War Evening, Fraport-Arena (Frankfurt am Main), 31.05.2024
In Kooperation mit
Zwei Wochen sind vergangen und ihr wisst was das heißt – es ist Zeit für War Evening! Das Wetter passt, könnte aber besser sein. Wird es regnen? Wir werden es sehen. Und wie oft wurde der Theme-Song nun eigentlich eingespielt? Fragen über Fragen und die Antworten darauf und auf die verschiedenen Geschichten innerhalb der GFCW werden wir heute hoffentlich bekommen. Die GFCW-Galaxy hat auf jeden Fall Lust, wie an massenweise jubelnden Menschen hier in Frankfiurt am Main zu erkennen ist.
Pete: „Herzlichen Willkommen, meine Damen und Herren… zu WAR EVENING, live aus der Fraport-Arena in Frankfurt am Main!“ Sven: „Das neue Jahr hat bereits ordentlich an Fahrt aufgenommen und so stehen uns auch heute wieder eine Reihe toller Matches bevor!“
Singles Match: Aldo Nero vs. Hugo „Meathook“ Rodriguez Referee: Thorsten Baumgärtner
Pete: „Aldo Nero hat es heute mit Hugo „Meathook“ Rodriguez zu tun.
Singles Match: Viggo vs. Mike Müller Referee: Karo Herzog
Sven: „Als nächstes sehen wir Mike Müller, der gegen Viggo sich beweisen muss.“
Singles Match: Renegade vs. Morbeus Referee: Mike Kontrak
Pete: „Der Main Event wird interessant. Renegade muss gegen Morbeus antreten.“ Sven: „Die Frage ist, wie gut schafft es Renegade sich zu beweisen oder auch umgekehrt.“ Pete: „Und damit lassen wir auch schon die Show starten. Viel Spaß!“
Die Kamera fängt noch einmal die begeisterten GFCW-Fans ein, bevor der Abend und die Action damit nun endlich starten kann.
Kaum wurde die Card durchgesprochen, geht es auch schon direkt mit der Action los und zwar mit niemand geringerem als dem immer noch amtierenden GFCW Intercontinental Champion Ask Skógur! Unter tobendem Jubel tritt der Champion auf die Stage hinaus und dabei fällt direkt auf, dass er, ganz überraschend, in seinem Ringoutfit gekleidet ist.
Pete: „Oha, was geht denn da ab? Ask ist bereit für ein Match?“ Sven: „Sieht wohl ganz so aus. Was hat der Typ sich denn jetzt schon wieder ausgedacht?“ Pete: „Bei Heir To The Throne konnte Ask sich noch erfolgreich gegen Viggo durchsetzen und seinen Gürtel dabei verteidigen. Jetzt scheint er aber schon wieder hungrig auf das nächste Match.“
Ask trägt den Titel um die Hüften geschnallt und läuft direkt in Richtung Ring. Dabei lässt er es sich natürlich nicht nehmen mit einigen der Fans abzuklatschen. Dann schlüpft er allerdings recht flott ins Seilgeviert, steigt dort noch einmal, den Titel in die Höhe streckend, auf eine der Ringecken, genießt dabei noch etwas von dem deutlich einstimmigeren Jubel, im Vergleich zum PPV, bei dem die Fans eher auf der Seite seines Gegners waren und anschließend stellt er sich in die Mitte des Ringes. Relativ schnell wird ihm dort auch ein Mikrofon übergeben.
Ask: „Hallo Leute!“
Diese, wenn auch recht simple, Begrüßung provoziert noch einmal einen Aufschrei an Jubel-Chants, bevor sich sowohl die Halle als auch Ask, langsam etwas beruhigen. Es gibt etwas zu verkünden und offensichtlich scheint das wohl auch mit einem Match zu tun zu haben. Ja, was könnte das wohl sein?
Ask: „Ich machs kurz, denn ihr seht schon, was ich vorhabe. In den letzten Wochen hatte ich es mit Viggo zu tun und so sehr der sich auch angestrengt hat, um mir bei Heir To The Throne ein richtig hartes Match zu liefern… ist in all dieser Zeit der Grundgedanke, den ich seit meinem Titelgewinn vertreten habe, etwas in den Hintergrund gerückt.“
Wieder jubeln die Fans. Sei es, weil sich die Erwartungen, was hier jetzt gleich folgen wird, verfestigen oder weil sie auch Viggo etwas Anerkennung zukommen lassen wollen. Ask hingegen wirkt relativ bodenständig heute. Nicht all zu fröhlich, aber auch keineswegs schlecht gelaunt. Er wirkt überraschendweise eher sehr normal.
Ask: „Und der da war… DAS hier… zu verteidigen.“
Ask streckt den Gürtel in die Luft. Dabei lässt er einmal mehr ein kampfbereites Grunzen heraus, womit sich dieses „sehr normal“ wieder erübrigt hat.
Ask: „Also dann, Frankfurt, ihr wisst was das heißt. Wrestler der GFCW, ihr auch. Einer von euch, der Lust auf ein Titelmatch hat, soll hier rauskommen und gegen mich kämpfen. Aber wie immer gilt: ich werde diesen Gürtel nicht so einfach hergeben, als sei dir bewusst, wer auch immer du bist, worauf du dich einlässt.“
Ask richtet seine Worte dabei direkt an seinen baldigen Gegner, wer auch immer es denn sein wird. Die Anspannung baut sich dabei immer weiter auf und die Fans werden nun, nach einem weiteren lautstarken Jubel, leiser. Sie sind gespannt, wer die Herausforderung von Ask annehmen wird.
Pete: „Eine Open Challenge! Um den GFCW Intercontinental Championship! So kennen wir Ask!” Sven: “Tjaha, mal sehen, wer hier jetzt rauskommen wird und ob Ask nicht gleich das Gesicht einschlafen wird, wenn er realisiert, was für einen Fehler er gemacht hat. Hahaha!“
Es dauert einige Zeit bis etwas passiert. Tatsächlich dauert es sogar verdächtig lange. Ask wird dabei auch zunehmend skeptischer, ob nicht irgendwie, irgendwas vorgefallen sein muss, denn sonst sind seine Herausforderungen immer recht schnell und enthusiastisch angenommen wurden. Und dann, als die Skepsis und Verwirrung ihren Höhepunkt erreicht haben, wird die Halle dunkel.
Pete: „Oh nein.“ Sven: „HAHA! Ich habs doch gesagt!“
Die Verwunderung ist gewaltig und übernimmt die komplette Halle. Die Fans können nicht mal richtig buhen, so… ja, geschockt ist das richtige Wort… sind sie. DAMIT hätte nun wirklich niemand gerechnet. Und am allerwenigsten? Ask. Der steht im Ring und starrt ungläubig auf die Stage.
Und dort tritt er nun heraus. Der amtierende GFCW World Champion The End, der beim PPV noch seinen eigenen Gürtel aufs Spiel setzen musste, scheint einen weiteren Gürtel seinem Repertoire hinzufügen zu wollen.
Sven: „Da scheint Ask End wohl mehr provoziert zu haben, als ihm lieb war, bei Heir To The Throne.“ Pete: „Ich sags ungern, aber du könntest recht haben.“ Sven: „Natürlich. Ich habe immer Recht.“ Pete: „Ask und End sind an diesem Abend aufeinandergetroffen und Ask hat Interesse an Ends Titel angedeutet. Nun dreht der World Champion einfach den Spieß um und fordert Ask um dessen Gürtel heraus. Das könnte spannend werden.“ Sven: „Vor allem, wenn man bedenkt, wie lange End praktisch ungeschlagen ist.“
Im roten Scheinwerferspot hat End die Stage betreten, selbstverständlich ist auch James Corleone im Schlepptau mit dabei und ist selbst bereits im Ringoutfit gekleidet, mit der Lederjacke über den Oberkörper gestreift und dem GFCW World Title auf der Schulter, stolziert der Champion zum Ring. Mittlerweile buhen die Fans nun allerdings schon – das Match an sich würde ihnen wohl gefallen, die damit verbundene Gefahr für Asks IC-Titelregentschaft und vor allem, dass End potenziell jemandem diese Titelchance klaut, gefällt ihnen allerdings gar nicht. End hat den Ring erreicht und diesen auch direkt schon betreten. Dominant und bedrohlich läuft er auf Ask zu, der dem Blick des World Champions aber tapfer und selbstbewusst standhält. Er lässt sich nicht einschüchtern, auch nicht von End. Zumindest gibt sich Ask alle Mühe das auszustrahlen, aber man kann nicht ganz abstreiten, dass End ihn hiermit kalt erwischt hat. Ob End diesen Moment einfach ganz passend ausgenutzt hat oder ob hier ein konkreterer Plan dahintersteckt, kann man nicht so ganz sagen. Jedenfalls steht End, mit Blutdurst in den Augen, auf der einen Seite des Ringes und Ask, der gedanklich wohl jedes mögliche Szenario durchgeht, wie er diese Situation meistert, auf der anderen Seite. End streckt seinen Gürtel vor Ask in die Luft. Das hier scheint wirklich zu passieren.
„Halt, Halt, Halt!“
Eine Stimme ertönt und wir sehen auch direkt zu wem sie gehört. Hoher Besuch gesellt sich zu dieser Situation hinzu. Niemand geringeres als Claude „Dynamite“ Booker kommt nun auf die Stage gelaufen! Ob ihm das, was hier gerade geschieht, gefällt oder nicht kann man noch nicht wirklich abschätzen. Man weiß nur, DASS er etwas zu sagen hat. Er bleibt dabei jedoch auf der Stage stehen. Im Ring hat Ask mittlerweile seinen Blick von End gelöst, um zu Dynamite zu schauen. End hingegen klebt weiterhin an Ask wie ein Raubtier, dass seine Beute hypnotisiert. Und genau das war es, was er beim PPV zu Ask gesagt und wovor er ihn sogar gewarnt hat. Corleone schaut dabei allerdings auch zur Stage, er bleibt jedoch gelassen. Sein heutiges Auftreten fällt dabei, wenn auch eher im Hintergrund, dennoch herausstechend auf. Er wirkt unterwürfiger als sonst. Er wirkt, als würde er mit besonderer Sorgfalt darauf achten, keinen Fehler zu machen. Es gab bereits Zeiten in der GFCW-Karriere von ihm und The End, wo er quasi „auf Bewährung“ war und zwar direkt nach dem Turn von Leviathan gegen The End. Seitdem hat sich Corleone seine Position durchaus zurückverdient, spätestens mit dem fehlerhaften Deal mit Aiden Rotari aber wieder etwas mehr verspielt. Er weiß, dass er von nun an besser keine Fehler mehr machen sollte. Jetzt hält er sich aber erst einmal zurück und schaut was passiert. Die Fans hingegen positionieren sich nun langsam mehr FÜR das Match und scheinen an dem Auftritt von Booker, sofern er dem Match, denn den Riegel vorschieben will, wenig Gefallen zu finden.
