Einmal
mehr ist es nicht unbedingt Wortgewalt, mit der Aiden Rotari die
Zuschauer in seinen Bann zieht. Er scheint sich mit sich selbst
darauf geeinigt zu haben, dass eine einzige Form der Begrüßung
vollkommen ausreichend ist – und die hält er kurz und
bündig.
Aiden
Rotari: “Ich bin gekommen, um meine Glückwünsche
persönlich zu überbringen.”
Auf
den ersten Blick mag das seltsam aussehen. Denn Aiden Rotari ist
in der Konstellation, die wir hier gerade, in einer Kabine im
Backstage-Bereich, zu sehen bekommen, der Einzige, der einen
Championship Title mit sich herumträgt.
Nun,
genau genommen sind es sogar zwei. Auf jeder Schulter einen.
Die
GFCW Tag Team Championship.
Wie
selbstverständlich trägt Rotari sie zur Schau, als
hätte er sie tatsächlich gewonnen und nicht einfach
gewalttätig entwendet. Wüsste man nicht genau, was bei
Doom’s Night passiert ist, könnte man davon ausgehen,
er wäre die Tag Team Champions.
Aiden
Rotari: “Der erste Pay-Per-View und gleich ein Sieg –
gegen ehemalige Champions. Ich bin selbstverständlich nicht
unbedingt überrascht, aber dennoch beeindruckt.”
Rotari
nickt zu den zwei Männern, die eben diesen Erfolg
eingefahren haben, ehe er sich direkt an den Mann in der Mitte
wendet – Johnny Dreyer, seines Zeichens das Zentrum von
Progress. Der Schakal aus dem Süden wirkt ernst, noch
ernster als in den letzten Wochen sowieso schon.
Aiden
Rotari: “Du musst sehr zufrieden sein.”
Johnny
Dreyer: “Allerdings!”
Uchida
nickt ebenfalls eifrig, während Yokomizo Rotari bloß
einen fragenden Blickt zuwirft – nicht unbedingt
unfreundlich, aber weniger enthusiastisch als seine beiden
Kollegen.
Johnny
Dreyer: “Mykru und Camden haben uns im Vorfeld von Doom’s
Night ein bisschen Stress bereitet, keine Frage. Ich gebe zu,
dass sie keine schlechten Gegner waren.”
Kaito
Uchida: “Wir waren einfach besser!”
Ein
Strahlen auf Uchidas Gesicht unterstreicht seine auch 12 Tage
später noch immer vorherrschende Begeisterung über den
Triumph beim Pay-Per-View. Er ist eindeutig momentan auf Wolke
sieben, und Dreyer legt ihm eine Hand auf die Schulter, während
Yokomizo einen Schritt entfernt bleibt, aber ebenfalls ein kurzes
Schmunzeln aufblitzen lässt.
Johnny
Dreyer: “Ganz genau! Camden und Mykru haben schon Titel
gewonnen und hatten beide mehrere Pay-Per-View Matches, und sie
haben sich gegen starke Gegner behauptet... aber es gibt etwas,
das man nicht besiegen kann: den Fortschritt!”
Ein
High Five zwischen Dreyer und einem lachenden Uchida, der ob
dieses Wortspiels seines Freunds und Anführers entzückt
ist. Rotari beobachtet das Ganze mit einer Eiseskälte und
einem kalkulierenden, unerschütterlichen Blick, der in der
noch immer andauernden Euphorie über den Triumph über
Turtugal von niemandem außer Yokomizo wirklich wahrgenommen
zu werden scheint. Ein wenig unruhig tritt dieser nun nach vorne.
Yokomizo:
“Ich nehme mal an, das siehst du ganz genauso, wenn wir da
an Doom’s Night denken, oder...?”
Die
Frage nach der Einigkeit und dem Rapport ist nicht aus der Luft
gegriffen. Aiden blickt Yokomizo nun direkt an. Die dunklen Augen
scheinen Löcher in den Schädel des Japaners zu
schneiden und alles offen zu legen, was sich darin befindet –
jede noch so kleine Anwandlung eines Gedankens.
Aber
das kann selbstverständlich nicht der Realität
entsprechen.
Aiden
Rotari: “Wir haben eine Menge Gutes bei Doom’s Night
getan. Ich habe weder Camden, den Ambitionslosen, noch Mykru,
diesen Wahnsinnigen, seitdem gesehen.”
Johnny
Dreyer: “So ist es.”
Tatsächlich
haben wir seit der Niederlage von Turtugal weder auf Social Media
noch in irgendeiner Show eine Spur von Camden oder Mykru
erhaschen können - was sich Progress selbstverständlich
als eigenen Verdienst auf die Fahnen schreiben wird.
Johnny
Dreyer: “Genauso wie diesen Renegade-Typen, oder?”
Kumpelhaft
boxt Johnny Rotari gegen den Oberarm. Während Uchida Rotari
anerkennend zunickt beobachtet Yokomizo dessen Reaktion ganz
genau, und er bekommt... gar nichts. Aiden rührt sich kein
Stück.
Johnny
Dreyer: “Ein Haufen Leute, die sich an die Vergangenheit
klammern, oder halt nicht mitziehen wollen... die nicht
verstanden haben, dass man sich mit Progress besser nicht anlegt!
Im Gegensatz zu Aiden Rotari.”
Aiden
Rotari: “Ich bin froh, dass wir alle genau verstehen, wo
unser Platz ist und was unsere Rolle ist.”
Bestätigend,
aber ohne einem der drei Männer in die Augen zu sehen, nickt
Aiden kühl. Ist er... besorgt?
Aiden
Rotari: “Zu schade, dass unser World Champion die
Dringlichkeit der Situation noch nicht erkannt zu haben scheint.”
Damit
spielt Aiden selbstverständlich auf sein Gespräch mit
James Corleone an. Er hatte Mr. Purple offen darum gebeten, dafür
zu sorgen, dass Zereo Killer nicht nur besiegt, sondern endgültig
vernichtet wird – etwas, das The End definitiv nicht getan
hat. Ob Rotari das als persönlichen Affront wertet, in
welchem Ausmaß er davon beleidigt ist und ob er die Schuld
für die Nicht-Lösung des Zereo Killer Problems eher
beim Champion oder seinem Berater sucht, ist nicht ersichtlich.
Aiden
Rotari: “Aber wir haben getan, was getan werden musste –
jeder für sich. Man mag sich kaum vorstellen, wie viel wir
bewegen könnten, wenn wir erst beginnen, richtig zusammen zu
arbeiten.”
Die
Form von “Zusammenarbeit”, die Rotari hier andeutet,
definiert er nicht näher. Erinnern wir uns an die GTCW’ler
aus dem GFCW Tag Team Title Gauntlet Match – teils wissen
die Leute nicht einmal, dass sie mit ihm zusammenarbeiten.
Zumindest
das ist bei Progress anders. Rotari hat gesehen, was sie tun
können und was zu tun sie bereit sind, und ihm scheint die
Konstellation zu gefallen – oder testet er sie bloß?
Erneut
sagt er das mit einem Selbstbewusstsein und in einem Tonfall, der
keine Nachfrage zulässt. Fast, als wolle er es noch einmal
zusätzlich betonen: Das sind seine
Titel.
Im
Moment.
Aiden
Rotari: “Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass
das Office der GFCW nicht damit einverstanden ist, dass ein
einzelner Wrestler die GFCW Tag Team Championship hält.”
Die
Tatsache, dass er die Gürtel gestohlen und überhaupt
nicht gewonnen hat, erwähnt Aiden nicht.
Aiden
Rotari: “Enttäuschend, aber vorhersehbar. Damit war zu
rechnen. Deshalb habe ich dieses Treffen einberufen. Ich denke,
Progress könnte sich in dieser Hinsicht als überaus...
hilfreich erweisen.”
Johnny
Dreyer: “Daran haben wir natürlich auch schon
gedacht.”
Bei
dem Wort “natürlich” hebt sich Aidens Augenbraue
für einen kaum wahrnehmbaren Moment, der so kurz ist, dass
man ihn glatt verpassen könnte - was der Rest von Progress
auch tut. Denn während Uchida feierlich ein zähnezeigendes
Grinsen aufsetzt blickt Yokomizo mit einem Anflug von Sorge zu
seinem Boss.
Johnny
Dreyer: “Eins ist klar: Wer Ricksenburg bezwingt, verdient
es auf jeden Fall, die Titel zu halten. Das kann dir überhaupt
keiner streitig machen. Falls du also einen Partner brauchst,
damit man dir die Titel nicht abnimmt... wer wäre dann
besser geeignet als Johnny Dreyer?”
Der
Name eines gewissen seit Monaten außer Gefecht gesetzten
Kanadiers könnte potenziell durch den Kopf von Aiden Rotari
spuken, aber er bedeutet Dreyer lediglich mit einem Nicken,
fortzufahren – oder ist das eine Bestätigung?
Johnny
Dreyer: “Ich würde mich bereit erklären, mir dir,
Seite an Seite, die GFCW als Tag Team Champions mal so richtig
aufzuräumen.”
Ob
dieses großzügigen Angebots bekommt Rotari keine
Schmetterlinge im Bauch, wie es scheint. An dieser Stelle
übernimmt Uchida.
Kaito
Uchida: “Und falls die GFCW dir die Titel gar nicht lassen
will... was natürlich übertrieben unfair wäre,
aber könnte ja sein... dann wären Yokomizo und ich auf
jeden Fall bereit, die Titel zu übernehmen! Progress als Tag
Team Champions... ja, wir sind sowas von bereit. Denkst du etwa
nicht?”
Ein
kurzes Schweigen von Aiden. Irgendetwas scheint ihn zu stören.
Doch bevor man sich große Gedanken darüber machen
kann, was das ist, fährt er auch schon fort.
Aiden
Rotari: “Ich zweifle keine Sekunde an eurer...
Nützlichkeit.”
Anerkennend,
wenn auch ein wenig weniger dankbar als wohl von Progress
erhofft, neigt Rotari den Kopf.
Aiden
Rotari: “Wäre alles so wie ich es gerne hätte,
würde ich, ohne zu zögern diese Gürtel hier und
jetzt überreichen und Progress zu den verdienten und einzig
richtigen GFCW Tag Team Champions erklären lassen.”
...einfach
zu sagen, wenn das, geht man von Rotaris Formulierung aus, nicht
im Bereich des Möglichen liegt. “Ich würde ja,
wenn man mich lassen würde” - ein alter, aber
effektiver Trick.
Die
Frage ist hier bloß, ob es ein Trick oder die Wahrheit ist.
Aiden
Rotari: “Das Office hat andere Pläne. Ich habe bis zum
Ende der heutigen Show Zeit, die physischen Titelgürtel an
die GFCW zu geben, oder ich werde suspendiert. Die Titel werden
offiziell rückwirkend zu GFCW Doom’s Night 2024
vakantiert werden.”
Johnny
Dreyer: “Bullshit! Was für eine Dreistigkeit!”
Kaito
Uchida: “Also, verstehe ich das richtig... wir werden nicht
automatisch Champions?”
Aiden
Rotari: “Nein.”
Kaito
Uchida: “Das ist Riesen-Bullshit!”
Yokomizo:
“Und dass du die Titel nicht behalten darfst, natürlich
noch viel mehr.”
Aiden
Rotari: “Natürlich.”
Kaito
Uchida: “Wer soll denn die Titel außer uns überhaupt
gewinnen?”
Die
gute Laune ist verflogen. Dreyer und vor allem Uchida – den
Aiden mitterweile sehr zum Unmut von Yokomizo singulär zu
beobachten scheint – sind beinahe außer sich. Das
gefällt ihnen überhaupt nicht.
Kaito
Uchida: “Doch nicht echt dieses “alte Säcke”-Team
von Doom’s Night, oder?”
Bei
der Erwähnung von T’n’B blitzt etwas in Rotaris
Augen auf, ein Wiedererkennen, ein...
Die
leichte Anspannung von Rotari scheint sich in dieser Sekunde
vollends zu manifestieren. Das
hier
ist der Grund, warum er so auf Strom zu sein scheint.
Aiden
Rotari: “Genau dieses Team.”
Es
gelingt Rotari nicht vollends, seine persönliche Abneigung
aus der eigenen Stimme zu verbannen. Der sonst so gleichgültige
Rotari scheint - für seine Verhältnisse - bei Titan und
Tha Bomb rot zu sehen.
Aiden
Rotari: “Es ist von allerhöchster Priorität, dass
sie NICHT GFCW Tag Team Champions werden.”
Und
das sagt Rotari so dermaßen energisch, dass jetzt auch
jedem
Progress-Mitglied auffällt, dass hier ein wenig mehr
dahintersteckt als man auf den ersten Blick vermuten könnte.
Johnny
Dreyer: “Beruhig dich, man. Als ob die uns schlagen können.
Da wird schon nichts passieren.”
Beruhigend
tätschelt Dreyer Rotari die Schulter – nun, eigentlich
tätschelt er einen der beiden Tag Team Titles. Der frostige
Blick von Aiden ruht für eine Sekunde auf der Hand, die den
Gürtel ein wenig länger berührt als nötig,
und man ist beinahe verwundert, dass sie nicht augenblicklich
komplett einfriert.
Johnny
Dreyer: “Was ist denn so schlimm an den beiden Typen? Du
hast gerade Ricksenburg komplett gekillt, du hast ja wohl keinen
Schiss vor ein paar Opas?”
Uchida
steigt in das Lachen über den Scherz von Dreyer ein, auch
wenn sich ein kleines bisschen Unsicherheit in diese Aktion
hineingeschlichen hat. Yokomizo lacht nicht.
Der
Kiefer von Rotari mahlt. Nicht, weil er wütend über das
ist, was gesagt wurde, sondern weil er offenbar etwas zurückhält.
Zähneknirschen, ganz kurz, aber wahrnehmbar, bevor er so
tonlos und neutral wie möglich, aber eindeutig gezwungen, zu
sprechen beginnt.
Aiden
Rotari: “Es gibt da eine gewisse... Historie.”
Natürlich.
Für Progress war es zu früh, um es mitzuerleben, aber
Tha Bomb, das Protokoll... das Performance Center... Nianader
Cassady-Taylor... Poseidon...
Aiden
Rotari: “Ich verlasse mich darauf, dass ihr die Wichtigkeit
meines Anliegens begreift.”
Non-verbal
und mit einem Schütteln der Schultern weist Rotari auf die
beiden silbernen Gürtel hin, die er mit sich trägt.
Aiden
Rotari: “Sie dürfen nicht in die falschen Hände
geraten.”
Nicht
unbedingt bedrohlich, aber sehr bestimmt und ohne zu zögern
geht Aiden einen Schritt auf Progress zu.
Aiden
Rotari: “Auf gar keinen Fall.”
Johnny
Dreyer: “Mach dir da mal überhaupt keine Sorgen. Was
uns angeht... hey, du gibst die Titel nur vorübergehend ab.
Ehe du dich versiehst, haben wir sie schon wieder in der Tasche!
Und darum geht’s doch, oder?”
Kaito
Uchida: “Eben. Die Titel sind sicher bei uns.”
Yokomizo:
“Und die Zukunft der GFCW natürlich damit auch.”
Yokomizo
schiebt das noch schnell hinterher, um Aiden ja nicht den
gemeinsamen Nenner vergessen zu lassen. Mit einer gewissen
Distanz, beinahe dissoziierend, betrachtet Rotari das Trio vor
sich. Er lässt sich Zeit die dunklen, unergründlichen
Augen über jedes Mitglied von Progress wandern zu lassen.
Als er bei Yokomizo ankommt, taucht etwas in seinem Blick auf,
dass man für den Bruchteil einer Sekunde als so etwas wie
Mitleid identifizieren könnte - aber bevor man sicher sein
kann, ist der Moment vorbei.
Rotari
hebt das Kinn kaum merklich nach oben.
Aiden
Rotari: “Ich danke euch. Dieses Gespräch hat meine
letzten Zweifel beseitigt.”
War
Evening, National Stadium (Dublin), 22.03.2024
In
Kooperation mit
Sven:
“Herzlich Willkommen in Dublin!”
Man
hat sich die Kobolde und die dudelnde Musik gespart, um möglichst
stereotypisch festzustellen, was denn nun Phase ist, aber ja: Die
internationale Tour der GFCW hat heute offiziell begonnen.
Letztes
Jahr ging es für ganze zwei Pay-Per-View-Zyklen nach
Nordamerika, dieses mal ist es nur einer, und wir starten ihn
offiziell im National Stadion von Dublin.
Sven:
“Ich bin Sven, und mein Kollege heißt Pete, aber sind
wir ehrlich: Das wisst ihr. Ihr kennt uns. Wir sind Legenden so
wie Shay Given, und deshalb tun wir nun auch das, was wir am
besten können, und sagen euch, was ihr heute Abend zu sehen
bekommt.”
Pete:
“...ist es wirklich das, was wir am besten können?”
Sven:
“Wir haben keine Zeit für eine Identitätskrise,
Pete. Die Card ist so lang, wenn wir uns nicht beeilen, kommen
wir nicht durch, als müssten wir ins Dribbling gegen John
O’Shea.”
Pete:
“Oh. Das wird also dein Bit für heute.”
Sven:
“Zumindest habe ich ein Bit und bin kein DULLI so wie PETE,
der GRÜNE
KOMMENTATOR.”
Pete:
“Lieber ein Dulli als ein Vollidiot. Oder noch schlimmer:
Beides.”
Sven:
“Gott sei Dank ist Daniel heute Abend aber nicht hier.
Let’s
go!”
