War
Evening ist bereits abgedreht, die Show beendet.
Wir
befinden uns in der selbst hergerichteten Deluxe-Kabine von The
End und James Corleone, die eher an ein mafiöses Büro
eines Gangsterbosses erinnert als an eine Umkleidekabine eines
Wrestlers.
Die
Beiden treten nun auch direkt in ihr Domizil hinein und das ohne
die restlichen Leviathanmitglieder. The End ist der neue Chef der
Bande, wie Drake Nova Vaughn am Abend verkündet hat.
Die
„Freude“, sofern man davon sprechen kann, steht The
End auch deutlich im Gesicht geschrieben. Bei James Corleone ist
es ähnlich.
In
der Mitte des Raumes, vor der Couchecke verharren die Beiden
schließlich etwas. „Inspirational“ Jim greift
mit seinen beiden Armen auf die Schultern von The End und schaut
ihm in die Augen.
James
Corleone: „Ich bin stolz auf dich. Du hast es geschafft. Es
mag ein langer Weg gewesen sein, aber jetzt bist du da, wo du
hinwolltest. An der Spitze von Leviathan.“
Man
könnte tatsächlich meinen, dass allein die Worte „Ich
bin stolz auf dich“ von James Corleone, für The End
wohl mehr Bedeutung haben als so mancher Sieg, den er bereits
einfangen konnte. Vielleicht sogar mehr, als Leviathans neuer
Anführer zu sein, an sich. Dementsprechend scheint er auf
den ersten Moment auch etwas… sprachlos?
The
End: „Tja, ich habe dir ja gesagt, vertrau mir… es
hat sich alles gefügt. Nun allerdings… heißt es
auch Taten folgen zu lassen. Sie scheinen mir zu vertrauen, ich
sollte sie also nicht enttäuschen.“
Corleone
hatte die ganze Zeit über ein Grinsen auf den Lippen,
komplett konträr zu seiner gewohnten Mimik. Jetzt hingegen
färbt sich die Stimmung auf seinem Gesicht wieder etwas
düsterer.
James
Corleone: „DAS… sollte jetzt nicht deine oberste
Priorität sein. Die sollte sein diesen ungemein riesigen
Vorteil, den du jetzt gewonnen hast, für dich auszuspielen.
DU bist der Anführer von Leviathan. DIE sollten sich darum
kümmern, dass DIE DICH nicht enttäuschen. Denn…
wenn es DIR gut geht, geht es auch DENEN gut. Also… lass
uns uns darauf konzentrieren, was unser nächster Schritt
ist.“
The
End wirkt nun selbst etwas nachdenklich, doch die Worte, die sein
Manager und Freund da spricht, wirken sinnvoll.
The
End: „Du magst Recht haben… und trotzdem. Wir müssen
zusammenhalten, jetzt mehr denn je. Keine Grabenkämpfe mehr
IN Leviathan.
Wir
sind eine Einheit und müssen als solche funktionieren,
kriegst du das hin.“
Ein
verhaltenes, aber bestimmendes Nicken von Corleone.
The
End: „Davon abgesehen… Hast du schon mit ihm
gesprochen?“
James
Corleone: „Ja, Briggs weiß Bescheid. Er…
wirkte nicht besonders angetan, aber das wussten wir vorher
schon. Ich glaube aber, er wird darauf eingehen.“
The
End: „Gut. Ich will diesen Intercontinental Championship.
Ich
habs bei Title Nights nicht geschafft, doch noch einmal, werde
ich nicht versagen. ICH WILL DEN INTERCONTINENTAL CHAMPIONSHIP.
Und ich werde ihn mir holen.“
James
Corleone: „Daran habe ich keinen Zweifel.“
End
schaut entschlossen zu Corleone, bis er sich schließlich
auf eine der Couches setzt. Corleone steht nun hinter The End und
klopft ihm noch einmal auf die Schulter.
James
Corleone: „Leviathan ist tot. Lange
lebe Leviathan. Lang lebe The End.“
Ends
Blick wirkt zufrieden, nach wie vor stolz über die
Zustimmung der Hand of the King und entschlossen, sich mit Hilfe
von Leviathan in eine glorreiche Zukunft zu entwickeln. Und James
Corleone? Ja auch der, könnte wohl gerade nicht zufriedener
sein.
Einige
Tage vor War Evening.
Selbst
der Wind hat Freude an diesem Abend. Er lässt Gräser
wiegen und befiehlt den Sträuchern ihren Tanz. Sanft spielt
er in Haaren, pfeift eine Melodie über den Dächern der
Farmhäuser. Vor der kaminroten Sonne, die sich in ihrem
steten Gang am Horizont bettet, zeichnet sich die Silhouette
trottender Pferde ab. Sie laben sich am frischen Gras wie Timo
Schiller an der Herrlichkeit dieses ausklingenden Tages. Der
Dortmunder atmet, an einen Baum gelehnt, kalifornische
Frühlingsluft. Wäre die Situation schon an sich von
verschwenderischer Schönheit, so wird sie für Schiller
durch SIE auf eine neue Stufe, gar ein Podest der Perfektion,
gehoben. Miri sitzt, die Beine gelenkig im Schneidersitz, neben
Timo und wirft ihrem Hund Schmackhaftes zu. Der Border Collie
Nina legt seinen Kopf schief und wartet mit unablässigem
Wedeln auf Nachschub.
Timo
und DIE EINE beobachten ein Mädchen dabei, wie es mit ihrem
roten Ball auf den Zaun zielt und mit freudigem Quietschen ihrem
Spielgerät hinterläuft, wann immer sie verfehlt. In den
vergangenen Wochen, die er auf dieser Ranch verbringen durfte,
hat Schiller die achtjährige Faith ins Herz geschlossen; wie
auch all die anderen Menschen, die als Gäste Hutchersons
hier leben dürfen.
Miri:
"He, Faith."
Timos
EINE holt ihr Handy aus der Hosentasche hervor und winkt in
Richtung des Kindes.
Miri:
"Willst du ein Foto von den Tieren machen?"
Mit
artigem "Danke" und einem Lächeln kindlicher
Freude nimmt Faith das Smartphone entgegen und macht sich auf in
Richtung der Pferde. Miri schenkt ihr ein Lächeln, das Timos
Herz galoppieren lässt.
Timo
Schiller: "Hollys Tochter ist wirklich ein nettes Mädchen.
Kann es kaum erwarten, wenn wir eigene Ki..."
Ein
Kloß von der Größe einer Bärenklaue
verstopft Schillers Hals, als er realisiert, was er beinahe
gesagt hatte. Er hat das Gefühl, dass die Röte in
seinem Gesicht mit der untergehenden Sonne wetteifert. Schweiß
tritt auf seine Stirn. Miri lächelt ihn mit hochgezogener
Augenbraue an. Hat sie ihn verstanden?
Timo
Schiller: "Also...äh...ich m-m-m...meine, dass sich die
Menschen hier wirklich toll um Faith kümmern. Besonders
d-d-du. Du behandelst sie mit so viel Liebe als wäre
sie...naja...dein eigenes Kind."
Er
kann den Ausdruck, den Miri ihn schenkt, nicht deuten. Aber sie
blickt ihn an. Und das ist immer gut, oder? Timo zwingt sich zu
einem Lächeln, das ihn wie einen Jungen wirken lässt.
Die EINE schlägt die Augen unerwartet nachdenklich nieder.
Miri:
"Sie mag Hollys Tochter sein, doch ist ein Teil unserer
Gemeinschaft."
Timo
Schiller: "Sie hat es gut."
So
gern würde er Miri so viele Dinge sagen. Seine Zunge
anweisen, all die Dinge auszusprechen, die in seinem Kopf nicht
wie eine Frühlingsbrise wehen, sondern wie ein Tornado
wirbeln. Nur: Er kann nicht. Das Gefühl, welches er Miri
gegenüber empfindet, erdrückt ihn fast.
Miri:
"Da will jemand deine Aufmerksamkeit."
Schiller
blickt sich um. Erwartet - fürchtet vielleicht auch - dass
jemand die Zweisamkeit stören wird. Bloß ist niemand
zu sehen. Dann spürt er, wie die kalte Schnauze des Hundes
an seinen Handballen tippt. Schiller ist so erleichtert, dass er
auflachen muss. Seine Hand fährt die Flanke des Border
Collies hinab. Er verliert sich in der Liebkosung und der
wundervollen Szenerie, dass er darüber seine Nervosität
vergisst.
Er
hört die Schritte erst, als sie direkt hinter ihm sind.
Im
nächsten Moment spürt er die Hand auf der Schulter.
Holly
Hutcherson: "Timo, hast du einen Moment?"
Schiller
spürt einen Stich als er sieht, wie
Miri den hinzugetretenen Hutcherson anblickt. Doch verfliegt
dieses Gefühl allzu schnell.
Er
selbst hat in den vergangenen Tagen gelernt, wie angenehm das
Gefühl der Stimme Hollys ist, wenn sie voll Weisheit kluge
Dinge in sein Ohr flüstert. Ihm die Wahrheit sagt. Ihn
aufwachen lässt.
Timo
Schiller: "Natürlich."
Hutcherson
kniet sich neben Timo und Miri, blickt blinzelnd in die Ferne,
über die Weiden und zum Horizont; auf all das, was seines
ist. Faith stürmt heran und stürzt sich mit einem
"Papa!" auf Holly, umarmt ihren Vater. Hutcherson
erwidert die Geste, ohne den Blick von Schiller zu wenden.
Holly
Hutcherson: "Faith, lässt du die Erwachsenen reden? Ich
habe mit Timo etwas zu besprechen."
Faith
lässt los, blickt ihren Vater an und nickt eifrig mit ihrem
Kindergesicht. Ohne Moment des Zögerns verschwindet sie in
Richtung der Weiden.
Holly
Hutcherson: "Timo Schiller..."
Er
hat die Aufmerksamkeit Timos und lässt sich doch einen
Moment Zeit, ehe er sein Anliegen äußert. Schiller ist
ganz Ohr.
Holly
Hutcherson: "Gefällt es dir hier?"
Timo
Schiller: "Und wie! Ja, natürlich."
Holly
Hutcherson: "Das freut mich, Timo. Ich möchte, dass du
weißt, dass dieser Ort..."
Dieser
Ort:
Schiller denkt an all die Bäume, die endlosen Weiden, die
Häuser ihrer Gemeinschaft. An die Gräser, Sträucher
und Pferde. Und an Miri.
Holly
Hutcherson: "...fortan stets für dich ein Refugium sein
wird. Ein Ausweg aus einer Welt, die anderen Leuten das Glück
nicht gönnt. Du weißt, dass andere Menschen negativ
auf dich reagieren werden. Ihre Zunge wird geführt von Neid
und der Unfähigkeit zu Empathie. Darüber haben wir
gesprochen."
Eifriges
Nicken des Dortmunders. Er erinnert sich genau an die Worte. An
eines der dutzenden Gespräche, die sie miteinander geführt
haben.
Timo
Schiller: "Danke, Holly. Ich kann mir wenig Schöneres
vorstellen, als gerade hier zu sein."
Er
kann es sich nicht verkneifen, bei "Hier" einen
Seitenblick auf Miri zu werfen. Und läuft wieder rot an als
sie seinen Blick erwidert.
Holly
Hutcherson: "Doch heute muss ich dich bitten, diesen Ort zu
verlassen."
Der
Versuch eines erschrockenen Ausrufes, der Keim von Widerworten,
bleibt in Timos Hals stecken als Holly seine Hand zurück auf
Schillers Schulter legt.
Holly
Hutcherson: "Du darfst wiederkommen und du wirst
wiederkommen. Doch in Deutschland, in der GFCW, gibt es Dinge,
die du erledigen musst. Die wir gemeinsam erledigen müssen.
Vielleicht sind es Dinge, die du als schwierig empfindest. Für
die du vor deiner Ankunft nicht bereit gewesen wärst.
Letztendlich dienen sie alle zum Schutz unserer Gemeinschaft,
auch wenn du das nicht immer verstehen wirst. Aber ich glaube an
dich. Wir glauben an dich."
Er
deutet auf Miri, die Timo daraufhin ihr schönstes Lächeln
schenkt. Schiller schließt den Mund, damit sein wild
pochendes Herz nicht hinausspringt.
Holly
Hutcherson: "Deswegen frage ich dich jetzt, Timo Schiller.
Bist du bereit, mit mir nach Deutschland zu fliegen? Bist du
bereit, zu tun, was auch immer getan werden muss?"
Irgendetwas
am Klang dieser Worte löst bei Timo einen Reflex aus, der
sein Lächeln einfrieren lässt. Er kann es nicht
einordnen. Doch dann spürt er, wie Hollys Blick auf ihm ruht
und wie Miris Hand seine Schulter streift. Und Timo weiß,
dass es nur eine Antwort geben kann.
Timo
Schiller: "Ich bin bereit, alles zu tun."
Lächelnd
steht Holly wieder auf. Er bleibt vor Schiller stehen und winkt
Faith heran. Das Kind kommt ohne Zögern angelaufen.
Holly
Hutcherson: "Faith, dein Vater und Timo gehen auf eine Reise
nach Deutschland. Hast du schon einmal vom Rhein gehört?"
Erst
zögerlich, dann voller Überzeugung schüttelt das
Kind den Kopf.
Holly
Hutcherson: "Du wirst ihn mögen. Am Besten gehst du
jetzt rein und suchst deine Zeitschriften zusammen. Es wird ein
langer Flug für uns alle."
~
Ein paar Stunden vor der Show ~
Wir
befinden uns in einem Café. In Essen.
In
einem recht gut besuchten noch dazu. An fast allen Tischen sitzt
mindestens eine Person, meist jedoch eine kleine Gruppe. Sofern
denn aber jemand wirklich allein anwesend ist, tippt die
jeweilige Person auf irgendeinem technischen Gerät herum.
Laptops, Smartphones, Tablets, …
So
richtig „allein“ scheint hier niemand zu sein.
Außer
einer.
Ask
Skógur.
Der
Schwede scheint Zeit vor der Show zu nutzen, um sich noch ein
wenig auszuruhen. Mental. Heute muss er gewinnen. Er muss
einfach.
Dafür,
hat er sich in die Zivilisation begeben.
Mittlerweile
sind schon einige Monate vergangen, seitdem Bruder Natur den Wald
verlassen und die Stadt betreten hat. Man könnte meinen, er
hat sich mittlerweile recht ordentlich eingelebt, tatsächlich
ist aber das Gegenteil der Fall. Es lief alles nicht so wirklich
wie geplant. Die Welt abseits von Natur und grün, macht es
ihm schwer.
Er
sitzt recht abseits, allein an einem Tisch. Ohne Handy, ohne
Laptop und ohne Begleitung. Er hat seine Hände um eine Tasse
gekrallt, deren Inhalt nicht so wirklich ersichtlich ist. Demnach
zu urteilen, wie er sein Getränk umschlungen hat, scheint es
sich wohl aber um etwas Warmes zu handeln.
Er
trägt einen Pullover, nicht allzu schäbig, aber auch
definitiv nicht neu und eine Hose, die bei einem Waldspaziergang
wohl auch besser aufgehoben wäre, als in einem Café
hier in Essen.
Man
sieht ihm an, dass es ihm scheinbar nicht wirklich gut geht. Er
sieht müde aus und genervt. ‚Wütend‘ –
wie er in den vergangenen Shows drauf war, scheint er nicht zu
sein, aber dennoch: die Frustration sieht man ihm deutlich an.
Mit
leeren Augen schaut er sich in dem Café um, als würde
er etwas suchen. Die Lösung seiner Probleme. Er sucht, aber
er findet nicht.
„Entschuldigung?
Ist da noch frei?“
Ask
dreht sich um, eine ältere Frau hat ihn angesprochen und ihn
aus seinen chaotischen Gedanken gerissen.
Ask:
„Ah… ja… ja klar.“
Ask
weiß nicht so recht weiter. Viel Kontakt zu anderen
Menschen hatte er, abseits des GFCW Kosmos, noch nicht. Und dort
waren seine Kontakte zumeist auch wenig freundlich.
Frau:
„Dankeschön.“
Und
so setzt sich die alte Frau zu Ask Skógur. Würde man
schätzen, man würde wohl irgendwas Ende 60 oder Anfang
70 vermuten.
Ask
ist hingegen noch viel zu sehr damit beschäftigt schlecht
drauf zu sein, so entgegnet er weiterhin vielmehr mit einem
leichten grummeln.
Frau:
„Ist es nicht ein schöner Tag heute? Das Wetter ist
wunderbar, das wurde aber auch mal wieder Zeit.“
Ask
versucht die Frau zu ignorieren, schafft das aber nicht so
wirklich. Aber man muss auch sagen, sie macht es ihm ziemlich
schwer. Achja, alte Leute.
Ask:
„Ja, kann schon sein.“
Frau:
„Ach, was man alles an einem so schönen Tag machen
kann. Spazieren, Radfahren, Picknick im Freien… ach wie
schön.“
Ask:
„Hmmm“
Frau:
„Oh… na ihnen scheint das ja nicht so gut zu
gefallen… sind sie nicht gern draußen?“
‚Hat
sie nicht gesagt‘ denkt sich Ask gerade. Er ist DER
Naturbursche. Er ist Bruder Natur! Er ist Ask Skógur! Und
IHN fragt man jetzt wirklich, ob er gerne draußen wäre?
IHN?!?!
Dann
denkt er weiter… wie er hier, zusammengekauert im Café
sitzt, mit einem Gesichtsausdruck wie Sieben Tage Regenwetter und
auf die höflichsten Fragen einer liebreizenden alten Dame,
in unsympathischster Art und Weise antwortet… das kann
nicht sein. Das sollte nicht sein.
Und
dann lacht er. Ask lacht! Wohl zum ersten Mal seit WOCHEN. Die
alte Dame weiß nicht so recht, wie sie reagieren soll,
lächelt dann aber auch freundlich zurück.
