Im Cateringbereich steht Skullcity Records, bestehend aus Pdawq, Juice Black, Mondraburn und Draganstyle. Sie scheinen sichtig Spaß zu haben und albern rum. Das Gelächter ist groß.
P-Dawq: „Hey Jungs. Wie viel Samenzellen hat ein Schwuler?“ Alle. „Keine Ahnung!“ P-Dawq: „Einen ganzen Arsch voll!“
Alle vier lachen laut.
P-Dawq: „Einen hab ich noch. Was ist der Unterschied zwischen zwei schwulen und den Schumibrüdern? Der Gesichtsausdruck wenn der Eine dem Anderen hinten reinfährt!“ „Entschuldigung? Ich hoffe, dass du das nicht gerade ernstgemeint hast, mein Freund!“
Kodi Kane: „Soll das etwas Style sein, Jungs? Ihr seht schrecklich aus!“
Kodi deutet auf die Klamotten, während Skullcity Records an sich heruntersieht. Kodi hingegen trinkt wie immer ein teures Designer Shirt von Prada und die dazu passende Handbag. Seine schwarzen Stoffschuhe werden durch eine schwarze Jogginghose abgerundet.
Kodi Kane: „Ich komm, das erste Mal, seit keine Ahnung wie vielen Jahren, hierher und muss mir von euch solch einen Schund anhören? Schwulenwitze? Leute wir haben 2022 und nicht mehr 2008. Alles klar?“
Die Jungs von Skullcity Records mustern ihn von oben bis unten, bis sich schließlich die Mine von P-Dawq von amüsiert zu bedrohlich ändert.
P-Dawq: „Hast du ein Problem mit uns? Falls nicht können wir das gerne Ändern Schwulette. Du weißt glaube ich nicht wen du hier vor dir hast. Aber so bald wir mit dir fertig sind, dann wirst du es wissen.“
Kodi lächelt leicht und legt den Kopf schief, während er bemerkt wie ihn die vier Guys einkreisen. Er lächelt leicht und zaubert einen Schlagring aus seinem Gucci Bag! Skullcity Records registriert die Bedrohung und bleibt stehen.
Kodi Kane: „Hört zu, Jungs…ich habe keinen Bock auf ne Keilerei mit euch. Aber falls ihr Bock habt zu ballern, dann können wir uns gerne demnächst im Ring sehen. Ich habe kein Problem damit mit einem von euch Hinterwäldlern den Ringboden aufzuwischen und damit für die Rechte der Schwulen und Lesben einzustehen. Habt ihr mich verstanden?“
Der King of Cute- & Sweetness sieht fragend in die Runde und nickt dann, als er keine weitere Antwort von Skullcity vernimmt. Zwischen Juice Black und Mondraburn geht er hindurch und rempelt Black dabei ein.
Kodi Kane: „Überlegt es euch gut, ob ihr das wirklich wollt. Ich bin nicht mehr der alte Kodi, der hier für Party steht, sondern bereit für meine Rechte Ärsche zu versohlen. Bis dahin ihr Gangstas!“
Kodi wartet die Antwort nicht ab und verschwindet in Richtung Catering.
P-Dawq: „Du willst ein Match? Kannst du gerne haben. Danach vergieße aber keine Schwulettentränen. Als ob du mit uns den Boden aufwischst. Wisch danach lieber dein Blut von der Matte, Pfosten!“
P-Dawq winkt kurz und geht mit seiner Truppe fort.
Einige Tage vor der Show im GFCW Performance Center in Dortmund…
???: „…und deshalb merkt euch eins, Leute: Immer den Kopf oben lassen!!! Selbstvertrauen ist alles, verdammt! Sobald euer Gegner merkt, dass ihr auch nur den leisesten Zweifel habt, macht er euch fertig. Niemals Schwäche zeigen!“
Wir befinden uns mitten im geschäftigen Performance Center, der Talentschmiede der GFCW nahe der Hauptzentrale in Dortmund. Es herrscht ein reges Treiben, wir sehen zentral aufgebaut in der Mitte der Halle einen Wrestlingring, drum herum die verschiedensten Trainingsgeräte, an denen einige hoffnungsvolle Nachwuchscatcher ihre Einheiten schieben, um erstmal ordentlich Muskelmasse aufzubauen. Ohne läuft nix in diesem Business…
…
Aber die meisten Jungwrestler stehen in einer Traube zusammen vor dem zentralen Ring versammelt, und lauschen gebannt. Denn dort steht auf dem Apron nicht irgendeiner, nein, dort steht eine Lichtgestalt der GFCW und predigt zu den Jünglingen.
Steve Steel: „ICH habe in meiner Karriere niemals Schwäche gezeigt, sondern meinen Gegnern immer frech ins Gesicht gelacht, denn so gewinnt man, haha! So habe ich viele Titel gewonnen und Rekorde gebrochen, und IHR könnt das auch schaffen, verdammt noch mal! Deshalb hat die GFCW mich als neuen Spezial Coach für das Performance Center angeworben.“
Die Angesprochenen schreiben fleißig mit, jeder hat Stift und einen Notizblock parat. Dann erblickt Steel von seiner erhöhten Position aus etwas im Hintergrund der Szenerie, oder jemanden? Er stutzt kurz…
Steve Steel: „So Leute, jetzt aber genug der Theorie, ab in den Ring mit euch! Wärmt euch erstmal ein bisschen auf und dann zeige ich euch, wie ein richtiger Leg drop geht, verdammt, hehe!“
Dann springt der Hüne vom Apron, während ca. 20 Nachwuchswrestler den Ring entern. Steve bahnt sich seinen Weg durch die Menge, wobei zwei Jungspunde erstmal an dem gestählten Körper abprallen und zu Boden stürzen, aber sofort wieder aufspringen und in den Ring hechten. Steve Steel tritt jetzt zu einer Person, die etwas abseitsstand und das ganze Schauspiel bisher nur verfolgt hat. Im Hintergrundsehen wir, wie die Nachwuchsakteure sich keineswegs darauf beschränken, sich erstmal aufzuwärmen, sondern bereits wild aufeinander einprügeln. Einer bricht sich bei einem missglückten Piledriver fast den Hals…
Steve Steel: „Mann, dachte ich mir doch, dass du es bist, Junge!“
Was witzig ist, denn die beiden sind ca. gleich alt, so Mitte 40. Der angesprochene erschreckt und zuckt zusammen. Schüchtern blickt er hoch. Verängstigt. Leer. Seelenlos. Diese dunklen ermatteten Augen starren durch Steve Steel hindurch. Den Bruchteil einer Sekunde scheint die hagere Person sein Gegenüber zu erkennen. Eine Millisekunde von Reaktion ist in dem Blick zu erkennen.
Steve Steel: „Miller?! Phoenix C. Miller?!?! Junge, man, das kann doch kein Zufall sein, dass wir uns so kurz hintereinander zweimal über den Weg laufen! Bist du heute besser drauf, hä?! Beim letzten Mal sahst du ja aus wie eine wandelnde Leiche, Junge!“
Phoenix C. Miller, ein Schatten vergangener Tage, versucht dem imposanten durchdringenden Charakter von Steve Steel zu entkommen. Dieser stellt sich ihm jedoch in den Weg.
Der Unterschied zwischen den beiden Personen könnte nicht größer sein. Auf der einen Seite der durchtrainierte, goldglänzende und vor Selbstbewusstsein strotzende Steve Steel. Steel trägt zwar keine Ringkleidung und ist auch nicht eingeölt, wirkt aber dennoch frisch und imposant trotz oder gerade wegen seiner ca. 45 Jahre. Er trägt Jeans und ein Muskelshirt, die Arme wieder voll aufgepumpt. Und auf der anderen Seite… ja, auf der anderen Seite die eingefallene, hagere, blasse und traurige Figur, die vor einiger Zeit mal Phoenix C. Miller war. Nur ein Bruchteil des Mannes der einst für Chaos und Furcht in der GFCW sorgte. Er steht schief. Sein rechter Arm hängt schlaff und kraftlos herunter. Die Haut wirkt wie altes Pergament. Brüchig.
Phoenix C. Miller: „Es gibt für mich nix mehr. Diese Welt hier ist nichts mehr für mich. Mich wird niemand vermissen. Nirgends auf diesem Planeten wird man den Namen Phoenix C. Miller vermissen. Bitte lass mich durch.“
Wie ein Aal...ein glitschiger dünner Aal gleitet Miller an Steve Steel vorbei. Der Schein des Bronzed Adonis erhelltden luftleeren Raum wo Miller sich gerade noch befand. Ungläubig, fast beleidigt und perplex steht die Blaupause des Mannes und schaut seinen alten Kontrahenten hinterher. Der graue Schleier die Miller umgibt zieht seine Umgebung herunter. Selbst die Plastikblumen die auf der Fensterbank stehen verwelken als Phoenix diese passiert.
Steve Steel: „Oh man, Miller! Das gibt es ja nicht, du bist ja noch mehr depri als im Gym damals! Was willst du eigentlich beim Arbeitsamt, du bist Wrestler, verdammt! … Weißte was, Junge, hä?! Komm, du machst jetzt bei uns mit, hehe! Meine Truppe hier kann imemr Verstärkung gebrauchen!“
Der Hüne dreht sich in Richtung Ring um, und erschrickt kurz. Die Hälfte der Jungspunde liegt verletzt am Boden, zwei bluten ernsthaft. Da hat einer wohl mal kurz die Aufsichtspflicht verletzt.
Steve Steel: „Oje, da schaut man einmal kurz nicht hin, und… was zum?!“
Als er sich wieder umdreht, ist auch Miller verschwunden.
Steve Steel: „Ach, verflixt!!!“
Der BronzedAdonis winkt ab, schaut nochmal in Richtung Tür durch die Miller verschwunden ist. Die Tür fällt zu. Die Augen Steels weiten sich.
HILFE!!!
Die Fäuste sind geballt. Die Miene ist eisern. Und doch geht von Ask Skógur eine Erleichterung aus, die uns neu erscheint. Er atmet durch. Er hat gewonnen. Wirklich gewonnen.
Es sollte eigentlich seine Musik sein, die nach dem Erfolg in der Halle erklingt. Nur seine Musik. Doch mit einem abrupten Schluss verstummen die Hallenlautsprecher und gehen dann in andere Töne über.
Das Theme bezeugt keinen Triumph Viggo Constantines; der junge Mann liegt noch immer auf der Ringmatte und kämpft sich nach der harten Auseinandersetzung langsam in den Stand zurück. Vielmehr kommen zwei weitere Männer, um den Sieger, Bruder Natur Ask Skógur, höchstpersönlich in Augenschein zu nehmen.
ER
blickt Ask Skógur intensiv an.
Hutcherson dreht gedankenverloren das Mikrofon in seiner Hand. Als wäre es eine Feder. Seine Stimme trägt die gleiche Sanftheit in sich, als er sich Skógur zuwendet.
Holly Hutcherson: „Herzlichen Glückwunsch.“
Seine Augen weichen nicht einen Millimeter von Skógur ab und dennoch scheinen sie durch den Schweden zu blicken als wäre dieser aus Glas. Beiläufig gibt er Timo Schiller das Zeichen, ihm zu folgen. Gemeinsam, als eine Einheit aus Freundschaft und Verbundenheit, laufen sie die Rampe hinab zu Ask Skógur.
