Ruhig und
gleichmäßig ist das Geräusch, dass die Reifen des
schwarzen Pick-Ups abgeben, während sie unter dem typischen,
sternenlosen Großstadthimmel über die Straßen
Dortmunds rollen. Die Frontscheinwerfer geben ihr steriles Licht
ab und wirken fast schon gequält. Im Auto selbst ist die
Stimmung ruhig. Eine leichte Anspannung ist wahrzunehmen,
verständlich, aber wenn man den Grund nicht wüsste, aus
dem die Rosario-Zwillinge diese Tour unternehmen, würde es
fast schon wie eine friedliche Auszeit von all den Turbulenzen
wirken.
Selbst die Musikanlage des Fahrzeugs stimmt in
diese undefinierbare Stimmung ein und gibt statt den fast schon
brutalen Tönen, die normalerweise Bote von Lunas
Musikgeschmack sind, ruhigere Töne von sich.
Luna:
„Nächste Rechts.“
Diffus
flimmert der Bildschirm ihres Handy vor ihr auf, von dem sie
offenbar die Navigation abließt.
Damian:
„Luna. Ich hab nur eine Bitte: Egal, was wir finden…
Es ist nicht deine Schuld.“
Entnervt
wirft sie sich in ihrem Sitz zurück.
Luna:
„Ich weiß, Damian. Aber dass ich das WEIß,
hilft den Gefühl nicht wirklich.“ Damian:
„Wenn wir ihn hier nicht mit reingezerrt hätten, wäre
er jetzt alleine im selben Kampf.“ Luna:
„Nein. Dann wäre er keine Unbekannte, sondern eher wie
eine nervige Fliege. Alex hätte keinen Grund ihn nicht
einfach zu ignorieren.“ Damian:
„Woher willst du das so sicher sagen? Er hat seine eigenen
Entscheidungen getroffen.“ Luna:
„Meinst du er ist da?“ Damian:
„Keine Ahnung. Alex Besuch dürfte fast nen ganzen Tag
her sein...“ Luna: „Das
ist es.“
Langsam bringt
ihr Bruder den Wagen zum Stillstand. Was auch immer hier
geschehen war, schon von außen ist nicht zu übersehen,
dass etwas nicht stimmte. Die Tür des Hauses stand leicht
offen, schien nicht mehr richtig zu schließen. Ein Fenster
war zerbrochen.
Damian:
„...Verdammte scheiße Alex...“
Beide
gleiten aus ihren Sitzen, aus der offenen Tür und gehen
zügigen Schrittes auf die Tür zu.
Luna:
„Immerhin keine Bullen.“ Damian:
„Spricht dafür, dass er nicht im Krankenhaus ist
oder?“ Luna: „True.
Sonst hätten die hier abgeriegelt.“ Damian:
„HENRY?“
Keine
Antwort.
Damian: „Junge,
wo bist du nur…?“
Mehr
gemurmelt, als an jemanden gerichtet.
Luna:
„Komm schon.“
Mit
einem Kopfnicken bedeutet sie ihrem Bruder ihr zu folgen, als sie
die verzogene Tür aufdrückt. Im Haus setzt sich vor,
was man von außen erahnen konnte. Überall Splitter,
Trümmer, Scherben.
Damian:
„Sieht n bisschen aus, wie nach eurer Hochzeitsfeier.“
Der
ausbleibende Kommentar Lunas und auch Damians folgender
Gesichtsausdruck zeigen, dass er wohl realisierte, dass die Zeit
für solche Witze nicht jetzt war.
Luna:
„HENRY?“
Ein
leichtes Husten ertönt, welches langsam lauter und lauter
wird.
???:
"Hier..."
Hastig
gehen die beiden einige Schritte weiter und durch einen offenen
Türrahmen in etwas, das wohl mal ein Wohnzimmer war. Der
Mann des Hauses sitzt auf einem weißen Plastik Gartenstuhl,
welcher scheinbar das einzige in der Wohnung ist, was noch
irgendwie richtig steht. Na ja, außer dass er halt nicht im
Garten steht, aber der geneigte Zuschauer weiß, was damit
gemeint ist. Er hält sich den Kopf, eine Packung gefrorene
Erbsen verdeckt seine Schläfe.
Damian:
„Alex...“
Verkrampft
ballt er die Fäuste und beißt seine Zähne
zusammen. Luna hingegen geht zu Henry und bleibt vor ihm
stehen.
Luna: „Wie
gehts dir?“ Henry: "Ich
bin ehrlich, ich hab' es mir irgendwie anders vorgestellt als ich
mich bei Einsatz in vier Wänden angemeldet hab."
Henry versucht das Ganze etwas zu
überspielen, aber der Joke zündet nicht wirklich.
Henry: "Na
ja, passt schon irgendwie, denke ich."
Langsam
nickt Luna, doch noch immer bleibt sie vor ihm stehen und
verschränkt nur die Arme.
Luna:
„Weißt du… Ein Satz, den ich dir damals oft
gesagt habe, den Zane, den Drake immer wieder sagen ist: Wir
können nicht mehr zurück. Du kannst das. Du kannst
weglaufen. Du wolltest zeigen, dass du uns helfen kannst, du
wolltest hier dabei sein? Okay hier.“
Sie
zeigt in den Raum.
Luna: „Das
ist die Wahrheit hinter dem, was du wolltest. Keine Ehre, keine
Siege, kein Ruhm. Das hier. Du weiß selbst, wie bescheuert
es ist, dass du dich vor Drake beweisen willst. Oder dein
Rachefeldzug gegen Antoine. Also Henry. Was wirst du jetzt tun?“
Henry wirkt verbissen.
Henry: "Ich
werde es Alex heimzahlen in der nächsten War Evening."
Luna schnappt sich die gefrorenen
Erbsen um zu sehen, wie es aussieht. Eine leichte Platzwunde
ziert die Stirn, die Schläfe ist geschwollen. Wenn man sich
die Wohnung so ansieht, war Henry sehr gut davongekommen.
Henry: "Der
Wichser denkt er könnte in meine scheiß Wohnung
einbrechen und mich damit klein kriegen? Der hat sich geirrt,
man. Ich will es jetzt nur noch mehr."
Er wirkt auch von Wort zu Wort
saurer und entschlossener.
Henry: "Der
Möchtegernsklave kann sich warm anziehen. Ich geb' mir die
Scheiße nicht länger, ich werd' was unternehmen."
Luna: „Ich
frage dich noch einmal, Kleiner: Was wirst du tun?“
Die
Tatsache, dass Henry größer und älter ist,
überspielt sie gekonnt.
Henry: "Er
wird büßen. Ich habe den Pisser durchschaut. Ich werde
ihn nicht hinterhältig angreifen, wie er mich. Was ihm weh
tut ist eine Niederlage im Ring gegen mich. Ich besiege ihn im
Squared Circle. Wenn ich Alex da draußen besiege, dann wird
das auch Schwanenburg nicht gefallen, zwei Fliegen mit einer
Klappe."
Bei Nemesis ist man sich
augenscheinlich nicht ganz sicher, ob das tatsächlich die
beste aller Lösungen ist, aber Henry steht auf und knirscht
noch einmal eine Antwort heraus.
Henry:
"Glaubt mir, diese Attacken hier und da, das ist denen
Scheißegal. Im Ring aber? Das wird denen weh tun. Ich muss
nur Alex besiegen. Ich kann das."
Die
beiden Zwillinge werfen sich kurz gegenseitig einen Blick zu,
bevor Luna Henry wieder sein improvisiertes Eis-Pack zuwirft.
Luna: „Wenn du das
sagst. Es könnte natürlich sein. Es könnte auch
nicht sein. Du könntest auch krachend verlieren. Weißt
du… Wir haben nichts zu verlieren. Wir mussten von Anfang
an gegen Alex und Antoine ankommen. Wenn du ihnen Schaden
zufügst, ist es ein Bonus. Wenn du scheiterst… Ist
alles wie davor. Ich hab nichts gegen dich Henry. Ich mag dich
sogar. Aber ich weiß nicht, wie sehr wir dir helfen
können.“ Damian: „Wir
können dich nicht aufhalten. Das ist deine Entscheidung.
Aber es sind deine Konsequenzen.“ Luna:
„Willst du dein Zeug schnappen und mitkommen? Wir bringen
dich schon unter die nächsten Tage?“ Henry:
„Äh… Ja. Klar. Danke. Gib mir ne
Sekunde.“
Phoenix dreht
sich um und trabt aus dem Raum, während Damian tief
einatmet.
Damian:
„Drake killt uns.“ Luna:
„Oh come on. Zane war so oft mit bei uns, der soll sich
nicht beschweren.“ Damian:
„Waaaas zum Teil ja deine Schuld ist.“ Luna:
„Hab ich was gehört, kleiner Bruder?“ Damian:
„Fuck off.“
Grinsend
machen sich die beiden auf den Weg.
Luna:
„WIR WARTEN IM AUTO!“
Fade
out.
Wer
sich die Umgebung genau eingeprägt hat, weiß dass wir
uns wieder im Set der letzten Show befinden – oder besser:
Immer noch! Wir sehen einen Krankenwagen, der breit genug für
gleich zwei Tragen wäre – aber dem ist nicht so.
Stattdessen scheint das Riesenauto gut genug ausgestattet zu
sein.
Der Wagen
steht vor dem Rolltor am Ausgang und wartet darauf, dass sich
jenes hebt. Es lässt sich erahnen, dass hier Phoenix C.
Miller abtransportiert wird, der offenkundig vom gleichen
Unbekannten zu Boden gebracht worden war, wie wenig später
Johnboy Dog.
Es herrscht
geradezu gespenstische Stille hier kurz vor Ende der Show und
plötzlich passiert das, was in diesen Momenten immer
passiert: Das Licht geht aus! Zunächst hat das keine
weiteren Folgen, außer dass man nicht nur nichts hört,
sondern – quasi als Bonus – auch nichts sieht! Doch
auch das ändert sich in wenigen Sekunden!
BÄHM!
KLONK!
„Aua!
Lasst mich!“
ist das,
was der geneigte Zuschauer vernehmen kann, als das Licht
flackernd wieder angeht und wir die geöffnete Hecktür
des Krankenwagens sehen, vor der – im Innern – ein
ziemlich lädierte Phoenix C. Miller hockt und sich mit einer
Eisenstange eines Angreifers zu erwehren versucht. Allerdings hat
er es hier mit gleich zwei Angreifern zu tun – so scheint
es – die mit Baseballschlägern bewaffnet sind und von
denen man aufgrund der Maskenpflicht mitnichten etwas erkennen
kann.
„Wo
ist denn die verdammte Secu-au!“
Viel
weiter kommt er nicht, und langsam wird es auch brenzlig. Denn
einer der Unbekannten scheint schon halb im Krankenwagen zu
stehen, dessen Fahrer verschüchtert im…nein,
warte…die Türe des Krankenwagens ist offen! Und da
hier niemand herumliegt, muss einer der Angreifer der Fahrer
gewesen sein!
Schritte
im Hintergrund! Dem Geräusch nach allerdings einer
Einzelperson gehörend, die man anhand des Rufens auch gleich
identifizieren kann, noch ehe sie ins Bild rauscht.
„Lasst
den Kerl in Ruhe, verdammte Scheiße! Wenn ich Euch in die
Finger kriege, dann…“
Nein, es
ist nicht Azrael, der plötzlich aus allem Staub
wiederauferstanden scheint, sondern es ist… Kid Daniel!
Der
Legendensohn hat sich gleichfalls mit einem Baseballschläger
bewaffnet und schlägt damit auf den ersten der beiden
Angreifer ein – respektive er täte das gerne, doch der
Angegriffene geht sogleich auf Distanz. Allerdings ist das
Rolltor im Weg, doch irgendwie findet sich eine Lücke,
nachdem man kurz den Schalter betätigt hat. Und da noch Zeit
bleibt, darauf zu hauen, wird das mit dem weiter hochfahren des
Rolltores auch nicht. Daniel erwischt einen der beiden mit dem
Bat noch am Fuß, der auch einen markerschütternden
Schrei loslässt – aber eben draußen ist. Daniel
setzt Prioritäten, bleibt also bei Miller.
„Alles
in Ordnung?“
Fragt er
immerhin und macht sich daran, PCM vom Krankenwagen weg zu
geleiten. Denn eine Reaktion des Herrn Miller, dessen Kreislauf
gerade Achterbahn fährt, hat er nicht zu erwarten.
Stattdessen….
„Hahahahaha!
Das hättet Ihr wohl gerne, was? Na, wartet ab….!“
Folgt
unbekannterweise und verzerrt aus dem Off, während ziemlich
plötzlich und überraschend einer der Reifen am
Krankenwagen explodiert! So setzt man Zeichen!
Alex:
„Es
ist deine Entscheidung.“
Mit
diesen Worten meldet sich der Mathematiker zu Wort, sitzt in der
Kabine des Kaisers. Selber ist im Hintergrund, in entspannter
Position, liest gerade die aktuellen Tagesnachrichten in einer
Zeitung und scheint mit dem Geschehen direkt vor der Kamera
nichts zu tun zu haben. Ricks selber sitzt frontal vor der
Kamera, bereits in Ringkleidung, in der üblichen
Körperhaltung. Nach vorn gelehnt, die Hände
ineinandergefalten, die Unterarme auf den Oberschenkeln abgelegt.
