Nur noch wenige Momente trennen uns von der Entscheidung im Tag-Team-Turnier. Doch Mac Müll wäre nicht er, wenn er nicht noch zuvor schnell Stimmung und Stimmen einfangen würde. Hastig sucht er hinter den Kulissen und wird schnell fündig. Die 5*Hautevolee, Matthäus Meister und David Hott, sind gerade auf dem Weg zum Auftrittsbereich. Den ganzen Tag über hat man sie kaum zu Gesicht bekommen. Beide verbrachten den Großteil ihrer Zeit heute in der Kabine der 5*Hautevolee, um sich in Ruhe auf das Match vorzubereiten. Beide sehen bis zum Maximum konzentriert und richtig „on fire“ aus. So sehr, dass Müll zunächst zögert die beiden anzusprechen, damit er sie nicht aus ihrem Fokus reißt und dann vielleicht etwas abbekommt… aber am Ende kann Müll seine Neugier, Reporter durch und durch der er nun einmal ist, nicht zügeln und tritt an die Männer heran.
Mac Müll: „Meister, Hott, tut mir Leid wenn ich euch beide kurz vor eurem wichtigen Match so überfalle, aber nicht nur ich, sondern bestimmt auch alle in der GFCW-Galaxie möchten vor dem Finale noch ein paar Worte von euch hören.“
Zunächst erntet der Interviewer, wie beinahe abzusehen war, nur böse Blicke der 5*Hautevolee. Dann blicken sich die beiden Männer einmal kurz an und übernehmen dann das Mikrofon. Meister ist es, der beginnt. Mit seiner tiefen, bedrohlichen (aber manchmal auch poetischen) Stimme.
Matthäus Meister: „Das nennt man wohl Deja Vu… In letzter Zeit treffen wir beide öfter auf diese schillernden und erfolgreichen Figuren der Vergangenheit. Zuerst Zereo Killer, jetzt Garrison Gaeta und Danny Rickson. Zugegeben, beide recht erfolgreiche Einzelwrestler. Aber wir alle wissen, dass zwei gute Einzelwrestler noch lange kein gutes Team ergeben…“ David Hott: „Außer natürlich einer der beiden heißt Lionel Jannek!“
Kurzer Einwurf des Briten. Meister blickt ihn danach kurz irritiert an, nickt aber dann doch zustimmend und fährt fort.
Matthäus Meister: „Und auch wenn Gaeta und Rickson es niemals zugeben würden: Aber auch sie wissen es. Sie wissen, dass es, so gut sie auch sind, heute gegen ein eingespieltes Team wie uns sehr schwer werden wird. Große Namen hin oder her, wir wissen, dass unsere Chancen gut stehen.“
David Hott übernimmt das Mikrofon. Er ist so gehyped, dass er kaum zu halten ist. Er würde lieber gestern als heute in den Ring gehen.
David Hott: „Wir zwei sind schon viel länger als Team zusammen, kennen uns besser und sind deswegen auch besser aufeinander eingestimmt. Das ist ein entscheidender Vorteil den wir nutzen und so den Unterschied machen werden. Dagegen wird Rickson und Gaeta auch alle Erfahrung der Welt als Einzelwrestler nichts nutzen! Wir sind mit Highspeed auf der Überholspur unterwegs und werden jetzt ganz bestimmt nicht vom Gaspedal gehen. No way, no how!“
Müll nimmt all seinen Mut zusammen und zieht das Mikrofon ganz vorsichtig zu sich, um noch eine Frage zu stellen.
Mac Müll: „Viele Kritiker haben euch vorgeworfen mehr Zeit mit Partys als mit Matches und Erfolgen zu verbringen. Das habt ihr euch scheinbar zu Herzen genommen, denn in letzetr Zeit sah es ja sehr gut für euch aus.“
Müll lässt dann wieder los und David Hott übernimmt das Mikrofon wieder. Kurz blickt er Mac Müll nur wortlos an, doch dann nickt er zustimmend.
David Hott: „Ja, das stimmt. Am Anfang war noch alles eine reine Party. Party with the Champ. Feier um Feier. Wir haben das Luxusleben gelebt und genossen, aber dabei haben wir kurz aus den Augen verloren was wirklich zählt… Aber jetzt steht der Spaß erstmal hinten an. Jetzt wird erst wieder gefeiert, wenn wir bei Title Nights die Tag-Team-Titel holen!
Das klingt nach einer selbstbewussten Ansage des Briten. Nun hat der Riese Meister als nächstes wieder das Wort.
Matthäus Meister: „Rickson, Gaeta, ihr hattet eine schöne Vergangenheit. Aber in der Zukunft ist kein Platz für euch. Das werden wir nicht zulassen! Die Zukunft wird zu UNSERER glorreichen Vergangenheit werden! Nicht eurer! Und diese Zukunft heißt für uns Title Nights und Tag-Team Championship.“
Übermotiviert krallt sich David Hott das Mikrofon aus der großen Pranke seinen Partners.
David Hott: „Genug geredet! Es wird Zeit die Geschichte endgültig in unsere Richtung zu drehen. In die Zeit der 5*Hautevolee! Und es wird OFF. THE. CHARTS!“
Beide zeigen das Handzeichen der 5*Hautevolee in die Kamera und lassen dann Mac Müll mit seinem Mikrofon alleine. Dieser blcikt ihnen erstaunt und erleichtert hinterher, während sie in die Richtung ihres Auftritts marschieren. Alles scheint vorbereitet für ein Hammer-Finale. Wer fordert bei Title Nights die Champions heraus? Bald werden wir es wissen!
Er streicht die Namen Flex Fulgrim und Lucius durch und merkt: Es fühlt sich gut an. Verdammt gut. Wie als würde man ein dunkles Kapitel schließen. Eines von Dreien. Das Erste. Denn auf seiner Tafel stehen noch zwei weitere Namen:
5* Hautevolee Beermachine
Garrison Gaeta wirft den Edding zurück auf den Tisch und klopft mit den Fingerknöcheln ans Flipchart. Auf den durchgestrichenen Namen. Danny Rickson, bislang stiller Beobachter der Szenerie, lehnt sich auf der Kabinenbank zurück und fährt damit fort, sich die Hände fürs anstehende Match zu tapen.
Garrison Gaeta: „Möge uns diese Liste daran erinnern, dass wir eine Schlacht gewonnen haben. Noch nicht den Krieg. Aber diese Schlacht. Ein wichtiger Auftakt.“
Ihm juckt es schon in den Fingern, heute Abend 5* Hautevolee wegzustreichen. Zwei von drei Kapiteln zu schließen. Aber zunächst muss sich der Italiener mit einem skeptischen Blick Ricksons auseinandersetzen. Gaeta zieht eine Augenbraue hoch.
Garrison Gaeta: „Ist was?“ Danny Rickson: „Ich überleg nur grad.“
Der Engländer hat sein Werk mit dem Tape getan, schneidet das Übriggebliebene ab und legt die Taperolle ab. Dann tritt er neben Gaeta an die Tafel.
Danny Rickson: „Freut mich sehr, dass es dir so viel Motivation für dieses Turnier gibt, dass du es mit deinem Kreuzzug gegen die…“ Garrison Gaeta: „EKELHAFTE GFCW.“ Danny Rickson: „…verbinden kannst. Ist eine gute Sache. Für uns Beide. Ich persönlich hätte nicht gebraucht, dass du unsere Kabine mit diesem Flipchart dekorierst, denn ich kann mir auch so merken, wen wir schon besiegt hatten und wen noch nicht. Aber wenns dir hilft. Warum nicht?“
Gaeta stopft seine Hände in die Taschen der karierten Stoffhose, die er trägt. Anders als Rickson trägt er noch nicht sein Ringoutfit, sondern beehrt unsere Augen mit einer modischen gewagten Kombination aus bunter Hose, lachsfarbenem Jacket, beigefarbenem Hemd und Schuhen, die derart spitz zulaufen, dass sie entfernt an einen Narwal erinnern. Der Italiener legt den Kopf schief.
Garrison Gaeta: „Was also überlegst du?“ Danny Rickson: „Du hasst Slaanesh, oder wie auch immer so heute copyrightfrei heißen mögen, weil du sie für ekelhafte Idioten hältst, die einen falschen Gott anbeten und geschmacklose Rituale durchführen. Richtig?“ Garrison Gaeta: „Richtig.“ Danny Rickson: „Und du hasst Beermachine wegen…“ Garrison Gaeta: „Allem, was sie ausmacht.“ Danny Rickson: „Genau. Was ich mich nun also frage ist, wie 5* Hautevolee in diese Auflistung passt. Sie sind weder verrückt noch exzessiv. Sie betrinken sich nicht. Sie beten niemanden an. Deswegen habe ich im Hinterkopf so eine leichte Befürchtung…“
Er braucht einen Moment, um die richtigen Worte zu finden.
Danny Rickson: „Ich als Laie bezüglich deines Kreuzzugs würde erst einmal vermuten, dass sie nicht so wirklich in das Konzept passen. Sie ekeln dich wohl nicht so stark an. Deswegen frage ich mich, ob du heute auf Matthäus und David konzentriert sein kannst oder ob du mit dem Gedanken schon bei Beermachine bist. Ich will nicht sichergehen, dass von unseren 3 Turniermatches nicht heute ein Motivationsdurchhänger ist, weil es dir an…Passion mangelt.“
Gaeta steht mit offenem Mund da. Weiß nicht, ob er schreien oder lachen soll. Er entscheidet sich für eine Hybridhandlung, stößt lauthals und mit nachhaltiger Empörung Luft aus.
Garrison Gaeta: „Nicht einmal du verstehst mich!“ Danny Rickson: „Ich versuche es ja.“ Garrison Gaeta: „Würdest du es versuchen, dann wäre doch ganz offensichtlich, dass ich natürlich auf diese jämmerliche Bagage namens 5* Hautevolee ablehne. Ja von ganzem Herzen verachte. Hör mir einen Moment zu. Oder nein…beantworte mir zunächst eine Frage. Wenn du keine Ahnung von der GFCW hast und den Namen Hautevolee hörst. Was würdest du erwarten, wer sie sind?“ Danny Rickson: „Eine Art bessere Gesellschaft. Snobs. So was in der Art.“
Gaeta klatscht in die Hände; genau das wollte er hören.
