Es ist also so weit. Das Rückmatch steht an. Fletchers zweite Chance sich zu beweisen. Er kann sagen, was er will, es ist völlig unwichtig, welche Begründung er vorhin brachte, die Fans wissen, warum er Lex Streetman heute als Gegner gewählt hat. Er will einfach diesen Sieg haben. Und er hat Angst davor, seinen Titel gegen Lex zu verlieren. Nicht gegen Breads, gegen den hat er eine bessere Bilanz. DAS sind die Gedanken der Fans, das ist ihre Gewissheit. Doch das interessiert Eric Fletcher in diesem Moment überhaupt nicht.
Er geht dort einfach den Gang entlang, den Blick gesenkt, schaut auf seine Füße, achtet auf seine Atmung, konzentriert sich, geht in seinen Tunnel und blendet seine komplette Umwelt aus. Die Backstarbeiter, die emsig wie Bienen herumwuseln? Zack, weg sind sie. Die eine flackernde Neonröhre, die in ihren letzten Zügen ist? Sie existiert nicht. Das Geräusch von Schritten, dass stetig lauter wird? Das kann nicht ausgeblendet werden. Das passt nicht ins Schema. Und so bleibt Fletcher stehen. Schaut langsam auf, der Blick erst leer...dann aggressiv. Kampfeslust macht sich breit. Wenig verwunderlich, wenn man sieht, wer ihm dort gegenübersteht.
Der Mann, der dort steht, verharrt für einen Augenblick wie eine Statue. Erhaben breitet er die Arme aus. Ein Grinsen schiebt sich auf sein Gesicht. Er vermeidet den direkten Augenkontakt mit dem Champion. Nicht aus Angst. Aus Mangel an Respekt und als Provokation. Dann senken sich seine Arme wieder. Er gibt ein kehliges Lachen von sich.
Eric: Beeindruckend. Ein wirklich unglaublicher Sieg. Muss ja was ganz Besonderes sein. Ist doch der Erste für dich oder? Der Erste nach...öhm...wie lange bist jetzt hier? Ein halbes Jahr? Hast du mir nicht mal erklärt, wie grandios du bist und wie du die ganze GFCW anführen wirst? Was ist denn draus geworden? Dalmi, McFly, Rickson, du hast doch gegen alle versagt. Im Gegensatz zu mir....Also Jungchen sei ruhig 2013, aber weißt du, was das Tragische ist? Wir leben im Jahr Zweitausend-Fletcher. MEINE Zeitrechnung!
Doch auch Welkey geht nicht wirklich auf die Provokation seines Gegenübers ein. Er winkt etwas gelangweilt ab und lehnt sich lässig an die Wand. Dabei blickt er nicht etwa auf Fletcher, sondern in die andere Richtung. Alles Andere wäre ja auch zu viel verlangt.
Er täuscht vor, dass er überlegt.
Dean Welkey: „Ach ja, Jimmy Maxxx. Wow, Glückwunsch! Das ist ja eine großartige Regentschaft, wenn du schon zum zweiten Mal einen Typen geschlagen hast, den auch schon Joe Jobber in die Schranken gewiesen hat. Du bist seit über einem halben Jahr Champion, Eric und hast noch keine einzige ernstzunehmende Verteidigung bestritten. Ich glaube, du bist das letzte Überbleibsel der scheintoten GFCW von Anfang 2012.“
Ein wunder Punkt bei Fletcher. Zu oft muss er sich anhören, wie schwach seine Herausforderer waren und wie lächerlich er als Champion doch eigentlich ist. Er HASST das. Kopfschüttelnd wiederholt er Welkeys Worte noch einmal für sich „ernstzunehmend“...dann muss es aus ihm raus. Und so wird auch sein Tonfall deutlich ernster...und lauter.
Eric: WEIL ICH DER BESTE BIN!!!
Kurze Pause, leiser werden...
