Der
obligatorische Klapptisch. In jeder der vier Ringecken vier
zusammengeklappte Stühle angelehnt. Um den Ring herum stehen
an den vier Seiten vier Leitern aufgebaut. Selten, aber eine
angenehme Abwechslung. Ach ja: Und im Ring noch: Hall of Famer
McMüll!
McMüll:
„Liebe GFCW-Galaxy, herzlich willkommen zur
One-on-One-Debatte! Bitte begrüßen Sie mit mir ganz
herzlich: Den amtierenden GFCW-Intercontinental-Champion, Jason
Crutch!“
Dieser
kommt in Zivilklamotten, den Gürtel um die Hüften
geschnallt, zu Jubelrufen seiner Fans zum Ring. Dort klettert er
zunächst nacheinander auf alle vier Turnbuckle, reißt
die Fäuste triumphierend nach oben, ehe er sich zu McMüll
gesellt.
McMüll:
„Und begrüßen Sie jetzt mit mir, seinen Gegner
bei Title Nights: Daniel!“
Der
Bequemlichkeit halber, vielleicht aber auch um seine
Zugehörigkeit zu demonstrieren, hat Daniel das
Fight-Club-Theme gewählt, unter dessen Klängen er sich
langsam zum Ring bewegt. Natürlich begleitet Amy den einzig
wahren Daniel und macht sich in dessen Rechter ganz gut. Betont
lässig schreitet der junge Kerl mit dem heute dunkelgrauen
Kapuzenpulli zum Ring, entert jenen schließlich langsam und
macht mit einer ziemlich klaren Geste deutlich, was er von Jason
und seinem tollen Titel hält. Kurz gesagt: Nicht viel.
McMüll:
„Werte Herren, bei Title Nights werdet ihr euch
gegenüberstehen. Es ist das erste Aufeinandertreffen von
euch beiden. Jason, zunächst die Frage an dich: Was hältst
du von Daniels bisherigem Werdegang?“
Der
Oberpollinger blickt zunächst ins Publikum, lächelt,
dann wendet er sich aber seinem Gegner zu.
Jason
Crutch: „Mülli, alte Socke. Ich könnte jetzt hier
ausschweifend werden. Ich könnte dir eine Litanei von
Adjektiven für diesen Mann dort nennen. Ich könnte ein
Loblied singen. Ich könnte ihn in Grund und Boden ranten.
Aber nichts davon werde ich tun. Ich habe mich zu Daniel schon
vor vier Wochen geäußert, bevor er mich mit AMY
erwischt hat und durch einen Tisch befördert hat. Ich habe
mich vor zwei Wochen im Dog’s Inn schon geäußert,
bevor ich IHN durch einen Tisch befördert habe. Die
Crutch-o-Maniacs und du wissen, was ich von Daniel halte. Von
daher habe ich dazu nichts mehr zu sagen. Alles Weitere sage ich
bei Title Nights – im Ring.“
McMüll
guckt etwas verdutzt, wendet sich dann aber Daniel zu.
McMüll:
„Daniel, das Match bei Title Nights ist deine erste richtig
große Chance in einem Match Mann gegen Mann um einen der
prestigeträchtigsten Titel in diesem Geschäft. Was
würde es dir bedeuten, dieses Gold zu gewinnen, das dein
eigener Vater bereits dreimal erringen konnte und dem er zu neuem
Ruhm verholfen hat?“
Daniel
zieht kurz eine Art Schmollmund, strafft dann die Schultern und
schaut sich in seiner unnachahmlichen Art im Ring um, ehe er
langsam nach dem Schallwandler greift, den Mac nicht aus der Hand
legen wollte. Aber für Daniel macht die GFCW-Legende heute
mal eine kleine Ausnahme. Ein Räuspern Daniels folgt….und
ein Moment des Schweigens, ehe Daniel langsam loslegt.
Daniel:
„Zunächst einmal… Ich kenne die weitreichende
Historie des GFCW-Intercontinental-Titles. Natürlich. Aber
es kann ja nur mein Bestreben sein, dem eine weitere Nuance, gar
ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Aber lass mich kurz auf
etwas anderes zurückkommen…“
Daniel
vollführt eine Neunzig-Grad-Wendung im Ring und dreht Jason
Crutch damit die Seite zu – ein weiteres Zeichen, wie
furchtlos sich der Sohn Johnboy Dog’s hier gibt. Wobei
Jason Crutch ja auch niemand ist, von dem man fiese Angriffe von
der Seite erwarten würde.
Daniel:
„ich höre immer, dass Johnboy Dog dem Titel zu
neuem…Ruhm verholfen hätte. Bitte? Erinnert sich noch
jemand an Dad’s Regentschaften? An den immensen Wert, den
ein Toxic Lugosi dem Titel beigemessen hat, indem er ihn einfach
in den Ring warf? So bin ich nicht! Der Intercontinental-Title
war einmal, so erzählt man sich, das Sprungbrett und die
Grundlage für die Heavyweight-Championship. Und genau dort
werde ich den Titel auch wieder hinführen, ohne zu erzählen
wie wunderbar doch alles ist, wenn ich das Blech habe. Ja,
Blech!“
Oh.
Da geht ein Raunen durchs Publikum, denn den heiligen IC-Titel
als Blech zu bezeichnen grenzt an Blasphemie! BLASPHEMIE!!!
McMüll:
„Jason...findest du es nicht eigenartig, dass du
ausgerechnet dem Sohn eines deiner besten Kumpel evtl. die große
Chance auf seinen ersten großen Wurf in der GFCW versauen
könntest?“
Jason
Crutch: „All das, Mülli, alte Socke, tangiert mich
nicht. Daniel ist
Daniel, Johnboy Dog ist Johnboy Dog. Gäbe
es da nicht unumstößliche Hinweise darauf, dass Daniel
aus den Lenden von JBD entspringt, würde ich sagen, die
beiden sind von unterschiedlichen Planeten. Was du, Daniel, mit
Johnboy Dog gemein hast, ist der unbändige Wille, den großen
Wurf in der GFCW zu schaffen. Während dein Dad um den
größten Titel im Business kämpft, trittst du noch
eine Stufe unter ihm an, um dieses Baby hier.“
Er
streichelt den Gürtel um seiner Hüfte.
Jason
Crutch: „Doch selbst darin unterscheidet ihr euch. Denn
dein Dad ist integer, ist ehrlich und kämpft nicht nur für
sich selbst, sondern auch für seine Fans. Du hingegen bist
ein egoistischer, eifersüchtiger Mistkerl geworden. Du hast
vergessen, worum es in unserem Business neben unserem
persönlichen Erfolg noch geht: Um die Bedürfnisse der
Fans! Doch all dein unbedingter Wille, bei Title Nights
erfolgreich sein zu wollen, es deinem Dad zu zeigen...genau DAS
wird dein Stolperstein bei Title Nights sein. Dein Problem ist –
im Gegensatz zu JBD -, dass du MIR gegenüberstehen wirst!“
Das
verleitet die Fans zu begeisterten Jubelrufen, die der Jungspund
aber einfach abtut.
McMüll:
„Daniel, das lässt uns gleich dazukommen: Ihr habt
euch auf ein TLC-Match bei Title Nights geeinigt. Aber wie soll
das Match enden? Durch Pinfall? Durch Hochklettern der Leiter?
Habt ihr euch überhaupt auf...“
Und
schon hat Mac keinen Schallwandler mehr, denn Daniel hat ihm das
seltsame Ding entrissen und scheint entschlossen, die passende
Erwiderung darauf zu geben.