Wenig Bewegung im Gesicht oder in der Stimme.
Alex:
„Du bist also fit genug um zu kämpfen, Henry. Dafür
musst du dich nicht bedanken. Ich zeigte dir die logischen
Konsequenzen deines Handelns, doch du bist bei deiner
Entscheidung geblieben. Gut.“
Der
Schatten schnauft kurz durch, Antoine blättert um.
Alex:
„Du willst also nachwievor Drake von deinem Wert für
ihn überzeugen. Eine vorbildliche Entschlossenheit. Doch
Henry, Antoine ist der falsche Gegner, um etwas zu beweisen. Ich
zeigte es dir vor zwei Wochen, Henry…ich zeige es dir
heute.“
Ein
Räuspern des Kaisers, Alex lehnt sich nach vorn, steht auf,
geht um den soeben besessenen Klappstuhl herum zum Tisch neben
seinem Herrn und Meister. Er greift die darauf stehende
Wasserflasche, öffnet den Deckel, füllt vorsichtig das
beistehende Glas. Über das Gluckern des Wassers hinweg
spricht er etwas lauter, schaut dabei aber weiterhin auf seinen
Gießvorgang.
Alex:
„Ich erledige Antoines Aufgaben, Henry…“
Das
Glas ist voll, die Flasche wird wieder geschlossen, wieder
abgestellt. Ricks dreht sich wieder zur Kamera, während
hinter ihm Antoine zum Glas greift. Mit scharfem Blick schaut der
Mathematiker in die Linse.
Alex:
„Ich erledige dich.“
Wir sehen die
Kandidaten für die GFCW Tag-Team-Titel…oder
wenigstens zwei von ihnen. Genauer sehen wir einen
fuchsteufelswilden Lonewolf Tyler, der ordentlich zerschrammt
wirkt – und einen Erobernden Mo, der von ihm ein, zwei,
drei Ohrschellen bekommen hat, weil Tyler offenbar der Meinung
ist, der Riese sei zu blöd für die GFCW. Tatsächlich
war das in der letzten Show keine wirkliche Glanzleistung.
Tyler:
„Du hast versagt!“
Bitterböse
bleiben diese Worte im Raum stehen, während es Maurice
vorzieht, Löcher in die Wand zu starren – die davon
aber nicht sehr beeindruckt wirkt. Das hilft aber in dieser
Situation nicht so wirklich, wie er einsehen muss.
Maurice:
„Aber das Mädchen….“
Tyler
schüttelt resigniert den Kopf. Schon einige Minuten hat er
Maurice zu erklären versucht – oder waren es einige
Stunden – dass Luna als vollwertige Gegnerin in das Match
gegangen war. Aber bei Maurice machte es einfach nicht ‚klick‘,
wie man ja auch gemerkt hat. Langsam scheint Tyler zu befürchten,
dass das bei Stranded ähnlich laufen wird.
Tyler:
„Wenn ich dir nicht vorher erklären müsste, was
ein Bärendienst ist, würde ich sagen, du hast uns einen
erwiesen!“
Nun ist es am
Riesen, empört zu sein. Auf ganzer Linie natürlich!
Maurice:
„Warst nicht du, der gesagt hat, dass versagt hat? Und
jetzt Maurice soll versagt haben? Niemals! Das Mädchen hat
falsches Spiel gespielt, weil wusste dass Maurice keine Mädchen
schlägt!“
Interessante
Argumentation – aber die kennt Tyler schon zu gut, um sich
noch nennenswert darüber aufzuregen. Aber es scheint, als
habe der Teilzeitler der zum Vollzeitler geworden scheint, einen
Plan in der Tasche.
Tyler:
„Beeindrucke mich, Mo. Tu es, bis Stranded. Wenn Du es
nicht tust, trete ich zur Not alleine gegen die anderen an. Und
du wirst niemals Tag Team Champion, so wie es dir alle immer
gesagt haben. Außer ich. Ich habe an dich geglaubt, Mo.
Aber langsam fange ich an zu denken, dass sie vielleicht doch
recht hatten und nicht mehr in dir steckt als ein paar Muskeln,
ein kindliches Gemüt und viel heiße Luft. Verstehst
Du? Es war nicht das erste Mal, dass du dich als schwacher Punkt
in dieser Auseinandersetzung erwiesen hast. Ich muss mich
verlassen können und da ist ein lächelnder Riese, der
Mädchen streichelt anstatt sie als Gegner zu betrachten
wenig hilfreich!“
Ist Tyler
laut geworden? Oh ja, ein wenig! Aber Maurice reagiert im ersten
Moment gar nicht. Vielleicht lässt er Tyler’s Worte ja
auch sacken, anstatt in einer Übersprungshandlung einfach
fortzulaufen, wie er es im Leben vermutlich nicht nur ein mal
getan hat. Stattdessen schaut er Tyler fest in die Augen, als er
spricht.
Maurice:
„Maurice wird dich beeindrucken, wie Maurice schon viele
beeindruckt hat. Auch wenn er das nicht müsste, weil jeder
weiß was Maurice kann. Du willst einen Beweis, dass Maurice
es drauf hat? Was soll er tun? Rauf-Runter gegen irgendjemanden?
Autos umwerfen? Sachen durch die Gegend werfen? Egal was es ist:
Maurice wird etwas besseres finden, um dich zu
beeindrucken….Partner.“
…meint
der eher sanfte – jetzt gerade aber ziemlich aufgebrachte –
Riese und verlässt nach kurzem Zögern tatsächlich
den Raum. Die Totenstille die nun herrscht, durchbricht auch
Tyler nicht.
War
Evening,
Dortmund (Westfalenhalle, GFCW Performance Center), 05.06.2020
In
Kooperation mit
Wieder einmal
begrüßt uns das alte GFCW-Theme an einem mittlerweile
vertrauten Ort, denn auch diese Show findet wieder im
GFCW-Eigenen Performance-Center statt. Ebenfalls wie sonst auch,
werden wir von den Kommentatoren begrüßt, die auch
nach all den Jahren immernoch Sven und Pete heißen. Etwas,
das sich wohl auch nie ändern wird. Der Schwenk durch die
nahezu leere Arena folgt, ehe die Kamerafahrt bei den
Kommentatoren stoppt und wir diesen das Wort überlassen.
Pete:
„Ich kann mir nicht helfen, liebe GFCW Galaxie…willkommen
zu einer GoHome Show, wie wir sie noch nie erlebt haben!“
Sven:
„Stimmt, Pete! Gleich drei Debütanten auf der Card,
viele Dinge in denen wir uns Aufklärung wünschen und
leider immernoch keine Zuschauer so kurz vor Stranded. Aber weißt
Du was?“
Pete: „Nein?“
Sven: „Die
Jungs wirken ziemlich motiviert!“
Pete:
„Das stimmt! Und nach den Ereignissen in der PreShow, den
Videos, können wir sehr gespannt sein, wie es gleich
weitergeht! Fangen wir doch mal an….“
Singles
Match: Mighty
Gallant vs. Mr. Sleepwalker Referee:
Mike Gard
Pete:
„Eigentlich sollte es keine Frage sein, wer hier obsiegen
wird. Aber es ist wie im richtigen Leben: man sollte niemals nie
sagen!“
Sven:
„Nie….das haben schon so viele gesagt, ohne dass es
jemandem geschadet hätte. Ich sehe das Problem nicht?“
Pete: „Du
warst mal besser im Verarbeiten von Sprichwörtern, Sven…“
Sven: „Pah,
Sprichwörter….schauen wir auf das nächste
Match!“
Singles
Match: MT
Calamity vs. Hunk Referee:
Jack Bobo
Pete:
„Hier versucht sich gleich der nächste Neuling –
das wird ein Fest, allerdings wohl nicht für den guten,
alten Hunk.“
Sven: „In
der Tat sollte auch hier kaum infrage stehen, wer gewinnt –
außer hier überschätzt sich jemand.“
Pete:
„Wir haben da noch einen dritten, mehr oder minder
Neuling…“
Singles
Match: Jim'Boy
Joe vs. Kevin "Revolver" Keller Referee:
Thorsten Baumgärtner
Sven:
„Hierzu möchte ich nichts sagen.“
Pete:
„Warum?“
Sven:
„Na…weil isso!“
Pete:
„Aber hierzu sicher?“
Singles
Re-Match: Alex
Ricks vs. Henry Phoenix Jr. Referee:
Mike Kontrak
Sven:
„Auf jeden Fall! Ich denke, wir haben mittlerweile eine
ganz andere Seite am guten Henry kennengelernt. Aber auch Alex
Ricks scheint seit Wochen motiviert.“
Pete: „So
wie du heute?“
Sven:
„Ja…äh..nein, also ich meine RICHTIG
motiviert!“
Pete: „Dann
hätten wir für dich noch ein Bonbon…“
Non
Title-Tag Team-Match: Unrivaled (Zereo Killer & "The
Superior" Lionel Jannek) vs. Dr. Dick & Player Referee:
Jo Dardano
Sven:
„Geh davon aus, dass das eine Schlacht wird, wie sie die
GFCW lange nicht gesehen hat! Drei der besten GFCWler und
Player!“
Pete: „Du
meinst eher drei der besten GFCWler und Dr. Dick, oder?“
Sven: „Nö!“
Pete: „Du
kannst nichts anderes meinen!“
Sven:
„Doch! Und jetzt….ab dafür!“
McMüll: …wissen wir
denn wie es ihm nach der letzten Show geht Azrael?
Das GFCW Logo der Werbebanden im
Eingangsbereich der Wrestler ist zu sehen. Ein langsamer
Kameraschwenk endet bei McMüll der vor Azrael steht.
Azrael: Ihm geht es überraschend
gut Mc. Mach dir mal keine Sorgen. Unsere Ärzte sind die
besten und er ist hart im nehmen.
McMüll: Ich mache mir aber
Sorgen…ich mache mir Sorgen weil es ihm gut geht…er
sollte nicht hier sein…er war nicht lange in der GFCW aber
die Zeit…die Zeit war schrecklich…der Typ war
irre…gewalttätig…unberechenbar…skrupellos…verrückt…deswegen
ist er ja…
Azrael unterbricht ihn: Menschen
können sich ändern McMüll. Das ist ne Menge Wasser
den Jordan heruntergeflossen seitdem er hier war.
McMüll stampft nervös
auf der Stelle: NEIN…dieser Mensch ändert sich
nicht!!...Er gehört einfach nicht hierher. Er soll zurück
in diese Anstalt…WIESO HABEN DIE IHN ÜBERHAUPT
ENTLASSEN??? Ich hoffe das diese Unbekannten diesen Psychopathen
fertig machen!!!
Azrael
schaut McMüll mit einem verschmitzten Lächeln an. In
seinen Augen flammt so etwas wie Freude und Heiterkeit auf.
Gefolgt von einem lockerem lachen klopft Azrael McMüll im
vorbei gehen auf die Schulter: Mc…ich finde das
solltest du ihm persönlich sagen…! Lachend passiert
er McMüll. „ Phoenix…lass ihn heile…“
Mit einem respektvollen Nicken
begrüßt er Phoenix C. Miller und zieht von dannen.
Das
verdutzte, eingefrorene Gesicht von Mc Müll ziert
kreidebleich den Bildschirmausschnitt. Langsam vergrößert
sich die Perspektive und hinter McMüll schärft sich
langsam der Umriss einer Person die unmittelbar hinter McMüll
steht.
Der Reporter der GFCW schluckt
heftig. Langsam dreht er sich um und blickt in das von den
Attacken der Unbekannten gezeichneten Gesicht von Phoenix C.
Miller. Ein blaues Auge, eine aufgeschlagene Lippe und einen
Verband um seinen Kopf geben dem kantigen, klaren Gesicht einen
aggressiveren Ausdruck. Seine kristallblauen Augen vermitteln
jedoch ein komplett friedfertigen Eindruck. McMüll weicht
einen Schritt zurück und schaut den Rückkehrer an.
McMüll: Du…äh…du
siehst gut aus Phoenix. Älter…aber…diese
Unterhaltung gerade…das war nicht so…
Phoenix C. Miller schnellt nach
vorne…er packt McMüll an den Schultern…ein
stummer Schrei von McMüll…doch wiedererwarten findet
sich dieser in einer langen herzlichen Umarmung seitens Millers
wieder. Die erschrockenen Augen McMülls zeigen Unverständnis
und eine riesigen Portion Überraschung.
PCM drückt McMüll an
sich. Er reibt ihm den Rücken. Streichelt ihm über
seine Schultern. Hält ihn an seinen Oberarmen fest und
mustert McMüll von oben bis unten.
PCM: Danke
Mc…danke für diesen ehrlichen, aufrichtigen
Worte…manche Dinge ändern sich einfach nicht…du
warst schon immer ein lustiger Mensch …HAAHHAAA da hast du
aber vollkommen Recht…lass dich anschauen…du
siehst genauso aus wie früher…du brauchst keine Angst
haben…Nein…nicht vor mir…nicht mehr…
Er entlässt
McMüll aus seiner Umarmung und geht einen Schritt
zurück.
