Non Title-Singles Match:

Viggo vs. Timo Schiller

Referee: Karo Herzog


Wir haben die Bilder von Timo Schiller bei Dreamweaver noch im Kopf und vielleicht ist das Mitleid über die unangenehme Situation, der der Dortmunder ausgesetzt war, der Grund, warum er von den Zuschauern freundlich empfangen wird. Klar: Schiller stand auf der falschen Seite. Aber er ist noch immer ein echtes GFCW-Eigengewächs, er war längere Zeit weg und hat sich abgesehen von seiner dunklen Episode immer auf naive Weise als freundlich erwiesen. Man verzeiht ihm.

Dem Blondschopf oder besser gesagt seinem Lächeln ist anzusehen, wie sehr er sich darüber freut, heute wieder einmal vor großem Publikum kämpfen zu dürfen. Seit dem Abschied der Holly-Crew war ihm nur ein einziger Gastauftritt vergönnt, sonst musste sich der erste der Perfomance Center-Rookies mit den Turnhallen dieser Welt zufriedengeben, wenn er wrestlen wollte. Schiller genießt das Bad in der schottischen Menge und klatscht sogar mit einigen Zuschauern ab, die entlang der Rampe stehen.


Pete: „Timo ist eine besondere Herausforderung für Viggo. Aber auch für ihn ist das keine Normalität: Er hat die Chance, sich mal wieder auf der großen Bühne zu zeigen. Vielleicht kann er damit sogar den Sprung zurück ins feste Roster schaffen. Was denkst du, Sven?“

Sven: „Herausragende Leistungen werden belohnt. Deswegen bin ich seit 23 Jahren hier. Timo sollte daran denken.“


Im Ring angekommen verklingt die Musik Schillers und er beginnt, sich mit Dehnübungen auf den bevorstehenden Fight vorzubereiten. Sogleich ertönt „Dark Matter“ von Pearl Jam und kündigt die Ankunft Viggos an.


Pete: „Da hat es jemand eilig!“


Der Engländer stürmt nur so durch den Vorhang. Er schenkt den Zuschauern links und rechts von ihm keine Aufmerksamkeit, hat es nur eilig, ins Squared Circle zu kommen. In Viggos Gesicht steht noch immer die Enttäuschung geschrieben, dass Schiller sich nicht klar zu ihm positioniert hat, sondern offenließ, inwiefern er an die Wandlung Viggos glaubt. Ist es denn ein Kampf gegen Windmühlen? Wir ihm jemals jemand glauben? Die unklare Antwort auf diese Frage scheint sich zu Zorn gewandelt zu haben.


Sven: „Dann mal los.“


Das sieht auch Ringrichterin Karo Herzog so. Sie lässt den Kampf anläuten. Viggo beginnt ohne Umschweife, Timo Schiller zu umkreisen. Der wirkt darüber überrascht und scheint erst einmal seinen alten Weggefährten begrüßen zu wollen. Schiller tritt auf Viggo zu und streckt die Hand aus. Viggo blickt sie an, ringt mit sich.


Pete: „Da hat jemand wirklich schlechte Laune. Aber einen Handshake kann er Schiller doch nicht verwehren, nur weil dieser kritisch mit ihm war. Was würde Ask Skógur denken.“

Sven: „Fragen wir ihn doch selbst! Da kommt er.“


Unter dem Jubel der schottischen Fans schwingt die Kamera zum Vorhang und dort tritt der Intercontinental Champion, den Sven schon erspäht hatte, hervor. Sein Blick heftet sich sogleich auf den Ring.


Pete: „Das ist schon ein Ding: Vor zwei Wochen hat Viggo geradezu darum gebettelt, Skógur möge sich seinen Kampf angucken. Und Ask hat ihn einfach auflaufen lassen. Heute bleibt Viggo stumm, lädt Ask vielleicht auch bewusst nicht ein, damit er ohne schlechtes Gewissen seinen Furor gegen Schiller ausspielen kann – und dann kommt der ungeladene Gast zur Party.“


Die beiden Athleten bekommen gefühlt als Letzte in der Halle mit, dass Ask hier ist. Es ist Schiller, der es bemerkt und mit einem Kopfnicken Viggo in die Richtung weißt. Der Londoner wirbelt herum und zieht die Augenbrauen hoch. Man glaubt zu sehen, dass er als unterbewusste Handlung Haltung annimmt. Fragend blickt er zu Ask Skógur. Will der Champion etwas Spezielles? Doch danach sieht es nicht aus. Der Schwede schlendert gelassen auf das Geviert zu, behält aber trotz der lockeren Haltung Viggo prüfend im Blick.

Viggo starrt den Mann, gegen den er ein Match möchte, einige Sekunden an. Dann versucht er, sich wieder auf den Kampf zu konzentrieren. Noch immer steht Timo Schiller mit ausgestreckter Hand da. Viggo nickt und schlägt ohne Zögern ein.

Nach diesem etwas verzögerten, respektvollen Beginn beginnt unter den wachsamen Augen Skógurs ein spannendes Match. Viggo, der durch das unerwartete Auftauchen Asks in der Haltung wie ausgewechselt ist und nicht so zornig auftritt, wie man anfangs erwartet hatte, wirkt in seinem „Matchplan“ irritiert und hat zunächst die Hinterhand. Der Gastwrestler kontrolliert sein Gegenüber zunächst durch cleveres Ausspielen der Gewichtsvorteile. Sein kraftbasierter Stil verträgt sich damit, dass Viggo nur gute neunzig Kilogramm wiegt und umhergeworfen werden kann.

Erst als Timo all zu optimistisch zu einer Gorilla Press ansetzt, kommt Viggo zum Wendepunkt in Form eines Konters, bei dem er in der Luft geschickt das Gewicht verlagert, aus Timos Händen rutscht und diesem eine Kopfschere verpasst, mit der er Schiller Richtung Ringecke verfrachtet. Dort fixiert Viggo Schiller mit einer Kickserie, deren Finale ein eingesprungener Spin Kick ist, auf den ein Pin folgt, der nur bis Zwei geht. Ein allzu früher, optimistischer Coverversuch, der den Eindruck von Hastigkeit macht – und Viggo blickt auch unmittelbar nach Timos Kickout zu Ask Skógur, ob von dem ein Kommentar kommt. Aber das ist nicht der Fall. Der Schwede verfolgt alles mit unbewegter Miene.

Nach einigen Minuten Offensive gerät Viggo wieder ins Hintertreffen als er von den Seilen kommt und Schiller zur Seite springt, so dass Viggo auf der Matte landet, ins Straucheln kommt und aus dieser ungedeckten Haltung heraus in einen Sleeper Hold genommen wird. Viggo windet sich, bekommt die Beine in die Ringecke und stößt sich von dort ab. Aufgrund des Schwungs gehen beide Athleten zu Boden, Viggo bleibt auf Schiller liegen und Herzog zählt das Cover. Im letzten Augenblick löst Schiller den Griff, um sich aus dem Pin zu winden. Die wiedergewonnene Freiheit nutzt Viggo, um mit einem Kick-Up in die Vertikale zu kommen und Schiller, der langsamer wieder aufsteht, einen Knee Strike ans Kinn zu jagen.

Benommen rollt sich Schiller von der Matte aus dem Ring und stolpert draußen umher. Drückt mit der Hand am Kiefer herum, als könne er so die Schmerzen herauskneten. Im Hintergrund nimmt Viggo Anlauf, schwingt in die Seile und von dort zurück. Er springt ab und segelt mit einem schönen Suicide Dive nach draußen. Erst jetzt wird Schiller dem Angriff aus dem Ring gewahr. Er versucht noch, Viggo aufzufangen, doch wird vom Schwung einfach umgerissen.

Applaus von den Fans für Viggos akrobatische Leistung und die damit verbundenen Schauwerte. Viggo kommt auf die Beine, blickt zu Skógur, der die Aktion konzentriert zur Kenntnis genommen hat, und richtet dann seine Aufmerksamkeit wieder Schiller. Er greift seinem einstigen Holly-Kumpanen in den Nacken, zieht ihn auf die Beine und rollt ihn mit Schwung auf die Ringmitte zurück. Dann slidet Viggo hinterher, wartet auf das Aufstehen Schillers und setzt einen Snap Suplex an. Danach zieht er Schiller an den Armen näher an die Ringecke heran, erklimmt ebenjene katzenhaft und setzt zu seinem Imploding 450°-Splash an, mit dem er bereits gegen Meathook gewonnen hatte.

Aber im letzten Augenblick rollt sich Schiller zur Seite, Viggo kollidiert mit der Matte. Timo spürt, dass er Oberwasser bekommen könnte und setzt hektisch nach, verpasst Viggo einen Front Headlock Facebuster und noch einen Elbow Drop auf dem Lauf heraus. Dann zieht er, genau wie Viggo einige Momente zuvor, seinen Gegner näher an die Seile heran. Schiller erklimmt die Ringecke, allerdings mit dem Rücken zum Ring.

