Aiden Rotari: „Es ist eine große Begabung, seine Begabung verbergen zu können.“ Claude Booker: „Wenn es darum geht effektiv zu sein mag das absolut richtig sein. Mir hat Robert schon mehr als deutlich glaubhaft klar gemacht, dass deine… Effizienz deine große Stärke ist. Du lieferst Ergebnisse, etwas, das wir im Protokoll nicht immer unbedingt unser Eigen nennen durften. Aber wir können hier nicht einfach alles machen. Wir müssen auf unsere Außenwirkung achten, mehr als alle anderen. Das verstehst du sicher.“ Aiden Rotari: „Natürlich, Sir.“
Wir befinden uns am zweitwichtigsten Ort, den die GFCW zu bieten hat, gleich nach dem Ring selbst. Im Squared Circle fielen die wichtigsten Entscheidungen der Dortmunder Promotion, doch das Büro von Claude „Dynamite“ Booker folgte dann mit Sicherheit gleich an zweiter Stelle.
Claude Booker: „Deshalb bin ich… sehr zufrieden mit deinen ersten paar Shows im Protokoll.“ Aiden Rotari: „Das freut mich, Sir.“
Der höchste Amtsinhaber der GFCW sitzt an seinem Schreibtisch und beäugt den jungen Mann, der ihm gegenübersitzt, mit wachsamen und aufgeweckten Augen. So wirklich schlau ist noch niemand wirklich aus Aiden Rotari geworden. Er scheint zwar selten bis nie zu lügen, aber dennoch ebenso sparsam mit der kompletten Wahrheit umzugehen. Stattdessen gibt es diese bei ihm stets fetzenweise in einer Art, die am Ende den Mann mit den moldawischen Wurzeln bevorteilt.
Aiden Rotari: „Sie werden allerdings hoffentlich auch nachvollziehen können, dass ich ganz und gar nicht zufrieden bin, Sir.“
Der ehemalige Performance Center Rookie hat gegenüber von Dynamite Platz genommen. Beide Ellbogen ruhen auf dem Holz, das ihn von seinem Vorgesetzten trennt, und einige Zentimeter unter dem eigenen Kinn hat Rotari die Finger ineinandergeschoben, während er dem prüfenden und nicht unbedingt unfreundlichen, aber eindeutig strengen Blick von Booker mühelos standhält.
Auf dem Gesicht des ehemaligen Poseidon ist… überhaupt keine Emotion zu erkennen. Seine herablassende, spöttische Art hatten ihm das ursprüngliche Protokoll und vor allem Luna Rosario schon ausgetrieben, doch nun, nach seiner Niederlage gegen Alex Ricks, schien er… irgendwie leer zu sein. Aus jeder seiner Fehden schien Rotari irgendeine Lektion mitzunehmen, und sein Pokerface erinnert doch tatsächlich ein wenig an den Mathematiker.
Charakterlich liegen dann aber doch noch Welten zwischen Ricks und Rotari – sowohl was deren Werte und Regeln als auch die eigenen Ziele anging. Das weiß selbstverständlich auch Claude Booker.
Claude Booker: „Du hasst es zu verlieren, das habe ich schon verstanden. Nun, großartige Wrestler hassen das Verlieren oftmals, ich sehe das nicht als negative Eigenschaft. Du hast allerdings den Kampf gegen Alex Ricks auf eine Art und Weise bestritten, die dir nicht unbedingt die besten Siegchancen versprochen hat, sondern dich dem Ideal des Protokolls, wie ein Kampf in der GFCW aussehen sollte, untergeordnet.“ Aiden Rotari: „Alles für die Vision, Sir.“
Hinter den Augen von Pupillen von Rotari scheint völlige Leere zu herrschen – da ist nichts, kein Glimmern, kein Funkeln… keine schelmische Andeutung von Sarkasmus. Zuvor hatte man bei ihm zumindest noch raushören können, wann er sich über jemanden lustig zu machen schien, doch nun scheint beinahe jeder Satz in der gleichen Tonlage zu erklingen, sodass es unmöglich ist zu sagen, ob das nun sein voller Ernst oder der blanke Hohn ist.
Claude Booker: „Ich weiß nicht, ob ich dir das unbedingt abkaufen kann.“
Auch der Präsident hat offenbar Zweifel, doch Rotari zuckt nur mit den Schultern.
Aiden Rotari: „Aber Sie entscheiden sich dennoch mir zu glauben, Sir, nicht? Ein Mann wie Sie hat vor allem eines nicht, und zwar Zeit. Wenn es Ihr Glaube wäre, dass ich keinen Beitrag zum Protokoll leisten kann oder gar hinderlich wäre, hätten Sie mir weder die letzten paar Monate noch diese Konversation hier geschenkt. Nicht nach dem Fiasko der ersten Iteration.
Am Ende des Tages ist es vielleicht auch vollkommen irrelevant, was nun meine persönliche Vision ist, oder ob ich so etwas überhaupt habe. Vielleicht ist es mir sogar relativ gleich, was nun genau die Vision des Protokolls ist, und vielleicht weiß ich das auch überhaupt nicht so genau. Vielleicht ist es meine Ideologie, absolut keine Ideologie zu haben, da jede Form davon Einschränkungen auf dem Weg zum Erfolg bedeuten würde? Das würde doch sicher zu mir passen, Sir, oder?“
Ein überaus seltsamer Weg, so etwas in den Raum zu stellen – er verrät nichts über sich, deutet es eindeutig an, stellt aber auch eine Frage, auf deren Antwort er gar nicht erst wartet.
Aiden Rotari: „Ich habe bei Stranded gezeigt, dass ich bereit bin, zum Wohle der Gruppe zu agieren. Wie ich persönlich handeln würde, wenn ich über die Vision des Protokolls frei bestimmen dürfte, ist eine nutzlose hypothetische Zeitverschwendung. Niemand wird je über dem Präsidenten von German Fantasy Championship Wrestling stehen und dessen Entscheidungsgewalt übertreffen. Schon gar nicht das viertwichtigste Mitglied dessen persönlicher Gruppierung.“
Interessante Worte aus dem Mund von Rotari, der die Chance eines direkten Gesprächs mit Claude Booker offenbar nutzen will, um ihn davon zu überzeugen, dass er seinen Platz in der Hackordnung und seine Rolle im großen Ganzen kennt – als Soldat für die „gute Sache“. Er ist der Laufbursche, das Mädchen für alles, und Stranded hat das eher zementiert als geändert.
Aiden Rotari: „Ich wollte der Protagonist der GFCW sein, der Hauptcharakter, um den sich die Liga dreht. Dafür bin ich offensichtlich nicht bereit, wenn ich in meinem eigenen Stable nicht einmal der wichtigste Mann bin. Die Niederlage gegen Alex hat mich getroffen, darüber werde ich nicht hinwegtäuschen, er war schlicht und ergreifend besser als ich.
Und eben, weil ich das Verlieren so sehr verachte, muss ich aus jeder Niederlage eindeutige und klare Konsequenzen ziehen. Ich bin noch weit davon entfernt, bereit für die Rolle des Protagonisten zu sein. Ich komme an Alex Ricks nicht vorbei. Ich weiß sicher, dass ich an Robert Breads noch nicht vorbeikomme. Was das hier und jetzt angeht… akzeptiere ich das, Sir. Ich werde nicht blind anrennen und es gleich nochmal versuchen. Ich spiele meine Rolle in diesem Spiel, bis ich mir sicher bin, dass ich bereit bin. Lieber warte ich lange und geduldig auf den richtigen Moment für den großen Sieg als noch einmal eine solche Niederlage zu kassieren. Mir wurden meine Grenzen aufgezeigt. Ich bin die Nummer vier. Ich tue, was man mir sagt. Ich tue, was für die Vision am besten ist, Sir.“
Und damit schließt Rotari diesen kleinen Monolog. Booker lehnt sich in seinem Stuhl zurück und verschränkt die Arme vor der Brust, einen Moment lang scheint er über diesen Worten zu brüten. Letztlich steht Rotari trotz dieser Niederlage und vielleicht auch dank dieser Einstellung in den Augen von Dynamite nun besser da als noch vor seinem Duell mit Ricks.
Er könnte sich als sehr nützliches Werkzeug für das Protokoll erweisen. Die Gefahr besteht natürlich, dass Rotari seine Worte einzig und allein so gewählt hat, wie er es tat, um eben besser dazustehen, und nicht, weil er sie auch so meint… aber das würde immerhin zeigen, dass er nicht auf den Kopf gefallen ist.
Der Präsident erhebt sich und versenkt die Hände in den Taschen seiner Hose. Rotari bewegt sich keinen Zentimeter, lediglich seine Augen folgen seinem Anführer mit diesem unangenehmen, leeren Ausdruck, in den sich mit jeder Minute eine zusätzliche Spur von Kälte zu schleichen scheint.
Claude Booker: „Lass mich dir einige Fragen stellen.“
Der Mann, der die GFCW verkörpert wie niemand sonst, schielt zu Rotari hinüber. Dieser lässt sich noch immer nicht aus der Ruhe bringen, auch wenn ihm klar sein dürfte, dass das hier so eine Art… Test darstellen dürfte.
Claude Booker: „Du hast ja hoffentlich nicht nur in den letzten paar Minuten, sondern auch in den letzten paar Monaten aufgepasst. Und mir ist es durchaus wichtig, dass du die Vision des Protokolls nicht nur kennst, sondern sie auch lebst. Was ist deiner Meinung nach das Nächste, womit das Protokoll sich beschäftigen sollte, um voranzukommen?“ Aiden Rotari: „Der GFCW Intercontinental Title.“
Die Antwort komme ohne jedes Zögern und wie aus der Pistole geschossen. Booker nickt.
Claude Booker: „Richtig. Das Protokoll hatte einmal… ganz am Anfang… das Ziel, alle Titel zu halten. Wenn jeder Champion ein Teil des Protokolls ist und somit die Art von Vorbild und Institution verkörpert, die ich mir vorstelle, mit den Werten und Fähigkeiten, die ein Repräsentant dieses großen Sports und dieser noch größeren Liga mitbringen sollte… dann wäre das für die Außenwirkung und die Zukunft der Promotion von unschätzbarem Wert. Leider hat das bislang nicht gut funktioniert. Lediglich Desmond Briggs konnte in dieser Hinsicht abliefern, als er Drake Nova Vaughn den von dir angesprochenen Titel abnahm.“ Aiden Rotari: „Ich erinnere mich sehr gut daran, wie Drake zu Grunde ging.“
Natürlich wieder einmal eine Anmerkung mit doppeltem Boden – was oberflächlich wie ein Lob für einen triumphalen Desmond Briggs klingen könnte, ist in der Realität eine Erinnerung daran, wer den vorherigen Anführer von Leviathan wirklich aus dem Spiel genommen hat.
Claude Booker: „Nun hat Desmond den Titel allerdings verloren. Nein… er wurde ihm gestohlen. Und daran ist er am Wenigsten Schuld. Dafür müssen Robert und ich die Verantwortung übernehmen. Er hat mich davon überzeugt, das Risiko mit Zane einzugehen, doch ich habe ihn auch nicht abgewiesen. Ich werde die Verantwortung nicht von mir weisen. Dennoch… hätte ich vielleicht Alex zu Rate ziehen sollen. Jemand, der sich mit Risiko und Wahrscheinlichkeiten gut auskennt.“
Eine kurze Pause, als wollte Dynamite Rotari die Chance geben, etwas zu sagen – das tut Aiden aber nicht. Es ist wohl auch Claude Booker nicht entgangen, dass Rotari zwar Drake ausgeschaltet hat, aber der Titel damals an Briggs ging. Und bei seinem Beitritt zum Protokoll hatte Aiden hoch und heilig schwören müssen, niemals auch nur darüber nachzudenken, Desmond irgendwie anzugehen.
Das bedeutete auch, dass der Intercontinental Title ganz automatisch tabu für Aiden Rotari war. Sollte Desmond Briggs nun aber bei Stranded in eine (ziemlich offensichtliche) Falle geraten – die mehr oder minder auf den Mist von Rotaris größtem Fürsprecher gewachsen war – und den Titel verlieren, und anschließend mit etwas anderem beschäftigt sein als ihn zurückzugewinnen, dann…
Claude Booker: „Aber warum gerade der Intercontinental Title, Aiden? Warum nicht der Heavyweight Title? Oder vielleicht auch die Tag Team Titles?“
Das war keine rhetorische Frage. Der Präsident will wissen, ob der nun scheinbar ehemals selbstgekrönte Protagonist der GFCW tatsächlich versteht, worum es ihm – und damit auch dem Protokoll – geht.
Aiden Rotari: „Weil Schwanenburg als Champion für den Moment kein großes Problem darstellt, Sir. Es ist für den Moment sogar ein Upgrade zum unberechenbaren, Autounfälle bauenden und kaum Disziplin habenden Keek Hathaway, wenn man Sponsoren und die Medien fragen würde, wenn es darum geht, die Liga nach außen zu repräsentieren. Im „Schlüssel zum Erfolg“-Match sind nicht nur eine, sondern gleich zwei mögliche Lösungen für das Problem „Heavyweight Title“ untergebracht, die sehr erfolgsversprechend sind.
Er wird einen guten Job machen. Er wird eben bloß nicht nach dem Willen des Protokolls handeln. Selbst der Einfluss von Alex Ricks dürfte dahingehend nicht ausreichen, vor allem nicht, solange Amelie noch im Spiel ist. Aber man kann ihn so weit kontrollieren, bis der ideale Champion seinen Platz einnehmen wird, und er ist eine sichere, ungefährliche Lösung, Sir.“ Claude Booker: „Da denken wir ganz ähnlich.“
Ehrliche Freude steckt in der Zustimmung, die Booker Rotari in diesem Moment zukommen lässt. Anscheinend entzückt es ihn durchaus zu sehen, dass Aiden in der Lage ist, sich in seine Lage zu versetzen, wenn es darum geht, Wrestler und Champions zu beurteilen.
Claude Booker: „Keeks Geschichte war im zwanzigsten Geburtstagsjahr der GFCW selbstverständlich wundervoll. Eine perfekte Cinderella-Story im Jahr der zwei Dekaden andauernden Nostalgie vor dem Hintergrund seiner unzähligen vorherigen Abenteuer über die Jahre… das war mehr oder minder perfekt. Aber das war, bevor er Holly Hutcherson über den Weg lief und Alex nicht nur einmal, sondern zweimal den Titel verwehrt hat. Ich kann nicht sagen, dass ich traurig über seinen Titelverlust bin. Er hatte seinen Platz an der Sonne, länger als gedacht, vielleicht ist es eben Zeit, wieder in den Schatten zu treten.“
Erneut eine etwas andere Sicht auf den höchsten Titel der Liga – Dinge, die einen Präsidenten beschäftigen, und nicht etwa einen Wrestler.