Holly Hutcherson: „Zwei Worte und so leicht dahingesagt. Eine höfliche Phrase, die in manchen Fällen auch das Gegenteil bedeuten kann. In Fällen wie dem von Ask Skógur. In deinem.“
Auf halber Strecke zum Ring bleibt er stehen, fixiert Skógur beim letzten Halbsatz mit zunehmender Intensität; lässt seine verstummten Lippen in ein Lächeln übergleiten.
Holly Hutcherson: „Wozu soll man gratulieren, Ask? Zu einem gewonnenen Match? Wie bedeutungslos.“
So erfreulich Asks geistiger Erfolg des Abends auch sein mag, er ist sich durchaus bewusst, dass es jetzt erst richtig losgeht. Er mag Viggo besiegt haben, sich seiner selbst immer bewusster werden und dennoch stehen ihm die großen Herausforderungen bevor.
Ask macht einige Schritte in Richtung von Holly und Timo, bis er von den Ringseilen schließlich zurückgehalten wird.
Holly Hutcherson: „Was ist ein gewonnener Kampf gegen die verlorene Gelegenheit eines Lebens? Damit du hier stehen kannst und Applaus genießen kannst, der von so unendlicher Flüchtigkeit ist, musste erst eine Kette schlimmer Fehler passieren. Wir mussten miterleben, wie du deinen sicheren Hort verlassen hast. Um in eine Umgebung zu kommen, die dich so sehr überfordert. Die dich verloren wirken lässt wie ein reißender Strom, in dessen überwältigenden Fluten du um das Überleben kämpfst.“
Viggo Constantine unterdessen rollt sich aus dem Ring und kommt stolpernd zu seinen Freunden gelaufen. Während Hutcherson ganz auf den Monolog konzentriert ist, stützt Timo Schiller den jungen Mann, der sich trotz guter Leistung abermals geschlagen geben musste.
Holly Hutcherson: „In diesem reißenden Strom gab es eine Insel, auf die du dich hättest retten können. Ein warmer Platz am Feuer. Geborgenheit. Freundschaft. Orientierung. Doch statt die Hand des Mannes zu ergreifen, der dich aus den Fluten ziehen wollte, stachst du ihm in den Rücken und sprangst mit dem Kopf voran zurück ins Wasser.“
Auf ein Nicken Hutchersons hin folgen Schiller und Constantine ihm weiter Richtung Geviert.
Ask beobachtet seine Gegenüber aufmerksam, beginnt aber langsam sich in Angriffsposition zu begeben oder es zumindest erstmal anzudeuten, denn so leicht wie bisher, will er es Holly und seinen Jüngern nicht machen.
Holly Hutcherson: „Jetzt schaffst du es zwar für ein paar Wochen, nicht zu ertrinken, während am Ende doch unausweichlich die Stromschnellen warten werden, an denen dein Weg ein Ende findet. Dein Ende, Ask Skógur. Dafür zu gratulieren wäre herzlos. Wäre Sarkasmus.“
Er legt eine Hand auf den Apron und zieht die Augenbrauen hoch, als er zu Ask blickt, der im Geviert direkt über ihm steht.
Holly Hutcherson: „Vielleicht sollte ich dir eher mein Beileid aussprechen.“ Ask: „Spar dir dein Beileid lieber für Timo. Ich habe gesagt ich werde Viggo besiegen und habe das auch getan. Ich musste das tun, um bereit für Timo zu sein. Also genug mit den Metaphern und dem hochtrabenden Gerede. ICH. BIN. BEREIT.
TIMO?!
Bist du es auch?“
Asks Blick und Auftreten bleibt mutig und voller Überzeugung. Er glaubt die Worte, die er da sagt. Und manifestiert seinen Blick nun komplett auf Timo Schiller.
Nach den Worten von Bruder Natur ist zu erwarten, dass Schiller ihm etwas entgegnet. Doch Hutcherson legt dem jungen Dortmunder eine Hand auf den Oberarm, blickt ihm in die Augen und hebt dann seinerseits das Mikrofon.
Holly Hutcherson: „Die letzte Tat dieses Ertrinkenden ist es, nach anderen zu greifen, um sie mit ins Verderben zu reißen. Nach Menschen zu schnappen, die eine bessere Entscheidung getroffen haben.“
Timo Schiller strafft bei diesen Worten die Schultern. Hutchersons blickt lässt nicht offen, dass er den Dortmunder mit diesen Sätzen meint.
Holly Hutcherson: „Wie entlarvend für deinen Charakter, Ask Skógur. Hassgefühle, Rachsucht. Wenn das die Gefühle sind, die in dir sind, wenn das Wasser bis zum Hals steht, spricht es nicht für dich.“
Ask lächelt. Ein wenig ertappt fühlt er sich hierbei, denn Holly spricht natürlich wahre Punkte an. Das hat er bei Ask schon sehr oft getan. Hass und Rachsucht HABEN ihn erfüllt, ABER… Ask weiß, dass er daran etwas ändern muss, dass er daran etwas ändern WIRD.
Holly Hutcherson: „Es ist nicht an uns, dir den Spiegel vorzuhalten. Diese Gelegenheit hast du längst zerschmettert. Du bist auf dem Weg ein zweiter Keek Hathaway zu werden und an deiner Falschheit zu Grunde zu gehen. Alles, was wir noch tun können, ist es dem Charakter dieses Sports zu folgen und dir die Konsequenzen deines Handelns zu zeigen. Timo Schiller kann dies tun.“
Zunächst wirkt Schiller wie auf dem falschen Fuß erwischt. Dann sucht er unsicher den Blick Hollys und als er dessen Miene sieht, versteifen sich die Schultern Schiller. Seine Hände ballen sich zu Fäusten. Er nickt und will in den Ring, wo Skógur bereits wartet. Doch Hutcherson gebietet diesem Vorhaben mit ruhiger Stimme Einhalt.
Holly Hutcherson: „Du hast gegen Viggo zwei Kämpfe gewonnen, die bedeutungslos waren. Weil am Ende stets das Gute über das Böse obsiegen wird. Aber dir dürstet es nach einer großen Schlacht, um doch das Gegenteil zu beweisen. Du willst sie gegen Timo Schiller. Und wir…wir werden sie dir geben. Sieh es als ein letztes Geschenk, bevor dir deine Situation endgültig die Luft raubt. Eine letzte Tat der Nächstenliebe. Wir geben einem Verirrten noch einmal die Chance, seinen Willen zu bekommen.“
Er legt eine Hand auf Schillers Schultern und stellt sich demonstrativ neben den Dortmunder.
Holly Hutcherson: „Du bekommst Timo Schiller. Wann und wie du willst. Nenne einen Termin, nenne eine Stipulation. Wir werden dir diesen Kampf schenken.“
Schiller selbst reißt die Augen auf, blickt irritiert zu Hutcherson. Doch sein neuer Freund starrt ohne Ablenkung in den Ring.
Ask schaut nun in das Publikum. Er selbst hat die vergangene zwei Wochen erneut genutzt, um sich seiner selbst klar zu werden. Wie wir gesehen haben, hat er das auch geschafft oder zumindest schlägt er so langsam die richtige Richtung ein. Und das färbt auch wieder auf die Fans ab, die ihm nun, anders als in der Vorwoche, deutlich positivere Reaktionen entgegenbringen.
Ask: „Weißt du was Holly? Ich durfte zwar nicht mit auf deine schicke Farm… und glaub mir, da hätte es mir gefallen… aber… dennoch hast du mir doch mehr geholfen als du es denkst.
Ich kam hier an und dachte ich wäre planlos, aber nachdem ich dich getroffen habe, wusste ich gar nichts mehr.
Ich habe mich gegen euch entschieden und war wütend, aber nachdem ich gegen Timo Schiller gekämpft und verloren habe, war die Wut das Einzige was mich ausgemacht hat.
Ich bin erneut angetreten und war entschlossen zu siegen, aber selbst nachdem ich Viggo Constantine besiegt habe, habe ich eigentlich verloren.
Gegen die Wut, gegen den Menschen in mir, der ich nicht sein will. Aber damit ist jetzt Schluss! Ich habe so viel nachgedacht, seitdem ich hierhergekommen bin. Ich habe jahrelang im Wald gelebt und hatte soooo unendlich viel Zeit zu Denken und doch habe ich nie so viel über etwas nachgedacht, wie in der kurzen Zeit, in der ich hier bin. Seit der ich dich kenne. Und deshalb erkenne ich so langsam…, dass ich nicht GEGEN diese Wut in mir ankämpfen sollte…, sondern stattdessen MIT ihr. SIE sollte nicht MICH bestimmen, sondern ICH sollte SIE bestimmen.
Ich habe mich jahrelang vor meinen Problemen versteckt, im Wald, in der Natur. Bin vor ihnen weggelaufen…
ABER DAMIT IST JETZT SCHLUSS.“
Asks Worte tragen eine Wut in sich. Aber keine, vor der er sich versteckt. Sie bestimmt ihn nicht, er bestimmt sie. Dafür ein klares Auftreten vor Holly Hutcherson und Timo Schiller zu haben.
Ask: „Ich werde mich nicht mehr verstecken, ich werde mich nicht mehr manipulieren lassen. Ich werde mich nicht mehr der WUT hingegeben. ICH werde endlich das tun, weshalb ich hierhergekommen bin und deshalb, danke ich dir Holly.
Dafür, dass du mich diese ganze Tortur hast durchstehen lassen und…
… für das Match.“
Dieses „Danke“ meint Ask Skógur durchaus ernst, daran gibt es keinen Zweifel. Nur ist die Motivation dafür eine andere, als es Holly Hutcherson gedacht hat, als er Ask noch wirklich helfen wollte.
Ask: „Ich war gefangen. In den Ketten aus Hilflosigkeit und Wut, aus Manipulation und Unsicherheit.
Aber damit ist jetzt Schluss.
ULTRA VIOLENCE.
ASK UNCHAINED vs. Timo Schiller
STEEL CAGE MATCH.
Und danach… werde ich frei sein.“
Ask wirft das Mikrofon weg und die positiven Tendenzen wandeln sich jetzt doch recht deutlich in einen lauten Jubel für Ask Skógur um. Dessen Blick bleibt eisern auf Holly gerichtet und natürlich auch auf Timo Schiller.
Timo Schiller: „…“
Der Dortmunder reißt das Mikrofon hoch und will etwas entgegen. Als er den Blick Hutchersons sieht, verstummt er. Wartet, bis sich sein Freund zu ihm hinbeugt und ihm Worte ins Ohr flüstert, die alles, was Timo sagen wollte, augenblicklich überschreiben. Schiller nimmt eine andere Haltung an und richtet seine ausgestreckte Hand in den Ring.
Timo Schiller: „Ich akzeptiere.“
Er will noch etwas sagen, doch Hutcherson senkt sanft Timos Mikrofon. Nimmt es dann selbst an sich und lächelt Skógur an.