Daniel:
„Jason…Crutchy! Es ist vollkommen egal, ob wir in
einem Bra-and-panties-Match, einem Iron-man-Match oder einem
Irgendwas-on-a-pole-Match gegeneinander antreten: Ich werde dich
ohnehin schlagen! Das ist mein Selbstverständnis gegen
einen, der auszog ein Pappchampion mit einem Pappgürtel zu
werden und damit überfordert war, als mehr daraus wurde. Was
hat Jason Crutch denn in den letzten anderthalb Jahren gerissen,
was Daniel? Siehst du`s? Du bist ein NICHTS, Jason! Du bist nur
Intercontinental Champion, weil Don Sheen eingegriffen hat! Und
dieser Makel wird an dir haften, so lange du diesen Gürtel
mit dir herumschleppst, was ja glücklicherweise nicht mehr
allzu lange sein wird. Ich kann deine grinsende Visage nicht mehr
sehen, das Spiel mit deinen Crutch-o-Minions…“
Crutchs
verbissenes Gesicht zeigt, dass Daniel einen wunden Punkt
getroffen hat. Dass JC den Titel wirklich nur aufgrund eines
Eingriffs von Don Sheen hat, wurmt ihn tatsächlich. Er nimmt
Daniel verdammt ernst. Er weiß, dass es dem Spross des JBD
auch durchaus ernst IST! Doch ehe er etwas sagen kann, scheint
Daniel den Geistesblitz schlechthin zu haben, denn ein
großkotziges Grinsen überkommt ihn. Er dreht eine
Runde um Mac und Jason Crutch – der immer noch zu köcheln
scheint – und hebt schließlich die freie Hand –
frei deshalb, weil Amy sich mittlerweile in einer der Ecken
wiederfindet.
Daniel:
„Du willst diesen has-Beens etwas bieten? Du,d er du selbst
ein has-been bist und nur noch davon zehrst, dass du mal einen
Plastik…nein..Pappgürtel mit dir herumgeschleppt
hast? Du kriegst etwas besonderes! Du wolltest ein TLC-match,
right? Du kriegst eins! Aber nicht nur ein TLC-Match, nein….
TLC-Three-Stages-of-Hell!
Der
erste Fall wird ein Pinfall.
Der
zweite ein Tables-Match. Und der dritte wird nicht notwendig
sein……aaaber der Form halber erkläre ich es
dir:
Der
dritte Fall wird ein Leitermatch! Na? Ist das was für dich,
Meister der Crutch-o-Minions?“
Also
den Fans gefällt’s! McMüll macht große
Augen – und Crutch versucht, ein
„Frosch-hinunter-schlucken“ zu unterdrücken –
so scheint es. Was in seinem Kopf tatsächlich vorgeht, weiß
man an der Stelle nicht. Doch er sieht die ihm dargereichte Hand,
die das Match dann wohl besiegelt – der Blanko-Vertrag von
Jimmy Maxxx ist ohnehin wasserdicht. Er sieht die gehypten Fans,
die scharf auf diese Art Match sind. Und dann schlägt Crutch
ein.
Und
schon folgt wieder ein Cheapshot von Daniel! Punch mit dem Mic!
Crutch stolpert getroffen zurück, Daniel greift aber sofort
zu:
HAZARD
gegen Crutch!!!
McMüll
kann gerade rechtzeitig aus dem Weg federn und verlässt
sofort den Ring. Daniel scheint aber noch nicht genug zu haben,
denn er slidet aus dem Ring und schnappt sich eine der Leitern.
Sofort klappt er das Teil zusammen, schiebt es in den Ring und
baut es auf.
Crutch
regt sich, bekommt noch einen Stiefel zu spüren, so dass er
wieder auf den Boden gezwungen wird. Dann legt sich der
JBD-Spross seinen Gegner auf dem Tisch zurecht. Daniel posed
etwas, rotzt einen schleimigen gelben Klumpen auf Crutch und
macht sich dann daran, die Leiter hochzuklettern. Gerade als er
losstarten will, ist aber Jason Crutch da! Er greift sich das
Bürschchen und schlägt ihm einige Male in den Rücken,
klettert dann ebenso auf die Leiter. Oben stehend will er sich
Daniel greifen, doch nun wehrt der sich. Ein Gerangel, ein
Gepunche, ein Headbutt hier, ein Faceslam gegen die Sprosse da.
Letzten Endes ist es Crutch, der die Oberhand behält. Er
greift zu zu einem Backsuplex von der Leiter!! Aber Daniel
versteift sich, macht sich schwer! Dann ein Punch, in der Luft.
Beide Männer...stürzen!!!
KRAAAAAAACKS
Pete:
„WooooT?“
Sven:
„Beide! Diesmal beide!“
Ja,
Sven! Hat vor vier Wochen Daniel Crutch mit AMY geschlagen und
durch einen Tisch befördert und vor zwei Wochen Crutch
Daniel durch einen Tisch befördert, so gehen diesmal BEIDE
Männer durch das Utensil! Kracksend geht das Ding zubruch.
Sowohl Crutch als auch Daniel regen sich nicht mehr. Zurück
bleiben nur gehypte Fans, die bei Title Nights wohl was Feines zu
sehen bekommen:
Ein
„TLC-Three-Stages-of-Hell“-Match um den
Intercontinental-Championtitel!
Ein erneut längerer Werbebreak
erfolgt.
Triumphierend
tritt Aristides aus dem Verhandlungssaal. Als unschuldiger
Mann. Als Schlange, die sich wieder einmal aus allen
Schwierigkeiten herausgewunden hat. Fast wirkt er wie ein
König, der vor sein Volk tritt und es an seinen Lippen
kleben lässt. Bloß ist es in diesem Fall nur der
sensationslüsterne MäcMüll. Doch immerhin: Ein
artiger Zuhörer, der den sich anbahnenden Wortschwall
hinnehmen wird.
Mac
Müll: „Aristides! Was ist geschehen? Ist die
Verhandlung vorbei?“
Eigentlich
schon Antwort genug: Das breite Lächeln auf den Lippen des
Griechen. Es wird noch größer, noch unverschämter,
als hinter ihm Zeus ebenfalls aus dem Verhandlungssaal tritt. Der
schweigsame Koloss verschränkt die Arme vor der Brust und
starrt ins Nichts.
Mac
Müll: „Wie lautet die Entscheidung?“
Aristides:
„Zuallererst möchte ich meine vollste Verachtung an
all diejenigen aussprechen, die trotz aller Beteuerungen meiner
Unschuld noch immer aufgrund ihrer Vorurteile und ihres
beschränkten Geists ohne jeden Zweifel davon ausgegangen
sind, dass ich es war, der Roussos attackierte. Dann zu deiner
Frage: Ja, sie ist beendet. Und natürlich bleibe ich Teil
dieser Liga. Schließlich habe ich nichts getan und dank der
Intervention meines Mandanten wurde mir endlich Glauben
geschenkt.“
Mac
Müll: „Womit wir beim Thema wären. Zeus, du hast
tatsächlich den Angriff auf Aristides verübt? Damit
hätten wir alle nicht gerechnet. Es schien fast so, als
hätte dich dein ehemals bester Freund fast zum Umdenken
gebracht. Doch jetzt stellt sich heraus, dass du diesen brutalen
Angriff verübt hast. Warum?“
Es
ist Aristides, der dazwischen prescht, bevor Zeus überhaupt
nur die Idee kommt, eine Antwort zu geben.
Aristides:
„Wir werden zu dem Thema nichts sagen. Nicht jetzt. Nicht
in diesem…Ambiente.“
Verstanden:
Scheinbar wollen sie, zumindest Aristides, die große Bühne.