Garrison Gaeta: „Also Leute, mit denen ich mich gut verstehen müsste. Menschen, die ein grundlegendes Verständnis von den Werten und Interessen haben, die mich tagtäglich beschäftigen. Modische Menschen, die sich ihrer Stellung in der Gesellschaft bewusst sind und nicht falsche Bescheidenheit wie eine zweite Haut tragen. Ich würde bei Hautevolee Menschen erwarten, die zumindest ansatzweise mit mir mithalten können. Und was bekomme ich…?“
Er wischt sich den Schweiß von der Stirn, alleine der Gedanke an all das Schreckliche in der GFCW reibt ihn innerlich auf.
Danny Rickson: „Sag es mir.“ Garrison Gaeta: „Jämmerliche Parodien von uns. 5* Sterne Hautevolee ist, wenn du The Beauty & The Best auf Wish bestellst.“
Er kichert angesichts seines müden Witzes in sich selbst hinein und deutet auf ihr Teamlogo, das neben der Kabinentür angebracht ist.
Garrison Gaeta: „Wer die Hautevolee sein will, muss sich in der Regel nicht selbst so nennen. Man merkt es Leuten an, wenn sie Klasse und Stil haben. Diese zwei Gestalten - Menschen möchte ich sie nun wahrlich nicht nennen - hingegen sind angesichts ihres proletenhaften Daseins so beschränkt in ihrer Selbstwahrnehmung, dass sie niemals darauf kämen, wie unangebracht es ist. Nur ein Proll würde sich Hautevolee nennen. Wer wirklich dazugehört, lässt es sich einfach anmerken und muss sich nicht damit labeln. Und es widert mich wirklich an.“
Er schüttelt mit dem Kopf.
Garrison Gaeta: „Dieses Auftreten von ihnen. Dass sie mit Lionel Jannek rumhängen. Und vor allem ihr jämmerliches Gerede in den letzten Wochen.“ Danny Rickson: „Du meinst die Promos gegen Zereo Killer?“ Garrison Gaeta: „Exakt. Da brüsten sich die zwei Widerlichen doch glatt damit, dass sie nur knapp verloren haben. Kann man sich das vorstellen? Sie profilieren sich über eine Niederlage. Gegen Zereo Killer. Man stelle sich vor, Rom hätte sich damit gebrüstet, im Teutoburger Wald nur knapp gegen die germanischen Barbaren verloren zu haben! Unvorstellbar wäre das. Doch genau das tun Matthäus Meister und David Hott und offenbaren damit einmal mehr, dass Proletenblut durch ihre Adern fließt wie dreckige Brühe durch die Gosse. Wären sie wirklich die Hautevolee, dann hätten sie sich in eleganter Zurückhaltung geübt. Und genau deswegen…“
Er wendet sich wieder seiner Aufzählung auf dem Flipchart zu und tippt mehrmals auf die drei Namen.
Garrison Gaeta: „Widert mich 5* Hautevolee bei dieser Aufzählung mindestens genauso sehr an die Lucius und Flex oder Beermachine. Die stehen wenigstens dazu, dass sie humanes Kruppzeug sind und es ihnen an Kultur fehlt. 5* Sterne Hautevolee hingegen malt eine Goldschicht über einen vulgären Haufen und nennt es Upperclass. Ekelhaft ist das! Genau deswegen gehen wir da jetzt raus…“
Er legt seinem Teampartner eine Hand auf die Schulter.
Garrison Gaeta: „Und gewinnen dieses Turnier. Für meinen Kreuzzug, wie du ihn nennst. Aber vor allem für die Liga. Quasi für die ganze Menschheit.“
Ein Video wird eingespielt. Und damit wir auch sofort wissen, um welche Person es sich in diesem Video dreht erscheint sofort die Grafik zu Beginn.
Kaum blendet die Grafik aus, sehen wir Lionel Jannek, im Trainingsanzug und mit MP3-Player, einen Waldweg entlanglaufen. Im Gesicht spiegelt sich sein eiserner Wille wider, während er ehrgeizig an seiner Ausdauer arbeitet. Dann ein Schnitt und wir sehen den Österreicher bei einer kurzen Verschnaufpause auf einer Holzbank.
Lionel Jannek: „Das ‚Deadly Roulette Match‘ ist eine Erfindung von mir. Es ist der ultimative Test für jeden Wrestler. Es erfordert nicht nur eine unglaubliche Ausdauer, immerhin geht es 60 Minuten lang, sondern es ist auch Anpassungsfähigkeit und Allround-Talent gefragt. Denn es könnte im nächsten Moment jede Matchart ausgewählt werden. Da kann man es sich nicht leisten auch nur in einer dieser Disziplinen schwach zu sein.“
Nun sehen wir Szenen seines In-Ring-Trainings. Mit allem was dazu gehört. Seile laufen, korrektes Landen aus verschiedenen Höhen, … aber auch das Handhaben von Tischen, Stühlen oder Leitern wird trainiert. Danach lehnt sich der Mann aus Wien in einer Ringecke an und schnauft durch.
Lionel Jannek: „Ich werde nichts dem Zufall überlassen. Ich weiß worauf es in diesem Match ankommt und darauf ist auch mein Trainings- und Ernährungsplan ausgerichtet. Es wird historisch werden, ein Match über das man noch jahrelang reden wird. Denn es wird das letzte Match von Zereo Killer sein.“
Auch das Krafttraining darf nicht fehlen. Nicht nur Gewichte und Muskelaufbauübungen stehen da auf dem Plan des ehrgeizigen „Superior One“, sondern aus gegebenem Anlass auch einige Übungen aus dem Crossfit, die jedem Menschen einiges abverlangen. So muss auch Lionel Jannek, auf dem Boden liegend, kurz durchschnaufen. Der Mann geht sichtlich an seine Limits.
Lionel Jannek: „Es war bis jetzt ein tolles Jahr für mich. Nachdem mir der Titel bei Brainwashed gestohlen wurde, dachte ich nicht daran, dass ich wenig später eine Chance bekommen würde noch etwas Historisches zu erreichen. Das lasse ich mir bestimmt nicht einfach so durch die Finger rutschen! Ich habe immer wieder bewiesen, dass ich immer wieder Chancen bekomme und diese auch zumeist zu nutzen weiß, wenn es wirklich darauf ankommt. Das ist einer der entscheidenden Unterschiede zwischen Mike und mir.“
Nach dem Training ist vor dem Videostudium. Zu diesem Zweck sitzt Lionel Jannek, zusammen mit seiner Schwester, Managerin und Sekretärin Carina Valentina, vor dem Bildschirm und studieren einige Matches von ZK aus der jüngeren Vergangenheit. Carina schreibt dabei eifrig mit und pausiert auch immer wieder an interessanten Stellen. Die GFCW-Crew stellt nun die Frage, warum LJ denkt, dass Zereo Killer nicht gewinnen wird.
Lionel Jannek: „Mike hat keine Chance. Nicht in meinem Match und nicht mit diesem hohen Einsatz. Da hat er sich zu viel vorgenommen. Ich sehe einfach nichts, keine Möglichkeit, wie er dieses Match psychisch oder physisch durchstehen will. Er hat eine lange, glorreiche, aber auch sehr schmerzhafte Karriere hinter sich und jeder hat einen Punkt wo er endgültig einbricht und dann nicht mehr an die Leistungen von früher anknüpfen kann. Er kann natürlich sein Möglichstes tun, um Schadensbegrenzung zu betreiben, aber gewinnen? Nein. Das halte ich für reine Utopie. Daran glaube ich nicht… Er selbst vielleicht, ja, aber damit steht er ziemlich alleine. Und ganz ehrlich denke ich, dass er sich damit nur an einen letzten Strohhalm klammert, dass er sich selbst davon zu überzeugen versucht, dass er es noch so wie früher kann. Irgendwann ist für jeden einmal Schluss, irgendwann muss jeder einmal gehen. Und für Mike ist dieser Moment am 5. Dezember, bei Title Nights.“
Noch einmal sehen wir Lionel Jannek. Er steht auf dem großen Balkon seiner Villa und blickt zuversichtlich in den Abendhimmel. Die GFCW-Crew stellt ihm dann noch die ergänzende Frage, warum er denn denke, dass er gewinnen wird.
Lionel Jannek: „Warum ich gewinne? Ich bin jünger, agiler, der talentiertere Wrestler, der bessere Allrounder und bin so gut trainiert wie nie zuvor. Der Rückenwind ist in diesem Jahr auf meiner Seite und was noch viel wichtiger ist und bei Mike bestimmt dauerhaft im Kopf herumspukt: Es ist nicht das erste Mal, dass wir zwei uns im Ring gegenüberstehen… und wie oft habe ich bis jetzt gegen Zereo Killer verloren? …Kein einziges Mal. Nie. Null Niederlagen. Ich bin das Kryptonit für den Zereo Killer. Und wenn bei Title Nights kein Wunder geschieht, und daran glaube ich nicht, dann wird dieses nächste Duell von Mike mit mir genau eines zu viel sein. Ich werde bei Title Nights das unterstreichen was ich immer sage: Ich bin… einfach… superior.“
Nach diesen Worten verlässt Lionel Jannek den Aufnahme-Ort und zieht sich in seine Villa zurück. Das Bild fadet aus. Kurz darauf ist wieder ein Bild zu sehen und sein Gegenüber befindet sich plötzlich im Bild. Der Kalifornier sitzt zuhause auf seiner großzügigen Couch im Wohnzimmer. Vor ihm auf der Couchtisch sind zwei Fotos im Bilderrahmen aufgebaut und MacKenzie schaut diese an.
Zereo Killer: „Das Deadly Roulette Match gegen Lionel Jannek bei Title Nights 2021. Es könnte eventuell meine letzte große Schlacht sein, die ich in meiner Karriere bestreiten werde, darüber bin ich mir durchaus bewusst.“
Nachdenklich blickt er durch sein Anwesen, letzten Endes bleibt dieser an den beiden Fotos haften.