Holly Hutcherson: „Ein Stahlkäfig. Kein Entkommen. Wie symbolisch für die Lage, in die du dich selbst gedrängt hast, Skógur. Die unterbewussten Taten sagen oft so viel mehr als Worte. Vielleicht solltest du darüber nachdenken. Falls die Wolken des Hasses in deinem Inneren noch Gedanken zulassen.“
Ein letztes Mal blickt er direkt auf den jungen Naturfreund.
Holly Hutcherson: „Keek Hathaway brachte sich fast mit seinem Wagen um und du wählst ein entfesseltes Match gegen einen erwachten Timo Schiller. Geschichte wiederholt sich. Bei Ultra Violence.“
Dann lässt Hutcherson sein Mikrofon sinken und lächelt Skógur an. Als hätten sie sich eben auf ein Freundschaftstreffen geeinigt und nicht auf einen Kampf. Mit diesen Bildern schaltet die Kamera ab.
In den Gängen der Halle sind auch heute wieder viele Leute unterwegs. Zwei Männer die sicher einige interessante Dinge zu sagen haben werden gerade von der Kamera und Interviewer Mac Müll verfolgt. Und auch wenn sie nicht so aussehen, als wären sie in guter Laune, lässt sich Müll nicht abhalten.
Mac Müll: „David! Matthäus! Einen Moment!“
Grimmig drehen sich die beiden Herren um. Ihre Anzüge sind reif für die Tonne. Risse, biergetränkt, malträtiert… Camden hat ganze Arbeit geleistet. Die #1 Herausforderer auf die Tag-Team-Titel hätten auf die Challenge ihres Bosses wohl gut verzichten können.
Mac Müll: „Die Challenge ist am Ende zweifellos nicht mehr fair gelaufen. Warum das alles?“ David Hott: „Mac, das Letzte was wir jetzt brauchen, sind deine dämlichen Fragen, got it? Camden hat sich mit der Hautevolee angelegt und hat das bekommen was jeder bekommt der sich mit uns anlegt! He got destroyed!“
Die lautstarken Buhrufe der Fans zu diesen Aussagen, sind bis in die Gänge hörbar.
David Hott: „Whatever! Er spielt auch keine Rolle! Er hat nur die zukünftigen Champions davon abgehalten das Wort zu ergreifen! Das holen wir jetzt nach! Beermachine, das was mit Camden gerade passiert ist, wird auch mit euch-“
*SPLOOOOOSH!!!*
Mac Müll konnte da grade noch ausweichen! Beermachine haben sich heimlich angenähert und ihre beiden Herausforderer plötzlich mit einem großen Eimer Bier überschüttet! Wenn die Anzüge der beiden vorher noch nicht zerstört waren, dann sind sie es mit Sicherheit jetzt! Und mit dieser Aktion ist es für die Champions wohl auch noch nicht getan. Denn jetzt setzt es auch noch Prügel hinterher!
Pete: „Oha! Da geht es Backstage ja drunter und drüber!“ Sven: „SECURITY!!!“
Die Security ist auch schnell zur Stelle, doch die Chamnpions lassen sich, nach den Demütigungen in letzter Zeit, nicht so einfach wegziehen! Mit einer Aggression die man in den Augen der Champions Beermachine davor nur selten zuvor gesehen hat, prügeln sie mit aller Härte auf ihre Herausforderer ein. David Hott wird mit viel Schwung in ein aufgebautes Interview-Set befördert, wodurch Meister nun in einer 2-gegen-1-Situation steckt. Zunächst weiß er sich auch zu wehren, aber am Ende wird die Schläge-Übermacht der Champions zu groß und auch der Koloss der 5*Hautevolee wird nicht nur in die Knie gezwungen, sondern von den Champions sogar, unter großem Kraftaufwand, durch einen Buffet-Tisch befördert!
Pete: „Beermachine mit einer klaren Warnung an die Herausforderer! Noch sind sie nicht besiegt! Die Titel müssen sie ihnen erst noch entreißen!“ Sven: „Diese Feiglinge! Die wollen keinen fairen Kampf!“ Pete: „Und die Hautevolee ist ja so bekannt dafür das schon zu wollen, oder was??“
Nun war es das aber noch immer nicht. Noch einmal wird die Security zur Seite geschoben und der riesige Biereimer von vorhin gepackt. Diesen bekommt der gerade erst aufgestandene David Hott über den Kopf gedonnert und schließlich auch Matthäus Meister, der gerade erste Züge davon gezeigt hat sich wiedererheben zu wollen. Zweimal gibt es ein unangenehmes Geräusch von Eimer gegen Schädel und dann lassen die Champions schließlich doch endlich ab.
Rob Gossler: „You GOT destroyed!“
Lag bei der letzten Show das Momentum klar bei der Hautevolee, hat sich das Blatt bei dieser Show nun heftig gewendet!
Pete: „Das war vielleicht auch eine Erinnerung an die Hautevolee, dass sie Beermachine besser nicht unterschätzen sollten. Und heute sah es so aus, als wären die Champions letztlich doch die stärkere Einheit von den beiden Teams.“ Sven: „Abwarten! Das werden Hott und Meister nicht so stehen lassen! Das wird Beermachine bei der nächsten Show noch bereuen!“
Die Security hat sich inzwischen gut genug zwischen Beermachine und die Hautevolee schieben können, sodass da wohl jetzt nichts mehr kommt. Nun sind auch einige Crew-Mitarbeiter zur Stelle, um sich nach dem Zustand von Hott und Meister zu erkundigen. Es ist zu erwarten, dass die beiden Herausforderer doch wohl bei der nächsten Show wieder einsatzfähig sein werden. Doch für die nächsten Tage werden sie sicher diesen Angriff in den Knochen spüren.
DISCLAIMER: Wir sehen eine Aufzeichnung der Pressekonferenz, die am Mittag stattfand.
Hinz und Kunz sitzen in der ersten Reihe und Tolnai sitzt daneben. Damit hört es aber nicht auf. Auch neben den dreien und hinter Ihnen hat sich die Creme de la Creme des nationalen und vereinzelt sogar internationalen Wrestlingjournalismus versammelt, um sich auf fünf Stühlen vier Gäste zu begrüßen: Amélie und Antoine Schwanenburg auf der linken Seite, den Commissioner Eric Fletcher in der Mitte, ein angesichts des Presseauflaufs recht schüchtern dreinblickender Mitvierziger, auf dessen Aufsteller „Dr. Heimo Lampermann – Universitätsklinikum Essen“ geschrieben steht, links vom Candy Man, also auf der rechten Seite aus Fachpressensicht, und ein leerer Stuhl daneben. Ein leerer Stuhl, der Hoffnung macht, dass Keek Hathaway doch direkt wieder die Freigabe bekommt und gleich als Überraschungsgast hier auftauchen wird? Die Hoffnung darf bestehen. Immerhin sind sämtliche fünf Plätze mit Mikrofonen vor sich ausgestattet. Das Mittlere wird zuerst benutzt. Es ist auch das einzig Erhöhte. Während die restlichen Personen nämlich sitzen dürfen, steht Fletcher hinter einem kleinen Pult, hat die Hände links und rechts vom Mikro und hält sich quasi am Pult fest, bevor er sich leicht nach vorn lehnt.
Eric: „Meine Damen und Herren, ich darf Sie zu dieser Pressekonferenz zur aktuellen Lage der GFCW Heavyweight Championship begrüßen. Ich möchte Ihre und unsere Zeit an dieser Stelle auch nicht übermäßig beanspruchen, weswegen ich direkt den großen Elefanten im Raum ansprechen möchte. Zum aktuellen Gesundheitszustand vom GFCW Heavyweight Champion Keek Hathaway übergebe ich das Wort an einen seiner behandelnden Ärzte, Herrn Doktor Lampermann, Ich darf Sie um Ihre Stellungnahme bitten?“
Beim letzten Satz dreht sich der Commissioner zur Person zu seiner Linken. Der Arzt ist anders als Fletcher oder Schwanenburg die Auftritte vor Publikum kaum gewohnt, räuspert sich und rückt den Stuhl zurecht. Unter einem kurzen, blonden Haarschopf ist Schweiß auf seiner Stirn.
Dr. Lampermann: „Herr Fletcher, danke sehr für das Wort. Natürlich kann ich etwas zum Zustand von Herrn Hathaway sagen.“
Er blickt unruhig auf einen Block vor ihm, wohl einige Notizen als Erinnerungshilfe für einen Neuling in Sachen Medienauftritt.
Dr. Lampermann: „Unser Patient hat durch seinen…Unfall, so möchte ich es nennen, einen Komplex verschiedenster Verletzungen erlitten. Wir sprechen hier einerseits von einer Gehirnerschütterung. Dann von diversen Stauchungen und Prellungen. Angefangen vom Nacken bis in die Beine. Schulter, Schienbein, all das ist durch den harten Aufprall betroffen und noch immer mit starken Schmerzen für Herrn Hathaway verbunden.“
Über medizinische Themen zu sprechen, also in der ärztlichen Expertenrolle zu sein, gibt dem Mann vom Universitätsklinikum Sicherheit. Er lässt sogar etwas Pause, um den Journalisten Gelegenheit zum Mitschreiben zu geben.“
Dr. Lampermann: „Normalerweise neige ich nicht zum Sarkasmus, er ist oft unangebracht in meiner Position. Doch darf ich heute sagen, dass ich gerne mal Mr. Hathaways Schutzengel kennenlernen würde. Seine Verletzungen sind schmerzhaft und gerade die Gehirnschütterung auch in ihrem Verlauf schwer vorherzusehen, das ist klar. Doch als ich die Bilder des Unfalls sah, wurde mir bewusst, dass er auch viel Glück gehabt hat. Wir sprechen hier nicht von dauerhaften Schädigungen und auch nicht von einer Ausfallzeit für seinen Beruf in der Länge vieler Monate…“
Unruhe macht sich breit im Publikum. Heißt das etwa, dass Keek doch antreten kann? Rund einen Monat noch bis Ultra Violence. Langt das für Keek? Die Presse schreibt so fleißig mit und diskutiert untereinander, bis Dr. Lampermann hilfesuchend zu Eric Fletcher schaut. Der beruhigt die Anwesenden mit einer Geste.
Dr. Lampermann: „Ich würde gerne noch etwas hinzufügen. Selbst rein körperlich gesehen halte ich einen Auftritt bei Ultra Violence für quasi nicht machbar. Aber die menschliche Gesundheit ist ein Zusammenspiel aus Körper und Psyche. Und als ich im Zuge der Behandlung meine Assistenten bat, eine Akte über das Verhalten von Herrn Hathaway im Vorfeld des Unfalls anzulegen, da drängte sich mir schnell ein Bild auf. Ich bat eine Kollegin aus der psychiatrischen Abteilung hinzu.“
Er blättert seine Notizen um, hat nun wieder die volle Aufmerksamkeit der Zuschauer.
