Sven: „Als nächstes wird es ein Tag-Team Match geben, die Urban Ultras Berlin treffen auf Sid & Rob.“ Pete: „Schon in der letzten Show gab es ein wilde Keilerei zwischen den neuen Teams und auch eben im Backstagebereich gab es….“
Fisher – Losing it dröhnt mit voller Lautstärke aus den Boxen – die Einlaufmusik der Urban Ultras Berlin. Die beiden Tag Team Partner erscheinen auf ihren circa 10.000 € teuren BMC Roadmachine 01 ONE – Rennrädern und fahren galant die Rampe Richtung Ring herunter. Carola Birkenstock und Morbeus haben beide im Schlepptau, die den beiden zum Ring folgen. Alle vier tragen weiße Fists for Future Foundation T-Shirts. Max Moustache hat wieder einen schwarzen fast bis zum Boden gehenden schwarzen Mantel im „Matrix-Look“ sowie die gestohlene Sonnenbrille von Jason Crutch an. An den Ringpfosten stellen die beiden ihre Fahrräder ab, um sie anschließend ganz fachmännisch abzuschließen. Sid und Rob sind schließlich als Prankster bekannt, die gar in der letzten War Evening-Ausgabe mit einem Panzer eingefahren sind und da wäre es doch grob fahrlässig die teuren Bikes „unbeaufsichtigt“ zu lassen. Auch Carola und Morbeus sind mittlerweile im Ring angekommen.
Laura: Aus Berlin…Max Moustache und Slay Oakland, THE URBAN ULTRAS BERLIN!
Ray Douglas gibt Laura kurz ein Zeichen, dass bevor das Match starten soll, er das Mikrofon noch einmal benötigt.
Morbeus: „Danke, Laura.“
Die Fans in Essen pfeifen den selbsterklärten „Weltenverbesserer“ massiv aus.
Morbeus: „Ja, ich weiß. Das schönste an Essen ist die Autobahn Richtung Düsseldorf, aber das müsst ihr doch nicht persönlich nehmen.“
Weitere Schmähgesänge sind die Folge.
Morbeus: „Bevor die albernden Punks zum Ring kommen, möchte ich alle Zuschauer_Innen noch einmal über die Vorkommnisse der letzten Show informieren. In einem hinterlistigen und meines Erachtens auch BARBARISCHEN AKT, wurde mir der Title Shot auf den World Heavyweight Title bei der größten Show aller Zeiten genommen. Euer aller Hero, Jason Crutch, zeichnete sich dafür verantwortlich. Ein Bekennerschreiben war nicht weiter nötig, das rustikale Urviech wurde von aller Welt gesichtet, ARGH. Ich will nicht wieder alles aufwärmen.“
Ray Douglas sieht sichtlich etwas genervt aus. Nun fährt er sich mit seiner linken Hand durch sein lockiges rötliches Haupthaar, schaut nickend seine Stable-Partner an und fletscht die Zähne.
Morbeus: „Bei der Jubiläumsshow werden wir ein 4 gegen 4 Elimination Match gegen ihn und seine lustigen Holzhacker-Buaben, oder wen er da auch immer anschleppt, bestreiten. Dementsprechend…..in der Summe muss man kein Mathematiklehrer sein, um festzustellen, dass ein Platz in unserem Team noch frei ist. Tja liebe Fans, wir suchen einen Mann mit Profil, jemand der zu den Besten Wrestlern des Planeten gehört. Also Vorhang auf für…………………..“ ...den Song „Bow Down“ von I Prevail. Was, schon wieder?
Das zumindest denkt sich wohl der Großteil der anwesenden Zuschauer. Nun, Robert Breads hatte bei seiner Auseinandersetzung mit Zereo Killer bereits angekündigt eventuell noch ein zweites Mal zu den Fans zu sprechen, und wie es scheint tut er entweder das oder aber er spricht zumindest mit den im Ring anwesenden drei Wrestlern, mit denen zusammen er dann ein Vierer-Team wäre. Bloß… hat er nicht etwas Anderes zu tun als sich darum zu kümmern? Was hat Breads überhaupt mit der ganzen Nummer hier am Hut? Der Kanadier tritt auf die Stage, erneut mit einem Mikrofon bewaffnet, hält aber Abstand zum Ring und geht auch nicht auf diesen zu. Distanz zwischen sich und jedem unbekannten Wrestler ist für den noch immer verletzten Mann aus Toronto eine Art Muss.
Robert Breads: „Ihr habt Recht. Ich bin kein Mathematik-Lehrer, und dennoch kann ich erahnen, dass das hier für euch eine Rechnung ist die aufgeht. Ich fühle mich… nennen wir es der Höflichkeit halber „geschmeichelt“ dass ihr euch die Mühe gemacht habt bei mir anzurufen wenn ihr etwas wollt. Das hätte Zereo Killer gern auch tun können. Stattdessen hat er den größten Moment meiner Karriere an sich gerissen. Das habt ihr nicht. Also, ich bin hier und ich bin bereit zuzuhören.“
Er verschränkt die Arme vor der Brust.
Robert Breads: „In zwei Wochen… bei War Evening in zwei Wochen werde ich meinem guten Freund Mike meine letzte Bedingung für ein Match mit ihm offenbaren. Wenn er diese annimmt werde ich ohne zu zögern sofort den Papierkram erledigen und das Match offiziell machen. Das bedeutet allerdings auch dass das Match noch nicht offiziell ist. Das wird es erst sein, wenn er zustimmt, und da ich ihm die Bedingung noch nicht genannt habe… nun, auch dafür muss man kein Genie sein, denke ich.“
Aus dem Augenwinkel blickt er in Richtung der am Ring stehenden Fahrräder.
Robert Breads: „Ihr wisst aber auch dass ich dieses Match gegen Zereo Killer will. Ich will gegen ihn antreten. Mich dazu zu bringen das abzublasen und etwas Anderes zu tun… ich denke, wenn ihr wollt, dass ich euch bei was auch immer euer Problem ist unter die Arme greifen soll… dann muss dafür einiges für mich dabei herausspringen. Ich meine, warum sollte ich meinen Kurs ändern? Warum sollte ich meine Monate der Vorbereitung wegwerfen, um mit euch EUREN Krieg auszutragen? Warum ist das mein Problem? Was habe ich davon? Warum sollte ich das tun? Ihr habt extra vorher Bescheid gesagt, ihr werdet euch das ja wohl überlegt haben.
Also, die Herren… die Dame… warum sollte Robert Breads auf das Match verzichten, dass er eigentlich will und dafür Seite an Seite mit euch stehen? Denn zwei Matches am selben Abend bestreite ich sicher nicht. Keine halben Sachen. Keine halbherzigen Angelegenheiten. Überzeugt mich. Dass ich euch zuhöre ist ein Privileg das hier sonst keiner mehr hatte seit… fünf Jahren? Sechs Jahren? Was habt ihr zu sagen?“
Slay
Oakland und Max Moustache sind noch immer ganz aus dem Häuschen.
Die Legende ist tatsächlich da und verhandelt über ein
Engagement für das JCI.
Morbeus: „Aaaah, Robert Breads – half man, half amazing. Es freut mich sehr DEIN Interesse für eine wirklich gute Sache, HAHA, geweckt zu haben. Natürlich schmiere ich dir zunächst gerne noch etwas Honig um deine Schnute. Nichtsdestoweniger erfüllt diese schäbige und abrissreife Bruchbude aus den 1950er Jahren namens Grugahalle-Essen noch einmal die spürbare Aura eines Weltstars. Das sollten auch die Zuschauer_Innen honorieren.
Sehen die Zuschauer aber anders, es werden Schmähgesänge gegen Morbeus angestimmt. Nun geht Ray Douglas beim Sprechen im Ring auf und ab, jedoch blickt er jederzeit weiterhin in Richtung Robert Breads.
Morbeus: „Natürlich habe ich mir schon im Vorfeld überlegt, hey was kannst du einem Mann bieten, der schon alles hat? Wird er materiell interessiert sein? Vielleicht einen Werbevertrag für die Morbeus Foods – Gemüsechips? Ach quatsch, er braucht doch keine Almosen. Oder ist es die Patrioten-Karte? Ich mein hey, bei den ganzen Almans hier müssen wir beiden gebürtigen Kanadier – Du aus Toronto, ich aus Vancouver – doch zusammenhalten.“
Engländer Slay Oakland kann sich ein Lachen nicht verkneifen.
Morbeus: „O Canada! Aber darum geht es mir nicht. Wir stehen vor einer Zeitenwende, Robert. Deine geliebte GFCW wird 20 Jahre alt und genauso alt sind hier diese ganzen Seilschaften im Backstagebereich. Aber die Zeit, dass sich Leute Änderungen widersetzen, kleingeistige Interessen schützen und unliebsame Entscheidungen verschieben, diese Zeit ist unweigerlich vorbei. Angefangen mit dem heutigen Tag muss die GFCW den Staub abschütteln und wieder mit der Arbeit beginnen, die sie einst so groß gemacht hat. Auch wenn es einige gibt, die das Maß unserer Ambitionen in Frage stellen, die andeuten, dass unser System nicht zu viele große Pläne verkraften kann. Deren Gedächtnis ist kurz. Weil sie vergessen haben, was man in dieser Liga erreichen kann, wenn sich Vorstellungskraft und gemeinsame Absicht und der erforderliche Mut miteinander verbinden. Für all das steht die Fists for Future Foundation! Doch das alles schaffen wir nicht allein. Du kennst Crutch besser als wir. Der Systemling hat das JCI ist bewusst so konstruiert, dass wir ohne einen weiteren starken Partner kaum unsere Revolution siegreich gestalten können. Werde ein Teil von etwas Großem, Robert Breads! Kämpfe mit uns Seite an Seite und begnüge Dich nicht mit einem kleinen Teil, namens Zereo Killer, des Großen Ganzen! Was Dir winkt, wenn du beim JCI dabei bist? Nicht weniger als….UNSTERBLICHKEIT!“
Robert Breads: „Eine stabile fünf von zehn Punkten auf der Skala von Vorträgen, die jemanden überzeugen sollen sich einer Sache anzuschließen die sie nicht das Geringste interessieren. Ich bin so ehrlich wie ich es sein kann, Jay oder Ray oder wie auch immer… ich gebe dir einen Rat. Und wenn du jemals einen Status erreichen willst, der meinem auch nur nahe kommt empfehle ich dir ohne jede Einschränkung diesen Rat anzunehmen. Denn eins ist klar: Ich weiß nicht wer du bist oder was du bedeutest. Ich weiß nicht was du bedeutest. Ich weiß aber wer Zereo Killer ist und was er mir bedeutet und das… das ist der entscheidende Unterschied.“
Breads deutet auf die Männer und die Frau im Ring, einen oder eine nach dem Anderen.
