück. Im Zentrum des Rings prallen zwei gegensätzliche Welten aufeinander: Bene Zampach, nach dem Verrat von Marc Hill voller Hut und mit verschlossenem Gesichtsausdruck – und ihm gegenüber Das Sprachrohr, leicht auf den Zehenspitzen tänzelnd, bereit für einen viralen Move, sobald sich dieser bietet.


Der erste Kontakt kommt schnell. Sprachrohr will mit Geschwindigkeit rein – ein tiefer Ausfallschritt – doch Zampach greift ihn trocken ab, zieht ihn mit einem Waistlock von den Füßen und drückt ihn kontrolliert auf die Matte. Kein Knall, keine Gewalt – aber totale Kontrolle. Sprachrohr windet sich, rudert mit den Beinen, doch Zampach bleibt dran, verlagert das Gewicht, dreht in einen Hammerlock über, fixiert die Schulter. Technisch, sachlich, präzise.


Pete: „Guter Auftakt von Bene. Auch wenn man ihm die Erschütterung über Marc Hills Verrat beim Entrance angesehen hat, ist er jetzt konzentriert und nicht emotional. Er hat dazugelernt, wenn man das mit früheren Matches vergleicht.“


Sprachrohr findet eine Lücke, rollt sich mit einer schnellen Bewegung aus dem Griff, springt auf die Beine – nur um nach etwas Anlauf direkt in einen blitzsauberen Arm Drag zu laufen. Wieder liegt er auf dem Boden, dieses Mal mit einem sauberen Armbar fixiert. Das Publikum ist lautstark auf Zampachs Seite, und Sprachrohr wirkt erstmals genervt. Er hämmert mit der flachen Hand auf die Matte, sucht nach einem Ausweg.


Noch einmal gelingt ihm durch seine heftige Flutschigkeit die Flucht – er geht in die Seile, will Tempo aufbauen. Der Rückweg wird sein Verhängnis: Zampach fängt ihn im vollen Lauf ab, hebt ihn mühelos hoch und hämmert ihn mit einem Belly-to-Belly Suplex auf die Matte. Sprachrohr rutscht unter den Seilen raus, ringt draußen nach Luft. Zampach bleibt im Ring stehen, die Schultern angespannt, der Blick auf den am Boden kauernden Gegner gerichtet.


Plötzlich schießt Sprachrohr wieder los, hüpft auf den Apron und wirft sich durch die Seile – aber Zampach sieht’s kommen, tritt einfach einen Schritt zur Seite. Der Däne schlägt hart auf dem Boden auf. Zampach greift zu, packt ihn am Nacken, hebt ihn mühelos an und lässt ihn auf dem Apron aufklatschen – ein sauberer Back Suplex, direkt auf die schmale Kante.


Zurück im Ring liegt Sprachrohr am Boden, eingerollt, die Hand am Rücken. Zampach bleibt stehen.


Pete: „Bene klar am Drücker. Aber kann er das Ding nach Hause schaukeln?“

Sven: „Auch wenn Das Sprachrohr kein großer Fisch im GFCW-Becken ist…aber für Zampachs ersten Fight nach der Verletzungspause wäre ein souveräner Sieg ein echtes Bewerbungsschreiben in Sachen Festvertrag.“


Zampach greift sich das Sprachrohr erneut, will nachlegen, ihn wieder kontrollieren. Er zieht ihn am Arm in die Senkrechte, will ihn mit einer erneuten Suplex-Variante anheben – doch da zuckt das Sprachrohr, wirbelt sich aus dem Griff und kommt auf die Matte zurück. Macht einen Spin, trifft Zampach genau am Oberschenkel. Kein voller Treffer, aber genug, um einen Moment der Irritation zu erzeugen.


Sprachrohr nutzt das, macht unnötigerweise einen Standing Backflip ohne jede dazugehörige Wrestlingaktion, landet auf den Füßen und schleudert sich aus dem Stand mit Dropkick gegen Benes Brust. Kein großer Schaden, aber der Moment kippt. Sprachrohr bleibt drauf. Ein schneller Sprung in die Seile, zurück mit einem Springboard gegen den liegenden Gegner.


Pete: „Der Kampf hat sich gedreht.“

Sven: „FAKT!“


Der Maskierte setzt nach mit einem La Magistral Cradle, rollt ihn blitzschnell ein –


UNO

,




ZWEI



THREE…


NEIN!

Im letzten Augenblick ballert Bene die Schulter nach oben.



