Zufrieden stapfen Rob und Sid den Gang im Backstagebereich der GFCW entlang. Mit dem Gold auf ihren Schultern ist Sid bester Laune während Rob seine schwarze Fußballkappe tief ins Gesicht gezogen hat und lediglich Tabakrauch aus seinem schattigen Gesicht hervortritt.
Sid: Ich bin froh das wir erstmal nicht im Ring stehen müssen! Ultra Violence war anstrengend.... Wie teuer das wohl ist einen A-Klasse Wrestler für so ein "Bottle-Match" zu versichern? Ich meine was sagt man so einem Versicherungsheini? "Ich will das meine teuersten Wertanlagen sich gegenseitig mit Vorschlaghämmern die Köpfe einhauen lassen und dabei in Scherben wühlen, ohhh, und außerdem ist alles klebrig und rutschig". Rob: „Keine Ahnung. Mein Arsch tut immer noch weh, ich glaube ich scheiße immer noch Glasscherben.“ Sid: Ganz mein Reden! Aber das bist jetzt nur du Rob, stell dir vor wenn sowas einem Ricks passiert! Wer auch immer solche Versicherungen verkauft muss einen an der Klatsche haben. Rob: „ Niemand scheint uns gewachsen zu sein und solange solche Leute wie bisher unsere Gegner sind sollte es besser auch so bleiben. Ich möchte verdammt noch mal Gegner haben, die ich respektieren kann. Ich glaube ich wünsche mir den Fight Club zurück. Immer wenn man glaubt die GFCW hat etwas vernünftiges an Land gezogen mit dem man sich messen kann, gehen diese Untersetzer für Aschenbecher auch schon wieder kaputt wenn man sie mal etwas härter anfässt.“
Scum schaut etwas verwirrt, mit auf Sechs hängender Bierluke, zu seinem Teamkollegen. Es braucht einige Sekunden bevor der "Rehkitz im Scheinwerferlicht"-Blick wieder der Normalität weicht.
Sid: Ach da sind wir! Ja, aber der Barbrawl war noch eine Nummer anstregender oder Zwei. Aber ja! Die Haudraufs vom Club wären wenig beeindruckt gewesen von dem Scherbenhaufen.
Die Champions kommen von einem Moment auf den anderen zum Stillstand. Grund dafür ist, dass sich etwas vor ihnen aufbaut, oder besser gesagt jemand. Niemand geringeres als ihre Gegner von Ultra Violence stehen ihnen gegenüber. Auch wenn sie ihre Anzüge tragen sind auch bei ihnen die Spuren des „Scherbenkrieges“ noch sichtbar.
Hott: „Da seid ihr ja ihr Noch-Champions. Da habt ihr euch ja noch irgendwie aus der Affäre gezogen beim Pay-Per-View. Wir waren soooo cloooose, bevor ihr uns den sicheren Sieg noch aus der Hand gerissen habt. Congratulations. Buuut…“
Der Brite deutet auf seine goldene Uhr und hält sie prüfend zu seinem Ohr.
Hott: „Das war das letzte Mal, dass ihr uns in einem Titelmatch geschlagen habt. Meine Rolex sagt mir, dass eure Tage als Champions schon sehr bald zu Ende und eure Sonnentage gezählt sind. Wir sind noch nicht mit euch fertig!“ Sid: Echt jetzt? Eine Rolex in der Show? Ist das eine echte oder so eine Nachgemachte? Ich meine, hast du den keine Angst das irgendein daher gelaufener Punk lange Finger bekommt und Die in Dosenbier verwandelt? Außerdem haben wir euch doch die Birnen durch gehauen, ihr habt euch echt einen gratis Gelben vermasselt oder braucht ihr die Kohle um die ganzen Anzüge und Uhren zu ersetzen die ihr ständig versaut? Meister: „So sehr wir ihn auch verachten, aber Thomas Camden hat uns Eines eindrucksvoll bewiesen: Wenn man nur hartnäckig genug ist, dann bekommt man am Ende auch das was man will. Und was wir wollen dürfte euch wohl klar sein, oder? Es ist noch nicht vorbei, wir fordern eine Revanche!“ Rob: „Wiederholungen über Wiederholungen. Bin ich in einer Zeitschleife?“ Sid: Ich glaube auch die haben einen Sprung in der Platte! Meister: „Spottet nur. Doch bald schon wird euch das Lachen vergehen.“ Hott: „Ob es euch gefällt oder nicht, wir werden euch diese Titel abnehmen! Und zwar schon sehr bald! Mark my words.“
Es scheint also Tatsache zu sein, dass die Jungs der 5*Hautevolee das nicht im Scherz, sondern todernst meinen. Keines der beiden Teams weicht auch nur einen Zentimeter zurück. Drohgebärden auf beiden Seiten, das Ganze scheint schnell zu eskalieren…
Sid: Damit auch ihr "15 Watt Birnen" die Schüssel mal auf klarem Empfang habt... IHR WIEDER-HOLT EUCH. Leere Phrasen machen euch nicht zu Champs. Was sagst du
Rob schaut auf sein Handgelenk. Keine Rolex. Weiße durchscheinende Haut auf noch weißerem Knochen.
Rob: „Ich sach, wir müssen los, ich muss Kotzen.“
Dann machen die Punks auf dem Absatz kehrt und verschwinden in den wirren und Gängen des Backstagebereichs während Meister und Hott sichtlich missmutig, gar bedrohlich, diese im Blick behalten.
>Sei ich >Mache Ausbildung, um nicht zu verhungern. >Später vielleicht Chance auf großes Geld. >Jeden Tag Gym, jeden Tag hinfallen, jeden Tag Haltegriffe, jeden Tag blaue Flecken und Schmerzen am ganzen Körper
rope.jpg
>Trainer spricht mich eines Tages an >”Anon, ich will, dass du dir mit den anderen eine Veranstaltung von uns anschaust, damit du einen Eindruck davon bekommst, was dich erwartet, wenn du weiter am Ball bleibst.” >Sozialphobie kickt, sage trotzdem ja >Großes Stadion, Prunk, Feuerwerk, jubelnde Menschen >Halbnackte Muskelgladiatoren hauen sich gegenseitig zu klump >Versuche mich in die Situation hineinzuversetzen >Das könnte ich sein >Das werde ich sein >Merke wie Selbstvertrauen steigt >Treffe zufällig Muskelmann und Reporter >Gehe mit stolzgeschwellter Brust vorbei >”Schönen Abend noch, Kollege! Freue mich darauf, dich bald im Ring wiederzusehen.”
Mfw wenn Muskelmann zurückgrüßt.
Von tiefster Verachtung gezeichnet ist die verzerrte Fratze von Kriss Dalmi, der wie der Koloss von Rhodos über dem armen Tropf türmt. Seine Fäuste beben, können die nach wie vor angestaute Wut über die Niederlage gegen den Langzeitrivalen Robert Breads selbst nach zwei Wochen kaum in Grenzen halten.
Kriss Dalmi: “Wenn du mir das nächste Mal unter die Augen trittst, bringe ich dich um, du unbedeutender Wicht! Keine Übertreibung, keine Metapher, wortwörtlich werde ich dein Leben beenden! Und jetzt zisch ab!”
Eben jene armselige Gestalt, die von Dalmis Faust niedergerungen wurde, leistet unverzüglich Folge, entschwindet überstürzt, halb stolpernd, halb krabbelnd dem physischen Manipulationsbereich des Meisters der Geschmacklosigkeit. Der Verursacher dieser hastigen Flucht betrachtet seine nach wie vor geballte Hand und die roten Spritzer darauf mit dem gebührenden Ekel. Nicht etwa, weil der rote Lebenssaft an sich dieses Gefühl in ihm hevorrufen würde. Sondern weil es diese niedere Kreatur gewagt hatte, seine Hand zu beschmutzen.
Mac Müll, die Interviewlegende der GFCW, hat die soeben vollzogene Gewalteruption des Belgraders sprach- und bewegungslos mitverfolgt. Sogleich scheint der Adrenalinschub der Fight-or-Flight-Reaktion wieder Leben in seine Glieder schießen zu lassen, als sich der Serbe ihm zuwendet. Journalistischen Schneid beweisen oder weiterleben? Kriss Dalmi nimmt dem Anzugträger die urinstinktive Entscheidung ab, als er damit beginnt, seelenruhig die Blutspritzer auf seinem Handrücken am anthrazitfarbenen Jackett des Mannes mit dem Schallwandler abzuwischen.
Kriss Dalmi: “Ich glaube, jetzt geht es mir besser.”
Mit dieser nüchternen Feststellung inspiziert Kriss Dalmi nochmals seine Hand. Dann begradigt er das Jackett des Hall of Famers, richtet dessen Schlips und lächelt ihn freundlich an, so als hätte diese Episode vor wenigen Augenblicken niemals stattgefunden.
Mac Müll benötigt einen Moment, um seine Fassung zurückzuerlangen. Immer wieder weichen seine Augäpfel zu den Seiten aus, um mögliche Fluchtwege zu erfassen.
Kriss Dalmi: “Du wolltest mir eine Frage stellen, nicht wahr?”
Der Angesprochene schluckt. Theoretisch hätte er eine Menge Fragen vorbereitet. Praktisch jedoch, würde er es am liebsten dem jungen Mann gleichtun, der sie vor kurzem noch bei diesem Interview unterbrach.
Kriss Dalmi: “Das wolltest du doch, nicht wahr?” Mac Müll: “Tja, also... irgendwie fällt mir gerade keine geeignete Frage ein. So ein Pech aber auch! Ich fürchte, in einem solchen Fall müssen wir zurück zu Pete und Sve...” Kriss Dalmi: “Frag mich etwas über das Match.”
Der Anzugträger lockert nervös lächelnd den Schlips, welchen er eben noch von Kriss Dalmi gerichtet bekam.
Mac Müll: “Du meinst deinen vernichtenden Sieg über Mike Müller beim Lerbitz Ruins-Match?” Kriss Dalmi: “Nein, du Schwachsinniger! Warum soll ich meine Zeit mit diesem Versager verschwenden?! Frag mich was zu dem Match gegen Breads!”
Der plötzliche Volumenanstieg in der kratzigen Stimme des Serben lässt Mac Müll zusammenzucken.
Mac Müll: “Okay, okay... Warum glaubst du, hast du dein Match gegen Breads verloren?”
Sich innerlich für diese unfassbar dämliche Frage verfluchend, kneift Mac Müll die Augen zusammen, um nicht die heranfliegende Faust sehen zu müssen. So als könne er Kriss Dalmi dadurch hinfortwünschen. Aber das passiert nicht. Und auch seine vorangegangene Befürchtung tritt nach drei quälend langen Sekunden des absoluten Stillstands nicht ein, sodass Mac Müll langsam wieder die Augen öffnet. Und einen grübelnden Serben erblickt, der über diese dumme Frage, die lediglich aus einer panischen Kurzschlussreaktion heraus entstanden ist, anscheinend wirklich nachdenkt.
Kriss Dalmi: “Vielleicht... weil es so geschehen musste.”
Der Mann mit dem Mikrofon blinzelt ungläubig, wagt es jedoch nicht, diese aus Kriss Dalmis Mund absurd klingende Aussage an dieser Stelle zu hinterfragen.
Kriss Dalmi: “Ja, vielleicht muss ich zähneknirschend anerkennen, dass Robert Breads einfach besser ist.” Mac Müll: “Das klingt... ähm... reflektiert...? Wie kommst du zu diesem Schluss?”