Die Vader Bomb soll folgen. Doch Schiller braucht zu lange. Als er Bauch voran landet, hat sich Viggo bereits in Sicherheit gebracht – er ist nicht nur zur Seite gegangen, sondern gleich aus dem Ring heraus. Während Schiller sich mit schmerzverzerrter Miene auf der Matte herumdreht, hüpft Viggo mit einer einzigen Bewegung auf den Apron zurück und dann mit einer zweiten, fließend folgenden Bewegung auch aufs Top Rope. Dort steht sich einmal herum und springt abermals den 450°-Splash.

Diesmal trifft er perfekt. Und Karo Herzog hat nur noch einen Job: Den Sieg für Viggo mit einem Three Count offiziell zu machen.


Sieger des Matches durch Pinfall: Viggo!!!




Das Match ist vorbei. Viggo hat den nächsten Schritt auf seiner Reise der Wiedergutmachung getan und seinen alten Kumpanen Timo Schiller besiegt.

Ask sitzt neben dem Ring und observiert das Geschehen ganz genau. Fast schon wie ein Adler, auf der Suche nach Beute. Man hat Ask in den vergangenen Wochen schon angemerkt, dass Viggos Comeback etwas mit ihm macht. Er will ihm gerne verzeihen, er will ihm glauben, dass er sich tatsächlich gebessert hat, aber das ist einfach zu schwer.

Ask weiß, was Viggo damals alles getan hat. Er war einer der Handlanger von Holly Hutcherson und gemeinsam mit diesem hat er ihm das Leben zur Hölle gemacht.

Das Match ist nun also abgeläutet und nachdem Ask noch einige Sekunden beobachtet hat, was hier geschieht, steht er nun schließlich auf. Er hat den Gürtel über der Schulter und besorgt sich ein Mikrofon, bevor er schließlich in den Ring hineinslidet.

Es folgt ein weiterer flüchtiger Blick zu Timo Schiller. Auch mit ihm hat er eine Vergangenheit, sogar noch eine viel tiefgreifendere als mit Viggo. Aber um ihn geht es heute nicht. Es geht um Viggo. Der hat nun bereits die zweite Aufgabe, die Ask ihm gestellt hat, gemeistert. Ask muss jetzt also auf Viggo eingehen und kann ihn nicht mehr wirklich wegignorieren.


Ask: „Du… machst es mir echt nicht einfach.“


Ask steht Viggo nun direkt gegenüber. Man merkt nach wie vor, dass Ask innerlich mit sich zu kämpfen hat. Es brodelt ein Konflikt in ihm.


Ask: „Seit Wochen beschäftigt mich eine Frage mehr als alles andere. Sie lässt mich nicht los. Sie lässt mich verzweifeln: Kann ein Mensch sich wirklich ändern? So grundlegend, wie es bei dir geschehen sein soll?“


Daran wie Ask spricht, sieht man erneut, dass ihn diese Sache wirklich beschäftigt, er sagt das nicht nur so. Seine Worte sind nicht so locker und unbekümmert gesprochen, wie sonst. Er läuft nun relativ aufgeregt hin und her, während er weiter mit Viggo spricht.


Ask: „Ich will gern glauben, dass das möglich ist, wirklich. Aber was, wenn ich mich irre? Wenn ich dir diese Chance gebe und du mich am Ende nur reingelegt hast? Dann könnte ich mir wohl niemals verzeihen.“


Das Publikum ist gespalten. Es gibt keine Buh-Rufe, aber auch kein Jubel. Scheinbar hätten man es schon gern, dass Viggo die Chance erhält, andererseits kann man Ask wohl auch sehr gut nachvollziehen.


Ask: „Aber… was, wen ich mich nicht irre? Was, wenn du dich wirklich gebessert hast? Du standest unter dem Einfluss von Holly, konntest dich losreißen, hast eine Wandlung durchgemacht und auch jetzt alles gegeben um mich zu überzeugen und dann… bin ich der Idiot, der dir nicht glaubt? Der Typ, der dich daran hindert, den finalen Schritt zu gehen? Das… wäre noch viel schlimmer. DAS könnte ich mir wirklich nicht verzeihen.“


Ask bleibt wieder stehen. Direkt vor Viggo.


Ask: „Kann ein Mensch sich wirklich ändern? Viggo, Mann… ich habe lange drüber nachgedacht und ich weiß nicht, ob das DIE Antwort auf diese Frage ist, aber es ist zumindest meine Antwort darauf.

Ja. Ein Mensch kann sich ändern. Und ich bin das beste Beispiel. Ich war vor Wut zerfressen, hatte mich nicht unter Kontrolle und bin meinen Emotionen verfallen, du weißt das, weil du das oft genug direkt mit- und abbekommen hast. Aber ich konnte mich davor lösen. Ich konnte mich ändern, ich konnte besser werden. Ich habe erkannt, wer ich bin. Und seitdem ging es für mich nur noch bergauf. Und wenn ich mich ändern kann… warum sollen das nicht auch andere können?“


Ask zweifelt immer noch, das ist unverkennbar. Aber seine Tendenz geht in eine Richtung, die ein leicht ungläubiges Lächeln bei Viggo hervorruft.


Ask: „Von daher, Viggo, habe ich noch eine letzte Herausforderung für dich. Und wenn du die bestehst, dann sollst du dein Match bekommen. Ich weiß, dass es dir hierbei nicht nur um den Intercontinental Championship geht. Es geht dir darum, dich zu ändern und Wiedergutmachung bei mir zu leisten und deshalb will ich, bevor wir gegeneinander kämpfen… mit dir kämpfen. Ich will mich aus nächster Nähe von deiner Wandlung überzeugen.“


Den Fans scheint zu gefallen, was Ask hier ziemlich offensichtlich andeutet.


Ask: „In zwei Wochen, du und ich, gemeinsam, gegen wen auch immer. Und wenn wir das schaffen, dann bekommst du deine Chance, auf Wiedergutmachung, darauf deine Wandlung zu vollenden und auf das hier.“


Nun streckt Ask den Intercontinental Championship in die Luft. Die Fans jubeln, da ihnen dieser Schritt, den Ask auf Viggo zugeht, gefallen zu scheint. Ask ist sich zwar noch nicht vollends sicher zu sein, ob er Viggo vertrauen kann, aber zumindest sicher genug für diese letzte Challenge. Die Frage ist nun, wird Viggo annehmen?

Ask senkt den Titel wieder und streckt Viggo die Hand entgegen. Der junge Engländer blickt erst auf die ausgestreckte Hand und dann ins Publikum. Dieses lässt sich nun doch zu Jubel hinreißen, auch wenn dieser größtenteils der versöhnlichen Geste Skógur geschuldet sein dürfte, nicht der Sympathie der Schotten mit Viggo.


Viggo: „Ask…“


Zeitgleich mit der direkten Ansprache hebt Viggo den Kopf und sucht mit seinen Augen das Gesicht Skógurs. Der Intercontinental Champion hält dem Blick stand. Noch hat Viggo nicht eingeschlagen.


Viggo: „…dies ist also meine letzte Herausforderung.“


Ein stummes Nicken von Skógur bestätigt Viggos Worte – die ja ohnehin nicht in Frage standen.


Viggo: „Zumindest magst du es so verkaufen. Als Herausforderung, die ich bestehen muss. Aber ich…ich sehe das anders.“


Hochgezogene Augenbrauen bei Skógur und fragende Gesichter bei den Zuschauern. Was meint Viggo damit? Nach der Andeutung in seinem Satz senkt er das Mikrofon für einen Augenblick, schaut nach links, dann nach rechts. Und letztlich wieder zu Skógur.


Viggo: „Es ist ein Privileg für mich. Eine Bestätigung. Mit dir an der Seite zu kämpfen ist nichts, was ich herausfordernd finde oder was bei mir Anspannung hervorruft. Es ist vielmehr ein Zeichen, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich bin bereit, für die Fehler in meiner Vergangenheit zu büßen und alles zu tun, um den alten Viggo vergessen zu machen. Der Kampf an deiner Seite und dies hier…“


Er deutet mit dem ausgestreckten Finger auf die Hand, die Skógur ihm noch immer entgegenhält.


Viggo: „…sind die Beweisstücke, dass meine Buße richtig war und man mir glaubt. Dass DU mir glaubst. Das macht mich glücklich.“


Der Engländer ergreift die Hand Skógurs und hält sie fest.


Viggo: „Ich freue mich auf den Weg. Auf unseren Kampf.“


Und damit ist es besiegelt. Die Gegner stehen zwar noch nicht, aber das Team von Ask und Viggo ist sich einig, in zwei Wochen werden sie gemeinsam kämpfen und im Falle eines Sieges danach gegeneinander.

