Die Nürnberger
Innenstadt, die direkt nach dem Hauptbahnhof beginnt und von der
Rotlichtmeile Frauentorgraben umhüllt wird, ist ziemlich
leer. Doch begibt man sich auf den Weg Richtung Marktplatz zur
Kirche, wird man Zeuge einer der vielen „Corona“-Demos
in Deutschland. Die Polizei ist präsent und die Fronten von
links und rechts prallen vor den Augen der Polizei aufeinander –
nichts Ungewöhnliches in der unterfränkischen
Metropole.
Unter den Corona-Demonstranten befindet sich
auch Saunaclub Herbert. Ohne den Sicherheitsabstand von 1,50m zu
wahren steht er mit seiner Swingerclub-Maske bei den
Regierungskritikern und Verschwörungstheoretikern. Er
verteilt ein paar Flyer, um den kommenden GFCW-Event in seiner
Heimatstadt zu bewerben. Außerdem hält Herbert noch
zwei Schilder hoch mit der Aufschrift:
„SAUNACLUBS
ÖFFNEN JETZT!“
„KEINE HURE IST
ILLEGAL“
Herbert bedeutete die War Evening
Veranstaltung in Nürnberg Alles. Er hatte auf einen Spot im
Main Event spekuliert, jedoch steht er jetzt nicht mal mehr auf
dem Programm. Hinzu kommt, dass ihn seine Kneipenfreunde in der
Arena nicht live anfeuern können, weil nachwievor
Massenveranstaltungen mit Publikum untersagt sind. Die GFCW wird
ihn nur zu Promozwecken einsetzen und er darf das Match seines
Sauna-Homies Jim’Boy Joe gegen Alex Hansen kommentieren.
Herbert konnte vor 2 Wochen Hansen mit der Hilfe von JBJ unfair
schlagen und seine unbesiegte Serie in der Promotion
forsetzen.
Doch Herbert ist dennoch momentan mental an
einem dunklen Ort. Die Nürnberger Rotlichtmeile
Frauentorgraben ist geschlossen, der „Hitler Burger King“
auf dem Weg zur Arena Nürnberger Versicherung macht nur noch
Lieferservice und im Pissoir auf der Bahnhofstoilette entdeckt er
ein Foto seiner alten Liebe...
Singles
Match: Jim'Boy Joe vs. Alex Hansen Referee: Jack Bobo
Special Guest Commentator:
Saunaclub Herbert
Pete:,,In
der letzten Woche hat es, dank einer Ablenkung JBJ's nicht
zum Sieg gegen Saunaclub Herbert gereicht. Nun will der zu
alter Stärke zurückgekehrte Alex Hansen zeigen,
dass das Feuer tatsächlich in ihm brennt. Und das wird
er auch müssen, wenn er gegen den Mann antritt, der ihm
letzte Woche den Sieg gekostet hat.“
Sven:,,Ach,
papperlapapp! Jim'Boy Joe und Herbert sind derzeit auf einer
Überholspur! Hansen muss auch diese Woche sein Bestes
geben, doch ob es reicht wird sich zeigen.“
Hansen wirkt fokusiert, während
er sich langsam zum Ring begibt. Man sieht es ihm an, dass er
einerseits bedrückt, andererseits auch etwas erleichtert
ist. Er fragt sich ständig, ob die Fans ihn wieder in
ihr Herz aufnehmen. Noch sind keine Fans zugelassen, doch das
kann sich bald ändern. Egal, er weiß mit seinen
Leistungen kann er sie, wie früher, wieder für sich
gewinnen.
Energisch betritt er den Ring
und macht sich in einer der Ecken warm.
Das Duo kommt unspektakulär
heraus getänzelt – JBJ posiert im Ring als er
dort ankommt.
Herbert begibt sich nun ans
Kommentatorenpult.
Pete:,,Heute
sitzt kein geringerer, als der noch ungeschlagene Saunaclub
Herbert neben uns, um das Match zu kommentieren... ähm...
im Bademantel...“
Saunaclub
Herbert:,,Hast du damit etwa ein Problem, hehehe? Scherz!
Vielen Dank für diese Vorstellung, Pete! Ihr seid also
das zynische Duo am Pult, welches in den letzten Shows nicht
wirklich mit unseren sexuellen Vorstellungen im Gleichklang
war. Huch, ich verstehe wieso. Aber unwichtige
Nebencharaktere und Statisten, wie euch beiseite, haha! Ich
möchte zuert die GFCW und die GFCW-Fans in meiner
wunderschönen Heimat Nürnberg willkommen heißen!
Ja, die Arena ist leer, meine Jungs können nicht einmal
von der Kneipe aus zusehen, wie der Boy heute Hansen fertig
machen wird, aber im Geiste höre ich ganz Nürnberg
jubeln. Übrigens, was meinste eigentlich mit „noch
ungeschlagen“? Das impliziert, dass du davon ausgehst
ich würde jemals verlieren!?“
Herbert schaut Pete etwas
grimmig an.
Pete:,,Ähh...Anyways,
das Match beginnt!“
Und tatsächlich, Ref Bobo
gibt den Kampf frei. JBJ, cocky und confident, wie er ist,
nimmt Hansen nicht ernst und dreht sich in Richtung Herbert.
Er flext seine Muskeln und macht anscheinend schon Pläne
für nachher. Etwas von Bier und Koks ist zu verstehen.
Hansen lässt sich nicht beirren, geht in seiner Ecke in
die Hocke und wartet. Er ist keiner, der jemanden hinterrücks
angreift. Er ist nicht mehr Onslaught. JBJ dreht sich
plötzlich um und streckt die Faust aus. Anscheinend hat
er genau solch einen Angriff erwartet und ist erstaunt.
Pete:,,Ja,
nicht jeder ist so wie du JBJ.“
Herbert:,,Hey,
was soll das heißen?“
Sven:,,Genau,
was soll das heißen Pete?“
Pete:,,Äh...
so talentiert!“
Hansen steht nun auf und JBJ
geht auf ihn zu, fängt mit dem Trash Talk an. Beide
stehn sich nun gegenüber. JBJ lacht ihn aus, und greift
in sein Gesicht, um ihn in die Ecke zu schubsen. Hansen
bleibt ruhig und lächelt leicht. JBJ fragt, was so
lustig sein soll. Hansen freue sich wohl darauf erneut
erniedrigt zu werden. JBJ holt zum Schlag aus, doch Hansen
überrascht ihn mit einem stiffen Uppercut und geht in
die Offensive. Mehrere Schläge in den Magenbereicht
folgen, ehe die Offensive mit einem perfekt ausgeführten
Dropkick endet und JBJ sich auf der Matte wiederfindet.
Hansen greift sich sein Bein, doch JBJ zieht sich in die
Seile und Hansen, der faire Kämpfer, der er ist, löst
den Griff.
Herbert:,,Ach,
komm schon JBJ! Du bist besser, als er! Denk doch an die
Groupies, die du nach deinem Sieg gegen diesen Clown
vernaschen wirst! Denk an die Stripperinnen, denen du deine
Siegprämie in den Arsch stecken kannst! Er hatte seine
Chance! Jetzt bist du der neue Hit!“
JBJ geht wieder in
Angriffshaltung. Er offeriert einen Test of Strenght. Hansen
erwidert und es kommt zum Clutch, doch JBJ kämpft, wie
zu erwarten, nicht gerade fair und trifft Hansen mit dem Gut
Kick. Er reagiert schnell und nimmt ihn direkt danach in den
Reverse Atomic Drop. Hansen ist stunned, während JBJ in
die Seile hinter ihm rennt und Hansen durch den Running
Bulldog mit dem Gesicht voran auf die Matte bringt. JBJ
lächelt manisch und drückt Hansen auf den Rücken,
um ihn zu covern.
Und
1!
Und
2!
Und
3!
Hansen kickt aus! Das soll es
noch nicht gewesen sein.
Herbert:,,JA!
Was für eine Machtdemonstration! HA HA HA! GEIL! Das ist
mein Boy! Diese geballte Maskulinität ist für
Hansen nur schwer zu schlucken – no Homo! Bald schon
steht es 2-0 für die Sauna Boys!“
Sven:,,Sauna
Boys? Ist das jetzt offiziell?“
Herbert:,,In
der Tat, mein lieber Sven! In der Tat!“
Sven:,,Nice!“
Währenddessen...
JBJ mit dem Versuch einen
Figure 4 Leg Lock anzubringen, Hansen gelingt es jedoch ihn
von sich zu kicken, doch JBJ läuft erneut auf Hansen zu,
der noch immer am Boden ist, nur um einen Drop Toe Hold zu
laufen und auf die Matte zu klatschen. Hansen zieht sich am
Seil hoch, während JBJ sein Gesicht schüttelt und
sich die Nase hält. Der Soulburner geht auf JBJ zu und
umklammert seine Waist.
Pete:,,Oh,
wow wird das etwa ein Deadlift!?“
Und tatsächlich. Hansen
hebt JBJ im Deadlift hoch!
BRIDGING GERMAN SUPLEX!!!
1!
2!
3!
In letzter Sekunde kommt JBJ
raus! Das war eine von Hansen's besten Aktionen.
