Du hast auf diesen Moment stets gewartet. Es nur nicht gewusst. Du bist einer von 3.500 einander unbekannten Menschen, die gekommen sind für einen unbeschwerten Abend. Für Spaß, Ablenkung, Aufregung. Du hast nicht gewusst, dass du Historisches erleben wirst. Noch ein, zwei Mal atmest du ruhig durch. Dann hörst du diese Musik. Siehst ein Video, welches dir neu ist. Und allen anderen auch: Da sind lachende Menschen. Wunderschöne Landschaften. Eine Farm. Bäume. Pferde. Spielende Kinder. Vor allem: Freude. In jedem Bild, in jedem Lächeln.
Du
weißt, dass du Teil davon werden kannst.
Automatisch folgt dein Blick der Richtung, die alle anderen wählen: Hin zum Ende der Rampe, wo ein Vorhang die innere Halle vom Rest trennt. Während die Musik dich wiegt und die Bilder des Videos noch deinen Kopf mit Wohlbefinden füllen, siehst du, dass sich etwas tut. Menschen treten sanften Schrittes hervor und verteilen sich über die Rampe wie Frühlingsblumen auf einer Wiese. Es sind sechs Personen. Zwei von ihnen kommen dir bekannt vor und du weißt, dass es Viggo und Miri sind. Du kennst sie aus Videos. Die anderen vier sind unterschiedlichen Alters und Geschlecht. Auch wenn du ihnen keinen Namen geben kannst, so macht der Auftritt des halben Dutzends dir klar, dass tiefe Harmonie zwischen allen herrscht. Ein jeder von ihnen sucht sich eine Position auf der Rampe. Links und rechts. Die Mitte jedoch. Die Mitte lassen sie frei.
Die
Musik wird lauter.
Ein
Mann tritt auf die Rampe.
Mit dem Selbstverständnis eines Monarchen schreitet er zwischen die Sechs. Und doch wirkt er bescheiden. Du bist weit von der ersten Reihe entfernt und doch merkst du, dass der Mann dir nahe ist. Er blickt sich in der Halle um. Und liegt sein Blick dabei nicht auf dir? Nur auf dir. Er trägt weiße Kleidung und sein schwarzes Haar glänzt im Scheinwerferlicht. Er sucht nicht nach der Aufmerksamkeit, aber er erhält sie. Du bist einer von ihnen, die sie ihm schenken.
Hinter
ihm geht ein zweiter Mann.
Die Sechs applaudieren ihm als er durch sie hindurch zum Ring schreitet. Sie schließen das Spalier hinter ihm und folgen seinem Weg. Als er über die Ringtreppe ins Zentrum der Halle tritt, verteilen sie sich um den Ring. Du siehst, wie Timo von Viggo begrüßt wird. Wie sein Blick schüchtern Miri sucht. Aber sie hat nur Augen für Holly Hutcherson.
Dann
nimmt Holly Hutcherson ein Mikrofon.
Holly Hutcherson: „Stellen wir uns das Leben als Höhle vor. Am Anfang trittst du ins Unbekannte. Du weißt nur, dass am Ende Licht sein muss.“
Die Bilder manifestieren sich in deinem Kopf. Deine Atmung verlangsamt sich als dein inneres Ich auf die Reise geht. In den Höhleneingang tritt und vor einem schwer ersichtlichen Weg steht.
Holly Hutcherson: „Am Ende wirst du dieses Licht finden. Auf die eine Weise oder auf eine andere. Aber das ist nicht, was zählt. Viel wichtiger ist es, wie du den Weg gestalten wirst, bis du am Ausgang ankommen wirst. Wirst du von Angst gehetzt? Fürchtest du dich vor der Dunkelheit? Oder begegnest du dem Unbekannten furchtlos, so dass du am Ende deines Weges von all deinen Abenteuern zu berichten weißt? Es mag euch nicht bewusst sein, aber wir treffen diese Entscheidung tagtäglich.“
So hast du nie darüber nachgedacht. Aber du hörst diese Stimme. Und du fühlst, dass alles Sinn macht.
Holly Hutcherson: „Ich bin einer von denen, die sich dazu entschieden haben, den mutigen Weg zu wählen. Aber ich möchte ihn nicht allein gehen. Ich gehe ihn mit den guten Freunden, die dort draußen stehen und meine Hand ergriffen haben, damit wir den Weg gemeinsam beschreiten können. In inniger Zuneigung durchqueren wir die tückische Höhle als Freunde und Freundinnen. Ich bin die Fackel, die den rechten Pfad weist.“
Er blickt ins Publikum und wieder hast du das Gefühl, er würde nur für dich blicken. DU bist der Auserwählte aus 3.500. Du musst es sein.
Holly Hutcherson: „Zu leben ist zu lieben. Manchmal finden wir diese Liebe in anderen, doch viel zu selten in uns. Weil wir verhärtet sind von der Härte des Alltags. Weil wir es als Schwäche betrachten, anderen zu vertrauen. Weil wir uns nicht trauen, zu fallen und aufgefangen zu werden. Die Gesellschaft erzählt euch allen, dass es Stärke bedeutet, für sich allein zu stehen. Ich finde es traurig, einsam zu sein. Wir sind eine Gemeinschaft. Wir sollten einander achten und vertrauen. Es ehrt mich daher sehr, dass Timo Schiller sich dazu entschlossen hat, mir zu vertrauen.“
Er deutet auf Timo Schiller und du siehst, dass es dem Dortmunder unangenehm ist. Er errötet, weil er so unerwartet in den Mittelpunkt geraten ist. Er vergräbt seine Hände in den Taschen.