Zereo Killer: „Momo Wiese, Tsiang Tao… ich durfte durch euch Techniken erlernen, die für den Ring eigentlich unüblich sind, ich aber zu meinem Markenzeichen gemacht habe. Ohne euch, hätte ich das niemals geschafft, und dafür danke ich euch von ganzem Herzen…“
Die beiden angesprochenen Personen – Momo Wiese, einstiger Slackline-Weltmeister und Tsiang Tao, Blinder Lehrmeister und der Fokus auf Kampfsport und Meister aller Sinne – sind auf den Fotos abgebildet.
Zereo Killer: „Ich weiß genau, was Lionel Jannek denkt, denn wir kennen uns sehr gut. Wir sind tatsächlich ziemlich beste Feinde, wenn man so will. Er glaubt er habe den Vorteil, weil ich noch nie gegen ihm gewonnen habe. Tief in ihm drin wurmt es ihn aber mit Sicherheit, dass er mich nicht in seinem erfundenen Match geschlagen hat. Er bekommt nochmal die Chance zu beweisen wie gut er wirklich ist. Aber er soll sich sicher sein, dass er das Beste geben muss, was er jemals zeigte, denn sonst wird es nicht reichen!“
Es folgt ein kurzer Szenenwechsel und wir sehen bewegte Bilder von MacKenzie, während er das Slacklinen weiter perfektioniert und gegen Kumpels mit verbundenen Augen kämpft.
Er wird von der GFCW Crew gefragt, was seine Taktik für dieses Match ist.
Zereo Killer: „Lionel Jannek glaubt mich zu kennen? Ich kann euch versichern, dass er den Zereo Killer von Title Nights 2021 noch nicht kennt, denn diesen Zereo Killer hat es noch nie gegeben!“
Auf die Frage, dass sich Mike MacKenzie bewusst ist, dass GFCW Title Nights 2021 seine letzte Veranstaltung im Wrestling im Allgemeinen sein könnte, antwortet er folgendes.
Zereo Killer: „Ich werde alles daransetzen – und noch viel mehr, dass ich Lionel Jannek besiege. Wenn das nicht reicht, dann hat er eventuell doch Recht gehabt. Dann bin ich mittlerweile zu alt, hab es nicht mehr drauf, kann nicht mehr abrufen, was ich früher imstande war zu leisten. Es gibt mehrere Gründe, warum ich mir selbst diese Klauseln aufgesetzt habe. Man kann endlich, nach all den Jahren, einen Strich drunter machen und es wird nach Title Nights vorbei sein, auf die eine, oder auf die andere Art, aber es ist vorbei! Und wenn ich Lionel Jannek tatsächlich nicht besiegen kann, dann soll es vorbei sein!“
Natürlich ist der Kalifornier wild entschlossen das Match zu gewinnen, natürlich glaubt er auch an sich, aber der Gesichtsausdruck verrät den Ernst der Lage.
Ein weiterer Cut in der Szene zeigt MacKenzie draußen im Garten. Ungewohnt schönes Wetter zu dieser Jahreszeit. Er befindet sich auf einem Trampolin und übt ein paar unterschiedliche Sprünge. Nach einigen Saltos setzt er sich an den Rand des Trampolins. Wieder wird er von der GFCW Crew angesprochen, dieses Mal geht es um sein Alter.
Zereo Killer: „Ständig kommen die jungen Leute und sagen, dass ich langsam in ein Alter komme, in dem ich nicht mehr so abliefern kann wie vor ein paar Jahren. Das habe ich langsam Leid, denn ich beweise es immer noch, dass ich das kann! Ich habe in diesem Jahr bei der Anniversary Show ein Kapitel beendet, das zu Beginn meiner GFCW Karriere angefangen hat, und diesen Schwung nehme ich zu Title Nights 2021 mit, damit ich das zweite große Kapitel beenden kann! Robert Breads musste feststellen, dass ich es immer noch drauf habe, Lionel Jannek wird der Nächste sein!“
Sein Blick wandert nach oben und zeigt auf die Wolken, die zu sehen sind.
Zereo Killer: „Und wenn ich an Johnboy Dog denke, dass er seinen Höhepunkt gegen Ende seiner Karriere mit Mitte fünfzig hatte… dann glaubt mir, wenn ich euch sage, dass ich es noch ziemlich lange drauf haben werde!“
Ein weiterer Cut zeigt nun MacKenzie im Keller. Dort ist ein Wrestlingring aufgebaut. Er steht in der Mitte des Gevierts, blickt auf ein riesiges Title Nights 2021 Poster, welches mit dem Match zwischen ihm und LJ wirbt.
Zereo Killer: „Ich kann das Match nicht verlieren, denn ich werde und will die Karriere beenden, wenn ich es für richtig halte. Das alleine sollte als Motivation genügen, das Match zu gewinnen! Ich bin bereit wie niemals zuvor!
Ein wild entschlossener Gesichtsausdruck des Kaliforniers wird ein letztes Mal eingefangen, ehe das Bild langsam aber sicher ausfadet. Waren das die letzten Worte von Zereo Killer bei einer GFCW War Evening Show?
Der Welpenschutz ist vorbei, der Junge darf selbständig seinen Auslauf haben. Zumindest sitzt Silas ohne Nachnamen dafür aber mit dem passwortgeschützten In-Ring-Namen dem Mann gegenüber, der heute bereits so einiges zu erledigen hatte, wenn auch nicht immer für alle zu sehen. So ist also die Ausgangslage, diesseits vom Tisch Scarecrow, jenseits vom Tisch der Commissioner, in seinem Kunstlederstuhl zurückgelehnt, die Hände auf dem Bauch abgelegt und einem abschätzigen Blick in Richtung Silas…auch wenn man dessen körperliche Entwicklung durchaus beachtlich finden sollte. Zu beeindruckt ist der Poet nicht, was wohl auch der immer noch etwas nervösen Haltung Scarecrows geschuldet sein könnte. Ein Grübchen bildet sich in der linken Wange.
Eric: „Also...Silas…ich werde dich hier nicht lange aufhalten und du mich auch nicht, es gibt genug zu tun. Zumindest für mich…aaaaber eben auch für dich.“
Der
Blick des Nachwuchs-Wrestlers geht von seinen offensichtlich sehr
interessanten Fingernägeln fast schon erschrocken nach oben.
Als wäre er ins Büro des Rektors zitiert worden.
Fletcher knirscht mit den Zähnen.
Eric: „Erstmal nimmst du dir ein Blatt und schreibst mir einen Aufsatz über 300 Wörter, warum man seinen Vorgesetzten siezen, sollte, ok? Beziehungsweise…298 Wörter und die letzten beiden sind die Unterschrift deiner Eltern…oder halt Drake.“
Ein fieses Grinsen vom Commissioner, so ganz ernst nimmt er seinen Gegenüber offensichtlich nicht. Dann lehnt er sich aber schnell nach vorn, sodass die Sitzlehne nach vorn schnellt. Der Tisch bremst den Candy Man ab während er unbeirrt in den tatsächlich etwas wütenden Ausdruck auf Silas Gesicht blickt.
Eric: „Aber kommen wir zum Punkt. Genau dieser Drake schlägt seit Wochen hier auf und fordert ein Match für dich, will dass du dich beweist oder zumindest eine Chance bekommst. Eine Chance die ich bisher einfach nicht sehe, Silas. So leid es mir tut…wenn ich im Performance Center war, warst du niemand von denen, die mir sonderlich im Gedächtnis blieben. Und so gut Drake auch selber ist…ich habe keine Ahnung, was er als Trainer so taugt.“
Jetzt
ist Scarecrows Stichwort scheinbar gekommen und er richtet sich
auf.
Fletcher hebt die stoppende Hand, deutet Silas an, dass er selber noch nicht fertig ist.
Eric: „Passt schon, passt schon. Wie auch immer Silas…bei all meinen Zweifeln werde ich nicht derjenige sein, der dir nie eine Chance gab. Denn wie es der Zufall so will, stand genau diese Chance für dich vorhin hier im Büro vor mir. Diese Chance erzählte mir davon, wie sehr sie von Keeks Erfolg inspiriert wurde und wie sehr sie es selber noch einmal hier in der GFCW versuchen möchte. Diese Chance hat mich quasi angebettelt, selber eine Chance zu bekommen, der Galaxy zu zeigen, dass sie es immer noch drauf hat…Wenn es nur einen Gegner gäbe…“
Fletchers Blick wird schärfer, während Scarecrows Augen langsam zu leuchten beginnen und sekündlich größer werden. Auch er ist nicht auf den Kopf gefallen und kann 1 und 1 zusammenzählen. Ganz ohne Nachhilfe von Alex Ricks.
Eric: „Du bekommst deine Chance Silas…bei Title Nights. Gewinnst du dein Match, bekommst du einen festen Vertrag in der GFCW. Wenn nicht…dann geht es zurück ins Performance Center. Egal wie oft Drake hier noch anklopfen will. Das sind die Regeln Scarecrow. Nimmst du an?“
Mit
einem Satz schießt der angesprochene nach oben und schlägt
beide Hände auf den Tisch.
Der Commissioner nickt zufrieden. Ein leichtes Grinsen zaubert sich auf seine Lippen. Voller diebischer Vorfreude. Zweifel an Silas?
Eric: „Na dann viel Erfolg Scarecrow. Zeig der Galaxy, was du drauf hast. Besiege…Braden Hero.“
Mit einem Schlag knallt die
Tür auf und Luna und Zane lassen den Korken einer
Sektflasche durch das Büro schnellen, der nur haarscharf am
Commissioner vorbei schießt. An der Tür gelauscht wie
die 5.Klässler.
[Vier
Tage vor War Evening.] - Performance Center -
Caracal Matthews: „FÜNFZEHN!“
Teamwork ist: Weil eine Hand nicht auslangt, um besagte Zahl darzustellen, hebt Caracal seine zehn Finger in die Luft und der andere Part von FlipTrip, namentlich Rosford Williams, springt ihm mit fünf weiteren zur Hilfe. Gemeinsam macht das Duo den Eindruck überdrehter Abifahrttouristen, bloß dass bei ihnen die Euphorie ganz ohne eimerweise Sangria aufkommt.
Vivien Tolnai: „Okay, hab‘s notiert. Fünfzehn…“
Die „Neue“ im Performance Center tippt eine Notiz ins Handy. Eigentlich hatte sie es sich ja anders vorgestellt: Endlich offiziell hier sein zu dürfen klang in ihren Ohren danach, das Gelände frei zu durchstreifen. Nach Stories zu suchen. Stattdessen war dieses überdrehte Duo vor sie gesprungen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Was sie eigentlich von ihr wollen, hat sie aber immer noch nicht ganz verstanden.
