Kein Lichtkegel. Kein Abwarten
des Synthesizers. Keine Pulsschläge. Die ersten Töne
seiner Musik erklingen und Ricks wirft den Vorhang zur Seite
und betritt die abgedunkelte Halle. Erst nachträglich
wird der Lichtkegel auf ihn gerichtet. Die Regisseure sind
überrascht von der ungewohnte Eile des Mathematikers.
Auf halbem Wege zur Rampe wird er endlich eingefangen. Die
Fans buhen ihn aus, doch wenn es ihn sonst schon egal ist,
heute hat er noch weniger Ohren dafür.
Ob ihn Amélies Kritik
letztlich motiviert oder noch aggressiver gemacht hat, sie
haben ihn definitiv beschäftigt. Keine Spur seiner sonst
so bedachten Konzentration, schon am Dartsboard hat man das
gemerkt.
Er steigt die Stufen der Treppe
hinauf, er geht durch die Seile in den Ring, hockt sich in
seine Ecke, legt die Finger ab und mit der freien Hand deutet
er in Richtung Rampe und fordert Michael Payne auf,
herauszukommen. So klingt die Musik aus.
Dig
deep down from Planet X, yeah Thirteen ghosts in the
devil's head Step right up and feel the fire Hardcore
love of the never dead
Call me the American
nightmare Call me the American dream Call me your soul
corrupted Call me everything you need
Ringsprecher: „Meine Damen und Herren, nun
auf dem Weg zum Ring! Aus Detroit Michigan, der amtierende
GFCW Intercontinental Champion „Real American
Nightmare“ Michal Payne!“
Da kommt er durch den Vorhang, der Cowboyhut
tief ins Gesicht gezogen mit fieser Miene. Der lange Mantel
wedelt bei jeder Bewegung wild mit, so geht er zielstrebig
zum Ring. Die Stahltreppe nimmt er schnell und mit
stampfenden Füßen, während er sich nun auf
dem Apron seinem Mantel und Hut entledigt. Dann betritt er
den Ring.
Pete: Es
ist Zeit für den heutigen Main Event, meine Damen und
Herren! Alex Ricks will seine Intercontinental Championship
zurück und fordert unseren neuen Champion, Michael
Payne!
Sven: Ein
Match voller Spannung. Kann Payne seine Leistung von
Brainwashed bestätigen, kann Ricks beweisen, dass er
doch zurecht Champion war, ist überhaupt
zurechnungsfähig oder wird er wieder ausrasten wie vor
zwei Wochen und ist Michael wieder fit, nachdem er vor zwei
Wochen noch Probleme mit seinem Knöchel hatte?
Pete: So
viele Fragen und im Match selber dürften noch so einige
mehr dazu kommen. Aber jetzt gibt Guido Sandmann erst einmal
die Antwort auf die Frage, wann das Match beginnt.
Nämlich nach genau zwei
weiteren Fragen. Der Ringrichter tritt zwischen Payne und
Ricks, schaut zum Herausforderer, der mittlerweile Alex Ricks
heißt, erkundigt sich nach seiner Bereitschaft und
erhält nur ein Schnaufen als Antwort. Gleiche Frage an
den Champion und Payne hat immerhin einen Daumen für den
Ringrichter übrig.
Ring frei.
Und Michael hat die letzte Show
natürlich verfolgt, er weiß, dass er bei Alex
vielleicht nie mehr aufpassen musste als heute. Vorsichtig
und konzentriert tritt er nach vorn. Doch der Mathematiker
ist das komplette Gegenteil. Hört das Läuten der
Glocke, nickt sich selbst zu, stößt sich von der
Matte ab und geht auf seinen Gegner zu. Direkt in den Lock
up.
Falsch gedacht!
Täuschungsmanöver von Ricks, stattdessen gibt es
einen tief gesprungenen Dropkick und ja, natürlich geht
er genau gegen das Knie des Champions, was den Real American
Nightmare auch prompt auf die Matte schickt. Auch Ricks hat
die letzte Show offensichtlich verfolgt und sich die
vermeintliche Schwachstelle seines heutigen Gegners direkt
notiert. Den Knöchel kann er halt nicht direkt
erwischen.
Payne wurde der Stand geraubt,
er ist kurz auf allen Vieren, während Ricks nach dem
Dropkick blitzschnell wieder auf die Beine kommt. Auch
Michael richtet sich wieder auf, doch da setzt es bereits von
hinten den Tritt in die angeschlagene Kniekehle. Wieder
knickt der Champion ein und geht letztlich sogar zu Boden,
als der Freiburger nun das Bein greift und direkt zu einem
Kneebar und Front Anklelock ansetzt.
Pete:
Himmel, Ricks hat sich heute ein festes Ziel gesetzt und er
vergeudet absolut keine Zeit.
Sven: Er
hat eine Schwachstelle gefunden und die wird auch absolut
ausgenutzt.
Deutlicher kann das nicht
aussehen. Aber Payne beweist Ringübersicht. Er liegt auf
der Matte, Ricks liegt ihm mehr oder minder gegenüber.
Natürlich kann er versuchen, sich aufzusetzen und sich
irgendwie aus dem Griff herauszudrehen. Doch hinter ihm ist
die deutlich kraftsparende Variante. Er muss sich ein wenig
strecken, aber dann erreicht er das rettende untere Ringseil.
Rope Break
1
Und Ricks löst sofort.
Pete:
Wow, ok damit habe ich nicht gerechnet.
Sven: In
der Vergangenheit ja, da hat er ja immer wieder seine faire
Art bewiesen...aber nach dem Auftritt vor zwei Wochen?