Mac
Müll: „Aber was hat die Verhandlung nun ergeben? Sie
werden ja kaum ihren Champion entlassen haben?“
Aristides:
„Natürlich nicht. Trotzdem haben sie mit einer
Bestrafungsmaßnahme reagiert und ihren kleinbürgerlichen
Gerechtigkeitssinn wieder einmal schandhaft bewiesen.“
Bestrafung?
Mac Müll wittert die Sensation.
Mac
Müll: „Was? Was ist passiert. Wurde etwa der Titel
aberka…-“
Aristides:
„Aber nein. Das haben sie sich nicht getraut. Aber ich
spüre natürlich, dass das wohl ihr liebster Wunsch
wäre. So haben sie stattdessen den Main Event von Title
Nights unter eine Stipulation gestellt und hoffen, dass
angesichts der körperlichen Stärke von Zeus ein
Nachteil daraus erwächst.“
Jetzt
spitzt Müll noch mehr die Ohren als ohnehin schon.
Mac
Müll: „Stipulation? So kurz vor dem Pay-per-View?“
Aristides:
„Ja. Uns wurde soeben gesagt, dass uns bei Title Nights ein
King of the Mountain Match erwartet. Kann man sich das
vorstellen? Sie versuchen, alle Hebel in Bewegung zu setzen,
damit Zeus den Titel verliert. Auch, weil sie wissen, dass alle
drei Gegner in einem normalen Kampf keinerlei Chancen hätten.“
Mac
Müll: „Zeus, ein Statement dazu? Was verändert
diese Stipulation?“
Keine
Antwort. Der Koloss blickt beinahe gelangweilt drein. Dann ringt
er sich doch noch ein Wort ab.
Zeus:
„Später.“
Wortlos
verlässt das griechische Duo Infernale die Szenerie.
Singles
Match: Alex
Ricks vs. ???
Referee:
Bob Taylor
|
Dunkelheit.
Alle Hallenlichter abgestellt.
Kein Bild auf der Leinwand.
Ein leises, tiefes Pfeifen aus
der Ferne der Lautsprecher.
Erneut in einem höheren
Ton. Lauter.
Ein aufbrandender Synthesizer.
Pulsschläge.
Musik sitzt sein.
Ein einzelner Scheinwerfer in
Richtung Eingangsbereich.
.
.
.
Alex Ricks.
Steht dort mitten im
Lichtkegel.
Die Fans jubeln.
Es ist ihm egal.
Er geht zum Ring.
Konzentriert.
Selbstbewusst.
Laura kündigt ihn an, es
ist ihm egal.
Er betritt den Ring.
Er geht in die Ecke.
Er geht in die Knie, stützt
die Hand auf den Boden.
Das Licht geht an.
Die Musik klingt aus.
Alex Ricks ist bereit.
„Yes Sir“ von
Genetikk schallt wieder einmal durch die Boxen der Halle und
ohne große Verzögerung betritt Don Sheen die
Bühne. Das Mikrofon in der rechten Hand, starrt er
gebannt Alex Ricks an, der bereits im Ring steht. Langsam
führt er den Schallwandler zum Mund.
Don
Sheen: „Cut the Music! So Alex. Bist du bereit deinen
Gegner kennenzulernen? Das wird dein Ende sein!“
Ein finsterer Blick geht in
Richtung des Mathematikers. Der Rich Guy geht einen Schritt
zur Seite und macht so Platz auf der Bühne. Er streckt
seine Hand demonstrativ in Richtung des Entrances. Und dann?
Dann geht das Licht aus. Einzig und alleine ein paar
Blitzlichter von den Kameras sind noch zu sehen. Auf einmal
sieht man auf der Bühne ein einsames Feuer einer Fackel
brennen. „The Misty Mountain Cold“ wird
eingespielt und niemand weiß so Recht was er damit
anfangen soll. Hinter dem Mann der die Fackel trägt,
betritt langsam ein sehr groß gewachsener Mann mit
langen Haaren die Bühne. Ohne nach links oder rechts zu
sehen bewegt er sich ganz ruhig die Rampe nach unten in
Richtung des Rings.
Don
Sheen: „Ladies and Gentleman. Alex Ricks. Der heutige
Gegner. Es ist....“
Jeder wartet hier gebannt auf
den Namen des Mannes der inzwischen am Ring angekommen ist.
Er steigt auf den Apron und wartet kurz.
Don
Sheen: „ODIUM!!“
Jetzt wird einiges klar. Der
Mann, der bereits in der GFCW angekündigt war und
dennoch nie aufgetaucht ist. Und anscheinend hat sich Don
Sheen seine Dienste gesichert. Übers oberste Seil entert
der Hüne das Geviert und geht ohne zu zögern auf
Alex Ricks zu, der tatsächlich einen sehr überraschten
und leicht eingeschüchterten Eindruck macht. Das Licht
geht wieder an und so erkennen wir die gesamte Silhouette von
Odium. Er sieht noch beeindruckender aus, als es die Videos
zeigen konnten. Gefühlt ein ganzer Kopf liegt zwischen
dem Freiburger und seinem Gegner.
Der Referee überzeugt sich
kurz von den beiden Parteien und läutet dann das Match
an.
DING DING DING
Noch bevor Ricks etwas Luft
holen kann um sich eine Taktik für so einen körperlich
starken Gegner überlegen kann, kracht es schon brutal.
Eine heftige Rechte von Odium streckt den Mathematiker
nieder. Direkt wird mit heftigen Tritten am Boden
nachgesetzt. Ricks rutscht langsam aber sicher zurück zu
den Ropes nur um dort direkt von Odium gewürgt zu
werden. Der Referee geht natürlich sofort dazwischen und
beginnt ihn anzuzählen.
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2
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4
Jetzt erst wird der Hold
gebrochen. Direkt greift er sich den Mathematiker und hievt
ihn zurück auf die Beine. Dieser versucht schnell zu
reagieren und verpasst ihm einen Tritt in Richtung des
rechten Knies. Dieser Tritt prallt aber nur ab und so
umgreift Odium den Kopf Ricks´ mit beiden Händen
und wirft ihn einmal quer durch den Ring. Direkt geht er nach
und packt sich den am Boden liegenden Ricks mit einem
Gutwrench und hebt ihn direkt aus. Oben angekommen fängt
Ricks an zu strampeln und kann sich so befreien. Und wieder
ein Kick in die Kniekehle. Und noch einen. Und noch einen.
Jetzt ist Odium auf einem Knie angekommen. Direkt setzt der
Mathematiker mit einem Guillotine Choke nach und versucht
hier diesem Monster die Luft zu rauben. Natürlich fragt
der Schiedsrichter bei Odium nach ob er aufgeben möchte,
doch dieser reagiert gar nicht und kommt, samt Alex Ricks,
auf die Beine zurück.
Mit all seiner Kraft hebt er
ihn aus und wirft ihn übers oberste Seil. Ricks kann
sich jedoch auf dem Apron halten und setzt mit einem
schnellen Shoulderblock nach. Dann lässt er sich aber
vom Apron auf den Hallenboden hinab, nur um die Knöchel
von Odium zu bearbeiten. Und tatsächlich funktioniert
das Ganze. Er lässt etwas von Ricks ab, nur um ihn mit
einer Pranke am Kopf zu packen und auf den Apron zurück
zu ziehen. Anscheinend soll es mit dem Kopf vom Freiburger
jetzt gegen den Ringpfosten gehen. Dieser löst das Ganze
aber geschickt und lässt sich kurzer Hand einfach
fallen, so das Odium Grip verliert. Durchs unterste Seil
zieht sich der Mathematiker zurück in den Ring und kann
so zwischen den Beinen seines Gegners durchsliden.
