Rob und Sid sitzen Backstage
zusammen und schlürfen Bierchen.
Rob besieht sich neugierig einen
Tucker.
Rob: „Meinst
du er macht das wirklich?
Sid: Ich
hoffe doch dass er das macht! Aber Arschlecken, selbst wenn sich
die 3 Nummernzeichen nicht an die Abmachung halten gehen die uns
hoffentlich nicht mehr auf den Sack! Als hätten wir mit den
roten Oligarchen und den Champions nicht genug zutun, prügeln
wir uns jetzt um ein Bild von einer grünen Schokolinse.
Rob tackert sich in die Handfläche.
Sid: Scheiße!
Entsetzen, wiedermals, pures
entsetzen in Sids Visage, als er sieht wie Rob sich in die Hand
takert.
Sid: Du hast
es Momentan auch mit deinen Greifern Rob! Wenn du so weiter
machst folgen die noch deiner Stimmung und kündigen auch!
Rob zieht sich emotionslos den
Tacker aus der Handfläche.
Rob: „Ich
will nur irgendetwas fühlen. Irgendwas.... Was soll
eigentlich an grünen Erdnüssen eigentlich so toll sein?
Ich mein wenn es hier um Chips oder ne Bratwurst gehen würde
aber grüne Erdnüsse?
Sid: Ich
suche seit zwei Wochen jemanden der mir das erklären kann
und stehe immernoch auf dem Schlauch. Ich glaube es geht nur um
dieses Handybild von dem Bonbon. Meine Theorie ist das es eine
neue Zombiedroge da draußen gibt, die anstatt dich zum
Zombie zu einem Gen-Zler macht und die Jungs haben die zuviel mit
LSD kombiniert. Ich dachte nicht dass nach Cloud9 und Crocodile
noch jemand eine Schippe drauf packen würde, aber der
Smombie-Flip ist der finale Hirnschmelzer.
Rob ist dabei erneut den Tacker
anzusetzen, doch Sid nimmt ihm Diesem sein Spielzeug rechtzeitig
aus der Hand und guckt ihn ärgerlich an.
Sid: Wo wir
grade von Cloud9 reden, mach den Kopf grade Rob!
Rob nimmt es gelassen.
Rob: „Ich
dachte ein Schaf und ein Truthahn im Ring wären schon die
Krönung oder sich Drogen im TV spritzen zu lassen. Wenn ich
ehrlich bin so wirklich überraschen tut ein sowas hier auch
nicht mehr oder? Weißt du noch wo sie einen Porno drehen
wollten? War das nicht Fletcher? Keine Ahnung. Alkohol verdrängt
zum Glück das Meiste unangenehme aus meinem Hirn.
Sid: Du
meinst den Porno mit dem Priester und Cash? Das war Erics
Bruder...
Dann wird Scum etwas nachdenklich,
zoomt kurz raus, bevor er eher schwermütig antwortet.
Sid: Du hast
recht Rob... Aber das hier ist eine völlig neue Dimension...
Das hier ist mehr als der ganz normale Albtraum...
Rob malt nachdenklich mit den
Zähnen.
Rob:
„Eigentlich schon witzig, dass sie ausgerechnet uns für
diesen Job haben wollen oder? Ich dachte nicht das die Werbung
ihre Klauen in uns schlagen möchte. Also zumindest nicht
noch Tiefer als Sowieso schon. In einer fernen völlig
abgefahrenen Realität gelten wir vielleicht als Sexsymbole.“
In diesem Moment rieselt Sand aus
Robs halblangem Beinkleid.
Sid:
Vielleicht... Aber wenn die nur halb so viel Glück haben wie
wir, kämpfen anderer Sid und anderer Rob heute Abend gegen
die New-Kidz und den Anfurzer... Da sind mir der Zoomer und der
Lutscher ehrlichgesagt lieber....
Rob: „Hm....
das passiert mir in letzter Zeit immer öfter. Kennst du das?
Sid schaut nur kurz ratlos zu
seinem Partner rüber. Nachdenklich verschiebt Rob seinen
Unterkiefer und kneift die Augen zusammen.
Rob: „Sollen
wir wirklich als Sklaven dieser Idioten dienen? Irgendwie will
ich das nicht.“
-Fade Out-
Gesagt
Getan
Erwartungsvoller
Blick auf die Leinwand.
Leicht
enttäuschtes Seufzen als man doch nur Thomas Camden zu
Gesicht bekommt.
Der
Oregono sitzt auf einem heimisch anmutenden schwarzen Stoffsofa,
zu dem Morbeus höchstwahrscheinlich sogar die Artikelnummer
heraussuchen würde. An dieser Stelle muss die Information
der dunkelgrauen Farbe und der L-Form genügen. Eben diese
L-Form sorgt auch dafür, dass man Camdens Sitzen eher durch
ein Liegen ersetzen könnte, sind doch immerhin seine Beine
auf der Recamiere, also auf diesem | und nicht diesem _ Teil
ausgestreckt, während er mit verschränkten Armen und
mürrischem Blick in die Handykamera vor sich schaut.
Damit
bekommen wir also doch eine Überraschung geliefert. Thomas
Camden wirkt, man traut es sich kaum zu lesen, unentspannt.
Thomas:
„So, vielleicht gibt es ja jetz ‘ne Reaktion.“
Fast
schon trotzig richtet er diese Worte gen Kamera. Er fährt
mit der Zunge über die obere Zahnreihe, die Lippe wird an
der entsprechenden Stelle jeweils leicht ausgebeult. Dabei öffnet
er leicht den Mund, sodass man ein laaaanggezogenes Schnalzen
hört. Dann atmet er tief ein, weitet die Nasenlöcher,
bevor er mit seinem Blick durch sein schlicht eingerichtetes und
mit Blumen und Fotos dekoriertem Wohnzimmer wandert, bis er
schließlich in Richtung Fensterwand stehen bleibt.
Thomas:
„Geht’s nich anders? Muss man wirklich immer
irgendwem eine reinhaun, nur um irgendwie ernstgenommen zu
werden? Und daheim muss ich meinem Kleinen dann wieder erzählen,
dass Gewalt keine Lösung inner Schule is? Dass Papa einen
seriösen Sport betreibt und das noch lange nich heißt,
dass er Tyler auch eine runterhaun soll, wenn der ihm wieder nen
Stift wegnimmt?“
Er
schüttelt ernüchtert den Kopf, zieht genervt die
Schultern hoch. Mit einem weiteren Seufzer und langsam
geschlossenen und wieder geöffneten Augen dreht er sich
erneut zur Kamera.
Thomas:
„Ich find dich nich scheiße, Lionel. Ich halte dich
für einen verdammt guten Wrestler und ich glaube, dass du
auch für die Leute da bist, die dir wichtig sind. Das
verbindet uns beide ja vielleicht sogar n bissl…aber ich
werd halt nich einfach hinnehmen, dass du Alex damals beschissen
hast, dass du Zereo Killer so in die Scheiße geritten hast
und dass du jetz auch Schwanenburg so umhaust. Das sind halt
einfach Sachen, die ich nich ab kann.“
An
seiner Körperhaltung ändert sich nichts, die Arme sind
weiterhin vor der Brust verschränkt, während er mit
strenger werdendem Blick zum Handy auf einem unsichtbaren Tisch
oder Ständer vor sich spricht.
Thomas:
„Und deswegen werde ich dir halt auf die Ketten gehen. Auf
meine Art. Egal, wie lange es dauert. Ich werd ‘n Match
gegen dich kriegen. Vielleicht gewinnste, kann ja sein, gut genug
biste. Muss ich dann damit zurecht kommen…aber wenigstens
weiß ich dann, dass ich dich zumindest nich einfach so hab
davonkommen lassen, klar?“
Er
zieht die Augenbrauen kurz hoch, will das eben Gesagte noch
einmal unterstreichen. Dann öffnet er seine verschränkten
Arme, präsentiert ein Handy in seiner rechten Hand, dass er
in die Kamera hält. Schockierend, das filmende Handy ist
anscheinend nicht sein eigenes. Vielleicht sogar noch
schockierender, dass irgendwer dahintersteht und dafür
sorgt, dass herangezoomt wird, sodass man Camdens Gesicht sowie
sein Handy daneben in Nahaufnahme sieht. So kann man genau
mitverfolgen, wie er hier einen Chatverlauf entlang scrollt.
Thomas:
„An deine Nummer bin ich ja nich rangekommen, Lio. Also
belästige ich Fletcher. Frage ihn nach dem Match. Frage, was
ich machen soll. Frage, ob er mir deine Nummer gibt und alles,
was er mir sagt, is, dass ich kleinere Brötchen backen soll.
Netter Smiley, Mister Fletcher, unnötig…verdammt
unnötig.“
Dabei
überscrollt er ein Emoji der Sorte Augenkneifer, haha, ist
doch nur Spaß. Camden nimmt das Handy wieder aus dem Bild,
lehnt sich wieder zurück.
Thomas:
„Nur dass du heute nich da bist, das hab ich gehört,
Lio. Schiss vor Antoine? Oder biste schon so genervt von mir?
Mach dir keine falschen Hoffnungen…das wird nich besser.
Hast mir nur n bissl mehr Zeit daheim beschert, hatte ja eh kein
Match. Nur bin ich in zwei Wochen wieder da. Genau wie du. Und
dann geht es wieder weiter mit uns.“
Er
rückt ein wenig näher zur Kamera und setzt nun doch
einmal ein leichtes Schmunzeln auf.
Thomas:
„Und weiter.“
Er
rutscht nochmal etwas näher.
Thomas:
„Und weiter.“
Rutsch
Thomas:
„Und weiter…bis du irgendwann doch nachgibst. Und
das wird irgendwann sein, Lio…das Match zwischen uns
wird’s geben. Nur noch kannste entscheiden, wann….klar
soweit?“
Augenzwinkern.
Falls Camden vorher versuchte, Spannung aufzubauen, mit dieser
einen Augenlidregung ist der Ernst in seiner Aussage wieder
deutlich entschärft worden. Zurück ist die Entspannung
bei ihm. Ganz so friedlich ist dieser Moment aber doch nicht.
Thomas Camden kann anscheinend tatsächlich auch anders.
-
Cut –
Pete:
„Ein interessanter Auftritt. Kannst du dich an einen
ernsthaften Thomas Camden erinnern?“
Sven:
„Im Ansatz bei Title Night…und da war er am Ende der
alleinige Sieger im Berghain Brawl. Er hat nur ein Problem.
Lionel Jannek steht nicht nur eine Stufe über ihm.“
Pete:
„Bist du dir da so sicher? Keine Sorge, dass du Thomas
unterschätzt?“
Sven:
„Selbst wenn er noch so gut ist…Lionel Jannek war
nicht umsonst Wrestler des Jahres 2021. Das wird auch Antoine
Schwanenburg schon bald erfahren müssen.“
Tag Team-Match:
Beermachine (Sid the Scum & Rob
Gossler) vs. Mike Müller & El Hijo De La Lengua (/w
Markus Lerbitz)
Referee:
Karo Herzog
Beermachine
steht bereits im Ring.
Und
nun ist es auf der anderen Seite so weit: Die beiden
Ober-Mongos kommen heraus. Zu diesem überaus
aserbaidschanischen Song springt Maximilian Lunenkind alias
El Hijo De La Lengua wie der hinterletzte Sohn eines
vernachlässigten Kaktus auf die Stage, deutet auf seine
Maske und macht dann eine Geste, die man am ehesten mit „er
macht die Seekuh, aber rückwärts“ beschreiben
könnte, aber ganz ehrlich, das werde ich nicht.
Ihm
folgt der noch immer sonnenbebrillte Mike Müller –
zum ersten Mal sichtbar ohne Shirt und in Wrestling-Kleidung.
Und hier sieht man, wie dieser Trottel es ins Performance
Center geschafft haben dürfte: Er wirkt nämlich
optisch wie ein ziemlicher Muster-Athlet. Groß,
trainiert und… nun ja… schwankend.
Das
scheint Lunenkind entweder nicht zu kümmern oder aber er
bemerkt es nicht. Auf jeden Fall sprintet er entschlossen und
breitbeiniger als nötig zum Seilgeviert, um dich beim in
den Ring sliden in den Seilen zu verheddern und fast selbst
zu köpfen.
Müller
wählt währenddessen langsame, bedächtige
Schritte, scheinbar darauf bedacht, nicht umzufallen oder
ähnliches. Er schafft es schließlich auf den
Apron, blickt dann nach unten und schluckt und ruft El Hijo
De La Lengua zu, er selbst wolle das Match starten. Der
Maskierte wittert einen brillanten Plan des Rookies, der
allerdings einzig und allein von der „gefährlichen“
Position auf dem Apron wegkommen will.
Eifrig
wackelt Lunenkind zustimmend mit seiner ekelhaft-gigantischen
Zunge und wirft Sid und Rob einen warnendenden Blick zu.
Sven:
„Rob und Mike starten dieses Match offensichtlich.
Sollte
das Team Müller siegen, dann müssen Sid und Rob…
also… dann müssen sie das aserbaidschanische NFT
des grünen M&M’s, das von Trade Republic
gesponstert wird, kaufen.
Klingt absolut logisch.“
Pete:
„Sollte aber Team Rob gewinnen, dann wird wohl eine
Zunge an ein Hinterteil geklebt oder getackert oder
geschlagen werden. Zweifelsohne ist das hier das wichtigste
und größte Match in der Karriere all‘ dieser
Männer.“
Sven:
„Bei Mike Müller dürfte das sogar stimmen –
immerhin ist das hier sein allererstes Match. Wir sollten
aber auch nicht vergessen, dass die anderen drei Teilnehmer
in diesem Zwei gegen Zwei allesamt ehemalige GFCW Tag Team
Champions sind. Wie viel Anteil Lune… sorry… El
Hijo De La Lengua an seinem damaligen Titelgewinn hatte, kann
man natürlich anzweifeln, aber in der Titelhistorie
steht er trotzdem.“
Die
Ringglocke ertönt. Es geht los.
Pete:
„So wirklich glücklich wirkt Rob mit seiner
Situation noch immer nicht.
Er wirkt fast ein wenig demotiviert, und…“
Sven:
„…da wankt auch schon Müller auf ihn zu! In
Schlangenlinien.“
Tatsächlich.
Immer noch mit Sonnenbrille auf der Nase stolpert der Rookie
sichtlich überfordert mit der Koordination im Ring auf
Gossler zu, der ihm einen Punch ins Gesicht verpasst.
Der
sorgt dafür, dass Mike das Gleichgewicht verliert. Er
dreht sich im Kreis und fällt schließlich in die
Seile, kann sich nur mit Mühe dort festhalten und nicht
umfallen. Sein Atem geht schwer.
Der
Maskierte hat nun genug gesehen. Er muss dieses Match retten.
Mit Schwung klatscht er Müller, der noch immer
buchstäblich in den Seilen hängt, auf den Rücken
– woraufhin dieser sich beinahe dankbar auf die Matte
sinken lässt und einfach auf dem Apron liegen bleibt –
und springt mit einem lauten „KOMMT SCHON, IHR
KARABINER-HAKEN!“ kampfbereit in den Ring.
Gossler
blinzelt einmal kurz, dann wendet er sich mit hängenden
Schultern um und wechselt Sid The Scum ein. Er scheint kein
großes Interesse daran zu haben, sich mit El Hijo De La
Lengua auseinander zu setzen.
Lunenkind
ist das egal. Er plustert sich auf wie die fette Hurenmutter
von dem Typen, an den du gerade denkst, wenn du das liest –
ja, genau dieser Typ. Und der Aserbaidschan-Begeisterte gibt
sich richtig Mühe, er saugt so viel Luft ein, wie er nur
kann, und sieht dabei so richtig abgrundtief scheiße
aus, eine komplette 0/10 mit Tendenz nach unten.
Doch
das interessiert ihn nicht. Er ist gekommen, um zu kämpfen
und um zu siegen. Für sich. Für Mike. Nicht für
Lerbitz, aber hey. Definitiv für Aserbaidschan. Und für
TradeRepublic - Europas mobilem und provisionsfreiem Broker.
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Euro, keine weiteren versteckten Kosten. Für die drei
Lunesome Boiis da draußen, seine Fans, die in ihm mehr
sehen wollen als nur den peinlichen Retard aus der
lächerlichen Wannabe-Metropole München.
Es
ist so weit.
Sein
erstes Match seit x Jahren.
habe
jetzt keine lust das nachzugucken, irgendeine pcwa-scheiße,
r.i.p.
Wird
er an die vergangenen Erfolge aus GFCW-Zeiten anknüpfen
können?
Wird
dieses Match ein Wendepunkt in der Karriere und sogar dem
Leben von Maximilian Lunenkind alias El Hijo De La Lengua
alias dem Mystery-Spasten-Zerficker?
…
lol
nein natürlich nicht hehehe sid goes BUMM BUMM CHA chaos
chord eins zwei drei ende GEFIIIIIIIIIIICKT
Sieger
des Matches durch Pinfall: Beermachine (Rob Gossler & Sid
The Scum)!!!
Liebevoll
wird der olivgrüne Lack des Wagens von ihm berührt.
Fast schon zärtlich streichelt er über den Rückspiegel
und lächelt. Mit einem weichen Tuch wird ein nicht
vorhandener Fleck überrieben. Der UAZ 469 ist der ganze
Stolz des Russen, der ein paar Schritte weggeht um die ganze
Pracht des Wagens zu betrachten.
Boris
Orlov: „Ist das nicht ein Prachtstück, Tonya?
Russische Wertarbeit mit einer der besten Panzerungen, die wir
jemals in unseren Autos verbaut haben. Genauso wie wir Beide sein
sollten. Nicht wahr, lyubimaja devushka?
Er
sieht zu Tonya, die ihren Partner nur fragend ansieht.
Boris
Orlov: „Dieser Wagen spiegelt die Stärke und die
Robustheit wider, die Red Alert, die wir, an den Tag legen
werden, sobald wir auf diese zwei westlichen Wesen Namens Rickson
und Gaeta treffen. Zametano?“
Tonya:
да. Sie sind sich auch schon uneins. The Beauty und
the Best haben aktuell mehr mit sich selbst zu tun. Hilfreich für
uns auch, dass der Streit mit Beermachine eskaliert ist. Die
Champions sind abgelenkt, zu viele Problemherde. Das ist unsere
Chance!“
Er
nickt kurz und knapp und reibt wieder über den Lack.
Boris
Orlov: „Diese Abkürzung, die uns das Protokoll
anbietet, hat die keinen Haken, Tonya? Ich mag es nicht mit
westlichen zu paktieren, wenn wir daraus keinen Vorteil ziehen.
Du weißt, dass diese Leute immer auf ihren Vorteil bedacht
sind.“
Tonya:
„Wir müssen damit rechnen, dass wir nur als
Marionetten eingesetzt werden sollen. Ich würde es so
machen, an ihrer Stelle. Aber da wir das vorher antizipieren,
werden wir in dieser geschäftlichen Beziehung schon unsere
Vorteile finden, Boris.“
Boris
Orlov: „Ich will nur keinen Nachteil für uns, Tonya.
Ich meine einen Vorteil zu haben ist immer gut. Doch auch ohne
Vorteil sind wir die Besten! Das sollte diese gottverdammte Liga
verstehen! Wir sind besser, als diese ganzen Amateure, die den
Titel gehalten haben oder halten!“
Ein
Tritt gegen eine Plastikmülltonne, die am Rand stand, soll
den Worten des Russen Nachdruck verleihen.
Tonya:
„Du hast recht, Boris. Aber in dieser Liga reichen nicht
nur Können und Muskelkraft. Es ist ein kaum durchdringendes
Geflecht von Machtspielchen hinter den Kulissen. Doch die
etablierten Kräfte werden sich noch wunder, wen sie sich in
das eigene Boot geholt haben. Muahahaha.“
Boris
Orlov: „Schon bald sind wir die Champions, Tonya. Egal was
passiert und dann nehmen wir die Titel mit nach Hause und lassen
uns feiern als große Sieger gegen den Westen. Ich kann es
kaum erwarten!“
Tonya:
„да! Ein kometenhafter Aufstieg wie eins
SPUTNIK ist uns gewiss.“
Zum
zweiten Mal am heutigen Abend hat Ask Skogur das Gefühl,
beobachtet zu werden. Vielleicht sind es die Erfahrungen eines
Lebens mit der Natur, vielleicht auch Instinkt. Jedenfalls blickt
er sich wieder in jene Richtung um, aus der er etwas vernommen
hat. Und liegt richtig. Dort, im Schein der schmucklosen
Backstagebeleuchtung, steht ein Mann. Er trägt ein einfaches
Leinenshirt, seine braunen Haare sind verwuschelt und ein Lächeln
ziert sein jungenhaftes Gesicht.