Dr. Lampermann: „Wir sprechen hier von einer Person, die, ich möchte es umgangssprachlich ausdrücken, in einer schwierigen Verfassung ist. Der Patient hat eine Vorgeschichte unkontrollierbarer Wut-Affekte und befindet sich selbst in diesen Maßstäben in einer akuten Krise. Herr Hathaway wird, so muss man es zusammenfassen, durch den Druck seiner Position und die Begegnungen mit anderen Wrestlern in dieser Liga, auf eine Weise an die Wand gedrängt, die ihn in eine selbstgefährdende Lage bringt.“
Eine durchaus komplizierte Umschreibung für die Aussage, dass die Provokationen Hutchersons und seine Rolle als gejagter Champion den Namibier immer WÜTENDER gemacht haben, bis er explodiert ist.
Dr. Lampermann: „Ich erteile deshalb aus ärztlicher Sicht dem Arbeitgeber, der GFCW, den Rat, Herrn Hathaway für einen längeren Zeitraum, auch nach Erreichen der körperlichen Leistungsfähigkeit hinaus, ruhen zu lassen. Er braucht Hilfe, im Idealfall in Abgeschiedenheit und medizinischer Hand. Einen Auftritt bei Ultra Violence halte ich aus medizinischer Sicht für undenkbar.“
Der Satz schlägt natürlich ein wie eine Bombe. Abermals muss Fletcher das Publikum beruhigen, nachdem der Arzt signalisiert, noch einen letzten Satz hinzufügen zu lassen.
Dr. Lampermann: „Mir steht es nicht zu, Herrn Fletcher oder Herrn Dynamite Ratschläge zu erteilen. Aber ich habe im Vorgespräch mit Herrn Fletcher noch einmal betont, dass Keek Hathaway selbst ein Opfer seiner Lage ist. Er ist ein hilfebedürftiger Mensch von vielleicht begrenzter Schuldigkeit bezüglicher seiner emotionalen Affekte. Deswegen würde ich, aus Liebe zum Menschen, darum bitten, Herrn Hathaway nicht zu bestrafen und ihm nicht auch noch den Job und seinen Status zu nehmen. Sondern ihm Ruhezeit zuzugestehen. Sicher, Herr Fletcher, finden Sie eine Maßnahme, um ihren Betrieb aufrechtzuhalten und trotzdem Herrn Hathaway eine spätere Rückkehr zu ermöglichen.“
Die Presse schreibt fleißig mit und kaum dass das letzte Wort gesagt wurde, gehen die ersten Hände hoch. Unter diesen hochgehenden Händen sind allerdings auch die beiden des Candy Mans, der die Menge mit ruhigen Bewegungen zu beschwichtigen versucht. Er nickt dem Publikum zu.
Eric: „Ich verstehe, dass es Gesprächsbedarf gibt und Sie werden noch die Gelegenheit für Ihre Fragen bekommen…aber zunächst, vielen Dank für diese Ausführungen Doktor Lampermann.“
Er dreht sich noch einmal nach links, nickt dankend, dann dreht er sich mit einem Seufzen wieder zum Mikrofon. Fletcher wirkt unglücklich.
Eric: „Diese Situation fordert mich zum Handeln. Ich kann…und werde nicht tatenlos herumsitzen und Däumchen drehen, bis Keek irgendwann wieder auftreten kann. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden einen Interims Champion zu bestimmen.“
Ein Raunen geht durch die Halle und das Getuschel ist groß. Fletcher ist offensichtlich noch nicht fertig, für das Erste muss er aber unterbrechen, denn Amélie ist es, die als erste aus ihrer Haut fährt. Hektisch greift sie nach dem Mikrofon, ungläubige Blicke werden gen Eric geworfen.
Amélie: „Ehm, also entschuldigt bitte die Nachfrage, aber INTERIMS-Champion? Das Bedarf etwas Erläuterung. Also der Titel wechselt nicht offiziell oder was soll das bedeuten?“
Kurz bevor Eric antworten will, gerät Amélie weiter in Rage.
Amélie: „Also jetzt wird ein Champion bestimmt und wenn Keek irgendwann in... Wochen? Monaten? Jahren? Wann auch immer? Für medizinisch bereit erklärt wird, dann bekommt er den Titel einfach wieder zurück, noch mit einer roten Schleife drum? Bei aller Liebe, aber das geht doch ein wenig zu weit. Dass der Herr Doktor sagt, man solle Keek nicht zu sehr bestrafen, das sehe ich zu einem bestimmten Punkt. Nun, ich habe zwei Kinder, ich weiß sehr gut wie man mit Bestrafungen umzugehen hat. Und eins kann ich mit aller Deutlichkeit sagen: KEINE Konsequenzen für ein SOLCHES Handeln sind einfach NICHT akzeptabel! So geht das nicht! Dass Keek einen Shot bekommt, wenn er irgendwann in scheinbar nicht absehbarer Zukunft wieder zurückkehren kann, dann bewegen wir uns in Gewässern, die ich gutheißen kann.“
Antoine versucht Amélie etwas zurückzuhalten, Eric lehnt sich lässig zurück, er kennt das ja bereits und dem Doc steht das Wasser sichtlich bis zum Hals.
Amélie: „Aber so tun als wäre NICHTS geschehen?“
Sie zeigt auf den Doctor.
Amélie: „Das ist...“
Sie zeigt auf Eric.
Amélie: „unfassbar INKOMPETENT!“
Jetzt schreitet der designierte Interims-Champion ein. Er legt seine Hand auf das Mikrofon seiner Frau und von jetzt auf gleich schwingt die Stimmung um. Es hat irgendwas beruhigendes, wie Antoine wirkt und in welcher Tonlage er spricht.
Antoine: „Jeder hier weiß, egal ob in diesem Raum oder vor den Geräten dort draußen.“
Er visiert die Kamera an. Der Ton ist ruhig, nicht zu monoton und warm.
Antoine: „Dass ich keinen Titel überreicht bekommen will. Ich will ihn gewinnen. Indem ich starke Gegner besiege. Keek war ein solcher Gegner und daher wollte ich gegen ihn antreten. Ist das nicht möglich, so muss ich das akzeptieren und mein Bestes tun, den Titel so gut wie möglich darzustellen und zu präsentieren, das zu tun, worin Keek grandios gescheitert ist, so gut er im Ring auch sein kann. Mein Plan, gegen ihn anzutreten hat sich nicht geändert. Ich möchte ihn besiegen. Wenn er fit ist, werde ich gegen ihn wresteln. Aber...“
Der Ton bleibt zwar warm, aber der Nachdruck wird erhöht.
Antoine: „Wenn Keek irgendwann zurückkehrt, sollte er nichts geschenkt bekommen. Er kann mich herausfordern, so wie ich ihn herausgefordert habe und dann klären wir das im Ring, so wie es ursprünglich geplant war. Dieser Plan, Eric, so ungern ich das sage, ist in der Tat kein guter Plan. Die Integrität des Wettbewerbs wird dadurch stark gefährdet.“
Amélie: „Das öffnet außerdem TÜR UND TOR! Hast du schon mal von einem PRÄZEDENSFALL gehört, ERIC?“
Es bricht noch mal aus ihr heraus, aber Antoine unterbindet das erneut. Genauso wie Fletcher, der sich lautstark räuspert, nachdem er das Ehepaar zuvor die ganze Zeit über im Auge behalten hat. Er lehnt sich zum Mikro, doch der Kopf zeigt weiter zu Amélie.
Eric: „Hast du schon mal von ‚Sie‘ gehört, Amélie?“
Mit einem entnervten Kopfschütteln wendet er sich von den beiden ab und konzentriert sich auf die fleißigst schreibende Presse.
Eric: „Keek Hathaways Zukunft ist ungewiss und ich gebe ihm ein Ultimatum. Sollte er bis Stranded nicht wieder bereit für den GFCW Ring sein, werde ich ihm die Heavyweight Championship offiziell abnehmen.“
Wieder schießen die Hände hoch, doch Fletcher fährt direkt darüber hinweg.
Eric: „SOLLTE er bis dahin allerdings wieder eine Freigabe für den Ring erhalten, werde ich ihm die Chance geben klar zu machen, dass er durch diese Zwangspause etwas gelernt hat. Dass er gelernt hat, sich auf sein Können im Ring und seine Aufgaben als Champion zu konzentrieren. Ich werde ihm eine Chance geben, sich wieder klar und deutlich als Heavyweight Champion an die Spitze zu setzen. Wenn er bis Stranded zurückkehren kann…wird es zu einem Vereinigungskampf um die Interims- und tatsächliche Heavyweight Championship kommen.“
Die Hände gehen ein weiteres Mal hoch, während Fletcher einen flüchtigen Blick zu Antoine wirft. Der scheint mit dieser Bestimmung leben zu können, rückt bereits sein Sakko zurecht, sodass die goldene Platte gleich einen guten Platz darauf einnehmen kann.
Eric: „Was allerdings diesen Interims Heavyweight Champion Titel angeht, fürchte ich, dass meine verehrte rechte Seite hier ein wenig zu vorschnell unterwegs war.“
Er deutet dabei nur beiläufig zur Seite, was Amélie noch wütender werden lässt als die bloßen Worte.
Eric: „Antoine Schwanenburg hat es gerade erst selbst gesagt. Er will dieses Gold GEWINNEN…diese Möglichkeit hatte er für Ultra Violence bekommen und diese Möglichkeit wird er bei Ultra Violence bekommen. Es ändert sich nur eins, Antoine…“ Alex: „Ricksenburg ist ewig.“
Amélies Hand wandert an die Stirn und der Ellbogen auf die Tischkante, das Blitzlichtgewitter der Presse beginnt, Eric Fletcher kneift einen Mundwinkel ein und schaut schulterzuckend zum ehemaligen Kaiser. All das passiert, als der Mathematiker von der rechten Seite ins Bild kommt, die Bühne betritt und nur Sekunden später neben Dr. Lampermann Platz nimmt. Er grüßt niemanden, geht auf niemanden ein. Weder auf den Arzt neben sich, noch auf den Commissioner und tatsächlich noch nicht einmal auf das Ehepaar Schwanenburg. Ricks setzt sich einfach, rückt den Stuhl zurecht, legt die Hände vor sich ineinandergefaltet auf den Tisch und sieht, wie die Presse ihn mit Fragen bombardieren will. Fletcher schaut zu Ricks, schüttelt genervt den Kopf. Er hätte ihn schon gleich angekündigt, doch das kann er sich nun wohl sparen. Er bemerkt natürlich die unruhigen JournalistInnen, so dreht er sich mit einem leicht zögerlichen „Ehmm“ wieder zu ihnen, doch Ricks kommt ihm zuvor, lehnt sich zum Sprachwandler.
Alex: „Deine Fragen sind so offensichtlich wie meine Antwort. Um das große Gold von German Fantasy Championship Wrestling treten die erfolgreichsten Kämpfer und Kämpferinnen dieser Liga an. Keek Hathaway ist verhindert, Keek Hathaway ist allein und diese Liga benötigt einen großen und wichtigen Kampf für dieses Gold. Also passiert, was immer passiert. Ich beweise, dass ich der beste Kämpfer von German Fantasy Championship Wrestling bin.“
Ein lautstarkes „Pah“ ist am anderen Ende des Tisches zu hören.
