Security: "Nein, ich habe ihn immer noch nicht gesehen."


Der Mann, ein stämmiger Sicherheitsbeamter von gut fünfzig Jahren und mit schütterem Haar, schwitzt in seinem schwarzen Poloshirt. Schweiß rinnt ihm von der Stirn. Trotzdem schafft er es, sich für seinen Gesprächspartner einen mitleidigen Blick abzuringen. Väterlich tröstend. Nach dem Motto: Du kannst noch so oft fragen, wie du willst - an der Situation hat sich nichts geändert.


Viggo: "Aber er muss doch kommen!"


Benannter Gesprächspartner ist Viggo, der zuletzt ein weiteres Mal in Verruf geratene Ex-Herausforderer von Ask Skógur. Der Londoner rauft sich die Haare und hat ein stummes, verzweifeltes "Fuck" auf den Lippen. Er blick am Sicherheitsmann vorbei auf den Parkplatz. Wo bis vor einer guten halbe Stunde im Minutentakt Wagen vorfuhren bis die Parkfläche gut gefüllt war, ist nun seit längerem nur Stillstand und Stille. Nichts bewegt sich mehr: Wer hier gebraucht wird, ist bereits angekommen.


Viggo: "Und du hast ihn wirklich nicht aus Versehen übersehen? Du hättest es mitbekommen, wenn er hier durch wäre?"


Das mitleidige im Blick des Sicherheitsmannes bekommt Risse, Nuancen von Genervtheit treten zu Tage: Was soll diese Frage denn? Ist das etwa ein stiller Vorwurf, er würde seinen Job nicht richtig machen?


Security: "Ganz sicher. Ich hab hier schon alles im Griff...oder im Blick, um es besser zu sagen."


Der Mann streift sich etwas Imaginäres von der Schulter, als habe sich dort der Vorwurf manifestiert, er habe etwas übersehen. Oder besser: Ihn übersehen.


Viggo: "Verdammt! Aber Ask ist auch nicht in seiner Kabine. Aber er MUSS doch hier sein."

Security: "Steht er denn überhaupt auf der Card. Vielleicht ist er einfach zu Hause?"

Viggo: "Ich muss mit ihm reden!"


Der Angesprochene blickt zu Boden und schüttelt unmerklich den Kopf. Ein leises Seufzen entfährt ihm.


Security: "Naja, das ist kein Argument, nur ein frommer Wunsch, mein Junge. Ich glaube, du kannst ihn auch nicht herbeschwören, wenn du hier auf der Lauer liegst. Wir machen es einfach so: Setz' dich ins Catering, trink einen Café und wenn Ask hier auftaucht, sagt dir ein Kollege Bescheid."


Als Antwort auf diesen versöhnlichen Vorschlag gibt es von Viggo nur noch ein abwesenden Nicken, denn er dreht sich bereits weg und ist auf dem Sprung, um an einer anderen Stelle nach dem Mann zu suchen, mit dem er sprechen will. Sprechen MUSS. Mit Ask Skógur - so viele Dinge sind unausgesprochen geblieben. Ask muss ihm einfach zuhören. Oder?




War Evening, Donau-Arena (Regensburg), 28.06.2024


In Kooperation mit



Freitag! Regensburg! WAR EVENING! Zwei Wochen lang gab es keinen neuen GFCW-Content mehr für die GFCW-Galaxy. Das ändert sich heute, hier, in der Donau-Arena!

Die Kameras fangen massenweise jubelnde GFCW-Fans ein, die den heutigen Abend gar nicht erwarten können. Plakate für oder gegen die verschiedenen Wrestler der Liga werden in die Luft gestreckt und der Spaß, den das Publikum bereits jetzt schon zu haben scheint, ist unverkennbar. Regensburg freut sich auf War Evening, also sollten wir damit auch schnellstmöglich beginnen!


Pete: „Herzlichen Willkommen, liebe GFCW-Galaxy, zu War Evening. Die vorletzte Show vor Stranded wird heute in Regensburg stattfinden. Mal schauen an welchen Fronten sich die Lage weiter zuspitzt oder wo sich die Lage etwas abkühlt. Spätestens bei Stranded werden einige einen kühlen Kopf bewahren müssen!“

Sven: „4 Wochen noch Pete…vier.“

Pete: „Zählen kannst du ja…wahnsinn!“

Singles Match:
Steve Steel vs Titan
Referee: Thorsten Baumgärtner


Pete: „Ich bin sehr gespannt auf das Duell. Dieses mal nicht mit ihren Partnern sondern in einem Singles Match. Da Titan genauso wie Tha Bomb eher der Tag Team Spezialist ist gehe ich davon aus das Steel das hier machen wird.!“

Sven: „Das werden wir noch sehen Pete. Titan ist schon um einiges erfahrener als Steve. Und schwach ist er nicht. Da wird sich der Protz noch umschauen.!“

Pete: „Es wird auf jeden Fall ein Zeichen für die kommenden Wochen in der vierer Fehde zwischen den beiden Teams sein.“


Singles Match:
Renegade vs ???
Referee: Karo Herzog

Sven: „Das was Renegade in den letzten Wochen widerfahren ist gipfelt nun in einem aufeinander Treffen mit den drei Fragezeichen. Ich hab keine Ahnung was das soll oder wer dahinterstecken könnte.“

Pete: „Für Renegade ist es wieder mal ein Kampf gegen den großen Unbekannten. Doch nachdem er in der letzten Show von dem gelben etwas ziemlich rüde attackiert und entführt wurde sehe ich da eher schwarz für das Energiebündel.“

Sven: „Mir hats gefallen. Auch wenn der Typ durchgeknallt ist gefällt mir seine rohe Herangehensweise. Die Gründe dahinter?! Ist mir egal..“


Singles Match:
Morbeus vs. Tha Bomb

Referee: Mike Kontrak


Pete: „Der Main Event des Abends. Eine Fehde die schon über Jahre immer wieder aufkeimt und scheinbar kein Ende finden will. Dieser Kampf könnte auch gut in jedem PPV ein Main Event sein.“

Sven: „Und das nur weil Tha Bomb diese große Nummer in der GFCW ist. Morbeus hat Glück das die beiden wiedergekommen sind und er ein Ziel hat.“

Pete: „Auch hier sehe ich mal eine Entspannung in der Tag Team Fehde zwischen T’n’B und Steel und Morbeus. Mal ein einfaches Kräftemessen wo ich die Vorteil bei Morbeus sehe.“

Sven: „Das siehst aber auch nur du so Pete.“

Pete: „Ihr seht, liebe Zuschauer, wie immer haben wir eine prall gefüllte Show. Wir wünschen viel Spaß!“



Mac Müll: "Was machst du hier?"


Wenn man einen Satz wie diesen ausspricht, ist es leicht, im Tonfall einen stillen Vorwurf mitschwingen zu lassen; die Feststellung, dass der Angesprochene hier nicht hingehört. Mac Müll jedoch, geschult durch zwanzig Jahre unterwürfige Interviewarbeit in der GFCW, trällert den Satz so naiv-interessiert heraus wie eh und je. Und interessant wird's, als die Kamera herumschwingt und deutlich wird, wer der Angesprochene ist. Denn bei seinem Anblick stellen sich auch die Zuschauer eben jene Frage: Was macht DER hier? Was macht Timo Schiller hier?


Timo Schiller: "Tja, das weiß ich auch noch nicht genau."


Rückblick: Es ist erst wenige Wochen her, da war Timo Schiller im Schatten der heraneilenden England-PPVs "Heir To The Throne" kurzzeitig zu German Fantasy Championship Wrestling zurückgekehrt. Da wurde ihm, dem Original des Performance Centers, die Chance gegeben, sich wieder einen festen Platz im Roster zu verdienen. So weit, so gut. Nur: Timo Schiller konnte diese Chance nicht nutzen. Er bestritt zwei Kämpfe, er verlor sie beide. Warum also, und das ist eine berechtigte Frage, ist Timo Schiller hier?


Mac Müll: "Bitte?"


Schiller verzieht sein Gesicht zu einem schiefen Lächeln. Er verleiht seiner Aussage, selbst nicht genau zu wissen, warum er hier ist, authentisch Ausdruck. Doch mehr noch als er selbst ist Mac Müll verwirrt, der zwar das Mikrofon vor sein Gesicht hält, jedoch einen Moment braucht, um die passenden Worte zu sammeln.


Mac Müll: "Wie kann ich das verstehen? Du weißt nicht, warum du hier bist. Aber das ist doch kaum Zufall, wenn du hier auftauchst."

Timo Schiller: "Nein, Zufall ist es nicht."


Er beginnt, nachdem er in das Mikrofon gesprochen hat, in der Tasche seiner Trainingsjacke zu kramen. Unter den interessierten Augen Mülls zieht er hervor, wonach er gesucht hat. Ein Umschlag, darin zwei Dokumente: Das Eine scheint ein Zugticket zu sein, personalisiert auf den Namen Timo Schiller. Das Andere hingegen ist ein Brief. Schiller faltet das Papier auf und streicht es glatt, dann reicht er es an Müll weiter. Der Interviewer zieht die Augenbrauen hoch und beginnt zu lesen.


Mac Müll: "Und ein Absender steht nicht drauf?"


Kopfschütteln bei Schiller. Und dann, als würde ihm plötzlich einfallen, dass nur Mac, jedoch nicht die Zuschauer mitlesen konnten, dreht er sich zur Kamera um und räuspert sich. Er faltet den Brief wieder zusammen und hebt das Dokument dann gefaltet ins Bild.


Timo Schiller: "Darin steht nur die Adresse der heutigen Show. Das Datum. Und dass ich vorbeikommen soll. Man würde für alles bezahlen und das Ticket hier beweist es wohl..."


Er deutet auf das zweite Dokument, das Zugticket.


Timo Schiller: "Und dann noch ein einziger Satz: Ich werde gebraucht, um eine Rolle zu spielen. Und ganz ehrlich: Keine Ahnung, was damit gemeint ist. Welche Rolle ich spielen soll - oder für wen."

Mac Müll: "Trotzdem bist du hier."

Timo Schiller: "Ja. Und weißt du, warum?"


Mac fällt seinem Interviewpartner nicht ins Wort, sondern teilt ihm nur kopfschüttelnd mit, dass er die Antwort nicht kennt - er will, dass Timo selbst spricht. Die Antwort auf die eigens gestellte Frage gibt.


Timo Schiller: "Es ist mir egal, welche Rolle ich hier spielen soll. Vielleicht will mich jemand ausnutzen. Vielleicht soll ich ein Match bestreiten. Vielleicht will mich auch nur jemand verarschen und ich verbringe den ganzen Abend am Catering. Aber es...ist mir egal. Denn nur eine Sache zählt: Ich bin für einen weiteren Tag Teil der GFCW. Ich werde vielleicht eine Chance bekommen, mich zu beweisen. Und das ist alles, was ich will. Ich weiß, dass meine letzten Auftritte nicht gut genug waren. Die Niederlage gegen Viggo, dann die gegen Beksultan. Meine Chancen auf eine Rückkehr sind klein. Aber solange sie vorhanden sind, und wenn es auch nur ein kleiner Fitzel ist, nach dem ich greifen kann...dann greife ich danach."


Er stampft auf den Boden.


Timo Schiller: "Das hier ist, wo ich sein will. Hier gehöre ich hin! Und wer auch immer mich für eine Rolle haben will, egal was damit gemeint ist, kann sich sicher sein..."


Der Dortmunder blickt entschlossen in die Kamera, wirkt bis in die Haarspitzen motiviert.


Timo Schiller: "Ich spiele sie so gut ich kann. Und ich gebe niemals auf, um hierher zurückzukommen."



Ein dunkler Raum.

Ein dunkler Raum mit gelbem gedimmtem Licht.

Ein dunkler Raum mit gelbem gedimmtem Licht und einer Person die reglos auf einem Stuhl sitzt.


Bist du wach?“


Stille.


Bist du wach wurdest du gefragt.“


Ein leises Stöhnen.


AUFWACHEN!!“


Ein lautes Stöhnen. Gefolgt von unverständlichem panischem Gebrabbel.


Du weißt was dir vorgeworfen wird?“


Erneut unverständliche Laute.


Anscheinend weißt du immer noch nicht was du unseren Herrn angetan hast. Aber nun gut. Die Güte unseres Königs ist heute schier grenzenlos. Deswegen wirst du in seinem Antlitz nochmal gelesen bekommen was der Grund ist wieso du bestraft wurdest und was dir noch blühen wird.“


Die Person auf dem Stuhl mit dem Knebel im Mund ist niemand anderes als Renegade. Das Blut an seinem Hinterkopf verkrustet. Die Kleidung immer noch verschmiert und dreckig. Er wirkt müde und mitgenommen. Vor ihm steht der Herold des mysteriösen Unbekannten. Wie immer nur mit einem gelben Leinentuch bekleidet. Auch er wirkt hager und krank. Er zieht eine Schriftrolle aus der Tasche.


Dir…Renegade…wird folgende Tat…nein…folgende Untat zum Vorwurf gemacht. Du hast ohne Vorwarnung das Leben deines Königs zerstört. Es war der Tag welcher ihn erneut in ein tiefes Tal der Trauer und des Unverständnisses herabsinken lies. Tage, Monate und Jahre fristete der König daraufhin ein Leben in Trance. Ein Leben in vollkommener Isolation. Er Schritt herüber in die Welt des Wahnsinns aus der er gerade erst gekommen war. Erst durch intensive Betreuung konnte dem König in Gelb geholfen werden die Pein die du ihn angetan hast zu verstehen. Er hat verstanden. Doch hat er für dich…Renegade…leider nicht akzeptiert. Das was du ihm genommen hast war größer als das Verständnis deines Handels. Und deswegen wirst du seinen Zorn spüren. Seinen Wahnsinn spüren. Mit seiner Strafe wirst du leben müssen. Die vergangenen Wochen waren ein Vorgeschmack dessen was dir am Ende seines Handels wiederfahren wird…nämlich die totale Vernichtung deines Namens…deiner Existenz. Sein Wort wurde im Rat der 7 diskutiert. Der Rat hat sein Urteil zugestimmt. Das Urteil wird am 12.07 verkündet und zwei Wochen später am 28.07 vollstreckt.“


Die Augen von Renegade zucken vor Verwirrung. Man sieht das er absolut keine Ahnung hat was ihm da gerade vorgeworfen wurde. Er versucht sich verständlich zu machen doch der Knebel im Mund hindert ihn daran. Der Herold rollt seine Schriftrolle wieder zusammen und steckt sie in sein Leinentuch. Er schleicht um Renegade herum und zückt ein Messer. Renegade schaut hektisch rechts und links über die Schulter. Bis er merkt das der Herold ihm die Handfesseln durchschnitten hat.


Der Herold: „Bis zu dem Zeitpunkt deiner Verurteilung bis du frei...doch gib acht…der gelbe König ist nah.“


Ein hohes Lachen ertönt. Renegade fährt herum und er blickt in die glatte ausdrucklose Maske des gelben Königs. Das Licht flackert und als es wieder angeht, ist der Herold und der gelbe König verschwunden. Renegade sitzt in dem leeren Raum und schaut auf die gelben Zahlen die an die Wand gesprüht sind.


