Benjamin Baker hatte in seinen 54 Lebensjahren schon so einiges erlebt. Das hier war vielleicht der schlimmste Moment seiner 54 Lebensjahre. Um ihn herum war das völlige Chaos ausgebrochen, so ziemlich jeder hatte ein Telefon am Ohr und schrie quer durch den Raum, es wurde organisiert, improvisiert und es wurden Haare gerauft.
Vor dem Kameras hatte man es gut hinbekommen, es so aussehen zu lassen, als würde Robert Breads eine Menge Mist reden. Es hatte sich gar nichts geändert, nur weil er seinen Abgang verkündet hatte. Aber leider sah das im Backstage-Bereich anders aus.
Sponsoren riefen an, Sponsoren kamen vorbei, alles ging drunter und drüber. Das die Liga ohne Präsidenten dar stand, weil selbiger Präsident seine beiden Vertreter krankenhausreif geschlagen hatte, um anschließend zu kündigen, nicht ohne nebenbei noch zu erwähnen, wie schlecht und furchtbar alles in der GFCW war, war, um es einmal sehr optimistisch zu formulieren, eine Katastrophe.
Es drohte eine vollkommen führerlose Ära des Chaos in der GFCW. Jede mögliche Führungskraft hatte entweder einen verdammten Hass auf die Sponsorenschaft der GFCW und war bei Brainwashed aus der Liga katapultiert worden oder lag im Krankenhaus und würde auch so bald nicht heraus kommen. Man brauchte aber jemanden mir Wrestling-Erfahrung, ohne das „Know-How“ im Wrestling-Business funktionierte es nicht. Von außerhalb konnte man nach der Rede von Breads sowieso eigentlich niemanden holen, da jeder, der die GFCW nicht selbst kannte und seine Rede gehört hatte, davon ausgehen musste, dass der Posten des Präsidenten wirklich ein Horror-Trip war. Und wenn sie nun einen Wrestler ernennen würden, würden sie in der Öffentlichkeit lächerlich dar stehen, wenn sie nach dem Fiasko mit Breads nochmal das Gleiche machen würden.
Baker sitzt also nun in einem Raum mit den anderen vier Repräsentanten der Hauptsponsoren der GFCW. Und alle rufen durcheinander mit Plänen und Ideen, eine schlechter als die Andere.
Es lief immer auf dasselbe hinaus: Ohne Führung war die GFCW am Ende. Es gab zu viele Leute, die aus der Situation Kapital schlagen würden wollen und sich gegenseitig um die Führungsposition bekämpfen würden. Danny Rickson, Sidney Youngblood, Emilio Fernandez, Pavus Maximus... Leute die wohl allesamt nicht die kleinsten Egos haben und dementsprechend sicherlich gerne die Kontrolle übernehmen würden. Aber ein Kleinkrieg innerhalb der GFCW, der von niemandem unterbunden werden kann, wäre wohl nicht sonderlich hilfreich bei der Klärung dieses Problems. Die GFCW würde sich von innen selbst zerfressen und Robert Breads hätte sein Ziel erreicht. Das durfte nicht geschehen.
Benjamin Baker: „Meine Herren... Meine Herren... Beruhigen sie sich...“
Baker ist damit allein auf weiter Flur, denn es wird einfach weiter gebrabbelt – so war das nunmal. Die sonst so abgeklärten allwissenden Männer in Anzügen waren völlig planlos wenn es einmal zu einer Situation kam, für die es im Studium keine Patentlösung gegeben hatte. Und schon ging es nur noch darum, sich selbst den Hals zu retten.
Benjamin Baker: „JETZT HALTET ALLE MAL DIE KLAPPE!“
Endlich wurde es ruhig. Die vier anderen Männer blickten ihn an, sodass sich ihn ihm eine gewisse Ruhe ausbreitete. Er war mit Abstand der Älteste und fühlte sich auch manchmal als Außenseiter in dieser Gruppe, da er in vielen Dingen eine andere Einstellung zu vielem hatte. Er hatte den Eindruck als wäre die neue Generation einerseits selbstsüchtiger als auch unruhiger. Seiner Meinung nach war er hier der einzige vernünftige Mensch.
