Vor zwei Wochen…
Von „Glück im Unglück“ zu sprechen erschien falsch – aber keine andere Formulierung bot sich unter diesen Umständen an, oder?
Vivien Tolnai: „Also, wo ist er?“
Wir befinden uns im Schwarzwald-Baar Klinikum, nicht übermäßig weit weg von der Halle, in der die GFCW War Evening stattfinden ließ. Nach seiner überaus unsanften Abreibung von Seiten der Wahrheit und deren neuester fixer Idee – ein Duo maskierter Schläger – hatte man Aiden Rotari in ein Krankenhaus bringen müssen. Routine-Checks, Concussion Testing, solche Sachen.
Das war selbstverständlich keine großzügige Geste des Protokolls gewesen, sondern lediglich das Mindeste, das man in dieser Situation tun musste, um zu vermeiden, dass Rotari – der Autorität im Moment nicht gerade wohlgesinnt – ein Fass aufmachen würde.
Außerdem war es Aiden überaus unangenehm gewesen, im Fisch-Kostüm in einem Krankenwagen wieder volles Bewusstsein zu erlangen. Laodike hatte seinen Rat offenbar befolgt und war verschwunden, zumindest hatte er nichts von ihr gehört. Zumindest hatte er sich dank des aktuellen Datums auf so etwas wie „Karneval“ berufen können, denn die Wahrheit zu erzählen, warum er in diesem Aufzug zu Matsch geprügelt worden war, erschien ihm wesentlich absurder als dieser einfache Ausweg.
„Glück im Unglück“, die Zweite, wenn man so wollte.
Nun steht er hier, in den Fluren der führenden medizinischen Einrichtung Villingens – das behauptete zumindest das anwesende Personal – und schielt mit einem blauen Auge zu der jungen Frau, die soeben neben ihm erschienen ist. Tolnai hat die Arme vor der Brust verschränkt und tappt mit dem Fuß auf dem Boden, als könne sie gar nicht genug betonen, wie ungeduldig sie ist. Seit der Übernahme des PC durch das Protokoll war es ihr schwerer und schwerer gefallen, überhaupt noch etwas mitzubekommen.
Das könnte allerdings auch die Überkompensation für Rotaris Persönlichkeit sein. Der Mann aus Atlanta hat sein in letzter Zeit deutlich sporadischer werdendes, höfliches Lächeln aufgesetzt.
Aiden Rotari: „Mir geht es gut, danke der Nachfrage.“ Vivien Tolnai: „Sonst wärst du wohl auch nicht schon auf den Beinen und würdest mir Text-Nachrichten schreiben.“
Mit einem akzeptablen Mindestmaß an Dankbarkeit nickt Vivien ihrem Gesprächspartner zu, immerhin wäre sie ohne ihn nicht an die Quelle gekommen, auf die sie nun direkten Zugriff haben würde. Auf der anderen Seite war es aber relativ wahrscheinlich, dass Aiden irgendeinen Grund haben würde, ihr diesen „Tipp“ zu geben.
Aiden Rotari: „Nun, dann folgen sie mir bitte, Frau Journalistin.“
Es dauert nicht lange, und die beiden stehen vor einer Tür, an die Aiden anklopft. Als keine Reaktion kommt zuckt er bloß mit den Schultern und entert den Raum trotzdem, gefolgt von der Reporterin des Catch Beobachters.
Aiden Rotari: „Armer Mike.“
Im Bett vor ihnen liegt Mike Müller, der so gerade eben die Augen aufschlägt, offensichtlich unglaublich müde und erschöpft. Es ist unmöglich, in die minimalen Bewegungen und die deutlich verzögerten Reaktionen des jungen Athleten etwas Substanzielles hineinzuinterpretieren.
Vivien Tolnai: „Hey, Mike.“
Sehr leise und vorsichtig spricht Tolnai diese Worte aus. Sie ist beruflich hier, aber das heißt noch lange nicht, dass sie kein Mitleid mit dem Jungen haben darf. Die Augen des sichtlich mitgenommenen Rookies wandern in niedrigem Tempo zwischen Tolnai und Rotari hin und her, ehe er sich räuspert und mit tonloser Stimme spricht.
Mike Müller: „Ich glaube, ich habe mich selbst gefickt, Leute.“ Vivien Tolnai: „Wirst du hier gut behandelt?“
Müller versucht, mit den Achseln zu zucken, hebt seine Schultern aber dann doch nur um wenige Zentimeter an.
Mike Müller: „Ich denk‘ mal schon. Die waren gerade hier und haben Blut abgenommen und so Zeugs.“ Vivien Tolnai: „Und was wird man finden?“
Einen Moment lang sieht Mike die Frau, die er selbst erst ins Spiel gebracht hatte, und die nun dabei war, seinen Untergang zu besiegeln, mit einem leeren, seltsam emotionslosen Blick an.
Mike Müller: „Wie schon gesagt, ich denke mal, ich bin gefickt.“ Vivien Tolnai: „AstroHappy?“ Mike Müller: „Heißt das Zeug so? Ich weiß es nicht. Ich glaube, er hat es mir nie gesagt, und… nein, vielleicht habe ich es auch einfach komplett vergessen. Ich habe eine Menge Sachen einfach vergessen, glaube ich.“
Tolnai nickt. Das erscheint ihr „Beweis“ genug zu sein. Locker lässt sie aber noch nicht. Rotari ist währenddessen zum Fenster geschlendert und blickt gedankenverloren nach draußen, als würde er über irgendetwas intensiv nachdenken.
Vivien Tolnai: „Wer ist „er“, Mike?“
Der junge Athlet versucht sich an einem Kichern, endet aber nur bei einem Hustenanfall. Vivien beißt sich auf die Unterlippe, während Aiden bloß einen kurzen Blick über die Schulter wirft und Müller ungewöhnlich intensiv mustert, ehe er sich ihm komplett zuwendet, nun offenbar doch interessiert.
Mike Müller: „Sorry, ich… du meinst, den Typen? Ey, der war einfach eines Tages da. Es gibt da diesen Spot, wo man hinkann, wenn man weiß, wie man reinkommt… wovon ich dem Fisch-Ficker… ähm…“
Müllers Blick ruht nun auf Rotari, der einen gewissen physischen Abstand zwischen sich und seinem Mit-Rookie einhält. Beide wissen, dass sie keine Freunde sind, aber Mike nimmt irgendwo im hintersten Winkel seines Unterbewusstseins vielleicht doch wahr, dass er nicht in der Situation ist, um auf ihm herum zu hacken.
Mike Müller: „…also, ich habe Aiden ja mal davon erzählt…“ Aiden Rotari: „Du hast vor mir getanzt und mir detailreich Adresse, Einrichtung und Angebote dieses Etablissements beschrieben, nur um mir dann zu sagen, dass du persönlich dafür sorgen wirst, dass ich niemals reinkomme. Oder habe ich das falsch im Kopf?“
Rotari schmunzelt bei diesen Worten. Er war bei War Evening gedemütigt worden, und dieses Mal hatte es keinen Trick, kein Entkommen gegeben. Seinen Zorn bezüglich dieses völligen Kontrollverlust passiv-aggressiv hier zu verarbeiten, wirkt wie eine realistische Folge-Reaktion.
Mike Müller: „Ja, doch, stimmt schon…“
Müller senkt ein kleines Bisschen den Kopf. Ob es ihm das in diesem Moment wirklich leidtut oder er sich in erster Linie selbst Leid tut sei einmal dahingestellt.
Mike Müller: „Auf jeden Fall… ja, es war kurz nach unserem… Gespräch… da ist er aufgetaucht. Und ich war gefickt worden, vor allem von euch zweien, jetzt mal kein übertriebenes Fake-Fick-Gelaber und so, und nach Title Nights war ich so angepisst, und dann war er da und irgendwie ging dann alles von selbst. Ich habe ein paar meiner Kollegen gefragt, wisst ihr, die auch genug Geld haben, denn es war nicht billig, und dann… also… dann…“
Seine Worte verlieren sich. Er stiert geradeaus, ins Nichts.
Mike Müller: „Eigentlich seid ihr beide an allem schuld. Wenn ihr mir nicht meinen Platz bei Title Nights für diesen Wichskopf „Spast-MILF“ a.k.a. „Buzzkill“ weggenommen hättet, dann wäre das alles niemals passiert.“
Ein schmallippiges Grinsen entsteht bei Aiden. Dem armen Mike war übel mitgespielt worden, ohne Zweifel, aber dieser Vorwurf war dann doch ein wenig albern. Tolnais Tonfall wird kühler, als sie weiterspricht. Sie wird sich das hier nicht in die Schuhe schieben lassen.
Vivien Tolnai: „Und wer ist „er“ nun?“ Mike Müller: „Das kann ich nicht sagen.“ Vivien Tolnai: „Das musst du aber.“ Aiden Rotari: „Es ist bestimmt schwierig, Vivien.“
Der Protegé von Robert Breads tritt nun doch näher an Müller heran, und legt ihm sanft eine Hand auf die Schulter. Zum ersten Mal zeigt Mike eine sichtbare körperliche Reaktion, nämlich Abscheu, indem er sich ein kleines Stück weit von Rotari wegzudrehen scheint – aber in seiner Verfassung sieht er sich nicht wirklich in der Lage, etwas gegen diese „Invasion of Privacy“ zu unternehmen.
Aiden Rotari: „Nicht, dass ich persönliche Erfahrungen mit so etwas hätte, aber man hört doch immer wieder von Leuten, die ihre Dealer verraten, und dann von den Hintermännern ins Visier genommen werden. So einen jungen und wohlhabenden Typen, der im Scheinwerferlicht steht, würde man mit einer Menge Signalwirkung in seine Einzelteile zerlegen, sollte herauskommen, dass er einen der ihren verraten hat. Das kann Mike nicht riskieren. Wir müssen für seine Sicherheit sorgen.“
Müller sagt dazu nichts. Eine andere Emotion ist in seinem Gesicht ablesbar.
Angst.
Mit jeder Minute, die er wach ist, wird er auch klarer, und die Tatsache, dass Rotari hier einmal unzweifelhaft die Wahrheit sagen dürfte, führt ihm vor Augen, wie ernst die Lage ist.
Vivien Tolnai: „Nun, auf dem Weg hierhin habe ich mit Mikes Freunden gesprochen. Und die haben davon gesprochen, dass Mike ihnen das Zeug verkauft hat und dass sie niemanden sonst kennen würden. Wenn es also keinen Hintermann gibt…“
Und an diesem Punkt gibt Vivien die „Indirektheit“ komplett auf und spricht aus, was ohnehin jeder denkt.
Vivien Tolnai: „…sagen wir, nur mal so als Beispiel, Kriss Dalmi… dann wird Mike auch keine mildere Strafe erwarten können. In keinster Weise.“ Mike Müller: „Ich… das können die doch nicht… wer hat mich gefickt? Wer hat denn…“
So langsam wird die Angst zur Panik.
Aiden Rotari: „Nun, du hast doch sicherlich die Anwälte deines Vaters auf deiner Seite. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass er seinen Sohn in solch einer Situation verstoßen würde.“
Müllers Gesicht verrät, dass er da durchaus die eine oder andere Sorge zu haben scheint – ein weiterer Faktor, der offensichtlich Druck auf ihn ausübt.
Mike Müller: „Ich glaube, ich muss erstmal noch weiterschlafen. Ich brauche noch mehr Pause, bis ich…“ Vivien Tolnai: „Wir brauchen den Namen, Mike. Sonst wirst du…“ Mike Müller: „Geht weg! Ihr seid schuld! Ihr habt mich gefickt! Jetzt fickt weg!“
Mit krächzender Stimme versucht Mike zu schreien, scheitert daran aber, sodass er nicht laut genug ist, als dass irgendein Arzt ihn hören könnte. Tränen rinnen seine Wangen herab. Das Bild eines völlig aufgelösten, überforderten und zu Grunde gerichteten Menschen. Vivien zögert noch einen Moment, dann schüttelt sie den Kopf und dreht sich zum Gehen. Rotari nimmt die Hand von Mikes Schulter und schürzt die Lippen.
Aiden Rotari: „Unglaublich, was das Protokoll in so kurzer Zeit aus einem so vielversprechenden Talent gemacht hat. Unter Roberts Ägide hätte so etwas niemals passieren können.“
Und schon tritt der Amerikaner an die Seite von Tolnai, die ihn mit dem gleichen Blick betrachtet, den man einem Geldschein zukommen lassen würde, so man denn davon ausginge, er sei gefälscht. Die zwei verlassen das Zimmer von Mike Müller und treten wieder auf den Flur, wo Vivien die professionelle Fassade augenblicklich fallen lässt und zwei-, dreimal tief durchatmet.