Vivien Tolnai: „Und…was genau ist jetzt die News dabei?“
Rosford Williams klatscht sich mit der flachen Hand an die Stirn, sinkt melodramatisch und verdammt mies geschauspielert zur Seite und sein „Fall“ wird gerade noch so von Caracal abgefangen, der dann einen Schritt auf Vivien zumacht, bis er nahe – verdammt viel zu nahe – direkt vor ihrem Gesicht steht.
Caracal Matthews: „Fünfzehn Shooting Star Presses. In einem Match. Das ist Weltrekord.“ Rosford Williams: „W-E-L-T-R-E-K-O-R-D!“
Etwas rabiater, als sie es sich selbst zugetraut hätte, schiebt sie das Duo von sich weg und nimmt wieder ihr Handy hervor, um weiter zu tippen.
Vivien Tolnai: „Das habt ihr wann gemacht?“ Caracal Matthews: „Letzte Woche. Trainingsmatch. Gegen Timo und Lennie. Fünfzehn Shooting Star Presses. 8 von Rosford, 7 von mir.“ Vivien Tolnai: „Okay. Ich schau mir die Bilder mal an und werde gucken, was sich darüberschreiben lässt. Wo kann ich es sehen…?“
Stille. Flip Trip blickt sich an.
Rosford Williams: „Es war Off-Camera.” Caracal Matthews: “Aber es ist passiert.“ Rosford Williams: „Wir zeigen es dir. Dass wir es draufhaben. FLIP FLIP HURRA!“
Sie will gerade noch ein „Müsst ihr nicht“ hervorpressen, da geht Caracal schon einen Schritt zurück und beginnt plötzlich, aus dem Stand nach vorn gesprungene Rückwartssaltos – die Grundbewegung der SSP – vorzuführen. Einen, zwei, drei. Rosford feuert ihn dabei mit einer Lautstärke an, dass sich das Ganze Performance Center nach ihnen umdreht. Ganz schön unangenehm. Energisch hebt Vivien ihre Hand.
Vivien Tolnai: „Ich glaubs euch ja. Schon gut.“
Erleichtert stellt sie fest, dass der blonde Part von Flip Trip tatsächlich mit dem Rumgeflippe stoppt. Nun aber starren die Zwei Vivien wieder erwartungsvoll an.
Vivien Tolnai: „Ich notiere mir also für meinen Artikel. Fünfzehn Shooting Star Presses. Gegen Timo und Lennie. Vor einigen Tagen bei einem Trainingsmatch.“ Rosford Williams: „FÜNFZEHN. Genau.“ Vivien Tolnai: „Und das Match habt ihr gewonnen, ja?“ Caracal Matthews: „…“ Rosford Williams: „…“
… … …
Caracal Matthews: „FÜNFZEHN!“ Vivian Tolnai: „Okay, okay…ich muss dann weiter, gut? Bis später, Jungs.“
Sie speichert die Notiz ab und tritt weiter hinein in die fast schon heiligen Hallen des GFCW Nachwuchses. Tatsächlich wird sie nicht enttäuscht: Fast wie im Dschungel gibt es an allen Ecken etwas zu entdecken. Youngster, manche bekannt, manche noch nicht im TV, trainieren alles Mögliche: Bankdrücken. Im Ring. An Springseilen. Armdrücken. Überall Trubel. Umso überraschender ist es, dass ihr ausgerechnet eine recht stille Szene auffällt. Sie wird magisch von ihr angezogen: Auf einer Bank sitzt im Schneidersitz Timo Schiller. Vor ihm steht ein Smartphone mit brüchigem Display in einem improvisierten Ständer aus einer Kurzhantel. Mit einem entschlossenen Lächeln starrt Timo auf den Bildschirm und von dort lächeln zwei ältere Gesichter, ein Mann, eine Frau, zurück. Wohl seine Eltern? Zumindest würde er passen, Vivien erkennt in den zwei Gesichtern dieselbe positive Grundhaltung wie in Timo. Die Frau reckt grad ihren Daumen in die Luft, der Mann lässt ein „Mach es, Junge“ vernehmen. Sie tritt hinter Timo. Der Blonde schreckt auf und dreht sich herum.
Vivien Tolnai: „Sorry, Timo…ich…ich…wollte…“ Timo Schiller: „Kein Problem. Du bist die Neue, richtig? Wie war dein Name?“ Vivien Tolnai: „Vivien.“ Timo Schiller: „Okay, Vivien. Ich sag kurz meinen Eltern „Tschüss“, dann hab ich Zeit für dich.“
Er dreht sich zurück zum kleinen Smartphone, winkt den zwei Gestalten im Handy zu und kassiert von seiner Mutter einen Luftkuss. Dann klappt er das Handy zu und verstaut es in seiner Jackentasche.
Timo Schiller: „Was gibt’s?“ Vivien Tolnai: „Ich schau mich nur mal um. Höre ein wenig hier und da, was es Neues gibt. Darf ich dich fragen, warum du so gute Laune hast, oder wäre das indiskret?“ Timo Schiller: „Ha! Gute Laune habe ich doch immer.“
Er sagt es mit einem so breiten Lächeln, dass man es dem Ruhrpott Representer aufs Wort glaubt.
Timo Schiller: „Aber heute ganz besonders. Hab grad meine Eltern eingeladen. Sie sollen sich War Evening kommende Show nicht nur anschauen, sondern am besten aufnehmen. Ihr Junge hat nämlich was vor. Und ein Ticket für Title Nights liegt bald in ihrer Post.“ Vivien Tolnai: „Meinte das den Vater mit ‚Mach es, Junge‘? Du hast einen Plan, was?“ Timo Schiller: „Das verrate ich noch nicht. Aber ich kann dir sagen, dass bei Title Nights erstmal seit meinem Debüt meine Eltern am Ring sein werden. Meine ganzen tollen Erfolge haben sie verpasst, aber jetzt werden sie mir wieder den Rücken stärken.“ Vivien Tolnai: „Sie wohnen zu weit weg, um regelmäßig zu kommen?“
Lachelnd schüttelt Timo mit dem Kopf.
Timo Schiller: „Nein. In Brackel. Dortmund-Brackel. Ich…“
Er wird ungewohnt ernst, blickt zur Seite. Doch der freundiche Anblick Viviens bringt nicht nur seine Lippen, sondern auch sein Herz zum Sprechen.
Timo Schiller: „Ich wollte nicht, dass sie kommen. Wegen der Sache bei meinem Debüt. Sie waren damals richtig schockiert wegen der Sache mit Aiden. Wie ich plattgemacht wurde. Und ich wollte nicht, dass das nochmal passiert. Hab' erstmal mein Ding gemacht. Doch die letzten Wochen haben mir gezeigt, dass ich nicht so vorsichtig sein muss. Ich habe offensichtlich was drauf und kann ihnen einen tollen Abend bieten, wenn sie vor Ort sind. Das wird bei Title Nights auch so sein. Das habe ich ihnen…“
Er klopft auf seine Jackentasche mit dem Handy als wären seine Eltern wirklich da drin – im Smartphone.
Timo Schiller: „…grad versprochen.“
Ein aufforderndes Lächeln von Vivien. Sie kann es ja nochmal versuchen.
Vivien Tolnai: „Und was habt du jetzt bei Title Nights vor?“ Timo Schiller: „Das erfährst du bei War Evening. Dann schaltest du besser ein. Genau wie bei Title Nights. Dann siehst du einen Jungen, der seine Eltern stolz macht.“
Er nickt sich selbst zustimmend zu und verabschiedet sich von Vivien. Dann lässt er Vivien Tolnai stehen. Und die Neue im Performance Center hat abermals eine Notiz, die sie ins Handy tippen muss.
Einmal musst du dich noch gedulden. Einmal geht es auf der Videoleinwand noch einmal in den Backstagebereich, in die Gänge, in die Räume, in DEN einen Raum in dem die Maschinerie am Leben gehalten wird, wenn man die Regie und alles weitere mal außen vor lässt. Eigentlich müsste man eine ganze Menge Leute außen vor lassen. Irgendwann kommt man dann aber doch noch an den Punkt, wo man anerkennt, dass er für den Erfolg der Show auch von Bedeutung ist. Der Commissioner. Ein weiteres Mal meldet er sich an diesem Abend zu Wort, sitzt in seinem Kunstlederstuhl mit den Händen ineinandergefaltet auf der dunkelbraunen Echtholztischplatte ruhend und mit diesem gewissen Fletcherblick gen Kamera, bei dem bei aller Seriösität auch immer eine ordentliche Prise Schadenfreude hervorlugt. Ja, die Augen lassen erahnen, die nächsten Minuten werden nicht jede Person glücklich machen. Eine Situation wie man sie vom Hörensagen her von Dr Dick kennt.
Eric: „Liebe GFCW Galaxy, ich hoffe, ihr genießt die Show. Ich tue es zumindest größtenteils…und ich bin glücklich, hier auch meinen Anteil am Ablauf der Shows zu haben…immerhin bin ich der Commissioner der GFCW.“
Er nickt sich bei der letzten Aussage selber kurz zu, muss es anscheinend noch einmal bestätigen. Seine Stimme ist verdächtig passiv aggressiv, die Ruhe vor dem Sturm wird nicht lange halten.
Eric: „Ja, doch, tatsächlich, ich bin der Commissioner der GFCW. Die Person, dessen Wort Gewicht hat und die Person dessen Wort man beachten SOLLTE!“
Schlagartig wird der Blick grimmig, die Augenbrauen ziehen sich zusammen und die Nasenlöcher weiten sich. Er atmet einmal durch, schließt die Augen, kommt wieder runter und spricht in ruhigerem Ton weiter.
Eric: „Keek Hathaway und Player…ich habe es euch vor einem Monat gesagt. Reißt euch bei der Filmpremiere zusammen oder es gibt Konsequenzen…erlaubt mir die Frage…habt ihr euch zusammengerissen?“
Er neigt den Kopf als erwarte er eine Antwort durch die Kameralinse hinweg. Man kann ganz dumpf ein entferntes „NEIN!“ aus mehreren Tausend Galaxy-Kehlen vernehmen. Fletcher registriert es mit einem grummelnden „Mhmmm“…Dann schweift er aus, malt mit einer Hand einen imaginären Regenbogen.