PCM:
Schau mich an McMüll….mein Freund…schau mich
an…ich bin frei…frei von diesen Ängsten…diesem
Hass…ich habe ihn abgestreift und verpackt…man hat
MIR geholfen diese Phantasien…diese Gelüste am
Schmerz anderen abzulegen…es ist einfach kein Teil mehr
von mir…Dieser Arzt in dieser Klinik…Dr.Simon…er
ist ein Genie…
McMüll schaut immer noch
irritiert drein: Ja…du siehst entspannt aus…trotz
deiner Wunden…was..?
Phoenix
unterbricht McMüll indem er ihm den
Finger auf die Lippen legt…“PSSST…Hör
hin…Hörst du das McMüll?...
Der Reporter der GFCW vermittelt
den Eindruck das er nicht so recht weiß wie er mit dieser
skurrilen Situation umgehen soll…: Ich höre…ähm..ja
was höre ich?!:..
Mit angespitzten Ohren schaut
McMüll fragend und suchend umher…immer bereit nach
dem kleinsten Geräusch zu lauschen…er wirkt immer
noch bis in die Haarspitzen angespannt…jederzeit bereit
mit einem Sprint der sicherlich dem eines Usain Bolts in nichts
nachstehen würde dem vor ihm stehenden Phoenix C.Miller
versuchen zu entwischen. McMüll weiß das diese
imposante Figur körperlich überlegen ist. Doch geistig
sollte McMüll nach dem langjährigen Aufenthalt Millers
in der Stanley Klinik schneller sein.
Phoenix C. Miller hat den Kopf in
den Nacken gelegt und scheint die Ruhe..die Atmosphäre der
Arena…die Energie der GFCW aufzusaugen…ein breites
Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit. Zuckende Mundwinkel
vermitteln den Eindruck von Freude…von Euphorie…er
atmet tief ein…ein langes schnaufen entspannt den zuvor
bebenden Körper Millers.
„McMüll…das
alles…dieses Gefühl…diese
Stimmung…ZEHAHAHAHAAAFUUU…ist das nicht wundervoll
das wir das teilen dürfen???“
Phoenix C.
Miller steht in Mitte des Korridors…mit ausgebreitete
Armen…allein…McMüll hat die Chance der
geistlichen Abwesenheit Millers genutzt und hat sich wie sein
großes Vorbild Solid Snake unbemerkt aus dem Staub gemacht.
Miller registriert die Flucht von McMüll…seine
Mundwinkel zucken auf…
“McMüll…nichts
hat sich geändert….ZEHAFUFHHAHAHAHA…nichts…“
Die Leuchtkörper in dem
Korridor beginnen am Ende des Ganges zu flackern und erlischt
Leuchtstoffrohre für Leuchtstoffröhre näher
kommend
…AUS………………AN…………….AUS…………
was
ist das am Ende des Flurs??
..…AN…………
Eine
Gestalt…zwei…
…AUS……………
…….AN…
zwei
Silhouetten lehnen an den Wänden des Korridors…
….AUS...
…Stille…
„Wir
werden dich wieder kriegen!!!!FUAHHAHAHAHAHHA“
…AN…
Die
zwei Figuren mit den bereits bekannten Kapuzen Pullovern tauchen
unmittelbar hinter Miller auf…dieser scheint sie nicht zu
bemerken da er weiterhin wie in Trance lachend in der Mitte des
Flures steht.
AUS…AN…
Das Flackern endet und die Figuren
sind verschwunden…
Millers Lache erlischt…“oha…ich
glaube wir sollten hier lieber mal schnellstens
verschwinden…dieses Flackern macht mich nervös…wir
haben ja auch noch was vor…Kid Daniel…danke…“
Mit
einem davon eilenden Miller geht diese mehr als merkwürdige
Szene off.
In
einem der vielen Gänge der Mechatronik Arena sehen wir Kevin
Keller und Alex Hansen. Beide lehnen an einer Wand, jeweils
gegenüber voneinander. Sie haben sich viel zu erzählen…
Kevin
Keller:,,Ja, das mit Onslaught habe ich mitbekommen. Aber es ist
gut zu sehen, dass du wieder der Alte bist. Oder sogar noch
besser, haha.“
Alex
Hansen:,,Ja, das hat mir echt übel zugesetzt. Aber dank
einigen Leuten ist mir klar geworden, dass das hier mein Leben
ist, in guten, wie in schlechten Zeiten. So kitschig das auch
klingt.“
K.
Keller:,,Mega kitschig!“
Die
zwei grinsen sich an. Man kann wirklich spüren, dass sie
früher ein Team waren, mehr noch unzertrennliche Freunde.
Hansen:,,Und
es macht deiner Freundin wirklich nichts aus, wenn ich bei euch
für eine Weile wohne?“
K.
Keller:,,Ach, Quatsch. Ihre Schwester wohnt zwar derzeit auch
hier, aber das wird schon.“
Hansen:,,Ihre
Schwester? Warum das?“
K.
Keller:,,Naja, sie hat die letzten Jahre mit ihren Freund gelebt.
Aber uhm. Nachdem er den Job verloren hat vor einigen Monaten,
noch vor Corona, da ging es komplett bergab mit ihm. Er ist
spielsüchtig geworden, hat Wettschulden gemacht und das
wenige Geld, was sie verdient hat in Gras, Kippen und Alkohol
gesteckt.“
Hansen:,,Oh,
man. Das ist natürlich ein Grund.“
K.
Keller:,,Das ist leider noch nicht Alles. Irgendwann
konfrontierte sie ihn mit all dem und er, naja. Er verlor
komplett die Kontrolle und schlug ihr ins Gesicht. Er
entschuldigte sich zwar direkt, aber als es irgendwann wieder zum
Streit kam drehte er erneut durch und dieses Mal blieb es nicht
nur bei einem Schlag. Er war komplett besoffen und verprügelte
sie. Er nahm ihr Telefon weg und sperrte sie ein, ließ sie
nicht mehr aus der Wohnung, aus Angst sie würde die Cops
rufen. Aber glücklicherweise gelang es ihr sich ihr Handy
zurückzuholen und sie rief bei uns an.“
Hansen:,,Wow,
ich weiß echt nicht was ich dazu sagen soll…“
K.
Keller:,,Naja, ich bin direkt hin und er fand das natürlich
gar nicht gut und ging auf mich los, aber da er über
keinerlei Kampferfahrung verfügt und mal wieder drunk as
fuck war, hatte ich ihn nach kurzer Zeit am Boden und die Cops
nahmen ihn mit, nachdem wir sie gerufen haben.“
Hansen:,,Dann
bin ich ja nicht der einzige, den du vor miesen Typen gerettet
hast.“
K.
Keller:,,Tja, weißt du, als ich die Chance hatte hier zu
unterschreiben, tat ich dies, weil es erstens gut für meine
Karriere war und auch, weil ich meinen alten Kumpel wiedersehen
wollte. Normalerweise wäre ich noch immer im Tryout, aber
als ich gesehen habe mit was für einem Abschaum du dich
rumschlagen musst, da konnte mich nichts halten. Diese beiden
Pisser…“
Hansen:,,Ja,
die zwei sind schon ne Sache für sich. Ich meine, ich hab ja
schon mit Dr. Dick zu tun gehabt und dachte ich hätte Alles
an Niederträchtigkeit gesehen, aber man muss ihm zu Gute
halten, dass egal, wie sein Frauenbild ist, er niemals seine
Frauen, seine Familie hintergehen würde oder sie gar
schlagen würde.“
K.
Keller:,,Er ist trotzdem ein fieser Hurensohn und hat sich erneut
zu einem Titel gemogelt. Aber er ist nicht mein Problem. Meine
Probleme heißen Jim’Boy Joe und Saunaclub Herbert.
Zwei widerliche, asoziale Missbildungen von dem, wie sich ein
Mann verhalten sollte. Als ich gehört habe, wie die zwei
über Frauen reden, wie sie Gewalt gegen Frauen
glorifizieren, wie sie das Betrügen des Partners gutheißen
und befürworten…Vor allem nach dem, was die letzte
Zeit in unserer Familie los war… Verdammte Scheiße!
Die Schwester meiner Freundin hat sich aus den Fängen eines
genau solchen Mannes befreit und nun liegt es an mir die GFCW von
diesem menschlichen Unrat zu befreien.“
Hansen:,,Nein,
mein Freund. Es liegt an uns. Nach all den Jahren können wir
wieder Seite an Seite kämpfen. Und mit solchen Gegnern ist
meine Motivation noch größer als sonst. Und ich weiß,
dass es bei dir ebenso ist. Wir werden dafür sorgen, dass
die zwei keine Bühne für ihr abscheuliches Gedankengut
haben.“
Kevin
grinst Hansen an und holt zum Fist Bump aus.
K.
Keller:,,Der Revolver und der Soulburner. Kevin Keller und Alex
Hansen. Wie in alten Zeiten.“
Hansen:,,Wie
in alten Zeiten.“
Der
Fist Bump erfolgt und die zwei wollen gerade in die Umkleide
gehen, als Hansen eine vertraute Stimme wahrnimmt.
???:,,Schweigt,
Weiber!!“
Es
ist Dr. Dick! Aber „schweigt Weiber“…?
Wahrscheinlich zieht er sich grade Vikings rein, um an seiner
Rhetorik und seinen Kampfkünsten zu werkeln. Gemeinsam mit
all seinen Frauen steht er nun hier, vor den beiden „Weibern“,
die ziemlich verdutzt aus der Wäsche schauen. Was macht er
hier? Er fährt seinen langen Stiel aus, und dieses Mal ist
es lediglich der Selfie Stick. Anscheinend dreht er grade ne
Insta-Story!
Aber
nun erschrickt er, der Stick fällt ihn aus der Hand, fällt
zu Boden. Er erblickt Hansen! Erkennt er ihn tatsächlich
erst jetzt? Er sieht Hansen, denkt aber direkt an Onslaught! Die
Beiden haben tatsächlich ziemlich viel Scheiße
durchgemacht.
Doch
nach einer Weile fängt sich der Doc wieder und erinnert sich
daran, dass Onslaught fort ist. Grinsend kommt er langsam auf
Hansen zu.
Hansen:,,Hey
Kev, geh schonmal vor.“
Der
Revolver schaut komisch, geht dann aber seines Weges, während
Hansen den Doc anblickt.
Hansen:,,Dick…Ich…Ich
will ehrlich sein. Als du deinen Rücktritt verkündet
hast, war ich nicht hier. Und ich dachte ich bekomme nicht mehr
die Chance hierfür.“
Hansen
macht einen Schritt vor und…streckt seine Hand aus?
Hansen:,,Ich
möchte mich bei dir entschuldigen. Auch, wenn Onslaught für
all das Leid verantwortlich war, es war dennoch mein Körper,
mein Gesicht, dass Furcht in deine Familie gebracht hat. Die
Entführungen deiner Frauen, die blutigen Angriffe. Die
Tatsache, dass du Mary wegschicken musstest, um sie vor Onsl…vor
mir zu beschützen. Ich schäme mich bis heute für
all das, was geschehen ist, auch wenn ich keinen direkten
Einfluss darauf hatte. Bitte glaube mir, ich wünschte ich
könnte das Alles rückgängig machen.“
Er
hält Dick die Hand hin und wartet ab.
Der
Doc blickt auf die ausgestreckte Hand und schickt mit einer
kurzen Bewegung all seine Frauen weg… ja, sie sollen auch
den Selfie Stick aufheben und eventuell eine eigene Insta Story
der Marke FSK18 drehen… aber hier geht’s um Dr. Dick
und Alex Hansen, oder doch um Onslaught? Der Doc streckt den Arm
aus und… zieht ihn vor dem Handshake wieder zurück.
Grimmig blickt er Hansen in die Augen.
Dr.
Dick: „Glaubst du tatsächlich, dass ich dir die Hand
schüttle? Zu allererst VERKEHRE ich Körperkontakt
jeglicher Art während der Corona Zeit lediglich mit meinen
zahlreichen Schlampen… und … nun… was
glaubst du eigentlich wer du bist?“
Er
breitet theatralisch die Arme aus und schaut sich um, ehe er
weiterspricht.
Dr.
Dick: „Glaubst du wirklich, dass ich dir jemals die Scheiße
verzeihen werde, die du abgespielt hast? Du hast mit Glück
bei Title Nights gegen mich gewonnen, aber das war mir fast egal,
weil dann die Scheiße mit dir vorbei war! Und schau mal, wo
es dich hingebracht hat! Nirgendwo hin! Onslaught ist weg –
Gott sei Dank! Und du bist wieder der alte, langweilige Hansen,
der du zuvor warst! Du schlägst dich mit einem Kevin –
und ja, er sieht wirklich aus wie ein Kevin – mehr schlecht
als Recht durch die Gegend und quälst dich gegen Dr. Dick –
Wannabes rum… Weißt du was? Du bist einfach nur noch
lächerlich. Hör dir weiter Geschichten an von Kevin,
der irgendwelche Frauen vor Schlägern rettete…“
Der
Doc dreht sich um, will schon gehen. Hansen starrt ihn hinterher,
will etwas sagen… doch dann ergreift erneut der Doc das
Wort.
Dr.
