War Evening, Sport- und Kongresshalle (Schwerin), 06.09.2024
In Kooperation mit
Aiden Rotari: "Hallo.”
Wenn der Champion etwas zu sagen hat, kann das nicht warten. Wie schon vor vier Wochen, direkt nach seinem Titelgewinn, starten wir die Ausgabe von War Evening mit dem amtierenden GFCW World Champion, welcher in seiner rechten Hand ein Mikrofon hält und mit der linken den Gürtel um seine Hüften umklammert, als würde er sich fürchten, es könnte ihm jeden Moment jemand selbigen entreißen. Ausgehend vom Ende der letzten Show ist diese Angst vielleicht nicht ganz unberechtigt.
Aiden Rotari: "Wie sicherlich jeder heute Abend in Schwerin weiß..."
Jubel von den Rängen, aber Rotari macht keine Pause, um das abzuwarten und ausklingen zu lassen. Er hat den Namen der Stadt nicht wegen eines Cheap Pops erwähnt.
Aiden Rotari: "...ist die beeindruckende Leistung von Ask Skógur vor zwei Wochen von einem anderen Ereignis in den Schatten gestellt worden."
Interessant. Warum lobt Aiden hier noch einmal Ask? Der Schwede hat das Tag Match gewonnen, Rotari aber nicht pinnen können. Eine gute Leistung, aber wohl nicht genug, um auf Basis dessen direkt ein Titelmatch zu fordern.
Aiden Rotari: "Ich denke, mir wie auch dem werten Publikum erschien es einleuchtend, dass The End irgendwann zurückkehren würde. Das "Was" war also viel weniger die Frage als das "Wie", das "Wo" und das "Wann". Ich bin gut informiert und bereite mich auf vieles vor, doch The End war vollkommen von der Bildfläche verschwunden, und das Blicken in die Zukunft ist mir bislang ebenfalls verwehrt geblieben. Und so hat er nicht nur mich, sondern auch meinen Partner, Mentor und engen persönlichen Freund Robert Breads niedergestreckt - zum wiederholten Male."
Das stimmt allerdings. The End hat Robert Breads in England besiegt, vor Stranded schon einmal attackiert und für einige Zeit aus dem Spiel genommen und jetzt - wenn auch weniger heftig, dafür umso pointierter - erneut zugeschlagen.
Aiden Rotari: "The End steht es frei, martialische Drohungen auszusprechen und meine Enthauptung einzufordern, um zu kaschieren, dass er mich und eine mir sehr wichtige Person hinterrücks attackiert hat, als wir von einem anstrengenden Match geschwächt waren. Eine Tat, die - hätte ich sie begangen - mir sicherlich als Beweis von "Feigheit" ausgelegt worden wäre. Doch ich möchte über etwas anderes reden."
Dennoch hat Rotari es sich nicht nehmen lassen, The End gegenüber ihm zumindest ansatzweise als mutlos darzustellen. Ob das so eine gute Idee ist, sei einmal dahingestellt, aber auf der anderen Seite: The End will laut eigener Aussage ohnehin schon Rotaris Kopf. Viel schlimmer kann er es wohl nicht mehr machen.
Aiden Rotari: "Über den Schutz jener, die mir nahestehen."
Er dreht seinen Kopf bei diesen Worten nicht etwa Richtung Backstage-Bereich, sondern lässt seine Hand geistesabwesend über den Titel über seinem Bauch gleiten.
Aiden Rotari: "Aufgrund seiner langen Partnerschaft mit Mr. Corleone sicherlich etwas, das The End ebenfalls weit oben auf der Liste seiner Prioritäten widerfindet."
Das darf nach den letzten Wochen mehr als jemals zuvor bezweifelt werden, auch wenn wir noch keine "Re-Union" von Corleone und End gesehen haben, seit Letzterer seinen Titel bei Stranded - nicht zuletzt "dank" Corleone - an Rotari verloren hat.
Aiden Rotari: "Ich möchte nicht länger mit ansehen müssen, wie Robert verletzt wird. Ich weiß, dass The End mich nicht fatal attackieren wird, da er mich bei Brainwashed im Ring haben möchte. Würde er meinen Kopf schon vorher wollen, hätte er sich ihn vor zwei Wochen geholt."
Klingt so weit logisch.
Aiden Rotari: "Bei Robert könnte das anders aussehen. Und ich verstehe warum - von einem Champion zum... Ex-Champion. The End fürchtet, ich könnte einen Eingriff bei Brainwashed inszenieren, und Robert ist der Freund, der mir am nächsten steht."
Anzudeuten, er hätte mehr als einen Freund, ist das bislang unglaubwürdigste, was Rotari von sich gegeben hat - und das will etwas heißen.
Aiden Rotari: "Anstelle von The End würde ich Robert wohl auch erneut vor dem Pay-Per-View ausschalten, wie schon letztes Mal. Doch das kann und will ich als guter Freund nicht zulassen."
Es ist nicht so, dass man Aiden nicht abkauft, dass er nicht tatsächlich zu einem gewissen Grad am Wohlergehen von Robert Breads interessiert ist. Allerdings baut sich Wort für Wort das Wort "ABER" während Rotaris Promo auf.
Aiden Rotari: "Deshalb mache ich ein Angebot: Robert Breads wird kurz vor dem Main Event von Brainwashed, dem Re-Match von The End um den Titel..."
Was Rotari bislang gar nicht erwähnt hat: Anscheinend ist das Match festgesetzt worden. Das kommt wohl davon, wenn man vor der Cardansage zum Mikrofon greift.
Aiden Rotari: "...aus der Halle verbannt werden. Er wird nicht eingreifen können, selbst, wenn er oder ich es wollten. Das lasse ich gern auch schriftlich festhalten, und Robert wird ebenfalls zustimmen."
Ob Breads davon schon weiß? Spricht Rotari so etwas mit ihm vorher durch?
Aiden Rotari: "Allerdings ist das nicht bloß eine Geste des guten Willens."
Niemand ist überrascht über diese Tatsache.
Aiden Rotari: "Als Gegenleistung für meine Bereitschaft, die größte Sorge von The End aus dem Weg zu räumen, verlange ich selbstverständlich etwas. Meine eigene größte Sorge... ist meine Gesundheit. Und solange The End glaubt, mir diesen Titel..."
Beinahe zärtlich streichelt Rotari mit den Fingerspitzen über das glänzende Gold.
Aiden Rotari: "...abnehmen zu können, werde ich niemals vollends sicher sein können. Mir ist klar, dass er sein Re-Match bekommen wird. Er wird noch eine Chance erhalten, mich zu schlagen, und sich den GFCW World Title zurückzuholen, aber danach..."
Er lässt das kurz im Raum stehen, sucht die richtigen Worte.
Aiden Rotari: "The End scheint sehr sicher, mich schlagen zu können. Da ich mich bereit erkläre, Robert vom Ring zu verbannen, sollte es keine Ausreden für ihn geben, falls er - wider eigenen Erwartens - an der Rückeroberung seiner vormaligen Krone scheitert. Deshalb propagiere ich folgendes: Sollte The End mich bei Brainwashed nicht schlagen können, war das seine letzte Chance auf den GFCW World Title, solange meine Regentschaft andauert."
Déjà-vu. Wie vor vier Wochen beginnt diese Show nicht nur ähnlich, nämlich mit der Eröffnung durch Aiden Rotari, sie folgt auch im weiteren Ablauf demselben Muster. Wieder ist es nicht The End selbst, der auf die Worte des Champions antwortet, sondern James Corleone. … was eigentlich wenig verwunderlich und durch und durch logisch sein sollte – bedenkt man sich allerdings die jüngsten Risse in der Einheit zwischen End und Corleone und ebenso dem Umstand, dass wir auch Corleone zum letzten Mal vor vier Wochen und nicht im Schlepptau von The End bei der vergangenen Ausgabe von War Evening, gesehen haben, wirkt es dann doch etwas überraschend. Nun allerdings tritt James Corleone heraus. Wie immer stilsicher im Anzug, aber der Kleidungsstil ist ohnehin eher unwichtig, viel entscheidender ist doch, was sich auf dem Gesicht des „Königsmachers“ abspielt, wie Aiden Rotari selbst ihn vor vier Wochen bezeichnet hat. Und dort ist wie immer auf den ersten Blick nicht viel zu erkennen. Die Nuancen verraten dann aber etwas mehr. Seine Miene ist emotionslos wie eh und je, allerdings etwas weniger selbstüberzeugt als sonst. Irgendwo in diesem Gesichtsausdruck kann man eine gewisse Sorge erkennen, eine Planlosigkeit, dass er selbst nicht weiß, was er hier eigentlich will. Aber er ist der Manager von The End und der wiederum ist aktuell unberechenbar. Soweit es ihm also möglich ist, muss er seinen Klienten dennoch nach außen hin verteidigen. Er darf nicht aufgeben, er muss The End beweisen, dass er nach wie vor wichtig für ihn ist. Aiden Rotari hingegen beobachtet Corleone nun ohne auch seinerseits zu viel zu verraten. Ihn überrascht Corleones Auftreten weniger. Hat er ihn erwartet? Wer weiß. Aber an diesem Punkt – was oder wen hätte man hier überhaupt erwarten sollen? James Corleone hat nun also den Ring erreicht, ihn betreten, selbst bereits ein Mikrofon bekommen und sich Aiden Rotari gegenübergestellt. Es ist also alles vorbereitet und er kann endlich beginnen darüber zu sprechen, warum er hier ist und was er hier will.