Eric: „Player gegen Keek Hathaway. Was für ein Match! Zwei DER Publikumslieblinge der GFCW! Das heißeste Eisen der letzten zwei Jahre der GFCW, der Mann bei dem ALLE sehen wollten, dass er endlich den großen Erfolg feiern kann, den er so lange anstrebt und den er sich so sehr verdient…und dann kommt der eine Mann, dem man diesen Erfolg fast noch mehr gönnen möchte. Der eine Mann, dessen Geschichte in der GFCW nicht nur einen Film füllt sondern eine ganze Saga nach sich ziehen könnten. Das Hathaway Cinematic Universe.“
Die Stimme klingt ehrlich überzeugt. Er weiß, wie beliebt die beiden sind.
Eric: „Zwei Leute für die die Galaxy Show für Show für Show einschaltet, weil sie mit euch mitfiebern will. Weil sie sehen will, dass ihr beide den Erfolg habt, den ihr verdient, auch wenn es am Ende eben nur einer sein kann, so hart ist das Geschäft. Title Nights ist ausverkauft und euer Anteil daran ist gewaltig, kein Zweifel. Nur ‚leider‘…“
Er ahmt die Anführungszeichen mit seinen Händen nach…
Eric: „seid ihr nicht die Einzigen. Die Intercontinental Championship, das Finale um die Tag Team Championship, die unendliche Geschichte der Wahrheit, Ricks und der FFFF, Zereo Killer gegen Lionel Jannek verdammtnocheins….ALL das sind gewaltige Matches. Also warum…Player…Keek Hathaway…warum sollte ich jemandem den Main Event Spot geben, der sich nicht einmal an die simpelsten Absprachen halten kann?“
Der Blick wird wieder finsterer. Es wird die Halle gezeigt, die Blicke sind auf die Leinwand gerichtet, die Stimmung ist unruhig.
Eric: „Mir ist bewusst, wie niederschmetternd diese Entscheidung für euch ist…doch es ist Zeit ein Exempel zu statuieren…Keek Hathaway, genieß das Match gleich…denn auch wenn ich mir noch nicht ganz sicher bin, wer es sein wird, eine Sache kann ich hier und jetzt sagen…“
Er atmet noch einmal tief durch.
Eric: „Player gegen Keek Hathaway…um die GFCW Heavyweight Championship bei Title Nights in Berlin…wird NICHT das letzte Match des Abends!“
Pete: „Hör ich richtig?!“ Sven: „Was für ein Quatsch, Pete! Es ist der wichtigste Titel der Liga, er MUSS den Abend abschließen!“ Pete: „Nicht, wenn man dem Commissioner davor auf die Füße tritt!“
Die Halle ist geschockt, kann mit der Info nicht so recht umgehen, weiß nicht, ob sie buhen soll. Es herrscht einfach große Unruhe. Fletcher schaut weiter nur ernst in die Linse.
Eric: „Diese Entscheidung fällt mir nicht leicht. Ich kenne die Tradition…doch Player und Keek…ich hatte euch gewarnt. Jetzt liegt es an euch mir bei Title Nights zu zeigen, dass ich mich falsch entschieden habe. Das Zeug dazu habt ihr…auf geht’s!“
. . . Ende der Durchsage.
Das Bremer Klatsch- und Jubelvolk, es darbt nach Betätigung. 6750 Menschen in der ÖVB-Arena möchten einen ihrer Helden mit Applaus zum Ring tragen, aus voller Kehle zu Sprechchören ansetzen, Schilder schwenken, brüllen, tanzen, feiern. Kurz gesagt eine Atmosphäre kreieren, die besagt:
Die Stimmung in der Halle ist gut.
Wunsch wird manchmal doch Wirklichkeit und auch wenn es kein Zereo Killer oder Keek Hathaway ist, dessen Musik jetzt in diesem Moment einsetzt, so ist es doch das Theme eines jungen Mannes, der sich mehr als nur ein paar Sympathien erkämpft hat. Weil er mit Herz und Leidenschaft zu kämpfen weiß und generell einfach ein geiler Macker ist.
Der Youngster aus dem Performance Center ist nun schon einige Male die Rampe zum Ring gelaufen, doch auch diesmal trägt er einen fast ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht, strahlt – man verzeihe die überbeanspruchte Formulierung – wie ein Honigkuchenpferd und versucht auf dem Ring zum Squared Circle mehr High Fives als er Hände hat.
Einige der Zuschauer klopfen ihm energisch und aufmunternd auf den Rücken als er nah am Publikum vorbeizieht, andere belassen es dabei, den Namen des jungen Dortmunders zu rufen. Oder einfach GEILER MACKER.
Pete: „Timo Schiller surft derzeit auf einer Welle. Nach seinem schwierigen Start und der klaren Niederlage gegen Aiden Rotari kam erst der große Upset an der Seite von Keek Hathaway gegen Rickson und Gaeta und in den letzten zwei Shows…“ Sven: „…schlug er erst Zeus sensationell und setzte sich dann souverän gegen Kyd Flawless los. Timo Schiller entwickelt sich Tag für Tag und wir bekommen es alle zwei Wochen mit.“
Nachdem er den Ring geentert hat, wird ihm sogleich ein Mikrofon gereicht. Es vergehen jedoch mehrere Momente, die er damit verbringt, lächelnd in die Zuschauermassen zu starren und sie durch seine grundsympathische Ausstrahlung dazu zu bringen, ihm noch mehr zuzujubeln. Dann jedoch führt Schiller das Mikrofon zum Mund.
Timo Schiller: „Bremen! Was für eine Stadt, was für ein Abend…“
Mit Anfang 20 nimmt niemand ihm die Cheap Pops übel. Und vor allem: Man glaubt aufs Wort, dass er jede Aussage ernst meint.
Timo Schiller: „…aber was auch für eine Zeit. Für mich. Für uns alle. Aber ich meine eben besonders für mich. Was ich alles geschafft habe. Worauf ich zurückblicken kann. Ich freue mich so sehr auf Weihnachten, im Ernst.“
Leichte Irritation anlässlich des radikalen Themenwechsels im letzten Satz.
Timo Schiller: „Aber nicht wegen der Geschenke. Sondern weil ich dann endlich mal etwas Zeit haben werde, um über die Feiertage durchzuatmen. Und zurückzublicken auf ein absolut geiles Jahr in dieser GFCW und ganz besonders auf ein irres letztes Halbjahr. Irgendwie tragen mich meine Füße derzeit von Highlight zu Highlight und manchmal muss ich an mir runtersehen, um festzustellen, dass ich es wirklich selbst bin, der diesen Lauf macht und ich nicht von irgendeinem Roboter getragen werde oder sowas. Zeus besiegt, Flawless besiegt, Keek an meiner Seite. Das ist alles so krank. Auf eine richtig gute Weise.“
„GEILER MACKER!“ „GEILER MACKER!“
Timo Schiller: „Aber ich sag euch was, Leute. Nach der letzten Show habe ich Keek über Zoom angerufen und wir haben gesprochen über all das, was zuletzt passiert ist bei ihm und bei mir. Dabei sprach ich auch mit ihm darüber, dass ich mich fürs Durchatmen auf die Winterpause freue. Aber…naja, als wir da so sprachen, da wurde mich klar, dass die Zeit für besagte Pause noch nicht da ist. Noch nicht jetzt.“
Er gönnt sich ein schiefes Grinsen und blickt geheimniskrämerisch ins Publikum.
Timo Schiller: „Bevor ich im Elchpullover meine Füße unterm Tannenbaum hochlege, habe ich noch EINE Sache zu beweisen. Ich will es noch einmal krachen lassen. So richtig, richtig krachen lassen.“
Auch wenn er nichts Konkretes genannt hat, wird er vom positiv gestimmten Publikum allein für diese Aussage mit einsetzenden „YES“-Rufen bedacht.
Timo Schiller: „Aber bevor ich diese Sache verraten kann, möchte ich eine Person hier zu mir in den Ring bitten. Eine Person, mit der es so ein bisschen wechselhaft war in der Vergangenheit, doch der ich so viel zu verdanken habe. Ich rede von…Robert Breads.“
Ein wenig Jubel brandet bei der Erwähnung dieses Namens auf. Ein paar Buhrufe folgen. Eine große Reaktion bleibt aber aus.
Schiller muss warten, einige Sekunden lang, bis Breads auf die Bühne kommt. Ohne Musik und mit geschürzten Lippen. Subtil schüttelt er den Kopf in Richtung Timo, doch der ist dabei das Publikum zu animieren für den Head Coach des Performance Centers zu chanten.
Mit den Händen in den Taschen seines Tracksuits schleicht Breads mit gesenktem Kopf zum Ring.
Sven: "So sieht jemand aus der ganz offensichtlich komplett am Boden ist. Also so richtig. Wir haben seit seiner Niederlage gegen den Eternal Champion nichts von ihm gehört oder gesehen. Er steht auch in keinster Weise aus unserem Run Sheet für heute Abend." Pete: "Nun, für Breads'…. nennen wir es "Zustand" kann Timo ja aber nichts. Das weiß auch unser Hall of Famer, der jetzt ins Seilgeviert steigt. Also tut er Schiller den Gefallen heraus zu kommen."
Der Kanadier zwingt sich zu einem Lächeln, welches er Timo zuwirft, und stellt sich dann ihm gegenüber in die Ringmitte.
Die Körpersprache der zwei Männer könnte nicht unterschiedlicher sein. Hier der begeisterte Rising Star, dort der ausgebrannte ur-alte Stern.
Timo Schiller: „Danke, Robert. Danke, dass du da bist. Lass uns eine kleine Reise in die Vergangenheit unternehmen. Erinnerst du dich noch an mein erstes Match hier? Ich hab ja immer so ein bisschen geahnt, dass dein Herz mehr für Aiden schlägt und ich wollte im Ring beweisen, dass ich besser als er bin. Der Top-Rookie. Und was soll ich sagen? Sag du es mir.“ Robert Breads: "Ich erinnere mich."