Eric: Klar du kennst das Gefühl nicht, also klär ich dich mal auf. ICH bin der BESTE! WRESTLER! Der GFCW-Geschichte. Das ist gut für mich. Deswegen bin ich der Champion, deswegen bin ich schon bald der erfolgreichste GFCW'ler aller Zeiten. DAS ist allerdings schlecht für die Liga. Denn weil ich SO VERDAMMT GUT bin, wirken talentierte Leute McFly, Breads oder Maxxx, die in ihren anderen seltsamen Ligen massenhaft Titel horten, gegen mich nur wie hilflose Amateure. Und DESWEGEN wirkt der Titel schwach...weil er von einer Übermacht gehalten wird. Und wenn ich gleich Streetman aus dem Weg geräumt habe, dann ist auch der letzte dunkle Fleck auf meiner perfekten weißen Weste wieder beseitigt!.....und du? Du glänzt höchstens durch Hinterhältigkeit.
Dean Welkey: „Eric. Nur weil du es in zig Jahren GFCW-Mitgliedschaft nun irgendwann geschafft hast, jeden Wrestler mal zu besiegen, macht es dich nicht zum Superhelden. Was du machst, ist Quantität statt Qualität. Du hast einige Sachen gewonnen, keine Frage. Aber mindestens genauso viel hast du verloren. Seit wie vielen Jahren bist du da? Fünf? 2011 standest du bei Title Nights noch gegen zwei Witzfiguren namens Erick Ivans und Joe Jobber im Ring und hast mit einem Schweinebauern geteamt und verloren. Und dann hat es bis zum halben GFCW-Kollaps gedauert, bis du wieder aus diesem Dilemma hochkamst. Ich hingegen...“
Welkey stößt sich von der Wand ab und blickst Fletcher zum ersten Mal direkt in die Augen.
Dean Welkey: „Bin seit meinem Debüt aufstrebend. Ich habe mich nicht erst zum Affen machen müssen um irgendwann durch Zufall eine Battle Royal zu gewinnen. Ich bin seit Anfang an der kommende Superstar, der ich jetzt bin.“
Eric: Entschuldige...bitte WER von uns beiden wurde doch gleich von einem Fasan eingestellt?!
Eric: Aber ok, ich weiß ja...Widerstand ist SWAGlos. Na gut Welkey, sei der großartige aufstrebende Star und ich bin der lächerliche Typ, der nur durch Zufall da ist, wo er ist...ist es dann für das große Talent nicht der nächste logische Schritt, diesem lächerlichen Typen zu zeigen, wie überheblich er eigentlich ist? Und nachdem du gerade den Herausforderer auf den GFCW Titel besiegt hast, macht es da nicht Sinn, als nächstes den amtierenden GFCW World Champion herauszufordern? Am besten gleich für die nächste Show?
Klare Ansage. Und mit dem Feuer in Erics Augen gleich noch einmal ein Stückchen deutlicher. Jetzt sind alle Augen auf Welkey gerichtet...so wie er es doch gern hat.
Dean Welkey:
„Immer langsam, immer langsam. Keine Frage, nach meinen
Erfolgen der letzten Wochen will natürlich nun ein jeder ein
Stück vom Kuchen abhaben und in meinem Schatten sonnenbaden.
Aber ich glaube nicht, Eric, dass du wirklich mit mir in den Ring
willst. Erinnere dich an Danny Rickson. Erinnere dich an Robert
Breads. Sie sind um Welten besser als du es je sein wirst,
Champion...“
Fletcher hat Blut geleckt. Ihm gefällt das Match, da schaut er sogar über die Provokationen hinweg. Er will Welkey einfach nur in den Staub stampfen. Aber ganz so offensichtlich will er es nicht zeigen. Nein, diese Vorfreude kann er sich für dann aufsparen, wenn das Match wirklich steht. Und so nimmt er Deans Antwort einfach nur mit einem nichtssagenden Kopfnicken inklusive „aha“ auf, bevor er sich dann seinen interessanten Fingerspitzen zuwendet und diesen seine vollkommene Aufmerksamkeit schenkt. Fast schon gelangweilt kommt beiläufig sein Kommentar.