Vivien Tolnai: „Das war… übel. Da sind ganz üble Sachen im Performance Center abgegangen, und du…“
Sie beäugt Rotari, der das Musterbeispiel eines besorgten Gesichtsausdruckes zur Schau stellt, misstrauisch.
Vivien Tolnai: „Du hast dich mit Kriss Dalmi getroffen. Und er hat dir einen Gefallen getan. Die Sache mit Briggs und eurem Match. Aber welchen Gefallen hast du ihm getan, Aiden?“ Aiden Rotari: „Noch gar keinen. Den bin ich ihm immer noch schuldig. Wer weiß schon, was im Kopf dieses Verrückten vorgeht? Ich werde mein Wort halten, aber ich werde nicht so tun, als hätte ich irgendeine Ahnung, was er vorhat. Warum, wie kommst du darauf?“
Noch immer sichtlich in tiefster Sorge um die PC-Korrespondentin des Catch Beobachters beugt Aiden sich leicht nach vorne.
Vivien Tolnai: „Vergiss es. So oder so, die Verantwortlichen für diese Situation müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Vollkommen egal, wer das ist.“ Aiden Rotari: „Da stimme ich dir zu. Und wir beide wissen, wer im Moment die Verantwortung für das trägt, was im GFCW Performance Center vor sich geht.“
- Einige Tage vor der Show im Performance Center -
Wenn Lennie Taiwo eine Aufgabe bekommt, nimmt er diese ernst. Verdammt ernst. Und so braucht er nur einen Blick auf den Eindringling, um sich daran zu erinnern, was Keek Hathaway ihm im Verlauf dieser Woche geschrieben hat. Worum er Lennie gebeten hatte.
Nun kann Lennie Taiwo an nichts anderes denken als an diesen Gesprächsverlauf als der Eindringling durch die Tür tritt.
Der Eindringling ist Viggo Constantine.
Lennie Taiwo setzt seine Kurzhanteln ab und sich auf der Hantelbank auf. Seine Augen liegen auf Viggo, der eine Sporttasche geschultert hat und sich ruhig umblickt. Heute ist nicht viel im Performance Center los. Man kann den Eindruck gewinnen, dass viele der Talente dieses Etablissement meiden seitdem hier der Wind des Protokolls weht. Nur Einige mit besonders großem Ehrgeiz sind Tag für Tag hier, um das Beste aus ihrem Development-Deal zu machen. Lennie gehört zu.
Nun tritt Viggo auf ihn zu.
Viggo Constantine: "Hallo Lennie."
Statt einer Antwort kommt ein kühles Brummen von Taiwo.
Viggo Constantine: "Sag mal, hast du Timo Schiller heute schon gesehen?" Lennie Taiwo: "Er trainiert hinten." Viggo Constantine: "Ich danke dir."
Der im Vergleich zu Lennie schmale Viggo will sich an Taiwo vorbeischieben. Doch dessen 140 Kilo stellen sich in den Weg.
Lennie Taiwo: "Aber du wirst ihn heute nicht sehen."
Constantine macht einen Schritt zurück und für einen Moment große Augen. Dann schleicht sich das Lächeln zurück ins Gesicht. Er stellt die Sporttasche auf dem Boden ab.
Viggo Constantine: "Ich möchte mit ihm reden." Lennie Taiwo: "Du hast einen Vertrag im Performance Center. Du kannst hier mit uns trainieren. Aber nicht mit ihm reden. Ihr habt schon genug mit Timo geredet in den letzten Wochen. Ihm einen Floh ins Ohr gesetzt. Das sieht auch Keek so. Deswegen lässt du Timo heute in Ruhe."
Die Erwähnung von Keek bringt nicht den erwarteten Effekt. Constantines Lächeln wird nur noch größer. Er streckt eine Hand nach Taiwo aus, wohl um sie diesem auf die Schulter zu legen, doch zuckt zurück als er den ernsten Gesichtsausdruck des Ex-Footballers sieht.
Viggo Constantine: "Lennie Taiwo. Was war deine Story noch einmal? Riesiges Football-Talent. Nierenerkrankung. Kommt nach einer Transplantation zurück und schafft es in die Endrunde der Rickson-Challenge. Irgendwie so, richtig?" Lennie Taiwo: "Richtig." Viggo Constantine: "Beeindruckend."
Wieder einmal nur ein ärgerliches Schnaufen Taiwos. Er ist nicht bereit, auf die Schmeicheleien des jungen Mannes einzugehen.
Lennie Taiwo: "Ich brauche deinen Zuspruch nicht."
Viggo Constantine: "Ich wollte auch auf etwas Anderes hinaus. Deine Story ist beeindruckend. Dein Wille, nach einem schweren Schicksalsschlag zurückzukommen. Aber lass mich dir eine weitere Frage stellen."
Grimmige, abwartende Miene Taiwos.
Viggo Constantine: "Wie lange ist die Rickson-Team-Challenge her? Bald ein Jahr, denke ich."
Darauf gibt es als einzige Erwiderung ein knappes Nicken Taiwos.
Viggo Constantine: "Du warst nach den Gründungsmitgliedern Aiden Rotari und Timo Schiller eines der ersten Talente hier im Performance Center. Und stichst mit deinem Körper und deiner Story raus. Und doch unterscheidet dich etwas von den anderen, die man kommen und gehen sah..."
Er macht eine kurze Pause und versucht, Taiwo in die Augen zu schauen. Dieser jedoch macht Viggo die Freude nicht und schaut zur Seite.
Viggo Constantine: "Findus McMorlock, Kyd Flawless, Ellis Diehl. Selbst ich. Alle kamen nach dir und manche sind schon wieder weg, weil sie nicht gut genug waren. Aber sie alle haben ihre Chance bekommen. Die durften bei War Evening auftreten. Hatten es in der eigenen Hand, ihre Five Minutes of Fame in den Start einer richtigen Karriere zu verwandeln. Aber du..."
Nun traut sich Viggo doch und legt eine Hand auf Taiwos Schulter.
Viggo Constantine: "...trainierst und trainierst. Bist fleißig. Beeindruckend. Aber warst immer noch nicht bei War Evening. Stell dir vor, du wärst noch Footballer. Ein Jahr auf der Auswechselbank. Wärest du damit zufrieden?"
Lennie Taiwo: "Nein."
Viggo Constantine: "Ich will nicht, dass du dich schlecht fühlst. Aber ich glaube, das könnte sich bald von ganz selbst einstellen, wenn du weiter von allen so übersehen wirst. Vielleicht könnte es dir helfen, einen Plan für deine persönliche Entwicklung zu entwerfen. Ich kann dir ein Gespräch mit Holly Hutcherson besorgen, wenn du das möchtest."
Taiwo setzt zu einer Entgegnung an als im Hintergrund Gepolter zu hören ist. Beide blicken in Richtung der Lärmquelle. Dort stolpern Caracal Matthews und Rosford Williams hervor.
Caracal Matthews: "Lennie wird sich NICHT mit dir einlassen und deinem Holly-Typen. Er wird dich auch nicht zu Timo durchlassen." Rosford Williams: "Wir können gut auf uns alleine aufpassen hier im Performance Center."
Völlig unnötigerweise klatschen sie miteinander ab ehe sie vor Viggo stehenbleiben.
Caracal Matthews: "Wir brauchen keine Verbindung zu irgendwelchen Typen mit undurchschaubaren Plänen." Viggo Constantine: "Ihr sprecht in Rätseln. Ich habe lediglich ein Angebot in den Raum gestellt. Ich meine es gut." Rosford Williams: "Das sagte auch das Protokoll als sie dieses Center an sich rissen. Und jetzt schau an, was mit unserem Aushängeschild passiert ist." Caracal Matthews: "Aiden Rotari ist jetzt ein FISCH!" Rosford Williams: "Also er trägt ein Kostüm und ein Dreizack und ist kein richti...-" Caracal Matthews: "EIN FISCH! Sie haben aus Aiden Rotari einen FISCH gemacht. Wir alle wären besser dran, wenn wir einfach für uns unser Ding machen können."
Bevor sich Flip Trip weiter in ihrem Dialog verlieren, tritt Lennie Taiwo wieder in die Mitte des Bildes.
Lennie Taiwo: "Ich stimme zu. Viggo, wir wollen dich und deine Andeutungen hier nicht. Du kannst trainieren, wenn du willst. Du kannst aber nicht mit Timo sprechen. Und du wirst auch nicht Werbung für Holly machen. Trainieren, sonst nichts."
Constantine schüttelt enttäuscht mit dem Kopf und seufzt.
Viggo Constantine: "Engstirnigkeit ist oft der erste Schritt zum Scheitern." Caracal Matthews: "Keiner von der original PC-Crew wird scheitern!" Rosford Williams: "Darauf geb ich dir meine Hand. Und Aiden seine Flosse."
Auch ohne etwas zu sagen bekräftigt Taiwo diese Worte, indem er einen Schritt nach vorne macht und Viggo zurückdrängt. Der Eindringling sieht seine Felle davonschwimmen. Er nimmt seine Sporttasche wieder über die Schulter.
Viggo Constantine: "Ihr wollt einen Freund schützen, indem ihr ihn wie ein Kind isoliert. Von einem Gespräch abschneidet." Lennie Taiwo: "Timo braucht Ruhe." Viggo Constantine: "Dann tut mir wenigstens einen Gefallen." Lennie Taiwo: "Nur, wenn du danach gehst." Viggo Constantine: "Ask Skógur wird sich beim kommenden War Evening entscheiden, ob er sich unserer Gemeinschaft anschließt. Richtet Timo aus, dass wir ihn um dasselbe bitten. Eine Entscheidung bei War Evening."
Mit diesen Worten dreht sich der Eindringling um und verschwindet aus dem Performance Center. Flip Trip und Taiwo blicken sich an. Sie haben ihr Bestes gegeben.
RÜCKBLICK
Helios Arena – Villingen
Nach der Show sehen wir P-Dawq wie er seine Tasche in seinem Kofferraum verstaut. Es erscheint jemand bei ihm. Wer ist es? Es ist Juice Black In seinem komplett schwarzen Anzug. Er misst ca. 1,80, sportlich, schwarze Haare, Sonnenbrille. Er fasst P-Dawq an die Schulter. Dieser dreht sich mit angsteinflößender Mine zu ihm um.
P-Dawq: „Wo warst du? Die haben mich hier komplett verarscht. Erst musste ich drohen bis ich die verfickte Kabine bekam die mir zustand. Und mein Gegner ein völliger Witz!“
Juice nimmt seine Sonnenbrille ab.
JB: „PK. Bleib ruhig. Ich arbeite weiter an UNSERER VISION. Deswegen konnte ich heute nicht dabei sein.“ Sven: „PK? Wofür soll PK stehen? Er heißt doch P-Dawq“
P-Dawq grinst sakastisch.
P-Dawq: „Gut so. Aber wehe ich muss mich hier weiter um alles selbst kümmern. Ich sollte mich auf den Ring konzentrieren, und die Luschen hier zu meinen Opfern machen!“
Juice senkt den Kopf.
Juice: „Ist ja richtig. Aber sieh es mal so. So lange du nicht dein ganzes Arsenal auspacken musst, können dich die Champs überhaupt nicht richtig einschätzen. Somit hast du leichteres Spiel.“
Wieder dieses sakastische Grinsen des Hundes aus Iserlohn. Damit steigen beide in den Wagen, und fahren los.
Noch einmal die Einkaufliste studieren.
Rob: „Was hatte Norman noch gesagt? Fernsehzeitung, Packung Nudeln und ein Beutel Äpfel.“
Rob steht in seiner abgerissenen Jeansjacke vor einem großen Supermarktgebäude, welches sich mächtig in den Asphalt gepresst hat. Links und rechts von ihm flankieren ihn parkende Autos und eilige Menschen mit ihren Einkaufswagen suchen etwas doch kommen nie an.
Rob zieht die Jeansjacke fest an sich und drückt sich seine schwarze Fußballkappe ins Gesicht.
Rob: „Dann mal los.“
Er zieht sich eine Maske in das bleiche Gesicht. Der schlechte Luftdruchzug unterliegt dem tröstlichen Gefühl nicht erkannt zu werden. Tröstliche Hoffnung mit dem Nichts zu verschmelzen.
