Wir befinden uns ein weiteres Mal im berüchtigten Berghain. Provisorische Umkleidekabinen auf dem Level 0 wurden mittlerweile auch errichtet. Die Gegner der Foundation sind mittlerweile auch in diesem monströsen und für eine Wrestlinglocation durchaus ungewöhnlichen Ort eingekehrt.
Die Kamera zeigt nun auf einen der Protagonisten des Elimination Matches: Niander Cassady-Taylor. Der Mann aus Kentucky ist bereits für das Match umgezogen und raucht genüsslich mit verschränkten Armen dastehend eine Zigarette. Neben ihm stehen die drei Routiniers, die diese Liga schon vor zwanzig Jahren geprägt haben und noch heute relevant sind: Thor, Bomb und der zurückgekehrte Odin.
NCT: „Hmm, ich spüre es. Heute liegt was in der Luft. Die finale Abrechnung. Heute werden wir es zu Ende bringen. Panzer rollen über Pflanzen. Raymond Douglas wird endlich seine gerechten Strafe bekommen……“
Niander schaut zu den ihm zustimmenden Haudegen von „Der Wahrheit“ und zieht dann noch einmal kräftig seine Mentholzigarette auf Lunge…
NCT: „Aber wir müssen nochmal kurz hier unsere Taktik für das Match besprechen. Die Foundation Jungs haben wir ja eh im Sack. Aber wir müssen noch darüber sprechen wie wir mit Camden und auch mit dem gestörten Serben umgehen sollen….“ Tha Bomb legt NCT seine Hand auf die Schulter: „Niander mein neuer Freund. Mach dir da mal keine großen Sorgen.“ NCT: „Sorgen?!...Ich mache mir keine Sorgen...“
Er schaut an Tha Bomb vorbei. Thor und Odin...zwei Jünger des Schmerzes und der Zerstörung starren sich schnaufend an. Es scheint so als ob sie sich gleich an die Gurgel gehen wollen.
NCT: „Wenn ich die beiden Typen da hinter dir sehe habe ich mich ehrlich gesagt noch nie mehr auf ein Match gefreut.“ Tha Bomb grinst verschmitzt: „Oh Niander du kannst dir nicht im Ansatz vorstellen was die beiden hier im Berghain veranstalten werden.“ NCT: „Ich bin sehr froh das ich diesen Schuppen hier nochmal in Gänze sehen darf. Odin hat seit seiner Rückkehr immer nur vor sich hergemurmelt...Schmerz...Zerstörung...Hass...Dalmi...Knochen brechen...Der Typ macht mir Angst. Ich mag ihn gar nicht ansprechen.“
Tha Bomb hat sich neben ihn gestellt und die beiden schauen sich die Gründer der Gods of Asgard an. Thor nickt Odin zu. Dieser nickt zurück und beide lachen. Sie lachen das der Hall sich in den großen Räumen wie ein Donnerhall anhört.
Tha Bomb: „Niander...du fragtest nach der Taktik...glaubst du das wir eine Taktik brauchen?
Niander schüttelt mit dem Kopf.
Tha Bomb: „Glaubst du das die beiden Hundesöhne da...“
Thor und Odin schauen Tha Bomb grimmig an. Dieser zeigt den beiden liebevoll den Mittelfinger. Odins Auge zuckt.
Tha Bomb: „Glaubst du das die beiden empfänglich sind für irgendeine eine Art von Taktik?“
Niander schüttelt erneut mit dem Kopf.
Tha Bomb: „Sobald später der Referee das „Match“ einläutet wird sich das Berghain in die neun Ebenen der Hölle verwandeln. Nichts...aber auch rein gar nix wird an seinem Platz bleiben.“
Tha Bombs Stimme bebt und wird lauter und lauter. Thor und Odin schauen ihren ehemaligen Feind mit konzentriertem Blick an.
Tha Bomb: „Niemand...weder Max...noch Slay...noch Camden oder der verrückte Serbe...keiner wird dieses Gebäude so verlassen wie sie es betreten haben. Das Berghain ist bekannt für seine harte Tür.“
Niander: „Die härteste der Welt...“
Odin tritt Niander entgegen.
Odin: „Die härteste Tür der Welt?“
Niander nickt.
Thor: „Hier kommt man nicht so leicht rein?“
Niander nickt erneut.
Tha Bomb: „Die härteste Tür der Welt....Odin...Ich glaube es wird dein Job sein zu überprüfen WIE hart diese Tür ist.“
Odin grinst.
Thor: „Reinkommen ist schon schwer genug.“ Niander: „Die Echse ist ein harter Hund. Der lässt kaum einen rein.“ Thor ballt seine Fäuste: „Das mag ja gut sein...vielleicht muss ich diesem Türsteher noch einen kleinen Besuch abstatten das er seinen Job auch richtig macht heute Abend.“ Tha Bomb: „Aber wir sind doch schon drin.“ Thor: „Wer spricht denn von uns du Made?!“ Tha Bomb: „Na und wenn er die Fisting for Future samt Geschwüre meinst...lässt er sie nicht rein...haben wir keinen Spaß....“ Thor: „Wer spricht denn davon das er sie nicht reinlassen soll?“
Tha Bomb schaut Niander an und beiden zucken fragend mit den Schultern.
Thor: „Wenn wir erstmal anfangen, wenn Odin, wenn Thor, wenn der Marlboro Mann Niander hier und Tha Bomb die Made den Anfang vom Ende des Berghain einleiten...“
Die vier stehen sich nun im Kreis gegenüber. Während Thor auf jeden einzelnen deutet verfinstert sich seine Miene zusehends.
Vorfreudig grinsen sich die vier Männer an, stimmen sich gegenseitig zu, bis diese vorweihnachtliche Stimmung aber wieder ein wenig abgekühlt wird. Abgekühlt durch die womöglich eisigste Stimme der Liga. Ruhig, monoton, abgeklärt aus dem Hintergrund…
Alex: „Wie ich sehe, seid ihr mit der Taktikbesprechung schon fertig.“
Der Kreis der vier Männer des Elimination Matches öffnet sich, die Augen richten sich zum Mathematiker, der hinter einem Pfeiler auftaucht und auf die vier zugeht. Die Hände hinter dem Rücken schaut er fast schon wie ein Feldmarschall prüfend auf jeden einzelnen seiner heutigen indirekten Mitstreiter.
Alex: „Vier Männer, entschlossen und kampfbereit. Odin, Thor, Tha Bomb, Niander Cassady Taylor…ich weiß, ihr habt mehr Kraft als eure Gegner…aber hier…“
Er lässt seine rechte Hand einmal durch die Halle fahren, schaut beiläufig zur Seite.
Alex: „hier ist das Gebiet von Max Moustache und Slay Oakland. Wer von euch kennt diesen Ort und seine Vorteile hier besser als die beiden? Wer von euch kann diesen Ort besser nutzen als die beiden?“
Der Blick geht wieder zur Gruppe, deren Mienen sich kollektiv verfinstern.