Singles
Match Beksultan
Pekanov vs Johnny Dreyer (w/Kaito Uchida & Yokomizo) Referee:
juckt
Sven:
“Sowohl Pekanov als auch Progress hatten vor zwölf
Tagen in der Heimat der GFCW ihr PPV-Debüt - und bei beiden
lief es rund. Pekanov konnte BARBAROSSA...”
BARBAROSSA.
Sven:
“...besiegen und Progress haben Turtugal schlagen können.
Allerdings: Es war nicht Dreyer, der den Sieg geholt hat, sondern
Uchida und Yokomizo.”
Pete:
“Es ist also heute an Johnny, das Momentum von Progress
aufrecht zu erhalten und nicht hinter seine beiden Kollegen
zurückzufallen. Pekanov hingegen könnte mit einem Sieg
eventuell höhere Ziele verfolgen und wird daher äußerst
motiviert sein, Dreyer zu schlagen. Dabei sollte er allerdings
nicht vergessen, dass er es wahrscheinlich nicht bloß mit
Johnny, sondern auch mit seinen beiden Freunden zu tun bekommen
dürfte.”
Sven:
“Damit konnte er zuletzt gegen BARBAROSSA...”
BARBAROSSA.
Sven:
“...ja bereits Erfahrungen sammeln. Er dürfte der
härteste Hund sein, den Irland seit Roy Keane zu Gesicht
bekommen hat, und deshalb muss man ihm auf jeden Fall zutrauen,
hier eine richtige Siegesserie zu starten, ganz im Gegensatz zum
Dundalk Football Club.”
Singles
Match The
End (w/James Corleone) vs Aldo Nero Referee:
ganz ehrlich who cares
Pete:
“Ein sehr spannendes Duell! Dabei ist die Favoritenrolle
hier sehr klar verteilt. The End...”
Sven:
“...kann nicht aufhören Volltreffer zu landen, so wie
Robbie Keane.”
Pete:
“Genau. Seine Titelregentschaft...”
Sven:
“...ist Long so wie Shane.”
Pete:
“Okay. Sven, es reicht. Die Fähigkeiten von The End
sind unbestritten...”
Sven:
“...als wäre er Aiden McGeady am Ball.”
Pete:
“Okay, weißt du was? Mach du doch einfach weiter.”
Sven:
“Mit dem größten Vergnügen! Aldo hat sich
dieses Match gegen seinen Quasi-Stiefbruder bei seinem Vater,
James Corleone, mehr oder minder erbettelt. Sollte er wie durch
ein Wunder gewinnen wird er das bekommen, was er sich mehr als
alles andere zu wünschen scheint: Einen Platz an der Seite
seines Vaters. Verliert er aber... nun, dann hat sich das. The
End hat gerade erst Zereo Killer besiegt und wird sich hüten,
hier gegen einen Fast-Noch-Rookie zu verlieren. Jeder erwartet
einen klaren Sieg von The End, und es ist an Aldo Nero, uns zu
überraschen. Bislang konnte er noch keines seiner beiden
Matches gewinnen, und nun muss er den Top-Wrestler der Promotion
schlagen.”
Pete:
“Ganz genau. Aldo hat zwar eine Menge Potential...”
Sven:
“Wie Evan Ferguson!”
Pete:
“...aber ist hier noch mehr Underdog als er es gegen Ask
oder Aiden war. Apropros: Von unserem Intercontinental Champion
werden wir nach seinem Triumph über Surprise Opponent Dr.
Dick sicherlich ebenso hören wie von Aiden Rotari...”
Sven:
“Der im Moment, glaube ich, die Tag Team Champions ist.”
Pete:
“Das ist er definitiv nicht. Bei Doom’s Night hat er
sowohl Ricksenburg als auch Renegade ausgeschaltet und sich
eigenhändig die Gürtel von Antoine und Alex geschnappt,
nachdem er beide brutal angegangen ist. Außerdem sind T’n’B
zurück und werden sicherlich noch mehr zu sagen haben als
bei Doom’s Night! Es wird also eine pickepackevolle Ausgabe
von War Evening, und die beginnt genau... jetzt!”
Sven:
“Es gibt einen irischen Nationalspieler namens Will
Smallbone.”
Aiden
Rotari: “Hallo.”
Manchmal
geht es nicht in erster Linie darum, was man sagt.
Es
geht primär darum, wie man es sagt.
Aiden
Rotari geht mit dem Tonfall herunter, während er von der
ersten zu der zweiten Silbe dieses einzigen, simplen und so
banalen Wortes gleitet. Seine Stimme ist kühl auf eine Art
und Weise, die den Zuhörer wissen lässt, dass der
Sprecher eine in sich brennende Wut mit aller Macht zu kaschieren
versucht und dabei einen ordentlichen, aber keinen perfekten Job
macht.
Aiden
Rotari: “Ich kann nicht behaupten, dass ich froh bin, dich
noch einmal wieder zu sehen.”
Das
ist an einen der beiden Männer gerichtet, die er hier, am
Catering, abgepasst hat. Beide sind ein gutes Stück größer
als der nicht unbedingt kleine Aiden, knappe zwei Meter,
wahrscheinlich.
Beide
sind in der GFCW bekannt wie bunte Hunde.
Und
einer von ihnen scheint sich den Jähzorn von Aiden Rotari
durch seine bloße Anwesenheit noch mehr zugezogen zu haben
als sein Partner. Titan schnauft kräftig durch als er
erkennt wer sich da von hinten angeschlichen hat. Er verdreht
genervt die Augen und führt sich dann zum Wohle seiner
Gesundheit einen weiteren Bissen der mexikanischen Landesspeise
zum Mund. Dadurch wird Rotaris Geduld…oder besser
gesagt…Ungeduld auf eine leichte Probe gestellt. Als sich
Titan dann zu allem Überfluss auch noch wegdreht und
keinerlei Anzeichen macht auf Aiden zu reagieren wird dieser
selbstverständlich etwas ungehalten. Als Rotari dann ansetzt
erneut etwas zu sagen wird er von Tha Bomb unterbrochen.
Tha
Bomb: Was ist denn los mein kleiner? Hast du keinen Anstand? Du
siehst doch das der alte Mann gerade isst. Du hast anscheinend
kein Benehmen und Respekt gegenüber Älteren. Aber ich
finde das absolut dufte was du hier an Catering aufgetischt hast.
Gute Arbeit. Ich werde deinen Service weiterempfehlen.
Titan
mit vollem Mund: Nene…der ist nicht vom Catering. Ich
glaub dich hab schon mal hier irgendwo gesehen.
Er
dreht sich um und schaut Rotari prüfend an. Er nickt.
Titan:
Doch genau. Jetzt hab ich es. Dieser Fisch Typ da…
Kraftvoll
klatscht er Tha Bomb auf die Schulter:
Titan:
AQUA MAN!!!!!
Tha
Bomb: Nein…
Er
flüstert seinem Partner was ins Ohr.
T’n’B
fragend: POSEIDON…bist du es?!
T’n’B
amüsieren sich auf Kosten von Aiden Rotari, der keine Miene
verzieht. Das alles prallt nicht an ihm ab, aber er lässt
sich auch nicht mehr provozieren als nötig.
Aiden
Rotari: “Zu meinem Bedauern existieren wir wohl einmal mehr
zur gleichen Zeit am selben Ort. Das sollte nicht der Fall sein,
das ist wohl das Einzige, auf das wir uns einigen können.”
Demonstrativ
richtet Rotari erst die linke, und dann die rechte Schulter –
denn er trägt noch immer die GFCW Tag Team Championship
Belts mit sich herum. Wir wissen, dass er die Titel abgeben muss
bevor die Nacht zu Ende ist, wenn er sich keine Suspendierung
einhandeln will, aber noch hat er das nicht getan. Er tritt nicht
unbedingt gelassen, aber ruhig vor zwei der erfolgreichsten Tag
Team Wrestler in der Geschichte der GFCW, “ihre”
Titel wie selbstverständlich über den eigenen Körper
drapiert.
Aiden
Rotari: “Ich bin hier, weil ich ein fairer Mann bin.”
“Im
Gegensatz zu euch”,
schwingt hier sehr eindeutig im Unterton mit.
Aiden
Rotari: “Antoine und Alex haben von mir ein Ultimatum
bekommen. Sie hatten Zeit, die Liga freiwillig zu verlassen. Sie
haben sich entschieden, dass nicht zu tun – also habe ich
ihnen die Last dieser Entscheidung abgenommen. Ricksenburg gibt
es nicht mehr.”
Tha
Bomb spöttisch: Na ja…das haben wir ja live gesehen.
DU hast uns das genommen weswegen wir zurückgekommen sind.
DU hast das genommen was uns angetrieben hat. Jeder wollte dieses
Match sehen. Jeder wollte den Beweis das wir das beste Team der
GFCW Geschichte sind. DU wirst den Fans erklären müssen
wieso sie den Beweis nicht bekommen werden.
Aiden
Rotari: “Nun, im Angesicht dieser Pläne eurerseits
erhalte ich vielleicht doch noch eine Dankeskarte aus dem Hause
Schwanenburg für meine Taten.”
Daran
ist zu zweifeln. Ob Antoine sich für Duelle mit Titan und
Tha Bomb begeistert hätte sei einmal dahingestellt, aber er
hätte sie wohl der Nummer bei Doom’s Night vorgezogen.
Aiden
Rotari: “Ganz recht, ich habe Ricksenburg ein Ende
bereitet. Ricksenburg, das ewig schien. Ich glaube nicht, dass
jemand auch nur eine Sekunde lang daran zweifelt, dass ich
eigenhändig mit T’n’B das Gleiche machen könnte,
wenn nicht Schlimmeres.”
Titan
macht große Augen.
Überraschung…Erschrecken…Fassungslosigkeit
macht sich auf seinem Gesicht breit. Tha Bomb prustet laut los.
Tha Bomb legt Aiden seine Hand auf die Schulter.
Tha
Bomb: Nun nimm mal ein wenig den Fuß vom Gas mein Freund.
Aiden
Rotari: „Wir sind keine Freunde.“
Tha
Bomb: war auch nicht ernst gemeint. Wollte dir keine Hoffnung
machen. Aber so langsam solltest du mal der Realität ins
Auge blicken. Das du mit UNS das gleiche machen kannst wie mit
RICKSENBURG? Na ja. Deine Nummer war schon ziemlich hinterhältig
oder? Die beiden haben sich den Arsch aufgerissen und ne ganz
passable Leistung an den Tag gelegt und dann kommst du und
donnerst Ihnen mit dem Stuhl ein auf den Kopf.
Titan:
Sowas macht man doch nicht wenn man zeigen will das man besser,
stärker, größer ist als jemand.
Tha
Bomb: Es gibt nicht viele die beweisen können das sie besser
sind als Ricks und Schwanenburg.
Titan:
Genau. Wir sind zwei davon. Wir sind in den Sphären von
Ricksenburg. Du…na ja…
Er
blickt suchend zu Boden.
Aiden
Rotari: “Der bloße Versuch euch mit ihnen auf eine
Stufe stellen zu wollen ist arroganter als die megalomanischste
Anwandlung in der Karriere von Antoine Schwanenburg.”
Es
ist wirklich unglaublich, in welchem Tempo Rotari seine
Standpunkte ändert, um jede Situation bestmöglich für
sich zu instrumentalisieren. Aiden Rotari, Verfechter von
Ricksenburg – wenn auch (selbstverständlich) zum
eigenen Vorteil.
Aiden
Rotari: “Ihr liegt selbstverständlich nicht völlig
falsch. Ich musste abwarten, bis sie geschwächt waren. Ich
musste den richtigen Zeitpunkt abwarten, sie auszuschalten. Ich
musste die passende Situation entstehen lassen. Ich musste
präzise, schnell und effektiv sein. Ich musste aus meinen
Fehlern gegen sie lernen. Das war nicht einfach.
Bei
euch kann ich mir all das sparen.”
Die
Abwesenheit von Respekt ist nicht direkt Disrespekt, aber Rotari
wandert hier eindeutig in letzteres Territorium, sowohl vom
Inhalt seiner Worte als auch von seiner ganzen Vortragsweise her.
Rein physisch kann er auf die beiden Riesen nicht herabschauen,
aber er gibt sich alle Mühe, das im übertragenen Sinne
zu tun.
Aiden
Rotari: “Es braucht weder einen gerissenen Plan noch
besonderes Geschick oder Können, um ein paar Fossilien zu
Staub zerfallen zu lassen. Euer Ende benötigt keinen Vorlauf
und keine besonderen Umstände. Es wird stumpf, banal und
nicht besonders erinnerungswürdig ausfallen.
Es
sei denn natürlich, ihr verschwindet wieder.”
Titan
und Tha Bomb sehen nicht so aus als würden sie die
Möglichkeit auch nur in Betracht ziehen, aber das haben
Schwanenburg und Ricks ja auch nicht – und wir wissen, wie
das geendet ist.
Aiden
Rotari: “Ich gebe euch die Möglichkeit. Kriecht zurück
und spielt das Nostalgie-Maskottchen für eine glorreiche
Zeit, die es niemals wirklich gab. Niemand will euch hier.
Niemand braucht euch. Ihr seid ein Mahnmal dafür, wie es
niemals wieder werden darf, und keine Erinnerung an eine bessere
Epoche. Ihr seid Schandflecke. Mein Angebot ist großzügiger
als alles, was ihr verdient.
Schließlich
habt ihr niemals darüber nachgedacht, Leuten die Wahl zu
lassen.”
Der
Blick von Rotari ist mit eiserner Bestimmung auf Tha Bomb
geheftet. Das Protokoll. Thor. Niander. Das Kostüm.
Poseidon. Fischtari.
Die
Demütigungen. Die Peinlichkeiten. Die Zurschaustellung.
Vielleicht
sogar die Geburtsstunde dessen, was sich heute in Aiden Rotari
und seinem Kreuzzug gegen alles Vergangene manifestiert hat.
Aiden
Rotari: “Ich werde diese Promotion und ihre Schätze
vor euch verteidigen – mit allem, was ich habe, wenn es
sein muss.”
Rotari
formuliert es einmal mehr so, als wäre er ein mutiger Held
im Angesicht eines bösartigen Feindes, und vielleicht sieht
er das auch so. Vielleicht ist das alles eine pure Farce, ein
konstruiertes Vehikel, weil er in einer Spaltung der Promotion
die Chance sieht, voran zu kommen.
Man
weiß es nicht. Man weiß nie so genau mit Rotari.
Bloß
der Hass auf Tha Bomb und dessen vergangene Taten... der ist ohne
jeden Zweifel echt.
Tha
Bomb pickt mit seinem Finger auf die Gürtel die Rotari immer
noch auf den Schultern trägt.
Tha
Bomb: Schätze? Du sprichst von den beiden goldigen
Accessoires da richtig?
Rotari
reagiert nicht. Titan tritt sehr nahe an Aiden heran und
streichelt einen der Gürtel.
Titan:
Nun ja. Ich glaube niemand hat eine innigere Beziehung zu den
beiden als wir. Unsere Namen werden immer mit diesem Gold in
Verbindung gebracht werden. Egal wie weit du die Zukunft planst.
Egal was du vor hast. Egal wer kommen wird.
Auch
Tha Bomb tritt nun sehr nahe an Aiden heran.
Tha
Bomb: Immer wenn man über diese Gürtel spricht…wenn
man darüber nachdenkt kommt zu allererst unser Name ins
Spiel. Großartige Teams haben diese Gürtel getragen.
Zuletzt Rickesnburg. Wir werden sicherlich nicht die letzten sein
die die beiden Gürtel innehaben werden.
Titan:
Was dich jedoch in deiner Zukunftsvision stören wird ist das
wir die Ersten waren.
Tha
Bomb: Und für dich am allerschlimmsten, was überhaupt
nicht in deinen Plan passen wird, ist…
T’n’B:
…dass wir die nächsten sein werden.
Aiden
starrt bloß. Man ist beinahe verwundert dass die Abneigung
nicht physisch aus jeder Pore seines Körpers tropft, so
eindeutig ist sie spürbar.
Tha
Bomb: Und wenn wir uns auf ein Level begeben würden auf dem
du bist, würden wir das direkt jetzt tun. Uns sie einfach
nehmen. Und du könntest rein gar nix dagegen tun.
Titan:
Aber nein…
Er
baut sich vor Aiden auf.
Titan:
Wir werden uns diese Gürtel erneut verdienen.
Und
schon ziehen sie ab. Zurück bleibt Aiden Rotari, der so
dermaßen intensiv in die Richtung starrt, in die Titan und
vor allem Tha Bomb verschwunden sind, dass einem ein Schauer über
den Rücken läuft der sich anfühlt als würde
man einen Eiswürfel über die Wirbelsäule gezogen
bekommen.
Man
kann es förmlich im Schädel von Aiden rattern sehen. Er
ist schon früher unterschätzt worden. Das ist für
niemanden gut ausgegangen. Für Drake nicht. Für Antoine
nicht. Für Alex nicht.
Unterschätzen
Titan und Tha Bomb Aiden Rotari und wird sie das womöglich
noch teuer zu stehen kommen – oder sind die ältesten
Säulen der GFCW für den Schakal des Südens nicht
abzureißen?
Aiden
Rotari: „Gut, dass ich mich umentschieden habe. Sie wären
dem nicht gewachsen gewesen. Ich werde einen anderen Weg finden
müssen, um sicher zu gehen.“
Was
– oder besser: wen – er damit meint wird nicht weiter
ausgeführt. Das Segment endet mit einem Aiden Rotari, der
welchen Gedanken auch immer fertig denkt, und auf dem Absatz
kehrt macht, um die Szenerie zu verlassen. Er scheint irgendetwas
wichtiges zu erledigen zu haben.