James Corleone: „Mister Rotari… ich muss sie leider enttäuschen, denn wie schon vor einigen Wochen… ist The End nicht hier.“
Und DAS kommt jetzt tatsächlich überraschend. Für die Fans. Für Aiden Rotari. Vor allem aber für James Corleone. Es dauert einige Sekunden bis klar wird, dass es sich hierbei nicht um irgendeinen Stunt oder Trick handelt. Es ist nicht nur die Musik, die spielt. The End ist da. Und das tatsächlich. Der ehemalige World Champion tritt nun langsam, aber nicht weniger bedrohlich als sonst, auf die Stage. Und damit hängt die gesamte Sport- und Kongresshalle hier in Schwerin an ihm. Jeder Fan, jeder Zuschauer und jede Zuschauerin, ja sogar die Mitarbeiter erwarten gespannt, was The End zu sagen hat. Sie sind gebannt in dessen Auftreten. The End ist da. Und auf seinem Gesicht spielen sich nun deutlich mehr Emotionen ab. Wut, Zorn und Erbarmungslosigkeit. Das ist das Gesicht eines Mannes, der glaubt nichts mehr zu verlieren zu haben und deshalb bereit ist alles zu tun und jede Grenze zu überschreiten, die nötig ist um das zu bekommen, was er will. Rache. Rache und endlich wieder sein Gold in den Händen zu halten. Doch das befindet sich aktuell noch in den Händen von Aiden Rotari, dem es dann langsam doch etwas ungemütlich wird, und der sich kaum merklich ein paar winzige Schritte näher Richtung Seile begibt, nur um sicher zu gehen, dass er einen Fluchtweg hat. Rotari und Corleone tauschen einige Blicke aus, die vermuten lassen, dass James Corleone tatsächlich keine Ahnung hatte, dass The End hier auftreten wird. Sowohl Corleone als auch Rotari halten sich etwas zurück. Es scheint tatsächlich für beide so, als hätten sie einen Geist gesehen und müssen diesen nun konfrontieren. Den Geist, namens The End. Dieser hat nun auch den Ring erreicht. Die Reaktionen aus dem Publikum bleiben weitestgehend negativ, allerdings mischt sich auch stellenweise etwas Jubel dazwischen. Nicht, weil man The End mag, sondern vielmehr, weil seine Präsenz zu beeindruckend scheint. Und vielleicht auch etwas, weil man weiß, dass es einer Person im Ring jetzt richtig an den Kragen gehen könnte. Potenziell sogar aber allen Beiden. The End ist im Ring. The End hat ein Mikro. Ohne zu Corleone zu schauen, läuft er direkt auf Aiden Rotari zu, stellt sich diesem direkt gegenüber und… er spricht.
The End: „Welch ein großzügiges Angebot.“
End lässt die Augen nicht von Aiden. Dabei fühlt es sich, seitdem er die Rampe hinabgelaufen kam, stets so an, als würde er Corleones Anwesenheit vollkommen ignorieren. Dieser wiederum hält sich unauffällig im Hintergrund, wobei man schon merkt, dass er gern auf sich aufmerksam machen wollen würde. Hauptsächlich wohl aus dem Grund um zu erfahren, ob er sicher ist oder ob er seine eigenen Konsequenzen von The End zu befürchten hat.
The End: „Mister Corleone, findest du nicht auch, dass das ein großzügiges Angebot ist? Was meinst du, hm? Sollen wir das annehmen?“
Während End spricht, bleibt er auf Rotari gerichtet, erst danach dreht er sich nun endlich zu James Corleone. Der reagiert allerdings vollkommen perplex und weiß gar nicht so recht, wie ihm geschieht. Was soll er denn jetzt darauf antworten? End geht einige Schritt auf seinen Manager zu und schaut nun diesem direkt ins Gesicht.
The End: „Was denn, hats dir die Worte verschlagen? Du bist doch sonst immer so gut damit.“
End spricht diese Aussage mit Nachdruck. Sie klingen vorwurfsvoll, weil sie vorwurfsvoll gemeint sind. Aber, wenn das das Einzige ist, was Corleone abbekommt, also, eine ordentliche Ansage, dann ist das noch irgendwie verschmerzbar. Während Corleone nun also zur Antwort ansetzen will, dreht sich End ruckartig wieder von ihm weg, in Richtung Aiden Rotari. Ein klares Zeichen dafür, dass End nicht daran interessiert ist zu hören, was Corleone darüber denkt.
The End: „Nun Aiden, da du ja so ein großzügiger Mensch bist, sag mir… wieso sollte ich dieses Angebot annehmen?“
Rotari wirkt etwas irritiert – der Vorteil für The End ist doch offensichtlich. Wieso sollte er es nicht annehmen, wäre die größere Frage.
The End: „So wie ich das sehe, bist du der Einzige, der aus diesem Angebot wirklich etwas gewinnen kann. Dein Freund wäre sicher vor mir und ebenso deine Titelregentschaft solltest du dich noch einmal zu einem Sieg durchwieseln können. Aber wo wäre der Vorteil für mich? Wie du schon sagt, ich könnte Robert erneut angreifen und erneut ausschalten. Dafür brauche ich keine Klausel, die sich um das Problem Robert Breads kümmert, das kann ich gut allein, der Punkt ist aber ohnehin, dass es gar kein Problem Robert Breads gibt. ER war nicht der Grund, warum ich den Titel verloren habe, und er wäre es auch nicht gewesen, wenn ich ihn nicht ins Krankenhaus geschickt hätte.“
End baut seine Ansprache immer weiter auf, bis er schließlich mit einem weiteren, unausgesprochenen Vorwurf endet. Es ist offensichtlich auf wen er anspielt.
The End: „ER ist der Grund.“
Ruckartig und demonstrativ zeigt End hinter sich auf James Corleone. Dieser fühlt sich direkt ertappt, verfällt sogleich in einen Modus der Rechtfertigung und will auf End zulaufen um diesen mit allem, was er noch hat zu beschwichtigen. Aber End geht nicht darauf ein. End bleibt mit dem Fokus auf Aiden Rotari.
The End: „Bleib zurück alter Mann.“
Ganz ruhig spricht End diese Worte, es ist hörbar, wie er sämtliche Emotionen unterdrückt, was die Aussage noch einmal deutlich gefährlicher erscheinen lässt. Der Blick allerdings bleibt bei Aiden. Auf gar keinen Fall würde er ihm jetzt den Rücken zudrehen.
The End: „Falls Robert Breads tatsächlich auch nur daran denken sollte in dieses Match einzugreifen, werde ich den Job beenden, den ich vor Stranded und vor zwei Wochen angefangen habe. Ich überlasse es ihm, diese Entscheidung zu fällen. Greift er ein, ist er ein toter Mann. Für das Match bei Brainwashed habe ich lediglich eine Forderung. Eine einzige. Der einzige Mann, der vom Ring verbannt sein wird, ist… James Corleone.“
Ein Raunen geht durch die Zuschauerreihen. Ein lauter Aufschrei, irgendwo zwischen Überraschung, Entsetzen und sogar etwas Jubel. Und auch Aiden Rotari wirkt überrascht. Wieder mal ist es allerdings Corleone selbst, der nicht fassen kann, was er da hört. Sprachlos stolpert er einige Schritte zurück.
The End: „Dann kannst du deinen lächerlichen Zusatz auch bekommen. Von mir aus, sollte ich verlieren, solltest du es tatsächlich noch einmal schaffen mich auszutricksen, dann werde ich dich, solange du der Champion bist, nicht erneut herausfordern. Allerdings… zwei Dinge. Erstens werde ich nicht verlieren. Der einzige Grund, warum du bei Stranded gewonnen hast, war James Corleone und der wird dir diesmal nicht den Arsch retten, das begründet meine Bedingung. Und zweitens… solltest du dir bewusst sein, dass deine Klausel lediglich besagt, dass ich dich nicht mehr um den Titel herausfordern darf, SOLLTE ich verlieren. Falls du also vorhast wieder irgendeinen miesen Trick, irgendein abgekartetes Spiel durchzuführen, dann mag dein Titel zwar sicher sein, aber dann wird er um die Hüften einer Leiche hängen. Also überleg dir genau, was du tust. Denn DU wirst vor mir nie sicher sein.“
Ends Augen untermalen einmal mehr, was er sagt. Rotari hat, was er will. Er muss The End nur noch einmal besiegen, irgendwie und dann wäre sein Titel vor ihm sicher. Aber er wäre es nicht. End dreht sich von Rotari weg. Er läuft zu den Ringseilen und verlässt das Seilgeviert. Vorher allerdings… deutet er auf Corleone. Und vielmehr noch. Er befiehlt ihm, dass dieser ihm folgen soll. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, ist Corleone End direkt auf den Versen und folgt ihm in Richtung des Backstagebereiches. Es scheint, als ob, entgegen der Stipulation, die so eben für das Match beschlossen wurde, eine kleine Hoffnung in ihm aufzuflammen, dass er doch noch eine Chance auf Wiedergutmachung bei The End haben könnte. Mit etwas Abstand zueinander laufen die Beiden nun die Stage hinauf. Die Hand des Champioins, der im Ring zurück bleibt, zieren schneeweiße Knöchel, so fest umklammert Rotari seinen Titel. Mit den Schneidezähnen bearbeitet er seine Oberlippe. Man kann förmlich sehen, wie die Rädchen in seinem Kopf sich drehen – ehe sie zum Stillstand kommen. Hat er eine Idee? Beschließt er, später darüber nachzudenken? Man kann es nicht mit Sicherheit sagen. Wirklich sicher scheint nur eins: The End ist ein Problem, für das es eine Lösung braucht. Und bislang hat Aiden noch keine gefunden.
