Ein cremiger Teig wird vom
Rührgerät bearbeitet. Fast schon hypnotisierend bleiben
die Furchen des Rührers in der Masse eingekerbt, bis eine
Runde vollendet ist und der Teig an gleicher Stelle wieder
durchfahren wird.
Von oben rieseln plötzlich
kleine Stückchen Schokolade in den Teig. Sofort werden sie
vom Teig aufgefangen und durch das Rühren in der Masse
vergraben.
Aus dem Off ertönt die Stimme
einer Frau. Lieblich, fast schon verführerisch haucht sie in
das Mikrofon.
Schokoladig...
Die Schokosplitter hören auf
zu fallen. Stattdessen läuft von der anderen Seite nun weiße
Sahne, gemischt mit Karamell, in die Schüssel.
Cremig...
Und wieder beginnt das Rieseln.
Diesmal jedoch keine Schokolade. Feine Bröckchen an
Haselnüssen regnen in den Teig.
Nussig...
Fließend geht das Bild über.
Weg von der Rührschüssel und hin zu einem fertigen
Kuchen, serviert auf einem edlen schwarzen Teller mit goldener
Verzierung. Mit Schokolade überzogen ruht er dort und wirft
einen matten Glanz in den leeren Raum. Langsam wird alles gedreht
und von allen Seiten präsentiert. Dazu wieder die Stimme...
Das
Ergebnis...
Wieder verschwimmt das Bild und
statt dem Kuchen dreht sich auf dem Tisch nun ein weißer
Karton. Dann stoppt er. Abrupt schaltet die Kamera um, zeigt das
Logo der Box. Dazu eine gänzlich andere Stimme. In einem
ganz anderen Tonfall...
Alex:
Pi-Pie. Rund in der Form, rund im Geschmack. Der Genuss...ist nur
eine logische Konsequenz.
…
…
…
JETZT NEU!
Der
PI-PIE² verwöhnt den Gaumen mit
Zartbitter-Schokostücken und einer himmlischer Glassur in
saftig lockerer Konsistenz. Und das alles ganz:
VEGAN
Laktosefrei
Glutenfrei
und weizenfrei.
Die
liebliche Frauenstimme wird wieder von der Monotonie des
Mathematikers ersetzt.
Alex:
Minus Laktose, minus Gluten ergibt plus Geschmack.
GFCW
Intercontinental Championship
Singles
Match: Lionel Jannek vs. Thomas Camden Referee: Ricky
Murk
Wie
anders das Match von damals war, zeigt sich bereits in den
Anfangsminuten. Das hier ist nicht mehr der unbekümmerte
nicht mehr ganz so neue Neuling, der vom Veteranen dominiert
und nach allen Regeln der Kunst dominiert und ausgekontert
wird. Thomas Camden hält sich hier nicht nur über
Wasser und kämpft ums Überleben, er kann mithalten.
Ja, er ist nicht auf dem gleichen technischen Level eines
Lionel Janneks. Ein Thomas Camden könnte vermutlich
niemals in Windeseile auf die Idee kommen, nach einem Belly
to Belly Suplex direkt auf der Matte auf die andere Seite des
Gegners zu springen, die Hände abgesehen von einem
kurzen Moment hinter dem Körper seines Gegners zu lassen
und auf der Matte direkt mit einem Arm Triangle Choke
nachzusetzen. Das muss er aber auch nicht. Er kann sich dort
mit einer Drehung zu den Beinen im Seil retten. Denn der
Intercontinental Champion ist nicht mehr der Mann von Ultra
Violence 2022.
Pete:
„Das Match zeigt, wie sehr sich Thomas als Wrestler
entwickelt hat.“
Sven:
„Du meinst, wie sehr Lionel abgebaut hat.“
Pete:
„Den Eindruck hast aber auch nur du.“
Die
Galaxy kann sich Svens Meinung definitiv nicht anschließen.
Lionel zeigt einmal mehr, wozu er in der Lage ist.
Konzentriert reagiert er auf seinen Gegner und hat sich
spontan einen Plan für dieses Match überlegt.
Nahezu jede Aktion zeigt die Idee deutlich. Er konzentriert
sich auf Camdens rechten Arm. Wieder und wieder Arm Drags,
auch beim Arm Triangle wurde kurz vor dem Rope Break
versucht, das Schultergelenk überzustrapazieren und
vielleicht in einen Kimuragriff überzugehen. Selbst der
traditionelle Knee Drop nach dem Spinebuster geht auf den
Oberarm.
Doch
die Geschichte bleibt gleich. Thomas Camden 2023 ist nicht
gleich Thomas Camden 2022. Er bietet hier Widerstand, einen
ebenbürtigen Gegner. Mittlerweile versteht er es noch
besser, seine Kraft richtig einzuteilen, einzusetzen und in
den entscheidenden Momenten da zu sein. Der spektakulärste
Beweis mit Sicherheit der gekonterte Over Castle, bei dem er
Jannek zu packen bekommt, noch bevor der wirklich aus der
Ecke abspringen kann und ihn stattdessen mit einem Vertical
Suplex auf die Matte hämmert.
Pete:
„Ein wirklich ausgeglichenes Match, was wir hier so
spontan bekommen. Und selbst wenn Thomas die Herausforderung
stellte…ich würde fast sagen, Lionel hat leicht
die Oberhand.“
Sven:
„Deswegen bist du auch der Werbemann und ich der
Experte von uns.“
Die
beiden schenken sich nichts, was die Galaxy mit Begeisterung
quittiert. Wer von den beiden mehr angefeuert wird, ist
tatsächlich schwer zu sagen. Im Zweifelsfall immer
derjenige, der sich gerade aus einem Coverversuch befreien
konnte. Somit ist gewährleistet, dass dieses Match noch
weitergehen kann.
Mit
zunehmender Matchdauer ist den beiden aber doch die
Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. Camdens kraftvolle
Aktionen zeigen genauso Wirkung wie auch Janneks taktisches
Vorgehen. Thomas bekommt mehr und mehr Probleme mit dem Arm
bis er schließlich tatsächlich Probleme damit hat,
Jannek zu einem Sidewalk Backbreaker auszuhebeln. Ein
verheerendes Problem, das dem Superior One die Chance zu
seinem Austrian Neckbreaker gibt.
Pete:
„Lionels Fokus auf den Arm des Champions zeigt
Früchte.“
Sven:
„Unfassbar, dass er mit solch einer billigen Taktik
auch noch Erfolg hat.“
So
schöpft Jannek noch einmal neue Kraft. Zwar greift er
sich kurz an den Rücken, dehnt diesen noch einmal nach
den Aktionen zuvor, doch dann konzentriert er sich wieder auf
den Champion. Er zieht ihn auf die Beine, nimmt Maß und
High
Kick von Jannek!
Camden
duckt sich aber weg, packt direkt zu und
German
Suplex vom Champion!
Eine
Aktion, die Janneks Energie direkt zu Camden zu übertragen
scheint. Der behält den Griff bei, steht wieder auf und
zieht Jannek hinter sich her, so gut es geht…
Ein
weiterer German Suplex!
Das
Spiel geht weiter. Jannek muss wieder mit hoch. Dann greift
Camden noch einmal…
Release
German Suplex von Camden!
Jannek
fliegt durch die Luft, landet hart, macht eine Rückwärtsrolle
und wird quasi nur durch die Ringecke gestoppt. Zeit
nachzusetzen. Camden stürmt los…
PEAK
OF SUPERIORITY!
.
.
.
.
.
.
Camden
rennt direkt in sein Verderben.
Der
Schlag trifft den Solarplexus genau.
Lionel
Jannek hat zugeschlagen. – Wortwörtlich.
Würde
man sich die Szene in Zeitlupe anschauen, Camden würde
für einen Moment womöglich leblos über Janneks
Faust hängen, doch im nächsten Moment sackt er
einfach zusammen, fällt an Jannek vorbei auf die Matte,
während der Österreicher benommen nach vorn torkelt
und hier anscheinend mehr aus Instinkt als wirklich überlegt
gehandelt hat. Aber wen interessiert das? Der Schaden wurde
definitiv angerichtet. Das sieht auch er jetzt.
Und
jetzt beendet er das Match.
Pete: „
Was ist denn jetzt los?!“
Mit Einem Mal stürmen 4
vermummte Gestalten den Ring und schlagen Lionel Janneck
nieder. Auf ihren Schwarzen Masken sind die bekannten weißen
traurigen Theatermasken des Puppenspielers zu sehen. Den
überraschenden Niederschlag konnte er nicht abwehren und
so gehen die ersten Schläge und Tritte ungebremst auf
ihn nieder. Immer und immer wieder prasseln die Schläge
auf ihn nieder. Zwar wurde das Match natürlich längst
abgebrochen doch das Chaos nimmt seinen Lauf.
Lionel Jannek gibt sich aber
nicht geschlagen. Er macht sich Platz und stößt
seine Gegner von sich. Diese stolpern kurz zurück und
nun hat Lionel selber etwas Platz einige harte Schläge
auszuteilen, doch schon haben ihn zwei Mann rechts und links
gepackt und werfen ihn in die Ringecke wo er weiter
bearbeitet wird. Mit voller Mannstärke. Zumindest fast.
Ein Mann steht etwas entfernt und mit dem Rücken zu
Thomas Camden. Der sieht jetzt auch geschockt, was vor ihm
passiert und kann nicht fassen was gerade geschieht. Das kann
und will er so nicht geschehen lassen und setzt einen Hieb in
den Rücken des muskelbepackten Mannes. Dieser dreht sich
langsam um und bekommt den nächsten Schlag ins Gesicht.
Zum Schrecken von Camden kommt der Hüne aber ungerührt
auf ihn zu. Camden nimmt einen weiteren Anlauf und schlägt
weiter und weiter auf ihn ein, um an ihm vorbei und Jannek
zur Hilfe zu kommen, aber die Idee besteht nur so lange bis
der Riese sich ihn greift und mit einem Headbutt zurückwirft.
LJ indes wird an den
Ringpfosten gedrückt und muss einen Schlag nach dem
anderen auf seine Brust hinnehmen. Camden springt gegen den
Hünen doch dieser fängt ihn auf und lässt
seinen Rücken mehrmals auf sein Knie fallen ehe er ihn
zu Boden lässt.
Dann hören die Schläge
auf und die Blicke der Peiniger richten sich auf den
Ankömmling welcher sich langsam zum Ring bewegt hatte.
Von dem Dicken mit einem Fuß auf dem Rücken am
Boden gehalten kann auch Camden es nun sehen.
Im Ringeroutfit mit Stock und
Zylinder spaziert der Puppenspieler auf den Ring zu. Ein
Mikrofon in der Hand.
Puppenspieler:
„ Wirklich Thomas? Wirklich? Dieser Mann soll ein
würdigerer Gegner sein als ich?! Er soll meinen Platz
als Herausforderer einnehmen?! Du bist stärker als er,
das weißt du doch. Das ist doch keine Herausforderung
für dich. Einst war er der Intercontinental Champion,
doch das ist vorbei. Er ist es nicht mehr wert um diesen
Titel zu kämpfen. Er hat nicht mehr die
richtige.....Einstellung dazu. Er verdient es nicht!“
Der Puppenspieler ist nun im
Ring angekommen und schreit wütend in Richtung Camden.
„ICH
BIN DER EINZIGE DER ES VERDIENT GEGEN DICH ZU KÄMPFEN!
ES GIBT NUR EINEN MANN DEN DU FÜRCHTEN MUSST! ICH ICH
ICH! DER PUPPENSPIELER!“
Wütend gibt er seinen
Handlangern ein Zeichen und sie führen ihm den
erledigten Lionel Jannek zu. Zumindest versuchen sie es.