Das behaarte Kinn zwischen Zeigefinger und Daumen massierend und beinahe abwesend wirkend, spricht Dalmi einfach weiter, ohne bewusst auf Mac Mülls Nachfrage einzugehen.
Kriss Dalmi: “Es stand im Grunde doch schon vor unserem Aufeinandertreffen vor zwei Wochen bei Ultraviolence 2:1 für Breads. Spätestens bei der Go Home-Show hatte jeder noch mal die Gelegenheit, um mitzuerleben, was in der Liga, von der heute bloß noch ein grauer Aschehaufen dahingeschiedener Erinnerungen übrigblieb, geschehen ist. Animalistic Bodyparts for Sale Match, Unsanctioned Match, Singles Match. Noch bevor mein widernatürlicher Alchimistencocktail namens Impure Rules Match das Kernideal des Sports vergiftete, bewies Robert doch schon, wer in der Rangordnung in sämtlichen Disziplinen über dem anderen steht. Dieser Robert Breads, der die sich über ihn zerreißenden Mäuler in Berlin einst Lügen strafte, war ein anderer als heute. Einer, der für Werte einstand, die er um jeden Preis verteidigen wollte, mit denen er den Pfuhl aus Jauche und Blut läutern wollte... nein, sogar musste! Das war eine ehrwürdige Sisyphus-Aufgabe, der er sich Tag für Tag verschrieb und es bereitete mir große Freude, von der anderen Seite gegen den Fels seiner Verantwortung zu drücken. Der heutige Breads hingegen hat keine solche Aufgaben mehr. Er ist kein Torwächter für eine jahrhundertealte, sportliche Tradition, die bereits bei den antiken Griechen Ihren Anfang nahm und die ich und viele andere gewalttätige Abweichler immer wieder versuchten auf grässliche Weise zu verdrehen. Der heutige Breads behauptet, dass er die nächste Generation vorbereiten will, um die Tradition fortzuführen. Das war der Vorwand, weswegen er dem Protokoll beigetreten ist.
Und dennoch wissen wir, um die wahren Intentionen des Robert Breads bescheid. Dies ist kein hehres Ziel, bei welchem er sich für das höhere Wohl einsetzen wollte. Es geht ihm nicht, um die Zukunft des Sports an sich. Nein, es geht ihm darum, dass die Zukunft des Sports mit seinem Namen für immer verbunden ist. In 10, 20 Jahren soll die Konsumherde nicht nur über die über jeden Zweifel erhabenen Fähigkeiten des besten Wrestlers der Welt Lobhudeleien in die Welt hinaustragen. Selbiges sollen sie auch über den Nachwuchs behaupten, den er für die kommenden Dekaden präpariert hat. Denn solche Erinnerungen an sein Schaffen können niemals verblassen, wenn sie wieder und immer wieder das kollektive Bewusstsein betreten. Gegen einen solchen Breads, einen höchst egoistisch handelnden und verzweifelt nach Bestätigung suchenden Breads trat ich bei Ultraviolence an. Und verlor kläglich.”
Die Schultern des Mannes, der einst noch so siegessicher in die eigens von ihm kreierte Perversion eines Wrestlingmatches ging, fallen mit einem lauten Seufzen ab. Ein gestisches Eingeständnis der Realität, in der sich Kriss Dalmi heute befindet.
Kriss Dalmi “Konnten die hohen Damen und Herren, die den Inhalt Ihrer Checkbücher einzig Ihrer Intuition und dem Schicksal anvertrauten, zuvor eine begründete Prognose stellen, so wurde diese Prognose bei Ultraviolence letztlich in naturgesetzliche, konkrete Form gegossen. Es geht kaum eindeutiger.”
Eine andere Art des Unbehagens schleicht sich ins Antlitz von Mac Mülls. Wäre Dalmi nicht Dalmi, würde er wohl versuchen, seinem Gegenüber ein paar tröstende Worte und einen Schulterklopfer zu spenden. So steht die Interviewlegende bloß peinlich berührt da und hat keine weitere Aufgabe, als als Mikrofonständer für den Belgrader zu fungieren.
Kriss Dalmi: “Obwohl ich ihm – als wir uns nach so vielen Jahren wieder in einem Ring gegenüberstanden – wie unredliche TV-Evangelisten allein durch meine Präsenz wahrhaft neues Leben eingehaucht und ihn daran erinnert habe, was den heutigen Protokoll-Opportunisten vom gerechtigkeitsliebenden Konservator der alten Schule unterscheidet, bleibt das alles am Ende doch ohne Bedeutung. Am Ende schlagen die Historiker ihre eingestaubten Folianten auf und in seinen verdreckten Seiten wird eine Zahl stehen, mit der Aussagekraft eines politischen Dissidenten ohne Zunge. 3:1 – ein paar geschwungene Tintenstriche, die weder das meine, noch das Schaffen Roberts vermögen auszudrücken. ‘Robert Breads ist besser als Kriss Dalmi’. Dies wird als unumstößlicher Fakt in dem Zeugnis stehen, das man uns beiden am Ende ausstellt. Der ultimative Beweis dafür, dass die Geschichte von den Siegern geschrieben wird.”
Mit erwartungsvoller Miene hat Mac Müll den wirren Ausführungen des einstigen Sektierers gelauscht, immer darauf bedacht, nicht den Eindruck zu erwecken, dass er schon längst den Faden verloren hat und mit seinen Gedanken eigentlich bei dem leckeren Fingerfood im Cateringbereich ist, das den GFCW-Mitarbeitern zur Verfügung gestellt.
Mac Müll: “Was werden nun deine nächsten Schritte in der GFCW sein? Wirst du so wie zuvor weiter gegen das Protokoll arbeiten?”
Die Mundwinkel des Serben zucken leicht gen Himmel. Sein Schmunzeln wirkt, als würde er sich in diesem Moment selbst verhöhnen wollen.
Kriss Dalmi: “Der Untergang des Römischen Reiches war ein schleichender Prozess. So war es doch oder nicht? Und dieser schleichende Prozess trat nicht bloß in der Hauptstadt auf. Der Verfall machte sich auch in den einzelnen Provinzen bemerkbar, so weit sie auch vom Zentrum der Macht entfernt sein mochten.”
Verächtlich lässt der einstige Sektierer die Luft aus seinen Lungen entweichen und starrt einen unsichtbaren Punkt in der Leere an.
Kriss Dalmi: “Robert Breads mag der eindeutig bessere Wrestler von uns beiden sein. Diese Einsicht bedeutet aber nicht, dass ich deshalb aufhören werde, dass ich weiter daran arbeiten werde, die Grundfesten seiner neuen Heimat zum Einstürzen zu bringen.”
Ein kräftiger Schulterklopfer durch Kriss Dalmi lässt Mac Müll abermals zusammenzucken.
Kriss Dalmi: “Danke, Macci. Nun fühle ich mich in der Tat besser.”
Thomas: „Mykru“?
Thomas Camden hat nicht den Verstand verloren und begonnen in einer Fantasiesprache den Rest seines Lebens zu fristen. Tatsächlich hat sich an seiner heutigen Aufgabe nichts geändert. Er sucht sich seine Schützlinge zusammen. Mit skeptischem Blick nähert er sich der Gorilla Position, die Thermobox nach wie vor in der rechten Hand. Hat er sie den ganzen Abend mit sich herumgetragen? Die Antwort dürfte kaum jemanden überraschen, der schon einmal mehr als ein Wort mit dem Oregono wechselte. Der Mann, der dort etwa 15 Meter entfernt vom Vorhang ins Stadioninnere nahe einer Wand steht, gehört allerdings noch nicht in diese Kategorie. Bisher gewechselte Worte? Anscheinend tatsächlich nur eines…höchstens.
Mykru.
Doch der Angesprochene reagiert auf dieses Vielleichtwort… Fettig sind die Haare, die gute 20 cm Länge messen und nach links und rechts gleichermaßen schlaff dem schmalen Kopf hinunterhängen und die Schulterpartie des grauen, fleckigen, mindestens drei Konfektionsgrößen zu großen, T-Shirt streicheln, was sich in keinerlei Reaktion der Arme äußert, die arbeitslos seitlich herunterhängen und seltsamerweise in komplett gestreckten und angespannten Fingern enden als wäre der nächste Matrosensalut nur eine Kapitänsmütze entfernt, wenngleich die, gerade so die Knie überdeckenden, bleichblauen, ausgewaschenen Cargo Shorts dem Dienstvorgesetzten missfallen würden, was von den verschieden farbigen, blau-gelb links, schwarz-rot rechts, Flip Flops am Ende der stelzenartigen, stark behaarten und durch gelegentliche, den Haardickicht durchbrechende, Narben gezeichneten Beine unterstrichen wird. Konfusionserzeugend ist das Aussehen. Unpassend, unkoordiniert, ungeplant. Mechanisch ist die Drehung des Mannes, die mit dem Kopf beginnt, bis der Hals gedreht wurde, dass der Oberkörper folgen muss und erst kurz vor der Verbeugung der Wirbelsäule Unterstützung des Unterkörpers erhält und in einer Änderung der Fußstellung kulminiert. Unbehagen wird beim Erblicken seines Gesichts ausgelöst, wenn der Mund leicht geöffnet steht und die schwachen Bewegungen der Unterlippe verraten, dass er eben diesen Tunnel zwischen den Lippen für die Atmung nutzt, was trotzdem nicht die Aufmerksamkeit von den dunkelbraunen Glubschaugen wegnimmt, die seltener als üblich durch ein Blinzeln überdeckt werden. Still bleibt die Reaktion des Mannes, den man auf Anfang 20 schätzen, auf etwa 1,80 m messen und auf vermutlich um die 90 kg wiegen kann. Camden zieht die Augenbrauen hoch und macht große Augen. Sein Kopf rückt ein Stückweit zurück, er drückt das Kinn an die Brust. Nach einem ersten Moment der Überraschung, stülpt er die Unterlippe über und nickt mehrfach abschätzend. Es dauert einige Sekunden, bis ein Lächeln den Weg zurück in Camdens Gesicht kümmert, dann aber…Schulterzucken. Man feiert die Feste, wie sie fallen. So geht Thomas also einen, vorsichtigen, Schritt näher auf die Gestalt zu.
Thomas: „Das is n ‚Ja‘? Mykru?“
Still bleibt die Reaktion des Mannes und äußert sich nur im gleichen Spiel, das bereits seit der Drehung aus irritierender Mundatmung und beunruhigendem Blinzelrhythmus besteht. Camden schiebt die Lippen zur Seite. Die obere Lippe wird von einem imaginären Fischerhaken gefangen, die entblößte Zahnlücke von Camdens Zunge bedeckt. Dann bleckt er sich über die obere Zahnreihe – mit einem langen, lauten Schnalzen. Am Ende presst er die Lippen wieder zusammen, macht eine Schnute und nickt erneut.
Thomas: „Jetz versteh ich auch, warum Breads ‚viel Spaß‘ wünschte…tjoa…Kaiserschmarrn?“
Mit Freude präsentiert Camden ihm einladend die Thermobox in seiner Hand, doch nachdem keine Reaktion des Mannes ihm gegenüber kommt, stellt der Hobbybäcker die Boxen zwischen die beiden, nimmt den Deckel ab und…tadda…ein Teller samt Kaiserschmarrn wird dem Ungewöhnlichen direkt vors Gesicht gehalten. Dahinter das Lächeln des Oregono.
