Robert Breads: "Ich dulde keine Selbstgefälligkeit. Ich verlange Exzellenz. Wenn ihr nicht den gleichen Anspruch an euch selbst habt, seid ihr hier falsch."


Mit verschränkten Armen und deutlich auszumachenden Ringen unter den Augen starrt Breads in die Runde vor sich. Er spricht klar und deutlich. Seine Betonung macht klar, dass er sich seine Worte vorher sorgfältig überlegt und sie einstudiert hat.


Robert Breads: "Bei uns ist kein Platz für Leute, die eine nette kleine Karriere haben, vielleicht mal ein Main Event hier oder da, ordentliche Bezahlung. Wenn ihr das wollt gebe ich euch die Nummer von Mirkan Uysal. Ich will mindestens zukünftige World Champions. Ich will eigentlich zukünftige Hall of Famer. Und deshalb ist das hier kein Wunschkonzert - kein "oh, ihr seid alle toll, ihr kriegt alle einen Spot!"-Bullshit. Wirklich toll - und ich rede nicht von "vielversprechend" oder "hoffnungsvoll" - ist bis jetzt von euch noch keine. Einige von euch könnten es werden. Andere werden wohl nie soweit kommen. Ich suche niemanden, der in meine Fußstapfen treten soll.

Ich suche jemanden, der mich übertreffen kann."


Die kanadische Legende blickt in sein Plenum und die Kamera tut es ihm gleich. Vor ihm sitzen auf Klappstühlen die vier Frauen, die ihre bisherigen Tryoutmatches verloren haben: die blonde „Phoenix“ Milly Vermillion, die im feurig gefiederten Einteilerkleid dasitzt und guckt als ginge sie diese Ansprache nichts an.
Neben ihr hat sich die frisch geduschte und noch immer ziemlich fertig aussehende Diana Rolando niedergelassen und noch mal daneben sitzen die beiden Aces of Alchemy: die ruhige Frau mit der lila Haarpracht und dem Körbchen mit diversen Salben und Tinkturen, Quinn El Ranemilan, welche diese Worte stoisch hinnimmt und ihre Partnerin, die Klugscheißerin vom Dienst, Kaya Goldstein. Die Frau mit dem rosigblonden Haar nickt Robert Breads Worten eifrig zu.


Kaya Goldstein: „Das klingt alles sehr vernünftig und ist auch vernünftig...


Sie sagt das so, dass man das „aber“ bereits hören kann, noch bevor sie es tatsächlich aussagt.


Kaya Goldstein: „...ABER gut Ding will Weile haben, Herr Breads. So wie ein guter Trank nicht in zwei Minuten fertig ist und Rezepte oft und gern stetig verbessert werden können, so sind auch Wrestlerinnen nicht in wenigen Jahren schon auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Sicherlich, ist man so lange dabei wie man andere hier, die ich jetzt extra nicht angucke...


Kaya guckt betont an Diana Rolando vorbei.


Kaya Goldstein: „...dann sollte man meinen, dass die Qualität höher ist, aber es gibt immer Spätzünder. Und so ist doch die Frage, die sich mir gerade stellt: wenn Sie Exzellenz wollen, Herr Breads und das möglichst schnell wie es scheint… warum sind dann WIR hier? Nicht, dass ich mich beschweren möchte, aber warum haben Sie Monica Shade nicht aufgetragen Talente heranzuschaffen, die in ihrer Entwicklung schon weiter sind, wenn Sie nicht mit uns Anfängerinnen arbeiten wollen? Ist das nicht etwas, nun ja, wie formuliere ich das jetzt?
...ist das nicht etwas dum-


Ehe sie das Wort „dumm“ vollends aussprechen und sich Rober Breads Zorn vollumfänglich zuziehen kann, fällt ihre Partnerin der Klugscheißerin ins Wort. Obgleich nicht, um diese vor einem bereits begangenen Fehler zu bewahren.


Quinn El Ranemilan: „Sprich von dir selbst, wenn du den Begriff „Anfängerin“ benutzt. Freundliche Erinnerung, dass ich drauf und dran war den Next Level Title zu erringen, ehe mich jemand in die Tag Team Division gezerrt hat...


Wer sieht mehr danach aus, als ob es ein Bedürfnis gibt, Kaya eine mächtige Watschen zu verpassen? Robert Breads oder Quinn El Ranemilan?


Milly Vermillion: „Kurze Zwischenfrage ehe ihr euch gegenseitig anschnauzt und an die Gurgeln geht: gilt eigentlich dieser Aiden Rotari als „exzellent“? Der hat nämlich von diesem Rasmus Rantanen sehr viel mehr Prügel bezogen als ich.


Millys Körperhaltung könnte entspannter nicht sein. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Beinpartie ist lässig übereinandergeschlagen und der in der Luft befindliche Fuß wippt noch lässiger. Tatsächlich ist in ihrer Stimme nicht einmal Häme zu hören ob ihres Einwurfs. Für die Phönixdame in Menschengestalt ist das alles tatsächlich so nebensächlich, wie sie tut. Hauptsache es gibt was Leckeres vom Catering.


Robert Breads: "Ich habe nach Talenten gebeten, und nicht nach fertigen Wrestlern, weil mir etwas an der Zukunft liegt."


Das ist offensichtlich Unfug, von dem man nicht mehr genau ausmachen kann, ob Breads ihn eigentlich selbst glaubt oder nicht - nach seiner Demontage des Förderkaders eigentlich nicht zu glauben. Die Wahrheit dürfte auch sein, dass es für die LPG deutlich günstiger sein dürfte, Talente zu bezahlen als gefestigte Veteranen oder gar Champions und man eine deutlich bessere Verhandlungsposition hat. Außerdem: Wenn ein solches Talent später mal Erfolg hat, kann Breads dafür Credit bekommen. Bei bereits ausgebildeten vollumfänglichen geformten Kämpfern kann er das nicht für sich beanspruchen.


Robert Breads: "Du."


Mit dem Zeigefinger deutet Breads auf Milly.


Robert Breads: "Stimmt, Aiden hat auf's Maul bekommen. Warum? Weil er vorher gewonnen hat. Nicht nur sein letztes Match. Er war World Champion. Er ist amtierender Wrestler des Jahres. Wenn du wirklich fragen musst, ob das "exzellent" ist, bist du entweder dämlich oder verbohrt. Beides kann ich nicht gebrauchen. Also hake ich das als verbitterten schlechten Scherz ab und hoffe, dass du mittlerweile in ein verdammtes Regelbuch geguckt hast."


Er kann die Verbitterung bei diesen Worten nicht ganz verdrängen, ist die Beziehung zu Rotari doch mittlerweile mehr als angeknackst - seinem eigenen Meisterwerk ist die Dankbarkeit abhanden gekommen. So dreht er sich ein Stück weiter, spricht nun direkt zu Diana.


Robert Breads: "Hast du es nicht satt, als ewiges Talent zu gelten, die Jahre verstreichen zu lassen und dem an dir nagenden Zweifel, ob es doch noch was wird, immer mehr Raum in einem Kopf einräumen zu müssen?"


Wieder eine kleine Drehung, jetzt redet er mit Kaya.


Robert Breads: "Willst du nicht endlich, dass die Leute dich genug respektieren und schätzen, dass sie deinen Ratschlägen Gehör schenken und dich endlich als so klug anzuerkennen, wie du wirklich bist?"


Nun landet sein Blick auf Quinn.


Robert Breads: "Denkst du nicht es ist an der Zeit, dass die Welt dich endlich richtig kennen lernt, und dass das erste Metall, an das man bei dir denkt, kein Blei oder Zinn oder Kupfer in einem Kessel ist, sondern ein Gürtel aus Gold?"


Mit geweiteten Nüstern huscht sein Blick noch einmal über die gesamte Gruppe.


Robert Breads: "Wollt ihr es wirklich? Das ist meine Frage. Es ist kein Problem des Talents - das glaube ich nicht. Es liegt an euch, was ihr am Ende bekommt, an niemandem sonst. Und genau deshalb werdet ihr alle nochmal eine zweite Chance bekommen."


Er nickt bei diesen Worten besonders in Richtung Rolando, deren Wunden noch am Frischsten sind.


Robert Breads: "Und es wird keine Dritten geben, das verspreche ich. Heute werde ich gegen Mirkan Uysal ein für alle mal unter Beweis stellen, dass die Führung des GFCW Förderkaders ein absoluter Witz ist - und ich habe vor, meinen Gegenentwurf zu präsentieren, um zu zeigen, wie es richtig geht, ohne die Fesseln einer Institution, die ihre Legenden nicht respektiert."


Noch wehleidiger kann man kaum klingen, aber dass Breads mittlerweile in erster Linie von erbärmlichem Selbstmitleid getrieben wird und sich über Konflikte beschwert, die er selbst initiiert hat, ist nun wahrlich nichts Neues mehr.


Robert Breads: "Und zwar bald. Sehr bald. Deswegen werde ich mit dem Office sprechen, und versuchen, Matches auf die Beine zu stellen, in denen ihr euch zeigen könnt. In denen ihr alles geben könnt."


Seine Augen verengen sich.


Robert Breads: "Oder möchte jemand jetzt schon aufgeben?"


Milly Vermillion rollt nur mit den Augen, ihr kompletter Denkapparat hat mit der Situation, in der sie sich hier befindet, praktisch Null Konnektivität, aber sie hat auch keinen Grund weitere Auftritte im Vorfeld abzulehnen. Immerhin ist sie ein mächtiger Phönix und ihr Erfolg ist praktisch vorherbestimmt und nur eine Frage der Zeit, wovon sie reichlich hat.
Diana wiederum verbleibt stumm, schüttelt aber sachte den Kopf, um der Aufgabe eine klare Abfuhr zu geben. Quinn El Ranemilan wiederum sieht so aus, als ob sie gerne zumindest ihre Partnerin aufgeben würde, doch ebendiese nimmt Quinn zum Zeichen demonstrativer Kameradschaft in den Arm und pocht sich euphorisch auf die Brust.


Kaya Goldstein: „Ich hab mich noch nie von einer fehlgeschlagenen Synthese entmutigen lassen! Ich halte Ihren Zeitplan wie schnell wir gewinnen müssen zwar für Quatsch, besonders wenn Sie uns in unserem ersten Match direkt gegen das oberste Regal der Promotion antreten lassen und zur Unterstützung nur ein verrücktes Selfie-Schwein zuteilen, aber im Endeffekt müssen wir ja auch nur Frau Lerbitz von uns überzeugen und nicht Sie, von daher passt das schon, schätze ich!


Ein Einwand, den sie ohne Nachdenken geäußert hat, den Robert Breads jedoch unweigerlich als massive Respektlosigkeit werten dürfte.


Robert Breads: "Die Entrepreneurin legt großen Wert auf meine Meinung."


Der leicht säuerliche Ton deutet an, dass Kaya da einen wunden Punkt getroffen haben dürfte. Breads führt die Selektion durch, er präsentiert Lerbitz am Ende die Wrestlerinnen - oder, wie sie sagen würde, den "Produktvorschlag" - aber absegnen ob sie Teil der LPG werden dürfte immer noch die Frau am Steuer. Gerade deshalb ist es für Breads noch wichtiger, vernünftige Kandidatinnen zu präsentieren. Sie hat ihm das Budget und Man Power (oder Pig Power) (oder Pipe Power) zur Verfügung gestellt, diese ganze Casting Sache durchzuziehen, und wenn er am Ende davon mit Vorschlägen aufkreuzt die Lerbitz als "Verschwendung von Zeit und Geld" interpretiert... das kann Breads' angeknackstes Standing vermutlich nicht vertragen.


Robert Breads: "Also solltet ihr großen Wert auf meine Meinung legen."


Wie wichtig das Wort von Robert Breads für den Kopf der Lerbitz Performance Group nun wirklich ist lässt sich unmöglich beurteilen. Breads würde wohl auch behaupten, seine Meinung wäre wichtig, wenn sie das eindeutig nicht ist - hier können wir für den Moment wohl kein Licht ins Dunkel bringen.


Robert Breads: "Und das Wichtigste bei meiner Meinungsfindung sind Ergebnisse."


Er nickt kurz, um die Wichtigkeit dieses Aspekts zu bestätigen.


Robert Breads: "Deshalb werde ich dem Office für die nächste Show Folgendes vorschlagen: Ihr zwei..."


Damit sind Kaya und Quinn gemeint.


Robert Breads: "...bekommt in zwei Wochen noch eine Chance, euch zu zeigen - ohne Pigster an der Seite, auf den ihr die Schuld schieben könnt. Eure letzte Chance, zu zeigen, dass ihr gewinnen könnt."


Ziemlich eindeutige Sache. Scheinbar geht es nun wirklich in die heiße Phase, ganz nach Konzept "fressen oder gefressen werden". Aber wer sich in der GFCW - oder im Wrestling generell - durchsetzen will, muss sich mit der harten Realität abfinden. Nicht alle können es schaffen. Nicht jeder kann ihren Traum leben. Wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer.


Robert Breads: "Und du..."


Jetzt ist Milly gemeint.


Robert Breads: "...trittst gegen sie an."


Mit diesen Worten deutet er auf Diana.


Robert Breads: "Und für die Verliererin war's das."


Die Temperatur scheint im Raum in diesem Moment mit einem Mal zu sinken. Noch sitzen sie wenige Meter voneinander entfernt - aber schon bald wird die eine dafür sorgen, dass die andere keinen Platz am Tisch bekommt.


Robert Breads: "Hat jemand ein Problem damit?"


Fast schon herausfordernd schaut der Kanadier in die Runde.


Kaya Goldstein: „Unserer Gegner werden also eine Überraschung? Das ist durchaus ein Problem, aber durchaus eins, das wir lösen können und werden! Genau für solche Situationen sind unsere klugen Köpfe ja wie geschaffen!


Quinn schüttelt in doppelter Hinsicht den Kopf – sowohl zur Absage ein Problem zu haben, als auch über ihre Partnerin, die einmal mehr ihren neunmalklugen Senf dazugeben musste. Milly und Diana wiederum blicken sich gegenseitig kurz an, die Phönixfrau hat das Match in ihrem Kopf längst gewonnen und Diana nimmt den Kopf hoch und ballt tief durchatmend die Fäuste. Herausforderung akzeptiert.


Singles Match:

Ethan Carlyle vs. Aiden Rotari

Referee: Mike Gard



Die Musik des Förderkader – und nicht etwa ein eigenes Theme – läutet die Zeit von Ethan Carlyle im Main Roster offiziell ein. Ist die Wahl der Gruppenmusik als Statement zu verstehen? Oder hat der Youngster an seinem großen Abend einfach Besseres zu tun, als sich Gedanken um seine Präsentation zu machen? Möglichkeit 2 ist jedenfalls nicht auszuschließen, denn Carlyle läuft ohne jede Zeremonie und mit starrem Blick durch den Vorhang und auf den Ring zu. Nur einmal nimmt er den Kopf zur Seite, um in die Fanmassen zu blicken, doch dann begibt er sich wieder in den Tunnel. Wird eins mit dem Fokus.


Laura: „Aus Toronto, Ontario, Kanada…“


GTCW-Fans wissen: Ethan Carlyle hat auf Schulebene eine erfolgreiche Karriere im Ringen hingelegt. Und diesem Hintergrund ist er optisch bis heute treu ergeben. Er trägt ein grünes Singlet mit weißen Streifen an der Seite und seinen aufgestickten Initialen auf dem Buch. Carlyle ist kein Hänfling, aber im Haifischbecken Wrestling definitiv niemand, der körperlich viel Eindruck macht. Auf eine Größe von 1,71m kommt ein athletischer und definierter Körperbau, aber die große Körpermasse eines Kyle Douglas hat er nicht – glücklicherweise gibt es auch im Ringen Gewichtsklassen.


Laura: „…mit einem Gewicht von 80 Kilogramm. Hier ist in seinem Debütmatch…ETHAAAAN CARLYYYYLE!“


Als sein Name durch die Halle schallt und die Fans ihm einen Anstandsjubel schenken, bricht Carlyle einmal seinen Fokus. Er nimmt eine Hand in die Luft, halb als Jubel, halb als Gruß. Mit großen Augen, als würde er erst jetzt die Bedeutung seines Aufstiegs in das Main Roster richtig verarbeiten, schaut er sich in der finnischen Halle um. Eine Main Roster-Premiere gegen den vorherigen GFCW-Champion – wer kann das schon von sich behaupten? Carlyle hat die Chance seines Lebens. Oder er kann richtig untergehen. Nur eines ist sicher: Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Carlyle slidet unter sein Seilen in den Ring, sprintet in die Seile und federt von dort zurück. Den Lauf wiederholt er als Aufwärmung dreimal, dann lässt er die Schulter kreisen und lockert seine Muskeln. Während er sich in die Ringecke begibt, ertönt bereits die Musik der Konkurrenz. Der unendlich renommierteren Konkurrenz.