Pete:
„Liebe GFCW-Fans… ob wir uns in unserer deutschen
Heimat oder auf der grünen Insel befinden, macht eigentlich
gar keinen Unterschied. Nicht wahr, Sven?“ Sven:
„Ganz genau, Pete, denn zumindest zwei Sachen bleiben immer
gleich. Zum einen brennt meine Performance hier am Pult alles
weg. So als wäre ich ein gottverdammter lyrischer
Feuerdrache. Und zweitens, nicht ganz so wichtig, aber schon so
ein bisschen, ist auch unser treuer Mitarbeiter natürlich
mit an Bord, um sich rattenartig durch die dunklen Ecken des
National Stadiums zu wühlen und Gerüchte und Meinungen
aufzuschnappen. Ich meine natürlich Mac Müll.“ Pete:
„Vielleicht kann man ihn angesichts des Standorts eher als
Leprechaun denn als Ratte bezeichnen…aber im Grunde hast
du schon recht. Zumindest mit dem zweiten Teil deiner
Ausführungen, beim ersten Teil bin ich mir nicht so
si…“ Sven:
„FEUERDRACHE!“ Pete:
„Auf jeden Fall bekomme ich aufs Ohr, und das war der Zweck
dieser Anmoderation, dass Mac Müll fündig geworden ist.
Jemand steht zum Interview bereit. Also schalten wir in die
grauen Gedärme und sehen nach, wer es ist.“
Mit
einem schnellen Schnitt verschwinden die Kommentatoren aus dem
Blickfeld und die Regie beginnt, an die Videoleinwand
heranzuzoomen. Dort steht, mit zufriedenem Ausdruck und
souveränem Auftreten, Mac Müll. Er hält das
Mikrofon, den Kern seiner Existenz, in der rechten Hand. Die
linke Hand verschwindet in der Hosentasche, um Jovialität
und Lässigkeit anzudeuten, deren Wirkung aufgrund der
übertriebenen Lappenhaftigkeit seines Namens jedoch verpufft
und seines Outfits ihn gar noch lappenhafter wirken lässt.
Apropos Outfit: Er trägt ein leprechaungrünes Sakko
über einem signierten Roy Keane-Trikot, um den Hals hat er
eine Fliege gebunden, die einem vierblättrigen Kleeblatt
nachempfunden ist. Im Almanach würde man ihn direkt unter A
wie Anbiederung oder Alman finden. Als der Zoom auf die Leinwand
vollendet ist, schaltet das Bild für die Fernsehzuschauer um
und wir sehen Müll noch größer.
Mac
Müll: „Neben mir steht einer der Gewinner von Doom’s
Night. Er hat im Duell zweier Noch-so-halb-Neulinge BARBAROSSA
geschlagen und seinen Status als Hoffnung für 2024
gesichert. Hier ist Beksultan Pekanov.“
Schwenk
zum Angesprochenen. Der Kasache steht da in einem einfachen Shirt
mit Aufdruck eines Gyms. Er nimmt einen Schluck aus einer
Wasserflasche, die in seinen bandagierten Händen
zusammengedrückt wird und Dellen bekommt. Dann blickt
Pekanov zu Boden. Nicht aus Unterwürfigkeit oder weil es
dort etwas zu sehen gibt, sondern als Zeichen seines
Desinteresses an diesem Gespräch.
Mac
Müll: „Beksultan, das war dein erster großer
Sieg in der GFCW. Wie sind deine Gedanken dazu? Welche Bedeutung
hat dieser Sieg in einer Umgebung, die noch immer neu für
dich ist?“
Pekanov
zerdrückt wieder die Plastikflasche in seinen Händen,
lockert dann den Griff und lässt das weiche Material
aufploppen als es in seine ursprüngliche Form zurückgelangt.
Er stößt durch die Nasenlöcher Luft aus und
blickt nach oben, aber nicht in die Augen Mac Mülls, sondern
an diesem vorbei.
Beksultan
Pekanov: „Was bedeutet es dem Lachs, wenn er von einem
Gewässer ins Nächste schwimmt?“
Was
wie der Auftakt zu einem Monolog klingt, endet an dieser Stelle.
Pekanov sagt weiter nichts, offenbar ist es nicht nur eine
rhetorische Frage: Da er Müll aber bestenfalls aus dem
Augenwinkel besieht, ist diesem das Stilmittel nicht klar. Erst
nach Sekunden der Stille stößt der Interviewer ein
überrumpeltes „Ähhh…“, dann seufzt
Bekanov, wirft die Flasche von der einen Hand in die andere und
spricht weiter.“
Beksultan
Pekanov: „Menschliche Beobachter mögen dem viel
Beobachtung zusprechen. Sie stehen da und sind begeistert.
Verfolgen seine Pfade. Fotografieren. Für den Lachs
aber…“
Er
streicht sich mit dem Handrücken ein imaginäres
Staubkorn von der Frontseite seine Shirts, unter der sich der
athletische Oberkörper abzeichnet.
Beksultan
Pekanov: „…ist es einfach nur ein neues Gewässer.
Ein weiterer Jagdgrund. Instinkt.“ Mac
Müll: „Ich verstehe.“
Ob
er das wirklich tut, wird durch den zögerlichen Tonfall des
Interviewers nicht deutlich. Er belässt es jedenfalls dabei
und hakt nicht weiter nach. Müll sammelt sich kurz und dreht
den Körper dann abermals in Richtung des Kasachen.
Mac
Müll: „Dann kommen wir doch von der Vergangenheit in
die Zukunft. In wenigen Minuten wirst du gegen Johnny Dreyer von
Progress antreten. Und mit diesem Match ist für mich eine
spannende Fragestellung verbunden. Kannst du dir vorstellen,
woran ich denke?“ Beksultan
Pekanov: „Nein.“ Mac
Müll: „Also gut. Woran ich dachte, das ist das
Folgende…“
Mit
strahlendem Lächeln strafft Mac die Schultern. Der Gedanke,
der ihm gekommen ist und den er jetzt aussprechen wirkt, scheint
ihm wirklich zu gefallen, fast stolz zu machen.
Mac
Müll: „Progress proklamiert das Ende der alten GFCW.
Sie wollen Veränderung. Eine neue Ära. Und du bist
jemand, der ebenfalls auf Kriegsfuß mit dieser Liga steht,
vor allem mit ihrer Ausrichtung. Vielleicht weil sie der
prominenteste Stellvertreter des Wrestlings, wie wir es seit
Jahrzehnten kennen, ist. Da habe ich mich gefragt, ob Dreyers
Ansatz dir nicht nahesteht. Vielleicht greifen hier zwei
Meinungen ineinander, die gut gemeinsam existieren können.
Beksultan Pekanov – ein Sympathisant von Progress? Geht es
nach diesem Match gemeinsamen um Veränderung?“
Mit
den Ausführungen gelingt Müll etwas, womit gar nicht
mehr gerechnet werden konnte: Eine Gefühlsregung bei
Beksultan Pekanov. Der grimmige Kampfsportler zieht eine
Augenbraue hoch, dann folgen die Lippenrändern derselben
Bewegung und formen ein schwaches, aber doch unverkennbar
amüsiertes Lächeln. Pekanov wirkt belustigt.
Beksultan
Pekanov: „Wenn du meine Gedankengänge, die ich in den
letzten Wochen genannt habe, darauf reduzierst, dass ich alles
Neue für besser als das Alte halte…“
Er
dreht die Flasche auf, setzt sie an die Lippen und spricht betont
beiläufig weiter, während er zwischendurch ein paar
Schlucke nimmt.
Beksultan
Pekanov: „…hast du noch viel weniger verstanden als
ich dachte.“
Merklich
enttäuscht lässt Müll die Schultern hängen
und nestelt unsicher an seiner Kleeblattfliege.
Beksultan
Pekanov: „Als ob meine Meinung darauf basiert, dass ich ein
persönliches Problem mit der alten Garde habe. Mir sind
diese Leute, gegen die Progress in den Krieg ziehen will, völlig
egal. Die Meisten von ihnen würde ich nicht einmal kennen,
wenn mir nicht die gleiche Firma Paychecks schreiben würde
wie ihnen…weil mich Wrestling an sich nicht besonders
interessiert. Meine Feinde sind nicht die Feinde von Progress und
vor allem sind wir deswegen keine Freunde. Mein Problem ist das
Wrestling an sich. Dieser Sport…“
Er
setzt mit den Fingern höhnische Anführungszeichen in
die Luft.
Beksultan Pekanov:
„…diese Farce. Das Wrestling als solches muss,
niedergebrannt und neu gesät werden, nicht einzelne
Wrestler. Arbeitet Progress darauf hin? Nein, Johnny Dreyer und
die anderen Zwei, deren Namen ist nicht weiß, sind doch
unverkennbar Wrestler. Klassische Wrestler. Und mit klassisch
meine ich nicht die gute alte Art des Ringens, sondern ihre
Verankerung in der verdorbenen Kultur des Wrestlings als alberne
Unterhaltungsshow. Er läuft doch genauso mit seinen Kumpanen
herum, die für ihn eingreifen und den Sport untergraben, wie
es Wrestlergenerationen vor ihm taten. Was würde es ändern,
wenn Dreyer an der Spitze stünde statt jemand anderes? Es
wäre, als würde man versuchen, ein Feuer mit einem
Flammenwerfer zu löschen.“
Zu
Pekanovs Ärger ist seine Wasserflasche endlich und in diesem
Moment leer. Er lässt sie beiläufig zu Boden fallen und
aus dem Bild rollen.
Beksultan
Pekanov: „Dreyer ist definitiv nicht mein Freund. Er ist
aber auch kein Feind. Dafür ist er nicht interessant genug.
Ich würde ihn nicht einmal Hindernis nennen. Er ist einfach
da. Formal gesehen ein Gegner, das wars.“
Und
dann, gerade als er den nächsten Satz ansetzen will,
verstummt Beksultan Pekanov. Der Kasache dreht erst seinen Kopf,
dann den ganzen Körper in eine Richtung, die nicht von der
Kamera eingefangen wird. Unmerklich tritt Spannung in seine
Muskeln, der Körper Pekanovs verhärtet sich. Er wirkt
kampfbereit.
Mac
Müll: „Was ist denn los? Wer kommt da?“
Pekanov
– wer hätte es anders erwartet? – geht nicht auf
Mülls Frage ein. Er lässt Sekunden verstreichen, in
denen er nur in die ominöse Richtung schaut. Die Kamera
schwenkt herum an besagte Stelle, fängt aber nur einen
leeren Gang ein. Nach mehreren Augenblicken entspannt sich
Pekanov wieder. Er zuckt mit den Schultern, um von seiner
kurzzeitigen Aufregung abzulenken.
Beksultan
Pekanov: „Ich dachte für einen Moment, ich hätte
da vorne Johnny Dreyer gesehen. Wäre doch passend für
ihn gewesen, wenn er hier jetzt an dieser Stelle des Interviews
auftaucht. Wenn jemand wie er nicht auf den Kampf wartet, sondern
mich mit seiner Bagage im Vorfeld aufsucht.“
Er
stößt ärgerlich Luft aus der Nase aus. Ob aus
Verärgerung über seine Vorurteile Progress gegenüber
oder aus einem anderen Grund, bleibt offen.
Beksultan
Pekanov: „Aber scheinbar hat er es sich anders überlegt.“
Der
devote Interviewer nickt und nimmt die Aussagen des Kasachen so
hin. Nach einem angemessenen Schweigen für mehrere Sekunden
räuspert sich Mac Müll und hebt das Mikrofon an den
Mund, um das Interview fortzuführen.
Mac
Müll: „Nun, dann lass uns fortfa…-„
Beksultan
Pekanov: „Nein. Weißt du was?“
Ein
freudloses Lächeln umspielt die Lippen des Kasachen.
Beksultan
Pekanov: „Ich habe soeben gemerkt, dass ich keine Lust mehr
auf dieses Gespräch habe. Ich mache mich lieber fertig für
den Ring. Dafür werde ich immerhin bezahlt.“
Ehe
sich Müll versieht oder protestieren kann, ist der
BARBAROSSA-Bezwinger auch schon verschwunden. Mit leidendem
Gesichtsausdruck blickt Müll ihm nach und die Kamera
schaltet ab.
Ein
Random Raum in der Halle.
Ein
Tisch.
Drei
Stühle.
Ist
es dunkel?
Ist
es hell?
Wieso
steht da eigentlich ein Fernseher?
Wen
juckt es?
Hier
geht es um das wesentliche. Die beiden Legenden ohne Hall of Fame
Eintrag sitzen sich gegenüber. Zwei Dosen Bier. Ein paar
Chips. Mehr nicht. Alte Menschen machen old School Stuff.
Tha
Bomb: Schmeckt dir dieses neue Bier? Ich bin mir da nicht so
sicher. Das alte hat mir schon ganz gut gefallen.
Titan:
Ich glaube man gewöhnt sich an alles mein Freund. Natürlich
war das alte lecker. Aber man muss dem neuen auch eine Chance
geben. Und dass wir uns anpassen können haben wir schon
mehrfach bewiesen.
Tha
Bomb nimmt noch einen kräftigen Schluck aus der Dose.
Tha
Bomb: Du wirst schon Recht haben. Ich wird mich dran gewöhnen.
Woran ich mich aber nicht gewöhnen werde ist der Status Quo
hier in der GFCW.
Sein
kongenialer Partner schaut skeptisch. Kommt jetzt wieder einer
dieser Monologe? Er schnauft durch als Tha Bomb aufsteht.
Tha
Bomb: Jetzt sind wir wieder hier. Wir sind hier um der gesamten
GFCW Galaxy zu zeigen wer das beste Tag Team der Geschichte ist…
Titan:
Wir?
Ruhe…
Nach
einigen Momenten der Ruhe… dreht sich Tha Bomb um und
schaut Titan an. Er hebt fragend die Schultern und breitet die
Arme aus.
Tha
Bomb: Natürlich wir. Was ist das denn für eine
Frage?!?!?!
Titan
schüttelt mit dem Kopf. Also weiter im Text. Da hilft nur
noch ein Schluck Bier.
Tha
Bomb: Wir beide funktionieren als Team wie kein anderes was es
gab, gibt oder geben wird. Wir haben uns in jeder Epoche
bewiesen. Sind immer Champions geworden.
Titan
wirft ein: Und werden es wieder werden.
Tha
Bomb nimmt das gar nicht wahr. Er fährt weiter fort.
Tha
Bomb: Schauen wir uns doch mal die Fakten an.
Er
deutet auf das Flipchart.
Tha
Bomb: Hier…hier sind wir…der Quasar der Galaxy. Das
Zentrum. Drumherum…lange nix.
Titan
schüttelt erneut mit dem Kopf. Er kann es nicht fassen. Holt
sein Partner jetzt den Astronomen raus?! Tha Bomb setzt wieder
den Stift an.
Tha
Bomb: Hier sehen wir dann, die zugegebener Maße
gerechtfertigten Systeme, Ricksenburg, Entfernung 82 Lichttage,
und der Fight Club, Entfernung 222 Lichttage. Geile Teams. Starke
Teams. Sie haben sich jeden Respekt und den Erfolg hart verdient.
Chapeau.
Er
zieht eine imaginäre Mütze. Titan rollt die Augen.
Tha
Bomb: Randall. Ackley. Schwanenburg. Ricks. Alles Meister ihres
Faches. Das wären ebenbürtige Gegner. WÄREN!!! Sie
sind nicht mehr.
Er
tippt auf das erste Team.
Tha
Bomb: Den Fight Club gibt es nicht. Sprich niemals MEHR über
den Fight Club.
Titan
versinkt vor Verzweiflung fast im Boden.
Tha
Bomb: Ricksenburg…NICHTS währt ewig.
Er
lässt traurig die Schultern hängen. Er wischt über
die große weiße Fläche um diese drei Namen.
Tha
Bomb: Das große weiße nichts. Das dunkle nichts. Da
ist keiner. Kein Team was uns nahe kommt. Was eine
Herausforderung wäre. Das schlimmste daran ist das WIR nicht
beweisen können das WIR das Größte Team der
Geschichte ist. Alles was wir jetzt erringen würden wäre
ein Witz gegen den Sieg über die Ewigkeit oder einen Kampf
unter Männern.
Langsam
lässt er sich wieder auf den Stuhl sinken. Sein Blick geht
ins Leere. An Titan vorbei.
Tha
Bomb: Jetzt. In der Mitte unseres Lebens. Da wo wir beide im
Einklang sind. Wo wir…Titan und Tha Bomb…in exakten
Bahnen miteinander verlaufen, jetzt wo wir unser volles Potential
ausschöpfen können…ist niemand da gegen den wir
es beweisen können.
Titan
reißt sich eine weitere Dose Bier auf. Uuuuuund leer.
Tha
Bomb: Rein gar nix könnte uns jetzt aus der Bahn werfen.
Nichts kann uns erschüttern.
Ohne
Vorwarnung geht im Hintergrund der alte Röhrenfernseher an.
T’n’Bn
schauen überrascht zum Fernseher.
Tha
Bomb: Was soll das denn jetzt?
Titan
steht auf, geht zum alten Röhrengerät und klopft einmal
kräftig drauf. Der Bildschirm geht aus.
Titan:
Das kann sich ja keiner mit anhören.
Kurz
bevor er sich setzen will geht der alte Flimmerkasten erneut an.
Erzürnt
stampft er zurück.
Titan:
So ein scheiß Gerät. Manndou!!!