Benjamin Baker: „So wie ich das sehe, haben wir nur eine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen. Wir müssen bei Dynamite anfragen.“
Kaum hat er zu Ende gesprochen geht das Geschrei schon wieder von vorn los – das könne man nicht machen, man würde sich bis auf die Knochen blamieren, wenn man nun zu ihm angekrochen kam, nachdem man ihn erst hämisch aus der Liga gejagt hätte, dass Dynamite sie nun sicherlich hassen würde und nie mehr zurück kommen wolle. Wütend knallt Baker die Faust auf den Tisch.
Benjamin Baker: „Ich meine es ernst! Wir müssen...“
Claude Booker: „Was müssen sie?“
Wie auf ein unhörbares Kommando wenden alle Männer am Tisch den Kopf – da steht er, Claude „Dynamite“ Booker. Er wirkt fast wie ein Heiliger, wie er da im Türrahmen des Office-Raumes steht und jeden verstummen lässt, an dem er vorbei läuft. Man merkt deutlich, dass Unbehagen herrscht. Als Dynamite schließlich weg war, hatte man auch einmal den Mund aufgemacht und erklärt, wie schlecht er doch für die Liga gewesen wäre. Und nun war er wieder da. Und man war auf ihn angewiesen. Eine mehr als unbehagliche Situation.
Claude Booker: „Ich nehme an, sie müssen sich bei mir für ihre Feigheit entschuldigen, für ihre Hinterhältigkeit, für ihre Nutzlosigkeit und dafür, dass sie ein seelenloses Monster mir als Präsidenten vorgezogen haben. Nun, meine Herren, ich bin so nett und nehme ihre Entschuldigung an. Und ich nehme an, sie wollen mir eine Frage stellen.“
Ein mehr als selbstgefälliges Lächeln breitet sich auf Dynamite's Gesicht aus – es sei ihm vergönnt. Nach über einem Jahr Hölle scheint sich für ihn endlich wieder alles zum Guten zu wenden. Schweigend blicken sich die Sponsoren-Vertreter an, dann greift Baker in einen Stapel Papier und zieht ein Blatt hervor und beginnt stumm, es zu überfliegen. Nervös leckt er sich über die Lippen, blickt Dynamite an und schiebt ihm immer noch wortlos den – wie man nun sehen kann – Vertrag von Robert Breads als GFCW-Präsident herüber.
Mit belustigtem Lächeln zückt Dynamite einen Stift, er genießt es wirklich, endlich einmal wieder Präsident spielen zu dürfen – und das, obwohl er eigentlich kein Präsident ist. Nun, noch nicht. Denn so wie es aussieht scheint sich hier gerade etwas zu tun, dass Breads' Arbeit endgültig völlig zu Nichte machen könnte.
Claude Booker: „Vielen Dank. Aber bevor ich das hier tue, möchte ich noch eine Kleinigkeit erledigen.“
Booker dreht sich um und winkt jemanden herein – nun, nicht irgendjemanden. Pete, Sven, Mac Müll und Maron betreten den Raum, laufen zu Dynamite herüber und strahlen über das ganze Gesicht, mal abgesehen von Maron, die immer noch irgendwie nervös wirkt. Nach Monaten der Abwesenheit sind sie zurück, und sie kommen mit einem Knall zurück.
