Sieben Tage vor der Show...
Im Performance Center in Dortmund-City ist an diesem Vormittag wieder reger Betrieb. Erst seit kurzem schwingen drei Zampanos den Dompteuren-Riemenstab. Tha Bomb, Thor und Niander Cassady-Taylor haben sich mittlerweile mit den Örtlichkeiten betraut gemacht und arbeiten stark am Restrukturierungsprozess. Ganz nach Gusto ihres Auftraggebers: Dynamite. Thor und Tha Bomb sind gerade im Ring und üben „Power-Moves“ mit den Prospects. Es geht vor allem sehr laut und herrisch zu. Die beiden mehrmaligen Titelgewinner agieren im Umgang mit ihren Schülern eher klassisch: „Nicht geschimpft, ist genug gelobt!“ Nebendran steht der ehemalige Chef des PCs Robert Breads. Nicht ohne einige sehr eindeutige Blicke sprechen zu lassen führt er jede Anweisung der „Wahrheit“ aus. Sehr zur Freude seines Nachfolgers – dem Executive President of Talent, Live Events & Creative Niander Cassady-Taylor.
Der US-Amerikaner steht mit verschränkten Armen im Türsims seines Büros und beobachtet die Szenerie. Der Cowboy, der auch im Performance Center seinen Western-Hut trägt, holt nun seine antike Taschenuhr aus seiner Hosentasche und schaut dann abschätzig in Richtung Umkleidekabine: Gerade 14 Uhr durch und Aiden Rotari und Kriss Dalmi sind noch nicht da. Als die beiden GFCW-Superstars dann nur wenige Sekunden aus der Umkleidekabine treten, schreit NCT schon herüber:
NCT: „Hey, TIME IS MONEY. Wirds bald?!”
Der Doch-Wieder-Rookie aus Atlanta lässt Kriss Dalmi überaus „höflich“ den Vortritt, um im Schatten des größeren Namens den Weg zu NCT zu bestreiten. Er hat ausnahmsweise einmal kein freundliches Lächeln auf den Lippen – ob echt oder gekünstelt – und scheint in keinster Weise seine Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation kaschieren zu wollen. Aiden Rotari ist unglücklich, und in diesem Fall macht er sich keine Mühe das gegenüber Cassady-Taylor zu verheimlichen.
Der eifrig voranschreitende Serbe hingegen scheint das genau Gegenteil von Rotari darzustellen. Die Zähne zu einem Lächeln gebleckt, das in keiner Nuance hinterhältige Gedanken oder einen perfiden Plan vermuten lässt (und dadurch womöglich noch viel verdächtiger wirkend), steuert er auf das Büro zu.
Kriss Dalmi: “Breadsy!”
Und winkt Robert Breads im Vorbeigehen ausladend infantil zu.
Kriss Dalmi: “Das gibt’s ja gar nicht! Du hier?!”
Der irritierte Blick von Canada’s Own verrät es: Wenn es schon zu dieser Begegnung kommen musste – und das musste es unweigerlich – dann doch bitte nicht, während er von seinem Nachfolger mit erniedrigender Azubiarbeit wie Hilfestellungen im Ring betraut wird.
Für einen kurzen Moment wirkt es fast so, als würde die Zeit still stehen. Als wäre es wieder 2014 und wir wären in Berlin. Dann wandert der Blick von Breads zu Rotari, und ein fragender Ausdruck tritt in seinen Blick, dem er mit Worten Ausdruck zu verleihen gedenkt.
Bevor der Kanadier jedoch auch nur eine einzige Silbe äußern kann, stellt sich der neue Headcoach dem serbischen Neuankömmling entschieden in den Weg.
NCT: „Breads ist bei unserem Gespräch nicht dabei, Dalmi. Die Liebkosungen müssen warten.“
Dalmi wirkt kurz überrascht. So als hätte er die Anwesenheit des Headcoachs überhaupt nicht bemerkt. Oder es überhaupt gewollt. Nicht auszuschließen, dass dies eine weitere der provokanten Spitzen ist, die sich der Belgrader scheinbar instinktiv aus dem Ärmel schüttelt. Doch es scheint nichts in NCT auszulösen. Dessen Miene bleibt unverändert streng.
Eine knappe Geste in Richtung des Büros bedeutet Aiden Rotari und Kriss Dalmi, ihre angedachten Plätze einzunehmen. Diese folgen stillschweigend und positionieren sich vor dem massiven Schreibtisch. Niander lässt sich hingegen auf seinem Bürostuhl nieder, wirft polternd seine Beine auf den Tisch und präsentiert dabei seine frisch geputzten Cowboy-Boots.
NCT: „Aiden, wie geht’s?“ Aiden Rotari: „Es geht mir…“ NCT: „Ah ah ah. Meinst du wirklich mich interessiert, wie es DIR geht?“
Verständnislos und kühl blickt Rotari zu seinem neuen Vorgesetzten. Da ist nichts von der sonst so üblichen (gespielten?) Fröhlichkeit zu spüren. Niander ist dagegen schon direkt auf Temperatur.
NCT: „Ich habe euch beide einbestellt, denn wir haben hier etwas zu besprechen. Es gibt Dinge, die konnte man hier mal machen. Aber jetzt geht das nicht mehr. Hier wird nun Disziplin und eine klare Hierarchie herrschen – ohne Kinkerlitzchen. Oder habe ich mich in meiner Antrittsrede etwa undeutlich ausgedrückt?!“
Die rhetorische Frage lässt er im Raum stehen. Niander nimmt dann aber die Füße vom Tisch, um die Verbindlichkeit seiner Worte zu untermauern.
NCT: „In der letzten Show ist mir eine Unterredung von euch beiden zu Ohren gekommen, die inakzeptabel ist. Was habt ihr zu eurer Verteidigung zu sagen?“ Aiden Rotari: „Man müsste sich nur dann verteidigen, wenn man sich etwas zu Schulden hat kommen lassen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, worauf Sie hinauswollen, Sir.“
Das letzte Wort spricht der Protegé des ehemaligen Head Coaches mit einer Mischung aus Verachtung und Herablassung aus.
Kriss Dalmi: “Es stimmt, was der Junge sagt. Das in Freiburg war... ein Spiel. Ein unverbindliches Gedankenspiel. Ein folgenloses, unschuldiges Was-wäre-wenn-Szenario zur Aufmunterung von Aiden und zur Lockerung der Stimmung im Performance Center allgemein. Quasi ein bisschen wie diese Steampunk-Events im Wald, bei denen du mit deinen albernen Rollenspielfreunden immer um die Wette LARPst.”
Der Serbe mustert sein Gegenüber, oder besser gesagt, dessen Aufzug nun unverhohlen von unten bis oben. Lässt den Anflug eines kaustischen Lächelns über sein Gesicht huschen.
Kriss Dalmi: “Auch ich muss also diese an den Haaren herbeigezogenen Anschuldigungen als Unbescholtener entschieden zurückweisen. Ich habe stets das Beste für meine werten Mitmenschen im Sinn.”
Theatralisch winkelt der Serbe dabei mit leidvoller Miene seine rechte Handfläche ab und deutet damit auf sein Herz, das ob der schweren Bürde seines weltumspannenden Mitgefühls fast zu zerbersten droht.
NCT ist nicht überzeugt.
NCT: „Kriss Dalmi. Dass du einen schlechten Einfluss auf andere Wrestler, ach Quatsch, andere Menschen per se hast, dürfte hinlänglich bekannt sein. Kompletter Mindfuck, dass sie dich wiedereingestellt haben. Fulltime?! Ich meine bei Title Night haben wir uns im Ring ja erst gegenübergestanden. Also, nicht für lang. Du warst dann ja ziemlich schnell ausgeschieden. HAHA..!“
In der Tat kann man für einen aufmerksamen Wimpernschlag beobachten, wie die Überheblichkeit schlagartig aus dem Antlitz des Belgraders schwindet.
Kriss Dalmi: “Der Cowboy kann also auch witzig, wie ich sehe. Wahrhaftig war dieser unvollendete Kriegsritus eine Stelle auf meiner ledernen Schürze, die unbefleckt blieb. Den Versprechungen Morbeus entgegen, ist die Verwandlung des Technoclubs in mein ganz persönliches Schlachthaus nicht vollzogen worden. Die Messer und Beile waren bereits gewetzt und der metallene Gestank eures vergossenen Lebenssaftes manifestierte sich bereits geisterhaft in meinen olfaktorischen Sinnen. Die Lust am Gewaltexzess, am Schaffen und Formen wunderschöner, transformierender Kunstwerke aus Fleisch und Knochen blieb Dank deiner Mitverschwörer unbefriedigt. Und wer weiß… vielleicht war es am Ende Glück, dass der Abzug des Bolzenschussgeräts nicht funktionierte. Du kannst es gerne auch Unfähigkeit nennen, Niander. Ich tendiere jedoch zu einer anderen Analyse dieses Opus aus Blut und Scheiße. Ich nenne es Gnade. Gnade, dass aus dem Viehhirten am Ende des Abends nicht das Schlachtvieh geworden ist. Rein metaphorisch gesprochen, versteht sich.“
Der sogenannte Meister der Geschmacklosigkeiten tritt näher an den massiven Arbeitsplatz des Headcoachs, während er dieses schaurige Bild malt. So nah, dass er sich mit dem Oberkörper über die Tischplatte lehnt und dem Verwalter des Performance Centers mit seinem Gesicht gefährlich nah kommt.
Aiden Rotari: „Das wäre für das langfristige Wohl unserer Promotion allerdings potenziell von Vorteil gewesen. Eine verpasste Chance, Kriss, wenn auch auf andere Art und Weise.“ NCT: „Ja ja, das Berghain. Deine schwankenden Leistungen sind was? Mir scheiß egal. Ich weiß nur eins und schreib dir das hinter die Ohren, Aiden: Dieser Mann ist Gift für deine Entwicklung. Es sei denn du willst als Tagelöhner enden…und nun zu dir: Krissssss.“
Aus den Bergen an Unterlagen, die sich auf dem Schreibtisch stapeln, fischt der Kentuckian einen bedruckten Zettel hervor und hält ihn Kriss Dalmi direkt vor sein Gesicht.
NCT: „Dein Breadsy war doch eben noch so nett und hat dir hier alle Regeln des Performance Centers ausgedruckt. So kannst du dir das alles nochmal durchlesen und weißt dann wie der Hase hier läuft, Capiche?“
Die serbischen Pupillen fliegen einen Augenblick lang über die dort niedergeschriebenen Anweisungen des Protokolls. Ernüchterung macht sich währenddessen schnell auf dem Gesicht des einstigen Erzfeindes von Strong Olli breit.
Ohne die ausdrückliche Genehmigung des Protokolls im Auftrag von Claude „Dynamite“ Booker ist Unbefugten der Zutritt zum GFCW Performance Center untersagt.
Dort steht es schwarz auf weiß. Mit einem geschlagenen Seufzen nimmt der Belgrader daraufhin den Regelkatalog selbst in die Hand.
Und zerknüllt ihn.
Und nicht nur das! Er steckt sich das Papierknäuel in den Mund und beginnt zu kauen. Er isst es! Er isst die Anweisungen des Protokolls auf!
Dann geht auf einmal alles ganz schnell. Das Donnern ist so laut, dass sogar einige der im Performance Center Trainierenden ihre Übungen unterbrochen und ihre Köpfe neugierig in Richtung NCTs Büro gedreht haben. Unvermittelt ist Niander Cassady-Taylor von seinem Bürostuhl aufgesprungen, hat sich mit beiden Händen den Kopf von Kriss Dalmi geschnappt und hat ihn mit dem Gesicht voran auf die Schreibtischplatte krachen lassen. Dabei schien der Aufprall so hart gewesen zu sein, dass nicht nur ein dumpfes Knacken vernehmbar war, sondern das aufgeweichte Schriftstück glatt aus dem Mund des Chartavoren geflogen ist und flatschend vor den Füßen von Aiden Rotari landet.
Der Mann aus Atlanta rührt sich keinen Zentimeter oder versucht gar das Chaos unter Kontrolle zu bekommen, im Gegenteil. Belustigt betrachtet er das Stück Papier auf dem Boden, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder dem Geschehen vor ihm zuwendet – welchen Grund hätte er, hier einen Streit zu unterbinden?
Niander kocht vor Wut, hat seinen Unterkiefer schon so stark nach vorne geschoben wie der erste Mensch, der vom Baum gestiegen ist.
NCT: „Wenn Du Crack-Junkie glaubst, dass das alles nur ein lustiges Spiel ist, dann haue ich dir die Schreibtischplatte das nächste Mal so tief in deine Rosette, dat du denkst der Kölner Dom ist ne FRITTENBUDE! Das Protokoll duldet keine Albernheiten mehr.“
Eine Zustimmung ist aus den ächzenden Lauten des einstigen Sektierers kaum auszumachen, ist sein Gesicht doch nach wie vor mit der Tischplatte verschmolzen. Wie die Antwort von Dalmi darauf ausfällt, ist dem Cowboy momentan jedoch herzlich egal. Er wird sich dem Protokoll schon noch fügen. So wie alle anderen auch.
NCT: „Thor und Bomb! Bringt mal bitte den Müll hier raus?!“
Natürlich haben die beiden Coaches auch die Turbulenzen im Büro mitbekommen und betreten dasselbe. Wie zwei Polizeibeamte in Schutzausrüstung auf einer G20-Demo packen die Mitglieder der Wahrheit den explodierende Sterne sehenden Dalmi unter den Armen und schleifen ihn buchstäblich aus dem Büro. Dabei scheint niemand die Worte, die der Serbe mit schwerer Zunge spricht, zu bemerken.
Dalmi: „Ihr ssseidd zu sssspättt... Ichhhabe dochschon llläängsst, wassssich wolllllte...“
Doch wieso sollte man dem unerheblichen Gebrabbel eines Wahnsinnigen überhaupt Gehör schenken?
Aiden ist sichtlich amüsiert von den Ereignissen, die sich gerade abgespielt haben. Er wirft NCT aus dem Augenwinkel einen Blick zu, während Kriss Dalmi von Thor und Tha Bomb aus dem Gebäude geschleift wird.
Aiden Rotari: „Nun, ich schätze mal…“
Der PC-Trainee spricht diese Worte mit kalter Abneigung aus, ehe er sich aufmacht dem Serben zu folgen.
NCT: „Hey, hey! Aiden! Das gilt nicht für Dich. Wir sind hier noch lange nicht fertig!“
Mit seinem Seufzen bleibt Aiden stehen.
NCT: „Es gibt noch einen weiteren Punkt. Das Match gegen Briggs. Was war das für eine Scheiße? Hat dir das alles Breads beigebracht?“
Nun lächelt der Mann aus Atlanta doch noch. Es ist ein höhnisches Lächeln, als wolle er seinen Gegenüber verspotten.