Mit allem was er hat, wirft
sich Ricks jetzt von hinten in die Beine von Odium. Und das
hilft. Durch die 93 Kilo von Ricks wird auch ein Gigant auf
den Boden geholt. Und der Mathematiker setzt direkt nach und
versucht seinen Boston Crab anzusetzen. Diesen kann der Mann
aus den Wäldern jedoch kontern und Ricks mit einem Tritt
von sich wegschieben. Auf den Beinen angekommen will er einen
Clothesline nachsetzen, doch der Mathematiker schafft es sich
zu ducken und so zu entkommen, nur um Odium dann einzurollen.
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2
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Kick Out
Dieser Pin Versuch hat Odium
anscheinend aber richtig auf die Palme gebracht. Er kommt
wieder auf die Beine und will sich den Freiburger direkt
wieder greifen. Dieser versucht natürlich wieder zu
kontern und tritt rechts und links in die Knieregionen des
Riesen. Und anscheinend zeigt es Wirkung. Odium lässt
ab. Uuuuund. Low Dropkick vom Mathematiker. Und noch einer.
Wieder ist Odium auf den Knien angekommen. Ricks reagiert
dementsprechend schnell, umgreift den Kopf seines Gegners und
zeigt einen....
DDT!!
Direkt geht er in den Pin über.
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2
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Kick Out von Odium.
Das war anscheinend noch nicht
die größte Sorge für den Giganten. Ricks
schnappt sich das rechte Bein und zeigt auch noch einen DDT
gegen dieses. Man sieht die Schmerzen im Gesicht Odiums. Und
Ricks setzt nach und steigt auf das zweite Seil, nur um mit
einem Elbow Drop auf das angeschlagene Bein seines Gegners zu
springen. Wieder umgreift er das rechte Bein und will
anscheinend noch einen DDT folgen lassen. Dieses Mal kann
sich Odium aber befreien und den Mathematiker von sich
schieben. Ricks kommt jedoch wieder direkt zurück
gelaufen, fängt sich aber einen Shoulderblock ein.
Direkt wieder auf den Beinen. Noch ein Shoulderblock von
Odium. Jetzt schnappt er sich Ricks und whippt ihn in die
Ringecke. Man sieht ihm die Schmerzen aufgrund seines Beines
an, dennoch schafft er es dem Mathematiker nachzulaufen und
einen heftigen Stinger Splash zu zeigen. Ricks taumelt
langsam zurück und taumelt so direkt in einen...
BACK
BODY DROP
Und der Pin hinterher.
1
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2
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Ricks kann sich befreien.
Jetzt umgreift Odium aber
wieder die Hüften von Ricks und hievt ihn wieder im
Gutwrench nach oben. Mit einer Art Gutwrench Powerbomb fliegt
der Mathematiker in die Ringecke zurück. Und wieder
nimmt der Mann aus den Wäldern Anlauf und springt erneut
mit dem Stinger Splash nach. Ricks reagiert aber schnell und
kann sich so wegdrehen, dass Odium alleine in die Corner
fliegt. Der Mann aus Freiburg reagiert auch hier schnell und
springt rückwärts herum an seinem Gegner hoch und
zeigt seinen
NECKBREAKER
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2
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3
NEIN!
Odium kann auskicken, aber das
fiel ihm schon deutlich schwerer, als noch zuvor. Aber Ricks
setzt wieder schnell nach und versucht den Limes anzusetzen,
doch Odium kann sich befreien. Der Riese hängt jetzt in
den Seilen, Ricks erkennt seine Chance und nimmt etwas Anlauf
und springt mit einem Dropkick daher, doch der Mann aus den
Wäldern kann ihn abfangen und über das oberste
Ringseil nach draußen werfen. So ein Sturz setzt dem
Mathematiker natürlich brutal zu. Odium folgt auf den
Apron, nur um von diesem mit einem Legdrop auf den am Boden
liegenden Ricks nachzuspringen.
Das wars anscheinend noch
nicht. Wieder greift er sich Alex Ricks und hebt ihn auf die
Beine zurück. Der Referee fängt derweil natürlich
den Count an.
1
Wieder kommt ein Tritt von
Ricks in Richtung der Beine, doch dieses Mal hat Odium den
Braten auch gerochen und kann das Bein festhalten. Mit einem
Ruck schnappt er sich Ricks zieht ihn heran und hebt ihn
wieder aus....
SITOUT
SPINEBUSTER
2
Direkt auf den Hallenboden.
Ricks bewegt sich kaum noch auf dem Boden. Auch Odium sieht
sehr mitgenommen aus.
3
Dennoch kommt er schneller auf
die Beine als der Mathematiker, der sich immer noch nicht
bewegt hat. Er packt ihn sich und zieht ihn wieder auf die
Füße.
4
Kaum noch eine Reaktion des
Mathematikers. Odium hebt ihn erneut hoch und läuft
gemeinsam mit ihm in den Ringpfosten!!
5
Ricks liegt inzwischen bei der
Absperrung und versucht sich langsam an dieser nach oben zu
ziehen. Odium setzt direkt mit einigen Schlägen nach.
Die Zuschauer, die das Ganze hier aus erster Hand betrachten
können, sind ganz klar auf der Seite des Mathematikers
und buhen den Mann aus den Wäldern ordentlich aus.
6
Und jetzt nimmt der Riese
ordentlich Anlauf und rennt direkt auf den Mathematiker zu.
Dieser reagiert aber wieder schnell und springt instinktiv
aus dem Weg, so dass Odium eine unangenehme Begegnung mit der
Absperrung machen muss.
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Auch Ricks liegt auf dem Boden.
Beide Männer mit kaum einer Reaktion und der Referee ist
inzwischen bei acht angekommen!
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Erste Lebenszeichen der Beiden
Kontrahenten, die sich hier wenig schenken. Fast parallel
ziehen sie sich an der Absperrung nach oben. Ricks bemerkt
den Referee der hier munter weiterzählt und humpelt in
Richtung des Rings.
9
Er greift das unterste Seil und
will sich an diesem nach oben ziehen als es von rechts auf
einmal heftig kracht und Odium mit einem üblen Football
Tackle den Mathematiker aus dem Weg räumt. Er selber
liegt auch noch auf dem Boden.
10
Das gibt es nicht! Double
Countout.
Der Referee winkt das Match
natürlich direkt ab. Die Männer liegen nach wie vor
außerhalb des Rings.
Plötzlich kommt Don Sheen
die Rampe nach unten gelaufen und packt sich direkt den
Mathematiker, der nach wie vor unter Schmerzen auf dem Boden
liegt. Der Rich Guy lässt eine Schlagsalve auf den Mann
aus Freiburg nieder. Ein Schlag nach dem Anderen prasselt auf
Alex Ricks ein. Odium, der inzwischen auch auf den Beinen
ist, schaut sich kurz das Ganze an, verzieht aber keine Miene
und geht langsam an beiden vorbei in Richtung des
Backstagebereichs. Inzwischen hat der Rich Guy auch vom
Mathematiker abgelassen und zerrt ihn wütend nach oben.
Er brüllt ihm direkt ins Gesicht dass er der Bessere von
den Beiden sei und Ricks keine Chance haben werde bei Title
Nights. Dann schnappt er sich den Freiburger nochmal und hebt
ihn aus zum Eternal Abyss, aber direkt auf den Apron.