Ask löst den Handschlag und wendet sich ab. Er streckt den Titel noch einmal nach oben, wofür er zahlreiche Pops aus den Zuschauerreihen bekommt, bevor er den Ring verlässt und die Stage hinaufläuft. Von dort aus schaut er noch einmal zu Viggo, für den es nun nur noch einen finalen Schritt zu gehen gibt, bevor er seine Chance auf den Intercontinental Championship erhält.



Aiden Rotari: “Ich habe kein Interesse.”


Wir befinden uns in einer Räumlichkeit des Glasgower SECC, das so gut es geht zum Büro umgebaut wurde. Und da sich hier offensichtlich Mühe gegeben wurde, ein nicht nur funktionales, sondern auch angenehmes und eine gewisse Seriosität ausstrahlendes Umfeld zu schaffen, können wir uns denken, wem dieses Zimmer zugewiesen ist: Für niemanden außer Claude “Dynamite” Booker macht man sich diesen Aufwand.

Hinter seinem hübschen Make-Shift-Schreibtisch sitzend, die Arme auf dem Pult gefaltet, die Stirn in Falten gelegt, blickt er mit einem distanzierten, möglicherweise leicht genervten Blick auf den Mann, der ihm gegenübersitzt: Aiden Rotari.

Seine dunkle Kleidung lässt den baldigen No. 1 Contender beinahe im spärlich beleuchteten Hintergrund versinken, als würde er bewusst versuchen, mit der Umgebung zu verschmelzen, um unsichtbar einer jeden Konversation zu lauschen, die für ihn relevante Informationen enthalten könnte. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt und Dynamite fest im Blick, seine Mimik so undeutbar wie eh und je.

Zumindest seine Stimmlage kann man relativ einfach beschreiben: Ruhig, aber bestimmt.


Claude Booker: “Das ist nicht der Maßstab, der für Entscheidungen dieser Art verwendet wird.”


Keiner von beiden lässt den anderen aus den Augen. Rotari hatte sich vor etwa zwei Jahren kurzfristig der zweiten Version des Protokolls angeschlossen, sodass man hier eine gewisse Verbindung vermuten könnte, doch Booker ist selbstverständlich bewusst, dass Aiden sich ihm aus rein selbstsüchtigen Motiven verpflichtet hatte. Wäre es vorteilhaft für Aiden Rotari, sich dem Wrestling-Äquivalent von Al-Qaida anzuschließen, würde er das, ohne zu zögern tun.


Aiden Rotari: “Selbstverständlich. Die Entscheidung liegt letztlich bei Ihnen. Ich hielt es bloß für angemessen, Ihnen mitzuteilen, dass ich keine Anstalten machen werde, die Herausforderung von Renegade anzunehmen.”


Eine Sekunde wartet Rotari. Es kommt keine Zwischen- oder Gegenfrage, also schiebt er etwas nach.


Aiden Rotari: “Und ich wollte wissen, ob Sie gedenken, das Match dennoch anzusetzen.”

Claude Booker: “Ich hatte vermutet, du hättest ein gewisses Interesse an Revanche nach der letzten Show?”


Wir erinnern uns: Renegade hatte Rotari vor dem Match gegen Ask Skogur attackiert. Aiden hatte angekündigt, Ask schlagen zu wollen, um sich so ein zukünftiges Match um den Intercontinental Title zu sichern, aber der Frischling, den er bei Doom’s Night besiegt hatte, machte ich ihm einen Strich durch die Rechnung.


Aiden Rotari: “Gewiss.”


Zustimmend nickt Rotari. Die Art und Weise, wie er Booker dabei nicht einmal für einen winzigen Moment aus den Augen lässt, kann einem schon ein wenig die Kehle zuschnüren. Viele Menschen würden unter dem bedrückenden Gefühl, dass die bloße Anwesenheit Rotaris in einem solch engen Raum verursacht, sicherlich die eine oder andere Schweißperle an ihrer Stirn herunterlaufen fühlen - nicht so der Präsident der GFCW.


Aiden Rotari: “Allerdings ist mein Wunsch nach Rache nicht so groß wie der, GFCW World Champion zu werden.”


Dynamite massiert seine Schläfen, während er weiterhin aufmerksam zuhört. Dieser Typ als World Champion... er hat so einiges mitgemacht. Die GFCW wurde von den verrücktesten Typen angeführt. The End ist mit Sicherheit auch nicht der feuchte Marketing-Traum der Merchandise-Abteilung. Aber Rotari an der Spitze... das wäre so...

...unvorhersehbar?

Rotari würde seine Chance bekommen. Ob gegen Breads oder End... vollkommen abschreiben konnte man diesen Mann nie.


Aiden Rotari: “Ich gewinne nichts dadurch, Renegade erneut zu schlagen. Es ist schließlich nicht so, dass ich durch einen Sieg gegen ihn ein Match um den Intercontinental Title bekommen kann, so wie ich es durch einen Sieg gegen Ask hätte erreichen können. Die Chance auf einen Titel wäre es eventuell wert, eine solche Schlacht mit Renegade zu riskieren.

Doch das steht nicht zur Debatte, wie ich annehme. Mir steht nach dem nächsten Pay-Per-View ein Titelmatch um den World Title zu, vollkommen egal, ob ich gegen Renegade kämpfe oder nicht. Warum sollte ich also meine Gesundheit in einem Kampf riskieren, in dem ich nichts zu gewinnen habe – um mich vor dem Duell mit dem amtierenden World Champion potenziell zu verletzen? Das ergibt wenig Sinn für mich.”


Mit einem Seufzen lehnt sich Dynamite in seinem (etwas bequemeren) Stuhl zurück und schlägt die Hände hinter dem Kopf zusammen. Aus dem Augenwinkel beobachtet er Rotari, der noch immer ohne emotionale Regung dasitzt, die Hände vor der Brust gekreuzt, und auf die Absolution wartet, nicht gegen Renegade antreten zu müssen.


Claude Booker: “Stimmt schon.”


So ganz kann sich Dynamite der Logik von Rotari nicht erwehren. Aus der Sicht von Aiden macht das durchaus Sinn. Allerdings sieht Booker die Dinge aus der Sicht eines Promoters.


Claude Booker: “Du bist der kommende No. 1 Contender. An dieser Tatsache gedenke ich nicht zu rütteln, das hast du dir...”


Das Wort “erschlichen” könnte einem in den Sinn kommen. Dynamite hatte stets eine gewisse Laissez-faire-Attitüde an den Tag gelegt und seine Wrestler mehr oder weniger machen lassen, und das gilt wohl auch für diesen Deal, der hier ausgehandelt wurde. Bloß sich vor dem Pay-Per-View zu drücken... mit ganz so viel möchte Claude Rotari wohl doch nicht davonkommen lassen.


Claude Boker: “...verdient. Du bist einer der größten Stars, den wir momentan haben, und da wir ein Stadion mit knapp 20.000 Menschen füllen wollen, möchte ich, dass du ein Match in London hast. Unsere Riege an großen Namen wurde schließlich vor kurzem... dezimiert.”


Dynamite kann den vorwurfsvollen Ton nicht ganz aus seiner Stimme verbannen, und vielleicht möchte er das auch gar nicht. Rotari zuckt nicht mit der Wimper.


Claude Booker: “Und das Match mit dem meisten Buzz, dass ich für dich im Moment ansetzen kann, ist ein Duell mit Renegade. Dementsprechend würde ich meiner Pflicht als Promoter nicht nachkommen, wenn ich dieses Match für unsere Fans im Vereinigten Königreich NICHT ansetze. Du wirst beim Pay-Per-View antreten, Aiden, und du wirst gegen Renegade antreten.”

Aiden Rotari: “In Ordnung.”


Rotari lenkt überraschend schnell ein. Das überrascht auch Booker, ehe ihm dämmert, dass Aiden wohl nicht damit gerechnet hatte, damit durchzukommen den Pay-Per-View auszusitzen. Aber es zu versuchen konnte ja nicht schaden. Ein kleines bisschen Zorn seitens Booker lässt ihn, ob dieser beinahe dreisten Unternehmung von Rotari die Augen minimal zusammenkneifen.


Aiden Rotari: “Ich schätze, dem kann ich mich nicht erwehren. Ein Singles Match mit Renegade ist also hiermit offiziell und daran ist nichts mehr zu rütteln?”


Claude ist misstrauisch genug gegenüber Rotari, um über diese Worte noch einmal eine Sekunde lang nachzudenken, ehe er reflexartig “Ja” antwortet. Was will...? Oh.

Oh.


Claude Booker: “Renegade hatte nicht von einem Singles Match gesprochen, wenn ich mich recht entsinne.”