Pete:
Vielleicht konnte er dort seinen ganzen Frust ablassen und
ist nun wieder einigermaßen der Alte?
So sieht es zumindest im Moment
aus. Wenn auch weniger vorsichtig als sonst sondern durchweg
beschäftigend...aber offensichtlich taktisch wie immer.
Er hat sich das Knie ausgeguckt. Payne schleift seinen Körper
zu den Seilen, hangelt sich mit Hilfe dieser wieder in eine
aufrechte Position und wieder nimmt Ricks Anlauf, als wäre
er in der Torwartposition und die Mannschaft braucht in der
90. Minute noch einen weiten Abschlag für das
entscheidende Tor, und zieht erneut voll durch. Michaels
Kniekehle wird es ihm danken. Wieder kann der Herausforderer
den Champion so ein wenig zusammenfalten, Payne steht auf
einem Bein. Ricks schwingt durch, dreht sich um
Clothesline von Payne!
Ohne Anlauf, ohne Ansatz, auf
nur einem Bein wirft er sein gesamtes Gewicht nach vorn in
diesen ausgestreckten Arm und erwischt Ricks damit voll, der
durch die Drehung ohnehin noch Extraschwung hatte. So wichtig
für Payne, der sich damit zumindest für den Moment
vor weiteren Angriffen auf sein Bein schützen kann und
nun kurz Zeit hat, um sich auf diese neue Situation
einzustellen. Denn mit diesem Knie ist es unwahrscheinlich,
dass er einige seiner Powerhouse-Aktionen mit voller Kraft
zeigen kann.
Payne rollt sich aus dem Ring,
landet vorsichtig auf den dünnen Matten. Erst mit dem
gesunden Bein, das angeschlagene folgt. Humpelnd versucht er
einige Schritte zu gehen, den Schmerz auszulaufen, wie man es
von überall her kennt. Normalerweise geht man dabei aber
einige Schritte frei umher. Hier geht man zwei Schritte und
wird danach mit einem Chop Block des Mathematikers wieder
zurück in die Welt des Schmerzes, Walter Sobchak lässt
grüßen, begeben.
Pete: Ein
kleines Störfeuer von Michael Payne, insgesamt ist Ricks
hier aber immer einen Schritt voraus.
Sven: Er
hat halt auch zwei Beine, um überhaupt Schritte zu
nehmen.
Mittlerweile dürfte auch
für jeden die Frage geklärt sein, ob Ricks
konzentriert ist. Er verfolgt seinen Plan pedantisch. Payne
liegt an der Ringkante, die Fans feuern ihn an, dass er sich
zurück auf die Beine kämpfen soll, aber die
Probleme sind offensichtlich. Ricks hingegen kann normal
umherlaufen. Steigt nun zurück auf die Ringkante, aber
natürlich nimmt er dabei eine „Treppenstufe“
und steigt demonstrativ auf Paynes verwundetes Knie, was die
Anfeuerungsrufe für den Champion sofort in Buhrufe gegen
den Freiburger umschlagen lässt. Doch Ricks ist das
egal.
Der Mathematiker steht dort auf
der Ringkante, will den Ring wieder betreten, erinnert sich
dann aber. Count-out =/= Titelwechsel. Und so hüpft er
wieder von der Kante herunter. Natürlich. Per Double
Foot Stomp auf den Knöchel. Payne schreit auf, die Fans
buhen, doch Ricks hat seinen Plan. Er packt sich Payne am
Nacken, hievt ihn mehr oder minder auf die wackeligen Beine
und rollt ihn in den Ring, bevor er selbst hinterhergeht.
Payne will den Schwung nutzen
und sich weiter rollen zu den gegenüberliegenden Seilen,
doch natürlich ist Ricks schneller, fängt ihn ab,
packt ihn am angeschlagenen Bein und macht weiter, wo er nie
aufgehört hat.
Figure-Four Leglock von Ricks
Aber Payne reagiert. Ein gutes
Bein hat er ja noch. Und so nutzt er die Drehung des
Mathematikers um diesen einen sprichwörtlichen Tritt in
den Hintern zu geben und ihn nach vorn zu stoßen. Mit
mächtig Schwung. Ricks geht in die Seile, federt zurück,
kommt auf den mittlerweile aufgesetzten Payne zu und der
Sitzriese packt ihn an den Armen zieht ihn nach unten, stößt
sein gesundes Bein in Ricks' Magen und schleudert Ricks
hochkant durch den Ring. So etwas nennt man auch gerne...
Monkey Flip von Michael Payne
Pete:
Wow, Flugstunden für den Mathematiker!
Sven: Gut
reagiert vom Champion, nun muss er aber auch einmal
nachsetzen, um sich hier wieder zurück ins Match zu
kämpfen.
Was denkst, was Payne hier vor
hat, Sven? Ist halt alles nicht so einfach. Aber tatsächlich
hat er sich Ricks hier für einen Moment vom Hals
gehalten, der liegt nun ebenso auf der Matte, hält sich
den Rücken, ist wohl ein wenig unglücklich
gelandet. Mit nur einem Bein im Bauch ist die Flugkurve auch
deutlich unkontrollierbarer. Oder einfach nur so aus
vielleicht knapp 2m Höhe auf eine harte Ringmatte
geknallt, das kann schon auch für Schmerzen reichen.
Ricks kriecht zur Ringecke,
zieht sich dort mit Hilfe der Seile wieder auf die Beine,
während sich Payne in der Ringmitte erst auf die Knie
bringt, den Druck dann auf die drei heilen Gliedmaßen
verlagert und sich somit letztlich wirklich wieder in den
Stand bringen kann. Und diesmal stehen sie wirklich
zeitgleich. Sehen sich. Kurzer Staredown. Dann marschiert
Ricks wieder nach vorn. Payne hat noch mit seinem Stand zu
kämpfen.