Ask:
„Ach, wenn sie wüssten… Aber sie haben recht,
der Tag ist viel zu schön, um schlecht drauf zu sein!“
Ask
scheint gerade recht positiv gestimmt. Und da das sehr selten
vorgekommen ist, in letzter Zeit, sollte er diesen Moment
genießen. Abgesehen davon, bekommt er es heute noch mit
Viggo Constantine zu tun. All seine schlechte Laune sollte er
darauf konzentrieren, jetzt, kann er erst einmal den Tag
genießen, was später kommt, sollte ihn auch später
erst kümmern.
Ask:
„Genießen sie ihr Getränk, gute Frau, die
nächste Runde geht auf mich!“
Na
gut, ein wenig unbeholfen ist der Schwede schon noch, aber das
scheint die Frau nicht zu stören. Die beiden lachen noch
etwas gemeinsam, bis in Ask scheinbar wieder einfällt, was
ihn heute noch erwartet. Er lacht er genießt weiter, aber
dennoch, zumindest in einem Ansatz, funkelt sie durch.
Die
Wut.
Ort
des Geschehens: Essen
Etwas
genauer: Grugahalle
Noch
etwas genauer: Vor der Halle auf dem Parkplatz meine Güte
Der
schwarze Mustang hält vor der Schranke zum VIP Parkplatz.
Der Security Mitarbeiter schaut ins Auto. Der Mitarbeiter nickt
und öffnet dann die Schranke. Langsam rollt das Muscle Car
in den abgesperrten Bereich wo er dann in einer Parklücke
zum stehen kommt. Nach ein paar Sekunden öffnen sich die
Türen des Wagens und Tha Bomb und Thor steigen aus. Sie
schauen sich um und man sieht das rege Treiben auf dem Parkplatz.
Vor dem Zaun stehen die Fans und versuchen ein Autogramm oder ein
Foto ihrer Stars zu bekommen. Die beiden ehemaligen Mitglieder
des Protokolls schultern ihre Taschen und wollen gerade in
Richtung Halle gehen als Ihnen McMüll sich in den Weg
stellt.
Thor:
DU schon wieder…verschwinde…
McMüll:
Na den Ton bin ich von dir ja gewöhnt.
Tha
Bomb: Er hat Recht. Was willst du?
McMüll:
Ihr habt Taschen dabei? Wieso? Ihr habt kein Match…
Tha
Bomb: Sei still…wir wissen das wir kein Match haben. Doch
werden wir vorbereitet sein wenn wir diejenigen finden die uns
unsere Position im Protokoll gekostet haben.
McMüll:
Ähm..ja ok…
Thor:
Deswegen bist du doch aber nicht hier du Made…
McMüll:
Da hast du Recht Donnergott. Es gehen Gerüchte rum im
Backstage Bereiche wer für eure Entführung
verantwortlich ist.
Tha
Bomb: Ach ja? Dann schieß mal los…Mich würde
schon sehr interessieren was da hinter unserem Rücken so
getrieben wird.
McMüll:
Das ist das Problem. Mir wurde von höchster Stelle verboten
euch davon zu unterrichten.
Tha
Bomb: Willst du uns verarschen? DU kommst hier heraus um uns zu
sagen das du uns nix sagen darfst?
Plötzlich
greift Thor nach der Schulter seines Partners.
Thor:
Ey…schau mal da. Dieser Van. Den kennen wir doch.
Die
Blicke richten sich auf das Ende des Parkplatzes. Dort steht der
schwarze Van mit dem Tha bomb und Thor vor 4 Wochen beim PPV
entführt wurden. Die beiden lassen ihre Taschen fallen und
stürmen direkt los. Verfolgt von McMüll samt Kamerateam
kommen sie nach wenigen Sekunden
dort an. Thor versucht die Tür aufzureißen während
Tha Bomb sich an der Heckklappe zu schaffen macht. Ohne Erfolg.
Plötzlich stürmen mehrere maskierte Gestalten von allen
Seiten heran und greifen Tha Bomb und Thor an. Diese wehren sich
so gut es geht, doch gegen die Übermacht haben sie keine
Chance. Einer der Unbekannten öffnet die Türen des Vans
und erneut werden Tha Bomb und Thor versucht in das Innere des
Wagens zu befördern.
McMüll:
Liebe Fans der GFCW…erneut werden Tha Bomb und Thor Opfer
eines feigen Angriffs…wieder sind die Unbekannten die vor
vier Wochen schon die beiden entführt haben die
Angreifer…halt…was passiert da?!?!
Kurz
bevor die Türen das Vans sich schließen stürmen
zwei uns nicht ganz Unbekannte heran und prügeln auf die
Angreifer ein. Diese sind überrascht und lassen sich
auseinander drängen. Thor und Tha Bomb erkennen die Chance
und kämpfen sich ebenfalls aus dem Van zurück. Zu viert
können sie die Übermacht nun zurückdrängen.
Der Kampf verlagert sich vom Van weg.
McMüll:
Es scheint so als ob die beiden Schützlinge von Tha Bomb und
Thor die wir vor Wochen bereits an ihrer Seite gesehen haben
ihren Mentoren zu Hilfe eilten und die Wahrheit vor einer
erneuten Entführung bewahrten.
Die
Wahrheit samt ihrer Schützlinge drängen die Maskierten
zurück. Heraneilende GFCW Security Mitarbeiter können
die Meute kurzzeitig trennen ehe die Unbekannten zu ihren Van
stürmen und mit quietschenden Reifen davonrasen. Ein
Backstein den Tha Bomb sich gegriffen hat fliegt noch im hohen
Bogen hinterher...verfehlt aber sein Ziel knapp. Tha Bomb und
Thor sind immer noch mehr als aufgebracht. Ihre Schützlinge
haben relativ schnell die Ruhe wiedergefunden und stehen
abwartend vor ihren Mentoren.
McMüll:
Tha Bomb...Thor...da habt ihr ja nochmal Glück gehabt.
Erneut ein Versuch euch entführen. Erneut dieser
hinterhältige Angriff. Wieder diese Unbekannten.
Tha
Bomb unterbricht den Hall of Famer.
Tha
Bomb: Ich weiß nicht was du hören willst McMüll...du
hast es gesehen. Jeder hat es gesehen. Jeder hat gesehen das
wieder dieser Haufen von maskierten Feiglingen etwas mit uns
vorhat und nicht will das wir die Veranstaltungen der GFCW
besuchen. Irgendjemand hegt da einen großen Groll gegen
uns. Und du weißt etwas...
McMüll:
Das habe ich nicht gesagt. Ich hab nur gesagt das man Gerüchte
hört im Backstage Bereich. Doch anscheinend seid ihr nicht
mehr allein. Eure Schützlinge die wir vor Wochen das erste
Mal gesehen haben, die an eurer Stelle auch schon ein Match
gewinnen konnten sind euch zur Seite gesprungen. Die Frage ist wo
sie die letzten Wochen waren. Und wer sie sind.
Tha
Bomb dreht sich zu den in weiß gekleideten Helfern und
nickt Ihnen zu. Kaum merklich erwidern die beiden die Begrüßung.
Die Masken verdecken ihre Gesichter.
Tha
Bomb: Die beiden hier?Cipher Pol...wo sie waren wissen wir nicht.
Was sie getan haben wissen wir auch nicht. Wenn sie nicht da sind
hat das jedenfalls einen guten Grund. Doch haben wir sie nicht
umsonst in diese Liga gebracht. Das einzig wichtige ist das sie
jetzt hier waren und uns zugegeben den Arsch gerettet haben.
McMüll:
Cipher Pol? Kannst du uns näheres zu Ihnen sagen?
Tha
Bomb schüttelt den Kopf und dreht sich um. Er nickt Thor zu.
Tha
Bomb: Alles zu seiner Zeit McMüll. Für uns ist es
erstmal wichtig jetzt herauszufinden wer da etwas gegen uns hat.
Wer uns anscheinend nicht in dieser Liga haben will. Und eins sei
dir gewiss. Wir finden es heraus. Niemand geht so mit uns um.
Tha
Bomb schaut zu den etwas abseits stehenden Helfern. Er nickt Thor
zu. Die Wahrheit setzt sich in Bewegung. Bedächtig folgen
Ihnen ihre Schützlinge. McMüll schaut Ihnen hinterher
um sich dann nochmal den Fans zuzuwenden.
McMüll:
Die skrupellosen Angriffe auf die GFCW Legenden geht weiter. Wer
dahinter steckt? Gerüchte die ich besser nicht vor laufender
Kamera ausspreche...und auch nicht darf. Doch anscheinend sind
Bomb und Thor nicht allein. Ihre Schützlinge die sie vor
Wochen im PC vorgestellt haben eilten Ihnen zur Seite. Cipher
Pol. Immerhin ein Name. Mysteriös bleiben sie. Doch
zumindest gibt es etwas mehr was wir über sie wissen. Mal
schauen wie diese Geschichte weitergeht.
Selbst
wenn er an diesem Abend kein Match hatte, war es doch ein
anstrengender Tag für ihn. Die Show ist vorbei, Alex Ricks
hat gesehen, was er sehen musste, er hat gesagt, was gesagt
werden musste. Nun heißt es zwei Wochen warten um zu
beweisen, dass seine Worte nicht nur hohle Phrasen sind sondern
tatsächlich mit Inhalt gefüllt werden können.
Mit
der geschulterten Sporttasche geht er über den echoenden
Asphalt der Tiefgarage. Noch ist sie gut gefüllt, die Show
ist erst gerade zu Ende gegangen, doch er ist nicht der Typ, der
noch zum Plausch mit KollegInnen bleibt, er hat kein Interesse am
sozialen Miteinander. Er will einfach nur nach Hause…und
planen, was er mit Niander Cassady-Taylor tun soll.
Verlorenen
Blickes geht er seinen Weg, die Schritte hallen hinterher, werden
dann aber unterbrochen. Von einem dumpfen Knallen als jemand eine
Kofferraumklappe zuwirft.
Ricks
wird aus seiner Trance geworfen, blinzelt, bleibt stehen, dreht
seinen Kopf zur Seite in Richtung des Geräusches…dann
ein Schnaufen. Eine Sekunde hadert er, ob er wirklich das
Gespräch suchen soll.
Er
entscheidet sich dafür.
Alex:
„Desmond Briggs.“
Er
dreht sich vollends zum Raw Black Diamond, lässt die
Sporttasche von der Schulter rutschen und neben sich auf den
Beton absacken. Dann nimmt er die Hände hinter dem Rücken
zusammen. Die Stimme ist klar und ruhig, hallt in der Garage aber
wider und wider.
Alex:
„Wie wichtig ist dir Niander im Protokoll?“
Auch
er hatte kein Match, aber auch für ihn war es ein Abend, der
für Ihn richtungsweisend werden sollte. Er hat sich zum
Protokoll bekannt, oder? Für Viele wirkt es so, als wäre
das letzte Wort noch nicht gesprochen. Desmond wirkte bei „seinem
Moment“ nicht glücklich. Auch jetzt wirkt der New
Yorker überhaupt nicht glücklich, als er den
Mathematiker vor sich sieht. Demonstrativ richtet Desmond seinen
Intercontinental Championship Belt auf der Schulter.
Desmond
Briggs:“ Ricks mein Freund. Siehst du das Gold, welches so
friedvoll auf meinen Schultern ruht? Siehst du das? Das Gold, was
du 2017 Daniel abgenommen und dann an diesen Stümper Michael
Payne verloren hast! Dieses Gold ist mir etwas wert, aber was
Niander betrifft…ich schulde ihm scheinbar etwas…“
Einen
Moment lang bleibt Ricks mit seinen Augen auf Desmonds
Titelgürtel und scheint die Worte des Raw Black Diamond nur
peripher aufzunehmen. Beim letzten Satz zeigt er dann aber doch
eine kleine Regung, ein kurzes Aufflackern der Augenlider.
Alex:
„Dann empfehle ich dir, dass du diese Schuld nicht während
meines Kampfes mit Niander begleichen möchtest, Desmond
Briggs.“
Er
tritt einen Schritt näher an den Amerikaner heran, lässt
die Tasche hinter sich zurück. Briggs dreht sich endgültig
von der Kofferraumklappe weg. Selbst wenn Briggs Ricks als
„Freund“ bezeichnete, die Stimmung ist hier
angespannt. Rick schaut sich den Wagen seines Gesprächspartners
an, fährt mit seinen Fingern über die Karosserie,
während sein Blick den Fingern folgt.
Alex:
„Du hast mein Gespräch mit Claude Booker gehört.
Niander Cassady-Taylor wird in zwei Wochen nicht mehr Teil des
Protokolls sein. Du darfst bleiben…wenn du dich mir nicht
in den Weg stellst.“
Desmond
schubst Alex nicht doll, aber bestimmt ein Stück zurück!
Gibt es da gleich eine Keilerei?
Desmond
Briggs: „Nicht so dicht, Alex! Du willst doch nächste
Show dein Match bestreiten können gegen Niander, oder? Da
solltest du mir nicht so auf die Pelle rücken und mit
Phrasen um dich werfen!“
Er
lächelt leicht, was wohl als Zeichen der Beschwichtigung
verstanden werden soll. Alex bleibt ein Profi. Auch das Lächeln
ist aus Desmonds Gesicht verschwunden.
Desmond
Briggs: „Hör zu, Alex. Mir ist es völlig egal,
was ihr Anderen in der GFCW macht. Zurzeit ist mir mein Titel
wichtig und dass ich ihm Klasse verleihe. Verstehst du das? Mir
geht es nicht um eine neue Hackordnung in der Liga oder sowas.
Das ist mehr so euer Ding. Also mach dein Ding und versuche NCT
aus dem Protokoll zu kriegen. Ich werde mich um meine
Angelegenheiten kümmern und du dich um deine. Klar?“
Alex
Ricks will schon antworten, aber da unterbricht ihn Desmond
unhöflich indem er die Hand vor dessen Gesicht hält.
Desmond
Briggs: „Solltest du allerdings deine Angelegenheiten zu
meinen machen wollen, dann solltest du dir sicher sein, dass du
genug Schutz hast um zu gewinnen…“
Desmonds
nickt auf seinen Titel herunter. Ricks bleibt mit seinen Augen
allerdings auf Briggs. Er mustert den Neuzugang im Protokoll,
versucht ihn einzuschätzen und einzusortieren. Einen Moment
lang sagt er nichts…dann dreht er sich von Desmond ab.
Alex:
„Ich bin nicht derjenige, der Schutz braucht. Das wirst du
noch lernen.“
Desmond
Briggs: „Ich werde noch lernen, Alex? Von dir? Dem
einstigen Knecht? Du wirst sehen, dass ich nicht derjenige bin,
der von dir lernen muss oder wird. Die Tage des Raw Black
Diamonds sind angebrochen und da ist kein Platz für einen
Mathematiker, welcher sich selbst überschätzt! Hast du
gehör Alex?“
Doch
Alex Ricks kann dem New Yorker nicht mehr antworten, da er
bereits gegangen ist. Er hat Desmond Briggs einfach stehen
lassen. Desmond steigt in das Auto und haut einmal wütend
auf das Lenkrad.
Desmond
Briggs: „Fick dich, Alex!“
War Evening,
Essen (Grugahalle), 22.04.2022
In
Kooperation mit
Einmal
mehr begrüßt uns Zico Chains 'Mercury Gift' und die
gut 7.500 Leute starke Essener GFCW Galaxy geht steil. Als
das allseits beliebte GFCW Intro auf dem Titantron gezeigt wird,
stehen sie hier Kopf. Das Pyro Feuerwerk ist diesmal SO RICHTIG
GEIL und noch dazu verwandeln die Hallenscheinwerfer die Arena in
ein Blitzlichtgewitter und die Fans feiern sich selbst ab (wie
immer).
Sie haben auch allen Grund dazu, ist die Card heute doch mal so
richtig proppevoll. Darum und auch weil die Rippchen im Ofen
sind, kommen Pete und Sven auch gleich zur Sache.
Pete:
„GFCW Galaxy! Willkommen zu War Evening live aus Essen! Und
Essen ist ein gutes Stichwort, Sven. Schau dir an, was wir hier
heute alles auf dem Silbertablett serviert bekommen!“
Sven:
„9 Matches, so viele gibt es bei manchen PPVs nicht zu
sehen. Von Neulingen bis Veteranen, heute bekommen wir alles
geboten.“
Singles
Match: Hugo
"Meathook"
Rodriguez vs. Gisbert "Gino" Rieß Referee:
Jack Bobo
Pete:
„Ein Neuling eröffnet die Show auch direkt. Hugo hatte
in der letzten Show erst sein Debüt und schoss sich dabei
auf die veganen Crutchchips ein, heute bekommt er direkt die
Chance sich im Ring zu beweisen.“
Sven:
„Und das gegen unsere hauseigene Dampfwalze, die vermutlich
kein großes Problem mit Chips hat…aber ohne, höhö.
Wir dürfen gespannt sein, was Hugo Rodriguez im Ring zu
bieten hat.“
Flip
Trip Open Challenge Referee:
Mike Gard
Pete:
„Spannung ist ein gutes Stichwort, denn im nächsten
Match wird es für Flip Trip gleich doppelt spannend. Nicht
nur bekommen sie die große Chance in einem GFCW Ring zu
stehen und nicht nur im Performance Center…sie dürfen
auch noch gespannt sein, gegen wen es überhaupt geht.