Alex: „Und wer von euch will sich in einem Kampf wie diesem mit Kriss Dalmi messen? Einem Gegner, für den der heutige Abend noch nicht einmal im Ansatz das Wahnsinnigste ist, was er erlebt hat? Ein Mann, auf den du dich nicht vorbereiten kannst, weil er im Kampf selber nicht weiß, was er als Nächstes tun wird?“
Er geht einen Schritt näher auf die Gruppe zu. Seine Augenbrauen ziehen sich ein wenig zusammen, die Stimme wird ein wenig leiser, der Hall durch den in diesem Moment leeren Berghain nimmt ab.
Alex: „Jeder von euch will kämpfen. Gut. Bloße Gewalt wird euch heute aber nicht reichen. Vergesst das nicht….und nun entschuldigt mich.“
So dreht er sich schon wieder ab und lässt die vier so schnell hinter sich, wie er gekommen ist. Zumindest in der Theorie hält ihn ein Ruf des Texaners aber auf.
NCT: „Du hast jemanden vergessen…Thomas Camden. Deinen Schüler. Wird er dieses Mal nach UNSEREN REGELN spielen, Ricks? Weißt du was er machen wird? ER hat mir meinen Triumpf im Inferno-Match gekostet. Ich hatte Raymond am Boden und die Fackel brannte lichterloh in meiner Hand….als dein Irrlichtender Schüler uns…nein mir in die Quere gekommen ist! Es wäre besser für dich Graf Zahl, wenn dieses Mal kein GOTT VERDAMMTES STÖRFEUER uns in die Parade fährt!“
Der Mathematiker dreht sich nicht mehr um. Der Kamera bleibt nur seine Hinteransicht, wie sich der Kopf bei Taylors Worten hebt, wie er langsam nickt. Sonst tut sich an der Körperhaltung wenig. Ein kurzes „Hmm“ wird ins Berghain gestoßen.
Alex: „Thomas? Thomas ist gut. Und wenn du es genau wissen willst, Niander Cassady Taylor…dann ist Thomas heute unser stärkster Gegner.“
So setzt sich der Freiburger wieder in Gang und die vier Männer des Berghain Brawls bleiben stirnrunzelnd zurück…genauso wie ein kleines, aber feines fünfbuchstabiges Wort…unser.
Immer noch unter Schock sitzt Rob mit Sid draußen vor der Halle auf einigen Klappstühlen um zu Rauchen und Bier zu trinken.
Rob: „Dass war der endgültige Beweis Sid. Garrison Gaeta und Danny Rickson sind komplett verrückt. Ein Kreuzzug um alle in ihre Formen zu pressen. Sie haben Bier welches ihnen nicht gehörte vernichtet ohne es zu trinken. Bier welches nur zum Genuß gedacht war. Es hat doch niemanden was getan? Wer tut so etwas Sid ich fasse es nicht.
Rob ist sichtlich fast den Tränen nahe als er um Fassung ringt und zitternd an seiner Kippe zieht.
Sid: Eiskalt.... Es war eine eiskalte Tat... Es hat den Stapler genommen.... und er hat ihn eingesetzt... gegen unsere Palette.... Es war überall... Bier...
Langsam führt auch Sid dann seine Fluppe zum Zahn. Dabei Rob nimmt sich weiterhin zusammen nicht zu weinen auch wenn es ihm schwer fällt.
Rob: „Stolz und Ignorant gehen sie zu Werke. Zerstören etwas dessen Schönheit sie nur einfach nicht begreifen können. Erst Urban Ultras, jetzt Beauty and the Best. Wann werden Die Menschen endlich aufhören den Alkohol zu verteufeln? Wann?“
Mit fragendem Blick wendet er sich an Sid
Sid: Ich weiß des nicht Rob... Aber Fortuna ist uns nicht wohl gesonnen.... Ständig stolpern wir in so eine Scheiße! Es fing alles so gut an mit dem Turnier... Jetzt Kämpfen wir wieder gegen einen falsch-gepolten Neurotiker.
Rob beißt wütend auf die Zähne während er die verglimmende Zigarette in die Pfütze wirft.
Rob: „....und genau darum werden sie scheitern. Ihre Ideale sind Falsch und ihre vorgeschobenen Motive nur Schall und Rauch! Sie sind von Grund auf Falsch und darum kann ihre Mission keinen Erfolg haben. Wir sind die Auserwählten und sie werden an uns zerbrechen wie die Palette heute Abend.
Er springt auf und stellt sich in den feucht regnerischen Wind von Berlin. Ergriffen und berauscht von seinen eigenen Worten fährt er fort.
„Wir sind die Auserwählten! Das Licht im Dunkeln und wir kämpfen für die Freiheit selbst zu entscheiden ob wann und wie man zu feiern, zu saufen und zu kotzen hat! Und ich scheiß auf jegliche Ökogrütze und Engstirnigkeit!“
Wütend mit einem Bier in der Hand breitet er die die Arme zum Himmel.
Rob: „Hört ihr das Danny Rickson? Garrison Gaeta? Morbeus? Ihr bekommt uns nicht klein! Ihr habt keine Chance! Wir sind unverwundbar.... unbesigbar wir....“
Da fährt ein Auto hinter ihnen etwas zu nah an ihnen vorbei und Rob bekommt eine volle Ladung Wasser über seine Toga.
Noch in Pose läuft das Wasser an ihm herab und er steht da wie eine begossene Straßenbegrenzung. Langsam atmet er ein und aus.
Rob: „Dass ist kein Rückschlag!“
Sid beißt in seine Dose um das Lachen zu unterdrücken. Atem zittrig ein und aus, dann tief aus. Leicht schelmisch im Ton wird notiert.
Sid: Das Jahr hat uns mit allen Wassern gewaschen! Mit deinem Siegeswillen und unserer Synergie als Team ist es doch ein Klacks zwei Tag-Team-Touristen in einem Zweckbündnis den Einlauf ihres Lebens zu verpassen!
Dieser Moment der Inspiration wurde Ihnen geschenkt von: Holly
Hutcherson. Life Coach. Speaker. Danke Holly!
Die Kamera zeigt wieder einmal das Berghain. Zuschauer sind bereits auf dem Level 0 versammelt und erwarten voller Vorfreude das bald anstehende Elimination Match. In einem provisorisch hergerichteten „Backstagebereich“ der enorm riesigen Halle fängt die Kamera nun das Team „Foundation“ ein. Morbeus, Slay Oakland, Max Moustache, Kriss Dalmi, Thomas Camden und Managerin Carola Birkenstock haben sich auf der Stahltreppe versammelt und versuchen bei dem jetzt schon fast ohrenbetäubenden Lärm ein Gespräch zu führen.