04071997




Wir befinden uns im Backstagebereich. Vor der Interview-Wand der GFCW sehen wir Tammy, die minimal aufgeregt auf ihren Gast wartet. Es scheint sich nicht um „irgendjemanden“ zu handeln, sondern um ein recht hohes Tier und relativ schnell sehen wir auch, wer genau es ist.

Der aktuelle GFCW World Champion The End tritt ins Bild und stellt sich neben Tammy. Er trägt seine Lederjacke, darunter ein Shirt und natürlich hat er auch seinen GFCW World Title-Gürtel auf der Schulter. End schaut quasi über die Kamera aus dem Bild hinaus, während Tammy ihn bereits zunickend begrüßt. Doch das ist nicht alles…

nach einigen Sekunden tritt tatsächlich auch James Corleone hinzu. Er und End haben in den vergangenen Wochen und Monaten einige Probleme miteinander gehabt. In der letzten Show beispielsweise sind die Beiden nicht einmal zusammen aufgetreten. Heute hingegen scheint man weniger von den kleinen Unstimmigkeiten zu spüren als in den vergangenen Wochen.

Corleone tritt nun hinter The End hervor und wendet sich direkt an Tammy.


James Corleone: „Vielen Dank, Miss Tammy. Sie machen einen ausgezeichneten Job, daran kann niemand etwas aussetzen. Dementsprechend haben sie sich eine Pause verdient. Ich übernehme dann jetzt.“


Das mag wie ein Lob klingen, letztendlich ist es aber nichts weiter als eine nette und corleonsche Art zu sagen: ‚Verpiss dich‘

was Tammy schließlich auch etwas zögerlich und irritiert tut. Corleone übernimmt ihr Mikro und stellt sich nun an ihre Stelle, während The End leicht hinter ihm steht.


James Corleone: „Meine Damen und Herren, begrüßen sie mit mir gemeinsam recht herzlich den besten World Champion der Geschichte, den dominantesten Wrestler, den die GFCW jemals gesehen hat. Seit mehr als einem Jahr konnte niemand diesen Mann entweder pinnen oder zur Aufgabe zwingen und das bei Matches gegen Luna Rosario, Zane Levy, Drake Nova Vaughn, Zereo Killer, Robert Breads und vielen weiteren… begrüßen sie mit mir… The End.“


Man könnte meinen, dass diese Ansage, anders als sonst, etwas davon hat, dass sich Corleone bei End „einschleimen“ will, vielmehr ist es wohl eher ein leicht zynische Parodie auf die tatsächlichen Interviewer der GFCW, deren Rolle Corleone nun übernimmt und aus derer er seinen Schützling gebührend ankündigen kann. End tankt diese Lobpreisungen reaktionslos weg, wenn diese natürlich dennoch runter gehen wie Öl.


James Corleone: „Es war nicht einfach in letzter Zeit. Die Einheit von meiner Wenigkeit und von The End ist der Antrieb, der ihn dabei unterstützt hat, dort hinzukommen, wo er jetzt ist. Sie ist der Schild, der ihn schützt. Ich wage mir nicht zu behaupten, dass The End diesen nötig hätte, um zu bestehen, zu gewinnen und zu regieren. Aber warum ihn aufgeben und seinen Feinden auch nur das Potenzial einer minimalen Chance gegen ihn erlauben?

Unsere Einheit hat uns weit gebracht. Und sie hat uns… gegenseitig… gestärkt. In den dunkelsten Stunden, sowie in den besten Momenten. Man kann sich auf niemanden verlassen, außer aufeinander.“


Besonders spannend sind bei Corleones Ansprache, die – soweit man das beurteilen kann – ernst gesprochen und wahrhaftig gemeint sind, Ends Reaktionen darauf. Größtenteils schaut er nach wie vor quasi aus dem Bild, mitunter wandert sein Blick aber auf Corleone. Das Spektrum dessen, wie dieser Blick interpretiert werden kann, rangiert dabei zwischen ‚Ich vertrau dir nicht‘ und ‚Pass auf was du sagst und wähle deine Worte weise‘ bis hin zu einer dankbaren Bestätigung, die vermuten lässt, dass viele Gespräche in den letzten beiden Wochen erfolgt sind, durch die sich das Bündnis der beiden wieder zum Besseren gewandt hat.

Außerdem dürfte Corleones Gespräch mit Mike Müller End auch etwas positiver gestimmt haben, da Corleone dort mit alter, gerissener Stärke und intriganten Verbissenheit überzeugen konnte.


James Corleone: „Allerdings kann diese Einheit auch eine Schwäche sein. Die einzige Schwäche, die The End besitzt. Unsere Feinde nutzen sie aus, um Zwietracht zu säen. Sie wollen diese Einheit von innen heraus zerstören. Das wollte bereits Robert Breads und nun will das auch Aiden Rotari. Und man kann es ihnen nicht verübeln, denn obgleich sie mit diesem Umstand anders umgehen und sich diesen unterschiedlich eingestehen, wissen es doch beide: anders haben sie keinerlei Chance gegen The End.

Es ist ein guter Versuch, das muss man neidlos anerkennen. Aiden Rotari ist ein sehr gefährlicher und intelligenter Mann, das merkt man. Aiden Rotari sorgt für Chaos, denn darin fühlt er sich wohl. Aber irgendwann wird auch ein Aiden Rotari verstehen müssen, dass selbst der Pfad der Verwüstung ein Ende hat. Und wenn er an diesem Ende angekommen ist, dann wird das von ihm heraufbeschworene Chaos über ihm zusammenbrechen. Aiden Rotari mag gerade einen Aufstieg erleben, aber auch dieser wird ein Ende haben. The End.“


Mit diesen Worten dürfte Corleone wohl auch auf Mike Müller anspielen, der Rotari vor zwei Wochen bereits spüren lassen hat, was die Folgen Rotaris Handeln für ihn noch haben könnte. Müller hat Aiden zwar nicht besiegt oder in irgendeiner Form sonst eine Gefahr für ihn dargestellt, aber dennoch hat er etwas sehr Wichtiges gezeigt:

Den Erfolg, den Aiden mit seinen Machenschaften hat, ist begrenzt. Irgendwann wird alles zu ihm zurückkommen.

Karma.

Und wieder wird deutlich, dass die Beiden miteinander gesprochen haben. Vieles scheint hinter den Kulissen geschehen zu sein und zumindest augenscheinlich scheint die Einheit erstmal wieder stärker als zuletzt.

Wie beständig dieses neuerliche Einheitsgefühl ist, wird sich allerdings zeigen. End verrät nach wie vor recht wenig mit seinen Emotionen, sei es nun, ob er Aiden Rotari nicht wissen lassen will, was in ihm vorgeht oder… ob er es James Corleone nicht wissen lassen will.

Jedenfalls tritt der World Champion nun selbst hinvor und bekommt dabei den Schallwandler von seinem Manager überreicht.


The End: „Aiden. Wenn du dann fertig bist, dich hinter ‚Gegnern‘ wie Mike Müller zu verstecken, wird es Zeit, dass du deiner wahren Herausforderung ins Gesicht siehst. Einer Herausforderung, vor der du dich nicht verstecken kannst. Sobald unser Match begonnen hat, kannst du nicht mehr weglaufen. Dann bringen dir keine schlauen Worte mehr etwas. Dann heißt es Mann gegen Mann.“


End wirkt noch immer finster, aber weitaus weniger wütend und hasserfüllt wie noch vor zwei Wochen. War das das Werk von James Corleone?


The End: „Du… hast Angst und das verstehe ich. Und zwar keine Angst vor mir, was du mit deinen Worten und deinem Weglaufen andeutest und was dir auch keiner Übel nehmen würde, nein du hast Angst davor endgültig zu versagen.

Wir Beide… sind ungefähr zur selben Zeit hier in der GFCW gestartet und doch hätten unsere Wege unterschiedlicher nicht sein können. Du hattest mehrere Titelchancen und hast sie alle verloren. Nicht mal die Unterstützung vom guten Robert hat dir was gebracht. In der Zeit habe ich den Intercontinental Championship gewonnen und wurde World Champion. Ich habe Matches gegen die besten Wrestler der Liga gewonnen und sicher, du hattest auch deine Momente und Siege, aber der große Durchbruch kam nie. Wir beide waren Mitglieder großer Gruppierungen, während ich dabei schließlich zum Anführer aufstieg, wurdest du in ein Fischkostüm gesteckt. Als Randnotiz. Als Typ, der auch dabei ist.“


End schaut fokussiert in die Kamera. Vielmehr schaut er durch sie hindurch zu Aiden Rotari.


The End: „Sag mir Aiden… was, wenn du wieder verlierst? Was wenn du mal wieder daran scheiterst einen bedeutsamen Sieg und gar einen Titel zu gewinnen? Wer nimmt dich dann noch ernst? Du meinst, dass du in einem fairen Match keine Chance gegen mich hast? Das du Tricks und Unterstützung von außerhalb brauchst, um gewinnen zu können? Aber was, wenn du trotz all dieser Dinge verlierst? Dann scheiterst du, nicht nur als Wrestler, sondern mit deiner gesamten Existenz. Du hast Angst. Also nutz ruhig, alles von dem du denkst, dass es dir gegen mich helfen würde. Ich bin darauf vorbereitet. Denn ich… habe keine Angst.“


Ends Augen untermauern diese Worte. Er weiß, worauf er sich bei Aiden Rotari einlassen muss und er weiß auch, dass Aiden mit seinen Aktionen und Intrigen der vergangenen Wochen und Monate viel Erfolg bei ihm hatte. Aber End weiß er ist und was er kann. Und er wird sich Aiden Rotari stellen, mit allem, was er hat.


The End: „Und nun gebe ich dir eine Chance dich deiner Angst zu stellen. In zwei Wochen erwarte ich dich im Ring. Ohne Tricks, ohne Bullshit. Von mir aus, können wir vertraglich festhalten, dass ich dir nichts tun werde, vor unserem Match. Das schwöre ich auf meinen Titel. Warum sollte ich auch? Ich habe bei Stranded die Chance dazu. Aber wir beide werden gemeinsam im Ring stehen, allein. Du kommst allein, ich komme allein. Mann gegen Mann, Angesicht zu Angesicht, bevor wir uns bei Stranded gegenüberstehen werden.“


End dreht sich noch einmal leicht nach hinten, mit dem Blick zu Corleone. Wenn End davon spricht, „allein“ mit Aiden reden zu wollen, ist es vor allem Corleone, der dabei wegbleiben würde. Und The End weiß genau, dass Aiden Rotari das eigentlich nicht will, wie er es vor zwei Wochen auch gesagt hat. Der will lieber mit Corleone sprechen.

Corleone selbst hält sich zurück. Er scheint vollkommen einverstanden damit, was The End sagt. Scheinbar hat auch Corleone mit seiner Skepsis Ends aktuellen Handlungen gegenüber etwas zurückgerudert.


The End: „Stranded wird der Tag der Entscheidungen für dich, Aiden. Entweder du kannst endlich den finalen Schritt gehen, an dem du bisher immer gescheitert bist oder du wirst endgültig in der Bedeutungslosigkeit versinken. Bis dahin kannst du dich weiter verstecken oder du stellst dich deiner Angst und schaust der größten Herausforderung deines Lebens ins Gesicht, solange es noch deine Entscheidung ist, denn bei Stranded wirst du diese Wahl nicht mehr haben.“


Ends Nasenlöcher weiten sich, als würde er einen weiteren Schwall an Hass ausstoßen.


The End: „Letztendlich… ist all das aber ohnehin egal, denn dieser Tag der Entscheidung, der Stranded für dich sein wird, ist für mich nur ein weiterer Tag, an dem ich einen Gegner schlachten werde.

Zwei Wochen. Du. Ich. Keine Gewalt, niemand sonst. Die Ruhe vor dem Sturm, der dein Chaos hinwegfegen wird.“


End senkt das Mikro. Er drückt es anschließend Corleone in die Arme, dem er sich zuwendet.

Es ist nicht ersichtlich, wie die Beiden nun konkret zueinanderstehen. Wohlmöglich haben sie die aktuelle schwierige Phase überstanden, das wäre nicht die erste und würde wohl auch nicht die letzte sein. Allerdings könnte es auch sein, dass sie sich lediglich nicht mehr in die Karten schauen lassen wollen.

Sie sind eine Einheit oder zumindest müssen sie als solche auftreten, wenn ihre Feinde diese nicht als Schwachstelle von The End ausnutzen wollen.

Zuerst verlässt The End das Bild, dann Corleone.

Die Herausforderung ist ausgesprochen. Nun liegt es an Aiden Rotari sie anzunehmen.


Singles Match:

Steve Steel vs. Titan

Referee: Thorsten Baumgärtner



Hektisches Gedränge im Backstage Bereich. Geschrei und durcheinanderlaufende Personen. Security versucht das ganze unter Kontrolle zu bringen. Selbst herbeieilende Wrestler schaffen es nicht Ordnung ins Chaos zu bringen. Endlich erkennt man das sich vier Angreifer gegen den Tross von GFCW Mitarbeitern verteidigen. Diese werden nach und nach in Richtung Ausgang gedrängt. Sanitäter eilen zur Gorilla Position. Dort sieht man das es dort einen Kampf gegeben haben muss. Titan und Steel liegen bewusstlos auf dem Boden. Blutend. Sie werden sofort von den Sanitätern untersucht. Azrael beruhigt die Umgebung und sorgt dafür das die beiden Verletzten abtransportiert werden können. Als die beiden Krankenwagen davonrauschen steht MacMüll bei Azrael.


MacMüll: Azrael. Was war da gerade los?

Azrael: Na ja MacMüll…du hast doch Augen im Kopf oder?

MacMüll: Ähm ja…aber was ist passiert?

Azrael: Vier Angreifer sind in die Gorilla Position gestürmt und haben massiv auf Titan und Steel eingeschlagen. Es scheint so als die beiden ihr jetziges Match nicht bestreiten können.

MacMüll: Das wäre sehr schade. Ich hoffe wir können schnell klären wer dahinter steckt.

Azrael: Ist noch was? Ich habe auch einiges abbekommen.

MacMüll: Nein nein. Alles Gute dir.


Azrael dreht sich um und er zieht von dannen. MacMüll schaut hinterher. Auf Azraels Rücken sieht man ganz klar 4 rosafarbene Striche. Anscheinend während des Angriffs auf seine Kleidung gemalt.


INFORMATION: DAS MATCH TITAN VS DER PROTZ FINDET AUFGRUND DES ANGRIFFS UND DER DARAUS RESULTIERENDEN VERLETZUNG NICHT STATT




Die Videoleinwand schaltet auf eine andere Szene um, doch der erste Eindruck, den man als Zuschauer bekommt, ist nicht etwa das Bild. Denn gezeigt wird nur langweilige graue, ungeschmückte Wand irgendwo im Backstagebereich. Aber zu Hören ist etwas: Nämlich ein lautes, vehementes Klopfen, das dreimal wiederholt wird. Dann folgt ein langgezogenes Klopfen. Abgeschlossen wird diese kleine Symphonie der Ungeduld von einem Zischen, aus dem sich mit etwas gutem Willen ein halb von Frustration verschlucktes "Verdammt!" ausmachen lässt.