Holly Hutcherson: „Nun bin ich gekommen, um euch alle ebenfalls in unsere Mitte zu bitten. In eine Gemeinschaft geboren aus Freundschaft von Brüdern und Schwestern.“
Du willst aufstehen und die Hand ergreifen, die Holly Hutcherson ausstreckt. Alles in dir drängt danach, dies zu tun. Und du merkst, dass es den Leuten um dir herum genauso geht.
Gerade als du aufstehen willst, reißt dich eine Musik aus deinen Gedanken.
: : : : : : : : :
Keek Hathaway läuft nicht die Rampe herunter. Er stürmt. Sein Gesicht kennt eine Emotion und das ist Wut. Wären ihm zwei von Hollys Begleitern nicht aus dem Weg gegangen, hätte er sich zweifelsfrei über den Haufen gerannt. So nimmt er nur Anlauf und slidet unter dem untersten Ringseil ins Squared Circle. Baut sich direkt vor Holly Hutcherson auf, der nicht einen Zentimeter zurückweicht. Sein Gesicht kontrastiert völlig mit dem des GFCW Champion. Er lächelt. Lächelt Keek Hathaway an.
Keek Hathaway: „Lass Timo Schiller in Ruhe!”
Er atmet schwer, sein Oberkörper steigt und fällt wie eine Meereswelle. Keek Hathaway muss sich beherrschen, man sieht es ihm an.
Keek Hathaway: „Lass all diese Menschen in Ruhe!“
Er rückt das Titelgold auf seiner Schulter zurecht, senkt das Mikrofon und starrt in die Augen Hutchersons, der noch immer nicht einen Augenblick das Lächeln verloren hat.
Holly Hutcherson: „Timo Schiller ist frei zu gehen, Keek Hathaway. Die Frage ist, ob du ihn dazu zwingen wirst. Denn ich denke nicht, dass er gehen möchte. Aber frag ihn.“
Auf ein Handzeichen Hutchersons hin tritt Schiller in den Ring. Die Situation ist ihm sichtlich unangenehm. Er nimmt das Mikrofon, dass Holly ihm reicht.
Timo Schiller: „Keek. Beruhig dich bitte. Es ist…naja…etwas peinlich, was du hier abziehst. Wir können uns doch gleich backstage unterhalten. Warum gönnst du einem Neuling nicht diesen Auftritt?“ Keek Hathaway: „Ich werde mich NICHT backstage darüber unterhalten. Was ich zu sagen habe, können ruhig alle hören. Dieser Mann, Timo…“
Er deutet mit dem Finger auf Holly Hutcherson. Noch immer nicht ein Hauch von Mimikwechsel bei Hutcherson. Nur ein Lächeln.
Keek Hathaway: „…ist gefährlich. Und wenn du das nicht merkst, dass MUSS ich dazu etwas sagen. Dazu sind wir doch Freunde!“ Timo Schiller: „Natürlich sind wir Freunde. Aber das heißt doch nicht, dass ich nicht auch andere Freunde haben kann. Wir haben uns unterhalten. Liegen auf einer Wellenlänge. Ich habe das Gefühl, dass es meiner Karriere hilft, wenn ich andere Mindsets kennenlerne.“
Hathaway wendet den Kopf ab. Seufzt und atmet einmal durch. Er wirkt zu wütend, um resigniert zu sein und doch findet er keine Strategie, um zu Timo durchzudringen.
Keek Hathaway: „ICH BIN WÜTEND!“ Holly Hutcherson: „Ich verstehe, dass du wütend bist.“
Überrascht trifft des Blick Hathaways den von Holly. Der lächelnde Mann tritt einen Schritt vor und hebt sein Mikrofon. Zieht wieder die Aufmerksamkeit auf sich, die zuvor auf Timo Schiller und Keek lag.
Holly Hutcherson: „Deshalb möchte ich diese Halle um etwas bitten. Ich hoffe, dass ihr mir diesen Gefallen tut.“
Er tritt einen Schritt zurück und blickt in dieses Publikum.
Holly Hutcherson: „Ich möchte, dass ihr für Keek Hathaway applaudiert.“
Für Keek? Natürlich kommt die Halle dem gern nach. Schließlich liebt das Publikum seinen Champion. Und so erfüllt Applaus und Jubel die Trierer Arena.
Holly Hutcherson: „Jubelt für Keek Hathaway!“
Es wird lauter. Keek-Sprechchöre in Trier. Der Namibier ist sichtlich irritiert davon. Schneidet dem Publikum mit lauter Stimme das Wort ab.
Keek Hathaway: „Was soll das?“
Seine Frage geht an Holly Hutcherson und dieser…lächelt nur.