Referees kommen inzwischen nach unten gelaufen und zerren Don
Sheen, der immer noch auf Ricks eintritt, weg von seinem
Gegner. Mit einem wütenden Don Sheen, der nach wie vor
von den Referees zurückgehalten wird, und einem am Boden
liegenden Mathematiker endet die Show unter großen
Buhrufen.
|
Göttliche
Klänge. Treibend und kriegerisch. Die Musik des
Champions. Zeus höchst selbst marschiert gen Geviert. An
seiner Seite: Aristides. Doch der kleinere Grieche bleibt
ungewohnt im Hintergrund.
Kaum
hat das Duo Infernale den Ring erreicht, lässt sich
Arististides ein Mikrofon geben. Doch dann geschieht das
Unerwartete. Nicht er führt er an die Lippen, sondern mit
einem kurzen Nicken verständigt er sich mit Zeus und reicht
den Schallverstärker dann an seinen Mandanten weiter, was
für Irritation im Publikum sorgt. Wann hat der schweigsame
Koloss schon je freiwillig gesprochen?
Noch
überraschender kommt es, als sich Aristides kurz darauf aus
dem Ring rollt und vor dem Apron stehen bleibt. Auf die fragenden
Blicke des Publikums hin, deutet er nur vielsagend auf seinen
Mandanten, der einer Steinstatue gleich im Squared Circle steht
und dann mit einer ruckartigen Bewegung das Mikrofon an die sonst
so verschlossenen Lippen führt. Sogleich ertönt die
tiefe Stimme des Mannes aus den Boxen der Lübecker Halle.
Zeus:
„Ich war nie ein Mann vieler Worte. Ganz sicher werde ich
auch nie einer sein.“
Wie
zum Beweis senkt er das Mikrofon wieder. Für einen kurzen
Moment stiert er mit seinem seltsam regungslosen Blick ins
Publikum.
Zeus:
„Bloß wurde in den letzten Wochen und Monaten zu viel
über mich geredet, ohne dass ich dazu etwas sagte. Ich meine
nicht die Kritik und den Hass, der mir entgegenschlug seit dem
Moment, an dem meine Eroberungen hier in der GFCW begannen und
ein neues Zeitalter einleiteten, von dem der Gürtel auf
meiner Schulter zeugt. Vielmehr rede ich von den Dingen, die euch
ein Mann namens Roussos in den Kopf pflanzte. Immer und immer
wieder, bis ihr es alle nachgeplappert habt. Es ging um eine alte
Freundschaft, um angebliche Manipulation und darum, dass ich
nicht mehr der Herr meiner Sinne wäre.“
Die
kühle, fast schon unnatürliche Emotionslosigkeit, mit
der Zeus seinen Vortrag hält, könnte Kritiker fast in
ihrer Einschätzung bestätigen. Der Grieche scheint fast
mit sich selbst zu reden, verschwendet keine Aufmerksamkeit oder
Blicke an das Publikum, dass zu Tausenden gespannt an den Lippen
des Champions hängt.
Zeus:
„Und ja, ich gebe es noch einmal zu. Mit Freude. ICH war
es, der Roussos vor vier im November derart zurichtete. Der auf
ihn einschlug, immer und immer wieder, bis er blutüberströmt
vor mir auf dem Boden lag und ich für einen kurzen Moment
nicht wusste, ob ich zu weit gegangen war. So weit, dass dieser
Mann vielleicht nie mehr aufstehen würde. Doch ich sage auch
ganz ehrlich…in dem Moment wäre es mir egal gewesen.
Denn von dem Moment an, in dem dieser Mann in der GFCW
auftauchte, spürte ich nur eines.“
Eine
erste Gefühlsregung. Ein Zwinkern, eine Atempause. Zeichen,
dass die griechische Kriegsmaschine doch über menschliche
Emotionen verfügt?
Zeus:
„Hass. Puren Hass. Dabei war fast alles wahr, was Roussos
euch sagte. Ja, wir waren Freunde. Die allerbesten Freunde. Wir
begannen einst zusammen in diesem Geschäft und verfolgten
den gemeinsamen Traum, es irgendwann an die Spitze zu schaffen.
Mit ehrlicher und guter Arbeit. So reisten wir jahrelang über
die Lande und ich dachte damals wirklich, ich sei dabei glücklich
gewesen.“
Er
legt den Kopf schief. Wirkt fast angriffslustig, während er
die Kamera fixiert. Rote Äderchen durchziehen seine Augen,
die inhuman, fast
ohne
Zwinkern, ins Objektiv starren, so als würde er jeden Moment
aus dem Fernseher herausspringen wollen.
Zeus:
„Doch ich begriff nicht, dass wir uns im Kreis drehten.
Dass wir uns in einem Hamsterrad befanden, aus dem es noch auf
Jahre hinaus keinen Ausweg gegeben hätte. Denn mit
kindlicher, unangebrachter Freude zelebrierten wir jeden Sieg vor
fünfzig Menschen so, als sei es von Bedeutung gewesen. Als
würde man damit in die Geschichtsbücher kommen. Als
wäre es wertlos. Wir waren blind und ich schäme mich
heute
dafür,
dass ich dies nicht vorher erkannte. Ich glaubte daran, einen
Traum zu leben, doch übersah dabei, wie sehr ich mich selbst
und meine Träume verriet.“
Der
Koloss legt den Kopf inden Nacken, blickt für einen Moment
an die Hallendecke. Er atmet kurz durch, dann wenden sich seine
eiskalten Augen wieder dem Publikum zu.
Zeus:
„Wenn ein Kind träumt, dann träumt es groß.
Will es Fußballspieler werden, sieht es sich im Finale der
Champions League und nicht mit 30 auf dem Ascheplatz. Als
Schauspieler würde es den Oscar gewinnen wollen. Und so ist
es auch im Wrestling. Wir wollen an die Spitze. Gewinnen,
dominieren – nicht nur dabei sein. Tief im Inneren verstand
ich das wohl schon immer, deswegen fühlte ich in der
damaligen Zeit eine gewisse Leere in mir. Doch mein so genannter
Freund, Roussos, machte mir wohl immer wieder vor, dass wir schon
alles hätten, was wir brauchen. Die Mentalität: Dabei
sein ist alles…“
Mit
den letzten Worten senkt sich seine Stimme, wird durch Bitterkeit
getränkt. Es ist ihm deutlich anzuhören, wie sehr er
die Dinge verachtet, über die er referiert. Der Koloss aus
Athen mag nicht so geschliffen vortragen wie sein Mentor
Aristides, doch auf eine verquere Art und Weise bannt seine
Ehrlichkeit selbst die wählerischen GFCW-Zuschauer seine
Lippen.
Zeus:
„So wäre es vielleicht noch auf Jahre hinaus
weitergegangen und ich würde heute nicht vor euch stehen,
sondern mir mit Müh und Not meinen Lebensunterhalt in
Turnhallen und auf Dorffesten verdingen. Doch zum Glück gab
es einen Mann, der wie ein Prophet in meinem Leben erschien und
es fertigbrachte, dass ich zum ersten Mal in meiner Karriere
wirklich in mich hineinhörte. Dass ich meine Träume und
Sehnsüchte verstand und nicht auf die Einflüsterungen
eines durchschnittlichen Mannes hörte, der vorgab, mein
bester Freund zu sein. Ihr wisst, von wem ich rede…Aristides.“
Buhrufe
im Publikum. Ein Blick von Zeus aus dem Ring, wo sein Mentor
gefesselt den Worten des Champions lauscht. Auf den Lippen des
kleineren Griechen hat sich ein diebisches Lächeln
geschlichen. Jeder Satz ist Balsam für die Seele des
Managers.