Dann hat der Kameramann die Tonregie eingeholt und wir sehen nach ein paar verwackelten Schritten den Verursacher der Töne. Es ist, zum zweiten Mal am heutigen Abend, Viggo. Der junge Engländer schaut ähnlich verloren und enttäuscht drein wie vor Beginn der Veranstaltung als er uns vom Parkplatz eingeblendet wurde. Uns angesichts dieses Anblicks bedarf es keiner großen Interpretationskunst, um zu erahnen, wo Viggo sich aufhält und vor allem mit welcher Intention. Der Londoner steht im Trakt der Kabinen und Umkleiden, im Herz des Backstagebereichs. Hier hat jeder Wrestler seine eigene Domäne von einigen Quadratmetern, in der man sich ungestört vom großen Trubel aufhalten kann, bis er Einsatz folgt.

Viggo steht, natürlich, vor der Kabine von Ask Skógur. Man bildet sich ein, die dunklen Flecken auf dem Holz der Kabinentür müssen von Viggos verschwitzter Hand kommen, mit der er soeben heftig geklopft hatte. Als könne die Lautstärke des Klopfens darüber entscheiden, ob Ask anwesend ist oder nicht.


Viggo: "Ask?"


Keine Antwort. Nur ein Seufzen von VIggos durchbricht die Stille.


Viggo: "Bist du nicht da? Oder willst du einfach nicht mit mir reden?"


Zwei Fragen, auf die Schweigen eine uneindeutige Antwort ist. Denn schließlich kann es beides bedeuten: Ask ist tatsächlich nicht da. Oder er nutzt die Abgeschiedenheit der Kabine, die Trennung durch Mauer und Kabinentür, um Viggo schlicht zu ignorieren. Beides würde auf das gleiche Schweigen hinauslaufen. Aber so lange Viggo nicht in der Kabine ist, kann er nicht wissen, welche der beiden Theorien stimmt. Ask Skógur - Schrödingers (schweigende) Katze? Für einen Augenblick kann man den Eindruck gewinnen, Viggo spielt tatsächlich mit dem Gedanken, einfach die Tür gewaltsam zu öffnen, um Gewissheit zu haben, ob Ask da ist oder nicht. Aber dann reißt er sich zusammen, lässt enttäuscht die Schultern hängen und kramt stattdessen einen Zettel aus der Tasche. Dann sucht und findet er in der Hosentasche einen Kugelschreiber. kritzelt etwas auf den Zettel, das nach "Bitte, lass uns reden" aussieht und faltet den Zettel.

Viggo geht in die Hocke und schiebt den Zettel unter dem Spalt unter der Tür durch. Ask MUSS sich doch irgendwann melden. Aber sein enttäuschter Gesichtsausdruck macht deutlich, dass er vielleicht nicht einmal selbst daran glaubt.


Pete: „Und damit schalten wir zu… Moment, tun wir nicht.“

Sven: „Mein… mein Kollege hat ganz Recht. Wie wir aus der Regie soeben zu hören bekommen haben, hat man ein Video eingeschickt, und die GFCW… möchte es nun abspielen, nachdem man es durchgesehen hat.“

Pete: „Sagen sie, wer sich da zu Wort meldet? Was da passiert? Ist etwas passiert? Wer ist…?“



Aiden Rotari: „Hallo.“


Seltsam. Die Welt war doch mal breiter?

Spaß beiseite, was wir hier sehen, ist für die GFCW hochgradig ungewöhnlich – es handelt sich um ein Video im Hochkant-Format. Vermutlich gefilmt von einem Handy, das Rotari vor sich platziert hat, um sich selbst zu filmen, und es ist schlicht einfacher, das Mobiltelefon senkrecht zu positionieren statt waagerecht.

Dabei sitzt er aufrecht, den Rücken gerade, die dunklen Augen bei fahlem Licht direkt auf die Kamera und damit auch den Zuschauer gerichtet, auf einem Bett, die Hände im Schoß gefaltet, die Miene ausdruckslos. Das Ambiente scheint uns zu vermitteln, dass Rotari sich hier in einem Hotelzimmer befindet, vermutlich nahe der Arena – wo auch immer die Stars und Sternchen der GFCW anlässlich der Show in Regensburg eben absteigen. Ist es das Hotel Goliath am Dom? Ist es das Hotel Orphée? Wer auch immer Regensburg schon einmal besucht hat möge sich melden.

Wichtiger als die Tatsache, in welchem Etablissement sich Rotari befindet, ist doch aber auch die Tatsache, dass er überhaupt nicht in der Halle ist. Da das hier ein aufgezeichnetes Video ist könnte es natürlich wann auch immer gefilmt sein, aber im Shot – und von Rotari sicherlich nicht ganz unbeabsichtigt – ist der Wecker auf dem Nachttisch neben dem Bett, fest eingebaut, mit Funkuhr, der uns verrät: Dieses Video ist keine zwanzig Minuten alt. Er wird es also, was auch immer es ist, gefilmt und direkt an die zuständigen Mitarbeiter der GFCW geschickt haben, die es einmal durchgeguckt haben und dann zur Veröffentlichung freigaben.

Aiden Rotari: „Ich bereue es sehr, heute nicht vor unseren großartigen Fans in der Halle auftreten zu können. Doch leider hat mir der Arzt der GFCW für meine im Match mit Mike Müller erlittene Ellbogen-Verletzung noch einige Tage Ruhe verordnet. Keine Sorge, ich werde sehr bald wieder topfit sein. Heute ist dies leider nicht der Fall, und deshalb bin ich – auf Anweisung unserer hervorragenden und stets überaus hilfreichen und freundlichen medizinischen Abteilung – im Hotel geblieben.“

Aber natürlich. An seinem Ellbogen ist kein Verband, keine Schiene, keine Schlinge, es ist nichts geschwollen, er hält den Arm nicht seltsam… schwer zu sagen, ob er schlicht lügt, den Arzt angelogen hat oder es ernst meint. Er wirkt auf jeden Fall alles andere als schwer verwundet. Sein Ellbogen wirkt gesund, und seine Augen sind wachsam.


Aiden Rotari: „Dennoch möchte ich die Gelegenheit nutzen, auf die Worte zweier Männer einzugehen, die mich direkt angesprochen haben. Selbstverständlich verfolge ich diese großartige Ausgabe unserer Flaggschiff-Show live von meinem Zimmer aus, und ich komme nicht umher, mich zu einer Antwort genötigt zu sehen.“


Er spricht das ohne großen Ärger aus, es scheint ihm nicht unbedingt etwas auszumachen.


Aiden Rotari: „Selten habe ich eine solche Zurschaustellung von Einigkeit und Kameradschaft erleben dürfen wie vor wenigen Minuten. Schließlich schreit nichts so sehr „Einigkeit“ wie ein mehrfaches, mantra-artiges Erwähnen der eigenen Einigkeit. Ich zweifle keine Sekunde an der Besonderheit der Verbindung von James Corleone und The End, und ich bin froh, dass sie es auch nicht tun.“


Ist er froh, weil das bedeutet, sie sind leichter auszutricksen? Gegeneinander auszuspielen? Oder redet Rotari – mit Verlaub – bloß Scheiße, um sich über die zwei lustig zu machen und sie zu provozieren?


Aiden Rotari: „The End ist ein wahrhaft furchtloser Champion. Ich meine es wortwörtlich, er hat darüber gesprochen, keine Angst zu haben – im Gegensatz zu mir. Und damit hat er ganz Recht.“


Mit dem Zeigefinger des Arms des angeblich verletzten Ellbogens deutet Rotari auf etwas, das sich außerhalb des Shots befindet.


Aiden Rotari: „Ich bin hilf- und wehrlos in meiner jetzigen Verfassung. Deshalb bin ich sogar froh, dass ich hier im Hotel sein muss, denn auch nur in der gleichen Halle wie The End zu sein… das würde mir nach der letzten Show das Blut in den Adern gefrieren lassen. Mir wäre allerdings wohl noch weniger wohl, sollte ich überhaupt keine Angst verspüren: Sie ist die beste Warnung vor einer Gefahr, die einem anderenfalls vielleicht entgehen würde.“


Und das scheint keine sarkastische Übertreibung zu sein, Rotari meint das anscheinend wirklich so – er hat bloß kein Problem, das zuzugeben. Er hat bereits erklärt, ein Feigling zu sein, und die Furcht ist der stete Begleiter des Feiglings. Lediglich Panik… Panik sieht man bei Rotari fast nie.


Aiden Rotari: „Ich versichere dir, dort steht ein bereits gepackter Koffer, und nachdem ihr dieses Video gesehen habt, werde ich dieses Hotel frühzeitig verlassen. Ich suche mit Sicherheit nicht die Konfrontation mit dir, The End, und wie ich bereits sagte: Wenn du etwas zu klären hast, schick James Corleone. Das wäre wirklich der einfachere Weg, als solch ein komplexes Gestrüpp von Bedingungen zu durchkämmen, wo ihr doch eine Einheit seid? Warum diese Sonderklauseln für ein persönliches Treffen, wenn du nichts davon tun müsstest, wenn ich mich mit Mr. Corleone treffe?

Ich verstehe es nicht ganz. Aber dass ich nicht in der Lage bin, die komplexen Pläne von Mr. Corleone vollständig zu durchschauen, ist schließlich auch keine Neuigkeit.“


Rotari seufzt, und welcher Teil dieser Arie nun Bullshit ist und welcher nicht darf jeder gern selbst entscheiden – sitzt Rotari wirklich ängstlich auf gepackten Koffern? Will er schon wieder Stunk zwischen End und Corleone stiften?


Aiden Rotari: „Ob meiner offen zur Schau gestellten Abneigung gegen die bloße Idee eines persönlichen Treffens mit dir, The End, trotz deiner rücksichtsvoll eigens für mich kreierten Sicherheitsmaßnahmen… wird dich meine Antwort auf deine Einladung wohl ebenso überraschen wie unsere klugen und aufmerksamen Zuschauer.

Ich lehne ab.“


Rotari sagt das so, als wäre das nicht hochgradig irritierend. Das ist doch die Antwort, die man erwarten konnte, oder etwa nicht?


Aiden Rotari: „Zumindest zu denen Konditionen.“


Oho. Das wird nun schon interessanter.


Aiden Rotari: „Ich treffe mich mit dir im Ring, The End, bei der nächsten Show, der finalen Show vor Stranded, vor unserem Match, vor unserem Kampf um die Krone der GFCW, von Mann zu Mann, so wie du möchtest… aber ich habe meine eigenen Bedingungen.

Du möchtest gnädigerweise versichern, dass es keine Gewalt im Vorfeld unseres Matches geben wird. Das weiß ich zu schätzen. Doch meine Bedingung ist eine Andere: Solange bei der nächsten Show einer von uns im Ring steht, ist in diesem Ring jedwede Form von Gewalt nicht zur ausdrücklich gestattet, sondern frei von Konsequenzen. Knochenbrüche, gerissene Bänder, verlorene Gliedmaßen – solange sie bei der nächsten Show im Ring passieren, während einer von uns sich darin befindet, wird niemand zur Rechenschaft gezogen.

Du möchtest ein Treffen zwischen und zweien, einer gegen einen, Champion und Herausforderer… ich sage, das nehme ich so nicht an. Nicht nur ist es jedem Angestellten der GFCW ausdrücklich gestattet, unserem Treffen im Ring beizuwohnen, so er es denn wünscht und sich der ersten Kondition ausdrücklich und eingehend bewusst ist… eine bestimmte dritte Person wird sogar zu unserem Treffen anwesend sein müssen, damit ich dem Ganzen zustimme: James Corleone.“


Das ist so offensichtlich eine Falle, dass Rotari unmöglich glauben kann, dass The End das nicht klar ist. Doch Aiden zuckt nicht mit der Wimper, trägt das alles vollkommen ernsthaft vor, und erklärt auch nichts weiter. Die Implikationen seiner Forderungen – einem „Purge“-artigen „Du kommst aus dem Gefängnis frei“-Gutschein für Gewalt jeder Art und der Möglichkeit für jeden mit GFCW-Vertrag, bei diesem fröhlichen potenziellen (wohl nicht nur verbalen) Gemetzel mitzumischen mit einer verpflichtenden Teilnahme des Botschafters der Einigkeit, James Corleone – soll The End sich schön selbst zurechtlegen und sich den Kopf darüber zerbrechen, ob es das wirklich wert ist. Und falls ja: Was Rotari vorhat.


Aiden Rotari: „Diese Bedingungen sind nicht verhandelbar. Solltest du sie nicht akzeptieren, sehen wir uns bei Stranded im Ring, wenn wir um die GFCW World Championship kämpfen. Solltest du sie akzeptieren, sehen wir uns von Angesicht zu Angesicht, nächste Woche, bei War Evening.


Viel Spaß noch mit War Evening, liebe Zuschauer.“


Singles Match:

Renegade vs. ???

Referee: Karo Herzog


Das Licht in der Halle flackert.

Dunkelheit.



Ein gelber Lichtkegel fällt auf die Rampe. Genau an die Stelle an die der Herold den Wagen die Rampe herunterzieht. Auf dem Wagen sitzt der in gelben Leinen gekleidete Unbekannte. Nach einer Runde um den Ring stoppt der Wagen und der Unbekannte steigt ab. Er schreitet zum Ring und betritt diesen dann über die Treppe. Im Ring nimmt ihm sein Herold den Umhang ab. Ganz in gelben engen Lack gekleidet steht er in der Mitte des Ringes und schaut mit seiner ausdrucks- und mundlosen Maske auf seinen Herold herab der verbeugt rückwärts den Ring verlässt. Er legt den Umhang gefaltet in den Wagen und nimmt da zur Überraschung der Kommentatoren neben diesen Platz.


Pete: Ähm…ich glaube nicht, dass sie das dürfen.

Sven: Pete…der ist mir unheimlich

Der Herold: Der gelbe König wünscht meine Anwesenheit und befahl mir genau hier Platz zu nehmen.


Pete und Sven rücken etwas von dem blassen hageren Mann ab und versuchen sich auf das Match zu konzentrieren.


Pete: „Aber wenn der Herold…und damit der gelbe König hier sind, dann heißt das ja – ER ist es, der heute gegen Renegade antreten wird? Der Mann, dessen Name bislang geheim gehalten wurde.“

Sven: „Da scheinst du Recht zu haben, Pete. Ein Match mit…gewisser Würze nach den Vorkommnissen früher am heutigen Tag.“


Vorkommnisse“ – eine milde Umschreibung für jene Schreckensbilder, die früher am Abend zu sehen waren. Die Entführung von Renegade durch den irren gelben König und seinen Spießgesellen; wie sie Kraft ihrer Verdorbenheit den Schweizer zu einem Spielball ihres Wahnsinns gemacht haben. Entführt und freigelassen, ganz nach Belieben. Und auch wenn Renegade physisch nicht mehr gefangen ist, so ist er es mental sicher: Schließlich gab man ihm mit auf den Weg, dass eine Verurteilung auf ihn warten wird. Aber wofür? Was soll Renegade getan haben? Das weiß er immer noch nicht.

Weiß es überhaupt jemand?

Weiß es der gelbe König selbst?

Als Zuschauer wird man aus den Überlegungen gerissen, als eine zweite Musik ertönt. Es ist das Theme des Mannes, der zum Opfer geworden war und nun allen Grund hat, diesen „Kampf“ mehr wie eine Schlacht anzugehen. Wie einen Sturm der Rache.