Morbeus: „Leute. Ja ich weiß, der Lärm ist scheiße.“
Etwas resignierend schaut er sich um, zeigt dann aber auf den nun aufgebauten Ring in der Mitte der Halle.
Morbeus: „Heute zählt es. Wir haben unsere Truppe versammelt. Die haben ihre Truppe versammelt. Nun klären wir den ganzen diffusen Mist im Ring. Wahrheit, Wahrheit, Wahrheit. Ich weiß nicht mehr was wahr ist und was nicht! Es ist mir mittlerweile aber auch egal. Die anderen haben eine Agenda, wollen uns vernichten. Aber das werden wir nicht zulassen. Nicht jetzt. Und schon gar nicht erst hier! In den heiligen Berliner hallen des Berghains. Diese Nacht wird unsere Nacht. Max und Slay! Schnappt euch Thor und Bomb – wie auch schon in der Vergangenheit.“
Die beiden Ultras sind offenkundig sehr heiß auf das Elimination Match. Beide klatschen sich ab und signalisieren die absolute Bereitschaft gleich in die Schlacht zu ziehen.
Slay: „Das ist unser Revier. Das ist unser heiliger Tempel. Hier sind wir die Kings.“ Max: „Wir sind die Lokalmatadore. Lucha Berghain. Viele Tage und noch mehr Nächte haben wir in diesen Hallen verbracht. So viel Liebe haben wir erfahren…zwischen all dem grauen Beton. Heute ist der Tag, an dem wir all das zurückgeben werden. Den Menschen des Berghains, aber vor allem….“ Slay: „Machen wir das alles für uns! Für die Foundation! Für diese tolle Gemeinschaft! Man hat uns unser Zuhause genommen, man hat uns allen Titelchancen beraubt, aber wir bleiben nicht am Boden liegen. Heute ist der Abend, an dem die Fists for Future Foundation zurückschlagen und das Establishment bezwingen werden!“
Natürlich erfreut sich Raymond Douglas über so ein überragendes Feedback. Dann schaut der gebürtige Kanadier etwas verschmitzt grinsend den serbischen Nationalbürger an. Kriss Dalmi hat schon viele Schlachten in der GFCW geschlagen, lange wart er nicht mehr gesehen und trotzdem taucht er immer wieder auf.
Morbeus: „Dalmi! Die Legenden über dich überschlagen sich meist…….“
Euphemismen, die die vergangenen Grenzüberschreitungen des Belgraders in der Wrestlingwelt wie ein Blattgoldüberzug beschönigen sollen. Sie sorgen für ein amüsiertes Blecken bei dem Belgrader. So falsch wie es die blanken Zahnreihen des Serben selbst sind.
Kriss Dalmi: “Gerüchte, Morbeus. Nichts weiter als Gerüchte, die über mich in Umlauf gebracht wurden.”
Kritisch streift der Blick des Raymond Douglas das selbstgefällige Antlitz Kriss Dalmis. Für den Bruchteil einer Sekunde scheint es, als ob sich ein mikroskopischer Sprung über die Porzellanmaske zieht. Die restlichen Anwesenden scheinen ihn nicht bemerkt zu haben.
Morbeus: “Ist das so?” Kriss Dalmi: “Oh ja, ganz bestimmt! Welch Diffamierungen ich mir in meiner Karriere bereits anhören musste – Vorwürfe einer anonymen amorphen Masse hitzköpfiger und selbstgerechter Twitter-Rambos, die man seinem schlimmsten Feind nicht nachsagen wollen würde. Ich wäre ein unverbesserlicher Krimineller, ein geistig umnachteter Sektierer, ein abscheulicher Frauenfeind! Nichts davon könnte ferner von der Wahrheit sein.”
Kriss Dalmi: “Kriss Dalmi ist nicht dieses sagenumwobene Monster, das nachts aus dem Keller schleicht, um die unartigen Kinder zu holen. Kriss Dalmi ist kein Terrorist, der die Bühne der GFCW nutzen will, um den Menschen seine kruden Weltansichten über den Untergang des Systems aufzuzwingen. Damals wie heute ist Kriss Dalmi nur ein missverstandener Junge, der es im Wrestlingbusiness an die Spitze schaffen wollte. Den Talenten im Performance Center nicht unähnlich, wenn du so willst. Aber stattdessen werden diese Verleumdungen tagtäglich wiedergekäut. Ich sei eine Gefahr für die Gesellschaft, man dürfe mir nicht trauen. Bis heute wurden diese ‘Legenden’, wie du sie nennst, geschaffen, um einen Eimer voller Jauche über dem Vermächtnis zu entleeren, das ich dem Wrestlingbusiness hinterlassen habe. Ich bin nach wie vor bestürzt über eine solche Entwicklung. Und bestürzt bin ich auch über die Dynamik, die sich um eine so integre Person wie dich gebildet hat, Morbeus. Widerlich sind diese haltlosen Anschuldigungen, die gegen dich erhoben werden und solches können wir nicht einfach so im Raum stehen lassen. Ist es also nicht gerecht, solche vermeintlichen ‘Wahrheiten’ mit Gewalt aus den Köpfen der Menschen zu tilgen?”
Das serbische Augenpaar gleitet durch die Runde und beinahe handpuppenartig spiegelt sich die Zustimmung im vehementen Kopfnicken der Urban Ultras wider. Und auch Raymond Douglas wirkt nun doch ein wenig zufriedener als noch zuvor. Eine weitere Seele verfängt sich im Spinnennetz seiner Wahrheit, welches er über das ganze letzte Jahr so sorgfältig über die gesamte GFCW gesponnen hat.
Morbeus: “Scheint so, als ob in Berlin doch nicht alle verrückt wären.”
Kameradschaftlich klopft er Max Moustache auf die Schulter.
Morbeus: “Gute Arbeit, Max! Nur aufgrund deines unermüdlichen Einsatzes für die Fists For Future Foundation können wir uns beim Berghain Brawl auf so hochkarätige Unterstützung wie die von Kriss Dalmi verlassen...”
Er hält kurz inne. Sucht den Augenkontakt mit Thomas Camden, der es sich jedoch auf der Stahltreppe gemütlich gemacht hat und sich mit schweifendem Blick ein Bild von der Halle macht völlig davon losgelöst, dass sein Team hier gerade eine Gruppentherapie startet.
Morbeus: “...und die von Thomas Camden.”
Er schaut kurz überrascht seinen Namen zu hören zum Ursprung der Aussage.
Thomas Camden: “Hmm?, ich bin nur dafür da, dass heute Abend alles fair abläuft. Das wird schon.“
Ein Abwinken, ein Schulterzucken, dann schaut er schon wieder auf den beeindruckenden Bau.. Falls es vor zwei Wochen nicht schon klar genug war, unterstreicht der Protegé von Alex Ricks noch mal zusätzlich, wie investiert er in dieser Posse um Verschwörungen und Wahrheiten eigentlich ist. Nämlich gar nicht. Ein weiterer Sprung in der Porzellanmaske. Stutzig kräuselt sich daraufhin Kriss Dalmis Stirn.