Thomas: „Wegen Royal Rookie, dacht ich.“
Robotisch gehen die Hände des Rookies zum Teller und führen diesen zurück zum Körper, an dessen oberen Ende weiterhin zwei dunkelbraune Glubschaugen ruhen, deren Pupillen sich leicht weiteten und damit zu den leichten Zuckungen der Mundwinkel passen, die aus dem „O“ der Mundhöhle ein Croissant machen, ein „O“ mit zwei spitzen Enden. Still bleibt die Reaktion des Mannes dennoch. Geduldig steht er nur dort vor Camden und hält den Teller in beiden Händen vor sich wie ein Vierjähriger das Ringkissen zur Hochzeit der Eltern. Camden sieht sich das Schauspiel eine Sekunde an, kommt schon ins Zweifeln, dann schnippt er mit den Fingern und greift sich eilig in die Hosentasche.
Thomas: „Ah, ich Depp…freilich…hier.“
Er fischt eine Gabel heraus und reicht sie an Mykru. Nur wird sie leider nicht genommen. Der Mann mit dem größten Sieg seiner Karriere bei Ultra Violence wartet noch einen Moment, gibt dann aber auf. Er tritt einen Schritt näher auf seinen Schützling zu und legt die Gabel auf dem Teller ab, bevor er sich eben diesen Schritt wieder zurückzieht. Nachdem sich Mykru weiterhin nicht rührt, versucht Camden es ein weiteres Mal. Er meidet den Augenkontakt mittlerweile.
Thomas: „Alsooo….du heißt Mykru. Das hat mir Breads ja verraten. Da hört’s aber auch schon auf. Hab mal in die Akte geschaut, aber da steht auch nich gerade viel drin. Magste was über dich erzähln? Wo kommste her, wo willste hin, lieber süß oder herzhaft? Wie geht’s mitm Training voran?“
Reglos ist Mimik und Gestik Mykrus bis zur letzten Frage, doch kaum dass eben diese letzte Frage gestellt wurde, kommt, zumindest für einen kurzen Moment, Leben in seinen Körper und er watschelt auf der Stelle drei Schritte. Bei Camden sorgt das allerdings nur für Stirnrunzeln. Irritiert kratzt er sich mit dem Zeigefinger an der Schläfe.
Thomas: „Is das ne Antwort?“
Still bleibt die Reaktion Mykrus und geht einmal mehr dazu über Camden nur mit Glubschaugen und offenem, dadurch atmenden, Mund anzuglotzen. Ein zögerliches, nervöses Lächeln zeichnet sich im Gesicht des Hobbybäckers ab. Er stößt vor Absurdität Luft durch die Nase.
Thomas: „OK, nochmal versuchen…Wie läuft’s mitm Training?“
Watschelnd sind die drei Schritte auf der Stelle, die sein Gegenüber als Antwort gibt. Camden grübelt, schaut Mykru fragend an.
Thomas: „Es geht?“
Watschelnd sind die drei Schritte auf der Stelle, die sein Gegenüber als Antwort gibt.
Thomas: „Du trittst auf der Stelle?“
Watschelnd sind die drei Schritte auf der Stelle, die sein Gegenüber als Antwort gibt.
Thomas: „Hmm, ich schätz mal, das würdeste anders zeigen, aber…du machst große Schritte?“
Watschelnd sind die drei Schritte auf der Stelle, die sein Gegenüber als Antwort gibt. Dann aber durchfährt es Camden, das Licht der Erleuchtung. Sein Lächeln wird breiter, der Mund öffnet sich, der Kopf geht ein Stückchen nach hinten, ein „Aaaaaaaah“ der Erkenntnis wird ausgestoßen und es folgt der Vorschlag…
Thomas: „Schritt für Schritt?“
Still bleibt die Reaktion Mykrus, dessen Watscheln endet. Camdens Grinsen wird breiter, zufrieden mit sich selbst lacht er auf, klopft seinem „Schützling“ kumpelhaft gegen die Schulter.
Thomas: „Sehr gut, wird doch.“
Ruckhaft geht der Blick des Rookies zur geboxten Schulter, ohne dass sich Kopf oder sonst ein Körperteil, abgesehen von den Augäpfeln, bewegt. Schnell wandern die Pupillen aber zurück in die Augenmitte und konzentrieren sich ein weiteres Mal auf Camden, der ihn weiterhin abschätzend nickend mustert und sich einen ersten Eindruck von seinem „Schüler“ verschafft. Nach einem kleinen Zungenschnalzen setzt der Oregono noch einmal an.
Thomas: „Also…Mykru…willkommen im Trupp. Würde mich freuen, wenn du Bock hättest, mal beim gemeinsamen Training vorbeizuschaun. Was hastn so für ‘nen Stil?“
Langsam taucht Mykrus rechte Hand unter dem Teller auf, sucht und findet ihren Weg zur Gabel und umschließt diese mit festen Griff, bevor er sie vom Teller löst, zum linken Arm führt und mit den Zinken in die Haut sticht, bevor er durch das Ziehen der Gabel entlang des Unterarms vier deutlich sichtbare Kratzer hinterlässt. Still bleibt die Reaktion Mykrus, dessen Glubschaugen dem Weg der Gabel folgen und sich in ihrer Größe nie ändern, wohingegen sich der Mund schließt und die Mundwinkel nach unten gehen, bevor der Kopf, nach Beendigung der Aktion, wieder nach oben geht und sich die Augen wieder auf Camden konzentrieren. Der hat die „Antwort“ zunächst mit Aufmerksamkeit, eher früher als später aber vor allem mit Unbehagen und Stirnrunzeln verfolgt. Genau so schaut er auch jetzt auf den sonderbaren Neuling. Er kneift einen Mundwinkel ein. Er bleibt skeptisch aber optimistisch.
Thomas: „Na dann…vielleicht wird Scarecrow dein bester Kumpel.“
Scarecrow: „Ich weiß nicht, was
du dir dabei gedacht hast.“
Bösen Blickes und eiskalt wie eh und je, betritt er die Szenerie und auch wenn er selbstredend wenig von dem mitbekommen hat, was hier stattgefunden haben mag, kann er sich anhand des Stimmungsbildes einen recht guten Eindruck verschaffen.
James Corleone: „Meine Herren…“
Corleones Blick bleibt böse. Wesentlich böser allerdings in Richtung Zane, als zu Silas. Die beiden scheinen ihn zu bemerken, doch wenden weder den Blick voneinander ab, noch bringen sie Distanz zwischen sich.
James Corleone: „Zane… offen gestanden… ich weiß nicht was ich sagen soll.“
Noch immer bleibt der Blick des Purifiers
auf Scarecrow. Doch man meint ein verschmitzes Grinsen in seinem
Gesicht zu sehen. James Corleone: „Ach? Du willst mit Respekt behandelt werden, „Mister Levy“? Nun, dann solltest du wohl endlich etwas tun, um dir deinen Respekt zu verdienen. DU bist es, der immer wieder am lautesten nach Leviathan schreit und du warst es, der Leviathan verraten hat. Anschließend… hat keiner gewusst, wo du steckst. Und heute… bist du wieder da, nachdem ICH das Titelmatch für dich organisiert habe, welches THE END – der Mann, den du betrogen hast - für dich gefordert hat.“
Corleone lässt die Worte für sich stehen. Es ist Silas, der nun den Schritt zurück von Zane macht und nur zustimmend nickt. So laut und aufgebracht hat man Mr. Purple wohl selten gesehen. Langsam fährt er sich nun aber wieder runter und wirkt anschließend ein wenig mehr gefasst.
Levy wirkt unbeeindruckt, doch er scheint ein wenig mit den Zähnen zu knirschen. Corleone hat Recht und das weiß Levy selbst.
James Corleone: „Zane. Es gibt keinen Grund, weshalb du dieses Match verdient hast. Keinen. The End wollte, dass du des bekommst. Darüber solltest du nachdenken. Vielleicht ist The End nicht der unfähige Anführer, für den du ihn hältst. Dessen Geduld du einmal zu viel auf die Probe gestellt hast und der dir IMMERNOCH eine Chance gibt.“
Corleone tritt einen bedrohlichen Schritt auf Zane zu. Er plustert sich auf. Unter normalen Umständen vielleicht wenig beeindruckend, doch Corleones Selbstsicherheit und Silas´ Anwesenheit treiben Zane tatsächlich einen Schritt zurück und auf Deeskalationskurs.
James Corleone: „Aber vielleicht, weiß The End auch, dass du dieses Match ohnehin verlieren wirst, weshalb er dich sehenden Auges in dieses Debakel hineinschickt. So oder so… solltest du besser gewinnen. Denn andernfalls… wird das nicht gut für dich ausgehen.“
Corleone nimmt wieder mehr Abstand von Zane und schaut kurz zu Scarecrow, bevor er sich wieder zu Zane wendet.
James Corleone: „Und… da du ja
der große Kämpfer von Leviathan bist, der so viel
besser als The End ist, wird es dir mit Sicherheit nichts
ausmachen, wenn du es ihm gleichtust und allein gegen Desmond
Briggs antrittst.“
James Corleone: „Komm schon Silas.
Lassen wir unseren einsamen Helden sich weiter vorbereiten, auf
den großen Triumph, den er heute für uns einfahren
wird.“
Zane: „Mutig von The End dich zu schicken um mir alles mögliche vorzuwerfen. Wo ist er denn?“
Corleone war bereits dabei gemeinsam mit Silas zu verschwinden, bis er sich nun allerdings noch einmal umdreht.
James Corleone: „The End sollte jetzt nicht deine Sorge sein, Desmond Briggs sollte es. Du hast gesehen was er kann. Du weißt, was er Leviathan angetan hat. Er ist unser Feind. Also besieg ihn und konzentrier dich auf den Kampf.“
Und damit ziehen Corleone und Scarecrow jetzt tatsächlich ab… obwohl, nein. Und nocheinmal dreht sich Corleone zu Zane.
James Corleone: „Wenn ichs mir recht überlege… Doch, The End sollte deine Sorge sein. Er sollte sogar deine größte Sorge sein. Vor allem, wenn du verlierst.“
Alle guten Dinge sind drei. Und damit
verschwinden Corleone und Silas nun tatsächlich. Die Tür
fällt ins Schloss. Und schreien tritt Levy den Hocker um,
woraufhin seine Sachen durch den gesamten Raum segeln.
Die Vorfreude auf die Titelentscheidung im Hauptkampf kocht über und scheint sich jeden Moment manifestieren zu können, um als Dampfwolken in den Venloer Nachthimmel aufzusteigen. 10.000 Zuschauer wollen wissen, wer mit dem Intercontinental nach Hause geht. Nach einer gelungenen Show spüren sie den originalen #HYPE, den nur die GFCW in der Wrestlinglandschaft regelmäßig vermitteln kann. Die Zuschauer sind fast wunschlos glücklich: Sie haben Viggo Constantine verlieren sehen, waren Zaungäste bei wichtigen Weichenstellungen für die Zukunft und durften vielleicht sogar mit Parttime Dschungle-Kid Kiddo Daniel auf eine waghalsige Wanderung durch die abgelegensten Gebirge menschlicher Gehirnwindungen gehen, um am Fortgang der Entwicklungen kleben zu bleiben wie Fliegen an einem Zebrahintern.
Wer fehlt noch, wenn der Hypetrain über Stock und Stein rast? Die schlagzeilensaugende Informationszecke Mac Müll. Besagter Hall of Scheißnamen-Inductee steht startbereit vor einer grauen Wand im Backstagebereich und lächelt mit dem Charme eines verwesenden Windhundes erst in die Kamera und dann zu seinem Gesprächspartner.
