Gleich steht es also an. Das wichtigste Match seiner Karriere. Wirklich. Eric Fletcher weiß vermutlich selber nicht einmal, wann er jemals zuvor auch nur annähernd so motiviert war wie am heutigen Abend. Er hat die Wochen zuvor überall Reden geschwungen, überall über seinen anstehenden Erfolg geredet, er hat so viel geredet, er MUSS einfach Taten folgen lassen. Das hier soll heute sein Abend werden. Sein perfekter Abend und dafür wird er alles geben.
Nun sitzt er hier in seiner Kabine auf seiner Bank. Der Schweiß läuft an ihm herunter, feine Wasserperlen glitzern auf seiner Stirn. Seine Aufwärmübungen hat er gerade beendet. Liegestütze, Sit-ups, Dehnübungen, dieser ganze Kram, all das ist vorbei. Jetzt muss er sich nur noch mental aufwärmen. Jetzt muss er nur noch die innerliche Ruhe finden, muss sich vollständig auf das gleich anstehende Match konzentrieren. SEIN Match, seine Chance, endlich GFCW Champion zu werden. Und so sitzt er dort, die Hände ineinander gefaltet und zwischen die angewinkelten Knie gelegt, die Augen geschlossen, den Körper nach vorn gebeugt, den Kopf gesenkt, die Atmung kontrolliert. Ganz langsam, ganz ruhig hebt und senkt sich der Brustkorb, mit jedem einzelnem Atemzug will der Poet seinen Puls nach unten treiben. Und scheitert, angesichts der Gelegenheit, die sich ihm gleich bieten wird. Trotzdem, er wird ruhiger, er wird konzentrierter, langsam ist er wirklich bereit, gleich die Hölle auf Erden heraufzubeschwören. Alles was er in diesem Moment dafür brauch, ist Ruhe.
BAM!!!!
Der Geist des Candy Mans wird je aus dem fast schon tranceartigen Zustand der tiefen Konzentration gerissen, als mit einem lauten Knall die Kabinentür aufspringt und ein blendend aufgelegter Richard von Hansa und ein standardmäßig grimmig dreinblickender Heinrich von Sternburg die Szenerie betreten. Der Hüter der Wahrheit schreckt hoch, wobei die Miene des Amerikaners in diesem Augenblick womöglich irgendwo zwischen Verwirrung und Verärgerung rangiert. Die wandelnde Burberry-Litfasssäule Richard von Hansa baut sich stolz geschwellter Brust vor seinem Fuxen auf und bittet mit einer ausladenden Geste herein. Und genau in dieser Sekunde wird wieder einmal deutlich, welchen Grad der Irrealität das Volumen des Kontos der Corpsbrüder (oder besser gesagt das Volumen des Kontos der Eltern der Corpsbrüder) ermöglicht. Eine Frau stolziert in die Kabine, gekleidet in einem knappen blau-weißen Cheerleaderkostüm mit golden funkelnde Pompons in den Händen und bleibt vor Eric abe und zu Fletcher stehen. Dann betritt eine weitere Cheerleaderin die Kabine. Und dann noch eine. Und noch eine. Und schon nach kurzer Zeit ist die Kabine voll von Cheerleaderinnen, die sich vor dem Candy Man aufstellen und beginnen eine fulminante Tanzchoreographie aufzuführen.
WOOOOOHOOOO!!! Let's go Eric, LET'S GO! Let's go Eric, LET'S GO!
OleoleoleoleoleoleolA! Oleoleole wir sind immer für dich da! OOOOOOOH ERIC FLETCHER! Du bist unser Leben, du gibst uns so viel!
OLE OLEEEEE!!! OLE OLE OLEEEEEE!!! Nur der Poet, nur der Poet, nur der Poeeeeeeeeet!!!
Man muss sich wirklich wundern, wie es die weibliche Tanztruppe schafft dieses Feuerwerk an Gymnastik und Akrobatik auf diesem begrenzten Raum der Kabine abzufeiern. Rückwärtssalti, Flick Flacks, Radwenden, filigran durch die Luft fliegende Körper. Und zwischen diesem Pandämonium ein perplex dreinblickender Eric Fletcher, ein grinsender Richard von Hansa und ein unverändert übel gelaunt dreinblickender Heinrich von Sternburg.
Doch das Corps kann sich an diesen Jubel der Cheerleader nicht anschließen, denn Eric steht sofort auf und geht wortlos auf seine beiden Kollegen zu...wobei, nein, er geht an ihnen vorbei. Er würdigt sie keines Blickes, schaut einfach nur stur nach unten auf den Boden vor sich und versucht weiter über ruhiges Atmen seinen Puls niedrig zu halten. Dann erreicht er die Tür, die er auch sogleich öffnet. Und mit der Türklinke in der Hand, richtet er seinen Kopf nun wieder auf und funkelt Richard und Heinrich an. Man kann die Wut in seinen Augen spüren, gerade jetzt wird er aus seiner Konzentration gerissen...aber seine Stimme bleibt ruhig. Ruhig und bestimmend.
Eric: Raus. Richard: Raus? Wer?
Der Candy Man verzieht keine Miene, er versucht weiter, ruhig zu bleiben. Aber jeder kann sehen, dass es ihn ihm kocht. Diese Situation hier, das kann er jetzt absolut nicht gebrauchen, nicht vor diesem Match. Und so starrt er seinen beiden Kollegen nur weiter kalt in die Augen.
Eric: Ihr. Raus...ich will allein sein. Ich brauche meine Ruhe. Ich habe keine Lust auf euren Scheiß. Ich habe gesagt, dass ich den Titel allein holen will und das meinte ich auch so. Verstanden? ALLEIN!
Nun ist es der adlige Verbindungsstudent, dessen Gesichtsausdruck genuine Ratlosigkeit zeigt. Mit runzelnder Stirn schaut er seinen Fuxen ein weiteres Mal fragend an, nur um auch wirklich sicher zu gehen, ob Eric das, was er da gerade gesagt hat auch wirklich so meint. Der Poet verzieht aber keine Miene, keinerlei Zucken einer Muskelfaser ist zu erkennen, Eric Fletchers Gesicht bleibt steinern. Und diese non-verbale Antwort ist dann auch bei Richard von Hansa deutlich angekommen. Der Adlige wirkt niedergeschlagen und sogar Heinrich von Sternburg sieht betroffen aus. Ein peinliches Schweigen liegt in der Luft. Die Cheerleaderinnen, die es sich bis jetzt verkniffen, ein Teil dieser Diskussion zu werden schauen sich bloß ratlos an. Ein weiteres Mal ergreift der Hüter der Wahrheit das Wort, denn offenbar führt diese befremdliche Situation zu keinem Ziel... zumindest nicht zu seinem Ziel: Zur Konzentration!
Eric: Zum letzten Mal...Raus!
Geschlagen seufzt der Wortführer von Corps Nobilis. Mit einem enttäuschten Wink deutet der Adelsmann den Tänzerinnen an, die Kabine zu verlassen.
Richard: Also gut, Mädels! Raus, die Show ist vorbei!
Tja, das war es also schon wieder mit der Cheerleading-Einlage und so wortlos, wie die leicht bekleideten Damen den Raum betraten, verlassen sie ihn auch nacheinander wieder. Und nun sind sie nur noch zu dritt in der Kabine. Immer noch zwei Personen zuviel im Raum für den Poeten. Der auffordernde Blick und die ausladende Geste sind, wie schon zuvor eigentlich nicht misszuverstehen. Bei einem normalen Menschen! Das sind die Herren von Corps Nobilis aber nun mal nicht und so wie es der Münchner Verbindungsstudent gekonnt versteht, die soziale Realität um sich herum auszublenden, ignoriert er ebenso einfach mal Erics implizite Aufforderung. Stattdessen stellt sich Richard neben Eric, packt den Arm um die Schulter des Candy Mans und klingt mit einem Mal sehr schwärmerisch.
Richard: Weißt du, Fux, auch wenn die kleine Performance eben gerade nicht den gewünschten Effekt bei dir hervorgerufen hat, wir wollten dir bloß etwas Gutes tun für die Jagd auf den Heavyweight Title. Nichtsdestotrotz kannst du absolut davon ausgehen, dass Heinrich und ich dir den Rücken gegen dieses minderwertige Gossenpack freihalten werden. Egal welcher der Hartz4-Athleten ankommt, egal ob Robert Breads, Lex Streetman, Jimmy Maxxx, der German Dragon oder Rob Gossler, keiner legt sich mit dem hohen Stand an!!!
Erics Nachricht kam anscheinend nicht wirklich beim Adligen an...oder von Hansa hat ihn einfach ignoriert. Auf jeden Fall ist Fletcher nun derjenige, der seufzt und dabei den Kopf schüttelt. Diese Antwort von seinem Corpsbruder passt ihm nun so gar nicht. Und im Moment, als er den Kopf wieder anhebt, beginnt er zu sprechen. Klar, langsam und deutlich, als wolle er einem Kind etwas klar machen.
Eric: Nein. Das ist nicht der Deal. Ich helfe euch gegen den Kult. Ihr braucht mir gar nicht helfen! Ich will diesen Titel allein holen! Ich will besser sein als all die Anderen, weil ICH das kann. Nicht weil ihr mir helft. Geht das in eure Schädel? Heute in der Battle Royal sind wir kein Team. Wenn ihr morgen ein Titelmatch gegen den Kult hättet...dann wäre ich der Erste, der euch am Ringrand anfeuert. Aber heute sind wir kein Team, wir sind keine Corpsbrüder, wir sind keine Freunde, wir kennen uns noch nicht einmal. Wir sind einfach nur 3 Gesichter in einem Haufen von Leuten. Und glaubt mir, ich werde die erstbeste Chance nutzen, um euch beide über das Seil zu werfen. Und von euch verlange ich das Gleiche. Habt ihr das verstanden? Heute sind wir GEGNER!
Und Erics Miene könnte ernster nicht sein. Das hier ist kein ironisches Täuschungsmanöver, um die restlichen Matchteilnehmer zu verwirren, das hier ist die Wahrheit. Und das müssen auch Heinrich und Richard nun so langsam einsehen, so möchte man meinen. Ob die Nachricht nun endlich angekommen ist, kann anhand des euphorischen Leuchtens in den Augen von Richard jedoch getrost bezweifelt werden.
Richard: Absolut!!! Volle Zustimmung von mir. Wir drei gegen den Rest dieser minderwertigen Jämmerlinge!!!! Das Corps hält zusammen!! Großartig, Eric!!!!! Das ist großartig!!!!! Stell es dir nur mal vor! Das erste richtige Gold für Corps Nobilis!!!! Der Heavyweight Titel dort, wo er hingehört: um die Hüften der Auserkorenen. Es wird das Symbol des adligen Triumphes gegen das soziale Abweichlertum. Der finale Streich gegen diese Gesellschaft aus Schmarotzern und Autonomen. Die absolute Dominanz!!!! Heinrich: Ähm...
Welche Drogen hatte der Münchner genommen? Eine Frage, die sich Eric und sogar Heinrich stellen, obwohl der Hüne normalerweise davon absieht, die merkwürdigen Marotten seines Corpsbruders zu hinterfragen.