Carola Birkenstock: “Und da sind wir dir auch immer noch total dankbar für. Oder, Leute? Oder??”
Die unversehens wieder zu kippen drohende Stimmung bemerkend, schaltet sich nun die Managerin der Foundation in das Gespräch ein. Die durch diverse Ratsfraktionssitzungen der Grünen in der Kunst der Diplomatie geschulte Jungpolitikerin versucht einmal mehr die Wogen zwischen den Flügeln ihrer “Wrestling-Fraktion” zu glätten.
Carola Birkenstock: “Es ist keinesfalls selbstverständlich, dass du im Namen der sportlichen Fairness sogar bereit bist, gegen deinen eigenen Mentor anzutreten. Das rechnen wir dir wirklich hoch an, Thomas.”
Kriss Dalmi: “Yeah... was das anbelangt.”
Der Serbe hat sich zwischenzeitlich vor Thomas Camden aufgebaut. Dieser lässt zum ersten Mal seit der Regieschalte ins Berghain von seiner Besichtigungstour ab und beäugt den vor ihm stehendem Kriss Dalmi erwartungsvoll.
Kriss Dalmi: “Schon komisch, wie schnell sich das alles vor zwei Wochen in Bremen entwickelt hat. Dass du einfach so rausgekommen bist und angekündigt hast, dich für dieses Match mit der Foundation zu verbrüdern. Dass du dich ohne Weiteres gegen den Mann stellst, der dich von Beginn an in der GFCW begleitet und gefördert hat. Dass du ihm einzig mit deiner Präsenz eine weitere Hürde in den Weg stellst, obwohl du mit dieser Auseinandersetzung ja augenscheinlich nicht das Geringste zu tun hast.”
Er sucht in den Augen Camdens hinter dem Schleier offenkundiger Aufrichtigkeit. Ein verräterisches Zucken. Ein verstohlenes Blinzeln.
Kriss Dalmi: “Oder irre ich mich da etwa? Hast du vielleicht doch mehr mit dieser Sache zu tun, als du uns hier glauben lassen willst? Spricht deine Anwesenheit vielleicht gar nicht für sondern gegen einen Bruch mit dem Mathematiker? Sag es mir, Thomas. Sag mir die Wahrheit.” Thomas Camden: “Naja…mache ich ja Mister Dalmi. Alle wollen kämpfen, warum ich dann nicht? Und jetzt sagt mir doch nich, dass ich der Einzige bin, dem klar is, dass Ray hier mit Alex schon genug zu tun hat. Ich sorge doch nur dafür, dass jeder das Match bekommt, was er will und verdient. Ich habe vor euch auch da nix zu verheimlichen oder so. Wäre ja auch nicht edel... also…eigentlich verdammt unedel.”
Kollektives und beinahe schon synchron ablaufendes Augenrollen bei der Fists For Future Foundation. Wie oft sie diese Catchphrase heute Abend wohl noch hören werden müssen?
Thomas: „So haben wir wenigstens alle was zu tun. Ist doch auch schön beim Jahresabschluss, oder?
Freundliches Lächeln des Hobbybäckers. Plötzlich hält der Amerikaner inne und legt den Zeigefinger auf sein Kinn.
Thomas Camden: “Da fällt mir ein. Wo wir hier alle schon so gemütlich beisammen sind und uns unsere Lebensgeschichten erzählen... Warum bist du überhaupt hier?”
Kriss Dalmi: “Was?”
Der Mund von Alex Ricks Mentee formt ein O. So als hätte er erst jetzt bemerkt, dass er gerade das Falsche gesagt hat.
Thomas Camden: “Naja, was ich hier will, ist ja klar…auch wenn ihrs nich glauben wollt. Aber du? Du bist doch einfach aufgetaucht und hilfst Morbeus und naja…ich weiß nich, ob ich damit alleine stehe, aber ich habe keinen blassen Schimmer, was du davon hast, hier mitzumachen. Ich meine, du hast jetz mit der Foundation doch eigentlich auch nix zu tun oder gibt’s in Serbien Regenwälder? Also mal ernsthaft… wundere hier nur ich mich?”
Dieser Schwall an Fragen, der plötzlich aus Thomas Camden herausgesprudelt ist, scheint in der Tat nicht als Provokation gemeint zu sein. Dahinter scheint genuines Interesse zu stecken, was die serbische Miene jedoch zusehends finsterer erscheinen lässt.
Kriss Dalmi: “Wiederhole das, du Köter.” Morbeus: “Nun wollen wir uns alle mal wieder ganz schnell beruhigen.”
Rasch drängt sich der FFFF-Begründer zwischen Camden und Dalmi, um eine frühzeitige physikalische Eskalation zu entschärfen. Deeskalierend bedeutet er Dalmi mit seinen ausgestreckten Handflächen, Abstand von Thomas Camden zu nehmen. Ein Riss tut sich in der Maske auf. Der Ausdruck soll väterliche Gutmütigkeit ausdrücken, doch die Aufgewühltheit kann sie nicht länger verbergen – sehr zur Besorgnis von Carola Birkenstock, die das instabile Fundament dieser unwahrscheinlichen Allianz vorausgesehen hat, bevor der Commissioner Eric Fletcher die Papiere für diese Matchansetzung unterzeichnete.
Morbeus: “Kriss! In Kürze wirst du die Gelegenheit bekommen, dein über die Jahre angestautes Gewaltpotential in geregelten Bahnen zu entladen. Und zwar nicht gegen Thomas Camden, sondern gegen die Wahrheit und diesen verfluchten Niander Cassady-Taylor! Unnötige Querelen wegen solcher Lappalien können wir uns heute Abend nicht erlauben. Jeden einzelnen von euch...”
Fingerzeig zu Slay Oakland. Dann zu Max Moustache. Und zu Thomas Camden. Und schließlich zu Kriss Dalmi.
Morbeus: “...brauche ich bei 100%. Wir wollen diese Strolche mit ihrem falschem Spiel wohl nicht davonkommen lassen. Habe ich nicht recht?”
Einträchtige Zustimmung bei der Fists For Future Foundation. Verächtliches Zischen bei Dalmi. Und bei Thomas Camden? Der nickt und hebt den Daumen. Passt schon. Mitgehangen, mitgefangen. Oder so.
Kriss Dalmi: “Meinetwegen, Morbeus. Aber wenn ich das kleinste Anzeichen dafür erkenne, dass diese Fotze uns verrät, ramme ich ihm eine verfickte Spritze mit AstroHappy ins Auge!” Morbeus: “Dann sind wir uns ja einig. Ich erwarte euch in Level 1.”