Caracal Matthews.
Mac Müll: „Hallo.“
Der blonde Kanadier tritt als Reaktion einen Schritt näher heran und nickt, too cool to etwas zu sayen, als Begrüßung. Das muss reichen.
Mac Müll: „Danke, dass du Zeit gefunden hast für dieses Gespräch. Heute ist ein aufregender Tag, was?“
Freudestrahlen als Reaktion im Gesicht Caracools. Der Flip Tripper stemmt die Hände in die Hüften und grinst breit.
Caracal Matthews: „Und ob, Mac. Heute war der Startschuss von etwas Gutem. Flip Trip hat gewonnen. Das ist ein Bild, an das man sich gewöhnen muss. Jetzt geht es ab. Powermodus an, Fighting Stance aktiviert und durchgepflügt durchs GFCW-Unkraut, das ist jetzt Programm, mein Freund.“
Er setzt an, um seine Aussage mit einem Backflip zu zelebrieren, doch während des Ansatzes legt Müll bereits nach und enttäuscht bricht Caracal die Aktion ab.
Mac Müll: „Gratulation zum Sieg. Aber das ist nur einer der beiden Punkte, auf die ich hinauswill, Caracal. Nach dem Match ist noch etwas passiert. Und zwar hast du das Mikrofon an deinen Freund Rosford Williams gereicht…-“ Caracal Matthews: „DER JUNGE WAR UNGLAUBLICH! Oder? Als ich wieder in der Kabine war, weißt du, was ich da gemacht habe?“
Dass das Konzept der rhetorischen Frage durchaus beinhalten kann, von selbst fortzufahren, scheint in Matthews‘ Welt nicht so zu sein. Stattdessen blickt er Müll intensiv an, harrt vor dessen Gesicht wie eine Katze vor dem Mauseloch, und wartet auf dessen Antwort.
Mac Müll: „Nein.“ Caracal Matthews: „UND SOLL ICH ES DIR SAGEN?“
Seufzen beim Hall of Famer. Er hebt das Mikrofon langsam an den Mund und haucht die Antwort mit unterdrückter Genervtheit.
Mac Müll: „Ja.“
Der Flip Tripper klatscht freudig in die Hände und trippelt auf der Stelle, was ihn überaus goblinhaft erscheinen lässt. Skeptisch beäugt von Mac.
Caracal Matthews: „Ich habe in den Spiegel geguckt, ob ich wirklich noch ein MENSCH bin. Weil durch seine Black Magic Words hatte ich so Gänsehaut, das sag‘ dir aber. Also als meine Mutter mich anrief, da konnte ich nur gackern. Dachte sie hätte sich verwählt und so ein reales Geflügel gecalled. Da hat sie wieder aufgelegt, das verwirrte Früchtchen. ROSFORD HAT DAS HALLENDACH ABGERISSEN. Live im Stadion.“
Der erfahrene Interviewer versucht dem Wortschwall beizukommen, indem er verbal in die Parade grätscht wie ein junger Maik Franz.
Mac
Müll: „Du unterstützt deinen Partner
bedingungslos, das ist beeindruckend.“ Mac Müll: „Das heißt aber auch, dass du…“
Da ist er: Der professionelle Blick von Mac Müll, das tiefe Stollen bohrende Journalistengesicht. Der seriöse Spirit des garantiert nicht sexsüchtigen Interviewers Peter Falk lebt in Mülls investigativer Seite fort.
Mac Müll: „…bei Stranded einfach im Publikum sitzt und zuschaust, wie dein Partner vielleicht der Royal Rookie wird? So selbstlos bist du für Rosford?“
Matthews schüttelt seinen Kopf energisch und mit monstertruckfelgenbreitem Grinsen.
Caracal Matthews: „Ich habe das Feld für ihn heute geräumt, weil der Junge ein rhetorisches Meisterwerk am Start hatte und alles es hören sollten. Aber wir sind so sehr Freunde, Mac, dass unsere Freundschaft ALLES aushält. Auch wenn wir den gleichen Traum leben wollen und dafür kurzzeitig gegeneinander kämpfen müssen wie so zwei dressierte Kampfrobben. Wir sind Freunde, wir schlagen uns und vertragen uns wieder. Das ist unser Spirit. Das ist Flip Trip.“
Die Augen des Hall of Famers weiten sich interessiert. Hat er die Andeutung richtig verstanden? Konnte er dem blonden Flyboy die Teilnahmebestätigung abluchsen? Er hakt nach, die Investigativbestie schlägt ihre Zähne ins zarte Fleisch der Ahnung.
Mac Müll: „Das heißt, auch DU wirst beim Kampf um den Royal Rookie mitmischen?“ Caracal Matthews: „Neee.“ Mac Müll: „Dann habe ich es falsch verstanden.“
Und damit ist das Interview beendet.
… … … …
NICHT.
Caracal Matthews: „ICH WERDE NICHT MITMISCHEN. Ich werde alle anderen Rookies zu einem Cocktail rühren und weg-guzzlen. Ich werde GEWINNEN! Über die Anderen gnadenlos drüberschubbern als hätte ich zehn Eselschwänze. Der Sieg wird über Flip Trip gehen, aber ICH werde es sein, der für unser Team den Sieg letzten Endes holt. Am Schluss werde ich der Royal Rookie sein. Der hüpfende Monarch.“
Er ist über die Vorstellung so aufgeregt, dass er Müll an den Schultern packt und den armen Dude schüttelt wie einen Kokosnussbaum. Beim Versuch, ein Wort rauszubringen, schlackert Macs raushängende Zunge hin und her.
Caracal Matthews: „Und wenn ich dann IC-Champ bin, dann darf Rossy das Gold auch mal streicheln als wäre es ein Gnufohlen. Er darf es auch mal auf die Schulter legen. So wie wir alles miteinander teilen. Wie früher in Kanada. Zwei Boys mit großen Träumen. Parkbankmemories. Aber die nächsten Wochen kann es nur EINEN geben, Full-Highlander-Modus aktiviert. Und dieser beginnt mit einem C und endet mit einem aracal. Wie in Caracal.“
Nun kann Müll nicht verhindern, dass Matthews vor Aufregung doch zu backflippen beginnt. Der Interviewer begibt sich in Sicherheit und die Regie schaltet zum nächsten Segment.
Wenige Schritte hinter dem Vorhang, der das pulsierende Herz der Halle und die lauten Zuschauer vom verborgenen Inneren trennt, beginnt ein graues Netz aus Gängen und Räumen. Hinter fast jeder Tür wartet ein Schicksal: Dort ärgern sich vielleicht noch die Verlierer des Auftakts über das Unveränderliche und da sitzt im Gram versunken ein kaum beschriebenes Blatt, das sich fragt, warum es keinen Auftritt im Fernsehen hat. Aber zwischen Enttäuschung und Ärger warten auch die Gegenbeispiele. Türen, hinter denen es etwas zu feiern gibt. So wie hinter der Tür mit der Aufschrift „Antoine Schwanenburg“. Match gewinnen, Titelkampf für Stranded bekommen – es hätte an diesem Abend in Venlo schlechter laufen können für den ehemaligen Brainpain.
Doch da sind feste, durch das graue Gangsystem hallende Schritte, die sich seiner Tür nähern. Ohne Hast, aber gleichmäßig. Künden sie von einer unerfreulichen Wendung des Schwanenburger Schicksals? Eine berechtige Befürchtung.
Denn der Mann, der dort näher kommt, ist Holly Hutcherson.
Hutcherson bleibt einen Moment vor der Tür stehen und blickt auf das Namensschild. Antoine Schwanenburg. Derjenige, der gerade Viggo Constantine, Hollys treuesten Adepten, geschlagen hat.
Holly Hutcherson: „Antoine Schwanenburg“.
Kein Klopfen an die Tür, sondern der mit fester Stimme in den Raum gesprochene Name des Kaisers ist die Bitte um Einlass. Ohne den Kopf lauschend näher an die Tür zu bringen, wartet der Kalifornier auf Antwort.
Als er den Ansatz einer Stimme vernimmt, tritt er bereits ein.
Im Raum selbst dann sehen wir ihn. Antoine Schwanenburg. Auf der Bank sitzend und mit einem weißen Handtuch fährt er sich durch das Gesicht, auch der Körper glänzt noch. Man merkt, dass er vor wenigen Minuten erst im Ring stand und dort für einen Sieg arbeiten musste. Als die Tür aufgeht, geht nicht nur der Blick von Antoine nach oben, als er bemerkt, wer den Raum betritt, steht er auch direkt auf und wirft sich das Handtuch über seine Schulter. An der Stimme hatte er ihn in seiner Abkühlphase offensichtlich nicht direkt erkannt. Im ersten Moment geht er vielleicht davon aus, dass hier Gefahr ausgeht. Der Gesichtszug von Antoine ändert sich aber dann schnell und er schiebt seine Pokerchips in Richtung „wird schon nicht gefährlich sein“ und geht damit all in, indem die verteidigende Körperhaltung fallen lässt und sich wieder das Handtuch schnappt, um sich den Schweiß vom Körper zu wischen.
Antoine: „Wie ich dich einschätze, bist du wahrscheinlich nicht bloß hier, um mir zu meinem Sieg über deinen Schützling zu gratulieren.“
Das Handtuch landet jetzt auf der Bank, auf der Antoine zuvor noch saß.
Antoine: „Und wahrscheinlich bist du auch nicht hier, um dich zu entschuldigen. Denn schließlich war es dein Flügelschlag, welcher später zum Tsunami wurde, welcher mir die faire Chance auf einen Titelkampf verwehrt hat.“
Antoine pumpt etwas mehr Luft in den Oberkörper und will für kurze Zeit imposanter, gefährlicher oder vielleicht auch einschüchternder wirken.
Antoine: „Oder bist du etwa hier, weil ich zuvor sagte, dass du der nächste auf meiner Liste bist, nachdem ich meinen fairen Kampf mit Keek hatte?“
Jetzt gehen die Fäuste nach oben. Nicht unbedingt auf eine aggressive Art und Weise, eher spielerisch. Es ist merklich, dass er Holly nicht so recht einschätzen kann. Er testet ihn ein wenig, will ihn aus der Reserve locken. Hutcherson aber tritt in die Mitte der Kabine, statt eine Antwort zu geben. Lächelnd. Er schaut sich ohne wirkliches Interesse am Interieur um und scheint doch stets mit einem Augen Schwanenburg zu fixieren. Beiläufig setzt er mit ruhiger Stimme an.
Holly Hutcherson: „Ich habe in keiner Weise vor, dir zu schaden, Antoine Schwanenburg.“
Einen Augenblick lang schaut er dem No. 1 Contender direkt ins Gesicht, dann schweift sein Blick wieder durch die Kabine.
Holly Hutcherson: „Du hast einen Kampf bestritten und du hast ihn gewonnen. Diese Tatsache hat nichts Entzweiendes für uns beide an sich.“
Antoine: „Ist dem so? Schließlich besiegte ich deinen treuen Gefolgsmann.“
Holly Hutcherson: „Viggo hat einen guten Kampf bestritten. Er konnte mithalten, aber du hast ihn besiegt. Fair. Routiniert. Beeindruckend.“
Der Anflug eines warmen Lächelns im Gesicht Hutcherson. Er schenkt es Antoine in einem seltenen Moment stillen Verharrens.