Alex: „Diese Liga ist voller großer Namen. Doch wenn Danny Ricksons Plan nicht aufgeht, zieht er sich zurück um sich neu zu sammeln. Wenn Lionel Jannek einen wichtigen Kampf verliert, zeigt er sich kleinlaut und versucht sich vor Thomas Camden zu drücken. Wann immer Antoine Schwanenburg einen Kampf verlor, ging er danach in eine Auszeit um sich neu zu sammeln.“
Noch immer kein Augenkontakt. Spitze Pfeile können auch so Entfernungen überbrücken. Wer weiß das, wenn nicht Dartsfreund Ricks.
Alex: „Wenn Alex Ricks einen wichtigen Kampf verliert und in eine Ecke gedrängt wird, geschieht, was vor zwei Wochen geschah. Ich setze ein Zeichen. Ich bleibe im Mittelpunkt des Interessenkreises. Alex Ricks war und ist…der Fixpunkt der Liga. Alle anderen…sind egal.“
Die Augen von Amélie sind weit aufgerissen, die Äderchen pulsieren.
Amélie: „DAS ist die Lösung? Hey Eric, auch wenn Alex dir das vielleicht so beigebracht hat, aber ZWEI MAL FEHLENTSCHEIDUNGEN IST NICHT GLEICH EINE GUTE!“
Völlig außer sich ist sie und in Rage ist ihr Mikrofon vom Tisch gefallen. Antoine versucht sie zu beruhigen, aber das gelingt nicht so wirklich. Das Ganze führt soweit, dass sie vom Tisch aufsteht und böse Blicke an Alex und Eric schießt. Sie brüllt außerdem weiterhin Sachen, die weder nett noch sehr jugendfrei sind. Aber da das Mikrofon eh auf dem Boden ist und sie ja auch nicht mehr am Tisch sitzt, verstehen wir zum Glück nur Bruchstücke, während sie abwechselnd mit dem Zeigefinger auf Alex und Eric zeigt. Weiterhin versucht Antoine sie etwas zu beruhigen, aber das sorgt nur dafür, dass sie die Pressekonferenz verlässt. Antoine selbst verbleibt noch.
Antoine: „Entschuldigt das bitte. Auch wenn die Art und Weise übertrieben war, hat sie dennoch Recht. Alex. Du weißt, dass ich dich schätze wie keinen Zweiten. Aber du bist schon lange vom Weg angekommen, der dich zum besten Kämpfer dieser Liga macht. Auch wenn du es mir zum Vorwurf machst, aber dir würde eine Auszeit vielleicht ganz gut tun. Denn alles, Alex, was du in diesem Jahr nach einer Niederlage tust ist...“
Schulterzucken.
Antoine: „Auch den nächsten Kampf zu verlieren. Wenn DAS das Zeichen ist, von dem du sprichst, dann bitte sehr. Aber das qualifiziert dich in keinster Weise dafür, ganz oben zu stehen.“
Ricks scheint seinem Langzeitgefährten keinen Blick. Er schaut nur mit leeren Augen auf den Holztisch vor sich, wirkt fast wie in Hypnose in seiner Haltung dort hinter dem Mikrofon. Er lässt die Worte auf ihn einrieseln und an seiner Haut herunterlaufen. Die Schale selbst wird nicht durchdrungen. Zumindest augenscheinlich nicht. Nachdem Schwanenburg seinen Kommentar beendet hat, lässt der Mathematiker noch einige Sekunden verstreichen, bevor er sich wieder zum Mikrofon lehnt. Er ist ruhig, gelassen…emotionslos.
Alex: „Antoine…ich habe ein Jahr lang darauf gewartet, einen Kampf gegen dich zu bekommen. Du bist nicht Amélie, du kennst mich. Du denkst nicht wirklich, dass ich eine Aufgabe nicht erfülle, die mir gegeben wurde.“
Sein Blick scheint etwas zu finden. Irgendetwas. Was auch immer. Die Augenbrauen ziehen sich zusammen, während er auf die Tischplatte starrt.
Alex: „Das Protokoll ist noch nicht fertig geschrieben. NOCH habe ich meine Aufgabe nicht erledigt Antoine. Doch du solltest wissen, was passiert, wenn ich eine zweite Gelegenheit bekomme.“
Dann geht sein Blick doch noch einmal über die Tische hinweg und an Fletcher vorbei. Er nimmt seinen besten Freund und einzigen (?) Freund in seiner GFCW-Geschichte ins Visier.
Alex: „Ich lege mich nicht für dich hin, Antoine. Der Rest…ist dann nur noch eine logische Konsequenz.“
Für vielleicht eine Sekunde geht Antoine in sich. Dann blitzt ein leichtes Grinsen durch den Bart.
Antoine: „Ich stand genau zwei Mal im Titelkampf als Herausforderer. Beide Male ging ich als Champion hervor. Beim ersten Mal standest du sogar im gleichen Match und verlorst. Bislang schlug mich niemand auf diesem Planeten, wenn es für mich darum ging den Titel zu erringen.“
Er geht noch mal etwas näher ans Mikrofon.
Antoine: „Und das wird auch so bleiben.“
Die Unruhe in den Zuschauerreihen ist am Siedepunkt und das schon seit viel zu langer Zeit. Hier herrscht Fragebedarf. Das sieht auch der Commissioner ein, der sich zuletzt ein wenig zurück genommen hat. Er schaut sich in den Reihen vor sich um, schaut zu seiner Linken und Rechten, dann setzt er ein Grinsen auf.
Eric: „Es scheint Gesprächsbedarf zu geben…Also, ihre Fragen.“
Und mit einer einladenden Geste begrüßt er die JournalistInnen zum Fragen, während die Kamera die Zuschauer verabschiedet. In diesem Moment endet die Übertragung.
Robert Breads: „Der Weg zurück an die Spitze hat begonnen.“
Wir schalten direkt in den Ring. Und dort steht ein Mann, der nach dem, was wir in dieser Show bislang gesehen haben, aktuell mehr im Fokus steht als er das sonst ohnehin tut. Die Reaktionen der Zuschauer sind negativer als sonst, auch wenn der zweifache Hall Of Famer bei weitem nicht von allen ausgebuht wird. Ein paar vereinzelte „You Sold Out!“-Chants erklingen sogar, sind aber zu schwach und nicht wahrnehmbar genug, als dass Breads sich gezwungen sehen würde auf sie einzugehen.
Robert Breads: „Ihr alle habt gesehen, was sich vorhin zugetragen hat und was nun endgültig in Stein gemeißelt ist: Robert Breads bekommt den Respekt, den er verdient. Und das nicht von irgendjemandem, sondern von Claude „Dynamite“ Booker höchst selbst, der im Angesicht seiner Fehler namens Thor, Tha Bomb und Niander Cassady-Taylor Größe bewiesen hat. Er hat sich seine Fehler eingestanden. Und er hat auf die Worte des besten Wrestlers in der Geschichte der beiden größten deutschen Wrestling Promotions jemals gehört. Er hat ihm einmal mehr die Zukunft dieser Institution anvertraut. Dynamite vertraut mir.“
Nicht ohne unverhohlene Genugtuung in der Stimme betont er dieses letzte Wort überdeutlich – nicht unbedingt, weil er den Fans in einer klassischen „YOU PEOPLE…“-Promo die Schuld an irgendetwas geben möchte. Viel mehr richtet er sich direkt und unmissverständlich an die Mitglieder des Protokolls, die diese Gruppierung mittlerweile zwangsweise verlassen mussten und zeigt ihnen hier nachträglich eine lange Nase.
Bei dem, was speziell NCT mit Breads und dessen Protegés veranstaltet hat, ist das zu nachvollziehbar, um es wirklich auszubuhen.
Robert Breads: „Ich gedenke nicht, dieses seltene Geschenk mit beleidigender Selbstverständlich- und Sorglosigkeit zu behandeln, so wie es meine Vorgänger im Protokoll getan haben. Das hier ist die größte Chance meiner Karriere.“
Diesen Satz lässt er erst einmal im Raum stehen. Er hat schließlich durchaus Gewicht, wenn man bedenkt, dass die Karriere von Breads mittlerweile über ein dutzend Jahre umfasst. Kurz fährt er sich mit der Zunge über die Lippen, setzt an… schüttelt dann aber den Kopf. Er scheint noch etwas einschieben zu wollen, ehe er diesen Punkt weiterverfolgt.
Robert Breads: „Denn, versteht mich nicht falsch… ich bin noch der gleiche Mensch wie vor zwei Wochen. Nichts hat sich geändert. Ich habe lediglich zurückbekommen und akzeptiert, was noch vor wenigen Monaten ohnehin mir gehört hat. Ich bin noch der gleiche Wrestler wie vor zwei Wochen. Meine Weltsicht hat sich kein bisschen verschoben. Die Sicht der wichtigsten Personen in der GFCW auf mich hat sich lediglich gewandelt.
Ich habe bereits Aiden und Liam bei dem letzten Gespräch zwischen uns dreien, das ihr zu sehen bekommen habt, gesagt, dass die Geschichte mir gegenüber großzügig ist. „History will prove me right.“ Das könnte ich glatt zu meinem Slogan machen, denn so ist es nun einmal. Ich hatte Recht was Leviathan angeht, ein Problem, um das Aiden sich nun für mich… und letztlich auch für das Protokoll kümmern wird. Dafür werde ich mich der Aufgabe widmen, die ursprünglich ihm zugedacht war. Nun, Pläne ändern sich schnell, speziell in der GFCW, nicht wahr?“
Pete: „Da kann man ihm nur schwer widersprechen. Als NCT und die Wahrheit noch da waren, wäre Breads wohl der Letzte gewesen, den man auf Seiten des Protokolls vermutet hätte.“ Sven: „Aber nun haben sich die Dinge geändert, und im Prinzip… nun, das macht alles schon irgendwo Sinn.“
Robert Breads: „Ich hatte Recht was eine notwendige Neuausrichtung des Protokolls angeht. Die Ereignisse, seit ich diese Ideen in die Welt gesetzt habe, seit kurz vor Doom’s Night, über diesen Event hinweg bis zum heutigen Tage… geben mir uneingeschränkt Recht. Sodass ich nun zum dritten Punkt komme, den ich vor Monaten fixiert habe: Diese Liga war an ihrem absoluten Höhepunkt, als Robert Breads an ihrer Spitze stand.“
Breads stellt hier keine Frage. Er verkündet keine Theorie, derer er sich nicht sicher ist. Er stellt aus seiner Sicht einen objektiven Fakt dar.
Robert Breads: „Nun, ich stand damals an der Spitze was die Wrestler dieser Promotion anging. Nun bin ich ein Teil der Spitze hinter den Kulissen. In beiden Fällen kann oder konnte ich die GFCW verbessern… ihren Ruf… ihre Qualität… ob es die herausragenden Matches der Vergangenheit oder meine Bemühungen um das GFCW Performance Center waren, ich habe diese Liga immer nach vorne gebracht.