Lionel hat neue Kraft geschöpft und reißt sich von
seinen Peinigern los, doch schon schließt sich der
eisige Griff des Puppenspielers um seinen Hals und lässt
seinen Kampfeswillen stocken. Wütend betrachtet der
Puppenspieler den Mann, der ihm seinen Platz streitig machte,
während dieser sichtlich mit dem Griff zu kämpfen
hat.
Schließlich verändert
der Puppenspieler seinen Griff und hebt seinen Kontrahenten
nun mit beiden Armen hoch.
PUPPETBOMB!
Direkt vor den Augen von Thomas
Camden geht der ehemalige Champ zu Boden.
Der Puppenspieler sieht mit
eiskalter Härte auf die am Boden liegenden Kämpfer,
dann gibt er dem Berg ein Zeichen und zusammen mit seinen
Kameraden verlassen die Mannen zusammen mit dem Puppenspieler
die Halle.
Thomas:
„ES REICHT!“
So laut hat man Camden noch
nicht gehört. Noch nie vermutlich. Auf allen Vieren
kniet er dort im Ring nach vorn gebeugt. In einer Hand hält
er das Mikro unter seinen Kopf, sodass man die tiefen
schnaufenden Atemzüge hören kann. Er richtet sich
allmählich auf, sodass er zumindest nur noch auf seinen
Knien ist. In der Position kann er den Puppenspieler und sein
Gefolge sehen. Ihn konfrontieren. Da ist kein Lächeln in
seinem Gesicht. Keine Freundlichkeit oder Gelassenheit. Da
ist Wut.
Thomas:
„Ich…hab die Schnauze voll…Lasst
mich….gefälligst…in Ruhe kämpfen.“
Er bringt die zweite Hand hoch,
deutet damit auf den Puppenspieler.
Thomas:
„Du willst… ‘ne zweite Chance?..Musste dir
verdienen….in zwei Wochen…will ich dich kämpfen
sehen….egal gegen wen…ich will seh’n…was
du drauf hast.“
Immer und immer wieder muss er
kurz Luft holen, doch die Abstände werden kürzer.
Dann geht Camdens Finger ein stückweit zur Seite. Er
zeigt auf den Riesen, der ihn in Schach hielt.
Thomas:
„Und du…um dich kümmer ich mich persönlich.
Ich bin nich einfach einer, den ihr zur Seite schieben
könnt.“
Jetzt richtet er sich wieder
auf, selbst wenn der Stand zunächst leicht wackelig ist.
Ricky Murk gibt ihm aber das beste Arzneimittel. Einen
goldenen Gürtel für die Schulter. Einen Gürtel,
den Camden direkt fest umgreift.
Thomas:
„Ich bin der Intercontinental Champion!...Und jetz
entschuldigt mich.“
So stark er sich der Übermacht
aus Puppenspieler und Gefolge in einem Moment noch
präsentiert, so typisch für ihn dreht er sich im
nächsten Moment direkt wieder zu seinem Gegner und zeigt
letztlich doch wieder das vertraute Bild von Thomas Camden –
der Hilfsbereite, derjenige, der niemandem etwas Böses
will. So kümmert er sich um Lionel Jannek, während
die Kameras den Puppenspieler einfangen, der auf den Riesen
zugeht und das Wort ergreift. Doch was gesagt wurde…das
werden wir nie erfahren.
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Die
Fans sind schon richtig heiß auf den Street Fight, der nun
ansteht! Doch… es ertönt kein Theme eines Teilnehmers
des Kampfes. Abrupt ist die Stimmung im Keller, denn das Theme
von „The Legend, that never dies“ ertönt. Es
dauert auch nur einen Augenblick, bis er sich auch auf der On
Stage in Atlanta zeigt, mit einem Mikrofon ist er bewaffnet und
geht schnurstracks in Richtung Ring.
Zereo
Killer: „Stoppt die verdammte Musik!“
Brüllt
er in den Schallwandler, bevor er das Kampfviereck überhaupt
erreicht hat. Die Buhrufe kann er jedoch nicht abschalten.
Im
Ring angekommen, scheint er die GFCW Galaxy mit seinen Blicken
durchbohren zu wollen.
Zereo
Killer: „Warum buht ihr mich aus, huh?“
Mit
einem Fingerzeig deutet er auf einige Leute in der Crowd, ehe er
fortfährt.
Zereo
Killer: „Haltet ihr zu eurem…“
MacKenzie
macht nun die Gänsefüschen-Geste mit seinen Händen.
Zereo
Killer: „Fighting-Champion?“
Natürlich
ist damit der Mann aus Alaska gemeint. Tatsächlich, Jubel
kommt aus, was beim GFCW Hall of Famer auf Unverständnis
stößt und er eindeutig mit dem Kopf schüttelt.
Zereo
Killer: „Was ist nur aus den Fans der GFCW geworden? Es gab
mal Zeiten, als Dinge nicht fair abgelaufen sind, da habt ihr wie
ein Mann hinter mir gestanden, und jetzt? Ich sag die Wahrheit,
dass ich euch nicht mehr brauche, ich bin endlich da angekommen,
dass ich mich das traue zu sagen. Die Wahrheit könnt ihr
nicht verkraften, darum haltet ihr nicht zu mir! Stattdessen
haltet ihr zu dieser Witzfigur als Champion, der sich absichtlich
auszählen hat lassen!!! Durch Countout hat er den Titel
behalten dürfen!!!“
Er
deutet auf den Titantron und es wird just in diesem Augenblick
die Szene eingeblendet, in der ZK nach ZL greift, der aber
abrutscht und somit der 10-Count gezählt wurde!
Zereo
Killer: „Habt ihr das gesehen?!?! Ich habe meinem Gegner
sogar geholfen, dass er in den Ring zurückkommen kann! Ich
wollte einen fairen Kampf im Ring! Ich wollte den Titel
unbedingt! Ich hätte es mir verdient, dann würde ich
heute, zwei Tage nach meinem Geburtstag, als neue Champion vor
euch stehen!!!“
Ja,
am Mittwoch feierte der Kalifornier seinen 43. Geburtstag!
Zereo
Killer: „Ich feierte das erste Mal meinen Geburtstag
genauso wie ich es wollte: Ohne Familie, ohne Freunde, ohne Fans!
Nun ja… fast alles war perfekt! Ich wollte den Geburtstag
zumindest mit meinem GFCW World Heavyweight Title feiern! Und ich
habe alles gegeben! Und Zane Levy suchte sich die einfachste
Lösung aus und ließ sich einfach auszählen!“
MacKenzie
glaubt nicht, was sich gerade durch das Publikum wie ein
Lauffeuer verbreitet… „You’re no
Champion“-Chants!
Er
schüttelt den Kopf, tritt gegen die Ringseile, gegen die
Ringpolsterung.
Zereo
Killer: „Ich verlange, dass Zane Levy nun rauskommt, mir
den Titel gibt, der mir gehört, und ich verteidige den Titel
heute gegen Ask Skogur! Dann kann ich der Welt zeigen, dass ich
immer noch der Beste bin, und vor allem den Schwächling aus
Alaska zeigen, wie man Titelgold verteidigt!“
Wie
ein wildes Tier geht er im Ring umher und wartet darauf, dass der
World Champion nun die Bühne betritt… doch es kommt
niemand.
Zereo
Killer: „Ich glaubs nicht, dass er nicht mal auftaucht!“
Wütend
beugt er sich über das oberste Seil in Richtung On Stage und
brüllt in dessen Richtung, doch es erscheint tatsächlich
niemand.
Anschließend
geht ZK wieder in die Mitte des Squared Circles und schreit ins
Mikrofon.
Zereo
Killer: „Mit mir kann mans machen, oder? Egal ob ich der
gutmütige „ich muss es jeden Recht machen“-Gutmensch
von damals war, oder jetzt… ich krieg immer noch nicht den
Respekt, den ich verdiene!!!“
Nach
diesen Worten wartet er wieder einen Moment ab, bis er
schlussendlich nun doch die Schnauze voll hat. Ein weiteres Mal
wird das Sprechgerät zu den Lippen angehoben.
Zereo
Killer: „Gut, du willst nicht rauskommen und mir meinen
Titel geben, der eigentlich rechtmäßig mir gehören
sollte! Dann werde ich etwas dagegen unternehmen!
Mir
scheißegal, wer das Match heute gewinnt, ich werde im
Endeffekt Derjenige sein, der zuletzt lacht und mit dem Titelgold
dastehen, ob es euch gefällt oder nicht!“
Mit
einem harten Knall wirft er das Mikrofon auf den Ringboden und
entfernt sich vehement vom Ring, bis er schlussendlich hinter dem
Vorhang verschwunden ist.
Man sieht einen
jungen Mann im Fitness-Center. Es ist recht offensichtlich, dass
der, eher schlanke, Brillenträger noch nicht sehr oft hier
war. Aber trotzdem macht er sich voller Eifer an die Arbeit!
Doch schon das
anheben einer Langhantel wird für ihn zur großen Hürde
und er läuft bei seinem vergeblichen Versuch knallrot an,
bevor er aufgibt…
ES
IST NICHT WICHTIG, WIEVIEL DU DRÜCKEN KANNST…
Nun versucht
sich der junge Mann an den Laufbändern. Doch auch hier hat
er so seine Schwierigkeiten. So kommt es wie es kommen muss und
das Laufband wirft ihn von der Maschine, begleitet von einem
Aufschrei des Mannes…
ES
IST NICHT WICHTIG, WIE SCHNELL DU LAUFEN KANNST…
Vielleicht macht
er beim Seilspringen eine gute Figur? Der Anfang sieht zumindest
sehr vielversprechend aus… Bis der junge Mann übermütig
wird und andere Sprungtechniken ausprobieren will. Dabei
verheddert er sich sehr unglücklich im Seil und stolpert aus
dem Kamerabild, woraufhin ein unangenehmes Krachen und Klirren zu
hören ist…
ES
IST NICHT WICHTIG, DASS DU WEISST WAS DU TUST…
Unser Freund ist
vollkommen außer Atem und blickt auf seine Sportuhr, die
ihm zu seinem Entsetzen anzeigt, dass er erst seit knapp 10
Minuten trainiert… was eine resignierende Mimik unseres
jungen Herren erzeugt…
ES
IST AUCH NICHT WICHTIG, WIE LANGE DU DURCHHALTEN KANNST…
Frustriert lässt
sich unser fitnessinteressierter Freund auf einen Sessel plumpsen
und holt seinen Proteinriegel hervor, von dem er genüsslich
einen Bissen nimmt. Der unvergleichliche Geschmack, lässt
ihn den Fitness-Frust erstmal vergessen. Freundlich klopfen ihm
plötzlich wildfremde Muskelmänner anerkennend auf die
Schulter und mit vor Erstaunen offenem Mund, stellt er fest, dass
die Damen im Raum ihm eindeutige Blicke zuwerfen…
Kein Wunder! Das
ist ja schließlich auch nicht irgendein Riegel…,
sondern DAS Status-Symbol unter den Fitness-Fanatikern!
DAS
EINZIGE WAS ZÄHLT IST, DASS DU DABEI AM ENDE TROTZDEM
EINFACH VERDAMMT GUT AUSSIEHST!