Catch Beobachter Newsletter 02.12.2021
*-*-*-*-* Um jeden Preis
Geschrieben von Vivien Tolnai
"Ich bin sehr stolz auf das was Timo seit diesem Moment gelernt hat.“
Es ist über sieben Monate her, dass wir den Start der Rivalität zwischen Aiden Rotari und Timo Schiller erlebt haben. Im ersten Match beider Männer attackierte Rotari seinen Mit-Rookie bei dessen Entrance mit einer Lariat auf dem Apron und einem Half-Nelson Suplex auf dem Hallenboden, bevor das Match überhaupt startete.
Der Kampf selbst konnte kaum als solcher bezeichnet werden. Eine weitere Lariat und einen Backdrop Driver später war Timo Schiller geschlagen. Sein Debüt, vor den Augen seiner Eltern, war nicht nur verloren gegangen, er ist komplett vernichtet worden – von Aiden Rotari.
"Ich habe vorher mit ihm gesprochen. Alles, was er wollte, war dass die Leute ihn bejubeln und lieben. Sein Traum war es ein Favorit des Publikums sein. Er hat mit keinem Wort davon gesprochen zu gewinnen. Ich hingegen… nun, ich will immer gewinnen. Mir ist egal wie. Ich will einfach nur gewinnen“, sagt mir Rotari einige Tage vor der Show im Rahmen eines exklusiven Interviews.
Er wirkt nicht nervös, nicht angespannt, aber dennoch jedes Mal eine Spur ernster und direkter, wenn er über seinen kommenden Gegner spricht. Er nimmt Timo Schiller sichtbar ernst.
"Ich hoffe ich konnte ihm mit dieser kleinen Lektion weiterhelfen, auch wenn sie nicht vom Head Coach oder seinem Mentor Keek Hathaway kam“, sagt er mir in einem beinahe vertraulich wirkenden Flüsterton. "Seine Erfolge seit diesem Tag sprechen dafür.“
Tatsache. Seit diesem ersten Match hat Timo Schiller sich auf beeindruckende Art und Weise gesteigert. Sein Aufstieg begann bei GFCW Finest Hour 2021 und kulminierte schließlich in einem Non-Title Match gegen den ehemaligen GFCW World Champion Zeus – welchen er bezwang.
"Wenn du alles tust damit Leute dich lieben und dem alles andere unterordnest ist das bewunderns-, aber nicht empfehlenswert“, gibt Rotari ein kleines Bisschen von seiner persönlichen Einstellung preis. "Ich habe in diesem ersten Match zwischen uns dafür gesorgt, dass Timo das versteht. Alle waren auf seiner Seite, ganz wie er es wollte, aber war er damit glücklich?“
Nein, natürlich nicht. Die Tatsache, dass ihm diese "Hilfestellung“ für Timo bei seinem eigenen Ziel, jedes Match zu gewinnen, in die Karten spielte, leugnet Rotari nicht. "Wir haben an diesem Abend beide bekommen was wir wollten. Aber nur ich habe das bekommen was ich wirklich brauchte.“
Er rechnet nicht damit, dass sein Match mit Schiller bei Title Nights auch nur im Entferntesten etwas mit dem Duell vor etwa sieben Monaten zu tun haben wird. "Er kommt diesmal, um zu gewinnen. Das macht das Match viel spannender und für mich natürlich viel schwieriger. Letzten Endes macht das den Sieg, den ich am Ende einfahren werde, aber auch viel wertvoller. Beinahe genauso wertvoll wie der Sieg gegen Drake Vaughn.“
Darauf angesprochen, dass es sich dabei nur einem Sieg durch Disqualifikation handelte, winkt Rotari bloß ab. "Wer hat eines Tages eigentlich festgelegt, dass ein Sieg durch Disqualifikation oder Count-Out weniger wert sein soll als ein Sieg durch Pinfall oder Submission?“
Es sei schließlich kein Titel-Match gewesen, er hätte also auch nicht Champoin werden können hätte er seinen Gegner gepinnt oder zur Aufgabe gezwungen. "Ständig wollen Leute Statements setzen, etwas beweisen und der Welt etwas zeigen. Das ist auch meinem Freund Robert passiert, und sieh nur, wohin es ihn gebracht hat.“
Rotari wirkt traurig und ehrlich mitgenommen vom Zustand seines Mentors. "Ich bin mir sicher nach Title Nights wird es für ihn wieder aufwärts gehen“, prophezeit der Schützling des Hall of Famers und zweifachen World Champions. Er habe da ein "gutes Gefühl“, auf das er in diesem Vorbericht zum kommenden Pay-Per-View nicht näher eingehen wolle.
Robert Breads stehe ja schließlich nicht auf der Card von GFCW Title Nights 2021, sondern er selbst und Timo Schiller.
"Wir respektieren uns“, sagt Rotari und meint damit sich und seinen Gegner. "Wir haben vielleicht nicht allzu viel gemeinsam und sind eher Verbündete als Freunde, aber wir beide schätzen den jeweils anderen auf einer professionellen Ebene.“
Ich frage ihn was er glaubt was bei Title Nights passieren wird. "Ich werde gewinnen“, stellt er bloß nüchtern fest. "Und dieses Mal weiß Timo, dass ich alles dafür tun werde damit das passiert. Ich werde keine Rücksicht darauf nehmen können, dass seine Familie wieder da ist, dass es sein großer Moment werden soll, das muss ich für die Dauer des Matches ausblenden. Es geht nur darum zu gewinnen. Egal wie.“
Daraufhin erkundige ich mich ob er die Familie seines Gegners erneut auf die eine oder andere Art und Weise in seinen Match-Plan miteinbeziehen würde. Er fragt lediglich zurück, ob ich glaube, dass ihn das seinem Sieg näherbringen oder ihn weiter davon entfernen würde. So könne ich mir die Frage selbst beantworten.
Abschließend möchte ich noch von ihm erfahren was sein nächster Schritt ist. Was passiert in der Karriere von Aiden Rotari nachdem er Title Nights hinter sich gelassen hat?
"Ich will gewinnen. Mehr als alles andere. Das ist das Allerwichtigste. Deshalb ist jede Niederlage für mich besonders schmerzhaft. Wenn jemand einen Wrestler nennt und ich einen "Losing Record“ in Matches gegen diese Person habe, dann ist das ein Problem, das gelöst werden muss. Aber Fehler sind da, um korrigiert zu werden – nicht zwangsläufig im nächstbesten Augenblick, sondern im richtigen Augenblick. Ich denke der richtige Augenblick könnte schon bald kommen.“
Vorher jedoch muss er erst einmal an seinem Rivalen und Verbündeten vorbei. Und das wird schwer genug.
Denn Timo Schiller fährt zu Title Nights, um zu gewinnen.