Aiden Rotari: „Ihr habt Roberts Trainingsmethoden doch ausführlich überprüft, bevor ihr ihn als Head Coach abgesetzt habt, oder etwa nicht? Ihr kennt seine Handschrift sicher in- und auswendig. Ansonsten wäre dieser Wechsel an der Spitze schließlich lediglich…“ NCT: „Schnauze. Es sieht für dich hier folgendermaßen aus: scheiße. Ich habe das mit Dynamite schon abgeklärt. Du wirst wieder in das Performance Center zurückgestuft und wirst erstmal nur noch hier trainieren. Deine Bookings für die jeweiligen Cards übernehme ich.“
Niander zieht aus einer Schublade dann auch noch ein entsprechendes Schriftstück, was er Rotari mehr oder weniger „vor den Latz knallt“. Der Breads-Protegé streckt das Stück Papier sichtlich genervt ein Stück weit von sich, um es zu lesen, ehe sein Blick sich verfinstert.
Aiden Rotari: „Das kann nicht euer Ernst sein.“ NCT: „In der nächsten Show geht es bei dir schon um alles, mein Lieber. Wie die Gladiatoren im alten Rom. Tod oder die Gladiolen. Du bewegst dich nach MEINEM Dompteuren-Stab jetzt! Bei War Evening triffst du auf ein anderes Greenhorn. Findus McMorlock wird dein Gegner sein. HIGH NOON in Trier, mein Lieber.“ Aiden Rotari: „Das ist komplett unfair. Ich habe Desmond Briggs besiegt. Warum soll ich jetzt gegen seinen kleinen Freund meine Karriere in dieser Promotion auf’s Spiel setzen?“
Es spricht ehrliches Entsetzen über diese Ansetzung aus Rotari. Seine Entspanntheit weicht. Das hier ist echte Panik.
NCT: „Wie eben bereits gesagt hat mir dein Auftritt gegen Briggs überhaupt nicht gefallen. Wir haben uns im Trainer- und Kreativteam für dich aber was ganz besonderes überlegt. Denn wir denken schon, dass du eine große Zukunft in der Liga vor dir haben wirst…..wie einst die größten Götter dieser Liga, zum Beispiel Thor…..“
Niander zeigt Rotari nun auf seinem Smartphone ein Bild seines neuen Outfits, was die Kamera aber leider nicht einfangen kann.
NCT: „FROM OCEAN TO OCEAN!”
Wir sehen allerdings den Blick von Aiden Rotari – und in den tritt etwas, was wir von ihm bislang so nocht überhaupt nicht gesehen haben. Er start einige Sekunden lang fassunglos an, was NCT ihm präsentiert, ehe er die unverhohlen hasserfüllten Augen auf seinen Gegenüber richtet.
Sein Lächeln an dieser Stelle wirkt zum ersten Mal nicht gekünstelt, sondern komplett ehrlich und authentisch – allerdings auch kein bisschen freundlich oder höflich, sondern bedrohlich und zynisch.
Aiden Rotari: “Das wird das Protokoll bereuen, das verspreche ich.”
In einem kleinen grünen Waldstück gräbt Rob Gossler im Halbdunkeln ein Loch. Wie besessen drückt er den Spaten in die Herde und fördert immer mehr Leere in die Rasenfläche. Schwer am schwitzen und Braun vor Lehm gibt er sich ganz seiner Arbeit hin. Nur warum nur? Schließlich packt er wütend den Spaten und rammt ihn neben dem Erdloch in den Boden, ehe er selber neben dem Spaten niedersinkt und sich die nassen grünen Haare aus dem Gesicht wischt.
Seine klammen Finger versuchen in das Innere seiner Brusttasche vorzustoßen.
Rob: „Noch eine letzte Zigarette.“
Rob dreht sich zur ausgehobenen Grube um.
Rob: „Hm.... da sollte ich rein passen. Seid ich den Tag Team Titel verloren haben bin ich nicht mehr der Selbe. Niederlage bei Battlemania, und bei War Evening war nicht mehr als ein Doppel Countout. Ich war einst ein Gott, doch mir wurde alles genommen. Ich fühle nichts mehr. Ich bin so tot.“
Rob hält sich seine Hand vor Augen und schließt sie ganz langsam. Er umschließt die glühende Zigarette ohne jegliche Regung. Schließlich lässt er das Häufchen Asche zu Boden fallen und erhebt sich mechanisch nach seiner kurzen Pause.
Langsam tritt er an das Erdloch heran und blickt hinunter.
Rob: „So soll die Erde diese gescheiterte Existenz zurück nehmen. Mögen bessere Zeiten mich wieder aus meinem Schlaf wecken.
Er breitet die Arme aus und lässt sich rückwärts in das Loch fallen. Stille kehrt ein. Rob hört nur das Mahlen seines Kiefers. Der Sand rieselt ihm ins Gesicht doch er verzieht keine Miene. Regungslos liegt er in seinem Graben und wartet darauf zu sterben. Doch nichts passiert. Der Wind zieht pfeifend über ihn hinweg. Dünner Nieselregen setzt ein. Und springen von seiner Stirn.
Er hört pfeifen. Schritte nähern sich.
???: „Hey! Rob? Bist du das?“ Rob: „Schnauze! Ich bin tot!“
Jetzt kommt das Gesicht von Norman über Rob zum Vorschein. Dieser ist über Robs Aktion wenig begeistert.
Norman: „Sag mal spinnst du?! Komm aus dem Loch da raus. Das ist schließlich mein Garten! Was fällt dir ein den einfach so umzugraben hä?“
Norman macht Anstalten Rob aus dem nicht all zu tiefen Loch zu ziehen. Doch Rob bleibt zufrieden liegen und hält die Augen geschlossen.
Rob: „Mein Zyklus ist vorbei. Es ist vorbei mit mir und nun soll ich mein Ende finden und verschwinden.“ Norman: „Von wegen! Verschwinden tut hier nur eins und zwar dieses Loch in meinem Garten! Wenn du unbedingt Verschimmeln möchtest lass dich im Requisitenlager der GFCW einsperren meinetwegen! Selbstmörder auf meinem Grundstück dass hat mir nach deinen ganzen Saufeskapaden noch gefehlt. Steh jetzt endlich auf!“
Unablässig zieht und zerrt Norman an Rob herum, bis schließlich Rob stechend die Augen aufschlägt und seinen Oberkörper aus dem Grab erhebt.
Rob: „VERDAMMT NORMAN! Nicht mal sterben kann man hier!“ Norman: „Hier wird nicht gestorben!“ Rob: „Mein Zyklus ist vorbei es ist zu Ende!“ Norman: „NEIN! Meine GEDULD ist zu Ende.“
Norman packt seinen Bruder am Kragen und zerrt ihn aus dem Loch. Beide Stracksen geradewegs aus der Szene.
Norman: „Wie lange hast du da eigentlich drin gelegen? Du riechst wie ein Sack Blumenerde.“
Wenig später erklingt das Konservenlachen aus dem Fernseher. Rob und Norman sitzen nebeneinander auf dem Sofa. Beide Brüder sind in Jogginghose und Bademantel gekleideit und trinken schweigend ihr Bier.
Rob: „Ich darf wohl noch nicht sterben.“
Norman klopft seinem Bruder mitfühlend auf den Schenkel.
Norman: „Noch nicht Bruder, noch nicht.“
Die Lichter in der Franz-Siegel-Halle in Freiburg sind schon längst erloschen. Die Zuschauer sitzen bereits in ihren Autos oder in der Bahn oder sind vielleicht auch schon zuhause. Die GFCW hat am heutigen Abend ihre erste War Evening Show veranstaltet und einen spektakulären Main Event geboten. Drake Nova Vaughn konnte seinen Intercontinental Title gegen den Battlemania-Gewinner Alex Ricks verteidigen. Auf dem Weg an die Spitze und bei der Mission alle Gürtel der GFCW für Dynamite „einzusammeln“, hat das Protokoll eine erste Bauchladung hingelegt. Die „Drei vom Performance Center“ sowie der Freiburger Lokalmatador sitzen, als vermutlich letzte Personen, noch im Backstagebereich der Halle und versuchen das gerade Geschehene zu verarbeiten. Der Cowboy aus Kentucky schaut kopfschüttelnd zum noch immer völlig fertigen Alex Ricks. Der zweimalige GFCW- Champion und erster Battlemania-Gewinner in der Geschichte der Company sieht noch immer sehr mitgenommen aus. Auch die beiden Kaventsmänner Thor und Tha Bomb wirken noch immer fassungslos. Der Mann aus Louisville erhebt als erstes seine Stimme.
NCT: „Schöne Scheiße ist das alles. Ich verstehe noch immer nicht…..wie? Wie konnten wir dieses Match nicht gewinnen? Die ganze Show lief wie geschmiert, so wie alles immer läuft was wir machen. Seit einem halben Jahr sind wir allen einen Schritt voraus. Planung, Durchführung – keiner kann uns das Wasser reichen. Berghain Brawl – Check, bei Battlemania hat das Protokoll obsiegt. Die Revitalisierung des Performance Centers läuft auch. Aber was….war das da im Main Event?!“
Bislang hat sich Ricks damit beschäftigt, die Schwellung seiner Nase zu kühlen. Erschöpft lässt er die haltende Hand absacken, das Eispack zwischen seinen angewinkelten Beinen baumeln. Der Kopf ist gesenkt, die Haare hängen ihm vor das Gesicht, doch ähnlich wie herunterlaufenden Haare kann man auch noch Rinnspuren des erkalteten Blutes entlang der Nase sehen. Ein Rinnsal der sich über die linke Wange zieht. Die Stimme des Mathematikers ist leise wie so oft. Diesmal schüchtert er damit jedoch niemanden ein, diesmal ist es die Erschöpfung, die eine höhere Lautstärke verhindert.
Alex: „Das war der Punkt auf den wir monoton steigend zustreben, Niander.“
Der Kentuckyaner (?) zieht eine Augenbraue hoch. Die Antwort klingt zu abgeklärt, zu wenig niedergeschlagen trotz der Stimmlage.
Alex: „Es stimmt, Niander. Wir haben in unserer kurzen Zeit gemeinsam schon viel erreicht. Viel verändert. Wir tun, was wir sagen. Aber wir sind nicht Leviathan, meine Herren. Wir leben nicht zusammen, wir atmen nicht zusammen.“
Er richtet sich auf, verzieht dabei unter Schmerzen das Gesicht und stöhnt auf als er sich an die Lehne seines Stuhles lehnt.
Alex: „Scarecrow Silas, Zane Levy, Luna, Drake…und anscheinend auch James Corleone und The End. Das ist ein Gedanke. Eine Persönlichkeit mit zehn Armen. Und diese Einigkeit können wir noch nicht erreicht haben. Selbst ihr noch nicht.“
Zähneknirschend und mit dem Blick zur Decke gerichtet sitzen Tha Bomb und Thor nebeneinander auf der Ledercouch. Immer wieder knallt die Faust des Donnergottes auf das Leder. Tha Bomb richtet sich nach vorn und schaut den Mathematiker an.
Tha Bomb: „Wir haben versagt Ricks...wir haben einfach versagt.“
Der angesprochene geschundene Alex Ricks schaut ausdruckslos zurück.
Der Altmeister lehnt sich frustriert zurück. Er atmet tief durch. Lustlosigkeit hängt in der Luft. Frustration.
Thor: „Das will ich jetzt nicht gehört haben...“
Seine Stimme ist ernst. Sie ist klar aber voller Kraft. Voller Tatendrang. Und voller Zorn. Erneut schlägt seine Faust aufs Leder. Dort bleibt sie ruhen. Er erhebt sich. Geht durch den Raum und schaut jedem seiner Partner in die Augen. Man hat den ersten GFCW World Heavyweight Champion schon lange nicht mehr so fokussiert gesehen.
Thor: „Ricks hat verloren...Das Protokoll hat eine Niederlage eingesteckt. Ja und...Doch diese Stimmung hier nervt. Ich weiß nicht warum. ICH weiß nicht wieso. ICH VERSTEHE DIESE DINGE NICHT.“
Die Augen der anderen sind auf den Donnergott gerichtet welcher in der Mitte des Raumes steht.
Thor: „Wir haben Prügel bezogen. Von einer Bande Freaks die anscheinend besser harmonieren als wir.“
Er schaut in die Runde.
Thor: „Doch ich will nicht mit euch harmonieren. Ich will kein Team mit euch sein. NEIN!!!“
Tha Bomb hat sich erhoben und sich seinem altem Feind gegenüber gestellt. Dieser steht Nase an Nase mit ihm.
Thor: „Nein. Ich will nicht euer Freund sein. Doch ich muss nicht dein....“
Er tippt Tha Bomb hart auf die Brust.
Thor: „Freund sein...“
Anschließend geht er zu NCT, welchem er die Kippe aus der Hand nimmt und mit einem Zug weginhaliert und zu Boden wirft.
Thor: „Oder dein Reitpartner...“
Auch der Cowboy springt auf. Zuletzt bewegt er sich zu Ricks der immer noch seelenruhig auf seinem Stuhl sitzt.
Thor: „Und nein Ricks. Auch wir werden keine Lerngruppe aufmachen. Sieh dich an. Du wurdest geschlagen. Du wurdest von einem wilden Tier geschunden.“
Der Finger des Hünen wandert über die blutige Wange bis zur Nase des Mathematikers.
Die Augen von Augen Alex Ricks geben eine klare Antwort.
Thor: „Und genau das ist es was es soll...Ich will euch als Einheit von Kriegern. Ich will euch als Priester des Todes. Das was uns vereinen soll ist unser Ziel. Unseren Eid den wir Dynamite geschworen haben das zu erreichen was wir wollen. Ich will mit keinem von euch kuschelnd mit meiner Schwester im Bett verbringen.“
Die Stimmung ist angespannt. Elektrisierend. Thor schaut in das grinsende Gesicht von seinem alten Feind Tha Bomb.
Thor: „Das was uns zusammenarbeiten lassen sollte ist keine Harmonie. Das ist das was diese Freaks schwach sein lassen wird.“
Tha Bomb tritt näher heran.
Tha Bomb: „Ich erinnere mich an Zeiten in denen wir von euch Pissern der GoA ordentlich auf den Sack bekommen haben.“ Thor: „Welch schöne Erinnerungen...“ Tha Bomb: „Ja nicht?!...Denn jedes mal wenn das Geschehen ist gab es für uns nur eins...“ Die Wahrheit schaut sich an: „...RACHE...egal wie...wir werden noch härter zurückschlagen.“ Tha
Bomb dreht sich zu Ricks: „Bist du jemand der nach einer
kleine Tracht Prügel den Schwanz einzieht Mathegenie?“
Der Mathematiker schaut vor sich ins Leere. Ist sich Thor wirklich sicher, wer hier ein durchgeknallter Irre ist?