Aiden Rotari: „Man kann eben nur einmal aus dem Nichts kommen.“
So hundertprozentig klar ist nicht, worauf genau Rotari hier anspielt, doch Booker fragt auch nicht nach. Er wirkt nun ein wenig aufgeregt, geht langsam auf und ab, und lässt dabei den Protegé von Robert Breads nicht aus den Augen.
Claude Booker: „Und warum dann nicht die Tag Team Titles? Warum der Intercontinental Title?“ Aiden Rotari: „Wegen dem, was bei Stranded passiert ist, Sir. Die Art, wie der Titel gewechselt ist. Das darf das Protokoll niemals auf sich sitzen lassen. Man muss Vergeltung an The End und Zane Levy üben, sonst wirkt man schwach und unfähig.“ Claude Booker: „Korrekt. Was also tun?“ Aiden Rotari: „Nun, erst einmal den Shot von Caracal Matthews auf den Titel abwarten und hoffen, dass er gewinnt, Sir. Er ist ein Produkt des GFCW Performance Centers, geleitet von Robert Breads. Sollte er den Titel gewinnen könnte man das ohne große Umschweife als indirekten Sieg des Protokolls verbuchen.“
Wie schon öfter seit seinem Beitritt zum Protokoll scheint bei Rotari ein wenig der Politiker durch. Mehr und mehr passt er sich seiner neuen „Umgebung“ an. Wie ein Chamäleon.
Claude Booker: „Das wäre wünschenswert. Es ließe sich auf jeden Fall großartig vermarkten. Aber gehst du davon aus, dass Caracal gewinnen wird?“ Aiden Rotari: „Nein, Sir. Er ist talentiert und hat das Herz am rechten Fleck, aber er tritt nicht nur gegen The End an, sondern gegen Leviathan als Ganzes. Selbst mit der Unterstützung von Rosford Williams kann er gegen diese gut geölte Maschine nicht ankommen. The End wird ihn am Ende besiegen.“
Kurzes Schweigen.
Claude Booker: „Und sollte das passieren…“
Aiden Rotari: „Muss das Protokoll Alex Ricks in den Kampf schicken, Sir.“
Der Präsident bleibt stehen und starrt Rotari einen Moment lang an – als hätte dieser „Bingo“ gerufen. Als hätte Rotari nun seinen Test bestanden.
Claude Booker: „Das denke ich auch. Ich habe noch nicht mit Alex gesprochen, aber… wir können Robert und Desmond nicht ins Rennen schicken. Sie haben eine schwere Aufgabe vor sich, die hundert Prozent ihrer Aufmerksamkeit benötigen wird. Und Alex hat bei Stranded klar gezeigt, wer die bessere Wahl innerhalb des Protokolls ist…“
Und da ist sie – die erste, merkliche Reaktion von Aiden Rotari. Es ist nur kurz wahrnehmbar, beinahe unmerklich, aber für einen Moment verengen sich seine Augen zu Schlitzen und die Knöchel an seinen Fingern werden weiß. Dynamite übergeht oder übersieht das, man kann es nicht wirklich sagen, so flüchtig ist dieser Augenblick, und dann ist er auch schon wieder vorbei.
Claude Booker: „…deshalb hoffe ich sehr, dass er sich überzeugen lassen wird. Ich bin sicher, er ist nach Stranded sehr überzeugt von dir, aber er dürfte die beste Wahl für diese Aufgabe sein.“ Aiden Rotari: „Selbstverständlich, Sir.“
Langsam, ganz langsam, nimmt Aiden die Arme vom Tisch und erhebt sich. Beim Anblick seiner Miene überkommt einen unwillkürlich der Gedanke an etwas Kaltes, etwas Unbekanntes, etwas Bedrohliches, das man weder genau definieren noch vor sich sehen kann, man kann es bloß… erahnen.
Aiden Rotari: „Er hat bei Stranded eindeutig sein Können gezeigt. Seine zahlreichen Misserfolge der letzten Monate, inklusive des letztmaligen Versagens, dem Anführer von Leviathan den Intercontinental Title abzunehmen, sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass er der mit Abstand beste Wrestler… nicht nur im Protokoll, sondern in der GFCW ist.“
Die beiden Pleiten in den Titelmatches gegen Keek Hathaway erwähnt Rotari gekonnt überhaupt nicht, da sie noch so frisch im Gedächtnis von Claude Booker sein dürften, dass er nicht noch einmal darauf eingehen muss. Stattdessen holt er die Erinnerung an das Match von Drake Nova Vaughn gegen Alex Ricks vom Beginn des Jahres hervor, ohne dabei den Triumph von Ricks bei BattleMania zu erwähnen.
Wie bereits erwähnt: Rotari lügt nicht. Er beschränkt sich lediglich auf die Teile der Wahrheit, die ihm gerade in den Kram passen.
Aiden Rotari: „Ich werde selbstverständlich meinen Teil erledigen, Sir. Ich werde mit Vivien Tolnai sprechen, wir sind so etwas wie… nun, Freunde wäre vielleicht übertrieben, aber sie hält mich für relativ nützlich, und gerade das kann ich mir wiederum zu Nutze machen.“
Das scheint eine besorgniserregende Anzahl von Rotaris Beziehungen akkurat zu beschreiben.
Aiden Rotari: „Sicherlich werden sich die Medien auf das absurde Narrativ stürzen, Alex Ricks wäre eine schlechte Wahl des Protokolls, wo er doch letztes Jahr erst klar The End unterlegen war, während man den erprobten und erwiesenen Leviathan-Killer Aiden Rotari im Stable hat… Sie wissen ja, wie diese Webseiten agieren, sie wollen den Wald vor lauter Bäumen ganz bewusst nicht sehen… aber es sollte mir möglich sein, dagegen zu lenken. Sie wissen ja, ich liefere Ergebnisse.“
Mit einer höflichen, aber etwas halbgaren Handbewegung dreht sich Aiden Rotari um und macht sich zum Gehen bereit.
Aiden Rotari: „Ich hoffe, Alex stimmt Ihrem Vorschlag zu und macht sich auf die Jagd nach dem GFCW Intercontinental Title, um den Status und die Vision des Protokolls zu verteidigen. Aber ich sorge mich sicherlich umsonst. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass er bei etwas so Wichtigem „Nein“ sagt, Sir.“
Als die Regie nach einem schnellen Werbespot zurück in die Halle schaltet, hören wir im Hintergrund noch die letzten Töne des Themes der Gemeinschaft rund um Holly Hutcherson verklingen. ER ist heute nicht anwesend, wir haben ihn nur aus der kalifornischen Heimat zugeschaltet gesehen. Doch Timo Schiller und Viggo Constantine sind im Squared Circle angekommen und strahlen Entschlossenheit aus. Beide tragen ihre gewohnten Ringoutfits, dehnen sich vor dem anstehenden Kampf gegen Flip Trip und lassen nicht die Rampe aus den Augen, wo jeden Moment Rosford Williams und der neue Royal Rookie, Caracal Matthews, hinaustänzeln sollten.
Pete: „Holly Hutcherson gelang ein großer Erfolg im schwedischen Wald. Für Viggo und Timo Schiller lief es nicht so gut.“ Sven: „Genau, Pete. Ersterer scheiterte an Caracal Matthews beim Rennen um den Sieg in der Royal-Rookie Battle Royal. Und Timo Schiller wurde in Schweden schwer von Ask Skógur abgefertigt. Ganz abstreiten kann man aber nicht, dass seine Ablenkung einen Teil zum Sieg Hutchersons beigetragen hat.“ Pete: „Ja, das stimmt. Aber heute wollen Viggo und Timo zeigen, dass sie auch auf eigenen Füßen stehen können. Ich bin mir sicher, sie wollen ihren Mentor glücklich machen. Der schaut bestimmt vom Fernseher aus zu.“
Die Musik – ‚Shine‘ von Anton Newcombe – ist verklungen, der Fokus auf den Gesichtern beider Gemeinschaftsmitglieder nimmt noch zu. Viggo und Timo sind nicht nur bereit, sondern kampfeslustig. Umso besser, dass jetzt Zeit für ihre Gegner ist, ‚Wiggle a Bit‘ kündigt Flip Trips Kommen an.
Pete: „Der Royal Rookie und sein bester Freund. Die Fans freuen sich definitiv, die kanadischen Hüpfmenschen zu sehen…“ Sven: „Wer kann es ihnen verübeln?“ Pete: „Mögest du am Sarkasmus ersticken, Sven, mögest du dran ersticken.“
„FLIP!“ „TRIP!“ „FLIP!“ „TRIP!“
Und da kommt Caracal Matthews. Zum zweiten Mal am heutigen Abend betritt der selbsternannte König die Halle. Doch etwas ist anders als noch vor wenigen Minuten. Statt gewohnt zu tanzen, zu hüpfen oder cripwalkend gen Geviert zu swaggen, schleicht er mit hängenden Schultern in die Arena.
Pete: „Was ist da los? Was ist mit Caracal?“
Das fragen sich auch die Fans. Unsichere Blicke bei den Zuschauern. Sie sehen den sonst stets gut gelaunten Caracal Matthews aus dem Vorhang kommen. Doch von seiner üblichen Energie ist nichts zu sehen. Er hat weder Robot Breads dabei, noch trägt er – zur Freude Svens – Krone oder Umhang. Er läuft als würde man ihn zur Arbeit prügeln. Selbst Timo und Viggo wirken verwirrt.
Sven: „Wo ist Rosford Williams?“ Pete: „Vielleicht hat Caracals Laune damit zu tun?“ Sven: „Wir werden es gleich erfahren. Da ist Laura schon im Gespräch mit Caracal. Gleich wissen wir, was hier Sache ist.“
Die engagierte Ringsprecherin und der Royal Rookie stehen in der Nähe der Ringtreppe und stecken die Köpfe zusammen. Im Ring tigern Viggo und Timo auf und ab, reden aufeinander ein und heben genervt die Arme. Sie haben keine Geduld, um hier auf Aufklärung zu wagen. Sie wollen einfach nur die Gelegenheit, um Holly zu beeindrucken.
Doch statt Caracal Matthews kommt Laura in den Ring.
Notgedrungen machen die beim Publikum unbeliebten Youngster Platz für Laura. Caracal bleibt unterdessen draußen und betrachtet, kopfschüttelnd und mit traurigen Augen, das Geschehen im Squared Circle.
Laura: „Liebe GFCW-Fans. Leider muss ich mitteilen, dass das folgende Match nicht in geplanter Form stattfinden kann.“
„Oooooh!“
Laura: „Rosford Williams ist heute leider nicht anwesend und konnte weder von seinem Teampartner noch vom GFCW-Management erreicht werden.“
Die Aussprache dieser Worte versetzt Matthews, obwohl er ohnehin schon down ist, nochmal einen Stich ins Herz. Betroffen schüttelt er mit dem Kopf und wischt sich in Gedanken versunken eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er macht hier nicht den Eindruck, dass er kampfbereit ist.
Laura: „Da kein spontaner Ersatz verfügbar ist, wird Caracal Matthews den folgenden Kampf alleine bestreiten. Wir sehen jetzt ein 2-on-1-Handicap-Match.“
„Buuuh!“
Sven: „Das ist doch Unsinn! Matthews gegen 2. Er ist kein großer Brocken, der sich gegen eine Übermacht wehren kann. Wer will das sehen?“ Pete: „Dieses Match kann er ohnehin abschenken. Aber viel wichtiger ist doch, wo Rosford Williams ist…er war vorhin schon nicht da. Dazu sein erratisches Verhalten im Vorfeld der Royal Rookie-Battle Royal. Was ist mit ihm?“
Während diese Frage unbeantwortet bleiben muss, schleicht Caracal Matthews unsicher die Ringtreppe hinauf. Timo und Viggo blicken sich an. Sie haben sich schnell mit der Situation abgefunden, Constantine trägt wieder sein bekanntes, entrücktes Lächeln und freut sich auf das leichte Spiel, welches ihnen bevorsteht.
Caracal Matthews geht mit hängenden Schultern in die Ringecke. Ein letzter Blick zum Vorhang. Rosford kommt nicht.
Der Royal Rookie seufzt und lässt die Schultern hängen. Niedergeschlagen nickt er in Richtung des Referees. Der schaut selbst mitleidig dran, aber was soll er machen? Er gibt dem Gegnerteam das Zeichen, das einer auf den Apron muss. Schiller ist es, der zuerst nach draußen muss. Damit haben wir hier die Neuauflage des „Finales“ von Stranded.
Viggo gegen Caracal. Doch dann ertönt eine Musik.
Pete: „Waaas? Was macht Danny Rickson denn hier? Er hat mit diesem Kampf nun wirklich nichts zu tun.“
„YES!“ „YES!“ „YES!“
Der Hall of Famer erscheint ohne Umschweife aus dem Vorhang. Im schnellen Schritt zieht er, ohne anzuhalten, erst seine Lederjacke aus, dann sein Shirt; er wirft es einfach auf die Rampe. Einige Fans beugen sich über die Absperrung, um nach den Andenken an den Engländer zu angeln, doch die Arme sind zu kurz und jede weitere Annäherung weiß die Security zu verhindern. Rickson bekommt davon jedoch nichts mit. Mit freiem Oberkörper und in Jeanshose slidet er unter dem Seil ins Squared Circle. Viggo und Timo weichen unsicher zurück. Caracal Matthews schwankt dem Gesicht nach mental zwischen Unsicherheit und aufkeimender Hoffnung.
Sven: „Was hat er vor? Und warum?“ Pete: „Er trifft beim kommenden War Evening auf Holly Hutcherson. Ist dies eine Art Vorspiel?“
Der Engländer ignoriert seinen potenziellen Partner Caracal zu dessen Irritation gänzlich. Stattdessen nimmt er sich Laura zur Seite und flüstert der Ringsprecherin etwas ins Ohr. Laura nickt und lächelt, dann nimmt sie das Mikrofon hoch.