Es ist vorbei. Und er hat es geschafft.
Aiden Rotari hat gesiegt. Er hat Timo Schiller besiegt, eins gegen eins, bei der größten Show des Jahres. Er ist der Rookie des Jahres, oder vielmehr: Es ist für ihn nun Zeit den gleichermaßen schützenden, wie einengenden Kokon des Rookie-Daseins abzustreifen und zu schauen, ob er fliegen kann.
Die Prognosen dürften positiv sein.
Der Mann aus Atlanta rollt sich von seinem Gegner, Rivalen und Verbündeten herunter. Er atmet schwer. Alles tut ihm weh. Aber das ist egal.
Er hat gewonnen. Das ist alles was zählt.
Gerade erst wieder auf den Beinen wankt er kurz orientierungslos durch den Ring, ehe er seine Aufmerksamkeit in Richtung Timo Schiller richtet. Dieser wuchtet sich gerade ächzend aus einer liegenden Position auf alle Viere und sucht mit seinem Blick seine Eltern im Publikum.
Timo ist enttäuscht. Er ist traurig. Umso glücklicher ist er beim Anblick seiner Familie, die ihm dennoch nichts als Support und Zuneigung zukommen lässt. Genauso wie der Rest der Arena. Seine Leistung heute hat ihn keine Sympathien gekostet, sie hat ihm welche gewonnen.
Nur er selbst hat nicht gewonnen.
Aiden Rotari stolpert zum Ruhrpott Representer herüber und streckt unter dem Applaus der Zuschauer die Hand aus. Schiller zögert einen kurzen Augenblick, sieht noch einmal in Richtung seiner Eltern. Diese sind ein Teil der Beifall spendenden Meute.
Dann ergreift er Rotaris Hand und lässt sich von diesem auf die Beine helfen. Die zwei Rookies stehen in der Mitte des Rings, und dann zieht Aiden die Hand mitsamt dem Arm von Timo noch weiter in die Höhe.
Rotari hebt Schillers Arm und zeigt mit der freien Hand auf ihn, dann verneigt er sich leicht in einer Geste der Dankbarkeit. Schiller wirkt einen Moment lang fast verwirrt, dann aber erwidert er die Bewegung.
Gegenseitiger Respekt von Aiden Rotari und Timo Schiller.
Dann lösen die zwei ihren Händedruck, und Rotari klopft Schiller auf die Schulter, deutet in Richtung seiner noch immer stolzen Familie. Timo nickt ihm zu, dann dreht er ihm den Rücken zu, um sich aus dem Ring und in die erste Reihe zu begeben.
Aiden lässt ihn nicht aus den Augen. Kaum hat Schiller sich umgedreht geht Rotari einen Schritt auf Timo und die Seile zu.
Dort lässt er sich von einem Mitarbeiter ein Mikrofon reichen.
Aiden Rotari: "Timo… Timo…“
Das Kronjuwel von Chișinău atmet schwer. Rotari muss erst einmal wieder zu Sauerstoff kommen, will aber offensichtlich noch einige Worte klar und deutlich hörbar für alle an seinen "Frenemy“ Timo Schiller loswerden, bevor dieser sich aus dem Staub macht.
Der Ruhrpott Representer hat das Seilgeviert schon verlassen und muss sich noch einmal, überrascht persönlich angesprochen zu werden, zu Aiden umdrehen.
Aiden Rotari: "Danke.“
Für diese Worte gibt es erneute Bekundungen von Respekt von den Rängen. Nach seiner Performance gegen Drake und seinem Post-Match gegen Timo scheint man durchaus einige Befürworter von Aiden in der Crowd zu finden. Eine eindeutige Meinung zu ihm scheint auch nach der längeren Zeit die er sich jetzt schon in der GFCW befindet nicht zu existieren.
Aiden Rotari: "Timo, wann immer du glaubst bereit zu sein... Werde besser und stärker und schlauer als jemals zuvor, Timo, und wenn es soweit ist, dann werde ich auf dich warten. Ich weiß du kannst noch viel mehr, und ich hoffe dass ich eines Tages dem besten Timo Schiller gegenüberstehe den es geben kann. Ein Sieg über diesen Timo Schiller würde mir noch mehr bedeuten als dieser Sieg hier und heute.“
Schiller zwingt sich zu einem Lächeln. Natürlich ist er nicht glücklich mit dem was gerade passiert ist, aber die Worte von Rotari haben durchaus eine gewisse Wirkung.
Unter dem Zuspruch seiner Fans hebt Timo Schiller den Daumen in die Luft, ehe er über die Barrikade hopst und in den Armen seiner wartenden Familie landet.
Aiden Rotari: "Danke… danke… danke…“
Rotari muss einmal tief Luft holen und macht einige Sekunden Pause. Er hat noch etwas zu sagen, wartet jedoch bis er genug Sauerstoff in den Lungen hat um tatsächlich vernünftig sprechen zu können. Dann wendet er sich von Timo ab und spricht in das weite Rund der Arena.
Aiden Rotari: "Seit jeher hat die GFCW stets nur einen Protagonisten gehabt.“
Erschöpft vom gerade geschehenen und kräftezehrenden Match sinkt Aiden auf die Knie.
Aiden Rotari: "Ich rede nicht von Champions oder Main Eventern, auch wenn der Protagonist, um seinen Status als solcher zu erreichen, stets den Weg über Titelkämpfe in den wichtigsten Matches zu gehen pflegt. Aber längst nicht jeder der einmal World Champion war oder in einem Pay-Per-View-Main Event stand kann von sich behaupten der Protagonist gewesen zu sein.
Ich rede von der einen Person um die sich die ganze GFCW dreht. Manche nennen das auch "Galionsfigur“ oder "Ace“ oder "das Gesicht der Liga“. Ich nenne das den Protagonisten.“
Aiden lässt sich auf den Allerwertesten fallen und sitzt mit ausgestreckten Beinen in der Mitte des "Squared Circle“.
Aiden Rotari: "Danny Rickson war einmal der Protagonist der GFCW.“
Jubel brandet bei der Erwähnung dieses Namens auf.
Aiden Rotari: "Robert Breads war einmal der Protagonist der GFCW.“
Wieder Beifallsbekundungen, wenn auch schwächer als bei Rickson.
Aiden Rotari: "Und seit einer gefühlten Ewigkeit ist nun Zereo Killer der Protagonist der GFCW.“
Zur Verwunderung von absolut niemandem folgt der mit Abstand lauteste Zuspruch bisher.
Aiden Rotari: "Das könnte heute ein Ende finden. Vielleicht sorgt Lionel Jannek für ein Vakuum an der Spitze bei dem nicht klar ist ob er selbst oder jemand anderes es ausfüllen kann. Vielleicht gewinnt Zereo Killer auch und kann sich noch ein wenig länger verzweifelt an diesen Status klammern bis sich endlich jemand aufschwingt der neue Protagonist der GFCW zu werden.