Claude Booker: „Meine erste Handlung als... neuer... Präsident von German Fantasy Championship Wrestling wird die Wiedereinstellung von Pete, Sven und Mac Müll sein. Des Weiteren werden alle von Robert Breads verhangenen Verbote und Regeln von mir betrachtet und gegebenenfalls überarbeitet oder aufgehoben werden. Und der Name „Robert Breads“ wird so bald wie möglich aus den Köpfen und den Geschichtsbüchern der GFCW gestrichen – ich will nicht mehr an diesen Mann denken müssen!“
Mit diesen Worten öffnet die lebende Legende den Kugelschreiber, senkt ihn über den Vertrag und unterschreibt den Vertrag, und überschreibt mit seiner Unterschrift die von Robert Breads. Mit diesem symbolischen Akt beendet er die Ära des Terrors und als er den Stift nach einer Zeit, die sich wie eine Ewigkeit anfühlt, vom Papier hebt, ist Claude „Dynamite“ Booker wieder Präsident von German Fantasy Championship Wrestling.
Benjamin Baker: „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihnen, Mr. Booker... wieder.“ Claude Booker: „Zusammenarbeit?“
Dynamite hebt die Augenbrauen an, als hätte Baker etwas Seltsames gesagt.
Claude Booker: „Ich habe nie behauptet, dass ich mit ihnen zusammen arbeiten werde.“
Benjamin Baker's altes Gesicht wird mit einem Mal kreideweiß. Was redet er da?
Bejamin Baker: „Aber... ohne das Geld der Sponsoren ist diese Liga pleite! Sie können diese Liga ohne uns nicht am Leben halten!“ Claude Booker: „Nun, wissen sie, in über 10 Jahren in diesem Job sammelt sich eine Menge Geld an. Und als ich hörte, dass Robert Breads als Präsident dieser Liga zurück tritt, habe ich noch schnell ein wenig telefoniert, ein paar alte Gefallen eingefordert, mit einigen ehemaligen und aktiven Wrestlern gesprochen, und sie glauben gar nicht, wie viel Geld dabei zusammen gekommen ist... Um genau zu sein so viel, dass meine nächste Entscheidung als Präsident sein wird, die GFCW von sämtlichen Sponsoren-Deals los zu sagen und die GFCW zu einer komplett eigenständigen, auf eigenen Beinen stehenden Liga zu erklären. Oder, um es anders auszudrücken: Sie sind allesamt gefeuert. Und nun verlassen sie bitte diesen Raum. Alle. Sofort.“
Schock. Nur so kann man die Gesichter der fünf Männer, die im Hintergrund so lange die Fäden gezogen haben, bezeichnen. Ihre Vorzeigefigur Robert Breads war ihnen in den Rücken gefallen, und ironischerweise war Dynamite derjenige, der letztlich davon profitierte. Langsam, mit zerknirschten Gesichtern und tiefer Abneigung im Blick schnappen sich die Sponsoren ihre Taschen, ihre ganzen Papiere und ihre nun nicht mehr wirklich vorhandene Würde und erheben sich wie geprügelte Hunde, um aus dem Raum zu schlurfen, nicht ohne jedem Einzelnen der Ur-GFCW'ler im Raum einen mehr als feindseligen Blick zu zu werfen.
Kurz bevor sich die Tür hinter dem letzten der Sponsoren schließt, hört man jedoch noch eine Stimme, die man ebenfalls in den GFCW-Shows schon seit längerem nicht mehr gehört hat – und zwar die Stimme der Person, die hier eigentlich noch fehlt.
Und schon stürmt die Person so schnell sie kann und völlig außer Atem in den Raum hinein, hechelnd, und dann blickt sie auf.
Tammy: „Ich... habe es... gerade... auf dem Monitor... gesehen... bin ich schon... zu spät?“ Claude Booker: „Nein, du kommst gerade richtig. Wir sind so eben fertig geworden. Und wie du siehst...“
Mit ausladender Geste deutet Dynamite auf all die Menschen um sich herum.
Claude Booker: „... hat sich einiges verändert... und doch ist wieder alles wie früher.“
Einen Moment lang scheint Tammy in Tränen auszubrechen – dann fällt sie Dynamite um den Hals (nicht ohne einen scharfen Blick von Maron) und schluchzt in seine Schulter hinein.