Claude Booker: „Ich will diesem Match nicht im Weg stehen. Ask, du hast eine offene Herausforderung ausgesprochen und das bedeutet jeder kann sie annehmen, unabhängig davon, ob es sich dabei um einen Champion handelt oder nicht.“
Leichter Jubel vom Publikum.
Claude Booker: „Allerdings ist dieses Match, Champion vs. Champion, wobei sogar einer der Titel auf dem Spiel steht, zu groß, um es nebenbei und ohne Ankündigung herauszugeben. Aus diesem Grund würde ich vorschlagen, dass wir dieses Match nachholen. Und zwar im heutigen MAIN EVENT!“
Großer Jubel vom Publikum. Das scheint ihnen zu gefallen. Ask hingegen wirkt immer noch leicht irritiert. Es ist nicht so, dass er sich dieses Match nicht zutrauen würde, allerdings sprechen die Fakten für sich. End hält den World Title seit Brainwashed des letzten Jahres und seine beeindruckende Siegesserie in Einzelmatches ist sogar noch länger. Aktuell gibt es an ihm kein Vorbeikommen. Er MUSS aber an ihm vorbeikommen, wenn er seinen Titel behalten will. End hingegen genießt das Chaos mit teuflischer Freude. Ihm ist egal, wann dieses Match stattfindet. Ihm ist nur wichtig, dass es stattfindet. Mit seinen Augen signalisiert er dem Schweden noch einmal, dass es genau DAS ist, wovon er beim PPV gesprochen hat. Es gibt Raubtiere und es gibt Beute. ER ist das Raubtier. Und Ask die Beute. End braucht keinerlei Worte um diese Message herüberzubringen. Und auch Ask sagt nun nichts mehr dazu. Die Anspannung liegt in der Luft und sie ist gewaltig.
GFCW Intercontinental Championship Ask Skógur (c) vs. GFCW World Champion The End (w/ James Corleone)
Heute.
Tammy: „Meine Damen und Herren, begrüßen sie mit mir… Aldo Nero!“
Die Kamera ist auf Tammy gerichtet, zoomt jetzt allerdings wieder etwas weiter heraus, sodass auch ihr Interviewpartner, der bereits angekündigte Aldo Nero, gut im Bild positioniert ist. Zum ersten Mal seit einigen Wochen ist Aldo wieder vor Ort bei einer GFCW-Show, während die letzten beiden Male, wo wir ihn gesehen haben, er nur in Videoform dabei war. Aldo trägt ein GFCW-T-Shirt und wirkt deutlich weniger angespannt als vorher, bevor er seine kleine Pause in Sizilien angetreten ist. Er wirkt sogar relativ optimistisch und auch recht positiv gestimmt. Aus dem Hintergrund kann man sogar vereinzelte Jubel-Rufe hören. Diese dürften wohl aber weniger darin begründet liegen, dass man Aldo mag, als vielmehr darin, dass er einem leidtut.
Tammy: „Freut mich dich hier zu haben Aldo. Wie ist es dir in den letzten Wochen ergangen?“
Also quasi „Wie geht es dir?“ und das ist immer so eine Frage, die bei einem Aldo Nero sehr schwer zu beantworten war. Heute aber, scheint er direkt eine Antwort parat zu haben.
Aldo: „Ich kanns selber kaum glauben, aber die Wahrheit ist, dass es mir eigentlich ziemlich gut geht. Die Zeit in Sizilien hat mir sehr gut getan. Ich habe viel über mich selbst gelernt und weiß, worauf ich in Zukunft achten muss, wenn ich hier Erfolg haben will. Um ehrlich zu sein, kann ich es kaum abwarten, bis mein Match losgeht und ich endlich überprüfen kann, ob ich das, was ich gelernt habe, auch anwenden kann.“
Aldo strotzt nur so vor Tatendrang. Der Junge hat richtig Bock auf das Match und darauf in der GFCW durchzustarten.
Tammy: „Das ist schön zu hören! Aber bevor wir zu deinem Match kommen, würde ich gern noch einmal auf das zu sprechen kommen, was wir in dem letzten Video aus Sizilien gesehen haben. Oder besser gesagt auf die Person, die wir dort mit dir gesehen haben. Deinen Onkel Salvatore Corleone. Was kannst du uns über ihn erzählen? Werden wir ihn bald hier in der GFCW sehen? Und was denkst du wie dein Vater darauf reagieren wird oder hat er gar bereits darauf reagiert?“
Viele, viele Frage. Man merkt also auch bei Tammy, dass der Tatendrang vorhanden ist. Die neugierige Interviewerin hält Aldo das Mikrofon hin, der bei diesen Fragen nun doch wieder eine Spur ernster wird.
Aldo: „Weißt du, ich kann verstehen, dass das Interesse an Onkel Sal groß ist und daran, was mein Vater dazu zu sagen hat. Aber ich muss euch leider enttäuschen. Onkel Sal will mit all dem hier nicht mehr zu tun haben als nötig. Also, als das, was ihr bisher von ihm gesehen habt. Er war einfach für mich da, als ich ihn gebraucht habe und er hat mir geholfen. Dafür werde ich ihm auf ewig dankbar sein, obwohl ich es ihm wohl nie zurückzahlen kann. Das mindeste, was ich aber für ihn tun kann, ist seinen Wunsch zu respektieren und ihn aus der GFCW und der Öffentlichkeit weitestgehend herauszuhalten. Und was mein Vater über all das denkt… nunja, das ist mir eigentlich ziemlich egal. Er interessiert mich nicht mehr. Was mich interessiert, ist heute endlich abzuliefern.“
Das ist nicht die Antwort, die Tammy interessiert. Tatsächlich dürfte das die unspannendste Antwort sein, die Aldo überhaupt hätte geben können. Aber selbstverständlich respektiert Tammy den Wunsch von Salvatore und die Loyalität von Aldo.
Tammy: „Also gut, dann steht heute dein inzwischen fünftes GFCW-Match an. Nach der Battle Royal bei Title Night, hießen deine Gegner Ask Skógur, Aiden Rotari und The End. Zwei davon sind die aktuellen Einzelchampions der GFCW und der dritte im Bunde der Nummer 1 Herausforderer auf den GFCW World Title. Alle Matches hast du verloren, wie gehst du dementsprechend an das heutige, gegen Hugo „Meathook“ Rodriguez heran?“ Aldo: „Anders. Auf jeden Fall anders. Gegen Ask, gegen Aiden und… gegen End… war mein Geist nicht klar fokussiert. Ich wollte diese Matches, vor allem aber wollte ich meinen Vater beeindrucken. Ich habe nicht für mich gekämpft, sondern nur für ihn und dass, obwohl er nichts von mir wissen wollte. Heute, da werde ich nur für mich kämpfen. Und damit werde ich auch gewinnen. Dieser Meathook ist eine ganz schön toughe Nummer. Andererseits hat er seine letzten Matches alle verloren. Ihm geht es also in gewisser Weise wie mir, nur ist er halt viel größer. Zumindest… in Bezug auf die Körpergröße. Was den Kampfgeist angeht, da bin ich mir sicher, ist meiner der Größere.“ Tammy: „Ich sehe schon, Aldo, dir macht heute keiner etwas vor. Wenn du also Hugo Rodriguez besiegen solltest, was ist dann dein Plan? Wie geht es weiter?“
Aldos Körpersprache entspricht seinen Worten. Er verkörpert die Überzeugung von sich selbst. Damit wirkt er gänzlich anders als noch zuvor, wo er vielmehr voller Selbstzweifel war und es ihm an echter, authentischer Überzeugung gemangelt hat. Trotzdem, ist das keine leichte Frage.
Aldo: „Wir gehen ein Schritt nach dem anderen. Heute ist Heute und Morgen ist Morgen. Erstmal muss ich Meathook besiegen und was danach kommt, sehe ich, wenn ich das geschafft habe.“
Diese Antwort klingt so, als ob das eine der Lektionen gewesen ist, die Salvatore Corleone ihm beigebracht hat. Und das können wir sagen, auch wenn wir diesen kaum kennen. Aber dafür spricht Aldo diese Worte zu „einstudiert“, wenn auch nicht unglaubwürdig. Tammy hingegen gibt sich noch nicht ganz zufrieden. Sie will es zumindest noch einmal probieren.
Tammy: „Es tut mir leid, Aldo, verzeih mir bitte die Frage, aber ich muss noch einmal kurz nachhaken. Hast du mit dem Thema James Corleone inzwischen vollständig abgeschlossen oder ist es auf weite Sicht nach wie vor noch eine Option, ihn von dir zu überzeugen?“
Aldo wirkt korrekt genug, als, dass er dieses Nachbohren wegsteckt. Zumindest augenscheinlich. Innerlich scheint er dennoch einiges unterdrücken zu müssen, sobald der Name „James Corleone“ gesprochen wird.
Aldo: „Egal was passiert. Vertraue ihm niemals.“
Aldo nuschelt diese Worte vielmehr in sich hinein, als, dass er sie als konkrete Antwort auf Tammys Frage gibt. Dabei ist Nero immer weiter in Gedanken versunken, bis Tammy, die ihr Mikrofon etwas näher an seinen Mund hält, ihn da wieder herausholt. Aldo schüttelt den Kopf.