Laura: „Danny Rickson…“
Jubel im Publikum. Sie wissen jetzt, worauf es hinausläuft und ihre Vorfreude auf den Kampf steigert sich dadurch immens.
Laura: „…nimmt den Platz von Rosford Williams ein. Damit lautet das folgende Tag-Team-Match: Timo Schiller und Viggo Constantine…“
Die Aufgerufenen raufen sich die Haare und besprechen sich hektisch. Das ist eine Entwicklung, mit der sie absolut nicht gerechnet haben.
Laura: „…gegen Danny Rickson…“
Unberührt und lässig lehnt der Engländer an Seilen. Dass dies hier sein erster Kampf in rund fünf Monaten wird, sorgt nicht für emotionale Aufregung. Er hat lediglich den Hauch eines Lächelns im Gesicht, sonst ist er ohne Regung.
Laura: „…und den Royal Rooooookiieeeee, Caracal Matthews.”
Die Laune des blonden Flip Trippers ist in der letzten halben Minute dreimal so gut geworden. Zwar schmerzt die Abwesenheit Rosfords noch immer. Doch Ricksons Einsatz lässt einen Sieg hier nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich erscheinen. Er klatscht aufgeregt in die Hände und versucht Rickson einen High-Five zu verpassen.
Rickson ignoriert ihn.
Pete: „Ouch. Rickson ist ganz offensichtlich nicht hier, um sich mit Matthews anzufreunden. Ihm geht es nur darum, die Gelegenheit zu ergreifen, den Ringrost abzuschütteln und ein Zeichen für die nächste War Evening zu setzen.“
Dann wird der Kampf angeläutet.
Mit Briggs hatte er geredet. Mit Breads wird er noch reden. Jetzt nicht.
Alex: „Du meintest vor einem Jahr, dass du dich nicht für die Titel von German Fantasy Championship Wrestling interessierst.“
Dieser Satz reicht aus um ein breites Grinsen auf Camdens Gesicht zu zaubern. So fläzt sich der Oregono einmal mehr auf die ungemütliche Holzbank seines Ansprechpartners Nummer 1, hat die Hände hinter dem Kopf und nutzt sie als Kissen, während sein rechtes Bein auf dem angewinkelten linken abgelegt ist. Der Mathematiker hingegen sitzt ihm gegenüber. Der Gastgeber sitzt auf dem undankbaren Klappstuhl. Mit ineinandergefalteten Händen, lehnt er sich leicht nach vorn und schaut leeren Blickes auf den Hobbybäcker. Er erwartet eine Antwort. Die kommt auch, mit einem leicht frechen Ton.
Thomas: „Ich hab auch gesagt, dass ich’s versuchen würde, wenn ich ‘ne Chance aufs Gold hätte. Wollt mich nur halt nich vordrängeln.“
Er dreht den Kopf zur Seite und zwinkert dem Mathematiker mit einem Auge zu. Ja, in der Welt Thomas Camdens sieht es aktuell ganz gut aus.
Thomas: „Ich bin nich blöd, Alex…ich weiß schon, dass ich in dem Match sicherlich nich der Favorit bin. Krasser Außenseiter, ich glaub, das trifft’s schon eher.“
Amüsiert schnauft er kurz durch, zuckt im Liegen mit den Schultern und während sein Blick wieder zur Hallendecke abschweift, sinniert er weiter vor sich hin und lässt seinen Gedanken einfach freien Lauf.
Thomas: „Ask und ich, schätz ich mal…ich wahrscheinlich noch mehr als er. Briggs kommt frisch als Ex-Champ, Jannek is ‘n Viech, Breads auch, Zane is eh krass, das seh ich ja später noch…aber tjoa, was soll’s? Klar, letztes Jahr war’s n ausgeglicheneres Feld…aber als die vier Jungs da angekündigt wurden, hatte doch auch keiner Keek auf’m Zettel…und nu? Nu isser quasi Top-Favorit, wenn er inner nächsten Show auch gewinnt. Wär doch ganz geil, wenn ich nächstes Jahr auf’m Weg wäre, den Titelrekord zu brechen, oder? Meinen Kleinen würd’s gefallen.“
Beim Gedanken an seinen Nachwuchs stößt er noch ein kleines heimwehliches Seufzen aus, während er weiter dort in der trostlosen Kabine des Mathematikers den imaginären funkelnden Sternenhimmel anstaunt. Doch Ricks wäre nicht Ricks, wenn er diese Stimmung der Harmonie nicht kippen würde. Sein Kommentar ist fast schon beiläufig in seiner Äußerungsform, doch die Botschaft für Camden ist klar.
Alex: „Desmond erwartet meine Unterstützung.“
Es reicht nicht um den Tag des Hobbybäckers zu ruinieren. Statt sich Sorgen zu machen, lacht er noch einmal auf, bevor er den Kopf schüttelt. Sein Blick geht weiter nach oben an die Raumdecke.
Thomas: „Freilich tut er das. Breads doch sicherlich auch, oder? Und sie helfen sich gegenseitig? Es kann nur einen geben, blablabla und fünf Sätze später sagt dann einer ‚das Protokoll muss zusammenhalten‘ oder so? Lionel kann doch auch auf die Hautevolee bauen…und bei Zane kommt sicherlich auch mit der ganzen Truppe an, die gibt’s doch gar nich einzeln. Kann ja mal Ellis anrufen, ob der mir Rückendeckung gibt…“
Ein Schmunzeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab. Dann dreht er den Kopf wieder zur Seite. Mit einem sanften Lächeln richtet er seine Aufmerksamkeit auf Alex. Die Warnung ist angekommen, doch sie wird nicht überdramatisiert.
Thomas: „Tu, was du nich lassen kannst, Alex. Ich weiß doch, was ich sage, is eh egal…du und deine Prinzipien. Und hey, gegen Morbeus waren wir doch auch schon auf unterschiedlichen Seiten. Also jetz brauchste kein schlechtes Gewissen haben, wenn du am Ende nich in meiner Ecke stehst. Ok?“
Es wirkt tatsächlich so als wolle Camden seinen Mentor hier gerade beruhigen wollen. Als ob sich Thomas wirklich darum sorgen würde, dass Alex ein schlechtes Gewissen dabei hätte im Schlüsselmatch gegen Camden zu agieren. Mutig, davon auszugehen, dass Ricks ein Gewissen hat. Der lässt sich zumindest nichts anmerken, eine Reaktion im Gesicht des Mathematikers bleibt aus. Er lässt die Worte Camdens für einen Moment im Raum stehen, hält nur den Blickkontakt um zu sehen, ob in Thomas’s Augen doch noch einmal Zweifel oder Sorgen entstehen, doch Fehlanzeige. Es bleibt bei der väterlichen Fürsorge des Amerikaners. Dann schweift der Blick des Mathematikers. Weg von Camdens Gesicht, dessen Körper entlang. Über den Oberkörper und den Armen, hin zu den Beinen. Monoton spricht er weiter.
Alex: „Ein Leiterkampf ist kein gewöhnlicher Kampf.“
Wieder lacht der Oregono auf, dann aber kommt Bewegung in ihn. Schwungvoll schleudert er erst sein rechtes dann sein linkes Bein auf den Kabinenboden, richtet sich zeitgleich auf und dreht sich so, dass er dem Freiburger direkt gegenüber sitzt. Dabei kommen auch seine Hände hinter seinem Kopf hervor, verschränken sich halb und werden auf seinen Oberschenkeln abgelegt, während sich Camden weit nach vorn lehnt um zu Ricks zu sprechen.
Thomas: „Ich bin kein Depp, Alex…ich weiß, worauf ich mich da einlasse. Dass da sechs mindestens sechs Leute auf mich einklöppeln werden und ich Metall fressen muss. Ich weiß auch, dass mir Zane gleich liebend gerne schon im Voraus alle Gräten brechen würde, damit er bei Brainwashed ‘n Problem weniger hat. Hat mir ja letztes Jahr schon fast ‘nen Arm ausgerissen. Is mir alles klar. Mach dir keine Sorgen, Alex, ich renn hier nich blindlings in mein Verderben. Ich hab mit Sonja drüber geredet. Selbst wenn ich mit ner Narbe nach Hause komme…ich hoff’s nich, aber kann ja immer passieren bei unsrem Sport…also selbst wenn ich mit ner Narbe und ohne Sieg nach Hause komme, dann hab ichs halt versucht und es hat nich geklappt…aber ich hab’s halt mal probiert.“
Aufmerksam hört Alex seinem Gegenüber zu, hält den Augenkontakt bei und versucht weiterhin Anzeichen von Zweifel zu erkennen. Von Zögern. Von Unsicherheiten. Doch Thomas Camden lächelt nur zuversichtlich. Und nickt entschlossen. Dann schnauft Ricks. Er wendet sich ab, steht langsam auf und geht hinkend zu seinem Notizbuch, welches ein wenig abseits auf dem Kabinentisch liegt. Dabei spricht er noch einmal zum Oregono, der nun in seinem Rücken sitzt.
Alex: „Du solltest dich gut vorbereiten.“
Lange und langsam atmet der Hobbybäcker aus, während er wiederholt wippend nickt. Es ist für ihn ein kleiner Erfolg, dass Ricks ihn nicht mehr von der Teilnahme abhalten will. Ein minimaler Erfolg, die viel wichtigeren stehen ihm noch bevor. Doch warum sollte das hier schon das Ende sein? Er schaut Ricks hinterher, als der das Büchlein aufgreift und darin zu blättern beginnt.
Thomas: „Wenn du schon dabei bist und was suchst, dann schau doch mal zu unseren ersten Gesprächen…hast dich doch immer gewundert, warum Thundersteel zu dir meinte, ich wär motiviert.“
Tatsächlich blättert Ricks noch einige Male im Buch, bis seine Finger ruhen. Eine Sekunde später ein fast schon amüsiertes „Hmm“ seinerseits. Camden steht auf.
Thomas: „6 Gegner, hmm? Lionel weiß schon, dass ich verdammt dickköpfig sein kann, wenn ich mir was in den Kopp gesetzt hab…soll ich’s Zane jetz auch erklären?“
Blättergeräusche, dann dreht sich der Freiburger wieder zu seinem Schützling. Er hält ihm eine aufgeschlagene Doppelseite halbhoch entgegen. Die Überschrift auf der linken Seite: Zane Levy. Thomas allerdings stößt nur Luft durch die Nasenlöcher und schüttelt den Kopf.
Thomas: „Danke…aber hilf lieber Desmond oder Robert. Die haben’s nötiger…mit mir als Gegner.“
Gesundes Selbstvertrauen? Oder Naivität?
Robert Breads: „Luna Rosario hat meines Wissens nach kein Erstgeborenes, das wir ihr wegnehmen könnten, um es in Red Bull zu taufen, selbst wenn wir woll… nein, wir können nicht… wie war das? Nein, Aserbaidschan wird nicht Title Night… nein, auch nicht, wenn du Oksana Barxatova dazu bringst, auf dem Grab von Johnboy Dog… Alter, nein, mit Sicherheit nicht. Was ist überhaupt eine „Alabama Hot Pocket“? Okay, nein, nicht beantworten, es ist… von mir aus… auf gar keinen Fall.“
Wir befinden uns vor Halle, entweder in Emden oder Augsburg, je nachdem, worauf wir uns nun in unserem Head Canon geeinigt haben – ich will euch da keine Vorschriften machen, macht das wie ihr wollt, ich unterwerfe mich der Schwarmintelligenz – und begleiten einen Mann, den wir nun schon seit einiger Zeit nicht mehr im Ring gesehen haben.
Genau genommen war sein letzter Kampf im Seilgeviert ein brutales, einzigartiges Duell mit Kriss Dalmi beim Ultra Violence Pay-Per-View. Nach normalen Wrestling-Matches zwei Wochen später erneut zu kämpfen, mag für Robert Breads auch mit mittlerweile zweiundvierzig Jahren noch möglich sein, aber als er sich am Kopf kratzt und damit ein wenig Aufmerksamkeit auf eine der ersten wenigen, aber doch sichtbaren gräulichen Strähnen in seinem Haar richtet, wird noch einmal deutlich, dass so ein Duell mittlerweile seinen Tribut fordert.
Praktischerweise hat der Mann, der seit seinem Beitritt zum Protokoll und dem parallel dazu ausgeführten Job als Head Coach des GFCW Performance Centers diese Promotion noch mehr lebt und atmet als jemals zuvor, dank Dynamite den Einfluss, sich eine Zeit lang aus dem Ring fernhalten zu können.
Es ist ja schließlich nicht so, als würde er sich einfach freinehmen. Ganz im Gegenteil.
Robert Breads: „Ja, bei Brainwashed dann. Ich verstehe. Die ganze… ich weiß, du kranker Irrer. Ich kenne dich schon viel zu lange, als dass mich das noch überraschen würde… nein, das… ach komm, ja, dann mach doch. Viel Spaß in Aserbaidschan, wir sehen uns für deine Belohnung dann bei Brainwashed, du… aha… sicher… nein, Zereo Killer hat nicht noch ein Kind, dass du… was zur Hölle… ach, vergiss es. Wir hören uns. Wir sehen uns.“
Mit diesen Worten führt er das Smartphone weg vom Ohr, wischt einmal über den Bildschirm, lässt die Hand sinken, schließt die Augen und streckt den Rücken durch.
Robert Breads: „Leider.“ Vivien Tolnai: „Maximilian Lunenkind, wie ich annehme?“
Einen Moment lang scheint Breads zu überlegen, die Augen einfach nicht wieder zu öffnen. Vielleicht bildete er sich die Stimme nur ein. Oder die Reporterin - die im Gegensatz zu Mac Müll und Tammy nicht für die GFCW selbst arbeitete, der er aber auf Anraten von Aiden Rotari vollen Zugang zu den Shows und dem Performance Center gewährt hatte - würde einfach weggehen, wenn er sich nur stehend totstellte. In der GFCW hatten schon absurdere Dinge funktioniert. Bei Mac Müll hätte er es vielleicht zumindest probiert.
Robert Breads: „Er muss, bevor er seine Belohnung für den Royal Rookie Sieg einlöst, noch eine mehrwöchige Siegesparade in Aserbaidschan abhalten. Anscheinend haben sie ihm dort einen nationalen Feiertag gewidmet.“
Der Kanadier öffnet die Augen und erblickt die Journalistin des Catch Beobachters, die mittlerweile ein Gespür dafür entwickelt zu haben schien, wie nicht nur Rotari, sondern auch Breads tickte – kein Wunder, schließlich verbrachte sie eine Menge Zeit an den Orten, an denen eben diese beiden Wrestler abhingen. So war es wohl kaum ein Zufall, dass sie ihm hier über den Weg lief.