Robert Breads: „Mir ist Jason Crutch egal. Und das ist dein großer Fehler. Habe ich ihm einmal den Titel abgenommen? Ja. Aber mich interessiert an wen ich den Titel verloren habe – Zereo Killer. Mich interessiert wer mir die Aufnahme in die Hall Of Fame versaut hat – Zereo Killer. Niemanden interessiert wen er schon besiegt hat. Ich habe kein Interesse an Jason Crutch. Ich habe ihn besiegt, er hat mich nie besiegt. Welchen Grund hätte ich dir bei deiner… Vendetta gegen diesen Mann unter die Arme zu greifen? Welchen Groll hege ich gegen ihn? Keinen. Warum auch? Weil er doppelt so oft den Titel gewonnen hat wie ich? Ich bitte dich. Einmal verlor’ ich gegen den Mann, den ich mehr respektiere als jeden Anderen – Danny Rickson. Einmal verlor’ ich gegen den Mann, den ich vernichten werde – Zereo Killer. Jason Crutch ist in meinen Augen ein Verlierer. Ich habe ihn besiegt. Er hat mich nicht besiegt. Und das verstehst du nicht.“
Er zuckt mit den Schultern.
Robert Breads: „Ich könnte in deinem für mich persönlich bedeutungslosen Kleinkrieg gegen ihn antreten. Aber du liegst in deiner Einschätzung falsch. Du brauchst niemanden der Crutch bereits besiegt hat. Er mag vier Mal den wichtigsten Titel der GFCW gewonnen haben, und darauf kann er sich gerne zu Hause zusammen mit Lionel Jannek und Zereo Killer einen runterholen während man sich Geschichten darüber erzählt wie man einen Titel möglichst oft mit möglichst wenigen Titelverteidigungen gewonnen hat, aber das ist mir egal. Du versuchst mich mit einem Argument zu überzeugen, dass dir dient. Nicht mir. Und das ist dein Problem.“
Der Kanadier lächelt bloß.
Robert Breads: „Du brauchst mich nicht. Das meine ich ernst. Ich würde einhundert Prozent in deinem Krieg geben, keine Frage. Aber du brauchst jemanden der einhundert und zehn Prozent gibt. Jemanden der Jason Crutch hasst. Sei es weil er gegen ihn verloren hat, sei es auch anderen Gründen, aber was du suchst ist Verachtung und nicht etwa Gleichgültigkeit. Ich sage dir das, weil ich Respekt vor jemandem habe der gleichzeitig den Mumm hat mich direkt zu kontaktieren als auch Respekt vor jemandem habe der das nicht tut indem er mich verletzt…“
Er greift sich an den noch immer angeschlagenen Nacken.
Robert Breads: „...ich sage dir das weil ich genug Interesse daran habe dass dieser jemand seine persönliche Fehde gegen jemanden gewinnt der in meiner Welt-Ansicht einzig und allein dadurch definiert ist gegen mich verloren zu haben aber auch nicht genug Interesse daran habe als dass ich das vielleicht wichtigste Match meiner Karriere absagen würde bevor es überhaupt die Chance hatte akzeptiert zu werden. Nimm’ den Rat von Robert Breads an – nicht des beliebtesten, nicht des größten, aber des BESTEN Wrestlers der Geschichte der GFCW – und suche nicht den Mann der Jason Crutch definitiv besiegt hat. Such’ den Mann der Jason Crutch ein für alle Mal unbedingt besiegen will und es noch nicht getan hat, so wie ich Zereo Killer besiegen will und werde. Und ich verspreche dir, deine Kampagne wird von Erfolg gekrönt sein. Oder tu’ es nicht. Du kannst ein Robert Breads oder ein Danny Rickson sein… oder du kannst ein J.T.K. oder ein Zereo Killer sein. Die Entscheidung liegt einzig und allein bei dir. Such es dir aus.“
Konsterniert schauen die Vertreter der Foundation Robert Breads an. Er wird es nicht. Er wird nicht das vierte Teammitglied beim JCI werden. Die Enttäuschung ist Ray Douglas im Gesicht anzusehen. Morbeus: „Breads, ich akzeptiere deine Entscheidung. Man kann keinen zu seinem Glück zwingen…..“
Robert Breads grinst Morbeus an, dreht sich und verlässt die Szenerie in Richtung Backstage-Bereich. Als es offenkundig wird, dass er sich es nicht noch einmal anders überlegen wird, verlassen auch Carola und Ray Douglas mit gesenkten Häuptern den Ring. The UUB in der Erwartung ihrer Gegner, verweilen im Ring.
Pete: „Wow, Robert Breads sollte also das vierte Teammitglied bei JCI der UUB werden.“ Sven: „Tja, Morbeus und er lieferten sich ein launiges Wortgefecht, aber ohne Happyend für die Foundation. Der Königstransfer kommt nicht zustande.“ Pete: „Ich frage mich, was er erwartet hat. Robert Breads zu knacken, ist nicht leicht.“ Sven: „Kurz dachte ich, dass Breads anbeißen wird, aber nix da. Raymond Douglas muss das Personalkarussel von neuem beginnen!“ Pete: „Vielleicht sollte er sich dann von einer professionelle Personalberatungsagentur beraten lassen, dann wird es vermutlich weniger peinlich für ihn.“
Die Halle verdunkelt sich. Aus den Lausprechern des Titanthrone dröhnt eine Darbietung von Springtoifel.
Rote Lichtsäulen kreuzen die Rampe. Plötzlich ist ein lautes Motoren rattern zu hören und ein Panzer rollt auf die Rampe zu. Wenige Meter vor dem Ring bleibt der Panzer stehen. Von der Wanne springt der Psychopunk auf den Hallenboden. Auch der Ritter vom Oetti ist nun zu sehen, wie er aus der Fahrerlucke auf die Wanne kriecht. Wie gewohnt in ranziger Lederjacke, löchrigen Jeans und mit grünem Irokesen steht er noch eine Sekunde auf dem Panzer und mustert die Situation in der Halle, bevor auch Sid vom Panzer springt. Zusammen gehen die beiden Punks auf den Ring zu. Am Quadrat angekommen geht das Licht an und beide rollen in den Ring.
Es
ist einfach zu lange her. Über zehn Jahre. Gerade deswegen
fühlt es sich so seltsam an. Aber Emilio ist in Essen.
Mit den ersten Noten des neuen Themes geht ein verwirrtes Raunen durch die Zuschauermenge in Essen. Emilio ist nicht gerade ein Superstar der GFCW, seine Erfolge beschränkten sich immer auf ein kleines Level. Viele der Fans kennen den Spanier aus diesem Grund nicht. Die, die sich an den ehemaligen Tag Team Champion und Commissioner der GFCW erinnern, wissen nicht, was sie mit dieser Rückkehr anfangen sollen. Größtenteils reagiert das Publikum deshalb neutral auf den Spanier, als er endlich auf der Rampe erscheint. Emilio hat sich heute für einen blauen Anzug entschieden, der durch seine weißen Schuhe ergänzt wird. Im Vergleich zu seinem letzten Auftritt in der Liga hat er klar an Muskelmasse gewonnen. Auch seine Körpersprache wirkt anders. Emilio bewegt sich sehr gemäßigt, fast schon schüchtern, zum Ring. Der Spanier blickt in die verkleinerte Menschenmenge und gibt ein leichtes Nicken zur Seite. Nun fühlt es sich doch wieder richtig an. Pete: „Sieh mal einer an, Emilio Fernandez. Der spanische Aristokrat ist wieder in der GFCW.“ Sven: „Ja. Aber was will er hier?“ Emilio kommt im Ring an und bekommt von einem Mitarbeiter ein Mikrofon gereicht. Man hört ein leises „Gracias“ vom Spanier. Die Musik verstummt. Der Spanier geht im Ring eine Weile auf und ab, während er nach den richtigen Worten sucht. Emilio: „Señoras e Señores.“ Ein müdes Lächeln zeichnet sich auf Emilios Gesicht ab. Emilio: „Mein Name ist Emilio Fernandez und viele von euch werden mich nicht kennen. Einigen wird mein Name aber noch ein Begriff sein, was auch immer das für eine Rolle spielt. Jeder von euch wird sich allerdings fragen, wieso ich gerade hier im Ring stehe.“ Emilios spanischer Akzent ist in den vergangenen Jahren klar zurückgegangen. Emilio: „Nunja, der Grund dafür könnte eigentlich nicht simpler sein. Ich bin, nun auch offiziell, der neueste Wrestler im Roster der GFCW.“ Kaum eine Reaktion der Fans, vereinzelnd sind „Boo“-Rufe zu vernehmen. Emilio: „Ich weiß, was ihr denkt. Und ich verstehe es vor allen Dingen. Ich möchte an dieser Stelle aber einmal eine, in meinen Augen, wichtigere Frage stellen. Anstatt zu erklären, was ich hier mache, werde ich jetzt die Frage in den Raum stellen, warum ich es mache.“ Der Spanier geht sich durch den dunklen Bart. Emilio: „Schließlich hat sich viel in meinem Leben getan. Ich bin Psychologe, Buchautor, Professor an einer Universität, Ehemann und Vater. Und jede dieser Rollen fülle ich mit voller Leidenschaft aus. Warum sollte ich also wieder hier sein? Ich habe gar keinen Grund dafür, nicht wahr?“ Der Professor blickt ins Publikum. Die Fans sind still. Emilio: „Um diese Frage zu beantworten, muss ich etwas in die Vergangenheit zurück. Weit zurück, an den Anfang meiner GFCW-Karriere. Als ich damals meinen ersten Vertrag unterschrieb, war ich... anders als heute. Mein feuriges, junges Blut trieb mich dazu mehr von mir zu halten als ich sollte. „Sangre Azul“ nannte ich mich damals, das blaue Blut, außerordentlich stolz auf meine adlige Abstammung. Schon damals war ich weder im Ring noch am Mikrofon ein faires Individuum. In Matches neigte ich dazu alles zu tun, um zu gewinnen; ich brach die Regeln, um über meinem Gegner zu stehen.“ Emilio schüttelt schwer den Kopf. Emilio: „Doch nicht nur meinen Feinden war ich ein Dorn im Auge. Auch meine Freunde mussten durch meinen Hochmut leiden. Einige von euch werden sich noch an Ultima Ratio Regnum erinnern. Corps Nobilis - zwei Stars, die damals dabei waren aufzusteigen und durchaus das Potential hatten die Tag Team Szene zu verändern - sorgten damals zusammen mit meiner Wenigkeit für Wirbel in der GFCW. Ich sollte sogar den damaligen Champion, Tobi Whitehouse, zum World Title herausfordern. Für eine kurze Zeit standen wir ganz oben in dieser Liga.“ Der Spanier unterbricht kurz, dann setzt er seinen Monolog mit klarer Enttäuschung in der Stimme fort. Emilio: „Und was tat ich? Der selbst ernannte Erretter der GFCW? Ich ging. Ich kehrte in einer Zeit, wo sowohl mein Gegner Tobi, meine Partner Corps Nobilis und, am wichtigsten, die Show mich gebraucht hat. Wieso ging ich? Nun, das ist in meinen Augen der beschämenste Grund von allen. Ich hielt mich selbst für alles zu gut. Ich fühlte mich, als ob ich über allem stehen würde. Tobi Whitehouse war nicht gut genug für mich. Corps Nobilis war nicht gut genug für mich. Die Liga war nicht gut genug für mich.