Mit
dem rechten Fuß tritt er den Stecker aus der Steckdose.
Nimmt das Gerät und wirft es an die Wand. Auf der Seite
bleibt er mit gerissenem Bildschirm liegen. Nun setzt er sich hin
und will sich gerade seinem Tag Team Partner zuwenden da passiert
es erneut.
Die
beiden schauen sich besorgt an.
Titan:
Da fließt kein Strom in das Gerät.
Tha
Bomb: Schau mal da…hinter den beiden alten Säcken…Auf
keinen Fall. Niemals…
Mit
einem Zischen geht der Fernseher aus.
Ein
gewohnter Ort, ein gewohntes Bild: wir befinden uns im
Backstagebereich von dem World Champion The End und seinem
Manager James Corleone. Heute ist ein wichtiger Tag für die
Beiden und das so „kurz“ nach dem letzten wichtigen
Tag, Doom’s Night.
Etwas
ungewohnter ist jedoch die Anordnung. Normalerweise ist es The
End, der auf der Couch oder einem der Sessel Platz genommen hat
und James Corleone steht hinter ihm. Heute ist das anders. Heute
sind die Rollen und Plätze vertauscht.
The
End: „Bist du bereit für das, was heute geschehen
wird?“
„Das,
was Geschehen wird“ – damit dürfte wohl das
gemeint sein, was End heute dem Sohn von James Corleone, Aldo
Nero, antun wird, wenn die Beiden in einem Match
aufeinandertreffen. End läuft in klassischer Corleone-Manier
hinter seinem Manager herum, der seinerseits wieder einmal
versucht so wenig wie möglich durch Gesten über sich
Preis zu geben.
James
Corleone: „Du zweifelst an mir. Warum?“
End
wirkt bei seiner Frage nicht wirklich so, als würde er
Corleone in Frage stellen. Es scheint, als ob er seinem Manager
vertraut… zumindest soweit es Aldo Nero angeht. Deshalb
wirkt es fast schon etwas überraschend, dass Corleone hier
so passiv aggressiv reagiert.
The
End: „Keine Zweifel. Ich will nur sichergehen, dass wir uns
verstehen. Aldo hat dieses Match gefordert. Aldo hat den
Bedingungen des Matches zugestimmt. Allerdings, so wie ich Aldo
kenne, glaube ich nicht, dass er über die Folgen dieses
Matches, wenn er verliert, nachgedacht hat. So wie ich dich kenne
allerdings, glaube ich schon, dass du dir dieser Folgen bewusst
bist.“
James
Corleone: „Wieso dann also die Nachfrage?“
Corleone
hat einen Punkt. Aber genau darauf will The End hinaus. Er
verdeutlicht nonverbal, dass die Frage vor allem deshalb kommt,
weil es trotz allem Für und Wider um Corleones SOHN geht.
Selbst ein kaltblütiger Mensch wie James Corleone kann nicht
behaupten, dass es ihm vollständig egal ist, was mit seinem
eigenen Fleisch und Blut geschieht. Zumindest ist genau das die
finale Bedingung für die End noch einmal auf Schwarz und
Weiß das „OK“ haben, für was auch immer da
draußen passiert.
James
Corleone: „Aldo ist unberechenbar. Jemanden, der
unberechenbar ist, in seinen Reihen zu wissen, kann von Vorteil
sein. Ein solchen Jemand als Feind zu haben, ist gefährlich.
Aber was Aldos Unberechenbarkeit angeht, so trifft Beides davon
nicht zu. Aldo ist unberechenbar, weil er nicht weiß, was
er tut. Er wäre kein guter Verbündeter und ist kein
ernstzunehmender Feind. Was nicht bedeuten soll, dass wir ihn
unterschätzen sollten. Aber er ist zu emotional. Und er ist
verloren. Beides wird ihn davon abhalten jemals den großen
Erfolg zu erreichen. Aldo sucht danach glücklich und
zufrieden zu sein, nur was heißt das eigentlich? Sobald
Aldo das hat, von dem er denkt, dass er es braucht, verliert er
sich wieder in seinem wirren Verstand. Aldo ist hoffnungslos. Und
so jemanden brauchen wir nicht. Ich kann ihm nicht helfen.
Niemand kann das. Außer… du.“
End
ist inzwischen stehen geblieben und so lauscht er, was Corleone
zu sagen hat. Bei den letzten Worten horcht End nur umso
intensiver auf. Was meint sein Manager denn damit nun schon
wieder?
James
Corleone: „Aldo will der Star sein, der du bist. Aldo will
die Anerkennung, die du hast. Und solange auch nur die
Möglichkeit darauf besteht all das zu erreichen wird Aldo
nicht aufgeben, unwissentlich, dass ihm das sowieso nicht die
Genugtuung verschaffen würde, die er sich davon erhofft.
Heute ist Schluss damit. Heute versetzt du ihm den Gnadenstoß.
Er will nicht hören, dass er zum Scheitern verurteilt ist,
also wirst du der Grund für sein ultimatives Scheitern sein.
Du besiegst ihn und besiegelst sein Schicksal damit ein für
alle Mal. Ich habe ihn dazu erzogen, dass er zu seinem Wort
stehen soll. Also wird er nach seiner Niederlage die Bedingung
akzeptieren und von uns ablassen. Dann sind wir Aldo los,
endgültig und für immer. Und ja, dafür bin ich
bereit.“
End
wirkt auf jedem Fall überzeugt. Bei all diesen Worten
scheint er aber immer deutlicher zu realisieren, dass Corleone
diesen „Abschluss“ nicht einfach nur aus dem Grunde
braucht, dass Aldo ihnen dabei nicht mehr länger im Weg
steht, sondern es scheint tatsächlich so zu sein, als würde
Corleone sich einfach vollständig von Aldo lösen
wollen. Und dabei könnte man vermuten, dass man sogar so
etwas wie… Mitleid bei The End sieht? Diese Endgültigkeit
eines Vaters seinen Sohn hinter sich zu lassen, scheint nicht
komplett an End vorbeizugehen.
Und
zurecht. Schließlich kennt er Aldo trotz allem Zwist und
Streit auch schon eine ganze Weile. Corleone hat End zur
Emotionslosigkeit erzogen, aber wir wissen, dass das bei End
nicht komplett funktioniert hat.
Nun
liegt es in seiner Hand über das Schicksal von Vater und
Sohn zu entscheiden. Was wird er tun?
Oder
anders gesagt: ist End bereit für das, was heute geschehen
wird? Der aufblühende Zweifel in ihm bleibt auch von
Corleone nicht unbemerkt.
James
Corleone: „Manche Menschen sind nicht dafür bestimmt
die großen Helden zu sein. Manche müssen an der Seite
stehen und den Helden zu jubeln. Je eher Aldo erkennt, dass er
nie mehr sein wird als das, umso besser ist es für ihn. Du
tust ihm hiermit einen Gefallen und so gewinnen wir alle.“
The
End: „Hm. Du glaubst wirklich, dass Aldo niemals das Zeug
zum Helden hatte.“
James
Corleone: „Ihr habt Beide die gleiche Grundausbildung von
mir erhalten. Du hast ihn dabei jahrelang erlebt. Glaubst du
denn, dass er es hätte? Du warst schon immer in allem
besser. Weil du weißt, worauf es ankommt. Alles, was du
gelernt hast, hast du gelernt, weil du es lernen wolltest und
nicht um mich zu beeindrucken. Aldo hingegen will nichts mehr als
das. Du bist ein Gewinner, er ist ein Verlierer. So war es schon
immer und so wird es immer sein. Also beende das Kapitel Aldo
Nero für uns heute… endgültig.“
In
den vergangenen Wochen und Monaten haben wir End öfters
gesehen, wie er sich mitunter sogar über Aldo Nero lustig
gemacht hat. Wie er ihn als potenzielle Gefahr gesehen und über
ihn nachgedacht hat. Es wirkte stets so, als könne End Aldo
nicht leiden. Aber eher auf eine „Großer Bruder“-Art
als, dass er ihn wirklich als Feind sieht. Schließlich hat
er ihn auch an verschiedener Stelle „verschont“, wo
er es bei anderen wohl nicht getan hätte. Und so langsam
scheint End klar zu werden, warum Aldo so sehr um Corleones
Aufmerksamkeit buhlt.
Weil
End sie ihm weggenommen hat.
James
Corleone: „Und dann können wir uns auf das
konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Du hast Drake mit einer
phänomenalen Leistung besiegt und bei Doom’s Night nun
auch Zereo Killer in einer epischen Schlacht bezwungen. Er hat
alles versucht, Stärke und Köpfchen, Kampfgeist und
miese Tricks, um dich zu besiegen und er ist mit allem an dir
gescheitert. Und er hat dieses Scheitern eingesehen. Und nun
heißt es Augen gerichtet auf neue Ziele. Es gibt noch viele
Institutionen in der GFCW-Geschichte, die es zu besiegen gilt.
Dein Siegeszug ist noch nicht vorbei, noch lange nicht.“
Es
scheint, als ob Corleone gemerkt hätte, dass End so langsam
anfängt Mitleid für Aldo Nero zu entwickeln und deshalb
muss er den Champ wieder auf seine Füße zurückholen.
Er ist der Top-Star der Liga, er ist der World Champion, er ist
das Monster, an dem es kein Vorbeikommen gibt und als solches
muss er weiter wüten. End sammelt sich nun auch einmal mehr
und dabei wirkt er wieder etwas entschlossener. Dabei denkt End
auch an seine eigenen Worte: Aldo hat das Match gewollt und den
Bedingungen zugestimmt. Also wieso sollte sich End überhaupt
Gedanken um ihn machen?
Der
kurze Moment, in dem Ends weiche Seite durchgeschienen hat, ist
also bereits wieder vorbei und der entschlossene, erbarmungslose
End übernimmt wieder die Führung. Er hat das, was er
wollte, dass OK, dass er mit Aldo machen kann, was er will. End
nickt Corleone zu und mit bestärkter Einigkeit bereitet sich
das Gespann weiter auf den Main Event vor.
Und
auf alles, was danach kommt.
Singles
Match:
Beksultan
Pekanov vs. Johnny Dreyer (/w Progress)
Referee: Thorsten
Baumgärtner
Vor
aufgepeitschten 2.200 Zuschauer im National Stadium liefern
sich der Progress-Obermotz Johnny Dreyer und Beksultan
Pekanov ein ausgeglichenes Match. Zunächst hat der
Allrounder Johnny Dreyer seine Probleme mit dem variablen
Kampfstil Pekanovs, in den auch am heutigen Abend Elemente
aus verschiedenen Kampfsportarten einfließen, doch mit
fortschreitender Kampfzeit kommt der GFCW-Revoluzzer besser
zurecht. Dazu tragen auch Kaito Uchida und Yokomiza bei, die
als getreue Progress-Zöglinge Johnny zur Seite stehen.
Mit verbalen Unterstützungen von draußen ziehen
sie immer wieder den Zorn Pekanovs auf sich, der einmal zu
oft mit dem Ringrichter diskutiert, dass das Duo aus
Fairnessgründen und zur Wahrung der sportlichen
Integrität vom Ring verbrannt sein sollte –
inmitten einer dieser Diskussionen kommt Dreyer mit einem
Step-Up-Enzuigiri zu einem überraschenden Angriff und
einem Nearfall.
Pekanov
braucht einige Momente, um die Überraschung und den
Schmerz der Attacke abzuschütteln und gerät in die
Defensive. Erst als Dreyer übermütig zu einem Body
Avalance in die Corner ansetzt und dabei Pekanovs Flinkheit
unterschätzt, kommt der Kasache zurück, indem er
sich zur Seite rollt. Die Folgeminuten dominiert Pekanov
daraufhin wieder. Die Luft für Dreyer wird dünner.
Das merken auch Uchida und Yokomiza. Kaito steigt auf den
Apron, um für Pekanov abermals abzulenken, doch dieser
lässt sich darauf diesmal nicht ein. Soll er aber auch
nicht, denn es war eine Finte: Während Baumgärtner
Uchida vom Ringrand verweist, greift im Rücken des
Referees Yokomiza unbemerkt an. Er zieht von draußen
Pekanovs Bein weg und stört so dessen Flow. Der unfaire
Eingriff gibt Dreyer die Chance zu einem erneuten
Step-Up-Enzuigiri. Auf diesen lässt er einen Pumphandle
Suplex folgen und fühlt sich wie der sichere Sieger.
Breit
strahlend rollt sich der Progress-Boss auf Pekanov und
Baumgärtner, wieder gedanklich beim Match, zählt
den Count.
Bis
Zwei.
Johnny
Dreyer ist entsetzt, dass die gemeinsame Finte samt Angriff
nicht für die Entscheidung gesorgt hat. Er beginnt
unkontrolliert auf Pekanov einzutreten, um dem Kasachen den
Rest zu geben. Doch der Instinkt Beksultans kickt rein: Auch
in dieser Bedrängnis spielen sich Automatismen ab und so
greift er das tretende Bein Dreyer und dreht diesen in einen
Ankle Lock. Es sieht aus, als müsse Dreyer jeden Moment
abklopfen. Im letzten Moment stürmt daraufhin Uchida ins
Squared Circle und schlägt Pekanov nieder. Baumgärtner
muss die Glocke läuten.
Sieger
des Matches durch Disqualifikation: Beksultan Pekanov!!!
Zu
zweit gehen Dreyer und Uchida auf Beksultan los. Aber der
Kasache kann sich losreißen und Dreyer aus dem Ring
befördern, wo er mit Yokomizo kollidiert, der gerade die
Überzahl auf 3 gegen 1 erhöhen wollte. Die Beiden
fallen gemeinsam auf den Hallenboden. Zurück im Ring
bleibt Kaito Uchida, der nun die Wut Beksultans über
sich ergehen lassen muss. Der Kasache ist alles andere als
amüsiert darüber, dass er mal wieder Opfer eines
typischen Wrestlingmatches geworden ist und es keinen klaren
Kampf gab. Er verpasst Uchida eine harte Rechte und wirft den
schwankenden Japaner dann nach draußen, wo er von
Yokomizo aufgefangen wird. Progress wollen zu dritt in den
Ring kommen, um Rache zu nehmen, doch da ist Beksultan
Pekanov bereits auf der anderen Seite verschwunden und läuft
die Rampe hoch. Zeternd, dass Wrestling einfach nicht
ernstzunehmen ist und dies alles eine Farce ist, bei der es
sich gar nicht lohnt teilzunehmen, stürmt er durch den
Vorhang.
Pete:
„Ein unschönes Ende für einen an sich
spannenden Kampf.“
Sven:
„Wie hat er das gemeint, Pete? Er will nicht mehr
teilnehmen. Ist das etwa das Ende von Beksultan Pekanov? Oder
nur eine Drohung ans Office, dass sie endlich etwas gegen die
Umstände im Wrestling unternehmen müssen?“
Pete:
„Hoffen wir das Beste – auch wenn die Meinungen
über das Beste je nach Sympathie zu Beksultan etwas
völlig anderes sein kann. In zwei Wochen wissen wir
mehr.“
Tammy:
„Meine Damen und Herren, begrüßen sie mit mir
gemeinsam… ALDO NERO!“
Da
traut sich wohl ein gewisser Herr Müll nicht mehr zu Aldo
Nero, nachdem deren Plan bei Doom’s Night, James Corleone
herauszulocken, so kläglich gescheitert ist. Wobei,
irgendwie hats ja doch alles funktioniert, also wer weiß.
Egal. Jetzt steht da auf jeden Fall Tammy und Aldo Nero die
bereit für ein Interview sind.
Man
merkt bei Aldo deutlich an, dass auf ihm heute ein gewaltiger
Druck liegt. Heute zählt es. Er MUSS End besiegen oder er
verliert jegliche Chance seinen Vater von sich zu überzeugen.
Irgendwie muss er ihn heute beeindrucken. Heute heißt es
alles oder nichts.
Tammy:
„Aldo, schön, dass du da bist. Und ich spreche jetzt
einfach mal das offensichtliche an: heute geht es für dich
um so vieles. Der Druck ist riesig. Es geht darum deinen Vater zu
beeindrucken und das, indem du gegen den GFCW World Champion The
End ranmusst. Das letzte Mal, dass The End ein Einzelmatch
verloren hat, war bei Allegience im vergangenen Jahr und dort
auch nur, weil sich Leviathan gegen ihn gestellt hat. Wie geht es
dir damit?“
Viele
Fakten, viel Bestätigung für seine Gemütslage und
dann doch eine so einfache Frage, die kaum zu beantworten ist.
Wie geht es ihm? Das weiß er selbst nicht.
Aldo:
„Ich habe jetzt zwei Wochen lang an nichts anderes gedacht
als an den heutigen Abend. Ich habe mich vorbereitet, physisch,
wie auch psychisch. Und trotzdem habe ich keine Antwort auf diese
Frage. Dieses Match heute… da steht alles auf dem Spiel.
Und dass ausgerechnet gegen den wahrscheinlich besten Wrestler
der Liga. Ich kenne End schon ewig und weiß, was er für
ein harter Brocken ist. Er ist nun mal der GFCW-Champion und das
zurecht. Also, ja. Ich weiß nicht, wie ich an ihm
vorbeikommen soll.
Aber
ich weiß, dass ich es einfach versuchen muss. Ich muss
diesen Kampf wagen und kämpfen, als ob mein Leben davon
abhängt. In gewisser Weise tut es nämlich genau das,
denn ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn ich verliere.“
Tammy:
„Du gehst also davon aus, dass du gewinnst?“
Eine
Frage, auf die ein Wrestler eigentlich immer, wie aus der Pistole
geschossen, mit „Ja“ antworten sollte. Aber Aldo
zögert.