Tammy: „Endlich! Endlich! Es wurde auch wirklich Zeit... Es war nicht auszuhalten... Es hat mich wirklich... Ich habe... Ich bin... Ich habe euch so vermisst!“
Während Tammy nun dem sichtlich erötenden Mac Müll ihre Nächstenliebe demonstriert und mit ihrem Schluchzen den Raum erfüllt, treten Pete und Sven auf Dynamite zu.
Pete: „Sag mal, Dye... Was war denn das vorhin? Ich meine, wir sitzen auf unseren Plätzen nach dieser Promo von Breads, und kaum ist der Penner wieder im Backstage-Bereich, guckst du auf den Handy, sagst, wir müssen sofort los, telefonierst wie ein Irrer, forderst Gefallen ein, fragst Leute nach Geld und platzt in diesen Raum hinein.“ Claude Booker: „Das kann ich euch erklären.“
Dynamite zückt nun sein Handy, drückt ein paar Tasten und zeigt Pete und Sven dann etwas.
Claude Booker: „Hier, diese SMS habe ich bekommen.“
Die Kamera dreht sich ein Stück weit, und man kann den Text auf Dynamite's Display lesen.
…
„Hallo alter Freund, ich gebe dir einen guten Ratschlag: Geh sofort in den Konferenzraum der GFCW. Ich habe das Gefühl, sie suchen jemanden für einen ganz bestimmten Posten.“
…
Sven: „Wer...?“ Claude Booker: „Keine Ahnung. Ich kenne die Nummer nicht.“ Pete: „War das vielleicht...? Ich meine, er war gerade weg, da hast du dein Handy...“ Claude Booker: „Möglich, aber woher hatte er meine Handy-Nummer?“ Sven: „Und woher wusste er, dass du überhaupt in der Halle warst?“ Claude Booker: „Tja... manche Dinge werden wohl für immer im Dunkeln bleiben.“
Was die drei Freunde nicht sehen ist, wie Maron hinter ihnen mit den Füßen scharrend und mit rotem Kopf überall hinblickt, nur nicht zu Dynamite. Irgendwann würde sie ihm alles erklären. Aber sie würde ihm jetzt niemals glauben, was passiert war. Aber das ist auch nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass Dynamite, Pete, Mac Müll, Tammy und Sven wieder vereint sind. Wichtig ist nur, dass die Liga wieder einen Präsidenten hat. Wichtig ist nur, dass Dynamite wieder da ist, wo er hingehört – an der Spitze von German Fantasy Championship Wrestling.
Konzentration herrscht im Lockerroom des No.1 Contenders Tobi „Your Favorite“ Whitehouse. Er trägt sein Gear .. ist bereit rauszugehen und Champion zu werden. Ein Mitarbeiter der GFCW klopft hektisch an die Tür und schaut herein .. „5 Minuten Tobi“.... Der Amerikaner nickt und sein Handy beginnt zu klingeln ohne auf das Display zu schauen nimmt er ab .. er weiß wer dran ist.
„Ja Mary“
„Danke“
„Ich werde es schaffen .. für Dillon“
„Morgen komm ich zu dir“
Muss
nur noch kurz die Welt retten, danach flieg ich zu dir.
Irgendwie bin ich spät dran, fang schon mal mit dem essen an. Ich stoß dann später dazu. Du fragst wieso weshalb warum, ich sag wer sowas fragt ist dumm. Denn du scheinst wohl nicht zu wissen was ich tu. Ne ganz besondere Mission lass mich dich mit Details verschonen. Genug gesagt genug Information.
Muss
nur noch kurz die Welt retten, danach flieg ich zu dir.
Die zeit läuft mir davon zu warten wäre eine Schande für die ganze Weltbevölkerung. Ich muss jetzt los sonst gibt’s die große Katastrophe merkst du nicht das wir in Not sind.
Ich
muss jetzt echt die Welt retten
Muss nur noch kurz die Welt retten danach flieg ich zu dir. Noch 148713 Mails checken wer weiß was mir dann noch passiert denn es passiert so viel. Muss nur noch kurz die Welt retten und gleich danach bin ich wieder bei dir.