Herbert:,,Ich
äh... Ihr entschuldigt mich kurz...“
Pete:,,Wo
willst du denn hin?“
Sven:,,Es
ist offensichtlich, dass Herbert seinem Freund und Partner –
no Homo – moralisch unterstützen möchte! Aber
davon verstehst du nichts!“
Herbert nähert sich
wirklich dem Ring, was auch Hansen nicht entgeht. Er ist noch
immer fokussiert auf den Boy, doch er behält auch
Herbert im Blick. Dieser umkreist den Ring und grinst Hansen
dabei hämisch an. Und es dauert nicht lange, bis JBJ
Hansen mit einem Back Suplex überraschen kann. Doch JBJ
sieht selbst nicht allzu frisch aus. Er kriecht zu Herbert an
die Ringecke und bespricht etwas mit ihm. Hansen kommt
langsam auf die Knie, nur um zu seiner Überraschung
neben JBJ nun auch Herbert im Ring vorzufinden. Herbert
schnauzt Jack Bobo an, dass dieser den Ring verlassen soll,
was dieser auch, aus Angst, tut. Herbert hilft JBJ auf die
Beine und auch Hansen kommt langsam hoch. Er scheint zu
wissen, was gleich passieren wird und bereitet sich vor. JBJ
und Herbert stürmen gleichzeitig auf Hansen los und es
dauert nicht lange, bis dieser seine Defense nicht mehr
aufrecht erhalten kann.
DING! DING! DING!
Pete:,,Was
zum? JBJ lässt sich disqualifizieren, nur um Hansen mit
Herbert zu attackieren. Man, die zwei sind so durchtrieben!“
Sven:,,Er
hat sie herausgefordert! Sie zeigen ihm nur, worauf er sich
eingelassen hat.“
Die Sauna Boys lachen und
lassen einen Fist Bump folgen. Herbert bietet JBJ an Hansen
weiter zu „bearbeiten“, doch dieser lässt
ihm den Vortritt und genießt das Spektakel.
Pete:,,Hey,
wer, was ist das?“
Sven:,,Wie
so oft schon... Keine Ahnung!!!“
Ein unbekannter Theme Song
macht sich in der Halle breit. Herbert ist so auf Hansen
fokussiert, dass er dem kaum Beachtung schenkt und JBJ starrt
gebannt auf den Titantron und den Entrance-Bereich. So
gebannt, dass er nicht mitbekommt, dass sich eine maskierte
Gestalt durch die Ränge hinter ihm in den Ring
geschlichen hat.
Pete:,,OH!
Was zum!?“
Die Gestalt nimmt JBJ in den
Reverse Single Underhook.
Da kommt der Lift!
LIFT SINGLE UNDERHOOK DDT!!!
JBJ ist raus. Und Herbert
realisiert nun, was Sache ist. Er dreht sich wütend um
und rennt auf den (oder die?) Unbekannten zu. Doch dieser
überrascht ihn.
DROPKICK TO KNEE
Mit einem schmerzerfüllten
Schrei kracht Herbert auf die Matte und hält sich sein
rechtes Knie. Doch der/die Unbekannte scheint noch nicht
fertig zu sein. Die Gestalt packt Herbert am Kopf zum Suplex.
SUPL- Nein, Schlimmer!
CRASH LANDING ONTO KNEE!!!
Abermals ein qualvoller Schrei.
Herbert windet sich und JBJ, der sich währenddessen aus
dem Ring gerollt hat, greift von draußen seinen Partner
und zerrt diesen aus der Gefahrenzone.
Langsam versucht auch Hansen
irgendwie hoch zu kommen, um sich dem Angreifer zu stellen.
Dieser nimmt plötzlich seine Maskierung ab.
Pete:,,Hey!
Warte mal, den kenne ich doch...“
Sven:,,Ja,
nicht nur du! Das ist Kevin Keller! Der „Revolver“.
Der Junge ist schnell, wie eine Kugel. Aber was macht er
hier? Er ist doch gerade noch dabei sein Tryout zu
bestreiten.“
Pee:,,Natürlich,
ich hab's! Ich habe mal schnell seine Datenbank aufgerufen.
Keller und Hansen waren mal Tag Team Partner.
Jahrelang haben sie in kleineren Ligen auf der Welt Tag Team
Wrestling betrieben! Hier, schau.“
Sven:,,Teamname
„The Spotlight“. Huh.“
Im Ring starrt Hansen ins
Gesicht seines alten Partners. Der „Revolver“
starrt ein letztes Mal nach draußen auf JBJ und
Herbert, ehe er langsamen Schrittes auf Hansen zugeht. Dieser
hält seine Hände vor's Gesicht um sich zu schützen.
Doch Keller nimmt seine Hand. Hansen schaut Keller an. Dieser
greift nun auch mit der anderen Hand nach ihm und...
hilft Hansen auf die Beine. Er
stützt ihn, während die zwei ihre Blicke auf JBJ
und Herbert richten, die sich langsam mit Blick auf den Ring,
die Rampe hochquälen.
Hansen und Keller blicken sich
an und es kommt zu einem Handshake. Es sieht so aus, als sei
The Spotlight bei GFCW angekommen.
Auf dem Bildschirm taucht nicht wie so oft der Backstagebereich
auf, nachdem wir aus der Werbung zurück sind. Auch der Ring
ist nicht für ein Match oder sonstige Späße
vorbereitet. Stattdessen erscheint wackelig ein vertikales Bild,
dessen Qualität nicht wirklich miserabel ist, aber der
Unterschied zwischen dem Handyvideo und der GFCW Produktion ist
doch merklich.
Und vor der Kameralinse taucht das Gesicht
eines bulligen Mannes mit einem leuchtend Blauen Iro auf, der
sich selbst filmt. Hinter Finn sieht man einige Fitnessgeräte,
aber nichts weiter. Eine einzelne Person läuft kurz am
oberen Rand durch das Bild. Das war es aber auch. Nur ein
monotones Rauschen des Videos ist zu hören, bevor Finn
spricht.
Finn: „Ja na Hallo.
Es ist jetzt, wo ich das aufnehme…. Vielleicht ein oder
zwei Minuten her, dass Damian und Luna ihr Match gewonnen haben
und wie einigen wahrscheinlich aufgefallen ist, bin ich weit und
breit nicht zu finden bei der Show. Was mir auch echt leidtut
aber hey. Was nicht geht… ne?“
Mit der
freien Hand fährt er sich kurz über das Gesicht, bevor
er wieder ernst in die Kamera blickt, die logischerweise ein
unruhiges, zitterndes Bild abgibt.
Finn:
„Ich hab beschlossen euch allen dieses Video doch noch
zukommen zu lassen, weil mir wichtig ist, dass ihr alle. Mike,
Lionel, Tyler, Jack, alle Fans da draußen die für oder
gegen uns sind… Dass ihr alle eines versteht. Wisst ihr,
wie ich mein ganzes Leben immer wahrgenommen wurde? Und Damian?
Und Luna? Als respektlos. Als Außenseiter. Als unangenehme
Erscheinung in der Gesellschaft, die man am liebsten loshaben
will.“
Ein paar Schritte bewegt er sich. Der
Hintergrund verändert sich leicht, aber nichts bedeutsames
zu sehen. Es ist ein Gym. Durch und durch. Höchstens für
3 oder 4 Personen aber es ist ein stinknormaler
Trainingsraum.
Finn: „Und ich
glaube irgendwie das hat sich nicht verändert. Aber ohne
scheiß, es kotzt mich an, als respektloser Punk dargestellt
zu werden, der nur meint, irgendwie GFCW Champion werden zu
können. Denn hier ist das Ding. Es ging nie um Respekt in
der ganzen Sache. Wir haben immer alle, die wir angegangen haben,
gegen die wir uns gestellt haben… Unser ganzes Leben lang
niemals als Mensch nicht respektiert. Wogegen wir immer waren,
waren immer Einstellungen und beschissene Ideen.“
Was
auffällt in den Schritten ist, dass sie das Bild nicht
weiter destabilisieren. Und klar deutlich beide Hände keine
Krücken halten. Finns Schritte sind fest und sicher.
Finn:
„Beispiel. Unrivaled. Glaubt ihr wir haben keine Respekt
vor Mike und Lionel? Das sind zwei Männer, die unfassbare
Differenzen überwunden haben und überwinden. Eine
absolute macht geformt haben, uns dreimal den Arsch versohlt,
ungeschlagen sind und GFCW Champions. Mike stemmt dabei noch die
Erziehung einer Tochter teilweise - auch wenn er das vermutlich
zum Großteil anderen überlässt, hm? - und Lionel
kämpft noch mit sich selbst. Und am Ende stecken sie vor
nichts zurück, stellen sich allem, ich mein what the fuck,
was zum Fick soll man da denn nicht respektieren?“
Ächzend
setzt er sich auf eine Bank, die sichtlich zum Bankdrücken
gedacht war, aber gerade doch nur als Sitzgelegenheit
dient.