Ich bin dieser jemand.“
Langsam sinkt Rotari hinten über, liegt nun auf der Matte und spricht so weiter.
Aiden Rotari: "Ich werde der neue Protagonist der GFCW werden, koste es was es wolle. Ich werde auf diesem Weg einen Sieg nach dem anderen einfahren, koste es was es wolle. Ich werde so weit nach oben klettern wie es nur irgendwie möglich ist.“
Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen rollt er sich auf die Seite.
Aiden Rotari: "Koste es was es wolle.“
Unsicherheit macht sich bei der GFCW-Galaxie breit. Ein paar Leute buhen Rotari aus, ein paar schenken ihm ihre Zuneigung. Statt lautem Geschrei und den absoluten Extremen der Emotion scheint die Arena eher in ein Tuscheln hinter vorgehaltener Hand verfallen zu sein.
Aiden Rotari: "Und jemand der mir dabei schon einmal im Weg stand… und mir die schlimmste aller möglichen Strafen zukommen ließ… wird mein nächstes Ziel.“
Mit einem plötzlichen Adrenalin-Schub schießt Rotari nach oben, stellt sich auf die Füße und baut sich zu seiner vollen Größe auf.
Aiden Rotari: "Desmond Briggs!“
Kampfeslust liegt in der Stimme des sonst so besonnenen und freundlichen Rotari.
Aiden Rotari: "Wir hätten Freunde sein können, du und ich. Doch das wolltest du nicht. Du wolltest gegen mich kämpfen, hast gegen mich gekämpft, und ich habe verloren. Das kann ich so nicht stehen lassen.
Es mag eins zu null für dich stehen, Desmond, doch wenn ich hinten liege bedeutet das lediglich, dass das Spiel noch nicht vorbei ist.“
Dieser Botschaft wurde Ihnen geschenkt von: Holly
Hutcherson. Life Coach. Speaker.
Danke Holly
Robert Breads: "Herzlichen Glückwunsch.“
Der Head Coach des GFCW Performance Center steht im Backstage-Bereich, direkt vor der Kabine von Aiden Rotari. Er lehnt an der Wand neben der Tür und gibt sein bestes wirklich begeistert zu wirken – mit mittelmäßigem Erfolg.
Aiden Rotari: "Danke, Robert.“
Noch immer verschwitzt und sichtlich mitgenommen von dem was Timo Schiller im Ring mit ihm angestellt hat steht Rotari da. Er hat auf dem Weg zu seiner Umkleide schon einmal ein Handtuch - welches über seiner Schulter liegt - so wie eine Flasche Wasser - die beinahe leer getrunken zu sein scheint - aufgetrieben und schenkt seinem Head Coach ein aufmunterndes Lächeln.
Aiden Rotari: "Und, bist du bereit für deine Vorstellung unseren neuesten…“
Robert Breads: "Du brauchst nicht so zu tun als wäre das nicht bloß eine Aufgabe die man mir aus Mitleid zugeschustert hat damit ich bei Title Nights irgendeine Rolle spielen darf. Dabei geht es um unser neues Roster-Mitglied, nicht um mich.“
Breads betrachtet Aiden emotionslos.
Robert Breads: "Ich würde dir ja im Stillen verraten wer es ist, aber ich schätze das ist nicht nötig.“
Aiden Rotari: "Ich weiß zu schätzen, dass du kein Buzzkill sein willst.“
Der offensichtliche Scherz geht ins Leere, der Kanadier reagiert nicht.
Robert Breads: "Heute Abend geht es zurecht nicht um mich. Es geht um Timo und dich, um die neuen Jungs.“
Danny Rickson: "Zumindest teilweise.“
Zwei Köpfe drehen sich und erblicken den Hall of Famer, der es schafft, gleichzeitig zu lächeln und doch nicht fröhlich auszusehen. Danny Rickson trägt sein Ringoutfit, dass am heutigen Abend aus schwarzen Wrestlingtights sowie Stiefeln und Ellbogenschonern in der gleichen Farbe besteht. Lediglich ein Shirt hat er sich übergezogen, bevor es ins Geviert geht. Es zeigt das Logo seines Teams – The Beauty and The Best – das heute Abend zu seinem bisherigen Höhepunkt kommen soll.
Danny Rickson: „Aiden.“
Die pure Erwähnung des Namens verbunden mit einem Nicken in Richtung des Angesprochenen ist wohl bei einem angespannten Danny Ricksons so nah an einer freundlichen Begrüßung wie möglich.
Danny Rickson: „Herzlichen Glückwunsch zum Sieg. War eine gute Leistung. Nicht nur, weil du gewonnen hast. Sondern weil du es vor den Augen einer ersten Reihe getan hast, die dich verlieren sehen wollte.“
Aiden Rotari: "Danke, Onkel Danny.“
Dem Sieger des vorherigen Matches ist klar, dass Rickson wohl kaum hier sein wird, um mit ihm zu sprechen. Er wendet sich an Breads und klopft diesem auf die Schulter.
Aiden Rotari: "Ich glaube, dass dieser neue Wrestler genau das sein könnte, was du brauchst, um wieder in die Spur zu kommen.“
Dann öffnet er seine Kabinen-Tür und verschwindet zum Duschen und Umziehen.
Robert Breads: "Der Junge macht mehr Fortschritte als ich ihm zugetraut hätte.“
Rickson zuckt mit den Schultern als wäre die Aussage Roberts schrecklich obsolet. Dann lehnt er sich – sein Gegenüber spiegelnd - an die Wand und blickt Breads ernst an.
Danny Rickson: „Vielleicht weil er einen Coach hat, der selbst fast immer alle Erwartungen übertroffen hat, seitdem er vor mehr als einem Jahrzehnt erstmals hier war. Muss ja irgendwann abfärben.“
Robert Breads: "Nett von dir, aber das ist allein seine Leistung, nicht meine. Ich habe ihm höchstens Steine in den Weg gelegt, ihm Chancen weggenommen und seine Entwicklung gehemmt. Er könnte Intercontinental Champion sein, wenn mein Ego nicht im Weg gewesen wäre.“
"Canada’s Own“ stößt sich von der Wand hinter ihm ab. Ein Seufzer entfährt ihm.
Robert Breads: "Immerhin kann ich dir nicht im Weg stehen.“
Ein Lachen das von Verbitterung und Galgenhumor nur so strotz entfährt der Kehle des Mannes aus Toronto.
Robert Breads: "Und du hast den perfekten Partner an die Seite gestellt bekommen, wenn es darum geht, genau diese Champions zu besiegen. Ich denke vollkommen unabhängig davon, dass er sich ohne Zweifel in dieser späten Phase seiner Karriere noch einmal enorm gesteigert hat… was man ja nicht von jedem behaupten kann…“
Breads‘ Selbstmitleid scheint noch immer jeden anderen Gedanken, den er hat zu infiltrieren.