Natürlich nutzt Ricks das
aus. Taucht nach unten, schießt zum Takedown nach vorn.
Doch das war zu vorhersehbar! Payne beugt sich nach vorn,
fängt seinen Gegner ab, packt ihn mit den Armen und der
Kräftevorteil ist trotz allem definitiv beim Amerikaner.
Er zerrt Ricks wieder auf die Beine und schleudert ihn dann
mit Wucht zurück in die Ecke. Der Mathematiker knallt
gegen das Polster, prallt ab, wankt wieder nach vorn und
Powerslam von Payne!
Das Cover
1
2
aber Ricks bringt die Schulter
hoch.
Pete: Das
ist der GFCW Intercontinental Champion! Michael Payne ist
noch lange nicht geschlagen! Endlich kann das Match so
richtig beginnen.
Das Blatt hat sich gewendet.
Plötzlich ist Payne der Mann, der hier das Kommando
übernimmt. Ricks liegt vor ihm, während Michael
wieder auf seinen Knien ist und sich, noch immer mit Hilfe
der stützenden Arme zur Entlastung, zurück in
Kampfstellung begibt. Und nun ist Ricks derjenige, der über
die Matte kriecht.
Wie gern würde sich der
Champion mit Tritten revanchieren, aber was würde es
bringen? Das eine Bein ist zu angeschlagen, um damit treten
zu können und zu instabil, um dem gesunden Bein genug
Stand für einen gescheiten Angriff zu bieten. Und sich
nach einem Elbow Drop wieder aufrichten? Nein. Lieber das
Bein entlasten. So packt er Ricks einfach in der
Nackenpartie, holt ihn zu sich auf die Beine und schleudert
ihn in die Seile. Soll doch der rennen, der zwei gesunde
Beine hat.
Der Mathematiker federt zurück
und Klatsch...er wird einfach gestoppt. Ellbogenschlag.
Direkt an die Schläfe. Ricks sackt zusammen, doch Payne
fängt ihn auf, umklammert ihn, bei Ricks und
Schwanenburg würde man von Umarmung sprechen, doch der
RAN (nicht Kommentator sondern Real American Nightmare)
drückt zu. Presst für einen Moment die Luft aus dem
Freiburger. Doch das hier wird kein Bear Hug...
Release Belly to Belly Suplex
Wieder fliegt Ricks durch die
Luft, wieder die harte Landung. Diesmal gleich doppelt. Denn
der Schwung, den er mitbekommen hat, rollt ihn gleich noch
aus dem Ring und lässt ihn auf die Hallenmatten
aufklatschen. Payne steht in der Ringmitte. Triumphierend.
Endlich in diesem Match. Die Fans freut es. Sie feiern ihren
neuen Champion und der scheint das Ganze sichtlich zu
genießen. Doch noch ist die Messe des früheren
Erzengels nicht gesungen.
Der Mann aus Detroit geht zu
den Seilen, sieht bereits die Hand des Mathematikers.
Aufgestützt auf die Ringkante, um sich somit wieder
zurück in eine aufrechte Position zu bewegen. Payne will
helfen. Beugt sich über das Seil, schnappt sich besagten
Arm und zerrt Alex nach oben, doch Ricks nimmt das Geschenk
nicht nur dankend an, sondern packt auch gleich das Nächste
mit aus. Denn wenn Payne schon Ricks' Arm zu Michaels Kopf
zerrt, dann schnappt sich der Freiburger diesen natürlich
gleich, springt wieder von der gerade bestiegenen Ringkante
herunter und drückt Paynes Hals auf das oberste
Ringseil.
Der lässt sofort von Ricks
los, torkelt zurück in den Ring, dreht sich weg und
beginnt zu röcheln. Perfekt für den Mathematiker.
Seine Chance zurück in das Match zu kommen. Er rutscht
wieder in den Ring, kommt dank der Seile wieder auf die Beine
und nimmt Anlauf.
Wieder ein Tritt in die
Kniekehle!
Aber Payne hörte das
Stürmen, dreht sich wie sein Vornamensverwander,
Jackson, gekonnt um die eigene Achse und lässt Ricks
damit ins Leere laufen. Der dreht sich überrascht um,
doch da ist der Amerikaner bereits wieder zur Stelle.
Clothesline
1
2
Die Schulter ist oben.
Pete:
Auch wenn Payne Probleme mit seinem Bein hat, genug Power hat
er auf jeden Fall noch in seinen Angriffen.
Sven: Das
ist auch sein großer Vorteil hier. Ricks hat vielleicht
das nötige Tempo, aber in Sachen Kraft hat er hier
absolut nichts entgegenzusetzen.
Und wenn man mit dem Rücken
auf der Matte liegt, kann man einen Tempovorteil auch nicht
wirklich nutzen. Aber Ricks' Lage ändert sich erneut.
Payne hievt ihn wieder auf die Beine, schleudert ihn in die
Seile, wieder das Zurückfedern und ein weiterer
herrlicher Belly to Belly Suplex. Der Mathematiker sammelt
Meilen.
Doch ein weiteres Mal soll er
nicht fliegen. Michael Payne hat andere Pläne und die
reißen das Publikum zu Jubelstürmen hin. Denn er
macht sich bereit. Dieses eine Mal wird er heute Abend Anlauf
nehmen. Dieses eine Mal muss sein verletztes Bein halten. Er
richtet es noch einmal. Er konzentriert sich, nimmt sich
zusammen und lauert. Ricks ist in der Ringecke. Richtet sich
allmählich auf. Er hat keine Ahnung, was ihm blüht.