Zampach kommt wütend auf die Beine, will sofort zugreifen, doch Sprachrohr taucht unter seinem Griff hindurch und zieht ihn in einen Octopus Hold, schlingt Arme und Bein um Zampach, hängt sich an ihn wie ein Kletterpflanze an einen Baum.


Doch Zampach wankt nicht. Er bleibt stehen, atmet schwer – und zeigt dann Kraft.

Mit einem Ruck wirft er das Sprachrohr über die Schulter ab. Beide taumeln zurück, kurzzeitig orientierungslos – doch dann beginnt eine rasante Phase, in der keiner die Kontrolle hält, aber beide alles geben.


Sprachrohr stürmt los – Zampach fängt ihn ab, Snap Powerslam!

Kaum ist das Sprachrohr auf dem Boden, zieht Zampach ihn wieder hoch, geht in einen Northern Lights Suplex mit Brücke.


EINS…


ZWEI…



Das Sprachrohr kommt raus.


Beim Versuch, ihn erneut zu greifen, rollt sich das Sprachrohr plötzlich unter Zampachs Arm hindurch, springt rücklings in die Seile und kommt mit einem Springboard Tornado DDT zurück. Zampach kracht auf den Nacken – Sprachrohr dreht sich sofort weiter, läuft an, springt in die Seile – Lionsault!


Zampach ist durch den DDT-Treffer benommen, aber hat Instinkte. Er rollt sich zur Seite, kommt auf die Knie – Sprachrohr will nachsetzen, springt ein weiteres Mal aus den Seilen ab, doch Zampach fängt ihn mit einem Uppercut in der Luft ab.


Jubel im Publikum, als der Vormarsch des Sprachrohrs abrupt endet. Doch auch Bene geht benommen zu Boden.


Pete: „Jetzt ist alles ausgeglichen.


Beide kommen schwer atmend wieder auf die Beine. Sprachrohr ist zuerst oben, springt direkt zum nächsten Angriff – aber Zampach taucht unter ihm durch, German Suplex! Rollt durch – zweiter German, diesmal mit High Bridge


EINS…


ZWEI…



Wieder ist der LPG-Hüpfer draußen.


Sprachrohr rollt sich sofort weg, federt mit letzter Kraft in die Seile, fliegt zurück mit einem Cartwheel Kick direkt ans Ohr. Zampach kippt nach hinten. Sprachrohr atmet, schaut in die Menge.


Er könnte versuchen, jetzt nachzusetzen. Jetzt eine verheerende Aktion zu zeigen.

Oder er versucht die einfache, überraschende Variante.


Das Sprachrohr entscheidet sich für Antwortmöglichkeit B.

Er läuft auf Zampach zu.

Und zeigt zum zweiten Mal im Match den Magistral Cradle Pin. Hat beim ersten Mal schließlich fast geklappt.


EINS…


ZWEI…


Aber wer VIRAL gehen will, muss eigentlich wissen: Niemals zweimal das Gleiche machen.


Denn Bene hat dazugelernt.

Und rollt durch.


Plötzlich ist es das Sprachrohr, welches gepinnt wird.


EINS…


ZWEI…




DREI!


Sieger des Matches durch Pinfall: Bene Zampach!


Ein Roll-Up-Sieg für Bene Zampach. Nicht glorreich – aber auch nicht völlig unverdient. Es war ein ausgeglichenes Match, bei dem der Rookie das glücklichere Ende für sich hat. Zumindest ist beim Comeback des Zeiskamers ein Fiasko ausgeblieben. Sichert das seine Position im Förderkader? Aber dem Gesichtsausdruck Zampachs ist zu entnehmen, dass das gerade nicht seine größte Sorge ist.

Noch immer treibt ihn die Wut über den Verrat Marc Hills um. Er verachtet die LPG dafür – und so geht ein zorniger Blick auf das Sprachrohr, welches sich aus dem Ring rollt. Ja, Bene hat gewonnen – aber er hätte gerne deutlicher eine Message gesendet.


Aber so muss Bene hinnehmen, dass er „nur“ knapp gewonnen hat. Miesmutig lässt er zu, dass Karo Herzog seinen Arm in die Luft reißt.


Für Zampach ist es der erste Solo-Sieg seiner GFCW-Karriere. Noch dazu bei einem PPV. Und wenn es dem jungen Mann in ein paar Tagen gelingt, die Umstände zur Seite zu schieben, wird er merken, was das für ein großer Moment war – für ihn und für den Förderkader. Zumindest etwas ist dem schwer angeknockten Uysal-Team heute gelungen, über den Rest wird bei War Evening zu reden sein.