"Canada's Own" klingt tonlos. Er bleibt sehr kurz angebunden. Er will nicht hier sein. Es fühlt sich an wie seine Niederlage gegen Zereo Killer bei der Anniversary Show, vielleicht noch schlimmer – einfach weil es zum wiederholten Male passiert ist.
Er will hier nicht sein, und dennoch hat ihn Timo Schiller heraus beordert. Er kann nichts dafür, natürlich, er tut es nicht böswillig, natürlich, aber nichtsdestotrotz wäre Breads jetzt lieber irgendwo wo keine Kameras sind.
Robert Breads: "Du warst nicht bereit für Aiden. Du hast verloren." Timo Schiller: „So wars. Und es war nicht cool damals, aber ich kann damit leben. Sogar sehr gut heutzutage. Weil seitdem ist so krass viel passiert. Ich bin bei Keek untergekommen und habe von ihm, aufbauend auf die Basics von dir, so viel gelernt. Und ich habe so viel erreicht. So viel, dass ich mal mit ganz breiter Brust behaupte, ich bin nicht mehr der Gleiche wie vor ein paar Monaten. Ich bin der Rookie, der in den letzten Wochen am allerallerallermeisten erreicht hat. Das bringt mich zu der Sache, wegen der ich dich rausgerufen habe.“ Robert Breads: "Ich höre zu."
Mehr ist Breads im Moment nicht bereit dazu zu sagen.
Timo Schiller: „Du hast Aiden ein Intercontinental-Title-Match versprochen, wenn du Drake besiegt. Und man, was habe ich mich drauf gefreut! Aber dann hast du…verloren.“ Robert Breads: "Wie immer."
Breads murmelt diese Worte mit einer enormen Bitterkeit in sein Mikrofon.
Timo Schiller: „Das ist scheiße für Aiden, wirklich. Aber irgendwie auch gut für mich. Denn du bist bei Title Nights nun…frei. Und ich will beweisen, dass ich wirklich der beste Rookie aus dem Performance Center bin. Wie ließe sich das besser beweisen als mit einem Match gegen den Trainer des Performance Centers?“
Ein kollektives Geräusch, dass an ein erwartungsvolles Luft einsaugen erinnert, geht durch die Halle.
Timo Schiller: „Robert. Ich fordere dich für Title Nights heraus.“ Robert Breads: "Von mir aus."
Das war's. Das ist seine komplette Reaktion auf Timo Schillers epische Herausforderung. Schüler gegen Mentor. Rookie gegen Hall of Famer. Dieser ganze authentische Enthusiasmus von Schiller, und das ist alles was Breads aufbringen kann?
"Canada's Own" zuckt mit den Schultern. Er ist das personifizierte Selbstmitleid.
Robert Breads: "Du hast dir das verdient, Timo. Wenn es das ist was du willst, dann sollst du es kriegen. Ich weiß nicht ob du mir das glaubst, aber ich bin wirklich stolz auf dich. Ernsthaft. Also wenn du willst werde ich mich nochmal motivieren um für dich…" Aiden Rotari: "Ich fürchte da muss ich einhaken, Robert."
Und da ist der Mann der sonst wie ein Schatten dem Head Coach des GFCW Performance Centers folgt. Der "Mit-Rookie" von Timo ist auf die Rampe getreten, ein Mikrofon in der Hand. Mit besorgtem Blick Richtung Breads kommt er die Rampe hinunter.
Aiden Rotari: "Timo… willst du dieses Match wirklich?"
Er wendet sich direkt an Schiller. Dann rollt er sich in den Ring und tritt an die anderen Beiden heran.
Aiden Rotari: "Du willst ein Match gegen Robert Breads. Das verstehe ich. Wer will das nicht? Gegen den Hall Of Famer, den zweifachen World Champion, die Legende… aber Timo, du und ich, wir beide wissen dass dieser Mann im Moment nicht anwesend ist. Robert…"
Der Protegé von Breads legt selbigem die Hand auf die Schulter.
Aiden Rotari: "…du wirst dich nicht noch einmal "motivieren". Schon gar nicht als "Gefallen" für Andere statt für dich selbst. Nicht so wie du im Moment drauf bist." Robert Breads: "Das kann ich immer noch selbst entscheiden." Aiden Rotari: "Das kannst du nicht und das wirst du nicht. Du wirst immer wieder in das gleiche Messer laufen. Und weil du keine Hilfe annimmst zwinge ich sie dir auf." Robert Breads: "Und wie soll die aussehen?" Aiden Rotari: "Ich nehme dir diese schwierige Entscheidung für dein langfristiges Wohlergehen ab. Du trittst bei Title Nights nicht an. Nicht solange du dir nicht darüber im Klaren ist wer du eigentlich bist." Robert Breads: "Aha. Dann willst du Timo also kein Match bei Title Nights zugestehen? Findest du das fair?"
Der Widerspruch von Breads wirkt beinahe beleidigt.
Aiden Rotari: "Ich habe auch kein Match bei Title Nights und dein Versagen ist dafür verantwortlich, obwohl mir rechtmäßig ein Titelmatch zustehen würde. Findest du das etwa fair?"
Rotari sagt das so behutsam und vorsichtig wie nur möglich. Das ändert jedoch nichts am Inhalt. Und der trifft Breads. Er sinkt sichtbar noch ein weiteres Stück in sich zusammen und starrt auf seine Füße.
Aiden Rotari: "Ich möchte dich daran erinnern dass du mir nach deiner Niederlage etwas schuldest. Sieh mal, Robert, du hast zumindest bei einer Sache Recht. Timo hat sich ein Match bei Title Nights verdient."
Er nickt Schiller, welcher ob dieser Szenerie gleichermaßen irritiert wie auch nervös wirkt, bestätigend und beruhigend zu.
Aiden Rotari: "Genauso wie ich. Die harte Realität ist schlicht und ergreifend, Robert, dass Timo und ich große Siege geholt haben. Wir haben uns diesen Spot verdient. Und du hast das nicht."
Robert blickt auf. Er sieht in Aidens Gesicht und zieht eine qualvoll wirkende Grimasse. Allerdings widerspricht er nicht.
Aiden Rotari: "Ich weiß dass du das einsiehen wirst. Wenn du Timo wirklich beweisen willst wie stolz du auf ihn bist, dann solltest du keine halbgaren Versprechen machen dich zu "motivieren" sondern dafür sorgen dass die bestmögliche Version von Robert Breads im Jahr 2022 wieder angreift und der Ruhrpott Representer seinen Hall of Fame-Head Coach im Ring antrifft wenn ein Match gegen Robert Breads die Bedeutung hat die es einmal hatte. Nicht etwa einen blassen Schatten davon. Was dich angeht, Timo…"
Rotari wendet sich von Breads ab. Der Kanadier tritt einen Schritt zurück, aus dem Bild und dem Hintergrund der Szenerie, um zum stummen und unsichtbaren Beobachter der Konfrontation der zwei jüngeren Stars zu werden.
Aiden Rotari: "…teile ich dir hiermit offiziell mit dass Robert Breads bei Title Nights ein Vesprechen einhält und deshalb nicht dein Gegner sein wird. Sondern ich."
Ein Raunen geht durch die Crowd. So groß der Name auch sein mag, Siege und Niederlagen spielen eine Rolle, und am Ende hat Robert Breads es schlicht nicht auf die Card für die größte Show des Jahres geschafft. Er gibt seinen Spot ab. An jemanden der es mehr verdient hat.
Aiden Rotari: "Ich weiß, du hast viel gewonnen in diesem Jahr. Aber da du Robert gerade noch darauf angesprochen hast gehe ich davon aus dass du unser erstes Duell nicht vergessen hast. Du magst zwar ehemalige World Champions und Legenden besiegt haben, aber gegen mich hast du verloren. Ich habe dich gepinnt. Vor den Augen deiner Familie, deiner Eltern, bei unserem Debüt.
Ich weiß dass du wirklich glaubst dass du der beste Rookie der Class of '21 bist. Und es wird dich nicht überraschen zu hören dass ich das ebenfalls von mir glaube. Warum finden wir also nicht heraus wer es wirklich am Weitesten gebracht hat?"
Rotari behält seine in keinster Weise aggressive oder feindselige Attitüde bei.
Aiden Rotari: "Du kannst alles wieder gut machen. Deinen großen Schandfleck tilgen. Vor den Augen der Menschen die dich lieben. Du kannst deinen einen großen Makel korrigieren und ganz eindeutig klar machen wer die Zukunft der GFCWist.
Alles was du tun musst ist mich zu schlagen. Und alles was ich tun werde ist zu versuchen dich dabei zu übertreffen.
So wie in unserem Debüt, so wie in jeder einzelnen Trainingseinheit zwischen uns beiden bei denen das restliche Performance Center uns bestaunte.
Dies wird unser letztes Duell als Rookies. Wer auch immer Title Nights als Sieger verlässt ist danach ein gemachter Mann, vielleicht sogar ein Star, in jedem Falle aber die personifizierte Zukunft dieser Promotion. Ein Kampf um die Vorherrschaft auf der größten aller Bühnen, den wir uns schlicht und ergreifend verdient haben." Timo Schiller: „Wow, Aiden…also das nimmt ja eine Entwicklung, die ich nicht vorausgesehen habe. Die auch so nicht geplant war. Aber was soll ich sagen? Nichts von dem, was in den letzten Monaten passiert ist, war so geplant. Es ist einfach geschehen, ich habe es durchgestanden und es war super. Für mich. Für die Fans.“
Bei ihrer Erwähnung kommen die Fans artig ihrer Aufgabe des Jubelns nach.
Timo Schiller: „So wie du argumentierst, hast du Recht. Gegen Robert, das wäre irgendwie so symbolisch. Aber gegen dich ist viel mehr roter Faden. Meine Entwicklung startete mit der Niederlage gegen dich. Und wenn ich beweisen soll, wie sehr ich mich entwickelt habe, dann sollte ich den direkten Vergleich machen. Gegen dich. Also…“
Er hält Aiden Rotari die Hand hin.
Timo Schiller: „…nehme ich an.“
Rotari schlägt ein.