Holly Hutcherson: „Ich liebe dich, Keek Hathaway. Natürlich liebe ich jeden Menschen. Doch für dich spüre ich eine ganz besondere Zuneigung. Zu deiner Geschichte. Zu dem Weg, der gemeinhin als Cinderella-Story bezeichnet wird. Ich finde faszinierend, was dort passiert ist.“
Hathaway bleibt in Lauerstellung, sein Blick ist eisenhart.
Holly Hutcherson: „Dein Weg zeugt davon, dass man alles gewinnen kann, was man sich erhofft hat. Und alles verlieren. Ich sehe so viel Schmerz in dir. Und ich sehe, wie du Tag für Tag gegen ihn ankämpfst. Ich bewundere diesen Kampf.“ Keek Hathaway: „Was redest du da? Ich habe nichts verloren. Ich bin noch immer…“
Er muss nicht aussprechen, was er meint. Es langt, dass er das Titelgold von seiner Schulter nimmt und vor Hutcherson in die Luft hält.
Holly Hutcherson: „Ich rede nicht davon, dass du den Titel verloren hast. Ich rede davon, dass du DICH verloren hast.“
Keek schlägt die Hand Hutchersons weg, die vor seinem Gesicht auftaucht. Selbst das lässt das Lächeln Hutchersons nicht gefrieren. Er redet einfach weiter.
Holly Hutcherson: „Keek Hathaway. Wer ist das? Alle, die es mit der GFCW halten, wussten dies früher zu beantwortet. Sie sprachen von seinen Taten und seinen Charaktereigenschaften. Von seinem wilden Charakter. Seinen witzigen Szenen. Aber wenn ich heute jemanden frage, wer Keek Hathaway ist, was sagt man dann?“
Ein Moment des Schweigens, dann beantwortet er seine eigene Frage.
Holly Hutcherson: „Man beginnt von deiner Geschichte zu erzählen. Von deinem Weg. Aber nicht davon, wer du BIST. Denn wer bist du noch, Keek Hathaway? Du bist so gefangen von der Vorstellung, jemand zu werden, der deiner Rolle gerecht wird, dass du verloren hast, was dich ausgemacht hat. Du willst so gern all die Erwartungen erfüllen, die auf deinen Schultern liegen, dass du nicht mehr Keek Hathaway, der Mann, sondern die Keek-Story bist.“ Keek Hathaway: „Hör auf.“ Holly Hutcherson: „Wie muss ein Champion sein? Du scheinst zu glauben, dass er ernster sein muss als du es warst. Mit weniger Freude. Nicht so…komisch vielleicht. Kein Meme. Im Versuch, ein Profil zu erfüllen, dass andere definiert haben, bist du einen Weg gesprintet, der eigentlich Jahre dauert. Und nun blickst du diese Strecke zurück…“ Keek Hathaway: „Ich sagte HÖR AUF.“ Holly Hutcherson: „…und siehst, dass da ganz am Horizont verloren liegt, was du einst warst. Du bist nicht mehr Keek Hathaway. Du bist eine auserzählte Geschichte, die den Namen Keek Hathaway trägt. Und weil jede Geschichte alt wird, weißt du, dass du dich wieder verändern musst. Du weißt aber nicht wie und in welche Richtung. Du möchtest ein Mentor sein, weil in deinen Augen ein Champion Vorbild sein muss. Aber dann möchte Timo andere Wege auskundschaften. Und das macht dir Angst, weil du dann wieder nichts bist. Nichts außer Champion. Nicht mehr Keek Hathaway. Deswegen ist da so viel Schmerz in dir. Ich möchte ihn dir nehmen.“
Er tritt an Keek Hathaway heran. Breitet die Arme aus als wolle er einen verlorenen Bruder aufnehmen.
Keek schlägt ihm ins Gesicht.
Gelähmtes Entsetzen bei den Sechs außerhalb des Ringes zunächst als Holly Hutcherson zu Boden geht. Dann geht ein Ruck durch sie. Sie sliden in den Ring. Timo Schiller blickt beinahe panisch hin und her. Auf Keek, dann auf seine neuen Freunde. Er will etwas Beschwichtigendes sagen, doch kein Wort entrinnt seiner Kehle.
Sechs
Menschen nähern sich Keek Hathaway.
Holly Hutcherson: „Lasst ihn. Lasst Keek Hathaway. Er hat nichts getan, außer Mensch zu sein.“
Hutcherson rappelt sich auf und sucht wieder den Blick Hathaways. Die Lippe Hollys ist aufgeplatzt, ein Faden Blut rinnt zum Kinn hinab. Aber er lächelt. Kein Funken Hass gegenüber Keek ist zu sehen.
Holly Hutcherson: „Da ist so viel Angst und Schmerz in dir. Keek Hathaway. Du zeigst es mit jedem Moment. Und doch gehst du jedes Mal hier raus und unterhältst die Leute, um deiner Vision nahe zu kommen, ein guter Champion zu sein. Und deshalb bitte ich noch ein letztes Mal euch alle in der Halle. JUBELT FÜR KEEK HATHAWAY!“
Das Blut tropft von seiner Hand auf das Mikrofon und rinnt dann an seiner Hand herunter, während abermals ein Großteil der Halle dem Aufruf nachkommt und für Keek jubelt. Auch wenn diesem das ganz und gar nicht gefällt. Er würde am liebsten noch einmal auf Holly Hutcherson los. Doch da sind sechs Personen hinter ihm, deren Kreis sich langsam schließt.