Tha Bomb: „Wir sind das Protokoll...WIR MACHEN HIER DIE REGELN!!! Und auch wenn wir zwei weniger sind gibt es für mich nur einen Weg, der zu gehen ist. Den wir uns vor einem halben Jahr ausgesucht haben. Und ja ich gebe Thor Recht. Wir sind keine Freunde. Werden wir auch nicht. Aber das brauchen wir auch nicht. Denn uns eint das Protokoll. Und das wird stärker sein als Harmonie.“ Thor: „Und wenn ich die Mistmade hier gerade verstanden habe will er es Oldschool machen. Ein wenig Vergeltung Bomberman...verstehe ich das richtig?“ Sein Tag Team Partner nickt ihm grinsend zu: „Jederzeit...überall...am liebsten jetzt!“
Niander hat mittlerweile Kautabak eingeworfen und beißt wie wild darauf rum. Ab und an spuckt er ein Stück auf den Boden – alles sehr unappetitlich. Der Mann aus Louisville schlägt dem Donnergott nun freundschaftlich auf die Schulter.
NCT: „Alles was du gesagt hast stimmt. Wir haben Dynamite unseren Eid geschworen. Aber lass Leviathan fürs Erste. Ja, wir kaufen die uns später. Wir werden die Bande nicht vergessen. Aber wir sollten jetzt schauen, dass wir gemeinsam als Kollektiv alle Titles für das Protokoll zurückholen. Das ist unser Auftrag. Vielleicht müssen mit einem anderen Ansatz rangehen. Alle uns zur Verfügung stehende Mittel müssen ausgeschöpft werden, damit wir die Belts bei Dynamite haben und er den Reset-Knopf drücken kann. Thor, Bomb. Kümmert euch um die Tag Team Titles. Durch die Macht als Bevollmächtigter des Perfomance Centers werde ich mir Drake schon schnappen…und wenn ich eine Armada an Grünschnäbeln schicken muss. Und du Alex….du weißt ohnehin…“
Der Blick auf den Mathematiker reicht schon aus um zu wissen, dass NCT den Satz nicht beenden muss. Ein zufriedenes Grinsen zeichnet sich auf das Gesicht des Amerikaners. Der Freiburger hingegen? Der schaut nur mit leeren Augen auf den Boden vor sich. Die Stimme ist klar und kalt.
Alex: „Keek Hathaway. Heute Abend ist vorbei. Bei Doom’s Night werde ich siegen.“
. . .
Geh. Du wirst erwartet.
Durchschreite die Tür. Atme die frische Luft ein. Die Ruhe, die dich vor der Halle empfängt. Du musst den Trubel nur einige Meter hinter dir lassen und trittst in eine neue Welt. Eine Welt der Geborgenheit.
Du bist interessiert. Du bist entspannt. Du bist Timo Schiller.
: : :
Der junge Dortmunder braucht Zeit, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Grad noch die Helligkeit und der Trubel in den Backstagegängen. Nun die kühle Abendluft. „Auf dem Parkplatz“, hat sie ihm gesagt. SIE. Miri. Licht seines Lebens, Feuer seiner Lenden. Auch wenn er es nie mit Nabokov ausdrücken würde. Nur mit seinem verlorenen Herzen, das in einer Art und Weise pocht, die er kaum kennt. Schneller Rhythmus, harter Schlag. Aber doch herrlich. Zwei Wochen hat er sich auf Miri gefreut. Auf die EINE, wie er weiß. All die Nachrichten, die sie sich geschrieben haben, waren kaum mehr als ein schwacher Regen, der den Brand seiner Sehnsucht nicht löschen vermochte. Aber nun wird er sie sehen.
Und Holly Hutcherson. Der Mann, von dem sie in ihren Nachrichten mit einer Leidenschaft geschwärmt hat, die sie hoffentlich eines Tages auch für ihn, Timo Schiller, aufbringen wird. So schlecht klang das gar nicht, was sie erzählt hat über diesen Holly Hutcherson. Also auf dem Parkplatz wollten sie sich treffen. Wo genau? Timo Schiller macht einige Schritte über den harten Boden vorbei an manch prächtigen Karossen, die ihn alle in diesem Moment nicht interessieren. Er hat nur Lust, Augen und Herz auf und für was Anderes.
Dann ist es da.
Nichts an diesem Ort sagt Holly Hutcherson oder Miri. Aber er braucht nur einen Blick und weiß, dass er an der richtigen Stelle angelangt ist. Vor ihm stehen Wohnwagen. Trailer. Oder wie auch immer man dazu sagt, das weiß er nicht genau. Blecherne Kolosse jedenfalls, angeordnet zu einer Kolonne. Vier dieser Trailer entdeckt er. Sie stehen nicht akkurat in einer Linie, sondern einander zugewandt wie eine Gruppe von Freunden, die sich um ein Lagerfeuer versammelt haben. In der Mitte dieses Rings aus Wohnwägen brennt tatsächlich ein Feuer. Er hört Stimmen. Er hört Lachen. Er hört Freude und er spürt sie.
„Willkommen!“
Eine Frau kommt ihm entgegen. Nicht Miri, nie gesehen. Eine Dame mittleren Alters. Ungezwungen und ungeschminkt. Sie trägt eine warme Jacke, streckt die vom Feuer warmen Hände nach Timo aus und empfängt ihn wie einen alten Freund.
Timo Schiller: „Ähm…Hallo?“ „Komm zu uns.“
Irgendwas an dieser Situation lässt ihn folgen und so tritt er zur Gruppe, die um das Feuer sitzt. Reichlich ungewöhnlich den Parkplatz einer Wrestlinghalle wie einen Ort zum Camping zu betrachtet, aber das ist ihm egal. Er ist aus einem anderen Grund hier. Und dieser Grund erhebt sich grad vom Feuer, schlägt die Augen auf. Der Wimpernschlag eines Engels.
Miri: „Hi.“
Seit zwei Wochen hat er auf diesen Augenblick gewartet. Und nun kann er nichts sagen. Sein Herz droht, ihm aus dem Mund zu springen, doch kein Wort liegt auf der Zunge. Er kann einfach nur…er…kann eigentlich gar nichts in diesem Moment. Er steht nur da. Plötzlich ist das Feuchtes an seiner Hand.
Miri: „Da hat dich jemand vermisst.“ Timo Schiller: „Nina!“
Die Schnauze des Border Collies stupst Timos Hand an und fordert Streicheleinheiten, die nur zu gerne erfüllt werden. Weil Timo Hunde mag und es von seiner eigenen Unfähigkeit ablenkt, in Anwesenheit von der EINEN auch nur einen anständigen Satz zu formulieren. Aber dann, vielleicht ist es die beruhigende Wärme des an ihn schmiegenden Hundes, verlangsamt sich sein Atem etwas und er kann Miri sogar in die Augen schauen.
Timo Schiller: „Äh…“
Sie lächelt nur.
Timo Schiller: „Was…was macht ihr hier?“
Ein Blick über das Szenario. Fünf Personen sitzen am Feuer. Sie unterhalten sich rege, wärmen sich die Hände oder blicken lächelnd in den Himmel, an dessen dunklen Firmament die ersten Sterne zu sehen sind. Eine Gitarre lehnt an einem Stuhl. Neben Nina streift ein zweiter Hund umher und schnuppert neugierig durch die Umgebung. Besagte Umgebung sind die vier Trailer, einige Stühle und Tische. Man hat es sich vier gemütlich gemacht.
Miri: „Setzt du dich zu uns?“ Timo Schiller: „Ich dachte, wir unterhalten uns vielleicht...?“
Ist er zu weit gegangen? Hat er die EINE verprellt? Doch da ist nur ein sanftes Lächeln von Miri. Sie legt den Kopf schief, ihre Lippen öffnen sich nur einen Zentimeter und sieht kleine, helle Wölkchen in der kalten Abendluft. Und dann. Nimmt. Sie. Seine. Hand. Timo kann sich gerade noch davon abhalten, laut vor Dahinschmelzen zu seufzen.
Miri: „Ich zeige dir was.“
Sie führt ihn, Hand in Hand, herum. Zeigt ihm, was sie hier aufgebaut haben. Nennt die Namen der anderen, die er sich aber nicht merken kann, da er nur Augen für Miri hat. Lediglich einen der Männer kennt er, zuletzt hat er ihn im Fernsehen gesehen. Viggo. Wrestler wie er. Der Mann lächelt nicht nur freundlich, er schenkt ihm dieses Lächeln sogar, begrüßt Timo wie einen Bruder.
Viggo: „Ich sehe, dass ihr zwei euch gut versteht.“
Zum Glück ist es dunkel und niemand sieht, dass Timo errötet. Aber Viggo meint es nicht böse, er schenkt sich aufrichtig darüber zu freuen. Und auch Miri, die EINE, an seiner Hand kichert in sich hinein. Ein Geräusch, dass Timos Knie zum Schlackern bringt. Mit einem dummen Grinsen verabschiedet sich Timo von Viggo, wird von Miri weitergezogen. Sie zeigt auf die Trailer, sagt ihm, wer da wohnt, aber er kann wieder nicht zuhören. Nur als SIE auf einen ganz bestimmten Trailer zeigt, ist er ganz Ohr.
Miri: „Da wohnen Viggo und ich.“
Viggo. Und ich. Sagte sie. Ich und Viggo. Sie. Beide. Zusammen. Timo wird fast schwarz vor Augen, er lässt vor Schreck ihre Hand.
Timo Schiller: „Oh, äh…ich…ich wusste nicht, dass ihr…also…äh…“ Miri: „Timo! Du verstehst mich falsch. Viggo und ich WOHNEN zusammen. Wir sind kein Paar, wenn du das meinst. Wir sind Freunde. Wir ALLE hier…“
Sie nickt in Richtung der Gesellschaft am Feuer.
Miri: „…sind Freunde. Freunde untereinander und Freunde von Holly Hutcherson.“
Holly Hutcherson. Der Name, wegen dem er hier ist. Zumindest laut der Einladung. Auch wenn er eigentlich nur wegen einer Person hier ist, und die schiebt ihn gerade mit sanftem Druck auf dem Rücken weiter. Nina schmiegt sich an Timo Bein und folgt ihm und Miri als sie auf einen fünften Trailer zugehen, der etwas abseitssteht. Er ist größer. Weiß mit blauen Akzenten. Eine Treppe führt zu seiner Tür hoch wie zu einer Veranda. Richtig wohnlich sieht er aus.
Miri: „Du wirst erwartet.“
Er weiß nicht wieso, aber seine Schritte werden zögerlich als Miri ihn vor die Treppe führt. Warum? Das weiß er selber nicht genau. Es ist da etwas an der Situation, das ihm sagt, nun könnte etwas Bedeutsames geschehen. Etwas Gutes? Etwas Schlechtes? Timo Schiller findet keine Antwort auf diese Frage. Er spürt nur wieder Miris Hand in seiner und merkt, wie ihn das beruhigt.
: : :
Du bist Timo Schiller.
Du stehst vor der Treppe und blickst zum Trailer hinauf. Dein Blick ist auf die Tür gerichtet. Du merkst nichts vom Abendwind. Auch nicht, wie der Druck von Miris Hand in deiner leichter wird. Wie sie dich loslässt.
Du merkst nicht, dass du nun ganz allein vor dem Trailer stehst.
Vor den Treppen. Vor der Tür. Vor einem wichtigen Moment in deinem Leben. Dann öffnet sich die Tür. Im Türrahmen steht ein Mann. Dieser Mann ist Holly Hutcherson. Du hast ihn schon gesehen. Auf den Bildschirm. Aber du hast ihn noch nie richtig gesehen. Nicht sein wirkliches Ich. Wie er lächelt, dich empfängt.
Er tritt zur Seite und bittet dich herein.
Hinter dem Türrahmen des Trailers kommt dir Licht entgegen. Du zögerst und blickst auf diesen Mann. Kennst du ihn wirklich? Nur von Miri. Nur aus dem Fernsehen. Du weißt, dass es Keek Hathaway nicht gefallen wird, was du tust. Aber du kannst deine eigenen Entscheidungen treffen. Es ist nur ein Gespräch. Keine Entscheidung. Was kann nur nicht passen an einem Mann, den Miri so bewundert.
Miri. Sie
würde es wollen, dass du mit Holly Hutcherson redest. Also steigst du die Stufen hinauf.
Holly Hutcherson: „Timo Schiller. Wie schön, dass du gekommen bist. Wir haben viel zu besprechen.“
Wie macht man manch einen Feedbackgeber gleichzeitig himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt? Indem man sich in der Tiefgarage befindet und nicht beschreibt mit welchem Auto man in der Halle ankommt. Um den Grad der nervigen Szene noch weiter an die letzte Faser eines Steaks anzunähern, die dir hinten links zwischen den zwei Backenzähnen feststeckt, die dein Zahnarzt immer mit Buchstaben-Zahlen-Kombinationen beschreibt, die dich überlegen lassen, ob er oder sie nicht gerade eine Partie Schiffe versenken mit der Assistenz am PC spielt, zeigt man in dieser Szene noch eine Person, die aufgrund ihrer Art immer wieder für einen etwas erhöhten Puls sorgt, da sie höchstselbst eben genau das Gegenteil ausstrahlt. Ja, nach solch einem Einleitungssatz ist man womöglich schon geistig am Abschalten und dann kommen auch noch die zwei Worte, die einen immer größer werdenden Teil der Galaxy zum Jubeln bewegen bei einem nicht allzu kleinen Teil aber auch für Augenrollen sorgen…
Thomas Camden.
Der Kuchen fehlt oder ist in der geschulterten Sporttasche verstaut mit der er sich vorfreudig auf den heutigen Abend lächelnd mit weiten ausfallenden Schritten, und natürlich einer Hand in der Hosentasche, dem Eingang zur Halle nähert. Er lässt den Blick entlang der passierten Autos der GFCW gleiten und nickt hin und wieder abschätzig mit einem Ausdruck á la „Edel…verdammt edel“ bis er eine Person erblickt, die zufällig gerade ihre Kofferraumklappe zuwirft und nicht ahnen konnte, welchem Unheil sie sich jetzt so frontal präsentiert. Sofort nickt Camden gen Himmel und ruft durch die Katakomben.