“ Nun geht eine ordentliche Aufruhr durch die Zuschauermenge. Emilio guckt sich um und stimmt den Fans mit einem starken Nicken zu. Emilio: „So ging ich also und verließ die Liga. Das einzige, was danach noch folgte, war ein machtbesessener Commissioner Fernandez. Auch hier waren die Beweggründe wieder rein egoistisch - ich veränderte Regeln und verschwand wieder, als ich mich wieder zu wertvoll für die Liga fühlte. Ich kehrte Dynamite - demselben Mann, der mir vor einigen Tagen einen neuen Vetrag gab - ohne irgendeinen Grund den Rücken zu, weil ich das alles einfach als wertlos ansah. Alles, was ich anfasste, hinterließ ich unfertig, unbefriedigend und enttäuschend. Das war das Ende meiner Karriere.“ Jetzt ist das erste Mal ein Lächeln auf den Lippen des Spaniers zu sehen. Emilio: „Doch danach sollte sich mein Leben ändern. In der Psychologie fand ich ein neues Thema, welches mich begeistern konnte. Ich studierte es mit Bestnoten zuende, wurde letztendlich Professor und Buchautor. Alter und auch Weisheit schlich sich in das Hirn des einst jungen und ungebändigten Spaniers ein. Ich lernte die wunderschönste Frau der Welt kennen und heiratete sie und lernte eine der wichtigsten Lektionen in meinen Leben. Eine Lektion, die ich in jedem meiner Bücher, so klischeehaft sie auch sein mag, niederschreibe.“ Kurze Pause von Fernandez. Emilio: „Das, was wir sind, ist nicht von Wert. Das, was wir tun, bestimmt unsere Qualität. Für mein damaliges Ich eine wahre Offenbarung.“ Den letzten Satz spricht der Spanier mit einem leichten Ton von Verachtung aus. Emilio: „Doch die Frage des „Warums“ ist immer noch nicht beantwortet. Spulen wir die Zeit nun vor. Meine Tochter ist geboren, ich mache Karriere als Psychologe und als Professor. Und dann ist es Winter. Winter 2019. Title Nights. Robert Breads wird in die Hall of Fame der GFCW eingeführt. Ich hörte davon und selbst in meinem nun reiferen Ich konnte ich das nicht ignorieren. Und in seiner Rede tut er etwas, was mich überraschte. Er bedankt sich bei mir. Emilio Fernandez. Er nutzt meinen Namen im Kontext seiner Einweihung in die Hall of Fame. Das entfachte ein Feuer in meiner Brust. Ein Feuer, welches viele von euch Fans und garantiert jeder von den Leuten im Umkleideraum der GFCW kennt.“ Emilios Stimme, die vorher eher ruhig war, wird nun emotionaler, manch einer würde es als theatralisch bezeichnen. Emilio: „Zuerst war ich überrascht, dass Breads sich an mich erinnert. Und dann wurde mir klar, wieso es mich überraschte.“ Nun wird der Ton des Spaniers wieder ernst. Emilio: „Ein Cocktail aus Emotionen kontrollierte seitdem mein Denken. Ich konnte die GFCW nicht wieder aus dem Kopf bekommen. Meine Rollen als Psychologe, Professor, Ehemann und Vater erfülle ich alle mit alle mit brennender Leidenschaft. Ich gebe alles und beweise tagein, tagaus meine Hingabe dafür. Doch zu dieser Aufzählung der Rollen kommt noch eine dazu. Die des Wrestlers.“ Wehmut in der Stimme des Spaniers, das Publikum hört inzwischen gebannt zu. Emilio: „Anders als bei den anderen Rollen, wird sich niemand positiv an „Emilio Fernandez, den Wrestler“ erinnern. Der Mann, der betrog, enttäuschte und am Ende einfach nur ging und allem den Rücken zukehrte. Doch meine Leidenschaft und das Feuer waren wieder entfacht. Zunächst dachte ich, es wäre Gier, die mich antreibt, ein Beweggrund für den alten Emilio. Doch es ist letztendlich nicht Gier, die mich motiviert. Es ist der Wunsch, überall etwas zu hinterlassen, was gut ist, sodass Menschen auf meinen Namen blicken können und etwas Gutes über mich zu sagen haben. Es ist der Ehrgeiz, der mich antreibt. Der Ehrgeiz, es besser zu machen.“ Der Professor wird noch mal lauter. Emilio: „Und deswegen stehe ich hier. Das ist die Antwort auf das „Warum“. Ich weiß nicht, wohin mich meine neue Reise in der GFCW bringen wird. Vielleicht werde ich auf ewig in der unteren Card hängen bleiben, vielleicht ist mein Timing auch so gut gewählt, dass ich World Champion werde. Egal was es ist, egal was passieren wird, ich werde es besser machen als letztes Mal. Das ist ein Versprechen, dass ich Dynamite, den Fans und jedem einzelnen Mann in der Umkleidekabine gebe. Doch am ehesten gebe ich mir selbst dieses Versprechen. Denn das alles, was ich hier sage, und alles, was ich in Zukunft machen werde, dient nicht als Entschuldigung für den alten Emilio... Es dient als Weiterentwicklung für den neuen.“ Was ist das für ein Gefühl? Erleichterung? Ja. Das muss es sein. Der Spanier fühlt sich besser. Als ob er schon immer in diesen Ring gehört hat. Emilio: „Also nein, GFCW. Ich mache das nicht nur für deine Fans. Ich mache es hauptsächlich für mich. Aber wenn es funktioniert, werden wir alle davon profitieren. Ich bin zurück. Ich bin wieder ein Niemand, der in dieser Liga ganz von unten anfängt. Und das ist gut so.“ Mit diesen Worten startet wieder „The Rebel Path“. Der Spanier gibt das Mikrofon zurück an den Mitarbeiter, rollt sich unter den Ring und geht, nun wieder mit einer sehr selbstbewussten Körperhaltung zurück in seine Kabine. Emilio ist wieder zurück.
Das Licht in der Halle wird gedimmt, und Bartholomäus‘ Entrance Theme erklingt. In beeindruckender Manier wird das „Geschöpf aus dem Spessart“ von einer Armada Security in Ketten zum Ring geführt. Doch die Spitze dieser Gruppierung bildet wie immer Rufus von Greifenstein, der die dickste der Ketten in Händen hält und damit seinen Sohn Bartholomäus zum Ring führt, der den stacheldrahtumwickelten Stuhl „Maria“ dabei hat.
Sven: „Wie wir zuvor sehen konnten und wie er es angekündigt hat, kommt Rufus von Greifenstein zum Ring und wird zum Volk sprechen.“ Pete: „Ich bin neugierig, was er uns noch zu sagen hat, was wir nicht schon wissen. Ich glaube nicht, dass er weiß, dass wir sein vorheriges Gespräch mit Justus in Farbe sehen konnten!“
Am Geviert angekommen ziehen und zerren die Leute der Security das Ungetüm in den Ring, während Rufus von Greifenstein auf die mechanische Plattform fährt, die mittels einer hydraulischen Hebevorrichtung in den Ring gehoben wird, so dass auch der Vater selbst die große Bühne betreten kann. Ja, dieses Kran-/Hebebühnenkonstrukt ist mittlerweile in jeder Show fest installiert und sorgt dafür, dass auch Rollstuhlfahrer den Ring betreten können.
Die Halle erhellt sich wieder und Rufus von Greifenstein hat sich ein Mikrofon geben lassen. Die Securityleute halten immer noch Bartholomäus‘ Ketten fest. Denn entfesselt wird der „Hüne aus der Heilanstalt“ wohl nicht, immerhin steht kein Match auf dem Programm. Rufus von Greifenstein lächelt siegessicher in die Kamera. Und als die Theme verstummt, spricht er.
Rufus von Greifenstein: „Sehr verehrtes Publikum. Ich bin heute hier, weil ich Sie aufklären möchte über die Geschehnisse, die vor zwei Wochen zu einem skandalösen Ende des Erstrundenmatches zwischen Morbeus und meinem Bartholomäus führten.“
Die Fans würden gerne buhen, können es aber irgendwie nicht. Durch das Abspielen dieses skurillen Videos ist der verhasste Bartholomäus zwar ausgeschieden. Jubeln können sie aber auch nicht, weil dadurch der ebenso verhasste Morbeus ins Finale eingezogen ist. Deswegen reagieren sie auf Rufus‘ Ansage zunächst einmal gar nicht.
Rufus von Greifenstein: „Als erstes bin ich natürlich sofort dorthin gegangen, wohin man in so einer Situation gehen muss: ins Office! Ich hab offiziell Beschwerde über den Matchausgang eingelegt. Das Abspielen dieses Videos zu diesem Zeitpunkt ist ein Eklat! Natürlich stieß ich auf taube Ohren. Man warf, wie immer in solchen Situationen, mit Worten wie ‚Tatsachenentscheidung‘ um sich. Doch ich bin ein Ehrenmann, wie Sie wissen. Deswegen habe ich meinen Einspruch sofort fallen lassen und mich dazu entschieden, die Sache auf andere Weise zu regeln.“
Die Fans lachen etwas. Der einzige Grund, wieso Rufus den „Einspruch“ zurückgezogen hat, den die Fans sich vorstellen können, ist, dass ein solcher Einspruch lächerlich ist.
Rufus von Greifenstein: „Dieses verstörende Video hat meinen Bartholomäus erschreckt, das war deutlich zu sehen. Aber wer war nicht völlig verstört? Wer von Ihnen war nicht erschrocken ob dieses eigenartigen Videos? Sie würden lügen, würden Sie die Frage mit ‚nein‘ beantworten. Ich gebe zu, auch ich war im ersten Moment abgelenkt und konnte mich nicht konzentrieren. Doch seien Sie beruhigt – und jetzt hören Sie ganz genau zu, lesen Sie es nötigenfalls von meinen Lippen ab: das Video hat meinen Bartholomäus keineswegs verängstigt! Dies möchte ich in aller Deutlichkeit preisgeben!“
Rufus hebt den Finger, blickt in das Rund der Leute, ohne zu wissen, dass diese das Video des Kameramanns Thomas zuvor gesehen haben. Er will das Gesagte wirken lassen und damit zusätzlichen Ausdruck verleihen.
Rufus von Greifenstein: „Sehen Sie sich diesen Berg von einem Mann an! ‚Die größte Naturgewalt, die die GFCW jemals gesehen hat!‘ Haben Sie jemals einen beeindruckenderen und angsteinflössenderen Mann als meinen Bartholomäus gesehen? Nein! Und das ist auch der Grund, wieso mein Bartholomäus keinerlei Angst vor diesem Video hatte! Wer auch immer der Urheber dieses lachhaften Machwerks also ist: du hast keinen Erfolg damit! Du erreichst damit rein gar nichts! Deswegen hier meine Warnung…“
Und Rufus richtet sich in seinem Rollstuhl auf, soweit es ihm möglich ist:
Rufus von Greifenstein: „Entweder du unterlässt diese Videos – mit denen du sowieso NICHTS erreicht, weil sie bei meinem Bartholomäus nicht das GERINGSTE bewirken – oder wir werden dich jagen! Ich werde dieses Monster von einem Mann auf dich loslassen, oh ja! Du wirst ein gejagtes Wesen sein. Wir werden dich jagen und dann erlegen! Wenn dir also deine Gesundheit auch nur ETWAS wert ist, dann lass es! Du erreichst mit deinem popeligen Video nämlich ÜBERHAUPT NICHTS!!!“
>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> Wieder verdunkelt sich der Raum und auf dem Titantron erscheinen 3 schwarze Daumen, welche langsam nach unten fahren. Einer nach dem anderen.