Sie
schließen Keek Hathaway in sich ein.
Jede Faser Keeks wehrt sich gegen den unerwarteten Kontakt und schlussendlich gelingt es ihm, Hutcherson von sich zu stoßen. Erschrocken tritt Keek zurück und gelangt aus dem Kreis. Schweiß rinnt an seiner Stirn herunter während Holly abermals nichts tut. Außer zu lächeln.
Holly Hutcherson: „Du magst nicht bereit sein, Keek Hathaway. Doch wir warten auf dich.“
Der Namibier rollt sich aus dem Ring. Er will nur weg. Weg von dieser Gruppe. Weg von diesem Mann. Auch wenn es bedeutet, Timo Schiller hinter sich zu lassen. Rückwärts läuft er die Rampe hoch, lässt die Augen nicht von den 8 Menschen, die im Ring verbleiben. So hat er es sich nicht vorgestellt.
Holly lächelt.
Holly Hutcherson: „Du wirst erkennen, dass du dein verlorenes Ich nicht darin findest, uns zu hassen, Keek Hathaway. Aber dieser Prozess braucht Zeit. Ich verstehe, dass du bis zu deinem Erwachen deinen Schmerz am besten zu stillen vermagst, in dem du deine bevorzugte Sprache sprichst: Gewalt. Daher möchte ich dir ein Geschenk machen.“
Keek Hathaway würde am liebsten weg, doch bleibt auf der Rampe stehen.
Holly Hutcherson: „Ich biete dir ein Match in zwei Wochen. Du gegen einen der unseren. Gegen Viggo. Es kann ein Aufeinandertreffen in Freundschaft sein. Oder in Wut. Du kannst entscheiden. Ich möchte nur, dass du weißt, dass meine Hand stets ausgestreckt ist.“
Wir befinden uns in einer typischen Kabine. Holzbank samt Gebrauchsspuren, Spinde, graue Wände, die sicherlich irgendwann mal weiß waren. Alles in diesem Raum schreit nach Tristesse, bis auf dem, was wir in der Bildmitte erblicken könne. Amélie und Antoine Schwanenburg. Letzterer sitzt auf einer der Holzbänke und tapet sich konzentriert seine Handgelenke.
Amélie: „Das ging jetzt doch schneller, als erwartet, muss ich sagen.“
Antoine reagiert darauf nicht wirklich, tapet sich weiter die Handgelenke, dreht aber immerhin den Kopf so halb zu Amélie.
Amélie: „Ich meine, da kommt jetzt die Ex-Commissionerin in mir durch, bei Doom's Night wäre das Match sicherlich besser. So rein aus Marketing und Prestige Sicht.“
Der Ehegatte scheint fertig mit dem Tape zu sein, reißt das Stück von der Rolle ab und antwortet dann ruhig.
Antoine: „Früher hat mich das interessiert. Aber nun? Mir geht es nicht mehr um die Bühne. Mir geht es rein um den Auftritt. Ob hier in Trier, in Mannheim bei Dooms Night oder in irgendeiner Turnhalle, es spielt keine Rolle. Wenn ich gegen einen namenhaften Gegner antreten kann, dann werde ich die Chance nutzen. Ganz gleich, ob es bessere Marketingmöglichkeiten gegeben hätte.“
Er schüttelt mit dem Kopf.
Antoine: „Ganz ehrlich? Antoine Schwanenburg gegen Robert Breads ist das beste Marketing, was es gibt. Die Fans warten seit über zehn Jahren darauf. Die Fans in dieser Halle verdienen es genau so, das Match live zu sehen, wie alle anderen auch.“ Amélie: „Ich meine ja nur...“
Die ehemalige Commissionerin bricht mitten im Satz ab, denn sowohl sie, als auch Antoine, werden durch ein Geräusch aus ihrer Konversation gerissen. Der Ursprung des störenden Geräuschs ist die Tür, die eben, ohne das formal höfliche Anklopfen, mit mehr Schwung als sonst normalerweise üblich, geöffnet wurde. In diesem Moment wird sie vom unerwarteten „Eindringling“ auch schon wieder geschlossen, welcher nun im Raum steht und die Blicke der Schwanenburgs auf sich zieht.
Lionel Jannek: „Hier versteckst du dich also.“
Stutzige Reaktion sowohl bei Antoine, als auch bei Amélie, die zum einen irritiert über das plötzliche Eindringen sind, zum anderen die Bedeutung des Satzes, den der Österreicher sprach nicht ganz nachvollziehen können. Beide beschließen erstmal abzuwarten was da noch kommt. Lionel Jannek blickt ohne ersichtliche, emotionale Miene im Gesicht zu Antoine.
Lionel Jannek: „Du bist hier letztens, nach deinem ‚großen Comeback‘ herumspaziert und hast, so hörte ich, die Besten in der GFCW gesucht. World Champion Keek Hathaway, war irgendwie klar, macht ja gerade irgendwie jeder… Robert Breads, lass ich mir von mir aus auch noch einreden… aber…“
Aber? Eine kurze Pause, mitsamt spannungsgeladener Stille erfüllt den Raum.