Aldo:
„Dann würde ich etwas schaffen, was Leute wie Ask
Skógur, Drake Nova Vaughn oder sogar Zereo Killer zuletzt
nicht geschafft haben. Den GFCW-Champion The End zu besiegen. Es
wäre leichtsinnig, davon auszugehen, dass ich das Match ohne
Weiteres gewinne. Das wäre zumindest das, was Vater mir
sagen würde. ‚Unterschätze deine Gegner nicht‘.
Aber es wäre genauso schlimm, wenn ich mir den Sieg nicht
zutrauen würde. Ich muss an meinen Sieg glauben, wenn ich
eine Chance haben will. Was dort draußen letztendlich
passiert, werden wir sehen. Ich bin ein guter Wrestler. Das habe
ich in der GTCW bewiesen. Also muss ich heute alles dafür
tun, dass zu nutzen. Ich muss alles dafür tun, zu gewinnen.“
Aldo
hadert mit sich, ob er sich eingestehen und zugeben sollte, dass
eine Niederlage heute ein mögliches Ergebnis ist. Anders als
bei seinem Vater, der seine Gegner nie unterschätzt, um
nicht dadurch Fehler zu machen, ist es bei Aldo wohl eher so,
dass er sich tatsächlich in Frage stellt. Aber zumindest
versucht er es sich einzureden, dass er es nicht tut.
Aldo:
„Es ist nicht so, als ob mir mein Vater mir nichts
beigebracht hätte. Vieles von dem, was ich weiß, hat
er mir gelehrt. Er hat sich nur dann dafür entschieden seine
komplette Aufmerksamkeit in The End zu setzen. Heute will ich ihm
zeigen, dass ich genauso viel Potential habe, wie es The End
hatte. Und dann bin ich mir sicher, dass er seine Entscheidung
überdenken wird.“
Das
meint Aldo ernst. Ob es wirklich ein realistischer Gedanke ist,
bleibt abzuwarten.
Tammy:
„Und wenn du gewonnen hast, was passiert dann? Wirst du End
dann erneut, diesmal um den Titel, herausfordern?“
Der
GFCW World Champion Aldo Nero – diese Vorstellung erscheint
gerade vor Aldos innerem Auge. Ein schönes Bild.
Aldo:
„Ein Sieg wäre aus so vielen Gründen das Beste,
was passieren könnte. Allen voran deshalb, weil er dann
seine Ausbildung an mir fortsetzen muss. Er ist ein Mann, der zu
seinem Wort steht und deshalb würde er das dann auch
durchziehen. Was danach passiert, ob ich erneut gegen The End um
den Titel kämpfe, ob ich an der Seite von The End vielleicht
sogar um die Tag Team Championship antrete oder ob ich es erneut
gegen Ask Skógur um den Intercontinental Championship
versuche, darum kümmere ich mich, wenn es so weit ist.
Erstmal zählt der Sieg heute Abend.“
Aldo
redet, als würde er die letzten seiner Worte wirklich
glauben, wobei er insgeheim tatsächlich schon genau so groß
denkt. Aldo WILL es nicht, aber so ist Aldo. Ein Ziel reicht ihm
nicht, stattdessen hat er schon die Ziele danach im Sinn. Man
merkt, dass er sich mit seinen Worten Mut anredet, dass er sich
selbst von sich überzeugen will, dass er sich das
Selbstvertrauen schönredet. Ob er daran letztlich wirklich
glaubt, wird nicht so klar ersichtlich.
Tammy:
„Also dann Aldo, ich wünsche dir viel Glück. Hast
du vor dem Match noch ein paar letzte Worte an deinen Vater?“
Aldo
überlegt. Schon wieder so eine spannende Frage.
Aldo:
„Vater. Egal, was auch immer da draußen passiert.
Sieg… oder Niederlage. Ich will, dass du mir diese Chance
gibst, denn ich werde alles geben. Und End? Ich weiß, dass
du gerade nicht der größte Fan von mir bist, aber auch
wir hatten bessere Zeiten. Nimm dich trotzdem nicht zurück
und gib auch du mir alles, was du hast.“
Aldos
Auftreten am heutigen Tag ist weder so arrogant und überheblich,
wie in der GTCW, noch so unsicher und weinerlich, wie in den
letzten Wochen hier in der GFCW. Für viele GFCW-Fans und
selbst für End und Corleone ist dieses Match heute nichts
Besonderes. Für ihn ist es aber alles. Und das merkt man ihm
an.
Er
schnauft noch einmal durch, nickt Tammy sich-verabschiedend zu
und tritt schließlich aus dem Bild. Das nächste Mal,
dass wir ihn heute sehen werden, wird im Ring sein. Gegenüber
von seinem Vater und von The End.
Eine
bekannte Musik erklingt und kündigt einen lauten Aufschrei
an Jubel an. Ask mag man. In Deutschland, in Schweden und auch
hier, in Irland. Und dann dauert es auch gar nicht lang bis der
Titelverteidiger von Doom’s Night auch schon auf der Stage
erscheint. Ask ist da und Ask ist gut gelaunt!
Pete:
„Bei Doom’s Night hat Ask einmal mehr eine Open
Challenge an den Rest der Wrestling-Welt gestellt! Jeder, der
schon einmal GFCW Intercontinental Champion war, konnte ihn um
diesen Titel herausfordern. Angenommen wurde diese Chance von
niemand geringerem als Dr. Dick, der dennoch unterlag.“
Sven:
„Ask bleibt also weiter Champion und nun stellt sich die
Frage: wie geht es weiter. Wer wird ihn als nächstes
herausfordern?“
Diese
Frage könnte vermutlich gleich beantwortet werden. Zumindest
hat Ask hier irgendwas zu sagen. Der Schwede mit der zerzausten
Frisur ist gekleidet in einer dunkelgrünen,
dreiviertellangen Hose und am Oberkörper trägt er ein
beiges Leinenhemd, was leicht mittelalterlich und nicht wirklich
modern aussieht. Schuhe trägt er allerdings noch immer
nicht. Abgerundet wird sein Erscheinungsbild durch den GFCW
Intercontinental Championship, den er um die Hüften
geschnallt hat.
So
erreicht Ask nun auch recht flott den Ring und entert diesen, wo
ihm auch schon ein Mikrofon überreicht wird. Nachdem Ask
noch für einige Sekunden die Jubelrufe genießt, stellt
er sich schließlich bereit und signalisiert sprechen zu
wollen.
Ask:
„Hallo Dublin! Schön hier zu sein!“
Man
könnte meinen, dass wäre der billige Versuch Pops zu
bekommen, aber bei Ask ist das vermutlich ernst gemeint. Der
grüßt die Leute ohne Hintergedanken. Auch hier wartet
er darauf, bis sich der Jubel legt.
Ask:
„Ich war schon häufiger in Irland und mir gefällts
hier richtig gut. Ich mag die Küsten, die Berge, die endlos
großen Weiden… ja, hier kann mans sichs echt gut
gehen lassen. Aaaber… darum solls jetzt nicht gehen.“
Ask
lacht, die Menge jubelt erneut. Es spielen sich gewohnte Szenen
ab, wie man sie von einem Ask Skógur nun mal erwarten
würde.
Ask:
„Um was es hier tatsächlich gehen soll… tja,
ihr werdet es euch schon denken können… um das hier.“
Ask
deutet nun auf seine Hüften und vielmehr noch auf den
Gürtel, der darum geschnallt ist.
Ask:
„Ich denke mittlerweile ist klar, worauf ich aus bin. Ich
will den Titel nicht nur herumtragen, so viel Spaß das auch
macht… ich will kämpfen. Aldo Nero hat das Angebot
bereits angenommen und Dr. Dick ebenso… und jetzt frage
ich mich: wie geht es weiter?“
Die
Musik, die durch das National Stadium in Dublin hallt, sagt
Niemandem der Anwesenden etwas. Und so wenden die mehr als 2.000
Zuschauer und auch Ask ihre Köpfe in Richtung der Rampe, um
auf den Auftritt desjenigen zu lauern, den die unbekannten Klänge
ankündigen. Die Musik spielt und spielt, eine Auflösung
des Mysteriums lässt aber zunächst auf sich warten.
Kein Video ist auf der Leinwand zu sehen. Unruhiges Gemurmel
macht sich breit.
Dann
jedoch tritt zögerlichen Schrittes eine Gestalt durch den
Vorhang.
„Lange
nicht gesehen, Ask.“
Der
Mann mit dem Mikrofon in der Hand steht am Anfang der Rampe.
Seine braunen Augen unter einem haselnussfarbenen Schopf blicken
mit beinahe jugendlicher Unschuld Richtung Squared Circle. Er
fokussiert Skógur, aber belässt es bei den vier
Worten, bei seiner ungewöhnlichen Begrüßung.
Steht einfach da. Sagt nichts weiter.
Und
doch wird es in der Halle immer lauter. Im Sekundentakt und dank
des Zooms der Kamera, deren Bilder auf die Videoleinwand
übertragen werden, wird den Zusehenden klar, um wem es sich
handelt, der dort so beiläufig und selbstverständlich
aufgetaucht ist. Der Mann macht einen großen Schritt in
Richtung des Ringes und verfällt dann in einen langsamen
Trott, mit dem er sich dem Titelträger nähert. Er trägt
ein langärmliges, weites Shirt, Sneaker und eine lange
Cargohose – ein Outfit, das man so auf der Straße
tragen, aber mit dem Ausziehen des Shirts auch für einen
Kampf gebrauchen kann. Unter dem Shirt zeichnen sich die
kräftigen Arme des jungen Mannes ab, dessen Bewegungen trotz
der Muskelmasse etwas Leichtfüßiges haben.
Pete:
„Die Geister der Vergangenheit suchen Ask Skógur
heim!“
Und
als näher er an Skógur heranläuft, wird auch dem
Letzen klar, um wen es sich beim Auftauchenden handelt, der so
vielen Anwesenden ein erstauntes Aufstöhnen entlockt.
Es
ist Viggo.
Sobald
ersichtlich wurde, dass es sich bei dem Neuankömmling um
Viggo handelt, ist Asks gute Laune direkt verflogen. Das hält
sich alles im Rahmen, Ask ist nicht in Angriffsstimmung oder
irgendwas dergleichen, aber er denkt sofort an seine Anfangszeit
der GFCW zurück und weiß, dass er mit Viggo viele
Probleme hat. Das hat er nicht vergessen und deshalb ist hier
erst einmal Skepsis geboten.
Der
junge Mann, der zwar formal in der Mitte seiner Zwanziger ist,
doch eine jugendliche Ausstrahlung besitzt, ist am Ring
angekommen und erklimmt ohne Scheu die Ringtreppe, um sich direkt
vor den Intercontinental-Champion zu stellen. Die
Fassungslosigkeit, mit der er von Skógur bedacht wird,
scheint er weitgehend auszublenden. Da ist keine Scheu in seinem
Auftritt.
Viggo:
„Hallo Ask.“
Eigentlich
eine unschuldige Begrüßung. Doch mit der Wagenladung
an Vergangenheit zwischen den Beiden sorgen die beiden Worten für
ein erneutes Aufwallen von Diskussionen zwischen den Fans. Viggo,
der einstige Adept von Ask Skógurs größtem
Alptraum Holly Hutcherson, ist hier. Aus dem Nichts. Und tut, als
wäre es das Normalste der Welt. Oder etwa nicht.
Viggo:
„Ich kann mir denken, was dir durch den Kopf geht.“
Der
junge Engländer trägt in der einen Hand das Mikrofon,
mit der anderen tippt er sich an die Stirn, um die Aussage in
Richtung Skógur gestisch zu untermalen. Und ja, jetzt ist
das doch etwas von Unsicherheit zu spüren. Die Stimme ist
nicht ganz so fest, wie man es bei der Promo eines Wrestlers
erwartet. Die Gesten und der Fakt, dass er während der Worte
im Ring auf- und abläuft, sprechen für Nervosität
auf Viggos Seiten.
Viggo:
„Es sind sicher keine angenehmen Gedanken. Selbst mir geht
es so irgendwie…dabei
stand ich auf der Seite der Sieger.“
Eine
Provokation? Oder ein neutraler Fakt? Viggos Tonfall spricht eher
für Letzteres, einige Ask-Fans fühlen ihren Heroen
trotzdem angegriffen und setzen zu Buhrufen an.
Viggo:
„Wenn du die Vergangenheit zwischen und also aufarbeiten
und ausdiskutieren willst, bin ich dazu bereit. Oder aber, und
das ist mein Vorschlag, wir blicken nach vorne. Nicht nach
hinten. Alles im Wrestling ist so vergänglich. Vielleicht
können wir das dieses eine Mal ausnutzen?“
Die
Frage war offenbar nicht so rhetorisch, wie sie von Skógur
interpretiert wird, denn dass der Waldmensch nichts sagt, bringt
Viggo etwas aus dem Takt. Er blickt den Champion für einige
Sekunden an, schüttelt sich dann wortwörtlich und
räuspert in das Mikrofon. Um verbal anders anzusetzen. Dabei
blickt ihn Ask misstrauisch an.
Viggo:
„Ich jedenfalls wäre bereit dafür, Vergangenheit
Vergangenheit sein zu lassen. Ich bin nicht mehr die Person, die
du einst kanntest. Ich habe mich geändert…“
Gemischte
Reaktionen im Publikum für diese Aussage. Wie glaubwürdig
ist, was Viggo hier vorträgt?
Viggo:
„Der Viggo, den du einst kanntest, steht jetzt nicht vor
dir Ask. Ich bin nicht mehr nur ein Werkzeug. Ich habe keinen
Meister mehr. Ich bin mein eigener Herr. Ich folge keinem anderen
Menschen mehr, nur noch einer Sache: Und das sind meine eigenen
Träume.“
Und
was dieser Traum ist, versucht Viggo nicht einmal zu verbergen.
Er nimmt die Hand, die nicht das Mikrofon hält, und streckt
sie in Richtung des Gürtels aus.
Viggo:
„Egal, wer ich früher war…jetzt bin ich nur
noch Wrestler. Keine Nebenschauplätze mehr. Ich bin hier,
weil ich mir denken kann, was du vorhast. Du willst wieder eine
Open Challenge stellen. Und hier bin ich. Lass mich dir beweisen,
wer Viggo heute ist.“
Ask
bleibt skeptisch, das Publikum in Dublin scheint aber äußerst
euphorisch. Die würden dieses Match, vor allem, da ein Titel
auf dem Spiel steht, wohl sehr gern sehen. Aber Ask scheint nicht
so überzeugt davon. So richtig weiß er noch nicht, wie
er hier mit Viggo interagieren soll, aber, da es erstmal so
aussieht, als würde Viggo in Frieden kommen, bleibt auch Ask
relativ ruhig.
Ask:
„Du… willst das hier?“
Wieder
deutet Ask auf seinen Gürtel.
Ask:
„Ich muss schon zugeben… mit dir hätte ich
nicht gerechnet.“
Ask
stellt sich nun Viggo direkt gegenüber. Mittlerweile ist der
Schwede dabei auch wieder deutlich ernster als noch zu Beginn
seines Auftritts hier. Wie schon gesagt: er hat nicht vergessen,
dass ihm Viggo damals an der Seite von Holly Hutcherson das Leben
schwer gemacht hat.
Ask:
„Als ich damals in der GFCW angefangen habe… warst
du der erste, der mit mir gesprochen hat. Du… warst der
erste, der mir seine Hilfe angeboten hat. Und… glaub mir,
für einen Typen, der frisch aus dem Wald gekommen ist, um im
echten Leben anzukommen, war das echt ziemlich korrekt.“
Viggo
registriert die Worte Asks und es scheint, dass er sogar ein
wenig Hoffnung darauf schöpft, dass Ask ihm verzeihen wird.
Ask:
„Allerdings… wissen wir ja, wohin das geführt
hat. Du wolltest mir nicht helfen, du wolltest mich für den
Sektenspinner rekrutieren, dem du geistlos und ohne eigenen
Willen hinterhergelaufen bist. Und das war ganz und gar nicht
korrekt.“
Tja,
das wars dann wohl mal wieder mit der Hoffnung.
Ask:
„Und was kam dann? Du hast mir Matches gekostet, hast mich
angegriffen und wärst du nicht gewesen, dann hätte ich
Holly damals wohl auch besiegt. Also, tja Mann, was soll ich
sagen? Du hast deinen Teil dazu beigetragen, dass die Anfangszeit
hier in der GFCW für mich die Hölle war. Also wieso
sollte ich gerade dir ein Titelmatch geben?“
Jap,
Ask wirkt alles andere als danach, dass er Viggo verzeihen will.
Ask:
„Andererseits…“
Oder?
Ask:
„Andererseits… hat mich diese Zeit nun mal geprägt,
wie kaum was anderes, was ich seitdem hier erlebt habe. Holly,
Timo, du… ich sags nicht gern, aber hättet ihr mich
nicht durch die Hölle geschickt, dann wäre ich
vielleicht immer noch derselbe wütende Mensch wie früher.
Wer weiß das schon…“
Jetzt
klingt Ask dann doch wieder etwas versöhnlicher. Trotzdem,
so schnell geht es dann doch nicht.
Ask:
„Wie auch immer. All das ist Vergangenheit. Was hat sich
nun aber seitdem geändert? Sag mir, Viggo… wieso
sollte ich dir diese Chance geben?“
Die
Worte Skógurs haben Viggo ganz offensichtlich nachdenklich
gemacht. Nicht, dass sie überraschend kommen – Viggo
muss damit gerechnet haben, alles andere wäre naiv gewesen.