Das hatte er nicht. Und das weiß natürlich auch Rotari. Aber erneut gilt: Man sollte es zumindest probieren. Leider gehen Dynamite diese Spielchen mittlerweile etwas gegen den Strich. Mit Semantik- und Rhetorik-Tricks die Wasser einer Wrestling-Promotion zu navigieren war keine vollständig neue Idee, aber Aiden schien gewillt, es bei jeder Gelegenheit auf die Spitze zu treiben.


Aiden Rotari: “Sie sprachen davon, nicht mehr allzu viele Stars zu haben. Können Sie es sich da wirklich erlauben, Ihren kommenden No. 1 Contender und einen Ihrer größten Namen in ein Match zu stecken, in welchem der Gegner bereits angekündigt hat, bleibenden körperlichen Schaden verursachen zu wollen?”

Claude Booker: “Wer ist denn schuld daran, dass wir keinen Antoine Schwanenburg und keinen Alex Ricks für diese Card haben?”

Aiden Rotari: “Spielt das im Moment eine Rolle?”


Es brodelt in Dynamite. Ironischerweise hat Rotari sich mit den Attacken auf Ricks und Schwanenburg selbst unverzichtbarer gemacht, denn nun brauchte man jeden halbwegs großen Namen, den man kriegen konnte. Hinterlistiger, fieser Mistkerl.

Einmal atmet der Präsident der GFCW tief ein und dann aus, ehe er sich nach vorne lehnt. Noch immer rührt Aiden sich nicht. Noch immer sitzt er nur so da und... starrt. Kein Riss in der Rüstung.


Claude Booker: “Du hast Renegade beim letzten Pay-Per-View bereits besiegt. Dein Spot als No. 1 Contender hängt nicht vom Ergebnis dieses Matches ab. Um dem Ganzen etwas Würze zu verleihen und es spannender zu machen, halte ich es für angemessen, Renegade die Stipulation für dieses Duell wählen zu lassen. Angesichts deines Status als... Star... im Duell mit einem Rookie, der heute sein erstes Match gewonnen hat, ist das nur fair.”

Aiden Rotari: “Ob es wirklich so fair ist, dass..?”

Claude Booker: “Genug!”


Mit der flachen Hand schlägt Dynamite auf den Tisch vor sich, sodass ein paar Stifte in die Luft hüpfen, ehe sie klappernd wieder zurückfallen. Zum ersten Mal wendet Aiden den Blick vom Gesicht seines Gegenübers ab und beäugt mit mildem Interesse die fünf Finger, die auf den Schreibtisch eingeschlagen haben, und nun zur Faust geballt sind.


Claude Booker: “Angesichts deiner jüngsten Taten solltest du froh sein, dass deine “Bestrafung” nicht schlimmer ausfällt.”


Einen Moment lang beobachtet Rotari noch die vor Wut zitternde Faust, dann löst er die Verknotung seiner Arme und erhebt sich vom Stuhl. Er weiß, wann es Zeit ist, aufzugeben und sich nicht noch tiefer in die Scheiße zu reiten.


Aiden Rotari: “Gut. Dann darf Renegade also die Stipulation bestimmen. Vielen Dank für Ihre Zeit, Mr. President.



Wir sind im Foyer der Arena hier in Glasgow, und neben den großen Eingangstüren wurde ein provisorischer Stand aufgebaut, bestehend aus einem Klapptisch und ein paar Stühlen. Der Protz und die Muskeltiere sind da, und etliche Fans haben sich tatsächlich eingefunden, um sich mit der hünenhaften Lichtgestalt abbilden zu lassen. Einige Helfer sammeln fleißig das Geld ein, dass die Fans für die Fotos und Autogramme bezahlen. Protz schmunzelt in sich hinein. Er ist jetzt nicht mehr so gut wie nackt sondern hat sich eine enge Jeans übergezogen, sandfarbene Arbeitsschuhe und ein schwarzes Muskelshirt mit tiefem Ausschnitt und Steve Steel-Logo vorne drauf.



Etwas angewidert von der gesamten Szenerie hat sich nun auch eine bekannte GFCW-Größe angestellt. Neben den ein oder anderen zahnlosen SchottInnen gesellt sich auch ein, wenn auch bedeutend weniger muskulöser, Athlet, der durch seine rötlichen Locken im Gesamtbild kaum auffällt. Schottische Wurzeln, wenn auch schon seit Generationen in Kanada lebend, hat schließlich auch die Familie Douglas. Konsterniert brabbelt der ehemalige World Heavyweight Champion irgendetwas despektierliches vor sich hin, ehe denn er sich langsam zum Artist formerly known as Steve Steel (TFKASS) vorarbeitet. Die Kamera zoomt nun stärker auf den Mann, der heute Abend im Main Event steht, aber scheinbar noch immer keinen Partner hat.


Morbeus (brabbelnd): „Wie tief kann ich noch sinken? Bittsteller für einen Menschen zu werden, der nach Babyöl nur so trieft und stinkt?“


Innerhalb des Seilgevierts trafen Ray Douglas und TFKASS erst einmal aufeinander. In einem Three-Way-Dance. Der dritte im Bunde war die Legende Zereo Killer und Morbeus konnte am Ende den Sieg verbuchen. Ansonsten scheinen die beiden Altstars bislang vornehmlich nebeneinander existiert zu haben.



Die anderen Fans scheinen kaum Notiz von Morbeus zu nehmen, oder trauen sich nicht den offenkundig schlecht gelaunten Kanadier anzusprechen… nun aber ist Morbeus gleich an der Reihe.


DP: „Sooo, wer ist das nächste Muskeltier, das den ultimativen Ritterschlag erhält, hä?! Wer macht sich krass, einfach allein schon dadurch, Steve Steel zu treffen, DEN PROTZ! Hehe...“

Morbeus: „Lass mal stecken mit nem Foto oder so, Großer. Aber klar ich kann die Leute verstehen: wer will sich nicht mal mit nem Freak fotografieren lassen?! Wusste gar nicht, dass es möglich ist NOCH mehr Muskeln aufzubauen. Und das in deinem Alter. Aber gut, bei jedem kickt die Midlife-Crisis anders. Ich hab wieder angefangen zu saufen. Ist aber überwunden. Hauptsache DU kannst vor Kraft noch laufen… STEEL?!“


Steel grübelt kurz, so als wüsste er gar nicht, wer es da gerade wagt, ihn von der Seite anzusprechen. Wobei, von der Seite ist es ja gar nicht, Morbeus hat artig gewartet, bis er an der Reihe war.


Der Protz: „Ach, du bist es... Morbeus. Und ich dachte schon, du wärst Grundschüler oder sowas, hehe, so schmächtig wie du bist. Aber egal. Den sogenanntes Comeback in der letzetn Show habe ich mir angeschaut. Jämmerlich. Das war keine Rückkehr. DAS HEUTE HIER war eine Rückkehr. Eine, die den Namen auch verdient. Und überhaupt: Du glaubst also, mir die Show stehlen zu können, hä?! Wer will den bitte Morbeus sehen, wenn er Steve Steel, wenn er DEN PROTZ sehen und vergöttern kann?!“


Steve Steel redet sich langsam, aber sicher mal wieder in Rage. So kennen und lieben wir ihn, die Halsschlagader tritt schon beängstigend hervor.


Morbeus: „Du hast es vermutlich schon mitbekommen. Ich suche einen Tag Team Partner. Die alten Arschgeigen von TnB wollen mir gleich die Hölle heiß machen. Wie ich die beiden Stinker hasse. Früher habe ich hier Stables angeführt in dieser Liga, aber alle Brücken sind abgebrannt. Ich bin auch sonst schon auf Werbungstour gegangen… und was hat es gebracht? Ich stehe in der Schlange für ein Foto mit Steve Steel…“

DP: „Pah, als ob du ein Foto bekommen würdest, vergiss es! Nur Muskeltiere verdienen ein Foto mit ihrem PROTZ, und du bist keines. Die würde mal eine Session im neuen ULTIMATE SUNBANK 7000deluxe Superspritzer special edition gut zu Gesicht stehen, aber auch das kannst du vergessen! Kauf dir lieber mal meine neue Fitness-DVD, die bald rauskommt, für 73,05 Euro überall da wo es DVDs gibt. Vielleicht kriegst du dann auch mal ein paar Muskeln!“

Morbeus: „Mir fällt es nicht besonders leicht, dass über die Lippen zu bringen. Aber ich will hier verdammt nochmal GOLD gewinnen. World Tag Team Champion werden. Das geht bekanntlich nicht allein. Daher suche ich jemanden, der hungrig nach Titeln ist. Der mal ein GEWINNER sein möchte! Der resilient ist und Leute umhauen kann. Der sich schon bewiesen hat in dieser Liga. Und der weiß, wie dieses Geschäft funktioniert. Daher, mein öliger Freund die Frage: Treffen diese Eigenschaften auf dich zu?“

Der Protz: „Was zum...?! Wie kommst du nur auf die Idee, dass ich dein Partner sein werde? Dass ich überhaupt der Partner von irgendjemandem sein werde?! Ich brauche keine Partner, um Erfolg zu haben. Ich werde jeden einzelnen Wrestler hier in der GFCW zermalmen, und weißt du was, mit dir fange ich an! Glaubt einfach, mir das Spotlight streitig machen zu können, Unverschämtheit! Ich hoffe nur, dass TnB von dir und deinem Partner, so du denn noch einen finden solltest, überhaupt etwas übrig lassen werden, aber falls ja, dann gebe ich dir den Rest!“


Morbeus hält kurz inne und schaut etwas herabwürdigend, aber auch verschmitzt lächelnd sein Gegenüber an.