Atlantis
Street Fight: Niander Cassady-Taylor (/w Kyle Douglas, Kyd
Flawless & Maurice „The Conquerer“) vs. Aiden
„Poseidon“ Rotari (/w Robert Breads)
Referee: Karo Herzog
ZOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOORRRRR
RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRNNN
Unter
lauten Buhrufen kommt Niander Cassady-Taylor aus dem
Entrance. Der gebürtige Mann aus Louisville, Kentucky
sieht sehr siegessicher aus. Auch hier in der Heimatstadt
Rotaris - Atlanta trägt er die Kleidung die sinnbildlich
für den Mittleren Westen steht: einen Cowboy-Hut, einen
langen Reitermantel, Bluejeans und Cowboystiefel die
ungeputzt sind und dementsprechend suggerieren, dass die
Stiefel noch Schlamm von seiner Farm mit sich führen.
Die Fans hier sind aber deutlich wohlwollender ihm gegenüber
als etwa in der „Yankee-Hochburg“ New York. Der
Bluecollar-Guy aus dem Rustbelt kommt aber auch nicht
alleine. Selbstverständlich kommt Niander mit der Masche
hier in NYC nicht gut an. Was er wohl so richtig zu genießen
scheint. Dahinter läuft seine Entourage ein. Kyd
Flawless. Neben dem Highflying-Experten geht Kyle Douglas,
der aktuell vielleicht heißeste Wrestler der GFCW!
Douglas spricht seinem Boss noch unterstützende Worte
auf dem Weg zum Ring zu. Hinter den beiden Tag Team Partnern
schleicht dann Bodyguard Maurice „The Conquerer“
her. Das Monster verzieht mal wieder kaum eine Miene. Die
lauten Unmutsbekundungen nehmen die Vier auf dem Weg zum Ring
kaum noch zur Kenntnis.
Laura:
„Aus Louisville, Kentucky, mit einer Körpergröße
von 1 Meter 94 und 120 Kilogramm…NIANNNDERR
CASSADY-TAAAAYYYLOR!“
Am
Ring angekommen ruft Niander Maurice zu sich, der seinem Boss
dann auch den Mantel abnimmt. Die OnlyFriends warten schon
mal außerhalb des Ringes gebannt auf Aiden Rotari.
Kriegstreiber.
Leviathan-Killer.
Ratte.
Schlange.
Verräter.
Aiden
Rotari hatte schon viele Namen, und keiner von ihnen hat ihn
je gestört. Er hat sie stets mit einem Schulterzucken
abgetan, halb desinteressiert, halb in dem Wissen, dass sie
zutreffend waren.
Er
hasst nur einen Namen, der ihm je verliehen wurde:
Poseidon.
Zu
dem grässlichen Song von Pitbull trottet Rotari auf die
Stage, in dem exakten Outfit, das wir im Verlauf des Abends
bereits zu sehen bekommen haben. Er versucht so würdevoll
wie möglich in dem albernen Aufzug auszusehen, doch wie
er dasteht, den Dreizack in der Hand kommt man nicht umhin
ihn ein wenig zu belächeln.
Das
interessiert Atlanta allerdings nicht. Oder, wie NCT zu
glauben scheint: Atlantis. Denn trotz aller Bemühungen
von Niander Cassady-Taylor, Aiden Rotari zum Affen –
oder eher zum Fisch – zu machen kann er nicht
vermeiden, dass zum allerersten Mal in der Karriere des
moralisch flexiblen Performance Center Stand-Outs eine
komplette Halle auf seiner Seite ist.
Sicher,
dabei hilft die Tatsache, dass niemand auch nur daran denkt,
Niander Cassady-Taylor zuzujubeln. Aber der Pop, als Rotari
herauskommt, ist dennoch nicht von schlechten Eltern. Es ist
kein „Breads in Toronto“, weil Rotari kein seit
anderthalb Dekaden bekannter Superstar ist. Es ist kein
„Leviathan in Alaska“, weil Rotari keine große
und bewegte Backstory mit einer Heimat hat. Eigentlich hat er
keine Backstory, von der man weiß. Eigentlich weiß
man nicht sonderlich viel über ihn, und seine Art,
sämtliche Fragen ambivalent zu beantworten und seine
wahren Intentionen für gewöhnlich hinter Schloss
und Riegel zu halten, helfen in dieser Hinsicht nicht.
Man
weiß eigentlich nie, was Aiden Rotari über einen
denkt, selbst, wenn man direkt in den scheinbar bodenlosen
dunklen Schlund blickt, der seine Augen sind. Woraus er
jedoch nie einen Hehl gemacht hat, ist seine Abneigung gegen
NCT.
Rotari
schreitet los, und im gleichen Moment – als wäre
das alles nicht schon peinlich genug – springen drei
Gestalten hinter Aiden hervor.
Erinnert
sich noch jemand an den großen Auftritt von Katy Perry,
in dessen Rahmen einer von zwei Tänzern im Hai-Kostüm
zum Meme geworden ist?
Nun,
die GFCW legt noch einen drauf – allerdings bloß
in Sachen Peinlichkeit. Drei als Haie kostümierte
Menschen hüpfen um Aiden herum, klatschen in die Hände
– pardon, Flossen – und runden diesen
desaströs-entwürdigenden Auftritt noch ab.
Die
vier Mitglieder der Children of Wrath haben sich im Ring
versammelt, und NCT kann nicht mehr an sich halten. Er lacht
laut auf, greift sich an den Bauch, krümmt den
Oberkörper nach vorn und scheint sich gar eine Träne
aus dem Augenwinkel zu wischen. Begeistert fragt er seine
drei Gefolgsleute, wer die Idee mit den Fischen hatte, denn
das sei nicht auf seinen Mist gewachsen – und als Kyle,
Kyd und Maurice sich nur stumm ansehen fordert NCT „keine
falsche Bescheidenheit“.
Als
Antwort bekommt NCT allerdings nur ein „Achtung!“
und sofort wirbelt NCT herum. Rotari hat die kurze Ablenkung
SOFORT genutzt, und ist in den Ring geslidet wie die Schlange
– oder der Aal? – die er ist, um ein potenzielles
Opening für eine Attacke zu nutzen, doch „Mr.
Unpinnable“ Kyle Douglas war zu aufmerksam.
Rotari
hält inne, und hebt beschwichtigend die Arme, lässt
den billigen Plastik-Dreizack zu Boden fallen und
vergewissert Referee Karo Herzog, keine Attacke starten zu
wollen. Kyd stupst NCT an, doch auch der schüttelt mit
dem Kopf – es ist nicht nötig, Aiden hier schon zu
attackieren.
Während
die Musik langsam verstummt und die albernen Haie trotz
alledem noch weiter um den Ring tanzen und nun mit Kindern in
der ersten Reihe abklatschen treten die Parteien zwei
Schritte auseinander. Herzog blickt kurz in beide Richtungen,
dann schluckt sie einmal schwer, ehe sie das Zeichen gibt.
Die
Glocke läutet.
„Also,
wo ist er?!“
Sofort
ertönt die Frage von NCT – laut und klar hörbar
für alle, trotz des hörbaren Pops und den Rufen von
Rotaris Namen. Aiden scheint das völlig kalt zu lassen.
Er antwortet nicht. Ihm und jedem anderen ist klar, worauf
die Frage abzielt – so stand doch der Name von Aidens
Sleaze-Partner sogar auf der Card für dieses Match.
Dank
der Stipulation war von vorneherein klar gewesen, dass das
hier nicht viel mit einem Wrestling-Match zu tun haben würde.
Klar, auf der Card steht Rotari vs Cassady-Taylor, aber es
würde alles in allem die gesamte Geschichte der Children
of Wrath und Sleaze beenden. Dafür fehlt aber immer noch
ein entscheidender Mann.
Rotari
sagt weiterhin nichts. Langsam laufen alle vier Kinder des
Zorns auf ihn zu, in einem Halbkreis, und halten ihn so in
einer der Ringecken gefangen, die Augen auf die Beute
gerichtet.
Bis
Aiden von seiner Heimatcrowd verraten wird. Denn die kann
einfach nicht anders, als lauter zu werden, in dem Moment in
dem Robert Breads über die Absperrung springt und mit
einem Klappstuhl in der Hand in den Ring slidet.
NCT
lächelt nur, dreht sich aber nicht von Rotari weg.
Maurice und Kyd tun das.
„Das
war der ganze Plan?“
In
der Tat, für jemanden wie Aiden Rotari eine verdammt
schwache Methode, ein Überraschungsmoment auszunutzen.
Er ist in den Schlachten mit Leviathan zu jemandem geworden,
der genau weiß, wie man Unterzahlsituationen zum
eigenen Vorteil ausspielen kann…, wenn er die Optionen
Count-Out und DQ auf seiner Seite hat. Gegen Luna Rosario
hatte er bewiesen, dass er sich in brutaleren Match-Arten
nicht nur zurechtfinden kann, er kann sie sogar gewinnen.
Aber
das hier? Das ist hier ein schlechter Scherz. Breads steht
mit einem Stuhl gegenüber von Rotari, doch ist bereits
von Kyd und Maurice eingekesselt worden. Flawless streift
sich beinahe beiläufig den Schlagring über die
Finger, den er schon mehr als einmal gegen Breads hatte
einsetzen wollen und dann von ihm gedemütigt wurde.
Maurice war ebenso das Opfer des kanadischen Hall of Famers
geworden.
Douglas
und NCT bleiben vor Rotari stehen, demonstrativ mit dem
Rücken zum Geschehen hinter ihnen, um aufzuzeigen wie
wenig ihnen die pure Anwesenheit von „Canada’s
Own“ Angst einflößt. Sie haben den
Fischjungen eingekesselt, und Maurice und Kyd wollen nichts
lieber als sich an Breads zu rächen.
Es
ist Zeit, für die Sünden der Vergangenheit zu
bezahlen.
Nur
nicht so, wie die Children of Wrath sich das vorgestellt
haben.
Denn
die Haie schnuppern Blut im Wasser.
In
einem guten, alten „Da geht die Glühbirne im Kopf
an!“-Moment rutschen die Drei Gestalten in den
Hai-Kostümen mit einem Mal in den Ring. Und durch die
Positionierung der Children of Wrath können sie das in
der Ringmitte im Rücken von allen vieren tun.
Ja,
der zuvor sichtbare Plan war beschissen – so
offensichtlich beschissen, dass NCT es hätte kommen
sehen müssen. Er hätte das, was nun passiert, seit
Ewigkeiten kommen sehen müssen. Aber er ist zu
selbstverliebt und zu gefestigt in dem Glauben daran, niemand
könnte ihn je überlisten.
Simultan,
wie es sich für einen dramatischen Wrestling-Moment
gehört, nehmen die drei „Haie“ die Köpfe
ihrer Kostüme ab. Das Publikum hält den Atem an –
nicht etwa, weil es drei große Stars sind, die auf
einmal ihre Identität preisgeben. Im Gegenteil, was ihre
Namen angeht, sind sie eher kleine Lichter.
Doch
in diesem Moment wird klar, wer hier heute Abend bezahlen
muss.
Pete:
„Das sind… Vasilis Rizou! Mike Müller!“
Sven:
„Und Timo Schiller! Alle drei sind Performance Center
Rookies, die mit Aiden zu tun hatten, und… er ist
überhaupt nicht in Unterzahl. Er ist in Überzahl!“
Der
sprichwörtliche Groschen fällt zu spät, als
die Crowd erneut aus keinem für die Chilrden of Wrath
ersichtlichen Grund laut wird. Die vier drehen sich um, um
Blicke zu erhaschen – und stattdessen sehen sie die
drei Raubfische, in den albernen Kostümen, wie NCT es
den Rookies damals oft antat. Kaum jemand aus diesem
Performance Center hatte gute Erinnerungen an NCT.