Pete: „Wow… das war ja mal ein Start in die neue War Evening.“ Sven: „Allerdings, und damit herzlich Willkommen in Schwerin, meine Damen, Herren und alle innerhalb und außerhalb des Genderspektrums!“ Pete: „Unser World Champion hat uns ein wenig unsere große Ankündigung versaut, aber darin Dinge zu versauen…“ Sven: „Hehe… Sau… Oink Oink… hehe…” Pete: “…ist Rotari schließlich Spezialist. Ja, es stimmt: Das Re-Match wurde festgesetzt, bei Brainwashed heißt es Rotari vs Ende, Runde fünf. Dreimal konnte Rotari End kein Schnippchen schlagen, aber das letzte Duell, das Wichtigste… hat er gewonnen.“ Sven: „Und die Klausel für das Duell bei Brainwashed schließt so einiges aus. Denn Rotari muss GEWINNEN, um The End los zu sein – eine Niederlage per DQ oder Count-Out würde zwar bedeuten, dass er den Titel behält, aber es wäre nur eine kurzfristige Lösung. Aiden muss tatsächlich siegreich sein, um den gefährlichsten Wrestler der GFCW loszuwerden. Das ist ihm einmal gelungen, mit unfreiwilliger Hilfe von James Corleone, aber auf den wird er sich diesmal nicht verlassen können… und man kann nur einmal aus dem Nichts kommen. The End wird vorbereitet sein.“ Pete: „Hier ist das letzte Wort sicherlich noch nicht gesprochen, aber machen wir erstmal mit dem heutigen Abend weiter: War Evening! Schwerin! Matches!“ Sven: „Immerhin Heimat solcher illustren Persönlichkeiten wie Bastian Dankert und Ronja Peters.“ Pete: „Fangen wir also mit der Card an.“
Singles
Match
Pete: “Jakob wird seinen Status als Top-Talent gegen das vielleicht größte Talent, das wir haben, beweisen müssen.“ Sven: „Kyle Douglas hat mit einer beeindruckenden Siegesserie im letzten Jahr auf sich aufmerksam gemacht. Selbst der amtierende World Champion fiel ihm damals zum Opfer. Nun ist er als Tag Team Wrestler zurück, und wird beweisen müssen, dass er nichts verlernt hat.“ Pete: „Wie jedes Förderkader-Match bietet dieses Duell Gefahren und Chancen. Sollte Jakob irgendwie gewinnen, wäre das eine riesige Sache für ihn, und er könnte sich vom Rest der Gruppe absetzen. Verliert er allerdings, und das zu deutlich… und wir könnten das letzte von Jakob gesehen haben.“
Singles
Match
Pete: “Von einem Match zweier Top-Talente zu einem Duell zwischen Talent und Veteran. Vielleicht sogar DEM Veteranen der GFCW-Geschichte. Robert Breads steuert auf sein fünfzehnjähriges Jubiläum in der GFCW zu, ist zweifacher World Champion, mehrfacher Wrestler des Jahres, Hall of Famer… und trifft auf Primo Ravenna, der bislang nur ein Match auf seinem Konto hat, und dieses auch noch verlor.“ Sven: „Dabei muss man sagen, dass Primo sich das Ganze irgendwie auch selbst eingebrockt hat. Schließlich hat er Breads herausgefordert. Dass der Kanadier in dem neuen Förderkader-Konzept einen Affront gegen seine Arbeit im Nachwuchsbereich sieht, die anscheinend nicht mehr ausreicht, und das, nachdem sein Pet Project World Champion geworden ist… nun, es klingt vielleicht seltsam, aber überraschend sollte das nicht kommen.“ Pete: „Primo wirkte nicht wie jemand, der großen Respekt vor einem der wichtigsten Wrestler der Ligen-Geschichte hat. Und wer weiß? Breads ist Mitte 40, und die Niederlagen haben sich in den letzten Jahren gehäuft. Aber so eine Pleite gegen einen Förderkader-Rookiie… das wäre trotz allem nahe an der Sensation.“
Tag
Team Match
Pete: „Und da sind die Besieger von Primo Ravenna – Tsuki Nosagi und El Metzli!“ Sven: „Mir hat gar nicht gefallen, was die bei der letzten Show mit meinem Gehirn angestellt haben, Pete. Alles fühlte sich so… wir und matschig an. Ich dachte, ich wäre Johnboy Rabbit, ohne Scheß.“ Pete: „Es war wahrhaftig keine schöne Erfahrung.“ Sven: „Ich pfeffere mir einfach vor dem Main Event eine fette Dosis LSD rein, dann kann ich so tun, als könnten mir die Psycho-Spielchen der Rabbits nichts anhaben.“ Pete: „Das halte ich für keine gute Idee.“ Sven: „Das ist mir, Pete, mit Verlaub, Jacke wie Hose.“ Pete: „Nun denn… so oder so, die zwei haben es im Moment in erster Linie mit Morbeus und Sohnemann Kyle, unseren Tag Team Champions, zu tun. Das hält sie aber nicht davon ab, Viggo zu bekämpfen, der sich noch immer mit Darragh Switzenberg und dem Intercontinental Title zu beschäftigen schein.“ Sven: „Ob wir den heute zu sehen bekommen? Fraglich.“ Pete: „Aber er hat ja nun seinen Vertreter. Außerdem auf dem Programm: Ask Skógur nach seinem Sieg über Robert Breads. Und vielleicht die einen oder andere Überraschung?“ Sven: „Woher soll ich das wissen? Dann wäre es ja keine Überraschung.“ Pete: „Willkommen, nun auch ganz offiziell, zu War Evening!“
Kaum
haben Pete und Sven die letzten Sätze ihrer wie gewohnt
routinierten Besprechung der Card vollendet, da wird die
Aufmerksamkeit der Zuschauer auf die Videoleinwand gelenkt. 6.000
Hälse in Schwerin recken sich, um einen Blick zu erhaschen.
Dort, auf der Leinwand, ist ein Mann zu sehen, dessen Anblick
größtenteils positive Reaktionen hervorruft –
Viggo. Spätestens seitdem er vor zwei seinen Bund mit dem
unumstrittenen Publikumsliebling Ask Skógur noch gefestigt
hat und an dessen Seite ein Match gegen Breads und Rotari gewann,
sind alte Fehler vergessen und entschuldigt.
Viggo: „Bei uns in der GFCW haben wir wohl eine neue Gewohnheit: Wieder steht ein Tag-Team-Match auf der Card und wieder sehen wir drei Fragezeichen bei der Besetzung. Bloß ein entscheidendes Detail ist diesmal anders. Während beim letzten Mal ICH es war, der hinter den Fragezeichen stand, so stehen sie diesmal für meinen Partner.“
Der Londoner legt den Kopf schief und hebt die Augenbrauen, sein Blick ist erwartungsvoll und ein wenig verschmitzt.
Viggo: „Wer wird mit mir in den Kampf ziehen gegen die Hasen, von denen ich wenig verstehe, außer dass sie als…Agenten des Chaos eine Gefahr für wohl jeden sind, dem es um Fairness und soliden Sport geht.“
Er scheint die Spannung zu genießen, die er mit seiner rhetorischen Frage aufbaut. Seine Körperhaltung strahlt eine Mischung aus Gelassenheit und Vorfreude aus, als wüsste er genau, welche Überraschung er für das Publikum bereithält.
Viggo: „Ich bin mir sicher, euch liegt ein Name auf der Zunge. Ask Skógur. Ask ist der Mann, für den ich in der letzten Woche das Fragezeichen war. Ich erwiderte seine Bitte, sein Partner zu sein, gerne und stand an seiner Seite, als er einen großen Erfolg feierte. Nun, was glaubt ihr…wird Ask heute mein Partner sein?“
Mit der Frage wendet er sich direkt an Publikum. Doch schon allein, da er von diesem räumlich getrennt ist, wartet er nicht wirkliche Antworten ab, sondern fährt nach kurzer Pause von selbst fort.
Viggo: „Man könnte meinen, dass dem so sein sollte. Aber ich verrate euch etwas: Ask Skógur wird heute nicht mein Partner sein.“
Ob bei ihm wirklich überraschte Gesichtsausdrücke des Publikums ankommen oder er sich die Reaktion der Schweriner einfach nur vorstellt, ist nicht klar. Jedenfalls hebt Viggo beschwichtigend eine Hand.
Viggo: „Oh, das heißt keinesfalls, dass es Probleme zwischen mir und Ask gibt. Unser Verhältnis ist nach wie vor gut. Besser als ich es mir zu Zeiten unseres Streits je erträumt hätte. Und wenn er mich eines Tages noch einmal fragt, sein Teampartner zu sein, dann sage ich wieder ohne Zögern zu.“
Warum also schließt Viggo dann aus, dass Ask heute sein Partner ist? Diese Frage scheint so naheliegend zu sein, dass der Engländer sie nicht gestellt bekommen muss.
Viggo: „Bloß ich werde ihn heute nicht fragen. Nicht, weil ich mich nicht traue. Nein, nein, das ist nicht der Fall. Ich habe nur den Eindruck, dass es die falsche Entscheidung wäre, heute schon wieder an der Seite von Ask Skógur anzutreten. Und warum? Er ist doch einer der besten Wrestler der Liga. Er wird vielleicht bald GFCW Champion sein. Verspricht er nicht große Siegchancen?“
Die Augenbraue Viggos geht rhetorisch fragend nach oben. Dann beugt er sich der Kamera näher, um an die Erörterung anzuschließen.
Viggo: „Ja, das tut er. Und genau darum geht es mir. Da liegt er Hase begraben. Seht, seitdem ich zurück bin, habe ich überwiegend mit Ask zu tun. Erst als Gegner, dann als Partner. Wir kennen uns gut und wissen, dass wir harmonieren. Und jetzt, nachdem er mir erlaubt hat, den Intercontinental-Titel zu jagen, macht er den Sprung nach oben. Und das gibt mir das Gefühl, auf eigenen Beinen stehen zu müssen. Würde ich mit Ask antreten, wüsste ich schon, dass wir gute Siegchancen haben. Und auch ihr Zuschauer und das Management würden uns als Favoriten sehen, weil wir gut zusammenarbeiten und weil vor allem Ask zuletzt erfolgreich war. Aber wenn ICH beweisen will, dass ich ein würdiger Herausforderer für Switzenberg bin, obwohl ich zwei Chancen bereits vergeben habe…“
Emotional gesehen sind das offenbar zwei Niederlagen, die dem Mann aus London noch immer einen Stich ins Herz versetzen. Er bricht kurz ab und verzieht das Gesicht.
Viggo: „…dann kann ich nicht den leichten Weg gehen. Dann kann ich nicht mit dem gleichen Mann wie zuletzt noch einmal antreten und vielleicht den gleichen Kampf abzuliefern wie vor zwei Wochen. Ich möchte beweisen, dass ich auch anders kann. Dass ich variabel bin. Dass ich auf verschiedene Situationen eingehen kann. Denn das brauche ich auch, um Switzenberg in einem möglichen zweiten Anlauf zu besiegen. Deswegen habe ich mich entschieden, nicht Ask als meinen heutigen Partner zu wählen…“
Er atmet durch, als er dem Ende seiner Ausführungen näherkommt, als er dem Höhepunkt des Monologs entgegensteuert.
Viggo: „…sondern eine offene Einladung zu formulieren. Egal, welcher Wrestler grad zuhört: DU kannst mein Partner gegen die Hasen sein. Ich brauche es nicht einmal groß im Voraus zu wissen. Solange du ein Profi der GFCW bist, kannst du meine Einladung annehmen. Ich möchte einfach beweisen, dass ich auf diese Situation reagieren kann. Dass ich mit einem mir unbekannten Partner ein Match gegen die Rabbits gewinnen kann – und zwar, weil ich ein guter Wrestler bin.“
Eine mutige Herausforderung, angekündigt mit markigen Worten. Den Zuschauern scheint es zu gefallen. Sie begleiten die Ankündigung mit artigem Jubel, der Viggo zu gefallen scheint.