Wieder ist die geschundene Frau im Bild, welche mit großen schwarzen Augäpfeln zum Zuschauer spricht.
Frau: „Warum Bartholomäus? Warum?“
Ihre Finger greifen in die weiße Haut. Ihr Mund öffnet sich und ein Schrei löst sich, wobei ihr Mund sich immer mehr spannt und das Gesicht selbst zu verschlingen droht. Doch dann ist plötzlich alles wieder vorbei. <<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<<
Zurück in der Halle wirbelt Bartholomäus wie ein Schwein quiekend herum. Die Security haben alle Hände voll zu tun, „das Ungetüm“ zu halten. Wir sehen die weit aufgerissenen, Angst erfüllten Augen unter der Maske hervor. Bartholomäus hat richtiggehend Panik! Rufus von Greifenstein blickt mit entgeistertem Blick auf den Titan Tron, ehe es einen Ruck tut und Bartholomäus in seinem Rumgetöse an der Kette zurrt. Die Security können ihn nicht halten, und weil sie alles versuchen, flippt Bartholomäus aus und schlägt einen der Security zu Boden. Und noch einen. Und nun lassen die anderen die Ketten los. Rufus ist außer sich vor Wut - oder Entsetzen – oder Überraschung. Doch wird Bartholomäus panisch, wird auch sein (Zieh-)Vater panisch.
Pete: „Das Video…hat ihm wieder Angst gemacht! Und jetzt ist auch von Greifensteins heuchlerisches Spiel entlarvt. Bartholomäus hat DOCH Angst!“ Sven: „Unfassbar!“
Der „Hüne aus der Heilanstalt“ wirbelt herum, quiekt, reißt sich ein Büschel Haare aus und verlässt dann den Ring. Verwirrt blickt er sich um, ehe er sich drauf und dran macht, die Rampe hochzulaufen. Rufus von Greifenstein schreit seinem Zögling hinterher und braucht aufgrund des hydraulischen Hebekonstrukts viel zu lange, um den Ring zu verlassen.
Sven: „Oh mein Gott: Bartholomäus läuft ungezügelt im Backstage-Bereich herum!!!“
Schwanenburgunder.
Jetzt noch überlegener im Geschmack.
Noch siegreicher im Abgang.
Schwanenburgunder.
Der edle Tropfen des Erfolges.
Schwanenburgunder.
Jetzt in der kaiserlichen Edition aus Bio-Reben.
Schwanenburgunder, der kaiserliche.
Probieren Sie ihn jetzt.
Schwanenburgunder.
So genießt bloß ein Kaiser.
Schwanenburgunder.
Wir schalten in den Backstage-Bereich und sehen gerade noch, wie ein wütend aufschreiender Bartholomäus einen Tontechniker mit beiden Pranken am Kragen nach oben zieht und gegen die Wand drückt. Der Tontechniker sackt fast bewusstlos auf den Boden, als Bartholomäus weiterstürmt. Schnaubend - eigentlich ja vor Angst! – greift er sich das nächstbeste Staffmitglied, das gerade eine der ominösen Kisten transportiert, die im Backstage immer herumstehen. Bartholomäus packt das entsetzte Männlein und donnert es gegen einen Stapel weiterer Kästen.
Bartholomäus is loose!
Mac Müll: „Pete
bezeichnete es als Schocker
des Jahres und
wahrscheinlich war es wirklich einer dieser Momente auf die man
zu sprechen kommen wird, wenn man am Ende das Jahres auf all die
Geschehnisse zurückblickt, die uns dieses Jahr geboten hat.
Liebe Galaxie, JOE JOBBER!“
// A N T O I N E // S C H W A N E N B U R G //
Die Musik ertönt und auf dem Titantron leuchten in goldenen Lettern die Buchstaben auf, die sich zu Antoine Schwanenburg zusammensetzen. Und dann erscheint er auch schon auf der Stage.
Kein Glanz Kein Gloria Einfach nur Antoine Schwanenburg
In eng anliegender, dunkler Jeans, einem grauen Pullunder und weinrotem Hemd darunter ist er legerer gekleidet, als man es von ihm gewohnt ist. Der Bart ist weiterhin stark ausgeprägt, jedoch gut gepflegt und wird von einer rechteckigen Brille mit dickem schwarzem Rahmen komplettiert. Aber auch auf dem Kopf hat sich was getan. Die Haare sind mittlerweile sichtlich länger geworden, ein kleiner Man Bun lässt grüßen.
Pete: „Das ist die großartige Rückkehr, die er vor zwei Wochen versprochen hat?“ Sven: „Mir gefällt sein neuer Stil!“
Unter neuer Musik läuft er zum Ring. Die Mine? Ernst. Der Gang? Zielgerichtet. In seiner Hand hält er das Mikrofon direkt schon mal parat. Während er zum Ring geht, lässt er es ein paar Mal durch die Hände gleiten. An seinem Ziel angekommen, betritt er den Ring mithilfe der dafür vorgesehenen Treppen. Erst stellt er sich mitten in das Seilgeviert hinein, entscheidet sich jedoch dann dafür, sich auf den Turnbuckle zu setzen. Wie immer sind die Reaktionen zu Schwanenburg sehr gemischt, das Negative überwiegt jedoch. Aber wie so oft ist es ihm auch diesmal egal.
Antoine: „Stellen wir erst einmal ein paar Punkte klar.“
Und er steigt direkt ein.
Antoine: „Sicherlich habt ihr euch die pompöse und glorreiche Rückkehr von Antoine Schwanenburg, DEM KAISER, anders vorgestellt, nicht wahr? Nun, ich habe mich spontan dazu entschieden, die Dinge anders zu handhaben.“
Schwanenburg klingt ernst, unmittelbar.
Antoine: „Ich war niemals wirklich ein Kaiser. Das war eine Rolle, die ich entwarf und bis hin zur Perfektion spielte. Und diese Rolle ist tot.“
Anscheinend ist es ihm doch zu unbequem auf dem obersten Ringseil und so positioniert er sich wieder im Ring. Während er zur Mitte läuft, spricht er weiter.
Antoine: „Tot, wie viele andere Rollen, die ich in der Vergangenheit spielte. Erinnert ihr euch an Brainpain? Das waren Zeiten. Ich habe übrigens vor drei Jahren einen sechsstelligen Betrag dafür bekommen, dass ich den Namen „Brainpain“ nicht außerhalb dieser Liga verwenden darf. Also nicht, dass ich das je vorgehabt hätte, ich empfand diesen Namen ohnehin niemals wirklich kreativ, schön oder was auch immer. Dementsprechend habe ich das Geld damals gerne genommen. Aber ich schweife ein wenig ab.“
Einen kurzen Moment sortiert er die Gedanken in seinem Kopf.
Antoine: „Wir waren bei Rollen, richtig? Sprechen wir über Rollen. Meine Rolle in dieser Liga.“
Sein Blick geht kurz zur Kamera.
Antoine: „Das dauert hier jetzt übrigens ein bisschen, ach und das Match findet übrigens nicht statt. Wenn euch nicht passt, was ich hier mache, dann schleppt mich hier raus.“
Dann geht der Blick weg zur Kamera, wieder hin in die große Leere, das Rund der Arena.
Antoine: „Ich bin zweifacher World Heavyweight Champion. Triple Crown Sieger. Zweifacher Wrestler des Jahres. Gehörte zum Tag Team des Jahres. Stand jetzt zwei Jahre in Folge im Match des Jahres. Wenn man über den 'Greatest Of All Time' spricht, dann ist es mein Name, der in den meisten Aufzählungen mindestens unter den Top 5 landet, wenn nicht gar höher. Ich bin die Spitze des Eisberges.“
Er lächelt zumindest kurz, als er über seine Erfolge sprach. Die Mimik wird jedoch schnell wieder ernster.
Antoine: „Aber warum spreche ich heute so krude? Warum fange ich mit dieser, 'der Kaiser ist tot' Nummer an, spreche dann über meine Erfolge... worauf will ich eigentlich hinaus? Die Quintessenz ist, dass ich hier und heute meinen Abschied verkünde. Ganz offiziell. Vor einer Stunde war ich noch bei Claude im Büro, wir sprachen über eine erneute Verlängerung. Aber ich sagte ihm ab. Diesmal kann mich kein Geld der Welt mehr zum Bleiben bewegen. Keine Versprechungen. Glaubt mir, er hat es versucht, aber der 28.03.2021 wird der letzte Tag sein, an dem Antoine Schwanenburg die Hallen der GFCW betreten wird.“
Etwas ziellos geht er langsam durch den Ring, während er leicht gestikulierend spricht.
Antoine: „Ich weiß, was ihr wieder denkt, das hat er ja schon oft gesagt, etc. bla bla bla. Diesmal ist es allerdings die Wahrheit und nicht als die Wahrheit und das ist der Grund, warum ich hier und heute so offen spreche. All' die Male, an denen ich bereits sagte, dass ich gehen will, wurde ich abgehalten. Ich ließ mich ein ums andere Mal breit schlagen, doch noch ein halbes Jahr, ein ganzes Jahr dranzuhängen. 'Antoine, wir brauchen dich.', 'Antoine, denk doch mal an dieses und jenes Dream Match, was wir noch machen könnten.' 'Antoine, dich fehlt das gewisse Etwas.'. Jeden verdammten Tag lag man mir mit solchen Sachen in den Ohren. Jeden verfluchten Morgen klingelt mein Telefon und ich werde förmlich angebettelt doch noch dieses Match zu machen, jenen Newcomer over zu bekommen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen wenn mal wieder ein Champion nicht zündet und und und. Und das bin ich mittlerweile einfach Leid.“
Wenn man von einem Charakter KEINEN Charakterbruch erwartet, dann ist es eigentlich Antoine.
Antoine: „Mein Erfolg, mein Talent, meine Ausstrahlung, all' das wurde mir irgendwann zum Verhängnis. Ich wurde schnell zur letzten Bastion der GFCW, die so arm ist wenn es um 'Larger Than Life' Charaktere geht. Außer Mike und mir gibt es in der gesamten Liga niemanden, der über diese außergewöhnliche Strahlkraft und Vermarktbarkeit verfügt. Die Macht zu besitzen, all' das Rampenlicht auf sich selbst zu projizieren und unter dem Druck nicht einzubrechen und gar zu wachsen, ist ein Talent so rar, dass es absolut logisch ist, wenn man diese Charaktere mit aller Macht versucht zu halten.“
Seine Schritte im Ring sind wahllos. Als wüsste er nicht, wohin mit sich.