Das
weiß Aiden Rotari besser als jeder andere. Also hat er
es sich zu Nutzen gemacht.
Lasst
die Schlacht um Atlantis beginnen!
Pete:
„Das gibt es doch nicht… ein Überfall! Ein
Anschlag! NCT wollte Rotari hier eine letzte, finale Lektion
erteilen, doch nun ist er es, der endlich Konsequenzen für
sein Handeln erfährt!“
Sven:
„Rizou und Schiller, die beiden großen, schweren
Männer stürzen sich auf Maurice! Der Gigant ist
eine harte Nummer… aber zu zweit scheinen sie ihn
packen zu können! Sie drängen ihn aus dem Ring!“
Tatsächlich.
Mitsamt einer Menge von Grunz- und Stöhnlauten fällt
der verworrene Drei-Mann-Klops aus Gliedmaßen, Torsos
und Köpfen durch die Seile nach draußen, in
Richtung der Rampe. Maurice schafft es stets, einen der
Ex-Rookies in Schach zu halten, aber nicht beide
gleichzeitig. Es ist eine beeindruckende visuelle wie auch
auditive Erfahrung, diese drei mächtigen Kämpfer
die Rampe hoch brawlen zu sehen, ganz offenkundig im Versuch
von Schiller und Rizou, Maurice aus der Halle und somit aus
dem Spiel zu nehmen.
Panisch
starrt Kyd der Szenerie hinterher, und einmal mehr zeigt sich
der Unterschied zwischen einem Rookie, der noch viel lernen
muss, und einem Kyle Douglas, der in Duellen mit Breads und
Rotari nie so den Kopf verlor, wie Kyd es nun tut. An seiner
Hand ist ein Schlagring, eine starke Waffe, doch er ist so
perplex im Angesicht dieses Heist, dass er bloß dasteht
und panisch zwischen NCT und Maurice hin und her schaut.
Er
hat eine mächtige Option mit dem Schlagring, doch er
denkt zu viel nach. Deshalb ist es nur natürlich, dass
er von jemandem auseinandergenommen wird, der in seinem
ganzen verdammten Leben wohl noch nie auch nur einen einzigen
konkreten Gedanken gefasst hat.
„JETZT
WIRD ZURÜCKGEFICKT!“
Mit
einer unsauberen Mischung aus Superman Punch und Flying
Forearm, die in seinem Kopf unzweifelhaft unglaublich cool
ausgesehen hat, wirft sich Mike Müller auf Flawless.
Wirklich schön ist das nicht, aber es tut seinen Zweck.
Die beiden crashen auf die Matte, der Schlagring fliegt von
der Hand von Flawless und landet auf dem Ringboden in einer
der Ecken. Sowohl Müller als auch Kyd rollen unter dem
Bottom Rope heraus, und ein wilder Schlagabtausch entbrennt,
der sie über die Absperrung in die Crowd schickt, wo
beide sich weiter prügeln, weiter weg vom Ring.
Es
ist komplettes Chaos, komplette Anarchie ausgebrochen, und im
Ring ist es nicht besser.
CHAIRSHOT!
Weggeduckt!
Breads
hatte losgefeuert, und direkt auf den Kopf des Mannes
gezielt, der ihn vor zwei Wochen in seiner Heimat an seinem
Geburtstag geschlagen hatte und ihm den vielleicht schönsten
Moment seiner Karriere kaputt machte und mit Aiden Rotari in
eine Rangelei verwickelt war, der ihn davon abhalten wollte,
Maurice oder Kyd zu helfen. Doch – wie auch in ihrem
Match – Kyle Douglas ist zu schnell, zu schlau, zu
wendig…
…einfach
zu gut.
GUT
PUNCH!
Von
allen Gefühlen in der Welt, die Breads bislang kannte,
wäre es ihm am allerliebsten gewesen, dieses nie wieder
spüren zu müssen. Doch in dem ganzen scheinbaren
Desaster war NCT nicht aufgetaucht, und nicht etwa, weil er
zu feige und weggerannt war – was man sicher niemals
ausschließen konnte – sondern weil er unter dem
Ring herumgekramt hatte.
Niander
Cassady-Taylor hat den Coal Miners Golve ausgepackt. In einem
Match, in dem es vor allem um Revanche geht, ist das ein
Moment der dem (sicherlich singulären oder sogar
imaginären) geneigten NCT-Fan auf der Zunge zergeht. Er
kann das Match gegen Breads im Madison Square Garden nicht
ungeschehen machen, aber er kann ihn an den schmerzhaftesten
Moment aus diesem Duell erinnern.
Dann
passieren zwei Dinge gleichzeitig:
Zum
einen schnappt Kyle Douglas sofort zu. Breads ist der Stuhl
aus der Hand gefallen, und er ist ohnehin wehrlos, also ist
es nun an Kyle, Breads direkt aus dem Match zu nehmen.
GOLDRUSH!
Und
schon wieder wird Robert an etwas erinnert, das er lieber
vergessen würde – wenn er hier überhaupt noch
mitbekommt, was eigentlich abgeht, nachdem er diesem
tödlichen One-Two-Punch ausgesetzt worden ist. Ohne jede
Körperspannung plumpst er nach diesem Volltreffer
einfach unter dem ersten Ringseil aus dem Squared Circle auf
den Hallenboden.
Zufrieden
wendet sich Dogulas wieder NCT zu. Doch er hat die zweite
Sache nicht mitbekommen, die soeben passiert ist, während
er Breads herumgeschleudert hatte – der Low Blow von
„Poseidon“ gegen Niander.
Es
dürfte wohl niemand ernsthaft geglaubt haben, dass Aiden
sich für so etwas zu schade sein dürfte, aber wie
blitzartig er hier reagiert und die Sekunde des unbeobachtet
seins ausgenutzt hat, ist einmal mehr auf beunruhigende Art
und Weise beachtlich. Den Mund zu einem stummen „O“
geformt steht Niander da, während Aiden ihm den Coal
Miners Glove von der Hand reißt und dabei schon den
nächsten Schritt geplant hat. Denn aus dem Augenwinkel
starrt er Douglas dabei an.
Und
reißt NCT den Handschuh nicht nur von der Hand, sondern
schleudert ihn in der gleichen Bewegung in Richtung von
Douglas‘ Kopf! Das ersetzt zwar nicht die Power eines
Schlags, aber es ist dennoch mehr als unangenehm – wenn
es denn trifft. Kyle ist einfach zu gut. In der letzten
Sekunde reißt er die Arme hoch, fängt den
Handschuh ab und verhindert den Treffer in seinem Gesicht.
Das
Ding ist bloß: Mittlerweile rechnet Rotari damit. Kyle
wird von keinem mehr unterschätzt, man erwartet solche
Dinge von ihm. Der Preis davon, gesehen zu werden, ist enorm,
und deshalb war das – wie so oft bei Aiden – eine
Finte, um die eigentliche Attacke zu setzen. Während
Kyle den Glove fängt, hechtet Aiden zum von Breads
fallen gelassenen Stuhl, reißt ihn hoch und verpasst
Kyle Douglas einen sehr viel schmerzhafteren Treffer als es
der Handschuh gewesen wäre!
CHAIRSHOT
AN DEN KOPF!
Es
knallt ordentlich, und Douglas kippt weg wie eine
Bahnschranke und bleibt reglos liegen. Zufrieden damit und
unter dem Jubel des Publikums lässt Rotari den Stuhl zu
Boden sinken und wendet die kalten, erbarmungslosen Augen dem
Mann zu, der noch immer auf den Knien vor ihm kauert, sich
den Unterleib hält und Aiden mit unverhohlener
Verachtung anstarrt.
Das
hier hatte mit einem Wrestling-Match wenig zu tun, es war das
Ende eines langen Krieges. Und der Kriegstreiber schien
einmal mehr zu wissen, was er tut.
Big
Boot!
Ansatzlos,
ohne Schnörkel oder ein Gestikulieren zur Crowd, tritt
Rotari seinem ehemaligen (aufgezwungenen) Mentor ins Gesicht.
Nicht mehr, nicht weniger – ein vor Verachtung und
Rachedurst triefender, in seiner banalen Grausamkeit beinahe
beängstigender Kick direkt auf die Nase von dem Mann im
Poseidon-Kostüm.
NCT
kippt hinten über, und er wirkt hilflos – doch auf
Mitleid wird er hier nicht zählen können. In diesem
Atlantis Street Fight, ein Name, einzig und allein aus dem
Grund gewählt, Rotari weiter zu demütigen, kann er
wohl kaum darauf hoffen, dass ihm irgendetwas erspart bleibt.
Das
weiß NCT auch. Doch er ist crafty, ein Veteran, und er
sieht jede Chance, die sich ihm öffnet. Weshalb er, als
Rotari sich nun zu ihm herunterbeugt, um ihm weiteren Schaden
zuzufügen, nicht etwa versucht, ihn zu blocken –
er greift hinter sich.
Und
dann rammt er den Dreizack von Rotaris Kostüm nach vorn!
Das
hier ist kein Leviathan-Spektakel, kein Violent Torture Porn
und kein Death-Match. Der Dreizack war bewusst billig und aus
Plastik, um Aiden noch alberner wirken zu lassen, weshalb
sich hier keine Metallspitzen in lebendige Menschen bohren.
Was
nicht bedeutet, dass es nicht weh tut, so ein Ding mit voller
Wucht in den Oberkörper gedrückt zu bekommen. Mit
einem Aufkeuchen und einem anschließenden Jaulen
stolpert Aiden einen Schritt zurück, ehe er die Quittung
für sein vorheriges Verhalten kassiert.
LOW
BLOW!
Diesmal
ist es andersrum. Keiner dieser beiden Männer ist ein
Mensch, der moralisch vertretbar handelt, wenn man die
Maßstäbe der Allgemeinheit anlegt. Sie haben
verschiedene Prinzipien, klar, doch eigentlich sind sie sich
ähnlich, weshalb Aiden Rotari vielleicht sogar der
perfekte Protegé für einen Niander Cassady-Taylor
hätte werden können.
Das
ist nicht die Realität, in der wir leben. Die
Unterschiede überwiegen. Und so kämpfen beide
gegeneinander, erbarmungslos, kaltblütig, bis zum
bitteren Ende.
Rotari
knickt seitlich weg, und das erlaubt NCT, nachzusetzen. Mit
einem Gesichtsausdruck, für den das Wort „diabolisch“
wie geschaffen scheint, wuchtet er sich hoch, den Dreizack
noch immer in Händen, und drückt Aiden auf die
Matte - wobei er den Dreizack ansetzt.
CROSSFACE
VON NCT!
MIT
DEM DREIZACK AN ROTARIS HALS!
Viel
deutlicher kann Symbolik kaum werden – NCT hat den
unsagbar lächerlich verkleideten Rotari auf die Matte
gezwungen und würgt ihm nun mit einem Stück des
eigenen und so verhassten Kostüms das letzte bisschen
Seele aus dem Körper. Rotari zuckt in Richtung Seile,
doch Niander lacht bloß – typischer Fehler für
einen jungen Wrestler in einem Match ohne Disqualifikation.
Soll Rotari doch in die Seile kommen, es gibt ohnehin keine
Rope Breaks. Niander wird ihn entweder zur Aufgabe zwingen
oder Aiden wird das Bewusstsein verlieren.