Viggo: „Also, wer wird es sein? Wer wird heute mein Partner? Ich bin genauso gespannt und ahnungslos wie alle hier in der Halle.“
Ein zufriedener Gesichtsausdruck Viggos ist der letzte Anblick, den wir zu sehen bekommen, bevor die Videoleinwand abschaltet. 6.000 Hälse wenden sich von der Videoleinwand ab als zum nächsten Segment geschaltet wird.
Im Locker Room von Kyle Douglas zeigt die Kamera, wie sich der junge Kanadier auf sein Match vorbereitet. Daneben sitzt Morbeus, der mit einem Handtuch über die Schultern wie ein Coach wirkt. Gewisse Dragan-Vibes könnten also vermutet werden, doch sind die beiden in erster Linie Partner und erfolgreiche Tag Team Champions.
Morbeus: “Wie fit bist du für ein Singles-Match? Du hast nun schon lange nicht mehr professionell gekämpft. Jeder rostet, wer rastet.”
Kyle bindet sich gerade die Schuhe, als er kurz schnaufen muss. Dann schaut er seinen biologischen Vater etwas verkniffen an.
Kyle: “Schöne Phrase, Ray. Hast du die aus deinem Sprüche-Buch.” Morbeus: “Nee…von Facebook!” Kyle: “Dachte ich mir……” Morbeus: “Verkackeiere mich mal nicht, Kollege. Inhaltlich hast du noch nicht geantwortet.” Kyle: “Hmm. Bist du etwa besorgt?” Morbeus: “Nein, ich habe ein Herz aus Stein, wie du weißt. Dennoch würde ich gerne erfahren bei wie viel Prozent du heute bist. Wer will schon deinen Streak gegen ein totales Nobody beendet sehen?” Kyle: “Am aller wenigsten ICH! Doch auch wenn ich seit Title Night 23 nicht mehr im Singles-Bereich angetreten bin, ich habe Wrestling, und das weißt du ganz genau, nicht verlernt! Aber selbstkritisch muss ich feststellen, dass ich froh bin heute Abend nicht gegen Aiden Rotari kämpfen zu müssen.“ Morbeus: „Ok…“ Kyle: „Ich habe auch nochmal über deine Worte von vor zwei Wochen nachgedacht. Als wir da in der Kneipe saßen.“ Morbeus: „War eher ne schäbige Pinte.“ Kyle: „Ja, aber darum geht es nicht. Du hast die Rabbits da als Großstrategen angepriesen und das die über drei Ecken denken können. Und als ich die Nasen mir im Ring genauer betrachtet habe…. ich glaube eher, dass ihre Unberechenbarkeit daraus resultiert, dass sie nicht den Funken einer Ahnung haben WAS SIE VORHABEN! Aber einen großen Plan erkenne ich da nicht.“ Morbeus: „Aha. Und was ist deine Schlussfolgerung?“ Kyle: „Die kochen nur mit Wasser, alles andere ist Budenzauber. Ich bin null, zero, niente beeindruckt von den beiden Scharlatanen. Auch wie sie mit den beiden Gegnern umgegangen sind, also..“
Doch weiter kommt Junior Douglas nicht, denn nun unterbricht ihn sein Partner.
Morbeus: „Nicht überheblich werden, Junge. Wrestling ist komplex und simpel zugleich. Im Ring müssen wir den beiden einfach auf die Fresse hauen. Doch wenn du zu überheblich wirst, dann kommt das dicke Ende schnell. Kyle: „Wieder Facebook?“ Morbeus: „Pff. Wir sind beide auch noch nicht so ganz eingespielt im Ring. Außerhalb ohnehin. Daher bitte die Hasen nicht auf die leichte Schulter nehmen!“ Kyle: „Das wat die erste richtige Papa-Ansage von einem Mann, der nie Papa sein wollte. Verrückt.“ Morbeus: „Ey. Ich kann dir nur anbieten zuzuhören. Sagt man das so mittlerweile? Ist das passend für die Jugend? Hier in der GFCW gibt es sicherlich stärkere und schwächere Kämpdfer. Bei den Rabbits weiß ich eben noch nicht in welche Kategorie die beiden fallen. Ich will nur vorbereitet sein, das ist alles. Diese schönen Titel, die will ich nämlich noch länger tragen!“ Kyle: „Darauf können wir uns einigen!“
Die beiden Männer geben sich kurz die Hand. Lauter Jubel ist aus der Halle zu entnehmen.
Primo Ravenna: „Du hast doch oft genug mit Breads trainiert. Was kannst du mir über ihn sagen?“
Überfallartig tritt Ravenna um die Ecke und bringt damit den gemütlich umhermarschierenden Rückkehrer der letzten Show, Caracool Royale, zu einem abrupten Stopp. Der Streamer mit den zwei Millionen Followern blickt Ravenna einmal von oben bis unten an. Sein Gesicht ist nicht unfreundlich, aber irritiert. Er braucht einen Augenblick, um Ravenna einordnen zu können.
Caracal Matthews: „Normalerweise beginnen Gespräche ja mit einem Hallo. Aber versteh‘ schon, dass das ein bisschen in Verruf geraten ist, seitdem Rotari es nutzt. Schließlich ist er kein Fisch mehr, das zieht die Sympathiewerte runter.“
Der Kanadier lässt die Schultern hängen und verleiht seiner Enttäuschung mit einem Seufzen Ausdruck. Währenddessen begutachtet Ravenna ihn ungeduldig, tritt von einen Fuß auf die andere Seite.
Caracal Matthews: „Du willst also etwas über Breads wissen, ja? Und was? Seine dunkle Vergangenheit, seine Trainingsmethoden, etwas zu Christine Brooks?“
Augenrollen beim Mitglied des Förderkaders. Er schüttelt mit dem Kopf. Dann scheint er zu bemerken, dass seine Gesten nicht angemessen sind, wenn er derjenige ist, der das Gespräch anfängt und etwas von seinem Gegenüber will. Also strafft Ravenna den Körper und nimmt eine Erklärerpose ein.
Primo Ravenna: „Nein. Ich trete gegen ihn an. Welche Details lernt man über Robert Breads, wenn man mit ihm im Performance Center trainiert. Dinge, die man nicht sieht, wenn man seine Kämpfe auf Video hat.“
Matthews scheint zu verstehen. Er kratzt sich mit dem Finger am Kinn und kneift die Augen zusammen, während er nachdenkt. Just als er sprechen will, deutet das Kratzen von Schuhsohlen auf dem Boden an, dass das Gespräch um eine Person erweitert wird.
Mike Janus: „Sieh an…“
Ravennas Kollege im Förderkader, Mike Janus, tritt heran. Der Mann, der zuletzt gegen Matthews verloren hat, scheint keine Antipathien deswegen zu haben. Vielmehr blickt er Ravenna an, legt ein Schmunzeln in sein Gesicht und spricht ihn mit einer deutlichen Spur Provokation in der Stimme an.
Mike Janus: „Für einen Mann deines Selbstvertrauens geht bei dir offenbar ganz schön die Pumpe, dass du gegen Robert ranmusst. Ich könnte dir sogar noch mehr über ihn erzählen als Caracal das könnte. Zumindest sind meine Eindrücke aktueller. Aber wenn du mich fragst…“
Er tritt auf Ravenna zu. Dieser zieht die Mundwinkel runter.
Mike Janus: „…dann würdest du ja zugeben, dass du den Kampf nicht so auf die leichter Schulter nimmst, wie du ankündigst.“
Energisches Kopfschütteln bei Primo Ravenna. Ist das etwa ein Eingeständnis, dass Janus‘ Andeutung auf fruchtbaren Boden trifft? Ravenna scheint es selbst zu bemerken, stellt die Kopfbewegung ein und versenkt aussagekräftig die Hände in den Hosentaschen, um möglichst lässig und unbeeindruckt dazustehen.
Mike Janus: „Bereust du schon, ihn herausgefordert zu haben?“
Der Deutsch-Italiener lacht auf als habe Janus etwas besonders Absurdes gesagt. Er hebt abwehrend die Hände und schmeißt sie im nächsten Augenblick fassungslos von sich.
Primo Ravenna: „Ich? Bereuen? Was für ein Quatsch!“
Die Betonung des Satzendes ist eine Spur zu laut, um authentisch zu wirken.
Primo Ravenna: „Ich frage doch nicht nach Breads, weil ich mich irgendwie vorbereiten muss. Ich frage einfach nur aus höflichem Interesse und um mir die Zeit zu vertreiben. Ja, vor allem aus Zeitvertrieb. Weißt du überhaupt, wie alt Robert Breads ist? Ich mache mir garantiert keine Gedanken über meinen Kampf mit ihm.“
In Ravennas Stimme tritt der Ärger. Passend dazu macht er einen Schritt auf Janus zu.
Caracal Matthews: „Ich weiß nicht, was diese Provokationen zwischen euch sollen. Oder, warte…“
Nachdem er den verbalen Schlagabtausch zuerst angesehen hat, tritt Caracal Matthews jetzt vor und stellt sich zwischen die beiden Neulinge.
Caracal Matthews: „…ihr seid zwei verschiedene Lager, was? Der Eine ein Schützling von Breads, der andere ein Unabhängiger, so war es doch. Lasst euch was vom Royal Rookie sagen: Es ist am Anfang der Karriere gut, hier und da den Stolz runterzuschlucken. Davon habt ihr mehr als mit Scheuklappen durch die Tür rennen zu wollen und dann festzustellen, dass man die Tür verfehlt hat und vor die Wand gelaufen ist. Also ich könnte voll und ganz verstehen, wenn Primo sich Gedanken wegen Robert Breads macht.“
Aufstöhnen bei Ravenna.
Primo Ravenna: „Mach ich nicht.“
Auf die Zwischenbemerkung geht Matthews kaum ein. Er zieht nur die Augenbrauen hoch und fährt fort.
Caracal Matthews: „Er ist Hall of Famer. Er hat den GFCW Titel gewonnen.“
Ravenna blickt zu Boden und schiebt mit seiner Schuhspitze imaginären Staub hin und her.