Eric: Dynamite....
Damit hat Welkey offensichtlich nicht gerechnet. Aber ohne auf dessen Reaktion irgendwie einzugehen, schaut Eric einfach weiter auf seine Finger.
Eric: Jaja, Dye und ich...ich war ja die letzten Monate auch nicht gerade glücklich mit ihm. Aber weißt du, was ich glaube, Dean? Ich glaube, Dynamite mag dich noch weniger als mich. Also wie wahrscheinlich wäre es, dass ich ein Match gegen dich bekomme, wenn ich eins verlangen würde? Na, was glaubst du?....ich glaube, es wäre....sehr wahrscheinlich.
Fingerschnipsen vom Champion die Fingernagelinspektion ist beendet, der Blick geht wieder zu Welkey. Und dieser Blick ist kühl, berechnend...Eric WEISS, er hat die Katze im Sack, es ist unmöglich, dass sich Welkey da noch einmal herauswindet. Aber er will zumindest noch so tun, als hätte Dean eine Wahl.
Eric: Dean, wir wissen beide, dass wir uns in zwei Wochen im Ring sehen, die Frage ist nur, als was wirst du da auftreten? Als selbstbewusster, aufstrebender Neuling, der sich getraut hat, den Champion herauszufordern...oder als Großmaul, dass sich vor einem echten Kampf drücken wollte, von Dynamite aber dazu verdonnert wurde?
Ein fettes Grinsen direkt in Welkeys Gesicht. Die Überheblichkeit des Champions, das KANN dem Swagmaster einfach nicht schmecken.
Dean Welkey: „Mein Auftreten definiert sich nicht dadurch, wie ich zu einem Match komme. Mein Auftreten definiert sich durch die gehörige Portion Swag, die ich immer versprühe, ganz egal was ich mache. Eric Fletcher. Du willst ein Match? Du willst, dass ich dich als den Verlierer entlarve, der du seit 5 Jahren bist?“
Fletchers
Mimik bleibt unverändert. Seine Entscheidung steht.
Die Parking Area der Oldenburger Halle wird eingespielt und die Kamera fängt eine ganz allein dastehende schwarze Stretchlimosine ein. Hinter der Limosine nähern sich im Schatten zwei Männer, die man nicht so recht erkennen kann. Einer der Männer deutet auf die Stretchlimosine und von der Seite hört man einen LKW oder ähnliches. Einer der Männer öffnet die zweite Tür an der Seite, kurbelt das Fenster herunter und schließt die Tür wieder. Von hinten kommt urplötzlich ein Gülletransportwagen rückwärts angefahren. Der andere Mann befestigt an der hinteren Öffnung des Gülletransportwagens das eine Ende eines großen Schlauchs und das andere Ende legt der andere ins Fenster hinein. Ein Pfiff ertönt und ein Dröhnen ertönt. Plötzlich läuft aus dem Gülletransportwagen stinkende und noch qualmende Gülle in die schöne Stretchlimosine. Es wird gepumpt bis der halbe Wagen befüllt ist. Dann winkt einer der Männer ab und das Dröhnen hört auf. Der Schlauch wird abmontiert, am Gülletransportwagen befestigt und dieser fährt dann auch los. Die beiden Männer vor der Stretchlimosine klatschen sich mit einem lauten „Let's dance!“ ab und gehen in die Dunkelheit. Von weitem hört man noch: „Da habt ihr Schlamm und Extremente!“ und ein Lachen ist zu vernehmen. Dann fadet das Bild aus und das GFCW-Logo zum Abschluss wird eingeblendet. Man hört nur noch schnell Sven und Pete etwas sagen, bevor die Show komplett beendet wird.
Pete: Mann, das müffelt da ganz schön. Viel Spass, URR und rümpft eure Nasen. Bis in zwei Wochen, euer Pete. Sven: Ciao, euer Sven.
© 2001-2013 GFCW – German Fantasy Championship Wrestling
Danke an alle Schreiber!
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