Finn: „Was ich nicht
abkann, ist das ständige Geschiss von wegen Friede Freude
Eierkuchen, dass Mike von sich gibt. Was ich nicht abkann, ist
ständig überall zu hören, wie unantastbar sie doch
wären. Was ich nicht abkann, ist diese verfickte Arroganz,
mit der die beiden herumrennen und meinen sie stehen über
allem und jedem. Was ich nicht abkann, ist das Konzept von
beschissenen Helden.“
Noch immer ruht die
Kamera auf seinem Gesicht, noch immer flackert das Feuer eines
Mannes in den Augen, der gezwungen war, sich dem Kampf
fernzuhalten.
Finn: „Wenn du
mal wieder meinst die Augen vor allem verschließen zu
können, was falsch ist Mike, und tust, als wäre die
Welt der bestmögliche Ort, dann widerst du mich an. Wenn ihr
alle da draußen glaubt, Unrivaled ist unantastbar, dann
liegt ihr falsch. Denn jeder hat Grenzen und sie sehen ihre
nicht. Diese VERDAMMTE Arroganz. Es gibt keine Helden. Ihr redet
es euch immer ein, weil es eine schöne Idee ist. Zwei
Freunde, die ihre Unterschiede hinter sich ließen, die
bösen, bösen Rebellen schlugen und zusammen in den
Sonnenuntergang ritten. Alles Bullshit. Das einzige, was bei
Stranded real ist, sind die Schläge und der Schmerz, die
Schlacht, durch die ihr durchmüsst. Dieser beschissene Käfig
ist nicht wie die da draußen. Er sieht keine Helden. Er
sieht keine vergangenen Ergebnisse. Er sieht nicht das, was ihr
gerne sein wollt.“
Genervt kratzt er sich
einmal energisch am Kopf, bevor er weiterspricht.
Finn:
„Ich hab es euch damals gesagt, als Damian und ich hier her
kamen. Ich helfe Drake. Ich helfe NEMESIS. Aber ich selbst bin
hier um Leuten in die Fresse zu treten zu verfickt nochmal der
beste zu sein, der jemals Leuten in diesem Ring in die Fresse
getreten hat. Deshalb lasst mich euch eines sagen. Bei allem
Respekt...“
Er betont
das letzte Wort und schafft es, es gleichzeitig mit Ehrlichkeit
und Verachtung zu füllen.
Finn: „..Mike, Lionel, den ich
vor dem habe, was ihr geleistet habt, was ihr leistet, oder auch
dem Ehrgeiz von jack und Rexas… Ich WERDE bei Stranded fit
sein. Ich reiße mir meinen Arsch in diesem verkackten
vollgeschwitzen Raum auf. Ich stehe in diesem Ring. Ich niete
JBDs missratenen Sohn um. Ich zeige Rexas, was es heißt
sich mit meiner Familie zu messen und ich zeige allen, dass auch
Unrivaled nur Menschen sind.“
Er steht wieder
auf und nähert sich dem Eck, in dem man vorhin einen Haufen
an Sportutensilien erkennen konnte.
Finn:
„Und dann werde ich, mit allem Respekt, zwischen euren
leblosen Körpern stehen und nicht nur eure blöde
Unbesiegbarkeit vernichtet haben, sondern mit den Titeln für
mich und Damian da raus gehen. Und es gibt sowas von NICHTS, was
ihr dagegen tun könnt.“
Das Handy fliegt
in eine Tasche und das Bild erlischt.
Warriors
of the World von Manowar schallt aus den Boxen und die Kamera
schwenkt zum Ring um, der neben der üblichen Dekoration des
Dog's Inn - Halsbänder, Leinen, Näpfe und Co - auch
schon den
Hund beherbergt, der uns mit diesem Segment beglücken wird.
Der Hund trägt einrotes Shirt über der schwarzen Jeans,
womit der Mittfünfziger wieder einmal fabelhaft aussieht.
Auch wirkt er etwas erholter als zuletzt. Den Schallwandler hat
er bereits in der Hand, weshalb keine Zeit zu verlieren ist und
er sicher gleich sprechen wird.
Johnboy
Dog: "Willkommen! Willkommen zu einem Dog's Inn, das das
Zeug hat, kürzlich aufgeworfene Fragen zu beantworten. Die
letzte Show war eine voller Kontroversn und eine betrifft auch
indirekt die Tag Teams, denn Maurice the Conquerer würde
Backstage brutal überfallen! Damit war er Tyler keine
Unterstützung. Doch es gab noch einen Betroffenen....lassen
wir ihn selbst zu Wort kommen: Kid Daniel!"
Schon
ein paar Tage
ist es her, dass wir zuletzt Skipper hören dürften,
aber jetzt dürfen die Boxen mal wieder alles geben und
bringen die Halle
schier
zum Schwingen.
Kid
Daniel erscheint auf der Etage und wirkt reichlich fokussiert,
die Sonnenbrille nach oben geschoben und ansonsten im Gleichen
Aufzug - dunkle Jeans und helles Shirt - unterwegs wie so oft.
Langsam schreitet er die Rampe herab, während eine einzelne
Pyrorakete detoniert. Den Ring erreicht er vergleichsweise
schnell und schenkt dem Erzeuger ein Shakehands, Ehe dieser den
Schallwandler hebt und die Musik langsam endet.
Johnboy
Dog: "Kid Daniel! Kaum jemand war vor zwei Wochen geladener
als Du. Wie kam es dazu?"
Oh,
jetzt macht der Hund noch Mac Müll Konkurrenz. Aber Kid
Daniel scheint nur auf diese Frage gewartet zu haben. Schnell hat
auch er sich einen Schallwandler geangelt.
Kid
Daniel: "Was passiert ist, dass ich sauer bin und Tyler heiß
gemacht habe? Nun....ich war fast dabei, als man Maurice
heimtückisch attackiert hat. Dadurch stieg Tylers und auch
mein Adrenalinspiegel schnellte nach oben. Ich fuhr nach dem
Gespräch mit Tyler nach Hause, denn ich hätte sonst für
nichts garantieren können."
Ja,
Daniel wirkt immernoch ziemlich geladen, wenn er über die
Szenerie der letzten Show spricht, das spürt man in jeder
Sekunde. Aber der alte Hund beginnt, seine Investigative Seite zu
entdecken.
Johnboy
Dog: "Erkläre den Zuschauern mal, warum Dich das so
angefixt hat."
Kid
Daniel: "Angefixt? Tyler ist, wie du am besten Wissen
solltest, mein Bruder. Und Mo ist wie ein Bruder für ihn und
irgendwie auch für mich. Deshalb...und die Attacke war echt
brutal. Du weißt, was für einen Körper Mo hat und
was es braucht, um ihn auf den Boden zu bringen. Deshalb..."
Der
Hund nickt einigermaßen Verstehend, in jedem Fall aber
verständnisvoll. Immerhin ist das ja doch alles irgendwie
Familienbande. Trotzdem brennt ihm eine Frage ganz besonders auf
der Zunge.
Johnboy
Dog: "War auf den Bildern denn nichts zu erkennen? So'n
Internetfreak hat danach gefragt. Und auch ich würde das
schon gern wissen."
Passenderweise
sieht man jetzt noch einmal die Szenerie von vor zwei Wochen, als
Maurice attackiert würde, Azrael hinzukam und Daniel sich
schließlich um Maurice kümmerte. So richtig erkennt
man auf der qualitativ echt schlechten Aufnahme aber nichts. So
bleiben Daniel und der Hund Recht ratlos zurück. Daniel ist
dann allerdings derjenige, der die Initiative ergreift.
Kid
Daniel: "Ich bin mittlerweile wieder bei hundert Prozent und
egal, wer das war: ich werde ihn jagen und ihm die Eier
wegtreten! Mo hat eine Aufgabe, wenn er wieder da ist, ich jetzt
auch! Und ich verspreche dir...."
“Was
versprichst du? Mich zu jagen? Mir die Eier wegzutreten? Deinen
BRUUUUUDER des Bruders des Bruders dessen Bruder er ist zu
rächen?“
Kid
Daniel schaut hektisch umher. Diese Stimme. Diese durchdringende
tiefe dröhnende Stimme erschallt in der Arena
„Hier
bin ich Kindchen!! Hier oben…“
Ein
Lichtkegel schwenkt auf die Tribüne gegenüber der Dogs
Inn Kulisse
im Ring. Eine Silhouette zeichnet sich gegen der Wand im
Hintergrund ab. Es ist dieselbe Figur die wir auch vor zwei
Wochen schon gesehen haben die für den Angriff auf Maurice
verantwortlich war…schwarze Jeans…schwarze Boots
und schwarzer Hoody der tief ins Gesicht gezogen ist. Mit
verschränkten Armen steht er lässig angelehnt im
Eingang zur Tribüne.
„Du
willst deinen kleinen Bruder rächen? Ich
sag dir was …Er hat gewinselt als ich auf ihn
einprügelte…er hat geweint…dieser Körper
von dem du sprichst…dieser Körper der einiges braucht
um ihn auf den Boden zu bringen…für mich war es nicht
viel ihn dorthin zu bringen wo er hingehört…in den
Dreck …in den Staub…in die Position der
Verlierer…so wie er es einer ist…und all seine
Brüder…wie auch DU es einer bist!!“
Der
Unbekannte tritt aus dem Eingang hervor zum Treppenabsatz…er
breitet die Arme aus…
“KOMM
UND HOL DIR DAS WAS DU WILLST!!! Egal bei wieviel Prozent du
bist…es wird nicht reichen…“
Kid
Daniel stürmt wutentbrannt aus dem Ring. Seine stampfenden
Schritte erzeugen ein Echo in der Menschenleeren Halle als er die
Treppe in Richtung des Angreifers hoch sprintet. Dieser hat sich
zurück in den Eingang zur Arena zurückgezogen bevor der
Lichtkegel erlischt. Kid Daniel sucht mit
zornigem Blick die Gegend um den Ausgang ab. Jedoch erfolglos.