Primo Ravenna: „Das ist so lang her, da hat man noch mit D-Mark gezahlt.“
Der übertriebene Vergleich wird von einem kehligen Lächeln von Janus untermalt. Der Ulmer fährt sich durch seine blonden Haare und blickt Ravenna mitleidig an.
Mike Janus: „Mit D-Mark gezahlt, dein Ernst? Wenn man in einer Welt lebt, in der sich alles um den Planeten Primo dreht…“
Passend zur Aussage läuft Janus langsam eine Runde um Ravenna, der ihm, soweit möglich, mit den Augen folgt.
Mike Janus: „…wundert es mich nicht, wenn man dann die Zeitrechnung durcheinander bekommt.“
Die Stirnfalten Ravennas kräuseln sich. Er dreht sich um, bis er Janus wieder direkt vor sich hat und kommt näher. Wird lauter.
Primo Ravenna: „Was willst du, Mann? Du hast gegen den da verloren.“
Janus folgt der ausgestreckten Hand Ravennas in Richtung Matthews. Als dieser bemerkt, dass er gemeint ist, stapft er empört in einer etwas kindlichen Geste auf den Fußboden.
Caracal Matthews: „Was soll das denn heißen? Der da, also ich, ist der Royal Rookie. Das zweitbeste Produkt der Performance Centers. Gegen mich zu verlieren ist keine Schande, das ist erwartbar.“
Nachdem er eben noch Infos von Matthews wollte, tut Ravenna die Aussage des Royal Rookies nun mit einer beiläufigen Handbewegung ab.
Primo Ravenna: „Schön für dich, Mann. Ich habe aber nicht vor, in die Fußstapfen von Jakob oder Mike zu treten und mit einer Niederlage zu starten, sondern ich bin hier, um diese Liga zu erobern. Vielleicht willst du…“
Er legt den Kopf schief und blickt Caracal an. Dieser geht nicht auf die Provokation ein, sondern lässt Ravenna erstmal verbal kommen, um zu sehen, worauf das hinausläuft.
Primo Ravenna: „…nach Breads ja der Nächste sein, der von Primo Ravenna geschlagen wird, hm? Soll ich dir zeigen, wie gut ich bin? Ich bin nicht wie Mike Janus, ich bin Primo Ravenna.“
Bevor Matthews zu einer Antwort auf dieses unerwartete Vorpreschen gezwungen ist, rettet ihn Janus aus der Bredouille, indem er einen Schritt nach vorne macht und die Aufmerksamkeit auf sich zeit.
Mike Janus: „Wie schade, dass wir nicht gegeneinander antreten können, Primo. Ich würde dir gerne zeigen, dass dein Name am Ende deiner Zeit im Förderkader ein Synonym für ein Großmaul ist. Primo Ravenna, der Joe Jobber des Jahres 2024.“
Unvermittelt springt Ravenna los und packt Janus an den Schultern. Dieser drückt seinen Kollegen zurück, dann stehen beide Kopf an Kopf wie auf dem Fußballplatz. Die Halsschlagadern treten hervor, die Gesichter werden rot.
Caracal Matthews: „Hey, hey! Geht auseinander. Merkt ihr nicht, wie ihr eure Chance auf das Main Roster mit solchen Spielchen gegenseitig sabotiert.“
Seinen Worten verleiht Matthews Ausdruck, indem er ohne Scheu auf das Duo zugeht, Ravenna packt und ihn zurückzieht. Der Deutsch-Italiener lässt es geschehen ohne den Blickkontakt mit Janus zu berechen.
Caracal Matthews: „Im Übrigen habe ich keinerlei Interesse an deiner Herausforderung, Primo. Ich denke, dass sich für mich bessere Gelegenheiten auftun werden. Hier und da wird die ‚Big Cool Cat‘ beweisen müssen, dass ihr Revier noch immer ihr Revier ist.“
Eine Anspielung…aber worauf genau? Gibt es möglicherweise Reaktionen auf die Ansprache Caracals von vor zwei Wochen, um die sich Matthews kümmern muss.
Caracal Matthews: „Und wer weiß, welche Chancen sich ansonsten bieten. Schau dir einen Switzenberg an, wie schnell der einen Titel hatte. Es ist nur ein Katzensprung an die Spitze, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Oder vielmehr ein…Caracal-Sprung. Ziemlich komfortable Situation, wisst ihr? Besser als für euch, wo jeder Kampf der letzte vor dem Abstieg in die zweite Liga sein kann. Und das ist keine Provokation, das ist mein ehrliches Mitleid. Deswegen kriegt euch wieder ein und arbeitet zusammen, ihr könnt es gebrauchen.“
Er lässt Ravenna los, als er sich sicher sein kann, dass der heißblütige junge Mann nicht wieder auf Janus zugeht. Auch dieser stellt die Offensive ein und senkt die Hände. Er blickt zu Boden wie ein Junge, der dabei erwischt wurde, es etwas zu weit getrieben zu haben. Verlegen tritt er von einem Fuß auf den anderen, dann seufzt er geschlagen und blickt erst Caracal an, dann geht der Blick zu Ravenna.
Mike Janus: „Gut, gut. Alles klar…“
Er macht einen Schritt auf Ravenna zu, doch diesmal legt er ihm versöhnlich eine Hand auf die Schulter. Ravenna sieht aus als würde er sie abschütteln wollen, doch dann lässt er es geschehen.
Mike Janus: „Lass uns Jakob suchen gehen, ja? Vielleicht braucht er für Kyle Douglas noch eine Spur Motivation. Der Gute wirkt hier und da selbstzufrieden und kann einen Arschtritt gebrauchen.“
Auch ohne Worte stimmt Ravenna zu. Er folgt Janus und schlendert dabei aus der Szene. Zurück bleibt Caracal Matthews mit skeptischem Blick, wie lange der gestiftete Frieden halten mag. Dann fadet die Szene aus.
Maximilian Lunenkind: "HIIIIIIIIIIIYAAAAAAAAA!"
Mit voller Wucht und in Form eines grässlich anzusehenden Hechtsprungs benutzt Lunenkind seinen Körper als Rammbock, um die lediglich angelehnte und nicht geschlossene Tür vor sich aufzustoßen. Kühn flattert seine Zunge im Wind während Lunenkind sich vollkommen unnötigerweise der Herausforderung, die keine ist, mit vollem Körpereinsatz stellt, und zumindest dabei erfolgreich ist, die Tür weit genug aufzustoßen, als dass Lorenz hinter ihm den Raum betreten kann, zu dem selbige Tür gehört.
Lorenz: "Guten Tag, Mr. Booker."
Claude "Dynamite" Booker, seines Zeichens Präsident der GFCW und Leiter der Geschicke der Promotion, blickt hinter seinem Schreibtisch hervor, über seinen Laptop hinweg. Seine kühle Gleichgültigkeit gegenüber dem unglaublich bescheuerten Auftritt von Lunenkind zeugt von seiner beeindruckenden Erfahrung im Umgang mit den seltsamsten und absurdesten Gestalten, die das Wrestling-Business zu bieten hat.
Claude Booker: "Hallo. Sie waren der Assistent der werten Dame Lerbitz, richtig? Herr...?" Lorenz: "Lorenz. Einfach nur Lorenz."
Ohne dazu aufgefordert oder dazu eingeladen worden zu sein lässt Lorenz sich auf den Stuhl vor Dynamite's Schreibtisch nieder, ihm direkt gegenüber. Er streicht sich sein Oberteil glatt, welches man beim ersten Blick für ein simples Hemd halten könnte - aber falsch gedacht. Holzfällerhemden waren gestern – jetzt trägt man lässige Shackets. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern „Shirt“ und „Jacket“ zusammen. Das Shacket ist demnach also eine Fusion aus Hemd und Jacke und vereint den coolen Schnitt des Hemdes mit den Vorzügen einer Jacke. Shackets bestehen meist aus dickerem Stoff und kommen im Oversize-Schnitt daher, wodurch man sie einfach lässig über ein Sweatshirt oder einen Pulli ziehen kann. Beliebt sind vor allem Modelle mit Karo-Muster, aber auch Shackets aus Cord sind im Trend. Lorenz hat sich für Ersteres entschieden.
Maximilian Lunenkind: "Ich bin Maximilian Lunenkind." Claude Booker: "Ich weiß." Maximilian Lunenkind: "Hä? Woher?" Claude Booker: "Sie arbeiten seit über zehn Jahren hier." Maximilian Lunenkind: "Achsooooo."
Mit der Eleganz einer Rheuma-Patienten schlängelt Lunenkind sich wieder auf die Füße und steht in einer vollkommen unbedrohlich wirkenden Bodyguard-Pose hinter Lorenz, allzeit bereit, seinen Kollegen mit einigen gekonnten Zungen-Hieben zu verteidigen.
Lorenz: "Wir wollen gleich zum Punkt kommen." Claude Booker: "Das ist erfreulich. Lassen Sie hören."
Der Präsident lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Lunenkind wird von Booker gelassen betrachtet, doch gegenüber Lorenz scheint eine gewisse Antipathie vorzuherrschen, auch wenn er zu professionell ist, um diese offen durchscheinen zu lassen. An Freaks hat sich Dynamite gewöhnt. Lorenz ist etwas Schlimmeres.
Lorenz: "Herr Constantine hat eine Einladung an jedes Mitglied des GFCW-Rosters ausgesprochen, heute Abend sein Partner zu sein." Maximilian Lunenkind: "Er meint Viggo. Der heißt "Constantine" mit Nachnamen." Claude Booker: "Das ist mir bewusst." Maximilian Lunenkind: "Achsooooo." Claude Booker: "Und? Gedenkt Herr Lunenkind in den Ring zurückzukehren?" Lorenz: "Keineswegs. Wir möchten The Great Pigster als Viggo's Partner antreten lassen."
Die Augenbrauen von Dynamite schießen in die Höhe. Selbstverständlich weiß er, was in den letzten Wochen mit Mike Müller passiert ist. Seine Antwort ist leicht zögerlich, aber letztlich bestimmt.
Claude Booker: "In Ordnung. Viggo hat gesagt, er würde jeden GFCW-Wrestler akzeptieren, also sehe ich da keine Probleme." Lorenz: "Wundervoll."