Vor
Ask Skógur steht Viggo.
Ask:
„Du stehst drauf dich anzuschleichen, was? Hey Mann, was
kann ich für dich tun?“
Ask
Laune scheint deutlich positiver als zu Beginn, das Gespräch
mit Keek scheint doch etwas mit ihm gemacht zu haben.“
Viggo:
„Sieht so aus, als ob ich heute in deine Fußstapfen
treten darf, Ask. Zuletzt hattest du dein Debüt. Heute darf
ich mich im Rampenlicht beweisen. Doch erlaube mir, dass ich dir
zuvor noch eine Einladung überbringe.“
Er
tritt einen Schritt zur Seite, ohne das Lächeln zu
verlieren. Bittet Ask mit lässiger und doch unnachgiebiger
Geste, ihm zu folgen.
Ask
zögert. Eigentlich war seine Richtung klar, die Entscheidung
gefällt.
Doch
er folgt. War vielleicht doch noch nicht alles so klar? Folgt
Viggo durch graue Gänge, dann in die Dunkelheit des
Abends. Draußen ist es kalt. Ein lauer Wind weht. Auf
dem Parkplatz jedoch gibt es einen warmen Hort.
Die
Trailer von Viggo, Miri und den anderen sind wieder ähnlich
angeordnet wie zuletzt auf dem Parkplatz in Trier. In ihrer Mitte
brennt abermals ein kleines Feuer. Doch diesmal ist etwas anders:
Nicht nur das Knistern des Feuers durchdringt die stille Nacht,
sondern da ist mehr: Musik. Leises Gitarrenspiel, melodisches
Singen und Summen. Es dringt aus mehreren Kehlen. Wir sehen Miri,
die mit geschlossenen Augen lauscht. Die Anderen, deren Namen wir
nicht kennen, sitzen auf Stühlen ums Feuer und stimmen ins
Lied ein.
Man
sieht Ask an, dass er nicht so recht weiß, was er von der
Situation halten soll. Zwar lächeln ihm alle aufmunternd zu,
doch mit der plötzlichen Lautstärke hat er nicht
gerechnet. Nicht gedacht, dass er zu einer musizierenden Gruppe
stoßen wird.
Viggo:
„Wo man singt, da lass dich nieder…“
Den
Rest des Sprichworts schluckt der Wind und so müssen wir uns
auf unsere Augen verlassen: Viggo bittet Ask, sich zu setzen.
Ask
schaut sich in der Runde um. Seine Augen bleiben etwas
nachdenklich am Feuer hängen. Unzählige Nächte hat
er in der Wildnis verbracht, mit einem Feuer als einzige Quelle
für Licht und Wärme. Ironischerweise ist es gerade das,
was ihm hier gerade am vertrautesten erscheint. Anschließend
mustert er die Anwesenden.
…
und da erblickt
er einen weiteren ganz speziellen Gast: auch Nina ist wieder mit
von der Partie! Asks Augen beginnen sofort zu strahlen. Seit
einer gefühlten Ewigkeit hat er nun keine Tiere mehr
gesehen. Die Eingewöhnungszeit in dieser fremden Welt und
das Kopfzerbrechen über die Angebote und Ansprachen, die er
hier in der GFCW erhalten hat, haben ihm dazu noch nicht wirklich
Zeit gelassen. Jedenfalls steuert Ask sofort auf die Hündin
zu und vergewissert sich bei Miri, ob es okay wäre, sie zu
streicheln.
Miri
gestattet ihm das auch direkt, woraufhin Ask sich neben Nina
kniet und sie zu streicheln beginnt. Ein Moment, der für Ask
wohl niemals enden könnte.
Nach
einiger Zeit löst er sich dann jedoch von Nina und schaut
sich einmal mehr in der Runde um.
Ask:
„Hey zusammen… ich bin Ask!“
Etwas
komisch kommt Ask sich inzwischen vor, wenn er sich immer wieder
komplett vorstellt, doch er will seine Vorstellungen davon was es
bedeutet höflich zu sein nicht komplett ablegen. Langsam
sucht er sich also einen Platz und setzt sich dazu.
Er
hätte es sich denken können. Sanfte Schritte ins
Asks Rücken. Als sie verstummen, blickt er sich um.
Holly
Hutcherson: „Mein Freund.“
Solch
Sanftheit in der Begrüßung, dass jeder Ton wie ein
streichelnder Händedruck ist. Holly Hutcherson steht im
flackernden Feuer und wirft gedankenverloren kleine Zweige in die
Flamme. Ask dreht sich minimal in Richtung von Hutcherson und
anschließend direkt wieder in Richtung Feuer, als seine
Augen das bestätigen, was seine Ohren bereits vernommen
habe.
Holly
Hutcherson: „Ich habe lange überlegt, ob ich das
Gespräch mit dir suchen soll. Es ist derzeit so viel neu für
dich, dass du sicherlich die Ruhe geschätzt hättest.
Aber da ist diese kleine Flamme in dir. Dieser Funken, den wir
durch unser letztes Gespräch entzünden konnten. Ich
fühle mich verantwortlich dafür, dieses Feuer nicht
versiegen zu lassen. Deswegen dachte ich, ist es gut, wenn wir
uns erneut persönlich begegnen.“
Ein
weiterer Zweig findet seinen Weg in die Flammen.
Holly
Hutcherson: „Es gibt Menschen, die eine Fackel tragen, um
innere Feuer bei anderen zu entzünden. Es gibt jedoch auch
Menschen, die mit Gießkannen umherlaufen. Welchen Menschen
man zuhört, kann eine große Bedeutung entfalten.
Insbesondere in so einer entscheidenden Situation wie der deinen.
Du kannst dir denken, weshalb ich dieses Gespräch suche?“
Ask:
„Gießkannen? Du meinst… Mister Hathaway,
richtig?“
Wie
schon im Gespräch mit dem GFCW Champion hat Ask einmal mehr
richtig erkannt, was von ihm gewollt wird. Seine Art und Weise,
zumindest ansatzweise zu zeigen, dass er nicht so naiv ist, wie
es scheinbar von ihm gedacht wird. Oder zumindest eine Art und
Weise, das vorzugaukeln.
Holly
Hutcherson: „Ich urteile nicht über Keek Hathaway.
Eigentlich möchte ich keinen Namen konkret nennen. Ich sehe
mich nur in der Verantwortung, dir alle Hilfestellungen zu geben,
die ein junger Mann braucht, um sich ganz auf den Ring
konzentrieren zu können. Deshalb mag eine…generelle
Warnung angebracht sein. Hier und da wirst du…auf Leute
treffen, die dein Feuer löschen. Ob unabsichtlich oder
absichtlich ist eine Beurteilung, die mir nicht zusteht. Es ist
auch nicht wichtig. Denn ich möchte über DICH
sprechen.“
Ask:
„Mir scheint, dass wollt ihr alle, was? Über mich
reden?“
Ask
erkennt ein Muster. Er weiß nicht so wirklich, was er davon
halten soll. Will Holly ihn hier nur wieder manipulieren…
oder war es Keek, der ihn vorhin manipuliert hat?
Holly
Hutcherson: „War ich je in einer Situation wie der deinen?
Nun…ich möchte nicht sagen, dass ich je so großen
Veränderungen gegenüberstand wie du. Aber gewissermaßen
doch. Du läufst gerade auf einem unklaren Pfad, dessen Ende
du nicht kennst. Ich hingegen bin ein Mann, der viel gewagt hat,
um aufzuwachen und ein Leben abseits alter Gedankenmuster zu
führen. Auch dieser Weg beinhaltete eine Reise, deren
Horizont ich nicht überblicken konnte.“
Seine
Augen suchen die von Ask. Dieser erwidert den Blick. Ein
Zusammenspiel aus Neugier und Frustration macht sich breit. Er
dachte bereits eine Antwort gefunden zu haben am heutigen Abend…
und jetzt bilden sich haufenweise neue Fragen.
Holly
Hutcherson: „Im Grundsatz geht es uns allen gleich. Wir
reisen auf unterschiedlichen Wegen, aber wollen alle sicher
ankommen. Ich würde sagen, dass es gut für mich
ausgegangen ist. Du wirst dich fragen, warum mir dies gelang.“
Jeglicher
Widerspruch bleibt in Skógurs Halse sprechen. Holly
spricht sanft, doch seine Feststellung bleibt selbst im
streichelnden Tonfall eine Feststellung.
Holly
Hutcherson: „Weil ich mir auf dieser Reise die Weisheit
aneignete, auf die richtigen Menschen zu hören. Sie
ermöglichten mir, das Potenzial meiner
Persönlichkeitsentwicklung auszuschöpfen. Mein Ich zu
stärken, indem ich verstand, dass ich mehr sein kann…als
ich damals war.“
Er
tritt einen Schritt nach vorne. Seine Hand ist wie ein Vogel, der
zufällig auf der Brust Skógurs landet. Auf dessen
Herz ruht.
Holly
Hutcherson: „Da ist dieses Feuer in dir. Ich muss dir nicht
sagen, dass die Flamme stets genährt werden muss. Das weißt
du bereits.“
Ein
weiterer Zweig ins Lagerfeuer. Im Hintergrund nach wie vor das
stete Summen der Gruppe.
Holly
Hutcherson: „Auf deinem Weg wirst du Menschen treffen, die
dir sagen, dass Veränderung schlecht ist. Dass du dich von
allem abschirmen musst, dass dich vom Weg abbringt. Aber manchmal
bringt dich dieser Weg zu einem größeren Feuer. Alles,
worum ich dich bitte…“
Ask
lauscht den Worten gespannt. Es geht gerade so viel in seinem
Kopf ab, aber auch in seinem Herzen. Er ist nach wie vor
unentschlossen und unsicher. Aber eines steht fest, Holly
Hutchersons Ausstrahlung gewinnt Asks naiven Verstand gerade
komplett, wenn er das aber auch schon bei Keek Hathaway früher
am Abend gedacht hat.
Holly
Hutcherson: „Schlag nicht die Hände weg, die dich
führen wollen. Eine dieser Hände könnte die Fackel
halten, die dein Feuer entzündet.“
Asks
Blick wandert von Holly nun wieder zurück zum Feuer. Die
Worte wandern erneut durch die Gedanken von Ask. Letztendlich
steht er nun wieder da, wo er heute Abend begonnen hat und doch
scheint er heute viel dazu gelernt zu haben. Sowohl von Keek, als
auch von Holly. Anschließend schaut sich Ask erneut um, zu
Miri, zu Viggo, zu der Quelle der Musik und zu Nina… er
beobachtet einfach diese ganze Szenerie noch einmal, bis er
schließlich wieder zu Holly schaut.
Ask:
„Ich glaube… ich brauch einfach noch etwas Zeit
Mister Hutcherson. Ich danke ihnen, für ihre Zeit. In zwei
Wochen, werde ich eine Antwort für sie haben.“
Asks
Blick wirkt bestimmt und entschlossen. Scheinbar meint er diese
Ansage ernst. Er weiß, dass er lange genug überlegt
hat. Spätestens in zwei Wochen MUSS er nun aber endlich
entscheiden, wie es für ihn weitergeht. Ein wenig Hoffnung
auf die Geduld von Holly schwingt hier jedoch auch mit. Hoffnung
und Skepsis.
Holly
Hutcherson: „In zwei Wochen. Nun gut. Wir sprechen uns in
zwei Wochen, Ask Skógur.“
Hutcherson
spricht die Worte leise und doch klar aus. Dann lässt er den
Neuling mit der Botschaft allein. Ask bedankt sich mit einer Art
Verbeugung. Er versucht den Anschein zu wahren, Hollys Angebot in
Betracht zu ziehen, denn verärgern, will Ask ihn ganz sicher
nicht. Vielleicht, denkt Ask aber auch tatsächlich nach, ob
es sinnvoll wäre sich ihm anzuschließen. Vielleicht
sollte er sich aber lieber an das halten, was ihm Keek Hathaway
gesagt hat. Aber das werden wir in zwei Wochen erst erfahren.
Ask
verabschiedet sich bei der Gemeinschaft, vor allem natürlich
bei Nina und verlässt die Gruppe anschließend wieder
in Richtung der Arena.
Vor wenigen
Tagen
Wir befinden uns
in einem Trainingsraum und sehen einen jungen Mann, mit blondem,
zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden Haaren und dem dazu
passendem Bart. Wer in den vergangenen Wochen aufgepasst hat wird
wissen, dass es sich hierbei um Ellis Diehl oder auch.. Brainpain
handelt. Der Mann, der von Niander höchstpersönlich
dazu auserkoren worden ist, die Kultur wieder heimisch werden zu
lassen in der GFCW.
Im Hintergrund
hören wir tpyische Geräusche, die wir schon aus dem
Performance Center kennen. Coaches brüllen, die Matten
krachen, Gewichte werden auf Hantelstangen angebracht. Das
übliche eben. Aber Brainpain trainiert hier gerade nicht. Er
hält gebannt sein Smartphone vor sein Gesicht. Was für
seine Generation durchaus typisch ist, wird eigentlich nicht so
gerne im PC gesehen. Wir können nur erahnen, was für
argwöhnische Blicke der junge Mann aus Potsdam dafür
von außerhalb des Kameraausschnittes erhält. Die
Kamera filmt ihn dann über die Schulter, sodass auch wir das
Smartphone erblicken können. Instagram, was auch sonst.
Gespannt schaut
er auf die Likes. Natürlich auch auf die Kommentare.
Schließlich ist das der Treibstoff für die Generation
Z. Dann sehen wir ihn wieder von vorne. Er wirkt stolz. Stolz
darauf, dass er jetzt tatsächlich offizielles GFCW
Merchandise bekommen hat. Er wirkt froh. Froh darüber, dass
der Post viele Likes bekommen hat. Aber er wirkt auch ein wenig
angefressen, denn die Kommentare seiner Kollegen sind hämisch
gemeint. Das scheint er schon zu kennen, aber nichtsdestotrotz
nervt es ihn. Es ist schon augenfällig, dass Ellis Diehl
bislang niemals mit den anderen zusammen irgendwo gesehen wurde.
Es wirkt nicht so, als wäre Brainpain Teil der Kameradschaft
unter den anderen Performance Center Talenten. Für einen
kurzen Moment gar wirkt er nachdenklich.
???:
„Hey!“
So wirklich
reagiert Brainpain nicht auf das Gesagte, er wankt noch immer
zwischen seinen Gedanken und den sozialen Medien.
???:
„Erde an Ellis?!“
Und erst als der
Mann, der in Anbetracht seines Equipments Fotograf zu sein
scheint ihm mit der flachen Hand zwischen Gesicht und dem Handy
wedelt, kommt Brainpain wieder in der realen Welt an. Er blinzelt
ein paar Mal, sammelt sich. Realisiert, dass jemand vor ihm
steht.
Fotograf:
„Na, wieder auf der Erde angekommen?“
Leicht
spöttischer Unterton.
Brainpain:
„Es tut mir Leid.“
Der Fotograf
schüttelt mit dem Kopf, nach dem Motto „man zahlt mir
nicht genug für diesen Scheiß hier“.
Fotograf:
„Alles klar, du kennst das Prozedere, ein Foto für die
Website dann noch bitte.“
Ellis steht auf
und bringt sich in Position.
KLICK UND
BLITZ
Der Fotograf
schaut sich das Ergebnis auf der Kamera an.
Fotograf:
„Eh, noch mal bitte. Bisschen mehr HAPPY diesmal,
klaro?“
Der junge
Potsdamer gibt sich Mühe, versucht noch mal etwas anders zu
lächeln.
KLICK UND
BLITZ
Erneut schaut
sich der Fotograf der Ergebnis an.
Fotograf:
„Ja, noch nicht perfekt, aber wir kommen langsam näher.
Kannst du vielleicht noch das Logo ein bisschen mehr in den
Vordergrund rücken?“
Gesagt, getan.
Brainpain tut, wie man ihm befiehlt.
KLICK UND
BLITZ
Ein drittes Mal
werden die Ergebnisse gecheckt.
Fotograf:
„Ein mal noch, okay? Dann sind wir hoffentlich durch. Denk
dran: HAPPY, Merch hervorheben und ansonsten einfach natürlich
wirken.“
Immer, wenn
gerade kein Foto von Ellis gemacht wird, rutschen die
Gesichtszüge weit nach unten. Erst als das Kommando kommt,
kommt das weite Grinsen. Er massiert sich noch mal die Wangen,
bevor wieder das Zeichen vom Fotografen kommt.
KLICK UND
BLITZ
Der Fotograf
scheint diesmal zufriedener mit dem Ergebnis zu sein. Er hebt den
Daumen.
Fotograf:
„Ja, komm, das kann ich so nehmen.“
Dann kommt der
Fotograf auf Brainpain zu und zeigt ihm das Ergebnis.
Und hier wirkt
Ellis Diehl dann wieder zufrieden und das Lächeln kommt
diesmal natürlich und nicht auf Kommando.
Fotograf:
„Alles klar, das reicht mir dann auch, das wird dann so die
Tage online kommen.“
Der Fotograf
packt seine sieben Sachen und zieht dann auch schon von Dannen.
Er ist sichtlich froh, Feierabend zu haben und auch Brainpain
wirkt froh, dass es durch ist. Er schnappt sich seine
Trainingstasche, die in der Ecke steht und geht langsam durch das
PC. Von seinen Kollegen dort erfährt er einmal mehr
abwertende Blicke, aber das versucht er auszublenden. Während
dort hart gearbeitet und geschwitzt wird, hatte er gerade ein
Shooting für die Website. Dass nicht jeder gönnen kann
oder will, hat er mittlerweile so halbwegs akzeptiert. Also geht
er weiter. Er geht in Richtung eines Kühlschranks, der mit
Sportgetränken gefüllt ist. Das erkennen wir daran,
dass die Herren Caracal Matthews und Rosford Williams vom Team
Flip Trip sich gerade an jenem bedienen und sich fleißig
hydrieren, ehe es wieder ans Training geht. Dann kommt auch
Lennie Taiwo dazu. Die drei verstehen sich gut, genießen
gemeinsam ihr kaltes Getränk und die Pause, die damit einher
geht.
Während
Brainpain kurz inne hält und sich überlegt, ob er da
jetzt wirklich an den Kühlschrank will, kommt von der Seite
einer der Assistentscoaches dazu und klopft ihm auf die Schulter
und sagt sowas wie 'gut gemacht heute, Junge', ehe er sich
wieder dem Training der anderen widmet. Ellis lächelt
verkrampft, geht dann aber doch zum Kühlschrank, wo die
anderen drei Talente noch immer stehen und sich belustigt
unterhalten.
Brainpain:
„Na, alles in Ordnung bei euch?“
Versuch des
Smalltalks, während er den Kühlschrank öffnet.
Weder die Flip Tripper, noch Taiwo will so wirklich auf diesen
Smalltalk reagieren. Erst als Brainpain sein Getränk öffnet
und zum Munde führt, reagiert einer der High Flyer darauf.
Caracal
Matthews: „Nichts gegen dich, aber wir mochten Kyd
Flawless.“
Natürlich
spielt er auf den Fakt an, dass eben jener Kyd Flawless aus dem
Performance Center entlassen wurde, nachdem er gegen Brainpain
antreten musste.
Rosford
Williams: „Ja, der war einer von den Guten hier!“
Brainpain:
„Ich kann nichts dafür, dass er gehen musste. Das ist
nicht meine Schuld, ich habe diese Stipulation nicht aufgestellt.
Ich mache nur meine Arbeit.“
Caracal
Matthews: „Ne, haste nicht, aber wenn Niander dich nicht
als seinen Golden Boy
auserkoren hätte, dann hätte man ihn nicht
rausschmeißen müssen, nur damit du besser dastehst!“
Flip Trip
scheinen echt ein wenig angefressen zu sein, dass ihr Freund
nicht mehr Teil der Truppe ist.
Brainpain:
„Ich wollte nicht, dass jemand hier rausfliegt. Und ich
habe auch nicht danach gefragt von Niander handverlesen zu
werden. Ich kann an beiden Sachen nichts ändern, also kein
Grund mich dafür so anzugehen.“
Rosford
Williams: „Du willst nicht angegangen werden?“
Bedrohlich bauen
sich die High Flyer vor Brainpain auf.