Morbeus: „Ja, ja. Weil du alleine so erfolgreich warst, bist du schon drölf mal World Champion geworden. Deine Antwort ist klar, Steel. Und es ist wohl auch besser so. Wir passen wohl kaum zusammen. Aber falls du es dir anders überlegst…“


Sagte er und beendete den Satz nicht mehr. Ray Douglas verlässt dann etwas abrupt die Szenerie. Wieder einmal hat er sich eine weitere Absage eingehandelt. Wird er für das heutige Match überhaupt noch einen Partner finden können?



Die Szene fadet aus und man sieht noch, wie Steve den nächsten Fan in Empfang nimmt und ihm für ein Foto den Arm um die Schulter legt, bevor das Bild schwarz wird.



Tammy: „Willkommen zurück.“


Wie schon zuvor an diesem Abend empfängt uns Tammy vor der „Interview-Wand“ der GFCW. Vorhin war es Robert Breads, der der Interviewerin Rede und Antwort gestanden hat. Der Hauptherausforderer auf den GFCW World Title bei Heir to the Throne. Jetzt sind es, passenderweise, der GFCW World Champion selbst, The End und sein Manager, James Corleone.

Es ist schon immer auffällig gewesen, die Dynamik rund um Corleone und The End zu verstehen und zu analysieren, was an Körpersprache, Mimik und Gestik rund herum um das passiert, was eigentlich gesagt wird. Es war immer interessant zu lesen, was zwischen den Zeilen geschrieben steht, aber gerade heute, ist das sogar noch mal um einiges interessanter. Abgesehen von dem „Deal“, den Aiden Rotari mit James Corleone vor zwei Wochen abgeschlossen hat, hat Robert Breads heute weitere Vorwürfe in den Raum gestellt: was, wenn Corleone End nicht mehr braucht?

Wie wirken End und Corleone also heute? Distanzierter als sonst? Brodelt es bei den Beiden mehr als bisher schon? So richtig zu erkennen ist das nicht, es wirkt, als würden die Beiden, was auch immer es potenziell für Probleme geben könnte, allen Anschein waren wollen, dass es keine gibt. Sie wollen sich nicht verraten und nichts anderes würde man auch von ihnen erwarten.


Tammy: „End, Mister Corleone, vielen Dank für ihre Zeit. Ich möchte mit einer einfachen und simplen Frage beginnen: wie ist die Lage? Vor allem, nachdem was mit Aiden Rotari in der vergangenen Show geschehen ist und was Robert Breads heute gesagt hat.“


Grundsätzlich mag die Frage tatsächlich einfach und simpel sein und dennoch ist sie so schwierig, denn ganz so einfach und simpel ist die Lage, in der sich End und Corleone befinden nicht zu erklären. So richtig weiß man wohl nicht, wie es geschehen ist, aber irgendwie haben es Robert Breads und Aiden Rotari bereits geschafft, das Gespann zwischen End und Corleone verhältnismäßig stark unter Druck zu setzen.

Nach einer kurzen Zeit der Ruhe ist es schließlich James Corleone, der das Wort ergreift.


James Corleone: „Die Lage ist folgendermaßen. Wir haben einen Gegner, namens Robert Breads, der seinen Status als Legende zurecht trägt und richtigerweise als einer der besten Wrestler bezeichnet werden kann, den die GFCW je gesehen hat. Und das nicht nur im Ring, die psychologische Kriegsführung außerhalb des eigentlichen Matches, an derer er sich heute bereits bedient hat, scheint er auch bestens zu beherrschen. Außerdem haben wir einen Gegner, namens Aiden Rotari, der sich einen Moment meiner Unaufmerksamkeit zu Nutze gemacht hat, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Wir haben offene Fragen, die im Raum stehen und die Möglichkeit eröffnen Zweifel an mir und meinen Fähigkeiten zu hegen. Wir haben Diskrepanzen und Schwierigkeiten, die so leicht nicht zu beseitigen sind. Kurz und offen gesagt, die Lage ist nicht einfach.“


Während Corleone spricht, hält End den Titel fest an sich gedrückt und beobachtet seinen Manager aufs Genauste, als würde er jedes einzelne Wort analysieren und auf doppelten Boden überprüfen wollen. Wie viele Gespräche gab es wohl zwischen den Beiden, seit der vergangenen Show?

Auf jeden Fall ist das die Lage, wie wird sich Corleone nun dazu äußern?


James Corleone: „Aber wäre die Lage einfach, dann würden wir hier nicht um den höchsten Preis der GFCW antreten. Seit dem Moment, als The End den GFCW World Championship gewonnen hat, war uns bewusst, dass wir fortan gegen andere Kaliber antreten werden als noch zuvor. Gegen diese Kaliber bedarf es Arbeit zu investieren, keine Schwäche zu zeigen und einen klaren Verstand zu bewahren. Robert Breads ist ein solches Kaliber. Er ist nicht nur ein phänomenaler Wrestler, sondern wie wir gehört und gesehen haben auch ein hervorragender Taktiker. Ein Stratege, der anders als noch Zereo Killer an dieses Match herangehen wird.“


offensichtlich gar nicht. Er benennt die Probleme zwar, umschifft sie aber so gut er kann, ohne sich dazu äußern zu müssen.

End hält sich nach wie vor zurück. Corleone denkt dabei nicht mal daran, sich umzudrehen. Vielmehr antizipiert er das Vertrauen, dass End ihm wohl schenken muss und setzt seine Ansage dadurch gestärkt fort.


James Corleone: „Ihm muss man es nicht sagen, ihm ist es bewusst, dass er die beste Version seiner selbst sein muss, wenn er eine Chance haben will und offenbar, sieht er diese Chance nur darin, wenn er gegen eine geschwächte Version von The End antritt.“

Tammy: „Was meinen sie damit?“


Corleone scheint bei Robert Breads abgeguckt zu haben und will wohl selbst, dass man ihm die Informationen aus der Nase zieht. Was der Kanadier kann, kann der Sizilianer schon lange.


James Corleone: „Vielleicht mag es seine Verletzung sein und die Unsicherheit, ob die Ärzte Recht behalten und er wirklich wieder fit ist, zum Zeitpunkt des Matches oder aber es ist das Alter, dass ihn zweifeln lässt. Was auch immer, aber es ist offensichtlich, dass Robert Breads versucht The End zu manipulieren und einen Keil zwischen ihn und mich zu treiben. Darauf haben sie ihn sogar selbst angesprochen. Er sagt zwar, er wolle Ends volle Aufmerksamkeit, aber wie kann er sich derer sicher sein, wenn The End seinen eigenen Manager hinterfragen muss?

was er nicht tun müsste, wenn Mister Breads ihm nicht den Anlass dazu gegeben hätte.“


Eine Aussage der Kategorie: ist es wirklich das, was The End denkt oder hofft Corleone das nur? Und trotzdem bleibt End nach wie vor erstmal ruhig. Es wirkt sogar, erkennbar an einer minimalen Beugung der Mundwinkel nach oben, als würde End die Richtung gefallen, in die Corleone das Gespräch lenkt.


James Corleone: „Darf ich ihnen nun eine Frage stellen?“


Tammy schaut verwundert, denn offensichtlich ist sie damit gemeint.


Tammy: „Also, ehm… ja, natürlich.“

James Corleone: „Wann hat The End das letzte Mal meine Hilfe benötigt um ein Match zu gewinnen?“


Tammy verstummt. Ihr fällt auf Anhieb keine Antwort ein, aber es ist auch nicht so, als würde sie überhaupt überlegen wollen, denn sie und generell kaum jemand würde wohl Ends Unabhängigkeit in Frage stellen.