Vivien Tolnai: „Das klingt nicht unbedingt glaubwürdig.“
Robert Breads: „Natürlich nicht, aber willst du wirklich auch nur eine Sekunde darauf verschwenden das zu überprüfen? Lass ihm den… Spaß. Solange er Party in Baku macht und sich die Zunge von Dr. Maier zusammen tackern lässt, ist er zumindest nicht hier und prangert die Einstellung von armenischem Schundvolk an, oder was auch immer er da gefaselt hat. Er will erst zu Brainwashed wieder kommen, um… ach, das darf ich ja noch nicht verraten. Teil seiner Bedingungen.“
„Canada’s Own“ zuckt mit den Schultern, während er die junge Dame mustert, die zuletzt mit einigen Artikeln über Amelie Schwanenburg ihr Spezialgebiet über das Performance Center hinaus hatte erweitern können und mittlerweile so etwas wie die Anlaufstelle Nummer eins geworden war, wenn es um „Scoops“ bezüglich der größten deutschen Wrestling-Liga ging. Breads scheint kein persönliches Problem mit ihr zu haben, es scheint eher so, als würden sich ihr bezüglich Neugier und Genervtheit einen erbitterten Kampf um die Vorherrschaft seiner Gefühlslage liefern.
Vivien Tolnai: „Also kann ich ein Exklusiv-Interview mit dem siegreichen Mentor des Royal Rookie in den nächsten Wochen wohl abhaken?“
Aus ihrem Tonfall kann man schlecht schließen, ob sie scherzt – wäre ein Interview mit Lunenkind doch wohl wenig ertragreich.
Robert Breads: „Wenn du nicht nach Aserbaidschan reisen willst, wird das wohl leider nichts.“ Vivien Tolnai: „Ich denke für eine solche Reise wird mein Chef kein Budget opfern.“ Robert Breads: „Das kann man ihm nicht wirklich vorwerfen.“
Der Hall Of Famer verschränkt die Arme vor der Brust, während die Reporterin die Fingernägel der linken Hand auf der Tasche, die sie bei sich trägt, klacken lässt. Sie hat eindeutig etwas auf dem Herzen, doch scheint nicht genau zu wissen, wie sie das Thema ansprechen soll, weshalb Breads die Augenbrauen hebt.
Robert Breads: „Ich nehme an, du willst irgendetwas fragen?“ Vivien Tolnai: „Nun… es ist eine… relativ kritische Frage.“
Und dann, bevor sie es sich anders überlegen oder kneifen kann, platzt sie damit heraus.
Vivien Tolnai: „Glaubst du wirklich ernsthaft, du hast irgendeine Chance, diesen Schlüssel zu gewinnen? Oder nein… warte…“
Bevor der zweifache GFCW Heavyweight Champion überhaupt irgendetwas erwidern kann, startet sie noch einmal.
Vivien Tolnai: „Mir ist klar, dass du nicht teilnehmen würdest, wenn du nicht glauben würdest, du hättest eine Chance. Meine Frage ist… warum?“
Es ist keine Frage mit einer Agenda dahinter. Sie will nicht die eine oder die andere bestimmte Antwort hören, kein Vorurteil bestätigen, sie klingt genuin verwundert und irritiert. Vielleicht auch deshalb wirkt es nicht so, als wäre Breads irgendwie beleidigt. Sein Ego war in der Vergangenheit stets einfach anzukratzen, von den teils abstrusesten Dingen, doch hier scheint das nicht der Fall zu sein.
Robert Breads: „Ich schätze, mein aktueller GFCW-Run hat insgesamt trotz meines Erfolges gegen Kriss nicht unbedingt für Optimismus gesorgt, was meine Erfolgschancen angeht, was?“ Vivien Tolnai: „Nun, es ist so…“
Die Fingernägel klacken nun noch ein wenig schneller auf der Tasche herum, während Tolnai sich die Lippen leckt und kurz in die Ferne blickt. Dann fährt sie fort.
Vivien Tolnai: „Seitdem du dem Protokoll beigetreten ist, wirkst du irgendwie… verändert. Ich habe deine Karriere verfolgt, viel nachgeholt, einen langen Artikel über dich als Person verfasst (https://www.docdroid.net/2BcEq4q/rb-wwv-pdf) und dein Sieg gegen Kriss Dalmi… nun, da war viel Kopfsache dabei. Ihr kennt euch derart gut, das kann man kaum mit einem Duell mit einem halben Dutzend Männern in einem Ladder Match vergleichen.
In dem Kampf mit Dalmi kam es auf mentale Stärke an, auf Strategie, es hatte viel mit dem Kopf zu tun… etwas, worin man mit dem Alter nicht schlechter wird, sondern eher besser. Aber es war eine einmalige und sowohl vorher als auch seitdem nie mehr angesetzte Match-Art. In Duellen, in denen deine Gegner Athletik, Spritzigkeit, Tempo und Elan als Waffen einsetzten, gegen die jüngere Generation… sein es die Leviathan-Mitglieder, die Urban Ultras Berlin, das BattleMania Tag Team Match gegen deinen jetzigen Stable-Partner… du warst stets am Ende der Verlierer.“
Das stimmte wohl. Er hatte seine Niederlagen-Serie gegen Kriss Dalmi beendet, und das auf beeindruckende Art und Weise, aber in jedem Kampf davor, in dem er entweder Freak-Athleten wie dem niemals alternden Zereo Killer oder schlicht jüngeren und dynamischeren Opponenten gegenüberstand, hatte Breads konsequent den Kürzeren gezogen.
Vivien Tolnai: „Ich denke tatsächlich immer noch, dass Robert Breads in seinem Singles Match oder einem Pure Rules Match oder etwas ähnlichem ein formidabler Gegner ist, der an einem guten Tag jeden schlagen kann. Aber das wird ein Multi Person Ladder Match. Da haben jüngere, schnellere und flinkere Wrestler einfach einen großen Vorteil. Du kannst dieses Match nicht bloß mit harten Kicks und einem Haufen Headdrops gewinnen. Wenn man sich alle Beteiligten des Matches ansieht, und die Dinge bedenkt, die ich eben genannt habe, so wie das gesamte letzte Jahr und nicht nur das Duell mit Dalmi, dann bist du vielleicht sogar… der größte Außenseiter.“
Robert Breads: „Eine komplett neue Rolle für mich. Aber du könntest Recht haben.“
Offenbar ist die Journalistin selbst überrascht, dass Breads keineswegs angepisst oder wütend agiert. Er lächelt sogar leise, während er die Verschränkung seiner Arme löst und eine lockere Körperhaltung einnimmt.
Robert Breads: „Du hast auf jeden Fall den Nagel auf den Kopf getroffen, wenn es darum geht, dass das Protokoll mich verändert hat. Für etwas Größeres zu kämpfen, die Zukunft der Liga und wie diese aussehen wird… nun, ich war zwar zuvor schon Head Coach, doch hatte stets den Kopf mit meinen eigenen Problemen voll. Dann wurde mir der Posten weggenommen, und ich musste ihn mir wiederholen, und nun… nun habe ich endlich verstanden, warum ich wieder kommen musste, warum ich diesen schweren Weg gehen musste, die vielen Niederlagen, die vielen Rückschläge, um an diesen Punkt zu kommen. Zum ersten Mal… ist mir etwas wichtiger als ich mir selbst.“
Das von dem Mann zu hören, dessen übergroße Persönlichkeit stets eine Menge Platz in den Shows der GFCW eingefordert hatte, ist etwas seltsam, aber so wie er es sagt wirkt es auch nicht weit hergeholt oder gar lächerlich. Schließlich hatte er sich seit Ultra Violence tatsächlich recht stark im Hintergrund gehalten und war eher Office-Tätigkeiten nachgegangen, statt selbst den Vordergrund zu suchen.
Robert Breads: „Teil des Protokolls zu werden war das Beste, was mir passieren konnte, weil ich endlich die Aufgabe gefunden habe, die meine Legacy für immer und ewig in das Pantheon der Allerbesten befördern wird.“
Nun, vielleicht geht es hier unterschwellig doch um das Ego von Breads. Aber die Wichtigkeit seines Vermächtnisses hatte er in den letzten paar Shows immer mal wieder erwähnt.
Robert Breads: „Der Strom der Zeit fließt nur in eine Richtung, und zwar vorwärts. Ich habe nicht mehr allzu lang als Full-Time Wrestler. Ein Jahr, zwei, maximal drei vielleicht noch, wenn alles gut läuft, und wann tut es das schon? Ich muss jetzt dafür sorgen, dass die GFCW und alle meine Rookies ein Vorbild haben, an dem es sich zu orientieren gilt, sowohl jetzt als auch historisch gesehen.
Einen Wrestler, der sich voll in den Dienst der Promotion stellt. Der Leidenschaft, Ehrlichkeit, harte Arbeit, Intelligenz und überlegene Fähigkeiten vereint. Dynamite vertraut mir. Er glaubt, ich kann dieser Wrestler werden, denn ich habe alle diese Eigenschaften.“
Wenig bescheiden, aber auch schwer, dem Kanadier eine von unter Garantie abzusprechen.
Robert Breads: „Ich habe nur stets aufgrund meines Egos und meiner irrgeführten Zielsetzung, aufgrund von falschen Werten und dem falschen Umfeld, niemals die Chance gehabt, alle gleichzeitig einzusetzen, zu kombinieren und die beste Version meiner selbst zu werden. Ich stand mir stets selbst im Weg. Ich war ein schlechterer Wrestler, als ich hätte sein müssen, weil ich ein schlechterer Mensch war, als ich hätte sein müssen. „
Vivien Tolnai: „Schlechterer Wrestler… du bist ein Hall of Famer, ehemaliger Tag Team Champion und zweifacher GFCW Heavyweight Champion, von den Errungenschaften in der PCWA mal ganz abgesehen.“
Robert Breads: „Korrekt. Und da habe ich nicht mein volles Potenzial ausgeschöpft.“
Was soll das sein? Eine Drohung? Eine Ankündigung? Eine Form der Motivation für sich selbst? Wie dem auch sei, mit einem nicht zu verneinenden Feuer hinter seinen Worten fährt der Mann aus Toronto fort.
Robert Breads: „Ich werde zur besten Version meiner selbst werden. Dafür muss ich meine alten Fehler ausmerzen, sie eliminieren, mich frei von ihnen machen. Und ich meine es ernst, wenn ich sage, dass ich das MUSS – denn die Zukunft der GFCW hängt davon ab, wer diese Liga, nun, da das Performance Center richtig läuft, in den nächsten paar Monaten und Jahren anführen wird.
Diese Rookies sind nicht dumm, sie werden sich den Mann an der Spitze aussuchen, um ihre Karriere nach ihm zu modellieren. Und wir alle… alle beim Protokoll… wollen die nächste Generation so heranzüchten, wie es richtig ist. Das ist die wichtigste Aufgabe meiner Karriere, mit weitem Abstand. Und deshalb habe ich, sei ich auch ein alter Mann mit einem gebrochenen Körper, einen großen Vorteil gegenüber allen anderen, selbst gegenüber Desmond… denn mir bedeutet das alles noch mehr als jedem anderen.“
Das erinnert ein wenig an die Slogans von Fußballclubs wie dem FC Liverpool („this means more“) oder dem FC Barcelona („mes que un club“).
Robert Breads: „Um das Vorbild sein zu können, dass die nächste Generation braucht, muss ich den GFCW Heavyweight Title gewinnen. Und um das zu garantieren, brauche ich den Schlüssel zum Erfolg – nicht für mich, nein, es geht überhaupt nicht um mich. Es ist der Schlüssel zum Erfolg für die gesamte nächste Generation von German Fantasy Championship Wrestling, um den ich hier kämpfe. Dafür werde ich jedes persönliche Ziel opfern, jeden eigensinnigen Gedanken verbannen und mich vollkommendieser Sache hingeben, die so viel größer ist als ich. Alles für die Vision.“
Inzwischen ruhen die Finger von Tolnai auf ihrer Tasche. Sie ist im Bann der Worte von „Canada’s Own“ gefangen.
Robert Breads: „Deshalb werde ich die Zeit bis zum Pay-Per-View damit verbringen, endlich der Robert Breads zu werden, der ich schon immer hätte sein sollen. Mit der Hilfe meiner Mitstreiter im Protokoll und Claude Booker, der fest an mich und meine Fähigkeiten glaubt, gibt es nichts, was ich nicht schaffen kann. Ich werde jeden Fehler meiner Vergangenheit ausmerzen. Ich werde mich allen meinen… Sünden… stellen. Jeder einzelnen. Und dann…“
Da hören die Worte von Breads auf. Er spricht nicht weiter. Ob er so in Gedanken verloren ist oder einfach eine gewisse Dramatik erzeugen wollte – er ist immer noch ein Pro-Wrestler, das sollte man nicht vergessen – bleibt fraglich. Tolnai lässt ihn aber so einfach nicht vom Haken und bohrt noch einmal nach.
Vivien Tolnai: „Du hattest auch bei der Ankündigung von Amelie Schwanenburg schon von Sünden gesprochen. Das verstehe ich nicht so ganz.“ Robert Breads: „Hast du in dieser Tasche Stift und Papier? Falls ja, würde ich dir einen kleinen… Tipp für die Zeit bis zu Brainwashed geben.“
Einen Moment lang zögert Tolnai, dann nickt sie und öffnet ihre Tasche, während ein schmallippiges Schmunzeln auf dem Gesicht von Robert Breads erscheint, als er auf sie wartend an ihr vorbei in die Ferne blickt… in Richtung Zukunft.
Wie auch immer die aussehen mochte.