Doch dann dreht er sich um und findet es heraus...
TRAUMATIC HALLUZINATION
Pete:
Traumatic Halluzinazation!
Sven: Das
heißt so nicht, aber egal!
Aber ins Nichts!
Ricks wirft sich auf die Matte,
Payne rauscht über ihn hinweg und knallt mit dem
angeschlagenen Bein vorweg mit voller Wucht in die Ringecke,
das Gesundere fliegt darüber hinweg und bleibt über
dem Seil hängen, während Payne sofort auf die Matte
kippt und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das Knie hält,
mit dem er in die Ecke stürmte.
Ricks ist neben ihm,
verarbeitet das soeben Gesehene. Perfekt. So lässt sich
die Situation aus seiner Perspektive beschreiben. Payne
windet sich im Ring hin und her, hält sich das Knie,
wirkt wie Peter Griffin, nur dass es hier nichts zu lachen
gibt (ok, bei Family Guy auch nicht). Er rollt sich sogar
wieder in die Ringmitte und begeht damit einen großen
Fehler. Denn Ricks steht mittlerweile wieder vor ihm und
jedem ist klar, was er sich überlegt hat. Und es ist
kein Rope Break in Sicht.
Figure-Four Leglock und Front
Ankle Lock von Alex Ricks!
Wir sind zurück zum
Matchbeginn, quasi. Alex Ricks hatte das gesamte Match über
diese zwei Ziele und nun ist es Zeit für Profit. Er hakt
sich fest, Payne schreit auf, die Fans feuern ihren Champion
an und Sandmann fragt ihn, ob er aufgeben will. Aber er will
nicht. Er will das Gold behalten. SEIN Gold! Er versucht
sich, zu den Seilen zu schleifen, aber keine Chance. Er
selbst hat sich dieser Möglichkeit beraubt. Er ist
gefangen in der Mitte des Ringes im Griff des
Aufgabespezialisten Alex Ricks.
Pete: Wie
viel kann Michael Payne hier noch einstecken? Er hatte vor
dem Match schon Probleme mit seinem Knöchel und all das
hat sich hier seit Matchbeginn noch zigfach verschlimmert!
Sven:
Alex Ricks hat seine Chance gesehen und konstant immer daran
gearbeitet und nachgebohrt. Was kann Michael Payne hier noch
dagegenhalten?
Nichts im Moment. Er ist dort
fest eingespannt. Die Fans tun alles, um ihn zu unterstützen,
aber ihre Macht ist begrenzt. Paynes Kräfte schwinden.
Er fällt zurück auf die Matte
1
2
und ist wieder oben. Stützt
sich auf seinen Ellbögen ab, sieht Ricks, der sich dort
in Paynes Bein verbissen hat und es in die ungesündesten
Richtungen dreht, die man sich für den menschlichen
Körper vorstellen kann. Guido Sandmann ist da. Doch
Michael Payne weigert sich. Fast schon verzweifelt klingt
sein schallendes „NEIN!“, das er dem Ringrichter
entgegenbrüllt.
Ricks bleibt hartnäckig.
Natürlich. Auch seine Arme werden irgendwann müde,
doch er hat genug Erfahrung, um diesen Griff in den
entscheidenden Momenten zu lockern und dann wieder
anzuziehen.
Payne schlägt auf die
Matte. Nur einmal. Keine Aufgabe. Frust. Schmerz. Und dann
eine Idee! Man kann es an seinem Gesicht ablesen. Ihm kam ein
Geistesblitz. Auch wenn Ricks noch immer an seinem Bein
hängt.
Aber Payne dreht sich! Er hat
ein gesundes Bein, er hat kräftige Arme. Er drückt
sich von der Matte weg und dreht sich laaaaaangsam auf den
Bauch. Ricks versucht dagegenzuhalten, aber es ist die
Geschichte des Matches. Michael Payne hat den definitiven
Kraftvorteil. Und es gelingt ihm! Der Druck ist bei Alex
Ricks!
Pete: Das
gibt’s doch gar nicht! Michael Payne kann sich retten!
Sven: Der
Wahnsinn! So ein Kämpferherz sieht man selten! Alex
Ricks kann JEDEN zur Aufgabe bringen! Aber nicht Michael
Payne.
Die Fans gehen steil. Sie
feiern den Champion, während der nun alles daran setzt,
selbst das Match zu entscheiden, aber nein. Ricks will den
Griff natürlich lösen und auch Payne hat nicht mehr
die nötige Kraft in seinem Bein, um die Kontrolle lange
zu behalten. So löst sich das Ganze auf. Und Michael
Payne bleibt liegen. Sein Bein muss einfach taub sein.
Ricks hingegen hat kaum Schaden
genommen. Zumindest nicht in seinen Beinen. Seine gebeugte
Haltung zeigt, wie sehr dieses Match seinen Rücken und
seine Kraft beansprucht hat. Trotzdem. In diesen Sekunden
steht er über seinem Gegner. Noch immer in der Mitte des
Ringes. Payne will sich zu den Seilen robben, doch Ricks
packt sich die Beine des Detroiters. Zieht ihn wieder in die
Ringmitte.
Sharpshooter
Nein. Payne zieht die Beine ran
und stößt Ricks weg. Zumindest mit einem Bein.
Wieder einmal heißt es ab in die Seile, Payne robbt
sich zu den Seilen, aber Ricks ist da...
Punt Kick gegen Paynes Kopf.
Ricks nimmt Anlauf und zieht
durch. Nur diesmal nicht gegen das Bein. Michael Payne liegt
flach. Ausgeknockt. Und Ricks schleift ihn zurück in die
Ringmitte. Er hat das Bein vom Champion in der Hand. Es ist
Zeit, die Titelregentschaft zu beenden.