Rosford
Williams: „Rennst du dann zu deinem Daddy Niander oder was
passiert dann? Hm?“
Caracal
Matthews: „Du brauchst dich hier nicht so aufzuspielen, nur
weil Niander dich komplett random auserkoren hat. Hier hast du
nichts zu melden!“
Brainpain:
„Random? Schon mal drüber nachgedacht, dass er mich
wegen meines TALENTES ausgesucht hat? Ganz wilde Idee, ich weiß,
aber das ist die Wahrheit und zwar die einzige! Oder glaubt ihr
echt, dass Niander hier irgendwem die Last auf die Schulter lädt,
wenn er sich nicht sicher ist, dass er sie auch tragen kann? Der
wirft bestimmt nicht mit 'nem Dartpfeil auf eine Scheibe und
guckt wen er getroffen hat.“
Die Diskussion
wird hitziger zwischen den High Flyern und Brainpain. Lennie
Taiwo stellt sich dazwischen.
Lennie
Taiwo: „Ich habe auch nichts persönlich gegen dich,
Ellis...“
Brainpain
verschränkt die Arme.
Brainpain:
„Aber?“
Lennie
Taiwo: „Ach, vergiss es, ich will keinen Streit.“
Brainpain:
„Dafür ist es zu spät.“
Argwöhnisch
beäugt er Flip Trip.
Lennie
Taiwo: „Du bekommst hier ganz eindeutig eine
Sonderbehandlung. Für die Sachen für die wir anderen
von den Coaches gescholten werden, wirst du gelobt. Jeder packt
dich hier mit Samthandschuhen an, weil die wissen, dass Herr
Cassidy Taylor hinter dir steht.“
Brainpain:
„Willst du mir absprechen, dass ich hart für die
Chance hier gearbeitet habe?“
Lennie
Taiwo: „Nein. Aber wir haben genau so hart gearbeitet. Und
wir...“
Er zeigt auf
Flip Trip und sich selbst.
Lennie
Taiwo: „Wir bekommen nie Air Time beim War Evening.“
Dann zeigt er
auf das Shirt von Ellis.
Lennie
Taiwo: „Und Merchandise bekommen wir erst recht nicht. Wie
gesagt, ich will dir nichts böses oder so, aber du bist
keiner von uns.“
Flip
Trip (synchron): „Kyd Flawless war einer von uns. Du bist
einer von denen.“
Lennie
Taiwo: „Und das ist auch cool, schön für dich und
so und sei dir auch gegönnt, aber du kannst nicht erwarten,
dass du nach einem halben Tag voller Fotoshootings und noch 'nem
halben Tag bei dem du an Niander, Thor oder Tha Bomb hängst
am Ende zu uns kommen kannst und so tun kannst, als wärst du
ein Teil von uns. Das bist du einfach nicht, sorry.“
Brainpain wirkt
sauer, aber er muss das Ganze auch erst mal verarbeiten. Dass er
gemieden wird, das weiß er schon länger. Dass er
aufgezogen wird oder hämische Kommentare erntet ist auch
nicht neu, aber deutlich gesagt wurde es ihm noch nie.
Brainpain:
„Wisst ihr...“
Wütend
presst er die Worte durch den Mund.
Brainpain:
„Ihr habt Recht, ich brauche euch nicht. Ich brauche hier
niemanden, außer mich selbst. Ich bin schon da, wo ihr
niemals sein werdet.“
Flip
Trip (synchron): „Ja, dann verzieh dich einfach!“
Doch bevor es
hier weiter eskaliert, gibt es eine Stimme mit Nachdruck von der
Seite. Einer der Coaches.
Coach:
„LENNIE! ROSFORD! CARACAL! ZURÜCK AN DIE ARBEIT!“
Während
Lennie direkt Folge leistet und sich aus der Szenerie
verabschiedet, ziehen Flip Trip abwertend die Augenbrauen hoch.
Rosford
Williams: „Und wer darf die Hip Toss Class wieder
auslassen?“
Caracal
Matthews: „BRAAAAINPAAAAIN. HAHAHA!“
Coach:
„SOFORT IHR BEIDEN!“
Lachend ziehen
die High Flyer von dannen, klatschen sich auf dem Weg noch
miteinander ab.
Rosford
Williams: „Denk dran, Ellis: Ein bisschen mehr HAPPY!“
Weiterhin
Gelächter im Hintergrund. Und Ellis? Er nippt an seinem
Getränk. Sauer, gekränkt. Er weiß natürlich,
dass sie auf der einen Seite durchaus die Wahrheit sagen. Aber
auf der anderen weiß er auch, dass er durch harte Arbeit
und Talent in die Position gekommen ist und dass er sich das
verdient hat.
Brainpain:
„Ich brauche die hier alle nicht. Ich gehe meinen
Weg. Der Weg, der für mich vorbestimmt ist.“
FADE OUT
Positive
Reaktion aus dem Publikum als eine Musik ertönt, die wir
mittlerweile kennen. Und es ist gar nicht mehr so ungewohnt, dass
Danny Rickson und Garrison Gaeta gemeinsam zum Ring kommen. Zwar
mögen sie vor einigen Monaten noch wie Feuer und Wasser
gewesen sein, doch nun bildet das gewählte Duo aus dem Hall
of Famer und dem Volkstribun eine Einheit, dasselbe Element. Die
Herren tragen ihre Gürtel auf den Schultern und keine
Ringkleidung. Ein spontanes Match scheint nicht angedacht.
Stattdessen lassen sie sich Mikrofon geben und kommen direkt zur
Sache. Klarer Fall: Es muss den Beiden etwas auf dem Herzen
liegen. Insbesondere der Verzicht Gaetas auf Show und Pomp ist
sonst kaum zu erklären.
Danny
Rickson: „Es ist noch keine drei Monate her, da standen wir
ebenfalls in diesem Ring mit einem Mikrofon in der Hand und
einigen Dingen auf der Zunge, die wir euch mitteilen wollten. Es
war an einem ganz besonderen Abend für die ganze GFCW und
vor allem auch für uns. Es war bei Title Night. Dem Abend,
an dem wir Beermachine geschlagen hatten und erstmals Tag Team
Champions wurden.“
Gemischte
Reaktionen für diese Aussage. Natürlich gönnen
viele der Anwesenden den Champions die Erinnerung an diesen
Erfolg. Doch auch Beermachine ist beliebt – und der
„Betrug“ an den Punkern in der letzten Show ist ein
Stachel, der noch immer tief sitzt.“
Danny
Rickson: „Damals lagen diese Titel frisch gewonnen in
unseren Händen und Euphorie floss neben Blut durch unsere
Venen. Also erhoben wir unsere Mikrofone und verkündeten
euch in der Halle und all den Menschen vor den Fernsehgeräten,
dass dieser Sieg nur ein Anfang war.“
Wir
erinnern uns: Direkt nach dem Erfolg griffen Rickson und Gaeta
zum Mikrofon, um vollmundig Versprechungen für das neue Jahr
zu machen. Ein Plan, der zuletzt ins Stocken geraten ist.“
Garrison
Gaeta: „Der Auftakt zu einen viel größeren
Eroberungsfeldzug. Wir wollten nicht einfach nur Champions sein,
wie so viele vor uns. Wir wollten den Titelgewinn als Anlass
nehmen, um etwas zu erreichen, dass niemand vor uns geschafft
hat. Wir wollten den Status des Golds erhöhen und das Tag
Team-Wrestling auf eine neue Stufe heben.“
Heben
ist das Stichwort für Gaeta, der seinen Titel für die
Kamera gut sichtbar mit geübter Pose hochhievt.
Danny
Rickson: „Heute stehen wir abermals hier und ich muss
freimütig zugeben, dass bei diesem Eroberungszug etwas Sand
ins Getriebe unseres Streitwagens gelangt ist. Weil uns
einerseits von der neuen Macht in der GFCW, dem Protokoll, nicht
die Hand zum Aufstieg gereicht wurde. Und weil wir andererseits
auch nicht alles richtig gemacht haben. Das gebe ich zu. Vor
allem hätte die Niederlage zuletzt nicht sein müssen…“
Er
senkt die Stimme, lässt das Mikrofon aber am Mund. Klares
Zeichen, dass er noch nicht fertig mit diesem Sinnabschnitt ist.
Danny
Rickson: „…auch wenn ich nur noch einmal betonen
kann, dass es vor allem Beermachines Verschulden ist, dass alles
so kam, wie es kam. Es waren vier Männer in einem Team, die
alle das Match verloren haben, doch Beermachine hat an diesem
Abend etwas mehr verloren.“
Abermals
gemischte Reaktionen. Die Schuldzuweisung Richtung Beermachine
kommt nicht bei allen gut an.
Garrison
Gaeta: „So wie sie im Leben mit ihrer abstoßenden
Vulgarität ohnehin stets verlieren. Wir hätten nicht
einen Funken Hoffnung daran verschwenden dürfen, dass wir
mit ihnen kooperieren könnten.“
Das
wir schon negativer gesehen. Gaeta hat es anders als Rickson
schwieriger, das Publikum auf seine Seite zu ziehen.
Danny
Rickson: „Diese Sticheleien sollen aber nicht davon
ablenken, dass es noch immer in UNSEREN Händen liegt, jetzt
unsere Ziele zu erreichen. Das Protokoll hat entschieden, dass
neue Hürden vor uns liegen, aber wir haben die Stärke,
um die zu überspringen. Oder einfach aus dem Weg zu räumen.“
Garrison
Gaeta: „Deswegen sind wir heute rausgekommen, um reinen
Tisch zu machen. Wir wollen endlich konkret wissen, was noch
geschehen muss, damit das Protokoll versteht, dass The Beauty &
The Best diese Liga bereichern kann. Auch die neue Version diese
Liga. Wir haben das Talent, Glanz in dieses graue Unternehmen zu
bringen.“
Selbstbewusst
und kampfeslustig: So lässt sich der Auftritt des Duos
umschreiben. Beide tigern durch den Ring.
Danny
Rickson: „Das müssen wir anscheinend immer noch
beweisen. Und dazu sind wir bereit. Also sind wir heute
rausgekommen, um klare Ansagen zu bekommen.“
Was
klare Ansagen sind, führt Rickson direkt aus.
Danny
Rickson: „Wir werden diesen Ring nicht verlassen, bevor wir
wissen, WANN und gegen GEGEN WEN wir unseren Titel das nächste
Mal aufs Spiel setzen müssen.“
Pete:
„Die Klänge kennen wir nur allzu gut: Wernnnär,
Die Ruuussen kommen.“
Sven:
„Wann war dieser Witz schlechter getimt als in der jetzigen
Situation, Pete?“
Pete:
„Am Entrance stehen nun auch schon Mester Röhrig, ähh
Boris und Tonya und marschieren in ihrer Offizierskleidung zum
Ring.“
Die
Zuschauer in Villingen sind derweil keine Bolschewisten-Fans und
pfeifen die „Invasoren“ kräftig aus. Im Ring
angekommen stellen sich Boris und Tonya selbstbewusst vor die Tag
Team Champions. Tonya zeigt auf den Gürtel von Gaeta und
tippt dann auf mit dem Zeigefinger auf ihre Brust. Der Titel soll
wohl bald ihr gehören.
Tonya:
„ Verzweiflung, Schuldzuweisung, Häme für eure
Partner. Ihr versucht euch wie kleine RATTEN aus eurer Niederlage
herauszureden. Aber wir waren mit euch im Ring und…. Boris:
„Ihr wart nicht überzeugend. Wir haben mehr erwartet
von den GFCW Tag-Team Champions! Und nun sind es die anderen, die
Schuld haben? Champions ohne Ehre!“
Kurze
Pause, um die Aussage wirken zu lassen.
Tonya:
„Uns gefällt auch eine anderen Charakterzug von euch
überhaupt nicht: RESPEKTLOSIGKEIT GEGENÜBER REEEDDD
ALLLERRTT!“
Boris:
„Und richtig pfiffig seid ihr auch nicht zu sein. Ihr sucht
eure Herausforderer für Dooms Night? Wie wäre es, wenn
ihr akzeptiert, dass das SIEGREICHE TEAM der letzten Show euch
herausfordern wird?!“
Tonya:
„Wir haben euch bezwungen. Und….wir haben
Verbündete. Wir werden die gesamte Tag Team Division
annektieren!“
Pete:
„Autsch!“
Tonya:
„Red Alert kämpft alleine, aber wir haben
Rückendeckung. Zwar sind sie in die Jahre gekommen, aber
dennoch das größte Tag Team aller Zeiten dieser
Organisation. DIE WAHRHEIT! Sie sitzen an den Hebeln der Macht in
dieser Division. Sie lassen euch Marionetten tanzen. Und wir
haben mit unserer Leistung klar gemacht, dass der Titel bald RED
ALERT gehören wird.“
Boris:
„Der große Vorsitzende Dynamite hat entschieden: RED
ALERT werden bei Dooms Night um die Tag Team Titles antreten! Wir
sind keine Hürde für euch, wir sind ein Monolith! Und
in zwei Wochen laden wir euch zu unserer Vertragsunterzeichnung
ein!“
Gaeta
und Rickson blicken sich an. Sie haben keine Eile, Red Alert zu
antworten, sondern nutzen die Situation, die ihnen bleibt: Sie
können die gespannt auf sie blickenden Russen warten zu
lassen. Sie schmoren lassen. Aber schlussendlich nickt sich das
Duo zu.
Danny
Rickson: „Ich gratuliere euch nicht zu eurer…Beförderung.
Ich halte sie für vorschnell und auf eine Art und Weise
begründet, die ich nicht nachvollziehen kann. Aber so ist es
jetzt also. Das ist die Realität. Ihr seid Herausforderer
auf unseren Titel und das Protokoll herrscht über die GFCW.
Was bleibt da Leuten wie uns übrig?“
Trotz
der resignierten Formulierung seines letzten Satzes klingt
Rickson keineswegs so, sondern angriffslustig. Er hat offenbar
etwas hinzuzufügen.
Danny
Rickson: „Das, was wir am besten können. Zu kämpfen!
Wir mögen euren Anspruch nicht, aber wir sind keine
Feiglinge. Wenn die neue GFCW also so verblendet ist, dass sie
glaubt, ein Team von Neulingen kann uns entthronen, dann ist der
einzige Weg zum Gegenbeweis, dass wir euch schlagen.“
Garrison
Gaeta: „Und das werden wir. Es liegt keine Schönheit
in eurem Anspruch, keine Würde. Euer Status als
Herausforderer ist ein ekelhafter Brocken erbrochen aus dem
Schlund eines Drachen, der seit der Stunde seiner Geburt modert.
Ihr seid kein Monolith für uns, ihr seid eine unappetitliche
Masse zusammengeklebt aus tumber Rhetorik, stillosem Auftritt und
martialischen Stereotypen. In der Welt eines Volkstribuns ist für
euch so wenig Platz wie auf einem Catwalk. Ihr seid…“
Mit
wütender Erregung spricht er den Satz aus.
Garrison
Gaeta: „…so widerwärtig wie Beermachine. Wir
werden abermals den Müll herausbringen müssen. Also ist
es das, was wir bei Dooms Night tun.“
Beide
Partner senken ihre Mikrofone. Sie heben ihre Titel in die Luft
und bauen sich mit geübter Geste direkt im Sichtfeld Red
Alerts provozierend auf. Tonya und Boris scheinen zu überleben.
Sollen sie einen Angriff wagen? Dann jedoch bildet sich auf ihren
Gesichtern ebenfalls ein überlegener, herablassender Blick.
Ohne Angst starren sie auf die Titel.
Damit
ist es offiziell.
Dooms
Night 2022.
Tag
Team Championship.
The
Beauty & The Best vs. Red Alert.
60
Tage-Verdamnis
des
Raymond
„Morbeus“ Douglas
TEIL
III
Tag
60
Schlaflosigkeit
seit Wochen. Innere Leere. Schlechte Gedanken. Ein Geisteszustand
von dem Raymond „Morbeus“ Douglas dachte, ihn längst
überwunden zu haben. Und noch immer keine Nachricht von der
GFCW. Was wird seine Rolle noch sein? Die Shows der GFCW seit
seiner Suspendierung hat er versucht zu schauen, aber die Wut
kochte schnell über beim Anblick der Ricks, Nianders, Drakes
und Camdens. Keine Show konnte er zu Ende schauen. Ein Bildschirm
ging gar zu Bruch, die Wut musste sich kanalisieren. Auch am
letzten Tag seiner Sperre noch immer kein Zeichen des Offices.
Aber wie soll Dynamite auch jemals wieder mit ihm vernünftig
reden können. Douglas würde ihm den Kopf abreißen.
Manisch
wandert Morbeus durch sein Apartment. Er sucht Zerstreuung. Er
schaltet das Radio an, es läuft ein alter Gassenhauer aus
den 1990er-Jahren. Die
Boyband „Backstreet Boys“ schmettert voller Inbrunst
„Show me the meaning of being lonely”.
Douglas
hält kurz inne, nimmt dann das kleine Radio und wirft es
sich abwechselnd von der einen in die andere Hand zu. Dann
schreit er mit jeder Pore aus seinem Körper:
„SCHEEEEEEIIIIIIIßßßßEEEEE“
und
wirft das Radio mit voller Kraft an die Wand.
Dann
setzt sich der Kanadier wieder und rauft sich die Haare.
Plötzlich geht sein Telefon. Eine unbekannte Nummer ruft an.
Morbeus:
„Ja, bitte.“
Stimme:
„Hallo, Ray. Hier ist Clark.”
Morbeus:
“Dad?”
Clark:
“Ich habe mich schon Jahre nicht mehr bei dir gemeldet,
Ray. Das tut mir leid. Aber ich habe mitbekommen, dass es dir
gerade schlecht geht.“
Morbeus:
„Tante Irene? Woher hast du meine Nummer?“
Ungläubig
schaut Douglas auf sein Telefon. Der Kontakt zwischen beiden ist
vor 10 Jahren komplett abgebrochen. Die Beziehung der beiden war
auch schon davor nicht mehr zu retten.
Clark:
„Ich will nur, dass du jetzt nicht aufgibst, Ray. Du kannst
es an die Spitze schaffen. Das Leben hat immer auch schwierige
Phasen, aber wirf die Flinte jetzt nicht ins Korn. Halte durch.“
Morbeus:
„Dad, ganz ehrlich. Das letzte was ich gerade brauche ist,
dass du dich wieder in mein Leben einmischst.“
Bevor
der Gesprächspartner antworten kann, bekommt Morbeus ein
weiteres Gespräch rein. Von Eric Fletcher. Seinen Vater
drückt er weg, um nun mit dem Commisioner telefonieren zu
können.
Morbeus:
„Sind Sie der heilige Samariter?“
Fletcher:
„Morbeus, pack deine Sachen und kommen nach Trier. Ich muss
unbedingt mit dir reden.“
Raymond
Douglas grinst.
Er
ist zurück im Game.
Die
Kamera schwenkt aus.
El
Hijo De La Lengua: “Verdammt! Wir waren so dicht dran!“
Voller
Wut und mit gesenktem Kopf schlägt der Mann, den sie einst
Maximilian Lunenkind nannten, seine geballte Zunge vor die Wand.
El
Hijo De La Lengua: “Okay, okay… nicht aufregen.
Präsident Əliyev wird das verstehen. Wir müssen
einen neuen Plan erarbeiten. Das grüne M&M war ohnehin
keine so gute Idee, und was NFTs angeht… ich meine…
okay. Nicht aufregen. Wir müssen… Mike, hast du eine
Idee?“
EHDLL
wendet sich um. Nach dieser bitteren Niederlage – bei der
sie eigentlich nie so wirklich dicht dran waren zu gewinnen, aber
das ist alles eine Sache der Perspektive, schätze ich –
sucht er seinen Partner.
Der
steht auch wenige Meter entfernt, direkt neben Markus Lerbitz.
Und dieser Markus Lerbitz hat die Augen weit aufgerissen.
Mike
Müller zuckt.
Während
er noch dasteht, zuckt er wild umher. Seine Sonnenbrille rutscht
ihm von der Nase und fällt zu Boden. Man kann sehen, wie
seine Augen sich nach hinten drehen.
El
Hijo De La Lengua: “Gute Idee! Einen rituellen
Exorzisten-Tanz gegen die negativen Einflüsse der Außenwelt
hat mir auf meiner Weltreise schon der Kampfhund-Züchter aus
Laatzen empfohlen, nachdem ich ihm ein Breanna Ouths-NFT
verkaufen konnte!“
Und
so beginnt Lunenkind nun, sich vollends dem Versuch hinzugeben
sich möglich seltsam und komisch zu bewegen, was ihm –
zur Überraschung von niemandem – besser gelingt als
alles, was er jemals im Ring probiert hat. Dabei schüttelt
er wild seinen Kopf in alle möglichen Richtungen, wobei
seine umher schlackernde Zunge immer wieder auf die Maske an
seinem Kopf klatscht – ein rhythmisches „Pflt“-Geräusch
zur Untermalung dieser Goblin-artigen Performance geistigen
Verfalls.