Aiden Rotari sieht nicht begeistert aus.
Fairerweise muss man dazu wohl anmerken, dass er das eigentlich nie tut. Er hat selten eine klar definierbare Emotion deutlich sichtbar zur Schau gestellt, weshalb es gerade jetzt besonders auffällt, dass sein Blick noch eine Nuance finsterer ist als gewohnt, sein zügiger Gang dem Ring entgegen ist noch einen Tacken schneller als er das normalerweise ist, und die Körperspannung ist nahe am Maximum.
Er zelebriert seinen Entrance ja ohnehin nie groß, aber heute ist er wirklich fix, wenn es darum geht, im Squared Circle anzukommen.
Als müsste er das hier so schnell es geht hinter sich bringen, um sich dem zu widmen, worauf seine Gedanken sich gerade fokussieren.
Eine Chance für Ethan Carlyle?
Die Glocke läutet.
Es geht los.
Ob man Ethan nun Mut oder Dummheit unterstellen möchte, um sich für das eigene Debüt ein solches Kaliber als Gegner auszusuchen, sei dem geneigten GFCW-Zuschauer überlassen. Fakt ist, dass die Rollen hier überdeutlich verteilt sind: Der amtierende Wrestler des Jahres, der letzte World Champion gegen einen Typen, der gerade eben noch ein Teenager war, in dessen ersten GFCW-Match.
Aber Aiden wirkt dennoch in den ersten Momenten nicht so, als würde er das hier auf die leichte Schulter nehmen.
Vielleicht ist es sein Duell mit PJ Smidt, das unter ähnlichen Vorzeichen stand, und bei dem Rotari überraschend viel Gegenwehr bekam. Vielleicht hat Rotari die Performance von Daniel bei der letzten Show begutachtet und wurde daran erinnert, was passieren kann, wenn man nicht vollends bei der Sache ist. Vielleicht ist es die Tatsache, dass Carlyle einen ähnlichen Background wie Kyle Douglas hat, mit dem Aiden im Ring so seine Probleme hatte. Und vielleicht, aber auch nur vielleicht, will Rotari hier etwas klarstellen: Nur weil der gleiche Typ uns aus dem Nirgendwo in die GFCW gebracht hat, sind wir noch lange nicht auf einer Stufe.
Wir wissen es nicht. Wir wissen bloß, dass Ethan sich keine großen Hoffnungen machen sollte, hier irgendetwas geschenkt zu bekommen.
Tatsächlich wirkt Carlyle auf den ersten Blick stilistisch recht ähnlich zu Douglas - Ansätze zum Takedown, das taktierende Umkreisen, die Haltung der Arme. Der Unterschied wird aber auf den zweiten Blick ziemlich schnell deutig, und das sind knappe zwanzig Zentimeter und ein paar dutzend Kilo, die Carlyle im Vergleich zu Douglas abgehen.
Deshalb versucht er, sein ohne Zweifel im Überfluss vorhandenes Talent für die Matte eher mit guter Technik als mit purer Kraft zu kombinieren, ist doch auch Aiden buchstäblich eine andere Gewichtsklasse als Ethan.
Das funktioniert nicht so wirklich.
Das Problem daran, sich einen Gegner auf Spitzenlevel auszusuchen, ist eben, dass man dann einen Gegner auf Spitzenlevel hat. Rotari geht schlicht davon aus, dass Ethan in seinem Debüt vor allem seine eigenen Fähigkeiten und Stärken zeigen will, und die konnte man bei GTCW schon recht ordentlich scouten. Carlyle will mit Aiden auf die Matte, ihm seine Art von Match aufzwingen, und das klappt nicht so Recht.
Rotari hatte mit der rohen Power von Kyle Douglas zu tun, er wurde von der überlegenen Technik von Antoine Schwanenburg einst mehrfach bezwungen, der Mann weiß also eine ganze Menge Konter und Wege, ein Duell auf dem Boden zu vermeiden. Auf jeden Takedown von Carlyle wartet ein erhobenes Knie oder ein rascher Schritt zurück, auf Versuche zum Lock-Up reagiert Rotari erst gar nicht und dann mit schnellen Elbows, die das Ziel zwar nicht treffen, aber Carlyle auf Distanz halten.
Selbstredend frustriert Ethan das. Das hier soll seine Coming Out Party als großes Talent werden, kein Reminder warum er mit Aiden im Ring nichts zu suchen hat. Deshalb beginnt er mehr Risiko zu gehen.
Also genau das, worauf Rotari gewartet hat. Dessen Geduld zahlt sich einmal mehr aus. Carlyle will es mit der Brechstange wissen, zeigt einen Takedown nahe der Seile, und den kriegt er zwar im Stolpern irgendwie durch und schafft es, Aiden auf den Boden zu werfen, aber der ist so nah bei den Seilen, dass ihm das nichts bringt. Nein, stattdessen zählt Mike Gard Ethan an, und dieser lässt schließlich los - nur um direkt, aus der sitzenden Position, einen saftigen Elbow von Aiden direkt an den Schädel zu kassieren.
Ethan taumelt zurück. Rotari setzt nach.
Und damit ist das Momentum komplett in eine Richtung gekippt.
Mit Elbows, würfen in Richtung Ringecke und auf die Matte und dem einen oder anderen Suplex dominiert Aiden nun das Geschehen. Er hat nur eine einzige Chance gebraucht, sie sofort genutzt und das Match an sich gerissen - vielleicht ja "wie zu erwarten", aber dennoch beeindruckend. Carlyle wird beinahe erstickt, kann kaum zum Zug kommen, und Aiden wrestlet seinen Stiefel einfach runter, kein Risiko, keine Taunts, keine vorschnellen Entscheidungen - wie eine Maschine, ein Schachcomputer, der immer genau den Move zeigt, der die Gewinnwahrscheinlichkeit am Meisten erhöht.
Das bedeutet in erster Linie eines: Ethan Carlyle hat keine Chance. Zumindest nicht so.
Ironischerweise heißt das auch, dass er das, was ihn in diese missliche Lage gebracht hat, jetzt nochmal probieren muss: Risiko gehen.
Und als Aiden ihn einmal mehr per Whip-In in die die nächstbeste Ringecke donnern will, Rücken voran, macht Ethan etwas Verrücktes: Er rennt schon los, bevor Aiden ihn überhaupt whippen kann, und zwar in die exakte Richtung, in die er ohnehin geschleudert worden wäre. Davon ehrlich verdutzt wird Rotari ein Stück lang mitgerissen, stolpert dabei, verliert den Halt und den Griff um das Handgelenk von Carlyle, der in die Ringecke stürmt.
Dort springt er auf das zweite Seil. Ziemlich athletisch, aber auf eine Art und Weise, die uns klar sagt, dass das eigentlich nicht sein Metier ist. Beinahe rutscht Ethan weg, verliert mit dem linken Bein den Stand. Eben volles Risiko.
Wenn es klappt, ist man clever und mutig.
Wenn es schiefgeht, ist man ein Idiot.
Für den Moment ist Carlyle Ersteres. Denn er kann sich abstoßen, und dank der Tatsache, dass Aiden auch nicht den allerbesten Stand hat, kann er sich auch nicht wehren.
Der Crossbody ist nicht unbedingt hübsch, Ethan trifft eher mit den eigenen Rippen als mit dem Oberkörper auf Rotari, aber er reißt den Ex-World Champion zu Boden, und das ist es, was zählt. Keuchend und so schnell er kann, mit aufkeimendem Zuspruch der Crowd in Finnland, schüttelt Ethan sich und steht so schnell auf, wie er nur kann.
Das ist möglicherweise seine einzige Chance, er muss sie nutzen.
Eher hektisch als zügig packt Carlyle die Hüften von Rotari, der sich wieder aufrappeln will - und dann reißt er ihn hoch.
Das ist ob des Größenunterschiedes ziemlich beeindruckend. Aber Carlyle hat nicht umsonst in Gewichtsklassen über der eigenen gerungen. Er mag kein athletisches Power-Monster wie Kyle Douglas sein, aber er ist stark. Ziemlich stark.
Er bekommt Aiden nicht ganz über den Kopf. Deshalb ist die Form nicht völlig perfekt, schließlich ist der GFCW Main Eventer schlau genug, sich so schwer wie möglich zu machen. Doch durch die Luft gewirbelt wird er trotzdem. Dann klatscht er auf die Matte.

Gutwrench Suplex!


Sofort setzt Ethan mit dem Cover nach. Das geht nur bis kurz nach zwei.
Doch das spornt ihn eher an als ihn zu demotivieren. So gut es geht springt er direkt wieder auf, verzieht vor Schmerz das Gesicht zu einer Grimasse, reißt dann aber die Träger seines Ringeraufzugs herunter und reißt die Arme hoch, genießt den Zuspruch der Crowd, die "One More Time!" rufen.
Mit einem leisen Grinsen tut Carlyle ihn diesen Gefallen.
Er hebt Rotari erneut aus. Und das ist sein schwerster Fehler bislang.
Seine Entscheidungen von der Crowd lenken zu lassen statt davon, was am wahrscheinlichsten den Sieg bringt, ist in den Augen von Aiden mit Sicherheit ein übler Schnitzer, und er zeigt uns auch, warum:
Er hat beim letzten Suplex gemerkt, dass Ethan zwar stark ist, aber der körperliche Unterschied dafür sorgt, dass er seinen Gutwrench Suplex nicht pefekt durchziehen kann. Ethan muss sich sehr darauf konzentrieren, festen Stand zu haben, die Oberarme enorm anstrengen, und sein Griff um die Hüften wird mitten in der Luft, am höchsten Punkt, deshalb etwas unfokussiert und schwächer.
All diese Information hat Rotari über diesen Move mit einem Mal gesammelt, weshalb es so gefährlich ist, ihn gleich nochmal zu probieren. Aber vielleicht denkt man als Rookie im Moment des Jubels nicht darüber nach - als einer der besten Wrestler der GFCW aber eben schon.
Rotari dreht sich genau im richtigen Moment in der Luft, rutscht aus dem Griff heraus. Während der Mund von Ethan Carlyle zeigt, das ein überraschtes "O" sehr schnell zu einem panischen "O" werden kann, landet Aiden direkt hinter seinem Gegner.
Seine Arme schnellen nach vorne wie eine Viper vor dem giftigen Biss.
Rotari schnappt zu.
Schnappt sich Ethan.
Stemmt ihn hoch.
Klatscht ihn auf die Matte.
Und geht nach seinem Backdrop Driver direkt in die Brücke.
Als Mike Gard zum dritten Mal auf die Matte schlägt ist niemand überrascht.


Sieger des Matches durch Pinfall: Aiden Rotari


Sofort lässt Rotari los. Er hat Ethan seine volle Aufmerksamkeit für die Dauer des Matches geschenkt, ja, aber sobald das Match vorbei ist, ist es auch damit vorbei. Während das Publikum dem jungen Wrestler für seine mutige Debüt-Performance ein wenig Trost in Form von Applaus spendet und Ethan von einem Mitarbeiter stöhnend aus dem Ring geholfen wird, ist Aiden schon einen Schritt weiter und bittet um ein Mikrofon, welches man ihm selbstredend reicht.


Aiden Rotari: "Es gibt ein..."


Nun, immerhin muss er mal kurz Luft holen und durchatmen. Zumindest das Ethan ihm eindeutig abverlangt. Rotari senkt das Mikrofon, atmet tief ein, schluckt einmal und fährt dann mit gefestigter Stimme fort.


Aiden Rotari: "...Problem."


Er wischt sich eine schwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe er den Blick Richtung Entrance Stage richtet.


Aiden Rotari: "Niemand wird mein Angebot annehmen, solange die unbekannte Variable Rasmus Rantanen im Spiel ist."


Damit spricht Rotari selbstredend von der letzten Ausgabe von War Evening aus Norwegen - seiner Offerte Richtung Ask, Luna und Aldo, und die spätere Attacke von Rantanen.


Aiden Rotari: "Ich nahm an, ich hätte selbige Variable entfernt. Das erweist sich jedoch als schwieriger als gedacht."


Tatsächlich hat Rotari Rantanen ja bereits bei Brainwashed besiegt. Doch der junge Förderkadler hat nicht lockergelassen.


Aiden Rotari: "Ich suche stets die effektivste und pragmatischste Lösung. Sollte ich die Ressourcen aufbringen müssen, härtere Maßnahmen gegen Rasmus Rantanen einzuleiten, um wieder meinen Titel in den Händen halten, werde ich das ohne Skrupel tun. Das muss aber nicht unbedingt sein."


Während seiner Promo beginnt Aiden, im Kreis zu gehen. Was man als Nervosität oder innere Unruhe interpretieren könnte ist wohl viel mehr als dauerhafter Check, ob Rasmus probiert, ihn durch das Publikum anzugreifen. Es wäre nicht überraschend, wenn irgendwo Mitglieder der LPG als Wachen platziert worden wären, um in einem solchen Fall zu reagieren.


Aiden Rotari: "Wir müssen die Variable "Rasmus Rantanen" nicht zwangsläufig entfernen. Wir können sie auch re-kontextualisieren."


Das Publikum in Finnland hat ein kollektives übergroßes Fragezeichen im Gesicht.


Aiden Rotari: "Rasmus Rantanen ist nicht dumm. Er ist hartnäckig. Er ist einfallsreich. Das macht ihn zu einem schwierigen Gegner. Und würde ihn zu einem guten Verbündeten machen."


So ist das also - statt sich auf einen potenziell langwierigen Konflikt einzulassen, versucht Aiden, die Sache auf diese Weise aus der Welt zu schaffen.


Aiden Rotari: "Ich habe gehört, du möchtest den Förderkader verlassen. Ich kann dir einen Platz in der Lerbitz Performance Group anbieten, Rasmus, garantiert. Wir müssen nicht kämpfen. Du musst mich nicht besiegen, um zu bekommen, was du willst. Ich schenke es dir."



Der Angesprochene lässt sich nicht lange bitten. Rasmus Rantanen – als Gegensatz zu seinem Förderkader-Kollegen Carlyle – erscheint demonstrativ zu seiner eigenen Musik. Als der Kieler durch den Vorhang tritt, empfangen ihn neben gewohnten Buhrufen tatsächlich auch positive Reaktionen: Die finnische Verwandtschaft, der Name und der Hass der Fans für Aiden Rotari machen es möglich. Rantanen bleibt direkt am Anfang der Rampe stehen, will außer Reichweite für einen Angriff bleiben.


Rasmus Rantanen: „En muista pyytäneeni sinulta vastatarjousta. Oletko idiootti vai luuletko, että olen? “


Am Ende von Rantanens Worten wird es laut in der Halle. Manche jubeln, andere ziehen amüsiert die Augenbrauen hoch. Und auch Rantanens Gesicht nimmt einen zufriedenen Ausdruck an. Nur von Rotari, der offenbar angesprochen wird, gibt es keine Reaktion. Wie auch, wenn er die Sprache nicht spricht. Eine kalkulierte Provokation Rantanens?


Rasmus Rantanen: „En tullut tinkimään kanssasi. Hyväksykää siis, että suurella juonittelijalla ei ole tänään muuta tekemistä kuin työntää suunnitelmansa perseeseensä.“


Das Lachen nach Rantanens Worten, die mit einem schelmischen Grinsen vorgetragen werden, wird lauter. Und es mischt sich sogar Raunen darunter. Und man sieht Rotari an, dass ihm das nicht geheuer ist: Er, der alles unter Kontrolle haben will, versteht nicht, was hier abgeht. Er weiß nicht, was gesprochen wird. Er weiß nicht, ob er das Ziel von Spott ist. Keine einfache Situation für Rotari. Seine Miene wird noch kälter als ohnehin schon.


Rasmus Rantanen: „Joten sanon teille Jeesuksen ja Suomen nimissä: Haista vittu, Aiden.“


Aiden. Das einzige Wort, welches der Mann im Ring verstanden hat. Aber er hört das „Oooh!“ der Zuschauer. Ein „Das-hat-er-wirklich-gesagt-Ooooh!“, so viel hat man auch ohne Sprachkenntnisse verstanden. Aiden wird es zu bunt. Er spielt dieses Spiel nicht mehr mit. Wenn Rasmus ihn bloßstellen will, kann er das hier auch beenden. Doch bevor er selbst zu Wort kommt, ist Rantanens Mikrofon schon wieder am Mund.


Rasmus Rantanen: „Und noch einmal in deiner Sprache, Aiden: Ich habe dein Angebot auf höflichste Weise ausgeschlagen. Denn kein Funken Wertschätzung steckt in deinem Vorschlag, ich solle der LPG beitreten. Es ist für dich einfach nur der Weg des geringsten Widerstands. Eine Chance, um meine Match-Herausforderung herumzukommen. Aber ich verfolge eine größere Mission…“


Bei den Worten legt sich Rantanens Hand um die Kreuzkette, die natürlich auch heute wieder von seinem Hals baumelt.


Rasmus Rantanen: „…und lasse mich nicht mit Brotkrumen abspeisen. Ich will nach eigener Lust und Laune von der großen Tafel speisen. Ich will und werde den Förderkader verlassen. Aus eigener Kraft und nach meinen Bedingungen – nicht, indem ich mich zu einem Diener mache.“

Aiden Rotari: "Du bist ein Anhänger. Kein Anführer."


Rotari stellt das ansatzlos und sachlich in den Raum, als wäre das ein längst bekannter Fakt.


Aiden Rotari: "Du brauchst jemanden oder etwas, das dich führt. Momentan sind es die "Zeichen" eines Mannes, an dessen Kreuzigung wir uns heute erinnern. So magst du am Ende spirituelle Glückseligkeit erlangen. Das kann ich dir nicht versprechen. Was ich dir aber versprechen kann, solltest du mir folgen, sind Siege, Erfolge und Titel."


Wer erwartet, dass Rantanen diese Verlockungen ebenso schnell und vulgär ausschlägt wie den ursprünglichen Vorschlag, liegt daneben. Rantanen senkt für einen Moment den Kopf und scheint nachzudenken – ob er ehrlich mit sich und den Verlockungen ringt oder er Aiden lediglich als Teil seiner Provokationsstrategie auf die Folter spannen will, bleibt indes offen.


Rasmus Rantanen: „Nein.“


Irgendwie ist es Rantanen im Laufe der Show, hier in seiner zweiten Heimat gelungen, das Publikum so um den Finger zu widern, dass die Absage fast ausschließlich mit Jubel quittiert wird. Zufrieden grinsend schaut sich Rantanen um. So sollte es immer sein.


Rasmus Rantanen: „Deine Worte sind bedeutungslos gegenüber der Botschaft, die ich tief in mir spüre. Ich vernehme die Zeichen, die Jesus mir schickt. Ich höre seinen Auftrag klarer, als jeder Rhetoriker es formulieren könnte: Mein Weg aus dem Förderkader führt über dich. GEGEN dich. Nicht an deiner Seite, nicht unter dir. Ich sehne mich nur nach einer Belohnung.“


Und welche das ist, wird sogleich deutlich, als Rantanen die Kette um den Hals an die Lippen führt und ihr einen Kuss aufdrückt. Bei der Geste durchfährt ihn ein wohliger Schauer, die ohnehin schon selbstbewusste Körperhaltung wird noch eine Spur selbstverständlicher.