So
zumindest glaubt es Niander, dessen Siegesgewissheit und
inkorrekte Einschätzung eines Mannes, der mit den Regeln
und Siegbestimmungen einzelner Matches vertrauter sein könnte
als jeder andere, ihm einmal mehr ein Bein stellen. Rotari
erreicht nämlich die Seile, die Augen mittlerweile
leicht glasig, doch klar auf das gerichtet, was er erreichen
will.
Er
tastet, er findet, und seine Finger schließen sich um
das Objekt seiner Begierde. Genüsslich zieht NCT den
Dreizack am Hals von Aiden noch etwas höher, baut noch
mehr Druck auf und kann so nicht sehen, wie Aiden Rotari den
im Getümmel verlorenen Schlagring über die Finger
steckt, ausholt und in Richtung von Nianders Kopf schlägt.
Der
Schlag sitzt nicht perfekt. Kein Wunder, die Situation war
keine leichte. Aber dennoch trifft Metall auf Kopf, und
Niander schreit vor Schmerz getroffen auf. Es war mehr
Schädeldecke als Schläfe, ein Stück über
dem Ohr, nicht ideal, aber es reicht. Sofort wird der
Dreizack fallen gelassen, und hastig setzt Rotari nach, so
schnell er kann.
Röchelnd
und hustend nach dieser Tortur mit dem Dreizack am Hals lässt
er den Schlagring in seinem Kostüm verschwinden –
man weiß ja nie – und taumelt zu Niander herüber,
der immer noch Sterne zu sehen scheint. Einen kurzen Moment
überlegt Rotari, welchen Trick er anwenden kann um das
Match…
Bis
ihm die Worte von Breads in den Sinn kommen. Immer wieder,
wenn er nah am Sieg war, hatte er sich auf einen Trick
verlassen wollen. Doch Robert hatte ihm wiederholt klar
gemacht, dass er einfach den besten Move, der ihm einfiel,
einsetzen sollte, und den Gegner verdammt nochmal pinnen
müsse. Er hatte das drauf. Er konnte ein Match gewinnen,
einfach so, ohne um drei Ecken zu decken – mit einem
Wrestling-Move.
Und
so schnappt sich Rotari den Stuhl vom Ringboden, nicht etwa,
um ihn einzusetzen, sondern, um ihn aufzustellen. Er setzt
sich jedoch nicht, sondern hebt NCT an, dreht sich zum Stuhl
und…
NEW
ORDER!
Pete:
„Das ist Lunas Brainbuster! Was zur Hölle?“
Sven:
„Scheint so, als würde Rotari seinen eigenen
Stärken doch nicht unbedingt trauen – und lieber
auf die Aktion von jemandem setzen, der weiß, wie man
solche Stipulation-Matches gewinnt, und von der er selbst
weiß, wie gut sie ist!“
Pete:
„AUF DEN STUHL! Das muss trotzdem reichen. Niemals
kickt NCT hier noch aus.“
Wohl
kaum. Im letzten Moment entscheidet sich Aiden erneut gegen
die eigenen Waffen, traut dem eigenen Werkzeugkasten nicht so
sehr, wie dem einer Hardcore-Spezialistin, obschon er sie
doch besiegt hat… und dennoch scheint es ihm im
entscheidenden Moment an Selbstvertrauen zu mangeln.
Es
ist ein Sieg, den er hier einfährt, sicher. Ein Sieg in
seiner Heimat. Ein Sieg über einen Mann, den er
verachtet wie niemanden sonst, doch als er das Cover ansetzt
kommt man nicht umher als das Wort „Pyrrhussieg“
zu denken.
Eins…
Zwei…
Pete:
„KYLE DOUGLAS!“
Sven:
„Er unterbricht den Pin wie in einem Tag Team Match!
Unfassbar!“
Tatsächlich.
Genug Zeit ist vergangen, als dass Kyle sich vom
vernichtenden Treffer gegen seinen Kopf erholen konnte. Und
einmal mehr ist das vielleicht größte Talent der
letzten Jahre der Dealbreaker. Im entscheidenden Moment ist
Kyle da, und er rettet das Match für NCT. Und nicht nur
das: Er macht gleich weiter.
Denn
als Douglas Rotari von Niander herunter zieht ist das nicht
alles. Wütend über den Chairshot setzt er sich in
der Mount auf Aiden und lässt zwei, drei harte Schläge
auf ihn niederregnen. Schützend reißt Aiden die
Arme hoch, und frustriert darüber hievt Douglas den
eigenen massigen Körper hoch, greift sich Aiden an den
Haaren und reißt ihn mit sich auf die Füße,
wo er zum Goldrush gegen Rotari ansetzt.
CLIMATE
CHANGE!
Es
ist die eine Sache, seinen eigenen Moves nicht zu vertrauen
und deswegen auf ein anderes Repertoire zuzugreifen. Es ist
etwas anderes, dasselbe zu tun, um den größtmöglichen
Mittelfinger zu zeigen. Genau das tut Robert Breads in diesem
Moment.
Er
ist in den Ring geslidet, mit schmerzverzerrtem Gesicht, aber
fest entschlossen nicht zuzulassen, dass seinem Partner hier
das Gleiche passiert wie ihm – eine Pleite in der
Heimat, schon gar nicht aufgrund von Kyle Douglas – und
deshalb sprintet er auf „Mr. Unpinnable“ zu und
nietet ihn als kleines „Dankeschön“ für
vorhin mit dem Move seines Onkels um.
Ein
Kampf rund um das Thema „Revanche“, egal, wie
tief man graben muss.
Davon
selbstverständlich komplett überrascht kippt
Douglas hinten über, und ein ächzender Robert
Breads schiebt seinen schweren, muskulösen Körper
unter dem Bottom Rope aus dem Ring, ehe er sich in
sichtlicher Pein Rotari zuwendet. Der Hometown Hero wird von
Robert auf die Füße gezogen.
Und
dann geohrfeigt.
Sven:
„WAS?!“
Völlig
verdattert sind da nicht nur das Publikum und die
Kommentatoren, sondern auch Aiden Rotari, der Breads mit
vollkommen ehrlicher Ahnungslosigkeit darüber, was
gerade abgeht, anstarrt.
Aiden
Rotari, an dem es sonst hängt, alles zu wissen, weiß
überhaupt nicht wie ihm geschieht.
Währenddessen
hebt Breads den Stuhl vom Ringboden auf – nicht etwa,
um ihn einzusetzen, sondern um ihn aus dem Ring zu werfen.
Dann kickt er den Dreizack aus dem Seilgeviert. Anschließend
verlangt er den von Aiden eingesteckten Schlagring, den er
vom verwundert nicht protestierenden Rotari erhält und
selbst einsteckt.
Dann
deutet Breads mit dem Finger auf Niander Cassady-Taylor, der
sich keuchend wieder auf die Füße kämpfen
will. Der Brainbuster auf den Stuhl war ein sehr übler
Move, aber Aiden hat ihn als jemand, der so etwas nicht
regelmäßig einsetzt, nicht perfekt getroffen, und
es ist nun doch einiges an Zeit vergangen. Es ist nicht so,
als wäre Niander wieder fit.
Er
macht sich allerdings an, noch einmal Teil dieses Matches zu
werden. Und Breads bedeutet Rotari, das nicht zuzulassen –
und zu gewinnen. Mit SEINEM Move.
Rotari
blinzelt. Es ist nicht ersichtlich, ob er wütend ob
dieser Sache ist, oder ob er sich soeben etwas klar geworden
ist, aber er nickt, und Breads lächelt ihm kurz mit
einer Ehrlichkeit zu, die man von ihm nicht gewohnt ist. Ein
kleines bisschen Stolz scheint sogar durchzukommen.
Dann
hören Breads und Rotari ein Stöhnen. Außerhalb
des Rings scheint sich – SCHON WIEDER, GOTTVERDAMMT –
Kyle Douglas daran zu machen, wieder in dieses Duell
eingreifen zu wollen. Der Kanadier lässt einen definitiv
nicht jugendfreien Fluch in Richtung der Mutter des jungen
Mannes los, der ihm vor zwei Wochen die Party ruiniert hat,
dann seufzt Robert. Er klopft Aiden auf die Schulter. „Du
weißt, was zu tun ist“, scheint er zu sagen.
SUICIDE
DIVE!
Breads
hat vor zwei Wochen gelernt, dass er diese Aktionen sein
lassen sollte – sein Körper spielt da nicht mehr
mit. Aber er ist, hier und jetzt, noch einmal bereit, diese
Selbstzerstörung einzugehen, um Kyle Douglas lange genug
aus dem Match zu nehmen, wo doch jede Aktion, die auch nur
ansatzweise halbherzig schien, dieses Monster von einem Mann
nicht ausschalten konnte. Gemäß dem Namen des
Moves nimmt Breads nicht nur den Gegner, sondern auch sich
aus dem Match, als sein Körper, auf den von Douglas
kracht und beide Wrestler zu Boden gehen.
Maurice
und Kyd sind nirgends zu sehen, ausgeschaltet von den
Geistern der Vergangenheit. Breads hat sich geopfert, um Kyle
auszuschalten. Es liegt jetzt nur noch an Aiden.
Und
der steht über Niander Cassady-Taylor. Er ist kein Mann
groß zur Schau gestellter Emotionen, es sind die
kleinen Dinge bei ihm, die einem verraten, was in ihm
vorgeht, und der kurze Moment des Zögerns, kaum
wahrnehmbar, aber eben existent, ist bemerkenswert.
Dann
reißt er Niander nach oben, packt zu und…
BACKDROP
DRIVER!
Endlich
traut er es sich zu, seinen Finisher zu zeigen – ohne,
dass er vorher auf irgendeine Art des Betrügens oder
kreativen Grauzonen-Bewegens den Sieg sicherstellte und den
Move nur als i-Tüpfelchen oder Ablenkung
hinterhersetzte. Endlich hat er das nötige Vertrauen
gefasst, und er tut das, was jeder Fan in dieser Arena von
ihm sehen will.
Das
macht alles nur noch viel tragischer.
KONTER!
SCHOOL
BOY VON NIANDER!
Eins…
Zwei...
Dreeeeee…eeeeeeeeein!
KICK-OUT
BEI 2,99!
Beide
Wrestler springen auseinander, beide wollen sofort auf die
Füße kommen, doch Niander ist den entscheidenden
Tick langsamer – zu übel zugerichtet ist er. Und
das reicht Rotari.
LARIAT!
Seine
prägnanteste Offensiv-Waffe, von Niander als Vorbote des
Niedergangs schon im Madison Square Garden kassiert, streckt
NCT nieder. Rotari hat voll durchgezogen, keine Gnade
gezeigt, und nun tobt das Publikum.
Aiden
zieht Niander zu sich heran. Sein Jahr war bislang nicht gut
gewesen. Pleiten gegen End, Drake und Douglas – Stars,
sicher, aber wenn Aiden ein Star sein will, muss er auch
Stars schlagen. Und Breads hatte ihm gesagt, das Problem sei
sein mangelndes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten als
Wrestler. Nicht als Stratege. Nicht als Trickser. Als
Wrestler.
Er
hatte es gerade auf die Weise versucht, die Robert ihm
nahegelegt hat, doch es hatte nicht funktioniert und…
…er
hatte nach der Pleite von Breads gegen Douglas auch gesehen,
dass ein Scheitern – so schmerzhaft es auch sein mochte
– niemals das Ende des Glaubens in sich selbst sein
durfte.
Niemals.
BACKDROP
DRIVER!
Er
zieht es durch. Aiden Rotari wirbelt Niander Cassady-Taylor
durch die Luft, und anderthalb Jahre nach Beginn des
Protokolls, dem Anfang der Tortur, befreit er sich. Kein
Poseidon mehr. Niemand anderes mehr. Kein Trick. Sein Move.