Sven: "Und damit ist es offiziell! GFCW Title Nights 2021, Aiden Rotari gegen Timo Schiller, Teil II." Pete: "Es hat sich einiges getan seit dem Debüt der Beiden. Das war im Prinzip unser erster, flüchtiger Blick auf die zwei. Seitdem ist viel passiert, hinter den Kulissen, vor den Kameras, im Ring… und beide haben sich diesen Spot wirklich verdient, so viel ist sicher." Sven: "Währenddessen steht Breads lediglich verloren am Rand und sieht zu Rotari und Schiller herüber. Das Spotlight gehört dieses Jahr definitiv Anderen." Pete: "Allerdings. Auch wenn er nicht mehr gewinnen konnte, so waren seine Matches immer noch groß und wichtig. Jetzt steht er nicht auf der Card für Title Nights. In gar keinem Match. Auch das Spotlight gehört nicht mehr ihm." Sven: "Vielleicht ist es einfach Zeit sich auf das Trainer-Dasein zu funktionieren. Er hat Timo in Teilen und Rotari ohne jeden Zweifel ja komplett ausgebildet, und guck' dir an was in kürzester Zeit aus Ihnen geworden ist." Pete: "So trägt die Arbeit im Performance Center also erste Früchte. Die ersten beiden Erfolgsgeschichten der neuen Nachwuchsarbeit der GFCW." Sven: "Und wo wir gerade bei Nachwuchsarbeit sind… wir haben noch eine spezielle Ankündigung vor unserem heutigen Main Event. Eine Ankündigung für Title Nights!" Pete: "Allerdings, Sven. Die GFCW wird bei ihrer Jahresabschluss-Show schon einmal die Weichen für 2022 stellen. Neben den Performances von Schiller und Rotari oder auch Leuten wie Scarecrow, The End, Camden und Briggs wird es den ersten Auftritt des neuesten Roster-Mitglieds von German Fantasy Championship Wrestling zu bewundern geben. Ein allererster Blick auf einen der vielversprechendsten Namen für das nächste Jahr… und das nicht irgendwo, sondern direkt bei Title Nights!" Sven: "Die Zukunft sieht rosig aus, Pete."
Grüne Scheinwerfer dekorieren in einer modernen Choreografie die Halle, in der die Lichter ansonsten gedimmt wurden. Die Töne sind bekannt, doch in den letzten Monaten seltener geworden, dem geschlossenen Auftreten des Leviathans geschuldet. Vergessen aber ist in so kurzer Zeit natürlich nicht, wer sich hinter Thee Days Grace´ I am Machine verbirgt und entsprechend gemischt bis verhalten sind die Reaktionen. Es ist schwer mit dem spektakulären Stil eines Zane Levy nicht ein gewisses Maß an Anerkennung zu erlangen und auch die scheinbare Passion des Stables für die zurückgelassenen Talente des Performance Centers mag bei der ein oder anderen Person tatsächlich Sympathien auslösen. Doch die Brutalitäten die Leviathan, und oft allen voran Zane, in der GFCW ausließen wiegen schwer. Pete: „Zane Levy?“ Sven: „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er ein Match hat?“ Pete: „Hat er nicht, ich wüsste auch sonst nicht, was er hier draußen macht…“ Ohne große Show schiebt der Purifier sich durch den Vorhang. Er trägt eine einfache Jeans, zerschlissen und mit Ketten dekoriert. Die bemalten Stiefel darunter. Die Haare sind mittlerweile dunkelblau gefärbt und ein wenig zottelig. Bis oben hin ist die Stoffjacke zugezogen, auf deren Brust eine kleine Seeschlange prangt. Es gibt keinen Blick nach links oder rechts. Naja. Vielleicht einen kleinen. Kein innehalten auf der Bühne. Die Hände in den Taschen vergraben, den Kopf zwischen den Schultern schlurft Levy regelrecht die Rampe hinab, ignoriert die wenigen ausgestreckten Hände der Fans. Sven: „Vor allem alleine?“ Pete: „Das verwundert mich noch am wenigsten. Für Leviathan steht ein großer, großer Main Event an.“ Unter den verstummenden Tönen der Musik katapultiert Levy sich mit einem Satz auf den Apron und mit einem fließenden zweiten über das oberste Ringseil, woraufhin er mir einer sauberen Rolle in der Ringmitte endet. Mit einer nicht unfreundlichen, aber direkten Geste fordert er ein Mikrofon. Sven: „Huh. Scheinbar hat er was zu sagen.“ Pete: „Sherlock.“ Zane: „Ähm…“ Hörbar zieht er einmal kurz die Luft ein, scheint ein wenig an der Formulierung zu rütteln, während er sich am Hinterkopf kratzt. Zane: „Ich glaube, dass ihr alle…“ Er deutet ins Rund. Zane: „Die Zuschauer*innen, die Leute Backstage… Wer eben hier drin hängt, begriffen haben, dass wir nicht gerade begeistert davon sind, welche Politik Breads und Fletcher mit dem Performance Center fahren. Aber ich hab neulich mal mit Silas geredet und wir haben uns viel über die Leute im PC unterhalten. Da niemand auch nur den kleinsten Scheiß auf Silas gegeben hat, er aber ehrgeizig war, hat er allerlei Sachen beobachten können ohne dass es jemanden gejuckt hat. Und mir ist plötzlich was klar geworden.“ Mit der freien Hand reibt er sich einmal die Augen, blickt sich suchend um, ohne sichtlich zu wissen nach was. Doch ihm wird zugehört. Vorerst. Zane: „Also lange Rede kurzer Sinn, natürlich kann ich uns, hauptsächlich aktive GFCW Superstars, nicht so bewerten wie Robert Breads, Head Coach. Aber am Ende des Tages setzen wir alles daran unseren auserkorenen PC Rookie hochzubringen. Genauso wie Breads. Ergo will ich auch all den Leuten was Gutes tun, von denen Silas so lobend erzählt hat. Also. Talenttechnisch. Die Seite mal außen vor, die ihn dafür fertigmachen, dass er kein ersetzbarer Dummy ist.“ Zum ersten Mal wird der Ton ein wenig schärfer, und der Gesichtsausdruck mit so etwas wie Emotion gefüllt. Zane: „Was ich sagen will ist, dass es im Performance Center noch viel viel mehr Leute gibt, als die, die jemanden gefunden haben, der sie hier an der Hand führt. Und ich. Ich habe, so wichtig die Nacht für Leviathan wird, kein Match bei Title Nights. Also. Wer von den Performance Center Rookies ist bereit, sich selbst hier hochzuziehen. Hier durch diesen Vorhang zu treten. Und den Purifier für Title Nights herauszufordern.“ Jetzt geht ein Raunen durch das Publikum. Pete: „Woah.“ Sven: „Nicht, was ich erwartet hätte.“ Pete: „Krieg ich noch sowas wie Respekt vor Leviathan?“ Auffordernd dreht Zane sich zum Entrance und breitet die Arme aus. Würde jemand diese Gelegenheit beim Schopfe packen? Ja würde jemand…ein Schopf, den man irgendwie immer im Performance Center gesehen hat, der aber nie über die zweite, meistens noch nicht einmal über die dritte Reihe hinauskam. Er fiel auch nie durch sein Aussehen auf. Wie auch? Im Performance Center dürfte es so einige 20jährige etwa 1,85m und 90kg schwere Wasserstoffblondschöpfe geben. Das graue T-Shirt oder die dunkelblaue Jeans schreien auch nicht gerade „HIER KOMMT JEMAND BESONDERES!“ Würdest du durch die Ränge schauen, du würdest mehr als ein Dutzend exakte Kopien dieser Persönlichkeit finden. Eine Kopie einer Kopie einer Kopie. Ohne Musik traut er sich auf die Rampe, schaut sich mit großen Augen in der Halle um, lässt seinen Lippen ein stummes „Wooooow“ entgleiten, während er sich selbst wiederholt bestätigend zunickt. Verlegen kratzt er sich am Hinterkopf, weiß vielleicht selber nicht einmal so hundertprozentig, was ihn hier geritten hat, sich ausgerechnet Zane Levy zu präsentieren. Die Hand gleitet seinen Hinterkopf herunter und bleibt in seinem Nacken hängen. Dann klatscht er sich dort selber einmal ab und macht sich auf den Weg.
Pete: „Sieht so aus als hätten wir einen Mutigen gefunden. Was kannst du mir zu ihm sagen, Sven?“ Sven:
„Leider nichts Pete. Ich bin gerade so ratlos wie du und
die Galaxy.“
Mann:
„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt?“ Er stößt Luft durch beide Nasenlöcher, räuspert sich dann, dreht sich zu den Fans.
Mann: „War das ok für meine ersten Worte?“
Ruckartig dreht er sich wieder zum Purifier, fühlt sich ertappt.
Mann: „Das jetzt zu fragen, war Quatsch, oder?“
Er wird tatsächlich leicht rot, schüttelt den Kopf, will noch einmal von vorn anfangen oder alternativ auch im Boden versinken, eins von beiden wäre schön. Er räuspert sich, fasst sich an die Stirn, kratzt sich am Kopf, schaut auf den Boden, murmelt stärker, während der Anfang doch noch eine gescheite Lautstärke hatte.
Mann: „Sagt mir Breads auch immer. ‚Mach, was du für richtig hältst, Ellis, nur dann kannst du mit Sicherheit agieren.‘ Jedes Mal das Gleiche, aber ich will mich halt nicht lächerlich machen, Mister Levy…achja….Ellis Diehl ist mein Name. Damit hätte ich anfangen sollen, oder?“
Er
wird wieder rot, kratzt sich am Kopf. Ellis: „Das hier ist alles so viel, Mister Levy, komme gar nicht hinterher…ich habe keine Ahnung, was ich hier eigentlich mache. Breads sagt mir immer, dass ich im Ring zwar schon ganz gut bin aber eine Pfeife am Mikro. Naja…das ist vielleicht für Sie ganz gut, oder? Dann bekommen Sie bei Title Nights wenigstens einen echten Kampf? Da bin ich echt besser als hier, versprochen.“
Die
Röte nimmt ab, er nickt bestimmt. Dann wird er aber wieder
unsicherer und fragt sich, was er mit seinem Mikro anfangen soll.
Langsam schiebt sich Levy wieder aus der Ecke. Die Freundlichkeit
scheint aus seinem Blick verschwunden.
Sie fahren also wirklich zu Title Nights.