Mit einem Einkaufswagen vor der Brust schiebt er sich in den Konsumtempel. Grelles Licht regnet auf ihn herab und der Schirm seiner Kappe bietet ihm dankenswerten Schutz. Er schreitet in das Tor und weiß als es sich schließt, es gibt kein zurück. Stimmen und aufgesetzt fröhliche Musik wiederholt sich immer zu neben Lautsprecherdurchsagen, die keinen Zweifel daran lassen warum man hier ist. Links eine Auslage an Obst und Gemüse, glänzend, frisch als wäre es gerade erst gepflückt worden, doch ist es längst schon tot...so tot.
Das Kilo nur...., hier Schnäppchenpreis. Sorte Rotwalder, Grünpfeffler...
Rob: „Was soll ich denn nur nehmen?“
Bemüht nicht nach zu denken, greift er sich ein Netz an Äpfeln.
Weiter bestreitet er seinen Weg. Kinder schreien und immer weiter wird sich durch die Gänge geschoben, murmelnde Stimmen überall. Entscheide dich jetzt, denn gehst du vorbei kannst du nicht mehr zurück.
Kunde: „Geht das auch mal schneller hier? Kunde: „Ich will hier auch noch ran!“ Kunde: Nein das Spielzeug bekommst du nicht Kind: „Mama, ich will aber...“ Rob: „Genau wie ich bedauern sie ihr da sein... oder auch nicht.
Der Geruch von gefrorenem Fleisch mit seinem eiskalten Hauch steigt ihm in die Nase, Man nähert sich dem Friedhof.
Ein älterer Mann steht vor den Kühlgeräten und redet auf einen geduldig abwartenden Verkäufer ein, während er ihm immer wieder ein Prospekt unter die Nase hält. Da der Gang sehr Schmal ist, wird Rob ungewollt Zeuge folgendes Gespräches.
Mann: „....aber In dem Prospekt steht doch der Schinken für 4.99€, wieso ist der jetzt teurer?“ Verkäufer: „Dass ist der der Prospekt von letzter Woche. Mann: „Dieser Prospekt war aber gestern bei mir in der Post!“ Verkäufer: „Dann haben Sie einen alten Prospekt bekommen.“ Mann: „Aber diesen Katalog habe ichgestern bekommen, dann kann er doch nicht veraltet sein! Oder verschicken Sie alte Kataloge?!“ Verkäufer: „Nein tun wir nicht aber...“ Mann: „Also ist dieser Katalog NICHT veraltet.“ Verkäufer: „Doch...“
Rob murmelt verärgert in seine Maske.
Rob: „Wegen zwei Euro.“ Mann: „Es geht ums Prinzip junger Mann.“
Erschrocken stellt Rob fest, dass der Mann ihn gehört hat, aber um zur Eskalation des Gespräches nicht weiter bei zu tragen, bittet er nur ihn durch zu lassen. Im Hintergrund hört er den Mann weiter schimpfen, während er nach den Nudeln greift.
Rob: „Ich bin in der Hölle, das muss die Hölle sein. All diese Seelenlosen Kreaturen.“ Weiter schiebt sich Rob und diese ausgezerrten Gesichter um ihn herum behagen ihm immer weniger.
Rob: „Wie eine Geisterbahn hier. Wie eine verdammte Geisterbahn.“
Dann steht er in einem etwas breiteren Durchgang vor dem Endgegner.
Eine übergewichtige 40 / 50 jährige Frau mit kurzen Roten Haaren steht wütend in der Mitte und baut sich zu ihrer vollen Größe Auf. Ein unüberwindbares Bollwerk aus engstirniger Verbitterung. Wütend brüllt sie ihren Frust herraus.
Frau: „Schon wieder alles teurer! Was ist das eigenrtlich für ein Saftladen hier?!“
Robs Augen werden weit. Panisch stürmt er an der Frau vorbei, rammt einen Hubwagen und geht samt seines Einkaufs zu Boden.
Besorgt eilt ein Verkäufer zu ihm und macht Anstalten ihm aufzuhelfen. Rob kann gerade noch auf Abstand kriechen.
Rob: „ BLEIB WEG VON MIR!“
Schnellstmöglich rafft Rob seinen spärlichen Einkauf zusammen und prescht davon.
Bei den Zeitschriften kommt Rob abermals ins grübeln.
Rob: „Es gibt auch wirklich Zeitschriften für alles. Zoo, Fußball, Garten, Modellbau, Erotik... oh hey die neue Ausgabe des GFCW Magazins ist da. Antoine Schwaneburg ist nun wirklich alles andere als Fotogen. Man bin ich froh, dass mir Norman diese Journalisten Heinis aus meinem Privatleben fern hält.“
Da kommt eine ältere Dame von links und schiebt ihn zur Seite.
Dame: „Kann ich da auch mal ran?“
Mit Schrecken wird Rob wieder aus seinem Tagtraum geholt und ihm wird erschreckend wieder Bewusst wo er sich eigentlich befindet.
Schnell greift er sich einfach eine Zeitung wo TV drauf steht und zieht von dannen.
Rob: „Ich muss hier raus. Muss hier raus, ganz schnell raus!“
An der Kasse angekommen bekommt er in der Warteschlange eine kleine Verschnaufpause. Sein Blick fällt auf das Regal mit Süßigkeiten, Zigaretten und Schnaps.
Rob: „Schnaps... nur Alkoholiker und Partywütige greifen zu Kurzen an der Kasse oder sollte ich vielleicht....“
Doch ehe er diesen Gedanken zu Ende ausführen kann ist er selbst an der Reihe zu bezahlen. Rob kramt zusammengesunken in seinem Portemonnaie und legt eiligst sein Geld auf den Tisch.
Nichts wie raus.
Verkäufer: „Sie bekommen noch Wechselgeld!“ Rob: „Ich Scheiß drauf!“
Glücklich findet er sich an der frischen Luft vor dem Markt wieder und verstaut seinen Einkauf im Rucksack.
Nun macht er sich zur Bushaltestelle auf. Am Unterstand zwischen rauchenden Schülern und genervten Hausfrauen erblickt er auch Sid the Scum, der entspannt einige Bierdosen leert.
Sid: „Hey Rob!“
Ohne Worte reißt Rob drei Dosen Bier nach einander an sich und stürzt sie hinunter. Was in diesem Zusammenhang auch Sid verunsichert.
Endlich beginnt Rob hektisch und zitternd an zu sprechen.
Rob: „W...w. Warst du da auch schon drin?“
Scum zieht eine Kippenschachtel aus der Jacken Tasche und holt, mit einem Schnippen auf den Schachtelboden, eine der Kippen hervor.
Sid: Ich hab die Dosen nicht bis hier her geschleppt. Aber Freitags einkaufen ist echt nicht mein Ding, dann kommen alle aus ihren Löchern und zeigen sich von ihrer unzivilisiertesten Seite. Fast wie Clowns im Zirkus nur halt in ernst... Magst du eine Kippe? Rob: „Es...es... ist furchtbar.“
Erschöpft sackt Rob neben Sid zusammen und nimmt dankend die Zigarette an sich.
Donnerstagabend. Ein Tag vor War Evening. Ein heruntergekommenes Hotelzimmer im Frankfurter Rotlichtbezirk ist zu sehen. Das Hotel wird auch gerne als sogenanntes „Stundenhotel“ genutzt. Dürfte für viele Menschen fies sein, hier übernachten zu müssen. Auf dem Bett sitzt aber ein GFCW-Superstar, der in der Vergangenheit in ganz anderen Hotels logierte: Raymond „Morbeus“ Douglas. Die Furcht des Kanadiers schwingt noch immer mit, Claude Booker könnte ihn von heute auf morgen auf die Straße setzen. Die Kosten für den Transport zu den Shows wurden ihm nämlich schon gestrichen. Daher heißt es: Geld sparen. In den sauren Apfel beißen. Er muss ja hier nicht fest einziehen und schlechte Zeiten hat er doch schonmal durchmachen müssen. Auf seinem mitgebrachten Tablet deren Rückseite noch das Firmenlogo „Morbeus Foods GmbH“ prangert, schaut er sich gerade die letzten Kämpfe seines kommenden Gegners an: The End. Die Bewegungsabläufe des Allrounders erinnern ihn ein wenig an ihn selbst. Allerdings hat The End den Vorteil, dass er circa 1ß Jahre jünger ist und etwas spritziger und agiler. Auf der anderen Seite fehlt ihm etwas die Erfahrung. Sonst steht ihm bei diesen Video-Studien immer sein langjähriger Trainer Dragan zur Seite, doch der wurde genau wie die Ultras aus der GFCW verbannt.
Plötzlich scheint sein Smartphone zu vibrieren, wieder eine unbekannte Nummer?
Morbeus: „Ja, bitte? Wer spricht?“ Clark: „Ray, hier ist dein Vater.“ Morbeus: „Dad, was willst du schon wieder von mir? Rufst du von einem anderen Telefon etwa an? Ich habe deine alte Nummer nämlich blockiert!“ Clark: „Ray, ich meine es nur gut. Ich habe im Fernsehen gesehen, dass du morgen gegen The End antreten wirst - ein starker Gegner. Ich wollte dich nur kurz anrufen und dich auf seine Schwachstellen aufmerksam ma….“
Soweit kommt Clark Douglas aber nicht seinem Sohn eben diese noch näher zu erläutern. Sein Sprössling fällt ihm direkt ins Wort.
Morbeus: „Als ob ich das nicht selbst wüsste, alter Mann!“
Raymond Douglas fängt leicht an zu zittern, alleine die Gedanken an seine Vater bringen wohl sehr unliebsame Erinnerungen zurück,
Morbeus: „Ja ja. REDRUM Douglas hätte das Match schon vor dem Gong gewonnen…“
Ein bissiger Kommentar, schließlich ist Ray Douglas Wrestler der zweiten Generation. Clark „Redrum“ Douglas kämpfte in den 1970er und 1980er Jahren vor allem in den Territorien Alberta und British Columbia in Kanada und war eine lokale Größe. Den Status als Superstar konnte der Submission-Spezialist aber nie erreichen. Er baute sich mit seiner Wrestling-Schule nebenbei aber ein zweites Standbein auf. Redrum war jeher für seine Kompromisslosigkeit und Härte bekannt und das auch zu seine Schülern. Die Schule hat alsbald den Ruf ein wahrer „Kerker“ zu sein. Dementsprechend war er zu seinem Sohn gnadenlos. Die ganz harte Schule ließ Raymond zu einem der größten Talente des Landes machen und viele Wrestlinggazetten waren sich Ende der 1990er Jahre sicher: „Morbeus ist die Zukunft des Wrestlings“. Beide bildeten sogar im Jahr 2000 noch für wenige Monate ein Tag Team mit überraschend großem Erfolg: „Like Father, like Son.“ Doch Raymond konnte seinen Charakter nur schwer entfalten, zu sehr stand er unter dem Einfluss seines alten Herren. Misshandlungen – insbesondere nach heutigem Verständnis – waren an der Tagesordnung. Als Morbeus Mitte der 2000er Jahre von der professionellen Wrestlingbühne verschwand und sein Vater aufgrund der illegitimen Betreuung von Minderjährigen seine Schule schließen musste, verloren sich aber jegliche Spuren der beiden.
Clark: „Das glaube ich nicht, Ray Du hast viel mehr erreicht als ich in meiner Karriere. Du kannst stolz auf dich sein, auch wenn du gerade harte Zeiten durchmachst.“
Morbeus kann kaum glauben, was er da gehört hat. Erstaunt schaut er auf sein Smartphone.
Morbeus: „Wer sind sie? Clark Douglas können sie auf jeden Fall nicht sein…“ Clark: „Haha. Schön, dass du noch immer deinen Humor hast, mein Sohn.“
Plötzlich bimmelt sein Telefon und ein weiterer Anrufer will Morbeus sprechen. Raymond drückt sofort auf die Gesprächsannahme.
NCT: „Niander hier.“
Raymond schreckt sofort auf. Sein Erzfeind hat die Chuzpe ihn anzurufen. Der Puls steigt direkt auf 180.