Robert Breads: "…würde er es um nichts in der Welt zulassen, dass ihr gegen Sid und Rob verliert. Nicht gerade diese zwei. Abscheu und Verachtung können ein starker Antrieb sein, wenn es darum geht jemanden besiegen zu wollen.“
Danny Rickson: „Ja, das durfte ich in den vergangenen Wochen aus nächster Nähe erleben. Und es lässt mich vielleicht denken, dass ich von Anfang an seine Eigenarten etwas mehr hätte…wertschätzen sollen. So wie du an Aiden die Sachen gemocht hast, bei denen andere mit der Nase gerümpft haben. Aber schlussendlich ist ja noch alles gut ausgegangen. Denn heute Abend werde ich zusammen mit Garrison die Titel gewinnen und damit meine kleine Sammlung vervollständigen…“
Erstmals rutscht ein Ausdruck von Freude auf sein Gesicht.
Danny Rickson: „Jeden Titel zu gewinnen, den man in dieser Liga gewinnen kann. Es freut mich, dass dieser Weg heute zu Ende geht und ich am Ziel bin. Oder zumindest quasi. Ein Match gilt es ja zu gewinnen…aber es sind letztendlich eben nur Sid und Rob.“
Robert Breads: "Ein Titelmatch bei Title Nights ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt um damit anzufangen seine Gegner zu unterschätzen. Damit haben wir zu viel Zeit in unseren Karrieren verbracht, findest du nicht?“
Ohne jeden Anflug von böswilliger Kritik formuliert Breads diese Worte, es scheint als wolle er seinem alten Freund lediglich helfen wollen.
Robert Breads: "Gossler und Sid halten sich seit Ewigkeiten in der GFCW, genau wie wir. Sie haben bloß weniger Pausen gemacht als wir. Gossler ist ein ehemaliger Intercontinental Champion, was ich nicht von mir behaupten kann. Und Sid hat mir damals meinen allerersten Titel abgejagt – den Tag Team Titel, wie ich hervorheben möchte. Die beiden sind genauso Dinosaurier, die schon alles gesehen haben wie wir es sind, nur vielleicht etwas betrunkener.
Damit will ich nicht sagen, dass du…“
Er korrigiert sich, bevor Rickson etwas erwidern kann.
Robert Breads: "…, dass ihr nicht die Favoriten wärt. Das seid ihr. Wenn ich Geld setzen müsste, ich würde es auf euch setzen. Ich glaube, dass ihr gewinnt, wirklich. Ich würde es nur wirklich furchtbar finden, wenn du dein großes Ziel wegen einer Reihe von vermeidbaren Fehlern verpassen würdest.“
Breads knirscht mit den Zähnen.
Robert Breads: "Glaub‘ mir, das ist kein gutes Gefühl.“
Rickson hebt den Arm vor sich in die Luft als würde er ihn nach Breads ausstrecken, um den Kanadier tüchtig zu schütteln. Er lächelt schwach und schüttelt gleichzeitig dabei mit dem Kopf.
Danny Rickson: „Alles gut, Robert. Danke für deine mahnenden Worte. Aber grad weil ich so ein Dinosaurier bin, solltest du wissen, dass ich dieses Match richtig einzuschätzen weiß. Ich bin nicht größenwahnsinnig, sondern mit dem nötigen Respekt vor dem Gegner davon überzeugt, dass ich gewinnen kann und werde. Vielleicht ist es das, was uns derzeit unterscheidet. Der…mentale Zustand.“
Klare Sache: Ein Blick auf Breads genügt, um Ricksons Andeutung zu bestätigen. Breads steht zwar aufrecht, sieht dennoch niedergeschlagen aus.
Danny Rickson: „Weißt du…unsere Karrieren verlaufen oft auffällig parallel. Die Erfolge früher. Mehr Hass als Liebe vom Publikum. Dann irgendwann Hall of Fame. Und selbst bei der Anniversary Show in diesem Jahr waren wir noch im Grunde auf der gleichen Stufe. Wir beide hatten ein Traummatch. Du gegen Zereo, ich gegen Antoine. Der Unterschied ist wohl, was danach passiert ist.“
Breads schickt sich an, etwas zu sagen, Rickson fährt ihm aber verbal über den Mund.
Danny Rickson: „Ich habe mir direkt ein neues Ziel gesetzt. Den Team-Titel. Mich voll darauf fokussiert. Du hingegen…hast so ein bisschen in den Tag hineingelebt. Ein bisschen Performance Center hier, ein bisschen Morbeus da. Da war aus der Ferne keine klare Linie zu erkennen und vielleicht hat das dazu geführt, dass du nun bedröppelt dastehst. Aber was derzeit nicht ist, kann ja wieder werden.“
Er macht an dieser Stelle eine Pause, um Breads die Chance zu geben, darauf etwas zu entgegnen. Aber der lässt die Gelegenheit verstreichen.
Danny Rickson: „Worauf ich hinauswill, ist dass vielleicht auch du ein Ziel brauchst, an dem du deine fanatische Verbissenheit wieder ausleben kannst, die in der dir steckt. Statt immer nur die Schultern hängen zu lassen und ‚Ja‘ und ‚Okay‘ zu allem zu sagen.“
Robert Breads: "Wie soll ein solches Ziel deiner Meinung nach aussehen?"
Danny Rickson: „Wieso lassen wir die Parallelität unserer Karrieren nicht wieder aufleben? Wieso…gründest du nicht ein Tag Team? Meinetwegen mit Aiden. Mit Timo Schiller. Oder mit diesem Buzzkill, von dem heute alle sprechen. Vielleicht sogar mit Lennie Taiwo oder du trainierst irgendwen dahin, an deiner Seite zu stehen. Hauptsache du machst irgendwas.“
Breads wirkt nicht besonders überzeugt von dieser Idee und deutet ganz leicht ein Kopfschütteln an. Rickson fährt jedoch fort.
Danny Rickson: „Also ich werde jedenfalls heute Abend Champion werden an der Seite von Gaeta. Und du hast es ebenfalls in dir. Also wenn ich deinen Zustand irgendwie verbessern will, dann bleibt mir nichts übrig, außer dir die Tür sehr, sehr, sehr weit zu öffnen. Mach ein Team und tritt gegen uns an.“
Er starrt Breads direkt an, doch vom Kanadier kommt keine Reaktion. Er blickt zu Boden.
Danny Rickson: „Deutlicher kann ich ein Angebot nicht formulieren.“
"Canada's Own" überlegt eine Sekunde lang. Dann schenkt er Rickson ein müdes Lächeln, während er sich zum Gehen wegdreht.
Robert Breads: "Viel Glück. Auch wenn ich bezweifle, dass du es brauchen wirst."
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