Antoine: „Es ist aber auch ein Paradoxon. Weil ich so groß bin, kann ich nicht gehen, da andere große Charaktere fehlen. Aber weil ich so groß bin, kann ein anderer nicht so groß werden. Ich bin mir sehr sicher, dass es ein Limit dafür gibt, wie viele 'larger than life' Charaktere es in einer Liga geben kann. Sie wachsen nicht einfach nach, sprießen aus der Erde. Der Baum muss erst gefällt werden, da sein Schatten dafür sorgt, dass die Sprösslinge nicht höher wachsen können. Und es ist ganz natürlich, dass der Baum gar nicht will, dass die Keimlinge höher wachsen und ihm dann schlussendlich das Sonnenlicht rauben.“
Er schüttelt mit dem Kopf.
Antoine: „Aber ich will nicht länger dieser Baum sein, in dessen Schatten zwar fleißig Nachkömmlinge wachsen, aber niemand über sich hinaus wachsen kann, sein. Es ist anstrengend. Es ist mühsam. Wo du hingehst, musst du dieses Image aufrecht erhalten. Egal ob privat oder beruflich. Und wenn du in dieser Position bist wie ich, dann beruflich umso mehr, denn du wirst zu wirklich jedem Medien Termin geschleppt, den es gibt. Es gibt keine Pause, keine Auszeit. Und wenn ich hier und heute nicht so herauskomme, wie ich es eben jetzt tue und all' das anspreche, dann würde es in Zukunft immer diese kleine Hintertüre geben. Also versiegle ich sie.“
Auch in der kleinen Crowd ist man etwas verdutzt. Man fragt sich doch schon, was hier vor sich geht.
Antoine: „Ich will hier auch nicht raus gehen und so tun, als würde ich Alex Ricks hassen. Alex Ricks ist der beste Freund, den ich jemals hatte, ein treuer Weggefährte und eine wahre Bereicherung für mein Leben. Egal ob im Ring, Backstage, auf der Road oder privat. Er ist der Patenonkel meiner jüngeren Tochter. Sorry, wenn ich hier jetzt irgendjemandem die Illusion oder so zerstöre. Und auch wenn das hier gerade ein Abschied ist, wenn Alex mich irgendwann in ferner Zukunft anruft und will dass Ricksenburg noch mal einen Run hinlegt, dann bin ich sofort da, einfach weil wir in diesem Ring füreinander bestimmt sind.“
Die Augen wandern dann wieder zur Kamera. Er zuckt mit den Schultern.
Antoine: „Aber ansonsten... Diese Maske muss nun fallen, damit ich mich aus dem Hamsterrad dieses Business' befreien kann. All' die Jahre arbeitete ich mehr als jeder andere daran, dass diese Fassade aufrecht erhalten bleibt, sie gehegt und gepflegt wird. Aber jetzt ist es einfach der Zeit das Ganze hinter sich zu lassen. Und es tut mir auch Leid, weil das jetzt sicherlich als Schandfleck gesehen wird, ich nicht diesen grandiosen, filmreifen Moment habe, mit dem ich abtrete, sondern halt das hier, aber es muss nun mal so sein.“
Er spricht mit Wehmut in der Stimme.
Antoine: „Ich debütierte vor über zehn Jahren. Seitdem bin ich ausschließlich unter dem GFCW Banner angetreten. Ich wart stets loyal. Diese Liga floss und fließt mir noch immer durch die Venen. Mit Leidenschaft lebte ich diese Liga und das machte es mir so schwer, diesen Schalter wirklich umzulegen. Ich ließ mir immer wieder einreden, dass die Liga mich braucht. Aber ich denke, das tut sie nicht. Nicht mehr.“
Noch immer geht er rastlos durch den Ring.
Antoine: „Ich bin der festen Überzeugung, dass das Fundament, was ich mit aufbauen half, langsam Früchte trägt. Ich verhalf vielen zu Gelegenheiten, war sowohl im Ring, als auch Backstage ein Leuchtturm für neue Talente und ebnete ihnen allen den Weg. Und ich kann jetzt akzeptieren, dass die Drakes und Morbeus' dieser Welt bereit sind, mir die Fackel abzunehmen und zu rennen. Ich nehme die Axt jetzt also persönlich in die Hand und fälle den Baum, damit das Licht durch euch hin dringen kann. Jetzt ist es an euch, zu wachsen und der nächste Leuchtturm, der nächste große Baum zu werden.“
Die Rastlosigkeit stoppt aber abrupt, denn jetzt fixiert er die Stage.
Antoine: „Aber das ist natürlich noch nicht alles. Sprechen wir über Danny Rickson.“
Beim Namen des Hall Of Famers geht natürlich noch mal ein Raunen durch die Menge, wenngleich auch nicht so groß, da die Worte von zuvor noch schwer wiegen.
Antoine: „Natürlich habe ich nicht vergessen, dass unser Match beim Jubiläum bereits sicher ist. Und es wird stattfinden.“
Jetzt geht dann aber der Jubel los.
Antoine: „Jedenfalls wenn es nach mir geht. Aber bevor ich dir die Frage stelle, ob es dabei bleibt, sprechen wir kurz über dich. Danny Rickson ist so ziemlich das, was wahrscheinlich ich für die neuste Generation an Wrestlern bin. Er strahlte damals in grellstem Licht, sowohl im Ring, als auch am Mikrofon. Seine Ausstrahlung war einmalig und etwas, was ich seitdem niemals mehr erlebt habe. Als ich startete, war er bereits ein großer Veteran des Sports und jemand, der sich Backstage stets zurück nahm um jungen Leuten wie mir Zeit zu schenken. Und ungeachtet dessen, wie nervig ich gewesen war, er war nicht einmal abweisend, genervt oder schlecht gelaunt. Jungen Talenten wie mir alles beizubringen, was er weiß, das war sein oberstes Credo. Er war damals 'mein' großer Baum. Und weil das Mentoring damals so ernst nahm, konnte ich das nun ebenso mit der nächsten Generation tun.“
Gerade bei seinen letzten Worten wirkt er doch deutlich fröhlicher und ab und zu huscht sogar ein Lächeln durch den Bart.
Antoine: „Und deshalb frage ich dich, Danny, ziehen wir es durch? Die Vorzeichen haben sich nun drastisch geändert durch meine Flucht nach vorne, deshalb will ich es erneut bestätigt wissen. Lass' uns unseren alten Plan vergessen, bei dem wir uns angefeindet hätten bis auf's Blut. Lass' uns die obsolete 'Loser leaves GFCW' Klausel vergessen. Lass' uns viel lieber die Zeit genießen, die wir bis dahin haben und uns von vorne beginnen. Ein wahres 'Mentor gegen Schüler'. Das wichtigste 'Legende gegen Legende' des Abends. Lass' es uns ausfechten, Danny, ohne großes Geplänkel. Wer von uns beiden hat wahrhaftig den Titel des technisch besten Wrestlers verdient? Wer ist wirklich der BESTE ALLER ZEITEN?“
Nacheinander deutet Antoine auf jede Ringecke.
Antoine: „Wir zwei, Danny, wir verstehen noch die wahre Kunst des Wrestlings. Wir sehen diese vier Ecken nicht als Zirkuszelt, wir sehen diesen Boden nicht als Selbstdarstellung. Wir sehen sie als Selbstverwirklichung. Für uns ist dieser Ring keine Show-Arena, sondern eine Leinwand. Lass' uns dieser aussterbenden Art ein Monument errichten, welches man auf ewig besingen wird. Lass' uns ein letztes Mal in unseren Karrieren ein solches Match abliefern, was die neue Generation so inspiriert, dass wir vielleicht doch keine aussterbende Art sind. Was sagst du, Danny?“
Just einige Atemzüge später ertönt die Musik des angesprochenen Engländers. Und wie es nun mal die goldene Regel des Wrestlings ist, dauert es auch nicht allzu lange, bis Rickson selbst erscheint. In einem legeren Outfit tritt er auf die Rampe, eine Lederjacke umhüllt seine noch immer breiten Schultern. In der Hand hat er ein Mikrofon, doch führt er es noch nicht an die Lippen. Vielmehr lässt er es schon beinahe zögerlich Richtung Boden sinken, während er aus seinen Augen auf den Kontrahenten in den Ring starrt. Seinem Charakter entsprechend gänzlich ungewohnt mutet seine Mimik an: Rickson scheint zögerlich, ja beinahe sogar leicht verwirrt. Doch je näher er Schritt für Schritt kommt, desto sicherer wird seine Miene, den kurzen Schock hat er offenbar gut überwunden. Schnellen Schrittes geht er auf Schwanenburg zu, der im Ring ruhig auf ihn wartet. Mit tausendfach einstudierter Leichtigkeit entert er das Geviert über die 3 Treppenstufen, die in den Ring führen, der für das Wrestling das Zentrum der Welt ist. Er gönnt sich einen, zwei, drei weitere Augenblicke, verharrt beinahe regungslos gegenüber Antoine. Dann findet er die Worte, nach denen er gesucht hat.
Danny Rickson: „Es gibt Tage, an denen stehst du morgens auf und kannst haargenau vorbeten, was heute passieren wird. Und es gibt Tage, an denen nimmt alles eine Wendung.“
Er schüttelt immer noch leicht ungläubig sein Haupt.
Danny Rickson: „Heute ist ein Tag der zweiten Kategorie.“
Ein Schritt auf Schwanenburg zu, das Ringen nach den passenden Worten.
Danny Rickson: „Hätte mir heute Morgen einer gesagt, dass das hier passiert, ich hätte nach der versteckten Kamera gesucht. Dass du diese Schwelle übertrittst hätte ich nicht gewettet, wenn mein Leben davon abhinge. Wenn Breads es gemacht hatte, dann vielleicht. Er balanciert ohnehin zwischen den beiden Welten des Wrestlings. Aber du?“
Mit ausgestreckter Hand deutet er auf Schwanenburg.
Danny Rickson: „Derjenige, der seit einer Dekade an der eigenen Legende, am eigenen Image schraubt, so detailversessen wie ein florentinischer Bildhauer? Derjenige, der Karte um Karte, Woche für Woche, ein neues Ass aus dem Ärmel zieht, um eine Rolle zu perfektionieren? Dieser Kerl, DU, stehst plötzlich hier und bist für all die Leute ein anderer?“
Das lässt er erst einmal sacken, sowohl für sich als auch für die Menschen an den Bildschirmen, deren Blick er über die Kamera sucht.
Danny Rickson: „Ich bin Zeuge eines Moments geworden, von dem niemand dachte, dass er je kommen würde. Und es ist ein Moment, der die Runde machen wird – in welcher Form, das müssen wir abwarten. Aber nun sind die Steine gesetzt. Wir vergessen also einfach die Vergangenheit, streichen das Geschehene der letzten Monate über. Richten unsere Blicke nach vorne und halten nur an einem kleinen Detail fest, das von der Vergangenheit übrigbleibt, die du heute zersplittert hast.“
Mit großer Geste malt er jenes Detail vor sich in den Himmel, das er mit Worten skizzierte.