Lionel Jannek: „So schwer bin ich nicht zu finden, Antoine.“
Oha! Darauf läuft das also hinaus. Nun wird es auch dem Letzten klar. Um alle letzten Unklarheiten über die Absicht des Besuchs abzustellen, deutet der Österreicher zusätzlich noch mit dem Zeigefinger auf sich selbst.
Lionel Jannek: „Wenn du den Besten haben willst. Er steht vor dir. Es gibt keinen in der GFCW der 2021 so geprägt hat wie ich. Und trotzdem hast du mich offensichtlich nicht auf deiner Liste der ‚Besten‘. Nicht einmal beiläufig erwähnt hast du mich. Woran liegt das Antoine? Hast du einen bestimmten Grund dafür?“
Erwartungsvoll hebt der „Superior One“ die Augenbrauen hoch und verschränkt, in Erwartung einer Antwort seitens Schwanenburgs, fast schon provokant die Arme vor sich. Und Antoine? Der setzt sein linkes Bein auf die Holzbank, zieht die Knieschoner zurecht während er antwortet.
Antoine: „Lionel Jannek. Ich weiß durchaus, wer du bist. Ich weiß durchaus, was du erreicht hast.“
Das Prozedere wiederholt er nun, indem er das rechte Bein auf die Holzbank stellt und den Knieschoner auf dieser Seite auch zurecht rückt.
Antoine: „Eigentlich habe ich mir vorgenommen höflicher zu werden, aber wenn du schon so ungefragt in meine persönlichen Bereich eintrittst, dann kann ich leider nicht anders. Auch wenn dir das was ich zu sagen habe sicherlich keine schöne Musik in deinen Ohren sein wird.“
Die Knieschoner sitzen, nun stellt er sich provokant vor den anderen Triple Crown Champion.
Antoine: „Da ich es eilig habe, bekommst du aber nur die Kurzfassung. Statistisch gesehen bist du einer der größten Stars. Und das war es auch schon. Du bist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das ist sicherlich auch ein Talent. Aber als Wrestler gehören wir zwei Beiden...“
Mit dem Zeigefinger zeigt er abwechselnd auf Jannek und auf sich selbst.
Antoine: „... definitiv nicht in das selbe Regal.“
Dann zuckt er kurz mit den Schultern, während Jannek die Situation noch einordnet und schnappt sich Amélie.
Antoine: „Wie ich bereits sagte, ich habe es eilig.“
Da drückt er sich samt seiner Frau an Jannek vorbei um die Kabine zu verlassen. Der Main Event wartet. Das Dreammatch, auf das wir eine Dekade lang warten mussten.
ROBERT BREADS vs ANTOINE SCHWANENBURG.
…
Und Jannek? Der wird im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen gelassen. Das Jahr 2022 ist für ihn bislang alles andere als nach Plan verlaufen. Wrestler des Jahres 2021 und noch kein Fuß auf dem Boden bekommen. In seinem Gesichtsausdruck kann man solche oder ähnliche Gedankengänge ablesen. Er kann es gar nicht glauben, dass er mit dieser Vita und diesem Vorjahr einfach an den Straßenrand gestellt wird, wie ein junger Hund, den man nach Weihnachten dann doch nicht mehr haben will. Droht der aktuelle WRESTLER DES JAHRES in die Belanglosigkeit abzudriften? Auch wenn die Kamera fast schon unangenehm lange auf Janneks Gesicht zielt, man kann die Gedanken in seinem Kopf wirklich fast schon laut hören. Aber auf einen Schlag dreht sich die nachdenkliche und leicht erschütterte Mimik um 180°. Feuer lodert in den Augen auf, die Wut steigt sichtlich hoch und wie von der Tarantel gestochen verlässt er auch die nun leere Kabine.
FADE OUT
Alright everybody, gather ‘round, The …
Commissioner is here
Ja ja, Sammy Davis Jr schmettert durch die Lautsprecherboxen und das kündigt nun einmal nur einen an. Den Mann, der mit farbenfrohem Blumenhemd und doch trotzdem anständigem Sakko und Stoffhose die Bühne betritt und von den Fans mittlerweile liebevoll mit „DU! DU! DU!“ begrüßt wird.
Seine Reaktion ist ein tausendfach, vor Künstlichkeit triefendes gelächeltes „Ja, genau, ihr mich auch ihr Pappenheimer.“ Bevor er schnellen Schrittes zum Ring tritt. Das erste freche Grinsen verfliegt dann aber auch recht schnell wieder und mit jedem Schritt mit dem er sich dem Ring weiter nähert, wird die Miene ernster, die Nasenlöcher weiter, die Augenbrauen vauiger – sie verformen sich also immer weiter zu einem V für alle NichtgermanistInnen.
Er geht schnurstracks die Treppe hinauf, steigt durch die Seile, geht quer durch den Ring, deutet bereits unterwegs nach draußen, sodass ihm ein Mikro gereicht wird. Er nimmt es dankend an und geht in einer Drehung in die Ringmitte, wo er den Mikroarm kurz durchschüttelt, sodass die Musik abgedreht wird.
So beginnt er dann also auch ohne großartig Zeit verstreichen zu lassen.