Morbeus: „Wenn ich deine ehrbare Mutter nicht selbst kennen würde, würde ich sagen: Hallo, du HURENSOHN!“ NCT: „Du kleines Stück scheiße.“ Morbeus: „WAAASSS WILLLLSTT DU?“ NCT: „Ich frage mich, warum ein jovialer Mann von Welt, der mir die Welt erklären wollte und dessen Begleitung Gift für jeden Menschen ist, nicht mit Krisen umgehen kann?“ Morbeus: „Das ist keine Selbsttherapie-Stunde, Niander. Ich kann dir deine Fragen nicht beantworten.“ NCT: „Du bist so abgefuckt, Morbeus. Jetzt haust du schon in den letzten Kaschemmen herum. Taunusstraße, übles Pflaster.“ Morbeus: „WAAS ZUM….Woher?“
Raymond Douglas rennt zum Fenster und schaut durch die seit Monaten nicht geputzten Fenster hindurch. Auf der Straße sieht er mehrere Menschen, aber keinen der in etwa mit der Statur von Niander zu vergleichen wäre.
NCT: „Du siehst mich nicht, Ray. Ich bin dir immer einen Schritt voraus.“ Morbeus: „Was soll der Scheiß, du krankes Schwein?!“ NCT: „Ich überbringe die eine süße Botschaft: DU kannst dich verschanzen oder dir ein Bart wachsen lassen – das ist uns egal. Das Protokoll weiß immer wo du bist. Wir hängen immer an dir dran. Wir lassen dich nicht aus den Augen.“
In den Augen das Kanadiers macht sich Panik breit.
NCT: „Es ist mein Auftrag und diesen werde ich mit Leidenschaft zu Ende bringen. Wir werden Deinen Namen aus den GFCW-Geschichtsbüchern tilgen. Versuche es nur weiter. Hoffnung ist ein zartes Pflänzchen. Wir werden dich brechen. ZERMALMEN.“
Niander legt auf, Morbeus pfeffert daraufhin sein Smartphone mit voller Wut an die Hotelzimmerwand. Die Kamera schwenkt aus.
Strahlend weiße Zähne, tiefrote volle Lippen, filigrane Stupsnase, ozeanblaue Augen. Weiche Gesichtszüge, umrahmt von glänzenden, langen blonden Haaren. Dieses reizende Antlitz gehört natürlich jener Dame, die zusammen mit Mac Müll dafür zuständig ist, den Athleten der GFCW aufschluss- und wortreiche Aussagen vor dem Mikrofon zu entlocken. Die Rede ist hier natürlich von der Backstage-Interviewerin Tammy, die – vielleicht auch durch ihre neugewonnenen Verpflichtungen als Mutter – nun nicht mehr so oft vor der Kameralinse zu sehen ist, als dies noch vor ein paar Jahren der Fall gewesen wäre. Und dennoch ist die Frau, die selbst nach Jahren im Dienste der deutschen Liga nichts von ihrem Charisma eingebüßt hat, nun hier. Sie sitzt in einem eckigen Loungesessel mit grauem Webstoffbezug vor einem tiefschwarzen Hintergrund. Die Beine sind überschlagen, die bedruckten Karteikärtchen darauf abgelegt. Und sie lächelt. Es ist ein falsches Lächeln, ein gequältes, das dieser Mann wahrlich nicht verdient hat, aber für ihre Professionalität hat man sie damals eingestellt und diese Professionalität wird sie bis zum Ende ihrer Karriere beibehalten. Immerhin sorgt die Gewissheit für etwas Sicherheitsgefühl, dass vom Management hinter der Kamera eine Truppe Securities postiert wurde.
Tammy: “Liebe GFCW-Galaxie! Vor zwei Wochen wurde es von Commissioner Eric Fletcher bei War Evening in Villingen offiziell gemacht: Der GFCW Intercontinental Champion Drake Nova Vaughn wird seinen Titel bei Doom’s Night in einem 4-Way-Dance verteidigen. Zwei seiner Herausforderer stehen mit Desmond Briggs und Aiden Rotari bereits fest. Wer den letzten Platz in diesem Titelmatch bekommen soll, werden wir heute Abend herausfinden, denn zwei Herren treten heute Abend gegeneinander an, um diese illustre Runde zu komplettieren. Ich habe die Ehre, mit einen der beiden Kämpfer im Vorfeld dieses Qualifying Matches zu sprechen. Bitte begrüßen Sie mit mir... Kriss Dalmi.”
Der Bildbereich zoomt heraus und gibt den Blick auf eben jenen Interviewpartner frei, welcher Tammy zugewandt in einem weiteren grauen Loungesessel sitzt... oder besser gesagt liegt. Der Serbe – gekleidet in zerschlissenen grauen Skinnyjeans und einem ärmellosen Junkie World Order-Gedächtnislogoshirt (ja, genau das mit dem Trollface) – sieht dabei so aus, als würde seine Sitzgelegenheit ihn gleich verschlucken. Lediglich die definierten Arme, die von dem Serben über die Lehne geschlungen worden sind, scheinen ihn von diesem Schicksal abzuhalten.
Tammy: “Kriss, du wirst im Qualifying Match gegen Ellis Diehl antreten. Er ist ein Rookie aus dem Performance Center, der sich ähnlich wie Aiden Rotari oder auch Timo Schiller vor ihm in kürzester Zeit einen Namen in der GFCW machen konnte. Seine Leistung wurde sogar als so gut erachtet, dass er seit kurzem den Namen ‘Brainpain’ tragen darf, ein Name, mit dem viele GFCW-Fans Exzellenz und Tradition verbinden. Macht das etwas mit dir?”
Ein prüfender Blick trifft die Interviewerin. Einen Moment lang scheint der Meister der Geschmacklosigkeiten wirklich über diese Frage nachdenken zu müssen.
Kriss Dalmi: “Soll mich das jetzt unter Druck setzen?”
Kopfnicken. Kopfschütteln.
Kriss Dalmi: “Wenn ich an den Namen ‘Brainpain’ denke, dann kommen wieder richtig nostalgische Gefühle bei mir auf. Daran erinnere ich mich noch, als ob es gestern gewesen ist. Und das obwohl ich damals öfter drauf war, als Jimmy Maxxx sich neu erfunden hat. Das war die Zeit, in der ich zum ersten Mal in der GFCW aufgetaucht bin. Damals noch, um aus unstillbarem Rachedurst das Leben dieses elendigen Hurenwiesels Strong Olli mit chirurgischer Präzision und den Verkleidungskünsten einer aufmerksamkeitsgeilen Cosplayerin Stück für Stück in sich zusammenfallen zu lassen. Selbst der liebe Protokoll-Onkel Claude war seinerzeit noch so naiv, mir einfach einen Vertrag in der GFCW zu geben, obwohl er nicht die geringste Ahnung hatte, wer da überhaupt in seine Liga kommt und was er anrichten würde.”
Vergnüglich gluckst der Belgrader und klatscht beim Feilbieten dieser Anekdoten längst vergangener Tage in die Hände.
Kriss Dalmi: “Tolle Zeiten waren das, Tammy! Wie war die Frage noch gleich?” Tammy: “Brainpain... Ellis Diehl.” Kriss Dalmi: “Ach, genau.”
Kurzzeitig scheint die sorgsam aufgebaute Fassade der Professionalität bei Tammy zu bröckeln. Ein irritiertes Kräuseln der Stirn zeigt sich auf dem Antlitz der Interviewerin, woraufhin Dalmi grinsend abwinkt.
Kriss Dalmi: “Ich habe zu Ellis Diehl nichts zu sagen.” Tammy: “Du hast... was, warum?” Kriss Dalmi: “Na, weil es zu ihm nichts zu sagen gibt.”
Tammy, nun vollends Ihrer Fasson beraubt, sieht dem einstigen Sektierer dabei zu, wie der mit einem theatralischen Ächzen seine Füße gegen den Boden stemmt und sich so langsam wieder in eine sitzende Position bringt.
Kriss Dalmi: “Wer ist Ellis Diehl überhaupt? Das ist keine rhetorische Frage, Tammy. Ich frage mich wirklich, wer das sein soll. Denn das, was er momentan darstellt – der Verteidiger von Kultur und Anstand am Konzertflügel – wurde ihm vermacht. So wie das Fischkostüm von Aiden Rotari, hat man Brainpain einfach über Ellis Diehl drüber gestülpt, ihm Klavierunterrichtsstunden spendiert und Vokabeln über den Wert von feingeistigen Dingen wie Schach und Rotweinproben auswendig lernen lassen, um etwas zu schaffen, wo vorher nichts war. Ellis Diehl hatte keine Identität. Hat sie auch jetzt noch nicht. Da ist nichts Wahrhaftiges hinter dem purpurnen Samtvorhang, wenn man diesen zur Seite schiebt. Einfach nur Leere. Nach dem derzeitigen Stand trete ich also gegen keine Person an, sondern gegen ein Faksimile, das von Niander Cassady-Taylor sorgsam in einem Labor hochgezüchtet wurde, um einen anderen zur eigenen Belustigung bis ins kleinste Detail nachzuäffen. Aber eine Kopie wird nun mal immer das bleiben – eine Kopie. Ich erwarte daher keine Überraschungen von Ellis Diehl.”
Skepsis schleicht sich in die Gesichtszüge von Tammy. Sie tauscht die Reihenfolge ihrer Karteikarten in den filigranen Händen.
Tammy: “Bist du dir da sicher? Du hast Niander Cassady-Taylor selber angesprochen. Er sieht großes Potential in Brainpain. Man kann sogar so weit gehen und ihn als eine Art Schützling des Protokolls bezeichnen. Macht es dir keine Sorgen, dass das Protokoll zugunsten Brainpains eingreifen und dich den Sieg kosten könnte?”
Ein knappes Schulterzucken folgt beim Belgrader.
Kriss Dalmi: “Die Gefahr besteht zweifelsohne.”
…
Tammy: “Und??”
Innerlich belegt sie ihn mit tausenden Flüchen.
Kriss Dalmi: “Na ja, weil die Dynamites Stooges wissen, was sonst passiert.”
Tammy schaut Dalmi erwartungsvoll an, möchte ihm in diesem Moment am liebsten einen Angelhaken in den Rachen werfen und die Antwort aus ihm herausziehen. Doch das professionell ungerührte Antlitz bleibt bestehen.
Kriss Dalmi: “Nehmen wir einmal an, dass der neue Brainpain wirklich so gut ist, wie das Protokoll es behauptet. Nehmen wir an, dass er dem Original-Schwan, was die reine Ringarbeit betrifft, in absolut nichts nachsteht und mit ein bisschen Glück und tatkräftiger Unterstützung seiner PC-Schirmherren wirklich dieses Qualifying-Match gewinnt. Was glaubst du, wie hoch seine Chancen auf einen Sieg bei Doom’s Night sind?” Tammy: “Also, wenn man bedenkt, wer dort noch alles antritt, dann...” Kriss Dalmi: “VERFICKT NOCHMAL, TAMMY!”
Die Angeschriene zuckt zusammen, als der Serbe unvermittelt und geräuschvoll in die Vertikale schnellt und auf die Interviewerin losgehen will. Bevor sich jedoch irgendeine Form der gewaltsamen Eskalation zutragen kann, strömen mehrere breit gebaute Männer ins Bild – bereit, sich auf Kriss Dalmi zu stürzen. Seine Chancen kurz durchkalkulierend, mustert der Belgrader die Flut an Securities, die bereit sind ihn niederzuringen, wenn es die Situation denn erfordert. Dann lässt er sich entnervt grummelnd wieder auf dem Loungesessel und gibt den Sicherheitsleuten mit beschwichtigenden Handbewegungen zu verstehen, dass von ihm keine Gefahr mehr von ihm ausgeht. Fürs Erste.
Kriss Dalmi: “Jetzt hast du Dummchen mich ja fast aus dem Konzept gebracht. Aber wenn du es nicht so begreifst, sage ich es dir gerne noch klar und deutlich. Seine Chancen stehen bei null. Null, null, null! Das ist nicht wegen Aiden Rotari oder Desmond Briggs und ganz bestimmt nicht wegen Drake Nova Vaughn der Fall. Das ist nur so, weil ich es unter keinen Umständen zulassen würde, dass LSD auch nur einen einzigen Pinversuch wagt. Ich würde ihn ausmerzen. Vor Niander Cassady-Taylors Augen seinem neusten Laborgezücht den Gnadenschuss verpassen, bevor es überhaupt danach betteln kann, von seinem Leid erlöst zu werden.”
Tammy, die trotz des Einschreitens der Security noch deutlich eingeschüchtert wirkt, kommen die sorgsam in ihrem Kopf formulierten Fragen zögerlich von den Lippen.