Irgendwelche Vermutungen?“
Sven:
„Absolut keine, das kann auf so ziemlich alles
hinauslaufen. Vielleicht bekommen ja noch zwei weitere Kandidaten
aus dem Performance Center hier und heute ihre Chance. Zwei Teams
kann man aber vermutlich ausschließen, wenn man sich die
nächste Begegnung anschaut.“
Singles
Match: David
Hott vs. Rob Gossler Referee:
Bob Taylor
Pete:
„Die 5* Hautevolee hat es vor zwei Wochen klar gemacht. Sie
wollen die Tag Team Championship. Wie kann man also besser ein
Ausrufezeichen setzen als mit einem Sieg über eine Hälfte
der Champions?“
Sven:
„Heißsporn Hott trifft auf den aktuell eher etwas
trostlosen Rob. Das wird allein von der Gemütslage her schon
ein interessantes Duell. Natürlich stellt sich die
Frage…bleibt das Match nur zwischen den beiden?“
Pete:
„Da können wir gerne gleich noch einmal darauf zu
sprechen kommen. Vorher werfen wir doch aber mal einen Blick hier
drauf.“
Singles
Match: Aiden
"Poseidon" Rotari vs. Luna Rosario
Referee:
Karo Herzog
Pete:
„Luna Rosario will auch noch den letzten Kopf aus der
Gruppe um Robert Breads herum holen und sich für Rotaris
Angriff auf Drake revanchieren. Traust du ihr den Hattrick nach
Breads und Spencer zu?“
Sven:
„Wer Luan jetzt noch unterschätzt, dem ist nicht mehr
zu helfen. Man sollte ihr alles zutrauen…aber das Gleiche
gilt auch für Aiden. Er hat oft genug klar gemacht, dass für
ihn nur das Ergebnis zählt. Er wird hier nicht unvorbereitet
in dieses Match gehen. Leviathan tritt nie einzeln auf.“
Singles
Match: Sid
the Scum vs. Matthäus Meister Referee:
Guido Sandmann
Pete:
„Dann kommen wir zu
dem, was du angesprochen hast. Selbst wenn wir Sid the Scum und
Matthäus Meister vorher nicht AM Ring sehen, hier sehen wir
sie IM Ring.“
Sven:
„Keine einfache Aufgabe für den Champion gegen den
Riesen, aber Sid hat oft genug bewiesen, dass er immer wieder
einen Weg findet, sich durchzusetzen. Matthäus sollte Sid
hier nicht unterschätzen, selbst wenn er unter Lionels Hand
wohl bestens trainiert wird.
Singles
Match: Thomas
Camden vs. ??? Referee:
Henry Phoenix Jr.
Pete:
„Ob Alex Ricks eigentlich noch Thomas Camden trainiert? Man
hat sie schon länger nicht mehr gemeinsam gesehen. Aber
Thomas benötigt zur Zeit auch keine Hilfe. Er geht seinen
Weg und hat, vielleicht zum ersten Mal, ein klares Ziel vor
Augen. Ob er das heute bekommen wird?”
Sven:
„Machst du Witze? Lionel Jannek hat für solche Späße
nichts übrig. Wir dürfen gespannt sein, wer die
Herausforderung annimmt…auf den Tactical Sovereign sollte
Thomas aber besser nicht hoffen.“
Singles
Match: Viggo
Constantine vs. Ask Skogur Referee:
Peter Cleven
Pete:
„Worauf sollte Ask Skogur den in seinem Match hoffen?
Darauf, dass es keinen weiteren Angriff auf ihn gibt oder darauf,
dass ihm jemand zur Seite steht?”
Sven:
„Er wollte allein in der Liga zurecht kommen und zahlt nun
den Preis dafür. Wobei ich das Gefühl habe, dass er
allein vielleicht sogar besser aufgehoben ist. Wir wissen noch
nicht viel über Ask. Was wir aber Wissen, ist, dass dieser
junge Mann Talent hat. Talent
und Kraft. Aber
vielleicht nicht die Unterstützung, die ein Viggo
Constantine hat.“
Singles
Match: Alex
Ricks vs. Niander Cassady-Taylor Referee:
Mike Contrak
Pete:
„Unterstützung…ja, die war im Protokoll auch
immer wieder ein Thema. Manch einer hat mehr Unterstützung
untereinander erwartet, manch einer eher weniger. Fakt ist, das
Protokoll wird mit Niander Cassady-Taylor und Alex Ricks nicht
mehr weiter existieren. Einer von beiden wird heute gehen, das
ist vor zwei Wochen klar geworden. Wer wird es sein?“
Sven:
„Das weiß am Ende vielleicht nur einer. Dynamite. Ich
weiß nicht, ob er hier nicht seinem Favoriten einen
entscheidenden Vorteil mit auf den Weg geben wird. Ich frage mich
nur, ob Alex noch sein Favorit ist oder ob Niander seine Gunst
gewonnen hat. Ich frage mich generell vieles zur Show, also lass
uns nicht länger warten. Los geht’s!“
Der
Wagen ist wieder da.
Das
ist das Erste, was Keek Hathaway auffällt, als er auf den
Parkplatz lenkt. Er schaltet gedankenverloren den Motor seines
Autos ab, sein Blick haftet sich auf die Szenerie. Er kann, will,
darf ihn nicht mehr abwenden. Keek weiß: Heute wird Holly
Hutcherson ihm nicht entkommen.
Der
Wohnwagen seines Rivalen thront am Ende der von Hutchersons
Gemeinschaft um ein Feuer arrangierten Siedlung. Er ist einer von
sieben Wägen und sticht auf unauffällige Art doch
heraus. Wie der Platz eines Oberhaupts am Tischende zeugt seine
Position von Autorität, gibt der Siedlung auf dem
GFCW-Parkplatz Struktur. Keek Hathaway schlägt die Autotür
zu und tritt ins Freie. Der Anblick der Wägen lässt die
WUT in ihm brodeln. Eigentlich war er hergekommen, um sich auf
Schwanenburg vorzubereiten, den nötigen Fokus zu finden.
Doch Hutcherson zurück in der GFCW zu wissen, hat ihm
Scheuklappen aufgesetzt. Er ist ganz auf Holly konzentriert. Es
gibt zwischen ihnen etwas zu klären. Und er wird es klären.
Heute.
Schnellen
Schrittes nähert sich der Namibier der Siedlung. Es sind
keine Menschen zu sehen. Wo sind alle? Als er näher tritt,
fällt ihm dafür etwas anderes auf. Hinter Hutchersons
Wagen, fast wie versteckt, steht ein achter. Er ist rot
gestrichen, sieht aus wie fabrikneu.
Keek
Hathaway: "Timo...?"
Der
Name seines Schützlings, seines verlorenen Freundes,
verlässt wie beiläufig Keeks Lippen. Dieser Wagen
könnte Timo Schiller gehören, oder? Er muss ihm
gehören. Es gibt keine andere Möglichkeit. Hathaway
beschleunigt seine Schritte. Sein Zornherz pocht im Hals.
Schiller muss zur Besinnung kommen und er muss ihn sprechen.
Jetzt.
???:
„Muss das sein?“
Der
Namibier schnellt herum. In dieser Atmosphäre erwartet er
hinter jeder Stimme eine Gefahr, bei jedem Geräusch Gefahr.
Doch es ist keiner von Hutchersons Gemeinschaft, der zu ihm
tritt. Stattdessen ist es ein Mann mit Stoffhose, Jackett,
Blumenhemd und dem Posten des GFCW Commissioners. Kopfschüttelnd
tritt er aus der dunklen Ecke der Tiefgarage, wo er gerade
anscheinend so ganz zufällig entlanglief.
Eric:
„Wo willst du hin, Keek?“
Keek
Hathaway: "Zu Timo. Das muss sein Wagen sein. Ich werde ihn
da herausholen."
Fletcher
kommt näher und ist sich unsicher, ob Schiller wirklich der
Wagen gehört. Er schaut stirnrunzelnd zum roten Wagen, auf
den Keek deutet. Mit einem Kaffeebecher in der Hand deutet der
Candy Man auf das Gefährt.
Eric:
„Und wenn Timo da nicht drin ist? Aber das sollte jetzt
auch nicht dein Problem sein.“
Hathaway
macht keine Anstalten, von dem Wagen wegzukommen. Er blickt
Fletcher abwartend an.
Keek
Hathaway: "Natürlich ist es mein Problem. Ich lasse
Timo nicht im Stich. Ich werde auch Hutcherson nicht davonkommen
lassen mit dem, was er mir antut. Wie er einem meiner Freunde
Verwirrung eingeflüstert hat. Auch Lennie hätte er fast
bekommen. Das muss ein Ende haben."
Fletcher
streckt ein paar Finger vom Kaffeebecher weg, deutet Keek an,
dass der den Puls wieder ein wenig herunterbringen sollte.
Eric:
„DIR tut Holly erst einmal gar nichts an, Keek. Da gibt es
jemand anderen, der das viel lieber tun will. Antoine
Schwanenburg. Der will dir immerhin das Gold abnehmen…dasss
du übrigens WO hast?“
Er
deutet auf die leere Schulter des Champions. Ein kurzer Blick
Keeks folgt in Richtung Fingerzeig, doch der Commissioner ist
noch nicht fertig.
Eric:
„Dass dich Hollys Art so auf die Palme bringt, meinetwegen.
Aber ich finde es ein wenig komisch, wenn sich der Heavyweight
Champion nicht um den Titel schert. Muss ich dich dran erinnern,
was bei Titles Night los war, weil dich deine Doku und diese
Pressekonferenz mehr interessierte als dein Titelmatch gegen
Player?
Keek
Hathaway: "Ich werde von ihm provoziert. Er will Spiele mit
mir spielen und hat mir einen Freund weggenommen. Ich habe den
Titel doch verteidigt. Was willst du mehr von mir?"
Fletcher
hebt den mahnenden Zeigefinger, als er gerade einen Schluck
seines Kaffees nehmen will.
Eric:
„Also zunächst will ich ein S…ne, passt schon,
wir haben schon miteinander getanzt.. Mach weiter.“
Er
winkt ab, trinkt dann doch seinen Schluck.
Keek
Hathaway: "Wenn ich ein emotionsloser Apparat werden soll,
der zur Arbeit kommt, kämpft, in die Kamera lächelt und
geht, dann bin ich nicht mehr ich."
Ein
genüssliches „Aaah“ nach dem Schluck, ein Nicken
des Commissioners, dann ein Überstülpen der Unterlippe
um noch die letzten Resttropfen aus dem Dreitagebart zu saugen.
Er lässt ein Geräusch durch die Lippen kommen, dann
geht der Blick wieder zum Champion und wird direkt wieder
unentspannter…aber dennoch ruhig und beschwichtigend.
Eric:
„Ich will dich nicht ändern, Keek…ich will,
dass du so gut bist, wie du sein kannst. Du bsit in der Form
deines Lebens. Leute wie Player, Ricks, Steel, Levy, Miller, die
schlägt man alle nicht mal einfach so…aber am Ende
bleibst du den Leuten meiner Meinung nach aus den falschen
Gründen in Erinnerung. Du hattest bei Titles Night nicht
dein großes Match gegen Player…du warst der „Ach
und wer war in dem Jahr Champion als Lionel Jannek auf Zereo
Killer traf?-Kerl. Du hast bei Doom’s Night auch nicht Alex
Ricks geschlagen…du hattest einen Rückfall in deine
alte, wütende Zeit.“
Die
Erinnerung an die Auseinandersetzung mit Player lässt den
Namibier auf die Lippe beißen. Er setzt an, den
Ausführungen Fletchers zu widersprechen. Doch der Blick des
Commissioners macht deutlich, dass dies hier keine Situation auf
Augenhöhe zwischen zwei alten Bekannten ist. All das sagt
Fletcher mit großer Gestik und Mimik um seine Worte zu
unterstützen.
Eric:
„Und jetzt? Jetzt könntest du Antoine Schwanenburg
schlagen. Einen der absolut Größten. Vielleicht das
größte Match deiner Karriere, auch wenn ich es hasse
diese Superlative herumzuschleudern…ab wenn man die Galaxy
am Jahresende fragt, was Keek Hathaway so machte, dann läufst
du aktuell einfach Gefahr, dass es heißt…‘Öh…ja…der
hat sich mit Holly Hutcherson herumgeärgert.‘ und
genau darauf habe ich keine Lust. Dass ein Kerl, der seit über
einem halben Jahr Champion ist auf einen der besten Wrestler der
letzten Dekade trifft und die Bedeutung des Matches am Ende
darunter leidet, dass du dich um irgendwelchen Kram nebenbei
kümmerst.“
Die
Imitation eines Mitglieds der Galaxy ist vom Tonfall her wenig
schmeichelhaft, doch die Aussage Fletchers dürfte dennoch
klar sein. Man sieht Hathaway an, dass die WUT noch immer ein
innerer Vulkan ist. Er atmet die Abendluft, versucht sich zu
beruhigen.
Keek
Hathaway: "Den Titel zu tragen, ist eine große Ehre
für mich. Das kann jeder bestätigen. Ich würde ihn
nicht eine Minute vernachlässigen. Aber soll ich jetzt
einfach in die Kabine gehen und so tun, als ob mich das hier..."
Sein
Arm macht einen Schwenk über die Szenerie, die außer
Fletcher und Hathaway noch immer menschenleer ist. Hollys
Gemeinschaft scheint nicht da zu sein.
Keek
Hathaway: "...alles nichts angeht. Was ist in diesem Wagen?
Soll ich es einfach ignorieren? Ich weiß nicht, ob ich es
tun kann."
Wieder
nimmt Fletcher einen Schluck, diesmal ist die Miene danach aber
nicht so freudig. Er will hier nicht mehr länger
herumdiskutieren, er hat seinen Standpunkt klar gemacht und
offensichtlich sind seine Worte beim Champion abgeprallt. Er
rümpft die Nase, bleckt die Zähne. Dann räuspert
er sich und spricht mit sanfter Stimme.
Eric:
„Tja, Keek, wenn du es nicht weißt, dann will ich dir
helfen.“
Schlagartig
verfinstert sich die Miene und die Augenbrauen ziehen sich
zusammen.
Eric:
„Du musst. Jetzt. Wo du dich herumtreibst, ist mir egal,
Keek. Aber ich will dich hier heute nicht mehr bei den Wohnwägen
sehen, verstanden?“
Seufzend
und mit hängenden Schultern willigt Hathaway in sein
Schicksal ein. Er will keinen Konflikt mit Fletcher…dessen
Handy in diesem Moment sein Theme wiedergibt. Mit rollenden Augen
und einem hörbaren Seufzen zieht der Candy Man das Handy aus
der Hosentasche, schaut kurz drauf, drückt weg, steckt das
Gerät wieder in die Tasche und sagt zu sich selbst hinter
vorgehaltenem Kaffeebecher…
Eric:
„Entschuldige. Taiwo, später dann.“
Keek
Hathaway: "Ja, er ist ein guter Junge. Nur etwas frustriert
derzeit."
Fletcher
verlässt die Szenerie und seine Körpersprache macht
deutlich, dass er von Keek erwartet, ihm jetzt zu folgen. Der
Namibier dreht sich ein letztes Mal um, blickt auf den neuen
roten Wagen. Es ist als würde ihn diese Behausung magisch
anziehen.
Keek
Hathaway: "Ich werde noch herausfinden, was in diesem Wagen
ist, Holly Hutcherson. Ich verspreche es."
Dann
dreht er sich um und folgt Eric Fletcher.
Elf
Tage vor der Show…
Robert
Breads: „Danny hatte Recht.“
Wir
befinden uns im GFCW Performance Center in Dortmund – einem
fast vollkommen leeren Performance Center, um genau zu sein. Es
ist also wohl entweder sehr früh oder sehr spät, aber
die drei Gestalten, die wir im Moment im Bild haben, halten ihren
„Kriegsrat“ wohl bevorzugt in Abwesenheit der
momentan herrschenden Mächte dieser Institution ab –
wobei aufgrund der aktuellen personellen Umwälzungen im
Protokoll und der einhergehenden Entfernung der Wahrheit als
Autorität für den Nachwuchs momentan die Lage nicht
ganz so klar ist wie sie das zuvor noch war. Lediglich Niander
Cassady-Taylor war noch ohne jeden Zweifel erhaben, was seine
Position anging… zumindest zu diesem Zeitpunkt.
Liam
Spencer: „Er is‘n Feigling.“
Mit
gewohnt humorloser Miene stiert der junge Mann, den sie
„Buzzkill“ nennen, in keine bestimmte Richtung. Es
scheint vielmehr als würde er sich an die Worte von Danny –
gehen wir einmal davon aus, dass hiermit „Rickson“
gemeint sein dürfte – erinnern.
Aiden
Rotari: „Das ist Ansichtssache.“
Liam
Spencer: „Meiner Ansicht nach isser’n Feigling. Jetzt
zufrieden, Klugscheißer?“
Aiden
Rotari: „Und selbst dann bedeutet das noch lange nicht,
dass er nicht auch gleichzeitig im Recht sein kann.“
Mit
einem leicht provokanten Lächeln lehnt Rotari an der
nächstbesten Wand, eine Hälfte seines Gesichts im
Schatten, den einer der Ringe während des momentan
stattfindenden Sonnenaufgangs oder Sonnenuntergangs wirft. Er hat
einen fröhlichen, beinahe schon euphorischen Unterton in der
Stimme. Direkt daneben Robert Breads, der nachdenklich mit den
Schneidezähnen die eigene Unterlippe bearbeitet.
Robert
Breads: „Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht das Beste
wäre, einfach zu verschwinden. Offensichtlich bin ich nicht
nur in meiner Rolle als Coach im Performance Center ein Spielball
für Niander Cassady-Taylor, um Statements ohne Inhalt in
welche Richtung auch immer zu setzen, sondern auch als Performer
im Ring. Mein Match gegen Schwanenburg ist weggefallen. Sicher,
es war das Werk von Jannek, aber seitdem kam auch kein Wort vom
Protokoll zu dieser Situation, dieses Match vielleicht doch noch
stattfinden zu lassen, nun, da sowohl er als auch ich in der
Promotion sind.
Und
dann dieses Match gegen Morbeus, welches von Niander
Cassady-Taylor sabotiert… nein, vielleicht wurde es sogar
einzig und allein mit dem Hintergedanken angesetzt, exakt das zu
tun, was er am Ende getan hat. Oder tun wollte, bevor…
Aidens neuer Freund
aufgetaucht ist.“
Der
dankenswerterweise momentan nicht als Fisch verkleidete Rotari
schneidet eine übertriebene Grimasse und kratzt sich im
Nacken, ehe er mit einem Schmunzeln und scheinbar gut gelaunt
fortfährt.