Ein vollkommen freudloses, eindeutig einstudiertes Lächeln ziert Lorenz' Gesicht, als er aufsteht.
Claude Booker: "Ich nehme an, unser Intercontinental-Champion hat keine Probleme damit, dass sein Repräsentant mit Viggo antritt?"
Mitten in der Bewegung hält Lorenz inne. Ein kurzer Blickwechsel mit Lunenkind.
Lorenz: "Die Interessen aller involvierten Parteien werden im Rahmen dieser Handlung bestmöglich vertreten." Maximilian Lunenkind: "Soll heißen, dass das schon klar geht." Claude Booker: "Das hatte ich verstanden." Maximilian Lunenkind: "Achsoooooo." Claude Booker: "Ich verstehe nicht ganz, wie es Darragh helfen soll, dass sein Repräsentant dem Mann zur Hand geht, der ihn zu entthronen gedenkt, aber... Sie werden schon wissen, was Sie tun." Maximilian Lunenkind: "Wir tun Darry einen Gefallen. Mike gewinnt eh nie." Claude Booker: "Oh? Wird Mike also absichtlich verlieren? Das ginge mir als jemand, der die bestmögliche Show präsentieren möchte, enorm gegen den Strich. So etwas und dann auch noch im Main Event?" Lorenz: "Selbstverständlich nicht. Mike wird sich anstrengen. Wir denken nur, dass... nun..."
Der Assistent von Entrepreneurin Lerbitz denkt kurz darüber nach, wie er eine Antwort formulieren kann, die besagt "Mike wird sich anstrengen, aber wir wissen, dass er trotzdem verliert, was uns aber egal ist, weil es darum überhaupt nicht geht", ohne das allzu direkt auszusprechen.
Lorenz: "...die Interessen aller involvierten Parteien werden im Rahmen dieser Handlung bestmöglich vertreten." Maximilian Lunenkind: "Das soll heißen..." Claude Booker: "Ich weiß, was das heißen soll." Maximilian Lunenkind: "Achs..." Lorenz: "Mike wird tun, was auch immer wir von ihm verlangen. Er hat keine andere Wahl."
Ein wenig zusätzliche Verachtung schleicht sich in die Stimme des Präsidenten.
Claude Booker: "Und das scheinen Sie zu genießen." Lorenz: "Es ist praktisch."
Weder Schuld noch Scham sind in Lorenz' Tonfall zu finden.
Lorenz: "Wir haben großes Interesse daran, unser neuestes Projekt im Main Event der Show unserer Zielgruppe zu präsentieren, und werden unser bestmögliches tun, mehr "linear eyeballs" auf das Debüt von The Great Pigster zu richten als zu erwarten ist, indem wir unserem geschätzten Publikum ein spektakuläres Erlebnis bieten, das sie emotional involviert und wohlige nostalgische Gefühle mit der jugendlichen Frische von "Gen Z" kombiniert. Das Letzte, was wir möchten, ist die Person zu verägern, die uns unsere größtmögliche Plattform bietet, Mr. Booker. Und was Mr. Switzenberg angeht... lassen Sie das unsere Sorge sein."
Einen Moment lang scheint Dynamite zu überlegen, ob er einen bissigen Kommentar vom Stapel lassen soll. Er ist eindeutig nicht angetan von Lorenz' Attitüde, seinem ganzen Wesen. Dann jedoch nickt er lediglich knapp.
Claude Booker: "Einverstanden. Erinnern Sie ihn bitte bei Gelegenheit an seine vertraglichen Verpflichtungen bezüglich Brainwashed.“
Der vor dem Chef aufgebaute Laptop wird mit dem Zeigefinger von Dynamite hervorgehoben.
Claude Booker: „Er hat meinen Plänen rund um den Intercontinental Title bei unserem Pay-Per-View zwar mit seiner letzten E-Mail zugestimmt, aber ich möchte sichergehen, dass er die Konditionen und Details nicht... vergisst."
Es ist mehr als klar, dass Dynamite Darragh hier etwas unterstellt - auch wenn er es nicht direkt ausspricht.
Claude Booker: "Und wünschen Sie Mike viel Glück von mir." Maximilian Lunenkind: "The Great Pigster." Claude Booker: "Wie bitte?" Maximilian Lunenkind: "Er heißt jetzt "The Great Pigster". Nicht mehr Mike." Claude Booker: "...natürlich. Wünschen Sie dem... Pigster... alles Gute." Maximilian Lunenkind: "Nö."
Und mit diesen Worten marschiert Maximilian Lunenkind, stolz wie Hieronymus, aus dem Raum. Lorenz legt eine gleichermaßen spöttische wie gespielt unterwürfige Verbeugung hin.
Lorenz: "Ich hoffe sehr, Sie werden mit der heutigen Präsentation unseres neuesten Premium-Produktes zufrieden sein, Sir."
In einem eleganten Restaurant, dessen sanftes Licht eine warme, einladende Atmosphäre schafft, sitzt ein dicker Mann an einem romantisch gedeckten Tisch. Der Tisch ist mit einer feinen, weißen Tischdecke bedeckt, die im Licht der Kerzen sanft schimmert. Auf dem Tisch stehen zwei Gläser Rotwein, die in der Dämmerung funkeln, und ein kleiner Strauß frischer Rosen, der in der Mitte platziert ist und einen Hauch von Duft verströmt.
Der Mann hat einen kahl rasierten Kopf, der im Licht der Kerzen leicht glänzt. Sein Gesicht wird von einem dichten Vollbart umrahmt, der seine Gesichtszüge teilweise verdeckt. Er trägt ein elegantes, dunkelblaues Hemd, das seine runde Figur umschmeichelt, und eine schwarze Weste, die ihm einen Hauch von Autorität verleiht.
Obwohl der Tisch romantisch gedeckt ist, bleibt unklar, ob bzw. wer ihm gegenüber sitzt. Der Blick des Mannes ist auf einen Punkt gerichtet, der außerhalb des Sichtfeldes liegt, und seine Augen scheinen in Gedanken versunken zu sein. Gelegentlich hebt er sein Glas, nippt an dem Wein.
“Mein Kampf gegen Vorurteile zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben! Ein schwarzer Junge aus der Hood, mit dem Traum Model zu werden. Ein
Straßenköter in der Welt der Reichen und Schönen. Erneut nippt Chapman an seinem Wein.
Schließlich
wurde German Fantasy Championship Wrestling auf mich aufmerksam
und vor gut einem Jahr nahm man mich sogar unter Vertrag.
Seine Mimik wirkt wie in Stein gemeißelt und sein Blick wirkt starr.
“Und
wie wurde mir meine aufopfernde Geste gedankt? Mein
Weg bisher war mehr als nur holprig und steinig und die nun
folgenden Worte möchte ich ganz besonders an all die
Menschen richten, die meinen Weg bis hierher gekreuzt haben, ihr
habt mich gezeichnet und ich trage mit Stolz die Narben, die
durch euch verursacht wurden.
Seine
tiefe und raue Stimme verstummt.
Wir haben gerade gesehen, wie Robert Breads in den Backstagebereich gestürmt ist. Enttäuscht darüber, dass Ask Skógur seine Euphorie für dessen großes Jubiläum bei Brainwashed nicht teilt. Es mag nun etwas überraschend kommen, aber tatsächlich hat besagter Ask all das über einen Monitor im Backstagebereich verfolgt. Mit verschränkten Armen steht er noch immer vor dem Bildschirm und beäugt das Geschehen kritisch. Er scheint keine Bedenken zu haben, dass Robert gleich auf ihn treffen wird, denn Ask bleibt verhältnismäßig ruhig. Wer nun allerdings tatsächlich hinzukommt ist Tammy, die es scheinbar doch interessiert, warum Ask nicht auf Robert geantwortet hat.
Tammy: „Oh… Ask. Da bist du ja!“ Ask Skógur: „Hier bin ich. Hab mich nicht versteckt.“
Ja – warum auch? Trotzdem wirkt Tammy überrascht ihn hier zu sehen.
Tammy: „Hast du denn mitbekommen, was Robert da gerade gefragt hat?“ Ask Skógur: „Hab ich.“
Ask weiß natürlich, dass Tammy vielweniger interessiert, ob Ask das mitbekommen hat und vielmehr warum Ask sich nun zurückhält, aber er scheint Spaß daran zu haben, sich das alles etwas aus der Nase ziehen zu lassen.
Tammy: „Und? …“
Ask grunzt. Er wirkt selbstbewusst, sogar schon ziemlich selbstüberzeugt. Er scheint tatsächlich seine Gründe zu haben, warum er Robert hat abblitzen lassen. Aber da soll er nun endlich mal mit der Sprache rausrücken. Wieso?
Ask Skógur: „Nun. Was ich da gerade gesehen habe, war… traurig. Verzweifelt fast schon. Mal ehrlich, der Typ soll ne Legende sein? Ich meine… das will ich ihm gar nicht absprechen. Ehemaliger World Champion, Hall of Famer und so weiter und so fort. Aber, wenn der so verkrampft nach einem Match mit mir bettelt, dann weiß ich auch nicht. Vor allem nicht jetzt, nachdem ich ihn vor zwei Wochen bereits besiegt habe.“
Ein wenig Trash-Talk ist hier von Ask Seite aus dabei, aber ein wenig ernst meint er es schon auch.
Ask Skógur: „Ist ja schön, dass ich seine Aufmerksamkeit habe, aber offen gestanden hat er meine noch nicht. Und ich bin mittlerweile an einem Punkt, an dem ich mich nicht mehr herumschubsen lasse. Ich bin kein Neuling mehr, kein Rookie. Ich bin nicht Teil des Förderkaders oder der GTCW. Ich bin ASK. Ich war Intercontinental Champion und habe alles Recht ein Match auf den GFCW World Championship zu fordern. Ich habe gegen Leute wie Alex Ricks, Lionel Jannek oder… Robert Breads gewonnen. Nicht mal der große The End konnte mich besiegen. Ich denke langsam habe ich mir verdient, dass ich hier nicht mehr das tun muss, was andere von mir verlangen.“
Und nun wird Ask noch ernster.