Richard: Also gut, Eric! Du bereitest dich weiter vor und wir sehen uns dann im Ring, wenn wir die Köpfe dieses Lumpenpacks einschlagen!
Ohne auf eine Reaktion des Poeten zu warten, geht Richard zusammen mit Heinrich aus der nach wie vor offenstehenden Tür der Kabine hinaus. Und so hat Fletcher nun doch das erreicht, was er haben wollte. Er hat wieder seine Ruhe. Zumindest was die Geräusche im Raum angeht. In seinem Kopf schwirren dafür nun aber umso mehr Gedanken herum. Stirnrunzelnd schaut Fletcher auf den Boden und scheint Selbstgespräche zu führen. Zumindest jongliert er seine Gedanken hin und her und bewegt dazu auch den Kopf immer wieder von einer Seite zur Anderen, während er sich wieder zu seiner Bank bewegt und darauf mit einem tiefen Seufzer erneut Platz nimmt. Dann formuliert er doch noch eine Frage, die auch die Zuschauer hören können.
Eric: Will mich Richard verarschen oder ist er echt so dumm?...Egal, ich werd's ja sehen. Konzentriere dich, Eric...konzentriere dich!
Mit diesen Worten nimmt er nun wieder die Haltung vom Beginn dieser Szene ein, woraufhin nun auch die Kamera wegblendet und ihn noch die letzten Momente vor dem großen Match allein lässt.
Gute Laune ist etwas Schönes. Sie sorgt dafür, dass man glücklich ist. Und sie kann viele Gründe haben. Vielleicht hat man gerade etwas geschafft und ist froh darüber, oder man hat ein Geschenk bekommen und findet das ganz toll. Nun, der Mann, den wir jetzt erwarten, hat sicher nichts geschenkt bekommen – viel eher hat er sich hart erarbeiten müssen, was er haben wollte, und zwar indem er Eric Fletcher in einem Match besiegen musste, dass sicher nicht in die Kategorie „Standard-Kram“ fällt. Und doch hat er es geschafft. Wie und warum ist ein andere Geschichte, aber gewonnen hat er – und deswegen kann er nun auch hier heraus kommen.
Der Mann, der nun seinen Namen, seine Karriere und eben auch seine gute Laune wieder bekommen hat, betritt in diesem Moment zu „Einer gegen Alle“ von Samsas Traum die Halle, ein schiefes Grinsen im Gesicht und ein „8:0“-Shirt am Körper. So wandert er locker in Richtung des Rings, während er sich so langsam, aber sicher wieder den Reaktionen annähert, die er früher mal bekam – uneingeschränkter Hass ist zwar noch weit entfernt, aber dass ihn die meisten Leute eher nicht mögen, ist doch recht klar zu erkennen und auch zu hören.
Und so betritt er den Ring über die Treppe, blickt sich einmal im Publikum um und steigt dann noch provokativ auf das oberste Ringseil und reißt dramatisch die Arme in die Höhe, als wolle er sich nun bejubeln lassen, was nicht so ganz funktioniert, aber er scheint auch nicht so, als hätte er das erwartet. Und so zuckt er nur mit den Achseln, steigt wieder herab und lässt sich von einem Mitarbeiter der GFCW ein Mikrofon reichen, das er zweimal antippt, um zu testen, ob auch etwas passiert, dann führt er es zum Mund.
Robert Breads: „Rrrrrrrrrrrrrrrobert Brrrrrrrrrrrrrreads!“
Ja, so heißt er. Das wissen wir alle, und auch die Fans wissen nicht viel damit anzufangen, also buhen sie ihn einfach aus.
Robert Breads: „Lange nicht gehört, den Namen, wie? Tja, gewöhnt euch schonmal dran, schließlich hört ihr ihn am Ende der Show nochmal, wenn eben dieser Robert Breads zum zweifachen GFCW Heavyweight Champion gekrönt wird. Ich weiß, ihr seid alle gekommen um ein spannendes Match zu genießen, bei dem ihr mitfiebern könnt... Aber nun sieht es leider ja eher so aus, dass das Ergebnis schon fest steht, einfach, weil ich teilnehme.“
„Selbstbewusst“ wäre wohl etwas untertrieben, und auch „arrogant“ trifft es hier nicht ganz. „Größenwahnsinnig“? Vielleicht. Andererseits hat er nach dem Match vor zwei Wochen auch jedes Recht, eine große Klappe zu haben.
Robert Breads: „Aber über die Battle Royal habe ich ja bereits ausreichend geredet, also kommen wir zu etwas, was mich recht wütend gemacht hat. Ohne große Worte zu verlieren, hier ist es...“
Und damit deutet er auf den Titantron, auf dem ein Video zu spielen beginnt.
- - -
Breads steht nun wieder. Wacklig, unsicher, doch er steht. Und dann humpelt er auf Dynamite zu, der in der Ringecke steht und dessen Augen völlig leer und kalt scheinen, als der Kanadier ihn anstarrt. Beide stehen sich gegenüber. Breads beginnt zu lächeln. „Ich bin wieder da, Dynamite. Und ich werde bekommen, was ich verdiene.“
Dynamite nickt, langsam, zittrig, nervös. „Das wirst du. Jetzt.“ Und dann gibt es einen Tritt von Booker gegen Breads, und direkt hinterher die TNT-Explosion!
- - -
Die Fans finden das ziemlich gut, soviel steht fest. Breads selbst wirkt eher ein wenig angepisst, aber auch belustigt, er scheint es mit Galgenhumor zu nehmen.
Robert Breads: „Blöd gelaufen, was, Dynamite? Da habe ich doch tatsächlich gewonnen. Da ist dein Masterplan gescheitert, den einzigen Wrestler gegen mich in den Ring zu schicken, den ich noch nicht auseinander genommen hatte. Hey, ich möchte deine Entscheidung ja nicht einmal unbedingt kritisieren. Eric Fletcher ist der zweitbeste Wrestler den die GFCW zu bieten hat und es würde mich nicht überraschen, ihm am Ende der Battle Royal erneut gegenüber zu stehen. Aber das ist es – ich kann mir vorstellen, ihm gegenüber zu stehen, aber nicht gegen ihn zu verlieren. Oder gegen irgendwen sonst. Denn ich, Robert Breads, bin der beste Wrestler den die GFCW in ihrer 11-jährigen Geschichte je hatte.“
Sofort starten einige langjährige Fans „Cornelli!“- und „Bam Bam!“-Chants, aber Breads kennt das bereits, schließlich passiert das nicht zum ersten Mal, wenn er diesen Satz vom Stapel lässt. Er wirbelt das Mikrofon in der Hand umher, dann fährt er fort.
Robert Breads: „Es hätte dir klar sein müssen, dass du mich nicht aufhalten kannst. Aber genauso wusste ich auch, dass du dir die Chance nicht entgehen lassen würdest, mich ein für alle mal los zu werden, und dass du dem Irrglauben verfallen würdest, „deine“ GFCW'ler könnten mich aufhalten. Das ist nicht der Fall, Dynamite. Weißt du, ich sehe mich selbst nicht einmal mehr als GFCW'ler – nicht, seitdem ich gesehen habe, was aus dieser Firma geworden ist, in den nur vier Monaten, in denen ich nicht hier war. Nein, ich will nicht einer von „ihnen“ sein. Keiner von euch...“
Er deutet anklagend in Richtung der GFCW-Galaxie, als würde er sie eines furchtbaren Verbrechens bezichtigen.
Robert Breads: „...der mich gerade in diesem Moment ausbuht ist jemand, den ich auch nur ansatzweise ernst nehmen kann. Denn ich bin die wahre GFCW. Nicht der traurige Schatten ihrer selbst, der sie heute ist, zu dem sie in den letzten Monaten geworden ist. Jedem Auftritt von mir haftet eine Magie an, die niemand dieser anderen Nieten je erreichen könnte, denn ich bin ein Level über allen anderen und niemand von euch Wrestlern da hinten, die sich „GFCW'ler“ schimpfen und mit ihrem nicht vorhandenen Talent den Namen und die Geschichte dieser Liga in den Dreck ziehen.
All' diese Soldaten deiner Alibiwrestler-Privatarmee, Dynamite, haben doch nur noch einen Zweck – Robert Breads daran hindern, heute Abend diesen Titel zu gewinnen. Sie alle hassen mich – sie hassen mich, weil ich anders bin als sie. Zumindest denken sie das. Ich denke, ich bin nicht nur anders, ich bin besser. Und deswegen wird dein dummer Plan nicht aufgehen, Dynamite.
Jeder hat vor zwei Wochen gesehen, dass du nicht neutral bist. Jeder hat gesehen, dass du gegen mich bist. Jeder weiß es. Und jeder weiß, auch wenn er es nicht ausspricht, dass dir egal ist, wer heute Abend gewinnt, solange es nicht Robert Breads ist. Und jeder weiß auch, dass das der Fall sein wird. Denn niemand von deinen GFCW'lern, Dye, ist in der Lage, mich zu besiegen. Niemand...“
Weiter kommt er nicht, denn in diesem Moment knallt auch schon – zur Überraschung von so ziemlich niemandem – eine Musik aus den Boxen durch die Halle, und es ist die Musik, die für gewöhnlich die Ankunft von Claude Booker ankündigt. So auch dieses Mal, und kaum tritt er auf die Rampe, mit zügigen Schritten, aber noch so erhaben, dass es nicht wirkt, als würde er rennen, führt er das Mikrofon zum Mund, dass er in der Hand hat.
Claude Booker: „Stoppt die Musik, Stop!“
Sofort erstirbt die Musik, wenn der Präsident etwas sagt, dann wird das besser gleich gemacht.
Robert Breads: „Oh, warum denn? Ich habe extra den Text geübt, ich wollte mitsingen!“
Booker lacht nicht. Er verzieht überhaupt keine Miene, sondern steigt über die Treppe in den Ring, steigt zwischen den Seilen zu Breads in selbigen und starrt ihn an.
Claude Booker: „Du bist nicht lustig, du... wie sagst du immer so schön?... du Spast. Du bist ein Heuchler.“
Der Kanadier zieht eine überraschte Grimasse. Er hatte damit gerechnet, dass Dynamite hier heraus kommen würde und erzählen würde, dass er doch böse und gemein sei und dass die GFCW ganz toll ist und Friede, Freude, Eierkuchen und bla bla bla... aber ein Heuchler?
Robert Breads: „Ich weiß, in den letzten paar Monaten scheinst du deinen Verstand verloren zu haben, dafür spricht ja der Zustand dieser Liga, aber ein Heuchler... ich? Hör mal, ich bin vieles, aber kein Heuchler. Ich mache, was ich sage.“
Nun beginnt Dynamite zu lächeln. Ein fast schon bösartiges Lächeln, als wüsste er genau, dass er Breads Schaden zufügen und es genießen würde – eigentlich ein Gesichtsausdruck, den man eher von „Canada's Own“ kennt. Aber eben dieser Mann hat auf Dynamite abgefärbt, die vergangenen anderthalb Jahre haben Dynamite abgehärtet. Er mochte mit jedem anderen Angestellten seiner Firma gleich umgehen, aber mit Breads? Niemals. Der Kanadier bekam eine Sonderbehandlung von Booker – nur keine Positive.