Dick: „Glaube mir wenn ich dir sage, dass ich niemals
vergessen werde, was passiert ist. Wer weiß? Vielleicht
gibt’s irgendwann ne Retourkutsche… Falls Kevin und
du mal heiraten solltet, spiel ich den Hochzeitscrasher…
so oder sowas ähnliches!“
Noch
einige Schritte entfernt er sich vom Ort des Geschehens und wirft
noch was hinterher.
Dr.
Dick: „Aber nun kümmere ich mich um mein Main Event
Match, denn ich bin im Main Event! Du nicht, sondern ich,
verstehst du? Und ich werde mich sowohl um meine Gegner, als auch
um meinen „Partner“ kümmern! Man sieht sich,
spätestens in der Hölle, B!tch!“
Der
Busendorfer hüpft seinen Frauen hinterher, die die Szenerie
längst verlassen haben. Hansen hat ja mit vielem gerechnet,
aber nicht mit so einer Antwort. Ziemlich bedrückt starrt er
dem IC Champion hinterher. Er hatte wirklich gehofft, dass er die
Dinge zwischen ihm und dem Doc bereinigen könnte. Er dreht
sich um und betritt die Umkleide, wo Kevin Keller schon auf ihn
wartet, damit sie weiter die Situation um JBJ und Herbert
besprechen können.
Singles Match: Mighty
Gallant vs. Mr. Sleepwalker Referee:
Mike Gard
Aufgrund des
Nicht-Erscheines beider Kontrahenten fällt dieses Match
leider aus. Wir bitten um Verständnis.
Kid Daniel
GFCW-Wrestler
„Ich
glaube hier bin ich richtig. Ich hoffe er ist da“
Phoenix
C. Miller steht vor der Kabine von Kid Daniel. Seine schwarze
Stoffhose weist immer noch Spuren der Attacken der letzten Show
auf. Ein zerrissenes Hosenbein. Ein fehlender Schuh und das mit
Blut Spritzern übersäte grüne Hemd zeugen von dem
zweifachen harten Angriff der Unbekannten. Die schwarze
schlichte Krawatte liegt ungebunden um seinem Hals. Ohne Schäden
scheint dieses ein sehr modisches elegantes Outfit gewesen zu
sein.
PCM
zieht sein Hemd einigermaßen zurecht, holt tief Luft und
schaut an sich herunter:
„Na
ja ich will ja immerhin keine Frau aufreißen…der
fehlende Schuh könnte jedoch für Verwunderung sorgen…“
Er
klopft beherzt an die Tür.
Keine
Antwort…Miller klopft erneut:
„Hallo???
Kid Daniel???“
Nach
einigen Sekunden öffnet Phoenix C. Miller die Tür.
„Halloooo?“
Miller steckt seinen Kopf durch den Türspalt…“Mh…keiner
da…“
Plötzlich
schreckt Miller zusammen.
„EY!!!
Was suchst du da???“
Miller dreht sich erschrocken um und
blickt in das angespannte Gesicht Kid Daniels.
„Puh…erschreck
mich doch nicht so…“
Miller
atmet tief durch. Ist jedoch sichtlich aufgewühlt.
„Ich
wollte zu dir…mich dafür bedanken das du zu Hilfe
geeilt bist…darf ich eintreten? Vielleicht habe ich da
eine guten Vorschlag der dir gefallen könnte.“
Die
beiden geben sich einen festen Händedruck und betreten die
Kabine von Kid Daniel. Nach ihnen schließt sich die Tür
sodass das Kamerateam leider draußen bleiben muss.
Ein
Video wird eingespielt, indem ein Raum zu sehen ist. Weiße
Wände, zwei Stühle. Auf den zwei Stühlen sitzt
jeweils eine Person. Rechts Bryan. Und Links Big Jack! Entspannt
sitzen sie dort und schauen in die Kamera…
Bryan:
„Ladies und Gentleman. Mein Name ist Bryan und ich sitze
heute hier, zusammen mit meinem mehr als geschätzten
Klienten Big Jack, um euch mitzuteilen: Wir sind immer noch hier!
Ihr braucht nicht zu glauben, dass nur weil wir uns eine Show
oder vielleicht auch mal zwei Shows oder mehrere Shows nicht
blicken lassen, wieder weg sind, als ob wir nie dagewesen wäre.
Nein nein nein. Das Ding ist: Big Jack ist eine, nennen wir es
mal Special Attraction! Wozu soll er Woche für Woche gegen
irgendwelche Möchtegern Wrestler antreten und sie zu Brei
schlagen? Nur um euch Woche für Woche daran zu erinnern, wie
dominant er ist? Das hat er nicht nötig! Dafür ist
UNSERE Zeit viel zu kostbar! Big Jack steigt nur in den Ring,
wenn es wirklich nötig ist oder es einen speziellen Grund
gibt! So wie es mit Rob Gossler der Fall war!“
Big
Jack: „Wer?“
Bryan:
„Haha! Jack hat den armen Gossler so schnell fertig
gemacht, dass er sich nicht Mal mehr dran erinnert, wer ihm da
überhaupt gegenüber stand! Und genauso wird es auch das
nächste Mal sein. Und ich bin ehrlich: Wir beide, Jack und
ich, wollen immer noch, dass der gute alte Hund, Johnboy Dog,
sich ihm stellt und nicht wegrennt oder andere vorschickt oder so
tut, als ob er anderes zu tun hätte! Wir wissen ganz genau,
dass Jack in deinem Kopf ist, JBD! Und es frisst dich auf! Es
frisst dich auf zu wissen, dass du von Jack an seinem ersten
Abend in der GFCW vorgeführt wurdest!“
Bryan
lehnt sich nach vorne…
Bryan:
„Also, JBD: Lass dir ein paar Eier wachsen und stelle dich
diesem Dämon der in dir haust! Stelle dich Big Jack!“
Und
schon fadet das Bild wieder aus…
Es
ist Nacht. Eine Kamerafahrt über ein dicht bewaldetes,
hügeliges Gelände irgendwo im Spessart. Hier aus der
Luft möchte man meinen, der Mischwald reiche bis zum
Horizont, wenn wir nur bei dieser Dunkelheit so weit zu sehen
vermöchten. Ein halbes Dutzend harte Cuts zeigen uns das
Gebiet aus verschiedenen Perspektiven. Am Himmel zuckende Blitze
zeugen von einem drohenden Gewitter in der Ferne. Leise grollt
der Donner. Wolken bauschen sich auf. Die Wipfel wiegen sich
verstärkt im aufkommenden Wind. Dann, dort: eine schmale
Straße, gerade breit genug für ein Fahrzeug,
schlängelt sich unter dem Blätter- und Nadeldach einen
Hügel hoch. Nur wenige Lichtungen lassen einen genaueren
Blick zu und zeigen uns, dass ein Fahrzeug die Straße dort
hochfährt. Die Scheinwerfer des Wagens leuchten den Weg.
Ein
weiterer Cut. Das Kamerabild, wieder aus der Luft, zeigt uns,
dass nun links und rechts der Straße in gewissen Abständen
Straßenlaternen den Weg erhellen. Der Wagen wird langsamer,
fährt er doch auf ein prächtig verziertes, gewaltiges
Tor zu. Ja, prächtig verziert, mit Schnörkeln und
Windungen. Aber dennoch alt und in die Jahre gekommen. Der Wagen
hält. Gefühlt fünf Sekunden später, öffnet
sich das Tor, das der einzige Weg zu sein scheint, die gewaltige
Steinmauer zu passieren, die hier ein einige Dutzend Hektar
großes Gelände eingrenzt. Hier, im Spessart, irgendwo
im Nirgendwo, dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.
Cut.
Wir scheinen aus dem Auto heraus zu blicken. Der Wagen fährt
einen Kiesweg hoch, der einen Park durchquert. In dem Park stehen
vereinzelt Bäumchen, Sträucher, Hecken, die vor Monaten
einmal zugeschnitten gewesen zu sein scheinen – und
irgendwann bestimmt auch einmal gepflegt waren. Zwei
heruntergekommene Pavillons sind zu sehen. Wir fahren auf ein aus
gelben Backsteinen in Klinkerbauweise errichtetes Anwesen zu, das
mit Erkern, Simsen und Terrassen versehen ist. Das Gebäude
selbst ist im Stil des Spätklassizismus erbaut und scheint
etliche Jahrzehnte auf dem Buckel zu haben. Durch die zahlreichen
Fenster lässt sich schließen, dass es sich um eine
medizinische Einrichtung zu handeln scheint. Zwei Nebenarme
reichen am West- und Ostende des Anwesens heraus und lassen es
von der Perspektive aus, die wir sehen, in U-Form dastehen.
Immer
wieder zucken Blitze auf. Vereinzelt zeigen sich auf der
Frontscheibe des Autos Regentröpfchen. Ja, das zuvor in der
Ferne zu sehende Gewitter scheint näher zu kommen.
Der
Wagen erreicht das Ende des Kieswegs, der in einen Kreisel
mündet. In der Mitte des Kreisels steht auf einem gewaltigen
Sockel eine mittlerweile verschmutzte marmorne Statue, die einen
uns unbekannten Mann auf einem auf den Hinterbeinen stehenden
Ross zeigt.
Der
Wagen hält, und in der nächsten Einstellung sehen wir,
dass es sich um einen – offenkundig –
behindertengerechten Van handelt.
Cut.
Ein Mann lädt einen Rollstuhlfahrer aus dem Van.
Cut.
Der Rollstuhlfahrer – an den Umrissen erkennen wir, dass es
sich um Rufus von Greifenstein handelt - steht am Kiesweg und
blickt gen Himmel. Ein Blitz zuckt. Donner grollt. Von
Greifenstein legt den Kopf in den Nacken, schließt die
Augen. Er scheint die Regentröpfchen, die ihm sanft das
Gesicht küssen, zu genießen.
Rufus
von Greifenstein: „Zuhause.“
Er
saugt die Luft förmlich ein, genussvoll, lässt sie
wirken, indem er den Atem anhält, und bläst sie dann
ebenso genussvoll wieder aus.
Rufus
von Greifenstein: „Nichts geht über das Zuhause. Und
das alles hier…“
…eine
weitreichende Geste mit der linken Hand über die Parkanlage,
die absolut nicht einladend wirkt. Im Gegenteil. Sie ist mit Efeu
und Unkraut überwuchert und zugewachsen; die Fassade des
Anwesens – das in der Dunkelheit und dem aufkommenden
Gewitter ohnehin schon unheimlich daliegt – sieht bröckelig
und alt aus; die Pavillons wirken baufällig; das
Gartenhäuschen – das wir aus dieser Perspektive nun
erst erkennen können – sieht aus, als wäre es
seit Jahren nicht mehr benutzt worden; die Hecken, Sträucher
und Bäumchen sind – wie zuvor erwähnt –
ungepflegt; einige der an strategisch günstigen Positionen
im Park platzierten Straßenlaternen funktionieren gar nicht
mehr; eine flackert. Doch an Rufus von Greifensteins Stimmung
scheint all dies abzuprallen. Stattdessen scheint er die Umgebung
hier zu genießen…
Rufus
von Greifenstein: „Und das alles hier ist Zuhause! Nein,
nicht für mich. Auch, wenn es sich stets so anfühlt,
wenn ich hierher komme. Aber es ist das Zuhause meines
Schützlings. Das Zuhause meines Ziehsohnes. Nein…“
Von
Greifenstein schüttelt den mit der Schirmmütze
versehenen Kopf und lächelt.
Rufus
von Greifenstein: „Meines SOHNES! Zwanzig Jahre verbringt
er nun schon hier. Länger, als er sonst irgendwo verbracht
hat. Und nach zwanzig Jahren kann man durchaus von einem Zuhause
sprechen. Sieht es nicht absolut beschaulich aus?“
Der
Donner grollt – lauter als je zuvor seit Beginn dieses
Videos und so laut, dass wir alle erschrecken. Das Gewitter
scheint direkt über unseren Köpfen zu liegen wie eine
schwarze, unbehagliche Decke. Und ebenso schwarz wird das Bild,
denn dieser Teil des Videos ist fürs Erste beendet…
WIRD
FORTGESETZT…
McMüll
steht vor der Kabine von Kid Daniel.
McMüll:
„Ich muss verrückt sein mich erneut darauf einzulassen
ihn zu interviewen.“
Ein
lautes Lachen dringt durch die Tür. Stühle rücken
und Handflächen die aufeinander klatschen sind zu hören.
Die Kabinentür schwingt auf und der Commissioner Lonewolf
Tyler tritt heraus.
McMüll:
„Tyler…du…äh....was hat das zu
bedeuten?“
Lonewolf
Tyler: „McMüll…welch eine Freude dich hier zu
sehen.“
McMüll
schaut nervös über die Schulter von Tyler Richtung Tür.
Lonewolf Tyler: Hehe hast du etwa….
Angst?...Keine Sorge er kommt nicht raus…Zudem muss ich
sagen das er sehr friedlich und zuvorkommend ist. Ich weiss nicht
was du gegen ihn hast…
McMüll
: Na ja..ich..er war…ach egal…was hast du mit
deinem Bruder ausgeheckt? Anscheinend wart ihr einer Meinung…oder
wie ist dieses Lachen zu deuten?