Holly Hutcherson: „Er wird dazulernen. So wie wir alle dazulernen. Tag für Tag. Stunde für Stunde. Auch ich habe heute Neues gelernt. Und weißt du, was das ist?“
Schulterzucken bei Schwanenburg.
Holly Hutcherson: „Heute habe ich gelernt, dass wir etwas gemeinsam haben, Antoine. Eine Art Quälgeist, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen, um unsere Ziele zu erreichen. Wir müssen ihn überwinden. Du für den Titel und ich, um mich von einer großen Bedrohung zu befreien. Und der Quälgeist, von dem ich spreche, du ahnst es sicherlich, ist Keek Hathaway.“
Die Augen von Antoine werden kurz größer. Er kann sich irgendwie vorstellen, wohin sich das nun entwickelt, ist sich aber offensichtlich nicht ganz sicher, wie er das sieht.
Holly Hutcherson: „Da ist dieser Mann, der sich mehr und mehr in ein Wrack verwandelt. Ein verrückter Geist in einem lädierten Körper. Aufrechterhalten von Selbstgerechtigkeit und Hass. Sag mir, was ist es für ein Gefühl, wenn man kurz vor dem größten Match seit dem Comeback zu einem Nebendarsteller degradiert wird für das nächste Kapitel der großen Keek-Hathaway-Show? Und wie fühlt es sich an, wenn man Backstage sitzt und anhören muss, wie dieser selbstzentrierte Mensch ins Blitzlicht tritt und ihm alle an den Lippen hängen, ohne dass sie verstehen, wer er wirklich ist? Die alte Mär von der Leidenschaft, die nur er hat. Von der Underdog-Rolle, der Cinderella-Story. Keek Hathaway spielt eine Rolle und er spielt mit den Menschen. Verdreht ihnen den Kopf und spielt sie gegen uns aus. Weil wir eine Bedrohung für die Hathaway-Show sind.“
Antoine: „Ich sehe, die Punkte, die du anbringst. Ich verstehe das und ich muss dir in einigen Punkten zustimmen.“
Ein bisschen überraschend.
Holly Hutcherson: „Geschichte wird bekanntlich von Siegern gemacht. Solange Keek Hathaway hier ist, solange er den Titel trägt und die Leute ihn lieben, kann er einfach rauskommen und die Story schreiben, wie er will. Man wird es ihm glauben. Aber Männer wie wir, Antoine, sind nicht dafür gemacht, in eine Rolle gepresst zu werden. Wir sind nicht die Bösen. Wir haben Ziele und Ideale und wir sind deshalb eine Bedrohung für Keek Hathaways Themenpark. Aber er hat der GFCW einen Floh über uns ins Ohr gesetzt und es wird schwer, ihn wieder zu entfernen. Es geht nur Schritt für Schritt, indem wir Keek Hathaway von seinem hohen Ross entfernen.“
Als würde eine letzte Karte, ein Ass aus dem Ärmel, spielen, tritt Hutcherson vor Antoine und bedenkt den No. 1-Contender mit einem selbstsicheren Lächeln.
Holly Hutcherson: „Ich glaube, dass wir voneinander profitieren können.“
Immer wieder nickt Antoine seinem gegenüber zu. Er gibt ihm deutlich zu verstehen, dass sie in den meisten Punkten auf Augenhöhe sind.
Antoine: „Ich habe hart dafür gekämpft wieder so in Form zu kommen, dass ich in diesem Jahr wieder an der Spitze stehen kann. Tagein, tagaus trainierte ich im vergangenem Jahr, sodass ich direkt oben einsteigen konnte. Das tat ich auch, ich besiegte Lionel Jannek in einem schweren Match. Ich verdiente mir die Chance, gegen den GFCW Heavyweight Champion anzutreten. Keek Hathaway. Nicht, weil ich Antoine Schwanenburg heiße, sondern weil ich im Ring zeigte, dass das mein Platz hier in der Liga ist.“
Ein wenig Verbittertheit schwingt in der Stimme des Kölners.
Antoine: „Und jetzt der Punkt, den du richtig erkannt hast. Nichtsdestotrotz war ich der Nebendarsteller. Ich machte alles, was ich tun musste, was von mir verlangt wurde. Ich bin jeden Weg gegangen, ganz ohne Abkürzungen. Ich hatte nichts damit zu tun, dass Keek seinen Unfall hatte. Das musste ich teilnahmslos ansehen. Als nächster in der Reihe hätte man mir danach seinen Titel überreichen können. Das tat man nicht, warum tat man das nicht? Nun, weil wie du bereits andeutetest, Keek der Hauptdarsteller ist. Trotz seiner vermeintlichen Unfähigkeit anzutreten, durfte er den größten Preis im Wrestling weiter halten.“
Er ist eindeutig unzufrieden mit der Gesamtsituation.
Antoine: „Aber das akzeptierte ich, als Vorbild, welches ich selbst sein möchte. Ich meine, ich will ja auch nichts geschenkt bekommen. Ich wollte nichts weiter als einen fairen Kampf. In vergangenen Tagen hätte ich den Tag des Zorns ausgerufen und die Hölle über diese Liga regnen lassen, wenn diese Entscheidung gegen mich getroffen worden wäre. Aber ich akzeptierte es, fraß es und wollte einfach weiter den Weg gehen, den man mir vorgab. Ich akzeptierte, dass ich den Titel nicht bekomme. Ich akzeptierte, dass ich nicht mal um ihn antreten darf, sondern nur um eine Urkunde, auf der steht, dass ich irgendwann in Zukunft vielleicht mal um den richtigen Titel antreten darf. Aber nur, wenn ich einen Kampf gegen Alex Ricks gewinne.“
Die Stimme wird ein wenig lauter. Es ist sehr offensichtlich, dass Antoine einige Dinge in sich hinein gefressen hat. Der Zeigefinger geht an die Stirn, so als wolle er den offiziellen den Vogel zeigen, während die Worte durch seine Zähne presst.
Antoine: „Ich war schon der Hauptherausforderer. Warum muss ich mir das erneut verdienen, indem ich gegen Alex Ricks gewinne? Nur weil Keek seinen Unfall hatte, wurde mir alles komplett zerstört, was ich mir aufbaute. Auf einmal hatte alles keinen Wert mehr, was ich zuvor leistete, um in diese Position zu kommen. Wie ein Zirkusäffchen sollte ich also gegen Alex antreten, weil die Liga und Eric so einen Narren an Keek gefressen haben? Ich verstehe es bis heute nicht, warum mir mein Status als Hauptherausforderer aberkannt wurde, ohne dass ich mir irgendetwas habe zu Schulden kommen lassen. Aber auch das akzeptierte ich schlussendlich.“
Das Kopfschütteln von Antoine nimmt hier noch mal ein wenig zu.
Antoine: „Dann ist der Tag gekommen, an welchem ich um diese bescheuerte Urkunde hätte antreten sollen, den Coupon wenn man so will, den ich gegen ein richtiges Match hätte einlösen können nach der Gesundung des Champions. Und was passiert? Natürlich kommt Keek in die Arena, obwohl er das nicht hätte machen dürfen. Und natürlich tritt er im Match an, obwohl ihm das von allen Seiten abgeraten wurde. Und natürlich reibt sich die Liga die Hände und setzt dieses Menschenleben auf's Spiel für die Quote. Niemand ist eingeschritten, es wurde einfach akzeptiert, dass er jetzt da ist und antritt. Egal, ob er eine Gefahr für sich selbst ist, oder viel schlimmer noch, eine Gefahr für seine Kontrahenten. Ich hatte mich nicht auf einen Three-Way vorbereitet. Alex hat sich nicht auf einen Three-Way vorbereitet. Wir, die Nebendarsteller, wurden vor den Kopf gestoßen, damit der Hauptdarsteller, Keek, seinen großen Moment haben kann als strahlender Held, der sich trotz aller Widerstände gegen die größten Legenden dieser Liga durchsetzen konnte.“
Für einen kurzen Moment steht Antoine der Ekel ins Gesicht geschrieben, aber er versucht sich zurückzuhalten.
Antoine: „Ich bin bei dir, Holly, wenn du sagst, dass Keek von diesem Ross hinunter gerissen werden muss.“
Der Mann aus Kalifornien scheint das gerne zu hören. Die Verbindung zwischen Schwanenburg und Holly würde in dieser Liga definitiv ungeahnte Macht und Einfluss haben.
Antoine: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund, richtig?“
Antoine zieht die Augenbrauen hoch. Er will Holly noch mal deutlich machen, dass er ihn auch als Feind sieht. Das kommt ein wenig überraschend, nachdem er sich zuvor so anhörte, als würde man sich auf einer Wellenlänge befinden.
Antoine: „Holly, wenn du mich kennen würdest, dann wüsstest du eine Sache. Ich schließe mich niemandem an. Ich war nie Teil der Achse. Ich bin kein Teil des Protokolls. Solche Verbindungen lehne ich grundsätzlich ab und ich habe kein Interesse, eine Zweckgemeinschaft mit dir zu gründen. Ich weiß was du machst, Holly. Und es ist mir egal. Ich habe da weder eine positive, noch eine negative Meinung drüber. Es ist mir schlichtweg...“
Und das in bester Alex Ricks Manier.
Antoine: „Egal.“
Zum Abschluss positioniert er sich noch mal vor den Kalifornier. Nicht unbedingt um einschüchternd wirken zu wollen, sondern um klarzumachen, was sein Standpunkt hier ist.
Antoine: „Ich stehe zu dem, was ich bereits sagte. Noch bin ich der Nebendarsteller. Aber ich werde auch ohne deine Hilfe oder Zutun zum Hauptdarsteller, indem ich Keek bei Stranded zeige, wie es ist in einem fairem Eins gegen Eins gegen Antoine Schwanenburg gegenüber zu stehen. Dazu benötige ich deine Hilfe nicht. Du kannst das tun, was du ohnehin am besten kannst und das ist es, nicht im Ring zu stehen und zusehen. Denn ich, Holly, werde deine Drecksarbeit erledigen, indem ich Keek schlage. Also genieße es einfach und freue dich, dass du dein Ziel ohne Arbeit erreichen kannst oder was auch immer.“
In der Stimmlage zum Schluss merkt man ganz eindeutig, dass Antoine in Holly tatsächlich einen Feind sieht.
Antoine: „Ich stehe zu dem, was ich bereits sagte. Nachdem ich Keek besiegte, werde ich früher oder später an deiner Tür klopfen, so wie du heute an meine geklopft hast. Und ich werde nicht vergessen haben, dass Keeks Handeln, welches mich in diese Misere nun gestoßen hat, einen Trigger hatte, der deinen Namen trägt.“
Blickt man ins Gesicht Hutchersons, könnte man den Eindruck gewinnen, dass er die Worte Antoines kaum vernommen hat. Er blickt beteiligungslos in der Kabine umher und nur vereinzelt scheint sein Blick wie zufällig den von Antoine zu treffen. Als er letztendlich seine Stimme hebt, spricht er zur Hälfte von Schwanenburg abgewandt und mit einer unerwarteten Sanftheit, die konträr zu den Vorwürfen steht, die Antoine just geäußert hatte.