Aldo: „Ich kämpfe für mich. Nur für mich. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber ich weiß, dass mir die Vergangenheit nicht gut getan hat. Und deshalb fokussiere ich mich einzig und allein auf die Gegenwart. Und diese beginnt hier und heute, mit meinem Sieg über Hugo „Meathook“ Rodriguez.“
Auch wenn Aldo die Frage von Tammy so gut es nur ging, umgehen wollte, hatte diese Antwort einen nachdenklichen Unterton, aus dem eine Note Hoffnung herauszuhören war. Aber egal, Aldo rappelt sich auf, er schlägt sich demonstrativ auf den Brustkorb und lässt eine Art kleinen Kriegsschrei heraus. Er nickt Tammy noch einmal zu – offenbar ist alles gesagt, was es zu sagen gibt. Und damit zieht Aldo nun auch wieder weiter. Schließlich steht sein Match bald an.
London, England, 19.05.2024
Menschen wuseln herum wie Ameisen. Die Show ist vorbei, ebenso wie die diesjährige Tour der britischen Inseln, und kommerziell kann man sich seitens der Promotion mit Sicherheit nicht beklagen. Vielleicht waren die Hallen nicht so groß wie in Deutschland, aber sie waren voll, die GFCW konnte einiges an Werbung machen und am Ende hat man ein Stadion ausverkauft. Nicht Wembley oder das Old Trafford, zugegeben, aber dennoch ein Stadion, und das ohne einen großen englischen Namen als Top Draw, wie es beispielsweise ein Danny Rickson gewesen wäre. Man hatte mit dessen Zeitgenossen vorliebgenommen, und Robert Breads war im Main Event gegen The End angetreten – und gescheitert. Nicht überraschend, wenn man das Ganze im Vakuum betrachtete, doch trotz erwartbarem Ergebnis niederschmetternd. Das mag sich auch Tammy denken, die wie der Fels in der Brandung vor der Interview-Wand mit Sponsoren- und Event-Logos steht, die Arme leicht ungeduldig vor der Brust verschränkt, während sie mit den oberen Schneidezähnen abwesend ihre Unterlippe bearbeitet. Hier und da huscht ein Schatten an ihr vorbei, es wird miteinander gesprochen und geflüstert, und es ist eindeutig ersichtlich, dass rasch damit begonnen wurde, abzubauen, nachdem die Show ganz offiziell zu Ende ist. Alles wieder in die Lastwagen, die Lastwagen zum Flughafen, alles nach Frankfurt. London war ein toller Erfolg, doch es geht weiter. Es endet niemals. Es geht immer weiter. Zumindest für den Großteil.
Aiden Rotari: “Hallo.”
Tammy, die in die vollkommen falsche Richtung geblickt hatte, zuckt beinahe schreckhaft zusammen, als von der anderen Seite des Bildes der nach dem heutigen Abend neue und amtierende – konnte man “amtierender Herausforderer” sein? - No. 1 Contender für die GFCW World Championship an sie heran tritt. Nicht nahe genug, als dass er sie bedrohen oder verunsichern wollte, doch auch nicht weit genug weg, um sicher zu stellen, dass sie sich nicht so sehr erschreckt, wie sie es eben tut.
Tammy: “Ich... hallo. Herzlichen Glückwunsch zum Sieg, Aiden.” Aiden Rotari: “Vielen Dank.”
Da ist keine emotionale Regung in den Worten von Rotari. Er hat Renegade geschlagen, ja – zum zweiten Mal in Folge bei einem Pay-Per-View, wenn auch diesmal unter erschwerten Bedingungen. Ihn als “gezeichnet” von diesem Duell zu beschreiben, mag ein wenig übertrieben erscheinen, aber ganz spurlos ist der Konflikt mit dem Jungspund auch nicht an ihm vorbei gegangen. Sei’s drum: Er hatte lediglich die Show überstehen müssen, denn unabhängig vom Ergebnis seines Kampfes mit Renegade stand ihm für Stranded nun ein Match um den World Title zu. Sollte nichts allzu Seltsames mehr passieren, dann wohl gegen The End – denn der hatte soeben seinen Titel verteidigt.
Tammy: “Ich gestehe, ich hatte Robert Breads abpassen wollen. Nach seinem Match...” Aiden Rotari: “Verständlich.”
Für gewöhnlich ist Rotari zu höflich, um seine Gesprächspartner zu unterbrechen, aber an diesem Punkt möchte er – wenn auch auf eine Art und Weise, die Tammy validiert – offensichtlich die Idee im Keim ersticken.
Aiden Rotari: “Leider fühlt er sich nach diesem Kampf nicht in der Lage dazu, über das zu sprechen, was gerade passiert ist. Ich hoffe, dass das so kurz nach einer solch... erschütternden Erfahrung nachvollziehbar ist.”
Die Augenbrauen von Tammy schießen in lediglich durch eine Kombination aus journalistischem Interesse und der Aktivierung ihres Bullshit-Detektors erreichbare Höhen.
Tammy: “Robert Breads hat nichts zu sagen?”
Sie fragt das in etwa so, als hätte Rotari ihr versichert, der Weihnachtsmann sei nicht bloß real, nein, er lebe außerdem von Januar bis November in einer WG mit Drake Nova Vaughn und Luna Rosario und zahle seine Miete in besonders abstrusen Death Match Weapons am Geburtstag Jesu Christi unteren deren Barbed Wire Christmas Tree.
Aiden Rotari: “Heute nicht.”
Rotari knickt nicht ein. Er macht nicht einmal Anzeichen davon, dass er hier lügen könnte - es klingt bloß so furchtbar untypisch. Ruhig, besonnen und mit diesem Ausdruck in den Augen, der einem das Gefühl gibt, man drücke einen Eiswürfel an der eigenen Wirbelsäule entlang, blickt er zur Interviewerin.
Tammy: “Na dann.”
Sie schluckt. Das klingt final. Aber wie bereits gesagt: Die GFCW geht immer weiter.
Tammy: “Bei der nächsten Ausgabe von War Evening wird er sich sicherlich gesammelt haben.” Aiden Rotari: “Da wäre ich mir nicht so sicher.”
Kalt und nüchtern. Das ist keine Spekulation, das ist eine indirekte Ankündigung.
Aiden Rotari: “Die heutigen Ereignisse haben ihn emotional wirklich ausgelaugt. Ich weiß nicht, wann er sich bereit fühlen wird, darüber zu sprechen. Er ist die stärkste Person, die ich kenne, und ich wäre nicht schockiert, wenn er dann schon so weit wäre. Aber damit rechnen würde ich nicht momentan nicht.”
Kurzes Schweigen. Tammy scheint sich auf die Zunge zu beißen, ehe sie vorsichtig etwas anbringt.
Tammy: “Also wird er erstmal... verschwinden?” Aiden Rotari: “Das obliegt selbstverständlich einzig und allein ihm.”
Man kann förmlich sehen, wie das Wort “Bullshit” durch Tammys Kopf segelt. So wie es einzig und allein Progress oblag? Antoine Schwanenburg? Alex Ricks? Aiden Rotari hat doch nicht...?
Aiden Rotari: “Aber ich denke, dass es möglich wäre, ja.” Tammy: “Oh... dabei war er gerade wieder körperlich fit. Und schien so motiviert. Eine Schande.” Aiden Rotari: “Zweifelsohne.”
Patt zwischen beiden. Keiner rührt sich. Keiner blinzelt. Dann räuspert Tammy sich.
Tammy: “Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast. Sonst hätte ich noch ewig gewartet.” Aiden Rotari: “Selbstverständlich.”
In einer Art Mini-Verbeugung nickt Rotari ihr zu, versenkt die Hände in den Jackentaschen und macht auf dem Absatz kehrt.
Aiden Rotari: “Wenn du mich nun entschuldigst... ich habe über einiges nachzudenken.” Tammy: “Vor allem über unseren immer noch amtierenden World Champion, nicht wahr?”
Sie kann es nicht lassen. Es liegt in ihrer Natur, noch die eine letzte Frage hinein quetschen zu wollen. Rotari sieht nicht böse oder wütend aus, eher verständnisvoll, bevor er diesen kleinen Rückblick mit ein paar unterkühlten und unumstößlich-selbstsicheren Worten, die irgendwo zwischen “Versprechen” und “Drohung” anzusiedeln sind, beendet.
Aiden Rotari: “Vor allem darüber, wie ich ihn besiegen kann.”
Daß der Mensch, der die Wahrheit so flieht, den Spiegel erfunden hat, ist die größte historische Merkwürdigkeit.
Mike Müller: “Ich bin “The Mirror”. Ich halte der Gesellschaft den Spiegel vor.”
Da steht er, im Rahmen einer auf Hochglanz polierten und mit Sicherheit teuer produzierten Vignette. Mike Müller, inmitten eines Spiegellabyrinths, wie man es vielleicht auf einer Kirmes noch finden würde. Die Beleuchtung ist düster, und hin und wieder blinken Lichter auf – rot, grün und hellblau. Eine Art Halbmond mit einem dazugehörigen Stern prangt auf einigen der Spiegeln. Das sieht alles ungemein teuer und bedeutungsschwanger aus. Aber die Person in der Mitte könnte nicht leerer wirken. Unsicher umher zuckende Augen betrügen den auswendig gelernt klingenden und ohne Überzeugung rübergebrachten Vortrag.
Mike Müller: “Im Gegensatz zu meinem heutigen Gegner, dem dynamischen und talentierten, aber...”
Wieder zucken die Augen. Cleveres Editing, von wem auch immer das hier produziert hat, denn in den Spiegeln kann man nichts erkennen, aber es wirkt so, als würde er von einer Art Teleprompter ablesen.
Mike Müller: “...nicht so erfahrenen und unsicheren Viggo, werde ich am heutigen Abend mit Hilfe meines innovativen State...”
