Vor zwölf Tagen…


Robert Breads: „Ich schätze nicht, dass Sie hier zufällig aufgetaucht sind.“


Zweifelnd steht der Head Coach des GFCW Peformance Centers in den Gängen der Helios St. Elisabeth Klinik in Oberhausen. Ein großes Pflaster ziert seinen Hals, ein etwas kleineres die Schläfe, und unter dem Track Suit mit dem Logo der GFCW darauf dürften sich noch einige andere Bandagen verstecken.


Breads selbst scheint also schon behandelt worden zu sein – das war nach seinem Duell mit Kriss Dalmi auch bitter nötig. Aber er hatte gewonnen, und das war den Schmerz und das Leid durchaus wert gewesen. Nichtsdestotrotz hatte er ein Krankenhaus aufsuchen müssen, und nun – hier war der Kanadier nun.


Dass er nach dem Impure Rules Match in die nächstbeste medizinische Fakultät gehen würde, hätte man sich wohl denken können. Nun, zumindest einer hat so weit gedacht – und ist nun gekommen, um Breads zu besuchen.


und das, wie immer, recht stilvoll im Anzug. Der Besucher schaut sich um, betrachtet seine Umgebung aufmerksam, bevor er sich schließlich zu Wort meldet, allerdings noch, ohne den Augenkontakt zu seinem Gegenüber zu suchen.


James Corleone: „Meinen Glückwunsch, Mister Breads. Zu ihrem jüngsten Erfolg. Ein tolles Match und sie sind der verdiente Sieger. Also, Bravo. Oh und das hier…“


Mr. Purple deutet auf die sichtbaren und bereits behandelten Verletzungen von Breads.


James Corleone: „Dafür wünsche ich ihnen schnellstmögliche Genesung.“


Man könnte meinen diese Anmerkung sei recht spöttisch und zynisch gemeint. Genauso gut könnte das aber auch eine ernstgemeinte Bemerkung von der Hand of the King gewesen sein.

Man weiß es nicht.

Jetzt schaut er Robert Breads schließlich in die Augen.


Robert Breads: „Vielen Dank.“


Der Hall of Famer mustert seinen Gesprächspartner. Das ist nicht die erste Unterhaltung zwischen den beiden, und Corleone hatte sich ihm gegenüber durchaus respektvoll gezeigt, zu einem Zeitpunkt, an dem das niemand sonst in der Liga unbedingt für nötig erachtet hatte. Jetzt, da Breads wieder auf dem aufsteigenden Ast zu sein scheint, taucht Corleone hier wieder auf und möchte… was?


Nun, das gilt es wohl herauszufinden.


Robert Breads: „Was genau ist Ihr Anliegen? Sie dürften ja wissen, dass mir Drakes Sammelsurium von Anhängseln ein ziemlicher Dorn im Auge sind. Seit Aiden…“


Mit dem Daumen deutet Breads in Richtung der Tür hinter sich, womit klar sein dürfte, worauf – oder besser: auf wen – er hier wartete. Dass Rotari nach seinem Match mit Luna Rosario längerer Behandlung bedarf, dürfte kaum jemanden überraschen.


Robert Breads: „…so freundlich war deinem Klienten diesen Haufen Nichtsnutze auf dem Silbertablett zu servieren sind The End und Sie selbst in einer anderen Position als zuvor.“


Leicht legt der Kanadier den Kopf schief, ehrliche Neugier spricht aus seinen Worten.


Robert Breads: „Ich kann mich daran erinnern, vor einigen Monaten darüber gesprochen zu haben, dass die Kopien sich niemals vollends gegen das Original wenden würden. Nun ist Drake Nova Vaughn weg, und doch akzeptiert man The End nicht vollumfänglich als den Anführer eures kleinen Vereins… man ist noch immer eher dem Schatten von jemandem verbunden, der nicht mehr da ist.“


Eine kurze Pause, ehe Breads betont deutlich und langsam weiterspricht.


Robert Breads: „Ich für meinen Teil bin einmal mehr froh, mit meinen Worten über die zahlreichen Variationen eures gefallenen Ex-Anführers Recht behalten zu haben. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es sehr… frustrierend sein kann, wenn so ein Zane Levy auf einmal sein eigenes Ding dreht. Insofern es denn sein eigenes Ding ist. Wie gesagt, ich glaube nicht, dass die drei Sidekicks ohne Anweisungen ihres Vaters im Geiste handeln.“


Corleone horcht auf. Was hat er da gerade gesagt?


James Corleone: „Eine spannende Theorie, die sie da verfolgen… wissen sie mehr als ich?“


Nun ist der Zynismus doch eindeutig herauszuhören.


Robert Breads: „Meine Meinung hat sich in den letzten Monaten als relativ verlässliche Quelle für korrekte und wichtige Epiphanien erwiesen. Aber Sie haben selbstverständlich Recht, ich WEISS nichts konkretes.“


Erneut deutet Breads auf die Tür hinter sich.


Robert Breads: „Um Dinge zu WISSEN hat das Protokoll schließlich nun seinen eigenen Spezialisten.“


Ein Lächeln von Breads, offenbar trotz der horrenden Kämpfe an diesem Abend sehr zufrieden mit den Ergebnissen – und was sie bedeuten.


Robert Breads: „Muss bitter sein, dass der gleiche Mann, der The End diese Stellung an der Spitze von Leviathan ermöglicht hat, nun eine der Fürsprecherinnen für ihn aus dem Weg geräumt hat. Wenn ich The End wäre… nun, ich wäre von dieser ganzen Zane Levy-Situation furchtbar genervt.“


Corleone entgeht es nicht, wie hier durchaus ein Unterton mitschwingt, der eher mehr Zwietracht unter den Leviathan-Mitglieder säht, als in irgendeiner Art und Weise zur Lösung beizutragen. Aber gut, nix anderes hatte er erwartet.


James Corleone: „Zum Glück für sie dann, Mister Breads, dass sie sich nicht in dieser Situation befinden. Ich gebe zu, Leviathan befindet sich gegenwärtig an einem Punkt, der gewiss alles andere als optimal ist. Es gibt einige Baustellen, die wir bearbeiten müssen, das ist richtig. Und wie ihnen wahrscheinlich nicht entgangen sein mag, gedenken wir dies auch bei War Evening zu tun.“

Robert Breads: „Das habe ich wohl mitbekommen.“

James Corleone: „Ausgezeichnet, denn deshalb bin ich hier. Um sie um etwas zu bitten, denn ich weiß, mit ihnen kann man reden. Um ein Match will ich sie bitten. Ihr geschätzter Partner, Mister Desmond Briggs… gegen den gerade angesprochenen Zane Levy. Um den GFCW Intercontinental Championship.“

Robert Breads: „Ich weiß nicht, ob ich das unbedingt einsehe. Ich meine, sicherlich, ich könnte bei Dynamite anklopfen und er wäre nach meinem jüngsten Erfolg sicherlich nicht abgeneigt sich meinen Vorschlag anzuhören… aber ich mag Zane Levy nicht. Überhaupt nicht. Warum also nicht einfach The End vs Zane Levy ansetzen? Der Sieger könnte dann immer noch Desmond herausfordern. Warum sollte das Protokoll Zane eine Chance geben, die er sich in keinster Weise verdient hat? Warum…“


Hinter Breads öffnet sich die Tür, auf die er zuvor gedeutet hatte. Der Kopf des Kanadiers dreht sich ohne Umschweife, und auch Corleone wirft einen neugierigen Blick auf den bandagierten, sehr langsamen und sehr vorsichtig laufenden Mann, der bei jedem Schritt, den er auf den Flur macht, innerlich zusammen zu zucken scheint – aber er läuft auf seinen eigenen zwei Beinen. Aus dem Augenwinkel linst er zu Corleone.


Aiden Rotari: „Bei aller Liebe, Robert, aber bevor ich das nächste Leviathan-Mitglied besiege brauche ich eine Pause, selbst wenn es nur der Manager ist.“


Eine offenkundig scherzhafte Behauptung von der Sorte, die man von Rotari vor seiner Demütigung durch Luna Rosario öfter gehört hatte. Ohne das dazu passende Dauergrinsen und den permanent spöttischen Unterton klingt es allerdings viel weniger humorvoll, auch wenn es sicherlich so gemeint ist.


Es gibt eben kein Zurück mehr. Die Zahnpasta ist aus der Tube. Daran ändert leider auch Rotaris Sieg nichts – der hat ihm dafür aber Genugtuung und einen Platz im Protokoll gebracht.


Zögerlich dreht der Mann ohne Fischkostüm sich in Richtung des Strippenziehers von Leviathan – in gewisser Weise eine Art „Blick in den Spiegel“, auch wenn es um die körperliche Gesundheit von Corleone im Moment deutlich besser bestellt ist. Dafür hat The End allerdings auch sein Match nicht gewonnen.


Aiden Rotari: „Entschuldigen Sie den schlechten Scherz, ich hatte nicht mit Besuch gerechnet. Welche geistreichen Inhalte dieser Konversation sind mir bisher entgangen?“


Einmal mehr macht sich Rotari sofort daran, alles Mögliche über jede mögliche Situation herauszufinden, um irgendwo einen Weg zu finden, Kapital aus irgendetwas zu schlagen.


Man kann nicht ganz abstreiten, dass Aiden Rotaris Anwesenheit Corleone minimal aus dem Konzept gebracht hat. Er hat sich sofort wieder neusortiert, ohne Frage, aber so richtig auf dem Schirm hatte er ihn nicht. Und Freude, ihn jetzt zu sehen, mag auch anders aussehen. Schließlich hat Rotari Leviathan-Mitglied Luna Rosario besiegt. Aber natürlich bleibt Corleone professionell. Und sogar vielmehr verschmitzt, als wie sonst kalt und distanziert.


James Corleone: „Mister Rotari! Auch ihnen möchte ich ganz herzlich zu ihrem Triumph gratulieren! Unsere Luna zu besiegen… das mag mit Sicherheit kein leichtes Unterfangen sein. Und ganz unter uns… es steht ihnen deutlich besser kein Fisch zu sein.“


Wieder überwiegt hier die Doppelzüngigkeit und der Zynismus von Corleone. Irgendwie will er sich schon gut mit seinem Gegenüber stellen, aber der Spott und Hohn scheint hier dennoch mitzuschwingen.


James Corleone: „Wir haben gerade über ein potentielles Match gesprochen. Desmond Briggs gegen Zane Levy, um den Titel, versteht sich. Und Mister Breads hier scheint von dieser Idee so gar nicht überzeugt. Und, offen gestanden, verstehe ich auch warum. Womit hätte ein Zane Levy dieses Match verdient? Womit, hätte Leviathan dieses Match verdient?“


Corleone bleibt recht dubios und unscheinbar in seinem Auftreten, aber er weiß wie er sich zu verkaufen hat.


James Corleone: „Abgesehen davon und wieder, bin ich ganz offen: weiß selbst ich nicht so recht, was genau mein Klient sich dabei denkt.“


Und das ist der Punkt, an dem die Fassade von Corleone für einen Moment zu brechen scheint. Vielleicht sind das die ehrlichsten Worte, die er im gegenwärtigen Aufeinandertreffen bisher gesprochen hat.

oder aber die am besten gelogenen.


James Corleone: „Aber ich bin ein Mensch, der weiß, wem er vertrauen kann. Und ich vertraue The End. Er hat einen Plan. Und deshalb, bitte ich sie erneut, Mister Breads, um dieses Match. Und ich bitte vor allem SIE, weil ich auch bei ihnen darauf vertraue, dass sie das richtige tun. Sie wissen selbst, dass die kurzfristige Änderung der Stipulation bei Ultra Violence ein psychologischer Vorteil für Desmond Briggs war.



The End ist an diesem Tag angetreten unter der Annahme, seine Verbündeten von Leviathan würden hinter ihm stehen. Würden ihm seelischen und moralischen Rückhalt geben. Einen Vorteil, der ihm mehrfach schon den Sieg gekostet hat, weil seine Gegner ihn hatten und er selbst doch nicht. Es geht nicht darum, dass The End keine Siege allein erringen kann, es geht darum, dass die Spielregeln verändert wurden sind, kurzfristig und von Desmond Briggs. Nenne sie es wie síe wollen, ein strategischer Schachzug, ein Kopfspielchen, ein mentaler Bonus, ein… Trick. Aber das hat entschieden dazu beigetragen, dass The End nicht eher gewonnen hat.“


Corleone wird kurz ruhig und schaut weiterhin zu Breads. Es wirkt so als würde er immer ernster werden.


James Corleone: „Sie mögen Leviathan nicht, dass ist klar. Und The End ist der Anführer von Leviathan, richtig… und dennoch, bin ich hier nicht im Auftrag von Leviathan. Sondern im Auftrag von The End. Ich bin die Hand des Königs und nicht des Königreichs. Also tun sie MIR diesen Gefallen, tun sie THE END diesen Gefallen.“


Es dürfte mehr als offensichtlich sein, dass man wohl keinem einzigen Wort glauben schenken kann, dass Corleone hier sagt. Das weiß auch Robert Breads. Und doch, vielleicht steckt in dieser abstrusen Logik, selbst wenn sie nur ersponnen und erlogen ist, irgendwo ein Punkt.


James Corleone: „Der Gerechtigkeit sollte Ehre und Wiedergutmachung erwiesen werden, dafür dass das im Vorfeld klar etablierte Match so kurzfristig zum eigenen Vorteil manipuliert wurde, bei Ultra Violence. Oder… kann das Protokoll einzig und allein mit der Ausübung seiner Macht gewinnen?“


James Corleone scheint sein eigenes Spiel zu spielen. Wie so oft, lässt sich das bei diversen seiner Aussagen vermuten. Oder? Vielleicht weiß er auch nur einfach was er sagen muss, um das zu bekommen, was er will.


Aiden Rotari: „Das Protokoll sollte keine Schwäche zeigen.“


Bevor Breads etwas erwidern kann, hat Aiden das Wort ergriffen – kaum Teil einer „höheren Macht“, schon beginnt sein Gehirn zu arbeiten, was am besten zu tun ist.


Aiden Rotari: „Wir haben bei Ultra Violence einen doppelten Sieg gegen Leviathan eingefahren. Drake habe ich bereits vernichtet – in einem Singles Match und als Anführer dieser Gruppierung. Niemand interessiert sich für den Versager Silas. Desmond hätte die Chance, ein Zeichen zu setzen.“


Reflexartig nickt Rotari eifrig bei diesen Worten, zuckt aber sogleich zusammen, als der Schmerz ihn überkommt. Mit hochgezogenen Augenbrauen, aber dennoch zweifelsohne besorgt und mitleidig dreinblickend, schaut Breads zu seinem Protegé, ehe selbiger fortfährt.


Aiden Rotari: „Er könnte das letzte relevante unbesiegte Mitglied von Leviathan schlagen. Das Protokoll könnte diese Gruppierung vollumfänglich übertrumpfen und somit an die Erfolge von Ultra Violence anknüpfen. Ich bin mir zu einhundert Prozent sicher, dass Desmond ein Ablehnen von einem Duell mit einem Kämpfer wie Zane Levy als Feigheit interpretieren würde – und die GFCW-Galaxie sicherlich auch.


Wir müssen an die Außenwirkung denken, Robert. Desmond ist zu schlau, um das nicht zu wissen, und zu stark, um Angst vor Zane Levy zu haben. Er hat dem alten Leader von Leviathan den Titel abgeluchst und den neuen Leader beim Pay-Per-View geschlagen. Es gibt keinen Grund, dieses Match nicht anzunehmen. Es ist die perfekte Gelegenheit, den Disput mit der letzten verbliebenen Bastion der Rebellion zu unseren Gunsten zu entscheiden – mit unserem Champion als Speerspitze.“


Breads schürzt die Lippen – so kann man es natürlich auch sehen. Rotaris Blick bleibt weiterhin auf Corleone fixiert, er sieht dem Gefährten von The End ohne Unterbrechung in die Augen – als würde die Konversation der beiden nicht bloß auf verbaler Ebene stattfinden. Das entgeht „Canada’s Own“ nicht, doch er entschließt sich einmal mehr, darauf zu vertrauen, dass Rotari schon weiß, was er tut.


Robert Breads: „Nun, ich bin mir sicher ich könnte zumindest mal mit Dynamite… sprechen… schließlich dürfte Ihnen ein Sieg von Desmond Briggs doch auch deutlich eher entgegen kommen als ein Champion bei Leviathan, der nicht The End ist?“


Nun, das ist die Frage – ist Corleone das lieber? Oder würde er den Titel lieber bei Leviathan sehen, auch wenn er bei Zane und nicht bei End landen würde? Fragen über Fragen, die nur ein Mann beantworten kann.


Corleone schaut selbst in Richtung Rotari… seine Worte, welchen Wahrheitsgehalt sie auch immer beherbergt haben möchten, scheinen zumindest bei ihm gefruchtet zu haben. Und damit auch bei Robert Breads. Er hat, was er will.


Und dennoch ist ihm selbstverständlich auch die Abschlussbemerkung nicht entgangen.


James Corleone: „Ich diene dem König. Und was der König will, das will auch ich.“


Wie sie sehen, sehen sie nichts. Gekonnt sagt Corleone hier etwas, ohne etwas zu sagen. Dennoch, auf seinem Gesicht ist ein verschmitztes Grinsen zu erkennen, denn…

Er hat, was er will.


James Corleone: „Vielen Dank für ihre Zeit Gentleman, dann mal noch gute Besserung.“


Das verschmitzte Grinsen bleibt und Corleone geht. Damit steht das Intercontinental Championship Match. Was es nun genau damit auf sich hat und wie das Match ausgehen wird… das sehen wir wohl erst, bei War Evening.