Aiden
Rotari: „Nun, ob unsere Freundschaft… die von
vorneherein viel eher eine… Geschäftsbeziehung war…
noch Bestand hat, müssen wir wohl anzweifeln, nach dem, was
bei Doom’s Night passiert ist.“
Robert
Breads: „Ich habe es dir doch gesagt. Mach dir Kriss Dalmi
auf GAR KEINEN FALL zum Feind. Dein Anbandeln mit ihm war deine
Sache. Aber dass deine Taten, die ihn betreffen auf mich zurück
fallen kommt weder überraschend noch freut es mich. Es gibt
keine Person auf der großen, weiten Welt, mit der ich
weniger gern Streit haben möchte als Kriss Dalmi.“
Aiden
Rotari: „Es erschien mir eher so, als hätte Kriss ein
Problem mit NCT, ebenso wie du, Robert… und somit auch
wir. Und das kann uns schließlich nur recht sein, oder? Ich
vermute, du reagierst ein bisschen übervorsichtig.“
Robert
Breads: „Und ich glaube du reagierst nicht vorsichtig
genug.“
Schnaubend
und leicht kopfschüttelnd lacht Spencer auf.
Liam
Spencer: „Scheiße, du klings‘ so, als hättest’e
wirklich Schiss.“
Mit
einem ausdruckslosen und wachsamen Ausdruck im Gesicht nimmt
Breads nun Buzzkill ins Visier und schaut ihm in die Augen.
Robert
Breads: „Ja.“
Bei
dieser nüchternen Feststellung des Kanadiers ziehen sich die
Brauen von „Buzzkill“ leicht fragend zusammen. Der
ehemalige Head Coach fährt fort.
Robert
Breads: „Ich wäre ein Idiot, wenn ich keine Angst
hätte.“
Die
Stirn des noch sieglosen Rookies legt sich in Falten.
Liam
Spencer: „Als ob‘s jetz‘ echt so beschissen
schlimm is‘, dass dieser Typ hier rumläuft.“
Amüsiert
löst Rotari sich von der Wand und blickt auf Liam herab. Es
wirkt beinahe ein wenig mitleidig, als kenne Aiden etwas, das
Spencer nicht weiß – oder aber er weiß schlicht
und ergreifend mehr über Kriss Dalmi als es Buzzkill tut,
der ihn immer noch „dieser Typ“ nennt.
Noch
immer sichtlich mit den Dingen in seinem Kopf beschäftigt
schüttelt Breads langsam den Kopf.
Robert
Breads: „Ich will euch beiden wirklich keine direkten
Anweisungen oder Befehle oder so etwas geben. Aber Aiden, krieg‘
das alles auf die Reihe. Was auch immer mit Dalmi ist, ich will
auf gar keinen Fall, dass er es auf mich… oder euch…
abgesehen hat. Und Liam…“
Tadelnd
dreht Breads den Kopf zu Buzzkill, der sich schon zu Protesten
bereit zu machen scheint und nur darauf wartet widersprechen zu
können, dann aber doch den Mund nicht aufmacht.
Robert
Breads: „…es ist gut, dass du wieder in der Spur
bist. Es freut mich ehrlich, dass du dich dafür entschieden
hast, mir zuzuhören und zu folgen. Es freut mich, dass du
deinen Weg gefunden hast und dich nicht mehr fragst, wo es
hingehen soll. Es freut mich, dass du daran glaubst, dass ich dir
weiterhelfen kann, also lass mich dir helfen: Egal, wie sehr du
es auch willst, egal was er macht… leg dich nicht mit
Kriss Dalmi an, verstanden?“
Einen
kurzen Moment lang starrt Spencer Breads einfach an, bläst
die Backen auf. Beinahe fasziniert und mit einer Art
„wissenschaftlichem Interesse“, als würde er das
Verhalten einer Maus im Labyrinth analysieren und darauf hoffen,
dass sie den richtigen Ausgang findet, schielt Rotari mit leicht
gehobenen Mundwinkeln in Richtung Buzzkill, als dieser antwortet.
Liam
Spencer: „Ich geb‘ mein Bestes.“
Er
formuliert das mit einer Endgültigkeit, die keinen Zweifel
daran lässt, dass das das absolute Maximum ist. Mehr
zu versprechen ist wohl nicht drin.
Liam
Spencer: „Wenn ich schon mit dir mitzieh‘, macht’s
ja kein‘ groß‘n Sinn, deine Tipps zu
ignorieren, was? Vor all’m weil du dich ja nicht sofort
verpisst, wenn’s mal nicht so läuft wie du willst,
obwohl du so’n scheiß Hall of Famer bist der sich
sofort verpissen könnte, wenn er wollte, aber is‘ ja
überall so… es gibt Leute, die sich jammernd
verziehen, wenn man ihnen nicht direkt jede Rose
hinterherschmeißt die man finden kann… und es gibt
Leute, die bleiben und tatsächlich was für die Zukunft
ihrer Liga tun, statt überall nur’n eigenen Namen
dranzuhängen und dann unnötig nachzutreten wenn‘s
nach drei Monaten noch keine supergeile Erfolgsstory ist, die man
für sich beanspruchen kann.“
Verächtlich
und mit zusammengekniffenen Augen mustert Spencer die Tür
des Performance Centers, als würde sie symbolisch die Tür
aus der GFCW darstellen, durch die Danny Rickson verschwunden
war, nachdem sein Versuch, die Tag Team Szene zu revolutionieren
„gescheitert“ war – nicht, ohne ihm noch „einen
mitzugeben“.
Liam
Spencer: „Heult hier rum, obwohl er vor ein paar Sekunden
noch Champion war, mimimi, ich bin der König von
Scheiß-Newcastle…
während sein angeblicher Freund hier von jeder Seite auf die
Fresse kriegt und trotzdem weiter kämpft.“
Robert
Breads: „Danny und ich sind nicht nur „angeblich“
Freunde, Liam. Er hat seine Angelegenheiten und ich habe meine
Angelegenheiten.“
Liam
Spencer: „Würdest du dich einfach verziehen, weil
Dynamite dich nicht mehr genug liebhat? Ne, offenbar nich‘,
bist ja noch hier. Will nur sagen… ich mag keine
Feiglinge, ich mag keine Quitter, ich mag diesen Rickson-Typen
nich‘.
So
Leute, die den einfachsten Weg gehen haben keinen Respekt
verdient. Man muss den richtigen
Weg gehen. Deswegen steh‘ ich auch im Team Breads oder wie
auch immer wir Geächteten heißen, und ich bleib‘
auf diesem Weg, und bin nicht Teil von der
Hinterwäldler-Nostalgie-Parade von diesem hängengebliebenen
Cowboy, auch wenn der mich noch hundertmal vor die Fans zerrt und
mich verprügelt.
Ich
werd‘ jedes Mal näher rankommen, ihn zu besiegen, und
irgendwann klatsch ich den Wichser, und ich werd‘
gottverdammt froh sein diesen Weg gewählt zu haben und aus
den richtigen Gründen
viele Male gescheitert zu sein statt aus den falschen
Gründen zu gewinn‘.“
Scheinbar
erheitert von diesen Worten klatscht Rotari in die Hände.
Aiden
Rotari: „Und unsere
Entscheidung…“
Er
deutet erst auf sich, dann auf Buzzkill, der ob der andauernden
guten Laune des als „Poseidon“ bekannten Wrestlers
irritiert wirkt. Der Mann, der sonst im Fischkostüm steckt,
strahlt eine unverkennbare Zuversicht aus.
Aiden
Rotari: „…wird sich schon bald auszahlen.“
Liam
Spencer: „Als ob du dich dafür interessiers‘,
was das das Richtige ist.“
Aiden
Rotari: „Das Richtige zu tun, bedeutet das zu tun, das
einem am Ende Erfolg bringt. Glücklicherweise ist auf Robert
Verlass, was das angeht. Wir mögen verschiedene Gründe
haben, Liam, aber wir beschreiten den gleichen Pfad, und in Kürze
werden wir ein weiteres Etappenziel erreicht haben.“
Überrascht
von diesen Worten legt Buzzkill den Kopf leicht schief und sieht
misstrauisch zu Rotari, den kein Wässerchen zu trüben
scheint.
Liam
Spencer: „Aha.“
Kurz
wirkt es so, als würde Liam überlegen, ob er die
kommende Frage bereuen würde, aber dann gibt er sich einen
Ruck.
Liam
Spencer: „Und was soll‘s?“
Aiden
Rotari: „Das soll heißen, dass du deinen Feind
niemals dabei stören solltest, einen Fehler zu begehen.“
Buzzkill
stiert bloß verständnislos Richtung Rotari, woraufhin
dieser fortfährt.
Aiden
Rotari: „Robert hat kurz vor Doom’s Night, nach all
diesen… Bemühungen
des Protokolls, das Performance Center und die gesamte Liga
hinzurichten…
entschuldigt, ein freudscher Versprecher… herzurichten,
sowie nach unserem andauernden Zwist mit Leviathan… in
einer Promo sehr eindeutig klar gemacht, was er über eine
Menge Dinge denkt. Vor einigen Tagen hat er zusätzlich eine
Promo in Richtung Morbeus gehalten, in der er davon sprach, dass
ein Duell… ein Konflikt mit Robert Breads in der Regel der
Moment ist, in dem die Essenz eines jeden Menschen klar sichtbar
wird. Ein ungeschönter Blick in den Spiegel, wiedergegeben
in der furchtbar herablassenden Stimme von Robert Breads.“
Er
nickt seinem Mentor zu, der bloß gluckst. „Herablassend“
ist ein treffendes Adjektiv für die Art und Weise, in der
Breads oftmals seine Worte wählt.
Aiden
Rotari: „So ein Blick in den Spiegel kann ein reinigendes
Ereignis sein, weißt du? Betrachte es als eine Art…
Neustart. Ein Re-Set. Ein neuer Blickwinkel auf etwas tausendfach
Betrachtetes.
Sieh
dir nur Drake bei der letzten Show an. Seine Übergabe des
Staffelstabs an Leviathan. Er hat diese Promo von Robert sogar
erwähnt und im Prinzip einfach nur gesagt: „Naja,
Breads hatte wahrscheinlich Recht.“
Seit
er diese Promo gehalten hat, zerfällt das Protokoll. Robert
hat die Wahrheit und NCT angeprangert und ihr Versagen und die
Sinnlosigkeit ihres Tuns beschrieben. Seitdem hat man die
Wahrheit hochkant rausgeworfen und wenn ich die Worte von Alex
Ricks bei der letzten Show richtig interpretiere, sieht es für
NCT momentan nicht unbedingt besser aus. Grundsätzlich haben
die Oberen des Protokolls mit ihren Handlungen gesagt: „Naja,
Breads hatte wahrscheinlich Recht.“
Die
Menschen können sagen
was sie möchten, ihr Handeln
ist das Entscheidende. In letzter Zeit haben sie so gehandelt,
wie Robert Breads es ihnen mehr oder minder direkt empfohlen hat.
Drake und Leviathan haben in den Spiegel gesehen und die Wahrheit
in Roberts Worten erkannt, und dann haben sie die Konsequenzen
gezogen… auch wenn ich ein kleines Bisschen nachhelfen
musste. Gleiches gilt für Ricks, Dynamite und das Protokoll,
denen der furchtbare Skandal im Performance Center rund um den
armen Mike die Entscheidung, die Gruppe neu aufzustellen,
sicherlich erleichtert hat.“
Liam
pfeift leise durch die Zähne, auch wenn sich ihm nicht ganz
zu erschließen scheint, worauf Aiden nun hinaus möchte.
Liam
Spencer: „Und das heißt…?“
Robert
Breads: „Das heißt, dass ich Recht hatte. Mit allem.
Es dauert bloß eine gewisse Zeit, bis die Leute es
erkennen. Es ist jedes Mal das Gleiche.“
Eine
seltsame Mischung aus Selbstzufriedenheit und Bitterkeit tritt in
die Stimme von Breads – eine Bestätigung der eigenen
Wahrnehmung, die jedoch wie gewohnt spät und ohne Danksagung
und Respekt in seine Richtung erfolgt. Rotari appelliert mit
seinen Worten an den zentralen Kern des Charakters von Breads,
dessen ständige Komplexe was seine Wahrnehmung durch Andere
angehen. Das dürfte Aiden wohl kaum entgangen sein.
Robert
Breads: „Du kannst ein knappes Jahr zurück spulen und
dir meine Worte über Zereo Killer anhören, und sie
werden dir jetzt noch viel wahrer vorkommen als sie das damals
taten. Das hier ist der „Aha“-Moment.“
Und
so ein kleines bisschen gehässige Freude schwingt dann doch
im Unterton von „Canada’s Own“ mit. Schließlich
wurde er stets verhöhnt, beleidigt oder anderweitig
niedergemacht, wenn er seine Theorien über die GFCW und ihre
Wrestler äußerte. In seiner Welt ist dafür wohl
schon längst eine gewaltige Entschuldigung der gesamten
GFCW-Galaxie fällig, die er aller Voraussicht nach niemals
bekommen wird. Ein niemals endender Kreislauf eines
Minderwertigkeitsgefühls, das es zu kompensieren gilt, egal
wie sehr Breadsf sich davon lösen will.
Robert
Breads: „Ich habe über The End, Drake, Luna und
Leviathan gesprochen, und man hat eingesehen, dass ich Recht
hatte, obwohl mir zu diesem Zeitpunkt niemand glauben wollte.
Ich
habe über NCT, die Wahrheit und das Protokoll gesprochen,
und man hat eingesehen, dass ich Recht hatte, obwohl mir zu
diesem Zeitpunkt niemand glauben wollte.
Und
ich habe darüber gesprochen, dass diese Liga genau dann am
besten dran war, als Robert Breads an der Spitze stand…“
Singles
Match:
Hugo
„Meathlock“ Rodriguez vs. Gisbert „Gino“
Rieß
Referee: Jack Bobo
Gino steht bereits
im Ring.
Die Musik von
Primal Fear kommt laut aus den Boxen in der Halle und kündigt
den neuen Schlächter der GFCW an. Hugo „Meathook“
Rodriguez.
Der 2m Mann von
moppeliger Statur kommt hervor und bleibt kurz auf der Rampe
stehend. Die Fans wissen noch nicht so recht, wie sie ihn
einzuschätzen haben. Er trägt eine Fleischerschürze
die schon länger nicht mehr gewaschen wurde und einen
rostigen Fleischerhaken hat er über seine Schulter
geworfen, was sehr bedrohlich aussieht.
Pete:
„Das Debüt steht an, mal gucken was er so drauf
hat.“
Sven:
„Da bin ich auch sehr gespannt.“
Am Ring angekommen
steigt er über das oberste Ringseil und stellt sich in
die Mitte vom Ring. Er reißt den Arm hoch in dem er den
Fleischerhaken hält und brüllt laut, um seinen
Gegner ein bisschen Angst einzujagen, was auch zu gelingen
scheint.
Die Glocke ertönt
und beide Kontrahenten liefern sich direkt ein Kräftemessen,
bei dem sich erst mal niemand so richtig und entscheidend
durchsetzen kann. Obwohl Gino viel kleiner ist, hat er viel
Kraft. Doch dann rammt Hugo seinem Gegner ein Knie in den
Magen und verschafft sich dadurch einen Vorteil im
Kräftemessen. Nun drückt er Gino mühelos in
die Ringecke und bearbeitet ihn mit Schlägen gegen Brust
und Bauch. Dann bodyslamt er Silverberg lässig zu Boden
und kurz darauf verpasst er ihm einen Elbow Drop. Der Metzger
brüllt noch mal laut während sein Gegner versucht
zu entkommen. Dies kann Hugo natürlich nicht zulassen
und zieht ihn wieder zurück in die Ringmitte, um ihn zu
Covern. Jack Bobo geht zu Boden:
1... und Kick Out!
Sven:
„Was sollte das Cover denn? Natürlich kickt er da
aus.“
Gino schaut ein
wenig verdutzt, steht aber dann recht schnell auf. Er
versucht die Oberhand zu gewinnen, indem er Hugo in die Seile
brawlt. Dieser versucht den Schwung mitzunehmen und kommt mit
einer heftigen Clothesline zurück.
Pete:
„Gino lässt sich da nichts anmerken!“
Hugo versucht es
noch einmal. Er lässt sich zurück in die Seile
fallen, um mit dem Schwung eine gewaltige Clothesline
herauszuholen. Diesmal hatte er mehr Erfolg, Gino Rieß
geht zu Boden.
Sven:
„Das muss ihn doch aus den Socken hauen!“
Gino geht zu Boden
und sieht Sternchen, während Hugo das Cover will.
1...2.... aber der
Kick Out. Hugo reißt trotzdem beide Arme nach oben
einfach nur um Dominanz zu zeigen. Es interessiert ihn nicht
dass sein Gegner noch nicht am Ende ist.
Noch mal versucht
Gino aus dem Ring zu krabbeln, aber der Metzger hält ihn
an den Beinen fest. Sein Gegner strampelt jetzt stark aber
das hält Hugo nicht davon ab, ihn an den Beinen zu
nehmen und in die andere Ringecke zu werfen.
Sven:
„MAN OH MAN!“ Pete: „Das hat mal
gesessen, mein Lieber Scholli!“
Hugo grinst und
hebt Gino auf. Er schleudert ihn nun in die Ringecke, nur um
selber schnell Fahrt aufzunehmen und ihm seinen Finisher zu
verpassen.
Pete:
„Das sieht nach der Hugo Roll aus!“
Hugo rennt und
zeigt einen schönen 360 Grad Corner Splash! Big Splash
zu verpassen! Gino geht zu Boden und zwar direkt. Das hat
richtig gesessen und das wird er besitmmt auch noch ein paar
Tage später merken.
Sven:
„Hugo hat noch nicht genug!“
Hugo hievt Gino
hoch und zeigt noch seinen anderen Finisher.
Sven:
„Porterhouse!“
Pete:
„Alley Oop Facebuster!“
Gino ist komplett
am Ende. Das waren jetzt zwei schwere Attacken
hintereinander. Der Metzger will auch jetzt pinnen und sagt
dem Schiedsrichter bescheid, sodass er sich schon mal bereit
machen kann.
Jack Bobo stürzt
sich zu Boden...
1....2.....3! HUGO
MEATHOOK RODRIGUEZ gewinnt! Jack Bobo reißt die Hand
des Newcomers hoch.