Thomas: „Grüß dich! Na, geht’s den beiden wieder einigermaßen? Kann ja heute gleich n paar Fliegen auf einmal wegklatschen, hmm? Revanche für Alex, David und Matthäus?“
Lionel Jannek wirkt als hätte er gerade ein Schreckgespenst gesehen… oder zumindest eine Nervensäge die er nicht loszuwerden scheint. Er wendet, hörbar seufzend, den Kopf von Camden weg und scheint sich in Selbstkontrolle zu üben. Was ihm schwieriger fällt, je näher sich Camden annähert. Doch als Camden nah genug steht, um den Gesichtsausdruck des Österreichers halbwegs deuten zu können, bleibt er dann doch stehen. Denn er sieht, dass wohl nicht alles in Ordnung ist.
Lionel Jannek: „Nein… den beiden geht es nicht ‚wieder einigermaßen‘. Beide sind angepisst wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe und wenn die Ärzte ihnen nicht gesagt hätten, dass sie erst in der nächsten Show wieder ‚cleared‘ sind, dann wären sie jetzt hier und würden ihre aufgestaute Wut auch ablassen.“
Dabei vermeidet der Wiener immer noch jeden Augenkontakt mit Camden. Er schnappt seine Sporttasche, die allerdings heute etwas leichter ist, da er ja nicht antreten muss (vermutlich nur mit Unterlagen, Visitenkarten, Kaffee-Thermoskanne und dem Award für den „Wrestler des Jahres 2021“). Mit dieser marschiert er schnellen Schrittes vom Gefährt weg und wohl in Richtung seiner Kabine, die ihm, Match oder nicht, scheinbar immer zusteht. Der gute Thomas folgt ihm mit eingekniffenem Mundwinkel.
Thomas: „Tjoa, kann man auch nich verübeln, oder? Leviathan ist halt schon n Haufen für sich.“
Mit jedem Wort des Oregono wird das Augenrollen Janneks hörbarer, doch der Dauerentspannte lässt sich nicht beirren und trottet einfach weiter neben dem Wrestler des Jahres her.
Thomas: „Aber mal ernsthaft Lio…dass ich heute gegen Silas ran darf, gibt mir freilich ne nette Chance, dass ich ihm für den Angriff auf David und Matthäus eine reinwürgen kann…aber eigentlich gings mir ja eher um ne Revanche für Alex’s Match gegen End damals.“
Er wird mit einem Mal einen Schritt schneller, geht an LJ vorbei, dreht sich für Camdensche Verhältnisse schockierend schnell um die eigene Achse und schaut LJ mit einem Schmunzeln an, während er rückwärts weiter mit dem Superior One zur Tür geht.
Thomas: „Tjoa und wenn ich schon dabei bin…auch wenn für Alex die Sache gegessen is…aber mit dir hätte ich dann eigentlich auch noch ein Hühnchen zu rupfen. Jährt sich ja bald, oder?“
Er legt den Kopf leicht schief, zwinkert LJ frech zu. Es ist nicht so ganz klar, was er bezwecken will. Eine Drohung? Eine Herausforderung? Smalltalk? Auf jeden Fall bleibt er erstmal stehen. Weniger wegen der Worte Camdens, sondern weil er seine Garderobe erreicht hat. Camdens Rückwärtsgang hätte aufgrund dessen beinahe in einer Kollission mit der Wand geendet. Jannek starrt Camden, mit unverändert ausdruckslosem Gesicht an.
Lionel Jannek: „Ist das der Grund warum du an mir klebst wie eine Klette und mich Show für Show nervst? Weil das deine Art der Revanche für deinen großen Mentor ist?“
Ein kurzes, kaum vernehmbares, amüsiertes, aber auch irgendwo verächtliches Prusten des Österreichers ist zu vernehmen.
Lionel Jannek: „Du bewegst dich auf dünnem Eis, Camden. Pass lieber auf.“
Jannek öffnet die Tür und es deutet sich an, dass er nun wohl durch diese gehen will. Noch will der Hobbybäcker ihm aber nicht den nötigen Platz zum Durchmarschieren bieten. Noch steht er im Gang, leicht gegen die Wand direkt neben der Tür gelehnt, die Beine überkreuzt, eine Hand in der Hosentasche und mit der anderen die Schultertasche im Griff.
Thomas: „Mach ich…und du vielleicht auch wenn ich gegen Scarecrow ran darf? Dann biste nich ganz so überrascht, wenn wir uns im Ring sehen.“
Ein weiteres freches Zwinkern in Richtung des deutlich dekorierteren Namens. Dann drückt er sich mit der Schulter von der Wand weg und klopft LJ im Vorbeigehen noch auf die Schulter.
Thomas: „Wir sehen uns Lionel…wie auch immer…“
Und mit einem seelenruhigen Pfeifen trottet er davon.
War Evening, Trier (Arena Trier), 11.02.2022
In Kooperation mit
Mit einem großen Feuerwerk auf der Entrance-Rampe geht die Post in der Halle nun so richtig ab und der offizielle Teil von War Evening kann beginnen! Die bekannte War Evening-Mucke hämmert durch die Boxen und erzeugen beim anwesenden Publikum in Trier einen lauten Jubel. Scheinwerferspots flitzen durch die ganze Arena und fangen die begeisterten Fans in jeder Ecke ein. In beinahe sämtlichen Reihen gibt es mindestens zwei oder drei Schilder, die mit den aberwitzigsten Nachrichten und Mottos in die Luft gestreckt werden und somit für ein absolut passendes Rahmenprogramm sorgen. Der große Titantron über der Rampe erstrahlt ebenfalls wieder einmal im besten Glanz und zeigt aktuell das bekannte Logo unserer aller Lieblingspromotion. Die GFCW-Galaxie ist stimmungsmäßig auch schon gut in Fahrt und stimmt hier und da zarte „G-F-C-Dub”-Chants an. Die Vorfreunde auf den heutigen Event ist auch sehr verständlich, denn die GFCW war schon länger nicht mehr in der ältesten Stadt Deutschlands zu Gast. Die beiden Urgesteine der Liga sitzen genau dort, wo sie zu sitzen haben und lächeln erwartungsfroh in die vor ihnen befindliche Kamera. Mit den jubelnden Fans im Hintergrund und den ausklingenden Tönen des Showthemes eröffnet der Pete den gewohnten Rahmen und blickt professionell wie eh und je in die Aufnahmemaschine.
Pete: „Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe von War Evening! Heute live aus der Studentenstadt Trier!“ Sven: „Wir sind froh mal wieder hier an der schönen Mosel zu Gast zu sein. Und das mit einer hochattraktiven Card.“ Singles Match: Ask Skogur vs. Silverberg Referee: Bob Taylor
Sven: “Im Opener feiert Ask Skogur sein Debüt. Der Nordmann hat dieses Mal hoffentlich den Weg in die Arena gefunden, denn er wird sich mit Silverbeg messen lassen müssen.“ Pete: „Und er sollte siegen, denn wie wir letzte Show gelernt haben, kann eine GFCW-Karriere auch wieder schnell vorbei sein.“
Perfomance Center-Match: Der Sieger bleibt Bestandteil des Performance Centers Aiden Rotari vs. Findus McMorlock Referee: Peter Cleven
Sven: „Wie wir eben erfahren mussten, muss Rotari eine Extrarunde gehen. Er ist sitzengeblieben und nun wieder in der Obhut des Nianders.“ Pete: „Unverständlich, dass er zurückgestuft wurde. Der Mann hat sich nun mehrfach bewiesen und gehört bald sicherlich zu den größten Stars dieser Liga. Und nun geht es etwa schon um seine Karriere gegen McMorlock? Mir geht das alles zu schnell. Aiden zeig was du kannst!“
Singles Match: Luna Rosario vs. Liam Spencer Referee: Howard Eagle
Sven:
“Luna reitet auf einer Welle des Erfolges. Nun hat sie es
mit einem Novizen zu tun – Buzzkill!“
Singles Match: Thomas Camden vs. Scarecrow Referee: Guido Sandmann
Pete: “Und dann ist mal wieder Thomas Camden im Einsatz. Sein heutiger Gegner: Scarecrow.“ Sven: „Scarecrow kann nicht nur Tag Team, sondern eben auch als Singles-Wrestler brillieren. Und heute wird das Camden zu spüren bekommen.“
8 Men-Tag Team-Match: The Beauty & The Best (Garrison Gaeta & Danny Rickson) & Beermachine (Sid the Scum & Rob Gossler) vs. Red Alert (Boris Orlov & Tonya) & Die Wahrheit (Tha Bomb & Thor) Referee: Thorsten Baumgärtner
Sven: “Und dann folgt krasse Team-Action. Ein 8 Men Tag mit den Champions und Ex-Champions auf der einen Seite….“ Pete: “Und wiederum andere Ex-Champs auf der anderen Seite. Und dann sind auch noch Red Alert mit dabei, wenn The Beauty & The Best und Beermachine auf Die Wahrheit und Red Alert treffen. Aber werden die Teams überhaupt miteinander kooperieren? Ich habe da meine Zweifel…“
Announcement von Eric Fletcher
Sven: „Wenn Fletcher zum Announcement bittet, dann muss es wichtig sein. Ich habe aber leider keinen blassen Schimmer… Pete: „Ich auch nicht. Dafür weiß ich aber was der Main Event sein wird. Zehn Jahre in the making. Zwei Giganten der GFCW prallen das erste Mal aufeinander.
Singles Match: Antoine Schwanenburg vs. Robert Breads Referee: Henry Phönix Jr.
Sven: “Schwanenburg feiert seine Rückkehr. Ein Jahr Retirement reicht dem Wahl-Kölner scheinbar völlig aus. Und er ist wieder da mit einem großen Knall. Denn er will Robert Breads bezwingen, seinen großen Rivalen!“ Pete: „Beide haben glorreiche Zeiten in der Liga erlebt, sind wahre Legenden. Aber wie gut sind beide jetzt noch? Breads hat viele Niederlagen zu verkraften und Antoine steht wahrscheinlich noch nicht richtig im Saft!“ Sven: „Ich habe da weniger Bedenken, Pete. Die beiden werden abliefern, da bin ich mir sehr sicher. Aber nun geht es erstmal wieder ab an die Regie.“
Backstage in der GFCW. Rob Gossler ist gerade angekommen. Emotionslos schlürft er durch die Weiten Gänge. Ein brühend heißer Kaffee in seiner Hand dampft ihm ins Gesicht. Seine Jeansjacke und Hose sind schlammverkrustet. Die Mitarbeiter denen er auf seinem Weg begegnet nimmt er nicht war. Er muss ihnen nicht mal ausweichen, dass tuen sie bereits für ihn. Dazu brauch es bei seinem Anblick keine Coronaregeln, hat es eigentlich noch nie gebraucht. Neu sind nur die irritierten Blicke die ihn verfolgen.
Fliegen krabbeln ihm über das Gesicht und Käfer kommen immer wieder aus seinen Taschen und Ärmeln zum Vorschein, doch er starrt unbeirrt in die Ferne.
Schließlich kommt er vor der Tafel mit dem heutigen Showablauf zum stehen.
Neben ihm erscheint sein Partner Sid the Scum.
Sid: Hey! Rob! Der Schichtplan sagt BB mit uns gegen rote Alarmglocken und die alte neue Weltverschwörung. Wenn wir mit unseren Pfeifen nicht über die anderen Pfeifen reden fliegt und der "Evening" im "War"sten Sinne um die Ohren! Okay, der war schlecht, ich bin halt kein Comedian.... Soll ich eine Teambesprechung einberufen?
Rob starrt auf die Tafel ohne auf seinen Partner zu reagieren.
Rob: „Rache.....“
Blitzartig dreht sich Sid zu seinem Partner und bemerkt in vorsichtigem Ton.
Sid: Ähhhh, was meinst du Rob? Rache? Rob: „Mir ist kalt.“ Sid: Dir ist kalt altes Haus? Aber du trägst doch deine Jacke...
Ohne den Oberkörper zu bewegen dreht Rob seinen Kopf zu Sid und Antwortet monoton.
Rob: „Ich hatte einen harten Tag.“ Sid: Dein Kaffe dampft doch, wärmt der dich nicht auf? Ich meine der verbrennt dir doch bestimmt gleich die Pfoten! Rob: „Ich will nur etwas fühlen irgendwas. Ich dachte mit dem Kaffee wäre mir nicht mehr so kalt aber ich spüre der Kaffee wird langsam kalt. Sid: Wünsch dir das mit dem Fühlen besser nicht zu früh, wenn Ricksons Pittbull seine 3 grauen Zellen nicht zum funken kriegt und beim falschen Team rot sieht steht es eher viereinhalb gegen uns.
Rob spricht kein weiteres Wort, keine Reaktion.
Sid: Komm Rob, wir kriechen erstmal in die Kabine und brühe dir erstmal einen neuen Kaffee... erfrischend... schwarz... heiß...
Und wie ein Pfleger seinen Patienten, mit einem Arm um seine Schultern, führt Sid den apathischen Rob durch die Gänge, während wunderliche Blicke sie begleiten, jedoch nicht mehr die Kamera.
Wir befinden uns Backstage, genauer gesagt in der kleinen Außenstelle des Performance Centers. Auch auf Tour bezieht die Leitung des PCs ein eigenes Büro. Aber das Büro ist nicht der Grund, weswegen die Kamera hier ist, viel mehr sind es die beiden Männer, die in eben diesem Büro stehen. Zum einen ist es Niander Cassady-Taylor, unschwer am beigen Cowboy-Hut und den Bluejeans zu erkennen und neben ihm steht der Mann, der mit seinem Auftritt vor zwei Wochen für Aufruhr gesorgt hat, indem er ein perfektes Mimikry des 2010er Brainpains vorführte. Theme Song, das Klavier und sogar der Name. Das junge Talent, Ellis Diehl, sieht etwas besorgt aus, als er mit Niander, seinem Boss, spricht.
Brainpain: „Ich weiß das Vertrauen zu schätzen, Boss. Ich weiß auch, dass ich noch härter arbeiten muss, um dem hier allen gerecht zu werden. Ich werde...“
Aber da unterbricht ihn auch schon gleich sein Boss.
NCT: „..ja ja, hart arbeiten und mich verbessern. Das ist genau das, was ich hören will. Dein erstes Match war nicht optimal, aber als dir klar wurde, dass das Match bald kippen könnte hast du deinen Killer-Instinkt entdeckt. Kyd Flawless ist raus und du bist noch da. Du hast dich bewiesen. Anderen geht in dieser Situation der Arsch auf Grundeis, aber der „NEUE BRAINPAIN“ ist standhaft geblieben. Es war die richtige Entscheidung, dass wir dich in die Fußstapfen dieser Legende gesteckt haben.“
Nahezu sofort wirkt der Mann aus Potsdam entschlossener. Die positive Bestätigung hat er gebraucht.