She´s a 21st Century Bitch! Auf dem Tron flammt das Bild von Lunas Brutalitäten gegen Aiden Rotari, gegen Maximilian Lunenkind, aus ihrer Battlemania Performance auf. Shots von ihr mit dem Banner der Seeschlange über ihrem Kopf. Und das Logo. Der entsetzliche, aufgerissene Schlund des Leviathans. Die Scheinwerfer beleuchten die Arena in Grün und Rot. Die Buhrufe hallen von der Decke und den Wänden wieder. Und ohne lange Wartezeit fliegt der Vorhang zur Seite und Luna Rosario schiebt sich hindurch. Auf ihrem Bruskorb schimmert das rötliche Leviathan Logo von der Jacke herab. Im Gesicht liegt tief die Kapuze unter der die zur Hälfte das Gesicht bedeckende Tätowierung zu erkennen ist. Pete: „Uh oh.“ Sven: „Luna hatte es angekündigt. Sie ist hier heute verabredet.“ Pete: „Ja ich glaube auch, dass wir ganz genau wissen, weshalb sie hier draußen ist.“ Sven: „Kriss Dalmi.“ Pete: „Jap.“ Es soll kein Spiel mit der Crowd werden. Es ist kein Baden in der Ablehnung. Da ist kein verschmitztes Grinsen. Da ist keine Zigarette die im Mundwinkel hängt. Es ist keine Siegesfeier. Die Handgelenke sind getaped, das Mikrofon liegt in der Hand. Sie kam zum Reden. Doch sie war bereit zu kämpfen. Laura: „Bitte begrüß…“ Luna: „Aus. Schluss.“ Mit der allseits beliebten „Kopf ab“ Geste signalisiert sie hinter die Bühne, dass ihre Musik gestoppt werden soll, was auch sogleich passiert. Die Scheinwerfer richten sich wieder auf ihren Normalzustand ein. Noch immer sind Pfiffe zu hören. Luna: „Ich hab keine Lust auf irgendwelche Spielchen, also…“ Ihr schneller Gang hat sie schon quasi die gesamte Rampe hinab befördert. Kurz setzt sie ab. Zumindest in den Ring kann sie schon noch treten. Man will ja gesehen und gehört werden. Letzteres ist vermutlich weniger das Problem aber naja. Eilig springt sie die drei Stufen der Ringtreppe hinauf und schiebt sich unter den unteren beiden Seilen durch. Luna: „… erspare ich sie, nett wie ich bin, auch euch allen, gehe nicht auf die Incels in der ersten Reihe ein und rede mal direkt mit dem Mann, der seine Verabredung vergessen hat.“ Jetzt wird die Reaktion etwas ambivalenter. Freunde hatte Kriss Dalmi sich sicherlich nicht gemacht. Außer vielleicht bei irgendwelchen bescheuerten Mitt-Fünfzigern, die meinen, dass Leute zu verprügeln spitzenmäßige Erziehung ist. Diese Veränderung in der Luft nimmt auch Rosario wahr. Und sieht ein wenig zufrieden aus. Luna: „Wobei… Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass Kriss es vergessen hat. Ich glaube, er will einfach nicht hier raus kommen. Bin seine kostbare Zeit wohl nicht wert. Und ehrlich gesagt will ich wahrscheinlich nicht mal wissen, was er stattdessen wieder macht.“ Ihre Worte triefen vor Abscheu für den Serben. Fast permanent liegt ihr Blick genau auf oder grob in Richtung der Bühne. Als würde sie mit jedem Wort darauf warten, dass Kriss Dalmi erscheint. Luna: „Aber gut, Kriss, ich will dir mal entgegen kommen. Ich könnte dich auch einfach suchen und dich so auf links drehen, dass du nicht mal mehr weißt wie du dir ne scheiß Heroin Spritze setzt. Und dir damit sogar noch nen Gefallen tun. Aber ich tu es nicht. Ich werde dir, wo auch immer du gerade zuhörst, erklären, warum ich dich hier draußen haben will. Mach damit, was du möchtest. Falls du deine Eier noch findest, ist hier aber gerade noch ein Platz frei in unserem Sit-In.“ Sie faltet die Beine unter sich zusammen und sitzt im Schneidersitz auf die Bühne blickend im Ring. Über das Mikrofon wird hörbar aufgenommen, wie sie die Luft einsaugt, bevor sie die Kapuze vom Kopf streift und in einem erstaunlich ruhigen Tonfall zu reden beginnt. Luna: „Ich glaube, dass die meisten hier, vor allem du selbst, noch sehr gut wissen, weshalb wir dich nicht leiden können. Oder eben… Wie es angefangen hat. Für die, die es nicht mitbekommen haben, ruft mal bei den Leuten an, die im Performance Center fast an Drogen verreckt wären. Oder bei unserem verehrten Commissioner, der das Fatal four Way Match angesetzt hat, in dem Drake den Titel verloren hat. Ihr könnt auch Aiden Rotari fragen, wobei da wahrscheinlich nur der Anrufbeantworter des Protokolls dran ist. Grüße gehen raus, Robert.“ Mit einem „Peace“ Zeichen grüßt sie in die Kamera. Luna: „Kriss Dalmi hatte es tatsächlich geschafft sich irgendwie in dieses Fatal Four Way Match zu wieseln. Und ganz ehrlich?“ Sie deutet mit einer kreisenden Bewegung des Fingers an ihrer Schläfe die arbeitenden Rädchen in ihrem Oberstübchen an. Luna: „Ich bin noch nicht ganz draufgekommen, warum Fletcher sich darauf eingelassen hat mit dir zusammenzuarbeiten, Kriss, aber scheinbar sind seine moralischen Standards noch viel niedriger, als ich dachte. Alles gegen das „alte“ Protokoll. Das Performance Center hat seine Krise, im Match steht ein Gegner des Protokolls mehr, der von Fletcher persönlich eingesetzt wird. Und du, Kriss? Keinerlei Skrupel unbeteiligten, fast noch jugendlichen, das Leben und die Karriere zu zerstören, hm? Tja so hat es angefangen. Und wie ging es weiter, Kriss?“ Angestrengt. Naja… „Angestrengt“ denkt sie nach. Fast meint man sie will sich die Schläfen nicht nur massieren, sondern regelrecht eindrücken, bevor ihr das sprichwörtliche Licht aufgeht. Luna: „Oh ich weiß es wieder. Du hast NICHTS raus bekommen. Null. Zero. Nada. Briggs hatte den Titel, Fletcher durfte trotz allem in seinem Amt bleiben, Breads hatte seinen Posten wieder, womit dein Bester Buddy Aiden Rotari happy sein konnte, nur du. Einzig und allein du standest da, bereit über Leichen zu gehen und warst zu blöd den Fuß hoch genug zu heben um nicht auf deiner scheiß Fresse zu landen. UND DANN. Schießt du dich auf Robert ein, trotzig wie ein kleines Kind, und kriegst so ungöttlich die Fresse voll, von nem Mann der einfach seit nem Jahr alles verloren hat.“ Dumpf schlägt der Handballen mehrmals gegen die Stirn. Luna: „So blöd kann doch kein Mensch sein. Und plötzlich übernehmen Breads und Rotari die Rolle des Protokolls und alle sind obenauf. Nur Kriss Dalmi nicht. Aber. WAIT. Ich weiß nicht, wer auf die Idee kam, dir diesen Mentor Posten zu geben, aber der kam doch wie gerufen, oder Kriss? Wieder eine Möglichkeit dich verzweifelt an ein bisschen Spotlight zu klammern. Schön, oder? Jemand der so viel scheiße gebaut hat wie du. Der so ein absolut objektiv schlechter Mensch ist wie du. Selbst so jemand hat seine vierundzwanzigste Chance bekommen.“ Ihre Ablehnung ist klar. Doch noch immer wirkt sie erstaunlich wenig wütend. Eher als wäre sie… schockiert oder enttäuscht darüber, was er mit all diesen Gelegenheiten angestellt hat. Luna: „Und was machst du mit dieser Chance? Viggos Schwanz lutschen und Fabian misshandeln. Endlich. ENDLICH hast du jemand schwächeren gefunden, der von dir abhängig war. Den du am Haken hattest. Von dem du wusstest, er kann nicht weglaufen. Das war seine große Chance. Er hatte keine andere Wahl, als sich auf dich einzulassen und du hast ihn Wochenlang terrorisiert.“ Und erneut. Als sie sich so nach vorne lehnt, als könne sie Dalmi, wo auch immer er sitzt, ins Gesicht schauen, spricht keine Wut aus ihr. Sie ist zweifelsohne da. Doch in Lunas Stimme liegt ein unbeschreiblicher Ekel. Luna: „Hast du nicht mal gesagt, du wolltest dein altes Leben hinter dir lassen? Oh Kriss, ist das nicht genau dasselbe Gefühl, das du deinen äh… „kunden“ gegenüber hast? Diese Macht auf Leute an ihrem untersten Punkt einzutreten? Du bist nichts als ein Schulhofbully, Kriss. Unzufrieden mit dir selbst, größeren Aufgaben nicht gewachsen, also suchst du dir deinen Sinn darin, richtig fest nach unten zu schlagen. Und wenn es eine Sache gibt, gegen die Leviathan immer stand. Dann ist es genau das. Deshalb bin ich hier. Deshalb lässt End mich das hier tun. Weil es RICHTIG ist.“ Wie zur Bestätigung tippt sie mehrmals in den Sätzen mit einem Finger auf die Matte. Hier und jetzt. Das was sie hier und jetzt tut, lag ihr am Herzen. Das hört man. Luna: „Du bist ein Parasit, und kein besonders guter. Du kriegst ja nichtmal was davon, die Leute auszunutzen. Am Ende scheiterst du wieder und wieder und wieder und saugst dann das bisschen Befriedigung aus irgendwelchen wehrlosen Opfern, bis du eben das nächste brauchst. Also Kriss. Das sind aber nur meine Gedanken. Ich wollte dich hier haben, weil ich dir fragen stellen wollte.“ Sie schluckt einmal schwer. Wirkt fast ein wenig nervös. Luna: „Ich wollte dich fragen, wovor du wegrennst. Ob du Angst hast in irgendetwas noch viel schlimmeres zurückzufallen. Ob du einfach nur Angst davor hast zu verschwinden. Und niemand mehr zu sein. Und einfach nur irgendjemand sein willst und wenn es der Bully ist.“ Ihre Stimme ist fast schon sanft. Luna: „Beziehungsweise, so viel Luft nach unten ist da gar nicht in Sachen zurückfallen. Du bist gerade die absolute Definition von einem grauenvollen Human Being. Und klar hätten wir dich dafür einfach zur Rechenschaft ziehen können. Aber das wäre Drakes Weg gewesen. Dich konvertieren. Oder dich blutig ausschalten.“ Lächelnd beim Gedanken an ihren Gefährten schüttelt sie den Kopf. Luna: „Und diese große Rede hier nur schwingen um sein eigenes Ego zu jerken. Und ich liebe den Mann, aber ich will es diesmal anders machen. Ich tue das, was ich vielleicht auch schon mit Aiden hätte tun sollen.“ Abermals wird tief eingeatmet. Als müsse sie viel, viel Luft und Kraft sammeln um weiterzureden. Luna: „Und mit dir reden. Ehrlich reden. Dir eine Chance geben. Die fünfundzwanzigste dann wohl. Ich mache das öffentlich, weil ich glaube, dass du einigen Leuten da draußen entschuldigungen oder Antworten schuldest.“ Mit einem Kopfschütteln zeigt sie auf sich selbst. Luna: „Vielleicht nicht mir. Aber ich fordere sie jetzt ein. Für alle deine Opfer, Kriss Dalmi.“
Es war wohl doch bloß nur eine Frage der Zeit, bis der Angeklagte selbst sich zu den flammenden Worten der Rosario-Schwester äußern würde. Asozial wie eh und je, schrammelt der Punkrockklassiker „Drugs of Youth“ los und bettet den Klangteppich für die Ankunft des Mannes, den man zuletzt bloß in seiner Mentorenrolle für sein Team Rot sehen konnte.
Des Serben Outfit of the Day besteht aus einer enganliegenden, abgerissenen, grauen Jeansshorts, einem ärmellosen Bandshirt von GG Allin and the Scumfucs und schweren Combatboots. Der ungestylte, ölig schwarze Irokese hängt dem Ex-Junkies im misslaunigen Antlitz. Mit bestimmten Schritt schließt er zu der Anklägerin auf, lässt sich auf dem Weg ins Seilgeviert ein Mikrofon aushändigen und scheint die sarkastische Einladung zu einem Sit-In tatsächlich anzunehmen. Behäbig lässt der Mann aus Belgrad sich in einer Ringecken nieder und lehnt sich sitzend gegen die Turnbucklepads. Die letzten Takte lässt der Serbe noch verklingen, dann führt auch er den handlichen Schallwandler an seine Lippen.
Kriss
Dalmi: „Hätte ich gewusst, wie akribisch du dich mit
meinem aktuellen Gastspiel auseinandergesetzt hast, hätte
ich dich viel früher dafür engagiert, meine
unausweichlich kommenden Memoiren aufs Papier zu bringen. Ich bin
mir gar sicher, dass du deine helle Freude daran haben wirst,
meine vergangenen Frevel in der toten Berliner Liga zu
recherchieren – besonders als Frau!“
Kriss Dalmi hält. Bis eben noch trieften seine Worte vor Sarkasmus, der von seinen missbilligenden Gesichtszügen untermalt wurde. Nun scheint sich jedoch etwas anderes in seine Miene zu mengen. Eine Note Enttäuschung?
Kriss Dalmi: „Niander Cassady-Taylor. Drake Nova Vaughn. Robert Breads. Namen, die auf eine Weise mit dem alles überragenden Symbol des Souveräns in Verbindung stehen, dem weißen Hirsch auf der Lichtung, der den Blutdurst eines im Dickicht lauernden, unbarmherzigen Wilderers in mir weckte. Mein Zorn würde jene treffen, die mir Unrecht taten. Mit jener Flinte, die ich Mal ums Mal anlegte, um das monolithische Ungetüm namens Protokoll zur Strecke zu bringen, konnte ich wenn überhaupt einen Streifschuss landen. Nichts, das die Beute zur Lebensaufgabe zwingen würde, nicht wahr? Und egal, mit wie vielen Patronen ich das Gewehr noch bestücken und Schuss um Schuss um Schuss abfeuern würde – es kommt der Punkt, an dem man sich eingestehen muss, dass die vermeintliche Materialschlacht gänzlich einseitig geführt wird.“
Aus dem halb geöffneten Serbenmaul blitzen die zusammengeknirschten Zähne.