James Corleone: „Ein betretenes Schweigen, das ist die richtige Antwort. The End braucht mich nicht. Wir wissen das, sie wissen das, Robert Breads weiß das. Aber, wenn wir das nun alle wissen, warum dann überhaupt den Keil zwischen uns treiben? Ob ich an der Seite von The End stehe oder nicht, ist egal. Er wird dieses Match ohnehin allein bestreiten, komme was da wolle. Aber auch nur den kleinsten Funken von Uneinigkeiten zu entzünden und einen Hauch von Zwist zu sähen, könnte in einem lodernden Feuer von Misstrauen und einem tobenden Orkan von Streit enden. Dann wäre The Ends Verstand nicht mehr klar und dann wäre das die schwächste Version von The End.“

Tammy: „Also wollen sie damit sagen, dass Robert sprichwörtlich schlafende Hunde weckt, um für ein Problem und einen Disput bei ihnen Beiden zu sorgen, das eigentlich gar nicht da ist? Demnach ist an seinen Vermutungen, dass sie sich von The End abwenden würden, wenn sie eine lukrativere Option sehen, nichts dran? Er streut die Vorwürfe nur um sie Beide voneinander zu entfremden?

Allerdings hat er doch genau das Gegenteil gefordert. Er will den besten End besiegen, ohne, dass es Einwände gibt, die ihm seinen potenziellen Sieg streitig machen könnten.“


Wie auch schon im Gespräch mit Robert bleibt Tammy investigativ und kritisch. Bei Corleone kann man eine Spur Verwunderung erkennen, über ihre forsche Art, aber er lässt sich nicht aus dem Konzept bringen. Und auch The End schluckt die Spitzen herunter, die sich in der Frage verstecken.


James Corleone: „Ich bitte sie. Das ist das, was Robert sagt, aber nicht das, was Robert meint. Er will The End manipulieren, das sagte ich bereits. Und die Art und Weise, wie er das versucht, ist fast schon tölpelhaft und inkonsequent. Er betont wieder und wieder, dass ich nur die ‚Dienstmagd‘, der ‚Laufbursche‘ von The End sei, dass es noch Aldo Nero oder andere Optionen gäbe, mit mehr Potential, derer ich mich annehmen wollen würde. Er will mich als Schwäche, als Ablenkung darstellen. Gleichzeitig deutet er aber an, ich wäre eine Gefahr für The End. DIE Gefahr, die all seine Schwachstellen kennt. Er will unsere Beziehung sabotieren und dafür sorgen, dass The End sich von mir löst, bevor ich mich von ihm lösen könnte...

All das zeigt, dass es Robert Breads eben nicht um ‚die beste Version‘ von The End geht, sondern um EINE Version von The End, die er schlagen kann.

Wenn er tatsächlich gegen die beste Version von ihm antreten wollte, dann wäre er einfach gegen ihn angetreten. Denn der The End, der keinerlei Zweifel an mir oder unserer Beziehung hat, war es, der die GFCW im letzten Jahr bestimmt hat, wie kein anderer.“

The End: „Aber was, wenn er damit Recht hat?“


Auf einmal meldet sich der World Champion aus dem Hintergrund. Leicht schockiert dreht sich Corleone nun doch zu seinem Schützling. Tammy ist sofort zur Stelle, tritt einen Schritt herum und hält nun auch dem World Champ das Mikrofon bereit. Fast schon provokant setzt End an.


The End: „Vielleicht sollte ich das tun. Vielleicht sollte ich mich deiner entledigen, bevor du es bist, der mich hintergeht.“


Wie schon vor zwei Wochen wirkt Corleone leicht sprachlos, aber diesmal vielmehr, weil End ihn hier zu überrumpeln scheint. Das wiederum lässt vermuten, dass es doch Gespräche und Planungen hinter den Kulissen gab, was hier jetzt gesagt werden soll und dass das DAS hier nicht zum Plan dazu gehören würde.

Hat Roberts Plan also vielleicht doch funktioniert? So viel zu „tölpelhaft“ und „inkonsequent“…


The End: „Du willst also sagen, dass alles, was Robert sagt, nur zur Manipulation dienen würde? Aber antworte doch einfach mal auf die Frage und rede nicht ständig drum herum. Was ist, wenn du mich nicht mehr brauchst. Was, wenn ich den Titel verlieren WÜRDE?“


Es wirkt, als wäre diese Situation bewusst von The End herbeigeführt wurden. Er wollte Corleone kalt erwischen, damit dieser ehrlich antworten muss. End hat Corleone damit in eine ähnliche Situation gebracht, wie Aiden Rotari vor zwei Wochen. Jetzt weiß er, dass Corleone sich nichts überlegt haben kann. Das ist das Terrain, in dem er Fehler machen kann.

und Corleone erkennt das. Wieder wurde er in eine Falle gelockt. Er richtet sich nun vollständig an The End.


James Corleone: „Dann gehe ich mit dir unter.“


Also, entweder ist Corleone hier von 0 auf 100 in seinen Manipulationsmodus gesprungen oder aber er meint das tatsächlich ernst. Es wirkt zweifellos so, als würde er diese Worte so meinen, wie er sie sagt.

Er erkennt, dass es sich hierbei nicht wirklich um eine Falle handelt, sondern um eine Bewährungsprobe. Nun denn, wird er sie bestehen?


James Corleone: „Ohne dich, habe auch ich keine Funktion. Ich habe viele Talente gescoutet und niemanden gefunden. Ich habe jahrelang versucht etwas aus Aldo zu machen, ohne Erfolg. Aus allen möglichen Optionen, die sich mir jemals geboten haben, gab es stets nur eine richtige. Dich. Und für dich habe ich mich nicht entschieden, weil es gar keine Alternativen gab. Meine Bestimmung ist es, dir zum Erfolg zu verhelfen und deinen Erfolg zu sichern, wenn mir das nicht oder nicht mehr gelingt, dann habe ich versagt.“


Corleones Worte wirken ehrlich. Das kann an seinem hervorragenden Schauspieltalent liegen oder aber daran, dass sie auch wirklich ehrlich gemeint sind.


James Corleone: „Dich zu begleiten… damit bin ich eine Verpflichtung eingegangen. Einen „Alles oder Nichts“-Deal. Wenn du gewinnst, dann gewinne auch ich. Wenn du scheiterst, so scheitere auch ich. So war es immer. Es gibt keinen Plan B. Den gab es nie. Keinen der gut genug ist, wie du. Und erst recht nicht Aldo, aber den sind wir ohnehin los, der hat sich zu meinem Bruder verzogen, was auch immer er da hofft zu finden.

DU bist mein Vermächtnis und mit DIR werde ich stehen und fallen.

Also werde ich dich immer brauchen.“


Neben den nützlichen Informationen über die Person, bei der sich Aldo Nero aufhält, wie wir es in der letzten Show gesehen haben, die hier beiläufig mit erwähnt wurden, wird wieder einmal deutlich, dass Corleone The End tatsächlich genauso sehr braucht, wie End Corleone. Vielleicht sogar noch viel mehr. Ob sich Corleone das nun eingestehen will oder nicht.

Stimmt diese Antwort The End nun aber zufrieden? Das ist, nach wie vor, schwierig zu beurteilen. Aber fürs Erste scheint ihm das erstmal zu reichen. Langsam wendet sich End nun von Corleone ab und schaut zu Tammy und dann direkt zur Kamera.


The End: „Da siehst du es, Robert. Du kannst zwar versuchen mich von Mister Corleone zu trennen, aber diese Psychospiele werden dir nicht dabei helfen, mich zu schwächen. Du willst die beste Version meiner selbst?“


Jetzt dreht sich End nochmal halb zu Corleone ein, dann aber direkt wieder vor zur Kamera. Der wiederum scheint weitestgehend zufrieden damit zu sein, dass er seinen Hals mal wieder aus der Schlinge ziehen konnte. Er hat hier nichts mehr zu sagen oder sonst wie hinzuzufügen und deshalb tritt er in den Hintergrund.


The End: „Ich glaube dir. Auch trotz dieser Nummer hier. Und die wirst du bekommen. Ich hoffe allerdings, dass du den Anstand hast mir die gleichen Voraussetzungen zu liefern, wie du sie von mir verlangst. Keine Ausreden, Robert. Schieb es nicht auf die Schulter, wenn ich dich besiege und verstecke dich nicht hinter diesen Kopfspielchen.

Du sagst ich sei ein würdiger Champion? Du bist ein würdiger Herausforderer, deshalb habe ich dich auch herausgefordert. Aber, vor allem bist du eins: das nächste Opfer von The End. Wir sehen uns in zwei Wochen.“



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Die Show neigt sich dem Ende entgegen und mit ihr auch das kurze Wiederaufflammen der Karriere von Timo Schiller. Das Eigengewächs der GFCW ist frisch geduscht und dabei, seine Ringkleidung in einer Sporttasche zu verstauen. Achtlos knüllt er die Hose zusammen und begräbt sie unter den Schuhen, einer Trinkflasche und den Kneepads – sieht nicht so aus, als würde er sie bald noch einmal brauchen. Er war hier, hat gekämpft, hat alles gegeben und am Ende hat er verloren, nun regiert Totengräberstimmung die Gedankenwelt des Dortmunders. Timo lässt die Schultern hängen, wuschelt sich durch das nasse Haar und seufzt.