Was nun folgt ist ein sehr eindeutiger Cut. Hier hat jemand ganz eindeutig herum gepfuscht. Mike steht einen guten Zentimeter weiter rechts, der Kopf ist mit einem Mal in einem leicht anderen Winkel, und es ist mit einem Mal noch ein wenig mehr falsch klingende Euphorie in seine Worte gekrochen. Als hätte ihn jemand mitten in der Promo gecoacht.
Mike Müller: “...of the Art Wrestlings-Stils die Herzen aller Fans erobern.”
Ein Lächeln, das verwegen und locker wirken soll, tritt auf das Gesicht von Mike Müller. Er ist auf dem richtigen Weg, scheitert aber eindeutig, das hier natürlich rüberzubringen. Im Endeffekt bleckt er nur die Zähne, zieht dabei die Mundwinkel nach oben und lässt die Augen zum wiederholten Male zu einem Punkt, der nicht die Kamera ist, huschen, als müsse er sich versichern, dass alles okay ist.
Mike Müller: “Mein ganzheitlicher Ansatz macht mich zu einem bahnbrechenden Trailblaizer im Bereich Sport und Unterhaltung, und das...”
Wieder ein Cut. Diesmal steht Mike wieder in etwa da, wo er am Anfang stand. Er spricht allerdings nun mit einer etwas zittrigeren Stimme. Eine Schweißperle rutscht seine Augenbraue herunter und droht, auf den Boden zu klatschen.
Mike Müller: “...wertorientierte Konzept meines engagierten und branchenführenden Teams genügt höchsten Standards und garantiert nachhaltigen Erfolg. THE MIRROR ist ein zukunftsweisendes Stück Wrestling-Geschichte das eine maßgeschneiderte Lösung für jeden parat hält, der...”
An dieser Stelle bricht die Stimme von Mike Müller. Maßgeschneiderte Lösung? Für ihn? Er könnte nicht mehr wie jemand wirken, der eine Rolle spielen muss, die überhaupt nicht zu ihm passt. Die runde Form für das eckige Loch. Ein weiterer Cut. Die Stimme von Mike ist nun tonlos. Seine Augen sind leicht gerötet. Er zittert nicht mehr und wirkt auch nicht mehr nervös, aber dafür ist jedes bisschen Lebensgeist, ob echt oder vorgespielt, aus ihm gewichen.
Mike Müller: “...diszipliniert und lernbereit genug ist, absolut durchzustarten... und... und... und...” Cut. Mike Müller: “Viggo, ich werde dich besiegen.” Cut. Mike Müller: “Ich halte der Gesellschaft den Spiegel vor.” Cut. Mike Müller: “Macht euch bereit in den Spiegel zu blicken.” Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Mike Müller: “Das...” Cut. Mike Müller: “...ist die Reform...” Cut. Cut. Cut. Mike Müller: “...des Brands Mike Müller.” Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Mike Müller: “Ihr kauft besser jetzt Aktien, denn...” Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Cut. Mike Müller: “...mein Kurs geht auf Makro-Ebene linear durch die Decke.” CUT.
In den Katakomben der Fraport-Arena steht der rasende Reporter MacMüll bei Raymond Douglas. Die Zuschauer in der Halle reagieren mit leichtem Applaus und auch Buhrufen, als sie den Rotschopf auf dem Screen sehen. Etwas zerknirscht und noch nicht ganz wieder vom Match im The Den hergestellt, schaut Morbeus grummelig in die Kamera. Für sein Match gegen The Renegade ist er bereits in seiner obligatorischen Ringgarderobe zu sehen.
MacMüll: „Heir to the Throne brachte Ihnen nicht die erhoffte Triplekrönung, Herr Douglas. Woran hat es gelegen, dass Sie hier nun titellos vor mir stehen?“
Douglas atmet einmal tief ein und dann auch wieder aus. Er lebt.
Morbeus: „Schwierig zu beurteilen, Mäc. Der ganze Tag war scheiße. Millwall war scheiße, dann die kurzfristige Umstellung des Matches. Hat uns alles auf den falschen Fuß erwischt. Aber wir waren einfach nicht bereit. Bereit für den Titelgewinn. Haben uns von den beiden Tölpeln wie Schuljungen vorführen lassen. Eine bittere Niederlage, es wäre mehr möglich gewesen. Scheiß Millwall, scheiß England!“ MacMüll: „Nun stehen sie auch wieder allein vor mir und den Kameras. Wo ist denn der Protz, ihr Partner hin?“ Morbeus: „Wir waren beide sehr enttäuscht nach dem Match. Wir hatten uns den Gewinn des Goldes stark vorgenommen, doch nichts war es. Ehrlich gesagt haben wir beide seitdem auch nicht mehr miteinander gesprochen. Der Stachel sitzt noch tief, aber wir wissen ehrlich gesagt noch nicht, wie es überhaupt weitergehen soll. Aber gegen TnB würde ich dennoch gerne Revanche nehmen alsbald. Ob mit Steel oder jemand anderem, wobei es sicherlich idealer wäre, wenn wir es nochmal probieren könnten.“ MacMüll: „Also ob wir sie beide nochmal im Ring sehen werden…“ Morbeus: „Ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar. Ich werde nachher mein 49. Match für die GFCW bestreiten und hoffe, dass ich dann wieder in die Erfolgsspur zurückfinden werde. Das Debakel von Südlondon will ich versuchen vergessen zu machen. Auch wenn es nicht leicht sein wird, das ist klar.“ MacMüll: „Was ist denn ihr Plan für die nächsten Wochen und Monate? Sie sagten, dass nun im Herbst Ihrer Karriere weitere Titelgewinne folgen sollen.“ Morbeus: „Das ist auch nach wie vor mein Ziel. Nun steht aber erst Mal ein Duell mit einem Neuling an. The Renegade ist mir noch nicht so sehr ein Begriff, ich bin aber dennoch dankbar, dass man mir auch wieder im Main Event die Chance gibt, mich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Ich will auch den Fans in Frankfurt heute zeigen, dass ich im Singles-Bereich einer der besten Wrestler der Promotion bin.“ MacMüll: „So also die Kurzeinschätzung von Morbeus, der heute seinen 49. Kampf bestreiten wird. Wir geben wieder ab an die Regie!“
Als Mike Müller als der Unterlegene den Innenraum der Halle schon Richtung Backstagebereich verlassen hat, bleibt Viggo auf der Matte zurück. Der Engländer wischt sich den Schweiß aus dem Gesicht und lehnt seinen Oberkörper locker über die Ringseile, um den Blick durch die Zuschauerreihen schweifen zu lassen. Wie schon beim Entrance und während des Kampfes sind die Reaktionen, die Viggo entgegenschlagen, beinahe durchgängig positiv. Innerhalb weniger Wochen hat sich der junge Mann von einem Nebendarsteller ohne Fanzuspruch zu einer Konstante bei War Evening entwickelt, zu jemandem, der für manche der Zuschauer schon zu den Geheimfavoriten zählt. Über den Applaus und Jubel wirkt Viggo aufrichtig dankbar. Er geht von den Seilen zurück in die Ringmitte, dreht sich einmal um die eigene Achse und lächelt, als er von allen vier Seiten die Reaktion erhält. Dann tritt Viggo auf den Apron und beugt sich zu Laura herunter, um von ihr ein Mikrofon zu erhalten.
Viggo: „Hinter mir liegen ein paar der aufregendsten Wochen meines Lebens.“
Er setzt das Mikrofon ab, um die Wucht der Aussage wirken zu lassen. Dann wendet er sich in Richtung Kamera und fährt fort.
Viggo: „Alles begann damit, dass ich bei War Evening durch den Vorhang trat und alles auf eine Karte setzte. Auf die Karte, dass Ask Skógur mir verzeihen würde, wenn ich ehrlich Reue und Besserung zeuge. Er tat es. Und genau dieser Beginn führte zu einem Höhepunkt und zu einem vorläufigen Ende. Dazu, dass ich Heir To The Throne in genau diesem Ring…“
Er stampft mit dem Fuß auf die Ringmatte.
Viggo: „…gegen Ask Skógur kämpfte. Und verlor.“
Seine Stimme verliert sich bei den letzten Worten. Das Resultat, auch wenn es nun schon zwei Wochen her ist, liegt noch immer schwer auf seinen Schultern. Da ist kein Protest, kein Widerspruch gegen das Ergebnis, sondern einfach nur genuine Enttäuschung.
Viggo: „Ich war in den letzten Tagen, seitdem ich gegen Ask verloren hatte, mit einer Frage konfrontiert. Die Frage lautete, wie ich denn die vergangenen Wochen bewerten würde. Hat es sich gelohnt? Trotz der Niederlage am Ende? Oder ist die Aktion nun als Fehlschlag zu bewerten?“
Er stellt die Frage in den Raum – oder besser gesagt: die Halle – und setzt das Mikrofon kurz ab, um den Zuschauer Gelegenheit zum Nachdenken zu geben.
Viggo: „Besonders für die letztgenannte Antwortmöglichkeit gibt es klare Argumente. Denn ich bin nicht der neue Intercontinental Champion. Ich habe in meinem Heimatland, in meiner Geburtsstadt gekämpft, und konnte doch nicht gewinnen. Damit verstrich eine Chance, die vielleicht niemals wiederkehren wird. Wer weiß, wann die GFCW wieder in England ist. Wer weiß, ob sie dann in London sein wird. Und wer weiß, ob ich dann dabei sein werde. Ich muss also Stand heute davon ausgehen, dass einer meiner Lebensträume sich nicht erfüllen wird. Ein Traum, den ich in den letzten Wochen mehr als deutlich gemacht habe. Ihr alle könnt nun sehen, dass ich ihn nicht erfüllen werde.“
Sein Gesichtsausdruck wirkt den von Pathos getränkten Worten zum Trotz nicht so niedergeschlagen, wie man annehmen könnte. Er steht aufrecht da und blickt in die Zuschauerreihen, ohne eine bestimmte Person zu fixieren.
Viggo: „Aber wenn ich, nach Tagen des Überlegens, die Frage nun beantworten muss, ob die letzten Wochen ein Fehlschlag waren…dann sage ich: Es war keiner. Ja, ich habe keinen Titel gewonnen. Aber ich habe…“
Ausladende Geste Richtung Kamera.