Kriss Dalmi: „Ich bin kein Dummkopf, dessen Weg von einem umnächtigenden Schleier getrübt wird. Ich weiß, wann es Zeit ist, den Ball in die Hand zu nehmen und nach Hause zu gehen. Diesen Punkt schenke ich dir also, Luna. Du hast Recht – prophetische Worte besitzen nur dann eine Bedeutung, wenn man die Wirklichkeit mit seinen Taten so lange staucht und verzerrt, bis diese Prophezeiungen der Wirklichkeit entsprechen. Dies war nicht der Fall und eine entsprechende Prognose lässt keinen Schluss darauf zu, dass sich daran etwas in naher Zukunft ändern wird.“
Tief vor Verbitterung legen sich
Schatten über das Antlitz des Mannes, der praktisch seit der
Formation der tonangebenden Vereinigung des Protokolls gegen sie
Ränke schmiedete. Erfolglos. Doch wenn es Genugtuung in Luna
auslöst, so zeigt sie sie nicht.
Kriss Dalmi: „Vielleicht sollte ich einsehen, dass ein solches Unterfangen von Beginn an dem Untergang geweiht war. Dass dies lediglich ein Versuch ist, die alten Tage im Keller des Phoenix-Centers wiederaufleben zu lassen, als Eleven der Phönixliga den Krieg erklärte – romantisierte Erinnerungen des Umsturzes, der am Ende nicht eintrat.“
Ein kaustischer Seufzer entfährt dem Serben. Und Rosarios Blick bleibt neugierig. Vielleicht trifft der letzte Teil des Satzes auch etwas zu sehr die Realität, der sie selbst nachjagt.
Kriss Dalmi: „Jedoch...“
Wirkte es zuvor, als hätte Dalmi eher für sich selbst die letzten Monate reflektiert, scheint er Luna Rosario nun das erste Mal direkt zu adressieren.
Kriss Dalmi: „...bin ich mir nicht sicher, ob ich mir ausgerechnet von Leviathans wendehalsigen Cheerleaderin sagen lassen muss, dass ich ein Mobber wäre.“
Langsam zieht
sich der Meister der Geschmacklosigkeiten an den angrenzenden
Seilen hoch, zurück in die Vertikale. Luna schießt
ebenfalls auf die Beine. Die Fühler waren ganz fein
eingestellt. Instinktiv stehen ihre Beine versetzt. Bereit sofort
loszuschlagen. Ihre Augenbrauen sinken leicht nach unten. Wenn
Dalmi sie provozieren will, scheint es zu funktionieren.
Kriss Dalmi: „Meine Methoden sind zugegebenermaßen anders als klassische Trainingseinheiten und – ja! – heute musste ich für Fabian erneut eine AU bei Fletcher in den Briefkasten schmeißen. Allerdings habe ich dem Jungen etwas gegeben, das ihm weder Coach Breads, noch irgendein anderer Wrestler in der GFCW oder im Performance Center geben konnte: Eine Perspektive, Freundschaft, ein neues Leben. Aus dem elterlichen Zockerkeller und den Fesseln des Internets zu einem selbstbestimmten, glücklichen Leben. Dieser bergige Pfad ist beschwerlich zu erklimmen und vielleicht fühlt es sich für ihn in bestimmten Momenten sogar unmöglich, da ich ihn fordere, um ihn zu fördern. Aber ich meine es ernst mit ihm.“
Er machtet
einen Schritt auf Luna zu. Die
weicht keinen Zentimeter zurück.
Kriss Dalmi:
„Nicht dass du oder irgendein anderer Kasper in eurem
inzestuösen Leviathan-Theater etwas davon verstehen würde.
Letztendlich seid ihr wahrscheinlich immer noch damit
beschäftigt, euer Stable zu konsolidieren. Sonst hättet
ihr Fabian doch sicherlich schon viel früher aus meinen
vermeintlich tyrannischen Klauen befreit, unter denen er ja
scheinbar so leidet.“
Schlagartig
ballt sich Lunas Faust. Verkrampft drückt sie den Kiefer
zusammen. Ein Funke der Freude entzündet das Antlitz des einstigen Sektierers. Das Mikrofon lässt er aus seiner Hand gleiten, von wo es mit einem lauten POPP auf der Ringmatte aufkommt. Dann verlässt er wortlos den Ring und trabt gemächlich in Richtung der Bühne. Luna bleibt wie paralysiert im Ring stehen. Was an Dalmis Worten hatte sie so getroffen? War es der Vorwurf Ikari zu lange ohne Hilfe zu lassen? War es der Seitenhieb gegen die Entwicklung von Leviathan? Kränkung vom Vorwurf fragil zu sein?
Luna:
„Das waren keine Antworten verdammt.“
Moshdrop von Rob Gossler!
Rob: Aus dem Abfall in die Massen!
Pogosplash von Rob Gossler gegen Zwei Wow!
Alkohol…..
Rob Gossler liftet an einem Kneipentresen ein Bier.
Da ist Rob Gossler und schlägt seinen Gegner mit einem Stuhl nieder.
Kampf!
Und wie aus dem nichts steht Rob Gossler wieder auf den Seilen und zeigt seinen Pogosplash!
…und Alkohol!
Rob spritzt wild mit einer Bierdose am Entrancebereich einer Halle um sich.
Perfekte Körperhaltung für den Moshdrop und da kommt er auch schon
Kampf und Alkohol
Stranded,
aber später am Abend....
Norman:
„Vielen Dank, dass du mir mit Rob hilfst. Ich hätte es
nicht ertragen wenn er weitere Wochen auf meinen Teppich reiert.
Ich wäre wirklich verzweifelt gewesen, wie ich ihn wieder in
die Senkrechte bekomme. Aber wie genau uns ein Bootsausflug
helfen soll weiß ich allerdings nicht.“
Norman sieht zu Rob der etwas unterhalb der beiden auf dem Deck kauert. Eine Hundedecke umsich geschlungen sieht er bleich und zerschunden trübseelig in die Ferne. Seine grünen Haare flattern im Wind. Dann blickt Norman wieder zu Sid.
Norman: „Ich weiß nicht ob ich solange von zu Hause weg bleiben kann ehrlich gesagt, außerdem ist dies doch nur ein kleines 3-Personen-Boot, ich glaube das ist keine gute Idee.“ Sid: Stellst du die Entscheidung deines Captains in Frage? Ich hoffe du bist dir im Klaren darüber es ganz nach Meuterei aussieht was du da machst!
Scums Zähne fletschen und sein Gesicht verfinstert sich.
Norman zuckt erschrocken zusammen.
Norman: „ Nein, das würde ich niemals!“
Dann dreht sich Sid wieder zu Rob um.
Sid: Was sagst du mein Freund? Ist das eine Idee oder ist das keine?
Norman: „Er spricht immer noch nicht. Seid wir auf dem Boot sind sitzt er einfach nur da und schweigt. Hoffentlich lockert ihn die Seeluft ein wenig auf.“ Sid: Die Angst vor dem Kraken wird IHM wieder Lebenswillen einhauchen! Volle Kraft vorraus!
Dann dreht sich der Punk um und tritt den Kameramann von Bord.
Was für eine rasante Show bis hier her. Bei all' den Dingen, die heute passiert sind, kann man fast glauben, dass heute Wetten, Dass?!-artig überzogen wird. Und noch ist hier auch nicht aller Tage Abend. Jetzt befinden wir uns in einem sehr prunkvoll eingerichteten Raum. Selbst für den Mann, der dort fast schon unscheinbar in der Ecke sitzt, ist das sehr pompös. Die Rede ist vom neuen dreimaligen GFCW World Champion. Antoine Schwanenburg.
Die kaiserlichen Zeiten sind vorbei, aber irgendwie ist das Dekor noch güldener, prachtvoller und auch überladener geworden. Wenn wir Antoine Schwanenburg anschauen, dann scheint der auch nicht sonderlich glücklich zu sein über diese überdimensioniert protzige Deko. Er hatte in der Vergangenheit zwar immer einen Hang zur Extravaganz und Opulenz, aber das übertrifft alles. Man könnte vermuten, dass er selbst nicht der Innenarchitekt war, sondern seine 'ich setzte mal Hebel in Bewegung'-Frau das so gemacht hat, als ganz besonderes Geschenk zum dritten World Title Gewinn. Antoine selbst sieht recht normal aus. Auch wenn er nicht nicht wrestelt, so zeigt er sich dennoch in seinem Ring-Gear. Der größte Titel im Wrestling ruht dabei auf seiner Schulter. Sonst ist Antoine ein 'um die Hüften' Typ, aber im Sitzen ist das natürlich schwieriger.
In diesem Moment erfahren wir dann auch, warum wir heute hier sind. Es wurde bereits an so einige Türen geklopft an diesem Abend und noch wird hier nicht mit dieser Tradition gebrochen.
KLOPF KLOPF KLOPF
Antoine: „Die Tür ist offen.“
Die Türklinke wird kräftig nach unten gedrückt und der Gast des neuen Champs betritt den Raum. Es ist nicht Keek Hathaway. Doch auch andere Menschen können wütend sein. Eric Fletcher zum Beispiel. Zumindest wirkt der bereits zu Beginn dieser Begegnung bedient und offensichtlich nicht allzu begeistert über die Tatsache, dass der Champion ihn hier anscheinend zu sich zitieren konnte und die Rollen nicht umgekehrt sind, WIE SIE SEIN SOLLTEN. Trotzig macht er einen Ausfallschritt in die Edelkabine, dreht sich wieder zur Tür und schiebt diese erst langsam zu, bevor er ihr auf den letzten Zentimetern einen Schwung mitgibt und sie dabei beobachtet, wie sie ins Schloss fällt, während er den Türarm nochausgestreckt hält. Die Tür ist zu, Fletcher nickt und murmelt in einem Ton, der so tief vor Sarkasmus tropft, dass damit die Dürre in der Lausitz beendet werden könnte, zu sich selber…
Eric: „So funktioniert das also…“
Dann schaut er über die Schulter zu Antoine, bevor er sich mit dem gesamten Körper hinterherdreht. Er versucht sich an einer lieblichen Stimme und einem häufig wiederholten Blinzeln.
Eric: „Ich wurde gewünscht?...von Amélie…und all ihren Gefallenschuldigern?“ Antoine: „Ich grüße dich, Eric.“
Antoine streckt seine Hand zur Begrüßung aus. Wie reagiert Fletschi? Der grummelt, aber schlägt ein. Sein Schwanenburgproblem ist weiblich und selbst 2022 identifiziert sich Antoine nach Auffassung aller noch als Mann.
Eric: „Gratulationen sind noch angebracht, oder?“
Ein kleines Nicken zur Schulter…also…der mit dem Titelgürtel, alle anderen Schultern würden willkürlich wirken.
Antoine: „Eric. Ich kann nicht in Worten ausdrücken, was es mir bedeutet, ein drittes Mal diesen wichtigen Titel gewonnen zu haben. In diesem Jahr nahm ich mir viel vor und wollte unbedingt beweisen, dass ich auch im Jahre 2022 nicht bloß ein großer Gewinn für die GFCW sein kann, sondern die absolute Speerspitze. Dass ich das tatsächlich jetzt bereits geschafft habe, zeigt, was man mit harter Arbeit und absolutem Willen erreichen kann. Wenn ich ein klares Ziel vor Augen habe, kann mich niemand stoppen.“ Eric: „Und das wolltest du nicht der Galaxy erzählen, deswegen bin ich jetzt hier um Szenenapplaus zu geben?“
Fragend und durchaus auch ungeduldig schaut der Candy Man seinen Gegenüber an und senkt den Kopf leicht schräg ab. Der frisch gebackene Champion streicht über das große Gold.
Antoine: „Ich weiß natürlich, dass es derzeit einen anderen wichtigen Punkt für die GFCW gibt. Dass nicht das gesamte Scheinwerferlicht auf mich gerichtet ist. Das ist auch okay für mich, Eric. In vergangenen Zeiten hätte ich eine große Siegesfeier angekündigt, das volle Programm, du weißt, wovon ich spreche.“
Mit einer ausladenden Geste deutet der Commissioner auf die Umgebung, in der sich die beiden gerade befinden. Er muss schon fast aufpassen mit seiner Hand dabei keine Goldvase umzustoßen. Er nickt übertrieben, der Tonfall ist weiterhin…sagen wir dezent ironisch.
Eric: „Du warst wirklich sehr bescheiden, Antoine.“ Antoine: „Ich hatte nicht mal nach etwas besonderem gefragt. Eine ganz normale Kabine, wie sonst auch, das hätte mir völlig genügt. Aber ich schätze die Schuldgefühle, dass ich das Scheinwerferlicht nun mit dem Schlüssel zum Erfolg Leitermatch teilen muss, haben für...“
Er hebt fragend die Hände, zeigt auf die opulenten Dekorationsgegenstände.
Antoine: „... das hier gesorgt. Das ist selbst für meinen Geschmack zu viel, so sieht es selbst bei mir zu Hause nicht aus. Aber das soll hier auch gar nicht das Thema sein. Eric, ich habe eine Bitte.“
Eric: „Natüüürlich hast du das.“ Antoine: „Du hast sicherlich mitbekommen, dass Keek sein Re-Match gegen mich eingetauscht hat, um im Leitermatch bei Brainwashed zu sein. Ich werde nicht lügen, Eric, das spielt auch mir in die Karten. Auf der einen Seite hätte ich mit Freude erneut bewiesen, dass man Hall of Famer, oder zumindest angehender sein muss, um mich in einem Singles Match zu schlagen. Aber du weißt sicherlich auch noch, was zu Jahresbeginn mein Kredo war.“
Antoine legt Eric einen Arm auf die Schulter. Fletcher runzelt die Stirn, schaut auf die Schulter…also…die mit Antoines Hand, die mit dem Titelgürtel wäre diesmal Quatsch.
Eric: „Ich habe dir noch nicht einmal das „Du“ genehmigt, oder?“ Antoine: „Ich will Top-Stars schlagen. Gegner, gegen die ich bislang nicht angetreten bin. Nun schlug ich Lionel Jannek und Keek Hathaway. Was, Eric, was hat die Liga, was hast du mir zu bieten? Was ist meine nächste große Herausforderung? Ich will einen Gegner bei Brainwashed, der in das Schema passt. Einen ehemaligen World Champion. Einen angehenden Hall of Famer. Einen Mann, welcher der GFCW seinen Stempel aufdrücken konnte. Jemanden, mit dem ich nicht bereits die Klingen kreuzte.“
Schnippisch kommt eine prompte Antwort, die aber in einer Lautstärke gesagt wird, dass man davon ausgehen kann, dass die eher für Fletcher selber und nicht unbedingt für den Champion gedacht, der die auch gekonnt überhört. Immerhin hat der Commissioner auch den Kopf gesenkt.