Der Titanthron springt an, der klare Himmel über Amsterdam wird gezeigt, vereinzelt sind Wolken zu sehen. Der Mond beleuchtet sie so, das sie klar vom Himmel zu unterscheiden sind. Das Rauschen des Winds erzeugt ein heulen beim auftreffen an der Dachkante des Flachdaches. An der Kante steht Sid in seinem bunten Nervenkostüm. In der einen Hand ein Warsteiner, in der anderen einen ordentlichen Blunt. Der Rauch wird vom Wind nach hinten geweht, Sids Kleidung flattert. Die Kamera zoomt näher ran und der Raver zieht ein mal genussvoll an seinem Stängel, bläst den Rauch in den Wind. Noch ein Schluck Warsteiner, dann dreht er den Kopf zur Kamera und winkt sie ran. Der Kameramann geht auf ihn zu und zoomt raus. Mit einem lächeln beginnt Sid zu reden.
Sid: Hey, das ist das letzte mal das du mich dieses Jahr filmen kannst.... Heute kriegst du nicht aufs Maul.... Schau mal runter, da geht’s tief runter, ne?
Sid zeigt runter und der Kameramann filmt die tiefe, es geht tatsächlich tief ab, mindestens 20-30 Meter. Dann filmt er wieder Sid.
Sid: Dafür hat man von hier oben eine spitzenaussicht.
Dann schaut Sid an sich herab, sieht das Warsteiner und wirft es mit angewiedertem Blick runter.
Sid: Darauf stehe ich mal so absolut nicht, ich weiß nicht welcher Teufel mich geritten hat, aber Warsteiner ist einfach nicht das Wahre.... Willst du auch mal ziehen? Wir sind in Amsterdam, hier ist das legal.
Sid zieht noch mal dran, reicht an den Kameramann der zurück und dann zieht Sid noch mal dran.
Sid: Das war ein sehr, sehr hartes Jahr wenn ich ehrlich sein soll. Nächstes Jahr wird besser, nächstes Jahr werde ich alles besser machen als bisher! Viele verchecken das, ich werde es aber nicht verchecken.
Sid zieht ein letztes mal am Stängel, dreht sich zur Stadt, wirft den Joint weg und dreht sich dann wieder zur Kamera.
Sid: Meine Fans, dennen bin ich das Schuldig, meiner Familie bin ich das Schuldig, meinen Freunden schulde ich das, ich schulde es mir selbst!
Der Raver mit dem neuen Ego schaut nochmals runter, in die tiefe klare Nacht. Sid holt noch mal kurz ganz tief Luft, genießt die Brise. Dann schaut Sid wieder zur Kamera...
Sid: Hey, frohes Neuesjahr, schöne Weihnachten und freut euch aufs nächste Jahr! Es wird sich einiges Ändern.... Das verspreche ich euch!.... Und du? Bock noch einen mit mir trinken zu gehen und vielleicht noch einen rauchen? Ich kenne nen guten Schuppen....
-fade out-
Seinen Abschied hatte er sich immer anders vorgestellt. Irgendwie... groß. Pompös. Mit einem großen Match, am Liebsten gegen einen großen Namen. Rickson, oder vielleicht auch J. T. K.. Würdevoll und spektakulär, erinnerungswürdig. Nun aber verließ er die Halle durch den Mitarbeiter-Ausgang. So hatte er es sich sicher nicht vorgestellt.
Nun also war Dynamite wieder da, wo er vor dieser ganzen Geschichte auch war. Er wusste nicht genau, was ihn dazu angetrieben hatte, ihm die Chance zu geben, sich „seine“ Liga wieder zu holen. Eigentlich hatte er die GFCW wirklich in den Untergang treiben wollen. Aber ein kleiner Teil von ihm hatte sich dagegen gewehrt. Wäre die GFCW untergegangen, wäre auch sein Vermächtnis untergegangen. Mit der GFCW wäre die Stätte der Werke von Robert Breads verschwunden, und dieser kleine Teil von ihm wollte das nicht. Denn dieser kleine Teil von ihm fühlte sich mit der GFCW verbunden. Er hatte gehört, dieser kleine Teil des Verstands nenne sich „Herz“.