Seine Aktion. 100 % Aiden Rotari.
Niander
Cassady-Taylor knallt mit von der Crowd begeistert
aufgenommener Finalität auf die Matte. Robert Breads
klammert sich wie ein Äffchen am Baum um den stämmigen
Körper von Kyle Douglas, der unter keinen Umständen
in den nächsten drei Sekunden in den Ring sliden und das
folgende Cover unterbinden wird.
Reicht
Aiden Rotaris eigene Wrestling-Aktion zu einem klaren Sieg?
Eins…
Zwei…
Drei!
Sieger
des Matches durch Pinfall: Aiden „Poseidon“
Rotari
Und
damit endet die Geschichte von Poseidon. Der griechische Gott
stirbt in Atlantis und lässt Aiden Rotari in Atlanta
zurück.
Der
Theme Song des Siegers spielt, doch es ist nicht der von
jemand anderem gewählte Track namens „Ocean To
Ocean“, es ist sein eigenes Entrance Lied. Karo Herzog
hilft Aiden Rotari auf, hebt seinen Arm und deutet auf ihn.
Das
ist er, der Sieger.
Sleaze
hat den Krieg gewonnen. Aiden Rotari hat Niander
Cassady-Taylor besiegt, er hat sich gerächt, er hat das
Performance Center gerächt, und er hat einen Punkt an
das Ende dieser Geschichte gesetzt.
Am
Ende haben Douglas und Rotari über die alte Garde
triumphiert. Auf unterschiedliche Art und Weise, und wären
nur Kleinigkeiten anders gelaufen würden wir nun
vielleicht darüber diskutieren, dass die nächste
Generation noch nicht bereit ist, dass Breads und NCT zu
harte Nüsse waren, um sie zu knacken, doch so ist es
nicht gekommen. Niander und Robert haben alles gegeben, um
ihre Duelle zu gewinnen, doch eine neue Welle steht in den
Startlöchern.
Kyle
Douglas hatte seinen Moment vor zwei Wochen, heute Abend
gehört er Aiden Rotari. Ein sichtlich angeschlagener,
aber dennoch sichtlich erleichterter und begeisterter Robert
Breads rollt sich in das Seilgeviert, während ein düster
dreinblickender Kyle Douglas seinen Mentor an einem Bein aus
dem Ring zieht. Die Blicke der beiden Youngsters treffen
sich. Es ist nicht davon auszugehen, dass das ihre letzte
Begegnung in einem Ring war.
Fürs
Erste scheint man sich aber still auf eine Beendigung dieses
Konflikts zu einigen.
Fürs
Erste.
Während
Kyle mit NCT auf den Schultern abzieht, streift Rotari sich
das Oberteil seines Poseidon-Kostüms vom Körper,
ehe er die Manschetten an den Armen abreißt und mit
feierlicher Verachtung aus dem Ring auf den Hallenboden wirft
– die Hose wird er aus Gründen der Jugendfreiheit
wohl nicht auch ausziehen dürfen, auch wenn er es kaum
erwarten kann, nie mehr „Poseidon“ sein zu
müssen. Den Fans in der State Farm Arena gefällt
das außerordentlich gut, und die Finalisierung der
Entwicklung von Aiden Rotari in einen kompletten und guten
Pro-Wrestler schreitet mit großen Schritten voran.
Er
hat gezeigt, dass er nicht nur per Disqualifikation und
Count-Out gewinnen kann. Er kann auch einen Sieg auf die
„klassische“ Art holen, mit seinem Move, gegen
einen Mann mit Namen.
Das
wird noch verdammt wichtig werden, denn gewisse Dinge
erreicht man in der GFCW nur mit Siegen per Submission oder
Pinfall. Während Breads den linken Arm von Rotari hebt,
mit der freien Hand auf ihn deutet und das Publikum animiert,
lauter zu jubeln, macht Aiden mit den Fingern, die nicht in
die Luft gestreckt werden, die jedem Wrestling-Fan bekannte
Geste um die eigene Hüfte.
Die
Titelgürtel-Geste. Dann zeigt er mit dem Zeigefinger auf
Breads. Darauf folgt das Deuten auf sich selbst.
Es
dürfte klar sein, was das bedeutet. Kaum jedoch ist
Aiden fertig mit der Geste, passiert etwas.
Das
Licht geht aus.
Die
Halle jubelt, natürlich tut sie das. Licht aus heißt
immer, dass etwas sehr aufregendes passieren wird. Die
Smartphones werden gezückt, die Taschenlampenfunktion
eingeschaltet und so wird die Arena wieder ein Stückchen
belichtet.
Sven:
„Irgendwie habe ich gefühlt, dass diese Nacht noch
nicht vorbei ist!“
Glücklicherweise
hält der dunkle Zustand jedoch nicht lange an. Langsam
wird das Licht wieder hochgedreht. Aber nur schrittweise,
gedimmt könnte man fast sagen. Gedimmtes Licht? Licht,
fast wie Kerzenschein?
Natürlich.
R
I
C
K
S
E
N
B
U
R
G
R
I
C
K
S
E
N
B
U
R
G
Natürlich,
natürlich sind sie es. Beinahe so, als wären sie
von der Titelgürtel-Geste beschworen worden. Stelle dich
vor einen großen Spiegel bei Nacht mit einer Kerze in
der Hand und rufe dreimal „Bloody Mary!“ und sie
erscheint. Mache eine Titelgeste, nachdem Antoine
Schwanenburg Interesse bekundet hat? Er erscheint. Wobei
jetzt erst einmal Alex Ricks auf die Bühne kommt.
Ein
heller, weißer Spot wird auf die Stage projiziert,
sodass er sich in ihn hinein stellt. Alles konzentriert sich
natürlich auf den Mathematiker, der regungslos im Spot
stehen bleibt. Geistesgegenwärtig blickt sich Aiden
Rotari um, während Robert Breads ganz ruhig bleibt. Wenn
nur Alex dort steht, wo ist Antoine? Ein Angriff?
Blackout.
Das
Licht geht erneut aus. Nur der Spot bleibt, in dem Alex Ricks
steht. Unruhe in der Halle, man kennt das Prozedere. Während
Aiden sich noch immer nicht so sicher ist, was hier
geschieht, bleibt Robert weiterhin sehr ruhig. Er weiß
ganz genau, dass hier nichts geschehen wird. Zu 100% weiß
er, dass sich Antoine Schwanenburg nur so pompös in
Szene setzen will, wie es für einen Menschen möglich
ist.
Wie
zuvor auch schon, wird das Licht langsam wieder hochgefahren,
sodass wir wieder bei gedimmt angekommen sind. Dann erscheint
ein zweiter, weißer Spot auf der Stage, direkt neben
Alex Ricks. Der ist natürlich für Antoine
Schwanenburg vorgesehen. Er kommt durch den Vorhang und
stellt sich genau in den Spot hinein, sodass er nun direkt
neben Alex steht.
Sofort
wird die Farbe des Lichts geändert. Die Spots sind nicht
länger weiß, in denen Ricksenburg steht. Gülden
scheinen sie nun auf die Legenden hinab. Und nun sind sie es,
die es tun. Die Ricksenburg-Beschwörungs-Titelgeste.
Dann wird das Licht in der gesamten Arena gülden
eingefärbt. Die Tag Team Title sind beansprucht. Es gibt
keinen Platz für Aiden Rotari und Robert Breads.
Ricksenburg
ist hier.
Ricksenburg
ist ewig.
Wir befinden
uns in einer eher ländlich wirkenden Gegend. Wir hören
Autos, die vorbei brausen und sehen den kirschroten Truck von
Frank Bobo, wie er auf leicht sandigem Untergrund direkt neben
einem Baum geparkt ist. Es wirkt so, als stünden wir an
einer abgelegenen Raststätte oder ähnlichem und wir
erkennen wir Frank, wie er gerade an den Felgen von Madison II
herum poliert.
Die Kamera
fährt näher und näher an Frank heran.
Näher.
Näher.
Bis sie direkt
hinter im Halt macht. Frank pfeift ein Liedchen und es passiert
erst einmal nichts. Der Kameramann räuspert sich. Jetzt
reagiert Frank dann endlich, er steht auf wie ein HB Männchen,
mit einer Hand reibt er sich den Hinterkopf und lächelt mit
geschlossenen Augen.
Frank:
"Euch hab' ich ja gar nicht erwartet, ne?"
Peinliche
Stille, denn der Kameramann antwortet logischerweise nicht.
Frank:
"Aber es trifft sich gut, dass ihr hier seid. Ich hab' da
nämlich was, was ich euch zeigen muss!"
Frank
präsentiert sein schwarzes, von Kautabak Konsum geprägtes,
Lächeln und an den Bildschirmen hoffen wir, dass es nicht
das ist, was er uns so dringen zeigen wollte. Wieder haben wir
eine kleine, peinliche Pause. Frank ist sichtlich nicht gewohnt,
dass er keine Reaktion bekommt, aber er versucht es zu
überspielen.
Frank:
"Habt ihr euch nicht schon immer gefragt: 'Wie zur Hölle
schafft es dieser Trucker so glänzende Felgen zu haben?' Ja,
habt ihr, ne?"
Man möchte
fast NEIN in den TV brüllen.
Frank:
"Ich werde nämlich andauernd auf die glänzenden
Felgen von Madison angesprochen! Und heute verrate ich euch, wie
auch ihr so glänzende Felgen kriegen könnt. Ganz
einfach!"
Der Trucker
greift sich eine Flasche seiner Politur, die er zuvor geschickt
hinter seinem Rücken platziert hatte. Es sieht fast gar
nicht gespielt aus. Eine Schauspieler-Karriere kommt für den
Trucker wohl nicht in Frage, wenn es im Ring nicht mehr für
ihn reichen sollte.
Frank:
"Franks Bobolitur ist ein altes Familienrezept in der ersten
Generation und nur wenige Tropfen..."
Er versucht
den kleinen Text von der Rückseite der Flasche abzulesen.
Frank:
"... reichen, um die glänzendsten Felgen zu bekommen!
Auftragen - Polieren - Glänzen! Mit diesen drei einfachen
Schritten werden ihre Felgen funkeln, wie noch nie zuvor, ne?"
Dann hält
er die Flasche in die Kamera. Ein kleines, aber feines
Fläschchen, offenbar mit großer Wirkung.
Frank:
"Auch für Titelgürtel geeignet!"
Der
Trucker grinst fröhlich weiter in die Kamera und die Szene
fadet langsam aus.
Immer
noch etwas erschöpft von ihrem Match, etwas früher am
Abend, befindet sich Luna Rosario im Backstagebereich der State
Farm Arena. Genauer gesagt in ihrer Kabine, in der sie sich von
ihrem Kampf mit David Hott erholt. Die Enttäuschung steht
ihr ins Gesicht geschrieben, während sie einen großen
Schluck aus einer Energy-Dose nimmt, die sich knisternd
zusammendrücken lässt. Doch bei allem Frust…
vielleicht sitzt sie hier auch ein wenig in der gespannten
Erwartung, dass nun Zane Levy den nächsten Sieg für
Leviathan - und damit auch seine nächste Titelverteidigung -
holt.
Doch
nach einigen Sekunden verkrampft sich ihre Hand ein weiteres Mal
um das Blech, das in selbiger liegt. Ihr gesamter Körper
scheint sich anzuspannen. Klappernd fallen die Überreste der
Dose, achtlos aus ihrem Griff gegeben, zu Boden und versprühen
den letzten Schluck in einer kleinen Pfütze.