Der
Commishioner schaut McMüll mit einem schelmischen Grinsen
an. Er legt seine Hand auf die Schulter des langjährigen
Chef Interviewers der Liga: Alles zu seiner Zeit mein
Freund…alles zu seiner Zeit. Doch eins kann ich dir
sagen…diese Unbekannten werden sich irgendwann stellen
müssen…
Der
Commissioner lässt einen ratlosen McMüll stehen und
geht seiner Wege.
Die
Regie schaltet zurück in die Halle, und die plötzliche
Stille bringt schmerzlich zum Ausdruck, was das Video zuvor
visuell zeigte. Tatsächlich ist es ungewöhnlich lange
still, die Halle ist leer bis auf wenige Mitarbeiter: Willkommen
zu den nächsten „Geisterspielen“ bei German
Fantasy Championship Wrestling.
Pete:
„Ja, Leute, es sind schon ungewöhnliche Zeiten, und
wir können nur immer wieder betonen, wie sehr wir die Fans
hier in der Halle vermissen.
Sven:
Dem schließe ich mich vollkommen an.
Neben
der Stille ist es die Dunkelheit im Performance Center, die trist
wirkt. Die Halle ist fast komplett abgedunkelt, bis auf die Bühne
und den Weg zum Ring, den einige Strahler mit gedämpftem
Rotlicht beleuchten. Fast scheint’s so, als sei die Show
eingeschlafen.
Pete:
Nun, es nützt ja nichts, als nächstes steht das
heißersehnte Debütmatch von MT Calamity auf der Card.
Singles Match: MT
Calamity vs. Hunk Referee: Jack Bobo
Die
ersten Takte des Liedes „Ein Verkündiger“
von Laibach durchbrechen schließlich die Stille in der
Halle, alles andere bleibt im Dunkeln. Auf der Bühne
steigt Rauch auf. Viel Rauch. Bis die ganze Stage in eine
Nebelwand gehüllt ist. Dann ertönt die Bassline bei
„Ein Verkündiger“. Klangbild der Finsternis.
Atmosphäre: Düster. Töne aus den tiefsten
Abgründen der Unterwelt – mit anderen Worten: Für
einen Kindergeburtstag die falsche Musik.
Nach
einer gefühlten Ewigkeit betritt MT CALAMITY die Bühne.
Er trägt das gleiche Outfit wie beim Interview vor zwei
Wochen mit Mac Müll.
Sven:
„Und da ist der Rookie MT CALAMITY.“
Pete:
„Mal sehen, ob er bereit ist für einen War Evening
bei GFCW. Al Simmons hatte im Vorfeld angekündigt, MT
Calamity Debütmatch in der heutigen Show stattfinden zu
lassen.“
Auffallend:
Die Metallmaske, die das Gesicht von MT CALAMITY über
dem Mund verbirgt. Der Rookie bewegt sich langsam zum Ring,
wie in Zeitlupe, mit Pausen zwischen den Schritten. Etwa auf
der Hälfte des Weges bleibt er stehen – gerade in
dem Moment, als der Sänger von Laibach zum ersten Mal
seine Stimme erhebt:
„Ich
bin ein Verkündiger …ein Verkündiger …des
Blitzes!“
MT
CALAMITY hat die Arme in die Hüften gestemmt, sieht nach
links in die Halle, auf die leeren Plätze und zeigt ein
Kopfnicken, hält nach rechts Ausschau, wo ebenfalls
niemand zu sehen ist und nickt, bevor er seinen Kopf leicht
schräg legt, nach vorne in die Kamera blickt und dabei
abermals zustimmend nickt. Emotionen bleiben unter der
Metallmaske verborgen. In Nahaufnahme stechen die Augen
heraus, und geben trotzdem nur Rätsel auf. Selbst der
Mund gibt unterhalb der Maske wenig Auskunft, abgesehen
davon, dass MT CALAMITY deutlich Zufriedenheit zur Schau
stellt.
Pete:
„Ich kann mir nicht helfen, aber dieser Bursche strahlt
etwas Unheimliches aus. Dem willst du nicht nachts allein
begegnen.“
Sven:
„Wieso? Scheint doch ein witziger Typ zu sein.
Weiter
geht’s zum Ring. Wobei „geht“ der falsche
Begriff ist, MT CALAMITY schleicht voran, ohne Eile, ohne
Hast, und dennoch nicht faul – jede Bewegung wirkt
genau einstudiert. Er steigt die Treppen hoch, und schaut vom
Ringpfosten aus quer durch die Halle, ehe er mit einer
flüssigen Bewegung durch die Seile in den Ring schlüpft.
Ein Mitarbeiter reicht ihm ein Mikrofon durch die Seile, und
damit bewaffnet baut sich MT CALAMITY in der Ringmitte auf
und lässt die letzten Takte seiner Einmarschmusik
zunächst für sich sprechen. Nachdem die Musik
runtergedreht ist, richtet sich das Spotlight auf die
Ringmitte, wo MT CALAMITY jetzt das Mikrofon vor den Mund
hält, wodurch sein Gesicht noch schwerer zu lesen ist.
MT
CALAMITY: Die GFCW Galaxy, die ihr kanntet, ist Geschichte.
Starke
Betonung der Wörter, klare Botschaft – diesen Satz
lässt MT CALAMITY sacken. Und natürlich bleibt es
still in der Halle. Wie bei einer Gedenkminute. Nach einer
genau bemessenen Pause spricht MT CALAMITY weiter.
MT
CALAMITY: Eure gute, alte Zeit ist vorbei. Mit mir beginnt
ein neues Zeitalter bei GFCW. Und während ich dabei bin…
Mit
einem Fingerzeig auf die Kamera spricht MT CALAMITY die
Zuschauer an den Bildschirmen an.
MT
CALAMITY: …seid ihr raus. Euch bleiben die
Erinnerungen an die „guten, alten Zeiten“, aber
diese Zeiten kommen hier nicht wieder. Und wisst ihr was? Es
werden bessere Zeiten kommen – nur ohne euch!
Die
Stimme von MT CALAMITY ist nicht sehr tief, aber er nutzt die
Ruhe in der Halle optimal, um seine Aussagen zu betonen. Kein
Schreien, kein Poltern, die Lautstärke bleibt gedämpft.
MT
CALAMITY: Bei meinem Debütmatch sind keine Zuschauer
anwesend und das kommt mir gerade recht. Als ob ein Traum in
Erfüllung geht: Das erste Mal bei GFCW im Rampenlicht
und der Pöbel muss draußen bleiben. Keine lästigen
Leute, die Fragen stellen, Fotos knipsen, Jubeln wie an
Feiertagen und Schreien wie im Kindergarten, und vor allem:
Niemand, der mich unterbricht!
Demonstrativ
hält MT CALAMITY sein Mikrofon nach vorne und zur Seite
– kein Ton ist zu hören, und er kostet den Moment
aus wie einen Sieg.
MT
CALAMITY: Dank Corona sehen wir bei GFCW der besten Ära
aller Zeiten entgegen: Mit MT CALAMITY, aber ohne Fans, ohne
Stimmung, ohne vollverblödete Kindsköpfe, ohne…
Am
deutlich tieferen Klang lässt sich bemerken, wie MT
CALAMITY seine Stimme imitierend verstellt:
MT
CALAMITY: Holy Shit, holy shit.
Die
folgende Pause nutzt MT CALAMITY, um einen Scheibenwischer
Richtung Kamera zu zeigen – ein weiterer Moment, bei
dem die Metallmaske des Wrestlers im Vordergrund steht, da
sie alle Emotionen und Äußerlichkeiten
geheimnisvoll verbirgt.
MT
CALAMITY: Fasst euch mal an den Kopf, wie alt seid ihr?
Diesen Scheiß will keiner hören. Kein Platz für
kleine Jungs, die sich in die Hose machen wegen Corona.
Abermals
lässt der Newcomer seinen Worten genügend Zeit zur
Entfaltung. Ein Kameraschnitt der Regie. MT CALAMITY im
Vollbild.
MT
CALAMITY: Habt ihr auch alle genug Klopapier bekommen? Dank
Corona muss ich niemanden von euch Hosenscheißern hier
ertragen, und passt gut auf, denn wem Corona Angst einjagt,
hält zu mir besser den Mindestabstand ein.
Blitzschnell
schaltet die Regie um auf einen größeren
Ausschnitt, und dennoch füllt MT CALAMITY mit seinem
breiten Körperbau einen weiten Teil des Bildes aus. Er
schaut genau in die Kamera, mit dem Mikro nah vorm Mund.
MT
CALAMITY: Eine Begegnung mit MT CALAMITY bedeutet einen
schweren Unfall, der todsicher hässlich ausgeht. Und
zwar für jeden – nicht bloß für Alte
und Vorerkrankte. Weise Entscheidung von euch zu Hause zu
bleiben, und wisst ihr was? Euch vermisst hier …
Bevor
MT CALAMITY den Satz beendet, ertönt ein Entrance Theme
in der Halle. Hunk erscheint auf der Stage, und hat sich ein
Mikrofon mitgebracht.
Pete:
„Da ist Hunk!“
Sven:
„Ja, wen hast du erwartet, den Weihnachtsmann?“
Noch
einige Sekunden läuft Hunks Einmarschmusik. Dabei geht
er unruhig auf der Stage hin und her. Dann gibt er ein
Zeichen und die Musik wird abgedreht.
Hunk:
Ich denke, das reicht, MT CALAMITY. Wir haben genug gehört!
Dein dummes Gerede kannst du dir sonst wohin stecken. Du
Grünschnabel hast sowieso keine Ahnung. Du weißt
nicht, was es ist, vor einem ausverkauften Haus in der GFCW
zu performen: Eine große Ehre!
Im
Ring neigt MT CALAMITY den Kopf nach vorne, als habe er
falsch gehört.
Pete:
„Da hat Hunk völlig Recht, finde ich. MT Calamity
hat sich wirklich mies gegenüber der GFCW Galaxy
geäußert. An diesen Worten muss er sich messen
lassen.“
Sven:
„Dem ist nichts hinzuzufügen.“
Hunk
kommt unterdessen langsam zum Ring und redet sich dabei in
Rage.
Hunk:
Ich weiß, wie es ist. Ich kenne das Adrenalin, und den
Rausch der Emotionen vor vollen Rängen zu kämpfen.
Du bist nur ein Niemand. Ein Schwätzer, mit großem
Maul und zu viel kranken Gedanken. Ich dagegen habe ihn mir
in vielen Schlachten in der GFCW verdient: Den Respekt!
Mit
einem warnenden Fingerzeig richtet Hunk seine Worte an MT
CALAMITY, er bleibt jedoch außerhalb des Ringes stehen,
obwohl sein Gegner gebührenden Abstand wahrt.
Hunk:
Ich lauschte deiner Promo, und ich finde es traurig zu hören,
wie Loser wie du versuchen, die Blicke auf sich zu ziehen. Du
glaubst damit kommst du groß raus? Ich glaube eher,
damit verbaust du dir den Weg. Keine gute Idee von dir, jene
Leute anzupissen, die GFCW erst zu dem machen, was es ist.
Den Fans gilt sie uneingeschränkt: Meine Loyalität!
Du hast die GFCW Galaxy beleidigt, deshalb wirst du von mir
in die Schranken verwiesen!
Nach
dieser Drohung wirft Hunk das Mikrofon zur Seite und rutscht
unter den Seilen in den Ring, wo er rasch auf die Beine kommt
und versucht, MT CALAMITY den Weg abzuschneiden. Ringrichter
Jack Bobo ist zur Stelle, und gibt das Match frei.
DING
DING DING
Hunk
will sofort loslegen, aber MT CALAMITY zwingt ihn zu einer
Reaktion, indem er einen Handshake anbietet. Darauf war Hunk
nicht vorbereitet. Er fängt an zu grübeln, winkt
dann aber ab, und fordert seinen Gegner auf zu kämpfen.
MT CALAMITY lässt sich nicht beirren, geht sogar noch
einen Schritt nach vorne und streckt Hunk abermals die Hand
hin. Jack Bobo hält sich aus allem raus. Daraufhin reibt
Hunk sich das Kinn und signalisiert, dass er nicht gedenkt,
die faire Geste unüberlegt in den Wind zu schlagen.
Langsam streckt er seine Hand ebenfalls aus, ohne den Gegner
aus den Augen zu lassen. Derweil holt MT CALAMITY mit dem
Bein aus und tritt nach vorne wie bei einem Fußballabstoß.
Er trifft damit nur die Luft – zum großen Glück
von Hunk, der im letzten Moment auswich, und somit dafür
sorgte, dass MT CALAMITY bei seiner ersten Aktion in der GFCW
ein klassisches Luftloch geschlagen hat.
Sven:
„Das ging wohl in die Hose“
Pete:
„Na, aber so richtig. Schwacher Versuch von MT
Calamity, sich unfair einen Vorteil zu verschaffen.“
Zugleich
empört als auch erleichtert, gibt Hunk seinem Gegner zu
verstehen, dass er nicht blöd ist und mit einer solch
Aktion gerechnet hat. Und jetzt gibt es für Hunk kein
Halten mehr. Er legt los wie die Feuerwehr.
Pete:
„Willkommen in einem GFCW-Ring, MT Calamity.“
Sven:
„Das hat er sich mit Sicherheit anders vorgestellt.“
Hunk
zeigt eine Serie von Schlägen und Tritten. Mit den
Fäusten, und mit dem Knien – ohne viel Mühe
schafft er es, MT CALAMITY in die Ringecke zu drängen.