Claude Booker: „Du bist ein Heuchler, Robert Breads. Weißt du, in den letzten zwei Wochen ist mir so einiges klar geworden. Warum ich so fertig bin, jedes Mal, wenn du hier auftauchst, warum ich es nie geschafft habe, dich nieder zu ringen... weil ich nach den Regeln gespielt habe und du nicht. Ich habe immer den netten Präsidenten gespielt, und auch wenn ich dich gehasst habe wie die Pest habe ich dir eine, so weit es mir möglich war, faire Chance eingeräumt... jedes Mal.
Aber du... du hast dich über mich, meine Liga und meine Wrestler lustig gemacht, hast Grenzen überschritten, die Schattenseiten aufgezeigt, und die anderen Leute in dieser Firma wirken in deiner verdrehten Sicht der Welt nur unterlegen, weil sie den Anstand haben, über gewisse Dinge nicht zu reden, gewisse Dinge der Meinung der Zuschauer zu überlassen und dir damit in jeglicher Hinsicht moralisch wie auch professionell überlegen sind.“ Robert Breads: „Wow... Wow... Wow... Moment mal.“
Der Kanadier macht eine beschwichtigende Handbewegung, und zur Überraschung aller – auch Breads selbst – hört Dynamite tatsächlich zu reden auf, zieht die Augenbrauen hoch und deutet dann aber auf „Canada's Own“, als wäre er ein Talkmaster, der seinem Gast das Recht zum Sprechen gibt.
Robert Breads: „Ich halte dich gleich hier mal auf, ehe du noch weitere Lügen verbreitest. Und genau das ist es, Dynamite. Ich verbreite keine Lügen. Ich zeige die Wahrheit auf. Klar, jemand wie Eric Fletcher, der sich mal als „Hüter der Wahrheit“ aufspielte, macht immer seine kleinen, dummen Witzchen die auf das anspielen, was hier falsch läuft, weil er es genauso weiß wie ich, weil er aus dem gleichen Holz geschnitzt ist wie ich... doch er hat aufgegeben. Er macht seine Witzchen, und doch ergibt er sich und ist Teil dieser Garde der Versager.
Ich nicht. Ich spreche aus, was ich denke, nicht subtil verpackt, sodass man es überhören kann, was man nicht hören will. Ich zeige nicht mit dem Finger auf die Wahrheit, sodass man die Augen verschließen kann, nein, ich spucke sie euch ins Gesicht. Und deswegen bin ich ein Heuchler, hm? Weil ich anspreche, was hier falsch läuft? Weil ich das bin, was diese Liga braucht, damit sie aufwacht? Wenn das deine einzigen Vorwürfe sind, kann ich sehr gut damit leben, zu sein, für was auch immer du mich hältst.“
Dynamite lächelt weiterhin. Breads starrt bloß, die Augen zusammen gekniffen. Er ballt die Fäuste, wirkt nervös – so kennt er Booker nicht. Normalerweise ist er derjenige, der diese Gespräche dominiert, er agiert, Dynamite reagiert. Doch dieses Mal ist das anders.
Claude Booker: „Tolle Rede, Robert. Wirklich inspirierend. Wie froh ich doch bin, dass du uns immer wieder die Wahrheit aufzeigst, was würden wir nur ohne dich machen? Oh ja, richtig – wir wären alle zufriedener, glücklicher und hätten um einiges mehr Spaß als wir es jetzt haben. Weißt du, was wirklich das Beste für diese Firma wäre? Wenn du von der Erdoberfläche verschwinden würdest, ein für alle mal.“
Die beiden starren sich an. Der Kanadier rammt die Fäuste in die Hosentaschen, um nicht zu zeigen, dass sie begonnen haben, zu zittern, ob vor Wut oder Nervosität ist nicht zu erkennen.
Claude Booker: „Aber okay, tun wir doch mal so, als hättest du Recht. Tun wir mal so, als hättest du immer die Wahrheit verkündet, als hätte deine ständige, unnötige und nervtötende Grenzüberschreitung einen Sinn gehabt, außer dem, dein eigenes Ego zu befriedigen indem du dich aufspielst und den Rest mit Fakten runter machst, die selbiger Rest aufgrund ihrer guten Manieren nicht erwähnt. Was ist dann die Wahrheit über dich, Robert Breads? Bist du etwa perfekt? Bist du fehlerfrei?“
Breads sagt kein Wort, und Dynamite lächelt immer breiter. Nun spielt er Breads' Spiel, und das geällt diesem gar nicht. Nun will er die Grenze überschreiten, nun will er aufzeigen, was denn die „Wahrheit“ über Robert Breads ist. Einige Sekunden lang hält der Kanadier noch den Blickkontakt, dann bricht er ab und lässt sich nieder, auf dem Ringboden, setzt sich hin und starrt auf Dynamite's Füße. Kein Muskel in seinem Gesicht regt sich, er gibt optisch nicht nach – und doch gibt er sich geschlagen, er widerspricht nicht und lässt Dynamite reden.
Claude Booker: „Nein, du bist nicht fehlerfrei. Du bist ein Heuchler. Ein verdammter, lügender Heuchler. Du sagst also, die GFCW ging den Bach runter, nachdem du die Liga verlassen hast – aber du hast die Liga damals verlassen, Robert Breads. Du hast über Tobi Whitehouse hergezogen, dass er die Liga mit seinem Auftreten im Stich gelassen hätte – wo warst du in den letzten vier Monaten denn? War das eine Verletzungspause? Hattest du gute Gründe für deinen Abgang?
Nein. Du hattest nur einen – du hattest keinen Bock mehr. „Ui, Tobi, der böse, fiese Typ, hat einfach keine Lust und taucht nicht nicht auf, mimimi“... und wo warst du? DU hast die Liga im Stich gelassen, hast uns hängen lassen und das nur, weil du dich für so viel besser hieltest als den Rest. Was hast du gesagt? Die Liga langweilte dich? Weil du ja alles schon platt gemacht hattest? Oh, dann zeig uns doch mal dein glorreiches Match gegen Aya aus dem letzten Jahr. Deine überragende Leistung gegen den German Dragon. Und ja, nicht zuletzt, dein Match mit Tobi Whitehouse. In deinem Kopf bist du vielleicht trotzdem besser als alle anderen, aber auf dem Papier, mein Freund, steht letztlich etwas Anderes. Und das ist es, was letztlich zählt.
Und ja, kommen wir zur nächsten kleinen Wahrheit über Robert Breads, nicht wahr? Was hast du in deiner Pause gemacht, du allheiliger Ur-GFCW'ler, der ja der alten Ära entspricht, aus der natürlich nicht auch Leute wie Tobi Whitehouse oder Jimmy Maxxx stammen, die du aber trotzdem kritisierst? Du warst in der PCWA, und bist es immer noch. Du redest davon, einhundert Prozent für die GFCW zu geben... Und doch tanzt du noch anderswo herum. Aber hey, ja klar, alles für die GFCW, nicht wahr? Du gibst alles für uns, und nur für uns... und nicht noch für eine andere Liga.
Und nicht zuletzt... dein dummes Aufspielen als der tollste Wrestler aller Zeiten, der unterhaltsamste Mann der GFCW-Geschichte, der große Außenseiter, der sich von allen anderen abhebt und sich niemals blamiert, der besser als alle anderen ist. Aber Robert... basiert dein ganzer Erfolg nicht nur darauf, dass du schmutzige Details auspackst und Geschichten erzählst, für die die anderen Leute zu viel Anstand haben? Wärst du ohne all' dein rücksichtsloses, unsoziales Verhalten wirklich besser als Lex Streetman, Jimmy Maxxx oder Pavus Maximus, die ja alle so furchtbar langweilig und öde sind?
Obwohl... Moment mal. Bist du es überhaupt, jetzt und in diesem Moment? Weißt du, warum sich jeder an die Verfehlungen dieser Männer erinnert, warum man sich immer noch an die Dinge erinnert, an die man sich nicht erinnern soll? Weil du immer noch darauf herum reitest, es immer wieder erwähnst... Aber was ist mit deiner Vergangenheit? Weißt du noch, als du sabbernd und spuckend im Ring standst und ein ach so fieser, böser Psychopath warst? Oder als du einen der Höhepunkte deiner Karriere hattest und über Pferde geredet hast? Oder als du mit The H. auf einem Friedhof einen Sarg ausgebuddelt hast? Man, da ist echt durchgeblitzt, dass du ein wahrer Gott bist! Wahnsinn, wirklich! Du bist Robert Breads, und du bist... ein armer, kleiner Junge, der sich daran hochziehen muss, andere runter zu machen, damit er sich besser fühlt. Du bist nicht cool, du bist nicht gut, du bist peinlich und hast nur Erfolg, weil du ein asoziales Arschloch bist.“
Ende des Monologs. Ein wirklich langer Monolog, das steht fest – und er hatte einigen Inhalt. Einige Fans auf den Rängen scheinen regelrecht sprachlos darüber, dass Dynamite nun Breads mehr oder minder das an den Kopf geworfen hast, was er so vielen anderen an den Kopf geworfen hat.
Breads starrt noch immer auf Booker's Füße. Sekunden vergehen, in denen der Kanadier, mit leicht offenem Mund und emotionslosen Augen, auf die Schuhe des Präsidenten starrt. Dann bewegt er sich. Langsam, fast schon einschläfernd, streckt er die Beine durch, stützt sich mit den Armen ab und stellt sich hin.
Dann ist er wieder auf den Beinen. Es scheint, als wüsste er nicht, was er nun sagen soll. Robert Breads ist sprachlos. Auch nichts, was man allzu häufig sieht. „Canada's Own“ leckt sich über die Lippen und schaut erst nach rechts ins Publikum, dann nach links ins Publikum.
Robert Breads: „Aha.“
Keine sonderlich vielsagende Antwort. Vielsagender ist da schon seine Geste. Er hebt den Kopf und blickt Dynamite an, mit vollkommen ernstem, kalten Blick, berechnend, kühl und hasserfüllt. Kein Grinsen, kein Ausraster – einfach nur kalte Wut. Und dann spricht er, mit vollkommen ruhiger Stimme, ohne zu Schreien, doch man merkt eindeutig, dass er etwas zurück hält.
Robert Breads: „Glaubst du wirklich, dass trifft mich? Glaubst du, deine Meinung interessiert mich? Du bist desillusioniert, du hast den Sinn für die Realität verloren. Du glaubst ja auch, die GFCW sei momentan unglaublich toll. Du weißt nichts. Nichts über mich, nichts darüber, wie es wirklich um die GFCW steht. Deine Meinung interessiert mich einen Scheissdreck. Genau wie mich die Meinung jedes anderen Spasten einen Scheissdreck interessiert. Denn ihr alle, du und dein Lockerroom... ihr könnt mich nicht stoppen.“ Claude Booker: „Oh, erwähnte ich schon, dass DU derjenige bist, der sich der Realität gerne verweigert?“
Ein gespielt überraschter Tonfall, als hätte er es tatsächlich vergessen, tritt aus Dynamite's Mund und er hebt „schockiert“ die Hand zum Mund.