Tammy: “Also... also geht es dir um ihn?” Kriss Dalmi: “Um wen sonst, Tammy? Wir haben doch gerade festgestellt, dass mein Gegner nur eine leere Hülle ist, die eigentlich vom Kuhjungen ausgefüllt wird. Es geht immer um Leute wie ihn. Um Leute wie Dynamite oder Jona Vark oder scheißegal wen! Stolze Vertreter des Establishments, hochmütiger Geldadel, der vom sie umgebenden Rest bedingungslos hofiert und verehrt werden will. Nichts als Verachtung habe ich für diesen dekadenten, machttrunkenen Klüngel übrig. Daran hat sich auch nach fast 10 Jahren nichts geändert. Darum werde ich das tun, was ich schon immer getan habe. Ob hier in der GFCW oder in anderen Wrestlingligen: Ich werde der Obrigkeit in den St. Helena-Kaffee pinkeln. Wieder und immer wieder. Bis sie sich entweder an das Aroma gewöhnt haben, oder freiwillig aufhören zu trinken. Und wenn ich dabei noch ein bisschen Schabernack mit solchen Papier-Revoluzzern wie Leviathan treiben kann, dann nehme ich das natürlich auch noch dankend mit.”
Sie wartet noch einen Moment darauf, ob ihr Gast nach diesem hasserfüllten Redeschwall noch etwas anfügen möchte, was jedoch nicht der Fall zu sein scheint und eine Steinlawine von ihrem Herzen fallen lässt.
Tammy: “Kriss Dalmi... Vielen Dank für dieses Interview...”
Ein letzter Blick in die Kameralinse. Ein letztes Mal Professionalität nach außen tragen. Dann legt sich undurchdringliche Schwärze über das Bild.
~ Einige Tage vor der Show ~
Wir sehen Ask Skógur. Vielmehr sehen wir nicht. Der Schwede nimmt den Großteil des Bildes ein, hinter ihm können wir nur ein paar Bäume und vor allem sehr viel Grün erkennen. Er scheint sich wieder in seinem natürlichen Habitat zu befinden. Sein Gesichtsausdruck lässt vermuten, dass Ask noch immer hadert. Es sind nur noch wenige Tage bis zu War Evening und dieses Mal gibt es kein Zurück. Keine Gespräche mehr, keine Einladungen und kein Verschieben. Wird sich Ask Skógur Holly Hutcherson anschließen? Dieses Mal gibt es nur ein eindeutiges „Ja“ oder „Nein“ und man sieht es dem Bruder Natur förmlich an, wie auf seinen Schultern Engelchen und Teufelchen miteinander diskutieren, welche Antwort davon, die richtige ist.
Ask: „Ich hab keine Ahnung. Ich meine… auf der einen Seite, hat dieser Holly schon einen Punkt. Ich bin zur GFCW gekommen, weil ich etwas erreichen will. Ich will mich beweisen und ich will es mir selbst beweisen. Ja, in mir brennt ein Feuer und ich sollte alles dafür tun, dieses zu entfachen… und dabei, auch jede Hilfe annehmen, die mir geboten wird. Und Holly… scheint schon so vielen Menschen geholfen zu haben. So viele sind auf seiner Seite, Viggo, Miri… scheinbar auch Timo? Holly muss es also einfach draufhaben. Was könnte ich wohl erreichen, wenn ich mich ihm auch anschließe? Aber irgendwie, ist er auch… komisch…“
Ein lautes Brüllen erklingt aus dem Hintergrund.
Die Kamera ist bei Asks Ansprache immer weiter zurückgezoomt und hat nun noch mehr Wildnis hinter ihm offenbart. Vor eben dieser hat er sich im Schneidersitz platziert. Außerdem zu sehen: einige Menschen, die inmitten dieser Wildnis umherlaufen. Und dann sehen wir auch, worauf Ask die ganze Zeit schaut. Auf einen großen, gewaltigen, aber auch gemütlichen Braunbär. Dieser scheint Asks Worten zu lauschen… und dabei, vertilgt er gerade den ein oder anderen Fisch.
Ask: „Du hast schon recht, auch Keek hat legitime Punkte. Und er meint es ehrlich… zumindest, denk ich das. Und er ist schließlich DER Champion. Der weiß, worauf es ankommt. Oder? Timo Schiller. Der war auch erst bei Keek und will jetzt scheinbar zu Holly. Das muss ja wohl auch seine Gründe haben.“
Ask befindet sich in einem großen Tierpark. Dem Tier- und Pflanzenpark Fasanerie Wiesbaden, um genau zu sein, nicht weit weg von Frankfurt, dem Ort der nächsten Show. Ask hat sich also in Vorbereitung zur nächsten Ausgabe War Evening – der wahrscheinlich wichtigsten seiner bisherigen Karriere in der GFCW – dazu entschlossen hier einen Abstecher zu machen. Er muss eine schwierige Entscheidung treffen und wo könnte er das besser tun, als „Zuhause“?
Hier ist Ask Mensch, hier darf er‘s sein. Der Bär brüllt zwischendurch immer mal wieder hinein.
Ask: „Ich weiß auch nicht, Mann. Irgendwie wächst mir das jetzt schon alles über den Kopf.“
Der Bär scheint Asks Worte zu hören. Er reagiert gar nicht wirklich, ab und an brüllt er mal, ja, aber alles in allem ist er einfach nur Bär. Er isst seinen Fisch, er torkelt herum, er wirft sich auf den Boden und spürt die Erde unter seinem Körper. Ask beobachtet den Bären einige Zeit. Einige Menschen sammeln sich um das Bärengehege und damit auch unweigerlich um Ask Skógur an, woraufhin dieser aufsteht und den anderen Besuchern etwas Platz macht. Familien, die das Tier ebenfalls betrachten und miteinander sprechen. Auch das beobachtet Ask. Für ihn ist diese Situation mehr als bizarr. Bären kennt er bisher nur aus freier Wildbahn. Hier dienen sie als eine Art Showeinlage für interessierte Besucher, die selbst nicht in der Wildnis aktiv sind. Aber Ask verurteilt das nicht. Nicht jeder muss ein Leben wie seines führen. Im Gegenteil würde, das jeder tun, wären die Wälder überlaufen an Menschen. Und genau deshalb wollte Ask doch in den Wald, weil er dort allein sein kann. Weil er dort er selbst sein kann. Und irgendwann kam der Punkt, an dem er den Wald schließlich verlassen musste. Um er selbst zu sein, musste er sich weiterentwickeln. Auch wenn das bedeutet, sein Leben wie er es bisher gelebt hat, zu verändern. Hier ist Ask Mensch, hier darf er’s aber nicht mehr sein. Er muss sich der Welt stellen und er muss wachsen. Aber: wo auch immer er steht und wohin er auch geht – Ask will sich selbst treu bleiben. DAS ist es, was zählt. All diese Gedanken spielen sich gerade im Kopf des Rothirschs ab. Tausend Gedanken scheinen gerade durch seinen Kopf zu gehen, aber bei dem Blick auf das majestätische Tier, die begeisterten Menschen, der Duft der Natur, der in der Luft liegt und das Rückbesinnen darauf, weshalb er zur GFCW gekommen ist, scheinen ihn immer deutlicher zu machen, welchen Weg er gehen muss. Nachdem sich die Menschentraube wieder etwas löst, tritt Ask nochmal näher an das Gehege heran und spricht erneut zu dem Bären.
Ask: „Ich glaube, ich weiß, wie ich mich entscheide. Danke Mann, ich wusste du verstehst mich.“
Ask dreht sich schließlich entschlossen um und geht langsam davon. Er hat sich entschieden. So sieht es zumindest aus. Wofür? Das sehen wir bei War Evening.
War Evening, Frankfurt (Festhalle), 11.03.2022
In Kooperation mit
Wie mittlerweile alle zwei Wochen gewohnt, schallt „Mercury Gift“ von „Zico Chain“ aus den zahlreich aufgestellten Boxen, die den Innenraum nun mit herbem Sound fluten, während das Feuerwerk sich wieder in ohrenbetäubender Lautstärke den Weg in die Atmosphäre bahnt, die ohnehin aufgeheizt ist. Die Fans sind in bester Stimmung, schließlich sollen ja am morgigen Samstag alloe Corona-Maßnahmen fallen. Drei Mal laut gelacht. Ausverkauft ist das Haus nach Beschränkungsregelen, wie eine kleine Einblendung verrät. Überhaupt ist das Publikum bunt gemischt und, das hört man heraus, scheint sich auf diese Show richtig zu freuen. Der turnusmäßige Kameraschwenk durch die Arena ist nach einiger Zeit dann vorbei und nach einem kurzen Flug über den Ring geht es für das beinahe-Hawkeye in Richtung Kommentatorenpult, wo sich das altbekannte Duo eingefunden hat, das uns heute durch die Show führen wird – so wie es das schon seit vielen Jahren zuverlässig tut, wenngleich man selbst in dieser Beziehung Höhen und Tiefen erlebt hat. Der obligatorische Schluck Wasser zum Spülen der ausgedörrten Kehlen darf nicht fehlen und nach kurzem Räuspern sind die glorreichen Zwei bereit, die Show zu eröffnen.
Pete: „Einen wunderschönen guten Abend, meine Damen und Herren, und herzlich Willkommen zu einer weiteren Ausgabe von „GFCW War Evening“. Wir senden heute live aus dem Festhalle in Frankfurt am Main, wo sich etwas mehr als vier Tausend fünfhundert Fans eingefunden haben, um mit uns einen weiteren Schritt in Richtung „Dooms Night 2022“ zu gehen. So langsam aber sicher nimmt die Card für unsere zweite Großveranstaltung nach Battlemania auch schon Formen an und wahrscheinlich werden heute weitere Ankündigungen dazu folgen. Wir freuen uns auf jeden Fall auf einen spannenden Abend und mit „wir“ möchte ich meinen werten Kollegen natürlich in keinster Weise ausschließen.“ Sven: „Das möchte ich doch auch hoffen, mein Lieber, und damit auch ein fröhliches „Hallo“ von meiner Seite aus! Das ist heute die letzte Show, dann ist es wieder Zeit für einen großen PPV. So langsam wird es also für diejenigen Wrestler Zeit, auf sich aufmerksam zu machen, die noch kein festes Match haben, damit sie vielleicht doch noch auf die PPV-Card rutschen. Heute Abend gibt es in fünf Matches zumindest die Gelegenheit, Werbung in eigener Sache zu betreiben und mal schauen, welche Schlüsse wir am Ende dieses Abends ziehen können. Meine Damen und Herren... wir präsentieren euch die heutige Match Card für die „War Evening“-Ausgabe aus der Frankfurter Festhalle!“
Singles
Match: Pete: „Unser Neuling tritt wieder auf: P-Dawq. Nach seinem beeindruckenden Erfolg in der letzten Show, hat er heute ein anderes Kaliber zu wrestlen: Luna Rosario. Sie hat in den letzten Wochen einiges an Momentum aufgebaut und wird sich auch vom Neuling nicht stoppen lassen.“ Sven: „Der ganze Leviathan-Clan wird sie dabei unterstützen. Eine wahre Feuertaufe für P-Dawq bahnt sich da an!“
Sven: „Wer wird der letzte Teilnehmer am Intercontinental Title Match? Der Zögling des neuen PC-Leiters Ellis Diehl oder der erfahrene Kriss Dalmi? Niander Cassady-Taylor wird alles tun, damit seine Kreation den Titel bei Dooms Night auch tatsächlich holen kann.“ Pete: „Da wird es Kriss Dalmi wohl besonders freuen, wenn er ihm da in die Suppe spucken kann. Bei Dalmi gibt es aber noch weitere Hintergrundgeräusche. Drogenexzesse im Performance Center wurden uns gemeldet. Hat das der Serbe etwa zu verantworten? Er hat jat eigentlich PC-Verbot?! Aber in das Match dürfte er dennoch als Favorit reingehen.“ Vertragsunterzeichnung
für das GFCW Tag Team Title-Match
Sven: „Nächster Titel und nächste Entscheidung. Eigentlich waren die Kontrahenten für das Tag Team Title Match bei Dooms Night schon klar. Doch dann wurden Red Alert völlig überraschend gekündigt. Vermutlich ähh aus politischen Gründen? Tja, auf jeden Fall haben The Beauty & The Best keine Gegner mehr.“ Pete: „Der Titel muss aber verteidigt werden. Wen kann das Protokoll nun aus dem Hut zaubern? Also ich gehe stark davon aus, dass man dies dann auch vor hat…oder kommt vielleicht noch ein anderes Team zum Zuge?“
Sven: “Die beiden geben es sich in der letzten Zeit ja richtig. Daniel und Steel sind ja richtig pissed aufeinander. Schade, ich hab gehofft, dass sie erst bei Dooms Night ihre Klingen wieder kreuzen würden.“ Pete: “Wer weiß, was heute alles passieren wird? Ich würde aber dennoch auf den Sohn der Legende tippen. Daniel ist sehr stark aus seiner Pause wiedergekommen und könnte hier einen weiteren Sprung machen!“
Sven: “Anschließend kehrt hoffentlich wieder eine Legende zurück in den Ring. Das Match gegen Breads wurde Schwanenburg schon genommen. Heute soll es aber klappen. Er hat eine Open Challenge ausgerufen.”