Eric: „Kannst ja gegen Amélie ran, löst mir gleich zwei Probleme…“
Er schnauft durch, senkt den Kopf, muss beim Gedanken an das Match kurz grinsen, dann aber ändert sich seine Miene. Ein kleines Grübeln. Stirnrunzeln. Dann ein verhaltenes Nicken, das immer sicherer wird. Er stülpt die Unterlippe nach vorn über die Oberlippe. Dann schaut er wieder zum Champion.
Eric: „Ich werde dir einen Herausforderer liefern, Antoine. Verlass dich drauf. Es geht nicht nur Amélie um Quoten und darum, die 1% zufrieden zu stellen, ich kann schon auch gute Matches servieren. Ich habe da so eine Idee…aber das muss ich klären.“
Antoine: „Nichts für ungut, Eric, aber ich denke, ich verdiene bereits jetzt zu wissen, wer mein nächster, großer Herausforderer wird. Alles, was ich in den letzten Monaten getan, gesagt und geleistet habe, diente alles der GFCW als Gesamtprodukt. Habe ich nicht so langsam bewiesen, dass ich alles tue, um die Liga auf höchstem Niveau zu heben und da zu halten? Geheimniskrämerei finde ich da nicht angebracht.“
Da ist er endlich. Der Moment in dem Fletcher im Gespräch einmal so etwas wie die Oberhand hat. Endlich kann er einmal das Tempo vorgeben und seinen Gegenüber zappeln lassen oder zumindest die Richtung bestimmen, in die sich das Ganze entwickelt. Gerne würde er es auskosten…andererseits…Antoine ist doch kein böser Kerl. So lächelt Fletcher nur frech und schüttelt samt den Kopf. So sanft, wie er mit seiner Hand auch Schwanenburgs Gesicht streift.
Eric: „Ach Antoine…ich kann doch keine halben Versprechen machen.“
Er nimmt die Hand zurück.
Eric: „Am Ende bleibt es bei einer Idee, ich muss in zwei Wochen wieder zurückrudern und dann steht einen Atemzug später Amélie vor mir und poltert los, was mir denn einfällt, deine Zeit zwei Wochen lang zu verschwenden und dich auf den falschen Gegner vorbereiten zu lassen anstatt meine Arbeit gescheit zu machen…das muss doch nicht sein.“
Er schüttelt erneut den Kopf, diesmal aber eher ein Schütteln der Marke „Nene, Kollege, passt schon, brauchst mir nichts mitbringen.“ Das Abwinken fehlt noch.
Eric: „Ich gebe dir den Namen in zwei Wochen, versprochen. Aber dann treffen wir uns woanders, ok? Damit sich Amélie nicht wieder so mit der Einrichtung verausgaben muss? Du musst auch nicht zu mir kommen, wir ziehen das richtig groß…“
Er sieht sich noch einmal flüchtig in der Kabine um.
Eric: „Ok, vielleicht nicht so groß…aber wir ziehen das groß auf, mitten im Ring. Wir nennen es „Die große Enthüllung“ oder irgendetwas Markantes und Pete und Sven spekulieren vorher minutenlang. Hauptsache pompös und deines Auftauchens würdig. Da kriegst du dann deinen Gegner, d’accord?“
Diesmal ist er derjenige, der den Handschlag anbietet. Antoine: „Ich bin Profi genug, dass ich Amélie vom Rest trennen kann. Ich hoffe, Eric, dass du sie auch von mir trennen kannst. Nur, weil wir den selben Nachnamen teilen, heißt es nicht, dass wir eine Person sind. Wenn du Ärger mit ihr hast, dann betrifft mich das nicht. Wenn sie Ärger mit dir hat, betrifft mich das ebenso wenig. Ich hoffe, wir können uns auf eine professionelle Basis eignen. Was sagst du?“
Der Champ streckt einmal mehr seine Hand aus. Eric überlegt kurz, aber nicht wirklich lange und schlägt dann ein. Auf die professionelle Basis können sie sich dann doch einigen. Bislang hat Antoine auch nicht einen einzigen Grund gegeben, weshalb man diese anzweifeln sollte. Das Match gegen Keek war fair, es wahr ehrlich, es gab kein Eingreifen von irgendwo. So, wie es Antoine auch gesagt hat.
Antoine: „Danke, Eric. Wir sehen uns in zwei Wochen. Ich vertraue dir und deinem Urteil.“
Während die beiden GFCW Urgesteine langsam den Handschlag lösen, fadet die Szene langsam aus.
Das weiße Pulver wird vorbereitet und auf dem Tisch in den vorhergesehenen Behälter getan. Ein Seufzen verlässt Desmond Briggs, als er einen tiefen Zug mit der Nase nimmt und an dem Pulver riecht. Dann kippt er Wasser drauf und rührt das Ganze durch. Er setzt es an die Lippen und nimmt einen Schluck. DB Nutrition befindet sich noch in die Entwicklung, aber dieses EAA Pulver schmeckt köstlich. Ananas Rösti Geschmack. Hastig trinkt er das Getränk in einem Zug aus. Er setzt es erst ab, als es an der Tür klopft. Er steht auf und wischt sich den restlichen Sabber aus dem Gesicht. Er öffnet die Tür, nickt und bedeutet der Person einzutreten. Der Sportler macht dabei genug Platz.
Desmond Briggs: „Hallo Alex, schön, dass du des einrichten konntest auch mal bei einem Mitglied des Protokolls persönlich vorbeizukommen.“
Durch diese kleine Pfeilspitze merkt man, dass Desmond nicht auf Kuschelkurs ist. Doch der Mathematiker geht kaum darauf ein. Er steht nur im Türrahmen, schaut seinen Teamkollegen leeren Blickes an, die Hände natürlich hinter dem Rücken. Er schnauft. Er nickt zur Begrüßung. Dann betritt er wortlos die Kabine, geht leicht humpelnd einige Schritte nach vorn, sieht das beschmierte Glas auf dem Tisch und brummt ein knappes „Hmm“ durch den geschlossenen Mund. Schließlich dann aber die Drehung zum Raw Black Diamond.
Alex: „Nun? Hier bin ich. Was wolltest du besprechen?“
Der New Yorker sieht lange seinem Stablekollegen in die Augen. Lange… Er sucht etwas in dessen Blick, scheint es aber nicht zu finden, oder? Desmond verschränkt die Arme vor der Brust, während er zu sprechen beginnt, ohne auch nur die Augen von Alex für eine Sekunde abzuwenden.
Desmond Briggs: „Bist du zufrieden, Alex?“
Der abwartende Blick des Mathematikers macht allen klar, dass ihm noch nicht genau klar ist, was Desmond von ihm will.
Desmond Briggs: „Bist du zufrieden, dass ich den Titel verloren habe? Dass man ihn mir durch eine fiese Masche gestohlen hat? Findest du das gut?“
Alex will antworten, aber kommt gar nicht dazu. Denn Desmond redet ununterbrochen weiter.
Desmond Briggs: „Wo wart ihr, als ich euch gebraucht habe? Wir stehen füreinander ein, sollte man die Hilfe brauchen! Ihr habt gesehen, was passiert ist und habt trotzdem nichts gemacht!“
Der Blickkontakt der beiden bleibt eine Weile bestehen, dann ist es aber Ricks, der seinen Kopf senkt. Nicht aus Verlegenheit. Er lenkt die Aufmerksamkeit. Die linke Hand taucht hinter seinem Rücken auf, zupft an seinem Hosenbein und entblößt den Knöchel. Den Knöchel eingewickelt in einem Verband. Noch immer mit gesenktem Kopf spricht er in ruhigem Ton zu Briggs.
Alex: „Wäre ich eine Hilfe gewesen?“
Das Hosenbein wird losgelassen, rutscht wieder herunter, bedeckt den Verband wieder. Gleichzeitig – Schnaufen. Dann geht der Kopf des Mathematikers zurück in die Ausgangsposition und der leere Blick geht zum Raw Black Diamond.
Alex: „Aiden war am Arm verletzt. Robert kümmerte sich um ihn…Desmond, wir haben die Situation falsch eingeschätzt. Das war unser Fehler. Unser aller.“
Die Lippen bewegen sich, der Unterkiefer mahlt, Ricks mahlt mit den Zähnen, atmet noch einmal durch, dann wird sein Blick ein wenig strenger.
Alex: „Aber ich habe es dir schon vor sechs Wochen gesagt. Erwarte nicht die Unterstützung von uns. Fordere sie. Wir kämpfen unsere eigenen Kämpfe, bis wir uns gegenseitig einfordern. Hast du meine Worte vergessen? Ich denke es war: ‚Wir sind da, sobald du es willst.‘ und ich meine, deine Antwort lautete: ‚Ich brauche euch nicht dafür.‘…nun, Desmond…Zane auch nur im Entferntesten eine Möglichkeit zu geben, war unser aller Fehler. Das sehe ich. Dass du im Kampf allein im Ring standest…war dein Fehler.“
Desmond Briggs ist erregt. Richtig erregt! Seine Lippen zittern, aber nicht vor Lust, sondern vor blanker Wut!
Desmond Briggs: „Du hast mich dazu in die Position gebracht, Alex! Es waren eher deine Worte und nicht meine! Ich hätte eure Hilfe gebraucht, aber du warst der Meinung, dass ich es alleine schaffe. Fick dich, Alex! Du solltest als Leader vorangehen und tust es nicht. Du solltest Situationen einschätzen können, aber kannst es nicht. Was für ein Leader bist du, wenn du das nicht mal kannst?“
Der New Yorker stellt sich provokant direkt vor Alex Ricks.
Desmond Briggs: „Zeig mir, dass du bereit bist das Protokoll zusammenzuhalten! Zeig mir, dass du unser Leader bist…HILF MIR DIESEN SCHLÜSSEL ZU GEWINNEN; ALEX!“
Der Mathematiker wartet einen Moment, bis sich die Aufregung seines Partners wieder gelegt hat. Was bei der Art des Freiburgers noch einmal länger dauert. Sein Halten des Blickkontaktes. Kein Zurückweichen. Kein Zugestehen. Ricks schaut Briggs nur an, bis sich dessen schwere Atmung wieder etwas lockert. Ohne zu blinzeln, folgt seine Antwort.
Alex: „Gut.“
Er tritt einen Schritt näher an Briggs heran, sodass die beiden kaum noch etwas voneinander trennt. Leicht schaut der Mathematiker nach oben. Sein Blick ist klar und scharf, die Stimme leer. Fast schon hauchend.
Alex: „Und Robert?“
Desmond denkt einen langen Moment nach. Ja, auch Robert steht in dem Match und man merkt, dass Desmond mit sich zu kämpfen hat.
Desmond Briggs: „Ich liebe Robert, Alex. Verstehe mich nicht falsch, aber in diesem Fall brauche ich den Sieg mehr als er. Verstehst du? Ich bin die Zukunft, die endlich zwischen die bekannten Namen Antoine Schwanenburg, der absolut nicht auf dem Niveau ist den Titel zu halten und die anderen Namen vorzustoßen! Hoffentlich bist du bereit dafür, denn damit würde ich auch in deine Richtung vorstoßen…“
Er bricht ab, versucht in Alex Ricks zu lesen,´was dieser denkt. Aber der Mathematiker bleibt gelassen.
Desmond Briggs: „Überleg dir, ob es nicht für uns alle besser wäre, wenn ich als Schlüssel Match Gewinner hervorgehe um mit deinem einstigen Intimfeind Spielchen zu spielen. Würde dir das gefallen, Alex? Ich bin mir sicher, dass dir das gefallen wird. Es ist deine Entscheidung. Überlege es dir und entscheide dich weise!“
Alex verlässt die Kabine, während Desmond im Türrahmen ihm nachsieht und flüstert.
Desmond Briggs: „Entscheide dich richtig, Alex. Entscheide dich für mich…“
Fade Out
Die Kamera ist nun in der Location „Stahlrohr“ in Berlin-Friedrichshain. Die Party ist schon weiter fortgeschritten. Der Schweiß tropft von der Decke. Mindestabstände werden schon lange nicht mehr eingehalten. Die meisten Gäste sind mittlerweile ohnehin Oberkörperfrei. Kyd Flawless ist auch schon in seinem Element und tanzt eh schon in ganzen anderen Sphären. Kyle Douglas Pupillen sind extrem geweitet, auch ihm scheint das Ambiente überraschenderweise zuzusagen. Der Kanadier mimt mittlerweile im Club den Vortänzer. Tanzend steht er auf einer Box und gibt zur Ekstase der anderen Gäste den Takt vor. Es liefen aber auch direkt drei, in Kyles Augen, absolute Banger *höhö* die das Bestreben seiner Persönlichkeit im Mark getroffen haben: David Guetta – The World is mine Azari & Jamie Jones – Hungry for the Power Tears for fears – Everybody wants to rule the world.
Flawless scheint sich für Kyle zu freuen, dass es ihm hier so gut gefällt. Er versucht dem kaum noch zurechnungsfähigen Douglas ein Zeichen zu geben, dass er nun mal eine rauchen gehen wird – aber Kyle registriert ihn gar nicht mehr. Der tanzt nur noch wie in Trance mit einem Grinsen an die Decke starrend. Vermutlich ist er gedanklich schon World Champion „The World is mine“ halt. Auf dem Weg nach draußen wird Kyle dann noch mehrmals angesprochen und auch schon mal freundlich angetatscht. Keine neue Situation für den athletischen Mann aus Seattle, der aber meist augenzwinkernd reagiert, eine charmante Form der Abfuhr. Vor dem Stahlrohr ist es nicht nur stockdunkel geworden, ein etwas unangenehmer Schauer wütet üben dem Straßenzug. Die Zigarette zündet er sich in der Hocke knieend irgendwie gerade noch an und nimmt dann einen tiefen Zug. Auch Flawless ist mittlerweile schon jenseits von gut und böse was seinen Geisteszustand anbelangt. Ein schneller Blick aufs Smartphone zeigt: Eine Sprachnachricht. Unbekannte Nummer….
Kyd: „Verdammt. Nicht schon wieder Optimus Prime?“
Als er die Sprachnachricht abhört, meldet sich allerdings ein alter Bekannter: Harry hat erfahren, dass er in Berlin ist und wollte mal hören was so geht. Freudig antwortet er seinem Freund.