Claude Booker: „Das ist wirklich sehr erwachsen von dir, Robert. „Hey, das passt mir nicht, also seid ihr scheisse und ich nehme euch nicht ernst.“ Großartige Leistung.“
Provokant und fast schon arrogant – so kennt man Booker nicht. Er hat sich wirklich überlegt, wie er Breads treffen kann. Auch, wenn diese Rolle nur gespielt zu sein scheint, spielt er sie mehr als gut.
Robert Breads: „Ihr könnt mich nicht stoppen. Du und deine GFCW... ihr könnt es nicht schaffen. Keiner von euch.“
Der Kanadier übergeht einfach, was Booker gesagt hat, und bestätigt damit ja in gewisser Weise, was Dye gesagt hat.
Robert Breads: „Und falls du anderer Meinung bist, dann hol jemanden her, der mich besiegen kann. Los, zeig mir jemanden, der besser ist als ich. Du hast niemanden. Denn es gibt in der GFCW niemanden.“
Zur allgemeinen Verwunderung entgegnet Dynamite nicht direkt etwas, sondern hebt das Mikrofon zu seinem stummen Mund. Erst als die Fans in der Halle in eine gespannte Ruhe übergegangen sind, entgegnet er etwas auf Robert Breads.
Claude Booker: „Auch wenn du von mir nun vehementen Widerstand gegen deine Aussage, dass es keinen Besseren in der GFCW gibt, erwartest...ich lasse das unbeantwortet. Vielleicht ist es ja wirklich so, dass du mit deinem derzeitigen Selbstbewusstsein alle innerhalb der Liga schlägst. Selbst wenn du dafür so ein Match wie gegen Eric Fletcher brauchst.“
Das Publikum ist von der Aussage Bookers verwirrt und wohl auch leicht enttäuscht.
Claude Booker: „Doch wenn wir deine GFCW Niederlagen mal ansehen, dann hast du gegen Leute verloren, die erst kurz zuvor wiedergekehrt waren – Leute von halb außerhalb. Aya, der German Dragon, Hikari oder Tobi. Alle waren zum Siegzeitpunkt erst kurz wieder zurück...warum ist das wohl so, Breads? Kommst du in deiner Verbissenheit nur mit Leuten klar, die du vorher in- und auswendig gelernt hast? Ist es gar nicht dein überragendes Talent?“
Er lässt Breads keine Chance auf eine Antwort, sondern spricht sofort weiter.
Claude Booker: „Eine interessante These, nicht wahr? Ich glaube sogar, dass sie so interessant ist, dass man sie überprüfen sollte. Stellen wir dich doch gegen einen Mann, der ebenso wie du die letzte Zeit ein Externer war. Jemand, mit dem du nicht rechnen konntest.“
Und dann geht das Licht in der Halle fast komplett aus, nur einige Scheinwerfer bleiben an und beleuchten den Entrance Bereich, sodass sowohl Breads als auch Booker in völlige Finsternis getaucht werden. Eigentlich eine gute Gelegenheit für den Kanadier, eine Attacke, hinterrücks und fies, zu starten, doch er ist völlig auf das fixiert, was sich nun auf dem Titantron abspielt. Er kennt diese Szenen, er weiß, was da gerade passiert. Und doch kann er den Blick nicht abwenden.
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GFCW Ultra Violence 2010
Pete:“Was hat J.T.K vor?“ Sven:“Ich glaubs nicht! Der will doch nicht von dort aus mit dem Heavy Weight auf Ironman springen!“
J.T.K blickt sich noch mal um, spricht ein letztes Gebet und springt ab. Er landet perfekt mit dem Frog Splash auf Ironman und den Leuchtstoffröhren. Phönix zählt den Pin 1…..2……3 Sieg für J.T.K!
Sieger des Matches durch Pinfall und somit neuer GFCW Heavyweight Champion: J.T.K!!!
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Breads starrt auf diese Bilder, seine Silhouette ist im schwachen Schein des Titantrons zu erkennen, und er zeigt keine Regung. Warum zeigte Dynamite ihm das? Er wusste, was damals passiert war. Er hatte es damals selbst live gesehen. Er hatte...
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GFCW Title Nights 2010
Robert Breads: „Wie ihr vielleicht bemerkt habt, benutze ich die Vergangenheitsform. Dicio WAR eine Lüge. Denn mit dem Beginn der Veranstaltung ist Dicio gestorben – auch wenn es die einzelnen Mitglieder selbst noch nicht wissen. Nicht wahr, Ironman?“
Mit einem breiten Lächeln blickt „Canada's Own“ zu seinem nun scheinbar ehemaligen Parnter herüber. Dieser hebt nun langsam und vorbereitend die Fäuste, scheinbar ist ihm die ganze Sache nicht ganz geheuer. Breads bemerkt das, geht jedoch nicht darauf ein. Ironman ruft noch etwas, doch auch das wird von „Canada's Own“ ignoriert.
Robert Breads: „Ironman, wir sind nicht länger in irgend einer Weise verbündet. Wir sind keine Freunde, keine Partner, kein Team und deswegen habe ich auch nicht die geringsten Skrupel, folgendes zu tun...“
Mit diesen Worten und einer unglaublichen Geschwindigkeit und Wendigkeit lässt Breads das Mikrofon fallen, springt noch im selben Moment ab, und im nächsten Moment, in dem das Mikrofon auf der Matte aufschlägt, packt der Kanadier Ironman um den Hals und der Canadian Cutter sitzt perfekt. Ausgeknockt, da völlig unvorbereitet auf diese Attacke, bleibt der eine Teil von IronBreads, der Riese, der ehemalige GFCW-Champion reglos auf der Matte liegen.
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Dann wird der Bildschirm schwarz. Breads ist im Ring nicht mehr zu sehen, nur noch der Entrance-Bereich, der Punkt, an dem die Rampe beginnt, ist zu sehen – als es mit einem Mal laut aus den Boxen knallt und das Licht blendend hell angeht, während blau-weißes Feuerwerk aus dem Boden schießt. Breads stöhnt, nun wieder sichtbar, hörbar auf, als er den Theme Song erkennt.
I've
been the puppet master and I've been the strings
Das ist nicht irgendein Song, es ist der Song mit dem der ehemalige Partner von Robert Breads zum Ende seiner GFCW-Zeit zum Ring gekommen war. Und so schließt Breads die Augen, atmet aus und erwartet die Ankunft von Dynamite's neuem Spielkameraden.
Life
passes by with so few moments that define
Dann tritt jemand auf die Bühne. Breads starrt ihn an, und der Mann starrt zurück. Der Gesichtsausdruck des Kanadiers verrät alles – er ist vollkommen baff. Egal, was er auch erwartet hatte, als er heute, früher am Abend, die Halle betrat, das war es nicht. Er hatte nicht erwartet, Ironman jemals wieder zu sehen.
Aber der Mann, der dort im Entrance-Bereich steht, ist nicht Ironman. Und das sieht auch Breads.
Und so macht sich der Mann auf den Weg in den Ring, während Ironman's Song spielt, und während „Canada's Own“ der Mund weit offen stehen lässt, lächelt Dynamite leise, während er hinter ihm steht und den Mann erblickt, der nun über die Ringtreppe das Seilgeviert betritt. Breads kennt den Mann. Aber er versteht nicht, was er hier will. Warum er? Warum hatte Dynamite ihn gewählt, gerade ihn? Warum ausgerechnet...?
Braden Hero: Du siehst aus, als hättest du jemand anderen erwartet.
Das ist wohl eine maßlose Untertreibung. Braden Hero? Der Mann, mit dem Ironman's Erfolgsgeschichte gewissermaßen anfing, als er bei Title Nights 2009 gegen ihn verlor? Der Mann, der nach einer schweren Verletzung über 2 Jahre lang nicht mehr in der GFCW zu sehen war? Und nicht zuletzt auch der Mann, der sein Handwerk vom anderen Partner von Robert Breads gelernt hatte, von Danny Rickson? Und nur eine Frage stellt sich dem Kanadier, und wohl auch der GFCW-Galaxie... Warum?
Claude Booker: „Robert... Dieser Mann, Braden Hero... wird in zwei Wochen bei War Evening dein Gegner sein. Und dann werden wir ja sehen, ob du wirklich nicht zu stoppen bist, oder ob deine Aussagen nicht mehr als Schall und Rauch sind.“
Breads schweigt weiter. Er blickt stumm zwischen Dynamite und Hero hin und her, ehe sein Blick auf dem „Neuankömmling“ heften bleibt. Zwar sagt er nichts, doch sein Blick ist mehr als fragend, fast schon verlangend, doch Hero scheint sich nicht darauf einzulassen und schüttelt den Kopf.
Braden Hero: Alles zu seiner Zeit. Du willst wissen, warum ich hier bin?... Nun, das wirst du schon bald genug erfahren.
Die dunkelblauen Augen des Kanadiers haften noch einige weitere Sekunden auf Hero, ehe er sich zu einem Grinsen zwingt, überheblich und arrogant, doch es wirkt unecht und gekünstelt, als ob er es schlecht einstudiert hätte. Und mit diesem Gesichtsausdruck, dieser so offensichtlich falschen „Ist mir doch egal“-Mentalität, während er doch nun klar gleich zweimal von Booker überrumpelt wurde, einmal mit seinen Aussagen und einmal mit diesem Gegner, entfernt er sich von den beiden anderen Männern im Ring und steigt durch die Seile aus dem Ring, ohne auch nur noch einmal in Richtung von Hero oder Dye zu gucken. Nein, er blickt stur und mit diesem eingefrorenen Gesichtsausdruck in Richtung Entrance-Bereich und bewegt sich auf diesen zu, um sich in den Backstage-Bereich zu verflüchtigen.
Claude Booker: „Robert, hast du denn gar nichts mehr zu sagen? Willst du denn gar nichts mehr hinzufügen? Das sieht dir aber gar nicht ähnlich.“
Er kann sich diese Provokation wohl nicht verkneifen. Man kann es aber irgendwie einfach doch verstehen – endlich, endlich schweigt Breads. Endlich hat er es geschafft.
Ein Spot für das kommende PPV GFCW Ultra Violence 2012 erscheint.
Richard: „Hochverachtetes Lumpensammlerpack, es gibt einen Grund zu feiern!“
Die Kamera ist auf Richard von Hansa fokussiert, der sich neben seinem Corpsbruder Heinrich von Sternburg und einem rundlichen Stehtisch auf dem sich ein Dutzend Sektflaschen befinden, in der Mitte des Ringes positioniert hat. Ja, offenbar gibt es tatsächlich einen Grund zu feiern, doch die GFCW-Galaxie sieht das scheinbar ein bisschen anders. So wie das schon die letzten Wochen und Monate der Fall war, brauchte Richard von Hansa bloß den Mund zu öffnen, um Negativreaktionen bei der Crowd hervorzurufen. So auch jetzt!