Sieger
des Matches durch Pinfall: Hugo „Meathook“
Rodriguez!!!
Noch mal
kommt die Musik vom Metzger und er lässt sich feiern. Er
hat sein erstes Match gekommen aber das war noch lange nicht
alles.
Ein Lächeln
weiß wie das Fell eines Schimmels, güldenes Haar aus
den Schatzkammern von El Dorado und vollendete Formen gehüllt
in feinste Seide: Die GFCW-Zuschauerschaft wird früh an
diesem Abend vom Anblick jener adretten Dame verwöhnt, die
bereits als persönliche Sprecherin Garrison Gaetas in
Erscheinung getreten ist: Die Heroldin der Schönheit. Ihre
feste Stimme kleidet die folgenden Worte in einen Mantel aus
erregender Wärme.
Heroldin
der Schönheit: „Lobet die Bescheidenheit des
Volkstribuns.“
Sie steht, einem
Meisterstück der Bildhauerei ähnelnd, vor einer weißen
Wand und blickt mit elegantem Blick in die Kamera.
Heroldin
der Schönheit: „Euer erwählter Vertreter Garrison
Gaeta steht vor einem großen Kreuzzug in dieser Liga. Er
wird den Auftrag vollfüllen, dieses verrohte Konstrukt in
eine neue Zeit zu führen, in der nicht mehr Hässlichkeit
regiert. Sondern Vollendung, Eleganz, Gewandtheit. Nun könnte
unser geliebter Volkstribun diese kriegerische Reise allein
vollführen und dafür jenen Ruhm einstreichen, der ihm
zweifelsfrei zusteht. Doch, wie ich sagte, ist euer Volkstribun
unendlich bescheiden und überaus gutmütig. Er liebt es,
seinen Ruhm zu teilen.“
Sie wartet einen
Moment für all jene, die dankbar eine Träne für
Gaetas Herrlichkeit vergießen wollen.
Heroldin
der Schönheit: „Drum hat er beschlossen, einen zweiten
Mann mit auf diese Reise zu nehmen. Einen treuen Paladin, der als
williger Streiter die Ideale unseres Volkstribuns im Ring
durchsetzen wird. Der Name dieses Mannes, der sich am Feuer von
Garrisons Herrlichkeit wärmen darf, ist Danny Rickson. Er
und unser verehrter Volkstribun sind nun ein Team. Sie sind
gemeinsam auf dem Weg zur Sonne.“
Sie geht einige
Schritte zur Seite, die Kamera folgt mit einem sanften Schwung
und fängt hierbei ein, dass die Heroldin nach einer farbigen
Tasche greift.
Heroldin
der Schönheit: „Jede Fraktion braucht einen Namen, den
ihre Gefolgschaft euphorisch herausschreien kann. Den ein Stadion
hymnisch singen kann. Eine Bezeichnung, die griffig genug für
die Geschichtsbücher ist. Danken wir nun gemeinsam, dass
unser Volkstribun nicht nur mit äußeren Werten und
großen Idealen überzeigt, sondern auch ein kreatives
Genie ist. Denn dank seines Einfallsreichtums darf ich nun den
Namen des neuen Teams bekanntgeben, das heute Abend in einer Open
Challenge seine Überlegenheit beweisen wird.“
Sie atmet einmal
tief durch, wobei ihre perfekt geschwungenen Nasenflügel
sanft zittern.
Heroldin
die Schönheit: „The Beauty & the Best.”
Sie greift in
die Tasche, holt ein Stück Stoff hervor und präsentiert
es mit großer Geste, schwingt es umher wie ein
Olympiasieger die Fahne des Heimatlandes.
Heroldin
der Schönheit: „Dieses T-Shirt ist fortan das
Erkennungszeichen jener Fans, die aus dem Alptraum auswachen
wollen, den die geballte Hässlichkeit euch alle seit Jahren
träumen lässt. Es ist für Menschen, die ihrem
Volkstribun und dessen Paladin ewige Treue schwören. Die
ihre Loyalität nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten
beweisen mögen.“
Eine Einblendung
des GFCW-Shops erscheint im Bild.
Herold
der Schönheit: „Der Dress der Champions ist jetzt
online erhältlich. Für euch alle. Für ein treues
Volk, das seinem erwählten Vertreter Liebe zeigt.“
Sie schmiegt
sich an das herrliche Shirt wie zwei Liebende. Liebkost und
vergöttert es mit sanfter Anmut.
Herold
der Schönheit: „Nur 59,99€. Jetzt im GFCW-Shop.“
Eine
bekannte Musik. Eine bekannte Gruppe zu der sie gehört.
Und
dennoch, ist es anders als sonst.
Warum?
Der
Kopf der Schlange ist fortan ein anderer.
Voran
schreitet nicht wie sonst der ehemalige GFCW Intercontinental
Champion Drake Nova Vaughn, sondern der Rohdiamant des Jahres
2021, der „King of Anarchy“ The End.
Er
tritt auf die Stage, dicht gefolgt von seiner Hand, James
Corleone, der einen überglücklichen Eindruck macht. Ein
ungewohntes Bild, da Corleone sonst viel eher distanziert und
emotionslos erscheint, hier jedoch, machen seine deutlichen
positiven Emotionen schon fast Angst. Außerdem sind
selbstverständlich mit von der Partie, Luna Rosario, Zane
Levy und Scarecrow. Auch sie folgen The End, der unter tobenden
Buh-Rufen seitens des Publikums begrüßt wird.
The
End trägt natürlich, wie sollte es auch anders sein,
die Jacke des Eternal Champions, die Drake selbst ihm in der
vergangenen Woche überreicht hat. Gemeinsam läuft
Leviathan nun also in Richtung Ring.
Dort
angekommen, positionieren sie sich im Seilgeviert. James Corleone
hat sich bereits mit dem Mikrophon bewaffnet.
James
Corleone: „Meine Damen und Herren, liebes GFCW Publikum
und… Mitstreiter der GFCW, begrüßen sie mit mir
gemeinsam, den „King of Anarchy“ und NEUEN Anführer
von Leviathan… THE END!“
Die
GFCW Fans scheinen die Euphorie des Sizilianers nicht wirklich
teilen zu können, es herrscht nach wie vor ein ziemlich
negatives Stimmungsbild. Davon lässt sich The End allerdings
nicht abbringen, denn der ist nicht weniger positiv gestimmt als
sein Manager und so tritt er nun hervor und bekommt von
„Inspirational“ Jim das Mikro überreicht.
The
End: „Vielen Dank, Mister Corleone.“
The
Ends „Freude“ legt sich langsam, sofern denn hier
wirklich die Rede von klassischer „Freude“ sein kann,
denn von einer so wirklich herzhaften Glückseligkeit über
die Umstände, kann hier nicht die Rede sein. Vielmehr wirkt
es, sowohl bei End als auch bei Corleone, als würden die
beiden vielmehr eine Art Sieg auskosten. Ein Zwischenziel, auf
Ends Eroberung. Die „Herrschaft“ in Leviathan.
Doch
allen voran Scarecrow scheint durchaus die positive Stimmung
Corleones zu teilen. Aufrecht, ein leichtes Lächeln im
Gesicht, steht er neben The End. Ein missbilligender Blick ins
Publikum. Der Zeigefinger deutet wiederholt auf End. Seht her.
Das ist der Mann, um den es geht. Luna verliert keine Zeit sich
wild verbal mit einigen Fans in der ersten Reihe zu fetzen. Ihr
Fokus dürfte bei Rotari später am Abend sein, doch
vorerst steht sie hier, an Ends Seite, demonstriert fast schon
sehr dick aufgetragen Einigkeit.
Zane Levy wirkt ein
wenig, als wäre er ins falsche Klassenzimmer geraten und
würde nun von 30 Schüler*innen aus dem höheren
Jahrgang angestarrt werden. Ablehnung? Oder nur noch nicht
verarbeitet?
The
End kostet die negativen Reaktionen seitens Essens noch etwas
aus, bis die Buh-Rufe langsam verstummen.
The
End: „In den vergangenen Wochen und Monaten ist es etwas
ruhig um meine Person geworden, das weiß ich. Ich habe
Fehler gemacht, derer ich mir bei Title Nights erst so richtig
bewusst geworden bin. Für diese Fehler habe ich seitdem
Gerade gestanden. Dafür war diese Ruhe wichtig, damit ich
mich beweisen konnte, als wichtiges Mitglied für Leviathan.
Und das habe ich getan. Bei Dooms Night waren es Luna und Ich,
die den einzigen Sieg für Leviathan holen konnten. Durch
meine Hand.
Dennoch…
es ergeht Leviathan zurzeit nicht wirklich gut. Und nun, ist auch
noch Drake Nova Vaughn weg.
Man
könnte meinen… die Lage könnte nicht schlechter
sein.“
The
End stolziert im Ring herum und läuft an seinen
Teammitgliedern vorbei. James Corleone schaut seinen Schützling
voller Stolz an, während der Rest von Leviathan Ends
Ausführungen aufmerksam lauscht.
The
End: „BULLSHIT, sag ich.” Energisches
Nicken bei Luna, die zusammen mit Scarecrow Applaus spendet.
The
End: „Ich stimme zu, dass vieles in Leviathan nicht
wirklich gut, nicht… nach Plan verlief. Und deshalb…
muss man Entscheidungen treffen. Entscheidungen, die dem Wohl der
Gemeinschaft dienen. Die Leviathan als Gruppe dienen. Und solch
eine Entscheidung hat Drake Nova Vaughn getroffen, als er mir in
der vergangenen Woche die Leitung übertragen hat. Als er mir
das Zepter in die Hand gegeben hat.“
Tief
zieht Zane die Luft ein, was End nicht auffällt, Corleone
aber sehr wohl, der eine Augenbraue hebt. Doch ein Blick von Luna
bringt beide dazu sich zu benehmen.
The
End: „Selbstverständlich ist seine Verletzung mehr als
bedauerlich, doch so bitter sie auch sein mag, ist sie vielleicht
das Beste was Leviathan jetzt passieren konnte, denn dank ihr…
ist nun meine Zeit gekommen, Leviathan in eine glorreiche Zukunft
zu führen.“
Uff.
Der saß. Da muss selbst Luna erstmal schlucken, doch fast
unbemerkt scheint Scarecrow zustimmend zu nicken.
The
End dreht sich zu seinen Mitstreitern und vernimmt die
skeptischen Blicke. Er registriert sie sofort, das sieht man an
seinem Blick.
The
End: „Hmm. Seht ihr das etwa anders als ich? Zane? Silas?“
Zane:
„Wir werden sehen, ob du Recht hast. Aber du solltest nicht
so über Drake reden. Ohne ihn wärst du vermutlich immer
noch im Niemandsland, End. Er vertraut dir das Ding hier an und
ich bin bereit dir ne Chance zu geben.“
The
End: „Ohh, du kennst Drake besser als ich, ich glaube der
kann das ab. Ich meine, wir müssen gar nicht darüber
sprechen, welch phänomenale Dienste Drake für Leviathan
erbracht hat. Er hat Leviathan überhaupt erst gegründet.
Er war World Champion und zuletzt ein großartiger
Intercontinental Champion. Aber Fakt ist nun mal, so gut es unter
ihm auch mal lief, so schlecht, lief es eben auch. Das hat er
selbst eingesehen und deshalb die richtigen Schritte in die Wege
geleitet, das zu ändern… Und, davon ganz abgesehen…
Seid
ihr Beide zu einem großen Teil daran schuld, dass es für
Leviathan gerade nicht so läuft. Ihr habt in der vergangenen
Woche gewonnen, meinen Glückwunsch, aber davor? Bei Dooms
Night war eure Darbietung erbärmlich und auch davor wart ihr
so sehr damit beschäftigt zu versagen, dass eure
Bereitschaft Leviathan zum Erfolg zu verhelfen, fast kaum noch
vorhanden war.“
Unglaube
legt sich in Zanes Gesicht. Was zur Hölle sollte das denn
jetzt?
Zane:
„Und du glaubst wirklich, dass du dir gerade nen Gefallen
damit tust, was du hier sagst?“
Ruhig.
Erstaunlich ruhig? Beunruhigend ruhig?
Luna:
„Hat er Unrecht?“
Wie
ein Messerstich dringen ihre Worte durch die dicke Luft zwischen
End und Zane. Und Scarecrows Blick scheint nur eines zu
suggerieren: Zustimmung für Luna. Und Zane? Der beißt
sich tatsächlich auf die Lippen. Keine Widerworte.
The
End lässt seine Worte sacken und seine Mitstreiter diesen,
sich anbahnenden Konflikt, unter sich ausmachen.
The
End: „Schaut euch Luna an. Mich
interessiert nicht, ob die Kämpfer in meinen Reihen Männer
oder Frauen sind. Mich interessiert nur, dass sie gut sind. Das
sie erbarmungslos und verbissen sind. Das sie vor keiner Schlacht
zurückschlagen und alles geben, um das Gegenüber zu
zerstören. Alles dafür geben, zu gewinnen. Und ich
glaube es gibt kaum jemanden, auf den diese Beschreibung besser
passt als auf dich, Luna.“
Stolz
wie Bolle grinst Luna. Vielleicht liegt es auch eher am Stolz auf
ihre Leistung generell, als daran, dass sie es von The End hört.
Doch sie ist sehr zufrieden. Sehr. Zufrieden.
The
End: „Also nehmt euch gefälligst ein Beispiel an ihr.
Denn…
darf ich euch was verraten? ICH glaube an euch. Ich glaube daran,
dass ihr das Zeug zu etwas ganz Großem habt. Also beweist
mir, verdammt nochmal, dass ich mich nicht in euch täusche.
Beweist mir euren Blutdurst. Zeigt mir eure Härte. Zeigt
mir, dass ihr keine harmlosen Vögelchen aus Park nebenan
seid, sondern erbarmungslose Aasgeier, die vor keiner Beute halt
machen.“
The
End läuft weiterhin an den Leviathanmitgliedern vorbei und
versucht deren Reaktion genauestens zu beobachten.
The
End: „Wenn wir Leviathan zu neuem Erfolg verhelfen wollen,
müssen wir zusammenarbeiten. Unsere Leistungen müssen
konstant sein. Wir müssen gewinnen. Aktuell gibt es
Macht-Geile Wichtigtuer mit Gottkomplex an der Spitze der Liga,
die meinen hier mit ihren Regeln und Ansagen alles umkrempeln zu
wollen oder wahnsinnige Wohnwagenspinner, die hier alles mit
ihrem geistigen Mist vernebeln.
WIR
dürfen uns das nicht gefallen lassen. WIR müssen
zeigen, dass Leviathan das Böse in dieser Welt ist.“
Grinsend
blickt Luna in die Leere. Einen Leader mit nem Fetisch für
lächerlich pathetische Formulierungen hat sie schon
überstanden. Sie würde es auch ein zweites Mal
schaffen. Nach der Ansprache in Richtung seiner Stablemitglieder,
wendet sich the End nun wieder ins Publikum.
The
End: „Wie tollwütige Hunde werden wir über dieses
Land ziehen. Wir werden uns zurücknehmen, was uns gehört
und keinen Stein auf dem Anderen lassen. Oh ja, es war ruhig um
meine Person, die Ruhe… vor dem Sturm. Jetzt bin ich
wieder da, jetzt sind WIR da. Und WIR…
WIR
sind das Böse. WIR sind die Nacht. WIR sind die Anarchie.
Wir sind der Hass. Und WIR werden uns die GFCW zurückholen.
…
angefangen, bei
dem Titel, der uns nie genommen hätte, werden dürfen.
Desmond
Briggs!
Leviathan
is coming.“
Ein
motivierter, zustimmender Schrei von Silas. The End würde
Drakes Wunsch versuchen zu erfüllen. Und einmal mehr den IC
Titel in Leviathans Ränge holen. End wirft das Mikrofon weg
und beendet seine Ansprache. Die Musik setzt ein und aus der
anfänglichen Freude von End ist nun ein ernstzunehmender,
verachtenswerter Blick geworden, dem der angesprochene Hass nur
so ins Gesicht geschrieben steht.
Die
Zeichen sind also klar gesetzt, The End will den Intercontinental
Championship. Und Leviathan stand hinter ihm.
Der Schlüssel zum Erfolg.
Wir sehen das Ende vom ersten
Schlüssel zum Erfolg Leitermatches.
Und Keek Hathaway kommt nicht
nur einfach so herangestürmt, nein, er schiebt auch noch
eine neue Leiter unter dem untersten Seil hindurch in den Ring,
slidet schnell hinterher und flink wie ein Wiesel hat er sie auch
schon aufgebaut. Für eine Millisekunde betrachtet er das
Massaker, dass Zane Levy da angerichtet hat, mit leicht
schockiertem Blick, besonders als sein Blick auf den verbeulten
Kopf von Phoenix C. Miller fällt, aber dann sprintet er die
Leiter hoch und hängt den goldenen Schlüssel ab! Keek
Hathaway hat den Schlüssel zum Erfolg in seinen Händen!!!
Dann der Cut. Main Event, noch am
gleichen Abend.
Pete: „Der
Dolphin Dash!“
Sven:
„Keek hat nicht gewartet, bis sein Gegner bereit war.“
Abermals fast schockbetäubte
Stille, als Keeks Move perfekt ins Ziel trifft. Player fällt
wie ein Baum und schlägt auf die Matte auf.
Sofort das Cover.
Eins…
Zwei..
Drei…
Player ist entthront.
Pete: „Er
hat es getan! Keek ist GFCW Champion!“
Geschichte wurde geschrieben.
Geschichte wird erneut geschrieben werden. Der Schlüssel zum
Erfolg kommt auch 2022 wieder zurück.
Oh
je, da kommt Flip Trip. Die hüpferisch veranlagten Kanadier
tänzeln zum Ring wie ein Pack Dressurpferde, nur mit wild
zuckenden Händen statt Hufen, blauer Wrestlingkleidung statt
Mähnen und mongohaften Anfeuerungsrufen statt Gewieher. Die
Zuschauer freuen sich dennoch über den Auftritt des Teams zu
elektronischer Hardcoremusik, manche von ihnen versuchen sich gar
daran, in den hektischen Tanz des Duos einzufallen.