In
diesem Moment kippt Mike Müller nach vorn über. Ihm
läuft Schaum aus dem Mund. Sichtlich verzweifelt streckt er
die Hand nach vorne aus, während Lerbitz bestürzt zu
ihm auf die Knie geht.
Markus
Lerbitz: „Mike? Um Himmels Willen, Mike?! Was ist los?“
El
Hijo De La Lengua: “Hervorragender Einfall für einen
Switch-Up, mein Bester!“
Mit
einem Satz hat Lunenkind einen unfassbar schmerzhaft aussehenden
Bauchklatscher hingelegt, und stößt sich nun mit Hilfe
seiner Zunge vom Boden ab, um den Worm zu machen.
El
Hijo De La Lengua: “Oh yeah, ich spüre, wie ich immer
aserbaidschanischer werde! Das war eine großartige Idee,
Mike!“
Markus
Lerbitz: „Einen Arzt! Um Himmels Willen, einen Arzt! Jemand
hat einen Anfall!“
Tatsächlich
stürmen sofort zwei Männer in weißen Kitteln
herbei – schließlich gibt die GFCW tatsächlich
etwas auf die Sicherheit ihrer Wrestler am Arbeitsplatz. Bestürzt
blicken sie sich um, ehe sie den zuckenden Körper erblicken,
der sich vor ihnen befindet.
Sanitäter:
„Oh Gott, sieh nur! Der Typ mit der Maske! So einen Anfall
habe ich noch nie gesehen!“
El
Hijo De La Lengua: “Das hier ist höchstens ein Anfall
von Inspiration, ihr BÜROKLAMMERN!“
Markus
Lerbitz: „Nein, der hier! Der andere!“
Sofort
wenden die zwei sich um.
Sanitäter:
„Das ist… das sieht übel aus. Ganz übel!
Dirk, mach‘ du den Transport ins Krankenhaus klar! Ich
leiste erste Hilfe!“
Sein
Kollege nickt und spurtet davon. Der Sanitäter kniet sich
neben Müller während Lunenkind durch den Flur
breakdanced. Er dreht Müller zurecht und bringt ihn in die
stabile Seitenlage.
Sanitäter:
„Ich bin seit über dreizehn Jahren in der GFCW, aber
so etwas habe ich nicht mehr gesehen seit… seit…“
El
Hijo De La Lengua versucht sich in diesem Augenblick an einem
Spinaroonie, doch seine eigene Zunge kommt ihm in den Weg und er
haut den Kamera-Mann um. Die Kamera schlägt auf dem Boden
auf. Das Bild wird schwarz. Das Segment ist zu Ende.
Singles Match:
Steve Steel vs. Kid Daniel
Referee:
Henry Phoenix Jr.
Pete:
„Ähm, so, meine Damen und Herren: Jetzt sollte
eigentlich das nächste Match hier losgehen, doch ich
glaube, wir werden das geplante Aufeinandertreffen nicht
erleben können.“
Sven:
„Das Aufeinandertreffen gab es schon früher am
heutigen Abend, aber nicht so wie geplant. Steve Steel hat
Daniel brütal in der Umkleide umgehauen, aber holla war
das krass!“
Pete:
„Das stimmt, Sven. Daniel blieb am Ende blutüberströmt
zurück und musste ärztlich versorgt werden. Dieser
Gewaltausbruch muss Konsequenzen für Steel haben, so
geht’s einfach nicht. Ich meine, wir sind hier nicht
beim Ballett, aber das war zu viel. Daniel wurde von der
Ambulanz abgeholt mit Verdacht auf Gehirnerschütterung
und einer schweren Nackenverletzung, er wird mindestens 1
Jahr ausfallen, wenn er denn überhaupt jemals in den
Ring zurückkehren kann!“
Die
Kamera zoomt nah an unsere beiden Kommentatoren heran.
Sven:
„Das war schon mit das Heftigste, was ich in der GFCW
gesehen habe!“
Pete:
„Das war Körperverletzung, Sven! Steve Steel muss
für die nächs…“
Eine
einsetzende Musik unterbricht die Legende abrupt.
Die
Musik vom Bronzed Adonis ertönt und der Muskelprotz
lässt auch nicht lange auf sich warten. Gemeinsam mit
dem wieselig lachenden Percy Addams im Schlepptau betritt er
die Stage und stellt seinen adonisierten Astralkörper
zur Schau. Steve trägt nicht seine kurzen roten
Wrestlingtrunks, sondern eine ultraenge schwarze
Wrangler-Jeans, aus der oben der gebräunte und geölte
Oberkörper herausquillt. Die beiden entern den Ring und
Steve Steel setzt das mitgebrachte Mikrofon an die Lippen.
Steve
Steel: „KID DANIEL… ICH HABE DICH ZERSTÖRT!!!
Du wirst heute nicht wrestlen! Du wirst nie wieder wrestlen!
Es ist nur traurig für die vielen Fans hier heute in der
Halle, die gekommen sind, um den Bronzed Adonis in Action zu
sehen, aber du bist nicht Mann genug, um mir
gegenüberzutreten, DU BIST EIN WURM!!! Aber die ganzen
Fans hier können immerhin ein bisschen HIER VON sehen!“
Der
Adonis pumpt sich auf und präsentiert seine besten, die
Muskeln und Sehnen zerberstenden Posen. Percy Addams himmelt
ihn dabei vergötternd an.
BUUUH!!!
BUUUH!!!
BUUUH!!!
Steve
Steel: „JAAA, JUBELT MIR ZU!!!“
Der
Referee des angedachten Matches, Henry Phoenix Jr., steht
auch schon im Ring und blickt sich fragend um. Scheinbar
wurde vorher nicht genau abgesprochen, was jetzt passieren
soll. Er wurde nicht informiert, Mal wieder typisch GFCW!
Steve
Steel: „LOS, REF!!! ZÄHL DIESEN HUNDESOHN AN, WENN
ER BEI 10 NICHT DA IST GEWINNE ICH DAS MATCH, HEHEHE!!!!!“
Und
tatsächlich, Phoenix Jr. ist so perplex, dass er anfängt
zu zählen.
1!
…
2!
…
3!
…
4!
Pete:
„Was soll das denn?! Wir wissen doch alle, dass hier
jetzt kein Match stattfinden wird!“
5!
…
6!
…
7!
Sven:
„Was für eine Farce!“
8!
…
9!
…
10
… … … NEIN! WAS ZUM…?!
Aus
den Boxen tönt jetzt erneut ein Musik, es ist KID
DANIELS Musik!
Pete:
„What the…?! Da ist Daniel, da ist Kid Daniel!
Ach du Kacke, Daniel lebt! Er lebt! Er ist am Leben!“
Und
tatsächlich, da ist Kid Daniel, er schleppt sich auf die
Stage und guvkt hasserfüllt in Steels Richtung. Daniel
sieht verarztet auf, er hat einen weißen
Mullbinden-Turban, überall an seinem Körper sieht
man noch das getrocknete Blut. Daniel humpelt in Richtung
Ring, und je näher er dem Geviert kommt, umso schneller
und flüssiger werden seine Bewegungen.
Sven:
„Oh mein Gott, der Hass treibt Daniel an! Der Hass auf
Steel!“
Im
Ring können Steel und Addams es gar nicht fassen,
angsterfüllt und fassungslos schauen sie sich an und
halten sich gegenseitig fest, unfähig zu handeln. Dann
slidet Daniel in den Ring…
DING
DING DING
Pete
„Wir sehen hier DOCH ein Match! Unglaublich!“
Kid
Daniel prügelt wie von Sinnen auf Steel und Addams ein
und drängt die beiden in Richtung Ringseile, wo er sie
prompt aus dem Ring herausprügelt und beide hart auf den
Hallenboden fallen. Sofort hüpft das Kid hinterher und
schnappt sich jetzt Steve, Percy ist ohnehin von der kleinen
Tracht Prügel schon bedient.
IRISH
WHIP IN DIE STAHLABSPERRUNG!!!
Krachend
und klongend geht Steel in die Absperrung, so dass diese sich
verbiegt, Daniel sofort hinterher.
IRISH
WHIP IN DIE NÄCHSTE ABSPERRUNG!!!!!
Und
so geht es weiter, bis Daniel mit Steel einmal komplett um
den Ring rum ist. Phoenix Jr. zählt besonders langsam
und bei 9 whippt Daniel Steel wieder in den Ring.
EINS!
…
ZWEI!
…
KICK
OUT!
Sven:
„Krass, aber das reicht noch nicht.“
Sofort
macht Daniel weiter…
T-BONE
SUPLEX!!!
Jetzt
klettert der D-ster schnell auf die Ringecke und…
MOONSAULT!!!
VOM OBERSTEN SEIL!!!
EINS!
…
ZWEI!
…
KICK
OUT!
Wieder
kommt Steel raus. Auch bei dem Adonis hat sich mittlerweile
ein Cut am Auge geöffnet, scheinbar ist er einmal
besonders übel auf die Stahlabsperrung geknallt.
Pete:
„D-da… da ist Percy Addams!“
Addams
hat sich wieder aufgerappelt und klettert gerade auf den
Apron, um sich mit einem Stahlstuhl bewaffnet in den Ring zu
schleichen. Er wollte Daniel wohl hinterrücks
attackieren, doch genau rechtzeitig dreht dieser sich um und
sieht Addams. Daniel stürmt auf Addams los, der vor
Schreck den Stuhl fallen lässt und sich wieder aus dem
Ring fallen lässt, just in time bevor Daniel ihn
erwischt hätte. Daniel folgt ihm aber nicht nach draußen
sondern blickt nun auch den Manager, der einst seinem Vater
auf den Commissionerposten der GFCW gefolgt ist, hasserfüllt
an. Als Kid Daniel sich wieder umdreht…
KLONNNNNNG-BADABUMMM-BÄNG!!!!!
Steve
Steel war aufgesprungen und hat sich den Stahlstuhl, den
Addams hat fallen lassen geschnappt. Und nun auch eingesetzt.
Daniel kracht zu Boden und Henry Phoenix Jr. handelt sofort
und gibt das Zeichen, das Match hier abzubrechen. Das geht zu
weit.
DING
DING DING
Sieger
des Matches durch Disqualifikation: Kid Daniel!
Pete:
„Ich… das ist nicht…“
Pete
und Sven hat es die Sprache verschlagen, und die Kamera zoomt
jetzt auf Steve Steel heran, der mit blutendem Gesicht und
hasszerfressenem Gesicht über Daniel steht. Auch Addams
wieselt sich sofort wieder in den Ring.
BÄNG!!!
BÄNG!!!
BÄNG!!!
BÄNG!!!
BÄNG!!!
Steel
drischt immer weiter und weiter auf Daniel ein, und dann
strömen auch schon die ersten Sicherheitsleute der GFCW
in den Ring, die schnell mehr werden. Da ist natürlich
wieder Azrael, aber da ist auch der Hüne Ricky Murk, der
mittlerweile Mittfünfziger, der immer noch eine
beeindruckende Erscheinung ist und jetzt versucht, Steve
Steel gemeinsam mit anderen irgendwie
zu bändigen. Und tatsächlich, mit 10-15 Mann
schaffen sie es dann, Steel irgendwie aus dem Ring zu drängen
und in den Backstagebereich zu „chauffieren“.
…
Die
Kamera geht dann wieder auf den Ring, wo eine ganze
Sanitätertraube sich um Daniel herum platziert hat, der
immer noch regungslos da liegt. Schließlich sieht man,
wie der auf eine Bahre gelegt wird und der Abtransport
vorbereitet wird. Das alles ohne Kommentare, Pete und Sven
hat es immer noch die Sprache verschlagen.
…
Dann
fadet das Bild aus und GFCW War Evening geht in die
Werbepause.
Ein cremiger
Teig wird vom Rührgerät bearbeitet. Fast schon
hypnotisierend bleiben die Furchen des Rührers in der Masse
eingekerbt, bis eine Runde vollendet ist und der Teig an gleicher
Stelle wieder durchfahren wird.
Von oben rieseln
plötzlich kleine Stückchen Schokolade in den Teig.
Sofort werden sie vom Teig aufgefangen und durch das Rühren
in der Masse vergraben.
Aus dem Off
ertönt die Stimme einer Frau. Lieblich, fast schon
verführerisch haucht sie in das Mikrofon.
Schokoladig...
Die
Schokosplitter hören auf zu fallen. Stattdessen läuft
von der anderen Seite nun weiße Sahne, gemischt mit
Karamell, in die Schüssel.
Cremig...
Und wieder
beginnt das Rieseln. Diesmal jedoch keine Schokolade. Feine
Bröckchen an Haselnüssen regnen in den Teig.
Nussig...
Fließend
geht das Bild über. Weg von der Rührschüssel und
hin zu einem fertigen Kuchen, serviert auf einem edlen schwarzen
Teller mit goldener Verzierung. Mit Schokolade überzogen
ruht er dort und wirft einen matten Glanz in den leeren Raum.
Langsam wird alles gedreht und von allen Seiten präsentiert.
Dazu wieder die Stimme...
Das
Ergebnis...
Wieder
verschwimmt das Bild und statt dem Kuchen dreht sich auf dem
Tisch nun ein weißer Karton. Dann stoppt er. Abrupt
schaltet die Kamera um, zeigt das Logo der Box. Dazu eine
gänzlich andere Stimme. In einem ganz anderen Tonfall...
Alex:
Pi-Pie. Rund in der Form, rund im Geschmack. Der Genuss...ist nur
eine logische Konsequenz.
…
…
…
JETZT NEU!
Der PI-PIE² verwöhnt den Gaumen mit
Zartbitter-Schokostücken und einer himmlischer Glassur in
saftig lockerer Konsistenz. Und das alles ganz:
VEGAN
Laktosefrei
Glutenfrei und weizenfrei.
Die liebliche Frauenstimme wird wieder von der
Monotonie des Mathematikers ersetzt.
Alex:
Minus Laktose, minus Gluten ergibt plus Geschmack.
Liam
Spencer: „Ich habe keine große Lust, mit dir zu
reden. Nichts persönliches.“
Der
junge Engländer steht mit verschränkten Armen im
Backstage-Bereich, direkt vor einem Monitor, und begutachtet
offenbar was auch immer dort zu sehen ist überaus intensiv.
Vivien
Tolnai: „Hast du denn etwas Besseres zu tun? Du stehst nur
hier herum und tust nichts. Ein Match hast du schließlich
nicht. Und dein nächstes Match steht wohl erst bei Doom’s
Night an, also…“
Die
Journalistin des Catch Beobachter Newsletters steht so nah an
Buzzkill, wie es geht, ohne übermäßig
aufdringlich zu wirken.
Liam
Spencer: „Woher weißt du das überhaupt?“
Vivien
Tolnai: „Das hat man mir erzählt.“
Liam
Spencer: „Du meinst Aiden hat es dir erzählt.“
Vivien
Tolnai: „Hat er denn Unrecht?“
Unzufrieden
mit dieser Situation grummelt Spencer etwas vor sich hin. So
leicht gibt Tolnai allerdings natürlich nicht auf.
Vivien
Tolnai: „Er hat auch gesagt, du wirktest… nicht
begeistert von der Idee, mit deinem Coach zu teamen.“
Liam
Spencer: „Ich bin auch verdammt nochmal nicht begeistert.“
So
ein Mist. Konnte dieser nervtötende Rotari nicht einmal
damit aufhören, ihm auf die eine oder andere Art und Weise
auf die Nerven zu gehen? Nun, vielleicht ja nach dessen heutigen
Match.
Liam
Spencer: „Ich bin eben kein Teamplayer.“
Vivien
Tolnai: „Warum?“
Natürlich
lässt die Frau, die hier auf etwas Interessantes für
zukünftige Artikel aus ist, nicht so einfach locker.
Vivien
Tolnai: „Ist es wegen Breads‘ Niederlagenserie? Hast
du Angst, er wird dich zurückhalten?“
Liam
Spencer: „Was? Bullshit. Nein. Ich
habe Angst, dass ich es bin, der nicht gut genug ist.“
Der
Mann, den sie „Buzzkill“ nennen, nimmt nun die Hände
entwaffnet nach unten und sieht direkt zu Tolnai herüber. Im
Gegensatz zu Rotaris beinahe Politiker-haften Nicht-Aussagen
wirkt seine kompromisslose Direktheit besonders markant.
Liam
Spencer: „Ich hasse
es, schuld an etwas zu sein, oder verantwortlich für das
Leiden Anderer. Ich habe bei der letzten Show gegen Luna Rosario
verloren. Ich hab’s verkackt, ich habe auf die Fresse
bekommen, ich habe Fehler gemacht, ich wurde gedemütigt,
aber das ist alles mir
passiert. Damit kann ich leben. Mund abputzen. Weiter machen.
Neuer Versuch.“
Er
dreht den Zeigefinger ein paar Mal im Kreis, um ein sich
wiederholendes Muster darzustellen.
Liam
Spencer: „Aber mit Anderen kämpfen? Dem Coach wurde
gerade erst sein großes Dream-Match kaputt gemacht, das ihm
etwas Ablenkung von diesen… Protokoll-Bastarden gegeben
hätte. Und jetzt tritt er in diesem Match mit mir an, für
mich, um mir einen Gefallen zu tun oder so eine Scheiße.
Was weiß ich, was er da zu tun glaubt, der selbstgefällige
weiße Ritter.“
Buzzkills
Verärgerung über die Taten von Breads ist vollkommen
echt, allerdings scheinen die Gründe dafür andere zu
sein als man bisher annehmen durfte.
Liam
Spencer: „Was, wenn ich am Ende gepinnt werde, obwohl er
der Beste von den Vieren im Ring ist? Was, wenn er weiter keinen
Pinfall holt, und ich verantwortlich bin?
Ich
lehne seine Hilfe nicht ab, weil ich glaube, dass ich nichts von
ihm lernen kann. Ich lehne sie ab, weil ich nicht will, dass er
glaubt, er hätte an meinem Misserfolg eine Teil-Schuld. Und
ich will nicht sein Partner sein, weil ich niemals…
nirgendwo… unter keinen Umständen… das
schwache Glied sein will. Ich bin bereit unterzugehen und ich
werde jedes Mal wieder aufstehen.
Aber
ich werde niemanden mit mir in den Abgrund reißen. Ich
siege allein und ich verliere allein. Luna Rosario hat mir
gezeigt, dass ich wohl noch öfter verlieren werde, bevor ich
bereit bin in der GFCW zu siegen. Das hier sind nicht die
kleinsten Indies in den High Schools von Nord-England.
Aber
fuck it, ich renne trotzdem weiter an. Nur so wird man besser.
Ich will keine kleinen Aufbau-Gegner, ich will die Besten der
Besten, auch wenn ich jedes einzelne Mal verliere. Ich kenne
keinen Respekt, keine Furcht und keine Zurückhaltung.“
In
die Augen von Tolnai tritt so etwas wie echtes Verständnis.
„Harte Schale, weicher Kern“ ist ein Klischee, aber
dennoch ist nachzuempfinden wie Spencer fühlt: Er will
niemandem zur Last fallen und seinen Weg möglichst allein
gehen. Doch man lässt ihn nicht so wirklich. Breads‘
Gedanken mögen aus dessen Sicht nobel sein, für Spencer
bedeutet diese Situation allerdings Magenschmerzen.
Liam
Spencer: „Ich will Luna Rosario zeigen, dass ich aus
unserer letzten Begegnung gelernt habe. Ich will Drake Nova
Vaughn klar machen, dass er sich für sehr viel schlauer hält
als er eigentlich ist. Ich will Ricks, ich will Schwanenburg, ich
will Rickson, ich will Jannek, ich will Hathaway. Aber ich muss
das allein schaffen. Davon bin ich überzeugt. Das ist mein
Weg, der Weg des größten Widerstands. Diese Aufgabe
bürde ich mir selbst auf und keinem Anderem.