“Du
bist einfach zu langsam kleiner!!“
Kid
Daniel wirbelt herum und erblickt wiederum den
Unbekannten auf der gegenüberliegenden Seite der Arena in
dem aufblitzenden Lichtkegel stehen. Er sprintet los und erreicht
über das Rund der Arena die gegenüberliegende Seite.
Jedoch ist der Unbekannte erneut verschwunden.
Frustriert
greift Daniel zu einem dort gerade sehr zufällig
herumliegenden Schallwandler und brüllt vor sich hin. Kid
Daniel: „Hör auf mich zu verarschen, Mister Unbekannt!
Stell dich! Sei einmal im Leben ein Mann!“
Schweigen
folgt, man kann Kid Daniel allerdings sehr, sehr gut schnaufen
hören.
Kid
Daniel: „Stell dich, Du Hund!“
Ein
markerschütterndes verrücktes Lachen erklingt. Kid
Daniel schaut sich fragend um.
„
Du
liegst vollkommen richtig Kid!!
DER Hund bekommt das was DU verdienst!!!“
Kid
Daniel schaut schockiert zum Ring. „Dad!!!!“
Doch es ist zu spät. Der Unbekannte steht hinter Johnboy Dog
der das Schauspiel der Jagd von Kid Daniel angestrengt verfolgt
hat. Unterstützt von einer Eisenstange würgt der
Unbekannte, den wir immernoch nur sehr schemenhaft erkennen, an
Johnboy Dog herum!
„Siehst
du KID?!...DAS HAST DU VERDIENT!!! DER HUND MUSS HIER AUSLÖFFELN
WAS FÜR DICH BESTIMMT IST!!!..ABER
keine Sorge kleiner…auch für dich ist heute was
dabei!!! Etwas was dich verzweifeln lässt…“
Der
heranstürmende Trupp von Sicherheitsleuten und Sanitätern
um deren Chef Azrael erreicht Sekunden vor dem losgestürmten
Kid Daniel den Ring. Der Unbekannte hat eilig den Ring verlassen
und verlässt den
Ringbereich über die Tribüne wobei er am oberen Ende
der Treppe stehen bleibt und sich das Chaos anschaut. Die
Sanitäter sind dem angeschlagenen Johnboy Dog zu Hilfe
geeilt und kümmern sich um ihn. Der Tross von Security
Mitarbeitern um Azrael bewacht ungeordnet den Ring wodurch Kid
Daniel es schwer hat sich in den Ring zu seinem Vater und Freund
durchzukämpfen.
Als
er es in den Ring geschafft hat und sich vergewissert hat das es
seinem Vater,
dem Hund gut geht nimmt er das Mikrofon und wendet sich dem
Unbekannten zu
„DU
FEIGES SCHWEIN!!! DAS WIRST DU BEREUEN!!! ICH WERDE DICH
JAGEN!!ICH, NEIN WIR WERDEN DICH KRIEGEN!!!“
Wieder
ertönt das verrückte Lachen…es scheint aus zwei
Richtungen zu kommen.
„Wen
meinst du? Meinst du mich kleiner?“
„Oder
meinst du vielleicht doch eher mich?“
Kid
Daniel und auch die herumstehenden Mitarbeiter um Azrael
schrecken herum. Ein zweiter Unbekannter steht auf dem
Treppenabsatz gegenüber des ersten Unbekannten.
Die
Unbekannten drehen sich gelassen um und verlassen gleichzeitig
die Arena und hinterlassen einen sichtlich verdutzten und
überraschten Kid Daniel der sich nach einigen Momenten
wieder der Hilfe des Hundes widmet. Dem spricht er gut zu und
geleitet ihn schließlich mit den anderen auf der Trage aus
der Szenerie.
Weißes
T-Shirt, schwarze Jeans, sowie weiße Basketballtreter: Das
schlichte Outfit eines neuen Gesichts bei German Fantasy
Championship Wrestling - wobei, ganz so ist es nicht, denn das
Gesicht selbst verbirgt sich unter einer Metallmaske, die zu
einem Psychopathen gut passte. Dafür sorgen nicht zuletzt
die beiden schwertförmigen Stumpen, die links und rechts
über das Kinn herausragen, wohingegen die Mundpartie in der
Mitte frei liegt.
Der
Mann - und, dass die Kamera hier einen Mann zeigt, lässt
sich leicht an dem maskulinen und breiten Körperbau erkennen
- füllt zunächst das Bild komplett aus. Einige Sekunden
vergehen. Nicht völlig lautlos, denn von irgendwo ist Musik
zu hören – „I'm Afraid The Masquerade Is Over“
von David Porter dudelt im Hintergrund gerade so laut, dass es
bei einer gepflegten Konversation nicht stören würde.
Als
die Regie den Bildausschnitt vergrößert, erscheint mit
Mac Müll ein bekanntes Gesicht auf dem Schirm.
Mac
Müll: Hallo Leute, und einen schönen Gruß hier
oben aus dem VIP-Bereich der Nürnberg Arena.
Als
die Kameraperspektive wechselt, ist auf dem Bild ein großer
Raum mit Tischen zu sehen, mit Sesseln und jener Couch, auf der
Mac Müll mit dem Gast sitzt, dessen Gesicht hinter der
Metallmaske versteckt ist. Auf einem Tisch vor der Couch liegen
ein paar Tüten Crutch Chips und gleich daneben stehen einige
Flaschen Zereo Cola – zu prominent platziert, als dass von
Schleichwerbung die Rede sein könnte.
In
der nächsten Sekunde blendet die Kamera um auf
Haupt-Interviewer Mac Müll.
Mac
Müll: Ich freue mich, euch heute einen neuen Wrestler in der
GFCW vorstellen zu können. Meine Damen und Herren, verehrte
GFCW-Galaxie, begrüßen wir zusammen: MT CALAMITY!
Mac
Müll spricht den Namen gedehnt aus, fast wie ein
Ringansager. Als Reaktion darauf legt der als „MT CALAMITY“
vorgestellte Mann die Füße auf den Tisch und kratzt
sich gelangweilt den Bauch. Ohne Mac Müll eines Blickes zu
würdigen stößt er ein paar Worte aus. Seine
Stimme klingt rau, aber nicht sehr tief, etwa auf Tonlage eines
Tenors.
MT
CALAMITY: Ich sagte doch: Schickt mir Tammy.
Mac
Müll nimmt diese Aussage wenig begeistert zur Kenntnis,
ermahnende Handzeichen folgen.
Mac
Müll: Ist das immer noch nicht klar geworden? Tammy steht
nicht für ein Interview bereit. Ich habe beschlossen, es
selbst zu führen.
MT
CALAMITY: Wieso Interview? Ich hätte Arbeit für sie.
Auf
diese Bemerkung von MT CALAMITY reagiert Mac Müll schwer
genervt. Sollte seine Mimik nur gespielt sein, zeigt er ein
perfektes Schauspiel. Er holt zu einer Entgegnung aus, die keinen
Widerspruch duldet.
Mac
Müll: Auch das hatten wir schon! Für Handjobs, Blowjobs
und ähnliche Schweinereien stehen Interviewer bei GFCW nicht
zur Verfügung. Keine weiblichen, keine männlichen:
Niemand!
MT
CALAMITY sagt dazu nichts weiter, und Mac Müll äußert
sich enttäuscht und völlig verständnislos.
Mac
Müll: Nochmal erkläre ich das auf keinen Fall. Dann
brechen wir das Interview eben ab.
Kurze
Gedankenpause nach dieser Drohung.
Mac
Müll: Dann können Sie sich noch den Rest der Show
reinziehen – und wir sind hier fertig.
Die
Worte machen keinen Eindruck auf MT CALAMITY. Er entgegnet
nichts, hängt entspannt in der Couch – und wenn man
ganz genau hinsieht, ist zu erkennen, wie sein Kopf ganz leicht
mit wippt zum Takt der Musik. «I’m so afraid».
Mac Müll hat sich indessen gefangen. Mit deutlich gesenkter
Stimme fügt er hinzu:
Mac
Müll: Vielleicht wäre es sogar das Beste für alle
Beteiligten, wenn Sie hier in der GFCW nur Zuschauer bleiben.
Zuschauer!
Offenbar das Stichwort für den Newcomer.
MT
CALAMITY: Wie jetzt: Zuschauer? Pass auf, ich war hier lang genug
„Zuschauer“! Jetzt wird‘s bald Zeit, dass meine
Fäuste fliegen im Ring. Ich wrestelte seit einem Jahr, drei
Monaten, acht Tagen, neun Stunden und vierunddreißig
Minuten – dann traf ich Al "The Spawn" Simmons.