Viggo: „…so viel mehr gewonnen. Asks Respekt. Euren Respekt. Vor allem aber, den Glauben an mich selbst. Ich habe die Überzeugung gewonnen, dass meine Niederlage bei Heir To The Throne kein Ende war, sondern ein Anfang. Der Anfang einer Karriere in der GFCW, bei der ich auf eigenen Beinen stehe. Und vielleicht werde ich nie einen Titel in England gewinnen, aber eines Tages werde ich Gold um meine Hüften schnallen. Denn ich habe gemerkt, dass ich gut bin und dass es sich lohnt, zu träumen. Auch wenn ich diesmal etwas zu früh aufgewacht bin.“
Das Publikum sieht es genauso wie Viggo und jubelt dem Engländer zu. Zufrieden und glücklich nimmt Viggo die Reaktionen hin.
Viggo: „Und deswegen möchte ich meinen heutigen Sieg über Mike Müller als Anlass für einen neuen Anlauf nehmen. Die GFCW-Galaxie hat gesehen, dass ich nah dran war am Sieg. Und das in meinem ersten Match auf so großer Bühne. Ich bin mir sicher, dass ich es schaffen kann, Ask Skógur zu entthronen. Und das muss nicht in mehreren Jahren sein, es könnte schon in unserem nächsten Match passieren. Deswegen spreche ich heute folgenden Satz aus und hoffe, Ask hört ihn auch…“
Er nimmt sich Zeit, um den Höhepunkt seiner Ansprache herauszuzögern.
Viggo: „Danke für den Kampf in London, Ask, aber ich hoffe, unser Duell bleibt kein One-Night-Stand. Ich würde wirklich gern noch einmal gegen dich antreten, solange du noch Champion bist.“
Nach dieser Herausforderung lässt der Champion gar nicht lange auf sich warten. Auf der Videoleinwand erscheint nun Ask Skógur, der sich gegenwärtig noch im Backstagebereich befindet um sich auf seine Titelverteidigung gegen The End vorzubereiten, die den heutigen Abend abschließen wird. Ask wirkt nicht unbedingt gestresst, aber gelassen ist er auch nicht. Er weiß, dass dieses Match sehr hart und anstrengend wird und neben der physischen Vorbereitung scheint er sich auch mental und psychisch auf das einstellen zu wollen, was vor ihm liegt. Jetzt allerdings geht es erstmal um Viggo. Der hat es sich verdient, dass Ask ihm hier antwortet.
Ask: „Hey Mann, freut mich, dass die ganze Sache dir so viel bedeutet. Das ist ja auch irgendwie wichtiger, als einfach diesen Titel zu gewinnen. Auch wenn ich verstehen kann, dass dich die Niederlage trotzdem wurmt. Also, an mir solls nicht scheitern. Es würde mich freuen noch einmal gegen dich anzutreten… auch, wenn ich dafür heute erstmal nicht weniger machen muss, als The End zu besiegen.“
Ask schiebt diesen Einwurf mit einem Unterton von zynischem Galgenhumor ein. Dann jedoch, scheint Asks – angesichts der Umstände dennoch recht geerdete – Stimmung einen kleinen Abzweig einzunehmen, als würde ihn etwas beschäftigen. Bisher hat er dem heute noch nicht wirklich Ausdruck verloren, da es ja eigentlich auch nichts Besonderes sein wird, aber jetzt und hier, wenn er mit Viggo spricht, muss er es doch mal erwähnen. Viggo im Ring hingegen scheint freudiger Erwartung, dass Ask erstmal nichts gegen ein weiteres Match einzuwenden hat.
Ask: „Aber... naja, ich will da echt kein Spielverderber sein… eine Frage hätte ich schon noch. Um was gings bei dem… Streit… oder was auch immer das war… in deiner Kabine? Das… hatte doch nichts mit unserem Match zu tun, oder?“
Aha. Ask ist all das Drama um Viggo also doch nicht ganz entgangen und jetzt, nachdem Viggo eine weitere Chance gefordert hat, steht es wohl auch Ask zu etwas zu fordern: Klarheit.
Die hymnische, bedeutungsschwere Musik schneidet trotz ihrer Gesangslosigkeit nicht nur Ask Skógur das Wort ab, sondern nimmt auch die Aufmerksamkeit des Publikums in Beschlag. Vor allem jedoch gibt sie Viggo eine Gelegenheit zum Durchatmen und sich, um eine Antwort zu winden. Erleichterung also? Sollte man denken, doch auf dem Gesicht Viggos ist da genaue Gegenteil zu sehen: Er bleibt mit zu Strichen zusammengezogenen Lippen und großen Augen in Richtung Rampe als hätte ihm der Klang der Musik einen großen Schreck versetzt.
Pete: „Was ist da los, Sven? Ich kann den Song niemandem zuordnen.“
Bevor Sven sich zu einer Antwort bemühen kann, öffnet sich der Vorhang am Beginn der Rampe und gibt den Blick auf einen Mann frei, der dort steht wie eine aus Granit gemeißelte Statue: Harte Gesichtszüge, kalter Ausdruck, wohlgeformte Muskeln unter einem enganliegenden Shirt. Ausdruck und Haltung stehen in perfekter Symbiose mit den epischen Klängen, die seinen Auftritt begleiten.
Auch wenn es für den Mann die ersten Sekunden im GFCW-Fernsehen sind, nimmt er die Aufmerksamkeit der 5.000 Frankfurter gelassen wie frische Atemluft hin. Er dreht den Kopf einmal kurz nach links, dann nach rechts, und schon marschiert er gediegenen Schrittes Richtung Ring. Dort steht noch immer Viggo. Der Engländer hat sich von seinem Schock – dessen Ursache noch immer nicht klar ist – weiterhin nicht erholt und umklammert mit einer Hand das Top Rope als müsse er sich festhalten, um nicht zu stürzen.
Darragh Switzenberg: „Mein Name ist Darragh Switzenberg.“
Sagt der Mann nicht zu Viggo, sondern beiläufig in ein Mikrofon an das Publikum gerichtet. Ohne dabei einen Blick an die Angesprochenen zu richten.
Darragh Switzenberg: „Aber ich bin nicht gestern Morgen am LAX in ein Flugzeug gestiegen und über den Atlantik geflogen, um meine Zeit mit Vorstellungen zu verschwinden. Ich bin mir sicher, dass ich für die Ahnungslosen unter euch genügend Argumente liefere, meinen Namen zu googlen.“
Da dürfte er Recht haben. Und finden würde man: Darragh Switzenberg, Kanadier, wohnhaft in Hollywood, 32 Jahre alt, Gardemaße für einen Wrestler: 117 Kilogramm auf 194cm. Eine der bemerkenswertesten Gestalten im Nachwuchs der GTCW, nicht nur aufgrund seines für einen Rookie fortgeschrittenen Alters. Sondern vor allem, weil der weitgereiste und weltgewandte Mann mit Berufserfahrung als Stuntman in Hollywood, Personal Coach, Model und als Gladiator in einer TV-Show das Wrestling stets als Teilzeitbeschäftigung betrachtet hat und es trotzdem bis an die Spitze der Development-Liga schaffte. Aber nun steht er kurz vor dem Ring bei einer War Evening-Ausgabe und macht voll und ganz den Eindruck, als würde er hier hingehören.
Darragh Switzenberg: „Um uns allen das Kennenlernen zu erleichtern, möchte ich euch nur in einer Sache entgegenkommen…“
Mit einladender Geste und einem aufgesetzten Lächeln wendet er sich erstmals Richtung Zuschauer.
Darragh Switzenberg: „Ich verrate euch, warum ich in eben jenes Flugzeug stieg. Warum ich hier nach Deutschland, nach Frankfurt, gekommen bin: Ich bin hier, um Schlangen zu beobachten.“
Eine Aussage, die verwirren könnte. Schlangen in Frankfurt beobachten? Doch streckt Switzenberg zusammen mit seinem Satz einen Arm in Richtung Viggo aus, der im Ring aussieht, als wolle er zu Wasser zerfließen und davonschwimmen.
Darragh Switzenberg: „Übrigens solltet ihr Ask Skógur wieder zuschalten. Er wird das hier hören wollen.“
Der Neuankömmling hebt in einer einstudierten Geste den Arm, mit dem er eben noch auf Viggo gezeigt hatte, über den Kopf und schnippst Richtung Backstagebereich. Als säßen in der Regie folgsame Hündchen, geht sogleich die Videoleinwand wieder an und man sieht Ask Skógur an gleicher Position wie zuvor. Der Intercontinental-Champion steht da und blickt verwirrt in die Kamera.
Darragh Switzenberg: „Bevor ich dazu komme, warum Schlangen Schlangen sind, müssen wir eine kleine Reise in die Vergangenheit unternehmen. Aber keine Angst. Es wird nicht langweilig, schließlich bin ich es, der davon erzählt.“
Verschmitztes, selbstherrliches Grinsen. Dann tritt Switzenberg auf die unterste Stufe der Ringtreppe und hebt das Mikrofon wieder an den Mund.
Darragh Switzenberg: „Als ich meinen Vertrag mit dieser Liga unterschrieb und Teil der GTCW wurde, stand ich vor einem Problem: Mein Zeitplan, der aufgrund anderer Verpflichtungen stets gut gefüllt ist, war zu eng, um dem winselnden Bitten des Offices nachzukommen, ich möge jede Woche anwesend sein. So stand ich vor der Frage, wer meine Interessen vertreten könne, wenn ich anderweitig beschäftigt bin. Zum Glück stand eines Tages ein verschüchterter, entrückter, verunsicherter, aber immerhin recht talentierter Mann vor mir.“
Wieder Fingerzeig auf Viggo. Und GTCW-Zuschauer erinnern sich: Nach dem Ende seiner Verbindung zu Holly Hutcherson war Viggo zu einer Gefahr für sich und andere geworden, hatte aus Verzweiflung darüber, dass Hutchersons Feuer erloschen war, Brandstiftung begangen. Und durfte nur unter der Zusage bleiben, er würde sich jemand anderen suchen, der ihn unter Kontrolle hält. Ein anderes Idol. Ein neuer Hutcherson. Selbiger wurde, wenn auch mit ganz anderer Persönlichkeit, Darragh Switzenberg.