Doch was wäre dann erst, wenn ich beides kombinieren könnte? Auf dem Gipfel der GFCW zu stehen… sowohl vor als auch hinter den Kameras. Beides gleichzeitig zu haben… das schreit nach einem neuen goldenen Zeitalter, wie es diese Liga noch nie erlebt hat.“
Sven: „Robert Breads will also die GFCW noch einmal anführen, wie er es vor einem knappen Jahrzehnt schon einmal getan hat… zum Wohle der GFCW?“ Pete: „Na klar. Das könnte ihm so passen. Er will der größte und tollste und beste Superstar überhaupt werden… zum Wohle der Promotion.“ Sven: „Nun, da Zereo Killer retired ist… will er vielleicht dessen Spot übernehmen und doch noch einmal allen beweisen, dass er der Richtige für diese Position ist und auch immer war?“ Pete: „Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass Danny Rickson momentan nicht zu sehen ist. Breads hält ihn schließlich in „high regards“. Oder damit was mit dem World Champion passiert, oder…“ Sven: „Oder Breads will einfach wirklich das Beste für die GFCW. Und er glaubt wirklich, ohne doppelten Boden, dass er sich als Martyrer opfern muss, den steinigen Weg ganz nach oben beschreiten muss, um als Speerspitze einer Boom-Periode zu dienen.“ Pete: „Das ist doch absurd.“ Sven: „Findest du wirklich? Ich meine… liegt er denn völlig daneben?“ Pete: „So oder so sieht es momentan doch ohnehin nicht danach aus, als könnte er noch einmal zu altem Glanz… oder Gott bewahre, einem neuen, noch hellerem Glanz… finden.“
Robert Breads: „Es wird nicht leicht. Das ist mir selbstverständlich bewusst. Denn ich starte von ganz unten, was meinen Weg zurück auf den Thron in diesem Ring angeht. Ich habe verloren, verloren und nochmal verloren. Keine Ausreden. Keine Entschuldigungen. Im Moment steht jeder, der in den letzten 12 Monaten auch nur ein Match gewonnen hat, über mir.“
Tatsächlich gibt es kein „Ja, aber…“ von Breads. Er spricht mit Schmerz in der Stimme über diese Niederlagen, aber keinesfalls deprimiert, sondern eher so als würde er Motivation aus der Aufgabe ziehen, seine Fehler wiedergutzumachen.
Robert Breads: „Gerade deshalb brauche ich mehr als „nur“ meinen ersten Sieg seit langer Zeit, um wieder in die Spur zu kommen und den ersten Schritt zu meinem Endziel zu machen. Denn ich glaube, im Gegensatz zu Aiden, dass die Position des „Ace“, der Galionsfigur, nicht auf dem Papier damit festgehalten wird, wer der World Champion ist. Soll das heißen, dass ich diesen Titel nicht gewinnen will? Nein. Es soll lediglich heißen, dass das allein nicht reicht. Man muss noch mehr sein als das Gesicht der Liga, man muss ihr Herz und ihre Seele sein, eine nicht wegdenkbare Entität, genauso sehr ein Konzept und eine Ideologie wie auch ein Wrestler, ein… Spiegel für die gesamte Promotion.“
Diese Metapher hatte Breads in den letzten Shows öfter bemüht. Wer gegen Robert Breads antritt, offenbart der gesamten Welt sein wahres Ich. Breads als der ungeschönte Blick in den Spiegel, der die Wahrheit darlegt – auch wenn der eigentliche „Hüter der Wahrheit“ momentan Breads‘ Kollege im GFCW-Office ist.
Robert Breads: „Ich werde noch einmal alles daran setzen, dass Robert Breads das Ace dieser Liga wird. Dynamite vertraut mir, dass ich das schaffe. Ich habe Schützlinge und Freunde, die an mich glauben. Und um das, was ich mir im Namen der GFCW vorgenommen habe, zu schaffen, um meinen Aufstieg wahrlich beginnen zu können… muss ich über mich hinauswachsen. Ich muss die Geister der Vergangenheit hinter mir lassen. Ich muss meine Ängste besiegen. Ich muss den größten Roadblock aus dem Weg räumen, der dem neuen alten Ace und damit auch einer besseren GFCW im Weg steht. Um zu beweisen, dass Robert Breads wirklich wieder da ist, dass er es wert ist noch einmal diesen Versuch mit ihm zu starten, um dem Protokoll zu zeigen dass ihr Vertrauen gerechtfertigt ist, und um zu zeigen dass er vor niemandem zurück schrecken wird, um das Richtige im Namen der GFCW und einer strahlenden Zukunft zu tun… muss ich mehr als nur ein Match gewinnen. Ich muss ein Zeichen setzen. Ich muss nicht bloß über meinen Schatten springen. Ich muss ihn vernichten. Kriss Dalmi!“
Sven: „Also wirklich. Er will gegen Kriss Dalmi antreten. Die Vergangenheit der beiden ist ja… weitläufig.“ Pete: „Allerdings. In zwei Wochen werden wir ohnehin, was das angeht, einige Clips von Breads und Dalmi aus der mittlerweile geschlossenen PCWA präsentieren. Eigentlich sollte das bloßes Informationsmaterial werden, um die Beziehung der beiden besser zu verstehen, falls man die Historie anderer Ligen nicht unbedingt verfolgt hat, aber so… könnte man auch dem geneigten GFCW-Fan die Gravitas dieser Herausforderung näher bringen.“ Sven: „Bleibt nur noch die Frage, ob Dalmi sie auch beantwortet.“
Und die Antwort kommt. Nicht etwa in Form des inzwischen berühmt-berüchtigten “BÜÜÄÄÄRGGHH!” oder nervös aufflackender Stroboskopblitze. Keine Serbienflaggen, die über die diversen LED-Aufbauten der Stage flimmern. Kein Serbe, der völlig eskalierend und wild um sich schlagend die Bühne hinunterstolpert. Bloß ein Kichern. Ein Kichern, das in seiner Intonation stetig mehr Frequenzraum über die umgewandelten Schallwellen einnimmt. Wächst und sprießt und schwillt an. Ein heiseres, hysterisches, hyänenartiges Gegacker, dessen Inbrust nur durch den trockenen Husten in Zaum gehalten wird. Der Herausgeforderte schlurft aus einem Gang neben der Bühne in das Bild. Die Zähne sind gefletscht. Feuchte Striemen glitzern auf seinen Wangen. Das Sprachrohr wird so fest wie die Sprosse einer Strickleiter über einer Schlucht gehalten.
Kriss Dalmi: “Bobby... Robert... Warte bitte...”
Mit der freien Linken versucht der Serbe gestisch, Robert Breads Einhalt zu gebieten.
Kriss Dalmi: “Dadadasss ist dein Plan?!”
Vergeblich. Kriss Dalmi explodiert. Fällt auf die Knie. Die Bauchmuskulatur brennt lichterloh.
Kriss Dalmi: “Ich... ich kann nicht mehr... Zu... zu viel... Bitte aufhöHAHAHAHA!”
Sekunden verstreichen. Tuscheln auf den Rängen. Ungeduldig tippt Breads Sohle auf der Matte. Dalmi sucht wieder die Vertikale. Wischt sich salziges Wasser aus den Lidern. Atmet tief ein. Und wieder aus.
Kriss Dalmi: “Das musst du bitte entschuldigen. Ganz plötzlich hat es mich heimgesucht, als du diese Tsar-Bombe einer Ankündigung auf die Stadt abgeworfen hast. ‘Robert Breads von nun an ein Teil des Protokolls’. Aus dem Praktikantenkeller zurück an den Mahagonitisch, erwirkt via königlichem Dekret des Mannes mit dem Büchlein in der Hand.”
Schlurft weiter auf den Ring zu und hält dabei immer wieder inne, um den Schalk nicht abermals hervorbrechen zu lassen.
Kriss Dalmi: “Lassen wir an dieser Stelle mal ganz kurz die goldmedaillenreife Kür in mentaler Gymnastik aus den Irrungen und Wirrungen von Bookers Verstand beiseite. Er ist ein launischer Gott – das akzeptiere ich inzwischen und finde es gleichzeitig irre witzig. Was dieser göttlichen Posse jedoch die Narrenkappe auf das feixende Haupt setzt, ist, wie der unergründliche Kosmos im Wirrwarr miteinander verschlungener Parallelwelten ausgerechnet eben solche Pfade auftut, die uns wieder hierherbringen.”
Inzwischen zu Canada’s Own im Seilgeviert aufgeschlossen, schaut Dalmi sich grinsend um.
Kriss Dalmi: “Ich muss gesegnet sein, denn nach allem, was in den letzten Wochen passiert ist und all der Zeit und Mühe, die ich darin investiert habe, um an Niander Cassady-Taylors Thron zu sägen, wird der Statthalter einfach von seinen eigenen Parteigenossen aufs Schafott gezerrt, um für das Protokoll eine ganz eigene, kleine Revolution anzufachen. Und obwohl ich die Gelegenheit der Vergeltung wie Sand zwischen meinen Fingern verrinnen sah, als Lexy und Dez den Kuhjungen in die Invalidenrente prügelten, habe ich am Ende doch etwas so viel Besseres bekommen, nicht wahr?”
Keine Antwort. Bloß ein Augenpaar, das versucht, den Meister der Geschmacklosigkeit unnachgiebig niederzustarren.
Kriss Dalmi: “Nichts Besseres hätte mir passieren können, als dass mein guter, alter Freund Robert Breads wieder Teil des Establishments wird und ich damit zwei Vögel mit einem Stein töten kann. Es ist viel zu lange her, dass wir blutige Fußstapfen, in der Geschichte dieses Sports hinterließen. Bäche aus Karmesin sollen die Matte einmal mehr durchtränken. Und welcher Anlass wäre hierzu geeigneter als die Wiedereinführung des Ultraviolence PPVs?! Du willst dein Match gegen mich, Robert? Dort sollst du es ha...”
Pete: „Ähm… was?“ Sven: „Das ist… da kommt…“
Mike Müller: „Pööööh!“
Und da tritt er auf die Rampe – begleitet von Markus Lerbitz, der einige Kilo leichter wirkt als bei unserer letzten Begegnung mit ihm, und zwar nicht auf eine gute Art und Weise. Die Zeit mit El Hijo De La Lengua scheint ihm absolut nicht gut getan zu haben.
Mike Müller: „Ey, dreht mal diesen übertriebenen BANGER leiser, damit meine Wörters extra mies gefährlich kommen können! Spremberg, was geht ab?“
Pete: „Wir sind in Krefeld.“ Sven: „Manche Leute sind geistig eben immer in Spremberg.“
Doch die Musik wird immerhin trotzdem leiser gedreht. Die Crowd hingegen bleibt verwirrt, während Müller zufrieden und ein wenig ahnungslos in das weite Rund grinst. Er sieht so fit aus wie wohl noch nie, durchtrainiert, sonnengebräunt, mit klarem Blick und entschlossener Körpersprache. Lerbitz bleibt neben ihm auf der Rampe stehen, legt stolz seine Hand auf die Schulter von Müller und scheint einen Kloß im Hals zu haben, seinen Schützling nach all den Umwegen und Schikanen nun doch noch mit einem Mikrofon bei einer GFCW-Show zu sehen. In Kriss Dalmis Blick spiegelt sich hingegen bloß Fassungslosigkeit über dieses Schauspiel wider.