Holly Hutcherson: „Ich bin nicht als dein Feind gekommen, Antoine Schwanenburg, und auch nicht mit dem Wunsch, es zu werden. Ich werde deine Worte nicht als feindselig betrachten. Vielleicht kam mein Besuch zu überraschend. Da ist sicher noch viel Adrenalin in dir nach dem Kampf. Es mag dauern, bis du einen Moment findest, um ruhig über meine Worte nachzudenken und die Wahrheit zu erkennen. Die Wahrheit, dass wir auf der gleichen Seite stehen sollten statt uns gegenüber.“
Nun findet sein Blick doch auf intensive Weise sein Gegenüber.
Holly Hutcherson: „Keek Hathaways Misere ist ganz allein seine Schuld gewesen. Der Mann, der dir deinen Traum geraubt hat, wurde nicht von mir dazu gebracht. Ich hoffe, dass du in dieser Sache nicht selbst ein Opfer der Rhetorik von Hathaways Drehbuch bist. Denk über meine Worte nach, Antoine. Ich dränge dich nicht. Vielleicht kann es dir helfen, mit deiner Frau darüber zu sprechen? Vielleicht ist ihr Blick auf diese Situation etwas weniger…verfahren.“
Er schließt für einen Moment die Augen und nickt. Der Anflug eines Lächelns legt sich über die ansonsten ausdruckslose Miene Hutchersons als er Amelie Schwanenburg erwähnt. Eine Frau, die so viele neue Möglichkeiten in der Konstellation eröffnen könnte.“
In einer fließenden Bewegung greift Holly Hutcherson nach der Kabinentür und tritt zur Hälfte hinaus.
Holly Hutcherson: „Ich wünsche dir einen schönen Abend, Antoine. Möge unser nächstes Aufeinandertreffen freundschaftlich sein.“ Robert Breads: „Ich spreche nicht ohne Stolz im Namen des gesamten Protokolls, wenn ich an dieser Stelle auch ganz offiziell unser neuestes Mitglied begrüßen darf.“
Diesmal keine dunkle Halle, diesmal kein grüner Schein. Unter freiem Himmel und entsprechender Helligkeit, hören wir nun das Theme von niemand geringerem als Ask Skógur. Einem der großen Sieger von Ultra Violence. Und sogleich erscheint Bruder Natur auch schon auf der Stage. Er genießt die frische Luft in ganzen Zügen, das ist deutlich zu erkennen. Ein klein wenig, zumindest in einem winzigen Ansatz, hat das Open Air-Feeling für Ask eine heimische Note.
Pete: „Ask hat es endlich geschafft, er konnte Timo Schiller bei Ultra Violence besiegen und gleichermaßen seiner Wut Einhalt gebieten.“ Sven: „Man darf aber nicht vergessen, dass es Timo ihm nicht leicht gemacht hat. Er war ein harter Brocken und hätte genauso gut gewinnen können.“
Ask läuft recht zielgerichtet in Richtung Ring, ohne große Umschweife. Man merkt ihm deutlich an, dass er sich scheinbar ziemlich über seinen Triumph bei Ultra Violence freut. Außerdem, wirkt er ein wenig „befreit“ – als ob er die Last, die ihn in den vergangenen Wochen auf den Schultern lag, zumindest in Ansätzen losgeworden ist. Vielleicht auch komplett? Wir werden es sehen. Im Ring angekommen, entert er diesen auch recht fix, bevor er sich ein Mikro geben lässt.
Ask: „Hallöchen miteinander.“
Ask
deutet mit einer „Peace“-Geste in Richtung des
Publikums. Ask: „Jaaaa… es waren ein paar furiose Wochen und Monate für den alten Ask, das muss man einfach so sagen. Und bei Ultra Violence, nahm das alles seinen Höhepunkt, möchte man meinen. Wieder bin ich gegen Timo Schiller angetreten. Und wieder, war das ein verdammt hartes Match. Ich will mir gar nichts vormachen, Timo ist ein harter Gegner. Und ich musste alles geben, um ihn zu besiegen. Und beinahe, hätte ich mir dafür wieder selbst im Weg gestanden. Beinahe. Denn zu guter Letzt, konnte ich mich diesmal kontrollieren. Und gewinnen.“
Die Fans jubeln laut auf. Ihnen gefällt Asks Sieg wohl ebenso gut wie ihm selbst.
Ask: „Danke, danke.“
Ask ist sichtlich erfreut über die positiven Reaktionen, die er vom Publikum bekommt. Er mag jetzt schon ein Weilchen hier sein, in der GFCW und dennoch, scheint er immer noch nicht so recht zu wissen, wie er damit umgehen soll.
Ask: „Und nun, stellen sich mir so einige Fragen: Wie geht es weiter? Was ist der nächste Schritt in der Karriere von Ask Skógur? Gegen Timo steht es nun 1 zu 1, wann werden wir uns also wieder begegnen? Soll ich mich daran versuchen der Royal Rookie 2022 zu werden? Oder… gehe ich direkt auf Titeljagd?“
Ask schmunzelt leicht – das wäre ja leichter gesagt als getan.
Ask: „Aber, die größte Frage, die sich mir stellt: habe ich meine Wut besiegt?“
Nun wird Ask wieder ein Stück ernster, nachdenklicher, ruhiger. Ihn scheint diese Frage tatsächlich zu beschäftigen. Und eine richtige Antwort darauf, scheint er auch noch nicht gefunden zu haben.
Ask: „Ich habe das jetzt in den letzten Shows zwar immer mal wieder gesagt, dass ich mich besser mit all dem fühle und so, und ich denke in den Matches gegen Viggo und Timo habe ich das auch ganz gut gezeigt. Aber trotzdem. Trotzdem bin ich mir noch nicht so ganz sicher. Ich will nicht wieder den Fehler machen, meinen Gefühlen und Stimmungen zu schnell einen zu großen Wert zuzuschreiben. Ich muss versuchen das Ganze logisch und rational anzugehen.“
Ask hält sich den Zeigefinger an den Kopf. Als würde er seine intellektuellen Worte einmal mehr unterstreichen wollen. Wieder tänzeln diese Worte zwischen einer erfrischenden Lockerheit und einer ernsthaften Selbsteinschätzung.
Ask: „So ist das einfach. Und deshalb, kann ich mit dieser Sache noch nicht ganz abschließen. Ich muss mir einfach sicher sein, dass ich alles unter Kontrolle habe. Das ich ‚mich‘ unter Kontrolle habe und mir nichts vormache… Und ich denke, um das herauszufinden, komme ich nicht drum herum. Ich weiß was mein nächster Schritt ist. Ich habe Viggo besiegt, ich habe Timo besiegt.“
Wieder wird der Jubel der Fans nun lauter, denn die wissen natürlich ganz gut, was jetzt als nächstes kommt.
Ask: „Aber einen habe ich noch nicht besiegt! Holly? Mister Hutcherson? Spinner aus dem Wohnwagen? Wie auch immer ich dich nennen soll, komm heraus und stell dich mir. Du bist der Grund, wieso ich überhaupt erst wieder meiner Wut verfallen bin, du bist der Grund, warum ich meine Identität in Frage gestellt habe, du bist der Grund, warum ich mein erstes Match gegen Timo verloren habe. Du ziehst dich durch meine, zugegebenermaßen noch recht junge, GFCW Karriere wie ein roter Faden. Du bist es, gegen den ich antreten muss, du bist es, den ich besiegen muss. Komm heraus und stellt dich mir, denn ich fordere dich heraus. Ask Skógur gegen Holly Hutcherson!“
Und als die Worte schließlich fallen, wird der Jubel noch einmal eine ganze Stufe lauter. Wenn es bei Holly nicht der Fall sein sollte, die Fans haben auf jeden Fall sehr große Lust auf dieses Match. Ask steigert sich bei diesen Worten immer weiter hinein. Sei es die Zustimmung der Fans, sei es die frische Luft hier im Stadion, aber Ask wirkt so überzeugt von sich und seinen Worten, wie er es bisher wohl kaum war. Ask senkt nun das Mikrofon und wartet auf die Antwort von dem Menschen, der für seine Wandlung zum größten Teil schuld ist.
Pete: „Ich habe beim PPV schon vermutet, dass da etwas Unausgesprochenes ist zwischen Hutcherson und Skógur. Diese herausfordernden Blicke. Jetzt macht Ask es offiziell. Wird Hutcherson annehmen?“
Ebenfalls gespannt wie Pete ist das Stadionpublikum, welches fast kollektiv die Köpfe Richtung Rampe ausrichtet. Doch Momente verstreichen, ohne dass wir Hutcherson sehen. Keine Musik, keine sich aus dem Vorhang schälende Gestalt. Die Kamera schaltet zu Skógur zurück, der noch abwartet, jedoch ungeduldig von einem Fuß auf den anderen tritt.
Da ist er doch: Holly Hutcherson. Zumindest seine Musik. Das Publikum weiß gar nicht so recht, ob es aufgrund des Auftauchens des Gemeinschaftsanführers buhen soll oder ob es sich für Ask Skógur freut, dass seinem Wunsch nachgekommen wird. Die Kameras sind in Stellung gebracht, auf den Vorhang ausgerichtet.
Aber Holly Hutcherson fehlt.
Pete: „Wo bleibt er? Seine Musik läuft schon eine Weile, Sven.“ Sven: „Ask sollte besser Augen im Rücken haben, wir kenne solche Situationen als Wrestlingveteranen zu genüge.“
Tatsächlich schaut sich Skógur um. Doch niemand ist hinter ihm, niemand fällt ihm in den Rücken. Also geht der Blick zurück zur Rampe, die noch immer vom hellen Licht der Videoleinwand erhellt ist, die das Theme optisch begleitet.
Dann tritt doch jemand durch den Vorhang. Es ist Timo Schiller.
Der Dortmunder trägt ein Mikrofon in der Hand und bleibt nach wenigen Schritten auf der Rampe stehen. Er blickt Skógur mit unverhohlener Abscheu an, wirkt im ersten Moment wie ein aufgebrachter, ungestümer Junge, der jeden Moment in den Ring stürmt. Doch dann erinnert er sich daran, dass er zu einem Zweck hier ist. Um für IHN zu sprechen. Holly Hutcherson vertraut ihm.
Timo Schiller: „Du hast mich besiegt, Ask Skógur. Das gestehe ich mir ein…“
Er wählt große, eindeutige Worte. Und doch sieht man dem Youngster an, dass es ihm einen Stich versetzt, die Sätze über die Lippen zu bringen. Auch der neue Timo Schiller ist nicht frei von seiner jugendlichen Emotionalität und dem wilden Herzen. Niederlagen schmerzen.
Timo Schiller: „Und trotzdem kommst du mir nicht wie ein Sieger vor. Wo sind Dankbarkeit und Demut? Du hast den Kampf gewonnen, aber nichts gelernt. Jeder Satz verrät mir, dass du der gleiche Egoist bist, der Holly Hutchersons Freundschaft ausgenutzt hat. Der mit ihnen am Feuer saß, um ihnen dann in den Rücken zu fallen. Und noch immer geht es um dich. Du bist zufrieden mit dir, du willst dies, du forderst das. Ich, ich, ich. Das ist alles, woran du denkst.“
Natürlich lassen die Zuschauer, die Skógur ins Herz geschlossen haben, das nicht durchgehen. Sie buhen den einstigen Publikumsliebling Schiller nach Herzenskräften aus. Kurz ist bei Timo Irritation zu spüren, dann setzt die Abhärtung ein, die er in den letzten Wochen erhalten hat. Seine mentalen Scheuklappen.