Darragh Switzenberg: „Sagte ich, er stand vor mir? Nein, er kniete. Warf sich mir zu Füßen wie ein Tierheimhund, der darum bettelt, man möge ihn aus dem Käfig holen. Ihm ein Zuhause geben. Diesen Wunsch erfüllte ich ihm. Anders gesagt: Ich suchte einen nützlichen Narren. Ich fand Viggo.“
Er zwinkert in Richtung des Engländers, der zu Boden blickt, weil er den direkten Augenkontakt mit Switzenberg vermeiden will. Warum genau, das bleibt weiter unklar.
Darragh Switzenberg: „Und im Grunde war unsere kleine Zusammenarbeit recht fruchtbar. Sieht man einmal davon ab, dass mich Viggos Ergebnisse im Ring hier und da enttäuschten. Aber gut, er war ein Ersatz. Er ist…nicht wie ich. Aber ich habe ihm trotz allem genügend vertraut, um einen kleinen Plan zu entwerfen. Ein Plan, der lange Zeit gut ging…und dann in einem Fiasko endet, weil sich der Narr als närrische Schlange entpuppt.“
Der Kanadier dreht sich Richtung Videoleinwand um und blickt Ask Skógur zumindest virtuell in die Augen.
Darragh Switzenberg: „Schon mal kleiner Spoiler, Ask…ich war es, mit dem es sich Viggo bei Heir To The Throne gestritten hat. Und das alles hängt mit unserem Plan zusammen. Nicht wahr, Schlange?“
Sein Ton wird schärfer. Fast zischend, passend zur gewählten Formulierung. Der direkt angesprochene Viggo jedoch greift den verbalen Ball nicht auf, sondern steht weiterhin schweigend da.
Darragh Switzenberg: „Es begann damit, dass man mir mitteilte, ich würde aufgrund meiner Leistungen Teil des Hauptrosters werden. Völlig zurecht übrigens, aber das nur am Rande. Und man sagte mir, ich solle meine Sachen für die Großbritannien-Tour packen. Und ich sagte: Nein.“
Er zuckt mit den Schultern.
Darragh Switzenberg: „Ein Darragh Switzenberg lässt sich nicht rufen wie ein Diener. Wenn er etwas tun soll, dann nach meinen Bedingungen. Derer hatte ich zwei: Ich wollte erst zum Roster stoßen, wenn meine sonstigen Verpflichtungen erledigt waren. Für Großbritannien hatte ich schlicht keine Zeit. Und ich wollte ein High-Profile-Match zum Einstieg. So eines wie gegen Ask Skógur um den Titel…“
Mit allem, was bisher passiert ist, hat sich Asks Stimmung zunehmend verdunkelt. Den achtsamen Zuschauern, die hin und wieder einen Blick zur Videoleinwand geworfen haben, dürfte das nicht entgangen sein. So langsam ahnt Ask, worauf das hier hinausläuft. Und es gefällt ihm nicht. Mit leerem Blick schaut er die Kamera entgegen und somit in die Halle, zu Switzenberg und Viggo.
Darragh Switzenberg: „Aber ich wusste, dass Ask Skógur wahrscheinlich ablehnen würde. Was hätte ich tun können? Auf meine Chance verzichten? Abwarten? Betteln? Nein, ich tat, was mir berufsbedingt näher ist. Ich schrieb eine Geschichte. Ein Drehbuch. Und besetzte die Rolle mit Viggo.“
Die Kamera zoomt an das Gesicht Viggos heran. Es ist weiß, blutleer.
Darragh Switzenberg: „Die Rolle eines Geläuterten. Ein junger Mann, der die Fehler seiner Vergangenheit bereut. Der endlich auf eigenen Füßen steht und nur einen großen Traum hat: In seiner Heimatstadt, um einen Titel anzutreten. Eine etwas kitschige Geschichte, aber effektiv. Ich wusste, dass Ask Skógur anbeißen würde. Und das tat er. Und mein kleines Drehbuch sah einen letzten Twist vor: Am Ende würde der Lockvogel zur Seite treten und seinen Platz an den wahren Hauptdarsteller abtreten. Es lief perfekt. Fast. Bis zum Ende…doch dann entschied der Schauspieler…“
Seufzen bei Switzenberg.
Darragh Switzenberg: „…zu einer Schlange zu werden. Er wurde gierig. Er wollte den Kampf für sich selbst und hielt sich nicht mehr an das Drehbuch. Wollte den Kampf für sich selbst. Und ganz ehrlich: Ich kann ihn sogar ein Stück weit verstehen. Irgendwo in deinem wirren Schädel scheint doch ein Stück Selbstachtung versteckt zu sein, Viggo. Also nahmst du den Kampf für dich selbst. Doch es gab ein entscheidendes Problem und alles wurde zur Katastrophe.“
Mit zwei schnellen Schritten erklimmt Switzenberg die restliche Treppe, steht auf dem Apron und fixiert Viggo mit starren Augen.
Darragh Switzenberg: „Der Junge ist einfach nicht gut genug. Er verlor. Und so wurde, weil jemand seine Rolle nicht kannte, aus einer guten Geschichte eine Katastrophe.“
Viggo versucht sich nicht einmal an Widerrede. An seinem Gesicht ist überdeutlich abzulesen, dass er schuldig ist. Sein farbloser Gesichtsausdruck ist Schamesröte gewichen.
Darragh Switzenberg: „Und nun stehst du hier, Viggo, und glaubst, dass du alles unter den Teppich kehren kannst. Glaubst, dass du bejubeln lassen kannst für eine Niederlage. Und denkst, dass dieser Mann…“
Er deutet auf die Leinwand zu Ask Skógur.
Darragh Switzenberg: „…dein Freund ist. Aber was auch immer du dir dabei denkst, es ist eine Lüge. Du bist ein Nichts. Deine so genannte neue Karriere, deine zweite Chance, ist auf Nichts gebaut. Ein Kartenhaus, das schon bei einem kleinen Windstoß zusammenfallen würde. Und ich bin der Sturm, Junge.“
Der Kanadier stellt sich direkt vor Viggo auf. Greift ihm mit seiner Hand ins Haare und zieht ihn daran hoch, so dass Viggo ihm direkt in die Augen blicken muss.
Darragh Switzenberg: „Schau doch nur, wie dich alle anblicken. Das Entsetzen. Die Enttäuschung. Die Buhrufe. Vor ein paar Minuten haben sie dich noch geliebt.“
Er wirft Viggos Kopf zurück. Schnippst mit den Fingern, während er sich langsam zurück zieht.“
Darragh Switzenberg: „Und jetzt ist alles vorbei. Einfach so.“
Mit einem lauten Knacken wirft Switzenberg Viggo das Mikrofon vor die Füße. Viggo steht mit hängenden Schultern da, seine Unterlippe bibbert. Er sieht aus, als müsse er gegen Tränen ankämpfen. Während sich der unerwünschte Eindringling zurückzieht, wagt Viggo einen Blick ins Publikum: Die Reaktionen der Anwesenden, die von den Kameras eingefangen werden, sind Enttäuschung und Entsetzen, aber auch Verwirrung. Doch mehr noch als die Reaktion des Publikums interessiert Viggo die Reaktion eines einzelnen Mannes. Als
Darragh Switzenberg verschwunden ist, hebt Viggo den Kopf.
Viggo: „Es tut mir leid, Ask.“
Er schlägt vor Verzweiflung, nicht die richtigen Worte zu finden, aufs Top Rope und rauft sich die Haare.
Viggo: „Es begann zwar als Lüge. Aber so endete es nicht. Ich habe unseren Kampf geliebt, wirklich.“
Asks Blick ist inzwischen komplett leer. Man kann keinerlei Emotion darauf erkennen. Es spiegelt sich lediglich wider, dass sich Ask entblößt fühlt. Und vorgeführt. Und verraten. Ein Ask Skógur aus längst vergangenen Zeiten hätte jetzt einen Wutausbruch, der seinesgleichen sucht. Aber Ask ist wie der Lieblingsspruch der Eltern, wenn das Kind mal wieder Mist gemacht hat. Er ist nicht wütend. Nur enttäuscht. Und all das vor einem der größten und wichtigsten Matches seiner Karriere. Er tritt aus dem Bild, noch bevor die Regie wegschalten kann. Jetzt steht niemand mehr dort, wo Ask geradestand und Viggo kann nur ins Leere schauen.
Aiden Rotari: “Hallo.”
Es ist bei den Kamera-Shots, die die GFCW verwendet, stets unmöglich zu sagen, ob jemand seit Minuten, vielleicht sogar Stunden an einer Stelle gestanden hat um seinen Gesprächspartner abzupassen oder ob er auf magische (oder vielleicht auch rational erklärbare) Art und Weise gerade eben erst hier aufgeschlagen ist, unumstößlich exakt wissend, wann die Person, die er zu sprechen gedenkt, sich blicken lassen würde. So sehr es auch zur Aura des neuen, aktuellen und für den Stranded Pay-Per-View bereits feststehenden No. 1 Contenders auf die GFCW World Championship passen würde, wenn Letzteres der Fall wäre, ist ihm Ersteres realistisch gesehen nicht nur zuzutrauen, sondern wirkt sogar wahrscheinlich.
Aiden Rotari: “Herzlichen Glückwunsch zur Titelverteidigung in London.”