Danny Rickson: „Rickson, Schwanenburg, Jubiläumsshow. Nicht Kaiser gegen Demon. Nicht Brainpain gegen Großmaul. Einfach nur Rickson gegen Schwanenburg, aufs Wesentliche reduziert. Einfach nur Realität. Genau die Realität, die erste Risse bekam, als ich vor vielen, vielen Jahren in der Good Show deinen Namen enthüllte.“
Er kommt nochmals näher, ein Lächeln umschmeichelt die Lippen des Engländers, als er an den Moment zurückdenkt.
Danny Rickson: „Du hast Recht, dass wir bisweilen recht ähnlich sind. Dass wir zwei Generationen, aber dieselbe Idee präsentieren. Ganz egal, welche Rolle wir spielen.“
Er atmet noch einmal tief durch.
Danny Rickson: „Wir reden nicht mehr darüber, was beim Jubiläum hätte passieren können. Welche Geschichte uns dorthin gebracht hätte. Nun reden wir nur noch darüber, was sein wird. Ein Kampf zwischen uns beiden. Zwischen zwei Wrestlern, die die Größten sein können, egal welche Maske sie tragen.“
Nun streckt er Schwanenburg die Hand hin.
Danny Rickson: „Einfach nur wir gegeneinander. Lass es uns machen.“
Handshake.
Das Match steht.
FADE OUT
Geplärre, Geschreie, Gekreische! Eine Dame mittleren Alters rennt an der Kamera vorbei, weiter hinten Tumult und ein Körper, der mit voller Wucht gegen die Wand geschleudert wird.
Bartholomäus is loose – still!
Die „größte Naturgewalt, die die GFCW jemals gesehen hat“, wurde immer noch nicht eingefangen. Und ursprünglich eigentlich verängstigt, hat es einen Pfad der Zerstörung hinterlassen und tobt durch die Backstagegänge.
Pete: „Aber was ist das??“ Sven: „Vielmehr: WER ist das??“
Bartholmäus hebt eine weitere Person mit beiden Händen hoch. Das könnte eine Double Handed Chokebomb werden. Es ist
Zereo Killer!
Bartholomäus hievt doch tatsächlich Zereo Killer hoch und donnert ihn gegen einen Stapel Trransportkästen! Mit lautem Scheppern und Poltern stürzen die Utensilien herum, als Bartholomäus wutschnaubend noch einmal zupackt und den Los Angelino auf die Beine holt. Zereo Killer, der hier ganz eindeutig eiskalt erwischt worden ist, weiß überhaupt nicht wie ihm geschieht. Ihm ist gar nicht die Möglichkeit gegeben, sich irgendwie zur Wehr zu setzen, so überrascht kam die Attacke. Bartholmäus ist einfach nicht zu beruhigen – und schleudert Zereo Killer gegen die Wand!
Schwer getroffen sackt der Meister des Slacklines in sich zusammen, ehe Bartholomäus noch einmal zugreift. Diesmal packt er sich aber nicht Zereo Killer selbst, sondern eine der Transportkisten, die er kurz zuvor umgeworfen hat. Er hievt das schwere Teil hoch und schleudert es auf den daliegenden Zereo Killer!
Sven: „Himmel hilf!“ Pete: „Was für ein hinterhältiger Angriff!“ Sven: „Niemand kann Bartholomäus stoppen!“ Pete: „Dann wird es aber Zeit, dass jemand kommt!“
Und letzten Endes – Gottseidank – hört man das fast schon verzweifelte Rufen…
Rufus von Greifenstein: „BARTHOLOMÄUS! BARTHOLOMÄUS, HALTE EIN!“
Tatsächlich rollt der (Zieh-)Vater heran – und das bloße Vernehmen der Stimme lässt Bartholomäus inne halten. „Das Ungetüm“ blickt hinüber zu seinem Vater, zurück auf den unter den Kisten begrabenen Zereo Killer, und dann wieder zu seinem Vater.
Und jetzt scheint er zu begreifen, was er angerichtet hat. Und schämt sich.
Rufus von Greifenstein: „Was hast du dir nur dabei gedacht, Bartholomäus? Du sollst doch nicht ohne meine Anweisung so ein Unheil anrichten! Das wird mich wieder einige Euro Entschädigung an Verletzte und Strafkosten in die GFCW-Kasse kosten…Komm hier her!“
Erst jetzt sieht Rufus von Greifenstein, WER da unter den Kästen liegt.
Und er kommt nicht umhin, schadenfroh zu lächeln.
Von Greifenstein nimmt die größte der Ketten in die Hand und zerrt daran. Bartholomäus scheint fast etwas zu winseln. Er geht auf die Knie und legt seinen Kopf in Rufus von Greifensteins Schoß. Der streichelt ihm den Kopf, während er, eine überspielte Miene des Bedauerns aufsetzend, auf den daliegenden Zereo Killer blickt.
Rufus von Greifenstein: „Wovor hast du nur solche Angst, Bartholomäus? Diese Frau in dem Video ist nicht sie. Ich werde nochmal mit dir reden müssen. Und wir haben immer noch einige Arbeit vor uns…wer, zum Kuckuck, schickt diese verdammten Videos? Ich verspreche dir, Bartholomäus: derjenige wird schwer büßen müssen. Und er wird leiden…gehen wir!“
Und, ein grelles Lachen ausstoßend, als er noch einmal auf den unter den Kästen begrabenen Zereo Killer blickt, fährt er gemeinsam mit Bartholomäus davon.
Wir befinden uns im Backstage Bereich der GFCW War Evening Show in der Gruga Halle in Essen. McMüll steht vor einem großen GFCW Werbebanner und erwartet seinen Interview Partner.
McMüll: Liebe GFCW Fans. Wir nähern uns langsam den Ende der War Evening hier in Essen. Hinter uns liegende spannende Matches. Doch vor uns liegt nun noch der Main Event. Zwei Schwergewichte der GFCW treffen aufeinander. Der GFCW Heavyweight Champion Alex Ricks trifft auf einen Teil der aktuellen GFCW Tag Team Champions....den FoaB....Diesen begrüße ich nun als Interview Partner kurz vor seinem Kampf. Hallo FoaB
Die Kamera zoomt raus und der FoaB steht in seinem In Ring Gear neben McMüll.
FoaB: Hallo McMüll altes Haus...lang lang ist es her...seit unserer Rückkehr hatten wir noch nicht die Chance uns vernünftig Hallo zu sagen. McMüll: Nun ja...da hast du Recht...wir hatten nicht den Start den ich mir erwartet hatte. Vor 18 Jahren wart ihr Publikumslieblinge...ihr wart die ersten GFCW Tag Team Champions und habt diese dann auch kurz vor eurem verschwinden ein zweites Mal gewonnen. FoaB: Ja...es war für uns damals eine Ehre diese Gürtel als erstes Tag Team zu gewinnen. Wir haben diese Liga mit aufgebaut. Wir haben damals die gute Seite der GFCW getragen. Das fiel uns natürlich damals sehr leicht...Wir waren jung...wir hatten Ziele...wir wollten uns zeigen...wir MUSSTEN uns zeigen und uns einen Namen machen... McMüll: UND...Ihr hattet die Gods of Asgard als Gegner...böser ging es gar nicht...ich erinnere mich gern an die Zeit von damals zurück. Der FoaB blickt stolz in die Kamera: Da gebe ich dir vollkommen Recht...Das war eine geile Zeit...heute würde man sicherlich über die Art und Weise von damals schmunzeln...düstere Gestalten aus anderen großen Ligen würden sagen das die heutigen Wrestler weich sind...
Der FoaB und McMüll gucken mit großen Augen in die Kamera...SCHÖPFERISCHE PAUSE...
FoaB: Doch können wir drei mit Bestimmtheit sagen das dies nicht so ist...waren die Jungs damals härter? Vielleicht...Sind die Jungs heute weicher? Auf keinen Fall...Sie sind anders...Wir haben uns damals mit Gegnern herum geschlagen die konnten gerade zwei Worte am Stück ohne Fehler von sich geben...Denen ging es nur darum eine Beschimpfung nach der anderen raus zuhauen....das ist heute anders...die Jungs haben einen Plan...die wissen was Sie vorhaben... McMüll: Du sprichst da die Arbeitsweise an...oder wie soll ich das verstehen? FoaB: Ja...Es ist beeindruckend wie die Typen das hier angehen...das haben wir festgestellt als wir zurückgekommen sind... McMüll: Ihr kamt ja nicht gerade als Fanlieblinge zurück...zuerst als Unbekannte Maskierte...dann an an der Seite von Miller...Daniel war euer erstes Opfer...Die Familie von Konop musste schon unter euch leiden...das kam nicht bei jedem gut an. FoaB: Nun ja...es war wie gesagt nicht leicht...wir mussten erstmal wieder einen Fuß in diese Welt bekommen. Wir hatten ein Ziel und wir waren uns einig wie wir dieses am besten erreichen können. Und es ist leichter nicht auf die Regeln zu achten und Opfer zu bringen. McMüll: Ihr wart mir und vielen damals nicht gerade sympathisch...doch anscheinend habt ihr euch gewandelt. Der FoaB unterbricht McMüll: Mit Sympathie gewinnst du keine Titel McMüll. Das geht nur über harte Arbeit. Und du weißt was mittlerweile passiert ist...Menit und Ich sind die ersten dreifachen Tag Team Champions in der Geschichte der GFCW. Und das nach 19 Jahren. McMüll: Aber seid ihr jetzt wieder die Alten?
Der FoaB schaut nachdenklich zur Decke und reibt sich das Kinn.
FoaB: Die Alten? Sind wir wieder die Alten? Nun ja...die Alten sind wir sicherlich...doch haben wir uns weiterentwickelt. Sind wir wieder diejenigen die den Bösen gegenüber treten? JA..Mit uns als Tag Team Champions...mit Player als IC Champion und mit Alex Ricks als Heavyweight Champion ist ganz klar zu sehen wie die Kräfte in der GFCW verteilt sind. McMüll: Apropos Alex Ricks...hier ist er...der aktuelle Heavyweight Champion und der heutige Gegner vom FoaB.
Sagt der Hall of Famer und deutet zur Seite, doch Ricks schenkt weder dem Interviewer noch seinem Gegner auch nur die geringste Aufmerksamkeit. Hastig rauscht er den Gang entlang, schüttelt den Kopf, trägt den Titel nicht auf der Schulter sondern nur lose wie eine Lidl-Tüte herunterhängend in der Hand, während er schnurstracks auf den Cateringtisch zuläuft.
Dann hört er aber doch noch im Vorbeigehen Mäc Müll, stoppt abrupt ab, geht zwei Schritte zurück und schaut langsam zur Seite. Hinein in den Gang, wo Mäc Müll und der FoaB stehen. Er wirkt angespannt, presst die Kiefer zusammen, schnauft durch, zieht den Arm hoch, wirft den Titel auf die Schulter und dreht sich völlig zu seinem baldigen Gegner.
Ricks kommt ihm entgegen, muster ihn mit starrem, leerem Blick. Kommt näher, bleibt neben Mäc Müll stehen, ohne diesen anzuschauen. Schaut nur nach vorn auf den Tag Team Champion.