Pete:
„Letzte Show haben Rosford Williams und Caracal Matthews
nur knapp gegen die Birds of Decay verloren. Schauen wir, ob sie
heute erfolgreicher sind.“
Sven:
„Dazu müssen wir erstmal erfahren, wer ihre heutigen
Gegner sind. Hoffentlich gibt es gleich Klarheit.“
Bevor
es so weit ist, klatschen die Kanadier aber mit den Zuschauern
ab, die sich über die Absperrung lehnen und ihre Hände
ausstrecken. Vor Freude über diese Geste der Begeisterung
bleiben Caracool und Air Rossy vor der Ringtreppe kurz stehen,
verständigen sich ohne Worte miteinander und machen dann
einen Backflip aus dem Stand. Anschließend fallen sie sich
jubelnd in die Arme und sliden gemeinsam ins Squared Circle.
Das
Duo trägt bereits Ringkleidung. Dennoch greifen sie zunächst
zum Mikrofon, beide bekommen eines gereicht. Es wird klar, dass
Williams das Wort ergreifen will. Er platziert sich in der Mitte
des Gevierts, Caracal nimmt zunächst am Ringpfosten Platz
und überlasst seinem Partner das verbale Feld.
Rosford
Williams: „Mann, Mann, Mann, Mann, Mann, ich muss euch was
erzählen, Leute. Neulich habe ich was im Fernsehen gesehen.
Also es gibt da diesen Mann, der hat ein richtig komisches Hobby.
Er hat Bücher.“
Matthews
schlägt sich die Hände über den Kopf zusammen,
kann es nicht fassen. Erwartungsvoll blickt er ins Publikum, ob
es den Zuschauern genauso geht.
Rosford
Williams: „Es sind nicht nur ein paar Bücher. Sondern
ziemlich viele Bücher. Er hat quasi eine Bibliothek. Keine
Bibliothek mit freiem WLAN, bei der du Spiele und DVDs ausleihen
kannst, sondern nur mit Büchern und so und er verleiht sie
auch nicht, sondern es sind seine Bücher. Und all diese
Bücher liest er. Der Kerl wetzt so richtig durch die Seiten
– blätter, blätter, les, les. Pflügt da so
aufgehypt durch die Texte wie ein sexkrankes Krokodil. Und jetzt
kommts, also diese Bücher…“
Er
ist so aufgeregt, seine Story zum Abschluss zu bringen, dass er
das Mikrofon absetzt und koboldhaft in der Ringmitte trippelt, um
die Spannung zu erhöhen.
Rosford
Williams: „…handeln von seltsam spezifischen Dingen.
Es geht darum, das Schöne im Schlimmen zu finden. Also quasi
wie beim süßen Hund, den wir bei der Anreise im
Duisburger Hauptbahnhof gesehen haben. Oder war es im Schwimmbad?
Egal, läuft auf das Gleiche hinaus. Ein anderes Beispiel für
seine Bücher…“
Eben
noch hat Caracal Matthews „OMG, er war so süß
geflüstert“, nun schwingt er sein eigenes Mikrofon wie
einen Dirigentenstock und versucht, das Publikum zu „FLIP
TRIP“-Chants zu animieren.
Rosford
Williams: „…sind Bilder von Blumen und so Zeugs, das
zwischen Asphalt wächst und dann im Wind wackelt als wäre
es ein Gummimensch oder so. Oder Bücher darüber, dass
zwar alles teurer wird wegen dieser Inflatinasation oder so
ähnlich, aber man ja auch ohne Geld glücklich sein
kann. Man braucht nur Gesundheit, stabile Familie, Frau oder Mann
oder auch ein paar mehr, Kinder, ein Haus, viel Freizeit, spaß
machende Hobbies und ab und zu EXCITEMENT.“
Caracal
Matthews: „Der Junge ist gebildet, Leute. Der Junge weiß,
wovon er spricht. Gebt ihm ein Flip und ein Trip. Gönnt es
dem Jungen, come on!“
Air
Rossy blickt zufrieden ins Publikum. Dann ziehen sich seine
Mundwinkel jedoch schmerzvoll nach unten.
Rosford
Williams: „Inspiriert davon, habe ich versucht, das Gute in
der Situation zu finden, in der wir drinstecken als wären
wir in ein Erdloch gefallen. Aber es fiel mir nichts ein. Wir
haben vor zwei Wochen verloren. Unser Debüt. Und wir müssen
miterleben, dass unsere kleine Welt auseinandergerissen wird. Wir
haben Timo Schiller verloren. Und nun haben wir auch Lennie Taiwo
verloren. Er will lieber alleine sein. Keek ist WÜTEND und
angespannt. Das Performance Center steht unter der Fuchtel von…“
Auf
der Suche nach dem richtigen Begriff blickt er hilfesuchend zu
Matthews, doch dieser zuckt nur mit den Schultern.
Rosford
Williams: „Naja, auf jeden Fall scheint es, als wären
wir auf uns alleine gestellt. Was bleibt uns da übrig, als
zu KÄMPFEN wie Bärenbrutalos bei einer Battle Royale am
Lachsfluss? Wir wollen es mit jedem aufnehmen und wir können
das.“
Caracal
Matthews: „Ganz genau. Wir wollen mit TATEN beweisen, dass
wir auf dem richtigen Weg sind. Deswegen fordern wir jeden
heraus, der sich traut. Dies ist eine Open Challenge.“
Beide
senken synchron das Mikrofon und dabben erwartungsvoll. Die gut
geschulten Zuschauer wissen, dass sie ihre Köpfe gen Rampe
wenden müssen. Zunächst passiert überhaupt nichts.
Niemand
kommt.
Sekunden
verstreichen, in denen Flip Trip erwartungsvoll zum Vorhang
schauen. Doch noch immer keine Bewegung. Unruhe macht sich breit.
Sowohl Flip Trip hatten anderes erwartet als auch die Zuschauer.
Flip
Trip blicken einander an.
Dann
zucken sie die Schultern, fühlen sich in der Situation wie
verloren. Sie haben mit vielem gerechnet, nicht jedoch, mit
Teilnahmslosigkeit gestraft zu werden. Caracal Matthews ist im
Begriff, das Mikrofon zu heben und seine Herausforderung zu
wiederholen. Doch just in dem Augenblick, als das Mikrofon in
Position ist, tönt eine Melodie aus den Lautsprechern.
Pete:
„Oh mein Gott! Wir hören die Musik von Holly
Hutcherson. Ich kann es kaum glauben.“
Auch
Flip Trip starren sich mit offenem Mund an. Unter allen
Kandidaten hätten sich nicht mit Hutcherson gerechnet, der
bislang nicht den Eindruck gemacht hat, sich sonderlich für
den Ligenalltag zu interessieren. Sich mit Leuten wie ihnen
abzugeben. Und doch tönt Hutchersons Theme durch die Halle.
Und
dann kommt er.
Hutcherson
tritt durch den Vorhang mit der Würde eines Feudalherrn. Er
blickt gleichzeitig in Richtung Flip Trips und wirkt doch, als
würde er durch sie hindurchschauen.
Sven:
„Er ist wirklich im Begriff, diese Open Challenge
anzunehmen.“
Doch
er kommt nicht allein.
Kaum
dass er einige Schritte auf die Rampe gemacht hat, bleibt Holly
Hutcherson stehen. Mit einem Lächeln, so undefinierbar wie
das Nichts, schaut er das Team im Ring an. Dann dreht er sich
langsam in Richtung des Vorhangs. Gibt einen kurzen Wink. Und nur
Sekunden später tritt ein zweiter Mann auf die Rampe.
Ein
Mann in Ringkleidung.
Mit
einem Gesichtsausdruck wie Eis.
Der
Mann ist Timo Schiller.
Pete:
„Nein, nein das kann nicht sein! Timo Schiller wird doch
nicht gegen seine Freunde von Flip Trip in den Ring steigen.“
Sven:
„Timo Schiller hat neue Freunde, Pete. Wir haben gehört,
was Holly Hutcherson zu ihm gesagt hat. Schiller muss Dinge tun,
an die er nie gedacht hätte. Und Schiller folgt diesen
Worten, saugt sie auf.“
Pete:
„Unfassbar. Hutcherson will Schiller wirklich zwingen,
gegen Flip Trip anzutreten. Es ist eine neue Art von
Machtdemonstration. Wie könnte er besser zeigen, dass
Schiller ihm hörig ist? Timo, wach auf!“
Auch
einige Zuschauer scheinen Schiller ähnliches zuzurufen, als
er neben Holly in Richtung des Squared Circles läuft. Doch
Schiller scheint es nicht einmal mitzubekommen. Er wirkt wie
abgeschottet von der Welt. Wie ein Apparat, dem man gesagt hat,
was er zu tun hat.
Er
sieht, wie Holly über die Treppe in den Ring gelangt.
Er
folgt ihm.
Caracool
und Air Rossy scheinen ihrerseits noch nicht wirklich aus der
Schockstarre aufgewacht zu sein, in die sie durch den Anblick
Schiller verfallen waren. Nun jedoch tritt Hektik in sie, Caracal
Matthews springt vor Hutcherson.
Caracal
Matthews: „Wir akzeptieren diese Konstellation nicht. Wir
kämpfen nicht gegen Timo! Timo ist unser Freund, verstehst
du!?“
Er
sieht aus, als könne er Geifer spucken. Hutcherson blickt
durch ihn wie durch Glas. Hebt in aller Ruhe sein Mikrofon und
formt mit unerträglicher Sanftheit Worte.
Holly
Hutcherson: „Ihr wolltet einen Kampf. Wir werden kämpfen.“
Durch
die Worte des uneinsichtigen Hutchersons zusätzlich
provoziert, springt Caracal direkt vor Timo. Versucht dem
Dortmunder in die Augen zu schauen, doch dieser weicht dem Blick
aus.
Pete:
„Da ist etwas in Timo, ich sehe es doch! Er ist unsicher.
Das sind Spuren in ihm, die Hutcherson noch nicht erreicht hat.“
Matthews
versucht weiter, Augenkontakt zu Timo herzustellen. Dieser tritt
nervös von einem Fuß auf den anderen.
Caracal
Matthews: „Timo! Fragst du dich gar nicht, was du hier
machst? Das bist nicht du. Bitte, denk nach. Willst du wirklich
gegen uns kämpfen?“
Auch
Air Rossy starrt Schiller intensiv an. Dieser tritt einen Schritt
zurück. Er blickt in die Zuschauer, die ihm ebenfalls
ausreden wollen, seine Freunde anzugreifen. Erschrocken von den
Reaktionen blickt er in die andere Richtung.
Er
blickt zu Holly Hutcherson.
Hutcherson
schließt die Augen.
Und
nickt.
Schillers
Körper verkrampft sich. Seine Hand ballt sich zu einer
Faust. Und auf einmal findet er die Kraft, die ihm eben gefehlt
hat.
Er
schafft es, Flip Trip in die Augen zu sehen.
Und
schlägt sie nieder.
Pete:
„Oh mein Gott, er hat es getan! Timo Schiller folgt
Hutcherson selbst gegen seine Freunde.“
Sven:
„Läutet den Kampf an, es ist offiziell!“
Flip Trip Open Challenge
Referee: Mike Gard
Kaum
hat Timo Schiller einmal die Barriere überwunden, seine
Freunde – wohl eher ehemaligen Freunde – zu
schlagen, entlädt sich seine Hörigkeit gegenüber
Hutcherson in einem Schlaggewitter. Rosford Williams rollt
nach einer Clothesline aus dem Ring, Caracal Matthews
stolpert, an der Nase getroffen, in Richtung des
Ringpfostens.
Unterdessen
geht Hutcherson, im stillen Triumph dreinblickend, auf den
Apron. Man darf wohl annehmen, dass Caracal und Timo die
offiziellen Teilnehmer dieses Matches sind. Der blonde Flip
Tripper versucht noch einmal, Schiller zur Räson zu
bringen und redet auf Schiller ein, als dieser ihm in die
Ringecke folgt. Doch die Worte prallen völlig an Timo
ab. Er greift sich Caracal an den Schultern, nutzt seinen
Kraftvorteil und wirft Matthews im hohen Bogen in die
Ringmitte. Caracal kommt auf die Beine, versucht abermals zu
sagen, was er Timo zu sagen hat. Doch der Dortmunder holt nur
Schwung und räumt Matthews mit einer Clothesline ab.
Pete:
„Keine Gnade für Flip Trip. Ich kann immer noch
nicht fassen, was hier passiert. Hutcherson hetzt Timo
Schiller auf dessen Freunde.“
Matthews
versucht sich an den Seilen hochzuziehen, doch direkt ist
Schiller wieder da. Er wehrt den ersten Versuch Caracals, nun
doch Timo anzugreifen, ab und taucht unter einem Schlag des
Flip Trippers durch. Dann packt er Matthews am Rücken,
verpasst ihm einen German Suplex im hohen Bogen. Matthews
landet kurz vor der Ringecke, in der ein lächelnder
Holly Hutcherson steht. Er gibt Schiller die Anweisung,
Caracal an den Pfosten zu bringen. Diesem kommt Schiller mit
einem Schlag an die Brust des Kanadiers nach, treibt diesen
wie Vieh vor sich her.
Als
er in der Ringecke angekommen ist, wechselt sich Hutcherson
selbst ein.
Holly
kommt durch die Ringseile und bedeutet Schiller wortlos, nun
auf dem Apron Platz zu nehmen. Ohne Widerworte, ohne jedes
Zögern, gehorcht Timo. Er sieht aus dieser Position mit
an, wie Hutcherson einen Mongolian Chop gegen Matthews zeigt
und diesen damit zu Boden bringt. Dann lässt sich
Hutcherson mit dem Ellbogen voran auf den Brustkorb seines
Gegners fallen, raubt diesem damit die Luft.
Hutcherson
zieht seinen Gegner wieder auf die Beine.
Plötzlich
ertönt Jubel im Publikum.
Rasender
Jubel.
Pete:
„Da kommt Keek Hathaway! Und dessen Blick verheißt
nichts Gutes!“
Wir
haben Keek Hathaway oftmals WÜTEND erlebt. Wie eine
Furie, wie die Ausgeburt des Zorns. Besonders in den letzten
Wochen hat Hutcherson dieses Gefühl oftmals bei ihm
herauskitzeln können. Doch was jetzt bei Keek zu sehen
ist, ist anders. Es ist eine entfesselte Art von WUT. Ein
Kontrollverlust. Er ist eine WUTBESTIE, die von Instinkten
geleitet ist. Dem Instinkt, aller Rage freien Lauf zu lassen.
Hathaway
stürmt wie von Sinnen in Richtung des Squared Circles.
In
seiner Hand hat er einen Stuhl.
Er
brüllt irgendetwas, das als „LASS TIMO IN RUHE“
interpretiert werden kann, doch es geht in einem WÜTENDEN
Kreischen unter. Er verschwendet keinen Gedanken an die
Ansage Fletchers, sich von Hutcherson fernzuhalten. Er sieht
nur noch sich, die Scharade um Timo, und er sieht den Feind.
Der
Feind, der Timo zwingt, gegen Freunde zu kämpfen.
Hathaway
hat genug. Endgültig.
Er
hat nicht einmal Augen für Timo Schiller, der mit großer
Geste zu verhindern versucht, dass Hathaway in den Ring
stürmt. Er rennt einfach durch den Dortmunder durch und
stößt ihn dabei zur Seite. Er sieht nur Holly
Hutcherson, der in der Mitte des Ringes steht und in
Vorbereitung auf den erwartbaren Angriff Caracal Matthews auf
Hathaway zustößt.
Keek
schubst Matthews einfach zur Seite.
Und
holt mit dem Stuhl aus.
Er
tritt Holly, der dem fatalen Angriff auszuweichen versucht,
nur noch ungezielt an dessen hinterer Schulter. Doch es
reicht, dass Mike Gard die einzig richtige Entscheidung
trifft. Disqualifikation.
Sieger
des Matches durch Disqualifikation: Holly Hutcherson &
Timo Schiller!!!
Die Ringglocke
wird geläutet, doch Keek Hathaway hört es nicht. Er hat
auch kein Auge dafür, dass Flip Trip den Ring verlassen.
Oder dass Timo Schiller ihn unschlüssig anblickt.
Keek Hathaway,
Marionette seiner WUT, nimmt nur eines wahr.
Holly
Hutcherson.
Nach dem Chair
Shot hat sich der Kalifornier aus dem Ring gerollt. Ohne zu
überlegen, hastet Keek ihm hinterher. Sein Zorn kennt nur
ein Ventil und das ist die Verfolgung des Feindes. Er ist im
Überschwang seiner Aggression derart unkoordiniert, dass der
Stuhl sich in den Seilen verheddert. Das gibt Hutcherson einen
Vorsprung zur Flucht. Holly läuft die Rampe ein Stück
hinauf, wendet sich dann in Richtung Keek. Und man wird den
Eindruck nicht los, dass er auf ihn wartet. Dann sieht er den
Namibier vom Ring her auf sich zu stürmen. Hathaway hat den
Stuhl in all dem ungezügelten Zorn am Seil zurückgelassen
und nimmt unbewaffnet die Verfolgung auf. Seine Waffe ist die
WUT.
Pete:
„Er wirkt wie tollwütig. Das ist, was die Spielereien
Hutchersons mit ihm gemacht haben.“
Nun wird es eine
Hetzjagd. Kurz bevor Keek Holly erreicht, ergreift dieser doch
wieder die Flucht. Mit nur wenigen Metern Abstand eilen sie die
Rampe hinauf Richtung Vorhang. Am Übergang zum
Backstagebereich bleibt Hutcherson stehen.
Endlich gibt es
die Gelegenheit zum Kampf.