Rasmus Rantanen: „Diese Belohnung bekomme ich, wenn ich das Hindernis Aiden Rotari im Ring überwunden habe. Und Aiden – lass mich dir etwas sagen…“


Er hebt den Kopf, so dass er direkt in den Ring starrt. Sein Blick und der des Amerikaners treffen sich, für mehrere Sekunden ist keiner der Beiden bereit, nachzugeben und als erster wegzublicken.


Rasmus Rantanen: „…wenn du mich mit dem Zuckerbrot locken willst, dann packe ich die Peitsche aus. Ja olen valmis käyttämään sitä sinua ja kaikkia sinun puolellasi olevia paskiaisia vastaan.“


Abermals Jubel, abermals ein zufriedenes Grinsen von Rantanen. Er leckt sich vorfreudig über die Lippen.


Rasmus Rantanen: „Es ist mir scheißegal, was du mit Leuten wie Ethan Carlyle machst. Verprügle sie jede Show, ich werde dich nicht davon abhalten. Denn ich weiß, dass dir diese Kämpfe nichts bedeuten. Aber ich weiß auch, was dir sehr viel bedeutet: Der GFCW-Titel.“


Rantanen muss nicht auf die Bestätigung Rotaris warten, um den Wahrheitsgehalt seiner Worte zu verifizieren – Aiden hat es bei mehreren Gelegenheiten bereits zugegeben.


Rasmus Rantanen: „Und deswegen werde ich da sein, sobald du dich dem Titel näherst. Wenn die Weichen stellen willst, um dir deinen Gürtel zurückzuholen, werde ich da sein und die Peitsche wird auf dich niederschnellen. Du kannst versuchen, mir zu entgehen, natürlich. Aber Jesus kennt Wege und Möglichkeiten, die keiner der lächerlichen Bastarde in der LPG voraussehen kann, um dich zu schützen. Das schwöre ich dir.“


Eine klare Ansage. Spätestens jetzt ist jedem klargeworden, dass es hier zu keiner Einigung kommen wird. Der Spalt zwischen Rantanen und Rotari ist ein Abgrund.


Rasmus Rantanen: „Also gib‘ mir, was ich will. Gib mir den Kampf gegen dich. Du bist bekannt dafür, rational und strategisch zu sein, Aiden. Und deswegen gibt es nur eine Entscheidung, die du in zwei Wochen treffen kannst.“


Die Augen lauern noch immer auf Rotari, als Rasmus zum Abschluss seines Monologs kommt und das Mikrofon direkt an den Mund führt. Seine Stimme ist ein von Gier durchzogenes Flüstern.


Rasmus Rantanen: „Anna minulle kaikki mitä haluan. Gib‘ mir einfach alles, was ich will.“



Backstage steht der allseits beliebte Mac Müll parat, um ein Interview zu führen. Zu Gast ist eine Frau, die nun schon ein Weilchen bei GFCW zugegen ist, obgleich sie keinen GFCW Vertrag hat und auch keinen anstrebt. Vielmehr ist die groß gewachsene Schneewölfin Skaði Fenrir bestrebt im Förderkader der Lerbitz Performance Group unterzukommen, mit dem man einen Gegenpol zum offiziellen GFCW Förderkader schaffen möchte. Während Mac Müll gut gelaunt scheint, ist die norwegische Riesin neben ihm alles andere als gut aufgelegt, das ist leicht an ihrer abweisenden Körperhaltung und ihrer grimmigen Mimik zu erkennen, noch bevor auch nur ein Wort gesprochen ist. Nichtsdestotrotz versucht es Mac Müll mit einladender Freundlichkeit.


Mac Müll: „Miss Fenrir, schön, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben. Obgleich Sie nicht gerade begeistert aussehen hier zu sein.

Skaði Fenrir: „Die Verärgerung, welche mich plagt, hat nichts mit Euch zu tun, Mac Müll, vielmehr sinniere ich noch immer über meine unsägliche Jagd nach, welche in Oslo ein Großereignis für mich und meine heimischen Fans hätte sein sollen.

Mac Müll: „Sie sprechen von dem Match gegen Daniel? Aber warum sind Sie wegen diesem Match verärgert? Sie haben das Match doch gewonnen?


Die norwegische Wölfin schnaubt verächtlich, kaum dass der Name „Daniel“ ausgesprochen wird.


Skaði Fenrir: „Fürwahr, siegreich bin ich in dem Match gewesen, doch war dies ein Resultat der geistigen Schwäche meines Gegners statt meiner Stärke. Sicherlich, die Konzentration während der Jagd aufrecht zu erhalten ist eine Fähigkeit, die ich bewiesen habe und Daniel nicht und so war mein Sieg in jeglicher Hinsicht verdient. Und doch, der Sieg kommt mit der Fußnote, dass Daniel in diesem Match sein eigener größter Gegner war und nicht ich. Dies mag Robert Breads genügen, weil es das „Ergebnis“ ist, welches er ersehnte, doch mir als stolzer Jägerin kann und darf dies nicht genügen.


Mac Müll nickt verstehend und überlegt sich seine nächsten Worte gut. Zwar ist er viel gewohnt von seinen vielen Jahren bei GFCW, aber das macht die große, silbermähnige Frau mit den lila Strähnen nicht weniger bedrohlich, wie sie unstet mit den Fingern eine Kralle bildet und immer wieder die Zähne fletscht.


Mac Müll: „Wie steht es denn nun um einen Vertrag bei der Lerbitz Performance Group? Auch wenn Sie die Art und Weise des Siegs nicht befriedigt hat, ich bin sicher in Reihen der LPG wurde ein Sieg gegen einen großen Namen wie Daniel nicht nur von Robert Breads wohlwollend zur Kenntnis genommen.

Skaði Fenrir: „Ihr sprecht wahr. Dem Vernehmen nach ist ein erster Vertragsentwurf bereits zur Unterschrift fertig vorbereitet. Ob dieser meinen Ansprüchen genügen wird, ist offen, doch um diesen überhaupt prüfen zu können und unterschreiben zu dürfen, fehlt noch eine letzte Sache, eine letzte Jagd. Und zwar die heutige gegen den anderen törichten Köter, der unverändert in Ermangelung eines Herrchens seinem Vater hinterher jault.


Man kommt nicht umher eine erhebliche Schärfe in Skaðis Worten zu vernehmen. Als es um Daniel ging, war die Frau im visuellen Wolfspelz bereits grummelig, aber nun, wo sie ihren heutigen Gegner Alex jr. anspricht, da wirkt sie vollends verstimmt.


Mac Müll: „Ich habe das Gefühl, dass Sie es Alex jr. übel nehmen, dass er sie bei der letzten Show als „Mädchen“ tituliert hat.

Skaði Fenrir: „Die Verwendung des Begriffs an sich stört mich weniger als die damit einhergehende Implikation der Unreife und Schwäche. Erscheine ich Euch als klein, schwach und unreif, Mac Müll?


Der Interviewer schüttelt hastig den Kopf. Alles andere wäre dem Selbsterhaltungstrieb nicht förderlich.


Skaði Fenrir: „Sowohl der Name „Skaði“ als auch der Name „Fenrir“ haben Gewicht in Skandinavien. Nicht zuletzt weil Skandinavien wortwörtlich von „Skaði“ entlehnt ist. Mich zu beleidigen ist wie ganz Skandinavien zu beleidigen. Und diesen Frevel werde ich diese jämmerliche, töricht kläffende Töhle büßen lassen.


Mac Müll nickt erneut und setzt zur nächsten Frage an, aber Skaði schreitet mürrisch davon. Offensichtlich hat sie alles gesagt, was sie sagen wollte und schickt sich nun an Taten sprechen zu lassen. Nichtsdestotrotz war dies gerade Mac Müll gegenüber durchaus ein bisschen respektlos, was dieser sich aber nicht weiter zu Herzen nimmt. In Anbetracht dessen, wie mies gelaunt Skaði war, hätte dieses Interview sehr viel schlechter laufen – und enden – können. Man kann erahnen, dass Alex jr. ein äußerst ruppiges Match vor der Brust hat, bei dem er seinerseits nicht zu sehr darauf konzentriert sein sollte es seinem Bruder zeigen zu wollen, ansonsten könnte ihn sehr leicht dasselbe Schicksal ereilen wie Daniel zwei Wochen zuvor...


Singles Match:

Alex Jr. vs. Skaði Fenrir

Referee: Karo Herzog

Northern Hemisphere



Die von der Hallendecke rieselnden Schneeflocken sind ein mittlerweile fast schon gewohntes Bild bei GFCW, wie auch die dazugehörigen frostigen Töne von Northern Hemisphere und die wiederum dazu gehörige Schneewölfin Skaði Fenrir. Die groß gewachsene Frau mit der massiven Antipathie gegenüber Hunden konnte bei der letzten Show einen „Hundesohn“ erfolgreich bezwingen, auch dank dessen Unaufmerksamkeit und Geistesabwesenheit. Wie sie darüber denkt, hat sie im Interview ja bereits ausführlich dargelegt, nun gilt es für die silbrigmähnige Wölfin auch den anderen „Hundesohn“ ihren Biss spüren zu lassen und so ihren Sieg gegen die Hundesippe quasi perfekt zu machen.
Schafft sie das, so winkt ein Vertrag bei der Lerbitz Performance Group, der sie vollends zum Fixpunkt in den GFCW Shows machen würde. Doch ist es nicht der Vertrag, der die snobistische Schneewölfin Skaði Fenrir beschäftigt, wie sie sich auf der Einzugsrampe in Pose stellt und ein Wolfsgeheul anstimmt. Vielmehr ist die Wölfin mit der silbrigen Zottelmähne im wolfigen Top und Schurz plus Wolfskappe auf dem Kopf gedanklich schon auf der Jagd nach ihrer hundigen Beute namens Alex jr.

Auf dem Weg zum Ring wirft sie missbilligende Blicke auf Plakate, die sich positiv über den Luxemburger äußern und unterdrückt den Drang einem Fan aus der ersten Reihe dasselbe aus der Hand zu reißen und demonstrativ hinein zu beißen. Aber das wäre vergeudete Energie. Lieber gleich das Original beißen statt ein Plakat. Es wäre ja auch für eine edle Wölfin peinlich öffentlich zuzugeben, dass derlei nichtige Sympathiebekundungen ihre Stimmung beeinflussen können. Dann doch lieber die Nase rümpfen und betont arrogant ein paar Haarzotteln in den Rücken werfen.

Mit einem hohen Sprung ist sie dann hoch auf dem Apron und zwängt sich durch die Seile, dabei ihr Bestes gebend diese niederträchtigen Objekte der Fesselung und Unterwerfung nicht zu berühren. Was ihr natürlich nicht gelingt und wütend knurren lässt. Dann postiert sie sich in der Mitte des Rings und lässt noch einmal ein Wolfsgeheul laut werden, in das doch einige Fans mit einstimmen. Finnland ist nicht Norwegen, aber komplett unbeliebt ist sie als Nordlicht im Norden auch in Helsinki nicht.



An Warriors of the World als Theme für Alex Jr., der das Junior immer öfter weglässt, hat man sich inzwischen fast ebenso gewöhnt wie an die Lederkluft, die der junge Mann trägt und die mittlerweile zu einem Markenzeichen geworden ist. So erscheint er auch hier auf der Stage, als seine Musik erklingt. Kurz gibt es eine kleine, harmlose Pyroeinlage, ehe er sich langsam mit einigen Fans abklatschend auf den Weg zum Ring macht. Ein Weg, den er schon so oft gegangen ist, dass er ihn wohl auch mit verbundenen Augen finden würde. Und ihn gehen, ohne sich zwischendrin auf's Mett zu legen.


Pete: „Da ist er, der Mann der auf dem Weg ist, seinen Bruder zu.....na, rächen wäre das falsche Wort...“

Sven: „Er will es einfach besser machen. Aber ob er hier Fenrir nicht ein wenig unterschätzt? Die wirkte, auch wenn ich das ungern sage, im Kampf gegen Daniel schon etwas beeindruckend.“

Pete: „Alex wirkt allerdings deutlich fokussierter als sein Bruder.....oh, warte. Ich kriege da was auf's Ohr....“

Sven: „Klar ist Alex fokussierter. Der säuft nicht, handelt stets legal und ist mir was das angeht, fast schon etwas zu klinisch rein. Sicher hat auch Alex irgendwo ne Leiche im Keller.“


Mal wieder sieht die Lederkluft recht eng aus, aber scheint ihn in der Bewegungsfreiheit nicht sonderlich einschränken.


Pete: „Wir bekommen Gesellschaft...“

Sven: „???“


Alex Junior hat inzwischen den Ring erreicht und bereitet sich dort auf seinen Kampf vor....




. nur um wenige Sekunden später von „A night like this“ in die Welt der Gegenwart zurückgeholt zu werden! Es erscheint Daniel auf der Stage, der nicht so wirkt, als sei der letzte Besuch einer Gaststätte länger als einen gottverdammten halben Tag her.


Sven: „Ernsthaft?“

Pete: „Sag doch, hab was auf's Ohr gekriegt...“


Auch Alex im Ring wirkt eher so semi begeistert, als der Halbbruder sich langsam auch durch den Vorhang schiebt, es dabei immerhin schafft, nicht über den Kabelsalat zu stolpern und sich langsam dem Kommentatorenpult nähert, an dem er gleich eine ziemliche Weile sitzen wird. Auch die beiden Damen um Alex herum schauen für einen Moment irritiert, nehmen das dann aber als gegeben hin.


Daniel: „Hey Folks! Da isser dann schließlich.“

Sven: „Du? Was ist deine Mission?“

Daniel: „Wrestling zu dem machen, was es mal war!“

Sven: „Wir kommentieren hier einen Kampf...“

Daniel: „Ja, mein ich doch...“


Sekunden später liegt der Fokus von Kamera und Co auch schon auf dem Geschehen im Ring. Um das soll's hier schließlich vorrangig gehen.

Einmal mehr läutet die Glocke. Einmal mehr geht es los.

Weiter im Text bei War Evening, das nächste Match steht an.

Und das Raubtier macht sich auf die Jagd nach Frischfleisch.

Vor zwei Wochen wurde in Norwegen der ältere Bruder erlegt – jetzt am Kommentar, mit einem argwöhnischen Blick von nicht nur einem, sondern beiden Match-Teilnehmern bedacht – und heute soll der jüngere Bruder dran glauben.

Kein Beutetier verhält sich exakt gleich, und deshalb geht auch Skaði dieses Match nicht identisch an. Gegen Daniel hatte sie eine direkte Attacke am Beginn gestartet. Das lässt sie dieses Mal bleiben. Liegt es daran, dass sie Alex Jr. weniger respektiert? Glaubt sie, er ist fokussierter als Daniel es war und würde sich nicht erwischen lassen? Oder vermutet sie, dass er genau damit rechnet?

So oder so, sie beginnt eher mit dem klassischen Lock-Up. Keiner von beiden ist ein Technik-Wunder, und so sieht Fenrir durchaus die Chance, mit roher Kraft und ein bisschen altmodischer Gewalt relativ weit zu kommen. Selbstredend ist der gerade 19 Jahre alt gewordene Junior kein Hänfling, aber er ist eben ein 19-jähriger, der sich stilistisch irgendwo zwischen High-Flying und Brawling einordnen lässt. Oder, in anderen Worten: Er pflegt einen durchaus riskanten Stil, ist kein konservativer Wrestler. Das mag der Jugend geschuldet sein, aber vielleicht auch einfach den eigenen Stärken und Schwächen.

Natürlich ist Alex völlig klar, dass er im direkten körperlichen Vergleich höchstwahrscheinlich unterlegen ist, also lässt er sich was einfallen. Ja, er lässt sich augenscheinlich auf den Lock-Up ein, taucht dann aber im letzten Moment ab und springt einen Dropkick gegen das linke Knie von Skaði.

Wütend zieht diese zurück und geht wieder auf Alex los, und daraus besteht die Anfangsphase dieses Matches: Skaði möchte in die Offensive, den Jungspund zu fassen kriegen und ihre Offensive durchbringen, während Alex quasi Kreise um sie wrestlet. Er muss Distanz wahren und setzt eher auf kleine Nadelstiche als große Aktionen. Ein Dropkick hier, ein Forearm da, aber immer fix genug, um sofort wieder aus der Umlaufbahn von Fenrir zu entkommen. Zuerst versucht er sogar, sich auf das linke Knie zu fokussieren – Grundregel #4 im Wrestling: Ist jemand größer als du, geh auf die Beine – aber das kapiert Fenrir ziemlich schnell und achtet besonders darauf, das Knie zu schützen. Gerade deshalb diversifiziert Alex Jr. seine Offensive, bleibt unberechenbar bei seinen Angriffen und setzt auf die “Tod durch eintausend Nadelstiche”-Taktik statt auf die ganz großen Aktionen.

Das frustriert Fenrir sichtlich. Sie ist als Jägerin durchaus geduldig, aber interpretiert die Taktik von Alex möglicherweise eher als feige denn als clever – traut der kleine Bruder sich keinen richtigen Fight zu, nachdem der große Bruder verloren hat?