Aber sie ausgesprochen zu hören, das ist noch einmal eine
ganz andere Sache. Nun ist er unter Zugzwang, muss sich erklären.
Er blickt für einen Moment zu Boden, dann hebt er die Hand
und bittet Ask abzuwarten.
Viggo:
„Du hast eben etwas sehr Bedeutsames gesagt, Ask. Wir Beide
kamen gleichzeitig. Und haben doch völlig unterschiedliche
Wege genommen. Du hast dich in den letzten Jahren von deiner Wut,
die dich beherrscht hat, emanzipieren können. Du bist als
Mensch gewachsen. Vor den Augen all dieser Zuschauer.“
Er
vollführt mit den Händen einen Schwenk durch die Halle.
Viggo:
„Und während du Monat für Monat hier warst und
gewachsen bist, war ich in den Schatten. Auch ich habe mich
verändert. Aber im Inneren. Ich habe mich
emanzipiert…emanzipiert von Darragh Switzenberg…“
Ein
Namen, der jenen etwas sagt, die regelmäßig bei GTCW
einschalten. Der Hollywood-Star Switzenberg war das neue Idol,
das sich ein herrenloser Viggo gesucht hatte. Eine Verbindung,
die den Worten des jungen Engländers nach offenbar keinen
Bestand mehr hat.
Viggo:
„…und von Holly Hutcherson. Ich habe mich verändert.
Ich bin jemand anders. Aber anders als du hatte ich noch keine
Chance, diesen Wandel vor einem Millionenpublikum zu beweisen. In
den Augen dieser Leute bin ich noch immer der entrückte
Kerl, der blindlings bösen Menschen folgt. Gib mir die
Chance den Menschen zu zeigen, dass ich nun anders bin. Gib sie
mir auf deiner Bühne.“
Eine
starke Forderung. Und wie glaubwürdig ist sie. Ask tritt
einen Schritt zurück, um Viggo zu betrachten und sie Kamera
macht das Gleiche: Der junge Engländer steht da in seinem
unauffälligen Outfit. Blickt mit seinem treuen Gesicht, den
braunen Augen und den zerzausten Haaren in Richtung Skógur.
Er sieht wie der unschuldigste Mann der Welt aus.
Aber
wie glaubhaft ist das alles?
Wie
viele Messer hat dieser Mann anderen bereits in den Rücken
gerammt?
Ask
hört Viggo zu. Er nimmt dessen Worte auf und Ask scheint
tatsächlich interessiert an dessen Erklärungsversuche
und dennoch… der Schwede kann seine Skepsis nicht ablegen.
Auch wenn viel Zeit seitdem vergangen ist, Ask kann nicht so
leicht vergeben.
Ask:
„Ich meine, was ich sage. Ich will um diesen Titel kämpfen
und ihm gerecht werden. Aber das bedeutet nicht, dass ich
wirklich JEDEM ein Titelmatch schenke. Keine Ahnung, ob du das
ernst meinst, was du da sagst und ob du Holly wirklich hinter dir
gelassen hast. Ich weiß nur, dass du damals eine seelenlose
Marionette warst, die alles getan hat, was Holly von ihr wollte.
Und so jemand hat keine Chance auf den Intercontinental
Championship verdient. Und dummerweise, für dich, bin ich da
gerade derjenige der das Sagen hat.“
Ask
scheint fertig zu sein und langsam senkt er das Mikro, bevor er
es dann allerdings doch noch mal zum Mund führt.“
Ask:
„Sollte es allerdings wirklich so sein, dass du das nicht
mehr bist, dann beweise es mir. Und dann reden wir weiter.“
Ask
wirft Viggo noch einen ernsten Blick zu, bevor er nun an ihm
vorbeigeht um den Ring zu verlassen. Die Fans scheinen nicht
wirklich erfreut darüber, dass ihnen das Titelmatch hier
verwehrt wird, aber man scheint zu verstehen, warum Ask reagiert,
wie er reagiert. Anschließend verlässt Ask tatsächlich
den Ring und läuft die Rampe hinauf. Viggo lässt er
hinter sich im Ring zurück.
Viggo:
„Wie, Ask? Wie kann ich mich beweisen?“
Als
der Schwede auf die Rufe nicht reagiert, läuft der
Zurückgelassene auf die Ringseile zu, lehnt sich auf das
Oberste und beugt den Oberkörper nach draußen.
Viggo:
„Ask, warte!“
Noch
immer keine Reaktion vom Champion. Sind die Wunden der
gemeinsamen Vergangenheit zu tief in Skógurs Stolz, um auf
das Betteln Viggos zu reagieren?
Viggo:
„Ich beweise mich, Ask. Aber wie? Sag es mir! Ich tue es.“
In
seinem Flehen gewinnt Viggos Auftritt jene Unterwürfigkeit
zurück, die ihn lange ausgezeichnet hat. Er fällt in
alte Verhaltensmuster. Kann ihm nicht jemand anders sagen, wie er
sich zu verhalten hat. Bis Skógur vor dem Vorhang
verschwunden ist, blickt Viggo erwartungsvoll auf den Rücken
Asks. Doch der dreht sich nicht um. Und irgendwann ist er
verschwunden.
War
das jetzt ein Ja? Oder ein Nein?
Viggo
senkt das Mikrofon. Er atmet schwer als habe er soeben einen
Kampf hinter sich gebracht.
Viggo:
„Ich werde auf deine Antwort warten, Ask Skógur.“
Schwanenburgunder.
Jetzt noch überlegener im
Geschmack.
Noch siegreicher im Abgang.
Schwanenburgunder.
Der edle Tropfen des Erfolges.
Schwanenburgunder.
Jetzt in der kaiserlichen Edition
aus Bio-Reben.
Schwanenburgunder, der kaiserliche.
Probieren Sie ihn jetzt.
Schwanenburgunder.
So genießt bloß ein
Kaiser.
Schwanenburgunder.
Buhrufe.
Wenig überraschend sind die knapp zwei Tausend Zuschauer in
Dublin nicht begeistert, als die Musik von Aiden Rotari ertönt
- und er mitsamt beider Gürtel, die die GFCW Tag Team
Championship ausmachen, auf die Stage tritt.
Noch
immer trägt er sie so selbstverständlich mit sich
herum, als hätte er sie fair und ehrlich gewonnen, als wäre
er die Tag Team Champions. Einmal silber um die Hüfte,
einmal silber auf der linken Schulter, den Blick mit einer
Gravitas Richtung Ring gerichtet, als würde er als nächstes
eine Grabrede und keine Promo halten wollen.
Wie
wir dank der Segmente mit Progress und T’n’B wissen,
hat die GFCW Rotari ein Ultimatum gestellt: Die Rückgabe der
GFCW Tag Team Titles, der physischen Titel, bis zum Ende der
Show, oder es hagelt eine saftige, unbezahlte Suspendierung. Was
die Historie des Titels angeht, wird er rückwirkend zu
Doom’s Night offiziell als vakantiert gelten.
Rotari
hat wenig Raum, diese gegebenen Konditionen zu umgehen, kann er
doch froh sein, dass es “nur” diese Strafe ist, die
ihn ereilt. Wäre das Roster voller – und nicht gerade
dank ihm um zwei seiner größten Stars erleichtert
worden - wäre er eventuell so oder so gefeuert worden.
Dadurch,
dass er Ricksenburg losgeworden ist, hat er sich selbst
unverzichtbarer gemacht, ob es der GFCW passt oder nicht.
Als
er den Ring entert, verstummt “Don’t Stop” von
Innerpartysystem und Rotari bedankt sich höflich bei der
Person am Ring, die ihm ein Mikrofon reicht. Stolz baut er sich
in der Mitte des Rings auf, genau so, dass die Hard Cam einen
guten Shot von ihm mitsamt beiden Gürteln bekommen kann. Mit
der Hand, die keinen Gürtel auf der Schulter hält, hebt
er das Mikrofon und beginnt mit fast schon verschwörerischer
Stimme zu sprechen.
Aiden
Rotari: “Hallo.”
Er
wird nicht allzu freundlich von den Rängen zurückgegrüßt.
Seine Augen wandern von links nach rechts und betrachten die
Zuschauer mit einem nüchternen Interesse, das keinerlei
Emotion preisgibt.
Aiden
Rotari: “Antoine Schwanenburg war ein grandioser Wrestler.”
Das
ist mit Sicherheit nicht unbedingt die Eröffnung, mit der
man gerechnet hatte. Nun, da er Ricksenburg ausgeschaltet hat,
ist es selbstverständlich im Interesse von Rotari, die
Wichtigkeit der von ihm aus dem Spiel genommenen Wrestler so hoch
wie möglich zu hängen, um seine “Heldentat”
tunlichst grandios erscheinen zu lassen.
Aiden
Rotari: “Das weiß ich selbstverständlich seit
den drei Duellen, die ich mit ihm hatte.”
Von
denen er keines gewinnen konnte, aber das lässt Aiden unter
den Tisch fallen. Dass er Ricksenburg lediglich ausgeschaltet
hat, weil er sie schlicht nicht besiegen konnte, ist
selbstverständlich eine Theorie, der man Glauben schenken
kann – auch wenn Rotari das sicherlich so niemals zugeben
wird.
Aiden
Rotari: “Allerdings weiß ich es erst mit 100%iger
Sicherheit, seit es mich Monate gekostet hat, den Double
Wristlock Armbreaker zu trainieren und zu perfektionieren, den
Antoine benutzt hat, um Robert Breads, den einzigen Mann aus der
alten Garde, der die Zukunft der GFCW im Visier hatte und nicht
bloß selbstsüchtig an der Spitze stehen wollte...”
Einmal
mehr: Fragwürdiges Statement. Nicht, dass Breads der Zukunft
der GFCW zugewandt war, das war definitiv der Fall gewesen. Alles
andere...
Aiden
Rotari: “...zu verletzen – so schwer, dass Robert
sich erst jetzt, Monate später, in den Endzügen davon
befindet, sich von dieser Aktion zu erholen. Ich bin nicht
übermäßig nachtragend. Poetische Rache aus
persönlichen Gründen liegt mir nicht nahe. Es ging bei
Doom’s Night darum, ein Zeichen zu setzen, das die
Öffentlichkeit verstehen würde: Stellst du dich der
Zukunft der GFCW in den Weg, wird sie mit gleichen Mitteln
zurückschlagen.”
Für
jemanden, der so sehr auf der Zukunft beharrt, ist diese
alttestamentarische Denkweise sonderlich. Aber Rotari trägt
das mit solcher Ruhe und Selbstsicherheit vor, dass man ihn nicht
in Frage stellen möchte.
Aiden
Rotari: “Es wurde darüber gesprochen, dass Antoine
Robert nicht absichtlich verletzt hat. Dass so etwas eben das
Berufsrisiko ist. Das halte ich für ausgeschlossen. Antoine
war ein brillanter Kämpfer und wenn es um Holds und
Submissions ging, würde ich so weit gehen, ihn als Genie zu
bezeichnen – weshalb es vollkommen unmöglich ist, dass
er nicht zu einhundert Prozent genau wusste, was er da tat.”
Das
macht irgendwo durchaus Sinn. Wer so viel Wissen um die
technischen Aspekte des Wrestlings hat, wird sehr exakte Kenntnis
darüber haben, welche Aktion welche Folgen haben wird.
Aiden
Rotari: “Er hat getan, was aus seiner Sicht getan werden
musste.”
Tatsächlich
spricht er das ohne große Abneigung gegenüber
Schwanenburg aus – seit er den GFCW-Rekordchampion aus dem
Spiel genommen hat und er keine reale Bedrohung mehr darstellt
(und vor allem nicht mehr widersprechen kann) ist seine
Emotionalität gegenüber beiden Ricksenburg-Mitgliedern
zurückgegangen.
Aiden
Rotari: “Das verstehe ich. Und deshalb weiß ich, dass
auch Antoine Schwanenburg mich versteht. Als er das getan hat,
was er bei Title Night getan hat, hat er selbstverständlich
gewusst, dass das Konsequenzen nach sich ziehen würde. Ich
habe also bei Doom’s Night keine hinterlistige Attacke
gefahren – es war die logische Konsequenz dessen, was
Antoine getan hat. Er hat sich das selbst wissentlich angetan, er
ist das Risiko eingegangen, dass so etwas passiert.”
Etwas
verquere Ansicht, aber dass Schwanenburg – speziell nach
der Ansage von Rotari bei War Evening zuvor – mit einem
Angriff hätte rechnen müssen ist nicht unbedingt
falsch. Inwiefern das Opfer eines Verbrechens selbst schuld ist,
nur weil es ein absehbares Verbrechen war, sei einmal
dahingestellt.
Aiden
Rotari: “Ich habe genauso gehandelt, wie Antoine
Schwanenburg es in diesem Fall getan hätte. Ein
öffentlichkeitswirksames Statement, unvermeidlich, und so
schnell und effizient durchgezogen wie nur irgendwie möglich.
Kein Zögern, so wie ich es von Antoine Schwanenburg gelernt
habe. Er hat mich die Werte gelehrt, die mich zu dieser einzig
richtigen Entscheidung geführt haben. Vielleicht wollte er
sogar, dass ich es bin, der ihn letztlich erledigt. Vielleicht
war meine Tat ein Akt der Gnade.”
Rotari
trägt das vollkommen ohne Ironie oder belustigten Unterton
vor – es scheint wirklich so, als wolle er uns das als
glaubhafte Option verkaufen.
Aiden
Rotari: “Vielleicht hat Antoine Schwanenburg mich so auf
seine ganz eigene Art und Weise zu seinem Nachfolger ernannt.
Vielleicht ist das... der Lauf...”
Das
kann man wohl vollkommen ausschließen. Das sehen die Fans
in Irland ähnlich, die Rotari mit Buhrufen bedenken und
sogar den Namen des Ex-Champions (sucht euch den Titel aus, er
hat alle gewonnen) rufen.
Absence
makes the heart grow fonder.
Aiden
Rotari: “Sollte Amelié Schwanenburg also in nächster
Zeit auf mich zukommen, um eine Zusammenarbeit zu diskutieren,
die die Arbeit ihres Mannes als Fahnenträger der GFCW
fortsetzt, wäre ich alles andere als überrascht.”
Er
wäre wohl der Einzige, der an dieser Stelle NICHT überrascht
wäre.
Aiden
Rotari: “Niemand wird sich dem Wohle der GFCW in den Weg
stellen. Glaubt mir, es tut mir so weh wie allen anderen auch,
gute Männer und Frauen auf der falschen Seite der Geschichte
zu sehen... doch egal ob es Veteranen wie Alex Ricks oder
aufstrebende Wrestler wie Renegade sind: Ihr seid gegen mich,
dann seid ihr gegen die GFCW als solche. Ich habe Chancen
offeriert, mit mir zu sein. Mehr als eine. Wer diese nicht
wahrnimmt, kann sich nach dem, was bei Doom’s Night
geschehen ist, nicht mehr ungewarnt fühlen, wenn das
Unausweichliche passiert. Es ist nur die logische Konsequenz.”
Das
ist keine Drohung. Aiden kneift die Augen nicht zusammen, hebt
oder senkt die Stimme nicht, ballt nicht die Faust, wendet sich
nicht Richtung Backstage-Bereich – er hält das
nüchtern und kühl fest.
Aiden
Rotari: “Es weiß wohl niemand so gut wie das Land
Irland, in dem wir uns heute befinden, wie es ist, sich gewaltsam
für das Richtige einzusetzen, um die eigene Heimat in eine
bessere Zukunft zu führen - nicht, weil es einem gefällt,
sondern weil es nötig ist.”
Tatsächlich
ruft das einige Jubelrufe hervor, aber das Buhen wird nun noch
lauter – die Geschichte Irlands für seinen seltsamen
Kreuzzug zu instrumentalisieren kommt nicht unbedingt gut an.
Aiden
Rotari: “So wie das Aufgeben dieser Titel das ist, was dank
des aktuellen Office nötig ist.”
Nun
wird Rotari ein wenig schmallippig. Er möchte seine
Verärgerung über diese nachvollziehbare und
wahrscheinlich recht großzügige Handlungsweise der
GFCW-Oberen nicht verhehlen.
Aiden
Rotari: “Diese beiden Titel, die GFCW Tag Team
Championship, stehen für Einheit. Für Teamgeist. Für
Zusammenhalt. Für die Bereitschaft, sich für den
gemeinsamen Erfolg zu opfern. Niemand repräsentiert diese
Werte so sehr wie ich.”
Eine
Sichtweise der Dinge, die Rotari relativ exklusiv haben dürfte.
Das ändert jedoch nichts daran, dass er alle seine Worte im
Brustton der Überzeugung vorträgt.
Aiden
Rotari: “Dennoch besteht man darauf, dass ich wegen
antiquierter und seit Jahren nicht überholter “Regeln”
die Gürtel, die ich im Namen dieser Promotion mit Stolz und
im Sinne der Werte dieser Titel repräsentiere, niederlege.”
Wenn
man Rotaris Tonfall betrachtet, könnte er auch genauso gut
die Trauerrede im Rahmen einer Staatstragödie halten.
Aiden
Rotari: “Speziell im Moment, wo unser World Champion sich
nicht unfähig, sondern unwillig gezeigt hat, das Richtige zu
tun – ein weitaus schlimmeres Vergehen.”
Eine
Anspielung darauf, dass The End den Tipp von Rotari nicht befolgt
hat und Zereo Killer in einem Stück “entkommen”
ließ, obwohl er ihn nach dem Match durchaus noch hätte
attackieren können.