Ich
werde nicht schuld am Leid und Untergang der wenigen sein, die an
mich zu glauben zu scheinen. Ich bin kein Team-Player und wollte
auch nie einer sein. Und das werde ich dem Coach schon noch klar
machen, bevor es zu spät ist. Für mich… und für
ihn.“
Wir befinden uns
in der Halle und auch wenn gerade im Ring nichts geschieht, so
sind die Fans dennoch recht ausgelassen in Feierlaune. Vor allem,
als auf dem Titantron ein Bild eingespielt wird. Es zeigt, wie in
einer Kabine zwei Männer nebeneinander stehen und sich nett
miteinander unterhalten. Keine Türe, an die erst angeklopft
werden muss, es geht direkt los. Natürlich geht ein Jubel
durch die Arena, als dieses Bild eingespielt wird, denn wir sehen
hier die beiden Männer, die eigentlich in der vergangenen
Show ein Match hätten bestreiten sollen, auf welches seit
über zehn Jahren jeder in der GFCW GALAXY wartet.
Robert Breads
und Antoine Schwanenburg.
Wir nehmen den
Jubel in der Arena noch mit und dann zoomt die Kamera auf den
Titantron, bis wir uns in einem nahtlosen Übergang dann auch
direkt mit den beiden Legenden in der besagten Kabine befinden.
Robert visiert die Nachwirkungen der genähten Wunde auf der
Stirn an und es scheint, als hätten sie sich bevor wir dazu
kamen über eben jene Verletzung unterhalten. Wir kommen erst
dazu, als das nächste Thema angesprochen wird.
Antoine:
„Wie dem auch sei, Robert...“
Der Elefant im
Raum weiß Bescheid.
Antoine:
„Dieses Match hätte ich wirklich nur zu gerne
bestritten. Du kennst mich, ich bin kein spontaner Mensch. Ich
plane, hinter jeder Aktion steckt eine gewisse Logik. Aber als
wir dieses Match relativ unbeschwert angekündigt hatten,
fühlte ich mich wieder in das Jahr 2010 zurück
versetzt. Damit will ich nicht sagen, dass wir nun alt und nicht
mehr so gut sind, wie früher, aber ein wenig fühlte es
sich für mich so an, als würde ich eines meiner ersten
Matches bestreiten.“
In den Augen des
ehemaligen Kaisers sieht man, dass er ein wenig in Erinnerungen
schwelgt.
Antoine:
„Es fühlte sich gut und richtig an, dass wir uns nach
all' den Jahren endlich zu diesem Match durchgerungen hatten.“
Die
Körpersprache von "Canada's Own" scheint
Zustimmung auszudrücken.
Robert
Breads: "Wir sollten keine weitere Dekade verstreichen
lassen, ehe wir uns noch einmal dazu durchringen."
Antoine:
„Ja, wir werden es definitiv nachholen. Nicht heute, nicht
morgen, aber es wird passieren. Das werde ich mir nicht nehmen
lassen, du wirst es dir ebenso wenig nehmen lassen wollen und
dass all' die Fans dort draußen das unbedingt sehen wollen,
ist das natürlich ein positiver Nebeneffekt. Verstehe mich
nicht falsch, nur zu gerne würde ich dieses Match so schnell
wie möglich erneut ansetzen...“
Die Hand geht an
die Stirn, genauer gesagt an die Wunde.
Antoine:
„Aber mit diesem Schatten hinter mir, wird das Ganze eine
schwierige, nahezu unstemmbare Aufgabe. Leider hat sich Jannek
davor gedrängelt und das ist eines dieser Probleme, welches
sich nicht einfach in Luft auflöst, wenn man es ignoriert.
Ich denke, es würde schlimmer werden, wenn ich mich nicht
darum kümmere. Dafür möchte ich um Verzeihung
bitten.“
Robert
Breads: "Es gibt nichts, für das du dich entschuldigen
müsstest. Ich sehe deinen Willen mir deine volle
Aufmerksamkeit zu schenken als Geste des Respekts. Und mit
Respekt werde ich in letzter Zeit nicht unbedingt überschüttet,
wie du eventuell mitbekommen hast."
Ein vages Nicken
in keine bestimmte Richtung, es soll einfach nur "Du weißt
schon was ich meine" bedeuten.
Robert
Breads: "An die 2010er-Inkarnation von Antoine Schwanenburg
fühle ich mich im Performance Center allerdings oft genug
erinnert um mir für unser letztliches Aufeinandertreffen die
aktuelle Version deiner selbst zu wünschen."
Seiner aktuellen
Situation als untergrabener und degradierter Mitarbeiter zweiter
Klasse konnte Breads in den letzten Wochen kaum entkommen. In
einem Duell mit Schwanenburg hätte er sich wieder wie der
ultimative Wrestler fühlen können, doch das bleibt nun
wohl aus. Antoine selbst rümpft doch deutlich die Nase, als
Robert die '2010er Inkarnation' von ihm nennt.
Robert
Breads: "Meine "Sieglos"-Serie so zu beenden ist…
armselig und traurig. Ich bin zwar nicht Aiden und werde herum
stolzieren und mit meinem 1-0-Record gegen dich prahlen, aber
dass unser erstes Aufeinandertreffen durch Forfeit endete steht
nun nichtsdestotrotz in den Geschichtsbüchern, und das passt
mir ganz und gar nicht. Ich bin mir sicher, dass du weder
Motivation noch Tipps oder Glück brauchen wirst, um Jannek
heimzuzahlen was passiert ist, aber nachdem er die Chance hatte
Zereo Killers Karriere zu beenden und es nicht getan hat…"
Dem Kanadier
läuft ein offensichtlich gespielter und sarkastisch
gemeinter Schauer über den Rücken – schließlich
bestand nun immer noch die Chance, dass irgendwo ein Mitglied der
#ZereoArmy vor dem Spiegel dreimal "You Still Got It!"
flüsterte.
Robert
Breads: "...könnte ich ohnehin sehr gut damit leben,
wenn er wieder dahin verwiesen wird, wo er hingehört."
Breads deutet
mit dem Zeigefinger nach unten.
Robert
Breads: "Auf das zweithöchste Level. Unter die Namen
wie Schwanenburg, Breads, Ricks oder Rickson. Ich kümmere
mich inzwischen um… nun ja. Drake, seine Jünger, das
Performance Center, das Protokoll… ich schätze, ich
bin in näherer Zukunft genauso beschäftigt. Aber ich
verspreche dir, ich werde deine Worte nicht vergessen. Und wir
werden dieses Match haben, wenn keiner von uns auch nur den Hauch
einer Ausrede hat. Das sind wir uns selbst schuldig."
Dann streckt er
die Hand aus. Antoine fixiert diese kurz, nimmt aber noch nicht
an.
Antoine:
„Ich werde mich so schnell es geht um diese Situation
kümmern. Dann, wenn ich nicht mehr über meine Schulter
sehen brauche und jeden Störfaktor beseitigt habe, dann
werden wir uns im Ring wiedersehen und uns beide mit diesem Match
belohnen. Aber so lange Jannek existiert und mit der Attitüde
herumläuft, er könne Matches gegen Wrestler wie uns
unterbrechen ohne dass es ernste Konsequenzen für ihn
nachzieht, werden wir noch ein kleines Weilchen mehr auf dieses
Match warten müssen.“
Und jetzt gibt
es den Handshake.
Antoine:
„Aber weißt du, Robert, auf diese paar Wochen oder
Monate, was es dann auch immer sein wird, kommt es nun auch nicht
mehr an. Ich werde erst Jannek und jedem möglichen
Trittbrettfahrer zeigen, dass es ein gewaltiger Fehler ist, sich
zwischen uns und das Match zu stellen. Ich werde keine Gnade
walten lassen.“
Robert
Breads: "Das hätte mich auch enttäuscht."
FADE
OUT
Tag Team-Match:
Birds of Decay (Zany Levy & Scarecrow)
vs. 5* Hautevolee (Matthäus Meister & David Hott)
Referee:
Guido Sandmann
I´LL TAKE YOUR DREAM
AND CRUSH IT
Der
bekannt Ausruf dringt aus den Lautsprechern und die harten Klänge
von Hatebreed können natürlich nur eines bedeuten:
Leviathan ist hier. Die rote Beleuchtung durchzieht die Halle und
die Namen von Zane Levy und Scarecrow flammen auf dem Tron auf,
während die unheimlichen Bilden von Silas´ eigenem
Film im Hintergrund laufen. Und einer nach dem anderen tritt die
gesamte Armada durch den Vorhang. Vornweg die Birds of Decay
höchstselbst: Scarecrow, in Mantel und Pestmaske gehüllt,
die roten Augen unheimlich funkelnd. Zane Levy, der Purifier,
bemalte Stiefel, lila Haare, Stulpen, Make-Up, Band-Shirt.
Und
hinter ihnen der absolut harmlose, unverdächtige und nie
eingreifende Supporting-Cast: Luna Rosario, The End und der
Intercontinental Champion, Drake Nova Vaughn, der es sich
natürlich nicht nehmen lässt rückwärts auf
die Stage zu laufen und den Schriftzug „Eternal Champion“
auf seinem Rücken zu präsentieren unter dem mit kleinen
Patches alle bisherigen Titelverteidigungen aufgelistet waren.
Sven:
„Und da sind die Sieger des ersten Matches dieser beiden
teams.“ Pete:
„Sieger unter dubiosen Umständen.“ Sven:
„Aber Sieger.“ Pete:
„Ich will Zane und Scarecrow, vor allem letzterem, ja gar
nichts absprechen. Aber ich halte die Hautevolee hier schon für
das bessere Team.“ Sven:
„Abwarten. Aber in einem Punkt hast du natürlich
Recht: Die Umstände des letzten Sieges. Und die haben, wie
wir deutlichst gehört haben, Hott und Meister mehr als nur
angesäuert zurückgelassen.“ Pete:
„Die Abneigung von Leviathan gegen die beiden ist…
Nicht ganz unerklärlich aber meinst du nicht, sie haben Hott
und Meister einfach nur provozieren wollen um diese Plattform
hier zu kriegen?“ Sven:
„Zane will seine Tag Team Titel wieder. Und er muss
irgendwo anfangen. Warum also nicht Janneks Protoges nehmen? In
Leviathans Augen ist das sicherlich mehr als nur sinnvoll.“
Der
Trupp schiebt sich langsam in Richtung des Rings, immer wieder
einige Worte wechselnd. Was da wohl besprochen wird. Scarecrow
breitet noch einmal die Arme aus, was nicht nur das Leviathan
Logo auf seinen Handinnenflächen präsentiert sondern
auch die üblichen Flammen die Rampe entlang schießen
lässt. Levy legt das Shirt ab und springt mit einem Satz auf
den Apron, starrt förmlich ein Loch in seine Gegner.
Laura:
„Ihre Gegner: Mit einem gemeinsamen Gewicht von 167
Kilogramm. Zane „Purifier“ Levy und the 5th horseman
of the apocalypse: THIS IS SCARECROW!“
Sie
pausiert kurz.
Laura:
„BIIIIRDS OF DECAY!“
Seinem
Partner zunickend steigt David Hott durch die Seile und der
Meister macht sich bereit das Match zu beginnen. Auf der
Gegenseite gibt es einen kurzen Fistbump, bevor Scarecrow Mantel
und Maske ablegt und in die Mitte des Rings tritt. Es kann
losgehen.
Frühphase
Angst
sieht jedenfalls anders aus. Scarecrow bringt dem wesentlich
größeren Meister keinerlei Respekt oder übertriebene
Vorsicht entgegen. Die jeweils stärkeren Teile ihres Teams
tasten sich gar nicht lange ab, sondern beginnen sich mit
Clotheslines, Front-Kicks und Forearm Smashes direkt mal richtig
einzuschenken. Meister scheint von vielen Attacken kaum
getroffen, doch auch Silas steckt die Schläge gut weg.
Selten geht er zu Boden, nur um direkt wieder auf die Beine zu
schnellen. Wechsel? Fehlanzeige! Die beiden scheinen regelrecht
Spaß daran zu haben sich ohne jeden Bullshit und ohne jede
Defensive zu messen. Daran ändern auch die Zurufe Leviathans
von der Ringseite nichts.
Pete:
„So ganz zufrieden scheinen sie hier nicht mit Scarecrow zu
sein.“ Sven:
„Ich glaube auch, dass hier ein gewisser Trotz nicht der
beste Ratgeber für Scarecrow ist. Beeindruckend wie er hier
mitgeht? Klar. Aber davon kann er sich am Ende nichts kaufen und
wenn du mich fragst, endet das auf lange Sicht böse, was er
hier versucht. Meister wirkt als würde er ein
Aufwärmprogramm abspulen.“
Ganz
so einfach wird es für den Hühnen unter den vier
Teilnehmern dann doch nicht, denn Scarecrow reagiert jetzt auf
die Anweisungen seiner Crew. Taucht immer wieder ab, schießt
Legkicks, versucht Meister von den Beinen zu holen, ihn mit
dessen eigenem Schwung überzuwerfen. Lehrbuch Seite 1 wenn
man gegen einen wesentlich größeren Gegner antritt,
doch so wirklich mag es noch nicht funktionieren.
Sven:
„Trotzdem schöne Adaption vom Rookie.“ Pete:
„Ohne Frage.“
Schließlich
besinnt Scarecrow sich endlich darauf, was das hier für eine
Matchart ist und schafft es tatsächlich Meister
zurückzudrängen und Zane ins Match zu holen. Die Tag
Team Offensive der beiden scheint dem Big Man schon eher
zuzusetzen, doch relativ bald kann Matthäus diesen Sturm
unterbrechen, rammt Zane mit einem Pounce durch den halben Ring
und feuert anschließend zusammen mit seinem Partner
ebenfalls ein kleines Feuerwerk an Double Teams ab, das unter
lauten Buhrufen schließlich von Leviathan unterbunden wird,
die Levy aus dem Ring ziehen.
Sven:
„Und am Ende des Tages…“ Pete:
„Leviathan bleibt Leviathan. Und das ist genau das was sie
so stark macht. Ob es mir gefällt oder
nicht.“
Mittelphase
Leviathan
hat die Rechnung wohl ohne den Wirt gemacht, denn David Hott
fackelt nicht lange und segelt aus dem Ring um die Offensive
aufrecht zu halten. Naja. End gelingt es zumindest Zane aus dem
Weg zu reißen. Vaughn kassiert den Dive zwar mit voller
Wucht, doch ein Kick gegen Hotts Schläfe dreht das
Angriffsrecht wieder relativ eindeutig. Und zur Feier des Tages
schleudert Levy ihn gleich noch gegen den Apron, bevor er ihn in
den Ring zurückzerrt und mit seinem liebsten Suplex
Facebuster in die Matte hämmert. Tag zu Scarecrow und der
kann sich erstmal austoben. Doch ein Count von 2 nach dem Spear
ist das höchste der Gefühle und so ist bei den Birds of
Decay erstmal Kräfte sparen angesagt und selbst Levy fährt
das Tempo ein bisschen herunter zwischen den vielen Wechseln die
nun folgen. Was nicht heißt, dass es weniger für Hott
einzustecken gibt.
Sven:
„Ein Fehler und sofort ist Hott wieder isoliert.“ Pete:
„Die Birds of Decay kämpfen simpel aber effektiv.
Nichts zu absurdes, nichts zu komplexes, lass Scarecrow das tun,
was er schon kann. Ich gebe zu, bei aller Abneigung, ich muss den
Hut ziehen.“ Sven:
„Und jetzt muss man auch fragen: Mit der ersten Niederlage
im Hinterkopf… Kommen langsam die Selbstzweifel bei der
Hautevolee?“
Nö.
Zack Spinning Superkick in Zanes Highflying Offensive. Zack. Tag
zu Meister. Und es geht in die andere Richtung. Und Matthäus
Meister ist jetzt wie im Schlaraffenland. Scarecrow wird vom
Apron geschleudert, Zane fliegt in die Ecke, Body Avalanche,
Powerslam, Lariat. Sichtlich zufrieden posiert der Big Man in der
Mitte des Rings, während Levy wohl erstmal überlegen
muss welches Jahrhundert wir haben.
Aber naja, Leviathan
die zweite. Scarecrow macht sich drauf und dran in den Ring zu
steigen um seinem Partner zu helfen, doch Sandmann hindert ihn
daran. Meister will gerade Zane aus der Ecke ziehen um den
Ansturm fortzusetzen doch an Drakes Hand funkelt etwas
auf.
Sven:
„Der Schlagring!“ Pete:
„Nicht schon wieder!“
Mit
einem hässlichen Geräusch landet die Faust an Meisters
schläfe und als der ringrichter sich auf Lunas rufen wieder
umdreht findet sich der Riese mit den Schultern auf der Matte
wieder. Roll-Up!
1…
2….
Aber
die Schulter geht hoch. Leviathan am Ring kann es nicht fassen.
David Hott auf dem Apron hingegen peitscht seinen Partner jetzt
an. Diesen Schuss von Leviathan hatten sie schonmal
überlebt.
Spätphase
Nichtsdestotrotz
scheinen die Birds of Decay jetzt das Match in der Hand zu haben.
Neck Breaker, Heel Kick – Scarecrow packt sein gesamtes
Arsenal gegen Meister aus. Hott kann noch schlimmeres verhindern,
doch mit jedem Mal muss auch er, nach der Barrage vorhin, mehr
und mehr einstecken, während vor allem Scarecrow noch gut zu
laufen scheint. Levys High Flying Offensive scheint den Tank
schon gut gelehrt zu haben, doch in einem Tag Team Match gibt es
immer wieder Zeit sich zu erholen und abermals aus allen Winkeln
in seinem Gegner einzuschlagen.
Pete:
„Passiert es wieder?!“ Sven:
„Letztes Mal hatten die Birds Probleme das Match zu
beenden, können sie heute den Sack konsequenter
zumachen?“
Cleansing
Machine von Levy soll folgen, doch mit aller Kraft fängt
Meister ihn ab und bombt ihn förmlich mit einem Ura-Nage in
die Matte, bevor er zu Hott wechselt. Der zwirbelt sofort mit
Handstand Kicks durch den Ring, fegt Levy von den Beinen, legt
wie man es halt an einem normalen Freitag Abend macht einen
Phoenix Splash hinterher, doch Zane kickt aus. Kurzer Blick des
Ringrichters nach Levys Wohlbefinden. Sofort das Signal für
Luna Hotts Bein festzuhalten, doch diesmal reagiert er schnell
genug und erwischt Luna im Gesicht. Kaum eine halbe Sekunde
Verzögerung und doch genug für Levy zu Scarecrow zu
hechten, der sofort all guns blazing in den Ring
donnert.
Finish
Ein
weiterer Spear soll folgen, doch Hott Leapfrogt über den
heranfliegenden Rookie.
Mit Anlauf schießt er erneut
an Scarecrow vorbei und springt in die Seile. Scheinbar will der
Highflyer mit einem Moonsault auf seinen Gegner federn, doch kaum
taucht der Kopf zum Überschlag ab, ist Scarecrow schon
bereit zum Gegenschlag.
SPINNING BACKFIST
Mit
einem Lauten Knall trifft die Faust Hott, der ungesund zu Boden
schlägt. Einige Fans schlagen die Hände vor den
Mund.
Sven:
„Ach du…“ Pete:
„Hoffentlich hat er sich da nicht schwerer
verletzt.“
Referee
Guido Sandmann will sofort nach David Hott schauen, doch
Scarecrow stößt ihn nur zur Seite und zerrt Hott an
einem Arm in die eigene Ecke.
Tag!
Doch Levy tritt
nicht in den Ring. Er umfasst das oberste Seil, zieht kurz daran,
wippt zweimal mit den Knien. Alles bereit zum Abheben. Er nickt
Scarecrow zu und der packt Hotts Kopf.
Sven:
„Wir haben das schonmal gesehen! Das war das Ende von
Meister im ersten Match!“ Pete:
„Sie nennen diese Combination „Nightfall“ Sven:
„Wenn sie treffen is es auf jeden Fall Gute Nacht für
David Hott.“
Mit
einem Ruck hebt Scarecrow den, verglichen mit Matthäus
Meister, wesentlich leichteren David Hott auf seine Schultern –
bereit ihn mit einer Powerbomb direkt in die Ecke zu schicken.
Doch wie durch ein Wunder ist Hott scheinbar wieder bei Sinnen
und rotiert herum.
INVERTED FRANKENSTEINER
Benommen
schlägt Scarecrow in die Matte ein, braucht eine Sekunde um
sich zu sammeln. Zane Levy derweil als der legale Mann im Match
reagiert schnell, steigt aufs zweite Seil und springt in den
Ring. Doch die schnellere Version der Attacke zwingt ihn
Reichweite aufzugeben. Hott entkommt und trifft hart mit dem
Superkick.