Eric: „GFCW Galaxy, es ist ein wenig still um mich geworden seit dem Jahreswechsel, deswegen hielt ich es für notwendig noch einmal eine Sache klar zu machen…“
Er nimmt das Mikro kurz herunter, senkt den Kopf ein wenig, räuspert sich kurz, bevor er entschlossenen Blickes wieder in die Kamera schaut.
Eric: „Wer hier entscheidet, wer, wann, wie, wo, warum irgendwelche Matches bestreitet…bin immer noch ich.“
Energisch presst er seinen Daumen gegen seine eigene Brust, was die Fans zum Jubeln bewegt. Nicht, weil er so zielsicher sein Herz getroffen hat sondern vielmehr weil es in den letzten Wochen durchaus einige fragwürdige Entscheidungen gab.
Eric: „Dynamite hat mich aus genau diesem Grund angestellt. Dass ich mich um den Kram vor den Kameras kümmere…dir das Mikro abdrehe, wenn du Impfungen schlecht redest, dich suspendiere, wenn du frech wirst und dich belohne, wenn du dich in deinen Matches gut anstellst…und noch hat mich kein Memo erreicht, wo drauf stand ‚Eric Fletcher, SIE sind nicht mehr dafür zuständig.‘…“
Er nickt sich selbst bestimmend zu, bewegt sich beim Sprechen immer wieder hin und her, hat einen Bewegungsradius von zwei, drei Schritten. Innere Ruhe ist ihm in diesem Moment fremd.
Eric: „Ich mag meinen Job. Ich werde Dynamite nicht so lange ans Bein pissen, bis er mich feuert…aber ich werde auch nicht zu jeder seiner Entscheidungen den Grüßaugust machen…vor allem nicht, wenn es um das größte Gold der GFCW geht.“
So kommt er recht schnell zum Punkt. Ein Raunen geht durch die Reihen, gefolgt vom Skandieren des Namens des Champions. Keek! Keek! Keek! So schallt es durch die Halle, während Fletcher beschwichtigend mit der freien Hand die Lautstärke herunterdrücken will. Dabei schweift sein Blick durch die jubelnden Reihen.
Eric: „Ganz genau…Keek Hathaway – unser verdienter GFCW World Champion. Verdient! Darauf liegt die Betonung…und da liegt auch das Problem. Denn ich bin mit weiterhin der Meinung, dass sich dieses große Gold verdient werden muss. Um dieses Gold sollten die größten, die erfolgreichsten Namen dieser Liga antreten. Dieses Gold soll im Main Event von Doom’s Night auf dem Spiel stehen! Aber wie soll ich dieses Match rechtfertigen…wie soll ich dieses Match guten Gewissens in den Main Event stellen…wenn der große Herausforderer gegen einen weiteren Champion verliert?“
Bei der letzten Frage senkt sich sein Kopf und schaut finster in die Kamera. Die Stirn wird gerunzelt, die Stimme ruhig und nachdenklich. Er schüttelt betrübt den Kopf, bevor er das Mikro langsam wieder zum Mund nimmt. Er spricht mit ruhigem Ton weiter.
Eric: „Alex Ricks …ich werde“
???: „Kriss Dalmi…“
Fletcher setzt das Mikro direkt ab. Die Fans drehen sich irritiert um, suchen die Quelle des Namens, vielleicht sogar den Serben selbst. Doch noch bevor sich wirklich Unruhe breit machen kann, weht der Vorhang im Eingangsbereich bereits zur Seite und präsentiert den Mathematiker. Schwarze Stoffhose, dunkelgraues, zu den Ellbogen hochgekrempeltes Hemd. So kennt man ihn. Auch seine Körperhaltung mit zu Boden gerichtetem Blick und ohne auch nur einen Moment auf die Reaktionen der Halle zu warten, macht er sich auf den Weg zum Ring. Dabei spricht er weiter….monoton wie sein Gleichschritt zum Ring.
Alex: „The End. Matthäus Meister. David Hott. Steve Steel. Robert Breads. Luna Rosario. Timo Schiller. Niander. Boris Orlow. Tha Bomb. Sid The Scum….“
Er hat den Ring mittlerweile betreten, steht dem Commissioner gegenüber und als wäre es perfekt getimt, nimmt er in diesem Moment den Kopf hoch und spricht noch einen weiteren Namen mit leeren Augen aus.
Alex: „Keek.“
Pete: „Alex Ricks hier komplett allein ohne den Rest des Protokolls?“ Sven: „So hatte er es ja in ihrem Gespräch schon angekündigt. Wirklich angenehmer wird es für den Commissioner aber vermutlich trotzdem nicht.“ Pete: „Angenehm ist es mit einem unzufriedenen Alex nie, möchte ich meinen.“
Der Candy Man ist nicht amüsiert über diesen Auftritt, weitet die Nasenlöcher, zieht die Augenbrauen zusammen, während er den Freiburger ins Visier nimmt. Den Freiburger, der nach der letzten Namensnennung wieder einen Schritt zurück geht und wieder zu Boden schaut, während er sich von Fletcher wegdreht.