KRRRKKKRRR
Ein Knacken in den
Lautsprechern? Irgendetwas war da, oder? Sofort dreht sich
Ricks um, zu oft wurde er in der Vergangenheit hinterrücks
erwischt, als dass er hier keinen Angriff erwarten würde.
Etwas wird geschehen. Sein Fokus ist dahin. Er schaut zur
Rampe. Aber da ist niemand. Doch da ist Michael Payne! Hinter
ihm! Mit einem Roll up!
1
2
3
Das ist die
Titelverteidigigung!
Pete:
WAS?! Das gibt’s ja nicht! Michael Payne hat dieses
Match wirklich gewonnen! Das ist die Titelverteidigung!
Sven:
Payne hat gewonnen, Ricks hat verloren, nenn es wie du
willst! Michael Payne ist immer noch der Intercontinental
Champion!
Pete:
Aber Ricks will das nicht wahr haben!
Tatsächlich! Der Roll up
ist vorbei, Payne liegt vor ihm auf der Matte, das Bein ist
tot. Ricks kniet dort. Fassungslos, schaut sich geschockt um.
Vielleicht erwartet er noch immer einen Angriff. Doch es
kommt keiner. Es war nichts. Es war ein normales
Lautsprecherknacken, was man immer und immer wieder hat.
Unzählige Male in jeder Show, wenn die Technik gerade
abgestimmt werden muss. So etwas darf ihn nicht aus dem Match
werfen. Das weiß er selbst vermutlich am Besten!
Doch in diesem Moment weiß
er nur eins. Er ist nicht der Intercontinental Champion! Und
diese Erkenntnis macht ihn rasend. Guido Sandmann will
Michael Payne vorsichtig auf die Beine helfen, aber Ricks
muss Dampf ablassen! Er schnauft vor Wut, er sieht den
Champion und schickt ihn mit einer Clothesline auf die Matte!
Pete:
Nein! Warum jetzt?! Lass es, Alex!
Sven: Das
ist purer Frust und blinde Wut, was ist aus dem Mathematiker
geworden?
Die Fans buhen wie wild, sind
aber nicht einmal annähernd so wild wie der Freiburger.
Wie ein Berserker tritt er immer und immer wieder auf das
verletzte Bein seines Gegners ein. Der Ringrichter will ihn
zurückhalten, versucht ihn wegzuziehen, aber als ob er
eine Chance hat.
Pete:
Unschöne Bilder hier, der ehemalige Intercontinental
Champion lässt seinen ganzen Frust am Aktuellen aus.
Sven:
Er scheint auch nicht stoppen zu wollen.
Pete:
Aber da, Antoine!
Und die Kamera
schwenkt zum Entrance, wo Antoine die Stage hinab läuft.
Sein Ziel liegt im Ring, schon vor zwei Wochen musste er
dazwischen gehen, als Alex seine Aggressionen nicht im Griff
hatte. Da war Jasper Randall das Opfer, diesmal ist es ein
vermeintlich unschuldiger Michael Payne. Am Ring angekommen
läuft er um ihn herum und zieht Payne hinaus, wo sich
Offizielle um ihn kümmern können. Alex wirkt
verwundert, sein Ziel ist verschwunden und dass Antoine dafür
verantwortlich war, hat er in seinem Tunnel gar nicht
mitbekommen. Dann entert Antoine den Ring. Mit weit offenen
Augen blickt er seinen Freund und Partner an, ohne ein Wort
zu wechseln. Er schüttelt leicht mit dem Kopf und wirkt
ungläubig, während Alex so laut schnauft, dass man
es beinahe noch bis zum letzten Platz in der Arena hören
kann. Antoine drückt Alex dann in die Ringecke, um
sicherzustellen, dass er dort bleibt, wo er ist. Man muss
kein Hellseher sein um zu wissen, was die Beiden telepathisch
auszutauschen scheinen. Antoine lässt sich ein Mikrophon
reichen. Er überlegt einen Moment, wie er Alex am Besten
beruhigen und besänftigen kann.
Antoine:
"Alex, das Verhalten ist nicht akzeptabel. Du musst dich
in den Griff kriegen und zwar in aller Dringlichkeit. Vor
vier Wochen hast du zu mir gesagt, direkt in mein Gesicht,
dass du jetzt beginnst. Das hier ist dein 'Beginn'?"
Er zeigt auf
Michael Payne, welcher weiter versorgt wird.
Antoine:
"Ich sage dir eins, mein Freund, egal unter welchen
Umständen du vielleicht verloren hast, du hast verloren.
Akzeptiere das und mache weiter, werde stärker und
besser, so wie du es mir versprochen hast. Aber nicht so, wie
du es gerade getan hast. Das wirft ein ganz schlechtes Licht
auf dich. Im Umkehrschluss auch auf mich."
Alex hört
sich die Standpauke an, er wirkt noch immer rasend, Schweiß
läuft ungebremst von seiner Stirn und Antoine zwingt ihn
nahezu zum Blickkontakt.
Antoine:
"Deswegen nehme ich mich der Sache jetzt an. Bei
Entscheidungen habe ich mit sofortiger Wirkung das letzte
Wort und meine erste Entscheidung treffe ich jetzt: Wenn ich
derjenige sein muss, der dir Verstand in deinen Kopf hämmert,
dann sei es so. Bei Title Nights fordere ich dich, Alex
Ricks, zu einem GFCW WORLD HEAVYWEIGHT CHAMPIONSHIP MATCH
heraus!"