Pausenlos drischt Hunk auf seinen Gegner ein, mit wilden
Chops und Overhead Punches. Dann springt er mit schnellen
Schritten in die Ringmitte, von wo er Anlauf nimmt, um MT
CALAMITY mit einem Shoulder Block abzufertigen. Ungebremst
und mit voller Wucht schlägt Hunk ein in den
Ringpfosten. Im letzten Moment machte sich MT CALAMITY aus
dem Staub, so spät, dass Hunk es unmöglich bemerken
konnte.
Sven:
„Autsch, da hat Hunk den Ringpfosten geknutscht.“
Pete:
„Das sah echt übel aus.“
Jack
Bobo schaut nach Hunk, der sich mit dem Rücken ans
untere Turnbuckle gelehnt hat, um sich zu erholen. Schnell
muss der Referee wieder raus aus der Ecke, in Deckung.
Pete:
„Hunk muss aus der Ecke raus, da kann er nicht liegen
bleiben.“
Sven:
„Irgendwie ausweichen!“
MT
CALAMITY nahm zwischenzeitlich Anlauf, er hechtet auf Hunk
zu, springt ab – seine 130 Kg Körpergewicht auf
ein hohes Tempo beschleunigend – und kracht in seinen
Gegner seitlich mit Oberschenkel und Hüfte.
Pete:
„Oh je, damit hat Hunk seinen Schwung verloren.“
Sven:
„Ja, den Einschlag hätte er sich besser erspart.“
Bevor
MT CALAMITY sich zurückzieht, ruft er laut: „Ehre?“.
Ohne Zuschauer in der Halle
leicht zu hören. Jack Bobo sieht derweil nach Hunk, der
reglos in der Ecke liegt. Eine Kameraeinstellung aus der Nähe
zeigt ihn seltsam lächelnd, mit entrückten und
geistesabwesenden Augen, die zur Seite blicken. Von vorne
jedoch kommt MT CALAMITY in diesem Moment angeflogen, um den
Kopf von Hunk als Airbag für sein Hinterteil zu
benutzen. Der Aufprall klingt grässlich, als wäre
etwas zu Bruch gegangen. Gleich darauf ruft er fragend aus:
„Respekt?“.
Eine extreme Corner Hip Attack von MT CALAMITY. Das Extreme
daran: Die Regie zeigt eine Wiederholung des Moves aus
anderer Perspektive.
Sven:
„Heilige Scheiße…“
Pete:
„Arghh! Welch hässlicher Anblick. Hunk sieht aus,
als wäre er da von einem Siebenhalbtonner erwischt
worden.“
Sven:
„Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm, wie es
aussieht.“
Deutlich
und in verzögerter Zeitlupe zeigt die Replay, wie
zunächst der Hinterkopf von Hunk an den Ringpfosten
klatscht und MT CALAMITYS Hip Attack ihm sodann das Gesicht
beim Aufprall zerknautscht.
In
gemessenem Schritt geht MT CALAMITY durch den Ring, atmet
tief durch, die Arme in die Hüften gestemmt, die unter
der Maske liegenden Augen immer auf Hunk gerichtet. Und dann
rennt MT CALAMITY erneut los, mit hohem Tempo springt er ab,
und zum dritten Mal verpasst er Hunk eine Corner Hip Attack
wie aus dem Lehrbuch. Im nächsten Moment ruft MT
CALAMITY: „Loyalität?“.
Pete:
„Oh nein! Nicht nochmal! Das ist genug, Hunk war doch
schon fertig.“
Sven:
„Jedenfalls sah er ziemlich fertig aus.“
Von
Hunk kommt nichts mehr, kein Widerstand, als MT CALAMITY ihn
aus der Ecke in die Mitte des Rings zerrt. Beim Aufrichten
des Gegners hat der Rookie etwas Mühe, aber als er Hunk
erst auf den Beinen hat, packt er ihn wie eine Puppe um die
Hüften, zieht ihn mit einer Drehung hoch über die
Schulter und hämmert ihn dann von oben auf die
Ringmatte.
CALAMITY
ABYSS!
Das
Cover folgt auf dem Fuß. Jack Bobo fängt an zu
zählen.
ONE
TWO
THREE
DING
DING DING!!!
Sieger
des Matches durch Pinfall: MT Calamity!!!
Nach
dem Läuten der Glocke steht MT CALAMITY langsam von Hunk auf
und reckt eine Faust nach oben. Lange dauert sein „Jubel“
jedoch nicht, wenige Sekunden später ist er seinem Gegner
dabei behilflich den Ring zu verlassen – MT CALAMITY drückt
Hunk mit den Beinen und Füßen raus. Bei der
Gelegenheit lässt er sich nochmals ein Mikrofon reichen.
MT
CALAMITY: Ich habe noch etwas zu verkündigen.
Wenig
Erschöpfung hörbar, kaum außer Atem, MT CALAMITY
spricht etwa im gleichen Tonfall wie vor dem Match – es
klingt fast, als sei nichts weiter geschehen.
MT
CALAMITY: In zwei Wochen gibt es bei GFCW Stranded ein großes
Geschäft!
Wieder
macht er nach diesem Satz eine kurze Pause.
Pete:
Was meint er damit?
Sven:
Woher soll ich das wissen?
Eine
Kamera fängt MT CALAMITY im nächsten Bild so nah ein,
dass seine Metallmaske ein weiteres Mal stark heraussticht.
MT
CALAMITY: Ich übertreibe nicht! Womöglich wird es das
größte Geschäft in der Geschichte von GFCW.
Aus
anderer Perspektive ist zu sehen, wie MT CALAMITY nochmal nach
Hunk sieht, der außerhalb des Rings von GFCW-Mitarbeitern
versorgt wird.
MT
CALAMITY: Ehre, Respekt, Loyalität?
Für
einen kurzen Moment zeigt die Regie den am Boden liegenden Hunk,
der ausschaut wie nach einem Verkehrsunfall. Dann ist MT CALAMITY
abermals im Fokus.
MT
CALAMITY: Drauf geschissen!
Nach
der Aussage poltert es kräftig. Na sowas!? MT CALAMITY hat
sein Mikrofon auf die Matte geschleudert. Die Beleuchtung in der
Halle wird gedimmt, kurz danach ertönt wieder „Ein
Verkündiger“ von Laibach aus den Boxen des
GFCW-Performance-Centers.
Laut donnert der
Bass durch die Halle, während MT CALAMITY mit verschlepptem
Bewegungsablauf langsam den Ring und das Apron verlässt.
FORTSETZUNG…
Ein
Video setzt wieder ein.
Rufus
von Greifenstein fährt seinen Rollstuhl auf einen mit Efeu
überwucherten alten Brunnen zu. Der Brunnen scheint irgendwo
anders auf dem Gelände zu stehen, nicht aber an der
Frontseite. Im Hintergrund sehen wir lediglich das Schwarz der
Wälder. Der Regen wird merklich stärker. An einem Rand
des besagten runden Brunnens steht eine marmorne Putte auf einem
Bein, aus deren Mund früher wohl einmal Wasser gesprudelt
ist. Jetzt nicht mehr.
Ein
Arm der Putte ist abgebrochen. Im Brunnen steht das verdreckte
Wasser bis oben hin. Von Greifenstein legt eine Hand gegen den
Brunnen. Er schließt die Augen.
Rufus
von Greifenstein: „Ich erinnere mich, als wäre es
gestern gewesen, als er mir davon erzählte. Hier hat er
gespielt. Er war acht Jahre alt. Und dann ist er in den Brunnen
gestürzt. Oder vielmehr gestürzt worden. Man konnte es
den anderen Kindern nicht nachweisen…Acht Stunden lang ist
er dort unten um sein Leben geschwommen, ehe jemand seine Rufe
gehört hat. Es wurde als Unfall abgetan.“
Anstatt
sich mit Sorge an damals zu erinnern, scheint diese Erinnerung
heitere Gefühle in ihm zu wecken, denn er schmunzelt.
Rufus
von Greifenstein: „Einen schwachen Charakter hätte das
gebrochen. Aber ihn nicht. Aber selbst das hatte ihn nicht dazu
bewogen, normale Worte zu sprechen. Die Hilferufe waren die
ersten Laute, die er damals seit dem Unglück
gesprochen hat.“
Von
Greifenstein wendet sich vom Brunnen ab und hält auf eine
alte Eiche zu, die hier am Gelände steht.
Rufus
von Greifenstein: „Dort hinüber, Justus. Dort
hinüber.“
Justus?
Ein älterer, hagerer Mann, der einen Regenschirm für
von Greifenstein hält, während dieser im Gewitterregen
mit dem Rollstuhl die Eiche erreicht hat. Von Greifenstein deutet
auf einen abgebrochenen Ast an der Eiche.
Rufus
von Greifenstein: „Mit zwölf Jahren ist er dort
hochgeklettert. Einige gleichaltrige Jungs und Mädels haben
ihn gehänselt. Sie gaben ihm stets hässliche Namen und
schimpften auf ihn und seine Eltern. Ja, sie schimpften auch auf
mich. Er wusste sich nicht mehr zu helfen und kletterte den Baum
hinauf. Leider trat er einmal fehl, erwischte einen schwachen
Ast, der sofort brach. Einen Sturz von zehn Meter und einen
gebrochenen Arm und angeknacksten Knöchel später war
die Sache beendet. Die Häscher haben aber zunächst
nicht von ihm abgelassen. Stattdessen lachten sie ihn weiter aus,
hänselten ihn, trieben Schindluder mit dem Namen seiner
Eltern. Dann liefen sie weg. Wieder waren es Hilferufe, die die
ersten Worte seit Jahren gewesen waren. “
Wieder
schmunzelt von Greifenstein. Cut. Wir befinden uns in einem
anderen Teil der Anstalt. Erneut sehen wir Bäumchen und
Hecken, die irgendwann einmal gepflegt gewesen waren. Eine
weiträumige Terrasse, die in letzter Zeit kaum benutzt zu
sein scheint, befindet sich auf dieser Seite des Anwesens und
grenzt direkt an das Gebäude. Mittlerweile prasselt der
Regen unnachgiebig auf den Regenschirm, der von Justus gehalten
wir und ihn und von Greifenstein vor der Nässe schützt.
Rufus
von Greifenstein: „Viele, viele liebevolle Erinnerungen
werden hier wach. Wie dort drüben. Seht ihr den alten
steinernen Grillofen mit der Holztür?“
Dieses
Kämmerlein, das besagte Holztür verschließt, von
dem von Greifenstein spricht, dürfte nicht größer
sein als 2 cbm.
Rufus
von Greifenstein: „Dort haben sie ihn eingesperrt, als er
13 Jahre alt war. Eine Nacht lang musste er dort verbringen, ehe
man ihn fand. Tragisch, tragisch. Und wieder waren Hilferufe die
einzigen Worte, die er seit dem Unglück
von sich gab.“
Rufus
von Greifenstein schüttelt den Kopf, rückt das Monokel
zurecht.
Rufus
von Greifenstein: „Doch aus irgendeinem Grund konnte
niemals irgendjemand etwas nachweisen. Die Pfleger meinten, sie
konnten keine Probleme mit den Gleichaltrigen feststellen.
Einen
schwachen Geist hätten all diese Dinge gebrochen.
Unschuldig, wie er war. Unschuldig und unfähig, sich selbst
zu helfen. Und er konnte doch seit dem Unglück
mit niemandem reden. Die
Gängeleien, die Schimpfworte, die körperlichen Schäden,
die sie ihm zukommen ließen oder in die sie ihn trieben,
hätten ein kleines Licht in dieser Welt erlöschen
lassen. Aber nicht ihn!
Und
so war er also 14 Jahre alt, und Monate seit dem letzten Vorfall
im Backofen waren vergangen. Und, ich weiß es noch, als
wäre es gestern gewesen…es war ein Dienstag. Und er
sprach seine ersten Worte seit dem Unglück!
Und er sprach sie zu mir: ‚Vater‘, sprach er. ‚Vater,
gib mir die Kraft!‘
Und
er erbat meine Hilfe.
Und
er sollte zu Anfang nur noch mit mir sprechen. Ich alleine war
seine einzige Bezugsperson. Bis zum heutigen Tage weiß ich
nicht, was ihn letztlich bewog, seit dem Unglück
erstmals wieder Worte zu sprechen. Worte außer ‚Hilfe‘.
Doch es geschah. Und er erzählte mir von all dem Leid, das
ihm die Gleichaltrigen widerfahren ließen. Er erzählte
mir von der Eiche, dem Brunnen und dem Ofen. Und er erzählte
mir unzählige andere Dinge, die sie noch mit ihm getrieben
haben. Und ich wurde zornig. Ich wurde zornig mit meinem Sohn!
Denn zulange hatte er sich quälen lassen, ohne Gegenwehr zu
leisten.“
Von
Greifenstein dreht sich zur Kamera herum, blickt aber an ihr
vorbei. Wieder zuckt ein Blitz am Himmel auf und erhellt die
Szenerie für zwei, drei Sekunden und lässt es taghell
erscheinen. In von Greifensteins Bulldoggen-Gesicht allerdings
formen sich bizarre Schatten und lassen ihn dämonenhaft
erscheinen.