Ein
leises Geräusch dringt aus dem Gang hinein.
Luna:
„Ich hab mich schon gefragt, wo du bleibst…“
Ein
wenig scheint der tiefe Atemzug, den sie nimmt, zu flattern, als
sie sich langsam auf die Beine schiebt. Nervös kneten sich
die Finger der linken Hand gegenseitig. Während die Rechte
langsam einen Baseballbat aufnimmt, der neben ihr auf der Bank
liegt.
Irgendetwas
stimmte hier nicht.
Dann,
ein Klopfen an der Tür. Vielmehr ein Rumpeln. Luna
zuckt zusammen.
Doch
sie schien es schon zu ahnen. Und was Luna Rosario nicht tun
würde? Sich vor einem Kampf drücken. Jemand will
wohl was von ihr. Sie steht auf. Zur Tür. Sie wird
geöffnet.
Und
da draußen steht…
Niemand.
Luna
schaut sich um. Erst in die eine Richtung, dann in die andere.
Keiner da.
Sie
tritt einen Schritt aus der Tür hinaus und schaut sich um.
Luna:
„Ich hätte schwören können…“
Langsam
wandert sie, den Blick weiter auf den Gang gerichtet, zurück
in die Kabine. Noch immer wirkt sie angespannt. Doch sie scheint
sich zu trauen, mit dem Erholungsprozess fortzufahren, bevor sie
sich den Main Event anschauen kann. Doch bevor sie sich setzen
kann, erneut Geräusche.
So
langsam, aber sicher wird ihr das dann doch zu bunt.
Luna:
„Wenn du das bist, dann trau dich endlich...“
Sie
stampft zur Tür, reißt diese auf und brüllt fast
schon nach draußen, den Baseballschläger noch immer in
der Hand.
Luna:
„Okay, was soll der Scheiß? Keine Eier mehr End? Oder
wer will mich hier verarschen, hm?“
Erneut
tritt sie nach draußen und wieder steht vor der Kabine
direkt niemand, nur einige Mitarbeiter, die versuchen ihren Job
zu erledigen und nun langsam den Unmut Rosarios auf sich ziehen.
Sie schaut den Gang entlang, verengt die Augen, um zu erblicken,
wer eventuell für das Gerummle vor ihrer Tür
verantwortlich sein könnte. Und da sieht sie ihn, recht weit
entfernt und doch deutlich zu erkennen:
James
Corleone.
Mit
finsterem Blick begrüßt er Luna Rosario aus der
Entfernung.
Luna:
„Du.“
Vielleicht
weiß sie gar nicht so recht, was sie vor hat, aber in dem
Moment, als sie Corleone sieht, beginnt sie auf ihn zuzulaufen.
Der Schläger kreist in ihren Händen und sie kann sich
einen beißenden Kommentar in Richtung des großen
Mariottenspielers nicht verkneifen.
Luna:
„Na?“
Kurz
wandert der Kopf. Blick nach hinten, Blick in den Seitengang,
Blick nach vorne.
Luna:
„Kein Hinterhalt? Nichts? Was hast du vor verdammt, James.
Ihr habt verloren.“
Während
sie erneut die Richtungen um sie herum checkt, sieht sie, wie
sich Corleones Miene immer weiter verdunkelt und ehe sie sich
versieht…
SPEAR!
Mit
voller Kraft und maximalem Ansturm kommt The End aus einem
Seitengang angerannt, um Luna in zwei Hälften zu zerteilen.
Der King of Anarchy hatte sich gut versteckt gehalten. Wohl
wissend, dass Luna nicht so leicht zu überraschen wäre.
Im hohen Bogen segelt Lunas Waffe durch die Luft, während
sogar ein Kameramann mit umgerissen wurde, der ebenfalls zu Boden
geht. Im Winkel der Kamera ist anschließend Lunas
Oberkörper samt Kopf zu erkennen und wie sie sich vor
Schmerzen krümmt.
Und
dann kommt The End dazu.
Wie
ein Berserker beugt er sich über Luna und bombardiert sie
mit intensiven Schlägen, die ebenso kraftvoll und brutal
sind, wie es der Spear war. Wiederholt prallt Rosarios Kopf vom
harten Boden ab.
Es
dauert nicht lange, da ist sogar ein Schlagring in den Händen
Ends zu erkennen. Zumindest in einer.
Abwechselnd
prallen nun also Stahl und Knöchel auf das Gesicht Rosarios.
Ohne Erbarmen oder Rücksicht prügelt End auf sie ein
und die Kamera filmt das hautnah, bevor auf eine andere
umgeschaltet wird.
Dadurch
sehen wir, wie Mister Corleone sich nun mittlerweile selbst
angenähert hat und zufrieden beobachtet, wie End Luna fast
leblos prügelt. Weit und breit kein Drake und auch Zane ist
nicht da, da dieser sich auf sein Match vorbereiten muss, selbst
die Birds of Decay sind nicht in der Nähe. Luna ist End,
dank des Überraschungsmomentes, schonungslos ausgeliefert.
Erst
als sich die hinzukommenden Sicherheitskräfte deutlich
vermehren, lässt End schließlich von Luna ab und
stellt sich auf. Seine Fäuste getränkt im Blut von
Rosario.
The
End: „DU hast damit angefangen. Alles lief so gut…
und dann hast DU angefangen es einzureißen.“
In
einem bestimmenden Ton schreit End Luna diese Worte entgegen.
Anschließend stößt er einige der
Sicherheitskräfte und der Ringärzte weg, die ebenfalls
hinzugekommen sind um sich schon einmal um Luna zu kümmern.
End packt sich Lunas Kopf und die Kamera, die noch dort
herumliegt. End packt Lunas blutenden Kopf und hält ihn in
die Kamera, dabei drückt er nun sein Gesicht an das von
Luna, bevor er in die Kamera spricht.
The
End: „DRAKE! DU!
DU steckst hinter dem Untergang von Leviathan, das weiß
ich. Aber die hier… dieser ganze Scheiß, der bei
Allegience passiert ist,… den hat sie angeleiert…
und deshalb ist sie auch die erste, die dafür büßen
wird.
Wenn
die Zeit gekommen ist, dann werde ich dich holen. Bis dahin wird
mein Weg zurück zu dir gepflastert sein mit den Leichen von
Leviathan… und den Anfang macht… deine Frau.“
Anschließend
dreht sich End wieder zu Luna.
The
End: „Ich bin noch nicht fertig mit dir… DAS…
war erst der Anfang.“
End
stößt den Kopf von Luna wieder weg und lässt nun
endgültig von ihr ab. Er stellt sich auf und wendet sich zu
Corleone. An seinem Gesicht befindet sich mittlerweile etwas von
dem Blut Lunas… das er komplett über sein Gesicht
wischt, bevor seine Augen kurz aufgerissen werden und er sich für
den nächsten Fight bereit zu machen scheint, als die Birds
of Decay, von den Schreien ihres ehemaligen Anführers
angelockt, um die Ecke donnern.
Scarecrow:
„WAS HAST DU GETAN DU KRANKER BASTARD!“
Rasend
wie ein Berserker donnert Scarecrow auf die Wand an
Sicherheitspersonal zu, die sich zwischen Luna und End
aufgerichtet hat, was letzterer ruhig beobachtet. Und während
Silas sich schreiend versucht durch die Menge zu schieben, hat
The End nur ein Kopfschütteln übrig.
Mit
fast schon wahnsinnigem Blick und Corleone im Schlepptau
verschwindet The End schließlich, während sich weiter
um Luna gekümmert wird.
Wir
haben es zu Beginn der Show gesehen: nachdem The End in ein
tiefes Loch gefallen ist, aus dem ihm Corleone herausgeholfen
hat, macht er jetzt wahr, was er angekündigt hat:
Möge
die Jagd auf Leviathan beginnen.
???:
„Leck mich am Arsch Kyle, das hätte ich nicht
gedacht.“
Ein
leises, aber doch vernehmbares Zungenschnalzen folgt aus einer
Ecke neben der Treppe, die von der Bühne, durch den Vorhang,
und zurück zur Gorilla Position führt. Noch immer ist
der Tumult in der Halle zu vernehmen, nachdem Robert Breads und
Aiden Rotari wieder gegen die Children of Wrath zurückschlagen
konnten. Vor zwei Wochen? Da war es noch der Upset. Robert Breads
musste auf die Matte. Im vielleicht größten Upset des
Jahres, Streaks und Form hin oder her. Es war Robert Breads. In
seiner Heimat. Und in der anderen Ecke Kyle Douglas.
Viel
Geld war mit dem Schein auf den Hall of Famer wohl nicht zu
holen. Und doch. Er hatte verloren.
Heute?
Eine sehr späte, vielleicht endlich finale, Rache Aiden
Rotaris gegen den Mann, der großen Anteil daran hatte
seinen Mentor und ihn bloßzustellen.
Als
„Unpinnable“ vor zwei Wochen langsam die Rampe
hinaufging, konnte man die Erschöpfung förmlich durch
den Bildschirm spüren. Alles, was sein Körper, alles,
was sein Kopf hergaben… Es war notwendig gewesen. Und es
hatte gereicht. Ungeschlagen. Auf dem Weg nach oben.
Niander
Cassidy Taylor heute? Ein anderes Bild. Ein wenig erschöpft
und geknickt wirken sie alle. Aber die Körpersprache ist
klar. Es ist nicht nur physisch, was der Leader der Children of
Wrath hier heute an Wunden davonträgt. Diese Niederlage
wiegt schwer. Sehr schwer. Vor allem bei ihm. Und während
Kyd Flawless und Maurice ihren Anführer die Stufen hinab
begleiten, befindet sich einen Schritt dahinter ein verbissen
blickender, unpinnbarer Mann: Kyle Douglas.
Ihm
wird sofort ein Handtuch zugeworfen, dass er reflexartig
auffängt, doch nachdem er sich das erste Mal über das
Gesicht wischt, kommt selbst der erschöpfte Kopf Douglas´
blitzartig wieder in der Gegenwart an und der Schüler NCTs
wirbelt förmlich herum, blickt in Richtung der Ecke, aus der
Stimme und Handtuch kamen. Auf einem Tisch sitzend, Beine
baumelnd und mit der linken Hand über die kaum vorhandenen
Bartstoppeln fahrend, wirft Drake Vaughn mit seinen blauen Augen
einen aufmerksamen Blick auf sein Gegenüber.
Kyle:
„ Drake? Was zum Henker willst du denn von uns? Ich glaube
wir haben hier gerade interne Themen, die wir besprechen müssten.
Oder vielleicht auch erstmal alles sacken lassen müssen…“
NCT:
„Mach ne Flatter, Vaughn. Ich hab erstmal keine Lust auf
Soziopathen.
Beschwichtigend
hebt Vaughn die Arme in die Luft, als wolle er sich förmlich
ergeben.
Drake:
„Hey. Ihr habt ne harte Niederlage hinter euch, euer
Anführer braucht mit Sicherheit erstmal nen Moment zum
Durchatmen, Zusammenflicken oder Schreien, je nachdem, is mir
auch egal, alles, was ich möchte…“
Seitlich
und gleichzeitig nach vorne zuckt Drakes Kopf kurz, als er in
Richtung Douglas´ nickt.
Drake:
„Sind fünf Minuten seiner Zeit.“
Die
kompletten Children of Wrath wirken nicht, ob Sie nun ein
TED-Talk von DNV benötigen würden. Die Arme aller
Stablemember verschränken sich blitzschnell und reagieren so
eindeutig ablehnend auf dieses „Angebot“.