Alex: „Ich liste hier eine Karriere aus Siegen auf, die für jeden Angestellten von German Fantasy Championship ein großer Erfolg wäre, Eric Fletcher. Unzählige Talente, neu, alt, ehemalige Titelträger. Jeder Kämpfer, der all diese Personen in seiner Karriere besiegt hätte, wäre ein verdienter Herausforderer auf das große Gold von German Fantasy Championship Wrestling.“
Er dreht sich rasant um die eigene Achse, schießt den Kopf wieder hoch und ist direkt vor Fletcher. Der Ton ist schneidend scharf, der Blick durchdringend.
Alex: „Ich habe das an einem einzigen Abend getan.“
Die Fans buhen. Ja, klar, irgendwie hat Ricks ja recht, allerdings ist diese Aussage auch durchaus beschönigt. Fletcher sieht es ähnlich, kneift einen Mundwinkel ein.
Eric: „Ich spreche dir deinen Battlemania Sieg nicht ab, Alex. Das war eine fantastische Leistung….aber deine Niederlage gegen Drake ist eine Niederlage gegen den Intercontinental Champion. Jetzt soll ich dich wirklich gegen den World Champion stellen?“
Ricks lässt einen Moment vergehen. Keine Regung zeigt sich in seiner Miene. Er schaut Fletcher genau in die Augen, versucht auszumachen, ob der Commissioner diese Frage tatsächlich ernst meint. Tut er. Ricks schnauft…und dreht sich wieder weg, zu Boden schauend.
Alex: „Das ist vor zwölf Monaten passiert.“
Fletcher runzelt die Stirn, während Ricks beginnt durch den Ring zu gehen und sich zu den Ringseilen begibt.
Alex: „Ein Mann verliert innerhalb von zwei Abenden gegen den Träger des Intercontinental Titels und gewinnt ein Turnier. Er trifft auf mich. Im Hauptkampf der größten Veranstaltung der Geschichte von German Fantasy Championship Wrestling…“
Er erreicht das Seil, dreht sich wieder zu Fletcher, schaut ihn diesmal aber nicht an.
Alex: „Er gewinnt das Gold, Eric Fletcher. Er verteidigt es….und er wird zum erfolgreichsten Kämpfer des Jahres gewählt.“
Der Blick geht doch wieder nach oben. Aus den Fanreihen sind einige LJ-Rufe zu vernehmen, doch hauptsächlich konzentriert man sich auf das Geschehen im Ring. Dorthin, wo Ricks seinen Gegenüber mustert.
Alex: „Lionel Jannek musste zwei Personen für seinen Kampf um das große Gold besiegen…ich MUSSTE niemanden besiegen und besiegte dreizehn…denn, deine Zweifel, Eric Fletcher…sind egal. Ich bin der beste Kämpfer von German Fantasy Championship Wrestling. Und dass ich, wie auch Lionel Jannek, meine Chance auf das Gold nutzen werde…“
Er tritt einen Schritt an Fletcher heran.
Alex: „ist nur eine logische Konsequenz.“
Sagt er und setzt das Mikrofon ab. Mit durchdringendem, eisigem Blick schaut er in Fletchers Augen. Die Selbstsicherheit gefällt dem Commissioner, einen Hauch eines Lächelns kann er sich nach einigen Sekunden tatsächlich nicht verkneifen. Er nickt dem Mathematiker bestätigend zu.
Eric: „Schön, dass du dir so sicher bist, Alex…denn ja…du bist ein grandioser Wrestler, kein Zweifel. GFCW Galaxy, Alex Ricks ist ein grandioser Wrestler!“
Er tritt dabei von Ricks weg, deutet schwungvoll mit dem Arm auf den Freiburger und hämmert die Botschaft quasi durch die Luft. Fletcher ist überzeugt, doch die Fans buhen lieber. Mit Schwung dreht sich der Candy Man aber wieder zu seinem Gegenüber.
Eric: „Aber du hast gegen Drake verloren, Alex…Punkt. Ich will dich jetzt nicht kopieren und sagen, deine Geschichte von Jannek wäre mir egal, aber ich werde auch die Entscheidungen aus dem letzten Jahr…so richtig sie für den Lauf des Jahres vielleicht auch waren…ich werde sie nicht kopieren.“
Die Fans jubeln vorsichtig, während sich Ricks Augenbrauen allmählich vor Skepsis senken.
Eric: „Dynamite hat dich zum Herausforderer ernannt. Das soll dir zustehen. Du hast es dir verdient, Alex. Aber ich werde das tun, was deine gesamte Karriere zeichnet. Ich werde dich noch einmal dazu auffordern dein Können zu beweisen und deinen Status als Herausforderer zu festigen.“
Fletcher wirkt sich seiner Sache sicher, geht zu einem etwas frecheren, vorhersehenden Grinsen über, während sich Ricks’s Kiefer allmählich in Bewegung setzen.
Eric: „Du bist der Herausforderer auf Keeks Gold…im Main Event von Dooms Night…“
Er hebt den immer wieder beliebten Zeigefinger.
Eric: „…wenn du noch einen bestimmten Sieg ALLEIN holst…“
Plötzlich geht das Licht in der Trier-Arena aus. Zappenduster ist es und die Zuschauer kreischen. Auf dem Titantron passiert nun etwas. Folgendes Logo wird eingeblendet:
Die Zuschauer in der Halle rasten aus. Ist Morbeus wieder zurück?