Kriss Dalmi: “Was soll denn diese Scheiße jetzt?” Robert Breads: „Nun, ich bin der Leiter des GFCW Performance Centers. Ich kümmere mich um die Jugend. Und Mike hier…“
Der Kanadier deutet vom Ring aus mit einer ausladenden Bewegung in Richtung des scheinbar inzwischen gezähmten Partytiers.
Robert Breads: „…hat mich angesprochen und um eine zweite Chance gebeten. Er hat mich nie sonderlich gut behandelt, und er war ein wirklich ekelhaftes Arschloch zu mir, während ich im Performance Center leiden musste… allerdings stand er da auch unter dem Einfluss einer Substanz, die dir etwas sagen dürfte, Kriss.“
Irritiert kräuselt sich die serbische Stirn, als “Canada’s Own” auf die Anschuldigungen anspielt, mit denen sich Kriss Dalmi Wochen konfrontiert sieht.
Kriss Dalmi: “Zu schade, dass sich mein Grammophon gerade in Reparatur befindet. Diese Schallplatte habe ich garantiert noch nicht gehört. Aber ein Heuchler warst du ja schon immer. Verteilst als selbsternannter Arbiter der Fairness offensichtlich an jeden dahergelaufenen Trottel zweite Chancen wie Fastfood-Gutscheine, gestehst einem alten Weggefährten wie mir aber nicht die Möglichkeit, meinen Namen reinzuwaschen. Findest du das etwa fair?” Robert Breads: „Mir war nicht bewusst, dass Fairness seit neuestem zu deinen Grundwerten gehört, Kriss. Aber gut, dann dürfte dich ja folgendes freuen: Ich fand es bloß fair, dass Mike noch eine zweite Chance erhalten sollte. Ich habe ihm gesagt, er wird ein Match bekommen. Ein Einziges, in zwei Wochen. Wenn er mich beeindruckt, darf er zurück ins Performance Center. Wenn er das nicht schafft, war es das mit seiner GFCW-Karriere.“
„Canada’s Own“ dreht sich mit einem süffisanten Schmunzeln auf den Lippen zu seinem serbischen Dauer-Rivalen.
Robert Breads: „Und Mike hatte einen Wunschgegner. Den habe ich ihm gewährt. Deshalb ist er mehr als bereit, in zwei Wochen gegen dich anzutreten.“ Mike Müller: „Nix antreten! Anficken werde ich den Lümmel!“
Wild fuchtelnd, aber breit grinsend vor Vorfreude, deutet Müller in den Ring.
Pete: „Also… Müller FREUT sich darauf gegen Dalmi anzutreten?“ Sven: „Seine Blauäugigkeit könnte seiner restlichen Karriere ein Ende bereiten. Er kann nicht ernsthaft freiwillig gegen Kriss Dalmi kämpfen wollen.“
Robert Breads: „Und da du, Kriss, ein ehemaliger, vielfacher Champion in mehreren Promotions bist und Mike ein Rookie, der nicht einmal sicher in der GFCW ist, fand ich es nur… fair… dass er sich die Match-Art aussuchen darf.“ Kriss Dalmi: “Er darf sich ein Match...”
Für den Bruchteil einer Sekunde flackert er hinter seinen Pupillen auf – der vom Wahnsinn geschürte Zorn auf alles und jeden. Rasch wird die Fassade eines Menschen jedoch wieder hochgezogen.
Kriss Dalmi: “Soll er doch. Es ist mir egal, welche Matchart dieser Niemand sich aussucht – am Ende wird das lediglich ein Teaser für unser bevorstehendes Match bei Ultraviolence. Also: Was für ein Match wird es werden, Robert?” Robert Breads: „Das ist ganz allein Mikes Entscheidung. Ich zwinge doch keinem meiner potenziellen Rookies etwas auf.“
Eine eindeutige Anspielung an die Gimmicks und komischen Match-Stipulationen des NCT-Regimes.
Mike Müller: „So ist es! Und ich habe meine Entscheidung schon gefickt, du Wieselhure. Ich habe nicht vergessen, was du getan hast… auch wenn ich es niemals sagen kann. Ich kann aber Taten sprechen lassen, und ich werde dich überficken. Das hier wird nämlich kein Wett-Smoken an der Liquid Ecstasy Bong, sondern ein brutaler Fight, Mann gegen Bastard.“
Selbstsicher und ohne jeden Zweifel an seinem triumphalen Sieg in vierzehn Tagen streckt Müller zufrieden die Hand, die kein Mikrofon hält, als geballte Faust in die Luft.
Mike Müller: „Erst habe ich überlegt, dich zu einem Belgrade Ruins Match herauszufordern, und dich in deinem eigenen Match zu besiegen!“
Der Belgrader bleckt bei dieser Erwähnung die Zähne. Einen weiteren Heimaturlaub mit einem Warm-Up-Match zu verbinden, wäre natürlich ideal.
Mike Müller: „ABER ÄH-ÄH!“
Als hätte er gerade den unvorhersehbarsten Twist in der Geschichte der GFCW aus dem Ärmel geschüttelt posiert Mike nun mit ausgebreiteten Armen auf der Stage.
Mike Müller: „Ich dachte mir… dich am abgefucktesten Ort der Welt zu besiegen, und dich da zu lassen, in den Ruinen… das würde perfekt zu dir ficken. Das ist die richtige Idee. Aber dann hat mich jemand… an etwas erinnert.“
Und mit einem freundschaftlichen Lächeln wendet sich Müller Markus Lerbitz zu – der davon allerdings überrascht wirkt. Noch immer ist er stolz und durchaus gut gelaunt ob des Auftritts seines Klienten, auch wenn er dessen blinden Optimismus nicht unbedingt zu teilen scheint, aber seine Stirn legt sich ob dieser Worte nun in Falten.
Mike Müller: „Es gibt noch etwas abgefuckteres, abgeranzteres und zerstörteres als deine Heimat, du Siff-Schlumpf. Ich werde mich an dir rächen, Kriss Dalmi, für alles, was du mir angetan hast, denn auch wenn ich es nicht ausspreche, ich habe es nichts vergessen… gar nichts davon. Ich kann mich an alles erficken, jedes Bisschen. Deshalb wäre selbst deine Spezial-Match-Art sogar noch viel zu gut für dich. Ich werde bei allem mies gefährlicher kommen als du, selbst bei dem Ort des Matches, und deshalb werden wir nicht etwa in den Ruinen von Belgrad kämpfen…“
Dramatische Pause. Dann schnappt sich Müller mit einem Mal den Arm von Lerbitz, reißt ihn in die Luft, und der irritierte Berater von Mike reißt erschrocken die Augen auf, ehe sein eigener Klient ihm sprichwörtlich das Genick bricht.
Mike Müller: „…sondern in den Ruinen der Ehe von Familie Lerbitz!“
Markus sagt nicht einmal irgendwas. Er nimmt den Arm nicht nach unten. Er glotzt einfach nur vollkommen ungläubig zu Mike Müller, der in dem festen Glauben, Kriss Dalmi gerade ein vernichtendes Schnippchen geschlagen zu haben, mit schier unerschütterlichem Selbstvertrauen direkt zum Serben im Ring spricht.
Mike Müller: „Es ist alles mit Eheluder Lerbitz abgeklärt. Du und ich, im Haus der Lerbitz-Familie… ein Referee wird dort sein, und man kann das Match überall auf dem Grundstück gewinnen! In zwei Wochen treffen wir uns in Oer-Erkenschwick, und ich werde dich nicht nur übel zerboostern, sondern auch meine Karriere zurückficken! Ab jetzt läuft der Count-Down… zum Lerbitz Ruins Match!“
Der Rechtsanwalt neben Mike Müller wirkt nach wie vor völlig entgeistert. Sein Blick geht erst zu seinem Klienten, der sich zu den wummernden Bässen seines Themes von der Crowd feiern lässt. Dann zu Robert Breads, der den Horror mit einem nonchalanten Schulterzucken erwidert. Und schließlich zu Dalmi, der eher genervt wirkt. Einige letzte Einstellungen des eskalierenden Mike Müllers bekommen die Zuschauer noch zu sehen. Dann fadet das Bild langsam aber sicher aus.
Karge, lange, weißgraue Korridore. Auch wenn es nicht dreckig wirkt, ganz im Gegenteil sogar, so wirkt es dennoch weder warm noch einladend. Wer sich schon mal in einem Krankenhaus befunden hat, der erkennt die Szenerie sofort wieder. Denn auch wenn man nicht exakt in diesem Krankenhaus gewesen ist, sie versprühen alle in etwa das gleiche Unbehagen.
Wir sehen Antoine Schwanenburg vor einer Tür stehen. Offensichtlich ist er direkt nach der PK ins Krankenhaus gefahren. Er richtet sich seine modische Brille, während er mit einem der Ärzte spricht. Ansonsten ist er recht leger gekleidet. Ein dunkelgraues, musterloses Hemd, dessen Ärme hochgekrempelt sind, steckt in einer dunkelgrauen, nahezu schwarzen Jeans und rotbraune Derbies aus Leder. Neben ihm steht Amélie. Ihre dunklen Haare sind in einem Zopf zusammengebunden, aus dem scheinbar kein einziges Haar hinausragt. Sie ist deutlich schicker angezogen als ihr Ehemann. Ein schwarzes Sakko trifft auf eine hellblaue Bluse, was durch ein ebenfalls schwarzen Bleistiftrock abgerundet wird. Es schreit also mal wieder nach Business. Der Arzt trägt halt Arzt-Sachen.
Während Antoine sich mit dem Doc unterhält, schaut Amélie immer mal wieder auf ihr Smartphone. Ihr Blick wandert immer zwischen dem Gerät und das Gespräch der beiden Männer. Als Antoine dem Arzt die Hand reicht, steckt Amélie das Smartphone dann auch weg und der Doc verlässt das Bild. Antoine schnappt sich die Türklinke und drückt diese hinunter, um dann den Raum gemeinsam mit seiner Frau zu betreten.
Der Raum wirkt, wenig überraschend, auch sehr steril. Es stehen zwar zwei Betten in diesem Raum, aber nur eines ist belegt. Der Blick nach draußen verrät, dass wir uns die ein oder andere Etage oben befinden.
In besagtem Bett liegt Keek Hathaway und der athletische Mann ist zu einem fast bewegungsunfähigen Häufchen Elend verkommen. Er hat die Bettdecke bis zur Brust hochgezogen, legt die beiden Ellen bandagierten Arme darauf ab. Sein Hals steckt in einer Nackenkrause, die die Wirbel stabil hält. Ein Pflaster über der Augenbraue verdeckt einen Cut, auf der Wange darunter ist eine deutliche Schwellung zu sehen. Keek Hathaway macht, was er seit Stunden macht: Nichts. Er starrt an die Decke und es bleibt offen, ob der lädierte Champion sediert, wurde oder ihn die Melancholie angesichts seines Zustands erreicht hat. Als er die sich öffnende Tür sieht, rollt er mühevoll – mit der Grazilität eines sterbenskranken Braunbären – im Bett herum und versucht sich auf die Seite zu legen, um Blicke auf die Besucher zu erhaschen. Die Bewegung führt zu einem Stich und einem schmerzvollen Gesichtsausdruck, noch ehe er sieht, wer ihn da besucht. Dann seufzt er und rollt sich zurück auf den Rücken. Ob er keine Lust auf diesen Besuch hat oder darauf, dass man ihn in diesem Zustand sieht, kann nicht eindeutig gesagt werden.