Pete:
„David Hott wehrt beide Gegner ab. Kommt er zu seinem
Partner?“
Zane
taumelt rückwärts, stehend K.O. Doch nun schaltet auch
Scarecrow schnell, während Hott noch einmal stolpert und zu
Boden geht. Er rollt sich unter dem untersten Ringseil hindurch,
schießt auf die Beine und klatscht Levy, der in der Ecke
lehnt, sofort wieder ab.
Tag!
Er rauscht in den
Ring und wirft sich mit seinem gesamten Gewicht auf Hott, der auf
allen Vieren mit seinem Arm schier Millimeter von Meister
entfernt ist.
Sven:
„Was für eine Reaktion von Scarecrow!“ Pete:
„Letzte Show noch durch unerfahrenheit verloren, heute eine
absolute Glanztat an Übersicht.“
Brutal
drischt Scarecrow von Hotts Rücken aus mit einigen Forearms
auf diesen ein.
Sven:
„Ich glaube aber Silas ist hier auf sich alleine gestellt
erstmal.“ Pete:
„Huh?“
Doch,
doch. Richtig beobachtet Sven. Zane hat sich vom Apron geschoben
und sitzt mit schmerzverzerrter Mine an der Barrikade. Luna,
Drake und ein Ringarzt knien besorgt neben ihm. Der Purifier
deutet wiederholt auf seinen Nacken.
Im Ring aber keine
Pause. David Hott scheint am Ende seiner Kräfte angelangt.
Sein letzter Versuch irgendwie dieses Match am Laufen zu halten
war gescheitert. Leblos liegt er in den Armen seines Gegners.
Scarecrow hat nur einen erhobenen Mittelfinger mit Meister auf
dem Apron übrig, als er Hott einhakt.
COMING OF WAR
Sofort
schnellt der Rookie nach oben, sieht nach Meister, doch der steht
noch auf dem Apron. Hektisch geht Scarecrow ins
Cover
1 2 3
Naja Möchte man meinen.
Scarecrow covert hier durchaus für drei Sekunden. Kein
Count. Außer Spesen nix gewesen, wie man so sagt.
FINAL
JUDGEMENT
ONE
TWO
THREE
DING DING
DING
Sieger
des Matches durch Pinfall: 5*Hautevolee
Pete:
„Warte was ist gerade passiert?“ Sven:
„Ich… War meister der Legale Mann?“
Sofort
schießt das Replay auf den Bildschirm und auch Sven und
Pete lehnen sich nah an ihren Monitor.
Sven:
„Heilige… Ich sage dir was passiert ist. Da haben
wir Scarecrow gerade noch gelobt. Er hat weder mitbekommen, dass
in seinem Finishing Manöver Meister seinen Partner berühren
konnte. NOCH dass Zane nicht auf dem Apron war.“ Pete:
„Komplett im Tunnel der Junge.“ Sven:
„Und so schnell gehts.“
Mit
mehr als zufriedener Mine zerrt Meister seinen Partner auf die
Beine, der grinsend auf Scarecrow blickt. Jubelnd lassen die
beiden ihre Arme erheben. Bei Leviathan am Ring große
Ratlosigkeit – und bei Zane sichtliche Frustration.
Fünf
Sekunden in denen sie die Kontrolle verloren reichten ihren
Gegnern. Eiskalt bestraft.
Die
Schlacht ist geschlagen und dieses Mal ist es die 5*Hautevolee
die siegreich aus ihr herausgekommen ist. Noch immer sitzt Zane,
den Nacken haltend, an der Barrikade und scheint vor Wut zu
schäumen, während The End jetzt langsam Scarecrow aus
dem Ring rollt. David Hott und Matthäus Meister hocken,
erschöpft aber zufrieden, im Ring. Hott hat sich von einem
Ringside-Mitarbeiter ein Mikrofon reichen lassen. Anscheinend
folgt da nach der physischen wohl auch noch eine verbale
Auseinandersetzung…
David
Hott: „Hey Zane… und Strohköpfchen! Wollt ihr
wirklich schon gehen? Wir sind gerade erst warm geworden!“
Ein
dickes, böses und selbstzufriedenes Lächeln auf den
Lippen von Hott, der ja besonders eingesteckt hat im ersten
Duell. Umso befriedigender muss das für ihn sein. Meister
hockt hinter seinem Partner, klopft ihm gefällig leicht auf
die Schulter und ringt sich ebenfalls ein leichtes Grinsen ab.
David
Hott: „Come on, man! Wir haben uns so lange auf dieses
Rematch gefreut! Schade, dass ihr heute nicht mehr zu bieten
hattet. Denn noch mehr hätten wir uns gefreut, wenn wir euch
noch ein wenig länger zusammenschlagen hätten können,
um euch noch einmal klar zu machen wer hier das dominante und vor
allem BESSERE Team ist!“
Dank
ihrer Allianz mit Staatsfeind #1, Lionel Jannek, sind die beiden
nicht nur ins Visier von Leviathan geraten, sondern natürlich
auch keine Fanlieblinge. Und doch hört man nun so etwas wie
Zustimmung (oder gar etwa Sympathie?) von der GFCW-Galaxie.
David
Hott: „No no no no… So einfach lassen wir euch nicht
davonkommen!“
Mit
viel, viel Hilfe von The End und alles andere als im Vollbesitz
seiner sechs Sinne starrt Scarecrow in den Ring. Seine Augen sind
leer. Eine weitere Niederlage. Diesmal sogar im Team. Levy
allerdings scheint Gift und Galle in den Ring zu spucken, auch
wenn man ihn an der Barrikade nicht deutlich verstehen kann.
Provokant hält Hott sich eine Hand ans Ohr, als wolle er
Zane genau zuhören.
David
Hott: „Ich hör dich da unten so schlecht. Aber so wie
ich das an deinem miesen, kleingeistigen Blassgesicht ablesen
kann, scheint ihr das Ganze auch nicht dabei belassen zu wollen.
I got it! Ihr habt euch nen Sieg erschlichen, wir haben jetzt
ausgeglichen… Wie wäre es also mit ONE MORE MATCH?“
Nachdem
was die Fans bisher von diesen Teams zu sehen bekamen, warum
nicht? Die Galaxie scheint dieser Idee nicht abgeneigt zu sein,
wenn man ihre Reaktion so interpretieren darf. Noch immer rührt
Scarecrow sich kaum, auch wenn Drake mittlerweile auf ihn
einredet, doch Zane stößt Luna und Ärzte zur
Seite und schiebt sich auf die Beine. Wenn es nach ihm geht,
sollte die Hautevolee doch am besten gleich zu ihm rauskommen.
David
Hott: „But wait! There’s more! Dieses Mal werden wir
ein für alle Mal klarstellen, wer die Besseren sind. In
einem Match, dass nicht einfach so plötzlich nach einer
miesen Aktion gestohlen werden, oder mit einem plötzlichen
Rollup aus dem Nichts beendet werden kann! Was wir brauchen ist
Two Out Of Three Falls!“
Pete:
„Oh Junge! Mit den beiden Teams? Das wird eine böse
Schlacht werden!“
Sven:
„Aber wer auch immer das Ding gewinnt, ist ohne Zweifel das
überlegene Tag-Team!“
Levy
beginnt zu lachen. Hält er Hott für Schwach? Für
Naiv? Oder ist es einfach Vorfreude auf den nächsten Fight,
die nächste Chance sich zu beweisen und endlich, endlich
seinen verlorenen Titeln einen kleinen Schritt näher zu
kommen.
David
Hott: „No more excuses! Nach diesem Match ist alles vorbei!
Einmal noch werden die Birds Of Decay und die 5*Hautevolee alles
in die Waagschale werfen und ein Mega-Tag-Team-Match abliefern!
Off. The. Charts!“
Hey,
was sagt man dazu? Die Catchphrase am Ende, haben einige der Fans
sogar mitgegröhlt! Es scheint eindeutig wo die Sympathien
der Fans liegen.
David
Hott: „Well, was sagt ihr beiden dazu? Habt ihr die Eier
uns noch einmal gegenüberzutreten?“
Sein
Blick fält auf Scarecrow und er setzt sein süffisantes
Grinsen nach.
David
Hott: „Oder müsst ihr euch über diese Niederlage,
eben gerade, erstmal noch ein paar Monate ausheulen?“
Hott
bewegt das Mikrofon vom Mund weg, es fällt zu Boden, und
wartet nun, mit ausgebreiteten Armen, auf eine zufriedenstellende
Antwort der Birds Of Decay. Langsam. Quälend langsam nimmt
Scarecrow den Arm von Ends stützender Schulter, stolpert
nach vorne, stützt sich am Apron ab und fischt das Mikro
unter dem untersten Seil hervor. Sein keuchender Atem dringt aus
den Lautsprechern.
Scarecrow:
„Wenn… Wenn ihr glaubt. Wenn ihr glaubt, ich gebe
auf… Vergesst es.“
Zufrieden
sehen Drake und Zane ihn an. Vor allem Levy nimmt einen tiefen
Atemzug. Was geht wohl in seinen Gedanken vor?
Scarecrow:
„Ich muss mir selbst beweisen, dass ich hier hin gehöre
aber vor allem, David, vor allem…“
Erneut
ist End zur Stelle, als Silas vom Apron abrutscht und fast
stürzt, was für Amüsierte Minen bei den fünf
Sternen sorgt.
Scarecrow:
„Vor allem gehört ihr nicht hier her. Ihr seid nichts
ohne Jannek. Nichts. Ihr seid nur zwei weitere Arschlöcher,
die mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden. Und zwei
mittelmäßige Kämpfer. Gut ihr könnt mich
schlagen. Was soll ich daran leugnen.“
Seine
Stimme ist dünn und er gestikuliert schwach in den Ring.
Doch scheint sich langsam zu erholen.
Scarecrow:
„Aber ich werde es mit Sicherheit nochmal versuchen. Wenn
Zane nichts dagegen hat, habt ihr euer Match.“
Levy
hat aber mal sowas von nichts dagegen. Zufrieden nicken Hott und
Meister und schwingen sich durch die Ringseile. Mit einem
zufriedenen Grinsen machen sie sich auf den Weg die Rampe nach
oben, nicht ohne Scarecrow noch einmal kräftig anzurempeln,
was End wohl dazu bewegen würde hinterherzuschießen,
würde er Silas nicht abfangen.
Scarecrows Worte
waren kämpferisch, doch seine Körpersprache richtet
etwas ganz anderes aus. Ein wenig ratlos starrt Leviathan sich
an, doch das nächste Match ist eben genau das: Das nächste
Match, und nicht jetzt. Frustriert schlurft Silas vornweg und der
Rest folgt ihm in Richtung des Vorhangs, durch den Hott und
Meister gerade eben verschwunden sind.
Das
Match ist gerade vorüber. Die Kontrahenten erholen sich
noch.
Der
Titantron gleich nun dem Antlitz eines Sonnenuntergangs im
mittleren Westen der USA. Canyons, Wolken, ein alter Wasserturm
und dann sind rauchende Colts zu sehen. Aus den Boxen erklingen
nun auch schon die Klänge der legendären Musik aus dem
Western-Klassiker „Zwei Glorreiche Halunken“
unterlegt mit neumodischen Hip-Hop-Beats. Nun erscheint auf dem
Titantron auch folgendes Logo:
Aus
dem Entrance schreitet im langen Western-Mantel Niander
Cassasy-Taylor, der Leiter des Performance Centers. Strahlend
genießt er die Unmutsbekundungen der Schwarzwälder. .
Sein
Blick richtet sich gen Leviathan, die sich gerade wieder in den
Backstage-Bereich verziehen wollen. Überheblich grinsend
versucht er das Stable wortreich einzufangen..
NCT:
„Not so fast! Drake Nova Vaughn und seine Gefolgschaft.
Beziehungsweise Drake. Bleib du doch mal eben noch hier mit mir,
die anderen können gerne Feierabend machen und sich wieder
in die Gruft legen, oder was ihr so macht. Pah! Aber Mr.
Intercontinental Champion, bleib du noch hier…..ich habe
eine kleine ÜBERRASCHUNG für DICH parat!“
Silas
trottet ohne auch nur innezuhalten weiter. Trotz? Ärger?
Oder war er so in sich versunken, dass er es gar nicht bemerkt
hatte? Doch der Rest Leviathans hält inne.
Drake:
„Na jetzt bin ich mal gespannt, wen er sich aus dem Arsch
zieht.“
Kurz
wechseln die vier einen Blick. Ein paar Worte. End tritt direkt
vor NCT und blickt ihn erwartungsvoll an.
The
End: „Wir gehen nirgends hin. Du regelst das mit Leviathan.
Oder gar nicht.“
Auf
die Schnauze sollte man Niander nicht gerade hauen, er hat ja
schließlich das ok von Big Boss Cheffe für den
bevorstehenden Schmuh. Doch der Wille ist zweifelsohne da, um das
zu erkennen muss man keine Psychoanalytik betreiben. Ergo kriegt
es auch der lachende Cowboy mit.
NCT:
„Ganz recht. Immer schön sauber bleiben.“
Der
Cowboy wendet sich nun kurz an die Zuschauer.
NCT:
„Drake, noch immer bin ich einigermaßen überrascht,
wie du vor vier Wochen Alex Ricks bezwingen konntest. Eine
Leistung, die wohl selbst du nicht mehr von dir erwarten
konntest.“
Grinsend
klopft Vaughn auf den Titel über seiner Schulter und wendet
den Blick zu seinen Mitstreitern. In der Tat. Plan A des
Protokolls war krachend gescheitert.
NCT:
„Aber…hody how und Son of a Gun, du bist noch immer
Intercontinental Champion. Du bist, das darf ich mit ein bisschen
Insight gerne so sagen, eher wie die Jungfrau zum Kinde zu diesem
Titel gekommen….Hust.“
Drake:
„So ein unverdienter Champion, dass ich euren Topstar
erstmal geplättet habe. Versuch nur mich kleinzureden.
Eigentlich is es ja viel lustiger so. Du musst ein Problem lösen,
an dem du selbst schuld bist. Und ich sags dir ehrlich ich bin
verdammt gespannt, wie du das angehen willst.“
Verschmitzt
wandert der rechte Mundwinkel nach oben. Das Gefühl der
Überlegenheit geht von beiden Seiten aus. Wer da wohl recht
behalten würde?
NCT:
„Anyhow. Ja, du hast den Titel und schon mehrmals
verteidigt – gegen Top-Gegner. Aber wir vom Protokoll
wollen deinen Gürtel!“ Luna:
„Das is jetzt aber überraschend.“ NCT:
„Und deswegen haben wir eine neue Herausforderung für
dich parat. Wir haben ein Casting im Performance Center
gestartet. Abgekürzt unter dem Namen. DPSDNIC – ok,
etwas sperrig formulier. Die Abkürzung steht für: DAS
PROTOKOLL SUCHT DEN NÄCHSTEN INTERCONTINENTAL CHAMPION! Und
er wird dich bei Dooms Night bezwingen und dir den Gürtel
entreißen!“
Mit
der freien Hand fasst sich Vaughn an die Stirn und massiert sich,
schwerfällig ausatmend die Schläfen.
Zane:
„Macht ihr euch eigentlich mit Absicht so lächerlich
oder seid ihr jetzt echt der Meinung nach dem Scheitern von Alex
Fucking Ricks kann ihn Gerhard Reinlunzen aus dem PC besiegen?
Niander im ernst, komm zum Punkt, so dumm seid nicht mal ihr.“
NCT:
„Eine kleine Hürde ist für dich auch noch
eingebaut….der Special Referee des Titelmatches
ist……..Niander CASSSSAAADY-TAYLOR?!“
Anerkennend
nicken sich Drake und Zane zu. Das war schon eher, was hier
erwartet wurde. Zufriedenheit sieht anders aus, aber gefasst war
man darauf.
Pete:
„Mir wird gleich schlecht.“
NCT:
„Und Dein Gegner DNV. Das klingt übrigens weit weniger
cool als NCT, aber ausnahmsweise habe ich mal nicht deinen Namen
geändert….das war doch freiwillig, oder?“ Drake:
„Hey ob ich dir hier mit ner Einblendung „Fischkopf“
deinen Arsch versohle oder nicht ist mir wirklich wahnsinnig
egal. Aber gratulation zu Aidens Re-Branding. PR einfach
durchgespielt.“
Gespielt
lachen sich die beiden an. Die Luft könnte man schneiden, so
dick ist sie hier.
NCT:
„Whatever! Dein Gegner bei Doooms Night hat sich gegen
einige Bewerber durchsetzen können. Er hat den Look, er hat
die Skills, er ist unser Hauptgewinn. Begrüßen Sie mit
mir die Zukunft dieser Federation……..Willkommen
unser zukünftiger GFCW Intercontinental Champion……ELLIS
„BRAIIIIIIINPAIIIIIIN“ DIEHL!“
Klatschend
schlägt sich Levy die Hand vors Gesicht. Diehl? Alle
Vorkehrungen des Protokolls hin oder her. DIEHL?
Zane:
„…
das is doch nicht sein ernst.“
The
End: „Was soll das denn jetzt?“
Doch
noch bevor die Melodie des neuen Kopfschmerzes für selbige
bei der Zuschauerschaft sorgen kann, zeigt sich Stirnrunzeln
statt im Kollektiv nur bei einer Person auf der Leinwand. Mit
eingekniffenem Mundwinkel und zusammengezogenen Augenbrauen sitzt
er dort hinter seinem buchenholzfarbenen Schreibtisch, hat einen
Ellbogen aufgestellt, die Hand zur Faust geballt und seinen Kopf
seitlich darauf abgelegt.
Eric
Fletcher ist nicht begeistert, so viel ist sicher.
Eric:
„Bin ich eigentlich seit Jahresanfang arbeitslos und es hat
sich einfach noch keiner getraut mir das zu sagen?“
Er
zieht die Augenbrauen hoch, die Schulterpartie gleich dazu. Dann
pustet er langsam Luft aus.
Eric:
„Das Protokoll, das Protokoll, das Protokoll, die neuen
Kobolde der Liga. Kaum ist irgendwo Gold zu sehen, schmeißen
sie sich drauf und dann kommt einer von euch und meint ‚Dynamite
will das so‘, ja?“
NCT
nickt sich seiner sicher. So ist es halt. Doch Fletcher schüttelt
den Kopf, was Vaughn sichtlich amüsiert. Die Autoritäten
gegeneinander.
Eric:
„So läuft das nicht. Nicht solange ich hier
anscheinend doch noch irgendwas zu sagen habe. So wie bei Alex.
Das Protokoll gibt sich ein Titelmatch? Ich werde die
Entscheidungen vom Chef nicht rückgängig machen…“
DNV
will bereits protestieren, NCT bereits feiern, doch CEF streckt
schon den mahnenden Zeigefinger aus und präsentiert sein
frechstes Grinsen dazu.
Eric:
„…aber ich kann es euch schwieriger machen…“
Die
Reaktionen im Ring ändern sich wenig überraschend. Ein
abwartendes Lauern beider Männer.
Eric:
„Nein, Drake, du wirst bei Doom’s Night NICHT auf
Ellis Diehl treffen…zumindest nicht nach jetzigem Stand.
ABER! So munter wie du immer behauptest, dass du der Heiland der
neuen Garde wärst…dann hast du doch sicher Lust eben
dieser jungen Garde eine Chance zu geben, oder?“
Fletchers
Blick wird immer diebischer. Etwas, was man von Drake nicht
gerade behaupten kann. Er dachte hier zerfleischen sich seine
Feinde abermals gegenseitig. Aber scheinbar wollen sie sich nur
darin übertrumpfen ihm eine einzuschenken.
Drake:
„Mir gefällt deine Laune nicht, Eric, ich werd nicht
lügen, aber wenn du willst, dass ich den Rookies eine Chance
gebe bitte. Denn wie du selbst sagst: Ich bin nicht
Breads.“
Gespannt,
aber nicht gerade eingeschüchtert, blickt Vaughn auf das
Bild des Commissioners
Eric:
„Drake Nova Vaughn, du kannst zeigen, was du drauf hast!
Denn bei Doom’s Night triffst du auf einen Mann, der…auch
wenn das Protokoll das vielleicht anders sieht, MEINER Meinung
nach in dieser Liga schon durchaus bewiesen hat, dass etwas in
ihm steckt…zum Beispiel mit einem Sieg gegen dich, Drake.“
Der
Champion ahnt es bereits. Und schießt gegen.
Drake:
„Nenenenene, Fletcher. Der Mann mag auf dem papier als
Sieger geführt sein, aber er hat mich WEDER besiegt, NOCH
ist er ein Rookie, NOCH glaube ich, dass Dynamite dir dafür
freie Bahn gibt, wenn man bedenkt wie Aiden ihn angepisst
hat.“
Ist
das etwa… Nervosität? Könnte man böse sogar
Angst sagen? Vaughn jedenfalls schäumt, während End
eindringlich auf ihn einredet. Fletcher hingegen ist
unbeeindruckt.