Ask Skógur: „Ich habe Robert besiegt und nicht nur ihn, sondern auch den World Champion Aiden Rotari. Viggo hat mich unterstützt, ohne Frage und ja, von mir aus wars ‚nur‘ ein Einroller, aber Sieg ist Sieg. Und wenn Robert tatsächlich ein weiteres Match will, von mir aus auch bei seinem tollen Jubiläum, dann brauche ich einen… Anreiz.“
Ask schnauft noch einmal tief durch, bevor er anschließend ein weiteres Mal grunzt.
Ask Skógur: „Also Robert, liefere mir einen Grund, warum ich gegen dich kämpfen sollte. Aber denk besser nochmal darüber nach, ob du das wirklich willst. Nicht, dass ich dir deinen großen Tag mit einer weiteren Niederlage vermiese.“
Ask rümpft die Nase, er atmet aus und verschwindet schließlich. Der Ask Skógur, den wir hier sehen, mag etwas anders wirken, als wir ihn einst kennengelernt haben. Normalerweise würde Ask vor einer Herausforderung nicht zurückschrecken, aber vor allem in den letzten Wochen hat er noch einiges mehr über die GFCW gelernt als zuvor. Die GFCW ist ein Dschungel. Jeder kämpft für sich, jeder kann ein Raubtier sein. Ask muss den Leuten keinen Gefallen tun, wenn er selbst nichts davon hat. Und für Ask gibt es aktuell nur eine Richtung und die geht nach oben. Es gibt aktuell nur ein Ziel. Und das ist der GFCW World Championship.
James Corleone: „Denkst du wirklich, dass ist der richtige Weg? Was bei Stranded passiert ist, war ein Versehen. Ein Fehler. Das wird nicht wieder passieren, ich verspreche es, aber wenn du dort allein mit Rotari rausgehst und auch nur der Hauch einer Chance besteht, dass Robert Breads eingreifen kann, dann verlierst du. Und dann bist du so weit weg vom GFCW World Championship, wie du nur sein kannst.“
Wir befinden uns in der Kabine von The End und James Corleone. Nachdem Beginn der Show scheinen sich die Beiden dorthin zurückgezogen zu haben und nachdem einige Fragen rund um End, Corleone und Rotari, vor allem hinsichtlich des neuerlichen Aufeinandertreffens um den World Title, bereits geklärt haben, bleibt immer noch offen, ob und wie es bei End und Corleone weitergeht. Während End ganz ruhig auf der Couch seines Domizils sitzt, läuft Corleone hektisch um ihn herum. Nachdem Corleone seine Ansage nun aber beendet hat, richtet sich End ruckartig auf und ebenso schnell kommt Corleone vor ihm nun zum Stehen.
The End: „Lass mich das korrigieren. Was bei Stranded passiert ist, war nicht EIN Fehler, es war DEIN Fehler. Und davon hast du in letzter Zeit ganz schön viele gemacht.“
Corleone wird wieder etwas leiser und fühlt sich abermals leicht ertappt. Allerdings befindet er sich in einer misslichen Situation – er weiß, dass er bei End für Wiedergutmachung sorgen muss, will aber auch andererseits nicht, dass End sehenden Auges in sein Verderben rennt. Corleone hält Ends Plan für Brainwashed für einen Fehler und auch, wenn er selbst einige davon gemacht hat, will er End helfen, dass dieser nicht selbst welche macht.
The End: „Weißt du… es fällt mir mittlerweile wirklich schwer zu glauben, dass du immer noch an meiner Seite stehst. Erst verschaffst du Aiden das Titelmatch auf einem solch idiotischen Weg und dann hilfst du ihm auch noch zu gewinnen. Und jetzt stehst du hier und flehst mich an doch nochmal drüber nachzudenken, dich nicht doch mit zum Ring zu nehmen. Warum? Damit du ihm erneut helfen kannst?“
Ja gut. Das alles nochmal so direkt ausgesprochen zu hören, lässt wenig Spielraum für Interpretation. Es deutet alles darauf hin, dass James Corleone ein Doppelagent für Aiden Rotari ist. Und Corleone weiß nicht wirklich, wie er End von etwas anderem überzeugen soll. In den Wochen hin bis Stranded hat er mehrfach betont, wieso er immer zu The End halten wird und auch The End selbst hat das mehr als eindringlich dargeboten. Was soll er jetzt noch sagen, was er nicht schon gesagt hat? Es ist noch nicht so oft vorgekommen in seiner Zeit hier in der GFCW, aber einmal mehr scheint James Corleone sprachlos. Überraschenderweise scheint The End ihm aber die Antwort abzunehmen. Während The End zu Beginn der Show und auch jetzt die Fassade aufrecht gehalten hat, dass er sauer auf Corleone sei und ihm die kalte Schulter gezeigt hat, stimmt er jetzt wieder einen… versöhnlicheren (?) Ton an. End schnauft durch und lockert den fiesen, strengen Blick.
The End: „Ich weiß, dass du nichts davon getan hast um mir aktiv zu schaden. Ich will es glauben und ich tue es auch. Ich weiß, was ich dir bedeute und werde dir ewig für alles dankbar sein, was du für mich getan hast. Aber das… bringt mir nichts mehr. Du hast Fehler gemacht und mir geschadet, ob du das nun wolltest oder nicht. Das ist egal. Das ändert nichts daran, dass ich ohne Titel dastehe. Du hast es selbst oft genug gesagt, du weißt, dass ich dich nicht brauche, aber dich zu haben würde mir dennoch einen Vorteil geben. Mittlerweile… glaube ich nicht mehr daran. Ich brauche dich nicht, aber dich zu haben… bringt mir nur noch Nachteile. Du bist alt. Das ist der Lauf der Dinge. Und deshalb wird es langsam notwendig mit der Zeit zu gehen. Alles, was ich weiß, weiß ich durch dich. Alles, was ich erreicht habe, habe ich mit deiner Unterstützung geschafft. Du hast deinen Teil dazu beigetragen, dass ich heute da bin, wo ich bin. Du warst ein wichtiger Teil in Ends Eroberung. Aber ich habe erobert, diese Reise ist zu Ende. Deine Reise ist zu Ende.“
Unglaube. James Corleone hört die Worte, die End spricht, kann allerdings keines davon auch nur im Ansatz verstehen. Für ihn fühlt sich der Moment so an, als würde alles um ihn herum stehen bleiben, als würde eine Welt zusammenbrechen. In den vergangenen Wochen hat er sich mitunter die schlimmsten Dinge ausgemalt, die The End ihm antun könnte, aber, dass The End ihn in die Rente schickt, ihn tatsächlich nicht mehr braucht, darauf wäre er wohl am aller wenigsten gekommen. End schaut zu Corleone und beginnt langsam damit zu warten, auf eine Reaktion. Beim ehemaligen World Champion scheint es, als wäre eine Last von seinen Schultern gefallen… oder? Die Versöhnlichkeit weicht langsam aus Ends Augen, der Blick wird wieder strenger. Es wirkt, als würde End einen Zusatz, allein mit seinem Gesichtsausdruck liefern wollen, zu all dem, was er gerade gesagt hat: ‚Beweis mir, dass ich falsch liege.‘ Während Corleone nun langsam wieder zu sich kommt, erkennt er genau diese Aussage bei The End. Und dabei dämmert es ihm. Ist diese Ansage vielmehr ein Ansporn, dass Corleone zu alter Stärke zurückführen soll? Oder ist es ein letzte Warnung, was passiert, sollte er noch einmal einen Fehler machen? Was auch immer. Wie auch immer. Jedenfalls wendet sich End nun langsam von Corleone ab und scheint davon zu laufen. Die Kamera bleibt jedoch noch einige Sekunden auf Corleone gerichtet. Auch dieser scheint nun langsam wieder Farbe im Gesicht zu bekommen, auch sein Blick wird wieder kälter, überzeugter und selbstbewusster. Er weiß was zu tun ist. Das wird er nicht auf sich sitzen lassen. The End will den alten Corleone, The End braucht den alten Corleone. Der aktuelle Corleone, der Fehler macht und Dinge falsch einschätzt würde ihm am Ring bei Brainwashed nichts bringen. Der wäre mehr Hindernis als Unterstützung, wie man bei Stranded sehen konnte. Und deshalb… Soll The End den alten Corleone auch bekommen.
~ War Evening, 23.08.2024 ~
Caracal Matthews: „Ach, komm schon. Es fehlt der Liga an kommenden Superstars. Ich meine, Mike Janus war schon ganz gut grad. Aber er ist nicht so gut wie der Royal Rookie. Und wer sonst? Kyle Douglas hat sich aus der Singles-Division verabschiedet, mein Bro Kyd Flawless ist lost. Viggo hat sich vielleicht vom Kopf her entwickelt, sportlich aber den Durchbruch noch nicht geschafft.“
Mac Müll: „Aldo Nero wäre ein Kandidat, der mir in den Kopf kommt.“
Als der Name genannt wird, verstummt der redselige Kanadier für einen Moment. Er denkt nach. Dann jedoch schüttelt er entschieden den Kopf und untermalt die Ablehnung auch mit einer Handbewegung.
Caracal Matthews: „Ach, komm. Nimm Aldo die hochkarätige Verwandtschaft, die Mafia-Ästhetik und seine zugebenermaßen recht schicke volle Haarpracht weg und was bleibt ist bitterer Durchschnitt. Er hat ein paar Mal gewonnen, weil die Konkurrenz nicht gerade Schlange stand, als der liebe Gott Talent verteilt hat. Aber das macht Nero nicht zu einem Royal Rookie.“
Der Streamer schafft es, die selbstbewusste Ansage mit einem naiv jugendhaften Charme vorzutragen, so dass niemand wirklich daran Anstoß nimmt. Seine Fans sowieso nicht und der Rest nicht, weil auch Aldo Nero wenig Sympathien in der GFCW-Galaxy genießt.
Mac Müll: „Nun gut, Caracal. Danke schon einmal für dein Interview. Ich nehme an, du erwartest nun schon eine kalte Dusche und wirst dann für deine Fans online gehen. Wir sehen uns in zwei Wochen. Du gehörst ja jetzt wieder zum Establishment.“
Dieser kleine Ausschnitt aus dem Interview, zwischen Mac Müll und dem Rückkehrer Caracal Matthews, von vor zwei Wochen läuft, gerade auf einem Monitor im Backstagebereich der Sport- und Kongresshalle in Schwerin. Und warum tut er das? Weil sich ein gewisser jemand diesen – wahrscheinlich zum wiederholten Male – anschaut. Mit verbissenem Blick und sogar einem leichten Knurren manifestiert Aldo Nero den Fernseher, aber vielmehr schaut er wohl durch diesen hindurch in Richtung Caracal Matthews. Dabei bekommt er gar nicht so recht mit, dass er Besuch erhält und zwar von dem Mann, den er gerade noch auf dem Monitor beobachten kann.