Aiden
Rotari: “Ich hoffe doch sehr, dass Zereo Killer, das
Establishment, nicht verschont wurde, um heute ein Exempel an
Aldo Nero, dem ich an dieser Stelle viel Glück für sein
großes Match wünschen möchte, zu statuieren. Nach
unten zu treten, ziemt sich wohl kaum für einen World
Champion. Aber ich bin mir sicher, dass The End und sein
geschätzter Berater das genauso gut wissen wie ich.”
Dass
sie das wissen, steht außer Frage – ob es sie
interessiert, steht auf einem anderen Blatt.
Aiden
Rotari: “Ich soll also die Titel niederlegen, damit sie neu
ausgekämpft werden können? Um von wem gewonnen zu
werden?”
Selbstverständlich
eine rein rhetorische Frage, die Aiden sogleich selbst
beantwortet.
Aiden
Rotari: “Titan und Tha Bomb etwa? Man könnte sich
nicht mehr der Vergangenheit zuwenden. Man könnte keinen
größeren Rückschritt machen. Vernünftigeren
Männern würde ich zutrauen, mein Angebot anzunehmen,
aber auf die Vernunft von Kretins zu bauen ist ein Risiko, das
ich mir nicht erlaube.”
Damit
spielt Aiden auf das im Gespräch mit T’n’B
vorgebrachte “Ich gebe euch Zeit, wieder zu verschwinden,
oder ich lasse euch verschwinden”-Szenario an. Nach der
Sache mit Ricksenburg, die selbiges Angebot ausgeschlagen haben,
alles andere als eine leere Drohung.
Aiden
Rotari: “Progress? Es schien mir, als hätten sie die
richtigen Ideen, aber...”
Eine
kurze Pause. Es scheint, als würde Aiden überlegen, wie
er diesen nächsten Teil am besten so formuliert, dass das im
Fokus liegt, auf das er sich konzentrieren möchte.
Aiden
Rotari: “...am Ende kam ich zu dem Schluss, dass dies eine
bloße Fassade zu sein schien.”
Glashäuser
und Steine, ihr wisst schon.
Aiden
Rotari: “Das Interesse an sich selbst war größer
als das Interesse an der Zukunft der GFCW. Ich muss vollständig
und unzweifelhaft überzeugt sein, dass man die wichtigsten
Aufgaben zum Wohl der GFCW über die eigenen stellt und sie
gewissenhaft und definitiv erledigt. Deshalb werden Progress die
Titel nicht gewinnen.”
Eine
kurze Pause, dann stellt Aiden erneut kurz angebunden und lapidar
etwas fest. Wenn er wirklich das meint, was er andeutet, ist die
nüchterne Sachlichkeit, mit der er hier spricht, ein
weiteres Zeichen für eine kompromisslose Attitüde, die
ausnahmslos jeden GFCW’ler das Fürchten lehren sollte.
Aiden
Rotari: “Sie werden überhaupt nichts gewinnen. Ich
brauche Mitstreiter, keine Trittbrettfahrer – also versucht
nicht, mich über eure wahren Absichten zu belügen. Ich
bin euch immer einen Schritt voraus. So war es bei Joe, so war es
bei Antoine, so war es bei Alex, so war es bei Renegade, so war
es bei... Progress.”
Und
damit schließt Rotari auch dieses Thema ab. Was er hier
gerade ausdrückt: Progress hat bloß versucht zu sagen,
was Aiden hören will, um den Titeln näher zu kommen.
Sie hätten dennoch Nutzen, wenn sie T’n’B
zumindest von den Gürteln fernhalten, aber… das
Vertrauen in die Fähigkeiten von Progress scheint sich als
nicht groß genug erwiesen zu haben.
Er
hat ihn ihren
Glauben an das gleiche große Ziel, das er
verfolgt, nicht abgekauft – und für den Versuch, seine
edlen Absichten für selbstsüchtigen Gewinn auszunutzen,
mussten Progress bestraft werden.
Offenbar
auf eine Art und Weise, die eine dauerhafte Abwesenheit bedeutet.
Joe
Jobber. Alex Ricks, Antoine Schwanenburg. Renegade. Johnny
Dreyer. Yokomizo.
Kaito Uchida.
Aiden
Rotari macht keine Gefangenen. Keine Ausnahmen.
Keine
Gnade. Weder für Gegner noch für Verbündete - und
vor allem nicht für Lügner.
Aiden
Rotari: “Meines Erachtens verdiene allein ich es, in der
aktuellen GFCW die Werte, die diese Titel repräsentieren,
als Champion zu verteidigen. Ich muss die Titel jedoch
niederlegen. So will es das Office. Doch bevor ich das schweren
Herzens tue will ich noch eines festhalten...”
Und
er schnallt das Silber um seine Hüften ab. Lässt den
anderen Gürtel von der Schulter gleiten. Anschließend
legt er beide, mit einem scheidenden Nicken, einem “tut mir
leid”, wie es scheint, in der Mitte des Rings nieder.
Nach
dieser etwas theatralischen, aber dafür umso eindeutigeren
Geste hebt er den Oberkörper und spricht klare Worte, ohne
jedes Zittern oder irgendeine Form von Nervosität in der
Stimme, während die bodenlosen, dunklen Augen starr auf die
Kamera gerichtet sind, um dem Zuschauer das Gefühl zu geben,
dass dieser Mann einem direkt in den Schädel gucken kann und
jeden eigenen Gedanken kennt, bevor man ihn überhaupt selbst
gedacht hat.
Aiden
Rotari: “Das wird mich nicht aufhalten. Es wird mich nicht
bremsen. Wenn es nach mir ginge, sollte man die Titel so lange
vakantiert lassen wie nötig - bis die GFCW an dem Punkt ist,
an dem es würdige Champions gibt. Das ist allerdings nicht
an mir zu entscheiden. Aber unabhängig davon wird mich diese
unfaire und zukünftig zweifelsohne als Schandfleck in der
GFCW-Historie betrachtete Fehlentscheidung seitens des Office in
keiner Weise zurückwerfen. Es motiviert mich gar.
Hier
läuft so viel falsch. Es ist noch so viel zu tun.
Es
müssen noch so viele Köpfe rollen... und wenn niemand
anders bereit ist, die Last dieser Verantwortung zu tragen, dann
muss ich es eben tun. Für die GFCW. Für uns alle. Für
euch
alle. Unter Rotari... in die Zukunft.”
Ein cremiger
Teig wird vom Rührgerät bearbeitet. Fast schon
hypnotisierend bleiben die Furchen des Rührers in der Masse
eingekerbt, bis eine Runde vollendet ist und der Teig an gleicher
Stelle wieder durchfahren wird.
Von oben rieseln
plötzlich kleine Stückchen Schokolade in den Teig.
Sofort werden sie vom Teig aufgefangen und durch das Rühren
in der Masse vergraben.
Aus dem Off
ertönt die Stimme einer Frau. Lieblich, fast schon
verführerisch haucht sie in das Mikrofon.
Schokoladig...
Die
Schokosplitter hören auf zu fallen. Stattdessen läuft
von der anderen Seite nun weiße Sahne, gemischt mit
Karamell, in die Schüssel.
Cremig...
Und wieder
beginnt das Rieseln. Diesmal jedoch keine Schokolade. Feine
Bröckchen an Haselnüssen regnen in den Teig.
Nussig...
Fließend
geht das Bild über. Weg von der Rührschüssel und
hin zu einem fertigen Kuchen, serviert auf einem edlen schwarzen
Teller mit goldener Verzierung. Mit Schokolade überzogen
ruht er dort und wirft einen matten Glanz in den leeren Raum.
Langsam wird alles gedreht und von allen Seiten präsentiert.
Dazu wieder die Stimme...
Das
Ergebnis...
Wieder
verschwimmt das Bild und statt dem Kuchen dreht sich auf dem
Tisch nun ein weißer Karton. Dann stoppt er. Abrupt
schaltet die Kamera um, zeigt das Logo der Box. Dazu eine
gänzlich andere Stimme. In einem ganz anderen Tonfall...
Alex:
Pi-Pie. Rund in der Form, rund im Geschmack. Der Genuss...ist nur
eine logische Konsequenz.
…
…
…
JETZT NEU!
Der PI-PIE² verwöhnt den Gaumen mit
Zartbitter-Schokostücken und einer himmlischer Glassur in
saftig lockerer Konsistenz. Und das alles ganz:
VEGAN
Laktosefrei
Glutenfrei und weizenfrei.
Die liebliche Frauenstimme wird wieder von der
Monotonie des Mathematikers ersetzt.
Alex:
Minus Laktose, minus Gluten ergibt plus Geschmack.
Singles
Match:
The
End (/w James Corleone) vs. Aldo Nero
Referee: Karo Herzog
Es
ist Zeit für das große Match.
Und
dafür betritt nun der erste der beiden Kontrahenten das
Feld: Aldo Nero ist da, läuft durch den Vorhang und
steht auch sogleich schon auf der Stage. Die Fans wissen
immer noch nicht so richtig wie sie ihm gegenübertreten
sollen, deshalb sind die Reaktionen noch ziemlich
durchwachsen. Man hört schon eher mehr Buh-Rufe, als
Jubel, aber hier und da gibt es auch leichte Pops, die
wahrscheinlich den Umständen geschuldet sind, dass man
einfach etwas Mitleid mit ihm hat.
Aber
für Aldo zählt es nicht, was die Leute da draußen
denken. Für ihn zählt nur, was eine bestimmte
Person denkt: sein Vater.
Pete:
„Es ist eine beachtliche Leistung von Aldo Nero, dass
er heute im Hauptkampf der War Evening Ausgabe gegen den
GFCW-Champion antreten wird und das in seinem dritten
Einzelmatch in der GFCW überhaupt. Vorher ist er
angetreten gegen Ask Skógur, um den GFCW
Intercontinental Championship, dann gegen Aiden Rotari und
nun schließlich gegen The End. Bisher hat er immer
verloren und trotzdem steht er in einem solchen wichtigen
Match.“
Sven:
„Er mag verloren haben, aber er hat stets gute
Leistungen gezeigt und gegen die erfahreneren Gegner
gegenhalten können. Ob das nun eine Trost oder gar eine
Berechtigung für das heutige Match ist, die Entscheidung
überlasse ich anderen. Was aber feststeht, dass es in
diesem Match für Aldo um so vieles gehen wird. Gewinnt
er, dann wird sich sein Vater, James Corleone, Seiner
annehmen und er hätte gutes Anrecht darauf erneut ein
Titelmatch zu fordern. Verliert er, dann hat er…
Nichts.“
Pete:
„Wir haben es bei James Corleone und The End gehört,
dass deren Interesse an Aldo absolut gering ist. Corleone hat
klar und deutlich festgehalten, dass er keinerlei Verwendung
von Aldo sieht. Er ging sogar noch weiter, er sieht es als
eine Art Gefallen an, den The End ihm tun wird, indem er ihn
hier besiegt, da Aldo ohnehin nie die Chance darauf hätte
ein „Held“ zu sein. Das wird Aldo wohl auch
verfolgt haben. Ob es ihn zusätzlich unter Druck setzt?“
Aldo
ist mittlerweile schon im Ring angekommen. Auf seinen Weg
dahin hat er die Fans nicht wirklich beachtet, außer
ihnen einen leicht angewiderten, aber hauptsächlich
desinteressierten Blick zu zuwerfen. Wie schon gesagt: für
die interessiert er sich nicht, lediglich für seinen
heutigen Gegner und dessen Anhang.
Im
Ring angekommen positioniert sich Aldo also zurecht und dann
wartet er darauf, dass es endlich losgehen kann.
Die
Halle wird nun also wieder dunkel, bis auf den roten Schein,
der auf die Bühne gerichtet ist. Daraufhin verstummen
auch langsam die Reaktionen des Publikums, bis es schließlich
ganz ruhig ist.
Und
dann wieder nicht.
Diese
Melodie, die die Ruhe in der Halle unterbricht, erkennt man
in der GFCW inzwischen zweifellos. The End ist da und mit nun
wieder auffächernden Buh-Rufen, tritt er auch direkt in
den roten Scheinwerferspot hinein. Hinter ihm folgt
selbstverständlich James Corleone und den GFCW World
Championship hat er natürlich auch dabei, auf der
Schulter. So treten die Beiden nun langsam ihren Weg zum Ring
an, während die Fans in der Halle sich alle Mühe
dafür geben die Musik mit ihren Buh-Rufen zu übertönen.
Sven:
„Da ist er, der World Champ, bei dem man sogar noch
hätte denken können, dass er Aldo… naja,
verteidigen will, wäre wohl das falsche Wort. Aber bei
ihm hat man mehr Sorge erkennen können als bei Neros
eigentlichem Vater.“
Pete:
„Wir haben heute sowohl bei dem Gespräch zwischen
Corleone und End als auch bei dem Interview von Tammy an Aldo
Nero, gelernt, dass die Beiden jeweils von Corleone
aufgezogen wurden. Angesichts des Altersunterschiedes dürfte
das wohl etwas zeitversetzt erfolgt sein und dennoch kennen
sich End und Aldo schon sehr lange. Ob das Auswirkungen auf
das Match haben, wird? Wir werden sehen.“
Sven:
„Am Ende des Gespräches mit Corleone wirkte End in
jedem Falle so, als würde er Aldo nicht verschonen
wollen. Diese Zeit und Aldos Auftreten haben zweifellos auf
End eingewirkt und ihn zum Nachdenken gebracht, jetzt bin ich
sicher werden wir sehen, was End nun wirklich von Aldo Nero
hält und wie er über dessen Schicksal entscheidet.“
Auch
das Gespann von World Champ und Manager haben nun den Ring
erreicht und ihn geentert. End ist direkt auf Aldo Nero
zugelaufen und steht nun direkt vor ihm. Vom Erscheinungsbild
unterscheiden die Beiden sich nicht all zu sehr. End ist
etwas größer und etwas schwerer, aber auch Aldo
wirkt alles andere als zierlich oder klein. Hier in dieser
Situation wirkt es dann aber doch so, als wäre End
riesig und Aldo nur ein kleines Licht, was Nero direkt wieder
etwas einschüchtert. Aber er gibt sich Mühe, sich
das nicht anmerken zu lassen. Er will keine Schwäche
zeigen. Weder vor End noch vor seinem Vater.
Corleone
selbst hält sich im Hintergrund. Auch er schaut zu Aldo,
der den Blick erwidert, sobald er das mitbekommt, aber er
wahrt den größtmöglichen Abstand. Als Aldo
nun den Blick von End löst, greift dieser sofort nach
dessen Wange und richtet ihn zu seinem eigenen Gesicht
zurück, um noch einmal klarzustellen: ich bin dein
Gegner und nicht er.
Dann
trennt Karo Herzog die beiden Kontrahenten voneinander und so
gehen sie jeweils in ihre Ringecken. End übergibt den
Gürtel an Corleone, woraufhin dieser den Ring verlässt.
Und dann… kann es auch schon losgehen.
~
Ding Ding Ding ~
Schauen
wir uns die beiden Gegner mal etwas genauer an. Leichter
dürfte wohl Aldo Nero zu beschreiben sein, der nach wie
vor in einer gemischten Gefühlslage, irgendwo zwischen
„krampfhaft selbstbewusst“ und „nervös,
aufgeregt, unsicher“, dasteht und versucht wie ein
würdiger Gegner von End zu wirken. Was er im Interview
gesagt hat und so, wie wir ihn in den letzten Wochen
kennengelernt haben, so steht er da auch jetzt. Er weiß
für ihn steht heute alles auf dem Spiel und er will
keine Fehler machen.
Gegenüber
ist da nun The End. In den letzten Wochen hat er sich über
Aldo lustig gemacht und ihn aufgezogen, heute wirkt es fast
schon so, als hätte er etwas Mitleid für ihn. Auch
diesen Zwist sieht man ihm an. Er will der böse,
dominante Champion sein, der er nun mal ist, hat irgendwo in
sich drin aber auch einen weichen Spot für Aldo –
oder zumindest kann man das nur vermuten.
Diese
Beiden stehen einander nun gegenüber.
Und
dann geht der Blick wieder zu Corleone. Der ist zwar kein
aktiver Teilnehmer des Matches, aber unweigerlich die
Gewitterwolke, die es überdeckt. End sieht seinem
Manager in die Augen und erkennt erneut, was dieser ihm heute
gesagt hat: keine Gnade, DAS ist das Beste für Aldo. Und
Aldo wäre das Schlechteste für die Beiden. Während
sich End nun langsam wieder zurückdreht…
OHRFEIGE
Und
zwar eine besonders laut klatschende und harte. Aldo hat den
Moment der Unaufmerksamkeit des Champions genutzt um ihn
anzugreifen. Doch der… tut so, als wäre nichts
gewesen.
Was
nicht ganz stimmt. Man merkt, dass Aldo End damit ordentlich
erwischt hat. Die hat schon wehgetan, aber End tankt sie weg,
als wolle er nicht einmal auch nur die Chance zulassen, dass
Aldo sich in seinem Tun bestärkt fühlt. End dreht
sich vollständig zu Aldo, der leicht ungläubig
einige Schritte zurückgeht. ER dachte damit hätte
er gepunktet.
End
sieht Aldo in die Augen. Er erkennt die Verzweiflung eines
Sohnes, der nichts weiterwill, als, dass sich sein Vater um
ihn sorgt. End sieht den Jungen, der für ihn wohl, wie
ein kleiner Bruder war. Aber End sieht auch das, was Corleone
ihm eingetrichtert hat: eine Last, einen hoffnungslosen
Verlierer, einen, der nur an der Seite stehen wird, um den
Helden zu zujubeln.