Man kennt die Räumlichkeiten mittlerweile. Vor allem wenn man sie am Abend eh schon einmal gesehen hat. Diesmal hat sich der Candy Man auch nicht von Segment zu Segment umgezogen, nachdem da beim letzten Mal niemand im Internetz darauf einging, was ihn zutiefst enttäuschte.


So sitzt er also hinter seinem Schreibtisch und sortiert seine Akten, wobei ein Stapel diesmal etwas dicker ausfällt als sonst. Kamerabedingt auf dem Kopf stehend kann man das Logo des Performance Centers erkennen. Robert Breads ist zwar der Head Coach, so ganz an Fletcher vorbei geht das Thema aber doch nicht. Entsprechend spannt ihn auch die Royal Rookie Battle Royal ein wenig ein, was wohl der Grund für das Aktenwälzen sein dürfte. Das wiederum ist der Grund dafür, dass…


Klopf…Klopf…Klopf…


er das Klopfen ignoriert. Er summt nur vor sich hin und wälzt weiter seine Blätter. Er spricht friedlich zu sich selbst.


Eric Fletcher: „Hmmhmmhmm, mach halt nächstes Mal einen Termin, dann habe ich auch Zeit für dich Person X.“


Der Commishioner widmet sich wieder seinen Aufgaben. Nach ein paar Sekunden erneut.


Klopf...Klopf...Klopf…


Der Commissioner zieht eine Schnute, grummelt. Überraschenderweise geht sein Plan nicht auf. Nach einem Seufzen erbarmt er sich und legt die Akten in seiner Hand zur Seite, quer auf den Stapel der bereits gelesenen und bearbeiteten Formulare und Briefe.


Eric Fletcher: „Dann halt doch…herein!“


Die Tür öffnet sich und die Augen des Commissioners weiten sich. Er ist schon jetzt bedient. TSEizn Ra(re)BBits stehen vor seiner Tür. Der kleine Japaner schaut vorsichtig herein. Unmaskiert und unbemalt stehen sie recht neutral gekleidet vor dem Büro des Commishioners.


Dürfen wir hereintreten Herr Commishioner Fletcher?“


Dieser nickt überrascht der höflichen Worte des Japaners. Mit einer einladenden Geste winkte er die beiden herein. Die beiden die beim vergangenen PPV die Gegner der beiden GFCW Legenden Thor und Tha Bomb waren betreten den Raum. Ruhig und still schauen die beiden sich um und bleiben vor dem Schreibtisch Eric Fletchers stehen.


Tsuki Nōsagi: „Mein Name ist Tsuki Nōsagi. Es tut uns Leid, dass wir ohne Termin hier an ihre Tür klopfen und ihre kostbare Zeit in Anspruch nehmen. Dafür danken wir Ihnen. Ich will nicht unhöflich sein Herr Fletcher...aber sie sehen heute so gleich aus. Es “


Mit einer leichten Verbeugung drückt der Japaner seinen Respekt aus. Fletcher nickt nur knapp, schließt die Augen, stülpt beide Lippen leicht über.


Eric Fletcher: „Klar doch…na dann…was kann ich für euch tun?“


Anscheinend ist Tsuki Nōsagi der Wortführer der beiden, denn der Mexikaner mit der Luchadore Maske hält sich bedeckt im Hintergrund. Der Japaner mit der seltsamen Gesichtsbemalung holt einen Umschlag hervor und legt diesen auf den Tisch von Eric Fletcher. Dieser öffnet ihn und schaut schnell lesend über die erste Seite.


Tsuki Nōsagi: „Dies ist unsere offizielle Bewerbung bei der GFCW Herr Fletcher.“


Mit hochgezogener Augenbraue schaut Fletcher erst auf den Zettel in seinen Händen dann darüber hinweg in Richtung der Rabbits.


Eric Fletcher: „NACH eurem Debüt? Ist ein bisschen spät, oder? Wieso seid ihr damit überhaupt bei mir? Ihr hängt doch bei Dynamite mit drin. Ihr seid doch schon Teil der GFCW.“


Erneut verbeugt sich Tsuki Nōsagi.


Tsuki Nōsagi: „Danke Danke. Doch das waren nicht wir. Die ganze Zeit waren wir die schlechte Idee zweier alter Männer die in ihrer Zeit feststeckten. Sie gaben uns Namen. Sie gaben uns ein Thema. Etwas was wir auf uns nahmen...nehmen sollten...um einen Schritt näher dahin zu kommen wohin wir wollen.“


Der Commishioner schaut skeptisch und mustert die beiden.


Tsuki Nōsagi: „Wir sollten die Figuren spielen die sich die beiden ausgedacht haben. Wir waren ihre Begleiter und sollten von Ihnen lernen sagten sie.“


Der Mexikaner nickt zustimmend.


Tsuki Nōsagi: „Sie haben uns in Rollen gesteckt die sie sich ausgedacht haben.“


Die Stimme des Japaners klingt fast schon entschuldigend.


Tsuki Nōsagi: „Rollen die ihrer Phantasie entsprangen…die sie aber selbst nicht erdacht haben.“


Fletcher hört der ruhigen und besonnenen Stimme interessiert zu. Der Japaner stellt sich nun an die Seite seines Partners.


Tsuki Nōsagi: „Hier siehst du das was wir sind. Wir hören die Stimmen die nach Erklärungen verlangen. Und dies ist der Weg den wir gehen wollen um diese Antworten zu liefern Herr Fletcher.“


Er deutet mit dem Zeigefinger auf eine Zeile des Textes in seinen Händen. Dabei schaut er in das Gesicht des Japaners.


Eric Fletcher: „Hier steht, ihr wollt ins Performance Center?“


Die beiden nicken.


Tsuki Nōsagi: „Genau. Unsere Vergangenheit ist nicht so einfach erklärt. Der Weg den wir gegangen sind war beschwerlich. Unsere beiden ehemaligen Mentoren sahen uns als Chance ihre Legende weiterleben zu lassen. Doch haben wir schnell festgestellt das es nicht die Art ist wie wir ihn gehen wollen.“


Der Luchadore geht einen Schritt auf Fletcher zu.


El Metztli: „El Metztli und Tsuki Nōsagi...Wir sind der Teil unserer Phantasie den wir mit euch Teilen. Wir sind kein Produkt zweier Männer deren Zeit abgelaufen war.“


Der Commishioner nickt erneut und schaut zwischen den beiden hin und her.


El Metztli: „Es gibt verschiedene Sichtweisen wie wir ihre „Lehrlinge“ wurden. Sie glaubten das wir ihre Gedanken sind. Sie glaubten das sie uns gefunden haben. Sie glaubten bis vor einigen Wochen das sie uns erschaffen haben.“


Der Japaner gesellt sich jetzt zu ihm.


El Metztli: „Aber das wir das Produkt einer Phantasie sind die die beiden nicht kanten ist Ihnen die ganze Zeit über verschlossen geblieben. Wer selbst keine Phantasie hat kann sie nicht erkennen. Das wurde den beiden zum Verhängnis. Das wird vielen hier in der GFCW noch zum Verhängnis werden die sich unserer Phantasie verschließen. Der Weg der Wahrheit ist zu Ende. Der Weg seiner Phantasie hat erst begonnen. Diesen Weg werden wir gehen.“


Tsuki Nōsagi: „Wir werden von der Phantasie leben die ein jeder an den Tag legt. Der Gedanke ist das mächtigste Instrument das ein Individuum haben kann. Jeder Gedanke ist stark. Die beiden hatten keine Phantasie mehr. Kein Gedanke von Ihnen hat uns stärker gemacht. Deswegen waren sie nur ein Zwischenstopp in die Welt in die wir wollten. Und wir sind nun hier.“


Jetzt schaudert es Eric Fletcher doch ein wenig der weiterhin hinter seinem Schreibtisch sitzt. Das Stirnrunzeln wird stärker. Es fällt ihm nicht so ganz leicht, den „Erklärungen“ der Neulinge zu folgen. Zu mysteriös, zu geheimnisvoll, zu…soll man es wirklich so sagen…fantasievoll? Er erinnert sich an die Auftritte der beiden bislang. Das höfliche und zuvorkommende Auftreten was die beiden zu Beginn an den Tag gelegt haben könnte eine Wendung nehmen. Der Japaner verbeugt sich. Der Mexikaner hält sich die Faust vor dir Brust.


Tsuki Nōsagi: „Wir bitten um die Möglichkeit uns zu zeigen wie wir sind. Woher wir sind. Was wir sind. Wie das passieren wird überlassen wir ihrer Phantasie. Wenn Sie uns lassen. Wir wollen nix geschenkt. Uns wurde bisher auch nie etwas geschenkt. Wir werden uns das erarbeiten was wir erreichen wollen.“


Fletcher grübelt. Weniger über die Entscheidung, die er hinsichtlich der beiden treffen wird sondern vielmehr darüber, was das für die GFCW bedeuten könnte und was man von diesen beiden noch alles zu erwarten hat. Musternd, prüfend, wandert sein Blick vom Mexikaner zum Japaner und wieder zum Mexikaner. Dann zuckt er mit den Augenbrauen und atmet tief ein.


Eric: „Jungs…ich habe keine Ahnung, was uns erwarten wird mit euch. Was ihr vor habt, wie viel ihr mit Dynamite zu tun habt, mit Thor oder warum ihr wegen der Performance Centers zu mir kommt statt direkt zu Breads. Keine Ahnung, vielleicht fehlt mir ja die Fantasie.“


Mit der linken Hand, wedelt er ziellos durch die Luft. Dann schaut er wieder auf den Brief in seinen Händen. Ein dreckiges Grinsen macht sich allmählich in seinem Gesicht breit.


Eric: „Aber ich bin gespannt, herauszufinden, was ihr hier noch anstellen wollt. Und wie sehr ihr Breads im Performance Center bespaßen könnt.“


Er schaut vom Blatt hoch, zwinkert den beiden zu.


Eric: „Also Jungs…Dynamite gab euch den Vertrag, ich geb euch die Aufgabe…willkommen im Performance Center. Viel Spaß bei Robert Breads.“


Die TSEizn Ra(re)BBits bedanken sich beim Commishioner. Beide verbeugen sich leicht und schauen zum Boden. Plötzlich flackert das Licht ein wenig. Fletcher schaut sich fragend um. Die Kamera zoomt näher auf ihn. Das Flackern wird stärker und mischt sich mit rosa Lichteffekten. Nachdem es kurz finster wie in der Nacht ist ist der Raum komplett rosa beleuchtet.


TSEizn Ra(re)BBits: „Danke...“


Fletcher schaut wieder nach vorn. Dort stehen Tsuki Nōsagi und El Metztli in ihrem Outfit vom PPV. El Metztli trägt die Luchadore Maske. Tsuki Nōsagi die Gesichtsbemalung. Der weiße Hase ist das Motiv was beide auf ihrer Kleidung tragen.


Plötlzlich gibt es ein lautes PAFF und eine rosa Rauchwolke macht sich im Büro breit. Man hört das quietschen der Tür, Schritte und wie die Tür wieder ins Schloss fällt. Nach ein paar Sekunden hat sich der Rauch gelegt. Fletcher wedelt immer noch etwas mit den Händen umher damit der Rauch sich endgültig verzieht. Die TSEizn Ra(re)BBits sind verschwunden. Ein wenig überrascht aber keineswegs irritiert zuckt Fletcher kurz zusammen. Er schüttelt nur mit dem Kopf und widmet sich wieder seinen Aufgaben.


Eric Fletcher: „Na dann. Willkommen ihr beiden...na was auch immer ihr seid...“


Fade Out.



8 Tage vor der Show


In Dragans DoJo ist es wieder ruhig geworden. Die meisten Schüler sind schon längst wieder zuhause und liegen bei ihren Eltern auf der Couch oder was man auch immer in Eckernförde so alles machen kann. Nicht viel, das ist gewiss. In der Umkleidekabine dagegen sehen wir den frisch geduschten und im Bademantel stehenden Kyle Dougals. Andächtig schaut er sich die an der Wand hängenden Fotos und Pokale vergangener glorreicher Zeiten an. Dragan war der bekannteste Wrestler im ehemaligen Jugoslawien. Razarač haben sie ihn gerufen – Den Zerstörer. Auch den Siegesgürtel des jugoslawischen Ringermeisterschaft 1977 ist noch in einer Vitrine zu sehen. Anerkennend zieht Kyle seine linke Augenbraue nach oben. Auch wenn er alt und fett ist, Dragan ist einer vom Fach. Neben einiger weiterer Plakate die Razarač als Main Eventer von Veranstaltungen in Belgrad, Tirana, Ljubljana oder Kiew zeigen, erblickt Kyle ein neueres Bild: dort zu sehen sind Dragan der seinen Arm um Raymond Douglas gelegt hat. Raymond Douglas posiert dort mit dem GFCW Intercontinental Title. Die Augen des jungen Kanadiers werden etwas kleiner. Ist es Neid? Ist es Hass? Es ist nicht klar zu erkennen. Nun nähert sich eine Person von hinten Kyle und legt dem kanadischen Ringermeister seinen Arm um die Schulter. Das Bild und die Realität ähneln sich von der Pose nun sehr, nur anstatt Ray steht Kyle in Dragans Arm.


Dragan: „Siehst du, Junge. Das ist genau das richtige Bild. Da wollen wir hin! Gold gewinnen. Meisterschaften.“


Kyle ist nicht so der große Freund von südeuropäischen Liebkosungen und windet sich aus der freundlichen gemeinten Umklammerung wie ein Aal.


Kyle: „Ich wurde hier hingeschickt, Dragan. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir noch lange zusammenarbeiten werden. Sorry, Mann. Du bist ein guter Trainer, aber ich brauche keinen Manager, um Titel zu gewinnen.

Dragan: „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der sein eigenes Können so maßlos überschätzt wie Du.“

Kyle: „Du hast halt noch nie mit einem Jahrhunderttalent zusammengearbeitet.“

Dragan: „Haha, Du Komiker. Aber ich habe eben mit Eric Fletcher telefoniert und habe ihm über unsere Trainingserfolge berichtet.“

Kyle: „Hört sich gut an. Dragan, der Ehrenmann. Aber nur die Wahrheit weiterzugeben, ist das jetzt eine besondere Leistung?“


Dragan fuchtelt nun mit seinem wurstigen linken Zeigefinger in der Luft herum. Ihm geht die jugendliche Anmaßung augenblicklich gehörig gegen den Strich.


Dragan: „Jetzt halt einfach mal deine Schnauze. Nächste Woche feierst du dein Debüt bei War Evening!“


Die Laune von K. Douglas hebt sich nun merklich. Jubelnd springt der junge Kanadier auf.


Kyle: „Allright! Gegen wen muss ich denn ran? Ich hoffe es ist schon ein namhafter Wrestler.“

Dragan: „FlipTrip!“

Kyle: „Das Tag Team? Ok, die beiden sind ja richtige Lappen. Ich trete auch gerne in einem Handicap deren Köpfe ein.“

Dragan: „Haha. Du kämpfst nicht alleine. Dein Partner ist…..


Schnelle Schritte sind zu hören, als mit ordentlich Zug Kyd Flawless in den Raum springt. Der junge US-Amerikaner trägt noch seine Trainingsklamotten. Frisch frisiert mit einem rotgefärbten Vokuhila versprüht er direkt sehr viel Lebensfreude in dem doch etwas vermieften Umkleideraum.


Kyd: „Kyyyd Flaawless. Wir beide sind ein Team, Kyle. Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit!“


Kyle Douglas steht der Mund nun offen, damit hat er nicht gerechnet.


Dragan: „Das ist das was du lernen musst: K-O-O-P-E-R-A-T-I-O-N. Ihr beide habt doch schon gut im Ring harmoniert und Kyd hat eine zweite Chance in der GFCW verdient. Ihr beide würdet ein sehr interessantes Tag Team abbilden. Wenn ihr etwas Erfahrung gesammelt haben werdet, sind bestimmt auch die Tag Team Titles für euch drin.“

Kyd: „Come On, Kyle. There is no I in TEAM.“

Kyle: „Bist du kleiner Spacken Michael Jordan oder was? Was sind das für Facebook-Weisheiten?“

Dragan: „Was ist jetzt wieder dein Problem?“

Kyle: „Kyd ist ein super High-Flyer. Ich hab durch das Training mit ihm auch ein paar neue Moves gelernt….“

Dragan: „Aber?“


Kyle (beugt sich rüber zu Dragan und flüstert ihm etwas ins Ohr): „He is a simple man.“


Dragan: „Was?“

Kyd: „Kyle! Was sollen diese Respektlosigkeiten?“


Kyle Douglass Blick wendet sich ab von Dragan und nun steht er dem etwas kleineren Kyd Flawless quasi „Nase an Nase“ gegenüber. Der deutlich muskulösere Douglas lässt dann auch noch seine muskulöse Brustmuskulatur spielen. Ein animalisches Gehabe. Wer ist hier der Silberrücken?!

Flawless lässt sich aber nicht einschüchtern, selbstbewusst weicht er im „Kopf-an-Kopf“-Duell keinen Zentimeter zurück.