Brainpain: „Ich werde dich nicht enttäuschen. Ich werde die Liga nicht enttäuschen. Die Chance werde ich nu...“
Viel weiter kommt das Gespräch hier an der Stelle zwischen dem Rookie und dem Executive Preisdent of Talent, Live Events & Creative, denn die Tür öffnet sich von außen. Ein kurzes Klopfen ging hervor und im Raum erscheint niemand geringeres als... Amélie Schwanenburg, ihres Zeichens ehemalige Comissionerin. Von Niander erntet sie einen leicht wütenden Blick, denn schließlich hat er sie nicht hineingebeten. Das Anklopfen, dann nicht auf die Antwort warten, das sind eben Dinge, die Mütter im Blut haben, da kann man sie nicht für verurteilen.
Im Raum angekommen, wirft sie einen sehr abwertenden Blick zu Ellis Diehl. Der gibt ihr den Blick auch prompt zurück. Dann widmet sie sich aber wieder dem Chef.
Amélie: „Niander, du hast doch nicht etwa unseren Termin vergessen?“
Sie blickt auf ihre Holzkern Uhr, dann zu Niander, dann zu Diehl.
Amélie: „Und nach Möglichkeit könnten wir das Gespräch unter vier Augen führen?“
Ellis merkt, dass er hier nicht erwünscht ist und nachdem ihm Niander kurz zunickt, verlässt er dann auch den Raum.
Amélie: „Danke. Also kann es jetzt um das Geschäftliche gehen?“
Niander geht nun um den Tisch herum, noch immer gefällt ihm das Hereinplatzen von Frau Schwanenburg ganz und gar nicht. Langsam schiebt er seinen Unterkiefer nach vorne, was eine steigende Grundaggressivität im Mann aus Kentucky verdeutlicht.
NCT: „Die Liga hat deinen Mann nicht vermisst. Die Liga hat auch dich nicht vermisst. Wenn es ums Business gehen sollt, dann bin ich nicht der richtige Ansprechpartner!“
Im Ansatz kann man erkennen, dass Amélie gerne mit den Augen rollen will, aber sie hält sich doch zurück.
Amélie: „Du weißt sicherlich, worum es geht.“
Ihr Blick geht zur Tür.
Jetzt zeigt sie mit geschlossener Faust und dem Daumen auf die Tür.
Amélie: „Das ist armselig. Antoine hat viel Zeit und Arbeit reingesteckt, um den Namen groß zu machen. Jetzt reißt ihr es ihm nicht bloß aus den Händen, ihr gebt es dieser Witzfigur? Dazu habt ihr kein Recht geha...“ NCT: „Kein was? Recht?.“
Niander schüttelt nun wild mit dem Kopf, stützt seine Arme auf dem Tisch ab und schaut dann wieder zu Frau Schwanenburg.
NCT: „Durch eure Auszeit habt ihr euch scheinbar noch weiter von der Realität entfernt, als es vorher schon der Fall war. Und jetzt? Seid ihr das Jetset-Leben leid? Achso, ein globaler Bastard namens COVID-19 ermöglicht nur einen erschwerten Jetset. Klar, dann würde mir auch schnell langweilig werden…..“ Amélie: „Mir versaut es mein 'Jetset-Leben', dir deine Einnahmen...“
Kurzes Schulterzucken.
Amélie: „Am Ende des Tages ändert es nichts an der Tatsache, dass wir Zwei nun in diesem Moment hier in diesem Büro sind und über's Geschäft reden.“ NCT: „Zurück zum Thema! Antoine hat diesen Namen nicht groß gemacht, die GFCW hat den Namen BRAINPAIN groß gemacht. Ein deutlicher Unterschied, meine Teuerste. Ohne diese Liga könntest du dir den teuren Klunker gar nicht leisten und dein „Göttergatte“ würde nicht unsere Sendezeit in Anspruch nehmen, um von irgendwelchen DREAMMATCHES zu fabulieren, die immer nur eine Thematik beinhalten: IHN SELBST!
Die Stimmung im kleinen Raum ist merklich hitziger geworden. Niander scheint nun richtig in Fahrt zu kommen.
NCT: „Außerdem frage ich mich, was wollt ihr mit dem Namen BRAINPAIN? Wollt ihr uns alle denn nicht länger als Kaiser und Kaiserin beglücken?“ Amélie: „Ach komm schon, Niander. Hier geht es nicht darum, was wir damit wollen. Es geht um die Etikette, die es hier in diesem Business vor nicht allzu langer Zeit noch gegeben hat. Eine kurze Nachfrage, ach was, ein höflicher Hinweis, dass ihr das vor habt, hätte ja schon gereicht!“
Jetzt redet auch Amélie sich etwas mehr in Rage.
Amélie: „Ich weiß, vor einem Jahr warst du noch nicht hier als ich hier in meiner Zeit als Comissionerin verbracht habe, aber ein 'Jetset-Leben' war das ganz sicher nicht. Auch wenn ihr ihn jetzt degradiert habt, aber ich habe Robert Breads erst für das Performance Center akquiriert und Geldmittel hineingesteckt, denn bevor ich auf diesem Stuhl da saß..:“
Sie zeigt auf den Ledersessel.
Amélie: „Hat sich kein Comissioner jemals für das Performance-Center auch nur im Ansatz interessiert. So, wie ihr jetzt davon zehrt, dass Antoine eine starke Marke erschaffen habt, genau so zehrt ihr von dem Fundament, welches ich gelegt habe. Während andere hart arbeiten, setzt du dich in das gemacht Nest, ist es nicht exakt so?“ NCT: „Ah, Breads ist auf deinen Mist gewachsen. Tja, ich habe da ein paar Gegenfragen. Wenn es kein Scheißhaufen wäre, den ich da übernommen habe, warum säße ich dann hier? Warum kauft denn keiner Merch von Aiden Rotari oder Timo Schiller, wenn das denn die neuen Granaten des professionellen Ringkampfes sind? Warum hat Dynamite jemanden ausgewählt, der nicht schon 10 Jahre in dieser Company sein Unwesen treibt? Jemanden der nicht unter der bekannten Krankheit der „Betriebsblindheit“ gepaart mit „Das haben wir schon immer so gemacht“ fällt? Jemand anderes als Robert Breads. Es sind frische Augen eines Niander CASSSSADY-Taylors von Nöten, um eine Restrukturierung auch sinnvoll umsetzen zu können.“
Es scheint doch deutlich offensichtlich, dass die beiden heute nicht mehr zusammenkommen werden. Frau Schwanenburg kann ihre Abscheu gegenüber dem Adjutanten Dynamites kaum noch verbergen.
NCT: „Aber was wollen die Schwanenburgs nun konkret von mir?“ Amélie: „Das, was ich bereits andeutete.“
Sie verschränkt die Arme.
Amélie: „Dass die GFCW und du im Allgemeinen sofort damit aufhört, einem höchstens mittelmäßig talentiertem Jungstar dem Namen Brainpain aufdrückt! Ich will dir wirklich nicht erklären müssen, wie dieses Business funktioniert, Niander CASSSSADY-Taylor, aber Talente wie Diehl, Rotari oder Schiller sind nicht diejenigen, die JETZT T-Shirts verkaufen müssen. Das machen sie mittel- bis langfristig. Verkauft ein Diehl jetzt ein paar mehr Shirts, wenn du ihm den Namen Brainpain drauf klatschst? Vielleicht kurzfristig. Aber mit Weitsicht hat das nichts zu tun.“
Man merkt, dass es eigentlich nicht ihr Plan gewesen ist, so über das Business-Geschehen zu diskutieren, aber zurückhalten konnte sie es auch nicht.“
Amélie: „Wer JETZT T-Shirts verkaufen muss, sind die Ricksons, Breads' und Schwanenburgs dieser Welt. Rickson verweigert ihr seinen Wunsch nach namenhaften Gegnern, Breads habt ihr kastriert und Antoine habt ihr das Werk einfach Absprache genommen. Du hast Recht, Niander!“
Wild gestikulierende Arme seitens Amélie.
Amélie: „FAMOSER BUSINESS PLAN!“ NCT: „Ja, ja. Wenn mir Leute die Welt erklären, die aus eigenen Stücken den ganzen Rotz nicht mehr machen wollen, zu köstlich.“
Kurz herrscht Ruhe im Raum. Niander setzt sich an seinen Schreibtisch, öffnet die Schublade und holt ein etwas verknicktes Dokument hervor.
NCT: „Aha. Was habe ich denn hier gefunden, Frau Schwanenburg?“
Niander wedelt wild mit dem Dokument umher, Amélie verschränkt derweil ihre Arme. Dann liest er vor, was auf der ersten Seite steht.
NCT: „Datiert aus 2017. Ooooh. Eine ABRETUNGSERKLÄRUNG. Häh?.....Hiermit übergebe ich, Antoine Schwanenburg, den Charakter Brainpain gegen eine Entschädigungssumme von….echt viel zu viel Geld…an die German Fantasy Championship Wrestling GmbH. Ups. Die Rechte für den Charakter liegen ja komplett bei uns, WEIL IHR UNS DIE RECHTE VERKAUFT HABT?!“
Niander zeigt nun Frau Schwanenburg den Ausgang seines Büros.
NCT: „Das Meeting ist zu Ende, wir sind fertig. Ich habe auch gleich einen wichtigen Anschlusstermin!“
Amélie Schwanenburg stürmt daraufhin wutschnaubend aus dem Büro. Die Türen knallen selbstverständlich so sehr, dass vermutlich die Türzarge ausgetauscht werden muss. Zurück bleibt ein zufriedener Niander, der sich nun direkt eine Zigarette anzündet.
Die Kamera schwenkt aus.
Und die Kamera bleibt direkt bei Ask. Das war doch schon mal ein guter Anfang für den Schweden. Er hat gezeigt, dass er es durchaus ernst meint und direkt einen imposanten Sieg einfahren konnte. Dementsprechend zufrieden läuft er direkt durch den Backstagebereich in Richtung der Umkleidekabinen.
Denn eines ist klar, sein Abend ist noch nicht vorbei. Auch für ihn steht noch ein wichtiges Treffen an, mit Holly Hutcherson. Man merkt, dass ihm das scheinbar schon durch den Kopf geht. Bei seiner Ankunft hat auch er die Versammlung von Trailern und Menschen außerhalb der Arena gesehen. Er mag noch nicht lange dabei sein, aber ‚normal‘ ist das sicherlich nicht, für eine Show der GFCW. Gedanklich spielt er also schon durch, wie das Treffen wohl ablaufen mag. Was wird Holly ihm sagen? Und viel wichtiger: wie wird Ask reagieren? So tief in Gedanken versunken merkt er, wie schon in der Vorwoche, nicht, dass er Besuch bekommt. Und zwar wieder von Viggo. Der „erwartet“ Ask mehr oder weniger. Fast schon geistesabwesend rempelt Brother Nature ihn ausversehen an, im Ansetzen des Entschuldigungsprozesses bemerkt er dann aber auch sofort, WER da vor ihm steht.
Viggo: „Gratulation zum Sieg.“
Sagt Viggo nüchtern und trocken. Ask schaut noch etwas verwundert.
Ask: „Da… danke.“ Viggo: „Er ist jetzt bereit für dich.“
Mehr Worte bedarf es nicht und die Situation ist ganz klar. Asks Leichtigkeit und Fröhlichkeit schwindet mehr und mehr dahin, als er schließlich mit einem subtilen Nicken antwortet. Anschließend dreht sich Viggo auch schon und beginnt seinen Weg, dem Ask nach einem neuerlichen tiefen Luftzug zu folgen beginnt.
Anschließend laufen die beiden schließlich in Richtung des Parkplatzes. Die Kamera verfolgt die Beiden dabei. Der Weg hat dabei etwas Spannendes, aber auch Ungemütliches, etwas Mysteriöses und dennoch Aufregendes. Zumindest scheint das wohl im Kopf des Weltenbummlers Skógur vor sich zu gehen.
Als Viggo und Ask schließlich am Ausgang angekommen sind, laufen sie auf die Wohnwägen, samt all der Menschen, die sich da versammelt haben, zu. Die Kamera bleibt aber am Eingang stehen. Wir sehen also dabei zu, wie Ask und Viggo schließlich im Gebilde der Wohnwägen verschwinden, aber wie es weitergeht, erfahren wir – vorerst – nicht.
Ein
lautes Zischen ist zu hören, ein lautes Surren, Dampf steigt
dünn in die Luft. Mit einem deutlich vernehmbaren Tropfen
beginnt die Flüssigkeit aus den Rohren zu schießen.
Gewohnt locker und leise vor sich den Ton der Maschine mitsummend
wartet Thomas Camden vor der Kaffeemaschine darauf, dass sich der
Becher füllt. Geräuschlos tippt der Finger ein wenig
auf die Ablage vor dem Apparat, während die anderen Hand
schon einen Plastikdeckel hält. Ein wenig wandert sein Blick
durch den Raum, wo an einigen Tischen vereinzelt
Mitarbeiter*innen noch etwas essen oder sich unterhalten. Oder
schon. Für einige ist die Arbeit wohl getan, für andere
steht sie noch an.
Er lässt sich ein wenig zur Seite fallen bis er an der Wand neben dem Kaffeeautomaten landet und sich mit der Schulter daran lehnen kann. Er überkreuzt die Beine und dreht mit dem Kaffeebecher in seiner Hand so seine Runden, lässt ihn kreisen.
Thomas: „Wenn die Show heute vorbei is, nehme ich den Nachtzug nach Köln und moin den ersten Flieger Richtung Oregon, bis ich vom 22. auf den 23. wieder nach München fliege, um den Jetlag n bissl loszuwerden…so war das quasi das ganze Jahr, da is nich viel Training mit Alex angesagt.“
So sagt er es mit einem amüsierten Schmunzeln im Gesicht. Das dürfte nicht gerade die Art von Zusammenarbeit sein, die Scarecrow erwartet hat.
Thomas:
„Klar, manchmal bin ich auch n bissl länger
dageblieben, wenn er mir mal wirklich was zeigen wollte, aber
meistens hat er mich machen lassen und mich eher so beraten, wenn
ich was Bestimmtes wissen wollte. Mehr wollte ich eh nich.
Naja…aktuell sieht’s da aber eher mau aus, is ja mit
sich ziemlich beschäftigt.“
Thomas: „Denkste echt, ich habs eilig ganz nach oben zu kommen?“
Er
schmunzelt. Thomas: „Nene, lass mal, ich bin froh, so lange ich mit dem Protokoll nichts zu tun haben muss. Das wirkt mir doch n bissl zu stressig. Wieso eigentlich? Haste Schiss vor The End und suchst ne neue Truppe?“
Da
lacht er dann sogar kurz auf. Die Maschine beendet ihre Arbeit
und auch Scarecrow nimmt nun den Becher wieder aus ihr heraus.
Flink fischt er zwei Päckchen Milch aus einer Schale.