Pete: „Also gefühlt ist Alex jetzt schon weiter gekommen als es bei dir der Fall war, Daniel...“

Daniel: „Dein Ernst? Dieses rumgehampel kann man sich doch nicht lange ansehen. Fehlt eigentlich nur, dass sie über ihn drüberwalzt so wie sie es mit mir zelebriert hat.“

Sven: „Ich möchte anmerken, dass es hier minimal nach Fusel riecht. Und das kommt nicht aus dem Ring. Im Moment sehe ich Alex hier nicht gewinnen.“


Alex setzt einen weiteren tiefen Dropkick, diesmal gegen das rechte Knie. Das wurde zwar bislang noch nicht bearbeitet, und es wirkt erst so, als wäre das nicht sonderlich effektiv, aber dann scheint Fenrir doch weg zu knicken. Alex sieht seine Chance und setzt direkt nach, endlich bietet sich das Opening, auf das er gewartet hat, aber da schießt Fenrir aus der knienden Position nach oben und klatscht ihn mit einem European Uppercut um!

Klassischer Trick: Wenn sich die Beute nicht fangen lässt, stell ihr eine Falle. Klar, die Angriffe von Daniel haben Spuren hinterlassen, aber gerade wegen ihrer diversen Natur ist kein Körperteil von Fenrir so stark angeschlagen, dass es sie dauerhaft beeinflussen würde. Nun schnappt sie sich sofort Alex Jr. vom Boden und wirft ihn durch den Ring – stumpf, aber effektiv, als er unsanft seitlich auf die Matte ballert.

Fenrir ist sofort da, hebt die Faust, und die Fans in Skandinavien antworten – es ist kein bedingungsloser Jubelsturm, aber sie hat sich mittlerweile etabliert, und war bislang auch nicht unerfolgreich, deshalb gibt es schon eine ordentliche Reaktion, auch wenn Alex Junior dank der “Heritage” im Vergleich noch einen gewissen Sympathiebonus bekommt. Der jüngere Hundesohn wird von der Wölfin nach oben gerissen und über den Kopf gestemmt, als wäre es das Einfachste auf der Welt. Applaus mischt sich mit “Oooohs!” von der Crowd, und wird noch ein wenig lauter, als Fenrir ihren Gegner ein paar Sekunden extra in der Luft hält, bevor sie ihn nach unten fallen lässt.

Direkt auf beide Knie.

Der Double Knee Gutbuster aus der Gorilla Press Position entlockt Alex ein Würgen, er schnappt nach Luft, wird aber sogleich von Skaði mit beiden Schultern auf die Matte gedrückt und hat keine Zeit sich zu erholen.

Kurz vor drei bekommt Alex noch einmal die Schulter hoch.


Sven: „Das war ne ziemlich knappe Kiste! Aber ich bleibe dabei: Alex macht das erstaunlich gut.“

Daniel: „Was macht er denn da gut? Ich meine, er lässt sich von einer Frau durch den Ring schubsen. Ja gut...nicht irgendeine Frau, wenn man sie überhaupt so nennen will.“

Sven: „So wie du letztes Mal, ja? Scheint, als habe Fenrir ja doch einiges auf dem Kasten.“

Pete: „Im Moment wirkt sie auf jeden Fall talentierter als gewisser Herrschaften. Jaaa....guck nicht so!“

Daniel: „Ahnung habt ihr beide nicht sonderlich, oder? Fenrir opfert sich auf, aber das meiste hat sie bis jetzt geschenkt bekommen. Sie wurde ziemlich protegiert.“

Pete: „offenbar leben wir in parallelen Universen, Daniel...“


Fenrir rümpft die Nase, setzt aber das Match ohne Unterbrechung fort. Referee Karo Herzog beobachtet genau, wie Skaði sich Alex greift und nach oben zieht. Die Knie sind eine gefährliche Waffe von Fenrir, und das wird sie gleich noch einmal unter Beweis stellen.

Ein zweiter European Uppercut unterbindet jeden Versuch von Alex, eine Gegenoffensive zu starten, und lässt diesen wanken. Das erlaubt Skaði, Junior unter den Achseln zu packen und hochzustemmen. Erneut scheint ihr das nicht unbedingt schwer zu fallen. Sie dreht sich in Richtung Ringmitte, wo sie genug Platz hat. Benommen hängt Alex dort, den glasigen Blick auf Daniel am Kommentar gerichtet, es er nach vorn geschleudert wird. Daniel kann sich eine durchaus fiese Fratze nicht verkneifen. Und als wenn es nur das wäre...


Daniel: „DA! Seht ihr?!“


Ein wenig erschrocken belinsen Pete und Sven den Legendenspross.


Daniel: „DAS WAR'S! ERINNERT EUCH AN BRAINWASHED! DAS WAR'S!“


Die Blicke auf Daniel bleiben der Einfachheit halber irritiert, wenngleich Pete überlegend auf der Unterlippe herumkaut und eigentlich gerne etwas erwähnen würde. Aber Daniel ist gerade so präsent, dass er das offenbar lieber unterlässt.

Daniel scheint sich da ziemlich sicher zu sein. Allerdings könnte es sein, dass er hier ein wenig die Zukunft gejinxt hat – denn Alex Junior reißt bei diesen Worten die Augen auf.

Dann wird er nach vorne und unten katapultiert.

Und kann in eine Hurracanrana kontern!

Unsicher, ob Alex Junior klar genug im Kopf war, um pünktlich zu reagieren. Aber ironischerweise haben die Worte von Daniel ihm klar gemacht, was hier gerade passiert. Er hat Grant vs Fenrir gesehen.

Er hat den Frostbite gesehen, den Move, der Grant vernichtet hat.

Und deshalb weiß er – dank Daniels Worten – was zu tun ist.

Fenrir rollt durch, ein wenig agiler als man vermuten würde, aber doch ein wenig aus der Balance gebracht. Ihre Knie sind nicht heftig attackiert worden, aber zumindest genug, als dass das mit Gleichgewicht marginal schwieriger wird.

Es kostet sie kaum Zeit, vielleicht eine halbe Sekunde.

Aber die kann entscheidend sein.

TGO!

Der Superkick von Alex Jr.!

Skaði wird direkt unter’m Kinn getroffen. Die größere Frau kann nicht schnell genug reagieren, der Fuß richtet seinen Schaden an. Das Klatschen ist weithin zu hören....auch am Kommentatorenpult.


Daniel: „GODDAMNIT!“


Wütend wirkt er, ahnend dass er hier möglicherweise das hündische Zünglein an der Waage war, denn wer weiß ob Alex auch ohne seinen Hinweis die mögliche Erinnerung wiedergefunden hätte?


Pete: „Manchmal ist es besser....“

Sven: „.....die Klappe zu halten.“

Daniel: „SCHNAUZE!“


Vermutlich würde Fenrir nun umfallen, aber stattdessen kippt sie rückwärts in die direkt hinter ihr befindlichen Seile, taumelt wieder nach vorn – und läuft in Alex Junior hinein.

FTW!

Ein Kick in den Magen, gefolgt von Alex’ Stunner!

Fenrir kippt nun in eine andere Richtung hinten über, und dort sind keine Seile. Da ist nur die Matte. Und auf der landen ihre Schultern nun, gefolgt von einem Cover ihres Gegners.

Eins...



Zwei...



Drei!

Sieger des Matches durch Pinfall: Alex Junior

Mit einem Jubelschrei ballt Alex die Faust, während Daniel mit säuerlichem Blick das Headset absetzt und sich am Ring vorbeischleicht. Er gratuliert Alex nicht, schnauzt ihn aber auch nicht an – er sieht lediglich zu ihm. Alex erwidert den Blick.

Für einen Moment scheint die Zeit still zu stehen.

Dann dreht Daniel sich weg und schlurft die Rampe herauf, während Karo Herzog den Arm von Alex Junior in die Luft stemmt. Skaði Fenrir kommt gerade wieder zu sich, sich noch nicht den eventuellen Implikationen bezüglich der LPG bewusst, und im Moment in erster Linie mit der Frage beschäftigt, was da gerade passiert ist. Vielleicht wird sich jemand noch einmal eine Wiederholung ansehen müssen.

Niemand hat eingegriffen, aber trotzdem fühlt es sich irgendwie so an, als hätte man Fenrir beschissen – obwohl Daniel doch gegen Alex war. Oder?

So oder so, für den Moment feiert Alex Junior den Sieg, den Daniel sich nicht holen konnte.




Ein Nebenraum im Helsingin Jäähalli, der sonst für Besprechungen genutzt wird, hat für diese Kameraschaltung eine ordentliche Menge an zusätzlicher Dekoration erhalten, die nicht nach Eissport aussieht und dafür nach Fantasy Nerd Treffen. Skulpturen von drachenhaften und schlangenartigen Reptilien, ein Poster vom Wyrmweg aus Baldur’s Gate 3, Plakate mit Wyvern darauf – man darf ahnen, worauf das hinauslaufen wird. Alles ist parat für einen neuerlichen Alptraum für Lorenz, den Marketingexperten der Lerbitz Permormance Group. Doch der ist noch nicht hier und Maximilian Lunenkind auch nicht. Tatsächlich ist sogar noch niemand hier. Mit Betonung auf „noch“, die Tür öffnet sich nämlich und schon zum zweiten Mal an diesem Abend filmt die Kamera Monica Shade beim Durchschreiten eines Türrahmens. Wenn man sie schon nicht beim Durchschreiten der Ringseile filmen kann, ist dies das Nächstbeste. Die Frau mit dem Stoffschwein geht aber nicht nur, sie spricht auch und zwar mit jemandem hinter sich.

Monica Shade: „So, da wären wir. Sorry nochmal, dass ich euch hab warten lassen, ich hatte ne Kleinigkeit mit jemandem zu besprechen und bin dann noch in ein anderes Gespräch verwickelt worden.


Kaum ist Monica im Zimmer und lässt zufrieden mit der Deko den Blick schweifen, treten dann auch die Damen ein, mit denen sie gerade gesprochen hatte. Ja, Plural, es sind derer Zwei. Beide in pompöse, schwarze Roben mit schlängelnden Drachenmotiven gehüllt und mit einer Menge Haupthaar auf dem Schopf, doch da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Die blonde Frau zu Monicas Linken ist exakt gleichgroß wie die Schweinehirtin – 1,69 – und ist eine naturblonde Japanerin mit güldenen Augen und einer Sanduhrfigur zum Anhimmeln. Die Dame zur Rechten ist ein gutes Stück kleiner, schmaler und französischer mit lila gefärbtem Haar und orangeblonden Spitzen. Kenner des WFW Developmental Programms haben sie möglicherweise bereits als Shizuku Shikishima und Brigitte Reflet identifiziert, die Black Wyrms.


Shizuku Shikishima „Kein Problem das Warten war.
Schnell vorbei es ging.


Eine Yoda Statue steht nicht im Raum, würde nach diesen zwei Sätzen aber durchaus auch "Sinn" machen.


Brigitte Reflet: „Was genau soll dass ‘ier eigentlich alles sein?
Ich ‘atte eigentlich gedacht wir wären zu einem Casting für einen Förderkader ‘ier und nicht zu einer Kunstausstellung geladen worden.

Die „La Vouivre“ genannte kleine Französin sieht die Plakate, Poster und Figuren im Raum mit steigender Irritation an – die Monica Shade entweder (A) nicht bemerkt (gut möglich) oder (B) komplett übergeht (auch möglich, aber wahrscheinlicher ist Antwortoption A).


Monica Shade: „Das haben Lady Rosi und ich für euch organisiert, damit ihr euch wohlfühlt!


Brigitte sieht Shizuku fragend an, ob diese gerade denselben Stuss gehört hat, den Monica mit inbrünstigem Stolz geäußert hat, doch dieser entfährt nur ein peinlich berührtes Lachen. Das ist wie wenn man Weihnachten nicht mal Socken sondern was ganz Absurdes geschenkt kriegt und trotzdem „danke“ sagt. Weil es die Geste ist, die zählt. Gedanken haben sich Monica Shade und ihr Stoffschwein auch reichlich gemacht, das kann man nicht absprechen. Zumindest insofern man einem Stofftier Denkfähigkeit zusprechen möchte.

Apropos Denkfähigkeit: Die kollektive Brain Power im Raum wird im nächsten Moment erhöht. Zwar nicht allzu sehr, wenn wir ehrlich sind, und in erster Linie auch nur durch Lorenz, den besiegt wirkenden Marketing-Experten der Lerbitz Performacne Group, aber das hindert seine beiden Kumpanen, die das Motto "Zwei Dumme, kein Gedanke" prägen scheinen zu wollen, nicht daran, ihren sorgfältig geplanten Auftritt hinzulegen.

Maximilian Lunenkind, seines Zeichens der größte Bewunderer von Lady Rosi neben Ty Inc, steht mit je einem silbernen Eimer pro behandschuhter Hand dar. Lorenz rümpft die Nase, als er angewidert auf den Inhalt blickt - sich windende, schleimige, dreckige Würmer. Man könnte vermuten, diese wurden aus einer naheliegenden Zoohandlung mitgenommen, aber die (selbstverständlich) pinke Engelbert Strauss Kleidung von Lunenkind ist über und über, aber vor allem an den Knien, mit Matsch verschmutzt. Es ist nicht auszuschließen, dass er seinen Tag bislang damit verbracht hat, diese zwei Eimer so gut es geht mir Würmern zu füllen.


Maximilian Lunenkind: "Lady Rosi!"


Behutsam stellt Maximilian die beiden Eimer vor den Füßen von Monica ab, bevor er demütig das Haupt vor ihr beugt.


Maximilian Lunenkind: "Willkommen zurück. Wie ich sehe, habt Ihr unser Budget vorzüglich genutzt."


Anerkennend deutet er auf das Ambiente im Raum.


Maximilian Lunenkind: "Das Wurmrohr, Lorenz und ich sind sehr beeindruckt."

Lorenz: "Natürlich."

Das Wurmrohr: "FAKT!"


Das schlimmste Verbrechen am Konzept der Ästhetik hat heute ausnahmsweise nicht Lunenkind verbrochen, sondern das Sprachrohr - pardon, heute wohl das Wurmrohr - welches seinen weißen Ganzkörper-Anzug für eine Art "Dune"-Cosplay eingetauscht hat. Nur hat es sich dafür entschieden, einen der Würmer zu cosplayen. Es sieht unglaublich beknackt aus, wie es da in einer Art geriffelten Röhre steht, dank des unten eng zulaufendes Kostüms eher watschelnd als laufend. Die einzige Gemeinsamkeit mit dem sonstigen Aufzug ist die Tatsache, dass alles, was freiliegt, sein Mund ist.


Maximilian Lunenkind: "Ich hoffe, unseren Gästen gefällt unser Geschenk."


Fröhlich mit der Zunge schlackernd wendet Lunenkind sich den beiden Neuankömmlingen zu und offeriert großzügig, näher an die Eimer heran zu treten.

Shizuku winkt dankend ab. Ihre Mimik ist in ihrem peinlich berührten Lächeln festgefahren, während Brigitte mit ihrer Mimik ein Lorenz Cosplay vollführt und den Kopf zu Monica neigt. Ihre Stimme ist ein leises Flüstern, doch brodelnd wie ein Vulkan vor dem Ausbruch.


Brigitte Reflet: „Wo zur ‘ölle ‘ast du und ‘ier ‘ingeschleppt?!

Monica Shade: „Na zur Lerbitz Performance Group, da hatten wir doch im Vorfeld drüber gesprochen und ihr meintet euch weiterzubilden und über dem bekannten Tellerrand hinaus aktiv zu werden, wäre gut für euch? Alles schon vergessen?


Brigittes zuckende Mundwinkel deuten an, dass Monica hier möglicherweise komplett an der eigentlichen Intention ihrer Nachfrage vorbei spricht. „Möglicherweise“. Tatsächlich hätte Brigitte gute Lust der Leopardin an Ort und Stelle eine reinzuhauen, aber erstens wäre das nicht höflich und zweitens ist es für gewöhnlich keine günstige Idee jemanden anzugreifen, die einem haushoch überlegen ist. Außer man kann einen Blitzstart durch Tiefschlag hinlegen, so wie Rasmus Rantanen gegen Aiden Rotari bei der letzten Show, nur ist diese Taktik bei Frauen für gewöhnlich weniger effektiv als bei Männern. Brigitte kann ja auch nicht wissen, dass allein der pure Versuch es trotzdem zu tun ihr bei Lorenz erhöhte Popularität einbringen würde.

Monica Shade: „Brigitte, Shizuku, dies sind Herr Lorenz, der Marketingexperte der LPG, und Herr Maximilian Lunenkind, eine gute Seele, die sogar seinen Namen mit dem Greatest Pigster teilt.

Also so hat Monica in ihrem Kopf den Zwiespalt zwischen Maximilian Lunenkind dem Mensch und Maximilian Lunenkind dem Kampfschwein erklärt.


Monica Shade: „Herr Lorenz und Herr Lunenkind, dies sind die „Black Wyrms“. Zwei Frauen, die sich einst bei einem Wrestling Coaching kennen und schätzen gelernt haben, man könnte sogar sagen lieben. Seitdem sind sie gemeinsam unterwegs und haben als Tag Team im Developmental Bereich immer wieder kleine Ausrufezeichen setzen können. So haben sie sich etwa in diesem Jahr erfolgreich fürs Tournament of Honor qualifiziert, auch wenn sie das erste Match in ihrer Gruppe verloren haben – noch ist das Weiterkommen drin, aber selbst wenn nicht, trügt das nicht über ihr Potential hinweg.


Brigitte wirft Monica von der Seite einen scharfen Blick zu. Die Niederlage hätte sie nun wirklich nicht erwähnen brauchen.


Brigitte Reflet: „Was Miss Shade vergessen ‘at darzulegen, ist, dass meine ’eimat Frankreich ein boomender Markt im Professional Wrestling und Japan o’ne’in eine der großen Bastionen unseres Sports ist. Da’er wäre es eine gute Idee wäre in diese Märkte zu investieren. Wir decken praktischerweise beide gleichzeitig ab und sind obendrein ein Tag Team, woran in dieser Promotion meines Wissens nach Mangel ‘errscht. Wenn sie den Titel „Marketingexperte“ zurecht tragen, sollte Ihnen einleuchten, warum wir ein ‘öchst interessantes Investment in die Zukunft sind.