Renegade.


Der Mann aus Bern steht am Beginn der Rampe und auch wenn stets beliebt ist und freudig empfangen wird, so sind die Reaktionen für ihn am heutigen Abend besonders laut: Die Geschehnisse rund um seine Entführung haben diesem Aufeinandertreffen Würze verliehen – uns so mischt sich die Sympathie für Renegade mit dem Wunsch der Zuschauer, einen Kampf bis aufs Äußerste zu sehen.

So impulsiv man Renegade bislang auch kennengelernt hat, stürmt er nicht wie erwartet sofort zum Ring. Zwar ist sein Blick wutverzerrt und der Körper senkt sich vor ärgerlicher Erregung auf und ab, doch Renegade unterdrückt den sehnsuchtsvollen Wunsch, kopflos loszustürmen. Einfach auf den gelben König los.

Hat er Angst?

Zumindest, und das kann man ihm nicht verübeln, ist Renegade vorsichtig. Er hat gelernt, dass der gelbe König keine Grenzen kennt, nicht in seiner Gewalt, nicht erschaffen durch irgendeine Form von Moral. Der gelbe König ist reiner Wahnsinn, seine Taten folgen keinem Plan, den Normalsterbliche verstünden. Und das macht ihn unberechenbar.

Das macht ihn gefährlich.

Renegade ist auch in seiner Wut klug genug, das zu wissen.

Der Schweizer geht Schritt für Schritt Richtung Ring, wie ein Soldat, der weiß, dass ihm die unvermeidliche große Schlacht bevorsteht und als würde er die letzten Sekunden vor dem Sturm ins Unendliche dehnen wollen. Dann slidet Renegade unter den Ringseilen hindurch in den Ring und lässt die Zuschauer vor Vorfreude aufschreien. Der gelbe König und der Schweizer stehen sich gegenüber. Renegade baut sich vor seinem Gegner auf, der eigentlich in den letzten Wochen weit mehr als ein Gegner geworden ist: Ein Feind, ein Hassobjekt.

Und so kann Renegade seine Wut nicht mehr unterdrücken und er setzt den ersten Schlag.


Der Herold: „Der gelbe König wird ihn für seine Kühnheit bestrafen.“


Tatsächlich soll der Herold in der Anfangsphase Recht behalten: Der gelbe König, der Mann im gelben Lack, weicht dem Schlag Renegade aus und setzt dann fließend eine Offensive an. Mit einem Tomahawk Chop schlägt er den Schweizer zu Boden. Renegade stützt sich auf einer Hand ab und stemmt sich sogleich wieder hoch, doch nur, um in einen zweiten Tomahawk Chop zu laufen. Diesmal bleibt Renegade liegen. Der gelbe König blickt durch seine mundlose Maske auf ihn herab, und auch wenn keine Emotionen durch die Vermummung wahrzunehmen sind, so ist doch die Kälte, die Abstinenz menschlicher Gefühle, im Ausdruck des gelben Königs wahrzunehmen.


Der Herold: „Seht, den gelben König. Seht, wie er dominiert.“


Die vollmundige Ankündigung der Herolds, des verbalen Speichelleckers des gelben Königs, setzt der vermummte Royale um, indem er Renegade am Nacken wieder auf die Beine zieht und ihn dann in die Position zu einem Underhook DDT nimmt. Renegade windet sich und versucht, ein Bein hinter dem des Maskierten zu verhaken, um die Aktion zu blockieren, doch nach ein wenig hin und her gewinnt der Neuling die Oberhand und schafft es, die Aktion gegen Renegade durchzuziehen. Die Matte vibriert noch vom Aufprall des Schweizers, als sich der gelbe König über die Knie auf die Beine stemmt.


Sven: „Ganz eindeutiger Beginn. Renegade konnte die Wut nach seiner Entführung nicht in etwas Positives ummünzen. Der gelbe König ist überlegen.“


Der gelbe König greift nach dem Arm Renegade und es sieht aus, als wolle das brutale Mysterium die Extremität Renegades einfach abreißen. Aber weil Muskeln, Knochen, Fleisch und Haut den Arm an seiner Position halten, wird Renegade durch die Aktion einfach durch den Ring gezogen. Der gelbe König legt sein Opfer in der Nähe der Ringecke ab. Dann dreht sich der Vermummte um und beginnt langsam und konzentriert auf die Ringseile zu steigen, wobei er nach jedem Schritt in den Ring schaut, um sicherzugehen, dass Renegade noch in der passenden Position ist.


Pete: „Ein solches Vorgehen hätte ich vom gelben König nicht erwarten. Was will er uns zeigen.“

Der Herold: „Seht selbst.“


Ohne Schrei, ohne vorherige Pose, nur mit dem Willen, seinem Gegner Schmerzen zuzufügen, springt der gelbe König an. Im Flug nimmt er eines der Beine hoch, formt seinen Körper in die Position zu einem Leg Drop.

Und verfehlt.

Im letzten Augenblick rettet sich Renegade mit einer schnellen Rolle und lässt seinen Gegner ins Leere fliegen. Mit dem Steißbein voran landet der gelbe König auf der Matte. Von ihm ist kein Aufschrei, kein Zeichen des Schmerzes zu sehen, aber er bleibt erst einmal sitzen, die heftige unfreiwillige Einschlag geht selbst an einer Horrorgestalt nicht spurlos vorbei.

Während der gelbe König sich langsam wieder hochstemmt und etwas hüftsteif wirkt, ist Renegade schneller. Er rennt auf der gegenüberliegenden Seite in die Seile, nimmt den Schwung durch die Elastizität ebenselbiger mit und stürmt auf den gelben König los.

SHOULDER BLOCK!

Der König wird getroffen, schwankt, aber fällt nicht. Er stolpert nur ein Stück zurück und hält sich dann an den Seilen fest, die verhindern, dass er auf den Boden muss. Aber als hätte Renegade damit schon gerechnet, macht der Schweizer nahtlos weiter. Er rennt noch einmal an, diesmal mit wenig Seilen und mehr Anlauf und verpasst dem gelben König einen Running Dropkick!

Aufgrund seiner Position wird der gelbe König über die Seile geschleudert und landet draußen auf der Matte. Jubel im Publikum als der Entführer des Publikumsliebling erstmals richtig verwundbar wirkt und vor dem Ring auf dem im Vergleich zur Matte harten Boden liegt. Renegade springt durch die Seile hindurch auf den Apron und dann von ebendort mit einem Elbow Drop nach draußen. Er trifft den gelben König perfekt, der nicht mehr rechtzeitig seine Arme vor den Torso bekommt, um Renegades Einschlag abzufedern.


Pete: „Renegade ist jetzt on fire!“


Der Schweizer wartet nicht darauf, dass der gelbe König von selbst wieder auf die Beine kommt, sondern zieht ihn hoch. Mit großem Schwung schickt er den gelben König in Richtung der Ringtreppe, durch die Geschwindigkeit kollidiert der Bösewicht erst mit selbiger und fliegt dann darüber hinweg, das Blech der Treppe untermalt den Einschlag mit einem lauten Scheppern.


Pete: „Ist das der Anfang vom Ende des Schreckens?“

Der Herold: „Wartet. Der gelbe König wird nicht fallen.“


Während der König auf der anderen Seite des Treppe wieder auf die Beine kommen will, nutzt Renegade die Stufen als Startrampe. Er rennt heran, springt von der Treppe ab und kommt mit einer Flying Clothesline geflogen. Auch die trifft genau richtig, wieder geht der König zu Boden. Renegade reißt die Arme hoch und brüllt seine Freude heraus.


Sven: „Er rächt sich für die Entführung.“

Pete: „Und zeigt mir, dass der gelbe König außerhalb seiner Domäne der Gewalt kein Übermensch ist. Im Wrestling kann Renegade ihn schlagen.“


Im Willen, hier nicht ausgezählt zu werden, packt Renegade den König an der Maske, zwingt ihn auf die Beine und schiebt ihn dann zurück ins Squared Circle. Dann slidet er hinterher, doch der gelbe König kommt just in diesem Moment wieder auf die Matte und schickt einen Faustschlag in Richtung Renegade. Der wird getroffen und zuckt zusammen. Doch dann übernimmt der Kampfgeist, der Automatismus, und Renegade schlägt selbst zu.

Der Abtausch beginnt eine Schlagserie zwischen den Kämpfenden, die sich mit ihren Fäusten durch den Ring treiben. Doch als Renegade abermals zuschlagen will, schnellt das Bein des gelben Königs vor und trifft Renegade im Magen. Der Schweizer krümmt sich nach Luft schnappend zusammen, sogleich ist der König über ihm und drückt ihm auf konventionelle, brutale Weise die Luft ab.

Karo Herzog zögert kurz, auch sie scheint Angst vor der mysteriösen Gestalt zu haben, doch geht dann auf den gelben König zu, um ihn zu ermahnen, um das Würgen mit zwei Händen an der Kehle Renegades in Anbetracht der Regeln zu unterbrechen. Erst hat der König nicht einmal einen Blick für Herzog über, dann schnellt sein Kopf herum und er blickt Herzog direkt an. Unter dem Blick des Königs schmilzt das Selbstvertrauen der zierlichen Ringrichterin dahin und sie macht einen Schritt rückwärts. Aber immerhin hat der König durch diese Ablenkung losgelassen.

Er macht einen Schritt auf Karo Herzog zu.


Pete: „Will er sie angreifen? Für die Ermahnung bestrafen? Sag, Herold, weiß der König, dass das sein Ende in diesem Match wäre? Kennt er überhaupt die Regeln des Wrestlings.“

Der Herold: „Vertraut auf den gelben König, vertraut auf sein Wissen.“


Der König macht noch einen zweiten Schritt auf Karo Herzog zu, der schon das Herz in die Hose gerutscht ist. Doch dann verliert der Verrückte offenbar das Interesse an der Ringrichterin und dreht sich langsam zu Renegade um, seiner anderen Beute, um wieder mit dieser zu spielen. Doch just als er mit dem Oberkörper wieder zu Renegade steht und mit dem Blick diesen sucht, stürmt der Berner mit kurzem Anlauf heran.

SPEAR!

Das Duo geht gemeinsam auf die Matte. Auch wenn die Maske nichts verrät: Der gelbe König wurde davon überrascht. Und so kann er nichts unternehmen, um sich zu schützen. Nichts, um den Fall weniger verheerend zu machen. Er nimmt den Move mit voller Wucht, mit kompletter Stärke. Und bleibt in einer Mischung aus Überraschung und Schmerzen liegen. Renegade auf ihm. Und Karo Herzog, die glücklich ist, dem König entkommen zu sein, und gleichzeitig den Eindruck macht, den Kampf schnell über die Bühne zu bringen, wirft sich auf die Matte. Und zählt. Zählt vielleicht einen Ticken zu schnell. Nicht, weil sie Renegade bevorzugen will, sondern weil ihr Herz schnell klopft und sich diese Aufregung im Takt des Pinfalls niederschlägt.

Just als die Schulter des Königs wieder nach oben kommen will, trifft Herzogs Hand zum dritten Mal die Matte.


Sieger durch Pinfall: Renegade!


Pete: „Renegade aus dem Nichts zum Sieg! Der König kam gerade zurück in den Kampf, nur um dann nach kleiner Ablenkung gepinnt zu werden.“

Sven: „Aber war das die Rache, die Renegade schon befriedigt, oder nur ein Abstauber?“

Der Herold: „Diese Niederlage spielt keine Rolle. Renegade wird bekommen, was er verdient. Er wird verurteilt für das, was er getan hat.“

Sven: „WAS hat er denn getan? Sagt es doch mal klar und deutlich.

Der Herold: „Dein Begehren hat keine Macht. Es wird gesagt, wenn der gelbe König das entscheidet. Dann wird Renegade verurteilt.


Renegade steht in der Ringecke und hat die Fäuste noch oben, so als würde er damit rechnen, dass sich der König nach der Niederlage rächen will. Auch Karo Herzog blickt ängstlich drein nach ihrem kleinen „Fehler“, der den König verärgern könnte. Doch zur Überraschung Beider steht der gelbe König einfach auf, nachdem er sich erholt hat und verschwindet mit dem Herold im Backstagebereich. Gesprochen wird bei Renegades Verurteilung…dies war nur ein Vorspiel.




Wir müssen da wirklich tätig werden mein Freund. Sonst wird das Schiff hier sinken.“

Ich hab da schon eine Idee.“


Schnellen Schrittes folgt der Kameramann samt Equipment den beiden Tag Team Champions der GFCW…Tha Bomb und Titan…T’n’B. Vor der nächsten Tür stehen zwei Security die den Champions den Weg versperren.


Security #1: Habt ihr einen Termin?

Tha Bomb: Sehen wir so aus als ob wir einen brauchen?

Security #2: Ohne Termin…kein Einlaß.

Titan: Ich glaube Dy wird uns ganz kurzfristig einen Termin geben, wenn ich dir das sage.

Tha Bomb: Und wenn du dich weiter so querstellst wirst du einen Termin beim Zahnarzt brauchen. Also…husch husch.


Die Tür öffnet sich und ein sichtlich bedrückter Claude Booker öffnet die Tür.


Claude Booker: Lasst sie rein. Schlimmer kann es ja nicht werden.


Tha Bomb und Titan schauen die Security spöttisch an und drücken diese beim eintreten zur Seite. Die Tür fällt hinter Ihnen ins Schloss und zurück bleiben die beiden Security und der Kameramann.




Schon die hymnischen Klänge von „Conquest of Paradise“ scheinen aus anderen Sphären hinaus auf das vulgäre bajuwarische Hallenpublikum in Regensburg hinabzuspucken und der herrschaftliche Auftritt ihres Besitzters schließt sich dem nahtlos an: Es ist Darragh Switzenberg, der in den letzten Wochen dem Geschehen rund um den Intercontinental-Titel eine gehörige Portion Chaos injiziert hat und nun Richtung Squared Circle stolziert, um eine Ansprache zu halten.

Die Augen im markanten, haarlosen Gesicht huschen gelangweilt über die Menschen links und rechts der Rampe als wären die Fans mit den Plakaten und strahlenden Gesichtern nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde Aufmerksamkeit wert. Switzenberg scheint durch sie hinwegzuschauen, erkennt ihre Anwesenheit nicht einmal an. Er geht genau mittig in der Rampe, um größtmöglichen Abstand zu ausgestreckten Händen der Leute in der ersten Reihe zu wahren. Mit dem Kinn erhoben und dem Kopf im Nacken nimmt er eine Pose ein, die es ihm einfacher macht, über das Pack hinwegzusehen.

Im Ring angekommen streicht Switzenberg mit betonter Gelassenheit den Stoff seines hautengen Shirts glatt und bohrt den Absatz des büffellederbeschuhten Fußes auf die Ringmatte. Dann empfängt er mit beiläufig ausgestreckter Hand ein von Laura gereichtes Mikrofon und dreht es in den Fingern.


Darragh Switzenberg: „Jeder Mensch hat seine Rolle.“


Die Stimme des Kanadiers ist ruhig, ohne Aufregung, aber trotzdem dominant. Eine Spur natürlicher Autorität lässt einen Großteil des Publikums verstummen, um den Worten Switzenbergs Gehör zu schenken.