Und
dann geht es los.
End
schnellt vor und ehe sich Nero versieht, hat der World
Champion sich ihn schon gepackt und mit einem intensiven Wurf
zu Boden gewuchtet. Aldo knallt mit dem Rücken und dem
Nacken auf den Mattenboden auf und kann sich nicht wehren
gegen das, was kommt. Einen Schlag gegen den Kopf, eine
eigene Ohrfeige gegen die eine Wange, eine Backfist gegen die
Andere. Dann folgen Forearms, Ellbows und die klassische
Schlagsalve, die wir von The End nun einmal kennen. Es wirkt
aber heute so, als würde noch mehr Aggression darin
liegen als sonst, wenn er seine Gegner auf diese Art und
Weise malträtiert.
Pete:
„Verdammt… End hat Aldo hart erwischt.“
Sven:
„Der Junge hat keine Chance… Oh Gott.“
Tatsächlich
sieht es danach aus. End zeigt wieder, warum ER gerade der
dominante World Champion der Liga ist. Er gönnt seinem
Gegner keine Gnade. Nicht mal, obwohl es sein Zieh-Bruder
ist. Vielleicht gerade deshalb, weil es sein Ziehbruder ist.
Irgendwann
lässt End schließlich von Aldo ab. Genug der
Gewalt, Aldo wird seine Lektion gelernt haben und damit ist
dann auch endlich Schluss. End muss sich keine Gedanken mehr
um ihn machen und ist ihn los. Der World Champ stellt sich
also auf und stellt herabwürdigend den Fuß auf
Aldos Brustkorb. Herzog erkennt den Wink, dass das das Cover
sein soll.
1…
2…
Aldo
reißt die Schulter hoch.
Man
sollte meinen, dass das nicht wirklich überraschend
kommt, schließlich ist ja noch nicht viel passiert,
aber die Angriffsserie von End war schon wirklich sehr hart.
End wirkt dementsprechend leicht verwundert, dass Aldo den
Kickout geschafft hat.
Er
bleibt mit dem Fuß weiter auf Aldo stehen und sieht zu
ihm hinab. Dabei greift Nero sogar nach dem Fuß des
Champions! Um ihn von sich abzustoßen! Nicht mit genug
Kraft, sodass End stolpern oder gar fallen könnte, aber
verächtlich genug um zu zeigen: So leicht wirst du mich
nicht los. Aldo arbeitet sich anschließend direkt
wieder hoch und steht somit wieder.
Ein
zynisches Lachen von The End. Na gut, dann geht es halt
weiter.
LARIAT
Und
damit erwischt End Aldo direkt. Als wäre Aldo
schlagartig ausgeknockt, fällt er zu Boden wie ein
nasser Sack. Er regt sich die nächsten Sekunden nicht
mal ein kleines Stück, während End direkt wieder
aufsteht und zum ehemaligen GTCW-Talent hinabblickt.
Direkt
danach streckt Aldo einen Arm in die Luft um zu
signalisieren, dass die Lichter bei ihm noch an sind. Er
rappelt sich sofort wieder auf die Beine. End registriert
dies lediglich mit einem Blick. Er geht sofort auf Aldo zu
und bearbeitet ihn nun mit weiteren Schlägen. Es folgen
einige CHOPS gegen den Brustkorb, erneut einem Elbow, in der
Ringecke, bevor es für Aldo nun via Irish-Whip in die
gegenüberliegende Ringecke geht. Und zwar so hart, dass
Aldo dort dagegen knallt und sofort wieder auf den Boden
fällt.
Ends
Blick sagt aus: „Gut, wenn du nicht freiwillig unten
bleiben willst, dann müssen wir es eben auf die harte
Tour machen“ und so stiefelt er zu Aldo um nun noch
Tritte den bisherigen Angriffen gegen Nero hinzuzufügen.
Tritte und kleine Kicks gegen verschiedene Körperpartien,
bevor er mit voller Intensivität auf den Kopf Neros
einstampft. End hat genug. Das hier ging sowieso schon länger
als gedacht. Er packt sich Aldo nun, hievt ihn hinauf und
setzt ihn an, den…
INSPIRATIONAL
DDT
Sven:
„Oh oh… bitter. Der Parade-Move von James
Corleone himself.”
Pete:
“Bisher ist das hier alles andere als schön
anzusehen.“
Sven:
„Tja, wie gut, dass es gleich vorbei ist.“
Apropos
Corleone. Der hat in all der Zeit, in der das Match hier
läuft, keinerlei Miene verzogen. Vielmehr scheint er
dieses Match, das genauso abläuft, wie er es erwartet
hatte, einfach zu absorbieren. Er wusste es, Aldo ist ein
Verlierer und nichts an diesem Match hat ihm bisher das
Gegenteil bewiesen. Wie sollte SO jemand von seiner Hilfe
profitieren können? Was könnte ER denn da noch
machen?
Wie
auch immer. End dreht Aldo erneut auf die Schultern und
wieder covert er ihn lediglich mit dem Fuß auf der
Brust.
1…
2…
NEIN.
Aldo bleibt drin.
Und
damit ist End tatsächlich sogar leicht überrascht.
Jetzt hätte er wohl nicht damit gerechnet, dass er noch
einmal auskickt. Aber immerhin. Leicht verwundert geht nun
der Blick rüber zu Corleone, dessen Gesichtsausdruck
aber noch eisern bleibt.
In
den nächsten Minuten folgen weitere Angriffe von End
gegen Aldo. Schläge, Würfe, Bodyslams und
Irish-Whips. End spielt mit Aldo wie eine Katze mit einer
Maus. Das ist nicht schön, aber das soll es auch nicht
sein. Was es sein soll, ist, die Vorbereitung für das
Ende.
Also
dann, End packt sich Aldo und will den Sack damit endgültig
zu machen. Jetzt reicht es wirklich.
CHAOS
DRIVER
Ihr
kennt das Spiel. Fuß auf die Brust, diesmal bohrt End
seinen Fuß fast schon in Aldos Brust und dann zählt
Herzog die Situation an.
1…
2…
Kick
-
Out
Unfassbar.
End
reißt die Augen auf. Was soll das? Aldo hat bisher
keine Offensive ausgeteilt, nur eingesteckt und lebt IMMER
NOCH? Was soll das?
Sven:
„Eins muss man dem Typen lassen. Er ist hartnäckig
und lässt nicht locker.“
Pete:
„Vielleicht, ja vielleicht… ist dieses Kapitel
doch noch nicht ganz beendet.“
Naja.
End
steigt sofort wieder auf Aldo und die Szenen vom Anfang
wiederholen sich. Schläge, Ellbogen, Hiebe, Backfists,
Forearms. End holt alles raus. Schließlich lässt
er von Aldo ab und stellt sich auf. Er schnieft wie ein
wütender Bulle. Mittlerweile dürfte sich jegliche
Emotionen von ihm in Wut gewandelt haben. Wut, vor allem
deshalb, weil Aldo einfach nicht kleinzukriegen ist. Aber er
MUSS doch verlieren. Zu seinem eigenen Wohl.
End
geht in Position. Ein paar Moves hat er ja noch im
Repertoire.
Es
dauert jedoch einige Zeit, bis Aldo überhaupt
irgendwelche Anstalten macht sich hier wieder aufzurichten,
geschweige denn, bis er wieder auf den Beinen ist. Und auf
den Beinen sein ist auch eher so halb richtig. Aldo torkelt
hin und her, bis End schließlich losrennt.
SPEAR
NEIN!?
SMALL
PACKAGE EINROLLER
Von
ALDO NERO
Gegen
THE END
Karo
Herzog muss das erst realisieren, springt aber sofort zum
Cover.
1…
Sven:
„No way“
Pete:
„Das wäre die Sensation.“
2…
Zum
ersten Mal in diesem Match verändert James Corleone
seinen Gesichtsausdruck. Seine Augen weiten sich, seine Hände
gehen auf den Ringapron.
2,5…
Dublin
jubelt auf. Ist das DER Upset schlechthin?
Nein.
Kickout.
End
springt quasi aus dem Cover heraus auf und tobt vor Wut. Er
will direkt weitermachen und Aldo für diese Anmaßung
bestrafen und dann folgt auch tatsächlich der SPEAR
Aber
anders als gedacht.
BATTERING
RAM
Aldo
Neros Version des Spears mit dem er The End tatsächlich
von den Beinen holt. Er zieht hier wirklich seinen Finisher
durch. Und das gegen den World Champion. Das ist die nächste
große Chance, so direkt nach der ersten.
Aber…
Aldo kann nicht direkt profitieren. Er fällt selbst auf
den Boden und somit kann er nicht direkt das nächste
Cover ansetzen, während End eigentlich perfekt daliegt,
um gecovert zu werden. So langsam feuern die Fans Aldo immer
mehr an. Nun scheinen sie langsam zu realisieren, was er für
ein Kämpfer ist. Und er hat hier tatsächlich eine
Chance.
Es
vergeht weitere Zeit in der Aldo nicht zum Cover kommt, aber
er mobilisiert alle möglichen Kräfte um sich zu End
hinüberzurobben. Und er erreicht ihn! Aber…
anstatt zu covern… steigt auch er nun auf End! Und
jetzt kommt die Rache. Seine eigene Serie von Schlägen,
diesmal GEGEN The End!
Aldo
lässt nun alles raus, was er hat. Gefühlt ist jeder
Schlag härter als der letzte, das Herausragendste an
dieser Situation ist aber, wie Aldo Nero nach jedem Schlag
gegen The End zu seinem Vater schaut. Er schaut James
Corleone in die Augen, wie er The End einen Hieb nach dem
nächsten verpasst. Corleones Fassung bricht nicht ein,
aber wenn man ganz genau hinsieht, kann man ein wenig Sorge
erkennen.
Pete:
„Das hatten wir doch schon mal…“
Sven:
„Schau doch nicht zu Vati… cover ihn!“
Aldo
setzt die Attacke noch einige Zeit fort. Und tatsächlich,
er covert nicht. Er selbst wirkt schwach und ausgelaugt, das
Match steckt ihm ordentlich in den Knochen. Wieder geht der
Blick zu Corleone.
Aldo:
„Sag mir, dass du mich liebst.“
Ein
verzweifelter Ruf. Ein dominanter Ruf. Ein wütender Ruf.
Aldo:
„SAG MIR, DASS DU MICH LIEBST!“
Verzweiflung
pur. Wut pur.
Jegliche
Emotionen überfluten Aldo. Er denkt gar nicht daran zu
covern. Diese Worte von Corleone zu hören, wäre
wichtiger als alles. Doch Corleone bleibt eisern, kalt und
emotionslos.
Ein
Sohn, der nichts weiter als die Liebe seines Vaters will. Ein
Vater, der nichts weiter will, als seinen Sohn loszuwerden.
Aldo
verzweifelt immer mehr. Er will zum nächsten Schlag
ausholen, doch da überrumpelt ihn End erneut.
The
End übermannt Nero mit einem gewaltigen Kraftakt und
kann ihn einmal nach hinten stoßen, mit so viel
Schwung, dass Aldo sich einmal überrollt und direkt
wieder aufspringt, doch da ist End auch schon wieder da.
SPOTLIGHT
ATTACK
Nero
knallt zu Boden. End kniet davor. End ist außer sich
vor Wut. Er ist komplett in Rage. Eine Niederlage in diesem
Match wäre tragisch. Das kann er nicht zulassen. Er
zieht Aldo selbst wieder hinauf, holt erneut Anlauf.
SPOTLIGHT
ATTACK²
Wieder
knallt Aldo zu Boden. Das ist es. Das muss es sein. End kann
ihn covern und gewinnen. Oder… Oder?
End
setzt sich nun hinter Aldo. Das „Mitleid“, was er
für ihn heute Abend hatte, was er vielleicht schon in
den vergangenen Wochen hatte… das ist inzwischen
komplett verflogen. Vielmehr straft End Aldo nun mit einem
Blick voller Hass ab, als würde er damit kraftvolle
Strahlen auf ihn senden, die zusätzlich Schmerzen
verbreiten.
Aldo
gibt jedoch alles. Während ihn End mit seiner Wut so
manifestiert, gibt Aldo alle Kraft, die ihm übrigbleibt,
um sich wenigstens noch einmal in die knieende Position zu
hieven.
Er
schafft es.
Mit
dem Blick nach draußen zu Corleone, zu seinem Vater.
Aldo:
„Sag mir… dass du mich liebst…“
Ein
verzweifelter Ruf. Ein tragischer Ruf.
Aldo
will die Bestätigung von seinem Vater. Er will das so
sehr.
Ein
Träne verlässt Aldos Augen, während Corleone
nun nichts weitersagt. Er schaut ihn ohne jegliche
Emotionalität an. Kälter und strenger als je zuvor.
SPOTLIGHT
ATTACK³
Das
dritte Mal bekommt Aldo Ends Knie gegen den Kopf. Diesmal
sogar gegen den Hinterkopf. Als hätte er sich alle
möglichen Kräfte aufgespart um in Würde zu
fallen. Aldo hat gekämpft, hat alles gegeben und nun…
ist er leer.
End
dreht ihn wieder einmal auf den Rücken. Wieder einmal
stellt er ihm den Fuß auf die Brust.
1
2
3
~
Ding Ding Ding ~
End
lässt sich direkt wieder in eine sitzende Position
fallen. Nicht vor Anstrengung oder Erschöpfung, all zu
viel einstecken musst er hier ja nicht, sondern vielmehr
deshalb um Aldos Kopf zu packen.
Ein
zynisches und diabolisches Grinsen zeichnet sich auf Ends
Gesicht ab. Er leckt sich teuflisch über die Lippe,
während er den Kopf von Aldo hält und so tut, als
würde er über ihn streicheln.
End
hat sich entschieden, wie er mit Aldo verfahren soll. Und er
hat sich für den Tod entschieden.
Na
gut, richtig tot ist Aldo nicht, das wäre zu
übertrieben, aber dennoch bekommt man gerade kein
Lebenszeichen. Die drei V-Trigger hintereinander, in
Kombination mit allem, was er hier vorher erleiden musste,
haben ihn komplett ausgeknockt. James Corleone hat nun auch
wieder den Ring betreten und so stellt er sich hinter End und
blickt voller Enttäuschung und Verachtung zu seinem Sohn
hinab, in den Griffen und Händen seines „richtigen“,
„besseren“ Sohns.
Pete:
„Aldo hat alles gegeben. Er hat mehr eingesteckt, als
ihm jeder zugetraut hätte. Und er hat die Fans für
sich gewonnen… aber seinen Vater nun auch offiziell
verloren.“
Ein
paar Offizielle und Ringärzte kommen hinzu, mit einer
Trage dabei, um sich direkt um Aldo Nero kümmern zu
können. Es dauert jedoch einige Zeit, bis sie The End
davon überzeugen können, dass sie Nero mitnehmen
können. Als sie das schließlich geschafft haben,
stößt End verächtlich den Kopf Neros von sich
ab. Die Offiziellen nehmen ihn auf der Trage mit und so wird
Aldo Nero abgetragen.
Sicherlich
gab es in der GFCW schon heftigere Beatdowns. Andere Wrestler
vor ihm waren schon viel schlimmer dran, aber aufgrund der
dennoch physisch sehr harten, vor allem aber emotionalen
Niederlage, kann Aldo nicht mehr. Und so verschwindet er im
Backstagebereich.
The
End hingegen richtet sich auf und bekommt nun von Corleone
den GFCW World Championship überreicht. Triumphierend
streckt er ihn in die Luft. Bei Doom’s Night hat The
End seinen Titel verteidigt und heute seine Familie. The End
ist da, wo er hinwollte. An der unangefochtenen Spitze der
GFCW und seiner Karriere.
Während
The End feiern, scheint das letzte Worte der Show aber noch
nicht gesprochen zu sein, denn James Corleone besorgt sich
ein Mikro, dass er dem World Champion überreicht.
Leicht
außer Puste und nach wie vor böse und fast schon
morbide spricht der Champion nun ins Mikrofon.
The
End: „Ich würde gern sagen, dass das ein Exempel
war. So verfahre ich mit den Menschen, die mir im Weg stehen.
Aber… dass wisst ihr bereits. So war es auch bei
Leviathan, bei Aiden Rotari, bei Thomas Camden und Alex
Ricks, bei dem Puppenspieler. So war es bei Drake. Und
selbstverständlich war es auch so bei Zereo Killer.
NIEMAND hier in der GFCW kann es mit mir aufnehmen. ALLE habe
ich sie besiegt. Deshalb… muss ich nun über den
Tellerrand hinausschauen.“
End
schaut zu James Corleone, als wolle er sich vergewissern, nun
das zu sagen, was sie besprochen haben. Corleone nickt.
The
End: „Ein kleines Vögelchen hat mir gezwitschert,
dass es dir wieder besser geht. Auch du bist eine dieser
Legenden, deren Köpfe in meiner Trophäensammlung
noch fehlen. Also, wenn du denkst, du hast bessere Chancen
mich zu besiegen als die anderen. Wenn du tatsächlich so
mutig sein solltest und es mit mir aufnehmen willst,
wohlwissentlich, was dich erwarten wird…“
End
deutet auf die Stage, in der Aldo Nero gerade abgetragen
wurde.
The
End: „Dann warte ich auf deine Antwort…“
Die
Spannung in der Halle steigt. Wer ist gemeint? End spricht
hier offensichtlich eine Herausforderung dafür aus, wer
sein nächster Gegner sein wird. Die Kommentatoren
verstummen, die Fans verstummen, jeder will wissen: wer ist
gemeint?