Die Fäuste
der Feinde fliegen aufeinander zu. Bei dem WÜTENDEN Geschrei
Hathaways ist nicht zu entnehmen, ob er es ist, der austeilt oder
der einstecken muss. Es ist kein Kampf zwischen Wrestlern. Es ist
eine wilde Schlägerei zweier Männer, die schlimm enden
kann. Hathaway hat es irgendwie geschafft, Hutcherson zu Boden zu
bringen. Er springt auf seinen Gegner, verpasst ihm einen
weiteren Punch. Wird dann in eine Beinschere genommen. Vereint im
Hass wälzen die zwei über die Rampe. Jeder landet
einige Schläge.
Sven:
„Endlich! Security!“
Gleich vier
Männer stürmen auf die Wrestler zu. Drei packen den
WUT-bestimmten Hathaway und probieren ihn, von seinem Hassobjekt
wegzuziehen. Der Namibier wehrt sich im wahrsten Sinne des Wortes
mit Händen und Füßen. Wenig fehlt, dass er auch
nach den Männern beißen würde, die ihn davon
abhalten, seinem Zorn freien Lauf zu lassen. Der vierte
Sicherheitsmitarbeiter zieht Hutcherson, dessen Haare durch den
Angriff wild in alle Seiten abstehen, in Sicherheit. Kaum ist der
Kalifornier auf den Beinen, löst sich auf einmal Hathaway
aus dem Bünden, dass die drei massigen Security-Guards um
ihn gebildet haben. Ohne Rücksicht auf Verluste fliegt er
auf Holly zu.
Pete:
„Es ist noch nicht vorbei. Hathaway ist nicht zu stoppen.“
Es ist einem
Zufall zu verdanken, dass Hutcherson irgendwie entkommt. Keek
rutscht im Versuch, mit einem Tritt nachzusetzen, kurz aus und
Holly nutzt die Gelegenheit, sich in Richtung des Vorhangs zu
hechten. Hathaway hat noch eine Hand aus der Hose Hutchersons,
doch der Verhasste entgleitet ihm in den Backtagebereich.
: : :
: : :
Keek
Hathaway: „Wo ist er?“
Kaum hat die
Kamera in den Backstagebereich umgeschaltet, sehen wir Keek, wie
er den ersten Mitarbeiter unsanft packt und schüttelt. Der
arme Mann blickt den Champion angsterfüllt an.
Keek
Hathaway: „Wo ist er, Mann!?“
Keine Antwort
kommt. Hathaway lässt den Kerl wieder los, der erst einmal
erleichtert nach Luft schnappt.
Keek Hathaway
ist ein Jäger.
Und er nimmt
eine Bewegung seiner Beute wahr.
Plötzlich
schießt Hutcherson wie ein Hase hinter einem großen
Monitor hervor und läuft doch Keek davon. Dieser nimmt die
Verfolgung durch die engen, grauen Backstagegänge auf. Immer
wieder dreht sich Hutcherson nach ihm um. Es geht vorbei an
erschrockenen Mitarbeitern. An einer Tammy, die sich gerade noch
kreischend in eine Nische retten kann, um nicht umgerannt zu
werden. Anderen ergeht es weniger gut. Gleich mehrere
Backstagemitarbeiter werden von Hutcherson oder Keek im Sprint
unabsichtlich abgeräumt oder einfach zur Seite gestoßen.
Hathaway kommt
näher.
Aus Richtung des
Caterings kommt eine Frau mit einem Teller. Der fliehende
Hutcherson packt die Dame im Vorbeilaufen und stößt
sie in Richtung des Namibiers. Dieser hat keine Chance mehr, ihr
auszuweichen und kollidiert frontal mit der Frau. Der Teller
fliegt durch die Luft und geht zu Bruch.
Keek
Hathaway: „Tut mir Lei..scheiß drauf!“
Er lässt
die Frau zurück und rennt weiter hinter Hutcherson her, der
nun einige Meter Vorsprung hat. Agil springt der Fliehende über
einen Schubwagen mit Produktionskisten. Hathaway macht es ihm
gleich.
Keek
Hathaway: „Heute wird es enden! Ich versprechs dir!“
Der Champion
verschluckt bei seinem Tempo die Worte fast. Sie kommen stockend
zusammen mit Geifer aus dem Mund. Im Vorbeilaufen reißt er
ein Kamerastativ von einem Tisch und schleudert es nach
Hutcherson. Dieser weicht durch mehr Glück als gewollt dem
Geschoss aus.
Er stürmt
auf eine weitere Tür zu.
Die Tür
nach draußen.
Das könnte
die Chance sein, Hutcherson einzuholen. Wenn er die Tür
öffnen will, muss er kurz stehen bleiben. Ein weiterer
Adrenalinschub geht durch Keeks Körper. Die Erkenntnis gibt
ihm Kraft, das Tempo noch einmal zu erhöhen. Seine Hände
ballen sich zu Fäusten und in seinem Kopf sieht er bereits,
wie sie sich in das erschrockene Gesicht Hutchersons graben.
Immer und immer wieder. Bis all das ein Ende hat.
Dann kollidiert
Hathaway mit dem Schubwagen.
Hutcherson hatte
ihn in seinen Weg geschoben.
Bei all dem
Tempo kann Keek nicht mehr abstoppen. Er fliegt in den Gegenstand
hinein, stolpert und überschlägt sich. Landet auf dem
harten Boden des Backstagebereiches. Es raubt ihm die Luft.
Für einen
Moment wird alles um ihn schwarz.
Er sieht nur
noch, wie Hutcherson die Tür öffnet und ins Freie
entflieht.
: : :
: : :
Alles schmerzt,
als Keek Hathaway nach draußen humpelt. Er bekommt gerade
wieder so Luft. Konnte nur wieder einen Gedanken nach der
Kollision fassen. Und dieser Gedanke lautete: Ich muss Holly
Hutcherson fassen.
Keek
Hathaway: „Ich kriege dich. Wo versteckst du dich…?“
Zu sprechen
verursacht Schmerzen, die Worte kommen rasselnd. Er krümmt
sich zusammen und probiert durchzuatmen. Auch das tut weh.
Keek
Hathway: „Verdammt. Aber ich krieg dich, Holly Hutcherson,
ich krieg dich…“
Im Versuch zu
rennen legt Hathaway einige Meter zurück. Der Abend ist
vorangeschritten, das Licht spärlich. Er sieht nur wenig.
Aber was er einsehen kann, lässt plötzlich alles klar
erscheinen. Er weiß, wo Hutcherson jetzt ist.
Hathaway
befindet sich auf dem Parkplatz.
In der Ferne das
Licht des Feuers, welches zwischen den Trailern von Hutchersons
Gemeinschaft brennt. Es wirkt so friedlich. Aber es ist das
Bienenfest, aus dem die Stiche kommen, die Hathaway plagen. Und
es ist der Ort, an dem es enden soll. Enden muss. Heute und
jetzt. Keek stürmt, so schnell er kann, auf die Trailer zu.
Sie werden vor seinen Augen größer. Da sind die
unwichtigen Wagen an den Seiten. Sie scheinen heute leer zu sein.
Sein Fokus ist ohnehin der große Wagen am Ende. Daneben das
neue, rote Gefährt. Timos, wie er vorhin annahm. Dass
Hathaway verboten wurde, hier zu sein, spielt keine Rolle mehr.
Der Verkörperung von Wut kann man keine Ketten anlegen.
Keek
Hathaway: „Ich hole dich jetzt aus dem Wagen, du Schwein!
Und ich hole mir Timo zurück, falls er hier ist.“
Eine Gestalt
schält sich vor ihm aus der Dunkelheit. Sie steht im Schein
des Feuers und ohne dass Keek die Augen erkennt, weiß er,
dass sie ihn anstarrt. Die Gestalt, ein Mann, tritt vor.
Viggo
Constantine: „Du wirst nicht zu ihm gehen.“
Einen
Moment steht diese Aussage im Raum und zwischen ihnen. Dann
prescht Keek voran, stürzt sich wie ein Panther auf die
Beute, die nur der Vorgeschmack sein soll für den Hauptgang
danach. Er schlägt auf Viggo ein, der junge Mann nimmt die
Hände vors Gesicht, um sich zu schützen.
Plötzlich
sind sie alle da.
Mindestens sechs
Augenpaare blicken auf Hathaway.
Miri. Der Hund.
Die Namenlosen. Sie alle kommen Schritt für Schritt näher.
Bedächtig und doch im klaren Willen, Viggo zu helfen. Wie
ein Kreis, der sich um Keek schließt. Ein Ring um den
Namibier und das Feuer.
Keek
Hathaway: „Lasst mich durch.“
Er sagt es und
erntet keine Reaktion. Viggo schlägt zurück, schiebt
Hathaway in Richtung des Feuers. Dann leuchtet etwas auf. Feuer
reflektiert in den Augen Constantines. Sein Mund öffnet sich
erschrocken.
Keek
Hathaway: „Ihr geht jetzt!“
Hathaway hat
einen Stock auf dem Feuer gezogen und schwingt mit der brennenden
Fackel hin und her. Treibt die Gemeinschaft damit vor sich her
wie einen Dämon zurück in die Dunkelheit. Hass, Wut,
Wahnsinn steht in den Augen Hathaways. Er nimmt nicht nur keine
Rücksicht auf Verluste. Er ist zu mehr bereit.
Funken fliegen
durch die Luft, als Keek mit dem brennenden Stock schwingt.
Sie wagen es
nicht, ihn anzugreifen, weichen zurück.
Und jetzt
trennen ihn nur noch wenige Meter von Hutcherson. Schritt für
Schritt, die Schmerzen hat er längst vergessen, stapft
Hathaway durch die Nacht auf DEN Wagen zu, der ihn interessiert.
Er nimmt mit zwei Sprüngen die Treppe, die zum Eingang
führt. Wirft den brennenden Stock an den Fuß der
Treppe, die Funken fliegen und vertreiben das Pack, welches ihm
gefolgt ist.
Keek
Hathaway: „Jetzt hole ich dich.“
Hathaway tritt
die Tür ein. Das Material gibt schnell nach.
Hathaway tritt
ins Innere.
Der Wagen ist
leer.
Keek
Hathaway: „Wo ist er?“
Er dreht sich zu
der Gemeinschaft um, doch da ist niemand mehr. Sie haben ihn
alleine gelassen. Langsam tritt Hathaway die Treppe nach unten.
Hebt die erloschene Fackel auf und schleudert sie ärgerlich
davon. Wurde er hereingelegt? Ist Hutcherson etwa wirklich nicht
hier? Fast ist Hathaway im Begriff, das zu glauben. Dann nimmt er
aus den Augenwinkeln etwas anderes wahr.
Der rote Wagen.
Der neue.
Keek
Hathaway: „Was ist in diesem Wagen?“
Spricht er zur
Nacht und zu sich selbst. Geht dann auf den roten Trailer zu.
Bleibt, vor Wut und Schmerzen schwer atmend, vor dem Eingang
stehen. Ist es wieder ein Fehlalarm oder kann er hier Hutcherson
finden?
Im Inneren
brennt Licht.
Keek
Hathaway: „Jetzt endet es.“
Er strafft die
Schultern.
Keek
Hathaway: „Komm da raus, Holly!“
Die Tür
öffnet sich.
Im Rahmen steht
Holly Hutcherson.
Und lächelt.
Hathaway fliegt
auf ihn zu. Er schreit. Entlädt die WUT. Nicht nur die des
heutigen Tages. Sondern die der letzten Monate. Alles, was ihn
von diesem Kerl angetan wurde. Wie er sich mit Match entzog. Dass
er Timo angestachelt hat, Freunde zu bekämpfen. Das wird nun
ein Ende finden. Er wird sich rächen.
Er setzt den
ersten Schlag.
Der Punch treibt
Hutcherson ins Innere des Wagen. Der Kalifornier fliegt im engen
Inneren an die Wand und keucht auf. Aber Hathaway kennt keine
Pause, keine Gnade, keine Alternative. Er beginnt auf Holly
einzuschlagen als wolle er den Mann töten. Der Namibier hört
das Wummern seiner Schläge und statt dass es ihn stoppt,
treibt es ihn weiter an. Hutcherson unternimmt einen Versuch, ihn
wegzuschuben, doch wie eine Zecke klammern sich Hathaway an
seinen Feind. Stößt ihn von sich um wieder genügend
Distanz für einen Schlag zu haben.
Der Treffer
öffnet einen Cut über Hutchersons Auge.
Blut fließt
ins Gesicht des Kaliforniers.
Als er noch
immer lächelt, sind seine Zähne rot verfärbt.
Holly
Hutcherson: „Es hätte anders enden können, Keek
Hathaway.“
Was auch immer
er damit meint, Keek lässt es nicht zu. Er tritt Hutcherson
so heftig gegen den Brustkorb, dass der Kalifornier wieder an die
Wand fliegt. Ein kleiner Vorhang trennt den Eingang vom Rest des
Trailers. Mit trüben Augen und nichtdestotrotz lächelnd
tastet sich Hutcherson am Vorhang entlang.
Keek
Hathaway: „Du entkommst mir nicht.“
Mit einem Ruck
zieht Hathaway den Vorhang zur Seite. Er schlägt Hutcherson
abermals in Gesicht. Der stolpert nach hinten und reißt den
Rest des Vorhangs hinunter. Liegt direkt vor Hathaway.
Hathaway holt
aus.
Dann sieht er
es.
Und ist wie
gelähmt.
Sie starrt ihn
an, als wäre er ein Monster. Nie hat er solche Angst
gesehen. Er hat das Gefühl, etwas Schönes zerstört
zu haben.
Sie zittert.
Faith:
„Wer ist dieser Mann, Dad?“
Kaum dass das
Kind ausgesprochen hat, gibt ihr kleiner Körper nach und
verkrampft in panischem Weinen. Hathaway will irgendetwas sagen,
es alles als Missverständnis aufklären. Doch er ist
stumm. Er ist gelähmt. Er kann nicht mehr denken. Sieht aus
seiner Position heraus, wie Hutcherson auf seine Tochter
zukriecht.
Er nimmt sie in
den Arm.
Sein Blut in
ihren Haaren.
Holly
Hutcherson: „Dieser Mann ist Keek Hathaway.“
Während sie
sich fest an ihren Vater klammert, wagt Faith mit einem geröteten
Auge den Blick auf den Champion.
Faith:
„Was will er von dir? Ist das ein böser Mann, Dad?“
Hutcherson
drückt seine Töchter wieder an, während das Blut
in seinem Gesicht hinunterfließt. Er sitzt, das Kind im
Arm, vor Hathaway auf dem Boden, der jetzt selbst zu zittern
beginnt.
Und während
er seinem Kind ins Ohr flüstert, blickt er zu Hathaway.
Er lächelt.
Holly
Hutcherson: „Ein sehr böser Mann, Faith. Ein Mann, der
sich nicht kontrollieren kann. Sieh nicht hin.“
Die Wut Keeks
hat sich in Verzweiflung verwandelt. Seine Hände zittern
unkontrolliert und so auch seine Stimme. Er will sich an das Kind
wenden. Welches ihn für ein Monster hält.
Keek
Hathaway: „Es…ich…das wollte ich nicht.“
Sie hört
ihn in ihrem Weinen nicht. Dann spürt Hathaway eine Hand auf
seiner Schulter. Als er sich umblickt, sieht er die
Sicherheitsmänner.
Security
Guard: „Mr. Hathaway. Sie gehen bitte.“
Es fühlt
sich wie eine Festnahme an. Die Festnahme eines Monsters. Tausend
Gefühle sind in ihm und keines davon ist gut. Er fühlt,
dass ihm die Luft wegbleibt. Langsam wird er nach draußen
geführt.
Vor der Tür
steht Timo Schiller.
Der Dortmunder
blickt durch die offene Tür in den Wagen und sieht Faith,
die von ihrem Vater getröstet wird.
Timo
Schiller: „Ernsthaft, Keek? Das Kind, verdammt.“
Keek
Hathaway: „Timo, es war…ich wusste doch ni…-„
Schiller spuckt
ihm ins Gesicht.
Und wendet sich
ab.
Timo Schiller:
„Hau ab. Ich schäme mich, einen wie dich je Freund
genannt zu haben.“
Die Security
führt Hathaway am Arm vom Platz. Es ist nicht die kalte
Nacht, die ihn zittern lässt. Nun hat auch er einen
Tränenschleier. Durch ihn sieht er, wie Hutchersons
Gemeinschaft wie Wohnwägen verlässt und davongeht.
Der
Wohnwagenpark ist leer.
Und so fühlt
sich Keek Hathaway.
Pete:
„Meine Damen und Herren. Wir sind selbst noch sprachlos
über die Situation, die wir gerade gesehen haben. Alles was
rund um Keek Hathaway und Holly Hutcherson passierte, lässt
sich kaum noch in Worte fassen. Vielleicht wäre Eskalation
passend.“
Sven:
„Aggressor und Defensor. Täter und Opfer. Das lässt
sich kaum zuordnen. Es ist eine Achterbahnfahrt, eine Spirale
psychischer Gewalt.“
Pete:
„Ich bin mir sicher, dass dies Folgen haben wird.
Vielleicht nicht unbedingt Disziplinarfolgen, das wird Eric
Fletcher beurteilen müssen. Aber wir haben Keek Hathaway
heute in einem Zustand gesehen, den ich bei ihm kaum kenne.
Darüber wird zu sprechen sein. Dieser Mann muss schließlich
bald gegen Antoine Schwanenburg antreten.“
Sven:
„Hoffen wir, dass die Situation für heute geklärt
ist. Jedenfalls bekommen wir die Information, dass Hutcherson mit
seiner Gemeinschaft das GFCW-Gelände verlassen hat.“
Pete:
„Weitere Eskalationen bleiben uns glücklicherweise
erspart. Machen wir weiter im Programm. Machen wir weiter mit
Aiden Rotari.“
Einmal mehr
ertönt der beinahe etwas verstörende Track, der die
Ankunft von Aiden „Poseidon“ Rotari ankündigt.
Inzwischen – dank einer Attacke von Luna Rosario –
ohne Laodike, eine Tatsache, die Aiden seiner heutigen Gegnerin
vor zwei Wochen bereits vorgeworfen hatte. Doch anscheinend hat
er noch nicht genug gesagt, was sein Duell mit Rosario angeht,
oder aber er hat noch neue Aspekte, die er unbedingt mit uns –
der GFCW-Galaxie – teilen möchte.