Das war letztes Jahr während eines GFCW-Trainingslagers in
Dortmund. Vorletzte Woche traf ich Claude "The Dynamite"
Booker zur Begrüßung. Fünfundzwanzig Minuten
danach kaufte ich mir die DVD von GFCW Title Nights 2019. Das war
am 10. Mai, um 21:59 Uhr. Etwa zwei Tage nachdem Player seinen
Powerslam vom obersten Seil zeigte, mit einer Leiter gegen Zereo
Killer auf zwei Leitern, welche im Ring am Boden lagen. Etwa
vierzig Monate seit Don Sheen bei GFCW unter Vertrag steht. Zwölf
Tage, bevor mich ein gewisser Mac Müll „interviewen“
wollte – und vier Jahre, zwei Monate, und zwei Wochen
nachdem Zereo Killer seinen Heelturn gegen Johnboy Dog machte.
Ich kam zum Wrestling fast auf den Tag genau zwei Jahre nachdem
sich Jason Crutch als Unterstützung Jack Bobo und Frank der
Trucker an die Seite stellen ließ. Jetzt bin ich hier! Acht
Monate und sieben Tage nachdem Drake Infinity bei GFCW
Brainwashed 2019 neuer Heavyweight Champion wurde. Nur
vierunddreißig Tage vor Finest Hour 2020! Eine Handvoll
GFCW-Titel bevor ich mit Tommy Cornelli verglichen werde. Das
heißt eine Minute bevor dieses „Interview“
vorbei ist! Klar?
Ein
flüssiger Vortrag von MT CALAMITY, ohne Hast betont er
Daten, Zahlen und Fakten. Der Interviewer ist ein Stück weit
beeindruckt; passender beschrieben: elektrisiert. Mac Müll
steht unter Strom. Werden da Erinnerungen wach wie bei einem
Flashback? Mit viel besserer Laune platzt er daraufhin mit seiner
ersten Frage heraus.
Mac
Müll: MT CALAMITY, das muss ja eine große Ehre für
Sie sein, sich jetzt im Tryout bei GFCW beweisen zu dürfen?
Nach
einem kurzen, beiläufigen Blick zur Seite, stellt MT
CALAMITY eine Gegenfrage, als habe er sich verhört.
MT
CALAMITY: Ehre?
In
seiner Erregung übergeht Mac Müll den fragenden Tonfall
des neuen Wrestlers. Seine zweite Frage lautet:
Mac
Müll: Ja, Sie haben sich doch bestimmt schon viele Gedanken
darüber gemacht, wie Sie sich den Respekt der GFCW-Galaxie
verdienen können?
Auf
die zweite Frage fällt der Seitenblick von MT CALAMITY etwas
länger aus; den Bruchteil einer Sekunde. Wieder fragt er
zurück, pickt sich dabei ein einzelnes Wort aus Mac Mülls
Frage heraus.
MT
CALAMITY: Respekt?
Indessen
hat sich der GFCW Hall of Famer Mac Müll immer noch nicht
eingekriegt. In seiner Euphorie fasst er die „Antworten“
offenbar als Bestätigung seiner Fragen auf. Sofort stellt er
eine dritte Frage.
Mac
Müll: Wissen Sie schon, wie Sie den GFCW-Fans Ihre Loyalität
unter Beweis stellen wollen?
Dieses
Mal schaut MT CALAMITY ostentativ zu Mac Müll rüber.
Unter seiner archaisch anmutenden Metallmaske zeichnet sich ein
Minenspiel ab voller Wut, Überraschung und
Fassungslosigkeit.
MT
CALAMITY: Loyalität?
Das
klang jetzt so, als habe es MT CALAMITY eine große Portion
Überwindung gekostet, den Begriff auszusprechen. Der Tonfall
lässt auf starken Ekel schließen. Mac Müll lehnt
sich währenddessen ein Stück zurück.
Jetzt
wird ihm endlich klar: Dieses Interview läuft in die falsche
Richtung. MT CALAMITY starrt den Haupt-Interviewer der Liga an,
als habe der soeben die schändlichsten Schimpfworte in den
Mund genommen, die man sich denken kann in der Gossensprache. Er
wiederholt nun seine Gegenfragen, und trägt sie in der
Zusammenfassung so vor, als hege Mac Müll die Absicht ihn
damit zu verarschen.
MT
CALAMITY: Ehre, Respekt, Loyalität?
Für
einen Moment ist es in der VIP-Loge völlig still.
Totenstille! Aufmerksamen Zuhörern dürfte auffallen,
dass etwas fehlt: Die Musik ist aus. «It’s over!».
Und es scheint als sei Mac Müll schlecht vorbereitet gewesen
auf diese Frage.
Der
Interviewer denkt angestrengt nach, überlegt noch, ringt um
Worte, da springt MT CALAMITY auf wie von der Tarantel gestochen,
und reißt dabei den Tisch vor der Couch mit sich hoch. Nach
einem kurzen Segelflug durch die VIP-Loge kracht der Tisch
seitlich auf den Boden - Flaschen platzen, Scherben klirren;
alles geht unter in einem dumpfen Gepolter. Herausragend: Das
hässliche Geräusch, als MT CALAMITY nach dem Aufstehen
– rein versehentlich – eine Tüte Crutch-Chips
unter seinen Füßen zermalmt.
Abermals
zeigt sich Wut, Überraschung und Fassungslosigkeit. Im
Gesicht von Mac Müll! MT CALAMITY hat sich längst
wieder unter Kontrolle. Er steht über dem Interviewer und
sagt ruhig und bestimmt:
MT
CALAMITY: Drauf geschissen!
Nach
diesem „Statement“ wendet MT CALAMITY sich ab und
stapft ohne weitere Worte aus der Szene. Mac Müll blickt
teils empört, teils fragend in die Kamera; augenscheinlich
hat es ihm die Sprache verschlagen. Im nächsten Moment
schaltet die Regie um.
Singles Match: Alex
Ricks vs. Henry Phoenix Jr. Referee: Mike Kontrak
Dann
wird es dunkel.
Kein
Bild auf der Leinwand.
Ein
leises, tiefes Pfeifen aus der Ferne der Lautsprecher.
Erneut
in einem höheren Ton. Lauter.
Ein
aufbrandender Synthesizer.
Pulsschläge.
Musik
setzt sein.
Ein
einzelner Scheinwerfer in Richtung Eingangsbereich.
Sein
Kopf wippt bei jedem Schritt von links nach rechts.
Seine
Miene spricht von Gleichgültigkeit.
Er
betritt den Ring.
Er
geht am Ringrichter vorbei.
Er
geht in seine Ecke.
Er
bleibt stehen.
Er
schaut zur Rampe.
Er
wirkt gelangweilt.
Pete:
„Ein…interessanter Auftritt. Alex scheint sich
überhaupt nicht auf ein Match eingestellt zu haben?“
Sven:
„Wir haben den Auftritt in Antoines Kabine vorhin
gesehen. Ich weiß nicht, WAS da bei Henry vorgefallen
ist…aber ich bin mir sicher, Alex ist hier nicht ohne
Grund so entspannt.“
Pete:
„Warten wir ab, wie Henry hier auftaucht…“
Die
Scheinwerfer richten sich auf die Rampe, die Leinwand zeigt
Henrys altes Video, um ihn zu empfangen….doch die
Bühne bleibt leer.
Sven:
„…WENN er auftaucht.“
Die
Musik klingt aus, es bleibt kurz still, Mike Kontrak schaut
den Mathematiker an. Er weiß genau was los ist,
schüttelt verärgert den Kopf. Hier geht es immerhin
gegen seinen Ringrichterkollegen. Ricks würdigt ihn aber
keines Blickes, schaut einfach weiter auf die Rampe. Er weiß
trotzdem ganz genau, dass der Offizielle ihn anschaut.
Alex:
„Ich denke…Henry wird ausgezählt.“
Spricht
er in den leeren Ring vor sich aber laut genug, dass sowohl
Kamera als auch Kontrak es aufschnappen können.
Pete:
„Diese Abgeklärtheit in der Stimme. Da kommt einem
einfach das Schaudern.“
Sven:
„Alex ist durch Antoine noch einmal unberechenbarer als
vorher. Er scheint keine Grenzen mehr zu haben.“
Kontrak
schaut Ricks weiterhin wütend an, schüttelt
fassungslos den Kopf. Aber er hat halt keine Wahl. Er zählt
seinen nicht anwesenden Kollegen an.
1
Ricks
2
bleibt
3
stur
4
stehen
5
und
6
hebt
7
den
8
Arm
9
zum
10
Sieg.
Und
Kontrak lässt die Glocke läuten. Sieger durch
Nichterscheinen des Gegners: Alex Ricks.
Der
Arm sinkt wieder und Ricks verlässt den Ring so
unspektakulär wie er gekommen ist. Begleitet von
konsternierten Gesichtern des Ringrichters und auch von Pete
und Sven.
Pete:
„Ich…weiß nicht, was ich sagen soll. Diese
stoische Ruhe von ihm. Dieses Auftreten. Antoine hat hier
eine wahnsinnig gefährliche Waffe.“
Sven:
„Und er weiß sie zu nutzen. Der Kaiser
kontrolliert das Geschehen.“
[Vor 5 Tagen]
Stille.