Er hatte immer gelacht. Nun verstand er, warum man diesen kleinen Teil manchmal über die geballte Macht der Logik stellte. Nun, es waren zwar nicht sonderlich heroische, sondern eher egoistische Gründe gewesen, die dazu geführt hatten, das Dynamite nun die GFCW wieder hatte... aber er hatte dafür gesorgt. Außerdem wusste er genau, dass Dynamite eine Menge Ärger bekommen würde. Das war die Natur der GFCW. Streit gab es immer. Und Breads würde sich freuen, das von seiner Couch aus zu beobachten. War er nicht ein toller Typ?
Er weiß noch nicht so genau, was er nun vor hat. Irgendwo anders wrestlen will er eigentlich nicht. Wenn er wrestlen will, wird er das in der GFCW tun. Und eben weil er nicht wrestlen will, geht er ja schließlich. Trotzdem ist es seltsam. Er hat das jetzt so lange gemacht, und nun... nun ist da vor ihm bloß ein großes Nichts.
Vielleicht würde er man J. T. K. anrufen und fragen, was der nun so machte, wo er doch im Ruhestand war. Das Schöne an J. T. K. war, dass er wirklich mit JEDEM redete, selbst mit dem Mann, der seine Karriere beendet hatte. Breads fand das völlig idiotisch und viel zu gutmütig, aber hey, wenn es ihm denn mal von Nutzen war, warum denn nicht?
Breads erinnert sich noch recht gut an den Abschied von J. T. K.. Nach einem Match gegen Fireball Hikari, den am längsten amtierenden GFCW-Champion aller Zeiten, war er von einem dutzend Menschen gefeiert worden. Er selbst hatte J. T. K. danach getroffen, er hatte... nunja, ihm gesagt, dass er zweitklassig war. Aber so war er nunmal, nicht wahr? Er war immer er selbst geblieben. Er war als Robert Breads im September 2009 mit einem Sieg gegen Jumping Tornado gestartet, und er ging als Robert Breads im Dezember 2011 nach einem Sieg an der Seite eines Fans und eines Fasans.
Ihm hatte niemand „Tschüss“ gesagt. Der einzige Mann, der ihn nicht hasste, war vor ein paar Minuten im Hell in a Cell angetreten. Niemand bewunderte ihn. Niemand sah zu ihm auf. Niemand betrachtete ihn als Legende. Außer ihm selbst, versteht sich. Aber das ist auch der Grund, dass es ihm egal ist, dass niemand ihm seine Bewunderung ausdrückt, wie es mit J. T. K. geschehen ist. Er interessiert sich nicht für die Meinung anderer. Nur seine eigene Meinung ist wichtig. So war das schon immer gewesen, und es würde sich vermutlich auch nicht ändern. Egal, ob er nun auf dem Golfplatz, als Mathelehrer oder im Knast enden würde – er würde der Beste sein.
Er stößt die Tür in die Freiheit auf, die Tür, die ihn in sein neues Leben führt. Doch ehe er dieses antritt, scheint das Schicksal noch eine Begegnung für ihn bereit zu halten. Eine Begegnung, die er so wahrscheinlich nicht erwartet hatte.
Draußen steht Brainpain. In
einen langen Mantel gehüllt, die Hände in den Taschen
geballt, blickt er auf den überraschten Robert Breads. Zu
dieser späten Stunde weht bereits ein eisiger Wind. Ebenso
eisig ist Brainpains Blick. Robert Breads erwidert diesen Blick
und für einige Sekunden, scheint die Welt fast still zu
stehen. Was in diesem Moment wohl in den Köpfen der Beiden
vorgeht? Robert Breads durchbricht diesen Moment, indem er einen
Schritt vom Absatz wegmacht. Die Tür knallt zu und nun
stehen sich Beide auf Augenhöhe gegenüber.