Mitten im Schlürfen spreizt Camden schnell zwei Finger von seinem Becher weg.
Scarecrow:
„Oh ja sorry. Warum machst du sowas hier? Zwischen all den
Irren und dauernd die Gefahr… Du bist hier genausowenig
der typische Wrestler. Ich hab gehofft mit dir n bisschen öfter
in Kontakt zu kommen gibt mir ne andere Sicht. Vor allem weil
dein Umfeld halt ganz anders ist.“
Thomas: „Silas…ich hab keine Ahnung, ob das, was ich hier mache, richtig is. Eigentlich isses sogar kompletter Quatsch. Ich bin die Hälfte der Zeit nich daheim, riskiere meine Gesundheit und mit der ganzen Fliegerei isses auch fast eher n Minusgeschäft…aber es macht halt Laune. Der Wettkampf, die Reaktionen der Leute um dich herum, der Einfluss auf diese kleine eigene Welt um dich herum, die unterschiedlichen Leute, die man auf dem Weg trifft, das ist alles schon edel…verdammt edel.…und ich hab halt das Glück, dass sich meine Familie das Ausprobieren auch leisten kann.“
Er nickt sich selber zu. Seine Mimik und vor allem seine Augen zeigen es deutlich. Er ist tatsächlich dankbar für diese Lebenssituation in der er sich hier im Moment befindet. Er nimmt die Kaffeetasse herunter, klopft Scarecrow einmal auf die Schulter.
Thomas: „Ich kann dir nich sagen, ob du hier hingehörst, Silas. Im Ring haste was drauf, das hat man gesehen…aber ob du dich hier auch wohl fühlst und obs das is, was du dir erhofft hast…das kann dir Leviathan nich sagen und ich erst recht nich. Ich kenn dich doch nichmal…ich will dir ja nur eine runterhaun.“
Da kehrt doch ein neckendes halbseitiges Grinsen in Camdens Gesicht zurück, während er Silas freundschaftlich gegen die Schulter boxt.
Thomas:
„Mach dir keinen Kopp, wenn dein Leben noch nich komplett
geplant ist. Mein Bruder macht gerade ne Umschulung und der is
32…kannst ja unser Match als Wegweiser nehmen.“
Die Kamera fängt gerade die Straße vor der Trier Arena. Vom Verteilerkreis kommend und gerade am LIDL vorbeifahrend, bewegt sich eine Bordeaux-rote Luxuslimousine, die man in Westeuropa selten sieht: der Aurus Senat. Die Staatslimousine des Kremls wirkt wie aus einem Agenten-Film. 598 PS bewegen sich donnernd über die Straßen der alten Römerstadt. Majestätisch biegt die Luxuskarosse nun in die Einfahrt der Arena Trier ein. Direkt eilt ein uns unbekannter Mann zum Auto und öffnet hastig die hintere rechte Tür des Wagens. Aus dem Auto steigen zwei uns bekannte Menschen in Offiziersgarderobe aus: Boris Orlov und seine Tag Team Partnerin: Tonya. Red Alert ist da. Heute treffen die beiden in einem 8-Man Tag Team Match mit Der Wahrheit auf die Tag Team Champions The Beauty & The Biest sowie Beermachine, die das Gold bis Title Night innen hatten.
Der Mann, der die Wagentür öffnete, winkt nun den Kameramann zu sich. Tonya und Boris geben auf Russisch dem Mann noch letzte Anweisungen, bevor dieser ein Mikrofon aus seiner Jackentasche zieht.
Tonya und Boris nicken Sergej höflich, aber bestimmt zu.
Sergej: „Heute Abend treten Red Alert in einer Partnerschaft an. Was haltet ihr von den erfahrenen Wrestlern Die Wahrheit?“ Tonya: „Boris hat mit der Sprengstoff-Attrappe bereits gekämpft. Auch Thor hat in der Vergangenheit Erfolge eingefahren. Aber sie sind beide weit über ihren Zenit. Wir werden das Match tragen müssen.“ Boris: „Es ist so, dass ich viel Respekt für alte kampferprobte Soldaten habe, aber Thor und Bomb wissen nicht wann Schluss ist. Wie Tonya bereits sagte sind sie über ihrem Zenit und es liegt an uns dieses Match zu tragen. Was für uns aber kein Problem darstellen wird, denn wir wissen schließlich wie man kämpft!“ Sergej: „Die GFCW ist gerade im Umbruch. Welche Chancen seht ihr für Red Alert?“
Tonya: „Wir sind hier, um zu dominieren. Wir wollen die Tag Team Titles und Dynamite hat uns bereits als No. 1 Contender nominiert. Das war sehr schlau, denn wir strotzen nur so vor Saft und Kraft.“
Eine Zigarre wird aus der Manteltasche des Armeemantels entnommen und genüsslich angezündet. Boris nimmt er ein paar Züge, bevor er ihrem eigenen Interviewer eine Antwort gibt.
Boris: „Wissen Sie, Sergej, ich habe mich umgehört. In dieser Liga haben vor 3-4 Jahren noch die größten Trottel diesen Titel gehalten. Letztes Jahr versuchten es wieder ein paar Clowns bzw. schafften es sogar Champions zu werden. Die Slaanesh Connection und Beer Machine meine ich insbesondere! Aber der Titel wurde ernster genommen. Als ihn The Beauty & The Best gewannen, da hatte der Titel wieder einen respektableren Touch bekommen. Doch wenn wir erstmal die Titel halten, dann wird der Titel mehr Respekt und Prestige bekommen, als es dieser World Titel bekommen wird.“ Tonya: „Nix Danny Rickson Main Event. Red Alert wird in einem PPV-Main Event die Tag Team Titles verteidigen!“ Sergej: „Bedeutet das, dass Red Alert den Titel definitiv gewinnen wird? Es klingt sehr überzeugend von euch Beiden.“
Boris Orlov mustert seine Partnerin kurz und nickt ihr anerkennend zu.
Boris: „Wir lernen noch, aber wir werden besser. Tag für Tag und Woche für Woche werden wir besser, während eure sogenannten Champions auf der Stelle treten und sich mit dem erreichten zufriedengeben.“ Tonya: „Aber ich habe auch bei der letzten Show einiges gelernt. Der Referee hat uns unseren Sieg gestohlen. Wir waren klar vor dem Countout wieder im Ring und dennoch hat der Schiedsrichter gegen uns gehandelt. Wir wissen, dass wir hier unerwünscht sind. Aber auch engausgelegte Regelausführungen werden uns nicht stoppen. Wir sind stärker als andere Teams.“ Boris: „Keiner wird die eiserne Faust von Red Alert brechen können! Hört Ihr? Weder euer Reglement, noch ihr Worker! Keiner bricht Red Alert!“
Boris zieht noch einmal mit entschlossener Miene an der Zigarre, dann wirft er diese weg und geht in den Backstage. Tonya folgt ihm mit energischen Schritten.
Sergej: „Wie Sie sehen können wirkt Red Alert nicht nur motiviert, sondern auch zu allem entschlossen. Die anderen Teams werden ihnen nichts entgegensetzen können.
Die Kamera schwenkt aus.
Drei Tage vor der Show…
Die Tür wird aufgestoßen und er betritt genervt das Performance Center. Er sieht sich kurz um und nickt ein paar Anwesenden zu, die sich zu ihm umgedreht hatten. Sie gehen sofort wieder ihrer Arbeit nach und trainieren. Das Performance Center hat sich in den letzten Wochen stark verändert. Man kann meinen, dass dort ein neuer Wind herrscht. Ein paar Gesichter, die ihm letztes Jahr noch im Weg gestanden haben, sind verschwunden. Kein Steven Smith, kein Cringemaster mehr. Sie waren verschwunden. Fast könnte man meinen, dass Desmond Briggs dafür verantwortlich war. Genau genommen war er es nicht gewesen, der die Jungs aus dem PC geworfen hat. Er hatte sie nur geschlagen, weil sie als Jünger dem falschen Propheten gefolgt waren. Das war 2021. Ein gutes Jahr gewesen. Desmond sieht wie ein schlanker junger Mann auf ihn zukommt und ihm die Hand entgegenstreckt. Desmond schüttelt die Hand kurz, während der andere Mann sofort zu sprechen beginnet:
Findus Mc: Morlock: „Desmond, mein Freund! Alles klar? Danke, dass du dir die Zeit genommen hast.“ Desmond Briggs: „Kein Ding, Findus.“
Eigentlich ist Desmond Briggs aus einem ganz anderen Grund ins Performance Center gekommen. Er wollte Aiden Rotari besuchen!
Desmond Briggs: „Also, Bro? Worum genau geht es jetzt? Was wolltest du von mir?“
Findus wirkt etwas verlegen und sieht seine Schuhspitzen an, während er Desmond antwortet:
Findus Mc: Morlock: „Hättest du Zeit und Lust mit mir zu trainieren? Ich brauche Unterstützung und du bist bisher derjenige, der sich bewiesen hat…“
Einen langen Augenblich steht der Raw Black Diamond stumm da und sieht Findus an, aber auch nicht. Er scheint durch ihn hindurchzusehen. Er überlegt, wie genau er aus der Nummer jetzt herauskommen könnte.
Desmond Briggs: „Findus, ich habe dafür eigentlich nicht die Zeit mit dir zu trainieren. Ich habe gerade genug andere Dinge im Kopf und weiß nicht, ob ich der richtige Trainingspartner wäre.“ Findus Mc: Morlock: „Oh…“
Ist lediglich die enttäuschte Antwort des jungen Schotten, der gerade an Desmond vorbeigehen will, aber von Desmond nochmal festgehalten wird.
Desmond Briggs: „Findus…ich…“
Findus geht weiter und Desmond lässt ihn. Er hat keine passende Antwort für ihn, da er zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Der New Yorker sieht ihm nach. Er macht bereits einen Schritt hinterher um ihn zurückzuholen. Er bricht jedoch nach einem Schritt wieder ab. Desmond Briggs will Aiden Rotari finden und da bringt ein Training mit ihm nicht viel, oder?
Eine zweite Person, die scheinbar alles mit angehört hat, erscheint im Bild. Desmond sagt und erwidert nichts, als die Person ihm zur Begrüßung zunickt. Der New Yorker steht stumm da.
Robert Breads: „Suchst du jemanden? Jemanden, gegen den du verloren hast?“
Der degradierte Mitarbeiter der GFCW Performance Center spricht diese Sätze ohne große Begeisterung oder Freude aus – und das kleine bisschen Glück, dass er in den letzten paar Wochen erfahren durfte, rührt wohl einzig und allein daher, dass sein Schützling sich gut geschlagen hatte.
Robert Breads: „Ich würde dir ja einen Tipp geben, aber du wirkst nicht so als wärst du an einem friedvollen Gespräch interessiert, also…“ Desmond Briggs: „Vielleicht solltest du dich um deinen Scheiß kümmern, Robert? Du hast dir das Performance Center abnehmen lassen, weil hier einfach nur Vollidioten drin sind, die keinen Respekt, keine Disziplin und schon gar keinen Anstand gelernt haben. Du hast dich in den letzten Monaten mehr um deinen „Freund“ Aiden Rotari gekümmert, der ein Feigling ist. Das hat er wieder in der letzten Show bewiesen!“ Robert Breads: „Du nennst das feige. Andere Leute mögen das als clever bezeichnen. Nicht sonderlich clever hingegen ist sich hinzustellen und zu jammern, dass man auf genau die Art und Weise besiegt wurde, die der eigene Gegner vorher angekündigt hatte. Aiden hat dir kein verstecktes Messer in den Rücken gerammt, er hat es dir vor die Nase gehalten und gesagt er würde es dir in den Bauch rammen, und du hast einfach nicht dran geglaubt, aus welchen Gründen auch immer.“
Sicher, die Sicht von Breads auf seinen Lieblings-Schüler ist ein wenig geblendet von persönlichem Interesse am Erfolg von Aiden Rotari. Allerdings sollte man einerseits nicht vergessen, dass Breads selbst zu keinem Zeitpunkt seiner Karriere in der GFCW unbedingt dagegen war, seine Gegner auszutricksen und dann zu überrollen, vielleicht sogar lächerlich zu machen.
Andererseits hat der Kanadier auch einfach verdammt schlechte Laune und ist einem kleinen Streit, um heldenhaft den Erfolg seines Freundes zu verteidigen, nicht abgeneigt.
Robert Breads: „Dein pausenlos passiv-aggressives Verhalten ohne Rücksicht auf Verluste wird dich nicht weiterbringen als du bis jetzt gekommen bist, Desmond. Wärst du statt deinem eigenen Weg als Neuling im letzten Jahr mal den Weg der anderen Rookies hier gegangen, den im Performance Center… dann wärst du vielleicht jetzt nicht so weit hinten dran und könntest mit Aiden oder Timo mithalten.
Aber gut, du kannst natürlich auch weiter hier herumstehen und über mangelnden Respekt, mangelnde Disziplin und mangelnden Anstand reden, und das ohne jeden Funken Self-Awareness. Du magst Aiden nicht mögen, aber er weiß zumindest wer er ist und…“ Desmond Briggs: „Aiden hat dich scheinbar den Fokus verlieren lassen, was die anderen Performance Center Guys angeht. Die konnten machen was sie wollten, während Aiden von dir regelrecht hofiert wurde. Die Anderen haben sich einen neuen Götzen gesucht, der nur so vor Babyöl gestunken hat. Du weißt wen ich meine, Robert!“
Bevor Robert antworten kann, spricht der New Yorker weiter:
Desmond Briggs: „Niander tut dem Performance Center gut, wenn er es schafft Disziplin zu vermitteln! Das macht einen starken Trainer aus, der sich um das Wohl der Schüler und dessen Ausbildung kümmert. Würde ich deine Hilfe brauchen, dann würdest du auf mich auch einen Scheiß geben!“
Ja, man merkt wie die Unbekümmertheit und Leichtigkeit, die 2021 Desmond ausgemacht haben, verschwunden ist. Er wirkt verkrampft und gereizt.
Robert Breads: „Du weißt so gut wie ich, dass das nicht stimmt. Aber was soll ich von jemandem erwarten, der Niander und seine beiden Gorillas gutheißt? Dir liegt doch auch nicht genug an Findus, um…“
Offenbar ist heute „Wir unterbrechen Robert Breads“-Tag. Denn in diesem Moment passiert es erneut.
Mike Müller: „Ey, Ex-Coach, was geht, du Nix-Ficker?“
Der junge Mann ist in Straßenklamotten zu sehen, gefolgt von zwei ebenfalls nicht in Trainings-Kleidung gehüllten Freunden. Einer von beiden ist klein, aber breit wie ein Schrank, und sein Gesicht hat etwas Nagetier-ähnliches. Der Andere ist hingegen ziemlich groß mit langem blonden Haar, das ihm in Locken auf die Schultern fällt.