Richard: „Doch, doch, den gibt es! Das könnt ihr ruhig glauben, ihr glaubt ja schließlich auch an die Selbstbestimmung des Menschen und den Weihnachtsmann! Wir feiern heute nämlich den ultimativen Sieg des Adels über die niederen Schichten.“ Sven: „JAAAA!!!!!!!“ Pete: „Gehörst du jetzt auch zum englischen Landadel sowie Eric ab und zu Fletcher, Sven?“ Sven: „Ob du es glaubst oder nicht, Pete, aber wenn du über meine Ahnenreihe bescheid wüsstest, dann würdest du feststellen...“ Pete: „Lass gut sein, Sven!“ Heinrich: „SILENTIUM, IHR MADEN!!!!!!“ Sven: „JEEEEEEEETZT!!!!!!!!“ Richard: „Danke, mein lieber Corpsbruder! Aber kommen wir wieder zum Thema: Wie ihr in der letzten War Evening-Sendung sicherlich mitbekommen habt, hat unser Corpsbruder, unser Fux Eric AB UND ZU Fletcher in einer epischen Schlacht gegen den kanadischen Emporkömmling Robert Breads aufgrund eines Fehlers nur sehr, sehr knapp verloren. Diesen Fehler hat jedoch nicht unser Vorzeigefux, sondern dieser rückgratlosen Ligapräsident begangen, der sich wieder einmal GEGEN die Erhabenheit des Adels und FÜR das Elend des Proletariats entschieden hat, als er diesem penetranten Kanadier den Sieg schenkte.“
Gemischte Reaktionen kommen aus der Crowd. Einige scheinen sich über den Fakt zu freuen, dass der selbsternannte beste Wrestler der GFCW wieder offiziell ein Teil des Rosters ist, andere beklagen die Niederlage des Hüters der Wahrheit. Es sieht so aus, als ob dieses kontroverse Match zwischen den beiden Athleten allerlei verschiedene Gefühle ausgelöst hat.
Sven: „Wie immer eine interessante Sichtweise des Adligen.“ Pete: „Nicht nur das, Sven. Seine Sichtweise ist auch komplett an den Haaren herbeogezogen!“ Richard: „Diese Niederlage hatte aber auch etwas Gutes an sich. Wie ihr bei der Talkshow unserer lieben Corpsbruders schon sehen und hören konntet, hat er wieder Blut geleckt und will sich das Gold, das nur dem signifikantesten aller Stände zusteht, sichern, um den Ruhm unseres ehrenwerten Corps zu mehren.“
Erneute Buhrufe aus der Crowd. Niemand scheint das so recht glauben zu wollen...
Richard: „Und deshalb wollen wir hier und jetzt den unvermeidbaren Sieg von Corps Nobilis feiern! Egal ob Eric ab und zu Fletcher, Richard von Hansa oder Heinrich von Sternburg, einer von uns Nobelmännern wird das Gold am Ende in seinen Händen halten.“
Der Münchner lässt lächelnd seinen Blick durch die Crowd schweifen und dreht dabei die Hand, die das Mikrofon umschließt mit seinem Handgelenk spielerisch umher. Statt einem Buhkonzert kann man ein Raunen von den GFCW-Fans hören. Einerseits scheinen sie der Aussicht auf einen Championship-Run von Eric Fletcher durchaus positiv entgegenzustehen, andererseits müsste man sich im Falle von Richard von Hansa oder Heinrich von Sternburg als Heavyweight Champion noch mehr von diesen grauenhaften Monologen des inoffiziellen Sprachohrs des Corps anhören. Richard von Hansa setzt wieder das Mikrofon an, um das Volk weiterhin mit seiner Rede zu erfreuen.
Richard: „Zu diesem Zweck, für diese großartige Feier, suchen wir... wir, die so viel besser, so viel mehr wert sind als ihr im Unrat lebenden Gestalten, wir von Corps Nobilis die Nähe der Fans!“ Pete: „WAAAASSSSSS????????“
Petes WTF?-Gesichtsausdruck spiegelt ziemlich deutlich das wieder, was wahrscheinlich der Großteil der Menschen in der Arena gerade denkt. Die einträchtige Antwort des „Volkes“ ist deutlich. Daumen zeigen nach unten, böswillige Plakate werden empor gereckt, diverse Beschimpfungen fallen, vereinzelte Pappbehältnisse fliegen... Richard von Hansa ist in diesem Augenblick die menschliche Personifikation des Trollfaces, denn ein es gibt kein Grinsen auf der Welt, das die menschliche Physiognomie ermöglicht, breiter zu sein. Mit halb zusammengekniffenen Augen freut sich der Jurastudent auf der Stelle hüpfend wie ein kleiner Junge, dessen sorgsam geplanter Streich gegen den blöden Mathelehrer gerade aufgegangen ist. Aber auch Heinrich von Sternburg hat angesichts dieses Statements und der dadurch hervorgerufenen Publikumsreaktion sichtliche Schwierigkeiten das Image des ständig schlecht gelaunten, adligen Superschlägers aufrechtzuerhalten. Bei dem Hünen kann man beobachten wie sich die langsam hochgehenden Mundwinkel kurz darauf immer wieder zwanghaft senken.
Da stehen also die Herren Verbindungsstudenten, die alle zwei Wochen über mehrere Monate hinweg nicht müde wurden, die Gesamtheit der GFCW-Fans mit Schimpf und Schande zu überhäufen, ihnen bei jeder Gelegenheit zu sagen, dass sie nichts wert seien, nur minderwertige, sich im Dreck der Straße suhlende „Subjekte“, IHRE Subjekte und nun behaupten sie ernsthaft, sie würden FANNÄHE suchen?
Pete: „DAS kauft euch NIEMAND ab!!!!“
Die Euphorie des Corpsstudenten nimmt langsam ab und auch die GFCW-Fans werden allmählich ruhiger. Auch wenn sie die arroganten Adligen natürlich aus vollem Herzen hassen, möchten einige von ihnen nun doch wissen, welche hanebüchene Logik hinter so einer dreisten These steckt. Richard beginnt wieder zu sprechen.
Richard: „Ich erzähle euch nichts Neues, wenn ich sage, dass ihr purer Dreck seid. Aber obwohl jedes eurer Leben in unseren Augen wertlos ist, so müssen wir doch anerkennen, dass jedes eurer wertlosen Leben ein Leben in unserem Dienst ist. Schließlich bleibt die gottgegebene Ordnung auch in diesen konfusen Zeiten der 'Demokratie' und des 'freien Willens'...“
Und hier sieht Richard von Hansa so aus als müsste er sich gleich erbrechen.
Richard: „...natürlich weiterhin bestehen. Und jetzt fragt ihr euch mit eurem simpel gestrickten Arbeiterverstand natürlich, worauf ich hinaus will?“
Ja, interessanterweise möchten die GFCW-Fans das wirklich wissen, wie man an ihren fragenden Gesichtern sehen kann. Das inoffizielle Sprachohr von Corps Nobilis schlendert zu einer Seite des Ringes, lehnt sich über die Ringseile mit seinem Oberkörper hinaus. Dabei schaut der Student in genau diese fragenden Gesichter mit einem tückischen Lächeln.
Richard: „Irgend ein geistig zurückgebliebener Idiot, der für diese frevelhafte Aussage hoffentlich entweder gehenkt oder verbrannt wurde, behauptete einst, dass ein Herrscher nichts ohne sein Volk sei... Nun, ganz offensichtlich war dieser Person nicht ganz bewusst, wie das Leben in der Wirklichkeit aussieht, wenn man so einen Schund in die Welt hinausträgt aber egal... Nun will ich diesem Menschen, der diese schändliche Idee verbreitet hat, nicht wirklich Recht geben, nein, nein, ganz im Gegenteil... Aber der Satz brachte mich zum Nachdenken...“ Pete: „Zum Nachdenken, gerade DU? Na klar...“ Sven: „Pete, statt zu versuchen, dich über eine erlauchte Person wie Richard von Hansa lustig zu machen, könntest DU doch auch einfach mal über dein kindisches und gehässiges Verhalten nachdenken!“ Pete: „Und das sagst gerade DU mir, Sven?“ Sven: „Siehst du, du machst es schon wieder! Werd einfach mal erwachsen.“
Petes sarkastischer Unterton, ist jedoch durchaus berechtigt, denn die starke Diskrepanz zwischen dem Gesagten und Richards fiesem Grinsen ist unübersehbar.
Richard: „Gute Herrscher, und das sind wir zweifelsohne, setzen sich auch mit ihren Subjekten auseinander. Sie wissen, was sie bedrückt, was sie sorgt. Oh ja, denn das gottgebene Anrecht auf Herrschaft über die Massen ist auch mit einer gewissen Verantwortung verbunden.“
Richard beginnt eine Runde im Ring zu drehen und zeigt dabei mit ausgestrecktem Zeigefinger auf all die, von denen er glaubt, dass sie sich angesprochen fühlen sollten... also im Grunde genommen die ganze anwesende GFCW-Galaxie.
Richard: „Ich weiß zum Beispiel über euch, dass ihr alle uns bloß so sehr hasst, weil ihr von Neid zerfressen seid!“
Protestrufe aus den Fanreihen. Diese unverschämte Anschuldigung wollen sie nicht auf sich sitzen lassen. Dadurch fühlt sich der LMU-Student aber nur noch weiter in seiner Meinung bestätigt.
Richard: „Oh doch, ihr seid neidisch auf uns! Ihr seid neidisch auf unsere Adelstitel, neidisch auf unser Geld, neidisch auf die Klamotten, die wir tragen, neidisch auf unser Corpshaus, neidisch auf die Bitches die wir klären, neidisch auf unseren Bildungsstand, neidisch auf unsere Errungenschaften im Ring, einfach neidisch auf alles, was uns ausmacht!“ Pete: „BUUUH!!!!!!!! BUUUUUUHHHHH!!!!!!!“ Richard: „Bevor ihr jetzt aber buchstäblich über die Barrikaden springt, lasst mich eins sagen: Ich kann euch verstehen, liebes Gossenvolk, ich kann euch verstehen! … Ich wäre genauso verbittert und frustriert wie ihr, müsste ich mir meine 20qm-Einzimmerwohnung mit meiner sechsköpfigen Familie teilen, müsste ich Tag für Tag zur Arbeit schlurfen und das verdiente Geld ins Überleben der eigenen Sippe stecken, statt es für teure Autos oder Parties auszugeben... Oder es einfach zu verbrennen, weil wir es können!“
Ein freudiges Leuchten erscheint in Richards Augen. Er liebt sein Leben, definitiv! Und er liebt den Hass, der ihm entgegenschlägt.
Richard: „Ich habe es schon so oft gesagt und müsste es eigentlich nicht noch mal tun aber es macht einfach so einen Spaß, euch die Wahrheit in eure rußverschmierten, ungewaschenen Gesichter zu drücken, deshalb: Ihr seid elendiger Abschaum und das wisst ihr auch! ABER, weil wir eben diese gewisse Verantwortung unseren Subjekten gegenüber haben, weil wir uns eures krankhaften Neids bewusst sind und weil wir aufgrund des ultimativen Sieges von Corps Nobilis in der heutigen Battle Royal in Geberlaune sind, möchten wir euch einmal wissen lassen, wie es sich anfühlt ein Leben im erlauchten Kreis zu führen. Wir werden nun einige von euch aussuchen, die mit uns zusammen unseren ultimativen Sieg gegen das Arbeitervolk zelebrieren dürfen. Das bedeutet im Klartext, solltet ihr von uns auserkoren sein, dann dürft ihr euch zu uns in den Ring stellen und habt die einmalige Chance, dass etwas von der erhabenen Aura des Adels von euch abstrahlt, während wir uns zu zweit diese Sektflaschen einverleiben werden.“ Sven: „Tja, Pete! Und jetzt sag noch einmal, Richard und Heinrich wären nicht sozial engagiert!“
Richard von Hansa und Heinrich von Sternburg rollen sich aus dem Ring und gehen zu der Absperrung, wo einige Fans stehen. Zu nah gehen sie jedoch nicht heran, denn die Brutalität, die darauf folgen würde, könnten einige der wütenden Fans die beiden Adligen in die Finger kriegen, würde einer Vendetta-Ausgabe zu höchster Ehre gereichen. Und so spazieren die beiden seelenruhig durch den Bereich zwischen Ring und Absperrung, mit suchenden Blicken nach den geeigneten Kandidaten, für diese großartige Chance des Lebens. Was sie jedoch nicht sehen, ist, dass zwei Gestalten aus dem Backstage angerannt kommen, mit einem klaren Ziel vor Augen...