Darragh Switzenberg: „Da sind die Hauptdarsteller…“


Die Betonung und das süffisante Lächeln auf seinen Lippen, mit dem er die Worte begleitet, lassen keinen Zweifel zu, wen Darragh in besagte Kategorie ganz oben einordnen würde: Sich selbst.


Darragh Switzenberg: „…da sind die Nebendarsteller. Und die Statisten. Die letztgenannten zwei Kategorien haben vor allem eine Aufgabe: Ihren Job machen, ohne die Aufmerksamkeit an sich zu reißen. Sie sind Beiwerk, damit die Hauptdarsteller glänzen können. Sie sind Werkzeuge, die man benutzt, wegwirft und vergisst. Aber trotzdem sind sie Teil einer Geschichte.“

Er geht an einer der Ringecken, streicht mit der freien Hand über das Kunstleder der Polsterung, und stützt sich dann in gemütlicher Beugung oben auf.


Darragh Switzenberg: „Heute lernt ihr einen Nebendarsteller kennen. Und das besondere daran ist: Er kennt seine Rolle noch gar nicht. Er weiß nicht, welche Rolle er spielen wird. Wie das Drehbuch ist.“


Mysteriöse Worte, die für grübelnde Gesichter bei einigen Zuschauern sorgen, die von der aufmerksamen Regie im Großbild herangezoomt werden. Jemand, der seine Rolle nicht kennt?


Darragh Switzenberg: „Aber das Wichtige ist, dass besagter Nebendarsteller das Drehbuch überhaupt nicht kennen muss. Denn er wird es mit einem Hauptdarsteller zu tun haben, mit einem Star, der im Wrestling-Ring die Fähigkeit hat, ihn genau in das Drehbuch zu zwängen, welches der Star will. Und, ihr habt es vielleicht in einen biervernebelten Gedankenströmen erfasst, der Star bin ich. Bleibt noch eine zweite Frage: Wer ist der Nebendarsteller, den ich heute zu etwas zwingen werde, dass er vielleicht gar nicht möchte?“


Switzenberg wendet sich der Kamera zu, zieht eine Augenbraue fragend hoch und legt den Kopf schief. Noch lässt er die Zuschauer daheim und in der Halle mit ihren Mutmaßungen allein, die Auflösung wird herausgezögert.


Darragh Switzenberg: „Bevor wir seine Identität kennenlernen, muss man zunächst betrachten, in welcher Story er spielen wird. Das kann ich euch sagen. Der Name der Story lautet: ‚Warum Darragh Switzenberg ein würdigerer Herausforderer für Ask Skógur wäre, als es Viggo je war‘.“


Die Selbstweihräucherung des charmelosen Kanadiers führt dazu, dass es wieder lauter wird. Die Zuschauer erwachen aus ihrer Zuhörerrolle und schmettern dem Mann im Ring Buhrufe entgegen.


Darragh Switzenberg: „Und wie, fragt ihr euch, läuft diese Story ab? Ganz einfach: Sie beginnt mit einem Fehler. Einem Fehler auf Seite Ask Skógur. Denn Ask Skógur hat doch tatsächlich in seiner Verwirrung entschieden, seinen Titel nicht gegen mich verteidigen zu wollen. Obwohl ich es war, der die Lügen der Schlange Viggo aufdeckte. Obwohl ich es bin, der seiner Regenschaft Glanz verleihen könnte, bevor sie endet. Aber Ask Skógur besitzt nicht die Weitsicht, das zu erkennen. Nun, wer sein Leben in der Wildnis verbringt, mag den Wald manchmal vor lauter Baumen nicht sehen. Und so sieht Ask nicht, dass ich weitaus geeigneter als Viggo bin, um den Titel anzutreten. Also muss ich einen ärgerlichen Umweg gehen, auf dem ich gleich dem Nebendarsteller begegnen werde, von dem ich spreche. Aber schauen wir uns erst an, was dieser Umweg ist.“


Er stößt sich von der Ringecke ab, geht zurück in die Mitte des Squared Circles und vollführt eine ausschweifende Geste.


Darragh Switzenberg: „Der Umweg, auf dem ich beweisen werde, dass ich weit würdiger als Viggo je war, folgt einem klassischen Story-Archetypen: Einer Nacherzählung. Und es ist eine Nacherzählung einer Sache, die noch gar nicht alt ist. Vor wenigen Wochen erst stellte Ask Skógur Viggo vor eine Reihe von Aufgaben. Vor Dinge, die er erledigen musste, um sich zu beweisen. Mit Müh und Not, wie angesichts Viggos schrecklicher Mittelmäßigkeit übrigens zu erwarten kann, kämpfte sich Viggo durch und bestand die Herausforderungen, die Ask ihm hinwarf. Aber ich glaube, dass wir diese Story mit einem weitaus heroischeren Protagonisten nacherzählen können. Mit einem Protagonisten, der durch die gleichen Herausforderungen hinwegfegt, die Viggo viel Mühe kosteten.“


Der Kanadier entblößt sein weißes, gewinnendes Lächeln und spannt die imposanten Muskeln unter dem hautengen Shirt an.


Darragh Switzenberg: „Das bringt mich zu besagtem Nebendarsteller: Timo Schiller. Timo Schiller war die große Herausforderung, die Ask für Viggo hatte. Er soll ihn besiegen. Und Viggo tat es, mehr oder weniger. Aber sehen wir doch mal, ob ich das nicht viel besser kann. Weil ich viel würdiger bin. Deswegen habe ich Timo Schiller eine Einladung geschickt, seine Rolle als Prüfstein ein zweites Mal zu spielen. Ein zweites Mal einen potenziellen Herausforderer von Ask zu prüfen: Mich.“


Switzenberg streckt einen Arm in Richtung Rampe aus.


Darragh Switzenberg: „Komm‘, Timo Schiller. Du darfst noch einmal eine Rolle spielen. Du darfst noch einmal verlieren…und es ist egal, ob du das willst oder nicht. Ich werde dich einfach zwingen, denn ich lasse nicht zu, dass wir vom Drehbuch abweichen.“


Gespannte Stille, gespickt mit vereinzelten Rufen, durchströmt die Regensburger Halle. Die Hälse der Anwesenden richten sich gen Vorhang, wo sie den Auftritt Timo Schillers erwarten. Ein Mysterium löst sich auf: Früher am Abend hatte man Timo gesehen, der in schonungsloser Ehrlichkeit verkündet hatte, selbst nicht zu wissen, warum er eine Einladung hat. Jetzt weiß er es.


Timo Schiller: „Hier bin ich.“


Zu moderatem Jubel, einem Höflichkeitsapplaus für einen Sympathieträger ohne große Fanbase, tritt Timo Schiller ohne Musik durch den Vorhang. Er steckt breitbeinig auf der Rampe, ein wenig zu gekünstelt, um authentisches Selbstbewusstsein auszustrahlen. Der Blick, den Schiller in Richtung Switzenberg wirft, ist verhärtet und kalt.


Timo Schiller: „Aber ich glaube, du unterschätzt mich, Darragh. Ich bin kein verdammter Statist und habe auch das Zeug, mehr als ein Nebendarsteller zu sein. Du willst, dass ich gegen dich kämpfe, damit du das irre Drehbuch vervollständigen kannst, dass in deinem Kopf schwirrt?“


Beiläufiges Nicken von Switzenberg. Der Kanadier wirkt gelangweilt und wirft einen Blick auf die imaginäre Uhr an seinem Handgelenk. Eben, als er selbst sprach, hatte er alle Zeit der Welt – aber nun, wo er zuhören muss, hat Darragh es plötzlich eilig, dass der Kampf beginnt.


Timo Schiller: „Da habe ich schlechte Nachrichten für dich. Das wird keine Nacherzählung von meinem Kampf gegen Viggo, sondern eine Comeback-Story. Die Story, wie ich dich schlage und zurück in die GFCW finde. Du willst mich bekämpfen? Ich nehme an. Aber ich warne dich: Das Drehbuch, nach dem wir spielen, ist das meine. Und das sieht vor, dass der Möchtegern-Protagonist schon im ersten Kapitel scheitert. Mach‘ dich bereit.“


Seine markigen Worte untermalt der Performance Center-Absolvent damit, dass er sein Shirt auszieht und in Richtung des Squared Circles zu joggen beginnt. Hinter ihm taucht aus dem Vorhang Karo Herzog auf – die Ringrichterin wird hier vom Office herausgeschickt, um offiziell zu machen, dass wir spontan einen weiteren Kampf zu sehen bekommen. Als Karo im Ring angekommen ist, stehen sich Darragh und Timo bereits gegenüber, blicken einander sympathielos und kampfeslustig in die Augen.


Singles Match:

Darragh Switzenberg vs. Timo Schiller

Referee: Bob Taylor


Timo Schiller, das Gewicht zweier Niederlage im Kreuz, beginnt mit der Kraft der Verzweiflung. Er stürmt, leidenschaftlich wie Braveheart, auf seinen Gegner zu, der für ihn eine große Unbekannte darstellt – schließlich ist das hier der erste offizielle Kampf Darragh Switzenberg unter dem großen Banner der GFCW außerhalb des Development-Liga.


Pete: „Unverhofft kommt oft. Ich bin gespannt, ob Darragh Switzenberg an seine Erfolge bei GTCW anknüpfen kann…oder ob Timo Schiller ihn als Großmaul entlarvt.“

Sven: „Mit seiner Ansage, deutlich beeindruckender zu gewinnen, als Viggo es tat, hat Darragh Switzenberg eine Fallhöhe geschaffen, die oben auf dem Dach beginnt. Aber ich glaube an Darragh, er ist fast so geil wie ich.“


Der entschlossene Schiller hat Switzenberg fast erreicht, da schnellt ein Bein des Kanadiers vor und trifft mit einem Big Boot an der Schläfe. Schiller wird zu Boden geschleudert und bleibt auf der Matte liegen. Über ihm streift Darragh durch den Ring, entledigt sich erst jetzt und mit betonter Beiläufigkeit seines T-Shirts. Darunter kommt ein Körper zum Vorschein, den Bildhauer aus den Auftragsbüchern der Medici nicht gekonnter hätten gestalten können: Switzenberg sieht aus wie aus dem Anatomiebuch, jeder Muskel ist über das Normalmaß hinaus trainiert – er ist massig, aber nur so weit, dass die Maßstäbe der Ästhetik gewahrt werden. Switzenberg steht in der Mitte des Ringes, lächelt und weiß, dass er angestarrt wird.

Er greift ins Haar Timo Schillers, der durch den Zug an der Kopfhaut hochgerissen wird. Mit Wut schlägt Schiller im Aufstehen nach Switzenberg, doch ein Faustschlag in den Nacken des Dortmunders beendet die Offensivbemühungen Schillers. Timo fällt auf die Knie zurück, dann wird er, mit dem Rücken zu Switzenberg stehend, gepackt und zu einem Reverse DDT auf die Ringmatte gehämmert. Switzenberg nimmt seinen gelungenen Beginn mit größter Selbstverständlichkeit hin, steigt über Schiller hinweg und stellt sich auf die andere Seite, um dem am Boden liegenden Kicks in die Rippenregion zu verpassen. Als Schiller sich schmerzverzerrt zusammenrollt, um aus der Embryo-Position Schutz zu gewinnen, greift Switzenberg an die Hose seines Gegners, zieht ihn auf die Beine.

Back Suplex!

Wieder liegt Schiller auf der Matte. Switzenberg über ihn. Bislang ist das hier eindeutig. Eine Machtdemonstration. Und Darragh weiß das. Kostet das aus. Schmeckt den Triumph, der vor ihm liegt. Schief und selbstverliebt ist das Lächeln auf seinen Lippen.


Pete: „Timo muss sich was einfallen la…-„


Lassen‘ ist das fehlende Wort, das Pete im Halse stecken bleibt. Doch bevor er es ausspricht, weiß Pete, dass er an den Kampfverlauf verschwendet ist. Denn Schiller ist schon wieder, ohne rechte Gegenwehr, in der Luft. Wird in eine Position geladen, die man selten sieht: Auf dem Rücken Darraghs hängend, Kopf nach unten.

VERTEBREAKER!



Regungslos bleibt Timo liegen. Switzenberg steht über ihm. Blickt wie schon in der Ansprache zuvor auf die imaginäre Uhr an seinem Handgelenk.


Dann die Andeutung eines Grinsens.

Ein Fuß auf der Brust.

Dominanz.

Ein Sieg wie aus dem Drehbuch.


Sieger durch Pinfall: Darragh Switzenberg!




Pete: „Ich bin sprachlos.“

Sven: „Das liegt daran, dass du als Kind nicht im lyrischen Zaubertrank gebadet hast, Pete. Nicht wie ich, der niemals wortlose Sven. Aus mir Strömen rhetorische Armeen hervor, um angemessen zu beschreiben, was wir hier gesehen haben: Einen Sieg, wie es ihn lange nicht gab. Eine Demütigung aus der Perspektive Schillers. Ein Meisterwerk von Darragh Switzenberg.“

Pete: „Ich bekomms grad durchgesagt: 39 Sekunden. Keine einzige Offensivaktion von Timo Schiller. Wann habe ich zuletzt jemanden gesehen, der so chancenlos war?“

Sven: „Du hast Recht, Pete. So eindeutig sind die Kräfteverhältnisse sonst nur am Kommentatorenpult.


Noch immer ist ungläubiges Schweigen die Stimmung, die am besten wiedergibt, was in der vergangenen Minute zu sehen war. Switzenberg kündigt an, dominanter als Viggo zu gewinnen – und setzt es deutlicher um, als jeder es sich hätte vorstellen können. Ein Kampf mit drei Klassen Unterschied.


Ein Kampf als Ansage.

An Ask Skógur.


Darragh Switzenberg: „Für das da…“


Er deutet auf Timo Schiller zu seinen Füßen.


Darragh Switzenberg: „…hätte ich mir nicht einmal das Shirt ausziehen müssen. Aber ich hatte doch gesagt, dass es so läuft. Ich hatte gesagt, dass ich das kann, was Viggo kann – nur unendlich viel besser. Er hat Timo Schiller besiegt. Ich habe Timo Schiller beendet.“


Mit ungewohnter Ernsthaftigkeit lässt Switzenberg das Lächeln auf seinem Gesicht verschwinden und blickt in die Kamera.


Darragh Switzenberg: „Ich weiß, dass es schwer ist, Wrestlern zu glauben, wenn sie prahlen. Weil es das ist, was jeder Zweite hier seit 20 Jahren macht. Hunderte haben angekündigt, dass sie die Zukunft sind, dass sie nicht zu stoppen sind.“


Seine Augen fixieren kalt und ohne Blinzeln die Kamera.


Darragh Switzenberg: „Aber ich bin nicht Hunderte. Ich bin Darragh Switzenberg. Ich bin viel zu beschäftigt, um Dreck zu erzählen. Wenn ich etwas sage, dann stimmt es. Für Andere mag es wie Arroganz klingen, aber das tut es nur von unten betrachtet. Ich bin so viel besser als Viggo es je sein könnte, dass alleine der Versuch, das zu quantifizieren, schon eine Beleidigung für mich ist.“


Der Kanadier lässt die Intensität etwas abklingen, gewinnt die überhebliche Beiläufigkeit zurück und schwingt das Mikrofon in der Hand hin und her, ehe er weiterspricht.