Alle drei sind viel zu spät zum Training gekommen, und sie alle tragen Sonnenbrillen innerhalb des Gebäudes.
Mike Müller: „Na, was steht heute an? Bist du der Dummy für die Hip Toss Class? Oder üben wir an dir unsere Punches?“
Spöttisch schlägt Müller – härter als nötig – dem Hall of Famer gegen den Oberarm.
Nun, er versucht es zumindest. Er schlägt daneben, verliert beinahe das Gleichgewicht, stolpert nach vorn und rammt Breads dabei mit der Schulter, der einen Schritt zurück gehen muss. „Canada’s Own“ beißt sich auf die Zunge, blickt dann aber mit hochgezogenen Augenbrauen zu Müller, beinahe ein wenig verwundert.
Dann lacht Mike, und eine knappe Sekunde später, als sie merken, dass das ihr Zeichen ist, fallen seine beiden Homies auch in das Lachen mit ein.
Mike Müller: „Man, das Training fickt so viel mehr, seit du es nicht mehr leitest. Und seit die neuen Coaches gesagt haben, du darfst uns nicht mehr so behandeln wie es dir passt… ey, seitdem fickt das Performance Center so viel härter. Ich hatte so die Schnauze voll davon, dass mir dieser Buzz-fick die Fresse eintritt, wenn er rumspringt wie so ein Irrer.“ Robert Breads: „Darüber kannst du dich bei einem Gegner ja wohl beklagen, nicht im Training und schon gar nicht bei einer War Evening oder gar einem PPV. Stattdessen solltest du pünktlich zum Training…“ Mike Müller: „Ey Jungs, hört ihr was?“
Der Partner von El Hijo De La Lengua wendet sich an seine beiden Boys. Da sie keine Ahnung, welche Antwort von von ihnen erwartet wird, stehen sie bloß mit leicht geöffneten Mündern da. Das stört Müller allerdings wenig.
Mike Müller: „Ich höre ja nur noch, wenn meine RICHTIGEN Coaches mit mir sprechen, und kein wandelndes Kick-Pad! Kein… Fick-Pad!“
Die drei brechen in brüllendes Gelächter aus und sehen zu Breads herüber, der einen seltsamen Ausdruck in den Augen hat als er Müller betrachtet. Fast so etwas wie… Mitleid? Es ist nur kurz zu sehen, ehe es verschwindet und von unverhohlener Abneigung ersetzt wird.
Desmond Briggs: „Neue Freunde, Robert?“
Ein kleines Lächeln liegt auf den Lippen des New Yorkers. Ganz ist der alte Desmond nicht verschwunden. Er merkt selbst wie er sich selbst in diesem Moment vermisst.
Robert Breads: „Nein, Desmond. Meine Freunde sind Gewinner. Das solltest du doch am Besten wissen.“
Ein eiskaltes und komplett freudloses Lächeln kriecht auf das Gesicht des Kanadiers. Er hat anscheinend genug davon, hier die Lachnummer zu spielen.
Robert Breads: „Wenn ihr mich entschuldigt, ich habe mich auch noch auf einen Main Event vorzubereiten. Nicht, dass jemand von euch wüsste, was das bedeutet.“
Und dann verschwindet er – nun, er möchte gerne. Auf halbem Wege zwischen dieser Zusammenkunft und dem wie auch immer gearteten Zielort von Breads‘ Wanderung wird er nämlich buchstäblich durch ein Pfeifen darauf aufmerksam gemacht, dass er – oder besser sein Körper – im Ring gebraucht wird, um eine Übung zu vollführen.
Mit zusammengebissenen Zähnen schleicht Breads nach kurzen Zögern herüber und lässt Mike mit Desmond allein.
Desmond fühlt sich in dem Moment verloren zwischen dem ganz jungen Gemüse, die um ihn herumstehen. Sie wirken nicht bedrohlich auf ihn. Er lächelt freundlich, trotz des Drucks, den er verspürt.
Desmond Briggs: „Also, Jungs. Wat ist denn los mit euch? Alles klar?“ Mike Müller: „Übel, Bruder. Wir haben letzte Nacht so unnormal gefickt. Also, nicht einander, sondern wir haben uns ordentlich was reingefickt… also nicht uns gegenseitig, sondern… scheiß drauf, du checkst schon, oder? Ey, und fick diesen Aiden Rotari, den Ober-Wichser, man, ganz ehrlich!“
Der kleine Nagetier-Muskel-Panzer klopft Desmond aufmunternd auf die Schulter.
Mike Müller: „Der Typ bumst jeden Schädel mit seinem dummen Scheiß und denkt dann er hätte Schlauheit seine Mutter gefickt. Ahne ich überhaupt nicht, den Sohn von… was auch immer. Aber ey, wenn du dich mal richtig über Hoe-Tari auskotzen willst… also, nicht so richtig kotzen, sondern mit Wörters und so… dann komm mal mit uns mit. Wir wissen, wie man Party macht, Bruder. Werde unser Party-Bruder!“
Jetzt fühlt sich Desmond doch etwas unwohl. Party machen ist jetzt nicht so sein Ding, denn er will lieber hart arbeiten, Gewichte stemmen, die Leichtigkeit zurückgewinnen. Vielleicht hilft da etwas Party machen? Oder?
Desmond Briggs: „Ich denke nicht, dass das passt, Bois. Ein anderes Mal vielleicht, Guys. Okay?“ Mike Müller: „Ey, gar kein Ding, Kek-mond – du bist vielleicht doch nicht so krass drauf, wie wir dachten. Ich würd’s mir an deiner Stelle nochmal überlegen, es gibt da seit ein paar Tagen diesen neuen Typen in unserem Stamm-Club, und der weiß was man braucht, um so richtig up zu turnen. Wenn du das auch mal willst…“ Desmond Briggs: „Bitte was? Was meint ihr damit?“ Mike Müller: „Chill mal, Brudi D-Briggs. Kein Grund, mich so anzuficken. Ich wollte dir nur anbieten ein bisschen den Kopf frei zu kriegen.“
Desmond winkt ab und geht an den Jungs vorbei.
Desmond Briggs: „Lasst mal stecken. Das ist nicht meine Welt. Kümmert euch lieber um eure Karrieren, bevor ihr diese wegen diesem Rotz versaut!“
Desmond geht Findus suchen. Er will die Lockerheit zurück, aber nicht um jeden Preis.
Zane:
„Also dann alle bereit?“
Denn plötzlich meldet sich schließlich The End, der neben Corleone bisher noch nicht viel gesagt hat.
The End: „Drake, ich denke du hast gerade selbst sehr viel um die Ohren, wie wäre es, wenn du uns das überlässt? Ich denke Mister Corleone und ich können ihn bestens auf sein Match vorbereiten, dann hättest du Zeit dich um andere Dinge zu kümmern.“
End schaut zu Drake und es scheint ihm auch ernst zu sein. Vor zwei Wochen konnten er und „Inspirational“ Jim bereits eindrucksvoll beweisen, welchen Mehrwert sie für Leviathan haben und scheinbar wollen sie genau da ansetzen. Jim hält sich im Hintergrund, während End Drake weiter versichert, dass er weiß, was er tut.
Drake:
„Weißt du was End? Vielleicht is es ganz gut für
Silas mal mit dir zu reden, statt dauernd mit uns. Ich geh mich
mal umhören...Zane bist du dabei?“
Nun alleine, wendet sich End direkt seinen neuesten Kumpanen zu.
The End: „Also… Thomas Camden, hm?”
The Ends Ausstrahlung versichert direkt, dass er sich seiner Geschichte und Überlegenheit gegenüber Camden, aber innerhalb der gegenwärtigen Situation auch Scarecrows Überlegenheit gegen Thomas, bewusst ist.
The End: „Man kann wohl vieles über Thomas sagen, aber ich weiß, dass er durchaus sehr hartnäckig sein kann, wenn er denn will. Sonst hätte er sich damals nicht in den Käfig mit mir getraut. Das solltest du besser nicht vergessen, allerdings… hat er gerade ein paar Problemchen mit seinem Kumpel, Alex Ricks. GFCW Heavyweight Championship hier, Protokoll da… bei den Beiden kriselt es und DAS ist ein Vorteil.“
Mit
verschränkten Armen ringt Silas sichtlich um seine
Selbstsicherheit in diesem Gespräch. Doch nachdem er einmal
innehält scheint er sich tatsächlich etwas zu fangen.
The End: „Silas, das was ich vor zwei Wochen gesagt habe, war mein Ernst. Wir beiden waren die Außenseiter und den Außenseitern. Wir müssen zusammenhalten. Deshalb kannst du dich auf mich verlassen. In der letzten Show mag es auch bei Leviathan Probleme gegeben haben, aber trotzdem haben wir jedes Match gewonnen, in dem einer von uns stand. Und wenn wir leicht angeschlagen schon so dominant sind, wie weit schaffen wir es dann erst als vollends gesunde Einheit? Diesen Siegeszug werden wir heute fortsetzen. Du wirst ihn fortsetzen. Also werden wir dich unterstützen, als Leviathanmitglieder und als Außenseiter. Ich meine, du hast mir schließlich damals auch geholfen, gegen Ricks, richtig?“ Wie so oft ist Ends Art mehr als unscheinbar, das merkt Silas. Doch sie ist auch ehrlich. Oder? Man kann wohl vom King of Anarchy nie erwarten, ihn eindeutig durchschauen zu können, aber er scheint Scarecrow hier wirklich den Rücken stärken zu wollen… welche Ziele er sich dabei auch immer selbst verspricht.
Silas:
„Apropos letzte Show, ich hoffe wirklich, dass Drake sich
wieder einkriegt, jetzt wo das Match, das „Lunas
Schuld“…“
The End: „Wir haben alles unter Kontrolle. Mister Corleone wird dich bei deiner Vorbereitung unterstützen. Und wir beide sehen uns dann kurz vor deinem Match.“
End klopft Scarecrow ein weiteres Mal ermutigend auf die Schulter. Anschließend folgt ein Blickkontakt mit James Corleone, in dem er ihm signalisiert, dass er sich nun auch erst einmal um „andere Dinge“ kümmern wird. Damit verzieht sich The End nun erstmal, um Scarecrow in der Obhut seines Managers zu überlassen. Dieser wiederum schaut seinem Schützling stolz hinterher - etwas überraschend, wenn man an die Szenen aus der vergangenen Show denkt. Sind die Probleme also beseitigt? Oder spielt auch James Corleone nur sein eigenes Spiel?
James Corleone: „Er spricht wie ein wahrer König.“
Anschließend wendet er sich selbst schließlich Silas zu.
James
Corleone: „Also. Thomas Camden.”
In den Gängen des Backstagebereiches der Arena Trier ist recht viel Betrieb. Es tummeln sich viele GFCW Angestellt, von Produktionsmitarbeitern, über Offizielle bis hin zu anderen Wrestlern, ist hier wirklich einiges los.
Für Ask Skógur immer noch etwas befremdlich, aber er gewöhnt sich dran. Schließlich hat er heute bereits in einer, für ihn, übermäßig vollen Halle gecatcht und noch dazu gewonnen. Er behält auch seine freundliche Ausstrahlung bei und versucht alle Mitarbeiter, die ihm über den Weg laufen, zumindest mit einem Lächeln zu begrüßen. Und dennoch… scheint ihn irgendwas zu bedrücken. Der Sieg vom Opener wird es mit Sicherheit nicht sein. Danach haben wir ihn jedoch gesehen, wie er in dem Wohnwagen von Holly Hutcherson verschwunden ist. Vielleicht rührt daher sein leichtes Unbehagen?
So schlendert Ask also durch die grauen Gänge der Arena Trier und scheint, komplett im Gegensatz zur vergangenen War Evening Ausgabe, wo er sein Ziel nicht finden konnte, nun herumzuwandern, ohne ein konkretes Ziel zu haben. Was könnte Hutcherson ihm wohl gesagt haben? Und da erblickt Ask auch schon etwas, was seine Aufmerksamkeit direkt auf sich zieht oder besser gesagt, jemanden: Timo Schiller. Auch er wurde von Hutchersons Gesandten angesprochen, wenn es Timo dabei auch deutlich besser getroffen haben mag und heute zum Termin geladen. Ask kombiniert und stolziert direkt auf Timo zu. Dieser bekommt das natürlich sofort mit.
Ask setzt direkt an.
Ask: „Hey Mann. Ähh…Hör zu, ich will gar nicht lang stören… wir kennen uns ja gar nicht und so…“
Ask streift sich dabei durch die nichtvorhandenen Haare. Er scheint nun nicht mehr nur einfach etwas bedrückt, sondern sogar ein wenig nervös.
Ask: „…ich bin übrigens Ask, freut mich!“
Dabei greift sich Ask die Hand von Timo, um sie als Geste der Begrüßung zu schütteln. So schnell wie er sie sich geschnappt hat, lässt er sie auch direkt wieder los.
Ask: „…aber, du hast dich doch auch getroffen mit diesem Holly-Typen, richtig? Was hat der so für einen Eindruck auf dich gemacht?“
Schiller braucht einen Moment, dann aber schleicht sich seine gewöhnliche Freundlichkeit aufs Gesicht. Er erwidert das Händeschütteln Skógurs. Bei genauerem Hinsehen ist da aber doch etwas an Timo, das wir nicht kennen. Eine ungewohnte Zögerlichkeit. Er, der sonst mit dem Herz handelt, wirkt nachdenklich.
Timo Schiller: „Getroffen haben wir uns, ja.“
Er spricht mehr mit der Luft als mit Ask.
Timo Schiller: „Und ich habe Miri getroffen. Dann Holly. Doch getroffen beschreibt vielleicht nicht ganz, was dort passiert ist. Wir haben gesprochen. Viel gesprochen. Er hat gesprochen.“
Irgendwie in der Abwesenheit Schillers ist da ein sanftes Lächeln.
Timo Schiller: „Ich habe zugehört.“
Er nickt langsam, bejaht seine eigenen Ausführungen.
Timo Schiller: „Hast du ihm zugehört?“
Ask scheint von der Reaktion Schillers erstmal überrascht. Die Grundtendenz scheint bei ihm erstmal eine andere gewesen zu sein… oder? Jedenfalls entgegnet er erstmal mit einem leichten Nicken.
Ask: „Er hat definitiv viel geredet und doch habe ich keine Ahnung was er mir sagen wollte. Wie hast du das denn empfunden?“ Timo Schiller: „Ich betrachte dieses Gespräch als Gewinn.“ Ask: „Also… wirst du dich wieder mit ihm treffen?“ Timo Schiller: „Ich muss dir etwas sagen. Eine Sache, über die wir vorhin bei dem Gespräch nachgedacht haben. Weißt du, was symptomatisch für uns Wrestler ist?“
Ask Skógur nickt mit den Schultern und lauscht den Worten, die so gar nicht nach Timo Schiller klingen.