Das wäre jetzt der Zeitpunkt, zu dem Shizuku auch etwas hätte sagen können, doch ihre Augen sind wie hypnotisiert auf den Eimern voller Würmer und das sicher nicht, weil sie diese lecker finden oder für Lindwurm Verwandtschaft halten würde. An Sprechen ist so nicht zu denken, womit sie einfach weiter höflich lächelt und wie festgefroren dasteht. Grund genug für Brigitte vorzufahren und mit ineinander verschränkten armen eine demonstrativ ablehnende Haltung einzunehmen.


Brigitte Reflet: „Nicht, dass dies eine Rolle spielen würde. Ich müsste lügen, um zu sagen, dass ich die bis’erigen Castings verfolgt ‘ätte, doch an’and dessen, was ich weiß, gibt es ein eindeutiges Muster: wer wir sind und was wir sagen spielt letztlich kaum eine Rolle, wichtig ist nur, dass wir unsere Chance im Ring nutzen. Korrekt?

Lorenz: "Der französisch-sprachige Markt ist tatsächlich weitestgehend neues Terrain..."


Reflet scheint zumindest für Lorenz den richtigen Aspekt angesprochen haben. Sie hat natürlich Recht: Was im Ring passiert, zählt immer noch am Meisten. Aber wenn es nach Lorenz geht, der nachdenklich die Decke anstiert während er sich auf die Unterlippe beißt und vermutlich irgendwelche Zahlen in seinem Kopf in eine Reihenfolge bringt, die nur ihm etwas sagt, sollte die Vermarktbarkeit eine deutlich größere Rolle einnehmen.


Maximilian Lunenkind: "Wäre krass wenn ihr im Ring was reißt."

Das Wurmrohr: "FAKT!"


Der Mann, der sonst im Pigster-Kostüm steckt, beugt sich behutsam nach vorne und beginnt beine zärtlich, die Würmer in einem der beiden Eimer zu streicheln.


Maximilian Lunenkind: "Vor allem als Tag Team. Ihr habt da vielleicht ein ganzes Turnier voll, aber in der GFCW... da wäre ein Tag Team heftig."

Das Wurmrohr: "FAKT!"

Maximilian Lunenkind: "Und diese Aces - naja, die konnten ja nicht gewinnen."

Das Wurmrohr: "FAKT!"


Was Lunenkind selbstredend nicht erwähnt ist die Qualität der Opposition, und die Tatsache, dass es eigentlich ein Six Person Tag Match war, bei dem der Partner der Aces - ein gewisser "Greatest Pigster" - zu sehr damit beschäftigt war, lustige Posen auf dem Apron zu machen, um seinen Partnerinnen zu helfen. Aber das kann man natürlich schonmal vergessen, wenn man sich den ganzen Tag mit dem Buddeln nach Würmern beschäftigt.


Maximilian Lunenkind: "Und so lange ihr dabei die richtigen Leute überzeugt..."


Lunenkinds Blick wandert nicht etwa zu Lorenz oder zu Monica, sondern zu Lady Rosi. Bedeutungsschwanger lässt er seine lange Zunge über dem Würmereimer schunkeln, ehe er fortfährt.


Maximilian Lunenkind: "...könnt ihr PIGSTER-BUDDIES werden!"


Das Stoffschwein nickt zustimmend und wippt vergnüglich in Monicas Arm hin und her.
Brigitte Reflet ist allerdings bei etwas ganz anderem hellhörig geworden.


Brigitte Reflet: „Ach ja, richtig, die Aces of Alchemy ‘attet ihr ja auch schon im Casting.
Mit Verlaub, aber wenn ihr ein Tag Team mit langfristiger Perspektive wollt, sind die Aces doch wohl kaum einen Gedanken wert. Quinn sieht ja generell schon oft genervt aus von ihrer Partnerin, aber nach dem, was beim letzten Ravage passiert ist… wer weiß, wie lange es dieses Team über’aupt noch gibt?


Brigitte spielt auf das erste Match der Aces of Alchemy im Tournament of Honor an, wo sich Quinn unter großen Mühen zum Tag gequält hatte und Kaya dann mit einer Mixtur aus Gutherzigkeit und situativer Dämlichkeit einen potentiellen Sieg gegen ein hoch favorisiertes Team wegwarf und in eine in der Situation komplett unnötige Niederlage synthetisierte.


Brigitte Reflet: „Da seid ihr mit uns weitaus besser beraten.
Wir ‘aben entschieden ein Karrie Team zu sein.


Um extra dick mit dem Zaunpfahl zu winken stellt sie sich ein gutes Stückchen näher an Shizuku heran, die dadurch aus ihrer eimerbedingten Trance erwacht.


Shizuku Shikishima „Wahr du sprichst. Niemals getrennt unser Weg soll sein.


Monica und Lady Rosi nicken synchron wie bestätigend.


Monica Shade: „Das war eine unserer zentralen Überlegungen, warum wir euch beide heute zum Vorsprechen mitgebracht haben. Nach den beiden wichtigen Auswahlkriterien „langfristige Perspektive“ und „talentiert, aber noch nicht allzu weit in ihrer Entwicklung“ wart ihr die beste Option, ohne Frage! Auch wenn ich ja nicht ganz verstehe, warum Talente, die bereits auf höherem Niveau mitgehalten haben wie Elin hier nicht wirklich gefragt sind. Da fällt mir ein… wie ist eigentlich Euer Treffen mit dem Elfenexperten verlaufen? Ich hoffe doch mal positiv, fürs nächste Mal hab ich nämlich ne andere Elfe eingeladen...


Wer sieht jetzt düsterer aus der Wäsche? Brigitte ob des fragwürdigen Lobs „noch nicht allzu weit in der Entwicklung zu sein“ oder Lorenz, der besagtes Treffen vermutlich lieber als Fiebertraum, der nie geschehen ist, verdrängen würde?


Maximilian Lunenkind: "Hehe..."

Lorenz: "Ich kann es kaum erwarten."


Er sagt das mit dem Enthusiasmus eines langjährigen Bestatters. Lorenz hat jedweden Widerstand aufgegeben.


Maximilian Lunenkind: "Wir sollten Elin auch nochmal einladen."

Lorenz: "Nun, Miss Shade hat einen Punkt."


Der Marketing-Experte zuckt mit den Schultern. Was macht schon die zusätzliche Elfe aus? Besser ein bekanntes Übel als noch irgendetwas Neues. Mit Miria und mit Abstrichen Quinn hat er zumindest zwei mögliche Kandidatinnen, die er nicht völlig Banane findet, und sich auf diese zu fokussieren anstatt sich gegen den Rest zu wehren erscheint ihm mittlerweile wohl eher zielführend.


Lorenz: "Keine Elfen wären mir zwar lieber als überhaupt Elfen, aber zwei Elfen sind auch nicht schlimmer als eine Elfe, und eine bessere Wrestlerin dürfte zumindest den alten Mann zufrieden stellen."

Das Wurmrohr: "FAKT!"


Damit ist wohl Breads gemeint.


Lorenz: "Bring sie also von mir aus nochmal mit. Dann haben wir eben ein Elfen-Duo in Schweden."

Maximilian Lunenkind: "Wie bei Cosmo und Wanda."

Das Wurmrohr: "FAKT!"


Lorenz öffnet den Mund um etwas dazu zu sagen, schließt ihn dann wieder als ihm einfällt dass es sinnlos ist und fasst den Eimer mit Würmern ins Auge, mit einem Blick der uns verrät, dass es durchaus verlockend für ihn zu sein scheint, seinen Kopf vollumfänglich darin zu vergraben.

Aber dann würde seine Brille dreckig werden.


Lorenz: "Und auch unsere reizenden Würmer-Damen werden sicherlich ihre Chance bekommen, sich zu präsentieren."

Brigitte Reflet: „Sagt wann und wo und wir werden uns präsentieren.


Ein Hauch von vorwurfsvollem Tadel ist in ihrer Stimme zu vernehmen, als will sie kritisieren sich nicht direkt zum Ring begeben zu dürfen. Stattdessen ist es Monica, die angeregt von Lady Rosi eine kritische Nachfrage stellt.


Monica Shade: „Keine Elfen wären dir lieber? Bist du mit Zwergen verwandt oder warum magst du keine Elfen? Das sag ich dem Weihnachtsmann. Also falls die von Leviathan ihn befreien können.


Ehe Lorenz darauf irgendetwas sagen kann fährt Monica fort.


Monica Shade: „Noch Wichtiger als das… Stichwort „Präsentation“. Wann darf sich eigentlich der Greatest Pigster wieder präsentieren? Der PPV rückt näher und näher und entweder habe ich was verpasst oder der Greatest Pigster ist noch für kein großes Match gebookt. Das geht so nicht. Lorenz? Maximilian? Was ist der Plan?

Lorenz: "Selbstverständlich planen wir unser Premium-Produkt auf der großen internationalen Bühne zu präsentieren und potenziellen Kunden den Kauf des bald erscheinenden "Greatest Pigster"-Merchandises so schmackhaft wie möglich zu machen."


Maximilian Lunenkind: "Das Buch mit den Mandalas ist zu heftig."


Das Wurmrohr: "FAKT!"

Lorenz: "Wir haben mit der Fokusgruppe selbstverständlich schon eine Swimtastic Double Dolphin Brainstorming - Extremely Creative, Extremely Visionary - Session bei einer externen Tagung auf dem Color Fantasy Kreuzfahrtschiff gemacht, aber wir stecken noch in der Planungsphase. Pünktlich zur Deadline unseres Vorhabens werden wir aber sicherlich eine Lösung gefunden haben, die wir dem GFCW Office präsentieren können."

Maximilian Lunenkind: "Vielleicht hat Lady Rosi ja eine Idee."


Lady Rosi sieht für den Moment eher reglos aus. Was vielleicht daran liegt, dass Monica auch reglos ist, aber nur vielleicht. Lorenz Wortschwall hat Monicas kognitives Verarbeitungszentrum erheblich überlastet.

Brigitte Reflet: „abe ich schon die Frage gestellt, wo zur ‘ölle du uns ‘ier’ingeschleppt ‘ast?
Wenn so Marketing Vokabular klingt, will ich niemals in so einem Meeting dabei sein.


Shizuku nickt schwach. Und wie sie das tut kehrt allmählich das Leben in Monicas Augen zurück.

Monica Shade: „Ich glaube das waren jetzt viele Worte, die sich mit „es gibt keinen Plan“ übersetzen lassen. Lady Rosi, ich hoffe du hast in der Tat eine Idee.

Monica führt ihr Stoffschwein an ihr Ohr und lauscht.


Monica Shade: „Recht hast du. Wenn es GFCW intern kein großes Match für den Greatest Pigster gibt, dann müssen wir extern mal sehen, ob wir was organisieren können. Immerhin sind wir ja nicht nur mit Talenten per du. Wer weiß, vielleicht hat ja sogar die C Comp Interesse daran Aurora für den PPV abzustellen, wo die Show eh schon Aurora heißt, oder Alice nen Heimauftritt in Schweden zu gönnen. Glaub zwar nicht dran, aber fragen können wir ja mal… obwohl… würden wir dem Greatest Pigster da nicht etwas zu viel zumuten?


Lady Rosi schüttelt entschieden den Kopf.


Monica Shade: „Stimmt, mein Fehler! Natürlich sind die besten und gefährlichsten Gegner, die wir auftreiben können, gerade gut genug für den Greatest Pigster! So schnell lässt er sich nicht zu Kotelett verarbeiten! Muss ja auch dem PPV würdig sein!


Monica und Lady Rosi nicken sich eifrig zu. Und sind längst in ihrer eigenen Welt, wo sie etwaige Einwände gegen „gefährliche Gegner“ gar nicht mehr wahrnehmen.



Nur wenige Minuten nach dem, einige sagen grandiosen, Match gegen Skadi Fenrir. Ein durchgeschwitzter Alex Junior wankt den Backstagebereich entlang und scheint froh, dass er die nächste Hürde seiner noch jungen Karriere genommen hat. Freudestrahlend wirkt er zwar nicht, aber beschwingt dann doch, als er sich der Tür seiner Kabine nähert.


Alex: Yes! Das war für dich…!“


Er packt den Türgriff seiner Kabine – doch in dem Moment schlägt eine Whiskeyflasche krachend gegen die Wand neben ihm. Splitter fliegen. Alex fährt erschrocken herum – und da steht er: Daniel. Die Augen glasig, das Gesicht verzerrt vor Wut und Verzweiflung.


Daniel: DU verdammter kleiner Bastard… immer du… immer der goldene Junge! Alex hier, Alex da! Weißt du, was Dad wirklich über dich gedacht hat?! Nichts! DU bist NICHTS ohne seinen Namen!“


Daniel stürmt auf Alex zu und reißt ihn brutal zu Boden. Schläge hageln nieder, Ellbogen treffen, Daniel keucht und schreit dabei, während Security und Offizielle panisch heraneilen. Auch Alex keucht vor sich hin, allerdings eher vor Schmerzen.


Alex : D-Daniel… was… was soll das…?! Nur weil ich dir gezeigt habe, wie man gegen ein....uff... Mädel gewinnt?“

Daniel: HALT DIE FRESSE! Du bist nicht mein Bruder… nicht mehr… ich schwör’s bei Dad’s Grab, ich mach dich fertig, Alex… ich MACH dich fertig! Bis zum letzten, gottverdammten Tropfen!““


Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis mehrere Offizielle Daniel von Alex herunterreißen können. Der taumelt auf, blutige Lippe, die Haare wirr, und brüllt weiter. Erst nach einigen Momenten beruhigt er sich so weit, dass man ihn bändigen kann.


Daniel: Das hier… war erst der Anfang, Bruderherz…!“


Die Kamera zoomt auf Alex, der am Boden liegt, benommen, Blut an der Stirn, der Blick zwischen Entsetzen und Trauer. Dann ein harter Cut ins Schwarz. Manchmal kann die Knebelung durch Werbeverträge echt hart sein.





Gut zu kämpfen, heißt noch lange nicht zu gewinnen.

Das ist keine neue Lektion. Ethan Carlyle wusste das schon vor dem heutigen Abend.

Dennoch: Aiden Rotari hat ihm trotz starker Performance klar die Grenzen aufgezeigt.

Darüber kann sich der Jüngling natürlich kaum beschweren. Er hat dieses Match gefordert und bekommen. Er hatte sich mit einem der Besten messen wollen, dem Wrestler des Jahres 2024, dem Vorgänger von Ask Skógur als GFCW World Champion. So ihm die Tragweite dieser Herausforderung vor dem Kampf noch nicht vollends bewusst war, nun ist sie es.


Marc Hill: "Hey."


Der Angesprochene blickt mit großen Augen auf. Carlyle, auf einem Stuhl im Backstagebereich sitzend, hatte damit gerechnet, allein zu sein. Es sogar aufs Alleinsein angelegt, um die Niederlage zum Debüt zu verarbeiten. Doch nun stehen gleich zwei Männer vor ihm: Marc Hill und PJ Smidt. Hill schenkt Carlyle das gleiche offene Lächeln, das er für jeden hat. Smidt steht mit verschränkten Armen ein paar Schritte zurückgesetzt.


Marc Hill: "Das war eine verdammt gute Leistung, Ethan."


Der Hamburger streckt eine Hand vor. Doch kaum hat er die Geste begonnen, scheint er sich unsicher, ob er mit Ethan abklatschen will oder nicht. Also klopft er ihm nur unverbindlich auf die Schulter. Trotzdem kassiert Hill von Carlyle ein Nicken und ein aufrichtiges Lächeln. Nachdem das erste Aufeinandertreffen des "neuen" Förderkader vor zwei Wochen mit Spannungen belegt war, ist Ethan über jeden konfliktfreien Moment zufrieden.


PJ Smidt: "Mutig, wenn ein Spion der LPG so gut gegen seinen Chef mithält und ihn in Bedrängnis bringt."


Smidt bringt diesen Satz genauso gefühllos vor wie jedes sonstige Wort aus seinem Mund. Aber der Inhalt birgt Zündstoff. Der Vorwurf, dass Ethan von seinem Mentor Robert Breads im Förderkader platziert wurde, ist zumindest für PJ nicht ausgeräumt.

Carlyle schnellt hoch.


Ethan Carlyle: "Ist das ein Vorwurf oder ein schlechter Scherz."

PJ Smidt: "Das kannst nur du beantworten."


Mehrere Sekunden vergehen, in denen sich die Beiden gegenüberstehen und in die Augen starren. Im Hintergrund schiebt Hill nervös die Unterlippe hin und her - er kramt nach einem lockeren Spruch, um die Spannung aus der Situation zu lösen. Doch dann ist es überraschend Smidt, der seine Lippen zur Andeutung eines Lächelns verzieht.


PJ Smidt: "Schon gut. Sprechen wir ein anderes Mal drüber."


Mit zwei roboterhaften, exakt abgemessenen Schritten tritt Smidt vor, bis er nicht mehr hinter Hill steht, sondern genau neben diesem.


PJ Smidt: "Dein Kampf jedenfalls war gut. Rotari ist schwer zu knacken."


Während seine Augen starr auf Carlyle ruhen, kratzt fährt sich Smidt seinen buschigen Vollbart. Liest man da etwa eine Spur Verlegenheit auf Smidts Geste?


PJ Smidt: "Ich weiß das. Weiß das gut. Habe auch gegen ihn verloren. Leider."


Für den Bruchteil einer Sekunde kräuselt sich Smidts Nase in einem Anflug von Ärger. Doch die Spur menschlicher Emotionen ist so schnell wieder verschwunden, dass man sich bald fragt, ob es wirklich stattfand oder pure Einbildung war.


Robert Breads: "Gar nicht mal schlecht, so viel steht fest."