Aber gab es jemals Zweifel? Vielleicht. Die inneren Spannungen drohten The Beauty & The Best bisweilen zu sprengen, das fast schon als „Superband“ zu bezeichnende Konstrukt scheitern zu lassen. Letztendlich jedoch hat sich der Favorit durchgesetzt und nun stehen Garrison Gaeta und Rickson, frisch geduscht und abfahrbereit, am Ausgang der Bremer Halle.
Danny Rickson: „Hey, Garrison. Bevor du gehst.“
Er hält seinem Partner die Hand hin.
Danny Rickson: „Danke.“
Der Italiener schlägt erst ein, ganz wie von selbst; erst dann bilden sich fragende Falten auf der sonst so glatten Stirn Gaetas.
Garrison Gaeta: „Wofür?“ Danny Rickson: „Dafür, dass wir das hier durchgezogen haben.“ Garrison Gaeta: „Es war Schicksal.“ Danny Rickson: „Aber kein Selbstläufer, was? Ich gebe zu, dass ich manchmal der Verzweiflung nah war. Wenn ich daran zurückdenke, wo wir beim letzten PPV waren, dann habe ich wirklich daran gezweifelt, dass wir bis hierhin kommen.“
Gaeta will etwas entgegen, doch Rickson schneidet ihm das Wort ab. Nicht provozierend – nur bestimmt.
Danny Rickson: „Aber letztendlich haben wir uns doch aufeinander verlassen können. Es ist mehr als ein halbes Jahr her, dass ich hier bei War Evening zu sehen war und große Worte in den Mund genommen habe. Einen Jahresplan formuliert habe, in dem das Ziel vorkam, dass ich bis Title Nights den Tag Team Title gewinnen werde, um endlich alles zu erreichen, was es in der GFCW gibt. Und dieses Ziel konnte ich eben nicht allein erreichen. Ich hätte verdammt auf die Nase fallen können.“
Er streicht sich symbolisch über selbige.
Danny Rickson: „Aber ich bin es nicht. Stattdessen sieht es nach einer Punktlandung in Sachen Ankündigung aus. Weil wir letztendlich doch unser Potenzial ausgeschöpft haben. Hinter und liegen Flex und Lucius, nun Matthäus und David. Vor uns nur noch Sid und Rob, dann ist es so weit und ich darf einen Haken hinter diesem Meilenstein meines Plans machen. Dafür bin ich dir dankbar.“
Er wird nicht unnötig sentimental, nicht übermäßig kumpelhaft und so gibt es statt eines entwaffnenden Lächelns nur ein ernstes Nicken. Jenes nimmt Gaeta allerdings gerne entgegen.
Garrison Gaeta: „Nun steht es einen Volkstribun wohl an, eine Rede zu schwingen, was?“ Danny Rickson: „Kannst dich auch kurz halten.“ Garrison Gaeta: „Gut. Also…gern geschehen. Das alles.“
Man merkt, wie schwer ihm die Worte über die Lippen kommen. Gaeta tritt verlegen von einem Fuß auf den anderen.
Garrison Gaeta: „Ich hab’s dir wirklich nicht leicht gemacht. Und wieso? Weil ich wirklich geglaubt habe, dass die GFCW eine einzige, dunkle Brühe ist, in der nur widerliche Klöße schwimmen. Ein schreckliches Einerlei. Dass alle Wrestler dieser Liga gleich sind und damit meine Feinde. Mit diesem Bild im Kopf konnte ich den Gedanken gar nicht zulassen, dass es jemanden in dieser Liga gibt, der etwas besser als der Rest ist. Der kein Feind sein muss, sondern ein Freu…ein Unterstützer. Wegen dieser Gedanken war ich dir gegenüber so…abweisend. Aber du hast Geduld bewiesen und mir klar gemacht, dass wir Seite an Seite einiges erreichen können. Deine Pläne betreffen und auch die meinen. Du warst eine wesentliche Hilfe bei meinem Kreuzzug und dafür sage ich auch…“
Er räuspert sich.
Garrison Gaeta: „Danke.“
Etwas ungeschickt – weil ungewohnt – und doch unerwartet menschlich legt der Mann aus Palermo seine gut gepflegte Hand auf Ricksons Schulter.
Garrison Gaeta: „Wir haben viel gewonnen. Und wir werden weiter gewinnen. Bei Title Nights. Den nächsten Meilenstein machen. Das Zwischenziel erreichen…“
Ein Lächeln auf den Lippen beider Männer beim Gedanken an den bevorstehenden Titelgewinn.
Danny Rickson: „Dann sehen wir uns in zwei Wochen. Partner.“ Garrison Gaeta: „Das werden wir…Part…Danny. Bis in zwei Wochen. Als Champions.“
Sven:
„Und das hat sich Leviathan mit Sicherheit ganz anders
vorgestellt.“
Er tritt durch den Vorhang und das Grau der Halleninnereien verschluckt ihn. Nicht nur äußerlich, auch innerlich. Nein, vor allem innerlich. Die Euphorie über den Sieg verlässt seinen Körper als wäre sie exorziert wurden und an in ihre Stelle, in die Leere seine Leibs, krabbelt etwas Anderes. Ein allzu bekanntes Gefühl, das ihn zuletzt seltener aufsuchte und in welches er sich stets flüchten kann wie ein Kind in die Arme einer liebenden Mutter.
Wut.
Keek Hathaway: "ICH BIN WÜTEND!"
Selbst für den emotionalen Vulkan Keek Hathaway, dem Krakatau innerer Unausgeglichenheit, ist dieser Ausbruch heftig. Sein Schrei hallt durch den gesamten Backstagebereich und endet mit brüchiger Stimme. Er sackt förmlich in sich zusammen, schlägt mit der Hand an die Wand und nutzt sie dann als Stütze. So steht er: Kraftlos vor ungelenkter Wut.
- - -
Die GFCW-Backstagemitarbeiter, vom lauten Schrei des Mannes aus dem Feierabend gerissen, strömen zur Quelle des Lärms. Der Schreck über die tierisch anmutende Rage, über das Knurren, das auf den Schrei folgte, ist ihren weißen Gesichtern anzusehen. Sie hasten um Ecken und durch Türen.
Um schlussendlich vor Keek Hathaway zu stehen. Der GFCW World Champion steht noch immer an die Wand gelehnt, hat den Mund offen als würde jederzeit ein weiterer Schrei folgen. Doch statt neuer Wut fixiert er nur die Backstagecrew, die sich ihm nähert. Unerwartet ruhig setzt er zur Erklärung seines Verhaltens an, doch auf halbem Wege packt es ihn wieder und eine neue Eruption des Zorns wird den Mitarbeitern entgegengeschleudert.
Keek Hathaway: "ICH HASSE PLAYER!"
Und dann sehen alle, auf was Keek Hathaway geblickt hat. Vor ihm an der Wand ist das Poster.
Title Nights Keek Hathaway vs. Player Main Event
Eine Aussage, veraltet nur wenige Stunden nach Druck des Plakats. Zum wiederholten Male durchfährt ein Strom Keeks Körper, er greift sich das Plakat, reißt es von der Wand. In seinen kräftigen Händen wird es in Fetzchen gerissen, die wie Schnee zu Boden rieseln.
Keek Hathaway: "Wegen ihm wird das hier…"
Fingerzeig beim "Das" auf den Boden, auf das, was vom Plakat übrig ist.
Keek Hathaway: "Niemals stattfinden. Kein Main Event für uns. Kein wahrgewordener Traum für mich."
Er atmet schwer, fährt mit seinem Blick Gesicht für Gesicht der Mitarbeiter ab.
Keek Hathaway: "Ich habe einfach nur getan, was ich durfte. Was ich mir erarbeitet habe. Den Schlüssel zum Erfolg eingelöst, weil es mir zustand. Vertraglich und, wie ich jetzt weiß, auch moralisch. Aber er?"
Alleine "Er" nur zu sagen, macht ihn wütend.
Keek Hathaway: "Er hat diesen Konflikt eskalieren lassen. Er hat meine Siegesansprache zerstört, indem er mir nach einem Handshake in den Rücken gefallen ist. Er hat seinen Freund Savior hintergangen, weil ihn diese Fehde verändert hat. Und nun hat er sogar noch meine Filmpremiere zerstört, indem er mich an genau dem einen Ort provoziert hat, an dem er mich nie hätte provozieren dürfen. Er hätte einfach nur professionell sein müssen. Aber nun…"
Die resigniert hängenden Schultern straffen sich etwas.
Keek Hathaway: "...kein Main Event für uns. Keine Traumerfüllung für mich. Aber ich sage euch, was es stattdessen geben wird."
Sein Blick wird fester und etwas Lauerndes liegt in ihm.
Keek Hathaway: "Eine Klarstellung. Einfach nur die Klarstellung, wer sich in dieser Rivalität mehr verdient hat und wer der Bessere ist. Player ist über Leichen gegangen, um sich auf den Titelrückkampf vorzubereiten und hat alle Brücken abgerissen, um daraus mehr als njr einen Kampf zu machen, um es großartig zu machen. Er will einfach nur den Titel, keine Show. Und deswegen wird es bei Title Nights einfach nur in der Mitte des Rings verenden auf der einsamen Insel, auf die er uns manövriert hat. Er, geschlagen, alleine im Ring. Ich aif einem sprichwörtlichen Boot in eine glorreiche Zukunft als Champion."
Die Vorstellung lockt ihm ein bitteres Lächeln ins Gesicht.
Keek Hathaway: "Player hat alles auf eine Karte gesetzt und nun wird er nicht in die Geschichtsbücher eingehen. Sondern irgendwo in der Mitte der Cars verrecken. Und das macht mich WÜTEND, aber ich steh es durch. Weil ich weiß, dass ich auch danach Champion bin und die Chance habe, meine Träume zu erfüllen."
Er hebt das Gold in die Luft.
Keek Hathaway:" Keek Hathaways Cinderella Story ist heute etwas dunkler geworden, auch wenn ich es eben im Match gegen Drake verdrängen konnte. Das Adrenalin hat den Gedanken an meine Wut unterdrückt. Aber jetzt sehe ich es klar. Ich sehe dich klar, Player."
Nun ist er direkt vor der Kamera.
Keek Hathaway: "Ich sehe, was ich dir bei Title Nights antun werde."
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Danke an alle Schreiber!!!
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