Alex: „Mäc Müll, Father of all Bombs. Ich habe deine Aussagen nicht gehört, ich weiß nicht, was du gesagt hast und ich muss sagen…es ist mir egal. Lionel Jannek hält es für klug, mich warten zu lassen und Antoines Ankündigung gerade beschäftigt mich auch. Aber trotzdem, Father of all Bombs…sei dir sicher, dass ich mich auf dich konzentrieren kann und dass ich mich konzentrieren werde und dass ich mich konzentrieren muss. Ich weiß, dass du gut bist…Seit 20 Jahren. Und ich kann mir denken…wie wichtig dir der Titelgürtel auf deiner Schulter auch ist…“
Er hebt den freien Arm, deutet auf die Tag Team Championship. Der Augenkontakt bricht aber nicht ab.
Alex: „…wenn du dieses Gold hier bei mir siehst…“
Beiläufig zeigt er auf die Goldplatte auf seiner Schulter.
Alex: „..dann wirst du heute noch einmal mehr beweisen wollen, WIE gut du bist. Aber, Father of all Bombs, mach nicht den Fehler, mich heute durch irgendeine unüberlegte Aktion noch weiter zu reizen. So groß du auch sein magst…ich könnte dich kleiner kriegen, als es sein muss.“
Der FoaB setzt ein verschmitztes Grinsen auf und geht ebenfalls einen Schritt auf den Heavyweight Champion Alex Ricks zu. Da dieser keinen Millimeter zurückweicht steht McMüll nun ziemlich eingeengt zwischen den beiden.
FoaB: „Du magst der Champion sein...doch dieses Gold...das habe ich auch schon mal getragen...und das nicht ohne Grund...du magst JETZT der Beste sein, ja...das gebe ich gerne zu...und mit größten Respekt erkenne ich an, dass du dir das verdient hast, doch sobald wir gleich in diesen Ring steigen...musst du erneut beweisen das du der Beste bist. Ich hatte schon andere Gegner als dich. Es ist nicht leicht dieses Gold zu tragen. Jeder will es. Jeder trachtet nach deinem Kopf...du wirst gejagt...und wenn du deine Regentschaft verlängern willst, musst du alles dafür tun sie nicht zu verkürzen...“
Mit ernster Miene kommt das Echo des Champions sofort.
Alex: „Ich werde diesen Gürtel genau so lange halten, wie ich der beste Kämpfer bei German Fantasy Championship Wrestling bin.“ FoaB: „Eins sei dir Gewiss Ricks...ich werde dir alles abverlangen....Willst du der Beste bleiben...musst du alle besiegen...Gewinne ich heute...will ich die Chance darauf...“
Der FoaB deutet auf den Gürtel den Ricks auf seiner Schulter trägt und hält Ricks die Hand hin.
FoaB: „Verliere ich...hab ich keine weitere Chance auf diesen Title gegen dich verdient...“
Und der Satz ist noch nicht einmal wirklich beendet, da schlägt der Mathematiker bereits ein und schnauft durch. Mit leeren Augenschaut er durch den FOAB hindurch.
Alex: „Dann zeige mir, was du verdienst…Gleich gilt es.“
Mit diesen Worten zieht er den Kopf hoch und tatsächlich kommt da schon ein Mitarbeiter auf die beiden zu, um sie zur Gorilla Position zu bitten. Entschlossen und zuversichtlich liefert sich der FOAB noch einen letzten Staredown mit dem Champion. Dann lösen sich die Hände…und dann macht sich der Tag Team Champion auf den Weg.
Sven: „Liebe GFCW-Galaxy, wir machen weiter im Programm. Gerade haben wir…“
Sven: “Was? Ach herrje…” Pete: “Die Halle geht sofort bei diesen Klängen steil!“
Während Sven vor Langeweile die Augen überdreht, springen die anwesenden Fans von ihren Sitzen und lassen die Welt an ihrer Zuneigung für „ihren“ Liebling teilhaben. Die Crutch-o-Maniacs springen hoch und gröhlen für „ihren Anführer“, während sich auf der Bühne der Lieblingsoberpollinger breit macht. Jason Crutch lächelt ins Publikum. Nach den letzten Wochen ist es schön, dass man ihn wieder lächeln sieht. Der mehrfache GFCW-Heavyweight-Champion ist erneut in Zivil gekleidet. Es fehlt allerdings ein wichtiges Utensil: Die schwarz verspiegelte Sonnenbrille. Und gerade, als er diese zurechtrücken will, wie er es schon unzählige Male in den Jahren zuvor getan hatte, fällt ihm das selbst erst auf. Dann aber zuckt er mit den Schultern, guckt und deutet ins Publikum. Und während das Crutchsche Feuerwerk krachend explodiert, dreht sich JC mit ausgebreiteten Armen um seine eigene Achse. Und dann geht er hastigen Schrittes die Rampe hinab und betritt den Ring.
Pete: „Es ist eine verdammte Ewigkeit, dass ich Jason Crutch dieses Prozedere durchführen sehen habe.“
Nacheinander erklimmt Crutch alle vier Ringecken, wo er die Arme triumphierend nach oben reißt und dadurch seine Anhänger noch einmal eskalieren lässt. Als er seine Entrance-Routine beendet hat, ist auch schon der Timekeeper da und reckt ihm ein Mikrofon in den Ring.
Jason Crutch: „Der Empfang könnte nicht heißer sein! Crutch-o-Maniacs, wie geht es euch???“
Ein Jubelmeer entbrennt und entlockt dem Oberpollinger ein zufriedenes Lächeln. Aber weiter im Text…
Jason Crutch: „Die letzten Wochen waren mit die schwierigsten, nicht nur in meiner Karriere, sondern in meinem ganzen Leben! Ich möchte mich hiermit nochmal bei meiner Familie entschuldigen. Ich war die letzten Wochen wohl kaum auszuhalten. Es gibt stets eine Zeit der Trauer. Aber auch diese Zeit geht vorüber! Und nun blicken wir wieder frohen Auges nach vorne! Back to business, sozusagen. Und in eben MEIN Business hat sich eine Ansammlung von Leuten eingemischt, mit denen ich privat wohl kaum verkehren würde: Die Fists for future Foundation!“
Buhrufe werden laut in der ganzen Halle. Ja, wer kann sie schon ausstehen nach dem, was sie seit ihrer Gründung bei Title Night abgezogen haben? Crutch weist mit einer ausladenden Geste ins Publikum und nickt zustimmend.
Jason Crutch: „Morbeus, DAS ist die Reaktion, die du bei den Leuten hervorrufst! Siehst du, es ist ein Unterschied, ob jemand nachhaltig leben will und damit etwas für die Umwelt tut – oder ob ein Schwachmat wie du ankommt und es den Leuten aufzwingen will! Deine Message ist ja grundsätzlich nicht einmal verkehrt! Doch die Art und Weise, wie du es angehst, stößt den Leuten sauer auf.“
Wieder gibt es Jubelrufe bei fast allen Fans. Und so falsch ist das alles mit Sicherheit nicht. Crutch geht etwas im Ring umher, während er die folgenden Sätze spricht, sucht nach den richtigen Worten.
Jason Crutch: „Du bringst Politik in diese Hallen. In diesen Ring. Und das ist aber etwas, was all diese Leute in diesen Zeiten genau hier NICHT haben wollen! Die GFCW ist ein Platz für Unterhaltung! Hier sollen sich die Crutch-o-Maniacs und die gesamte GFCW-Galaxy amüsieren, ihren Spaß haben. Wir, du und ich, sollen sie U-N-T-E-R-H-A-L-T-E-N! Du aber unterhältst diese Leute nicht! Du raubst ihnen das letzte bisschen Nerv, dass sie wegen der ganzen Corona-Tragödie noch haben! Die Leute kämpfen mit ihren Existenzen, kämpfen mit Homeschooling, ihren Arbeitgebern…Und dann kommen sie alle zwei Wochen hier her oder schalten den TV ein und wollen sich amüsieren, wollen den ganzen Mist dort draußen vergessen. Wenigstens für ein paar Stunden.
Und dann sitzen sie dort und müssen sich von Typen wie dir und deinen Drahteselfahrenden Kumpels diktieren lassen, was sie essen oder was sie anziehen sollen…“
Für diese wahren Worte wird Jason Crutch jubilierend beigepflichtet. Es sieht fast so aus, als hätte sich Crutch etwas in Rage geredet. Er lässt die Worte wirken, dreht eine Runde im Ring, ohne etwas zu sagen und hält dann wieder inne, wendet sich wieder an die Kamera.
Jason Crutch: „Und weißt du, eigentlich sollte mir das alles egal sein. Du solltest mir egal sein. Deine Fist for future foundation, ihr solltet mir alle egal sein. Doch dann habt ihr mich aus einem fadenscheinigen Grund, einem Nonsens, in meinem wohl verletzlichsten Moment meiner Karriere, wenn nicht meines Lebens, angegriffen. Und DAMIT ist es persönlich!
Was vor zwei Wochen geschehen ist, war meine Revanche. Ich hatte dich für die Jubiläums-Show im März zu einem traditionellen 4-on-4-Jason Crutch Invitational herausgefordert! Du hattest abgelehnt, weil du dich für höheres berufen fühltest: die GFCW-Heavyweight-Championship.“
Jason Crutch lächelt. Seine Mundwinkel gehen immer weiter nach oben, seine Lippen öffnen sich und zeigen ein strahlend weißes Lächeln.
Jason Crutch: „WEEEELL…sieht aus, als würde sich das etwas…VERSCHIEBEN!“
Und Crutch ruft mit diesen Worten noch einmal allen ins Gedächtnis, dass er sich im Finale des Kurzturniers um den No 1 Contenderspot entscheidend eingemischt hat und damit für die Niederlage von Morbeus gesorgt hat.
Jason Crutch: „Sieht ganz so aus, als hätte ich damit deine Aufmerksamkeit erregt, denn du hast akzeptiert. Nun erwarte ich von DIR nicht, dass du bis vier zählen kannst, aber Stand jetzt bin ich dir und deinen Fists for future foundation Brüdern unterlegen, weswegen wir zu dem Grund kommen, wieso ich hier stehe. Hiermit verkünde ich nämlich offiziell mein erstes Teammitglied…“
Wieder erklingt der Earth Song und natürlich heißt das, dass die Fists for Future Foundation nun wieder Jason Crutch seinen Auftritt vermiesen. Ray Douglas, Slay Oakland, Max Moustache und Carola Birkenstock sind noch immer sehr schlecht gelaunt. Der heutige Abed hat seine Spuren hinterlassen. Und nun also noch Jason Crutch. Max Moustache verhüllt seine Augen hinter Crutchs Sonnenbrille, die er ihm vor vier Wochen gestohlen hat. Mit deutlichen Fingerzeigen macht er dem ehemaligen World Champion deutlich, dass er seine Brille trägt und dies scheinbar auch noch länger vorhat. Morbeus hat derweil ein Mikrofon schon griffbereit.