Drei Köpfe drehen sich, als ein Mann mit ergrauendem Haar und Augenrändern ins Bild tritt. Robert Breads ist bereits in seinem Ring-Gear, der pinken Hose mit dem "GOAT"-Schriftzug darauf - wenn kein anderer sagt, muss er's eben selbst tun. Dazu trägt er noch ein T-Shirt mit dem "LPG"-Logo darauf. Seine Augen taxieren Ethan, dessen geschundener Körper sich noch zusätzlich anspannt. PJ verengt die Augen zu skeptischen Schlitzen. Marc blickt nervös zwsichen Breads und Carlyle hin und her. Es wirkt fast, als wäre die Temperatur im Raum mit einem Mal deutlich gesunken.


Robert Breads: "Schon fast sensationell dafür, unter wem du aktuell trainierst."


Natürlich wieder ein Seitenhieb in Richtung Mirkan Uysal. Breads scheint selbst auf dem Weg zu seinem Kampf mit dem Leiter des Förderkaders noch den Drang zu haben, ihn runterzumachen. Bitterkeit auf höchstem Niveau.


Robert Breads: "Solltest du irgendwann mal das Bedürfnis haben, eine echte Chance gegen Aiden zu haben, weißt du ja, an wen du dich wenden solltest."


Sei es aus Respekt gegenüber Breads, oder weil er schlicht nicht zu seinen Gesprächspartnern aufschauen will: Carlyle steht mit einem Ächzen, da die Glieder noch ihrem vom Kampf schmerzen, aus dem Stuhl auf. Er ist immer noch der Kleinste in der Runde.


Ethan Carlyle: "Danke für das Kompliment."


Kurz und unverbindlich. Das Angebot, das Breads in sein Lob eingebunden hat, erwähnt Carlyle mit keinem Wort. Absicht oder Versehen?

Die Lippen des Hall of Famers formen sich zu einem dünnen, schmallippigen Lächeln, in dem keinerlei echte Wärme liegt.


Robert Breads: "Nun, ich habe ein Match zu gewinnen. Sollte nicht lange dauern. Du solltest es dir ansehen. Das sollte jedwede Zweifel beseitigen."


Breads tritt einen Schritt zurück und richtet den Blick auf Smidt und Hill. Einen kurzen Moment scheint er zu überlegen, ob er noch einen weiteren schnippischen Kommentar machen soll - befindet sie aber dessen offenbar nicht für würdig. Stattdessen läuft er einfach an ihnen vorbei, ohne ein weiteres Wort, in Richtung der Gorilla Position, um dort auf den Beginn seines Matches zu warten.

Ethan Carlyle verfolgt Breads mit seinem Blick, bis er aus der unmittelbaren Nähe verschwunden ist. Dann wandert seine Aufmerksamkeit zurück zu den Kumpanen im Förderkader - und er findet veränderte Körperhaltungen wieder. Smidt hat nun wieder die Arme verschränkt und den Kopf lauernd schiefgelegt.


PJ Smidt: "Bist immer noch Breads ergeben. Ich merks."


Carlyle setzt zu einer Erwiderung an, doch in diesem Augenblick tritt Marc Hill genau für ihn. Der großgewachsene Hamburger bildet eine körperliche - und emotionale - Barriere zwischen PJ und Carlyle. Er legt Ethan beruhigend eine Hand auf die Schulter. Als seine Geste Wirkung entfaltet und Ethan resignierend die angespannten Schultern senkt, dreht sich Hill zu Smidt um.


Marc Hill: "PJ, Ethan ist nun einer von uns. Du musst ihm nicht aus alles einem Strick drehen. Mit Robert verbindet ihn eine Menge in der Vergangenheit. Da kann man nicht verlangen, dass er ihm vor die Füße spuckt..."


Er legt Carlyle demonstrativ eine Hand auf die Schulter und schiebt ihn ein Stück vor.


Marc Hill: "...aber das heißt nicht, dass er nicht auf unserer Seite steht. Das musst du doch verstehen."


Die Augen Smidts zeigen keine emotionale Regung, geben nicht einmal eine Andeutung, ob er Hills Plädoyer für Carlyle etwas abgewinnen kann. Sein Blick wandert lediglich langsam über den Körper des neuen Kanadiers, dann zurück zu Hill. Er spricht mit Marc, als sei Ethan nicht einmal im Raum.


PJ Smidt: "Was ich verstehe sind Handlungen. Er ist ganz für uns? Dann muss er das deutlich machen."


Und mit diesen Worten dreht sich der ehemalige Polizist auf dem Absatz herum. Doch über die Schulter wirft er einen letzten Blick zurück, diesmal liegt seine Aufmerksamkeit bei Ethan.


PJ Smidt: "Und diese Entscheidung triffst du besser so schnell wie möglich."



BEEP
BEEP
BEEP


Das Signal, dass der Kaffeeautomat seinen Dienst geleistet hat ertönt und eine junge Frau entnimmt den viel zu instabilen Pappbecher aus der viel zu festen Halterung.


Sam: „Ich hasse die Dinger.“


Sie dreht sich um und geht einige Schritte weiter zu einem der länglichen Tische die neben der Verpflegung aufgebaut sind.


Sam: „Denkt eigentlich irgendjemand mal mit, bei dem Design von so Teilen?“


Durch das permanente Wackeln ihres Beines eine Unruhe aus dem ganzen Körper ausstrahlend ist die Person mit der sie so halb redet – so halb flucht Samantha wahrscheinlich einfach ins Universum hinein.


Luna: „Hm.“

Sam: „Was is mit dir eigentlich los?“


Schwungvoll schwingt sie sich über die kleine Bank, so dass sie vor ihrer Mentorin zum sitzen kommt. Ein wenig zu schwungvoll.


Sam: „AUA!“


Die kleine Verbrennung bringt Luna ein wenig zum Schmunzeln.


Luna: „Wenn das mal nicht die Konsequenzen deines eigenen Handelns sind, Schatz.“


Die Neckerei grummelnd zur Kenntnis nehmen stellt Grant den Kaffee vor sich ab und starrt Rosarios Platz an. Der ganze Körper vibriert, in der Hand steht die – den Dosenleichen nach abzuzählen, die neben ihr liegen – vierte Dose einer österreichischen moralisch fragwürdigen Brause.


Sam: „Ich wiederhole die Frage. Bist du nervös? Immer noch nichts?“


Seufzend lehnt sich Luna zurück und realisiert gerade noch so, dass es keine Rückenlehne gibt.


Luna: „Woah. Das war knapp. Und nö.“


Erneut seufzend lehnt sie sich wieder nach vorne, ein leises Geräusch ertönt, als die Ellbogen sich auf den Tisch lehnen und der Kopf in die Hände gestützt wird. Dem Outfit nach scheint Luna heute nicht auf einer großen Mission zu sein. Jeans, Sneaker, Jacke. Keep it simple.


Luna: „Aber für jemanden, der sein Leben im Verbrechen verbracht hat…“


Sie nickt einem Papier vor ihr entgegen, woraufhin Samantha der stummen Aufforderung folgt und beginnt, es aufzufalten.


Luna: „Ist er ziemlich unvorsichtig.“

Sam: „Unvorsichtig?“


Sie blickt auf das Blatt vor ihr.


Sam: „Flugtickets? Nach Deutschland?“


Nicken auf der anderen Seite.


Luna: „jesuschristwas MACHT er…“


Grant legt das Blatt wieder auf den Tisch und widmet sich dem Kaffee.


Sam: „Du hattest doch gesagt, dass…“

Luna: „Drei Tage spurlos verschwinden nichtmal das verrückteste ist, was Drake diese Woche gemacht hat. Ja. Aber ich mach mir trotzdem Sorgen. Es is noch ungefähr eine Stunde bis die Jungs ihre Titel verteidigen sollen und es gibt KEINERLEI Spur von ihnen. Und du WEIßT wie wichtig Zane die Titel sind. Und da er sich AUCH nicht meldet, werden die beiden ja zusammen sein.“

Sam: „Denkst du echt denen ist was passiert?“


Rosario lacht.


Luna: „Drake passiert nichts. Drake ist das, was passiert. Aber ja. Irgendwie wird mir die Nummer langsam unheimlich.“


Beruhigend greift Grant nach den beiden Handgelenken von Luna und blickt sie an.


Sam: „Hey...“

Eine spannende Nummer war das, muss ich schon sagen, ihn einfach da in seinem Wald zu überraschen.“


Wie schon etwas früher in der Show, unterbricht eine Stimme aus dem Hintergrund die Atmosphäre der Situation und wie auch da, können wir erahnen, um wen es sich handelt. Einmal mehr ist es Aldo Nero, der die Stimmung zerstört. Diesmal aber ohne den Slow-Clap.


Aldo Nero: „Scheint aber nicht so gut ausgegangen zu sein für dich, was?“


Ruckartig wendet Rosario den Blick zur Seite, reißt ihre Hände los und greift sich reflexartig an die Stirn, die von sichtbaren Stichnarben geziert wird. Noch sichtbarer ist der unter Hilfe wieder zusammengewachsene, lange Cut.

Und wieder wird deutlich, dass Aldo eine andere Herangehensweise wählt. Er stürmt nicht auf Luna zu, prügelt nicht wie wild auf sie ein, stattdessen sucht er das Gespräch, in feinster corleonscher Manier.


Aldo Nero: „Aber, wie auch immer. Der Champ ergibt sich seinem Schicksal, das Match steht. Und damit werdet ihr schon sehr bald beide meiner Eroberung unterliegen.“

Luna: „Samma bist du n bisschen dumm oder so?“


Mit einem eisernen Blick signalisiert sie Sam, dass es für sie Zeit ist, die Szene zu verlassen, was diese auch hastig tut, bevor Luna energisch aufsteht und sich vor Aldo Nero platziert.


Luna: „Wir waren drei gegen einen, aber ich gebe zu bei der Show, hat er mich erwischt. So what.“


Schulterzucken, doch der Blick bleibt starr.


Luna: „Und dann erzähl mir bitte was neues, Ask würde n Match gegen nen Fisch oder Godzilla annehmen, der Mann ist einfach ekelhaft ehrenvoll. Seit du und dein Helikopterpapa bei Brainwashed verhindert haben, dass ich Champion werde, war mir klar, wie das endet, du Schlauberger.“


Das kurze Augenschließen und wieder öffnen, das leichte Luftholen und die gelassene Mine Aldos strahlen eine enorme Ruhe aus. „Red weiter“. Signalisiert er. Er lernt. Und Rosario lässt sich nicht lange bitten.


Luna: „Wenn wir zu dritt in diesen Ring steigen werde ich Ask verkrüppeln, werde ich deinen leblosen Körper vor deinen Vater zerren und werde ich endlich diesen verfickten Titel holen und du wirst dann endlich lernen, dass Blut so verschissen dünn sein kann, denn wenn du dich erst wieder GANZ hinten anstellen musst? Hast du die Show heute gesehen? Siehst du wie viele talentierte Leute da draußen rumrennen? Das ist n Süßwarenladen für deinen Alten Herren. Er sucht sich das nächste Spielzeug. Es ist wie Drake damals zu End meinte. Der Gegner ist immer James. Es war nicht End. Und es bist nicht du. End of story.“


Abwinkend schüttelt sie den Kopf und will schon in sich grinsend losstapfen, doch eine minimale Bewegung ihres Gegenüber hält sie auf. Dieses Gespräch ist nicht beendet, doch Aldo Nero gibt sich weiterhin recht unbeeindruckt. Es war zu erwarten, dass Luna loslegen wird. Und trotzdem weiß er natürlich, dass Luna eine ernstzunehmende Gegnerin ist. Vor allem weiß er das, von seinem Vater.


Aldo Nero: „Wenn es darum geht, von James Corleone manipuliert zu werden, dürfte sich kaum jemand besser damit auskennen als du, habe ich recht?“


Aldo bleibt ernst.


Aldo Nero: „Schließlich… hat er es geschafft ganz Leviathan zu manipulieren.“

Luna: „Korrekt.“


Auch hier: Unbeeindruckt. Zumindest augenscheinlich.


Aldo Nero: „Aber natürlich hast du das zu guter Letzt durchschaut, bevor das Leviathan unter The End zusammengebrochen ist und ihr ihm alle das Messer in den Rücken gerannt habt. Dieses Ende hat James Corleone kommen sehen, nur er nicht. Also ja, jetzt würdest du nie wieder auf meinen Vater reinfallen, richtig?“


Aldo spricht es nicht aus, deutet aber natürlich an, dass auch jetzt gerade Luna unter Corleones Manipulationen leidet – so wie es auch Ask bereits erkannt und gesagt hat.


Luna: „Ich hab dir nichts weiter zu sagen wie Ask, Aldo. Wenn dein Vater recht hat, dann hat er recht. Wenn es ihn braucht, um mich wachzurütteln, dann ist das gut so gewesen. Aber glaub mir, er kriegt die Geister nicht mehr los, die er da gerufen hat. Im Gegensatz zu dir bin ich nicht an ihn gefesselt. Ich hänge nicht von ihm ab. Ich bin kein Avatar von jemand anderem in dem Game hier.“


Aldo entgegnet erst gar nicht groß. Er erkennt vielmehr, dass Luna ähnlich über den Einfluss seines Vaters denkt, wie er. Auch er hat zu Ask heute bereits gesagt, dass er liebend gern einen Pakt mit dem Teufel eingeht, wenn es ihn an sein Ziel bringt. Luna scheint da nicht anders zu sein.

Der Unterschied zwischen den Beiden ist allerdings, dass es bei Aldo tatsächlich ein Pakt mit dem Teufel ist und Luna wiederum nur zum Werkzeug des Teufels wird.


Aldo Nero: „Ich verstehe. Vielleicht hast du Recht. Vielleicht kannst du tatsächlich ein Champion sein. Bei Brainwashed… da warst du kurz davor Ask zu besiegen.“


Aldo ignoriert den Umstand, dass er seinen Teil dazu beigetragen hat, dass Luna Ask nicht tatsächlich besiegen konnte.


Aldo Nero: „Oder auch nicht. Wir werden es nie wissen.“


Rosarios rechte Faust ballt sich.


Aldo Nero: „Und jetzt, da ist Ask nicht dein einziger Gegner. Jetzt bin auch ich dein Gegner. Und wenn du ihn schon ohne mich nicht besiegen konntest, … was sollte dann jetzt anders sein?... Ich sage dir, wie es ablaufen wird, und zwar genauso, wie bei Brainwashed. Ihr werdet kämpfen, ihr werdet euch versuchen gegenseitig fertig zu machen, all das, im Rahmen eurer Möglichkeiten. Aber am Ende werde ich es sein, der triumphierend mit dem Titel über euren regungslosen Körpern steht.“


Was sollte jetzt anders sein? Gute Frage, die Aldo mit einer besonderen Betonung spricht. Als wolle er Luna tatsächlich zum Nachdenken anregen. Was könnte jetzt anders sein, was ihr helfen könnte? Vor allem jetzt, wo sie zwei Gegner und nicht nur einen hat?


Luna: „Ach Aldo. Bei all unserem wunderbaren Drama, das wir hier fabrizieren vergisst du, dass das hier ein Geschäft ist. Und Spektakel verkauft sich. Denk mal drüber nach.“


Verschmitztes Grinsen schlägt dem neuen „Eroberer“ entgegen.

Luna und Aldo halten den Blick. Die Anspannung ist unverkennbar und Luna würde Aldo wohl gern an die Gurgel gehen, aber so wie auch Aldo, hält auch sie sich zurück. Jetzt ist der Kampf so nah, da können sie auch noch warten, bis sie sich mit Erlaubnis umbringen dürfen.


Aldo Nero: „Mein Vater sagt du bist die geborene Herausforderin. Aber wir wissen beide, dass man ihm oft nicht so wirklich glauben kann, was er da sagt. Aber Ask, der sagt du wärst eine Heldin, ein Vorbild. Und wir Beide wissen, Ask sagt das, was er meint. Also ja, im Grunde kommt es wieder auf dieselbe Frage hinaus. Willst du ein Vorbild sein oder ein Champion?“


Aldo versucht nun genau diese Frage herauszuarbeiten, will aber eigentlich auf etwas anderes anspielen. Seine Frage ist nicht Vorbild oder Champion, seine Frage ist Ask oder James Corleone. Und negativer konnotiert ist eindeutig Ask, was Luna die Entscheidung leicht machen sollte. Er ist der Hauptfeind und er ist es, den es zu vernichten gilt.

Und nicht Aldo.


Aldo Nero: „Das ist die Frage, aber die Antwort ist ohnehin egal. Denn wie schon gesagt, am Ende werde ich es sein, der gewinnt.“

Luna: „Ask meint vielleicht, ich könnte das sein. Aber ich bin nicht er. Weißt du noch, als er mit Drake über sein „Feuer“ gesprochen hat. Ich kann´s nur wiederholen. Ask konnte es kontrollieren. Ich nicht. Aber das ist okay. Wenn ich am Ende nur Champion bin. Dann kann gerne alles Brennen. Von mir aus. Ich bin nicht Asks Freundin oder sonst was. Legenden kann man nicht verbrennen. Und bei Aurora werde ich ihn entthronen. Ich werde. ENDLICH. Unsterblich.“


Diesmal setzt sie energischer zum Weggehen an und stößt dabei sogar mit der Schulter Aldo zur Seite. Der wendet sich kurz um, doch setzt nicht nach.

Wie schon im Gespräch mit Ask, endet nun auch diese Interaktion für ihn damit, dass er zurückgelassen wird, aber er scheint das erreicht zu haben, was er wollte.

Ask hat er klar gemacht, dass er bei Luna nichts erreichen wird, und Luna hat er noch einmal verdeutlicht, dass Ask das eigentliche Ziel ist. Der Weg ist also frei für eine Schlacht zwischen den Beiden.

Eine Schlacht in Aldos Eroberung.




Eine Musik, die wir nicht allzu oft hören, aber dennoch wissen wir mittlerweile, was sie bedeutet: Der einzig wahre Verfechter von Tatsachen ist gekommen, um ein Wrestling-Match zu bestreiten.