Ein Raunen geht
durch die Menge, das wirkt dann doch ein wenig seltsam. Man
hat mit allem gerechnet, aber nicht damit.
Antoine:
"Ganz richtig. Ein freundschaftliches Duell. Das möchte
ich in aller Form betonen und herausstellen. Kein böses
Blut, nur zwei Partner, die sich professionell messen. Seien
wir ehrlich, für mich gibt es ohnehin keinen Gegner dort
draußen, der sich sonst mit mir messen kann. Am Anfang
des Jahres warst du noch der 'golden Boy' von unserem
Commissioner, der dich unbedingt an der Spitze sehen wollte.
Jetzt beweise, dass du dort auch hingehörst, indem du
mir einen anständigen und fairen Wettbewerb lieferst."
Langsam aber
stetig wird Ricks ruhiger. Seine Atmung, seine
Brustkorbbewegungen, sein Puls, alles wird allmählich
wieder normal. Nur sein Blick, das ist weiterhin ein
Fragezeichen. Skeptisches Stirnrunzeln macht sich breit,
während er vorsichtig den Arm in Richtung Schwanenburg
hebt. Er streckt die Hand aus, aber nicht zum Einschlagen
oder Sonstiges...er fordert das Mikrofon. Und das soll er
auch bekommen. Mit mehr Kraft als nötig „stopft“
der Champion das Mikro in die Hand seines eigentlichen
Freundes und drückt dabei sogar dessen Arm ein wenig
nach unten. Ganz sicher, die beiden hatten schon
harmonischere Tage zusammen.
Alex' Laune
verbessert sich nicht wirklich durch die Art der
Mikroübergabe, aber er wirkt dennoch wieder einigermaßen
im Normalzustand. Zumindest ist kein weiterer Blutrausch zu
befürchten...für's Erste.
Alex:
„Michael Payne war zur falschen Zeit am falschen
Ort...“
Und damit hat sich
das Thema für ihn offensichtlich auch erledigt. Während
der Intercontinental Champion vor dem Ring weiter versorgt
wird und die Fans den Mathematiker mehr hassen als je zuvor,
bleibt er dort im Ring in seiner Ecke und nimmt weiter seinen
Freund in den Fokus.
Alex:
„Antoine, du solltest es eigentlich wissen...du willst
mich nicht als Gegner. Definitiv nicht als Feind...aber auch
nicht als Freund. Ich weiß, wie gut du bist...aber du
scheinst nicht zu wissen, was dich mit mir erwartet. Diese
Niederlagen...sagen nichts.“
Wieder
unterbrechen ihn die Buhrufe der Fans, während seine
Stimme weiterhin voller Wut und Aufregung ist. Es wird noch
eine Weile dauern, bis er wieder zurück in seiner Welt
der Gleichgültigkeit ist. Aber er gibt sich Mühe,
bei diesen Worten ruhig zu klingen.
Alex:
„Antoine, du bist mein Freund...aber wenn du es
wirklich ernst meinst, dann erfährst du bei Title Nights
die größte Niederlage deiner Karriere. Ich will,
dass du das weißt. Aber wenn du das wirklich
willst...dann soll es so sein.“
Dann streckt er
die Hand aus. Das Mikro wandert nach links. Und mit der
freien Hand will er den Main Event von Title Nights offiziell
absegnen. Nur noch eine Formalität.
???:
„Das ist so verdammt rührend...DASS ICH KOTZEN
MÖCHTE!“
...dröhnt es
mit rauchiger Stimme aus den Boxen der Flens-Arena und
unzählige Köpfe wandern in Richtung Entrance Stage.
Dort stapft eine Gestalt in mausgrauem Hoodie und
verwaschener Jeans auf die Bühne. Buhrufe werden laut,
als die Anwesenden in der Halle erkennen, dass es sich bei
der Gestalt um Jasper Randall handelt. Der New Yorker tigert
einige Schritte auf der Stage herum, lässt die Buhrufe
über sich ergehen. Er wirkt tatsächlich äußerst
wütend.
Jasper
Randall: „Euer freundschaftliches Duell, wie du es
bezeichnest, Schwanenburg, ist doch alles nur eine einzige
Heuchelei! Eine Farce! Ihr könnt vielleicht all diese
hirnlosen Vollidioten in der Halle an der Nase herumführen,
aber nicht mich! Ich durchschaue euer erbärmliches
Spiel!“
Die Buhrufe nehmen
nicht ab. Das Sprachrohr des Fight Club tigert noch eine
letzte Runde auf der Stage herum, ehe er innehält und
mit dem Finger in den Ring auf Alex Ricks zeigt.
Jasper
Randall: „DU hast meinen Partner und Freund Drake in
der letzten Show arg erwischt! So schwer, dass er heute nicht
einmal anwesend sein kann! Du hast etwas geschafft, was
niemand zuvor geschafft hat: Du hast Drake auf die
VERLETZTENLISTE geschickt! Glaubst du denn allen Ernstes, der
Fight Club würde das ungesühnt lassen? Genau wie
diesen ausgeklügelten Plan, den ihr beiden da vor zwei
Wochen durchgeführt habt, spielt ihr auch jetzt wieder
euer Spiel. Ihr krault euch gegenseitig die Eier, versucht
euch den GFCW-Heavyweight-Championtitel untereinander
zuzuschieben. Und wieso? Weil du, Schwanenburg...“
...und jetzt
wandert der Zeigefinger hinüber zu dem amtierenden
Heavyweight-Champ...
Jasper
Randall: „...einfach nur Angst davor hast, dem einzig
wahren Number One Contender gegenüberzutreten, nämlich
mir!“
Oh, da gibt es
sogar vereinzelte Jubelrufe, kaum merklich. Aber sie sind da.