Morbeus: „Zwei Wochen ist es her, da hast DU mich um die größte Chance meines Lebens gebracht! DU hast mir den Title-Shot auf die GFCW World Heavyweight Championship genommen. Auf deine Begründung war ich nun schon sehr gespannt. Was habe ich in den letzten Tagen oft nachts wach gelegen und mich gefragt: Was wird Jason Crutch wohl sagen….was waren seine Intentionen, was hat er gefühlt als er mir beruflich alles nahm? Und deine Beweggründe konnten wieder fadenscheiniger nicht sein. Typisches Geblubber des GFCW-Establishments.
Die vier gehen nun die Rampe hinunter und positionieren sich so, dass sie Jason Crutch umzingelt haben. Die anwesenden Fans begleiten die FFFF mit gellenden Pfiffen.
Morbeus: „Liebe Fans, ich weiß ich bin nicht der sympathischste Dude der hier in der GFCW rumrennt, ich kann auch nerven. Ich will, dass es uns eines Tages allen wieder besser geht. Aber der da…“
Ray Douglas zeigt mit seinem linken Zeigefinger deutlich auf Jason Crutch.
Morbeus: „….der macht euch allen etwas vor. Ich bringe Politik in die Hallen? Unterhaltung für die Massen – Opium fürs Volk. Diese ausgesprochenen Forderungen eures „Helden“ sind doch typische Ablenkungsmanöver des GFCW- Establishments. Er will euch mit seinem Geschwurbel weichkochen und gaukelt euch vor, WIR wären hier das Problem. Aber…..aber…der regierenden Kaste in dieser Liga gehen unsere eingeleiteten Veränderungsprozesse zu weit. Zu viel Veggie, zu viel Digitalisierung, zu viel raus aus der Comfort-Zone. Zu viel……WAHRHEIT?! Sie wollen uns klein halten, die Etablierten, die die schon immer hier sind! Und das heißt natürlich keine Title-Shots für die Foundation. Und dann wird also noch Special Enforcer Jason Crutch geschickt, um uns bei der Anniversary Show dann endgültig den Gar auszumachen. Und er beruft sich immer und immer wieder hier auf JBD. Aber jetzt mal ehrlich liebe Fans…..also….ich war nicht auf der Beerdigung des Hundes. Ist er wirklich tot? Kann sein, aber wer weiß das schon? Alles etwas nebulös. Ich weiß nur, dass ich Dynamite schon seit Wochen telefonisch nicht mehr erreichen kann. Hat er kalte Füße bekommen? Wie dem auch sei, Crutch. Die Wahrheit wird siegen und heute hat die Wahrheit wieder Fäuste mit dabei. Versuch doch deine Amigos zu rufen……wenn du noch kannst!“
Die Mitglieder der Foundation klettern nun in den Ring. Jason Crutch geht in den Kampfmodus als plötzlich………………..
I LOVE MY BOOTS BROKE IN, I LOVE MY CAMO HAT, DONT MIND A LITTLE PAINT ON MY JEANS, YEAH I ROLL LIKE THAT
Das Licht flackert golden und I Love This Life von LOCASH ertönt.
I LOVE DRIVING MY TRUCK ACROSS THE RAILROAD TRACKS, IF YOU HIT IT TO QUICK, IT'LL HIT YOU RIGHT BACK
LET'S GO BIG RIG! NE? NE? NE?
Großer Jubel bricht aus, denn das allseits beliebte Theme der Truckerbrüder schallt aus den Boxen der Halle. Die typischen Truck Air Horns ertönen und der metalic-blaue Truck von Jack fährt in die Arena hinein. Nicht über die Stage, sondern seitlich fährt der Truck hinein und ein Stück vor.
Pete: „Es ist tatsächlich BIG RIG! Die ersten Teammitglieder von Jason Crutch?“ Sven: „Also wenn ich mir die Jungs der FFFF anschaue, dann sind die eher gelassen. Die haben wohl keine große Angst vor den Truckern.“
Frank steht außerhalb der Beifahrertür und hält sich fest, er hält ein Megafon in der Hand und brüllt hinein.
Frank: „Wer hat hier Amigos bestellt?“
BIG – RIG – BIG – RIG
Erneuter Jubel auf den Rängen, aber auch von Jason. Ein kleines Stück fährt der Truck noch nach vorne, soweit es halt geht. Frank packt noch mal das Megafon aus.
Frank: „Wenn Jason ruft, dann gibt es KEINE BREMSEN für uns!“
Im Ring wird getuschelt. Jason freut sich, bei der FFFF berät man sich. Jack stellt den Motor ab und steigt dann aus der Zugmaschine aus. Mit einem lauten Knall wirft er die Tür zu und die Fans nehmen noch so kleine Kleinigkeit als Anlass, noch mal ordentlich abzufeiern.
LET'S GO BIG RIG! LET'S GO BIG RIG!
Die Brüder klatschen sich ab und gehen dann gemeinsam gen Ring. Jack winkt den Fans, Frank reißt nacheinander die Hände nach oben. Im Ring angekommen rollt Frank sich hinein, Jack kommt über das oberste Ringseil. Sie klatschen sich jetzt auch mit Jason ab. Erneut greift Frank zum Megafon.
Frank: „Wir sind da, Jason!“
Der hält sich etwas verschreckt die Ohren zu, ehe Jack ihn drauf hinweist, dass er das Megafon nicht mehr braucht. Gelächter bricht bei den Dreien aus, bei der anderen Gruppe werden eher die Arme verschränkt.
Jack: „Kein Disrespect Jungs...“
Er spricht die FFFFF an.
Jack: „Aber spuckt mal bitte nicht so große Töne ohne jemals was erreicht zu haben.“
Tosender Jubel, die Fans sind heute aber auch leicht zu beeindrucken.
Jack: „Euer größter Erfolg ist, dass ihr FAST eine CHANCE hattet? Oh, Moment, mit IHR meinte ich natürlich nur Morbeus.“
Er deutet auf die Kumpanen von Morbeus.
Jack: „Denn ihr habt bislang nicht mal eine Teilnehmerurkunde irgendwo bekommen. Als Jason fragte, ob wir euch die Stirn bieten wollen haben wir natürlich sofort zugesagt, euren Kindergeburtstagsballons die Luft raus zu lassen. Denn das seid ihr, HÖCHSTENS lustige Ballons mit viel zu viel Luft drin.“
Jetzt wird die Stimmung im Ring etwas ernster, mit der Ansage hat keiner gerechnet, nicht mal Crutch.
Frank: „Jason und wir, wir standen schon vor fast 5 Jahren zusammen im Ring, ne?“
Der Blick geht zu Jason, der nickt.
Frank: „Und im Gegensatz zu euch haben wir einiges auf dem Kerbholz! Tag Team Schlachten gegen den Fight Club, das beste Team aller Zeiten haben wir schlagen können um die Tag Team Title zu gewinnen! Beim JCI werden wir beweisen, dass ihr euch auf dem Holzweg befindet und wir euch links überholen. KEINE BREMSEN!“
BIG – RIG! BIG – RIG!
Nun schnappt sich Max Moustache das Mikrofon. Gerne macht er Jason Crutch noch einmal auf die eigentlich ihm gehörende Sonnenbrille aufmerksam, die nun auf Moustaches Nase sitzt.
Max: „Oh, Crutch. Das nenne ich doch mal ne Wahl. Ein spannender Augenblick. Gerade gründen sich vor meinen Augen die VEREINIGTEN HINTERWÄLDLER! Wahnsinn. ECHT. Crutch, du hattest mal gesagt, Öko sein und was für die Umwelt tun sei gar nicht mal so schlecht. Und dann kommen hier die fossilen Stegosaurier mit ihrem Truck rein…ich packs nicht, was ein Dummgeschwätz. Oder hat Frank schon auf Euro VI LKW umgerüstet, um die gesundheitsschädlichen Stickoxide eures Trucks von 8 Trilliarden auf 7,9 Trilliarden zu senken? Dann wäre ja alles in Butter…“
Slay Oakland reißt seinem Tag Team-Partner das Mikrofon aus der Hand und fuchtelt wild mit seinem Zeigefinger umher bevor er abwechselnd auf Frank und Jack zeigt.
Slay: „Mir verbietet hier keiner den Mund und ich nehme diesen so voll wie ich will. Erzählungen aus der Vergangenheit, wie toll ihr doch irgendwann mal gewesen wart. Tja, aber wen interessieren heute noch Opas alte Geschichten vom Krieg? Immer die gleiche Leier. Ich kann das alles nicht mehr hören. Ich suche ehrliche und direkte Wahrheiten. Die Ringmatte lügt nicht. Also Big Rig wie sieht es aus? Ein Vorgeschmack auf den PPV…..26. Februar 2021, Krefeld! THE URBAN ULTRAS BERLIN vs. BIG RIG! Anschließend könnt ihr euch nochmal genau überlegen, ob ihr wirklich beim PPV gegen die Foundation antreten wollt.
Frank guckt auf die Uhr, die er nicht trägt.
Frank: „Habt ihr denn überhaupt genug Zeit für so ne Challenge?“
Dann lacht er kurz.
Frank: „Ihr habt doch auch noch mit Sid und Rob ein Hühnchen zu rupfen, ne?“
Natürlich spielt er auf die Bikes an.
Jack: „Wenn ihr eure Illusion so schnell zerstören wollt, dass ihr beim JCI wirklich eine Chance habt, dann lasst uns in zwei Wochen schon in den Ring steigen.“
Sven: „Damit hat sich Team Crutch an einem Abend von 1 auf 3 Männer gesteigert! Es herrscht Gleichheit!“ Pete: „Damit sind wohl fürs erste hinterhältige Angriffe in zahlenmäßiger Überlegenheit Geschichte! Wer weiß, was geschehen wäre, wäre Big Rig nicht rechtzeitig eingeschritten? Was für ein Auftritt! Was für ein Megaauftritt!“
Die Protagonisten der nächsten Show begegnen sich mit einem kurzen Staredown. Dann klettern die FFFF geschlossen aus dem Ring und verschwinden Richtung Backstage-Bereich, während sich im Ring Jason Crutch und Big Rig noch etwas von den paar anwesenden Fans feiern lassen.
Wir befinden uns Backstage. Die Kamera lugt gerade so hinter einer Ecke hervor. Antoine Schwanenburg steht im Gang, er unterhält sich mit Danny Rickson. Die Beiden bekommen nicht mit, dass die Kamera da ist, aber wahrscheinlich wäre es ihnen auch egal. Wie es scheint, ist die Konversation allerdings schon nahe gen Ende, denn es wird sich verabschiedet. Die Stimmung scheint freundlich zu sein, Danny Rickson geht seines Weges und Antoine Schwanenburg bleibt zurück.
Anlass für die Verabschiedung war offensichtlich eine Tür, vor der Antoine und Danny standen, die sich nun geöffnet hat. Die Kamera kommt ein wenig hervor und Schwanenburg betritt die Tür, die sich dann auch direkt wieder schließt. Die Kamera fährt ein weiteres Stück nach vorne, bis wir die Aufschrift von der Tür erkennen können.
Claude „Dynamite“ Booker.
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Danke an alle Schreiber!!!
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