Darragh Switzenberg: „Ich sagte, wir machen das hier nach meinem Drehbuch. Und so wird es sein. Die erste Szene ist im Kasten – egal, ob Timo Schiller es wollte oder nicht. Ich muss mit niemandem Absprachen treffen, ich mache die Welt einfach so, wie ich sie brauche. Und jetzt will ich Folgendes: Ich will, dass wir Szene 2 abdrehen.“


Er schnippst in Richtung Vorhangen.


Darragh Switzenberg: „Szene 2, Auftritt Ask Skógur. Komm‘ raus, Ask. Sag, dass du beeindruckt bist. Sag, dass deine Regentschaft wertlos ist, wenn du nicht gegen mich verteidigst. Geh in diesen Ring…“


In einem Anflug von Theatralik geht Darragh Switzenberg auf die Knie, um mit der flachen Hand auf die Ringmatte zu klopfen.


Darragh Switzenberg: „…und sage, dass nur ich es verdiene, gegen dich zu kämpfen. Mach es offiziell. Sag ein Datum.“


Die letzten Worte, bevor er das Mikrofon zur Seite nimmt, spricht Switzenberg leise, doch mit unüberhörbarer Ungeduld aus.


Darragh Switzenberg: „Spiel‘ einfach deine verdammte Rolle.“


Die Bildregie jedenfalls weiß, was ihre Rolle ist. Von Switzenberg ausgehend wird herausgezoomt und dann auf die Rampe umgeschwenkt. Der Vorhang kommt ins Bild. 5.000 Regensburger und ein Kanadier warten auf das Erscheinen von Ask Skógur. Darauf, dass der Intercontinental Champion zustimmt. Dem nachgibt, was Darragh verlangt.

Wie wird Ask sich entscheiden?

Sekunden verrinnen. Noch immer ist Ask Skógur nicht zu sehen. Nicht einmal seine Musik ist zu hören.

Darragh steht da, mit jedem Herzschlag bildet sich seine Ungeduld deutlicher in der Körperhaltung ab. Er steht da und wartet. Wartet, dass sein Verlangen gestillt wird.

Aber Ask erscheint nicht.

Er hat ihm nichts zu sagen. Nicht hierzu.


Pete: „Äußerlich sieht Switzenburg ruhig aus. Aber ich bin mir sicher, im Inneren kocht er. Nicht einmal nach SO einer Leistung stimmt Ask zu, dass Darragh Herausforderer wird. Aber auch das ist eine Parallele zur Viggo-Story, nicht wahr? Um Ask zu überzeugen, müssen dicke Bretter gebohrt werden.

Sven: „Oder er hat einfach nicht zugeschaut und kann deswegen gar nichts sagen. Schließlich hat Viggo ihn heute auch vergeblich gesucht…aber egal, ob Ask Darragh gerade bewusst ignoriert oder das nur seiner Abwesenheit geschuldet ist – Switzenberg betrachtet es als Affront. Als würde man ihm ins Gesicht spucken. Seine Zeit stehlen. Das wird er Ask nicht verzeihen.“

Pete: „Darragh will, was er verlangt. Und heute haben wir ein Instrument gesehen, mit dem er sich nehmen kann.“



Manche Niederlagen fühlen sich wie Siege an.

Vor zwei Wochen hat Mike Müller verloren. Und er fühlt sich nicht so richtig wie ein Verlierer. Aber wie ein Sieger? Auch nicht.

Komplizierte Menschen geraten in komplizierte Situationen, und Mike Müller befindet sich in einer eben solchen. Wir wissen nicht, was ihm wer genau gesagt hat, aber mit ihm ist – Kunstpause – gesprochen worden. So viel steht fest. Ziemlich laut und eindeutig, könnte man annehmen, denn die immer wieder aufkommende Präsenz von Nervosität, die in den letzten Wochen ihren hässlichen Kopf immer wieder in Mike Müllers Angelegenheiten gesteckt hat, hat mittlerweile allein eine Dauerresidenz im Hirn des jungen Athleten.

Und das wohl zurecht. Wir haben nur einen kurzen Einblick bekommen, als er Besuch von Lorenz hatte, welche Mächte da auf ihn einwirken, und wie genau das alles zustande gekommen ist und in was für einer Lage Mike Müller – pardon, Mike „The Mirror“ Müller, der menschliche Brand – sich befindet, wie prekär das alles ist… wir wissen nicht genau Bescheid.

Wir sehen nur einen ahnungslosen jungen Mann, der nicht recht zu wissen scheint, wo die Reise hingeht, und James Corleone hat ihm vor zwei Wochen mit seinen Worten zwar irgendwie geholfen… aber bedankt hat sich Mike unseres Wissens nach dafür auch nicht.

Gäbe es doch da nur jemanden, der versteht, wie Mike sich fühlt.


Anfängerfehler.“


Dieses kontextlos in den Raum hereingerufene Schlagwort reißt Mike Müller direkt aus den Gedanken. Wer? Wie? Wo? Wieso?

Wie in einem schlechten Film tritt aus einer dunklen Ecke heraus nun Aldo Nero, der vermutlich nicht unbedingt da gelauert hat, bis Mike Müller vorbeikommt, sich aber dennoch dazu entschieden hat, diesen jetzt anzusprechen. Nero steht nun schließlich vor Müller, der wohl immer noch nicht so recht weiß, was Aldo hier von ihm will.

Aldo wiederum wirkt in dieser Woche sogar noch etwas abgebrühter als in der letzten Show. Er hat nun zwei Siege eingefahren, einen gegen Hugo „Meathook“ Rodriguez und einen gegen Sandro Prach und scheint sich damit sichtlich wohlzufühlen, denn es geht bergauf. Anders als es bei Mike Müller der Fall ist.


Mike Müller: „…meinst du mich?“


Aldo lacht leicht spöttisch, als ob es nicht offensichtlich wäre. Wir merken von Woche zu Woche, wie Aldos Siege diesem Zuversicht, Kraft und Selbstvertrauen geben… aber auch eine Spur Arroganz. Er scheint das auch zu realisieren und fährt wieder etwas runter, bleibt aber immer noch leicht „von oben herab“.


Aldo Nero: „Du darfst ihm nicht vertrauen. Niemals.“


Und damit zeichnet sich langsam ab, worauf Aldo hinauswill. Vor zwei Wochen kam es für Mike Müller zu einem Gespräch mit James Corleone, der, wie wir alle wissen, der Vater von Aldo Nero ist. Und dieser hat sich, dank seines Onkels und seiner Zeit in Sizilien, ja inzwischen von seinem Erzeuger losgelöst.

Ihm könnte das folglich niemals passieren, dass er James Corleone vertrauen würde...


Aldo Nero: „Du hast dich gar nicht schlecht gegen Aiden geschlagen, das lasse ich dir. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das kein leichter Gegner ist. Dabei bist du meinem Vater dummerweise direkt auf den Leim gegangen. Aber mach dir nichts draus, Leute manipulieren, ist seine leichteste Übung. Vor allem die naiven, unerfahrenen Leute. Er spielt mit ihnen, wie es gerade für ihn passt.“


Und nochmal: ihm könnte das ja nie passieren, nicht wahr? Man merkt in jedem Falle zunehmend, dass Aldo ein sehr launischer Mensch ist, der sich recht schnell von den Umständen um ihn herum beeinflussen lässt. Ihm ging es vor Sizilien nicht gut und dementsprechend schlecht und niedergeschlagen war er drauf. Jetzt hat er zwei Mal gewonnen und durch Unterstützung von Onkel Sal Abstand von seinem Vater genommen und er meint die Welt verstanden zu haben.

Aldo eben.

Er beginnt ein paar Dehnübungen zu machen, während seine Worte bei Müller nachhallen.


Mike Müller: „Äh, naja…danke?“


Er ist sich ziemlich sicher, dass Aldo das, was er sagt, auch so meint, und dass er James Corleone nicht vertrauen soll… das ist sowas wie die erste Lektion, die man in der GFCW lernt. Aber das heißt noch lange nicht, dass sein Ratschlag aus der letzten Show nutzlos war, und er musste James ja nicht gleich sein Kind anvertrauen, sondern bloß zuhören. Mit Kindern soll es Corleone angeblich ja nicht so haben.


Mike Müller: „Ich verstehe, dass du da eine… komplexe…“


Mike überlegt kurz, auf der Suche nach einem Wort, das noch großspuriger und intelligenter klingt als „komplex“, um Aldo zu vermitteln, dass er das Ausmaß seiner schwierigen Situation in seiner Gänze erfasst.

Er scheitert.


Mike Müller: „…blöde Situation mit deinem Dad hast. Oder sagst du padre? Oder ist das… kommt das doof?“


Ein wenig verlegen kratzt er sich am Hinterkopf. Das hätte er alles geschickter formulieren können. Das sagt Lorenz ihm schließlich auch ständig. Immer und immer wieder, um genau zu sein. Jeden Tag. Jeden. Gottverdammten. Tag.


Mike Müller: „Also, ich will nichtmal sagen, dass er dich nicht gef… also, dass er dir übel mitgespielt hat. Aber er hat ja kein Blutopfer von mir verlangt oder so, eigentlich hat er gar nichts von mir verlangt, und ich weiß schon, dass das war, weil seine Interessen da zufällig auch meine Interessen waren, aber solange das der Fall ist… ich weiß nicht, ob da so viel böse Absicht hinter steckte, wie du glaubst, Bruder. Klar wollte er sich selbst helfen, aber das heißt doch nicht, dass er mir nicht auch helfen wollte?“


Was erdreistet sich dieser Müller eigentlich? Will der Aldo gerade wirklich sagen, dass sich sein Vater für andere Wrestler interessieren kann, nur nicht für seinen eigenen Sohn? Und viel wichtiger: will Mike da gerade andeuten, dass er Corleone und dessen Absichten besser einschätzen kann als er – der Sohn von Corleone? Aldo fühlt sich angegriffen, auch, wenn Müller das vielleicht gar nicht so gemeint hat.


Aldo Nero: „Wenn du wirklich glaubst, dass James Corleone sich für irgendjemanden anderen interessiert als James Corleone… naja oder The End, dann bist DU noch naiver als ich gedacht habe.“


Aldo versucht bereits wieder sich zu beruhigen, spricht diese Worte aber vielmehr an sich, weil er sich nicht eingestehen will, dass Müller recht haben könnte. Was, wenn Corleone tatsächlich dazu bereit ist anderen zu helfen, nur ihm nicht?


Aldo Nero: „Jedenfalls, habe ich dich hier gesehen und wollte dir eigentlich nur einen wirklich gut gemeinten Tipp geben.“


Aldo wirkt immer noch beleidigt. Es scheint, als hätte es sich mit dem Tipp für Müller erledigt.


Aldo Nero: „Du musst dir bewusstwerden, wer du bist. DU musst dir dessen bewusstwerden und nicht darauf hören, was dir andere Leute darüber sagen…“


Nicht zwingend seine Worte, sondern die von Onkel Sal. Und es ist auch nicht so, als ob Mike Müller das nicht wüsste, dass das die Frage ist. Er sucht viel mehr die Antwort… aber ob Aldo Nero ihm diese geben kann?


Aldo Nero: „Aber… tja, warum sollte ich das tun? Schließlich sind wir hier Kontrahenten und keine Freunde.“


Aldos Laune bleibt passiv aggressiv.


Mike Müller: „Das klingt wie etwas, dass dein Papa sagen würde.“


Was mit Sicherheit nicht unbedingt die Art von Aussage ist, die sonderlich geschickt ist, aber Müller ist eben noch viel weniger Corleone als Aldo Nero, auch wenn dessen Name die Verbindung innerhalb der Familie nicht preisgibt. Er ist die Definition von „letting the intrusive thoughts win“, und so charmant manche aus der Distanz sein Ungeschick im Rahmen von sozialen Umgangsformen finden mögen – in der direkten Konfrontation ist es wenig hilfreich.


Mike Müller: „Nichts für ungut, aber den Tipp hätte mir jeder andere auch geben gönnen. Das ist jetzt nicht so suuuuuuper-clever. Auch nicht doof, oder so, aber… wenn das so einfach wäre, wäre ich doch nicht hier.“


Da hat er einen gewissen Punkt. Aldo mag mit seinem Tipp nicht daneben liegen, aber konkrete Hilfe für Mikes Situation sieht anders aus.

am wenigsten bewusst dürfte das aber Aldo Nero sein. Diesem merkt man schon an, dass er glaubt, dieser Tipp wäre clever gewesen. Das Müller ihn hier so offenbart, lässt Aldo nur noch etwas deutlicher… eingeschnappt sein.


Mike Müller: „Und ich muss halt jede Hilfe nehmen, die ich kriegen kann. Du hast deinen Papa, und wenn du auf den keine Lust hast, dann gehst du zu deinem nächsten Verwandten, ich… ich kann da nicht so wählerisch sein. Ich habe keine Wrestling-Familie. Wenn mir jemand Hilfe anbietet… dann überlege ich eben dreimal, ob ich die ablehne. Denn die einzige Hilfe, die ich sonst kriege…“


Das lässt er unausgesprochen. Wir erinnern und an Lorenz, die wirren „The Mirror“-Videos und Promos, die seltsamen Matches… eigentlich sah Mike Müller seit seiner Rückkehr immer ziemlich beschissen aus.

Außer letzte Show, nach seinem Gespräch mit Aldo Neros Vater.

Aldo hört Mike Müller zwar zu, man sieht ihm aber bereits an, dass sich abermals angegriffen und beleidigt fühlt, auch, wenn Müller das vielleicht gar nicht im Sinn hat. Wirft er ihm jetzt etwa vor, dass er es „leichter hätte“ nur weil er aus einer „Wrestling-Familie“ kommt? Aldo fährt damit fort alles, was Müller sagt, misszuverstehen, ob nun bewusst oder unbewusst bleibt erstmal offen, denn Aldo sieht erst einmal in jedem einen Feind. Vor allem einen Feind, der ihm in seinem Aufstieg sabotieren und limitieren könnte.


Aldo Nero: „Vorsicht… pass auf was du sagst. Wenn du über meine Familie redest, vor allem über Onkel Sal, dann solltest du deine Worte weise wählen, sonst ergeht es dir wie Sandro vor zwei Wochen.“


Eine klare Botschaft von Nero. Müller entpuppt sich also tatsächlich – für ihn – immer deutlicher nicht NUR als Kontrahent, sondern auch als Feind.

Aldo mustert Mike Müller nun noch einmal von oben bis unten.


Aldo Nero: „Lass es mich dir so sagen, Mike. Wir beide wollen das Gleiche, nehme ich mal an. Wir wollen es hier in der GFCW weit bringen. Vor ein paar Wochen ging es mir noch so wie dir und ich habe mich von einer Niederlage zur nächsten geschleppt. Also musste ich etwas ändern. Das habe ich getan. Und jetzt ist alles anders. Jetzt weiß ich, wer ich bin und was ich dafür tun muss, um da hinzukommen. Und dazu gehört es… die Leute zu besiegen, die zu schwach sind um etwas oder sich selbst zu ändern.“


Diese Worte klingen nun fast schon nach so etwas wie einer Drohung. Und genauso scheint Aldo sie auch zu meinen.