Dragan: „Das mag ich an euch beiden. Ihr wollt es beide wissen. Tut mir bitte aber einen Gefallen und haut euch bitte nicht vor dem Kampf gegen Flip Trip gegenseitig zu Klump.“

Kyle: „Zu Klump? Der mich? Never ever. Dragan ich habe ein Problem mit Kyd: Er ist bereits in der GFCW gescheitert. Er hatte schon seine Chance, er hat sie nicht genutzt. Niander hat ihn verdroschen, Ellis Diehl ebenfalls. Alle Wrestler mit etwas höherem Rang haben aber nach meiner Kenntnis nach NCT und vor allem Ellis Diehl bezwungen. Selbst dieser Meathook. Was will ich mit einem Partner, der keinen Mehrwert im Ring liefert?! Sparringspartner, ok. Aber als TAG TEAM PARTNER?“


Dragan schüttelt wild mit dem Kopf und möchte gerne das Wort ergreifen, aber ein aufgebrachter Kyd kommt ihm bereits zuvor.


Kyd: „Was meinst du eigentlich wer du bist, Kanadier? Meinst du die GFCW ist ein Kindergarten?“

Kyle: „Nein, aber du bist Kita-Gruppe Ameisenbär. DU hast schon deinen Shot gehabt. Du bist zu schlecht?! Wie war dein letzter Name dort? THE EXPLOSIVE, WAS EIN TROTTELNAHME! HAHAHA“

Kyd: „Zeig du doch erstmal, dass du besser bist. Du strotz nur so vor Arroganz und hast in deinem Leben noch nichts erreicht. Ich habe mir meine zweite Chance redlich verdient.“

Dragan: „Kommt mal runter, Jungs. Ihr beide passt doch wunderbar zusammen. Super Ringerfähigkeiten bei Kyle und High-Flying-Action bei Kyd.“


Kyle und Kyd haben sich noch immer nicht gerührt. Nun bewegt sich Kyle einen Schritt nach hinten und schaut wieder zu seinem Trainer hinüber.


Kyle: „Welche Wahl habe ich schon? Wie soll das Team denn heißen?“

Kyd: „Wie wärs mit den North-Western-Boys. DU bist aus Vancouver und ich aus Seattle. Das passt doch super.“

Kyle: „BULLSHIT! Für mich nicht verhandelbar. Dragan! Unter welchem Namen hast du uns denn gemeldet?“

Dragan: „Kyd & Kyle.“

Kyle: „Sehr kreativ. Ich werde nur als zweites genannt? Du scheinst ja Nerven zu haben.“

Kyd: „Mein Gott bist du eine Heulsuse!“


Douglas wandert nun stark angesäuert durch den Raum. Er kratzt sich dabei auch am Kopf. Es brodelt ihn ihm. Er der große Champion rückt erstmal ins zweite Glied? Hitzköpfig ist der junge Mann unbenommen. Aber ist er auch völlig uneinsichtig? Seine Ringerkarriere ist vorbei, Olympia adé. Eine Wrestling-Karriere hat noch nicht wirklich begonnen…


Kyle: „HALT DIE SCHNAUZE, Junge. In Ordnung. Wir kommen gemeinsam rein, benutzen deine Schwachsinnspräsentation, Mit all dem Glitzer und Scheiß. Deine Musik, dein Team. Kyd. Und Coach?! Ich werde alles geben, Dragan. Aber bitte wundere dich nicht, wenn es so kommen wird, wie ich vorhergesagt habe!“


Gefasst aber dennoch mit furchtbar mieser Laune verlässt Kyle Douglas den Raum. Ein kleiner Tritt erhält noch der völlig unbeteiligte Mülleimer nahe der Türe. Kopfschüttelnd schauen sich dagegen Dragan und Kyd Flawless an. Ganz getreu dem Motto: „Das kann ja was werden.“




War Evening, Venlo (Covebo Stadion – De Koel, OPEN AIR), 14.06.2022


In Kooperation mit




Einmal mehr begrüßt uns Zico Chains 'Mercury Gift' und Venlo ist absolut aus dem Häusschen. Nach zwei Jahren Abstinenz ist die GFCW wieder in den Niederlanden angekommen und das erste Mal tatsächlich in Venlo, während sie zuvor nur in Amsterdam und Rotterdam gastierte.


Als das allseits beliebte GFCW Intro auf dem Titantron gezeigt wird, stehen sie hier Kopf. Das Pyro Feuerwerk ist ist noch mal deutlich imposanter, schließlich sind wir hier auch OPEN AIR und dafür ist natürlich auch das beste Wetter. Selbst jetzt am Abend sind wir bei über 25 Grad, also das perfekte Wetter, um eine Wrestling-Show unter freiem Himmel auszutragen. Venlo hat Bock, ich hab Bock, eigentlich jeder hat Bock. Los geht’s!


Pete: „GFCW-GALAXY! WIR - SIND - LIIIIIVEEEE AUS VEEEEEEEENLOOOO!“

Sven: „Die Open-Air Saison hat angebrochen und wie jeder weiß, ist das meine absolute liebste Zeit!“

Pete: „Oh ja! Bist du nach dem PPV noch immer so elektrisiert?“

Sven: „Und ob. Ultra Violence war eine fantastische Show und hier in Venlo an diesem wunderschönen Abend zu sitzen, vergoldet das Ganze natürlich noch.“

Pete: „Ultra Violence machte seinem Namen alle Ehre und wir haben einige hart geführte Matches gesehen. Ich bin gespannt, in welcher Verfassung das Roster heute ist.“

Sven: „Also ich kann dir sagen, Pete, dass einige sicherlich froh sind, hier und heute nicht wresteln zu müssen, auch wenn sie vielleicht gerne würden.“

Pete: „Dann sprechen wir doch mal über die, die es tatsächlich auf die Card geschafft haben.“

Sven: „Los.“


Tag Team Match:
Flip Trip vs Kyd und Kyle
Referee: Henry Phoenix Jr.


Pete: „Frischfleisch! Dragan kennt der ein oder andere Zuschauer ja bereits und auch Kyd hat man schon mal im Performance Center gesehen, als Kyd Flawless oder zuletzt als The Explosive. Wie es scheint, hat der gute Dragan einen jungen Olympioniken ans Land gezogen.“

Sven: „Scheint so! Heute also das erste Match für das technisch versierte Talent und seinem Partner, der in der GFCW noch mal eine Chance bekommen soll.“

Pete: „Flip Trip sind ja in der letzten Zeit recht aktiv im Ring, aber selten erfolgreich. Glaubst du, dass sie hier einen Sieg erringen können?“

Sven: „Na ja, so langsam wird es Zeit für einen Sieg. Wenn nicht gegen ein neues Team, dann weiß ich nicht, gegen wen, Pete.“

Pete: „Wir werden sehen, ob sich die Erfahrung als Team hier und heute bezahlt macht oder ob Kyd und Kyle direkt mit einem Sieg ihre Tag Team Karriere starten können!“


Singles Match:
Viggo Constantine vs Antoine Schwanenburg
Referee: Jack Bobo


Pete: „Ein sehr interessantes Match.“

Sven: „Das ist eine richtige Reifeprüfung für den jungen Briten. Auch wenn Antoine den Titel nicht gewinnen konnte bei Ultra Violence, so ist er nichtsdestotrotz eine Naturgewalt, die man erst mal bändigen muss. Vor allem in Singles Matches. Wir wissen alle, wie schwer er in solchen zu schlagen ist.“

Pete: „Oh ja! Außerdem wird er sich den Frust sicherlich von der Seele wresteln wollen, hier und heute nicht der Champ zu sein. Ich bin wirklich gespannt, wie Viggo sich schlagen wird.“

Sven: „Wir wissen, dass Antoine in Zukunft noch ein Hühnchen rupfen will mit Holly. Ein deutlicher Sieg gegen seinen Schützling könnte das Signal senden, was er senden möchte.“

Pete: „Aber mal anders herum: Wenn Viggo hier den Sieg schaffen sollte, dann katapultiert ihn das direkt recht weit nach oben in der Liga!“

Sven: „Das halte ich für unrealistisch, dabei sein ist hier alles für Viggo. Aber WENN, dann hast du natürlich recht.“


GFCW Intercontinental Champion Ship Match:
Desmond Briggs © vs Zane Levy
Referee: Guido Sandmann


Sven: „Zane Levy sorgte für die Disqualifikation von The End bei Ultra Violence und bekommt hier nun selbst die Chance auf den Titel.“

Pete: „Bei Leviathan gab es nach dem Match auf jeden Fall einiges an Klärungsbedarf. Absicht von Zane oder wirklich nur ein Unfall?“

Sven: „Dass Zane hier nach der Aktion selbst einen Titleshot erhält, befeuert die Gerüchte natürlich.“

Pete: „Bei Leviathan brodelt und rumort es ja eigentlich immer. Das ist deren Vorstellung von funktionierender Beziehung. Aber wenn Zane hier tatsächlich den Titel erringen sollte, dann würde das mit der Hierarchie sicherlich noch mal einiges machen.“

Sven: „Das kann gut sein. Aber Desmond Briggs wird sicherlich alles dafür tun, dass es nicht soweit kommt. Nachdem Alex Ricks den GFCW Titel nicht erringen konnte bei Ultra Violence, bleibt er der einzige Champion des Protokolls. Ein Verlust des Titels würde hier auch für viel Unruhe sorgen.“

Pete: „Ja, davon ist auszugehen. Vom Ziel, alle Titel zu halten, sind sie jedenfalls weit entfernt.“

Sven: „Ich denke, mittlerweile haben sie sich andere Ziele gesteckt.“

Pete: „Warte Mal kurz! Wie ich höre, ist Eric Fletcher bereits auf dem Weg, denn er hat eine Ankündigung zu machen. Wir verabschieden uns dann schnell und machen Platz für den Comissioner!“



Und als wäre es geskriptet, wird die Kamera auf den Titantron gerichtet. Die Fans feiern in der Halle und freuen sich, dass die Show gleich losgeht, bis die Stimmung von einem übertrieben sarkastischen Tonfall aus den Lautsprechern gebrochen wird. Der Fall ist klar. Ein Mann imitiert deutlich schlechter als recht eine Frauenstimme.


Stimme: „Sehr geehrter Herr Fletcher…


Dann springt die Leinwand an. Da ist er auch schon, der sehr geehrte Herr Fletcher. In seinem Büro, hinter seinem ebenholzfarbenen Schreibtisch, in einem blumigen Hemd, mit einem beschriebenen Blatt Papier in seinen Händen und einem Ausdruck im Gesicht, der auch fernab jeglicher Bars und Restaurants die klare Botschaft vermittelt: „Ich bin bedient.“ Kurz hält er das Papier in die Kamera.






Dann darf man aber wieder sein wunderschönes Gesicht begutachten. So schaut er für einen Moment in die Kamera, räuspert sich dann übertrieben, wobei die Stimme vom normalen Tonfall flux 2 Oktaven in die Höhe schnellt und dann liest er weiter mit herzallerliebster, „weiblicher“ Stimme vor, für den Fall, dass wir an den Fernsehgeräten nicht erkannt haben, was dort geschrieben steht.


Eric: „wie jeder unschwer erkennen konnte, wurde Antoine die rechtmäßige Chance auf ein faires Aufeinandertreffen, Mann gegen Mann, bei Ultra Violence in letzter Sekunde verweigert. Antoine ist ein Held und eine Legende der GFCW und ein wertvolles und ehrbares Mitglied dieser Liga. Mit Abscheu und Wut musste ich ansehen, wie die GFCW einmal mehr vom rechten Weg abkam. Solche Entscheidungen mögen für Sie normal sein, doch ich verachte ein derartiges Verhalten, wie es jeder klar denkende Mensch tun sollte. Es war Antoines Wunsch, fair und ehrlich gegen Keek anzutreten und entweder zu gewinnen oder eben zu verlieren. Nun wird die Welt niemals erfahren, wer wirklich der Stärkere der Beiden war und Ihnen, Herr Fletcher, wird auf ewig der Ruf als ehrloser Comissioner folgen…Tragisch.


Beim letzten Wort rutscht Fletchers Stimme doch einmal wieder zurück in den normalen Bass oder was auch immer sein imaginärer Chorlehrer für ihn vorgesehen hätte. Einen kurzen Augenschlag später zuckt er aber mit den Schultern und macht sich wieder an die Arbeit inklusive verstellter Stimme. Der Kamillentee zur Stimmbandberuhigung ist hoffentlich bereits bestellt.


Eric: „Bevor Keek sich verletzte, stand der Kampf zwischen Antoine und ihm bereits fest. Alex ist nur überhaupt erst ein Faktor geworden, als eben jener Keek unpässlich schien. In der Sekunde, in der fest stand, dass Keek nun entgegen aller Erwartungen DOCH antreten können wird, hätten Sie, Herr Fletcher, das ursprünglich angedachte Match wieder auf den Plan rufen müssen. Wie die gesamte Welt gesehen hat, ist Alex Ricks nicht in der Lage ein solchen Kampf auf Augenhöhe führen zu können und das hat dafür gesorgt, dass Keek seinen Titel einfach und ohne große Mühe verteidigen konnte…war da nicht noch jemand im Match?


Wieder springt er zurück in seine Tonwelt, dreht sich beim Kommentar zur Seite und fragt eine nicht anwesende weitere Person in seinem Büro. Vielleicht überlegt er aber auch nur für sich selbst. Er kneift die Augen zusammen, scheint ganz scharf nachzudenken, er presst sogar die Lippen zusammen. Er kommt einfach nicht darauf, wer noch in den Match war. Ein Kopfschütteln später geht es wieder an den Text und ja, man kann es sich womöglich denken…die Frauenstimme kehrt zurück.


Eric: „Somit bekam Antoine gar nicht erst die Chance, sich anständig in diesem Kampf zu präsentieren, da es durch die Unfähigkeit seitens Alex Ricks' schneller vorbei war, als es einem Main Event bei einem solchen Event würdig sein sollte. Böse Zungen würden nun behaupten, dass Alex Ricks Antoine Schwanenburg absichtlich sabotierte, aber ich weiß, dass dies nicht der Fall war. Alex Ricks ist einfach so schlecht, das ist leider ein Fakt.


Ein zustimmendes Nicken des Commissioners.


Eric: „Nichtsdestotrotz schreibe ich Ihnen heute mit der Bitte, das ursprünglich angedachte Match zwischen Antoine und Keek durchzuführen. Bei Stranded 2022. Antoine hat diesen Kampf verdient, die GFCW hat ihn verdient, die gesamte Welt hat ihn verdient. Machen Sie Ihren Fehler wieder wett, Herr Fletcher. Lassen Sie die beiden fair und ehrlich gegeneinander antreten, Mann gegen Mann, wie es immer angedacht gewesen ist und dann werden wir sehen, wer wirklich der beste Wrestler der Liga ist. Es ist die einzig' richtige Entscheidung. Im Wissen, dass Sie sicherlich die richtige Entscheidung treffen werden, bedanke ich mich bereits im vo…Halt, das wird groß geschrieben.


Er knallt das Papier auf den Tisch und stürzt sich gierig auf die Schublade zu seiner rechten, wo er schnell nach Gewusel einen Rotstift herausfingert, die Kappe abbeißt, zur Seite spuckt und dann voller Genugtuung einen Pfeil vor das V setzt. Dann legt er den Stift wieder ab und nimmt das Blatt erneut auf. Candy Man Episode 6 – die Rückkehr der Frauenstimme.


Eric: „bedanke ich mich bereits im ↑voraus. Mit freundlichen Grüßen…Amélie Schwanenburg.


Endlich kann er das Blatt ablegen. Er atmet erleichtert durch, die Stimme wurde genug strapaziert. Er lächelt freundlich in die Kamera. Das bedeutet bei ihm normalerweise nichts Gutes. Aber es gibt solche und solche Tage nur halt mehr solche als solche.


Eric: „Gern geschehen.“


Sagt er und das Bild wird schwarz, nur um Platz für eine simple aber wichtige Grafik zu machen…


Stranded 2022

Antoine Schwanenburg*

VS

Keek Hathaway


*was ich auch ohne Frau Schwanenburgs Gefasel plante und kurz zum Trotz streichen wollte.



„Steve....Ey Steve...schau mal.“


Vor dem raumhohen Spiegel steht Muskel Miller und spannt den Bizeps an. Aufgepumpt und braun gebrannt beäugt sich DoubleM und nickt sich zustimmend zu. Im Hintergrund sitzt Steve Steel auf einem Stuhl und schaut nachdenklich zur Decke. Ein kurzer Blick zu Muskel Miller. Er nickt ohne sich wirklich eine Meinung gebildet zu haben.


„Steve was ist los??“


Muskel Miller lässt die Hanteln fallen und tritt näher an Steve Steel heran. Er nimmt sich den freien Stuhl und stellt ihn mit einem lauten Knall vor Steel auf. Entgegengesetzt der normalen Sitzrichtung nimmt er Platz. Die dunkle Millers frei.


„Steve...hör mal auf hier so Trübsal zu blasen. Wir kriegen das schon wieder hin. Dein Körper ist ein Kunstwerk. Eine Maschine. Und ja aktuell läuft sie nicht ganz rund. Das merkst du selbst. Die Ärzte versuchen dich zu schützen...AAAAABER...“


Double M rutscht noch näher heran. Steel schaut ihn jetzt an.


„WIR wissen beide das du auch angeschlagen noch mehr Power in dir hast als die meisten hier in der Liga zusammen. Es ist nur eine Frage der Zeit bisdu wieder in den Ring darfst. Dann werden wir beide...DIE BRONZED BROTHERS....die Tag Team Szene aufmischen...“


Double M...Muskel Miller steht wie eine Statue aus dem alten Griechenland in der Mitte des Raumes.


Der Bronzed Adonis nicht nachdenklich, scheinbar immer noch nicht so hundertprozentig bei der Sache und in seinen Gedanken festhängend.