Richard: „Also welche von euch am Hungertuch nagenden Kakerlaken, will einmal...“
Mitten im Satz prügeln die Gestalten mit Stühlen bewaffnet auf die beiden Mitglieder des Corps ein. Es sind Marc the Shark und Arana, der Kult. Nachdem sie die beiden Verbindungsstudenten mit den Stühlen zusammengeschlagen haben, schmeißen der Shark und Arana die beiden in den Ring, richten sie auf und beginnen sie mit Klebeband, an den Armen, an das Ringseil zu fesseln.
Währenddessen kommt Sidney Youngblood langsam zu Ring. Er trägt die beiden Tag Team Titel Gürtel über der Schulter und in jeder Hand einen Eimer. Gemächlich steigt er in den Ring, während das Corps noch Tritte der beiden Champions einstecken muss. Sidney Youngblood gibt dem Shark und Arana jeweils einen Titelgürtel und einen Eimer und holt dann ein Mikrofon aus seiner Tasche.
Sidney Youngblood: „Überraschung!“
Das Publikum quittiert diese Eröffnung mit lauten Buhrufen. Youngblood beginnt zu grinsen.
Sidney Youngblood: „Vielleicht habt ihr davon gehört? Wir hatten kürzlich einige Probleme!“
Das Publikum antwortet mit einem lauten „WHAT?“
Sidney Youngblood: „Vielleicht wisst ihr das ja gar nicht? Aber wir kommen für jede Show aus unserer Heimat Ozeanien – für alle Geographie Neulinge unter euch das liegt südlich von Australien – hier her, nur für euch!“
Publikum: WHAT?
Sidney Youngblood: „Naja, eigentlich für eine fette Gage! Als wir also vor ein paar Wochen, nach einem 20 stündigen Flug in Deutschland landeten, erwartete uns eine kleine Überraschung! Polizei, Zoll, Bundesgrenzschutz, Feuerwehr, THW sogar der verfickte Tierschutzverein! Alle warteten nur auf uns, um uns zu verhaften!“
Publikum: WHAT?
Sidney Youngblood: „Man erklärte uns, man habe einen „Hinweis“ erhalten und würde deshalb unsere Papiere genauer unter die Lupe nehmen! Man sperrte uns in eine kleine Zelle und ließ uns da erstmal zwei Tage schmoren. Danach wurden wir in ein Flugzeug gesetzt und mussten wieder 20 Stunden nach hause fliegen!“
Publikum: WHAT?
Sidney Youngblood: „Ganz offensichtlich hatten unsere Papiere plötzlich ihre Gültigkeit verloren. Einreisegenehmigung, Aufenthaltsgenehmigung, Arbeitserlaubnis sogar der bekackte Impfpass! Alles ungültig!“
Publikum: WHAT?
Sidney Youngblood: „Ja genau! WHAT? Offenbar haben gewisse Leute …“
Sidney blickt zu den gefesselten und fast bewusstlosen Corps Nobilis.
Sidney Youngblood: „Ihre Beziehungen - oder die Ihrer Väter – spielen lassen um uns eines auszuwischen! Ihr blöden Penner! Habt ihr geglaubt damit bringt ihr uns um die Titel?“
Marc the Shark und Arana beginnen wieder auf Heinrich und Richard einzutreten.
Sidney Youngblood: „Ich habe mir überlegt, das übliche Zusammenschlagen habt ihr euch verdient. Aber diesmal reicht mir das nicht! Diesmal habt ihr es übertrieben! Diesmal sorgen wir dafür das wir euch endgültig loswerden und wir machen das wie im wilden Westen! Wir Teeren und Federn euch und dann tragen wir euch aus der Stadt!“
Marc the Shark hebt den ersten Eimer hoch und übergießt die beiden gefesselten Mitglieder des Corps mit einer dickflüssigen schwarzen Flüssigkeit.
Sidney Youngblood: „Zugegeben, ich hab keinen richtigen Teer auftreiben können. Aber das Zeug tuts auch!“
Jetzt hebt Arana den zweiten Eimer und lässt weiße Federn über Heinrich und Richard herabregnen.
Sidney Youngblood: „Zum ersten mal seit ich euch kenne, seht ihr richtig gut aus! Ihr kleinen Scheißer! Lasst euch das eine Lehre sein! Legt euch nicht mit Sidney an, denn der hat auf jeden Fall die dickeren Eier!“
Arana hat in der Zwischenzeit eine fahrbare Krankentrage geholt und der Shark schneidet die beiden Studenten los. Sie setzen von Sternburg und von Hansa Rücken an Rücken auf die Trage und binden die beiden mit einem Seil zusammen. Die bekannte Titelmusik aus dem Film „Für eine Handvoll Dollar“ erklingt und der Kult schiebt die beiden langsam aus der Halle.
Sidney Youngblood: „Meine Damen und Herren, sie erleben soeben das Ende des Corps der Noobs. Diese beiden verlassen die Stadt und die Liga auf nimmer wiedersehen und der Kult hat einmal mehr seine Überlegenheit und Unbesiegbarkeit unter Beweis gestellt, mit der wir in der Tag Team Division der GFCW aufgeräumt haben und auch zukünftig mit jedem Team aufräumen werden das sich uns in den Weg stellt.“
Unter erneuten Buhrufen der Fans in der Halle lässt Sidney Youngblood das Mikrofon fallen und folgt seinen beiden Schützlingen aus der Halle.
Mac Müll: „Muss ich wirklich?“
Kameramann: „Mac, die Fans wollen wissen, was los ist!“
Unschwer zu erkennen, befinden wir uns im Backstage und der inoffizielle König dieses weitläufigen, wenn auch immer etwas trostlos wirkenden Königreiches ist natürlich Mac Müll, der altgediente Journalist, der seit Anbeginn der GFCW-Zeitrechnung sein Handwerk in den Dienst von Liga-Präsident Claude „Dynamite“ Booker gestellt hat. Dieser Interviewer, dessen substanzielle Reportagen auf seine eigene Art Ordnung in dieses chaotische Wrestling-Business bringen, erscheint im Moment aber nicht so, wie es sonst der Fall ist. „Muss ich wirklich?“ So einen Satz hört man in der Regel nicht aus dem Mund von Mac Müll.
Was ist also passiert? Ist Mac Müll vom tapferen Interviewkönig des Backstages, der sich ohne Zögern in jedes Abenteuer stürzt um dem Publikum eine umfassende Berichterstattung zu präsentieren etwa zu einem ängstlichen Stallburschen geworden? Hat sein verschollener Zwillingsbruder seine Aufgaben übernommen, weil Mac Müll selbst mit 40° Fieber im Bett liegt? Ist das hier vielleicht gar nicht Mac Müll, sondern ein täuschend echtes Roboter-Replikat? Hat er gar mit einer außerirdischen Lebensform die Körper getauscht?
Alles durchaus plausible Möglichkeiten, weshalb der Hall-of-Famer so einen unvorstellbaren Satz äußern könnte. Die Lösung des Problems ist aber viel, viel einfacher: Angst! Richtige, genuine Angst spricht aus dem Blick des Anzugträgers, aus dem Schweißfilm an seiner Stirn und auch aus seiner nervösen Körpersprache. Zwar war Mac Müll immer wieder dem ständigen Mobbing der Wrestler ausgesetzt und durfte ihre Kapriolen ertragen aber solch eine intensive Angst sah man selten in den Augen des GFCW-Veteranen.
Kameramann: „Na los jetzt, wir haben die Anweisung von der Regie bekommen dieses Interview zu machen.“
Mac Müll atmet tief durch, wischt sich mit dem Ärmel seines schwarzen Jacketts noch mal über die Stirn, wagt einen kurzen Blick ins Kameraobjektiv um seine rote Krawatte zu richten, umklammert festen Griffes das Mikrofon, murmelt noch ein kurzes „Also gut!“ und schreitet dann zu seinem Interviewpartner.
Mac Müll: „Kriss Dalmi! Ich möchte dir ein paar Fragen stellen!“
Der Angesprochene dreht sich schlagartig zu dem Fragenden um, was Mac Müll blitzartig zurückweichen lässt. Erinnerungen von der letzten Begegnung kommen hoch. Das Gesicht des serbischen Junkies ist zu Mac Mülls Überraschung aber nicht von grenzenlosem Wahn gezeichnet, nein, die Züge des Serben sind weich, gelassen... ja fast schon von einer ehrwürdigen Barmherzigkeit. Mac Müll runzelt die Stirn, setzt an etwas zu sagen aber dieses trügerische Lächeln... Offenbar hat der Hall-of-Famer damit nicht gerechnet und nach einem verhaltenen und peinlich berührten Räuspern und dem Wiedererlangen seiner Fassung, beginnt Mac Müll dieses Interview.
Mac Müll: „Kriss, vor einigen Tagen ist von dir ein verstörendes Video online aufgetaucht, das dich beim Konsum einer Überdosis der Droge AstroHappy gezeigt hat. Was auf diesen Konsum folgte, waren wirre Aussagen über untergehende Städte und eine 'alles in sich vereinende Sie'. Was hast du damit gemeint?“
Leichte Irritation mengt sich in das gnädige Lächeln des wie verwandelt wirkenden Junkies. Nichtsdestotrotz wirkt Kriss Dalmi keineswegs angriffslustig oder böswillig.
Kriss: „Mac Müll, ich habe erwartet, dass du mir diese Frage stellen wirst. Aber du brauchst keine Angst zu haben, du bist nicht allein. Es gibt viele andere auf der Welt, die es nicht verstanden haben. Die nicht gesehen haben, was ich sah, als AstroHappy in jenem Augenblick der absoluten Verzweiflung meinen Körper durchflutete und mich begreifen ließ, dass alles wertlos ist. Dass alles im Chaos versinken wird.“
In der Tat sieht Mac Müll total ahnungslos aus. Was redete sein Gegenüber da? Diese „Erklärung“ war nicht weniger wirr als das, was er vorher von sich gab. Ganz im Gegenteil!
Mac Müll: „Was... ist wertlos? Warum... wird alles im Chaos versinken?“
Kriss Dalmis Ton wird bei diesen Fragen schwärmerischer, ja fast schon vergnügt. Er wirkt alles andere als klar aber....