Es schockiert kaum, dass Rotari sich hier am Catering breit gemacht hat – ohne selbiges mit einem Blick zu würdigen, was durchaus bedeuten könnte, dass er sich schon vor längerer Zeit bedient hat und dementsprechend bereits eine gewisse Zeit auf seinen Gegenüber gewartet hat. Es ist ein Ort, an dem man ohne groß verdächtig zu sein längere Zeit ungefragt abhängen kann, und den so gut wie jeder im Laufe des Abends einmal besucht, und sei es nur um sich eine volle Flasche Wasser zu holen. Es schockiert noch weniger, dass Aiden sich sogleich daran macht, die Opposition für den Pay-Per-View auf seinem Quest für den World Title ins Visier zu nehmen – wobei er den direktesten Weg, nämlich mit dem Champion höchst selbst zu kommunizieren, einmal mehr meidet. Stattdessen wandelt er auf altbekannten Pfaden und setzt bei dem Mann an, mit dem er über die Jahre das kühlste höfliche Verhältnis aufgebaut hat, das man sich vorstellen kann: James Corleone, seines Zeichens rechte Hand des amtierenden GFCW World Champions The End. Wir haben Mister Corleone heute bereits einmal gesehen und wie auch da schon, wirkt er jetzt noch immer leicht „gebrochen“ – er muss auf der Hut sein, nicht wieder einen Fehler zu machen. Und die größte Gefahr dafür, dass das passieren könnte, steht jetzt und hier gerade vor ihm. Corleone greift nach einer Flasche Wasser, ohne dabei auf Rotari einzugehen. Er straft ihm lediglich mit einem emotionslosen Blick ab, der vermuten lässt, dass er hier gern etwas sagen würde – vor allem auch um die Finte zu besprechen, in die Rotari ihn vor einigen Wochen geführt hat – aber das nicht tut, weil er davon ausgeht, dass The End das nicht mögen würde. Ein gewisser Missmut ist im Blick von Rotari zu erkennen, als er überhaupt keine Form von Antwort erhält, nicht einmal ein Nicken, doch aus der Ruhe bringen lässt er sich so schnell nicht. Der Mann, der Renegade in England endgültig hinter sich lassen konnte, verschränkt die Arme vor der Brust und spricht mit ebenso sonorer wie klarer Stimme weiter.
Aiden Rotari: “Wirklich beeindruckende Ambition. Heute soll gleich der nächste Titel folgen. Ein Titelmatch gegen Ask Skogur... ich nehme an Ihre Idee?”
Corleone wartet einige Sekunden, bevor er den Blick von Rotari löst. Noch immer geht er nicht auf ihn ein, allerdings ignoriert er ihn nicht einfach nur, sondern er will sicher gehen, dass Rotari versteht, dass Corleone nicht mit ihm sprechen wird. Von einem Obstteller, der dort beim Catering aufgebaut ist, greift Mister Corleone nach einer Weintraube um sie genüsslich zu verspeisen.
Aiden Rotari: “Passen Sie auf, dass Renegade Ihnen die Chance nicht während dem Entrance versaut. Fool me once, shame on me, fool me twice... Sie wissen ja.”
Eine eindeutige Anspielung auf das, was Rotari vor seinem eigenen (Non-Title) Match mit Skogur passiert ist, halb humoristisch, halb prophetisch – auch wenn Renegade kein bekanntes Problem mit The End hat, dafür aber heute ein eigenes Match, auf dass es sich zu konzentrieren gilt. Sehr unwahrscheinlich, dass er tatsächlich in den Angelegenheiten des Champions eine Rolle spielt.
Aiden Rotari: “Zu den Leistungen Ihres Sohnes sollte man Ihnen wohl nicht gratulieren, oder?”
Corleone reagiert noch immer nicht. Unter der Oberfläche könnte man aber vermuten, dass es langsam zu brodeln beginnt. Aber Aldo Nero ist noch einmal eine komplett andere Geschichte, die er noch weniger mit Aiden Rotari besprechen sollte als alles andere. Corleone wendet sich nun langsam ab von Rotari und deutet an, ihn jetzt wieder zu verlassen.
Aiden Rotari: “Würde es sich für mich denn lohnen, heute Abend mit The End mitzufiebern?”
Dabei dreht sich Corleone dann doch nochmal kurz zu Rotari. Er muss nicht mal etwas sagen, seine Augen erledigen diesen Job für ihn sehr gut. ‚Ist das dein Ernst?‘ steht in ihnen geschrieben, da Corleone der Dreistigkeit, die sich Rotari hier erlaubt, kaum Glauben schenken kann. Das er, nachdem Rotari ihn in so eine missliche Lage geritten hat, jetzt wirklich glaubt, er würde noch einmal auch nur daran denken auf einen weiteren Deal einzugehen, müsste sogar für einen Aiden Rotari zu viel des Schlechten sein. Aber wie auch immer, zumindest hat Corleone kurz reagiert. Wäre der Mann aus Atlanta jemand, dem man ein Lächeln entlocken kann, würde er nun sicher schmunzeln, dass er zumindest diese Minimal-Reaktion aus Corleone herauskratzen konnte. Wenn es um das anstehende Titelmatch seines Schützlings geht verbietet es die eigene berufliche Kompetenz, Worte von Aiden Rotari dahingehend vollkommen zu ignorieren. Man sollte sie sich zumindest anhören... oder?
Aiden Rotari: “Double Champion. Das wäre eine beeindruckende Leistung. Wer kann das schon von sich behaupten?”
In der Geschichte der GFCW? Mit Sicherheit die Allerwenigsten.
Aiden Rotari: “Noch beeindruckender als dieses Ziel zu erreichen wäre es bloß noch, diesen Double Title dann auch zu verteidigen.”
Und nun sieht man, wohin die Reise gehen soll. Rotari verengt die Augen leicht, nimmt Corleone überdeutlich ins Visier und scheut sich nicht davor ihm zu zeigen, dass er seine Reaktion genaustens beobachtet.
Aiden Rotari: “Ich nehme an, sollte The End heute Abend den Titel von Ask Skogur gewinnen, wird er ihn bei Stranded ebenso auf’s Spiel setzen wie den World Title, nicht wahr? Fighting Champion. Er hat keine Angst. Und es würde mir selbstverständlich gelegen kommen. Meiner... Unterstützung am heutigen Abend könnte sich The End sicher sein. Und das können Sie doch unmöglich schlecht finden, nicht wahr?”
Dass Rotari nicht bloß vom Daumendrücken spricht dürfte James Corleone klar sein. Was er sagen will ist: Ich helfe gerne dabei, Ask den Titel abzuluchsen, wenn das bedeutet, dass ich beim Pay-Per-View einen Shot darauf bekomme. Warum sich dem World Title zufrieden geben, wenn The End es auch nicht zu tun scheint? Nope. Corleone hat Rotari überschätzt. Der ist sogar noch dreister, als es sich James vorgestellt hat. Tatsächlich versucht er hier einen neuen Deal vorzuschlagen, obwohl er die letzte Person sein dürfte, mit der „Inspirational“ Jim so etwas auch nur in Erwägung ziehen dürfte. Andererseits… vielleicht ist gerade das der Grund, warum Corleone darauf eingehen sollte? Corleone fügt sich nun langsam der Stimmung. Bisher war er eher abweisend und zurückhalten. Vor allem aber angeschlagen, aufgrund des angebrochenen Verhältnis zu The End. Jetzt aber scheint ihm die perfekte Reaktion in den Sinn gekommen, die er hier nur anbringen kann.
James Corleone: „Sie wollen etwas von The End? Nun… dann fragen sie ihn selbst.“
Und erneut folgt ein kalter Blick, diesmal aber wieder mit deutlich mehr von dem gewohnten Selbstbewusstseins eines James Corleones. Damit dürfte alles gesagt sein, was es hier zu sagen gibt. Corleone packt sich die Flasche Wasser, erneut zwei-drei Weintrauben, bevor er anschließend wieder aufbricht. Der No. 1 Contender auf den GFCW World Title blickt Mr. Purple hinterher, die Arme noch immer verschränkt, die Augenbrauen minimal hochgezogen. Während es im Kopf von Aiden Rotari rattert leckt er sich geistesabwesend über die Unterlippe, bevor der die Hände in den Hosentaschen versenkt.
Aiden Rotari: “Nicht gierig werden.”
Wen er damit meint – sich selbst, James Corleone, The End oder irgendwen völlig anderen – ist nicht ersichtlich. Klar erkennbar ist lediglich, dass Aiden in irgendeiner Form eine Entscheidung getroffen hat, und sich nun von der Kamera abwendet, um was auch immer zu tun.
In wenigen Minuten beginnt der Hauptkampf des heutigen Abends, der sich zu Beginn erst ergeben hat. Ask Skógur wird in einer nicht mehr ganz so Open Challenge den Intercontinental Championship aufs Spiel setzen und das gegen niemand geringeren als den GFCW World Champion The End. Und den sehen wir auch gerade, in seiner Kabine, wie er noch die letzten Aufwärmübungen macht, bevor er den Weg zum Vorhang und da hindurch zum Ring antreten wird. Er ist bereits seit Beginn der Show in seiner Ringklamotte gekleidet und dementsprechend auch den ganzen Abend über schon bereit. Gleich ist es so weit und er könnte Double Champion werden. Hinter ihm steht, wie sollte es auch anders sein, James Corleone. Der wirkt, nicht unbedingt besorgt, aber sichtbar weniger entschlossen und optimistisch, als es bei seinem Schützling der Fall ist, der Beides deutlich verkörpert. End ist von sich und seinem heutigen Sieg überzeugt. Und wieso sollte er es auch nicht sein? Seine Bilanz spricht für sich. Während Corleone nun also hinter dem sich aufwärmenden End steht, scheint dieser langsam zu realisieren, dass sein Manager verhältnismäßig ruhig ist.
The End: „Gibt es ein Problem?“
End fragt das ganz nüchtern, aber bestimmt. Es schwingt mit, dass die Antwort auf diese Frage besser „Nein“ lauten sollte, was natürlich auch James Corleone bewusst ist. Allerdings weiß er auch, dass, wenn End seinen Unmut schon mitbekommen hat, es keinen Sinn hat sich hier herauszureden.
James Corleone: „Das sollte ich dich fragen.“
Und damit stoppt End nun mit seinen Aufwärmübungen. Er atmet einmal tief durch, während seine Laune und Motivation einen sichtbaren Dämpfer erlebt. Corleone spielt dabei wohl auf die generelle Unzufriedenheit an, die hier im Raum steht.