Steve Steel: „Mh… seufz… ja, wahrscheinlich hast du ja recht. Außerdem konnte mir Fletcher immer noch nicht sagen, welcher Arzt da eigentlich genau meine Ringfreigabe zurückhält. Wenn ich den erwische, dann… Dieser kleine Schwindelanfall ist längst vorbei, da merke ich gar nichts mehr von. Ich bin fit wie nie, Mann!“


Und tatsächlich, der braungebrannte, blondierte Muskelmann sieht mit Mitte 40 prächtig aus, lediglich die etwas ledrige Haut kennzeichnet sein bereits fortgeschrittenes Wrestleralter. Steve trägt keine Ringkleidung, sondern Sonnenbrille wandert nach oben und gibt den Blick auf die klaren durchdringenden Augen

helle Jeans und ein schwarzes Muskelshirt sowie Selbstbräuner. Immer noch kein Öl. Jetzt endlich kommt wieder Klarheit in seinen Blick, und dieser scheint Muskel Man Miller jetzt zu durchdringen.


Steve Steel: „Aber das ist sowieso erstmal alles zweitrangig. Wichtig ist, was da bei Ultra Violence lief! Was war denn da los, PCM? DU WARST DAS DIE GANZE ZEIT?!?!?! DU hast den armen Daniel so bös verdroschen die ganzen Shows über?! Warum, WAAARUM, Miller?!“


Der angesprochene Double M Muskel Miller dreht sich von Steve Steel weg. Er kann ihm nicht in die Augen schauen. Er schaut zur Decke. Wirkt nachdenklich. Man sieht das er seine Fäuste ballt. Die Adern auf seinem muskulösen Nacken schwillen an. Er atmet schneller.


Steve Steel: „Ich will EINE ANTWORT, MILLER!!! Ich war die ganze über Zeit über für dich da und habe dir dein Selbstbewusstsein zurückgegeben. Ich habe dir einen neuen Lebensstil gezeigt!“


Muskel Miller packt sich den Stuhl der neben ihm steht und schleudert ihn wie ein Streichholz durch den Raum. Der Spiegel der dem Wurf leider im Weg stand zerspringt in seine Moleküle. Miller dreht sich um und schaut seinen neuen Freund mit zusammengekniffenen Augen an.


Muskel Miller: „Daniel...er hat mir...“


Absolute Wut...purer Hass ist in den Augen Millers zu sehen.


Muskel Miller: „Er hat mir alles genommen. Er hat mir Schmerzen zugefügt. Schmerzen die ich nicht kannte. In dem Match mit Zane und Keek hat er mir fast mein Leben genommen....“


Er dreht sich wieder weg und schaut hinunter zu dem zerbrochenen Spiegel. 7 Teile liegen vor ihm.


PCM: „Hätte er es mal zu Ende gebracht...“


Stille macht sich nach diesen Worten im Raum breit. Nach elendig lang wirkenden Sekunden beginnt Miller wie apathisch zu sprechen. Es scheint eine Stimme einer fernen Person zu sein.


Si....PCM: „Die Chance auf das Gold...es kommt eine neue. Die Schmerzen sind nicht das schlimmste. Mein Tod wäre eine Erlösung für mich gewesen. Nein...das was er mir angetan hat war mir meinen Weg zurück zu zerstören. Und er hat es schlimmer gemacht. Er hat mir bewusst gemacht wer wir sind. Und ich stecke in dem fest der das alles realisiert. Die schlimmste Art mit mir zu Leben.“


Double M Muskel Miller schnauft tief durch und spannt die Muskeln an. Wie vom Blitz getroffen dreht er sich um.


Double M: „DAS IST ES WIESO ICH DANIEL ATTACKIERT HABE!!! Doch ich habe einen anderen Weg gefunden es ihm heimzuzahlen.“


Steel lauscht den Ausführungen seines Protzkumpanen gebannt und mit baffen Augen.


Steve Steel: „Ja, jaa, stimmt ja! Da war ja etwas zwischen euch beiden. Bei diesem… ominösen Match, dieser falschen Scharade! Daher weht der Wind also. Hätte ich mir auch irgendwie denken können. Es ist unglaublich, wer mit wem irgendwie verbandelt ist, was wie zusammenhängt. … Wer noch eine alte Rechnung offen hat. Und wer noch… bezahlen muss, hehe.“


Blitzartig packt er sich an den Kopf und rauft sich die Haare.


Steve Steel: „Aber wieso Daniel?! Wieso legt der sich da seelenruhig hin?! Warum prügelt er dich nicht aus den Latschen?! Ich mein, nicht dass er es gekonnt hätte. Aber dennoch… Dieses unheimlich ruhige, dieses… apathische.“


Double M Muskel Miller geht zur Hantelbank und legt sich drauf. Er stößt die Hantel aus und fängt an zu pumpen,


Muskel Miller: „Ich hab ihm etwas gesagt. Etwas was sein Leben verändern wird.“


Steve Steel springt auf und schreit.


Steve Steel: „WAS HAST DU IHM GESAGT?? DU BIST ES MIR SCHULDIG!“

Muskel Miller: „Ich hab ihm verziehen. Ich hab ihm einfach verziehen....“

Steve Steel: „Das war alles?“


Muskel Miller legt die Hantel ab und richtet sich auf.


Muskel Miller: „Und ich hab ihm ein kleines Geheimnis verraten. Ein kleines Geheimnis wovon er glaubte das es keiner weiß.“


Steve Steel schaut in das grinsende Gesicht von Muskel Miller der diese auch sogleich hüpfen lässt.


Muskel Miller: „Auch Daniel wird den einzig wahren Weg erkennen. Er muss.“



Die Geschichte wiederholt sich.

Alex Ricks – Claude Booker – getrennt von einem breiten, weißen Schreibtisch.

Der Mathematiker steht mit den Händen hinter dem Rücken – der Chef sitzt in seinem Lederstuhl mit den Armen vor der Brust verschränkt.

Der Blick des Mathematikers geht zum Schreibtisch – der Blick des Präsidenten direkt auf den Gescheiterten.

Die Miene des Schatten ist blank – Dynamite ist erzürnt. Die Oberlippe bebt, die Nasenlöcher geweitet. Verächtlich schnauft er durch die Nase. Mit schnippischen Ton ergreift er das Wort.


Dynamite: „Ich nehme an, es wird auch diesmal keine Entschuldigung geben? Für das ERNEUTE Versagen? Für die nächste Schmach für das Protokoll?“


Ricks hört sich das Ganze an, nickt langsam registrierend bei den stechenden Fragen. Die Stimme ist leise und leer.


Alex: „Ich habe mich geirrt.“


Dynamite hebt eine Augenbraue. Er ist ungeduldig.


Dynamite: „Und weiter?“


Er hämmert auf die Tischplatte, die Stuhllehne schnellt nach vorn, während er in die Tischmitte hechtet und Ricks aggressiv fixiert.


Dynamite: „Siege von Aiden, von Desmond, von Robert! Und du?! Am Ende des Abends hat das Protokoll versagt! WEGEN DIR!“


Booker atmet tief durch, er schnauft, der Brustkorb hebt und senkt sich. Das musste raus. Langsam beruhigt er sich allerdings wieder, geht wieder zurück auf seinen Stuhl. Ricks kneift die Augen zusammen, schüttelt schnell den Kopf.


Alex: „Nein, Claude Booker. Das Protokoll hat nicht versagt.“


Der Kopf des Mathematikers geht hoch. Wie immer wenn eine entscheidende Aussage kommen soll.


Alex: „Nur ich.“


Er schnauft. Dann spricht er weiter und so gering seine Reaktionen auch oft ausfallen, die Enttäuschung Niedergeschlagenheit in seinen Augen und seiner Stimme ist deutlich herauszulesen.


Alex: „Es gibt keine Entschuldigungen Claude Booker. Keine Ausreden. Ich war bereit für diesen Kampf und ich habe verloren. Ich werde diesen Kampf noch viele Male sehen, noch lange analysieren…aber…ich bin im Moment nicht der beste Kämpfer von German Fantasy Championship Wrestling.“


Mit einem lauten „Pah“ lacht der Präsident schnippisch auf. Fassungslos schaut er mit ausschweifender Kopfdrehung durch den Raum und rollt die Augen.


Dynamite: „Was du nicht sagst, Alex. Willst du mir noch etwas erzählen? Hast du herausgefunden, dass Sid und Rob gerne Bier trinken? Dass Kriss Dalmi aus Serbien kommt? Alex, sage mir…welchen Wert hast du für das Protokoll?“


Ricks‘ Blick wandert wieder zum Boden, er beißt sich auf die Oberlippe, atmet tief durch. Dieses Gespräch ist kein angenehmes, doch es war so zu erwarten. Die Stimme bleibt leise und ruhig. Er lässt sich von der Aufregung des Chefs nicht mitreißen.


Alex: „Ich erledige meine Aufgaben.“


Booker traut seinen Ohren kaum. Er neigt den Kopf leicht nach links, dann nach rechts. Er dehnt die Nackenmuskeln, während er tief durchatmet. Automatismen um hier nicht komplett die Fassung zu verlieren aufgrund der Lernresistenz des Freiburgers.


Dynamite: „WAS hast DU bisher erreicht?“

Alex: „German Fantasy Championship Wrestling hat einen starken Kämpfer mit dem Titel.“


Fast schon zufrieden, vielleicht aber auch nur resignierend stößt er ein „Hmm“ aus, bevor der Blick wieder zu seinem Vorgesetzten und dem Anführer des Protokolls geht.


Alex: „Ich weiß, Claude Booker, Sie müssen es nicht sagen. Sie wollten das Gold beim Protokoll. Doch wir sind alles Realisten, Claude Booker. Jeder weiß, dass wir alle Titel dieser Liga nicht ewig halten könnten. Wir wollten die Titel ursprünglich aus einem einfachen Grund. Weil wir wussten, dass wir diesen Titeln die Aufmerksamkeit schenken würden, die sie verdienen und brauchen um in der Liga entsprechend präsentiert zu werden.“


Noch bleibt Dynamites Puls ruhig. Er schaut Ricks weiterhin grimmig an, doch er bleibt zähneknirschend geduldig, hört sich an, was der Schatten hier zu berichten hat.


Alex: „Genau deswegen hielt ich Keek Hathaway für die falsche Person mit dem Gold. Weil ich die Aufmerksamkeit vermisste. Doch, Claude Booker, wir haben Keek Hathaway bei Ultra Violence gesehen. Dieser Mann widersetzte sich sämtlichen Empfehlungen seiner Ärzte und stellte sich unter erhöhtem Risiko gegen Antoine und mich. Einfach, weil er das Gold repräsentieren wollte. Weil er Teil des Abends sein wollte. Claude Booker, ich habe mich geirrt. Keek Hathaway ist kein intelligenter Mann, wenn er seine Gesundheit so riskiert…doch er ist ein Mann, der alles für diesen Titel gibt. Er IST der starke Kämpfer, den das Protokoll für das Gold haben will. Dass Sie oder auch ich andere, potenziell bessere, Alternativen sehen…ist egal.“


Bei dieser „Lobrede“ ist tatsächlich wieder ein wenig Selbstvertrauen in die Stimme des Mathematikers zurückgekehrt. Zufriedenstellen kann er Dynamite mit dieser Erklärung aber nicht. Für den Präsidenten bleibt es eine faule Ausrede um den Schaden es Versagens zu begrenzen. Doch – und das muss er Ricks lassen – die Ausrede ist nicht komplett unsinnig. Er grummelt, stößt verächtlich noch einmal Luft aus, bevor er den Kopf schüttelt.


Dynamite: „Wenigstens verlangst du nicht noch eine Chance und machst dich noch lächerlicher, Alex. Aber dann? Während Desmond unsere IC Championship verteidigt und von Leviathan fernhält und während sich Robert um das Performance Center kümmert…die Frage von vorhin bleibt: Welchen Wert hast du für das Protokoll?“


Zeichnet sich dort ein Lächeln auf Alex‘ Gesicht ab? Tatsächlich scheinen sich seine Mundwinkel ein. Die Antwort ist so ominös wie sie von Ricks nur kommen kann.


Alex: „Ich stärke die Mitglieder.“


Pete: Es kommt nicht häufig vor das wir diejenigen sind die ein Interview führen Sven.

Sven: Genau. Jetzt ist aber gerade so ein Moment.

Pete: Hallo MacMüll...wir sehen das du anscheinend noch kein Erfolg hattest.



Das Bild zeigt uns den Chef Interviewer der GFCW MacMüll. Er steht vor dem Lockerroom wo reges Treiben herrscht.

MacMüll: „Nein Pete. Leider nicht. Seit dem PPV und den ziemlich chaotischen Szene im Backstage Bereich wurde keiner von beiden gesehen.

Pete: Das waren schon sehr verstörende Szenen die uns da zugespielt wurden.

Sven: Hier sehen wir nochmal ein paar Ausschnitte.


In einem Zusammenschnitt sehen wir den Parkplatz Bereich der König Pilsener Arena in Oberhausen. Ein sehr aufgebrauchter Tha Bomb wütet auf der Suche nach seinem ehemaligen Partner Thor der ihn kurz zuvor um seine Karriere gebracht hat. Security und Angestellte der GFCW werden zu Opfern der GFCW Legende. Kurz bevor Tha Bomb Thor an seinem Auto abfangen kann rast dieser in seinem schwarzen BMW davon und lässt einen enttäuschten und wütenden Tha Bomb zurück.


MacMüll: Dies sind die letzten Bilder die wir von den beiden gesehen haben. Die Karriere der beiden ist aufgrund der Niederlage bzw des nicht Sieges vorbei. Thor hat die Karriere von Tha Bomb und seine eigene durch seinen Angriff kurz vor dem Sieg ein Ende bereitet,


Pete: Damit hat wohl niemand gerechnet.

Sven: Genauso wenig wie mit seiner Rückkehr und das er an der Seite von Tha Bomb, seinen Erzfeind, antritt und die Titel gewinnen wird.

Pete: Da gebe ich dir Recht Sven. Dennoch war es ein Schock für alle die es mit den GFCW Legenden hielten.


MacMüll: Das ist das was man von den meisten hier im Backstage Bereich und im Locker Room hört. Zurück bleibt jedoch die Frage: Wieso hat Thor das getan?!


Pete: Ja. Wir hoffen natürlich das wir darauf noch antworten bekommen.

Sven: Na ja. Sie sind kein Teil der GFCW mehr. Hier werden sie die Antworten nicht mehr geben können.


McMüll: Nun ja. Wie ich aus einer verlässlichen Quelle erfahren habe sind die beiden auf jeden Fall nicht hier in Venlo. Heute werden wir wohl keine Antworten mehr bekommen. Ich bleibe aber dran und sobald ich was in Erfahrung bringe werden die Fans der GFCW die ersten sein die es zu hören bekommen. Danke Pete. Danke Sven.


Pete: Wir haben zu danken McMüll

Sven: Scher dich zum Teufel.


McMüll: Du mich auch Sven.



Schweiß rinnt ihm von der Stirn, die Augen sind gerötet. Die Zähne malen aufeinander. Dieses Buch des Puppenspielers, welches er aus einem Karton ausgemusterter Bücher gefischt hat um sich urspürnglich von einer enttäuschenden Fußballsaison abzulenken, hat ihn ganz und gar gefesselt. In seinen weiß angelaufenen Klauen hält er das Buch fest umklammert. Die Lampe über ihm flackert und schiebt schon seid mehreren Tagen Überstunden. Nur gelegentlich löst er seinen Griff um nach einer weiteren Flasche Bier zu greifen. Gerade ist es wieder so weit und er greift nach ihr. Leer, die Nächste Leer, auch leer.


Rob: „Arrgh! Ständig ist der Stoff alle!“


So bleibt ihm nichts weiter als sich von seinem Platz zu erheben und sich der Welt außerhalb seines Zimmers zu widmen. Seine versteiften Glieder lockernd, rückt er knackend seinen Rücken gerade. Mechanisch öffnet er die Tür und stapft die Treppe hinunter, während er versucht das Gleichgewicht zu halten.


Rob: „Alles nur Nebenwirkungen von was auch immer....“


Die trostlose Gemütlichkeit des Flurs durch zusammen gekniffende Augen beobachtend versucht er sich an den Weg in die Küche zu erinnern. Da irgendwo muss doch die Abzweigung sein.


Durch den schattigen Gang wankend erreicht er schließlich die Küche und durch breite Fenster strömt ihm Licht entgegen. Essensgeruch aus heißen Töpfen strömt ihm entgegen. Lächelnd steht sein Bruder davor. Eine sauberere Variante Seinerselbst. Er wenn er nicht er wäre.


Norman: „Guten Morgen Rob!“


Nur unverständliches gemurmel bringt er die langsam zu einem Bart herranwachsenden Bartstoppeln hervor.


Norman: „Alles gut bei dir Bruder? Wie ich hörte habt ihr eure Titel erfolgreich verteidigt.“


Rob sieht erschrocken auf.


Rob: „Ja...haben wir...“

Norman: „Seid Ultra Violence ist das letzte Lebenszeichen von dir deine Ankunft gewesen. Ist etwas passiert? Bist du verletzt?“


Jetzt erst richtet Rob sein eingefallenes Gesicht auf sein Gegenüber und streckt seine Hand langsam nach seinem Bruder aus.


Rob: „Ich möchte, dass du die Türen geschlossen hälst. Ich mag nicht was hier nachts so herumläuft.“

Norman: „Was meinst du? Hier ist doch nachts niemand und sonst bin ich doch auswärts.“


Rob schiebt seinen Kopf in den Kühlschrank.