Pete: “Schließlich muss er in Shape sein, wenn er auf den Wrestler des Jahres bei Dooms Night trifft. Jannek ist keine Laufkundschaft.“ Sven: „Tja, und wenn sich jetzt schon Jannek zeigen sollte? Das wäre ein Mega-Kracher und die Fans in Frankfurt würden ja völlig ausrasten.“ Pete: Oder er schickt seine Schergen….tja, mal sehen was nachher passieren wird. Vllt kommt auch nur Silverberg raus, weil alle anderen die Buchs voll haben uns sich gegen den Kaiser nicht trauen.“
Sven: „Der Main Event erstrahlt heute in einem ganz besonderen Licht. Morbeus trifft auf The End. Zwei der großen Senkrechtstarter der letzten 1 ½ Jahre. Morbeus hat bereits den Intercontinental Title im letzten Jahr gewonnen. End steht ein großer Titelgewinn zwar noch bevor, aber…:“ Pete: „Es ist wohl nur eine Frage der Zeit. Leviathan wird ihn sicherlich gut unterstützen können in diesem Match. Auf der anderen Seite ist Morbeus ganz alleine, alle Verbündete sind im abhanden gekommen und das Protokoll ist ihm auch auf den Fersen. Poor Raymond. Wie kommt er da nur raus? Wir werden es erleben liebe ZuschauerInnnen. Da erwartet uns heute also wieder so einiges und mit Sicherheit auch noch mehr. Doom’s Night steht vor der Tür und da muss noch so einiges geklärt werden.“ Alex: „Dafür gibt es das Protokoll.“
Wie man ihn kennt. Der Mathematiker kündigt sich nicht mit seinem Theme an, wartet auf keine große Begrüßung oder Ankündigung. Wenn er den anwesenden Fans etwas zu sagen hat, beginnt dies meistens bereits noch bevor er zu sehen ist. So können sich die Buhrufer schon einmal sammeln, noch bevor der Vorhang zur Seite fliegt und Platz macht für den auserwählten No1-Contender des Protokolls, an dessen Position durch den Commissioner noch einmal gerüttelt wurde. Dieses Tauziehen um seine Position lässt sich der Freiburger aber nicht anmerken, als er letztlich die Bühne betritt und die Abneigung der FrankfurterInnen zu hören und sehen bekommt. Er verhält sich wie immer. Das dunkelgraue Hemd bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, ein Mikrofon im Anschlag, eine Hand hinter dem Rücken und der Kopf in Richtung Hallenboden vor seinen Füßen. Er lässt keine Zeit verstreichen, er macht sich auf den Weg und spricht in ruhiger und klarer Tonlage.
Alex: „Eric Fletcher will, was Claude Booker will.”
Die Buhrufe brechen ab, Verwirrung macht sich breit. Mit dieser Feststellung war nun nicht unbedingt zu rechnen.
Alex: „Die beste Zeit von German Fantasy Championship Wrestling aufleben lassen.“
Ricks geht weiter seinen Weg, macht eine weitere kleine Sprechpause um der allgemeinen Unruhe der Fans Platz zu machen.
Alex: „Doch die Auffassung, was diese beste Zeit von German Fantasy Championship Wrestling ausmacht, kann kaum unterschiedlicher sein. Was für Claude Booker die geordneten Regeln sind, die Leute, die sich auf das Kämpfen im Ring konzentrieren, auf die Präsentation vor den Zuschauern, ist für Eric Fletcher das Chaos, die Überraschung, die ständigen Änderungen und Extreme.“
Beide Seiten haben ihre Befürworter in den Rängen. Dass Alex’s Auffassung hier sehr vereinfacht die Seiten widerspiegelt, scheint in diesem Moment eher unwichtig. Der Mathematiker erreicht den Ring, besteigt die Treppe.
Alex: „Sie beide suchen das Beste für German Fantasy Championship Wrestling. Eine starke Persönlichkeit, die diese Liga mit dem großen Gold anführen kann. Doch der Unterschied von Claude Booker und Eric Fletcher ist so trivial wie entscheidend...“
Der leere Blick geht zur Kamera. Das Gesicht ist ausdruckslos, die Stimme hohl und monton.
Alex: „Claude Booker hat mich bereits gefunden.“
Buuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuouuuuuuuuuuuuuuuh (Suchspiel, höhö) Ricks fokussiert weiter die Kamera.
Alex: „Claude Booker ernannte mich zum Gegner für Keek Hathaway, weil er German Fantasy Championship Wrestling versteht. Er weiß, dass es in dieser Liga nahezu keinen größeren Namen als mich gibt. Dass ich jedes Gold in dieser Liga bereits gewinnen konnte. Dass ich bei Title Night Morbeus besiegte. Dass ich der beste Kämpfer von German Fantasy Championship Wrestling bin. Dass Lionel Jannek der Kämpfer des Jahres 2021 ist, aber bei Title Night sein Ziel nicht erreichte. Dass Robert Breads eine Legende ist, aber seit einem Jahr keinen Kampf gewinnen konnte. Dass Danny Rickson einer der erfolgreichsten Namen der Geschichte dieser Liga ist, sich aber auf ein anderes Gold konzentriert. Dass kein anderer Name außer Alex Ricks dafür sorgen könnte, dass Keek Hathaway als Träger dieses großen Goldes endlich anerkannt wird.“
Wieder die Buhrufe in der Halle, während Ricks seinen Redeschwall für einen Moment unterbricht und kurz den angesammelten Speichel in seinem Mund herunterschluckt. Weiterhin hat er die Linse im Visier.
Alex: „So gut Keek Hathaway auch sein mag, so beeindruckend sein Sieg gegen drei Männer bei Brainwashed auch war. Seine Regentschaft war es nicht. Ein Sieg gegen einen bereits erledigten Player und eine Ansetzung, die es in den Augen Eric Fletchers selbst nicht einmal wert war Title Night abzuschließen. Keek Hathaway war nicht der Träger des großen Goldes, er war der Unterstützer und Förderer von Timo Schiller…bis Alex Ricks ihn ernst nahm. Dann folgte Antoine Schwanenburg, Ask Skôgur, die ZuschauerInnen von German Fantasy Championship Wrestling, dann folgten alle…bis auf Eric Fletcher.“
Er setzt erneut ab, atmet kurz durch, während die Zuschauer uneinig sind, wie sie hier auf das Gesagte reagieren sollen. Noch bevor sie sich aber entscheiden können, spricht Ricks weiter.
Alex: „Denn Eric Fletcher sieht Keek Hathaway noch immer nicht als den großen Kämpfer, der er ist und raubt ihm die Möglichkeit sich dir zu beweisen. Ich werde Morbeus bei Doom’s Night besiegen. Dann treffe ich auf Keek Hathaway. Ich besiege ihn und unterstreiche einmal mehr, was du weißt. Ich bin der beste Kämpfer von German Fantasy Championship Wrestling….doch machen wir den Hypothesentest…“
Er runzelt die Stirn ein wenig, dreht sich zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder weg von der Kamera, dreht sich leicht zur Seite und schaut auf den Boden.
Alex: „Was…wenn Keek Hathaway wirklich gewinnen würde? Sein Sieg…“
Er schaut wieder in die Kamera, scharfer Blick.
Alex: „…wäre dir egal. Alex Ricks hatte bereits einen harten Kampf, und das wird er ohne Zweifel, so gut ist Morbeus, hinter sich. Keek Hathaways Sieg wäre ein weiterer Titelgewinn gegen einen erschöpften Player.“
Buhrufe der Fans, die diese Wahrheit nicht so ganz teilen, aber tatsächlich mischt sich da auch ein wenig Zuspruch mit rein. So ganz Unrecht hat der Freiburger hier nicht. Der Freiburger, der sich in diesem Moment mit der freien Hand in die hintere Hosentasche greift und zwar nicht die Arschkarte, zumindest aber ein zusammengefaltetes Blatt Papier herauszieht. Größe A7 vielleicht, nichts Offizielles.
Alex: „Den Fehler, den Eric Fletcher also macht, und Keek Hathaway damit mehr schadet als hilft…wird vom Protokoll berichtigt. Keek Hathaway, ich stehe hier und berichte dir von meinem Gespräch mit Claude Booker. Bei Doom’s Night…triffst du auf Holly Hutcherson. Zu deinem Besten.“
Da ist Keek Hathaway. Der Namibier, um dessen Hüften der Titel glänzt, tritt mit einem Mikrofon auf die Rampe. Er fixiert Alex Ricks aus ernsten Augen. Schneidet seine eigene Musik mit einem Handzeichen ab. Er will keine Zeit verlieren. Loswerden, was er zu sagen hat.
Keek Hathaway: „Alex Ricks. Dein Vortrag ist ein wundervolles Beispiel dafür, wie man Unsinn so rhetorisch geschickt verpacken kann, dass es gar nicht so absurd klingt, wie der Inhalt eigentlich ist. Deine vorab zurechtgelegten Ausführungen ändern aber nichts daran, dass es eben Unsinn bleibt.“
Worauf Hathaway anspielt, ist noch nicht klar. Aber alleine schon, dass ihr geliebter Champion den ungeliebten Ricks mit Worten attackiert, bringt die Fans zum Jubeln als der Namibier eine kurze Pause einlegt.
Keek Hathaway: „Erstens bist DU es bestimmt nicht, der mich relevant macht. Als Mathematiker solltest du dich eigentlich mit einem guten Gedächtnis brüsten können, doch lass mich das für dich übernehmen. Ich bin aus eigener Kraft relevant geworden. Ich habe den Schlüssel zum Erfolg gewonnen und am selben Tag den Titel. Und du? Du hast bei der gleichen Veranstaltung verloren. Irgendwo unter ferner Liefen in der Mitte des Abends. Gegen The End. Einen Lakai von Drake und dessen Abziehbild Nr. 3.“
Ein herausforderndes Grinsen formiert sich auf dem Gesicht Keeks als er fortfährt.
Keek Hathaway: „Gegen erwähnten Drake hast du dann vor ein paar Wochen hier in diesem Ring verloren. Was also soll dich in die Lage versetzen, mich wichtig zu machen? Seitdem du vor über einem Jahr gegen Schwanenburg bei Title Nights 2020 gewonnen hast, sind genau zwei Dinge von Bedeutung passiert. Das Erste war, dass du bei Title Nights in den Schoß des Präsidenten gehüpft bist und seitdem einen Platz an der Sonne sicher hast, ohne selbst dafür etwas zu leisten. Das Zweite war es, Battlemania zu gewinnen. Die einzige sportliche relevante Leistung in einem ganzen Jahr. Wenn also irgendwer hier wem hilft, dann ich dir. Ich habe seit Brainwashed alles gewonnen.“
Eine Antwort könnte folgen, doch Ricks hält nur seine Hände hinter dem Rücken zusammen…und schnauft.
Keek Hathaway: „Noch bei einer zweiten Sache liegst du verdammt falsch, Alex. Du freust dich so süffisant, Gerechtigkeit zu bringen, indem ihr mich in ein zweites Match bei Dooms Night bringt. Als würde mich das WÜTEND machen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Erstens kann es mit deiner so oft gepriesenen Intelligenz nicht weit her sein, wenn du denkst, ich würde den leichten Weg wählen. Ich habe mir stets alles erkämpft und keine Pläne im Präsidentenbüro geschmiedet. Also bin ich natürlich bereit, ein zweites Match an diesem Abend zu bestreiten. Um meinen späteren Sieg noch glorreicher zu machen.“
„KEEK!“ „KEEK!“ „KEEK!“
Keek Hathaway: „Und vor allem tust du mir einen Gefallen mit meinem Gegner. Holly Hutcherson. Ich danke dir dafür, Alex. Wirklich. Ich danke dir. Endlich eine Gelegenheit, diesem Kerl zu zeigen, was ich von seiner Masche halte. Im Namen der Gerechtigkeit. Für Timo. Für all die anderen, die er an der Nase herumführt. Und wenn ich dann fertig bin und die Kampfeslust in mir brennt, dann knüpfe ich mir dich vor. Oder Morbeus.“
Pursuit von Gesaffelstein ertönt aus den Boxen. Nie war die Frankfurter Festhalle dem Berliner Nachtleben näher als in diesem Moment.