Mac Müll: „Aldo? Wie ich sehe, hast du mitbekommen, was da vor zwei Wochen über dich gesagt wurde. Genau darüber wollte ich mit dir sprechen. Was sind deine Gedanken darüber?“
Aldo scheint immer noch in Gedanken versunken. Er ist aufgebracht, dass ist unverkennbar. Offensichtlich scheint er noch nicht genug in Raserei verfallen, als, dass er hier durch den Backstagebereich streift um nach Matthews zu suchen. Aber zufällig über den Weg laufen sollte dieser ihm besser nicht. Mac Müll wartet auf seine Antwort und gerade, als er zur Nachfrage ansetzen will, gibt ihm Nero diese auch.
Aldo Nero: „Was glaubt der Typ eigentlich wer er ist?“ Mac Müll: „Nunja, er ist der erste und amtierende Royal Rookie.“
Neros Blick verlässt nun erstmalig den Fernsehbildschirm um sich genervt und geladen zu Müll herumzudrehen, der sofort realisiert, dass Nero keine Antwort verlangt oder gewollt hat. Müll hebt leicht ertappt die Arme hoch, als würde er sich ergeben wollen, aber von Nero hat er nichts zu befürchten, wenn diese ungewollte Antwort alles andere als gut ankam.
Aldo Nero: „Und was hat ihm das gebracht?“
Nero ist erneut genervt, als er die Antwort darauf realisiert.
Aldo Nero: „Eine Niederlage gegen… The End.“
Ganz recht. Durch den Sieg in der Royal Rookie Battle Royal hat sich Matthews einst ein Intercontinental Championship Match verdient und der Titelträger zu dieser Zeit war… The End. Matthews wurde geschlagen und ist schließlich für lange Zeit verschwunden und jetzt, nachdem er zurückgekehrt ist, konfrontiert dieser als erstes Aldo Nero. Nero will es nicht wahrhaben und versucht dem Ganzen eigentlich zu entkommen, aber es scheint, dass viele Wege zu The End führen. Ist das dieses Schicksal, von dem immer alle reden? Nero schüttelt den Kopf und rappelt sich auf. The End ist jetzt nicht wichtig, Caracal Matthews ist es. Der sucht Streit? Den kann er haben.
Aldo Nero: „Der reißt die Fresse ganz schön weit auf. Meint hier gäbe es keine aufstrebenden Superstars? Und wenn, dann liegt das nur daran, dass ich sie alle besiege. Leute wie Sandro Prach oder Mike Müller haben Hoffnung auf den Weg an die Spitze, bis ich ihnen den Realitätscheck verleihe, dass sie dafür an Leuten wie mir vorbeimüssen. An mir zerschellt ihre Hoffnung. Und dann verschwinden sie wieder… wie Güldenherz.“
Aldo ballt die Faust. Wieder schaut er auf dem Monitor. Das Video hat mittlerweile bereits gestoppt, sodass wir Caracal Matthews in einem Standbild sehen.
Aldo Nero: „Und da wirft der mir, doch tatsächlich meine ‚Verwandtschaft‘ vor… als hätte mir das bisher etwas gebracht?“ Mac Müll: „Nunja, vielleicht spielt er damit auf Salvatore an?“
Und abermals antwortet Müll auf eine Frage, auf die er nicht antworten sollte. Aldo will sich einfach aufregen und Müll funkt ihm dabei immer dazwischen. Keine gute Idee. Bis auf einen weiteren bösen Blick kommt er, aber wieder heil davon.
Aldo Nero: „Vielleicht bin ich kein Royal Rookie, da hat er recht. Aber das muss ich auch gar nicht sein. Ich brauch so einen schicken Titel nicht. Ich lasse meine Taten für mich sprechen. Der wird schon sehen, was er davon hat, mich so blöd von der Seite anzumachen.“ Mac Müll: „Soll das heißen, dass sie Caracal Matthews herausfordern?“ Aldo Nero: „Das soll heißen, dass hinter der ‚hochkarätigen Verwandtschaft“, der „Mafia-Ästhetik“ und meiner tollen Haarpracht nicht nur Durschnitt liegt. Sondern die Zukunft. Und die eiserne Faust einer neuen Generation. Und diese wird auch Caracal Matthews Hoffnung auf ein glorreiches Comeback zerschlagen.“
Würde man behaupten, dass Aldo Nero ein nachtragender Mensch wäre, dann hätte man damit vollkommen recht. Die Spitzen von Matthews kamen gar nicht gut bei ihm an. Aldo dreht sich nun vom Monitor noch einmal zu Mac Müll und dann direkt in die Kamera.
Aldo Nero: „Matthews. Wir werden uns schon bald sehen und dann bin ich gespannt, ob du den Mumm hast, mir all das auch ins Gesicht zu sagen und nicht nur dann, während ich mich gerade auf ein Interview vorbereite und du sicher bist.“
Mit aufgeladenem Blick in den Augen läuft Aldo nun davon. Es scheint, als hätte ihm auch das Timing von Matthews Promo der letzten Show sauer aufgestoßen. Dieser hat die Ansage an Nero gesprochen, als dieser bereits für ein Interview neben Tammy stand. Aldo scheint Caracal dementsprechend Absicht zu unterstellen, als würde dieser nur hinter seinem Rücken schlecht über ihn reden. Wie dem auch sei. Es scheint, als hätte Caracal Matthews sich einen Feind gemacht. Einen Feind in Form des blutdurstigen, erfolgshungrigen und erbarmungslosen Aldo Nero.
Wer sich je gefragt hat, wann ein Glas Château Montrose 1990 AOC Saint Estephe am besten schmeckt: Abends nach einem Tag, den du wieder einmal im Scheinwerferlicht verbracht hast, an dem dir beeindruckte Reaktionen entgegenflogen und wenn als Dank die Zahlen auf deinem Konto bald springen wie Ziegenjunge. Genau in dieser Situation ist Darragh Switzenberg gerade und so setzt er sich, das Glas an den Lippen, auf das Sofa, dass in Farbe und Samtheit dem Fell einer Angorakatze ähnelt. Er schlägt die Beine übereinander, lehnt sich zurück und blickt zufrieden zur Decke hinauf. Wenn du Tag für Tag in Hotelzimmern schläfst, stets auf der Reise bist, vergisst du irgendwann, wo genau man ist, Dann verschwimmen die Tage und die Zimmer. Nur eines bleibt gleich – das Gefühl, dass du etwas Besonderes bist. Switzenberg setzt gerade zum zweiten Schluck an, da passiert, was die perfekte Situation unperfekt macht. Das Handy brummt. Es ist indes nicht das bloße Brummen, denn Nachrichten gibt es für einen wie ihn im Minutentakt, sondern vielmehr der Absender, der auf dem Display erscheint. Switzenberg seufzt beim Anblick, dann klickt er auf das mit einem roten Icon versehene Gmail-Symbol und liest die Post.
Von:
Claude Booker, dynamite@gfcwgalaxy.de
Darragh, da es nach unseren gestrigen „Verhandlungen“ sicher in unserem beidseitigen Interesse ist, auf ein weiteres ausuferndes Telefonat zu verzichten, teile ich dir auf diesem Weg mit, zu welcher Entscheidung bezüglicher des Intercontinental-Titels ich nach einem Tag Bedenkzeit gekommen bin:
Als Friedensangebot werde ich dir jedoch in zwei Punkten entgegen kommen:
Bei dieser Mail handelt es sich um eine Entscheidung, nicht um eine Verhandlungsgrundlage. Ich benötige hierfür deine Zustimmung nicht. Eine offizielle Ankündigung des Formats zur Ermittlung deines Herausforderers werde ich in zwei Wochen am 20.09.2024 live bei War Evening vornehmen.
Mit
freundlichen Grüßen,
Switzenberg schließt die Mail, wirft das Handy mit einem Stöhnen neben sich auf das Sofa und stürzt den Wein herunter wie eine Medizin gegen die schlechte Laune, die sich in seinem Inneren verfestigt. Bei Brainwashed antreten…er könnte sich wirklich Besseres vorstellen. Mehr Geld verdienen mit anderen, erquicklicheren Dingen.
Ein weiterer Schluck und das Glas ist geleert. Das parallel ertönende Brummen ist jedoch nicht der Ausdruck eines aufs Trockene gefallenen Darragh Switzenberg, sondern abermals das Handy. Also stellt der Kanadier das Glas ab, angelt nach dem eben weggelegten Handy und blickt aufs Display. Ein Stöhnen. Schon wieder.
Darragh Switzenberg: „Noch einmal und es wird zur Belästigung…“
Wieder fährt er über das Display und tippt auf das penetrant markierte Gmail-Symbol. Die zweite Mail innerhalb weniger Sekunden leuchtet auf. Diesmal ein viel kürzerer Text. Nicht einmal eine Begrüßung.
Von:
Claude Booker, dynamite@gfcwgalaxy.de
PS: Im Übrigen solltest du jetzt War Evening einschalten. Ich bin mir sicher, der folgende Kampf wird dich aus mehreren Gründen interessieren. Der Mann, den du Schlange nennst, und dein Repräsentant. In einem Team. Die perfekte Möglichkeit für dich, anlässlich Brainwashed Videostudium zu betreiben.
Darragh Switzenberg: „In einem Team? Soll das ein Scherz sein?“
Switzenberg legt das Handy und beugt sich vor, um vom Couchtisch die Fernbedienung zu greifen. Er macht, was er normalerweise nie tun würde, und beginnt durch die Programme zu zappen, bis die bekannten Gesichter von Pete und Sven ertönen. Die Zwei diskutieren gerade den bevorstehenden Main Event. Und tatsächlich: Da fällt der Name Viggo. Und dann der Name, den er vor zwei Wochen zum ersten Mal gehört hatte. Aus dem Mund der Entrepreneurin Lerbitz. Mike Müller. Sein Repräsentant. In einem Team mit Viggo.
Und nun wird er ihn das erste Mal bewusst sehen.
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Danke an alle Schreiber!!!
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