Norman: „Das Bier ist alle! Wenn du welches möchtest musst du wohl selbst los oder es gibt noch alkoholfrei.“


Langsam zieht Rob seinen Kopf wieder aus dem Kühlschrank. Sein Oberkörper erhebt sich wie eine Statue, welche na riesigen Seilen in die Senkrechte gezogen wird. Die Statue erwacht erneut zum Leben als sie die Tür des Kühlschranks schließt und erreicht ihre Fertigstellung als sie vor Norman zum stehen kommt.“


Rob dreht seinen Kopf ohne den Oberkörper zu bewegen gen Fenster. Die Sonne in seinen Augen scheint unerträglich zu sein. Dann dreht er seinen Kopf wieder Norman zu.


Rob: „Biete mir nie wieder alkoholfreies Bier an.“


Norman nimmt diese emotionslose ernste Aussage mit einem Achselzucken hin.


Norman: „Ok dann nicht. Willst du auch was essen?“


Robs Augenlider senken sich über seine roten tränigen Augäpfel.


Rob: „Nein Danke, ich esse auswärts.“

Norman: „Wie du meinst.“


Wortlos stapft Rob an Norman vorbei und tritt ins Freie.


Tag Team-Match:

Flip Trip (Caracal Matthews & Rosford Williams) vs. Kyd & Kyle

Referee: Henry Phoenix Jr.




Neuer Tag, neuer Versuch: Flip Trip tanzen zum Ring und auch wenn sie bislang noch keinen Erfolg in ihrer Statistik stehen haben, so wirken sie bei ihrem wilden Gehopse maximal euphorisch. Wie glückliche Kakadus. Rosford Williams aka Air Rossy aka Thesaurus of High Flying Extravaganza aka Kanadas wildestes Wallaby aka das Monster vom Loch Swag aka Spotwrestling sein Ehemann springt voran und schlägt jubelnd ein Rad, während ihre Musik das Stadion in Partystimmung hüllt. Dann folgt Caracal Matthews aka der hopsende Monarch aka Professor Hüpf aka Jumping Yeti vom Highmalay aka der Fliperatur-Nobelpreisträger aka Caracool, der bis zur Mitte der Rampe sprintet und dann einen Backflip rausballert. Nachdem sie den Move ausreichend gefeiert haben, deuten die kanadischen Freunde auf die Videoleinwand.



Die letzten Meter bis zum Squared Circle schaffen Flip Trip fast ohne Gezappel. Sie bringen auf den Apron und dann über das Toprope auf die Matte. Sie dabben. Deutlicher kann man nicht machen, dass man bereit für den ersten Sieg ist.


Der Entrance ist Gold und Schwarz gehüllt. Auf dem Titantron ist eine Sternenklare Nacht zu sehen. Sternschnuppen huschen durch das Standbild. Plötzlich setzt musikalisch folgender Sound ein:



Aus dem Entrance stürmt ein sehr bunt gekleideter junger Mann mit wasserstoffblonden Haaren in die laue Sommernacht von Venlo. Seine Wrestlingstiefel sind in dunkelblau gehalten und tragen ein Abbild der Milchstraße drauf. Seine Tights sind in Batikfarben, ein Mix aus rot, orange und blau. Nichts für Epileptiker. Sein Oberkörper ist nicht bedeckt, sodass die etwas magere aber athletische Figur ins Auge sticht. Kyd hat sich, wie bei seinen ersten Auftritten in der GFCW, sein Gesicht mit einem überdimensionierten roten Blitz verziert. Auf dem Titantron erscheint nun das Logo des Catchers:



Hinter Kyd schleicht Kyle Douglas aus dem Entrance. Der kanadische Ringerchampion wirkt im Vergleich völlig farblos. Er trägt schwarze Ringerstiefel und sein olympisches Ringertrikot mir der kanadischen Nationalfahne drauf. Die positiven Vibes die sein Partner auf dem Weg zum Ring versprüht, kann er nicht viel abgewinnen. Ausdruckslos ignoriert er der muskulöse Rotschopf die Abklatschbekundungen der Fans in Venlo.


Pete: „Da ist er also. Das angebliche MEGA-Talent?“

Sven: „Kyle Douglas? Die Arroganz liegt wohl in der Familie. Aber eine beeindruckende Physis bringt er auf alle Fälle mit. Ein Modelathlet mit Gardemaß. Bestimmt 1 Meter 92 oder so.“

Pete: „Nur spielt bei ihm auch der Kopf mit? Er sieht zwar aus wie ein Mann, aber im Kopf scheint er noch ein Kind zu sein…“

Sven: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre.“

Laura: „UND IHRE GEGNER……KYYYYYDDD FLAWLESSSSS UND KYYYYLEEEE DOUGLAS……………KYYYYD & KYYYYLE.


Hinter Kyle Douglas kommt nun auch Dragan aus dem Entrance, der Manager von Kyd und Kyle. Dragan versucht auf dem Weg zum Ring auf den größeren Kyle noch einzureden, aber der junge Douglas geht regungslos weiter.


Am Ring angekommen macht unter dem Jubel der niederländischen Zuschauer Flawless große Jubelgesten. Kyle Douglas bleibt direkt schon am Mattenrand stehen und nimmt quasi als Einwechselpartner seinen Platz ein.


Es geht los und es ist von Beginn an wild. Kyd Flawless und Rosford Williams heißen die offiziellen Männer. Zwei, denen das Spektakel durch die Adern fließt. Dementsprechend ist Lock-Up ein Fremdwort für die hüpfigen Gesellen. Stattdessen startet es damit, dass Flawless mit einer angesprungenen Clothesline loslegt und Rosford mit einem Radschlag ausweicht. Dann einen Dropkick in den Rücken von Kyd springt, sich in der Luft dreht und wieder auf die Beine kommt. Flawless fällt auf die Knie, dreht sich überrascht zum flinken Kanadier um, der aber schon wieder in die Luft abhebt. Spinning Wheel-Kick. Doch Kyd taucht weg, rollt sich über den Boden. Springt dann hoch und geht seinerseits in einen Dropkick, mit dem er Williams an die Brust trifft und zu Boden schickt.


Pete: „Actionreicher Beginn, Sven. Wir können uns auf Einiges einstellen.“

Sven: „Ich will Kyle Douglas im Ring sehen, kein Gehopse. Gebt mir den Ringer.“


Kurzer Jubel bei Kyd Flawless. Dann geht sein Blick zu Kyle Douglas. Und verfinstert sich. Denn der Spross von Morbeus schenkt seinem Partner kein Lächeln für den erfolgreichen Auftakt, sondern schaut hochmütig ins Squared Circle. Er scheint vom Eindruck besessen, dass er es selbst besser machen könnte und reckt seine Hand weit über die Ringseile, um Kyd Flawless zum Tag zu bewegen. Doch der Youngster scheint es zu übersehen, ob gewollt oder aus Versehen, und wendet sich wieder Rosford zu. Packt sich diesen am Oberkörper, doch Air Rossy ist slippy wie ein Aal und flutscht einfach so aus den Händen von Flawless, schubst Kid zur Seite und springt zu Caracool, um den Blondster einzuwechseln.


Sven: „Matthews steht seinem Partner in Nichts nach. Er legt schwungvoll los.“


Schwungvoll heißt in diesem Fall, dass er mit einem Frontflip über die Seile fliegt und Kyd Flawless damit abräumt. Dann kommt er jubelnd hoch, nimmt sich nur eine Sekunde Zeit für einen Dab und sprintet dann in die gegenüberliegende Seite, um Schwung an den Seilen zu holen und als sich Flawless grad auf die Knie zurückstemmt, springt Caracal einen halbhohen, einbeinigen Kick gegen den Hals von Kyd und hämmert diesen auf die Matte.


Pete: „Das wird Dragan nicht erfreuen. Seinem Blick nach ist der Coach ziemlich bedient.“


Sein gelungener Start soll fortgeführt werden, indem Matthews zu einer Springboard-Aktion erst auf den Apron springt und sich dann auf die Seile schwingt, um zurück in den Ring zu fliegen. Doch er unterschätzt die Agilität seines Gegenübers, der mit einem hoch eingesprungenen Kick auf Matthews zufliegt just als dieser auf den Seilen steht. Der Flip Tripper verliert den Halt und fällt nicht nur auf den Apron, sondern nach draußen. Ein harter Fall, der beim Publikum ein Aufkeuchen hervorruft.


Im Folgenden zeigt Kyd Flawless seine beeindruckenden Fähigkeiten als High Flyer. Er schießt wuchtig in die Ropes, nimmt den Schwung mit und rennt auf die Seite des Ringes zu, an dessen Fuß Caracal Matthews sich draußen gerade aufrappelt. Da fliegt Kyd Flawless auch schon durch die Luft.


SUICIDE DIVE!


Das bringt Applaus, selbst wenn es gegen die beliebten Flip Tripper geht. Kyd Flawless trifft, wie sein Name andeutet, den High Risk Move perfekt. Zwar scheint der Nacken des Youngsters zu schmerzen, zumindest hält er sich besagte Stelle, doch das breite Grinsen im Gesicht macht deutlich, dass er die Aktion nicht bereut. Sein Blick schweift über die freudigen Fans, dann zu Dragan, der sicher einen weniger riskanten Auftritt bevorzugt hätte und schlussendlich zu Kyle Douglas.


Douglas ist nicht amüsiert. Auch nicht beeindruckt. Seine Lippen formen ein stilles „Wechsel mich endlich ein.“. Flawless kann es nicht fassen, schenkt seinem missmutigen Partner einen grimmigen Blick. Dann rollt er sich ins Squared Circle zurück und klatscht tatsächlich mit Douglas ab. Der wirkt nicht etwa dankbar, sondern straft Kyd mit einem verärgerten Blick und rollt sich dann nach draußen, um Caracal Matthews wieder nach innen zu holen.


Auch Kyle Douglas legt gut los und zeigt bei seinem Debüt, dass er gut in der Liga mithalten kann. Der olympische Ringer zeigt den Fundus der Aktionen, die man bei seinem Hintergrund erwarten kann. Er hantiert mit dem leichten Caracool wie mit einer Puppe, schickt ihn mit Suplexes mehrfach über die Matte. German Suplex, normaler Suplex, Back Suplex – der Spross von Morbeus präsentiert in einer längeren Dominanzphase die gesamte Klaviatur seines Könnens. Dann packt er sich den mittlerweile schwer angeschlagenen Caracal und nimmt ihn in einen Headlock. Doch er unterschätzt für einen Moment die fuchsartige Flinkheit Matthews. Kaum dass der Headlock angesetzt ist, sprintet Caracal los und zieht damit Kyle in Richtung der Seile. Caracal stößt sich mit einem Fuß am mittleren Rope ab und verlagert den Schwung so in die andere Richtung, dass beide zurückgeworfen werden und zu Boden fallen. Kyle muss die Aktion lösen, Caracal kommt mit einer Rolle auf die Beine, schwankt kurz, tritt dann aber in Richtung Douglas. Der hält das Bein fest und kassiert einen Enzuigiri. Der Knall, als Matthews Ringstiefel Bekanntschaft mit der Wange von Douglas machen, ist bis in die hinteren Reihen zu hören.


Pete: „Der Konter gibt Flip Trip die Chance zu wechseln. Rosford Williams ist wieder dran.“


Während Kyle die Aktion noch verarbeitet, springt Rosford auf die Seile, findet schnell seine Balance. Fliegt dann heran, um den mit dem Rücken zu ihm positionierten Kyle mit einem Springboard Bulldog zu erledigen. Doch Kyle Douglas reagiert schnell. Er macht einen simplen Schritt zur Seite und Rosford fliegt daneben. Rollt sich zwar geschickt auf der Matte ab, doch kann gegen die folgende Aktion von Douglas nichts ausrichten. Er wird gepackt und zu einem Northern Light Suplex hochgewurfen. Douglas geht in die Brücke und der erste Coverversuch des Tages beginnt.


Eins…


Zwei…KICKOUT!


Williams kommt raus und rollt sich erstmal in Sicherheit. Schüttelt kurz den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden. Dann springt er hoch, um seine Geschwindigkeitsvorteile gegenüber Kyle auszunutzen, der selbst erst gerade wieder auf die Beine kommt. Schnelle Drehung von Williams, die in einen Roundhouse Kick übergeht und Douglas am Kinn erwischt. Der 2nd-Generation-Superstar wirkt benommen und stolpert in die Ringseile. Draußen schlägt Dragan ärgerlich auf den Apron. Er erwartet von seinem Youngster natürlich, dass er nicht so leicht eine Dominanz abgibt. Er brüllt etwas zu Douglas, der sich am Rope festhält, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Doch plötzlich springt ihm Rosford auf den Rücken und setzt einen Klammergriff gegen den körperlich überlegenen Mann an.


Dragan: „Lass dich fallen, Junge, lass dich fallen!“


Douglas jedoch hört nicht auf den Ratschlag seines Coaches, sich einfach fallen zu lassen, um mit seinem Gewicht Rosford auf der Matte zu begraben. Stattdessen nimmt er die freie Hand zur Hilfe und greift nach hinten, um irgendein Körperteil von Williams zu erwischen, der mit voller Kraft zudrückt. Nach einigen Versuchen gelingt es Douglas, den Hals seines Gegners zu erwischen. Kyle schreit vor Anstrengung als er alle Kraft in seine Hand legt und Rosford mit ihr nach vorne zieht. Wie bei einem Judowurf wird der Flip Tripper über den Kopf des Ringers gezogen und landet auf der Matte. Sofort erwischt ihn ein ärgerliches Stampfen, dass die Luft aus der Lunge treibt. Kyle tritt zweimal auf den Gegner ein, dann breitet er siegessicher die Arme aus und geht erst provozierend langsam an Caracal Matthews auf dem Apron vorbei und dann in die eigene Ringecke. Er lächelt Kyd Flawless zu.


So macht man das“.


Dragan ärgert sich über die Arroganz seines Schützlings. Und die unnötige Provokation dem eigenen Partner gegenüber. Kyle Douglas kommt näher, trashtalkt Unverständliches ins Gesicht von Kyd Flawless. Tritt heran, bis er genau vor seinem Partner steht.


Der lächelt grimmig.

Und wechselt sich selbst an.


Douglas reklamiert wie ein Fußballprofi, doch der Ringrichter macht ihm deutlich: Das war ein legaler Wechsel. Auch wenn Kyle das nicht wahrhaben will. Genüsslich grinsend schiebt sich Kyd Flawless an Kyle vorbei in den Ring und schnappt Rosford Williams. Er zieht den Kanadier auf die Beine, irish-whipt ihn in die Seile und als Rosford wider Willen auf ihn zugelaufen kommt, räumt Flawless seinen Gegner mit einer Clothesline ab. Kaum ist Rosford auf der Matte gelandet, springt Kyd Flawless hoch in die Luft.


STANDING MOONSAULT!


Abermals Jubel für den David-Bowie-Gedächtnisrookie angesichts dessen begeisternder Kampfführung. Die High-Flying-Aktion kommen gut an. Und während der Applaus durchs Stadion tönt, dreht sich Kyd Flawless seinerseits zu Kyle Douglas um. Deutet mit der Hand ins Applaus.


Hörst du das? Hörst du, wie sie MICH feiern?“


Im Ausdruck von Kyd Flawless steckt weniger unnötige Arroganz als eben bei Kyle. Nur Genugtuung. Eine kleine, persönliche Rachegeschichte. Staredown zwischen den Partnern wider Willen. Kyle Douglas ruft Kyd etwas Unflätiges entgegen und fordert ihn auf, näher zu kommen. Als Kyd der Provokation nachkommt, schließlich will er keine Angst zeigen, vergeltet Kyle Gleiches mit Gleichem.


Auch er wechselt sich selbst ein.


Sven: „Das gibt es doch nicht! Was machen die denn da?“

Pete: „Dragan ist fuchsteufelswild. Wäre er ein Elefant, er würde die Beiden tottrampeln und auf der Beerdigung nochmal übers Grab drüber. Sie zeigen so viel Potential, doch lassen dieses Match zu einem Hahnenkampf verkommen.“


Kyd lamentiert weniger als zuvor Kyle. Der entert breit grinsend wieder den Ring. Er packt Rosford Williams an den Haaren und zieht ihn wieder in den Stand. Spricht etwas sicherlich nicht Nettes währenddessen ins Ohr seines Gegners, der für ihn nur noch ein Opfer ist.


GERMAN SUPLEX!


Rosford fliegt hoch durch die Luft. Schlägt in die Matte ein. Er krümmt sich vor Schmerzen zusammen und muss so zumindest nicht den feiernden Kyle Douglas sehen, der wie ein Gockel durch den Ring stolziert und seine eigene Leistung zelebriert.


Pete: „Er will es gleich nochmal machen. Er packt sich wieder Air Rossy.“


Abermals der Ansatz zum German Suplex. Und abermals legt der olympische Ringer alle Kraft in den Wurf. Doch diesmal ist etwas anders. Rosford fliegt zwar durch die Luft.


Doch ihm gelingt die ganze Drehung.

Er landet auf den Beinen.


Er kommt hinter Kyle zum Stehen. Der jubelt schon wieder mit ausgebreiteten Armen und hat den Konter des Flip Trippers gar nicht mitbekommen. Erst als ihm Dragan draußen auffällt, der mit wilder Geste in den Ring deutet, dreht sich Douglas langsam und ungläubig um.


Er kassiert einen Superkick ans Kinn.


Wie ein Betrunkener stolpert Douglas nach dem Wirkungstreffer umher. Gerät irgendwie in Richtung der eigenen Ringecke, wo Kyd Flawless bereitsteht. In der einen Hand das Wechselseil, mit der anderen Hand klopft er Kyle auf den Rücken. Der Ringrichter kündigt den Wechsel an. Kyd Flawless kommt in den Ring.