Das erste, was auffällt ist die vollkommene Stille, die über
der Szenerie liegt. Irgendwo in der Ferne leuchtet der Mond zwar
so hell, wie er kann, aber eine gewisse Dunkelheit, die so eine
Nacht an sich hat, kann er nicht besiegen. Einigen Zuschauern
wird der Ort wohl bekannt sein, wenn man ihn auch länger
nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte.
Aber der
weitläufige Garten, die abgelegene Lage, die Terrasse, das
riesige Haus… Unverkennbar der Rückzugsort von Drake
Infinity. Und von NEMESIS. Aber von den meisten Mitgliedern der
Stables ist nichts zu sehen. In der offenbar ausgesprochen milden
Nachtluft liegt Drake fast alleine auf der Wiese.
Musik
dringt nur leise von irgendwoher. Aus dem Haus noch? Vielleicht
steht auch irgendwo eine Bluetooth-Box mit im Garten –
schwer zu erkennen. Doch neben dem Sound von Zeromancer ist wenig
zu hören. Ein Lagerfeuer gibt es nicht. Und scheinbar haben
die meisten Vögel beschlossen, dass es Zeit war zu schlafen.
Und während Drake mit den Armen hinter dem Kopf in den
Himmel starrt, tut etwa einen Meter neben ihm Zane Levy es ihm
gleich.
Keine Spannung. Keine harten Worte. Nur Ruhe
liegt über den beiden. Jetzt sieht man auch im Hintergrund
doch Bewegungen in den Fenstern des Hauses, scheinbar ist doch
noch jemand zuhause.
Zane:
„Hey, erinnerst du dich noch an Mr. Lawrence?“ Drake:
„Den Geographie-Lehrer?“ Zane:
„Jep.“ Drake:
„Oh mein Gott...“
Er
dreht den Kopf und blickt direkt in Zanes Augen, während er
zu lachen beginnt.
Drake:
„Und den verdammten Stuhl!“
Levy
kneift die Augen zusammen, während er sichtlich unterdrückt
laut loszulachen.
Zane: „Ich
weiß im Nachhinein nichtmal WARUM das so lustig
war.“ Drake:
„Alter, in dem Moment? Es war der Hammer.“ Zane:
„Aber natürlich würdest du sowas niemals
tun.“ Drake:
„Ich war doch der Musterschüler, warum würde ich
den JEMALS einen Stuhl mit beschädigter Lehne einem Lehrer
hinstellen.“ Zane:
„Der dafür bekannt ist sich enorm in den Stühlen
zurückzuwerfen. Du würdest NIEMALS kalkulieren, dass
die Lehne bricht und einer deiner geliebten Lehrer vom Stuhl
kracht.“ Drake:
„Never.“
Einige
Sekunden verbringen die beiden damit sich bei der Erinnerung
wegzuwerfen.
Drake: „Oh
man...“
Die Blicke der
beiden gehen immer noch gen Himmel, wo vereinzelte Wolken vor den
Sternen vorbei ziehen und ein bizarres Muster formen.
Zane:
„Wenn die Schule nicht so beschissen wäre, wäre
sie ja ganz witzig gewesen manchmal.“ Drake:
„Ich bin froh, dass wir damals da raus sind.“ Zane:
„Es ging alle so schnell. An einem Tag hab ich dich kennen
gelernt, gefühlt am nächsten waren wir weg.“ Drake:
„Wie lang wars dazwischen? Also bevor wir wirklich
abgebrochen haben? Halbes Jahr?“ Zane:
„Ungefähr, ja. Hey, Drake.“ Drake:
„hm?“
Ohne Frage
lag etwas ernstes in Zanes Tonfall. Der spielerische Ausdruck in
Drakes Gesicht verschwindet, als er darauf wartet, was Levy ihn
fragen würde.
Zane: „Ich
verstehe dich nicht. Als ich dich vor ein Paar Monaten da draußen
so öffentlich zerrissen hab, hab ich dir immer wieder an den
Kopf geworfen, was für ein Teufel, ein Monster du bist, wie
abgrundtief böse. Und Luna gab mir ja noch recht und ich
dachte dauernd, hey, wieso waren, oder sind, wir trotzdem bei
dir. Und… Ich hab es mir immer damit erklärt, dass
wir irgendwie fliehen wollen.“ Drake:
„Aber…?“ Zane:
„Dann erlebe ich dich immer wieder auch ganz anders. Kannst
du ehrlich mit mir sein Drake? Ganz direkt: Was ist es, das dich
antreibt? Wieso richtest du immer noch so viel Schaden an. Wieso
muss es immer weiter gehen. Ich weiß, ich war damals
genauso dabei, aber...“ Drake:
„Ich versteh schon.“
Fast
schon gequält richtet er sich auf. Und im Schneidersitz
blickt er auf den Boden vor sich, während er nervös ein
paar Grashalme aus dem Boden zieht.
Drake:
„Die Wahrheit ist, Zane… Ich würde mir nichts
mehr wünschen, als einfach aufzuhören. Wie Luna immer
sagt… Irgendwo hat sie den Wunsch einfach ein ruhiges
Leben zu führen. Und mein Gott warum nicht. Es wäre so
eine Erlösung. Nicht permanent funktionieren zu müssen.
Nicht permanent auf hochtouren. Immer kalkulieren, kontrollieren
und kämpfen. Einfach aufzuhören. Luft zu holen. Und es
zu vergessen.“
Ruhig
hört Zane zu, liegt noch immer da, dreht sich aber auf die
Seite, um Infinity in die Augen sehen zu können….
Wenn der nicht nur Augen für den Boden hätte.
Drake:
„Aber jedes Mal, wenn ich wieder nach draußen schaue,
kommt all diese Aggression wieder hoch. Der Hass, die Wut. Es ist
genauso, wie du es gesagt hast. Ich werde damit nichts erreichen.
Ich bin nur sinnlose Gewalt und ein Monster. Natürlich. Aber
wenn ich die Chance habe, Zane, dann lasse ich das hinter mir. So
wie gerade. Wenn ich nur die Chance hätte…. Würde
ich aufhören. Ich würde mit Luna hier sitzen, wir
würden alt werden und unsere größte Sorge wären
Kreuzworträtsel, die wir nicht hinkriegen. Damian und Finn
würden ihr Leben lang catchen und sich fühlen, wie die
geilsten…:“
Nun
schafft er es auch Levy anzusehen. In seinem Gesicht liegt ein
trauriges lächeln.
Drake:
„Aber dann denke ich an all die, die sich wünschen
würden, sie könnten irgendwie mal auf alles
einschlagen. Die ganze Welt. Das ganze System. Die ganze
Gesellschaft. Und sie schaffen es nicht. Ich kann es. Ich schaffe
es. Immer und immer wieder. Ich pisse immer wieder all denen ans
Bein, die es Leuten wie uns damals zur Hölle machen, nur zu
existieren. Das IST die Wahrheit Zane. Sie hat sich nicht
verändert, seit ich das zum ersten Mal erklärt habe.
Und du hast mit allem Recht. Aber ich zerbreche daran. Das weiß
ich. Und auch die Leute mit mir tun es.“
Fast
meint man ein Zittern zu erkennen, während Infinity unter
dem Schatten der einzelnen Bäume im Garten nicht wirklich
vom Mondlicht erfasst wird.
Drake:
„Damian und Finn… Sie sind sowieso Freigeister.
Luna wird es wehtun, aber sie wird sich losreißen, wenn ich
sie mit mir in den Abgrund ziehen würde. Sie geht an ihre
allerletzte Grenze für diese Sache, aber nicht
darüber.“ Zane:
„Und du dachtest nicht, dass ich entkommen würde.“ Drake:
„Ich dachte wirklich, dich zurückzulassen, war das,
was ich tun musste, um die Person zu schützen, die mir mehr
bedeutet, als der ganze Rest, der verfickten Welt.“
Zane:
„Und was tu ich jetzt, Drake? Dreht diese Spirale sich auf
ewig weiter?“ Drake:
„Nein Zane. Ich vertraue dir. Dass du sie stoppst. Ich habe
meine Wahl getroffen. Ich gehe bis zum Ende.“ Zane:
„Du bittest mich, dich zu stoppen.“ Drake:
„Ich flehe dich an, mich aufzuhalten. Du teilst im Kern
dieselben Ideale wie ich. Und obwohl du ein verdammter Mörder
bist...bist du nicht im Ansatz so zerfressen, wie ich. Du kannst
meine Rolle einnehmen ohne all die Scheiße, die ich
tue.“ Zane:
„Und sobald du in 5 Tagen in diese beschissene Arena
trittst, bist du wieder der Champion, der in seinem Größenwahn
Antoine Schwanenburg in nichts nachsteht. Der in seiner Arroganz
alles versucht zu kontrollieren. Und damit in seinen Untergang
steuert.“ Drake:
„Dann wäre es zumindest vorbei, oder? Kein zurück,
Zane. Es gibt nie ein zurück.“
Mit
einem fast schon verzweifelten Blick sieht Zane kurz zur Seite,
bevor er fragen wieder in Drakes Gesicht sieht.