Die Fans in Frankfurt feuern Feuerkopf Douglas mehrheitlich an, als er aus dem Entrance schreitet. Alle Zuschauer sind von der Saulus zum Paulus-Transformation von Morbeus aber noch nicht überzeugt. Douglas trägt schon seine Ringgear, schließlich trifft er nachher im Main Event noch auf The End. Jeansshorts, grüne Ringerboots und ein weißes T-Shirt. Darüber hat er ein ärmellanges rot-schwarzes Holzfällerhemd geworfen. Gebügelt ist das aber alles nicht. Wie auch in den letzten Wochen wirkt er auch heute wieder gezeichnet von seinen „Leiden“.
Mit gereiztem Gesichtsausdruck führt der Kanadier ein Mikrofon vor seinen Mund.
Morbeus: „Oh, die Party hat schon angefangen, ja? Da bin ich wohl schon wieder spät dran.“
Douglas schüttelt seinen Kopf, als ob er hiermit überhaupt nicht gerechnet hätte…
Morbeus: „Soll ich wieder gehen? Ist das Fell des Bären schon verteilt?“
Pete: „Das ist eine rhetorische Frage, nehme ich an.“ Sven: „Red doch kein scheiß, Sherlock!“
Morbeus: „Die Revolution in der GFCW weg von der alten Kumpanei und hin zu einer modernen und transparent agierenden Organisation ist längst gescheitert. Der fleischgewordene Versuch dessen steht vor euch. Lehrgeld wurde bezahlt, und zwar reichlich. Jetzt bin ich hier nur noch Bittsteller.“
Gespielt fassungslos schaut er auf den Boden.
Morbeus: „Ja, Ricks. Ich werde mich rächen. An dir, an Niander, an der Wahrheit. An Booker. Am Protokoll. Leider bin ich nicht John Rambo und werde einen nach dem anderen ausschalten können. Leider habt ihr mir auch alle meine Freunde genommen. Ich bin allein. Alleine auf weiter Flur. Ich kann nur appellieren an dich, Ricks. KEINE Eingriffe des Protokolls in unserem Match. Das gilt für deine Komplizen und auch für deinen kleinen Schergen – Thomas Camden.“
Wieder nur ein Schnaufen des Mathematikers. Er nimmt die Vorwürfe hin. Gibt er aber eine verdächtige Reaktion ab? So gut sollte man Ricks eigentlich kennen um das auszuschließen. Nun hebt Douglas die Arme, schwingt sie etwas durch als würde sich schon für das Match warm machen.
Morbeus: „Ich hätte jetzt nicht so krass rumgeheult wie Alex, dass Keek kein weiteres Match bei Dooms Night bestreiten muss. Der Herausforderer muss sich eben etwas mehr anstrengen. War ja klar, dass Ricks wieder irgendetwas einfädeln muss, damit er eine Chance hat den Titel zu holen. Anyhow. Keek kämpft also gegen einen Mann, dessen Künste im Ring völlig unbekannt sind. Scheint alles ne persönliche Angelegenheit zu werden. Das kenne ich nur zu gut, Keek. Viel Erfolg! Wenn wir das Grundlegende durch das Protokoll mal wieder geregelt haben, gibt es noch einen Punkt der mir wichtig wäre….“
Das erste Mal seit seiner Rückkehr schimmert wieder sein typisches Grinsen durch den rotblonden Rauschebart des ehemalige Intercontinental Champions.
Morbeus: „Ich hab es in der letzten Show gesagt und ich sage es heute wieder. Ich will fair gewinnen. Keine Eingriffe, weder im Opener noch im Main Event. Keine verbotenen Hilfsmittel. Kein Eisenstuhl, keine Tische, kein Schlagring. Kein Einsatz irgendeines trotteligen Möbelstücks. Nur Muskelkraft und Technik sollen in den beiden Matches zählen! Seid ihr beide Gentlemen genug, um dieser Bedingung zu zustimmen?“
Ricks, der als einziger hier im Ring steht, hat sich den Ringseilen genähert. Er legt den linken Arm darauf ab, lehnt sich drüber, schaut die Rampe hinauf zu seinen beiden, möglichen, Gegnern.
Alex: „Ich bin nicht du, Morbeus. Ich bin der beste Kämpfer von German Fantasy Championship Wrestling. Ich kämpfe ohne Hilfen.“
Kurzes Auflachen Hathaways.
Keek Hathaway: „Ich will mich nicht auf kleine verbale Gefechte einlassen. Aber es muss sein. Ich bin nicht wie ihr beide. Denn ich bin der beste Kämpfer von German Fantasy Championship Wrestling. Und kann es sogar beweisen…“
Ein Streichler für das Titelgold.
Keek Hathaway: „Doch lassen wir diese Details beiseite. Ich habe meine großen Erfolge ohne Hilfen errungen. Ich stimme jeder Bedingung zu, die diesen Kampf fairer macht.“
Nun ein schiefes Schmunzeln Keek.
Keek Hathaway: „Und meinen Sieg eindeutiger.“
Das
charakteristische, ratschende Geräusch des Tapes dringt
durch die Kabine, als Zane das klebrige Band von der Rolle zieht.
Rammstein – Der Meister erklingt aus den Boxen der Frankfurter Festhalle. Die Zuschauer kennen die Musik natürlich und freuen sich hier nun wahrlich keinen Ast ab, schließlich kommt DIE WAHRHEIT nun zum Ring. Zu viel Porzellan haben die beiden ehemaligen Tag Team Champions und Hall of Famer in den letzten Monaten zerschlagen. Verschwörungstheorien aufgestellt nur um am Ende alles ein ganz großen Bluff darzustellen. Zu Lakaien vom Obermotz degradiert worden. Und das scheinbar nur aus Loyalität. Richtig fiese Dudes. Doch getreu dem Motto: „Keiner mag uns….scheißegal!“ erscheinen Thor und Tha Bomb in ihrer verlotterten „Performance Center Garderobe“. Unisono im grauen Jogger mit schwarzem GFCW PC-Emblem bewegen sich die zwei Meter Männer schnellen Schrittes in Richtung Ring. Tha Bomb pöbelt auf dem Weg dann noch ein paar Fans an und verschreckt die ganz kleinen Zuschauer mit überlautem Gerülpste. Im Ring angekommen posieren die beiden Giganten kurz und beschimpfen dann das Publikum. Tha Bomb bittet dann um ein Mikrofon, was er postwendend auch erhält.
Tha Bomb: „Haltet alle mal bitte die Schnauze, danke.“
Pete: „Was ein fieser Proll Tha Bomb doch geworden ist..“
Sven: „Ja, schlimm. Früher galt er als Feingeist, der abends gerne Chopin gehört und über die Thesen von Karl Popper philosophiert hat.“
Tha Bomb: „Die Tag Team Division gehört uns. Meine zahlreichen Titelgewinne sprechen für sich. Auch bei Dooms Night wollten wir dies nun wieder zeigen – allerdings in einer gänzlich anderen Form.“ Thor: „Wir haben zwei Maden ausgewählt, die stellvertretend für das Protokoll die Tag Team Titles gewinnen sollten. Boris und Tonya. In den letzten Wochen ihnen bekannt geworden als Red Alert.
Laute Buhrufe seitens der friedfertigen Frankfurter-Crowd.
Tha Bomb: „Aber sie wollten nicht so wie wir. Die beiden haben wohl missverstanden wer hier Koch und Kellner ist….Muahahaah.“ Thor: „Alles weitere ist bekannt. Wir haben sie gefeuert. Außerdem ist uns beiden in den letzten Wochen im Performance Center Training eins aufgefallen: WIR SIND NOCH IMMER DIE KINGS!“ Tha Bomb: „Dementsprechend fiel es uns leicht, wer nun die neuen No. 1 Contender für die Tag Team Titles bei Dooms Night sind: DIIIIIIIEEEEE WAAAAAAHRHEEEIIT!“
Sven: „Hmm, das gefällt den Zuschauern wieder ganz und gar nicht. The Beauty and The Best müssen ihre Titel also gegen die Wahrheit verteidigen?!“
Thor: „Hier muss endlich mal wieder Ordnugn in den Saustall reinkommen. Wir haben uns beim Protokoll diesbezüglich tief in die Augen geschaut und uns ist klar geworden: Nur WIR können das richten. Kein Beermachine oder irgendwelche Emo-Spacken. Die Wahrheit muss für Recht und Orndung sorgen.“ Tha Bomb: „Und wer von euch Kackern nun hofft, der große Eric Fletcher wird das alles schon wieder drehen: ÄTSCHIPÄTSCH! Wir haben das GO von Claude Booker und der ist hier noch immer der MEISTER!“
Apropos Meister. Die bekannte Entrance Theme der Wahrheit ertönt wieder und de beiden Haudegen machen sich wieder in Richtung Backstagebereichs. Message delivered!
Pete: „Das alles stinkt zum Himmel, aber da ich meinen Job behalten möchte erspare ich mir jeglichen weiteren Kommentar.“
Vor dem Match schalten wir noch ein mal Backstage, wo Tammy P-Dawq und Juice Black zum Interview hat.
Tammy: P-Dawq. Hast du einen Moment für mich?
P-Dawq schaut grimmig und knurrt sie an, bleibt aber stehen
P-Dawq: Was für eine Scheiße? Ich habe gleich mein Match und du Bitch willst mich hier zuquatschen? Meine Fresse. Was willst du?
P-Dawq steht ihr bedrohlich gegenüber, doch JB kann ihn anscheinend zurückhalten.
Tammy: Ich habe nur zwei kurze Fragen. Zum ersten möchte ich wissen was das im Video mit der „Vision“ zu tun hat?
P-Dawqs Mundwinkel gehen in die Breite und er scheint richtig sauer zu werden,
P-Dawq: Geh zu Frage zwei!!! Tammy: Ok. Wer ist der Mann an ihrer Seite?
P-Dawq scheint antworten zu wollen da geht JB ans Mikro.
JB: Wer ich bin? ICH BIN JUICE BLACK! Ich bin sein Manager. Und wenn du das nächste mal etwas von meinem Schützling möchtest, mach gefälligst einen Termin.
Vor elf Tagen…
Liam Spencer: „Ich muss mit dir reden.“
Da steht er nun. Er hat direkt vor dem GFCW Performance Center in Dortmund gewartet, ist nicht hinein gegangen, um seinen Partner bei Doom’s Night abfangen zu können. An die Kameras, die den GFCW’lern auf Schritt und Tritt folgten, hatte Buzzkill sich inzwischen gewöhnt, aber er wollte kein Risiko eingehen und ein solch ernstes Gespräch neben irgendeinem Protokoll-Menschen abhalten.
Robert Breads: „Klar, immer doch.“
Der Kanadier stellt die Sport-Tasche, die er geschultert hat, neben sich auf den Boden. Als er sich wieder aufrichtet blickt er Spencer neugierig in die Augen. Ruhelos huschen diese umher. Buzzkill ist sichtlich nicht wohl bei dieser Angelegenheit, aber das war ein Moment, um seinen Stolz herunterzuschlucken und offen und ehrlich zu sein.
Liam Spencer: „Du hast meine… Äußerungen bei der letzten Show mittlerweile gesehen, nehme ich an?“
Der Kanadier nickt.
Robert Breads: „Habe ich. Und es ist mutig gewesen, so etwas laut auszusprechen. Du musst dir was das angeht keine Sorgen machen.“
Der Engländer starrt seinen Gegenüber offensichtlich irritiert an.
Liam Spencer: „Hast du denn nicht zugehört? Ich weiß nicht, ob wir überhaupt eine Chance haben, das zu gewinnen. Diese Luna hat mich im eins gegen eins schon geschlagen, und The End wirkt nicht unbedingt wie ein leichterer Gegner. Ich habe mit deinem Goldjungen…“
Robert Breads: „Er ist jetzt der Fischjunge.“ Liam Spencer: „Das ist kein Zeitpunkt für blöde Witze, Arschloch.“ Robert Breads: „Warum nicht?“
Diese Frage stellt der Mann aus Toronto in einem Tonfall der klar stellen dürfte, dass das keine rhetorische Frage ist.