Pete: „Was macht Kyle da?“

Sven: „Er hat den Wechsel nicht mitbekommen! Oder tut er nur so?“


Douglas, der langsam seine Benommenheit verliert, tritt nicht zur Seite, um Flawless ins Squared Circle zu lassen. Er blickt Kyd Flawless ungläubig an, fragt was dieser im Ring will. Der deutet gestisch an, dass der Wechsel stattgefunden hat. Doch Kyle schüttelt nur mit dem Kopf, Arroganz und Gram sprechen aus seinem Gesicht. Dragan, die Hände vors Gesicht geschlagen, hechtet in die Ringecke seines Teams. Ruft den Beiden etwas zu. Dass da der Wechsel war. Den Kyle nicht wahrhaben will. Nur murrend und protestierend räumt er den Platz für seinen ungeliebten Kumpanen.


Pete: „So viel Zeitverschwendung! Unnötige Nickeligkeiten zwischen den Beiden.“


Wie unnötig der Zwist war, wird erst deutlich, als Kyd Flawless in den Ring tritt und völlig ohne Vorbereitung auf Caracal Matthews trifft. Flip Trip selbst hat gewechselt und den frischen Mann ins Match gebracht. In die eigenen Proteste versunken, war das Kyd & Kyle nicht aufgefallen. Nun springt Caracool los, seine Beine schrauben sich um den Hals von Kyd Flawless.


HURACANRANA!


Die Aktion bringt Kyd Flawless auf den Rücken in die Mitte des Ringes. Caracal stürmt in die Seile, nimmt den Schwung mit und schlägt dann im Lauf ein Rat. Kaum haben seine Füße den Boden erreicht, springt er aus dem Lauf heraus einen Moonsault und trifft Flawless perfekt, der sich unter der Wucht des Aufpralls den Magen hält. Doch dazu bleibt ihm nicht viel Zeit, den Matthews packt sich den Rookie am Hals und zieht ihn auf die Beine zurück. Schleudert ihn in die Ringecke von Flip Trip. Rosford Williams fixiert Kyd Flawless dort, hält ihn fest für Caracal. Matthews sprintet heran und springt ohne Rücksicht auf Verluste mit beiden Beinen voran auf Flawless, der dadurch an den Ringpfosten gehämmert wird. Sein Kopf wird brutal zurückgeworfen. Er fällt nach vorne und bleibt kurz vor der Ringecke von Flip Trip liegen. Alles, was ihm noch gelingt, ist es, sich irgendwie auf den Rücken zu drehen. Doch zum Aufstehen passt die Kraft nicht.


Flip Trip wechseln erneut. Air Rossy ist der legale Mann im Ring. Er geht nicht durch die Seile, sondern steigt direkt vom Apron auf die Ringecke. Caracal Matthews hype das kommende mit lauten Rufen, Applaus und wildem Dabben. Dann hat Rosford oben die Balance gefunden. Und springt wunderschön, wie es nur ein Highflyer des 21. Jahrhunderts kann.


630° SPLASH!


Die Aktion trifft Kyd Flawless perfekt. Rosford Williams bleibt nach dem Einschlag einfach auf seinem Gegner liegen. Henry Phoenix Jr. wirft sich neben das in Coverposition liegende Duo.


EINS…


ZWEI…


DREI…


Sieger des Matches durch Pinfall: Flip Trip!


Pete: „Da ist er! Der erste Sieg für Rosford und Caracal. Sie haben oft gezeigt, dass sie mithalten können. Aber heute ist es so weit.“

Sven: „Aber Kyle & Kyd. Das wird noch was…was für eine grauenhafte Teamchemie. Wie Kinder. Keiner gönnt dem anderen die Zeit im Ring. Und genau diese Ablenkung hat heute die Wende im Match gebracht.“

Pete: „Dragan wird sicher ein ernstes Wort mit ihnen reden. Er sieht jedenfalls bedient aus.“




Das erlösende Läuten der Ringglocke hat es offiziell gemacht: Caracal Matthews und Rosford Williams feiern ihren ersten Sieg in der GFCW. Flip Trip liegt sich in den Armen und hüpft unisono vor purer Freude. Auf der Gegenüberseite jedoch der krasse Gegensatz, denn während Kyd Flawless sich noch geschlagen auf der Ringmatte befindet, schüttelt Kyle Douglas genervt, geradezu angewidert, den Kopf. Er springt vom Apron auf den Stadionboden und schimpft vor sich her; das ist deutlich, auch wenn die Kameras nicht den genauen Wortlaut einfangen. Ohne auf seinen Partner zu warten oder überhaupt nur nach dessen Befinden zu sehen, läuft er die Rampe hinunter und verschwindet im Backstagebereich.


Caracal Matthews hat unterdessen ein Mikrofon von draußen besorgt und dirigiert über die Kameras mit Handzeichen, dass die Tontechnik das Theme von Flip Trip leiser dreht. Einen Moment später verstummt die Musik komplett und alle Aufmerksamkeit liegt auf dem breit grinsenden Gesicht Caracools, das erleichterte Euphorie ausstrahlt.


Caracal Matthews: „Leute, was für ein Moment! Wir sind endlich richtig angekommen. Ich fühle mich grad so dankbar und herzensfroh, auf dem Heimweg werde ich fünf Golden Retriever-Welpen kaufen und ordentlich durchknuddeln. Aber jetzt ist nicht der Moment für mich, um lange Reden zu schwingen. Jetzt können Air Rossy und ich nur eines tun.“


Er blickt seinen Partner an. Zeitgleich nicken sie sich zu und springen dann aus dem Stand einen Rückwärtssalto. Und noch einen und noch einen und noch einen und noch einen und als sie geendet haben, führt Caracal ein kleines Tänzchen auf, ehe er unter dem Jubel der Zuschauer wieder das Mikrofon hebt.


Caracal Matthews: „Rosford ist mein bester Freund. Mein Bruder von einem anderen Luder oder wie man das auch immer sagt. Ich kann grad nicht klar denken. Jedenfalls gönne ich ihm alles. Und deswegen werde ich jetzt das Feld räumen. Und wollt ihr wissen, warum ich das tue? Warum ich ihn hier im Ring lasse?“


Erwartungsvoller Blick in die Zuschauermenge, dann trippelt er aufgeregt durchs Squared Circle und scheint immensen Salto-Suchtdruck zu schieben. Im letzten Moment untersteht er sich jedoch, dem Drang nachzugeben und fährt am Mikrofon fort.


Caracal Matthews: „FÜR EUCH! Dieser goldene Junge hat eine krasse Ankündigung zu machen. Eingepackt in eine emotionale Pipebomb. Das wird was werden, Leute! Und ich gönne dem Boy das. Flip Flip Hurra. Also macht mal einen großen Applaus für meinen Bruder Air Rossy, den Mikrofongott. The Stage is yours, Ros.“


Sichtlich gerührt nimmt Rosford Williams das Mikrofon von seinem Kollegen entgegen, während das Publikum der Aufforderung zum Applaus nachkommt. Rosford wischt sich eine hinablaufende Schweißperle aus dem Gesicht, bevor er startet. Oder ist es etwa eine Träne?


Rosford Williams: „Mann, Mann, Mann, Mann, Mann, also neulich im Fernsehen. Da wurde ich an was erinnert. Es hat mich getroffen, Mann, Mann, Mann. Da wurde eine Wunde aufgerissen. Da hab ich schon mal schlucken müssen und einen Moment gebraucht.“


Matthews, mittlerweile außerhalb des Rings, trägt eine berührte Miene zur Schau und applaudiert seinem Teampartner für die emotionalen Worte.


Rosford Williams: „Vor 65 Millionen Jahren sind die Dinosaurier gestorben. Zack, Meteorit drauf und Ende, fertig. Mann, Mann, Mann. Was für ein Schicksal. Es kommt mir vor wie gestern. Ich meine, das kann man sich gar nicht vorstellen, Mann, Mann, Mann.“


Tiefes Durchatmen, dann lehnt sich Williams auf das oberste Ringseil und blickt die Zuschauer in der ersten Reihe mit intensivem Blick an. Er gönnt dem bewegenden Moment die angemessene Feierlichkeit und macht eine mehrsekündige Kunstpause.


Rosford Williams: „Ojemine, die armen Kleinen. Stell dir vor, du bist so ein Parasaurolophus. Mit deinem coolen Kamm, dem swaggigen Entenschnabelmaul und deinem buckligen Körper stehst du einfach nur friedlich da, lässt deine 15 Fuß Schwanz gemütlich schwingen, von links nach rechts und von rechts nach links und wieder zurück und so, und du denkst dir nichts Böses. Einfach normaler Dinosaurieralltag. Knabberst so an einem frischen, saftigen Farn und guckst in der Gegend rum und so. Und dann geht auf einmal der Himmel auf und bumm. Fällt dir so ein Ding auf den Kopf. Ein Riesending. Ein Oberoschi von einem Meteoriten. Ein ganzer Planet quasi. Und dann bist du einfach tot, Mann. Ausgestorben. Weg. Mann, Mann, Mann, Mann, Mann.“


Mit seiner Hand bedeckt er das Gesicht und kräuselt nachdenklich die Stirn. Dann blickt er zum Himmel empor. Wie symbolkräftig, dass ausgerechnet heute die GFCW unter dem wolkenlosen Sternenhimmel veranstaltet und nicht in einem grauen Betonkäfig.


Rosford Williams: „Ende im Gelände, von einem Moment auf den anderen. Vielleicht hatte Parasaurolophus noch viel vor, bevor er über die Regenbrücke wandelt. Wer weißt das schon? Und der T-Rex erst, was für spaßige Schandtaten hatte der wohl noch geplant in seinem Erdnusshirnchen? Und dieser andere mit den Stacheln auf dem Rücken. Auch weggemurkst. Alles vorbei, alle rrrrrasiert durch Stein auf Kopf und plattgemacht. Das ist brutal, Mann, Mann, Mann.“


Mit getragener Stimmung senkt er den Blick, atmet langsam und kontrolliert aus.


Rosford Williams: „Ich frage mich oft…wofür sind die Dinosaurier gestorben? Sollte der Tod nicht einen Sinn haben? Jesus starb für uns am Kreuz, Märtyrer im Feuer, Lord Varys nippelte ab fürs Reich und Kylo Ren für die Freiheit des Universums. Aber wofür die Dinosaurier? War ihr Tod sinnlos?“


Die Stille im Stadion lässt ahnen, dass auch die ergriffenen Zuschauer über diese Fragestellung schweigend sinnieren.


Rosford Williams: „Nein. Ich glaube, die Dinosaurier starben als Symbol. Um uns an etwas zu erinnern. Daran, wie kurz und wie wertvoll das Leben ist und so. Es kann morgen vorbei sein. Vielleicht kommt ein Mount Everest angeflogen und macht uns alle platt, Mann. Solange Blut durch unsere Knochen fließt, solange unsere Lunge schlägt und unser Herz atmet, müssen wir uns das bewusst machen. Wir dürfen unsere Träume nicht aufschieben. Wer weiß, wie viel Zeit uns noch bleibt?“


Er blickt auf eine imaginäre Uhr an seinem Handgelenk. Caracal Matthews, der mittlerweile am Vorhang steht, stimmt einen „Tick Tack“-Chant an, der gleich einer Laola durchs Stadion geht.


Rosford Williams: „Was hatte Parasaurolophus noch vor in seinem Leben? Ich weiß es nicht. Ich weiß es WIRKLICH NICHT und es macht mich krrrraaaank, dass ich dem kleinen Kerl nicht helfen konnte und es auch niemals erfahren werde. Aber sicher hatte er noch Träume. Der Gute. Aber es lässt sich nicht mehr ändern. Deswegen habe ich beschlossen, das Ende der Dinosaurier als Mahnmal zu nehmen. Sie erinnern uns an die Endlichkeit von allem, die armen Süßen.“


Entschlossen stampft er auf den Boden, seine Stimme wird analog zur Körperspannung fester. Mit leidenschaftlichem Blick scannt der Pipebomber das Publikum. Er hebt einen Finger zum Himmel.


Rosford Williams: „Irgendwann werden wir im Himmel gemeinsam einen Farn knabbern. Aber noch ist es nicht so weit. Es ist JETZT Zeit, dass wir unsere Träume leben und uns etwas zutrauen. Deswegen habe ich beschlossen, mich der größten Herausforderung zu stellen, die GFCW derzeit zu bieten hat. Mann, Mann, Mann, Mann, Mann, das wird ein Ding. Die GFCW sucht den Royal Rookie.“


Ein stummes „YESSSSSS“ im Gesicht Caracals, der seinem Partner freudestrahlend von der Rampe aus applaudiert.


Rosford Williams: „Und wer ist dafür besser geeignet als das Monsterrrr von Loch Swag, als der Thesaurus of High Flying Extravaganza, hä? Leute, dies ist eine offizielle Ankündigung! Ich, Rosford Williams, König Air Rossy der Erste, werde bei Stranded meine Gegner ins Wasser werfen. Ich mache alle nass, Ich werde der Royal Rookie. Für alle Menschen, für alle Dinos und für alle anderen, die noch zu träumen wagen!“


Er reißt die Arme hoch und lässt das Mikrofon auf die Matte fallen, wo es mit einem lauten Knacksen sein Leben aushaucht. Das Flip Trip Theme wird gespielt, Rosford und Caracal blicken sich lächelnd über die Entfernung hinweg an. Dann wird zum nächsten Segment geschaltet.



Man sieht einen jungen Mann im Fitness-Center. Es ist recht offensichtlich, dass der, eher schlanke, Brillenträger noch nicht sehr oft hier war. Aber trotzdem macht er sich voller Eifer an die Arbeit!

Doch schon das anheben einer Langhantel wird für ihn zur großen Hürde und er läuft bei seinem vergeblichen Versuch knallrot an, bevor er aufgibt…


ES IST NICHT WICHTIG, WIEVIEL DU DRÜCKEN KANNST…


Nun versucht sich der junge Mann an den Laufbändern. Doch auch hier hat er so seine Schwierigkeiten. So kommt es wie es kommen muss und das Laufband wirft ihn von der Maschine, begleitet von einem Aufschrei des Mannes…


ES IST NICHT WICHTIG, WIE SCHNELL DU LAUFEN KANNST…


Vielleicht macht er beim Seilspringen eine gute Figur? Der Anfang sieht zumindest sehr vielversprechend aus… Bis der junge Mann übermütig wird und andere Sprungtechniken ausprobieren will. Dabei verheddert er sich sehr unglücklich im Seil und stolpert aus dem Kamerabild, woraufhin ein unangenehmes Krachen und Klirren zu hören ist…


ES IST NICHT WICHTIG, DASS DU WEISST WAS DU TUST…


Unser Freund ist vollkommen außer Atem und blickt auf seine Sportuhr, die ihm zu seinem Entsetzen anzeigt, dass er erst seit knapp 10 Minuten trainiert… was eine resignierende Mimik unseres jungen Herren erzeugt…


ES IST AUCH NICHT WICHTIG, WIE LANGE DU DURCHHALTEN KANNST…


Frustriert lässt sich unser fitnessinteressierter Freund auf einen Sessel plumpsen und holt seinen Proteinriegel hervor, von dem er genüsslich einen Bissen nimmt. Der unvergleichliche Geschmack, lässt ihn den Fitness-Frust erstmal vergessen. Freundlich klopfen ihm plötzlich wildfremde Muskelmänner anerkennend auf die Schulter und mit vor Erstaunen offenem Mund, stellt er fest, dass die Damen im Raum ihm eindeutige Blicke zuwerfen…

Kein Wunder! Das ist ja schließlich auch nicht irgendein Riegel…, sondern DAS Status-Symbol unter den Fitness-Fanatikern!


DAS EINZIGE WAS ZÄHLT IST, DASS DU DABEI AM ENDE TROTZDEM EINFACH VERDAMMT GUT AUSSIEHST!




Die Kamera schaltet Backstage und bei Mac Müll steht nun ein sichtlich niedergeschlagener Dragan. Der Coach der Youngsters Kyd & Kyle hat so eben eine erste Niederlage gesehen. Der Kroate kann das eben passierte noch nicht richtig einordnen und packt sich noch an den Kopf.


MacMüll: „Dragan. Eben also die Premiere von Kyle Douglas im GFCW-Ring. Ein verpatzter Start ihres neuen Tag Teams. Was war aus Ihrer Sicht der Grund für die Niederlage?“

Dragan: „Puh. Die Jungs müssen noch lernen. Lernen zu kooperieren. Kyle ist ein unglaublicher Athlet. Die Fans haben gesehen, was er alles im Ring kann. Wenn sie mich nach seinem Potenzial fragen: Sky is the limit. Ich bin seit vielen Jahrzehnten im Wrestling-Business und so einen wie ihn gibt es nur alle 10 Jahre. Aber ….“


Aus dem Off stapft nun plötzlich ein verärgerter Kyle Douglas heran ins Kamerabild und richtet seine Wut Richtung seines Coaches.


Kyle: „Was habe ich dir gesagt, Dragen. Was habe ich dir GESAGT?! Nichtskönner. Der Mann gefährdet meine Karriere. Warum coachst du solche Loser?“

MacMüll: „Entschuldigen Sie, Herr Douglas. Alle Fans haben doch deutlich gesehen, dass…


Kyle Douglas schaut nun die Reporter-Legende des Wrestlings musternd an.