Zane:
„Ich werde aus dir nicht schlau verdammt. Mach es mir doch
einfach leichter, dich zu hassen.“ Drake:
„Sorry, no can do.“ Zane:
„Wenn ich dir nur helfen könnte...“ Drake:
„Pscht. Gerade bin ich frei von dem Scheiß. Lass uns
aufhören drüber zu reden. Der Krieg geht früh
genug weiter.“ Zane:
„Gibt es wirklich kein zurück?“ Drake:
„…. Ich weiß es nicht Zane.“ Zane:
„Ein kleines bisschen, vielleicht?“
Kurz
steht die Stille zwischen den beiden. Einen schier unendlichen
Moment. Bevor Zane sich nach vorne beugt und Drake küsst.
Zane: „Ich werde dich
vernichten. Wenn es nicht von selbst passiert, in all deiner
Arroganz. Dann werde ich dieses verdammte Monster, die deinen
Namen trägt auslöschen. Aus demselben Grund, aus dem du
mich damals zurückgelassen hast. Um dich zu schützen.
Und all die Leute, die du mit dir in diesen dunkeln Ort ziehst.
Das verspreche ich dir.“
Levy
steht auf und entfernt sich langsam aus dem Garten. Irgendwo im
Hintergrund leuchtet noch immer Licht aus dem Haus und Luna beugt
sich aus einem der Fenster.
Luna:
„NA ENDLICH! ICH DACHTE SCHON ICH MUSS AUF DIE NÄCHSTE
FOLGE WARTEN!“
Lachend
sieht Drake nach oben.
Drake:
„Fuck Off!“ Luna:
„Komm schon.“
Sie
macht eine einladende Bewegung aus dem Fenster.
Luna:
„Es wird spät, Drake.“ Drake:
„Ja, Mama.“
Er
drückt sich auf die Beine und tritt durch die Terrassentür.
Und als die Lichter im Haus erlischen, bleibt nur die Nacht
alleine zurück.
Singles Match: Zane
"Purifier" Levy (/w Damian und Luna Rosario) vs.
Zereo Killer (/w „The Superior“ Lionel
Jannek) Referee: Jo Dardano
Auch diese Woche
bleibt die Dunkelheit aus. Die fast schon mystische
Atmosphäre vieler Entrances war, wie so vieles, dem
Virus zum Opfer gefallen. Und während die Beleuchtung
der Halle unverändert bleibt, ertönt dennoch I am
Machine aus den Boxen. Und auf der Leinwand beginnt das
mittlerweile bekannte Video von Zane Levy langsam wieder die
Zuschauer auf die beunruhigende Reise zu nehmen, die dieser
Mann durchgemacht hatte in seinem Leben.
Der Purifier
selbst schiebt mit der rechten Hand den Vorhang zur Seite,
während er durch selbigen tritt. Stiefel, Make-Up,
Stulpen, Tattoo, Narben. Alles ist genau wie immer.
Pete:
„Sven, ich stelle die Frage ganz direkt: Ist das hier
das größte Match seine Karriere?“ Sven:
„Ich muss sagen: Es fehlt ein bisschen das Feeling des
GANZ großen, was man immer mit solchen Sätzen
verbindet. Aber wenn man drüber nachdenkt, ja,
sicherlich. Die Situation spitzt sich überall in der
Liga zu, Zanes Platz in der Sache wird vermehrt wichtig und
vor allem in Frage gestellt….“ Pete:
„… Und dann musst du noch sehen, dass Zereo
Killer auf alle Fälle in Titelregionen schwebt. Und
jeder weiß, wie unfassbar gut dieser Mann ist:“ Sven:
„Eben. Singles Match. Main Event gegen Zereo Killer.
Wir haben so viel von Zane gesehen mittlerweile. Aber ich
glaube das hier ist seine wahre Feuertaufe. Nicht nur zeigen,
dass er nach seinen Schwierigkeiten am Anfang jetzt MITHALTEN
kann, sondern, dass er gewinnen kann. Denn das, Pete, hat er
zuletzt immer noch nicht bewiesen.“
Mit
ruhigen Schritten war Levy am Ring angekommen. Sein Gesicht
ist emotionslos. Es ist schwer zu erahnen, was in ihm
vorgeht. Jannek, Drake, Schwanenburg waren gerade weit weg.
Aber auch Damian und Luna konnten heute nicht hier sein. Die
Arena war leer. Er war alleine. Alleine mit seinem größten
Test.
Die
Halle verdunkelt sich und alle wissen, wer nun zum Ring
kommen wird. Sein Gegner befindet sich bereits im Ring und
nun wird die Halle dunkelblau gefärbt.
Die
Musik von Evanescence wird gespielt und Bring me to life
dröhnt aus den Boxen der Halle. Weiße Scheinwerfer
huschen wie Irrlichter durch die leeren Zuschauerreihen, ehe
sie sich zu zwei großen Spotlights auf der On Stage
zusammenfinden. Durch das Nebeldickicht erscheinen natürlich
die GFCW Tag Team Champions. Gleichzeitig reißen sie
die Titel in die Höhe. Zereo Killer trägt heute
sein blau-grünes Outfit mit der dazu passenden
Gesichtsbemalung und er macht sich wild entschlossen auf dem
Weg zum Ring, sein Partner dicht hinter ihm. Während
MacKenzie den Weg rund um das Geviert aufsucht, entert der
Österreicher direkt die Ringmitte und wartet auf den
Killer.
Mike
befindet sich auf dem obersten Seil und blickt seinen Gegner
an. Am Liebsten würde er mit einem spektakulären
Move den Ring entern, doch die Auswirkungen des Leitermatches
von vor zwei Wochen verhndern dies. Er steigt zwar auf das
Top Rope, aber entert relativ „normal“ und stellt
sich neben seinem Tag Team Partner. Gemeinsam reißen
sie abermals das Titelgold in die Höhe, nicht um zuletzt
zu symbolisieren, dass sie die Champions sind und dass
niemand etwas daran ändern kann!
Das
Match ist bereits angeläutet und die Kontrahenten
starren sich gegenseitig in die Augen. MacKenzie hält
sich diverse Körperteile. Die Auswirkungen des
Laddermatches sind immer noch sicht- und spürbar.
Zane
Levy: „Hast du Schmerzen?“
Eine
Antwort bekommt er nicht, lediglich einen bösen Blick
des vielfachen GFCW Champions. Da scheinen Finn und Damian
mit dem Trash-Talk doch abzufärben. Oder ist es ehrliche
Abneigung von Levy gegen Zereo Killer?
Zane
Levy: „Wenn dir dein letztes Match immer noch hinterher
hängt, wie willst du zwei Matches an einem PPV Abend
überle...“
SPEAR!!!
SPEAR!!! SPEAR!!!
Pete:
„Das kam wie aus dem Nichts!“
Sven:
„Absoluter Wahnsinn! Wie von der Tarantel gestochen.
Damit konnte Levy nicht rechnen.“
Ein
wenig gehandicapt beim Atmen, dennoch steht der Kalifornier
erhobenen Hauptes auf.
Lionel
Jannek: „Ja Mann! Genau so!“
Mr.
#ISGI schaut auf Levy herab, der sich vor Schmerzen auf der
Matte krümmt.
Zereo
Killer: „So will ich es schaffen!“
Sagt
er wild entschlossen und zieht seinen Gegner zu sich hoch.
„The Purifier“ findet sich wenige Sekunden später
auf dem obersten Seil wieder und der wild entschlossene Tag
Team Champion klettert hinterher. Es folgen ein paar
Faustschläge ins Gesicht. Das Ermahnen des
Unparteiischen ist zu hören, doch das scheint ihn in
diesem Augenblick wenig zu kümmern, denn just im
nächsten Augenblick gehts abwärts!
SUPERPLEX!!!
Ein
Aufschrei von Beiden lässt uns nur erahnen, wie hart sie
getroffen wurden. Ein kleines Weilchen bleiben sowohl der
Killer, als auch Levy, auf der Matte liegen, doch dann rollt
sich der Kalifornier über seinen Gegner drüber,
zieht ihn hoch und zeigt einen beinharten Snap Suplex.
Lionel
Jannek: „Weiter so! Dann hast du das Match in wenigen
Augenblicken gewonnen.“
Angetrieben
von dieser Motivation macht der Killer weiter, zieht seinen
Gegner nochmals hoch und es folgt ein weiterer Snap Suplex in
die Ringecke.
Sven:
„Seine Three Stages of Hell wurde komplett
durchgezogen. Bin gespannt, ob Levy noch etwas
entgegenzusetzen hat, nachdem er so sehr überrascht
wurde.“
Pete:
„Das ist tatsächlich – bei allem Respekt für
Zereo Killer – doch etwas überraschend, dass alles
so schnell ging. Denn nach dieser Movereihenfolge folgt
zumeist ein Finisher.“
Double
M verlässt den Ring und bleibt am Mattenrand stehen. Er
bückt sich zu seinem Tag Team Partner und klatscht kurz
ab.
Lionel
Jannek: „Mach ihn fertig, dann können wir die Show
abhaken.“
Sehr
konzentriert, mit einem Nicken, bestätigt MacKenzie die
Aufforderung des Österreichers und steigt langsam auf
das oberste Seil. Soll das tatsächlich schon der Triple
S werden? Er braucht allerdings ungewöhnlich lange.