Antoine: „Keek. Es freut mich, dich zu sehen, wenngleich ich auch lieber andere Umstände gehabt hätte.“
Der Namibier hebt einen der bandagierten Arme in Zeitlupe als wäre es die anstrengendste Sache der Welt. Er gibt einen sarkastischen „Thumbs up!“ und lächelt gequält.
Keek Hathaway: „Andere Umstände. Im Ring, was? Naja, ich wäre dir sicher grad ein…“
Ein Stechen im Rücken raubt ihm den Atem und beschwört einen unterdrückten Schmerzenslaut. Selbst Sprechen tut weh.
Keek Hathaway: „…toller Gegner in diesem Moment. Was sagst du, hm?“
Er erwartet selbst keine Antwort auf den bemühten Galgenhumor und so ist es nicht verwunderlich, dass Schwanenburg mit einem Themenwechsel reagiert.
Antoine: „Ich gehe davon aus, dass du bereits im Vorfeld von Eric informiert wurdest, wie das alles hier weitergeht. Du musst nicht gegen mich antreten, liegst hier weiterhin im Krankenhaus...“
Der Blick geht kurz aus dem Fenster. In der Ferne können wir einen Baukran sehen.
Antoine: „Und gleichzeitig behältst du dennoch den GFCW Championship Titel. Ich will dir logischerweise nicht vorwerfen, dass das alles ein fieser und ausgeklügelter Plan gewesen ist, diese kriminelle Energie traue ich dir nicht zu. Aber ein böses Superhirn hätte das nicht besser zusammenpuzzlen können.“
Während Amélie noch immer an der Tür steht, ihre Arme verschränkt, hat sich Antoine nun auf das zweite Bett gesetzt.
Antoine: „Sag mir Keek. Ist das fair? Du interessierst dich allen Anschein nicht wirklich für diesen Titel. Du interessierst dich nicht dafür, dich mit mir zu messen. Deine Taten beweisen es doch. Sie sind es, die dich hierher gebracht haben. Verstehe mich nicht falsch, Keek, ich möchte gegen dich antreten. Ich möchte dir den Titel höchstpersönlich abnehmen. Ich will nicht gegen Alex antreten, um einen Interimstitel zu erhalten, der keinen Wert hat.“
Die Stimme aus dem Hintergrund meldet sich.
Amélie: „Es wäre das Richtige, wenn du einfach einsiehst, dass du derzeit keinen Titel halten solltest!“
Antoine hebt ermahnend die Hand, der Tonfall war schon wieder sehr vorwurfsvoll.
Antoine: „Keek. Ich verspreche dir, dass wir gegeneinander antreten, wenn du wieder fit bist. Als Herausforderer auf meinen Titel. Denn, Keek, wenn du wirklich Interesse daran hast, dass der Titel glanzvoll und prestigeträchtig ist, dann musst du ihn aufgeben, sodass ich bei Ultra Violence um ihn antreten kann. Wenn Eric die Entscheidung nicht treffen will, dann musst du die Verantwortung übernehmen und es selbst tun. Hältst du weiterhin an ihm fest, dann beweist du nur, dass der Titel und das, für was er stehen sollte keinen Wert für dich hat.“ Amélie: „Und dass die GFCW dir egal ist!“
Da ist sie wieder, die Stimme des Vorwurfs.
Antoine: „Wenn du nicht darum antreten kannst, dann solltest du ihn auch nicht tragen. Es wäre das Richtige, Keek.“
Während die Kamera auf den Schwanenburgs ruht, hören wir vom Bett her ein lautes Grummeln. Und erblicken das verzerrte Gesicht Hathaways als er versucht, sich im Bett aufzusetzen. Er scheint in mehr Kraft zu kosten als manch Match in der Vergangenheit.
Keek Hathaway: „Ich würde ja WÜTEND…“
Das Heben der Stimme führt abermals zum Verkrampfen seiner Miene.
Keek Hathaway: „…werden, aber das würde mich wohl umbringen. Und wir sehen, wovon es mich gebracht hat, mich von meinen Gefühlen leiten zu lassen.“
Sarkastisch klopft er mit einem bandagierten Arm auf den anderen, dann auf die Halskrause.
Keek Hathaway: „Vielleicht spricht das Valium aus mir oder was auch immer sie mir zur Betäubung gegeben haben. Aber kann es sein, dass der neue Schwanenburg genauso ein Dreckskerl wie der Alte ist, hm?“
Er versucht nach dem Wasserglas auf dem Nachttisch zu greifen, doch sein Arm ist zu kurz und der Weg des Streckens zu müßig. Also fährt er grimmig und mit trockener Kehle fort.
Keek Hathaway: „Vielleicht sogar noch unerträglicher. Denn der neue Antoine Schwanenburg glaubt jetzt zu allem Übel auch noch, dass er moralisch im Recht ist. Statt einzusehen, dass er kaum einen Deut besser ist.“
Während Amélie sich eine größere Reaktion ganz offensichtlich versucht zu verkneifen, reagiert Antoine gelassener. Andeutungsweise kann man maximal ein leichtes Schütteln des Kopfes ausmachen.
Keek Hathaway: „Du glaubst, dass ich mich an einen Titel klammere, den ich nicht halten sollte? Ich habe diesen Titel mit Leidenschaft, Blut und Schweiß geholt, während du in Rente warst, Antoine. Ich habe ihn bei Title Nights verteidigt und ich habe ihn gegen Alex Ricks verteidigt, der ihn dir vor anderthalb Jahren abgenommen hat. Ich bin an meine Grenzen gegangen, um diesen Titel zu bekommen und über die Grenzen hinaus, um ihn zu behalten.“
Abermals greift er nach dem Glas und mit einem Rück und einem schmerzvollen Stöhnen streckt er sich soweit, dass das Wasser in greifbare Nähe gerät.
Keek Hathaway: „Und jetzt soll mich dieser Titel angeblich nicht interessieren? Der Titel bedeutet mir mehr als du je verstehen kannst. Er ist für mich nicht nur ein Prestigeobjekt, dass ich stolz durch die Gegend trage und meiner Frau präsentiere…“
Seitenblick auf Amelie.
Keek Hathaway: „Er ist für mich ein Symbol. Ein Symbol, dass ICH in der Position bin, Verantwortung für die Liga zu übernehmen und sie zu einem besseren Ort zu machen. Das habe ich getan. Ich habe mich nicht in die Sonne meines Glanzes gelegt, sondern ZUSÄTZLICH zu meinen erfolgreichen Title-Defenses weitere Schlachtfelder betreten, weil ich glaube, dass es das Richtige war. Das Richtige für meine Freunde und für die Liga. Das macht einen Champion aus, der nicht nur einen Titel hat, sondern Werte.“ Amélie: „Werte? Dummheit ist kein Wert, so sehr du dich auch hinter diesem verstecken wills...“
Aber Keek würgt schnell ab.
Keek Hathaway: „Vielleicht bin ich ein Stück zu weit gegangen. Ich habe auf einem zweiten Schlachtfeld verloren. Aber ich habe NIEMALS diesen Titel verloren. Meine einzige Niederlage war gegen mich selbst. Wieso sollte ich das Gold also aufgeben? Eric Fletcher hat dir einen klaren Plan gegeben, was du machen kannst, um den richtigen GFCW Titel zu bekommen. Du bekommst ihn nicht einfach geschenkt.“
Der Namibier verzieht sein Gesicht zu einer Mischung aus Spott und Schmerz.
Keek Hathaway: „Wenn dir ein Interimstitel nicht genügend Prestige bietet, dann kauf dir eine Armbanduhr und eine Kaiserkrone dazu. Einen Hermelinmantel. Wenn du aber kein Papierchampion sein willst, sondern mit Werten und unumstritten, dann wirst du verstehen, dass der Weg zum richtigen GFCW Titel nur über mich geht. Und ich kann eben grad nicht…“
Beim letzten Satz senken sich Stimme und Blick enttäuscht und Antoine steht vom Bett auf und geht näher an das von Keek.
Antoine: „So sehr du es auch versuchst, Keek, du kannst mich hier nicht als die böse Figur oder den Schurken zeichnen. Ich habe nichts falsch gemacht. Ich habe verdient, wo ich stehe. Nicht bloß durch meine Vita. Nachdem wir sprachen, suchte ich eine Herausforderung, die zeigt, dass ich auch im Jahr 2022 die Speerspitze der Liga bilden kann. Das tat ich, indem ich den Wrestler des Jahres 2021 bezwang.“
Kurzes hochziehen der Augenbrauen.
Antoine: „So sehr es du dir vielleicht wünschen magst, aber der Schurke in dieser Geschichte, bin nicht ich, das bist du. Ich habe mir weder etwas zu Schulden kommen lassen, noch will ich den Titel geschenkt bekommen. Ich will ihn bei Ultra Violence gewinnen. Egal ob gegen dich, gegen Alex oder gegen sonst wen. Wenn mich das in deinen Augen zum Bösewicht macht, Keek, dass ich um den Titel antreten will, zu dem ich mir die Chance bei Doom's Night erarbeitet habe, dann ist das bloß in deiner Welt so.“
Er kniet sich vor das Bett von Keek, sodass beide auf Augenhöhe sind.
Antoine: „Ich wäre gerne mit dir zu einer Übereinkunft gelangt, Keek. Ich streite dir nicht ab, dass du an deine Grenzen gegangen bist für diesen Titel.“
Er klopft auf das Krankenhausbett.
Antoine: „Und wie man sehen kann auch darüber hinaus. Aber wenn du der Meinung bist, dass sich gierig an dem Titel festklammern ohne realistische Chance, dass du um ihn antreten kannst, die rechtschaffene Lösung, dann ist das eben so. Wenn du sagst, du bist hier moralisch im Recht, dann kann ich das nicht ändern. Wenn du denkst, dass das ein Werk ist, welches erstrebenswert und vorbildlich ist, dann muss ich das so hinnehmen. Wenn es sein muss, trete ich um den Interimstitel an.“
Und Antoine steht wieder auf, geht gen Tür, ehe er sich nach bester Columbo Manier noch einmal umdreht und in leisem Ton spricht.
Antoine: „Durch deine Taten wurde mir etwas weggenommen und dir geschenkt. Aber, richtig, ich bin hier das Feindbild.“ Keek Hathaway: „Zumindest bist du derjenige, der hier vorbeikommen und mir ein schlechtes Gewissen machen muss, anstatt sich auf einen wichtigen Kampf vorzubereiten. ICH jedenfalls habe meinen letzten Kampf gegen Alex Ricks gewonnen und meinen Titel nicht gegen ihn abgegeben.“
Bevor Schwanenburg noch etwas entgegnen kann, dreht sich Hathaway mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die andere Seite.
Keek Hathaway: „Mach die Tür zu, wenn du rausgehst. Ich brauche Ruhe, damit du den Kampf bekommst, den du dir so ersehnst.“
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