Kyle: „Was zum Geier hast du denn hier mitzureden?“


MacMüll: „Ich wollte nur darauf….“


Kyle: „Halt die Schnauze. Jeder in der GFCW soll wissen: Ich bin Kyle Douglas. Kanadischer Ringermeister. Ich habe das Können, ich habe das Charisma. Diese Liga giert nach neuen Gesichtern. Immer die gleichen alten Säcke will doch keiner mehr sehen. Beim letzten PPV hat man wieder Robert Breads, Schwanenburg, Ricks und all die anderen Haudegen sehen müssen. Doch die Suche nach der neuen Generation von World Champions erkläre ich hiermit schon offiziell für beendet. ICH bin die Antwort auf alle Suchenden. Ich bin bereit. Ich brauche keinen Trainer, ich brauche keinen Partner, der mich unten hält. Fick Dich, Kyd Flawless. Ich bin allein stark genug, stark genug es mit jedem in dieser Promotion aufzunehmen. Keiner kann mich aufhalten, wenn man mich alleine lässt! LETS BRING IT ON!“


Nicht weniger wütend stapft Kyle Douglas aus dem Bild. Zurück bleibt ein kopfschüttelnder Dragan und ein irritiert dreinblickender MacMüll.



Vier Tage zuvor…


Liam Spencer: „Du könnt‘s mir auch einfach verraten, wer‘s ist.“

Aiden Rotari: „Ich werde es dir gleich zeigen. Keine Sorge, es ist ein von mir persönlich handverlesener Wrestler, zu dem ich Robert geraten habe.“

Liam Spencer: „Genau das macht mir doch Sorgen, du Spast.“


Rotari lugt aus dem Augenwinkel zu Spencer herüber, verkneift sich dann aber einen weiteren Kommentar. Wir befinden uns in einem Büro des GFCW Performance Centers – höchstwahrscheinlich dem von Robert Breads, der allerdings aktuell nicht zugegen ist. Stattdessen sitzt Rotari – sehr darauf bedacht, sich nicht unnötig zu bewegen, um keine großartigen Schmerzen zu erleiden – im Stuhl vor dem Schreibtisch, an dem Buzzkill lehnt. Scheinbar verschwendet Aiden weiterhin keine Zeit, seine Fänge (und damit auch die des Protokolls) in jede mögliche Richtung auszustrecken.


Wobei er die Vorarbeit in diesem Fall schon vorher geleistet hat.


Liam Spencer: „Der Head Coach könnt‘ ja auch selbst vorbeikommen, wenn’s drum geht, dass ich mit irgendwem… zusamm‘arbeiten soll.“

Aiden Rotari: „Ich bin ohnehin momentan physisch nicht in der Lage, weit zu reisen oder viele Termine wahr zu nehmen. Das hat Robert dankenswerterweise für mich übernommen. Aus diesem Grund kann ich ebenso gut solche Tätigkeiten übernehmen, während er meine Pflichten übernimmt. Das bin ich ihm schuldig.“

Liam Spencer: „Und es hat nix damit zu tun, dass du hier irgendeinen Scheiß anzetteln wills‘, was?“


Mit einer wenig sympathischen Mischung aus Gleichgültigkeit und abschätziger Herabwürdigung stößt Rotari einen Seufzer aus.


Aiden Rotari: „Ich hätte auch dafür sorgen können, dass du den furchtbarsten Partner überhaupt bekommst. Glaube mir, mir wäre da schon etwas eingefallen. Aber du willst Royal Rookie werden, so wie dein neuer Freund, und ihr beide solltet etwas über Diplomatie lernen. Das ist eine sehr viel mächtigere Waffe als jeder deiner Aktionen im Ring, glaube mir.“


Ganz offenkundig will der Brite die nächstbeste schnippische Antwort hinterherwerfen, als die Tür zum Büro sich öffnet und ein Mann hereintritt.


Wir haben ihn bereits zwei Mal gesehen. Das erste Mal lag er in einer Blutlache im Ring, nachdem unter der Aufsicht von Steve Steel ein Haufen namenlose Performance Center Rookies wie wertloses Vieh für die Zurschaustellung eines nicht wirklich ersichtlichen Statements abgeschlachtet wurden.


Das zweite Mal war bei der Ansprache von Robert Breads bei der letzten War Evening Ausgabe vor Ultra Violence gewesen. Über seinem Capybara-Tattoo, das auf seiner Stirn prangt, hatte er einen dicken, weißen Verband getragen, der seine Kopfverletzung von der Attacke verborgen hatte.


Nun trägt er diesen Verband nicht mehr, dafür ziert den Capybara genauso wie seine Schläfe eine mehrere Zentimeter lange Narbe. Der große und auch ziemlich breite Mann – nicht unbedingt dick, eher mit etwas gesegnet, dass man mit „barrel chest“ beschreiben könnte – trägt einen wirren, in alle Seiten abstehenden Haufen brauner Locken zur Schau. Seine dunkelblauen Augen zeugen von Irritation.


???: „Ich dachte, ich würde mit dem Head Coach reden.“

Aiden Rotari: „Vasilis Rizou, wenn ich mich nicht irre?“


Für einen kurzen Moment scheint Rotari sich aus seinem Stuhl erheben zu wollen, nur um diesen Plan sofort wieder zu verwerfen, als er einen stechenden Schmerz in jeder Partie seines Körpers wahrnimmt. Stattdessen lehnt er sich mit einem kaum hörbaren Stöhnen leicht in „seinem“ Stuhl zurück.


Vasilis Rizou: „Das bin ich, ja.“


Offenkundig verwirrt über den Grund dafür, hierher beordert worden zu sein, schließt der Rookie die Tür hinter sich.


Aiden Rotari: „Bist du enttäuscht, dass ich statt Robert hier bin?“

Vasilis Rizou: „Ja.“


Eine Sekunde vergeht, dann kräuseln sich die Lippen von Rotari zu einem Lächeln, während Rizou zu stammeln beginnt und leicht rot anläuft.


Vasilis Rizou: „Das… ähm… das war …“

Aiden Rotari: „Wenn ich deine Akte richtig gelesen habe, gehe ich davon aus, dass das genauso gemeint war, wie du es gesagt hast war.“

Liam Spencer: „Akte? Was’n das jetzt wieder?“


Buzzkill stößt sich von dem Schreibtisch ab, verschränkt die Arme vor der Brust und tappt ungeduldig mit dem Fuß. Er sieht zu Rizou, stellt fest, dass er den Kopf in den Nacken legen muss, um dem Mann mit dem griechisch anmutenden Namen in die Augen sehen zu können und schon verfinstert sich der Blick des deutlich kleineren Spencer.


Rotari wendet sich indes an Rizou.


Aiden Rotari: „Ich habe gelesen, dass du seit deinem kleinen… Unfall… deines Kopfes betreffend… die Fähigkeit verloren hast, zu lügen. Stimmt das?“

Vasilis Rizou: „Ähm… schon, ja.“


Der junge Mann zieht eine Grimasse und kratzt sich abwesend mit der linken Hand an der Narbe auf seiner Stirn.


Vasilis Rizou: „Irgendwie… platzt mir die Wahrheit seitdem immer so raus. Geht nicht mehr anders.“

Aiden Rotari: „Nun, und Liam beschwert sich pausenlos über meine unklaren und schwammigen Äußerungen. Er ist ein großer Fan der Wahrheit, ohne Umschweife. Ich denke, ihr werdet ein hervorragendes Team abgeben.“

Vasilis Rizou: „Ich hätte lieber einen stärkeren Partner.“


Spencer schnaubt wütend bei dieser Bemerkung. Rizou schaut betreten auf seine Füße.


Vasilis Rizou: „Tut mir leid… aber… du hast bis jetzt immer nur verloren. Und ich glaube, da kommen einige richtige Kracher auf uns zu. Außerdem habe ich gehört, es soll auch Coaches oder Mentoren oder sowas geben, und ich weiß noch gar nicht, wen man da kriegen kann, und das alles macht mich schon ziemlich nervös.“


Buzzkill beißt sich auf die Unterlippe, nickt aber dann. Dieses ehrliche Ausschütten der eigenen Sorgen und Ängste kann er tatsächlich auf einer gewissen Ebene respektieren.


Liam Spencer: „Okay. Dann erwarte ich aber auch, dass du ordentlich was auf’m Kasten hast, wenn du mir mit sowas um die Ecke kommst.“

Vasilis Rizou: „Ich kämpfe gottlos und grob, ich werde stärker sein als du.“


Dieses Mal schaut Vasilis nicht weg, sondern blickt direkt zu Spencer. Die Frage, ob er das ernst meint, stellt sich tatsächlich ja nicht. Rotari scheint dagegen für seine Verhältnisse regelrecht entzückt von dieser Entwicklung.


Aiden Rotari: „Gottlos und grob… das klingt doch fabelhaft.“


Der mangelnde Glaube an die überirdischen Sagenfigur der griechischen Antike seitens Rizou dürfte dem ehemaligen Poseidon tatsächlich gut gefallen – hat er doch keine guten Erfahrungen mit gerade diesem Zweig der Mythologie machen dürfen.


Aiden Rotari: „Ihr zwei könntet in meine Fußstapfen treten – als das erfolgreiche Musterbeispiel für den Erfolg des GFCW Performance Centers.“

Vasilis Rizou: „Das würde ich echt gerne schaffen.“


Entnervt von dieser fast schon zu harmonischen Entwicklung der Dinge lockert Buzzkill die Verschränkung seiner Arme.


Liam Spencer: „Dafür werden wir allerdings ordentlich trainieren müss‘n. Und wenn‘s am Ende hart auf hart kommt, und nur noch wir beide übrig sind, dann kenn‘ ich da nix, alles klar?“

Vasilis Rizou: „Ich glaube nicht, dass du es unter die letzten zwei schaffen kannst, aber falls doch wäre ich auch für einen fairen Kampf gegeneinander.“

Liam Spencer: „Arroganter Pisser.“

Vasilis Rizou: „Oh, ich halte mich nicht unbedingt für den Favoriten, ich sehe dich nur… am Ende dieser Liste… sorry, das wollte ich eigentlich nicht sagen. Aber irgendwie muss ich.“


Entschuldigend zuckt Rizou mit den Schultern, dann sieht er demonstrativ über die linke Schulter des innerlich kochenden Buzzkill hinweg und lässt den Blick zu Rotari wandern, um Augenkontakt mit seinem im Moment nicht unbedingt zufriedenen Partner zu vermeiden.


Vasilis Rizou: „Und… ähm… wer wird unser… Anführer, sozusagen? Ich habe keine Ahnung, wer es sein könnte.“

Aiden Rotari: „Jemand, der euch etwas lehren wird, dass niemand sonst in der Geschichte der GFCW euch lehren könnte. Eine vollkommen einzigartige und berüchtigte Personalie aus der Geschichte der GFCW, die euch einen der entscheidendsten Aspekte dieser Promotion und ihrer Historie näherbringen wird – so zumindest Roberts Intention.“

Vasilis Rizou: „Es ist echt nervig, dass du nicht einfach sagst, wer es ist.“

Liam Spencer: „Mit sowas muss ich mich ständig rumschlagen.“

Vasilis Rizou: „Das würde mich auf Dauer stören, denke ich.“

Aiden Rotari: „Seht ihr? Ihr seid wie füreinander geschaffen.“


Nun erhebt sich Rotari doch – auch wenn sein „Auftritt“ deutlich langsamer und weniger schwungvoll von Statten geht, als er sich das ganz offensichtlich vorgestellt hatte. Er grummelt kurz vor sich hin, ehe er die freudlosen Augen zwischen seinen beiden Gesprächspartnern hin und her huschen lässt.


Aiden Rotari: „Er ist so ungläubig und wenig feinfühlig, wie Vasilis sich selbst beschreibt, und so vulgär, dass Liam vor Neid erblassen wird. Euch beiden und eurem dritten Team-Mitglied wird er sicherlich zusagen.“

Liam Spencer: „Drittes…?“

Vasilis Rizou: „Wieso denn noch ein Teammitglied?“

Aiden Rotari: „Das findet ihr bei War Evening heraus. Ich muss zurück ins Hotel und mich hinlegen. Leviathan… verdammter Leviathan…“


Und so schlurft Rotari an den Zweien vorbei, öffnet die Tür und lässt Rizou und Spencer mit Fragezeichen auf ihrem Gesicht zurück.


Vasilis Rizou: „Ich verstehe überhaupt nicht, was er mit der ganzen Sache zu tun hat und warum er sich damit so intensiv beschäftigt. Er ist doch fertig mit dem Performance Center. Ihm kann der Royal Rookie egal sein… es sei denn, er will uns wirklich einfach nur helfen.“

Liam Spencer: „Das is‘ die unwahrscheinlichste aller Möglichkeiten.“



Wir befinden uns Backstage. Zu sehen sind zwei junge Wrestler, die nichts miteinander zu tun haben, zumindest nicht so, als dass es uns bekannt wäre. Und so sieht das Ganze auch aus. Auf dem Boden in Schneidersitz der Kabine sitzt Ellis Diehl. Er sieht ein wenig mitgenommen aus, nicht zwingend körperlich, aber er ist schon ein kleines Häufchen Elend. Seine Karriere nahm in den vergangenen Wochen und Monaten nicht den Kurs, den er sich erhoffte und statt seinem eigenem Merch trägt er wieder ein Performance Center Shirt. Ob offiziell zurückgestuft oder Zufall wissen wir an dieser Stelle nicht. Sein Kopf jedenfalls hängt hinunter, was aber nicht ausschließlich mit seinem mentalen Zustand zusammenhängt. Natürlich scrollt er durch Instagram.


Ebenfalls in diesem Raum befindet sich Silas, oder auch Scarecrow. Er sitzt etwas entfernt von Ellis auf der Holzbank. Die gute Laune scheint sich auch bei ihm in Grenzen zu halten. Nicht nur fand seine Tag Team Kampange mit Zane Levy ein abruptes Ende, eben jener Zane Levy scheint auch alles andere als Harmonie mit sich in Leviathan zu bringen. Dem Leviathan, welcher bei Ultraviolence nicht einen, sondern zwei herbe Rückschläge hinnehmen musste. Ellis Diehl würdigt er keines Blicks. Doch sein Verhältnis zu seinem Leader, the End, scheint ihn verändert zu haben. Scarecrow wirkt nicht verloren ohne Gesellschaft seines Stables. Er wirkt eher rastlos und verbissen in seinen Shorts und der Leviathan-Jacke, unter den Lila Haaren und den Tattoos.


Es herrscht also ein wenig peinliche Stille und man merkt, dass die Herren jetzt nicht unbedingt befreundet sind, denn sie scheinen sich nichts zu sagen zu haben. Bis Ellis Diehl das Smartphone weglegt und auf seine Uhr guckt.


Ellis: „Was machen wir hier eigentlich?“


Das war an Silas gerichtet, der ignoriert das aber entweder oder bekommt es in seinen Gedanken gar nicht mit.


Ellis: „Und wie lange soll das noch dauern?“


Noch immer wendet sich Scarecrows Blick nicht, während er nun doch nervös an seinen Fingernägeln herumspielt, doch er scheint Diehl durchaus wahrzunehmen.


Scarecrow: „Ich weiß so viel wie du, schätze ich? Wie läufts im Performance Center? Bist du wieder da?“

Scarecrow wirkt nicht so, als hätte er Lust mit Diehl, dem ehemaligen Chosen One des Protokolls, zu reden. Doch scheinbar ist ihm der Smalltalk lieber als das angespannte Schweigen. Aber mit dieser Frage hat Silas offenbar einen Nerv getroffen. Ellis will darauf nicht antworten und tut so, als ob er es akustisch nicht verstanden hat.


Das nicht ganz organische Gespräch findet dann aber ein abruptes Ende, denn die Tür der Kabine öffnet sich. Es ist... Thomas Camden.


Die aufschwingende Tür entlockt jetzt auch Scarecrow tatsächlich eine Reaktion und er hebt den Kopf. Als seine Augen Camden finden scheinen seine grauen Zellen zu arbeiten. Was genau war hier los? Irritiert wirkt er jedenfalls. Ellis Diehl andererseits steht sofort aus seinem Schneidersitz auf und stellt sich gerade hin. Er ist geknickt, das merkt man, aber er macht zumindest gute Mine, auch wenn er noch nicht weiß, was hier passieren soll.


Der Oregono steht breit lächelnd im Türrahmen, die Brust weiterhin vor Stolz geschwellt, diesmal hält er allerdings weder Kuchenglocke noch Muffinkorb in der Hand. Es ist eine Thermobox. Mit einem grüßenden Nicken tritt er einen Schritt weiter in den Raum hinein, dreht sich kurz um die Tür zu schließen und spricht dabei zu sich selbst, weggedreht von den beiden Männern im Raum, „Na dann rein ins Gemüse“, bevor er sich wieder mit Schwung zu den beiden Neulingen dreht, die schon lange keine Neulinge mehr sind. Silas schließt kurz die Augen, doch die kurze Mimik reicht aus um deutlich zu signalisieren, dass Begeisterung anders aussieht. Glücklicherweise hat Camden davon nichts bemerkt… naja. Ob es ihm etwas ausmachen würde steht auf einem anderen Blatt.


Thomas: „Grüß euch. Schön, dass ihr hier seid…eigentlich sollte noch einer kommen, aber…hmm…kommt vielleicht noch.“

Ellis: „Ehm, nichts für Ungut Thomas, aber...“


Mit der rechten Hand kratzt er sich am Hinterkopf und fragt verlegen.


Ellis: „Warum genau sind wir eigentlich hier, also ich meine, warum wurden wir beide hier in diese Kabine bestellt? Ich bin doch nicht gefeuert oder so?“


Ein bisschen geht die Phantasie mit dem Potsdamer durch.


Ellis: „Wir sind doch nicht beide gefeuert, oder? Hat Alex dich geschickt, um uns zu feuern?“


Er guckt zu Silas. Dann guckt er zu der Box.