The End: „Was ist los?”
End dreht sich nun komplett zu Corleone, der sich seinerseits ebenfalls aufrichtet und End gegenüberstellt. Er könnte den Elefanten im Raum jetzt ansprechen, aber wichtiger ist erstmal das, was in unmittelbarer Nähe liegt.
James Corleone: „Hältst du das wirklich für eine gute Idee?“
Es dürfte wohl klar sein, auf was sich diese Frage bezieht. Offensichtlich spricht James Corleone damit das anstehende Intercontinental Championship Match an. Damit dürfte sich nun auch der Verdacht bestätigen, dass Corleone nicht allzu überzeugt davon ist. Leicht genervt entgegnet ihm End nun.
The End: „Wieso, sollte das keine gute Idee sein? Ich bin der World Champion und niemand in dieser Liga kann mir das Wasser reichen. Wieso also, sollte ich meine Vormachtstellung nicht nutzen, um sie weiter auszubauen?“
End tritt einen Schritt näher auf Corleone zu, der mit seinem Blick ausweicht. Wie schon gesagt, ist er abermals auf Bewährung. Ein falsches Wort und er könnte es bereuen. Er muss das hier… anders angehen.
James Corleone: „Das bestreite ich gar nicht. Aber du hast es jetzt mit Aiden Rotari zu tun. Und das ist aktuell der gefährlichste Mann der GFCW… nach dir, natürlich. Und er hat schon wieder irgendwas vor, so viel weiß ich von unserem Gespräch heute. Ich weiß allerdings nicht, ob es dann sinnvoll ist mehrere Nebenschauplätze zu eröffnen, die das große Ziel Aiden Rotari zu besiegen potenziell behindern könnten.“
Auf Ends Gesicht kann man ganz genau erkennen, wie sich unterschiedliche Emotionen die Klinke in die Hand geben. Aus einem anfänglich wütenden Blick, wird fast schon ein schockiert-belächelnder. ‚Hat der das gerade wirklich gesagt?‘ steht ihm ins Gesicht geschrieben.
The End: „Tja und wem verdanke ich das, dass ich gegen Aiden Rotari antreten darf? Wenn das wirklich der gefährlichste Mann der Liga ist, wieso vertraust dann ausgerechnet du ihm so leichtfertig, hm? Ich kann mich wohl glücklich schätzen, dass du nicht auch noch auf seinen heutigen Wunsch eingegangen bist.“
Corleone merkt, dass das ein Eigentor war.
The End: „Und du warst es auch, der gesagt hat, dass ich ihn bereits zwei Mal besiegt habe und mir daher keine Gedanken machen müsste das nicht auch ein drittes Mal zu schaffen. Oder war das auch nur eine fehlerhafte Einschätzung des großen Mister Corleone?“
Boom. Direkt der nächste Treffer gegen Corleone.
The End: „Glaub mir. Ich weiß, dass Aiden Rotari eine Gefahr ist, der man nicht leichtfertig entgegentreten sollte. Aber es gibt einen Grund, warum er eben nur der zweitgefährlichste Mann hier ist. ICH bin noch immer der Gefährlichste. Und wenn ich das bleiben will, dann darf ich mir nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Weder von Aiden und erst recht nicht von jemandem wie Ask. Der hat mich provoziert, nun wird die Folgen davon zu spüren bekommen. Heute ist es Ask, bei Stranded wird es Aiden sein und dann folgt, wer auch immer noch übrig ist. Es ist egal, wie viele Feinde ich habe, denn es ändert nichts daran, dass ich derjenige bin, der am Ende triumphieren wird. … oder siehst du das etwa anders?“
Corleone wirkt eingeschüchtert. Ist sein Versuch hier das Gespräch zu suchen gescheitert?
James Corleone: „Nein. Auf keinen Fall. Du bist besser als Ask. Du bist besser als Aiden. Du warst besser als Robert und alle anderen, gegen die du angetreten bist.“
… das scheint End zu gefallen. Aber… aber.
James Corleone: „Aber bist du auch besser als Aiden, Ask und Robert zusammen? Was, wenn sich denen noch mehr Wrestler anschließen, die es auf dich abgesehen haben? Und wir dürfen auch Aldo nicht vergessen.“
End hört erst einmal weiter zu. Den Namen Aldo Nero ÜBERhört er allerdings absichtlich.
James Corleone: „Was, wenn du zu größenwahnsinnig wirst? Die GFCW befindet sich im Umbruch. Zukunft gegen Vergangenheit. Aufstrebende Talente gegen Legenden. Wenn du das Feindbild Nummer 1 bist, gegen das sich hier alle verbünden, dann wird es nicht mehr darum gehen WER triumphiert, sondern nur noch darum, dass du es nicht bist. Also sei vorsichtig. Das ist alles, was ich will. Ich weiß, dass ich viele Fehler gemacht habe in der jüngeren Vergangenheit, aber daran solltest du dir kein Beispiel nehmen.“
… das wiederum nicht. End wirkt leicht getroffen. Wieder einmal hat James Corleone recht mit dem, was er sagt. Oder? Eigentlich… hat er in der letzten Zeit vielmehr unrecht, als recht. End verfinstert seine Miene. Er wird abermals ernster und fokussiert Corleone zunehmend.
The End: „Ich habe Leviathan im Alleingang besiegt. Ich weiß also, was es heißt, in der Unterzahl zu sein. In der Zeit um Title Night dachte ich, mir wächst das alles über den Kopf, aber das tat es nicht. Ich habe jede Herausforderung, die dort im Raum stand, bewältigt. Und das nebenbei ganz allein, denn du warst zu der Zeit nicht da.“
Corleone rümpft die Nase. Das stimmt schon, was End da sagt. Allerdings wirkt es so, als würde End die falschen Schlüsse daraus ziehen.
The End: „Jetzt allerdings, bist du es. Du bist hier um mich zu unterstützen, bei allem, was auch immer ich vorhabe. Und nicht, um mir ihm wegzustehen. Du solltest nicht vergessen, dass wir The End und James Corleone sind und nicht James Corleone und The End.“
End wirkt sehr bestimmt. Er ist überzeugt davon, dass sein Vorgehen in dem Fall das richtige ist. Vielleicht ist er aber auch nur leicht geblendet davon, dass Corleone sich den ein oder anderen Fehltritt geleistet hat in der letzten Zeit. End hält die Fassade an, bis es dann für einen Moment doch so wirkt, als würde sie einbrechen. Es scheint, als müsse sich End hier vielmehr dazu zwingen, diese strenge Art durchzusetzen und Corleone in seine Schranken zu weisen. So hat es Corleone stets mit ihm getan und nun, an dem Punkt, an dem James Corleone zu schwächeln beginnt, muss das The End tun um ihm zu alter Stärke zu verhelfen. Zumindest denkt das The End. Nur ist sein Vorhaben wirklich das richtige? Wäre das nicht vielleicht doch der Punkt, an dem er wieder auf seinen Manager hören sollte? Mr. Purple bleibt stumm. Er sieht ein, dass es sich nicht lohnt hier dagegen zu argumentieren. End wirkt überzeugt und theoretisch kann er heute auch nur gewinnen und nicht wirklich etwas verlieren.
The End: „Und du wirst mich auch unterstützen. Habe ich Recht.“
Das ist eindeutig nicht als Frage formuliert, sondern als Ansage. Corleone sieht ein, dass er diese Diskussion nicht zwingend verloren hat, sondern, dass es keine realistische Chance gab sie überhaupt wirklich zu beginnen. Wie schon im Gespräch mit Aiden Rotari etwas früher am Abend bleibt Corleone nun wortlos und nickt seinem Schützling zustimmend - als ob er eine andere Wahl hätte – zu.
The End: „Gut.“
Es wird langsam aber sicher klar, dass The End heute minimal anders wirkt als sonst. Er war schon immer von sich überzeugt und stand hinter dem, was er getan hat, aber heute wirkt er noch eine Spur überzeugter. Vielleicht sogar etwas zu überzeugt. Corleone bekommt das mit und auch, dass das gefährlich sein könnte. Aber gut. Heute muss er End wohl einfach mal machen lassen. End streift sich nun seine Lederjacke drüber und greift sich seinen Gürtel. Anschließend signalisiert er wortlos, dass es losgehen soll. Gemeinsam brechen die Beiden nun also auf, ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, was hier gerade geschehen ist. End schlägt die Tür auf und tritt heraus in Richtung der Ringarea. … als er seine Kabine dabei verlassen hat, ist ihm allerdings etwas entgangen. Etwas oder besser gesagt jemand. Corleone tritt ebenfalls aus der Kabine und steht nun plötzlich vor… Aldo Nero. Dem Blick, den die beiden austauschen kann, man entnehmen, dass keiner von Beiden dieses Aufeinandertreffen im Sinn hatte. Aldo stoppt seinen Gang durch den Backstagebereich, er ist bereits wieder geduscht und in einem GFCW-T-Shirt gekleidet, nachdem er sein Match heute gewonnen hat. Er schaut zu seinem Vater, ohne, dass er sich irgendwas erhofft. Vielmehr registriert er ihn einfach, ohne, dass sein Blick in irgendeine Richtung gedeutet werden kann. Bei James Corleone ist es ähnlich. Keine Wertung, aber wenn, dann wohl eher eine nicht so gute. Und dennoch schwingt eine gewisse, unausgesprochene Anerkennung mit, dafür, dass Aldo sich in den vergangenen Wochen Zeit genommen hat, sich zu rehabilitieren und neue Kraft zu schöpfen. Ebenso steht eine gewisse Verachtung im Raum, dafür, dass sich Aldo an Corleones Bruder gewendet hat. Ohne, dass hier etwas gesagt wird, läuft Corleone schließlich The End hinterher. Und Aldo… der schaut den Beiden nach, bevor er seinen Weg fortsetzt.
Damit hat er nichts mehr zu tun.
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Danke an alle Schreiber!!!
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