Mit gesenktem
Kopf schreitet er den Weg zum Ring herab. Trotz des wie gewohnt
grässlichen Aufzugs, in dem er steckt, scheint er heute
Abend nicht ganz so gedemütigt und unglücklich wie
sonst. Ihn in diesem Moment als „begeistert und fröhlich“
zu beschreiben wäre zwar auch falsch, aber Aiden Rotari sah
schon fertiger in diesem Kostüm aus, als er das jetzt tut,
während man den Song leiser dreht und er sich mitten im
Squared Circle an die Crowd wendet.
Aiden
Rotari: „Ich glaube, dieser Abend in Essen ist das erste
Mal, dass ich so
vor die GFCW-Galaxie trete – mit meiner Musik zum Ring
kommend, das Mikrofon in der Hand.“
Zögerliche
Reaktionen in Richtung Rotari – es gibt mehr Buhrufe als
Jubel, aber keine der beiden Richtungen zeigt eine eindeutige
Tendenz. Eine relativ akkurate Spieglung der Handlungen des
Mannes, der sich „Poseidon“ nennen muss.
Aiden
Rotari: „Nun, vollumfänglich zutreffend ist es
selbstverständlich nicht, dieses künstlerische
Machwerk, welches ihr bei meinem Einzug bewundert vernehmen
duftet, als „meine“ Musik zu bezeichnen. Es ist so
wenig meine
Musik wie das hier mein
Outfit oder „Poseidon“ mein
Name ist. Doch seitens der Führung des GFCW Performance
Centers bestand man am heutigen Abend darauf, mich, statt in ein
Aquarium, in die Halle zu verfrachten.
Man
verweigerte mir jedoch den Backstage-Bereich und schickte mich
hier heraus, damit ich am selben Abend zwei Mal in diesem
lächerlichen Aufzug und zu dieser albernen Musik vor die
GFCW-Galaxie treten muss. Eine unangenehme Situation, ich werde
nicht lügen, doch ich bin optimistisch, dass ich auf diesen
Abend als etwas „Finales“ zurückblicken kann,
was die düstere Poseidon-Ära
meiner noch jungen Karriere angeht.“
Und tatsächlich
kriecht andeutungsweise die sonst so vertraute Maske der lockeren
und leicht spöttischen Höflichkeit auf das Gesicht von
Rotari.
Aiden
Rotari: „Ich werde den Main Event unserer heutigen
Ausgabe
genauso gespannt verfolgen wie ihr alle. Vielleicht führt
das Ergebnis dieses Duells schließlich dazu, dass der beste
Wrestler in der Geschichte der GFCW zukünftig einen Main
Event bekommt, den er tatsächlich bestreiten
darf.“
Das bringt ihm
einige Jubelrufe ein. Immerhin ist man in diesem Jahr gleich zwei
Mal eines Main Events mit Robert Breads bei War Evening beraubt
worden.
Aiden
Rotari: „Doch genug vom Protokoll. Es geht mir heute Abend
um eine andere Fraktion. Und nein, es geht auch nicht um meinen
alten Freund Timo, der sein Glück bei einer neuen
Gruppierung gefunden zu haben scheint, und für den ich mich
von Herzen freue und ihm jeden zukünftigen Erfolg gönne.
Mir geht es heute Abend um Leviathan.“
Wenig
Begeisterung von Seiten des Essener Publikums.
Aiden
Rotari: „Während das Protokoll – nach einigen
mehr oder minder subtilen Schubsern in die richtige Richtung von
den intelligenteren Mitgliedern dieser Organisation – damit
begonnen hat, sich die eigenen Tumore selbst aus dem Fleisch zu
schneiden, tut Leviathan uns diesen Gefallen nicht. Drakes Worte
aus der letzten Show sollten nicht darüber hinwegtäuschen,
dass er den Platz an der Spitze von Leviathan nur deshalb abgibt,
weil ich ihn dazu gezwungen habe. Falls es jemand vergessen haben
sollte…“
Mit diesen
Worten deutet Aiden auf den großen Monitor in der Halle.
…
GFCW DOOM’S
NIGHT, 27.03.2022
Ganz anders
Aiden Rotari, der nun vollends die Schnauze voll von Leviathan.
Ob dies eine Vergeltungsaktion wegen Laodike war? Man könnte
es dem zornigen Antlitz des Kronjuwels von Chisinau andichten. So
oder so scheint er nun sein Opfer gefunden zu haben. Die
schmerzverzerrten Gesichtszüge Vaughns, der sich mit seinem
“gesunden” Arm mit Mühe und Not an den
Ringseilen festklammert, sprechen eine kaum misszuverstehende
Sprache.
Der Stuhl
gleitet aus Rotaris Hand. Stattdessen greift er sich Drakes Arm –
jener, der mit der bereits malträtierten Schulter verbunden
ist – und zerrt den IC Champ daran weiter in den Ring. Zum
Stuhl.
FALLING
ARMBREAKER! AUF DEN STUHL
Der Schrei des
Patient Zeros ist markerschütternd, doch von Rotari braucht
er heute Abend keine Gnade mehr erwarten. Er wird siegen. Koste
es, was es wolle.
ANSATZ
ZUM ARMBAR!
Pete:
“DA IST LUNA!”
“Endlich!”,
will man Petes Aussage beinahe hinterherrufen. Mit einem wütend
ausgeführten RUNNING BOOT gegen Aiden Rotaris Schädel
unterbricht sie seinen Versuch, Vaughn zur Aufgabe zu zwingen.
Pete:
“Luna zerrt den Intercontinental Champion vorsichtig aus
dem Ring und überlässt dem Rest das Spielfeld.”
…
In dem Moment,
in dem wir zurück zu Rotari schalten, können wir in
seinem Gesicht erkennen, dass sich die Scham und das Unwohlsein
ob des Fisch-Aufzugs beinahe vollständig verflüchtigt
haben. Sein irritierendes Dauer-Schmunzeln ist trotz der
Verkleidung wieder zu sehen.
Aiden
Rotari: „Die Großzügigkeit der bedeutenden Geste
von Drake Nova Vaughn vor zwei Wochen wird durch die Tatsache
geschmälert, dass er so oder so eine Zwangspause hätte
einlegen müssen. The End hätte ein Zugeständnis
und eine Fackelübergabe nicht gebraucht. Er wäre so
oder so der Anführer dieser Gruppierung gewesen – dank
mir.“
Kurze Pause. Er
lässt das kurz so im Raum stehen, ohne eine wirkliche
Reaktion zu erwarten oder zu bekommen, als wolle er sich bloß
vergewissern, dass das auch jeder verstanden habe.
Aiden
Rotari: „Am Ende des Tages habe ich über das Schicksal
von Leviathan verfügt. Es war kein richtiger Rücktritt
von Drake, es war ein Gezwungener. Es war kein Putsch von The
End, mit dem er sich vom König der Anarchie zum König
von Leviathan hochgearbeitet hat, es ist ihm in den Schoß
gefallen… aufgrund der Dinge, die ich
getan habe.“
Ein weiteres Mal
hält Rotari inne. Kurz scheint es fast so, als würde er
die Zähne blecken, während er so dasteht und sich
selbstzufrieden im imaginären Echo seiner eigenen Worte
sonnt.
Aiden
Rotari: „Ich schreibe die Geschichte dieser Liga. Ich bin
der Protagonist der GFCW. Deshalb fällt es in meinen
Aufgabenbereich, sowohl The End als auch meine heutige Gegnerin
an ihren Platz in der Nahrungskette zu erinnern.
Bei
Drake bin wenig überraschend ich auf taube Ohren und blinde
Augen gestoßen. Vielleicht seid ihr, End und Luna, gewieft
genug, mir zu glauben, wenn ich euch sage, dass ihr in mir euren
Meister gefunden habt. Akzeptiert euren Platz eine Stufe unter
mir. Dafür müsst ihr meine
Worte nicht einmal unbedingt glauben. Es reicht aus, wenn ihr
euch
selbst
glaubt.“
…
GFCW DOOM’S
NIGHT, 27.03.2022
Luna: „Ich
bin hier nicht die Ärztin, aber am Ende des Tages bleibt
stehen, dass bei aller Freundschaft und Verbindung und allen
Predigten, die wir halten, dass wie aaaaaalle Equals sind…
Drake ist der Anführer hier. Oder zumindest die
Galleonsfigur und der stärkste von uns. Ja End.“
Sie
bemerkt seinen Blick.
Luna: „Da können du oder
ich so viel Ego-Trip schieben, wie wir wollen, Drake würde
mit uns den Boden wischen.“
…
GFCW WAR
EVENING, 08.10.2021
Pete:
„Jumping Knee! Vaughn knipst seinem Gegner die Lichter
aus.“
Sven:
„Und nun hebt er Rotari aus. Stemmt ihn in die Luft.“
New Order!
Diesmal geht der
Move durch. Rotari wird auf die Matte gedonnert und regt sich zum
allerersten Mal in diesem Match nicht mehr. So tough er auch war
– das hier ist eine Nummer zu viel für ihn.
Eins…
Zwei…
Dreeee...eeeeeeein!
Pete:
„WAS?!“
Sven:
„HÄ?! Haben wir schonmal jemanden aus dem New Order
auskicken sehen?“
Pete:
„Nicht das ich wüsste!“
Am
Ring ist Zane förmlich mit einem Bein auf dem Apron auf dem
Weg zur Triumphfeier eingefroren. Luna lehnt abgestützt auf
selbigem Ringrand und schlägt die Hände über dem
Kopf zusammen, während Scarecrow ein wenig so aussieht als
hätte man ihm auf dem Pausenhof das Brot weggenommen.
Die
zwei Finger an jeder Hand, die Peter Cleven in die Höhe
streckt sind aber eindeutig. Und der Champion? Der hat nur einen
kurzen Blick für den Ringrichter übrig, beginnt gar
nicht erst zu diskutieren. Stattdessen schiebt er sich langsam
und erschöpft wieder auf die Beine, stützt die Hände
in die Hüften und blickt auf Rotari, der vor ihm am Boden
liegt.
Pete:
„So sieht Ratlosigkeit aus.“
Sven:
„Kickout hin oder her, er hat ihn. So sieht
Siegessicherheit aus.“
Einige Sekunden blickt Vaughn
schwer atmend auf seinen Gegner. Doch dann geht der Blick in das
tobende Publikum und er zuckt mit gespieltem Grinsen
entschuldigend die Schultern. Mit einem Mal schwenkt der Blick
jedoch um und mit einer wilden Fratze beginnt Drake gegen Aidens
Schädel zu treten. Sofort ist Cleven zur Stelle, versucht
nach einem schnellen Count Vaughn wegzuziehen, doch wird als
Belohnung nur grob vom Patient Zero zu Boden gestoßen.
Mit
einer drängenden Geste winkt er Leviathan neben dem Ring
heran. Ohne eine Sekunde zu zögern schießt Luna in den
Ring und beginnt zusammen mit Drake auf den wehrlosen Rotari
einzudreschen.
Pete: „Siegessicherheit? Drake ist
wie ein Teenager, der mit seinem Frust nicht umzugehen weiß.“
Sven:
„Aber da sagst du es doch. Es ist Frust. Eine komplett
menschliche Reaktion.“
Pete:
„Das ist doch kein Verhalten eines großen
Champions.“
Levy
zieht derweil ebenfalls ohne zweimal nachdenken zu müssen
einen Tisch unter dem Ring hervor. Mit einem etwas ungeduldigen
Schrei signalisiert er Silas, der immer noch etwas überfordert
daneben steht, ihm zu helfen.
DING
DING DING DING DING
…
Die
Selbstzufriedenheit, die Rotari in diesem Moment ausstrahlt, ist
nur schwer in Worten zu beschreiben – „überbordend“
wäre wohl noch das korrekteste Adjektiv.
Aiden
Rotari: „Luna… Weder The End noch du können
Drake das Wasser reichen. Das sind nicht meine Worte, sondern
eure. Und Drake konnte mich nicht besiegen. Um sein fragiles Ego
zu schützen hat er mir den Sieg „geschenkt“,
bevor ich ihn mir selbst nehmen konnte. So wie er The End den
Thron von Leviathan „geschenkt“ hat, bevor er ihn
sich selbst nehmen konnte.
Alles
wiederholt sich, die immer gleichen Muster. Ein Mann, der weiß,
wann er besiegt ist, aber nicht die Größe besitzt, es
zuzugeben, sondern so tun muss, als wäre er etwas anderes
als ein Verlierer.“
Dieses letzte
Wort speit Rotari wieder einmal aus wie die schlimmstmögliche
Verunglimpfung, die man einem Menschen zu Teil werden lassen
kann.
Aiden
Rotari: „Nun, da Leviathan unter neuer Führung steht,
werden die Karten neu gemischt, nicht wahr? Diese Scharmützel
zwischen euch und uns dauern nun schon fast ein Jahr an. Es ist
an der Zeit, sie zu beenden.“
Das ist neu.
Sogleich beginnt auf den Rängen Gemurmel und Getuschel ob
dieser Worte. Tatsächlich ist es bald 12 Monate her, dass
Silas sich vom GFCW Performance Center – damals noch unter
der Leitung von Robert Breads – entfernt hat und somit in
gewisser Weise den Stein ins Rollen brachte. Eine Tat, die ihm
Rotari bis heute nie verziehen hat.
Aiden
Rotari: „Deshalb habe ich diesem Match mit Luna am heutigen
Abend so begierig zugestimmt – weil ich glaube, End, dass
du verstehen
wirst. Du wirst erkennen,
wie die Situation wirklich
ist. Ich habe gezeigt, dass ich den Leader von Leviathan im Griff
hatte wie niemand sonst. Er konnte mich nicht schlagen. Ich habe
ihn aus der Promotion entfernt, etwas, das kein Stacheldraht,
keine Glasscheibe und keine noch so abstruse Höllenkonstruktion
vor mir geschafft hat.“
An dieser Stelle
kann man Rotari nicht wirklich widersprechen. In dieser Hinsicht
scheint er einige der Tipps und Tricks seines Mentors Robert
Breads übernommen zu haben, doch wo dieser stets versucht
den wahren Kern einer Sache zu treffen – so unangenehm sie
auch sein mag – scheinen Rotaris Ausführungen überall
hinzuführen, aber sicherlich niemals direkt zum Ziel, würde
das doch umgekehrt zu viel über ihn selbst preisgeben. Seine
sonderbaren Vorstellungen was Ergebnisorientiertheit angeht und
sein scheinbar moralfreies Wertesystem in dem nur Platz für
Gewinner und Verlierer sowie einen einzelnen Protagonisten ist
lassen einige seiner Aussagen und Ansichten auf den ersten Blick
wirr erscheinen, allerdings nicht vollkommen
absurd oder ohne jeden nachvollziehbaren Ansatz.
Aiden
Rotari: „Und heute Abend treffe ich auf dich, Luna.“
Der junge Mann
aus Atlanta wendet sich nun direkt an die Kamera.
Aiden
Rotari: „Inzwischen dürfte bekannt sein, dass mich in
erster Linie Ergebnisse interessieren, und was das angeht stehen
auf dem Papier Siege über Siege für Luna Rosario zu
Buche. Eine zweifelsohne beeindruckende Serie, die ich heute
Abend beenden werde.
Luna,
mein Triumph über dich wird lediglich ein weiteres
Beweisstück sein: Ihr könnt mich nicht besiegen. Auch
nicht die Frau mit der unglaublichen Streak, die auf dem
heißesten Run ihrer Karriere ist. Deshalb bitte ich dich
und End gleichermaßen: Werdet euch nach meinem Erfolg über
Luna Rosario der Situation bewusst.“
Tatsächlich
formuliert er das in einem bittenden Tonfall, der vorauszusetzen
scheint, das seine Worte Gospel seien – als würde er
geduldig von dem Kind mit den brauen Flecken am Mund erwarten,
endlich zuzugeben, dass es die Schokolade gegessen hatte.
Aiden
Rotari: „Keiner von euch kann mich schlagen. Drake war dazu
erst recht nicht in der Lage. Es wäre sinnlos, es weiter zu
versuchen. Mein Sieg über Luna wird ein…
Friedensangebot meinerseits sein.“
Pete:
„Ähm… was bitte?“
Aiden
Rotari: „End… erkenne die Niederlage an, so wie es
Leviathan unter Drake nie konnte, und wir können einen
Waffenstillstand schließen. Ich fordere dafür nichts
weiter ein als das Anerkennen meiner Überlegenheit.
Denn
wenn ihr es nicht
tut, wird das immer so weiter gehen. Ihr werdet mich angreifen,
ich werde parieren, ihr werdet verlieren, ich werde gewinnen. Ich
bin das Antidot für die giftige Schlange, und dagegen könnt
ihr schlicht und ergreifend nichts machen.“
Sven:
„Gesprochen wie ein wahrer Protagonist… Gnade für
das Ungetüm, das ihm ausgeliefert ist – nicht etwa
umgekehrt.“
Pete:
„Rotari spielt hier doch lediglich den Diplomaten, damit
ihm bei seinem nächsten miesen Trick nicht wieder jemand in
die Quere kommt und ihn verhindert.“
Sven:
„Ein Politiker ist an ihm auf jeden Fall verloren
gegangen.“
Aiden
Rotari: „Mein Sieg über Luna am heutigen Abend ist
mein Angebot an euch, euch dieses vermeidbare Leid in Zukunft zu
ersparen. Gesteht eure Unterlegenheit einfach ein, und wir können
unserer Wege gehen. Führt Leviathan in eine bessere Zukunft.
Tut es nicht für mich. Tut es nicht für irgendwen
sonst. Tut es für euch selbst.“
Pete:
„Eine klare Ansage von Aiden Rotari. Und willkommene
Abwechslung nach den unschönen Bildern des vorangegangenen
Segments mit Keek Hathaway. Hoffen wir, dass es auf dem Parkplatz
ruhig bleibt.“
Sven:
„Und sind wir gespannt auf die Matches des heutigen
Abends.“