Zeus:
„Roussos sagte, er hätte mich manipuliert. Meine
Persönlichkeit verändert und mich zu einem mundlosen
Sklaven gemacht, der Idealen folgt, die nicht seine eigenen sind.
Das war der Vorwurf in seinen Vorträgen, der mich zum puren
Hass brachte. Denn es ist eine simple Lüge. Ich habe mich
nicht verändert, ich bin erwacht! Der Grund, warum Aristides
fast immer für mich spricht ist, dass wir uns fast ein Herz
teilen. Jedes der Worte, dass er sagt, ist die pure Wahrheit. Und
er hat sie mich erkennen lassen. Roussos meint, ich wäre ein
guter, normaler Mensch. Doch Aristides gab mir zu verstehen, dass
ich ein Gott bin, vor dem der Rest zu knien hat. Diese
Einstellung hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin…“
Er
entspannt seine bislang fast soldatische Haltung, lässt den
Blick über das Publikum schweifen ohne eines der tausenden
Gesichter selbst anzusehen. Erstmal scheint so etwas wie Stolz in
der Stimme mitzuschwingen.
Zeus:
„…der beste Wrestler, den die GFCW je hatte. Und mit
der Attacke auf Roussos im November, bei ich jeden Tropfen Blut
genoss, der aus seinem Mund auf den Boden tropfte, weil es seine
Lügen und falschen Ideale auswusch, ist kein Teil von mir
gestorben. Ich habe nur getan, was nötig ist. Ich habe mit
der Vergangenheit abgeschlossen, weil Sentimentalität die
größte Schwäche ist, die sich ein Mann leisten
kann. Ich habe mich und den rechten Weg, auf den Aristides mich
brachte, komplettiert.“
Kameraschwenkt
auf Aristides. Der Grieche würde wohl am liebsten
applaudieren. Doch selbst sein Ego bringt es in diesem Moment
nicht fertig, den ungewohnten Wortschwall seines Mandanten zu
unterbrechen.
Zeus:
„Ich weiß, dass ich für meine Taten bestraft
wurde. Sie können mich nicht entlassen, aber sie steckten
mich in ein King oft he Mountain-Match, weil man glaubt, dass es
mir den Sieg erschwert und ich so Gefahr laufe, das Gold zu
verlieren, dass ich mir redlich verdiente. Vielleicht denkt ihr
es auch. Bloß ist es ebenso falsch und verklärt wie
alles, was Roussos über mich zu wissen glaubte. Ich bin der
Gott des Wrestlings.“
Kunstpause.
Der Grieche legt den Kopf in den Nacken, spannt die Muskeln in
seinem Körper an und blickt für einen Moment in die
Leere, bis sich die Andeutung eines Lächelns in seine
Mundwinkel schleicht.
Zeus:
„…ich habe keine Schwäche. Meine letzte
Schwäche erstarb vor einigen Wochen, als ich mich von dem
letzten Tropfen Sentimentalität trennte, die meinen Geist
vernebelte. Ich kann mit Stolz behaupten, den Status eines
normalen Menschen endgültig verlassen zu haben. Und das
werden bei Title Nights drei Männer merken, die durch die
neue Matchstipulation glauben, nun eine Chance zu haben…“
Ungewohnter
Anblick: Emotionen im Gesicht des Griechen. Er lächelt, doch
im Grunde verheißt die Mimik nichts weiter als pure
Verachtung für die Männer, über die er spottet.
Zeus:
„Title Nights wird ein neues Schlachtfest. Und ich werde es
genießen.“
Buhrufe,
als der Champion zum Ende kommt.
Zeus:
„Πέτρα που κυλάει,
μούχλα δεν
πιάνει“
Kaum
ist die letzte Silbe verklungen, wird die militärische,
dominante Musik des Zeus gespielt. Aristides kommt in den Ring
und klopft seinem Mandanten immer und immer wieder voller Freude
auf die Schulter. Doch kaum ist dieses Bild auf die Mattscheine
gelangt, wird zu einer anderen Szene übergeblendet.
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Plötzlich
wird in eine Kabine geschaltet, die wir heute noch nicht zu
Gesicht bekommen haben. Und auch den „Insassen“ haben
wir nicht gesehen, obschon er bei der GFCW Show anwesend war. Die
Rede ist natürlich von S1margl, der soeben die Entscheidung
bezüglich der Matchart für Title Nights mitbekommen
hat. Mit einem leichten Lächeln dreht er sich zur Kamera und
grinst den Zuschauern frech ins Gesicht.
S1margl:
„King of the Mountain also, huh?! Der Wrestler, der die
Leiter erklimmt, derjenige, der Sprosse um Sprosse empor steigt,
klettert auch gleichzeitig in den Wrestling Olymp, wird zum GFCW
World Champion. Während die anderen auf dem Boden der
Tatsachen angekommen sind, steht der andere auf der obersten
Stufe der GFCW – welche Matchart hätte besser für
dieses Match gepasst?“
Der
Höllenhund reibt sich vorfreudig die Hände.
S1margl:
„Ja, vermutlich ist diese Stipulation der perfekte
Abschluss. Für die Auseinandersetzung zwischen Zeus,
Streetman, Johnboy und mir. Vermutlich das runde Ende für
das GFCW Jahr 2016. Und höchstwahrscheinlich das Grand
Finale meiner Zeit in der GFCW! Jaja, Bla Bla Bla.“
Eine
Augenbraue schießt hinauf und lugt rhetorisch wartend in
die Linse.
S1margl:
„Ich muss wohl nicht wiederholen, dass ich hierher kam, um
Zereo Killer zu besiegen, und dass mich meine Siege sehr schnell
in den Main Event gebracht haben… Ich bin eingeschlagen,
Jungs. Und dennoch schert sich kein Mensch um mich – selbst
heute bin ich den ganzen Tag in meiner Kabine geblieben –
und alle sind vorbei gegangen, haben sich gar abgedreht oder sich
nur bei dem Lesen meines Namens an der Tür schnell davon
gemacht. Ich muss nicht erneut erwähnen, dass auch Jimmy
Maxxx mich trotz seiner Lobhudelei auf den Sieg in der Cotatores
Trophy Challenge alles andere als gerne hier sieht. Was also ist
los, GFCW, huh?! Bekommt ihr angstnasse Hosen, wenn ihr meinen
Namen hört? Braune Streifen auf dem
Schießer-Feinripp-Eierquetscher, wenn ihr nur meine Aura
spürt?“
Die
unbekannte Konstante fährt sich durch den Bart.
S1margl:
„Habt ihr Panik, dass ich es auch in euren Kopf schaffe?
Schließlich brachte ich MacKenzie von seinem Weg ab, huh?!
Ich habe seine Freundin so angesehen, dass ihr feuchtes Höschen
Abdrücke auf der Ledergarnitur hinterließ. Ich war es
auch, der das Triple Threat Match gegen Johnboy Dog und Lex
Streetman gewann, weil ich wusste beide gegeneinander
auszuspielen. Dann bin ich sogar dem Fight Club in seiner Kabine
begegnet und legte ihre Feigheit offen, indem sie mich zu dritt
niedermachen mussten. Und ihr, GFCW Wrestler, ihr wollt es immer
noch nicht. Ihr wollt mich nicht!? Oder was ist der Grund für
eure Ignoranz? Ja, ihr ignoriert mich, schiebt mich auf die lange
Warteliste oder glaubt, dass meine Zeit bald sowieso ablaufen
wird. Gott, seid ihr Schisser! Dabei wird ein Ereignis all eure
Vorsicht und Sorge zerstören. Denn was passiert, wenn ich am
18.12. mit eurem Titel auf der höchsten Stufe stehe? Wie
schaut ihr mich an, wenn euer höchster Preis in meinen
Händen und um meine Hüfte liegt? Geht ihr dann immer
noch an meiner Tür vorbei? Bringt ihr dann eine ganze Armee
an Mannen, die mich nach dieser sinnbildlichen Kopfnuss auf den
Boden treten??“
Das
Antlitz des Night Fighters hat sich zu einer bitteren, zornigen
Fratze verzogen. Er fletscht die Zähne und in seinen Augen
liegt der unumstößliche Fokus eines Killers.