Rufus
von Greifenstein: Und so oblag es mir, ihm einen Weg zu zeigen,
wie er sich richtig verhalten sollte…“
WIRD
FORTGESETZT…
Pete:
„Das war doch mal ein klasse Match. Ich hoffe…“
Die
einsetzende Musik von Kid Daniel unterbricht Petes Kommentar zum
vorherigen Match.
Doch
kaum sind die ersten Töne der Einlaufmusik von Kid
angelaufen schon ertönt die Stimme Kid Daniels.
„STOPPT
DIE MUSIK…!!!“
Kid
Daniel betritt die Rampe der Halle…das Mikrofon in der
Hand…entschlossen…sauer…wütend…und…nicht
allein…
Er
wird von Phoenix C. Miller begleitet…immer noch mit der
zerrissenen Stoffhose und dem blutverschmierten Hemd
gekleidet…mit nur einem Schuh und der Krawatte als
Stirnband gebunden sieht er zugegebenermaßen nicht
zurechnungsfähig aus…jedoch sind auch seine
Gesichtszüge entschlossen. Seinen Platz findet er an der
Seite von Kid Daniel dem er jedoch das reden überlasst.
„Ich
bin nicht hier um lange reden zu schwingen…WIR…“
Kid
Daniel klopft Phoenix C. Miller auf die Schulter.
„WIR
sind nicht hier um mit Worten das auszudrücken was WIR…PCM
und ich…KID DANIEL…mit unseren Fäusten am
besten ausdrücken können…Wir sind beide von den
Unbekannten Kapuzenpulliwulli Trägern feige attackiert
worden…FEIGE…HINTERHÄLTIG…SCHWACH…
Haben
Sie uns überrascht????...Ja das haben sie…!
Haben
Sie uns attackiert???....Auch das haben sie…!
Haben
sie uns geschlagen???...Ja und ja…!!
Haben
sie uns verletzt???...Das ist ja wohl eindeutig…!!“
Kid
Daniel zeigt auf die Wunden und die malträtierte Kleidung
Millers.
„Doch
haben sie uns gebrochen????...NEIN!!!
Haben
sie Erfolg gehabt mit ihren Angriffen??...NEIN...
Sie
haben Mo attackiert…er steht noch…Sie haben den
Hund gewürgt…doch er atmet noch….sie haben
versucht mich in die Irre zu führen…doch ich habe
klaren Kopf behalten…Sie haben Miller zweimal in die
Mangel genommen…doch er steht noch…
Was
sie erreicht haben?!?!...Sie haben sich Feinde gemacht…Feinde
die Sie in die Finger kriegen werden…doch jagen werden wir
sie nicht…NEIN…
Wir
werden warten…!!!
NÄCHSTES
WAR EVENING….PCM!!....KID DANIEL!!...IN DIESEM
RING!!...WIR WARTEN AUF EUCH!“
Kid
Daniel schmeißt das Mikrofon zu Boden und legt seinen Arm
um Miller…Beide stehen Schulter an Schulter und zeigen
Geschlossenheit…Beide verlassen mit grimmigen
Gesichtsausdrücken die Bühne.
Saunaclub
Herbert und Jim’Boy Joe schlendern durch die Dortmunder
Innenstadt. Sie haben vor JBJ’s anstehendem Match gegen
Kevin Keller nocheinmal richtig Kohldampf, den es in der
nächstmöglichen Frittenbude zu stillen gilt. Joe trägt
sein pinkes Hawaii-Hemd wie immer in die Jeans hineingesteckt und
Herbert läuft mit einem FCN-Trikot durch die Heimatstadt des
BVB.
In einer der Seitenstraßen werden die beiden
Berufsmachos dann fündig. Über der Lokalität
prangert ein Schild „Tareks Imbiss“.
Herbert:
„Tareks Imbiss? Das klingt mir nicht sehr deutsch.
Wahrscheinlich bin ich auch etwas verwöhnt, weil die GFCW im
letzten Monat nur Veranstaltungen im schönsten Bundesland
Deutschlands abhielt (Bayern). Und jetzt muss ich mir fernab
meiner fränkischen Heimat von Türken Bratwurst im
Brötchen machen lassen und schales Bier trinken.“
Herbert
entscheidet sich schließlich mit JBJ für Fritten mit
besonders viel Mayonnaise. In dem Moment als Herbert den ersten
Bissen wagt wird er von einem betrunkenen BVB-Fan mit Dortmunder
Stiftsbier in der Hand angerempelt. Herberts FCN-Trikot ist
patschnass und die Mayonnaise ist quer über seine Brust
verteilt.
Pete: „Diesen
Anblick ist Herbert normal nur aus anderer Betrachtungsweise
gewöhnt.“
Herbert macht sich sauber und
giftet dem schwankenden Dortmunder hinterher:
„Ihr
Tagelöhner und Taugenichtse! Kein Wunder, dass ihr seit bald
einem Jahrzehnt keine Meisterschaft mehr gewonnen habt... und
dieses Jahr könnt ihr das auch vergessen! Selbst wir
Nürnberger haben mehr Deutsche Meisterschaften als Borussia
Dortmund geholt. Ihr Pott-Proleten kriegt doch nichts gebacken,
das sieht man allein schon der zugrunde gehenden Kohle- und
Stahlindustrie. Komm JBJ, lass uns weiterziehen...“
JBJ
schlägt den Fan nieder und beide ziehen weiter.
Singles
Match:
Jim'Boy
Joe vs. Kevin „Revolver“ Keller
Referee: Thorsten
Baumgärtner
Das
Duo, bestehend aus JBJ und Sauna Club Herbert, kommt wie
gewöhnlich heraus. Ganz dem Motto: Keine Zuschauer,
Keine Frauen, Keine Show.
Während
Herbert sich wieder an den Ringrand gesellt betritt der
selbstsichere Macho den Ring und wartet auf seinen Gegner.
Laura:,,Und
der Gegner! Aus Bremen-Rablinghausen, in Begleitung von Alex
Hansen, mit einen Kampfgewicht von 97 Kilogramm, er ist der
„REVOLVER"… KEVIIIN KELLEEER!!!“
Der
„Revolver" kommt in Begleitung des „Soulberners"
Alex Hansen auf die Stage. Es ist sein Debüt und er
könnte sich wohl keinen besseren an seiner Seite an
diesem Tag vorstellen, als seinen langjährigen Buddy und
Tag Team Partner. Er scheint trotz der Tatsache, dass keine
Zuschauer anwesend sind, voller Anspannung, Vorfreude und
Emotionen zu sein. Er mustert die leeren Ränge, schaut
auf den Titantron hinter sich, auf dem sein Name steht und
in’s Gesicht Hansen’s. Er ist sich sicher: Er hat
es jetzt geschafft. Hier spielen die ganz großen mit.
Die zwei Freunde nicken sich zu und marschieren dann Seite an
Seite gen Ring. Gemeinsam sliden sie unter dem Bottom Rope in
den Ring und zeigen einen synchronen Kip-Up. Sie entledigen
sich ihrer Jacken und starren in Richtung JBJ & SCH.
Sven:,,Ok,
das nenne ich mal ne Entrance. Man sieht, die beiden kennen
sich schon sehr lange.“
Pete:,,Ich
habe mal bei YouTube geguckt. Diese Entrance haben sie früher
als Team gebracht. Schön zu sehen, dass beide noch immer
so sicher in der Durchführung sind.“
Sven:,,Kevin
Keller. Der „Revolver". Das erste Mal sahen wir
ihn vor zwei Wochen, als er Alex Hansen zur Hilfe kam und
beide, JBJ & Herbert, nach wenigen Sekunden abfertigte.
Man muss dazu sagen, dass er JBJ von hinten attackierte, sehr
feige, wenn du mich fragst. Und Herbert war gerade noch dabei
Hansen…“
Pete:,,Hinterrücks
zu attackieren!!! Also haben sich die zwei das auch verdient.
Nochmals zu Keller zurück. Sein Stil ist ein etwas
anderer, als der von Hansen, so nutzt er ebenfalls viele
technische Elemente, aber seine größte Stärke
ist der Strong Style. Vor allem seine blitzschnellen und
harten Kicks haben ihm den Beinamen „Revolver"
eingebracht. Man darf also gespannt sein.
Saunaclub
Herbert und Alex Hansen haben den Ring mittlerweile
verlassen. Referee Baumgärtner fragt nach, ob beide
Kontrahenten bereit sind. Dann gibt er das Match frei.
Ding!
Ding! Ding!
Jim’Boy
Joe lässt, ungewohnt für ihn, nicht lange fackeln
und stürmt auf Kevin Keller zu, drängt diesen mit
Knees und Forearms in die Ecke, wo er mehrere Tritte in den
Magen folgen lässt, bevor der Ref ihn anzählt. Er
will sich für den Angriff von vor zwei Wochen
revanchieren. JBJ whipt Keller von der einen Ecke in die
gegenüberliegende und rennt hinterher, nur um einen
Flying Forearm gegen Keller's Hinterkopf durchzuführen.
Keller lehnt nun mit der Brust an der Ecke und JBJ lässt
einige Clubbing Blows auf den Rücken folgen, ehe er
einen Kick gegen die Rippe durchführt. Kevin Keller
bleibt kurz die Luft weg. Doch JBJ muss vorsichtig sein,
erneut ermahnt ihn der Referee, er soll an den Count denken.
Der Boy nimmt sich seinen Gegner und bereitet einen Suplex
vor, aber Keller hakt geistesgegenwärtig das Bein ein
und kontert mit einem Snap Suplex, der JBJ erstmal völlig
desorientiert am Boden lässt. Der „Revolver"
kommt langsam auf die Beine, doch auch sein Gegner ist wieder
oben. Immer noch voller Rage stampft Joe auf Keller zu, will
zum Schlag ausholen, wird aber von diesem mit einem Arm Drag
überrascht und kracht erneut auf die Matte. Jetzt kann
Keller in die Offensive gehen. Und bearbeitet Joe's linkes
Bein mit dem Achilles Tendon Lock. Draußen fängt
Herbert an sich um seinen Partner zu sorgen. Er geht ein
bisschen um den Ring herum und scheint dabei aber völlig
vergessen zu haben, dass Alex Hansen ebenfalls Ringside ist.
Denn plötzlich findet er sich in der Nähe der
Ringecke wieder, in der Hansen seinen Freund anfeuert. Dieser
bemerkt ihn natürlich und macht sich für eventuelle
Shenanigans von Seiten SCH's bereit. Aber Herbert hat
anscheinend Zweifel und kehrt in JBJ's Ecke zurück. JBJ
hat sich mittlerweile durch einige Kicks beinahe aus der
Submission befreit, aber Keller reagiert blitzschnell und
löst den Lock, nur um dann das Bein zu drehen und Joe
auf den Bauch zu drehen. Jetzt setzt er die Single Leg Boston
Crab ein und Joe's Probleme bestehen weiterhin. Dieser
versucht verzweifelt sich in Richtung Seile zu ziehen.
Herbert erkennt nun, dass sein Partner Hilfe benötigt
und klettert auf den Apron, um Keller aus dem Konzept zu
bringen. Dieser schaut auch tatsächlich auf und erblickt
Herbert, der ihn anschreit, dich Herbert selbst wird von Alex
Hansen vom Apron gezogen und es beginnt ein Brawl zwischen
den Beiden. JBJ nutzt die Verwirrung um sich mit Hilfe der
Seile, an die er jetzt endlich gekommen ist, wieder auf den
Rücken zu drehen und Keller mit seinem freien Bein
wegzukicken. Dieser fliegt auf den Rücken, berappelt
sich nach einer kurzen Zeit allerdings wieder. Doch er hört
von draußen seinen Kumpel laut aufschreien. Hansen, der
diesen Brawl bisher dominiert hat, musste soeben einen Low
Blow durch Herbert einstecken. Herbert, dessen Arm sich noch
immer unterhalb der Weichteile Hansen’s befindet,
grinst hämisch, nur um dann in kurzen Abständen
weitere Low Blows folgen zu lassen. Hansen sinkt letztlich zu
Boden und hält sich seine Kronjuwelen. Doch Herbert
denkt nicht daran aufzuhören. Er nimmt sich die Beine
und streckt diese in die Höhe, um auf Hansen’s
Eier einzutreten. Kevin bekommt all das mit und slidet aus
dem Ring um seinem Buddy zu helfen. Er läuft an und
verpasst Herbert, der sich gerade rechtzeitig, durch die
Zurufe von JBJ, umgedreht hat den
!!!SHOTGUN
KICK!!!
Herbert
ist erstmal raus und Keller kümmert sich um Hansen. Er
bemerkt viel zu spät, dass sich JBJ bereits auf dem
Apron hinter ihm positioniert hat und kassiert einen Double
Axe Handle vom Apron, direkt zwischen die Augen. Alle liegen
am Boden, nur JBJ steht und ist siegessicher.
Pete:,,Also
mit so einer Eskalation hab ich nun gar nicht gerechnet.“
Sven:,,Ach,
ist doch klar. Beide Parteien mögen sich nicht gerade.“
JBJ
tritt ein wenig auf Keller ein, ehe er bemerkt, dass Hansen
langsam versucht auf die Beine zu kommen. Aus Jux verpasst er
ihm mal eben einen Superkick und lacht über diese Tat.