Liam Spencer: „Weil die Situation verdammt ernst ist. Du könntest schon wieder verlieren, weil wir beide wissen, dass diese Schwanenburg-Scheiße nicht zählt, und bei Doom’s Night wird es über ein Jahr lang her sein, dass du irgendwen tatsächlich mal besiegt hast. Und ich werde dafür nicht verantwortlich sein.“ Robert Breads: „Weißt du, ich habe nachgedacht.“
„Canada’s Own“ wiegt den Kopf leicht hin und her, während er weiterspricht.
Robert Breads: „Du hast Recht, es nagt an mir, dass ich so lange nicht mehr gewonnen habe. Aber die ganze Situation rund um Schwanenburg hat mir eines klar gemacht: Ich muss einen großen, wichtigen Sieg einfahren. Damit meine ich keinen Sieg, der in den Augen der GFCW-Galaxie groß ist, sondern einen Sieg, der für mich persönlich groß ist. Ein Sieg über Schwanenburg wäre so etwas gewesen, ein richtiger Sieg, nicht diese Farce durch Nicht-Antritt. Möge er Lionel Jannek dafür Zereo Killer’n.“
Noch immer angewidert über die Taten des Wrestlers des Jahres 2021 schüttelt Breads den Kopf, fährt dann aber fort.
Robert Breads: „Und es würde mir persönlich etwas bedeuten, wenn du mit mir antreten und alles geben würdest, um zu gewinnen. Ich würde dich sogar darum bitten, wenn du das möchtest, aber dafür bist du nicht… „Aiden“ genug, schätze ich. Wenn du dieses Match nicht bestreiten willst, dann werde ich dich nicht dazu zwingen. Falls ich bei unserer Konfrontation mit Leviathan zu weit gegangen bin und du dich übergangen gefühlt hast, dann tut es mir leid, das war nicht meine Absicht.“
Nun herrscht Stille. Es scheint tatsächlich so, als hätte Robert Breads sich im Rahmen seiner nun bald ein Jahr andauernden Tätigkeit im GFCW Performance Center und durch seine persönliche Krise hinweg zu einem reflektierten Coach gemausert.
Spencer hingegen starrt ihn nur an. Offensichtlich ist er noch immer ungläubig.
Liam Spencer: „Wieso?“
Das scheint die zentrale Frage für ihn zu sein.
Liam Spencer: „Was habe ich getan, dass du so ein Interesse an mir zeigst?“
Der Kanadier zuckt mit den Schultern.
Robert Breads: „Ausschluss-Prinzip. Du bist umgekehrt auch der Einzige, der Interesse an mir zeigt – Aiden einmal ausgenommen. Das mag daran liegen, dass ich die einzige Nicht-Protokoll-Option bin, dass ich deinem In-Ring-Stil sehr entgegenkomme, dass wir irgendwie diese weirde „Danny Rickson mochte dich“-Connection haben. Der Rest des Performance Centers tanzt nach der Pfeife der Leute, die an der Spitze stehen – das ist das Protokoll.
Und ich mache ihnen keinen Vorwurf. Das ist der beste Weg, in die Shows zu kommen, und deshalb seid ihr ja alle hier. Aber du gehst nicht diesen Weg. Du hättest denen auch einfach in den Arsch kriechen können, und vielleicht wärst du dann jetzt „Brainpain“ und würdest Klavierstunden bezahlt kriegen…“
Verächtlich schnaubt Buzzkill bei der bloßen Vorstellung.
Robert Breads: „…aber das hast du nicht getan. Vorher sind mir alle Rookies gefolgt, weil ich eben ihr Coach war. Du gibst dich freiwillig und offen mit mir ab, obwohl ich die vierte Geige spiele, weil du wirklich daran glaubst, dass ich dir am ehesten weiterhelfen kann, obwohl du weißt, wie die Dynamite-Regierung mir gegenüber eingestellt ist. Ich möchte dieses Vertrauen zurückzahlen so gut ich kann.“ Liam Spencer: „Aber genau darum geht es ja.“
Noch immer ablehnend verschränkt Buzzkill die Arme vor der Brust.
Liam Spencer: „Ich will nicht, dass du deine Zeit verschwendest. Ich weiß nicht, ob ich das, was du mir sagen willst, auch umsetzen kann.“ Robert Breads: „Du gehst davon aus, dass du nicht perfekt bist, aber ich schon. Mein Run als Head Coach war ein ziemlicher Flop, denke ich, also ist es mindestens genauso wahrscheinlich, dass ich einfach kein guter Lehrmeister bin.“ Liam Spencer: „Ich kämpfe einfach besser allein. Dann enttäusche ich allerhöchstens mich selbst. Ich habe mich schon immer allein durchgeschlagen, es… es geht ums Prinzip.“ Robert Breads: „Und das ist das Problem. Du solltest dich spezifisch auf diese eine Situation, die jetzt vor uns liegt, beziehen, nicht auf deine Prinzipien aus einer Zeit, bevor du zu uns gekommen bist. Du hast dich noch nicht an die neuen Umstände angepasst und willst noch immer alles machen wie vorher, aber das musst du nicht und du kannst es dir auch nicht wirklich leisten, wenn du Erfolg haben willst.“
Darüber denkt Spencer eine Sekunde nach. Er fährt mit der Zunge über die Vorderzähne, ehe er noch einmal spricht – nun mit echter, ungekünstelter Unsicherheit in der Stimme.
Liam Spencer: „Ich will mich weiterentwickeln. Aber ich will mich auch nicht selbst verraten. Wo ziehe ich da die Grenze?“ Robert Breads: „Das wirst du selbst entscheiden müssen.“ Liam Spencer: „Na super. Toller Ratschlag, Coach, danke.” Robert Breads: “Würdest du eine solche Entscheidung über dich denn jemand anderem überlassen wollen?“
Mit gesenktem Kopf seufzt Buzzkill.
Liam Spencer: „Nein. Ich wünschte nur, ich wäre mir bei diesen Entscheidungen sicherer als ich es bin.“
Immer noch zweifelnd blickt Liam wieder nach oben, schaut seinem Gegenüber dabei allerdings direkt in die Augen. Zu einhundert Prozent überzeugt ist er nicht.
Liam Spencer: „Okay, du Pseudo-Guru. Wir machen das bei Doom’s Night. Coach und Trainee und diese Schlangen-Freaks kriegen die Köpfe eingetreten.“ Robert Breads: „Nun, nicht ganz.“
Der degradierte Ex-Head Coach bückt sich um seine Tasche, die er abgestellt hatte, wieder zu schultern, um gleich in das Performance Center zu gehen.
Robert Breads: „Wir machen nicht auf „Coach und Trainee“. Wir werden gleichberechtigte Partner sein. Du wirst nicht „Coach Breads aus dem GFCW Performance Center“ kriegen, du wirst „Robert Breads, bester Wrestler aller Zeiten“ kriegen. Aber das wirst du nach War Evening schon verstehen, denke ich. Ich habe mir nämlich nicht nur über dich einige Gedanken gemacht.“
Mit den Augen rollend atmet Spencer einmal laut aus.
Liam Spencer: „Uh, wie mysteriös und spannend. Ist das jetzt wieder so eine vage Scheiße, die jeder irgendwie raffen soll, damit dich dann alle für superschlau halten?“ Robert Breads: „Eigentlich schon.“ Liam Spencer: „Hat nicht funktioniert. Bist wohl doch nicht so clever.“ Robert Breads: „Oder manche Leute sind einfach sehr dumm.“ Liam Spencer: „Pass auf was du sagst, Partner.“
Und so betreten die zwei gemeinsam das GFCW Performance Center.
Fast zwei Wochen sind nach Villingen nun vergangen und noch steht manch einem Akteur die Anstrengung der letzten Show und die Folgen harter Auseinandersetzungen ins Gesicht geschrieben – wie zum Beispiel Kid Daniel, der nun bei Mac Müll im Backstagebereich steht und wie ein buchstäblicher bunter Hund aussieht: Der Kopf in einen halben Turban gewickelt, der nackte Oberkörper ebenso halb bandagiert. Diesmal fehlt das Babyöl, das zu einem Markenzeichen zu werden drohte. Die lange Catcher-Leggins mit weißen Streifen auf schwarzem Grund sieht das beinahe ein wenig verloren aus. Mac Müll wirkt, ähnlich wie KD, angespannt und ist bemüht, ein Gespräch in Gang zu bekommen.
Kid Daniel schnauft hörbar aus und doch ist ersichtlich, dass die Kunstpause eher den Zuschauern dienen wird.
Mac Müll scheint für viele Momente irritiert. Dann aber beschließt er offenbar, sich ein Herz zu fassen. Nun muss er das, was er denkt, nur noch in Worte fassen. Aber Mäc sieht entschlossen aus!
Weiter kommt Mac nicht, denn der Legendensohn ist schon kurz davor, abzudrehen, überlegt es sich aber nochmal anders und entreißt dem Chefinterviewer das Mikrofon. Scheinbar wurde da eine Grenze überschritten.
Kid Daniel: „Nun hör mir mal gut zu, Mäkkes! Es ist mir wirklich, wirklich, WIRKLICH Scheißegal, was du davon hältst, dass ich Steve Steel nichts anderes machen werde, als den Garaus! Diese Kreatur hat nicht einmal verdient, vernünftig zu leben, denn er hat nachweislich nicht nur meinen Vater beschissen und ins Grab getragen, sondern eben dieses Grab auf abscheulichste Art und Weise geschändet und das Andenken meines Vaters beschmutzt. Klar, wir waren nicht immer einer Meinung, aber ich denke nicht, dass ich meinem Dad zuviel nachzutragen hätte. Und vor allem lasse ich mich nicht so erniedrigen, wie Steve das probiert hat! Also werde ich ihn Stück für Stück auseinandernehmen, an den Klöten aufhängen und ihn zu dem Stück Scheiße verarbeiten, das er zweifellos immernoch ist“
Man sieht einen jungen Mann im Fitness-Center. Es ist recht offensichtlich, dass der, eher schlanke, Brillenträger noch nicht sehr oft hier war. Aber trotzdem macht er sich voller Eifer an die Arbeit! Doch schon das anheben einer Langhantel wird für ihn zur großen Hürde und er läuft bei seinem vergeblichen Versuch knallrot an, bevor er aufgibt…
ES IST NICHT WICHTIG, WIEVIEL DU DRÜCKEN KANNST…
Nun versucht sich der junge Mann an den Laufbändern. Doch auch hier hat er so seine Schwierigkeiten. So kommt es wie es kommen muss und das Laufband wirft ihn von der Maschine, begleitet von einem Aufschrei des Mannes…
ES IST NICHT WICHTIG, WIE SCHNELL DU LAUFEN KANNST…
Vielleicht macht er beim Seilspringen eine gute Figur? Der Anfang sieht zumindest sehr vielversprechend aus… Bis der junge Mann übermütig wird und andere Sprungtechniken ausprobieren will. Dabei verheddert er sich sehr unglücklich im Seil und stolpert aus dem Kamerabild, woraufhin ein unangenehmes Krachen und Klirren zu hören ist…
ES IST NICHT WICHTIG, DASS DU WEISST WAS DU TUST…
Unser Freund ist vollkommen außer Atem und blickt auf seine Sportuhr, die ihm zu seinem Entsetzen anzeigt, dass er erst seit knapp 10 Minuten trainiert… was eine resignierende Mimik unseres jungen Herren erzeugt…
ES IST AUCH NICHT WICHTIG, WIE LANGE DU DURCHHALTEN KANNST…
Frustriert lässt sich unser fitnessinteressierter Freund auf einen Sessel plumpsen und holt seinen Proteinriegel hervor, von dem er genüsslich einen Bissen nimmt. Der unvergleichliche Geschmack, lässt ihn den Fitness-Frust erstmal vergessen. Freundlich klopfen ihm plötzlich wildfremde Muskelmänner anerkennend auf die Schulter und mit vor Erstaunen offenem Mund, stellt er fest, dass die Damen im Raum ihm eindeutige Blicke zuwerfen… Kein Wunder! Das ist ja schließlich auch nicht irgendein Riegel…, sondern DAS Status-Symbol unter den Fitness-Fanatikern!
DAS EINZIGE WAS ZÄHLT IST, DASS DU DABEI AM ENDE TROTZDEM EINFACH VERDAMMT GUT AUSSIEHST!
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