Da klopft es an der Tür.


Timo Schiller: „Ja?“


Die Klinke wird heruntergedrückt und mit leisen, eleganten Schritten tritt Tammy in den Locker Room. Auch nach mehr als einer Dekade in Diensten der Liga wirkt die junggebliebene Reporterin euphorisch, wenn sie ihrem Job nachgehen kann. Doch selbige Euphorie sucht sie im Blick ihres Gegenüber vergeblich. Schiller blickt sie nur mit einem gezwungenen Lächeln an und schüttelt dann mit dem Kopf.


Timo Schiller: „Sorry, Tammy. Kein Interview jetzt, bitte. Bin nicht in der Stimmung.“


Auch wenn er versucht, höflich zu bleiben, blickt Schiller Tammy an, als erwarte er, dass sie sich sofort auf dem Absatz herumdreht und von dannen zieht. Doch das geschieht nicht. Stattdessen wird, zu Timos Irritation, Tammys Grinsen nur noch breiter.


Tammy: „Keine Angst, Timo. Ich bin nicht als Interviewerin hier und so kurz vor dem Main Event hat die Regie ohnehin andere Pläne. Aber ich habe was für dich.“


Begleitet von einem fragenden Ausdruck in Timos Gesicht greift Tammy in die Innentasche ihres Blazers und holt einen festen, mattweißen Umschlag hervor.


Timo Schiller: „Was ist das?“

Tammy: „Eine Einladung ins The Den. In London.“


Schiller nimmt den Umschlag entgegen, faltet den innenliegenden Brief jedoch nicht auf. Lässt ihn nur nachdenklich von einer Hand in die andere gleiten.


Timo Schiller: „Cool, FC Milwall. Eine echte Kulttruppe.”


Tadelnd verdreht Tammy die Augen – wenn auch auf spielerische Weise. Sie tippt mit ihrem Finger auf den Umschlag, auf dem das Logo der GFCW aufgedruckt ist.


Tammy: „Nicht zum Fußball. Zu Heir To The Throne. Der krönende Abschluss unserer Tournee.“


Im ersten Augenblick schleicht sich ein Lächeln auf die Lippen Schillers. Das ist wirklich eine nette Geste. Aber dann gewinnt die Bitterkeit über seine Niederlage wieder die Oberhand und er blickt traurig auf den Umschlag und dann zu Boden.


Timo Schiller: „Oh, das ist…naja, schon cool. Dann kann ich mir angucken, wie die Anderen kämpfen.“

Tammy: „Könntest du. Oder du öffnest endlich den beiliegenden Brief.“

Timo Schiller: „Hä?“


Ein zweites Mal tippt Tammy an diesem Abend auf dem Umschlag. Unter dem Logo der GFCW ist das Wort „OFFICE“ in schwarzen Großbuchstaben aufgedruckt. Weil Schiller immer noch nicht reagiert, faltet Tammy nun selbst den Brief auf und hält ihn Timo hin. Er sieht nach einem formellen Anschreiben aus.


Tammy: „Also, Timo: Sieht aus, als ob deine beherzte Leistung heute einigen Leuten gefallen hat und sie dich noch einmal testen wollen. Vor 20.000 Leuten in London.“


Mit offenen, funkelnden Augen und einem Mund, der sich nicht mehr schließen lässt, starrt Schiller Tammy an. Seine Hand umfasst verkrampft die Holzbank unter ihm.


Tammy: „Du kannst nun entscheiden: Entweder du bist einer von diesen 20.000 Zuschauern und machst dir einfach einen schönen Tag als Fan. Oder du packst deine Ringsachen ein und nimmst die Chance wahr.“

Timo Schiller: „Bin dabei!“


Innerhalb von Sekunden hat sich die Stimmung des Dortmunders so verändert, dass er nun wie ein aufgeregtes Kind nicht mehr still sitzen bleiben kann und von der Bank aufspringt. Er sieht aus, als wolle er Tammy umarmen.


Timo Schiller: „Das wird unglaublich!“


Er macht eine Siegerfaust, dreht sich in der Bewegung um und zieht seine Wrestlinghose wieder aus der Tasche hervor. Breitet sie auf der Bank aus, streicht sie glatt und faltet sie dnan sorgfältig zusammen, ehe er sie ein zweites Mal verstaut. All das geschieht, während er jungenhaft grinst.

Dann fällt ihm etwas ein.


Timo Schiller: „Ähm…wer ist mein Gegner?“


Seine Augen suchen die von Tammy. Während sich die Reporterin bis eben ehrlich mitgefreut hat, wird ihr Lächeln nun etwas verkniffener. Als müsse sie eine schlechte Nachricht überbringen.“


Tammy: „Wenn du die GFCW 2024 verfolgt hast, wirst du ihn kennen…“


Sie dreht sich halb herum und greift nach der Klinke der Tür. Druckst herum, ehe sie weiterspricht.


Tammy: „…ein Grund, dass wir den Kampf schon heute spontan festlegen mussten und nicht gewartet haben, ist ein spezieller Wunsch von ihm.“


Eine Andeutung, mit der Schiller überhaupt nichts anfangen kann. Er steht einfach fragend da.


Tammy: „Er will jeden Kampf Wochen im Voraus wissen. Sonst reist er nicht an.“


Sie öffnet die Tür und tritt heraus. Im Weggehen fährt sie fort.


Tammy: „Wir haben dazu vor zwei Wochen einen eindeutigen Brief bekommen. Viel Glück, Timo. Du wirst es brauchen.“


Tag Team-Handicap Match:

T'n'B (Tha Bomb & Titan) vs. Morbeus & ???

Referee: Mike Kontrak

Pete: Kommen wir nun zu unserem Main Event des Abends.

Sven: Wobei ich nicht nachvollziehen kann wieso die alten Säcke im Main Event stehen dürfen.

Pete: Da siehst du mal wie es allen anderen mit dir geht.

Sven: Was soll das denn heißen??!?

Pete: Na ja Sven…lassen wir das mal so stehen.

Sven: Anscheinend gibt es aber noch etwas Interessantes zu sehen.

Pete: Genau Sven.


Auf dem Titantron sind Szene aus dem Backstage Bereich zu sehen. McMüll steht vor der Kamera. Im Hintergrund tobt immer noch ein kleines Kuddelmuddel aus mehreren Personen die wild durcheinanderlaufen und versuchen für Ordnung zu sorgen.


McMüll: Unfassbare Bilder die sich hier gerade abgespielt haben. Das ultimative VIP-Fan Meet and Greet mit Steve Steel endete im absoluten Chaos. Eine wundervolle Geste des Bronzed Adonis das bis zu den letzten Gästen eine tolle Veranstaltung war endete in einer massiven Keilerei als T´n´B sich als letzte VIP Gäste ein Termin besorgt haben.


Wir sehen im Hintergrund den Bronzed Adonis Steve Steel aufgeregt mit den Offiziellen der GFCW diskutieren. Er wirkt ziemlich angefressen.


McMüll: Man hat direkt gesehen das Tha Bomb keineswegs daran interessiert war die Sache ernst zu meinen und es entwickelte sich recht schnell eine lautstarke Diskussion in der Titan handgreiflich wurde. Natürlich gab es eine Brawl der dann durch das umstehende Personal unterbrochen wurde. Immer wieder jedoch schwelte der Brand erneut auf und erst nach mehrminütiger Aktion und Reaktion konnten die Kontrahenten getrennt werden.


Pete: Da scheint ja ne Menge losgewesen zu sein.

Sven: Die beiden konnten sich noch nie benehmen.

Pete: Da hast du leider Recht Sven.

Sven: Deswegen weiß ich auch nicht wie man die gut finden kann.


Nachdem das Logo der GFCW auf den Titantron zurückkehrte erklingt auch schon die Einlaufmusik von T´n`B.



Viele der Fans stehen und feiern ihre alten Idole. Das jüngere Publikum jedoch quittiert das Einlaufen der Altstars mit Buhrufen und Abneigung. Tha Bomb und Titan genießen die Ihnen entgegen gebrachter Liebe und interagieren mit den Fans. Denen die Ihnen wohlgesonnen sind und auch denen die Ihnen kritisch gegenüberstehen.


Pete: Ich finde es einerseits lustig…andererseits aber auch respektlos…

Sven: Was Pete?

Pete: Na schau doch mal was sie tragen.