Randall solo, ohne seinen Schatten Mr. Chewing Gum, ist ein
seltenes Bild. Und entgegen der letzten Show zögert
Randall dieses Mal keineswegs vor einer Konfrontation mit dem
Heavyweight-Champion und seinem Partner. Hat ihn evtl. der
Verletztenstand seines Partners zusätzliche Motivation
verliehen?
Jasper
Randall: „Also wieso unterbrecht ihr euer perfides
Spielchen nicht für einen Moment und du, Ricks, verlässt
diesen Ring, damit ich deinem sogenannten ‚Freund‘
gegenübertreten kann. Hier, und heute Abend...UM DEN
GFCW-HEAVYWEIGHT-CHAMPIONTITEL!!!“
Das wollen die
Fans natürlich sehen, nach dem tollen IC-Match die
Verlängerung um den größereren Titel.
Schwanenburgs Antwort steht ihm ins Gesicht geschrieben, doch
die große Resonanz der Zuschauer lässt ihn sie
kaum aussprechen, weil man sie schlichtweg nicht verstehen
würde. Erst nach einigen beherzten Armwedelaktionen
gelingt es ihm, die Flens-Arena zu beruhigen.
Antoine: "Nein, nein, nein, nein,
nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein,
nein, nein, nein."
BUUUUUUUUUUUUH!
Antoine:
"Siebzehn mal Nein, Jasper, das kommt natürlich und
selbstredend überhaupt nicht in Frage."
Antoine zieht
wütend am obersten Ringseil und lehnt sich dann so weit
er kann herüber, um das Folgende seinem Widersacher so
sehr ins Gesicht sagen zu können, wie es in dieser
Situation möglich ist.
Antoine:
"Wer glaubst du eigentlich zu sein, dass du hier
Ansprüche anmelden darfst? Mit Verlaub, Teilzeit-Tarzan,
aber du machst dich hier gerade zum Affen. Du bist ein
absoluter Niemand, weit davon entfernt genug Würde für
diesen Titel mitzubringen."
Er blickt Jasper
in die Augen, dann sucht er den Blickkontakt zu Ricks, dann
wieder Jasper.
Antoine:
"Du bist ein Wicht, der diesen prestigeträchtigen
Titel und dessen Erbe binnen Sekunden ruinieren und
beschmutzen würde! Ich, ja, ICH mache diesen Titel,
diese Liga und das ganze Drumherum jeden Tag zu einem
besserem Ort. ICH bin die GFCW, ICH bin der Champion und ICH
bin die Lichtgestalt, vor dessen Licht sich Ratten wie du
wieder zurück in die Kanalisation flüchten."
Jetzt widmet er
sich wieder Alex, schlägt diesem auf die Brust.
Antoine:
"Er hier, mein Lieber, er ist der EINZIGE, der auch nur
annähernd in der selben Dimsension wie meine Wenigkeit
schwebt. ER hat Würde, ER hat Talent, ER wäre die
logische Konsequenz..."
Alex:
„Und WIR werden um dieses Gold kämpfen.“
Der Mathematiker
reißt bei diesen Worten das Mikro hoch, prescht an
seinem Partner vorbei und schleudert sich nun selbst in
Richtung Seile, in Richtung Randall. Keinerlei Anzeichen
innerer Ruhe...nicht mehr beim Anblick dieses Mannes. Jasper
Randall raubt Alex Ricks den letzten Nerv, mehr als es je
zuvor einer tat. Man muss sich nur Michael Payne noch einmal
vor Augen führen, dann weiß man, wie sehr der
Fight Clubber den Freiburger stört.
Alex:
„Leg es nicht darauf an, Jasper Randall. Dein Glück
ist aufgebraucht, als Antoine dich vor zwei Wochen vor mir
RETTETE. Hätte er nicht eingegriffen, würdest du
heute Abend noch nicht einmal hier stehen. Wer weiß, ob
du überhaupt noch einmal stehen würdest.“
Damit
überschreitet Ricks eine unausgesprochene Grenze und das
quittieren auch die Fans mit noch stärkeren Buhrufen,
während Randall dem Mann im Ring am Liebsten den Kopf
abreißen würde. Beiden Männern, um genau zu
sein.
Alex:
„Antoine war vor zwei Wochen mit dir gnädig...du
bist in keiner Position, um hier irgendwelche Wünsche
anzustellen.“
Wieder die
Buhrufe, doch dann für einen kurzen Moment Irritation.
Denn Ricks lässt die Seile los, wirft sich auf die Matte
und rollt sich aus dem Ring. Nur noch die Rampe trennt ihn
von Jasper Randall, während er dort vor dem Ring
Stellung bezieht. Damit hatte auch Antoine nicht gerechnet.
Alex:
„Und was deine Position angeht...komm noch einen
Schritt näher und ich bringe zu Ende, was ich vor zwei
Wochen angefangen habe. Und falls du meine Warnungen immer
noch ignorieren willst...dann überlege noch einmal,
warum Drake Ackley nicht neben dir steht.“
Das Mikro fliegt
zur Seite und Ricks geht in Kampfstellung. Ja, er ist
angeschlagen, aber Besessene haben nun einmal andere Kräfte.
Von einem Nachteil für ihn sollte man in dieser
Situation definitiv nicht sprechen.
???:
„Stop! Stop! Stop! Stop! Stop!“
Die
angeheizten Fans schauen in Richtung Entrance Stage, auf der
sich niemand anderes als der Commissioner, Johnboy Dog,
errichtet hat und reichlich aufgebracht wirkt.