Einen Moment lang überlegt
Breads, ob er nun theatralisch in Tränen ausbrechen oder
einen dummen Spruch bringen soll. Beides erscheint ihm angesichts
der Situation angebracht. Schließlich entscheidet er sich
dann doch für das, was er am Besten kann.
Brainpain zögert keine Sekunde
und schlägt sofort ein. Robert Breads: „Selbstverständlich. Es gibt nicht viel, was ich noch erreichen kann und will. Ein Sieg über Brainpain ist eines der Dinge, die ich noch erreichen will. Das ist es, was ich mehr begehre als alles andere. Bis dahin, mein Freund... sage ich nur „Auf Wiedersehen“.“
Mit diesen Worten schreitet Breads an Brainpain vorbei, ehe die beiden sich noch einmal einander zuwenden – und für einen Moment stellt sich Breads vor, dass sie nun nicht hier auf dem Parkplatz stehen, sondern in einem Ring, umgeben von einer tobenden Masse die die Namen der Kontrahenten rufen und schreien, während ein Ringrichter zwischen ihnen steht, die GFCW Heavyweight Championship über seinen Kopf gestreckt – die Definition von Perfektion gegen den Besten aller Zeiten. Eine Zukunftsvision oder ein nicht zu erfüllender Wunschtraum?
Dann ist der Moment vorbei. Breads sieht sich selbst wieder auf dem Parkplatz, arbeitslos, gehasst von allen und ihm gegenüber steht nicht die Definition von Perfektion, sondern bloß ein Mann, der Mitleid mit ihm zu haben scheint. Die Realität war einmal mehr um einiges ernüchternder als seine Fantasie.
„Canada's Own“ zieht weiter, in Richtung Ausgang des Parkplatzes. Er lässt Brainpain hinter sich. Er lässt die GFCW hinter sich. Er lässt seine Karriere hinter sich. Er weiß nicht so genau, was er davon halten soll. Er denkt nach. Was soll er nun tun?
Vielleicht war es am Besten, erst einmal Abstand von Wrestling zu nehmen, um neue Kräfte zu tanken und besser zurück zu kommen als jemals zuvor. Vielleicht sollte er es irgendwo anders mal versuchen, in einer anderen Liga, um zu lernen, um besser zu werden. Vielleicht war es am Besten, einfach so weiter zu machen wie bisher, nur eben ohne die GFCW, sein Training einfach durch zu ziehen. So oder so, er wollte seine Pause nicht verstreichen lassen und einfach nichts tun. Er wollte, nein, er musste besser werden. Wenn er eines Tages Brainpain schlagen wollte, dann musste er der besser sein als er jetzt ist. Er musste mehr werden als der Beste der Wrestler aller Zeiten. Er selbst musste die Defintion von Perfektion werden. Aber wie? Vielleicht...
Vielleicht war es am Besten, gar nicht zu denken.
So endet die Geschichte von Claude „Dynamite“ Booker und Robert Breads. Eine neue Geschichte hat jedoch bereits begonnen.
FREUT EUCH AUF DAS JAHR 2012.
ROBERT BREADS VS BRAINPAIN
SOON TO COME
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Liebe Leser, das ist das Ende von GFCW Title Nights 2011 und damit ist auch die letzte Show im Jahre 2011 zu Ende. Im Namen der GFCW bedanke ich mich bei allen Lesern, Spielern und sonstigen Personen, die beim Projekt „German Fantasy Championship Wrestling“ mitgeholfen und es damit erst möglich gemacht haben. Noch viel Spaß bei den beiden „Best Of“-Shows am Ende Jahres und auf ein erfolgreiches und spaßiges Jahr 2012.
© 2001-2011 GFCW – German Fantasy Championship Wrestling
Danke an alle Schreiber!
|