Kyd: „Yo, Harry. Komm sofort ins Stahlrohr, wenn du kannst. Die Party ist mal richtig wyld hier. Vom aller Krankesten. Ich habe auch meinen Wrestling Tag-Team Partner mit dabei. Der ist das erste Mal überhaupt am Start. Der geht richtig ab, ich muss gleich auch mal wieder rein und nach ihm..
SMMMMAAAAAAAAACK!
Aus der Dunkelheit trifft Flawless ohne jegliche Vorwarnung eine Eisenstange auf den nackten Rücken. Mit dumpfem Schrei geht er zu Boden. Sein Smartphone wird bei dem Aufprall aus seiner Hand katapultiert und fliegt auf das nasse Kopfsteinpflaster. Die angreifende Person ist dabei aber nur schemenhaft zu sehen. Sie ist auf jeden Fall dunkel gekleidet und anhand der Silhouette scheint sie eine äußerst große und sehr breite Person zu sein. Als Flawless den ersten Schmerz verarbeitet hat, dreht er auf dem Boden liegend den Kopf in Richtung des Aggressors.
SMMMMAAAAAAAAACK!
Mit einem mächtigen Hieb findet die Eisenstange wieder den Rücken des jungen US-Amerikaners. Anschließend ist ein Lachen des Angreifers zu hören.
???: „Muahaha. Naaaaaaa…..willst du mal an MEINEM STAHLROHR LUTSCHEN, DU SCHEIß SCHW******?!“
Eine Reaktion wird allerdings nicht weiter abgewartet. Der Unbekannte, tritt mit seinen riesigen Caterpillar-Schuhen Flawless ins Gesicht. Ein leichtes Knacken ist zu Vernehmen. Die Nase? Die Wangenknochen? Es weiß nur die Dunkelheit. Nun ist ein Rotorengeräusch zu hören. Aus dem Berliner Nachthimmel lässt sich eine Drohne herab, die mit einer eingeschalteten LED-Lampe auf Kyd Flawless gerichtet ist. Das Gesicht bereits blutig, blinzelt Flawless als das Licht auf ihn gerichtet wird. Ein leises „What the Fuck“ quetscht er unter Schmerzen irgendwie noch aus sich heraus. Der Peiniger holt derweil schon wieder zu einem erneuten mächtigen Hieb mit der Eisenstange/ dem Stahlrohr aus.
Stimme: „Halt. Heute wird er noch nicht gehenkt.“
Es ist wieder diese mechanische, mit einem Computer aufgenommene Stimme, die aus der Drohne spricht. Der Angreifer hört auf den Befehl und zieht sich in die Dunkelheit der Nacht zurück.
Stimme: „Flawless. Du dachtest Deine Taten werden nicht bewertet? Nicht sanktioniert? Falsch gedacht. Versagen wird direkt bestraft. Stranded war eine Schande. Im nächsten Match muss ein Sieg her, oder du bist raus. Ich dulde keine weiteren Fehlschläge mehr!“
Anschließend erhebt sich die Drohne wieder in den Berliner Nachthimmel. Die letzten Kameraeinstellungen zeigen einen mit dem Gesicht auf dem Bordsteinpflaster liegenden Flawless, der ausgeknockt ist. Im Hintergrund eilt in Zeitlupe ein aufgebrachter Kyle Douglas herbei.
Das Bild wird schwarz.
Und dann erscheint:
Was für ein ereignisreicher Tag. Den 12. August 2022, dessen Abend er im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion verbracht hat, wird Keek Hathaway in seinem Kopf irgendwo zwischen Himmel und Hölle einspeichern.
Eine
zweite Chance.
Der Namibier weiß, was er zu tun hat. Worauf er sich die kommenden zwei Wochen vorbereiten muss, wenn sein Plan, sich mit dem Schlüssel zurück an die Spitze der GFCW zu bringen, nicht schon in den Kinderschuhen sterben soll. Man sieht die Fokussierung auf Keeks angespanntem Gesicht; doch da ist auch die Spur eines Lächelns. Vorfreude. Er sucht die Herausforderung, er beginnt sie. Spektakuläre Kämpfe. Eine hohe Wand, die es zu erklimmen gilt. Doch er ist bereit, sie zu erklettern. Mit diesem Mindset schiebt sich Hathaway in Richtung der Parking-Area. Seine Hand liegt bereits auf dem Knauf.
???: „Keek!“
Von irgendwo aus der Ferne, vernimmt der große Mann aus Namibia eine Stimme, die seinen Namen ruft. Allerdings fällt es ihm schwer, sie mit einem Gesicht in Verbindung zu bringen. Der ehemalige World Champion dreht den Kopf nach links, nach rechts und, so gut es geht, rückwärts. Und entdeckt dann einen Mann, der auf ihn zukommt. Erst auf den zweiten Blick erkennt er ihn richtig. Das liegt nicht nur daran, dass er sich äußerlich verändert hat, sondern wohl auch daran, dass Keek ihm zuvor nie persönlich begegnet ist. Doch da steht er nun, direkt vor ihm.
Lionel Jannek: „Einen Moment, Keek.“
Etwas überrascht und logischerweise eher zurückhaltend blickt Keek Hathaway, dem Österreicher ins Gesicht. Nur vage kann er, durch die Sonnenbrille, die kalten Augen seines Gegenübers ausmachen. Unwissend, ob der Zweck dieses spontanen Treffens ein guter oder ein unangenehmer sein wird. Doch LJ zeigt (noch?) keine Anzeichen von bösen Absichten. Die Fans auf jeden Fall jubeln über dieses Treffen von zwei aktuellen Aushängeschildern der GFCW, die sich zuvor noch nie im Ring gegenüberstanden.
Keek Hathaway: „Was willst du?“
Ganz ohne Misstrauen kommt der Namibier nicht aus, doch der Klang seiner Stimme ist nicht so feindselig, wie es die knappe Formulierung andeuten mag. Natürlich kennt er den Ruf, der Lionel Jannek vorauseilt. Aber er ist ein Mann, der sich lieber ein eigenes Bild macht. Also starrt er sein Gegenüber erwartungsvoll an. Beschwichtigend hebt der Österreicher auch eine Hand hoch und deutet so, dass es keinen Grund zur Aufregung gibt.
Lionel Jannek: „Ich hatte nie die Gelegenheit mit dir zu sprechen, als du noch Champion warst. Jetzt wo du ebenfalls im Schlüsselmatch stehst, dachte ich mir, das hole ich nach.“
Der Namibier stößt Luft aus und schüttelt mit der Andeutung eines Lächelns den Kopf.
Keek Hathaway: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du in den zehn Monaten meiner Regentschaft sicherlich die Gelegenheit gehabt hättest, mit mir zu reden…wenn du es gewollt hättest. Wir beide sind alle zwei Wochen am gleichen Ort. Reisen mit dem großen Zirkus GFCW quer durch Deutschland. Da ist es eher eine Frage des Willens, ob man diese Gelegenheit hat.“
Er löst die Hand vom Türknauf und tritt an Lionel Jannek heran. Auch wenn die Sonnenbrille direkten Augenkontakt verhindert, stellt er sich so auf, dass er durch die gespiegelten Gläser dorthin schauen kann, wo Janneks Augen sind.
Keek Hathaway: „Also frage ich noch einmal. Was willst du? Warum reden wir jetzt?“ Lionel Jannek: „Nun…“
Noch einmal schnell die Haare und die Brille gerichtet. Das muss bei einem Lionel Jannek einfach sein.
Lionel Jannek: „Wie gesagt: Ich stehe im Schlüsselmatch, du stehst im Schlüsselmatch. Es besteht also bei Brainwashed eine gute Chance, dass wir aneinandergeraten werden.“
Das ergibt schon irgendwie Sinn. Aber worauf will LJ hinaus?
Lionel Jannek: „Und ich frage mich… Werde ich dabei demselben Keek Hathaway gegenüber stehen, der jetzt fast ein Jahr World Champion war? Oder doch wieder dem ‚alten‘ Keek? Oder gibt es da überhaupt einen Unterschied?“
Auch wenn er nicht aus der Haut fährt: Dass die Andeutung gesessen hat, sieht man Keek an. Er rümpft die Nase und kräuselt die Stirn. Stößt abermals Luft aus. Langsam greift er an das Band seiner Sporttasche, zieht sie von der Schulter und stellt sie neben sich auf den Boden. Mehr Freiheit für die Arme. Falls es eskaliert.
Keek Hathaway: „Falls du dir so unsicher bist, ob ich nach fast einem Jahr an der Spitze nur ein One-Hit-Wunder war oder mich entwickelt habe…“
Ohne den Blick von Jannek zu nehmen, schiebt er die Tasche mit dem Fuß weiter zur Seite. Strafft die Schultern.
Keek Hathaway: „…finden wir sicher einen Weg, dies auszudiskutieren. Aber ich nehme an, du hast es nicht so gemeint, wie ich glaube.“
An die markigen Worte schließt sich ein intensives Starren und beharrliches Schweigen kann. Mit dem Blick möchte der Namibier offenbar eine Antwort aus Jannek hervorbohren.
Lionel Jannek: „Keek, ich habe deinen Werdegang beobachtet. Du warst ein Comedy-Skit, eine Kult-Figur, aber ein Champion? Nie und nimmer. Doch dann, nach vielen Jahren, kommst du zurück, gewinnst den Schlüssel und noch in derselben Nacht den World Title! Du hast den Traum eines jeden GFCW-Wrestlers gelebt, von dem man gesagt hat ‚der wird es nie schaffen‘! Doch eines hat immer an mir genagt Keek…“
Der Österreicher nimmt die Sonnenbrille ab. Nachdem er sie in der Seitentasche seines Sakkos verstaut hat, blickt er Keek unbeeindruckt (und das ist bei einem Mann wie Keek nicht einfach) in die Augen.
Lionel Jannek: „In dieser Nacht war das MEIN Titel. Player hat ihn mir abgenommen und dann kamst du und hast ihn Player abgenommen. Doch eines weiß ich sicher Keek: Hätte ich meinen Titel an diesem Tag verteidigt und du wärst herausgekommen, dann wärst du NIE Chmapion geworden. Denn ich hätte ihn nicht gegen dich verloren. Überhaupt… wärst du dann noch herausgekommen?“ Keek Hathaway: „Ein Titel gehört einem so lange, bis man ihn verliert.“
Nicht ohne die leise Ahnung eines Seufzens stößt der Ex-Champion diesen Satz hervor. Aber er schafft es fast, den Schmerz über die Niederlage zu unterdrücken.
Keek Hathaway: „An besagtem Abend habe ich Players Titel gewonnen. Es war nicht deiner. Weil Player bei Brainwashed der bessere Mann war als du. Und ich habe bei Title Night bewiesen, dass ich besser als Player bin. Klar besser. Ein Umstand, den ich in den vergangenen Monaten noch einmal unterstrichen habe.“
Die Anspielung auf die Siege seiner Regentschaft entspannt Keeks Stimmung. Er lehnt sich zurück, der Blick wird ruhiger.
Keek Hathaway: „Ich bin sicher ein verdammter Mathematiker wie Alex Ricks. Aber lass es mich so ausdrücken…“
Alex Ricks. Am Tonfall, mit dem dieser Name in den Raum geworfen wird, ist zu erahnen, dass Keek wenig Gutes über den Mann zu sagen hat, den er bei Doom’s Night geschlagen hat. Die Nummer 1 des Protokolls.
Keek Hathaway: „…wenn du gegen Player gewonnen hättest, hätte sich in der Title-Night-Formel lediglich ein Bestandteil geändert. Aber nicht das Ergebnis.“ Lionel Jannek: „Glaub mir, Keek. Ich hätte es gerne herausgefunden. Ich hätte gerne gewusst was du wirklich für ein Champion bist, ob du überhaupt einer bist, aber ich hatte nie die Chance dazu…“
Kurze Stille zwischen beiden Männern. LJ atmet einmal tief durch. Er erkennt an Keek’s Worten, dass es ihm auf jeden Fall nicht an der Einstellung eines Champions mangelt. Doch das hat dem Österreicher ebenfalls nie gefehlt, wie man weiß. Doch heute lässt er sich äußerlich nicht lesen und tritt um einiges ruhiger auf als man es sonst gewohnt ist. Die Tatsache, dass LJ während dem ganzen Gespräch keine Miene verzieht, nicht einmal sein provokantes Lächeln, ist auf jeden Fall ziemlich ungewohnt.
Lionel Jannek: „Bei Brainwashed bekomme ich diese Chance endlich. Und ich werde dich testen, Keek. Ich werde herausfinden, ob du wirklich ein Champion, ein Top-Player, bist, oder ob du einfach nur ein kurzes Hoch hattest. Und wenn du diesen Schlüssel ein zweites Mal haben willst, dann musst du an mir vorbei… und das wird nicht geschehen!“
Ein kurzer spannungsgeladener Staredown beider Männer.
Keek Hathaway: „Zunächst muss ich zwei Matches gewinnen, um meinen Platz im Schlüsselmatch abzusichern. Rechne lieber damit, dass ich das tun werde. Denn wenn du deine Sonnenbrille nicht blind macht, wirst du gelernt haben, dass ich mit den Herausforderungen wachse. Also werde ich gewinnen. Beide Matchs. Ich werde im Schlüsselmatch sein. Solltest du dann noch immer daran zweifeln, ob ich ein würdiger Champion bin, dann kannst du es am eigenen Leib erfahren. Nach meinem kleinen Turnier.“
Lionel Jannek: „Keek…“
Der Österreicher setzt die Sonnenbrille wieder auf und dreht sich ein wenig von Keek weg.
Lionel Jannek: „Ich rechne fest damit, dass du diese Hürden überwinden wirst.“
Dann blickt er ihn noch einmal kurz provokant an.
Lionel Jannek: „Wäre doch wirklich schade, wenn nicht. Denn damit hätte ich ja recht gehabt, nicht wahr?“
Damit dreht sich der „Superior One“ endgültig weg und verlässt die Szenerie. Ohne sich umzudrehen, hebt er verabschiedend die Hand.
Lionel Jannek: „War nett dich endlich mal kennengelernt zu haben, Keek.“
Der Ex-Champion blickt dem Österreicher nach. Als Jannek in sicherer Entfernung ist, nimmt Keek die Sporttasche wieder auf. Schiebt sie auf seine Schulter.
Keek Hathaway: „Warten wir ab, ob du dich immer noch darüber freust…wenn wir uns bei Brainwashed getroffen haben.“
© 2001-2022 GFCW – German Fantasy Championship Wrestling
Danke an alle Schreiber!!!
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