Das dürfte heute besonders herausfordernd sein, denn der Gegner des Sprachrohrs ist nicht irgendwer, sondern GFCW Rekord World Champion Jason Crutch, der schon größere und stärkere Leute im GFCW-Ring besiegt hat als das Sprachrohr so gerade eben der dänischen Grundschule entkommen ist.

Ob das Sprachrohr sich der Größe seiner Herausforderung bewusst ist, lässt sich nur schwer beurteilen. Sein Ganzkörper-Kostüm - mittlerweile wieder der "klassische" weiße Suit mit den üblichen, knallroten und goldenen Details - verdeckt alles bis auf seinen Mund, sodass keinerlei Mimik zu lesen ist.

Wir sehen nur den Mund, der begeistert "FAKT!" skandiert, während das Sprachrohr im Vollsprint zum Ring rennt.

Es ist entweder sehr mutig oder sehr dumm, das lässt sich festhalten.

Vielleicht auch beides.

Mit beeindruckender, aber vollkommen unnötiger Athletik hopst der hagere Mann auf den Apron, macht von dort aus einen Flip über das Top Rope, rollt sich im Ring ab und post dann beknackt. Einige Zuschauer lachen, manche rufen gar "TOSIASIA!" und haben Spaß an dem Auftritt. So richtig ernst nimmt den albernen Akrobaten jedoch niemand.

Das scheint ihn aber wenig zu jucken - Hauptsache, die Leute filmen und fotografieren ihn, teilen Posts auf Social Media und kaufen beknacktes Merchandise.

Man muss eben Prioritäten setzen.

Clement Marfo and the frontline mit US AGAINST THE WORLD schallt aus den Boxen, und das heißt, dass Jason Crutch am Start ist. Der Oberpollinger betritt die Rampe, breitet die Arme aus und dreht sich um sich selbst, während sein Feuerwerk krachend abbrennt. Begleitet von stürmischen Jubelrufen begibt sich der ehemalige mehrfache Heavyweight-Champion zum Ring, entert das Geviert und lässt sich nacheinander auf allen vier Turnbuckle feiern. Dann hoppt er entspannt vom letzten obersten Seil und entledigt sich seiner Weste. Heute steht er einem der ungewöhnlichsten Gegner gegenüber, denen er nach dem Puppenspieler, Andre Belzebub Kunze, Max Mustermann und…Jimmy Maxxxx…gegenübergestanden ist.


Singles Match:

Jason Crutch vs. Das Sprachrohr

Referee: Bob Taylor


Gleich zu Beginn legt, man höre und staune, der Underdog Das Sprachrohr los wie die Feuerwehr. Und zwar zeigt er, in FAST unmittelbarer Reihenfolge, den La Magistral Cradle, der allerdings nur zu einem One-Fall führt. Um sofort nachzusetzen, zeigt er einen Springboard Crossbody, der allerdings ebenfalls nur zu einem One-Fall führt. Jason Crutch ist so überrumpelt, dass Das Sprachrohr sofort mit einem Standing Moonsault nachsetzt, der ebenfalls nur zu einem One-Fall reicht. Das Sprachrohr guckt verzweifelt in die Runde. Verzweifelt…also…so man das an seinem Mundwinkel erkennen kann. Aber immerhin ist sein Moveset fast erschöpft, und wir sind gerade mal eine halbe Minute im Match. Also schnippt das Sprachrohr mit dem Finger. Er schleudert Jason Crutch behände durch die Ringseile nach außen, nimmt Anlauf und zeigt den Tope Con Hilo – aber der geht ins Leere! Jason Crutch packt sich Das Sprachrohr und schleudert es gegen die Barrikade. Danach geht es aber sofort zurück ins Geviert. Nach einigen klassischen Wrestlingholds vonseiten des Oberpollingers und einem kurzen und schnellen Chain-Wrestling geht es dann aber doch recht schnell in den Endspurt. Als Das Sprachrohr den Octopus Hold ansetzt, schafft Jason Crutch IRGENDWIE einen Counter. Es soll der letzte Counter im Match sein. Denn letzten Endes geschieht, was eigentlich alle Buchmacher prophezeit hatten: JC biegt auf die Siegerstraße ein. Back Breaker, Inverted DDT. Spinebuster. Camel Crutch. Das Sprachrohr zeigt spätestens hier keine Gegenwehr mehr – und muss im Submission Hold aufgeben.



Jason Crutchs Theme ertönt. Der Oberpollinger lässt sich vom Referee den Arm gen Hallendecke recken. Ein weiteres wichtiges Zeichen in Richtung von Darragh Switzenberg und dessen Switziverse.




Er kauert in seinem Gefängnis und er ist einsam. Seitdem er durch Gitterstäbe und ein blickdichtes Tuch von der Außenwelt abgeschirmt wurde, ist die Dunkelheit sein einziger Gefährte in diesen Stunden. Er existiert und lebt in ihr. Sie ist ein Teil von ihm geworden, Freude und Licht sind bald schon nichts als ferne Erinnerungen.

Was mag der Switzidog denken, während er in seinem Käfig darbt? Ein Hund ist zu Mut, Loyalität, Gutmütigkeit fähig. Doch auch zu Logik? Kann er verstehen, was ihn in diese Situation gebracht hat? Weiß er, dass das alles die Schuld von JASON CRUTCH ist? So sagt es doch zumindest das Schild neben der Kunstinstallation.

Die Performance ist zu Ende, Künstler und Zuschauer sind verschwunden. Nur das Objekt ist noch geblieben. Es ist ein Mahnmal und ein Statement. Und doch verbirgt sich irgendwo darunter ein Lebewesen, um dessen Schicksal es geht. Das Ende des Switzidogs, so war es angekündigt. Doch wie over ist es für ihn? Gibt es noch Anlass zur Hoffnung?

Da hört man es.

Vor dem Raum ertönen Schritte. Erst könnte man es für einen Zufall halten, für den Ausdruck des üblichen Gewusels im Backstagebereich. Doch dann wird es deutlich: Die Schritte nähern sich der Tür, zielstrebig und ohne Zögern. Die Türklinke wird heruntergedrückt. Rettung naht. ER muss es sein. Ja, da kommt Jason Crutch. Wer sonst würde die Befreiung in Angriff nehmen, wenn nicht er, dessen Name mit der Protestkunst verspottet wird?

Jetzt umkreisen die Schritte den verhüllten Käfig. Sie werden leiser, als der Retter auf das schwere Tuch tritt, das den Klang dämpft. Die Kreise um den Käfig werden kleiner, nun kann es nur noch Augenblicke dauern, bis Licht in die Welt des Switzidogs zurückkehrt. Bis das Tuch heruntergerissen und der Käfig aufgebrochen wird.

Kunstzerstörer, aber Hunderetter. Das ist Jason Crutch.


„Gerechtigkeit muss wiederhergestellt werden.“


Und dann – untermalt von dieser markigen Ansage – legt sich endlich die rettende Hand auf das Tuch, um es herunterzureißen. Um dem Switzidog aus den Fängen der Dunkelheit zu entreißen und ihn in die Welt zurückzubringen. Der Arm vollführt einen langen Weg, versetzt das träge Gewebe in Bewegung. Der erste Gitterstab an der Ecke gleitet ins Freie. Man hört eine Bewegung aus dem Käfig. Doch dann hält der Befreier inne.


„Was…?“


Anlass des erstaunten Gemurmels ist ein Blick zur Seite, in eine Ecke des Raumes. Von dort kamen Geräusch. Ja, ganz klar. Sie haben nicht zu überhören. Von dort kam…Tapsen? Das Tapsen von Pfoten auf Bodenfliesen. Dann dreht sich der Befreier um und erblickt ihn.


Der Switzidog ist überhaupt nicht im Käfig. Er ist frei.

Schwanzwedelnd steht er in der Raumecke und betrachtet aus braunen, neugierigen Augen das Geschehen. Aber wenn er nicht im Käfig ist, wer da…-


Zac Alonso: „Überraschung!“


Mit einem Ruck prescht Alonso aus der geöffneten Käfigtür. Die Falle hat zugeschnappt – der Switzidog frei und er, als vermeintlicher Gefangener, springt nun hervor. Ein Hinterhaltung.


Zac Alonso: „Nimm‘ das, Jason!“


Mit Zac im Käfig: Ein Stuhl. Und nun jagt er ihn, kaum dass er unter dem Tuch hervorgekrochen kam, in den Rücken des überrumpelten Befreiers. Der Switzidog jault vor Freude auf. Der Befreier geht mit einem Schmerzensschrei zu Boden. Noch immer hat er nicht verstanden, was genau passiert ist.

Alonso hebt, nach den Minuten im Hundekäfig wieder zur vollen Größe aufgerichtet, ein zweites Mal den Stuhl.


Zac Alonso: „Hä?“


Er hält inne. Der Stuhl verharrt in der Luft.


Zac Alonso: „Du bist ja gar nicht Jason Crutch.“


Nein, ist er nicht. Der Befreier ist jemand anderes. Vor sich sieht Zac Alonso dafür eine andere vertraute Gestalt, die sich dort am Boden windet.

Es ist PJ Smidt.


Zac Alonso: „Was fällt dir ein, in die Falle zu gehen, die ich für Jason Crutch aufgebaut hatte?“
PJ Smidt: „Ich…wollte…Gerechtigkeit. Niemand…“


Seine Worte kommen stockend. Untermalt von Stöhnen und Schmerzenslauten. Er verspricht weiterzusprechen, während er sich aufrichtet.


PJ Smidt: „…verdient…es…ohne Grund….eingesperrt…zu s…“
Zac Alonso: „Scheiß drauf.“


Auch wenn PJ Smidt eindeutig nicht Jason Crutch ist, gibt Alonso ihm einen zweiten Chairshot mit. Diesmal trifft er von vorne, PJ bekommt gerade noch rechtzeitig die Hände hoch, um das Schlimmste abzuwenden. Trotzdem geht es getroffen zu Boden und liegt benommen da.


Zac Alonso: „Verdammter Idiot. Wie kann man so dumm sein und in eine Falle laufen, die für wen anders bestimmt ist, hm? Ich hatte einen PERFEKTEN Plan, aber du hast ihn ruiniert.“


Ein drittes Mal knallt der Stuhl auf Smidts Leib. Nun bleibt der ehemalige Polizist regungslos liegen. Alonso senkt den Stuhl, die Wut in seinem Ausdruck nimmt ab.

Alonso pfeift nach dem Switzidog. Der Labrador trottet neben den Switzidogisstant, setzt sich hin und gähnt. Er blickt zu Zac auf. Dieser deutet auf das Schild, welches neben der nun dekonstruierten Kunst-Installation aufgebracht ist.


Zac Alonso: „Der Typ kann genauso wenig lesen wie du. JASON CRUTCH steht da. Jason Crutch sollte kommen.“


Als er das Triggerwort vernimmt, verhärtet sich die Miene des Switzidogs. Er fährt die hechelnde Zunge ein und beginnt zu knurren.
Jason Crutch.


Zac Alonso: „Aber das ist noch nicht vorbei. Nicht für Jason Crutch und nicht für…“


Ein viertes Mal hebt er den Stuhl.


Zac Alonso: „…dich.“




In der Gorilla-Position - direkt hinter dem Entrance-Bereich, wo ein Gewirr aus Kabeln, Monitoren und Mitarbeitern scheinbar wahllos alterniert und den Eindruck eines undurchsichtigen Chaos erweckt, welches trotz dieser Umstände die komplexe Maschinerie die wir als "GFCW War Evening" kennen, am Laufen hält - wird selten gefilmt.

In Helsinki machen wir einmal eine Ausnahme.

Denn es treffen sich zwei Blicke, die das schon länger nicht mehr getan haben.

Ziemlich genau eine Dekade lang.

Jason Crutch, das Match gegen Das Sprachrohr in den Knochen, schleppt sich zurück in den Backstage-Bereich. Wobei „schleppt“ eher darauf zurückzuführen ist, dass er einfach noch nicht wieder in der Routine drin ist. Die Routine eines „dauernd Anwesenden“. Ja, er hat seinen Jahresvertrag unterzeichnet. Und ja, er hat in den ersten vier Monaten des Jahres 2025 schon den ein oder anderen Auftritt aufs Parkett gelegt. Und selbst wenn er als 43jähriger durchaus nicht zum „alten Eisen“ gehört (wie sein Intimfeind Darragh Switzenberg uns das immer vermitteln will), so spürt er es doch, dass er eine lange, lange Pause eingelegt hat. Ja, darauf ist dieses „schleppt“ zurückzuführen. Nicht aber darauf, dass sein Match gegen Das Sprachrohr überaus anstrengend gewesen war. Ja, Das Sprachrohr hatte seine Momente, das sicherlich. Aber letztlich war es doch der Haudegen Crutch, der sich durchgesetzt hat. Und so zieht JC, verschwitzt und ausgelaugt, an der Gorilla Position vorbei, ein High Five hier, ein Schulterschlag dort.

Und dann kommt es zur zuvor erwähnten Szenerie, die in dieser Form bestimmt schon eine Dekade zurückliegt. Denn Jason Crutch…trifft auf Robert Breads! Den Mann, der, an der Seite von Lorenz stehend, auf sein eigenes Match wartet, das gleich beginnen soll. Jason Crutch hält inne – und beim bloßen Anblick des Aufeinandertreffens dieser beiden Heroen geht ein Raunen durchs Rund der Halle, die diese Szene natürlich auf der großen Videoleinwand sehen können.

Die Augenbrauen des Kanadiers schießen in die Höhe, ebenso fragend wie erwartungsvoll. Aber es fallen erst einmal keine Worte. Die zwei schauen sich nur an.

Lorenz räuspert sich.


Lorenz: "Mister Crutch, Sir, Mister Rekordchampion..."


Der Marketing-Experte der Lerbitz Performance Group setzt sein unangenehm schleimiges Lächeln auf, bei dem seine Veneers aufblitzen.


Lorenz: "...wie hat Ihnen unser neuestes Produkt gefallen?"


Zunächst antwortet Crutch nicht. Niemand sagt etwas. Es ist alleine dieses Blickduell zwischen Crutch und Breads, das genügend aussagt. Und so steht die Frage von Lorenz für einige Sekunden einfach so im Raum. Letztlich aber ist es doch Crutch, der – die Stirn leicht in Falten gelegt – Antwort gibt.


Jason Crutch: „Produkt? Von welchem ‚Produkt‘ sprichst du bitte…Lorenz war der Name, nicht?“


Stirnrunzelnd betrachtet Lorenz den Sieger des vergangenen Matches, als hätte dieser etwas völlig Absurdes gesagt.


Lorenz: "Das Sprachrohr, natürlich."


Crutch zieht einen Mundwinkel und eine Augenbraue nach oben, was so viel bedeutet wie „ah, ja. Klar“.


Jason Crutch: „Ach, für einen kurzen Augenblick vergaß ich, dass du, Lorenz, sowie das Unternehmen, bei dem du angestellt bist, in deinen Leuten nichts anderes siehst, als ‚Produkte‘, mit denen man Geld verdienen kann. Sorry, der Fehler liegt hier ganz klar bei mir. Bei deiner überfreundlichen Reaktion hege ich aber direkt die Vermutung, als würde es dir gar nichts ausmachen oder als wärst du gar nicht wütend, dass einer deiner ‚Untergebenen‘ eine Niederlage eingesteckt hat?“


Amüsiert schnauft Lorenz und streicht dabei sein Oberteil von Prada glatt. Bei diesem Hemd mit kubanischem Kragen aus Bull Denim im Used-Look verschmelzen sportliche Details mit Retro-Einflüssen. Kontrastfarbene Steppnähte betonen die Boxy-Silhouette mit kurzen Ärmeln und einer aufgesetzten Tasche, die mit dem ikonischen Triangolo-Logo aus emailliertem Metall verziert ist.


Lorenz: "Wie könnte ich wütend sein? Bei den Impressionen, die wir gerade auf X machen? Es werden minütlich mehr Instagram-Stories - das lustige und kultige Sprachrohr mit dem Rekordchampion! Wir werden uns sicher noch einen passenden TikTok-Trend einfallen lassen, um das meiste aus diesem potenziell viralen Mom-"


Crutch wendet sich wieder an Robert Breads. Ja, nach dem ersten Satz hätte hier etwas für Crutch Interessantes kommen können. Spätestens nach dem zweiten Satz, allerspätestens aber bei der Erwähnung von „Instagram“ und „TikTok“ war Schicht im Schacht und JC ahnte, wohin der Rest des Gequatsches gehen sollte. Deswegen auch das Zuwenden an den Kanadier. Und deswegen auch das Unterbrechen von Lorenz’ Redefluss.


Jason Crutch: „Das ist es also, mit was du dich neuerdings umgibst, huh?“


Und er braucht nicht einmal mit einer Handbewegung auf Lorenz zu verweisen, denn Breads weiß, wer (und was?) gemeint ist.