Genervt
seufzt Drake auf und legt, bemüht ruhig in seiner Stimmlage
den Kopf in den Nacken.
Drake:
„Leute, wenn ich hier Bullshit machen wollen würde,
hätten euch entweder längst die anderen am Kragen
gepackt oder ich wäre vor zehn Minuten da draußen
gewesen…“
Sein
Arm wandert in Richtung des Vorhangs.
Drake:
„WEIL ES EIN FUCKING STREET FIGHT WAR.“
Mit
einer Genervtheit in den Augen, als müsste er an der Kasse
warten, bis die 76-jährige Seniorin ihre Cent-Münzen
gezählt hat, wirft er den Blick wieder auf die Gruppe vor
ihm.
Drake:
„Kyle, hast du fünf Minuten? Letztes Mal, als ich
nachgeschaut habe, war keiner der drei dein Vormund.“
Kyle:
„Ok, Jungs. Lasst mich mal mit ihm allein. Kann ja nicht
lange dauern.“
Die
sonstige CoW-Karawane zieht auch weiter. Lediglich NCT gefällt
es aber ganz und gar nicht, dass hier eine Unterhaltung, die er
nicht beeinflussen kann, startet. Doch er ist zu schwach, um
gestenreich intervenieren zu können.
Drake:
„Also in erster Linie will ich dir tatsächlich
gratulieren für vor zwei Wochen. Das war grad mein Ernst,
ich war leider nicht da, aber ich hätte im Leben nicht damit
gerechnet, dass das so kommt. Ich habe mich tatsächlich
getäuscht. Dass ich das nochmal erleben darf, ich fühl
mich auf einmal so menschlich in meiner gottgleichen Existenz.“
Typischerweise
wandert der Mundwinkel ein wenig verschmitzt nach oben, ob der
ziemlich selbstironisch angehauchten Aussage, als er sich mit
beiden Händen vom Tisch abdrückt und wieder auf den
Füßen landet.
Kyle:
„Aha. Das wird also ein Abwerbungsgespräch? Seit wann
willst du denn irgendwem mal gratulieren? Das ist doch alles sehr
fadenscheinig hier….“
Demonstrativ
macht Kyle einen Schritt zurück und lässt Drake kommen.
Drake:
„Hm.“
Ohne
jegliche Emotion in Reaktion auf Douglas´ Aussage greift er
eine Wasserflasche neben sich auf dem Tisch und hält sie
Kyle entgegen.
Drake:
„Is tatsächlich relativ dumm gelaufen, aber immerhin
hat Niander heute gezeigt, dass ich bei dem Thema noch mehr als
genug Munition hätte, wenn ich es wollte. Aber nah. Das is
nicht der Punkt. Zumindest nicht ganz.“
Mit
starren Augen fokussiert Douglas sein Gegenüber, beachtet
das Angebot der Wasserflasche nichtmal, was Drake dazu bringt
kurz noch abzuwarten und dann Schulterzuckend die Flasche
zurückzustellen, bevor er die Arme verschränkt.
Drake:
„Aber du hast natürlich vollkommen Recht, es geht um
deine Zukunft bei den Children of Wrath. Ich werde dich nicht
abwerben wollen, erstens, weil ich nicht glaube, dass du bei
Leviathan gut aufgehoben wärst, zweitens, weil nen
ungeschlagenen Mann von seinem Trainer abwerben wohl nicht gut
klappt, drittens weil ich das nicht alleine machen kann,
viertens, weil Zane, Silas und Mykru wohl sehr sehr froh sind,
wenn sie einfach in Ruhe Champion sein können. Also nicht,
dass man als Champ viel Ruhe hat, aber du weißt was ich
mein.“
Fast
schon im lockeren Plauderton beginnt Drake den Wortschwall über
dem noch immer starr blickenden, jungen, Wrestler zu ergießen.
Drake:
„Also fang du doch mal an: Wie geht’s dir da drüben
so?“
Kyle:
„Hast du in deiner Abwesenheit eine
Psychotherapeutenausbildung durchlaufen? Ich bin da aber leider
gar nicht dein richtiger Gesprächspartner. Sag was du sagen
willst, aber behellige mich nicht mit deiner Truppe. Die Children
of Wrath sind weiterhin am wachsen und wir werden in Zukunft die
GFCW dominieren! Also was willst du von mir?“
Drake:
„Na gut. Ich will dich davon abhalten, dass dir das
passiert, was bei Leviathan passiert ist.“
Erneutes
Schulterzucken.
Drake:
„Es gibt in dem Laden hier wenig was besser ist, als in ner
Gruppe unterwegs zu sein. Vergiss Training, vergiss Kraft,
vergiss Technik, vergiss all den Scheiß, auf den du so
stolz bist, vier angetrunkene Landstreicher können dich
nachts ausm Hinterhalt niederschlagen und ihnen is scheißegal
was für nen geilen German Suplex du wirfst. Bin ich
schlecht? Nö. Aber das, was mich nach oben gebracht hat, ist
der Fakt, dass die anderen mich aus jeder scheiße gezogen
haben und wenn ich keinen meiner ehrenvollen Momente hatte, wo
ich in meinem Ego was beweisen wollte, hatte niemand im Ansatz
nen fairen Fight gegen mich. Gleichzeitig, siehe bei uns, sind
das die gefährlichsten Feinde, die du hast, wenn du ihnen
nicht zu eintausend Prozent vertraust. Und dein Anführer,
Kyle, ist Niander Cassidy Taylor.“
Kyle:
„Was bitteschön soll das denn heißen? Wir sind
zwar keine homogene Truppe, sind aber zusammengewachsen. Das kann
man von deiner Brut nun wahrlich nicht sagen! Ich hab im letzten
Jahr unfassbar viel gelernt!“
Seufzen
bei Drake, während er den Kopf in die linke Hand legt und
sich die Schläfen reibt.
Drake:
„Kyle das einzige, was dich und Niander verbindet ist, dass
ihr deinen Onkel hasst. Der Mann hält dich an ner sehr, sehr
langen Leine, weil er sieht wie unfuckingfassbar gut du bist und
du dann denkst, dass du dich ja bei ihm so frei entwickeln kannst
und er war ja dein Trainer und alles was er schlecht macht und wo
er hart mit dir ist hat ja nur den Sinn dich besser zu machen und
alles is geplant und alles is toll, alter Junge, mach mal das
Fenster auf Kipp. Aaaaaaall das…“
In
großen Kreisen wandert sein rechter Zeigefinger über
seinen Kopf, als deute er auf alles um sich herum gleichzeitig.
Drake:
„Kenn ich. Weißt du von wem? Mir. Ich liebe Silas,
wie nen kleinen Bruder. Ich wollte WIRKLICH nur, dass es ihm gut
geht, ich wollte WIRKLICH nur, dass er aus dem PC rauskommt, ich
wollte WIRKLICH nur, dass er ne Chance hat, aber er hat leider
nicht Unrecht. All das wäre sofort zusammengebrochen, wenn
er sich von uns schneller losgesagt hätte. Denn unter all
dem stand immer nur der Gedanke, dass ICH nach vorne kommen muss
und solange er DABEI hilft darf er gerne alles andere machen. Der
UNTERSCHIED is, dass Niander der ganze erste Teil fehlt. Du bist
doch nicht dumm, Junge. Du bist SEIN Projekt. Du machst SEINEN
Dreck weg. Du bist SEINS. Was willst du mir erzählen? Dass
DU eigentlich der schlaue hier bist, der die COW für DEINE
Zwecke nutzt? Zu wem halten Maurice und Kyd wohl, wenns kracht,
hm?“
Klatschend
treffen die Hände auf den Oberschenkeln auf, als Vaughn die
Arme fallen lässt, als würde er nur darauf warten, dass
Kyle in Sekunden das offensichtliche erkennt.
Kyle:
„Warum formulierst du denn zwischendurch immer so bestimmt
manche Wörter? Hast du Crack geraucht? Gleich mahlst du
bestimmt mit deinen Zähnen. Ich kenne Junkies!“
Für
einen kurzen Moment schweigen sich beide an.
Kyle:
„Well. Jetzt musstest du mir ja doch die Stress-Kassette
geben. Nerv. Die CoW halten zusammen. Kyd wird ewig auf meiner
Seite sein. Und Maurice wahrscheinlich nie. Aber ich komme damit
klar. Wir sind ein starkes Gebilde, aber ich glaube nicht, dass
wir irgendwann ein 20-jähriges CoW-Treffen an den Start
bringen werden. Aber hey ich bin nicht Front-Level zu NCT. Alles
gut. Übrigens IHR habt doch auch mal ohne TITLES
angefangen.“
Drake:
„Kyle. Nochmal. Ich hab den ganzen Film schonmal gesehen.
Der Unterschied ist, wenn Niander es übertreibt sitzen da
zwei Sklaven neben ihm, die DIR den Schädel einschlagen. Als
ich gegen End ins Feld gezogen bin wusste ich, dass es ne Chance
gibt, dass die anderen das tun, was sie taten. Du nicht. Du hast
da keine Familie, Kyle. Deine Familie in dieser Liga ist ein Mann
mit dessen Erzfeind du dich verbündet hast verdammt. Oder
gehts darum, hm? Dass du immer noch nur darauf schielst Raymond
zu schlagen?“
Kyle:
„Halt die Familie da raus. Du hast keine Ahnung, worum es
geht! It is not your BUSINESS.“
Beschwichtigend
hebt Vaughn die Hände. Erneut.
Drake:
„Alright. Sorry. Wie gesagt, du hast da grad n riesen Ding
am laufen. Ich hab das nur alles schonmal gesehen. Was ich dir
Anbiete is nur n Ratschlag… und jemanden, den du gerne an
deine Seite rufen kannst, wenns knallt. Leviathan hat andere
Champions. Ich kann daran arbeiten meine Fehler gutzumachen. Tu
mir einen Gefallen und denk einfach mal drüber nach. Wenn du
in zwei Wochen zu mir kommst und sagst, ich soll die Fresse
halten und mich von den COW fernhalten mach ich das. Es is dein
Leben. Ich bin nur n historisch netter Typ.“
Die
Hand geht in einem kurzen Gruß halb nach oben, bevor Drake
pfeifend die Hände hinter dem Rücken verschränkt
und von Dannen zieht.
Ein
Mann sitzt in seinem Büro, die Klimaanlage funktioniert
nicht.
Ein
Heuballen fliegt durch den stickigen, spärlich beleuchteten
Raum
Schnell
schnappt er sich ein Erfrischungsgetränk, doch das scheint
ihm nicht zu schmecken.
Der
sichtlich verärgerte Mann wirft die Flasche in den Mülleimer
und schaut sich um.
Er
sieht eine Coca Cola Zero Dose.
Mit
einem Zisch wird diese geöffnet.
„WOW,
DAS IST EINE TOLLE COLA! DOCH IRGENDETWAS IST DARAN ANDERS!“
Der
Bürohengst schaut sich die Dose genauer an.
„WHOA!
WAS STEHT DENN DA!?“
Er
hält die Dose in die Kamera und liest laut vor.
ZEREO
COLA? WAS IST DAS!?!?
Plötzlich
befindet sich Zereo Killer im Bild.
Mit
seinem zahnpastaweißen Lächeln präsentiert er das
neue Getränk.
DAS
IST ZEREO COLA!!!
0%
ZUCKER,
ZEREO
GESCHMACK!!!
Im
Anschluss steht der Bürohengst neben Zereo Killer, der ihn
in den Arm genommen hat. Beide erheben den Zeigefinger und der
Bürohengst sagt.