S1margl:
„Jeder hier kocht sein verficktes eigenes Süppchen,
huh?! Aber eure Leute da draußen haben diesen Irrwitz nicht
verdient. Sie brauchen keinen Lex Streetman, der an seinen ach so
geliebten Prinzipien festhält und sich dabei tagaus tagein
selbst widerspricht, sie brauchen keinen Zeus, der endlich redet,
aber sich dennoch dazu entscheidet lieber auf der Stelle zu
treten, anstatt mit seinem Freund nach vorne zu gehen. Und sie
brauchen auch keinen Johnboy Dog, der im Angesicht des Champion
Matches plötzlich so aufdreht, als sei er eine verdammte
Jungfrau, die zum ersten Mal einen Schwanz sieht. Alle drei sind
gefangen in ihren Ketten… Die ersten in den Ketten ihrer
angeblichen Einstellungen, von denen sie sich nicht freimachen
können. Und JBD hängt in den Fängen seines Traumes
vom Championsein, für das er alles tun will, alles bringen
will – aber schließlich weiß er nicht, wie er
es anstellen soll und macht irgendetwas, nur um irgendetwas zu
tun. Und dann bin da schließlich noch ich.“
Nun
ist es wieder ein Lächeln, was sich auf sein Gesicht legt.
Ein Lächeln, was die Pointe ankündigt, wie eine
schwarze Stelle den Hautkrebs.
S1margl:
„Der Ignorierte. Der Randgänger. Der Andere…
Vielleicht auch der Naive, der leichtgläubig dachte, dass er
als langjähriger, vernarbter Veteran schon ein nettes
Jagdopfer darstelle. Aber bringt jetzt ruhig den Champion, bringt
den alten Hund und bringt den Saubermann! Stellt sie gegen mich.
Bestimmt irgendwelche Matcharten, von denen ihr denkt, dass sie
gut sind… No problem. ICH entscheide dennoch, wer am Ende
mit dem Titel nach Hause geht. Ich entscheide, wie es mit mir
weitergeht. Denn obwohl ihr mich so behandelt, wie ihr mich
behandelt, habe ich hier bisher alles erreicht, was ich erreichen
wollte. Und jetzt ist mein Ziel, dass ihr, jede einzelne von euch
angstzerfressenen Wrestlern der GFCW, durch diese Tür dort…“
Er
zeigt auf seine Kabinentüre.
S1margl:
„…kommt und mir entweder die zitternde Hand zum
Glückwunsch reicht oder mir die verzweifelte Faust zur
Herausforderung in die Fresse schlägt!! Bisher war ich wohl
nicht gut genug für euch, huh?! Bisher ward ihr gefangen in
Angst oder Ignoranz… aber wenn ich bei Title Nights der
King of the Mountain werde, bin ich in eurem Fokus! Dann bin ich
die Zielscheibe. Der Gejagte. Eure Herausforderung. Der Eine!“
Zielsicherer
Blick aus durchdringend schwarzen Augen.
S1margl:
„GFCW Heavyweight Champion!“
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Ein kaum ausgeleuchteter Raum,
irgendwo in der Arena. Oder doch ganz woanders? Man weiß es
nicht, denn man hört noch nicht viel. Es ist Johnboy Dog,
der auf einen Monitor starrt und versucht, der Szene, die sich
dort abspielt, habhaft zu werden. Zu realisieren, was da gerade
passiert. Zeus wird seinen Titel also in einem King of the
Mountain-Match verteidigen....und JBD ballt die Faust, ehe er sie
in die offene Handfläche der rechten Hand klatschen lässt.
Es ist noch nicht auszumachen, ob ihm diese Matchart eher zusagt,
oder aber er sich lieber in einer anderen mit dem Titelträger
und den beiden Mit-Kontrahenten beschäftigt hätte.
Aber es ist nicht nur die Matchart,
die den Hund zu faszinieren scheint. Sondern auch die übrigen
Worte – so sehr, dass er wohl Beifall klatschend am Ring
gestanden hätte, wäre er nicht hier in diesem
abgeschotteten Raum. Es scheint das erste Mal, so wirkt es, als
empfinde der Hund etwas wie Respekt für Zeus – ganz
gleich, wie er zu dessen Taten Roussos gegenüber stehen mag.
Das abschließende Nicken bestätigt ihn nur noch. Der
geneigte Zuschauer mag sich allerdings fragen, ob der Hund auch
Worte – ähnlich wie S1margl zuvor – für die
Situation und die Worte des Griechen übrig hat, doch die
Frage scheint eher rhetorischer Natur, wird sie doch reichlich
zeitig beantwortet, als der Hund sich gen Kamera dreht, kurz
schnauft und schließlich auf einige Bilder an der Wand
schaut. Und deutet. Es sind Bilder aus der vielfältigen
Karriere des Hundes, Bilder der zum Schluss hin seltener
werdenden Titelgewinne genauso wie besondere Momente. Der Sieg in
einem Hair-vs-Hair-Match zum Beispiel. Und Bilder vom ersten
Match überhaupt. Aber es hängt auch eine Fotomontage an
der Wand – ein Johnboy Dog, der den GFCW-Title in die Höhe
reckt, um ihn herum das Gros der GFCW-Main-Event-Elite liegend.
Es mag deutlich werden, wie sehr dieser Traum sich im Kopf des
Mannes von dreiundfünfzig Jahren festgesetzt hat –
sehr, sehr deutlich. Beinahe mag man meinen, er sei zu einer
Manie geworden.
Schließlich fängt
Johnboy Dog langsam und leise an zu sprechen, wirkt konzentriert.
Den direkten Blick in die Kamera vermeidet er, hat ein Auge auf
die besagte Fotowand gerichtet, auf der auch die Kamera immer
wieder auf und ab fährt. Durch das etwas diffuse Licht im
Raum bekommt man den Eindruck, es eher mit einer Rück- als
einer Vorschau zu tun zu haben....aber das ist ja auch einer der
Aspekte, die Johnboy Dog über Jahre hinweg ausgezeichnet
haben. Aber lauschen wir doch den Worten des ältesten
Teilnehmers eines Matches bei Title Nights...mh?
Johnboy Dog:
„Es sind ehrliche Worte, die Zeus da spricht, das fühle
ich. Endlich mal ein Ruck aus tiefster Seele heraus, der
offenbart, welch Geistes Kind im Griechen steckt! Und das in der
einzig Sinnvollen Matchart, wie ich finde. Eine, die alle Chancen
bietet, alles zu gewinnen – oder aber auch alles zu
verlieren.“
JBD dreht
sich leicht und schenkt der Kamera den Hauch eines Lächelns.
Dann deutet er auf einige der Bilder an der Wand, ehe er
weiterspricht.