Jason Crutch: „Ich weiß, wahrscheinlich der letzte, auf dessen Meinung du etwas gibst, bin ich. Ich bin mir aber nicht zu schade, dir meine Meinung TROTZDEM kundzutun, weil ich weiß, dass irgendwo dort tief in dir drin ein Robert Breads steckt, der raus will. Der ALTE Robert Breads. Der ECHTE Robert Breads. Und diesen Robert Breads hast du neulich erst raushängen lassen – gegen Bene Zampach in Dänemark. Traurig genug, dass du dich mittlerweile SELBST zu einem Lakaien unter Aiden Rotari degradiert hast, anstatt das zu tun, was du wirklich tun solltest: nämlich Jagd auf den GFCW-Heavyweight-Championtitel zu machen! Stattdessen hast du dich irgendwo auf deinem Rachefeldzug gegen Mirkan Uysal und den Förderkader verzettelt und verschwendest dich und deine Reputation.“


Crutch hat sich während der letzten ein, zwei Sätze regelrecht in Rage geredet und in gewisser Weise muss er sich selbst unterbrechen, da ihm gerade im wahrscheinlich letzten Moment auffällt, dass er sich in Belange einmischt, die ihn gar nichts angehen. Er hat, weiß Gott, selbst genügend andere Probleme. Und eigentlich will er schon weitergehen. Doch gerade noch, und obwohl er in seinen Hirnwindungen selbst weiß, dass er das eigentlich überhaupt nicht sagen sollte…sagt er’s doch, weil’s ihm einfach auf der Seele brennt…


Jason Crutch: „Eigentlich habe ich nur noch Mitleid mit dir, Bobby. Und das ist eigentlich das Schlimmste, was man einer lebenden Legende entgegenbringen kann…“

Robert Breads: „Ich fände es ja schlimmer, den World Title zu verlieren. So wie du gegen mich.“


Die Gesichtszüge von Breads sind hart und angespannt. Er versucht eindeutig, kontrolliert und ruhig zu wirken, aber dafür gibt er sich ein wenig zu viel Mühe, cool zu wirken. Ein leicht hysterischer, schriller Unterton in seiner Stimme tut ihm keinen Gefallen.


Robert Breads: „Du hattest einerseits ganz Recht: Du bist vielleicht der letzte, auf dessen Meinung ich etwas gebe. Und doch hattest du auch Unrecht: Das Schlimmste, was man einer lebenden Legende entgegenbringen kann, ist mangelnder Respekt für wertvolle Lebenszeit.“


Die Oberlippe von Breads zuckt, bevor er sich halb wegdreht. Jemand vom Produktions-Team winkt ihm zu, offenbar gilt es, seinen Entrance zu timen. Breads versucht mit aller Macht, Crutch mit einem bohrenden und herablassenden Blick festzunageln – und bekommt das so halb hin.


Robert Breads: „Das wüsstest du, hättest du nicht das Kunststück vollbracht, trotz vier World Title Gewinnen keine zu werden.“


Und mit diesen Worten zieht Breads ab. Lorenz verbleibt noch einen Moment, spitz pikiert die Lippen als er das Ring-Outfit von Crutch mustert – welches möglicherweise weniger kostet als eins von seinen absurd überteuerten Designer-Hemden, was man interpretieren darf wie man möchte – und folgt Breads dann, um den Produktionsassistenten auch ja daran zu erinnern, bei Breads‘ Entrance das LPG-Logo auf seiner Hose für mehrere Sekunden in Großaufnahme zu filmen.


Jason Crutch, den Breads‘ letzte Worte weit mehr wurmen, als er bei all seinem Stolz wohl im Moment zugeben würde – wobei er das betreffend schon zahmer geworden ist – blickt dem Kanadier noch einen Moment hinterher. Er muss sich wahrlich auf die Lippe beißen, setzt seinen Weg dann aber fort, durch eine Tür, hinter der das dumpfe Stöhnen eines geschundenen Mannes kommt. Hier findet er eine unerwartete Situation vor. Die „Kunstinstallation“ des Switzidog!!


Der verhüllte Käfig wurde achtlos an die Seite geschoben. Dafür liegt PJ Smidt auf dem Boden, um ihn herum kreist der Switzidog. Und Zac Alonso wirft soeben einen Klappstuhl zu Boden und schimpft wie ein Rohrspatz darüber, dass Smidt ihm einen Plan ruiniert hat.


Dann fällt Alonsos Blick auf den eintretenden Crutch.
Und plötzlich bereut er, den Stuhl weggeworfen zu haben.

Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen hetzt Alonso nach vorne, versucht mit drei weiten Schritten die Distanz zu überwinden, um die „Waffe“ wieder aufzunehmen. Und Crutch gebührend zu empfangen – so wie er es vor wenigen Minuten mit seiner Falle vorgehabt hatte. Doch jetzt, wo sich die Gelegenheit bietet, ist Zac selbst der überrumpelte Mann. Er hat sich an Smidt ausgelassen und nicht damit gerechnet, dass sich eine zweite Chance bietet.

Auch Crutch prescht vor. Und er ist schneller. Mit einem Tritt schießt er den Stuhl in eine weit entfernte Ecke des Raumes. Alonso hält inne. Jetzt müsste er sich Jason Faust gegen Faust gegenüberstellen. Also tritt der Switzidogisstant den Rückzug an. Er läuft außer Reichweite des ehemaligen Champions.


Im Hintergrund sieht man, wie der Switzidog beim Anblick Crutchs die Flucht durch die Tür antritt.


Zac Alonso: „Feigling.“


Schimpft er in Richtung des flüchtenden Tiers. Währenddessen schaut sich Crutch im Raum um.


Jason Crutch: „Wen schimpfst ausgerechnet DU Feigling? Das ist an Ironie nicht zu überbieten! Was zum Teufel geht hier vor sich?“


Von Alonso kommt keine Antwort. Das Switziverse-Mitglied ist wie vereist, kann sich nicht zwischen Angriff und Fluchtversuch unterscheiden. Er steht nur da und blickt Crutch an. Also kommt die Antwort von Smidt.


PJ Smidt: „Er hat mich…angegriffen.“


Smidts Rücken ist voller roter Abdrücke. Seine Augen irren benommen in den Höhlen umher.


PJ Smidt: „Aber es war eine Falle…für dich.“


Für dich. Das kann Smidt gerade noch sagen, dann sackt der ehemalige Polizist wieder zusammen. Jason Crutch, dem die Handlungsweisen und hinterhältigen Attacken des Switziverse sehr wohl bekannt sind - schließlich wurde er selbst schon mehrfach Opfer davon - wirft Alonso einen scharfen Blick zu. Für einen kurzen Moment sieht er sich veranlasst, ihm an den Kragen zu gehen. Und, bei Gott, was für eine Genugtuung wäre es gewesen, ihm eine weitere Abreibung zu verpassen, hat er doch nicht vergessen, dass speziell Alonso ihm bei Brainwashed eine Scharade vorgespielt hat und ihm den Intercontinental-Championtitel vermasselt hat. Dennoch rafft er sich zusammen und tut das in der Situation einzig richtige: er hilft dem wehrlosen PJ Smidt auf die Beine. Dennoch: eine Warnung kann er sich nicht verkneifen:


Jason Crutch: „Du hast ein Heidenglück, Zac. Ich hab dir schon einmal im Ring die Leviten gelesen. Und ich schwöre dir, ich krieg dich noch einmal in die Finger! Aber dann kommst du mir nicht so einfach davon, das garantiere ich dir!“
Zac Alonso: „Das werden wir noch sehen. Mich kriegst du nicht.“


Mit einem Kampfschrei legt Alonso den Vorwärtsgang ein. Das ist genau das, was Jason Crutch gewollt hatte…aber dann reagiert der Switzidogisstant nicht so, wie Jason es erwartet hatte. Anstatt auf den vierfachen Ex-Champion loszugehen, springt Alonso auf PJ Smidt zu. Dieser kann sich gerade so auf den Beinen halten. Doch Alonso schubst ihn mit Schwung in Richtung Crutch. Jason muss ihn festhalten, damit der Mann aus dem Förderkader nicht ungebremst zu Boden fällt.

Und diese Ablenkung gibt Alonso die Chance zur Flucht. Er hechtet an Crutch vorbei und auf die Tür zu. Zwar versucht Jason noch, den Mann zu packen – aber hoffnungslos. Behände wie eine Katze umgeht Zac den Griff und ist in sicherer Entfernung. Dort findet er seinen Mut wieder und starrt herausfordernd auf Jason.


Zac Alonso: „Langsamer, alter Mann.“


Crutch legt es nun gar nicht mehr länger darauf an, hier Katz und Maus zu spielen. Stattdessen fixiert er ihn mit leicht zusammengekniffenen Augen, eine Faust geballt.


Jason Crutch: „Weißt du, Zac. Du und deine Switziverse-Kollegen, ihr seid ziemlich arme Würste, allen voran dein Boss Darragh. Und von dir oder Fleestedt erwarte ich gar nichts anderes. Die größte Schande liegt auf Darragh selbst, der mit diesen Verhaltensweisen dem Intercontinental-Championtitel nur Schande bringt. Ihr zieht den Titel in den Dreck.“


Er sieht noch einmal nach Smidt, der sich mit einem weiteren Schmerzensstöhnen bemerkbar macht. Dann wendet er sich wieder an Alonso.


Jason Crutch: „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, damit diese Scharaden endlich enden. Attacken wie diese auf einen jungen Burschen aus dem Förderkader…Ich werde Darragh, Fleestedt und dich mit allem bekämpfen, was mir möglich ist. Und um euch zu beenden, muss und werde ich den Intercontinental-Championtitel erringen!“
Zac Alonso: „Mir kommen gleich die Tränen. Der unschuldige PJ. Pah! Gut ist, wer seine Rolle spielt. Für PJ war keine Rolle in meinem Skript vorgesehen. Bei meinem genialen Plan, für den ich einen goldenen Switzy bekommen hätte. Aber er hat es zerstört. DU hättest das Opfer sein sollen, nicht er.“


Crutch muss gar laut auflachen.


Jason Crutch: „Mach dich nicht lächerlich, Zac. Im Grunde seid du und Fleestedt sogar noch erbärmlicher als Darragh. Aber logisch: wer im Ring nicht zu überzeugen weiß, muss sich wohl auf solche Taktiken verlassen…“
Zac Alonso: „Und was willst du dagegen tun?“


Crutch formt die Augen zu Schlitzen. Er wittert hier eine Chance…


Jason Crutch: „Ich will verhindern, dass ihr beim Rematch am Ring seid…!“

Zac Alonso: „Vorschlag A-B-G-E-L-E-H-N-T!“


einen Versuch war es wert…


Zac Alonso: „Das Switziverse ist eine Einheit. Wir gehören zusammen wie Sammy Davis Jr., Frank Sinatra und dieser andere, dessen Namen ich vergessen habe. Wir sind GEMEINSAM die Revolution. Wir bleiben nicht vom Ring weg, nur weil du dann ANGST vor uns hast.“


Jason Crutch atmet tief aus. Irgendwie ist er gerade ziemlich genervt. Und in gewisser Weise hätte er es sich ja denken können…Er versucht es anders…


Jason Crutch: „Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wieso ich hier mit dir verhandle. Was will ich vom Krümel, wenn ich an den ganzen Kuchen will? Dich hab ich nicht auf dem Schirm, Zac. Du bist es nicht, was ich will. Ich will und kriege Darragh, was soll ich also mit einem Feigling wie dir…?“

Zac Alonso: „Feigling? FEIGLING? Mut ist mein zweiter Vorn…- “

Jason Crutch: „Beweis‘ es.“

Zac Alonso: „Wie?“


Jason Crutch lächelt sein Lächeln Nr. 9. Aber nur innerlich. Wir sehen es nicht…Schade eigentlich.

Er kommt sich vor wie auf dem türkischen Basar, so schnell werden hier die Angebote hin und her geschlagen. Aber dieser offene Schlagabtausch führt evtl. sogar zu etwas. Und evtl. wird sein Versuch belohnt, diesen kleinen Handlanger zu etwas zu bewegen…


Jason Crutch: „Eine Wette, Zac. Lediglich eine Wette. Ein Tag-Team-Match. In zwei Wochen! Besiege ich euch, verpisst ihr euch beim PPV vom Ring! Ihr bleibt weg. Im Hotelzimmer. Und diesmal: WIRKLICH!“


Ein weiterer Versuch. Und er ist sich gar nicht sicher, ob Zac Alonso im Namen des Switziverse überhaupt irgendwelche Verhandlungen eingehen darf. Aber das wird sich zeigen.


Zac Alonso: „DU glaubst, du könntest mich und Jakob schlagen. Du hast nicht einmal einen Tag-Team-Partner, Jason Crutch. Die Dinosaurier, mit denen du früher gewrestlet hast, sind ausgestorben.“


Jason Crutch lächelt wieder. Angewidert. Genervt. Ihm geht das hier auf den Sack. Und tatsächlich ist er in genau diesem Moment an dem Punkt angekommen, an dem er Zac Alonso tatsächlich…einfach so…aufs Maul hauen möchte. Er ist müde. Soooo müde…


Jason Crutch: „Ehrlich, Zac? Die ‚ich-bin-so-alt‘-Nummer? Wirklich? Das Niveau schon wieder? Hör zu. Ich habe einen Tag-Team-Partner.“


er hievt PJ Smidt auf die Beine. Der Polizist guckt verdutzt, weiß gerade gar nicht so recht, worum’s hier geht. Er blickt Crutch an, er blickt Alonso an, blickt Crutch an. Es scheint so, als MÜSSE er gar nicht verstehen, worum es hier geht. Egal. Er ist dabei!


Jason Crutch: „Also? In zwei Wochen? Jakob Fleestedt, Zac Alonso gegen Jason Crutch und PJ Smidt? Gewinnen wir, verpisst ihr euch bei Aurora! Und, hohoho, ich werde PERSÖNLICH dafür sorgen, dass ihr diese Abmachung auch wirklich einhaltet, das schwöre ich dir!“


Verächtlich blickt Alonso auf PJ Smidt. Der ehemalige Polizist, gezeichnet von den Chairshots, kann sich kaum von selbst auf den Beinen halten. Und vielleicht ist es diese körperliche Schwäche PJs, die Alonso dazu bringt, mit verächtlichem Trotz auf das ungleiche Duo zu schauen.


Zac Alonso: „Dann soll es so sein. Das Switziverse…akzeptiert.“




An Karfreitag gedenken wir der Kreuzigung eines Mannes, der für unsere Sünden gestorben ist. Nein, wir reden nicht von Robert Breads, der in der PCWA von Kriss Dalmi gekreuzigt wurde - das ist wirklich passiert, ja - wir reden vom Sohn des Herrn höchstselbst, Jesus Christus.

Geht es nach Robert Breads, wird heute erneut jemand eine öffentliche Hinrichtung erfahren, wenn auch nur im metaphorischen Sinne.

Auch Mirkan Uysal wird für seine Sünden draufgehen.

Nur eben nicht freiwillig.

Unter den Klängen von "Bow Down" tritt der ergrauende Kanadier - seines Zeichens zweifacher World Champion, mehrfacher Wrestler des Jahres und Hall of Famer - auf die Stage. Das T-Shirt mit dem "GOAT"-Aufdruck trägt er mit ein wenig zu sehr geschwellter Brust. Wenn du's auf ein T-Shirt drucken lassen musst, dann... naja, ihr wisst schon.

Die pinke Hose in Pigster-Farben mit dem Logo der LPG darauf sitzt, während Breads sich aufmacht, ein wehrloses Opfer zu schlachten. Zumindest dürfte Breads davon ausgehen.

Sein Gegner ist Mirkan Uysal, der ihm zwar persönlich ein absoluter Dorn im Auge ist, im Ring aber kaum in der Lage sein dürfte, mit einem der Besten aller Zeiten - gut, nicht mehr so ganz in seiner Prime, aber das ist Mirkan ja auch nicht - mitzuhalten. Wenn Mirkan im Squared Circle überhaupt jemals so etwas wie eine Prime hatte.

"Canada's Own" marschiert ziemlich locker die Ringtreppe hoch, vielleicht aber ein wenig zu betont locker, um es echt wirken zu lassen. Die Menge und Schwere an Demütigungen, die Breads in den letzten Monaten oder sogar Jahren hat hinnehmen müssen, hat seine Spuren hinterlassen.

Er wittert hinter jeder Ecke den nächsten Tiefschlag, die nächste Katastrophe, und ist immer irgendwie angespannt, um das zu verhindern.

Die Musik verstummt nun langsam, während Breads sein Bestes tut, vollkommen ungerührt auszusehen. Das hier wird ein Spaziergang, und danach wird er sich endlich besser fühlen, die Welt wird wissen, was wirklich Phase ist.

Oder?



Jubel in der Halle beim Ertönen der Klänge des Förderkader-Themes. Der Trainer erscheint zur gleichen Musik, die auch seine Trainees verwenden. Klare Sache: Er möchte demonstrieren, dass er einer von ihnen ist. Und vor allem möchte Mirkan Uysal, dass er diesen Kampf im Namen des Förderkaders bestreitet, um den Druck von der Konstellation zu nehmen. Und nicht etwa, wie sein Gegner ihm vorwirft, um sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen.


Trotz der positiven Reaktionen auf sein Erscheinen wirkt Uysal nicht so, als wäre er dafür aufnahmebereit. Er steht am Beginn der Rampe und starrt fokussiert Richtung Ring. Man muss kein Hellseher sein, um die mentalen Scheuklappen, die er in diesem Moment spürt, auf die enorme Herausforderung zu beziehen, die ihm bevorsteht. Es geht für ihn - dessen aktive Karriere ohne große Glanzpunkte bliebt - heute gegen Robert Breads, einen Hall of Famer. Es ist wie der Lauf in ein offenes Messer, wenn ein Wunder ausbleibt. Oder hat der seit längerem schwächelnde Kanadier eine Flanke, die offen genug ist, dass der krasse Außenseiter Uysal in sie stechen kann?

Mirkan beginnt, mit langsamen Schritten die Rampe hinabzulaufen. Er wirft sein langes schwarzes Haar zurück, dass schwer vom Wasser ist, dass er sich hineingeschüttet hat. Uysal trägt eine lange schwarze Hose und Ringboots, kurz vor dem Geviert zieht er sich sein Tanktop aus und lässt es zu Boden gleiten. Dann betritt er den Ring über die Rampe. Sofort heften sich sein Blick und der von Robert Breads aneinander. Keiner geht sofort auf den anderen los, doch stumme Verachtung steckt in ihrem Austausch.

Die Musik des Förderkaders verstummt. Jetzt entscheidet sich, ob Mirkan Uysal bereit für ein Wunder ist – oder ob er den größten Fehler seines Lebens gemacht hat.