Mike Müller: „…das klingt… sinnvoll?“


So genau weiß Mike nicht, was Aldo ihm sagen will, aber er fühlt sich so langsam wirklich unwohl. Erst fand er Nero nur komisch, dann hatte er ein bisschen Verständnis für ihn, aber nun… nun ist die Feindseligkeit von Seiten Neros so dauerhaft, unverfälscht und ehrlich, dass er nicht anders kann, als so unauffällig wie möglich die Fäuste zu ballen und einen kleinen Schritt zurückzumachen.


Mike Müller: „Cool, dass du das gemacht hast. Du bist es gerade total am weit bringen, glaube ich“


Diese Komplimente – so scheinen sie gemeint zu sein, um den Konflikt nicht weiter eskalieren zu lassen – zeigen bei Aldo kaum Wirkung. Nun, das ist nicht ganz richtig: Eigentlich zeigen sie gar keine Wirkung.


Aldo: „Also dann, Mike… wir sehen uns…“


Auch das wieder. Aldo scheint tatsächlich mit einem positiven Gemüt in dieses Gespräch hineingegangen zu sein, aber irgendwie hat sich all das geändert.

Ob Mike Müller all das so gemeint hat oder nicht ist egal, Aldo hat es als Angriff verstanden und dementsprechend ist für ihn klar: früher oder später wird er Müller bezwingen müssen, um weiter nach oben zu kommen.

Fürs erste reicht es Aldo hier erstmal. Er lässt Müller also hinter sich und verschwindet wieder.

Mike sieht ihm noch einen Moment lang hinterher. Er beißt sich dabei auf die Unterlippe, scheint intensiv über etwas nachzudenken, und mehrere Sekunden verstreichen, bis er die Mammutaufgabe, die ihm die Neuronen in seinem Schädel momentan zu stellen scheinen, bewältigt – irgendetwas an Aldos Tirade zum Abschluss scheint in ihm den „Denkmodus“ aktiviert zu haben. Dann bricht Mike die Stille, anscheinend fündig geworden auf der Suche nach der Antwort, indem er mit einem Mal überrascht, lauthals und mit einer nicht zu verkennenden Empörung in der Stimme zu einem Schluss kommt.

Mike Müller: „Der Pisser meinte mich mit seinem Gelaber!“



Wir befinden uns in einem Setting, das für eine Wrestlingshow normalerweise eher ungewöhnlich sein dürfte. Für eine Wrestlingshow von der Ask Skógur ein Teil ist, ist dieser Ort hier aber keinesfalls ungewöhnlich.

Wir sind mal wieder in Schweden.

An der wunderschönen Natur hat sich nichts verändert, an der ruhigen und idyllischen Geräuschkulisse und Atmosphäre ebenso wenig. Die Sonne ist bereits dabei unterzugehen, was sich in einem ebenso anmutigen Sonnenuntergang widerspiegelt, wie es für sich für einen solchen Ort gehört.

Wir sind diesmal nicht direkt im Wald, sondern auf dem riesigen See davor. Von dort aus filmt die Kamera überhaupt erst die Szenerie, die uns verrät, wo wir sind. Diesmal sind das keine Dronenshots oder anderweitig professionell gefilmten Bilder, diesmal wird lediglich mit einer Handkamera gefilmt, die gerade in Richtung der Natur gedreht ist.

Nachdem klar ist wo wir uns befinden, wird diese jedoch eingedreht und wie könnte man es anders erwarten, sehen wir Ask.


Seitdem Ask in die GFCW gekommen ist, hat er sich nicht nur charakterlich stark verändert und weiterentwickelt, sondern mitunter auch äußerlich. Anfangs hatte er noch einen kahlen Kopf, mittlerweile ist dieser aber mit einer zottelligen, mittellangen Frisur bedeckt. Man könnte meinen, dass das etwas ungepflegt aussieht, aber dem ist nicht so. Es ist Ask und sieht daher vielmehr verpeilt aus, als alles andere.

Abgesehen davon sehen wir hier gerade einen nachdenklichen Ask. Er hat die Kamera nun seit mehreren Sekunden auf sich gerichtet und noch kein Wort gesagt. Man spürt, wie sehr ihn die aktuelle Situation bedrückt. Wir wissen auch warum. Switzenberg. Viggo.

Ask hadert mit sich, er sucht die Worte, die er sagen will. Wir haben ihn die gesamte Show über nicht gesehen, so richtig ersichtlich, wann dieses Video aufgenommen wurde, ist es auch nicht. Ask ist mal wieder in einer Identitätskrise und von denen hatte er in der GFCW schon mehr als genug.


Ask: „Ich hab das Gefühl, dass ich an diesem Punkt schon war.“


Okay, noch etwas genaueres zum direkten Ort, wo wir uns befinden. Wir sind auf einem See, konkreter auf einer Art kleinem Floß, das Ask mit Sicherheit selbst gebaut hat. Er sitzt darauf in einem Schneidersitz und hat die Kamera mittlerweile vor sich aufgestellt, sodass er sie nicht die ganze Zeit halten muss, um sich filmen zu lassen. Die Paddel scheinen sich hinter der Kamera zu befinden, da diese gerade nicht zu sehen sind. Ask schwimmt der Sonne entgegen und so kann man ihn nicht mehr zu 100% erkennen, da es bereits am dunkel werden ist.


Ask: „Ich vertraue den Leuten oder freunde mich mit ihnen an oder will einen sportlichen Wettkampf und irgendwie, irgendwann, aus irgendeinem Grund, falle ich auf sie rein, werde verarscht, betrogen, hintergangen. Das hat mir bereits Siege gekostet, Titel und am allerschlimmsten, mein Vertrauen in die Menschen… und in mich selbst.“


Man merkt, wie sehr Ask all das mitnimmt. In seiner Stimme liegt Enttäuschung, Verzweiflung, Selbstzweifel.


Ask: „Holly, Jannek, Alex, Morbeus, End, Viggo, Darragh, selbst Thomas hat mich schon hintergangen. Was ist es denn, weshalb ich immer wieder auf diese Typen reinfalle? Nicht weil ich schwach bin, sondern weil ich es zulasse.“


Zwischen seinen Aussagen pausiert Ask immer mal wieder. Teilweise schnauft er dabei sogar durch. Er zieht die Kraft aus der Natur.


Ask: „Es gibt nur Raubtiere. Die GFCW ist ein Dschungel.

Eigentlich dachte ich, ich hätte das schon nach Holly verstanden. Aber ich war wohl doch noch zu gutgläubig. Ich dachte Holly wäre ein Einzelfall, dass nicht jeder so abgefuckt ist. Aber nach einem Holly, kommt halt ein Darragh Switzenberg. Und wer weiß wer danach folgt. Alles dieselbe Art von Mensch, nur mit einem anderen Namen.

Ich muss es endlich einsehen. Ich darf es nicht mehr zulassen, auf all diese Typen reinzufallen. Schließlich bin ich der verdammte Intercontinental Champion.“


Ask schlägt sich demonstrativ auf die Brust. Als würde er sich selbst motivieren und viel mehr noch, sich aufputschen wollen.


Ask: „Aber… wenn das so ist, dann bedeutet das… nach einem Ask… kommt ein Viggo. Dieselbe Art von Mensch, nur mit einem anderen Namen. Er ist genauso auf Darragh hereingefallen, wie ich auf Holly. Naja… oder wie er auf Holly. Damals… da hat er das noch nicht gemerkt. Jetzt schon. Ja… er hat mich hintergangen. Aber warum? Wegen ihm. Und letztendlich… hat er es gerafft. Er hat sich widersetzt. Wie ich.“


Ask denkt nach. Er denkt laut. Er versucht die Situation aufzuschlüsseln. Man kann sehr davon ausgehen, dass diese Schlussfolgerung gerade die Folge eines viel längeren Denkprozesses der letzten beiden Wochen ist. Und so langsam scheint es für Ask klarer zu werden.


Ask: „Raubtiere… ich weiß nicht. Sind hier wirklich alles Feinde? Ich glaub nicht, dass es so einfach ist. Der Mensch ist nicht so einfach. So wars bei mir, so isses bei Viggo und auch bei allen anderen. Ich bin so lange vor den Menschen geflohen, dass ich vergessen habe, wie die funktionieren. Und jetzt bin ich so lange wieder da und habe es noch immer nicht verstanden.

Aber… ich darf mich nicht jedes Mal so fertig machen, wenn irgendwas schief geht. So funktioniert das Leben nicht. Man fällt und man steht wieder auf. So läuft es.“


Ask putscht sich immer weiter auf. Er versucht sich selbst davon zu überzeugen, diese Worte, die er schon so oft gesprochen hat, nun auch endlich mal so zu meinen.


Ask: „Ich habe in der GFCW so viel erreicht… und das trotz dieser Rückschläge. Ich bin kein Holly, ich bin kein Darragh, ich bin kein End. Ich bin kein Raubtier und trotzdem bin ich mittlerweile da, wo ich bin. Champion. Vorbild. Viggo hat zu mir aufgesehen, wie ich damals zu Keek. Und vielleicht… habe ich ihm dabei geholfen, sich von Darragh loszulösen, bevor der ursprüngliche Plan stattfinden sollte.

wenn ich ihn jetzt im Stich lasse… läuft er vielleicht zu ihm zurück…

Nein. Das kann ich nicht zulassen.

Aber verzeihen kann ich ihm auch nicht. Nicht so einfach. Menschen sind schwierig, aber das Leben ist schwierig. Es wird immer Probleme geben. Man muss nur an den Lösungen arbeiten.

Ich hab ein Problem mit Darragh… und mit Viggo. Und das werde ich lösen. Erst für mich und dann für Viggo.“


Ask stellt sich nun auf. Er greift die Kamera und steht nun auf dem Floß. Er dreht sich und hat sich nun selbst neben der untergehenden Sonne im Bild.


Ask: „Ich war an diesem Punkt bereits. Und das schon sehr oft. Aber ich habe es immer und immer wieder geschafft aufzustehen, weiterzumachen, eine Lösung zu finden. Und ich werde jetzt nicht damit aufhören. Ich werde niemals damit aufhören. Auch, wenn ich kein Raubtier bin, kennt sich im Dschungel keiner besser aus… als ich.“


Die Metapher, die The End ihm in deren Gespräch von Heir To The Throne gesagt hat, scheint in Asks Kopf noch immer nachzuhallen. Aber so langsam scheint Ask verstanden zu haben, dass The End damit nicht recht hatte.

Er mag nicht das Raubtier sein, der Jäger, die Bestie mit dem Killer-Instinkt. Und doch schafft es Ask immer wieder sich aufzuraffen, egal, wie heftig der Schlag in die Magengrube zuvor war. Er weiß, dass Viggo nur bedingt etwas dafür kann, der wahre Feind ist Darragh. Und doch weiß auch er, dass er Viggo nicht derart leicht vergeben kann. Diese Beiden spiegeln wieder wie unterschiedlich das „Feindbild“ in der GFCW aussehen kann.

Aber Ask nimmt es mit allen auf.

Es scheint, als würde er einmal mehr in der Natur die Kraft gefunden haben, die er braucht.

Ask ballt die Faust, aber das kann man gerade, dank seiner Kameraführung, nur angedeutet sehen.

Aber man sieht wie entschlossen Ask wieder ist. Er blickt in den Sonnenuntergang und dann in die Kamera und die Botschaft, sowohl an Viggo als auch an Darragh ist klar. Ask lässt das nicht mehr mit sich machen.

Er mag das Ziel deren Scharade, deren Drehbuch gewesen sein.

Doch jetzt schlägt er zurück.



Wir schalten noch einmal backstage, bevor es zum Hauptkampf der dieswöchigen Ausgabe von War Evening kommt.

Genauer gesagt in die Kabine vom GFCW World Champion. Wir haben sowohl End als auch Corleone heute bereits gesehen, wie sie sich zu Aiden Rotari geäußert und ihm ein Angebot gemacht haben. Dieses Angebot wurde von Aiden mit einem Gegenangebot beantwortet, in Form eines Handyvideos.

Der Champion sitzt gerade auf dem Sessel in seiner Kabine, mit den Augen auf ein Fernsehgerät gerichtet, dass sich davor befindet. Neben ihm, auf einer Couch, sitzt Corleone. Beide schauen gerade noch einmal das Video von Aiden, das ihnen von den Offiziellen der GFCW zugespielt wurde. Kurz vor Ende des Videos stoppt The End dasselbe. Er manifestiert das Standbild seines baldigen Gegners mit einem finsteren Blick.


James Corleone: „Ich… will die Möglichkeit nicht abstreiten, dass er langsam leichtsinnig wird… aber ich glaube nicht daran. Was auch immer er vor hat, er ist niemals so desillusioniert zu glauben, dass er damit Erfolg haben könnte.“


Corleone spricht das offensichtliche an. Aiden plant eine Falle und das nicht besonders subtil.

zumindest sollte man davon ausgehen. Er spricht diese Worte allerdings vielmehr in den Raum hinein, wohlwissentlich, dass The End das auch so sieht. Bis er sich schließlich zu seinem Schützling wendet, der mal wieder nur Hass in den Augen hat.

Und die Möglichkeit Aiden Rotari endlich in die Finger zu kriegen, jetzt sogar mit Erlaubnis und ohne Konsequenzen.

Und das sieht Corleone. Sofort macht sich ein besorgter Blick bei ihm bereit.


James Corleone: „Du… du wirst darauf doch nicht eingehen… oder?“


End löst seinen Blick noch immer nicht von dem Aiden auf seinem Bildschirm, bis er es letztendlich doch tut. Wortlos dreht er sich zu Corleone, nun mit einem bösen, emotionslosen und dennoch wutgeladenen Blick. Ebenso wortlos steht er anschließend auf und verlässt das Bild.

Er hinterlässt einen noch immer sorgsam dreinblickenden James Corleone.

Wir werden uns wohl noch zwei Wochen gedulden müssen, bis wir erfahren, was The End vorhat.



In den Katakomben der Donau-Arena ist nun der rasende Reporter Mac Müll zu sehen. Neben ihm steht der ehemalige Double-Titel-Sieger Raymond „Morbeus“ Douglas, der sich noch immer auf dem Weg zur Triple Crown befindet. Die Tag Team Gürtel fehlen dem Mittvierziger aber noch im Sortiment und die letzten Wochen lassen wenig darauf schließen, dass sich das bald ändern könnte.


MacMüll: „Raymond, wie geht es Ihnen heute?“


Ray Douglas fährt sich nun selbstfragend mit der Hand durch seinen roten Stoppelbart, nach einer passenden Antwort ringend.