Eric:
„Drake Nova Vaughn GEGEN!....Poseidon, Aiden Rotari!“
Die
Reaktionen darauf lassen sich nicht ganz so leicht ausdrücken.
Natürlich, der Meeresgott ist ein vermeintlich härterer
Gegner für Drake und Drake irgendetwas zu erschweren ist
immer gut…nur ist Aiden auch nicht gerade die Krone der
Beliebthe…
Eric:
„und…“
Das
flüstert er fast, doch sofort bekommt der Candy Man damit
wieder die Aufmerksamkeit, nach der er früher immer gierte.
Eric:
„einen Mann, der im letzten Jahr schon oft genug gezeigt
hat, dass er sich Chancen erarbeiten will. Soll er also eine
bekommen. Der Raw Black Diamond! Desmond Briggs!“
Da
sind die Reaktionen schon deutlicher, erfreut sich Briggs doch
großer Beliebtheit. Drake hingegen wirkt immer
unzufriedener mit der Gesamtsitu…
Eric:
„und…“
Jetzt
ist er wirklich sauer. Fletcher hingegen grinst bereit. Leviathan
beginnt zu toben. Eine*r lauter wie der Rest. Natürlich.
Fletcher hatte die Spielregeln verstanden. Wie viel Chaos braucht
es, bevor Leviathan es nicht mehr kontrollieren kann?
Eric:
„Ein Fatal Four Way Match hat im Normalfall vier
Teilnehmer, oder? Nun, Drake, Niander…ich habe euch
gesagt, Ellis Diehl wird eine Chance bekommen, wie auch Alex…und
zwar jetzt sofort.“
Er
atmet noch einmal durch, Spannungsaufbau und so, weißte,
ne?
Eric:
„Der Sieger des nächsten Matches bekommt den letzten
Spot im Fatal Four Way Match bei Doom’s Night! Meine Damen
und Herren…Ellis Diehl! GEGEN…“
Das
Grinsen des Commissioners hat die fiesesten Züge angenommen.
Er freut sich richtig über diesen letzten Namen. Er rückt
sogar ein wenig näher an die Kamera. Er ruft ihn nicht, er
sagt den Namen genüsslich.
Eric:
„Kriss Dalmi. Viel Spaß.“ Drake:
„Na dann.“
Hörbar
malmen die Zähne.
Drake:
„Du meinst wirklich du kannst in diesen Krieg mit
einsteigen, Eric?“
Er
brüllt regelrecht ins Mikrofon.
Drake:
„Bitte. Ich werde deinen Plan genauso zerschmettern wie den
des Protokolls. NIEMAND von euch. Scheißegal was ihr für
Positionen und Ressourcen habt, kann uns aufhalten. Du führst
deine Partei hier ins Feld? Schön. Ich schieße sie
nieder.“
Gewaltsam
schleudert er das Mikrofon auf den Boden.
Niander
ist auch fassungslos. Er ring nach den passenden Worten.
NCT:
„Da….da….DALMI?? Was ist das denn nun für
eine Willkür? Eins lieber Fletcher habe ich mir für
dieses Match aber vertraglich zusichern lassen…..
Aber
NCT kann seinen Satz nicht mehr beenden, denn……
Die
Wege der Kriegsgötter vermeintlich untergegangener Kulturen
scheinen auch über ihr himmlisches Werk hinaus unergründlich
zu sein. Sonst wäre Kriss Dalmi wohl nicht zu dieser Zeit an
diesem Ort gelandet. Der Chor der Anbeter im Rund kämpft mit
sich selbst darum, ob des Serben Ankunft im Angesicht der sich
überschlagenden Ereignisse erwünscht ist – etwas,
mit dem im letzten Jahr wahrscheinlich niemand gerechnet hätte.
Der
Serbe betritt die massive Bühne mit ausgebreiteten Armen.
Das schelmische Grinsen des de facto Commissioners findet seine
Entsprechung in den Gesichtszügen des Einmarschierenden. Ein
flüchtiger Blick wandert nach oben auf die Leinwand. Zu dem
Mann, der ihn als blutbefleckter Springer auf das Schachbrett
gegen das Protokoll gestellt hat. Dass er für kleinliche
Machtspielchen benutzt wird – geschenkt! Vorerst lässt
er sich als Kriegshund von Eric Fletcher an die Leine legen. Wenn
dies auch bedeutet, dass er seine Beute am Ende zerfetzen kann.
Dem
Träger des interkontinentalen Goldes und seiner Entourage
wirft der Ex-Junkie einen verächtlichen Blick zu. Dann
wandern die serbischen Pupillen zu Niander Cassady-Taylor. Dem
Mann, der ihn vor etwas mehr als zwei Wochen im Performance
Center gedemütigt hatte. Und dessen Schützling er im
Gegenzug bei der nächsten War Evening-Ausgabe demütigen
wird.
“Zahltag”,
scheinen die Lippen des Meisters der Geschmacklosigkeiten zu
formen. Einen Augenblick lang fängt das Bild NCT, Dalmi und
Leviathan im rapiden Schnitt ein.
Dann
blendet die Kamera langsam ab.
2018
Das Schild vor
dem historischen Gebäude zeigt das wir uns an einem strengen
Ort befinden. Schnellen Schrittes eilt ein Mann in das Gebäude.
Der Zuschauer folgt ihm durch die Gänge bis er an die Tür
des Direktors klopft.
„HEREIN!!!“
Der
Mann betritt das Büro. Hinter einem großen braunen
Schreibtisch sitzt ein Geistlicher welcher mit ernster Miene
vermittelt das er nicht wirklich gut gelaunt ist. Vor ihm steht
ein Kreuz und ein Bild der Jungfrau Maria. Auf dem Stuhl vor dem
Schreibtisch sitzt ein Junge mit blonden streng gescheiteltem
Haar. Die Statur wirkt kantig. Er blickt zu Boden.
Rektor:
„Herr K...“
Herr
K... unterbricht ihn: „WAS HAT ER JETZT SCHON WIEDER
GETAN?“
Der Mann scheint
sehr erbost zu sein und stellt sich neben den Jungen der mit
freiem Oberkörper da sitzt und weiter zu Boden blickt.
Rektor:
„Nun ja..er hat wiederholt gegen die Schulregeln verstoßen.
Und immer wieder ist er der Grund.“
Herr
K... : „Er hat es schon wieder getan? Ich war mir sicher
das ich alle Sachen die mein Sohn besitzt verbrannt habe.“
Rektor:
„Anscheinend findet Christian immer wieder einen Weg um
neue Sachen zu bekommen. Wir sind aber an einen Punkt gekommen an
dem er für diese Einrichtung nicht mehr tragbar ist.“
Herr
K... : „Ich weiß das mein Sohn Christian dieses
Problem mit sich herum trägt. Es ist auch für mich als
Vater eine absolute Last geworden. Er lebt in dieser Scheinwelt.
Doch in ihm steckt gutes. Bitte geben sie uns als Familie noch
eine Chance.“
Der
Rektor ist von seinem Stuhl aufgestanden und schaut nachdenklich
aus dem Fenster.
Rektor:
„Es ist mittlerweile der sechste Vorfall dieser Art. Wir
sind eine katholische Einrichtung. Und DAS was ihr Sohn in diese
Schule trägt verstößt gegen alles wofür der
christliche Glaube steht.“
Herr
K...: „Ich weiß. Und um ihn auf den rechten Pfad zu
geleiten haben wir ihre Schule ausgewählt um ihn diesen Weg
zu zeigen. Seitdem seine Mutter uns verlassen hat ist er allein.
Er hat das nicht verkraftet. Der Grund hat ihn noch mehr darin
gestärkt seinem sogenannten Traum zu verwirklichen.“
Der Rektor dreht
sich um und hält dem Vater ein Foto vor die Nase.
Rektor:
„Diese Fanartikel...diese Aggressionen...diese Show die
Christian abgezogen hat war eine Sache. Doch das hier...“
Er
deutet auf das Foto.
Rektor:
„Das hat eine Grenze überschritten. Diese Form
von...nun ja...Offenbarung...können und werden wir hier
nicht dulden. Bitte verlassen sie umgehend mit ihrem Sohn diese
Einrichtung.“
Der Vater sackt
innerlich zusammen. Er zieht Christian unsanft am Arm auf die
Beine.
Herr
K...: „Bitte...nur...“
Der Rektor
unterbricht ihn.
Rektor:
„Das war unser letztes Wort. Ich wünsche Ihnen einen
schönen Tag...und...Gott sei mit Ihnen. Sie können es
gebrauchen...Und nehmen sie dieses Foto als Warnung mit“
Der Vater stürmt
nun wutentbrannt aus dem Büro. Den Flur entlang. Aus dem
Gebäude. Er steigt in sein Auto. Gefolgt von seinem Sohn
welcher sich auf den Rücksitz setzt. Nach ein paar Sekunden
startet der Vater das Auto.
Vater:
„Christian...du bist jetzt 16 Jahre alt...du kannst
nicht...nur weil deine Mutter ihm gefolgt ist...ich weiß
nicht was ich mit dir machen soll. Wenn dies kein Ort für
dich ist dann soll es vielleicht so sein...ich habe allerdings
keine Kraft mehr...“
Mit
einem wortlos grinsenden Christian auf dem Rücksitz rauscht
der Vater davon.
Ein
wenig Frust scheint bei Leviathan doch mitzuschwingen, so wie sie
hier Backstage herumschlurfen. Gut, sie hatten Breads vor die
Flinte bekommen, aber alles andere lief mal so gar nicht seit der
letzten Show. Vor allem Scarecrow scheint in sich gekehrt, nur
aus seinen Gedanken gerissen, als The End ihn an der Schulter
packt.
Scarecrow schlägt seinen Arm weg und stößt
ihm nochmal unsanft gegen die Brust. Mit einem wütenden
Blick geht er weiter den Gang hinab, während der Rest stehen
bleibt und sich ein wenig fragend ansieht.
Zane:
„Meinst du ich soll mit ihm reden?“
Kurz
blicken Drake und Luna sich an.
Drake:
„Lass ihm gerade mal seinen Raum. Erinnerst du dich, dass
er letzte Show meinte er hätte mit Thomas gesprochen? Er
wird gerade von der Realität eingeholt, ich will ihn erstmal
versuchen lassen, das selbst hinzukriegen. Vielleicht gewinnt er
dadurch sogar an Ehrgeiz, statt an Zweifeln. Wir können ihm
früh genug ins Gewissen reden.“
CUT
Morbeus
ist zurück. Und könnte alles verändern.
Natürlich
ist es DAS große Thema der letzten zwei Wochen gewesen. In
den Foren. Auf den Newsboards. In den Köpfen der Aktiven.
Natürlich aber vor allem bei jenen Menschen, die ihr Geld
damit verdienen, Aussagen und Neuigkeiten zu produzieren.
Menschen wie Mac Müll. Also hat der Reporter die Chance
genutzt, einen der wichtigsten Ansprechpartner in Sachen Morbeus
vor das Mikrofon zu bekommen. Er musste nur etwas auf Keek
Hathaway warten seit den Ereignissen vom Showbeginn. Man sieht
Mac Müll an, dass ihn das auch mit über 20 Jahren
Berufserfahrung immer wieder glücklich macht.
Mac Müll:
„Keek…“
Hathaway, der
Angesprochene, steht da in Straßenkleidung. Schwarze
Trainingsjacke, enge Jeans. Alles unauffällig, so dass der
Titel um seine Hüften im Fokus steht. Mittlerweile hat man
sich an den Anblick Keeks mit GFCW Championship gewöhnt.
Keek
Hathaway: „Mac?“
Mac Müll:
„Wir alle waren überrascht, wen wir vor zwei Wochen
wiedergesehen haben. Morbeus. Sein Angriff auf das Protokoll ist
eines der großen Gesprächsthemen. Wusstest du davon?“
Ohne Zögern
schüttelt der Namibier den Kopf. Ihm ist anzusehen, dass er
die Frage nicht ganz für voll nimmt.
Keek
Hathaway: „Du kennst diese Liga besser als ich. Du weißt,
dass ich mit Morbeus bislang nichts zu tun hatte. Unsere Wahl von
Allianzen und Freunden legte lediglich nahe, dass wir nicht
unbedingt gleich denken. Wie sollte ich davon wissen? Ich habe
keine heiße Leitung zu Morbeus, über die er mir
zuflüstert, was er vorhat.“
So schnell lässt
sich ein Interviewer nicht abwimmeln. Müll dringt weiter
vor: Physisch wie verbal. Er macht einen Schritt auf Keek zu und
stellt die nächste Frage.
Mac Müll:
„Aber hast du damit gerechnet, dass er zurückkommt und
das so schnell? Er war schließlich der Feind deines Feindes
sozusagen. Bloß vor dir.“
Keek
Hathaway: „Wir alle wissen, was bei Title Night passiert
ist. Es ist auch kein Geheimnis, welch kurzen Prozess das
Protokoll mit Karola und den Jungs gemacht hat. Morbeus wäre
ein Feigling, wenn er keine offene Rechnung mehr mit dem
Protokoll hätte. Ich dachte bloß, er würde länger
seine Wunden lecken. Also so schnell habe ich nicht mit ihm
gerechnet, nein.“
Sichtlich
zufrieden über die ausführliche Antwort ist Müll
motiviert, einen weiteren Schritt zu wagen. Statt einer Frage
stellt er eine Behauptung in den Raum.
Mac Müll:
„Und nun verschiebt Morbeus‘ Comeback…alles.
Für Ricks. Aber auch für dich.“
Damit
hat er endgültig Keeks Aufmerksamkeit. Der Namibier hebt
eine Augenbraue und wendet sich Mac zu.
Keek
Hathaway: „Tut es das?“
Mac Müll:
„Er hat, wie du sagtest, eine offene Rechnung mit Alex
Ricks. Und durch Eric Fletcher vielleicht die Möglichkeit,
diese Rechnung auf dem Schlachtfeld zu begleichen, das eigentlich
DU Ricks teilen wolltest.“
Keek
Hathaway: „Solltest.“
Mac Müll:
„Bitte?“
Keek
Hathaway: „Du sagtest, ich WOLLTE das Schlachtfeld mit
Ricks teilen. Das stimmt nicht. Alex Ricks hat seine neue Macht
genutzt und sich selbst auf dieses Schlachtfeld gebracht. Ich bin
der Champion und ich bin ehrgeizig. Ich will nur eines und das
ist es, mich zu beweisen gegen die Besten, die es gibt. Ist Alex
Ricks der Beste? Historisch gesehen sicher eine der Säulen
des Rosters. Er hat Battlemania gewonnen. Aber vor nicht einmal
einem halben Jahr auch eine Krise durchlaufen, wurde von The End
geschlagen. Vor zwei Wochen unterlag er Drake.“
Zum Abschluss
seiner Ausführungen sucht Hathaway abermals direkt den Blick
Mülls.
Keek
Hathaway: „Wenn Morbeus ins Titelgeschehen kommt und das
sportliche Niveau hebt, bin ich damit einverstanden. Ich wäre
ein schlechter Champion, den einfachen Weg zu suchen.“
Mac Müll:
„Alex Ricks wird über diese Worte nicht erfreut sein.“
Keek
Hathaway: „Alex Ricks hat die Macht des Präsidiums im
Rücken. Er wird wieder aufstehen, wenn er sich vor WUT über
meine Worte über den Boden rollt. Alex Ricks wird immer
wieder aufstehen. Ob ich das will oder nicht.“
Dann ein Lächeln
auf den Lippen Hathaways.
Keek
Hathaway: „Nur einmal wird er nicht mehr aufstehen. Nämlich
dann, wenn wir uns in Ring treffen. Dann heißt es 1, 2 und
3. Wenn die Glocke läutet, hilft ihm keine Vetternwirtschaft
mehr. Sollte jedoch Morbeus ein Wörtchen mitreden wollen…“
Er wendet sich
direkt der Kamera zu. Seine Augen funkeln angriffslustig in die
Linse.
Keek
Hathaway: „…dann wird er einfach nur Alex Ricks‘
Rolle und Schicksal übernehmen. Nicht mehr, nicht weniger.“
Das war
eindeutig. Und eigentlich ein guter Schlusspunkt. Aber da ist
noch diese eine andere Sache, die Mac Müll auf der Zunge
liegt. Er weiß nicht, ob er Keek Hathaway drauf ansprechen
sollte.
Mac Müll:
„Und wie sehr…belastet die Sache rund um Timo
Schiller deine Vorbereitung auf das Titelmatch?“
Keek
Hathaway: „ICH BIN WÜTEND!“
Erschrocken
weicht Müll zurück.
Keek
Hathaway: „Aber nicht auf dich. Auf die Bagage, die Timo in
diese Situation gebracht hat und mich mit ihm. Aber um deine
Frage zu beantworten…es wird mich überhaupt nicht
belasten in Hinblick auf das Match bei Dooms Night. Denn ich gehe
jetzt in den Ring und mache Viggo und allen anderen, die sich mit
ihm raustrauen klar, wie die einzig richtige Antwort auf die
Situation um Timo aussehen kann.“
Damit dreht sich der Champion weg und verschwindet Richtung
Vorhang. Die Zeit für den Main Event ist gekommen.
Non
Title-Singles Match:
Viggo
Constantine vs. Keek Hathaway
Referee:
Mike Kontrak
Er ist nicht
mitgekommen. Zwar spielt die Musik Holly Hutchersons, doch
Viggo tritt ganz allein durch den Vorhang für sein
erstes Match vor großem Publikum. Er überrascht
mit seinem Aussehen: Der junge Mann trägt eigentlich
unauffällige schwarze Wrestlingstrunks und gleichfarbige
Ringstiefel, doch extravagant ist sein Oberkörper. Genau
gesagt die Bemalung seines Oberkörpers. Quer von
der linken Schulter bis zur rechten Hüfte, in der Form
wie eine Schärpe, hat Viggo eine breite silberne Linie
aufgemalt. Er geht langsam in Richtung des Ringes und schafft
es, auf der gesamten Strecke nicht einmal von seinem
verlorenen Lächeln abzulassen.
Mit
einem Gewicht von 88 Kilogramm und einer Größe von
174 Zentimetern. Ein Wrestler der GFCW Performance Centers
aus London, England…
VIGGO
CONSTANTINE!
Pete:
„Eine Ahnung, was diese…Bemalung zu sagen hat?“
Sven:
„Keine Ahnung. Wir könnten ihn fragen. Aber ob er
dazu etwas sagen kann, wo er doch sein Debutmatch vor sich
hat. Und das direkt gegen den Champion.“
Pete:
„Nervös wirkt er jedenfalls nicht.“
Sven:
„Ein Effekt der Holly
Hutcherson-Persönlichkeitsentwicklung?“
Als Viggo den Ring erreicht
hat, sucht er sich sofort die ihm zugewiesene Ringecke und
lehnt sich entspannt an den Ringpfosten. Es ist, anders als
bei vielen anderen, aber keine provozierende Lässigkeit.
Keine überhebliche Geste. Sondern einfach nur Ausdruck
tiefster Entspanntheit. Dank ihm. Auch wenn er ihn
heute nicht begleitet.
Dem Champion kann es nicht
schnell genug gehen. Hathaway geht mit solchem Tempo, dass
man nicht genau weiß, ob man überhaupt noch vom
Gehen oder schon vom Rennen sprechen muss. Er überwindet
in kürzester Zeit die Distanz zum Squared Circle. Der
Titel ist nicht um seine Hüften gelegt, sondern baumelt
in seiner rechten Hand hin und her. Für die Fans, die
die Hände nach ihm ausstrecken, hat der kampfbereite und
WÜTENDE Hathaway keine Zeit. Nicht aus Bösartigkeit,
sondern weil er es kaum abwarten kann, Viggo das ewige
Grinsen aus dem Gesicht zu wischen.
Mit
einem Gewicht von 104 Kilogramm und einer Größe
von 188Zentimetern. Der GFCW Champion aus Windhoek, Namibia…
KEEK
HATHAWAY!
Pete:
„Ich kann mir für Viggo Schöneres vorstellen
als ihm Debutmatch ausgerechnet gegen ein solches Kaliber
ranzumüssen.“
Sven: „Er
hat nichts zu verlieren. Wenn er gewinnt, ist es eine
Sensation. Wenn er verliert, hat er nicht enttäuscht.“
Eine interessante Konstellation
also. Die sogleich mit drei Schlägen der Ringglocke
offiziell gemacht wird. Nun wird nicht mehr geredet. Nun wird
es körperlich.