Zane
Levy: „So nich, Junge!“
Natürlich
spürt auch der Kontrahent des Tag Team Chanpions das
Match, die Aktionen, die gegen ihm gezeigt wurden, denn
schafft er es sich blitzschnell mit den Ringseilen
hochzuziehen. Für eine Millisekunde hält er sich
seine Rückengegend, ehe er dem Killer die Beine und
dieser unsanfte Bekanntschaft mit dem Top Rope macht.
Sven:
„So schnell kann sich das Blatt wenden.“
Pete:
„Er hätte versuchen sollen, das Match mit dem The
Big Hit oder dem Cross Armbreaker zu beenden.“
Levy
atmet kurz durch, schaut seinem Gegner in die Augen, blickt
aber auch nach draußen zur eventuellen Bedrohung.
Zane
Levy: „Jetzt Augen auf Lionel, wie ich ihn fertig
mache!“
Diese
Worte gingen natürlich an Lionel Jannek, dem das Ganze
überhaupt nicht gefällt. Er steigt sogar auf dem
Mattenrand, wird aber sofort von Jo Dardano konfrontiert.
Fast schon Grinsen bei Zane. The Purifier schlägt
mehrere Male gegen das Gesicht des Killers, welcher immer
noch unsanft auf dem Top Rope Platz genommen hat.
Anschließend stattet er Zereo Killer einen Besuch auf
dem obersten Seil ab. Er zieht ihn hoch und Beide stehen nun
gemeinsam ganz oben.
Zane
Levy: „Du wirst heute verlieren. Und bei Stranded
werdet ihr euer Tag Gold verlieren.“
Kurz
blickt er nach draußen.
Zane
Levy: „Hey Lionel. Du darfst aber gerne Drake besiegen.
Ich verlass mich auf dich.“
Und
damit ist die Aufmerksamkeit wieder bei Zereo Killer.
Sven:
„Oh mein Gott!“
Pete:
„Heftig!!!“
TOP
ROPE CLEANSNG MACHINE!!!
THAT
SHOOK THE RING!!!
Auch
LJ reißt die Augen weit auf und fährt sich durch
die Haare... Auch Levy muss sich von seiner eigenen Aktion
erholen, aber der große Leidtragende ist natürlich
Zereo Killer! Der Purifier dreht seinen Gegner um und sieht,
dass er aus dem Mund durch diese Aktion blutet. Dennoch zeigt
er einen Pinfall.
ONEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE
TWOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO
THREEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE
...
Lionel
Jannek: „Gott sei Dank!“
Zane
Levy: „Was ist los, Ref?“
Der
Unparteiische sagt nicht viel, sondern zeigt lediglich auf
MacKenzies Bein. Es liegt auf dem untersten Seil.
Zane
Levy: „Verdammt!“
Enttäuscht
schlägt Levy zwei-, dreimal auf die Matte. Er versucht
MacKenzie zu greifen, doch dieser rollt sich nach draußen
auf dem Mattenrand.
Zane
steigt hinterher und verhindert, dass der Killer komplett
nach draußen fällt. Er zieht ihn zu sich hoch und
verpasst ihn einige harte Kicks. Das Ächzen und Stöhnen
des Kaliforniers lässt uns lediglich erahnen, wie hart
diese wirklich sind... Ein weiterer Kick gegen die Kinnspitze
veranlasst MacKenzie sich von seinem Gegner wegzudrehen. Er
hält sich aber mit einem Arm am obersten Ringseil fest,
sodass er nicht nach draußen fliegt.
Zane
Levy: „Oh fuck off!“
Mit
einem riesigen Sprung hüpft er seinen Kontrahenten von
hinten an und...
Sven:
„Ach du Kacke!“
INVERTED
FRANKENSTEINER AM MATTENRAND!!!
Pete:
„Was für ein Move von Zane!!!“
Sven:
„Damit hat der Killer niemals gerechnet!!!“
Levy
kann sich an den Seilen wieder hochziehen! Es war super
riskant, er hatte sehr wenig Platz, doch es ist ihm gelungen!
Er lächelt sogar ein wenig.... er dreht sich um und...
sieht Zereo Killer, der wie ferngesteuert dasteht... Aber er
steht! Er spuckt ein bisschen Blut auf den Mattenrand, wirkt
stehend k.o. ... doch nach dem Frankensteiner hat er sich
durchgerollt und ist irgendwie auf die Beine gekommen. Er
hält sich mit einer Hand am obersten Seil fest, genau
wie sein Gegenüber und deutet an, dass dieser her kommen
soll! Zane lässt sich auf das Spielchen ein und springt
auf Zereo Killer los!!! Dieser fängt ihn auf und...
POWERBOMB
VOM MATTENRAND ZURÜCK IN DEN RING!!!
Was
für ein unglaublicher Konter des GFCW Tag Team
Champions! Zane bleibt erstmal für den Moment regungslos
im Kampfviereck liegen, während der Killer sich selbst
komplett auf das oberste Seil sacken lässt...
Lionel
Jannek: „Großartig!!! Jetzt mach ihn fertig!!“
Für
einen Moment lang konzentriert sich MacKenzie, nickt mit dem
Kopf und scheint für den Augenblick all seine Schmerzen
vergessen zu haben... Mit einem riessigen Satz springt er auf
das Seil und... zeigt seinen Finisher!!!
SPRINGBOARD
SHOOTING STAR STOMP!!!
Doch
das Grinsen im Gesicht von Jannek verzieht sich als er sieht,
dass Levy das Bein in die Höhe zieht... aber... der
Killer landet auch auf seinen Füßen und hält
mit beiden Händen gegen das ausgestreckte Bein!!! Er
schmeißt es zur Seite und springt mit einer Standing
Shooting Star press gegen den rechten Arm seines Gegners!
Durch diesen Sprung kann er blitzschnell seinen Cross
Armbreaker einsetzen!!!
Levy
Zane: „AAAAAAAAARGHHH!!! Fuck! FUCK!“
MacKenzie
zieht an wie ein Irrer! Er will dieses Match durch Aufgabe
gewinnen und somit ein Exempel statuieren! Wenn es jemand
schaffen kann, Stranded mit allen Titel zu verlassen, dann
ist es UNRIVALED! Und niemand anders! Genau dieser Gedanke
treibt ihn voran! Genau dieser Gedanke ist es, der auch
Lionel Jannek lautstark für seinen Tag Team Partner
jubeln lässt! Nichts und Niemand kann sie aufhalten!
UNRIVALED ist ungeschlagen und bei Stranded werden sie ein
weiteres Kapitel aufschlagen, vermutlich das Letzte, was noch
unerreicht blieb! Zereo Killer Tag Team
Champion, Intercontinental Champion – Lionel Jannek Tag
Team Champion, Heavyweight Champion!
ONEEEEEEEEEEEEE
TWOOOOOOOOOOOOOO
THREEEEEEEEEEEEEEEEEEEE
DING
DING DING!!!
…
Es
ist absolut ruhig in der Halle... Natürlich... es sind
keine Zuschauer, aber... selbst Pete, Sven, aber auch Jannek
hats die Sprache verschlagen.
Zane
war kurz vor der Aufgabe, MacKenzie hat angezogen wie ein
Geisteskranker... aber The Purifier konnte das Gewicht
verlagern und seinen Körper, während er sich im
Cross Armbreaker befand, über MacKenzie rollen... und
das zählt als Pinfall!!!
Geschockt
lässt Zereo Killer los und Zane rollt sich durch den
ganzen Ring, bis er schließlich das Geviert verlassen
hat. Große Schmerzen spürt er im Arm, dennoch kann
er sich das Grinsen nicht verkneifen, denn er hat den
großartigen Zereo Killer ausgetrickst. Und irgendwie
wirkt er in diesem Moment gar nicht mehr so zusammengesunken
und schüchtern.
Pete:
„I-ich kann es nicht fassen, dass es nun doch alles so
schnell ging...“
Sven:
„Unglaublich aber wahr. Ein recht kurzes, aber sehr
intensives Match mit einem Ende, das wir so nicht erwartet
hätten.“
Pete:
„Wäre der Killer allerdings bei 100% gewesen dann
glaube ich, dass er hier durchaus aus der Nummer rausgekommen
wäre.“
Sven:
„Nun gut, da magst du vielleicht Recht haben... aber
glaube mir... in deren Oberstübchen rattert es nun so
richtig... das harte Laddermatch ist zwei Wochen her, dennoch
schleift Mr. I STILL GOT IT seinen Körper mehr schlecht
als Recht zum Ring heute... und dann verlor er auf so
unrühmliche Art und Weise... Wie soll das bei Stranded
gut gehen?“
Pete:
„Tja... sie müssen sich was einfallen lassen, ganz
klar.“
Sven:
„Auch bei Jannek scheint sich so ein Gedanke aufgetan
zu haben.“
Pete:
„Und denk auch an Zane: Diesmal gab es vielleicht nicht
die atemberaubende Performance der letzten Wochen
aber…“ Sven: „Er
hat gewonnen. Er hat endlich den Instinkt eines Siegers
gezeigt.“ Pete: „Mit
diesen Bildern, die die Tag Team Champions wohl zurück
auf den Boden der Tatsachen geführt haben, gehen wir nun
off air! Tschüss liebe GFCW Galaxy und bis zum nächsten
Mal!“