Ellis: „Und das ist jetzt das Abschiedsgeschenk oder wie?“


Panisch zeigt er auf die Thermokiste.

Scarecrow: „Ellis bitte geh mir nicht auf den Sack.“

Doch das aufgeregte Zittern im Bein deutet nicht darauf hin, dass Silas hier seelenruhig ist. Vielleicht ist Diehls Gedanke auch in seinem Kopf aufgekommen.

Sich selbst ertappend zwingt Silas seinen Körper zur Ruhe, schluckt einmal und blickt Camden so sicher wie möglich an.


Scarecrow: „Wofür sollten sie das wollen? Thomas, was willst du von uns?“
Thomas: „N nettes Gespräch?"


Er tritt noch einen Schritt näher an die beiden, geht an ihnen vorbei und wuchtet die Box in seiner Hand auf den Holztisch neben Diehl und Scarecrow. Er putzt sich die Hände ab wie man es nach schwerer getaner Arbeit so tut und schaut wieder zu den beiden.


Thomas: „Aaaaaaalso…erstmal: Ich hab mitm Protokoll nix am Hut. FALLS die euch feuern wollen, dann schicken die nich mich. Nene, ich bringe bessere Neuigkeiten.“


Er lächelt noch einmal um die Sorgen aus Diehls Miene zu nehmen, dann zwinkert er ihm zu. Scarecrow nickt langsam. Wusste er. Natürlich. 100%.


Thomas: „Ihr sollt den Royal Rookie rocken. Wird edel…verdammt edel. Dabei euch auf jeden Fall viel Erfolg…“

Noch immer sitzt Scarecrow ein wenig in sich gesunken auf der Bank, doch jetzt hat Camden seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Er strahlt regelrecht.

Scarecrow, zu sich selbst: „Ich kann mich beweisen, End. Ich kann mich beweisen.“
Thomas: „Jetz isses aber so, dass es die nette Idee gab, euch allen Teilnehmern jemanden an die Seite zu stellen, der euch n bissl beraten oder unterstützen oder was auch immer tun soll. Tjoa und…“


Er streift mit seinen beiden Händen über seine Brust und schwingt die Arme von sich weg, bevor er die Bewegung mit einem Schulterzucken abschließt.


Thomas: „Hier bin ich.“


Ein Schmunzeln macht sich in seinem Gesicht breit. Dann ein kleiner kleines Schulterzucken mit Blick gen Scarecrow, dessen Mine schlagartig wieder zu Entsetzen wechselt.


Thomas: „End wollte vielleicht nich…Tjoa, was ‘n Sieg gegen Lionel Jannek so alles bewirken kann…also Jungs, das is was Neues für mich, aber ich werd mir Mühe geben…irgendwelche Wünsche, wie ich helfen kann?“


Ellis Diehl fällt erst mal ein großer Stein vom Herzen. Von der Traufe in den Regen, oder so ähnlich?


Ellis: „Also... Royal Rookie? Wir sollen an der Battle Royale bei Stranded teilnehmen, ja?“

Thomas: „Jep. Und für sowas Royales halt…“


Endlich hebt er den Deckel der Box, wo es schon herausdampft. Er greift hinein, zieht hinaus und präsentiert…eine Pfanne Kaiserschmarrn. Darunter Teller und Gabeln.


Thomas: „Auf gute Zusammenarbeit.“


Die Freude steht ihm im Gesicht geschrieben. Ellis dachte, dass er vor die Tür gesetzt wird und stattdessen darf er in der Rookie Battle Royale antreten.

Scarecrow: „Das is doch alles n Scherz...“

Ellis: „Das ist richtig geil, Thomas!“


Der Potsdamer schnappt sich einen der Teller und muss ihn voller Freude erst mal vertilgen…also…das was drauf ist.


Scarecrow: „Du bist doch kaum selbst unter Alex Obhut rausgelassen worden. Was willst du mir beibringen, was Drake und End nicht können.“

Er steht auf und scheint schon gehen zu wollen. Den Kaiserschmarrn ignoriert er selbstverständlich komplett, auch wenn Camden den Teller sogar hebt und Scarecrow entgegen hält.


Thomas: „Das will ich auch rausfinden, deswegen dachte ich, wir lernen uns hier alle n bissl besser kennen. Dann kann ich dir zum Beispiel sagen, dass ich mir immer noch ab und an Ratschläge von Alex geben lasse."

Ellis: „Thomas, ich freue mich echt Mega, dass du uns hier unterstützen sollst. Ich will dich auf keinen Fall enttäuschen, Coach. Deinen Sieg gegen Jannek fand ich übrigens richtig gut.“


Kopfschüttelnd hält Scarecrow an der Tür inne.

Scarecrow: „...was zur hölle…“

Es nervt ihn sichtlich, wie sehr Ellis Thomas anhimmelt.


Ellis: „Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass du uns hier zur Seite stehst. Da fühle ich mich direkt viel besser und glaube tatsächlich, dass wir da Dank deiner Unterstützung große Chancen haben, das Ding tatsächlich zu gewinnen.“

Scarecrow scheinen fast die Augen aus dem Kopf zu fallen.

Scarecrow: „WIR?“

Er wirbelt noch einmal herum.


Es nervt uns an den Bildschirm schon fast, wie sehr Ellis Thomas anhimmelt.


Ellis: „Aber wie genau funktioniert das denn? Also was heißt es genau, dass wir jetzt ein Team sind?“


Camden hockt sich im Schneidersitz neben Diehl, schnappt sich einen Teller vom Tisch und gönnt sich ebenfalls etwas vom Kaiserschmarrn. Mit vollem Mund und die Gabel wedelnd spricht er mit wechselndem Blick zu Silas und Ellis.


Thomas: „Kommt drauf an, was ihr wollt. Also Silas…wie mach ich dich glücklich?"


Die Frage kommt so einladend, wie das Klopfen mit der Gabelhand auf den freien Platz neben sich. Doch Scarecrow macht keine Anstalten sich erneut hinzusetzen.

Scarecrow: „Wenn du so fragst Thomas… Beschaff mir ein Match gegen einen von den anderen Teilnehmern.“

Er drückt die Klinke herunter.

Scarecrow: „Wenn ich davor Erfahrung gegen sie sammel, is es besser, als alles, was du zu sagen hast.“

Die Tür schwingt auf und fliegt ebensoschnell hinter Silas wieder ins Schloss. Da warens nur noch zwei…

FADE OUT





Das Aufflackern von Schlagworten, die hierhergeführt haben:

Brodelnder Hass und unendliche Verzweiflung.

Eine Wahnsinnstat. Wochen im Krankenhaus.

Eine Titelregentschaft am seidenen Faden.

Ein verrücktes Comeback.

Ein Sieg.


Nun steht Keek Hathaway im Ring des Stadions von Venlo und seine Schulter wird vom Symbol des Triumphs belegt: Der GFCW Titel ruht dort auf dem Namibier. Hathaway hat eine Hand auf dem wertvollen Gürtel abgelegt, fixiert ihn mit sanfter Geste. Kameras klicken, Zuschauer jubeln ihre Freude heraus. Ein breites Lächeln im Gesicht Keek. Seine Augen unternehmen eine wilde Fahrt über die Masse von zehntausend Gesichtern, dann hebt er die andere Hand zum Mund und spricht in das mitgebrachte Mikrofon.


Keek Hathaway: „Es scheint, dass mir nie Zeit zum Durchatmen bleibt, was?“


Die ersten Sätze des Titelverteidigers bringen die Lautstärke herunter, das Publikum verfällt in gespannte Stille.


Keek Hathaway: „Als Champion, und der bin ich unschwer erkennbar noch immer…“


Mit stolzer Miene klopft der Namibier auf den Titelgürtel und ruft im Publikum abermalige Jubelrufe hervor.


Keek Hathaway: „…ist man auf einiges gefasst. Man braucht Augen im Hinterkopf, weil man einen Angriff in den Rücken erwartet. Man wünscht sich vier Arme, um all die gierigen Hände abzuwehren, die nach deinem Titel greifen wollen. Der Tag müsste 30 Stunden haben, um all die Herausforderungen, Privilegien, Chancen und Risiken zu verarbeiten, die es mit sich bringt, der Champion der besten Wrestlingliga dieser Welt zu sein. Viele Dinge, auf die man eingestellt sein muss. Ich glaube, dass ich seit Brainwashed 2021 beweise, dass ich dem gewachsen bin. Womit ich aber nicht gerechnet habe, ist, dass es ein Brief sein wird, der mir die nächste Herausforderung beschert, während ich die Spuren der vorangegangenen noch immer täglich spüre.“


Gemischte Reaktionen bei der Anspielung auf das Segment, welches den heutigen Abend eröffnet hat. Natürlich will man dem Kampf sehen. Doch Amélie Schwanenburg hat besonders unter Anhängern des Champions wenige Freunde.


Keek Hathaway: „Antoine Schwanenburg hatte kaum seine Wunden nach der Niederlage bei Ultra Violence geleckt, da sitzt Amélie Schwanenburg schon am Schreibtisch und bringt ihr Schlangengift auf Papier, um bei Eric Fletcher eine zweite Chance für ihren Mann zu erhandeln. Der Commissioner gibt dieser Bitte so schnell nach, dass meine Rede am heutigen Abend unter einem anderen Stern steht.“


Nicht verbittert, doch mit ernster Miene blickt Hathaway in die Kamera.


Keek Hathaway: „Eigentlich bin ich herausgekommen, um über die Vergangenheit zu sprechen. Ultra Violence. Der Irrsinn, der in den Wochen vor dem Pay-per-View passiert ist und wie dankbar ich dafür bin, dass ich am Ende einer sprichwörtlichen Achterbahn noch immer Titelträger bin. Ich wollte mich euch feiern, zumindest einen Abend entspannte Luft atmen. Doch stattdessen wird der heutige Abend damit eröffnet, dass mein nächster Herausforderer feststeht, bevor ich selbst die Chance hatte, überhaupt herauszukommen.“


Er tritt von der Mitte des Ringes näher an die Ringseile, lehnt sich auf und bietet dem Publikum so die Chance, das noch immer auf der Schulter verweilende Gold besonders gut in Augenschein zu nehmen. Blitzlichter und Kameraklicken sind die Folge dieser Handlung.


Keek Hathaway: „Was soll ich sagen? Es ist unerwartet, keine Frage. Aber kann man dadurch auf den Gedanken kommen, dass ich nun überrumpelt bin? Verzweifelt? Bei schlechter Laune?“


Der Gesichtsausdruck des Namibiers gibt keine Antwort auf seine Fragen. Kein Lächeln, doch ebensowenig eine wutverzerrte Grimasse.


Keek Hathaway: „Nein. Es ist mein Schicksal als Champion, dass man vor mir eine neue Mauer erbaut, sobald ich die alte überwunden habe. Aber Keek Hathaway hat immer und immer wieder bewiesen, derzeit der Beste darin zu sein, Hürden einzureißen. Unvorstellbares möglich zu machen. Ich habe Alex Ricks und Antoine Schwanenburg besiegt. An einem Abend. Direkt aus dem Krankenhaus kommend.“


Seine Stimme wird bei den letzten Sätzen lauter und animiert die Stadionkulisse zu anerkennendem Jubel.


Keek Hathaway: „War es klug? Nein. Ich habe genügend verständnislose Blicke gesehen als ich nach meinem Sieg wieder in den Backstagebereich kam. Aber ich bin nicht Champion der GFCW, weil ich der Klügste bin. Sondern weil ich der leidenschaftlichste und beste Wrestler bin, den diese Liga derzeit hat. Ich habe keine Frau, die im Hintergrund gute Gelegenheiten für mich aushandelt. Ich gewinne Matches. Selbst wenn ich mit dem Rücken zur Wand stehe. Deswegen bin ich Champion.“


Passend zum Stichwort reißt er den Gürtel von der Schulter herunter und stemmt ihm den Abendhimmel entgegen.


Keek Hathaway: „Bin ich unglücklich mit Schwanenburg als Herausforderer? Nein, das bin ich kaum. Ich hätte es zwar lieber gesehen, wenn er sich dieses Privileg durch einen Sieg und nicht durch die Poesie seiner Frau erkauft. Aber wahrscheinlich hätte ich ihn sogar selbst gewählt, wenn ich meinen Gegner hätte selbst bestimmen dürfen. Schwanenburg und ich, das ist noch kein offener Krieg. Aber es ist eine Geschichte, die seit dem Tag von Antoines Rückkehr schwelt und sich langsam zu einem Feuer ausbreitet. Es ist ein Kampf, der naheliegend ist. Und es ist der Kampf, den ich gewinnen muss, um die vielleicht letzten Zweifel auszuräumen, die man an mir haben kann. Keek Hathaway hat bewiesen, dass er einen Kampf gewinnen kann, in dem Antoine Schwanenburg beteiligt ist. Nun muss er noch beweisen, dass er es One on One kann. Das will und werde ich tun. Wir sehen uns am Strand, Antoine.“


Ein herausfordernder Blick sucht die Kamera und durch die Linse hindurch den angesprochenen Mann, der zweifelsfrei in diesem Moment backstage sitzt und die Worte mitbekommt.


Keek Hathaway: „Aber da gibt es noch eine weitere Sache, über die ich sprechen muss…“


Die letzten Worte gehen in ein Seufzen über.


Keek Hathaway: „Holly Hutcherson.“


Aufgeregte Laute aus dem Publikum, eine Mixtur aus Buhrufen und erwartungsvollem Gemurmel.


Keek Hathaway: „Wenn ich Antoine und mich mit einem größer werdenden Feuer vergleiche, dann muss ich den Hass zwischen mir und Hutcherson mit einem Inferno gleichsetzen. Ich habe wegen ihm fast alles verloren. Ich wollte Timo zurück und gab dafür beinahe mein Leben.“


Er senkt die Stimme, schlägt die Augen nieder und tritt zurück in die Ringmitte. Dann fährt er mit ruhigem Ton fort.


Keek Hathaway: „Während ich Tag für Tag im Krankenhaus lag und dachte, dass nun alles vorbei ist, hatte ich viel Zeit zum Nachdenken, Holly. Du hast es geschafft, mir meinen besten Freund und fast auch meinen Titel zu nehmen. Natürlich kamen da Rachegedanken auf. Ich dachte darüber nach, was ich dir nehmen kann. Obwohl ich Stunde um Stunde in diesem verdammten Krankenzimmer saß und nichts machen konnte, außer nachdenken, kam ich zu keiner Antwort.“


Mit den letzten Worten lässt er sich Zeit, serviert sich dann im spöttischen Ton.


Keek Hathaway: „Was besitzt du, Holly Hutcherson? Ich bin zu dem Eindruck gekommen, dass deine gesamte Relevanz in dieser Liga sich darauf gründet, dass andere Leute sich mit dir beschäftigen. Ask Skógur oder ich. Du hast nicht nur einige Männer und Frauen dahingehend manipuliert, dass sie dir folgen, sondern auch Leute wie mich, dass sie sich mit dir anlegen. Unser Hass verleiht dir Relevanz. Unsere Aufmerksamkeit ist der Nährstoff, der dich am Leben hält.“


Ein Blick wie ein Messerstich geht von Hathaway aus, der frontal ins Objektiv blickt, um seinen Monolog fortzusetzen.


Keek Hathaway: „Ich könnte dir einen Kampf vorschlagen, um unseren Konflikt ein für allemal zu klären. Ich könnte erneut deinen Wagen aufsuchen. Ich könnte jeden Mann aus deiner Gemeinschaft nacheinander jagen. Aber all das würde in dein Narrativ passen. Hutcherson gegen den Rest der Welt. Ein Narrativ, das von einem Mann ausgedacht wurde, dessen Nährstoff die Aufmerksamkeit ist.“


Er streicht mit seiner Hand über die Haare und über sein ernstes Gesicht schleicht abermals eine Ahnung von Spott.


Keek Hathaway: „Ich will mich noch immer an dir rächen, Holly. Aber ich habe endlich nach all der Zeit verstanden, was die schlimmste Strafe für dich ist. Dich zu ignorieren. Dir den Nährboden zu nehmen, auf dem du deine Relevanz gründest. Du bist der Mann, der all die Fäden in der Hand halten will. Den man stets im Hinterkopf behalten muss. Der nicht zu fassende Schatten über allem. Was könnte es Schlimmeres geben, als dass du einfach nur in deinem Wagen in der Nacht sitzt, wenn keiner dich beachtet, und du mit ansehen musst, wie Keek Hathaway weiter glücklich ist? Wenn ich Woche für Woche diesen Titel in die Luft recke und die Menschen langsam vergessen, wer Holly Hutcherson ist. Das ist die Strafe, die ein Narzisst verdient.“


Zustimmende Töne aus dem Publikum für den Champion. Hathaway nickt mehrere Male zur Selbstbestätigung langsam, dann nimmt seine Stimme wieder einen ruhigeren Ton an.


Keek Hathaway: „Deswegen gibt es nur einen Mann, der für mich von Bedeutung ist. Antoine Schwanenburg. Nur eine Mission, die ich verfolge. Diesen Titel zu behalten.“


Abermals reckt er das Titelgold in die Luft.


Keek Hathaway: „Antoine. Du hast gegen einen Keek verloren, der verletzt und abgelenkt war. Bei Stranded wirst du gegen einen fokussierten Keek Hathaway bei besserer Gesundheit kämpfen. Vielleicht kannst du dir denken, wie dieser Kampf ausgehen wird.“


Die Zuschauer, die hinter Hathaway stehen, jedenfalls scheinen es zu können und bedenken die Aussage mit euphorischen Chants.


Keek Hathaway: „Kein Brief wird dich vor der Niederlage retten, die auf dich wartet.“