Pete: „Oh my. Hat Morbeus etwa seine Sperre abgesessen? Er wurde von Dynamite direkt nach Title Night bekanntlich suspendiert.“
Das Licht in der Halle geht wieder an. Alex Ricks und Eric Fletcher schauen gebannt auf den Entrance, der aber verwaist ist. Keine Musik oder ähnliches wird eingespielt. Auch das Logo des ehemaligen GFCW Intercontinental Champions erlischt wieder auf dem Titantron.
Plötzlich geht ein Raunen durch die Zuschauerreihen. Fletcher dreht sich nun im Ring stehend von dem Titantron um. Ricks schaut noch zum Titantron.
Sven: „DA IST ER! MORBEUS STEHT IM RING!“
Und der gebürtige Kanadier ist nicht allein. Kurios, wenn man bedenkt, dass Claude Booker alle seine Freunde und Verbündeten entlassen hat. Die Urban Ultras Berlin sind nicht mehr. Carola Birkenstock ist weg. Coach Dragans Künste werden auch nicht mehr gebraucht. Entlassen! Handstreichartig.
Raymond Douglas hat einen schweren Eisenstuhl in seinen Händen und seine lockigen feuerroten Haare sind völlig durcheinander. Als ob der Mann seit zwei Monaten jeden erdenklichen Friseurtermin verpasst hat.
Douglas trägt ein rot-schwarzes ärmellanges Holzfällerhemd, zerrissene Jeans und versprüht in diesem Moment zwar eine ungeheure Aggressivität, die an seiner Körperspannung abzulesen ist. Als die Kamera näher an das Gesicht des Gründers der Fists for Future Foundation heranzoomt, ist ein furchtbar wilder Bartwuchs zu erkennen. Seine Augen wirken manisch. In der Gesamtheit erinnert er an einen tollwütigen Fuchs.
Alex Ricks dreht sich nun auch um 180 Grad, doch bevor die halte Drehung komplettiert werden kann, trifft ihn schon der Eisenstuhl an seiner Schläfe. Der gebürtige Breisgauer geht sofort zu Boden. Ray Douglas schreit dabei ein schrill klingendes „REVENGE“ aus, dass den Zuschauern den Atem gefrieren lässt. Morbeus holt ein weiteres Mal mit dem Stuhl aus, doch Eric Fletcher stellt sich vor ihn.
Pete: „Ray, tue es nicht?!“ Sven: „Jetzt wird es doch erst spannend, Pete. Wann hat Morby das letzte Mal eine Dusche von innen gesehen? Ich würde mich an Fletchers-Stelle da jetzt nicht hinstellen.“
Die Zuschauer bejubeln Morbeus, doch ganz geheuer ist auch Ihnen diese Situation nun nicht. Aus dem Backstagebereich stürmen derweil Tha Bomb, Niander und Thor. Sie kommen natürlich Ricks zur Hilfe.
Raymond Douglas schaut nun hastig in die Zuschauerränge und dann wieder auf Eric Fletcher, der ihn zu beruhigen versucht.
Das anstürmende Protokoll erleichtert Douglas die Entscheidung – Rückzug! Morbeus lässt den Stahlstuhl fallen und ist blitzschnell auch schon aus dem Ring und über die Barrikade zu den Zuschauern gesprungen. Die Trierer stehen direkt Spalier und ebnen Morbeus einen schnellen Weg Richtung Ausgang.
Das Protokoll kümmert sich um Ricks, währenddessen Eric Fletcher noch grinsend Raymond Douglas nachsieht…..
Und während wir denken, dass dies schon die letzten Bilder zu dieser unerwarteten Situation waren, wird in den Backstagebereich geschaltet. Dort sehen wir eine offenbar kurzfristig hergerichtete Filmsituation: Vor einer schmucklosen grauen Wand steht, nicht ganz zentral im Bild, Keek Hathaway. Der Namibier, der sein Titelgold auf der Schulter liegen hat, betrachtet auf einem kleinen Monitor die Situation, die soeben in Schwarz und dann in Werbung überschaltet. Als er sich vom Monitor abwendet, erblickt er die Kamera. Es ist nicht Mac Müll, der die folgende Frage stellt – offenbar war die Reporterlegende nicht schnell genug vor Ort. Die Stimme kommt aus dem Off und fragt Keek, was er darüber denkt.
Ja, was denkt man am Ende eines so gebrauchten Tages darüber, dass sich die Situation rund um den Titel noch einmal massiv verändert. Macht Keek das WÜTEND? So könnte man meinen. Doch der Namibier blickt nur stumm in die Kamera, atmet einmal tief durch und rückt provokativ sein Titelgold zurecht. Sollen doch Ricks, Morbeus oder wer auch immer sich das genau anschauen. Dann schüttelt Keek den Kopf – er will nichts sagen. Es sollen nur alle wissen, dass er bereit ist.
Noch
bevor das verwackelte Bild deutlich wird, ist das Knirschen
mehrerer Paar Schuhe auf dem Asphalt zu vernehmen. Doch relativ
schnell ist auch die Kamera ausgerichtet, nur ein wenig am
Wackeln im Takt der Schritte.
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Danke an alle Schreiber!!!
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