Timo Schiller: „Ich habe zwar einen Kampf verloren, aber so viel durch Holly Hutcherson gewonnen. Ich bin zu einem besseren Menschen geworden, ich habe viel gelernt. Ich bin glücklich. Und klüger bin ich auch geworden.“
Asks anfängliche Fröhlichkeit scheint hier langsam wieder zu verschwinden. Er wollte nicht mit Timo sprechen, er will Holly.
Ask: „Sag mal Timo, du scheinst ja wirklich aufgestiegen zu sein unter Holly. Hast jetzt den Job als sein Botenjunge von Viggo übernommen, währenddessen dieser gegen Antoine Schwanenburg antritt. Das hat sich ja richtig gelohnt Mensch.“
Ask lächelt, wird nun aber wieder eine Spur ernster.
Ask: „Du weißt, dass ich kein Problem mit dir persönlich habe, Timo. Und ich denke du hast ein ähnliches Problem wie ich. Während mich die Wut manipulieren will, wirst du von Holly manipuliert. Ich allerdings, versuche mich immer mehr von dieser Manipulation zu lösen, während du immer mehr auf sie hereinfällst. Ich glaube nicht, dass du dadurch ein besserer Mensch bist. Oder klüger. Ich glaube du hast einen ähnlichen Kampf zu kämpfen, wie ich und dabei wünsche ich dir viel Glück.“
Asks Ernsthaftigkeit färbt nun schon fast in eine Art Mitleid ab, als würde er diese Worte tatsächlich ernst meinen und als würde er sich gar etwas um Timo sorgen.
Ask: „Und nun, bei allem Respekt, Timo, aber geh zur Seite. Ich will mit Holly sprechen.“
Der Dortmunder schüttelt den Kopf und den Vorwurfs Asks ab. Als könne er durch die energische Geste verhindern, dass die Worte bis in sein Innerstes vordringen.
Timo Schiller: „Ich habe gelernt, dass man gierigen, unreifen Menschen nicht alles geben darf, was sie wollen. Sonst ändern sie sich nicht. Sonst werden sie zu so selbstfixierten Menschen wie du. Deswegen bin ich heute im Namen Holly Hutchersons rausgekommen, um dir zu sagen, dass er nicht herauskommen wird.“
Das war nach Schillers Erscheinen zwar absehbar, doch es noch einmal in klaren Worten zu hören, führt zu einer neuen Woge von Buhrufen. Auch Skógur wirkt verärgert. Er tritt einen Schritt näher an die Ringseile.
Timo Schiller: „Wir haben dir zuletzt erst das Match im Stahlkäfig geschenkt. Und wir hatten dir die Hand gereicht, die du ausgeschlagen hattest. Nun musst du lernen, dass man nicht immer alles bekommt, wonach man schreit. Du kannst Holly Hutcherson nicht wie einen Hund rausrufen und verlangen, dass er tut, wonach du verlangst.“
Nach diesen Sätzen senkt Schiller das Mikrofon, blickt Skógur mit intensivem Hass an und dreht sich dann langsam wieder in Richtung des Vorhangs. Er tritt näher an die Abgrenzung zum Backstagebereich und hat bereits eine Hand am Stoff als ihn die Stimme Skógurs aufhält. Ask hat keine klaren Worte geformt, eher ein ärgerliches Schnaufen von sich gegeben, seiner Enttäuschung Ausdruck verliehen.
Ask: „HALT.“
Ask ruft diese Worte voller Bestimmung in Richtung von Timo.
Ask: „Du sagst es selbst. Holly wollte mir helfen. Ich saß mit ihm am Feuer. Ich hab ihn betrogen, belogen, ihm was vorgemacht. Er reicht mir den kleinen Finger mit dem Steel Cage Match und ich komme hier raus und frage nach der ganzen Hand. Er hat Viggo und dich vorgeschickt, um sich an mir zu rächen, was teilweise sogar ganz gut funktioniert haben… und DOCH… stehe ich hier. Als Sieger. Nun frage ich: will Holly dieses Match nicht auch? Will er mich nicht endlich zur Rechenschaft ziehen, für all das was ich ihm angetan habe? Lässt sich ein Holly Hutcherson wirklich so einfach abspeisen?“
Man könnte fast meinen, dass Ask die Wut nicht nur in sich selbst gebändigt hat, sondern, dass er nun auch an die Wut in anderen Menschen appelliert, um das zu bekommen, was er will.
Schmallippiges Lächeln bei Timo. Er dreht sich wieder zu Skógur um.
Timo Schiller: „Du hast Glück, Ask. Holly Hutcherson hat mir eine weitere Weisheit mit auf den Weg gegeben. Manchmal muss es Kompromisse geben. Das hier wird nicht laufen, wie du es lautstark und unverschämt forderst, aber er reicht dir doch in seiner Güte die Hand. Du kannst ihn sehen. Von Angesicht zu Angesicht. Und ihm sagen, was du zu sagen hast.“ Ask: „Prima! Dann soll her hier rauskommen und mir im Ring Gesellschaft leisten!“ Timo Schiller: „Er wird heute gar nicht kommen, das sagte ich bereits. Aber ich möchte dir in seinem Namen eine Einladung vorbringen. In zwei Wochen darfst du ihn in seinem Wagen am Feuer besuchen. Wir alle werden da sein.“
Im letzten Satz schwingt eine Drohung mit, von der nicht ableitbar ist, ob Timo sie bewusst eingeflochten hat oder nicht. Am Kommentatorenpult jedenfalls schüttelt Pete energisch den Kopf.
Pete: „Ask muss sich gut überlegen, ob er da hingehen will. Es wäre töricht! Wir haben gesehen, welche Spielchen Hutcherson in seinem Reich spielen kann. Ask, nimm Keek Hathaway als warnendes Vorbild!“
So gut es der Kommentator auch meint: Skógur hört ihn natürlich nicht. Bruder Natur wirkt grimmig und entschlossen als er das Mikrofon wieder an die Lippen führt.
Ask: „Ich werde da sein.“
Ask wirft das Mikro weg. Er hat genug Worte ins Leere gesprochen, die nächsten richtet er dann direkt an Holly Hutcherson. In zwei Wochen.
Wir befinden uns im Backstage-Bereich. Wieder einmal lässt sich Breads an keinem besonders extravaganten Ort blicken, sondern lediglich vor der „Interview-Wand“, auf der neben dem Logo der GFCW auch die Embleme einiger wichtiger Sponsoren abgebildet sind. Dass Dynamites Truppe gerade vor diesem Hintergrund ein Live-Segment schalten lässt ist wohl kaum einem Zufall geschuldet – alles immer „best for business“.
Breads steht am linken Bildrand, Desmond Briggs am rechten Bildrand, mit Alex Ricks in der Mitte.
Der IC-Champion steht da. Stumm, jedoch mit einem gewissen Glanz in den Augen. Das Feuer eines Champions lodert in diesen Augen, während doch noch etwas Anderes in dem Block zu liegen scheint. Zweifel?
Der Mathematiker hält sich zurück. Er steht nur dort, wie er immer dort steht. Blick gen Boden, Hände hinter dem Rücken, das dunkelgraue Hemd sitzt. Keinerlei Besonderheiten. Bis der Blick dann zur Seite geht und ein leichtes Zusammenkneifen der Augen verdeutlicht, dass ihm dieses Bild doch ein gewisses Unbehagen verursacht.
Und dann zoomt die Kamera zurück. Ein vierter Mann tritt an die Gruppe heran, direkt neben Robert Breads.
Aiden Rotari: „Vielen Dank. Ich kann nicht in Worte fassen, was mir dieser Platz, an der Seite solch großer Männer, bedeutet.“
Ganz leicht beugt der Mann aus Atlanta den Kopf nach vorne, dankbar, ein wenig unterwürfig fast schon. Allerdings schießt schon bei dieser winzigen Bewegung ein Ausdruck stechenden Schmerzes in die Augen des neuesten Protokoll-Mitglieds, sodass er sich sogleich wieder rafft und seinen Blick über Ricks und Briggs schweifen lässt.
Die Spur eines Lächelns umspielt zum ersten Mal seit seiner grausamen Bestrafung durch Luna Rosario wieder die Lippen des selbsternannten Protagonisten der GFCW.
Aiden Rotari: „Ich werde mein Bestes geben, dem Protokoll so gut es nur irgend möglich ist nützlich zu sein. Alex, Desmond…“
Bei zweiterem Namen hält er kurz inne. Die beiden haben keine sonderlich freundschaftliche Vergangenheit, allerdings kann man, wenn es darum geht, einen Vorteil für sich aus einer Sache zu ziehen, bei Rotari wohl stets davon ausgehen, dass er über so etwas großzügig hinweg zu sehen bereit ist.
Aiden Rotari: „…ich bin sicher, dass Robert erwähnt haben dürfte, dass ich für diese… Position…“
Er nickt in Richtung der drei anderen Männer, als würde er damit das Protokoll als gesamte Entität in einer einzigen Geste beschreiben und zusammenfassen können.
Aiden Rotari: „…wie geschaffen bin. Die Ressourcen des Protokolls in Kombination mit meinem unstillbaren Tatendrang werden uns ohne jedwede Form von Zweifel in die bessere Zukunft führen, die unser ehrenwerter Präsident sich ersehnt. Alles für das Protokoll. Alles für die Vision.“
Dem selten durchschaubaren Rotari die Möglichkeit einer direkten Verbindung zum Oberhaupt der Promotion zu ermöglichen erscheint - aus Sicht von Aiden - tatsächlich wie eine perfekte Ehe. Schließlich hatte Breads die Hauptaufgabe von Rotari einmal darin beschrieben, Dinge zu wissen – und nun hat der Protagonist der GFCW einige zusätzliche Möglichkeiten, eine Menge über alles und jeden in Erfahrung zu bringen.
Aiden Rotari: „Dafür stehe ich… so klischeebehaftet es auch klingen mag… mit meinem Blut.“
Wieder richtet er die Augen auf Briggs. Immerhin hat er im Vorfeld des Matches gegen The End dafür gesorgt, dass Luna Rosario kein Faktor im Plan des Protokolls sein würde – wie versprochen. Ob er das nun aus Nächstenliebe zu Briggs oder aus vollkommen anderen Motiven getan hat, sei erst einmal dahingestellt. Wir wissen: Für Aiden Rotari zählt das Ergebnis. Und er hat nun einmal sein Blut (und noch einiges mehr) dafür gegeben, dass Luna Rosario vollkommen vernichtet wurde.
Desmond nickt zustimmend. Ein kurzes, sehr knappes Nicken.
Desmond Briggs: „Lieber dich im Team, als gegen dich, Aiden. Vielleicht schaffen wir es ja sogar unseren unterschwelligen Zwist zu vergessen…“
Richtig überzeugt klingt der Champion von seinen Worten selbst nicht.
Desmond Briggs: „Aber auch ein gemeinsamer Feind verbindet, der sich Leviathan nennt. Die Vorarbeit wurde von uns gemacht, wobei du einen großen Teil beigetragen hast, Aiden.“
Ein kumpelhafter Schulterklopfer folgt, um den Worten Nachdruck zu verleihen.
Desmond Briggs: „Du hast dich gut gegen Drake behauptet und ihm gezeigt, dass er nicht mehr der fitteste Worker ist. Danach hast du dich auch noch um Luna gekümmert. Ich habe mich indessen mit The End beschäftigt und ihn überlebt. Dann wird als Nächstes Zane drankommen! Der nächste von Leviathan, den wir vernichtend schlagen werden. Der letzte Arsch der dann noch übrig bleibt ist Scarecrow. Mal ehrlich. Wen interessiert dieser langweilige Kerl eigentlich?“
Der Schatten nickt den Worten seines Stablepartners beipflichtend zu, doch der Blick ist nachdenklich ins Nichts gerichtet. Keine Leere wie sonst. Es rotiert im Inneren, hinter den Augen. Leise beginnt er dann zu sprechen. Es dauert einen kleinen Moment bis seine drei Beisteher merken, dass er hier nicht nur zu sich selbst sondern zu allen spricht.