Kriss: „Mac Müll, all meine Taten bis zu diesem Zeitpunkt, mein Rachefeldzug gegen Strong Olli und Mia, die Geburt der J.W.O. und die systematische Bekehrung der Zweifler, all dies waren wichtige Schritte um ihr den Weg zu ebnen.“ Mac Müll: „Wichtige Schritte? Für wen? Wer ist sie???“
Mac Müll wirkt verloren. Sein leidiger Blick und sein wildes Gestikulieren um eben jenes Unwissen zu unterstreichen amüsieren den Serben sichtlich. Doch dieser Schwall an Fragen lässt auch wieder jene Boshaftigkeit zurückkehren, die das Gesicht des Serben sonst schmückte. Ohne auch nur auf eine einzige Frage einzugehen, fährt Kriss Dalmi das Interview, das inzwischen zu einem Monolog mutiert zu sein scheint, fort.
Kriss: „Diese Taten waren aber auch bloß ein Tropfen auf dem heißen Stein, das habe ich jetzt verstanden. Es muss noch so viel mehr passieren, bis ihre Unendlichkeit auch vom Rest der Menschen angenommen wird, bis auch sie begreifen, das alles bloß einem höheren Zweck dient, dass es für jede Existenz nur einen möglichen Pfad gibt, der sie aus der totalen Zerstörung rettet. Und spätestens, wenn sie kummervoll und mit ihrem Gesicht in den Händen vergraben vor den Ruinen ihrer erbauten Tempel knien, dann werden sie sehen. Dann werden auch sie ihre Allmacht verstehen.“
Klammheimlich hat Mac Müll jeden gesprochenen Satz des Serben dazu genutzt, um auf subtile Art und Weise, mit sehr, sehr vorsichtigen, winzigen Rückwärtsschritten einen gewissen Sicherheitsabstand zu dem geisteskranken Neupropheten einzuhalten. Verständlicherweise war ihm das nicht sonderlich geheuer, nicht auszudenken, wenn Kriss Dalmi auf die Idee käme, ihm, Mac Müll, dem altgedienten Hall-of-Famer, genau wie Hunk oder Silverberg eine Spritze in die Brust zu rammen. Nein, da musste er vorsorgen. Nichtsdestotrotz ist es selbst mit diesem Abstand möglich für den Veteranen ein ordentliches Interview zu führen. Dann muss er eben den Arm ein wenig weiter ausstrecken. Aber offenbar kommt Mac Müll mit diesem Themenkomplex nicht sonderlich weit: also zum nächsten Thema!
Mac Müll: „Bei der letzten War Evening-Sendung in Münster hast du Rob Gossler sehr übel zugerichtet, sogar deiner neuen Verbündeten Claudia war das zu viel. Hast du keine Angst davor, dass er mit ebensolcher Härte zurückschlagen wird und sich an euch beiden rächt? Rob Gossler ist schließlich dafür bekannt, nicht gerade zimperlich zu sein. Kriss: „Angst vor Rob Gossler?“
Ein nervöses Lächeln des anzutragenden Mac Mülls. War die Frage jetzt vielleicht doch zu sehr ausformuliert und kritisch?
Mac Müll: *räusper* „Ja, Angst!“
Ein weiteres Mal kann sich der serbische Junkie sein arglistiges Lächeln nicht verkneifen.
Kriss: „Ich habe keine Angst vor Rob Gossler! Wenn überhaupt hat ER zum ersten Mal erfahren, was wirkliche Angst bedeutet, als er sich in Münster in dieser ausweglosen Lage befand und Stuhlattacke um Stuhlattacke einstecken musste, bis er das Bewusstsein verlor. Er hat die wahre Verzweiflung kennengelernt, als er an das Ringseil gekettet war. Er glich einem Käfer, den man auf Rücken legt und der sich von selbst nicht mehr aufrichten kann, eine Kreatur, die ihre eigene Misere nicht begreift. Es war ein flüchtiger Blick, der ihn von den bevorstehenden Qualen kosten ließ, die noch auf ihn warten. Rob Gossler hat bisher einen ungebrochen starken Kampfgeist bewiesen, weshalb ich umso vergnügter sein werde, wenn ich ihn brechen werde, ihn zersplittern lassen werde!!! Und wenn sich Rob Gossler tatsächlich traut, an der Battle Royale teilzunehmen, dann werde ich ihn dort im Ring schon sehnsüchtig erwarten.“
Mac Müll schluckt. Inzwischen hat Kriss Dalmi für Mac Mülls Empfinden wieder die alte, wahnsinnige „Qualität“ erreicht. Bloß noch eine Frage...
Mac Müll: „W... Wo du es grad schon angesprochen hast. Was wird bei der Battle Royale um den Heavyweight Title dein Plan sein? Wie wirst du dich gegen hochkarätige Gegner wie Eric Fletcher, Lex Streetman oder Jimmy Maxxx behaupten?“
Mit einem bösartigen Grinsen mustert Kriss Dalmi den Interviewer. Holt tief Luft, setzt an zum Sprechen... und lacht. Er lacht lauthals los. Kriss Dalmi kann es nicht mehr kontrollieren, die schrillen und heiseren Töne sprudeln nur so aus ihm heraus. Diese Battle Royale muss unfassbar witzig sein.
Mac Müll: „Kriss?“
Gackernd und kichernd wendet sich der J.W.O. Führer von dem Hall-of-Famer ab und stolpert durch den Gang. Mac Müll lässt er allein zurück.
Mac Müll: „Hab ich irgendwas Lustiges verpasst?“ Kameramann: „Nein, der ist wahrscheinlich einfach nur wieder total druff.“
Mac Müll: „Okay, dann zurück zu euch, Sven und Pete!“
Pete: „Wow, das Ende der Fahnenstange scheint noch lange nicht erreicht zu sein, was Kriss Dalmis Wahnsinn angeht. Hast du ein Wort von dem verstanden, was er da von sich gegeben hat, Sven?“ Sven: „Seh ich aus als wär ich auf AstroHappy? Ich bitte dich!“ Pete: „Nun ja, vielleicht 'erleuchtet' er uns Unwissende zu einem späteren Zeitpunkt noch mal. Und ganz vielleicht, kriegen wir bei der Battle Royale ja schon eine kleine Vorschau auf das, was da noch kommen mag!“ Sven: „Sprichst du von Ultra Violence, Pete?“ Pete: „So ist es! Es kann mir doch keiner weiß machen, dass es da nicht zu einer Auseinandersetzung zwischen den Beiden kommen wird.“ Sven: „Ja, und auch wenn von Rob Gossler nicht gerade viel halte, hoffe ich doch, dass er dieser J.W.O. Plage so langsam mal einhalt gebietet. Meine Sagrotan-Palette ist bald leer.“
Chairs
thrown and tables toppled,
Kleine Lichtkegel durchwandern unkontrolliert die Halle und ohne großes Zögern erscheint der von Rise Against’s Lied angekündigte Lex Streetman auf der Entrance Rampe. Ohne großes Tam Tam oder Allüren macht er sich auf dem Weg zum Ring, die einzige nennenswerte Aktion ist vielleicht das kurze Begrüßungsnicken in die Zuschauermassen. Viel Präsentation braucht der Amerikaner eh nicht denn so oder so sind die meisten Augen auf seinen Einmarsch gerichtet, was auch nicht verwundert, wenn Breanna Ouths neben ihm herläuft und genau die Faninteraktion macht, die Streetman zumindest äußerlich in letzter Zeit eher selten zeigt.
Glatt rasiert und mit wieder auf wenige Millimeter gekürzten Haaren schwingt sich der Mann aus Los Angeles in den Ring, sofort um ein Mic bittend, was ihm natürlich auch gereicht wird. Ouths hat derweil noch ein wenig länger mit den zumeist männlichen Fans zu tun, aber kein Wunder, wer gibt schließlich eine Blondine in Hot Pants und engem Top so schnell wieder aus der Hand? Zeit also für Streetman noch eine Runde im Ring umher zu wandern, ehe Ouths doch letzten Endes die Stahltreppe Richtung Apron erklimmt. Während der Blondschopf für ihr Eindringen (in den Ring versteht sich) die beiden untersten Seile auseinanderdrückt, ertönt dann allerdings doch schon seine Stimme über die Hallenlautsprecher.
Streetman: „Es mag für Manchen vielleicht ein wenig wie ein immer wieder kehrendes Bild wirken, dass ich Show für Show in diesem Ring stehe und etwas zu meiner aktuellen Situation oder meinem anstehenden Match sage. Aber mal ehrlich, wer würde sich über so etwas aufregen? Wir sind hier schließlich in einer Wrestling-Show, daher sollte dies hier...“
Mit der freien Hand deutet er um sich herum auf den Boden und in Richtung Ringseile.
Streetman: „...der Boden und die Seile, der komplette Ring, das eigentliche Augenmerk von uns allen sein.“
Elegant schwingt sich seine Begleitung unter so manchem Pfeifen aus der Fanreihe in den Ring. Für Streetman bedeutet dies im Anschluss, dass er sich nun in die Ringmitte genau neben Ouths stellen und genau wie einige Male in den letzten Wochen zu der GFCW-Galaxie sprechen kann.
Streetman: „Viel zu oft hört man in den letzten Wochen Reden über Angelegenheiten, die wir gleich besser ins Vorabendprogrammen von Telenovelas oder Daily Soaps übernehmen können. Interessiert es uns wirklich, wie die private Vergangenheit eines Neulings aussieht? Was für einen Nutzen haben wir WRESTLING-Fans davon, wenn wir wissen, in welchen Wäldern und natürlichen Umgebungen sich so mancher Kollege zurückzieht? Ist es für den Ausgang eines Matches relevant? Können wir dadurch ableiten, ob jemand die Chance verdient hat im Main Event einer Show zu stehen?“
Die Frage lässt der Amerikaner auf rhetorische Art und Weise unbeantwortet und scheint die Antwortfindung stattdessen jedem einzelnen Fan zu überlassen. Wie auch immer sich ein Großteil der Bürger Saarbrückens entschieden hat, es ist komplett irrelevant für Streetman. Stattdessen tauscht er einen kurzen und für die Zuschauer wenig aussagekräftigen Blick mit Ouths aus, welche allerdings wie beinahe immer mit einem vergnügten Grinsen und einem kleinen Kichern reagiert.
Streetman: „Sieg und Niederlage im Ring entscheiden sich nicht durch die Wortwahl oder die Rhetorik eines Menschen, sondern alleine durch seine Fähigkeiten und sein Verhalten im Ring während eines Kampfes. Und genau dies werden wir heute Abend auch im Main Event erleben, wenn sich endlich wieder ein hoffentlich würdiger Champion findet, der für das steht, was den Titel normalerweise ausmacht. Große Kämpfe und Taten im Ring... und nicht ein loses Mundwerk mit leeren Versprechungen gefüllt.“
Ungewohnt direkte und harte Worte Streetmans, welchen man sonst ja eher nicht als öffentlichen Kritiker von irgendwelchen Sachen kennt. Offensichtlich scheinen die Entwicklungen der Liga allerdings auch nicht spurlos an ihm vorbeigegangen zu sein. Zuviel Sentimentalität wäre allerdings auch wieder nicht „Streetman-like“. Zeit also, sich wieder auf Altbewährtes zu konzentrieren und die Battle Royal in den Fokus zu rücken. Ein paar Schritte wandert das Los Angeles Original nun durch den Ring. Seine rechte Hand hält hierbei das Mic stets an seinen Mund, während das linke Gegenstück leicht gestikulierend durch die Lüfte schwebt und wirbelt.