Morbeus: „Tja, Mac. Beschissen wäre geprahlt.“

MacMüll: „Oha. So schlimm?“

Morbeus: „Ja. Ich bin vor ein paar Monaten zum x.ten Mal zurück in diese Company gekommen, aber ich komme hier nicht vorwärts. Die Suche nach einem Tag Team Partner verlief schwierig und der Protz und ich sind bislang nun wahrlich kein „Dream Team“. Diese Duelle mit den alten Arschnasen TnB saugt mir dann auch noch mehr und mehr die letzte Lebenskraft aus meinem alten und stark beeinträchtigten Körper.“

MacMüll: „Ihre kämpferische Art scheint nun völlig…“

Morbeus: „…nix ist verloren. Es nervt nur! Ich bin es zwar nicht gewohnt ständig zu gewinnen, aber dieser SLUMP geht mir nun etwas lang. Vor 20 Jahren war ich mal ein gewaltiger Tag Team Kämpfer. Aber heutzutage scheinbar nicht mehr. Ob Steel oder Renegade, auf einen Sieg warte ich nach wie vor.“

MacMüll: „Da trifft sich es doch heute ganz gut, dass Sie mal wieder in einem Singles-Match ran müssen, oder?“

Morbeus: „Endlich, ENDLICH! TnB harmonieren nach immer perfekt miteinander, aber allein ist Tha Bomb schlagbar. Ich habe ihm nun in den letzten 4 Jahren schon öfter gegenübergestanden und weiß, was er machen will. Heute wird der Bock umgestoßen, ganz sicher!“


Lautes raunen ist von den Zuschauern nun zu hören. Niemand Geringeres als Tha Bomb himself betritt die Szenerie. Morbeus nickt nur kurz ihm zu, als Tha Bomb Mac direkt das Mikrofon entreißt.


Tha Bomb: „Hier wird überhaupt nix umgestoßen RAYmond. Es gibt in der GFCW einfach Dinge die sind unumstößlich. Und eins davon ist das du mich nicht besiegen wirst…das andere ist das du NIEMALS Triple Crown Champion werden wirst.“

MacMüll: „Wenn man vom Teufel spricht…“

Tha Bomb: Habe ich mit dir geredet?


MacMüll schüttelt mit dem Kopf und weicht ein bisschen zurück da Tha Bomb ihm bedrohlich nahe kommt.


Tha Bomb: „Und wieso sprichst du dann von mir?“


Er tippt ihn energisch auf die Brust. Morbeus unterbindet das indem er die Hand von Tha Bomb packt und diese in seiner Bewegung stoppt. Der gestoppte ist deswegen sichtlich genervt und baut sich vor seinem heutigen Kontrahenten auf.


Tha Bomb: „Willst du etwa jetzt schon deine unausweichliche Tracht Prügel erhalten oder warten wir noch bis wir im Ring sind?“

Morbeus: „Übernimm dich nicht, alter Mann. Wenn wir gleich anfangen, hast du keine Puste mehr für den MAIN EVENT!“

Tha Bomb: „Egal was du tust Raymond…ob du Teil der GFCW bist oder nicht. Egal wie oft du zurücktrittst. Egal wie oft du wieder kommst. Es wird sich nichts ändern in der GFCW. Du bist Teil dessen was wir gegründet haben. DU bist Teil UNSERER Geschichte. Wenn wir nicht wären wärst du ebenso wenig hier wie dein komischer Protein Partner.“


Die beiden stehen sich Nase an Nase. Man sieht den Zorn der in den Augen beider glüht.


Tha Bomb: „Du willst mich besiegen? Du kannst mich nicht besiegen. Wirst du mich in einem Match besiegen. Ja gut möglich. Doch wen interessiert ein Kampf? Am Ende knallt die Peitsche und da werde immer ich dir einen Schritt voraus sein. Ich werde immer den einen Prozent besser sein. Du hast geglänzt als die Zeiten einfach waren. Das Business lief von alleine. Doch sobald es darauf an kommt diese Firma zu tragen…dann wird sich zeigen ob du das Zeug dazu hast. Und man hat eindeutig gesehen…


Tha Bomb geht einen Schritt zurück und zeigt auf seinen Gürtel den er um die Hüften trägt.


Tha Bomb: „Als du Gold um deine Hüften getragen hast hat dich das kaputt gemacht. Der Erfolg wird dich immer wieder herunterholen. DU bist einfach nicht dafür gemacht es bis ganz noch oben zu schaffen. Geschweige denn dort zu bleiben.“


Bei Ray Douglas hat Tha Bomb scheinbar einen Nerv getroffen. Der Kanadier schwillt der Kamm merklich an.


Morbeus: „Ach, ja? Du bist mir bisher nicht als großer Karrieren-Analyst aufgefallen, Brauner. Hast aber natürlich gut reden. Fünffacher Tag Team Champion. Und das über einen Zeitraum von 23 Jahren. Chapeau! Dein World Title von 2001 ist aber längst in Vergessenheit geraten. Jeder weiß welch schwache Qualität das damals war. Und du hast dich doch irgendwann mit deiner Rolle arrangiert. Tag Team Wrestler zu sein. Insbesondere doch, weil du es als Singles Wrestler überhaupt nicht annähernd in den Main Event geschafft hast. Weißt Du warum wir beide heute im Main Event fighten? WEGEN MIR! Weil ich der große Star bin. Es drückt sich eben nur nicht so stark in der Anzahl von Titeln aus! PAH!“


Tha Bomb klatscht spöttisch Beifall: „Starke Worte…starke Worte…du bist nicht zu unterschätzen…und immer für eine Überraschung gut. Muss man zugeben. Ich würde mich an deiner Stelle hüten über Zeiten zu urteilen in denen du nicht mitgewirkt hast. Ich würde mich hüten über Absichten von anderen zu urteilen, wenn du den Hintergrund nicht kennst. Du glaubst ernsthaft das wir wegen DIR im Main Event stehen, weil meine Erfolge in Vergessenheit geraten sind? Weil ich meine Titelsammlung über einen Zeitraum errungen habe der so lang ist wie andere alt sind? Für einige ist es schon ein Kunststück so alt zu werden. Aber dabei verschieden Epochen erfolgreich zu gestalten…das hat Klasse…nenn mir einen der das geschafft hat. EINEN…außer meine Wenigkeit.“


Tha Bomb stellt sich wieder direkt vor Morbeus.


Tha Bomb: „Du glaubst das ich NUR als Tag Team Wrestler erfolgreich sein kann? Sei dir da mal nicht so sicher Bürschchen. Ich hab auch alleine schon Schlachten geschlagen bei denen selbst Rambo blass werden würde vor Neid. Aber wir haben ja gleich die Chance das herauszufinden. Ich warte auf dich!“


Beim weggehen stößt Tha Bomb seinen Kontrahenten Morbeus an. Dieser wicht auch nicht nur einen Millimeter zurück. Dann verlässt auch er die Szene.


MacMüll: „Ich bin schon lange nicht mehr so heiß und gespannt auf ein Match gewesen wie auf dieses. Das wird kein Kindergeburtstag was da gleich stattfinden wird.“


Singles Match:

Morbeus vs. Tha Bomb

Referee: Mike Kontrak




Die harten Techno-Beats erklingen und das beschauliche Regensburg wird im nu zu einem Deep-House-Techno-Schranz was auch immer Tempel aus Berlin-Friedrichshain. Der Hype rund um Berlin ist aber nicht nur vorbei, es ist auch der um Raymond „Morbeus“ Douglas.

Der Kanadier stapft die Rampe herunter und versucht Kontakt mit den Zuschauern aufzunehmen, die ihn mal wieder sehr wohlwollend aufnehmen. Ein paar aufmunternde Rufe sind auch zu hören wie „Reiß ihm den Kopp ab“ oder „Morby Boma Yé“.


Sven: "Nun steht also der Main Event an und das mit einem Mini-Klassiker, denn seit vielen Jahren kreuzen die beiden immer wieder ihre Klingen. Heute Abend haben wir ein besonderes Match: Raymond 'Morbeus' Douglas tritt gegen Tha Bomb an! Zwei der größten Namen im Geschäft, und es wird sicher eine Schlacht der Titanen!"

Pete: "Das stimmt! Beide Kämpfer waren mal für ihre unglaublichen Fähigkeiten und ihre Ausdauer bekannt. Aber beide sind nicht mehr die Jüngsten. Dieser Kampf wird uns bis an die Grenzen der Spannung führen!"


Morbeus ist mittlerweile im Ring gelandet und macht die übliche 4-Ecken-Tour, damit alle Fans ihn nochmal gebührend pushen können vor dem Duell mit Tha Bomb.



Das Licht in der Halle geht aus und ein richtiger Old School Entrance von Tha Bomb startet. Flammen…Explosionen…Lichteffekte. Die Menge buht. Sie buht lauter und lauter. Als dann Tha Bomb die Rampe betritt und sich „feiern“ lässt schlägt ihm der blanke Hass entgegen. Er genießt es sichtlich und klopft sich demonstrativ auf seinen Gürtel der lässig über seiner Schulter hängt. Er marschierst zum Ring wobei er bewusst mit den Fans abklatscht. Diese ziehen jedoch zurück und fühlen sich dadurch eher noch angestachelt um den gehassten noch mehr zu beschimpfen. Der nimmt es mit einem Lächeln hin. Er steigt in den Ring und präsentiert den Fans seinen Gürtel. Er macht sich kampfbereit.

Der Ringgong ertönt dreimal. Der Ringrichter Mike Kontrak gibt das Zeichen zum Start.

Und da geht es los! Beide Männer umkreisen sich vorsichtig, jeder wartet auf den ersten Zug des anderen. Tha Bomb geht als erster in den Angriff, er versucht einen Lock-Up, aber Morbeus weicht geschickt aus und landet einen schnellen Jab direkt auf Tha Bombs Kiefer!

Das hat gesessen! Aber The Bomb lässt sich davon nicht beeindrucken und erwidert mit einem harten Schlag in den Magen von Morbeus. Jetzt packt er ihn und wirft ihn mit einem Irish Whip in die Seile. Morbeus federt zurück und... The Bomb hebt ihn hoch zu einem Spinebuster! Die Power ist noch immer da! Morbeus liegt am Boden, aber nicht lange. Er rollt sich schnell ab und steht wieder auf den Beinen. The Bomb kommt heran, aber Morbeus überrascht ihn mit einem schnellen Dropkick, der Tha Bomb aus dem Gleichgewicht bringt!


Sven: „Das war ein toller Konter! Morbeus nutzt die Gelegenheit und setzt einen harten Suplex an.“


The Bomb prallt auf die Matte, aber wieder steht er schnell auf. Diese beiden Legenden schenken sich nichts! Morbeus nimmt jetzt Anlauf und springt für einen Flying Clothesline, aber The Bomb duckt sich und fängt ihn in der Luft ab! Er dreht ihn um und bringt einen brutalen Powerslam zu Boden! Das hat ordentlich gekracht. Dann das schnelle Cover vom Tag-Team Champion

1………

2……Kickout! So leicht wird Raymond Douglas dann aber nicht bezwungen.

Morbeus kämpft sich wieder hoch, während The Bomb ihn weiterbearbeitet. Ein heftiger Uppercut von The Bomb schickt Morbeus in die Ecke des Rings. The Bomb stürmt auf ihn zu, aber Morbeus springt in die Höhe und über The Bomb hinweg! The Bomb prallt gegen die Ringecke und Morbeus landet hinter ihm. German Suplex! The Bomb wird durch den Ring geworfen!


Pete: „Was für eine Demonstration der Stärke von Morbeus! Beide Männer liegen erschöpft auf der Matte. Das Publikum hier in Regensburg tobt vor Begeisterung!"

Sven: „Kein Wunder, wenn man sonst nur unterklassigen Fußball angeboten bekommt!“

Pete:“ Die beiden Oldies liefern erstklassig ab.“


Morbeus ist als erster wieder auf den Beinen. Er hebt The Bomb hoch und setzt einen DDT an. Der Kopf von The Bomb trifft hart auf die Matte. Morbeus geht für das Cover! Eins... Zwei... Aber The Bomb schafft es noch rechtzeitig, die Schulter hochzuziehen!

Douglas sieht nicht glücklich aus, aber er lässt sich nicht entmutigen. Er zieht Tha Bomb hoch und setzt ihn für einen Vertical Suplex an, aber Tha Bomb kontert mit einem harten Kniestoß gegen den Kopf von Morbeus.

Der fünffach Champion nutzt die Gelegenheit und wirft Morbeus mit einem explodierenden Belly-to-Belly Suplex quer durch den Ring. Was für eine Kraft!

Morbeus sieht angeschlagen aus und an seiner Gesichtsmimik ist eindeutig abzulesen, dass er sich das hier heute Abend leichter vorgestellt hat. Tha Bomb packt ihn und zieht ihn zur Ringmitte. Er hebt ihn hoch für einen Military Press Slam und lässt ihn fallen! Morbeus prallt hart auf die Matte!"

Aber Morbeus gibt nicht auf! Er kämpft sich wieder auf die Beine. Tha Bomb geht für einen Big Boot, aber Morbeus duckt sich und kontert mit einem Enzuigiri! Bomb wankt! Morbeus sieht seine Chance und setzt einen Running Bulldog an. Bombs Gesicht trifft hart auf die Matte. Morbeus geht wieder für das Cover! Eins... Zwei... Aber The Bomb wirft Morbeus von sich herunter!"


Sven: „Unglaublich! Diese beiden Kämpfer sind unermüdlich! Morbeus sieht erschöpft aus, aber er hebt The Bomb wieder hoch. Er versucht einen Piledriver, aber The Bomb kontert und hebt Morbeus hoch für einen Back Body Drop!"


Morbeus landet hart, aber er steht sofort wieder auf. Bomb greift an, aber Morbeus überrascht ihn mit einem Hurricanrana! Bomb wird durch den Ring geschleudert!" Morbeus klettert jetzt auf das oberste Seil. Er wartet, bis The Bomb aufsteht und... er springt für einen Crossbody! Aber The Bomb fängt ihn in der Luft ab!

The Bomb dreht Morbeus um und setzt einen Fallaway Slam an! Morbeus wird quer durch den Ring geworfen! Das könnte das Ende sein!


Pete: „Aber nein, Morbeus kämpft sich wieder hoch. Er hinkt, aber er gibt nicht auf. The Bomb kommt heran und packt ihn für einen Chokeslam, aber Morbeus tritt ihn in den Magen und befreit sich!"


Ray sieht seine Chance und setzt einen Superkick an! The Bomb taumelt zurück. Morbeus läuft an und bringt einen Spear! The Bomb wird zu Boden gerissen! Morbeus sieht seine Chance. Er klettert wieder auf das oberste Seil. Das Publikum hält den Atem an.


Sven: „Will er etwa seinen alten Finisher, The Flanker, zeigen?“


Ja, er ist es tatsählich, ein Art Frogsplash. Er kann es noch immer, auch mit 45. Volltreffer! Morbeus geht für das Cover!

Eins...

Zwei...

Drei!

Morbeus hat es geschafft!


Pete: "Was ein gutes Match! Gemessen am Alter der beiden Männer haben sie alles gegeben, aber am Ende war es Raymond Douglas, der als Sieger hervorging!“

Sven: „Gesaffelstein erklingt und Morbeus scheint sich wieder aus dem Schlamassel gefightet zu haben. Immerhin mal wieder ein Sieg für den ehemaligen Topstar der GFCW.“

Pete: „Tha Bomb leckt noch seine Wunden, aber wird sicherlich zurückkommen. Er ist noch immer ein Topmann!“


Mit diesen Worten lenken die Kommentatoren auch das Ende der Show ein. Die Credits laufen am rechten Bildschirm noch runter und links sieht man den triumphierenden Morbeus, der siegreich seine Fäuste in den Regensburger Nachthimmel ragt!


ENDE



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Danke an alle Schreiber!!!