Er geht zu Herbert und versucht ihm beim Aufstehen zu helfen,
doch Keller ist wieder da und tackelt JBJ gegen die
Ringabsperrung, welche nachgibt und die beiden Männer
in’s nicht existierende Publikum befördert.
Währenddessen hat Ref Baumgärtner beide bereits
mehrfach ermahnt und auch mit dem Count angefangen. JBJ und
Keller versuchen beide aufzustehen. Auch Herbert zieht sich
nun mit Hilfe der Ringabsperrung hoch und auch Hansen kommt
langsam zu sich. JBJ stolpert in Richtung Ring, wird aber von
Keller zu Boden gezerrt. Nach einigen Elbows gelingt es ihm
aufzustehen und zum Ring zu humpeln, doch…
10!
Ring the Bell!
Ding!
Ding! Ding!
Laura:,,Ladies
und Gentlemen, aufgrund eines beidseitigen Countouts endet
dieses Match Unentschieden.“
Kevin
Keller ist enttäuscht und schlägt auf den Apron.
JBJ hat sich zu Herbert gesellt und mit diesem den Rückzug
angetreten. Hansen kommt auf die Beine und geht zu seinem
Kollegen, versucht diesen zu trösten. Kevin schaut auf
JBJ & Herbert und dann zu Laura. Er bespricht kurz etwas
mit Hansen. Dieser geht dann zu Laura und bekommt von ihr
zwei Mikrofone. Hansen und Keller betreten den Ring, während
ihre Kontrahenten schon fast die Stage erreicht haben. Keller
beginnt zu sprechen.
Kevin
Keller:,,HEY!!! Hey, Jungs! Hey!“
JBJ
& SCH drehen sich um.
K.
Keller:,,Jungs, wo wollt ihr denn hin, huch…huch…Ihr…ahh…Ihr
glaubt doch wohl nicht, dass das schon Alles ist? Ihr glaubt
doch wohl nicht, dass DAS HIER vorbei ist!? Oh, oh, oh! Nein,
nein, nein! Das ist doch erst der zweite Akt gewesen. Ich
muss schon sagen…ahhh…dass mein Debüt so
enden musste, das macht mich schon etwas wütend. Es war
ganz und gar nicht so geplant. ABER! Das was jetzt folgt, das
ist etwas worauf ich und mein guter Freund Alex, nun, etwas
worauf wir uns freuen, worauf wir hinfiebern.“
Alex
Hansen:,,Uns ist etwas klar geworden! Ein 1vs1 ist gegen euch
unmöglich, denn wenn wir den einen von euch bekämpfen
ist der andere immer in der Nähe, um irgendwas
Niederträchtiges zu tun! Also gibt es nur eine Lösung
für unser Problem. Ihr behauptet doch, ihr seid das
beste Team! Ihr reist zusammen, besucht gemeinsam
frauenfeindliche Veranstaltungen, wahrscheinlich vögelt
ihr einander auch. Das mag für euch tatsächlich das
Wichtigste auf der Welt sein. Für uns zwei, ja für
uns ist Wrestling das Wichtigste! Wrestling hat uns
zussmmengeführt, hat uns zu Brüdern gemacht. Und
wenn es um's Wrestling geht, sind wir DAS BESTE TEAM! Und wir
brauchen dafür auch keine schicken Titel oder
irgendwelche Auszeichnungen! Alles, was wir brauchen ist ein
gegnerisches Team und ein gottverdammter Ring!“
K.
Keller:,,Also wie sieht's aus, Jungs? Ihr wolltet diesen
Krieg! Seid ihr nun auch bereit ihn zu bestreiten!? Denn wir
sind es! Und wir haben eine Vision!“
A.
Hansen:,,Es ist der 21.06.2020…Das spektakulärste
Event des Sommers…GFCW STRANDED!!! Und auf der Card…
SAUNA BOYS VS THE SPOTLIGHT! TORNADO TAG TEAM MATCH! KEINE
COUNTOUTS! KEINE DISQUALUFIKATION! ALLES IST ERLAUBT!“
K.
Keller:,,Das ist unsere Vision! Und Alles was wir wissen
müssen ist…Seid ihr bereit…für den
Krieg?“
The
Spotlight. Das Team lässt die Mikrofone fallen und
starrt auf die Sauna Boys. Diese schauen sich ratlos an. Alex
Hansen gestikuliert noch eine Weile in Richtung Herbert,
während Kevin Keller demonstrativ die Arme ausbreitet,
als würde er die Sauna Boys einladen wollen, an diesem
Krieg teilzunehmen.
Doch
wie werden sich die Sauna Boys entscheiden?
FORTSETZUNG…
Das
Video mit Rufus von Greifenstein wird fortgesetzt.
Wir
befinden uns nun im Inneren der Einrichtung, in der von
Greifensteins Sohn die letzten zwanzig Jahre verbracht hat. Uns
offenbart sich ein Anblick, der mit einer psychiatrischen Anstalt
eines Horrorfilms absolut konform gehen könnte. Alte Säulen
tragen die Stockwerke; der Putz blättert ab; schwaches Licht
erfüllt die Gänge, teilweise gar flackernd; an anderen
Stellen löst sich die Tapete etwas. Das Facilitymanagement
der Anstalt lässt zu wünschen übrig…
Von
Greifenstein sitzt im Rollstuhl und blickt gedankenverloren zu
einem der zahlreichen bis an die Decke reichenden –
vergitterten - Fenster hinaus ins Dunkel. Am Horizont zeichnen
sich schwach die Wipfel des undurchdringlichen schwarzen Waldes
irgendwo im Nirgendwo im Spessart ab, die sich im nun
herrschenden Gewittersturm biegen. Ein Blitz erleuchtet das
Firmament.
Und
wir hören Schreie. Grausige, erbarmungswürdige Schreie
irgendwo im Gebäude die davon zeugen, dass ihre Insassen
Hilfe brauchen. Hilfe für ihren Kopf, Hilfe für ihren
Geist. Wirre, erdrückende Schreie von kranken Menschen,
denen gar nicht bewusst ist, dass sie Hilfe brauchen. Doch Rufus
von Greifenstein scheint durch die Schreie gar nicht mehr
aufgeweckt zu werden. Er ist sie gewohnt. Ohne sich zu regen, den
Blick zum Fenster hinaus in die Dunkelheit, in den nächtlichen
Sturm, setzt er fort.
Rufus
von Greifenstein: „Justus, wir wollen einige Schritte tun.“
Er
spricht zu seinem treuen Chauffeur. Gemeinsam gehen sie die Gänge
entlang.
Rufus
von Greifenstein: „Ich lehrte ihn. Meinen Sohn. Ich lehrte
ihn, wie er sich zur Wehr setzen konnte. Ich gab meine Erfahrung
an ihn weiter, lehrte ihn den einen oder anderen Griff. Ich
lehrte ihn, wie er einen Häscher mit einem einzigen Nervhold
zur Besinnungslosigkeit bringt. Und ich wies ihn an, seinen
Körper zu trainieren. Stark zu werden. Er…veränderte
sich. Wurde stärker. Wurde besser. Doch was am wichtigsten
ist: er wurde stärker als seine Häscher. Und er wurde
besser als seine Häscher. Weiterhin sprach er mit niemandem
außer mir. Und die Ärzte konnten keine Veränderung
an seiner mentalen Gesundheit feststellen, da er mit ihnen nach
wie vor nicht sprach. Und dann änderte sich das Leben für
ihn.“
Von
Greifenstein hält neben einer Tür inne.
Rufus
von Greifenstein: „Hier, in diesen Raum, steckte man ihn,
wenn er bestraft werden sollte. Immer mal wieder, als Strafe,
wenn er sich revanchiert hatte. Denn er hatte sich weniger clever
verhalten als seine Häscher. Aber was scherte es ihn? Sie
versuchten weiterhin, ihn zu gängeln, ihn zu hänseln.
Aber nun war er besser. Stärker. Mit einem gebrochenen Arm
fing es an. Dann eine Bewusstlosigkeit. Blaue Flecken. Später
versuchten sie, sich zu zweit oder zu dritt auf ihn zu stürzen.
Doch er lernte. Und er wies sie ab, konterte sie, schmetterte sie
zurück! Für ihn…entwickelte sich alles mit der
Zeit zu EINEM SPIEL!“
Die
Schultern von von Greifenstein beben. Er lacht. Die Erinnerung an
damals amüsiert ihn.
Rufus
von Greifenstein: „Und für jeden, an dem er Rache
nahm, sperrten sie ihn ein. Die Ärzte versuchten, ihn damit
zu bestrafen. Wollten ihn läutern. Doch der Zorn in ihm
wuchs damit nur noch mehr. Irgendwann war es ihm egal, und er
ergötzte sich an dem Leid, das er seinen ehemaligen Häschern
zugefügt hatte. Irgendwann…hörten sie auf.
Irgendwann gaben sie auf und ließen ab von ihm. Für
ihn war es nur ein Spiel – und er wollte doch nur spielen.
Im Alter von 18 Jahren waren die Hänseleien, die Gängeleien,
die Beleidigungen vorbei! Er fand sogar irgendwann Freunde, mit
denen er spielen konnte – und irgendwann begann er sogar
mit allen zu sprechen! Auch mit den Ärzten! Hahaha! MEIN
SOHN!“
Er
lacht laut und voller Inbrunst. Dann reißt er die Arme nach
oben.
Ein
Blitz zuckt am Himmel!
Noch
einer!
Und
noch einer!
Fast
fünfzehn Sekunden lang ist es taghell.
Ein
Donner grollt.
Von
Greifenstein lacht.
Plötzlich
birst ein Fenster im Gang. Der Sturm ist übermächtig
geworden…
Rufus
von Greifenstein: „Und nun, hiiiihahahaha, nach all den
Jahren, kommt er in die GFCW, um zu spielen! Er will mit den
Wrestlern der GFCW spielen!
Bartholomäus,
hiiiihahahaha! Er kommt in die GFCW!
Mein
Sohn!
Bartholomäus!“
Der
Donner grollt erneut. Das Lachen Rufus von Greifensteins lässt
einen das Blut in den Adern gefrieren. Der Regen peitscht zu dem
geborstenen Fenster herein. Aufgewirbeltes Laub fliegt herein.
Zum gebrochenen Fenster. Das gebrochene Fenster in der Anstalt.
Die Anstalt, irgendwo im Nirgendwo in den Wäldern des
Spessarts.
Bartholomäus
kommt.
Er
kommt, um zu spielen.
Die
Kamera schaltet in die Backstage Area, genauer gesagt in den
Interview Bereich. Dort steht Mac Müll. Bereit ein weiteres
Interview zu führen…
Mac
Müll: „Ladies and Gentleman. Mein jetziger Gast:
PLAYER!“
Player
kommt von rechts ins Bild gelaufen. Gekleidet ist er schon in
seinem gewohnten Ring Outfit. Seinem Gesicht kann man entnehmen,
dass er nicht gerade gut gelaunt ist, kein Wunder nach den
letzten paar Wochen.
Mac
Müll: „Player, wie wir alle wissen bist du jetzt,
MOMENTAN, nicht mehr der Intercontinental Champion, nachdem Dr.
Dick in dein Ladder Match gegen Zereo Killer eingegriffen hat
und…“
Player
hält die Hand nach oben, signalisiert Mac, dass er aufhören
soll mit reden…
Player:
„Wir alle wissen was Dickie getan hat und auch warum er es
getan hat. Meine Meinung dazu habe ich schon vor zwei Wochen
geäußert. Und du kannst dir sicher sein, dass ich mir
MEINE Intercontinental Championship zurückholen und das
Kapitel Dr. Dick ein für alle Mal beenden werde!“
Mac
Müll: „Gut, kommen wir zum heutigen Abend. Etwas
surreal, denn heute bildest du mit eben angesprochenem Dr. Dick
ein Team um gegen die GFCW Tag-Team Champions, Unrivaled,
anzutreten. Irgendwelche Worte dazu?“
Player
schaut zur Seite, überlegt eine Weile…
Player:
„Du sagst es… „Surreal“… Wer auch
immer die Idee hatte ihn mit mir in ein Team zu stecken…
Bin ich erfreut darüber? Nein! Absolut nicht! Warum sollte
ich? Und ich sage dir ganz ehrlich: Jeder der ein „normales“
Tag-Team Match erwartet, jeder der erwartet, dass Dickie und ich
überraschenderweise gut zusammen arbeiten um unsere Gegner
zu schlagen: Dem sage ich: Vergesst es! NO WAY IN HELL! Ich
steige heute Abend für mich in den Ring und werde ALLEN
zeigen, dass ich mittlerweile BESSER bin, als unsere Gegner, LJ
und ZK, zwei der BESTEN Leute, die unser Business je gesehen
hat!“
Kurz
pausiert er…
Player:
„Was Dickie angeht: Er soll machen was er denkt, ich werde
mich nicht um ihn kümmern. Jedenfalls nicht während des
Matches. Was danach passiert… Haha… Whole Other
Gamefiled!“
Er zwinkert Mac
mit einem Lächeln zu und geht aus dem Bild…