Johnboy Dog:
„Wie schon Zeus so bin ich auch ein Getriebener. Ich habe
mich in vielen Worten wiedergefunden, auch was es angeht, vor
etwas mehr als einer handvoll Leute im Ring zu stehen und zu
performen. Ich habe schon als junger Bengel die Emotionen der
Zuschauer in mich aufgesaugt. Ich würde sogar so weit gehen,
zu sagen dass ich ohne sie nicht überlebt hätte. Sie
waren mein Lebenselixier und haben mir auch in den Zeiten
geholfen, in denen es mir sehr dreckig ging und ich am Boden lag.
Aber ich bin aufgestanden, habe mich zurückgekämpft...nur
um wieder hinzufallen. Der letzte Stolperer war bei der
Jubiläumsshow, als ich Zereo Killer unterlag. Rückblickend
betrachtet weiß ich nicht, ob ich gewonnen hätte. Aber
ich hätte jede Faser meines Körpers dafür gegeben.
Jede Narbe, jede Zerrung, die ich mir in all den Jahren zugezogen
habe, wären belohnt worden!“
Der Blick bleibt auf die Wand
gerichtet, als der alte Herr nochmal auf das Bild deutet, das ihn
unter Zero Killer liegend zeigt; direkt nach dem Match bei der
Jubiläumsshow.
Johnboy Dog:
„Aber damals wurden sie nicht belohnt. Ich bin dem großen
Ziel immer hinterhergesprintet wie ein Usain Bolt auf der Flucht
vor Paparrazzi. Aber immer war jemand schneller, war zur
richtigen zeit am richtigen Ort. Alex T zum Beispiel, der immer
super performed hat; aber nur zusammen haben wir die Hütte
abgerissen. Superior Man, der mich nie ernstnahm – und den
ich beinahe besiegt hätte. Und Zereo Killer, dessen Nimbus
bis heute – ich bin ehrlich genug, das zuzugeben – an
mir nagt. Und an dem ich mir in gut drei Jahren die Zähne
ausgebissen habe, genau wie an vielen anderen. Mike kam vor zwei
Wochen zurück, um sich zu entschuldigen....respektive ein
Brief kam. Ich dürfte der einzige gewesen sein, der nicht
darüber geredet hat, wen Zereo Killer alles verraten hat –
aber der Schlag bei der Show hat unglaublich wehgetan. Körperlich
sowieso, aber auch tiefergehend. Ich bin seitdem verbissen und
empfinde ein Gefühl, das mir nicht taugt, das ich aber nun
bei Zeus wiedersehe: Hass! Ich habe nicht Zereo Killer gehasst,
aber ich habe den Moment gehasst! Und deshalb baue ich vor, für
den Fall dass es bei Title Nights einen Moment geben sollte, den
ich hasse. Wirklich hasse.“
JBD atmet tief durch, die Kamera
zoomt auf die freien Unterarme, fängt den freien Oberkörper
des Mannes ein, der für die GFCW an seine Grenzen gegangen
ist – und vielfach auch darüber hinaus. Es sind viele
Narben und stumpfe Stellen von Schlägen, unzählige...und
sie bleiben auch ungezählt, denn es ist viel zu interessant,
was er sagt, um nicht das angegraute Antlitz voll Weisheit und
Erfahrung mit den darin versteckten blitzenden Iriden
einzufangen. Aus dieser Perspektive wirkt JBD nicht wie ein alter
Performer; eher wie ein aktiver Opa, den sich jeder kleiner Lütte
wünscht. Aber vielleicht liegt auch genau dort sein
Problem....
Johnboy Dog:
„Ich habe mein Herzblut, viel Schweiß und weite Teile
meiner Gesundheit in das gesteckt, was ich am liebsten tue.
Wrestling. Ich bin damals dem Tode von der Schippe gesprungen und
danke Dynamite herzlich und tausendfach für die Chance, mich
nach meinem unrühmlichen ersten Run noch einmal bewähren
zu dürfen. Title Nights ist immer auch ein Abschluss von
etwas. Und so wird auch in diesem Jahr bei Title Nights etwas
enden. Entweder endet meine langjährige Jagd nach dem
größten Gold, das es – für mich – in
diesem Business zu gewinnen gibt. Oder aber es endet mein Dasein
in der GFCW, wenn nicht gar mein Dasein im gesamten Wrestling!“
Oha....was
sagt er da? Ist das DIE Ankündigung, von der sich manche
wünschten, es hätte sie schon eher gegeben – und
von der sich der noch viel größere Teil wünscht,
es würde sie niemals geben?
Johnboy
Dog: „Ich habe Träume gelebt, die kaum ein zweiter
gelebt hat. Und ich habe Dinge getan, die vor mir – und
auch nach mir – niemand tun wird. Ich habe Schlachten
geschlagen, Ungeheuer besiegt und bin zu dem geworden, was ich
bin: Einer der Besten der Besten – das ohne Frage. Das kann
ich in aller Unbescheidenheit sagen. Ich habe hier großartige
Matches gegen Jason Crutch gehabt, gegen Zereo Killer – und
auch gegen all die anderen wie den Puppenspieler. Ich habe großen
Respekt vor Zeus, S1margl und vor allem vor Lex Streetman, dessen
Arbeit ich sehr zu schätzen weiß. Es steht ein Abend
ins Haus, an dem viel passieren kann. An dem wir alle vier
abliefern wollen, aber drei von uns mit leeren Händen
dastehen. Sollte ich bei Title Nights den GFCW-Titel nicht
gewinnen, wäre das schlussendlich der Beweis, dass es dafür
einfach nicht reicht, dass es an der Zeit ist, diesem Traum nicht
mehr nachzujagen. Aber eben dieser Traum ist es, der mich und
meine Karriere am Leben erhält! Mein Lebenselixier wenn ich
aufstehe und mein Ruhekissen, wenn ich schlafen gehe und mich ins
Traumland begebe. Ich möchte diesen Traum nicht missen, aber
wenn er unerfüllbar ist, muss ich ehrlich genug sein, das
einzusehen. Noch ist Title Nights etwas, das in der Zukunft
stattfindet und ich habe alle Chancen. Und ich werde JEDE sich
mir bietende Möglichkeit nutzen, Geschichte zu schreiben und
diesen Gottverdammten Titel endlich dorthin zu holen, wo er
hingehört. Zu jemandem der ihn schätzt und ihn ihm das
Ultimative sieht, zu jemandem, der mit dem Gedanken daran
aufsteht und auch wieder schlafen geht. Lex hat sein Gym. Zeus
hat seine Jugend – und S1margl hat alles, nur nichts
verstanden. Und was habe ich, am Ende des Tages, wenn ich
verliere? Einen Dankesbrief und....nichts. Einen geplatzten
Traum, dessen Reste noch Jahrelang hier herumliegen werden, bis
die Putzfrau sich erbarmt und sie zusammenkehrt. Das will ich
nicht. Und deshalb setze ich bei Title Nights meine Karriere
auf's Spiel!“
Die Kamera ist während der emotional geführten Rede
langsam nach hinten gegangen und gibt erneut das gezeichnete
Gesicht des Veteranen preis, dem durchaus die eine oder andere
Träne in den Augen stehen mag, denn jene glänzen
feucht. Aber die Lippen und Mundwinkel wackeln nichts, da ist nur
der Blick. Entschlossen in Richtung Kamera, als sei diese der
Titel. Ganz so, wie er es vor dreißig Jahren gehandhabt
hätte – wenn er damals schon eine Chance von ähnlicher
Wertigkeit bekommen hätte.....
©
2001-2016 GFCW – German Fantasy Championship Wrestling
Danke an alle Schreiber!!!
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