Tha Bomb trägt ein Fan Shirt von Morbeus. Titan dagegen wandert mit einer lebensgroßen Pappfigur von Steve Steel die Rampe herunter. Der Kopf nach hinten abgeknickt. Wohlmöglich einer Folge des Brawls beim Meet & Greet. Im Ring angekommen posieren sie mit IHREN Gürteln und machen immer wieder die Geste das ihre Münder heute verschlossen sind.


Pete: Was soll das bedeuten Sven?

Sven: Na ja. Gehört haben wir sie heute noch nicht. Vielleicht verschonen Sie uns heute einfach mal mit ihren langweiligen Geschichten.

Pete: Oder sie sind des Redens überdrüssig und wollen Taten folgen lassen.

Sven: Man muss ja auch nicht jede Show das gleiche sagen.

Pete: Immerhin scheint es heute mal wieder um ein paar Gürtel zu gehen.






Ray Douglas schreitet aus dem Entrance, die Reaktionen sind aber sehr geteilt. Zumindest polarisiert er weiter, auch wenn er wie ein kleines Opferlamm nun ganz ohne Partner dasteht. Morbeus trägt heute Oberkörperfrei, sein Teint ist nach wie vor etwas bleich. Seine rötlichen Locken hat er stramm nach hinten gekämmt und mit Gel angereichert. Natürlich trägt er seine grünen Wrestlingboots mit dem weißem M drauf. Seine abgerissene Jeansshorts komplettieren seinen Look. Ray Douglas scheint entschlossen dieses Wagnis einzugehen. Ein Handicap-Match zu gewinnen, schaffen sicherlich nur die ganz Großen.

Am Ring angekommen macht er auf dem Apron dann seine altbewährten Trademark-Bewegungen. Der Spaß kann beginnen.


Nachdem Morbeus sich kampfbereit gemacht hat überreichen Tha Bomb und Titan dem Referee ihre Gürtel. Mike Kontrak schaut die beiden Kopfschüttelnd an als er die Gürtel entgegennimmt. Tha Bomb redet jedoch eindringlich auf ihn ein sodass Mike Kontrak irgendwann nur ratlos mit den Schultern zuckt und andeutet das es heute um DIESE Gürtel gehen wird.


Pete: Ich glaube die beiden werden langsam etwas merkwürdig im Kopf.

Sven: Das war schon immer so.

Pete: Viel wichtiger ist aber das es den Anschein hat das Morbeus alleine gegen T`n`B antreten wird. Zumindest tut sich da nichts mehr.


Mike Kontrak übergibt die Gürtel dem Zeitnehmer und läutet das Match an. Morbeus tritt zuerst gegen Titan in den Ring. Es gibt kein langes abtasten und Morbeus sucht direkt den Weg nach vorne. Gegen den körperlich stärkeren Titan lässt er all seine Erfahrung und Technik aufblitzen um seinen Gegenüber in Schach zu halten. Er drängt Titan mit einer Serie von Schlägen und Tritten in die Ringecke und befördert diesen dann mit einem Belly to Belly in die Ringmitte. Sofort setzt er nach und hält Titan mit einem Leg Lock am Boden.


Pete: Der Rückkehrer will es wissen.

Sven: Angriff ist die beste Verteidigung.

Pete: Gerade wenn er alleine gegen zwei ist.

Sven: Erfahren genug ist der alte Heavyweight Champion aber um das Match taktisch klug anzugehen.



15 Minuten später….


Pete: Meine Damen und Herren wir entschuldigen uns für das technische Problem.

Sven: Wie die Leitung uns gerade informiert hat gab es beim TV Sender ein technisches Problem.

Pete: Zusammenfassend ist zu sagen das es bis dato ein ausgeglichenes Match war.

Sven: Morbeus hat alles reingeworfen und gut gegen die Übermacht der ehemaligen Tag Team Champions gegengehalten. Jetzt sieht man das das Handicap sich körperlich bezahlt macht. Tha Bomb und Titan sind ausgeruhter da sie ständig wechseln konnten.


Titan hat Morbeus mit einer mächtigen Clotheline zu Boden gebracht und bringt nun das Publikum nochmal zum Kochen.


Pete: Es scheint so als ob es dem Ende entgegen geht. Doch nicht alle Fans finden das gut wie T`n`B mit Morbeus umspringen.

Sven: Ja Morbeus scheint jetzt dem Match Tribut zu zollen. Er ist platt.


Titan wechselt nochmal mit Tha Bomb welcher sich in den Ring pellt. Zusammen hieven sie Morbeus auf die Beine der benommen in der Ringmitte steht. Mit einem wuchtigen Whip In geht es in die Ringseile. Tha Bomb geht hinterher während Titan entgegengesetzt läuft. In der Ringmitte trifft Morbeus mit seinem Gesicht auf den ausgestreckten Fuß von Titan während er von hinten eine brachiale Lariat from da Hölle einstecken muss. Sofort das Cover von Tha Bomb.


Pete: Das wars.


ONEEEE

TWOOOOO

THREEEEEE


Sieger des Matches durch Pinfall: T`n`B


Tha Bomb und Titan klatschen ab und lassen sich von den Fans feiern bzw ausbuhen.


Pete: Am Ende verdient. Aber nachdem Morbeus hier 15 Minuten gegen 2 Mann kämpfen musste ist das auch keine Schande für den Rückkehrer.

Sven: Und es sind ja nicht irgendwelche Jobber gegen die er gekämpft hat.


Tha Bomb lässt sich die Gürtel überreichen und feiert sich und seinen Partner. Nach einem kurzem Pläuschchen gehen beiden auf dem am Boden liegenden Morbeus los. Nach ein paar Tritten packt sich Titan dem Unterlegenem und würgt ihn mit dem Gürtel in einem Camel Clutch in der Mitte des Ringes. Mike Kontrak wird versucht zu intervenieren wird jedoch von Tha Bomb aus dem Ring befördert. Immer wieder spricht Tha Bomb auf Morbeus ein und deutet auf die Gürtel und dass sie in den Besitz von T´n´B gelangen werden.


Pete: „Was zum…?!“


Heroische Musik ertönt und der Titantron fängt an zu blitzen und zu donnern. Und dann kommt der Protz rausgestürmt und rennt zum Seilgeviert, so schnell, wie eben ein fünfzigjähriger 2 Meter-Koloss mit aufgepumpten Muskeln rennen kann, was mehr ein Humpeln als ein Rennen ist. Aber egal, irgendwann kommt er an und slidet überraschend behände ins Geviert, wobei er fast unter dem untersten Ringseil stecken bleibt. Auch Bomb und Titan sind noch komplett perplex, als Steel auf sie losstürmt und sie mit Schlagsalven eindeckt.


BAM

BAM


BA-BAM


Im Stakkato drischt der Glatzkopf auf TnB ein, doch langsam fangen die beiden sich und leisten nun Widerstand. Steve Steel hält kurz inne, um einmal durchzuatmen. Das nutzen TnB und stürmen nun ihrerseits auf den Muskelberg los…



DOUBLE CROOKED ARM LARIAT!!!



Sven: „Der Protz streckt beide Member von TnB nieder!“


Zuerst rappelt sich Tha Bomb wieder auf, aber Steel erwartet ihn schon und packt ihn am Hals.


CHOKESLAM!!!


Krachend geht Tha Bomb zu Boden und rollt sich aus dem Ring. Dann kommt Titan wieder hoch…


CHOKESLAM!!!


Pete: „Krass, Steve Steel verpasst Tha Bomb und Titan Chokeslams aus der Hölle!“


Auch Titan rollt sich aus dem Ring raus, so dass Steel nun triumphierend dasteht und jetzt den geschundenen Morbeus in den Blick nimmt. Für einige Augenblicke steht er einfach nur da und schaut auf Morbeus herab. Und dann… steigt er durchs Seil und macht sich auf den Weg backstage.


Pete: „Was ist hier los, Sven? Steve Steel kommt raus, um Morbeus zu helfen. Und verschwindet dann wieder?“

Sven: „Na ja, er hat ihm ja geholfen, Tha Bomb und Titan sind außer Gefecht. Steel hat sicher keine Ambitionen, mit Morbeus gemeinsame Sache zu machen, ich glaube eher, dass er nicht wollte, dass Morbeus hier komplett kaputtgeprügelt wird. Er hat ja vorhin angekündigt, dass er selbst mit Morbeus ein Hühnchen rupfen will.“

Pete: „Was auch immer das hier zu bedeuten hat, ich bin mir sicher, dass wir es in 14 Tagen in Cardiff erfahren werden. Ich bin heiß wie Frittenfett, wie es hier weitergeht zwischen diesen Wrestlern, was für ein Cliffhanger.“

Sven: „Und damit geht War Evening off the air, macht’s gut und bis bald!“



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Danke an alle Schreiber!!!