Streetman: „Wer aber könnte als möglicher Sieger des Matches in Frage kommen. Vielleicht ein Jimmy Maxxx?“
Allein das Erwähnen des Namens reicht aus, um die komplette Halle zu einem lauten Buhkonzert anzustacheln. Die selbsternannte „Hardcore-Ikone“ ist fast erwartungsgemäß auch hier in Saarbrücken nicht gerade beliebt.
Streetman: „Ein jemand, den ihr anscheinend genauso sehr liebt wie ich. Er dagegen scheint es sich zu seinem neuen Lieblingsziel gemacht zu haben, Show für Show ein Titelmatch zu fordern und in traditioneller Weise sich zu beschweren und zu lamentieren, wenn ihm etwas nicht passt. Zugegebenermaßen... etwas an ihm ist seit seinem achtzigsten Comeback anders. Er scheint ernsthaft, man mag es kaum glauben, reifer und erwachsener geworden zu sein, auch wenn ihm weiterhin jegliche Art von Verstand fehlt. Es mag es zwar kaum glauben, dass ich so etwas mal sagen würde, aber... mit Jimmy ist heute befürchte ich durchaus zu rechnen. Sei dir aber weiterhin bewusst, dass du mir ein Dorn im Auge bist und wer weiß, vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja schon heute Abend in der Battle Royal.“
Auch wenn Maxxx vermutlich irgendwo im Backstagebereich sich befindet, sendet Streetman dieses Nachricht direkt über die Kamera und somit über die Fernsehgeräte zu Hause und auch in den Katakomben der Halle. Einige Momente schnauft der Leiter des „L.A. Gyms“ durch, ehe er seine freie linke Hand ganz hoch hält und uns klar deutlich das „Victory“-Zeichen präsentiert. Einerseits möglicherweise als Zeichen seiner Siegesambitionen. Andererseits aber vielleicht auch nur, um die zweite Person anzukündigen.
Streetman: „Eric Fletcher. Ein Jemand, der bereits letzte Show angekündigt hat, heute sein Glück zu versuchen. Und ich bin ehrlich, auch ihn hab ich auf dem Zettel. Jetzt, da er nicht mehr ununterbrochen das Schoßfüchsen für Corps Nobilis spielt, wird er sich vielleicht doch noch auf die Sachen konzentrieren, die er in der Vergangenheit schon oft genug gezeigt hat. Vergiss den Candy Man, Eric, und all das kunterbunte und lutscherartige Drumherum davon. Jeder weiß, dass du es kannst, wenn du willst und solltest du heute Abend wirklich mal wieder wollen, dann wird dem Hüter der Wahrheit vielleicht die absolute Wahrheit klar werden.“
Leicht zeichnet sich das „Streetman-Grinsen“ auf den Lippen des Amerikaners ab. Auch dies haben wir seit seinem Comeback seltener und vor allen Dingen auch weniger ausgeprägt erlebt, als früher. Und während abermals die gewohnt ruhige und sachliche Stimme in der Halle ertönt, gesellt sich Streetman nach seinem Rundgang wieder neben Ouths, welche sich sofort ein wenig an den Mann aus Los Angeles anzuschmiegen scheint.
Streetman: „Und wenn wir schon bei der Wahrheit sind, kommen wir auch schon zum dritten und letzten Mann, den ich hier ansprechen möchte... MICH! Wisst ihr, mir ist es egal, was die anderen Leuten predigen und sich aus den Fingern saugen, nur um vielleicht geniale Promos zu drehen oder Mitleidspunkte bei anderen Leuten zu bekommen. Sollen sie doch reden und reden, ich dagegen mache mit meinen Taten im Ring auf mich aufmerksam. Dies ist mein Weg der Wahrheit und dieser wird mich letzten Endes nach oben führen. Vielleicht schon heute Abend... vielleicht auch erst später. Aber dieser Pfad wird das Ziel erreichen denn eines, GFCW-Galaxie ist klar: Die Wahrheit... sagt mehr aus, als tausend Worte!“
Mit diesen fast schon kryptischen Worten lässt Streetman das Mic in Richtung Boden sinken und lässt seinen Blick gewohnt neutral durch die Zuschauerreihen gleiten. Die Gestik und Mimik Ouths ist dagegen natürlich ein klein wenig positiver gestimmt, auch wenn auch sie nach diesen Worten spürbar von ihrem kindlichen Verhalten vermissen lässt. Für diesen Moment ist das Duo auf jeden Fall fertig und ziehen somit ihren Rückzug in den Backstagebereich. Es bleibt also abzuwarten, ob der angedachte Weg wirklich in die richtige Richtung geht... oder ob er möglicherweise in einer Sackgasse endet.
Eine herrliche Blumenwiese ziert das Bild. Tulpen, Nelken, Krokusse, Gänseblümchen, Löwenzahn, alles wächst dort gleichzeitig, während im Hintergrund ein kleiner Wasserfall plätschert. Was für eine Idylle. Und das Ganze wird gleich noch etwas paradiesischer, denn mit einem lauten „CHING!“ strahlt nun ein prachtvoller Regenbogen über diese Wiese voller Dotterblumen und anderen bunten Blüten. Ja so stellt man sich das Paradies vor, während über die ganze Szenerie Stille herrscht, das entfernte Zwitschern einiger fröhlicher Vögel einmal ausgenommen. Was für ein herrliches Leben! Irgendwo hier muss der Garten Eden sein. Aber dann wird die Stille durchbrochen. Hufgeräusche ertönen. Irgendein Tier muss sich dem Bild nähern. Und da erscheint es auch am linken Bildrand. Kein Pferd, noch nicht einmal ein Zebra. Nein es ist tatsächlich der Traum eines jeden kleinen Mädchens....ein Einhorn. Mit Glitter in der Mähne. Ein Einhorn mit Glitter in der Mähne, tatsächlich steht es dort mitten auf der Wiese und wiehert wie ein echtes Einhorn, nur etwas schöner. Und dann beginnt es zu fressen. Aber nur das Gras, die herrlichen Blümchen bleiben alle da und auch der Regenboge strahlt noch über die Szenerie. Und plötzlich betritt noch ein Lebewesen das Bild. Knallbunte Joey Buttafouco Parachute Pants, Shutter Shades, eine hellblaue Trainingsjacke, ein orangefarbenes T-Shirt mit einem Regenbogen drauf und eine rot-gelb-grün-blaue Mütze mit Helikopter oben drauf. All das trägt dieser Mann und hat noch dazu einen Dauerlutscher in der Hand, welcher mindestens einen Durchmesser von 10cm haben dürfte. An diesem leckt er einmal, dann schaut er in die Kamera und zuckt zweimal kurz die Augenbrauen nach oben.
Mann: Und ich bin immer noch cooler als der Rest der Liga.....
Damit fadet das Bild aus und es bleibt nur noch in neongrüner Schrift übrig.......
“THE CANDY MAN“ ERIC FLETCHER
Sven: „Und jetzt, meine lieben GFCW-Fans, drehen wir den Swag auf. Ich meine, richtig übel. Also, wir drehen richtig, richtig übel den Swag auf. Richtig, richtig übel.“ Pete: „Ja, richtig übel, Sven. Denn jetzt legen wir los mit der GFCW Heavyweight Championship Battle Royal. Und wir haben eine wichtige Information für unsere Zuschauer, denn wir haben die Teilnehmerzahl für die Battle Royal durchgegeben bekommen. Es gibt exakt 20 Teilnehmer, doch wir wissen keinen einzigen Namen, sind also genauso ahnungslos wie die GFCW-Galaxie, was die Leute betrifft, die sich hier später im Ring befinden werden, einmal abgesehen von denen, die ihre Teilnahme schon angekündigt haben.“ Sven: „Völlig richtig.“ Pete: „Ja, und weil wir total konturlos und langweilig sind haben wir uns Unterstützung am Kommentatoren-Pult gesichert, und diese Unterstützung hat tatsächlich sowas wie eine eigene Persönlichkeit. Und entgegen von so ziemlich allen Battle Royal's in den letzten drei Jahren können wir die Dienste von Robert Breads nicht in Anspruch nehmen – was nur gut sein kann – weil dieser höchst selbst das Match ja gewinnen will. Also begrüßt unsere Gäste... oder stellt ihr euch einfach selbst vor?“
Die Kamera zoomt heraus und man sieht links und rechts von den Kommentatoren jetzt so wirklich, so richtig echt jetzt niemand geringeres als Corps Nobilis, genau jene Corps Nobilis, die vor ein paar Momenten noch geteert und gefedert, gefesselt auf einer Trage vom Kult aus der Halle hinausbefördert wurden. Offensichtlich hatten die beiden zwischen der Abreibung, die sie vom Kult erhielten und dem jetzigen Zeitpunkt noch genug Zeit das Gröbste der Teer- und Federung abzuwaschen. Und da ihre „Straßenkleidung“ ruiniert ist, haben sie sich einfach in ihrem Ringgear zu Sven und Pete gesetzt. Zufall?
Jedenfalls kann der Zuschauer vor dem Fernseher sogar noch ein paar Reste der dickflüssigen, schwarzen Farbe in den ausnahmsweise mal nicht zu einem perfekten Seitenscheitel gekämmten Haaren erkennen. Mit viel gutem Willen kann man das also noch gerade als Frisur bezeichnen, aber das ist wohl nicht gerade das, was die beiden Corpsstudenten im Moment interessiert. Ihre Mimik ist gezeichnet von Frust und Wut... frustrierter Wut oder wütendem Frust, wenn man so will... Mit einem auffordernden Blick schaut Pete zu Richard von Hansa, welcher neben ihm sitzt hinüber. Er erwartet eine Reaktion aber der Müncher schaut den Kommentator bloß genervt an.
Pete: „Nun... also gut... Das werde ich dann wohl übernehmen!“ Sven: „Machst du gar nicht... Verehrte Damen und Herren, begrüßt mit mir zusammen: Richard von Hansa und Heinrich von Sternburg: CORPS NOBILIS! Guten Abend, Richard, guten Abend Heinrich!“ Richard: „Sehr erfreut bla........“ Heinrich: „Ja.“ Pete: „Nun bevor es losgeht, muss ich natürlich eine Sache fragen. Ihr beide seid von Marc the Shark und Arana geteert und gefedert und anschließend gefesselt auf einer Trage aus der Halle befördert. Sidney Youngblood sagte, dass sie euch aus der Stadt rausschmeißen wollten. Warum seid ihre wieder hier?“ Richard: „Ich müsste dir minderwertigem Arbeiterabschaum eigentlich nicht antworten, denn ein Nobelmann wie ich es bin, hat es nicht nötig mit den Deinen eine Konversation anzufangen...“ Pete: „Also so nobel saht ihr aber nicht aus, als der Kult euch aus der Halle getragen ha...“ Heinrich: „SILENTIUM, DU LUMP!!!!!“ Richard: „Arbeitersohn, ich rate dir für deine Zukunft dringendst, meine adlige Durchlaucht nicht noch mal zu unterbrechen.“
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