Alex: „Siege gegen Kriss Dalmi…Luna…The End…Zane Levy heute? Ihr erledigt eure Aufgaben gewissenhaft…und ich bin der zu vernachlässigende Rest, der abgerundet wird.“
Sein Unterkiefer mahlt, während er tief durchatmet. Es brodelt in ihm. Er hat die Niederlage noch nicht verdaut. Langsam geht sein Blick nach oben, er schaut erneut zu Rotari. Wieder kneift er die Augen leicht zusammen.
Alex: „Du hast viel durchgemacht um nun hier zu stehen, Aiden Rotari. Erhole dich. Schone dich. Luna war ein starker Anfang, doch noch lange nicht das Maximum deiner Kurve…“
Er schnauft einmal.
Alex: „Willkommen im Protokoll.“
Mit einem stillen Lächeln nickt Rotari noch einmal in Richtung Ricks.
Aiden Rotari: „Ich bedanke mich, auf die Gefahr hin, redundant zu klingen, erneut. Und bitte, messt den Worten von Luna Rosario keine überhöhte Bedeutung bei: Ich bin keineswegs hier, um der Grund für Streitereien und Machtspielchen zu sein. Das schien mir eine… Projektion meines letzten Opfers zu sein. Wir sind das Protokoll, nicht Leviathan.“ Desmond Briggs: „Korrekt, Aiden. WIR sind das Protokoll! WIR sind die wichtige Konstante, die, die Waage im Gleichgewicht hält. WIR sind NICHT Leviathan!“ Robert Breads: „Schön, dass wir diesen Punkt auf der Tagesordnung abhaken konnten. Kommen wir zum Nächsten.“
In seiner Rolle als „Sprachrohr der Firma“ scheint Breads sich überraschend wohlzufühlen. Offenbar gefällt im das Verkünden von Dingen, die seine Version einer guten GFCW weiter voran bringen sollen.
Robert Breads: „Dem GFCW Royal Rookie. Wie bereits bei Ultra Violence verkündet, wird es bei Stranded einen offenen Kampf geben – eine Battle Royal, bei der die Verlierer buchstäblich baden gehen, ob sie wollen oder nicht. Der Sieger hingegen bekommt nicht nur den Titel „GFCW Royal Rookie 2022“ verliehen, sondern auch einen Shot auf die GFCW Intercontinental Championship von niemand geringerem als Desmond Briggs.“
Die Möglichkeit, dass Briggs zu diesem Zeitpunkt den Titel schon gar nicht mehr halten könnte, erwähnt Breads erst gar nicht – NATÜRLICH wird der Vertreter des Protokolls sowohl nach dem heutigen Abend als auch nach Stranded weiterhin das Gold um die Hüften tragen.
Robert Breads: „Es ist Zeit offiziell die Teilnehmerliste bekannt zu geben. Das ist allerdings noch nicht alles.“
„Canada’s Own“ streckt die Brust stolzgeschwellt ein wenig nach vorne.
Robert Breads: „Nachdem ich in meinem ersten Run als Head Coach des GFCW Performance Centers festgestellt habe, dass ich zwar die mechanischen Aspekte und die Abläufe im Ring mit allen Rookies trainieren, sie aber aufgrund ihrer vielseitigen Persönlichkeiten nicht alle gleich behandeln kann, habe ich nachgedacht. Wir wollen nicht nur die Fehler von NCT ausmerzen, nein – auch meine eigenen Handlungen stehen immer und ständig zur Debatte.
Deshalb habe ich – vollkommen ungeachtet von persönlicher Sympathie, in einem Versuch, über solchen Dingen zu stehen – bei Dynamite einige Vorschläge für Mentoren eingereicht, die unseren Teilnehmern elementare Aspekte der GFCW näher bringen sollen, die sie so von mir niemals lernen würden. Wir sind eine Promotion mit einer langen Geschichte die zurecht stolz auf ihre Vielfalt ist, und das sollte auch bei der Ausbildung unserer Trainees berücksichtigt werden. Ich bin kein… Fan… von manchen dieser Männer als Personen, halte sie jedoch uneingeschränkt für geeignet, bestimmte Dinge zu vermitteln.“
Gelassen zuckt Breads mit den Schultern.
Robert Breads: „Und außerdem wollen wir unseren Fans ja auch etwas Unterhaltung bieten, oder? Deshalb wird es einige Teams geben. Natürlich wird der Mentor des letztlichen Royal Rookies auch eine Belohnung erhalten, die wir individuell bestimmt haben und noch früh genug bekannt geben werden. Ohne weiter Umschweife: Das hier ist das Teilnehmerfeld für den GFCW Royal Rookie 2022.“
BLAUES TEAM Mentor: Thomas Camden
Scarecrow Ellis Diehl Mykru
ROTES TEAM Mentor: Kriss Dalmi
Viggo Constantine TBA
GRÜNES TEAM Mentor: Dragan
Kyle Douglas Rosford Williams Kyd Flawless
GELBES TEAM Mentor: Maximilian Lunenkind
Liam Spencer Vasilis Rizou Caracal Matthews
PINKES TEAM Mentor: TBA
El Metzli Tsuki Nosagi
Desmond Briggs: „Wisst ihr vor einem Jahr, da war ich auch noch neu in dieser Liga. Chancen waren da eher Mangelware, aber jetzt hat sich viel geändert.“
Er deutet auf seinen Titel.
Desmond Briggs: „Ich will es anders machen, als die Anderen und deshalb auch mal euch jungern Wilden die Chance geben um einen Titel anzutreten. Erstmal weise ich diesen Nichtskönner Zane in seine Schranken und dann bin ich bereit mich mit der Creme de La Creme des Performance Center zu messen. Ich will wissen, ob die GFCW eine starke Zukunft hat, die etwas reissen kann. Wobei ihr euch da keine Chancen macht, dass ihr das Match gewinnen werdet. Denn ich will das Gold noch etwas länger behalten!“ Aiden Rotari: „Sehr gut gesprochen, Desmond.“
Zustimmend schaut das neueste Mitglied der Gruppe zu ihrem einzigen Champion. Rotari verweilt mit den Augen auf dem Gesicht seines Mitstreiters, ehe sie für einen kaum wahrnehmbaren Moment in Richtung Titelgürtel abrutschen, bevor er sich seinem persönlichen Mentoren Robert Breads zu wendet.
Robert Breads: „Ich bin sehr gespannt, was sich bis zu Stranded noch alles ereignen wird – vielleicht sehen wir bei der nächsten War Evening Ausgabe ja noch ein paar „Road To Royal Rookie“-Matches zwischen den Teilnehmern? Ich möchte nichts versprechen, aber in dieser Hinsicht werde ich mich noch einmal mit Dynamite kurzschließen. Ich bin mir sicher, dass die Zukunft der GFCW im Moment in so guten Händen liegt wie noch nie zuvor.“
Dass es sich dabei um seine Hände handelt erwähnt der zweifache GFCW Heavyweight Champion praktischerweise natürlich einfach nicht.
Robert Breads: „Das wäre die Durchsage des Protokolls vor unserem heutigen Main Event, den ihr auf keinen Fall verpassen solltet – schließlich wird unser Champion Desmond Briggs in Aktion sein. Leider müssen Aiden und ich euch nun verlassen, wir werden noch zu einigen Nachuntersuchungen der Verletzungen von Ultra Violence bei unserem medizinischen Team erwartet und können das Match daher nicht schauen.“ Aiden Rotari: „Ich bin mir sicher, dass Desmond eine großartige Show aufbieten und dem Protokoll so alle Ehre machen wird.“
Erneut ein paar sehr freundliche Worte in Richtung Briggs. Rotari scheint sich bei seinem Ex-Feind wirklich Mühe zu geben, ein wenig in der Beliebtheit zu steigen.
Robert Breads: „Damit verabschiedet sich das…“
Rotari dreht sich schon halb weg, Breads hat eindeutig zum Ende der Übertragung angesetzt, als der Kanadier mit einem Mal unterbrochen wird.
Alex: „Aiden…“
Prompt bleibt der Neuzugang im Protokoll stehen und dreht sich noch einmal zur Herkunft der Stimme. Der Mathematiker stand die letzten Minuten einfach still neben Breads. Bei der Nennung der verschiedenen Namen hat er nur aufmerksam genickt, bei der Erwähnung Camdens zuckte sogar ein Mundwinkel, doch Reaktionen waren rar gesät. Jetzt ist aber sein Moment noch einmal gekommen. Er tritt einen Schritt näher an Rotari heran, ignoriert dabei Breads und Briggs völlig. Der Blick geht nur starr auf den aspirierenden Protagonisten der Liga. Ein starrer Blick.
Alex: „Desmond und Robert leisten im Moment viel, um die Ziele des Protokolls zu erfüllen. Du bist nun ein Teil von uns. Genau wie ich. Du wirst deine Aufgabe noch früh genug finden. Ich habe eine gefunden.“
Der Blick des Freiburgers wird schärfer, er senkt die Augenbrauen leicht.
Alex: „Robert fördert Talente, Aiden…ich werde sie fordern. Wenn du also der Protagonist von German Fantasy Championship Wrestling werden möchtest, Aiden…dann musst du dich im Ring mit den Besten messen. Wieder und wieder und wieder.“
Rotari hört aufmerksam zu, er hat womöglich eine Ahnung, worauf das Ganze hier hinauslaufen soll. Ricks spannt ihn allerdings auch nicht lange auf die Folter.
Alex: „Du kannst der Protagonist werden, Aiden. Du hast Talent. Aber ich werde dir nicht einfach Platz machen. Wir fördern uns im Protokoll. Wir fordern uns. Das ist mein Angebot, Aiden. Werde wieder gesund, erhole dich… und tritt bei Stranded gegen mich an.“
So ist die Katze aus dem Sack. Breads hat die Augen weit geöffnet, sagt allerdings nichts. Offenbar überrumpelt ihn diese Aktion ziemlich. Rotari hingegen wirkt in erster Linie… interessiert.
Desmond lenkt sich nervös die Lippen, kriegt jedoch keinen Ton raus.
Der Mathematiker reagiert kaum. Er hat gesagt, was er sagen wollte. Er bietet keinen Handschlag an um das Match zu besiegeln. Stattdessen…
Alex: „Überlege es dir, Aiden. Wir sehen uns von nun an häufiger. Aber auf deinem Weg nach oben wirst du irgendwann an mir vorbeikommen müssen. Das ist nur eine logische Konsequenz.“ Aiden Rotari: „Es ist eine große Ehre, ein solches Angebot überhaupt zu bekommen, Alex. Vielen Dank dafür. Ich werde bei meinem Krankenhaustermin fragen, ob es möglich ist, dass ich zu Stranded wieder bei 100% bin – denn dir mit weniger als meiner vollen Stärke gegenüber zu treten wäre nicht nur töricht, sondern auch blasphemisch und eine Verschwendung deiner Zeit und der des Protokolls. Ich werde es mir gut überlegen, Alex, versprochen. In zwei Wochen… bekommst du deine Antwort.“
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