JBD:
„Fünf mal Stop, um es mit Schwanenburg zu sagen,
auch wenn ich mit ihm ja selten einer Meinung bin! Fünf
mal! Und ich werde mich nicht wiederholen!“
Hinter
dem Commissioner tauchen etwas undeutlich die Gestalten der
beiden Trucker auf, um dem „Wunsch“ etwas
Nachdruck zu verleihen. Ja, der alte Mann scheint echt einen
Großteil seiner guten Laune verloren zu haben.
JBD:
„Hier wird heute nicht mehr Hand aneinander gelegt und
mindestens einer von Euch…“
Der
wurstige Finger zeigt nach und nach auf alle drei im Ring
versammelte Gestalten.
JBD:
„….wird am Ende des Tages möglicherweise
enttäuscht nach Hause gehen.“
JBD
holt etwas Luft und lauscht eventuellen Erwiderungen, doch
die drei Hauptakteure bleiben still und aufmerksam. Es geht
also ans Eingemachte.
JBD:
„Mr. Schwanenburg. Brainpain. Du bist, sicher nicht
unverdient, GFCW-Heavyweight-Champion. Das ist die eine Seite
der Medaille. Und du darfst auch gern vorschlagen, gegen wen
du das große Gold verteidigen willst. Alles kein Thema.
Aber DU, mein Freund, setzt hier immernoch KEINE Matches an.
Und deshalb…“
Der
Blick wandert weiter zu Alex Ricks, der immernoch so wirkt,
als würde er Jasper gleich verhackstücken wollen.
Was übrigens auf Gegenseitigkeit zu beruhen
scheint.
JBD:
„….wird Alex Ricks auch nicht ad hoc ein
Titelmatch bekommen. Es ist vollkommen richtig, dass ich dich
Anfang des Jahres ganz oben sah, Alex. Aber das war, bevor du
deinen Pakt mit dem Teufel geschlossen und dich in die
falsche Richtung orientiert hast. Und du hast gerade erst den
IC-Title verloren – da erwartest Du gleich ein
Titelmatch? No, my dear!“
Der
überwiegende Teil der Fans quittiert das mit einem
„Yeah“, während durchaus einige Buhrufe
durch’s Rund schallen. JBD hat sich ja nicht nur einmal
mit seeehr unpopulären Entscheidungen hervorgetan –
aber meistens hatte er recht. Bisher.
JBD:
„Das darfst du dir, wie bisher alles in der GFCW,
verdienen. Ich könnte sagen, du hast das nicht verdient,
aber abgesehen davon, dass ich die Aktion gegen Michael Payne
und zuvor gegen Ackley nicht gutheißen kann, mag ich
das Feuer, das in dir lodert. Und ich will diese Flamme nicht
einfach erlöschen lassen.“
In
der Halle ist es inzwischen Mucksmäuschenstill. Selbst
die sonst so hyperaktive Crowd sagt diesmal nichts, sondern
lauscht – denn der alte Hund biegt jetzt erst auf die
Zielgerade ein.
JBD:
„Ich mag mit Jasper so meine Probleme haben, aber er
hat nicht Unrecht: Er hat sich das mittlerweile verdient. Und
warum nicht sehen, wer der bessere von Euch beiden ist? Und
das probieren wir gleich in der nächsten Show….
Alex Ricks gegen Jasper Randall um den No1-Contender-Spot auf
den GFCW-Heavyweight-Title!“
Teile
der Fans scheinen die Ansetzung tatsächlich gut zu
finden, denn ist da nicht ein wenig Jubel? Zumindest gibt es
Applaus für die Ansetzung. Aber einen hat der
Commissioner noch, während sich manch einer beherrschen
muss…
JBD: „Das
Ganze läuft unter Falls Count Anywhere. Ich denke, die
Fans haben verdient, dass ihr bis an das Limit geht….nicht
aber darüber hinaus.“
Der
Böse Blick der folgt, gilt Alex – dann aber dreht
der alte Hund ab. Und so sind wir wieder da, wo wir zuvor
schon waren. Drei Männer mit einem Ziel vor Augen und
zumindest großteils mit einer gewissen Abneigung
gegenüber dem Rest. Ein großer Staredown.
Jasper Randall
starrt auf Antoine Schwanenburg.
Antoine
Schwanenburg starrt auf Jasper Randall.
Jasper Randall
starrt auf Alex Ricks.
Alex Ricks starrt
auf Michael Payne.
Denn der rappelt
sich gerade wieder auf. Die Ärzte wollen ihn beruhigen,
ihn zurückhalten, aber er stößt sie mit
wackeligen Beinen weg und fokussiert sich komplett auf den
Mathematiker. Zeit für Revanche. Und Ricks scheint nicht
abgeneigt, noch einmal nachzusetzen. 5 Meter trennen die
beiden vielleicht. 5 Meter...und Antoine Schwanenburg. Denn
der erkennt die Lage sofort, reagiert schnell, rollt sich aus
dem Ring, stellt sich vor Ricks, hält ihm die Hände
auf die Brust und mit einem deutlichen "NEIN! Es
reicht!" kann er ihn auch tatsächlich von weiteren
dummen Taten abhalten. Ricks richtet seine Augen wieder auf
ihn, zustimmendes Nicken. Und tatsächlich dreht er sich,
natürlich genervt, zur Rampe und verlässt mit
seinem Partner und möglicherweise baldigen Gegner die
Halle.
In Richtung
Randall? Nein. Der hat sich das Geschehen für eine
Sekunde angeschaut, abwartend, ob es gleich noch einmal los
geht, dann ist er allerdings doch kopfschüttelnd bereits
zurück in die Katakomben gegangen. Die große
Schlacht wird vertagt. Auf in zwei Wochen.
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