: : :
In einem vor allem von Keek
Hathaway hart geführten Match über acht Minuten
zeigt Viggo Constantine, dass er den Vertrag im Performance
Center verdient hat. Die ersten Minuten sieht er gegen den
aggressiv vorgehenden GFCW Champion kein Land, doch dann
gelingt dem lächelnden Jungen eine Serie unerwarteter
und technisch anspruchsvoller Konter. Das führt dazu,
dass Viggo nach rund drei Minute eine erste Offensivserie
starten kann, in der er unter anderem mit einer Serie von
Calf Kicks und einer Springboard Dragonrana auf sich
aufmerksam macht. Nach einem Bridging Double Chickenwing geht
es sogar in ein überraschendes Cover, aus welchem
Hathaway aber ohne größere Bredouille herauskommt.
Anschließend übernimmt
der Veteran wieder das Kommando und verdeutlicht, dass er
nicht nur zum Siegen gekommen ist, sondern um seine WUT
herauszulassen. Viggo muss einen Samoan Drop und mehrere
Tritte Hathaways über sich ergehen lassen. Außerdem
wird er in die Tarantula genommen und mit einer Clothesline
über die Seile befördert. Selbst nach draußen
verfolgt Hathaway ihn, doch weil der flinke Viggo sich
taktisch geschickt schnell in den Ring zurückrollt, kann
er den seinerseits zurück ins Geviert slidenden Keek
noch einmal offensiv erwischen. Ein Spin Kick treibt Keek in
die Ringecke. Daraufhin nimmt Viggo Anlauf, dem
offensichtlich vorbereiteten Anspringen weicht Hathaway aber
aus indem er nach vorne stürmt und Viggo mit einer
Clothesline fällt. Daraufhin nimmt Keek Viggo in den
Koji Clutch und nur durch einen späten Ropebreak
entkommt der Youngster der Submission-Niederlage.
Das bringt ihm aber wenig, denn
kaum dass er sich wieder aufgerappelt hat, wird er von Keek,
dem der Sieg nun nicht schnell genug gehen kann, mit dem
Dolphin Dash perfekt am Kopf erwischt. Daraufhin fährt
Hathaway den erwarteten und letztendlich wenig gefährdeten
Sieg über einen Rookie ein, der sich hier besser als
erwartet verkauft hat, jedoch die Sensation nicht zustande
gebracht hat.
Nach dem Match
gehen nicht wenige Blicke, inklusive dem Hathaways, in
Richtung Vorhang.
Doch nichts zu
sehen von Holly Hutcherson.
Nichts von Timo
Schiller.
Also einfach ein
stilles Ende der Show..?
Noch
immer ist Keek Hathaway im Ring. Er kann sich nicht so ganz
entscheiden, ob er uneingeschränkt glücklich ist oder
doch noch etwas von dem Grimm in ihm ist, den er heute an den Tag
gelegt hat. Nun entschließt er sich aber doch, für
einen Moment die Sorgen rund um Timo Schiller zu vergessen und
reißt jubelnd das Titelgold in die Höhe.
Plötzlich
ertönt eine aus Title Night 2021 bekannte Einmarsch-Musik:
Es
ist die Entrance-Theme mit der Raymond „Morbeus“
Douglas ins Berghain eingezogen ist.
Nun
erscheint auch sein Logo auf dem Titantron, das seit der letzten
Show in ein aggressiven Rot-Ton umlackiert worden ist.
Die
Zuschauer in der Halle feiern spätestens mit dem Erscheinen
des Logos die erneute Ankunft des längere Zeit suspendierten
Ray Douglas. Der Ü40-jährige Kanadier kommt nun auch
aus dem Entrance und reißt seine beiden Arme nach oben.
Wieder gehen die Villinger mit, die ansonsten in dieser Halle
auch nur durchschnittliches Eishockey geboten bekommen. Und jetzt
so ein Highlight?!
Sven:
„Morbeus ist zurück! Heute kommt er aber durch den
Vordereingang. Aber was will er vom World Champion? Was will er
von Keek Hathaway? Denn wenn wir das Video-Tagebuch seiner
Suspendierung richtig interpretiert haben, dann will er sich in
aller erster Linie am Protokoll rächen?!“
Pete:
„Douglas trägt auch ein Mikrofon in der Hand. Eine
Attacke auf Keek halte ich für eher unwahrscheinlich, aber
schauen wir mal in welcher Verfassung er heute ist. In der letzte
Show wirkte er, als sei er von allen guten Geistern verlassen
worden.“
Ray
Douglas sieht noch immer nicht sehr gepflegt aus. Seine roten
Haare hat er notdürftig zu einem Haarzopf gebunden und sein
in der letzten Show gesichtete ungepflegte Vollbart wurde
bestenfalls etwas gestutzt.
Sven:
„Man sieht deutlich die Abwesenheit der Bart-Virtuosen Slay
und Max. Mit denen wäre so ein Erscheinungsbild nicht
denkbar.“
Pete:
„Äh ja. Das wird Ray wohl am meisten an seiner
Foundation vermissen…“
Morbeus
trägt wieder zerrissene Jeans, braune Timberland-Boots und
ein Holzfäller-Hemd. Ein Aussehen, was auf ein einfaches
Leben hindeutet. Die Kamera zoomt an das Gesicht heran und der
manische Gesichtsausdruck aus Trier ist nicht mehr zu sehen.
Dennoch einen sehr entschlossenen Blick, der klar den World
Champion im Ring fokussiert.
Keek
Hathaway hat sich mittlerweile in eine Ringecke gestellt und
schaut sich den Einmarsch gespannt an.
Am
Ring angekommen springt Morbeus mit einem Satz aus dem Stand auf
den Apron und steigt dann langsam über dem zweiten Ringseil
in das Seilgeviert.
Morbeus:
„Ja. Ich bin wieder da. Die Sperre habe ich abgesessen und
die Zeit war sehr schwierig für mich. Nicht herausfordernd
und es war auch nicht suboptimal, es hilft auch nicht irgendeinen
anderen scheiß Business-Begriff der unangenehme Dinge
abschwächt für meine Situation zu suchen. Nein, es ging
mir scheiße. Einen Deppen und Vollidioten haben sie aus mir
gemacht. Dynamite und seine Schergen haben mir alles genommen,
was mir wichtig war. Alles, woran ich geglaubt habe.
Meinen
Titel haben sie mir genommen.
Mich
um den Nummer 1 Contender-Spot betrogen.
Meine
Wohnung niedergebrannt.
Meinen
Trainer Dragan gefeuert.
Meine
Freunde und Verbündeten entlassen. Slay, Max und Carola. Sie
alle sind nicht mehr hier.
Und
damit zerbröselt auch die Foundation. Eine Bewegung für
eine bessere Zukunft und eine bessere GFCW wurde zerstört.“
Konsterniert
schaut Douglas auf den Ringboden. Die Zuschauer ermuntern ihn
zumindest, feuern ihn mit entsprechenden Anfeuerungsrufen an.
Derweil schaut Keek Hathaway etwas irritiert in die Menge. Getreu
dem Motto: Was hat das jetzt alles mit mir zu tun?
Morbeus:
„KEEK. Du fragst dich wohl, warum muss ich mir nun nach
meinem schweißtreibenden Match deine Gesülze anhören.
Klar, das kann ich verstehen. Hätte ich auch kein Bock
drauf. Klar ist aber. Ich hätte den Berghain Brawl ohne
Eingriff von Dynamite gewonnen und wäre höchstselbst
Nummer 1 Contender auf Deinen Titel. Und da wären wir auch
schon bei dem großen Problem in dieser Liga. Es zählt
nicht mehr, wer der tatsächlich bessere innerhalb der vier
Ringecken ist. Hier zählt nur, wer die Backstage-Politics
beherrscht. Was sind das denn bitte für Herausforderer auf
den IC-Titel und auf den Tag Team-Gürtel? Sportlich hat sich
keiner von denen dafür qualifiziert. Das Protokoll will es
so.“
Schmähgesange
gegen das Protokoll beginnen. Douglas genießt die Rufe
sichtlich, erhebt nun aber seinen Zeigefinger. Er ist mit seiner
Rede noch nicht fertig.
Morbeus:
„Aber in der sechzigtägigen Isolation ist mir eins
klar geworden, Keek. Auch ich hab mich früher so verhalten.
Den Intercontinental Champion Title habe ich gewonnen, weil ich
mit Al Simmons einen Deal hatte und den Champion nach einem
verdammt langen Gauntlet-Match dann noch bezwingen durfte. Das
macht man nicht unter Sportsmännern. Ich habe immer einen
Ausweg gesucht, weil ich nicht daran geglaubt habe, dass ich
selbst mit meiner eigenen Kraft und meinem eigenen Geschick das
große Gold gewinnen könne. Und auch so, mit der List
eines anderen, habe ich den Titel an Drake abgeben müssen.“
Ray
hält noch einmal kurz inne und schaut ganz intensiv den
World Champion an, der mittlerweile etwas gelangweilt wirkt.
Morbeus:
„Und dann kam jemand, mit dem keiner gerechnet hat. Der
einfach kämpft, wie man es halt eben tut – als
professioneller Wrestler. Den goldenen Schlüssel hat er bei
Brainwashed gewonnen und OHNE irgendwelche Absprachen hat er sich
dann den Titel gesichert. Auch bei Title Night hat er auf faire
Art und Weise gewonnen. Mit ihm rechnete keiner und jetzt ist er
ganz oben: KEEK HATHAWAY!“
Applaus
der Zuschauer für den Champion.
Morbeus:
„Keek, ich respektiere dich als Champion. Auch wenn ich
deinen scheiß Film nicht gesehen habe, möchte ich
sagen: ICH WILL SO SEIN WIE DU?! Fair kämpfen, ohne
Backstage irgendwelche Fäden ziehen zu müssen. Mann
gegen Mann! Keine Eisenstangen, keine Schergen. Pures Wrestling!
Fletcher hat mir nun eine Chance gegeben……“
Keek
Hathaway: „Für pures Wrestling lässt du dir aber
ganz schon viel Zeit am Mikrofon, bevor du endlich zum Punkt
kommst.“
Diejenigen,
die Morbeus trotz der vergangenen Monate nicht ins Herz
geschlossen haben, bejubeln die barsche Unterbrechung durch
Hathaway.
Keek
Hathaway: „Aber du hast in deinem Vortrag ein paar Dinge
erwähnt, für die ich immer Respekt empfinde. Keine
Schergen. Pures Wrestling. Das sind Punkte, die so wichtig sind
und nie wichtiger waren als in diesen Zeiten. In Zeiten, in denen
die GFCW von Allianzen, Spielen im Hintergrund und viel zu viel
unklaren Worten regiert wird. Du hingegen wählst nun sehr
klare Worte. Und lobst mich…“
Er
macht eine kurze Pause.
Keek
Hathaway: „Die Frage ist dabei nur, wie ernst ist es dir
damit? Spricht da dein Herz oder ist es auch ein Plan, um mich in
Sicherheit zu wiegen, nachdem dich Fletcher nun in meine
Vorlesung mit reingeschmissen hat? Hätte man mir diese Frage
vor Title Night gestellt, ich hätte sofort die Hand gehoben
und geschrien, dass Ray Morbeus Douglas lügt. Aber heute?
Wie denke ich heute darüber?“
Statt
einer Antwort senkt er das Mikrofon und tigert im Geviert umher,
dann fährt er langsam fort.
Keek
Hathaway: „So spontan finde ich keine Antwort darauf. Aber
das Gute ist…ich muss es auch gar nicht. Ich brauche
überhaupt keine Antwort, ob ich dir glaube oder nicht. Denn
im Grunde zählt, du hast es selbst erwähnt, nur das
Geschehen im Ring. Und dort ist es irrelevant, ob du mich
reinlegen willst oder es ernst meinst. Denn wenn wir als
Verbündete gegen das Protokoll ziehen, dann werde ich dich
unterstützen. Stehen wir aber auf verschiedenen Seiten und
heißt es Morbeus vs. Keek, dann gibt es die einzige
Antwort, die zählt!“
Er
hebt sein Titelgold in die Luft.
Keek
Hathaway: „Einen Sieg von mir. Egal, ob du mein Freund bist
oder mich betrogen hast. Das Ergebnis bleibt gleich. Deshalb
benötige ich keine Antwort, ob du es ernst meinst.“
Alex:
„So schnell sollen also selbst Allianzen gebildet werden?“
Wie
so oft. Die Aussage kommt, noch bevor Ricks den Vorhang zur Seite
wirft. Die Luft durchschneidende Stimme hallt bereits erklingt
bereits metallen in der Halle, sorgt für Buhrufe von den
Rängen bis der Mathematiker in Person auf die Rampe tritt
und die Abneigung noch einmal zunimmt. Doch dem Freiburger ist es
egal. Man kann ihm vielleicht zugutehalten, dass er hier allein
auf der Rampe steht. Nur er, seine schwarze Stoffhose, sein
hochgekrempeltes dunkelgraues Hemd und das Mikrofon in seiner
Hand. Dann setzt er sich in Bewegung mit Blick auf den Boden und
einer Hand hinter dem Rücken.
Alex:
„So schnelllebig ist German Fantasy Championship Wrestling.
Raymond Morbeus Douglas nutzt über ein Jahr hinweg Ausweg um
Ausweg, scharrt Helfer um sich, versucht hinter der Bühne
Verträge abzuschließen, die nur ihn bevorteilen und
lässt sich von Al Simmons handverlesen zum Gold bringen.“
Er
deutet nicht auf den Rückkehrer, doch die Worte treffen
Morbeus schon genug. Sein Gesicht spricht eine deutliche Sprache.
Alex:
„So steht er Keek Hathaway gegenüber und lobt den
ehrhaften Kämpfer, der seine große Gelegenheit auf das
große ruhmreiche Gold darin sah, einen völlig
erschöpften Gegner in dessen verwundbarsten Moment
anzugreifen.“
Trotz
der monotonen Stimmlage schwingt eine gehörige Portion
Verachtung mit. Für den Namibianer deutlich hörbar. Es
könnte ihn WÜTEND machen. Ricks geht weiter seinen Weg.
Alex:
„So stehen sie zusammen und kritisieren mich dafür,
dass ich die Aufgaben erledige für die mich Claude Booker
ausgewählt hat…und ignorieren dabei, WARUM er MICH
wählte.“
Jetzt
geht der Kopf des Mathematikers doch nach oben in Richtung Ring.
Er hat die Ringkante mittlerweile erreicht, streift um das
Seilgeviert herum und geht zur Treppe…ein Raubtier pirscht
sich heran.
Alex:
„Weil der beste Kämpfer von German Fantasy
Championship Wrestling zu jedem Zeitpunkt in seiner Karriere
genau eine Aufgabe vor sich hatte und diese stets löste.
Sich beweisen…“
Scharfer
Blick auf die beiden möglichen Kontrahenten.
Alex:
„Sei es ein Kampf gegen Cyrus Achäemid, gegen Drake
Nova Vaughn, gegen Jason Crutch, gegen Antoine, IMMER musste ich
mich vorher beweisen und habe es getan. Ich besiegte jeden, der
mir in den Weg gestellt wurde.“
Passend
dazu stellt er sich genau jetzt in den Ring, den beiden
gegenüber.
Alex:
„Warum kritisiert ihr das Protokoll, Raymond? Keek? Weil es
meine einzige Angriffsfläche ist.“
Die
Buhrufe nehmen zu.
Alex:
„Ich weiß, wie gut ihr seid. Siege gegen Player,
gegen Zane Levy, Steve Steel, Simon, gegen gegen Robert Breads,
gegen Player. Beeindruckende Erfolge im vergangenen Jahr, aber
ihr sprecht sie nicht an…“
Er
geht einen Schritt näher auf sie zu, stellt sich mittig vor
die beiden und spricht zischend in den leeren Raum dazwischen.
Alex:
„…weil im Vergleich unserer Erfolge eure gemeinsame
Liste nicht halb so lang ist wie meine.“
Er
schaut beiden in die Augen. Der Blick ist durchdringend, die
Pupillen starr. Erst der Blick zu Morbeus, dann zu Keek, dann zum
Gold. Dort bleibt er auch. Dann spricht er in Ruhe seinen letzten
Satz.
Alex:
„Ich bin nicht in meiner Position wegen des Protokolls…das
wisst ihr…und das ist ein Problem für euch.“
Eric:
„Uuuuuuh große Worte.“
Der
Champion würde gerne antworten, doch stattdessen lenkt die
Leinwand auf sich. So gehen die Blicke aller Beteiligten und
Anwesenden nach oben, wo der Commissioner theatralisch mit beiden
Händen wackelt um zu zeigen, wie „eingeschüchtert“
er von Alex’s Worten ist. Zumindest für einen Moment,
dann klatscht er allerdings beide Hände zusammen, faltet sie
ineinander, stellt die Ellbogen auf die Ebenholztischplatte vor
sich und fährt die Zeigefinger aus.
Kurz
stellt er noch sein Kinn dagegen, drückt die Finger dann
allerdings wieder weg und zuckt mit den Mundwinkeln.
Eric:
„Erstens…Glückwunsch, Keek. Gutes Match.“
Keine
Reaktion, stattdessen gesellen sich Fletchers Mittelfinger zu den
Zeigefingern.
Eric:
„Zweitens…niemand…wirklich NIEMAND streitet
ab, dass du ein verflucht guter Wrestler bist, Alex. Das weißt
du. Und ich werde den Teufel tun und immer wieder verlangen, dass
du dich für alles Mögliche beweisen musst….ABER“
Beim
ABER geht die Lautstärke deutlich nach oben, die Augenbrauen
genauso.
Eric:
„Ich gebe niemandem ein Titelmatch gegen den World
Champion, wenn sein letztes Match eine Niederlage gegen den IC
Champion ist. Punkt, isso. Und wenn du sagst, dass du auch ohne
das Protokoll bist, wo du bist, Alex…dann wird dir das
Protokoll hier jetzt auch nicht den Arsch retten und Dye mich für
diese Entscheidung feuern oder suspendieren, oder?“
Ein
diebisches Grinsen des Candy Mans. Er weiß oder hofft
zumindest darauf, dass Ricks noch immer seinen ganz eigenen Kodex
hat. Der schießt nur eisige Blicke gen Bildschirm.
Eric:
„Nein, stattdessen wirst du dich eben doch beweisen, Alex.
Weil du ohnehin denkst, dass du der Beste in der GFCW bist. Also
zeig es allen….RAYMOND!“
Fletchers
Blick ändert sich minimal, wieder gehen die Augenbrauen
hoch. Ein kleiner Themenwechsel.
Eric:
„War ein interessanter Jahresanfang für dich, hmm?
Nun, Ray, du bist wieder hier. Weil ich einen Mann, der die Liga
in nur einem Jahr so auf den Kopf stellt, wie du es getan hast,
nicht einfach so im Nichts verrotten lasse. Ich gebe dir Chancen,
dich zu beweisen. So wie Alex. Also machen wir es offiziell…“
Er
lässt die Fingerknöchel kurz knacken.
Eric:
„Du willst einen verdienten Herausforderer, oder Keek? Den
sollst du haben. Tja, Morbeus, du wolltest doch in Keeks
Fußstapfen treten. Bei Doom’s Night bekommst du die
Chance dazu. Im Main Event von Doom’s Night triffst DU oder
Alex Ricks auf Keek Hathaway. Und wer das ist…darum werdet
ihr im Opener von Doom’s Night antreten….Doom’s
Night! Raymond Morbeus Douglas gegen Alex Ricks! Ohne das
Protokoll! Ohne die Fists for Future Foundation! Und diesmal auch
ohne Thomas Camden. Möge der Bessere gewinnen.“
Sagt
er mit einem zufriedenen Grinsen, während die Fans steil
gehen. Die Reaktionen im Ring fallen verhaltener aus.
Keek
Hathaway braucht einen Moment, um die neue Information zu
verdauen. Er wirkt nicht unzufrieden, einfach nur überrascht.
Sein Blick wandert zwischen Morbeus und Ricks hin und her. Dann
wandelt sich seine Miene in Entschlossenheit. Seine Hand sucht
nach dem Titelgürtel, ohne sich von seinen Herausforderern
abzuwenden, hebt er das Gold in die Luft.
Ricks
und Morbeus starren beide gebannt auf den Titel. Aber nur einer
wird die Chance bekommen, ihn bei Dooms Night auch tatsächlich
zu gewinnen….