Timo Schiller: „Für uns gibt es Schwarz und Weiß. Sieg oder Niederlage. Freund oder Feind. Ja oder Nein. Aber so läuft das Leben nicht, Ask. Da bei diesem Gespräch…“
Er sucht nach den richtigen Worten.
Timo Schiller: „…war überhaupt kein Druck. Er hat nicht danach gefragt, was ich nun tun will. Er hat nichts verlangt. Er hat einfach nur mit mir gesprochen und ich mit ihm. Ich habe Fragen gestellt und er hat geantwortet. Es war angenehm. Wie mit einem Freund zu sprechen, der schon immer da war…von dem ich nur nichts geahnt habe bisher.“
Ask hält sich in seiner Meinung noch ziemlich zurück und es scheint auch etwas Kalkül dahinter zu stecken. Timo wirkt hier anders, als er es erwartet hatte und da ist Ask lieber erstmal vorsichtig.
Ask: „Was Kommunikation angeht bin ich nun wirklich kein Experte, aber findest du nicht, dass das vielleicht etwas, naja… komisch ist? Jemand, der aus dem Nichts kommt und auf alles eine Antwort hat und sich als… Freund… offenbart? Ich meine, ich habe nicht wirklich viele Freunde, aber… ach keine Ahnung.“
Man merkt, dass Ask sich definitiv nicht klar ist, was er von dieser ganzen Sache halten soll. In ihm scheinen gerade verschiedene Stimmen aktiv zu sein.
Ask: „Wie ist es denn mit Keek? Ist Keek nicht auch dein Freund? Ist das mit ihm genauso?“ Timo Schiller: „Da ist es ja, was ich zu sagen versuche! Wie gesagt: Kein Schwarz oder Weiß. Es gibt nicht nur einen Freund. Nicht nur eine Richtung. Ich liebe Keek und ich werde ihn immer lieben. Er ist mein Mentor im Ring. Aber um wirklich zu lernen, und das ist mir bewusst geworden, sollte man nicht nur in eine Richtung fahren. Sondern sich andere Meinungen anhören. Ich habe den Eindruck, dass die Meinung von Holly Hutcherson…besonders ist.“
Asks Gesichtsausdruck wird nun noch verwirrter.
Ask: „Echt? Findest du?“
Die Verwirrung verschwindet wieder relativ schnell und klatscht mit einem Ausdruck der Überlegung ab. Hat Timo einen Punkt?
Ask: „Er scheint zu wissen, von was er redet, das stimmt. Er meint er könne mir helfen meine Sorgen über meine Lebensumstellung zu beseitigen, dabei, in dieser Welt hier Fuß zu fassen. Wie du sagst, es gibt nicht nur den Wald und die Stadt, sondern so vieles dazwischen. Und ich glaube das ist auch der Punkt. Bleiben wir doch beim Wald. Von außen betrachtet, sind das einfach viele Bäume, die da beieinanderstehen. Die Blätter, die Äste und vielleicht mal hin und wieder eine kleine Lichtung, sonst erkennt man da nicht viel. Schaut man aber IN den Wald, tummeln sich da die verschiedensten Tierarten, Pilze und Beeren, Wege und Flüsse, kleine Berge, Wanderer… verstehst du? Es gibt da so viel mehr als nur Bäume. Holly wirkt auf mich bisher wie der Wald von außen und ich weiß nicht, wie es da drin aussieht.“
Timo geht auf diese Worte mehr oder weniger gar nicht ein, sondern setzt sofort wieder an.
Timo Schiller: „Jedenfalls hat mir das Gespräch ein Stück weit die Augen geöffnet. Du bist noch ein neuer Wrestler und ich im Grunde auch. Aber einige Matches habe ich hinter mir. Und nach Title Nights hatte ich das erste Mal das Gefühl, eine Krise zu erleben. Natürlich waren alle Menschen für mich da. Sie sagten mir täglich, wie toll die Dinge sind, die ich erreicht habe. Welch Fortschritte ich gemacht habe und dass ich stolz darauf sein kann. Aber das hatte für mich nichts verändert. Wenn du gewinnen willst, dann hilft es nicht, wenn sie dir hinterher auf die Schultern klopfen. Das ist, wie wenn dir jemand sagt, dass andere Mütter schöne Töchter haben, wenn du nur die EINE willst.“
Ein Grinsen auf seinem Gesicht. Nicht schwer zu erraten, dass ihn diese Formulierung an Miri erinnert.
Timo Schiller: „Holly hat gar nicht erst versucht, mir nur Honig um den Mund zu schmieren. Er hat nicht nur gesagt, dass ich ein GEILER MACKER BIN und alles schon werden wird. Wir haben offen gesprochen, wie ich es in Zukunft besser machen kann. Es war ein kritisches Gespräch und das brauchst du manchmal auch, oder? Und er zeigte mir, dass diese Besserung nicht nur im Ring ist…“
Er legt eine Hand auf das Herz.
Timo Schiller: „…sondern in mir drin. Ich muss nur einen Weg finden, diese Stärke zu ergreifen. Das war mir nie so bewusst. In der Hinsicht war das Gespräch grad eine gute Lektion. Ich bin mir sicher, dass er auch für dich Ratschläge hat, die dir helfen werden, nicht die Fehler zu machen, die ich gemacht habe.“
Er ergreift abermals die Hand Skógurs und schüttelt sie freundschaftlich.
Timo Schiller: „Willkommen in der GFCW jedenfalls. Das habe ich noch gar nicht gesagt.“
Ask erwidert den Handschlag zögerlich. All das was Timo gesagt hat, scheint nun in seinem Kopf zu arbeiten. Auch mit ihm hat Holly über „die Zukunft“ gesprochen, auch ihm hat er gesagt, dass die „Besserung in ihm liegt“. Auch sein Gespräch war kritisch und auch Ask will die Stärke finden. Ja, Holly hat definitiv Ratschläge für ihn und dennoch wird Ask das Gefühl nicht los, dass hier etwas faul an der Sache ist. Ask will in den Wald hineinsehen, bevor er eine Entscheidung trifft.
Ask: „Ich habe mich immer nur auf mich selbst verlassen und bin damit gut gefahren. Aber ich bin jetzt in einer neuen Umgebung, in einem neuen Leben und kenne mich hier nicht aus, vielleicht ist es tatsächlich ratsam… Hollys Hilfe anzunehmen. Aber auf der anderen Seite, bin ich hier, weil ich ein Abenteuer suche, eine Herausforderung, die ich selbst meistern will. Ohne Hilfe. Naja, da schlaf ich besser nochmal drüber. Danke dir erstmal Timo, hat mich gefreut.“
Fast schon kumpelhaft boxt Ask Timo nun auf die Schulter, bevor er sich davon dreht und seinen Gang durch den Backstagebereich fortsetzt. Ask scheint nicht wirklich schlauer zu sein, seine Bedenken sind nicht verschwunden. Aber ihm ist eines klar, über diese Bedenken, sollte er vielleicht nicht mit Timo sprechen.
18.10.2021, 23:16 Uhr
Blackburn, England
Das Telefon klingelt. Es liegt auf der Matratze direkt vor ihm, es ist auf „laut“ gestellt. Liam Spencer wirkt zerknittert, sein Blick ist finster und seine Laune offensichtlich ziemlich schlecht.
Es klingelt. Einmal. Zweimal. Dreimal.
Aiden Rotari: „Hätte nicht gedacht, dass ich tatsächlich von dir höre.“ Liam Spencer: „Halt die Klappe.“ Aiden Rotari: „Das ist nicht gerade der Sinn eines Telefonats, meinst du nicht auch?“
Der junge Engländer ballt die Fäuste auf seinem provisorischen Bett – insofern man eine auf dem Boden liegende Matratze in einem kaum 10 Quadratmeter großen Zimmer denn so nennen möchte.
Er kann förmlich sehen wie Aiden selbstzufrieden vor sich hin grinst während er in seinem von dieser deutschen Liga und diesem bescheuerten Rickson-Freund finanzierten Bett liegt und sich seine Scheiß-schmierigen langen Haare um den Zeigefinger wickelt.
Aber er würde sich überwinden. Was nicht heißen soll, dass er nicht direkt zum Punkt kommt.
Liam Spencer: „Ich habe online was gelesen. Irgendwas von wegen einem Phönix oder so, und dass die Interesse an mir haben. Ist da was dran?“ Aiden Rotari: „Wie kommst du darauf, dass ich so etwas wüsste?“ Liam Spencer: „Weil du ein besserwissender Klugscheißer bist und dein beschissener Freund Robert Brooks oder Breads oder Brawns auf der Homepage von dieser Liga steht.“
Man hört nun wirklich ein leises Lachen durch den Hörer. Der junge Mann, der den Spitznamen „Buzzkill“ hat, kocht innerlich. Er weiß, dass Rotari es genießt, dass er ihn von sich aus anruft.
Wenn Rickson von seiner Situation wusste, dann wusste es bestimmt auch dieser Breads, und dann bestimmt auch Rotari.
Niemand will Liam Spencer mehr booken. Er hat es sich mit allen verscherzt, oder aber verlangt zu viel Geld, oder aber niemand will gegen ihn antreten, oder aber… nun, nichts mehr mit „aber“. Es gab kein „aber“ mehr.
Aiden Rotari: „Ich denke ob die PCWA Interesse an dir hat oder nicht ist relativ unwichtig. Die Phönixe pfeifen das Ende der Berliner Dynastie von den Dächern.“ Liam Spencer: „Kannst du nicht einmal wie ein verdammter normaler Mensch reden, ohne immer um alles drumrum zu faseln?“ Aiden Rotari: „Ich könnte, aber da ich nun weiß, wie sehr es dich nervt, werde ich einen Teufel tun das zu unterlassen.“
„Buzzkill“ wirft den Kopf in den Nacken, verkneift sich ein lautes Stöhnen und beißt sich auf die Zunge. Rotari nicht sehen zu können macht es irgendwie noch schlimmer, mit ihm reden zu müssen.
Liam Spencer: „Was ist mit deiner Liga? Dieser GFCW?“ Aiden Rotari: „Was soll damit sein?“
Der Typ stellt sich extra dumm an. Rotari will wirklich, dass Spencer es ausspricht, nicht zuletzt wahrscheinlich, weil er weiß, wie schwer ihm das fällt. Was für ein blödes Arschloch.
Liam Spencer: „Das weißt du genau.“ Aiden Rotari: „Weiß ich das?“ Liam Spencer: „Ich brauche einen Job, verdammte Scheiße.“ Aiden Rotari: „Ist das so?“
Der Jungspund aus dem Norden Englands ist kurz davor, sein verdammtes Telefon an die Wand zu klatschen und das ohnehin zersplitterte Display vollends zu zerstören.
Aiden Rotari: „Niemand zwingt dich, Wrestler zu sein. Ich weiß natürlich von deinem kleinen… Problem mit den Bookings. Das wäre wohl in der GFCW handzuhaben, es gibt eine Historie von im Umgang mit Gestalten die weitaus schwieriger sind als du. Aber du könntest auch einfach einen anderen Job antreten, weißt du, du bist jung und…“ Liam Spencer: „Ich kann nur kämpfen.“
Er spricht diese Worte aus als wären sie fast ein wenig beschämend. Buzzkill klingt ein wenig tonlos als er sie ausspricht. Tatsächlich hält sogar Rotari die Klappe und es kommt nichts als Stille aus dem Telefon.
Liam Spencer: „Ich kann nur das, verstehst du? Es gibt nur die Möglichkeit für mich zu kämpfen. Und ich werde kämpfen, das schwöre ich bei allem was mir heilig ist. Ich werde jedes einzelne Mal kämpfen, bis ich nicht mehr stehen kann, aber… das ist alles, was ich wirklich gut kann. Das Einzige, das für mich einen Sinn ergibt.
Mir hat in meinem ganzen Leben nie jemand auch nur einen Funken Respekt entgegengebracht, außer für meine Fähigkeiten im Kampf. Ich respektiere niemanden, der mich nicht in einem Kampf vollends vernichtet hat. Es geht darum etwas zu beweisen. Um Dinge wie Erniedrigung, mangelndes Selbstwertgefühl und Scham.“
Ein schnaubendes Lachen voller Galgenhumor folgt.
Liam Spencer: „Das würde so ein privilegierter „Pick Me“-Boy wie du nie verstehen.“ Aiden Rotari: „Schade, dabei hatte ich gerade begonnen dich zu mögen.“ Liam Spencer: „Das hast du letztes Mal auch schon gesagt.“ Aiden Rotari: „Es war ein Scherz.“ Liam Spencer: „Habe ich nicht verstanden.“ Aiden Rotari: „Jetzt habe ich dich ja aufgeklärt.“ Liam Spencer: „Ja. War aber nicht lustig. Spinner.“
Aus einem Grund den Spencer nicht wirklich nachvollziehen kann scheint Rotari ihm keines dieser Worte übel zu nehmen. Aiden gluckst sogar. Spencer fühlt sich wie ein dummes Kind, dem ein besonders selbstgefälliger neunmalkluger Erwachsener gegenübersitzt.
Aiden Rotari: „Du willst dich also in der GFCW probieren, ja?“ Liam Spencer: „Ich rufe dich sicherlich nicht an um zu fragen wie es dir geht.“ Aiden Rotari: „Nun, ich kann versuchen da etwas in der Hinsicht zu drehen. Du könntest ziemlich nützlich sein, schätze ich.“ Liam Spencer: „Nützlich?“
Dieses Wort klingt in Liams Ohren wie eine Beleidigung. Er macht sich eine mentale Bemerkung niemals auch nur den Anflug von Sympathie für Aiden Rotari zu empfinden, vollkommen egal was ihm widerfährt.
Aiden Rotari: „Oh, ich erwarte eine kleine Gegenleistung, sollte das alles so klappen, wie ich mir das vorstelle.“ Liam Spencer: „Gut. Ich will dir nichts schuldig sein. Was willst du?“ Aiden Rotari: „Nun, es gibt da meinen Freund Robert. Du scheinst von ihm gehört zu haben. Und ich glaube, er braucht eine kleine Erinnerung daran, was es bedeutet zu kämpfen. Die müsstest du ihm geben.“
Schweigend sitzt Spencer für einen Moment da. Er versteht nicht wirklich, was bei diesem seltsamen Typen, seinen Freunden und deren Promotion abging, aber diese Chance sausen zu lassen…
Liam Spencer: „Meinetwegen. Lass uns darüber reden was du ekelhafter Kontroll-Freak dir da vorstellst.“
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